Megatrend Wellness - Uta Wagner
Megatrend Wellness - Uta Wagner
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<strong>Megatrend</strong> <strong>Wellness</strong><br />
Ein Tag in einem Luxushotel mit Massage, Sauna und Solarium ab 1.125<br />
Mark, ein Jogurt mit probiotischen Bakterien für 89 Pfennig, eine<br />
Lichtdusche beim Friseur, ein Duschgel, eine Massage nach dem Sport oder<br />
ein Kaffee mit Creme... Dies ist nur eine kleine Auswahl von dem, was heute<br />
alles <strong>Wellness</strong> sein kann...<br />
Begonnen hat alles im Sportbereich. Aus den amerikanischen Worten<br />
„Wellbeing” und „Fitness” kreierte 1959 der Arzt Dr. Dunn das Kunstwort<br />
„<strong>Wellness</strong>”. Ursprünglich wollte er damit ausdrücken, dass man beim Sport<br />
nicht bis an seine Grenzen gehen sollte, sondern dass dabei der Körper, der<br />
Geist und die Seele in Einklang gebracht werden. Massagen und Sauna,<br />
Dampfbad und Solarium wurden bald mit in die <strong>Wellness</strong>-Definition<br />
aufgenommen.<br />
Die durch die Jahre der Entbehrung nach dem Krieg ausgelöste Genusswelle<br />
der Deutschen hielt sich bis Ende der achtziger Jahre. So wurde der <strong>Wellness</strong>-<br />
Begriff bei uns erst Anfang der Neunziger bekannt. Ungefähr 1995<br />
entdeckten die Heilbäder den Markt, der <strong>Wellness</strong>-Trend half vielen<br />
Kurbädern, ihre Existenz nach der Gesundheitsreform zu sichern. Seit etwa<br />
vier Jahren geht es auch mit den <strong>Wellness</strong>-Angeboten in der<br />
Tourismusbranche steil bergauf, mit zweistelligen Zuwachsraten. Die TUI<br />
ermittelte, dass rund 40 Prozent aller Deutschen über 14 Jahre (63 Millionen)<br />
im Urlaub an Fitness-, Beauty- und Kurangeboten interessiert sind. Im<br />
Internet findet man unter dem Stichwort „<strong>Wellness</strong>” inzwischen schon über<br />
1.000 Hinweise auf Webseiten. Im wellnessfinder.de sind die Adressen von<br />
über 700 Hotels mit <strong>Wellness</strong>angeboten zu finden.<br />
Die Fitnessbranche hofft auf zweistellige Zuwachsraten. Derzeit liegt der<br />
<strong>Wellness</strong>-Umsatz pro Studio bei etwa 20 Prozent (überwiegend Sauna und<br />
Solarium). Mit Ruheoasen und Fitness-Food soll der Branchenteil weiter<br />
wachsen. In weniger als zehn Jahren wird der Anteil bei 30 Prozent<br />
liegen, schätzt der Verband deutscher Fitnessunternehmen in München. Der<br />
Trend zu Extremsport geht zu Ende, Sportarten wie Yoga, Tai-Chi, Qigong
und die Ausdauersportarten Wandern, Walking, Jogging haben großen Erfolg.<br />
Der Freizeitforscher Horst Opaschowski beobachtet bei den Deutschen einen<br />
Wertewandel: „Die Wohlstandsgesellschaft mutiert zur Wohlfühlgesellschaft”.<br />
Die Ursachen sieht er neben der Computerisierung des Arbeitslebens und<br />
einer Zunahme von allein lebenden Menschen auch in der<br />
Gesundheitsreform. Der daraus resultierende Zwang zur Selbstmedikation,<br />
die eigenverantwortliche Vorsorge, die wachsende Lebenserwartung und<br />
natürlich ein gezieltes Marketing brachten den <strong>Wellness</strong>-Boom in Schwung.<br />
Rund 121 Milliarden Mark gaben die Deutschen 1999 für <strong>Wellness</strong> aus. Nach<br />
Schätzungen wird der Betrag bis 2003 auf gut 145 Milliarden Mark<br />
anwachsen. Das bedeutet eine Steigerung von circa vier Prozent pro Jahr.<br />
Überdurchschnittlich steigen dabei laut einer Studie des Frankfurter<br />
Prognose-Instituts Primark/Wefa die Bereiche Naturkost, Naturkosmetik,<br />
Massagen und Kurzurlaub.<br />
Die erste Zeitschrift, die den <strong>Wellness</strong>begriff einführte, war „Vital”. Schon vor<br />
Jahren riet sie zum Sport in Maßen. Inzwischen gibt es weitere Zeitschriften<br />
auf diesem Sektor. Beispiele mit steigenden Verkaufszahlen und erhöhter<br />
Erscheinungsfrequenz sind die Zeitschriften „Fit for Fun”, „Men`s Health” und<br />
„Wellfit”. "Wellfit", letztes Jahr nur als Spezialheft der „Freundin” erschienen,<br />
gibt es seit Januar 2001 monatlich.<br />
Die Spezialausgabe der Lebensmittel Zeitung hat versucht, das<br />
Umsatzvolumen des gesamten <strong>Wellness</strong>-Food-Marktes zu erfassen: Nimmt<br />
man die Bereiche Bio- und Diätprodukte, Functional Food, Obst und Gemüse,<br />
Körperpflege und Nahrungsergänzungsmittel, errechnet sich ein<br />
Umsatzvolumen von 61,8 Milliarden Mark für 1999. Davon fallen 4 Milliarden<br />
Mark auf Bioprodukte, 2,2 Milliarden auf diätetische Produkte und 1,5<br />
Milliarden Mark auf den Bereich Functional Food. In diesen drei Bereichen<br />
wird der stärkste Zuwachs erwartet. „Das Gesundheitsmotiv”, so Dr. Thomas<br />
Ellrott von der Ernährungspsychologischen Forschungsstelle der Universität<br />
Göttingen, „ist ein zentrales Motiv beim Kauf von <strong>Wellness</strong>-Produkten. Das<br />
Produkt muss aber auch anderen Motiven Rechnung tragen: Es soll auch
schmecken, schnell und einfach zuzubereiten sein und der Preis muss<br />
angemessen sein.”<br />
Diplom-Oecotrophologen werden im weitgefassten <strong>Wellness</strong>bereich bei der<br />
Industrie vor allem im Functional Food-Segment in den Bereichen<br />
Produktentwicklung, Public Relations und Marketing eingesetzt. Sie verfolgen<br />
wissenschaftliche Studien und lassen die Ergebnisse in die<br />
Produktentwicklung einfließen. Sie erarbeiten Marketing-Konzepte für neue<br />
Produkte und betreuen die Pressearbeit in der Produkt-PR.<br />
Im Kur-, Sport- und Tourismusbereich haben Oecotrophologen vor allem<br />
Chancen in der Ernährungsberatung. Mit etwas Kreativität könnten hier sicher<br />
weitere Aufgabenfelder aufgetan werden. Ein weiteres Gebiet für den Einsatz<br />
von Oecotrophologen ist das Internet. Die konzeptionelle Entwicklung von<br />
Websites in der Gesundheits- und <strong>Wellness</strong>beratung bietet viele neue<br />
Arbeitsplätze. Oecotrophologen sind hier in erster Linie mit dem Erstellen<br />
von Fachinhalten betraut.<br />
In der klassischen Ernährungsberatung ist vom momentanen Wohlfühl-Boom<br />
eher weniger zu spüren. Kein Wunder, auf diesem Gebiet ist <strong>Wellness</strong> nichts<br />
Neues. Die selbstständigen und freiberuflichen Oecotrophologen arbeiten<br />
schon seit mehr als zehn Jahren mit einem „<strong>Wellness</strong>-Konzept”.<br />
<strong>Uta</strong> <strong>Wagner</strong>, Kiel<br />
(Auszug, Artikel nachzulesen in der VDOE-POSITION 2/2001)