Mit Geschichten und Erzählungen motivieren - STARK Verlag

158 MIT GESCHICHTEN UND ERZÄHLUNGEN MOTIVIEREN
über lässt sich bei Middleton (1964) nachlesen. Wir sind im Unterricht in
der glücklichen Lage, über gute Luftpumpen zu verfügen und die Experimente
mit kleinem Aufwand unseren Klassen vorführen zu können. Wie
viel technisches Können die Experimente damals erforderlich machten,
kann man z. B. in Fraunberger und Teichmanns Buch Das Experiment im
Unterricht (1984, S. 42 ff.) nachlesen.
Zunächst experimentierte man mit Quecksilber und anderen Flüssigkeiten
in einem Glasrohr. Evangelista Torricelli ist mit diesen Versuchen berühmt
geworden. So einfach sie uns erscheinen mögen, so schwierig waren
sie damals, nicht zuletzt wegen der schlechten Qualität des Glases und dem
beachtlich hohen Druck, dem das evakuierte Rohr ausgesetzt ist. Vielen
zeitgenössischen Forschenden gelang es nicht, diese Versuche zu reproduzieren.
Ob nicht außer Torricelli auch dessen Glashersteller und Glasbläser
ein ehrendes Andenken verdienen würden?
Eine Reproduktion erfolgte in Rouen, wo Pascal zusammen mit seinem
Vater regen Anteil am Verlauf des Experiments nahm. Um zu beweisen,
dass der Raum, der vom Quecksilber am oberen Ende der Glasröhre frei
gelassen wird, nicht auf den Dampf zurückzuführen ist, ließ Pascal später
auf eigene – beträchtliche – Kosten 12 m lange Rohre aus Kristallglas herstellen.
Er zeigte damit, dass Wein aufgrund seiner geringeren Dichte höher
steigt als Wasser, obschon er mehr Dampf entwickelt (d’Espagnat in
Leprince-Ringuet).
Das Experiment, das Pascals Schwager Florin Périer 1648 auf dem Puy
de Dôme zur Bestimmung des Luftdrucks in höheren Lagen durchführte, ist
sehr bekannt. Da Pascal mit seinem Schwager schriftlich verkehren musste,
sind uns wesentliche Einzelheiten des Versuchs überliefert worden. Pascal
schrieb seinem Schwager Périer unter anderem am 15. November 1647:
Monsieur,
ich würde die anhaltende Arbeit, mit der Ihre Ämter Sie beschäftigen, nicht
unterbrechen und Sie mit physikalischen Erörterungen unterhalten, wenn ich
nicht wüsste, dass diese dazu dienen, Sie in Ihren Mußestunden zu entspannen,
und dass Sie Vergnügen daran finden, während andere nur Mühsal
darin entdecken. Ich sehe hier umso weniger Schwierigkeiten, als ich weiß,
welche Freude Sie an solchen Untersuchungen haben. Unsere heutige Unterhaltung
wird eine Fortsetzung von der sein, die wir zusammen über den leeren
Raum führten. Sie wissen, wie Philosophen über diesen Raum denken:
sie alle halten es für eine Maxime, dass die Natur das Leere verabscheut; die
meisten gehen sogar noch weiter und behaupten, dass sie es nicht zulassen
kann und eher sich selber zerstören, als das Leere dulden würde. So sind die
Meinungen geteilt; die einen gaben sich mit der Behauptung zufrieden, sie
verabscheue es nur, die andern meinten, sie könne es nicht ertragen. In meinem
Auszug aus der Abhandlung über den leeren Raum habe ich mich bemüht,
diese Meinung zu zerstören; und ich glaube, die Experimente, die ich
dazu beigesteuert habe, reichen aus, um eindeutig zu zeigen, dass die Natur