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1 | 2013 77243<br />
Organ der<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
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<strong>Tagesausflüge</strong><br />
<strong>Häufiges</strong> <strong>Messen</strong><br />
<strong>ist</strong> <strong>wichtig</strong><br />
mit EXTRA-Checkl<strong>ist</strong>e<br />
Belastung <strong>Diabetes</strong><br />
Tipps zur<br />
Stress-Reduzierung<br />
Pflegestufe<br />
Kein Geld verschenken<br />
Hautinfektionen<br />
Beim <strong>Messen</strong> auf<br />
Hygiene achten<br />
Seite 33<br />
Kartoffelpuffer mit Quark<br />
Ohne Gluten, mit Vitaminen
40 köstlich leichte<br />
Genießerrezepte<br />
– auch für Diabetiker –<br />
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1. Auflage 2012, 96 Seiten, Kirchheim-Verlag<br />
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per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />
Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
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svk@svk.de<br />
Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag
Editorial<br />
Frühjahrsputz – überall<br />
Liebe <strong>Eltern</strong>, liebe Kinder,<br />
liebe <strong>Diabetes</strong>-Teens und -Profis,<br />
Prof. Dr. med. Thomas Danne<br />
Chefarzt Kinderkrankenhaus auf der Bult,<br />
gemeinsam mit seinen Kindern Richard und Valerie<br />
Wenn sich Frühlingssonne und Vogelzwitschern nach<br />
den schneereichen Tagen endlich durch unsere Fensterscheiben<br />
gekämpft haben, kommt vieles an den Tag:<br />
Manchmal sind es alte Zeitungen, die man noch in Ruhe<br />
lesen wollte, oder der abgebaute alte Schrank, den der<br />
Bruder eigentlich abholen wollte. Dabei lehrte uns schon<br />
meine Großmutter: Wer Ordnung hält, hat mehr Platz<br />
und mehr Zeit, weil er sich das ständige Suchen spart.<br />
Das Frühjahr <strong>ist</strong> ideal, um das ewige dumme Gefühl<br />
loszuwerden, endlich mal aufräumen zu müssen, und<br />
ein Frühjahrsputz <strong>ist</strong> das ideale gemeinsame Projekt<br />
für die Familie. Wie beim <strong>Diabetes</strong> erscheint mir dabei<br />
die <strong>wichtig</strong>ste Strategie, alles zu vermeiden, was nach<br />
Schuldzuweisung klingt – es sind nicht nur die alten<br />
Puppen der Kinder, ihre Frauenzeitschriften oder meine<br />
Computerkabel, die die Unordnung verursachen! Ganz<br />
gefährlich <strong>ist</strong> es, Dinge wegzuwerfen, ohne den Besitzer<br />
zu fragen – so überflüssig die Sachen auch scheinen.<br />
Gerade für Kinder haben anscheinend nutzlose Gegenstände<br />
bekanntlich oft geradezu ex<strong>ist</strong>enzielle Bedeutung.<br />
Um das Aufräumen mit falschen Informationen und<br />
Vorurteilen geht es in mehreren Beiträgen dieses Hefts:<br />
Hier finden Sie Informationen zum Pflegegeld und zum<br />
richtigen Umgang mit dem Schwerbehindertenausweis<br />
bei Bewerbungsgesprächen. Der Vorsitzende der Deutschen<br />
<strong>Diabetes</strong>-Hilfe – Menschen mit <strong>Diabetes</strong> (DDH-M),<br />
Jan Twachtmann, erzählt, wie er von Anfang an offen mit<br />
seinem <strong>Diabetes</strong> umgegangen <strong>ist</strong>. Und im Schulungsteil<br />
und in Zum Aufbewahren gibt es dann alle notwendigen<br />
Tipps, damit bei einem Ausflug in die Frühlingsluft<br />
nichts schiefgehen kann.<br />
Wer innen wie außen aufgeräumt hat, hat vielleicht Zeit<br />
für etwas Neues – wie Luca, der mit einer Insulinpumpe<br />
ein neues Kapitel mit seinem <strong>Diabetes</strong> beginnt oder,<br />
»»<br />
In mehreren Beiträgen wird gründlich<br />
aufgeräumt mit falschen Informationen.<br />
wie im Saisonteil beschrieben, für einen Balkongarten,<br />
in dem das eigene Gemüse wächst. Das Team des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />
hofft, dass Sie auch in diesem Heft<br />
(wie immer elektronisch oder konventionell zu lesen)<br />
viel Interessantes, Neues und vielleicht auch mal was<br />
zur Bekämpfung der nach dem Frühjahrsputz auftretenden<br />
Frühjahrsmüdigkeit finden.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch/Ihnen<br />
im Namen des gesamten Teams<br />
Ihr<br />
Prof. Thomas Danne<br />
Chefredakteur „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>“<br />
Jetzt auch im<br />
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<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
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3
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01.0101
Impressum<br />
Inhalt<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
Verlag Kirchheim + Co GmbH, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,<br />
Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-0, Fax: 0 61 31/ 9 60 70-70,<br />
E-Mail: info@kirchheim-verlag.de,<br />
Internet: www.kirchheim-verlag.de<br />
Chefredakteur:<br />
Prof. Dr. med. Thomas Danne, Hannover,<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“,<br />
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover, E-Mail: danne@hka.de<br />
Stellvertretende Chefredakteure:<br />
Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.),<br />
Med. Hochschule Hannover, Carl-Neuberg-Straße 1,<br />
30625 Hannover, E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />
Günter Nuber,<br />
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-30,<br />
E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de<br />
Redaktion:<br />
Nicole Finkenauer-Ganz, Kirchheim-Verlag, Mainz,<br />
E-Mail: finkenauer@kirchheim-verlag.de<br />
Ständige Mitarbeiter:<br />
Oliver Ebert, Stuttgart – Dr. med. Wolfgang von Schütz, Hannover<br />
– Prof. Dr. med. Olga Kordonouri, Hannover – Dr. med. Nicolin<br />
Datz, Hannover<br />
Organschaft:<br />
Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> <strong>ist</strong> Organ der Arbeitsgemeinschaft<br />
Pädiatrische Diabetologie (AGPD).<br />
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Geschäftsführung: Günter Nuber, Reiner Wolf<br />
Anzeigenleitung: Björn Lindenau<br />
Anzeigendisposition: Margarete Hahn, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-91<br />
(Anzeigenpreisl<strong>ist</strong>e Nr. 4 vom 1. Januar 2013)<br />
Layout: Ulrika Henninger<br />
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Buch-Service: Ursula Zehnter, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-28<br />
Erscheinungsweise: viermal jährlich<br />
Bestellung: über jede Buchhandlung oder InTime Services, zum<br />
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Die Kündigung des Abonnements <strong>ist</strong> jederzeit möglich. <strong>Diabetes</strong>-<br />
<strong>Journal</strong>-Abonnenten können das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> kostenlos<br />
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Druck: Hofmann Infocom GmbH, 90411 Nürnberg<br />
Alle Rechte bleiben dem Verlag nach Maßgabe der gesetzlichen<br />
Bestimmungen vorbehalten. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung.<br />
Gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />
Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle <strong>ist</strong> eine Verwertung<br />
ohne Einwilligung des Verlags strafbar. Wir weisen darauf hin,<br />
dass diätetische Lebensmittel entsprechend ihres Nährstoff- und<br />
Kaloriengehaltes auf die ärztliche Diätverordnung angerechnet<br />
werden müssen.<br />
Der Anzeigenteil der Zeitschrift <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> steht<br />
außerhalb der Verantwortung der Redaktion. Anzeigen und<br />
Fremdbeilagen stellen allein die Meinung der dort erkennbaren<br />
Auftraggeber dar.<br />
© Kirchheim-Verlag, Mainz<br />
Titelbild: PantherMedia<br />
ISSN 1865-7656<br />
6. Jahrgang<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
Aktuell<br />
Kampagne „<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt!“ 6<br />
Anstieg bei Typ-1-<strong>Diabetes</strong> 23<br />
Lilly-Kreativwettbewerb: die ersten<br />
Skin-Entwürfe 26<br />
Internetportal für<br />
Kinderdiabetologie-Studien 27<br />
Kurz & Gut<br />
Meldungen Baby + Kleinkind 11<br />
Meldungen Kinder + Jugendliche 17<br />
Aus der Industrie 34<br />
Medizin<br />
Abszesse und andere eitrige<br />
Unannehmlichkeiten 8<br />
Pflegestufe: ja oder nein? 18<br />
Lebensecht<br />
Stark engagiert – auch international –<br />
Interview mit Jan Twachtmann 12<br />
Psychologie<br />
Stress lass nach! – Teil 2 14<br />
Nachgefragt<br />
Psychologie + Medizin 22<br />
Recht + Soziales 31<br />
Serien<br />
Gute Schule Teil 21<br />
Ausflüge mit <strong>Diabetes</strong> 24<br />
Voller Einsatz<br />
Zucker-Kids in Aktion 28<br />
Im Zentrum<br />
PRIMA Kinderklinik Darmstadt 30<br />
Rubriken<br />
Frühlingsspaß (mit Rezept) 32<br />
Lucas Welt 36<br />
Zum Aufbewahren<br />
Gut vorbereitet auf Ausflüge und Sport 37<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
Wie ein Abszess<br />
entsteht, erklären<br />
Dr. Martin Holder<br />
und Béla Bartus. S. 8<br />
Um Stresskomponenten<br />
geht es im<br />
Beitrag von Professor<br />
Karin Lange. S. 14<br />
Anwalt Matthias Meyer<br />
und Dr. Simone von<br />
Sengbusch: Pro & Contra<br />
Pflegegeld. S. 18<br />
Dr. Nicolin Datz<br />
weiß genau, was bei<br />
einem Ausflug zu<br />
beachten <strong>ist</strong>. S. 24<br />
5
Aktuell<br />
Aktuell: Kampagne<br />
„<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt!“<br />
Am 22. September <strong>ist</strong> Bundestagswahl.<br />
Bis dahin will diabetesDE – Deutsche<br />
<strong>Diabetes</strong>-Hilfe Politiker auf das Thema<br />
<strong>Diabetes</strong> aufmerksam machen. An der<br />
Kampagne „<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt!“<br />
können sich alle beteiligen.<br />
In Deutschland befasst sich<br />
die Politik zu wenig mit dem<br />
Thema <strong>Diabetes</strong>: Trotz Empfehlung<br />
von der EU gibt es nach<br />
wie vor keine Nationale <strong>Diabetes</strong>strategie.<br />
Mit einer groß angelegten<br />
Kampagne versucht diabetes-<br />
DE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe, im<br />
Wahljahr das Thema <strong>Diabetes</strong> in<br />
den Köpfen der Politiker zu verankern,<br />
so dass es bei den Koalitionsverhandlungen<br />
im Herbst 2013 berücksichtigt<br />
wird.<br />
Gemeinsame Kampagne<br />
der Betroffenen<br />
<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt!<br />
• Die Kampagne <strong>ist</strong> ein Projekt von diabetesDE –<br />
Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe.<br />
• Ziele: Sicherung der bestmöglichen Versorgung,<br />
Förderung eines gesunden Lebensstils, Stärkung<br />
der Selbsthilfe.<br />
Das Hauptanliegen: eine Nationale<br />
<strong>Diabetes</strong>strategie für Deutschland.<br />
• Mehr Informationen zur Kampagne unter<br />
www.diabetes-stoppen.de.<br />
»»<br />
Ziel der Kampagne <strong>ist</strong>, dass das<br />
Thema <strong>Diabetes</strong> bei den Koalitionsverhandlungen<br />
berücksichtigt wird.<br />
Seit Anfang März <strong>ist</strong> die Internetseite<br />
www.diabetes-stoppen.de im<br />
Netz erreichbar. Auf ihr sind aktuelle<br />
Informationen zu finden, wie<br />
sich alle, die direkt oder indirekt<br />
von den verschiedenen <strong>Diabetes</strong>formen<br />
betroffen sind, in die Kam-<br />
pagne einbringen können. <strong>Diabetes</strong>,<br />
das bedeutet: sechs Millionen<br />
Betroffene in Deutschland und<br />
1 000 Neuerkrankungen am Tag.<br />
Mindestens jeder zehnte Wähler<br />
<strong>ist</strong> also irgendwie von <strong>Diabetes</strong><br />
betroffen – warum also wird <strong>Diabetes</strong><br />
nicht auch mal zum Thema<br />
bei den vielen Gesprächen im Rahmen<br />
des Wahlkampfs gemacht?<br />
Natürlich haben „nur“ 300 000<br />
Menschen Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, aber<br />
von der gegenwärtigen politischen<br />
Strategie mit dem vordringlichen<br />
Ziel der kurzfr<strong>ist</strong>igen Kostenreduktion<br />
wird erwartungsgemäß<br />
kein Unterschied zwischen <strong>Diabetes</strong>typen<br />
gemacht. Auch wenn<br />
es <strong>Eltern</strong> von Kindern mit <strong>Diabetes</strong><br />
vielleicht im ersten Moment<br />
schwer fällt, sich mit dem Kampagnenslogan<br />
„<strong>Diabetes</strong> stoppen<br />
– jetzt“ zu identifizieren, so wird<br />
beim Blick auf die Kampagnenziele<br />
das gemeinsame Anliegen<br />
rasch deutlich.<br />
6<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Aktuell<br />
Drei große Themenblöcke<br />
Es geht um drei übergeordnete<br />
Themenblöcke: Erstens soll die<br />
bestmögliche Versorgung gesichert<br />
werden, zweitens Maßnahmen zur<br />
Förderung des gesunden Lebensstils<br />
gefordert und drittens die Selbsthilfe<br />
gestärkt werden.<br />
Gesundheitspolitisch müssen wir<br />
auch in Deutschland von kurzfr<strong>ist</strong>igen<br />
Projekten und Einzelentscheidungen<br />
wegkommen.<br />
Das Hauptanliegen <strong>ist</strong> die Realisierung<br />
einer Nationalen <strong>Diabetes</strong>strategie<br />
für Deutschland.<br />
In 16 von 27 europäischen Ländern<br />
gibt es eine solche Strategie,<br />
in Deutschland hingegen noch<br />
nicht.<br />
Vereinte Nationen, WHO und die<br />
Europäische Kommission empfehlen<br />
die Etablierung nationaler<br />
Aktionspläne gegen chronische<br />
Krankheiten und <strong>Diabetes</strong> im<br />
Speziellen. Ein Teil der Kampagne<br />
<strong>ist</strong> deshalb die Aktion Schreib‘ eine<br />
Postkarte an die Bundeskanzlerin!,<br />
mit der die Unterstützer der<br />
Kampagne eines von drei provokativen<br />
Postkartenmotiven versenden<br />
können, um ihrer persönlichen<br />
Forderung im Rahmen einer<br />
Nationalen <strong>Diabetes</strong>strategie<br />
Ausdruck zu verleihen.<br />
Individuelle Anliegen in die<br />
Kampagne einbringen<br />
Hinsichtlich der bestmöglichen<br />
Versorgung kann dies zum Beispiel<br />
die Erstattung der kontinuierlichen<br />
Glukosemesssysteme (CGM)<br />
sein oder die bessere Förderung<br />
der Forschung zugunsten einer<br />
Vermeidung und Heilung von <strong>Diabetes</strong><br />
in Deutschland. Beim Themenblock<br />
der Förderung des gesunden<br />
Lebensstils kann es um die<br />
volle Stunde Sport in der Schule<br />
gehen, die auch Kindern mit Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> guttut, oder um das<br />
Verbot von an Kinder gerichtete<br />
Werbung für übergewichtsfördernde<br />
Lebensmittel und Getränke,<br />
da auch viele Kinder und Jugendliche<br />
mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> mit<br />
Gewichtsproblemen zu kämpfen<br />
haben. Beim dritten Thema kann<br />
für Kinder mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> die<br />
Stärkung der Selbsthilfe bedeuten,<br />
dass ihr Selbstmanagement so früh<br />
wie möglich durch Kinder- und Jugendfreizeiten<br />
gefördert werden<br />
müsste, wofür viel zu häufig entsprechende<br />
Mittel fehlen.<br />
Entscheidungen des G-BA<br />
wecken Befürchtungen<br />
Wie <strong>wichtig</strong> es <strong>ist</strong>, sich gesundheitspolitisch<br />
zu engagieren, haben<br />
Entscheidungen der letzten<br />
Wochen wieder gezeigt: Im Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss (G-<br />
BA) wurden richtungsweisende<br />
Entscheidungen gefällt, die zwar<br />
zunächst primär Menschen mit<br />
Typ-2-<strong>Diabetes</strong> betreffen, aber<br />
einen forschungs- und innovationsfeindlichen<br />
Kurs aufzeigen,<br />
der bald auch Folgen für Kinder<br />
mit <strong>Diabetes</strong> haben kann.<br />
So <strong>ist</strong> zum Beispiel der von deutschen<br />
Forschern entwickelte<br />
Blutzuckersenker Linagliptin<br />
(Trajenta®,ein Typ-2-<strong>Diabetes</strong>-Medikament<br />
aus der Gruppe<br />
der Gliptine) seit 2011 zugelassen,<br />
aber in Deutschland nicht mehr<br />
für alle erhältlich. Der Grund: Einem<br />
Entschluss des G-BA zufolge<br />
hat Linagliptin keinen Zusatznutzen<br />
im Vergleich zu anderen <strong>Diabetes</strong>medikamenten.<br />
Deshalb<br />
müssten die Kassen dafür weniger<br />
bezahlen als für Originalpräparate<br />
– was die Herstellerfirma nicht<br />
akzeptiert.<br />
Experten kritisieren die Bewertung<br />
des G-BA und fürchten weitreichende<br />
Folgen. Der G-BA stützt<br />
sich auf eine Bewertung durch das<br />
IQWiG (Institut für Qualität und<br />
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen).<br />
Dieses kritisiert unter<br />
anderem, dass es keine Studie<br />
gibt, in der Linagliptin mit einem<br />
Sulfonylharnstoff verglichen<br />
wird. Dabei sind Sulfonylharnstoffe<br />
längst nicht mehr das Mittel der<br />
ersten Wahl bei Typ-2-<strong>Diabetes</strong>.<br />
»»<br />
Die Entscheidungen der letzten<br />
Wochen haben gezeigt: Es <strong>ist</strong><br />
<strong>wichtig</strong>, sich zu engagieren.<br />
Auch in vielen anderen Punkten<br />
können Fachleute der Bewertung<br />
nicht folgen.<br />
Wir fordern eine Nationale<br />
<strong>Diabetes</strong>strategie!<br />
Man muss jetzt fürchten, dass nach<br />
der Entscheidung des G-BA auch<br />
die übrigen Medikamente aus der<br />
Gruppe der Gliptine ins Visier des<br />
G-BA geraten. In Deutschland<br />
werden mittlerweile rund 650 000<br />
Menschen mit Gliptinen behandelt.<br />
Würden diese von den Kassen<br />
nicht mehr erstattet, müssten<br />
die me<strong>ist</strong>en auf Medikamente umsteigen,<br />
die deutlich komplizierter<br />
und unsicherer sind.<br />
Auch für Menschen mit Typ-1-<br />
<strong>Diabetes</strong> erwarten wir die Zulassung<br />
neuer Medikamente in nicht<br />
zu ferner Zukunft. Nicht auszudenken,<br />
wenn wir wieder für die<br />
Erstattung der kurzwirksamen Insulinanaloga<br />
kämpfen müssten.<br />
Ohne eine starke Stimme der Patienten<br />
werden wir immer wieder<br />
mit Einschränkungsversuchen<br />
rechnen müssen. Daher <strong>ist</strong><br />
es <strong>wichtig</strong>, uns gemeinsam bei<br />
den Volksvertretern einzusetzen,<br />
die uns im neuen Bundestag vertreten<br />
werden. Machen Sie mit bei<br />
<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt! ◼<br />
Kontakt<br />
Mehr über<br />
diabetesDE<br />
erfahren Sie im<br />
Internet unter<br />
www.diabetesde.<br />
org oder www.<br />
diabetes-stoppen.<br />
de.<br />
Prof. Dr. med. Thomas Danne<br />
Kinderdiabetologe,<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />
„Auf der Bult“, Hannover,<br />
Vorstandsvorsitzender diabetesDE<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
7
Medizin<br />
Abszesse und andere<br />
eitrige Unannehmlichkeiten<br />
Ein Abszess <strong>ist</strong> eine Eiteransammlung – und<br />
nicht sehr angenehm. Wie ein Abszess entsteht,<br />
wie er behandelt wird und was das alles<br />
mit <strong>Diabetes</strong> zu tun hat, erklären<br />
Dr. Martin Holder und<br />
Dipl.-Psych. Béla Bartus.<br />
Foto: Agentur Focus<br />
Abszesse öffnen<br />
sollte grundsätzlich<br />
nur ein Arzt.<br />
Wird ein Abszess<br />
unsachgemäß<br />
geöffnet, können<br />
die Bakterien verschleppt<br />
werden!<br />
Plötzlich<br />
schmerzt es am<br />
Popo, im Stehen, im Sitzen<br />
oder beim Gehen. Auch an anderen<br />
Hautstellen kann es unvermittelt<br />
losgehen. Die betroffene Stelle<br />
reagiert äußerst empfindlich auf<br />
Druck, <strong>ist</strong> gerötet, überwärmt, angeschwollen<br />
und pocht. Das klingt<br />
nach einer Entzündung und möglicherweise<br />
nach einem Abszess<br />
(Eiteransammlung), der typischerweise<br />
mit solchen Symptomen auftritt.<br />
Abszess – was <strong>ist</strong> das?<br />
Ein Abszess <strong>ist</strong> eine lokal begrenzte<br />
Ansammlung von Eiter in einem<br />
»»<br />
Eiter <strong>ist</strong> ein Produkt unseres<br />
Immunsystems und besteht aus<br />
Zellmüll und Abwehrzellen.<br />
neu gebildeten Hohlraum im Gewebe.<br />
Eiter entsteht unter anderem<br />
aus Immunzellen und Bakterien<br />
und als Reaktion auf Krankheitserreger,<br />
die in den Körper eingedrun-<br />
Foto: Fotolia<br />
gen sind und sich<br />
vermehren. Durch das<br />
körpereigene Immunsystem,<br />
das die Erreger bekämpft, wird eine<br />
Entzündungsreaktion ausgelöst.<br />
Dabei wird Eiter aus abgestorbenen<br />
Zellteilen („Zellmüll“) und Abwehrzellen<br />
gebildet. Kommt es dabei<br />
zu einem neuen Hohlraum im<br />
Gewebe, spricht man von einem<br />
Abszess.<br />
Haut besonders gefährdet<br />
Am häufigsten kommen Abszesse<br />
an der Haut vor, da die Haut als<br />
erstes Organ mit Krankheitserregern<br />
in Kontakt kommt.<br />
Neben vielen anderen möglichen<br />
Bakterien <strong>ist</strong> der Keim mit dem<br />
Namen Staphylokokkus aureus<br />
der Haupterreger, obgleich er eigentlich<br />
ein natürlicher Bewohner<br />
der Haut <strong>ist</strong>. Kommt es aber durch<br />
Schwächung des Immunsystems<br />
zu einem vermehrten Wachstum<br />
der Bakterien und/oder durch eine<br />
Verletzung zu einer Eintrittspforte,<br />
kann sich daraus eine Entzündung<br />
entwickeln. Tritt ein Ab-<br />
szess im Bereich der<br />
Haarwurzeln auf, handelt<br />
es sich um ein Furunkel. Von<br />
einem Karbunkel oder einer Eiterbeule<br />
spricht man, wenn mehrere<br />
Abszesse an den Haarfollikeln nebeneinander<br />
auftreten.<br />
Wann <strong>ist</strong> ein Abszess<br />
gefährlich?<br />
Ob ein Abszess gefährlich <strong>ist</strong>,<br />
hängt unter anderem von den Beschwerden,<br />
dem Ort und der Größe<br />
des Abszesses ab. Kommt es neben<br />
den zu Anfang genannten typischen<br />
Entzündungssymptomen<br />
auch zu Fieber, Schüttelfrost oder<br />
anderen Zeichen von Krankheit,<br />
sollte sofort ein Arzt aufgesucht<br />
werden.<br />
Verläuft ein rötlicher Streifen auf<br />
der Haut, der seinen Ursprung<br />
im Abszess hat, kann dies im<br />
schlimmsten Fall auf eine Blutvergiftung<br />
hinweisen. Dann muss der<br />
Betroffene unbedingt umgehend<br />
eine Praxis oder ein Krankenhaus<br />
aufsuchen und sich untersuchen<br />
lassen!<br />
8<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Medizin<br />
Eine schmerzhafte Schwellung der<br />
im Umfeld befindlichen Lymphknoten<br />
<strong>ist</strong> eine natürliche Reaktion<br />
des Körpers, die mit Hilfe der weißen<br />
Blutzellen (Leukozyten und<br />
den dazugehörenden Lymphozyten)<br />
versucht, den Entzündungsherd<br />
von Bakterien zu befreien.<br />
Abszess und <strong>Diabetes</strong> –<br />
wann <strong>ist</strong> Vorsicht geboten?<br />
Bei Kindern und Jugendlichen mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, deren Stoffwechseleinstellung<br />
zufriedenstellend<br />
<strong>ist</strong>, kommen Haut- und Schleimhautinfektionen<br />
nicht häufiger vor<br />
als bei Kindern ohne <strong>Diabetes</strong>. Nur<br />
bei sehr schlechter Stoffwechseleinstellung<br />
können gehäuft Hautinfektionen<br />
mit eiterbildenden<br />
Keimen und Pilzen auftreten.<br />
Abszess an<br />
der Injektionsstelle<br />
Dass sich bei Kindern und Jugendlichen<br />
mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> an den<br />
Injektionsstellen ein Abszess (Spritzenabszess)<br />
bildet, kommt heutzutage<br />
praktisch nicht mehr vor.<br />
Risikofaktoren<br />
Faktoren, die eine<br />
Steißbeinf<strong>ist</strong>el begünstigen:<br />
• starke Behaarung<br />
• starke Schweißsekretion<br />
• überwiegend sitzende Haltung<br />
• Übergewicht (Adipositas)<br />
• Akne inversa (Akne in den<br />
Feuchtregionen des Körpers)<br />
• Jungen häufiger betroffen<br />
Hygiene <strong>ist</strong> sehr <strong>wichtig</strong><br />
Durch die allgemein verbesserten<br />
Hygienemaßnahmen und vor allem,<br />
weil für das Spritzen des Insulins<br />
Einmalartikel, Pens, ultradünne<br />
Pennadeln und Lanzetten verwendet<br />
werden, hat sich das Risiko<br />
für das Auftreten solcher eitriger<br />
Hautveränderungen deutlich verringert.<br />
Deshalb <strong>ist</strong> es aus hygienischen<br />
Gründen auch sehr <strong>wichtig</strong>,<br />
die Nadeln und Lanzetten bei jeder<br />
Insulininjektion und jeder Blutzuckermessung<br />
zu wechseln.<br />
Katheterabszess bei<br />
Pumpenpatienten<br />
Steht die Umstellung auf die Pumpentherapie<br />
an, werden Sie und<br />
Ihr Kind durch das <strong>Diabetes</strong>team<br />
ausführlich darin geschult, wie der<br />
Katheter richtig anzulegen <strong>ist</strong>.<br />
Auf jeden Fall muss auf Sauberkeit<br />
geachtet werden, um Hautprobleme<br />
zu vermeiden. Der Katheter<br />
wird in der Regel am Bauch, an der<br />
Hüfte, am Oberschenkel und bei<br />
kleineren Kindern am besten am Po<br />
gelegt. Um Reizungen und Infektionen<br />
der Haut zu vermeiden, sollte<br />
der Katheter alle zwei bis drei Tage<br />
gewechselt werden. Der Abstand<br />
zur letzten Einstichstelle sollte auf<br />
jeden Fall eineinhalb Zentimeter<br />
oder zwei Finger breit betragen.<br />
Katheter und Haltepflaster<br />
Hautveränderungen können<br />
durch den Katheter selbst oder<br />
durch die Reaktion auf das Haltepflaster<br />
bedingt sein. Manchmal<br />
<strong>ist</strong> es schwierig, herauszufinden,<br />
was die Hautprobleme genau<br />
verursacht hat. Da hilft es nur, zusammen<br />
mit dem <strong>Diabetes</strong>team<br />
alle möglichen Ursachen systematisch<br />
auszuschließen. In Einzelfällen<br />
hilft es, vorübergehend<br />
hautschonende Sprays oder bakterizide<br />
Salben zu verwenden.<br />
Kleine Kinder eher gefährdet<br />
Ganz selten bildet sich im Bereich<br />
der Katheterstelle ein Abszess.<br />
Kleine Kinder sind besonders gefährdet,<br />
weil bei ihnen nur im Pobereich<br />
der Pumpenkatheter gelegt<br />
werden kann. Deshalb sollte<br />
der Pumpenkatheter sofort gewechselt<br />
werden, wenn sich eine<br />
Schwellung, Rötung, Verhärtung<br />
oder Knotenbildung um die Einstichstelle<br />
zeigt.<br />
Steißbeinf<strong>ist</strong>el bei Typ 1:<br />
häufiger als gedacht?<br />
Steißbeinf<strong>ist</strong>eln (Pilonidalsinus)<br />
sind entzündlich bedingte „Tunnel“-<br />
oder F<strong>ist</strong>elbildungen, die fast<br />
»»<br />
Ob Spritzen- oder Pumpentherapie:<br />
Hygiene <strong>ist</strong> <strong>wichtig</strong> – natürlich<br />
auch bei jeder BZ-Messung.<br />
immer an einer sehr unangenehmen<br />
Stelle auftreten, nämlich oberhalb<br />
der Analfalte. Sie entstehen<br />
durch abgebrochene Haare, die in<br />
die Haut eingewachsen sind. Durch<br />
Reibebewegungen des Gesäßes<br />
werden diese Haarreste immer tiefer<br />
in die Haut und das Unterhautfettgewebe<br />
(Subkutis) gedrückt.<br />
Dadurch entstehen entzündliche<br />
Veränderungen (Fremdkörpergranulome),<br />
die sich infizieren und<br />
letztlich zu einem Abszess führen<br />
können. Durch die Abszessbildung<br />
entwickeln sich in der Regel „Tunnel“-<br />
oder F<strong>ist</strong>elgänge, die sich tief<br />
im Gewebe oder an der Hautoberfläche<br />
ausbreiten und Schmerzen<br />
verursachen können.<br />
Jugendliche behutsam aufklären<br />
Am Olgahospital in Stuttgart mussten<br />
in den letzten zwei Jahren fünf<br />
Jugendliche mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>,<br />
die regelmäßig von uns betreut<br />
werden, wegen einer Steißbeinf<strong>ist</strong>el<br />
operiert werden. Ist eine Steißbein-<br />
Foto: Agentur Focus<br />
Bei Pumpenträgern<br />
können Hautveränderungen<br />
durch<br />
den Katheter selbst<br />
oder durch die<br />
Reaktion auf das<br />
Haltepflaster entstehen.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
9
Medizin<br />
Foto: Fotolia<br />
Weiterführende<br />
Literatur /<br />
Internetseite<br />
Bela Bartus,<br />
Martin Holder:<br />
<strong>Diabetes</strong> bei<br />
Kindern. Trias-<br />
Verlag 2012,<br />
www.diabeteskinder.de<br />
Hautinfektionen mit eiterbildenden<br />
Keimen sind bei Kindern<br />
und Jugendlichen mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, die zufriedenstellende<br />
Blutzuckerwerte aufweisen, nicht<br />
häufiger als bei Kindern ohne <strong>Diabetes</strong>. Jedoch<br />
können sich in bestimmten Situationen und<br />
durch begünstigende Faktoren Abszesse und<br />
Bei Hautveränderungen<br />
durch den<br />
Katheter können<br />
hautschonende<br />
Sprays helfen<br />
oder auch Salben,<br />
die bakterizid<br />
wirken, also Bakterien<br />
abtöten.<br />
Fazit<br />
f<strong>ist</strong>el bei Jugendlichen mit Typ-1-<br />
<strong>Diabetes</strong> also doch etwas häufiger?<br />
Auf jeden Fall sollte bei bestimmten<br />
Risikofaktoren (s. Kasten) auf diese<br />
seltene, unangenehme Komplikation<br />
geachtet und rechtzeitig vorgebeugt<br />
werden.<br />
Bei Jugendlichen wird die Diagnose<br />
der Steißbeinf<strong>ist</strong>el dadurch erschwert,<br />
dass viele in diesem Alter<br />
sehr ungern über körperliche<br />
Probleme an bestimmen Körperstellen<br />
sprechen. Deshalb sollten<br />
<strong>Eltern</strong> und <strong>Diabetes</strong>team behutsam<br />
vorgehen. Objektive Fragen<br />
und eine diskrete Untersuchung<br />
erleichtern die Weiterbehandlung.<br />
Auch den me<strong>ist</strong>en unserer Patienten<br />
war es unangenehm und<br />
peinlich, damit aufzufallen.<br />
Sie waren aber sehr<br />
erleichtert, als man offen<br />
darüber reden konnte und<br />
auch die schmerzhaften Symptome<br />
endlich behandelt wurden.<br />
Den Abszess behandeln<br />
Am besten <strong>ist</strong> es, vorzubeugen<br />
und eine Abszessbildung zu vermeiden.<br />
Hat sich trotzdem ein Abszess<br />
entwickelt, kommt es darauf<br />
an, ob er unreif oder reif <strong>ist</strong>.<br />
Unreife Abszesse<br />
Ist der Abszess noch unreif, hat<br />
sich also der schmerzende Hohlraum<br />
noch nicht vollständig mit<br />
Eiter gefüllt, wird in der Regel zunächst<br />
abgewartet. Mechanische<br />
Manipulationen (Ausquetschen,<br />
Herumdrücken) sollten vermieden<br />
werden, denn dadurch breitet<br />
sich die Entzündung nur weiter<br />
aus. Mit oralen Antibiotika<br />
(z. B. Penicillin) sollte behandelt<br />
werden, wenn die Verbreitung der<br />
Erreger über Blut oder Lymphe<br />
droht. Um den Einschmelzungsprozess<br />
zu beschleunigen und den<br />
Abszess schneller reifen zu lassen,<br />
werden Zugsalben verwendet. Die<br />
Inhaltsstoffe bewirken, dass die<br />
Durchblutung angeregt wird und<br />
damit auch Immunzellen schneller<br />
zu ihrem Zielort gelangen.<br />
andere eitrige Unannehmlichkeiten<br />
bilden. Diese sollten so<br />
früh wie möglich medizinisch<br />
abgeklärt werden. Bei der Untersuchung<br />
<strong>ist</strong> es unerlässlich, einfühlsam vorzugehen.<br />
Betroffene Jugendliche sollten nicht<br />
mit Vorwürfen, sondern durch sachliche Aufklärung<br />
über das Problem einbezogen werden.<br />
Reife Abszesse<br />
Ist der Abszess reif, hat sich also die<br />
Höhle vollständig mit Eiter gefüllt,<br />
hilft nur die Operation – me<strong>ist</strong> ambulant<br />
und unter örtlicher Betäubung.<br />
Nur bei sehr jungen Kindern<br />
und bei ausgedehnten Befunden<br />
wie einer Steißbeinf<strong>ist</strong>el <strong>ist</strong> eine<br />
„richtige“ Operation erforderlich.<br />
Wundtoilette<br />
Zur Nachbehandlung eines eröffneten<br />
Furunkels bzw. eines Abszesses<br />
gehört die regelmäßige<br />
Wundtoilette. Dabei wird die Wunde<br />
gespült und es werden, wenn<br />
nötig, antiseptische oder antibiotische<br />
Salben und Lösungen verwendet.<br />
Eine systemische Antibiotikagabe<br />
<strong>ist</strong> bei sehr großen<br />
Abszessen oder bei sehr kleinen<br />
Kindern notwendig.<br />
Daran sollten <strong>Eltern</strong> denken<br />
Während jüngere Kinder sich bei<br />
Hautproblemen me<strong>ist</strong> melden<br />
oder durch Kratzen darauf aufmerksam<br />
machen, sind Jugendliche<br />
eher verschwiegen – besonders,<br />
wenn intime Körperstellen<br />
betroffen sind. Oft versuchen sie,<br />
sich durch Salben oder Herumdrücken<br />
an den entzündeten Stellen<br />
Erleichterung zu verschaffen. Das<br />
<strong>ist</strong> – Beispiel Steißbeinf<strong>ist</strong>el – me<strong>ist</strong><br />
kontraproduktiv und kann die Situation<br />
eher verschlimmern.<br />
Wenn den <strong>Eltern</strong> beim Waschen<br />
Eiter oder Blut in der Unterwäsche<br />
des Kindes auffällt oder<br />
ein Jugendlicher über juckende<br />
Schmerzen am Gesäß oder unangenehmes<br />
Brennen und Jucken<br />
beim Sitzen klagt oder Probleme<br />
bei längerem Sitzen hat, sollte behutsam<br />
nachgefragt werden. Besonders,<br />
wenn einige Risikofaktoren<br />
aus der Tabelle zutreffen, sollte<br />
das Thema auch beim nächsten<br />
Besuch in der <strong>Diabetes</strong>-Ambulanz<br />
angesprochen werden.<br />
Psychologisch <strong>ist</strong> es <strong>wichtig</strong>, Jugendliche<br />
für solche Abszesse<br />
nicht verantwortlich zu machen.<br />
Nicht immer <strong>ist</strong> mangelnde Hygiene<br />
der Auslöser; oft kommen<br />
einfach viele Faktoren zusammen.<br />
Die Anzeichen werden zunächst<br />
unterschätzt oder verkannt, und<br />
dann <strong>ist</strong> es zu unangenehm, darüber<br />
zu reden. Um diesen Kreislauf<br />
zu unterbrechen, können Jugendliche<br />
ganz natürlich nach möglichen<br />
Hautveränderungen (Akne,<br />
Entzündungen) an verschiedenen<br />
– auch heiklen – Körperstellen befragt<br />
werden.<br />
◼<br />
Kontakt<br />
OA Dr. Martin Holder (l.)<br />
Leitender Oberarzt Pädiatrie II, Kinderdiabetologe<br />
und Kinderendokrinologe<br />
Dipl. Psych. Béla Bartus (r.)<br />
Fachpsychologe <strong>Diabetes</strong> (DDG)<br />
Klinikum Stuttgart, Olgahospital<br />
M.Holder@klinikum-stuttgart.de<br />
B.Bartus@klinikum-stuttgart.de<br />
10<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Kurz & Gut<br />
Baby + Kleinkind<br />
Im Handumdrehen<br />
Kinderpläne<br />
Wie drehen Erwachsene ein Glas um,<br />
das verkehrt herum auf dem Tisch<br />
steht? Sie verdrehen Arm und Hand,<br />
nehmen das Glas und halten es am<br />
Ende so, dass sie direkt daraus trinken<br />
könnten; außerdem <strong>ist</strong> diese Handstellung<br />
bequem. Psychologen nennen<br />
dies den End-state Comfort Effect: Es<br />
wurde vorausschauend gedacht und<br />
die Bewegung im Voraus geplant. Wann<br />
beginnen Kinder, ihre Bewegungen<br />
derart zu planen? Dies geschieht vor allem<br />
im Vorschulalter zwischen drei und<br />
fünf Jahren, fand die Forschergruppe<br />
um Gisela Aschersleben (Saarbrücken)<br />
heraus. In dieser Zeit erwerben die Kinder<br />
das Erfahrungswissen, das sie brauchen,<br />
um vorausplanend zu handeln.<br />
Im Abonnement<br />
Spielsachen für Kleinkinder<br />
Auf www.meine-spielzeugk<strong>ist</strong>e.<br />
de können <strong>Eltern</strong> altersgerechte,<br />
hochwertige Spielsachen für ihre<br />
Kinder aussuchen. Alle zwei Monate<br />
wird alles, was uninteressant<br />
geworden <strong>ist</strong>, im Tausch gegen<br />
neue Spielzeuge zurückgeschickt;<br />
Lieblingsstücke werden mit Rabatt<br />
gekauft. „Man hat sozusagen eine<br />
Spielzeug im<br />
Abo: Was uninteressant<br />
geworden<br />
<strong>ist</strong>, wird<br />
zurückgeschickt.<br />
Spielzeug-Grundversorgung, um<br />
die verschiedenen Entwicklungsphasen<br />
des Kindes zu fördern“, sagt<br />
Spielzeugk<strong>ist</strong>e-Gründerin Julia<br />
Derndinger. Derzeit hat das Unternehmen<br />
Spielzeug für ein- bis<br />
vierjährige Kinder im Programm, je<br />
nach Anzahl der Spielzeuge kostet<br />
die K<strong>ist</strong>e 14 bis 34 Euro im Monat.<br />
Foto: iStockphoto<br />
Aktuelle Empfehlungen für allergiegefährdete Kinder<br />
Wie lässt sich Allergien bei Kindern vorbeugen? Die aktuellen,<br />
geprüften Empfehlungen hat die Stiftung Kindergesundheit<br />
zusammengestellt – hier eine Auswahl:<br />
• Die Beikost-Einführung wird empfohlen frühestens mit<br />
Beginn des 5., spätestens mit Beginn des 7. Monats.<br />
• Schwangere müssen allergene Nahrungsmittel (z. B. Fisch,<br />
Nüsse) nicht meiden.<br />
• Impfungen erhöhen nicht das Risiko für Allergien.<br />
Alle Empfehlungen finden Sie ausführlich auf kindergesundheit.<br />
de (Presse-Service, Newsletter „Leichter leben mit Allergien“).<br />
Pumpentage<br />
Zusammen mit dem Insulinpumpenhersteller<br />
Roche Diagnostics<br />
veranstaltet die Selbsthilfegruppe<br />
<strong>Diabetes</strong>-Kids Pumpentage – also<br />
Informationsveranstaltungen zur<br />
Pumpentherapie. Zu den me<strong>ist</strong>en<br />
Terminen können schon Kinder<br />
ab drei oder vier Jahren kommen:<br />
6. April, Botanika, Bremen; 27.<br />
April/Freizeitland Geiselwind;<br />
25. Mai/Kletterwald Daxweiler;<br />
6. Juli/Kletterwald Prien (ab 6<br />
Jahre) und 20. Juli/Freizeitland<br />
Geiselwind. Nähere Informationen<br />
unter www.diabetes-kids.de/<br />
pumpen-info-tage-2013.<br />
Foto: diabetesDE – Deutsche diabetes-Hilfe<br />
Angebote von diabetesDE<br />
Faulis Tipps und Experten-Chat<br />
Fauli <strong>ist</strong> ein kleiner innerer Schweinehund<br />
und vor allem aktiv auf der<br />
Internetseite von diabetesDE. Für<br />
Kinder gibt es von Fauli auf www.<br />
diabetesde.org (unter Kinder) ein<br />
Malbuch mit Tipps für Kinder mit<br />
Fauli gibt Kindern mit <strong>Diabetes</strong> gute Tipps –<br />
und ausmalen lässt er sich auch.<br />
<strong>Diabetes</strong>. Das Malbuch kann ausgedruckt<br />
werden; die kurzen Checkl<strong>ist</strong>en<br />
sind bei Kleinkindern eher eine<br />
gute Hilfe für die <strong>Eltern</strong>.<br />
Zudem bietet diabetesDE drei Experten-Chats<br />
an, die für <strong>Eltern</strong> interessant<br />
sind: Am 28. März geht es um<br />
„Was naschen zu Ostern? Die richtige<br />
Ernährung bei <strong>Diabetes</strong>“, am 11. April<br />
beantwortet der Kinderdiabetologe<br />
Dr. Ralph Ziegler Fragen rund um<br />
„Das zuckerkranke Kind“, und am 16.<br />
Mai dreht sich bei Professor Hans<br />
Hauner alles um stark überge<strong>wichtig</strong>e<br />
junge Menschen. Mehr unter www.<br />
diabetesde.org unter Experten-Chat.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
11
Lebensecht<br />
Stark engagiert –<br />
auch international<br />
Jan Twachtmann hat seit 13 Jahren <strong>Diabetes</strong>.<br />
Eine Hauptrolle spielt die Erkrankung<br />
selbst aber nicht – ihn beschäftigen<br />
seine Hochzeit, sein Staatsexamen<br />
und sein Engagement für die Deutsche<br />
<strong>Diabetes</strong> Hilfe – Menschen mit <strong>Diabetes</strong>.<br />
Jan Twachtmann <strong>ist</strong> 27 Jahre alt<br />
und Vorsitzender der Patientenorganisation<br />
Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />
– Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
(DDH-M) unter dem Dach<br />
von diabetesDE. Am Tag des Interviews<br />
hatte er noch viel vor:<br />
Er musste für sein Examen lernen<br />
und, noch viel <strong>wichtig</strong>er,<br />
mit seiner zukünftigen Frau die<br />
Eheringe für ihre Hochzeit im<br />
März schmieden. Sogar die Unterschriften<br />
der beiden sollten<br />
in die Ringe eingraviert werden.<br />
Das Interview über sein Leben<br />
mit <strong>Diabetes</strong> führte Professor<br />
Karin Lange, stv. Chefredakteurin<br />
des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s.<br />
Ein Interview? Kein Problem,<br />
obwohl Jan Twachtmann<br />
sehr beschäftigt <strong>ist</strong>.<br />
Schon geht’s los!<br />
Erinnern Sie sich noch an Ihre <strong>Diabetes</strong>manifestation?<br />
J.T.: Ich war mitten in der Pubertät<br />
– gerade 14 Jahre alt – und freute<br />
» » Meine Lehrerin hat mir kurz<br />
nach der Diagnose die Klassenfahrt<br />
zugetraut – und das war <strong>wichtig</strong>.<br />
Mehr zum IDF-<br />
Programm<br />
Young Leaders in<br />
<strong>Diabetes</strong> (YLD)<br />
unter youngleaders.<br />
idf.org. Die YLD<br />
wollen das Leben<br />
junger Menschen<br />
mit <strong>Diabetes</strong> weltweit<br />
verbessern.<br />
mich riesig auf die erste Klassenfahrt<br />
ins Ausland, nach England.<br />
Aber dann bekam ich <strong>Diabetes</strong>. Ich<br />
kam in die Kinderklinik und meine<br />
Mutter meinte, dass es mit der<br />
Klassenfahrt in drei Wochen nichts<br />
werden würde. Das hat mich fast<br />
mehr umgehauen als der <strong>Diabetes</strong>.<br />
Mein Kinderdiabetologe hat<br />
schnell geschaltet und gesagt:<br />
„Jan fährt mit – das schaffen wir!“<br />
Und so war es auch, weil meine<br />
Lehrerin klasse mitgemacht hat.<br />
Sie hat es mir zugetraut, und das<br />
war <strong>wichtig</strong>. Fish and Chips konn-<br />
te ich zwar schlecht einschätzen,<br />
aber in der Remissionsphase kam<br />
ich trotzdem gut zurecht. Heute<br />
kann ich die Sorge meiner Mutter<br />
gut verstehen, wir kannten uns ja<br />
noch wenig aus.<br />
Wie ging es in der Schule weiter?<br />
J.T.: Auch da hatte ich Glück, meine<br />
Freunde behandelten mich<br />
wie vorher. Ich ging auf ein zweisprachiges<br />
Gymnasium mit hohen<br />
Anforderungen. So meinte mein<br />
Geschichtslehrer, dass „Englisch<br />
keine Fremdsprache <strong>ist</strong>, sondern<br />
eine Kulturtechnik“. Heute als<br />
IDF-Young Leader kann ich ihm<br />
nur zustimmen, auch wenn es damals<br />
hart war. Klar war ich auch<br />
auf den Klassenfahrten nach Italien<br />
und Tschechien dabei.<br />
Gab es gar keine Probleme?<br />
J.T.: Klar doch. Am Abend vor meinem<br />
18. Geburtstag <strong>ist</strong> eine Klassenkameradin<br />
18 geworden, da<br />
gab es eine tolle Party mit viel Bowle.<br />
Na ja, da habe ich mich dann<br />
voll verschätzt, und auch noch das<br />
Basalinsulin (ja, ja, damals noch<br />
ohne Pumpe) vergessen. An meinem<br />
eigenen 18. Geburtstag hatte<br />
ich eine schlimme Ketoazidose.<br />
Die eigene Geschichte erzählen?<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
Ich musste nicht ins Krankenhaus,<br />
aber mir ging es richtig mies.<br />
Wie haben Sie Ihre <strong>Eltern</strong> in Erinnerung?<br />
J.T.: Einerseits haben sie mir immer<br />
geholfen, besonders bei solchen<br />
Notfällen, aber sie haben<br />
mich nicht zu stark bemuttert. Ich<br />
rechne ihnen hoch an, dass sie die<br />
Balance zwischen „laufen lassen“<br />
und Unterstützung immer wieder<br />
gefunden haben, obwohl ich meinen<br />
eigenen Kopf hatte.<br />
Wie kam das ehrenamtliche Engagement<br />
in der DDH-M zustande?<br />
J.T.: Von Anfang an bin ich offen<br />
mit meinem <strong>Diabetes</strong> umgegangen<br />
und habe gute Erfahrungen<br />
während Freizeiten unserer Klinik<br />
gemacht. Auch beim CAMP D<br />
war ich von Anfang an dabei und<br />
habe gemerkt, wie <strong>wichtig</strong> es <strong>ist</strong>,<br />
12<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Lebensecht<br />
Deckbar/diabetesDE<br />
sich auszutauschen, Infos zu sammeln<br />
und auch politisch aktiv für<br />
eine bessere <strong>Diabetes</strong>versorgung<br />
einzutreten. So kam eine Aufgabe<br />
zur anderen, nicht nur in Deutschland,<br />
sondern auch international.<br />
Was hat Sie besonders beeindruckt?<br />
J.T.: Als IDF-Young Leader war ich<br />
in Tansania. Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
fehlt es dort an allem, was<br />
für uns Mindeststandard <strong>ist</strong>. Sie<br />
müssen viele Kilometer zu Fuß<br />
zur Ambulanz gehen, um sich Insulin<br />
in kleinen Mengen abzuholen.<br />
Der Aufenthalt hat mir gezeigt,<br />
auf welch glücklicher Insel wir in<br />
Mitteleuropa leben. Aber trotzdem<br />
gibt es auch bei uns Verbesserungsbedarf.<br />
Großes Engagement<br />
Jan Twachtmann engagiert sich<br />
für die Patientenorganisation<br />
Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe (Internet:<br />
menschen-mit-diabetes.de) und<br />
für Young Leaders in <strong>Diabetes</strong>,<br />
eine Initiative der International<br />
<strong>Diabetes</strong> Federation (IDF).<br />
Gibt es bei so viel Engagement auch<br />
ein Leben ohne <strong>Diabetes</strong>?<br />
J.T.: Er <strong>ist</strong> immer dabei, spielt aber<br />
me<strong>ist</strong>ens nicht die Hauptrolle. Im<br />
Moment stehen zwei ganz <strong>wichtig</strong>e<br />
Ereignisse an: unsere Heirat<br />
und mein Staatsexamen, für das<br />
ich noch viel lernen muss. Ich habe<br />
Jura (deutsches und niederländisches<br />
Recht) studiert und arbeite<br />
in einer großen Kanzlei in Düsseldorf.<br />
Der <strong>Diabetes</strong> fällt mir nur<br />
auf, wenn ich am Flughafen auf<br />
Dienstreisen wegen der Pumpe oft<br />
zur Sprengstoffkontrolle herausgewinkt<br />
werde und die anderen auf<br />
mich warten müssen.<br />
Hat der <strong>Diabetes</strong> Ihre Stellensuche<br />
nach dem Studium beeinflusst?<br />
J.T.: Darum habe ich mir keine<br />
großen Gedanken gemacht. Meine<br />
Qualifikation stand im Vordergrund.<br />
Den <strong>Diabetes</strong> habe ich im<br />
Bereich ehrenamtliches Engagement<br />
genannt – es hat niemanden<br />
gestört. Vor kurzem fragte mich ein<br />
Vorgesetzter nach dem Schlauch<br />
an meinem Gürtel. Er hatte meinen<br />
<strong>Diabetes</strong> längst vergessen.<br />
Gibt es Dinge, die Sie in Ihrer Therapie<br />
noch ändern möchten?<br />
J.T.: Lange Zeit war mein HbA 1c<br />
trotz<br />
aller Mühe zu hoch. Erst als ich<br />
endlich einen Sensor über sechs<br />
Wochen getragen und die Daten<br />
systematisch ausgewertet habe,<br />
hatte ich ein Problem gefunden:<br />
Ich lag nach meinen großen Mahlzeiten<br />
über Stunden viel zu hoch.<br />
Jetzt bole ich früher und mehr Insulin.<br />
Das hat mir fast 0,8 % weniger<br />
im HbA 1c<br />
gebracht. Wenn ich<br />
später als Anwalt arbeite, werde ich<br />
mir regelmäßig Sensoren kaufen.<br />
Ich will mich aber auch im Rahmen<br />
»»<br />
Der <strong>Diabetes</strong> fällt mir auf, wenn<br />
ich am Flughafen zur Sprengstoffkontrolle<br />
herausgewinkt werde.<br />
von DDH-M/diabetesDE dafür einsetzen,<br />
dass solche Technologien<br />
sinnvoll genutzt werden können –<br />
und zwar kostenlos. Geld darf kein<br />
Hindernis sein, das dazu führt, dass<br />
die Lebensqualität von Diabetikern<br />
hinter den technischen Möglichkeiten<br />
zurückbleibt. ◼<br />
Das große Bild und<br />
das Bild links sind in<br />
Tansania entstanden.<br />
Dort trafen sich die<br />
Young Leaders in<br />
<strong>Diabetes</strong>. Das zweite<br />
Bild v. l. zeigt Jan<br />
Twachtmann mit<br />
Debbie Jones, damals<br />
stv. IDF-Vorsitzende,<br />
und Sir Michael Hirst,<br />
IDF-Präsident. Es<br />
wurde wie das dritte<br />
Bild v. l. in Dubai aufgenommen.<br />
Auf dem<br />
Bild rechts <strong>ist</strong> er mit<br />
seiner zukünftigen<br />
Frau (im roten Kleid)<br />
zu sehen.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
13
Psychologie<br />
Stress<br />
lass nach!<br />
Foto: Fotolia<br />
Wie Stress entsteht und welche Folgen er<br />
haben kann, schilderte Professor Lange im<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 4/2012. Im zweiten<br />
Teil der Miniserie geht es darum, wie<br />
Sie persönliche Stresskomponenten erkennen<br />
und was Sie dagegen tun können.<br />
Den ersten Teil<br />
von „Stress lass<br />
nach“ können Sie<br />
im Archiv unter<br />
www.diabeteseltern-journal.de<br />
nachlesen oder<br />
den Text unter<br />
finkenauer@<br />
kirchheim-verlag.<br />
de anfordern.<br />
Schauen Sie sich genau an,<br />
wodurch bei Ihnen im Alltag<br />
Stress entsteht – und versuchen<br />
Sie dann, diese Stressoren<br />
zu analysieren und abzubauen.<br />
Stressoren verringern<br />
Unter Stressoren werden die Anforderungen<br />
verstanden, die von<br />
außen gestellt werden, also z. B.<br />
Zeitdruck, viele Aufgaben gleichzeitig.<br />
Um den Stress im Alltag mit<br />
einem Kind mit <strong>Diabetes</strong> zu reduzieren,<br />
gibt es verschiedene Ansatzpunkte:<br />
• Schaffen Sie Routinen im Tagesablauf,<br />
stellen Sie z. B. morgens<br />
alle Dinge zusammen, die für<br />
»»<br />
Rund um die Uhr für den<br />
<strong>Diabetes</strong> eines Kindes verantwortlich<br />
zu sein, überfordert jede(n).<br />
den <strong>Diabetes</strong> erforderlich sind.<br />
• Bieten Sie regelmäßige Mahlzeiten<br />
an und verzichten Sie auf<br />
zu viele unüberschaubare Zwischenmahlzeiten.<br />
• Strukturierte Blutzuckermessungen<br />
zu sinnvollen Zeitpunkten<br />
sind besser, als aus Sorge zu<br />
häufig zu testen, z. B. direkt nach<br />
den Hauptmahlzeiten.<br />
• Lassen Sie sich durch Ihr <strong>Diabetes</strong>team<br />
so gut schulen, dass<br />
Sie das Insulin sicher dosieren<br />
können.<br />
• Informieren Sie sich, wie häufig<br />
schwere Hypoglykämien vorkommen<br />
und wie gefährlich<br />
sie für kleine Kinder sind. Die<br />
Gefahren einer Hypoglykämie<br />
werden me<strong>ist</strong> gegenüber anderen<br />
Gefahren – z. B. durch Haushaltsunfälle<br />
oder im Verkehr –<br />
erheblich überschätzt. Die Angst<br />
vor Hypos darf kein Grund für elterlichen<br />
Schlafmangel sein.<br />
• Kinder mit <strong>Diabetes</strong> haben wie<br />
alle Kinder ein Recht darauf, zu<br />
lernen, wie Regeln eingehalten<br />
werden. Selbstverständlich reagieren<br />
sie mit Trotz oder Tränen,<br />
wenn nicht alles wunschgemäß<br />
passiert. Auf Dauer tun<br />
sich Kinder und <strong>Eltern</strong> sehr viel<br />
leichter, wenn ein Nein und damit<br />
notwendige Grenzen akzeptiert<br />
werden. Inzwischen gibt es<br />
bundesweit Erziehungstrainings<br />
für <strong>Eltern</strong>, z. B. das Triple P-Programm<br />
zum Aufbau einer positiven<br />
<strong>Eltern</strong>-Kind-Beziehung. An<br />
einigen <strong>Diabetes</strong>zentren wurde<br />
ein solches Konzept auch speziell<br />
auf den <strong>Diabetes</strong> zugeschnitten<br />
(z. B. das Delfin-Programm).<br />
• Selbst wenn das Spritzen oder<br />
Kathetersetzen <strong>Eltern</strong> oft „mehr<br />
wehtut“ als den kleinen Kindern,<br />
die sich der Prozedur mit aller<br />
Kraft widersetzen, sollte dies zu<br />
keinen stundenlangen Diskussionen<br />
führen. Auch hier können<br />
sich <strong>Eltern</strong> in Schulungskursen<br />
oder <strong>Eltern</strong>gruppen Rat holen.<br />
Wichtiges aus dem 1. Teil<br />
• Der <strong>Diabetes</strong> eines Kindes<br />
fordert <strong>Eltern</strong> sehr, Folge kann<br />
eine posttraumatische Belastungsstörung<br />
(PTBS) sein.<br />
• Wichtig <strong>ist</strong> es, Schuldgefühle<br />
auszuräumen. Um den Dauerstress<br />
abbauen zu können,<br />
sollten persönliche Stresskomponenten<br />
analysiert werden.<br />
14<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Psychologie<br />
• Rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr für den <strong>Diabetes</strong><br />
eines Kindes verantwortlich zu sein, überfordert jede(n).<br />
Deshalb müssen beide <strong>Eltern</strong> und wenn irgend möglich<br />
auch andere Erwachsene die Behandlung durchführen<br />
können. Gerade <strong>Eltern</strong> chronisch kranker Kinder haben<br />
die Pflicht, sich zu erholen und auf ihre eigene Gesundheit<br />
zu achten. Deshalb sollten Sie sich nicht scheuen, Großeltern,<br />
Freunde oder Babysitter einzubeziehen.<br />
• Manchmal wird die eine oder andere Therapieform als das<br />
Nonplusultra für ein Kind mit <strong>Diabetes</strong> dargestellt. Man<br />
scheut sich fast, es zu sagen, wenn man nicht zur Masse<br />
gehört und noch keine oder schon so früh eine Pumpe hat.<br />
Entscheiden Sie mit Ihrem <strong>Diabetes</strong>team, welche Therapieform<br />
Ihr Kind im Moment am besten toleriert und Ihnen<br />
am wenigsten Stress bereitet. Das kann sich im Laufe<br />
der Zeit immer mal wieder ändern.<br />
• Überprüfen Sie Ihr Zeitmanagement: Jedem Menschen<br />
stehen genau 168 Stunden pro Woche zur Verfügung – es<br />
gibt keinen Vorschuss und keinen Kredit für Zeit. Wieviel<br />
Zeit verbringen Sie im Beruf, mit Haushaltstätigkeiten, mit<br />
den Kindern, beim Sport, mit Freunden? Und wo verstecken<br />
sich die Zeitfresser? Ist es der Fernseher, das Internet<br />
oder sind es Menschen, die immer wieder viel zu viel Zeit<br />
von Ihnen verlangen? Wo können Sie Überflüssiges durch<br />
Angenehmes ersetzten?<br />
• Trotz aller guten Planung kann es für alle Familien einmal<br />
zu viel werden, wenn eine Krankheit oder besondere Anforderungen<br />
hinzukommen. Dann sollten Sie sich nicht<br />
scheuen, Ihr <strong>Diabetes</strong>team nach Hilfen zu fragen. Es gibt<br />
die ambulante Kinderkrankenpflege und verschiedene<br />
andere soziale Hilfen, über die Sie die Sozialarbeiter informieren<br />
können.<br />
Persönliche Stressverstärker hinterfragen<br />
Die <strong>wichtig</strong>sten persönlichen Stressverstärker sind unsere<br />
Gedanken, die wir mit den Aufgaben verbinden. Oft sind<br />
sie uns kaum noch bewusst: „Ich muss als Mutter immer für<br />
mein Kind da sein!“, „Das HbA 1c<br />
darf nicht über sieben Prozent<br />
ansteigen.“, „Gerade als Alleinerziehende muss ich mein<br />
Kind ohne Konflikte gut aufwachsen lassen.“, „Ich kann doch<br />
nicht andere mit meinen Sorgen behelligen.“ – und so weiter.<br />
Welche Gedanken begleiten Sie in Ihrem Alltag? Wie können<br />
Sie diese Stressverstärker reduzieren?<br />
• Überprüfen Sie Ihre automatischen Gedanken und passen<br />
Sie diese an die Wirklichkeit an.<br />
• Verabschieden Sie sich vom Perfektionismus, es kann nicht<br />
alles zu 100 Prozent gelingen – und es <strong>ist</strong> auch nicht nötig:<br />
Der Blutzucker bei <strong>Diabetes</strong> schwankt, selbst bei sehr erfahrenen<br />
Patienten – sonst wäre es kein <strong>Diabetes</strong>.<br />
• Überprüfen Sie Ihre Befürchtungen, z. B. vor Hypoglykämien<br />
und Folgeerkrankungen. Dabei helfen Gespräche<br />
mit dem <strong>Diabetes</strong>team und qualifizierte, aktuelle Literatur.<br />
Nimmt an Ihrem Leben teil.<br />
Insulinpumpentherapie mit<br />
Accu-Chek Combo<br />
Vielfalt, die Sie im Alltag unterstützt:<br />
ü So präzise – Ihre sichere Bolusberechnung<br />
im Blutzuckermesssystem<br />
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per Fernsteuerung<br />
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im elektronischen Tagebuch<br />
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0800 4466800 (Mo– Fr, 8.00 – 18.00 Uhr)<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Psychologie<br />
• Entwickeln Sie eine berechtigt<br />
optim<strong>ist</strong>ische Haltung zur Zukunft<br />
Ihres Kindes. Die gute medizinische<br />
Versorgung in Europa<br />
und ihr elterliches Engagement<br />
sind die beste Grundlage.<br />
• Behalten Sie Ihren Sinn für Humor,<br />
selbst wenn der <strong>Diabetes</strong><br />
»»<br />
Behalten Sie Ihren Sinn für<br />
Humor – selbst wenn der <strong>Diabetes</strong><br />
den Alltag kompliziert macht.<br />
den Alltag kompliziert macht.<br />
Witzige und ungewöhnliche Ideen<br />
– Kinder sind dafür Spezial<strong>ist</strong>en<br />
– können vieles entschärfen.<br />
• Setzen Sie sich real<strong>ist</strong>ische Ziele.<br />
Das schützt vor Selbstzweifeln.<br />
Ein Jugendlicher mitten in<br />
der Pubertät hat eben geringere<br />
Chancen auf einen HbA 1c<br />
-Wert<br />
unter sieben Prozent – selbst mit<br />
perfekten <strong>Eltern</strong>. Er muss Schritt<br />
für Schritt lernen, Verantwortung<br />
zu übernehmen, und das<br />
braucht Zeit und <strong>Eltern</strong>, die<br />
ihn geduldig unterstützen,<br />
ohne ihn ständig zu reglementieren.<br />
• Erlauben Sie sich und Ihrem<br />
Kind, schöne Phasen<br />
richtig zu genießen, ohne<br />
dabei ständig den Blutzucker<br />
im Hinterkopf zu<br />
haben. Die notwendige<br />
Therapie findet statt,<br />
sie <strong>ist</strong> aber nicht<br />
ständig Thema.<br />
Lassen Sie sich<br />
nicht zu sehr vom<br />
<strong>Diabetes</strong> ins<br />
Schwitzen bringen,<br />
sondern<br />
besser durch<br />
körperliche Anstrengung<br />
– das<br />
baut Stresshormone<br />
ab.<br />
Körperliche Stressreaktion<br />
reduzieren<br />
Die typischen körperlichen Stressreaktionen<br />
sind biologisch sinnvoll,<br />
um in einer bedrohlichen Situation<br />
zu kämpfen oder zu fliehen.<br />
In unserer heutigen Welt <strong>ist</strong> in<br />
den me<strong>ist</strong>en Fällen jedoch weder<br />
das eine noch das andere hilfreich.<br />
Dadurch, dass wir me<strong>ist</strong> eher passiv<br />
reagieren, werden die Stresshormone,<br />
insbesondere das Kortisol,<br />
nicht angemessen abgebaut.<br />
Auf Dauer führt dies zu einer gedrückten<br />
Stimmung, zu Konzentrationsschwierigkeiten,<br />
geringem<br />
Antrieb und vielen körperlichen<br />
Kontakt<br />
Fazit<br />
Hat ein Kind <strong>Diabetes</strong>,<br />
<strong>ist</strong> das für Familien<br />
eine zusätzliche<br />
Herausforderung.<br />
Entsteht dadurch allerdings dauerhaft<br />
Stress, sollten die <strong>Eltern</strong> genau<br />
hinschauen, persönliche Stressverstärker<br />
hinterfragen<br />
und Wege finden,<br />
den Stress zu reduzieren.<br />
Wer allein<br />
nicht weiterkommt, hat im <strong>Diabetes</strong>team<br />
seines Kindes einen ersten<br />
kompetenten Ansprechpartner.<br />
Beschwerden, z. B. Bluthochdruck,<br />
Schmerzen und Infektanfälligkeit.<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten,<br />
um die körperliche Stressreaktion<br />
zu vermindern:<br />
• Körperliche Anstrengung führt<br />
zum Abbau der Stresshormone.<br />
Ins Schwitzen bringt Sie Ihr<br />
Lieblingssport, ebenso die Arbeit<br />
im Garten, die Radtour etc.<br />
• Entspannungstechniken wie die<br />
Progressive Muskelrelaxation<br />
(PMR), das Autogene Training<br />
oder besondere Atemtechniken<br />
können ebenfalls helfen, mehr<br />
Ruhe zu finden. Zur PMR gibt es<br />
in Büchern und im Netz Anleitungen,<br />
auch bieten Krankenkassen<br />
und Volkshochschulen<br />
Kurse an.<br />
• Ausreichend<br />
Schlaf <strong>ist</strong> die<br />
Voraussetzung<br />
für einen<br />
ausgeglichenen<br />
Tag und gute ge<strong>ist</strong>ige<br />
Le<strong>ist</strong>ungs- und Lernfähigkeit.<br />
<strong>Eltern</strong> und Kinder mit <strong>Diabetes</strong><br />
sollten daher möglichst ungestört<br />
durchschlafen können.<br />
• Ungeeignet sind dagegen alle Beruhigungsmittel<br />
wie Nikotin oder<br />
Alkohol, die den Organismus zusätzlich<br />
belasten. Noch kritischer<br />
zu sehen sind viele Medikamente<br />
zur Beruhigung, die sehr schnell<br />
abhängig machen können. Sie<br />
sollten immer mit dem behandelnden<br />
Arzt abgestimmt und<br />
kritisch erwogen werden.<br />
• Gelingt es über eine längere Fr<strong>ist</strong><br />
nicht, wieder zur Ruhe zu kommen<br />
und sich zu erholen, sollten<br />
sich Betroffene nicht scheuen,<br />
psychotherapeutische Hilfe in<br />
Anspruch zu nehmen. Oft können<br />
die <strong>Diabetes</strong>teams überforderten<br />
<strong>Eltern</strong> mit Adressen<br />
vor Ort helfen, viele qualifizierte<br />
Informationen und Adressen<br />
finden sich auch unter www.<br />
kompetenznetz-depression.de.<br />
Unbestreitbar bedeutet <strong>Diabetes</strong><br />
eine zusätzliche Belastung für <strong>Eltern</strong><br />
und Kinder. Der zusätzliche<br />
Stress sollte aber nicht dazu führen,<br />
dass die Lebensfreude aller<br />
Familienmitglieder beeinträchtigt<br />
wird. Wenn Selbsthilfe, der Austausch<br />
mit anderen, nicht weiterhilft,<br />
haben alle Familien auch hier<br />
ein Recht auf Unterstützung. ◼<br />
Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.)<br />
Leiterin Medizinische Psychologie<br />
Medizinische Hochschule Hannover<br />
E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />
Foto: Fotolia<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Kurz & Gut<br />
Kinder + Jugendliche<br />
Foto: iStockphoto<br />
Migration als Hindernis?<br />
Kinder und Jugendliche mit Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> türkischer Herkunft<br />
tragen seltener Insulinpumpen<br />
als junge <strong>Diabetes</strong>patienten<br />
ohne Migrationshintergrund.<br />
Gründe könnten sprachliche<br />
Bei Mäusen können<br />
Darmbakterien das<br />
Risiko für Autoimmunerkrankungen<br />
beeinflussen.<br />
Bei Mäusen entscheiden die Bakterienarten<br />
Darmflora und <strong>Diabetes</strong><br />
Darmbakterien beeinflussen<br />
den Hormonspiegel, den<br />
Stoffwechsel und die Immunantwort<br />
bei Mäusen – und damit<br />
auch die Entwicklung von<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Bei Mäusen<br />
einer speziellen Zuchtform<br />
sind Weibchen anfälliger für<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> als Männchen.<br />
Als Forscher aus Leipzig<br />
und Toronto die Darmbakterien<br />
von Männchen auf<br />
Weibchen übertrugen, zeigten<br />
die Weibchen weniger Typ-1-<br />
Symptome. Ob die Darmflora<br />
auch bei Menschen auf eine<br />
Autoimmunerkrankung hinwe<strong>ist</strong>,<br />
<strong>ist</strong> noch nicht erforscht.<br />
Barrieren, ein geringerer sozioökonomischer<br />
Status oder ein<br />
anderes Krankheitsverständnis<br />
sein – das zeigt eine aktuelle<br />
Studie des Deutschen <strong>Diabetes</strong>-Zentrums<br />
in Düsseldorf.<br />
diabetesDE sieht Vorteile für Kinder<br />
CGM auf dem Prüftstand<br />
Ende 2012 hat der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss (G-BA) das Institut<br />
für Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />
im Gesundheitswesen<br />
(IQWiG) beauftragt, den Nutzen<br />
des kontinuierlichen Glukosemonitorings<br />
(CGM) zu bewerten.<br />
Von der Bewertung hängt ab, ob<br />
die Kassen in Zukunft die Kosten<br />
dafür übernehmen.<br />
diabetesDE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />
hält die kontinuierliche<br />
Glukosemessung für bestimmte<br />
Nutzergruppen für sinnvoll:<br />
In einer Stellungnahme we<strong>ist</strong><br />
die Organisation auf Studien<br />
hin, die zeigen, dass sich durch<br />
CGM bei bestimmten Patienten<br />
die Langzeitwerte verbessern<br />
und die Häufigkeit gefährlicher<br />
Unterzuckerungen verringern<br />
können. Besonders Kinder unter<br />
acht Jahren könnten von der<br />
CGM profitieren, da bei ihnen<br />
schon durch sehr kleine Insulindosen<br />
der Blutzucker schwankt.<br />
Klassenklima und Lernle<strong>ist</strong>ung<br />
Einflussreiche Schüler<br />
Die persönliche Lerneinstellung eines Kindes<br />
hängt zu fast einem Zehntel davon ab, in welcher<br />
Klasse es sich befindet – dies hat ein Forscherteam<br />
der Ludwig-Maximilian-Universität München um<br />
Entwicklungspsychologin Mechthild Schäfer herausgefunden.<br />
Die Wissenschaftler befragten 1 159<br />
Schülerinnen und Schüler der siebten bis neunten<br />
Klasse zur Popularität und zur sozialen Stellung von<br />
Mitschülern.<br />
Es stellte sich heraus, dass diejenigen Kinder besonders<br />
einflussreich waren, die sowohl positives<br />
als auch negatives Verhalten einsetzten, um in der<br />
Klassenhierarchie zu dominieren. Diese Kinder<br />
nennen die Forscher B<strong>ist</strong>rategen. Durchschnittlich<br />
14,2 Prozent der Kinder in einer Klasse streben nach<br />
Macht. Ein Viertel von diesen nach Macht strebenden<br />
Kindern sind B<strong>ist</strong>rategen. Von ihnen <strong>ist</strong> es abhängig,<br />
ob ein Kind fleißig für einen Test lernt oder<br />
ob es pünktlich zum Unterricht erscheint. Durch ihr<br />
Vorbild beeinflussen die B<strong>ist</strong>rategen maßgeblich<br />
das Lernklima der gesamten Klasse.<br />
Ziel dieser Studie <strong>ist</strong>, Module für Schulen zu entwickeln,<br />
die das Lehrpersonal für die Gruppendynamik<br />
ihrer Klasse sensibilisieren und fortbilden.<br />
„Machen Sie sich Sorgen, dass<br />
gesunde Geschw<strong>ist</strong>er auch <strong>Diabetes</strong><br />
bekommen könnten?“<br />
77,4 % Ja<br />
22,6 % Nein<br />
Auf die Online-Frage aus Heft 4 antworteten<br />
77,4 % mit „Ja“ und 22,6 % mit „Nein“.<br />
Spricht Ihr Kind mit seinen<br />
Freunden/Klassenkameraden über<br />
seinen <strong>Diabetes</strong>?<br />
Wenn Sie abstimmen wollen, dann klicken<br />
Sie unter www.diabetes-eltern-journal.de.<br />
Das Ergebnis gibt‘s in der nächsten Ausgabe,<br />
die Ende Juni erscheint.<br />
Neue Frage Ergebnis Heft 4/12<br />
DIE ONLINE-FRAGE<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
17
Medizin<br />
Pflegestufe:<br />
ja oder nein?<br />
Sollen <strong>Eltern</strong> für die Pflege ihres Kindes mit<br />
<strong>Diabetes</strong> Pflegegeld beantragen? Die Ärztin<br />
Dr. Simone von Sengbusch macht auf einige<br />
– auch psychologische – Fallstricke aufmerksam,<br />
Rechtsanwalt Matthias Meyer schildert<br />
die aktuelle rechtliche Lage.<br />
www.behinderte<br />
kinder.de<br />
bietet weitere Informationen<br />
zum<br />
Thema Pflegegeld<br />
für Kinder.<br />
Gibt es überhaupt Gegenargumente?<br />
Wenn <strong>Eltern</strong><br />
bei ihrem Kind mit Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> aufgrund der Erkrankung<br />
und Insulintherapie die Voraussetzungen<br />
für erhebliche Pflegebedürftigkeit<br />
erfüllt sehen, dann<br />
können Sie in Deutschland einen<br />
Antrag auf Anerkennung einer<br />
Pflegestufe und Le<strong>ist</strong>ungen durch<br />
die Pflegekasse stellen.<br />
Die Unterstützungsle<strong>ist</strong>ungen für<br />
Familien mit einem an Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
erkrankten Kind und auch<br />
die Kostenübernahme für moderne<br />
Therapieoptionen variieren in<br />
»»<br />
Wenn Mütter wegen des <strong>Diabetes</strong><br />
aufhören zu arbeiten, sinkt das<br />
Familieneinkommen spürbar.<br />
Europa von Land zu Land, je nach<br />
den landesüblichen Le<strong>ist</strong>ungen im<br />
Sozialsystem. Alle <strong>Eltern</strong> müssen<br />
sich aber den gleichen Herausforderungen<br />
stellen, nämlich die Insulintherapie<br />
in den Familienalltag<br />
zu integrieren, die Kinder in<br />
der Therapie anzuleiten und die<br />
Fortführung der Therapie auch in<br />
Kindergarten, Schule und Freizeit<br />
mit zu organisieren.<br />
Frühzeitig informieren<br />
<strong>Eltern</strong> sollen frühzeitig erfahren,<br />
welche Le<strong>ist</strong>ungen ihnen in<br />
Deutschland zur Verfügung stehen,<br />
um den hohen Aufwand in der Versorgung<br />
der Kinder zu kompensieren.<br />
Oftmals schränken vor allem<br />
Mütter ihre Berufstätigkeit ein oder<br />
hören sogar eine Weile ganz auf zu<br />
arbeiten, und das Familieneinkommen<br />
sinkt spürbar. Durch häufige<br />
nächtliche Blutzuckerkontrollen<br />
<strong>ist</strong> es schwierig, morgens einigermaßen<br />
ausgeschlafen arbeiten zu<br />
gehen oder gar nachts zu arbeiten.<br />
Auch das kurzfr<strong>ist</strong>ige Helfen<br />
im Kindergarten (wenn z. B. der<br />
Pumpenkatheter herausgerutscht<br />
<strong>ist</strong>) oder häufigere Fehlzeiten für<br />
die Betreuung des akut erkrankten<br />
Kindes werden von Arbeitgebern<br />
nicht immer toleriert. Die Anerkennung<br />
der Pflegestufe I für ein<br />
Kind kann eine Familie immerhin<br />
finanziell entlasten.<br />
Was sollte dennoch vor einem Antrag<br />
bedacht werden?<br />
• Informieren Sie sich eingehend<br />
über das Thema, bevor Sie den<br />
Antrag stellen. Gerade <strong>Eltern</strong><br />
eben erst erkrankter Kleinkinder<br />
sollten sich die Zeit nehmen,<br />
zunächst zu prüfen, wie<br />
gut sich die <strong>Diabetes</strong>therapie in<br />
ihren Alltag einfügt und welcher<br />
zusätzliche Aufwand entsteht. Je<br />
mehr praktische Erfahrung mit<br />
der Erkrankung und den damit<br />
einhergehenden Belastungen<br />
vorliegt, desto besser kann der<br />
Antrag gestellt werden, der individuell<br />
begründet werden muss.<br />
Je weniger individualisiert der<br />
Antrag gestellt wird, desto größer<br />
<strong>ist</strong> die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass er abgelehnt wird und man<br />
künftig nicht nur gegen die immer<br />
bestehenden Widerstände,<br />
sondern auch gegen die bereits<br />
erfolgte Entscheidung (Präjudiz)<br />
„Ablehnung“ ankämpfen muss.<br />
18<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Medizin<br />
• Prüfen Sie, ob Sie als alleinerziehendes <strong>Eltern</strong>teil oder<br />
als <strong>Eltern</strong>paar den langen Antragsweg für die Anerkennung<br />
einer Pflegestufe allein oder gemeinsam durchstehen<br />
können. Ein umfangreicher Schriftwechsel mit der<br />
Krankenkasse und ggf. auch der Gang vor das Sozialgericht<br />
stellen eine Belastung dar, die nicht unterschätzt<br />
werden sollte. Auch die damit einhergehenden Kosten<br />
sollten im Vorweg mit dem Anwalt geklärt werden.<br />
• In der Trauer um die Erkrankung ihres Kindes, in ihrer<br />
Unsicherheit in der neuen Lebenssituation und der Erschöpfung<br />
durch die Therapie <strong>ist</strong> es ganz natürlich, dass<br />
sich <strong>Eltern</strong> einen Anwalt an ihre Seite holen, der stellvertretend<br />
für sie kämpft. Einige Familien klagen und<br />
kämpfen mit aller Kraft gleich in mehreren Bereichen<br />
für Le<strong>ist</strong>ungen und Unterstützung für ihr Kind. Manchmal<br />
weichen <strong>Eltern</strong> so über die Auseinandersetzung mit<br />
der Erkrankung auf rein sachlicher Ebene einer Auseinandersetzung<br />
auf der emotionalen Ebene zunächst einmal<br />
aus. Auch das <strong>ist</strong> durchaus verständlich. Wichtig<br />
<strong>ist</strong> dabei zu wissen, dass sich irgendwann einmal alle<br />
<strong>Eltern</strong> unweigerlich auch ihren Gefühlen in Bezug auf<br />
die <strong>Diabetes</strong>erkrankung ihres Kindes stellen müssen.<br />
• Einige Versicherungen, bei denen der Gesundheitszustand<br />
des Versicherungsnehmers ein entscheidendes<br />
Kriterium für die Versicherbarkeit darstellt, fragen schon<br />
heute, ob jemals im Leben ein Grad der Behinderung<br />
bestand oder besteht. Ob in solchen Anträgen in Zukunft<br />
auch nach Anerkennung einer Pflegestufe gefragt<br />
wird, kann heute noch nicht gesagt werden. <strong>Eltern</strong>, denen<br />
dieser Punkt <strong>wichtig</strong> <strong>ist</strong>, sollten darüber mit einem<br />
Versicherungsberater/-makler sprechen.<br />
Es gibt keine starken Argumente dagegen …<br />
Wenn die <strong>Diabetes</strong>therapie eines jungen Kindes besonders<br />
aufwendig <strong>ist</strong> oder ein Kind sogar an mehreren Erkrankungen<br />
leidet (z. B. zusätzlich an Zöliakie oder an<br />
allgemeiner Entwicklungsverzögerung), sprechen viele<br />
Argumente für den Antrag auf Anerkennung erhöhter Pflegebedürftigkeit<br />
und nur wenige dagegen. Die mögliche<br />
Belastung der <strong>Eltern</strong> durch den langwierigen Antragsweg<br />
und ggf. eine Klage vor dem Sozialgericht (mit positivem<br />
oder negativem Ausgang) sollte aber zuvor zwischen den<br />
<strong>Eltern</strong>teilen thematisiert werden.<br />
◼<br />
Was die Voraussetzungen für die Bewilligung sind und welche<br />
Chancen und Risiken es gibt, lesen Sie im folgenden Beitrag<br />
von Rechtsanwalt Matthias Meyer.<br />
Kontakt<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
Dr. Simone von Sengbusch<br />
Mobile <strong>Diabetes</strong>schulung SH<br />
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein<br />
E-Mail: simone.vonsengbusch@uksh.de<br />
Animas ®<br />
VibeTM<br />
Insulinpumpe.<br />
Inspiriert<br />
durch Ihre<br />
Le<strong>ist</strong>ung.<br />
Animas Nutzer-Fotos sind nur für Illustrationszwecke gedacht. Alle<br />
Patienten sind Animas-Pumpennutzer, verwenden aber möglicherweise<br />
Produkte, die nicht in allen Ländern erhältlich sind.<br />
Gute Neuigkeiten! Die<br />
Animas ® Vibe Insulinpumpe<br />
<strong>ist</strong> jetzt für alle Altersgruppen<br />
erhältlich.<br />
Die Animas ® Vibe Insulinpumpe zeichnet sich<br />
durch folgende Eigenschaften aus:<br />
> Leichte Menübedienung und<br />
Navigation*<br />
> Hochauflösendes Farbdisplay<br />
bietet hervorragende Lesbarkeit<br />
> Konfigurierbare Lebensmittel-Datenbank ermöglicht<br />
präzises Zählen von Kohlenhydraten †<br />
> Wasserdichtes Design ermöglicht kontinuierliche<br />
Insulinverabreichung ‡<br />
> Kleine Basalschritte von 0,025 U/Std. über alle<br />
Basalraten ermöglichen Feineinstellungen<br />
* Gemäß einer Umfrage aus dem Jahr 2011 mit 183 Animas ® 2020 Pumpenanwendern, von<br />
denen 98 % der Aussage “Die Bildschirmmenüs sind leicht verständlich.” völlig zustimmten,<br />
zustimmten bzw. etwas zustimmten. 88 % gaben an, dass “die Kurzbefehle mit wenigen<br />
Tasten und hervorgehobener Bildschirmnavigation eine schnelle, leichte und diskrete<br />
Bolus-Verabreichung ermöglichen.” Die Animas ® Vibe Insulinpumpe enthält dasselbe<br />
Insulinpumpenmenü und -display wie die Animas ® 2020 Insulinpumpe.<br />
†Mit der Diasend-Software.<br />
‡Bei 3,6 m und 24 Stunden lang.<br />
Insulinpumpen müssen von einem Arzt verschrieben werden. Bei der Verwendung von<br />
Insulinpumpen gibt es potenzielle Risiken, wie z. Bsp. Hyper- oder Hypoglykämie. Sprechen<br />
Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie ein geeigneter Kandidat für eine Insulinpumpe sind. Befolgen<br />
Sie stets die Anweisungen des medizinischen Fachpersonals und die Hinweise in der<br />
Gebrauchsanleitung der Pumpe.<br />
Verwendungszweck<br />
ANIMAS ® VIBE INSULINPUMPE<br />
Die Animas ® Vibe Insulinpumpe <strong>ist</strong> zur kontinuierlichen subkutanen Insulininfusion bei der<br />
Behandlung von Erwachsenen, adulten oder pädiatrischen Patienten mit insulinabhängigem<br />
<strong>Diabetes</strong> bestimmt. Detaillierte Informationen zur Indikationsstellung<br />
sowie Sicherheitsinformationen erhalten Sie bei Animas online unter<br />
www.animaseurope.de.<br />
Alle Produktnamen und Warenzeichen sind Eigentum der jeweiligen<br />
Rechtsinhaber.<br />
© 2012 Animas Corporation 2013/01 AN12-1912A DE<br />
Tel.: 0800-710 710 7 E-Mail: Animas-Deutschland@its.jnj.com www.animaseurope.de
Medizin<br />
Pflegegeld nicht verschenken<br />
Unter welchen Umständen wird der Antrag auf Pflegegeld bewilligt?<br />
Ende 2012 gab es dazu ein Urteil des Sozialgerichts Osnabrück, das<br />
die Rechte der betroffenen Kinder erheblich stärkt.<br />
Das Pflegegeld<br />
kann Familien<br />
helfen, die durch<br />
die <strong>Diabetes</strong>erkankung<br />
des<br />
Kindes finanzielle<br />
Einbußen haben.<br />
Bei Kindern mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
bleibt häufig ein <strong>Eltern</strong>teil<br />
zur Pflege des Kindes<br />
zu Hause. Damit können erhebliche<br />
finanzielle Einschränkungen<br />
verbunden sein. Pflegele<strong>ist</strong>ungen<br />
können eine teilweise Entlastung<br />
schaffen. Seit dem 1. Januar 2012<br />
werden bei Pflegestufe I 235 Euro/Monat<br />
Pflegegeld bzw.<br />
450 Euro als Sachle<strong>ist</strong>ung<br />
erbracht. Dies<br />
entspricht pro Jahr<br />
z. B. einem Pflegegeld<br />
von 2 820 Euro, häufig kann<br />
ein mehrjähriger Bezug erfolgen.<br />
Pflegebedürftigkeit, Pflegestufe<br />
»»<br />
Nach meiner Erfahrung besteht<br />
in vielen Fällen ein begründeter Anspruch<br />
zumindest auf Pflegestufe I.<br />
Pflegebedürftig <strong>ist</strong>, „wer wegen<br />
einer körperlichen, ge<strong>ist</strong>igen oder<br />
seelischen Krankheit oder Behinderung<br />
für die gewöhnlichen und<br />
regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen<br />
im Ablauf des täglichen<br />
Lebens, d. h. in den Bereichen der<br />
Körperpflege, der Ernährung, der<br />
Mobilität und dem Bereich der<br />
hauswirtschaftlichen Versorgung,<br />
auf Dauer, voraussichtlich für mindestens<br />
sechs Monate, in erheblichem<br />
oder höheren Maß der Hilfe<br />
bedarf.“ (§ 14 SGB XI)<br />
Kinder mit <strong>Diabetes</strong> sind regelmäßig<br />
in diesem Sinn pflegebedürftig.<br />
Die Voraussetzungen der<br />
Pflegestufe I erfüllen dabei solche<br />
Kinder, die bei der Körperpfle-<br />
ge, der Ernährung oder der Mobilität<br />
(sog. Grundpflege) für wenigstens<br />
zwei Verrichtungen aus<br />
einem oder mehreren Bereichen<br />
mindestens einmal täglich Hilfe<br />
brauchen und zusätzlich mehrfach<br />
in der Woche Hilfen bei der<br />
hauswirtschaftlichen Versorgung<br />
benötigen. Bei Kindern <strong>ist</strong> für die<br />
Zuordnung der zusätzliche Hilfebedarf<br />
gegenüber einem gesunden<br />
gleichaltrigen Kind maßgebend.<br />
Der Zeitaufwand, den ein Familienangehöriger<br />
oder eine andere,<br />
nicht als Pflegekraft ausgebildete<br />
Person für die erforderlichen<br />
Le<strong>ist</strong>ungen der Grundpflege und<br />
hauswirtschaftlichen Versorgung<br />
benötigt, muss wöchentlich im<br />
Tagesdurchschnitt mindestens 90<br />
Minuten betragen, wobei auf die<br />
Grundpflege mehr als 45 Minuten<br />
entfallen müssen. (§ 15 SGB XI)<br />
Dies <strong>ist</strong> häufiger Streitgegenstand<br />
mit den Pflegekassen.<br />
Rechtsprechung<br />
Das Bundessozialgericht hatte in<br />
Entscheidungen von 1998/1999<br />
hierzu entschieden, dass das Kochen,<br />
die portionsgerechte Bemessung<br />
und Zuteilung von Diätnahrung<br />
sowie das Einkaufen, Berechnen,<br />
Zusammenstellen und<br />
Abwiegen der Nahrung nicht zur<br />
Hinweise der Autoren zur Krankenkasse<br />
Grundpflege gehören. (BSGB 3<br />
P 3/97 R; B 3 P 10/98 R; B 3 P 5/97 R)<br />
Gleiches sollte für das Spritzen von<br />
Insulin einschließlich der BZ-Messungen<br />
gelten. (B 3 P 5/98 R) In der<br />
Folge waren verschiedene Gerichte<br />
insgesamt sehr restriktiv mit der<br />
Gewährung von Pflegestufen umgegangen.<br />
Inzwischen haben jedoch<br />
verschiedene Sozialgerichte<br />
Familien mit einem an <strong>Diabetes</strong> erkrankten<br />
Kind wieder Pflegestufen<br />
zugestanden.<br />
Das Sozialgericht Osnabrück hat<br />
in einem aktuellen Urteil vom 16.<br />
November 2012 (S 14 P 74/08) entschieden,<br />
dass bei der modernen<br />
Insulintherapie bei Insulinpumpenversorgung<br />
auch der Hilfebedarf für<br />
die Blutzuckermessung und die Insulingabe<br />
sowie der Mehraufwand<br />
für die Beaufsichtigung bei den<br />
Mahlzeiten als Hilfebedarf zu berücksichtigen<br />
sei, weil hier ein unmittelbarer<br />
zeitlicher und sachlicher<br />
Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme<br />
bestehe. Dadurch<br />
wurden die Rechte der betroffenen<br />
Kinder weiter erheblich gestärkt.<br />
Tatsächlich besteht nach meiner<br />
Erfahrung aus entsprechenden außergerichtlichen<br />
und gerichtlichen<br />
Verfahren in zahlreichen Fällen ein<br />
begründeter Anspruch eines an <strong>Diabetes</strong><br />
erkrankten Kindes zumindest<br />
auf die Pflegestufe I. Jeder An-<br />
• Nach bisheriger Erfahrung werden <strong>Eltern</strong>, die geklagt haben, danach<br />
nicht von der GKV benachteiligt.<br />
• Die einmal anerkannte Pflegestufe wird beim Wechsel der Kasse<br />
übertragen, der durch den Wechsel notwendige Neuantrag für Hilfsmittel<br />
kann Probleme machen. <strong>Eltern</strong> sollten sich vorher informieren!<br />
20<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Medizin<br />
trag erfordert jedoch eine Einzelfallentscheidung.<br />
Zwar <strong>ist</strong> nicht jede<br />
Hilfele<strong>ist</strong>ung für die Pflegestufe berücksichtigungsfähig,<br />
zahlreiche<br />
Hilfestellungen sind es jedoch. Es<br />
kommt dennoch immer wieder vor,<br />
dass zwar auf diesen Grundlagen<br />
der erforderliche Hilfebedarf vorliegt,<br />
dies von den Pflegekassen jedoch<br />
nicht anerkannt wird. Lassen<br />
Sie sich dadurch nicht entmutigen.<br />
Rechtsstreit um die Pflege<br />
Stellen Sie einen Antrag bei Ihrer<br />
Pflegekasse. Sie erhalten dann regelmäßig<br />
die Aufforderung, ein<br />
Pflegetagebuch einzureichen. Seien<br />
Sie bitte beim Erstellen der Pflegeprotokolle<br />
sehr sorgfältig; jede<br />
halbe Minute kann in der Schlussberechnung<br />
den Ausschlag geben.<br />
Sodann wird durch einen Gutachter<br />
der Krankenkasse/MDK ein<br />
Gutachten erstellt. Wird dabei ein<br />
nur geringer oder gar kein Hilfebedarf<br />
festgestellt, ergeht ein ablehnender<br />
Bescheid. Legen Sie gegen<br />
diesen Bescheid Widerspruch ein.<br />
Wird der Widerspruch abschlägig<br />
beschieden, haben Sie die Möglichkeit<br />
der (fr<strong>ist</strong>gebundenen!)<br />
Klage vor dem Sozialgericht.<br />
Das Verfahren vor dem Sozialgericht<br />
kann derzeit leider recht<br />
lange dauern. Sodann wird jedoch<br />
regelmäßig ein weiterer, gerichtlicher<br />
Gutachter bestellt und<br />
Ihr Anliegen ggf. durch Urteil entschieden.<br />
Erfahrungsgemäß haben<br />
Betroffene gute Chancen,<br />
wenn die beschriebenen Voraussetzungen<br />
vorliegen und Sie sich<br />
nicht durch die lange Verfahrensdauer<br />
abschrecken lassen.<br />
Chancen und Risiken<br />
Pflegegeld bzw. Sachle<strong>ist</strong>ung sind<br />
bei Obsiegen regelmäßig rückwirkend<br />
ab Antragstellung zu gewähren.<br />
Darüber hinaus können unter<br />
besonderen Voraussetzungen Rentenanwartschaften<br />
(§ 44 SGB XI;<br />
§ 3 SGB VI), Versicherungsschutz<br />
der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(§ 44 SGB XI; SGB VII) sowie<br />
Förderung beruflicher Weiterbildung<br />
(§ 44 SGB XI; SGB III) erworben<br />
werden.<br />
Die Kosten für einen Rechtsanwalt<br />
betragen im erstinstanzlichen<br />
Verfahren – je nach Umfang seiner<br />
Tätigkeit – ca. 600 bis 1000 Euro.<br />
Gerichtskosten entstehen nicht.<br />
Wenn vorhanden, übernimmt ggf.<br />
die Rechtschutzversicherung die<br />
Kosten oder auch die Staatskasse<br />
durch Beratungshilfe/Prozesskostenhilfe<br />
(Antrag nötig). ◼<br />
Der Artikel kann – im Hinblick auf<br />
seinen Umfang – die rechtlichen<br />
Probleme und Besonderheiten nur<br />
ansprechen, jedoch keine umfassende<br />
Rechtsberatung ersetzen.<br />
Kontakt<br />
Details zu Hilfen,<br />
die für das Pflegeprotokoll<br />
<strong>wichtig</strong><br />
sind und zu Besonderheiten<br />
bei der<br />
Insulinpumpentherapie<br />
finden Sie<br />
unter www.herzogmeyer.de<br />
(unter<br />
„Anwälte“ und<br />
„Matthias Meyer“).<br />
Matthias Meyer<br />
Rechtsanwalt, Sozius der Kanzlei<br />
Herzog. Herzog. Meyer, Itzehoe<br />
Internet: www.herzog-meyer.de<br />
E-Mail: info@herzog-herzog.de<br />
KINDER- UND<br />
JUGENDPASS DIA BE TES<br />
Die <strong>Diabetes</strong>einstellung immer im Blick, dazu Risikofaktoren wie<br />
Blutdruck und Blutfette: Mit dem Kinder- und Jugendpass <strong>Diabetes</strong><br />
unterstützen Sie Ihr Kind wirkungsvoll bei der Behandlung. Dokumentieren<br />
Sie zusammen mit Ihrem Arzt und wenn möglich auch<br />
mit Ihrem Kind die einzelnen Werte – so<br />
AZ<br />
wird nichts vergessen und<br />
alle sind auf dem aktuellen Stand der Behandlung.<br />
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E-Mail<br />
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Datum/Unterschrift<br />
□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig □ schriftlich, □ per E-Mail oder □ per Telefon<br />
über aktuelle Angebote aus seinem Programm informiert. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen.<br />
(Auch wenn Sie schon früher einer Kontaktaufnahme durch uns zugestimmt haben, bitten wir Sie, diese zu erneuern.)<br />
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Erhältlich unter:<br />
www.kirchheim-shop.de<br />
oder über:<br />
SVK-GmbH<br />
Abtlg. VA/Kirchheim-Verlag<br />
Postfach 10 60 16<br />
70049 Stuttgart<br />
Telefon: 07 11/66 72-14 83<br />
Fax: 07 11/66 72-19 74<br />
E-Mail: svk@svk.de<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
21
Nachgefragt<br />
Psychologie + Medizin<br />
Nachgefragt<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.)<br />
Leiterin Medizinische Psychologie<br />
Medizinische Hochschule Hannover<br />
E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />
Das „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>“ beantwortet Ihnen<br />
in jeder Ausgabe medizinische Fragen aus unterschiedlichster<br />
Perspektive. Besonders <strong>wichtig</strong> für<br />
<strong>Eltern</strong> von Kindern mit <strong>Diabetes</strong> sind daneben Fragen<br />
vor psychosozialem Hintergrund. Alle Fragen<br />
werden von ausgewiesenen Experten beantwortet.<br />
Kontakt<br />
Dr. Wolfgang von Schütz<br />
Oberarzt Pädiatrie III<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />
„Auf der Bult“, Hannover<br />
E-Mail: schuetz@hka.de<br />
Also schreiben Sie an links stehende<br />
E-Mail-Adressen oder einfach an:<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>, Kirchheim-Verlag,<br />
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,<br />
E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de<br />
Ausbildung, Auszug von zu Hause, weg vom Kinderdiabetologen ...<br />
Johannes wird erwachsen – was muss er beachten?<br />
Johannes beginnt<br />
bald eine Lehre<br />
und zieht von zu<br />
Hause aus. Und<br />
wie geht es mit<br />
dem <strong>Diabetes</strong><br />
weiter?<br />
Ulrich K.: Unser jetzt<br />
16-jähriger Sohn Johannes<br />
hat seit acht Jahren <strong>Diabetes</strong>. Jahrelang<br />
war sein <strong>Diabetes</strong> gut eingestellt,<br />
jetzt in der Pubertät gibt es<br />
oft große Probleme, weil er häufig<br />
vergisst, seinen Blutzucker zu messen<br />
und Insulin zu bolen.<br />
Demnächst macht er seinen Realschulabschluss<br />
und wird dann bei<br />
einem Steinmetz in die Lehre gehen.<br />
Er wird von zu Hause ausziehen<br />
und in einer anderen Stadt in<br />
einer WG leben. Wir machen uns<br />
große Sorgen, weil er dann nicht<br />
nur die Unterstützung durch sein<br />
<strong>Eltern</strong>haus, sondern auch die bisherige<br />
sehr gute Betreuung durch<br />
das Team in der <strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />
der Kinderklinik verlieren<br />
wird. Wie können wir ihm helfen?<br />
Was kommt nach der <strong>Diabetes</strong>ambulanz?<br />
Wie lange kann er noch in<br />
einer Kinderklinik betreut werden?<br />
Dr. von Schütz: Ihre Sorgen<br />
teilen Sie mit sehr vielen anderen<br />
Familien. Vorweg für Sie das<br />
Wichtigste: Die me<strong>ist</strong>en Jugendlichen<br />
mit <strong>Diabetes</strong> schaffen den<br />
Sprung ins Erwachsenenleben oh-<br />
ne schwerwiegende Komplikationen<br />
oder anhaltende Konflikte. Einige<br />
Dinge gibt es aber zu bedenken:<br />
Nicht nur für Ihren Sohn <strong>ist</strong><br />
es eine große Aufgabe, die Verantwortung<br />
für seine Insulintherapie<br />
endgültig selbst zu übernehmen.<br />
Auch für Sie als <strong>Eltern</strong> <strong>ist</strong> es schwer,<br />
nach vielen Jahren des Sorgens<br />
und Kümmerns nicht mehr die<br />
Kontrollinstanz für Ihren Sohn zu<br />
sein. Dieses Loslassen braucht Zeit.<br />
Vertrauen Sie Ihrem Sohn. Geduld<br />
<strong>ist</strong> für Sie jetzt hilfreicher als zu viel<br />
Einsatz.<br />
Es <strong>ist</strong> sehr gut und <strong>wichtig</strong>, dass Ihr<br />
Sohn in der neuen Stadt nicht alleine,<br />
sondern zusammen mit anderen<br />
jungen Menschen in einer<br />
Wohngemeinschaft leben wird.<br />
Wenn sich die Mitbewohner kennengelernt<br />
haben und anfreunden,<br />
werden sie sich untereinander<br />
helfen und aufeinander achten.<br />
Das sollte Sie beruhigen.<br />
In die Erwachsenendiabetologie<br />
wechseln die me<strong>ist</strong>en Jugendlichen<br />
mit etwa 18 Jahren, manche<br />
eher, manche später, und sehr oft<br />
mit dem Schulabschluss, dem Beginn<br />
einer Berufsausbildung oder<br />
eines Studiums. Besonders <strong>wichtig</strong><br />
<strong>ist</strong>, dass Ihr Sohn bereits vor<br />
seinem Umzug Kontakt aufnimmt<br />
zu einer diabetologischen Schwerpunktpraxis<br />
oder zu einer <strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />
in der neuen Stadt.<br />
Entsprechende Anschriften sind<br />
leicht über das Internet zu erfahren.<br />
Am besten bespricht er alles<br />
rechtzeitig mit seinem <strong>Diabetes</strong>arzt<br />
in der Kinderklinik. Dieser<br />
wird sicher sehr sorgfältig den<br />
Übergang in die Erwachsenendiabetologie<br />
mit ihrem Sohn besprechen<br />
und z. B. dafür sorgen, dass<br />
alle <strong>wichtig</strong>en Unterlagen und Befunde<br />
rechtzeitig bei dem zukünftigen<br />
Diabetologen Ihres Sohnes<br />
eintreffen.<br />
Es gibt Pläne, den Übergang der Jugendlichen<br />
in die Erwachsenenmedizin<br />
zu strukturieren, z. B. mit<br />
Übergangssprechstunden. Es <strong>ist</strong> jedoch<br />
noch völlig unklar, wann diese<br />
neuen Strukturen wirksam werden.<br />
Daher <strong>ist</strong> die rechtzeitige persönliche<br />
Kontaktaufnahme zu der<br />
neuen Schwerpunktpraxis der beste<br />
Weg, um den Übergang in die<br />
Erwachsenendiabetologie erfolgreich<br />
zu gestalten. <br />
◼<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Aktuell<br />
Anstieg<br />
bei Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
<strong>Diabetes</strong> <strong>ist</strong> eine der am weitesten verbreiteten<br />
Krankheiten. Doch was heißt das<br />
genau? Hier die aktuellen Zahlen zum Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> bei Kindern und Jugendlichen,<br />
zusammengefasst von DEJ-Chefredakteur<br />
Professor Thomas Danne.<br />
Foto: Fotolia<br />
Nach den Daten des aktuellen<br />
Atlas der Internationalen<br />
<strong>Diabetes</strong>-Föderation<br />
(IDF) haben im Jahr 2012 weltweit<br />
mehr als 371 Millionen Menschen<br />
<strong>Diabetes</strong>. Hinzu kommt eine möglicherweise<br />
ebenso große Zahl<br />
Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, bei<br />
denen die Erkrankung noch nicht<br />
diagnostiziert wurde. Der <strong>Diabetes</strong><br />
mellitus <strong>ist</strong> damit eine der häufigsten<br />
und am weitesten verbreiteten<br />
Krankheiten. Er kommt bei Menschen<br />
in jeder Altersstufe und bei<br />
allen Völkern vor.<br />
Typ 1: weltweit häufigste<br />
<strong>Diabetes</strong>form bei Kindern<br />
Etwa 90 Prozent der Betroffenen<br />
haben Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, nur 10 Prozent<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />
Bei Kindern und Jugendlichen<br />
tritt weltweit vorwiegend der Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> auf. Trotz großer geographischer<br />
Unterschiede wird<br />
überall eine deutliche Zunahme<br />
des Typ-1-<strong>Diabetes</strong> bei Kindern<br />
und Jugendlichen beobachtet. Die<br />
IDF rechnet bei einer Kinderpo-<br />
pulation von 1,9 Milliarden Kindern<br />
im Alter von 0 bis 14 Jahren<br />
mit 490 100 Kindern mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />
Auf der Grundlage veröffentlichter<br />
Studien geht die IDF von 77 800<br />
Neuerkrankungen pro Jahr aus<br />
sowie von einem Anstieg der Inzidenzrate<br />
(Inzidenz: Häufigkeit<br />
von Neuerkrankungen) von weltweit<br />
drei Prozent. Dabei liegen die<br />
tatsächlichen Zahlen sicher wesentlich<br />
höher, da vielerorts Kinder<br />
auch heute noch undiagnostiziert<br />
bleiben oder aufgrund fehlender<br />
Versorgung mit Insulin in<br />
der Ketoazidose versterben. Auch<br />
sind in vielen Ländern die Daten<br />
unvollständig oder veraltet.<br />
Kinderdiabetes hat sich in<br />
Deutschland verdoppelt<br />
In den letzten zehn Jahren hat sich<br />
das Auftreten des Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
in Deutschland verdoppelt. Zur<br />
Zeit hat etwa unter 600 Kindern eines<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> – aktuell sind<br />
es also über 30 000 Kinder bis zum<br />
19. Lebensjahr. In neun von zehn<br />
Familien <strong>ist</strong> die Erkrankung bei<br />
anderen Familienmitgliedern nie<br />
vorher aufgetreten.<br />
Die genauen Ursachen der Zunahme<br />
von <strong>Diabetes</strong> bei Kindern sind<br />
noch nicht vollständig geklärt. Dabei<br />
<strong>ist</strong> die Erkrankung ein multifaktorielles<br />
Geschehen, bei dem es zu<br />
einem Zusammentreffen von örtlichen<br />
Faktoren (in Finnland gibt<br />
es Typ-1-<strong>Diabetes</strong> am häufigsten,<br />
in Japan <strong>ist</strong> die Erkrankung sehr<br />
selten), bestimmten Viruserkrankungen,<br />
noch ungeklärten Ernährungsfaktoren<br />
(Süßigkeiten spielen<br />
keine Rolle!) und einer gewissen<br />
vererbten Empfänglichkeit<br />
kommt. Wichtig: <strong>Eltern</strong> und Kinder<br />
trifft an dem Auftreten der Erkrankung<br />
keine Schuld, und: Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> <strong>ist</strong> auch nicht ansteckend.<br />
Thomas Danne ◼<br />
Aktuelle Zahlen<br />
Eine Kampagne von<br />
diabetesDE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />
Reinhardtstr. 31, 10117 Berlin<br />
Tel. 030/20 16 77-0, E-Mail: info@diabetesde.org<br />
www.diabetesde.org<br />
Spendenkonto 60 60<br />
Bank für Sozialwirtschaft<br />
(BLZ 100 205 00)<br />
Über<br />
30 000 Kinder<br />
unter 19 Jahren<br />
haben in Deutschland<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />
In den letzten<br />
zehn Jahren hat<br />
sich sein Auftreten<br />
bei uns verdoppelt.<br />
Die Bestandsaufnahme<br />
Vorgelegt von der<br />
Deutschen <strong>Diabetes</strong>-Union<br />
zum Weltdiabetestag<br />
im November 2006.<br />
Die Bestandsaufnahme<br />
Vorgelegt zum Weltdiabetestag<br />
von diabetesDE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />
www.diabetesde.org<br />
Wer mehr wissen möchte über <strong>Diabetes</strong> in Deutschland,<br />
wird fündig im Deutschen Gesundheitsbericht<br />
<strong>Diabetes</strong> 2013. Erhältlich <strong>ist</strong> der Bericht als PDF<br />
zum Herunterladen unter www.diabetesde.org oder<br />
in der Druckversion unter www.kirchheim-shop.de.<br />
Deutscher Gesundheitsbericht <strong>Diabetes</strong> 2013<br />
Deutscher Gesundheitsbericht<br />
<strong>Diabetes</strong> 2013<br />
13<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
23
Gute Schule<br />
Serie Schulung<br />
Serie Schulung Teil 21<br />
Ausflüge<br />
mit <strong>Diabetes</strong><br />
Wer während eines Ausflugs den ganzen<br />
Tag in Bewegung <strong>ist</strong>, muss abschätzen<br />
können, wie sein Körper darauf reagiert.<br />
Dr. Datz erklärt die Grundlagen<br />
– und empfiehlt, eigene<br />
Erfahrungen zu sammeln.<br />
Helfen kann auch das<br />
<strong>Diabetes</strong>team.<br />
Foto: Fotolia<br />
Kinder mit <strong>Diabetes</strong> sollen<br />
einen ebenso aktiven Alltag<br />
haben und an Freizeitaktivitäten<br />
wie z. B. <strong>Tagesausflüge</strong>n<br />
mit der Schule, Wanderungen,<br />
Radtouren etc. teilnehmen wie andere<br />
Kinder. Für viele <strong>Eltern</strong> sind<br />
»»<br />
Für viele <strong>Eltern</strong> <strong>ist</strong> es eine Herausforderung,<br />
wenn ihr Kind an<br />
einem Ausflug teilnehmen will.<br />
solche Unternehmungen aber eine<br />
besondere Herausforderung. Sie<br />
haben Angst, dass es aufgrund der<br />
erhöhten körperlichen Belastung<br />
zu Unterzuckerungen kommt. Dies<br />
führt zum Teil dazu, dass das Kind<br />
nur nach äußerst aufwendiger Vorbereitung<br />
oder gar nicht mit zum<br />
Tagesausflug darf oder nur in Begleitung<br />
eines <strong>Eltern</strong>teils teilnehmen<br />
kann. Werden ein paar Regeln<br />
beachtet, <strong>ist</strong> dies alles aber<br />
gar nicht so schwierig!<br />
Was <strong>ist</strong> das Problem?<br />
Körperliche Aktivität<br />
<strong>Tagesausflüge</strong> mit erhöhter körperlicher<br />
Aktivität sind ähnlich zu<br />
bewerten wie sportliche Aktivitäten.<br />
Um Energie zu gewinnen, braucht<br />
der Körper Glukose. Die Glukose<br />
stammt einerseits aus den Kohlenhydraten<br />
direkt aus der Nahrung,<br />
andererseits aus den Glykogenvorräten<br />
der Muskeln und der Leber.<br />
Sobald sich ein Kind bewegt, verbraucht<br />
es mehr Glukose als in Ruhe.<br />
Der Blutzuckerspiegel sinkt also<br />
ab.<br />
Bei Kindern ohne <strong>Diabetes</strong> führt<br />
ein abfallender Blutzuckerspiegel<br />
zu einer Kette von Reaktionen, um<br />
den Blutzucker zu stabilisieren:<br />
1. Die Freisetzung von Insulin aus<br />
der Bauchspeicheldrüse wird<br />
vermindert.<br />
2. Sinkt der Insulinspiegel im Blut,<br />
wird nicht mehr so viel Glukose<br />
in die Zellen aufgenommen und<br />
gleichzeitig mehr Glukose in der<br />
Insulinreduktion bei <strong>Tagesausflüge</strong>n – Richtwerte<br />
• Bei ganztägiger Veranstaltung: Reduktion der Insulindosis<br />
morgens, mittags und zur Nacht um 30 – 50 Prozent.<br />
• Bei nachmittäglicher Veranstaltung: Reduktion der Insulindosis<br />
mittags und zur Nacht um 30 – 50 Prozent.<br />
• Ob Basal- oder Mahlzeiteninsulin reduziert werden müssen, hängt<br />
von der Belastung ab. Bei ganztägiger Belastung sollte beides reduziert<br />
werden, bei stundenweiser Belastung das Insulin, das am<br />
stärksten wirkt. Stimmen Sie mit dem <strong>Diabetes</strong>team ab, um wie viel<br />
das Basalinsulin zunächst genau gesenkt werden sollte.<br />
24<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Gute Schule<br />
Serie Schulung<br />
Leber produziert und an das Blut<br />
abgegeben.<br />
3. Glukose wird aus den Glykogenspeichern<br />
der Leber und der<br />
Muskeln freigesetzt.<br />
→ Insgesamt stabilisiert sich so der<br />
Blutzucker, ohne dass Gefahr für eine<br />
Hypoglykämie besteht.<br />
Bei Kindern mit <strong>Diabetes</strong> liegt das<br />
Problem darin, dass die Insulinmenge<br />
sich nicht reduzieren lässt,<br />
wenn der Blutzuckerspiegel abfällt,<br />
da das zuvor verabreichte Insulin<br />
entsprechend seiner Menge<br />
über einen bestimmten Zeitraum<br />
wirkt.<br />
Durch das noch vorhandene Insulin<br />
werden folgende Prozesse aufrechterhalten:<br />
1. Die Glukoseproduktion in der<br />
Leber wird gehemmt, so dass<br />
aus der Leber keine zusätzliche<br />
Glukose freigesetzt werden<br />
kann.<br />
2. Die Fettzellen nehmen Glukose<br />
auf.<br />
3. Die Muskeln sind aufgrund der<br />
Bewegung sehr insulinempfindlich<br />
und nehmen vermehrt Glukose<br />
auf<br />
→ Es wird vermehrt Glukose verbraucht,<br />
und der Blutzuckerspiegel<br />
fällt stark ab. Da die Wirkung<br />
des Insulins nicht gestoppt werden<br />
kann, droht eine Unterzuckerung.<br />
1. durch die zusätzliche Aufnahme<br />
von Kohlenhydraten<br />
2. durch eine Reduktion des Insulins<br />
Bei kurzzeitigen Aktivitäten kann<br />
es bereits ausreichen, ein bis zwei<br />
zusätzliche Kohlenhydrateinheiten<br />
zu sich zu nehmen.<br />
Bei länger anhaltenden Aktivitäten,<br />
also z. B. <strong>Tagesausflüge</strong>n, Radtouren,<br />
Skifahren, <strong>ist</strong> die körperliche<br />
Belastung so stark und lang<br />
anhaltend, dass zusätzliche Kohlenhydrate<br />
nicht ausreichend sind.<br />
Es <strong>ist</strong> in diesen Fällen notwendig,<br />
das zu diesem Zeitpunkt wirkende<br />
Insulin zu reduzieren (siehe Kasten<br />
links).<br />
Konkrete Insulinangaben sind<br />
schwierig, da jeder Körper unterschiedlich<br />
auf Belastung reagiert.<br />
Durch Beobachtung muss die individuelle<br />
Dosis selbst herausgefunden<br />
werden und sollte im Einzelnen<br />
mit dem Arzt abgesprochen<br />
werden. Bei ganztägigen Veranstaltungen<br />
kann es z. B sein, dass<br />
Ausflüge mit viel Bewegung<br />
müssen für<br />
<strong>Eltern</strong> und Kind kein<br />
Stress sein. Bevor<br />
das Kind z. B. mit der Schulklasse<br />
auf Tour geht, kann die Familie auf<br />
eigenen Ausflügen die Reaktionen<br />
Fazit<br />
Zu bedenken <strong>ist</strong> auch, dass Kinder<br />
mit <strong>Diabetes</strong> auch mehrere Stunden<br />
nach der Radtour oder der<br />
Wanderung zu niedrigen Blutzuckerwerten<br />
neigen können. Dies<br />
liegt daran, dass die Muskelzellen<br />
nach körperlicher Belastung weiterhin<br />
sehr insulinempfindlich<br />
sind und verstärkt Glukose aufnehmen,<br />
um die Glykogenspeicher<br />
wieder aufzufüllen.<br />
Dieser Vorgang kann mehrere<br />
Stunden anhalten und zu verzögert<br />
auftretenden Hypoglykämien<br />
z. B. in der folgenden Nacht führen.<br />
Deshalb sollte an solchen Tagen<br />
auch die Basalinsulinmenge<br />
zur Nacht um ca. 30 – 50 Prozent<br />
reduziert und der Blutzucker gegen<br />
22 Uhr noch einmal gemessen<br />
werden.<br />
Ausflugssituationen<br />
„trainieren“<br />
Je häufiger man besondere Situationen<br />
mit ganztägiger Belastung<br />
auf viel Bewegung<br />
beobachten und so<br />
lernen, Kohlenhydrataufnahme<br />
und<br />
Insulinmenge anzupassen.<br />
Wichtig sind häufige Blutzuckermessungen<br />
während der Ausflüge.<br />
Bei körperlicher<br />
Anstrengung unbedingt<br />
auf Unterzuckerungssymptome<br />
achten und häufiger<br />
den Blutzucker<br />
messen!<br />
Bewegt sich das Kind nun über<br />
mehrere Stunden – z. B. bei einer<br />
Radtour – besteht ein noch höheres<br />
Risiko für Unterzuckerungen.<br />
Man muss also vor der körperlichen<br />
Aktivität daran denken, die<br />
Kohlenhydrate und die Insulinmenge<br />
anzupassen, um eine Unterzuckerung<br />
zu verhindern.<br />
Kinder auf <strong>Tagesausflüge</strong><br />
vorbereiten<br />
Es gibt zwei Möglichkeiten, Unterzuckerungen<br />
bei körperlicher Belastung<br />
vorzubeugen:<br />
das Basalinsulin um 20 bis 50 Prozent<br />
reduziert werden muss und<br />
zusätzlich auch weniger Essensinsulin<br />
notwendig <strong>ist</strong>.<br />
Ganz <strong>wichtig</strong> <strong>ist</strong> auch, dass die<br />
Kinder selbstständig auf ihre Unterzuckerungssymptome<br />
achten<br />
und ihren Blutzucker häufiger<br />
messen! Unterzuckerungssymptome<br />
wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit<br />
und Schwäche sind von<br />
Erschöpfungszeichen nach körperlicher<br />
Belastung nicht unbedingt<br />
zu unterscheiden – daher<br />
sind die Blutzuckermessungen<br />
sehr <strong>wichtig</strong>!<br />
„trainiert“, desto sicherer wird die<br />
Familie im Umgang damit. Deshalb<br />
sollten Wanderungen und<br />
Radtouren keinesfalls vermieden<br />
werden, sondern sogar regelmäßig<br />
auf dem Programm stehen!<br />
Alles klar? Auf der letzten Seite<br />
gibt es noch ein Merkblatt zum<br />
Ausschneiden! Und nun viel Spaß<br />
beim nächsten Ausflug! ◼<br />
Kontakt<br />
Dr. med. Nicolin Datz<br />
Oberärztin Pädiatrie III<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />
„Auf der Bult“, Hannover<br />
E-Mail: datz@hka.de<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
25
Aktuell<br />
Exklusiv: die ersten<br />
Skin-Entwürfe<br />
Zusammen mit dem <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> startete<br />
Lilly <strong>Diabetes</strong> im Dezember 2012 den Aufruf für einen<br />
großen Kreativwettbewerb. Bis Ende Februar konnten<br />
Kinder und Jugendliche neue Pen-Outfits gestalten.<br />
Eine erste, exklusive Auswahl der Einsendungen sehen<br />
Sie links; die Gewinner des Wettbewerbs werden im<br />
April bekannt gegeben.<br />
301_302_Skin Collage_145x98_IsoV2.indd 1 31.01.13 11:45<br />
Skins<br />
sind ablösbare,<br />
bedruckte Klebefolien,<br />
die den<br />
Insulinpen verschönern.<br />
»»<br />
Schmetterlinge, Muster, das<br />
Lieblingstier – die Pen-Motive sind<br />
so bunt wie das Leben selbst.<br />
Dr. Ralph Ziegler,<br />
Kinderdiabetologe<br />
in Münster und<br />
Jurymitglied<br />
Hannah <strong>ist</strong> sechs Jahre alt<br />
und hat seit drei Jahren<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Sie <strong>ist</strong><br />
mächtig stolz auf ihren ausgemalten<br />
Skin. „Ich mag gern bunte Blumen<br />
und hab ganz viele davon gemalt.<br />
Es wäre toll, wenn mein Pen<br />
so aussehen würde“, erzählt sie<br />
und <strong>ist</strong> schon gespannt auf die Bekanntgabe<br />
der Gewinner.<br />
Aus den vielen Einsendungen<br />
der jungen Pen-Designer ermittelt<br />
nun eine Jury die Gewinner in<br />
drei Alterskategorien: Kindergarten,<br />
Grundschule, weiterführende<br />
Schule. Die Gewinner-Skins werden<br />
von Lilly <strong>Diabetes</strong> tatsächlich produziert<br />
und schmücken in Deutschland<br />
schon bald tausende Pens der<br />
Marke HumaPen® Luxura HD.<br />
Die Jurymitglieder freuen sich<br />
schon darauf, die gelungensten<br />
Motive auszuwählen. Dr. Ralph<br />
Ziegler, Kinderdiabetologe in Mün-<br />
ster: „Dass Lilly <strong>Diabetes</strong> die Skins<br />
von den Patienten selbst gestalten<br />
lässt, <strong>ist</strong> einzigartig und eine echte<br />
Motivation für unsere Kinder und<br />
Jugendlichen. In der Praxis <strong>ist</strong> der<br />
Skin-Kreativwettbewerb durchweg<br />
auf Bege<strong>ist</strong>erung gestoßen.“<br />
Und Jury-Mitglied Nehle Jacobs,<br />
<strong>Diabetes</strong>beraterin bei Dr. Ziegler,<br />
sagt: „Im Malwettbewerb von Lilly<br />
<strong>Diabetes</strong> konnten die Kinder<br />
ihrer Fantasie freien Lauf lassen<br />
und sich positiv mit ihrem <strong>Diabetes</strong><br />
auseinandersetzen, das kann<br />
die Akzeptanz für Pens und Therapie<br />
verbessern.“<br />
Ebenfalls in der Jury sind Nicole<br />
Finkenauer-Ganz, Redakteurin des<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s, und Anja<br />
Renfordt. Die Kickbox-Weltme<strong>ist</strong>erin<br />
freut sich, die Gewinnerkinder<br />
und ihre Familien kennenzulernen.<br />
Echte Experten in der Jury<br />
Das sind die Gewinne!<br />
• Alle Teilnehmer erhalten eine<br />
Gewinner-Skin als Dankeschön.<br />
• Die drei Gewinnerkinder verbringen<br />
einen Tag mit Anja<br />
Renfordt in der Sportschule in<br />
Lüdenscheid – natürlich inklusive<br />
Kickbox-Training.<br />
Natürlich sitzen auch echte Experten<br />
in der Jury: Kinder und Jugendliche<br />
mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> aus<br />
Dr. Zieglers Praxis. Sie können am<br />
besten beurteilen, welches Outfit<br />
den Pen besonders cool aussehen<br />
lässt.<br />
Die positive Resonanz zeigt, dass<br />
Lilly <strong>Diabetes</strong> mit dem Kreativwettbewerb<br />
ins Schwarze getroffen<br />
hat. Erstmals konnten Kinder<br />
und Jugendliche das Aussehen eines<br />
Pens gestalten. Bunt verziert,<br />
gefällt er ihnen viel besser und sie<br />
fühlen sich wohler bei der Therapie.<br />
Und welche Outfits haben die Kinder<br />
gemalt? „Mit dabei <strong>ist</strong> alles,<br />
was Kinder und Jugendliche bewegt<br />
und in ihrem Alltag begleitet:<br />
von bunten Schmetterlingen über<br />
abstrakte Muster bis hin zum Lieblingstier.<br />
Die Einsendungen sind so<br />
bunt wie das Kinderleben selbst“,<br />
freut sich Anja Renfordt. ◼<br />
26<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Aktuell<br />
Internetportal für Kinderdiabetologie-Studien<br />
Sie interessieren sich für aktuelle Studien und können<br />
sich vorstellen, dass Ihr Kind an einer Studie teilnimmt?<br />
Auf einem Internetportal können Sie sich reg<strong>ist</strong>rieren.<br />
Ein Internetportal für aktuelle<br />
Studien im Bereich<br />
Kinderdiabetologie will<br />
es <strong>Eltern</strong> von Kindern mit <strong>Diabetes</strong><br />
ermöglichen, sich einen Überblick<br />
über anstehende Studien zu<br />
verschaffen. Das Ziel des Portals<br />
www.diabetes-kind-studien.de <strong>ist</strong><br />
„ein neuer Weg in der <strong>Diabetes</strong>forschung:<br />
Es erlaubt Familien, ihr<br />
Interesse an Forschungsprojekten<br />
zum Thema <strong>Diabetes</strong> zu äußern<br />
und diese aktiv zu unterstützen“,<br />
schreibt die Studiengruppe des<br />
Kompetenznetzes <strong>Diabetes</strong> mel-<br />
litus um Professor Reinhard Holl<br />
(Ulm), die das Portal betreibt.<br />
Interessierte <strong>Eltern</strong> können sich<br />
dort reg<strong>ist</strong>rieren, und „durch das<br />
Portal können Forschergruppen<br />
aus verschiedenen wissenschaftlichen<br />
Disziplinen wie z. B. Psychologie,<br />
Immunologie, Genetik oder<br />
Studien-Informationen<br />
Genaue Beschreibungen unter:<br />
• www.diabetes-kind-studien.de<br />
• www.kompetenznetz-diabetesmellitus.de<br />
Therapieforschung“ mit den Familien<br />
in Kontakt treten.<br />
Datenschutz<br />
Wer sich reg<strong>ist</strong>rieren möchte,<br />
muss seine Kontaktdaten und einige<br />
Grunddaten angeben. Die<br />
Daten werden dann nach Angabe<br />
der Studiengruppe auf einem<br />
gesicherten Server der Universität<br />
Ulm gespeichert und können<br />
nur von der Studiengruppe eingesehen<br />
werden.<br />
Die Studiengruppe wählt passende<br />
Forschungsprojekte aus, ob Familien<br />
teilnehmen möchten, entscheiden<br />
sie aber erst nach eingehender<br />
Information über die Fragestellung<br />
und die Vorgehensweise. ◼<br />
„An Studien teilnehmen<br />
– warum?“<br />
Diesen Artikel von<br />
Professor Danne aus<br />
Heft 4/2009 können<br />
Sie nachlesen<br />
im Online-Archiv<br />
unter www.diabeteseltern-journal.de.<br />
Kind sein. Trotz <strong>Diabetes</strong>.<br />
Das geht. Aber oft <strong>ist</strong> es schwer.<br />
Weil Familien erst lernen müssen,<br />
mit Kinderdiabetes umzugehen.<br />
Dann hilft Dianiño.<br />
Das wirkt, doch Hilfe kostet Geld.<br />
Deshalb die Bitte des Schirmherrn<br />
der Stiftung Dianiño,<br />
Dr. Frank-Walter Steinmeier:<br />
Helfen Sie mit.<br />
Durch Spenden.<br />
»Kinderdiabetes kann heutzutage<br />
zwar gut behandelt werden,<br />
aber noch immer bedeutet<br />
die Diagnose einen tiefen<br />
Einschnitt für alle Betroffenen.<br />
Ich bin<br />
Schirmherr,<br />
weil Dianiño<br />
die Kinder und<br />
ihre <strong>Eltern</strong> nicht<br />
allein lässt und<br />
wirkungsvoll<br />
hilft, wenn sie es<br />
brauchen.«<br />
Dr. Frank-Walter<br />
Steinmeier<br />
Spendenkonto: Stiftung Dianiño, Konto-Nummer 44884, BLZ 643 500 70, Kreissparkasse Tuttlingen<br />
Infos unter Telefon 0160 968 168 78 oder www.stiftung-dianino.de<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
27
Voller Einsatz<br />
Serie <strong>Diabetes</strong>-Initiativen<br />
Zucker-Kids<br />
in Aktion<br />
Die Zucker-Kids und die Jugendgruppe<br />
des Vereins Diabetiker<br />
Sachsen sind sehr aktiv. Und<br />
preisgekrönt: 2011 erreichten<br />
die Zucker-Kids den dritten Platz<br />
beim Fine Star, dem Preis für<br />
kreative Kinderdiabetesprojekte.<br />
Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-Kind-Freizeit-Wochenende <strong>ist</strong> der Höhepunkt<br />
des Jahres – hier die Teilnehmer 2012 in Limbach-Oberfrohna.<br />
Dafür wurde auch das gesamte Fine Star-Preisgeld verwendet.<br />
Öffentlich präsentiert<br />
wurde das<br />
längste Kinderbild<br />
Sachsens im<br />
Fußballstadion<br />
Bautzen. Details<br />
des Bildes unter<br />
diabetiker-sachsen.<br />
de/kinderbild.htm<br />
Über 620 Meter lang <strong>ist</strong><br />
das längste von Kindern<br />
gemalte Bild Sachsens –<br />
und entstanden <strong>ist</strong> es durch eine<br />
Initiative des Vereins Diabetiker<br />
Sachsen e. V. Ziel der Aktion: Das<br />
Thema Kinder und Jugendliche<br />
mit <strong>Diabetes</strong> mehr Menschen bewusst<br />
machen. Kinder, u. a. aus Kitas,<br />
Schulen und Jugendhäusern,<br />
zeichneten und malten eifrig auf<br />
»»<br />
Immer <strong>ist</strong> das Kennenlernen<br />
und der Austausch der Mittelpunkt<br />
und das Ziel unserer Aktionen.<br />
Tapetenbahnen, und pünktlich<br />
zum zehnjährigen Jubiläum des<br />
Vereins 2012 war das Kunstwerk<br />
fertig.<br />
Aber nicht nur zum Jubiläum <strong>ist</strong><br />
der Verein sehr aktiv: Gegründet<br />
als Selbsthilfegruppe für Erwach-<br />
sene, kamen 2007 die Zucker-Kids<br />
für Kinder ab vier Jahren dazu und<br />
2012 die Zucker-Kids Dresden und<br />
die Jugendgruppe Sweet Hearts.<br />
Eigenständige Gruppen<br />
Die Sweet Hearts sind die ideale<br />
Gruppe für alle, die dem Zucker-Kids-Alter<br />
entwachsen sind.<br />
„Es war höchste Zeit, eine solche<br />
Gruppe zu gründen, denn die Jugendlichen<br />
waren voller Ideen und<br />
Tatendrang, für sich und andere eine<br />
Anlaufmöglichkeit zu schaffen“,<br />
sagt dazu Ralf Oehme, der Vorsitzende<br />
von Diabetiker Sachsen. Die<br />
Jugendlichen planen ihre Aktionen<br />
weitgehend selbständig, alle Unternehmungen<br />
werden aber ärztlich<br />
begleitet. Eigenständig agieren<br />
auch die Zucker-Kids Dresden mit<br />
dem erfahrenen Ronald Kuhl als<br />
eigenem Ansprechpartner.<br />
Das Einzugsgebiet des Vereins <strong>ist</strong><br />
die Region Ostsachsen; die Zucker-<br />
Kids sind in den Landkreisen Bautzen<br />
und Görlitz und in Dresden aktiv.<br />
Angeboten werden z. B. Bootstouren<br />
und Eselreiten – alles in allem<br />
„selbsthelfende Erlebnispädagogik“,<br />
wie Ralf Oehme sagt. Und: Jedes<br />
Jahr wird unter ein Motto gestellt;<br />
2013 geht es um das Thema<br />
„Wasser“.<br />
Das komplette Interview mit Ralf<br />
Oehme lesen Sie auf diabeteseltern-journal.de<br />
(Lebensecht). ◼<br />
Kontakt<br />
Diabetiker Sachsen e. V.<br />
Bischofstraße 18<br />
01877 Bischofswerda<br />
Tel.: 01 74/3 27 48 14<br />
Mail: info@diabetiker-sachsen.de<br />
Internet: diabetiker-sachsen.de<br />
28<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
<strong>Diabetes</strong>-Bü cher<br />
ab<br />
4 Jahre<br />
www.kirchheim-buchshop.de<br />
<strong>Diabetes</strong>-Buch<br />
für Kinder<br />
<strong>Diabetes</strong>,<br />
Schwangerschaft &<br />
Kinderglück<br />
Geschichten von<br />
Herrn Fettauge und<br />
seinen Freunden<br />
<strong>Diabetes</strong> bei<br />
Jugendlichen<br />
Prof. Dr. med. P. Hürter,<br />
Prof. Dr. rer. nat. K. Lange<br />
Birgit Kuhn<br />
Dr. med. Birgit Jäger-Glogauer<br />
Prof. Dr. rer. nat. K. Lange et al.<br />
3. Auflage 2005<br />
Ringbuch, 19,90 €<br />
ISBN 978-3-87409-405-4<br />
1. Auflage 2004<br />
70 S., 11,50 €<br />
ISBN 978-3-87409-377-4<br />
1. Auflage 2002<br />
28 S., 9,80 €<br />
ISBN 978-3-87409-362-01<br />
Schulungsmat., 2. Auflage 2009<br />
99,00 €<br />
ISBN 978-3-87409-444-3<br />
<strong>Diabetes</strong> bei Kindern – hier<br />
wird alles erklärt: Was <strong>ist</strong> <strong>Diabetes</strong>?<br />
Was darf ich essen und<br />
trinken? Was mache ich, damit<br />
mein Blutzucker nicht zu hoch<br />
oder zu niedrig <strong>ist</strong>? Wie messe<br />
ich richtig? Wie viel Insulin<br />
brauche ich? Wie spritze ich?<br />
Der größte Wunsch von<br />
schwangeren Diabetikerinnen<br />
<strong>ist</strong> ein gesundes Kind! Die <strong>wichtig</strong>ste<br />
Voraussetzung hierfür <strong>ist</strong><br />
eine optimale Blutzuckereinstellung.<br />
Wie Sie diese erreichen,<br />
und wie Sie sicher durch<br />
die Schwangerschaft kommen,<br />
lesen Sie in diesem praktischen<br />
Ratgeber.<br />
In den drei liebevoll illustrierten<br />
Geschichten „Der Wettstreit“,<br />
„Als Fräulein Zucker auf<br />
Reisen ging“ und „Ei Weiß auf<br />
der Insel Langer Hans“ erzählt<br />
die Autorin anschaulich, welche<br />
Rolle Fett, Zucker und Eiweiß<br />
in unserem Körper spielen,<br />
und woher unser Körper<br />
seine Energie bekommt.<br />
Dieses Schulungsmaterial für<br />
Jugendliche mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
besteht aus vier Readern:<br />
<strong>Diabetes</strong> Basics, Insulintherapie<br />
für Profis, <strong>Diabetes</strong> Specials<br />
und Pumpentherapie. Sechs<br />
jugendliche Protagon<strong>ist</strong>en mit<br />
<strong>Diabetes</strong> erklären alle Zusammenhänge<br />
und geben Tipps.<br />
Mehr Infos und Leseproben zu allen Büchern unter www.kirchheim-buchshop.de<br />
B E S T E L L C O U P O N<br />
Hiermit bestelle ich die unten eingetragenen Bücher gegen Rechnung.<br />
Alle Preise inkl. MwSt., zzgl. Ver sand ko sten:<br />
Bitte bestellen Sie bei:<br />
SVK-GmbH, Abtlg. VA/Kirchheim-Verlag<br />
Postfach 10 60 16, D-70049 Stuttgart<br />
Tel: 00 49/0711/66-72-1483,<br />
Fax: 00 49/711/66-72-1974, E-Mail: svk@svk.de<br />
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Stück Titel ISBN Einzelpreis<br />
<strong>Diabetes</strong>-Buch für Kinder 978-3-87409-405-4 19,90 €<br />
<strong>Diabetes</strong>, Schwangerschaft & Kinderglück 978-3-87409-377-4 11,50 €<br />
Geschichten von Herrn Fettauge ... 978-3-87409-362-0 9,80 €<br />
<strong>Diabetes</strong> bei Jugendlichen 978-3-87409-444-3 99,00 €<br />
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Straße<br />
PLZ/Ort<br />
E-Mail<br />
Telefon<br />
Datum/Unterschrift<br />
■ kostenloses Literaturprospekt<br />
□<br />
Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig<br />
schriftlich, per E-Mail oder per Telefon über aktuelle Angebote aus seinem<br />
Programm informiert. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen.<br />
30.0092
Im Zentrum<br />
Serie <strong>Diabetes</strong>zentren in Deutschland<br />
PRIMA Kinderklinik<br />
Darmstadt<br />
Prima lässt sich aus dem vollständigen<br />
Namen der Darmstädter<br />
Kinderkliniken Prinzessin<br />
Margaret herauslesen.<br />
Und prima <strong>ist</strong> auch das Angebot<br />
des <strong>Diabetes</strong>teams. Oberarzt<br />
Dr. Markus Freff stellt die<br />
<strong>Diabetes</strong>ambulanz vor.<br />
Das <strong>Diabetes</strong>team der Darmstädter Kinderkliniken (v. l. n. r):<br />
Sandra Göthling, Dagmar Werkmann, Dr. Markus Freff, Dr. Silke<br />
Schiemann, Doris Oberbach, Janet Banat, Alina Schwiontek, Claudia<br />
Linke, Stephanie Kempe, Chr<strong>ist</strong>ian Hofacker, Sigrid Gerlach.<br />
Das <strong>Diabetes</strong>team betreut<br />
ambulant pro Quartal ca.<br />
150 Familien mit einem<br />
Kind mit <strong>Diabetes</strong>. Um die Familien<br />
ganzheitlich kompetent begleiten<br />
zu können, arbeiten wir in<br />
einem multidisziplinären Team; es<br />
»»<br />
Die Erstbetreuung und die<br />
individuelle kontinuierliche Weiterbetreuung<br />
sind entscheidend.<br />
PRIMA Kinderkliniken<br />
<strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />
Leitung: Diabetologe<br />
Dr. Markus Freff<br />
Dieburger Straße 31<br />
64287 Darmstadt<br />
Tel.: 0 61 51/4 02-30 20<br />
E-Mail: diabetesteam@<br />
kinderkliniken.de<br />
Internet:<br />
www.kinderkliniken.de<br />
besteht aus einem Diabetologen,<br />
einer Ass<strong>ist</strong>enzärztin, drei <strong>Diabetes</strong>beraterinnen,<br />
einer <strong>Diabetes</strong>psychologin,<br />
einer Sozialpädagogin,<br />
einer Ökotrophologin und einer<br />
Physiotherapeutin. Ergänzt<br />
wird das Team durch die Kinderkrankenschwestern,<br />
Erzieherinnen<br />
und Pädagogen der Stationen.<br />
Uns liegt die kombinierte diabetologische<br />
und psychosoziale Betreuung<br />
der Familien besonders<br />
am Herzen, deshalb arbeiten wir<br />
eng mit unserer psychosomatischen<br />
Abteilung zusammen.<br />
Etwa 20 Familien schulen wir<br />
jährlich stationär bei Manifesta-<br />
tion. Neben den einwöchigen, altersangepassten<br />
Schulungen und<br />
Pumpenschulungen bieten wir<br />
seit zwei Jahren eine Motivationsschulung<br />
für Jugendliche in unserer<br />
psychosomatischen Tagesklinik<br />
an. Darüber hinaus werden Kinder<br />
und Jugendliche mit zusätzlichen<br />
psychischen/psychiatrischen<br />
Problemen mit einem strukturierten<br />
Konzept auf unserer psychosomatischen<br />
Station psychodiabetologisch<br />
betreut.<br />
Neben der Wissensvermittlung <strong>ist</strong><br />
uns der Austausch der Kinder und<br />
Jugendlichen untereinander <strong>wichtig</strong><br />
– z. B. beim gemeinsamen Kochen,<br />
Klettern, Bowlen. Auch gibt<br />
es den Kontakt mit <strong>Diabetes</strong>paten<br />
(ehemaligen Patienten); so werden<br />
die Schulungen um Selbsterlebtes<br />
und -erfahrenes bereichert.<br />
Alle Schulungen werden gründlich<br />
vor- und nachbereitet. Einerseits,<br />
um ein Konzept anzubieten, das<br />
sich an den Bedürfnissen der Kinder<br />
orientiert, andererseits auch,<br />
um den Effekt zu überprüfen. Unsere<br />
Evaluationen der letzten Jahre<br />
konnten zeigen, dass der Wissenszuwachs<br />
nachhaltig <strong>ist</strong>.<br />
Durch unsere Bemühungen für<br />
ein gutes diabetologisches Qualitätsniveau<br />
sind wir 2011 von der<br />
Deutschen <strong>Diabetes</strong> Gesellschaft<br />
als Behandlungseinrichtung für<br />
Kinder und Jugendliche mit <strong>Diabetes</strong><br />
mellitus anerkannt worden<br />
(Basisanerkennung).<br />
Dr. Markus Freff<br />
◼<br />
Besondere Angebote der <strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />
• enge Kooperation mit der psychosomatischen Abteilung<br />
• Homepage mit Infos und Merkblättern zu vielen <strong>Diabetes</strong>themen<br />
(www.kinderkliniken.de/klinik/ambulanzen/diabetologie/)<br />
• Übergangssprechstunde in Kooperation mit den ortsansässigen<br />
Erwachsenendiabetologen<br />
• Selbsthilfegruppe<br />
• regelmäßige Fortbildungen für Lehrer und Erzieher<br />
30<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Nachgefragt<br />
Recht + Soziales<br />
RA Oliver Ebert<br />
REK Rechtsanwälte Stuttgart, Balingen<br />
E-Mail: Sekretariat@rek.de<br />
Internet: www.diabetes-und-recht.de<br />
Fragen per Post bitte an:<br />
Redaktion <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz<br />
Nachgefragt<br />
Haben Sie rechtliche Schwierigkeiten?<br />
Ihre Fragen dazu können Sie Oliver Ebert<br />
per Post oder über ein Formular auf seiner<br />
Internetseite www.diabetes-und-recht.de<br />
stellen. Er erklärt, wo Probleme auf tauchen<br />
können, und bietet Lösungen.<br />
Im Vorstellungsgespräch den <strong>Diabetes</strong> angeben?<br />
Petra H.: Unsere Tochter<br />
Michaela (16 Jahre, Insulinpumpe)<br />
möchte sich bald um einen<br />
Ausbildungsplatz als Bankkauffrau<br />
bewerben. Allerdings hat<br />
sie einen Schwerbehindertenausweis.<br />
Nun sind wir unsicher, wie<br />
sie sich in den Vorstellungsgesprächen<br />
verhalten soll. Im Internet<br />
bzw. in Vorträgen höre ich unterschiedliche<br />
Meinungen: Manche<br />
sagen, sie müsse den <strong>Diabetes</strong> angeben,<br />
andere sehen aufgrund eines<br />
aktuellen Urteils nur eine Mitteilungspflicht<br />
für den Ausweis.<br />
Wieder andere behaupten, man<br />
müsse beides nur auf Nachfrage<br />
angeben. Was stimmt denn nun ?<br />
Oliver Ebert: Es stimmt,<br />
dass zu Rechtsthemen viele<br />
unterschiedliche Informationen<br />
verbreitet werden. Manches liest<br />
sich sehr überzeugend, obwohl es<br />
aus fachlicher Sicht absoluter Unsinn<br />
<strong>ist</strong>. So auch hier: Alle genannten<br />
Antworten sind falsch!<br />
Es gibt keine Verpflichtung, <strong>Diabetes</strong><br />
oder Schwerbehindertenausweis<br />
unaufgefordert mitzuteilen.<br />
Und selbst wenn der Arbeitgeber<br />
fragt, darf man me<strong>ist</strong> eine unwahre<br />
Antwort geben: Pauschale Fragen<br />
nach Erkrankungen sind im Bewerbungsgespräch<br />
grundsätzlich un-<br />
zulässig und müssen nicht wahrheitsgemäß<br />
beantwortet werden.<br />
Eine Ausnahme gilt (nur), wenn<br />
durch die Krankheit ein erhebliches<br />
Risiko für sich oder andere besteht,<br />
das sich auch durch Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
nicht genügend<br />
reduzieren lässt. Auch <strong>ist</strong> die Frage<br />
zulässig, wenn die Krankheit eine<br />
Ausübung der Tätigkeit gar nicht<br />
erst zulassen würde. Im Ergebnis<br />
besteht also vor allem bei ansteckenden<br />
Krankheiten mit erheblichem<br />
Ansteckungs- und Gefährdungspotential<br />
Auskunftspflicht.<br />
All dies <strong>ist</strong> bei <strong>Diabetes</strong> nur sehr<br />
selten der Fall. Eine Offenbarungspflicht<br />
bestünde nur dann,<br />
wenn man sicher weiß, dass die<br />
gewünschte Tätigkeit aufgrund<br />
des <strong>Diabetes</strong> nicht ausgeübt werden<br />
kann. Für die Bankausbildung<br />
spielt der <strong>Diabetes</strong> keine Rolle und<br />
muss nicht mitgeteilt werden.<br />
Die Frage nach der Schwerbehinderung<br />
war früher zulässig und<br />
musste grundsätzlich wahrheitsgemäß<br />
beantwortet werden, auch<br />
wenn es für die Stelle nicht relevant<br />
war. Heute jedoch <strong>ist</strong> jegliche<br />
Diskriminierung eines Arbeitnehmers<br />
wegen einer Behinderung<br />
ausdrücklich untersagt (nach europäischer<br />
Antidiskriminierungsrichtlinie<br />
2000/78/EG, Allgemei-<br />
»»<br />
Pauschal nach Erkrankungen zu<br />
fragen, <strong>ist</strong> im Bewerbungs gespräch<br />
unzulässig.<br />
nem Gleichbehandlungsgesetz<br />
(AGG) und der Neufassung des<br />
§ 81 Abs II SGB IX).<br />
Eine neuere Entscheidung des<br />
Bundesarbeitsgerichts (16. Februar<br />
2012, Az. 6 AZR 553/10) bestätigt<br />
dies: Das Gericht sieht dort eine<br />
Frage des Arbeitgebers nach der<br />
Schwerbehinderung grundsätzlich<br />
(nur) im bestehenden Arbeitsverhältnis<br />
und erst nach der Probezeit<br />
für zulässig an. Denn erst dann<br />
greift der gesetzliche Schutz, der<br />
sicherstellt, dass Schwerbehinderte<br />
nicht benachteiligt werden.<br />
Also, klare Antwort: Weder der<br />
<strong>Diabetes</strong> noch der Schwerbehindertenausweis<br />
müssen mitgeteilt<br />
werden.<br />
◼<br />
In Rechtsfragen auf der sicheren Seite<br />
An diesem Beispiel sieht man einmal mehr, wie<br />
<strong>wichtig</strong> es gerade bei rechtlichen Themen <strong>ist</strong>, auf<br />
gesicherte und fachkompetente Informationen zu<br />
setzen – mit dem <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> sind Sie<br />
immer bestens informiert. Im Internet finden Sie<br />
zuverlässige Informationen auf der Seite von Oliver<br />
Ebert unter www.diabetes-und-recht.de.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
31
Saison<br />
Frühling<br />
Foto: Fotolia<br />
Der Frühling <strong>ist</strong> da!<br />
Platz <strong>ist</strong> auf<br />
dem kleinsten Balkon<br />
Nun will der Lenz uns grüßen,<br />
von Mittag weht es lau; …<br />
So heißt es in einem alten Volkslied.<br />
Grüßen Sie doch mal zurück,<br />
indem Sie beim Säen und<br />
Pflanzen die Natur entdecken.<br />
Wer den Frühling singend grüßen<br />
möchte, findet eine schöne<br />
Zusammenstellung von Volksliedern<br />
in „Das Liederbuch“<br />
(Fischer Verlag, 14,90 Euro).<br />
Frühlingszeit <strong>ist</strong> Sä- und Pflanzzeit. Um selbst etwas anzubauen, braucht es keinen<br />
großen Garten – ein Balkongarten mit Blumentöpfen und Pflanzsäcken tut es auch.<br />
32<br />
Gute Tipps zum<br />
Balkongärtnern<br />
gibt es in diesem<br />
Blog: http://<br />
mauerblumen.<br />
blogspot.de<br />
In Blumentöpfen können auch Tomaten,<br />
Salat und sogar Kartoffeln<br />
gut gedeihen – ein Balkon oder eine<br />
Terrasse wird so schnell zum<br />
Gemüsegarten. Noch einfacher<br />
geht‘s mit diesen Hilfsmitteln:<br />
»»<br />
Kartoffeln, Salat, Erdbeereren,<br />
Äpfel – im kleinen Nutzgarten auf<br />
dem Balkon <strong>ist</strong> vieles möglich.<br />
Foto: Fotolia<br />
• Saatbänder, Saatteppiche, Saatscheiben:<br />
In einem Vlies sind<br />
die Samen schon im perfekten<br />
Abstand zueinander angeordnet.<br />
In dieser Art vorbereitete<br />
Samen gibt es für Salat, Kräuter,<br />
Karotten … Auch für Mini-Blumenwiesen<br />
gibt es Saatteppiche.<br />
• Pflanzsäcke: gibt es allgemein<br />
für Gemüse, aber auch in spezieller<br />
Ausführung für Karotten,<br />
Kartoffeln und Bohnen. Sie können<br />
immer wieder verwendet<br />
werden. Mit Pflanzsäcken zum<br />
Aufhängen nutzen Balkongärtner<br />
auch den Platz an Pfosten,<br />
Fallrohren und Geländern.<br />
• Hochbeet: Wer etwas mehr Platz<br />
hat auf Balkon oder Terrasse,<br />
kann auch bequem an einem<br />
speziellen Hochbeet gärtnern.<br />
• Säulenobst: Das sind Obstbäume,<br />
die auf kleinem Raum senk-<br />
recht nach oben wachsen. Säulenobst<br />
gibt es für Balkon und<br />
Terrasse als Apfel, Birne, Kirsche,<br />
Zwetsche. Auch Beerensträucher<br />
gibt es in Säulenform.<br />
• Erdbeeren: brauchen kein Beet;<br />
sie können auch in Töpfen<br />
wachsen. Gute Ernte auf kleinem<br />
Raum bescheren Hängeoder<br />
Klettererdbeeren.<br />
• Allgemein gilt: Gute Blumenerde<br />
eignet sich für den Balkongarten<br />
am besten. Und egal, in welche<br />
Gefäße gepflanzt wird: Unten<br />
im Boden sollten eines oder<br />
mehrere Löcher sein, damit zu<br />
viel Wasser ablaufen kann. ◼<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Reisen mit Kindern – mal anders<br />
Von Bauernhof bis Bali<br />
Im umgebauten LKW durch Marokko<br />
fahren, in New York eine Privatwohnung<br />
mieten, in Begleitung eines<br />
Esels durch Südfrankreich wandern,<br />
das Haus tauschen – all das<br />
<strong>ist</strong> auch mit Kindern möglich. Der<br />
Beweis: Es gibt Menschen, die so<br />
schon erfolgreich gere<strong>ist</strong> sind und<br />
in dem Buch „Reisen mit Kindern –<br />
Von Bauernhof bis Bali“ kundig und<br />
kurzweilig davon erzählen. Reiseerfahrene<br />
<strong>Eltern</strong> mit Kindern unterschiedlichen<br />
Alters berichten ausführlich<br />
und offen von den Vorund<br />
Nachteilen unterschiedlicher<br />
Reiseformen und geben Ratschläge,<br />
wie Individualurlaub mit dem<br />
Nachwuchs klappen kann. Aus erster<br />
Hand erfahren reiselustige <strong>Eltern</strong>,<br />
was in keinem Reiseführer<br />
steht – besonders, wenn es um das<br />
Reisen mit Kleinkindern geht. Ergänzt<br />
werden die 22 Berichte mit<br />
Informationen z. B. zu Kosten und<br />
Vorbereitungszeit. Hilfreich sind<br />
auch die Interviews, etwa mit einem<br />
Tropenmediziner oder einem<br />
erfahrenen Skilehrer.<br />
Das Buch macht Lust darauf, ausgetretene<br />
Tour<strong>ist</strong>enpfade zu verlassen<br />
und sich selbst und den<br />
Kindern etwas zuzutrauen. Geraldine<br />
Friedrich, die Herausgeberin,<br />
hat selbst zwei Kinder und arbeitet<br />
als Reise- und Foodjournal<strong>ist</strong>in.<br />
Auf www.reiseratte.de teilen sie<br />
und andere <strong>Journal</strong><strong>ist</strong>en ihre Reiseerfahrungen<br />
mit und ohne Kind.<br />
Geraldine Friedrich (Hrsg.): Reisen<br />
mit Kindern – Von Bauernhof bis<br />
Bali, Dryas Verlag, 2013, 300 S.,<br />
11,95€.<br />
In der Edition Reiseratte sind noch<br />
weitere Bücher über das Reisen<br />
mit und ohne Kindern erschienen<br />
(www.edition-reiseratte.de). ◼<br />
Foto: Chris Meier, Stuttgart<br />
Saison<br />
Frühling<br />
Zöliakie-Kochbuch<br />
Marleens Tipps<br />
Alle Rezepte in diesem Kochbuch für<br />
Kinder mit Zöliakie sind getestet: von<br />
Marleen, neun Jahr alt. Sie hat Zöliakie<br />
und Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Ihre Mutter, Susanne<br />
Weimer-Koschera,<br />
hat viel ausprobiert<br />
und aus<br />
den erprobten<br />
Familienrezepten<br />
ein Kochbuch zusammengestellt.<br />
Alle Rezepte<br />
sind alltags- und<br />
kindertauglich,<br />
Mit 100 Rezepten –<br />
von Kindern getestet.<br />
und mit dabei<br />
sind viele wertvolle<br />
Ratschläge<br />
der Autorin zur Organisation in der Familienküche.<br />
BE-Angaben und Marleens Tipps<br />
zum Umgang mit Zöliakie und Rezepten<br />
runden das Buch ab.<br />
S. Weimer-Koschera: Zöliakie bei Kindern –<br />
Das Kochbuch, Trias, 114 S., 17,99 Euro.<br />
Kartoffelpuffer mit Frühlingsquark – ohne Gluten und mit frischen Vitaminen aus dem Garten<br />
Foto: Stockfood<br />
Zutaten für 4 Portionen<br />
500 g mehlig kochende<br />
Kartoffeln<br />
100 g glutenfreies Mehl<br />
1 – 2 Eier<br />
125 g geriebener Gouda<br />
75 g Magerquark<br />
Salz, Pfeffer, Prise<br />
Muskatnuss, frische<br />
Kräuter (z. B. Petersilie,<br />
Schnittlauch, Salbei)<br />
Öl zum Ausbacken<br />
Nährwert-Info<br />
Susanne Weimer-Koschera,<br />
aus deren Buch „Zöliakie<br />
bei Kindern – Das Kochbuch“<br />
dieses Rezept<br />
stammt, gibt für jedes<br />
Rezept die BE-Anzahl an.<br />
Pro Portion haben die Kartoffelpuffer<br />
mit Kräuterquark<br />
3,5 BE.<br />
Zubereitung Kartoffelpuffer:<br />
1. Kartoffeln in Salzwasser kochen, schälen und noch warm<br />
durch die Kartoffelpresse drücken.<br />
2. Mehl, Eier, Käse, Magerquark unterrühren. Es sollte ein glatter<br />
Teig entstehen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen.<br />
Die Kräuter waschen, fein hacken und unter den Kartoffelteig<br />
heben.<br />
3. Kleine Küchlein formen und in heißem Öl beidseitig goldgelb<br />
ausbacken.<br />
Zubereitung Kräuterquark:<br />
1. Für den Kräuterquark 250 g Magerquark, 150 g Naturjoghurt<br />
und 1 EL Sonnenblumenöl miteinander verrühren.<br />
2. 1 EL Schnittlauch und 1 EL Petersilie waschen und sehr fein<br />
schneiden.<br />
3. Unter den Quark heben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
4. Vor dem Servieren in den Kühlschrank stellen.<br />
Zubereitungszeit: 60 Minuten<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
33
Kurz & Gut<br />
Aus der Industrie<br />
BZ-Messgerät von Beurer<br />
<strong>Messen</strong> 3 in 1<br />
GL50 heißt das Blutzuckermessgerät<br />
von Beurer, das drei Funktionen<br />
in sich vereint: Es misst natürlich<br />
den Blutzucker, enthält eine integrierte<br />
Stechhilfe und außerdem<br />
einen USB-Stick mit vorinstallierter<br />
Software (GlucoMemory). Was kann<br />
das GL50 außerdem? Messungen<br />
können markiert werden<br />
(Symbole für<br />
„vor dem<br />
Essen“ und<br />
„nach dem<br />
Essen“);<br />
zudem hat es<br />
Schick und mit<br />
Zusatzfunktionen:<br />
das GL50<br />
von Beurer.<br />
eine Unterfüllungserkennung,<br />
die eine<br />
Messung bei zu geringer<br />
Blutmenge<br />
nicht zulässt.<br />
Das GL50 gibt es in den Farben Pink,<br />
Weiß und Schwarz. Es kostet 49,99<br />
Euro (unverbindliche Preisempfehlung).<br />
Beurer gewährt auf das Gerät<br />
drei Jahre Garantie.<br />
Neue Internetseite von Medtronic<br />
Die Firma Medtronic hat eine neue Internetseite zum Thema Insulinpumpentherapie<br />
gestartet. Geboten werden auf www.medtronic-diabetes.de Informationen<br />
zu den Themenkomplexen „Bei Neudiagnose“, „Mein Kind mit <strong>Diabetes</strong>“,<br />
„Vermeidung von Unterzuckerung“, „Während der Familienplanung“ und<br />
„Weniger Folgeerkrankungen“. Viele Erfahrungsberichte machen die Seite lebendig,<br />
und natürlich gibt es auch Produktinformationen. Schön für Kinder:<br />
ein Animationsfilm, in dem Medtronic-Maskottchen Lenny erklärt, was <strong>Diabetes</strong><br />
<strong>ist</strong>. Auch Kinder mit <strong>Diabetes</strong> kommen in dem Film zu Wort.<br />
Neues Insulin von Novo zugelassen<br />
Ultra-Langzeitinsulin für Europa<br />
Insulin degludec (Handelsname: Tresiba)<br />
<strong>ist</strong> ein langwirkendes Basalinsulin.<br />
Die Wirkdauer liegt nach Angaben der<br />
dänischen Herstellerfirma Novo Nordisk<br />
bei mehr als 42 Stunden – so <strong>ist</strong> es<br />
den Verwendern von Insulin degludec<br />
möglich, den Injektionszeitpunkt zu variieren<br />
und flexibler an ihre Bedürfnisse<br />
anzupassen. Auch soll Insulin degludec<br />
helfen, das Risiko nächtlicher Hypoglykämien<br />
zu vermindern.<br />
Die Europäische Kommission hat Novo<br />
Nordisk nun für Insulin degludec die<br />
Marktzulassung erteilt, an der Markteinführung<br />
arbeitet das Unternehmen<br />
derzeit. Einige Zeit später soll auch<br />
ein Kombinationspräparat aus Insulin<br />
degludec und Insulin aspart (Ryzodeg)<br />
erhältlich sein. Zugelassen <strong>ist</strong> Insulin<br />
degludec bisher nur zur einmal täglichen<br />
Behandlung von Erwachsenen mit<br />
Typ-1- und Typ-2-<strong>Diabetes</strong>.<br />
Contour-Blutzuckermessgeräte von Bayer / 150 Jahre Bayer<br />
Schon zehn Jahre ohne Codieren<br />
Seit nunmehr zehn Jahren können Menschen<br />
mit <strong>Diabetes</strong> ihren Blutzucker mit<br />
Contour-Blutzuckermessgeräten bestimmen,<br />
ohne den Code der Teststreifenpackung<br />
eingeben zu müssen. Denn: Das Gerät<br />
codiert automatisch mit jedem neuen<br />
Sensor und <strong>ist</strong> ohne weitere Voreinstellung<br />
sofort einsatzbereit. Obwohl die automatische<br />
Codierung Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
die Blutzuckerselbstkontrolle einfacher, sicherer<br />
und zeiteffektiver macht, verfügen<br />
bis heute nicht alle Geräte auf dem Markt<br />
über diese Technik, schreibt Bayer in einer<br />
Pressemitteilung.<br />
Stolz <strong>ist</strong> man bei Bayer auch auf das neue<br />
Multi-Puls-Prinzip, bei dem sieben aufeinanderfolgende<br />
Messimpulse einen hochpräzisen<br />
Messwert ergeben, wie Claudia<br />
Geis, Leiterin <strong>Diabetes</strong> Care, ausführt.<br />
Übrigens wird das Unternehmen Bayer in<br />
diesem Jahr 150 Jahre alt. Wer sich für die<br />
Aktionen rund um das Jubiläum interessiert<br />
(z. B. für die Jubiläums-Tour), klickt auf<br />
www. bayer.de/de/150-jahre-bayer.aspx.<br />
Kein Codieren mit Contour: einfach den Sensor<br />
in das Gerät stecken und fertig.<br />
Messgerät Aviva misst genau<br />
Neue Normen<br />
Voraussichtlich ab Mitte 2013 gelten<br />
strengere Normen für die Genauigkeit<br />
von Blutzuckermessgeräten.<br />
Zwei Studien des Instituts für <strong>Diabetes</strong>-Technologie<br />
zeigen, dass fast<br />
jedes zweite getestete Gerät die neuen<br />
Normen nicht erfüllt, teilt Roche<br />
Diagnostics mit. Auch bei den Teststreifen<br />
gebe es große Unterschiede:<br />
Nachgewiesen wurden Abweichungen<br />
von bis zu 13 Prozent zwischen<br />
verschiedenen Chargen eines Herstellers.<br />
Gut abgeschnitten haben<br />
die Accu-Chek-Systeme: Sie erfüllen<br />
schon die neue Norm. Accu-Chek<br />
Aviva zeigte zudem sehr geringe Abweichungen<br />
innerhalb verschiedener<br />
Teststreifenchargen, so Roche.<br />
34<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Mit<br />
dem Heinrich-<br />
Sauer-Preis<br />
ausgezeichnet<br />
Das ABC der Insulinpumpentherapie (CSII)<br />
und der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM)<br />
inklusive Pumpen Notfall-Pocket<br />
für unterwegs<br />
Ulrike Thurm und Bernhard Gehr<br />
CGM- und Insulinpumpenfibel<br />
2. Auflage 2013, 472 Seiten<br />
24,90 €, ISBN 978-3-87409-535-8<br />
Überall im Buchhandel<br />
oder gleich hier bestellen:<br />
per Telefon<br />
07 11/ 66 72-14 83<br />
per Internet<br />
www.kirchheim-shop.de<br />
80.0011<br />
per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />
Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
per Mail<br />
svk@svk.de<br />
Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag
Lucas Welt<br />
Ende der<br />
Luca<br />
Denkinger<br />
Michael<br />
Denkinger<br />
Bloggen Sie mit!<br />
Einfach auf www.diabeteseltern-journal.de/blog<br />
Lucas Welt<br />
kommentieren, eigene Erfahrungen<br />
schildern, mitreden ...<br />
Pumpen-Plauderei<br />
So, Luca, nicht erschrecken, gleich<br />
macht es Klack, es gibt einen<br />
kurzen Stich – dann sitzt<br />
die Kanüle.“<br />
Das Jahr 2013 <strong>ist</strong> exakt 17 Tage alt, als<br />
sich diese Szene abspielt. Luca hat seinen<br />
ganzen Mut zusammengenommen<br />
und bei der vierteljährlichen Generaluntersuchung<br />
im Kinderklinikum alle<br />
Fragen der Ärztin mit „Ja, ich will!“ beantwortet.<br />
Zwei Minuten später sitzt die<br />
Injektionsnadel knapp über seiner linken<br />
Pobacke – diese Stelle hat der Neunjährige<br />
für den ersten Probelauf ausgewählt.<br />
Mit Insulin versorgt die Pumpe<br />
Luca erst einmal nicht. Er soll zunächst<br />
herausfinden, ob ihm das Gerät an<br />
dieser Körperstelle angenehm <strong>ist</strong> oder<br />
nicht. Eine Entscheidung hat er fix getroffen:<br />
Er möchte eine Insulinpumpe.<br />
Und das, obwohl er die Pumpentherapie<br />
Ende 2012 nach der ersten Euphorie abgelehnt<br />
hat, weil nach der Fixierung des Pumpenkatheters die<br />
Einstichstelle schmerzte. Im Januar 2013 widerlegt Luca den<br />
Slogan „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“,<br />
willigt für eine weitere Pumpen-Plauderei ein und lässt sich das<br />
Gerät testweise anlegen.<br />
»»„Ja, ich will!“ war Lucas<br />
klare Antwort auf alle Pumpenfragen<br />
seiner Ärztin.<br />
Illustration: Chr<strong>ist</strong>ian Mentzel<br />
Er schafft es dann doch, während des Klinikaufenthalts je einmal<br />
auf das Frühstück und auf das Abendessen oder die abendliche<br />
Brotzeit zu verzichten, um die Insulinpumpe<br />
richtig einzustellen.<br />
Ob es am (Teil-)Fasten liegt, dass er<br />
schon wieder einen Schabernack plant?<br />
„Papa, ich habe da eine Idee: Beim<br />
nächsten Kindergeburtstag stopfe ich<br />
mich mit Süßem voll und warte ab, wie<br />
die Kinder reagieren. Die wundern sich<br />
bestimmt, wenn ich nicht spritze. Sie<br />
wissen ja nicht, dass ich zuvor alles genau<br />
in die Insulinpumpe eingegeben habe.<br />
Toll, oder?“ Was sagt man als Vater<br />
in einem solchen Moment? Zunächst<br />
nichts! Man(n) freut sich darüber, wie<br />
sich ein junger Mensch seit seinem vierten<br />
Lebensjahr mit dem Handicap <strong>Diabetes</strong><br />
abfindet und jetzt mutig einen weiteren<br />
Schritt in eine Zukunft geht, die<br />
ihm mehr Freiheit erlaubt als je zuvor.<br />
Wenig später machen meine Frau und<br />
ich Luca deutlich, dass er sich diesen<br />
Spaß aus dem Kopf schlagen soll. Wir<br />
erkären ihm außerdem, dass Begriffe wie Disziplin und Konstanz<br />
auch zur Insulinpumpentherapie gehören und dass er<br />
seinen Blutzuckerwert nicht regelmäßig nach oben treiben<br />
darf, wohl wissend, dass er ihn per Knopfdruck wieder flott<br />
regulieren kann.<br />
„Cool, nichts tut weh, und außerdem spüre ich kaum etwas“,<br />
sagt der Bub und strahlt. Wenige Tage danach fährt er mit seiner<br />
Schwester Schlitten, spielt mit seinem Bruder Fußball und<br />
trägt den Mini-Computer auch in der Schule. Die Schulung im<br />
März absolviert er mit Bravour. Zehn Tage muss er mit seiner<br />
Mama im Klinikum bleiben. Und das, obwohl er große Bedenken<br />
hat, als die Ärztin erklärt, was nüchtern bedeutet. Luca sauer:<br />
„Wie jetzt? Einmal am Tag nix essen? Das schaffe ich nicht!“<br />
Sollte ihm jedoch künftig außerplanmäßig der Sinn nach einem<br />
Fruchtjoghurt stehen, kann er das machen, was er im Grunde<br />
noch nie in seinem Leben gemacht hat: essen wie alle anderen,<br />
ohne dauernd zu fragen. Vorausgesetzt, er beherrscht<br />
die Pumpentherapie alleine. Das <strong>ist</strong> für uns alle – zumindest<br />
im Moment – ein ganz neues Lebensgefühl.<br />
◼<br />
Michael Denkinger (42) lebt mit seiner Familie in Memmingen und hat<br />
drei Kinder: Luca (9 Jahre), Angelina (12) und Timo (5). Er <strong>ist</strong> Inhaber<br />
des Unternehmens Denkinger – Kommunikation, PR & Social Media.<br />
Internet: www.denkinger-kommunikation.com<br />
36<br />
www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013
Zum Aufbewahren<br />
Gut vorbereitet<br />
auf Ausflüge und Sport<br />
Wer über mehrere Stunden körperlich aktiv sein möchte, sollte sich gut vorbereiten. Dabei hilft das<br />
<strong>Diabetes</strong>team.<br />
Vor der Aktivität klären!<br />
• Art und Dauer der Bewegung<br />
• Zeitpunkt der körperlichen Aktivität<br />
• Zeitpunkt der letzten Insulingabe<br />
• welches Insulin zuletzt gegeben wurde<br />
Der Ausgangsblutzucker<br />
• Der Ausgangsblutzucker vor mehrstündiger Aktivität<br />
sollte im Mittel bei 160 mg/dl (8,9 mmol) liegen.<br />
• Bei Werten über 250 mg/dl (13,9 mmol/l) muss erst<br />
ein Ketontest durchgeführt werden – mit der Aktivität<br />
starten kann man nur mit negativem Ketontest.<br />
Insulinanpassung<br />
Spritzentherapie (ICT) und Aktivität am<br />
Vormittag<br />
• Bolusinsulin zum Frühstück reduzieren und das<br />
Basalinsulin um 30 bis 50 Prozent reduzieren.<br />
Spritzentherapie (ICT) und ganztägige Aktivität<br />
• Bolusinsulin reduzieren, ebenso Basalinsulin um<br />
mindestens 50 Prozent.<br />
• Zusätzlich sollte in der auf die Aktivität folgenden<br />
Nacht die Basalinsulindosis auch um 30 bis 50 Prozent<br />
reduziert werden.<br />
Bei Pumpentherapie<br />
• Reduzierung der Basalrate ab Aktivitätsbeginn um<br />
30 bis 50 Prozent; die Menge kann je nach Belastungsintensität<br />
jederzeit angepasst werden und<br />
muss nicht weit im Voraus geplant werden.<br />
• In der auf die Aktivität folgenden Nacht <strong>ist</strong> es zu<br />
empfehlen, die Basalinsulindosis um 30 bis 50 Prozent<br />
zu reduzieren.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />
Das muss mit – die Checkl<strong>ist</strong>e<br />
• Blutzuckermessgerät mit ausreichend Teststreifen → Wichtig:<br />
mindestens alle 60 Minuten während der Aktivität messen.<br />
• Stechhilfe und Lanzetten<br />
• Ketontest<br />
• Traubenzucker/flüssiger Traubenzucker (z. B. Jubin, Hypofit)<br />
• ausreichend (Not-) Kohlenhydrate → Müsliriegel, Vollkornbrot<br />
• Getränke → Wichtig: alle 30 bis 45 Minuten etwas trinken,<br />
auch Saftschorle <strong>ist</strong> möglich (je nach Blutzuckerwert).<br />
• eventuell Glukagonspritze<br />
• bei Spritzentherapie: Insulinspritzen und Insulin oder Pen mit<br />
Nadeln, Spritzenplan<br />
• bei Insulinpumpentherapie: Ersatzkatheter, Schutzpflaster,<br />
Desinfektionsspray, Pumpenplan<br />
www.diabetes-eltern-journal.de<br />
Dieser Bogen wurde erstellt von Kerstin Remus, <strong>Diabetes</strong>beraterin DDG,<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover<br />
37
Sie haben<br />
Wünsche.<br />
Erik will mehr<br />
Selbstvertrauen …<br />
… Julia will mehr<br />
Unabhängigkeit im<br />
Alltag mit <strong>Diabetes</strong>.<br />
Service rund<br />
um die Uhr<br />
Intelligente<br />
Technologie<br />
Einfach zu<br />
bedienen<br />
AVS 217 13 008-027913<br />
www.bgstar.de<br />
iPhone und iPod touch sind im Lieferumfang des iBGStar® nicht enthalten. iBGStar® <strong>ist</strong> direkt kompatibel mit iPhone 4S, 4, 3GS und 3G sowie iPod touch der 2., 3. und 4. Generation. Die iBGStar®-<strong>Diabetes</strong>-Manager-App <strong>ist</strong> über den<br />
App-Store erhältlich. iPhone und iPod touch sind Warenzeichen der Apple Inc., eingetragen in den USA und in anderen Ländern.