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Diabetes Eltern-Journal Tagesausflüge: Häufiges Messen ist wichtig (Vorschau)

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1 | 2013 77243<br />

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<strong>Tagesausflüge</strong><br />

<strong>Häufiges</strong> <strong>Messen</strong><br />

<strong>ist</strong> <strong>wichtig</strong><br />

mit EXTRA-Checkl<strong>ist</strong>e<br />

Belastung <strong>Diabetes</strong><br />

Tipps zur<br />

Stress-Reduzierung<br />

Pflegestufe<br />

Kein Geld verschenken<br />

Hautinfektionen<br />

Beim <strong>Messen</strong> auf<br />

Hygiene achten<br />

Seite 33<br />

Kartoffelpuffer mit Quark<br />

Ohne Gluten, mit Vitaminen


40 köstlich leichte<br />

Genießerrezepte<br />

– auch für Diabetiker –<br />

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1. Auflage 2012, 96 Seiten, Kirchheim-Verlag<br />

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per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />

Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />

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Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag


Editorial<br />

Frühjahrsputz – überall<br />

Liebe <strong>Eltern</strong>, liebe Kinder,<br />

liebe <strong>Diabetes</strong>-Teens und -Profis,<br />

Prof. Dr. med. Thomas Danne<br />

Chefarzt Kinderkrankenhaus auf der Bult,<br />

gemeinsam mit seinen Kindern Richard und Valerie<br />

Wenn sich Frühlingssonne und Vogelzwitschern nach<br />

den schneereichen Tagen endlich durch unsere Fensterscheiben<br />

gekämpft haben, kommt vieles an den Tag:<br />

Manchmal sind es alte Zeitungen, die man noch in Ruhe<br />

lesen wollte, oder der abgebaute alte Schrank, den der<br />

Bruder eigentlich abholen wollte. Dabei lehrte uns schon<br />

meine Großmutter: Wer Ordnung hält, hat mehr Platz<br />

und mehr Zeit, weil er sich das ständige Suchen spart.<br />

Das Frühjahr <strong>ist</strong> ideal, um das ewige dumme Gefühl<br />

loszuwerden, endlich mal aufräumen zu müssen, und<br />

ein Frühjahrsputz <strong>ist</strong> das ideale gemeinsame Projekt<br />

für die Familie. Wie beim <strong>Diabetes</strong> erscheint mir dabei<br />

die <strong>wichtig</strong>ste Strategie, alles zu vermeiden, was nach<br />

Schuldzuweisung klingt – es sind nicht nur die alten<br />

Puppen der Kinder, ihre Frauenzeitschriften oder meine<br />

Computerkabel, die die Unordnung verursachen! Ganz<br />

gefährlich <strong>ist</strong> es, Dinge wegzuwerfen, ohne den Besitzer<br />

zu fragen – so überflüssig die Sachen auch scheinen.<br />

Gerade für Kinder haben anscheinend nutzlose Gegenstände<br />

bekanntlich oft geradezu ex<strong>ist</strong>enzielle Bedeutung.<br />

Um das Aufräumen mit falschen Informationen und<br />

Vorurteilen geht es in mehreren Beiträgen dieses Hefts:<br />

Hier finden Sie Informationen zum Pflegegeld und zum<br />

richtigen Umgang mit dem Schwerbehindertenausweis<br />

bei Bewerbungsgesprächen. Der Vorsitzende der Deutschen<br />

<strong>Diabetes</strong>-Hilfe – Menschen mit <strong>Diabetes</strong> (DDH-M),<br />

Jan Twachtmann, erzählt, wie er von Anfang an offen mit<br />

seinem <strong>Diabetes</strong> umgegangen <strong>ist</strong>. Und im Schulungsteil<br />

und in Zum Aufbewahren gibt es dann alle notwendigen<br />

Tipps, damit bei einem Ausflug in die Frühlingsluft<br />

nichts schiefgehen kann.<br />

Wer innen wie außen aufgeräumt hat, hat vielleicht Zeit<br />

für etwas Neues – wie Luca, der mit einer Insulinpumpe<br />

ein neues Kapitel mit seinem <strong>Diabetes</strong> beginnt oder,<br />

»»<br />

In mehreren Beiträgen wird gründlich<br />

aufgeräumt mit falschen Informationen.<br />

wie im Saisonteil beschrieben, für einen Balkongarten,<br />

in dem das eigene Gemüse wächst. Das Team des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />

hofft, dass Sie auch in diesem Heft<br />

(wie immer elektronisch oder konventionell zu lesen)<br />

viel Interessantes, Neues und vielleicht auch mal was<br />

zur Bekämpfung der nach dem Frühjahrsputz auftretenden<br />

Frühjahrsmüdigkeit finden.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch/Ihnen<br />

im Namen des gesamten Teams<br />

Ihr<br />

Prof. Thomas Danne<br />

Chefredakteur „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>“<br />

Jetzt auch im<br />

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<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

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3


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□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig □ schriftlich,<br />

□ per E-Mail oder □ Telefon über aktuelle Angebote aus seinem Programm informiert.<br />

Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen.<br />

01.0101


Impressum<br />

Inhalt<br />

Herausgeber und Verlag:<br />

Verlag Kirchheim + Co GmbH, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,<br />

Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-0, Fax: 0 61 31/ 9 60 70-70,<br />

E-Mail: info@kirchheim-verlag.de,<br />

Internet: www.kirchheim-verlag.de<br />

Chefredakteur:<br />

Prof. Dr. med. Thomas Danne, Hannover,<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“,<br />

Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover, E-Mail: danne@hka.de<br />

Stellvertretende Chefredakteure:<br />

Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.),<br />

Med. Hochschule Hannover, Carl-Neuberg-Straße 1,<br />

30625 Hannover, E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />

Günter Nuber,<br />

Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-30,<br />

E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de<br />

Redaktion:<br />

Nicole Finkenauer-Ganz, Kirchheim-Verlag, Mainz,<br />

E-Mail: finkenauer@kirchheim-verlag.de<br />

Ständige Mitarbeiter:<br />

Oliver Ebert, Stuttgart – Dr. med. Wolfgang von Schütz, Hannover<br />

– Prof. Dr. med. Olga Kordonouri, Hannover – Dr. med. Nicolin<br />

Datz, Hannover<br />

Organschaft:<br />

Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> <strong>ist</strong> Organ der Arbeitsgemeinschaft<br />

Pädiatrische Diabetologie (AGPD).<br />

Internet:<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

Geschäftsführung: Günter Nuber, Reiner Wolf<br />

Anzeigenleitung: Björn Lindenau<br />

Anzeigendisposition: Margarete Hahn, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-91<br />

(Anzeigenpreisl<strong>ist</strong>e Nr. 4 vom 1. Januar 2013)<br />

Layout: Ulrika Henninger<br />

Abonnenten-Service: InTime Media Services GmbH,<br />

Leserservice Kirchheim-Verlag,<br />

Steffi Krawiec, Postfach 1363, 82034 Deisenhofen,<br />

Tel.: 0 89 / 8 58 53-801, Fax: 0 89 / 8 58 53-888<br />

Leser-Service: Steffie Wolf, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-62<br />

Buch-Service: Ursula Zehnter, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-28<br />

Erscheinungsweise: viermal jährlich<br />

Bestellung: über jede Buchhandlung oder InTime Services, zum<br />

Jahres-Abonnementspreis von jährlich 14,60 € (pro Heft 3,65 €).<br />

Die Kündigung des Abonnements <strong>ist</strong> jederzeit möglich. <strong>Diabetes</strong>-<br />

<strong>Journal</strong>-Abonnenten können das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> kostenlos<br />

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Druck: Hofmann Infocom GmbH, 90411 Nürnberg<br />

Alle Rechte bleiben dem Verlag nach Maßgabe der gesetzlichen<br />

Bestimmungen vorbehalten. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung.<br />

Gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />

Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle <strong>ist</strong> eine Verwertung<br />

ohne Einwilligung des Verlags strafbar. Wir weisen darauf hin,<br />

dass diätetische Lebensmittel entsprechend ihres Nährstoff- und<br />

Kaloriengehaltes auf die ärztliche Diätverordnung angerechnet<br />

werden müssen.<br />

Der Anzeigenteil der Zeitschrift <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> steht<br />

außerhalb der Verantwortung der Redaktion. Anzeigen und<br />

Fremdbeilagen stellen allein die Meinung der dort erkennbaren<br />

Auftraggeber dar.<br />

© Kirchheim-Verlag, Mainz<br />

Titelbild: PantherMedia<br />

ISSN 1865-7656<br />

6. Jahrgang<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

Aktuell<br />

Kampagne „<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt!“ 6<br />

Anstieg bei Typ-1-<strong>Diabetes</strong> 23<br />

Lilly-Kreativwettbewerb: die ersten<br />

Skin-Entwürfe 26<br />

Internetportal für<br />

Kinderdiabetologie-Studien 27<br />

Kurz & Gut<br />

Meldungen Baby + Kleinkind 11<br />

Meldungen Kinder + Jugendliche 17<br />

Aus der Industrie 34<br />

Medizin<br />

Abszesse und andere eitrige<br />

Unannehmlichkeiten 8<br />

Pflegestufe: ja oder nein? 18<br />

Lebensecht<br />

Stark engagiert – auch international –<br />

Interview mit Jan Twachtmann 12<br />

Psychologie<br />

Stress lass nach! – Teil 2 14<br />

Nachgefragt<br />

Psychologie + Medizin 22<br />

Recht + Soziales 31<br />

Serien<br />

Gute Schule Teil 21<br />

Ausflüge mit <strong>Diabetes</strong> 24<br />

Voller Einsatz<br />

Zucker-Kids in Aktion 28<br />

Im Zentrum<br />

PRIMA Kinderklinik Darmstadt 30<br />

Rubriken<br />

Frühlingsspaß (mit Rezept) 32<br />

Lucas Welt 36<br />

Zum Aufbewahren<br />

Gut vorbereitet auf Ausflüge und Sport 37<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

Wie ein Abszess<br />

entsteht, erklären<br />

Dr. Martin Holder<br />

und Béla Bartus. S. 8<br />

Um Stresskomponenten<br />

geht es im<br />

Beitrag von Professor<br />

Karin Lange. S. 14<br />

Anwalt Matthias Meyer<br />

und Dr. Simone von<br />

Sengbusch: Pro & Contra<br />

Pflegegeld. S. 18<br />

Dr. Nicolin Datz<br />

weiß genau, was bei<br />

einem Ausflug zu<br />

beachten <strong>ist</strong>. S. 24<br />

5


Aktuell<br />

Aktuell: Kampagne<br />

„<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt!“<br />

Am 22. September <strong>ist</strong> Bundestagswahl.<br />

Bis dahin will diabetesDE – Deutsche<br />

<strong>Diabetes</strong>-Hilfe Politiker auf das Thema<br />

<strong>Diabetes</strong> aufmerksam machen. An der<br />

Kampagne „<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt!“<br />

können sich alle beteiligen.<br />

In Deutschland befasst sich<br />

die Politik zu wenig mit dem<br />

Thema <strong>Diabetes</strong>: Trotz Empfehlung<br />

von der EU gibt es nach<br />

wie vor keine Nationale <strong>Diabetes</strong>strategie.<br />

Mit einer groß angelegten<br />

Kampagne versucht diabetes-<br />

DE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe, im<br />

Wahljahr das Thema <strong>Diabetes</strong> in<br />

den Köpfen der Politiker zu verankern,<br />

so dass es bei den Koalitionsverhandlungen<br />

im Herbst 2013 berücksichtigt<br />

wird.<br />

Gemeinsame Kampagne<br />

der Betroffenen<br />

<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt!<br />

• Die Kampagne <strong>ist</strong> ein Projekt von diabetesDE –<br />

Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe.<br />

• Ziele: Sicherung der bestmöglichen Versorgung,<br />

Förderung eines gesunden Lebensstils, Stärkung<br />

der Selbsthilfe.<br />

Das Hauptanliegen: eine Nationale<br />

<strong>Diabetes</strong>strategie für Deutschland.<br />

• Mehr Informationen zur Kampagne unter<br />

www.diabetes-stoppen.de.<br />

»»<br />

Ziel der Kampagne <strong>ist</strong>, dass das<br />

Thema <strong>Diabetes</strong> bei den Koalitionsverhandlungen<br />

berücksichtigt wird.<br />

Seit Anfang März <strong>ist</strong> die Internetseite<br />

www.diabetes-stoppen.de im<br />

Netz erreichbar. Auf ihr sind aktuelle<br />

Informationen zu finden, wie<br />

sich alle, die direkt oder indirekt<br />

von den verschiedenen <strong>Diabetes</strong>formen<br />

betroffen sind, in die Kam-<br />

pagne einbringen können. <strong>Diabetes</strong>,<br />

das bedeutet: sechs Millionen<br />

Betroffene in Deutschland und<br />

1 000 Neuerkrankungen am Tag.<br />

Mindestens jeder zehnte Wähler<br />

<strong>ist</strong> also irgendwie von <strong>Diabetes</strong><br />

betroffen – warum also wird <strong>Diabetes</strong><br />

nicht auch mal zum Thema<br />

bei den vielen Gesprächen im Rahmen<br />

des Wahlkampfs gemacht?<br />

Natürlich haben „nur“ 300 000<br />

Menschen Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, aber<br />

von der gegenwärtigen politischen<br />

Strategie mit dem vordringlichen<br />

Ziel der kurzfr<strong>ist</strong>igen Kostenreduktion<br />

wird erwartungsgemäß<br />

kein Unterschied zwischen <strong>Diabetes</strong>typen<br />

gemacht. Auch wenn<br />

es <strong>Eltern</strong> von Kindern mit <strong>Diabetes</strong><br />

vielleicht im ersten Moment<br />

schwer fällt, sich mit dem Kampagnenslogan<br />

„<strong>Diabetes</strong> stoppen<br />

– jetzt“ zu identifizieren, so wird<br />

beim Blick auf die Kampagnenziele<br />

das gemeinsame Anliegen<br />

rasch deutlich.<br />

6<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Aktuell<br />

Drei große Themenblöcke<br />

Es geht um drei übergeordnete<br />

Themenblöcke: Erstens soll die<br />

bestmögliche Versorgung gesichert<br />

werden, zweitens Maßnahmen zur<br />

Förderung des gesunden Lebensstils<br />

gefordert und drittens die Selbsthilfe<br />

gestärkt werden.<br />

Gesundheitspolitisch müssen wir<br />

auch in Deutschland von kurzfr<strong>ist</strong>igen<br />

Projekten und Einzelentscheidungen<br />

wegkommen.<br />

Das Hauptanliegen <strong>ist</strong> die Realisierung<br />

einer Nationalen <strong>Diabetes</strong>strategie<br />

für Deutschland.<br />

In 16 von 27 europäischen Ländern<br />

gibt es eine solche Strategie,<br />

in Deutschland hingegen noch<br />

nicht.<br />

Vereinte Nationen, WHO und die<br />

Europäische Kommission empfehlen<br />

die Etablierung nationaler<br />

Aktionspläne gegen chronische<br />

Krankheiten und <strong>Diabetes</strong> im<br />

Speziellen. Ein Teil der Kampagne<br />

<strong>ist</strong> deshalb die Aktion Schreib‘ eine<br />

Postkarte an die Bundeskanzlerin!,<br />

mit der die Unterstützer der<br />

Kampagne eines von drei provokativen<br />

Postkartenmotiven versenden<br />

können, um ihrer persönlichen<br />

Forderung im Rahmen einer<br />

Nationalen <strong>Diabetes</strong>strategie<br />

Ausdruck zu verleihen.<br />

Individuelle Anliegen in die<br />

Kampagne einbringen<br />

Hinsichtlich der bestmöglichen<br />

Versorgung kann dies zum Beispiel<br />

die Erstattung der kontinuierlichen<br />

Glukosemesssysteme (CGM)<br />

sein oder die bessere Förderung<br />

der Forschung zugunsten einer<br />

Vermeidung und Heilung von <strong>Diabetes</strong><br />

in Deutschland. Beim Themenblock<br />

der Förderung des gesunden<br />

Lebensstils kann es um die<br />

volle Stunde Sport in der Schule<br />

gehen, die auch Kindern mit Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> guttut, oder um das<br />

Verbot von an Kinder gerichtete<br />

Werbung für übergewichtsfördernde<br />

Lebensmittel und Getränke,<br />

da auch viele Kinder und Jugendliche<br />

mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> mit<br />

Gewichtsproblemen zu kämpfen<br />

haben. Beim dritten Thema kann<br />

für Kinder mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> die<br />

Stärkung der Selbsthilfe bedeuten,<br />

dass ihr Selbstmanagement so früh<br />

wie möglich durch Kinder- und Jugendfreizeiten<br />

gefördert werden<br />

müsste, wofür viel zu häufig entsprechende<br />

Mittel fehlen.<br />

Entscheidungen des G-BA<br />

wecken Befürchtungen<br />

Wie <strong>wichtig</strong> es <strong>ist</strong>, sich gesundheitspolitisch<br />

zu engagieren, haben<br />

Entscheidungen der letzten<br />

Wochen wieder gezeigt: Im Gemeinsamen<br />

Bundesausschuss (G-<br />

BA) wurden richtungsweisende<br />

Entscheidungen gefällt, die zwar<br />

zunächst primär Menschen mit<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> betreffen, aber<br />

einen forschungs- und innovationsfeindlichen<br />

Kurs aufzeigen,<br />

der bald auch Folgen für Kinder<br />

mit <strong>Diabetes</strong> haben kann.<br />

So <strong>ist</strong> zum Beispiel der von deutschen<br />

Forschern entwickelte<br />

Blutzuckersenker Linagliptin<br />

(Trajenta®,ein Typ-2-<strong>Diabetes</strong>-Medikament<br />

aus der Gruppe<br />

der Gliptine) seit 2011 zugelassen,<br />

aber in Deutschland nicht mehr<br />

für alle erhältlich. Der Grund: Einem<br />

Entschluss des G-BA zufolge<br />

hat Linagliptin keinen Zusatznutzen<br />

im Vergleich zu anderen <strong>Diabetes</strong>medikamenten.<br />

Deshalb<br />

müssten die Kassen dafür weniger<br />

bezahlen als für Originalpräparate<br />

– was die Herstellerfirma nicht<br />

akzeptiert.<br />

Experten kritisieren die Bewertung<br />

des G-BA und fürchten weitreichende<br />

Folgen. Der G-BA stützt<br />

sich auf eine Bewertung durch das<br />

IQWiG (Institut für Qualität und<br />

Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen).<br />

Dieses kritisiert unter<br />

anderem, dass es keine Studie<br />

gibt, in der Linagliptin mit einem<br />

Sulfonylharnstoff verglichen<br />

wird. Dabei sind Sulfonylharnstoffe<br />

längst nicht mehr das Mittel der<br />

ersten Wahl bei Typ-2-<strong>Diabetes</strong>.<br />

»»<br />

Die Entscheidungen der letzten<br />

Wochen haben gezeigt: Es <strong>ist</strong><br />

<strong>wichtig</strong>, sich zu engagieren.<br />

Auch in vielen anderen Punkten<br />

können Fachleute der Bewertung<br />

nicht folgen.<br />

Wir fordern eine Nationale<br />

<strong>Diabetes</strong>strategie!<br />

Man muss jetzt fürchten, dass nach<br />

der Entscheidung des G-BA auch<br />

die übrigen Medikamente aus der<br />

Gruppe der Gliptine ins Visier des<br />

G-BA geraten. In Deutschland<br />

werden mittlerweile rund 650 000<br />

Menschen mit Gliptinen behandelt.<br />

Würden diese von den Kassen<br />

nicht mehr erstattet, müssten<br />

die me<strong>ist</strong>en auf Medikamente umsteigen,<br />

die deutlich komplizierter<br />

und unsicherer sind.<br />

Auch für Menschen mit Typ-1-<br />

<strong>Diabetes</strong> erwarten wir die Zulassung<br />

neuer Medikamente in nicht<br />

zu ferner Zukunft. Nicht auszudenken,<br />

wenn wir wieder für die<br />

Erstattung der kurzwirksamen Insulinanaloga<br />

kämpfen müssten.<br />

Ohne eine starke Stimme der Patienten<br />

werden wir immer wieder<br />

mit Einschränkungsversuchen<br />

rechnen müssen. Daher <strong>ist</strong><br />

es <strong>wichtig</strong>, uns gemeinsam bei<br />

den Volksvertretern einzusetzen,<br />

die uns im neuen Bundestag vertreten<br />

werden. Machen Sie mit bei<br />

<strong>Diabetes</strong> stoppen – jetzt! ◼<br />

Kontakt<br />

Mehr über<br />

diabetesDE<br />

erfahren Sie im<br />

Internet unter<br />

www.diabetesde.<br />

org oder www.<br />

diabetes-stoppen.<br />

de.<br />

Prof. Dr. med. Thomas Danne<br />

Kinderdiabetologe,<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />

„Auf der Bult“, Hannover,<br />

Vorstandsvorsitzender diabetesDE<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

7


Medizin<br />

Abszesse und andere<br />

eitrige Unannehmlichkeiten<br />

Ein Abszess <strong>ist</strong> eine Eiteransammlung – und<br />

nicht sehr angenehm. Wie ein Abszess entsteht,<br />

wie er behandelt wird und was das alles<br />

mit <strong>Diabetes</strong> zu tun hat, erklären<br />

Dr. Martin Holder und<br />

Dipl.-Psych. Béla Bartus.<br />

Foto: Agentur Focus<br />

Abszesse öffnen<br />

sollte grundsätzlich<br />

nur ein Arzt.<br />

Wird ein Abszess<br />

unsachgemäß<br />

geöffnet, können<br />

die Bakterien verschleppt<br />

werden!<br />

Plötzlich<br />

schmerzt es am<br />

Popo, im Stehen, im Sitzen<br />

oder beim Gehen. Auch an anderen<br />

Hautstellen kann es unvermittelt<br />

losgehen. Die betroffene Stelle<br />

reagiert äußerst empfindlich auf<br />

Druck, <strong>ist</strong> gerötet, überwärmt, angeschwollen<br />

und pocht. Das klingt<br />

nach einer Entzündung und möglicherweise<br />

nach einem Abszess<br />

(Eiteransammlung), der typischerweise<br />

mit solchen Symptomen auftritt.<br />

Abszess – was <strong>ist</strong> das?<br />

Ein Abszess <strong>ist</strong> eine lokal begrenzte<br />

Ansammlung von Eiter in einem<br />

»»<br />

Eiter <strong>ist</strong> ein Produkt unseres<br />

Immunsystems und besteht aus<br />

Zellmüll und Abwehrzellen.<br />

neu gebildeten Hohlraum im Gewebe.<br />

Eiter entsteht unter anderem<br />

aus Immunzellen und Bakterien<br />

und als Reaktion auf Krankheitserreger,<br />

die in den Körper eingedrun-<br />

Foto: Fotolia<br />

gen sind und sich<br />

vermehren. Durch das<br />

körpereigene Immunsystem,<br />

das die Erreger bekämpft, wird eine<br />

Entzündungsreaktion ausgelöst.<br />

Dabei wird Eiter aus abgestorbenen<br />

Zellteilen („Zellmüll“) und Abwehrzellen<br />

gebildet. Kommt es dabei<br />

zu einem neuen Hohlraum im<br />

Gewebe, spricht man von einem<br />

Abszess.<br />

Haut besonders gefährdet<br />

Am häufigsten kommen Abszesse<br />

an der Haut vor, da die Haut als<br />

erstes Organ mit Krankheitserregern<br />

in Kontakt kommt.<br />

Neben vielen anderen möglichen<br />

Bakterien <strong>ist</strong> der Keim mit dem<br />

Namen Staphylokokkus aureus<br />

der Haupterreger, obgleich er eigentlich<br />

ein natürlicher Bewohner<br />

der Haut <strong>ist</strong>. Kommt es aber durch<br />

Schwächung des Immunsystems<br />

zu einem vermehrten Wachstum<br />

der Bakterien und/oder durch eine<br />

Verletzung zu einer Eintrittspforte,<br />

kann sich daraus eine Entzündung<br />

entwickeln. Tritt ein Ab-<br />

szess im Bereich der<br />

Haarwurzeln auf, handelt<br />

es sich um ein Furunkel. Von<br />

einem Karbunkel oder einer Eiterbeule<br />

spricht man, wenn mehrere<br />

Abszesse an den Haarfollikeln nebeneinander<br />

auftreten.<br />

Wann <strong>ist</strong> ein Abszess<br />

gefährlich?<br />

Ob ein Abszess gefährlich <strong>ist</strong>,<br />

hängt unter anderem von den Beschwerden,<br />

dem Ort und der Größe<br />

des Abszesses ab. Kommt es neben<br />

den zu Anfang genannten typischen<br />

Entzündungssymptomen<br />

auch zu Fieber, Schüttelfrost oder<br />

anderen Zeichen von Krankheit,<br />

sollte sofort ein Arzt aufgesucht<br />

werden.<br />

Verläuft ein rötlicher Streifen auf<br />

der Haut, der seinen Ursprung<br />

im Abszess hat, kann dies im<br />

schlimmsten Fall auf eine Blutvergiftung<br />

hinweisen. Dann muss der<br />

Betroffene unbedingt umgehend<br />

eine Praxis oder ein Krankenhaus<br />

aufsuchen und sich untersuchen<br />

lassen!<br />

8<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Medizin<br />

Eine schmerzhafte Schwellung der<br />

im Umfeld befindlichen Lymphknoten<br />

<strong>ist</strong> eine natürliche Reaktion<br />

des Körpers, die mit Hilfe der weißen<br />

Blutzellen (Leukozyten und<br />

den dazugehörenden Lymphozyten)<br />

versucht, den Entzündungsherd<br />

von Bakterien zu befreien.<br />

Abszess und <strong>Diabetes</strong> –<br />

wann <strong>ist</strong> Vorsicht geboten?<br />

Bei Kindern und Jugendlichen mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, deren Stoffwechseleinstellung<br />

zufriedenstellend<br />

<strong>ist</strong>, kommen Haut- und Schleimhautinfektionen<br />

nicht häufiger vor<br />

als bei Kindern ohne <strong>Diabetes</strong>. Nur<br />

bei sehr schlechter Stoffwechseleinstellung<br />

können gehäuft Hautinfektionen<br />

mit eiterbildenden<br />

Keimen und Pilzen auftreten.<br />

Abszess an<br />

der Injektionsstelle<br />

Dass sich bei Kindern und Jugendlichen<br />

mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> an den<br />

Injektionsstellen ein Abszess (Spritzenabszess)<br />

bildet, kommt heutzutage<br />

praktisch nicht mehr vor.<br />

Risikofaktoren<br />

Faktoren, die eine<br />

Steißbeinf<strong>ist</strong>el begünstigen:<br />

• starke Behaarung<br />

• starke Schweißsekretion<br />

• überwiegend sitzende Haltung<br />

• Übergewicht (Adipositas)<br />

• Akne inversa (Akne in den<br />

Feuchtregionen des Körpers)<br />

• Jungen häufiger betroffen<br />

Hygiene <strong>ist</strong> sehr <strong>wichtig</strong><br />

Durch die allgemein verbesserten<br />

Hygienemaßnahmen und vor allem,<br />

weil für das Spritzen des Insulins<br />

Einmalartikel, Pens, ultradünne<br />

Pennadeln und Lanzetten verwendet<br />

werden, hat sich das Risiko<br />

für das Auftreten solcher eitriger<br />

Hautveränderungen deutlich verringert.<br />

Deshalb <strong>ist</strong> es aus hygienischen<br />

Gründen auch sehr <strong>wichtig</strong>,<br />

die Nadeln und Lanzetten bei jeder<br />

Insulininjektion und jeder Blutzuckermessung<br />

zu wechseln.<br />

Katheterabszess bei<br />

Pumpenpatienten<br />

Steht die Umstellung auf die Pumpentherapie<br />

an, werden Sie und<br />

Ihr Kind durch das <strong>Diabetes</strong>team<br />

ausführlich darin geschult, wie der<br />

Katheter richtig anzulegen <strong>ist</strong>.<br />

Auf jeden Fall muss auf Sauberkeit<br />

geachtet werden, um Hautprobleme<br />

zu vermeiden. Der Katheter<br />

wird in der Regel am Bauch, an der<br />

Hüfte, am Oberschenkel und bei<br />

kleineren Kindern am besten am Po<br />

gelegt. Um Reizungen und Infektionen<br />

der Haut zu vermeiden, sollte<br />

der Katheter alle zwei bis drei Tage<br />

gewechselt werden. Der Abstand<br />

zur letzten Einstichstelle sollte auf<br />

jeden Fall eineinhalb Zentimeter<br />

oder zwei Finger breit betragen.<br />

Katheter und Haltepflaster<br />

Hautveränderungen können<br />

durch den Katheter selbst oder<br />

durch die Reaktion auf das Haltepflaster<br />

bedingt sein. Manchmal<br />

<strong>ist</strong> es schwierig, herauszufinden,<br />

was die Hautprobleme genau<br />

verursacht hat. Da hilft es nur, zusammen<br />

mit dem <strong>Diabetes</strong>team<br />

alle möglichen Ursachen systematisch<br />

auszuschließen. In Einzelfällen<br />

hilft es, vorübergehend<br />

hautschonende Sprays oder bakterizide<br />

Salben zu verwenden.<br />

Kleine Kinder eher gefährdet<br />

Ganz selten bildet sich im Bereich<br />

der Katheterstelle ein Abszess.<br />

Kleine Kinder sind besonders gefährdet,<br />

weil bei ihnen nur im Pobereich<br />

der Pumpenkatheter gelegt<br />

werden kann. Deshalb sollte<br />

der Pumpenkatheter sofort gewechselt<br />

werden, wenn sich eine<br />

Schwellung, Rötung, Verhärtung<br />

oder Knotenbildung um die Einstichstelle<br />

zeigt.<br />

Steißbeinf<strong>ist</strong>el bei Typ 1:<br />

häufiger als gedacht?<br />

Steißbeinf<strong>ist</strong>eln (Pilonidalsinus)<br />

sind entzündlich bedingte „Tunnel“-<br />

oder F<strong>ist</strong>elbildungen, die fast<br />

»»<br />

Ob Spritzen- oder Pumpentherapie:<br />

Hygiene <strong>ist</strong> <strong>wichtig</strong> – natürlich<br />

auch bei jeder BZ-Messung.<br />

immer an einer sehr unangenehmen<br />

Stelle auftreten, nämlich oberhalb<br />

der Analfalte. Sie entstehen<br />

durch abgebrochene Haare, die in<br />

die Haut eingewachsen sind. Durch<br />

Reibebewegungen des Gesäßes<br />

werden diese Haarreste immer tiefer<br />

in die Haut und das Unterhautfettgewebe<br />

(Subkutis) gedrückt.<br />

Dadurch entstehen entzündliche<br />

Veränderungen (Fremdkörpergranulome),<br />

die sich infizieren und<br />

letztlich zu einem Abszess führen<br />

können. Durch die Abszessbildung<br />

entwickeln sich in der Regel „Tunnel“-<br />

oder F<strong>ist</strong>elgänge, die sich tief<br />

im Gewebe oder an der Hautoberfläche<br />

ausbreiten und Schmerzen<br />

verursachen können.<br />

Jugendliche behutsam aufklären<br />

Am Olgahospital in Stuttgart mussten<br />

in den letzten zwei Jahren fünf<br />

Jugendliche mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>,<br />

die regelmäßig von uns betreut<br />

werden, wegen einer Steißbeinf<strong>ist</strong>el<br />

operiert werden. Ist eine Steißbein-<br />

Foto: Agentur Focus<br />

Bei Pumpenträgern<br />

können Hautveränderungen<br />

durch<br />

den Katheter selbst<br />

oder durch die<br />

Reaktion auf das<br />

Haltepflaster entstehen.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

9


Medizin<br />

Foto: Fotolia<br />

Weiterführende<br />

Literatur /<br />

Internetseite<br />

Bela Bartus,<br />

Martin Holder:<br />

<strong>Diabetes</strong> bei<br />

Kindern. Trias-<br />

Verlag 2012,<br />

www.diabeteskinder.de<br />

Hautinfektionen mit eiterbildenden<br />

Keimen sind bei Kindern<br />

und Jugendlichen mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, die zufriedenstellende<br />

Blutzuckerwerte aufweisen, nicht<br />

häufiger als bei Kindern ohne <strong>Diabetes</strong>. Jedoch<br />

können sich in bestimmten Situationen und<br />

durch begünstigende Faktoren Abszesse und<br />

Bei Hautveränderungen<br />

durch den<br />

Katheter können<br />

hautschonende<br />

Sprays helfen<br />

oder auch Salben,<br />

die bakterizid<br />

wirken, also Bakterien<br />

abtöten.<br />

Fazit<br />

f<strong>ist</strong>el bei Jugendlichen mit Typ-1-<br />

<strong>Diabetes</strong> also doch etwas häufiger?<br />

Auf jeden Fall sollte bei bestimmten<br />

Risikofaktoren (s. Kasten) auf diese<br />

seltene, unangenehme Komplikation<br />

geachtet und rechtzeitig vorgebeugt<br />

werden.<br />

Bei Jugendlichen wird die Diagnose<br />

der Steißbeinf<strong>ist</strong>el dadurch erschwert,<br />

dass viele in diesem Alter<br />

sehr ungern über körperliche<br />

Probleme an bestimmen Körperstellen<br />

sprechen. Deshalb sollten<br />

<strong>Eltern</strong> und <strong>Diabetes</strong>team behutsam<br />

vorgehen. Objektive Fragen<br />

und eine diskrete Untersuchung<br />

erleichtern die Weiterbehandlung.<br />

Auch den me<strong>ist</strong>en unserer Patienten<br />

war es unangenehm und<br />

peinlich, damit aufzufallen.<br />

Sie waren aber sehr<br />

erleichtert, als man offen<br />

darüber reden konnte und<br />

auch die schmerzhaften Symptome<br />

endlich behandelt wurden.<br />

Den Abszess behandeln<br />

Am besten <strong>ist</strong> es, vorzubeugen<br />

und eine Abszessbildung zu vermeiden.<br />

Hat sich trotzdem ein Abszess<br />

entwickelt, kommt es darauf<br />

an, ob er unreif oder reif <strong>ist</strong>.<br />

Unreife Abszesse<br />

Ist der Abszess noch unreif, hat<br />

sich also der schmerzende Hohlraum<br />

noch nicht vollständig mit<br />

Eiter gefüllt, wird in der Regel zunächst<br />

abgewartet. Mechanische<br />

Manipulationen (Ausquetschen,<br />

Herumdrücken) sollten vermieden<br />

werden, denn dadurch breitet<br />

sich die Entzündung nur weiter<br />

aus. Mit oralen Antibiotika<br />

(z. B. Penicillin) sollte behandelt<br />

werden, wenn die Verbreitung der<br />

Erreger über Blut oder Lymphe<br />

droht. Um den Einschmelzungsprozess<br />

zu beschleunigen und den<br />

Abszess schneller reifen zu lassen,<br />

werden Zugsalben verwendet. Die<br />

Inhaltsstoffe bewirken, dass die<br />

Durchblutung angeregt wird und<br />

damit auch Immunzellen schneller<br />

zu ihrem Zielort gelangen.<br />

andere eitrige Unannehmlichkeiten<br />

bilden. Diese sollten so<br />

früh wie möglich medizinisch<br />

abgeklärt werden. Bei der Untersuchung<br />

<strong>ist</strong> es unerlässlich, einfühlsam vorzugehen.<br />

Betroffene Jugendliche sollten nicht<br />

mit Vorwürfen, sondern durch sachliche Aufklärung<br />

über das Problem einbezogen werden.<br />

Reife Abszesse<br />

Ist der Abszess reif, hat sich also die<br />

Höhle vollständig mit Eiter gefüllt,<br />

hilft nur die Operation – me<strong>ist</strong> ambulant<br />

und unter örtlicher Betäubung.<br />

Nur bei sehr jungen Kindern<br />

und bei ausgedehnten Befunden<br />

wie einer Steißbeinf<strong>ist</strong>el <strong>ist</strong> eine<br />

„richtige“ Operation erforderlich.<br />

Wundtoilette<br />

Zur Nachbehandlung eines eröffneten<br />

Furunkels bzw. eines Abszesses<br />

gehört die regelmäßige<br />

Wundtoilette. Dabei wird die Wunde<br />

gespült und es werden, wenn<br />

nötig, antiseptische oder antibiotische<br />

Salben und Lösungen verwendet.<br />

Eine systemische Antibiotikagabe<br />

<strong>ist</strong> bei sehr großen<br />

Abszessen oder bei sehr kleinen<br />

Kindern notwendig.<br />

Daran sollten <strong>Eltern</strong> denken<br />

Während jüngere Kinder sich bei<br />

Hautproblemen me<strong>ist</strong> melden<br />

oder durch Kratzen darauf aufmerksam<br />

machen, sind Jugendliche<br />

eher verschwiegen – besonders,<br />

wenn intime Körperstellen<br />

betroffen sind. Oft versuchen sie,<br />

sich durch Salben oder Herumdrücken<br />

an den entzündeten Stellen<br />

Erleichterung zu verschaffen. Das<br />

<strong>ist</strong> – Beispiel Steißbeinf<strong>ist</strong>el – me<strong>ist</strong><br />

kontraproduktiv und kann die Situation<br />

eher verschlimmern.<br />

Wenn den <strong>Eltern</strong> beim Waschen<br />

Eiter oder Blut in der Unterwäsche<br />

des Kindes auffällt oder<br />

ein Jugendlicher über juckende<br />

Schmerzen am Gesäß oder unangenehmes<br />

Brennen und Jucken<br />

beim Sitzen klagt oder Probleme<br />

bei längerem Sitzen hat, sollte behutsam<br />

nachgefragt werden. Besonders,<br />

wenn einige Risikofaktoren<br />

aus der Tabelle zutreffen, sollte<br />

das Thema auch beim nächsten<br />

Besuch in der <strong>Diabetes</strong>-Ambulanz<br />

angesprochen werden.<br />

Psychologisch <strong>ist</strong> es <strong>wichtig</strong>, Jugendliche<br />

für solche Abszesse<br />

nicht verantwortlich zu machen.<br />

Nicht immer <strong>ist</strong> mangelnde Hygiene<br />

der Auslöser; oft kommen<br />

einfach viele Faktoren zusammen.<br />

Die Anzeichen werden zunächst<br />

unterschätzt oder verkannt, und<br />

dann <strong>ist</strong> es zu unangenehm, darüber<br />

zu reden. Um diesen Kreislauf<br />

zu unterbrechen, können Jugendliche<br />

ganz natürlich nach möglichen<br />

Hautveränderungen (Akne,<br />

Entzündungen) an verschiedenen<br />

– auch heiklen – Körperstellen befragt<br />

werden.<br />

◼<br />

Kontakt<br />

OA Dr. Martin Holder (l.)<br />

Leitender Oberarzt Pädiatrie II, Kinderdiabetologe<br />

und Kinderendokrinologe<br />

Dipl. Psych. Béla Bartus (r.)<br />

Fachpsychologe <strong>Diabetes</strong> (DDG)<br />

Klinikum Stuttgart, Olgahospital<br />

M.Holder@klinikum-stuttgart.de<br />

B.Bartus@klinikum-stuttgart.de<br />

10<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Kurz & Gut<br />

Baby + Kleinkind<br />

Im Handumdrehen<br />

Kinderpläne<br />

Wie drehen Erwachsene ein Glas um,<br />

das verkehrt herum auf dem Tisch<br />

steht? Sie verdrehen Arm und Hand,<br />

nehmen das Glas und halten es am<br />

Ende so, dass sie direkt daraus trinken<br />

könnten; außerdem <strong>ist</strong> diese Handstellung<br />

bequem. Psychologen nennen<br />

dies den End-state Comfort Effect: Es<br />

wurde vorausschauend gedacht und<br />

die Bewegung im Voraus geplant. Wann<br />

beginnen Kinder, ihre Bewegungen<br />

derart zu planen? Dies geschieht vor allem<br />

im Vorschulalter zwischen drei und<br />

fünf Jahren, fand die Forschergruppe<br />

um Gisela Aschersleben (Saarbrücken)<br />

heraus. In dieser Zeit erwerben die Kinder<br />

das Erfahrungswissen, das sie brauchen,<br />

um vorausplanend zu handeln.<br />

Im Abonnement<br />

Spielsachen für Kleinkinder<br />

Auf www.meine-spielzeugk<strong>ist</strong>e.<br />

de können <strong>Eltern</strong> altersgerechte,<br />

hochwertige Spielsachen für ihre<br />

Kinder aussuchen. Alle zwei Monate<br />

wird alles, was uninteressant<br />

geworden <strong>ist</strong>, im Tausch gegen<br />

neue Spielzeuge zurückgeschickt;<br />

Lieblingsstücke werden mit Rabatt<br />

gekauft. „Man hat sozusagen eine<br />

Spielzeug im<br />

Abo: Was uninteressant<br />

geworden<br />

<strong>ist</strong>, wird<br />

zurückgeschickt.<br />

Spielzeug-Grundversorgung, um<br />

die verschiedenen Entwicklungsphasen<br />

des Kindes zu fördern“, sagt<br />

Spielzeugk<strong>ist</strong>e-Gründerin Julia<br />

Derndinger. Derzeit hat das Unternehmen<br />

Spielzeug für ein- bis<br />

vierjährige Kinder im Programm, je<br />

nach Anzahl der Spielzeuge kostet<br />

die K<strong>ist</strong>e 14 bis 34 Euro im Monat.<br />

Foto: iStockphoto<br />

Aktuelle Empfehlungen für allergiegefährdete Kinder<br />

Wie lässt sich Allergien bei Kindern vorbeugen? Die aktuellen,<br />

geprüften Empfehlungen hat die Stiftung Kindergesundheit<br />

zusammengestellt – hier eine Auswahl:<br />

• Die Beikost-Einführung wird empfohlen frühestens mit<br />

Beginn des 5., spätestens mit Beginn des 7. Monats.<br />

• Schwangere müssen allergene Nahrungsmittel (z. B. Fisch,<br />

Nüsse) nicht meiden.<br />

• Impfungen erhöhen nicht das Risiko für Allergien.<br />

Alle Empfehlungen finden Sie ausführlich auf kindergesundheit.<br />

de (Presse-Service, Newsletter „Leichter leben mit Allergien“).<br />

Pumpentage<br />

Zusammen mit dem Insulinpumpenhersteller<br />

Roche Diagnostics<br />

veranstaltet die Selbsthilfegruppe<br />

<strong>Diabetes</strong>-Kids Pumpentage – also<br />

Informationsveranstaltungen zur<br />

Pumpentherapie. Zu den me<strong>ist</strong>en<br />

Terminen können schon Kinder<br />

ab drei oder vier Jahren kommen:<br />

6. April, Botanika, Bremen; 27.<br />

April/Freizeitland Geiselwind;<br />

25. Mai/Kletterwald Daxweiler;<br />

6. Juli/Kletterwald Prien (ab 6<br />

Jahre) und 20. Juli/Freizeitland<br />

Geiselwind. Nähere Informationen<br />

unter www.diabetes-kids.de/<br />

pumpen-info-tage-2013.<br />

Foto: diabetesDE – Deutsche diabetes-Hilfe<br />

Angebote von diabetesDE<br />

Faulis Tipps und Experten-Chat<br />

Fauli <strong>ist</strong> ein kleiner innerer Schweinehund<br />

und vor allem aktiv auf der<br />

Internetseite von diabetesDE. Für<br />

Kinder gibt es von Fauli auf www.<br />

diabetesde.org (unter Kinder) ein<br />

Malbuch mit Tipps für Kinder mit<br />

Fauli gibt Kindern mit <strong>Diabetes</strong> gute Tipps –<br />

und ausmalen lässt er sich auch.<br />

<strong>Diabetes</strong>. Das Malbuch kann ausgedruckt<br />

werden; die kurzen Checkl<strong>ist</strong>en<br />

sind bei Kleinkindern eher eine<br />

gute Hilfe für die <strong>Eltern</strong>.<br />

Zudem bietet diabetesDE drei Experten-Chats<br />

an, die für <strong>Eltern</strong> interessant<br />

sind: Am 28. März geht es um<br />

„Was naschen zu Ostern? Die richtige<br />

Ernährung bei <strong>Diabetes</strong>“, am 11. April<br />

beantwortet der Kinderdiabetologe<br />

Dr. Ralph Ziegler Fragen rund um<br />

„Das zuckerkranke Kind“, und am 16.<br />

Mai dreht sich bei Professor Hans<br />

Hauner alles um stark überge<strong>wichtig</strong>e<br />

junge Menschen. Mehr unter www.<br />

diabetesde.org unter Experten-Chat.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

11


Lebensecht<br />

Stark engagiert –<br />

auch international<br />

Jan Twachtmann hat seit 13 Jahren <strong>Diabetes</strong>.<br />

Eine Hauptrolle spielt die Erkrankung<br />

selbst aber nicht – ihn beschäftigen<br />

seine Hochzeit, sein Staatsexamen<br />

und sein Engagement für die Deutsche<br />

<strong>Diabetes</strong> Hilfe – Menschen mit <strong>Diabetes</strong>.<br />

Jan Twachtmann <strong>ist</strong> 27 Jahre alt<br />

und Vorsitzender der Patientenorganisation<br />

Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />

– Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

(DDH-M) unter dem Dach<br />

von diabetesDE. Am Tag des Interviews<br />

hatte er noch viel vor:<br />

Er musste für sein Examen lernen<br />

und, noch viel <strong>wichtig</strong>er,<br />

mit seiner zukünftigen Frau die<br />

Eheringe für ihre Hochzeit im<br />

März schmieden. Sogar die Unterschriften<br />

der beiden sollten<br />

in die Ringe eingraviert werden.<br />

Das Interview über sein Leben<br />

mit <strong>Diabetes</strong> führte Professor<br />

Karin Lange, stv. Chefredakteurin<br />

des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s.<br />

Ein Interview? Kein Problem,<br />

obwohl Jan Twachtmann<br />

sehr beschäftigt <strong>ist</strong>.<br />

Schon geht’s los!<br />

Erinnern Sie sich noch an Ihre <strong>Diabetes</strong>manifestation?<br />

J.T.: Ich war mitten in der Pubertät<br />

– gerade 14 Jahre alt – und freute<br />

» » Meine Lehrerin hat mir kurz<br />

nach der Diagnose die Klassenfahrt<br />

zugetraut – und das war <strong>wichtig</strong>.<br />

Mehr zum IDF-<br />

Programm<br />

Young Leaders in<br />

<strong>Diabetes</strong> (YLD)<br />

unter youngleaders.<br />

idf.org. Die YLD<br />

wollen das Leben<br />

junger Menschen<br />

mit <strong>Diabetes</strong> weltweit<br />

verbessern.<br />

mich riesig auf die erste Klassenfahrt<br />

ins Ausland, nach England.<br />

Aber dann bekam ich <strong>Diabetes</strong>. Ich<br />

kam in die Kinderklinik und meine<br />

Mutter meinte, dass es mit der<br />

Klassenfahrt in drei Wochen nichts<br />

werden würde. Das hat mich fast<br />

mehr umgehauen als der <strong>Diabetes</strong>.<br />

Mein Kinderdiabetologe hat<br />

schnell geschaltet und gesagt:<br />

„Jan fährt mit – das schaffen wir!“<br />

Und so war es auch, weil meine<br />

Lehrerin klasse mitgemacht hat.<br />

Sie hat es mir zugetraut, und das<br />

war <strong>wichtig</strong>. Fish and Chips konn-<br />

te ich zwar schlecht einschätzen,<br />

aber in der Remissionsphase kam<br />

ich trotzdem gut zurecht. Heute<br />

kann ich die Sorge meiner Mutter<br />

gut verstehen, wir kannten uns ja<br />

noch wenig aus.<br />

Wie ging es in der Schule weiter?<br />

J.T.: Auch da hatte ich Glück, meine<br />

Freunde behandelten mich<br />

wie vorher. Ich ging auf ein zweisprachiges<br />

Gymnasium mit hohen<br />

Anforderungen. So meinte mein<br />

Geschichtslehrer, dass „Englisch<br />

keine Fremdsprache <strong>ist</strong>, sondern<br />

eine Kulturtechnik“. Heute als<br />

IDF-Young Leader kann ich ihm<br />

nur zustimmen, auch wenn es damals<br />

hart war. Klar war ich auch<br />

auf den Klassenfahrten nach Italien<br />

und Tschechien dabei.<br />

Gab es gar keine Probleme?<br />

J.T.: Klar doch. Am Abend vor meinem<br />

18. Geburtstag <strong>ist</strong> eine Klassenkameradin<br />

18 geworden, da<br />

gab es eine tolle Party mit viel Bowle.<br />

Na ja, da habe ich mich dann<br />

voll verschätzt, und auch noch das<br />

Basalinsulin (ja, ja, damals noch<br />

ohne Pumpe) vergessen. An meinem<br />

eigenen 18. Geburtstag hatte<br />

ich eine schlimme Ketoazidose.<br />

Die eigene Geschichte erzählen?<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

Ich musste nicht ins Krankenhaus,<br />

aber mir ging es richtig mies.<br />

Wie haben Sie Ihre <strong>Eltern</strong> in Erinnerung?<br />

J.T.: Einerseits haben sie mir immer<br />

geholfen, besonders bei solchen<br />

Notfällen, aber sie haben<br />

mich nicht zu stark bemuttert. Ich<br />

rechne ihnen hoch an, dass sie die<br />

Balance zwischen „laufen lassen“<br />

und Unterstützung immer wieder<br />

gefunden haben, obwohl ich meinen<br />

eigenen Kopf hatte.<br />

Wie kam das ehrenamtliche Engagement<br />

in der DDH-M zustande?<br />

J.T.: Von Anfang an bin ich offen<br />

mit meinem <strong>Diabetes</strong> umgegangen<br />

und habe gute Erfahrungen<br />

während Freizeiten unserer Klinik<br />

gemacht. Auch beim CAMP D<br />

war ich von Anfang an dabei und<br />

habe gemerkt, wie <strong>wichtig</strong> es <strong>ist</strong>,<br />

12<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Lebensecht<br />

Deckbar/diabetesDE<br />

sich auszutauschen, Infos zu sammeln<br />

und auch politisch aktiv für<br />

eine bessere <strong>Diabetes</strong>versorgung<br />

einzutreten. So kam eine Aufgabe<br />

zur anderen, nicht nur in Deutschland,<br />

sondern auch international.<br />

Was hat Sie besonders beeindruckt?<br />

J.T.: Als IDF-Young Leader war ich<br />

in Tansania. Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

fehlt es dort an allem, was<br />

für uns Mindeststandard <strong>ist</strong>. Sie<br />

müssen viele Kilometer zu Fuß<br />

zur Ambulanz gehen, um sich Insulin<br />

in kleinen Mengen abzuholen.<br />

Der Aufenthalt hat mir gezeigt,<br />

auf welch glücklicher Insel wir in<br />

Mitteleuropa leben. Aber trotzdem<br />

gibt es auch bei uns Verbesserungsbedarf.<br />

Großes Engagement<br />

Jan Twachtmann engagiert sich<br />

für die Patientenorganisation<br />

Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe (Internet:<br />

menschen-mit-diabetes.de) und<br />

für Young Leaders in <strong>Diabetes</strong>,<br />

eine Initiative der International<br />

<strong>Diabetes</strong> Federation (IDF).<br />

Gibt es bei so viel Engagement auch<br />

ein Leben ohne <strong>Diabetes</strong>?<br />

J.T.: Er <strong>ist</strong> immer dabei, spielt aber<br />

me<strong>ist</strong>ens nicht die Hauptrolle. Im<br />

Moment stehen zwei ganz <strong>wichtig</strong>e<br />

Ereignisse an: unsere Heirat<br />

und mein Staatsexamen, für das<br />

ich noch viel lernen muss. Ich habe<br />

Jura (deutsches und niederländisches<br />

Recht) studiert und arbeite<br />

in einer großen Kanzlei in Düsseldorf.<br />

Der <strong>Diabetes</strong> fällt mir nur<br />

auf, wenn ich am Flughafen auf<br />

Dienstreisen wegen der Pumpe oft<br />

zur Sprengstoffkontrolle herausgewinkt<br />

werde und die anderen auf<br />

mich warten müssen.<br />

Hat der <strong>Diabetes</strong> Ihre Stellensuche<br />

nach dem Studium beeinflusst?<br />

J.T.: Darum habe ich mir keine<br />

großen Gedanken gemacht. Meine<br />

Qualifikation stand im Vordergrund.<br />

Den <strong>Diabetes</strong> habe ich im<br />

Bereich ehrenamtliches Engagement<br />

genannt – es hat niemanden<br />

gestört. Vor kurzem fragte mich ein<br />

Vorgesetzter nach dem Schlauch<br />

an meinem Gürtel. Er hatte meinen<br />

<strong>Diabetes</strong> längst vergessen.<br />

Gibt es Dinge, die Sie in Ihrer Therapie<br />

noch ändern möchten?<br />

J.T.: Lange Zeit war mein HbA 1c<br />

trotz<br />

aller Mühe zu hoch. Erst als ich<br />

endlich einen Sensor über sechs<br />

Wochen getragen und die Daten<br />

systematisch ausgewertet habe,<br />

hatte ich ein Problem gefunden:<br />

Ich lag nach meinen großen Mahlzeiten<br />

über Stunden viel zu hoch.<br />

Jetzt bole ich früher und mehr Insulin.<br />

Das hat mir fast 0,8 % weniger<br />

im HbA 1c<br />

gebracht. Wenn ich<br />

später als Anwalt arbeite, werde ich<br />

mir regelmäßig Sensoren kaufen.<br />

Ich will mich aber auch im Rahmen<br />

»»<br />

Der <strong>Diabetes</strong> fällt mir auf, wenn<br />

ich am Flughafen zur Sprengstoffkontrolle<br />

herausgewinkt werde.<br />

von DDH-M/diabetesDE dafür einsetzen,<br />

dass solche Technologien<br />

sinnvoll genutzt werden können –<br />

und zwar kostenlos. Geld darf kein<br />

Hindernis sein, das dazu führt, dass<br />

die Lebensqualität von Diabetikern<br />

hinter den technischen Möglichkeiten<br />

zurückbleibt. ◼<br />

Das große Bild und<br />

das Bild links sind in<br />

Tansania entstanden.<br />

Dort trafen sich die<br />

Young Leaders in<br />

<strong>Diabetes</strong>. Das zweite<br />

Bild v. l. zeigt Jan<br />

Twachtmann mit<br />

Debbie Jones, damals<br />

stv. IDF-Vorsitzende,<br />

und Sir Michael Hirst,<br />

IDF-Präsident. Es<br />

wurde wie das dritte<br />

Bild v. l. in Dubai aufgenommen.<br />

Auf dem<br />

Bild rechts <strong>ist</strong> er mit<br />

seiner zukünftigen<br />

Frau (im roten Kleid)<br />

zu sehen.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

13


Psychologie<br />

Stress<br />

lass nach!<br />

Foto: Fotolia<br />

Wie Stress entsteht und welche Folgen er<br />

haben kann, schilderte Professor Lange im<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 4/2012. Im zweiten<br />

Teil der Miniserie geht es darum, wie<br />

Sie persönliche Stresskomponenten erkennen<br />

und was Sie dagegen tun können.<br />

Den ersten Teil<br />

von „Stress lass<br />

nach“ können Sie<br />

im Archiv unter<br />

www.diabeteseltern-journal.de<br />

nachlesen oder<br />

den Text unter<br />

finkenauer@<br />

kirchheim-verlag.<br />

de anfordern.<br />

Schauen Sie sich genau an,<br />

wodurch bei Ihnen im Alltag<br />

Stress entsteht – und versuchen<br />

Sie dann, diese Stressoren<br />

zu analysieren und abzubauen.<br />

Stressoren verringern<br />

Unter Stressoren werden die Anforderungen<br />

verstanden, die von<br />

außen gestellt werden, also z. B.<br />

Zeitdruck, viele Aufgaben gleichzeitig.<br />

Um den Stress im Alltag mit<br />

einem Kind mit <strong>Diabetes</strong> zu reduzieren,<br />

gibt es verschiedene Ansatzpunkte:<br />

• Schaffen Sie Routinen im Tagesablauf,<br />

stellen Sie z. B. morgens<br />

alle Dinge zusammen, die für<br />

»»<br />

Rund um die Uhr für den<br />

<strong>Diabetes</strong> eines Kindes verantwortlich<br />

zu sein, überfordert jede(n).<br />

den <strong>Diabetes</strong> erforderlich sind.<br />

• Bieten Sie regelmäßige Mahlzeiten<br />

an und verzichten Sie auf<br />

zu viele unüberschaubare Zwischenmahlzeiten.<br />

• Strukturierte Blutzuckermessungen<br />

zu sinnvollen Zeitpunkten<br />

sind besser, als aus Sorge zu<br />

häufig zu testen, z. B. direkt nach<br />

den Hauptmahlzeiten.<br />

• Lassen Sie sich durch Ihr <strong>Diabetes</strong>team<br />

so gut schulen, dass<br />

Sie das Insulin sicher dosieren<br />

können.<br />

• Informieren Sie sich, wie häufig<br />

schwere Hypoglykämien vorkommen<br />

und wie gefährlich<br />

sie für kleine Kinder sind. Die<br />

Gefahren einer Hypoglykämie<br />

werden me<strong>ist</strong> gegenüber anderen<br />

Gefahren – z. B. durch Haushaltsunfälle<br />

oder im Verkehr –<br />

erheblich überschätzt. Die Angst<br />

vor Hypos darf kein Grund für elterlichen<br />

Schlafmangel sein.<br />

• Kinder mit <strong>Diabetes</strong> haben wie<br />

alle Kinder ein Recht darauf, zu<br />

lernen, wie Regeln eingehalten<br />

werden. Selbstverständlich reagieren<br />

sie mit Trotz oder Tränen,<br />

wenn nicht alles wunschgemäß<br />

passiert. Auf Dauer tun<br />

sich Kinder und <strong>Eltern</strong> sehr viel<br />

leichter, wenn ein Nein und damit<br />

notwendige Grenzen akzeptiert<br />

werden. Inzwischen gibt es<br />

bundesweit Erziehungstrainings<br />

für <strong>Eltern</strong>, z. B. das Triple P-Programm<br />

zum Aufbau einer positiven<br />

<strong>Eltern</strong>-Kind-Beziehung. An<br />

einigen <strong>Diabetes</strong>zentren wurde<br />

ein solches Konzept auch speziell<br />

auf den <strong>Diabetes</strong> zugeschnitten<br />

(z. B. das Delfin-Programm).<br />

• Selbst wenn das Spritzen oder<br />

Kathetersetzen <strong>Eltern</strong> oft „mehr<br />

wehtut“ als den kleinen Kindern,<br />

die sich der Prozedur mit aller<br />

Kraft widersetzen, sollte dies zu<br />

keinen stundenlangen Diskussionen<br />

führen. Auch hier können<br />

sich <strong>Eltern</strong> in Schulungskursen<br />

oder <strong>Eltern</strong>gruppen Rat holen.<br />

Wichtiges aus dem 1. Teil<br />

• Der <strong>Diabetes</strong> eines Kindes<br />

fordert <strong>Eltern</strong> sehr, Folge kann<br />

eine posttraumatische Belastungsstörung<br />

(PTBS) sein.<br />

• Wichtig <strong>ist</strong> es, Schuldgefühle<br />

auszuräumen. Um den Dauerstress<br />

abbauen zu können,<br />

sollten persönliche Stresskomponenten<br />

analysiert werden.<br />

14<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Psychologie<br />

• Rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr für den <strong>Diabetes</strong><br />

eines Kindes verantwortlich zu sein, überfordert jede(n).<br />

Deshalb müssen beide <strong>Eltern</strong> und wenn irgend möglich<br />

auch andere Erwachsene die Behandlung durchführen<br />

können. Gerade <strong>Eltern</strong> chronisch kranker Kinder haben<br />

die Pflicht, sich zu erholen und auf ihre eigene Gesundheit<br />

zu achten. Deshalb sollten Sie sich nicht scheuen, Großeltern,<br />

Freunde oder Babysitter einzubeziehen.<br />

• Manchmal wird die eine oder andere Therapieform als das<br />

Nonplusultra für ein Kind mit <strong>Diabetes</strong> dargestellt. Man<br />

scheut sich fast, es zu sagen, wenn man nicht zur Masse<br />

gehört und noch keine oder schon so früh eine Pumpe hat.<br />

Entscheiden Sie mit Ihrem <strong>Diabetes</strong>team, welche Therapieform<br />

Ihr Kind im Moment am besten toleriert und Ihnen<br />

am wenigsten Stress bereitet. Das kann sich im Laufe<br />

der Zeit immer mal wieder ändern.<br />

• Überprüfen Sie Ihr Zeitmanagement: Jedem Menschen<br />

stehen genau 168 Stunden pro Woche zur Verfügung – es<br />

gibt keinen Vorschuss und keinen Kredit für Zeit. Wieviel<br />

Zeit verbringen Sie im Beruf, mit Haushaltstätigkeiten, mit<br />

den Kindern, beim Sport, mit Freunden? Und wo verstecken<br />

sich die Zeitfresser? Ist es der Fernseher, das Internet<br />

oder sind es Menschen, die immer wieder viel zu viel Zeit<br />

von Ihnen verlangen? Wo können Sie Überflüssiges durch<br />

Angenehmes ersetzten?<br />

• Trotz aller guten Planung kann es für alle Familien einmal<br />

zu viel werden, wenn eine Krankheit oder besondere Anforderungen<br />

hinzukommen. Dann sollten Sie sich nicht<br />

scheuen, Ihr <strong>Diabetes</strong>team nach Hilfen zu fragen. Es gibt<br />

die ambulante Kinderkrankenpflege und verschiedene<br />

andere soziale Hilfen, über die Sie die Sozialarbeiter informieren<br />

können.<br />

Persönliche Stressverstärker hinterfragen<br />

Die <strong>wichtig</strong>sten persönlichen Stressverstärker sind unsere<br />

Gedanken, die wir mit den Aufgaben verbinden. Oft sind<br />

sie uns kaum noch bewusst: „Ich muss als Mutter immer für<br />

mein Kind da sein!“, „Das HbA 1c<br />

darf nicht über sieben Prozent<br />

ansteigen.“, „Gerade als Alleinerziehende muss ich mein<br />

Kind ohne Konflikte gut aufwachsen lassen.“, „Ich kann doch<br />

nicht andere mit meinen Sorgen behelligen.“ – und so weiter.<br />

Welche Gedanken begleiten Sie in Ihrem Alltag? Wie können<br />

Sie diese Stressverstärker reduzieren?<br />

• Überprüfen Sie Ihre automatischen Gedanken und passen<br />

Sie diese an die Wirklichkeit an.<br />

• Verabschieden Sie sich vom Perfektionismus, es kann nicht<br />

alles zu 100 Prozent gelingen – und es <strong>ist</strong> auch nicht nötig:<br />

Der Blutzucker bei <strong>Diabetes</strong> schwankt, selbst bei sehr erfahrenen<br />

Patienten – sonst wäre es kein <strong>Diabetes</strong>.<br />

• Überprüfen Sie Ihre Befürchtungen, z. B. vor Hypoglykämien<br />

und Folgeerkrankungen. Dabei helfen Gespräche<br />

mit dem <strong>Diabetes</strong>team und qualifizierte, aktuelle Literatur.<br />

Nimmt an Ihrem Leben teil.<br />

Insulinpumpentherapie mit<br />

Accu-Chek Combo<br />

Vielfalt, die Sie im Alltag unterstützt:<br />

ü So präzise – Ihre sichere Bolusberechnung<br />

im Blutzuckermesssystem<br />

ü So diskret – Ihre unauffällige Bolusabgabe<br />

per Fernsteuerung<br />

ü So unkompliziert – Ihre einfache Dokumentation<br />

im elektronischen Tagebuch<br />

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0800 4466800 (Mo– Fr, 8.00 – 18.00 Uhr)<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Psychologie<br />

• Entwickeln Sie eine berechtigt<br />

optim<strong>ist</strong>ische Haltung zur Zukunft<br />

Ihres Kindes. Die gute medizinische<br />

Versorgung in Europa<br />

und ihr elterliches Engagement<br />

sind die beste Grundlage.<br />

• Behalten Sie Ihren Sinn für Humor,<br />

selbst wenn der <strong>Diabetes</strong><br />

»»<br />

Behalten Sie Ihren Sinn für<br />

Humor – selbst wenn der <strong>Diabetes</strong><br />

den Alltag kompliziert macht.<br />

den Alltag kompliziert macht.<br />

Witzige und ungewöhnliche Ideen<br />

– Kinder sind dafür Spezial<strong>ist</strong>en<br />

– können vieles entschärfen.<br />

• Setzen Sie sich real<strong>ist</strong>ische Ziele.<br />

Das schützt vor Selbstzweifeln.<br />

Ein Jugendlicher mitten in<br />

der Pubertät hat eben geringere<br />

Chancen auf einen HbA 1c<br />

-Wert<br />

unter sieben Prozent – selbst mit<br />

perfekten <strong>Eltern</strong>. Er muss Schritt<br />

für Schritt lernen, Verantwortung<br />

zu übernehmen, und das<br />

braucht Zeit und <strong>Eltern</strong>, die<br />

ihn geduldig unterstützen,<br />

ohne ihn ständig zu reglementieren.<br />

• Erlauben Sie sich und Ihrem<br />

Kind, schöne Phasen<br />

richtig zu genießen, ohne<br />

dabei ständig den Blutzucker<br />

im Hinterkopf zu<br />

haben. Die notwendige<br />

Therapie findet statt,<br />

sie <strong>ist</strong> aber nicht<br />

ständig Thema.<br />

Lassen Sie sich<br />

nicht zu sehr vom<br />

<strong>Diabetes</strong> ins<br />

Schwitzen bringen,<br />

sondern<br />

besser durch<br />

körperliche Anstrengung<br />

– das<br />

baut Stresshormone<br />

ab.<br />

Körperliche Stressreaktion<br />

reduzieren<br />

Die typischen körperlichen Stressreaktionen<br />

sind biologisch sinnvoll,<br />

um in einer bedrohlichen Situation<br />

zu kämpfen oder zu fliehen.<br />

In unserer heutigen Welt <strong>ist</strong> in<br />

den me<strong>ist</strong>en Fällen jedoch weder<br />

das eine noch das andere hilfreich.<br />

Dadurch, dass wir me<strong>ist</strong> eher passiv<br />

reagieren, werden die Stresshormone,<br />

insbesondere das Kortisol,<br />

nicht angemessen abgebaut.<br />

Auf Dauer führt dies zu einer gedrückten<br />

Stimmung, zu Konzentrationsschwierigkeiten,<br />

geringem<br />

Antrieb und vielen körperlichen<br />

Kontakt<br />

Fazit<br />

Hat ein Kind <strong>Diabetes</strong>,<br />

<strong>ist</strong> das für Familien<br />

eine zusätzliche<br />

Herausforderung.<br />

Entsteht dadurch allerdings dauerhaft<br />

Stress, sollten die <strong>Eltern</strong> genau<br />

hinschauen, persönliche Stressverstärker<br />

hinterfragen<br />

und Wege finden,<br />

den Stress zu reduzieren.<br />

Wer allein<br />

nicht weiterkommt, hat im <strong>Diabetes</strong>team<br />

seines Kindes einen ersten<br />

kompetenten Ansprechpartner.<br />

Beschwerden, z. B. Bluthochdruck,<br />

Schmerzen und Infektanfälligkeit.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten,<br />

um die körperliche Stressreaktion<br />

zu vermindern:<br />

• Körperliche Anstrengung führt<br />

zum Abbau der Stresshormone.<br />

Ins Schwitzen bringt Sie Ihr<br />

Lieblingssport, ebenso die Arbeit<br />

im Garten, die Radtour etc.<br />

• Entspannungstechniken wie die<br />

Progressive Muskelrelaxation<br />

(PMR), das Autogene Training<br />

oder besondere Atemtechniken<br />

können ebenfalls helfen, mehr<br />

Ruhe zu finden. Zur PMR gibt es<br />

in Büchern und im Netz Anleitungen,<br />

auch bieten Krankenkassen<br />

und Volkshochschulen<br />

Kurse an.<br />

• Ausreichend<br />

Schlaf <strong>ist</strong> die<br />

Voraussetzung<br />

für einen<br />

ausgeglichenen<br />

Tag und gute ge<strong>ist</strong>ige<br />

Le<strong>ist</strong>ungs- und Lernfähigkeit.<br />

<strong>Eltern</strong> und Kinder mit <strong>Diabetes</strong><br />

sollten daher möglichst ungestört<br />

durchschlafen können.<br />

• Ungeeignet sind dagegen alle Beruhigungsmittel<br />

wie Nikotin oder<br />

Alkohol, die den Organismus zusätzlich<br />

belasten. Noch kritischer<br />

zu sehen sind viele Medikamente<br />

zur Beruhigung, die sehr schnell<br />

abhängig machen können. Sie<br />

sollten immer mit dem behandelnden<br />

Arzt abgestimmt und<br />

kritisch erwogen werden.<br />

• Gelingt es über eine längere Fr<strong>ist</strong><br />

nicht, wieder zur Ruhe zu kommen<br />

und sich zu erholen, sollten<br />

sich Betroffene nicht scheuen,<br />

psychotherapeutische Hilfe in<br />

Anspruch zu nehmen. Oft können<br />

die <strong>Diabetes</strong>teams überforderten<br />

<strong>Eltern</strong> mit Adressen<br />

vor Ort helfen, viele qualifizierte<br />

Informationen und Adressen<br />

finden sich auch unter www.<br />

kompetenznetz-depression.de.<br />

Unbestreitbar bedeutet <strong>Diabetes</strong><br />

eine zusätzliche Belastung für <strong>Eltern</strong><br />

und Kinder. Der zusätzliche<br />

Stress sollte aber nicht dazu führen,<br />

dass die Lebensfreude aller<br />

Familienmitglieder beeinträchtigt<br />

wird. Wenn Selbsthilfe, der Austausch<br />

mit anderen, nicht weiterhilft,<br />

haben alle Familien auch hier<br />

ein Recht auf Unterstützung. ◼<br />

Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.)<br />

Leiterin Medizinische Psychologie<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />

Foto: Fotolia<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Kurz & Gut<br />

Kinder + Jugendliche<br />

Foto: iStockphoto<br />

Migration als Hindernis?<br />

Kinder und Jugendliche mit Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> türkischer Herkunft<br />

tragen seltener Insulinpumpen<br />

als junge <strong>Diabetes</strong>patienten<br />

ohne Migrationshintergrund.<br />

Gründe könnten sprachliche<br />

Bei Mäusen können<br />

Darmbakterien das<br />

Risiko für Autoimmunerkrankungen<br />

beeinflussen.<br />

Bei Mäusen entscheiden die Bakterienarten<br />

Darmflora und <strong>Diabetes</strong><br />

Darmbakterien beeinflussen<br />

den Hormonspiegel, den<br />

Stoffwechsel und die Immunantwort<br />

bei Mäusen – und damit<br />

auch die Entwicklung von<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Bei Mäusen<br />

einer speziellen Zuchtform<br />

sind Weibchen anfälliger für<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> als Männchen.<br />

Als Forscher aus Leipzig<br />

und Toronto die Darmbakterien<br />

von Männchen auf<br />

Weibchen übertrugen, zeigten<br />

die Weibchen weniger Typ-1-<br />

Symptome. Ob die Darmflora<br />

auch bei Menschen auf eine<br />

Autoimmunerkrankung hinwe<strong>ist</strong>,<br />

<strong>ist</strong> noch nicht erforscht.<br />

Barrieren, ein geringerer sozioökonomischer<br />

Status oder ein<br />

anderes Krankheitsverständnis<br />

sein – das zeigt eine aktuelle<br />

Studie des Deutschen <strong>Diabetes</strong>-Zentrums<br />

in Düsseldorf.<br />

diabetesDE sieht Vorteile für Kinder<br />

CGM auf dem Prüftstand<br />

Ende 2012 hat der Gemeinsame<br />

Bundesausschuss (G-BA) das Institut<br />

für Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

im Gesundheitswesen<br />

(IQWiG) beauftragt, den Nutzen<br />

des kontinuierlichen Glukosemonitorings<br />

(CGM) zu bewerten.<br />

Von der Bewertung hängt ab, ob<br />

die Kassen in Zukunft die Kosten<br />

dafür übernehmen.<br />

diabetesDE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />

hält die kontinuierliche<br />

Glukosemessung für bestimmte<br />

Nutzergruppen für sinnvoll:<br />

In einer Stellungnahme we<strong>ist</strong><br />

die Organisation auf Studien<br />

hin, die zeigen, dass sich durch<br />

CGM bei bestimmten Patienten<br />

die Langzeitwerte verbessern<br />

und die Häufigkeit gefährlicher<br />

Unterzuckerungen verringern<br />

können. Besonders Kinder unter<br />

acht Jahren könnten von der<br />

CGM profitieren, da bei ihnen<br />

schon durch sehr kleine Insulindosen<br />

der Blutzucker schwankt.<br />

Klassenklima und Lernle<strong>ist</strong>ung<br />

Einflussreiche Schüler<br />

Die persönliche Lerneinstellung eines Kindes<br />

hängt zu fast einem Zehntel davon ab, in welcher<br />

Klasse es sich befindet – dies hat ein Forscherteam<br />

der Ludwig-Maximilian-Universität München um<br />

Entwicklungspsychologin Mechthild Schäfer herausgefunden.<br />

Die Wissenschaftler befragten 1 159<br />

Schülerinnen und Schüler der siebten bis neunten<br />

Klasse zur Popularität und zur sozialen Stellung von<br />

Mitschülern.<br />

Es stellte sich heraus, dass diejenigen Kinder besonders<br />

einflussreich waren, die sowohl positives<br />

als auch negatives Verhalten einsetzten, um in der<br />

Klassenhierarchie zu dominieren. Diese Kinder<br />

nennen die Forscher B<strong>ist</strong>rategen. Durchschnittlich<br />

14,2 Prozent der Kinder in einer Klasse streben nach<br />

Macht. Ein Viertel von diesen nach Macht strebenden<br />

Kindern sind B<strong>ist</strong>rategen. Von ihnen <strong>ist</strong> es abhängig,<br />

ob ein Kind fleißig für einen Test lernt oder<br />

ob es pünktlich zum Unterricht erscheint. Durch ihr<br />

Vorbild beeinflussen die B<strong>ist</strong>rategen maßgeblich<br />

das Lernklima der gesamten Klasse.<br />

Ziel dieser Studie <strong>ist</strong>, Module für Schulen zu entwickeln,<br />

die das Lehrpersonal für die Gruppendynamik<br />

ihrer Klasse sensibilisieren und fortbilden.<br />

„Machen Sie sich Sorgen, dass<br />

gesunde Geschw<strong>ist</strong>er auch <strong>Diabetes</strong><br />

bekommen könnten?“<br />

77,4 % Ja<br />

22,6 % Nein<br />

Auf die Online-Frage aus Heft 4 antworteten<br />

77,4 % mit „Ja“ und 22,6 % mit „Nein“.<br />

Spricht Ihr Kind mit seinen<br />

Freunden/Klassenkameraden über<br />

seinen <strong>Diabetes</strong>?<br />

Wenn Sie abstimmen wollen, dann klicken<br />

Sie unter www.diabetes-eltern-journal.de.<br />

Das Ergebnis gibt‘s in der nächsten Ausgabe,<br />

die Ende Juni erscheint.<br />

Neue Frage Ergebnis Heft 4/12<br />

DIE ONLINE-FRAGE<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

17


Medizin<br />

Pflegestufe:<br />

ja oder nein?<br />

Sollen <strong>Eltern</strong> für die Pflege ihres Kindes mit<br />

<strong>Diabetes</strong> Pflegegeld beantragen? Die Ärztin<br />

Dr. Simone von Sengbusch macht auf einige<br />

– auch psychologische – Fallstricke aufmerksam,<br />

Rechtsanwalt Matthias Meyer schildert<br />

die aktuelle rechtliche Lage.<br />

www.behinderte<br />

kinder.de<br />

bietet weitere Informationen<br />

zum<br />

Thema Pflegegeld<br />

für Kinder.<br />

Gibt es überhaupt Gegenargumente?<br />

Wenn <strong>Eltern</strong><br />

bei ihrem Kind mit Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> aufgrund der Erkrankung<br />

und Insulintherapie die Voraussetzungen<br />

für erhebliche Pflegebedürftigkeit<br />

erfüllt sehen, dann<br />

können Sie in Deutschland einen<br />

Antrag auf Anerkennung einer<br />

Pflegestufe und Le<strong>ist</strong>ungen durch<br />

die Pflegekasse stellen.<br />

Die Unterstützungsle<strong>ist</strong>ungen für<br />

Familien mit einem an Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

erkrankten Kind und auch<br />

die Kostenübernahme für moderne<br />

Therapieoptionen variieren in<br />

»»<br />

Wenn Mütter wegen des <strong>Diabetes</strong><br />

aufhören zu arbeiten, sinkt das<br />

Familieneinkommen spürbar.<br />

Europa von Land zu Land, je nach<br />

den landesüblichen Le<strong>ist</strong>ungen im<br />

Sozialsystem. Alle <strong>Eltern</strong> müssen<br />

sich aber den gleichen Herausforderungen<br />

stellen, nämlich die Insulintherapie<br />

in den Familienalltag<br />

zu integrieren, die Kinder in<br />

der Therapie anzuleiten und die<br />

Fortführung der Therapie auch in<br />

Kindergarten, Schule und Freizeit<br />

mit zu organisieren.<br />

Frühzeitig informieren<br />

<strong>Eltern</strong> sollen frühzeitig erfahren,<br />

welche Le<strong>ist</strong>ungen ihnen in<br />

Deutschland zur Verfügung stehen,<br />

um den hohen Aufwand in der Versorgung<br />

der Kinder zu kompensieren.<br />

Oftmals schränken vor allem<br />

Mütter ihre Berufstätigkeit ein oder<br />

hören sogar eine Weile ganz auf zu<br />

arbeiten, und das Familieneinkommen<br />

sinkt spürbar. Durch häufige<br />

nächtliche Blutzuckerkontrollen<br />

<strong>ist</strong> es schwierig, morgens einigermaßen<br />

ausgeschlafen arbeiten zu<br />

gehen oder gar nachts zu arbeiten.<br />

Auch das kurzfr<strong>ist</strong>ige Helfen<br />

im Kindergarten (wenn z. B. der<br />

Pumpenkatheter herausgerutscht<br />

<strong>ist</strong>) oder häufigere Fehlzeiten für<br />

die Betreuung des akut erkrankten<br />

Kindes werden von Arbeitgebern<br />

nicht immer toleriert. Die Anerkennung<br />

der Pflegestufe I für ein<br />

Kind kann eine Familie immerhin<br />

finanziell entlasten.<br />

Was sollte dennoch vor einem Antrag<br />

bedacht werden?<br />

• Informieren Sie sich eingehend<br />

über das Thema, bevor Sie den<br />

Antrag stellen. Gerade <strong>Eltern</strong><br />

eben erst erkrankter Kleinkinder<br />

sollten sich die Zeit nehmen,<br />

zunächst zu prüfen, wie<br />

gut sich die <strong>Diabetes</strong>therapie in<br />

ihren Alltag einfügt und welcher<br />

zusätzliche Aufwand entsteht. Je<br />

mehr praktische Erfahrung mit<br />

der Erkrankung und den damit<br />

einhergehenden Belastungen<br />

vorliegt, desto besser kann der<br />

Antrag gestellt werden, der individuell<br />

begründet werden muss.<br />

Je weniger individualisiert der<br />

Antrag gestellt wird, desto größer<br />

<strong>ist</strong> die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass er abgelehnt wird und man<br />

künftig nicht nur gegen die immer<br />

bestehenden Widerstände,<br />

sondern auch gegen die bereits<br />

erfolgte Entscheidung (Präjudiz)<br />

„Ablehnung“ ankämpfen muss.<br />

18<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Medizin<br />

• Prüfen Sie, ob Sie als alleinerziehendes <strong>Eltern</strong>teil oder<br />

als <strong>Eltern</strong>paar den langen Antragsweg für die Anerkennung<br />

einer Pflegestufe allein oder gemeinsam durchstehen<br />

können. Ein umfangreicher Schriftwechsel mit der<br />

Krankenkasse und ggf. auch der Gang vor das Sozialgericht<br />

stellen eine Belastung dar, die nicht unterschätzt<br />

werden sollte. Auch die damit einhergehenden Kosten<br />

sollten im Vorweg mit dem Anwalt geklärt werden.<br />

• In der Trauer um die Erkrankung ihres Kindes, in ihrer<br />

Unsicherheit in der neuen Lebenssituation und der Erschöpfung<br />

durch die Therapie <strong>ist</strong> es ganz natürlich, dass<br />

sich <strong>Eltern</strong> einen Anwalt an ihre Seite holen, der stellvertretend<br />

für sie kämpft. Einige Familien klagen und<br />

kämpfen mit aller Kraft gleich in mehreren Bereichen<br />

für Le<strong>ist</strong>ungen und Unterstützung für ihr Kind. Manchmal<br />

weichen <strong>Eltern</strong> so über die Auseinandersetzung mit<br />

der Erkrankung auf rein sachlicher Ebene einer Auseinandersetzung<br />

auf der emotionalen Ebene zunächst einmal<br />

aus. Auch das <strong>ist</strong> durchaus verständlich. Wichtig<br />

<strong>ist</strong> dabei zu wissen, dass sich irgendwann einmal alle<br />

<strong>Eltern</strong> unweigerlich auch ihren Gefühlen in Bezug auf<br />

die <strong>Diabetes</strong>erkrankung ihres Kindes stellen müssen.<br />

• Einige Versicherungen, bei denen der Gesundheitszustand<br />

des Versicherungsnehmers ein entscheidendes<br />

Kriterium für die Versicherbarkeit darstellt, fragen schon<br />

heute, ob jemals im Leben ein Grad der Behinderung<br />

bestand oder besteht. Ob in solchen Anträgen in Zukunft<br />

auch nach Anerkennung einer Pflegestufe gefragt<br />

wird, kann heute noch nicht gesagt werden. <strong>Eltern</strong>, denen<br />

dieser Punkt <strong>wichtig</strong> <strong>ist</strong>, sollten darüber mit einem<br />

Versicherungsberater/-makler sprechen.<br />

Es gibt keine starken Argumente dagegen …<br />

Wenn die <strong>Diabetes</strong>therapie eines jungen Kindes besonders<br />

aufwendig <strong>ist</strong> oder ein Kind sogar an mehreren Erkrankungen<br />

leidet (z. B. zusätzlich an Zöliakie oder an<br />

allgemeiner Entwicklungsverzögerung), sprechen viele<br />

Argumente für den Antrag auf Anerkennung erhöhter Pflegebedürftigkeit<br />

und nur wenige dagegen. Die mögliche<br />

Belastung der <strong>Eltern</strong> durch den langwierigen Antragsweg<br />

und ggf. eine Klage vor dem Sozialgericht (mit positivem<br />

oder negativem Ausgang) sollte aber zuvor zwischen den<br />

<strong>Eltern</strong>teilen thematisiert werden.<br />

◼<br />

Was die Voraussetzungen für die Bewilligung sind und welche<br />

Chancen und Risiken es gibt, lesen Sie im folgenden Beitrag<br />

von Rechtsanwalt Matthias Meyer.<br />

Kontakt<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

Dr. Simone von Sengbusch<br />

Mobile <strong>Diabetes</strong>schulung SH<br />

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein<br />

E-Mail: simone.vonsengbusch@uksh.de<br />

Animas ®<br />

VibeTM<br />

Insulinpumpe.<br />

Inspiriert<br />

durch Ihre<br />

Le<strong>ist</strong>ung.<br />

Animas Nutzer-Fotos sind nur für Illustrationszwecke gedacht. Alle<br />

Patienten sind Animas-Pumpennutzer, verwenden aber möglicherweise<br />

Produkte, die nicht in allen Ländern erhältlich sind.<br />

Gute Neuigkeiten! Die<br />

Animas ® Vibe Insulinpumpe<br />

<strong>ist</strong> jetzt für alle Altersgruppen<br />

erhältlich.<br />

Die Animas ® Vibe Insulinpumpe zeichnet sich<br />

durch folgende Eigenschaften aus:<br />

> Leichte Menübedienung und<br />

Navigation*<br />

> Hochauflösendes Farbdisplay<br />

bietet hervorragende Lesbarkeit<br />

> Konfigurierbare Lebensmittel-Datenbank ermöglicht<br />

präzises Zählen von Kohlenhydraten †<br />

> Wasserdichtes Design ermöglicht kontinuierliche<br />

Insulinverabreichung ‡<br />

> Kleine Basalschritte von 0,025 U/Std. über alle<br />

Basalraten ermöglichen Feineinstellungen<br />

* Gemäß einer Umfrage aus dem Jahr 2011 mit 183 Animas ® 2020 Pumpenanwendern, von<br />

denen 98 % der Aussage “Die Bildschirmmenüs sind leicht verständlich.” völlig zustimmten,<br />

zustimmten bzw. etwas zustimmten. 88 % gaben an, dass “die Kurzbefehle mit wenigen<br />

Tasten und hervorgehobener Bildschirmnavigation eine schnelle, leichte und diskrete<br />

Bolus-Verabreichung ermöglichen.” Die Animas ® Vibe Insulinpumpe enthält dasselbe<br />

Insulinpumpenmenü und -display wie die Animas ® 2020 Insulinpumpe.<br />

†Mit der Diasend-Software.<br />

‡Bei 3,6 m und 24 Stunden lang.<br />

Insulinpumpen müssen von einem Arzt verschrieben werden. Bei der Verwendung von<br />

Insulinpumpen gibt es potenzielle Risiken, wie z. Bsp. Hyper- oder Hypoglykämie. Sprechen<br />

Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie ein geeigneter Kandidat für eine Insulinpumpe sind. Befolgen<br />

Sie stets die Anweisungen des medizinischen Fachpersonals und die Hinweise in der<br />

Gebrauchsanleitung der Pumpe.<br />

Verwendungszweck<br />

ANIMAS ® VIBE INSULINPUMPE<br />

Die Animas ® Vibe Insulinpumpe <strong>ist</strong> zur kontinuierlichen subkutanen Insulininfusion bei der<br />

Behandlung von Erwachsenen, adulten oder pädiatrischen Patienten mit insulinabhängigem<br />

<strong>Diabetes</strong> bestimmt. Detaillierte Informationen zur Indikationsstellung<br />

sowie Sicherheitsinformationen erhalten Sie bei Animas online unter<br />

www.animaseurope.de.<br />

Alle Produktnamen und Warenzeichen sind Eigentum der jeweiligen<br />

Rechtsinhaber.<br />

© 2012 Animas Corporation 2013/01 AN12-1912A DE<br />

Tel.: 0800-710 710 7 E-Mail: Animas-Deutschland@its.jnj.com www.animaseurope.de


Medizin<br />

Pflegegeld nicht verschenken<br />

Unter welchen Umständen wird der Antrag auf Pflegegeld bewilligt?<br />

Ende 2012 gab es dazu ein Urteil des Sozialgerichts Osnabrück, das<br />

die Rechte der betroffenen Kinder erheblich stärkt.<br />

Das Pflegegeld<br />

kann Familien<br />

helfen, die durch<br />

die <strong>Diabetes</strong>erkankung<br />

des<br />

Kindes finanzielle<br />

Einbußen haben.<br />

Bei Kindern mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

bleibt häufig ein <strong>Eltern</strong>teil<br />

zur Pflege des Kindes<br />

zu Hause. Damit können erhebliche<br />

finanzielle Einschränkungen<br />

verbunden sein. Pflegele<strong>ist</strong>ungen<br />

können eine teilweise Entlastung<br />

schaffen. Seit dem 1. Januar 2012<br />

werden bei Pflegestufe I 235 Euro/Monat<br />

Pflegegeld bzw.<br />

450 Euro als Sachle<strong>ist</strong>ung<br />

erbracht. Dies<br />

entspricht pro Jahr<br />

z. B. einem Pflegegeld<br />

von 2 820 Euro, häufig kann<br />

ein mehrjähriger Bezug erfolgen.<br />

Pflegebedürftigkeit, Pflegestufe<br />

»»<br />

Nach meiner Erfahrung besteht<br />

in vielen Fällen ein begründeter Anspruch<br />

zumindest auf Pflegestufe I.<br />

Pflegebedürftig <strong>ist</strong>, „wer wegen<br />

einer körperlichen, ge<strong>ist</strong>igen oder<br />

seelischen Krankheit oder Behinderung<br />

für die gewöhnlichen und<br />

regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen<br />

im Ablauf des täglichen<br />

Lebens, d. h. in den Bereichen der<br />

Körperpflege, der Ernährung, der<br />

Mobilität und dem Bereich der<br />

hauswirtschaftlichen Versorgung,<br />

auf Dauer, voraussichtlich für mindestens<br />

sechs Monate, in erheblichem<br />

oder höheren Maß der Hilfe<br />

bedarf.“ (§ 14 SGB XI)<br />

Kinder mit <strong>Diabetes</strong> sind regelmäßig<br />

in diesem Sinn pflegebedürftig.<br />

Die Voraussetzungen der<br />

Pflegestufe I erfüllen dabei solche<br />

Kinder, die bei der Körperpfle-<br />

ge, der Ernährung oder der Mobilität<br />

(sog. Grundpflege) für wenigstens<br />

zwei Verrichtungen aus<br />

einem oder mehreren Bereichen<br />

mindestens einmal täglich Hilfe<br />

brauchen und zusätzlich mehrfach<br />

in der Woche Hilfen bei der<br />

hauswirtschaftlichen Versorgung<br />

benötigen. Bei Kindern <strong>ist</strong> für die<br />

Zuordnung der zusätzliche Hilfebedarf<br />

gegenüber einem gesunden<br />

gleichaltrigen Kind maßgebend.<br />

Der Zeitaufwand, den ein Familienangehöriger<br />

oder eine andere,<br />

nicht als Pflegekraft ausgebildete<br />

Person für die erforderlichen<br />

Le<strong>ist</strong>ungen der Grundpflege und<br />

hauswirtschaftlichen Versorgung<br />

benötigt, muss wöchentlich im<br />

Tagesdurchschnitt mindestens 90<br />

Minuten betragen, wobei auf die<br />

Grundpflege mehr als 45 Minuten<br />

entfallen müssen. (§ 15 SGB XI)<br />

Dies <strong>ist</strong> häufiger Streitgegenstand<br />

mit den Pflegekassen.<br />

Rechtsprechung<br />

Das Bundessozialgericht hatte in<br />

Entscheidungen von 1998/1999<br />

hierzu entschieden, dass das Kochen,<br />

die portionsgerechte Bemessung<br />

und Zuteilung von Diätnahrung<br />

sowie das Einkaufen, Berechnen,<br />

Zusammenstellen und<br />

Abwiegen der Nahrung nicht zur<br />

Hinweise der Autoren zur Krankenkasse<br />

Grundpflege gehören. (BSGB 3<br />

P 3/97 R; B 3 P 10/98 R; B 3 P 5/97 R)<br />

Gleiches sollte für das Spritzen von<br />

Insulin einschließlich der BZ-Messungen<br />

gelten. (B 3 P 5/98 R) In der<br />

Folge waren verschiedene Gerichte<br />

insgesamt sehr restriktiv mit der<br />

Gewährung von Pflegestufen umgegangen.<br />

Inzwischen haben jedoch<br />

verschiedene Sozialgerichte<br />

Familien mit einem an <strong>Diabetes</strong> erkrankten<br />

Kind wieder Pflegestufen<br />

zugestanden.<br />

Das Sozialgericht Osnabrück hat<br />

in einem aktuellen Urteil vom 16.<br />

November 2012 (S 14 P 74/08) entschieden,<br />

dass bei der modernen<br />

Insulintherapie bei Insulinpumpenversorgung<br />

auch der Hilfebedarf für<br />

die Blutzuckermessung und die Insulingabe<br />

sowie der Mehraufwand<br />

für die Beaufsichtigung bei den<br />

Mahlzeiten als Hilfebedarf zu berücksichtigen<br />

sei, weil hier ein unmittelbarer<br />

zeitlicher und sachlicher<br />

Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme<br />

bestehe. Dadurch<br />

wurden die Rechte der betroffenen<br />

Kinder weiter erheblich gestärkt.<br />

Tatsächlich besteht nach meiner<br />

Erfahrung aus entsprechenden außergerichtlichen<br />

und gerichtlichen<br />

Verfahren in zahlreichen Fällen ein<br />

begründeter Anspruch eines an <strong>Diabetes</strong><br />

erkrankten Kindes zumindest<br />

auf die Pflegestufe I. Jeder An-<br />

• Nach bisheriger Erfahrung werden <strong>Eltern</strong>, die geklagt haben, danach<br />

nicht von der GKV benachteiligt.<br />

• Die einmal anerkannte Pflegestufe wird beim Wechsel der Kasse<br />

übertragen, der durch den Wechsel notwendige Neuantrag für Hilfsmittel<br />

kann Probleme machen. <strong>Eltern</strong> sollten sich vorher informieren!<br />

20<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Medizin<br />

trag erfordert jedoch eine Einzelfallentscheidung.<br />

Zwar <strong>ist</strong> nicht jede<br />

Hilfele<strong>ist</strong>ung für die Pflegestufe berücksichtigungsfähig,<br />

zahlreiche<br />

Hilfestellungen sind es jedoch. Es<br />

kommt dennoch immer wieder vor,<br />

dass zwar auf diesen Grundlagen<br />

der erforderliche Hilfebedarf vorliegt,<br />

dies von den Pflegekassen jedoch<br />

nicht anerkannt wird. Lassen<br />

Sie sich dadurch nicht entmutigen.<br />

Rechtsstreit um die Pflege<br />

Stellen Sie einen Antrag bei Ihrer<br />

Pflegekasse. Sie erhalten dann regelmäßig<br />

die Aufforderung, ein<br />

Pflegetagebuch einzureichen. Seien<br />

Sie bitte beim Erstellen der Pflegeprotokolle<br />

sehr sorgfältig; jede<br />

halbe Minute kann in der Schlussberechnung<br />

den Ausschlag geben.<br />

Sodann wird durch einen Gutachter<br />

der Krankenkasse/MDK ein<br />

Gutachten erstellt. Wird dabei ein<br />

nur geringer oder gar kein Hilfebedarf<br />

festgestellt, ergeht ein ablehnender<br />

Bescheid. Legen Sie gegen<br />

diesen Bescheid Widerspruch ein.<br />

Wird der Widerspruch abschlägig<br />

beschieden, haben Sie die Möglichkeit<br />

der (fr<strong>ist</strong>gebundenen!)<br />

Klage vor dem Sozialgericht.<br />

Das Verfahren vor dem Sozialgericht<br />

kann derzeit leider recht<br />

lange dauern. Sodann wird jedoch<br />

regelmäßig ein weiterer, gerichtlicher<br />

Gutachter bestellt und<br />

Ihr Anliegen ggf. durch Urteil entschieden.<br />

Erfahrungsgemäß haben<br />

Betroffene gute Chancen,<br />

wenn die beschriebenen Voraussetzungen<br />

vorliegen und Sie sich<br />

nicht durch die lange Verfahrensdauer<br />

abschrecken lassen.<br />

Chancen und Risiken<br />

Pflegegeld bzw. Sachle<strong>ist</strong>ung sind<br />

bei Obsiegen regelmäßig rückwirkend<br />

ab Antragstellung zu gewähren.<br />

Darüber hinaus können unter<br />

besonderen Voraussetzungen Rentenanwartschaften<br />

(§ 44 SGB XI;<br />

§ 3 SGB VI), Versicherungsschutz<br />

der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(§ 44 SGB XI; SGB VII) sowie<br />

Förderung beruflicher Weiterbildung<br />

(§ 44 SGB XI; SGB III) erworben<br />

werden.<br />

Die Kosten für einen Rechtsanwalt<br />

betragen im erstinstanzlichen<br />

Verfahren – je nach Umfang seiner<br />

Tätigkeit – ca. 600 bis 1000 Euro.<br />

Gerichtskosten entstehen nicht.<br />

Wenn vorhanden, übernimmt ggf.<br />

die Rechtschutzversicherung die<br />

Kosten oder auch die Staatskasse<br />

durch Beratungshilfe/Prozesskostenhilfe<br />

(Antrag nötig). ◼<br />

Der Artikel kann – im Hinblick auf<br />

seinen Umfang – die rechtlichen<br />

Probleme und Besonderheiten nur<br />

ansprechen, jedoch keine umfassende<br />

Rechtsberatung ersetzen.<br />

Kontakt<br />

Details zu Hilfen,<br />

die für das Pflegeprotokoll<br />

<strong>wichtig</strong><br />

sind und zu Besonderheiten<br />

bei der<br />

Insulinpumpentherapie<br />

finden Sie<br />

unter www.herzogmeyer.de<br />

(unter<br />

„Anwälte“ und<br />

„Matthias Meyer“).<br />

Matthias Meyer<br />

Rechtsanwalt, Sozius der Kanzlei<br />

Herzog. Herzog. Meyer, Itzehoe<br />

Internet: www.herzog-meyer.de<br />

E-Mail: info@herzog-herzog.de<br />

KINDER- UND<br />

JUGENDPASS DIA BE TES<br />

Die <strong>Diabetes</strong>einstellung immer im Blick, dazu Risikofaktoren wie<br />

Blutdruck und Blutfette: Mit dem Kinder- und Jugendpass <strong>Diabetes</strong><br />

unterstützen Sie Ihr Kind wirkungsvoll bei der Behandlung. Dokumentieren<br />

Sie zusammen mit Ihrem Arzt und wenn möglich auch<br />

mit Ihrem Kind die einzelnen Werte – so<br />

AZ<br />

wird nichts vergessen und<br />

alle sind auf dem aktuellen Stand der Behandlung.<br />

□ Bitte senden Sie ........... Exemplar(e) „Gesundheits-Pass <strong>Diabetes</strong>“, KI43975, à 2,60 €,<br />

zzgl. Versandkosten (attraktive Staffelpreise: ab 50 Expl. à 2,30 €; ab 100 Expl. à 1,90 €).<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

E-Mail<br />

Telefon<br />

Datum/Unterschrift<br />

□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig □ schriftlich, □ per E-Mail oder □ per Telefon<br />

über aktuelle Angebote aus seinem Programm informiert. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen.<br />

(Auch wenn Sie schon früher einer Kontaktaufnahme durch uns zugestimmt haben, bitten wir Sie, diese zu erneuern.)<br />

22.0033<br />

Erhältlich unter:<br />

www.kirchheim-shop.de<br />

oder über:<br />

SVK-GmbH<br />

Abtlg. VA/Kirchheim-Verlag<br />

Postfach 10 60 16<br />

70049 Stuttgart<br />

Telefon: 07 11/66 72-14 83<br />

Fax: 07 11/66 72-19 74<br />

E-Mail: svk@svk.de<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

21


Nachgefragt<br />

Psychologie + Medizin<br />

Nachgefragt<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.)<br />

Leiterin Medizinische Psychologie<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />

Das „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>“ beantwortet Ihnen<br />

in jeder Ausgabe medizinische Fragen aus unterschiedlichster<br />

Perspektive. Besonders <strong>wichtig</strong> für<br />

<strong>Eltern</strong> von Kindern mit <strong>Diabetes</strong> sind daneben Fragen<br />

vor psychosozialem Hintergrund. Alle Fragen<br />

werden von ausgewiesenen Experten beantwortet.<br />

Kontakt<br />

Dr. Wolfgang von Schütz<br />

Oberarzt Pädiatrie III<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />

„Auf der Bult“, Hannover<br />

E-Mail: schuetz@hka.de<br />

Also schreiben Sie an links stehende<br />

E-Mail-Adressen oder einfach an:<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>, Kirchheim-Verlag,<br />

Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,<br />

E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de<br />

Ausbildung, Auszug von zu Hause, weg vom Kinderdiabetologen ...<br />

Johannes wird erwachsen – was muss er beachten?<br />

Johannes beginnt<br />

bald eine Lehre<br />

und zieht von zu<br />

Hause aus. Und<br />

wie geht es mit<br />

dem <strong>Diabetes</strong><br />

weiter?<br />

Ulrich K.: Unser jetzt<br />

16-jähriger Sohn Johannes<br />

hat seit acht Jahren <strong>Diabetes</strong>. Jahrelang<br />

war sein <strong>Diabetes</strong> gut eingestellt,<br />

jetzt in der Pubertät gibt es<br />

oft große Probleme, weil er häufig<br />

vergisst, seinen Blutzucker zu messen<br />

und Insulin zu bolen.<br />

Demnächst macht er seinen Realschulabschluss<br />

und wird dann bei<br />

einem Steinmetz in die Lehre gehen.<br />

Er wird von zu Hause ausziehen<br />

und in einer anderen Stadt in<br />

einer WG leben. Wir machen uns<br />

große Sorgen, weil er dann nicht<br />

nur die Unterstützung durch sein<br />

<strong>Eltern</strong>haus, sondern auch die bisherige<br />

sehr gute Betreuung durch<br />

das Team in der <strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />

der Kinderklinik verlieren<br />

wird. Wie können wir ihm helfen?<br />

Was kommt nach der <strong>Diabetes</strong>ambulanz?<br />

Wie lange kann er noch in<br />

einer Kinderklinik betreut werden?<br />

Dr. von Schütz: Ihre Sorgen<br />

teilen Sie mit sehr vielen anderen<br />

Familien. Vorweg für Sie das<br />

Wichtigste: Die me<strong>ist</strong>en Jugendlichen<br />

mit <strong>Diabetes</strong> schaffen den<br />

Sprung ins Erwachsenenleben oh-<br />

ne schwerwiegende Komplikationen<br />

oder anhaltende Konflikte. Einige<br />

Dinge gibt es aber zu bedenken:<br />

Nicht nur für Ihren Sohn <strong>ist</strong><br />

es eine große Aufgabe, die Verantwortung<br />

für seine Insulintherapie<br />

endgültig selbst zu übernehmen.<br />

Auch für Sie als <strong>Eltern</strong> <strong>ist</strong> es schwer,<br />

nach vielen Jahren des Sorgens<br />

und Kümmerns nicht mehr die<br />

Kontrollinstanz für Ihren Sohn zu<br />

sein. Dieses Loslassen braucht Zeit.<br />

Vertrauen Sie Ihrem Sohn. Geduld<br />

<strong>ist</strong> für Sie jetzt hilfreicher als zu viel<br />

Einsatz.<br />

Es <strong>ist</strong> sehr gut und <strong>wichtig</strong>, dass Ihr<br />

Sohn in der neuen Stadt nicht alleine,<br />

sondern zusammen mit anderen<br />

jungen Menschen in einer<br />

Wohngemeinschaft leben wird.<br />

Wenn sich die Mitbewohner kennengelernt<br />

haben und anfreunden,<br />

werden sie sich untereinander<br />

helfen und aufeinander achten.<br />

Das sollte Sie beruhigen.<br />

In die Erwachsenendiabetologie<br />

wechseln die me<strong>ist</strong>en Jugendlichen<br />

mit etwa 18 Jahren, manche<br />

eher, manche später, und sehr oft<br />

mit dem Schulabschluss, dem Beginn<br />

einer Berufsausbildung oder<br />

eines Studiums. Besonders <strong>wichtig</strong><br />

<strong>ist</strong>, dass Ihr Sohn bereits vor<br />

seinem Umzug Kontakt aufnimmt<br />

zu einer diabetologischen Schwerpunktpraxis<br />

oder zu einer <strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />

in der neuen Stadt.<br />

Entsprechende Anschriften sind<br />

leicht über das Internet zu erfahren.<br />

Am besten bespricht er alles<br />

rechtzeitig mit seinem <strong>Diabetes</strong>arzt<br />

in der Kinderklinik. Dieser<br />

wird sicher sehr sorgfältig den<br />

Übergang in die Erwachsenendiabetologie<br />

mit ihrem Sohn besprechen<br />

und z. B. dafür sorgen, dass<br />

alle <strong>wichtig</strong>en Unterlagen und Befunde<br />

rechtzeitig bei dem zukünftigen<br />

Diabetologen Ihres Sohnes<br />

eintreffen.<br />

Es gibt Pläne, den Übergang der Jugendlichen<br />

in die Erwachsenenmedizin<br />

zu strukturieren, z. B. mit<br />

Übergangssprechstunden. Es <strong>ist</strong> jedoch<br />

noch völlig unklar, wann diese<br />

neuen Strukturen wirksam werden.<br />

Daher <strong>ist</strong> die rechtzeitige persönliche<br />

Kontaktaufnahme zu der<br />

neuen Schwerpunktpraxis der beste<br />

Weg, um den Übergang in die<br />

Erwachsenendiabetologie erfolgreich<br />

zu gestalten. <br />

◼<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Aktuell<br />

Anstieg<br />

bei Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

<strong>Diabetes</strong> <strong>ist</strong> eine der am weitesten verbreiteten<br />

Krankheiten. Doch was heißt das<br />

genau? Hier die aktuellen Zahlen zum Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> bei Kindern und Jugendlichen,<br />

zusammengefasst von DEJ-Chefredakteur<br />

Professor Thomas Danne.<br />

Foto: Fotolia<br />

Nach den Daten des aktuellen<br />

Atlas der Internationalen<br />

<strong>Diabetes</strong>-Föderation<br />

(IDF) haben im Jahr 2012 weltweit<br />

mehr als 371 Millionen Menschen<br />

<strong>Diabetes</strong>. Hinzu kommt eine möglicherweise<br />

ebenso große Zahl<br />

Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, bei<br />

denen die Erkrankung noch nicht<br />

diagnostiziert wurde. Der <strong>Diabetes</strong><br />

mellitus <strong>ist</strong> damit eine der häufigsten<br />

und am weitesten verbreiteten<br />

Krankheiten. Er kommt bei Menschen<br />

in jeder Altersstufe und bei<br />

allen Völkern vor.<br />

Typ 1: weltweit häufigste<br />

<strong>Diabetes</strong>form bei Kindern<br />

Etwa 90 Prozent der Betroffenen<br />

haben Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, nur 10 Prozent<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen<br />

tritt weltweit vorwiegend der Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> auf. Trotz großer geographischer<br />

Unterschiede wird<br />

überall eine deutliche Zunahme<br />

des Typ-1-<strong>Diabetes</strong> bei Kindern<br />

und Jugendlichen beobachtet. Die<br />

IDF rechnet bei einer Kinderpo-<br />

pulation von 1,9 Milliarden Kindern<br />

im Alter von 0 bis 14 Jahren<br />

mit 490 100 Kindern mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />

Auf der Grundlage veröffentlichter<br />

Studien geht die IDF von 77 800<br />

Neuerkrankungen pro Jahr aus<br />

sowie von einem Anstieg der Inzidenzrate<br />

(Inzidenz: Häufigkeit<br />

von Neuerkrankungen) von weltweit<br />

drei Prozent. Dabei liegen die<br />

tatsächlichen Zahlen sicher wesentlich<br />

höher, da vielerorts Kinder<br />

auch heute noch undiagnostiziert<br />

bleiben oder aufgrund fehlender<br />

Versorgung mit Insulin in<br />

der Ketoazidose versterben. Auch<br />

sind in vielen Ländern die Daten<br />

unvollständig oder veraltet.<br />

Kinderdiabetes hat sich in<br />

Deutschland verdoppelt<br />

In den letzten zehn Jahren hat sich<br />

das Auftreten des Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

in Deutschland verdoppelt. Zur<br />

Zeit hat etwa unter 600 Kindern eines<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> – aktuell sind<br />

es also über 30 000 Kinder bis zum<br />

19. Lebensjahr. In neun von zehn<br />

Familien <strong>ist</strong> die Erkrankung bei<br />

anderen Familienmitgliedern nie<br />

vorher aufgetreten.<br />

Die genauen Ursachen der Zunahme<br />

von <strong>Diabetes</strong> bei Kindern sind<br />

noch nicht vollständig geklärt. Dabei<br />

<strong>ist</strong> die Erkrankung ein multifaktorielles<br />

Geschehen, bei dem es zu<br />

einem Zusammentreffen von örtlichen<br />

Faktoren (in Finnland gibt<br />

es Typ-1-<strong>Diabetes</strong> am häufigsten,<br />

in Japan <strong>ist</strong> die Erkrankung sehr<br />

selten), bestimmten Viruserkrankungen,<br />

noch ungeklärten Ernährungsfaktoren<br />

(Süßigkeiten spielen<br />

keine Rolle!) und einer gewissen<br />

vererbten Empfänglichkeit<br />

kommt. Wichtig: <strong>Eltern</strong> und Kinder<br />

trifft an dem Auftreten der Erkrankung<br />

keine Schuld, und: Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> <strong>ist</strong> auch nicht ansteckend.<br />

Thomas Danne ◼<br />

Aktuelle Zahlen<br />

Eine Kampagne von<br />

diabetesDE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />

Reinhardtstr. 31, 10117 Berlin<br />

Tel. 030/20 16 77-0, E-Mail: info@diabetesde.org<br />

www.diabetesde.org<br />

Spendenkonto 60 60<br />

Bank für Sozialwirtschaft<br />

(BLZ 100 205 00)<br />

Über<br />

30 000 Kinder<br />

unter 19 Jahren<br />

haben in Deutschland<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />

In den letzten<br />

zehn Jahren hat<br />

sich sein Auftreten<br />

bei uns verdoppelt.<br />

Die Bestandsaufnahme<br />

Vorgelegt von der<br />

Deutschen <strong>Diabetes</strong>-Union<br />

zum Weltdiabetestag<br />

im November 2006.<br />

Die Bestandsaufnahme<br />

Vorgelegt zum Weltdiabetestag<br />

von diabetesDE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />

www.diabetesde.org<br />

Wer mehr wissen möchte über <strong>Diabetes</strong> in Deutschland,<br />

wird fündig im Deutschen Gesundheitsbericht<br />

<strong>Diabetes</strong> 2013. Erhältlich <strong>ist</strong> der Bericht als PDF<br />

zum Herunterladen unter www.diabetesde.org oder<br />

in der Druckversion unter www.kirchheim-shop.de.<br />

Deutscher Gesundheitsbericht <strong>Diabetes</strong> 2013<br />

Deutscher Gesundheitsbericht<br />

<strong>Diabetes</strong> 2013<br />

13<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

23


Gute Schule<br />

Serie Schulung<br />

Serie Schulung Teil 21<br />

Ausflüge<br />

mit <strong>Diabetes</strong><br />

Wer während eines Ausflugs den ganzen<br />

Tag in Bewegung <strong>ist</strong>, muss abschätzen<br />

können, wie sein Körper darauf reagiert.<br />

Dr. Datz erklärt die Grundlagen<br />

– und empfiehlt, eigene<br />

Erfahrungen zu sammeln.<br />

Helfen kann auch das<br />

<strong>Diabetes</strong>team.<br />

Foto: Fotolia<br />

Kinder mit <strong>Diabetes</strong> sollen<br />

einen ebenso aktiven Alltag<br />

haben und an Freizeitaktivitäten<br />

wie z. B. <strong>Tagesausflüge</strong>n<br />

mit der Schule, Wanderungen,<br />

Radtouren etc. teilnehmen wie andere<br />

Kinder. Für viele <strong>Eltern</strong> sind<br />

»»<br />

Für viele <strong>Eltern</strong> <strong>ist</strong> es eine Herausforderung,<br />

wenn ihr Kind an<br />

einem Ausflug teilnehmen will.<br />

solche Unternehmungen aber eine<br />

besondere Herausforderung. Sie<br />

haben Angst, dass es aufgrund der<br />

erhöhten körperlichen Belastung<br />

zu Unterzuckerungen kommt. Dies<br />

führt zum Teil dazu, dass das Kind<br />

nur nach äußerst aufwendiger Vorbereitung<br />

oder gar nicht mit zum<br />

Tagesausflug darf oder nur in Begleitung<br />

eines <strong>Eltern</strong>teils teilnehmen<br />

kann. Werden ein paar Regeln<br />

beachtet, <strong>ist</strong> dies alles aber<br />

gar nicht so schwierig!<br />

Was <strong>ist</strong> das Problem?<br />

Körperliche Aktivität<br />

<strong>Tagesausflüge</strong> mit erhöhter körperlicher<br />

Aktivität sind ähnlich zu<br />

bewerten wie sportliche Aktivitäten.<br />

Um Energie zu gewinnen, braucht<br />

der Körper Glukose. Die Glukose<br />

stammt einerseits aus den Kohlenhydraten<br />

direkt aus der Nahrung,<br />

andererseits aus den Glykogenvorräten<br />

der Muskeln und der Leber.<br />

Sobald sich ein Kind bewegt, verbraucht<br />

es mehr Glukose als in Ruhe.<br />

Der Blutzuckerspiegel sinkt also<br />

ab.<br />

Bei Kindern ohne <strong>Diabetes</strong> führt<br />

ein abfallender Blutzuckerspiegel<br />

zu einer Kette von Reaktionen, um<br />

den Blutzucker zu stabilisieren:<br />

1. Die Freisetzung von Insulin aus<br />

der Bauchspeicheldrüse wird<br />

vermindert.<br />

2. Sinkt der Insulinspiegel im Blut,<br />

wird nicht mehr so viel Glukose<br />

in die Zellen aufgenommen und<br />

gleichzeitig mehr Glukose in der<br />

Insulinreduktion bei <strong>Tagesausflüge</strong>n – Richtwerte<br />

• Bei ganztägiger Veranstaltung: Reduktion der Insulindosis<br />

morgens, mittags und zur Nacht um 30 – 50 Prozent.<br />

• Bei nachmittäglicher Veranstaltung: Reduktion der Insulindosis<br />

mittags und zur Nacht um 30 – 50 Prozent.<br />

• Ob Basal- oder Mahlzeiteninsulin reduziert werden müssen, hängt<br />

von der Belastung ab. Bei ganztägiger Belastung sollte beides reduziert<br />

werden, bei stundenweiser Belastung das Insulin, das am<br />

stärksten wirkt. Stimmen Sie mit dem <strong>Diabetes</strong>team ab, um wie viel<br />

das Basalinsulin zunächst genau gesenkt werden sollte.<br />

24<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Gute Schule<br />

Serie Schulung<br />

Leber produziert und an das Blut<br />

abgegeben.<br />

3. Glukose wird aus den Glykogenspeichern<br />

der Leber und der<br />

Muskeln freigesetzt.<br />

→ Insgesamt stabilisiert sich so der<br />

Blutzucker, ohne dass Gefahr für eine<br />

Hypoglykämie besteht.<br />

Bei Kindern mit <strong>Diabetes</strong> liegt das<br />

Problem darin, dass die Insulinmenge<br />

sich nicht reduzieren lässt,<br />

wenn der Blutzuckerspiegel abfällt,<br />

da das zuvor verabreichte Insulin<br />

entsprechend seiner Menge<br />

über einen bestimmten Zeitraum<br />

wirkt.<br />

Durch das noch vorhandene Insulin<br />

werden folgende Prozesse aufrechterhalten:<br />

1. Die Glukoseproduktion in der<br />

Leber wird gehemmt, so dass<br />

aus der Leber keine zusätzliche<br />

Glukose freigesetzt werden<br />

kann.<br />

2. Die Fettzellen nehmen Glukose<br />

auf.<br />

3. Die Muskeln sind aufgrund der<br />

Bewegung sehr insulinempfindlich<br />

und nehmen vermehrt Glukose<br />

auf<br />

→ Es wird vermehrt Glukose verbraucht,<br />

und der Blutzuckerspiegel<br />

fällt stark ab. Da die Wirkung<br />

des Insulins nicht gestoppt werden<br />

kann, droht eine Unterzuckerung.<br />

1. durch die zusätzliche Aufnahme<br />

von Kohlenhydraten<br />

2. durch eine Reduktion des Insulins<br />

Bei kurzzeitigen Aktivitäten kann<br />

es bereits ausreichen, ein bis zwei<br />

zusätzliche Kohlenhydrateinheiten<br />

zu sich zu nehmen.<br />

Bei länger anhaltenden Aktivitäten,<br />

also z. B. <strong>Tagesausflüge</strong>n, Radtouren,<br />

Skifahren, <strong>ist</strong> die körperliche<br />

Belastung so stark und lang<br />

anhaltend, dass zusätzliche Kohlenhydrate<br />

nicht ausreichend sind.<br />

Es <strong>ist</strong> in diesen Fällen notwendig,<br />

das zu diesem Zeitpunkt wirkende<br />

Insulin zu reduzieren (siehe Kasten<br />

links).<br />

Konkrete Insulinangaben sind<br />

schwierig, da jeder Körper unterschiedlich<br />

auf Belastung reagiert.<br />

Durch Beobachtung muss die individuelle<br />

Dosis selbst herausgefunden<br />

werden und sollte im Einzelnen<br />

mit dem Arzt abgesprochen<br />

werden. Bei ganztägigen Veranstaltungen<br />

kann es z. B sein, dass<br />

Ausflüge mit viel Bewegung<br />

müssen für<br />

<strong>Eltern</strong> und Kind kein<br />

Stress sein. Bevor<br />

das Kind z. B. mit der Schulklasse<br />

auf Tour geht, kann die Familie auf<br />

eigenen Ausflügen die Reaktionen<br />

Fazit<br />

Zu bedenken <strong>ist</strong> auch, dass Kinder<br />

mit <strong>Diabetes</strong> auch mehrere Stunden<br />

nach der Radtour oder der<br />

Wanderung zu niedrigen Blutzuckerwerten<br />

neigen können. Dies<br />

liegt daran, dass die Muskelzellen<br />

nach körperlicher Belastung weiterhin<br />

sehr insulinempfindlich<br />

sind und verstärkt Glukose aufnehmen,<br />

um die Glykogenspeicher<br />

wieder aufzufüllen.<br />

Dieser Vorgang kann mehrere<br />

Stunden anhalten und zu verzögert<br />

auftretenden Hypoglykämien<br />

z. B. in der folgenden Nacht führen.<br />

Deshalb sollte an solchen Tagen<br />

auch die Basalinsulinmenge<br />

zur Nacht um ca. 30 – 50 Prozent<br />

reduziert und der Blutzucker gegen<br />

22 Uhr noch einmal gemessen<br />

werden.<br />

Ausflugssituationen<br />

„trainieren“<br />

Je häufiger man besondere Situationen<br />

mit ganztägiger Belastung<br />

auf viel Bewegung<br />

beobachten und so<br />

lernen, Kohlenhydrataufnahme<br />

und<br />

Insulinmenge anzupassen.<br />

Wichtig sind häufige Blutzuckermessungen<br />

während der Ausflüge.<br />

Bei körperlicher<br />

Anstrengung unbedingt<br />

auf Unterzuckerungssymptome<br />

achten und häufiger<br />

den Blutzucker<br />

messen!<br />

Bewegt sich das Kind nun über<br />

mehrere Stunden – z. B. bei einer<br />

Radtour – besteht ein noch höheres<br />

Risiko für Unterzuckerungen.<br />

Man muss also vor der körperlichen<br />

Aktivität daran denken, die<br />

Kohlenhydrate und die Insulinmenge<br />

anzupassen, um eine Unterzuckerung<br />

zu verhindern.<br />

Kinder auf <strong>Tagesausflüge</strong><br />

vorbereiten<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, Unterzuckerungen<br />

bei körperlicher Belastung<br />

vorzubeugen:<br />

das Basalinsulin um 20 bis 50 Prozent<br />

reduziert werden muss und<br />

zusätzlich auch weniger Essensinsulin<br />

notwendig <strong>ist</strong>.<br />

Ganz <strong>wichtig</strong> <strong>ist</strong> auch, dass die<br />

Kinder selbstständig auf ihre Unterzuckerungssymptome<br />

achten<br />

und ihren Blutzucker häufiger<br />

messen! Unterzuckerungssymptome<br />

wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit<br />

und Schwäche sind von<br />

Erschöpfungszeichen nach körperlicher<br />

Belastung nicht unbedingt<br />

zu unterscheiden – daher<br />

sind die Blutzuckermessungen<br />

sehr <strong>wichtig</strong>!<br />

„trainiert“, desto sicherer wird die<br />

Familie im Umgang damit. Deshalb<br />

sollten Wanderungen und<br />

Radtouren keinesfalls vermieden<br />

werden, sondern sogar regelmäßig<br />

auf dem Programm stehen!<br />

Alles klar? Auf der letzten Seite<br />

gibt es noch ein Merkblatt zum<br />

Ausschneiden! Und nun viel Spaß<br />

beim nächsten Ausflug! ◼<br />

Kontakt<br />

Dr. med. Nicolin Datz<br />

Oberärztin Pädiatrie III<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />

„Auf der Bult“, Hannover<br />

E-Mail: datz@hka.de<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

25


Aktuell<br />

Exklusiv: die ersten<br />

Skin-Entwürfe<br />

Zusammen mit dem <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> startete<br />

Lilly <strong>Diabetes</strong> im Dezember 2012 den Aufruf für einen<br />

großen Kreativwettbewerb. Bis Ende Februar konnten<br />

Kinder und Jugendliche neue Pen-Outfits gestalten.<br />

Eine erste, exklusive Auswahl der Einsendungen sehen<br />

Sie links; die Gewinner des Wettbewerbs werden im<br />

April bekannt gegeben.<br />

301_302_Skin Collage_145x98_IsoV2.indd 1 31.01.13 11:45<br />

Skins<br />

sind ablösbare,<br />

bedruckte Klebefolien,<br />

die den<br />

Insulinpen verschönern.<br />

»»<br />

Schmetterlinge, Muster, das<br />

Lieblingstier – die Pen-Motive sind<br />

so bunt wie das Leben selbst.<br />

Dr. Ralph Ziegler,<br />

Kinderdiabetologe<br />

in Münster und<br />

Jurymitglied<br />

Hannah <strong>ist</strong> sechs Jahre alt<br />

und hat seit drei Jahren<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Sie <strong>ist</strong><br />

mächtig stolz auf ihren ausgemalten<br />

Skin. „Ich mag gern bunte Blumen<br />

und hab ganz viele davon gemalt.<br />

Es wäre toll, wenn mein Pen<br />

so aussehen würde“, erzählt sie<br />

und <strong>ist</strong> schon gespannt auf die Bekanntgabe<br />

der Gewinner.<br />

Aus den vielen Einsendungen<br />

der jungen Pen-Designer ermittelt<br />

nun eine Jury die Gewinner in<br />

drei Alterskategorien: Kindergarten,<br />

Grundschule, weiterführende<br />

Schule. Die Gewinner-Skins werden<br />

von Lilly <strong>Diabetes</strong> tatsächlich produziert<br />

und schmücken in Deutschland<br />

schon bald tausende Pens der<br />

Marke HumaPen® Luxura HD.<br />

Die Jurymitglieder freuen sich<br />

schon darauf, die gelungensten<br />

Motive auszuwählen. Dr. Ralph<br />

Ziegler, Kinderdiabetologe in Mün-<br />

ster: „Dass Lilly <strong>Diabetes</strong> die Skins<br />

von den Patienten selbst gestalten<br />

lässt, <strong>ist</strong> einzigartig und eine echte<br />

Motivation für unsere Kinder und<br />

Jugendlichen. In der Praxis <strong>ist</strong> der<br />

Skin-Kreativwettbewerb durchweg<br />

auf Bege<strong>ist</strong>erung gestoßen.“<br />

Und Jury-Mitglied Nehle Jacobs,<br />

<strong>Diabetes</strong>beraterin bei Dr. Ziegler,<br />

sagt: „Im Malwettbewerb von Lilly<br />

<strong>Diabetes</strong> konnten die Kinder<br />

ihrer Fantasie freien Lauf lassen<br />

und sich positiv mit ihrem <strong>Diabetes</strong><br />

auseinandersetzen, das kann<br />

die Akzeptanz für Pens und Therapie<br />

verbessern.“<br />

Ebenfalls in der Jury sind Nicole<br />

Finkenauer-Ganz, Redakteurin des<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s, und Anja<br />

Renfordt. Die Kickbox-Weltme<strong>ist</strong>erin<br />

freut sich, die Gewinnerkinder<br />

und ihre Familien kennenzulernen.<br />

Echte Experten in der Jury<br />

Das sind die Gewinne!<br />

• Alle Teilnehmer erhalten eine<br />

Gewinner-Skin als Dankeschön.<br />

• Die drei Gewinnerkinder verbringen<br />

einen Tag mit Anja<br />

Renfordt in der Sportschule in<br />

Lüdenscheid – natürlich inklusive<br />

Kickbox-Training.<br />

Natürlich sitzen auch echte Experten<br />

in der Jury: Kinder und Jugendliche<br />

mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> aus<br />

Dr. Zieglers Praxis. Sie können am<br />

besten beurteilen, welches Outfit<br />

den Pen besonders cool aussehen<br />

lässt.<br />

Die positive Resonanz zeigt, dass<br />

Lilly <strong>Diabetes</strong> mit dem Kreativwettbewerb<br />

ins Schwarze getroffen<br />

hat. Erstmals konnten Kinder<br />

und Jugendliche das Aussehen eines<br />

Pens gestalten. Bunt verziert,<br />

gefällt er ihnen viel besser und sie<br />

fühlen sich wohler bei der Therapie.<br />

Und welche Outfits haben die Kinder<br />

gemalt? „Mit dabei <strong>ist</strong> alles,<br />

was Kinder und Jugendliche bewegt<br />

und in ihrem Alltag begleitet:<br />

von bunten Schmetterlingen über<br />

abstrakte Muster bis hin zum Lieblingstier.<br />

Die Einsendungen sind so<br />

bunt wie das Kinderleben selbst“,<br />

freut sich Anja Renfordt. ◼<br />

26<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Aktuell<br />

Internetportal für Kinderdiabetologie-Studien<br />

Sie interessieren sich für aktuelle Studien und können<br />

sich vorstellen, dass Ihr Kind an einer Studie teilnimmt?<br />

Auf einem Internetportal können Sie sich reg<strong>ist</strong>rieren.<br />

Ein Internetportal für aktuelle<br />

Studien im Bereich<br />

Kinderdiabetologie will<br />

es <strong>Eltern</strong> von Kindern mit <strong>Diabetes</strong><br />

ermöglichen, sich einen Überblick<br />

über anstehende Studien zu<br />

verschaffen. Das Ziel des Portals<br />

www.diabetes-kind-studien.de <strong>ist</strong><br />

„ein neuer Weg in der <strong>Diabetes</strong>forschung:<br />

Es erlaubt Familien, ihr<br />

Interesse an Forschungsprojekten<br />

zum Thema <strong>Diabetes</strong> zu äußern<br />

und diese aktiv zu unterstützen“,<br />

schreibt die Studiengruppe des<br />

Kompetenznetzes <strong>Diabetes</strong> mel-<br />

litus um Professor Reinhard Holl<br />

(Ulm), die das Portal betreibt.<br />

Interessierte <strong>Eltern</strong> können sich<br />

dort reg<strong>ist</strong>rieren, und „durch das<br />

Portal können Forschergruppen<br />

aus verschiedenen wissenschaftlichen<br />

Disziplinen wie z. B. Psychologie,<br />

Immunologie, Genetik oder<br />

Studien-Informationen<br />

Genaue Beschreibungen unter:<br />

• www.diabetes-kind-studien.de<br />

• www.kompetenznetz-diabetesmellitus.de<br />

Therapieforschung“ mit den Familien<br />

in Kontakt treten.<br />

Datenschutz<br />

Wer sich reg<strong>ist</strong>rieren möchte,<br />

muss seine Kontaktdaten und einige<br />

Grunddaten angeben. Die<br />

Daten werden dann nach Angabe<br />

der Studiengruppe auf einem<br />

gesicherten Server der Universität<br />

Ulm gespeichert und können<br />

nur von der Studiengruppe eingesehen<br />

werden.<br />

Die Studiengruppe wählt passende<br />

Forschungsprojekte aus, ob Familien<br />

teilnehmen möchten, entscheiden<br />

sie aber erst nach eingehender<br />

Information über die Fragestellung<br />

und die Vorgehensweise. ◼<br />

„An Studien teilnehmen<br />

– warum?“<br />

Diesen Artikel von<br />

Professor Danne aus<br />

Heft 4/2009 können<br />

Sie nachlesen<br />

im Online-Archiv<br />

unter www.diabeteseltern-journal.de.<br />

Kind sein. Trotz <strong>Diabetes</strong>.<br />

Das geht. Aber oft <strong>ist</strong> es schwer.<br />

Weil Familien erst lernen müssen,<br />

mit Kinderdiabetes umzugehen.<br />

Dann hilft Dianiño.<br />

Das wirkt, doch Hilfe kostet Geld.<br />

Deshalb die Bitte des Schirmherrn<br />

der Stiftung Dianiño,<br />

Dr. Frank-Walter Steinmeier:<br />

Helfen Sie mit.<br />

Durch Spenden.<br />

»Kinderdiabetes kann heutzutage<br />

zwar gut behandelt werden,<br />

aber noch immer bedeutet<br />

die Diagnose einen tiefen<br />

Einschnitt für alle Betroffenen.<br />

Ich bin<br />

Schirmherr,<br />

weil Dianiño<br />

die Kinder und<br />

ihre <strong>Eltern</strong> nicht<br />

allein lässt und<br />

wirkungsvoll<br />

hilft, wenn sie es<br />

brauchen.«<br />

Dr. Frank-Walter<br />

Steinmeier<br />

Spendenkonto: Stiftung Dianiño, Konto-Nummer 44884, BLZ 643 500 70, Kreissparkasse Tuttlingen<br />

Infos unter Telefon 0160 968 168 78 oder www.stiftung-dianino.de<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

27


Voller Einsatz<br />

Serie <strong>Diabetes</strong>-Initiativen<br />

Zucker-Kids<br />

in Aktion<br />

Die Zucker-Kids und die Jugendgruppe<br />

des Vereins Diabetiker<br />

Sachsen sind sehr aktiv. Und<br />

preisgekrönt: 2011 erreichten<br />

die Zucker-Kids den dritten Platz<br />

beim Fine Star, dem Preis für<br />

kreative Kinderdiabetesprojekte.<br />

Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-Kind-Freizeit-Wochenende <strong>ist</strong> der Höhepunkt<br />

des Jahres – hier die Teilnehmer 2012 in Limbach-Oberfrohna.<br />

Dafür wurde auch das gesamte Fine Star-Preisgeld verwendet.<br />

Öffentlich präsentiert<br />

wurde das<br />

längste Kinderbild<br />

Sachsens im<br />

Fußballstadion<br />

Bautzen. Details<br />

des Bildes unter<br />

diabetiker-sachsen.<br />

de/kinderbild.htm<br />

Über 620 Meter lang <strong>ist</strong><br />

das längste von Kindern<br />

gemalte Bild Sachsens –<br />

und entstanden <strong>ist</strong> es durch eine<br />

Initiative des Vereins Diabetiker<br />

Sachsen e. V. Ziel der Aktion: Das<br />

Thema Kinder und Jugendliche<br />

mit <strong>Diabetes</strong> mehr Menschen bewusst<br />

machen. Kinder, u. a. aus Kitas,<br />

Schulen und Jugendhäusern,<br />

zeichneten und malten eifrig auf<br />

»»<br />

Immer <strong>ist</strong> das Kennenlernen<br />

und der Austausch der Mittelpunkt<br />

und das Ziel unserer Aktionen.<br />

Tapetenbahnen, und pünktlich<br />

zum zehnjährigen Jubiläum des<br />

Vereins 2012 war das Kunstwerk<br />

fertig.<br />

Aber nicht nur zum Jubiläum <strong>ist</strong><br />

der Verein sehr aktiv: Gegründet<br />

als Selbsthilfegruppe für Erwach-<br />

sene, kamen 2007 die Zucker-Kids<br />

für Kinder ab vier Jahren dazu und<br />

2012 die Zucker-Kids Dresden und<br />

die Jugendgruppe Sweet Hearts.<br />

Eigenständige Gruppen<br />

Die Sweet Hearts sind die ideale<br />

Gruppe für alle, die dem Zucker-Kids-Alter<br />

entwachsen sind.<br />

„Es war höchste Zeit, eine solche<br />

Gruppe zu gründen, denn die Jugendlichen<br />

waren voller Ideen und<br />

Tatendrang, für sich und andere eine<br />

Anlaufmöglichkeit zu schaffen“,<br />

sagt dazu Ralf Oehme, der Vorsitzende<br />

von Diabetiker Sachsen. Die<br />

Jugendlichen planen ihre Aktionen<br />

weitgehend selbständig, alle Unternehmungen<br />

werden aber ärztlich<br />

begleitet. Eigenständig agieren<br />

auch die Zucker-Kids Dresden mit<br />

dem erfahrenen Ronald Kuhl als<br />

eigenem Ansprechpartner.<br />

Das Einzugsgebiet des Vereins <strong>ist</strong><br />

die Region Ostsachsen; die Zucker-<br />

Kids sind in den Landkreisen Bautzen<br />

und Görlitz und in Dresden aktiv.<br />

Angeboten werden z. B. Bootstouren<br />

und Eselreiten – alles in allem<br />

„selbsthelfende Erlebnispädagogik“,<br />

wie Ralf Oehme sagt. Und: Jedes<br />

Jahr wird unter ein Motto gestellt;<br />

2013 geht es um das Thema<br />

„Wasser“.<br />

Das komplette Interview mit Ralf<br />

Oehme lesen Sie auf diabeteseltern-journal.de<br />

(Lebensecht). ◼<br />

Kontakt<br />

Diabetiker Sachsen e. V.<br />

Bischofstraße 18<br />

01877 Bischofswerda<br />

Tel.: 01 74/3 27 48 14<br />

Mail: info@diabetiker-sachsen.de<br />

Internet: diabetiker-sachsen.de<br />

28<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


<strong>Diabetes</strong>-Bü cher<br />

ab<br />

4 Jahre<br />

www.kirchheim-buchshop.de<br />

<strong>Diabetes</strong>-Buch<br />

für Kinder<br />

<strong>Diabetes</strong>,<br />

Schwangerschaft &<br />

Kinderglück<br />

Geschichten von<br />

Herrn Fettauge und<br />

seinen Freunden<br />

<strong>Diabetes</strong> bei<br />

Jugendlichen<br />

Prof. Dr. med. P. Hürter,<br />

Prof. Dr. rer. nat. K. Lange<br />

Birgit Kuhn<br />

Dr. med. Birgit Jäger-Glogauer<br />

Prof. Dr. rer. nat. K. Lange et al.<br />

3. Auflage 2005<br />

Ringbuch, 19,90 €<br />

ISBN 978-3-87409-405-4<br />

1. Auflage 2004<br />

70 S., 11,50 €<br />

ISBN 978-3-87409-377-4<br />

1. Auflage 2002<br />

28 S., 9,80 €<br />

ISBN 978-3-87409-362-01<br />

Schulungsmat., 2. Auflage 2009<br />

99,00 €<br />

ISBN 978-3-87409-444-3<br />

<strong>Diabetes</strong> bei Kindern – hier<br />

wird alles erklärt: Was <strong>ist</strong> <strong>Diabetes</strong>?<br />

Was darf ich essen und<br />

trinken? Was mache ich, damit<br />

mein Blutzucker nicht zu hoch<br />

oder zu niedrig <strong>ist</strong>? Wie messe<br />

ich richtig? Wie viel Insulin<br />

brauche ich? Wie spritze ich?<br />

Der größte Wunsch von<br />

schwangeren Diabetikerinnen<br />

<strong>ist</strong> ein gesundes Kind! Die <strong>wichtig</strong>ste<br />

Voraussetzung hierfür <strong>ist</strong><br />

eine optimale Blutzuckereinstellung.<br />

Wie Sie diese erreichen,<br />

und wie Sie sicher durch<br />

die Schwangerschaft kommen,<br />

lesen Sie in diesem praktischen<br />

Ratgeber.<br />

In den drei liebevoll illustrierten<br />

Geschichten „Der Wettstreit“,<br />

„Als Fräulein Zucker auf<br />

Reisen ging“ und „Ei Weiß auf<br />

der Insel Langer Hans“ erzählt<br />

die Autorin anschaulich, welche<br />

Rolle Fett, Zucker und Eiweiß<br />

in unserem Körper spielen,<br />

und woher unser Körper<br />

seine Energie bekommt.<br />

Dieses Schulungsmaterial für<br />

Jugendliche mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

besteht aus vier Readern:<br />

<strong>Diabetes</strong> Basics, Insulintherapie<br />

für Profis, <strong>Diabetes</strong> Specials<br />

und Pumpentherapie. Sechs<br />

jugendliche Protagon<strong>ist</strong>en mit<br />

<strong>Diabetes</strong> erklären alle Zusammenhänge<br />

und geben Tipps.<br />

Mehr Infos und Leseproben zu allen Büchern unter www.kirchheim-buchshop.de<br />

B E S T E L L C O U P O N<br />

Hiermit bestelle ich die unten eingetragenen Bücher gegen Rechnung.<br />

Alle Preise inkl. MwSt., zzgl. Ver sand ko sten:<br />

Bitte bestellen Sie bei:<br />

SVK-GmbH, Abtlg. VA/Kirchheim-Verlag<br />

Postfach 10 60 16, D-70049 Stuttgart<br />

Tel: 00 49/0711/66-72-1483,<br />

Fax: 00 49/711/66-72-1974, E-Mail: svk@svk.de<br />

www.kirchheim-buchshop.de<br />

Stück Titel ISBN Einzelpreis<br />

<strong>Diabetes</strong>-Buch für Kinder 978-3-87409-405-4 19,90 €<br />

<strong>Diabetes</strong>, Schwangerschaft & Kinderglück 978-3-87409-377-4 11,50 €<br />

Geschichten von Herrn Fettauge ... 978-3-87409-362-0 9,80 €<br />

<strong>Diabetes</strong> bei Jugendlichen 978-3-87409-444-3 99,00 €<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

E-Mail<br />

Telefon<br />

Datum/Unterschrift<br />

■ kostenloses Literaturprospekt<br />

□<br />

Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig<br />

schriftlich, per E-Mail oder per Telefon über aktuelle Angebote aus seinem<br />

Programm informiert. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen.<br />

30.0092


Im Zentrum<br />

Serie <strong>Diabetes</strong>zentren in Deutschland<br />

PRIMA Kinderklinik<br />

Darmstadt<br />

Prima lässt sich aus dem vollständigen<br />

Namen der Darmstädter<br />

Kinderkliniken Prinzessin<br />

Margaret herauslesen.<br />

Und prima <strong>ist</strong> auch das Angebot<br />

des <strong>Diabetes</strong>teams. Oberarzt<br />

Dr. Markus Freff stellt die<br />

<strong>Diabetes</strong>ambulanz vor.<br />

Das <strong>Diabetes</strong>team der Darmstädter Kinderkliniken (v. l. n. r):<br />

Sandra Göthling, Dagmar Werkmann, Dr. Markus Freff, Dr. Silke<br />

Schiemann, Doris Oberbach, Janet Banat, Alina Schwiontek, Claudia<br />

Linke, Stephanie Kempe, Chr<strong>ist</strong>ian Hofacker, Sigrid Gerlach.<br />

Das <strong>Diabetes</strong>team betreut<br />

ambulant pro Quartal ca.<br />

150 Familien mit einem<br />

Kind mit <strong>Diabetes</strong>. Um die Familien<br />

ganzheitlich kompetent begleiten<br />

zu können, arbeiten wir in<br />

einem multidisziplinären Team; es<br />

»»<br />

Die Erstbetreuung und die<br />

individuelle kontinuierliche Weiterbetreuung<br />

sind entscheidend.<br />

PRIMA Kinderkliniken<br />

<strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />

Leitung: Diabetologe<br />

Dr. Markus Freff<br />

Dieburger Straße 31<br />

64287 Darmstadt<br />

Tel.: 0 61 51/4 02-30 20<br />

E-Mail: diabetesteam@<br />

kinderkliniken.de<br />

Internet:<br />

www.kinderkliniken.de<br />

besteht aus einem Diabetologen,<br />

einer Ass<strong>ist</strong>enzärztin, drei <strong>Diabetes</strong>beraterinnen,<br />

einer <strong>Diabetes</strong>psychologin,<br />

einer Sozialpädagogin,<br />

einer Ökotrophologin und einer<br />

Physiotherapeutin. Ergänzt<br />

wird das Team durch die Kinderkrankenschwestern,<br />

Erzieherinnen<br />

und Pädagogen der Stationen.<br />

Uns liegt die kombinierte diabetologische<br />

und psychosoziale Betreuung<br />

der Familien besonders<br />

am Herzen, deshalb arbeiten wir<br />

eng mit unserer psychosomatischen<br />

Abteilung zusammen.<br />

Etwa 20 Familien schulen wir<br />

jährlich stationär bei Manifesta-<br />

tion. Neben den einwöchigen, altersangepassten<br />

Schulungen und<br />

Pumpenschulungen bieten wir<br />

seit zwei Jahren eine Motivationsschulung<br />

für Jugendliche in unserer<br />

psychosomatischen Tagesklinik<br />

an. Darüber hinaus werden Kinder<br />

und Jugendliche mit zusätzlichen<br />

psychischen/psychiatrischen<br />

Problemen mit einem strukturierten<br />

Konzept auf unserer psychosomatischen<br />

Station psychodiabetologisch<br />

betreut.<br />

Neben der Wissensvermittlung <strong>ist</strong><br />

uns der Austausch der Kinder und<br />

Jugendlichen untereinander <strong>wichtig</strong><br />

– z. B. beim gemeinsamen Kochen,<br />

Klettern, Bowlen. Auch gibt<br />

es den Kontakt mit <strong>Diabetes</strong>paten<br />

(ehemaligen Patienten); so werden<br />

die Schulungen um Selbsterlebtes<br />

und -erfahrenes bereichert.<br />

Alle Schulungen werden gründlich<br />

vor- und nachbereitet. Einerseits,<br />

um ein Konzept anzubieten, das<br />

sich an den Bedürfnissen der Kinder<br />

orientiert, andererseits auch,<br />

um den Effekt zu überprüfen. Unsere<br />

Evaluationen der letzten Jahre<br />

konnten zeigen, dass der Wissenszuwachs<br />

nachhaltig <strong>ist</strong>.<br />

Durch unsere Bemühungen für<br />

ein gutes diabetologisches Qualitätsniveau<br />

sind wir 2011 von der<br />

Deutschen <strong>Diabetes</strong> Gesellschaft<br />

als Behandlungseinrichtung für<br />

Kinder und Jugendliche mit <strong>Diabetes</strong><br />

mellitus anerkannt worden<br />

(Basisanerkennung).<br />

Dr. Markus Freff<br />

◼<br />

Besondere Angebote der <strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />

• enge Kooperation mit der psychosomatischen Abteilung<br />

• Homepage mit Infos und Merkblättern zu vielen <strong>Diabetes</strong>themen<br />

(www.kinderkliniken.de/klinik/ambulanzen/diabetologie/)<br />

• Übergangssprechstunde in Kooperation mit den ortsansässigen<br />

Erwachsenendiabetologen<br />

• Selbsthilfegruppe<br />

• regelmäßige Fortbildungen für Lehrer und Erzieher<br />

30<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Nachgefragt<br />

Recht + Soziales<br />

RA Oliver Ebert<br />

REK Rechtsanwälte Stuttgart, Balingen<br />

E-Mail: Sekretariat@rek.de<br />

Internet: www.diabetes-und-recht.de<br />

Fragen per Post bitte an:<br />

Redaktion <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />

Kaiserstraße 41, 55116 Mainz<br />

Nachgefragt<br />

Haben Sie rechtliche Schwierigkeiten?<br />

Ihre Fragen dazu können Sie Oliver Ebert<br />

per Post oder über ein Formular auf seiner<br />

Internetseite www.diabetes-und-recht.de<br />

stellen. Er erklärt, wo Probleme auf tauchen<br />

können, und bietet Lösungen.<br />

Im Vorstellungsgespräch den <strong>Diabetes</strong> angeben?<br />

Petra H.: Unsere Tochter<br />

Michaela (16 Jahre, Insulinpumpe)<br />

möchte sich bald um einen<br />

Ausbildungsplatz als Bankkauffrau<br />

bewerben. Allerdings hat<br />

sie einen Schwerbehindertenausweis.<br />

Nun sind wir unsicher, wie<br />

sie sich in den Vorstellungsgesprächen<br />

verhalten soll. Im Internet<br />

bzw. in Vorträgen höre ich unterschiedliche<br />

Meinungen: Manche<br />

sagen, sie müsse den <strong>Diabetes</strong> angeben,<br />

andere sehen aufgrund eines<br />

aktuellen Urteils nur eine Mitteilungspflicht<br />

für den Ausweis.<br />

Wieder andere behaupten, man<br />

müsse beides nur auf Nachfrage<br />

angeben. Was stimmt denn nun ?<br />

Oliver Ebert: Es stimmt,<br />

dass zu Rechtsthemen viele<br />

unterschiedliche Informationen<br />

verbreitet werden. Manches liest<br />

sich sehr überzeugend, obwohl es<br />

aus fachlicher Sicht absoluter Unsinn<br />

<strong>ist</strong>. So auch hier: Alle genannten<br />

Antworten sind falsch!<br />

Es gibt keine Verpflichtung, <strong>Diabetes</strong><br />

oder Schwerbehindertenausweis<br />

unaufgefordert mitzuteilen.<br />

Und selbst wenn der Arbeitgeber<br />

fragt, darf man me<strong>ist</strong> eine unwahre<br />

Antwort geben: Pauschale Fragen<br />

nach Erkrankungen sind im Bewerbungsgespräch<br />

grundsätzlich un-<br />

zulässig und müssen nicht wahrheitsgemäß<br />

beantwortet werden.<br />

Eine Ausnahme gilt (nur), wenn<br />

durch die Krankheit ein erhebliches<br />

Risiko für sich oder andere besteht,<br />

das sich auch durch Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

nicht genügend<br />

reduzieren lässt. Auch <strong>ist</strong> die Frage<br />

zulässig, wenn die Krankheit eine<br />

Ausübung der Tätigkeit gar nicht<br />

erst zulassen würde. Im Ergebnis<br />

besteht also vor allem bei ansteckenden<br />

Krankheiten mit erheblichem<br />

Ansteckungs- und Gefährdungspotential<br />

Auskunftspflicht.<br />

All dies <strong>ist</strong> bei <strong>Diabetes</strong> nur sehr<br />

selten der Fall. Eine Offenbarungspflicht<br />

bestünde nur dann,<br />

wenn man sicher weiß, dass die<br />

gewünschte Tätigkeit aufgrund<br />

des <strong>Diabetes</strong> nicht ausgeübt werden<br />

kann. Für die Bankausbildung<br />

spielt der <strong>Diabetes</strong> keine Rolle und<br />

muss nicht mitgeteilt werden.<br />

Die Frage nach der Schwerbehinderung<br />

war früher zulässig und<br />

musste grundsätzlich wahrheitsgemäß<br />

beantwortet werden, auch<br />

wenn es für die Stelle nicht relevant<br />

war. Heute jedoch <strong>ist</strong> jegliche<br />

Diskriminierung eines Arbeitnehmers<br />

wegen einer Behinderung<br />

ausdrücklich untersagt (nach europäischer<br />

Antidiskriminierungsrichtlinie<br />

2000/78/EG, Allgemei-<br />

»»<br />

Pauschal nach Erkrankungen zu<br />

fragen, <strong>ist</strong> im Bewerbungs gespräch<br />

unzulässig.<br />

nem Gleichbehandlungsgesetz<br />

(AGG) und der Neufassung des<br />

§ 81 Abs II SGB IX).<br />

Eine neuere Entscheidung des<br />

Bundesarbeitsgerichts (16. Februar<br />

2012, Az. 6 AZR 553/10) bestätigt<br />

dies: Das Gericht sieht dort eine<br />

Frage des Arbeitgebers nach der<br />

Schwerbehinderung grundsätzlich<br />

(nur) im bestehenden Arbeitsverhältnis<br />

und erst nach der Probezeit<br />

für zulässig an. Denn erst dann<br />

greift der gesetzliche Schutz, der<br />

sicherstellt, dass Schwerbehinderte<br />

nicht benachteiligt werden.<br />

Also, klare Antwort: Weder der<br />

<strong>Diabetes</strong> noch der Schwerbehindertenausweis<br />

müssen mitgeteilt<br />

werden.<br />

◼<br />

In Rechtsfragen auf der sicheren Seite<br />

An diesem Beispiel sieht man einmal mehr, wie<br />

<strong>wichtig</strong> es gerade bei rechtlichen Themen <strong>ist</strong>, auf<br />

gesicherte und fachkompetente Informationen zu<br />

setzen – mit dem <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> sind Sie<br />

immer bestens informiert. Im Internet finden Sie<br />

zuverlässige Informationen auf der Seite von Oliver<br />

Ebert unter www.diabetes-und-recht.de.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

31


Saison<br />

Frühling<br />

Foto: Fotolia<br />

Der Frühling <strong>ist</strong> da!<br />

Platz <strong>ist</strong> auf<br />

dem kleinsten Balkon<br />

Nun will der Lenz uns grüßen,<br />

von Mittag weht es lau; …<br />

So heißt es in einem alten Volkslied.<br />

Grüßen Sie doch mal zurück,<br />

indem Sie beim Säen und<br />

Pflanzen die Natur entdecken.<br />

Wer den Frühling singend grüßen<br />

möchte, findet eine schöne<br />

Zusammenstellung von Volksliedern<br />

in „Das Liederbuch“<br />

(Fischer Verlag, 14,90 Euro).<br />

Frühlingszeit <strong>ist</strong> Sä- und Pflanzzeit. Um selbst etwas anzubauen, braucht es keinen<br />

großen Garten – ein Balkongarten mit Blumentöpfen und Pflanzsäcken tut es auch.<br />

32<br />

Gute Tipps zum<br />

Balkongärtnern<br />

gibt es in diesem<br />

Blog: http://<br />

mauerblumen.<br />

blogspot.de<br />

In Blumentöpfen können auch Tomaten,<br />

Salat und sogar Kartoffeln<br />

gut gedeihen – ein Balkon oder eine<br />

Terrasse wird so schnell zum<br />

Gemüsegarten. Noch einfacher<br />

geht‘s mit diesen Hilfsmitteln:<br />

»»<br />

Kartoffeln, Salat, Erdbeereren,<br />

Äpfel – im kleinen Nutzgarten auf<br />

dem Balkon <strong>ist</strong> vieles möglich.<br />

Foto: Fotolia<br />

• Saatbänder, Saatteppiche, Saatscheiben:<br />

In einem Vlies sind<br />

die Samen schon im perfekten<br />

Abstand zueinander angeordnet.<br />

In dieser Art vorbereitete<br />

Samen gibt es für Salat, Kräuter,<br />

Karotten … Auch für Mini-Blumenwiesen<br />

gibt es Saatteppiche.<br />

• Pflanzsäcke: gibt es allgemein<br />

für Gemüse, aber auch in spezieller<br />

Ausführung für Karotten,<br />

Kartoffeln und Bohnen. Sie können<br />

immer wieder verwendet<br />

werden. Mit Pflanzsäcken zum<br />

Aufhängen nutzen Balkongärtner<br />

auch den Platz an Pfosten,<br />

Fallrohren und Geländern.<br />

• Hochbeet: Wer etwas mehr Platz<br />

hat auf Balkon oder Terrasse,<br />

kann auch bequem an einem<br />

speziellen Hochbeet gärtnern.<br />

• Säulenobst: Das sind Obstbäume,<br />

die auf kleinem Raum senk-<br />

recht nach oben wachsen. Säulenobst<br />

gibt es für Balkon und<br />

Terrasse als Apfel, Birne, Kirsche,<br />

Zwetsche. Auch Beerensträucher<br />

gibt es in Säulenform.<br />

• Erdbeeren: brauchen kein Beet;<br />

sie können auch in Töpfen<br />

wachsen. Gute Ernte auf kleinem<br />

Raum bescheren Hängeoder<br />

Klettererdbeeren.<br />

• Allgemein gilt: Gute Blumenerde<br />

eignet sich für den Balkongarten<br />

am besten. Und egal, in welche<br />

Gefäße gepflanzt wird: Unten<br />

im Boden sollten eines oder<br />

mehrere Löcher sein, damit zu<br />

viel Wasser ablaufen kann. ◼<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Reisen mit Kindern – mal anders<br />

Von Bauernhof bis Bali<br />

Im umgebauten LKW durch Marokko<br />

fahren, in New York eine Privatwohnung<br />

mieten, in Begleitung eines<br />

Esels durch Südfrankreich wandern,<br />

das Haus tauschen – all das<br />

<strong>ist</strong> auch mit Kindern möglich. Der<br />

Beweis: Es gibt Menschen, die so<br />

schon erfolgreich gere<strong>ist</strong> sind und<br />

in dem Buch „Reisen mit Kindern –<br />

Von Bauernhof bis Bali“ kundig und<br />

kurzweilig davon erzählen. Reiseerfahrene<br />

<strong>Eltern</strong> mit Kindern unterschiedlichen<br />

Alters berichten ausführlich<br />

und offen von den Vorund<br />

Nachteilen unterschiedlicher<br />

Reiseformen und geben Ratschläge,<br />

wie Individualurlaub mit dem<br />

Nachwuchs klappen kann. Aus erster<br />

Hand erfahren reiselustige <strong>Eltern</strong>,<br />

was in keinem Reiseführer<br />

steht – besonders, wenn es um das<br />

Reisen mit Kleinkindern geht. Ergänzt<br />

werden die 22 Berichte mit<br />

Informationen z. B. zu Kosten und<br />

Vorbereitungszeit. Hilfreich sind<br />

auch die Interviews, etwa mit einem<br />

Tropenmediziner oder einem<br />

erfahrenen Skilehrer.<br />

Das Buch macht Lust darauf, ausgetretene<br />

Tour<strong>ist</strong>enpfade zu verlassen<br />

und sich selbst und den<br />

Kindern etwas zuzutrauen. Geraldine<br />

Friedrich, die Herausgeberin,<br />

hat selbst zwei Kinder und arbeitet<br />

als Reise- und Foodjournal<strong>ist</strong>in.<br />

Auf www.reiseratte.de teilen sie<br />

und andere <strong>Journal</strong><strong>ist</strong>en ihre Reiseerfahrungen<br />

mit und ohne Kind.<br />

Geraldine Friedrich (Hrsg.): Reisen<br />

mit Kindern – Von Bauernhof bis<br />

Bali, Dryas Verlag, 2013, 300 S.,<br />

11,95€.<br />

In der Edition Reiseratte sind noch<br />

weitere Bücher über das Reisen<br />

mit und ohne Kindern erschienen<br />

(www.edition-reiseratte.de). ◼<br />

Foto: Chris Meier, Stuttgart<br />

Saison<br />

Frühling<br />

Zöliakie-Kochbuch<br />

Marleens Tipps<br />

Alle Rezepte in diesem Kochbuch für<br />

Kinder mit Zöliakie sind getestet: von<br />

Marleen, neun Jahr alt. Sie hat Zöliakie<br />

und Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Ihre Mutter, Susanne<br />

Weimer-Koschera,<br />

hat viel ausprobiert<br />

und aus<br />

den erprobten<br />

Familienrezepten<br />

ein Kochbuch zusammengestellt.<br />

Alle Rezepte<br />

sind alltags- und<br />

kindertauglich,<br />

Mit 100 Rezepten –<br />

von Kindern getestet.<br />

und mit dabei<br />

sind viele wertvolle<br />

Ratschläge<br />

der Autorin zur Organisation in der Familienküche.<br />

BE-Angaben und Marleens Tipps<br />

zum Umgang mit Zöliakie und Rezepten<br />

runden das Buch ab.<br />

S. Weimer-Koschera: Zöliakie bei Kindern –<br />

Das Kochbuch, Trias, 114 S., 17,99 Euro.<br />

Kartoffelpuffer mit Frühlingsquark – ohne Gluten und mit frischen Vitaminen aus dem Garten<br />

Foto: Stockfood<br />

Zutaten für 4 Portionen<br />

500 g mehlig kochende<br />

Kartoffeln<br />

100 g glutenfreies Mehl<br />

1 – 2 Eier<br />

125 g geriebener Gouda<br />

75 g Magerquark<br />

Salz, Pfeffer, Prise<br />

Muskatnuss, frische<br />

Kräuter (z. B. Petersilie,<br />

Schnittlauch, Salbei)<br />

Öl zum Ausbacken<br />

Nährwert-Info<br />

Susanne Weimer-Koschera,<br />

aus deren Buch „Zöliakie<br />

bei Kindern – Das Kochbuch“<br />

dieses Rezept<br />

stammt, gibt für jedes<br />

Rezept die BE-Anzahl an.<br />

Pro Portion haben die Kartoffelpuffer<br />

mit Kräuterquark<br />

3,5 BE.<br />

Zubereitung Kartoffelpuffer:<br />

1. Kartoffeln in Salzwasser kochen, schälen und noch warm<br />

durch die Kartoffelpresse drücken.<br />

2. Mehl, Eier, Käse, Magerquark unterrühren. Es sollte ein glatter<br />

Teig entstehen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen.<br />

Die Kräuter waschen, fein hacken und unter den Kartoffelteig<br />

heben.<br />

3. Kleine Küchlein formen und in heißem Öl beidseitig goldgelb<br />

ausbacken.<br />

Zubereitung Kräuterquark:<br />

1. Für den Kräuterquark 250 g Magerquark, 150 g Naturjoghurt<br />

und 1 EL Sonnenblumenöl miteinander verrühren.<br />

2. 1 EL Schnittlauch und 1 EL Petersilie waschen und sehr fein<br />

schneiden.<br />

3. Unter den Quark heben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

4. Vor dem Servieren in den Kühlschrank stellen.<br />

Zubereitungszeit: 60 Minuten<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

33


Kurz & Gut<br />

Aus der Industrie<br />

BZ-Messgerät von Beurer<br />

<strong>Messen</strong> 3 in 1<br />

GL50 heißt das Blutzuckermessgerät<br />

von Beurer, das drei Funktionen<br />

in sich vereint: Es misst natürlich<br />

den Blutzucker, enthält eine integrierte<br />

Stechhilfe und außerdem<br />

einen USB-Stick mit vorinstallierter<br />

Software (GlucoMemory). Was kann<br />

das GL50 außerdem? Messungen<br />

können markiert werden<br />

(Symbole für<br />

„vor dem<br />

Essen“ und<br />

„nach dem<br />

Essen“);<br />

zudem hat es<br />

Schick und mit<br />

Zusatzfunktionen:<br />

das GL50<br />

von Beurer.<br />

eine Unterfüllungserkennung,<br />

die eine<br />

Messung bei zu geringer<br />

Blutmenge<br />

nicht zulässt.<br />

Das GL50 gibt es in den Farben Pink,<br />

Weiß und Schwarz. Es kostet 49,99<br />

Euro (unverbindliche Preisempfehlung).<br />

Beurer gewährt auf das Gerät<br />

drei Jahre Garantie.<br />

Neue Internetseite von Medtronic<br />

Die Firma Medtronic hat eine neue Internetseite zum Thema Insulinpumpentherapie<br />

gestartet. Geboten werden auf www.medtronic-diabetes.de Informationen<br />

zu den Themenkomplexen „Bei Neudiagnose“, „Mein Kind mit <strong>Diabetes</strong>“,<br />

„Vermeidung von Unterzuckerung“, „Während der Familienplanung“ und<br />

„Weniger Folgeerkrankungen“. Viele Erfahrungsberichte machen die Seite lebendig,<br />

und natürlich gibt es auch Produktinformationen. Schön für Kinder:<br />

ein Animationsfilm, in dem Medtronic-Maskottchen Lenny erklärt, was <strong>Diabetes</strong><br />

<strong>ist</strong>. Auch Kinder mit <strong>Diabetes</strong> kommen in dem Film zu Wort.<br />

Neues Insulin von Novo zugelassen<br />

Ultra-Langzeitinsulin für Europa<br />

Insulin degludec (Handelsname: Tresiba)<br />

<strong>ist</strong> ein langwirkendes Basalinsulin.<br />

Die Wirkdauer liegt nach Angaben der<br />

dänischen Herstellerfirma Novo Nordisk<br />

bei mehr als 42 Stunden – so <strong>ist</strong> es<br />

den Verwendern von Insulin degludec<br />

möglich, den Injektionszeitpunkt zu variieren<br />

und flexibler an ihre Bedürfnisse<br />

anzupassen. Auch soll Insulin degludec<br />

helfen, das Risiko nächtlicher Hypoglykämien<br />

zu vermindern.<br />

Die Europäische Kommission hat Novo<br />

Nordisk nun für Insulin degludec die<br />

Marktzulassung erteilt, an der Markteinführung<br />

arbeitet das Unternehmen<br />

derzeit. Einige Zeit später soll auch<br />

ein Kombinationspräparat aus Insulin<br />

degludec und Insulin aspart (Ryzodeg)<br />

erhältlich sein. Zugelassen <strong>ist</strong> Insulin<br />

degludec bisher nur zur einmal täglichen<br />

Behandlung von Erwachsenen mit<br />

Typ-1- und Typ-2-<strong>Diabetes</strong>.<br />

Contour-Blutzuckermessgeräte von Bayer / 150 Jahre Bayer<br />

Schon zehn Jahre ohne Codieren<br />

Seit nunmehr zehn Jahren können Menschen<br />

mit <strong>Diabetes</strong> ihren Blutzucker mit<br />

Contour-Blutzuckermessgeräten bestimmen,<br />

ohne den Code der Teststreifenpackung<br />

eingeben zu müssen. Denn: Das Gerät<br />

codiert automatisch mit jedem neuen<br />

Sensor und <strong>ist</strong> ohne weitere Voreinstellung<br />

sofort einsatzbereit. Obwohl die automatische<br />

Codierung Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

die Blutzuckerselbstkontrolle einfacher, sicherer<br />

und zeiteffektiver macht, verfügen<br />

bis heute nicht alle Geräte auf dem Markt<br />

über diese Technik, schreibt Bayer in einer<br />

Pressemitteilung.<br />

Stolz <strong>ist</strong> man bei Bayer auch auf das neue<br />

Multi-Puls-Prinzip, bei dem sieben aufeinanderfolgende<br />

Messimpulse einen hochpräzisen<br />

Messwert ergeben, wie Claudia<br />

Geis, Leiterin <strong>Diabetes</strong> Care, ausführt.<br />

Übrigens wird das Unternehmen Bayer in<br />

diesem Jahr 150 Jahre alt. Wer sich für die<br />

Aktionen rund um das Jubiläum interessiert<br />

(z. B. für die Jubiläums-Tour), klickt auf<br />

www. bayer.de/de/150-jahre-bayer.aspx.<br />

Kein Codieren mit Contour: einfach den Sensor<br />

in das Gerät stecken und fertig.<br />

Messgerät Aviva misst genau<br />

Neue Normen<br />

Voraussichtlich ab Mitte 2013 gelten<br />

strengere Normen für die Genauigkeit<br />

von Blutzuckermessgeräten.<br />

Zwei Studien des Instituts für <strong>Diabetes</strong>-Technologie<br />

zeigen, dass fast<br />

jedes zweite getestete Gerät die neuen<br />

Normen nicht erfüllt, teilt Roche<br />

Diagnostics mit. Auch bei den Teststreifen<br />

gebe es große Unterschiede:<br />

Nachgewiesen wurden Abweichungen<br />

von bis zu 13 Prozent zwischen<br />

verschiedenen Chargen eines Herstellers.<br />

Gut abgeschnitten haben<br />

die Accu-Chek-Systeme: Sie erfüllen<br />

schon die neue Norm. Accu-Chek<br />

Aviva zeigte zudem sehr geringe Abweichungen<br />

innerhalb verschiedener<br />

Teststreifenchargen, so Roche.<br />

34<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Mit<br />

dem Heinrich-<br />

Sauer-Preis<br />

ausgezeichnet<br />

Das ABC der Insulinpumpentherapie (CSII)<br />

und der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM)<br />

inklusive Pumpen Notfall-Pocket<br />

für unterwegs<br />

Ulrike Thurm und Bernhard Gehr<br />

CGM- und Insulinpumpenfibel<br />

2. Auflage 2013, 472 Seiten<br />

24,90 €, ISBN 978-3-87409-535-8<br />

Überall im Buchhandel<br />

oder gleich hier bestellen:<br />

per Telefon<br />

07 11/ 66 72-14 83<br />

per Internet<br />

www.kirchheim-shop.de<br />

80.0011<br />

per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />

Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />

per Mail<br />

svk@svk.de<br />

Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag


Lucas Welt<br />

Ende der<br />

Luca<br />

Denkinger<br />

Michael<br />

Denkinger<br />

Bloggen Sie mit!<br />

Einfach auf www.diabeteseltern-journal.de/blog<br />

Lucas Welt<br />

kommentieren, eigene Erfahrungen<br />

schildern, mitreden ...<br />

Pumpen-Plauderei<br />

So, Luca, nicht erschrecken, gleich<br />

macht es Klack, es gibt einen<br />

kurzen Stich – dann sitzt<br />

die Kanüle.“<br />

Das Jahr 2013 <strong>ist</strong> exakt 17 Tage alt, als<br />

sich diese Szene abspielt. Luca hat seinen<br />

ganzen Mut zusammengenommen<br />

und bei der vierteljährlichen Generaluntersuchung<br />

im Kinderklinikum alle<br />

Fragen der Ärztin mit „Ja, ich will!“ beantwortet.<br />

Zwei Minuten später sitzt die<br />

Injektionsnadel knapp über seiner linken<br />

Pobacke – diese Stelle hat der Neunjährige<br />

für den ersten Probelauf ausgewählt.<br />

Mit Insulin versorgt die Pumpe<br />

Luca erst einmal nicht. Er soll zunächst<br />

herausfinden, ob ihm das Gerät an<br />

dieser Körperstelle angenehm <strong>ist</strong> oder<br />

nicht. Eine Entscheidung hat er fix getroffen:<br />

Er möchte eine Insulinpumpe.<br />

Und das, obwohl er die Pumpentherapie<br />

Ende 2012 nach der ersten Euphorie abgelehnt<br />

hat, weil nach der Fixierung des Pumpenkatheters die<br />

Einstichstelle schmerzte. Im Januar 2013 widerlegt Luca den<br />

Slogan „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“,<br />

willigt für eine weitere Pumpen-Plauderei ein und lässt sich das<br />

Gerät testweise anlegen.<br />

»»„Ja, ich will!“ war Lucas<br />

klare Antwort auf alle Pumpenfragen<br />

seiner Ärztin.<br />

Illustration: Chr<strong>ist</strong>ian Mentzel<br />

Er schafft es dann doch, während des Klinikaufenthalts je einmal<br />

auf das Frühstück und auf das Abendessen oder die abendliche<br />

Brotzeit zu verzichten, um die Insulinpumpe<br />

richtig einzustellen.<br />

Ob es am (Teil-)Fasten liegt, dass er<br />

schon wieder einen Schabernack plant?<br />

„Papa, ich habe da eine Idee: Beim<br />

nächsten Kindergeburtstag stopfe ich<br />

mich mit Süßem voll und warte ab, wie<br />

die Kinder reagieren. Die wundern sich<br />

bestimmt, wenn ich nicht spritze. Sie<br />

wissen ja nicht, dass ich zuvor alles genau<br />

in die Insulinpumpe eingegeben habe.<br />

Toll, oder?“ Was sagt man als Vater<br />

in einem solchen Moment? Zunächst<br />

nichts! Man(n) freut sich darüber, wie<br />

sich ein junger Mensch seit seinem vierten<br />

Lebensjahr mit dem Handicap <strong>Diabetes</strong><br />

abfindet und jetzt mutig einen weiteren<br />

Schritt in eine Zukunft geht, die<br />

ihm mehr Freiheit erlaubt als je zuvor.<br />

Wenig später machen meine Frau und<br />

ich Luca deutlich, dass er sich diesen<br />

Spaß aus dem Kopf schlagen soll. Wir<br />

erkären ihm außerdem, dass Begriffe wie Disziplin und Konstanz<br />

auch zur Insulinpumpentherapie gehören und dass er<br />

seinen Blutzuckerwert nicht regelmäßig nach oben treiben<br />

darf, wohl wissend, dass er ihn per Knopfdruck wieder flott<br />

regulieren kann.<br />

„Cool, nichts tut weh, und außerdem spüre ich kaum etwas“,<br />

sagt der Bub und strahlt. Wenige Tage danach fährt er mit seiner<br />

Schwester Schlitten, spielt mit seinem Bruder Fußball und<br />

trägt den Mini-Computer auch in der Schule. Die Schulung im<br />

März absolviert er mit Bravour. Zehn Tage muss er mit seiner<br />

Mama im Klinikum bleiben. Und das, obwohl er große Bedenken<br />

hat, als die Ärztin erklärt, was nüchtern bedeutet. Luca sauer:<br />

„Wie jetzt? Einmal am Tag nix essen? Das schaffe ich nicht!“<br />

Sollte ihm jedoch künftig außerplanmäßig der Sinn nach einem<br />

Fruchtjoghurt stehen, kann er das machen, was er im Grunde<br />

noch nie in seinem Leben gemacht hat: essen wie alle anderen,<br />

ohne dauernd zu fragen. Vorausgesetzt, er beherrscht<br />

die Pumpentherapie alleine. Das <strong>ist</strong> für uns alle – zumindest<br />

im Moment – ein ganz neues Lebensgefühl.<br />

◼<br />

Michael Denkinger (42) lebt mit seiner Familie in Memmingen und hat<br />

drei Kinder: Luca (9 Jahre), Angelina (12) und Timo (5). Er <strong>ist</strong> Inhaber<br />

des Unternehmens Denkinger – Kommunikation, PR & Social Media.<br />

Internet: www.denkinger-kommunikation.com<br />

36<br />

www.diabetes-eltern-journal.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013


Zum Aufbewahren<br />

Gut vorbereitet<br />

auf Ausflüge und Sport<br />

Wer über mehrere Stunden körperlich aktiv sein möchte, sollte sich gut vorbereiten. Dabei hilft das<br />

<strong>Diabetes</strong>team.<br />

Vor der Aktivität klären!<br />

• Art und Dauer der Bewegung<br />

• Zeitpunkt der körperlichen Aktivität<br />

• Zeitpunkt der letzten Insulingabe<br />

• welches Insulin zuletzt gegeben wurde<br />

Der Ausgangsblutzucker<br />

• Der Ausgangsblutzucker vor mehrstündiger Aktivität<br />

sollte im Mittel bei 160 mg/dl (8,9 mmol) liegen.<br />

• Bei Werten über 250 mg/dl (13,9 mmol/l) muss erst<br />

ein Ketontest durchgeführt werden – mit der Aktivität<br />

starten kann man nur mit negativem Ketontest.<br />

Insulinanpassung<br />

Spritzentherapie (ICT) und Aktivität am<br />

Vormittag<br />

• Bolusinsulin zum Frühstück reduzieren und das<br />

Basalinsulin um 30 bis 50 Prozent reduzieren.<br />

Spritzentherapie (ICT) und ganztägige Aktivität<br />

• Bolusinsulin reduzieren, ebenso Basalinsulin um<br />

mindestens 50 Prozent.<br />

• Zusätzlich sollte in der auf die Aktivität folgenden<br />

Nacht die Basalinsulindosis auch um 30 bis 50 Prozent<br />

reduziert werden.<br />

Bei Pumpentherapie<br />

• Reduzierung der Basalrate ab Aktivitätsbeginn um<br />

30 bis 50 Prozent; die Menge kann je nach Belastungsintensität<br />

jederzeit angepasst werden und<br />

muss nicht weit im Voraus geplant werden.<br />

• In der auf die Aktivität folgenden Nacht <strong>ist</strong> es zu<br />

empfehlen, die Basalinsulindosis um 30 bis 50 Prozent<br />

zu reduzieren.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 1/2013<br />

Das muss mit – die Checkl<strong>ist</strong>e<br />

• Blutzuckermessgerät mit ausreichend Teststreifen → Wichtig:<br />

mindestens alle 60 Minuten während der Aktivität messen.<br />

• Stechhilfe und Lanzetten<br />

• Ketontest<br />

• Traubenzucker/flüssiger Traubenzucker (z. B. Jubin, Hypofit)<br />

• ausreichend (Not-) Kohlenhydrate → Müsliriegel, Vollkornbrot<br />

• Getränke → Wichtig: alle 30 bis 45 Minuten etwas trinken,<br />

auch Saftschorle <strong>ist</strong> möglich (je nach Blutzuckerwert).<br />

• eventuell Glukagonspritze<br />

• bei Spritzentherapie: Insulinspritzen und Insulin oder Pen mit<br />

Nadeln, Spritzenplan<br />

• bei Insulinpumpentherapie: Ersatzkatheter, Schutzpflaster,<br />

Desinfektionsspray, Pumpenplan<br />

www.diabetes-eltern-journal.de<br />

Dieser Bogen wurde erstellt von Kerstin Remus, <strong>Diabetes</strong>beraterin DDG,<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover<br />

37


Sie haben<br />

Wünsche.<br />

Erik will mehr<br />

Selbstvertrauen …<br />

… Julia will mehr<br />

Unabhängigkeit im<br />

Alltag mit <strong>Diabetes</strong>.<br />

Service rund<br />

um die Uhr<br />

Intelligente<br />

Technologie<br />

Einfach zu<br />

bedienen<br />

AVS 217 13 008-027913<br />

www.bgstar.de<br />

iPhone und iPod touch sind im Lieferumfang des iBGStar® nicht enthalten. iBGStar® <strong>ist</strong> direkt kompatibel mit iPhone 4S, 4, 3GS und 3G sowie iPod touch der 2., 3. und 4. Generation. Die iBGStar®-<strong>Diabetes</strong>-Manager-App <strong>ist</strong> über den<br />

App-Store erhältlich. iPhone und iPod touch sind Warenzeichen der Apple Inc., eingetragen in den USA und in anderen Ländern.

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