Diabetes Eltern-Journal BZ-Werte - Lernen, ehrlich zu protokollieren (Vorschau)
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3 | 2014 77243<br />
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<strong>BZ</strong>-<strong>Werte</strong><br />
<strong>Lernen</strong>, <strong>ehrlich</strong> <strong>zu</strong><br />
<strong>protokollieren</strong><br />
Messen<br />
7 Stolperfallen<br />
vermeiden<br />
Forschung<br />
Das können die<br />
neuen Insuline<br />
Essstörungen<br />
Was <strong>Eltern</strong> tun können<br />
Fine Stars 2014<br />
Die Gewinner
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01.0121
Editorial<br />
Ein Indianer kennt keinen<br />
Schmerz<br />
Liebe <strong>Eltern</strong>, liebe Kinder,<br />
liebe <strong>Diabetes</strong>-Teens und -Profis,<br />
Professor Dr. med. Thomas Danne,<br />
Chefarzt im Kinderkrankenhaus auf der Bult, mit<br />
seinen Töchtern Laura und Stella.<br />
So manches an <strong>Diabetes</strong> erkrankte Kind wird den Spruch<br />
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />
oder Insulinspritzen schon gehört haben. Dabei<br />
haben Studien nachgewiesen, dass die früher als Indianer<br />
bezeichneten Ureinwohner Amerikas natürlich<br />
genauso schmerzempfindlich waren, wie alle anderen<br />
Menschen. Historiker gehen davon aus, dass der Spruch<br />
von den Indianern und dem Schmerz auf Werke von<br />
Karl May wie „Der Schatz im Silbersee“ <strong>zu</strong>rückgeht, wo<br />
es heißt: „Ein Indianer wird von frühester Kindheit an in<br />
dem Ertragen körperlicher Schmerzen geübt. Er gelangt<br />
dadurch so weit, dass er die größten Qualen ertragen<br />
kann, ohne mit der Wimper <strong>zu</strong> <strong>zu</strong>cken“. Da steckt ja auch<br />
viel Gutes drin, denn Wehleidigkeit kann unsere Mitmenschen<br />
nerven und uns in Zeiten, in denen Durchhaltevermögen<br />
gefragt ist, bremsen. So weit so gut. Aber oft überfordern<br />
sich <strong>Eltern</strong> und Kinder mit <strong>Diabetes</strong> mit solchen<br />
Parolen. Die eigenen Sorgen <strong>zu</strong>m <strong>Diabetes</strong> permanent<br />
<strong>zu</strong> verleugnen, kann auf Dauer Probleme machen. Besser<br />
ist das Prinzip: „Sei offen und drücke Deine Gefühle<br />
aus, dann finden wir gemeinsam einen positiven Weg.“<br />
Ein offenes Gespräch ist gerade bei einem Verdacht auf<br />
Essstörungen besonders wichtig, berichtet Frau Dr. Saßmann<br />
im Psychologieteil. Auch wenn das deutsche Fussball-Team<br />
Jugendlicher mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> nicht wie die<br />
Nationalmannschaft Weltmeister geworden ist, war der<br />
Junior Cup <strong>Diabetes</strong> genauso wie das Camp D eines von<br />
vielen Beispielen des vergangenen Sommers, wie man<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
ins Gespräch und dadurch <strong>zu</strong> neuen Einsichten im Umgang<br />
mit <strong>Diabetes</strong> kommen konnte. Grund für Optimismus<br />
geben neue Entwicklungen in der <strong>Diabetes</strong> therapie,<br />
die Prof. Thomas Forst als exzellenter Kenner der <strong>Diabetes</strong>-Forschungsszene<br />
für uns <strong>zu</strong>sammengestellt hat.<br />
»»<br />
Offen sein, Gefühle ausdrücken, dann<br />
findet sich gemeinsam ein positiver Weg.<br />
Das Team des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s wünscht Ihnen,<br />
dass die Beiträge in diesem Heft – wie immer elektronisch<br />
oder konventionell <strong>zu</strong> lesen – viele Anregungen<br />
bieten, miteinander ins Gespräch <strong>zu</strong> kommen. Vielleicht<br />
hilft Ihnen dabei ja auch noch das Zitat vom Kommunikationsforscher<br />
Paul Watzlawick (1921 – 2007): „Wenn<br />
Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan<br />
hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was<br />
Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas anderes<br />
haben willst, musst Du etwas anderes tun!“<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch/Ihnen im Namen<br />
des gesamten Teams<br />
Ihr<br />
Prof. Thomas Danne<br />
Chefredakteur „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>“<br />
www.diabetes-online.de<br />
3
Diagnose <strong>Diabetes</strong>!<br />
Du hast gerade davon erfahren. Aber was heißt<br />
das jetzt für Dich und für Deine <strong>Eltern</strong>?<br />
Jan (10 Jahre alt) hat seit ein<br />
paar Jahren <strong>Diabetes</strong>. Wie er<br />
damit gut leben kann und das<br />
machen kann, was ihm Spaß<br />
macht, das erzählt er Dir und<br />
Deinen <strong>Eltern</strong> in fünf Kapiteln:<br />
1. Was ist eigentlich<br />
<strong>Diabetes</strong>?<br />
2. Essen und Trinken für<br />
Kinder mit <strong>Diabetes</strong><br />
3. Wie ich mich gut mit<br />
Insulin behandle<br />
4. Was mache ich, damit mein<br />
Blut<strong>zu</strong>cker nicht <strong>zu</strong> hoch<br />
oder <strong>zu</strong> niedrig wird?<br />
5. Wie merke ich, ob mein<br />
Blut<strong>zu</strong>cker <strong>zu</strong> hoch oder<br />
<strong>zu</strong> niedrig ist?<br />
Im sechsten Kapitel stellt Jan Dir seine<br />
zwölfjährige Freundin Laura vor. Sie lernt<br />
gerade Schritt für Schritt, wie sie gemeinsam<br />
mit ihren <strong>Eltern</strong> ihre Insulindosis berechnen<br />
kann.<br />
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Impressum<br />
Inhalt<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
Verlag Kirchheim + Co GmbH, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,<br />
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Chefredakteur:<br />
Prof. Dr. med. Thomas Danne, Hannover,<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“,<br />
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Stellvertretende Chefredakteure:<br />
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Med. Hochschule Hannover, Carl-Neuberg-Straße 1,<br />
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Günter Nuber,<br />
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Redaktion:<br />
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Oliver Ebert, Stuttgart – Dr. med. Wolfgang von Schütz, Hannover<br />
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Datz, Hannover<br />
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Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> ist Organ der Arbeitsgemeinschaft<br />
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Nürnberg<br />
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Gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
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ohne Einwilligung des Verlags strafbar. Wir weisen darauf hin,<br />
dass diätetische Lebensmittel entsprechend ihres Nährstoff- und<br />
Kaloriengehaltes auf die ärztliche Diätverordnung angerechnet<br />
werden müssen.<br />
Der Anzeigenteil der Zeitschrift <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> steht<br />
außerhalb der Verantwortung der Redaktion. Anzeigen und<br />
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Auftraggeber dar.<br />
© Kirchheim-Verlag, Mainz<br />
Titelbild: milanmarkovic78 - Fotolia.com<br />
ISSN 1865-7656<br />
7. Jahrgang<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
Aktuell<br />
Camp D: Auf in die vierte Runde! 6<br />
Aufkleber gestalten mit MyDesign 10<br />
Online-Portal für Menschen mit <strong>Diabetes</strong> 15<br />
Fußballfieber beim Junior Cup <strong>Diabetes</strong> 23<br />
Aktionstag mit Daniel Schnelting 26<br />
Fine Stars 2014: die Gewinner 30<br />
Kurz & Gut<br />
Meldungen Baby + Kleinkind 19<br />
Meldungen Kinder + Jugendliche 27<br />
Aus der Industrie 32<br />
Medizin<br />
Möglichkeiten durch neue Insuline 12<br />
Doch kein Risiko durch Kuhmilch? 24<br />
Psychologie<br />
Essstörungen: Warnsignale und Hilfen 16<br />
Lebensecht<br />
„Wir sitzen gemeinsam in einem Boot“ 20<br />
Nachgefragt<br />
Psychologie + Medizin 28<br />
Recht + Soziales 33<br />
Serien<br />
Gute Schule Teil 27<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerwerte <strong>protokollieren</strong> 8<br />
Rubriken<br />
Lucas Welt 34<br />
Zum Aufbewahren<br />
Stolperfallen beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen 35<br />
www.diabetes-online.de<br />
Immer diese Blut<strong>zu</strong>ckerprotokolle:<br />
Dr. Datz sagt, worauf<br />
es ankommt. S. 8<br />
Essgestört – ja oder<br />
nein? Typische Warnsignale<br />
nennt Dr. Heike<br />
Saßmann. S. 16<br />
Vier Mütter und ihr<br />
Blog über Kinder mit<br />
<strong>Diabetes</strong>. Mehr da<strong>zu</strong><br />
finden Sie hier. S. 20<br />
Ein Knick im Katheter<br />
ist nicht harmlos,<br />
das weiß Luca jetzt<br />
genau. S. 34<br />
5
Aktuell<br />
Camp D: Auf in die<br />
vierte Runde!<br />
Über 400 Teilnehmer waren in diesem<br />
Jahr beim Camp D, dem Zeltcamp für<br />
junge Menschen mit <strong>Diabetes</strong>. Unter dem<br />
Motto „Die Zukunft gehört mir!“ gab<br />
es viele Antworten auf zentrale Lebensfragen.<br />
Professor Thomas Danne hat die<br />
Stimmung beim Camp und Stimmen von<br />
Teilnehmern festgehalten.<br />
Camp-D-Song<br />
Am Sonntagmorgen<br />
bei der Abschiedsveranstaltung<br />
performten<br />
die Gruppe ERIN<br />
und Teilnehmer<br />
des Camps den<br />
Camp-D-Song.<br />
Zum vierten Mal war Schleswig-Holstein<br />
im Juli Gastgeberland<br />
für das Camp D.<br />
Die <strong>zu</strong>nehmende politische Wahrnehmung,<br />
die das Thema „<strong>Diabetes</strong>“<br />
durch solche Aktionen bekommt,<br />
zeigte sich daran, dass erstmals<br />
der Schleswig- Holsteinische<br />
Ministerpräsident, Thorsten Albig,<br />
Schirmherr des Camps war und<br />
sich beim Sporttag am Samstag<br />
vor Ort informierte.<br />
Lucy, eine 23-jährige Teilnehmerin<br />
aus Stuttgart, brachte es<br />
auf den Punkt: „Das Besondere am<br />
Camp D ist, dass wir so<strong>zu</strong>sagen alle<br />
im gleichen Boot sitzen. Ich kenne<br />
<strong>zu</strong> Hause niemanden mit Typ-1-<br />
» » Fabian (16): Immer bin ich mit<br />
meinem <strong>Diabetes</strong> ein Außenseiter,<br />
und hier haben es einfach alle.<br />
<strong>Diabetes</strong> und finde es toll, hier auf<br />
Gleichgesinnte <strong>zu</strong> treffen.“<br />
Beim vierten Camp D in Bad<br />
Sege berg hat wieder einmal alles<br />
gepasst: Die Sonne schien,<br />
die Stimmung war super und je-<br />
der sprach mit jedem. 411 Teilnehmer<br />
zwischen 16 und 25 Jahren<br />
mit <strong>Diabetes</strong> Typ 1, überwiegend<br />
aus Deutschland und<br />
der Schweiz, sowie 126 Betreuer,<br />
Diabetologen und Psychologen<br />
trafen sich in dem Zeltcamp<br />
<strong>zu</strong>m intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch.<br />
Unter dem Motto „Die Zukunft gehört<br />
mir!“ gab das Camp D wieder<br />
viele Antworten auf zentrale Lebensfragen.<br />
Dass diese Hilfe in der<br />
wichtigen Lebensphase auf dem<br />
Weg <strong>zu</strong>m Erwachsenwerden gut<br />
ankommt, beweist die positive Resonanz<br />
auf die bisherigen Camps.<br />
Organisiert wurde das Ganze<br />
durch die Firma Novo Nordisk unterstützt<br />
vom Platinsponsor Roche<br />
Diagnostics; aber auch andere,<br />
wie die Deutsche <strong>Diabetes</strong> Hilfe –<br />
Menschen mit <strong>Diabetes</strong> (DDH-M),<br />
waren vor Ort. Natürlich sind auch<br />
Gäste aus anderen Ländern willkommen:<br />
Sarolta, eine 25-jährige<br />
Teilnehmerin aus Rumänien, stellte<br />
fest: „Hier in Deutschland leben<br />
die Jugendlichen mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
komplett anderes als bei uns in<br />
Rumänien. Wir sind viel schlechter<br />
versorgt. Wenn man über 18 Jahre<br />
alt ist, erhält man von der Krankenkasse<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel nur einen<br />
Teststreifen pro Tag. Für mich ist es<br />
etwas ganz besonderes, hier beim<br />
Camp D dabei sein <strong>zu</strong> dürfen.<br />
Am Anfang hatte ich ein bisschen<br />
Angst, weil ich niemand kannte.<br />
Aber alle kümmern sich ganz lieb<br />
um mich!“<br />
Anruf im Camp: Der nationale<br />
<strong>Diabetes</strong> plan kommt!<br />
Tue Gutes und rede drüber, das gilt<br />
natürlich auch für das Camp D. So<br />
wurde <strong>zu</strong>m Auftakt eine gut besuchte<br />
Pressekonferenz rund um<br />
das Thema Typ-1-<strong>Diabetes</strong> bei<br />
jungen Erwachsenen veranstaltet.<br />
Gerade als die Rolle der Gesundheitspolitik<br />
an der Reihe war, klingelte<br />
das Handy mit einer Nachricht<br />
aus dem Bundesrat in Berlin:<br />
In einer mehrheitlichen Entschließung<br />
hatten just in diesem Augenblick<br />
die Länder im Bundesrat der<br />
Bundesregierung empfohlen, einen<br />
Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan auf<br />
6<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Aktuell<br />
den Weg <strong>zu</strong> bringen. Dieser historische<br />
Meilenstein konnte auf dem<br />
Camp anschließend gefeiert werden.<br />
Allerdings war eines in den<br />
anschließenden Gesprächen der<br />
Experten klar: Diese Empfehlung<br />
ist rechtlich nicht bindend und<br />
deshalb müssen wir auch nach<br />
dieser Empfehlung im Bundesrat<br />
weiterkämpfen, um <strong>Diabetes</strong> auch<br />
in Deutschland eine angemessene<br />
gesundheitspolitische Bedeutung<br />
<strong>zu</strong> geben.<br />
<strong>Diabetes</strong> –<br />
mal ganz natürlich<br />
Mira, eine 25-jährige Teilnehmerin<br />
aus Berlin erzählte: „Eigentlich<br />
wollte schon am letzten Camp D<br />
2011 teilnehmen. Damals war ich<br />
aber mit der Anmeldung <strong>zu</strong> spät<br />
dran, und alle Plätze waren schon<br />
belegt. Dieses Jahr war ich dann so<br />
nervös, dass ich jede Woche eine<br />
E-Mail geschickt habe, um nach<strong>zu</strong>fragen,<br />
ab wann die Anmeldung<br />
freigeschaltet ist. Ich bin so froh,<br />
dass ich hier bin. Camp D ist so<br />
unglaublich interessant. Hier findet<br />
man eine tolle Mischung von<br />
jungen Menschen aus allen Bereichen<br />
und Schichten. Das finde<br />
ich besonders spannend. Und:<br />
Alle haben <strong>Diabetes</strong>. Aber das bekommt<br />
man nicht mit, weil man<br />
hier so natürlich damit umgeht.“<br />
13 Workshops trafen den Nerv der<br />
Teilnehmer mit Tipps <strong>zu</strong>r Psychologie<br />
(„Reset my diabetes“), <strong>zu</strong>m<br />
Umgang mit Alkohol, <strong>zu</strong> Sexualität<br />
und Schwangerschaft, <strong>zu</strong> Reisen,<br />
rechtlichen Fragen, <strong>zu</strong>m Führerschein,<br />
aber auch <strong>zu</strong> neuen Medien<br />
und <strong>Diabetes</strong>.<br />
Absolutes Highlight:<br />
der Sporttag<br />
Der Samstag stand unter dem Motto<br />
Sport. Vierzehn verschiedene<br />
Sportarten luden <strong>zu</strong>m Mitmachen<br />
ein und wurden <strong>zu</strong>m Teil von Profisportlern<br />
angeleitet. So gab es eine<br />
Fahrradtour, Anja Renfordt bot<br />
einen Kickbox-Workshop und Bastian<br />
Hauck einen Stand-Up-Paddling-Kurs<br />
an. Auch Fußball wurde<br />
<strong>zu</strong>r WM 2014 natürlich nicht vernachlässigt.<br />
Aber wer hat schon<br />
mal Bossaball gespielt?<br />
Bete, eine 16-jährige Teilnehmerin<br />
aus Stein bei Nürnberg, die aus<br />
Äthiopien stammt, erzählte: „Als<br />
ich mit fünf Jahren Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
bekam, wurde ich von meiner<br />
Tante nach Deutschland geschickt.<br />
Das war meine Rettung.<br />
Hier geht es mir richtig gut. Meine<br />
Pflegemutter kümmert sich sehr<br />
lieb um mich. Sie steht jede Nacht<br />
zweimal auf, um meinen Zucker <strong>zu</strong><br />
messen. Sie war auch dafür, dass<br />
ich Camp D besuche. Ich finde es<br />
super hier. Das Kickboxen hat mir<br />
sehr viel Spaß gemacht und der<br />
Workshop mit den Sportlern auch.<br />
Beim nächsten Camp bringe ich alle<br />
meine Freundinnen mit.“ Als Alternativprogramm<br />
stand ein Kochkurs<br />
vom Profi- und Fernsehkoch<br />
Ole Plogstedt im Angebot, ebenso<br />
wie ein Film-Workshop unter<br />
der Leitung von Matthias Steiner,<br />
Olympiasieger 2008 im Gewichtheben.<br />
Immer in Action waren die<br />
Teilnehmer beim Fackel-Staffellauf<br />
über 62 Stunden rund um das<br />
Camp-D-Gelände.<br />
Auf Wiedersehen<br />
im nächsten Camp<br />
Ob <strong>Diabetes</strong>profis oder von <strong>Diabetes</strong><br />
Betroffene, alle waren sich<br />
einig: Der große Einsatz vieler<br />
Helfer und nicht <strong>zu</strong>letzt die großzügige<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Sponsoren<br />
hat sich wieder einmal gelohnt.<br />
Vom Camp D werden Profis<br />
und Betroffene noch lange<br />
zehren – als unschätzbar wichtige<br />
Erfahrung und langanhaltende<br />
Motivation für den Alltag. Hoffentlich<br />
wird es auch in Zukunft<br />
möglich sein, mit dem gemeinsamen<br />
Engagement das fünfte<br />
Camp D auf die Beine <strong>zu</strong> stellen.<br />
Denn sicher wird es jetzt dem einen<br />
oder anderen Leser genauso<br />
gehen wie Wiebke, einer 23-jährigen<br />
Teilnehmerin aus Karlsruhe:<br />
„Als ich über das Camp gelesen<br />
habe, war ich sofort begeistert<br />
und wollte unbedingt teilnehmen.<br />
Damit ich dabei sein kann, habe<br />
ich mein Auslandssemester in<br />
Schweden um einen Monat verkürzt.<br />
Meine Erwartungen wurden<br />
mehr als erfüllt.“<br />
Dem ist nichts hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>fügen. Die<br />
Zukunft gehört dem Camp D! ◼<br />
Kontakt<br />
Beim Camp D war<br />
vieles möglich:<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel<br />
Gleichgesinnte<br />
treffen, gemeinsam<br />
Sport machen,<br />
Erfahrungen<br />
austauschen und<br />
Antworten auf<br />
zentrale Lebensfragen<br />
bekommen.<br />
Prof. Dr. med. Thomas Danne<br />
Kinderdiabetologe,<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />
„Auf der Bult“, Hannover,<br />
Vorstandsvorsitzender diabetesDE<br />
Fotos: Novo Nordisk Deutschland GmbH<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
7
Gute Schule<br />
Serie Schulung<br />
Serie Schulung Teil 27<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
<strong>protokollieren</strong><br />
Den Blut<strong>zu</strong>cker <strong>zu</strong> messen, ist meist kein Problem.<br />
Aber die <strong>Werte</strong> dann auch noch konsequent und<br />
<strong>ehrlich</strong> <strong>zu</strong> dokumentieren, das ist nicht für alle Kinder<br />
und Jugendlichen selbstverständlich und führt häufig<br />
<strong>zu</strong> Streitigkeiten in der Familie. Dr. Nicolin Datz sagt,<br />
worauf es dabei ankommt.<br />
Foto: pressmaster - Fotolia.com<br />
Foto: Les Cunliffe - Fotolia.com<br />
Den<br />
Protokollbogen,<br />
den z. B. das<br />
Kinderkrankenhaus<br />
auf der<br />
Bult verwendet,<br />
gibt es unter<br />
aerzteinformationen.<br />
auf-der-bult.de<br />
(unter Diabetologie,<br />
Downloads,<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerprotokollbogen).<br />
Jetzt messe ich sechsmal am<br />
Tag meinen Blut<strong>zu</strong>cker, berechne<br />
die Kohlenhydrate<br />
und das Insulin. Warum muss ich<br />
meine Blut<strong>zu</strong>ckerwerte dann auch<br />
noch aufschreiben?“ Lisa sitzt vor<br />
ihrem Diabetologen, mit einem<br />
fast leeren Dokumentationsheftchen,<br />
in das sie normalerweise ihre<br />
Blut<strong>zu</strong>ckermessungen eintragen<br />
soll und versteht nicht, warum ihre<br />
Mutter mit ihr schimpft.<br />
Blut<strong>zu</strong>ckermessungen mehrmals<br />
am Tag durch<strong>zu</strong>führen, ist eine<br />
Tatsache, die Kinder mit <strong>Diabetes</strong><br />
sehr schnell lernen und in den<br />
Alltag integrieren. Regelmäßige<br />
Blut<strong>zu</strong>ckermessungen sind not<br />
Tipp<br />
Gelegentlich, z. B. einmal im<br />
Monat sollte ein Tagesprofil<br />
mit Messungen direkt vor und<br />
2 Stunden nach den Mahlzeiten<br />
sowie um 2 Uhr nachts erfolgen.<br />
wendig, um Informationen über<br />
die derzeitige Stoffwelchsellage<br />
<strong>zu</strong> erhalten, die notwendigen Insulinmengen<br />
berechnen <strong>zu</strong> können<br />
und die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte im<br />
Zielbereich <strong>zu</strong> halten bzw. in den<br />
Zielbereich <strong>zu</strong> bekommen. Diese<br />
<strong>Werte</strong> dann auch noch <strong>zu</strong> dokumentieren,<br />
ist allerdings nicht<br />
für alle Kinder und Jugendlichen<br />
selbstverständlich und führt nicht<br />
selten innerhalb der Familien <strong>zu</strong><br />
Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen zwischen<br />
Kindern und <strong>Eltern</strong>.<br />
Die <strong>Werte</strong> werden z. T. nur nachlässig<br />
oder gar nicht dokumentiert,<br />
manchmal werden Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
sogar erfunden und nach dem<br />
Zufallsprinzip – wie beim Lottospielen<br />
– aufgeschrieben. Die<br />
Dokumentation der Blut<strong>zu</strong>ckerselbstmessungen<br />
ist jedoch für eine<br />
optimale Therapie sehr wichtig<br />
und unerlässlich: <strong>Werte</strong>, die<br />
nicht dokumentiert werden, geraten<br />
schnell in Vergessenheit.<br />
Dies hat <strong>zu</strong>r Folge, dass man nicht<br />
nachvollziehen kann, warum es<br />
plötzlich <strong>zu</strong> Unter<strong>zu</strong>ckerungen<br />
oder Über<strong>zu</strong>ckerungen kommt,<br />
was eine gute Therapiesteuerung<br />
folglich schwierig macht. Bei Kindern,<br />
die noch in der körperlichen<br />
Entwicklung stecken, sind Blut<strong>zu</strong>ckerschwankungen,<br />
z. B. durch<br />
hormonelle Einflüsse, Wachstum<br />
und Entwicklung, regelmäßig <strong>zu</strong><br />
beobachten, sodass die Insulinmengen<br />
dementsprechend häufig<br />
angepasst werden müssen.<br />
Was ist wichtig für die<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerdokumentation?<br />
Mit einem regelmäßig geführten<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerprotokoll sind bereits<br />
eigene Anpassungen der Therapie<br />
möglich und der Diabetologe<br />
kann sich in der Sprech stunde<br />
einen guten Überblick verschaffen<br />
und Vorschläge machen,<br />
um die Therapie <strong>zu</strong> optimieren.<br />
8<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Gute Schule<br />
Serie Schulung<br />
Ohne Dokumentation besteht<br />
hier keine Ansatzmöglichkeit für<br />
den Arzt.<br />
Im Rahmen der <strong>Diabetes</strong>schulung<br />
wird festgelegt, welche Informationen<br />
bei der Blut<strong>zu</strong>ckerdokumentation<br />
<strong>zu</strong> berücksichtigen sind. Da<strong>zu</strong><br />
gehören: die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte, die<br />
verabreichte Insulinmenge sowie<br />
die aufgenommenen Kohlenhydrate.<br />
Dies alles sollte auch mit<br />
der jeweiligen Uhrzeit protokolliert<br />
werden. Außerdem gehören<br />
besondere Ereignisse, die eine<br />
differenzierte Insulingabe erfordern,<br />
in die Dokumentation: Unter<strong>zu</strong>ckerungen,<br />
Über<strong>zu</strong>ckerungen,<br />
Sport, Stress, Ketone, Krankheiten,<br />
Peri ode bei den Mädchen,<br />
Partys, Alkoholaufnahme, fettreiche<br />
Mahlzeiten.<br />
Wobei hilft<br />
die Dokumentation?<br />
Anpassung des<br />
Insulins im Alltag<br />
Die Dokumentation von Blut<strong>zu</strong>ckerwerten<br />
vor und nach der<br />
Mahlzeit hilft z. B. dabei, die Faktoren<br />
für die Mahlzeiten <strong>zu</strong> überprüfen.<br />
Oft fällt erst im Rahmen des<br />
Aufschreibens auf, dass der Blut<strong>zu</strong>cker<br />
beispielsweise zwei Stunden<br />
nach der Mahlzeit immer <strong>zu</strong><br />
niedrig oder <strong>zu</strong> hoch ist. Dann<br />
kann der Faktor entsprechend angepasst<br />
werden.<br />
Sehr gut geeignet, <strong>zu</strong>r Überprüfung<br />
der Therapie, ist ein sogenanntes<br />
Blut<strong>zu</strong>cker-Tagesprofil<br />
bei dem man direkt vor der Mahl<br />
Die Dokumentation<br />
der Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
ist sowohl für den<br />
Patienten selbst als<br />
auch für den Arzt eine wichtige<br />
Grundlage <strong>zu</strong>r Optimierung der<br />
Therapie. Vorausgesetzt, sie ist<br />
<strong>ehrlich</strong>.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
Fazit<br />
zeit, zwei Stunden nach der Mahlzeit<br />
sowie vor dem Schlafengehen<br />
(22 Uhr), in der Nacht (2 Uhr) und<br />
morgens um 6 Uhr den Blut<strong>zu</strong>cker<br />
misst. Solch ein Profil sollte gelegentlich<br />
durchgeführt werden, um<br />
die Therapie <strong>zu</strong> überprüfen, z. B.<br />
einmal monatlich.<br />
Anpassung des Insulins<br />
an besondere Situationen<br />
Um heraus<strong>zu</strong>finden, wie die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
auf langes Ausschlafen,<br />
stärkere körperliche Belastung,<br />
Urlaubsreisen und Ähnliches<br />
reagieren, ist ein ausführliches<br />
Protokoll unerlässlich. Basierend<br />
auf diesem kann man dann für das<br />
nächste Mal bestimmte Regeln ableiten<br />
und Unter- bzw. Über<strong>zu</strong>ckerungen<br />
verhindern.<br />
Wie dokumentieren?<br />
Worauf oder worin dokumentiert<br />
wird, kann sich jeder selbst aussuchen:<br />
ob auf großen Papierbögen<br />
oder in kleinen Heftchen,<br />
das spielt keine Rolle. Wichtig ist,<br />
dass es die Möglichkeit gibt, wichtige<br />
Informationen (<strong>Werte</strong>, Insulinmenge,<br />
KE-/BE-Menge mit den<br />
Uhrzeiten) in übersichtlicher Tabellenform<br />
unter<strong>zu</strong>bringen,damit<br />
rasch erkannt werden kann, wo es<br />
Probleme gibt.<br />
Viele Messgeräte bieten inzwischen<br />
die Möglichkeit, die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
mit dem Computer in<br />
Tabellen <strong>zu</strong> übertragen und aus<strong>zu</strong>drucken.<br />
Auch diese Methode<br />
ist eine Option für die Dokumentation,<br />
allerdings passiert es dann<br />
Folgende Informationen<br />
sollte die Blut<strong>zu</strong>ckerdokumentation<br />
enthalten:<br />
• Blut<strong>zu</strong>ckerwert mit Uhrzeit<br />
• KE-/BE-Menge mit Uhrzeit<br />
• Insulinmenge und Insulinname<br />
mit Uhrzeit.<br />
immer wieder, dass die Kinder sich<br />
diese <strong>Werte</strong> gar nicht selbst anschauen,<br />
sondern nur dem Arzt<br />
vorlegen, der sich dann durch eine<br />
unübersichtliche Datenflut durcharbeiten<br />
soll.<br />
Ehrliche Dokumentation<br />
ist wichtig!<br />
Sehr wichtig ist, dass hohe <strong>Werte</strong><br />
bei der Dokumentation nicht<br />
weggelassen oder gelöscht werden.<br />
Für eine gute ärztliche Beratung<br />
ist ein echtes Protokoll wichtig,<br />
mit geschönten Blut<strong>zu</strong>ckerprotokollen<br />
ist dies nicht möglich.<br />
Der Arzt bekommt die Protokolle<br />
zwar vorgelegt, aber es ist nicht<br />
seine Aufgabe, über diese <strong>zu</strong> richten,<br />
sondern dem Patienten dabei<br />
<strong>zu</strong> helfen, eine möglichst normnahe<br />
Blut <strong>zu</strong>ckereinstellung <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Wie oft sollte man messen?<br />
Es empfiehlt sich, den Blut<strong>zu</strong>cker<br />
regelmäßig vor den Mahlzeiten<br />
und beim Aufstehen sowie<br />
»»<br />
Für eine gute ärztliche Beratung<br />
ist ein <strong>ehrlich</strong>es Blut<strong>zu</strong>cker protokoll<br />
wichtig, kein geschöntes.<br />
vor dem Schlafengehen <strong>zu</strong> bestimmen.<br />
Damit kommt man dann auf<br />
ca. 6 Messungen am Tag.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen:<br />
Eine regelmäßige Dokumentation<br />
der Blut<strong>zu</strong>ckerwerte ist für<br />
eine gute Stoffwechseleinstellung<br />
unerlässlich. In welcher Form die<br />
Dokumentation erfolgt, sollte mit<br />
dem <strong>Diabetes</strong>team abgesprochen<br />
werden. <br />
◼<br />
Kontakt<br />
www.diabetes-online.de<br />
Foto: goodluz - Fotolia.com<br />
Wichtig ist: Die<br />
Dokumentation<br />
soll nicht Fehler<br />
oder Un<strong>zu</strong>länglichkeiten<br />
der<br />
Kinder aufdecken,<br />
sondern dabei<br />
helfen, die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
optimal<br />
<strong>zu</strong> steuern.<br />
Dr. med. Nicolin Datz<br />
Oberärztin Pädiatrie III<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />
„Auf der Bult“, Hannover<br />
E-Mail: datz@hka.de<br />
9
Aktuell<br />
Aufkleber gestalten<br />
mit MyDesign<br />
Foto: picsfive - Fotolia.com<br />
Jetzt können Sie selbst kreativ werden: Einfach einen Aufkleber für die Blut<strong>zu</strong>ckermessgeräte<br />
Accu-Chek Mobile und Accu-Chek Aviva gestalten und beim<br />
„MyDesign“-Wettbewerb mitmachen. Die besten Entwürfe werden veröffentlicht,<br />
produziert und können dann bestellt werden. Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> und das<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> begleiten die Aktion exklusiv als Medienpartner.<br />
Matthias Steiner<br />
lässt sich bisher<br />
von seinem Sohn<br />
das Messgerät verzieren.<br />
Vielleicht<br />
nutzt er bald<br />
einen Aufkleber<br />
mit einem Design<br />
von Ihnen.<br />
Ob bunte Handyhülle oder<br />
Schlüssel anhänger mit<br />
persönlichem Erinnerungswert<br />
– Dinge, die wir täglich<br />
in den Händen halten, sind oft ein<br />
Spiegel unserer Persönlichkeit.<br />
Bei Blut<strong>zu</strong>ckermessgeräten, die<br />
für Menschen mit <strong>Diabetes</strong> treue<br />
Alltagsbegleiter sind, war Individualität<br />
bisher meist kein Thema.<br />
Jetzt bietet der MyDesign-<br />
Wettbewerb erstmals die Möglich-<br />
Mitmachen – so einfach geht’s!<br />
Sie brauchen da<strong>zu</strong> die Vorlagen mit den Geräteumrissen<br />
von Accu-Check Aviva und Accu-Chek Mobile.<br />
Eine Vorlage finden Sie eingeklebt in diesem Heft<br />
auf Seite 11; weitere Vorlagen gibt es kostenfrei<br />
beim Accu-Chek-Kundenservice (Montag bis Freitag,<br />
8 bis 18 Uhr, Tel.: 08 00/4 46 68 00). Sie können auch<br />
online teilnehmen unter www.accu-chek.de/<br />
mydesign. Für alle Teilnehmer gilt:<br />
• Die Vorlagen können bedruckt, bemalt oder beklebt<br />
werden.<br />
• Nur Motive innerhalb der weißen Fläche können<br />
später auch auf den Sticker gedruckt werden.<br />
• Die Aktion läuft seit dem 28. August 2014, Einsendeschluss<br />
ist der 14. November 2014.<br />
keit, den Accu-Chek-Messgeräten<br />
eine ganz individuelle Note <strong>zu</strong> verleihen.<br />
Jeder, der gern einmal kreativ<br />
werden möchte, kann seinen<br />
ganz persönlichen Stickerentwurf<br />
für Accu-Chek Mobile, Accu-Chek<br />
Aviva oder für beide Blut<strong>zu</strong>ckermesssysteme<br />
einreichen.<br />
Unter allen eingereichten Entwürfen<br />
wählt dann eine prominente<br />
und fachkundige Jury die zwei<br />
besten Designs aus. Der Olympiasieger<br />
im Gewichtheben und<br />
Typ-1-Diabetiker Matthias Steiner<br />
ist ebenso stimmberechtigt<br />
wie Redakteure des <strong>Diabetes</strong>-<br />
<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s und des <strong>Diabetes</strong>-<br />
<strong>Journal</strong>s sowie die Mitglieder des<br />
Accu-Chek-Teams.<br />
Wählen Sie<br />
den Publikumsliebling<br />
Neben dem Preis der Jury wird es<br />
auch eine Wahl <strong>zu</strong>m Publikumsliebling<br />
geben. Dabei kann jeder<br />
ab dem 15. September im Internet<br />
auf www.accu-chek.de/mydesign<br />
für seinen persönlichen<br />
Lieblingsentwurf abstimmen. Die<br />
Top-3-Designs werden im <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>,<br />
im <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />
und im Internet veröffentlicht.<br />
Der eigentliche Clou<br />
aber ist, dass die drei Gewinnerentwürfe<br />
als gedruckte Aufkleber<br />
in Serie gehen und die Messgeräte<br />
von Nutzern in ganz Deutschland<br />
verschönern können.<br />
Den Alltag bunter machen<br />
Jury-Mitglied Matthias Steiner ist<br />
begeistert vom MyDesign-Wettbewerb:<br />
„Mein Sohn hatte schon einen<br />
Riesenspaß daran, mein Accu-<br />
Chek-Messgerät und die Pumpe<br />
mit bunten Aufklebern <strong>zu</strong> verzieren,<br />
daher freue ich mich auf viele<br />
kreative Ideen! Schließlich muss<br />
man bei <strong>Diabetes</strong> jeden Tag am Ball<br />
bleiben – wenn das etwas bunter<br />
und individueller geht, macht es<br />
doch gleich viel mehr Spaß.“ Wie<br />
Matthias Steiner seinen Alltag außerdem<br />
abwechslungsreich gestaltet,<br />
können Sie auf Facebook verfolgen<br />
– unter STEINERtainment. ◼<br />
10<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
MyDesign-Wettbewerb:<br />
Gestalten Sie Ihren eigenen Sticker<br />
unter www.accu-chek.de/mydesign<br />
Mehr Produktinfos auch unter der kostenfreien Telefonnummer<br />
0800 4466800 (Mo–Fr, 08:00–18 :00 Uhr).
Medizin<br />
Möglichkeiten durch<br />
neue Insuline<br />
Foto: Torbz - Fotolia.com<br />
Eine Insulintherapie, die möglichst<br />
natürlich und an die aktuellen Erfordernisse<br />
angepasst ist: das ist Ziel und<br />
Herausforderung aktueller Forschung.<br />
Welche Möglich keiten neue Insuline<br />
eröffnen, erklärt Professor Thomas Forst.<br />
Wie soll ein Insulin<br />
wirken, welche<br />
Eigenschaften<br />
soll es haben? Die<br />
Tabelle zeigt die<br />
Kriterien für Insuline<br />
<strong>zu</strong>r basalen<br />
und prandialen<br />
Insulingabe.<br />
Kriterien für Insuline<br />
Verzögerungsinsuline<br />
(Nüchtern- oder Basalinsuline)<br />
Langsame subkutane Aufnahme<br />
Lange Wirkdauer<br />
Flaches Wirkprofil<br />
Geringe Absorptionsvariabilität<br />
Bei Menschen mit einem<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> kommt es<br />
<strong>zu</strong> einer Zerstörung der<br />
insulinproduzierenden Betazellen<br />
durch das eigene Immunsystem.<br />
Infolgedessen kommt die körpereigene<br />
Insulinproduktion <strong>zu</strong>m<br />
Erliegen. Der Patient ist darauf angewiesen,<br />
dass Insulin von außen<br />
(extern) <strong>zu</strong>geführt wird. Insulin<br />
wird dabei in das subkutane Gewebe<br />
unter die Haut gespritzt und<br />
muss von dort in die Blutbahn aufgenommen<br />
(absorbiert) werden.<br />
Die Absorption des Insulins aus<br />
dem subkutanen Gewebe hängt<br />
dabei nicht von den Veränderungen<br />
des Blut<strong>zu</strong>ckerspiegels ab,<br />
sondern von den physikalischen<br />
Mahlzeiteninsuline<br />
(prandiale Insuline)<br />
Schnelle subkutane Aufnahme<br />
Kurze Wirkdauer<br />
Steiles Wirkprofil<br />
Geringe Absorptionsvariabilität<br />
und chemischen Eigenschaften des<br />
Insulins. Die große Herausforderung<br />
an eine externe Insulin<strong>zu</strong>fuhr<br />
ist daher, die Insulingabe so an<strong>zu</strong>passen,<br />
dass diese den aktuellen<br />
Erfordernissen möglichst nahekommt.<br />
Verzögerungsinsuline dienen da<strong>zu</strong>,<br />
den basalen Insulin bedarf ab<strong>zu</strong>decken.<br />
Mahlzeiteninsuline dagegen<br />
sollen verhindern, dass der Blut<strong>zu</strong>cker<br />
nach der Aufnahme von<br />
Kohlenhydraten ansteigt. Die Abbildung<br />
rechts oben zeigt die verschiedenen<br />
Wirkkurven der Insuline,<br />
die derzeit <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />
Das Verhalten eines Arzneimittels<br />
im menschlichen Körper bezeichnen<br />
Wissenschaftler auch als Pharmakokinetik.<br />
Aufgrund der vorgegebenen<br />
Pharmakokinetik der<br />
verfügbaren Insuline ist bei vielen<br />
Patienten nur eine Annäherung an<br />
natürliche Insulinprofile möglich.<br />
Den Blut<strong>zu</strong>cker normnah ein<strong>zu</strong>stellen,<br />
wird dadurch erheblich erschwert.<br />
Zahlreiche neue Insulinentwicklungen<br />
sollen die Möglichkeiten<br />
erweitern und so eine natürlichere<br />
Insulingabe erlauben. Wie in der<br />
Tabelle (links) dargestellt, sollten<br />
Basalinsuline eine möglichst lange,<br />
stabile Wirkdauer ohne wesentliche<br />
Wirkspitzen aufweisen, während<br />
prandiale Insuline möglichst<br />
schnell und kurz wirken sollten. Für<br />
alle Insuline sollte die subkutane<br />
Absorption von Tag <strong>zu</strong> Tag möglichst<br />
wenig variieren.<br />
Neue Verzögerungsinsuline<br />
(Basalinsuline)<br />
Lange Wirkdauer<br />
Seit Kurzem ist ein neues Insulinanalogon<br />
in Europa <strong>zu</strong>r Behand<br />
12<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Medizin<br />
Wirkkurven verschiedener Insuline<br />
So wirken die unterschiedlichen<br />
Insuline:<br />
durchgezogene<br />
Linie = Mahlzeiteninsuline;<br />
unterbrochene<br />
Linie = Basalinsuline.<br />
Blutinsulinspiegel<br />
Zeit<br />
◾ Mahlzeiten Analoginsulin<br />
◾ Mahlzeiten Humaninsulin<br />
◾ NPH Basalinsulin<br />
◾ Insulin detemir<br />
◾ Insulin glargin<br />
lung von Typ-1- und Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />
<strong>zu</strong>gelassen: Insulin degludec,<br />
Handelsname Tresiba. Insulinanaloga<br />
sind „insulinähnliche Stoffe“,<br />
deren chemische Struktur etwas<br />
vom Humaninsulin abweicht.<br />
Durch die geringfügig veränderte<br />
Primärstruktur von Tresiba und eine<br />
Ankopplung des Insulinmoleküls<br />
an eine Fettsäure wird dieses<br />
neuartige Insulin noch langsamer<br />
als alle bisher bekannten Verzögerungsinsuline<br />
aus dem subkutanen<br />
Gewebe in die Blutbahn aufgenommen.<br />
Zusätzlich bindet es,<br />
nachdem es in die Blutbahn aufgenommen<br />
wurde, an das Bluteiweiß<br />
Albumin, was mit einer verzögerten<br />
Abgabe an die Zielzellen<br />
in Leber-, Muskel- oder Fettgewebe<br />
verbunden ist. Die gleichmäßige<br />
und langsame Absorption aus<br />
dem Gewebe sowie die Bindung an<br />
Albumin bedingen die lange und<br />
gleichmäßige Wirkung. In zahlreichen<br />
Studien konnten mit diesem<br />
Insulin eine sehr gute Senkung<br />
des Nüchtern-Blut<strong>zu</strong>ckerspiegels<br />
erreicht werden, ohne das Risiko<br />
für nächtliche Hypoglykämien <strong>zu</strong><br />
erhöhen. In den Studien zeigte sich<br />
auch, dass die Insulinaufnahme<br />
aus dem subkutanen Gewebe nur<br />
gering variierte. Dies verspricht eine<br />
bessere Dosierungssicherheit.<br />
Insulin an PEG gekoppelt<br />
Eine weitere neue Entwicklung im<br />
Bereich der Verzögerungsinsuline<br />
stellt die Kopplung von Insulin an<br />
spezielle chemische Verbindungen<br />
(Polyethylenglykole, PEGs) dar.<br />
Das Verfahren dieser sogenannten<br />
Pegylierung von Arzneistoffen ist<br />
nicht neu und wird bereits bei anderen<br />
Wirkstoffen erfolgreich eingesetzt,<br />
um die Aufnahme aus dem<br />
subkutanen Gewebe <strong>zu</strong> verzögern.<br />
Es führt <strong>zu</strong> einer verzögerten Aufnahme<br />
und somit <strong>zu</strong> einer verlängerten<br />
Wirkung dieser Substanzen.<br />
Erste Untersuchungen mit<br />
einem pegylierten Insulin brachten<br />
vielversprechende Ergebnisse:<br />
gesenkte Nüchternblut<strong>zu</strong>cker<br />
bei geringem Hypoglykämierisiko.<br />
U300: höhere Konzentration<br />
Auch die Konzentration eines Insulins<br />
in der Injektionsflüssigkeit<br />
übt einen Einfluss auf das Resorptionsverhalten<br />
des subkutanen Gewebes<br />
aus. In Deutschland wird<br />
derzeit ausschließlich Insulin mit<br />
»»<br />
Neue Insulinentwicklungen<br />
sollen eine natürlichere Insulingabe<br />
ermöglichen.<br />
einer Konzentration von 100 Einheiten<br />
pro Milliliter (U 100) verwendet.<br />
Eine höhere Insulinkonzentration<br />
führt da<strong>zu</strong>, dass sich<br />
die Aufnahme des Insulins verzögert<br />
und die Wirkung somit verlängert.<br />
So konnten Untersuchungen<br />
mit Insulin glargine (Handels name<br />
Lantus) in einer Konzentration von<br />
300 Einheiten (U 300) anstelle von<br />
100 Einheiten (U 100) pro Milliliter<br />
eine längere Wirkdauer des<br />
U 300-Insulins belegen.<br />
Nur bei Bedarf freigesetzt<br />
Tierexperimentell werden Insuline<br />
erprobt, die nur bei erhöhten<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerwerten aus dem<br />
subkutanen Gewebe aufgenommen<br />
werden. Sie werden hier<strong>zu</strong><br />
Basalinsuline<br />
sollen den basalen<br />
Insulinbedarf abdecken;<br />
Mahlzeiteninsuline<br />
sollen<br />
verhindern, dass<br />
der Blut<strong>zu</strong>cker<br />
nach dem Essen<br />
ansteigt.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
13
Medizin<br />
an Eiweißmoleküle gekoppelt, die<br />
das Insulin im subkutanen Gewebe<br />
fest binden. Nur bei ansteigenden<br />
Zuckerkonzentrationen werden<br />
die Insulinmoleküle von den<br />
Eiweißen freigegeben und können<br />
dann ins Blut übertreten. Das<br />
»»<br />
Revolutionär: Nur bei steigenden<br />
Zuckerwerten wird Insulin<br />
freigesetzt und gelangt ins Blut.<br />
Das Insupad:<br />
Nachdem das<br />
Ringpflaster aufgeklebt<br />
und das<br />
Insulin gespritzt<br />
ist, wird eine<br />
Heizeinheit im<br />
Bereich der Injektionsstelle<br />
aufgesetzt,<br />
um die Haut<br />
<strong>zu</strong> erwärmen.<br />
könnte die subkutane Insulingabe<br />
revolutionieren und <strong>zu</strong>m ersten<br />
Mal eine vom Blut<strong>zu</strong>cker abhängige<br />
Freiset<strong>zu</strong>ng eines subkutan gegebenen<br />
Insulins ermöglichen: ein<br />
revolutionärer Gedanke.<br />
Neue Mahlzeiteninsuline<br />
(prandiale Insuline)<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong> den Zielen in der<br />
Entwicklung neuer Verzögerungsinsuline<br />
streben die Forscher bei<br />
neuen Mahlzeiteninsulinen eine<br />
schnellere Aufnahme des Insulins<br />
in die Blutbahn an. Ziel ist es hierbei,<br />
möglichst zeitnah genügend<br />
Insulin für die Glukoseaufnahme<br />
aus der Mahlzeit den verschiedenen<br />
Geweben (Muskel- und Fettgewebe)<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen<br />
und die Glukoseproduktion in der<br />
Leber <strong>zu</strong> hemmen. Blut<strong>zu</strong>ckeranstiege<br />
nach einer Nahrungsaufnahme<br />
werden somit reduziert.<br />
In den nächsten Jahren<br />
werden zahlreiche<br />
neue Insulinformulierungen<br />
für den<br />
klinischen Gebrauch <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
stehen. Veränderte Wirkprofile<br />
langwirkender Basalinsuline und<br />
kurzwirkender Mahlzeiteninsuline<br />
versprechen eine natürlichere<br />
(physiologischere) Insulingabe.<br />
Damit einher geht eine verbesserte<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerkontrolle und ein<br />
reduziertes Unter<strong>zu</strong>ckerungsrisiko.<br />
Darüber hinaus verspricht eine<br />
geringere Absorptionsvariabilität<br />
Andererseits soll die Insulinwirkung<br />
möglichst auf die Mahlzeit<br />
beschränkt bleiben. Eine überhängende<br />
Wirkung über die Nahrungsaufnahme<br />
hinaus soll vermieden<br />
werden, um Hypoglykämien<br />
<strong>zu</strong> vermeiden. Um diese Ziele<br />
<strong>zu</strong> erreichen, sucht man Technologien,<br />
die eine schnellere Aufnahme<br />
des Insulins in die Blutbahn erlauben.<br />
Ultraschnelle Wirkung<br />
Insulin VIAject ist beispielsweise<br />
ein Insulin, das gerade entwickelt<br />
wird. Durch verschiedene <strong>zu</strong>gesetzte<br />
Hilfsstoffe (wie Zitronensäure)<br />
wird eine schnellere Aufnahme<br />
aus dem subkutanen Gewebe<br />
erreicht.<br />
Ein etwas anderer Ansatz, um die<br />
Absorption des Insulins <strong>zu</strong> beschleunigen,<br />
ist der Zusatz von<br />
Hyaluronsäure <strong>zu</strong>r Insulinformulierung.<br />
Hierbei handelt es sich um<br />
ein natürlich vorkommendes Enzym,<br />
welches das subkutane Gewebe<br />
kurzzeitig auflockert und so<br />
ermöglicht, dass Insulin schneller<br />
in die Blutbahn aufgenommen<br />
wird.<br />
Auch durch<br />
physikalische<br />
Maßnahmen<br />
kann die Insulinaufnahme<br />
Kontakt<br />
Fazit<br />
mehr Sicherheit in<br />
der täglichen Anwendung.<br />
Welches<br />
Insulin und welche<br />
Kombination unterschiedlicher<br />
Insuline für welchen Patienten<br />
die größten Möglichkeiten bietet,<br />
wird nur auf individueller Basis <strong>zu</strong><br />
entscheiden sein.<br />
Neue Insulinformulierungen und<br />
neue Hilfsmittel, die <strong>zu</strong>m Teil noch<br />
in der Entwicklung stecken, <strong>zu</strong>m<br />
Teil aber auch schon verfügbar<br />
sind, erweitern die Möglichkeiten<br />
der Insulintherapie deutlich.<br />
aus dem subkutanen Gewebe beeinflusst<br />
werden. Erwärmen der<br />
Haut an der Injektionsstelle regt<br />
die Durchblutung an. So wird erreicht,<br />
dass das Insulin schneller<br />
aufgenommen wird.<br />
Mit dem Insupad ist jetzt ein System<br />
verfügbar, das mit Hilfe eines<br />
auf die Haut aufgeklebten<br />
Heiz systems die Injektionsstelle<br />
erwärmt und so eine schnellere<br />
Aufnahme des Insulins erlaubt.<br />
Nach Aufkleben des Ringpflasters<br />
und Injektion des Insulins wird eine<br />
kleine Heizeinheit über der Injektionsstelle<br />
aufgesetzt, die eine<br />
Erwärmung der Haut auf 37 °C erlaubt<br />
(Abb. links).<br />
Weitere Optionen: Insulin<br />
inhalieren oder als Tablette<br />
Es gibt auch alternative Applikationswege,<br />
wie die Inhalation des<br />
Insulins über die Lunge (Technosphere<br />
Insulin, Handelsname Afrezza)<br />
oder die Einnahme des Insulins<br />
als Tablette (Handelsname<br />
Oralin). Sie versprechen eine<br />
Erweiterung des Spektrums der<br />
prandialen Insulingabe. ◼<br />
Prof. Dr. Thomas Forst<br />
Diabetologe und<br />
Geschäftsführer der Profil Mainz GmbH<br />
& Co. KG, Mainz,<br />
E-Mail: Thomas.Forst@Profil.com<br />
14<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
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Artikel rund um den <strong>Diabetes</strong>. Diese<br />
sind ebenso frei <strong>zu</strong>gänglich für<br />
alle Besucher des Portals wie die<br />
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<strong>zu</strong> jedem Rubriken-Thema.<br />
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Verlagsmotto „Kommunikation<br />
ist Verantwortung“<br />
ist bei dem neuen Portal<br />
Programm: Inhaltliche Qualität<br />
steht im Mittelpunkt. Dafür<br />
sorgen renommierte Autoren und<br />
die Fachredaktion des Verlages –<br />
die Qualität der Printmedien des<br />
Verlages finden die Nutzer online<br />
wieder.<br />
Das Portal bietet weiterhin eine<br />
komfortable Suchfunktion,<br />
durch die alle Beiträge in Sekundenschnelle<br />
auffindbar sind, ein<br />
<strong>Diabetes</strong>-Lexikon mit 600 Erklärungen<br />
der wichtigsten Begriffe<br />
und interaktive Elemente wie<br />
Frage- Antwort-Rubriken und Gewinnspiele.<br />
Mitdiskutieren<br />
und kommentieren<br />
Der wöchentliche Newsletter<br />
hält die Nutzer auf dem Laufenden.<br />
Auch das wachsende Video-<br />
Angebot des Verlages hat jetzt ein<br />
gebührendes<br />
Zuhause.<br />
Die Leser können nun verstärkt<br />
mitdiskutieren, direkt kommentieren,<br />
ergänzen oder weitere Diskussionen<br />
anstoßen.<br />
Das Layout des neuen Online-<br />
Portals ist durch und durch benutzerfreundlich.<br />
Dafür sorgen<br />
klare, moderne Strukturen, Farben<br />
und Bilder. Es gibt deutliche<br />
»»<br />
Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />
findet sich vor allem in der Rubrik<br />
„<strong>Eltern</strong> und Betreuer“ wieder.<br />
Kontraste, die einzelnen Funktionselemente<br />
sind intuitiv erkennbar,<br />
die Navigation bietet<br />
einfache Orientierung. Nutzer<br />
mit Sehschwäche können sich die<br />
Inhalte mit der Vorlese-Funktion<br />
anhören.<br />
◼<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
15
Psychologie<br />
Essstörungen:<br />
Warnsignale und Hilfen<br />
Essen ist für alle Menschen von elementarer Bedeutung – egal ob Kind,<br />
Jugendlicher oder Erwachsener, mit <strong>Diabetes</strong> oder ohne. Dabei geht es<br />
nicht nur darum, dem Körper Nährstoffe <strong>zu</strong><strong>zu</strong>führen, wir essen auch<br />
aus sozialen oder stimmungsabhängigen Gründen. Welches Verhalten<br />
ist noch normal, welches deutet auf eine Essstörung hin? Wann sollten<br />
bei <strong>Eltern</strong> die Alarmglocken schrillen?<br />
Foto: Tommaso Liz<strong>zu</strong>l - Fotolia.com<br />
Ganz normal oder schon verdächtig?<br />
Julia ist 14, sie liebt Hip-Hop, ist meistens genervt<br />
von der Schule, findet, dass ihre <strong>Eltern</strong> <strong>zu</strong> streng sind,<br />
verbringt viel Zeit am Handy, hält sich für etwas <strong>zu</strong><br />
moppelig und hätte gerne eine Modelfigur: eine ganz<br />
normale 14-Jährige. Ach ja, und sie hat Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />
Natürlich hat sie sich mit ihren Freundinnen schon mal<br />
darüber ausgetauscht, welche Möglichkeiten es gibt,<br />
ein paar Pfund ab<strong>zu</strong>nehmen. Richtig gut funktioniert<br />
hat das nicht. Wenn Julia mal <strong>zu</strong> viel gegessen hat,<br />
gibt sie sich einfach weniger Insulin als nötig – so<br />
stellt sie sicher, dass sie nicht <strong>zu</strong>nimmt. Hat Julia eine<br />
Essstörung?<br />
»»<br />
Essstörung ja oder nein? Eine<br />
klinische Diagnose können nur<br />
Fachleute stellen!<br />
Essstörungen entwickeln<br />
sich mit der Zeit, und es<br />
gibt einen fließenden<br />
Übergang von manchmal auftretendem<br />
ungünstigen oder gestörten<br />
Essverhalten hin <strong>zu</strong> einer behandlungsbedürftigen<br />
Essstörung.<br />
Einige Anzeichen können auf eine<br />
Essstörung bei Jugendlichen hin-<br />
deuten. Das heißt aber nicht, dass<br />
Teenager automatisch krank sind,<br />
wenn eines oder mehrere dieser<br />
Anzeichen auf sie <strong>zu</strong>treffen. Eine<br />
klinische Diagnose können nur<br />
Fachleute stellen!<br />
<strong>Eltern</strong> sollten jedoch aufmerksam<br />
für bestimmte Hinweise bei ihren<br />
Kindern sein. Dies können deutliche<br />
Veränderungen im Essverhalten<br />
sein, z. B. wenn ein Kind bestimmte<br />
Nahrungsmittel meidet,<br />
Mahlzeiten auslässt, abwechselnd<br />
große Mengen oder sehr wenig isst<br />
oder strenge Regeln aufstellt. Auch<br />
Foto: DNF-Style - Fotolia.com<br />
eine deutliche, unerklärliche Gewichtsabnahme<br />
in relativ kurzer<br />
Zeit oder eine Verschlechterung<br />
der Stoffwechseleinstellung können<br />
Hinweise auf essgestörtes Verhalten<br />
sein.<br />
Viele Jugendliche mit einer Essstörung<br />
sind sehr un<strong>zu</strong>frieden mit ihrem<br />
Gewicht und ihrer Figur. Sie<br />
beschäftigen sich gedanklich sehr<br />
viel mit Strategien, wie sie Gewicht<br />
abnehmen können. Oft ziehen sich<br />
die Betroffenen mit der Zeit von<br />
Freunden, <strong>zu</strong>vor beliebten Hobbys<br />
und Aktivitäten <strong>zu</strong>rück, sind<br />
gereizt und stimmungslabil.<br />
Magersucht,<br />
Bulimie und Co<br />
Die häufigsten Essstörungen sind<br />
die Magersucht (Gewichtsverlust,<br />
extrem niedriges Gewicht), die<br />
Bulimie (Ess attacken gefolgt von<br />
Gegenmaßnahmen wie z. B. Erbrechen)<br />
und die Binge-Eating-<br />
Störung (Ess attacken ohne Gegenmaßnahmen).<br />
Obwohl Essen für uns alle wichtig<br />
ist, hat die Nahrungsaufnahme<br />
16<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Psychologie<br />
bei Typ-1-<strong>Diabetes</strong> natürlich einen<br />
besonderen Stellenwert: Jede<br />
Mahlzeit und jeder Snack müssen<br />
berechnet und der Körper entsprechend<br />
mit Insulin versorgt werden,<br />
um eine optimale Stoffwechseleinstellung<br />
<strong>zu</strong> gewährleisten. Sind Jugendliche<br />
mit <strong>Diabetes</strong> deshalb<br />
stärker gefährdet, eine Essstörung<br />
<strong>zu</strong> entwickeln?<br />
Jugendliche mit <strong>Diabetes</strong><br />
besonders gefährdet?<br />
Einige Studien aus der Vergangenheit<br />
sprechen dafür, in vielen<br />
aktuellen Untersuchungen finden<br />
sich keine erhöhten Raten<br />
an Essstörungen – verglichen mit<br />
Foto: Stauke - Fotolia.com<br />
stoffwechsel gesunden Jugendlichen.<br />
Allerdings scheint es einen<br />
bedeutenden Anteil an Jugendlichen<br />
mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> geben,<br />
der ungünstige Strategien <strong>zu</strong>r Gewichtsreduktion<br />
einsetzt bzw. essgestörtes<br />
Verhalten zeigt.<br />
Fataler Abnehmtrick<br />
Warnsignale für <strong>Eltern</strong><br />
Was können <strong>Eltern</strong> tun?<br />
• Ruhig bleiben<br />
• Mit dem Kind <strong>zu</strong> einem günstigen Zeitpunkt<br />
sprechen<br />
• Keine Vorwürfe machen<br />
• Beschreiben, was sie beobachten, denken und<br />
fühlen<br />
• Professionelle Hilfe suchen (Arzt/Psychologe)<br />
• Selbst ein gutes Vorbild sein<br />
• Positive Zeit mit dem Kind verbringen<br />
Dies kann die Unterdosierung<br />
oder das Weglassen von Insulin<br />
sein, mit dem Ziel ab<strong>zu</strong>nehmen<br />
oder nicht <strong>zu</strong><strong>zu</strong>nehmen (Insulin-<br />
Purging). Purging (engl.) heißt<br />
übersetzt soviel wie entschlacken,<br />
abführen. Weniger Insulin führt<br />
<strong>zu</strong> mehr Glukose im Blut und<br />
schließlich <strong>zu</strong> einem Ausschwemmen<br />
von Kalorien über den Urin.<br />
Das Insulin-Purging funktioniert<br />
zwar, um Gewicht ab<strong>zu</strong>nehmen,<br />
der erhöhte Blut<strong>zu</strong>ckerspiegel,<br />
den die Jugendlichen in Kauf nehmen,<br />
hat allerdings langfristig fatale<br />
Folgen für ihre Gesundheit.<br />
Auch leichte Formen von essgestörtem<br />
Verhalten sollte man deshalb<br />
bei Jugendlichen mit Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> thematisieren und bearbeiten.<br />
• Deutliche Veränderungen im Essverhalten<br />
• Gewichtsabnahme (mehr als 6 kg in den letzten 3 Monaten) oder<br />
starke Gewichtsschwankungen<br />
• Un<strong>zu</strong>friedenheit mit dem eigenen Gewicht und der eigenen Figur<br />
• Verschlechterung der Stoffwechseleinstellung oder schwankende<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
• Rück<strong>zu</strong>g von Freunden, übermäßige sportliche Betätigung, Stimmungsschwankungen<br />
Bodycheck der<br />
<strong>BZ</strong>gA<br />
Mit diesem Test<br />
kann man sein<br />
eigenes Essverhalten<br />
analysieren<br />
lassen. Zum Test<br />
geht es hier: www.<br />
bzga-essstoerungen.de;<br />
weiter<br />
unter wichtige<br />
Informationen,<br />
Bodycheck.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
17
Psychologie<br />
Hier gibt es Hilfe<br />
Ob Julia/ein Kind<br />
eine Essstörung hat<br />
oder nicht, kann<br />
nur ein Fachmann<br />
durch eine ausführliche Diagnostik<br />
herausfinden. Sicher ist, dass<br />
auch milde Formen von gestörtem<br />
Essverhalten bei Jugendlichen mit<br />
• www.bzga-essstoerungen.de<br />
• www.bundesfachverbandessstoerungen.de<br />
• www.psychotherapiesuche.de<br />
• www.diabetes-psychologie.de<br />
• Lange K. et al.: <strong>Diabetes</strong> bei<br />
Jugendlichen: ein Behandlungs-<br />
und Schulungsprogramm.<br />
2. Auflage, Kirchheim,<br />
2009<br />
• Bryant-Waugh R., Lask B.:<br />
Essstörungen bei Kindern und<br />
Jugendlichen. Rat und Hilfe<br />
für <strong>Eltern</strong>. Hans Huber, 2008<br />
Fazit<br />
Wenn <strong>Eltern</strong> den Verdacht haben,<br />
dass ihr Kind tatsächlich eine Essstörung<br />
entwickelt, kann das starke<br />
Ängste auslösen. Es ist hilfreich,<br />
wenn es ihnen dennoch gelingt,<br />
ruhig <strong>zu</strong> bleiben.<br />
Offenes Gespräch<br />
und gutes Vorbild<br />
<strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> einer<br />
schlechteren Stoffwechseleinstellung<br />
und damit <strong>zu</strong> negativen<br />
gesundheitlichen Konsequenzen<br />
führen können. Deshalb<br />
ist es wichtig, dass sich betroffene<br />
Familien rechtzeitig Hilfe holen.<br />
Kontakt<br />
Ein offenes Gespräch mit dem<br />
betroffenen Kind sollte <strong>zu</strong> einem<br />
günstigen Zeitpunkt stattfinden<br />
(nicht im Streit, beim Essen,<br />
in Eile o. ä.). Damit das Gespräch<br />
kon struktiv verläuft, sollten die<br />
<strong>Eltern</strong> Vorwürfe<br />
vermeiden<br />
und stattdessen<br />
eigene Beobachtungen,<br />
Gedanken und Gefühle<br />
beschreiben. Was auch noch<br />
wichtig ist: dass <strong>Eltern</strong> selbst ein<br />
gutes Vorbild sind, sich regelmäßig<br />
und gesund ernähren und keine<br />
übertriebenen Ideen bezüglich<br />
Figur und Gewicht vertreten.<br />
Frühzeitig Hilfe aufsuchen<br />
Frühzeitig professionelle Hilfe auf<strong>zu</strong>suchen<br />
erhöht die Chancen für<br />
eine erfolgreiche Behandlung. In<br />
belastenden Situationen kommen<br />
positive Augenblicke häufig<br />
<strong>zu</strong> kurz. Um dem entgegen<strong>zu</strong>wirken,<br />
können <strong>Eltern</strong> bewusst schöne<br />
Zeiten und Aktivitäten gemeinsam<br />
mit ihrem Kind und evtl. den<br />
Geschwisterkindern einplanen.◼<br />
Dr. Heike Saßmann<br />
Diplom-Psychologin<br />
Medizinische Hochschule Hannover<br />
E-Mail: sassmann.heike@mh-hannover.de<br />
www.mh-hannover.de/medpsych.html<br />
NEU<br />
Unter<strong>zu</strong>cker auf Reisen –<br />
so ist schnelle Hilfe<br />
möglich!<br />
Internationaler<br />
Notfall-Ausweis <strong>Diabetes</strong><br />
in 25 Sprachen<br />
Kirchheim-Verlag, 2014<br />
2,60 €, ISBN 978-3-87409-565-5<br />
Überall im Buchhandel<br />
oder gleich hier bestellen:<br />
per Telefon<br />
07 11/ 66 72-14 83<br />
100.0001<br />
18<br />
per Mail<br />
svk@svk.de<br />
per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />
Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
per Internet<br />
www.kirchheim-shop.de<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Kurz & Gut<br />
Baby + Kleinkind<br />
Für <strong>Eltern</strong> von <strong>Diabetes</strong>kindern<br />
Sorgen-Telefon<br />
Sie fühlen sich überfordert oder haben<br />
eine Frage <strong>zu</strong>r Betreuung? <strong>Diabetes</strong>DE<br />
– Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe bietet <strong>Eltern</strong><br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng von einer qualifizierten<br />
Ansprechpartnerin aus dem Vorstand<br />
an: Die <strong>Diabetes</strong>beraterin Andrea Witt<br />
leitet eine <strong>Diabetes</strong>-Kinder-Jugend-<br />
<strong>Eltern</strong>-Gruppe und ist gleichzeitig in<br />
einer Klinik sowie in einer <strong>Diabetes</strong>-<br />
Schwerpunktpraxis tätig. Sie steht Ihnen<br />
telefonisch <strong>zu</strong>r Seite. Die nächsten<br />
Termine für das <strong>Eltern</strong>-Sorgen-Telefon<br />
sind:<br />
• 30. Oktober 2014<br />
• 27. November 2014<br />
• 11. Dezember 2014,<br />
jeweils von 18 bis 20 Uhr unter der<br />
Telefonnummer: 01 72/6 71 09 78.<br />
Foto: Max Topchii - Fotolia.com<br />
Darauf müssen Pumpenträger achten<br />
Sport und Spaß im Wasser<br />
Wer eine normale Insulinpumpe<br />
trägt und sich im Wasser sportlich<br />
betätigen möchte, kann das ohne<br />
die Pumpe für maximal zwei Stunden<br />
tun, informiert <strong>Diabetes</strong>DE –<br />
Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe. Vorher<br />
sollte man den Blut<strong>zu</strong>cker messen.<br />
Erst wenn der Wert zwischen 120<br />
und 180 mg/dl (6,7 und 10 mmol/l)<br />
Wichtig: Katheternadel<br />
und verbleibendes<br />
Schlauchstück müssen<br />
durch ein wasserdichtes<br />
Pflaster geschützt sein.<br />
liegt, darf der Träger die Insulinpumpe<br />
abkoppeln. Die nächste<br />
Messung sollte nach 30 Minuten<br />
erfolgen. Beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />
ist es wichtig, auf trockene Hände<br />
<strong>zu</strong> achten, denn Wasser kann das<br />
Messergebnis beeinflussen. Und:<br />
Die Insulinpumpe in dieser Zeit<br />
trocken und kühl lagern.<br />
„Mit Zucker hat das nichts <strong>zu</strong> tun“<br />
Das ist der Titel eines Films über das Leben junger Menschen<br />
mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Er begleitet junge Menschen in ihrem Alltag<br />
und zeigt ihren individuellen Umgang mit der Erkrankung.<br />
Es wird erklärt, was Typ-1-<strong>Diabetes</strong> besonders macht und vom<br />
allgemein bekannten Typ-2-<strong>Diabetes</strong> unterscheidet. Im Film<br />
kommen Kinder und Jugendliche <strong>zu</strong> Wort, außerdem gibt es<br />
ein Experteninterview mit der Leiterin der Kinderdiabetologie<br />
in Herdecke. Der Film ist ein Projekt des Medienprojekts Wuppertal.<br />
Unter www.medienprojekt-wuppertal.de kann man ihn<br />
kaufen (30 Euro) oder auch ausleihen (10 Euro).<br />
Alte Obstsorten<br />
Fast unmerklich verschwinden<br />
seit Jahr zehnten die Obstbäume<br />
aus Gärten und Wiesen unserer<br />
Landschaft. Und mit ihnen viele<br />
der alten Sorten, die von unseren<br />
Vorfahren genutzt und sorgsam<br />
gehütet wurden. Im Herbst kann<br />
man sie bei einem Spaziergang<br />
mit den Kindern über Streuobstwiesen<br />
noch finden und probieren.<br />
Oft werden Führungen über<br />
Streuobstwiesen angeboten. Infos<br />
gibt es auch unter www.pomologen-verein.de.<br />
Alte Obstsorten<br />
einkaufen kann man z. B. online<br />
unter www.boomgarden.de.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
Stiftung FamilienBande<br />
Angebote für Geschwisterkinder<br />
Die Geschwister chronisch kranker<br />
oder behinderter Kinder befinden<br />
sich manchmal in einer belastenden<br />
Lebenssituation. Viele kommen gut<br />
damit klar, andere nicht. Die Novartis<br />
Stiftung FamilienBande möchte diese<br />
Kinder und ihre <strong>Eltern</strong> unterstützen.<br />
Sie will, dass jedes Geschwisterkind<br />
bei Bedarf in seiner Nähe ein passendes<br />
und qualitativ hochwertiges<br />
Angebot finden kann. Zum Service<br />
der Stiftung gehören eine Online-<br />
Suchmaschine mit Angeboten<br />
für Geschwisterkinder sowie eine<br />
Info line für Betroffene und andere<br />
Gruppen: 0 77 62/8 19 90 00. Aus der<br />
Foto: WavebreakmediaMicro - Fotolia.com<br />
Zusammenarbeit mit dem Kindernetzwerk<br />
e. V. ist jetzt eine Sonderpublikation<br />
<strong>zu</strong>m Thema Geschwisterkinder<br />
entstanden. Diese steht unter<br />
www.stiftung-familienbande.de <strong>zu</strong>m<br />
Download bereit.<br />
Rund um das Thema Geschwisterkinder geht<br />
es bei der Stiftung FamilienBande.<br />
www.diabetes-online.de<br />
19
Lebensecht<br />
„Wir sitzen gemeinsam<br />
in einem Boot“<br />
Hinter dem Blog kindermittyp1diabetes.<br />
wordpress.com stehen vier Mütter, die<br />
jeweils ein Kind mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
haben. Im <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />
erzählen sie ihre Geschichte und was es<br />
mit dem Blog auf sich hat.<br />
Silke Regner, Heike Steck, Mandy<br />
Leinfelder und Kathy Dalinger:<br />
Das sind vier Frauen mitten<br />
im Leben – im Leben mit dem<br />
<strong>Diabetes</strong>! Kennengelernt haben<br />
sie sich beim Erfahrungsaustausch<br />
im Internet, teilweise<br />
kannten sie sich auch schon<br />
persönlich. Die gleiche Art Humor,<br />
die gleichen Ansichten – das<br />
waren Dinge, die so gut <strong>zu</strong>sammengepasst<br />
haben, dass sie sich<br />
entschlossen haben, gemeinsam<br />
Aufklärungsarbeit <strong>zu</strong> leisten.<br />
Bei Silke Regner<br />
bestimmen die<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
ihres Sohnes Max<br />
ihre tägliche Stimmung:<br />
Sind die<br />
<strong>Werte</strong> gut, geht es<br />
ihr auch gut!<br />
Durch die Erkrankung sitzen<br />
wir gemeinsam in einem<br />
Boot, wollen für Aufklärung<br />
und gegen Benachteiligung<br />
und Ausgren<strong>zu</strong>ng im Umgang mit<br />
der Krankheit kämpfen, die Unterschiede<br />
zwischen Typ-1- und Typ-<br />
»»<br />
So eine Informationsseite<br />
mit Erfahrungsberichten<br />
hat vorher einfach gefehlt.<br />
2-<strong>Diabetes</strong> verdeutlichen, unsere<br />
Erfahrungen anderen Betroffenen<br />
weitergeben – eine Hilfestellung<br />
für den Alltag bieten. Aus unserem<br />
Alltag erzählen wir lustige, traurige,<br />
nervende und interessante Dinge,<br />
die passieren oder uns beschäftigen.<br />
Gerade am Anfang nach der<br />
Diagnose sucht man immer nach<br />
Antworten: Wie machen das andere<br />
im Schwimmbad, im Urlaub?<br />
Was passiert in einer Reha? So eine<br />
Informationsseite mit Erfahrungsberichten<br />
hat einfach gefehlt. Wir<br />
wünschen uns, dass wir mit unserem<br />
Blog möglichste viele Menschen<br />
erreichen: Erzieher, Lehrer,<br />
Vertreter der Vereine, Betroffene,<br />
Neumanifestierte oder auch einfach<br />
„nur“ Interessierte! Es gibt tagtäglich<br />
neue Situationen und Ideen,<br />
die wir in unseren Blog einfließen<br />
lassen. Dadurch ist er so lebendig!<br />
Silke Regner und Max<br />
Max ist sechs Jahre alt, bei der<br />
Diagnose war er drei.<br />
Ich war natürlich total geschockt!<br />
Ich kannte <strong>zu</strong> diesem<br />
Zeitpunkt nur den „Altersdiabetes“.<br />
Immer wieder stellte ich<br />
mir die Frage: Warum mein Sohn?<br />
Mir fiel es sehr schwer <strong>zu</strong> akzeptieren.<br />
Die Angst, wie alles in Zukunft<br />
weitergehen sollte (im Kindergarten,<br />
später in der Schule,<br />
im alltäglichen Leben) belasteten<br />
mich sehr. Die Sorge, das gesamte<br />
<strong>Diabetes</strong> management richtig <strong>zu</strong><br />
meistern, beherrschte meinen gesamten<br />
Alltag! Es drehte sich alles<br />
nur noch um den <strong>Diabetes</strong>!<br />
Heute geht es mir besser!<br />
Der Austausch mit anderen<br />
Betroffenen tut mir sehr gut und<br />
hilft mir <strong>zu</strong> verarbeiten. Ich ha<br />
20<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Lebensecht<br />
3 Fragen an die Mütter<br />
hinter dem Blog<br />
Wie ging es Ihnen<br />
nach der Diagnose<br />
Ihres Kindes?<br />
Wie geht es Ihnen<br />
heute?<br />
Was bedeutet der<br />
Blog für Sie?<br />
be den <strong>Diabetes</strong> akzeptiert, auch<br />
wenn er niemals mein „Freund“<br />
wird. An Tagen, an denen mal<br />
wieder die <strong>Werte</strong> Achterbahn fahren,<br />
Ketone ins Spiel kommen<br />
usw. merke ich trotz allem, dass<br />
der <strong>Diabetes</strong> meine tägliche Stimmung<br />
bestimmt: Sind die <strong>Werte</strong><br />
gut, geht es mir auch gut!<br />
Der Blog ist mittlerweile fest<br />
in meinen Alltag integriert.<br />
Ständig kommen neue Erlebnisse,<br />
Erfahrungen und Ideen da<strong>zu</strong>.<br />
Ich freue mich, dass wir innerhalb<br />
so kurzer Zeit viele Betroffene erreicht<br />
haben. Es macht mir sehr<br />
viel Spaß und hilft mir auch weiterhin,<br />
mit dem Leben mit <strong>Diabetes</strong><br />
klar<strong>zu</strong>kommen.<br />
Heike Steck und Phil-Jannik<br />
Foto: Okea - Fotolia.com<br />
Phil-Jannik war bei der Diagnose<br />
dreieinhalb Jahre alt, heute ist<br />
er fünf.<br />
Es hat uns getroffen wie<br />
ein Faustschlag. Ich habe<br />
eigentlich nur geweint, sobald<br />
Phil mich nicht gesehen hat. Mein<br />
Mann war mir eine große Stütze.<br />
Ich wusste überhaupt nicht, was<br />
auf uns <strong>zu</strong>kommt und hatte fürchterliche<br />
Zukunftsangst. Auch unser<br />
großer Sohn Ben (zehn Jahre)<br />
hatte mit Ängsten um seinen<br />
Bruder <strong>zu</strong> kämpfen. Die Anfangszeit<br />
war emotional gesehen sehr<br />
schwer. Ich habe lange keine Nacht<br />
durchgeschlafen, auch, wenn Phil<br />
stabil war. Die Schlaflosigkeit und<br />
die Ängste haben mir einfach den<br />
Schlaf geraubt. Der Alltag funktionierte<br />
recht schnell – musste er ja!<br />
<strong>Diabetes</strong> wird für mich nie<br />
Normalität sein, und anfreunden<br />
kann ich mich damit<br />
auch nicht. Es gibt Tage, da hasse<br />
ich es, wenn mein Kind mit Ketonen<br />
und einem hohen Blut<strong>zu</strong>cker<br />
aufwacht und nicht in den Kindergarten<br />
kann, oder wenn ein<br />
Schnupfen seinen Stoffwechsel<br />
aus der Bahn wirft. Wir müssen<br />
die Krankheit akzeptieren<br />
und annehmen, aber mögen<br />
müssen wir sie nicht!<br />
Unser Sohn darf von unseren<br />
„Befindlichkeiten“ nichts spüren.<br />
Unsere Aufgabe ist es, Phil <strong>zu</strong> einem<br />
starken und selbstbewussten<br />
Kind <strong>zu</strong> erziehen, der mit seiner<br />
»»<br />
Während des Schreibens gibt<br />
es immer wieder Situationen, die<br />
mich weinen lassen, aber es hilft.<br />
Krankheit sicher umgeht und alles<br />
machen kann, wenn er ein paar<br />
Regeln beachtet. <strong>Diabetes</strong> soll für<br />
ihn nie ein Hinderungsgrund sein,<br />
seine Ziele <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Für mich bedeutet der Blog<br />
sehr viel. Wir haben ihn <strong>zu</strong>sammen<br />
aufgebaut, unser aller<br />
Herz steckt darin. Er ist ein Teil<br />
von mir geworden, und er hilft<br />
mir selbst auch, die Erkrankung <strong>zu</strong><br />
verarbeiten und mich weiter damit<br />
auseinander<strong>zu</strong>setzen. Während<br />
des Schreibens gibt es immer<br />
wieder Situationen, die mich<br />
weinen lassen, aber es hilft. Wenn<br />
einer unserer Leser Hilfe, Tipps<br />
und Anregungen findet, dann ist<br />
das für mich eine riesige Freude.<br />
Heike Steck (hier<br />
mit Sohn Phil-<br />
Jannik) möchte,<br />
dass der <strong>Diabetes</strong><br />
nie ein Hinderungsgrund<br />
für<br />
ihren Sohn sein<br />
soll, seine Ziele <strong>zu</strong><br />
erreichen.<br />
alle Porträts: kinder-mit-typ1-diabetes Blog<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
21
Lebensecht<br />
Kathy (Bild links)<br />
hilft der Blog, die<br />
Krankheit <strong>zu</strong> verarbeiten.<br />
Leonie und Timo<br />
(mittleres Bild)<br />
lassen sich vom<br />
<strong>Diabetes</strong> nicht<br />
unterkriegen.<br />
Mandy (Bild<br />
rechts) ist froh,<br />
dass ihr Sohn<br />
Timo heute so gut<br />
<strong>zu</strong>rechtkommt.<br />
Die eigene Geschichte erzählen?<br />
www.diabetes-online.de<br />
Mandy Leinfelder und Timo<br />
Der heute sechsjährige Timo bekam<br />
im Alter von drei Jahren die<br />
Diagnose.<br />
Zuerst war da ein riesiger<br />
Schock; mit <strong>Diabetes</strong> Typ 1<br />
konnte ich nichts anfangen. „Altersdiabetes“<br />
kannte ich von der<br />
Oma. Als dann das Wort Insulinpumpe<br />
fiel, hab ich gefragt, ob<br />
man die implantieren muss. Meinem<br />
Mann ging es ähnlich. Wir haben<br />
ein paar Tage gebraucht, um<br />
»»<br />
Mittlerweile ist das alles selbstverständlich<br />
für uns. Timo kommt<br />
sehr gut mit dem <strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong>recht.<br />
uns <strong>zu</strong> sammeln. Es setzte dann<br />
aber schnell der Drang ein, so viel<br />
wie möglich <strong>zu</strong> erfahren.<br />
Mittlerweile ist das alles<br />
selbstverständlich für uns.<br />
Timo kommt sehr gut <strong>zu</strong>recht. Er<br />
misst seinen Blut<strong>zu</strong>cker, schätzt<br />
gut den Wert selbst ein und bedient<br />
die Insulinpumpe selbstständig.<br />
Essen schätzen und berechnen<br />
übernehmen wir <strong>Eltern</strong>.<br />
Seine Lieblingsspeisen zwischendurch<br />
weiß er schon selbst <strong>zu</strong><br />
handhaben. Und langsam bemerkt<br />
er auch seine Unter<strong>zu</strong>ckerungen.<br />
Das ist mein Hobby!<br />
Kathy Dalinger und Leonie<br />
Leonie ist heute sieben Jahre alt, bei<br />
der Diagnose war sie fünf.<br />
Wie es wohl allen <strong>Eltern</strong> in<br />
dieser Situation ergeht: Erst<br />
wird man von der Diagnose überrollt.<br />
Man fragt sich: Wie? Mein<br />
Kind hat <strong>Diabetes</strong>? Das bekommt<br />
man doch nur, wenn man übergewichtig<br />
ist, <strong>zu</strong> viel Süßes isst und<br />
sich nicht bewegt usw. Und was ist<br />
überhaupt <strong>Diabetes</strong> Typ 1? Sehr<br />
viele Informationen prasseln auf<br />
einen ein. Man denkt, das schaffe<br />
ich nie. Wie soll unser Leben wieder<br />
normal, spontan und<br />
unbeschwert werden?<br />
Heute kommen wir meist<br />
sehr gut damit <strong>zu</strong>recht. Sicher,<br />
es gibt immer mal wieder die<br />
ein oder andere Situation oder negative<br />
Erfahrung, die man erlebt.<br />
Aber wir haben nach und nach<br />
ein Stückchen Normalität <strong>zu</strong>rückerobert.<br />
Wir wissen jetzt, worauf<br />
wir im Umgang mit der Erkrankung<br />
achten müssen. Ich bin sehr<br />
froh, dass wir ein sehr gutes soziales<br />
Umfeld haben, das uns und<br />
unserer Tochter geholfen hat, so<br />
schnell und so gut mit dem <strong>Diabetes</strong><br />
<strong>zu</strong>recht<strong>zu</strong>kommen.<br />
Der Blog bedeutet für mich<br />
nicht nur, anderen <strong>Eltern</strong><br />
und Betroffenen <strong>zu</strong> zeigen, wie wir<br />
mit dem <strong>Diabetes</strong> unseren Alltag<br />
meistern. Er ist für mich auch eine<br />
Art „Verarbeitung“ der Krankheit.<br />
Durch das Schreiben erfährt<br />
man sehr viel über sich und die Erkrankung<br />
des Kindes. Es hilft einem,<br />
besser mit allem <strong>zu</strong>recht<strong>zu</strong>kommen.<br />
Und vielleicht bedeutet es auch<br />
ein Stückweit, der Krankheit einen<br />
„Sinn“ <strong>zu</strong> geben. ◼<br />
Foto: Maxal Tamor - Fotolia.com<br />
22<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Aktuell<br />
Fußballfieber beim<br />
Junior Cup <strong>Diabetes</strong><br />
Über 132 fußballbegeisterte Jugendliche<br />
waren vom 22. bis 24. August ins<br />
nieder ländische Arnheim gekommen.<br />
Und alle wollten gewinnen: beim Junior<br />
Cup <strong>Diabetes</strong> 2014 – der Fußball-Meisterschaft<br />
für Jugendliche mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />
Aus 12 Ländern waren die<br />
Jugendlichen angereist:<br />
Belgien, Deutschland,<br />
Großbritannien, Holland, Italien,<br />
Österreich, Polen, Russland, Ungarn,<br />
Slowakei, Schweiz und Spanien.<br />
Hunderte Zuschauer feuerten<br />
die Teams an.<br />
Angefangen hat das Ganze für die<br />
deutschen Fußballer schon im<br />
Juli mit zwei Qualifikationsturnieren,<br />
einem in Mönchengladbach<br />
und einem in Stuttgart. Hier haben<br />
87 Mädchen und Jungs im Alter<br />
von 10 bis 14 Jahren ihr fußballerisches<br />
Können gezeigt. Jeweils<br />
zwei Scouts ermittelten dann die<br />
elf Spieler für die Deutsche Nationalmannschaft,<br />
die im August<br />
in Arnheim um den Meistertitel<br />
kämpfen durften.<br />
Die Wochen zwischen den Qualifikationsturnieren<br />
und dem Meisterschaftsturnier<br />
konnten den kleinen<br />
Fußballstars gar nicht schnell<br />
genug vergehen. Am 22. August<br />
war es dann endlich soweit: Es<br />
wurden die Gruppen ausgelost, in<br />
denen die Spiele am nächsten Tag<br />
stattfinden sollten. Für die Deut-<br />
schen wurden als Gegner Slowakei,<br />
Schweiz, Österreich, Russland<br />
und Ungarn ausgelost.<br />
Platz 3 für<br />
das deutsche Team<br />
Das Spiel gegen die Slowakei endete<br />
0:0; keine Tore, ein Punkt und<br />
ganz viel Lust auf mehr. 4:0 stand<br />
es am Ende der Partie gegen die<br />
Schweiz. Souverän absolvierte das<br />
deutsche Team auch die restlichen<br />
Spiele der Vorrunde. Am nächsten<br />
Tag dann der Anpfiff <strong>zu</strong>m Halbfinale<br />
gegen Belgien – Ergebnis: 0:1.<br />
Für das Team folgte dann das kleine<br />
Finale, das Spiel um Platz drei<br />
gegen Ungarn. Das Erklingen der<br />
Nationalhymnen gab den Fußballern<br />
bereits jetzt das Gefühl, etwas<br />
ganz Besonderes erreicht <strong>zu</strong><br />
haben. 3:1 für Deutschland lautete<br />
am Ende das Ergebnis! Im spannenden<br />
Finale gewann Holland<br />
gegen Belgien mit 2:0.<br />
Der Junior Cup <strong>Diabetes</strong> hat <strong>zu</strong>m<br />
Ziel, Kinder mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
für Sport <strong>zu</strong> begeistern. Denn<br />
den jungen Patienten hilft Sport,<br />
die Krankheit besser <strong>zu</strong> meistern<br />
und darüber hinaus<strong>zu</strong>wachsen,<br />
erklärt das Unternehmen Medtronic<br />
da<strong>zu</strong>.<br />
Wer steht dahinter?<br />
Organisiert wird der Cup von<br />
Medtronic in Zusammenarbeit<br />
mit Bayer HealthCare und<br />
diabetesDE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-<br />
Hilfe. Das Meisterschaftsturnier<br />
wurde dieses Jahr von World Cup<br />
<strong>Diabetes</strong> durchgeführt, einer Organisation<br />
von Bas van de Goor,<br />
1996 Olympiasieger in Volleyball,<br />
Typ-1-Diabetiker und aktiver Förderer<br />
von sportlicher Betätigung<br />
für Menschen mit <strong>Diabetes</strong>. ◼<br />
Foto: Medtronic GmbH<br />
Die glücklichen<br />
Drittplatzierten:<br />
Das deutsche<br />
Team bestand aus<br />
10 Jungs und einem<br />
Mädchen.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2013<br />
www.diabetes-online.de<br />
23
Medizin<br />
Doch kein Risiko<br />
durch Kuhmilch?<br />
Seit langem diskutieren Experten darüber: Kann<br />
man Typ-1-<strong>Diabetes</strong> durch eine kuhmilchfreie Säuglingsernährung<br />
verhindern? Die TRIGR-Studie soll<br />
diese Frage beantworten. Erste Zwischenergebnisse<br />
wurden auf der Jahrestagung der Amerikanischen<br />
<strong>Diabetes</strong>gesellschaft präsentiert.<br />
Weltweit in 17<br />
Ländern wird die<br />
Studie durchgeführt.<br />
Sie läuft<br />
noch bis 2017.<br />
Hinter jeder Manifestation<br />
eines Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
steckt ein längerer Entstehungsprozess,<br />
der von verschiedenen<br />
Faktoren abhängt.<br />
Viele Faktoren<br />
kommen <strong>zu</strong>sammen<br />
Grundlage ist die vererbte Krankheitsempfänglichkeit,<br />
die durch<br />
sogenannte diabetesspezifische<br />
HLA-Gruppen im Blut nachgewiesen<br />
werden kann. Da diese bei<br />
90 Prozent der Menschen mit Typ-<br />
Erkrankungsrisiko für Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
1-<strong>Diabetes</strong> vorhanden sind, wird<br />
deutlich: Menschen, die Verwandte<br />
ersten Grades mit einem Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> haben, haben ein höheres<br />
Erkrankungsrisiko als Menschen<br />
ohne familiäre Belastung.<br />
Die Höhe der individuellen Krankheitsempfänglichkeit<br />
hängt davon<br />
ab, welches Familienmitglied bereits<br />
erkrankt ist und in welchem<br />
Alter dessen Diagnose gestellt<br />
wurde (Tabelle unten).<br />
Zum anderen ist der Entstehungsprozess<br />
durch verschiedene<br />
diabetesspezifische Autoanti körper<br />
Erkrankungsrisiko für Kinder, die Verwandte ersten Grades mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> haben:<br />
Mutter mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
ca. 1,3 – 3,6 Prozent<br />
Vater mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
ca. 3,6 – 8,5 Prozent<br />
Beide <strong>Eltern</strong>teile mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
ca. 20 Prozent<br />
Geschwister<br />
ca. 4 Prozent bis <strong>zu</strong>m 20. Lebensjahr<br />
<br />
ca. 9,6 Prozent bis <strong>zu</strong>m 60. Lebensjahr<br />
Eineiige Zwillinge mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
ca. 36 Prozent<br />
Allgemeinbevölkerung<br />
ca. 0,5 Prozent<br />
charakterisiert. Sie treten lange<br />
vor den klassischen <strong>Diabetes</strong>symptomen,<br />
wie großer Durst und<br />
vermehrtes Wasserlassen, auf und<br />
sind ein Beweis dafür, dass eine<br />
Reduktion der insulinproduzierenden<br />
Betazellen in Gang gesetzt<br />
wurde. Sind 90 Prozent dieser Betazellen<br />
nicht mehr aktiv, tritt das<br />
klinische Bild des Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
in Erscheinung.<br />
<strong>Diabetes</strong> fängt früh<br />
im Leben an<br />
Eine Untersuchung von Kindern,<br />
die Verwandte ersten Grades mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> haben, zeigte, dass<br />
bereits im Alter von neun Monaten<br />
erste Inselautoantikörper auftreten<br />
können, ohne dass damit ein unmittelbares<br />
Auftreten von <strong>Diabetes</strong>symptomen<br />
verbunden ist. Bereits<br />
nachgewiesene Antikörper<br />
können über viele Jahre bestehen<br />
bleiben, aber auch wieder verschwinden.<br />
Nur ca. zehn Prozent<br />
der Personen mit erhöhtem Vererbungsrisiko<br />
erkranken an einem<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />
24<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Medizin<br />
Das frühe Auftreten von ersten Antikörpern<br />
im Kleinkindalter lässt<br />
wiederum vermuten, dass bereits<br />
im frühen Säuglingsalter bestimmte<br />
Faktoren eine Inselzellentzündung<br />
und die resultierende Antikörperbildung<br />
auslösen und damit einen<br />
<strong>Diabetes</strong> schon im frühen Kindesalter<br />
verursachen können.<br />
Auslöser der Antikörperbildung<br />
unbekannt<br />
Mögliche Ursachen, wie Virusinfektionen,<br />
schwangerschaftsbedingte<br />
Faktoren, verschiedene<br />
Nahrungsbestandteile und auch<br />
der Sozialstatus der <strong>Eltern</strong> wurden<br />
im Zusammenspiel mit den entsprechenden<br />
genetischen Faktoren<br />
diskutiert, konnten aber nicht in jedem<br />
Fall und für jede Region der<br />
Welt nachgewiesen werden. Dagegen<br />
zeigten vereinzelte kleine Studien<br />
<strong>zu</strong>r Säuglingsernährung, dass<br />
eine frühe Belastung mit Fremdeiweißen,<br />
z. B. Kuhmilcheiweiß, ein<br />
erhöhtes Risiko für entsprechend<br />
veranlagte Personen darstellt.<br />
Weltweite Studie<br />
Daraufhin wird seit 2002 mit der<br />
sogenannten TRIGR-Studie untersucht,<br />
inwieweit eine frühe Belastung<br />
mit Kuhmilcheiweiß bei<br />
Kindern mit hohem genetischen<br />
Risiko für Typ-1-<strong>Diabetes</strong> da<strong>zu</strong><br />
beiträgt, dass die Erkrankung tatsächlich<br />
entsteht. TRIGR steht übrigens<br />
für Trial to Reduce IDDM<br />
in the Genetically at Risk, deutsch:<br />
Studie <strong>zu</strong>r Verringerung des insulinpflichtigen<br />
<strong>Diabetes</strong> bei Neugeborenen<br />
mit hohem genetischen<br />
Risiko. Die Studie wird weltweit in<br />
17 Ländern durchgeführt und für<br />
Deutschland vom <strong>Diabetes</strong>zentrum<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
am Kinder- und Jugendkrankenhaus<br />
in Hannover geleitet.<br />
Ziel der bis 2017 geplanten Studie<br />
ist es, die Erkrankungsrate bei<br />
Kinder mit diabetesspezifischen Antikörpern<br />
Häufigkeit in Prozent<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Foto: Thomas Neumahr - Fotolia.com<br />
Kindern mit hohem <strong>Diabetes</strong>risiko<br />
möglichst <strong>zu</strong> reduzieren,<br />
indem Kuhmilchprodukte in den<br />
»»<br />
Ziel der Studie ist es, die Erkrankungsraten<br />
bei Kindern mit hohem<br />
<strong>Diabetes</strong>risiko <strong>zu</strong> reduzieren.<br />
ersten sechs bis acht Lebensmonaten<br />
aus- oder weggelassen<br />
werden.<br />
Studienmilch, wenn<br />
Stillen nicht mehr geht<br />
Schwerpunkt der Studie war, möglichst<br />
lange und ausschließlich <strong>zu</strong><br />
stillen, aber spätestens im siebten<br />
und achten Monat über zwei Monate<br />
eine Studienmilch <strong>zu</strong> füttern.<br />
In dieser waren die Kuhmilcheiweiße<br />
entweder fast vollständig<br />
(Interventionsgruppe) oder<br />
nur <strong>zu</strong> 20 Prozent (Kontrollgruppe)<br />
aufgespalten. Von Beginn bis<br />
Ende der Studie werden die Kinder<br />
einmal jährlich ärztlich untersucht<br />
und bekommen Blut abgenommen,<br />
unter anderem, um den<br />
HbA 1c<br />
-Wert und die Anti körper <strong>zu</strong><br />
bestimmen.<br />
Insgesamt konnten 2 159 Neugeborene,<br />
davon 112 aus Deutschland,<br />
aus Familien, deren Vater,<br />
Mutter oder Geschwisterkind an<br />
einem Typ-1-<strong>Diabetes</strong> erkrankt<br />
sind, in die Studie eingeschlossen<br />
werden. Die <strong>zu</strong>erst Geborenen<br />
sind inzwischen zwölf und die<br />
Jüngsten sieben Jahre alt.<br />
Mit oder ohne Kuhmilch:<br />
kein Unterschied<br />
Nachdem die Daten bis <strong>zu</strong>m<br />
sechsten Lebensjahr vollständig<br />
vorlagen, wurde eine erste Analy-<br />
Foto: pete pahham - Fotolia.com<br />
Die TRIGR-Studie<br />
untersucht, ob<br />
Kuhmilch bei<br />
Kindern mit <strong>Diabetes</strong>risiko<br />
da<strong>zu</strong><br />
beiträgt, dass die<br />
Krankheit ausbricht.<br />
0<br />
18 Monate 2. Lbj. 3. Lbj. 4. Lbj. 5. Lbj. 6. Lbj.<br />
Alter<br />
Die Abbildung zeigt die Anzahl der<br />
Kinder mit mindestens einem positiven<br />
Antikörper im jeweiligen Lebensjahr bei<br />
den 112 deutschen Teilnehmern.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
25
Medizin<br />
Foto: Dmitry Lobanov - Fotolia.com<br />
Vorläufiges<br />
Ergebnis: Das<br />
<strong>Diabetes</strong>risiko<br />
lässt sich durch<br />
eine kuhmilchfreie<br />
Säuglingsernährung<br />
nicht<br />
beeinflussen.<br />
se <strong>zu</strong>m Zusammenhang zwischen<br />
der Kuhmilcheiweißgabe<br />
und dem Auftreten von<br />
diabetesspezifischen Antikörpern<br />
durchgeführt.<br />
Die Ergebnisse zeigen<br />
keinen Unterschied im<br />
Auftreten von Inselzellautoantikörpern<br />
zwischen der Interventions-<br />
und<br />
der Kontrollgruppe.<br />
Somit<br />
ist es nach heutigem<br />
Wissensstand<br />
nicht möglich, durch eine kuhmilcheiweißfreie<br />
Säuglingsernährung<br />
das Auftreten von diabetesspezifischen<br />
Antikörpern bis <strong>zu</strong>m<br />
Ende des sechsten Lebensjahres<br />
<strong>zu</strong> reduzieren.<br />
Unter den 112 deutschen Studienteilnehmern<br />
wurde bei 5,4 Prozent,<br />
egal ob aus der Interventions-<br />
oder Kon trollgruppe, bereits<br />
im 18. Lebensmonat mindestens<br />
ein diabetesspezifischer Antikörper<br />
nachgewiesen (Abbildung vorige<br />
Seite). Von jenen Kindern, die<br />
aktuell Anti körper im Blut aufweisen,<br />
hatten drei Prozent erst im Alter<br />
von sechs Jahren einen positiven<br />
Inselzellantikörper. Erfreulicherweise<br />
haben 53 Prozent der<br />
Teilnehmer bislang noch keinen<br />
diabetesspezifischen Antikörper<br />
entwickelt.<br />
Effekt auf <strong>Diabetes</strong>entstehung<br />
noch ungeklärt<br />
Die Frage, ob das klinische Auftreten<br />
eines<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
durch eine kuhmilcheiweißfreie<br />
Ernährung<br />
herausgezögert<br />
Kontakt<br />
werden kann, kann erst nach 2017<br />
beantwortet werden, nachdem alle<br />
Kinder das zehnte Lebensjahr erreicht<br />
haben. Auch erst dann wird<br />
die TRIGR-Studie eine endgültige<br />
Antwort darauf haben, ob eine Veränderung<br />
der frühen Säuglingsernährung<br />
das Risiko, einen Typ-<br />
1-<strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> entwickeln, senken<br />
und so die Erkrankungsrate reduzieren<br />
kann.<br />
Schon jetzt möchten wir uns auf<br />
diesem Wege bei allen Kindern<br />
und <strong>Eltern</strong> der TRIGR-Studie und<br />
auch bei den betreuenden Kinderärzten<br />
und Diabetologen für deren<br />
Mitarbeit und Unterstüt<strong>zu</strong>ng recht<br />
herzlich bedanken. ◼<br />
Dr. Bärbel Aschemeier<br />
<strong>Diabetes</strong>zentrum für Kinder und<br />
Jugendliche „Auf der Bult“, Hannover,<br />
Bereich Klinische Forschung,<br />
E-Mail: aschemeier@hka.de<br />
Aktuell<br />
Aktionstag mit Daniel Schnelting<br />
Foto: Wolfgang Kömen<br />
Wie kann man Jugendliche da<strong>zu</strong> bringen, ihren <strong>Diabetes</strong><br />
<strong>zu</strong> akzeptieren, sich durch diesen nicht einschränken <strong>zu</strong><br />
lassen, sich neue Ziele <strong>zu</strong> setzen und diese <strong>zu</strong> verfolgen?<br />
Diese Fragen hat sich das Team<br />
der Kinder- und Jugendarztpraxis<br />
Dr. Wolfgang Kömen gestellt.<br />
Am Pfingstsamstag hat das Team<br />
es im Rahmen eines Aktionstages<br />
am Baldeneysee in Essen mit 30<br />
Jugendlichen versucht: und zwar<br />
mit Sport, Spiel und Austausch untereinander<br />
sowie mit dem Leistungssportler<br />
Daniel Schnelting; er<br />
gehört <strong>zu</strong> den stärksten deutschen<br />
Sprintern. Und weil er selbst seit<br />
der Kindheit betroffen ist, kennt er<br />
sich bestens mit dem <strong>Diabetes</strong> aus.<br />
Zu Beginn gab Schnelting einen<br />
Einblick in sein Leben mit <strong>Diabetes</strong>:<br />
worauf er achtet, wie häufig er<br />
seinen Blut<strong>zu</strong>cker kontrolliert, wie<br />
er es vor, während und nach dem<br />
Sport mit der Stoffwechselkontrolle<br />
hinbekommt. Der Sport habe<br />
ihm sehr geholfen, seinen Körper<br />
besser kennen<strong>zu</strong>lernen, sagte er.<br />
Vorbild und Motivator<br />
Danach kam der praktische Teil der<br />
Veranstaltung: Klettern im Hochseilgarten,<br />
gemeinsames Mittagessen,<br />
Beachvolleyball turnier,<br />
Fußball, Badminton, Tischtennis,<br />
Strandball und Sprinten – es gab<br />
immer was <strong>zu</strong> tun.<br />
„Daniel Schnelting hat die Jugendlichen<br />
am Vormittag mit seiner<br />
Präsentation gut aufgetaut, war<br />
beim Klettern der Retter, beim Essen<br />
der Kumpel, beim Volleyball<br />
der Leader, beim Sprint der Star,<br />
beim Sport der Trainer und den<br />
ganzen Tag ein Vorbild. Mehr<br />
kann man Jugendliche nicht motivieren“,<br />
fasst Dr. Kömen diesen<br />
Tag <strong>zu</strong>sammen.<br />
Der Sport hat zahlreiche Brücken<br />
zwischen den Teilnehmern gebaut.<br />
◼<br />
26<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
17 Kinder und Jugendliche<br />
mit jeweils einem <strong>Eltern</strong>teil<br />
haben sich am Pfingstwochenende<br />
mit Michael<br />
Bertsch und den <strong>Diabetes</strong>-<br />
Kids <strong>zu</strong>r großen Segeltour<br />
getroffen: Von Harlingen<br />
nach Terschelling über Makkum<br />
und wieder <strong>zu</strong>rück mit<br />
<strong>Diabetes</strong>-Fernsehen<br />
Kennen Sie „Das <strong>Diabetes</strong> TV“?<br />
Unter www.das-diabetes- tv.de<br />
bietet ein Team aus 9 TV-<strong>Journal</strong>isten<br />
Tipps, Reportagen,<br />
Meldungen und Interviews<br />
rund um <strong>Diabetes</strong> an; Partner<br />
Ein Segelabenteuer auf<br />
dem Dreimaster, initiiert<br />
von der Online-Plattform<br />
„<strong>Diabetes</strong>-Kids“.<br />
Kein Hindernis – mit <strong>Diabetes</strong> auf Segeltour<br />
<strong>Diabetes</strong>-Kids Ahoi 2014<br />
dem großen Dreimaster. Ein<br />
spannendes Abenteuer für<br />
alle Beteiligten; Erfahrungsaustausch,<br />
Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />
und Katheterwechsel<br />
zwischen Segelhissen und<br />
Ankerlassen. Für <strong>Eltern</strong> und<br />
Kids ein sehr positives Erlebnis<br />
mit vielen Eindrücken.<br />
ist die Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Stiftung.<br />
Ein Schwerpunktthema<br />
der August-Sendung waren<br />
Kinder und Jugendliche. Alle<br />
bisherigen Sendungen stehen<br />
im Internet <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />
Freizeit am Falckensteiner Strand<br />
Viel Spaß und viel gelernt<br />
24 Kinder ab 12 Jahre mit<br />
<strong>Diabetes</strong> und sechs Betreuer<br />
machten vom 9. bis 16. August<br />
den Falckensteiner Strand (Kiel)<br />
unsicher. Die Freizeit, veranstaltet<br />
von Andrea Witt, Leiterin der<br />
Holsteiner Zuckerschnuten, und<br />
diabetesDE bot ein buntes Programm:<br />
Kletterpark, Kinoabende,<br />
Spaziergang <strong>zu</strong>m Leuchtturm,<br />
Sandburgenwettbewerb,<br />
Schulungen, Gesprächsrunden,<br />
Chillen und vieles mehr. „Es<br />
Foto: Lena Schmidt<br />
war toll <strong>zu</strong> sehen, wie die Kinder<br />
miteinander umgehen,<br />
miteinander und voneinander<br />
lernen“, so das Fazit von Andrea<br />
Witt. Und die Kinder? Die fanden<br />
es auch toll: ohne <strong>Eltern</strong>,<br />
ohne Druck, ohne Stress, alle<br />
messen, alle rechnen und haben<br />
neue Freunde gefunden.<br />
Auch im nächsten Jahr wird<br />
es wieder eine Freizeit geben.<br />
Weitere Infos und Kontakt über:<br />
andrea-witt@gmx.de.<br />
Kurz & Gut<br />
Kinder + Jugendliche<br />
Bundesweiter Einsatz wünschenswert<br />
Schulschwestern<br />
Die neuesten Daten <strong>zu</strong>m Kindergesundheitssurvey<br />
(KiGGS-Studie) belegen es erneut: Chronische<br />
Krankheiten im Kindesalter rücken <strong>zu</strong>nehmend<br />
in den Fokus. In Zeiten der Inklusion hat dies auch<br />
Folgen für den Alltag in allgemeinen Schulen, die<br />
aber auf chronisch kranke Kinder bisher nur un<strong>zu</strong>reichend<br />
eingestellt sind. Anpassungen, besser<br />
tiefgreifende Reformen der Schulgesundheitspflege<br />
im Regelschulalltag, sind also überfällig, betont<br />
die Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und<br />
Jugendmedizin (DGSPJ) in einer Presseinformation.<br />
In Kanada, Australien, den meisten Staaten<br />
der USA, aber auch in vielen europäischen Staaten<br />
habe sich z. B. die Schulschwester sehr bewährt.<br />
Ganz allgemein gelte sie in vielen Ländern als erste<br />
kompetente Ansprechpartnerin für alle gesundheitlichen<br />
Belange der Kinder im schulischen Alltag,<br />
für Schüler, <strong>Eltern</strong> und auch für Lehrer. Speziell für<br />
chronisch kranke Kinder in der Schule fungiert sie<br />
in diesen Ländern als Case-Managerin, indem sie<br />
Schüler und deren <strong>Eltern</strong> unterstützt und begleitet.<br />
„Der Einsatz von Schulschwestern macht also Sinn<br />
und sollte im wahrsten Sinne des Wortes bundesweit<br />
Schule machen“, fordern die Sozialpädiater.<br />
„Halten Sie es für sinnvoll, dass<br />
Kinder mit <strong>Diabetes</strong> einen Schwerbehinderten-Ausweis<br />
haben?“<br />
64 % Ja<br />
36 % Nein<br />
Auf die Online-Frage aus Heft 2 antworteten<br />
64 % mit „Ja“ und 36 % mit „Nein“.<br />
Hat Ihr Kind sein Blut<strong>zu</strong>ckermessgerät<br />
immer dabei?<br />
Stimmen Sie ab auf www.diabetes-online.<br />
de, hier unter „<strong>Eltern</strong> und Betreuer“.<br />
Das Ergebnis gibt‘s in der nächsten Ausgabe,<br />
die Mitte Dezember erscheint.<br />
Neue Frage Ergebnis Heft 2/14<br />
DIE ONLINE-FRAGE<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
27
Nachgefragt<br />
Psychologie + Medizin<br />
Nachgefragt<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.)<br />
Leiterin Medizinische Psychologie<br />
Medizinische Hochschule Hannover<br />
E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />
Das „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>“ beantwortet Ihnen<br />
in jeder Ausgabe medizinische Fragen aus unterschiedlichster<br />
Perspektive. Besonders wichtig für<br />
<strong>Eltern</strong> von Kindern mit <strong>Diabetes</strong> sind daneben Fragen<br />
vor psychosozialem Hintergrund. Alle Fragen<br />
werden von ausgewiesenen Experten beantwortet.<br />
Kontakt<br />
Dr. Wolfgang von Schütz<br />
Oberarzt Pädiatrie III<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />
„Auf der Bult“, Hannover<br />
E-Mail: schuetz@hka.de<br />
Also schreiben Sie an links stehende<br />
E-Mail-Adressen oder einfach an:<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>, Kirchheim-Verlag,<br />
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,<br />
E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de<br />
Familie R. wohnt auf dem Land, weit entfernt von Arzt und <strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />
Was tun, wenn im Notfall keine Hilfe erreichbar ist?<br />
Frau R.: Bei unserem 5-jährigen<br />
Sohn Andreas ist vor<br />
vier Monaten ein Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
festgestellt worden. Anfangs war<br />
er sehr krank, hat sich dann aber<br />
rasch wieder erholt, nachdem er<br />
in der Kinderklinik zwei Tage am<br />
Tropf war. Am dritten Tag hat er<br />
für seine Insulintherapie eine Insulinpumpe<br />
erhalten. Ich war stationär<br />
mit aufgenommen, <strong>zu</strong>sammen<br />
mit meinem Mann haben wir<br />
in mehreren Schulungen viel über<br />
die Behandlung des <strong>Diabetes</strong> er-<br />
Anhaltend hohe Blut<strong>zu</strong>ckerwerte können <strong>zu</strong>m Beispiel im<br />
Rahmen einer Infektion auftreten.<br />
Foto: Spofi - Fotolia.com<br />
fahren. Nach zehn Tagen konnten<br />
wir entlassen werden, die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
waren jetzt sehr stabil<br />
um 100 mg/dl (5,6 mmol/l), der<br />
Insulinbedarf sehr gering: nämlich<br />
insgesamt nur acht Einheiten<br />
am Tag. Es hatte sich also sehr<br />
schnell die Erholungsphase des<br />
<strong>Diabetes</strong> bei unserem Jungen eingestellt.<br />
Auch <strong>zu</strong> Hause lief alles gut, bis<br />
er vor vier Wochen Scharlach<br />
bekam. Er hatte plötzlich hohes<br />
Fieber, starke Halsschmerzen,<br />
mochte nichts mehr essen<br />
und trinken, war müde und abgeschlagen.<br />
Wir waren sehr beunruhigt,<br />
vor allem weil seine Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
auf über 250 mg/dl<br />
(13,9 mol/l)angestiegen waren<br />
und trotz Korrekturinsulin kaum<br />
besser wurden.<br />
Wir wohnen auf dem Land, <strong>zu</strong>r<br />
<strong>Diabetes</strong>ambulanz fahren wir<br />
über zwei Stunden, das <strong>Diabetes</strong>team<br />
und unser Hausarzt waren<br />
nicht erreichbar, so dass wir<br />
völlig auf uns allein gestellt waren.<br />
Zum Glück war der Azetontest<br />
nur schwach positiv und nach<br />
häufigen kleinen Korrekturinsulin-Gaben<br />
gingen die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
langsam <strong>zu</strong>rück. Nachdem<br />
der Hausarzt ihm dann Antibiotika<br />
verschrieben hatte, ging es unserem<br />
Kind langsam besser. Nach<br />
einer Woche fühlte er sich wieder<br />
fast gesund. Die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
waren aber immer noch <strong>zu</strong> hoch,<br />
es dauerte nahe<strong>zu</strong> drei Wochen,<br />
bis sich alles wieder normalisiert<br />
hatte.<br />
Rückblickend fragen wir uns:<br />
Haben wir alles richtig gemacht?<br />
Hätten wir den Jungen gleich in<br />
die Kinderklinik bringen müssen<br />
(oft mehr als zwei Stunden Autofahrt)?<br />
Hätten wir den Notarzt rufen<br />
müssen? Was können Sie uns<br />
raten?<br />
Dr. von Schütz: Sie sprechen<br />
ein sehr wichtiges<br />
Thema an: Was ist <strong>zu</strong> tun bei anhaltend<br />
sehr hohen Blut<strong>zu</strong>ckerwerten,<br />
sei es im Rahmen einer<br />
Infektion oder z. B. eines Unfallereignisses.<br />
Zunächst einmal: Sie haben alles<br />
richtig gemacht! Sie haben <strong>zu</strong>sätzlich<br />
Insulin gegeben, sehr häufig<br />
den Blut<strong>zu</strong>cker bestimmt und Aze-<br />
28<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
ton gemessen. Vermutlich hätte<br />
ein Notarzt sehr lange gebraucht,<br />
bis er eingetroffen wäre.<br />
Und – obwohl Sie sicher daran gedacht<br />
haben, ein sehr wichtiges<br />
Prinzip haben Sie nicht erwähnt:<br />
Man muss immer auf eine ausreichenden<br />
Flüssigkeits<strong>zu</strong>fuhr achten!<br />
Das Problem ist nur, dass Kinder<br />
oft nichts trinken wollen, wenn<br />
sie sehr krank sind und dann sogar<br />
ihr Lieblingsgetränk verweigern.<br />
Dann sollte man versuchen,<br />
dem Kind über mehrere Stunden<br />
etwa einen halben bis einen Liter<br />
Flüssigkeit pro Stunde löffelweise<br />
in vielen kleinen Portionen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>führen.<br />
Wenn aber alle Bemühungen keinen<br />
Erfolg haben, der Blut<strong>zu</strong>cker<br />
nicht sinkt, kleinste Flüssigkeitsmengen<br />
nicht toleriert werden und<br />
vor allem, wenn unstillbares Erbrechen<br />
hin<strong>zu</strong>kommt, kann sich sehr<br />
rasch eine Ketoazidose – also eine<br />
Stoffwechselentgleisung – entwickeln.<br />
Das Kind muss dann umgehend<br />
stationär aufgenommen werden.<br />
Scheuen Sie sich nicht, den<br />
Notarzt <strong>zu</strong> rufen; er kann schon<br />
vor Fahrtantritt eine Infusion legen<br />
und dem Kind die notwendige<br />
Flüssigkeit geben.<br />
Bei Kindern, die, wie ihr Sohn, eine<br />
Insulinpumpe tragen, kann es<br />
durch unbeabsichtigte Unterbrechung<br />
der Insulin<strong>zu</strong>fuhr rasch <strong>zu</strong><br />
hohen Blut<strong>zu</strong>ckerwerten kommen.<br />
Abknicken des Katheters oder Herausrutschen<br />
der Nadel sind hierfür<br />
die häufigsten Ursachen.<br />
Wenn sich der Blut<strong>zu</strong>cker durch<br />
Bolusgaben mit der Insulinpumpe<br />
nicht zügig senken lässt, sollten<br />
Sie die Pumpe abkoppeln und<br />
das Insulin <strong>zu</strong>r Korrektur der hohen<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerwerte mit der Insulinspritze<br />
oder dem Insulinpen<br />
geben.<br />
Wie viel Korrekturinsulin in welchen<br />
Zeitabständen gegeben<br />
werden muss, ist individuell sehr<br />
unterschiedlich. Am besten besprechen<br />
Sie dieses wichtige Thema<br />
ausführlich mit Ihrem Diabetologen<br />
oder Ihrer <strong>Diabetes</strong>beraterin<br />
beim nächsten Termin in<br />
Wichtiger Hinweis<br />
Lässt sich der Blut<strong>zu</strong>cker durch<br />
Bolusgaben mit der Insulinpumpe<br />
nicht schnell senken, dann<br />
besser die Pumpe abkoppeln<br />
und das Korrekturinsulin mit<br />
einer Insulinspritze oder einem<br />
Insulinpen geben. Grund: Die<br />
Insulin<strong>zu</strong>fuhr durch die Pumpe<br />
könnte unterbrochen sein.<br />
Nachgefragt<br />
Psychologie + Medizin<br />
»»<br />
Bei anhaltend hohen <strong>Werte</strong>n:<br />
<strong>zu</strong>sätzliches Insulin geben, Azeton<br />
und Blut<strong>zu</strong>cker messen, trinken.<br />
der <strong>Diabetes</strong>ambulanz oder während<br />
einer ambulanten Folgeschulung.<br />
◼<br />
KINDER- UND<br />
JUGENDPASS DIA BE TES<br />
Die <strong>Diabetes</strong>einstellung immer im Blick, da<strong>zu</strong> Risikofaktoren wie<br />
Blutdruck und Blutfette: Mit dem Kinder- und Jugendpass <strong>Diabetes</strong><br />
unterstützen Sie Ihr Kind wirkungsvoll bei der Behandlung. Dokumentieren<br />
Sie <strong>zu</strong>sammen mit Ihrem Arzt und wenn möglich auch<br />
mit Ihrem Kind die einzelnen <strong>Werte</strong> – so wird nichts vergessen und<br />
alle sind auf dem aktuellen Stand der Behandlung.<br />
□ Bitte senden Sie ........... Exemplar(e) „Gesundheits-Pass <strong>Diabetes</strong>“, KI43975, à 2,60 €,<br />
zzgl. Versandkosten (attraktive Staffelpreise: ab 50 Expl. à 2,30 €; ab 100 Expl. à 1,90 €).<br />
Name<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
E-Mail<br />
Telefon<br />
Datum/Unterschrift<br />
□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig □ schriftlich, □ per E-Mail oder □ per Telefon<br />
über aktuelle Angebote aus seinem Programm informiert. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen.<br />
(Auch wenn Sie schon früher einer Kontaktaufnahme durch uns <strong>zu</strong>gestimmt haben, bitten wir Sie, diese <strong>zu</strong> erneuern.)<br />
22.0033<br />
Erhältlich unter:<br />
www.kirchheim-shop.de<br />
oder über:<br />
SVK-GmbH<br />
Abtlg. VA/Kirchheim-Verlag<br />
Postfach 10 60 16<br />
70049 Stuttgart<br />
Telefon: 07 11/66 72-14 83<br />
Fax: 07 11/66 72-19 74<br />
E-Mail: svk@svk.de<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
29
Aktuell<br />
Fine Stars 2014:<br />
die Gewinner<br />
Leni (4), Hugo (9) und Erik (17) wurden aus<br />
vielen Bewerbern <strong>zu</strong> den Fine Stars 2014<br />
gewählt. Durch ihre Geschichten sollen<br />
sie anderen Kindern und Jugendlichen mit<br />
<strong>Diabetes</strong> Mut machen. Ende Mai gab es ein<br />
Foto shooting in Köln – das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<br />
<strong>Journal</strong> war dabei.<br />
„Die drei Kids, die in diesem Jahr unsere<br />
Botschafter für Kinder mit <strong>Diabetes</strong><br />
sind, stehen für eine große Portion Mut<br />
und Lebensfreude“, begründet Bayer<br />
seine Wahl, die der Jury nicht leicht<br />
gefallen ist.<br />
Blitzlichtgewitter und ausgelassene<br />
Stimmung: Vor<br />
der Kamera und im Gespräch<br />
mit dem <strong>Diabetes</strong>-<br />
<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> zeigten die<br />
drei Gewinner des Fine<br />
Stars-Modelcastings 2014<br />
und ihre Familien, wie sie<br />
dem <strong>Diabetes</strong> die Stirn<br />
bieten. Zu dem Casting<br />
hatte das Unternehmen<br />
Bayer HealthCare im Herbst<br />
letzten Jahres aufgerufen.<br />
Auch in diesem Jahr haben sich<br />
viele Kinder und Jugendliche<br />
mit ihren ganz persönlichen Geschichten,<br />
kreativen Videos und<br />
Bildern für das Fotoshooting beworben.<br />
Da die Diagnose Typ-1-<br />
<strong>Diabetes</strong> je nach Alter ganz verschiedene<br />
Herausforderungen<br />
mit sich bringt, wurden<br />
Kinder unterschiedlicher<br />
Altersklassen ausgewählt:<br />
Leni (4 Jahre)<br />
aus Jüchen, Hugo<br />
(9) aus Halle<br />
und Erik (17)<br />
aus Heidelberg.<br />
Wirbelwind Leni<br />
Seit Februar 2013 hat Leni <strong>Diabetes</strong><br />
und meistert ihren Alltag wie<br />
eine Große. Mit ihrem kindlichen<br />
Tatendrang hält sie die ganze Familie<br />
auf Trab – am liebsten würde<br />
sie den ganzen Tag spielen.<br />
Nach dem Kindergarten tobt sie<br />
sich aus beim Inlineskaten, Tanzen,<br />
Schwimmen oder mit dem<br />
Fahrrad. An das häufige Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />
und den regelmäßigen<br />
Wechsel der Pumpenpflaster<br />
hat sie sich gewöhnt.<br />
„Leni geht unheimlich gut mit dem<br />
<strong>Diabetes</strong> um“, erzählte ihr Vater,<br />
„sie lässt sich ihren Lebensmut<br />
und ihren Spieltrieb überhaupt<br />
nicht nehmen. Natürlich gibt es ab<br />
und <strong>zu</strong> Schwankungen, aber insgesamt<br />
ist Lenis Stoffwechsel gut<br />
eingestellt.“<br />
Nach der Diagnose hat es den <strong>Eltern</strong><br />
vor allem geholfen, sich mit<br />
anderen betroffenen <strong>Eltern</strong> aus<br />
dem näheren und weiteren Bekanntenkreis<br />
aus<strong>zu</strong>tauschen. „Die<br />
medizinischen Dinge sind das eine,<br />
aber bei anderen <strong>zu</strong> sehen, dass<br />
30<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Aktuell<br />
auch der Alltag funktionieren kann,<br />
so wie bei uns jetzt, das hat uns<br />
sehr geholfen“, erinnert sich Lenis<br />
Mutter. Bei diesen Gesprächen ist<br />
auch schnell die Entscheidung für<br />
eine Insulinpumpe gefallen.<br />
Nun muss sich die Familie einer<br />
neue Herausforderung stellen:<br />
Lenis 2 ½ Jahre alte Schwester<br />
Mia hat Zöliakie – und jetzt auch<br />
<strong>Diabetes</strong>: „Seit Kurzem hat auch<br />
sie ihre Insulinpumpe“, sagte die<br />
Mutter.<br />
Hugo: diszipliniert<br />
und stark durch Sport<br />
Am Barren, an den Ringen oder<br />
am Reck fühlt sich Hugo wohl und<br />
blüht auf. Selbstbewusst und diszipliniert<br />
trainiert er mehrmals<br />
die Woche fürs Geräteturnen und<br />
ist bereits Vize-Landesmeister geworden.<br />
Später möchte er aufs<br />
Sportgymnasium. Durch die Diagnose<br />
vor drei Jahren mussten er<br />
und seine <strong>Eltern</strong> <strong>zu</strong>nächst verstehen,<br />
was Leben mit <strong>Diabetes</strong> bedeutet,<br />
und einige Gewohnheiten<br />
umstellen. Süßigkeiten isst Hugo<br />
aber immer noch gerne und viele.<br />
Besonders der Sport hilft ihm, diszipliniert<br />
mit dem <strong>Diabetes</strong> um<strong>zu</strong>gehen.<br />
Wenn Kinder ihn nach seinem<br />
<strong>Diabetes</strong> fragen, erklärt er ihnen<br />
alles.<br />
„Natürlich hat uns die Diagnose<br />
<strong>zu</strong>erst umgehauen, es ist nicht<br />
einfach für <strong>Eltern</strong>“, meinte Hugos<br />
Vater, „aber man muss die Sache<br />
annehmen, aber der <strong>Diabetes</strong> darf<br />
einen nicht bestimmen“. Am Anfang<br />
haben sich Hugos <strong>Eltern</strong> über<br />
schlechte <strong>Werte</strong> lange verrückt gemacht.<br />
Ihr Motto heute: Was vergangen<br />
ist, ist vergangen, man<br />
kann es nicht mehr ändern. Lieber<br />
nach vorne schauen und beim<br />
nächsten Mal besser machen.<br />
Hugos Botschaft für andere Kinder<br />
mit <strong>Diabetes</strong>: „Nicht vor allem<br />
Angst haben, man kann alles ganz<br />
normal weitermachen!“<br />
Erik stört der<br />
<strong>Diabetes</strong> nicht<br />
alle Fotos und Logo: Bayer Vital GmbH<br />
Erst vor einem halben Jahr bekam<br />
Erik die Diagnose <strong>Diabetes</strong>.<br />
Inzwischen hat sich der 17-Jährige<br />
an das Leben damit gewöhnt.<br />
Das regelmäßige Messen und die<br />
Insulin<strong>zu</strong>fuhr sind kein Problem.<br />
Gerade hat er seine Führerscheinprüfung<br />
bestanden und im nächsten<br />
Jahr wartet das Abitur. Seine<br />
Freizeit genießt Erik mit Freundin,<br />
Freunden und Familie, beim Handball,<br />
oder er geht raus mit Hund Alf.<br />
„Der <strong>Diabetes</strong> stört mich nicht“,<br />
versicherte er und erklärte auch,<br />
warum das so ist: „Ich habe den<br />
Rückhalt von meinen Freunden<br />
und meiner Familie. Im Alltag<br />
merke ich kaum, dass ich <strong>Diabetes</strong><br />
habe. Das Einzige, was sich verändert<br />
hat, ist meine Ernährung: weg<br />
von den ganzen Süßigkeiten, hin<br />
<strong>zu</strong> mehr Salat. Aber das ist eine super<br />
Veränderung!“ Wichtig findet<br />
Erik auch, mit Freunden über den<br />
<strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> reden. „Die verstehen<br />
das auf jeden Fall; und wenn nicht,<br />
dann waren es wohl keine guten<br />
Freunde.“ Sie sollten wissen, was<br />
z. B. bei einer Unter<strong>zu</strong>ckerung <strong>zu</strong><br />
tun ist, dann fühlt man sich sicherer,<br />
findet Erik.<br />
Wer ist eigentlich Fine?<br />
Für die drei Kids war der Tag im<br />
Fotostudio ein besonderes Highlight.<br />
„Total aufregend, einmal so<br />
im Rampenlicht <strong>zu</strong> stehen!“, sagte<br />
Hugo begeistert. Auch am Rande<br />
des Fotoshootings fand ein reger<br />
Austausch zwischen den drei<br />
Familien über den Alltag mit <strong>Diabetes</strong><br />
statt. Besonders gefreut hat<br />
die Kids noch der Ausflug in den<br />
Kölner Zoo. Dort haben die Drei<br />
ihre Namensgeberin getroffen –<br />
die zehnjährige Giraffendame Fine,<br />
für die Bayer <strong>Diabetes</strong> Care seit<br />
2008 eine Patenschaft übernommen<br />
hat. Angelika Leidner ◼<br />
Fines<br />
Erlebniswelt<br />
Unter www.diabetes.bayer.de/kids<br />
bietet das Bayer-<br />
Maskottchen, die<br />
Giraffendame<br />
Fine, für Kinder<br />
Spiele, Infos und<br />
Rezepte an.<br />
»»<br />
Man muss die Sache annehmen,<br />
aber der <strong>Diabetes</strong> darf<br />
das Leben nicht bestimmen!<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
31
Kurz & Gut<br />
Aus der Industrie<br />
6000 Euro von AstraZeneca<br />
Für Mobil agil<br />
Mit Scheck: Florian<br />
Pickert, Dr.<br />
Gaby Allrath,<br />
Dr. Simone von<br />
Sengbusch.<br />
Foto: hesse und hallermann PR<br />
Einen Scheck über 6000 Euro konnte<br />
Florian Pickert (AstraZeneca) überreichen<br />
an Dr. Gaby Allrath von diabetesDE<br />
und Dr. Simone von Sengbusch,<br />
Projektleiterin von Mobil agil.<br />
Mobil agil wurde von diabetesDE<br />
und der Mobilen <strong>Diabetes</strong>schulung<br />
Schleswig-Holstein<br />
ins Leben gerufen<br />
und organisiert<br />
z. B. Sommerferien-<br />
Freizeiten für Kinder<br />
mit <strong>Diabetes</strong> und<br />
führt Schulungen<br />
von Lehrkräften in<br />
Schulen und Kindergärten<br />
durch.<br />
Gesammelt wurde<br />
das Geld bei einem<br />
Quiz am Stand von<br />
AstraZeneca beim<br />
<strong>Diabetes</strong>-Kongress<br />
in Berlin. Für jede richtig beantwortete<br />
Frage <strong>zu</strong>m Thema <strong>Diabetes</strong> ging<br />
ein Euro in den Spendentopf.<br />
vfa unterstützt Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan<br />
Auch der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) unterstützt die<br />
Forderung nach einem Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan. Da<strong>zu</strong> vfa-Hauptgeschäftsführerin<br />
Birgit Fischer: „Die größte Herausforderung bei <strong>Diabetes</strong> ist das Zusammenwirken<br />
der vielen beteiligten Akteure.“ Als Eckpunkte einer nationalen<br />
<strong>Diabetes</strong>strategie nennt sie u. a. die stetige Weiterentwicklung und Erforschung<br />
medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten. „Diese Themen können<br />
nur gemeinsam von Patienten, Ärzten, Leistungserbringern, Forschern, Gesundheitsunternehmen,<br />
Kassen und Politik angegangen werden.“<br />
Botschafter der Sanofi-Aktion „Gesünder unter 7“ engagiert sich<br />
Daniel Schnelting beim KiDS-Kurs<br />
Zum dritten Mal motivierte Daniel<br />
Schnelting, dreifacher Deutscher Meister<br />
im 200-m-Sprint, bei seinem Besuch<br />
des KiDS-Kurses in Bremsdorf (Brandenburg)<br />
Kinder mit <strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> einem<br />
verantwortungsvollen Umgang mit der<br />
Krankheit. Der Botschafter der Sanofi-<br />
Aktion Wissen was bei <strong>Diabetes</strong> zählt:<br />
Gesünder unter 7 ist selbst von <strong>Diabetes</strong><br />
betroffen und weiß, wie wichtig das tägliche<br />
<strong>Diabetes</strong>management ist: „Spaß<br />
an Bewegung, ausgewogene Ernährung<br />
und regelmäßige Blut<strong>zu</strong>ckerkontrollen<br />
gehen dabei Hand in Hand.“<br />
Viele bunte Bälle brachte er mit, denn er<br />
hatte für den KiDS-Kurs ein Bewegungstraining<br />
vorbereitet. Das gemeinsame<br />
Erlebnis bestärkte ihn in seiner Rolle als<br />
Vorbild: „Das Interesse der Kinder und<br />
der rege Austausch zeigen mir erneut,<br />
wie wichtig der persönliche Kontakt unter<br />
Betroffenen ist.“<br />
Contour Next-Blut<strong>zu</strong>ckermessgeräte<br />
Sicheres Messen im Grenzbereich<br />
Für Menschen mit <strong>Diabetes</strong> ist es wichtig,<br />
ein Blut<strong>zu</strong>ckermessgerät <strong>zu</strong> verwenden,<br />
das genau misst und auf das sie sich<br />
verlassen können. Qualitativ hochwertige<br />
Blut<strong>zu</strong>ckermesssysteme wie Contour XT,<br />
Contour Next USB, Contour Next und Contour<br />
Next Link des Unternehmes Bayer, erleichtern<br />
eine gute Blut<strong>zu</strong>ckereinstellung,<br />
heißt es in einer Bayer-Pressemitteilung:<br />
Die Blut<strong>zu</strong>ckermesssysteme erfüllten die<br />
Anforderungen an die Messgenauigkeit<br />
der neuen ISO-Norm 15197: 2013 und<br />
bewiesen insbesondere im Grenzbereich<br />
einer Unter<strong>zu</strong>ckerung (<strong>Werte</strong> unter 70 mg/<br />
dl (3,89 mmol/l)) eine hervorragende Messgenauigkeit.<br />
Die hohe Messgenauigkeit<br />
der Bayer-Blut<strong>zu</strong>ckermesssysteme belege<br />
auch eine aktuelle Multicenter-Studie, die<br />
Contour XT unter Alltagsbedingungen testete.<br />
Dank des Multi-Puls-Prinzips, bei dem<br />
sieben separate Messimpulse innerhalb<br />
von Sekunden einen genauen Messwert<br />
liefern, seien die Contour Next-Systeme<br />
so genau.<br />
Noch mehr über die Contour Next-Geräte steht<br />
im Internet unter www.diabetes.bayer.de.<br />
Projekt „Diaguard“<br />
App-Tagebuch<br />
Philipp Fahlteich hat seit 12 Jahren<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> – und einen Studienabschluss<br />
in Informatik. Er hat nun<br />
mit Diaguard eine Smarthphone-<br />
App für ein digitales Blut<strong>zu</strong>ckertagebuch<br />
entwickelt. In Diaguard<br />
können u. a. Blut<strong>zu</strong>cker, Boli, Mahlzeiten<br />
und Sport eingetragen werden;<br />
der eigene Blut<strong>zu</strong>ckerverlauf<br />
lässt sich analysieren. Zusätzlich<br />
dabei: ein Bolusrechner sowie ein<br />
PDF-Export, mit dem Daten schnell<br />
verschickt werden können. Diaguard<br />
ist kostenlos im Android Play<br />
Store verfügbar (https://play.google.<br />
com/store/apps/details?id=com.faltenreich.diaguard).<br />
Eine Umset<strong>zu</strong>ng<br />
für iOS ist in Arbeit.<br />
32<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Nachgefragt<br />
Recht + Soziales<br />
RA Oliver Ebert<br />
REK Rechtsanwälte Stuttgart, Balingen<br />
E-Mail: Sekretariat@rek.de<br />
Internet: www.diabetes-und-recht.de<br />
Fragen per Post bitte an:<br />
Redaktion <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz<br />
Nachgefragt<br />
Haben Sie rechtliche Schwierigkeiten?<br />
Ihre Fragen da<strong>zu</strong> können Sie Oliver Ebert<br />
per Post oder über ein Formular auf seiner<br />
Internetseite www.diabetes-und-recht.de<br />
stellen. Er erklärt, wo Probleme auf tauchen<br />
können, und bietet Lösungen.<br />
LKW fahren mit <strong>Diabetes</strong> – das geht!<br />
Petra K.: Ich habe gelesen,<br />
dass es seit Mai neue Regeln<br />
für den Führerschein gibt,<br />
und man nun auch mit <strong>Diabetes</strong><br />
LKW fahren darf. Unser Sohn Michael<br />
(17) möchte gerne Fernfahrer<br />
werden, bislang wurde uns aber<br />
gesagt, dass dies wegen seines <strong>Diabetes</strong><br />
nicht möglich sei. Hat sich<br />
da was geändert? Muss der <strong>Diabetes</strong><br />
eigentlich beim Führerscheinantrag<br />
angegeben werden?<br />
Oliver Ebert: Seit dem 1. Mai<br />
2014 gelten neue „Begutachtungsleitlinien<br />
<strong>zu</strong>r Kraftfahreignung“.<br />
Dort sind körperliche<br />
und/oder geistige Einschränkungen<br />
<strong>zu</strong>sammengestellt, welche die<br />
Eignung <strong>zu</strong>m Führen von Kraftfahrzeugen<br />
beeinträchtigen können.<br />
Die Begutachtungskriterien<br />
bei <strong>Diabetes</strong> wurden komplett<br />
neu geregelt und bringen zahlreiche<br />
Erleichterungen.<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong>r bis dahin geltenden<br />
Situation ist nun klargestellt,<br />
dass die Teilnahme am Straßenverkehr<br />
mit – und trotz – <strong>Diabetes</strong><br />
möglich ist. In der neuen Begutachtungsleitlinie<br />
ist da<strong>zu</strong> festgeschrieben,<br />
dass „gut eingestellte<br />
und geschulte Menschen mit <strong>Diabetes</strong>”<br />
sowohl einen PKW als auch<br />
LKW „sicher führen“ können – dies<br />
gilt auch für die Personenbeförderung<br />
(Taxi, Omnibus).<br />
Der <strong>Diabetes</strong> stellt somit also kein<br />
grundsätzliches Hindernis mehr<br />
für das Führen von LKWs über 3,5 t<br />
und die Personenbeförderung dar.<br />
Die bislang geltende Regelung war<br />
noch deutlich restriktiver.<br />
Allerdings ist eine Teilnahme am<br />
Straßenverkehr auch künftig natürlich<br />
nur unter der Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>zu</strong>lässig, dass Unter<strong>zu</strong>ckerungen<br />
rechtzeitig wahrgenommen<br />
werden: Wer innerhalb von<br />
zwölf Monaten wiederholt eine so<br />
schwere Unter<strong>zu</strong>ckerung hat, dass<br />
er fremde Hilfe benötigt, darf in der<br />
Regel <strong>zu</strong>nächst nicht mehr fahren.<br />
Den Führerschein bekommt man<br />
aber dann wieder, sobald nachgewiesen<br />
werden kann, dass „wieder<br />
eine hinreichende Stabilität der<br />
Stoffwechsellage sowie eine <strong>zu</strong>verlässige<br />
Wahrnehmung von Hypoglykämien<br />
sichergestellt ist“.<br />
Der <strong>Diabetes</strong> wird dem Berufswunsch<br />
von Michael also grundsätzlich<br />
nicht mehr im Wege stehen.<br />
Allerdings sollte er sich trotzdem<br />
sehr genau überlegen, ob er<br />
als chronisch kranker Mensch<br />
wirklich einen solchen Berufsweg<br />
einschlagen will, der sehr<br />
stark von gesundheitlichen Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
abhängt: Denn<br />
Foto: Val Thoermer - Fotolia.com<br />
sein Gesundheits<strong>zu</strong>stand bzw.<br />
seine Fähigkeit <strong>zu</strong>r Unter<strong>zu</strong>ckerungswahrnehmung<br />
kann sich<br />
ja jederzeit so verschlechtern,<br />
dass er plötzlich nur noch eingeschränkt<br />
– oder womöglich überhaupt<br />
nicht mehr – fahren darf.<br />
Die Folge wären dann Arbeitsplatzverlust<br />
oder schlimmstenfalls<br />
Berufsunfähigkeit.<br />
Zur Frage, ob der <strong>Diabetes</strong> beim<br />
Führerscheinantrag angegeben<br />
werden muss, gibt es sehr viele<br />
Irrtümer und Fehlinformationen.<br />
Die Vorgehensweise ist bundesweit<br />
nicht einheitlich: In manchen<br />
Landkreisen wird nach Krankheiten<br />
gefragt, in manchen nicht. Generell<br />
gilt: Wenn nicht gefragt wird,<br />
muss (und sollte) man den <strong>Diabetes</strong><br />
nicht angeben. Wenn die Behörde<br />
allerdings nach bestimmten<br />
Krankheiten wie <strong>Diabetes</strong> fragt,<br />
muss man wahrheitsgemäß und<br />
vollständig antworten. ◼<br />
Die Frage<br />
nach <strong>Diabetes</strong><br />
beim Antrag für<br />
den Führerschein<br />
ist keine Diskriminierung!<br />
Sie dient<br />
dem Schutz der<br />
Allgemeinheit und<br />
der Person selbst.<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
33
Lucas Welt<br />
Ein Knick<br />
Luca<br />
Denkinger<br />
Michael<br />
Denkinger<br />
Bloggen Sie mit!<br />
Einfach auf www.diabetesonline.de/kommentare<br />
Lucas<br />
Welt kommentieren, eigene Erfahrungen<br />
schildern, mitreden ...<br />
im Pumpenkatheter<br />
Luca freute sich riesig auf seine<br />
erste Schulhaus-Übernachtung<br />
als Gymnasiast. Dass er <strong>zu</strong>vor<br />
mit seinem Fußballverein ein Punktspiel<br />
bestreiten durfte, machte den Traumtag<br />
perfekt. Die Ernüchterung folgte am<br />
nächsten Morgen. Lucas Gesichtsfarbe<br />
war fahl als wir ihn am späten Samstagvormittag<br />
abholten, seine Laune<br />
gedämpft. „Die Übernachtung war<br />
super, aber jetzt ist mir irgendwie<br />
schlecht“, klagte er als wir daheim ankamen.<br />
Sprach‘s und übergab sich. Einmal,<br />
zweimal, dreimal. Wir kontrollierten Lucas<br />
Blut <strong>zu</strong>cker: 289 mg/dl (16 mmol/l).<br />
Auf die erste Korrektur folgte die obligatorische<br />
Fragerunde: Seit wann fühlst du<br />
dich schlecht? Was hast du am Abend<br />
gegessen? Gab es Süßes? Luca übergab<br />
sich weiter, weinte und krümmte sich<br />
vor Schmerzen.<br />
Illustration: Christian Mentzel<br />
»»<br />
Hohe <strong>Werte</strong>, Erbrechen,<br />
nichts half mehr: Luca hatte<br />
eine schwere Ketoazidose.<br />
Weil er kaum Antworten geben konnte,<br />
gingen wir die <strong>Werte</strong> in seiner Insulinpumpe durch: „HOCH“!<br />
Dieser zweimalige Display-Hinweis auf Lucas Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />
am späten Freitagabend genügten, um <strong>zu</strong> wissen, was los war:<br />
Ketoazidose! Wir kontrollierten weiter Lucas Blut<strong>zu</strong>cker, der<br />
sich im Schnitt bei etwa 300 mg/dl (16,7 mmol/l) einpendelte.<br />
Wir gaben über seine Insulinpumpe weiter Korrekturinsulin<br />
ab und überprüften den Katheter der Pumpe. Der geknickte<br />
Schlauch und ein getrockneter kleiner Blutfleck auf Lucas<br />
Haut bestätigten den Verdacht: Die Insulin<strong>zu</strong>fuhr war unterbrochen.<br />
Die Insulinkorrektur ging dem<strong>zu</strong>folge ins Leere. Unter<br />
großem Protest unseres Sohnes wechselten wir die Pumpe<br />
und forderten ihn auf, viel <strong>zu</strong> trinken. Allein das half nicht<br />
mehr: Luca konnte nichts mehr trinken, stattdessen übergab er<br />
sich. Wir fuhren in die Notaufnahme der Kinderklinik. Um den<br />
großen Flüssigkeitsverlust aus<strong>zu</strong>gleichen, wurden sofort Infusionen<br />
gelegt, <strong>zu</strong>dem Lucas Herz-Kreislauf-System überprüft.<br />
Unser Sohn übergab sich weiter, ehe sich sein Gesundheits<strong>zu</strong>stand<br />
im Laufe des Abends und der<br />
Nacht etwas besserte. Stündlich überprüften<br />
wir den Blut<strong>zu</strong>ckerspiegel, der<br />
langsam aber stetig sank.<br />
Da eine Ketoazidose durch einen langanhaltenden<br />
absoluten Insulinmangel<br />
verursacht wird, war jetzt klar: die Insulin<strong>zu</strong>fuhr<br />
an Lucas Pumpe wurde bereits<br />
am Abend – womöglich beim Fußballspielen<br />
– gekappt. Die Insulinkorrekturen,<br />
die unser Sohn vornahm, konnten<br />
also überhaupt keine Besserung herbeiführen.<br />
Bis <strong>zu</strong>m Sonntagmorgen stabilisierte<br />
sich Lucas Gesundheits<strong>zu</strong>stand<br />
weiter, <strong>zu</strong>r genauen Überprüfung<br />
musste er jedoch weitere<br />
drei Tage im Klinikum bleiben.<br />
Betroffenen und Angehörigen muss klar<br />
sein: Eine Ketoazidose, die sich klinisch<br />
beispielsweise durch Symptome wie Erbrechen,<br />
Durst und Schwäche und im<br />
weiteren Verlauf durch den Verlust des<br />
Bewusstseins äußert, kann lebensbedrohlich sein. Unserem<br />
Sohn haben wir das klargemacht. Er hätte uns am Abend anrufen<br />
müssen oder während seiner Schulhaus-Party selbstständig<br />
die Insulinpumpe überprüfen und sofort wechseln müssen.<br />
Meine Frau und ich werfen uns vor, dass wir nicht sofort nach<br />
Lucas Heimkehr die Pumpe überprüft haben. Seither machen<br />
wir das täglich. Die kleinen Insulinspritzen DailyDose zählen<br />
ebenfalls wieder <strong>zu</strong>m Notfallset, denn mit einem technischen<br />
Problem bei der Insulinpumpe sollte man immer rechnen.<br />
Und wir halten uns an das Prinzip: Bei hohen <strong>Werte</strong>n nur eine<br />
Korrektur mit der Pumpe, wenn das keinen Erfolg bringt, dann<br />
mit Spritze oder Pen korrigieren.<br />
◼<br />
Michael Denkinger (43) lebt mit seiner Familie in Memmingen und hat<br />
drei Kinder: Luca (11 Jahre), Angelina (13) und Timo (6). Er ist Inhaber<br />
der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.<br />
34<br />
www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014
Zum Aufbewahren<br />
Stolperfallen<br />
beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />
Hier haben wir für Sie und Ihr Kind Stolperfallen<br />
beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen <strong>zu</strong>sammengestellt,<br />
die durchaus Einflüsse auf das Messergebnis<br />
haben können. Die Fotos zeigen,<br />
wie es richtig ist.<br />
5<br />
Blutstropfen gewinnen: Wenn nicht<br />
ausreichend Blut austritt, die Fingerbeere<br />
nicht quetschen. Das könnte die Messwerte<br />
verfälschen.<br />
Lässt sich der Blutstropfen mit einem leichten<br />
Druck auf den Finger gewinnen, ist es in<br />
Ordnung.<br />
1<br />
Händewaschen: Ihr Kind sollte vor dem<br />
Messen des Blut<strong>zu</strong>ckers die Hände unter<br />
fließendem Wasser waschen – aber nicht<br />
mit einer Honig- oder Karamellseife (oder<br />
ähnlichem, z. B. Granatapfelseife)! Durch<br />
die in der Seife enthaltenen Zuckermoleküle<br />
können die <strong>Werte</strong> falsch <strong>zu</strong> hoch gemessen<br />
werden. Besser: Hände vor jeder Blut<strong>zu</strong>ckermessung<br />
mit einer neutralen Seife waschen.<br />
6<br />
Blut auftragen: Der Blutstropfen darf bei<br />
fast keinem Blut<strong>zu</strong>ckerteststreifen von oben<br />
auf das Messfeld aufgetragen werden –<br />
denn dann gelangt das Blut nicht <strong>zu</strong>m Bereich,<br />
in dem gemessen wird.<br />
Stattdessen das Blut von der entsprechenden<br />
Stelle am Teststreifen an der Spitze oder<br />
der Seite ansaugen lassen. So kann das Blut<br />
korrekt <strong>zu</strong>m Messfeld transportiert werden.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Teststreifen aus Dose nehmen: Wenn Sie<br />
oder Ihr Kind den Teststreifen aus der Dose<br />
genommen haben, die Dose auf keinen Fall<br />
länger offen lassen – denn so kann Feuchtigkeit<br />
an die Teststreifen gelangen. Schließen<br />
Sie also die Dose unmittelbar nach dem<br />
Entnehmen des Teststreifens und fahren Sie<br />
erst danach mit der Messung fort.<br />
Teststreifen ins Gerät einschieben: Kein<br />
Blut auf den Teststreifen geben, bevor Sie<br />
oder Ihr Kind ihn ins Gerät einschieben –<br />
das Gerät meldet sonst, dass der Teststreifen<br />
unbrauchbar ist. Der Teststreifen muss<br />
<strong>zu</strong>erst an der entsprechenden Stelle in das<br />
Gerät eingeschoben werden. Erst dann<br />
erfolgt die Aufforderung durch das Gerät,<br />
Blut auf den Teststreifen auf<strong>zu</strong>tragen.<br />
Stechen: Zum Blutgewinnen nicht in den<br />
Zeigefinger oder den Daumen stechen,<br />
denn das sind die beiden wichtigsten Finger,<br />
um Dinge <strong>zu</strong> greifen. Außerdem sollte man<br />
nicht in die Mitte der Fingerbeere stechen,<br />
weil dort der Schmerz größer ist. Zum Blutgewinnen<br />
seitlich in die Fingerbeere von<br />
Mittel-, Ring- oder kleinem Finger stechen.<br />
7<br />
Was sonst noch <strong>zu</strong> beachten ist<br />
Aktuellen Wert ablesen: Sobald das Gerät<br />
den Wert ermittelt hat, ist es nicht sinnvoll,<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel die Speichertaste <strong>zu</strong> drücken –<br />
die Gefahr, einen älteren Wert auf<strong>zu</strong>rufen<br />
und diesen für den aktuellen <strong>zu</strong> halten, ist<br />
<strong>zu</strong> groß.<br />
Sie oder ihr Kind sollten unmittelbar nach<br />
dem Messen den aktuellen Blut<strong>zu</strong>ckerwert<br />
im Display ablesen und ihn im Tagebuch<br />
notieren.<br />
◼<br />
5 Tipps von <strong>Diabetes</strong>beraterin Kerstin Remus aus Hannover<br />
• Die Hände nach dem Waschen gut abtrocknen, da sonst der<br />
Blutstropfen verdünnt wird.<br />
• Wenn nicht die Möglichkeit <strong>zu</strong>m Händewaschen besteht, auf<br />
jeden Fall den ersten Blutstropfen abwischen und erst den<br />
zweiten verwenden.<br />
• Blut<strong>zu</strong>ckerteststreifen sollten nicht im Bad gelagert werden –<br />
wegen der Feuchtigkeit.<br />
• Bei veränderten Temperaturen, z. B. sehr niedrigen Außentemperaturen<br />
im Winter, messen die Geräte unter Umständen nicht.<br />
• Wichtig: Lassen Sie sich immer eine Einweisung in das Blut<strong>zu</strong>ckermessgerät<br />
geben, auch bei einem Gerätewechsel!<br />
Dieser Bogen wurde erstellt durch Dr. Katrin Kraatz und Lena Schmidt, Kircheim-Verlag, Mainz,<br />
sowie Kerstin Remus, Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“, Hannover; Fotos: Frank Schuppelius<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />
www.diabetes-online.de<br />
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