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Diabetes Eltern-Journal BZ-Werte - Lernen, ehrlich zu protokollieren (Vorschau)

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3 | 2014 77243<br />

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<strong>BZ</strong>-<strong>Werte</strong><br />

<strong>Lernen</strong>, <strong>ehrlich</strong> <strong>zu</strong><br />

<strong>protokollieren</strong><br />

Messen<br />

7 Stolperfallen<br />

vermeiden<br />

Forschung<br />

Das können die<br />

neuen Insuline<br />

Essstörungen<br />

Was <strong>Eltern</strong> tun können<br />

Fine Stars 2014<br />

Die Gewinner


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01.0121


Editorial<br />

Ein Indianer kennt keinen<br />

Schmerz<br />

Liebe <strong>Eltern</strong>, liebe Kinder,<br />

liebe <strong>Diabetes</strong>-Teens und -Profis,<br />

Professor Dr. med. Thomas Danne,<br />

Chefarzt im Kinderkrankenhaus auf der Bult, mit<br />

seinen Töchtern Laura und Stella.<br />

So manches an <strong>Diabetes</strong> erkrankte Kind wird den Spruch<br />

„Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />

oder Insulinspritzen schon gehört haben. Dabei<br />

haben Studien nachgewiesen, dass die früher als Indianer<br />

bezeichneten Ureinwohner Amerikas natürlich<br />

genauso schmerzempfindlich waren, wie alle anderen<br />

Menschen. Historiker gehen davon aus, dass der Spruch<br />

von den Indianern und dem Schmerz auf Werke von<br />

Karl May wie „Der Schatz im Silbersee“ <strong>zu</strong>rückgeht, wo<br />

es heißt: „Ein Indianer wird von frühester Kindheit an in<br />

dem Ertragen körperlicher Schmerzen geübt. Er gelangt<br />

dadurch so weit, dass er die größten Qualen ertragen<br />

kann, ohne mit der Wimper <strong>zu</strong> <strong>zu</strong>cken“. Da steckt ja auch<br />

viel Gutes drin, denn Wehleidigkeit kann unsere Mitmenschen<br />

nerven und uns in Zeiten, in denen Durchhaltevermögen<br />

gefragt ist, bremsen. So weit so gut. Aber oft überfordern<br />

sich <strong>Eltern</strong> und Kinder mit <strong>Diabetes</strong> mit solchen<br />

Parolen. Die eigenen Sorgen <strong>zu</strong>m <strong>Diabetes</strong> permanent<br />

<strong>zu</strong> verleugnen, kann auf Dauer Probleme machen. Besser<br />

ist das Prinzip: „Sei offen und drücke Deine Gefühle<br />

aus, dann finden wir gemeinsam einen positiven Weg.“<br />

Ein offenes Gespräch ist gerade bei einem Verdacht auf<br />

Essstörungen besonders wichtig, berichtet Frau Dr. Saßmann<br />

im Psychologieteil. Auch wenn das deutsche Fussball-Team<br />

Jugendlicher mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> nicht wie die<br />

Nationalmannschaft Weltmeister geworden ist, war der<br />

Junior Cup <strong>Diabetes</strong> genauso wie das Camp D eines von<br />

vielen Beispielen des vergangenen Sommers, wie man<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

ins Gespräch und dadurch <strong>zu</strong> neuen Einsichten im Umgang<br />

mit <strong>Diabetes</strong> kommen konnte. Grund für Optimismus<br />

geben neue Entwicklungen in der <strong>Diabetes</strong> therapie,<br />

die Prof. Thomas Forst als exzellenter Kenner der <strong>Diabetes</strong>-Forschungsszene<br />

für uns <strong>zu</strong>sammengestellt hat.<br />

»»<br />

Offen sein, Gefühle ausdrücken, dann<br />

findet sich gemeinsam ein positiver Weg.<br />

Das Team des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s wünscht Ihnen,<br />

dass die Beiträge in diesem Heft – wie immer elektronisch<br />

oder konventionell <strong>zu</strong> lesen – viele Anregungen<br />

bieten, miteinander ins Gespräch <strong>zu</strong> kommen. Vielleicht<br />

hilft Ihnen dabei ja auch noch das Zitat vom Kommunikationsforscher<br />

Paul Watzlawick (1921 – 2007): „Wenn<br />

Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan<br />

hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was<br />

Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas anderes<br />

haben willst, musst Du etwas anderes tun!“<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch/Ihnen im Namen<br />

des gesamten Teams<br />

Ihr<br />

Prof. Thomas Danne<br />

Chefredakteur „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>“<br />

www.diabetes-online.de<br />

3


Diagnose <strong>Diabetes</strong>!<br />

Du hast gerade davon erfahren. Aber was heißt<br />

das jetzt für Dich und für Deine <strong>Eltern</strong>?<br />

Jan (10 Jahre alt) hat seit ein<br />

paar Jahren <strong>Diabetes</strong>. Wie er<br />

damit gut leben kann und das<br />

machen kann, was ihm Spaß<br />

macht, das erzählt er Dir und<br />

Deinen <strong>Eltern</strong> in fünf Kapiteln:<br />

1. Was ist eigentlich<br />

<strong>Diabetes</strong>?<br />

2. Essen und Trinken für<br />

Kinder mit <strong>Diabetes</strong><br />

3. Wie ich mich gut mit<br />

Insulin behandle<br />

4. Was mache ich, damit mein<br />

Blut<strong>zu</strong>cker nicht <strong>zu</strong> hoch<br />

oder <strong>zu</strong> niedrig wird?<br />

5. Wie merke ich, ob mein<br />

Blut<strong>zu</strong>cker <strong>zu</strong> hoch oder<br />

<strong>zu</strong> niedrig ist?<br />

Im sechsten Kapitel stellt Jan Dir seine<br />

zwölfjährige Freundin Laura vor. Sie lernt<br />

gerade Schritt für Schritt, wie sie gemeinsam<br />

mit ihren <strong>Eltern</strong> ihre Insulindosis berechnen<br />

kann.<br />

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Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />

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Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag


Impressum<br />

Inhalt<br />

Herausgeber und Verlag:<br />

Verlag Kirchheim + Co GmbH, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,<br />

Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-0, Fax: 0 61 31/ 9 60 70-70,<br />

E-Mail: info@kirchheim-verlag.de,<br />

Internet: www.kirchheim-verlag.de<br />

Chefredakteur:<br />

Prof. Dr. med. Thomas Danne, Hannover,<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“,<br />

Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover, E-Mail: danne@hka.de<br />

Stellvertretende Chefredakteure:<br />

Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.),<br />

Med. Hochschule Hannover, Carl-Neuberg-Straße 1,<br />

30625 Hannover, E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />

Günter Nuber,<br />

Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-30,<br />

E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de<br />

Redaktion:<br />

Nicole Finkenauer-Ganz, E-Mail: finkenauer@kirchheim-verlag.de<br />

Angelika Leidner, E-Mail: leidner@kirchheim-verlag.de<br />

Ständige Mitarbeiter:<br />

Oliver Ebert, Stuttgart – Dr. med. Wolfgang von Schütz, Hannover<br />

– Prof. Dr. med. Olga Kordonouri, Hannover – Dr. med. Nicolin<br />

Datz, Hannover<br />

Organschaft:<br />

Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> ist Organ der Arbeitsgemeinschaft<br />

Pädiatrische Diabetologie (AGPD).<br />

Internet:<br />

www.diabetes-online.de<br />

Geschäftsführung: Stephan Kröck<br />

Anzeigenleitung: Björn Lindenau<br />

Anzeigendisposition: Margarete Hahn, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-91<br />

(Anzeigenpreisliste Nr. 5 vom 1. Januar 2014)<br />

Layout: Anette Kientsch<br />

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Leser-Service: Steffie Wolf, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-62<br />

Buch-Service: Ursula Zehnter, Tel.: 0 61 31/ 9 60 70-28<br />

Erscheinungsweise: viermal jährlich<br />

Bestellung: über jede Buchhandlung oder InTime Services, <strong>zu</strong>m<br />

Jahres-Abonnementspreis von jährlich 15,00 € (pro Heft 3,75 €).<br />

Die Kündigung des Abonnements ist jederzeit möglich. <strong>Diabetes</strong>-<br />

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Druck: Hofmann Infocom GmbH, Emmericher Straße 10, 90411<br />

Nürnberg<br />

Alle Rechte bleiben dem Verlag nach Maßgabe der gesetzlichen<br />

Bestimmungen vorbehalten. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung.<br />

Gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />

Ausnahme der gesetzlich <strong>zu</strong>gelassenen Fälle ist eine Verwertung<br />

ohne Einwilligung des Verlags strafbar. Wir weisen darauf hin,<br />

dass diätetische Lebensmittel entsprechend ihres Nährstoff- und<br />

Kaloriengehaltes auf die ärztliche Diätverordnung angerechnet<br />

werden müssen.<br />

Der Anzeigenteil der Zeitschrift <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> steht<br />

außerhalb der Verantwortung der Redaktion. Anzeigen und<br />

Fremdbeilagen stellen allein die Meinung der dort erkennbaren<br />

Auftraggeber dar.<br />

© Kirchheim-Verlag, Mainz<br />

Titelbild: milanmarkovic78 - Fotolia.com<br />

ISSN 1865-7656<br />

7. Jahrgang<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

Aktuell<br />

Camp D: Auf in die vierte Runde! 6<br />

Aufkleber gestalten mit MyDesign 10<br />

Online-Portal für Menschen mit <strong>Diabetes</strong> 15<br />

Fußballfieber beim Junior Cup <strong>Diabetes</strong> 23<br />

Aktionstag mit Daniel Schnelting 26<br />

Fine Stars 2014: die Gewinner 30<br />

Kurz & Gut<br />

Meldungen Baby + Kleinkind 19<br />

Meldungen Kinder + Jugendliche 27<br />

Aus der Industrie 32<br />

Medizin<br />

Möglichkeiten durch neue Insuline 12<br />

Doch kein Risiko durch Kuhmilch? 24<br />

Psychologie<br />

Essstörungen: Warnsignale und Hilfen 16<br />

Lebensecht<br />

„Wir sitzen gemeinsam in einem Boot“ 20<br />

Nachgefragt<br />

Psychologie + Medizin 28<br />

Recht + Soziales 33<br />

Serien<br />

Gute Schule Teil 27<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerwerte <strong>protokollieren</strong> 8<br />

Rubriken<br />

Lucas Welt 34<br />

Zum Aufbewahren<br />

Stolperfallen beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen 35<br />

www.diabetes-online.de<br />

Immer diese Blut<strong>zu</strong>ckerprotokolle:<br />

Dr. Datz sagt, worauf<br />

es ankommt. S. 8<br />

Essgestört – ja oder<br />

nein? Typische Warnsignale<br />

nennt Dr. Heike<br />

Saßmann. S. 16<br />

Vier Mütter und ihr<br />

Blog über Kinder mit<br />

<strong>Diabetes</strong>. Mehr da<strong>zu</strong><br />

finden Sie hier. S. 20<br />

Ein Knick im Katheter<br />

ist nicht harmlos,<br />

das weiß Luca jetzt<br />

genau. S. 34<br />

5


Aktuell<br />

Camp D: Auf in die<br />

vierte Runde!<br />

Über 400 Teilnehmer waren in diesem<br />

Jahr beim Camp D, dem Zeltcamp für<br />

junge Menschen mit <strong>Diabetes</strong>. Unter dem<br />

Motto „Die Zukunft gehört mir!“ gab<br />

es viele Antworten auf zentrale Lebensfragen.<br />

Professor Thomas Danne hat die<br />

Stimmung beim Camp und Stimmen von<br />

Teilnehmern festgehalten.<br />

Camp-D-Song<br />

Am Sonntagmorgen<br />

bei der Abschiedsveranstaltung<br />

performten<br />

die Gruppe ERIN<br />

und Teilnehmer<br />

des Camps den<br />

Camp-D-Song.<br />

Zum vierten Mal war Schleswig-Holstein<br />

im Juli Gastgeberland<br />

für das Camp D.<br />

Die <strong>zu</strong>nehmende politische Wahrnehmung,<br />

die das Thema „<strong>Diabetes</strong>“<br />

durch solche Aktionen bekommt,<br />

zeigte sich daran, dass erstmals<br />

der Schleswig- Holsteinische<br />

Ministerpräsident, Thorsten Albig,<br />

Schirmherr des Camps war und<br />

sich beim Sporttag am Samstag<br />

vor Ort informierte.<br />

Lucy, eine 23-jährige Teilnehmerin<br />

aus Stuttgart, brachte es<br />

auf den Punkt: „Das Besondere am<br />

Camp D ist, dass wir so<strong>zu</strong>sagen alle<br />

im gleichen Boot sitzen. Ich kenne<br />

<strong>zu</strong> Hause niemanden mit Typ-1-<br />

» » Fabian (16): Immer bin ich mit<br />

meinem <strong>Diabetes</strong> ein Außenseiter,<br />

und hier haben es einfach alle.<br />

<strong>Diabetes</strong> und finde es toll, hier auf<br />

Gleichgesinnte <strong>zu</strong> treffen.“<br />

Beim vierten Camp D in Bad<br />

Sege berg hat wieder einmal alles<br />

gepasst: Die Sonne schien,<br />

die Stimmung war super und je-<br />

der sprach mit jedem. 411 Teilnehmer<br />

zwischen 16 und 25 Jahren<br />

mit <strong>Diabetes</strong> Typ 1, überwiegend<br />

aus Deutschland und<br />

der Schweiz, sowie 126 Betreuer,<br />

Diabetologen und Psychologen<br />

trafen sich in dem Zeltcamp<br />

<strong>zu</strong>m intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch.<br />

Unter dem Motto „Die Zukunft gehört<br />

mir!“ gab das Camp D wieder<br />

viele Antworten auf zentrale Lebensfragen.<br />

Dass diese Hilfe in der<br />

wichtigen Lebensphase auf dem<br />

Weg <strong>zu</strong>m Erwachsenwerden gut<br />

ankommt, beweist die positive Resonanz<br />

auf die bisherigen Camps.<br />

Organisiert wurde das Ganze<br />

durch die Firma Novo Nordisk unterstützt<br />

vom Platinsponsor Roche<br />

Diagnostics; aber auch andere,<br />

wie die Deutsche <strong>Diabetes</strong> Hilfe –<br />

Menschen mit <strong>Diabetes</strong> (DDH-M),<br />

waren vor Ort. Natürlich sind auch<br />

Gäste aus anderen Ländern willkommen:<br />

Sarolta, eine 25-jährige<br />

Teilnehmerin aus Rumänien, stellte<br />

fest: „Hier in Deutschland leben<br />

die Jugendlichen mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

komplett anderes als bei uns in<br />

Rumänien. Wir sind viel schlechter<br />

versorgt. Wenn man über 18 Jahre<br />

alt ist, erhält man von der Krankenkasse<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel nur einen<br />

Teststreifen pro Tag. Für mich ist es<br />

etwas ganz besonderes, hier beim<br />

Camp D dabei sein <strong>zu</strong> dürfen.<br />

Am Anfang hatte ich ein bisschen<br />

Angst, weil ich niemand kannte.<br />

Aber alle kümmern sich ganz lieb<br />

um mich!“<br />

Anruf im Camp: Der nationale<br />

<strong>Diabetes</strong> plan kommt!<br />

Tue Gutes und rede drüber, das gilt<br />

natürlich auch für das Camp D. So<br />

wurde <strong>zu</strong>m Auftakt eine gut besuchte<br />

Pressekonferenz rund um<br />

das Thema Typ-1-<strong>Diabetes</strong> bei<br />

jungen Erwachsenen veranstaltet.<br />

Gerade als die Rolle der Gesundheitspolitik<br />

an der Reihe war, klingelte<br />

das Handy mit einer Nachricht<br />

aus dem Bundesrat in Berlin:<br />

In einer mehrheitlichen Entschließung<br />

hatten just in diesem Augenblick<br />

die Länder im Bundesrat der<br />

Bundesregierung empfohlen, einen<br />

Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan auf<br />

6<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Aktuell<br />

den Weg <strong>zu</strong> bringen. Dieser historische<br />

Meilenstein konnte auf dem<br />

Camp anschließend gefeiert werden.<br />

Allerdings war eines in den<br />

anschließenden Gesprächen der<br />

Experten klar: Diese Empfehlung<br />

ist rechtlich nicht bindend und<br />

deshalb müssen wir auch nach<br />

dieser Empfehlung im Bundesrat<br />

weiterkämpfen, um <strong>Diabetes</strong> auch<br />

in Deutschland eine angemessene<br />

gesundheitspolitische Bedeutung<br />

<strong>zu</strong> geben.<br />

<strong>Diabetes</strong> –<br />

mal ganz natürlich<br />

Mira, eine 25-jährige Teilnehmerin<br />

aus Berlin erzählte: „Eigentlich<br />

wollte schon am letzten Camp D<br />

2011 teilnehmen. Damals war ich<br />

aber mit der Anmeldung <strong>zu</strong> spät<br />

dran, und alle Plätze waren schon<br />

belegt. Dieses Jahr war ich dann so<br />

nervös, dass ich jede Woche eine<br />

E-Mail geschickt habe, um nach<strong>zu</strong>fragen,<br />

ab wann die Anmeldung<br />

freigeschaltet ist. Ich bin so froh,<br />

dass ich hier bin. Camp D ist so<br />

unglaublich interessant. Hier findet<br />

man eine tolle Mischung von<br />

jungen Menschen aus allen Bereichen<br />

und Schichten. Das finde<br />

ich besonders spannend. Und:<br />

Alle haben <strong>Diabetes</strong>. Aber das bekommt<br />

man nicht mit, weil man<br />

hier so natürlich damit umgeht.“<br />

13 Workshops trafen den Nerv der<br />

Teilnehmer mit Tipps <strong>zu</strong>r Psychologie<br />

(„Reset my diabetes“), <strong>zu</strong>m<br />

Umgang mit Alkohol, <strong>zu</strong> Sexualität<br />

und Schwangerschaft, <strong>zu</strong> Reisen,<br />

rechtlichen Fragen, <strong>zu</strong>m Führerschein,<br />

aber auch <strong>zu</strong> neuen Medien<br />

und <strong>Diabetes</strong>.<br />

Absolutes Highlight:<br />

der Sporttag<br />

Der Samstag stand unter dem Motto<br />

Sport. Vierzehn verschiedene<br />

Sportarten luden <strong>zu</strong>m Mitmachen<br />

ein und wurden <strong>zu</strong>m Teil von Profisportlern<br />

angeleitet. So gab es eine<br />

Fahrradtour, Anja Renfordt bot<br />

einen Kickbox-Workshop und Bastian<br />

Hauck einen Stand-Up-Paddling-Kurs<br />

an. Auch Fußball wurde<br />

<strong>zu</strong>r WM 2014 natürlich nicht vernachlässigt.<br />

Aber wer hat schon<br />

mal Bossaball gespielt?<br />

Bete, eine 16-jährige Teilnehmerin<br />

aus Stein bei Nürnberg, die aus<br />

Äthiopien stammt, erzählte: „Als<br />

ich mit fünf Jahren Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

bekam, wurde ich von meiner<br />

Tante nach Deutschland geschickt.<br />

Das war meine Rettung.<br />

Hier geht es mir richtig gut. Meine<br />

Pflegemutter kümmert sich sehr<br />

lieb um mich. Sie steht jede Nacht<br />

zweimal auf, um meinen Zucker <strong>zu</strong><br />

messen. Sie war auch dafür, dass<br />

ich Camp D besuche. Ich finde es<br />

super hier. Das Kickboxen hat mir<br />

sehr viel Spaß gemacht und der<br />

Workshop mit den Sportlern auch.<br />

Beim nächsten Camp bringe ich alle<br />

meine Freundinnen mit.“ Als Alternativprogramm<br />

stand ein Kochkurs<br />

vom Profi- und Fernsehkoch<br />

Ole Plogstedt im Angebot, ebenso<br />

wie ein Film-Workshop unter<br />

der Leitung von Matthias Steiner,<br />

Olympiasieger 2008 im Gewichtheben.<br />

Immer in Action waren die<br />

Teilnehmer beim Fackel-Staffellauf<br />

über 62 Stunden rund um das<br />

Camp-D-Gelände.<br />

Auf Wiedersehen<br />

im nächsten Camp<br />

Ob <strong>Diabetes</strong>profis oder von <strong>Diabetes</strong><br />

Betroffene, alle waren sich<br />

einig: Der große Einsatz vieler<br />

Helfer und nicht <strong>zu</strong>letzt die großzügige<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Sponsoren<br />

hat sich wieder einmal gelohnt.<br />

Vom Camp D werden Profis<br />

und Betroffene noch lange<br />

zehren – als unschätzbar wichtige<br />

Erfahrung und langanhaltende<br />

Motivation für den Alltag. Hoffentlich<br />

wird es auch in Zukunft<br />

möglich sein, mit dem gemeinsamen<br />

Engagement das fünfte<br />

Camp D auf die Beine <strong>zu</strong> stellen.<br />

Denn sicher wird es jetzt dem einen<br />

oder anderen Leser genauso<br />

gehen wie Wiebke, einer 23-jährigen<br />

Teilnehmerin aus Karlsruhe:<br />

„Als ich über das Camp gelesen<br />

habe, war ich sofort begeistert<br />

und wollte unbedingt teilnehmen.<br />

Damit ich dabei sein kann, habe<br />

ich mein Auslandssemester in<br />

Schweden um einen Monat verkürzt.<br />

Meine Erwartungen wurden<br />

mehr als erfüllt.“<br />

Dem ist nichts hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>fügen. Die<br />

Zukunft gehört dem Camp D! ◼<br />

Kontakt<br />

Beim Camp D war<br />

vieles möglich:<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel<br />

Gleichgesinnte<br />

treffen, gemeinsam<br />

Sport machen,<br />

Erfahrungen<br />

austauschen und<br />

Antworten auf<br />

zentrale Lebensfragen<br />

bekommen.<br />

Prof. Dr. med. Thomas Danne<br />

Kinderdiabetologe,<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />

„Auf der Bult“, Hannover,<br />

Vorstandsvorsitzender diabetesDE<br />

Fotos: Novo Nordisk Deutschland GmbH<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

7


Gute Schule<br />

Serie Schulung<br />

Serie Schulung Teil 27<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

<strong>protokollieren</strong><br />

Den Blut<strong>zu</strong>cker <strong>zu</strong> messen, ist meist kein Problem.<br />

Aber die <strong>Werte</strong> dann auch noch konsequent und<br />

<strong>ehrlich</strong> <strong>zu</strong> dokumentieren, das ist nicht für alle Kinder<br />

und Jugendlichen selbstverständlich und führt häufig<br />

<strong>zu</strong> Streitigkeiten in der Familie. Dr. Nicolin Datz sagt,<br />

worauf es dabei ankommt.<br />

Foto: pressmaster - Fotolia.com<br />

Foto: Les Cunliffe - Fotolia.com<br />

Den<br />

Protokollbogen,<br />

den z. B. das<br />

Kinderkrankenhaus<br />

auf der<br />

Bult verwendet,<br />

gibt es unter<br />

aerzteinformationen.<br />

auf-der-bult.de<br />

(unter Diabetologie,<br />

Downloads,<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerprotokollbogen).<br />

Jetzt messe ich sechsmal am<br />

Tag meinen Blut<strong>zu</strong>cker, berechne<br />

die Kohlenhydrate<br />

und das Insulin. Warum muss ich<br />

meine Blut<strong>zu</strong>ckerwerte dann auch<br />

noch aufschreiben?“ Lisa sitzt vor<br />

ihrem Diabetologen, mit einem<br />

fast leeren Dokumentationsheftchen,<br />

in das sie normalerweise ihre<br />

Blut<strong>zu</strong>ckermessungen eintragen<br />

soll und versteht nicht, warum ihre<br />

Mutter mit ihr schimpft.<br />

Blut<strong>zu</strong>ckermessungen mehrmals<br />

am Tag durch<strong>zu</strong>führen, ist eine<br />

Tatsache, die Kinder mit <strong>Diabetes</strong><br />

sehr schnell lernen und in den<br />

Alltag integrieren. Regelmäßige<br />

Blut<strong>zu</strong>ckermessungen sind not­<br />

Tipp<br />

Gelegentlich, z. B. einmal im<br />

Monat sollte ein Tagesprofil<br />

mit Messungen direkt vor und<br />

2 Stunden nach den Mahlzeiten<br />

sowie um 2 Uhr nachts erfolgen.<br />

wendig, um Informationen über<br />

die derzeitige Stoffwelchsellage<br />

<strong>zu</strong> erhalten, die notwendigen Insulinmengen<br />

berechnen <strong>zu</strong> können<br />

und die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte im<br />

Zielbereich <strong>zu</strong> halten bzw. in den<br />

Zielbereich <strong>zu</strong> bekommen. Diese<br />

<strong>Werte</strong> dann auch noch <strong>zu</strong> dokumentieren,<br />

ist allerdings nicht<br />

für alle Kinder und Jugendlichen<br />

selbstverständlich und führt nicht<br />

selten innerhalb der Familien <strong>zu</strong><br />

Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen zwischen<br />

Kindern und <strong>Eltern</strong>.<br />

Die <strong>Werte</strong> werden z. T. nur nachlässig<br />

oder gar nicht dokumentiert,<br />

manchmal werden Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

sogar erfunden und nach dem<br />

Zufallsprinzip – wie beim Lottospielen<br />

– aufgeschrieben. Die<br />

Dokumentation der Blut<strong>zu</strong>ckerselbstmessungen<br />

ist jedoch für eine<br />

optimale Therapie sehr wichtig<br />

und unerlässlich: <strong>Werte</strong>, die<br />

nicht dokumentiert werden, geraten<br />

schnell in Vergessenheit.<br />

Dies hat <strong>zu</strong>r Folge, dass man nicht<br />

nachvollziehen kann, warum es<br />

plötzlich <strong>zu</strong> Unter<strong>zu</strong>ckerungen<br />

oder Über<strong>zu</strong>ckerungen kommt,<br />

was eine gute Therapiesteuerung<br />

folglich schwierig macht. Bei Kindern,<br />

die noch in der körperlichen<br />

Entwicklung stecken, sind Blut<strong>zu</strong>ckerschwankungen,<br />

z. B. durch<br />

hormonelle Einflüsse, Wachstum<br />

und Entwicklung, regelmäßig <strong>zu</strong><br />

beobachten, sodass die Insulinmengen<br />

dementsprechend häufig<br />

angepasst werden müssen.<br />

Was ist wichtig für die<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerdokumentation?<br />

Mit einem regelmäßig geführten<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerprotokoll sind bereits<br />

eigene Anpassungen der Therapie<br />

möglich und der Diabetologe<br />

kann sich in der Sprech stunde<br />

einen guten Überblick verschaffen<br />

und Vorschläge machen,<br />

um die Therapie <strong>zu</strong> optimieren.<br />

8<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Gute Schule<br />

Serie Schulung<br />

Ohne Dokumentation besteht<br />

hier keine Ansatzmöglichkeit für<br />

den Arzt.<br />

Im Rahmen der <strong>Diabetes</strong>schulung<br />

wird festgelegt, welche Informationen<br />

bei der Blut<strong>zu</strong>ckerdokumentation<br />

<strong>zu</strong> berücksichtigen sind. Da<strong>zu</strong><br />

gehören: die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte, die<br />

verabreichte Insulinmenge sowie<br />

die aufgenommenen Kohlenhydrate.<br />

Dies alles sollte auch mit<br />

der jeweiligen Uhrzeit protokolliert<br />

werden. Außerdem gehören<br />

besondere Ereignisse, die eine<br />

differenzierte Insulingabe erfordern,<br />

in die Dokumentation: Unter<strong>zu</strong>ckerungen,<br />

Über<strong>zu</strong>ckerungen,<br />

Sport, Stress, Ketone, Krankheiten,<br />

Peri ode bei den Mädchen,<br />

Partys, Alkoholaufnahme, fettreiche<br />

Mahlzeiten.<br />

Wobei hilft<br />

die Dokumentation?<br />

Anpassung des<br />

Insulins im Alltag<br />

Die Dokumentation von Blut<strong>zu</strong>ckerwerten<br />

vor und nach der<br />

Mahlzeit hilft z. B. dabei, die Faktoren<br />

für die Mahlzeiten <strong>zu</strong> überprüfen.<br />

Oft fällt erst im Rahmen des<br />

Aufschreibens auf, dass der Blut<strong>zu</strong>cker<br />

beispielsweise zwei Stunden<br />

nach der Mahlzeit immer <strong>zu</strong><br />

niedrig oder <strong>zu</strong> hoch ist. Dann<br />

kann der Faktor entsprechend angepasst<br />

werden.<br />

Sehr gut geeignet, <strong>zu</strong>r Überprüfung<br />

der Therapie, ist ein sogenanntes<br />

Blut<strong>zu</strong>cker-Tagesprofil<br />

bei dem man direkt vor der Mahl­<br />

Die Dokumentation<br />

der Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

ist sowohl für den<br />

Patienten selbst als<br />

auch für den Arzt eine wichtige<br />

Grundlage <strong>zu</strong>r Optimierung der<br />

Therapie. Vorausgesetzt, sie ist<br />

<strong>ehrlich</strong>.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

Fazit<br />

zeit, zwei Stunden nach der Mahlzeit<br />

sowie vor dem Schlafengehen<br />

(22 Uhr), in der Nacht (2 Uhr) und<br />

morgens um 6 Uhr den Blut<strong>zu</strong>cker<br />

misst. Solch ein Profil sollte gelegentlich<br />

durchgeführt werden, um<br />

die Therapie <strong>zu</strong> überprüfen, z. B.<br />

einmal monatlich.<br />

Anpassung des Insulins<br />

an besondere Situationen<br />

Um heraus<strong>zu</strong>finden, wie die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

auf langes Ausschlafen,<br />

stärkere körperliche Belastung,<br />

Urlaubsreisen und Ähnliches<br />

reagieren, ist ein ausführliches<br />

Protokoll unerlässlich. Basierend<br />

auf diesem kann man dann für das<br />

nächste Mal bestimmte Regeln ableiten<br />

und Unter- bzw. Über<strong>zu</strong>ckerungen<br />

verhindern.<br />

Wie dokumentieren?<br />

Worauf oder worin dokumentiert<br />

wird, kann sich jeder selbst aussuchen:<br />

ob auf großen Papierbögen<br />

oder in kleinen Heftchen,<br />

das spielt keine Rolle. Wichtig ist,<br />

dass es die Möglichkeit gibt, wichtige<br />

Informationen (<strong>Werte</strong>, Insulinmenge,<br />

KE-/BE-Menge mit den<br />

Uhrzeiten) in übersichtlicher Tabellenform<br />

unter<strong>zu</strong>bringen,damit<br />

rasch erkannt werden kann, wo es<br />

Probleme gibt.<br />

Viele Messgeräte bieten inzwischen<br />

die Möglichkeit, die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

mit dem Computer in<br />

Tabellen <strong>zu</strong> übertragen und aus<strong>zu</strong>drucken.<br />

Auch diese Methode<br />

ist eine Option für die Dokumentation,<br />

allerdings passiert es dann<br />

Folgende Informationen<br />

sollte die Blut<strong>zu</strong>ckerdokumentation<br />

enthalten:<br />

• Blut<strong>zu</strong>ckerwert mit Uhrzeit<br />

• KE-/BE-Menge mit Uhrzeit<br />

• Insulinmenge und Insulinname<br />

mit Uhrzeit.<br />

immer wieder, dass die Kinder sich<br />

diese <strong>Werte</strong> gar nicht selbst anschauen,<br />

sondern nur dem Arzt<br />

vorlegen, der sich dann durch eine<br />

unübersichtliche Datenflut durcharbeiten<br />

soll.<br />

Ehrliche Dokumentation<br />

ist wichtig!<br />

Sehr wichtig ist, dass hohe <strong>Werte</strong><br />

bei der Dokumentation nicht<br />

weggelassen oder gelöscht werden.<br />

Für eine gute ärztliche Beratung<br />

ist ein echtes Protokoll wichtig,<br />

mit geschönten Blut<strong>zu</strong>ckerprotokollen<br />

ist dies nicht möglich.<br />

Der Arzt bekommt die Protokolle<br />

zwar vorgelegt, aber es ist nicht<br />

seine Aufgabe, über diese <strong>zu</strong> richten,<br />

sondern dem Patienten dabei<br />

<strong>zu</strong> helfen, eine möglichst normnahe<br />

Blut <strong>zu</strong>ckereinstellung <strong>zu</strong> erreichen.<br />

Wie oft sollte man messen?<br />

Es empfiehlt sich, den Blut<strong>zu</strong>cker<br />

regelmäßig vor den Mahlzeiten<br />

und beim Aufstehen sowie<br />

»»<br />

Für eine gute ärztliche Beratung<br />

ist ein <strong>ehrlich</strong>es Blut<strong>zu</strong>cker protokoll<br />

wichtig, kein geschöntes.<br />

vor dem Schlafengehen <strong>zu</strong> bestimmen.<br />

Damit kommt man dann auf<br />

ca. 6 Messungen am Tag.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen:<br />

Eine regelmäßige Dokumentation<br />

der Blut<strong>zu</strong>ckerwerte ist für<br />

eine gute Stoffwechseleinstellung<br />

unerlässlich. In welcher Form die<br />

Dokumentation erfolgt, sollte mit<br />

dem <strong>Diabetes</strong>team abgesprochen<br />

werden. <br />

◼<br />

Kontakt<br />

www.diabetes-online.de<br />

Foto: goodluz - Fotolia.com<br />

Wichtig ist: Die<br />

Dokumentation<br />

soll nicht Fehler<br />

oder Un<strong>zu</strong>länglichkeiten<br />

der<br />

Kinder aufdecken,<br />

sondern dabei<br />

helfen, die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

optimal<br />

<strong>zu</strong> steuern.<br />

Dr. med. Nicolin Datz<br />

Oberärztin Pädiatrie III<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />

„Auf der Bult“, Hannover<br />

E-Mail: datz@hka.de<br />

9


Aktuell<br />

Aufkleber gestalten<br />

mit MyDesign<br />

Foto: picsfive - Fotolia.com<br />

Jetzt können Sie selbst kreativ werden: Einfach einen Aufkleber für die Blut<strong>zu</strong>ckermessgeräte<br />

Accu-Chek Mobile und Accu-Chek Aviva gestalten und beim<br />

„MyDesign“-Wettbewerb mitmachen. Die besten Entwürfe werden veröffentlicht,<br />

produziert und können dann bestellt werden. Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> und das<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> begleiten die Aktion exklusiv als Medienpartner.<br />

Matthias Steiner<br />

lässt sich bisher<br />

von seinem Sohn<br />

das Messgerät verzieren.<br />

Vielleicht<br />

nutzt er bald<br />

einen Aufkleber<br />

mit einem Design<br />

von Ihnen.<br />

Ob bunte Handyhülle oder<br />

Schlüssel anhänger mit<br />

persönlichem Erinnerungswert<br />

– Dinge, die wir täglich<br />

in den Händen halten, sind oft ein<br />

Spiegel unserer Persönlichkeit.<br />

Bei Blut<strong>zu</strong>ckermessgeräten, die<br />

für Menschen mit <strong>Diabetes</strong> treue<br />

Alltagsbegleiter sind, war Individualität<br />

bisher meist kein Thema.<br />

Jetzt bietet der MyDesign-<br />

Wettbewerb erstmals die Möglich-<br />

Mitmachen – so einfach geht’s!<br />

Sie brauchen da<strong>zu</strong> die Vorlagen mit den Geräteumrissen<br />

von Accu-Check Aviva und Accu-Chek Mobile.<br />

Eine Vorlage finden Sie eingeklebt in diesem Heft<br />

auf Seite 11; weitere Vorlagen gibt es kostenfrei<br />

beim Accu-Chek-Kundenservice (Montag bis Freitag,<br />

8 bis 18 Uhr, Tel.: 08 00/4 46 68 00). Sie können auch<br />

online teilnehmen unter www.accu-chek.de/<br />

mydesign. Für alle Teilnehmer gilt:<br />

• Die Vorlagen können bedruckt, bemalt oder beklebt<br />

werden.<br />

• Nur Motive innerhalb der weißen Fläche können<br />

später auch auf den Sticker gedruckt werden.<br />

• Die Aktion läuft seit dem 28. August 2014, Einsendeschluss<br />

ist der 14. November 2014.<br />

keit, den Accu-Chek-Messgeräten<br />

eine ganz individuelle Note <strong>zu</strong> verleihen.<br />

Jeder, der gern einmal kreativ<br />

werden möchte, kann seinen<br />

ganz persönlichen Stickerentwurf<br />

für Accu-Chek Mobile, Accu-Chek<br />

Aviva oder für beide Blut<strong>zu</strong>ckermesssysteme<br />

einreichen.<br />

Unter allen eingereichten Entwürfen<br />

wählt dann eine prominente<br />

und fachkundige Jury die zwei<br />

besten Designs aus. Der Olympiasieger<br />

im Gewichtheben und<br />

Typ-1-Diabetiker Matthias Steiner<br />

ist ebenso stimmberechtigt<br />

wie Redakteure des <strong>Diabetes</strong>-<br />

<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>s und des <strong>Diabetes</strong>-<br />

<strong>Journal</strong>s sowie die Mitglieder des<br />

Accu-Chek-Teams.<br />

Wählen Sie<br />

den Publikumsliebling<br />

Neben dem Preis der Jury wird es<br />

auch eine Wahl <strong>zu</strong>m Publikumsliebling<br />

geben. Dabei kann jeder<br />

ab dem 15. September im Internet<br />

auf www.accu-chek.de/mydesign<br />

für seinen persönlichen<br />

Lieblingsentwurf abstimmen. Die<br />

Top-3-Designs werden im <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>,<br />

im <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />

und im Internet veröffentlicht.<br />

Der eigentliche Clou<br />

aber ist, dass die drei Gewinnerentwürfe<br />

als gedruckte Aufkleber<br />

in Serie gehen und die Messgeräte<br />

von Nutzern in ganz Deutschland<br />

verschönern können.<br />

Den Alltag bunter machen<br />

Jury-Mitglied Matthias Steiner ist<br />

begeistert vom MyDesign-Wettbewerb:<br />

„Mein Sohn hatte schon einen<br />

Riesenspaß daran, mein Accu-<br />

Chek-Messgerät und die Pumpe<br />

mit bunten Aufklebern <strong>zu</strong> verzieren,<br />

daher freue ich mich auf viele<br />

kreative Ideen! Schließlich muss<br />

man bei <strong>Diabetes</strong> jeden Tag am Ball<br />

bleiben – wenn das etwas bunter<br />

und individueller geht, macht es<br />

doch gleich viel mehr Spaß.“ Wie<br />

Matthias Steiner seinen Alltag außerdem<br />

abwechslungsreich gestaltet,<br />

können Sie auf Facebook verfolgen<br />

– unter STEINERtainment. ◼<br />

10<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


MyDesign-Wettbewerb:<br />

Gestalten Sie Ihren eigenen Sticker<br />

unter www.accu-chek.de/mydesign<br />

Mehr Produktinfos auch unter der kostenfreien Telefonnummer<br />

0800 4466800 (Mo–Fr, 08:00–18 :00 Uhr).


Medizin<br />

Möglichkeiten durch<br />

neue Insuline<br />

Foto: Torbz - Fotolia.com<br />

Eine Insulintherapie, die möglichst<br />

natürlich und an die aktuellen Erfordernisse<br />

angepasst ist: das ist Ziel und<br />

Herausforderung aktueller Forschung.<br />

Welche Möglich keiten neue Insuline<br />

eröffnen, erklärt Professor Thomas Forst.<br />

Wie soll ein Insulin<br />

wirken, welche<br />

Eigenschaften<br />

soll es haben? Die<br />

Tabelle zeigt die<br />

Kriterien für Insuline<br />

<strong>zu</strong>r basalen<br />

und prandialen<br />

Insulingabe.<br />

Kriterien für Insuline<br />

Verzögerungsinsuline<br />

(Nüchtern- oder Basalinsuline)<br />

Langsame subkutane Aufnahme<br />

Lange Wirkdauer<br />

Flaches Wirkprofil<br />

Geringe Absorptionsvariabilität<br />

Bei Menschen mit einem<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> kommt es<br />

<strong>zu</strong> einer Zerstörung der<br />

insulinproduzierenden Betazellen<br />

durch das eigene Immunsystem.<br />

Infolgedessen kommt die körpereigene<br />

Insulinproduktion <strong>zu</strong>m<br />

Erliegen. Der Patient ist darauf angewiesen,<br />

dass Insulin von außen<br />

(extern) <strong>zu</strong>geführt wird. Insulin<br />

wird dabei in das subkutane Gewebe<br />

unter die Haut gespritzt und<br />

muss von dort in die Blutbahn aufgenommen<br />

(absorbiert) werden.<br />

Die Absorption des Insulins aus<br />

dem subkutanen Gewebe hängt<br />

dabei nicht von den Veränderungen<br />

des Blut<strong>zu</strong>ckerspiegels ab,<br />

sondern von den physikalischen<br />

Mahlzeiteninsuline<br />

(prandiale Insuline)<br />

Schnelle subkutane Aufnahme<br />

Kurze Wirkdauer<br />

Steiles Wirkprofil<br />

Geringe Absorptionsvariabilität<br />

und chemischen Eigenschaften des<br />

Insulins. Die große Herausforderung<br />

an eine externe Insulin<strong>zu</strong>fuhr<br />

ist daher, die Insulingabe so an<strong>zu</strong>passen,<br />

dass diese den aktuellen<br />

Erfordernissen möglichst nahekommt.<br />

Verzögerungsinsuline dienen da<strong>zu</strong>,<br />

den basalen Insulin bedarf ab<strong>zu</strong>decken.<br />

Mahlzeiteninsuline dagegen<br />

sollen verhindern, dass der Blut<strong>zu</strong>cker<br />

nach der Aufnahme von<br />

Kohlenhydraten ansteigt. Die Abbildung<br />

rechts oben zeigt die verschiedenen<br />

Wirkkurven der Insuline,<br />

die derzeit <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />

Das Verhalten eines Arzneimittels<br />

im menschlichen Körper bezeichnen<br />

Wissenschaftler auch als Pharmakokinetik.<br />

Aufgrund der vorgegebenen<br />

Pharmakokinetik der<br />

verfügbaren Insuline ist bei vielen<br />

Patienten nur eine Annäherung an<br />

natürliche Insulinprofile möglich.<br />

Den Blut<strong>zu</strong>cker normnah ein<strong>zu</strong>stellen,<br />

wird dadurch erheblich erschwert.<br />

Zahlreiche neue Insulinentwicklungen<br />

sollen die Möglichkeiten<br />

erweitern und so eine natürlichere<br />

Insulingabe erlauben. Wie in der<br />

Tabelle (links) dargestellt, sollten<br />

Basalinsuline eine möglichst lange,<br />

stabile Wirkdauer ohne wesentliche<br />

Wirkspitzen aufweisen, während<br />

prandiale Insuline möglichst<br />

schnell und kurz wirken sollten. Für<br />

alle Insuline sollte die subkutane<br />

Absorption von Tag <strong>zu</strong> Tag möglichst<br />

wenig variieren.<br />

Neue Verzögerungsinsuline<br />

(Basalinsuline)<br />

Lange Wirkdauer<br />

Seit Kurzem ist ein neues Insulinanalogon<br />

in Europa <strong>zu</strong>r Behand­<br />

12<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Medizin<br />

Wirkkurven verschiedener Insuline<br />

So wirken die unterschiedlichen<br />

Insuline:<br />

durchgezogene<br />

Linie = Mahlzeiteninsuline;<br />

unterbrochene<br />

Linie = Basalinsuline.<br />

Blutinsulinspiegel<br />

Zeit<br />

◾ Mahlzeiten Analoginsulin<br />

◾ Mahlzeiten Humaninsulin<br />

◾ NPH Basalinsulin<br />

◾ Insulin detemir<br />

◾ Insulin glargin<br />

lung von Typ-1- und Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />

<strong>zu</strong>gelassen: Insulin degludec,<br />

Handelsname Tresiba. Insulinanaloga<br />

sind „insulinähnliche Stoffe“,<br />

deren chemische Struktur etwas<br />

vom Humaninsulin abweicht.<br />

Durch die geringfügig veränderte<br />

Primärstruktur von Tresiba und eine<br />

Ankopplung des Insulinmoleküls<br />

an eine Fettsäure wird dieses<br />

neuartige Insulin noch langsamer<br />

als alle bisher bekannten Verzögerungsinsuline<br />

aus dem subkutanen<br />

Gewebe in die Blutbahn aufgenommen.<br />

Zusätzlich bindet es,<br />

nachdem es in die Blutbahn aufgenommen<br />

wurde, an das Bluteiweiß<br />

Albumin, was mit einer verzögerten<br />

Abgabe an die Zielzellen<br />

in Leber-, Muskel- oder Fettgewebe<br />

verbunden ist. Die gleichmäßige<br />

und langsame Absorption aus<br />

dem Gewebe sowie die Bindung an<br />

Albumin bedingen die lange und<br />

gleichmäßige Wirkung. In zahlreichen<br />

Studien konnten mit diesem<br />

Insulin eine sehr gute Senkung<br />

des Nüchtern-Blut<strong>zu</strong>ckerspiegels<br />

erreicht werden, ohne das Risiko<br />

für nächtliche Hypoglykämien <strong>zu</strong><br />

erhöhen. In den Studien zeigte sich<br />

auch, dass die Insulinaufnahme<br />

aus dem subkutanen Gewebe nur<br />

gering variierte. Dies verspricht eine<br />

bessere Dosierungssicherheit.<br />

Insulin an PEG gekoppelt<br />

Eine weitere neue Entwicklung im<br />

Bereich der Verzögerungsinsuline<br />

stellt die Kopplung von Insulin an<br />

spezielle chemische Verbindungen<br />

(Polyethylenglykole, PEGs) dar.<br />

Das Verfahren dieser sogenannten<br />

Pegylierung von Arzneistoffen ist<br />

nicht neu und wird bereits bei anderen<br />

Wirkstoffen erfolgreich eingesetzt,<br />

um die Aufnahme aus dem<br />

subkutanen Gewebe <strong>zu</strong> verzögern.<br />

Es führt <strong>zu</strong> einer verzögerten Aufnahme<br />

und somit <strong>zu</strong> einer verlängerten<br />

Wirkung dieser Substanzen.<br />

Erste Untersuchungen mit<br />

einem pegylierten Insulin brachten<br />

vielversprechende Ergebnisse:<br />

gesenkte Nüchternblut<strong>zu</strong>cker<br />

bei geringem Hypoglykämierisiko.<br />

U300: höhere Konzentration<br />

Auch die Konzentration eines Insulins<br />

in der Injektionsflüssigkeit<br />

übt einen Einfluss auf das Resorptionsverhalten<br />

des subkutanen Gewebes<br />

aus. In Deutschland wird<br />

derzeit ausschließlich Insulin mit<br />

»»<br />

Neue Insulinentwicklungen<br />

sollen eine natürlichere Insulingabe<br />

ermöglichen.<br />

einer Konzentration von 100 Einheiten<br />

pro Milliliter (U 100) verwendet.<br />

Eine höhere Insulinkonzentration<br />

führt da<strong>zu</strong>, dass sich<br />

die Aufnahme des Insulins verzögert<br />

und die Wirkung somit verlängert.<br />

So konnten Untersuchungen<br />

mit Insulin glargine (Handels name<br />

Lantus) in einer Konzentration von<br />

300 Einheiten (U 300) anstelle von<br />

100 Einheiten (U 100) pro Milliliter<br />

eine längere Wirkdauer des<br />

U 300-Insulins belegen.<br />

Nur bei Bedarf freigesetzt<br />

Tierexperimentell werden Insuline<br />

erprobt, die nur bei erhöhten<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerwerten aus dem<br />

subkutanen Gewebe aufgenommen<br />

werden. Sie werden hier<strong>zu</strong><br />

Basalinsuline<br />

sollen den basalen<br />

Insulinbedarf abdecken;<br />

Mahlzeiteninsuline<br />

sollen<br />

verhindern, dass<br />

der Blut<strong>zu</strong>cker<br />

nach dem Essen<br />

ansteigt.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

13


Medizin<br />

an Eiweißmoleküle gekoppelt, die<br />

das Insulin im subkutanen Gewebe<br />

fest binden. Nur bei ansteigenden<br />

Zuckerkonzentrationen werden<br />

die Insulinmoleküle von den<br />

Eiweißen freigegeben und können<br />

dann ins Blut übertreten. Das<br />

»»<br />

Revolutionär: Nur bei steigenden<br />

Zuckerwerten wird Insulin<br />

freigesetzt und gelangt ins Blut.<br />

Das Insupad:<br />

Nachdem das<br />

Ringpflaster aufgeklebt<br />

und das<br />

Insulin gespritzt<br />

ist, wird eine<br />

Heizeinheit im<br />

Bereich der Injektionsstelle<br />

aufgesetzt,<br />

um die Haut<br />

<strong>zu</strong> erwärmen.<br />

könnte die subkutane Insulingabe<br />

revolutionieren und <strong>zu</strong>m ersten<br />

Mal eine vom Blut<strong>zu</strong>cker abhängige<br />

Freiset<strong>zu</strong>ng eines subkutan gegebenen<br />

Insulins ermöglichen: ein<br />

revolutionärer Gedanke.<br />

Neue Mahlzeiteninsuline<br />

(prandiale Insuline)<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong> den Zielen in der<br />

Entwicklung neuer Verzögerungsinsuline<br />

streben die Forscher bei<br />

neuen Mahlzeiteninsulinen eine<br />

schnellere Aufnahme des Insulins<br />

in die Blutbahn an. Ziel ist es hierbei,<br />

möglichst zeitnah genügend<br />

Insulin für die Glukoseaufnahme<br />

aus der Mahlzeit den verschiedenen<br />

Geweben (Muskel- und Fettgewebe)<br />

<strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen<br />

und die Glukoseproduktion in der<br />

Leber <strong>zu</strong> hemmen. Blut<strong>zu</strong>ckeranstiege<br />

nach einer Nahrungsaufnahme<br />

werden somit reduziert.<br />

In den nächsten Jahren<br />

werden zahlreiche<br />

neue Insulinformulierungen<br />

für den<br />

klinischen Gebrauch <strong>zu</strong>r Verfügung<br />

stehen. Veränderte Wirkprofile<br />

langwirkender Basalinsuline und<br />

kurzwirkender Mahlzeiteninsuline<br />

versprechen eine natürlichere<br />

(physiologischere) Insulingabe.<br />

Damit einher geht eine verbesserte<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerkontrolle und ein<br />

reduziertes Unter<strong>zu</strong>ckerungsrisiko.<br />

Darüber hinaus verspricht eine<br />

geringere Absorptionsvariabilität<br />

Andererseits soll die Insulinwirkung<br />

möglichst auf die Mahlzeit<br />

beschränkt bleiben. Eine überhängende<br />

Wirkung über die Nahrungsaufnahme<br />

hinaus soll vermieden<br />

werden, um Hypoglykämien<br />

<strong>zu</strong> vermeiden. Um diese Ziele<br />

<strong>zu</strong> erreichen, sucht man Technologien,<br />

die eine schnellere Aufnahme<br />

des Insulins in die Blutbahn erlauben.<br />

Ultraschnelle Wirkung<br />

Insulin VIAject ist beispielsweise<br />

ein Insulin, das gerade entwickelt<br />

wird. Durch verschiedene <strong>zu</strong>gesetzte<br />

Hilfsstoffe (wie Zitronensäure)<br />

wird eine schnellere Aufnahme<br />

aus dem subkutanen Gewebe<br />

erreicht.<br />

Ein etwas anderer Ansatz, um die<br />

Absorption des Insulins <strong>zu</strong> beschleunigen,<br />

ist der Zusatz von<br />

Hyaluronsäure <strong>zu</strong>r Insulinformulierung.<br />

Hierbei handelt es sich um<br />

ein natürlich vorkommendes Enzym,<br />

welches das subkutane Gewebe<br />

kurzzeitig auflockert und so<br />

ermöglicht, dass Insulin schneller<br />

in die Blutbahn aufgenommen<br />

wird.<br />

Auch durch<br />

physikalische<br />

Maßnahmen<br />

kann die Insulinaufnahme<br />

Kontakt<br />

Fazit<br />

mehr Sicherheit in<br />

der täglichen Anwendung.<br />

Welches<br />

Insulin und welche<br />

Kombination unterschiedlicher<br />

Insuline für welchen Patienten<br />

die größten Möglichkeiten bietet,<br />

wird nur auf individueller Basis <strong>zu</strong><br />

entscheiden sein.<br />

Neue Insulinformulierungen und<br />

neue Hilfsmittel, die <strong>zu</strong>m Teil noch<br />

in der Entwicklung stecken, <strong>zu</strong>m<br />

Teil aber auch schon verfügbar<br />

sind, erweitern die Möglichkeiten<br />

der Insulintherapie deutlich.<br />

aus dem subkutanen Gewebe beeinflusst<br />

werden. Erwärmen der<br />

Haut an der Injektionsstelle regt<br />

die Durchblutung an. So wird erreicht,<br />

dass das Insulin schneller<br />

aufgenommen wird.<br />

Mit dem Insupad ist jetzt ein System<br />

verfügbar, das mit Hilfe eines<br />

auf die Haut aufgeklebten<br />

Heiz systems die Injektionsstelle<br />

erwärmt und so eine schnellere<br />

Aufnahme des Insulins erlaubt.<br />

Nach Aufkleben des Ringpflasters<br />

und Injektion des Insulins wird eine<br />

kleine Heizeinheit über der Injektionsstelle<br />

aufgesetzt, die eine<br />

Erwärmung der Haut auf 37 °C erlaubt<br />

(Abb. links).<br />

Weitere Optionen: Insulin<br />

inhalieren oder als Tablette<br />

Es gibt auch alternative Applikationswege,<br />

wie die Inhalation des<br />

Insulins über die Lunge (Technosphere<br />

Insulin, Handelsname Afrezza)<br />

oder die Einnahme des Insulins<br />

als Tablette (Handelsname<br />

Oralin). Sie versprechen eine<br />

Erweiterung des Spektrums der<br />

prandialen Insulingabe. ◼<br />

Prof. Dr. Thomas Forst<br />

Diabetologe und<br />

Geschäftsführer der Profil Mainz GmbH<br />

& Co. KG, Mainz,<br />

E-Mail: Thomas.Forst@Profil.com<br />

14<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Aktuell<br />

Online-Portal<br />

für Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

Unter www.diabetes-online.de bietet der<br />

Kirchheim-Verlag ab sofort ein neues<br />

großes Online-Portal an: täglich neue Beiträge<br />

rund um den <strong>Diabetes</strong>, Grund lagen<br />

und Hintergründe, <strong>Diabetes</strong>- Lexikon,<br />

Videos und vieles mehr.<br />

Egal ob Typ-1- oder Typ-<br />

2-Diabetiker, jung oder alt,<br />

Angehörige oder Behandler<br />

– hier finden die Nutzer einzigartigen<br />

inhaltlichen Tiefgang:<br />

Übersichtlich in sieben Rubriken<br />

erscheinen täglich Beiträge und<br />

Artikel rund um den <strong>Diabetes</strong>. Diese<br />

sind ebenso frei <strong>zu</strong>gänglich für<br />

alle Besucher des Portals wie die<br />

„Grundlagen und Hintergründe“<br />

<strong>zu</strong> jedem Rubriken-Thema.<br />

Abonnenten des <strong>Diabetes</strong>- <strong>Eltern</strong>-<br />

<strong>Journal</strong>s und des <strong>Diabetes</strong>-<br />

<strong>Journal</strong>s finden nach Log-in exklusiv<br />

die Beiträge aus dem Heft,<br />

thematisch wie auch nach Ausgaben<br />

sortiert. Das <strong>Diabetes</strong>- <strong>Eltern</strong>-<br />

<strong>Journal</strong> findet sich vor allem in der<br />

Rubrik „<strong>Eltern</strong> und Betreuer“ wieder.<br />

Die neue Website vereint die starken<br />

Zeitschriftentitel (<strong>Diabetes</strong>-<br />

<strong>Journal</strong>, <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>,<br />

<strong>Diabetes</strong> & Technologie) und die<br />

Veranstaltungsreihe diabetestour<br />

des Verlages. Das Ganze ist verzahnt<br />

mit dem großen Literaturangebot<br />

auf www.kirchheim-shop.de.<br />

Mit dem neuen Konzept wird die<br />

Medien- und Zielgruppenvielfalt<br />

schlüssig <strong>zu</strong>sammengeführt.<br />

Das<br />

Verlagsmotto „Kommunikation<br />

ist Verantwortung“<br />

ist bei dem neuen Portal<br />

Programm: Inhaltliche Qualität<br />

steht im Mittelpunkt. Dafür<br />

sorgen renommierte Autoren und<br />

die Fachredaktion des Verlages –<br />

die Qualität der Printmedien des<br />

Verlages finden die Nutzer online<br />

wieder.<br />

Das Portal bietet weiterhin eine<br />

komfortable Suchfunktion,<br />

durch die alle Beiträge in Sekundenschnelle<br />

auffindbar sind, ein<br />

<strong>Diabetes</strong>-Lexikon mit 600 Erklärungen<br />

der wichtigsten Begriffe<br />

und interaktive Elemente wie<br />

Frage- Antwort-Rubriken und Gewinnspiele.<br />

Mitdiskutieren<br />

und kommentieren<br />

Der wöchentliche Newsletter<br />

hält die Nutzer auf dem Laufenden.<br />

Auch das wachsende Video-<br />

Angebot des Verlages hat jetzt ein<br />

gebührendes<br />

Zuhause.<br />

Die Leser können nun verstärkt<br />

mitdiskutieren, direkt kommentieren,<br />

ergänzen oder weitere Diskussionen<br />

anstoßen.<br />

Das Layout des neuen Online-<br />

Portals ist durch und durch benutzerfreundlich.<br />

Dafür sorgen<br />

klare, moderne Strukturen, Farben<br />

und Bilder. Es gibt deutliche<br />

»»<br />

Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />

findet sich vor allem in der Rubrik<br />

„<strong>Eltern</strong> und Betreuer“ wieder.<br />

Kontraste, die einzelnen Funktionselemente<br />

sind intuitiv erkennbar,<br />

die Navigation bietet<br />

einfache Orientierung. Nutzer<br />

mit Sehschwäche können sich die<br />

Inhalte mit der Vorlese-Funktion<br />

anhören.<br />

◼<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

15


Psychologie<br />

Essstörungen:<br />

Warnsignale und Hilfen<br />

Essen ist für alle Menschen von elementarer Bedeutung – egal ob Kind,<br />

Jugendlicher oder Erwachsener, mit <strong>Diabetes</strong> oder ohne. Dabei geht es<br />

nicht nur darum, dem Körper Nährstoffe <strong>zu</strong><strong>zu</strong>führen, wir essen auch<br />

aus sozialen oder stimmungsabhängigen Gründen. Welches Verhalten<br />

ist noch normal, welches deutet auf eine Essstörung hin? Wann sollten<br />

bei <strong>Eltern</strong> die Alarmglocken schrillen?<br />

Foto: Tommaso Liz<strong>zu</strong>l - Fotolia.com<br />

Ganz normal oder schon verdächtig?<br />

Julia ist 14, sie liebt Hip-Hop, ist meistens genervt<br />

von der Schule, findet, dass ihre <strong>Eltern</strong> <strong>zu</strong> streng sind,<br />

verbringt viel Zeit am Handy, hält sich für etwas <strong>zu</strong><br />

moppelig und hätte gerne eine Modelfigur: eine ganz<br />

normale 14-Jährige. Ach ja, und sie hat Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />

Natürlich hat sie sich mit ihren Freundinnen schon mal<br />

darüber ausgetauscht, welche Möglichkeiten es gibt,<br />

ein paar Pfund ab<strong>zu</strong>nehmen. Richtig gut funktioniert<br />

hat das nicht. Wenn Julia mal <strong>zu</strong> viel gegessen hat,<br />

gibt sie sich einfach weniger Insulin als nötig – so<br />

stellt sie sicher, dass sie nicht <strong>zu</strong>nimmt. Hat Julia eine<br />

Essstörung?<br />

»»<br />

Essstörung ja oder nein? Eine<br />

klinische Diagnose können nur<br />

Fachleute stellen!<br />

Essstörungen entwickeln<br />

sich mit der Zeit, und es<br />

gibt einen fließenden<br />

Übergang von manchmal auftretendem<br />

ungünstigen oder gestörten<br />

Essverhalten hin <strong>zu</strong> einer behandlungsbedürftigen<br />

Essstörung.<br />

Einige Anzeichen können auf eine<br />

Essstörung bei Jugendlichen hin-<br />

deuten. Das heißt aber nicht, dass<br />

Teenager automatisch krank sind,<br />

wenn eines oder mehrere dieser<br />

Anzeichen auf sie <strong>zu</strong>treffen. Eine<br />

klinische Diagnose können nur<br />

Fachleute stellen!<br />

<strong>Eltern</strong> sollten jedoch aufmerksam<br />

für bestimmte Hinweise bei ihren<br />

Kindern sein. Dies können deutliche<br />

Veränderungen im Essverhalten<br />

sein, z. B. wenn ein Kind bestimmte<br />

Nahrungsmittel meidet,<br />

Mahlzeiten auslässt, abwechselnd<br />

große Mengen oder sehr wenig isst<br />

oder strenge Regeln aufstellt. Auch<br />

Foto: DNF-Style - Fotolia.com<br />

eine deutliche, unerklärliche Gewichtsabnahme<br />

in relativ kurzer<br />

Zeit oder eine Verschlechterung<br />

der Stoffwechseleinstellung können<br />

Hinweise auf essgestörtes Verhalten<br />

sein.<br />

Viele Jugendliche mit einer Essstörung<br />

sind sehr un<strong>zu</strong>frieden mit ihrem<br />

Gewicht und ihrer Figur. Sie<br />

beschäftigen sich gedanklich sehr<br />

viel mit Strategien, wie sie Gewicht<br />

abnehmen können. Oft ziehen sich<br />

die Betroffenen mit der Zeit von<br />

Freunden, <strong>zu</strong>vor beliebten Hobbys<br />

und Aktivitäten <strong>zu</strong>rück, sind<br />

gereizt und stimmungslabil.<br />

Magersucht,<br />

Bulimie und Co<br />

Die häufigsten Essstörungen sind<br />

die Magersucht (Gewichtsverlust,<br />

extrem niedriges Gewicht), die<br />

Bulimie (Ess attacken gefolgt von<br />

Gegenmaßnahmen wie z. B. Erbrechen)<br />

und die Binge-Eating-<br />

Störung (Ess attacken ohne Gegenmaßnahmen).<br />

Obwohl Essen für uns alle wichtig<br />

ist, hat die Nahrungsaufnahme<br />

16<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Psychologie<br />

bei Typ-1-<strong>Diabetes</strong> natürlich einen<br />

besonderen Stellenwert: Jede<br />

Mahlzeit und jeder Snack müssen<br />

berechnet und der Körper entsprechend<br />

mit Insulin versorgt werden,<br />

um eine optimale Stoffwechseleinstellung<br />

<strong>zu</strong> gewährleisten. Sind Jugendliche<br />

mit <strong>Diabetes</strong> deshalb<br />

stärker gefährdet, eine Essstörung<br />

<strong>zu</strong> entwickeln?<br />

Jugendliche mit <strong>Diabetes</strong><br />

besonders gefährdet?<br />

Einige Studien aus der Vergangenheit<br />

sprechen dafür, in vielen<br />

aktuellen Untersuchungen finden<br />

sich keine erhöhten Raten<br />

an Essstörungen – verglichen mit<br />

Foto: Stauke - Fotolia.com<br />

stoffwechsel gesunden Jugendlichen.<br />

Allerdings scheint es einen<br />

bedeutenden Anteil an Jugendlichen<br />

mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> geben,<br />

der ungünstige Strategien <strong>zu</strong>r Gewichtsreduktion<br />

einsetzt bzw. essgestörtes<br />

Verhalten zeigt.<br />

Fataler Abnehmtrick<br />

Warnsignale für <strong>Eltern</strong><br />

Was können <strong>Eltern</strong> tun?<br />

• Ruhig bleiben<br />

• Mit dem Kind <strong>zu</strong> einem günstigen Zeitpunkt<br />

sprechen<br />

• Keine Vorwürfe machen<br />

• Beschreiben, was sie beobachten, denken und<br />

fühlen<br />

• Professionelle Hilfe suchen (Arzt/Psychologe)<br />

• Selbst ein gutes Vorbild sein<br />

• Positive Zeit mit dem Kind verbringen<br />

Dies kann die Unterdosierung<br />

oder das Weglassen von Insulin<br />

sein, mit dem Ziel ab<strong>zu</strong>nehmen<br />

oder nicht <strong>zu</strong><strong>zu</strong>nehmen (Insulin-<br />

Purging). Purging (engl.) heißt<br />

übersetzt soviel wie entschlacken,<br />

abführen. Weniger Insulin führt<br />

<strong>zu</strong> mehr Glukose im Blut und<br />

schließlich <strong>zu</strong> einem Ausschwemmen<br />

von Kalorien über den Urin.<br />

Das Insulin-Purging funktioniert<br />

zwar, um Gewicht ab<strong>zu</strong>nehmen,<br />

der erhöhte Blut<strong>zu</strong>ckerspiegel,<br />

den die Jugendlichen in Kauf nehmen,<br />

hat allerdings langfristig fatale<br />

Folgen für ihre Gesundheit.<br />

Auch leichte Formen von essgestörtem<br />

Verhalten sollte man deshalb<br />

bei Jugendlichen mit Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> thematisieren und bearbeiten.<br />

• Deutliche Veränderungen im Essverhalten<br />

• Gewichtsabnahme (mehr als 6 kg in den letzten 3 Monaten) oder<br />

starke Gewichtsschwankungen<br />

• Un<strong>zu</strong>friedenheit mit dem eigenen Gewicht und der eigenen Figur<br />

• Verschlechterung der Stoffwechseleinstellung oder schwankende<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

• Rück<strong>zu</strong>g von Freunden, übermäßige sportliche Betätigung, Stimmungsschwankungen<br />

Bodycheck der<br />

<strong>BZ</strong>gA<br />

Mit diesem Test<br />

kann man sein<br />

eigenes Essverhalten<br />

analysieren<br />

lassen. Zum Test<br />

geht es hier: www.<br />

bzga-essstoerungen.de;<br />

weiter<br />

unter wichtige<br />

Informationen,<br />

Bodycheck.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

17


Psychologie<br />

Hier gibt es Hilfe<br />

Ob Julia/ein Kind<br />

eine Essstörung hat<br />

oder nicht, kann<br />

nur ein Fachmann<br />

durch eine ausführliche Diagnostik<br />

herausfinden. Sicher ist, dass<br />

auch milde Formen von gestörtem<br />

Essverhalten bei Jugendlichen mit<br />

• www.bzga-essstoerungen.de<br />

• www.bundesfachverbandessstoerungen.de<br />

• www.psychotherapiesuche.de<br />

• www.diabetes-psychologie.de<br />

• Lange K. et al.: <strong>Diabetes</strong> bei<br />

Jugendlichen: ein Behandlungs-<br />

und Schulungsprogramm.<br />

2. Auflage, Kirchheim,<br />

2009<br />

• Bryant-Waugh R., Lask B.:<br />

Essstörungen bei Kindern und<br />

Jugendlichen. Rat und Hilfe<br />

für <strong>Eltern</strong>. Hans Huber, 2008<br />

Fazit<br />

Wenn <strong>Eltern</strong> den Verdacht haben,<br />

dass ihr Kind tatsächlich eine Essstörung<br />

entwickelt, kann das starke<br />

Ängste auslösen. Es ist hilfreich,<br />

wenn es ihnen dennoch gelingt,<br />

ruhig <strong>zu</strong> bleiben.<br />

Offenes Gespräch<br />

und gutes Vorbild<br />

<strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> einer<br />

schlechteren Stoffwechseleinstellung<br />

und damit <strong>zu</strong> negativen<br />

gesundheitlichen Konsequenzen<br />

führen können. Deshalb<br />

ist es wichtig, dass sich betroffene<br />

Familien rechtzeitig Hilfe holen.<br />

Kontakt<br />

Ein offenes Gespräch mit dem<br />

betroffenen Kind sollte <strong>zu</strong> einem<br />

günstigen Zeitpunkt stattfinden<br />

(nicht im Streit, beim Essen,<br />

in Eile o. ä.). Damit das Gespräch<br />

kon struktiv verläuft, sollten die<br />

<strong>Eltern</strong> Vorwürfe<br />

vermeiden<br />

und stattdessen<br />

eigene Beobachtungen,<br />

Gedanken und Gefühle<br />

beschreiben. Was auch noch<br />

wichtig ist: dass <strong>Eltern</strong> selbst ein<br />

gutes Vorbild sind, sich regelmäßig<br />

und gesund ernähren und keine<br />

übertriebenen Ideen bezüglich<br />

Figur und Gewicht vertreten.<br />

Frühzeitig Hilfe aufsuchen<br />

Frühzeitig professionelle Hilfe auf<strong>zu</strong>suchen<br />

erhöht die Chancen für<br />

eine erfolgreiche Behandlung. In<br />

belastenden Situationen kommen<br />

positive Augenblicke häufig<br />

<strong>zu</strong> kurz. Um dem entgegen<strong>zu</strong>wirken,<br />

können <strong>Eltern</strong> bewusst schöne<br />

Zeiten und Aktivitäten gemeinsam<br />

mit ihrem Kind und evtl. den<br />

Geschwisterkindern einplanen.◼<br />

Dr. Heike Saßmann<br />

Diplom-Psychologin<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

E-Mail: sassmann.heike@mh-hannover.de<br />

www.mh-hannover.de/medpsych.html<br />

NEU<br />

Unter<strong>zu</strong>cker auf Reisen –<br />

so ist schnelle Hilfe<br />

möglich!<br />

Internationaler<br />

Notfall-Ausweis <strong>Diabetes</strong><br />

in 25 Sprachen<br />

Kirchheim-Verlag, 2014<br />

2,60 €, ISBN 978-3-87409-565-5<br />

Überall im Buchhandel<br />

oder gleich hier bestellen:<br />

per Telefon<br />

07 11/ 66 72-14 83<br />

100.0001<br />

18<br />

per Mail<br />

svk@svk.de<br />

per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />

Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />

per Internet<br />

www.kirchheim-shop.de<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Kurz & Gut<br />

Baby + Kleinkind<br />

Für <strong>Eltern</strong> von <strong>Diabetes</strong>kindern<br />

Sorgen-Telefon<br />

Sie fühlen sich überfordert oder haben<br />

eine Frage <strong>zu</strong>r Betreuung? <strong>Diabetes</strong>DE<br />

– Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe bietet <strong>Eltern</strong><br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng von einer qualifizierten<br />

Ansprechpartnerin aus dem Vorstand<br />

an: Die <strong>Diabetes</strong>beraterin Andrea Witt<br />

leitet eine <strong>Diabetes</strong>-Kinder-Jugend-<br />

<strong>Eltern</strong>-Gruppe und ist gleichzeitig in<br />

einer Klinik sowie in einer <strong>Diabetes</strong>-<br />

Schwerpunktpraxis tätig. Sie steht Ihnen<br />

telefonisch <strong>zu</strong>r Seite. Die nächsten<br />

Termine für das <strong>Eltern</strong>-Sorgen-Telefon<br />

sind:<br />

• 30. Oktober 2014<br />

• 27. November 2014<br />

• 11. Dezember 2014,<br />

jeweils von 18 bis 20 Uhr unter der<br />

Telefonnummer: 01 72/6 71 09 78.<br />

Foto: Max Topchii - Fotolia.com<br />

Darauf müssen Pumpenträger achten<br />

Sport und Spaß im Wasser<br />

Wer eine normale Insulinpumpe<br />

trägt und sich im Wasser sportlich<br />

betätigen möchte, kann das ohne<br />

die Pumpe für maximal zwei Stunden<br />

tun, informiert <strong>Diabetes</strong>DE –<br />

Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe. Vorher<br />

sollte man den Blut<strong>zu</strong>cker messen.<br />

Erst wenn der Wert zwischen 120<br />

und 180 mg/dl (6,7 und 10 mmol/l)<br />

Wichtig: Katheternadel<br />

und verbleibendes<br />

Schlauchstück müssen<br />

durch ein wasserdichtes<br />

Pflaster geschützt sein.<br />

liegt, darf der Träger die Insulinpumpe<br />

abkoppeln. Die nächste<br />

Messung sollte nach 30 Minuten<br />

erfolgen. Beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />

ist es wichtig, auf trockene Hände<br />

<strong>zu</strong> achten, denn Wasser kann das<br />

Messergebnis beeinflussen. Und:<br />

Die Insulinpumpe in dieser Zeit<br />

trocken und kühl lagern.<br />

„Mit Zucker hat das nichts <strong>zu</strong> tun“<br />

Das ist der Titel eines Films über das Leben junger Menschen<br />

mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Er begleitet junge Menschen in ihrem Alltag<br />

und zeigt ihren individuellen Umgang mit der Erkrankung.<br />

Es wird erklärt, was Typ-1-<strong>Diabetes</strong> besonders macht und vom<br />

allgemein bekannten Typ-2-<strong>Diabetes</strong> unterscheidet. Im Film<br />

kommen Kinder und Jugendliche <strong>zu</strong> Wort, außerdem gibt es<br />

ein Experteninterview mit der Leiterin der Kinderdiabetologie<br />

in Herdecke. Der Film ist ein Projekt des Medienprojekts Wuppertal.<br />

Unter www.medienprojekt-wuppertal.de kann man ihn<br />

kaufen (30 Euro) oder auch ausleihen (10 Euro).<br />

Alte Obstsorten<br />

Fast unmerklich verschwinden<br />

seit Jahr zehnten die Obstbäume<br />

aus Gärten und Wiesen unserer<br />

Landschaft. Und mit ihnen viele<br />

der alten Sorten, die von unseren<br />

Vorfahren genutzt und sorgsam<br />

gehütet wurden. Im Herbst kann<br />

man sie bei einem Spaziergang<br />

mit den Kindern über Streuobstwiesen<br />

noch finden und probieren.<br />

Oft werden Führungen über<br />

Streuobstwiesen angeboten. Infos<br />

gibt es auch unter www.pomologen-verein.de.<br />

Alte Obstsorten<br />

einkaufen kann man z. B. online<br />

unter www.boomgarden.de.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

Stiftung FamilienBande<br />

Angebote für Geschwisterkinder<br />

Die Geschwister chronisch kranker<br />

oder behinderter Kinder befinden<br />

sich manchmal in einer belastenden<br />

Lebenssituation. Viele kommen gut<br />

damit klar, andere nicht. Die Novartis<br />

Stiftung FamilienBande möchte diese<br />

Kinder und ihre <strong>Eltern</strong> unterstützen.<br />

Sie will, dass jedes Geschwisterkind<br />

bei Bedarf in seiner Nähe ein passendes<br />

und qualitativ hochwertiges<br />

Angebot finden kann. Zum Service<br />

der Stiftung gehören eine Online-<br />

Suchmaschine mit Angeboten<br />

für Geschwisterkinder sowie eine<br />

Info line für Betroffene und andere<br />

Gruppen: 0 77 62/8 19 90 00. Aus der<br />

Foto: WavebreakmediaMicro - Fotolia.com<br />

Zusammenarbeit mit dem Kindernetzwerk<br />

e. V. ist jetzt eine Sonderpublikation<br />

<strong>zu</strong>m Thema Geschwisterkinder<br />

entstanden. Diese steht unter<br />

www.stiftung-familienbande.de <strong>zu</strong>m<br />

Download bereit.<br />

Rund um das Thema Geschwisterkinder geht<br />

es bei der Stiftung FamilienBande.<br />

www.diabetes-online.de<br />

19


Lebensecht<br />

„Wir sitzen gemeinsam<br />

in einem Boot“<br />

Hinter dem Blog kindermittyp1diabetes.<br />

wordpress.com stehen vier Mütter, die<br />

jeweils ein Kind mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

haben. Im <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />

erzählen sie ihre Geschichte und was es<br />

mit dem Blog auf sich hat.<br />

Silke Regner, Heike Steck, Mandy<br />

Leinfelder und Kathy Dalinger:<br />

Das sind vier Frauen mitten<br />

im Leben – im Leben mit dem<br />

<strong>Diabetes</strong>! Kennengelernt haben<br />

sie sich beim Erfahrungsaustausch<br />

im Internet, teilweise<br />

kannten sie sich auch schon<br />

persönlich. Die gleiche Art Humor,<br />

die gleichen Ansichten – das<br />

waren Dinge, die so gut <strong>zu</strong>sammengepasst<br />

haben, dass sie sich<br />

entschlossen haben, gemeinsam<br />

Aufklärungsarbeit <strong>zu</strong> leisten.<br />

Bei Silke Regner<br />

bestimmen die<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

ihres Sohnes Max<br />

ihre tägliche Stimmung:<br />

Sind die<br />

<strong>Werte</strong> gut, geht es<br />

ihr auch gut!<br />

Durch die Erkrankung sitzen<br />

wir gemeinsam in einem<br />

Boot, wollen für Aufklärung<br />

und gegen Benachteiligung<br />

und Ausgren<strong>zu</strong>ng im Umgang mit<br />

der Krankheit kämpfen, die Unterschiede<br />

zwischen Typ-1- und Typ-<br />

»»<br />

So eine Informationsseite<br />

mit Erfahrungsberichten<br />

hat vorher einfach gefehlt.<br />

2-<strong>Diabetes</strong> verdeutlichen, unsere<br />

Erfahrungen anderen Betroffenen<br />

weitergeben – eine Hilfestellung<br />

für den Alltag bieten. Aus unserem<br />

Alltag erzählen wir lustige, traurige,<br />

nervende und interessante Dinge,<br />

die passieren oder uns beschäftigen.<br />

Gerade am Anfang nach der<br />

Diagnose sucht man immer nach<br />

Antworten: Wie machen das andere<br />

im Schwimmbad, im Urlaub?<br />

Was passiert in einer Reha? So eine<br />

Informationsseite mit Erfahrungsberichten<br />

hat einfach gefehlt. Wir<br />

wünschen uns, dass wir mit unserem<br />

Blog möglichste viele Menschen<br />

erreichen: Erzieher, Lehrer,<br />

Vertreter der Vereine, Betroffene,<br />

Neumanifestierte oder auch einfach<br />

„nur“ Interessierte! Es gibt tagtäglich<br />

neue Situationen und Ideen,<br />

die wir in unseren Blog einfließen<br />

lassen. Dadurch ist er so lebendig!<br />

Silke Regner und Max<br />

Max ist sechs Jahre alt, bei der<br />

Diagnose war er drei.<br />

Ich war natürlich total geschockt!<br />

Ich kannte <strong>zu</strong> diesem<br />

Zeitpunkt nur den „Altersdiabetes“.<br />

Immer wieder stellte ich<br />

mir die Frage: Warum mein Sohn?<br />

Mir fiel es sehr schwer <strong>zu</strong> akzeptieren.<br />

Die Angst, wie alles in Zukunft<br />

weitergehen sollte (im Kindergarten,<br />

später in der Schule,<br />

im alltäglichen Leben) belasteten<br />

mich sehr. Die Sorge, das gesamte<br />

<strong>Diabetes</strong> management richtig <strong>zu</strong><br />

meistern, beherrschte meinen gesamten<br />

Alltag! Es drehte sich alles<br />

nur noch um den <strong>Diabetes</strong>!<br />

Heute geht es mir besser!<br />

Der Austausch mit anderen<br />

Betroffenen tut mir sehr gut und<br />

hilft mir <strong>zu</strong> verarbeiten. Ich ha­<br />

20<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Lebensecht<br />

3 Fragen an die Mütter<br />

hinter dem Blog<br />

Wie ging es Ihnen<br />

nach der Diagnose<br />

Ihres Kindes?<br />

Wie geht es Ihnen<br />

heute?<br />

Was bedeutet der<br />

Blog für Sie?<br />

be den <strong>Diabetes</strong> akzeptiert, auch<br />

wenn er niemals mein „Freund“<br />

wird. An Tagen, an denen mal<br />

wieder die <strong>Werte</strong> Achterbahn fahren,<br />

Ketone ins Spiel kommen<br />

usw. merke ich trotz allem, dass<br />

der <strong>Diabetes</strong> meine tägliche Stimmung<br />

bestimmt: Sind die <strong>Werte</strong><br />

gut, geht es mir auch gut!<br />

Der Blog ist mittlerweile fest<br />

in meinen Alltag integriert.<br />

Ständig kommen neue Erlebnisse,<br />

Erfahrungen und Ideen da<strong>zu</strong>.<br />

Ich freue mich, dass wir innerhalb<br />

so kurzer Zeit viele Betroffene erreicht<br />

haben. Es macht mir sehr<br />

viel Spaß und hilft mir auch weiterhin,<br />

mit dem Leben mit <strong>Diabetes</strong><br />

klar<strong>zu</strong>kommen.<br />

Heike Steck und Phil-Jannik<br />

Foto: Okea - Fotolia.com<br />

Phil-Jannik war bei der Diagnose<br />

dreieinhalb Jahre alt, heute ist<br />

er fünf.<br />

Es hat uns getroffen wie<br />

ein Faustschlag. Ich habe<br />

eigentlich nur geweint, sobald<br />

Phil mich nicht gesehen hat. Mein<br />

Mann war mir eine große Stütze.<br />

Ich wusste überhaupt nicht, was<br />

auf uns <strong>zu</strong>kommt und hatte fürchterliche<br />

Zukunftsangst. Auch unser<br />

großer Sohn Ben (zehn Jahre)<br />

hatte mit Ängsten um seinen<br />

Bruder <strong>zu</strong> kämpfen. Die Anfangszeit<br />

war emotional gesehen sehr<br />

schwer. Ich habe lange keine Nacht<br />

durchgeschlafen, auch, wenn Phil<br />

stabil war. Die Schlaflosigkeit und<br />

die Ängste haben mir einfach den<br />

Schlaf geraubt. Der Alltag funktionierte<br />

recht schnell – musste er ja!<br />

<strong>Diabetes</strong> wird für mich nie<br />

Normalität sein, und anfreunden<br />

kann ich mich damit<br />

auch nicht. Es gibt Tage, da hasse<br />

ich es, wenn mein Kind mit Ketonen<br />

und einem hohen Blut<strong>zu</strong>cker<br />

aufwacht und nicht in den Kindergarten<br />

kann, oder wenn ein<br />

Schnupfen seinen Stoffwechsel<br />

aus der Bahn wirft. Wir müssen<br />

die Krankheit akzeptieren<br />

und annehmen, aber mögen<br />

müssen wir sie nicht!<br />

Unser Sohn darf von unseren<br />

„Befindlichkeiten“ nichts spüren.<br />

Unsere Aufgabe ist es, Phil <strong>zu</strong> einem<br />

starken und selbstbewussten<br />

Kind <strong>zu</strong> erziehen, der mit seiner<br />

»»<br />

Während des Schreibens gibt<br />

es immer wieder Situationen, die<br />

mich weinen lassen, aber es hilft.<br />

Krankheit sicher umgeht und alles<br />

machen kann, wenn er ein paar<br />

Regeln beachtet. <strong>Diabetes</strong> soll für<br />

ihn nie ein Hinderungsgrund sein,<br />

seine Ziele <strong>zu</strong> erreichen.<br />

Für mich bedeutet der Blog<br />

sehr viel. Wir haben ihn <strong>zu</strong>sammen<br />

aufgebaut, unser aller<br />

Herz steckt darin. Er ist ein Teil<br />

von mir geworden, und er hilft<br />

mir selbst auch, die Erkrankung <strong>zu</strong><br />

verarbeiten und mich weiter damit<br />

auseinander<strong>zu</strong>setzen. Während<br />

des Schreibens gibt es immer<br />

wieder Situationen, die mich<br />

weinen lassen, aber es hilft. Wenn<br />

einer unserer Leser Hilfe, Tipps<br />

und Anregungen findet, dann ist<br />

das für mich eine riesige Freude.<br />

Heike Steck (hier<br />

mit Sohn Phil-<br />

Jannik) möchte,<br />

dass der <strong>Diabetes</strong><br />

nie ein Hinderungsgrund<br />

für<br />

ihren Sohn sein<br />

soll, seine Ziele <strong>zu</strong><br />

erreichen.<br />

alle Porträts: kinder-mit-typ1-diabetes Blog<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

21


Lebensecht<br />

Kathy (Bild links)<br />

hilft der Blog, die<br />

Krankheit <strong>zu</strong> verarbeiten.<br />

Leonie und Timo<br />

(mittleres Bild)<br />

lassen sich vom<br />

<strong>Diabetes</strong> nicht<br />

unterkriegen.<br />

Mandy (Bild<br />

rechts) ist froh,<br />

dass ihr Sohn<br />

Timo heute so gut<br />

<strong>zu</strong>rechtkommt.<br />

Die eigene Geschichte erzählen?<br />

www.diabetes-online.de<br />

Mandy Leinfelder und Timo<br />

Der heute sechsjährige Timo bekam<br />

im Alter von drei Jahren die<br />

Diagnose.<br />

Zuerst war da ein riesiger<br />

Schock; mit <strong>Diabetes</strong> Typ 1<br />

konnte ich nichts anfangen. „Altersdiabetes“<br />

kannte ich von der<br />

Oma. Als dann das Wort Insulinpumpe<br />

fiel, hab ich gefragt, ob<br />

man die implantieren muss. Meinem<br />

Mann ging es ähnlich. Wir haben<br />

ein paar Tage gebraucht, um<br />

»»<br />

Mittlerweile ist das alles selbstverständlich<br />

für uns. Timo kommt<br />

sehr gut mit dem <strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong>recht.<br />

uns <strong>zu</strong> sammeln. Es setzte dann<br />

aber schnell der Drang ein, so viel<br />

wie möglich <strong>zu</strong> erfahren.<br />

Mittlerweile ist das alles<br />

selbstverständlich für uns.<br />

Timo kommt sehr gut <strong>zu</strong>recht. Er<br />

misst seinen Blut<strong>zu</strong>cker, schätzt<br />

gut den Wert selbst ein und bedient<br />

die Insulinpumpe selbstständig.<br />

Essen schätzen und berechnen<br />

übernehmen wir <strong>Eltern</strong>.<br />

Seine Lieblingsspeisen zwischendurch<br />

weiß er schon selbst <strong>zu</strong><br />

handhaben. Und langsam bemerkt<br />

er auch seine Unter<strong>zu</strong>ckerungen.<br />

Das ist mein Hobby!<br />

Kathy Dalinger und Leonie<br />

Leonie ist heute sieben Jahre alt, bei<br />

der Diagnose war sie fünf.<br />

Wie es wohl allen <strong>Eltern</strong> in<br />

dieser Situation ergeht: Erst<br />

wird man von der Diagnose überrollt.<br />

Man fragt sich: Wie? Mein<br />

Kind hat <strong>Diabetes</strong>? Das bekommt<br />

man doch nur, wenn man übergewichtig<br />

ist, <strong>zu</strong> viel Süßes isst und<br />

sich nicht bewegt usw. Und was ist<br />

überhaupt <strong>Diabetes</strong> Typ 1? Sehr<br />

viele Informationen prasseln auf<br />

einen ein. Man denkt, das schaffe<br />

ich nie. Wie soll unser Leben wieder<br />

normal, spontan und<br />

unbeschwert werden?<br />

Heute kommen wir meist<br />

sehr gut damit <strong>zu</strong>recht. Sicher,<br />

es gibt immer mal wieder die<br />

ein oder andere Situation oder negative<br />

Erfahrung, die man erlebt.<br />

Aber wir haben nach und nach<br />

ein Stückchen Normalität <strong>zu</strong>rückerobert.<br />

Wir wissen jetzt, worauf<br />

wir im Umgang mit der Erkrankung<br />

achten müssen. Ich bin sehr<br />

froh, dass wir ein sehr gutes soziales<br />

Umfeld haben, das uns und<br />

unserer Tochter geholfen hat, so<br />

schnell und so gut mit dem <strong>Diabetes</strong><br />

<strong>zu</strong>recht<strong>zu</strong>kommen.<br />

Der Blog bedeutet für mich<br />

nicht nur, anderen <strong>Eltern</strong><br />

und Betroffenen <strong>zu</strong> zeigen, wie wir<br />

mit dem <strong>Diabetes</strong> unseren Alltag<br />

meistern. Er ist für mich auch eine<br />

Art „Verarbeitung“ der Krankheit.<br />

Durch das Schreiben erfährt<br />

man sehr viel über sich und die Erkrankung<br />

des Kindes. Es hilft einem,<br />

besser mit allem <strong>zu</strong>recht<strong>zu</strong>kommen.<br />

Und vielleicht bedeutet es auch<br />

ein Stückweit, der Krankheit einen<br />

„Sinn“ <strong>zu</strong> geben. ◼<br />

Foto: Maxal Tamor - Fotolia.com<br />

22<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Aktuell<br />

Fußballfieber beim<br />

Junior Cup <strong>Diabetes</strong><br />

Über 132 fußballbegeisterte Jugendliche<br />

waren vom 22. bis 24. August ins<br />

nieder ländische Arnheim gekommen.<br />

Und alle wollten gewinnen: beim Junior<br />

Cup <strong>Diabetes</strong> 2014 – der Fußball-Meisterschaft<br />

für Jugendliche mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />

Aus 12 Ländern waren die<br />

Jugendlichen angereist:<br />

Belgien, Deutschland,<br />

Großbritannien, Holland, Italien,<br />

Österreich, Polen, Russland, Ungarn,<br />

Slowakei, Schweiz und Spanien.<br />

Hunderte Zuschauer feuerten<br />

die Teams an.<br />

Angefangen hat das Ganze für die<br />

deutschen Fußballer schon im<br />

Juli mit zwei Qualifikationsturnieren,<br />

einem in Mönchengladbach<br />

und einem in Stuttgart. Hier haben<br />

87 Mädchen und Jungs im Alter<br />

von 10 bis 14 Jahren ihr fußballerisches<br />

Können gezeigt. Jeweils<br />

zwei Scouts ermittelten dann die<br />

elf Spieler für die Deutsche Nationalmannschaft,<br />

die im August<br />

in Arnheim um den Meistertitel<br />

kämpfen durften.<br />

Die Wochen zwischen den Qualifikationsturnieren<br />

und dem Meisterschaftsturnier<br />

konnten den kleinen<br />

Fußballstars gar nicht schnell<br />

genug vergehen. Am 22. August<br />

war es dann endlich soweit: Es<br />

wurden die Gruppen ausgelost, in<br />

denen die Spiele am nächsten Tag<br />

stattfinden sollten. Für die Deut-<br />

schen wurden als Gegner Slowakei,<br />

Schweiz, Österreich, Russland<br />

und Ungarn ausgelost.<br />

Platz 3 für<br />

das deutsche Team<br />

Das Spiel gegen die Slowakei endete<br />

0:0; keine Tore, ein Punkt und<br />

ganz viel Lust auf mehr. 4:0 stand<br />

es am Ende der Partie gegen die<br />

Schweiz. Souverän absolvierte das<br />

deutsche Team auch die restlichen<br />

Spiele der Vorrunde. Am nächsten<br />

Tag dann der Anpfiff <strong>zu</strong>m Halbfinale<br />

gegen Belgien – Ergebnis: 0:1.<br />

Für das Team folgte dann das kleine<br />

Finale, das Spiel um Platz drei<br />

gegen Ungarn. Das Erklingen der<br />

Nationalhymnen gab den Fußballern<br />

bereits jetzt das Gefühl, etwas<br />

ganz Besonderes erreicht <strong>zu</strong><br />

haben. 3:1 für Deutschland lautete<br />

am Ende das Ergebnis! Im spannenden<br />

Finale gewann Holland<br />

gegen Belgien mit 2:0.<br />

Der Junior Cup <strong>Diabetes</strong> hat <strong>zu</strong>m<br />

Ziel, Kinder mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

für Sport <strong>zu</strong> begeistern. Denn<br />

den jungen Patienten hilft Sport,<br />

die Krankheit besser <strong>zu</strong> meistern<br />

und darüber hinaus<strong>zu</strong>wachsen,<br />

erklärt das Unternehmen Medtronic<br />

da<strong>zu</strong>.<br />

Wer steht dahinter?<br />

Organisiert wird der Cup von<br />

Medtronic in Zusammenarbeit<br />

mit Bayer HealthCare und<br />

diabetesDE – Deutsche <strong>Diabetes</strong>-<br />

Hilfe. Das Meisterschaftsturnier<br />

wurde dieses Jahr von World Cup<br />

<strong>Diabetes</strong> durchgeführt, einer Organisation<br />

von Bas van de Goor,<br />

1996 Olympiasieger in Volleyball,<br />

Typ-1-Diabetiker und aktiver Förderer<br />

von sportlicher Betätigung<br />

für Menschen mit <strong>Diabetes</strong>. ◼<br />

Foto: Medtronic GmbH<br />

Die glücklichen<br />

Drittplatzierten:<br />

Das deutsche<br />

Team bestand aus<br />

10 Jungs und einem<br />

Mädchen.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2013<br />

www.diabetes-online.de<br />

23


Medizin<br />

Doch kein Risiko<br />

durch Kuhmilch?<br />

Seit langem diskutieren Experten darüber: Kann<br />

man Typ-1-<strong>Diabetes</strong> durch eine kuhmilchfreie Säuglingsernährung<br />

verhindern? Die TRIGR-Studie soll<br />

diese Frage beantworten. Erste Zwischenergebnisse<br />

wurden auf der Jahrestagung der Amerikanischen<br />

<strong>Diabetes</strong>gesellschaft präsentiert.<br />

Weltweit in 17<br />

Ländern wird die<br />

Studie durchgeführt.<br />

Sie läuft<br />

noch bis 2017.<br />

Hinter jeder Manifestation<br />

eines Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

steckt ein längerer Entstehungsprozess,<br />

der von verschiedenen<br />

Faktoren abhängt.<br />

Viele Faktoren<br />

kommen <strong>zu</strong>sammen<br />

Grundlage ist die vererbte Krankheitsempfänglichkeit,<br />

die durch<br />

sogenannte diabetesspezifische<br />

HLA-Gruppen im Blut nachgewiesen<br />

werden kann. Da diese bei<br />

90 Prozent der Menschen mit Typ-<br />

Erkrankungsrisiko für Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

1-<strong>Diabetes</strong> vorhanden sind, wird<br />

deutlich: Menschen, die Verwandte<br />

ersten Grades mit einem Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> haben, haben ein höheres<br />

Erkrankungsrisiko als Menschen<br />

ohne familiäre Belastung.<br />

Die Höhe der individuellen Krankheitsempfänglichkeit<br />

hängt davon<br />

ab, welches Familienmitglied bereits<br />

erkrankt ist und in welchem<br />

Alter dessen Diagnose gestellt<br />

wurde (Tabelle unten).<br />

Zum anderen ist der Entstehungsprozess<br />

durch verschiedene<br />

diabetesspezifische Autoanti körper<br />

Erkrankungsrisiko für Kinder, die Verwandte ersten Grades mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> haben:<br />

Mutter mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

ca. 1,3 – 3,6 Prozent<br />

Vater mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

ca. 3,6 – 8,5 Prozent<br />

Beide <strong>Eltern</strong>teile mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

ca. 20 Prozent<br />

Geschwister<br />

ca. 4 Prozent bis <strong>zu</strong>m 20. Lebensjahr<br />

<br />

ca. 9,6 Prozent bis <strong>zu</strong>m 60. Lebensjahr<br />

Eineiige Zwillinge mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

ca. 36 Prozent<br />

Allgemeinbevölkerung<br />

ca. 0,5 Prozent<br />

charakterisiert. Sie treten lange<br />

vor den klassischen <strong>Diabetes</strong>symptomen,<br />

wie großer Durst und<br />

vermehrtes Wasserlassen, auf und<br />

sind ein Beweis dafür, dass eine<br />

Reduktion der insulinproduzierenden<br />

Betazellen in Gang gesetzt<br />

wurde. Sind 90 Prozent dieser Betazellen<br />

nicht mehr aktiv, tritt das<br />

klinische Bild des Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

in Erscheinung.<br />

<strong>Diabetes</strong> fängt früh<br />

im Leben an<br />

Eine Untersuchung von Kindern,<br />

die Verwandte ersten Grades mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> haben, zeigte, dass<br />

bereits im Alter von neun Monaten<br />

erste Inselautoantikörper auftreten<br />

können, ohne dass damit ein unmittelbares<br />

Auftreten von <strong>Diabetes</strong>symptomen<br />

verbunden ist. Bereits<br />

nachgewiesene Antikörper<br />

können über viele Jahre bestehen<br />

bleiben, aber auch wieder verschwinden.<br />

Nur ca. zehn Prozent<br />

der Personen mit erhöhtem Vererbungsrisiko<br />

erkranken an einem<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>.<br />

24<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Medizin<br />

Das frühe Auftreten von ersten Antikörpern<br />

im Kleinkindalter lässt<br />

wiederum vermuten, dass bereits<br />

im frühen Säuglingsalter bestimmte<br />

Faktoren eine Inselzellentzündung<br />

und die resultierende Antikörperbildung<br />

auslösen und damit einen<br />

<strong>Diabetes</strong> schon im frühen Kindesalter<br />

verursachen können.<br />

Auslöser der Antikörperbildung<br />

unbekannt<br />

Mögliche Ursachen, wie Virusinfektionen,<br />

schwangerschaftsbedingte<br />

Faktoren, verschiedene<br />

Nahrungsbestandteile und auch<br />

der Sozialstatus der <strong>Eltern</strong> wurden<br />

im Zusammenspiel mit den entsprechenden<br />

genetischen Faktoren<br />

diskutiert, konnten aber nicht in jedem<br />

Fall und für jede Region der<br />

Welt nachgewiesen werden. Dagegen<br />

zeigten vereinzelte kleine Studien<br />

<strong>zu</strong>r Säuglingsernährung, dass<br />

eine frühe Belastung mit Fremdeiweißen,<br />

z. B. Kuhmilcheiweiß, ein<br />

erhöhtes Risiko für entsprechend<br />

veranlagte Personen darstellt.<br />

Weltweite Studie<br />

Daraufhin wird seit 2002 mit der<br />

sogenannten TRIGR-Studie untersucht,<br />

inwieweit eine frühe Belastung<br />

mit Kuhmilcheiweiß bei<br />

Kindern mit hohem genetischen<br />

Risiko für Typ-1-<strong>Diabetes</strong> da<strong>zu</strong><br />

beiträgt, dass die Erkrankung tatsächlich<br />

entsteht. TRIGR steht übrigens<br />

für Trial to Reduce IDDM<br />

in the Genetically at Risk, deutsch:<br />

Studie <strong>zu</strong>r Verringerung des insulinpflichtigen<br />

<strong>Diabetes</strong> bei Neugeborenen<br />

mit hohem genetischen<br />

Risiko. Die Studie wird weltweit in<br />

17 Ländern durchgeführt und für<br />

Deutschland vom <strong>Diabetes</strong>zentrum<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

am Kinder- und Jugendkrankenhaus<br />

in Hannover geleitet.<br />

Ziel der bis 2017 geplanten Studie<br />

ist es, die Erkrankungsrate bei<br />

Kinder mit diabetesspezifischen Antikörpern<br />

Häufigkeit in Prozent<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Foto: Thomas Neumahr - Fotolia.com<br />

Kindern mit hohem <strong>Diabetes</strong>risiko<br />

möglichst <strong>zu</strong> reduzieren,<br />

indem Kuhmilchprodukte in den<br />

»»<br />

Ziel der Studie ist es, die Erkrankungsraten<br />

bei Kindern mit hohem<br />

<strong>Diabetes</strong>risiko <strong>zu</strong> reduzieren.<br />

ersten sechs bis acht Lebensmonaten<br />

aus- oder weggelassen<br />

werden.<br />

Studienmilch, wenn<br />

Stillen nicht mehr geht<br />

Schwerpunkt der Studie war, möglichst<br />

lange und ausschließlich <strong>zu</strong><br />

stillen, aber spätestens im siebten<br />

und achten Monat über zwei Monate<br />

eine Studienmilch <strong>zu</strong> füttern.<br />

In dieser waren die Kuhmilcheiweiße<br />

entweder fast vollständig<br />

(Interventionsgruppe) oder<br />

nur <strong>zu</strong> 20 Prozent (Kontrollgruppe)<br />

aufgespalten. Von Beginn bis<br />

Ende der Studie werden die Kinder<br />

einmal jährlich ärztlich untersucht<br />

und bekommen Blut abgenommen,<br />

unter anderem, um den<br />

HbA 1c<br />

-Wert und die Anti körper <strong>zu</strong><br />

bestimmen.<br />

Insgesamt konnten 2 159 Neugeborene,<br />

davon 112 aus Deutschland,<br />

aus Familien, deren Vater,<br />

Mutter oder Geschwisterkind an<br />

einem Typ-1-<strong>Diabetes</strong> erkrankt<br />

sind, in die Studie eingeschlossen<br />

werden. Die <strong>zu</strong>erst Geborenen<br />

sind inzwischen zwölf und die<br />

Jüngsten sieben Jahre alt.<br />

Mit oder ohne Kuhmilch:<br />

kein Unterschied<br />

Nachdem die Daten bis <strong>zu</strong>m<br />

sechsten Lebensjahr vollständig<br />

vorlagen, wurde eine erste Analy-<br />

Foto: pete pahham - Fotolia.com<br />

Die TRIGR-Studie<br />

untersucht, ob<br />

Kuhmilch bei<br />

Kindern mit <strong>Diabetes</strong>risiko<br />

da<strong>zu</strong><br />

beiträgt, dass die<br />

Krankheit ausbricht.<br />

0<br />

18 Monate 2. Lbj. 3. Lbj. 4. Lbj. 5. Lbj. 6. Lbj.<br />

Alter<br />

Die Abbildung zeigt die Anzahl der<br />

Kinder mit mindestens einem positiven<br />

Antikörper im jeweiligen Lebensjahr bei<br />

den 112 deutschen Teilnehmern.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

25


Medizin<br />

Foto: Dmitry Lobanov - Fotolia.com<br />

Vorläufiges<br />

Ergebnis: Das<br />

<strong>Diabetes</strong>risiko<br />

lässt sich durch<br />

eine kuhmilchfreie<br />

Säuglingsernährung<br />

nicht<br />

beeinflussen.<br />

se <strong>zu</strong>m Zusammenhang zwischen<br />

der Kuhmilcheiweißgabe<br />

und dem Auftreten von<br />

diabetesspezifischen Antikörpern<br />

durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse zeigen<br />

keinen Unterschied im<br />

Auftreten von Inselzellautoantikörpern<br />

zwischen der Interventions-<br />

und<br />

der Kontrollgruppe.<br />

Somit<br />

ist es nach heutigem<br />

Wissensstand<br />

nicht möglich, durch eine kuhmilcheiweißfreie<br />

Säuglingsernährung<br />

das Auftreten von diabetesspezifischen<br />

Antikörpern bis <strong>zu</strong>m<br />

Ende des sechsten Lebensjahres<br />

<strong>zu</strong> reduzieren.<br />

Unter den 112 deutschen Studienteilnehmern<br />

wurde bei 5,4 Prozent,<br />

egal ob aus der Interventions-<br />

oder Kon trollgruppe, bereits<br />

im 18. Lebensmonat mindestens<br />

ein diabetesspezifischer Antikörper<br />

nachgewiesen (Abbildung vorige<br />

Seite). Von jenen Kindern, die<br />

aktuell Anti körper im Blut aufweisen,<br />

hatten drei Prozent erst im Alter<br />

von sechs Jahren einen positiven<br />

Inselzellantikörper. Erfreulicherweise<br />

haben 53 Prozent der<br />

Teilnehmer bislang noch keinen<br />

diabetesspezifischen Antikörper<br />

entwickelt.<br />

Effekt auf <strong>Diabetes</strong>entstehung<br />

noch ungeklärt<br />

Die Frage, ob das klinische Auftreten<br />

eines<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

durch eine kuhmilcheiweißfreie<br />

Ernährung<br />

herausgezögert<br />

Kontakt<br />

werden kann, kann erst nach 2017<br />

beantwortet werden, nachdem alle<br />

Kinder das zehnte Lebensjahr erreicht<br />

haben. Auch erst dann wird<br />

die TRIGR-Studie eine endgültige<br />

Antwort darauf haben, ob eine Veränderung<br />

der frühen Säuglingsernährung<br />

das Risiko, einen Typ-<br />

1-<strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> entwickeln, senken<br />

und so die Erkrankungsrate reduzieren<br />

kann.<br />

Schon jetzt möchten wir uns auf<br />

diesem Wege bei allen Kindern<br />

und <strong>Eltern</strong> der TRIGR-Studie und<br />

auch bei den betreuenden Kinderärzten<br />

und Diabetologen für deren<br />

Mitarbeit und Unterstüt<strong>zu</strong>ng recht<br />

herzlich bedanken. ◼<br />

Dr. Bärbel Aschemeier<br />

<strong>Diabetes</strong>zentrum für Kinder und<br />

Jugendliche „Auf der Bult“, Hannover,<br />

Bereich Klinische Forschung,<br />

E-Mail: aschemeier@hka.de<br />

Aktuell<br />

Aktionstag mit Daniel Schnelting<br />

Foto: Wolfgang Kömen<br />

Wie kann man Jugendliche da<strong>zu</strong> bringen, ihren <strong>Diabetes</strong><br />

<strong>zu</strong> akzeptieren, sich durch diesen nicht einschränken <strong>zu</strong><br />

lassen, sich neue Ziele <strong>zu</strong> setzen und diese <strong>zu</strong> verfolgen?<br />

Diese Fragen hat sich das Team<br />

der Kinder- und Jugendarztpraxis<br />

Dr. Wolfgang Kömen gestellt.<br />

Am Pfingstsamstag hat das Team<br />

es im Rahmen eines Aktionstages<br />

am Baldeneysee in Essen mit 30<br />

Jugendlichen versucht: und zwar<br />

mit Sport, Spiel und Austausch untereinander<br />

sowie mit dem Leistungssportler<br />

Daniel Schnelting; er<br />

gehört <strong>zu</strong> den stärksten deutschen<br />

Sprintern. Und weil er selbst seit<br />

der Kindheit betroffen ist, kennt er<br />

sich bestens mit dem <strong>Diabetes</strong> aus.<br />

Zu Beginn gab Schnelting einen<br />

Einblick in sein Leben mit <strong>Diabetes</strong>:<br />

worauf er achtet, wie häufig er<br />

seinen Blut<strong>zu</strong>cker kontrolliert, wie<br />

er es vor, während und nach dem<br />

Sport mit der Stoffwechselkontrolle<br />

hinbekommt. Der Sport habe<br />

ihm sehr geholfen, seinen Körper<br />

besser kennen<strong>zu</strong>lernen, sagte er.<br />

Vorbild und Motivator<br />

Danach kam der praktische Teil der<br />

Veranstaltung: Klettern im Hochseilgarten,<br />

gemeinsames Mittagessen,<br />

Beachvolleyball turnier,<br />

Fußball, Badminton, Tischtennis,<br />

Strandball und Sprinten – es gab<br />

immer was <strong>zu</strong> tun.<br />

„Daniel Schnelting hat die Jugendlichen<br />

am Vormittag mit seiner<br />

Präsentation gut aufgetaut, war<br />

beim Klettern der Retter, beim Essen<br />

der Kumpel, beim Volleyball<br />

der Leader, beim Sprint der Star,<br />

beim Sport der Trainer und den<br />

ganzen Tag ein Vorbild. Mehr<br />

kann man Jugendliche nicht motivieren“,<br />

fasst Dr. Kömen diesen<br />

Tag <strong>zu</strong>sammen.<br />

Der Sport hat zahlreiche Brücken<br />

zwischen den Teilnehmern gebaut.<br />

◼<br />

26<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


17 Kinder und Jugendliche<br />

mit jeweils einem <strong>Eltern</strong>teil<br />

haben sich am Pfingstwochenende<br />

mit Michael<br />

Bertsch und den <strong>Diabetes</strong>-<br />

Kids <strong>zu</strong>r großen Segeltour<br />

getroffen: Von Harlingen<br />

nach Terschelling über Makkum<br />

und wieder <strong>zu</strong>rück mit<br />

<strong>Diabetes</strong>-Fernsehen<br />

Kennen Sie „Das <strong>Diabetes</strong> TV“?<br />

Unter www.das-diabetes- tv.de<br />

bietet ein Team aus 9 TV-<strong>Journal</strong>isten<br />

Tipps, Reportagen,<br />

Meldungen und Interviews<br />

rund um <strong>Diabetes</strong> an; Partner<br />

Ein Segelabenteuer auf<br />

dem Dreimaster, initiiert<br />

von der Online-Plattform<br />

„<strong>Diabetes</strong>-Kids“.<br />

Kein Hindernis – mit <strong>Diabetes</strong> auf Segeltour<br />

<strong>Diabetes</strong>-Kids Ahoi 2014<br />

dem großen Dreimaster. Ein<br />

spannendes Abenteuer für<br />

alle Beteiligten; Erfahrungsaustausch,<br />

Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />

und Katheterwechsel<br />

zwischen Segelhissen und<br />

Ankerlassen. Für <strong>Eltern</strong> und<br />

Kids ein sehr positives Erlebnis<br />

mit vielen Eindrücken.<br />

ist die Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Stiftung.<br />

Ein Schwerpunktthema<br />

der August-Sendung waren<br />

Kinder und Jugendliche. Alle<br />

bisherigen Sendungen stehen<br />

im Internet <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />

Freizeit am Falckensteiner Strand<br />

Viel Spaß und viel gelernt<br />

24 Kinder ab 12 Jahre mit<br />

<strong>Diabetes</strong> und sechs Betreuer<br />

machten vom 9. bis 16. August<br />

den Falckensteiner Strand (Kiel)<br />

unsicher. Die Freizeit, veranstaltet<br />

von Andrea Witt, Leiterin der<br />

Holsteiner Zuckerschnuten, und<br />

diabetesDE bot ein buntes Programm:<br />

Kletterpark, Kinoabende,<br />

Spaziergang <strong>zu</strong>m Leuchtturm,<br />

Sandburgenwettbewerb,<br />

Schulungen, Gesprächsrunden,<br />

Chillen und vieles mehr. „Es<br />

Foto: Lena Schmidt<br />

war toll <strong>zu</strong> sehen, wie die Kinder<br />

miteinander umgehen,<br />

miteinander und voneinander<br />

lernen“, so das Fazit von Andrea<br />

Witt. Und die Kinder? Die fanden<br />

es auch toll: ohne <strong>Eltern</strong>,<br />

ohne Druck, ohne Stress, alle<br />

messen, alle rechnen und haben<br />

neue Freunde gefunden.<br />

Auch im nächsten Jahr wird<br />

es wieder eine Freizeit geben.<br />

Weitere Infos und Kontakt über:<br />

andrea-witt@gmx.de.<br />

Kurz & Gut<br />

Kinder + Jugendliche<br />

Bundesweiter Einsatz wünschenswert<br />

Schulschwestern<br />

Die neuesten Daten <strong>zu</strong>m Kindergesundheitssurvey<br />

(KiGGS-Studie) belegen es erneut: Chronische<br />

Krankheiten im Kindesalter rücken <strong>zu</strong>nehmend<br />

in den Fokus. In Zeiten der Inklusion hat dies auch<br />

Folgen für den Alltag in allgemeinen Schulen, die<br />

aber auf chronisch kranke Kinder bisher nur un<strong>zu</strong>reichend<br />

eingestellt sind. Anpassungen, besser<br />

tiefgreifende Reformen der Schulgesundheitspflege<br />

im Regelschulalltag, sind also überfällig, betont<br />

die Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und<br />

Jugendmedizin (DGSPJ) in einer Presseinformation.<br />

In Kanada, Australien, den meisten Staaten<br />

der USA, aber auch in vielen europäischen Staaten<br />

habe sich z. B. die Schulschwester sehr bewährt.<br />

Ganz allgemein gelte sie in vielen Ländern als erste<br />

kompetente Ansprechpartnerin für alle gesundheitlichen<br />

Belange der Kinder im schulischen Alltag,<br />

für Schüler, <strong>Eltern</strong> und auch für Lehrer. Speziell für<br />

chronisch kranke Kinder in der Schule fungiert sie<br />

in diesen Ländern als Case-Managerin, indem sie<br />

Schüler und deren <strong>Eltern</strong> unterstützt und begleitet.<br />

„Der Einsatz von Schulschwestern macht also Sinn<br />

und sollte im wahrsten Sinne des Wortes bundesweit<br />

Schule machen“, fordern die Sozialpädiater.<br />

„Halten Sie es für sinnvoll, dass<br />

Kinder mit <strong>Diabetes</strong> einen Schwerbehinderten-Ausweis<br />

haben?“<br />

64 % Ja<br />

36 % Nein<br />

Auf die Online-Frage aus Heft 2 antworteten<br />

64 % mit „Ja“ und 36 % mit „Nein“.<br />

Hat Ihr Kind sein Blut<strong>zu</strong>ckermessgerät<br />

immer dabei?<br />

Stimmen Sie ab auf www.diabetes-online.<br />

de, hier unter „<strong>Eltern</strong> und Betreuer“.<br />

Das Ergebnis gibt‘s in der nächsten Ausgabe,<br />

die Mitte Dezember erscheint.<br />

Neue Frage Ergebnis Heft 2/14<br />

DIE ONLINE-FRAGE<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

27


Nachgefragt<br />

Psychologie + Medizin<br />

Nachgefragt<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.)<br />

Leiterin Medizinische Psychologie<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de<br />

Das „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>“ beantwortet Ihnen<br />

in jeder Ausgabe medizinische Fragen aus unterschiedlichster<br />

Perspektive. Besonders wichtig für<br />

<strong>Eltern</strong> von Kindern mit <strong>Diabetes</strong> sind daneben Fragen<br />

vor psychosozialem Hintergrund. Alle Fragen<br />

werden von ausgewiesenen Experten beantwortet.<br />

Kontakt<br />

Dr. Wolfgang von Schütz<br />

Oberarzt Pädiatrie III<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />

„Auf der Bult“, Hannover<br />

E-Mail: schuetz@hka.de<br />

Also schreiben Sie an links stehende<br />

E-Mail-Adressen oder einfach an:<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong>, Kirchheim-Verlag,<br />

Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,<br />

E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de<br />

Familie R. wohnt auf dem Land, weit entfernt von Arzt und <strong>Diabetes</strong>ambulanz<br />

Was tun, wenn im Notfall keine Hilfe erreichbar ist?<br />

Frau R.: Bei unserem 5-jährigen<br />

Sohn Andreas ist vor<br />

vier Monaten ein Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

festgestellt worden. Anfangs war<br />

er sehr krank, hat sich dann aber<br />

rasch wieder erholt, nachdem er<br />

in der Kinderklinik zwei Tage am<br />

Tropf war. Am dritten Tag hat er<br />

für seine Insulintherapie eine Insulinpumpe<br />

erhalten. Ich war stationär<br />

mit aufgenommen, <strong>zu</strong>sammen<br />

mit meinem Mann haben wir<br />

in mehreren Schulungen viel über<br />

die Behandlung des <strong>Diabetes</strong> er-<br />

Anhaltend hohe Blut<strong>zu</strong>ckerwerte können <strong>zu</strong>m Beispiel im<br />

Rahmen einer Infektion auftreten.<br />

Foto: Spofi - Fotolia.com<br />

fahren. Nach zehn Tagen konnten<br />

wir entlassen werden, die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

waren jetzt sehr stabil<br />

um 100 mg/dl (5,6 mmol/l), der<br />

Insulinbedarf sehr gering: nämlich<br />

insgesamt nur acht Einheiten<br />

am Tag. Es hatte sich also sehr<br />

schnell die Erholungsphase des<br />

<strong>Diabetes</strong> bei unserem Jungen eingestellt.<br />

Auch <strong>zu</strong> Hause lief alles gut, bis<br />

er vor vier Wochen Scharlach<br />

bekam. Er hatte plötzlich hohes<br />

Fieber, starke Halsschmerzen,<br />

mochte nichts mehr essen<br />

und trinken, war müde und abgeschlagen.<br />

Wir waren sehr beunruhigt,<br />

vor allem weil seine Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

auf über 250 mg/dl<br />

(13,9 mol/l)angestiegen waren<br />

und trotz Korrekturinsulin kaum<br />

besser wurden.<br />

Wir wohnen auf dem Land, <strong>zu</strong>r<br />

<strong>Diabetes</strong>ambulanz fahren wir<br />

über zwei Stunden, das <strong>Diabetes</strong>team<br />

und unser Hausarzt waren<br />

nicht erreichbar, so dass wir<br />

völlig auf uns allein gestellt waren.<br />

Zum Glück war der Azetontest<br />

nur schwach positiv und nach<br />

häufigen kleinen Korrekturinsulin-Gaben<br />

gingen die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

langsam <strong>zu</strong>rück. Nachdem<br />

der Hausarzt ihm dann Antibiotika<br />

verschrieben hatte, ging es unserem<br />

Kind langsam besser. Nach<br />

einer Woche fühlte er sich wieder<br />

fast gesund. Die Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

waren aber immer noch <strong>zu</strong> hoch,<br />

es dauerte nahe<strong>zu</strong> drei Wochen,<br />

bis sich alles wieder normalisiert<br />

hatte.<br />

Rückblickend fragen wir uns:<br />

Haben wir alles richtig gemacht?<br />

Hätten wir den Jungen gleich in<br />

die Kinderklinik bringen müssen<br />

(oft mehr als zwei Stunden Autofahrt)?<br />

Hätten wir den Notarzt rufen<br />

müssen? Was können Sie uns<br />

raten?<br />

Dr. von Schütz: Sie sprechen<br />

ein sehr wichtiges<br />

Thema an: Was ist <strong>zu</strong> tun bei anhaltend<br />

sehr hohen Blut<strong>zu</strong>ckerwerten,<br />

sei es im Rahmen einer<br />

Infektion oder z. B. eines Unfallereignisses.<br />

Zunächst einmal: Sie haben alles<br />

richtig gemacht! Sie haben <strong>zu</strong>sätzlich<br />

Insulin gegeben, sehr häufig<br />

den Blut<strong>zu</strong>cker bestimmt und Aze-<br />

28<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


ton gemessen. Vermutlich hätte<br />

ein Notarzt sehr lange gebraucht,<br />

bis er eingetroffen wäre.<br />

Und – obwohl Sie sicher daran gedacht<br />

haben, ein sehr wichtiges<br />

Prinzip haben Sie nicht erwähnt:<br />

Man muss immer auf eine ausreichenden<br />

Flüssigkeits<strong>zu</strong>fuhr achten!<br />

Das Problem ist nur, dass Kinder<br />

oft nichts trinken wollen, wenn<br />

sie sehr krank sind und dann sogar<br />

ihr Lieblingsgetränk verweigern.<br />

Dann sollte man versuchen,<br />

dem Kind über mehrere Stunden<br />

etwa einen halben bis einen Liter<br />

Flüssigkeit pro Stunde löffelweise<br />

in vielen kleinen Portionen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>führen.<br />

Wenn aber alle Bemühungen keinen<br />

Erfolg haben, der Blut<strong>zu</strong>cker<br />

nicht sinkt, kleinste Flüssigkeitsmengen<br />

nicht toleriert werden und<br />

vor allem, wenn unstillbares Erbrechen<br />

hin<strong>zu</strong>kommt, kann sich sehr<br />

rasch eine Ketoazidose – also eine<br />

Stoffwechselentgleisung – entwickeln.<br />

Das Kind muss dann umgehend<br />

stationär aufgenommen werden.<br />

Scheuen Sie sich nicht, den<br />

Notarzt <strong>zu</strong> rufen; er kann schon<br />

vor Fahrtantritt eine Infusion legen<br />

und dem Kind die notwendige<br />

Flüssigkeit geben.<br />

Bei Kindern, die, wie ihr Sohn, eine<br />

Insulinpumpe tragen, kann es<br />

durch unbeabsichtigte Unterbrechung<br />

der Insulin<strong>zu</strong>fuhr rasch <strong>zu</strong><br />

hohen Blut<strong>zu</strong>ckerwerten kommen.<br />

Abknicken des Katheters oder Herausrutschen<br />

der Nadel sind hierfür<br />

die häufigsten Ursachen.<br />

Wenn sich der Blut<strong>zu</strong>cker durch<br />

Bolusgaben mit der Insulinpumpe<br />

nicht zügig senken lässt, sollten<br />

Sie die Pumpe abkoppeln und<br />

das Insulin <strong>zu</strong>r Korrektur der hohen<br />

Blut<strong>zu</strong>ckerwerte mit der Insulinspritze<br />

oder dem Insulinpen<br />

geben.<br />

Wie viel Korrekturinsulin in welchen<br />

Zeitabständen gegeben<br />

werden muss, ist individuell sehr<br />

unterschiedlich. Am besten besprechen<br />

Sie dieses wichtige Thema<br />

ausführlich mit Ihrem Diabetologen<br />

oder Ihrer <strong>Diabetes</strong>beraterin<br />

beim nächsten Termin in<br />

Wichtiger Hinweis<br />

Lässt sich der Blut<strong>zu</strong>cker durch<br />

Bolusgaben mit der Insulinpumpe<br />

nicht schnell senken, dann<br />

besser die Pumpe abkoppeln<br />

und das Korrekturinsulin mit<br />

einer Insulinspritze oder einem<br />

Insulinpen geben. Grund: Die<br />

Insulin<strong>zu</strong>fuhr durch die Pumpe<br />

könnte unterbrochen sein.<br />

Nachgefragt<br />

Psychologie + Medizin<br />

»»<br />

Bei anhaltend hohen <strong>Werte</strong>n:<br />

<strong>zu</strong>sätzliches Insulin geben, Azeton<br />

und Blut<strong>zu</strong>cker messen, trinken.<br />

der <strong>Diabetes</strong>ambulanz oder während<br />

einer ambulanten Folgeschulung.<br />

◼<br />

KINDER- UND<br />

JUGENDPASS DIA BE TES<br />

Die <strong>Diabetes</strong>einstellung immer im Blick, da<strong>zu</strong> Risikofaktoren wie<br />

Blutdruck und Blutfette: Mit dem Kinder- und Jugendpass <strong>Diabetes</strong><br />

unterstützen Sie Ihr Kind wirkungsvoll bei der Behandlung. Dokumentieren<br />

Sie <strong>zu</strong>sammen mit Ihrem Arzt und wenn möglich auch<br />

mit Ihrem Kind die einzelnen <strong>Werte</strong> – so wird nichts vergessen und<br />

alle sind auf dem aktuellen Stand der Behandlung.<br />

□ Bitte senden Sie ........... Exemplar(e) „Gesundheits-Pass <strong>Diabetes</strong>“, KI43975, à 2,60 €,<br />

zzgl. Versandkosten (attraktive Staffelpreise: ab 50 Expl. à 2,30 €; ab 100 Expl. à 1,90 €).<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

E-Mail<br />

Telefon<br />

Datum/Unterschrift<br />

□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig □ schriftlich, □ per E-Mail oder □ per Telefon<br />

über aktuelle Angebote aus seinem Programm informiert. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen.<br />

(Auch wenn Sie schon früher einer Kontaktaufnahme durch uns <strong>zu</strong>gestimmt haben, bitten wir Sie, diese <strong>zu</strong> erneuern.)<br />

22.0033<br />

Erhältlich unter:<br />

www.kirchheim-shop.de<br />

oder über:<br />

SVK-GmbH<br />

Abtlg. VA/Kirchheim-Verlag<br />

Postfach 10 60 16<br />

70049 Stuttgart<br />

Telefon: 07 11/66 72-14 83<br />

Fax: 07 11/66 72-19 74<br />

E-Mail: svk@svk.de<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

29


Aktuell<br />

Fine Stars 2014:<br />

die Gewinner<br />

Leni (4), Hugo (9) und Erik (17) wurden aus<br />

vielen Bewerbern <strong>zu</strong> den Fine Stars 2014<br />

gewählt. Durch ihre Geschichten sollen<br />

sie anderen Kindern und Jugendlichen mit<br />

<strong>Diabetes</strong> Mut machen. Ende Mai gab es ein<br />

Foto shooting in Köln – das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<br />

<strong>Journal</strong> war dabei.<br />

„Die drei Kids, die in diesem Jahr unsere<br />

Botschafter für Kinder mit <strong>Diabetes</strong><br />

sind, stehen für eine große Portion Mut<br />

und Lebensfreude“, begründet Bayer<br />

seine Wahl, die der Jury nicht leicht<br />

gefallen ist.<br />

Blitzlichtgewitter und ausgelassene<br />

Stimmung: Vor<br />

der Kamera und im Gespräch<br />

mit dem <strong>Diabetes</strong>-<br />

<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> zeigten die<br />

drei Gewinner des Fine<br />

Stars-Modelcastings 2014<br />

und ihre Familien, wie sie<br />

dem <strong>Diabetes</strong> die Stirn<br />

bieten. Zu dem Casting<br />

hatte das Unternehmen<br />

Bayer HealthCare im Herbst<br />

letzten Jahres aufgerufen.<br />

Auch in diesem Jahr haben sich<br />

viele Kinder und Jugendliche<br />

mit ihren ganz persönlichen Geschichten,<br />

kreativen Videos und<br />

Bildern für das Fotoshooting beworben.<br />

Da die Diagnose Typ-1-<br />

<strong>Diabetes</strong> je nach Alter ganz verschiedene<br />

Herausforderungen<br />

mit sich bringt, wurden<br />

Kinder unterschiedlicher<br />

Altersklassen ausgewählt:<br />

Leni (4 Jahre)<br />

aus Jüchen, Hugo<br />

(9) aus Halle<br />

und Erik (17)<br />

aus Heidelberg.<br />

Wirbelwind Leni<br />

Seit Februar 2013 hat Leni <strong>Diabetes</strong><br />

und meistert ihren Alltag wie<br />

eine Große. Mit ihrem kindlichen<br />

Tatendrang hält sie die ganze Familie<br />

auf Trab – am liebsten würde<br />

sie den ganzen Tag spielen.<br />

Nach dem Kindergarten tobt sie<br />

sich aus beim Inlineskaten, Tanzen,<br />

Schwimmen oder mit dem<br />

Fahrrad. An das häufige Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />

und den regelmäßigen<br />

Wechsel der Pumpenpflaster<br />

hat sie sich gewöhnt.<br />

„Leni geht unheimlich gut mit dem<br />

<strong>Diabetes</strong> um“, erzählte ihr Vater,<br />

„sie lässt sich ihren Lebensmut<br />

und ihren Spieltrieb überhaupt<br />

nicht nehmen. Natürlich gibt es ab<br />

und <strong>zu</strong> Schwankungen, aber insgesamt<br />

ist Lenis Stoffwechsel gut<br />

eingestellt.“<br />

Nach der Diagnose hat es den <strong>Eltern</strong><br />

vor allem geholfen, sich mit<br />

anderen betroffenen <strong>Eltern</strong> aus<br />

dem näheren und weiteren Bekanntenkreis<br />

aus<strong>zu</strong>tauschen. „Die<br />

medizinischen Dinge sind das eine,<br />

aber bei anderen <strong>zu</strong> sehen, dass<br />

30<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Aktuell<br />

auch der Alltag funktionieren kann,<br />

so wie bei uns jetzt, das hat uns<br />

sehr geholfen“, erinnert sich Lenis<br />

Mutter. Bei diesen Gesprächen ist<br />

auch schnell die Entscheidung für<br />

eine Insulinpumpe gefallen.<br />

Nun muss sich die Familie einer<br />

neue Herausforderung stellen:<br />

Lenis 2 ½ Jahre alte Schwester<br />

Mia hat Zöliakie – und jetzt auch<br />

<strong>Diabetes</strong>: „Seit Kurzem hat auch<br />

sie ihre Insulinpumpe“, sagte die<br />

Mutter.<br />

Hugo: diszipliniert<br />

und stark durch Sport<br />

Am Barren, an den Ringen oder<br />

am Reck fühlt sich Hugo wohl und<br />

blüht auf. Selbstbewusst und diszipliniert<br />

trainiert er mehrmals<br />

die Woche fürs Geräteturnen und<br />

ist bereits Vize-Landesmeister geworden.<br />

Später möchte er aufs<br />

Sportgymnasium. Durch die Diagnose<br />

vor drei Jahren mussten er<br />

und seine <strong>Eltern</strong> <strong>zu</strong>nächst verstehen,<br />

was Leben mit <strong>Diabetes</strong> bedeutet,<br />

und einige Gewohnheiten<br />

umstellen. Süßigkeiten isst Hugo<br />

aber immer noch gerne und viele.<br />

Besonders der Sport hilft ihm, diszipliniert<br />

mit dem <strong>Diabetes</strong> um<strong>zu</strong>gehen.<br />

Wenn Kinder ihn nach seinem<br />

<strong>Diabetes</strong> fragen, erklärt er ihnen<br />

alles.<br />

„Natürlich hat uns die Diagnose<br />

<strong>zu</strong>erst umgehauen, es ist nicht<br />

einfach für <strong>Eltern</strong>“, meinte Hugos<br />

Vater, „aber man muss die Sache<br />

annehmen, aber der <strong>Diabetes</strong> darf<br />

einen nicht bestimmen“. Am Anfang<br />

haben sich Hugos <strong>Eltern</strong> über<br />

schlechte <strong>Werte</strong> lange verrückt gemacht.<br />

Ihr Motto heute: Was vergangen<br />

ist, ist vergangen, man<br />

kann es nicht mehr ändern. Lieber<br />

nach vorne schauen und beim<br />

nächsten Mal besser machen.<br />

Hugos Botschaft für andere Kinder<br />

mit <strong>Diabetes</strong>: „Nicht vor allem<br />

Angst haben, man kann alles ganz<br />

normal weitermachen!“<br />

Erik stört der<br />

<strong>Diabetes</strong> nicht<br />

alle Fotos und Logo: Bayer Vital GmbH<br />

Erst vor einem halben Jahr bekam<br />

Erik die Diagnose <strong>Diabetes</strong>.<br />

Inzwischen hat sich der 17-Jährige<br />

an das Leben damit gewöhnt.<br />

Das regelmäßige Messen und die<br />

Insulin<strong>zu</strong>fuhr sind kein Problem.<br />

Gerade hat er seine Führerscheinprüfung<br />

bestanden und im nächsten<br />

Jahr wartet das Abitur. Seine<br />

Freizeit genießt Erik mit Freundin,<br />

Freunden und Familie, beim Handball,<br />

oder er geht raus mit Hund Alf.<br />

„Der <strong>Diabetes</strong> stört mich nicht“,<br />

versicherte er und erklärte auch,<br />

warum das so ist: „Ich habe den<br />

Rückhalt von meinen Freunden<br />

und meiner Familie. Im Alltag<br />

merke ich kaum, dass ich <strong>Diabetes</strong><br />

habe. Das Einzige, was sich verändert<br />

hat, ist meine Ernährung: weg<br />

von den ganzen Süßigkeiten, hin<br />

<strong>zu</strong> mehr Salat. Aber das ist eine super<br />

Veränderung!“ Wichtig findet<br />

Erik auch, mit Freunden über den<br />

<strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> reden. „Die verstehen<br />

das auf jeden Fall; und wenn nicht,<br />

dann waren es wohl keine guten<br />

Freunde.“ Sie sollten wissen, was<br />

z. B. bei einer Unter<strong>zu</strong>ckerung <strong>zu</strong><br />

tun ist, dann fühlt man sich sicherer,<br />

findet Erik.<br />

Wer ist eigentlich Fine?<br />

Für die drei Kids war der Tag im<br />

Fotostudio ein besonderes Highlight.<br />

„Total aufregend, einmal so<br />

im Rampenlicht <strong>zu</strong> stehen!“, sagte<br />

Hugo begeistert. Auch am Rande<br />

des Fotoshootings fand ein reger<br />

Austausch zwischen den drei<br />

Familien über den Alltag mit <strong>Diabetes</strong><br />

statt. Besonders gefreut hat<br />

die Kids noch der Ausflug in den<br />

Kölner Zoo. Dort haben die Drei<br />

ihre Namensgeberin getroffen –<br />

die zehnjährige Giraffendame Fine,<br />

für die Bayer <strong>Diabetes</strong> Care seit<br />

2008 eine Patenschaft übernommen<br />

hat. Angelika Leidner ◼<br />

Fines<br />

Erlebniswelt<br />

Unter www.diabetes.bayer.de/kids<br />

bietet das Bayer-<br />

Maskottchen, die<br />

Giraffendame<br />

Fine, für Kinder<br />

Spiele, Infos und<br />

Rezepte an.<br />

»»<br />

Man muss die Sache annehmen,<br />

aber der <strong>Diabetes</strong> darf<br />

das Leben nicht bestimmen!<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

31


Kurz & Gut<br />

Aus der Industrie<br />

6000 Euro von AstraZeneca<br />

Für Mobil agil<br />

Mit Scheck: Florian<br />

Pickert, Dr.<br />

Gaby Allrath,<br />

Dr. Simone von<br />

Sengbusch.<br />

Foto: hesse und hallermann PR<br />

Einen Scheck über 6000 Euro konnte<br />

Florian Pickert (AstraZeneca) überreichen<br />

an Dr. Gaby Allrath von diabetesDE<br />

und Dr. Simone von Sengbusch,<br />

Projektleiterin von Mobil agil.<br />

Mobil agil wurde von diabetesDE<br />

und der Mobilen <strong>Diabetes</strong>schulung<br />

Schleswig-Holstein<br />

ins Leben gerufen<br />

und organisiert<br />

z. B. Sommerferien-<br />

Freizeiten für Kinder<br />

mit <strong>Diabetes</strong> und<br />

führt Schulungen<br />

von Lehrkräften in<br />

Schulen und Kindergärten<br />

durch.<br />

Gesammelt wurde<br />

das Geld bei einem<br />

Quiz am Stand von<br />

AstraZeneca beim<br />

<strong>Diabetes</strong>-Kongress<br />

in Berlin. Für jede richtig beantwortete<br />

Frage <strong>zu</strong>m Thema <strong>Diabetes</strong> ging<br />

ein Euro in den Spendentopf.<br />

vfa unterstützt Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan<br />

Auch der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) unterstützt die<br />

Forderung nach einem Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan. Da<strong>zu</strong> vfa-Hauptgeschäftsführerin<br />

Birgit Fischer: „Die größte Herausforderung bei <strong>Diabetes</strong> ist das Zusammenwirken<br />

der vielen beteiligten Akteure.“ Als Eckpunkte einer nationalen<br />

<strong>Diabetes</strong>strategie nennt sie u. a. die stetige Weiterentwicklung und Erforschung<br />

medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten. „Diese Themen können<br />

nur gemeinsam von Patienten, Ärzten, Leistungserbringern, Forschern, Gesundheitsunternehmen,<br />

Kassen und Politik angegangen werden.“<br />

Botschafter der Sanofi-Aktion „Gesünder unter 7“ engagiert sich<br />

Daniel Schnelting beim KiDS-Kurs<br />

Zum dritten Mal motivierte Daniel<br />

Schnelting, dreifacher Deutscher Meister<br />

im 200-m-Sprint, bei seinem Besuch<br />

des KiDS-Kurses in Bremsdorf (Brandenburg)<br />

Kinder mit <strong>Diabetes</strong> <strong>zu</strong> einem<br />

verantwortungsvollen Umgang mit der<br />

Krankheit. Der Botschafter der Sanofi-<br />

Aktion Wissen was bei <strong>Diabetes</strong> zählt:<br />

Gesünder unter 7 ist selbst von <strong>Diabetes</strong><br />

betroffen und weiß, wie wichtig das tägliche<br />

<strong>Diabetes</strong>management ist: „Spaß<br />

an Bewegung, ausgewogene Ernährung<br />

und regelmäßige Blut<strong>zu</strong>ckerkontrollen<br />

gehen dabei Hand in Hand.“<br />

Viele bunte Bälle brachte er mit, denn er<br />

hatte für den KiDS-Kurs ein Bewegungstraining<br />

vorbereitet. Das gemeinsame<br />

Erlebnis bestärkte ihn in seiner Rolle als<br />

Vorbild: „Das Interesse der Kinder und<br />

der rege Austausch zeigen mir erneut,<br />

wie wichtig der persönliche Kontakt unter<br />

Betroffenen ist.“<br />

Contour Next-Blut<strong>zu</strong>ckermessgeräte<br />

Sicheres Messen im Grenzbereich<br />

Für Menschen mit <strong>Diabetes</strong> ist es wichtig,<br />

ein Blut<strong>zu</strong>ckermessgerät <strong>zu</strong> verwenden,<br />

das genau misst und auf das sie sich<br />

verlassen können. Qualitativ hochwertige<br />

Blut<strong>zu</strong>ckermesssysteme wie Contour XT,<br />

Contour Next USB, Contour Next und Contour<br />

Next Link des Unternehmes Bayer, erleichtern<br />

eine gute Blut<strong>zu</strong>ckereinstellung,<br />

heißt es in einer Bayer-Pressemitteilung:<br />

Die Blut<strong>zu</strong>ckermesssysteme erfüllten die<br />

Anforderungen an die Messgenauigkeit<br />

der neuen ISO-Norm 15197: 2013 und<br />

bewiesen insbesondere im Grenzbereich<br />

einer Unter<strong>zu</strong>ckerung (<strong>Werte</strong> unter 70 mg/<br />

dl (3,89 mmol/l)) eine hervorragende Messgenauigkeit.<br />

Die hohe Messgenauigkeit<br />

der Bayer-Blut<strong>zu</strong>ckermesssysteme belege<br />

auch eine aktuelle Multicenter-Studie, die<br />

Contour XT unter Alltagsbedingungen testete.<br />

Dank des Multi-Puls-Prinzips, bei dem<br />

sieben separate Messimpulse innerhalb<br />

von Sekunden einen genauen Messwert<br />

liefern, seien die Contour Next-Systeme<br />

so genau.<br />

Noch mehr über die Contour Next-Geräte steht<br />

im Internet unter www.diabetes.bayer.de.<br />

Projekt „Diaguard“<br />

App-Tagebuch<br />

Philipp Fahlteich hat seit 12 Jahren<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> – und einen Studienabschluss<br />

in Informatik. Er hat nun<br />

mit Diaguard eine Smarthphone-<br />

App für ein digitales Blut<strong>zu</strong>ckertagebuch<br />

entwickelt. In Diaguard<br />

können u. a. Blut<strong>zu</strong>cker, Boli, Mahlzeiten<br />

und Sport eingetragen werden;<br />

der eigene Blut<strong>zu</strong>ckerverlauf<br />

lässt sich analysieren. Zusätzlich<br />

dabei: ein Bolusrechner sowie ein<br />

PDF-Export, mit dem Daten schnell<br />

verschickt werden können. Diaguard<br />

ist kostenlos im Android Play<br />

Store verfügbar (https://play.google.<br />

com/store/apps/details?id=com.faltenreich.diaguard).<br />

Eine Umset<strong>zu</strong>ng<br />

für iOS ist in Arbeit.<br />

32<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Nachgefragt<br />

Recht + Soziales<br />

RA Oliver Ebert<br />

REK Rechtsanwälte Stuttgart, Balingen<br />

E-Mail: Sekretariat@rek.de<br />

Internet: www.diabetes-und-recht.de<br />

Fragen per Post bitte an:<br />

Redaktion <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong><br />

Kaiserstraße 41, 55116 Mainz<br />

Nachgefragt<br />

Haben Sie rechtliche Schwierigkeiten?<br />

Ihre Fragen da<strong>zu</strong> können Sie Oliver Ebert<br />

per Post oder über ein Formular auf seiner<br />

Internetseite www.diabetes-und-recht.de<br />

stellen. Er erklärt, wo Probleme auf tauchen<br />

können, und bietet Lösungen.<br />

LKW fahren mit <strong>Diabetes</strong> – das geht!<br />

Petra K.: Ich habe gelesen,<br />

dass es seit Mai neue Regeln<br />

für den Führerschein gibt,<br />

und man nun auch mit <strong>Diabetes</strong><br />

LKW fahren darf. Unser Sohn Michael<br />

(17) möchte gerne Fernfahrer<br />

werden, bislang wurde uns aber<br />

gesagt, dass dies wegen seines <strong>Diabetes</strong><br />

nicht möglich sei. Hat sich<br />

da was geändert? Muss der <strong>Diabetes</strong><br />

eigentlich beim Führerscheinantrag<br />

angegeben werden?<br />

Oliver Ebert: Seit dem 1. Mai<br />

2014 gelten neue „Begutachtungsleitlinien<br />

<strong>zu</strong>r Kraftfahreignung“.<br />

Dort sind körperliche<br />

und/oder geistige Einschränkungen<br />

<strong>zu</strong>sammengestellt, welche die<br />

Eignung <strong>zu</strong>m Führen von Kraftfahrzeugen<br />

beeinträchtigen können.<br />

Die Begutachtungskriterien<br />

bei <strong>Diabetes</strong> wurden komplett<br />

neu geregelt und bringen zahlreiche<br />

Erleichterungen.<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong>r bis dahin geltenden<br />

Situation ist nun klargestellt,<br />

dass die Teilnahme am Straßenverkehr<br />

mit – und trotz – <strong>Diabetes</strong><br />

möglich ist. In der neuen Begutachtungsleitlinie<br />

ist da<strong>zu</strong> festgeschrieben,<br />

dass „gut eingestellte<br />

und geschulte Menschen mit <strong>Diabetes</strong>”<br />

sowohl einen PKW als auch<br />

LKW „sicher führen“ können – dies<br />

gilt auch für die Personenbeförderung<br />

(Taxi, Omnibus).<br />

Der <strong>Diabetes</strong> stellt somit also kein<br />

grundsätzliches Hindernis mehr<br />

für das Führen von LKWs über 3,5 t<br />

und die Personenbeförderung dar.<br />

Die bislang geltende Regelung war<br />

noch deutlich restriktiver.<br />

Allerdings ist eine Teilnahme am<br />

Straßenverkehr auch künftig natürlich<br />

nur unter der Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />

<strong>zu</strong>lässig, dass Unter<strong>zu</strong>ckerungen<br />

rechtzeitig wahrgenommen<br />

werden: Wer innerhalb von<br />

zwölf Monaten wiederholt eine so<br />

schwere Unter<strong>zu</strong>ckerung hat, dass<br />

er fremde Hilfe benötigt, darf in der<br />

Regel <strong>zu</strong>nächst nicht mehr fahren.<br />

Den Führerschein bekommt man<br />

aber dann wieder, sobald nachgewiesen<br />

werden kann, dass „wieder<br />

eine hinreichende Stabilität der<br />

Stoffwechsellage sowie eine <strong>zu</strong>verlässige<br />

Wahrnehmung von Hypoglykämien<br />

sichergestellt ist“.<br />

Der <strong>Diabetes</strong> wird dem Berufswunsch<br />

von Michael also grundsätzlich<br />

nicht mehr im Wege stehen.<br />

Allerdings sollte er sich trotzdem<br />

sehr genau überlegen, ob er<br />

als chronisch kranker Mensch<br />

wirklich einen solchen Berufsweg<br />

einschlagen will, der sehr<br />

stark von gesundheitlichen Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />

abhängt: Denn<br />

Foto: Val Thoermer - Fotolia.com<br />

sein Gesundheits<strong>zu</strong>stand bzw.<br />

seine Fähigkeit <strong>zu</strong>r Unter<strong>zu</strong>ckerungswahrnehmung<br />

kann sich<br />

ja jederzeit so verschlechtern,<br />

dass er plötzlich nur noch eingeschränkt<br />

– oder womöglich überhaupt<br />

nicht mehr – fahren darf.<br />

Die Folge wären dann Arbeitsplatzverlust<br />

oder schlimmstenfalls<br />

Berufsunfähigkeit.<br />

Zur Frage, ob der <strong>Diabetes</strong> beim<br />

Führerscheinantrag angegeben<br />

werden muss, gibt es sehr viele<br />

Irrtümer und Fehlinformationen.<br />

Die Vorgehensweise ist bundesweit<br />

nicht einheitlich: In manchen<br />

Landkreisen wird nach Krankheiten<br />

gefragt, in manchen nicht. Generell<br />

gilt: Wenn nicht gefragt wird,<br />

muss (und sollte) man den <strong>Diabetes</strong><br />

nicht angeben. Wenn die Behörde<br />

allerdings nach bestimmten<br />

Krankheiten wie <strong>Diabetes</strong> fragt,<br />

muss man wahrheitsgemäß und<br />

vollständig antworten. ◼<br />

Die Frage<br />

nach <strong>Diabetes</strong><br />

beim Antrag für<br />

den Führerschein<br />

ist keine Diskriminierung!<br />

Sie dient<br />

dem Schutz der<br />

Allgemeinheit und<br />

der Person selbst.<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

33


Lucas Welt<br />

Ein Knick<br />

Luca<br />

Denkinger<br />

Michael<br />

Denkinger<br />

Bloggen Sie mit!<br />

Einfach auf www.diabetesonline.de/kommentare<br />

Lucas<br />

Welt kommentieren, eigene Erfahrungen<br />

schildern, mitreden ...<br />

im Pumpenkatheter<br />

Luca freute sich riesig auf seine<br />

erste Schulhaus-Übernachtung<br />

als Gymnasiast. Dass er <strong>zu</strong>vor<br />

mit seinem Fußballverein ein Punktspiel<br />

bestreiten durfte, machte den Traumtag<br />

perfekt. Die Ernüchterung folgte am<br />

nächsten Morgen. Lucas Gesichtsfarbe<br />

war fahl als wir ihn am späten Samstagvormittag<br />

abholten, seine Laune<br />

gedämpft. „Die Übernachtung war<br />

super, aber jetzt ist mir irgendwie<br />

schlecht“, klagte er als wir daheim ankamen.<br />

Sprach‘s und übergab sich. Einmal,<br />

zweimal, dreimal. Wir kontrollierten Lucas<br />

Blut <strong>zu</strong>cker: 289 mg/dl (16 mmol/l).<br />

Auf die erste Korrektur folgte die obligatorische<br />

Fragerunde: Seit wann fühlst du<br />

dich schlecht? Was hast du am Abend<br />

gegessen? Gab es Süßes? Luca übergab<br />

sich weiter, weinte und krümmte sich<br />

vor Schmerzen.<br />

Illustration: Christian Mentzel<br />

»»<br />

Hohe <strong>Werte</strong>, Erbrechen,<br />

nichts half mehr: Luca hatte<br />

eine schwere Ketoazidose.<br />

Weil er kaum Antworten geben konnte,<br />

gingen wir die <strong>Werte</strong> in seiner Insulinpumpe durch: „HOCH“!<br />

Dieser zweimalige Display-Hinweis auf Lucas Blut<strong>zu</strong>ckerwerte<br />

am späten Freitagabend genügten, um <strong>zu</strong> wissen, was los war:<br />

Ketoazidose! Wir kontrollierten weiter Lucas Blut<strong>zu</strong>cker, der<br />

sich im Schnitt bei etwa 300 mg/dl (16,7 mmol/l) einpendelte.<br />

Wir gaben über seine Insulinpumpe weiter Korrekturinsulin<br />

ab und überprüften den Katheter der Pumpe. Der geknickte<br />

Schlauch und ein getrockneter kleiner Blutfleck auf Lucas<br />

Haut bestätigten den Verdacht: Die Insulin<strong>zu</strong>fuhr war unterbrochen.<br />

Die Insulinkorrektur ging dem<strong>zu</strong>folge ins Leere. Unter<br />

großem Protest unseres Sohnes wechselten wir die Pumpe<br />

und forderten ihn auf, viel <strong>zu</strong> trinken. Allein das half nicht<br />

mehr: Luca konnte nichts mehr trinken, stattdessen übergab er<br />

sich. Wir fuhren in die Notaufnahme der Kinderklinik. Um den<br />

großen Flüssigkeitsverlust aus<strong>zu</strong>gleichen, wurden sofort Infusionen<br />

gelegt, <strong>zu</strong>dem Lucas Herz-Kreislauf-System überprüft.<br />

Unser Sohn übergab sich weiter, ehe sich sein Gesundheits<strong>zu</strong>stand<br />

im Laufe des Abends und der<br />

Nacht etwas besserte. Stündlich überprüften<br />

wir den Blut<strong>zu</strong>ckerspiegel, der<br />

langsam aber stetig sank.<br />

Da eine Ketoazidose durch einen langanhaltenden<br />

absoluten Insulinmangel<br />

verursacht wird, war jetzt klar: die Insulin<strong>zu</strong>fuhr<br />

an Lucas Pumpe wurde bereits<br />

am Abend – womöglich beim Fußballspielen<br />

– gekappt. Die Insulinkorrekturen,<br />

die unser Sohn vornahm, konnten<br />

also überhaupt keine Besserung herbeiführen.<br />

Bis <strong>zu</strong>m Sonntagmorgen stabilisierte<br />

sich Lucas Gesundheits<strong>zu</strong>stand<br />

weiter, <strong>zu</strong>r genauen Überprüfung<br />

musste er jedoch weitere<br />

drei Tage im Klinikum bleiben.<br />

Betroffenen und Angehörigen muss klar<br />

sein: Eine Ketoazidose, die sich klinisch<br />

beispielsweise durch Symptome wie Erbrechen,<br />

Durst und Schwäche und im<br />

weiteren Verlauf durch den Verlust des<br />

Bewusstseins äußert, kann lebensbedrohlich sein. Unserem<br />

Sohn haben wir das klargemacht. Er hätte uns am Abend anrufen<br />

müssen oder während seiner Schulhaus-Party selbstständig<br />

die Insulinpumpe überprüfen und sofort wechseln müssen.<br />

Meine Frau und ich werfen uns vor, dass wir nicht sofort nach<br />

Lucas Heimkehr die Pumpe überprüft haben. Seither machen<br />

wir das täglich. Die kleinen Insulinspritzen DailyDose zählen<br />

ebenfalls wieder <strong>zu</strong>m Notfallset, denn mit einem technischen<br />

Problem bei der Insulinpumpe sollte man immer rechnen.<br />

Und wir halten uns an das Prinzip: Bei hohen <strong>Werte</strong>n nur eine<br />

Korrektur mit der Pumpe, wenn das keinen Erfolg bringt, dann<br />

mit Spritze oder Pen korrigieren.<br />

◼<br />

Michael Denkinger (43) lebt mit seiner Familie in Memmingen und hat<br />

drei Kinder: Luca (11 Jahre), Angelina (13) und Timo (6). Er ist Inhaber<br />

der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.<br />

34<br />

www.diabetes-online.de <strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014


Zum Aufbewahren<br />

Stolperfallen<br />

beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen<br />

Hier haben wir für Sie und Ihr Kind Stolperfallen<br />

beim Blut<strong>zu</strong>ckermessen <strong>zu</strong>sammengestellt,<br />

die durchaus Einflüsse auf das Messergebnis<br />

haben können. Die Fotos zeigen,<br />

wie es richtig ist.<br />

5<br />

Blutstropfen gewinnen: Wenn nicht<br />

ausreichend Blut austritt, die Fingerbeere<br />

nicht quetschen. Das könnte die Messwerte<br />

verfälschen.<br />

Lässt sich der Blutstropfen mit einem leichten<br />

Druck auf den Finger gewinnen, ist es in<br />

Ordnung.<br />

1<br />

Händewaschen: Ihr Kind sollte vor dem<br />

Messen des Blut<strong>zu</strong>ckers die Hände unter<br />

fließendem Wasser waschen – aber nicht<br />

mit einer Honig- oder Karamellseife (oder<br />

ähnlichem, z. B. Granatapfelseife)! Durch<br />

die in der Seife enthaltenen Zuckermoleküle<br />

können die <strong>Werte</strong> falsch <strong>zu</strong> hoch gemessen<br />

werden. Besser: Hände vor jeder Blut<strong>zu</strong>ckermessung<br />

mit einer neutralen Seife waschen.<br />

6<br />

Blut auftragen: Der Blutstropfen darf bei<br />

fast keinem Blut<strong>zu</strong>ckerteststreifen von oben<br />

auf das Messfeld aufgetragen werden –<br />

denn dann gelangt das Blut nicht <strong>zu</strong>m Bereich,<br />

in dem gemessen wird.<br />

Stattdessen das Blut von der entsprechenden<br />

Stelle am Teststreifen an der Spitze oder<br />

der Seite ansaugen lassen. So kann das Blut<br />

korrekt <strong>zu</strong>m Messfeld transportiert werden.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Teststreifen aus Dose nehmen: Wenn Sie<br />

oder Ihr Kind den Teststreifen aus der Dose<br />

genommen haben, die Dose auf keinen Fall<br />

länger offen lassen – denn so kann Feuchtigkeit<br />

an die Teststreifen gelangen. Schließen<br />

Sie also die Dose unmittelbar nach dem<br />

Entnehmen des Teststreifens und fahren Sie<br />

erst danach mit der Messung fort.<br />

Teststreifen ins Gerät einschieben: Kein<br />

Blut auf den Teststreifen geben, bevor Sie<br />

oder Ihr Kind ihn ins Gerät einschieben –<br />

das Gerät meldet sonst, dass der Teststreifen<br />

unbrauchbar ist. Der Teststreifen muss<br />

<strong>zu</strong>erst an der entsprechenden Stelle in das<br />

Gerät eingeschoben werden. Erst dann<br />

erfolgt die Aufforderung durch das Gerät,<br />

Blut auf den Teststreifen auf<strong>zu</strong>tragen.<br />

Stechen: Zum Blutgewinnen nicht in den<br />

Zeigefinger oder den Daumen stechen,<br />

denn das sind die beiden wichtigsten Finger,<br />

um Dinge <strong>zu</strong> greifen. Außerdem sollte man<br />

nicht in die Mitte der Fingerbeere stechen,<br />

weil dort der Schmerz größer ist. Zum Blutgewinnen<br />

seitlich in die Fingerbeere von<br />

Mittel-, Ring- oder kleinem Finger stechen.<br />

7<br />

Was sonst noch <strong>zu</strong> beachten ist<br />

Aktuellen Wert ablesen: Sobald das Gerät<br />

den Wert ermittelt hat, ist es nicht sinnvoll,<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel die Speichertaste <strong>zu</strong> drücken –<br />

die Gefahr, einen älteren Wert auf<strong>zu</strong>rufen<br />

und diesen für den aktuellen <strong>zu</strong> halten, ist<br />

<strong>zu</strong> groß.<br />

Sie oder ihr Kind sollten unmittelbar nach<br />

dem Messen den aktuellen Blut<strong>zu</strong>ckerwert<br />

im Display ablesen und ihn im Tagebuch<br />

notieren.<br />

◼<br />

5 Tipps von <strong>Diabetes</strong>beraterin Kerstin Remus aus Hannover<br />

• Die Hände nach dem Waschen gut abtrocknen, da sonst der<br />

Blutstropfen verdünnt wird.<br />

• Wenn nicht die Möglichkeit <strong>zu</strong>m Händewaschen besteht, auf<br />

jeden Fall den ersten Blutstropfen abwischen und erst den<br />

zweiten verwenden.<br />

• Blut<strong>zu</strong>ckerteststreifen sollten nicht im Bad gelagert werden –<br />

wegen der Feuchtigkeit.<br />

• Bei veränderten Temperaturen, z. B. sehr niedrigen Außentemperaturen<br />

im Winter, messen die Geräte unter Umständen nicht.<br />

• Wichtig: Lassen Sie sich immer eine Einweisung in das Blut<strong>zu</strong>ckermessgerät<br />

geben, auch bei einem Gerätewechsel!<br />

Dieser Bogen wurde erstellt durch Dr. Katrin Kraatz und Lena Schmidt, Kircheim-Verlag, Mainz,<br />

sowie Kerstin Remus, Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“, Hannover; Fotos: Frank Schuppelius<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Eltern</strong>-<strong>Journal</strong> 3/2014<br />

www.diabetes-online.de<br />

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