26.02.2014 Aufrufe

GI - Gebäudetechnik Innenraumklima Neue Außenlufttemperaturen für Heizlastberechnung (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

N. Nadler <strong>Neue</strong> <strong>Außenlufttemperaturen</strong> <strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong> 1<br />

Zulassung von Solaranlagen 12<br />

A. Möller Strom- und Erdgasbeschaffenheit im liberalisierten Energiemarkt 13<br />

M. Schröter<br />

Die überarbeitete Normreihe DIN EN 1822 20<br />

Dämmpflicht 22<br />

<strong>Neue</strong> DIN-Norm <strong>für</strong> Ethanol-Kamine 22<br />

Karriereaussichten in der Immobilienwirtschaft 23<br />

K.W. Usemann Smoking und Ventilation 24<br />

J. Klein<br />

Rechtsecke 19, 23, 56<br />

Patentschau 37<br />

Briefe an die Herausgeber 39<br />

<strong>Neue</strong> Schriften 39<br />

Buchbesprechungen 42<br />

Dissertationen 43<br />

Zeitschriftenumschau 44<br />

Mitteilungen 45<br />

Neuheiten und Firmenberichte 53<br />

Light+Building 2012: Smart Building – Potenziale der Energieeinsparung 57<br />

in gewerblich genutzten und privaten Gebäuden / Trinkwasser-Installation:<br />

Bleifreie Werkstoffe als Alternative / sh-magazin / Aus den Verbänden / Rechtsecke<br />

133. Jahrgang • Februar 2012<br />

Oldenbourg Industrieverlag München


VBI_39x175 21.01.2003 12:49 Uhr Seite u4<br />

Die besten Planer <strong>für</strong> Ihre Aufgaben<br />

Die VBI-Datenbank im Internet ...<br />

www.vbi.de<br />

Verband Beratender Ingenieure · Budapester Str. 31 · 10787 Berlin · Tel.: 030/260 62-0 · Fax: 030/260 62-100 · vbi@vbi.de<br />

Fachzeitschriften? Fachbücher?<br />

Natürlich von Oldenbourg.<br />

Dieses<br />

Format ist<br />

käuflich.<br />

Monatlich <strong>für</strong> nur € 88,– und<br />

das ein ganzes Jahr.<br />

✆ 089/45051-3 16 Fax -207<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Rosenheimer Straße 145<br />

81671 München<br />

Fax: 0 89 / 45 051 - 207<br />

E-Mail: T.Steinbach@vulkan-verlag.de<br />

Internet: www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

DER RECKNAGEL 2011 / 2012<br />

Taschenbuch <strong>für</strong> HEIZUNG + KLIMATECHNIK<br />

Die Neuauflage des unentbehrlichen Nachschlagewerks <strong>für</strong> die Haustechnik-Branche<br />

Jetzt mit<br />

RECKNAGEL-<br />

Mediathek<br />

CD-ROM 550 Seiten mit<br />

vertiefendem Zusatzmaterial<br />

Wählen Sie Ihre Produktvariante und bestellen Sie per Fax: +49 / 201 / 82002-34 oder per Post<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

____ Ex. Komplettversion – Buch inkl. CD + DVD<br />

Das einzigartige Profiwerkzeug <strong>für</strong> Schreibtisch und Notebook<br />

ISBN 978-3-8356-3202-8, Bestell-Nr.: 66019401 <strong>für</strong> € 179,90<br />

____ Ex. Standardversion – Buch inkl. CD<br />

Der Klassiker mit 1.800 Seiten und vertiefenden Inhalten auf CD<br />

ISBN 978-3-8356-3200-4, Bestell-Nr.: 66019400 <strong>für</strong> € 139,90<br />

____ Ex. Digitalversion – DVD<br />

Der voll recherchierbare, mobile Recknagel (Einzellizenz)<br />

ISBN 978-3-8356-3201-1, Bestell-Nr.: 66019402 <strong>für</strong> € 139,90<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Telefax<br />

RECKZs2010<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden,<br />

dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien- und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> die Zukunft jederzeit widerrufen.


Herausgegeben von K. W. Usemann 133. Jahrgang 2012 · Heft 1 · Seite 1 – 64<br />

unter Mitwirkung von<br />

in Verbindung mit dem<br />

F. Baum, H. Erhorn und H.-J. Moriske<br />

Umweltbundesamt, Fachbereich Umwelt und Gesundheit, Wasser-, Boden- und Lufthygiene, Ökologie, Berlin-Dahlem; Bayerischen Landesamt<br />

<strong>für</strong> Umweltschutz, Augsburg und der Gesundheitstechnischen Gesellschaft, Berlin.<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Außenlufttemperaturen</strong> <strong>für</strong> die<br />

<strong>Heizlastberechnung</strong><br />

Norbert Nadler<br />

Seit der Ausgabe der alten Heizlastnorm DIN 4701 [1] haben sich die <strong>für</strong> die Berechnung verwendeten <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

<strong>für</strong> die alten Bundesländer nicht geändert. Im aktuell gültigen nationalen Beiblatt der Heizlastnorm DIN EN 12831 Bbl. 1 [2]<br />

wurden zwar die neuen Bundesländer hinzugefügt und die Jahresmittelwerte angegeben, die Datenbasis der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

ist aber immer noch zum Großteil der Zeitraum von 1951 bis 1970. Das heißt, der Klimawandel, der in den 80er-Jahren<br />

einsetzte, ist noch nicht berücksichtigt.<br />

Seit März 2011 sind nun aktualisierte und erweiterte Testreferenzjahre erschienen, die auch extrem kalte Jahre beinhalten.<br />

Der Bezugszeitraum ist hier von 1988 bis 2007. Gedacht sind diese Testreferenzjahre <strong>für</strong> dynamische <strong>Heizlastberechnung</strong>en mittels<br />

Simulationsprogramme. Für diesen Beitrag wurden die Daten der neuen Testreferenzjahre derart aufbereitet, dass sie auch<br />

<strong>für</strong> die stationäre Berechnung nach DIN EN 12831 geeignet sind.<br />

1. Einleitung<br />

Der Autor möchte vorausschicken, dass nach seiner Überzeugung<br />

die Heizlast auch dynamisch, also zeitabhängig<br />

unter Berücksichtigung der Wärmespeicherung sowie der<br />

Wärmequellen, zu ermitteln ist. Ein solches Verfahren<br />

wird <strong>für</strong> die Kühllastberechnung schon seit Jahren erfolgreich<br />

angewendet und wäre mit einem Kühllastprogramm<br />

mit veränderten Klimadaten sofort einsatzbereit.<br />

Leider konnte sich aber die dynamische <strong>Heizlastberechnung</strong><br />

in der Fachwelt noch nicht durchsetzen, obwohl<br />

sie projektbezogener ist und mit einem realistischen<br />

Außenlufttemperaturverlauf rechnet. Im Folgenden wird<br />

daher auf die stationäre Berechnung eingegangen, bei der<br />

von einer konstanten Außenlufttemperatur mit unendlicher<br />

Andauer ausgegangen wird.<br />

CSE Nadler, Dipl.-Ing. Norbert Nadler, Arnstädter Straße 7,<br />

16515 Oranienburg. E-Mail: n.nadler@cse-nadler.de.<br />

1 Gemeint ist die Außenlufttemperatur.<br />

Aus der Kühllastberechnung ist bekannt, dass sich der<br />

Mittelwert der zeitabhängigen Kühl- bzw. Heizlast im eingeschwungenen<br />

Zustand aus den zeitgemittelten Werten<br />

der Aktionsgrößen errechnen lässt. Als Aktionsgröße<br />

wird hier nur die Außenlufttemperatur betrachtet, Reaktionsgröße<br />

ist jeweils die Transmissionsheizlast und die<br />

Lüftungsheizlast aufgrund eines Außenluftwechsels. Die<br />

Gesamtreaktion „Heizlast“ setzt sich aus Transmission,<br />

Lüftung und Aufheizzuschlägen zusammen. Will man<br />

Letztere in die Berechnung einbeziehen, sollte man doch<br />

eher auf eine dynamische <strong>Heizlastberechnung</strong> übergehen.<br />

Die Aufheizzuschläge werden daher hier nicht weiter<br />

betrachtet. Transmission und Lüftung werden getrennt<br />

untersucht, da sich einzelne Effekte gegenseitig aufheben<br />

können und die Anteile an der Gesamtheizlast vorab<br />

nicht bekannt sind.<br />

Nach der DIN 4701 ist die „Außentemperatur“ 1 als<br />

Zweitagesmittelwert, der in den Jahren 1951 bis 1970<br />

zehnmal erreicht oder unterschritten wurde, definiert. Die<br />

Tabellen wurden in Stufungen von 2 K mit einer oberen<br />

Grenze von –10 °C angegeben.


2 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Außenlufttemperatur in °C<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

-12<br />

-14<br />

-16<br />

-18<br />

-20<br />

-22<br />

Berlin 13.12.1969 bis 25.12.1969<br />

Zweitagesmittelwert <strong>für</strong> die Norm-<br />

Außentemperatur nach<br />

DIN 4701-2:1983-03 = -14 °C<br />

Außenlufttemperatur<br />

TMT1 = -16,3 °C<br />

TMT2 = -14,3 °C<br />

TMT3 = -13,6 °C<br />

TMT4 = -12,0 °C<br />

0 24 48 72 96 120 144 168 192 216 240 264 288 312<br />

Zeit in h<br />

Bild 1. Verlauf der Außenlufttemperatur während einer realen Kälteperiode in Berlin.<br />

Bild 1 zeigt den Verlauf der Außenlufttemperatur während<br />

einer realen Kälteperiode in Berlin. Der eingetragene<br />

Zweitagesmittelwert (TMT2) wird zeitweise deutlich unterschritten.<br />

Die Trägheit der Baukonstruktion, die Ungleichzeitigkeit<br />

der maximalen Last und die bei der Dimensionierung<br />

der Heizungsanlage vernachlässigten Wärmequellen<br />

wirken dieser Unterschreitung entgegen. D. h., der<br />

Innentemperaturabfall hielt sich derart in Grenzen, dass<br />

die Verwendung des Zweitagesmittelwertes <strong>für</strong> die Dimensionierung<br />

bisher ausreichend war. Bei der Entwicklung<br />

der Norm wurde ein Innentemperaturabfall von 1 bis<br />

1,5 K während extremer Kälteperioden zugelassen [3].<br />

Mit zunehmendem Mittelungszeitraum steigt der gemittelte<br />

Wert der Außenlufttemperatur an. Das hat zu Folge,<br />

dass die Heizlast kleiner wird. Die Frage ist, welcher Mittelungszeitraum<br />

ist <strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong> notwendig,<br />

um eine Unter- bzw. Überdimensionierung zu vermeiden.<br />

2. Testreferenzjahre (TRY)<br />

beinhalteten, der i. d. R. <strong>für</strong> südorientierte<br />

Räume maßgeblich ist. Die<br />

VDI 2078 [8] stellte zu diesem Zeitpunkt<br />

schon ganzjährige Klimadaten<br />

in Form von zwölf verschiedenen<br />

Monatstagen bereit.<br />

Die nunmehr vorliegenden neuen<br />

Extrem-TRY’s beinhalten ein komplettes<br />

Jahr mit einem warmen Sommer<br />

bzw. mit einem kalten Winter.<br />

Für die 8760 Stunden im Jahr werden<br />

19 Klimaparameter je Stunde (z. B.:<br />

Lufttemperatur, Strahlung, Feuchte,<br />

Wind) angegeben. Für jede der 15 Klimaregionen<br />

in Deutschland werden<br />

drei verschiedene TRY’s bereit gestellt,<br />

die einen unterschiedlichen Anwendungszweck<br />

erfüllen sollen:<br />

– „Jahr“ mittlere Witterungsverhältnisse<br />

<strong>für</strong> Energieverbrauchsberechnungen<br />

– „Sommer“ extrem warmes Jahr <strong>für</strong><br />

Kühllast berechnung<br />

– „Winter“ extrem kaltes Jahr <strong>für</strong> <strong>Heizlastberechnung</strong><br />

Der Bezugszeitraum, welcher der Auswertung zugrunde<br />

liegt, ist:<br />

– 1988 bis 2007 → TRY 2007 (mit Klimawandel)<br />

– 2021 bis 2050 → TRY 2050 (prognostiziert anhand<br />

lokaler Klimamodelle)<br />

Die prognostizierten Klimadaten gehen von einer weiteren<br />

Klimaerwärmung aus. Je nach zu erwartender<br />

Lebensdauer des Gebäudes steht es dem Planer frei, die<br />

prognostizierten Klimadaten <strong>für</strong> die Dimensionierung der<br />

Anlagen oder <strong>für</strong> Analysezwecke zu verwenden.<br />

Weiterhin sind in den neuen TRY’s Algorithmen <strong>für</strong> die<br />

Berücksichtigung von urbanen Wärmeinselzuschlägen und<br />

Korrekturen <strong>für</strong> die Geländehöhe bei von der Repräsentanzstation<br />

abweichende Höhenlagen (mehr als 100 m) enthalten.<br />

Die Testreferenzjahre stellen eine Sammlung stündlicher<br />

Klimadaten <strong>für</strong> ein Jahr dar und sind <strong>für</strong> die thermische<br />

Gebäudesimulation konzipiert. Zur Einführung der Testreferenzjahre<br />

in Deutschland erstellte erstmals Jahn [4]<br />

und [5] ein TRY <strong>für</strong> Berlin. An dieser Arbeit anknüpfend<br />

wurden in einem interdisziplinären Forschungsprojekt<br />

zusammen mit Meteorologen weitere Testreferenzjahre<br />

flächendeckend <strong>für</strong> Westdeutschland entwickelt [6]. Dabei<br />

wurde das Altbundesgebiet in 12 Klimazonen eingeteilt,<br />

<strong>für</strong> die jeweils von einer Wetterstation repräsentative<br />

Datensätze angefertigt wurden (Repräsentanzstation). In<br />

einer Überarbeitung erschienen 2004 neue Testreferenzjahre<br />

[7], die das gesamte Bundesgebiet (nun 15 Klimazonen)<br />

umfassen und auch Dreimonatsperioden <strong>für</strong> extreme<br />

Witterungsverhältnisse im Winter und Sommer bereitstellten.<br />

Die Extrem-TRY’s waren <strong>für</strong> vergleichende<br />

Berechnungen der Heiz- bzw. Kühllast gedacht. Für die<br />

Kühllastberechnung waren die Sommer-TRY’s jedoch<br />

nicht ausreichend, weil sie den Monat September nicht<br />

3. Vergleich der Zweitagesmitteltemperaturen<br />

und der Jahresmitteltemperaturen<br />

Für die Angleichung der Winter-TRY’s an die stationäre<br />

<strong>Heizlastberechnung</strong> zeigt das Bild 2 die Zweitagesmitteltemperaturen<br />

und die Jahresmitteltemperaturen im Vergleich<br />

mit den Daten der DIN EN 12831 [2, Tab. 1].<br />

Für Berlin wäre z. B. die Außenlufttemperatur von<br />

–14 °C auf ca. –12 °C anzuheben. Bei einer Betrachtung<br />

bis zum Jahr 2050 müsste die Auslegung sogar <strong>für</strong> ca.<br />

–6 °C erfolgen. Für eine der in Bild 2 enthaltenen Klimazonen<br />

wäre eine Absenkung von –10 °C auf ca. –13 °C<br />

erforderlich. In der Prognose müsste allerdings auch hier<br />

eine Anhebung auf ca. –4 °C erfolgen.<br />

Zu bedenken ist, dass bei dem bisherigen Berechnungsverfahren<br />

nach DIN EN 12831 mit jedem Grad Temperaturerhöhung<br />

eine Absenkung der Heizlast um etwa 3 %<br />

verbunden ist.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 3<br />

12<br />

6<br />

10<br />

5<br />

Tempereaturerhöhung in K<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

TRY 2007<br />

TRY 2050<br />

Tempereaturerhöhung in K<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

TRY 2007<br />

TRY 2050<br />

-4<br />

-19 -18 -17 -16 -15 -14 -13 -12 -11 -10 -9<br />

Zweitagesmittelwert nach DIN EN 12831 in °C<br />

-1<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Jahresmittelwert nach DIN EN 12831 in °C<br />

Bild 2. Temperaturerhöhung der TRY-Daten gegenüber der DIN EN 12831 [2] <strong>für</strong> verschiedene Klimazonen bei gleicher Repräsentanzstation.<br />

Die Veränderungen bei den Jahresmitteltemperaturen<br />

fallen erwartungsgemäß nicht so stark aus. Auch hier<br />

ergibt sich <strong>für</strong> TRY 2007 bei zwei Klimazonen eine<br />

Absenkung, <strong>für</strong> TRY 2050 jedoch eine Anhebung der Jahresmitteltemperatur.<br />

Die Daten der DIN EN 12831 in Bild 2 gelten <strong>für</strong> die<br />

gleiche Repräsentanzstation der Klimazone. Es ist jedoch<br />

zu beachten, dass in der Norm bei gleicher Klimazone<br />

unterschiedliche Zweitagesmitteltemperaturen vorhanden<br />

sind. Die Unterschiede innerhalb einer Klimazone betragen<br />

2 bis 8 K (s. Bild 3). Mit unterschiedlichem Urbanisierungsgrad<br />

oder Höhenlagen lässt sich das nicht mehr<br />

begründen, vgl. z. B. Wendelstein und Waren (Klimazone<br />

4) mit einem Höhenunterschied von ca. 60 m aber<br />

8 K Temperaturunterschied. Das bedeutet, dass sich <strong>für</strong><br />

einzelne Orte wesentlich größere Unterschiede ergeben<br />

können, als in Bild 2 <strong>für</strong> die Zweitagesmitteltemperaturen<br />

dargestellt sind. Im Beispiel Wendelstein würde sich die<br />

Zweitagesmitteltemperatur von –20 °C auf –12 °C bei<br />

Auslegung nach TRY 2007 erhöhen. Bei den Jahresmitteltemperaturen<br />

sind in [2, Tab. 1] die Werte innerhalb einer<br />

Klimazone identisch.<br />

Außenlufttemperatur in °C<br />

-8<br />

-10<br />

-12<br />

-14<br />

-16<br />

-18<br />

-20<br />

Es liegt hier also ein Widerspruch<br />

zur Erkenntnis der Meteorologen vor,<br />

dass Deutschland auch <strong>für</strong> extreme<br />

klimatische Verhältnisse in Klimazonen<br />

eingeteilt werden kann. Demnach<br />

müsste einer Klimazone auch<br />

nur eine Zweitagesmitteltemperatur<br />

zugeordnet sein. Neben dem Effekt<br />

der Klimaerwärmung wird damit die<br />

Forderung nach einer dringenden<br />

Überarbeitung der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

verstärkt.<br />

Insgesamt ist nach Bild 2 mit einer<br />

deutlichen Erwärmung zu rechnen,<br />

was in der <strong>Heizlastberechnung</strong> auch<br />

seinen Niederschlag finden sollte.<br />

Das liegt auch im Sinne der Deutschen<br />

Anpassungsstrategie an den Klimawandel<br />

(DAS) [9], die Empfehlungen<br />

<strong>für</strong> das Bauwesen enthält. Klimawandel und Extremwerte<br />

werden durch Messdaten aktuell vom Deutschen<br />

Wetterdienst in [10, Anh. H.1] bestätigt. Danach werden<br />

Kälteextreme seltener und die Anzahl der „Heißen Tage“<br />

(Temperaturmaximum mind. 30 °C) werden zunehmen.<br />

4. Abhängigkeit der Transmissionsheizlast<br />

von der Bauschwere<br />

Die DIN EN 12831 bietet <strong>für</strong> Gebäude in schwerer Bauweise<br />

eine Außenlufttemperatur korrektur an (s. Tabelle 1).<br />

Abhängig von der Gebäudezeitkonstante wird der Zweitagesmittelwert<br />

um 1 bis 4 K angehoben. Die Gebäudezeitkonstante<br />

ist in dieser Norm allerdings <strong>für</strong> den Innentemperaturabfall<br />

bei unterbrochenem Heizbetrieb definiert<br />

und hat mit einer Außenlufttemperaturreaktion im<br />

Grundsatz nichts zu tun.<br />

Für die Berechnung der Transmission ist eine Zeitkonstante<br />

maßgeblich, die sich aus der Aktion „Außentemperatur<br />

vor Außenbauteilen“ ergibt. Dadurch wird auch die<br />

-22<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Klimazone nach DIN 4710<br />

Bild 3. Bereich der <strong>Außenlufttemperaturen</strong> aus DIN EN 12831 [2, Tab. 1] innerhalb der<br />

jeweiligen Klimazone.


4 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Tabelle 1. Außenlufttemperaturkorrektur nach DIN EN 12831 [2].<br />

Gebäudezeitkonstante in h Außenlufttemperaturkorrektur in K<br />

< 100 0<br />

100 bis 140 + 1<br />

141 bis 210 + 2<br />

211 bis 280 + 3<br />

> 280 + 4<br />

Wirkung einer außen angebrachten Wärmedämmung<br />

erfasst.<br />

In Bild 4 ist <strong>für</strong> einen sehr leichten (XL) und einen<br />

schweren Typ-Raum (S) die normierte Übergangsfunktion<br />

der Heizlast <strong>für</strong> die Aktion AW (Außentemperatursprung<br />

vor einer Außenwand) dargestellt. Im Typ-Raum XL ist<br />

eine sehr leichte, im Typ-Raum S eine sehr schwere Außenwand<br />

(24 cm Beton) vorhanden. Raumgeometrie und<br />

genauer Aufbau gehen aus [11] hervor. Für beide Räume<br />

wurde als Variation auf der Außenseite eine zusätzliche<br />

Wärmedämmung aufgebracht. Man entnimmt dem Bild,<br />

dass sich durch die äußere Wärmedämmung die Transmission<br />

träger verhält, obwohl sich die Bauschwere kaum verändert<br />

hat. Die Bezeichnung „schwer“ als Synonym <strong>für</strong> die<br />

Wärmespeicherfähigkeit ist daher nicht ganz zutreffend,<br />

wird aber im Folgenden beibehalten. Bei dem sehr leichten<br />

Raum ist ein stärkerer Zuwachs der Wärmespeicherfähigkeit<br />

durch die zusätzliche Wärmedämmung zu verzeichnen.<br />

Die auf den stationären Endwert normierte Übergangsfunktion<br />

stellt das Zeitverhalten einer Reaktionsgröße<br />

auf eine sprunghafte Aktion grafisch dar. Um das<br />

Zeitverhalten wertmäßig zu beschreiben, eignet sich die<br />

Summenzeitkonstante, die durch einen Punkt auf der<br />

Kurve gekennzeichnet ist. Die Summenzeitkonstante als<br />

die Summe aller Zeitkonstanten des Übertragungsmodells<br />

ist proportional der Fläche über der normierten<br />

Übergangsfunktion und daher ein Maß <strong>für</strong> die Wärmespeicherung.<br />

Sie ist analytisch aus dem Frequenzgang<br />

oder aus den Gewichtsfaktoren sowie numerisch aus der<br />

normierten Übergangsfunktion berechenbar. Je höher die<br />

Summenzeitkonstante ist, desto träger verhält sich das<br />

System und umso geringer wird die Heizlast ausfallen.<br />

Aus dem Bild 4 entnimmt man somit auch, dass ein<br />

Vielfaches der Summenzeitkonstante als Mittelungszeitraum<br />

notwendig ist, um alle Vorgänge genügend genau zu<br />

erfassen. Für den Typ-Raum XL wäre ein Zweitagesmittelwert<br />

ausreichend. Nach 48 h hat die normierte Über­<br />

normierte Übergangsfunktion<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

Wärmedämmung<br />

0.2<br />

Typ-Raum mit U-AW=0,60<br />

0.1<br />

Typ-Raum mit U-AW=0,15<br />

0.0<br />

0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 132 144<br />

Zeit in h<br />

a) Sehr leichter Raum<br />

Typ-Raum XL<br />

Aktion AW, Soll-Wert TL,<br />

100 % KonvAnt<br />

normierte Übergangsfunktion<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

Wärmedämmung<br />

Typ-Raum S<br />

Aktion AW, Soll-Wert TL<br />

100 % KonvAnt<br />

0.0<br />

0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 132 144<br />

Zeit in h<br />

b) Schwerer Raum<br />

Typ-Raum mit U-AW=0,60<br />

Typ-Raum mit U-AW=0,15<br />

Bild 4. Normierte Übergangsfunktion der Heizlast <strong>für</strong> die Aktion AW in 2 Räumen mit unterschiedlicher Bauschwere jeweils <strong>für</strong> eine<br />

ungedämmte (U = 0,60 W/(m² K)) und eine von außen gedämmte (U = 0,15 W/(m² K)) Außenwand.<br />

Transmissionswärmestrom in W<br />

76<br />

74<br />

72<br />

70<br />

68<br />

66<br />

64<br />

62<br />

60<br />

58<br />

56<br />

54<br />

52<br />

50<br />

48<br />

46<br />

instat. Transmissionswärmestrom<br />

1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />

berechnet aus U*A*(20-TMT1)<br />

2-Tagesmittelwert<br />

3-Tagesmittelwert<br />

4-Tagesmittelwert<br />

Typ-Raum XL<br />

Soll-Wert TL<br />

100 % KonvAnt<br />

168 192 216 240 264 288 312<br />

Zeit in h<br />

a) Sehr leichter Raum<br />

Transmissionswärmestrom in W<br />

76<br />

74<br />

72<br />

70<br />

68<br />

66<br />

64<br />

62<br />

60<br />

58<br />

56<br />

54<br />

52<br />

50<br />

48<br />

46<br />

instat. Transmissionswärmestrom<br />

1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />

berechnet aus U*A*(20-TMT1)<br />

2-Tagesmittelwert<br />

3-Tagesmittelwert<br />

4-Tagesmittelwert<br />

Typ-Raum S<br />

Soll-Wert TL<br />

100 % KonvAnt<br />

168 192 216 240 264 288 312<br />

Zeit in h<br />

b) Schwerer Raum<br />

Bild 5. Instationärer Transmissionswärmestrom durch eine 3,5 m² große Außenwand im Vergleich mit stationärer Berechnung mit Mittelwerten<br />

der Außenlufttemperatur. Anm.: Die grüne durchgezogene Linie <strong>für</strong> den 2-Tagesmittelwert in b) ist verdeckt.Durchgezogene Linie:<br />

Tatsächlicher Mittelwert aus instationärem Verlauf. Gestrichelte Linie: Stationär berechnet mit Mittelwert der Außenlufttemperatur.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 5<br />

Außenlufttemperaturkorrektur in K<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

Mittelungszeitraum in Tage<br />

a) TRY 2007<br />

Außenlufttemperaturkorrektur in K<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

Mittelungszeitraum in Tage<br />

b) TRY 2050<br />

Bild 6. Bereich der Außenlufttemperaturkorrekturen <strong>für</strong> die Klimazonen nach Testreferenzjahr in Abhängigkeit vom Mittelungszeitraum.<br />

gangsfunktion über 95 % des Endwertes erreicht. Beim<br />

Typ-Raum S wäre dagegen mindestens ein 4 bis 5-Tagesmittelwert<br />

erforderlich. Der Zeitraum bis mind. 95 % des<br />

Endwertes ist der minimale Mittelungszeitraum <strong>für</strong> die<br />

stationäre Berechnung.<br />

Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, ist im Bild 5<br />

die Transmissionsheizlast <strong>für</strong> den in Bild 1 dargestellten<br />

Verlauf der Außenlufttemperatur und <strong>für</strong> die beiden<br />

Wandtypen aus Bild 4 (ohne Wärmedämmung) berechnet.<br />

Der Unterschied zwischen der durchgezogenen farbigen<br />

Linie und der gestrichelten Linie gleicher Farbe zeigt<br />

den Fehler der stationären Berechnung mit Φ T = S(5) ·<br />

(T I – T A ) an. Die Innentemperatur T I beträgt 20 °C, die<br />

Außenlufttemperatur T A ist <strong>für</strong> verschiedene Mittelungszeiträume<br />

gewählt. S(5) ist der stationäre Endwert der<br />

Übergangsfunktion, der sich aus S(5) ≈ U · A abschätzen<br />

lässt. Um das Prinzip zu verdeutlichen, wurde in dieser<br />

Darstellung allerdings der stationäre Endwert eingesetzt,<br />

der auch die Strahlungs- und Luftankopplung an den<br />

übrigen Raum berücksichtigt. Dadurch erklären sich die<br />

geringen Unterschiede zwischen den gestrichelten Linien<br />

gleicher Farbe in beiden Räumen.<br />

Für den sehr leichten Raum ist der Fehler bei Verwendung<br />

des 2-Tagesmittelwertes verschwindend gering.<br />

Beim schweren Raum trifft das erst bei dem 4-Tagesmittelwert<br />

zu.<br />

Neben den Fehlern bezüglich des Mittelungszeitraumes<br />

ist auch der Innentemperaturabfall zu betrachten, der<br />

sich aus der Differenz zwischen maximaler instationärer<br />

Heizlast und dem ermittelten Wert der gestichelten Linie<br />

ergibt. Für eine solche Untersuchung sind allerdings weitere<br />

Parameter maßgeblich, z. B. Flächengröße der Außenwand,<br />

Nachbarraumtemperatur usw. Auch die Andauer<br />

einer Unterschreitung des Sollwertes sollte dabei bewertet<br />

werden. Die VDI 2078 bietet einen Algorithmus <strong>für</strong> den<br />

Innentemperaturabfall bei Unterdimensionierung an. Bei<br />

der stationären <strong>Heizlastberechnung</strong> muss man sich auf<br />

die Voruntersuchung zur Normentwicklung [3] verlassen.<br />

In den folgenden Beispielen liegt der Innentemperaturabfall<br />

jedoch immer unter 1 K.<br />

Ergänzend zu Bild 2 sind im Bild 6 die <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

<strong>für</strong> weitere Mittelungszeiträume bezogen auf<br />

den Zweitagesmittelwert eingetragen. Der angegebene<br />

Bereich kennzeichnet die obere und untere Grenze aller<br />

Klimazonen in Deutschland. Innerhalb des Bereiches<br />

sind die nicht dargestellten Verläufe der einzelnen Klimazonen<br />

sehr unterschiedlich. Die große Auffächerung des<br />

Bereiches belegt jedoch, dass die Außenlufttemperaturkorrektur<br />

entgegen der Tabelle 1 abhängig von der Klimaregion<br />

gewählt werden muss und nicht nur in Abhängigkeit<br />

von der Wärmespeicherfähigkeit.<br />

Geht man <strong>für</strong> einen schweren Raum nach Bild 4 b von<br />

einem 4-Tagesmittelwert aus, so wäre eine Außenlufttemperaturkorrektur<br />

nach Bild 6 a je nach Klimaregion von<br />

ca. 0 bis 3 K erforderlich. Damit ist schon fast der Gesamtbereich<br />

der Tabelle 1 (0 bis 4 K) erreicht. Die Auffächerung<br />

<strong>für</strong> das TRY 2050 fällt zwar geringer aus, erfasst aber<br />

im angegebenen Beispiel immer noch 0 bis 2 K.<br />

Für die praktische Anwendung bedeutet das, man<br />

müsste je nach Wärmespeicherfähigkeit der Außenwand<br />

einen Mittelungszeitraum festlegen und <strong>für</strong> die jeweilige<br />

Klimaregion die Außenlufttemperaturkorrektur bestimmen.<br />

Für die Festlegung der Wärmespeicherfähigkeit<br />

müsste die qualitative Einteilung in „leicht“, „mittel“ und<br />

„schwer“ ausreichend sein. Diesen Speicherklassen ordnet<br />

man dann den Zwei-, Drei- bzw. Viertagesmittelwert zu.<br />

4.1 Einfluss des Heizsystems<br />

Für die Einschätzung des Zeitverhaltens zur Auswahl des<br />

Mittelungszeitraumes müssen noch einige Besonderheiten<br />

beachtet werden. Die Übergangsfunktion in Bild 4 bezieht<br />

sich auf ein rein konvektives Heizsystem (RLT-Anlage),<br />

wobei die Raumlufttemperatur den Sollwert der Raumtemperaturregelung<br />

darstellt (Soll-Wert TL). Die Zielgröße<br />

bei der stationären <strong>Heizlastberechnung</strong> ist jedoch<br />

die operative Temperatur (Soll-Wert TOP), die mit dem<br />

Bauherrn zu vereinbaren ist.<br />

Das Bild 7 zeigt daher die normierten Übergangsfunktionen<br />

<strong>für</strong> verschiedene Anlagentypen, die sich durch den<br />

Konvektivanteil der Wärmeabgabe unterscheiden und <strong>für</strong><br />

die operative Temperatur als Sollwert.<br />

Man erkennt, dass Anlagen mit abnehmendem Konvektivanteil<br />

schneller reagieren müssen und damit eine


6 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

normierte Übergangsfunktion<br />

1.2<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

Konvektivanteil<br />

0 6 12 18 24 30 36 42 48<br />

Zeit in h<br />

a) Sehr leichter Raum<br />

Typ-Raum XL<br />

Aktion AW, Soll-Wert TOP<br />

Anlage mit 100 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 50 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 0 % Konvektivanteil<br />

normierte Übergangsfunktion<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

Konvektivanteil<br />

0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 132 144<br />

Zeit in h<br />

b) Schwerer Raum<br />

Typ-Raum S<br />

Aktion AW, Soll-Wert TOP<br />

Anlage mit 100 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 50 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 0 % Konvektivanteil<br />

Bild 7. Normierte Übergangsfunktion der Transmissionsheizlast <strong>für</strong> zwei Räume mit unterschiedlicher Bauschwere in Abhängigkeit vom<br />

Konvektivanteil der Anlage und <strong>für</strong> die Sollwertgröße „operative Temperatur TOP“.<br />

Transmissionsheizlast in W<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

instat. Transmissionsheizlast<br />

50<br />

1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />

berechnet aus S(5)*(20-TMT1)<br />

2-Tagesmittelwert<br />

45<br />

3-Tagesmittelwert<br />

4-Tagesmittelwert<br />

40<br />

168 192 216 240 264 288 312<br />

Zeit in h<br />

a) Sehr leichter Raum<br />

Typ-Raum XL<br />

Soll-Wert TOP<br />

50 % KonvAnt<br />

Transmissionsheizlast in W<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

instat. Transmissionsheizlast<br />

1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />

berechnet aus S(5)*(20-TMT1)<br />

2-Tagesmittelwert<br />

3-Tagesmittelwert<br />

4-Tagesmittelwert<br />

40<br />

168 192 216 240 264 288 312<br />

Zeit in h<br />

b) Schwerer Raum<br />

Typ-Raum S<br />

Soll-Wert TOP<br />

50 % KonvAnt<br />

Bild 8. Instationäre Transmissionsheizlast durch eine 3,5 m² große Außenwand im Vergleich mit stationärer Berechnung mit Mittelwerten<br />

der Außenlufttemperatur.<br />

höhere Leistung benötigen. Für eine reine Strahlungsheizung<br />

(0 % Konvektivanteil) im sehr leichten Raum<br />

erscheint die Form der Übergangsfunktion wie bei einem<br />

Vorhaltglied mit Verzögerung 2. Ordnung (PDVZ2-<br />

Glied). Die Vorhaltzeit geht mit einem negativen Vorzeichen<br />

in die Summenzeitkonstante ein und kann dazu<br />

Temperaturabsenkeung in K<br />

-0.5<br />

-1.0<br />

-1.5<br />

-2.0<br />

-2.5<br />

-3.0<br />

-3.5<br />

Neigungswinkel gegen die Horizontale in grd<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />

0.0<br />

Fall 2<br />

Fall 1<br />

Fall 3<br />

Bild 9. Temperaturabsenkung infolge langwelliger Wärmeabstrahlung<br />

an den klaren Himmel. Winterfall mit –14 °C Außenlufttemperatur,<br />

4 m/s Windgeschwindigkeit.<br />

führen, dass die Summenzeitkonstante negativ wird. Auf<br />

eine Punktmarkierung im Bild 7 a wurde daher verzichtet.<br />

Analog zu Bild 5 erfolgt in Bild 8 der Vergleich zwischen<br />

stationärer und instationärer Berechnung <strong>für</strong> ein<br />

Heizsystem mit 50 % Konvektivanteil. Die höheren Anforderungen<br />

bei diesem System bewirken, dass man hier mit<br />

kürzeren Mittelungszeiträumen rechnen sollte, etwa beim<br />

leichten Raum mit dem Eintagesmittelwert und beim<br />

schweren Raum mit dem Dreitagesmittelwert.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> diese Berechnung ist, dass <strong>für</strong> den<br />

Konvektivanteil der Heizung eine ideale Raumluftdurchmischung<br />

vorliegt und dass der Strahlungsanteil sich<br />

gleichmäßig auf alle Oberflächen verteilt. Zum Beispiel<br />

könnte eine ungünstige Aufstellung eines Heizkörpers<br />

oder eine ineffektive Luftströmung eine noch höhere Leistung<br />

erfordern.<br />

4.2 Außentemperatur statt Außenlufttemperatur?<br />

In [12] wurde der Begriff „Außentemperatur“ definiert,<br />

um auch die langwellige Wärmeabstrahlung an den klaren<br />

(unbewölkten) Himmel, der sich diatherman verhält, in<br />

der Transmissionsrechnung zu erfassen. Dieser Effekt, der<br />

auch messtechnisch nachgewiesen wurde, bewirkt, dass


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 7<br />

Häufigkeit des Bedeckungsgrades N in ‰<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

N = 0<br />

N = 1<br />

N = 2<br />

N = 3<br />

N = 4<br />

N = 5<br />

N = 6<br />

N = 7<br />

N = 8<br />

TMTx=<br />

1 und 2<br />

3 und 4<br />

Häufigkeit des Bedeckungsgrades N in ‰<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

N = 0<br />

N = 1<br />

N = 2<br />

N = 3<br />

N = 4<br />

N = 5<br />

N = 6<br />

N = 7<br />

N = 8<br />

TMTx=<br />

1 und 2<br />

3<br />

4<br />

0<br />

-12 -11 -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0<br />

Außenlufttemperaturklasse in °C<br />

a) Klimazone A<br />

0<br />

-15 -14 -13 -12 -11 -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0<br />

Außenlufttemperaturklasse in °C<br />

b) Klimazone B<br />

Bild 10. Häufigkeitsverteilung des Bedeckungsgrades bei <strong>Außenlufttemperaturen</strong> unter 0 °C <strong>für</strong> zwei Klimazonen.<br />

Fall<br />

Emissionsgrad der<br />

Emissionsgrad der<br />

Wandoberfläche terrestrischen Umgebung<br />

1 0,90 (normal) 0,90 (normal)<br />

2 0,50 (Metallfassade) 0,90 (normal)<br />

3 0,90 (normal) 0,50 (Parkplatz)<br />

Bedeckungsgrad in Achtel<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

die der Berechnung zugrunde liegende Außentemperatur<br />

unterhalb der Außenlufttemperatur liegen muss. Die Temperaturabsenkung<br />

ist in Bild 9 beispielhaft dargestellt.<br />

Bei Dächern kann die Temperaturabsenkung in diesem<br />

Beispiel bis zu 3 K unter der Außenlufttemperatur betragen.<br />

Bei vertikalen Außenbauteilen (90 °) mit normalem<br />

Oberflächenmaterial (z. B. Putz) beträgt die Temperaturabsenkung<br />

1,5 bis 2 K. Liegt dem betrachteten Außenbauteil<br />

ein Parkplatz oder ein anderes Gebäude mit<br />

Metallfassade gegenüber, kann die Temperaturabsenkung<br />

2,0 bis 2,5 K betragen. Das sind schon Größenordnungen,<br />

die im Vergleich mit der Tabelle 1 zu bewerten sind.<br />

In der VDI 2078 ist die langwellige Wärmeabstrahlung<br />

an den klaren Himmel in der kombinierten Außentemperatur<br />

enthalten, die zusätzlich zur Außentemperatur die<br />

Absorption der kurzwelligen Sonnenstrahlung berücksichtigt.<br />

Anhand der vorliegenden Testreferenzjahre, die<br />

auch den stündlichen Bedeckungsgrad des Himmels angeben,<br />

kann nun beurteilt werden, ob die Temperaturabsenkung<br />

bei der Transmissionsrechnung berücksichtigt werden<br />

muss.<br />

Hierzu ist in Bild 10 die Häufigkeitsverteilung des<br />

Bedeckungsgrades <strong>für</strong> stündliche <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

unter 0 °C beispielhaft <strong>für</strong> zwei Klimazonen angegeben.<br />

Die Bedeckungsgrade N = 0 Achtel und N = 1 Achtel<br />

sind gestrichelt dargestellt, um die Häufigkeit des klaren<br />

bzw. des fast klaren Himmels hervorzuheben. Die stündlichen<br />

<strong>Außenlufttemperaturen</strong> sind in 1 K-Temperaturklassen<br />

eingeteilt. Eingetragen als senkrechte Linien sind<br />

auch die x-Tagesmitteltemperaturen (x = 1 … 4) der<br />

Außenlufttemperatur, die ebenfalls in eine 1 K-Temperaturklasse<br />

eingeordnet sind. Diese x-Tagesmitteltemperaturen<br />

errechnen sich aus den stündlichen <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

und korrespondieren daher mit der linken und<br />

rechten Umgebung der Außenlufttemperaturklassen.<br />

Bisher ging man davon aus, dass bei besonders extremen<br />

Temperaturen ein klarer Himmel vorliegt. Die Untersuchung<br />

hat jedoch ergeben, dass eine deutliche Dominanz<br />

des klaren Himmels bei tiefen Temperaturen nur in<br />

fünf von 15 Klimazonen auftritt, wie z. B. in Bild 10a<br />

dargestellt. Die anderen Klimazonen verhalten sich eher<br />

wie in Bild 10b angegeben.<br />

Da die x-Tagesmitteltemperaturen in einem Bereich<br />

liegen, in dem auch höhere Bedeckungsgrade auftreten,<br />

ist <strong>für</strong> das stationäre Berechnungsverfahren der passende<br />

x-Tagesmittelwert des Bedeckungsgrades zu bestimmen.<br />

In Bild 11 sind solche Werte enthalten und man erkennt,<br />

dass sich durch die Tagesmittelwertbildung und durch die<br />

teilweise geringe Dominanz des klaren Himmels ein großer<br />

Streubereich des mittleren Bedeckungsgrades <strong>für</strong> alle<br />

Klimazonen ergibt. Es bestätigt sich, dass nur bei den<br />

genannten fünf Klimazonen ein klarer Himmel vorherrscht<br />

und dass auch nur beim Eintagesmittelwert.<br />

Man kann daher bei dem stationären Verfahren auf die<br />

Berücksichtigung der Temperaturabsenkung verzichten.<br />

Bei einem Vergleich mit der dynamischen <strong>Heizlastberechnung</strong><br />

ist dieser Unterschied jedoch zu beachten.<br />

5. Lüftungsheizlast<br />

Mittelwertzeitraum in Tage<br />

Bild 11. Bereich der gemittelten Bedeckungsgrade <strong>für</strong> die Klimazonen<br />

nach Testreferenzjahr 2007 in Abhängigkeit vom Mittelungszeitraum.<br />

Für Übertragungssysteme mit Durchgriff ist die Summenzeitkonstante<br />

nicht ausreichend, um das Zeitverhal­


8 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

ten des Systems zu kennzeichnen. Ein Durchgriff entsteht,<br />

wenn sofort nach dem Einsetzen einer Aktion eine<br />

Reaktion notwendig ist. Für die Lüftungsheizlast bedeutet<br />

dies, dass sie sofort vorhanden ist, sobald kalte Luft in<br />

den Raum eindringt.<br />

Bei der reinen Luftheizung ist von der Anlage die folgende<br />

konvektive Last sofort in vollem Umfang abzudecken<br />

Φ L = V˙ZU · (c · ρ) L · (T RL – T ZU )(1)<br />

Φ L<br />

V˙ZU<br />

Lüftungsheizlast eines Raumes in W<br />

Zuluftvolumenstrom in den Raum in m³/h<br />

T ZU Zulufttemperatur in °C<br />

T RL Raumlufttemperatur in °C<br />

(c ρ) L = 0,34 Wh/(m³ K) spezifische<br />

volumetrische Wärmekapazität der Luft<br />

Als Zulufttemperatur ist im Falle eines Außenluftwechsels<br />

die Außenlufttemperatur einzusetzen. Die DIN EN 12831<br />

setzt jedoch vereinfachend die Norm-Außentemperatur<br />

ein, welche die o. g. Außenlufttemperaturkorrektur beinhaltet.<br />

Da diese Korrektur nur <strong>für</strong> die Transmissionslast<br />

bei schwerer Bauweise gilt, ist diese Vereinfachung nicht<br />

nachvollziehbar und physikalisch unsinnig.<br />

Der Mittelungszeitraum <strong>für</strong> die Außenlufttemperatur<br />

müsste bei Systemen mit Durchgriff so klein wie möglich<br />

sein. Da es sich hier aber um ein stationäres Rechenverfahren<br />

handelt, kommt nur der Eintagesmittelwert in Betracht.<br />

Bei Heizungsanlagen mit Strahlungsanteil ist der<br />

Durchgriff größer als bei der reinen Luftheizung. Der<br />

Durchgriff errechnet sich aus<br />

L<br />

D( Φ L<br />

)<br />

K<br />

Φ<br />

= (2)<br />

β<br />

D (Φ L ) Durchgriff der Lüftungsheizlast eines<br />

Raumes in W<br />

β K Konvektivanteil der Anlage<br />

1 – β K Strahlungsanteil der Anlage<br />

Für die RLT-Anlage ist β K = 1, <strong>für</strong> die reine Strahlungsheizung<br />

gilt β K = 0. Im Extremfall muss also die reine<br />

Strahlungsheizung eine theoretisch unendlich hohe Leistung<br />

aufbringen, um den Sollwert der Raumtemperatur<br />

sofort beim Auftreten einer Lüftungsheizlast aufrechtzuerhalten.<br />

Übliche Platten- und Gliederheizkörper haben<br />

einen Konvektivanteil von 0,5 bis 0,9.<br />

Ein unendlich hoher Durchgriff ist ebenfalls bei der<br />

Fußbodenheizung vorhanden, auch wenn der Konvektivanteil<br />

größer als 0 ist. Um die Wärmespeichermasse oberhalb<br />

der Rohre sofort zu erwärmen, ist eine unendlich<br />

hohe Leistung notwendig. Da diese nicht erbracht werden<br />

kann, wird der gewählte Sollwert unterschritten. Man<br />

Übergangsfunktion in W<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Konvektivanteil<br />

Typ-Raum XL<br />

Aktion QK, Soll-Wert TOP<br />

Anlage mit 100 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 75 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 25 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 50 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 5 % Konvektivanteil<br />

Übergangsfunktion in W<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Konvektivanteil<br />

Typ-Raum S<br />

Aktion QK, Soll-Wert TOP<br />

Anlage mit 100 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 75 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 25 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 50 % Konvektivanteil<br />

Anlage mit 5 % Konvektivanteil<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24<br />

Zeit in h<br />

a) Sehr leichter Raum<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24<br />

Zeit in h<br />

b) Schwerer Raum<br />

Bild 12. Übergangsfunktion der Lüftungsheizlast in Stundenschritten <strong>für</strong> zwei Räume mit unterschiedlicher Wärmespeichereigenschaft<br />

unter Variation des Konvektiv anteils der Anlage. Sollwertgröße ist die operative Temperatur.<br />

Lüftungsheizlast in W<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

4-Tagesmittelwert<br />

0<br />

168 192 216 240 264 288 312<br />

Zeit in h<br />

instat. Lüftungsheizlast<br />

1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />

berechnet aus S(1)*n*VR*c*Rho*(20-TMT1)<br />

2-Tagesmittelwert<br />

3-Tagesmittelwert<br />

a) Sehr leichter Raum<br />

Typ-Raum XL<br />

Soll-Wert TOP<br />

50 % KonvAnt<br />

Lüftungsheizlast in W<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

4-Tagesmittelwert<br />

0<br />

168 192 216 240 264 288 312<br />

Zeit in h<br />

instat. Lüftungsheizlast<br />

1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />

berechnet aus S(1)*n*VR*c*Rho*(20-TMT1)<br />

2-Tagesmittelwert<br />

3-Tagesmittelwert<br />

b) Schwerer Raum<br />

Typ-Raum S<br />

Soll-Wert TOP<br />

50 % KonvAnt<br />

Bild 13. Instationäre Lüftungsheizlast bei 0,5-fachem Luftwechsel im Vergleich mit stationärer Berechnung mit Mittelwerten der Außenlufttemperatur.<br />

50 % Konvektivanteil der Anlage. Sollwert ist die operative Temperatur TOP.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 9<br />

müsste daher bei solchen Systemen den Innentemperaturabfall<br />

projektbezogen berechnen und bewerten.<br />

Um das Zeitverhalten bei Heizsystemen mit β K ≤ 1 zu<br />

veranschaulichen, sind im Bild 12 die Übergangsfunktionen<br />

der Aktion QK (konvektive Wärmebelastungen<br />

innen, s. [11]) <strong>für</strong> die o. g. zwei Räume dargestellt.<br />

Erst wenn der Konvektivanteil der Anlage kleiner als<br />

100 % ist, wirkt sich die Wärmespeicherfähigkeit der<br />

Umfassungskonstruktion auf die Lüftungsheizlast aus.<br />

Die Auswirkung ist dergestalt, dass sich mit abnehmendem<br />

Konvektivanteil die Lüftungsheizlast erhöht (Werte<br />

> 1!), und zwar beim schweren Raum mehr, als beim<br />

leichten Raum.<br />

Man beachte auch den gegenläufigen Effekt zur<br />

Transmissionsheizlast. Eine höhere Wärmespeicherfähigkeit<br />

des Raumes wirkt sich bei der Transmission heizlastmindernd<br />

aus. Dagegen erhöht sich die Lüftungsheizlast<br />

bei einem schweren Raum <strong>für</strong> Systeme mit<br />

β K < 1. Bei der Transmission wird die Aktionsgröße<br />

„Außentemperatur“ durch die Baukonstruktion<br />

gedämpft. Je „schwerer“ die Baukonstruktion, desto<br />

geringer ist die Heizlast. Bei der Lüftung findet eine solche<br />

Dämpfung nicht statt. Der Strahlungsanteil der Heizung<br />

kann nur über die sekundäre Erwärmung der inneren<br />

Bauteile die Belastung ausgleichen. Je „schwerer“ die<br />

Baukonstruktion, desto mehr Strahlungsleistung muss<br />

aufgebracht werden, um die inneren Oberflächentemperaturen<br />

anzuheben.<br />

Man erkennt aus dem Bild 12, dass auch beim schweren<br />

Raum mit einem Konvektivanteil von ca. 50 % der<br />

Eintagesmittelwert ausreichen müsste, um alle Vorgänge<br />

zu erfassen. Das bestätigt auch Bild 13 durch den geringen<br />

Unterschied zwischen durchgezogener und gestrichelter<br />

farbiger Linie beim Eintagesmittelwert.<br />

Die Außenlufttemperaturkorrektur nach DIN EN<br />

12831 bei der Berechnung der Lüftungsheizlast wirkt sich<br />

also genau in die falsche Richtung aus. Statt einer Minderung<br />

bei zunehmender Bauschwere müsste bei der Lüftungsheizlast<br />

<strong>für</strong> Systeme mit Strahlungsanteil eine Erhöhung<br />

erfolgen.<br />

Für die Raumlufttemperatur in Glg. 1 wird in der<br />

Norm näherungsweise die Norm-Innentemperatur eingesetzt.<br />

Bei konvektiven Heizsystemen wird die Raumlufttemperatur<br />

zum Ausgleich kalter Außenflächen über der<br />

Norm-Innentemperatur liegen, die eine empfundene (operative)<br />

Temperatur darstellt. Die Lüftungsheizlast wird<br />

daher <strong>für</strong> diese Systeme zu gering berechnet. Bei Strahlungsheizsystemen<br />

kann das umgekehrt sein. In der alten<br />

DIN 4701 [1] wurde der Unterschied zwischen Raumluftund<br />

Norm-Innentemperatur durch die Außenflächenkorrektur<br />

Δk A berücksichtigt. Im aktuellen nationalen Beiblatt<br />

1 der DIN EN 12831 ist diese Korrektur nicht mehr<br />

enthalten. Dagegen empfiehlt das europäische Hauptblatt<br />

der DIN EN 12831 [13, Anh. B.2] eine Korrektur vorzunehmen,<br />

wenn der Unterschied mehr als 1,5 K beträgt.<br />

Somit ergeben sich drei Gründe, die da<strong>für</strong> sprechen,<br />

dass die Lüftungsheizlast in der DIN EN 12831 unzureichend<br />

bemessen wird:<br />

1. Aufgrund der sofort wirkenden Last müsste der Mittelungszeitraum<br />

der <strong>Außenlufttemperaturen</strong> kürzer<br />

gewählt werden.<br />

2. Die Außenlufttemperaturkorrektur nach Tabelle 1<br />

dürfte bei der Lüftungsheizlast nicht angesetzt werden.<br />

Eventuell wäre eine entgegengesetzte Korrektur<br />

bei Heizsystemen mit Strahlungsanteil und großer<br />

Bauschwere notwendig.<br />

3. Anstelle der Norm-Innentemperatur müsste die<br />

Raumlufttemperatur verwendet werden, um eine<br />

Unterbemessung bei konvektiven Heizsystemen bzw.<br />

eine Überbemessung bei Strahlungsheizsystemen zu<br />

vermeiden.<br />

In der korrigierten und erweiterten Kühllastberechnung<br />

nach [11] wird grundsätzlich zwischen Raumluft- und<br />

operativer Temperatur unterschieden.<br />

6. Handlungsempfehlung<br />

Aus den o. g. Erkenntnissen lässt sich folgende Vorgehensweise<br />

bei der <strong>Heizlastberechnung</strong> ableiten:<br />

1. Zunächst sollte bestimmt werden, ob man mit den<br />

Daten aus dem TRY 2007, aus dem TRY 2050 oder<br />

mit einem Mittelwert aus beiden rechnen möchte.<br />

Der Mittelwert aus dem bisherigen Verlauf und dem<br />

prognostizierten Verlauf der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

wäre wohl am Besten geeignet, das zukünftige Teillastverhalten<br />

bei einer derzeitigen Auslegung mit den<br />

Daten aus dem TRY 2007 zu untersuchen. Bezüglich<br />

der Auswahl der Daten <strong>für</strong> die Dimensionierung der<br />

Anlage sollte diese Option mit dem Bauherrn unter<br />

eingehender Beratung und unter Berücksichtigung<br />

der Lebensdauer der Anlage abgestimmt werden.<br />

2. Durch die Auswahl des Ortes wird die Klimazone<br />

festgelegt. Für jede Klimazone stehen zweimal 1 bis<br />

4 Tagesmitteltemperaturen (TMT1 bis TMT4) sowie<br />

die Jahresmitteltemperatur zur Verfügung. Die<br />

Berechnung erfolgt nunmehr mit drei statt mit zwei<br />

Temperaturen, getrennt <strong>für</strong> die Lüftungsheizlast,<br />

Transmissionsheizlast und Wärmeverluste an das<br />

Erdreich bzw. an andere Gebäudeeinheiten oder<br />

Gebäude.<br />

3. Es ist die Bauschwere des Gebäudes anzugeben, eingeteilt<br />

in „leicht“, „mittel“ und „schwer“. Diese<br />

Angabe sollte raumweise erfolgen, z. B. <strong>für</strong> ein Bad<br />

mit wandhohen Fliesen in einem Gebäude leichter<br />

Bauart oder <strong>für</strong> einen Dachausbau in einem Gebäude<br />

schwerer Bauart.<br />

4. Weiterhin ist eine Angabe über das zum Einsatz<br />

kommende Heizsystem erforderlich. Hierbei muss<br />

nur zwischen einem „überwiegend konvektiven Heizsystem“<br />

(RLT-Anlage, Konvektoren, Plattenheizkörper<br />

mit mehreren Konvektionsreihen) und einem<br />

„überwiegend Strahlungsheizsystem“ (Radiatoren,<br />

Deckenstrahler, Fußboden- und Deckenheizung)<br />

unterschieden werden.<br />

Daraus ergeben sich die zu verwendenden Tagesmittelwerte<br />

<strong>für</strong> den jeweiligen Ort (s. Tabelle 2). Aufgrund des<br />

Durchgriffs ist <strong>für</strong> die Lüftungsheizlast immer der Eintagesmittelwert<br />

zu verwenden. Bei der Transmissionsheizlast<br />

geht die Bauschwere des Gebäudes ein und es erfolgt


10 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Tabelle 2. Auswahl der Tagesmittelwerte der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

<strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong>. TMTx bedeutet x-Tagesmitteltemperatur.<br />

Bauschwere des Gebäudes<br />

leicht mittel schwer<br />

Heizlastart überwiegend konvektives Heizsystem<br />

Transmission TMT2 TMT3 TMT4<br />

Lüftung TMT1 TMT1 TMT1<br />

Heizlastart überwiegend Strahlungsheizsystem<br />

Transmission TMT1 TMT2 TMT3<br />

Lüftung TMT1 TMT1 TMT1<br />

Tabelle 3. Angabe der verwendeten Tagesmittelwerte der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

<strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong> nach DIN EN 12831.<br />

Heizlastart Typ-Raum XL Typ-Raum S<br />

Transmission TMT2 aus [2] TMT2 aus [2]+4 K<br />

Lüftung TMT2 aus [2] TMT2 aus [2]+4 K<br />

eine Verschiebung zu tieferen Temperaturen beim Strahlungsheizsystem.<br />

7. Beispielrechnung<br />

Um die Auswirkungen der neuen <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />

auf das Endergebnis zu untersuchen, wird ein Vergleich<br />

der Transmissions- und Lüftungsheizlast mit den Ergebnissen<br />

der bisherigen Rechnung nach DIN EN 12831 [2]<br />

hergestellt. In Tabelle 3 sind hierzu die verwendeten<br />

Tagesmittelwerte der Norm zur Gegenüberstellung mit<br />

der Tabelle 2 angegeben.<br />

Die Berechnungen wurden <strong>für</strong> die o. g. zwei Typ-<br />

Räume, <strong>für</strong> vier Klimaregionen und <strong>für</strong> die zwei genannten<br />

Heizsysteme durchgeführt. Da eine Transmission an<br />

das Erdreich nicht enthalten ist, findet auch kein Vergleich<br />

bezüglich der Jahresmitteltemperaturen statt.<br />

In Tabelle 4 und 5 sind die Berechnungsergebnisse<br />

zusammengestellt. Die TRY-Ergebnisse sind auf die<br />

Ergebnisse einer Berechnung nach DIN EN 12831 bezogen.<br />

Somit besteht eine Unabhängigkeit vom U · A-Wert<br />

des Außenbauteils und vom Außenluftwechsel. Beiden<br />

Ergebnissen liegt die gleiche Repräsentanzstation bzw.<br />

Ort zugrunde. Zusätzlich wird der Ort Wendelstein mit<br />

der Repräsentanzstation der Klimaregion 4 verglichen, da<br />

in dieser Klimaregion die höchsten Temperaturunterschiede<br />

in der Norm [2, Tab. 1] vorliegen (s. Bild 3).<br />

Es ergeben sich sehr unterschiedliche Abweichungen zu<br />

der bisherigen Berechnung nach DIN EN 12831. Teilweise<br />

ist sogar eine höhere Lüftungsheizlast notwendig,<br />

was auch mit der Verwendung des Eintagesmittelwertes<br />

begründbar ist, der gegenüber dem Zweitagesmittelwert<br />

niedriger ist. In der Prognose (TRY 2050) sind bis zu 32 %<br />

Überdimensionierungen zu erwarten, wenn nach der derzeit<br />

gültigen Norm ausgelegt wird. Die Orte in der Klimaregion<br />

C scheinen in der Norm völlig überbewertet zu<br />

sein. Beim Heizsystem mit Strahlungsanteil fallen die<br />

Unterschiede zur Norm etwas geringer aus, weil die Verwendung<br />

kürzerer Zeitmittelwerte dem Effekt der Klimaerwärmung<br />

entgegen wirkt.<br />

8. Fazit<br />

In letzter Zeit wurden Untersuchungen veröffentlicht, die<br />

belegen, dass ca. 80 % der Heizungsanlagen ineffektiv<br />

arbeiten. Ein nicht unerheblicher Anteil dieser Anlagen<br />

ist überdimensioniert. Auch <strong>für</strong> den Einsatz erneuerbarer<br />

Energietechnologien ist eine Überdimensionierung aus<br />

technischen und finanziellen Gründen ungünstig. Die<br />

Leistung solcher Technologien hat gegenüber der konventionellen<br />

Technik ein begrenztes Potenzial. Die Heizlast<br />

sollte daher genauer und vor allem projektbezogener<br />

ermittelt werden.<br />

Darüber hinaus verschaffen der Physik zuwider laufende<br />

Berechnungsvorschriften keine Planungssicherheit.<br />

Das ist ein Aspekt, der bei der Einführung von vereinfachten<br />

Rechenmethoden bisher zu wenig Beachtung<br />

fand, besonders bei der DIN EN 12831.<br />

Ein Grund <strong>für</strong> die Überdimensionierungen könnte<br />

sein, dass die <strong>Außenlufttemperaturen</strong> nach DIN EN<br />

Tabelle 4. <strong>Heizlastberechnung</strong> <strong>für</strong> vier Klimaregionen im Vergleich zu den Ergebnissen der DIN EN 12831 [2].<br />

Konvektives Heizsystem.<br />

Typ-Raum XL<br />

Typ-Raum S<br />

Heizlastart<br />

TRY 2007 [%] TRY 2050 [%] Mittel [%] TRY 2007 [%] TRY 2050 [%] Mittel [%]<br />

Klimaregion A<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

Klimaregion B<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

Klimaregion C<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

Klimaregion D<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

Wendelstein<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

–7<br />

–6<br />

–4<br />

3<br />

–22<br />

–20<br />

–8<br />

–6<br />

–21<br />

–20<br />

–19<br />

–17<br />

–27<br />

–19<br />

–27<br />

–27<br />

–28<br />

–22<br />

–32<br />

–30<br />

–13<br />

–12<br />

–16<br />

–8<br />

–25<br />

–23<br />

–18<br />

–14<br />

–26<br />

–25<br />

0<br />

6<br />

0<br />

17<br />

–11<br />

–9<br />

–2<br />

5<br />

–16<br />

–11<br />

–16<br />

–6<br />

–19<br />

–9<br />

–20<br />

–16<br />

–24<br />

–13<br />

–30<br />

–22<br />

–8<br />

0<br />

–10<br />

4<br />

–16<br />

–13<br />

–13<br />

–4<br />

–23<br />

–17


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 11<br />

Tabelle 5. <strong>Heizlastberechnung</strong> <strong>für</strong> vier Klimaregionen im Vergleich zu den Ergebnissen der DIN EN 12831 [2].<br />

Heizsystem mit Strahlungsanteil.<br />

Typ-Raum XL<br />

Typ-Raum S<br />

Heizlastart<br />

TRY 2007 [%] TRY 2050 [%] Mittel [%] TRY 2007 [%] TRY 2050 [%] Mittel [%]<br />

Klimaregion A<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

Klimaregion B<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

Klimaregion C<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

Klimaregion D<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

Wendelstein<br />

Transmission<br />

Lüftung<br />

–6<br />

–6<br />

3<br />

3<br />

–20<br />

–20<br />

–6<br />

–6<br />

–20<br />

–20<br />

–17<br />

–17<br />

–19<br />

–19<br />

–27<br />

–27<br />

–22<br />

–22<br />

–30<br />

–30<br />

–12<br />

–12<br />

–8<br />

–8<br />

–23<br />

–23<br />

–14<br />

–14<br />

–25<br />

–25<br />

4<br />

6<br />

3<br />

17<br />

–10<br />

–9<br />

0<br />

5<br />

–13<br />

–11<br />

–11<br />

–6<br />

–19<br />

–9<br />

–19<br />

–16<br />

–22<br />

–13<br />

–26<br />

–22<br />

–3<br />

0<br />

–8<br />

4<br />

–14<br />

–13<br />

–11<br />

–4<br />

–19<br />

–17<br />

12831 die Klimaerwärmung nicht berücksichtigen. In diesem<br />

Beitrag werden daher <strong>Außenlufttemperaturen</strong> aus<br />

neueren meteorologischen Studien vorgestellt. Weiterhin<br />

wird der sinnvolle Einsatz dieser Daten gezeigt, der sich<br />

an dem Zeitverhalten von Gebäude und Anlage orientiert.<br />

Daraus folgt eine Anleitung, wie ein stationäres<br />

Rechenverfahren bei einem eigentlich instationären Vorgang<br />

angewendet werden muss. Mit dem vorliegenden<br />

Aufsatz erfolgt auch ein Abgleich zur dynamischen <strong>Heizlastberechnung</strong><br />

mittels direkter Verwendung der neuen<br />

TRY-Daten.<br />

Eine einheitliche Tendenz der Klimaregionen ist nicht<br />

erkennbar, weder bei der Erhöhung der Zweitagesmitteltemperatur<br />

gegenüber der Norm noch bei der Erhöhung<br />

der Mehrtagesmitteltemperatur <strong>für</strong> schwere Räume. Daraus<br />

ergibt sich, dass die sog. Außenlufttemperaturkorrektur<br />

auch in Abhängigkeit der Klimaregion zu wählen ist.<br />

Für die Lüftungsheizlast wird vorgeschlagen, grundsätzlich<br />

den Eintagesmittelwert zu verwenden. Bei der<br />

Transmissionsheizlast sollte man unterscheiden zwischen<br />

leichter, mittlerer und schwerer Bauweise sowie der Art<br />

des Heizsystems und diesen einen Ein- bzw. Mehrtagesmittelwert<br />

zuordnen. In der DIN EN ISO 15927-5 [14]<br />

wird ebenfalls empfohlen, solche Mehrtagesmittelwerte<br />

<strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong> zu generieren.<br />

Die Satzung des DIN e. V. sieht vor, DIN-Normen alle<br />

fünf Jahre hinsichtlich der Notwendigkeit einer Überarbeitung<br />

zu überprüfen. Für das Beiblatt 1 bedeutet das,<br />

dass unter Berücksichtigung der Einspruchsfrist frühestens<br />

2014 ein neuer Weißdruck vorliegen könnte. Allerdings<br />

wurde auch ein neues Hauptblatt angekündigt,<br />

wodurch sich die Neuausgabe des Beiblattes weiter verzögern<br />

könnte.<br />

Da der Autor den noch verbleibenden Zeitraum bis zu<br />

einer Überarbeitung der <strong>Außenlufttemperaturen</strong> <strong>für</strong> zu<br />

lang hält, hat er einige große Softwareunternehmen angeschrieben.<br />

Als minimale Softwareänderung mit der Möglichkeit<br />

einer händischen Eingabe wäre nur die Berechnung<br />

der Lüftungsheizlast mit einer von der Transmissionsheizlast<br />

getrennten Außenlufttemperatur notwendig.<br />

Leider war keines der Unternehmen bereit, eine entsprechende<br />

Änderung in ihrem Heizlastprogramm derzeit<br />

vorzunehmen. Hier kann nur die Nachfrage der Kunden<br />

etwas bewirken. Heutzutage entscheiden die Softwareunternehmen<br />

was und wie in der TGA-Branche geplant<br />

wird.<br />

Vorstehende Ausführungen wären jedoch nicht notwendig,<br />

wenn man wie bei der Kühllastberechnung ein<br />

dynamisches Verfahren anwenden würde. Dadurch<br />

könnte auch der Innentemperaturabfall bei der zwangsweisen<br />

Unterdimensionierung speicherbehafteter Heizsysteme<br />

projektbezogen berechnet werden.<br />

Literatur<br />

[1] DIN 4701:1983-03: Regeln <strong>für</strong> die Berechnung des Wärmebedarfs<br />

von Gebäuden. Teil 1: Grundlagen der Berechnung,<br />

Teil 2: Tabellen, Bilder, Algorithmen.<br />

[2] DIN EN 12831 Beiblatt 1:2008-07: Heizsysteme in Gebäuden.<br />

Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast. Nationaler<br />

Anhang NA.<br />

[3] Esdorn, H. und Wentzlaff, G.: Neuvorschläge zum Entwurf<br />

DIN 4701 „Regeln <strong>für</strong> die Berechnung des Wärmebedarfs von<br />

Gebäuden“. Teil II: Zum Einfluß der Gebäudespeicherfähigkeit<br />

auf die Norm-Außentemperatur. HLH Bd. 32 (1981) Nr.<br />

10, S. 394 – 401.<br />

[4] Jahn, A.: Das Test-Referenzjahr. Teil 1: Test-Referenzjahre •<br />

Grundlagen • Datenauswahlverfahren und internationale Aktivitäten.<br />

HLH 1977-6, S. 199–206. Teil 2: Ein Test-Referenzjahr<br />

<strong>für</strong> Berlin (TRY Berlin). HLH 1977-7, S. 257–265.<br />

[5] Jahn, A.: Methoden der energetischen Prozessbewertung raumlufttechnischer<br />

Anlagen und Grundlagen der Simulation. Diss.<br />

TU Berlin, 1978.<br />

[6] Blümel, K., Hollan, E., Kähler, M., Peter; R. und Jahn, A.: Entwicklung<br />

von Testreferenzjahren (TRY) <strong>für</strong> Klimaregionen der<br />

Bundesrepublik Deutschland. Forschungsbericht BMFT-FB-<br />

T86-051, 1986.<br />

[7] Christoffer, J., Deutschländer, T. und Webs, M.: Testreferenzjahre<br />

von Deutschland <strong>für</strong> mittlere und extreme Witterungsverhältnisse.<br />

Deutscher Wetterdienst, Abteilung Klima- und Umweltberatung,<br />

Offenbach am Main, 2004.<br />

[8] VDI 2078:1994-10: Berechnung der Kühllast klimatisierter<br />

Räume. (VDI-Kühllastregeln).


12 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

[9] Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS).<br />

Vom Bundeskabinett am 17. Dezember 2008 beschlossen.<br />

[10] Aktionsplan Anpassung der Deutschen Anpassungsstrategie<br />

an den Klimawandel. Vom Bundeskabinett am 31. August 2011<br />

beschlossen.<br />

[11] Nadler, N.: Korrekturvorschläge zum EDV-Verfahren der VDI<br />

2078. Teil 1a: Algorithmen. HLH Bd. 54 (2003) Nr. 8, S. 59–66.<br />

[12] Nadler, N.: Kombinierte Außentemperatur mit langwelligen<br />

Reflexionen an der terrestrischen Umgebung. Gesundheits­<br />

Ingenieur 118 (1997) Nr. 6, S. 310–315. Abstract mit Rechenbeispielen<br />

im C.A.T.S.-Newsletter August 2006.<br />

[13] DIN EN 12831:2003-08: Heizungsanlagen in Gebäuden. Verfahren<br />

zur Berechnung der Norm-Heizlast.<br />

[14] DIN EN ISO 15927-5:2005-03: Wärme und feuchteschutztechnisches<br />

Verhalten von Gebäuden – Berechnung und Darstellung<br />

von Klimadaten – Teil 5: Daten zur Bestimmung der<br />

Norm Heizlast <strong>für</strong> die Raumheizung.<br />

Zulassung von Solaranlagen<br />

Zur Beschleunigung der Energiewende beschloss die Bundesregierung<br />

u. a. die Zulassung von Solaranlagen an<br />

oder auf Gebäuden zu erleichtern. Das „Gesetz zur Förderung<br />

des Klimaschutzes bei der Entwicklung in den<br />

Städten und Gemeinden (BauGBuaÄndG) wurde im Juli<br />

veröffentlicht und gilt seit dem 30. Juli 2011.<br />

Künftig sollen Solaranlagen an oder auf Gebäuden im<br />

Außenbereich als so genannte privilegierte Vorhaben<br />

grundsätzliche zulässig sein, wenn folgende Voraussetzungen<br />

erfüllte wurden:<br />

– Es muss sich um eine Solaranlage an oder auf Gebäuden<br />

im Außenbereich handeln. Freiflächenanlagen sind<br />

nicht privilegiert.<br />

– Das Gebäude, an oder auf dem die Solaranlage errichtet<br />

werden soll, muss zulässigerweise errichtet worden<br />

sein. Schwarzbauten, wie illegal errichtete Wochenendhäuser,<br />

Lagerhallen o. ä. können nicht in den Genuss<br />

der Privilegierung kommen.<br />

– Die Solaranlage muss dem Gebäude baulich untergeordnet<br />

sein. Anlagen, deren Fläche z. B. über die Dachoder<br />

Wandfläche des Gebäudes hinausgehen, können<br />

nicht privilegiert zugelassen werden. Allerdings ist<br />

unerheblich, ob die Solaranlage funktionell untergeordnet<br />

ist. Die erzeugte Energie muss nicht selbst<br />

verbraucht, sondern darf auch vollständig oder überwiegend<br />

in ein öffentliches Netz eingespeist werden.<br />

– Öffentliche Belange dürfen der Solaranlage nicht entgegenstehen.<br />

Dies kann z. B. in einem Landschaftsschutzgebiet<br />

oder bei einer durch die Solaranlagen verursachten<br />

Verunstaltung der Landschaft der Fall sein.<br />

Laut Gesetz soll der Außenbereich von einer baulichen<br />

Nutzung freigehalten werden. Nur privilegierte Vorhaben<br />

– wie die genannten Solaranlagen – können sich stärker<br />

als andere gegenüber öffentlichen Belangen durchsetzen<br />

und sind daher grundsätzlich auch im Außenbereich<br />

zulässig.<br />

Die Gesetzesänderung hängt nicht nur mit der Ausweitung<br />

der regenerativen Energien zusammen. Sie reagiert<br />

auf einen Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen<br />

vom 20. September 2010, in dem es um<br />

die Unzulässigkeit einer Solaranlage auf dem Dach einer<br />

Reithalle im Außenbereich ging. Die Reithalle war als<br />

landwirtschaftliche Nutzung im Außenbereich zulässig.<br />

Das Gericht sah in dem Anbringen der Solaranlagen auf<br />

der Reithalle eine Nutzungsänderung. Eine Nutzungsänderung<br />

bedarf allerdings einer Baugenehmigung, selbst<br />

wenn die Solaranlage nicht genehmigungsbedürftig wäre.<br />

Das Gericht entschied weiter, dass der Betrieb einer Solaranlage<br />

in keinem funktionellen Zusammenhang mit der<br />

Nutzung der Reithalle steht und ihr daher nicht zuzuordnen<br />

ist. Der Betrieb der Solaranlage und die Einspeisung<br />

in das öffentliche Netz stelle eine gewerbliche Nutzung<br />

dar, die im Außenbereich grundsätzlich unzulässig sei.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 13<br />

Strom- und Erdgasbeschaffenheit<br />

im liberalisierten Energiemarkt<br />

Andrea Möller und Michael Schröter<br />

Die Kosten <strong>für</strong> die Versorgung von<br />

Gebäuden und Liegenschaften mit<br />

Energie sind in den vergangenen<br />

Jahren ständig gestiegen. Auch die<br />

aktuelle energiepolitische Diskussion<br />

in Deutschland (Stichpunkt „Energiewende“)<br />

bewirkt eher steigende<br />

Preise <strong>für</strong> den Energiebezug. Dieser<br />

Artikel gibt einen Überblick der<br />

Möglichkeiten zur Reduzierung der<br />

Energiekosten von Strom und Erdgas<br />

<strong>für</strong> Letztverbraucher durch einen<br />

strukturierten Energieeinkauf. Auf<br />

die vielen Möglichkeiten zur Verbesserung<br />

der Energieeffizienz wird hier<br />

nicht eingegangen. Verantwortungsbewusste<br />

Energieeinkäufer werden<br />

nicht nur preisorientiert Energie<br />

beschaffen sondern auch den laufenden<br />

Energieverbrauch durch effizienzsteigernde<br />

Maßnahmen reduzieren,<br />

um die Bezugskosten zu senken.<br />

Die Liberalisierung der nationalen und europäischen<br />

Energiemärkte bietet <strong>für</strong> den Energieeinkauf sowohl<br />

Chancen als auch Risiken. Der Einkauf von Strom und<br />

Erdgas wird von Jahr zu Jahr komplexer und damit <strong>für</strong><br />

den Endverbraucher undurchsichtiger. Denn seit Beginn<br />

der Liberalisierung haben sich die Marktmechanismen<br />

erheblich verändert und sie ändern sich auch weiterhin.<br />

Strom- und Erdgasmarkt<br />

Bild 1. Zeitliche Entwicklung des Energiewirtschaftsgesetzes.<br />

Energien im Sinne des Energiewirtschaftsrechts sind<br />

Strom und Erdgas, soweit diese zur leitungsgebundenen<br />

Energieversorgung verwendet werden. Das Energiewirtschaftsgesetz<br />

(EnWG) wurde erstmalig im Jahr 1935 in<br />

Deutschland eingeführt. Die Energieversorgung wurde<br />

bis Mitte der 1990’er Jahre als ein natürliches Monopol<br />

angesehen. 1998 wurde das Energierecht neu geregelt und<br />

den Vorgaben der EU-Binnenmarktrichtlinie <strong>für</strong> Elektrizität<br />

angepasst. Kernpunkt war die Liberalisierung des<br />

Strommarktes durch teilweisen Wegfall der Gebietsmonopole<br />

und der diskriminierungsfreier Zugang zu den<br />

Stromnetzen. Die Vorschriften <strong>für</strong> den Gasmarkt wurden<br />

zunächst kaum verändert. Das EnWG hat bis heute vier<br />

Novellierungen erfahren, siehe Bild 1. Nunmehr ist Erdgas<br />

mit Strom gleichgestellt, der Netzzugang ist reguliert,<br />

Netzbetrieb und Vertrieb sind voneinander unabhängige<br />

Geschäftsfelder. Der Messstellenbetrieb ist liberalisiert,<br />

eine Kennzeichnungspflicht <strong>für</strong> Strom ist eingeführt und<br />

eine Regulierungsbehörde (Bundesnetzagentur BNetzA)<br />

wurde 2003 geschaffen.<br />

Der deutsche Strommarkt hatte im Jahr 2010 ein<br />

Bruttovolumen von etwa 604 Mrd. kWh, siehe Bild 2. Die<br />

Erneuerbaren Energien haben dazu mit etwa 16,5 %<br />

beigetragen.<br />

Die Aufteilung des Stromverbrauchs auf die Primärenergieträger<br />

zeigt Bild 3.<br />

Über 80 % des deutschen Stromverbrauchs werden von<br />

vier Konzernen (RWE, Eon, Vattenfall und EnBW)<br />

Dipl.-Geol. Andrea Möller, Gas-ak tuell, Energiewirtschaftliche Beratung,<br />

Leipzig (Erdgas) und Dipl.-Ing. Michael Schröter, Mega­<br />

WATT Ingenieurgesellschaft <strong>für</strong> Wärme- und Energietechnik mbH,<br />

Paul-Lincke-Ufer 8 b, 10999 Berlin, E-Mail: Michael.Schroeter@<br />

megawatt.eu – Erweiterte Fassung eines Vortrages am 19. Mai 2011<br />

vor der Gesundheitstechnischen Gesellschaft in Berlin.<br />

Bild 2. Auszug aus der Energiebilanz Deutschland.<br />

Quelle: AG Energiebilanz


14 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Bild 3. Aufteilung des Stromverbrauchs auf Primärenergieträger.<br />

produziert. Diese verfügen verteilt in Deutschland über<br />

einen umfangreichen Kraftwerkspark.<br />

Der Erdgasmarkt in Deutschland ist innerhalb der letzten<br />

30 bis 40 Jahre kontinuierlich gewachsen und wurde<br />

damit laufend an die Versorgungsansprüche angepasst.<br />

Dieses Wachstum zog sich durch alle Kundengruppen<br />

(Haushalts- und Kleinverbraucher, Gewerbe, Industrie<br />

Kraftwerke). Zwischenzeitlich hat Erdgas eine gute<br />

Marktdurchdringung erreicht (im Bereich der Haushaltsund<br />

Kleinverbraucher von annähernd 100 %). Aktuell<br />

stagniert das Wachstum bzw. ist sogar rückläufig, da sich<br />

die Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />

Bild 4. Monitoringbericht 2010. Quelle: BNetzA<br />

Bild 5. Internationaler Gastransport. Quelle: WINGAS<br />

auswirken. Als Wachstumsmarkt wird aktuell nur noch<br />

der Erdgaseinsatz in Kraftwerken ausgewiesen.<br />

Eng verbunden mit dem Wachstum im Erdgasbereich<br />

war die Anlegbarkeit des Erdgaspreises an die Ölpreisbindung,<br />

die sich in gewisser Weise manifestiert hat. Durch<br />

die Anlegbarkeit des Erdgaspreises an den Ölpreis sollte<br />

sichergestellt werden, dass der Erdgaspreis im Vergleich<br />

zu den Wettbewerbspreisen (Ölpreis, Kohlepreis) konkurrenzfähig<br />

bleibt. Diese Vertragspraxis galt nicht nur zwischen<br />

den Produzenten und Importeuren, sondern wurde<br />

gleichermaßen auch auf die nachgelagerten Vertriebsstufen<br />

verlagert. Nationale als auch internationale Einflüsse<br />

haben da<strong>für</strong> gesorgt, dass die Ölpreisbindung durch die<br />

Preisbildung an den Erdgashandelsmärkten mehr und<br />

mehr ersetzt wird. Als Einflussfaktoren sind die Öffnung<br />

der langfristigen ölgebundenen Lieferverträge, zunehmende<br />

Bedeutung des Flüssiggas-Handels, die Erschließung<br />

unkonventioneller Erdgasressourcen und der Ausbau<br />

der Infrastruktur zu nennen.<br />

Infrastruktur<br />

Über 80 % des deutschen Stromverbrauchs werden von<br />

den vier großen Konzernen produziert: RWE, Eon, Vattenfall<br />

und EnBW. Diese verfügen<br />

verteilt in Deutschland über einen<br />

umfangreichen Kraftwerkspark. In<br />

Deutschland sind etwa 290 Kraftwerke<br />

oder Kraftwerksblöcke mit<br />

einer Leistung von über 100 MW vorhanden.<br />

Die Nettoleistung von Kraftwerken<br />

größer 5 MW betrug im Jahr<br />

2009 etwa 104 000 MW, der Anteil<br />

der vier größten Erzeuger daran<br />

betrug knapp 80 % (Quelle: Bundesnetzagentur).<br />

Deutschland ist von einem dichten<br />

Stromnetz überzogen. Stromnetze<br />

werden nach der Spannung unterteilt,<br />

nach der Strom übertragen wird. Das<br />

Höchstspannungsnetz befindet sich<br />

im Besitz von vier Unternehmen, die<br />

sich den Markt <strong>für</strong> die Übertragung<br />

von Strom untereinander aufteilen.<br />

Diese Netzbetreiber sind Amperion<br />

(RWE), Tennet, 50 Herz und EnBW.<br />

Über die unter geordneten Netze wird<br />

der Strom bis zum Letztverbraucher<br />

übertragen.<br />

Die Erdgasnetze verteilen sich von<br />

den ca. 15 Importpunkten nach<br />

Deutschland über mehrere Verteilnetze<br />

innerhalb Deutschlands<br />

(Importnetz, Regionalnetz, Stadtwerkenetz).<br />

Das Erdgasaufkommen in<br />

Deutschland belief sich 2010 auf<br />

1081 Mrd. kWh, das entspricht einem<br />

Wachstumsplus von 1,5 % bezogen<br />

auf 2009. Die Importe nach Deutsch­


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 15<br />

land stiegen um ca. 4 % auf jetzt 89 %. Nur 11 % des<br />

Gesamtbedarfs in Deutschland wird durch die eigene Förderung<br />

(mit rückläufiger Tendenz) gedeckt.<br />

Erdgas als Primärenergieträger ist „endlich“, das zeigt<br />

auch der Rückgang der Förderung in Deutschland, siehe<br />

Bild 4. Prognosen weisen aus, dass sich im Jahr 2020 die<br />

Eigenförderung auf ca. 3 % des deutschlandweiten Verbrauchs<br />

verringern wird und die Importe auf 97 %<br />

ansteigen werden. Damit steigt die Importabhängigkeit<br />

dramatisch an. Deutschland steuert mit dem Ausbau von<br />

Anlagen zur Biomethanproduktion gegen diesen Trend.<br />

Die Infrastruktur <strong>für</strong> den Bezug und die Verteilung von<br />

Erdgas wird aktuell massiv ausgebaut. Zu nennen sind da<br />

die „Nordstream“, die „OPAL“, die „NEL“ sowie LNG-<br />

Terminals in England, Niederlande, Polen am Mittelmeer<br />

und der Adria Küste (Bild 5).<br />

Begründet durch den Rückgang der Eigenproduktion<br />

und der Importzunahme wächst der Bedarf an notwendiger<br />

Speicherkapazität <strong>für</strong> Erdgas an. Die notwendige<br />

Strukturierung kann nicht mehr durch die Förderung der<br />

europäischen Quellen („vor der Haustür“) erfolgen,<br />

sondern nur über die Inanspruchnahme von Speichern.<br />

(Gaspool und Net Connect Germany) gehandelt. Die<br />

Preisentwicklung des „Year Ahead-Futures“ <strong>für</strong> das Erdgas-Marktgebiet<br />

„Gaspool“ gibt Bild 7 wider. Innerhalb<br />

von nur zwei Handelsjahren bewegte sich der Erdgaspreis<br />

im Bereich zwischen knapp 15 €/MWh und 28 €/MWh bei<br />

einer Volatilität von über 80 %.<br />

Handel und Vertrieb von Strom<br />

und Erdgas<br />

Der Stromhandel findet am Großhandelsmarkt (Energiebörsen,<br />

außerbörslicher Handel) statt. Stromhandel ist<br />

nicht mit dem Stromvertrieb gleichzusetzen, dieser<br />

bedient den Endkundenmarkt. In Deutschland sind über<br />

1000 Stromlieferanten aktiv, davon ca. 700 Stadtwerke.<br />

In den meisten Gebieten können die Endkunden unter<br />

mehr als 50 Stromlieferanten wählen. Bei Anfragen und<br />

VOL-Ausschreibungen <strong>für</strong> eine Stromlieferung an Sondervertragskunden<br />

beteiligen sich oft mehr als 20 Interessenten,<br />

von denen die meisten auch Lieferangebote einreichen.<br />

Energiebörse<br />

Ein Großhandelsmarktplatz <strong>für</strong><br />

Energie und energienaher Produkte<br />

ist die Leipziger Börse EEX, die seit<br />

Mitte 2001 betrieben wird. Handelsprodukte<br />

sind vor allem Strom- und<br />

Erdgas-Futures, Strom- und Erdgas-<br />

Optionen, Emissionsrechte (CO 2 -<br />

Zertifikate) und Kohle. Im Terminmarkt<br />

können Geschäfte auf bis zu<br />

6 Jahre in die Zukunft abgesichert<br />

werden.<br />

Das Stromhandelsvolumen betrug<br />

im Jahr 2009 am Spotmarkt ca. 203<br />

Mrd. kWh, am Terminmarkt ca.<br />

1025 Mrd. kWh. Das Handelsvolumen<br />

am Terminmarkt betrug damit<br />

etwa das Doppelte des bundesdeutschen<br />

Stromverbrauchs. Für die<br />

Strombeschaffung sind die EEX-Terminprodukte<br />

„Phelix Baseload Year<br />

Futures“ (base) und „Phelix Peakload<br />

Year Futures“ (peak) wichtig. Die<br />

Strom-Preisentwicklung <strong>für</strong> das jeweilige<br />

Frontjahr seit Beginn des Börsenhandels<br />

zeigt Bild 6. In den letzten<br />

10 Jahren ist der mittlere Energiepreis<br />

<strong>für</strong> Strom von ca. 2,5 ct/kWh auf<br />

heute ca. 6,1 ct/kWh angestiegen. Der<br />

Kurvenverlauf zeigt auch die spekulative<br />

Phase und die weltweite Krise im<br />

Jahr 2008, in der Höchstpreise von<br />

über 13 ct/kWh <strong>für</strong> den Jahreskontrakt<br />

bezahlt werden mussten.<br />

Erdgas wird heute an der EEX <strong>für</strong><br />

die beiden verbliebenen Marktgebiete<br />

Bild 6. Strompreisentwicklung seit 2001.<br />

Bild 7. Erdgaspreisentwicklung seit 2009.


16 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Energiepreise<br />

Bild 8. Preisbestandteile Strom, beispielhaft.<br />

Nur der reine Energiepreis Strom ist<br />

durch den Beschaffungsprozess be ­<br />

einflussbar. Je nach Abnahmestruktur<br />

sind das etwa 35–45 % des Stromendpreises,<br />

siehe Bild 8. Alle anderen Preisbestandteile<br />

sind staatlich festgelegt<br />

oder durch die Bundesnetzagentur<br />

reguliert. Bild 8 zeigt beispielhaft die<br />

Stromendpreise, die Umsatzsteuer mit<br />

19 % ist berücksichtigt.<br />

Die Preisbestandteile des Erdgaspreises<br />

waren bisher: Arbeitspreis,<br />

Leistungspreis und Steuern. Heute<br />

werden bei einem transparenten Liefervertrag<br />

diese um weitere Preisbestandteile<br />

ergänzt, wie z. B. Regelenergieumlage,<br />

Strukturierungsbeitrag, Bioerdgaswälzungsbeitrag,<br />

Konvertierungsentgelt, Hubentgelt und Netznutzungsentgelt,<br />

siehe Bild 9. Auch hier ist wie beim Strom nur<br />

der reine Energiepreis durch den Beschaffungsprozess<br />

beeinflussbar.<br />

Möglichkeiten der Strombeschaffung<br />

Bild 9. Preisbestandteile Erdgas, beispielhaft.<br />

Die Anbieter von Erdgas haben sich seit Beginn der Liberalisierung<br />

stark verändert. In der Vergangenheit versorgten<br />

ausschließlich die traditionellen deutschen Versorger, in<br />

Form von Ferngasgesellschaften, Regionalversorgern oder<br />

Stadtwerken (z. B. RWE, Eon, MITGAS, Stadtwerke München<br />

u. a.). Inzwischen liefern ausländische Gesellschaften<br />

mit starker Verankerung im Heimatmarkt (z. B. ENI Gas &<br />

Power, GdF SUEZ, DONG Energy Sales, EconGAS,<br />

Sempra, EGL) und die Erdgasproduzenten selbst (z. B.<br />

Shell, BP, Mobil). Daneben bieten auch die Stadtwerke Erdgasprodukte<br />

<strong>für</strong> den Letztverbraucher an.<br />

Bild 10. Strategien zur Energiebeschaffung.<br />

Im Folgenden werden verschiedene Strategien <strong>für</strong> die<br />

Beschaffung von Strom aufgezeigt und kommentiert.<br />

Heute übliche Möglichkeiten des Stromeinkaufs sind<br />

(siehe auch Bild 10):<br />

– Klassische Vollstromversorgung<br />

– Indizierte Strombeschaffung mit Festpreis<br />

– Strukturierte Strombeschaffung mit automatischer<br />

Preisfixierung<br />

– Tranchenbeschaffung<br />

– Portfoliobeschaffung<br />

– Direkte Marktteilnahme<br />

Die Portfoliobeschaffung und die direkte Marktteilnahme<br />

erfordern einen hohen Personalaufwand verbunden mit<br />

hohen Transaktions kosten. Beide Beschaffungsstrategien<br />

sind nur <strong>für</strong> Letztverbraucher mit sehr hohem Stromverbrauch<br />

(> 100 GWh) wirtschaftlich interessant. Auf eine<br />

weitere Kommentierung wird hier nicht eingegangen.<br />

Bei der klassischen Vollstromversorgung wird zu einem<br />

Stichtag der <strong>für</strong> die gesamte Lieferperiode benötigte<br />

Strom zu einem zuvor festgelegten Preis eingekauft. Dieser<br />

Preis beinhaltet alle Strombeschaffungspreise,<br />

häufig auch die<br />

Netznutzungsentgelte, ausgedrückt<br />

als Arbeitspreis (HT- und NT-Tarif)<br />

und Leistungspreis (höchste Jahresleistungsspitze).<br />

In den Strompreis<br />

sind Risikoprämien eingepreist, die<br />

Preisstruktur ist wenig transparent.<br />

Der Stromkunde hat in der Regel<br />

einen Festpreis über die gesamte Vertragslaufzeit,<br />

kein Strukturierungsrisiko<br />

und kein Mehr- oder Mindermengenrisiko.<br />

Er benötigt kein


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 17<br />

besonderes „Know-How“ <strong>für</strong> den<br />

Stromeinkauf. Nachteilig sind die<br />

hohen Risikozuschläge des Lieferanten<br />

<strong>für</strong> Verbrauchs- und Preisrisiko<br />

und die mangelnde Kostentransparenz.<br />

Die indizierte Strombeschaffung<br />

mit Festpreis ist ein erster Schritt zur<br />

strukturierten Strombeschaffung.<br />

Wesentliches Merkmal ist, dass der<br />

Zuschlag an einen Stromlieferanten<br />

vom Tag der Fixierung des Strompreises<br />

entkoppelt wird. Die Preisfestlegung<br />

erfolgt innerhalb eines zuvor<br />

vereinbarten Zeitraums, jedoch vor<br />

Liefer beginn, abhängig von der Entwicklung<br />

der EEX-Großhandelspreise<br />

und nach besonderer Festlegung.<br />

Die Netznutzungsentgelte können<br />

1 : 1 zusätzlich berechnet werden.<br />

Der Strompreis steht damit erst zum<br />

Indizierungszeitpunkt fest. Nachteilig<br />

ist hier die geringe Flexibilität.<br />

Bei der strukturierten Strombeschaffung<br />

mit automa tischer Preisfixierung<br />

ist ebenfalls der Zuschlag vom Tag der Preisfixierung<br />

getrennt. Aus dem Stromlastgang des Kunden wird<br />

durch den Lieferanten ein festes base-/peak-Mengenverhältnis<br />

<strong>für</strong> den Lieferzeitabschnitt ermittelt. Die Anzahl<br />

der Zeitpunkte <strong>für</strong> die Preisfixierung wird mit dem Kunden<br />

vereinbart, üblich sind Börsenhandelstage, Monate<br />

oder Quartale. Die entsprechenden Teilmengen werden<br />

dann durch den Lieferanten zu den Börsenschlusskursen<br />

automatisch beschafft. Der Strompreis ergibt sich als<br />

mengengewichteter Durchschnitt am Ende des Beschaffungszeitraums.<br />

Die Netznutzungsentgelte werden 1 : 1<br />

zusätzlich berechnet. Die Dienstleistungen des Lieferanten<br />

werden mit einem zuvor vereinbarten Entgelt abgegolten.<br />

Das Preisrisiko ist bei geringer Flexibilität überschaubar.<br />

Wegen der „automatischen“ Beschaffung durch<br />

den Lieferanten muss der Einkäufer nur über ein Basiswissen<br />

im Strommarkt verfügen.<br />

Die Tranchenbeschaffung ist mit der strukturierten<br />

Beschaffung vergleichbar, jedoch mit dem Unterschied,<br />

dass die Preisfixierung der Teilmengen nicht automatisch<br />

erfolgt. Die zuvor mit dem Lieferanten vereinbaren Teilmengen<br />

werden durch den Einkäufer zu einem selbst<br />

gewählten Zeitpunkt preislich fixiert. Die Mitteilungen <strong>für</strong><br />

die Preisfixierungen erfolgen schriftlich an die Handelsabteilung<br />

des Lieferanten. Das Marktpreisrisiko wird mit<br />

Hilfe der Tranchenbeschaffung signifikant reduziert. Dennoch<br />

ist durch dieses Vorgehen nicht sichergestellt, dass der<br />

durchschnittliche Strom-Marktpreis unterschritten wird.<br />

Die Verteilung der Beschaffungsmenge auf mehrere Tranchen<br />

bietet ein hohes Maß an Flexibilität und die Möglichkeit,<br />

an der Marktentwicklung teilzu haben. Der Stromeinkäufer<br />

muss über fundierte Kenntnisse im Strommarkt<br />

verfügen und laufend den Markt beobachten. Die Tranchenbeschaffung<br />

bedarf einer klaren und abgestimmten<br />

Einkaufsstrategie, damit die notwen digen Entscheidungen<br />

schnell getroffen werden können.<br />

Bild 11. Eigenschaften der verschiedenen Beschaffungsstrategien.<br />

Bild 12. Beispielhafte Preisvolatilität unterschiedlicher<br />

Beschaffungsstrategien.<br />

Die wesentlichen Eigenschaften der Beschaffungsstrategien<br />

sind in Bild 11 zusammengefasst.<br />

Die Zusammenfassung (Bild 12) zeigt beispielhaft<br />

eine Preisvolatilität verschiedener Beschaffungsstrategien,<br />

dargestellt <strong>für</strong> das Frontjahr 2011. Der Energiepreis<br />

Strom variierte hier um ca. 10 %, je nach gewählter<br />

Einkaufsstrategie.<br />

Einkaufsmöglichkeit Erdgas<br />

Vor Liberalisierung des Marktes waren die Erdgaslieferverträge<br />

durch eine lange Laufzeit (bis zu 10 Jahren und<br />

mehr) und einer Vollversorgung durch einen Lieferanten<br />

gekennzeichnet. Die Bezugspreise waren i. d. R. an leichtes<br />

Heizöl (HEL) oder an schweres Heizöl (HS) indiziert<br />

und sehr intransparent.<br />

Die Erdgaslieferverträge in der liberalisierten Welt<br />

haben sich stark verändert. So sind heute die Laufzeiten<br />

auf 1 bis max. 3 Jahre festgeschrieben und die Vollversorgung<br />

durch einen Lieferanten wird immer mehr in Frage


18 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Bild 13. Europäische Handelspunkte <strong>für</strong> Erdgas.<br />

Bild 14.<br />

Von der Vollversorgung<br />

zur strukturierten<br />

Erdgasbeschaffung.<br />

gestellt. Je nach Bezugsmenge werden<br />

die Bezüge diversifiziert (mehrere<br />

Lieferanten) und mit Standardprodukten<br />

(z. B. der EEX) und Lieferung<br />

der Residualmenge gestaltet. Eine<br />

andere Einkaufsmöglichkeit ist der<br />

Einkauf in mehreren Tranchen zu<br />

unterschiedlichen Zeitpunkten, um<br />

das Risiko zu minimieren, ähnlich<br />

wie beim Strom.<br />

Auch kann das Erdgas direkt am<br />

Handelspunkt (Bild 13) bezogen werden,<br />

wobei zwischen physischen und<br />

virtuellen Handelspunkten unterschieden<br />

wird, siehe dazu Bild 13.<br />

Die gehandelten Mengen an den<br />

ausgewiesenen Handelspunkten sind<br />

in den letzten Jahren stetig gestiegen,<br />

auch wenn anfänglich der eine oder<br />

andere Handelspunkt <strong>für</strong> den Erdgashandel nicht liquid<br />

genug war. In 2010 wurden ca. 100 TWh an Handelspunkten<br />

innerhalb Deutschlands gehandelt und ca. 120 TWh an<br />

ausländischen Handelspunkten gehandelt.<br />

Auch wenn das „Rund-um-sorglos“-Paket beim Erdgas<br />

einkauf noch <strong>für</strong> viele Kunden ein „Ruhekissen“ darstellt,<br />

ist die Kombination von verschiedenen Handelsprodukten<br />

eine Alternative (siehe Bilder 14 und 15). Im<br />

ersten Schritt sollte auf Standardprodukte (z. B. Jahresband,<br />

Sommerband, Winterband, Quartalsband) abgestellt<br />

werden, bevor sich der Kunde ganz der strukturierten<br />

Beschaffung öffnet. Ziel der eigenen Beschaffung<br />

sollte immer sein, dass ausreichend Flexibilität gegeben<br />

ist und auf Marktveränderungen reagiert werden kann.<br />

Einflüsse auf den Energiemarkt<br />

Bild 15. Beispiel strukturierter Erdgasbeschaffung.<br />

Bild 16. Haupteinflüsse auf den Energiepreis.<br />

Die Einflüsse auf die Großhandelspreise <strong>für</strong> Strom und<br />

Erdgas sind vielfältig, siehe Bild 16. Die letzten Jahre<br />

waren durch eine globale Rezession gekennzeichnet. Der<br />

aktuelle Energiemarkt ist durch den Ausstieg aus der<br />

Kernkraft und den europäischen Finanzkrisen geprägt.<br />

Der Energiemarkt ist ein globaler Markt, daher spiegelt<br />

dieser Markt auch die globalen und nationalen Einflüsse<br />

wider, wie z.B.<br />

– Kurzer und heftiger Ausverkauf an den Märkten<br />

<strong>für</strong> Rohöl Anfang Mai 2011<br />

– Rohstoffmärkte befinden sich aktuell in einer<br />

Konsolidierungsphase<br />

– Grenzübergangspreise <strong>für</strong> Erdgas steigen<br />

kontinuierlich<br />

– Japan will Strategie <strong>für</strong> Energiepolitik und den<br />

Ausstieg aus der Kernkrafttechnik prüfen<br />

– Europäischen Schulden- und Währungskrise ist<br />

wieder im Vordergrund<br />

– Aktuell eingetrübte Erwartungen bezüglich der<br />

wirtschaftlicher Entwicklung in Europa<br />

– Nachfrage<br />

– Änderungen der globalen Temperaturen<br />

– CO 2 -Preise<br />

– OPEC Entscheidung über die Ölfördermengen


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 19<br />

– Politische Stabilität der Förderregion<br />

– Einschätzung der Speicherkapazitäten<br />

– Volatilität der Handelsmärkte<br />

– Spekulation an den Energie-Handelsmärkten<br />

– Wechselkursverhältnis US$ in EUR<br />

Fazit<br />

Im liberalisierten Energiemarkt sind detaillierte Marktkenntnisse<br />

und eine laufende Marktbeobachtung ein entscheidender<br />

Faktor <strong>für</strong> einen erfolgreichen Einkauf von<br />

Strom und/oder Erdgas. Die „richtige“ Wahl des Zeitpunktes<br />

<strong>für</strong> den Einkauf von Strom oder Erdgas hat den<br />

größten Einfluss auf den Energiepreis, gefolgt von der<br />

Optimierung des Lastprofils. Dagegen ist der Einfluss auf<br />

die Energiepreise durch Verhandlung des Angebotes oder<br />

durch Wechsel des Lieferanten eher gering. Bei der Wahl<br />

des Beschaffungsmodells muss gleichzeitig eine Risikoabsicherung<br />

erfolgen. Der Einsatz von kompetenten<br />

Beratern erscheint sinnvoll.<br />

Rechtsecke<br />

Fachgutachter kann durch Bewertung des<br />

Sachverhalts Lösungsansätze aufzeigen und<br />

Streit schlichten<br />

Mehr als 20 000 Streitfälle im Bauwesen wurden allein im<br />

Jahr 2010 vor Amts-, Landes- und Oberlandesgerichten<br />

verhandelt. Auf Grund der Masse an Klagen kommt es<br />

oft zu langen Wartezeiten bis zur Verhandlung. Um<br />

Anzahl und Dauer der Gerichtsverfahren zu verringern<br />

und den Ärger auf beiden Seiten zu minimieren, empfiehlt<br />

die Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Überwachung mbH<br />

(GTÜ), im Streitfall einen Konflikt-Gutachter <strong>für</strong> das<br />

betroffene Sachgebiet aus dem Baubereich einzuschalten.<br />

„Voraussetzung <strong>für</strong> die erfolgreiche Arbeit des Konflikt-Gutachters<br />

ist dessen fundierte Sach- und Fachkunde,“<br />

erklärt Dr. P.J. Wagner, Gutachter der GTÜ und<br />

öffentlich bestellt und vereidigter Sachverständiger. „Der<br />

Sachverständige kann den Streit neutral und im Bestfall<br />

zügig beenden.“ Nach der exakten technischen Beschreibung<br />

des Problems gewichtet der Konflikt-Gutachter den<br />

Sachverhalt nach objektiven Abweichungen zu technischen<br />

Regelwerken wie Normen. Dem Abgleich zwischen<br />

Vertrag und Wirklichkeit folgt eine ausführliche Ergebnisdarstellung,<br />

in der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten<br />

der Beteiligten aufgeführt sind. Davon ausgehend<br />

kann der Sachverständige dann Lösungsansätze benennen<br />

und die aufkommenden Kosten angeben, um diese<br />

gegebenenfalls einem Beteiligten zuordnen zu können.<br />

Abschließend wird eine Qualitätskontrolle durchgeführt,<br />

um neuen Ärger zu vermeiden.<br />

In Großbritannien ist es bereits gesetzlich vorgeschrieben,<br />

vorerst einen Fachgutachter einzuschalten. Ziel ist es,<br />

in kurzer Zeit zu technischen Lösungen zu kommen und<br />

so die Anzahl und Dauer von Gerichtsverfahren zu verringern.<br />

Innerhalb weniger Wochen prüft und bewertet<br />

der Fachgutachter den Sachverhalt. Da sich Gerichte<br />

dieser Bewertung meist anschließen, ist es zwar grundsätzlich<br />

möglich, aber nicht ratsam anschließend dennoch<br />

vor Gericht zu ziehen. Dr. Wagner kommentiert: „Der<br />

Weg der außergerichtlichen Konfliktlösung im Bauwesen<br />

spart auch ohne gesetzliche Regelungen Zeit, Geld und<br />

Nerven.“ Die GTÜ ist mit ihren Gutachtern im gesamten<br />

Bundesgebiet vertreten und somit ein zuverlässiger<br />

Ansprechpartner auf der Suche nach Konflikt-Gutachtern<br />

<strong>für</strong> das betroffene Sachgebiet aus dem Baubereich.<br />

Die GTÜ (Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Überwachung<br />

mbH) ist die größte Überwachungsorganisation freiberuflicher<br />

Sachverständiger in Deutschland. Die GTÜ, dahinter<br />

steht der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter<br />

sowie qualifizierter Sachverständiger e. V. (BVS),<br />

bietet Sachverständigenleistungen in den Bereichen<br />

Baubegleitung, Energieberatung, Qualitätsmanagement,<br />

Anlagensicherheit und Fahrzeuguntersuchungen an. Im<br />

Rahmen der Baudienstleistungen umfasst das Kompetenzfeld<br />

der GTÜ die Baubegleitende Qualitätsüberwachung<br />

(BQÜ), die Erstellung von Energieausweisen, Schadensgutachten<br />

sowie Bauabnahmen und Baubegutachtungen<br />

sowie einen technischen Immobiliencheck. Die <strong>für</strong><br />

Baudienstleistungen eingesetzten GTÜ-Vertragspartner<br />

sind öffentlich bestellte und vereidigte sowie qualifizierte<br />

Bausachverständige mit besonderer Fachexpertise <strong>für</strong> die<br />

einzelnen Gewerke. Die Sachverständigenorganisation<br />

GTÜ verfügt über ein flächendeckendes, bundesweites<br />

Netz von Vertragspartnern.<br />

www.gtue.de<br />

Renovierung<br />

Wenn wegen einer Modernisierung in der Wohnung eines<br />

Mieters renoviert werden muss, hat der Vermieter da<strong>für</strong><br />

aufzukommen. Unklar war bisher, ob die Renovierungskosten<br />

anschließend umgelegt werden dürfen. Ja, entschied<br />

der Bundesgerichtshof (Az.: VIII ZR 173/10 ). Im verhandelten<br />

Fall hatte der Vermieter eine Wasseruhr in der Wohnungsküche<br />

einbauen lassen. Der Mieter forderte daraufhin<br />

Geld <strong>für</strong> neue Tapeten vom Vermieter. Das bekam er,<br />

samt einer höheren Modernisierungsumlage. Zu Recht, so<br />

der BGH. Selbst dann, wenn der Mieter die Arbeiten selbst<br />

erledigte und da<strong>für</strong> eine Kostenerstattung erhielt.


20 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Die überarbeitete Normreihe DIN EN 1822<br />

Die Normreihe DIN EN 1822 „Schwebstofffilter (EPA,<br />

HEPA und ULPA)“ ist mit Ausgabedatum Januar 2011<br />

neu erschienen. Sie behandelt die Prüfung der Filtrationsleistung<br />

von Hochleistungs-Partikelfiltern (EPA), Schwebstofffiltern<br />

(HEPA) und Hochleistungs-Schwebstofffiltern<br />

(ULPA) im Herstellerwerk und besteht aus den Teilen:<br />

– Teil 1: Klassifikation, Leistungsprüfung,<br />

Kennzeichnung<br />

– Teil 2: Aerosolerzeugung, Messgeräte,<br />

Partikelzähl statistik<br />

– Teil 3: Prüfung des planen Filtermediums<br />

– Teil 4: Leckprüfung des Filterelementes<br />

(Scan-Ver fahren)<br />

– Teil 5: Abscheidegradprüfung des Filterelementes<br />

Die Normreihe wurde vom Technischen Komitee CEN/<br />

TC 195 „Luftfilter <strong>für</strong> die allgemeine Raumlufttechnik“<br />

erarbeitet. Sie ersetzt die Vorgängerausgaben aus Juli<br />

1998 (Teile 1 bis 3) bzw. Februar 2001 (Teile 4 und 5). Die<br />

nationalen Interessen bei der Erarbeitung wurden vom<br />

Fachbereich Allgemeine Lufttechnik des Normenausschusses<br />

Maschinenbau (NAM) im DIN wahrgenommen,<br />

der in Personalunion durch die Fachabteilung Klima- und<br />

Lüftungstechnik im VDMA betreut wird. Vertreter der<br />

interessierten Kreise waren an der Erarbeitung beteiligt.<br />

Schwebstofffilter und ihre Verwendung<br />

Schwebstofffilter werden immer dort eingesetzt, wo hohe<br />

und höchste Anforderungen an die Reinheit der Luft<br />

gestellt werden. Sie dienen primär zur Abscheidung von<br />

Anwendungsbeispiel 1: Operationssaal mit endständigem Schwebstofffilter.<br />

Bildnachweis: Camfil KG<br />

Anwendungsbeispiel 2: Reinraum zur Fertigung von Mikroelektronik<br />

mit endständigen Schwebstofffiltern. Bildnachweis: Camfil KG<br />

Aerosolen, toxischen Stäuben und Keimen. Typische<br />

Anwendungsbereiche sind das Gesundheitswesen, z. B.<br />

Kliniken mit Operationssälen und Intensivstationen, oder<br />

auch sensible Bereiche in der Industrie.<br />

<strong>Neue</strong>rungen gegenüber den Vorgängerausgaben<br />

Die Norm basiert auf Partikelzählverfahren, die am ehesten<br />

die Anforderungen auf den verschiedenen Anwendungsgebieten<br />

abdecken. Die Unterschiede gegenüber<br />

den Vorgängerausgaben sind:<br />

– Einführung einer neuen Gruppe „E“ <strong>für</strong><br />

Hochleistungs-Partikelfilter (EPA);<br />

– ein alternatives Prüfverfahren mit Verwendung<br />

eines festen (anstelle eines flüssigen) Prüfaerosols;<br />

– ein Verfahren zur Prüfung und Klassifizierung<br />

von Filtern mit membranen Filtermedien;<br />

– ein Verfahren zur Prüfung und Klassifizierung von<br />

Filtern mit Filtermedium aus synthetischen Fasern;<br />

und<br />

– ein alternatives Verfahren zur Leckprüfung<br />

von Filtern der Gruppe H.<br />

Daneben wurden zahlreiche redaktionelle Änderungen<br />

eingearbeitet.<br />

Die Normenreihe basiert auf Partikelzählverfahren,<br />

welche die meisten Anforderungen auf den verschiedenen<br />

Anwendungsgebieten abdecken. Der Unterschied zu früheren<br />

Normen liegt in der Technologie zur Bestimmung<br />

des integralen Abscheidegrades. Anstelle von massebezogenen<br />

Aussagen basiert die neue Technologie auf Partikelzählverfahren<br />

im Bereich der Partikelgröße im Abscheidegradminimum<br />

(MPPS Most Penetrating Particle Size), die<br />

<strong>für</strong> Mikro-Glasfaserfiltermedien normalerweise in einem<br />

Bereich von 0,12 pm bis 0,25 pm liegt. Für membrane Filtermedien<br />

gelten separate Regeln, die in Anhang A von<br />

DIN EN 1822-5 enthalten sind. Dieses Verfahren ermöglicht<br />

auch die Prüfung von Filtern mit sehr hohen Abscheidegraden.<br />

Dies war mit früheren Prüfverfahren wegen<br />

ihrer unzureichenden Nachweisgrenzen nicht möglich.<br />

Die Teile der DIN EN 1822 mit ihren Inhalten<br />

DIN EN 1822-1 legt ein Verfahren zur Prüfung des<br />

Abscheidegrades auf Basis von Partikelzählverfahren<br />

unter Verwendung eines flüssigen (oder alternativ eines<br />

festen) Prüfaerosols fest und ermöglicht eine einheitliche<br />

Klassifizierung der Schwebstofffilter nach dem Abscheidegrad,<br />

sowohl nach dem integralen als auch nach dem<br />

lokalen Abscheidegrad.<br />

Tabelle 1 zeigt die wesentliche Änderung im Klassifizierungssystem.<br />

Die bisher als H10, H11 und H12 bekannten<br />

Filter wurden in die neue Klasse der EPA-Filter<br />

(Efficient Particulate Air-filter) überführt und sind nun<br />

mit E10, E11 und E12 benannt. Hintergrund hier<strong>für</strong> ist,<br />

dass bei EPA-Filtern eine Leckprüfung nicht möglich und<br />

auch nicht erforderlich ist. Für den Anwender wichtig ist,<br />

dass sich die Werte <strong>für</strong> den integralen Abscheidegrad<br />

nicht geändert haben.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 21<br />

Tabelle 1. Klassifikation von EPA, HEPA und ULPA-Filtern.<br />

Filtergruppe<br />

Integralwert<br />

Lokalwert a b<br />

Filterklasse<br />

Abscheidegrad (%) Durchlassgrad (%) Abscheidegrad (%) Durchlassgrad (%)<br />

El0 ≥ 85 ≤ 15 _c _c<br />

E11 ≥ 95 ≤ 5 _c _c<br />

≥ 99,5 ≤ 0,5 _c _c<br />

≥ 99,95 ≤ 0,05 ≥ 99,75 ≤ 0,25<br />

≥ 99,995 ≤ 0,005 ≥ 99,975 ≤ 0,025<br />

≥ 99,9995 ≤ 0,0005 ≥ 99,9975 ≤ 0,0025<br />

≥ 99,99995 ≤ 0,00005 ≥ 99,99975 ≤ 0,00025<br />

≥ 99,999995 ≤ 0,000005 ≥ 99,9999 ≤ 0,0001<br />

a<br />

Siehe 7.5.2 und EN 1822-4.<br />

b<br />

Zwischen Lieferer und Käufer können niedrigere Lokalwerte als die in der Tabelle vereinbart werden.<br />

c<br />

Für die Einteilung von Filtern der Gruppe E (Klassen El 0, El 1 und El 2) ist eine Leckprüfung nicht möglich und nicht erforderlich.<br />

DIN EN 1822-2 beschreibt die im Rahmen dieser Prüfung<br />

verwendeten Messgeräte und Aerosolgeneratoren.<br />

Darüber hinaus beschreibt sie <strong>für</strong> Partikelzählungen die<br />

statistischen Grundlagen zur Auswertung von Zählergebnissen<br />

bei nur geringer Anzahl von Zählereignissen.<br />

DIN EN 1822-3 gilt <strong>für</strong> die Prüfung von planen Filtermedien.<br />

An planen Filtermedium wird der Fraktionsabscheidegrad<br />

gemessen und die MPPS (Most Penetrating<br />

Particle Size) bestimmt. Die Partikelgröße, bei der dieses<br />

Maximum auftritt wird als MPPS bezeichnet. Prüfverfahren,<br />

Prüfeinrichtungen, Prüfbedingungen und Berechnungsgrundlagen<br />

sind im Einzelnen beschrieben.<br />

DIN EN 1822-4 gilt <strong>für</strong> die Leckprüfung von Filterelementen.<br />

Das hinsichtlich der Prüf- und Messeinrichtungen,<br />

Prüfbedingungen und Berechnungsgrundlagen im Hauptteil<br />

dieser Norm detailliert beschriebene Scan-Verfahren deckt<br />

den gesamten Bereich der HEPA- und ULPA-Filter ab und<br />

gilt als das Referenzprüfverfahren <strong>für</strong> die Leckprüfung. Der<br />

in Anhang A beschriebene Öl fadentest und die „Abscheidegrad-Leckprüfung<br />

<strong>für</strong> eine Partikelgröße von 0,3 pm bis 0,5<br />

pm“ nach Anhang E können als Alternativverfahren verwendet<br />

werden, jedoch nur <strong>für</strong> Filter der Gruppe H.<br />

Die erste wesentliche <strong>Neue</strong>rung im Teil 4 stellt der neue<br />

informative Anhang D „Leckprüfung mit einem festen<br />

PSL Aerosol“ dar. Mit Anhang D steht nun erstmals ein<br />

alternatives Prüfverfahren mit der Verwendung eines festen<br />

Prüfaerosols zur Verfügung. Grund hier<strong>für</strong> sind neuere<br />

Erkenntnisse über das mögliche Verhalten von einigen, im<br />

Zuge der Prüfung in den Filtern eingelagerter flüssiger<br />

Prüfaerosole, beim späteren Einsatz der Filter in der Applikation.<br />

Beobachtet wurden Ausgasungen, deren negative<br />

oder sogar schädigende Wirkungen auf das Umfeld nicht<br />

immer sicher ausgeschlossen werden kann. DIN EN 1822-4<br />

enthält im Anhang D u. a. folgende Feststellung:<br />

Alle genormten Verfahren <strong>für</strong> die Leck- und Abscheidegradprüfung<br />

und der Klassifizierung nach EN 1822<br />

basieren auf Prüfaerosolen aus flüssigen Partikeln<br />

(DEHS, PAO, Paraffinöl). Die Anwendung von flüssigen<br />

Partikeln wie DEHS ist einfach und liefert wiederholbare<br />

Ergebnisse. Das Prüfaerosol beeinflusst alle Teile der EN<br />

1822: Instrumente, Prüfstände, Statistiken, Prüfergebnisse<br />

und Klassifizierung. Daher kann ein flüssiges Prüfaerosol<br />

nicht einfach durch ein festes ersetzt werden, ohne dabei<br />

alle Faktoren der Prüfergebnisse und der Filterklassifikation<br />

entscheidend zu beeinflussen.<br />

Aus diesem Grund wurde ein separater Anhang<br />

(Anhang D) erstellt, der eine alternative Leckprüfung und<br />

ein alternatives Klassifizierungsverfahren <strong>für</strong> Filter, die<br />

mit festen Partikeln getestet werden müssen beschreibt.<br />

Anhang D legt eine alternative Leckprüfung (Scanverfahren)<br />

mit einem festen PSL Aerosol fest. Die Bestimmung<br />

des Abscheidegrades und die Klassifizierung erfolgt<br />

jedoch immer noch nach den Anforderungen in EN<br />

1822-1 unter Verwendung des Referenzprüfverfahrens mit<br />

einem flüssigen DEHS Aerosol.<br />

Die zweite wesentliche <strong>Neue</strong>rung im Teil 4 stellt der<br />

ebenfalls neu aufgenommene informative Anhang E<br />

„Abscheidegrad-Leckprüfung <strong>für</strong> eine Partikelgröße von<br />

0,3 pm bis 0,5 pm“ dar. DIN EN 1822-4 enthält hier u. a.<br />

folgende Feststellungen:<br />

Da der Ölfadentest (Anhang A) eine Sichtprüfung ist,<br />

kann das Ergebnis der Leckprüfung je nach Prüfer verschieden<br />

sein oder zwischen Beginn und Ende einer<br />

Schicht variieren. Ziel dieses Anhangs E „Abscheidegrad-<br />

Leckprüfung <strong>für</strong> eine Partikelgröße von 0,3 pm bis<br />

0,5 pm“ ist es, Lecks automatisch durch Messung des<br />

integralen Abscheidegrades <strong>für</strong> eine Partikelgröße von<br />

0,3 pm bis 0,5 pm zu erkennen.<br />

Aufgrund von Erfahrungswerten und einer theoretischen<br />

Berechnung mit definierten Lecks ist bekannt, dass<br />

<strong>für</strong> Filter der Klasse H13 mit einem lokalen Abscheidegrad<br />

von 99,75 % <strong>für</strong> die Partikelgröße im Abscheidegradminimum<br />

(MPPS) der integrale Abscheidegrad <strong>für</strong> 0,3 pm<br />

bis 0,5 pm höher als 99,9996 % sein muss.<br />

Jeder Filter, der der Abscheidegrad-Leckprüfung <strong>für</strong><br />

eine Partikelgröße von 0,3 pm bis 0,5 pm unterzogen<br />

wurde, muss auf dem Filter und im Prüfbericht entsprechend<br />

gekennzeichnet sein (z. B. mit dem Hinweis „Leckprüfung<br />

nach Anhang E von EN 1822-4“). Der tatsächlich<br />

gemessene Abscheidegrad bei 0,3 pm bis 0,5 pm muss<br />

im Prüfbericht angegeben sein.<br />

DIN EN 1822-5 behandelt die Abscheidegradprüfung<br />

von Filterelementen, die bauartbedingt nicht mittels Teil<br />

4 geprüft werden können. Teil 5 beschreibt die Bedingungen<br />

und Verfahren zur Durchführung der Prüfung und<br />

enthält die Beschreibung einer Prüfapparatur einschließlich<br />

ihrer Komponenten sowie des Verfahrens zur Auswertung<br />

der Messergebnisse.<br />

Weitere Informationen: www.vdma.org


22 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Dämmpflicht<br />

Die erste Energieeinsparungs-Verordnung (EnEV) stammt<br />

aus dem Jahr 2002. Seitdem wurden die Auflagen immer<br />

weiter verschärft, die energiepolitischen Ziele ehrgeiziger.<br />

Die Dämmpflicht <strong>für</strong> die oberste Geschoßdecke wurde in<br />

der Verordnung von 2009 festgelegt. Rein theoretisch sind<br />

es die Bauämter, die die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben<br />

überprüfen sollen. Sie dürfen auch Zwangsgelder<br />

verhängen, sollten Bürger die EnEV-Vorschrift auf Dauer<br />

ignorieren. Ob die Kommunen angesichts einer knappen<br />

Personaldecke aber tatsächlich kontrollieren, wird von<br />

Fachleuten bezweifelt. In einigen Bundesländern sollen<br />

die Schornsteinfeger die Dachdämmung überprüfen und<br />

notfalls Mängelrügen ans Bauamt weiterleiten.<br />

Bis zum 31. Dezember 2011 mussten begehbare, bislang<br />

ungedämmte oberste Geschoßdecken isoliert werden.<br />

Wird ein solcher Speicher nicht als Wohnraum genutzt,<br />

genügt das Abschotten der Geschoßdecke mit Dämmwolle.<br />

Ziel der bundesweit verordneten Sanierung ist,<br />

Wärmeverluste so zu minimieren, dass eine Alt-Immobilie<br />

vergleichbare energetische Ansprüche erfüllt wie<br />

Neu bauten.<br />

Betroffen sind Vermieter wie auch Selbstnutzer mit<br />

eigenem Haus. Wer seine Immobilie schon vor dem<br />

1. Februar 2002 bewohnt hat, blieb bisher schon von der<br />

Dämmpflicht verschont, selbst dann, wenn das Haus<br />

einen Energiestandard aus Nachkriegszeiten haben sollte.<br />

Wird ein Objekt verkauft, muss der neue Eigentümer<br />

innerhalb von zwei Jahren das Dämmen nachholen.<br />

Nachkommen, die eine ältere Immobilie geerbt und vermietet<br />

haben, mussten im Jahre 2011 noch dämmen. Sind<br />

Dachschrägen oder oberste Geschoßdecke schon ge ­<br />

dämmt, muss der Besitzer nicht tätig werden.<br />

Die EnEV schreibt auch das Dämmen der Warmwasser<br />

führenden Rohre vor. Hat ein Wasserrohr beispielsweise<br />

den Durchmesser von zwei cm, muss die Dämmung<br />

gleich dick sein. Ummantelt werden müssen zudem alle<br />

Armaturen und Verknüpfungsteile zwischen den Rohren.<br />

Außerdem: Heizkessel, die vor dem 1. Oktober 1978 in<br />

Betrieb gingen, müssen abgewrackt und durch neuzeitliche<br />

Anlagen ersetzt werden.<br />

Wer nachweisen kann, dass die Nachrüstung <strong>für</strong> ihn<br />

wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, respektive dass er sie<br />

wegen finanzieller Not nicht bezahlen kann, kann sich der<br />

Dämmpflicht entziehen.<br />

Wegen einer EnEV-Auslegung durch die Bauministerkonferenz<br />

der Länder und Bauexperten sind jetzt auch die<br />

Hausbesitzer aus dem Schneider, deren ab 1969 gebautes<br />

Haus eine „massive Deckenkonstruktion“ aufweist, z. B.<br />

eine Betondecke. Als bereits gedämmt gelten nun sogar<br />

alle Holzbalkendecken, ganz gleich, wann sie gebaut wurden.<br />

Ein Großteil der obersten Geschoßdecken muss<br />

damit nicht mehr gedämmt werden.<br />

<strong>Neue</strong> DIN-Norm <strong>für</strong> Ethanol-Kamine<br />

Die Norm berichtet über den richtigen Umgang mit<br />

dekorativen Feuerstellen. Die DIN-Norm 4734-1 <strong>für</strong><br />

Ethanol-Kamine soll <strong>für</strong> mehr Sicherheit sorgen. In der<br />

Vergangenheit ist es wiederholt zu Unfällen beim Betrieb<br />

dieser Ethanol-Brenner gekommen. Meist waren da<strong>für</strong><br />

Bedienungsfehler oder billige Importgeräte mit Sicherheitsmängeln,<br />

so genannte „Tischfeuer“ verantwortlich.<br />

Mit der neuen Norm gibt es nun klare Kriterien, wie ein<br />

sicheres Gerät auszusehen hat.<br />

Die Geräte müssen nach Bauart und Ausstattung der<br />

Norm entsprechen. Und sie müssen sachgemäß und der<br />

nötigen Sorgfalt bedient werden. Die Anforderungen<br />

sind sehr vielfältig. Das geht von der maximalen Oberflächentemperatur<br />

beim Betrieb des Gerätes über die Verbrauchswerte<br />

bis hin zu Vorgaben <strong>für</strong> die Zündvorrichtung<br />

und den Brennstoffbehälter. Was muss der Verbraucher<br />

beim Kauf beachten: Da ist vor allem die Standsicherheit<br />

zu nennen. Ist das Gerät schwer und solide<br />

genug gebaut, damit es auch nach versehentlichen Stößen<br />

nicht umkippt? Davon kann man sich leicht selbst einen<br />

ersten Eindruck verschaffen. Verfügt das Gerät über eine<br />

Löschvorrichtung? Hat es eine gute ablesbare Füllstandanzeige?<br />

Ist der Brennstoff-Inhalt bei einem Standgerät<br />

auf maximal drei und bei Tischgeräten auf einen halben<br />

Liter ausgelegt, die Brenndauer zu begrenzen? Zu guter<br />

Letzt gibt es eine detaillierte und verständliche Aufstellund<br />

Bedienungsanleitung? Sollte auch nur einer dieser<br />

Punkte nicht erfüllt sein, kann man diese Geräte nicht<br />

verwenden.<br />

Beim Nachfüllen ist immer solange zu warten, bis der<br />

Kamin vollständig abgekühlt ist. Niemals versuchen, in<br />

das noch heiße Gerät Ethanol nachzufüllen.<br />

Weitere Informationen unter www.ratger-ethanolkamine.de.<br />

Für weitere Kontakte: HKI Industrieverband<br />

Haus-, Heiz- und Küchentechnik e. V., Lyoner Straße 9,<br />

60528 Frankfurt am Main.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 23<br />

Karriereaussichten in der Immobilienwirtschaft<br />

In den kommenden Jahren steht in den Führungsetagen<br />

vieler Wohnungsbaugesellschaften ein Generationswechsel<br />

bevor. Gesucht sind bestens ausgebildete Allrounder<br />

– sowohl mit technischem als auch mit betriebswirtschaftlichem<br />

Verständnis, so der Bundesverband <strong>für</strong> Wohnungsund<br />

Immobilienunternehmen GdW. Begehrt sind deshalb<br />

Ingenieure, die noch ein immobilienspezifisches Zusatzstudium<br />

absolviert haben. Ingenieure können die technischen<br />

Bedingungen und die Machbarkeit sehr gut einschätzen,<br />

gerade wenn es um Neu- und Umbauprojekte<br />

geht. Wer sich dann noch mit Investitionen, Finanzierung<br />

und Rechnungswesen auskennt und analytisch begabt ist,<br />

gilt als Idealkanditat.<br />

Studiengänge <strong>für</strong> Allrounder mit Technik-Know-how:<br />

– Real Estate Management (als Master oder MBA) kann<br />

man an verschiedenen privaten Hochschulen berufsbegleitend<br />

studieren.<br />

– Die BBA in Berlin bietet in Zusammenarbeit mit der<br />

Hochschule <strong>für</strong> Wirtschaft und Technik einen viersemestrigen<br />

Masterstudiengang an.<br />

– Mindestvoraussetzung: Ein abgeschlossenes akademisches<br />

Studium sowie ein oder mehrere Jahre „branchenspezifische“<br />

Berufserfahrung.<br />

– An der EBZ Business School in Bochum kann man<br />

einen viersemestrigen „Master of Arts Real Estate<br />

Management“ studieren. Mindestvoraussetzung ähnlich<br />

wie an der BBA.<br />

Weitere Informationen: www.mba-real-estate. de<br />

Legionellenbefall der Wassersysteme<br />

Rechtsecke<br />

Nachlässigkeiten im Immobilienbetrieb können <strong>für</strong> den<br />

Eigentümer schwerwiegende Folgen haben. Riskiert wird<br />

eine unbegrenzte Haftung – nicht nur wenn der eigene<br />

Mieter zu Schaden kommt, sondern auch dessen Kunden.<br />

„Grundeigentümer, die Vermieter bzw. Betreiber einer<br />

Gewerbeimmobilie sind, müssen Schadensersatz und<br />

Schmerzensgeld zahlen, wenn jemand durch technische<br />

Mängel in dem Gebäude geschädigt wird“, erklärt Dr.<br />

Roland Siegel von der Kanzlei Lill Rechtsanwälte. „Wenn<br />

nicht alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen<br />

werden, um andere Personen vor Schaden zu bewahren,<br />

besteht das erhebliche Risiko einer unbeschränkten Haftung.“<br />

Rechtsgrundlage ist ein Urteil des Landgerichts Dortmund<br />

(1.9.2010 – 4 O 167/09), das Grundeigentümer zur<br />

Erstattung von Schadensersatz und Schmerzensgeld verpflichtet.<br />

Ausgangspunkt ist der Fall einer Frau, die im<br />

Rahmen einer umfangreichen Untersuchung die Dusche<br />

in den Gewerberäumen einer Arztpraxis benutzte, in der<br />

sie Patientin war. Wenige Tage später wurde sie wegen<br />

einer Infektion mit Legionellen in eine Notfallklinik eingeliefert,<br />

wurde dort langwierig behandelt und musste<br />

sich anschließend einer mehrmonatigen Rehabilitation<br />

unterziehen. Daraufhin verklagte sie u. a. den Grundstückseigentümer<br />

als Betreiber der Immobilie auf Schadensersatz.<br />

Sie argumentierte, dass der Gebäudeeigentümer<br />

<strong>für</strong> die Installation, Einrichtung und Wartung der<br />

Heizungsanlage verantwortlich sei. Legionellen sind im<br />

Wasser lebende Bakterien, die sich beispielsweise ansiedeln,<br />

wenn Wasser längere Zeit im Leitungssystem steht.<br />

Die Bakterien können durch das Einatmen von zerstäubtem<br />

Wasser die Lungen von Menschen befallen und lösen<br />

vor allem bei älteren und immungeschwächten Personen<br />

Husten, Fieber, aber auch Lungenentzündung aus.<br />

Das Landgericht Dortmund nennt in seinem Urteil<br />

u. a. die anerkannten technischen Regeln zur Vermeidung<br />

von Trinkwasserverunreinigungen (DIN 1988, DVGW<br />

Arbeitsblatt W 551 und W 553) und weist darauf hin, dass<br />

dies bereits der Baugenehmigung zu entnehmen gewesen<br />

sei. „Der Betreiber und Grundstückseigentümer ist daher<br />

<strong>für</strong> Schäden zur Verantwortung zu ziehen, die durch technische<br />

Mängel der Heiz- und Wasseranlage entstehen“, so<br />

Dr. Siegel. Im genannten Fall konnte ein Sachverständiger<br />

tatsächlich im Vorlauf des Leitungssystems Legionellen<br />

nachweisen.<br />

Dr. Siegel rät: „Bei Dienstleisterverträgen mit Facility<br />

Managern oder externen Betreibern ist eine sorgfältige<br />

Formulierung sehr wichtig. Die Verkehrssicherungspflicht<br />

darf auf Dritte übertragen werden. Der Grundstückseigentümer<br />

muss aber darauf achten, die Haftungsminimierung<br />

recht sicher zu gestalten.“<br />

Zehn Jahre Laufzeit?<br />

Eine Vertragslaufzeit von zehn Jahren mit einem Energielieferanten<br />

ist nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes<br />

(Az.: VIII ZR 262/09) in der Regel unwirksam. Nach der<br />

Entscheidung des BGH bedeutet die lange Bindungsfrist<br />

eine unangemessene Benachteiligung <strong>für</strong> die Verbraucher.<br />

Nur bei Fernwärme-Verträgen sei eine Bindung über zehn<br />

Jahre demnach wegen der hohen Investitionskosten ausnahmsweise<br />

zulässig.


24 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Smoking und Ventilation<br />

Klaus W. Usemann und Johannes Klein<br />

Nicht erst seit der aktuellen Diskussion um Rauchverbote<br />

in öffentlichen Räumen oder Gaststätten werden Raucher<br />

gesellschaftlich ausgegrenzt. Zwar gehört Tabakkonsum<br />

zur Kulturgeschichte des Menschen. Zugleich war die<br />

Geschichte des Rauchens aber immer auch geprägt von<br />

der Verachtung als verpöntes Laster. Seit Europa den<br />

Tabak kennt, wird er bekämpft: Könige, Zaren und<br />

Sultane bedrohten ihre Untertanen mit drakonischen<br />

Strafen. Die Kirche exkommunizierte Pfarrer, die sich im<br />

Gottesdienst ein Pfeifchen stopften. Aber schon immer<br />

verdiente die Obrigkeit auch mit am blauen Dunst. Und<br />

manchmal war es sogar staatenbildend, Raucher oder<br />

Nichtraucher zu sein.<br />

Dass Tabakkonsum der Gesundheit abträglich ist, weiß<br />

man nicht erst seit der Neuzeit. Doch systematisch und<br />

wissenschaftlich beschäftigte man sich zuerst in Deutschland<br />

mit dem Rauchen – gefördert von der Nationalsozialistischen<br />

Regierung: Für Hitler war der blaue Dunst<br />

das Aufnehmen von „Rassengift, das den Volkskörper<br />

infiltrierte“, wie ein US-Historiker schreibt.<br />

Rauchen stellt <strong>für</strong> manche Menschen ein Genuss, <strong>für</strong><br />

andere – und wahrscheinlich die Mehrheit – eine Belästigung<br />

dar. In letzter Zeit sind die Menschen sensibler<br />

gegenüber dem „Blauen Dunst“ geworden und eine breite<br />

Front geht gegen die Raucher vor. Man spricht sogar von<br />

„Körperverletzung“. Daher ist es nicht verwunderlich,<br />

dass Rauchverbote aktuell auch in Deutschland in der<br />

Diskussion sind. In einer steigenden Anzahl von Ländern<br />

gibt es bereits gesetzlich vorgeschriebene Rauchverbote,<br />

besonders <strong>für</strong> öffentliche Gebäude und die Gastronomie.<br />

2006/07 haben sich Belgien, England, Frankreich,<br />

Litauen, Nordirland, Wales und Teile Australiens den vielen<br />

Ländern angeschlossen, die Rauchverbote einführen<br />

werden oder bereits eingeführt haben. Die Bundesrepublik<br />

Deutschland fühlte sich nach der Föderalismusreform<br />

nicht mehr zuständig und erklärte es zur Ländersache. 1<br />

Dabei hätte die Bundesregierung einen „Kniefall vor der<br />

Tabaklobby“ gemacht. 2 Deutschland hinke nach Ansicht<br />

von US-Professor Stanton Glantz in der Tabakkontrolle<br />

20 Jahre hinterher.<br />

Dies komme seiner Ansicht nach daher, dass die<br />

Firmen der Tabakindustrie massiv Einfluss auf die deutsche<br />

Politik nähmen. 3<br />

Auch die oberste Anti-Tabak-Kämpferin der WHO,<br />

Yumiko Mochizuki-Kobayashi, wirft den Deutschen Versäumnisse<br />

vor. Dass Deutschland gleich zweimal gegen<br />

das Tabakwerbeverbot der EU prozessiert, lässt es nicht<br />

gerade im besten Licht dastehen. 4<br />

Univ.-Prof. (em.) Klaus W. Usemann, TU Kaiserslautern, privat:<br />

Heinrich-Fischer-Straße 15, 67691 Hochspeyer; Johannes Klein,<br />

apl. wiss. Mitarbeiter.<br />

Laut The Tabacco Atlas, herausgegeben von der American<br />

Cancer Society, rauchen weltweit fast eine Milliarde<br />

Männer und 250 Millionen Frauen. Und es werden immer<br />

mehr, besonders in Entwicklungsländern. Heute werden<br />

weltweit jährlich 5 Billionen Zigaretten produziert. In<br />

China leben mit 1,27 Milliarden Einwohnern 20 % der<br />

Weltbevölkerung. Dort werden 30 % aller weltweit produzierten<br />

Zigaretten konsumiert. Zwei Drittel aller Chinesen<br />

rauchen und die staatlich kontrollierte National Tabacco<br />

Company ist der größte Zigarettenhersteller weltweit.<br />

Heute müssen Raucher zwar nicht ins Gefängnis, sie werden<br />

jedoch als Gefahr <strong>für</strong> die nicht rauchende Öffentlichkeit<br />

angesehen. Der Konflikt ist offensichtlich: Für Raucher<br />

ist es ganz selbstverständlich, nach dem Essen im<br />

Restaurant oder im Cafe eine Zigarette anzuzünden.<br />

Nichtraucher möchten den Rauch anderer weder einatmen<br />

noch riechen. Warum auch? Die mit Passivrauchen<br />

im Zusammenhang stehenden Gesundheitsrisiken sind<br />

bekannt und Nichtraucher verlangen zu Recht Schutz vor<br />

dem blauen Dunst. Rauchen und damit verbundene<br />

Krankheiten belasten die Gesundheitsbudgets weltweit<br />

mehr und mehr. Sorgen um die Gesundheit und Raucherverbote<br />

schützen Nichtraucher immer besser vor Passivrauchen.<br />

Erst seit etwa 50 Jahren setzte sich, untermauert von<br />

den ersten Lungenkrebsstudien, die Erkenntnis durch,<br />

dass Rauchen alles andere als gesund oder harmlos ist. Im<br />

20. Jahrhundert sind weltweit über 100 Millionen Menschen<br />

an den Folgen des Rauchens vorzeitig verstorben<br />

und jährlich kommen etwa 5 Millionen neue Tabakopfer<br />

hinzu, nach den Ermittlungen des Deutschen Krebsforschungszentrum<br />

(DKFZ) in Heidelberg: Der Zigarettenkonsum<br />

ist heute die führende Ursache frühzeitiger Sterblichkeit<br />

und der bedeutendste Risikofaktor <strong>für</strong> eine Vielzahl<br />

weit verbreiteter Krankheiten wie Herz-Kreislaufkrankheiten,<br />

Schlaganfall, chronische Bronchitis und die<br />

Krebsentstehung im Mund-, Nasen- und Rachenraum, in<br />

Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse,<br />

Leber, Nieren, Harnblase, Gebärmutterhals sowie<br />

bestimmte Formen der Leukämie und viele andere Krankheiten.<br />

83 565 000 000 Zigaretten wurden 2010 nach einer Mitteilung<br />

des Statistischen Bundesamtes (2011) in Deutschland<br />

ver(b)raucht. Das sind pro Einwohner 1021 Stück!<br />

1<br />

http://www.heute.de/ZDFheute/drucken/1,3733,4087708,00.<br />

htm1, aufgerufen am 29.01.2007<br />

2 http://www.ftd.de/meinung/kommentare/139782.html?mode—<br />

print, aufgerufen am 29.01.2007<br />

3 http://www.suedeutsche.de/deutschland/artikel/206/94112/print.<br />

html, aufgerufen am 29.01.2007<br />

4 Der Spiegel 34/2006, S. 152.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 25<br />

Dass Raucher diese Risiken freiwillig eingehen, daran<br />

hat nicht zuletzt der im Tabak enthaltene Suchtstoff<br />

Nikotin Schuld.<br />

Über die Lungenbläschen vom Blut aufgenommen,<br />

lässt er Blutdruck und Adrenalinspiegel steigen, beschleunigt<br />

den Herzschlag und wirkt so leicht stimulierend. Im<br />

Gehirn wirkt Nikotin wie andere Drogen auch direkt auf<br />

das Belohnungszentrum, wonach nur zehn Sekunden<br />

nach dem Zug an der Zigarette euphorisierende Hormone<br />

wie Dopamin und Serotonin freigesetzt werden. Außerdem<br />

fördert das Suchtmittel die Produktion des anregenden<br />

Noradrenalin, das Gehirntätigkeit und Konzentrationsfähigkeit<br />

steigert.<br />

Nach der volkswirtschaftlichen Theorie handelt es sich<br />

bei Tabak um ein demeritorisches Gut, also um ein Gut,<br />

das nach Ansicht der Regierung zuviel nachgefragt wird.<br />

Es wird verteuert, um private Präferenzen zu korrigieren. 5<br />

Auch hier mangelt es letztlich an Konsequenz: Hat die<br />

„erzieherische“ Maßnahme Erfolg, bekommt der Finanzminister<br />

schlaflose Nächte. Das Nichtzustandekommen<br />

eines Rauchverbotes hat aber auch den Vorteil, dass<br />

Planer von Lüftungsanlagen die Leistungsfähigkeit ihrer<br />

Systeme unter Beweis stellen können. Es zählt dabei nicht<br />

nur die „sportliche“ Herausforderung, denn wirtschaftliche<br />

Aspekte sind gut zu überlegen: Warum in die Entwicklung<br />

neuer Systeme investieren, wenn diese in naher<br />

Zukunft nicht mehr gebraucht werden? Um Zielwerte von<br />

Schadstoffkonzentrationen zu erreichen, die unter den<br />

bisherigen liegen, müssen neue Strategien entwickelt werden.<br />

Zum Beispiel ein Ansatz, den Rauch direkt an der<br />

Quelle „einzufangen“ wie ihn Anbieter von Rauch kabinen<br />

verfolgen, scheint in vielfacher Hinsicht Erfolg versprechend<br />

zu sein.<br />

1. Passivrauchen<br />

1939 stellte der junge Kölner Mediziner Franz Hermann<br />

Müller durch pathologische Fallstudien und die Anwendung<br />

von epidemiologischen Methoden einen Zusammenhang<br />

zwischen Rauchen und Lungenkrebs her. Der<br />

Dresdner Arzt Fritz Lickint untersuchte in seinem 1939<br />

erschienenen Buch „Tabak und Organismus“ den Nachweis<br />

zu führen, dass Tabakrauch auch Nichtraucher<br />

beeinträchtigt. Er prägte den Begriff des Passivrauchens,<br />

lange bevor er populär wurde.<br />

Man spricht von Passivrauchen oder Passivrauchbelastung,<br />

wenn Tabakrauch über die Atemluft vom<br />

Menschen aufgenommen wird.<br />

Passivrauch besteht aus dem Nebenstromrauch (sidestream<br />

smoke), der beim Verglimmen der Zigarette zwischen<br />

den Zügen (des Rauchers) entsteht, sowie aus den<br />

vom Raucher wieder ausgeatmeten Bestandteilen des<br />

Hauptstromrauchs. 6<br />

Die ausgeatmeten Partikel des Hauptstromrauches<br />

(mainstream smoke) fügen dem gesamten Passivrauch<br />

einen Anteil von 1 bis 43 Prozent der Bestandteile hinzu.<br />

Der größte Teil des Tabakrauches in der Raumluft<br />

besteht jedoch aus den Substanzen des Nebenstromrauchs.<br />

Der Nebenstromrauch enthält fast alle gasförmigen<br />

und über die Hälfte der partikelförmigen Komponenten<br />

des Passivrauchs. 7 Der englische Begriff <strong>für</strong> Passivrauch<br />

ist Environmental Tobacco Smoke (ETS). „Die<br />

chemische Zusammensetzung des Passivrauchs gleicht<br />

qualitativ der des Tabakrauchs, den Raucher inhalieren“. 8<br />

„Quantitativ weisen Haupt- und Nebenrauch jedoch<br />

erhebliche Unterschiede auf“. 9 In der Regel sind die Konzentration<br />

dieser Stoffe im Nebenstromrauch sogar höher<br />

als diejenigen im Hauptstromrauch, wobei die Unterschiede<br />

ein Vielfaches betragen können. „So übersteigt<br />

z.B. die Konzentration des Krebs erregenden Stoffes<br />

N-Nitrosodimethylamin im Nebenstromrauch die im<br />

Hauptstromrauch um den Faktor 20 bis 100“. 10<br />

Die zahlreichen Zusatzstoffe im Tabak stellen ein weiteres<br />

gravierendes Problem dar. Aus dem Tabakzusatzstoff<br />

Zucker entstehen beim Verbrennen des Tabaks die<br />

Krebs erregenden Substanzen Acetatdehyd und Formaldehyd.<br />

11<br />

Welche Stoffe Tabakrauch enthält vgl. Tabelle 1.<br />

Der blaue Dunst von Zigaretten belästigt nicht nur<br />

durch seinen Gestank, die gesundheitsschädlichen und<br />

Krebs erregenden Stoffe befinden sich auch in dem Rauch,<br />

der von der glimmenden Zigarette aufsteigt oder vom<br />

Raucher ausgepustet wird. Der Passivraucher atmet so<br />

die gleichen giftigen und Krebs erregenden Stoffe ein wie<br />

der Raucher. Tabakqualm ist ein komplexes Gemisch aus<br />

4800 Substanzen, von denen lt. DKFZ mehr als 70 nachweislich<br />

Krebs erregend sind. Darunter befinden sich die<br />

Gifte wie Blausäure, Ammoniak, Kohlenmonoxid, Arsen,<br />

Nickel, Cadmium und Blei. Verständlich also, wenn<br />

Nichtraucher von vorsätzlicher Körperverletzung reden.<br />

Der sollen die Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden<br />

und Gaststätten Einhalt gebieten.<br />

1.1 Historie<br />

6000 v. Chr.: Auf den amerikanischen Kontinenten tauchen<br />

Tabakpflanzen auf; die Menschen in Nord-, Mittelund<br />

Südamerika entdecken um 1000 v. Chr. das Rauchen<br />

und kauen Tabakblätter.<br />

Schon im 5. Jahrhundert v. Chr. waren Anbau und<br />

Konsum von Tabak bei den eingeborenen Völkern von<br />

Amerika verbreitet.<br />

Tabakblätter wurden gekaut, geschnupft und geraucht.<br />

Die Urform der Zigarre bestand aus zusammengerollten<br />

kleineren Tabakblättern, die mit einem größeren Tabakoder<br />

Maisblatt umwickelt waren, während die Urform der<br />

Zigarette aus Schilfröhrchen gefertigt war, in die zerkleinerter<br />

Tabak gestopft wurde. Auch unterschiedliche Pfeifenvariationen<br />

waren bekannt. Der Tabakkonsum diente<br />

sowohl als alltägliche Genussdroge als auch spirituellen<br />

und zeremoniellen Bräuchen. Magier und Medizinmänner<br />

setzten den zum Himmel aufsteigenden Rauch ein,<br />

5 Vorlesung Wirtschaftspolitik, Prof. Dr. Hans-Jürgen Feser.<br />

6<br />

Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />

im Passivrauch, S. 7.<br />

7<br />

ebenda, S. 7f..<br />

8 ebenda, S. 9.<br />

9 ebenda, S. 9.<br />

10 ebenda, S. 9.<br />

11<br />

ebenda, S. 9.


26 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Tabelle l. Welche Stoffe enthält der Tabakrauch?<br />

Quelle: The Airdiner Cabin Environment – Air Quallity And Safety, Washington, D. C. 1986, Seite 135–136.<br />

Die Mengen sind <strong>für</strong> frischen, unverdünnten Hauptstromrauch angegeben, der mittels einer Rauchmaschine unter den folgenden Bedingungen<br />

erzeugt wurde : 1 Zug/min von 2 Sekunden Dauer bei 35 mL Volumen, d. h. 10 Zügen/Zigarette. Die Werte <strong>für</strong> den Nebenstrom sind<br />

<strong>für</strong> Rauch angegeben, der bei einem über die Glutzone streichenden Luftstrom von 25 mL/s. gesammelt wurde. Zusammengestellt nach<br />

D. Hoffmann (persönliche Mitteilung, 1986) von Elliott und Rowe, Hoffmann et al., Klus und Kulm, Sakuma et al. und Schmeltz et al.<br />

Verbindungen<br />

in der Gasphase<br />

Menge im Hauptstromrauch<br />

Mikrogramm/<br />

Zigarette<br />

Verhältnis von<br />

Nebenstrom- zu<br />

Hauptstromrauch<br />

Kohlenmonoxid 10000–23000 2,5 : 1–4,7 : 1<br />

Kohlendioxid 20000–40000 8 : 1–11 : 1<br />

Carbonylsulfid 18–42 0,03 : 1–0,13 : 1<br />

Benzol 12–48 10 : 1<br />

Toluol 160 6 : 1<br />

Formaldehyd 70–100 0,1 : 1–50 : 1<br />

Acrolein 60–100 8 : 1–15 : 1<br />

Aceton 100–250 2 : 1–5 : 1<br />

Pyridin 16–40 6,5 : 1–20 : 1<br />

3-Methylpyridin 12–36 3 : 1–13 : 1<br />

3-Vinylpyridin 11–30 20 : 1–40 : 1<br />

Blausäure 400–500 0,1 : 1–0,25 : 1<br />

Hydrazin 0,032 3 : 1<br />

Ammonium 50–130 40 : 1–170 : 1<br />

Methylamin 11,5–28,7 4,2 : 1–6,4 : 1<br />

Dimethylamin 7,8–10 3,7 : 1–5,1 : 1<br />

Stickoxide 100–600 4 : 1–10 : 1<br />

N-Nitrosodimethylamin 0,01–0,04 20 : 1–100 : 1<br />

N-Nitrosopyrrolidin 0,006–0,03 6 : 1–30 : 1<br />

Ameisensäure 210–490 1,4 : 1–1,6 : 1<br />

Essigsäure 330–810 1,9 : 1–3,6 : 1<br />

Partikel 15000–40000 1,3 : 1–1,9 : 1<br />

Nicotin 1000–2500 2,6 : 1–3,3 : 1<br />

Anatabin 2–20 < 0,1 : 1–0,5 : 1<br />

Phenol 60–140 1,6 : 1–3,0 : 1<br />

Verbindungen<br />

in der Gasphase<br />

Menge im Hauptstromrauch<br />

Mikrogramm/<br />

Zigarette<br />

Verhältnis von<br />

Nebenstrom- zu<br />

Hauptstromrauch<br />

Katechol 100–360 0,6 : 1–0,9 : 1<br />

Hydroquinon 110–300 0,7 : 1–0,9 : 1<br />

Anilin 0,36 30 : 1<br />

2-Toluidin 0,16 19 : 1<br />

2-Naphthylamin 0,0017 30 : 1<br />

4-Aminobiphenyl 0,0046 31 : 1<br />

Benz[a]anthracen 0,02–0,07 2 : 1–4 : 1<br />

Benzo[a]pyren 0,02–0,04 2,5 : 1–3,5 : 1<br />

Cholesterol 22 0,9 : 1<br />

g-Butyrolactone 10–22 3,6 : 1–5,0 : 1<br />

Quinolin 0,5–2 8 : 1–11 : 1<br />

Harman 1,7–3,1 0,7 : 1–1,7 : 1<br />

N'-Nitrosonornicotin 0,2–3 0,5 : 1–3 : 1<br />

NNK *) 0,1–1 1 : 1–4 : 1<br />

N-Nitrosodiethanolamin 0,02–0,07 1,2 : 1<br />

Cadmium 0,1 7,2 : 1<br />

Nickel 0,02–0,08 13 : 1–30 : 1<br />

Zink 0,06 6,7 : 1<br />

Polonium-210 0,04–0,1 pCi 1,0 : 1–4,0 : 1<br />

Benzoesäure 14–28 0,67 : 1–0,95 : 1<br />

Milchsäure 63–174 0,5 : 1–0,7 : 1<br />

Glykolinsäure 37–126 0,6 : 1–0,95 : 1<br />

Bernsteinsäure 110–140 0,43 : 1–0,62 : 1<br />

*) 4-(N-Methyl-N-nitrosamino)-1-(3-pyridy1)-1-butanon<br />

Wenn man beurteilen will, welchen Schadstoffen und in welchen Mengen ein Passivraucher tatsächlich ausgesetzt ist, reicht es nicht, nur<br />

von den Stoffen auszugehen, die sich im Hauptstromrauch befinden. Eine seriöse Messung und Berechnung muss auch den Nebenstromrauch<br />

mit einschließen. Und in der Tat stellt sich dann heraus, dass Passivraucher–und auch die Aktivraucher–ein hochgradig krebserzeugendes<br />

Schadstoffgemisch einatmen.<br />

Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V.–Carl-von-Linde-Straße 11, 85716 Unterschleißheim, http : //www.ni-d.de/Doc/tabrauch.htm<br />

um z. B. Botschaften zu ihren Geistern zu senden, Regen<br />

oder den Sieg zu einer bevorstehenden Schlacht heraufzubeschwören<br />

oder mit der legendären Friedenspfeife die<br />

Versöhnung zu besiegeln. Außerdem wurden Tabakblätter<br />

als Arznei etwa bei der Wundheilung oder das Inhalieren<br />

des Rauches wegen der leicht schmerzstillenden und<br />

euphorisierenden Wirkung gegen Schmerzen eingesetzt.<br />

Als der Seefahrer Rodrigo de Jerez 1492 zusammen mit<br />

Christopher Columbus von den amerikanischen Kontinenten<br />

zurückkehrte, war er der erste Raucher in Europa,<br />

nachdem er auf Kuba an einer Zigarre gezogen hatte. Die<br />

Bürger seiner Heimatstadt Ayamonte waren von dieser<br />

neuen Sitte jedoch nicht beeindruckt, sie dachten, er sei<br />

vom Teufel besessen und sperrten ihn ein. Er war der<br />

erste, der <strong>für</strong> die Angewohnheit des Rauchens hinter<br />

Gitter musste. „Die Pflanze, deren Rauch die Indianer<br />

einziehen, ist wie eine Art Fackel in ein trockenes Blatt<br />

hineingestopft“, schreibt Fray Bartolomé de las Casas,<br />

Expeditionsgeistlicher und Chronist des Columbus. „Die<br />

Indianer zünden es auf der einen Seite an und saugen<br />

oder trinken am anderen Ende, in dem sie den Rauch<br />

beim Atmen innerlich einziehen, was ihren ganzen Körper<br />

im gewissen Sinne einschläfert und eine Art Trunkenheit<br />

hervorruft. Sie behaupten, dass sie dann keine Müdigkeit<br />

mehr empfinden“. Erst seit der Entdeckung Amerikas<br />

durch Columbus ist der Tabakkonsum auch in Europa<br />

bekannt. Die erste Begegnung mit dem Glimmstengel<br />

erschien den Europäern aber eher befremdlich.<br />

Nach der Entdeckung Amerikas wurde vom Tabak<br />

erstmals 1497 in Europa berichtet, wo zwar auch geraucht<br />

wurde – allerdings Pflanzen, wie z. B. Lavendel. 12<br />

12<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Tabakrauchen.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 27<br />

Als de Jerez sieben Jahre später frei kam, hatte sich das<br />

Rauchen durchgesetzt und verbreitete sich schnell.<br />

Die Rückkehr aus Amerika brachte die Tabakpflanze<br />

nach Europa, sie wurde zunächst in Spanien und Portugal<br />

angebaut. Der französische Gesandte Jean Nicot brachte<br />

sie 1561 von Lissabon nach Paris und überzeugte dort den<br />

französischen Hof von ihrer wunderbaren Heilkraft.<br />

Nach ihm wurde der später entdeckte Wirkstoff Alkaloid<br />

genannt: Nikotin sowie die gesamte Gattung der<br />

Tabakpflanzen Nicotiana. Es gibt rund 100 bekannte<br />

Arten der Tabakpflanze, von denen sechs verarbeitet und<br />

konsumiert werden. Rasch breitete sich Anfang des<br />

16. Jahrhunderts der Anbau über Frankreich nach Italien,<br />

Österreich, der Schweiz und Deutschland aus. Um den<br />

Tabak zu konsumieren, benutzte man zuerst Pfeifen.<br />

Dann kamen Schnupftabak und Zigarren hinzu. Als<br />

Abfälle der Zigarrenproduktion in Papier gewickelt<br />

wurden, war die Zigarette geboren, die darauf hin ihren<br />

Siegeszug antrat. 1600 droht Papst Clemens VIII., jedem,<br />

der an einer heiligen Stätte raucht, mit Exkommunikation.<br />

Dank der weltumspannenden Handelsbeziehung der<br />

Portugiesen und Spanier und dem hohen Handelswert<br />

war der Tabak binnen 150 Jahren in allen Teilen des<br />

Globus bekannt und wurde der wichtigste Exportartikel<br />

Amerikas. Zunächst schnupften die Europäer den Tabak<br />

oder verwendeten ihn als Arznei. Englische Seeleute führten<br />

das Pfeifenrauchen in England ein, das sie den nordamerikanischen<br />

Indianern „abgeguckt“ hatten. Von den<br />

Seestädten ausgehend war bis zur 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

ganz England in blauen Dunst gehüllt. Auch in<br />

Deutschland wurde besonders während des Dreißigjährigen<br />

Krieges 1618 bis 1648 durch die Söldner verschiedener<br />

Nationalitäten Pfeifen-, Kau- und Schnupftabak<br />

rasch beliebt. Egal, ob gekaut, geraucht oder geschnupft,<br />

Tabak hatte ein gesundes Image: Es sollte Geist und<br />

Wohlgefühl anregen, den Magen reinigen, Zahnschmerzen<br />

und Läuse vertreiben, vor Pest und Cholera schützen<br />

und Geschwüre kurieren.<br />

Jakob Balde, angewidert von den Tabakschwaden, die<br />

ihn allerorten umwaberten, griff als streitbarer Jesuit und<br />

Münchner Hofprediger, nebenbei auch Gründer der<br />

„Gesellschaft der Mageren“, anno 1658 zur Feder und<br />

verfasste die „Satyra contra abusum tabaci“ – das erste<br />

größere Pamphlet gegen das Rauchen.<br />

Darin wetterte der <strong>für</strong> seine schwache Gesundheit<br />

bekannte Ritter vom mageren Orden über die Raucher in<br />

ganz Europa, „die fast stündlich mit dem Tabak zugleich<br />

die köstliche Zeit und ihr eigenes Leben verbrennen. Und<br />

das edle Gehirn, die Sitzburg der Vernunft und das Zeughaus<br />

aller Wissenschaft zu einem rußigen Camin und stinkenden<br />

Cloake machen“.<br />

Zum ersten Mal wird in Testamenten aus der Zeit<br />

Shakespeares die Vererbung eines Vermögens an die<br />

Bedingung geknüpft, dass der Erbe nicht dem Laster des<br />

blauen Dunstes verfalle – Ansätze zu einer der ersten<br />

Anti-Raucherbewegungen. Bald wurde ein königliches<br />

Kesseltreiben daraus.<br />

Ebenso wenig wie Tabakkonsum ein Phänomen der<br />

Neuzeit ist, sind groß angelegte AntiRauchkampagnen<br />

eine junge Erscheinung. König Jakob I., der erste militante<br />

Nichtraucher der Geschichte, schrieb 1603 eine<br />

Streitschrift gegen das Rauchen in lateinischer Sprache.<br />

Jakob behauptete darin: „Nun ist es bekannt, dass jene<br />

Barbaren leicht von der sexuellen Lues befallen werden;<br />

und ferner, dass sie dann als ein besonderes Gegengift den<br />

Gestank des angezündeten Tabaks benützen.“ Er bezeichnet<br />

die Tabakpflanze als Erfindung des Teufels und verbietet<br />

das Rauchen. Der Monarch begnügte sich nicht mit<br />

Streitschriften und Disputen, er schritt zur Tat: Schnupfer<br />

oder Raucher, die auf der Straße angetroffen wurden, ließ<br />

er durchprügeln. Den adligen Tabakfreunden blieb das<br />

erspart. Sie mussten lediglich barfuss und mit geschorenem<br />

Barte aus London abreisen. Außerdem ließ der<br />

König den Einfuhrzoll auf Tabak auf das 40-fache<br />

an heben. Ergebnis: In England wurde mehr angebaut als<br />

jemals zuvor.<br />

Aufwind bekam die Anti-Raucherbewegung in Europa,<br />

als man um 1700 in medizinischen Fachkreisen die Frage<br />

erörterte, ob sich die Gehirne der Raucher allmählich mit<br />

einer schwarzen Rinde überzögen. Das wollte man bei der<br />

Sektion verstorbener Tabakjünger festgestellt haben. Der<br />

Arzt Hadrianus Halckenburgius behauptete, es verhalte<br />

sich nämlich im Kopf eines Menschen genauso wie bei<br />

einem Ofen, wo die Züge ja auch verrußen. Die Mehrzahl<br />

der Experten indes verwarf diese Theorie.<br />

Die Gegner des Tabaks waren damals die Männer der<br />

Kirche. Schon 1589 setzte es ein erstes Verbot, und 1642<br />

erließ Papst Urban VIII. die Bulle „Ad futuram rememoriam“,<br />

in der er diejenigen mit Exkommunikation<br />

bedrohte, die es wagten, in den Kirchen „Tabak zu<br />

schnupfen, zu rauchen oder auf eine andere Art und<br />

Weise zu sich zu nehmen“.<br />

Ein allgemeines Rauchverbot <strong>für</strong> die gesamte Christenheit<br />

hat es freilich nie gegeben. Kirche und Tabak haben<br />

sich immer gegenseitig zu dulden versucht, was eine alte<br />

Sitte bis heute zeigt:<br />

Wenn jemand niest, sagen wir „Gesundheit“ – das<br />

stammt von dem neapolitanischen Bischoff Sarnelli. Der<br />

war der Ansicht, dass durch das Schnupfen ein so heftiger<br />

Niesreiz ausgelöst und das Gehirn so erschüttert werde,<br />

dass man sich um das Wohlbefinden des Schnupfers sorgen<br />

müsse. Deshalb sei es Christenpflicht, ihm beizustehen,<br />

wenigstens mit einem „Helf s Gott“. Doch nicht nur<br />

Kirchenmänner erlagen dem „Teufelskraut aus der <strong>Neue</strong>n<br />

Welt“, sondern sogar Frauen. 1658 wetterte Jakob Balde<br />

wieder: „Die Sucht ist so ungezähmt und so weit eingerissen,<br />

dass sie auch das weibliche Geschlecht vergiftet.“<br />

Zar Michael Romana versuchte 1634 mittels Strafen<br />

wie Verbannung, Exkommunikation und Hinrichtung<br />

den Tabakkonsum zu bekämpfen. 13 Wer paffend angetroffen<br />

wurde, den peitschte der Büttel erst einmal aus.<br />

Zog er weiter an der Pfeife, wurde ihm die Nase aufgeschlitzt.<br />

Ähnlich rigoros ging Shah Abbas der Große von<br />

Persien gegen Raucher vor: Er ließ ihnen Nase und<br />

Lippen abschneiden, manche pfählen. Im Laufe der Französischen<br />

Revolution wurden 1794 die letzten Tabakpächter<br />

hingerichtet. Hier durften weniger gesundheitliche<br />

Aspekte eine Rolle gespielt haben, vielmehr ging es<br />

darum, die Preistreiberei mit dem Tabak einzudämmen.<br />

13 http://de.wikipedia.org/wiki/Tabakrauchen.


28 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Bald führten viele europäische Länder ein staatliches<br />

Handelsmonopol und Tabaksteuer ein, teilweise wurde<br />

der Verkauf verboten oder war „auf Rezept“ nur Apotheken<br />

vorbehalten.<br />

In Deutschland gab es daneben zahlreiche Verordnungen,<br />

bei denen bei Nichteinhaltung schwere Strafen angedroht<br />

wurden, da durch unachtsames Hantieren mit<br />

Pfeifen in eng bebauten Städten Feuersbrünste be<strong>für</strong>chtet<br />

wurden. „Es durfte nur noch innerhalb von Stuben und<br />

Küchen geraucht werden“. Unter den unwahrscheinlichsten<br />

Vorwänden versuchten in Deutschland die Städte,<br />

Gemeinden und Fürsten Geld aus dem Geschmack am<br />

Tabak zu ziehen. Vorreiter waren Ulm und Bautzen. Mit<br />

der Begründung, das Tabakschnupfen, Essen und „Trinken“<br />

– wie das Rauchen damals hieß – die natürliche<br />

Empfängnis verhindern oder sogar abtreiben könne,<br />

belegte man es mit Strafe. Daraus wurde ein Generalverbot<br />

<strong>für</strong> ganz Kursachsen. Bayern ging schon damals<br />

seine eigenen Wege: 1652 wurde unter Max I. das Tabaktrinken<br />

untersagt.<br />

Der Stoff aus der <strong>Neue</strong>n Welt durfte fortan nur noch<br />

von Apothekern ausgegeben werden, wenn der Arzt es<br />

verordnet hatte. Das „Tabaksaufen“ außerhalb der ge ­<br />

statteten Orte wurde mit Geldstrafe belegt, ja teilweise<br />

gar unter der Androhung der Todesstrafe zu vereiteln<br />

versucht.<br />

Daneben wurde Rauchen als heidnische Sitte verteufelt,<br />

der aus Mund und Nase quellende Rauch mit der<br />

Hölle in Verbindung gebracht.<br />

Am penibelsten zeigten sich die Eidgenossen. Eine<br />

recht schweizerische Begründung gegen das Rauchen<br />

findet sich in einem Mandat vom 9. September 1652: Um<br />

zu verhindern, dass weiter „groß gelt aus dem Lande<br />

geführet wird“ richtete man eine Tabak-Kammer ein. Das<br />

war eine Art Hochgericht, das aus sieben Klein- und<br />

Groß räten bestand und das die genaue Einhaltung der<br />

Rauchverbote und die Einfuhr des Tabaks zu überwachen<br />

hatte. Zürich machte daraus 1702 eine Art Kriegssteuer.<br />

Danach sollte „jeder so Tabak trinke mit ein gewissen<br />

Buß belegt werden, dieses Geld zusammenlegen und nach<br />

und nach Kriegsgewehr daraus erkaufen, um im Fall der<br />

Not solche den armen Untertanen aufteilen zu können“.<br />

Bern wehrte sich am längsten. Noch 1710 stand dort auf<br />

Tabakrauchen und Schnupfen eine Buße von 1 Pfund.<br />

Man konnte sich jedoch gegen Bezahlung einer Steuer in<br />

gleicher Höhe eine Raucherlaubnis <strong>für</strong> das ganze Jahr<br />

erwirken. Freilich riskierten die meisten lieber, erwischt zu<br />

werden. Die Regelung, sich durch Steuern freizukaufen,<br />

gefiel den deutschen Nachbarn. In Jülich-Berg wurde sie<br />

sofort eingeführt. Doch zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />

hatte die rauchfeindliche Welt vor dem Tabak kapituliert.<br />

In anderen Ländern wurde der Tabakkonsum zeitweilig<br />

mit martialischen Methoden verfolgt. So ließ der<br />

osmanische Sultan Murad IV, der von 1623 bis 1640<br />

regierte, in Konstantinopel selber nicht nur Nacht <strong>für</strong><br />

Nacht die Einhaltung seines Rauchverbotes kontrollieren;<br />

er nahm bei seinen Kontrollgängen angeblich gleich den<br />

Scharfrichter mit und ließ den Ertappten an Ort und<br />

Stelle den Kopf abschlagen. Der Grund <strong>für</strong> sein rigoroses<br />

Vorgehen: Ein Großbrand, bei dem in Konstantinopel<br />

über 20 000 Holzhäuser in Flammen aufgingen, soll durch<br />

die Unachtsamkeit eines Tabakjüngers entstanden sein.<br />

Auch hier bereicherte sich der Staat: Der Besitz der Hingerichteten<br />

fiel dem Staat zu. Im zaristischen Russland<br />

existierten „Rauchergerichte“, die das Aufschlitzen der<br />

Nase bei Rückfälligen verfügt hätten.<br />

Allen Verboten und Verordnungen zum Trotz verbreitete<br />

sich der Tabakkonsum. Schuld daran war auch<br />

das schlechte Beispiel des Adels, der z. T. ausdrücklich<br />

von den Rauchverboten ausgenommen war. Dadurch<br />

wurden auch die moralischen Argumente unglaubwürdig.<br />

Außerdem war Tabak überall eine willkommene Geldquelle.<br />

Entweder hatten die Königshäuser das Handelsmonopol<br />

inne oder es wurde verpachtet.<br />

Mit der Einführung einer generellen Tabaksteuer<br />

wurde der Verkauf legalisiert.<br />

Zum Politikum wurde der blaue Dunst im Zeitalter der<br />

nationalen Erhebungen in Europa. Ein Beispiel ist die<br />

„Antiraucherkampagne“ der Italiener gegen die österreichische<br />

Besatzungsmacht. 1847 hatte die Donaumonarchie<br />

die Lomardei und Venetien besetzt, jene Gebiete<br />

also, die Österreich auf dem Wiener Kongress 1815 zugeschlagen<br />

worden waren.<br />

Der Hass gegen die Österreicher war so groß, so dass es<br />

häufig zu Zusammenstößen kam. Eine Gesellschaft von<br />

Gelehrten entwickelte unblutige Strategien des passiven<br />

Widerstandes. Einer der Teilnehmer schlug vor, man solle<br />

etwa ähnliches tun wie damals die Amerikaner, als sie aus<br />

Protest gegen die Engländer auf den Tee verzichteten und<br />

ihn in Boston ins Wasser warfen. Für die Italiener hieß<br />

das: Schluss mit dem Rauchen, da der Tabak ein österreichisches<br />

Monopol war. Wer qualmte, unterstützte Wien,<br />

disqualifizierte sich als Österreich-Anhänger, als Spion.<br />

Der Tabakgenuss wurde zu allen Zeiten dazu benutzt,<br />

einen sozialen Status zu symbolisieren. Das Schnupfen<br />

verbreitete sich beispielsweise vom spanischen Hof aus in<br />

der europäischen Oberschicht. Es beschränkte sich zwar<br />

nicht auf die Oberschicht, wurde dort jedoch mit einem<br />

komplizierten Zeremoniell zelebriert. Kostbare Schnupftabakdosen,<br />

so genannte Tabatiren, dienten als Statussymbol<br />

und das Schnupfen verlangte von den Edelleuten<br />

eine ritualisierte Abfolge von 14 Schritten. Diese Bewegungsabfolge<br />

wurde gelehrt wie Fechten oder Tanzen.<br />

Wertvolle Tabatiren waren nicht nur ein festes Accessoire<br />

des Kostüms eines Rokoko-Herrn, sie dienten auch als<br />

repräsentative Staatsgeschenke.<br />

Auch die Pfeife machte im Laufe ihrer Geschichte eine<br />

Wandlung vom bloßen Rauchgerät zum repräsentativen<br />

Objekt durch. Rauchte man im 17. Jahrhundert schlichte<br />

weiße Tonpfeifen, die bald billige, nur noch von der ländlichen<br />

Bevölkerung genutzten Gebrauchsgegenstände<br />

wurden, paffte der feine Mann elegante und teure Meerschaumpfeifen<br />

oder solche aus Porzellan und Holz.<br />

Von Amts wegen untersagt war das Paffen im preußischen<br />

Berlin. Bereits 1810 hatte der Berliner Polizeipräsident<br />

Gruner bestimmt, dass auf den Straßen und<br />

Promenaden der Stadt nicht öffentlich geraucht werden<br />

dürfe, „weil es ebenso unanständig als gefährlich und dem<br />

Charakter gebildeter, ordnungsvoller Städte entgegen<br />

ist“. Zuwiderhandlungen wurden mit 5 Talern Geldstrafe<br />

oder 8-tägigem Arrest geahndet. Jedem Denunzianten<br />

winkte eine Prämie von 25 Reichstalern.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 29<br />

Kein Wunder, galt die Zigarre der Obrigkeit später, im<br />

Vormärz (1830–1848), als Ausdruck „liberaler Dreistigkeit“<br />

und als Markenzeichen der „Volksverhetzung und<br />

Wühler“. Ihr revolutionäres Image verdankt sie den Zigarettendrehern,<br />

die innerhalb der republikanisch Gesinnten<br />

die militante Avantgarde der Arbeiterbewegung war.<br />

Im Zuge der Napoleonischen Kriege kamen Zigarren<br />

auf, die erste deutsche Zigarrenmanufaktur wurde 1788 in<br />

Hamburg gegründet.<br />

Diese Mode setzte sich erst einige Jahrzehnte später<br />

durch und gewann schließlich im Zuge der Revolution<br />

von 1848/49 politischen Symbolcharakter.<br />

Die Aufhebung des bis dahin in Preußen an öffentlichen<br />

Orten geltende Rauchverbot wurde zur politischen<br />

Forderung der bürgerlich-demokratischen Erhebung von<br />

1849 erfüllt. Die Zigarre war das Symbol der herrschenden<br />

bürgerlichen Klasse des 19. Jahrhunderts und immer<br />

auch mit Männlichkeit assoziiert.<br />

Im ersten Krimkrieg (1853–1856) rauchten französische<br />

und englische Soldaten in Zeitungspapier eingerollten<br />

Tabak. Nachdem das Tabakrauchen anfänglich<br />

ein kostspieliges Unterfangen war, kamen mit der billigen<br />

Zigarette immer breitere Bevölkerungsschichten in den<br />

Genuss des Tabaks. Im ersten und zweiten Weltkrieg<br />

unterdrückte das Rauchen von Zigaretten sogar den<br />

Hunger der Bevölkerung.<br />

Ohne Frage spielte die Geruchsbelästigung früher eine<br />

größere Rolle als heute. Das lag an den Tabaken, die als<br />

umso besser galten, je zigarriger sie schmeckten, und das<br />

lag am Fehlen einer Ent- und Belüftungstechnik. Immerhin<br />

verdankt ein Kleidungsstück dem Qualm seine Entstehung.<br />

Der Smoking. Er ist eigentlich nur eine besondere<br />

Jacke zur Frackhose oder zum Abendanzug. Und er<br />

stammt aus der Zeit, in der es Sitte war, dass sich die<br />

Herren nach dem Essen in einen besonderen Raum zum<br />

Rauchen zurückzogen.<br />

Damit nach der Rückkehr aus dem Raucherzimmer die<br />

Damen nicht durch den Tabakgeruch belästigt wurden,<br />

zog man sich <strong>für</strong> die Zigarettenpause eine spezielle Jacke<br />

an, den Smoking. Da damals die Haare der Herren sehr<br />

lang und pomadisiert waren, trug man außerdem eine<br />

spezielle Mütze, die so genannte Smoking-Cap.<br />

1858 wurden in der medizinischen Fachzeitschrift The<br />

Lancet erste Be<strong>für</strong>chtungen über die Folgen des Rauchens<br />

laut.<br />

Ende des 19. Jahrhunderts entstand die erste Zigarettenfabrik<br />

in Deutschland und das Zigarettenrauchen<br />

setzte sich durch.<br />

Der Zigarette haftete das exotische Flair des Orients,<br />

von Weltgewandtheit, eleganter Lebenskunst und ein<br />

Hauch Verruchtheit an. Besonders Raucherinnen symbolisierten<br />

auch Aufmüpfigkeit und Emanzipation und waren<br />

dem bürgerlichen Milieu so suspekt. Die schüchternen<br />

Anfänge der Emanzipation wurden häufig durch Karikaturen<br />

rauchender Frauen verunglimpft. Die Zigarette<br />

stand aber auch <strong>für</strong> Tempo und Schnelligkeit der Moderne.<br />

Eine Zigarettenlänge, wie die neue informelle Zeiteinheit<br />

hieß, unterschied sich von einer Zigarrenlänge wie die<br />

Geschwindigkeit der Postkutsche von der des Automobils.<br />

Ein gesundheitlich bedingtes Rauchverbot war nach<br />

dem US-Forscher Robert N. Proctor in Deutschland<br />

erstmals in der Zeit des Nationalsozialismus eingeführt<br />

worden.<br />

Dort wurde eine Kampagne gegen das Rauchen in<br />

öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln, sowie am<br />

Arbeitsplatz geführt. Auch die Werbung <strong>für</strong> Tabak und<br />

der Anbau wurden strengen Auflagen unterworfen. 1939<br />

wurde der Tabak rationiert und es wurden Raucherkarten<br />

eingeführt: Ein erwachsener Mann bekam 40 Zigaretten<br />

im Monat zugeteilt, Frauen von 25–55 wurden 20 Zigaretten<br />

im Monat zugestanden.<br />

Im Nachkriegsdeutschland wurden Zigaretten zur<br />

Zweitwährung und der Zigarettenschmuggel blühte.<br />

Maßnahmen gegen das Rauchen wurden eingestellt. In<br />

den USA wuchsen die Produktion und der Konsum insgesamt<br />

stärker als in Deutschland. Begünstigt wurde diese<br />

Entwicklung auch durch die neue Tabakmischung „American<br />

Blend“, die aus Virginia-, Burleyund türkischem<br />

Tabak besteht; sie war milder und billiger. Das Bild des<br />

„coolen“ Rauchers prägte bis in die achtziger Jahre das<br />

Bild. Politiker und Prominente rauchten ganz ungeniert in<br />

Talkshows. 14<br />

Viele Karikaturen und Textstellen zeigen, dass Rauchen<br />

schon seit geraumer Zeit zumindest ein Ärgernis<br />

darstellt und sich viele Menschen dadurch belästigt fühlen.<br />

Johann Wolfgang von Goethe ereiferte sich: „Raucher<br />

verpesten die Luft weit und breit und ersticken jeden<br />

honetten Menschen, der nicht zu seiner Verteidigung zu<br />

rauchen vermag. Wer ist denn imstande, in das Zimmer<br />

eines Rauchers zu treten, ohne Übelkeit zu empfinden:<br />

Wer kann darin verweilen ohne umzukommen?“ 15 Johann<br />

Wolfgang von Goethe beklagte, wie viel Geld in Rauch<br />

aufgeht und schrieb dazu: „Das Rauchen macht dumm;<br />

es macht unfähig zum Denken und Dichten“. 16<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Rauchen<br />

zunächst einen regelrechten Boom, bis 1964 der Terry-<br />

Report veröffentlicht wurde, in dem Ärzte eindringlich<br />

vor den gesundheitlichen Risiken des blauen Dunstes<br />

warnten. Ab dann setzte langsam ein Umdenken ein.<br />

1988 wies die Weltgesundheitsorganisation nach, dass<br />

Rauchen süchtig macht.<br />

1950 werden Belege über eine Verbindung von Lungenkrebs<br />

und Rauchen im British Medical Journal veröffentlicht,<br />

1971 führte Großbritannien eine freiwillige Verpflichtung<br />

der Tabakunternehmen zum Druck von<br />

Warnhinweisen auf Zigarettenpackungen ein. 1973 erste<br />

Einschränkung des Rauchens durch die US-Regierung.<br />

Nach behördlichen Anordnungen müssen alle Fluggesellschaften<br />

Nichtraucherbereiche einführen. Rose Cipollone,<br />

eine Raucherin, die an Lungenkrebs starb, setzt 1983<br />

mit einem Prozess ein Zeichen, indem ihr 400 000 Dollar<br />

zugesprochen werden, doch das Urteil wird angefochten.<br />

1988 stellt ein US-amerikanischer Arzt fest, dass Nikotin<br />

eine Droge ist und abhängig macht; 1992 kommen<br />

Nikotinpflaster auf den Markt. Vermont verbietet 1993<br />

als erster US-Staat das Rauchen in geschlossenen öffentlichen<br />

Räumen, 2003 wird das Rauchen in New York an<br />

14 http://de.wikipedia.org/wiki/Tabak.<br />

15 Goethe, zit. nach Fischer, Ausmass und Wirkung der<br />

Luftverunreinigung durch Tabakrauch, S. 3.<br />

16 http://de.wikipedia.org/wiki/Tabak.


30 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

allen öffentlichen Orten verboten. Seit 2006 setzen sich in<br />

ganz Europa Rauchverbote durch. In 32 Staaten gilt ein<br />

Rauchverbot in Bars und Restaurants.<br />

Die Verbote sind von Land zu Land unterschiedlich,<br />

doch im Allgemeinen gelten sie <strong>für</strong> öffentliche Gebäude,<br />

Restaurants und Bars. Manche Länder sind sogar noch<br />

strenger. Auch auf Kuba, wo Jerez das Rauchen gelernt<br />

hatte und Zigarren zu einem Wahrzeichen geworden sind,<br />

gelten mittlerweile Rauchverbote am Arbeitsplatz und es<br />

ist verboten, in der Nähe von Schulen Tabak zu verkaufen.<br />

Ziel dieses Berichtes ist es, zu überprüfen, ob und<br />

inwieweit mit lüftungstechnischen Mitteln dem Problem<br />

des Passivrauchens beizukommen ist. Oder anders ausgedrückt:<br />

Ist die mangelnde Wirksamkeit lüftungstechnischer<br />

Anlagen, wie sie von den Be<strong>für</strong>wortern von<br />

Rauchverboten unterstellt wird, ein Grund solche Verbote<br />

zu verhängen?<br />

1.2 Auswirkungen auf die Gesundheit<br />

Nichtsdestotrotz ist Passivrauchen ein unterschätztes<br />

Gesundheitsrisiko. Nach Ansicht des Deutschen Krebsforschungszentrums<br />

in Heidelberg (DKH) ist „Tabakrauch<br />

in Innenräumen“ „keine Belästigung, sondern eine<br />

Gesundheitsgefährdung mit Todesfolge.“ 17<br />

Kernaussagen des deutschen Krebsforschungszentrums<br />

in Heidelberg:<br />

– Tabakrauch ist der bedeutendste und gefährlichste vermeidbare<br />

Innenschadstoff und die führende Ursache<br />

von Luftverschmutzung in Innenräumen, in denen<br />

geraucht wird.<br />

– Tabakrauch enthält über 4800 verschiedene Substanzen.<br />

Bei über 70 dieser Substanzen ist nachgewiesen,<br />

dass sie krebserregend sind oder in Verdacht stehen,<br />

Krebs zu erzeugen.<br />

– Für die im Passivrauch enthaltenen Kanzerogene können<br />

keine Wirkungsschwellen als Dosismaß definiert<br />

werden, unterhalb derer keine Gesundheitsgefährdung<br />

zu erwarten wäre. Auch kleinste Belastungen mit den<br />

im Tabakrauch enthaltenen gentoxischen Kanzerogenen<br />

können zur Entwicklung von Tumoren beitragen.<br />

– Die chemische Zusammensetzung von Passivrauch<br />

gleicht qualitativ der des Tabakrauchs, den Raucher<br />

inhalieren. Neben giftigen Substanzen wie Blausäure,<br />

Acetonitril, Ammoniak und Kohlenmonoxid enthält<br />

Passivrauch auch eine Vielzahl kanzerogener Stoffe wie<br />

polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, N-Nitrosamine,<br />

aromatische Amine, Benzol, Vinylchlorid,<br />

Arsen, Cadmium, Chrom und das radioaktive Isotop<br />

Polonium 210.<br />

– Die Verweildauer einzelner Komponenten des Passivrauchs<br />

in der Raumluft ist beträchtlich. Tabakfeinstaubpartikel<br />

lagern sich an Wänden, Decken, Böden<br />

und Gegenständen ab und werden von dort wieder<br />

emittiert. Innenräume, in denen Rauchen erlaubt ist,<br />

stellen somit eine kontinuierliche Expositionsquelle <strong>für</strong><br />

die im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe dar, selbst<br />

wenn dort aktuell nicht geraucht wird.<br />

– Auch „kalter“ Tabakrauch gefährdet die Gesundheit.<br />

– Lüftungstechnische Anlagen schützen nicht wirksam<br />

vor den Schadstoffen des Tabakrauchs, da selbst die<br />

modernsten Ventilationssysteme die gefährlichen<br />

Inhaltsstoffe des Tabakrauchs nicht vollständig aus der<br />

Raumluft entfernen können. 18<br />

1.3 Messung des Tabakrauchs in der Umgebung<br />

Neben verschiedenen Messmethoden und Indikatoren,<br />

kommen grundsätzlich indirekte und direkte Messverfahren<br />

in Betracht. Das indirekte Messverfahren beruht auf<br />

mündlichen Interviews und Fragebögen.<br />

Das direkte Messverfahren ermittelt unmittelbar passivrauchassoziierte<br />

Schadstoffe in der Raumluft oder im<br />

Biomaterial von Probanden. 19<br />

Indikatoren des indirekten Messverfahrens:<br />

– Selbstauskünfte über das Ausmaß von Passivrauchbelastungen<br />

am Arbeitsplatz, zu Hause und in der<br />

Freizeit.<br />

– Angaben zum Ruheverhalten von Schwangeren,<br />

Müttern und Vätern.<br />

– Anzahl der Raucher, mit denen ein regelmäßiger<br />

Kontakt besteht.<br />

Indikatoren des direkten Messverfahrens:<br />

– Messung der Konzentration von tabakspezifischen<br />

Schadstoffen oder Feinstaubpartikeln in der Atemluft<br />

(„air monitoring“)<br />

– Messung der Konzentration von Biomarkern<br />

(Schadstoffe oder deren Abbauprodukte) im Blut,<br />

Speichel oder in Haaren der exponierten Personen<br />

(„biological monitoring“)<br />

Eine präzise Quantifizierung der Passivrauchbelastungen<br />

wird am besten mit direkten Messungen erforscht. 20<br />

Es existieren Formeln nach denen die Nikotinkonzentration<br />

errechnet werden kann.<br />

1.4 Tabakfeinstaubbelastungen in Innenräumen<br />

Die partikelförmigen Substanzen des Passivrauchs werden<br />

auch als Tabakfeinstaub bezeichnet. Tabakfeinstaub<br />

kommt im Wesentlichen in den Partikelgrößen von 1 bis<br />

10 Mikrometern vor, … Diese kleinen Partikel sind deshalb<br />

besonders gefährlich, weil sie bis in die Lungenbläschen<br />

vordringen können und dort lange Zeit verbleiben. 21<br />

Die in Deutschland geführte Feinstaubdebatte betraf<br />

vor allem die Feinstaubbelastung durch die Industrie,<br />

Privathaushalte Kleinverbraucher und Straßenverkehr.<br />

Überraschenderweise fand bislang keine Debatte über<br />

Tabakfeinstaubbelastung in Innenräumen statt. Und das<br />

17 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Passivrauchen –<br />

ein unterschätztes Gesundheitsrisiko, S. 4.<br />

18 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Passivrauchen –<br />

ein unterschätztes Gesundheitsrisiko, S. 4.<br />

19 Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />

im Passivrauch, S. 9.<br />

20<br />

Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />

im Passivrauch, S. 11.<br />

21<br />

ebenda, S. 11.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 31<br />

obwohl die Tabakfeinstaubwerte, die drei angezündete<br />

Zigaretten verursachen, die europäischen Grenzwerte <strong>für</strong><br />

Außenluftbelastung siebenmal übertreffen. Dies zeigte ein<br />

experimenteller Vergleich von Tabakfeinstaubpartikeln<br />

und Feinstaubpartikeln gleicher Größe aus einem Dieselmotor.<br />

22<br />

1.5 Einfluss von Temperatur und Feuchtigkeit<br />

auf Geruchswahrnehmung<br />

Ein Anstieg der relativen Luftfeuchte hat eine deutliche<br />

Wirkung durch Herabsetzung des Geruchswahrnehmungspegels<br />

sowohl von Zigarettenrauch als auch<br />

von reinen Chemikaliendämpfen (Kerka, W. F. und<br />

Humphreys, C. M.: Temperature and Humidity Effect an<br />

Odor Perception. In: Heat. Pip. & Air Cond., ASHRAE<br />

Journ. 28 (1956), Nr. 4, S.129) Eine subjektive Beurteilung<br />

von Wahrnehmungsintensitäten, die über einen<br />

großen Temperatur- und Feuchtigkeitsbereich (von 13 °C<br />

bis 44 °C und 20 vH bis 80 vH rel. Luftfeuchte) gemacht<br />

wurden, zeigen,dass diese Wirkung bei einigen Gerüchen<br />

ausgeprägter ist als bei anderen. Ein Anstieg der Temperatur<br />

bei konstanter Luftfeuchte erniedrigt den Geruch<br />

von Zigarettenrauch nur wenig. Die Wirkung der Temperatur<br />

auf drei untersuchte Dämpfe (Iso-Valeriansäure,<br />

Methylsalizylat und Pyridin) ist nicht übereinstimmend.<br />

Die Gewöhnung an Gerüche nimmt schneller während<br />

des ersten Stadiums der Exposition zu. Während sich der<br />

wahrnehmbare Geruchspegel von Zigarettenrauch mit<br />

der Zeit der Exposition vermindert, steigt die Reizung der<br />

Augen und Nasenschleimhäute gewöhnlich an. Die<br />

Reizung ist grösser bei. niedriger Luftfeuchte (unter<br />

35 vH) als über 50 vH. Die Empfindungsskalen zeigen,<br />

dass der Geruchswahrnehmungspegel eine logarith mische<br />

Funktion der Geruchskonzentration ist.<br />

2. Strategien gegen das Passivrauchen:<br />

Das Problem des Passivrauchens kann man mit drei verschiedenen<br />

Ansätzen angehen:<br />

– Funktionaler Ansatz: Zum Beispiel durch Festsetzung<br />

eines maximalen Grenzwertes <strong>für</strong> Nikotin:<br />

in Finnland: 0,5 mg Nikotin pro m 3 .<br />

– Politischer Ansatz: Zum Beispiel durch Rauchverbote<br />

in der Gastronomie (Irland …)<br />

– Spezifizierter Ansatz: Zum Beispiel durch<br />

Mindestventilationsraten.<br />

Beginnen wir mit letzterem.<br />

2.1 Mindestventilationsraten:<br />

„Der Luftwechsel besagt, wie oft das Raumvolumen<br />

durch Zufuhr von Außenluft in einer Stunde auszutauschen<br />

ist.“ 23 In Gaststätten sind 6- bis 8-fache Luftwechselraten<br />

üblich. 24<br />

22<br />

ebenda, S. 12.<br />

23<br />

Usemann/Breuer: Technische Gebäudeausrüstung, S. 176.<br />

24 ebenda, S. 176.<br />

Anhaltspunkte <strong>für</strong> Luftwechselraten bietet zum Beispiel<br />

CR 1752: 25<br />

Ventilation capacity in L/s per person<br />

Standard Category No<br />

smokers<br />

20 %<br />

smokers<br />

40 %<br />

smokers<br />

100 %<br />

smokers<br />

A (15 % ppd) 10 20 30 30<br />

CR 1752 B (20% ppd) 7 14 21 21<br />

C (30 % ppd) 4 8 12 21<br />

Vergleich mit DIN EN 13779:<br />

Außenluftvolumenströme in L/s je Person 26<br />

Standard Kategorie Nichtraucher-<br />

Bereich<br />

Raucherbereich<br />

DIN<br />

EN 13779<br />

Standardwert<br />

Standardwert<br />

RAL 1 20 40<br />

RAL 2 12,5 25<br />

RAL 3 8 16<br />

RAL 4 5 10<br />

Spezielle<br />

Raumluftqualität<br />

Hohe<br />

Raumluftqualität<br />

Mittlere<br />

Raumluftqualität<br />

Niedrige<br />

Raumuftqualität<br />

Beispiel:<br />

30 Nichtraucher in einem Raum von 300 m 3 bei einer<br />

Grundfläche von 100 m 2 . Gefordert nach CR 1752:<br />

10 Ls –1 und Person (10 Ls –1 entsprechen 36 m 3 h –1 )<br />

Berechnung des Außenluftvolumenstroms:<br />

Volumenstrom = 36 m 3 h –1 je Person · 30 Personen<br />

= 1080 m 3 h –1<br />

Berechnung des Luftwechsels:<br />

1080 m 3 h –1 : 300 m 3 = 3,6 h –1<br />

Legt man die A-Werte der CR 1752 zugrunde, braucht<br />

man folgende Luftwechselraten <strong>für</strong> einen Raum von<br />

300 m 3 und 30 anwesenden Personen:<br />

Nichtraucher 20 % Raucher 40–100 % Raucher<br />

CR 1752 27 36 m 3 h –1 72 m 3 h –1 108 m 3 h –1<br />

V 1080 m 3 h –1 2160 m 3 h –1 3240 m 3 h –1<br />

Luftwechsel 3,6 h –1 7,2 h –1 10,8 h –1<br />

Ergebnis: Bei nur Nichtrauchern ist ein 3,6-facher<br />

Luftwechsel erforderlich.<br />

Bei einem Raucheranteil von 20 % Raucher ist ein<br />

7,2-facher Luftwechsel erforderlich. Steigt der Raucheranteil<br />

auf 40 % und mehr ist ein 10,8-facher Luftwechsel<br />

erforderlich.<br />

Die Nutzung des Raumes aus diesem Beispiel, der eine<br />

Grundfläche von 100 m 2 aufweist, erfolgte im Beispiel mit<br />

30 Personen. Betrachtet man die Auslegungskriterien <strong>für</strong><br />

die Netto-Bodenfläche je Person der DIN 13779 28 , so<br />

25 Werte aus: Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 14.<br />

26 Zusatz im Entwurf: informativ.<br />

27 Werte umgerechnet.<br />

28<br />

DIN 13779: Tabelle 22, S. 23.


32 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

schwankt der übliche Bereich in einem Restaurant von<br />

1,2–5 m 2 pro Person. Das heißt, dass der Raum von bis zu<br />

83 Personen gleichzeitig benutzt werden könnte. Das<br />

bedeutet wiederum, dass sich der <strong>für</strong> die Aufrechterhaltung<br />

der Luftqualität erforderliche Volumenstrom um das<br />

2,7-fache erhöhen würde, beziehungsweise müsste, sofern<br />

die Anlage bereits an der Auslastungsgrenze wäre, mit<br />

einer geringeren Luftqualität vorlieb genommen werden.<br />

Die DIN 13779 empfiehlt, sofern das Rauchen gestattet<br />

ist, „eine eindeutige Unterscheidung zwischen Raucherund<br />

Nichtraucher-Bereichen zu treffen. 29<br />

Die British Beer and Pub Association empfiehlt eine<br />

Ventilationsrate von 8 L pro Sekunde und Gast. Ausgehend<br />

vom Platzbedarf kommt man auf folgende Werte:<br />

– in Essbereichen: 4 L/s und m 2<br />

– in Stehbereichen: 8 L/s und m 2<br />

In Holland wird ein Wert von 4,8 L/s pro m 2 empfohlen,<br />

was einer Ventilationsrate von 9,6 L/s pro Person im<br />

Restaurant und 4,8 L/s in einer Bar entspricht.<br />

Diese Werte liegen vor allem bei einem hohen Raucheranteil<br />

deutlich unter den Werten wie sie in CR 1752<br />

empfohlen werden.<br />

Überprüfen wir den Erfolg mit solchen Ventilationsraten<br />

über den funktionellen Ansatz und betrachten die<br />

Nikotinkonzentrationen in der Luft.<br />

2.2 Nikotinkonzentrationen in Gaststätten:<br />

Bei den Ventilationsraten wie sie die British Beer and Pub<br />

Association empfiehlt, errechnet man in Gaststätten, die<br />

als Stehbereich einzustufen sind, bei einem Raucheranteil<br />

von 60 Prozent und einem Nikotinanteil von einem Milligramm<br />

pro Zigarette eine Nikotin-Konzentration von<br />

33 mg/m 3 . 30 In einem Essbereich mit einem Raucheranteil<br />

von 45 Prozent errechnet sich eine Nikotinkonzentration<br />

von 25 mg/m 3 . 31<br />

29<br />

DIN 13779, S. 23.<br />

30 Die Nikotinkonzentration errechnet sich nach folgender Formel<br />

(Rehva Guidebook, S. 16):<br />

(6.2) c = p · n · g · 103<br />

A · q · 3,6<br />

c = nicotine concentration in mg/m 3<br />

p = percentage smokers in %<br />

n = number of cigarettes smoked per person per hour<br />

g = average nicotine content mg/cigarette<br />

A = floor area per person<br />

q = ventilation capacity in L/sm 2<br />

31 Annahmen: Ein Raucher raucht in der Stunde im Mittel<br />

1,6 Zigaretten (üblich sind 1,4–2,1 Zigaretten pro Stunde).<br />

Nikotingehalt einer Zigarette: 1–3,3 mg.<br />

32<br />

Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 16.<br />

33 Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 16 f..<br />

34 Repace et al.: Why Secondhand Smoke Cannot Be Controlled By<br />

Ventilation, S. 2.<br />

35 Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />

im Passivrauch, S. 13.<br />

36 Schaller et al.: Maßnahmen zum Nichtraucherschutz in<br />

Deutschland, S. 39f..<br />

37 ebenda, S. 40.<br />

Bei gleichen Nebenbedingungen ergeben sich bei Ventilationsraten,<br />

die konform mit den holländischen Gebäuderegelungen<br />

gehen, Werte von 21 µg/m 3 <strong>für</strong> ein Restaurant<br />

und 56 µg/m 3 <strong>für</strong> ein Café. 32<br />

Wenn die Ventilation unzureichend ist, kann die Nikotinkonzentration<br />

schnell auf 100 µg/m 3 und mehr steigen.<br />

Dagegen bräuchte man um Werte zu erreichen, die unter<br />

10 µg/m 3 liegen, eine unrealistisch große Lüftungskapazitätit.<br />

33<br />

Eine Studie der Repace Associates weist nach, dass<br />

selbst ein 7-facher Luftwechsel nicht ausreicht um auf<br />

Nikotinkonzentrationen unter 15 µg/m 3 zu kommen. Sie<br />

untersuchten mehrere Orte und fanden, dass unter allen<br />

Bedingungen von typischem Rauchen und Lüftung überall<br />

den Standard der U.S. National Ambient Air Quality<br />

Standard (NAAQS) <strong>für</strong> feine Partikel (PM2.5) verletzt<br />

wurde. „Thun, under typical conditions of smoking and<br />

ventilation, indoor air becomes massively polluted with<br />

fine particle air pollution, jeopardizing human health.“ 34<br />

Autor: Literatur [35] ist im Text nicht angezogen. Wie in<br />

ihrem Titel angekündigt, kommt diese Gruppe zum<br />

Schluss, dass mittels Ventilation der Passivrauch nicht in<br />

den Griff zu bekommen ist.<br />

Bleiben dann wirklich nur noch die Rauchverbote, um<br />

vor durch Passivrauch verursachter Morbidität und Mortalität<br />

zu schützen?<br />

2.3 Rauchverbote<br />

In vielen Ländern existieren bereits gesetzlich vorgeschriebene<br />

Rauchverbote. Sie betreffen vor allem die Gastronomie<br />

und öffentliche Einrichtungen.<br />

„Da <strong>für</strong> die im Passivrauch enthaltenen krebserregenden<br />

Stoffe kein gesundheitsbedenklicher unterer Schwellenwert<br />

angegeben werden kann, existiert auch keine<br />

Handlungsgrundlage, nach der Ventilationssysteme eingesetzt<br />

werden könnten, um die Gefahren des Passivrauchens<br />

zu vermeiden. Deshalb ist es unabdingbar, rauchfreie<br />

öffentliche Einrichtungen und eine rauchfreie<br />

Gastronomie auf gesetzlicher Ebene vorzuschreiben.“ 35<br />

2.3.1 Rauchfreie Gastronomie<br />

Verschiedene Studien kommen zum gleichen Ergebnis:<br />

„Die Passivrauchbelastung in Restaurants, Bars und<br />

Kneipen ist nahezu doppelt so hoch wie in Wohnungen<br />

mit mindestens einem Raucher oder an anderen Arbeitsplätzen,<br />

an denen geraucht werden darf Die Nikotinkonzentration<br />

in der Raumluft gastronomischer Einrichtungen<br />

ist sogar bis zu 18-mal höher als in Büroräumen<br />

oder Wohnungen, in denen geraucht werden darf.“ 36<br />

„Eine umfassend rauchfreie Gastronomie, wie sie in<br />

Irland seit März 2004 besteht, verringert die Schadstoffbelastung<br />

der Raumluft. So sank die Konzentration von<br />

Nikotin in irischen Bars um durchschnittlich 83 Prozent<br />

von 35,52 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 5,95 Mikrogramm<br />

pro Kubikmeter. Auch die Feinstaubbelastung<br />

durch Tabakrauch reduzierte sich in neun irischen Pubs<br />

deutlich: Die Konzentration kleiner Partikel (PM 2,5)<br />

sank um 75 bis 96 Prozent, diejenige größerer Partikel<br />

(PM 10) um 47 bis 74 Prozent.“ 37


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 33<br />

Somit „reduziert sich auch das Risiko <strong>für</strong> Beschäftigte<br />

und Gäste, an den Folgen der Tabakexposition zu er ­<br />

kranken.“ 38<br />

Studien fanden positive ökonomische Auswirkungen<br />

der Rauchverbote. 39<br />

„In Deutschland scheiterte … die gesetzliche Regelung<br />

einer rauchfreien Gastronomie an einer massiven<br />

Lobbyarbeit der Tabakindustrie und des Deutschen<br />

Hotel- und Gaststättenverbandes (DEGOHA).“ 40<br />

2.3.2 Maßnahmen zum Nichtraucherschutz<br />

in Deutschland<br />

Rechtlicher Hintergrund: „Nach geltendem Recht ist in<br />

Deutschland das Freisetzen giftiger und krebserzeugender<br />

Luftschadstoffgemische unzulässig, insofern die hierzu<br />

führenden Handlungen nicht als „sozial adäquat“ eingestuft<br />

werden. Tangierte Rechtsgüter sind das „Recht auf<br />

körperliche Unversehrtheit“ (Artikel 2, Abs. 2, Grundgesetz)<br />

sowie das Umweltrecht und die Gefahrstoffverordnung.<br />

Die Rechtsauffassung vieler Juristen geht davon<br />

aus, dass der Konsum von Tabakprodukten nicht sozial<br />

adäquat sein kann, da ein gesellschaftlicher Nutzen nicht<br />

vorhanden ist, sondern im Gegenteil ausschließlich eine<br />

Schadenswirkung feststellbar ist. Aufgrund der neuesten<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den gesundheitlichen<br />

Folgewirkungen des Passivrauchens muss davon ausgegangen<br />

werden, dass der Zwang zum Mitrauchen den<br />

Straftatbestand der Körperverletzung sowie der Nötigung<br />

erfüllt.“ 41<br />

Deutschland im internationalen Vergleich: „das deutsche<br />

Gesetz bietet Nichtrauchern am Arbeitsplatz einen<br />

Schutz vor der passiven Rauchbelastung. Die novellierte<br />

Arbeitsstättenverordnung, die am 25.08.2004 in Kraft trat<br />

(§5 ArbstättV), verpflichtet den Arbeitgeber im ersten<br />

Absatz der Verordnung, die erforderlichen Maßnahmen<br />

zu treffen, damit die nichtrauchenden Beschäftigten in<br />

Arbeitsstätten wirksam vor den Gesundheitsgefahren<br />

durch Tabakrauch geschützt sind (§ 5 ArbstättV,<br />

Abs. 1).“ 42<br />

„Im zweiten Absatz der Arbeitsstättenverordnung wird<br />

diese Maßgabe jedoch eingeschränkt. Danach hat der<br />

Arbeitgeber in Arbeitsstätten mit Publikumsverkehr<br />

Schutzmaßnahmen nur insoweit zu treffen, als die Natur<br />

des Betriebes und die Art der Beschäftigung es zu lassen.“ 43<br />

Bereits zahlreiche andere europäische Länder verfügen<br />

über wesentlich effektivere Regelungen: Mit Stand 2005<br />

bestehen in 22 von 52 Ländern der WHO-Europa-Region<br />

rauchfreie Arbeitsplätze und Behörden. 44<br />

Rauchfreie Schulen gemäß Anordnung oder Gesetz<br />

hatten 2005 Berlin, Hessen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein<br />

und Niedersachsen. Nicht geplant waren<br />

rauchfreie Schulen unter anderem in Rheinland-Pfalz.<br />

3. Lüftungstechnische Anlagen<br />

Die Wirksamkeit lüftungstechnischer Anlagen wird von<br />

verschiedenen Seiten in Frage gestellt. Be<strong>für</strong>worter eines<br />

Rauchverbots misstrauen den Lüftungsanlagen. 45 Hinzu<br />

kommt, dass die Verweildauer einzelner Komponenten<br />

des Passivrauchs in der Raumluft beträchtlich ist. Die<br />

Partikel des Tabakrauchs lagern sich auch an Wänden,<br />

auf Böden und an Gebrauchsgegenständen ab und werden<br />

von dort wieder an die Raumluft abgegeben. Deshalb<br />

stellen Innenräume, in denen Rauchen erlaubt ist, eine<br />

kontinuierliche Expositionsquelle dar, selbst wenn dort<br />

aktuell nicht geraucht wird. Dieser „kalte“ Rauch stellt<br />

eine Gesundheitsgefährdung dar.<br />

Nach Ansicht des DKH schützen lüftungstechnische<br />

Anlagen nicht wirksam vor den gesundheitsgefährdenden<br />

Schadstoffen des Tabakrauchs, da selbst die modernsten<br />

Ventilationssysteme die gefährlichen Inhaltsstoffe des<br />

Tabakrauchs nicht vollständig aus der Raumluft eliminieren<br />

können.<br />

Bei fortgesetzter Rauchbelastung führe nicht einmal<br />

ein Luftaustausch mit Windstärken eines Tornados zu<br />

einer vollständigen Elimination der Schadstoffe des<br />

Tabakrauchs. 46<br />

Die Untersuchung im vorherigen Kapitel zeigte, dass<br />

mit den angegebenen Lüftungsraten die Resultate unbefriedigend<br />

sind. Niedrigere Nikotinkonzentrationsraten<br />

können mit den herkömmlichen Ventilationssystemen<br />

und deren Kapazitäten nicht erreicht werden. 47<br />

Deshalb werden andere Maßnahmen benötigt, insbesondere<br />

die Einrichtung eines hierarchischen Drucksystems.<br />

Die Lüftung fließt zwangsweise von der Nichtraucherzone<br />

zu den „verschmutzten“ Bereichen und führt<br />

zusammen mit:<br />

– Luftreinigern (air cleanem)<br />

– Ventilationsverlagerung (displacement ventilation)<br />

– Aufteilung in Zonen (zoning)<br />

– und der Kombination dieser Mittel zum gewünschten<br />

Erfolg.<br />

Nach DIN 13779 ist die Reduktion der Emissionen an<br />

deren Quelle in der Regel einer Verdünnung vorzuziehen.<br />

Umso mehr Rauch direkt an der Quelle unschädlich<br />

gemacht wird, desto höher sind die Chancen <strong>für</strong> eine<br />

bessere Luftqualität. Diesen Ansatz verfolgen auch die<br />

Anbieter von Rauchkabinen, z. B. Smoke Free Systems.<br />

3.1 Rauchkabinen<br />

Strategie der Rauchkabine: Bevor sich der Rauch mit der<br />

Raumluft vermischt und sich die Schadstoffe an Wänden,<br />

Böden, Gardinen, Kleidung festsetzen können, wird der<br />

Rauch in einer Absaugzone erfasst.<br />

38 Schaller et al., S. 40f..<br />

39 Schaller et al., S. 41.<br />

40 ebenda, S. 39.<br />

41 ebenda, S. 34 f..<br />

42<br />

ebenda, S. 36.<br />

43 ebenda, S. 36.<br />

44 ebenda, S. 36.<br />

45 Seppänen, Olli/Håkon Skistad (Hrsg.): Rehva Workshops<br />

at Clima 2005, S. 20.<br />

46<br />

Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />

im Passivrauch, S. 13.<br />

47<br />

Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 18.


34 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Bild 1. Smoke Free Systems … if you care. © www.smokefreesystems.com<br />

Den Rauch einfangen<br />

Eine rauchfreie Atmosphäre kann man nur<br />

erreichen, indem man den Rauch einfängt<br />

bevor er sich im Raum verbreiten kann.<br />

So sieht unsere Lösung aus :<br />

– Es wird ein hoher Luftdurchsatz bewirkt<br />

ohne die Filterleistung zu verringern.<br />

– Auf der Basis des optimalen Verhältnisses<br />

von Höhe, Tiefe und Breite des<br />

Raucherbereiches werden die entsprechende<br />

Größe und Platzierung des<br />

Tisches ermittelt damit der Rauch<br />

effizient abgeleitet werden kann.<br />

– Die Raucher können sich in derStation<br />

bequem und nahe an der Absaugzone<br />

aufhalten.<br />

Die schädlichen Gase herausfiltern<br />

Bei der Reinigung des Tabakrauchs ist es<br />

wichtig, selbst die unsichtbaren, gesundheitsschädlichen<br />

Gase und die kleinsten<br />

Partikel zu entfernen. Unser Filtersystem<br />

wurde speziell da<strong>für</strong> entwickelt.<br />

– Durch patentierte Filter werden die<br />

tabakspezifischen Gase, wie z. B.<br />

Nikotin, vollständig entfernt.<br />

– Das Filtersystem garantiert einen extrem<br />

hohen Reinigungsgrad. So werden selbst<br />

die gefährlichsten Partikelgrößen, die<br />

MPPS, bis zu 99,9995 % in den Filtern<br />

festgehalten. Alle übrigen Partikelgrößen<br />

werden vollständig aus der Luft<br />

entfernt.<br />

– Durch regelmäßige Wartung wird sichergestellt,<br />

dass nichts entweicht.<br />

Die Sicherheit erhöhen<br />

Mit unserem einzigartigen brandsicheren<br />

Asche entsorgungssystem entfernen Sie<br />

Asche und Zigarettenstummel ganz<br />

gefahrlos. Es neutralisiert nicht nur<br />

Gerüche, sondern beseitigt auch das<br />

Brandrisiko. Nachdem es strenge Tests<br />

durchlaufen hat, wird unser System jetzt<br />

vom Schwedischen Nationalen Prüfungsund<br />

Forschungsinstitut empfohlen. Es<br />

wurde sogar auf seine Leistungsfähigkeit<br />

im Falle von Sabotage oder Brandstiftung<br />

getestet und hat sich selbst unter diesen<br />

extremen Bedingungen als völlig sicher<br />

bewährt.<br />

Modell Material Breite<br />

[mm]<br />

Tiefe<br />

[mm]<br />

Höhe<br />

[mm]<br />

Luftdurchsatz Kapazität *<br />

Zigaretten regelmäßige<br />

Nutzer<br />

Raucher<br />

gleichzeitig<br />

T30 Holz 1530 800 2130 600 m 3 /h 750/Monat ca. 5 bis zu 2<br />

T50 Holz 2120 800 2130 600 m 3 /h 1500/Monat ca. 10 bis zu 4<br />

T70 Holz 2780 1150 2130 850 m 3 /h 3000/Monat ca. 20 bis zu 6<br />

C40 Aluminium 1950 800 2130 600 m 3 /h 1500/Monat ca. 10 bis zu 3<br />

C60 Aluminium 2600 1150 2130 850 m 3 /h 3000/Monat ca. 20 bis zu 6<br />

* Bei der Ermittlung der Kapazität wurden 5, 70 oder 20 Raucher berücksichtigt, die jeweils 7 Zigaretten an 21 Tagen/Monat rauchen<br />

Technische Daten<br />

– Abscheidung Partikel MPPS (Partikel stärksteindringender Größe) werden zu 99,9995 %, alle anderen zu 100 % abgeschieden (nach<br />

EN 1822)<br />

– Abscheidung Gase Tabakspezifische Gase, wie z.B. Nikotin. werden vollständig abgeschieden (nach EN ISO 16017-1)<br />

– Anschluss-Spannung 230 V, 50 Hz<br />

– Nennleistung 105 W im Ruhebetrieb, 370 W bei Höchstbelastung


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 35<br />

Die Herauforderung des Herstellers war es, ein System<br />

zu schaffen, das den Rauch am Austreten in die Um ­<br />

gebung hindert (Bild 1).<br />

Die Rauchkabinen sind konzipiert den Rauch zu be ­<br />

halten, nicht aber den Raucher. Er bleibt immer noch in<br />

Kontakt mit seiner Umgebung. Im Vergleich zum abgeschlossenen<br />

Raucherzimmer hat die Rauchkabine Vorteile<br />

im kommunikativen Bereich: Nichtraucher können sich<br />

gefahrlos mit einem Raucher unterhalten, da von seiner<br />

Zigarette nichts zum Gesprächspartner dringt. Rauchkabinen<br />

sind freistehend und sofort gebrauchsfertig. Sie<br />

können in das bestehende Lüftungssystem eingebun ­<br />

den werden, aber arbeiten auch ganz autonom. Durch<br />

die Strömungsverhältnisse bekommt der stillstehende<br />

Raucher einen Luftstrom von ungefähr 20 L/s ab. 48<br />

Prinzip der Rauchkabine: 49<br />

1. Schritt: Den Rauch einfangen unter<br />

den Vorrausetzungen:<br />

– Absaugung möglichst nahe an der Zigarette<br />

– Konstante Strömungsverhältnisse der Luft<br />

innerhalb der Rauchzonen<br />

– Sehr hohe Luftumwälzung<br />

2. Schritt: Schädliche Gase herausfiltern<br />

– Reinigung der Luft in einem hocheffizienten Filtersystem,<br />

das speziell <strong>für</strong> Tabakrauch entwickelt<br />

wurde: 99,9995 % der gesundheitsgefährdenden<br />

Partikel werden abgeschieden, ein patentierter<br />

Kohle filter reinigt die Gase zu 100 %.<br />

3. Schritt: Erhöhung der Sicherheit.<br />

– Mit einem patentierten brandsicheren Asche-Entsorgungssystem<br />

werden Asche und Zigarettenstummel<br />

gefahrlos entfernt. Nicht nur Gerüche werden<br />

entfernt, sondern auch das Brandrisiko beseitigt.<br />

Vorteile:<br />

– Sie können die benötigte Ventilationsrate herabsetzen.<br />

– Sparen Energie.<br />

– Können nahe am Arbeits- oder Erholungsplatz<br />

posi tioniert werden.<br />

– Brauchen nur elektrischen Strom, also keine Kanäle,<br />

Leitungen etc.<br />

– Da sie den Tabakrauch direkt an der Quelle<br />

einfangen, setzen sie die Unterhaltskosten von Gittern<br />

und Lüftungskanälen, -schächten herab. 50<br />

3.2 Luftreiniger (air cleaner)<br />

Ein Luftreiniger ist eine Erfindung, die die Raumluft<br />

reinigt und zurückführt (recirculate). Dabei passiert die<br />

kontaminierte Luft einen Vorfilter, einen Hauptfilter,<br />

einen Gasfilter und ein Gebläse (fan).<br />

48 Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 63f..<br />

49 Smoke Free Systems.<br />

50<br />

Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 67.<br />

51<br />

Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 55f..<br />

52<br />

Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 25.<br />

53<br />

Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 27.<br />

54 Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 23.<br />

Vorteile der Luftreiniger sind:<br />

– Können die benötigte Lüftungsrate herabsetzen.<br />

– Sparen Energie.<br />

– Sie können nahe oder direkt an der Quelle angebracht<br />

werden.<br />

– Sie brauchen eine elektrische Stromversorgung, also<br />

keine Kanäle etc.<br />

– Haben mehrere mögliche Muster.<br />

Man muss sich nur bewusst sein, dass sie außer der<br />

Filterwirkung keine weitere klimatechnische Wirkung<br />

entfalten. Sie sind eine gute Ergänzung zum Lüftungssystem,<br />

ersetzen dieses aber nicht. 51<br />

3.3 Ventilationsverlagerung<br />

(displacement ventilation)<br />

Üblicherweise ist die Luftzufuhr an der Decke lokalisiert.<br />

Verlegt man aber die Luftzufuhr seitlich in den unteren<br />

Wandteil und lässt von dort Luft einströmen, deren Temperatur<br />

geringfügig unter der Raumtemperatur liegt, so<br />

füllt diese Luft den Raum vom Boden aufwärts. Die von<br />

den Anwesenden aufgeheizte Luft wird dann von dieser<br />

mitsamt den schädlichen Stoffen aus dem Tabakrauch<br />

emporgehoben, sodass diese sich über Kopfhöhe befinden<br />

und somit nicht mehr eingeatmet werden können. Man<br />

kann dabei beobachten wie der Tabakrauch über den<br />

Kopf des Rauchers steigt. 52<br />

Die Luftqualität wird hierbei im Vergleich zu mischenden<br />

Systemen mit gleicher Lüftungsrate wesentlich besser.<br />

Nachteilig ist, dass es unter Umständen schwierig sein<br />

könnte die Luftzufuhren entlang der Wände zu plat zieren,<br />

gerade wenn viel Sitzplatz benötigt wird.<br />

3.4 Aufteilung in Zonen<br />

Allgemeine Ratschläge <strong>für</strong> Ventilation und Aufteilung in<br />

Zonen:<br />

– Frische Luft soll in den Nichtraucherzonen zugeführt<br />

werden.<br />

– Dementsprechend sollen die Luftabgänge über der<br />

Raucherzone liegen.<br />

– Gäste sollen nicht gezwungen sein beim Gang zur<br />

Toilette die Raucherzonen passieren zu müssen.<br />

– Die Küche soll ein getrenntes Lüftungssystem<br />

erhalten. 53<br />

Weitere Ratschläge:<br />

– Die Lüftungsrate um das zehnfache oder mehr<br />

erhöhen.<br />

– Die Raucherzone in einer Ecke anbringen, möglichst<br />

nahe an der Wand, weil dort die Luft weniger<br />

zirkuliert.<br />

– Sich Wärmequellen in der Raucherzone zunutze<br />

machen. Sie beschleunigen den Weg der Luft zu den<br />

Luftabgängen.<br />

– Raume mit Trennwänden versehen oder spezielle<br />

Rauchräume vorsehen. 54


36 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

4. Fazit<br />

Der Rehva-Report kommt zu dem Schluss, dass wenn das<br />

Ventilationssystem richtig geplant und installiert ist, und<br />

auch richtig instand gehalten wird, Ventilation die<br />

Konzentration von Passivrauch in Räumen bedeutsam<br />

reduzieren kann. Mit adäquaten Systemen in adäquaten<br />

Gebäuden muss es nach Aussage der Rehva möglich sein,<br />

Nikotinwerte von 0,5 bis 1 mg/m 3 zumindest in einem Teil<br />

des Gebäudes zu erreichen. 55<br />

Insgesamt problematisch ist das Fehlen von verbindlichen<br />

Grenzwerten. Dieses Dilemma zeigt ja der Rehva-<br />

Report: Wie soll ich planen, wenn die Anhaltspunkte<br />

fehlen? Denn solange es keinen anerkannten Grenzwert<br />

<strong>für</strong> ETS gibt, vermisst man das Hauptkriterium um<br />

Ventilationssysteme zu planen. 56<br />

Die Hauptgegner des Rauchens fordern gerade deswegen<br />

ein generelles Rauchverbot. Rauchverbote lösen<br />

das Problem nicht unbedingt. Selbst in Ländern mit<br />

einem Rauchverbot sind „Schutzräume“ <strong>für</strong> Raucher<br />

festgelegt: zum Beispiel in Krankenhäusern. Hier stellt<br />

sich ein Lüftungsproblem.<br />

Alternative zum Rauchverbot sind effektive bzw. effektivere<br />

Lüftungssysteme. Allerdings sind solche – obwohl<br />

Potential vorhanden – nur richtig zu planen und auszulegen,<br />

wenn es anerkannte Grenzwerte gibt. Die Hersteller<br />

bedauern ein solches Fehlen. Gerade das Fehlen von<br />

Grenzwerten leistet aber gleichzeitig Rauchverboten Vorschub.<br />

Zusammen mit einer Null-Toleranz-Haltung<br />

gegenüber schädlichen Stoffen – Annahme einer Schädigung<br />

bereits bei geringsten Mengen – und dem weit verbreiteten<br />

Misstrauen gegenüber Ventilationssystemen,<br />

werden Forderungen nach Rauchverboten immer vehementer<br />

vorgetragen. Wie auch der Rehva-Report feststellt,<br />

wächst die Zahl der Rauchverbote weltweit. Müssen<br />

daher die Hersteller von Ventilationssystemen um ihre<br />

Existenz <strong>für</strong>chten? Oder anders ausgedrückt: Warum in<br />

die Entwicklung neuer und besserer Systeme investieren,<br />

wenn diese in Kürze nicht mehr gebraucht werden?<br />

Erstaunlich ist, dass es im Bereich von Verkehr solche<br />

Regelungen gibt. Warum aber nicht z. B. in der Gastronomie?<br />

Nicht gerade hilfreich sind auch die Bewertungskriterien:<br />

Der subjektiven Beurteilung der Raumluftqualität<br />

(decipol) steht die objektive Messung der Verunreinigungen<br />

gegenüber (ppm). Insofern sind direkte Vergleiche<br />

zumindest erschwert. Das Verfahren der Klassifizierung<br />

durch die empfundene Luftqualität, in decipol, wie sie in<br />

CR 1752 beschrieben ist, ist nach Auffassung der<br />

DIN 13779 „noch nicht etabliert und in der Praxis schwer<br />

umsetzbar.“ 57 Die DIN rät es nur anzuwenden, „wenn die<br />

55 Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 8.<br />

56 Seppänen,Olli/Håkon Skistad (Hrsg.): Rehva Workshops<br />

at Clima 2005, S. 22.<br />

57<br />

DIN 13779, S. 14.<br />

58<br />

ebenda, S. 14.<br />

59 Seppänen, Olli/Håkon Skistad (Hrsg.): Rehva Workshops<br />

at Clima 2005, S. 22.<br />

erforderlichen Informationen über alle Emissionen vorliegen.“<br />

58 Deshalb die „indirekte Klassifizierung durch<br />

den Außenluftvolumenstrom je Person“.<br />

Technisch gesehen scheint noch Potential da zu sein.<br />

Wo bliebe die Herausforderung, wenn das Rauchen verboten<br />

würde oder alle Raucher mit dem Rauchen aufhören<br />

würden? Anstatt das Rauchen ganz zu verbieten,<br />

scheint mir Ansätze wie die Rauchkabinen Erfolg versprechend<br />

zu sein. Denn bevor sich der Rauch in der gesamten<br />

Raumluft verteilt, wird er abgesaugt und unschädlich<br />

gemacht. Als Ergebnis des Rauchverbotes wurde in Irland<br />

ein Wert von 5,951.1g/m3 <strong>für</strong> die Nikotinkonzentration<br />

gemessen. Dieser Wert liegt noch deutlich über dem Wert,<br />

den die Rehva als erreichbar betrachtet. Also warum ein<br />

Rauchverbot? Insgesamt kann man sich auf Ventilation<br />

verlassen um die Ausgesetztheit dem Passivrauch gegenüber<br />

(exposure to ETS) zu reduzieren. Aber es bedarf der<br />

korrekten Planung, Ausführung und Instandhaltung. 59<br />

Ohne Zweifel sei die beste Lösung dieser Probleme,<br />

wenn die Leute aufhören würden zu rauchen. Solange<br />

aber noch geraucht wird kann und muss man sich darauf<br />

verlassen, dass Ventilation die Gefahren des Passivrauchens<br />

in Gebäuden reduzieren kann.<br />

Literatur<br />

Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Passivrauchen – ein<br />

unterschätztes Gesundheitsrisiko, Heidelberg 2005.<br />

DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e.V.: DIN EN 13779. Lüftung<br />

von Nichtwohngebäuden – Allgemeine Grundlagen und Anforderungen<br />

an Lüftungs- und Klimaanlagen; Deutsche Fassung<br />

EN 13779: 2004, Mai 2005.<br />

DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e.V.: DIN EN 13779 Entwurf.<br />

Lüftung von Nichtwohngebäuden – Allgemeine Grundlagen<br />

und Anforderungen an Lüftungs- und Klimaanlagen; Deutsche<br />

Fassung prEN 13779: 2005, Juli 2005.<br />

Federation of European Heating and Air-conditioning Associations<br />

(rehva): Ventilation and Smoking. Minimizing the exposure to<br />

ETS in buildings, Rehva Guidebook, Draft 5 th October 2004.<br />

Fischer, T. und Weber Etienne Grand‘ean, A.: Ausmass und Wirkung<br />

der Luftverunreinigung durch Tabakrauch unter experimentellen<br />

Bedingungen und in Gaststätten, in: Schweizerische Blätter<br />

<strong>für</strong> Heizung und Lüftung.<br />

Repace, James/Ichiro Kawachi/Stanton Glantz: Why Secondhand<br />

Smoke Cannot Be Controlled By Ventilation, in: Repace Associates,<br />

Inc., Secondhand Smoke Consultants: Fact Sheet an<br />

Secondhand Smoke (cont.), http://www.repace.com/factappen.<br />

html, aufgerufen am 09.02.2006.<br />

Schaller, K.; Pötschke-Langer, M.; Schulze, A. und Ehrmann, K.:<br />

Maßnahmen zum Nichtraucherschutz in Deutschland, in:<br />

Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Passivrauchen –<br />

ein unterschätztes Gesundheitsrisiko, Heidelberg 2005,<br />

S. 34–44.<br />

Seppänen, O. and Skistad, H. (Hrsg.): Rehva Workshops at Clima<br />

2005, Rehva Report No. 1, Federation of European Heating<br />

and Air-conditioning Associations.<br />

Smoke Free Systems, www.smokefreesystems.de<br />

Thielmann, H. W.; Schulze, A.; Pötschke-Langer, M.; Schaller, K.<br />

und Bertram, B.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe im<br />

Passivrauch, in: Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.):<br />

Passivrauchen – ein unterschätztes Gesundheitsrisiko, Heidelberg<br />

2005, S. 7–13.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 37<br />

United States Depatment of Health & Human Services: The Health<br />

Consequences of Involuntary Exposure to Tobacco Smoke:<br />

A Report of the Surgeon General, U.S. Department of Health<br />

and Human Services, http://surgeongeneral.gov/librarv/<br />

secondhandsmoke/Factsheets/factsheet6.html, aufgerufen am<br />

14.09.2006.<br />

Usemann, K. W. und Breuer, S.: Technische Gebäudeausrüstung.<br />

Problemstellungen, Aufgaben und Lösungen, Stuttgart 2004.<br />

Weber, A.: Lüftungsmaßnahmen zum Schutze der Passivraucher, in:<br />

Haustechnik –Bauphysik – Umwelttechnik – Gesundheits­<br />

Ingenieur 104 (1983) Heft 1, S. 37–42.<br />

Welche Stoffe enthält der Tabakrauch? http://www.ni-d.de/Docitabrauch.htm,<br />

aufgerufen am 07.02.2006.<br />

World Health Organisation European Centre for Environment and<br />

Health, Bilthoven: Strategic approaches to indoor air policymaking,<br />

1999.<br />

Patentschau<br />

Befestigungselement und Verfahren zur vertieften Montage<br />

einer Dämmstoffplatte<br />

DE-PS 102007046323, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

23.07.2009, Patentinhaber: EJOT Baubefestigungen<br />

GmbH, 57334 Bad Laasphe<br />

Die Erfindung betrifft ein Befestigungselement und ein<br />

Verfahren zur vertieften Montage einer Dämmstoffplatte<br />

an einer Unterkonstruktion mit einem Druckteller und<br />

einer daran anschließenden Dübelhülse zur Aufnahme<br />

eines Spreizelements mit einem Spreizelementkopf. Die<br />

Dübelhülse weist eine Spreizzone auf und an der in Einführrichtung<br />

unteren Seite des Drucktellers sind Fräsvorrichtungen<br />

zum Ausfräsen der Dämmstoffplatte und Ausnehmungen<br />

zum Hindurchtreten des ausgefrästen Dämmstoffmaterials<br />

angeordnet. Das ausgefräste Dämmstoffmaterial<br />

wird in einer Auffangvorrichtung gesammelt.<br />

Verfahren und Anlage zur Belüftung und zur Reinigung<br />

von Teichen und Poolanlagen<br />

DE-PS 102008012271, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

23.07.2009, Patentinhaber: DAS Environmental<br />

Expert GmbH, 01217 Dresden<br />

Die Aufgabe besteht in der Entwicklung eines Verfahrens<br />

und einer Anlage, mit der die gewünschte Wasserqualität<br />

mit einem möglichst geringen Aufwand und ohne Chemikalien<br />

kontinuierlich bereitgestellt werden kann. Es soll<br />

sowohl eine Reinigung als auch eine kontinuierliche<br />

Sauerstoffanreicherung des Wassers als Grundlage <strong>für</strong> die<br />

Aktivierung und Gewährleistung der Selbstreinigungskraft<br />

des Gewässers ermöglicht werden. Das Wasser wird<br />

entnommen und in einen offenen Reinigungsbehälter<br />

geleitet, über dessen Behälterquerschnittsfläche verteilt<br />

und über eine Schüttung schwimmfähiges, verwirbelbares<br />

Füllkörpermaterial geleitet. Dieses ist im Reinigungsbetrieb<br />

nicht eingestaut. Der Rohwasserdurchsatz beträgt<br />

5–30 m 3 /m 2 h. Bei nachlassender Reinigungswirkung wird<br />

das Füllkörpermaterial kurzzeitig eingestaut und nach<br />

Behandlung zurückgeleitet. Die Erfindung betrifft ein<br />

Verfahren und eine Anlage zur Belüftung, zur Reinigung<br />

und zur Aktivierung der Selbstreinigungskraft von Landschafts-<br />

und Fischteichen sowie von Swimmingpools.<br />

Verfahren zum Betreiben eines Gasbrenners<br />

DE-PS 102008005216, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

23.07.2009, Patentinhaber: Honeywell Technologies<br />

Sarl, Morges, CH<br />

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines<br />

Gasbrenners, wobei dem Gasbrenner ein Gas-Verbrennungsluft-Gemisch<br />

zur Verbrennung im Gasbrenner zugeführt<br />

wird, und wobei mit Hilfe eines einen Ionisationsstrom<br />

bereitstellenden Ionisationssensors vorzugsweise<br />

eine Flamme des Gasbrenners überwacht wird. Erfindungsgemäß<br />

wird mit Hilfe des Ionisationsstroms<br />

überwacht, ob eine stabile oder instabile Verbrennung im<br />

Gasbrenner vorliegt.<br />

Grundofen mit Wärmetauschermodulen<br />

DE-PS 102007032093, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

23.07.2009, Patentinhaber: MTB Montagebau<br />

Ltd., 24977 Grundhof<br />

Ein Grundofen mit einem Brennraum, einem zur Wärmespeicherung<br />

dienenden Speicherkern, einer den Speicherkern<br />

mindestens teilweise umgebenden Außenschale,<br />

sowie einem in einem Zwischenraum zwischen dem Speicherkern<br />

und der Außenschale angeordneten, von einer<br />

Wärmetauscherflüssigkeit durchströmten Wärmetauscher,<br />

der eine Mehrzahl von langgestreckten flachen<br />

Wärmetauschermodulen umfasst, die jeweils der Länge<br />

nach von der Wärmetauscherflüssigkeit durchströmt werden<br />

ist dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil<br />

der Wärmetauschermodule mindestens eine langgestreckte<br />

Schraubenfeder zur Verwirbelung der durch<br />

die Wärmetauschermodule strömenden Wärmetauscherflüssigkeit<br />

enthält.<br />

Erdwärmeanlage<br />

DE-PS 102008007627, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

30.07.2009, Patentinhaber: TuTech Innovation<br />

GmbH, 21079 Hamburg, Technische Universität Hamburg-<br />

Harburg, 21073 Hamburg<br />

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur thermischen<br />

Ausnutzung des Temperaturniveaus im Grundwasser<br />

beaufschlagten Untergrund mittels Erdwärmetauscher,<br />

wobei im Untergrund im Bereich der Erdwärmetauscher<br />

eine erzwungene Grundwasserzirkulation erzeugt wird.<br />

Ferner betrifft die Erfindung eine Anordnung zur Durchführung<br />

eines erfindungsgemäßen Verfahrens mit einer<br />

Erdwärmeanlage, die ein Zirkulationssystem eines Wärmeträgermediums<br />

aufweist, wobei im Zirkulationssystem<br />

in Zirkulationsrichtung des Wärmeträgermediums eine<br />

Vorlaufleitung, ein im mit Grundwasser beaufschlagten<br />

Untergrund angeordneter Erdwärmetauscher, eine Rücklaufleitung<br />

und ein oberirdischer Wärmetauscher vorgesehen<br />

sind, wobei der Erdwärmetauscher in oder nahe bei<br />

einem im Untergrund vorgesehenen Brunnen angeordnet


38 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

ist und im Brunnen eine Druckluftleitung vorgesehen ist,<br />

die am abwärtigen Ende eine Ausblasöffnung und am<br />

aufwärtigen Ende einen Luftkompressor aufweist.<br />

Holzwerkstoffe, Verfahren zu deren Herstellung<br />

DE-PS 102005046345, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

06.08.2009, Patentinhaber: Institut <strong>für</strong> Holztechnologie<br />

Dresden gGmbH, 01217 Dresden<br />

Es wird ein Holzwerkstoff in Form von Span-, Faser-,<br />

MSB- oder OSB-Platten aus Holzpartikeln aus Kiefer,<br />

Fichte, Birke, Linde oder Pappelhölzern vorgestellt, wobei<br />

der Holzwerkstoff keinen durch Abbauprodukte der Fettsäureester,<br />

wie Propanal, Hexanal, Nonanal, 2-Octenal,<br />

Heptenal, Decenal, Octanal, Propionsäure, Buttersäure,<br />

oder Hexansäure verursachten Fehlgeruch aufweist,<br />

wobei der Holzwerkstoff keine ungesättigten Aldehyde in<br />

einer Konzentration größer 2 µg/m 3 emittiert und wobei<br />

der Holzwerkstoff Antioxidantien in einer Konzentration<br />

von mindestens 0,1 µg/mL Ascorbinsäureäquivalent enthält.<br />

Ein Verfahren zur Herstellung von Holzwerkstoffen<br />

in Form von Span-, Faser-, MSB- oder OSB-Platten aus<br />

fettsäureesterhaltigen Holzpartikeln aus Kiefer, Fichte,<br />

Birke, Linde oder Pappelhölzern ist dadurch gekennzeichnet,<br />

dass während oder nach der Herstellung der<br />

Holz partikel vor deren Trocknung, in den Holzpartikeln<br />

enthaltene Fettsäureester durch Behandlung mit Antioxidantien<br />

oder deren Lösungen oder durch Behandlung<br />

mit phenolischen Extraktstoffen aus Holz oder Rinde so<br />

inhibiert werden, dass der so behandelte Holzwerkstoff<br />

keinen durch Abbauprodukte der Fettsäureester, wie Propanal,<br />

Hexanal, Nonanal, 2-Octenal, Heptenal, Decenal,<br />

Octanal, Propionsäure, Buttersäure, oder Hexansäure<br />

verursachten Fehlgeruch aufweist und keine ungesättigten<br />

Aldehyde in einer Konzentration größer 2 µg/m 3 emittiert.<br />

Berührungslos bedienbare Sanitäreinrichtung<br />

DE-PS 102005063255, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

06.08.2009, Patentinhaber: Fachhochschule<br />

Nord hausen Körperschaft des öffentlichen Rechts, 99734<br />

Nordhausen<br />

Die Erfindung betrifft eine Sanitäreinrichtung, bestehend<br />

aus einem Wasserauffangbehälter in Form eines Waschbeckens,<br />

einer Badewanne, einer Duschtasse oder eines<br />

Bidetbeckens mit einem Brauchwasserabfluss, aus einer<br />

zugehörigen Wasserauslassarmatur, mit einem Wasserauslauf,<br />

vor welchem eine Kaltwasserleitung und eine<br />

Warmwasserleitung des Wasserversorgungsnetzes oder<br />

einer Wasserversorgungsanlage zusammengeführt sind<br />

und mit in den Wasserleitungen angeordneten Durchflussstellmitteln<br />

zur Sperrung, Freigabe und Einstellung<br />

der Durchflussmenge des durch die Wasserleitungen zum<br />

Wasserauslauf fließenden Wassers, aus Mitteln zur Betätigung<br />

der Durchflussstellmittel, welche durch zwei Betätigungsmittel<br />

in Form berührungslos arbeitender Sensoren<br />

oder Sensorgruppen mit zwei sie umgebenden,<br />

räumlich voneinander getrennten Sensorfeldern, nämlich<br />

je einem Sensorfeld je Sensor oder Sensorgruppe, ausgebildet<br />

sind, und aus einer Steuerelektronik, welche die<br />

Signale der Sensoren zur Betätigung der Durchflussstellmittel<br />

auswertet, wobei ein Betätigungsmittel dem Durchflussstellmittel<br />

in der Kaltwasserleitung und ein Betätigungsmittel<br />

dem Durchflussstellmittel in der Warmwasserleitung<br />

funktionell zugeordnet ist und eine Betätigung<br />

der Durchflussstellmittel erfolgt, indem zumindest in<br />

eines der Sensorfelder ein Objekt, vorzugsweise die Hand<br />

eines Menschen, hinein bewegt wird. Die Erfindung ist<br />

dadurch gekennzeichnet, dass die Sensorfelder aufgrund<br />

der Anordnung und/oder der Art und Einstellung der<br />

Sensoren oder Sensorgruppen so ausgebildet sind, dass<br />

sich deren sensorisch aktiver Bereich weder auf eine an<br />

den Wasserauffangbehälter herantretende Person, noch<br />

auf ein sich im Bereich einer Auslaufmündung des Wasserauslaufs<br />

befindendes Objekts erstreckt und ein bei<br />

maximal freigegebener Durchflussmenge in der Kaltwasser-<br />

und der Warmwasserleitung aus dem Wasserauslauf<br />

austretender Wasserstrahl nicht von den Sensorfeldern<br />

durchragt wird und dass bei <strong>für</strong> den Durchfluss<br />

freigegebener Kalt- und/oder Warmwasserleitung eine<br />

stufenlose Veränderung der Temperatur während des<br />

Vorhandenseins eines Objekts in jeweils nur einem der<br />

Sensorfelder bewirkt wird, indem im Ergebnis der Auswertung<br />

des entsprechenden Sensorsignals durch die<br />

Steuerelektronik das zugeordnete Durchflussstellmittel<br />

zur Vergrößerung der Durchflussmenge des durch die<br />

zugehörige Wasserleitung fließenden Wassers und gleichzeitig<br />

das jeweils andere Durchflussstellmittel zur Verringerung<br />

der Durchflussmenge des durch die andere Wasserleitung<br />

fließenden Wassers angesteuert wird, wobei die<br />

Durchflussmenge des über den Wasserauslauf abgegeben<br />

Wassers innerhalb eines durch die Gegebenheiten des<br />

Versorgungsnetzes oder der Wasserversorgungsanlage<br />

bedingten Toleranzbereichs konstant bleibt.<br />

Solarempfänger<br />

DE-PS 102007050195, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

06.08.2009, Patentinhaber: Schunk Ingenieurkeramik<br />

GmbH, 47877 Willich<br />

Ein Solarempfänger <strong>für</strong> ein solarthermisches Kraftwerk<br />

mit einem Träger und mit einem auf diesem angeordneten<br />

volumetrischen Absorberkörper, der mehrere jeweils eine<br />

offenzellige Porenstruktur aufweisende Absorberkörpersegmente<br />

umfasst ist dadurch gekennzeichnet, dass jedes<br />

Absorberkörpersegment eine Nut zur Ausbildung einer<br />

aus Nuten zusammengesetzten inneren Aufnahme aufweist,<br />

in die Aufnahme ein eine offenzellige Porenstruktur<br />

aufweisendes Federelement eingelegt ist und die Absorberkörpersegmente<br />

mit Spiel zueinander am Träger ge ­<br />

halten sind.<br />

Eisspeicher mit Wärmeaustauscheinheiten<br />

in Plattenbauweise<br />

DE-PS 102007048416, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />

06.08.2009, Patentinhaber: Ingenieurtechnik-<br />

Vritex GmbH, 70771 Leinfelden-Echterdingen<br />

Es wird ein Eisspeicher mit Wärmeaustauscheinheiten in<br />

Plattenbauweise beschrieben, welche unterschiedlich<br />

große Wärmeaustauschflächen aufweisen und welche zur<br />

Eisbildung jeweils im Inneren von einem Kältemittel<br />

entlang den Wärmeaustauschflächen über eine Wärmeaustauschstrecke<br />

durchströmbar sind. Der Eisspeicher ist<br />

dadurch gekennzeichnet, dass an verschiedenen Wärmeaustauscheinheiten<br />

Wärmeaustauschstrecken mit im


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 39<br />

Wesentlichen gleicher Länge vorgesehen sind, indem die<br />

Wärmeaustauschstrecken umso mehr Umlenkungen<br />

aufweisen, je kleiner die Wärmeaustauschfläche der<br />

betreffenden Wärmeaustauscheinheit ist.<br />

Wg.<br />

Briefe an die Herausgeber<br />

Privatleute treiben die Energiewende voran<br />

Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland<br />

sind Bürgerinnen und Bürger die mit Abstand wichtigste<br />

Gruppe unter den Investoren. Mehr als 50 Prozent der in<br />

Deutschland installierten Anlagen zur Stromerzeugung<br />

aus regenerativen Quellen befinden sich im Eigentum von<br />

Privatpersonen und Landwirten. Für die Energiewende ist<br />

das Engagement von Privatpersonen damit ein entscheidender<br />

Impuls.<br />

In den Sparten Photovoltaik und Windenergie an Land<br />

sind Privatpersonen traditionell die wichtigste Gruppe<br />

unter den Investoren. Zu diesem Ergebnis kommen das<br />

Marktforschungsinstitut trend:research und das Klaus<br />

Novy-Institut (KNi) in einer aktuellen, vom Bundesumweltministerium<br />

geförderten Studie. Daraus geht hervor,<br />

dass im Bereich Windenergie onshore mehr als jedes<br />

dritte installierte Megawatt (36,2 Prozent) im Jahr 2010<br />

von Privatleuten investiert wurde. Ihr Anteil an der insgesamt<br />

installierten Leistung lag sogar bei mehr als 51 Prozent.<br />

Bei der Photovoltaik schnitt diese Investorengruppe<br />

ähnlich stark ab: Hier brachten es die Privatpersonen<br />

2010 auf einen Anteil von mehr als 40 Prozent am Zubau.<br />

Die Landwirte steuerten darüber hinaus 21,8 Prozent bei.<br />

Fonds und Banken folgten weit abgeschlagen mit einem<br />

Anteil von rund 9 Prozent. Eine insgesamt untergeordnete<br />

Rolle <strong>für</strong> den Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />

spielten bislang die großen Energieversorger.<br />

Dass Erneuerbare-Energien-Anlagen gerade bei Privatleuten<br />

so gut ankommen, liegt nicht nur an der staatlich<br />

garantierten Einspeisevergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG). Wie die Autoren der Studie betonen,<br />

ist die Eigentümerstruktur etwa im Bereich Photovoltaik<br />

auch wegen weiterer Vorteile dezentral geprägt. Die Studie<br />

nennt in diesem Zusammenhang die gute Verfügbarkeit<br />

und Handhabbarkeit dieser Technologie <strong>für</strong> Privatleute<br />

sowie <strong>für</strong> kleinere Gewerbe- und Industriebetriebe.<br />

Agentur <strong>für</strong> Erneuerbare Energien, Reinhardtstraße 18,<br />

10117 Berlin, www.unendlich-viel-energie.de<br />

Bewertung des <strong>Innenraumklima</strong>s<br />

<strong>Neue</strong> Schriften<br />

Das <strong>Innenraumklima</strong> beeinflusst ganz wesentlich die<br />

Gesundheit, Produktivität und Behaglichkeit der Nutzer.<br />

Zu diesem Themenkomplex hat der Fachverband<br />

Gebäude-Klima e. V. (FGK) jetzt eine überarbeitete Fassung<br />

des stark nachgefragten STATUS-REPORTS 17<br />

„Bewertung des <strong>Innenraumklima</strong>s“ veröffentlicht. Die<br />

Publikation beinhaltet die allgemein anerkannten Raumklimaparameter,<br />

die verschiedenen Möglichkeiten der<br />

Bewertung der Qualität des <strong>Innenraumklima</strong>s und informiert<br />

über die relevanten Verordnungen, Normen und<br />

Richtlinien. Sie geht dabei gezielt auf verschiedene praxisrelevante<br />

Szenarien ein wie zum Beispiel auf fensterbelüftete<br />

Gebäude mit und ohne Kühlung sowie Gebäude<br />

mit mechanischer Lüftungsanlage mit und ohne Kühlung.<br />

Einen Schwerpunkt bilden die Darstellungen zur Bewertung<br />

des <strong>Innenraumklima</strong>s. Eine übersichtliche Checkliste<br />

bietet Planern und Architekten eine wertvolle Unterstützung.<br />

Der aktualisierte STATUS-REPORT 17 „Bewertung<br />

des <strong>Innenraumklima</strong>s“ (Best.-Nr. 154) wurde von der<br />

Arbeitsgruppe Raumklima und Behaglichkeit im FGK<br />

erarbeitet. Er kann beim Fachverband Gebäude-Klima<br />

e. V., Danziger Straße 20, 74321 Bietigheim-Bissingen,<br />

Fax (071 42) 78 88 99 19, E-Mail: info@fgk.de, <strong>für</strong> 5,00<br />

Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Versand angefordert<br />

werden.<br />

Bundesweite Energiekennwerte<br />

In einer völlig überarbeiteten Form legt Techem mit den<br />

Energiekennwerten 2011 eine Studie zum Energieverbrauch<br />

und den Kosten <strong>für</strong> Heizung sowie Warmwasser<br />

in deutschen Wohnungen vor. Sie erscheint bereits in der<br />

12. Auflage. Die Analyse basiert auf Daten aus dem<br />

Kalenderjahr 2010. Diese Werte wurden im Rahmen<br />

regelmäßiger Auswertungen von Verbrauchsabrechnungen<br />

von rund 1,6 Millionen Wohnungen in 130 000 Mehrfamilienhäusern<br />

anonymisiert erhoben. Die Ergebnisse<br />

geben einen größtmöglichen Einblick in die energetische<br />

Situation des Gebäudebestandes in Deutschland und bieten<br />

Verantwortlichen Hilfestellungen, um den Energieverbrauch<br />

in Wohnungen zu bewerten und Ansatzpunkte <strong>für</strong><br />

Energiesparmaßnahmen zu erkennen.<br />

Die aktuelle Studie wurde erweitert und verbessert:<br />

Neu ist zum Beispiel die Gebäudeklassifizierung, die Aussagen<br />

zum energetischen Standard von Gebäuden ermög­


40 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

licht. Erstmals werden in der aktuellen Ausgabe der Kaltund<br />

Warmwasserverbrauch dargestellt. Darüber hinaus<br />

werden die Heiz- und Nebenkosten im Zusammenhang<br />

mit deren Einflussfaktoren, wie Bezugsmenge oder<br />

Gebäudegröße, dargestellt und einer Gesamtbetrachtung<br />

unterzogen. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem flächen-<br />

und personenbezogenen Wasserverbrauch.<br />

Insgesamt bieten zahlreiche neue Grafiken und Tabellen<br />

mehr Übersicht und Orientierung und machen die<br />

Informationen anschaulich.<br />

Die Energiekennwerte 2011 kosten 25 Euro und können<br />

per E-Mail unter energiekennwerte@techem.de (Kennziffer<br />

„9982074“) bestellt werden. Weitere Informationen<br />

auch unter http://www.techem.de/energiekennwerte<br />

Ein Meilenstein in der Normung<br />

DIN EN ISO 19011: 2011-12: Leitfaden zur Auditierung<br />

von Managementsystemen (Deutsch/Englisch) wurde von<br />

DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e. V. herausgegeben<br />

und kann im Webshop des Beuth Verlages bestellt oder<br />

direkt heruntergeladen werden: http://www.beuth.de/sc/<br />

dineniso 19011<br />

Holz<br />

Die Broschüre „Heizen mit Holz“ kann bezogen werden<br />

beim Umweltbundesamt unter 030 18/305 33 55 oder unter<br />

www.uba.de. Interessante Informationen über Öfen <strong>für</strong><br />

Stückholz oder Öfen <strong>für</strong> Pellets finden sich unter www.fnr.<br />

de mit Tipps.<br />

LUX-Kongress: „Energetische Sanierung<br />

historischer Gebäude“<br />

Historische Gebäude verschönern Stadt- und Dorfbilder,<br />

schaffen lokale und kulturelle Identität, sind Vorzeigeund<br />

Liebhaberobjekte – doch wie macht man sie fit <strong>für</strong><br />

die energetischen Anforderungen des 21. Jahrhunderts?<br />

Dieser Frage gingen am 19. Oktober 2011 zahlreiche<br />

Experten aus Architektur, Immobilienwirtschaft, Industrie<br />

sowie Kommunen auf dem LUX-Kongress „Energetische<br />

Sanierung historischer Gebäude“ nach. Der erste<br />

LUX-Kongress aus dem Hause Süddeutscher Verlag<br />

onpact GmbH bündelte die Expertise der LUXMacher<br />

auf dem Themengebiet Energie und zeigte in anschaulichen<br />

und praxisnahen Vorträgen sowie Diskussionsrunden,<br />

wie praktische Lösungen aussehen können, und welche<br />

Hürden es zu nehmen gilt. Die gut besuchte Veranstaltung<br />

im Bauzentrum München wurde u. a. von der<br />

Deutschen Energie-Agentur (dena), der IHK, der Handwerkskammer,<br />

der Bayerischen Architektenkammer und<br />

Bayern Innovativ unterstützt.<br />

Die Referenten der eintägigen Veranstaltung präsentierten<br />

Lösungen <strong>für</strong> typische Problemstellungen wie<br />

Dämmung, Fassadensanierung oder Heizung. Sie diskutierten<br />

das Verhältnis von Klimaschutz, Denkmalpflege<br />

und Bauästhetik und informierten über die Finanzierung<br />

von Modernisierungsvorhaben. Anschauliche Beispiele<br />

wie z. B. die Sanierung des IHK Hauptgebäudes in München,<br />

vorgetragen von Dr. Manfred Gößl, stellvertretender<br />

Hauptgeschäftsführer der IHK <strong>für</strong> München und Oberbayern,<br />

boten den notwendigen Einblick in die Praxis und<br />

eine gute Grundlage <strong>für</strong> offene Diskussionsrunden unter<br />

den rund 100 Fachteilnehmern und Referenten. Moderiert<br />

wurde die Veranstaltung u. a. von BR-Moderatorin<br />

Ursula Heller.<br />

Auf der anschließenden „LUX ArchitekTour“ am<br />

20. Oktober wurden drei mustergültige Beispiele energetischer<br />

Gebäudesanierungen besichtigt, darunter das Solarwärmeprojekt<br />

Siedlung Ackermannbogen und die Konzeptimmobilie<br />

„Businesswohnen“ im Münchner Olympia<br />

Tower. Geleitet wurde die Tour von der Münchener<br />

Architektin und Energieberaterin Natalie Neuhausen.<br />

„Für energetische Altbausanierungen gibt es keine<br />

Out-of-the-Box-Lösungen, jedes Projekt stellt Planer und<br />

Architekten vor immer neue Herausforderungen“, kommentiert<br />

Herbert Lechner, Chefredakteur von LUX. „Der<br />

Kongress hat auf interessante Art und Weise gezeigt wie<br />

sich Bauästhetik, Denkmalschutz und Energieeffizienz<br />

sinnvoll vereinbaren lassen. Vor allem die anschaulichen<br />

und aktuellen Best-Practice-Beispiele der Referenten stießen<br />

auf großes Interesse und lieferten die Grundlage <strong>für</strong><br />

interessante Diskussionen.“ „Mit dem Thema ‚Energetische<br />

Sanierung historischer Gebäude‘ haben wir ein architektonisches<br />

Boomthema nach München geholt“, resümiert<br />

Doreen Müller-Murr, Bereichsleiterin Energie &<br />

Nachhaltigkeit bei Süddeutscher Verlag onpact GmbH<br />

zum ersten LUX-Kongress. „Das durchweg positive Feedback<br />

der Teilnehmer und Referenten freut uns sehr und<br />

bekräftigt unseren Wunsch an einer Fortführung etwaiger<br />

Veranstaltungen rund um das Thema erneuerbare und<br />

intelligente Energie.“<br />

Informationen: Süddeutscher Verlag onpact GmbH,<br />

Julia Mederle, E-Mail: julia.mederle@sv-onpact.de<br />

Richtiges Lüften in Haus und Wohnung<br />

„Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der<br />

zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche<br />

Mindestluftwechsel sichergestellt ist“, fordert die aktuelle<br />

Version der Energieeinsparverordnung (EnEV). Der<br />

Grund liegt auf der Hand: Wohnungen und Gebäude<br />

müssen in ausreichendem Maße gelüftet werden, damit<br />

der Feuchtegehalt der Raumluft nicht zu hoch wird und in<br />

der Folge Schimmelpilzbildung begünstigt. Außerdem hat<br />

die Lüftung die Aufgabe, Schad- und Geruchsstoffe aus<br />

den Innenräumen abzutransportieren. Als aus reichend gilt<br />

ein Luftwechsel nach der bauaufsichtlich eingeführten,<br />

also verpflichtend einzuhaltenden Norm DIN 4108-2<br />

dann, wenn das Luftvolumen eines Raums innerhalb von<br />

zwei Stunden mindestens einmal komplett ausgetauscht<br />

wird. Dies ist bei alten, unsanierten Gebäuden üblicherweise<br />

ohne besonderen technischen Aufwand gegeben, da<br />

die Gebäudehülle durch Fenster- und Tür fugen so große<br />

Undichtigkeiten aufweist, dass der erforderliche Luftwechsel<br />

gewährleistet ist. Bei sanierten Altbauten bzw.<br />

Neubauten, die den Bestimmungen der EnEV entsprechen


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 41<br />

und somit eine dichte Bauweise aufweisen, findet dagegen<br />

nur ein unzureichender Luftwechsel statt. Welche technischen<br />

Maßnahmen geeignet sind, auch in diesem Fall<br />

einen ausreichenden Luftwechsel zu gewährleisten, das<br />

beschreibt der STATUS-REPORT 30 „Rich tiges Lüften in<br />

Haus und Wohnung“, den der Fachverband Gebäude-<br />

Klima e. V. (FGK) herausgegeben hat. Zudem geht die<br />

neue Publikation auch auf rechtliche Aspekte – sowohl<br />

aus Mieter- als auch Vermietersicht – ein.<br />

Der neue STATUS-REPORT 30 „Richtiges Lüften in<br />

Haus und Wohnung“ kann beim Fachverband Gebäude-<br />

Klima e. V., Danziger Straße 20, 74321 Bietigheim-Bissingen,<br />

Fax (071 42) 78 88 99 19, E-Mail: info©fgk.del (in<br />

Einzelexemplaren kostenlos) angefordert werden. Außerdem<br />

ist die Publikation unter der Internetadresse www.<br />

fgk.de aus der Rubrik „STATUS-REPORT“ kostenfrei<br />

als PDF-Download erhältlich.<br />

Wie wird richtig gedämmt?<br />

Der Ratgeber „Wärmedämmung – vom Keller bis zum<br />

Dach“ der Verbrauchszentrale gibt Informationen zum<br />

Thema. Der Ratgeber ist <strong>für</strong> 9,90 Euro erhältlich und<br />

kann in jeder Verbrauchszentrale – Beratungsstelle<br />

be zogen werden oder kann <strong>für</strong> zuzüglich 2,50 Euro bei<br />

der Verbrauchszentrale NRW, Versandservice, Adersstraße<br />

78, 40215 Düsseldorf oder unter www.vz-ratgeber.<br />

de bestellt werden.<br />

„Schwerpunkte 2011“ – Jahrespublikation<br />

des Umweltbundesamtes<br />

Ob Klimawandel, Überfischung der Ozeane oder steigender<br />

Rohstoffverbrauch: Globale Probleme lassen sich nur<br />

durch internationale Zusammenarbeit lösen. Spätestens<br />

mit dem Erdgipfel von Rio 1992 weitete sich das Blickfeld<br />

des Umweltschutzes über die nationalen Grenzen hinaus<br />

und vieles wurde seitdem erreicht. Dennoch sind wir noch<br />

weit entfernt von einer globalen, nachhaltigen Entwicklung.<br />

Meilensteine und neue Herausforderungen im internationalen<br />

Umweltschutz stehen im Mittelpunkt der<br />

neuen Jahrespublikation „Schwerpunkte 2011“ des<br />

Umweltbundesamtes (UBA).<br />

Der nachhaltige Umgang mit den Wasserressourcen<br />

der Erde ist ein weiterer Schwerpunkt unseres Berichtes.<br />

Und auch beim Wasser zeigt sich, dass die Zusammenarbeit<br />

mehrerer Länder wichtig ist: Die europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />

beispielsweise hat wesentlich dazu beigetragen,<br />

dass weniger Schad- und Nährstoffe in unsere<br />

Gewässer kommen. Erreicht wurde das etwa durch leistungsfähige<br />

Kläranlagen und die Einführung phosphatfreier<br />

Waschmittel.<br />

Umweltbezogener Gesundheitsschutz ist ein zentrales<br />

Handlungsfeld der Umweltpolitik. In Deutschland haben<br />

gesetzliche Regelungen bewirkt, dass Luftverunreinigungen<br />

wie Blei- und Schwefeldioxidemissionen heutzutage<br />

kaum noch eine Rolle spielen. Andere Risikofaktoren<br />

sind dagegen in den Vordergrund gerückt – etwa Chemikalien<br />

oder schadstoffhaltige Produkte.<br />

Ein umfangreicher Bericht beschäftigt sich mit Fragen<br />

zur Gesundheit: Wirkung von Chemikalien, gesunde Luft<br />

in Innenräumen, Trinkwasser, sauberes Badewasser,<br />

Klima wandel und Gesundheit, lebenswerte Umwelt <strong>für</strong><br />

alle. Bezug: www.umweltbundesamt.de, Pressestelle<br />

Studie: Raumlufttechnik bietet beträchtliches<br />

Energieeinsparpotenzial<br />

Die Raumlufttechnik in Deutschland bietet ein jährliches<br />

Einsparpotenzial von rund 6 Mio Tonnen CO 2 . Würden<br />

alle Anlagen in Deutschland mit hocheffizienten Ventilatoren<br />

mit dem aktuell bestmöglichen Systemwirkungsgrad<br />

von 68 Prozent betrieben, könnten etwa 3,67 Terrawattstunden<br />

elektrische Energie eingespart werden. Außerdem<br />

ließen sich zusätzlich rund 15 Terrawattstunden an<br />

Heizenergie einsparen, wenn alle ineffizient arbeitenden<br />

Wärmerückgewinnungsgeräte gegen Modelle nach dem<br />

aktuellen Stand der Technik ausgetauscht würden. Das<br />

hat eine Untersuchung des Instituts <strong>für</strong> Luft- und Kältetechnik<br />

Dresden gGmbH (ILK) und des Ingenieurbüro<br />

schiller engineering im Auftrag des Fachverbands<br />

Gebäude-Klima e. V. sowie des Herstellerverbands Raumlufttechnische<br />

Geräte e. V. ergeben. Die Studie hat weiterhin<br />

aufgezeigt, dass die in § 12 der Energie-Einsparverordnung<br />

(EnEV) vorgeschriebene energetische Inspektion von<br />

vor dem 1. Dezember 1995 errichteten raumlufttechnischen<br />

Anlagen in der Praxis bisher so gut wie nicht erfolgt.<br />

Dabei lassen sich gerade mit Hilfe der energetischen Inspektion<br />

bei nahezu allen Anlagen Optimierungsmaßnahmen<br />

identifizieren, die nur ein geringes Investitionsvolumen<br />

erfordern, aber bis zu 30 Prozent Energieeinsparpotenzial<br />

bieten.<br />

Bei raumlufttechnischen Anlagen liegen die energetischen<br />

Betrachtungen vorrangig in den Bereichen Wärmerückgewinnung,<br />

Ventilatoren und Pumpen. Bei Ventilatoren<br />

und Pumpen ist eine deutliche Effizienzsteigerung<br />

durch die umfassende Nutzung von Möglichkeiten der<br />

Drehzahlregelung realisierbar. Denn mit dieser Maßnahme<br />

ist die effiziente Anpassung an eine bedarfsgerechte<br />

Luftversorgung möglich. Überdimensionierungen<br />

– wie sie im Bestand häufig beim notwendigen<br />

Außenluftvolumenstrom anzutreffen sind – werden<br />

dadurch reduziert. So beträgt beispielsweise der reale Systemwirkungsgrad<br />

von Ventilatoren in Bestandsanlagen<br />

vielfach nur um die 40 Prozent. Moderne Anlagen erreichen<br />

dagegen 68 Prozent, was gegenüber dem Ausgangswert<br />

eine Effizienzsteigerung um mehr als die Hälfte<br />

erlauben würde. Außerdem kann durch die verbesserte<br />

Ausstattung mit modernen Wärmerückgewinnungssystemen<br />

mit höheren Rückwärmzahlen eine deutliche Verringerung<br />

des Heizenergieaufwands bei der Außenluftaufbereitung<br />

erreicht werden.<br />

Die Autoren der Studie kommen zudem zu dem wenig<br />

erfreulichen Ergebnis, dass nur ein sehr geringer Teil der<br />

Gebäudebetreiber der Pflicht zur energetischen Inspektion<br />

nachkommen. Sie gehen davon aus, dass zum Stichtag<br />

1. Oktober 2011 weniger als zwei Prozent der mehr als<br />

sechs Jahre alten und damit unter den § 12 der EnEV fallenden<br />

Anlagen inspiziert wurden. Damit scheinen Instru­


42 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

mente auf Länderebene zur Kontrolle und Vollzug der<br />

Verordnung bisher nicht zu greifen. Die Studie „Untersuchungen<br />

zum Energieeinsparpotenzial der Raumlufttechnik<br />

in Deutschland“ (Best.-Nr. 189) kann beim Fachverband<br />

Gebäude-Klima e. V., Danziger Straße 20, 74321<br />

Bietigheim-Bissingen, Fax (071 42) 78 88 99 19, E-Mail:<br />

info@fgk.de, bezogen werden. Die Druckfassung besteht<br />

aus 64 Seiten im A4-Format und kostet 24,80 Euro (<strong>für</strong><br />

Verbandsmitglieder: 19,80 Euro) zuzüglich Mehrwertsteuer<br />

und Versand.<br />

Umweltmedizinische Bewertung von<br />

Bioaerosol-Immissionen<br />

Pilze, Bakterien, Viren und Blütenpollen sind in unserer<br />

Umwelt überall vorhanden und üben vielfach nützliche<br />

Funktionen aus. Sie können aber auch zu gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen wie Atemwegserkrankungen,<br />

Allergien und Infektionen führen.<br />

Das Ziel der überarbeiteten Richtlinie VDI 4250<br />

Blatt 1 ist es, die Expositionen gegenüber Bioaerosolen zu<br />

erfassen, zu bewerten und die damit verbundenen gesundheitlichen<br />

Risiken in einem angemessenen Maße zu<br />

begrenzen. Hierzu werden in der Richtlinie der Kenntnisstand<br />

zu den gesundheitlichen Wirkungen durch Bioaerosole<br />

zusammengefasst sowie die Möglichkeiten und Grenzen<br />

der umweltmedizinischen Bewertung aufgezeigt.<br />

Da <strong>für</strong> Bioaerosole im Außenluftbereich keine Grenzwerte<br />

existieren oder Dosis-Wirkungs-Beziehungen<br />

bekannt sind, ist es aus präventiver Sicht unerwünscht,<br />

dass die natürliche Hintergrundkonzentration durch anlagenspezifische<br />

Bioaerosol-Immissionen eine relevante<br />

Erhöhung erfährt. Bei der Bewertung spielen insbesondere<br />

Pilze, Bakterien und Endotoxine eine Rolle, die hinsichtlich<br />

ihres gesundheitsgefährdenden Potenzials qualitativ<br />

beschrieben und in der Außenluft natürlicherweise<br />

kaum oder in geringer, wenig variierender Konzentration<br />

vertreten sind.<br />

Herausgeber des Richtlinienentwurfs VDI 4250 Blatt 1<br />

„Bioaerosole und biologische Agenzien – Umweltmedizinische<br />

Bewertung von Bioaerosol-Immissionen – Wirkungen<br />

mikrobieller Luftverunreinigungen auf den Menschen“<br />

ist die Kommission Reinhaltung der Luft im VDI<br />

und DIN. Die Richtlinie ist zum Preis von 62,20 € beim<br />

Beuth Verlag in Berlin (Tel. (030) 26 01-22 60) erhältlich.<br />

Sie ersetzt den Entwurf von November 2009. Weitere<br />

Informationen und Onlinebestellung unter www.vdi.de/<br />

richtlinien oder www.beuth.de<br />

Buchbesprechungen<br />

Fröse, H.-D.: Regelkonforme Installation von PV-Anlagen.<br />

München, Heidelberg: Hüthig & Pflaum Verlag 2011.<br />

224 S., zahlr. Abb., Preis: € 34,80.<br />

Auf 224 Seiten wird der Installateur umfassend informiert<br />

über die vorbereitenden Maßnahmen bei der Installation<br />

einer PV-Anlage, die Auswahl der Produkte, Montagevorschriften,<br />

die elektrotechnischen Installationsrichtlinien,<br />

die regelmäßige Überprüfung, Arbeitssicherheit,<br />

wichtige Aspekte bei der praktischen Umsetzung,<br />

elektrotechnische Prüfungen und Dokumentationen von<br />

PV-Systemen und die Instandhaltung von PV-Systemen.<br />

Das Buch stellt dem Installateur das notwendige Rüstzeug<br />

zur Verfügung, die Anlage selbst aber auch die<br />

Randbedingungen beurteilen zu können, um so bereits im<br />

Planungsstadium und in der Phase der Arbeitsvorbereitung<br />

die richtigen Entscheidungen treffen zu können.<br />

Darüber hinaus werden notwendige Prüfungen dargestellt,<br />

die zur Bewertung einer regelkonformen Installation<br />

notwendig sind.<br />

Nicht nur die elektrotechnischen Fragen werden behandelt,<br />

sondern auch Fragen der Statik des Montagegrunds<br />

der Tragkonstruktion und der Arbeitssicherheit. Die<br />

Möglichkeiten der Schwachstellenanalyse und Methoden<br />

der Fehlersuche werden abschließend dargestellt.<br />

Siedler, H.: Der Raum spielt mit. Die Akustik der Jesus-<br />

Christus-Kirche in Berlin-Dahlem. Dormagen: THS-<br />

Medien 2011. Verband Deutscher Tonmeister (DVT) –<br />

DVD in Dolby Digital Surround 5.1<br />

Die Berliner Jesus-Christus-Kirche war 2010 Ziel einer<br />

Exkursion anlässlich der 36. Deutschen Jahrestagung <strong>für</strong><br />

Akustik – DAGA 2010, die damals in Bild und Ton aufgezeichnet<br />

wurde. Dieser Kirchenraum gewährleistet<br />

dank vorzüglicher akustischer Eigenschaften (vom Akustiker<br />

Johannes Biele ursprünglich beim Bau nicht erwartet!),<br />

daß sich die Künstler besonders wohlfühlen und<br />

damit Spitzenqualitäten ihres Könnens hervorbringen,<br />

und dass hier auch eine besondere Eignung <strong>für</strong> die Produktion<br />

von Tonträgern besteht, beginnend 1948 u. a. mit<br />

Schallplatten der Berliner Philharmoniker unter Ferenc<br />

Friscay, später Herbert v. Karajan über die CD bis zur<br />

heutigen Blu-Ray Disc, also höchsten Ansprüchen genügend<br />

– seit sie von Tonmeister Peter Burkowitz mit seinem<br />

Kollegen Heinz Opitz zum Ende der 40er Jahre <strong>für</strong> diesen<br />

speziellen Zweck entdeckt wurde. Einen Ausschnitt aus<br />

Beethovens „Eroica“ von 1962 kann man nun auf diesem<br />

Tonträger wiedererleben.<br />

„Der Raum ist das Kleid der Musik“ und das schmückt<br />

und entzückt besonders, wenn wesentliche raumakustische<br />

Prämissen im Musizierraum erfüllt sind. Beispielhaft<br />

wird dies mit dieser DVD/Blue-ray-Dokumentation nach<br />

Ideen von Peter Burkowitz und Helmut Fuchs, demonstriert.<br />

Wenn derartige hochwertige raumakustische Eigenschaften<br />

in einem Aufführungsraum <strong>für</strong> Musik (hier speziell<br />

die Klassik mit Solisten und auch Orchestern, Chören)<br />

gegeben sind, können Künstler ihre kreativen Möglichkeiten<br />

voll entfalten. Und wie es auf der instruktiven<br />

Scheibe gut erläutert und vor allem mittels 5-Kanal-Wiedergabetechnik<br />

hörbar gemacht wird, sind dies bei ausreichend<br />

großem Volumen (knapp 8 000 m 3 ) vor allem die<br />

Parameter „Nachhallzeit“ in spezifischem Frequenzverlauf<br />

und eine homogene Schallverteilung/Schallzerstreuung,<br />

„Diffusität“, die hier maßgeblich wirken.<br />

Es ist eine sehr anschauliche Vorführung von Raum<br />

und Klang auf einem Tonträger – die auch bisherige<br />

2.0-Stereo-Hörer im Wohnraum zur Umstellung auf eine<br />

(hochwertige) 5-Kanalanlage animieren müsste. Danke,


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 43<br />

Holger Siedler! Und jeder Architekt (wie auch mancher<br />

Akustiker!), der bisher die fehlleitende Norm DIN 18041<br />

anwendete oder gar weiterhin anwenden sollte, müsste<br />

hier sehr nachdenklich werden und mit <strong>für</strong> eine gründliche<br />

Revision eintreten.<br />

Die DVD ist zum Selbstkostenpreis bestellbar beim<br />

THS-Studio Holger Siedler in Dormagen: E-Mail:<br />

info©ths-studio.de<br />

Duve, H.: Ausbau kompakt. Mit Kennziffern, Regeln,<br />

Richtwerten. Köln: Rudolf Müller Medienholding, 2.<br />

Auflage 2011. 503 S., zahlreiche Abb., Tab., Preis: € 49,00.<br />

Das Buch hilft den am Bau Beteiligten, Fehler bei der<br />

Planung , Ausführung und Abnahme zu vermeiden. Das<br />

Taschenbuch beschreibt den Ausbau von Wohn- und<br />

Geschäftsgebäuden – beginnend mit dem fertigen Rohbau<br />

bis zum bezugsfertigen Innenausbau. Behandelt werden<br />

Putz-, Trockenbau-, Estrich- und Fliesenarbeiten sowie<br />

die Ausführung von Beschichtungen unter Berücksichtigung<br />

technischer und rechtlicher Gesichtspunkte.<br />

Weis, B. und Finke, H.: Not– und Sicherheitsbeleuchtung<br />

München/Heidelberg: Hüthig & Pflaum Verlag 2011.<br />

232 S., zahlr. Abb. u. Tab. Preis: € 34.80.<br />

Es werden die Anforderungen an die Sicherheitsbeleuchtung<br />

aus der Normung in Bezug auf gesetzliche<br />

Vorschriften des Arbeitsschutzes und des Baurechts dargestellt.<br />

In einem umfangreichen Kapitel werden alle Grundbegriffe<br />

der Lichttechnik, wie z. B. Lichtstrom, Adaption<br />

und Blendung erläutert.<br />

Ein weiterer Abschnitt beschäftigt sich mit der Lampen-<br />

und Leuchtentechnik, es wird u. a. auf Rettungszeichenleuchten,<br />

Einzelbatterieleuchten sowie LED in der<br />

Notbeleuchtung eingegangen.<br />

Abgerundet wird das Buch durch Kapitel zum Thema<br />

Betrieb der Anlagentechnik, Systemvergleiche und einige<br />

praktische Anwendungsbeispiele.<br />

<strong>Neue</strong>rscheinungen<br />

Die folgenden neuerschienen Bücher sind der Redaktion<br />

zugegangen. Eine ausführliche Besprechung der einzelnen<br />

Werke bleibt vorbehalten.<br />

Lampe, S. und Muller, J.N. (Hrsgb.): Architektur und Baukultur<br />

Berlin: DOM Publishers, 2011. 624 S., zahlr. Abb., Preis:<br />

€ 28,00.<br />

Maßong, F.: Dachtabellen-Anforderungen, Arbeitshilfen,<br />

Berechnungen. Köln: Verlagsges. Rudolf Müller, 3. Aufl.<br />

2011. 1116 S., zahlr. Abb. u. Tab., Preis: € 59,00 mit CD-<br />

ROM.<br />

Wippermann, P. und Hintze, B.: Die besten Einfamilienhäuser<br />

des 21. Jahrhunderts in Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz.<br />

München: Callweg Verlag 2011. 176 S., 200 Abb., 100<br />

Pläne, Preis: € 59,95.<br />

Trogisch, A.: Planungshilfen Lüftungstechnik. Berlin,<br />

Offenbach: VDE Verlag, 4. Auflage 2011. 380 S., zahlr.<br />

Abb., Tab., Preis: € 50,00.<br />

Fritzsche, N.: Taschenbuch <strong>für</strong> Lüftungsmonteure und<br />

-meister. Berlin, Offenbach: VDE Verlag 2011, 6. Auflage.<br />

322 S., zahlr. Abb., Tab., Preis: € 28,00.<br />

Bergmann, A.: Photovoltaikanlagen. VDE-Schriftenreihe<br />

Band 138. Berlin, Offenbach: VDE Verlag. 113 S., zahlr.<br />

Abb., Tab., Preis: € 22,00.<br />

Kiefer, G. und Schmolke, H.: VDEO100 und die Praxis.<br />

Wegweiser <strong>für</strong> Anfänger und Profis. Berlin, Offenbach:<br />

VDE Verlag, 14. Auflage 2011. 1020 S., zahlr. Abb., Tab.,<br />

Preis: € 39,00.<br />

Koenigsdorff, R.: Oberflächennahe Geothermie <strong>für</strong><br />

Gebäude. Grundlagen und Anwendungen zukünftiger<br />

Heizung und Kühlung. Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag<br />

2011. 323 S., 132 Abb., 40 Tab., Preis: € 43,00.<br />

Pressetaschenbuch 2012/13. Hrsg.: Union Investment Real<br />

Estate‚ GmbH. Hamburg. Hofkirchen: Olaf Kroll Verlag<br />

2011. 575 S., Preis: € 35,00.<br />

Barrierefreies Bauen. Praktische Tipps zum barrierefreien<br />

Bauen. Hersg.: Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter<br />

e.V. Krautheim/Jagst 2011. 116 S., zahlr. Illustrationen,<br />

Schutzgebühr € 5,00.<br />

Dissertationen<br />

Bahr, C.: Realdatenanalyse zum Instandhaltungsaufwand<br />

öffentlicher Hochbauten – Ein Beitrag zur Budgetierung.<br />

Diss. TH Karlsruhe, 2008.<br />

Rausch, V.: Die Analyse von Konstrukturen der Technischen<br />

Gebäudeausrüstung <strong>für</strong> Bürogebäude im Hinblick<br />

auf Planungs- und Optimierungsansätze der Instandhaltung.<br />

Diss. TU Bergakademie Ostrava, 2012.<br />

Kalz, D.: Integration and Operation of Waterdriven Systems<br />

for Heating and Cooling with low Temperature Differences.<br />

Diss. Univ. Karlsruhe, 2009.<br />

Lichtmeß, M.: Vereinfachung <strong>für</strong> die energetische Bewertung<br />

von Gebäuden. Bergische Univ. Wuppertal, 2010.<br />

Seifert, J.: Ein Beitrag zur Einschätzung der energetischen<br />

und exergetischen Einsparpotentiale von Regelverfahren in<br />

der Heizungstechnik. Habilitationsschrift TU Dresden,<br />

2009.


44 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Zeitschriftenumschau<br />

Rosinski, C. und Zapp F. J.: Hydraulische Auslegung von<br />

Erdwärmesondenanlagen. In: bbr (Fachmagazin <strong>für</strong> Brunnen-<br />

und Leitungsbau), 62 (2022) Nr. 9, S. 36–41.<br />

Anhand hydraulischer Betrachtungen an Erdwärmesonden<br />

unterschiedlicher Bauart und Dimension werden<br />

die verschiedenen Einflüsse auf die Wärmeübertragungsfähigkeit<br />

von Erdwärmesonden dargestellt. Es wird der<br />

Einfluss von laminarer und turbulenter Rohrströmung<br />

auf die Wärmeübertragungsfähigkeit von Erdwärmesonden<br />

erläutert. Der Unterschied zwischen einem Wärmeübergang<br />

bei einer laminaren Strömung und einer turbulenten<br />

Strömung ist nicht unwesentlich.<br />

Die Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes wird abgeleitet<br />

aus Kartenmaterial, Schichtenfolgen bekannter Bohrungen<br />

bzw. Responsetest. Nicht berücksichtigt bei der<br />

Bild 1. Bauarten von Erdwärmesonden.<br />

Bewertung der Wärmeübertragung werden in der Regel<br />

die Geometrie der Erdwärmesonde, die sich einstellenden<br />

Strömungsverhältnisse in den Erdwärmesonden sowie das<br />

verwendete Wasser-Frostschutz-Gemisch. Anhand hy ­<br />

draulischer Berechnungen kann dieser Einfluss der Bauart<br />

und Dimension verschiedener Erdwärmesonden, der Strömungsverhältnisse<br />

sowie des Wärmeträgermittels dargestellt<br />

werden.<br />

In der Richtlinie VDI 4640 (Thermische Nutzung<br />

des Untergrundes) wird zur Wärmeleitfähigkeit des<br />

Untergrundes eine Vielzahl von Stoffwerten angegeben.<br />

Es werden auch unterschiedliche Geometrien von Erdwärmesonden<br />

dargestellt. Stoffwerte zur Bestimmung<br />

der Strömungsverhältnisse in den Erdwärmesonden<br />

werden in der Richtlinie nicht zur Verfiigung gestellt.<br />

Darüber hinaus fehlen Aussagen über den Einfluss der<br />

Geometrie der Erdwärmesonden auf die Wärmeübertragung<br />

in den Untergrund. In der Richtlinie VDI 4640<br />

wird unter „Abschnitt 5.1 Auslegung“ ein Hinweis auf<br />

den Einfluss der Bauart und der Strömungsart gegeben.<br />

In diesem Abschnitt wird darauf hingewiesen, dass in<br />

der Erdwärmesonde ein laminarer Fluss verhindert<br />

werden soll. Die Wärmeübertragung der Erdwärmesonden-Innenseite<br />

auf den Wärmeträger (Wasser-Frostschutz-Gemisch)<br />

wird durch die vorherrschende Strömungsart<br />

bestimmt.<br />

Durch das Einbringverfahren der Erdwärmesonden in<br />

den Untergrund über Vertikalbohrungen haben sich Bündelrohr-Sonden<br />

als geeignet erwiesen. In Deutschland<br />

werden typischerweise Erdwärmesonden in der Bauart<br />

Bild 2. Einsatzbereiche von Erdwärmesonden.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 45<br />

Einfach-U-Sonde, Doppel-U-Sonde und Koaxial-Sonden<br />

verwendet (Bild 1). Der meist verwendete Typ ist die Doppel-U-Sonde<br />

in der Nennweite da 32.<br />

In der Regel wird in Deutschland als Wärmeträger<br />

ein Gemisch aus Wasser-Ethylenglycol verwendet. Das<br />

Mischungsverhältnis wird durch den gewählten Gefrierpunkt<br />

bestimmt. Die Viscosität (Zähflüssigkeit) des Wärmeträgermittels<br />

ändert sich mit dem Mischverhältnis und<br />

der Medientemperatur. Die Reynolds-Zahl wird mit der<br />

Viskosität bestimmt. Gemische (Salzlösungen) wie Kaliumchlorid,<br />

Calciumchlorid werden tendenziell eine geringere<br />

Viskosität wie Gemische aus Ethylenglycol, Ehtanol,<br />

Methanol, aufweisen. Gemische aus Propylenglycol sind<br />

auf Grund der hohen Viskosität im Arbeitsbereich (+5 °C<br />

bis –5 °C) <strong>für</strong> Erdwärmesondenanlagen nicht geeignet.<br />

Zur Verbesserung der Wärmeübertragung ist es, zumindest<br />

fiir Rohrbündelsonden wie Einfach- und Doppel-U-<br />

Sonden, notwendig, eine turbulente Strömung zu erzeugen.<br />

Der Einfluss der Sonderbauart wirkt sich erheblich<br />

auf die Strömungsart aus. Die üblicherweise vorgesehene<br />

Doppel-U-Sonde da 32 ist im Auslegungsfall kritisch. In<br />

der Regel wird sich kein Massenstrom mit einem Temperaturgefälle<br />

von 2,5 K einstellen lassen. Wird der Massenstrom<br />

auf zwei Sonden aufgeteilt, liegt die Strömung beim<br />

Einsatz einer Doppel-U-Sonde da 32 in jedem Fall im<br />

laminaren Bereich. Die in diesem Fall erfolgreichste<br />

U-Sonde stellt die Einfach-U-Sonde da 40 dar. Die Auslegungsparameter<br />

sollten daher im Auslegungsfall bewertet<br />

werden und die im jeweiligen Fall strömungsgünstigste<br />

Sonde gewählt werden.<br />

Koaxialsonden unterscheiden sich von U-Sonden in<br />

ihrer Strömungscharakteristik. Bei der U-Sonde ist der<br />

hydraulische Durchmesser dem Rohrinnendurchmesser<br />

gleichzusetzen. Bei Koaxialsonden stellt die Spaltbreite<br />

zwischen dem Innenrohr und dem Außenrohr den hy ­<br />

draulischen Durchmesser dar. Das Spaltmaß einer Ko ­<br />

axialsonde mit einem Außenrohr da 63 und einem Innenrohr<br />

von da 40 beträgt 5,7 mm. Im allgemeinen Betrieb<br />

einer Koaxialsonde als Erdwärmesonde wird eine laminare<br />

Strömung im Außenring vorherrschen. Durch die<br />

geringe Spaltbreite können die Nachteile bei der Wärmeübertragung<br />

bei einer laminaren Strömung durch Wärmeleitung<br />

in Fluid aufgehoben. Die Wärmeaufnahme verändert<br />

sich bei einer Koaxialsonde im laminaren Bereich nur<br />

geringfügig. Somit können Koaxialsonden auch in großen<br />

Erdwärmesondenfeldem problemlos im Teillastbereich<br />

gefahren werden.<br />

Die Autoren der GEFGA mbH Gesellschaft zur Entwicklung<br />

und Förderung geothermen Anlagen in Limburg<br />

schließen ihren Bericht über die Einsatzbereiche<br />

von Erdwärmesonden mit dem Hinweis, dass diese individuell<br />

auf das jeweilige Projekt hydraulisch auszulegen<br />

sind. Anhand der vorgestellten Berechnungsmethoden<br />

können Erdwärmesonden hinsichtlich ihrer Strömungsart,<br />

turbulent oder laminar, untersucht und bewertet<br />

werden. Eine Auswahlhilfe zur hydraulischen Bewertung<br />

von Erdwärmesonden stellt das im Beitrag wiedergegebene<br />

Bild 2 dar. In dieser Darstellung wurden die wesentlichen<br />

Parameter zur hydraulischen Bewertung aufgenommen,<br />

ideale Einsatzbereiche, nicht einsetzbare Bereiche<br />

dargestellt.<br />

Gesundheitstechnische Gesellschaft<br />

Mitteilungen<br />

Am 25. Oktober 2011 hielt Dr. Dietmar Petersohn in einer<br />

Gemeinschaftsveranstaltung der Gesundheitstechnischen<br />

Gesellschaft und des Umweltbundesamtes im Hermann-<br />

Rietschel-Institut der TU Berlin einen Vortrag über „<strong>Neue</strong><br />

Anforderungen an die Qualität des Trinkwassers und<br />

Lösungsansätze <strong>für</strong> die Praxis der Wasserversorgungsunternehmen“.<br />

Der Referent ist Leiter Labor Berliner Wasserbetriebe<br />

und Mitglied der Trinkwasserkommission<br />

beim Umweltbundesamt. Seit dem 1. November 2011 gilt<br />

die gemäß Änderungsverordnung vom 3. Mai 2011 novellierte<br />

Trinkwasserverordnung 2001 (TrinkwV 2001/ä). Für<br />

das Umweltbundesamt moderierte Dir. und Prof. Dr.<br />

rer.nat. Hermann H. Dieter, Leiter FG II 3.6 Toxikologie<br />

des Trink- und Badewassers.<br />

Auf Grund der Ermächtigung aus § 38 IfSG hat das<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Gesundheit, mit Zustimmung des<br />

Bundesrates, die „Verordnung über die Qualität von Wasser<br />

<strong>für</strong> den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung<br />

– TrinkwV 2001)“ erlassen. In ihr werden Anforderungen<br />

detailliert festgelegt <strong>für</strong><br />

– die Beschaffenheit des Trinkwasser,<br />

– die Aufbereitung des Wassers,<br />

– die Pflichten der Wasserversorger sowie<br />

– die Überwachung des Trinkwassers.<br />

Die Trinkwasserverordnung ist die Umsetzung der europäischen<br />

„Richtlinie des Rates vom 3. November 1998<br />

über die Qualität von Wasser <strong>für</strong> den menschlichen<br />

Gebrauch (Richtlinie 98/83/EG)“ in nationales Recht.<br />

Mit der TrinkwV 2001 liegt also eine im Grundsatz europäisch<br />

harmonisierte Regelung vor. Die TrinkwV 2001<br />

weist eine Reihe von Abweichungen auf, die eine Verschärfung<br />

des deutschen gegenüber dem europäschen<br />

Recht darstellen. Diese sind notwendig und zulässig, um<br />

bewährte und bereits lange bestehende nationale Regelungen<br />

auch weiterhin aufrecht erhalten zu können.<br />

Positive Aspekte der Novellierung<br />

der Trinkwasserverordnung<br />

– Die Begriffsänderung von „Wasser <strong>für</strong> den menschlichen<br />

Gebrauch“ zu „Trinkwasser“ erhöht die Lesbarkeit<br />

der Verordnung.<br />

– Mit der Unterscheidung von 6 Arten von Wasserversorgungsanlagen<br />

anstelle von bisher 3 Arten und mit<br />

der Definition von verschiedenen wichtigen Begriffen<br />

sind die Regelungen der Trinkwasserverordnung nun<br />

eindeutiger.<br />

– In § 5 Absatz 5 wurde der Verweis eingefügt, dass die<br />

Desinfektion nach den allgemein anerkannten Regeln<br />

der Technik unter Beachtung des chemischen Minimierungsgebots<br />

(§ 6 Absatz 3) durchzuführen ist.<br />

– Trinkwasseranlagen werden durch klare Vorschrift<br />

gegen Kontaminationen durch Nicht-Trinkwasseranlagen<br />

abgesichert, und es erfolgt ein Verweis auf die


46 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Sicherungseinrichtungen nach den allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik § 8 Absatz 2.<br />

– Die Rolle des Umweltbundesamtes bei der Führung<br />

der Liste gemäß § 11 und die im Anhörungsverfahren<br />

beteiligten Kreise sowie das Antragsverfahren zur Neuaufnahme<br />

von Stoffen oder Desinfektionsverfahren<br />

werden näher bestimmt.<br />

– Es liegen klare Regelungen vor zu den vor allem in den<br />

Trinkwasserinstallationen vorkommenden Krankheitserregern<br />

Legionellen und den daraus resultierenden<br />

Untersuchungspflichten. (§ 13 Anzeigepflichten, Absatz<br />

5)<br />

– Die Anzeigepflichten der Wasserversorgungsunternehmen<br />

gegenüber dem Gesundheitsamt sind klarer ausgeführt<br />

und festgeschrieben worden.<br />

– Coliforme Bakterien werden analog zur Trinkwasserrichtlinie<br />

98/83/EG aus Anlage 1 (mikrobiologische<br />

Parameter) in Anlage 3 (Indikatorparameter) transferiert,<br />

um ihre Stellung als Indikatororganismen hervorzuheben<br />

und sie von den Parametern abzuheben, denen<br />

eine unmittelbare Gesundheitsrelevanz zugeschrieben<br />

wird.<br />

– Für Uran wird aufgrund seines ubiquitären Vorkommens<br />

und seiner chemisch-toxikologischen Wirkung ein<br />

Grenzwert eingeführt.<br />

§ 3 Begriffsbestimmungen Neu<br />

… sind Wasserversorgungsanlagen<br />

a) Anlagen einschließlich des dazugehörenden Leitungsnetzes,<br />

aus denen pro Tag mindestens 10 Kubikmeter<br />

Trinkwasser entnommen oder auf festen Leitungswegen<br />

an Zwischenabnehmer geliefert werden oder auf<br />

festen Leitungswegen Trinkwasser an mindestens<br />

50 Personen abgegeben wird (zentrale Wasserwerke);<br />

… sind Wasserversorgungsanlagen<br />

b) Anlagen einschließlich des dazugehörigen Leitungsnetzes,<br />

aus denen pro Tag weniger als 10 Kubikmeter<br />

Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen oder<br />

öffentlichen Tätigkeit genutzt und an weniger als 50<br />

Personen abgegeben werden (dezentrale kleine Wasserwerke);<br />

… sind Wasserversorgungsanlagen<br />

c) Kleinanlagen zur Eigenversorgung < 10 m 3 /Tag<br />

d) Anlagen an Bord von Land-, Wasser- und Luftfahrzeugen<br />

… sind Wasserversorgungsanlagen<br />

e) Anlagen der Trinkwasser-Installation, aus denen Trinkwasser<br />

aus einer Anlage nach Buchstabe a oder Buchstabe<br />

b an Verbraucher abgegeben wird (ständige Wasserverteilung);<br />

… sind Wasserversorgungsanlagen<br />

f) Anlagen, aus denen Trinkwasser entnommen oder an<br />

Verbraucher abgegeben wird und die zeitweilig betrieben<br />

werden oder zeitweilig an eine Anlage nach Buchstabe<br />

a, b oder Buchstabe e angeschlossen sind (zeitweise<br />

Wasserverteilung);<br />

§ 3 Begriffsbestimmungen Neu<br />

– Ist „Rohwasser“<br />

Wasser, das mit einer Wassergewinnungsanlage der<br />

Ressource entnommen und unmittelbar zu Trinkwasser<br />

aufbereitet oder ohne Aufbereitung als Trinkwasser<br />

verteilt werden soll;<br />

– Sind „Aufbereitungsstoffe“<br />

alle Stoffe, die bei der Gewinnung, Aufbereitung und<br />

Verteilung des Trinkwassers bis zur Entnahmestelle<br />

eingesetzt werden, und durch die sich die Zusammensetzung<br />

des entnommenen Trinkwassers verändern<br />

kann;<br />

– Ist „technischer Maßnahmenwert<br />

ein Wert, bei dessen Erreichen oder Überschreitung<br />

eine von der Trinkwasser-Installation ausgehende vermeidbare<br />

Gesundheitsgefährdung zu besorgen ist und<br />

Maßnahmen zur hygienisch-technischen Überprüfung<br />

der Trinkwasser-Installation im Sinne einer Gefährdungsanalyse<br />

eingeleitet werden;<br />

– ist „gewerbliche Tätigkeit“<br />

die unmittelbare oder mittelbare, zielgerichtete Trinkwasserbereitstellung<br />

im Rahmen einer selbstständigen,<br />

regelmäßigen und in Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten<br />

Tätigkeit;<br />

– Ist „öffentliche Tätigkeit“<br />

die Trinkwasserbereitstellung <strong>für</strong> einen unbestimmten,<br />

wechselnden und nicht durch persönliche Beziehungen<br />

verbundenen Personenkreis.“<br />

§ 4 Allgemeine Anforderungen Neu (01112)<br />

(1) Trinkwasser muss so beschaffen sein, dass durch seinen<br />

Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der<br />

menschlichen Gesundheit insbesondere durch Krankheitserreger<br />

nicht zu besorgen ist.<br />

§ 5 Mikrobiologische Anforderungen Neu<br />

(4) Konzentrationen von Mikroorganismen, die das<br />

Trinkwasser verunreinigen oder seine Beschaffenheit<br />

nachteilig beeinflussen können, sollen so niedrig<br />

gehalten werden, wie dies nach den allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik mit vertretbarem Aufwand<br />

unter Berücksichtigung von Einzelfällen möglich<br />

ist.<br />

§ 9 Maßnahmen im Falle der Nichteinhaltung<br />

von Grenzwerten, der Nichterfüllung von Anforderungen<br />

sowie des Erreichens oder der Überschreitung<br />

von technischen Maßnahmenwerten<br />

(6) Wird dem Gesundheitsamt bekannt, dass in einem<br />

Wasserversorgungsgebiet Mikroorganismen oder chemische<br />

Stoffe vorkommen, die eine Gefährdung der<br />

menschlichen Gesundheit besorgen lassen und <strong>für</strong> die<br />

in den Anlagen 1 und 2 kein Grenzwert aufgeführt ist,<br />

legt das Gesundheitsamt unter Beachtung von § 5<br />

Absatz 1 und § 6 Absatz 1 fest, bis zu welchen Konzentrationen<br />

und <strong>für</strong> welchen Zeitraum diese Mikroorga­


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 47<br />

nismen oder chemischen Stoffe im Trinkwasser enthalten<br />

sein dürfen. Absatz 7 bleibt unberührt.<br />

§ 13 Anzeigepflichten<br />

(5) Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage<br />

nach § 3 Nummer 2 Buchstabe d<br />

oder e (Anlagen der Trinkwasser-Installation, aus<br />

denen Trinkwasser aus einer Anlage nach Buchstabe a<br />

oder Buchstabe b an Verbraucher abgegeben wird<br />

(ständige Wasserverteilung)), in der sich eine Großanlage<br />

zur Trinkwassererwärmung nach der Definition<br />

der allgemein anerkannten Regeln der Technik befindet,<br />

haben sofern aus dieser Trinkwasser im Rahmen<br />

einer öffent lichen oder gewerblichen Tätigkeit abgegeben<br />

wird, den Bestand unverzüglich dem Gesundheitsamt<br />

anzuzeigen.<br />

§ 14 Untersuchungspflichten<br />

Für Proben aus Verteilungsnetzen gilt bezüglich der Probennahmestelle<br />

§ 19 Absatz 2 (… das Ges.Amt legt <strong>für</strong><br />

jedes Wasserversorgungsgebiet einen Probenahmeplan<br />

fest, der die Erfüllung der Berichtspflichten gem. § 21<br />

sicher stellt ; in den Probenahmeplan können alle Wasserversorgungsanlagen<br />

einbezogen werden deren Trinkwasser<br />

<strong>für</strong> das betreffende Wasserversorgungsgebiet repräsentativ<br />

ist) entsprechend.<br />

Die Probenahmplanung ist mit dem Gesundheitsamt<br />

abzustimmen.<br />

(3) Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage<br />

nach § 3 Nummer 2 Buchstabe d<br />

oder Buchstabe e, in der sich eine Großanlage zur<br />

Trinkwassererwärmung nach der Definition der allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik befindet, haben<br />

unter Beachtung von Absatz 6, sofern sie Trinkwasser<br />

im Rahmen einer gewerblichen oder öffentlichen<br />

Tätigkeit abgeben, das Wasser durch ergänzende systemische<br />

Untersuchungen gemäß Satz 3 an mehreren<br />

repräsentativen Probennahmestellen auf den in Anlage<br />

3 Teil II festgelegten Parameter zu untersuchen oder<br />

untersuchen zu lassen. Die Untersuchungspflicht nach<br />

Satz 1 besteht <strong>für</strong> Anlagen, die Duschen oder andere<br />

Einrichtungen enthalten, in denen es zu einer Vernebelung<br />

des Trinkwassers kommt.<br />

Die Untersuchungspflicht besteht eindeutig nur <strong>für</strong> Anlagen,<br />

die entsprechend der Definition nach § 3 Absatz 1<br />

Nummern 10 und 11 Trinkwasser im Rahmen einer<br />

gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit abgeben. Eigenheimbesitzer,<br />

die das betreffende Objekt selbst bewohnen<br />

unterliegen dieser Pflicht nicht!<br />

Bei Abgabe von Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen<br />

Tätigkeit (Vermietung) ist zur Feststellung einer<br />

Untersuchungspflicht zu prüfen, ob die technische Definition<br />

der „Großanlage“ entsprechend den aaRdT<br />

zutrifft. Eventuelle Ableitungen zu Untersuchungspflichten<br />

aus dem DVGW-Arbeitsblatt W 551 treffen hier nicht<br />

zu –die Definition „Großanlage“ im Sinne Abschnitt 4<br />

DVGW-W 551 ist im Zusammenhang mit der Definition<br />

„Kleinanlage“ zu sehen.<br />

„Kleinanlagen“ sind alle Anlagen mit Speicher-Trinkwassererwärmern<br />

oder zentralen Durchfluss-Trinkwassererwärmern<br />

in Einfamilienhäusern und Zweifamilienhäusern<br />

– unabhängig vom Inhalt des Trinkwassererwärmers<br />

und dem Inhalt der Rohrleitung (auch unabhängig vom<br />

Status „eigengenutzt“ oder „vermietet“) Weiterhin sind<br />

außerhalb der Ein- und Zweifamilienhäuser auch Anlagen<br />

„Kleinanlagen“, wenn diese die genannten Größenbeschränkungen<br />

(400 l Anlageninhalt und 3 l Rohrinhalt)<br />

erreichen oder unterschreiten. Damit können sich auch in<br />

Dreifamilien- oder Mehrfamilienhäusern Kleinanlagen<br />

befinden.<br />

„Großanlagen“ können damit nur Anlagen sein, auf<br />

die die Definition der „Kleinanlage“ nicht zutrifft, also<br />

keine Ein- und Zweifamilienhäuser, sondern Anlagen in<br />

weiteren Wohngebäuden und andere Anlagen, die die<br />

genannten Größenbeschränkungen überschreiten.<br />

Quelle: Antwortschreiben Dr. B. Mendel auf Anfrage<br />

BDEW – Untersuchungspflicht auf Legionellen in Wohnhäusern<br />

vom 26. Januar 2011.<br />

§ 14 Untersuchungspflichten<br />

(6) Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage<br />

haben die Untersuchungen nach<br />

den Absätzen 1, 3, 4 und 5 durch eine Untersuchungsstelle<br />

durchführen zu lassen, die in einer aktuell<br />

bekannt gemachten Landesliste nach § 15 Absatz 4<br />

Satz 2 gelistet ist.<br />

§ 15 Untersuchungsverfahren und<br />

Untersuchungsstellen<br />

(4) Die nach §§ 14,16 Absatz 2 und 3 sowie den §§ 19 und<br />

§ 20 erforderlichen Untersuchungen einschließlich der<br />

Probennahmen dürfen nur von solchen Untersuchungsstellen<br />

durchgeführt werden, die<br />

– die Vorgaben der Anlage 5 (Spezifikation <strong>für</strong> die Analyse<br />

der Parameter, Teil 1: Parameter <strong>für</strong> die mikrobiol.<br />

Analyseverfahren) einhalten, Neu<br />

– nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik<br />

arbeiten,<br />

– über ein System der internen Qualitätssicherung verfügen,<br />

– sich mindestens einmal jährlich an externen Qualitätssicherungsprogrammen<br />

erfolgreich beteiligen,<br />

– über Personal verfügen, das <strong>für</strong> die entsprechenden<br />

Tätigkeiten hinreichend qualifiziertes Personal ist,<br />

– und durch eine nationale Akkreditierungsstelle eines<br />

Mitgliedsstaates der Europäischen Union <strong>für</strong> Trinkwasseruntersuchungen<br />

akkreditiert sind.<br />

Die zuständige oberste Landesbehörde hat eine Liste der<br />

im jeweiligen Land tätigen Untersuchungsstellen, die die<br />

Anforderungen nach Satz 1 erfüllen, bekannt zu machen,<br />

soweit die Untersuchungsstelle nicht bereits in einem<br />

anderen Land gelistet ist. Das mit der Listung verbundene<br />

Recht zur Untersuchung von Trinkwasser nach<br />

Satz 1 gilt bundesweit.


48 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

§ 17 Anforderungen an Anlagen <strong>für</strong><br />

die Gewinnung, Aufbereitung oder Verteilung<br />

von Trinkwasser<br />

(2) Wasserversorgungsanlagen, aus denen Wasser <strong>für</strong><br />

den menschlichen Gebrauch Trinkwasser abgegeben<br />

wird, dürfen nicht ohne eine den allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik entsprechende Sicherungseinrichtung<br />

mit Wasser führenden Apparaten<br />

verbunden werden, in denen sich Wasser befindet<br />

oder fortgeleitet wird, das nicht <strong>für</strong> den menschlichen<br />

Gebrauch im Sinne des § 3 Nummer 1 bestimmt ist.<br />

Siehe auch § 8 Stelle der Einhaltung: 2. bei Trinkwasser<br />

in einem an die Trinkwasser-Installation angeschlossenen<br />

Apparat, der entsprechend den allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik nicht Teil der<br />

Trinkwasserinstallation ist, an der nach den allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik notwendigen<br />

Sicherungseinrichtung.<br />

§ 19 Umfang der Überwachung<br />

Neu: (2) Das Gesundheitsamt legt <strong>für</strong> jedes Wasserversorgungsgebiet<br />

einen Probennahmeplan fest, der die<br />

Er füllung der Berichtspflichten gemäß § 21 sicherstellt.<br />

Der Probennahmeplan berücksichtigt die in Anlage 4<br />

festgelegte Häufigkeit von Analysen, den Untersuchungsumfang<br />

<strong>für</strong> routinemäßige und umfassende Untersuchungen<br />

und den Untersuchungszeitpunkt und die Probennahmestelle.<br />

Die Proben sind grundsätzlich an der Stelle der Einhaltung<br />

nach § 8 zu nehmen, um sicherzustellen, dass<br />

das Trinkwasser die Anforderungen der Verordnung<br />

erfüllt. Bei einem Verteilungsnetz können jedoch <strong>für</strong><br />

bestimmte Parameter alternativ Proben innerhalb des<br />

Wasserversorgungsgebietes oder in den Aufbereitungsanlagen<br />

entnommen werden, wenn keine nachteiligen<br />

Veränderungen des Trinkwassers im Verteilungssystem<br />

bezüglich des untersuchten Parameters zu erwarten<br />

sind. … In den Probennahmeplan können alle Wasserversorgungsanlagen<br />

einbezogen werden, deren Trinkwasser<br />

<strong>für</strong> das betreffende Wasserversorgungsgebiet<br />

repräsentativ ist. Gegebenenfalls hat das Gesundheitsamt<br />

ergänzende Untersuchungen vorzunehmen oder<br />

vornehmen zu lassen.<br />

(3) Soweit das Gesundheitsamt die Entnahme oder<br />

Untersuchung von Wasserproben nach Absatz 1 Satz und<br />

2 nicht selbst durchführt, beauftragt es hier<strong>für</strong> eine vom<br />

Wasserversorgungsuntemehmen unabhängige Untersuchungsstelle,<br />

die nicht bereits die Betreiberuntersuchung<br />

durchgeführt hat und welche die Anforderungen des § 15<br />

Absatz 4 Satz 1 erfüllt.<br />

Neu: (5) Die Überwachungsmaßnahmen nach Absatz 1<br />

sind <strong>für</strong> Wasserversorgungsanlagen nach § 3 Nummer 2<br />

Buchstabe a und b mindestens einmal jährlich vorzunehmen;<br />

wenn die Überwachung während eines Zeitraums<br />

von vier Jahren zu keinen wesentlichen Beanstandungen<br />

geführt hat, kann das Gesundheitsamt die Überwachung<br />

in größeren Zeitabständen, bei Wasserversorgungsanlagen<br />

nach § 3 Nummer 2 Buchstabe a mindestens aber<br />

einmal in drei Jahren …<br />

Neu: (7) Bei Wasserversorgungsanlagen nach § 3 Nummer<br />

2 Buchstabe e, aus denen Trinkwasser im Rahmen<br />

einer öffentlichen Tätigkeit bereitgestellt wird, bei Wasserversorgungsanlagen<br />

nach Buchstabe d, aus denen<br />

Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen oder öffentlichen<br />

Tätigkeit bereitgestellt wird, sowie bei Wasserversorgungsanlagen<br />

nach Buchstabe f hat das Gesundheitsamt<br />

im Rahmen der Überwachung mindestens diejenigen<br />

Parameter zu untersuchen oder untersuchen zu lassen,<br />

von denen anzunehmen ist, dass sie sich in der Trinkwasser-Installation<br />

nachteilig verändern können. Zur Durchführung<br />

richtet das Gesundheitsamt ein Überwachungsprogramm<br />

auf der Grundlage geeigneter stichprobenartiger<br />

Kontrollen ein.“<br />

§ 20 Anordnungen des Gesundheitsamtes<br />

Neu: 4. die Untersuchungen auszudehnen oder ausdehnen<br />

zu lassen haben zur Feststellung, … a) ob andere als<br />

die in nach den Anlagen 1 und 3 genannten untersuchten<br />

Mikroorganismen in Konzentrationen im Trinkwasserwasser<br />

enthalten sind.<br />

§ 21 Information der Verbraucher und<br />

Berichtspflichten<br />

Neu: Ab dem 1. Dezember 2013 haben Unternehmer und<br />

der … einer Wasserversorgungsanlage nach § 3 Nummer 2<br />

Buchstabe a und b oder, sofern die Anlage im Rahmen<br />

einer gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit betrieben<br />

wird, nach Buchstabe e, die betroffenen Verbraucher zu<br />

informieren, wenn Leitungen aus dem Werkstoff Blei in<br />

der von ihnen betriebenen Anlage vorhanden sind, sobald<br />

sie hiervon Kenntnis erlangen.<br />

Betrachtung wesentlicher Änderungen<br />

im Einzelnen Anlage 2 (zu § 6 Absatz 2)<br />

Chemische Parameter<br />

Teil I: Chemische Parameter, deren Konzentration sich im<br />

Verteilungsnetz einschließlich der Trinkwasser-Installation<br />

in der Regel nicht mehr erhöht<br />

Acrylamid 0,00010 mg/L<br />

Der Grenzwert bezieht sich auf die Restmonomerkonzentration<br />

im Trinkwasser, berechnet auf Grund der maximalen<br />

Freisetzung nach den Spezifikationen des entsprechenden<br />

Polymers und der angewandten Polymerdosis.<br />

Der Nachweis der Einhaltung des Grenzwertes kann auch<br />

durch die Analyse des Trinkwassers erbracht werden. (gilt<br />

auch <strong>für</strong> Epichlorhydrin und Vinylchlorid) Die Anforderungen<br />

nach § 11 bleiben unberührt.<br />

Teil II: Chemische Parameter, deren Konzentration im Verteilungsnetz<br />

einschließlich der Hausinstallation Trinkwasser-Installation<br />

ansteigen kann<br />

Kupfer 2,0 mg/L<br />

Grundlage ist eine <strong>für</strong> die durchschnittliche wöchentliche<br />

Trinkwasseraufnahme durch Verbraucher repräsentative<br />

Probe;. Auf eine Untersuchung im Rahmen der Überwachung<br />

nach § 19 Absatz 7 kann in der Regel verzichtet<br />

werden , wenn der pH-Wert im Wasserversorgungsgebiet


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 49<br />

größer oder gleich 7,8 ist Alt: Die Untersuchung im Rahmen<br />

der Überwachung nach § 19 Abs. 7 ist nur dann<br />

erforderlich, wenn der pH-Wert im Versorgungsgebiet<br />

kleiner als 7,4 ist.<br />

Cadmium neuer Grenzwert 0,003 mg/l = 3 µg/L<br />

Alt: 0,005 mg/L = 5 µg/L<br />

THM bis 0,1 mg/L am Zapfhahn möglich, wenn seuchenhygienisch<br />

begründet<br />

Anlage 3 (zu § 7) Indikatorparameter<br />

Teil I: Allgemeine Indikatorparameter<br />

Clostridium perfringens (einschließlich Sporen)<br />

Anzahl/100 mL – 0<br />

Dieser Parameter braucht nur bestimmt zu werden, wenn<br />

das Rohwasser von Oberflächenwasser stammt oder von<br />

Oberflächenwasser beeinflusst wird. Wird dieser Grenzwert<br />

nicht eingehalten, veranlasst die zuständige Behörde<br />

Nachforschungen im Versorgungssystem, um sicherzustellen,<br />

dass keine Gefährdung der menschlichen Gesundheit<br />

auf Grund eines Auftretens krankheitserregender<br />

Mikroorganismen, z. B. Cryptosporidium, besteht. Über<br />

das Ergebnis dieser Nachforschungen unterrichtet die<br />

zuständige Behörde über die zuständige oberste Landesbehörde<br />

das Bundesministerium <strong>für</strong> Gesundheit<br />

Trübung Nephelometrische Trübungseinheiten (NTU) 1,0<br />

Der Grenzwert gilt als eingehalten, wenn am Ausgang<br />

des Wasserwerks der Grenzwert nicht überschritten wird.<br />

Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage<br />

nach § 3 Nr. 2 Buchstabe a oder b<br />

haben einen plötzlichen oder kontinuierlichen Anstieg<br />

unverzüglich der zuständigen Behörde zu melden. Letzteres<br />

gilt auch <strong>für</strong> das Verteilungsnetz<br />

– Elektr. Leitfähigkeit: neuer Grenzwert 2790 pS/cm bei<br />

25 °C<br />

– Neu in Anlage 3: Coliforme Bakterien 0/100 mL<br />

– Koloniezahlverfahren nach TrinkwV 1990 nicht mehr<br />

<strong>für</strong> Wasser in Behältnissen (Anpassung an EUTrinkwasserrichtlinie)<br />

– Ammonium: Nachforschung bei plötzlichem oder<br />

kontinuierlichem Anstieg<br />

– Geruch: Qualitative Untersuchung im Routinebetrieb<br />

– Verzicht auf Geschmacksprobe bei mikrobieller<br />

Kontamination<br />

– Geogen bedingte Überschreitungen (alt) bei<br />

Ammonium, Chlorid, Sulfat, Eisen, Mangan jetzt<br />

allgemein im § 9 (5) geregelt<br />

– Sulfat: neuer Grenzwert 250 mg/L. Alt: 240 mg/L<br />

– neu als eigenständiger Parameter: Calcitlösekapazität<br />

Teil II: Spezielle Anforderungen an Trinkwasser in Anlagen<br />

der Trinkwasser-Installation<br />

Parameter: Legionella spec. Technischer Maßnahmewert:<br />

100/100 mL<br />

Anlage 4 (zu § 14 und § 19) Umfang und<br />

Häufigkeit von Untersuchungen<br />

Teil II: Häufigkeit der Untersuchungen<br />

b) Untersuchung von Trinkwasser-Installationen nach<br />

§ 14 Absatz 3<br />

Der Parameter Legionella spec. ist mindestens einmal<br />

jährlich entsprechend den Vorgaben in § 14 Absatz 3 zu<br />

untersuchen. Für Wasserversorgungsanlagen nach § 3<br />

Nummer 2 Buchstabe d legt das Gesundheitsamt die<br />

Häufigkeit fest. Sind bei den jährlichen Untersuchungen<br />

auf Legionella spec. in drei aufeinander folgenden Jahren<br />

keine Beanstandungen festgestellt worden, so kann das<br />

Gesundheitsamt auch längere Untersuchungsintervalle<br />

festlegen, sofern die Anlage und Betriebsweise nicht verändert<br />

wurden und nachweislich den allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik entsprechen.<br />

Diese Verlängerung der Untersuchungsintervalle ist<br />

nicht möglich in Bereichen, in denen sich Patienten mit<br />

höherem Risiko <strong>für</strong> Krankenhausinfektionen befinden<br />

(z. B. Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen,<br />

Einrichtungen <strong>für</strong> ambulantes Operieren,<br />

Dialyseeinrichtungen, Entbindungseinrichtungen).<br />

Anzahl und Beschreibung der repräsentativen Probennahmestellen<br />

gemäß § 14 Absatz 3 Satz 1 richten sich nach<br />

den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Die Probennahme<br />

erfolgt nach DIN EN ISO 19458 wie dort<br />

unter „Zweck b“ beschrieben. Die Menge des vor dem<br />

Befüllen des Probenbehälters abgelaufenen Wassers darf<br />

3 Liter nicht übersteigen.<br />

Wasserbeschaffenheit –<br />

Probenahme <strong>für</strong> mikrobiologische<br />

Untersuchungen (ISO 19458:2006);<br />

Deutsche Fassung EN ISO 19458:2006<br />

Probenahme an einer Entnahmearmatur <strong>für</strong> unterschiedliche<br />

Zwecke<br />

Zweck<br />

Qualität des<br />

Wassers<br />

Entfernen von<br />

angebrachten<br />

Vorrichtungen<br />

und Einsätzen<br />

Desinfektion<br />

Spülung<br />

a)<br />

in der Hauptverteilung<br />

ja ja ja<br />

b)<br />

an der Entnahmearmatur<br />

ja ja<br />

nein 1<br />

(minimnal)<br />

c)<br />

wie es verbraucht<br />

wird nein nein nein<br />

1 Nur kurz spülen, um den Einfluss der Desinfektion der<br />

Entnahmearmatur auszugleichen.<br />

Zum Abschluss –<br />

Was ist unbefriedigend geblieben?<br />

– Immer noch fehlt die Definition der relevanten Metabolite<br />

von Pflanzenschutzmitteln und Biozidprodukten.<br />

– Das neu eingeführte Minimierungsgebot <strong>für</strong> Mikroorganismen<br />

bezieht sich in der vorliegenden Form auf<br />

solche Mikroorganismen, „die das Trinkwasser verunreinigen<br />

oder seine Beschaffenheit nachteilig beeinflussen“.<br />

Diese Formulierung ist sehr unscharf und kann<br />

zu Unklarheiten im Vollzug führen.<br />

– Es liegt immer noch Strafbewehrung eines Verstoßes<br />

gegen § 11 vor (auch bei Konzentrationsüberschreitungen).


50 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

– Auch im Verteilungsnetz soll ein plötzlicher oder kontinuierlicher<br />

Anstieg der Trübung unverzüglich der<br />

zuständigen Behörde gemeldet werden.<br />

– Eine Änderung des dynamischen Verweises auf die<br />

Liste gemäß § 11 (wie in der TrinkwV 2001) zu einem<br />

festen Verweis in der Novelle.<br />

25. Mülheimer Wassertechnisches Seminar<br />

IWW Zentrum Wasser veranstaltet gemeinsam mit dem<br />

DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg das<br />

25. Mülheimer Wassertechnische Seminar zum Thema<br />

Biogaserzeugung und Wasserwirtschaft (24. April 2012).<br />

Im Rahmen der Veranstaltung werden der aktuelle<br />

Stand der Biogaserzeugung und seine zukünftigen Perspektiven<br />

vorgestellt. Mit Experten aus Land- und Wasserwirtschaft<br />

werden sowohl die daraus resultierenden<br />

wasserwirtschaftlichen Risiken als auch Möglichkeiten zu<br />

deren Minimierung diskutiert.<br />

Neben den Aspekten des Ressourcenschutzes sollen die<br />

Möglichkeiten einer technischen und ökonomischen Optimierung<br />

der Biogaserzeugung und -verwertung als Voraussetzung<br />

einer ressourcenschonenden Biogasproduktion<br />

beleuchtet werden.<br />

Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an Fachleute<br />

aus Wasserversorgungsunternehmen, Behörden,<br />

Wissenschaft und Forschung sowie an Vertreter von<br />

Landwirtschaft und Biogasverbänden. Eine begleitende<br />

Fachausstellung bietet zusätzliche Informationsmöglichkeiten.<br />

Information und Programm: Tel. (0208) 40303-0-<br />

101 bzw. www.iww-online.de<br />

Für eine bessere Normung: VBI, BVPI und<br />

Partner legen Forschungsbericht vor<br />

Der Verband Beratender Ingenieure VBI und die Bundesvereinigung<br />

der Prüfingenieure BVPI haben am 8. November<br />

in Berlin den Abschlussbericht <strong>für</strong> das Forschungsvorhaben<br />

„Entwicklung eines Leitfadens zur Erstellung<br />

anwendungsfreundlicher und praxistauglicher Bemessungsnormen“<br />

vorgelegt. Das Forschungsvorhaben wurde<br />

durch die RWTH Aachen und die TU Hamburg- Harburg<br />

bearbeitet und im Rahmen der „Forschungsini tiative<br />

Bau“ finanziell gefördert.<br />

„Anwendungsfreundliche und praxistaugliche Be ­<br />

messungsnormen sind wesentliche Kostenfaktoren in<br />

unabhängigen Ingenieurbüros aus dem Bereich des konstruktiven<br />

Ingenieurbaus. Sie müssen geeignet sein, Rechtssicherheit<br />

zu schaffen. Daher sehen wir es als zentrale<br />

Aufgabe der Berufsverbände an, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Büros durch angemessene Normen sicherzustellen.<br />

Mit dem heute vorgelegten Bericht sollen Grundlagen<br />

geschaffen werden, die zur Vereinfachung der Normung<br />

beitragen“. Dies sagte VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker<br />

Cornelius anlässlich der öffentlichen Vorstellung des<br />

Abschlussberichtes.<br />

„Wir wollen die Normung auf neue Füße stellen.<br />

Daher haben sich VBI und BVPI organisiert, um die Interessen<br />

der Ingenieure in die Normungsabläufe einzubringen.<br />

Mit freiwilligen finanziellen Beiträgen der Ingenieurbüros<br />

wollen wir der Normungsarbeit deutscher<br />

Ingenieure professionelle Unterstützung geben. Wir rufen<br />

alle konstruktiven Ingenieure und Prüfingenieure auf,<br />

unsere Arbeit finanziell zu unterstützen. Denn nur mit<br />

professionellen Strukturen können wir die Normung mittelfristig<br />

positiv verändern.“ Der Fokus der Untersuchungen<br />

lag auf dem Programm der Tragwerksnormen (Eurocodes),<br />

das aus den Grundlagen- und Einwirkungs normen<br />

sowie den Bemessungsnormen besteht. Die Zielsetzung<br />

des Forschungsprojektes umfasste die Analyse der heutigen<br />

Situation und die Klärung der Randbedingungen<br />

<strong>für</strong> das Normenschaffen in Europa und Deutschland, die<br />

Entwicklung eines Konzepts <strong>für</strong> zukünftige Normen<br />

(tech nische Ebene) und die Erarbeitung eines Vorschlags<br />

<strong>für</strong> die Organisation des Normenschaffens (organisatorische<br />

Ebene).<br />

Der rund 140-seitige Forschungsbericht kann formlos<br />

gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro zzgl. MwSt. und<br />

Versandkosten beim VBI bestellt werden: E-Mail: versand@vbi.de,<br />

Fax (030) 260 62-100.<br />

BHKS hegt Zweifel an BMWi-Studie<br />

zum Energieverbrauch<br />

Erhebliche Zweifel hegt der BHKS – Bundesindustrieverband<br />

Heizungs-, Klima-, Sanitärtechnik/Tech nische<br />

Gebäudesysteme e. V. an der vom Bundesministerium <strong>für</strong><br />

Wirtschaft und Technologie herausge gebenen Studie<br />

„Energieverbrauch des Sektors Gewerbe, Handel, Dienstleistungen<br />

(GHD) in Deutsch land <strong>für</strong> die Jahre 2007-<br />

2010“. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass lediglich<br />

knapp 2 % der Ener gie zur Klimatisierung der Gebäude<br />

eingesetzt werden und nur 13 % der Bürogebäudeflächen<br />

gekühlt bzw. klimatisiert seien. „Diese Ergebnisse decken<br />

sich in keiner Weise mit anderen aktuell vorliegenden<br />

Untersuchungsergebnissen und finden nicht im Geringsten<br />

eine Analogie zu den von verschiedenen Verbänden<br />

erhobenen Absatzzahlen im Bereich der RLT-Geräte und<br />

der Raumklima- bzw. Split- und Multisplitgeräte“, kritisiert<br />

BHKS-Hauptgeschäftsführer Günther Mertz. Der<br />

Anteil von 13 % sei viel zu niedrig angesetzt, zumal die<br />

Studie in ihre Untersuchungsergebnisse das gesamte<br />

Spektrum vom Ein satz zentraler Raumlufttechnik bis hin<br />

zu mobilen Klimageräten einbezieht.<br />

Die 132 Seiten umfassende Studie untersucht den Energieverbrauch<br />

von 2006-2010 in 14 unterschiedli chen<br />

Bereichen der Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen.<br />

Als Basis wurden bundesweit in 2091 Gebäuden<br />

die Verbräuche an Strom, fossilen Energieträgern und an<br />

Fernwärme erhoben und ana lysiert. Anschließend wurden<br />

die Ergebnisse aus diesen Erhebungen auf den gesamten<br />

deutschen Be stand an GDH-Gebäuden hochgerechnet.<br />

Demnach wird in den drei Sektoren Bürogebäude,<br />

Handel und Hotel/Gastronomie in Summe mit rund 240<br />

TWh fast 60 % der gesamten Energie von etwa 407 TWh<br />

verbraucht.<br />

Andere Untersuchungen, wie etwa die kürzlich vom<br />

Umweltbundesamt herausgegebene Studie zu den Energieeinsparpotenzialen<br />

der Gebäudekühlung kommen zu


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 51<br />

dem Ergebnis, dass der Anteil gekühlter Bürogebäudeflächen<br />

bei 51 %, der im Handel bei 66 % und der in Krankenhäusern<br />

bei 20 % liegt. Von diesen Werten weicht die<br />

jetzt vom BMWi vorgelegte Studie – aus welchen Gründen<br />

auch immer – deutlich ab. www.bhks.de<br />

INTERSOLAR EUROPE 2012<br />

Die Messe findet vom 13. bis 15. Juni 2012 auf der <strong>Neue</strong>n<br />

Messe München statt. Informationen finden sich im<br />

Internet unter www.intersolar.de<br />

Professor Dr.-Ing. Jens Knissel<br />

neu an der Universität Kassel<br />

Seit Oktober 2011 vertritt Prof. Dr.-Ing. Jens Knissel das<br />

Fachgebiet Technische Gebäudesanierung im Fachbereich<br />

Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung<br />

der Universität Kassel. Der gebürtige Aachener kommt<br />

vom Institut Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt,<br />

wo er vor allem zu Energieeffizienz und Nachhaltigkeit<br />

von Gebäuden forschte. Prof. Knissel studierte 1984 bis<br />

1991 Energie- und Verfahrenstechnik an der TU Berlin.<br />

Prof. Knissel arbeitet in VDI- und DIN-Ausschüssen<br />

mit und ist Autor und Herausgeber von zahlreichen Publikationen<br />

im Bereich Energieeffizienz von Gebäuden.<br />

Workshop<br />

Die Universität Kassel veranstaltet vom 26. bis 27. März<br />

2012 einen 14. Workshop mit dem Thema „Geruch und<br />

Emissionen bei Kunststoffen“. Themengebiete: Fahrzeugindustrie,<br />

Innenräume (Wohn-, Büroräume, öffentl.<br />

Gebäude usw.), Heimtextilien, Medizinprodukte, Verpackungen,<br />

Konsumprodukte, Mess- und Analysetechnik zur<br />

Geruchs- und Emissionsbestimmung. Parallel zu den Vorträgen<br />

findet eine Ausstellung von Messgeräten und Produkten<br />

statt. Organisation: Inst. f. Werkstoff- und Kunststofftechnik,<br />

Univ. Kassel, Mönchebergstr. 3. Web: http://<br />

www.-kassel.de/fb15/ifw/kst/workshop_geruch.htm<br />

1. Bayerischer Brandschutzkongress<br />

Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau veranstaltete<br />

gemeinsam mit weiteren Partnern den 1. Bayerischen<br />

Brandschutzkongress. Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, der<br />

Präsident der Kammer, wies in seiner Rede auf die enorme<br />

Bedeutung der Arbeit von Ingenieuren und Architekten<br />

im Bereich Brandschutz hin. „Wir möchten heute darüber<br />

sprechen, was wir Ingenieure und Architekten tun können,<br />

um die Gebäude, die wir bauen, so sicher wie möglich<br />

zu machen und die Menschen vor den Folgen von<br />

Bränden optimal zu schützen. Sie alle sind heute hier, weil<br />

Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sind und den<br />

1. Baye rischen Brandschutzkongress nutzen möchten,<br />

um sich über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen<br />

im Bereich Brandschutz zu informieren“, betonte<br />

Schroeter das Engagement der mehr als 200 Teilnehmer<br />

aus ganz Bayern.<br />

Ein starkes Veranstalter-Team, dem neben der Bayerischen<br />

Ingenieurekammer-Bau auch die Beton Marketing<br />

Süd, die Bayerische Architektenkammer, das Südbayerische<br />

PortlandZementwerk, der Verband Deutscher<br />

Architekten- und Ingenieurvereine e. V. (DAI), die Vereinigung<br />

der Brandschutzplaner e. V. (VdBP), der Bund<br />

Deutscher Architekten Bayern (BDA), der Bund Deutscher<br />

Baumeister (BDB) und der Verband Beratender<br />

Ingenieure (VBI) angehören, hatte gemeinsam zum<br />

1. Bayerischen Brandschutzkongress in das Bauindustrie­<br />

Zentrum nach Stockdorf geladen.<br />

Die Veranstaltung bot den Teilnehmern Gelegenheit,<br />

sich über „brandneue“ Entwicklungen, Fortschritte und<br />

Neuigkeiten im baulichen Brandschutz zu informieren.<br />

Auf der Agenda standen u. a. Themen wie bauordnungsrechtliche<br />

Anforderungen oder vorbeugender Brandschutz<br />

bei Photovoltaikanlagen. Vorsorge ist alles, gerade<br />

im Bereich Brandschutz, darüber waren sich alle Teilnehmer<br />

einig.<br />

Dr.-Ing. Heinrich Schroeter freute sich über den Erfolg<br />

des 1. Bayerischen Brandschutzkongresses: „Ich bin mit<br />

dem Verlauf der Veranstaltung vollauf zufrieden. Ingenieure<br />

und Architekten nehmen die Verantwortung, die<br />

sie durch ihren Beruf gegenüber der Gesellschaft haben,<br />

sehr ernst. Das zeigt sich an der regen Teilnahme am heutigen<br />

Brandschutzkongress und dem guten Feedback, das<br />

wir erhalten haben.“<br />

REHVA Annual Conference<br />

Vom 19. bis 20. April 2012 findet die Konferenz in Timisoara,<br />

Rumänien, statt. In vier Technical sessions werden<br />

behandelt: EU – Politik und Richtlinien <strong>für</strong> die Gebäudesanierung,<br />

Energie – Vorschriften <strong>für</strong> Gebäude und<br />

Systeme, Energieeffiziente Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme<br />

<strong>für</strong> die Sanierungsaufgaben, Energieeffiziente<br />

Option, Effektive Kosten <strong>für</strong> die Uberwachung der verbesserten<br />

Energiesysteme, Finanzierungsfragen bei der<br />

Gebäudesanierung sowie ein Workshop mit Ausführungsbeispielen<br />

der Gebäudesanierung. Mehr Informationen<br />

unter: www.rehva.eu<br />

Qualitätssiegel <strong>für</strong> Raumklimageräte<br />

Führende Anbieter aus der Arbeitsgruppe Energieeffiziente<br />

Raumklimageräte und Wärmepumpen im Fachverband<br />

Gebäude-Klima e.V., FGK, haben jetzt das<br />

Qualitätssiegel Raumklimageräte eingeführt. Die ersten<br />

Unternehmen haben das Siegel bereits erhalten, weitere<br />

Anbieter befinden sich in der Überprüfungsphase. Mit<br />

diesem Qualitätssiegel geben wir dem Kunden Sicherheit,<br />

da der Anbieter, der das Qualitätssiegel führt, garantiert,<br />

dass das gelieferte Gerät einem energetisch und hygienisch<br />

absolut hochwertigen Standard entspricht, erläuterte<br />

Gerold Franz, Vorsitzender der Arbeitsgruppe, die Hintergründe.<br />

Die in der von ihm geführten Arbeitsgruppe<br />

zusammengeschlossenen Unternehmen ver treten knapp


52 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

80 Prozent des Marktes <strong>für</strong><br />

Split- und Multisplit-<br />

Raumklimageräte mit und<br />

ohne Wärmepumpenfunktion,<br />

Bild.<br />

Das neue Qualitätssiegel<br />

kann <strong>für</strong> Raumklimageräte<br />

in Split, Multisplit und<br />

VRF-Ausführungen mit<br />

und ohne Wärmepumpenfunktion<br />

erworben werden. Hierzu sind definierte Standards<br />

beispielsweise zu den Nennleistungen, dem Schalldruckpegel<br />

und zur Gerätekennzeichnung sowie Wartungs-<br />

und Instandhaltungsinformationen einzuhalten.<br />

Zudem wird die korrekte Einhaltung der Energiekennzeichnungsverordnung<br />

(Energielabel bis 12 kW) überprüft.<br />

In Ergänzung zum Label erhalten nur besonders<br />

energieeffiziente Geräte mit Inverterregelung unabhängig<br />

von der Leistung das Qualitätssiegel. Die Einhaltung der<br />

Qualitätskriterien, die Serviceleistungen, die hohe Energieeffizienz<br />

sowie den hygienischen Gerätestandard muss<br />

der Anbieter mit einer Erklärung garantieren. Die Prüfung<br />

der Geräteeigenschaften erfolgt stichprobenhaft<br />

durch Vorlage der Dokumente und Nachweise <strong>für</strong> mindestens<br />

ein Gerät pro Baureihe. Wir gehen davon aus,<br />

dass bis zum Frühjahr 2012 nahezu alle Mitglieder der<br />

Arbeitsgruppe das Qualitätssiegel tragen werden, prognostizierte<br />

FGK-Geschäftsführer Günther Mertz die<br />

weitere Entwicklung.<br />

<strong>Neue</strong>r Service: Zusammenfassung aktueller<br />

Ergebnisse aus der Klimaforschung<br />

Jeden Monat erscheinen zahlreiche wissenschaftliche<br />

Fachbeiträge über neue Forschungsergebnisse zu Klima<br />

und Klimawandel. Dabei ist es nicht immer einfach, einen<br />

Überblick über die wichtigsten Publikationen zu behalten.<br />

Ein neuer Service des Climate Service Centers, einer<br />

Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, soll<br />

nun helfen, in Sachen Klimaforschung stets auf dem<br />

neuesten Stand zu bleiben.<br />

Der CSC-News-Scan berichtet jeden Monat über ausgewählte,<br />

aktuelle Ergebnisse aus der Forschung rund<br />

ums Klima. Ergebnisse der Grundlagenforschung zum<br />

Klimasystem finden dabei ebenso Berücksichtigung wie<br />

Fragen der Energieversorgung, des Klimaschutzes, Informationen<br />

zu Anpassungsmaßnahmen oder der Kommunikation<br />

der Klimaforschung.<br />

Mit dem News-Scan möchte das Climate Service Center<br />

Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaftler<br />

unterschiedlichster<br />

Disziplinen, Medienvertreter<br />

sowie interessierte<br />

Laien über aktuelle<br />

Ergebnisse aus der Forschung<br />

rund um den Klimawandel<br />

informieren.<br />

Eine Auswahl von bis zu<br />

einem Dutzend Publikationen<br />

wird hierzu in © Frank Täubel/fotolia<br />

kurzen,<br />

allgemeinverständlichen Texten zusammengefasst und<br />

Links zu den Original-Veröffentlichungen wissenschaftlicher<br />

Zeitschriften bereitgestellt. Der CSC-News-Scan<br />

wird jeden Monat per E-Mail verschickt und kann auf<br />

www.climate-service-center.de (>Klimawissen) abonniert<br />

bzw. abgerufen werden. Vertreter anderer Einrichtungen<br />

sind generell aufgerufen, Themen <strong>für</strong> den News-Scan vorzuschlagen<br />

und an das Climate Service Center heranzutragen.<br />

Das Climate Service Center (CSC) wurde 2009 im Auftrag<br />

der Bundesregierung als eine Einrichtung des Helmholtz-Zentrums<br />

Geesthacht gegründet, um in der Forschung<br />

generiertes klimarelevantes Wissen in die Gesellschaft<br />

zu transferieren und diese bei der Anpassung an<br />

den Klimawandel zu unterstützen. Das CSC berät u. a.<br />

über Anpassungsmaßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft,<br />

Forstwirtschaft und Finanzwirtschaft sowie<br />

zu Kosten von Klimawandel und Klimaschutz. Zur<br />

Erfüllung seines Auftrags stützt sich das CSC auf ein<br />

Netzwerk von Kooperationspartnern, das Forschungseinrichtungen<br />

und weitere Klimaberatungseinrichtungen aus<br />

ganz Deutschland umfasst. Mehr Informationen unter<br />

www.climate-service-center.de<br />

Instandhaltung und Reinigung raumlufttechnischer<br />

Anlagen<br />

Die Arbeitsgruppe Instandhaltung und Reinigung raumlufttechnischer<br />

Einrichtungen im Fachverband Gebäude-<br />

Klima e.V., FGK, hat jetzt eine TÜV-Zertifizierung <strong>für</strong><br />

die Einhaltung aktueller Mindest-Qualitätsstandards im<br />

Bereich der Hygiene bei raumlufttechnischen Anlagen<br />

eingeführt. Der Anforderungskatalog <strong>für</strong> die TÜV-Zertifizierung<br />

basiert auf dem bereits seit 2004 erfolgreich eingeführten<br />

Ehrenkodex des FGK mit dem Ziel, die hygienischen<br />

Standards bei raumlufttechnischen Anlagen zu<br />

erhöhen und zugleich deren Einhaltung sicherzustellen.<br />

Abgedeckt werden dabei die vier Bereiche Wasserhygiene,<br />

Instandhaltung von RLT-Anlagen, Reinigung von RLT-<br />

Anlagen sowie Reinigung von Küchenabluftanlagen. Mit<br />

Hilfe des neuen Zertifikats können unsere Mitgliedsunternehmen<br />

gegenüber ihren Kunden auf transparente Weise<br />

einen definierten Qualitätsstandard und damit auch ihre<br />

Fachkompetenz dokumentieren, beschreibt Michael<br />

Schrake, Vorsitzender der FGK-Arbeitsgruppe die Zielsetzung<br />

der Aktion.<br />

Die neue TÜV-zertifizierte Instandhaltung und Reinigung<br />

von raumlufttechnischen Anlagen gemäß dem<br />

FGK-Ehrenkodex bietet allen öffentlichen und privaten<br />

Auftraggebern eine wichtige Orientierung. Denn sie haben<br />

nun die Gewähr, dass die ausführenden Unternehmen alle<br />

<strong>für</strong> den Bereich der Instandhaltung und Reinigung von<br />

raumlufttechnischen Einrichtungen wichtigen Normen<br />

und Richtlinien einhalten. Außerdem dokumentiert das<br />

Zertifikat, dass der jeweilige Anbieter eine Haftpflichtversicherung<br />

von mindestens einer Million Euro abgeschlossen<br />

hat, geeignetes Spezialwerkzeug und Vorrichtungen<br />

verwendet, seine Messgeräte jährlich kalibrieren lässt<br />

sowie über alle notwendigen Betriebsanweisungen und<br />

Sicherheitsdatenblätter verfügt. Diese und weitere, gezielt


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 53<br />

ausgesuchte Einzelkriterien gewährleisten im Ergebnis <strong>für</strong><br />

den Auftraggeber die dauerhafte Sicherstellung entsprechend<br />

hoher hygienischer Standards bei der Instandhaltung<br />

und Reinigung von RLT-Anlagen.<br />

Neuheiten und Firmenberichte<br />

Rohrtrenner Typ BA<br />

Kreislaufwasser muss sicher vom öffentlichen Trinkwasserversorgungsnetz<br />

abgetrennt sein, damit ein Rückfließen<br />

von verunreinigtem Wasser in das öffentliche Versorgungsnetz<br />

verhindert wird. Dabei muss ein Rohrtrenner<br />

zum Einsatz kommen. Doch welcher ist der richtige?<br />

Bei der Auswahl des optimalen Geräts ist es sinnvoll,<br />

auch an die Zukunft zu denken. Während ein Rohrtrenner<br />

des Typs CA lediglich <strong>für</strong> Kreislaufwasser ohne<br />

Zusatzstoffe geeignet ist, darf ein Rohrtrenner des Typs<br />

BA auch dann eingesetzt werden, wenn das abzutrennende<br />

Kreislaufwasser behandelt bzw. mit Inhibitoren<br />

versetzt worden ist.<br />

Der JUDO Rohrtrenner Typ BA (links) und Heizungsbefüllarmatur<br />

JUDO HEIFI-FÜL mit integriertem Rohrtrenner Typ BA (rechts)<br />

werden zum sicheren Schutz des öffentlichen Trinkwassernetzes eingesetzt.<br />

Wer sich also <strong>für</strong> einen Rohrtrenner entscheidet, sollte<br />

damit rechnen, dass sich die Zusammensetzung des abzutrennenden<br />

Wassers ändern könnte, wie zum Beispiel im<br />

Falle einer Heizungskonditionierung. Wer dann den<br />

Rohrtrenner Typ CA eingebaut hat, muss auf Typ BA<br />

umrüsten. Soll ein Rohrtrenner in einer Altanlage zum<br />

Einsatz kommen, muss geprüft werden, ob dem Kreislaufwasser<br />

jemals Zusatzstoffe zugeführt worden sind. Ist<br />

dies der Fall, muss ebenfalls ein Rohrtrenner Typ BA eingesetzt<br />

werden (Bild).<br />

Deshalb empfiehlt JUDO, sich gleich von Vornherein<br />

<strong>für</strong> einen Typ BA zu entscheiden, der <strong>für</strong> alle Wässer bis<br />

zur Flüssigkeitskategorie 4 eingesetzt werden kann.<br />

Leitern und mobile Treppen müssen<br />

regelmäßig geprüft werden<br />

Beim Einsatz von Leitern oder Treppen kommt es immer<br />

wieder zu Unfällen, weil durch falsche Handhabung Schäden<br />

entstanden sind, die die Sicherheit nachhaltig beeinflussen.<br />

Deshalb fordern die Berufsgenossenschaften<br />

nicht nur die Einhaltung hoher Sicherheitsnormen bei der<br />

Konstruktion von Leitern und Treppen, sondern auch<br />

eine regelmäßige Kontrolle.<br />

Als europäisches Steigtechnik-Unternehmen und Partner<br />

von Industrie und Handwerk bietet auch ZARGES<br />

diese Kontrollen als Serviceleistung an. Seit über 70 Jahren<br />

ist das Weilheimer Unternehmen auf den Bau von<br />

Leitern und Treppen aus Aluminium spezialisiert und<br />

steht <strong>für</strong> höchste Qualität und Stabilität.<br />

Bei der Sicht- und Funktionsprüfung durch die ZAR­<br />

GES-Mitarbeiter geht es vor allem darum, Schäden und<br />

Schwachstellen zu finden, die Einfluss auf die Sicherheit<br />

haben. „Kleinere Reparaturen werden dann sofort erledigt“.<br />

Bei größeren Schäden wird auf die Mängel hingewiesen<br />

und ein entsprechendes Protokoll erstellt, das als<br />

Empfehlung <strong>für</strong> die weitere Vorgehensweise anzusehen ist.<br />

Weitere Informationen unter www.zarges.de<br />

Der neue Rauchwarnmelder von Techem:<br />

Einmalig sicher und komfortabel<br />

Der Einbau von Rauchwarnmeldern ist bereits in neun<br />

Bundesländern gesetzlich vorgeschrieben, in weiteren laufen<br />

Planungen. Der Eigentümer hat die Pflicht, neben der<br />

Installation in der Regel auch <strong>für</strong> die Betriebsbereitschaft<br />

der Geräte zu sorgen. Und das bedeutet <strong>für</strong> ihn Aufwand:<br />

Sind die Geräte installiert, muss jährlich geprüft werden,<br />

ob diese intakt sind und Rauch ungehindert in den Melder<br />

gelangen kann – andernfalls haftet der Eigentümer im<br />

Schadensfall. Hinzu kommt die Terminabsprache mit<br />

Mietparteien. Immobilienverwalter müssen sich also<br />

Gedanken machen, wie sie den zusätzlichen Aufwand<br />

bewältigen. Für Erleichterung sorgt der neue FunkRauchwarnmelder<br />

von Techem. „Unser neuer Rauchwarnmelder<br />

ist das erste Gerät auf dem Markt, welches die komplette<br />

Wartung ohne Betreten der Wohnung durchführen<br />

kann. Denn durch die Änderung der maßgeblichen Richtlinie<br />

DIN 14676 ist keine direkte Sichtprüfung mehr<br />

erforderlich – sofern die vorgeschriebenen Kontrollen<br />

durchgeführt werden“, erklärt Hans-Lothar Schäfer,<br />

Geschäftsführer von Techem. Zu diesen in der Richtlinie<br />

geforderten Kontrollen gehört auch die Umfeldprüfung:<br />

Hier muss sichergestellt werden, dass sich kein Hindernis<br />

im Umkreis von 50 Zentimetern um das Gerät befindet,<br />

welches einen eventuellen Raucheintritt verhindern<br />

könnte. Der neue Rauchwarnmelder von Techem tut dies<br />

automatisch mit Hilfe elektronischer Sensoren, Bild.<br />

Die Ergebnisse der zyklisch durchgeführten automatischen<br />

Prüfungen werden<br />

manipulationssicher im<br />

Rauchwarnmelder gespeichert,<br />

dokumentiert und<br />

per Funk an Techem übertragen.<br />

Ein wichtiger Vorteil,<br />

denn im Brandfall<br />

muss der Wohnungseigentümer<br />

nachweisen, dass die<br />

installierten Geräte vor­


54 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

schriftsmäßig inspiziert und gewartet wurden. Zusätzlich<br />

zur Prüfautomatik ist – wie von herkömmlichen Geräten<br />

bekannt – jederzeit auch eine manuelle Prüfabfrage durch<br />

den Bewohner möglich. Außerdem sind eine Störungsund<br />

Servicehotline <strong>für</strong> die Bewohner rund um die Uhr im<br />

Dienst.<br />

Weitere Informationen unter www.techem.de/rauchwarnmelder<br />

Bei der Bodenplatte unbedingt auf die richtigen<br />

Hausanschlüsse achten<br />

Fundament gut, alles gut. Wer auf Sand baut, hat bekanntermaßen<br />

alles andere als eine solide Basis <strong>für</strong> die Zukunft.<br />

Doch nirgends hat diese Aussage derart Gültigkeit wie<br />

beim Bau eines Einfamilienhauses. Umso wich tiger ist es,<br />

so die Sachverständigen des Vereins zur Qua litätscontrolle<br />

am Bau e. V., auf ein paar wenige Details zu achten.<br />

„Selbst wenn die Bodenplatte in einem an sich hervorragenden<br />

Zustand ist, stecken die Fehler wie so oft im<br />

Detail. Einer der Kardinalfehler hier: Gerne vergessen die<br />

ausführenden Handwerker, die entsprechenden Leerrohre<br />

<strong>für</strong> die Hausanschlüsse <strong>für</strong> Strom, Wasser und Gas zu<br />

legen.<br />

Die Versorgerfirmen stehen dann vor einem nicht unerheblichen<br />

Problem: Sie müssen oftmals das Schotterbett<br />

unter der Bodenplatte ein wenig entfernen, um an die entsprechenden<br />

Anschlüsse zu gelangen. Eine erneute Verfüllung<br />

des Hohlraumes bleibt in der Folge meist aus.<br />

Die fatale Folge: Durch die Unterhöhlung der Bodenplatte<br />

kann es zu einem späteren Zeitpunkt zu Absenkungen<br />

kommen – mit gravierenden Folgeschäden <strong>für</strong> das<br />

gesamte Haus und damit natürlich auch <strong>für</strong> den Bauherren.<br />

Dabei ist die Lösung dieses Problems ganz einfach<br />

und kostet auch nur wenige Cent. Die Schäden nach einer<br />

Absenkung können hingegen bis zum finanziellen Supergau<br />

<strong>für</strong> die Bauherren-Familien reichen. Udo Schumacher-Ritz<br />

vom Verein zur Qualitätscontrolle am Bau e.V.:<br />

„Werden während der Bauphase entsprechende Leerrohre<br />

gelegt, können derartige Folgeschäden nicht auftreten.<br />

Diese kosten nur wenige Cent. Wichtig: Der Bauherr<br />

sollte im Vorfeld mit den Ver- und Entsorgern sprechen<br />

und erfragen, wie der Zugang zu den Hausanschlüssen<br />

gewünscht wird“, so der VQC-Sachverständige.<br />

Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau e.V. (VQC)<br />

Kostengünstige Wartung und Spülung<br />

von Schmutzwasserkanälen<br />

In der Politik und der Wasserwirtschaft herrschte lange<br />

Zeit die Ansicht eines stetig anwachsenden Wasserverbrauchs<br />

vor. Während 1983 der Pro-Kopf-Verbrauch<br />

noch bei etwa 150 Litern lag, wurde <strong>für</strong> das Jahr 2000<br />

bereits eine Zunahme um gut die Hälfte auf 220 Litern<br />

angenommen. Tatsächlich sinkt der Wasserverbrauch der<br />

Bundesbürger jedoch deutlich. So lag er 2007 nur noch<br />

bei 127 Liter pro Kopf.<br />

Ein Grund <strong>für</strong> den Rückgang des Wasserverbrauchs ist<br />

sicher darin zu sehen, dass mit der kostbaren Ressource<br />

Bild 1. Stetig sinkender Wasserverbrauch pro Bundesbürger [1].<br />

heute in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens schonender<br />

umgegangen wird. Jedoch führte dies in den letzten<br />

Jahren zu einer drastischen Reduzierung des Trockenwetterabflusses<br />

in Abwasserkanälen. Die geringeren Wasserspiegelhöhen<br />

und Abflussgeschwindigkeiten und damit<br />

auch die verminderten Sohlschubspannungen verursachen,<br />

dass sich teilweise Ablagerungen an der Fließsohle<br />

der Kanäle bilden. Besonders Kanäle mit geringem<br />

Gefälle sind hiervon betroffen, was zu einer Verringerung<br />

der hydraulischen Leistungsfähigkeit führt (Bild 1).<br />

Die Auswirkung sind häufigere und längere Entlastungsereignisse<br />

in die angeschlossenen Vorfluter, die dann<br />

starkem hydraulischen Stress und hohen Schmutzwasserfrachten<br />

ausgesetzt werden. Der Schmutz- und Spülstoß<br />

am Anfang eines Regenereignisses befördert darüber hinaus<br />

hohe Schadstofffrachten. Falls in Mischwasserkanalisation<br />

abgeleitet wird, stellt dies die angeschlossenen<br />

Kläranlagen vor große Herausforderungen. Die Geruchsbelästigung<br />

sowie die biogene Schwefelsäurekorrosion bei<br />

Betonrohren und Betonschächten sind weitere unangenehme<br />

Auswirkungen der Ablagerungen.<br />

Zu der geschilderten Problematik kommt verschärfend<br />

die Bevölkerungsabwanderung aus vielen strukturschwachen<br />

Regionen hinzu. Hierdurch sinkt der Wasserverbrauch<br />

noch weiter. Dies führte dazu, dass beispielsweise<br />

in Ostdeutschland aus heutiger Sicht überdimensionale<br />

Wasserwerke, Rohrleitungsnetze und Entsorgungsanlagen<br />

gebaut wurden. Und dieser Effekt wird sich noch verstärken.<br />

Denn das ifo-Institut errechnete 2003, dass zwischen<br />

Bild 2. Darstellung des Demographischen Wandel am Beispiel Ostdeutschland:<br />

Entwicklung der Bevölkerungszahl von 2005–2020.


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 55<br />

2005 und 2020 die Bevölkerungszahl dort um insgesamt<br />

7 Prozent abnehmen wird. Ein Aspekt mit dem nicht nur<br />

Ostdeutschland zu kämpfen hat (Bild 2) [3].<br />

Trennkanalisation und die Kehrseite<br />

der Ökologie-Medaille<br />

Die vermehrte Neuverlegung von Kanalrohren in Trennkanalisation,<br />

bei der Schmutz- und Regenwasser getrennt<br />

voneinander abgeleitet werden, ist unbestritten der richtige<br />

Weg, um Kläranlagen und Kanäle nicht durch Regenwasser<br />

zu überlasten. Dies führt jedoch auf der anderen<br />

Seite dazu, dass der Wasserdurchfluss in den Kanälen<br />

nochmals verringert wurde und zukünftig weiter reduziert<br />

wird. Allein im Zeitraum von 2001 bis 2004 wurden 70<br />

von 100 Metern in Trennkanalisation neu verlegt (Bild 3).<br />

Die Ablagerungen und Verstopfungen sind <strong>für</strong> immer<br />

mehr Kommunen ein großes und auch teures Problem,<br />

welches aufgrund der geschilderten Problematik stetig an<br />

Aktualität gewinnt. Um dem entgegen zu wirken, werden<br />

manuelle Reinigungen per Spülwagen eingesetzt. Dabei<br />

wird aber oftmals teures Frischwasser zur Reinigung verwendet.<br />

Auch ein Rückbau überdimensionierter Rohre<br />

scheidet oft aus Wirtschaftlichkeitsgründen aus – sofern<br />

nicht gerade eine Sanierung ansteht – da die Rohre meist<br />

zu tief im Untergrund verlegt sind.<br />

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es notwendig,<br />

die von Ablagerungen betroffenen Kanäle regelmäßig<br />

und vor allem kostengünstig zu reinigen. Um<br />

Frischwasser und Energie einzusparen, sollten deshalb<br />

Reinigungsstrategien entwickelt werden, die bereits vorhandenes<br />

Wasser und dessen Energie nutzen, um den<br />

Kanal von Ablagerungen zu befreien.<br />

Lösung: Kanalschacht mit integriertem<br />

Kanalspüler<br />

Bild 3. Neuverlegung von Kanalrohren in Trennkanalisation 1980–2004.<br />

Als Spezialist <strong>für</strong> nachhaltiges Wassermanagement hat<br />

sich REHAU dieser Sache angenommen und sein Programm<br />

mit dem neuen AWASCHACHT WATERFLUSH<br />

um eine effiziente und wirtschaftliche Lösung zur Schwallspülung<br />

von Kanälen erweitert.<br />

Mit dem neuen Spülschacht aus Polypropylen werden<br />

selbst geringste Zuflüsse an Regen-, Brauch- und Dachwasser<br />

gesammelt und dann in einen wirkungsvollen<br />

Spülschwall umgesetzt. Ablagerungen werden so kontinuierlich<br />

zu den Kläranlagen transportiert und die Ursachen<br />

von Geruchsbelästigung und Abflusshindernissen in<br />

Trennkanalsystemen wirkungsvoll bekämpft. Der Spülschacht<br />

arbeitet dabei selbsttätig ohne Fremdenergie.<br />

Der Kanalschacht mit seiner wartungsarmen Spülvorrichtung<br />

kann durch seine Variabilität entweder direkt bei<br />

der Neuplanung des Kanalnetzes integriert werden oder<br />

auch nachträglich mit einer seitlichen Anbindung an den<br />

Hauptkanal.<br />

Die Funktionsweise von AWASCHACHT WATER­<br />

FLUSH ist denkbar einfach: Beispielweise fließt über<br />

einen Straßenablauf Regenwasser in den Spülschacht, das<br />

sich im Schacht oberhalb des Fließgerinnes sammelt. Der<br />

Wasserpegel steigt kontinuierlich an und damit auch ein<br />

beweglicher Überlauf im Spülmodul. Erreicht der Wasserspiegel<br />

schließlich den Deckel der Spülvorrichtung,<br />

startet der Kanalspüler selbstständig. Innerhalb weniger<br />

Sekunden entleeren sich bis dammbruchartig zu 630 Liter<br />

Wasser, die je nach Situation mit bis zu 31 Litern pro<br />

Sekunde mehrere 100 Meter spülen.<br />

Die regelmäßige und vor allem kostenneutrale Reinigung<br />

des Kanals wird nur mit der Kraft des angestauten<br />

Wassers – ohne zusätzliche Energie – durchgeführt. So<br />

werden dank dem neuen Spülschachtsystem teure, manuelle<br />

Reinigungen der Schmutzwasserkanäle überflüssig.<br />

Zudem sind damit massive Kosteneinsparungen bei der<br />

Wartung des Kanalsystems möglich. Als besondere Serviceleistung<br />

unterstützt REHAU Bauherren kostenfrei bei<br />

der Planung und Auslegung der Projekte.<br />

Das Schachtsystem von REHAU bildet zusammen mit<br />

den Hochlastkanalrohrsystemen AWADUKT PP<br />

SN10/16 RAUSISTO eine durchgängige Kanalnetzlösung<br />

aus Polypropylen, mit denen Sanierungen und Sonderabschreibungen<br />

<strong>für</strong> vorzeitig zu erneuernde Abwasserhaltungen<br />

vermieden werden können.<br />

Entscheidende Kriterien <strong>für</strong> die Zukunftssicherheit der<br />

Rohr-, Schacht- und Formteilfamilie sind der vollwandige<br />

Aufbau aus füllstofffreiem Polypropylen, das durchgängige<br />

SL-Sicherheitsdichtsystem sowie die Widerstandsfähigkeit<br />

gegen hohe statische und dynamische Belastungen.<br />

Die REHAU Kanalnetzlösung wurde durch das IKT<br />

– Institut <strong>für</strong> Unterirdische Infrastruktur gGmbH in einer<br />

Langzeitprüfung erfolgreich auf Fremdwasserdichtheit<br />

getestet und als erste auf dem Markt mit dem Prüfsiegel<br />

„IKT Geprüft – Fremdwasserdicht“ ausgezeichnet.<br />

Zudem liegt <strong>für</strong> die Kanalnetzlösung ein bisher einzigartiges<br />

Gutachten vor: Die Landesgewerbeanstalt Nürnberg<br />

(LGA) attestiert dem System nach umfangreichen Prüfungen<br />

eine Nutzungsdauer von mindestens 100 Jahren.<br />

Quellen:<br />

[1] Statistisches Bundesamt Fachserie 19 Reihe 2.1 „Umwelt“ –<br />

Öffentliche Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, 6.<br />

September 2006, S. 7.<br />

[2] Statistisches Bundesamt, 2006.<br />

[3] Statistisches Bundesamt, Berechnung des ifo Instituts, 2003.<br />

Schallschutztür<br />

Häufig müssen Funktionstüren vielfältigen und zugleich<br />

extremen funktionalen Anforderungen gerecht werden.<br />

Für Tonstudios, Theater oder Durchgänge in schallintensiven<br />

Produktionsstätten bietet Hörmann die Schall­


56 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

schutztür HS75 und die T90-Feuerschutztür H16 S in<br />

einer hochschalldämmenden Ausführung an. Bis zu 61 dB<br />

Schalldämmmaß weisen die einflügeligen Dickfalztüren<br />

dank eines stark modifizierten Türaufbaus und einer<br />

Anschlagschiene mit Dichtung auf. Darüberhinaus bieten<br />

die hochschalldämmenden Türen weitere Funktionen,<br />

wie eine einbruchhemmende Zusatzausstattung. Rauchdicht<br />

ist die T90-Ausführung H16 S standardmäßig.<br />

Mehr Infos unter www.hoermann.de<br />

<strong>Neue</strong>r Thermostat mit intelligenter Technik<br />

Der Energieverbrauch kann und muss noch sehr viel stärker<br />

gesenkt werden, als es in den vergangenen Jahren der<br />

Fall war. Dazu gehört auch Living Eco, der neue elektronische<br />

Thermostat von Danfoss. Basierend auf jahrzehntelanger<br />

Erfahrung und in enger Zusammenarbeit mit<br />

Heizungsfachbetrieben wurden die neuen Thermostate<br />

nach höchsten Standards entwickelt (Bild).<br />

Viele technische Details machen Living Eco zu einem<br />

intelligenten Thermostat. Wie die Fensteröffnungserkennung:<br />

Sie sorgt da<strong>für</strong>, dass er sich <strong>für</strong> maximal 30 Minuten<br />

ausschaltet, wenn gelüftet wird. Damit lässt sich Energieverschwendung<br />

verhindern. Auf dem Display sind alle<br />

wichtigen Informationen auf einen Blick <strong>für</strong> die schnelle<br />

Kontrolle durch die Nutzer ersichtlich.<br />

Danfoss liefert die Thermostate mit der vorinstallierten<br />

Programmierung der als ideal empfohlenen Temperaturen:<br />

17 Grad in der Nacht und 21 Grad am Tag. Aber<br />

natürlich lassen sich die Temperaturen jederzeit ändern –<br />

bis hin zur Erstellung des ganz persönlichen wöchentlichen<br />

Heizplans. Und mit der Abwesenheitsfunktion<br />

kann der Thermostat so programmiert werden, dass die<br />

Bewohner zum Beispiel nach dem Urlaub ein angenehm<br />

temperiertes Zuhause erwartet. Während der Abwesenheit<br />

wurden jedoch Heizkosten gespart.<br />

Ein weiteres Plus von Living Eco ist die Ausstattung<br />

mit einer Antiblockierfunktion: Das Ventil wird automatisch<br />

einmal pro Woche geöffnet und geschlossen, auch<br />

wenn die Anlage nicht in Betrieb ist. Somit bleibt die<br />

Funktionalität nach langen Heizpausen erhalten.<br />

Bei der Entwicklung dieser elektronischen Thermostate<br />

hat Danfoss auch an die Installation gedacht, denn<br />

Living Eco lässt sich schnell und einfach einbauen. Unterschiedliche<br />

Ventilfabrikate verursachen keine Probleme,<br />

da Danfoss RA- und M30x1,5-Anschlüsse bereits beiliegen.<br />

Ein spezielles Service-Kit enthält außerdem eine<br />

Stopfbuchse und Einsätze <strong>für</strong> alte RAV- oder RAVL-Ventilgehäuse.<br />

Damit hat der Handwerker immer die richtigen<br />

Teile zur Hand. Er kommt mit wenigen Bestellnummern<br />

aus und reduziert seine Lagerkosten, weil die Service-Kits<br />

wenig Platz benötigen.<br />

Weitere Informationen unter www.living.danfoss.de<br />

Gebäude virtuell sanieren<br />

Rechtsecke<br />

DEKRA hat ein neues Service-Portal <strong>für</strong> Immobilienbesitzer<br />

in Betrieb genommen. Das DEKRA EnergieEffizienz-Portal<br />

(www.dekraenergie-effizienz-portal.de) ermöglicht<br />

einen kostenlosen Gebäudecheck, um einen ersten<br />

Eindruck über die energetische Situation der Immobilie<br />

zu gewinnen. Städte, Gemeinden, Betriebe, Landwirte<br />

und auch private Eigentümer können die Energieeffizienz<br />

testen und verschiedene Möglichkeiten der energetischen<br />

Sanierung simulieren.<br />

Das DEKRA EnergieEffizienz-Portal ist ein integrierter<br />

Ansatz, der sich mit der Energieeffizienz von Gebäuden<br />

befasst, umfassend informiert und sensibilisiert. Die<br />

Wohngebäude-Checks ermöglichen eine virtuelle Nachbildung<br />

des eigenen Gebäudes und geben – ähnlich einem<br />

Energieausweis – einen Energiekennwert auf Grundlage<br />

des Bedarfs aus.<br />

Anschließend ist eine virtuelle Gebäudesanierung möglich:<br />

Dort können die Eigentümer direkt erkennen, wie<br />

sich der Energiekennwert bei einzelnen Maßnahmen<br />

ändert, zum Beispiel beim Einbau neuer Fenster oder Verbesserung<br />

der Dämmung. Der Immobilienbesitzer kann<br />

so die geplante Sanierung unter Berücksichtigung des<br />

Budgets zusammenstellen oder auf Grundlage der aktuellen<br />

KfW-Förderung konfigurieren lassen.<br />

Ablesen per Funk<br />

Heizkosten sparen mit modernen Thermostaten wie Living Eco.<br />

(Foto: Danfoss)<br />

Per Funkwellen übermitteln sie bei Heizkosten- und<br />

Wasser ablesegeräten die Verbrauchswerte. Diese müssen<br />

dann nicht mehr in der Wohnung der Mieter erfasst werden.<br />

Mieter müssen den Einbau von funkbasierten Heizkosten-<br />

und Wasserablesegeräten in ihrer Wohnung dulden.<br />

Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden. Az.:<br />

VIII ZR 326/10. Der Bundesgerichtshof stellte klar, dass<br />

Mieter den Einbau neuzeitlicher Wasserablesegeräte hinnehmen<br />

müssen. Sie hätten dabei eine „Duldungspflicht“.<br />

Konkrete und nachprüfbare Gesundheitsgefahren bestehen<br />

nicht.


Light+Building 2012:<br />

Smart Building – Potenziale der Energieeinsparung<br />

in gewerblich genutzten und privaten Gebäuden<br />

Die Energieeffizienz ist die größte Energiereserve. Gerade<br />

in Gebäuden, sowohl im gewerblich genutzten und öffentlichen,<br />

als auch im privaten Bereich, bestehen große<br />

Potenziale <strong>für</strong> Energieeinsparungen. Gebäude gehören<br />

mit einem Anteil von rund 40 Prozent am primären Energieverbrauch<br />

zu den größten Energieverbrauchern. Eine<br />

im Auftrag des Zentralverband Elektotechnik- und Elektronikindustrie<br />

e. V. (ZVEI) erarbeitete Studie der Hochschule<br />

Biberach hat ergeben, dass durch Gebäudeautomatisierung<br />

der Energieverbrauch bis zu 50 % reduziert<br />

werden kann. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Hauptsächlich<br />

das Nutzerverhalten ist <strong>für</strong> den Energieverbrauch<br />

von hoher Bedeutung. Es ist es deshalb sinnvoll, vernetzte<br />

Raum- und Gebäudeautomation einzusetzen – hier<br />

spricht man vom Smart Building Konzept.<br />

Den aktuellen Stand der Technik rund um das Smart<br />

Building zeigt die Light+Building, Weltleitmesse <strong>für</strong><br />

Architektur und Technik, vom 15. bis zum 20. April 2012<br />

in Frankfurt am Main. Rund 2.100 internationale Hersteller<br />

präsentieren auf einer Fläche von 240 000 Quadratmetern<br />

ihre Weltneuheiten zu Licht, Elektrotechnik,<br />

Haus- und Gebäudeautomation sowie Software <strong>für</strong> das<br />

Bauwesen. Weltweit führende Anbieter aus allen Bereichen<br />

der Haus- und Gebäudeautomation zeigen die aktuellen<br />

Möglichkeiten, neue smarte Produkte und Systeme<br />

sowie die künftigen Trends und Technologiekonzepte <strong>für</strong><br />

ein intelligentes Gebäude.<br />

Die höchsten Einsparpotenziale bestehen in gewerblich<br />

und öffentlich genutzten Räumen wie Büros, Hotelzimmern,<br />

Werkstätten, Hallen oder Schulräumen. Einer Er ­<br />

hebung der Deutschen Energie Agentur zufolge kann der<br />

Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen in Deutschland<br />

bis zu 50 Prozent seines Stromverbrauchs einsparen.<br />

Hier ist es zum Beispiel wirtschaftlich sinnvoll, eine tageslichtabhängige<br />

Beleuchtungsregelung mit Helligkeitssensoren<br />

zu realisieren. Moderne Gebäude haben oftmals<br />

großflächige Fensterfassaden, die Räume erhalten viel<br />

Tageslicht. Das Kunstlicht muss hier nicht immer und<br />

vollständig eingeschaltet werden. Eine intelligente Lichtsteuerung<br />

kann die Beleuchtung in ungenutzten Räumen<br />

abschalten bzw. regulieren. Der Einsatz von Präsenzmeldern<br />

erlaubt hier das anwesenheitsabhängige Ein- bzw.<br />

Ausschalten des Lichts.<br />

Energieeffiziente LED-Technologie spart vor allem in<br />

Büros, Hotels und Schulen viel Energie und erhöht den<br />

Komfort und das Wohlbefinden <strong>für</strong> die anwesenden Personen.<br />

Im Gegensatz zu herkömmlichen Beleuchtungslösungen<br />

erlaubt die LED-Technologie eine dynamische<br />

Lichtführung. Dadurch lassen sich Lichtszenen verwirklichen,<br />

die <strong>für</strong> eine angenehme Atmosphäre im Raum sorgen.<br />

Fühlt sich der Mensch wohl, ist er leistungsfähiger.<br />

Was verbirgt sich hinter intelligentem Wohnen? Charakteristisch<br />

ist das Zusammenspiel der verschiedenen<br />

Gewerke wie Heizung, Beleuchtung, Haushaltgeräte,<br />

Computer, Radio, TV etc. Die intelligente Vernetzung der<br />

Haustechnik mit der Informations- und Kommunikationstechnik<br />

bildet die Grundlage <strong>für</strong> Smart Home. Das<br />

Gebäude wird als Gesamtsystem betrachtet. Die unterschiedlichen<br />

Technologien helfen dem Bewohner bzw.<br />

Nutzer unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden.<br />

In Privathaushalten liegt der Anteil am Energieverbrauch<br />

<strong>für</strong> Raumwärme bei über 70 %, <strong>für</strong> Elektrogeräte<br />

und Beleuchtung beziffert er sich auf etwa 20 %. Der restliche<br />

Anteil wird benötigt um Wasser zu erwärmen. Durch<br />

die Vernetzung von Gebäudefunktionen wie Licht, Jalousien,<br />

Heizung/Klima/Lüftung kann der Energieverbrauch<br />

optimiert werden. Ein Beispiel ist das Zusammenspiel von<br />

Temperatursensoren mit der Heizungs-, Lüftungs- und<br />

Beschattungsanlage: Eine Wetterstation meldet die aktuellen<br />

Daten an die zentrale Steuerung, von der aus die<br />

entsprechende Weiterverarbeitung, je nach individuellen<br />

Nutzerwünschen, erfolgt. Möglich ist beispielsweise eine<br />

Raumtemperaturregelung in Abhängigkeit von der<br />

Außentemperatur. Oder eine Herabsetzung der erforderlichen<br />

Kühlleistung, indem bei starkem Sonnenschein die<br />

Jalousien automatisch herunterfahren. Auch eine automatische<br />

Absenkung der Raumtemperatur bei Abwesenheit<br />

oder bei geöffneten Fenstern ist durch die Vernetzung<br />

möglich.<br />

Die vielen Funktionen eines vernetzten Gebäudes lassen<br />

sich einfach und übersichtlich über einen zentralen<br />

Bildschirm steuern und kontrollieren. In Wohngebäuden<br />

gibt es oftmals eine Bedieneinheit im Eingangsbereich.<br />

Für die Kontrolle von unterwegs, aber auch als gemeinsame<br />

Fernbedienung <strong>für</strong> mehrere Geräte und Funktionen<br />

im Gebäude, erfreuen sich heutzutage Smartphones oder<br />

Tablet-PCs großer Beliebtheit.<br />

Das besondere am Smart Home Konzept: Die Energieeinsparung<br />

erfolgt ohne Komfortverlust. Durch die intelligente<br />

Vernetzung erschließen sich <strong>für</strong> den Nutzer neue<br />

Dienstleistungen und die Wohnsicherheit wird erhöht.<br />

Wird das vernetzte Haus zudem mit Smart Metern ausge­


58 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

stattet, kann der Kunde seinen Energieverbrauch zeitnah<br />

und transparent beobachten. Smart Meter – also intelligente<br />

Energiemessgeräte – summieren den Energieverbrauch<br />

nicht einfach. Sie ermitteln ihn in Echtzeit und<br />

speichern die Messwerte in kurzen Intervallen (zum Beispiel<br />

wochen- oder tageweise). Alle Daten stehen abrufbereit<br />

zur Verfügung und lassen sich über ein elektronisches<br />

Display ablesen. Die digitalen Stromzähler sind<br />

eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> den notwendigen Ausbau<br />

der Netze zu intelligenten Stromnetzen, den sogenannten<br />

Smart Grids.<br />

Weitere Infos unter www.light-building.com<br />

Trinkwasser-Installationen:<br />

Bleifreie Werkstoffe als Alternative<br />

Bleifreie Trinkwasser-Armaturen stellen eine zukunftsfähige<br />

Alternative dar: So lassen sich die Ergebnisse der<br />

Herbsttagung des „Forum pro Aqcua“ zusammenfassen.<br />

Auf Initiative der Halbzeughersteller Wieland-Werke AG<br />

und Diehl Metall Messing trafen sich führende europäische<br />

Hersteller von Sanitärbauteilen am 13. Oktober<br />

2011 im Mainzer Hilton Hotel – es ist das fünfte Treffen<br />

seit 2009. Erstmals wurde das Forum auch vom Werkstoffhersteller<br />

Otto Fuchs Dülken als drittem Partner mitorganisiert.<br />

2013 tritt die letzte Stufe der Novellierung der<br />

Trinkwasserverordnung in Kraft und viele Marktakteure<br />

haben nun die Notwendigkeit erkannt, ihre Produktportfolios<br />

weiterzuentwickeln – hin zu bleiarmen und bleifreien<br />

Bauteilen, die den neuen Anforderungen Rechnung<br />

tragen. Hintergrund ist die <strong>für</strong> 2013 vorgesehene Verschärfung<br />

der Trinkwasserverordnung, welche die Reduktion<br />

des Grenzwertes von Blei im Trinkwasser von derzeit<br />

25 auf 10 Mikrogramm pro Liter vorsieht. Mehrere namhafte<br />

deutsche Hersteller haben heute schon Sanitärbauteile<br />

mit Null Prozent Bleianteil im Programm – auf Basis<br />

des bleifreien Messingwerkstoffes CUPHIN, der seit 2009<br />

von Wieland, Diehl und Otto Fuchs Dülken vermarktet<br />

wird. Komponenten aus CUPHIN stellen eine technische<br />

Lösung dar, die die jetzigen und zukünftigen gesetzlichen<br />

Anforderungen erfüllt. Neben der Vorstellung der neuen<br />

ECOMERICA-Legierungen <strong>für</strong> den US-Markt diskutierten<br />

die Teilnehmer über die gesetzlichen Bestimmungen<br />

auf den Märkten in Europa und den USA. Abgerundet<br />

wurde die Vortragsreihe vom Profi-Segler Dominik Neidhart,<br />

der mit dem Alinghi-Team den „Americas Cup“<br />

gewonnen hat. Unter dem Titel „Go hard or go home“<br />

zog der ehemalige Segelsportler Parallelen vom Segel-<br />

Rennsport zum Wettbewerb im Business.<br />

„Bleifrei funktioniert“: Mit diesen Worten eröffnete<br />

Uwe Dietrich vom Armaturen-Premiumhersteller Dornbracht<br />

seinen Vortrag. In seinem Referat „Metallene<br />

Werkstoffe in Kontakt mit Trinkwasser“ stellte er eine<br />

Liste hygienisch geeigneter Werkstoffe aus Sicht von<br />

Dornbracht vor – das Unternehmen setzt auch den bleifreien<br />

Werkstoff CUPHIN seit Jahren erfolgreich ein.<br />

Dietrich verwies dabei auf die in Deutschland im Vergleich<br />

zu den Anforderungen in den USA besonders<br />

strikte Auslegung der Trinkwasser-Richtlinien. Er ging<br />

insbesondere auf die Novellierung der DIN 50930 Teil 6<br />

ein, die aus seiner Sicht den großen Vorteil hätte, dass die<br />

Norm die Prüfung hygienisch geeigneter Werkstoffe vorsehe.<br />

Somit müssten Armaturen aus geprüften und geeigneten<br />

Werkstoffen nicht nochmals unter hygienischen<br />

Gesichtspunkten geprüft werden: „Als Anwender sind Sie<br />

dann auf der sicheren Seite.“ Dietrich zeigte die Möglichkeiten<br />

der Bauteilzertifizierung über den DVGW oder<br />

alternativ über Hersteller-Zertifikate auf und ging<br />

abschließend auf das komplexe Prüfverfahren <strong>für</strong> neue<br />

Werkstoffe im Anwendungsbereich Trinkwasser ein.<br />

Michael Scharf von den Wieland-Werken berichtete in<br />

seinem Vortrag über Billigarmaturen, die der Halbzeughersteller<br />

zusammen mit dem CUPHIN-Partner Diehl<br />

Metall Messing zu Testzwecken in diversen deutschen<br />

Baumärkten erworben hatte. Die getesteten Trinkwasserarmaturen<br />

lagen dabei im Verkaufspreis zwischen ca. 12<br />

und 30 Euro. Nach umfangreichen Labortests stellte sich<br />

laut dem Werkstoff-Experten von Wieland heraus, dass<br />

die Vorgaben der gültigen Trinkwasserverordnung „bei<br />

fast allen Armaturen nicht eingehalten werden“. Gerade<br />

bei den besonders problematischen Blei- und Nickelwerten<br />

gäbe es teilweise sogar „massive Überschreitungen<br />

gegenüber den Vorgaben“. Angesichts der alarmierenden<br />

Ergebnisse wies Michael Scharf darauf hin, dass die staatlichen<br />

Behörden die Einhaltung der Trinkwasser-Richtlinien<br />

im Bereich der Armaturenherstellung wesentlich<br />

stärker zu kontrollieren hätten. Gerade im Hinblick auf<br />

die Novellierung der Trinkwasser-Verordnung müsse es<br />

eine Überwachungsinstanz geben, die <strong>für</strong> einen besseren<br />

Vollzug sorgt. Die Wieland-Werke und Partnerunternehmen<br />

sowie die Verbände wie das DKI forderten die Implementierung<br />

eines effektiven Überwachungssystems und<br />

würden die Ministerien hierbei aktiv unterstützen, so<br />

Scharf.<br />

Im Anschluss referierten Mirko Reinberg und Arnaud<br />

Martin von der internationalen Zertifizierungs-Organisation<br />

NSF über die Bleigesetzgebung in den USA. Martin<br />

verwies auf die Vorreiterrolle des US-Bundesstaates Kalifornien<br />

bei der Reduktion von Blei in Trinkwasserarmaturen<br />

und die strikte Gesetzgebung nach AB 1953. Dort


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 59<br />

gelte <strong>für</strong> Trinkwasser-Armaturen ein Bleigehalt von maximal<br />

0,25 Prozent, bezogen auf den gewichteten Mittelwert<br />

der wasserbenetzten Flächen. Insbesondere diese<br />

gesetzlichen Grundlagen führten dazu, dass 2010 der USweit<br />

geltende „US Safe Drinking Act“ beschlossen wurde<br />

– mit Gültigkeit ab 2014. Der Nachweis über die Einhaltung<br />

der Bleivorgaben lasse sich über die Zertifizierung<br />

NSF/ANSI 372, Anhang G führen. Arnaud Martin stellte<br />

klar, dass europäische Armaturen-Hersteller, die in die<br />

USA exportieren wollen, ihre Bauteile entsprechend<br />

anpassen müssten.<br />

Mit ECOMERICA stellte Dr. Norbert Gaag von Diehl<br />

Metall Messing eine neue, bleiarme Werkstofffamilie vor,<br />

die den von der NSF erläuterten Anforderungen auf dem<br />

US-Markt entspricht. Die drei angebotenen Legierungen<br />

unterschieden sich durch den Kupfergehalt sowie durch<br />

die Arsen-Zusätze. Die ECOMERICA-Legierungsfamilie<br />

besteht aus den Legierungen CuZn38As, CuZn42 sowie<br />

CuZn40. Der Werkstoff-Experte Dr. Gaag hob die Eignung<br />

der drei Varianten in Bezug auf die gesetzeskonformen<br />

Bleiwerte vor, schränkte jedoch das Einsatzspektrum<br />

in Bezug auf die Entzinkungs- und Korrosionsbeständigkeit<br />

zugleich etwas ein. Hier sei der bleifreie Werkstoff<br />

CUPHIN die bessere Wahl, auch aufgrund hervorragender<br />

Verarbeitungseigenschaften wie Zerspanbarkeit sowie<br />

Kalt- oder Warmverformbarkeit.<br />

Folgende Unternehmen beteiligten sich am „Forum<br />

pro Aqcua“ in Mainz:<br />

– Wieland-Werke AG<br />

– Diehl Metall Stiftung & Co. KG, ‚<br />

Diehl Metall Messing<br />

– OTTO FUCHS Dülken GmbH & Co. KG<br />

– ABA Beul GmbH<br />

– Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG<br />

– Conti Sanitärarmaturen GmbH<br />

– Danfoss A/S<br />

– Flühs Drehtechnik GmbH<br />

– Friedrich Gampper KG<br />

– F. W. Oventrop GmbH & Co. KG, Olsberg<br />

– Gebr. Bruse KG<br />

– Gebrüder Beul GmbH & Co. KG<br />

– Gebr. Echtermann GmbH & Co. KG<br />

– Hans Sasserath & Co. KG<br />

– Gütegemeinschaft Messing Sanitär e.V.<br />

– Keuco GmbH & Co. KG<br />

– SANHA Kaimer GmbH & Co. KG<br />

– Seppelfricke GmbH & Co. KG<br />

– Peterseim GmbH & Co. KG<br />

– Schell GmbH & Co. KG<br />

Weitere Informationen:<br />

Wieland-Werke AG, Timo Allmendinger, Technisches<br />

Marketing, Geschäftsgruppe Press- und Ziehprodukte,<br />

Graf-Arco-Straße 36, 89079 Ulm, Tel. (0731) 944-2850,<br />

Fax (0731) 944-42850, E-Mail: timo.allmendinger@wieland.de,<br />

www.wieland.de<br />

Werkstoffe <strong>für</strong> Sanitärbauteile müssen immer höheren<br />

mechanischen und korrosionschemischen Anforderungen<br />

genügen, insbesondere in Hinblick auf ihre<br />

hygienische Unbedenklichkeit. Frei von toxischen<br />

Zusätzen entspricht der Werkstoff „CUPHIN“ dieser<br />

in DIN 50930-6 genannten Voraussetzung. Der<br />

ursprünglich in Japan entwickelte bleifreie Kupferwerkstoff<br />

mit der Legierungszusammensetzung CuZn21Si3P<br />

ist seit 2009 in alle relevanten Halbzeugnormen<br />

eingebracht und wird der Sanitärbranche von<br />

Wieland und Diehl unter der Werkstoff-Nummer<br />

CW724R angeboten. Durch die ausgewählte Kombination<br />

der Legierungselemente Kupfer, Zink und Silizium<br />

kann bei „CUPHIN“ auf den Zusatz von Blei<br />

verzichtet werden. Daneben besitzt der Werkstoff<br />

eine hohe Festigkeit bei zugleich hoher Dehnung und<br />

erlaubt somit eine Kalt- sowie Warmumformung, beispielsweise<br />

<strong>für</strong> die Verarbeitung durch Warmschmieden.<br />

Dadurch lässt sich „CUPHIN“ im Vergleich zu<br />

herkömmlichen bleihaltigen Werkstoffen vielseitiger<br />

verarbeiten. Die hohe Festigkeit und sehr gute Korrosionsbeständigkeit<br />

des Werkstoffes bieten zudem ideale<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> dichte, verschleißbeständige<br />

Verbindungen in der Sanitärinstallation, die auch<br />

starken mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt<br />

sind. Die aus „CUPHIN“ gefertigten Komponenten<br />

sind wenig anfällig gegen Spannungsrisskorrosion<br />

und entzinkungsbeständig, wodurch eine zusätzliche<br />

Oberflächenbehandlung nicht erforderlich ist.<br />

Kaminholz: Wassergehalt oder Feuchte?<br />

sh-magazin<br />

Je nachdem, ob ein Brennstoffhändler einen bestimmten<br />

Feuchte- oder Wassergehalt angibt, erhält man möglicherweise<br />

trocknes oder feuchtes Holz. Begründung: Bei<br />

der Messung im Labor wird eine Holzprobe bei 105 °C<br />

getrocknet, um den Gewichtsverlust durch Verdunstung<br />

zu ermitteln. Wenn z. B. von 100 g Holz nach der Trocknung<br />

80 g übrig bleiben, errechnet sich der Wassergehalt<br />

von 20 % bezogen auf das Anfangsgewicht. Die Holzfeuchte<br />

bezieht sich hingegen auf das End-(Trocken-)<br />

gewicht. Im Beispiel beträgt die Holzfeuchte 25 %. Noch<br />

feuchteres Holz darf in Deutschland nicht in einen<br />

Kamin ofen. Das unterbindet § 3 der 1. Verordnung zum<br />

Bundesimmissionsschutzgesetz (1. BImSchV) Holz mit<br />

mehr als 25 % Feuchte treibt die Schadstoffgehalte im<br />

Abgas drastisch in die Höhe. Die Konzentrationen von


60 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

giftigem Kohlenmonoxid oder Staub und Ruß können um<br />

ein Mehrfaches steigen (www.test.de/brennholz).<br />

Mit Messgeräten kann die Wassermenge im Holz<br />

ermittelt werden. Einstechgeräte liefern zumindest<br />

brauchbare Orientierungswerte: Burg Wächter profi scale<br />

DRY 7400; Conrad/VoltcraftFM-300 Dolmar MM-100.<br />

Schon beim Holzkauf die unterschiedlichen Begriffe<br />

„Feuchte“ und „Wassergehalt“ beachten.<br />

Luftverschmutzung schädigt Kleinkinder<br />

Luftverschmutzung schadet der Gesundheit von Kleinkindern,<br />

hat eine Studie mit rund 2000 Teilnehmern<br />

gezeigt. Leben Schwangere in verkehrsreichen Regionen<br />

mit hoher Kohlenmonoxid-Belastung, verschlechtert sich<br />

die Sauerstoffversorgung ihrer Babys. Folge: Die Kinder<br />

kommen im Durchschnitt 289 g leichter zur Welt als<br />

andere Neugeborene. 2- bis 3-Jährige sind besonders in<br />

Regionen mit hohen Ozon-Werten gefährdet. Sie tragen<br />

ein messbar höheres Risiko, Bronchitis oder andere Atemwegserkrankungen<br />

zu entwickeln, berichten die Wissenschaftler<br />

vom Deutschen Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung<br />

in Berlin.<br />

Abwasser<br />

Kläranlagen befreien Abwasser in einem aufwendigen<br />

Prozess von grobem Dreck, gelösten Stoffen und Phosphat.<br />

Häufig bleiben jedoch Verunreinigungen von Medikamenten,<br />

Kosmetika oder Pflanzenschutzmittel zurück<br />

und gelangen wieder in den Umlauf. Besonders in dicht<br />

besiedelten Gebieten gefährden sie die Umwelt. Eine wirksame<br />

Methode, das Abwasser auch von diesen Rückständen<br />

zu reinigen, ist die Behandlung mit Ozon. Darauf<br />

weisen Forscher von der Universität Koblenz-Landau<br />

nach Labor- und Freilandversuchen hin: Der Stoff reagiere<br />

mit den problematischen Substanzen und mache sie<br />

unschädlich. Die Ozon-Methode ist schon länger bekannt,<br />

wird auf Grund fehlender gesetzlicher Grundlagen und<br />

möglicher giftiger Reaktionen jedoch bisher kaum<br />

ein gesetzt. Die Tests sollen helfen, Unsicherheiten zu<br />

beseitigen.<br />

dem vier Personen wohnen, angenommen. Der Wärmebedarf<br />

des energetisch unsanierten Gebäudes liegt bei rund<br />

46 000 Kilowattstunden pro Jahr, der <strong>für</strong> die Berechnung<br />

zugrundeliegende Gaspreis bei 5,3 Cent pro Kilowattstunde.<br />

Die Energiekosten, die der Haushalt jährlich <strong>für</strong><br />

die Wärme aufwenden muss, kommen mit dem NT-Kessel<br />

auf 2592 Euro. Der Stromverbrauch der vier Personen<br />

liegt in diesem Fall bei 4000 Kilowattstunden pro Jahr,<br />

eine Kilowattstunde wurde mit 21,4 Cent angenommen,<br />

so dass Stromkosten von 936 Euro zu Buche schlagen. So<br />

muss der Haushalt, der mit einem alten Kessel heizt und<br />

den gesamten Strom aus dem Netz bezieht, insgesamt<br />

3528 Euro pro Jahr <strong>für</strong> Energie ausgegeben, Bild.<br />

Mit der Strom erzeugenden Heizung muss der betrachtete<br />

Haushalt vergleichbare 2.568 Euro <strong>für</strong> Wärme aufwenden.<br />

Aufgrund effizienterer Technik werden aber etwa<br />

400 Kilowattstunden weniger Strom pro Jahr benötigt.<br />

Hinzu kommt, dass eigener Strom produziert wird, welcher<br />

entweder selbst verbraucht oder ins Stromnetz eingespeist<br />

wird. Der jährliche Bedarf an Strom vom Energieversorger<br />

beläuft sich auf nur noch 860 Kilowattstunden,<br />

was 264 Euro ausmacht.<br />

Zudem werden bei der Nutzung eines KWK-Gerätes<br />

folgende Zuschüsse gewährt: 60 Prozent des Stroms, den<br />

das KWK-Gerät produziert, dienen in diesem Fall dem<br />

Eigenverbrauch, 40 Prozent lassen sich ins Stromnetz einspeisen.<br />

Die vom Energieversorger gezahlte Einspeisevergütung<br />

macht hierbei 171 Euro Zuschuss aus, der vom<br />

Staat gewährte KWK-Bonus nochmal 140 Euro (entsprechend<br />

dem KWK-Gesetz werden beide Zuschüsse <strong>für</strong><br />

10 Jahre gewährt). Zusätzlich bekommt der Hauseigentümer<br />

nach Antrag beim jeweiligen regionalen Hauptzollamt<br />

die gezahlte Energiesteuer rückerstattet, die in der<br />

Berechnung des iTG 251 Euro ausmacht. In Summe<br />

erhält der Betreiber der Strom erzeugenden Heizung<br />

Zuschüsse in Höhe von 562 Euro und kommt jährlich auf<br />

Energiekosten von nur 2270 Euro, was eine Einsparung<br />

von 1.258 Euro oder etwa 35 Prozent bedeutet.<br />

Laut Auskunft der „Verbraucherinformation ERD­<br />

GAS“ sind Mikro-KWK-Anlagen insbesondere <strong>für</strong> Heizungsmodernisierer<br />

interessant, die ihre alten Gaskessel<br />

Erdgas-Heizung, die auch Strom erzeugt<br />

Das iTG hat unter die Lupe genommen, wie hoch die Einsparung<br />

bei den Energiekosten ist, wenn ein etwa zwanzig<br />

Jahre alter Gas-Niedertemperaturkessel (NT-Kessel) mit<br />

indirekt beheiztem Warmwasserspeicher, Baujahr zwischen<br />

1987 und 1994, gegen eine Strom erzeugende Erdgas-Heizung<br />

(Mikro-KWK-Anlage) ausgetauscht wird,<br />

verbunden mit weiteren, vergleichsweise preiswerten Energiesparmaßnahmen<br />

wie Dämmung der Heizungsleitungen<br />

im Keller, hydraulischem Abgleich und der Installation<br />

einer hocheffizienten Umwälzpumpe. Für die<br />

Berechnung wurde ein typisches Bestandsgebäude mit<br />

150 Quadratmetern Wohnfläche, einem Wärmeschutzstandard<br />

gemäß Wärmeschutzverordnung von 1982, in<br />

Mit Mikro-KWK-Anlagen können Heizungsmodernisierer sparen.<br />

Verbraucherinformation ERDGAS


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 61<br />

austauschen müssen oder von Heizöl auf Erdgas um ­<br />

steigen möchten. Informationen über Strom erzeugende<br />

Heizungen sowie einen Film gibt es unter www.erdgas.<br />

info/kwk<br />

Elektroheizungen<br />

Die Anbieter von Elektroheizungen versprechen niedrige<br />

Heizkosten und hohen Komfort. Die Wahrheit sind oft<br />

astronomische Stromrechnungen, vor allem wenn die Heizungen<br />

tagsüber kräftig Strom verbrauchen. Im Vergleich<br />

zu Heizöl und Heizgas ist Strom pro kWh fast dreimal so<br />

teuer. Die Ersparnis durch die relativ niedrigen Investitionskosten<br />

der Elektroheizung ist schon in kürzester Zeit<br />

aufgezehrt, so in einem Bericht der Zeitschrift test<br />

12/2011, S. 60.<br />

Trinkwasser<br />

Was bringt Menschen dazu, Wasser in Flaschen in ihre<br />

Wohnungen zu schleppen und 400-mal so viel da<strong>für</strong> auszugeben<br />

wie <strong>für</strong> das einwandfreie Trinkwasser, das sich<br />

bequem aus der Leitung zapfen lässt? Warum ernten wir<br />

im Restaurant verächtliche Blicke, wenn wir ein Glas Leitungswasser<br />

bestellen ? Das sind die Fragen in Studien des<br />

Verbandes Deutscher Mineralbrunnen, des Schweizerischen<br />

Vereins des Gas- und Wasserfaches, der Beverage<br />

Marketing Corp., des Institutes <strong>für</strong> empirische Sozialund<br />

Kommunikationsforschung und der ZEIT „Wasserwahnsinn“<br />

(Nr. 48/2011). Während unser Trinkwasser<br />

immer besser geworden ist, hat sich der Verbrauch von<br />

Flaschenwasser in Deutschland in den vergangenen 40<br />

Jahren verzehnfacht. Das Wasser aus Glas- und PET-<br />

Flaschen belastet die Umwelt tausendmal so stark wie die<br />

Erfrischung aus dem Zapfventil. Der jährliche Pro-Kopf-<br />

Verbrauch von Mineral- und Heilwasser in Deutschland<br />

betrug in Litern:<br />

– 1970: 12,5 Liter/Jahr<br />

– 1980: 39,6 Liter/Jahr<br />

– 1990: 82,7 Liter/Jahr<br />

– 2000: 100,3 Liter/Jahr<br />

– 2010: 130,8 Liter/Jahr<br />

Deutschland liegt im Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser in<br />

Flaschen auf Platz 10 der weltweiten Flaschentrinker. In<br />

der Schweiz wurde 2006 eine Ökobilanz erstellt, die vergleicht,<br />

wie die Produktion von Leitungs- bzw. Flaschenwasser<br />

die Umwelt belastet. Die folgenden Angaben zeigen,<br />

wie viel Gramm an Treibhausgasen dabei ausgestoben<br />

werden (CO 2 -Äquivalente in Gramm je Liter)<br />

– 0,4: einheimisches Trinkwasser<br />

– 107: einheimisches Mineralwasser in Mehrweg flaschen<br />

– 425: ausländisches Mineralwasser in Einweg-PET-<br />

Flaschen.<br />

Für 1 Euro-Cent bekommt man 25 Gläser Trinkwasser<br />

aus dem Zapfventil, „Edles“ Wasser kostet viel mehr – bis<br />

zu 10 Euro/Glas. Das Hauptargument der Konsumenten<br />

von Wasser aus der Flasche ist: Es schmeckt besser. In<br />

einem Blindtest, bei dem 50 Probanden Schulnoten verteilten,<br />

schnitt das teure Mineralwasser tatsächlich am<br />

besten ab, Note 2,14; aber dicht darauf folgte das Leitungswasser<br />

aus der Heimatstadt der Testpersonen (2,20),<br />

es folgten Marken-Mineralwasser (2,39), Trinkwasser insgesamt<br />

(2,40). Schlusslicht beim Test war Mineralwasser<br />

aus der Plastikflasche (PET-Flasche 3,04).<br />

Aus den Verbänden<br />

Hauseinführungskonzept <strong>für</strong> Gebäude mit Keller<br />

Jedes Haus benötigt Versorgungsleitungen <strong>für</strong> Strom,<br />

Trinkwasser, Telekommunikation und eventuell <strong>für</strong> Gas<br />

oder Fernwärme aus dem öffentlichen Netz. Die dazu<br />

erforderlichen Rohre und Kabel über handelsübliche KG-<br />

Rohre in das Gebäude zu führen, kann auf Dauer zu Problemen<br />

führen. Sicherer und Stand der Technik sind seit<br />

Jahren industriell gefertigte Mehrsparten-Hauseinführungssysteme.<br />

Als Planungshilfe <strong>für</strong> den Endkunden erarbeitete<br />

der Fachverband Hauseinführungen <strong>für</strong> Rohre<br />

und Kabel e.V. (FHRK) jetzt die Infoschrift „Hauseinführungen<br />

<strong>für</strong> Häuser mit Keller“. Sie beschreibt die Vorteile<br />

dieser Systemlösung und zeigt verschiedene Varianten.<br />

Mehrsparten-Hauseinführungen sind geprüft, zuverlässig<br />

und langlebig. Für diese kompakten und platzsparenden<br />

Hauseinführungssysteme exestiert in Deutschland<br />

jedoch noch kein einheitlicher Standard. Derzeit setzen<br />

sie überwiegend Stadtwerke ein. Im ländlichen Bereich<br />

sieht es anders aus. Weil die Hausversorgung meist über<br />

vier getrennt voneinander arbeitende Versorgungsunternehmen<br />

erfolgt, besteht weniger Interesse an einer einheitlichen<br />

Lösung. Deshalb sollten Planer und Hausbesitzer<br />

in spe auf eine Mehrsparten-Hauseinführung dringen.<br />

Sonst besteht die Gefahr, dass die Versorgungsunternehmen<br />

die Durchführung der Kabel und Rohre in einer Art<br />

abdichten, die den gestiegenen technischen Anforderungen<br />

an die langlebige Dichtigkeit der Gebäudehülle weniger<br />

genügt.<br />

Der Fachverband Hauseinführungen <strong>für</strong> Rohre und<br />

Kabel e. V., FHRK, hat sich das Ziel gesetzt, gemeinsam<br />

mit den Versorgungsunternehmen und anderen Anwendern<br />

<strong>für</strong> diesen Bereich technisch abgesicherte Lösungen<br />

zu entwickeln. Auf der GAT 2011 stellten sie erste Ergebnisse<br />

der gemeinsamen Entwicklung und die zugehörigen<br />

Infobroschüren vor. Architekten, Fachingenieure, Bauherren<br />

sowie Energieversorgungsunternehmen können die<br />

Broschüren „Hauseinführungen <strong>für</strong> Häuser mit Keller“<br />

und „Hauseinführungen <strong>für</strong> Häuser ohne Keller“ beim<br />

FHRK unter Tel. (03 85) 20 88 89 59 oder E-Mail: info@<br />

fhrk.de anfordern.<br />

VDI ehrt Dr. Frank Bitter<br />

Mit dem Ehrenring des VDI wurde Dr.-Ing. Frank Bitter<br />

vom Verein Deutscher Ingenieure e. V. geehrt. Dr. Bitter<br />

hat mit seiner Dissertation „Modell zur Bestimmung der


62 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

Geruchsintensität der Raumluft mit Multigassensorsystemen“<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />

von elektronischen Messverfahren <strong>für</strong> die Ermittlung der<br />

empfundenen Luftqualität geleistet. Ausführlich hat er<br />

sich mit dem Thema Geruchswahrnehmung und deren<br />

Auswirkung auf die Güte des <strong>Innenraumklima</strong>s auseinandergesetzt<br />

und stellt dem bisher verwendeten Messverfahren<br />

mittels Probandengruppen Möglichkeiten der elektronischen<br />

Messung gegenüber. Mit dem Ehrenring des VDI<br />

werden junge Ingenieurinnen und Ingenieure geehrt, die<br />

das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet und bereits<br />

Bedeutendes in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereicn geleistet<br />

haben. Der Ring wurde 1934 gestiftet und seither<br />

196 mal verliehen.<br />

Parkett<br />

Rechtsecke<br />

Beschädigungen, die die Rollen eines Bürostuhles im Parkett<br />

verursachen, können eine übermäßige Abnutzung<br />

sein, sodass der Mieter den Schaden tragen muss, allerdings<br />

greift dann die Haftpflichtversicherung. So ein<br />

Urteil des Landgerichtes Dortmund, Az.: 2 T 5/10.<br />

Bauprozesse<br />

Drei bis sechs Jahre dauert ein Bauprozess, zehn Jahre<br />

und mehr sind keine Seltenheit. Bis hierzulande ein Urteil<br />

in letzter Instanz ergeht, muss manch ein Neubau schon<br />

wieder zum ersten Mal renoviert werden. Bei einem Streitwert<br />

von einer Million Euro kommen zudem schnell<br />

150 000 Euro an Prozesskosten zusammen, eine Feststellung<br />

von Marcus Rohwetter in der Wochenzeitung DIE<br />

ZEIT 2011, Nr. 48, S. 32, „Anwalts Lieblinge“. Man hätte<br />

das ändern können, meimt der Autor, die Gelegenheit<br />

wäre günstig gewesen. Das Baurecht soll derzeit vereinfacht<br />

werden und Experten hatten vorgeschlagen, <strong>für</strong> die<br />

Lösung von Bau-Rechtsstreitigkeiten eine unbürokratische<br />

Methode aus Großbritannien zu übernehmen. Dort<br />

werden 98 % aller Streitigkeiten ohne Gericht und Richter<br />

und oftmals auch ohne Anwälte beendet. Stattdessen löst<br />

ein Adjukator (Adjukation richterliche Zuerkennung) den<br />

Fall, weniger formal und somit zwar möglicherweise juristisch<br />

ungenau, dafur aber innerhalb von 4 Wochen. Der<br />

Deutsche Baugerichtstag hatte 2008 empfohlen, eine<br />

schnelle und effizientere Konfliktbewältigung nach britischen<br />

Vorbild auch in Deutschland einzuführen. Die<br />

Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die i. A. des Justizministeriums<br />

Reformvorschläge zum Baurecht erarbeitet, hat diese<br />

Alternative zu den Akten gelegt, wie beim Treffen Ende<br />

2011 festgestellt wurde, mit gravierenden volkswirtschaftlichen<br />

Nachteilen. „Es sieht so aus, als habe sich die<br />

Lobby der Anwaltschaft durchgesetzt. An langen und<br />

komplizierten Gerichtsverfahren haben Rechtsanwälte ein<br />

enormes wirtschaftliches Interesse“ (RA Moritz Lembcke,<br />

Hamburg).<br />

Den Vorwurf des Lobyismus weist der Deutsche<br />

Anwaltsverein zurück und argumentiert streng juristisch<br />

gegen die Adjukation (Selbstdarstellung „Anwalt der<br />

Anwälte“).<br />

Ein Adjukator sei nun mal kein Richter, stellten Mitarbeiter<br />

des Justizministeriums im Oktober fest. Weil aber<br />

das Grundgesetz das Recht auf einen Richter garantiere,<br />

sei die Adjukation wohl verfassungswidrig – <strong>für</strong> die<br />

Anwaltschaft war das Thema damit erledigt. „Das Argument<br />

ist nur vorgeschoben, denn der Zugang zu den<br />

Gerichten bleibt ja erhalten“, kontert Lembcke. „Wer mit<br />

der Entscheidung des Adjukators nicht einverstanden ist,<br />

kann immer noch klagen. Die Praxis in Großbritannien<br />

zeigt aber, dass die meisten ein schnelles und günstiges Verfahren<br />

wollen und danach nicht mehr vor Gericht ziehen.“<br />

Seit vielen Jahren drängen mehr und mehr Juristen in<br />

den Anwaltsberuf. Die Konkurrenz ist also groß, da<br />

braucht es nicht auch noch den Wettbewerb mit Bauingenieuren<br />

und Architekten. Die nämlich suchen ihrerseits<br />

nach neuen Einnahmequellen und hätten bei einer<br />

Adjukation sogar Entscheidungen fällen dürfen. Ihr Einfluss<br />

wäre weit größer gewesen als bei herkömmlichen<br />

Bauprozessen vor Gericht – zulasten der Rechtsanwälte.<br />

Im Interesse der Allgemeinheit wäre das, sagt Lembcke:<br />

„Die volkswirtschaftlichen Kosten der aktuellen Regelung<br />

sind sehr hoch. Ein zweistelliger Milliardenbetrag<br />

könnte jedes Jahr durch Adjukation gespart werden.“<br />

Ähnlich wie die Bauprojekte selbst sind auch Bauprozesse<br />

regelrechte Materialschlachten. Schon die Vorbereitung<br />

kann Monate dauern, Sachverständige müssen Baustellen<br />

besichtigen, Betonmischungen analysieren und die<br />

Beschaffenheit von Bodenplatten selbst dann noch untersuchen,<br />

wenn längst Mauern darauf stehen. Das alles<br />

kostet Geld. Hinzu kommt der Personalaufwand bei<br />

Gericht, Bauprozesse sind so kompliziert, dass sie rund<br />

eineinhalbmal so lange dauern wie sonstige Zivilverfahren.<br />

Ein weiterer Großposten sind Anwaltshonorare: Spezialisten<br />

<strong>für</strong> Baurecht berechnen üblichwerweise Stundensätze<br />

ab 250 Euro aufwärts. Und je länger ein Prozess<br />

dauert, desto teurer wird er.<br />

Seit die Adjukation vom Tisch ist, diskutieren die<br />

Reformexperten einen anderen Vorschlag. Der ist weitaus<br />

weniger radikal als Lembcke es fordert und stammt größtenteils<br />

von Volkert Vorwerk. Der Anwalt aus Karlsruhe<br />

vertritt in der Arbeitsgruppe des Ministeriums die Bundesrechtsanwaltskammer,<br />

außerdem gehört er zum Vorstand<br />

des Deutschen Anwaltvereins. „Der Staat hat das<br />

Gewaltmonopol aus gutem Grund. Wir sollten das nicht<br />

leichtfertig an eine Laienjustiz auslagern“, sagt er. Volkert<br />

glaubt, dass Streitereien am Bau noch länger und teurer<br />

würden, wenn erst ein Adjukator und dann noch ein<br />

Richter entscheiden müsste – auch wenn Lembcke bezweifelt,<br />

dass es dazu käme. Mit Lobbyismus habe seine<br />

Ablehnung jedenfalls nichts zu tun, sagt Vorwerk. „Bei<br />

Bauverfahren besteht ein Grundkonflikt zwischen Schnelligkeit<br />

und Gründlichkeit. Meiner Meinung nach sollten<br />

wir daran arbeiten, die Verfahren bei staatlichen Gerichten<br />

zu beschleunigen.“<br />

Die Anwaltschaft dürfte mit dieser Intention einverstanden<br />

sein. Architekten ünd Ingenieure sind im


Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 63<br />

Gerichtssaal allenfalls als Gutachter geduldet. Soweit der<br />

Bericht in der ZEIT.<br />

Anm.: Bauunternehmer und Bauherren investieren<br />

nicht genug in einen ordentlichen Bauvertrag, der auf die<br />

individuelle Baumaßnahme zugeschnitten wird; Formularverträge<br />

und Formularbeschreibungen sind ein Übel<br />

<strong>für</strong> jede Baumassnahme. Es gibt auch zu wenig Gerichte,<br />

bei denen Kammern <strong>für</strong> Bausachen eingerichtet werden,<br />

die mit erfahrenen Richtern besetzt werden dürften und es<br />

fehlen Fachanwälte <strong>für</strong> Bau- und Architektenrecht.<br />

Keine Besserung der Zahlungsmoral<br />

Nur rund 40 % der Auftraggeber von Planungsleistungen<br />

zahlen Rechnungen fristgerecht. Darauf hat der Verband<br />

Beratender Ingenieure VBI in Berlin hingewiesen. Nach<br />

einer Umfrage des führenden Wirtschafts- und Berufsverbandes<br />

unabhängiger Ingenieurunternehmen in Deutschland<br />

unter seinen Mitgliedern fallen öffentliche Auftraggeber<br />

besonders negativ auf.<br />

Danach lassen 43 % die Rechnungen bis zu drei Monate<br />

nach Zahlungsziel liegen, 9 % sogar deutlich darüber hinaus.<br />

Bei privaten Schuldnern sieht es nur geringfügig besser<br />

aus: Hier benötigen 39 % bis zu drei Monate <strong>für</strong> eine<br />

Überweisung und 5 % zahlen erst nach Monaten.<br />

Staatsangestellte bekommen jeden Monat pünktlich<br />

ihr Geld aufs Konto überwiesen. Beratende Ingenieure<br />

müssen oft Monate lang bitten und betteln, bis ihnen<br />

berechtigte Honorare aus der Staatskasse beglichen werden.<br />

Das empört den Berufsstand besonders. Jedes Auto<br />

wird bezahlt, bevor es benutz werden kann. Ingenieure<br />

laufen oft noch nach Inbetriebnahme von Gebäuden und<br />

Anlagen ihrem Honorar hinterher, so die kommissarische<br />

VBI- Hauptgeschäftsführerin Sabine von Berchem in Berlin.<br />

Auch der Trend ist negativ: 14 % haben bei öffentlichen<br />

Auftraggebern eine Verschlechterung der Zahlungsmoral<br />

festgestellt. Bei den Privaten sieht es mit 12 % ähnlich<br />

trostlos aus. 72 % stellen bei den öffentlichen und 69 % bei<br />

den privaten Auftraggebern keine substanzielle Veränderung<br />

in der Zahlungsmoral fest.<br />

Offenbar gibt es <strong>für</strong> rund 60 % der Auftraggeber immer<br />

noch keinen echten Druck, Honorarrechnungen von Planern<br />

pünktlich zu bezahlen. Wer aber hervorragende Leistungen<br />

erbringt, hat einen Rechtsanspruch auf die sofortige<br />

Überweisung seiner Honorare. Zahlungsverzögerungen<br />

sind kein Kavaliersdelikt, sondern können die oft<br />

mit geringem Eigenkapital ausgestatteten Planungsbüros<br />

schnell in den Ruin führen.<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit unabhängiger deutscher Planungsbüros<br />

und Ingenieurgesellschaften darf nicht länger<br />

eingeschränkt sein. Umsatzrenditen von durchschnittlich<br />

2,2 %, wie jetzt vom AHO veröffentlicht, sind <strong>für</strong> Unternehmen<br />

dramatisch, weil sie der Substanz der Büros massiv<br />

schaden. Es fehlen Mittel <strong>für</strong> Investitionen, <strong>für</strong> Fortbildung<br />

und das Gehaltsniveau ist oft so niedrig, dass<br />

unabhängige Planungsbüros kaum mit anderen Arbeitgebern<br />

konkurrieren können. Daher muss das Bundeswirtschaftsministerium<br />

das anstehende Gutachten zur<br />

Ermittlung der erforderlichen Honorarhöhen im Zuge der<br />

aktuellen Novellierung der Honorarordnung der Architekten<br />

und Ingenieure HOAI unverzüglich beauftragen.<br />

Der Zeitplan <strong>für</strong> die HOAI-Novellierung darf keinesfalls<br />

gefährdet werden. Dies sagte die kommissarische VBI-<br />

Hauptgeschäftsführerin Sabine von Berchem in Berlin.<br />

Das Bundeswirtschaftsministerium plant gemäß den<br />

Koalitionsvereinbarungen von CDU/CSU und FDP die<br />

2009 novellierte HOAI in dieser Legislaturperiode fortzuschreiben.<br />

Hintergrund da<strong>für</strong> ist, dass die Honorare vor<br />

zwei Jahren völlig unzureichend nur als Abschlag erhöht<br />

wurden. Eine Analyse der Kostenstruktur der Ingenieurund<br />

Architekturbüros und eine realistische Bewertung der<br />

erforderlichen Honorare blieb aus. Die gültige HOAI<br />

basiert auf Daten von 1996. In 13 Jahren wurden die<br />

Honorare nur um 10 % erhöht, was einer jährlichen Steigerung<br />

von rund 0,8 % entspricht.<br />

Die aktuelle HOAI bewertet die Leistungen der Büros<br />

in vielen Bereichen viel zu gering. Ingenieure müssen ihre<br />

Arbeit gesetzlich bedingt zu Billigpreisen erbringen. Das<br />

schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland in erheblichen<br />

Maße, denn unsere Unternehmen können sich so<br />

nicht gesund entwickeln und konkurrenzfähig im Wettbewerb<br />

bestehen.<br />

Der VBI fordert das Wirtschaftsministerium auf, den<br />

Zeitplan <strong>für</strong> die HOAI-Novellierung bis Mitte 2013 einzuhalten<br />

und das erforderliche Gutachten zur Überprüfung<br />

der Honorarstruktur unmittelbar zu beauftragen, so<br />

von Berchem weiter.<br />

Schönheitsfehler oder Schaden?<br />

Bei einem Wasserschaden muss der Verursacher nicht <strong>für</strong><br />

sämtliche Kosten aufkommen. Kosten, die bei der Renovierung<br />

ohnehin angefallen wären, muss der Geschädigte<br />

tragen. Auf ein entsprechendes Urteil des Oberlandesgerichtes<br />

Koblenz weist der Deutsche Anwaltverein hin<br />

(Az.: 2 U 209/10).<br />

Die Eigentümerin eines zweigeschossigen Wohnhauses<br />

verlangte von ihrem Nachbarn nach einem Wassereinbruch<br />

in ihren Keller Schadenersatz. Diese hatten auf<br />

dem direkt angrenzenden Grundstück ein baufälliges<br />

Gebäude, abreißen lassen und ein Fertighaus errichtet.<br />

Beim Bau des Kellergeschosses wurden Isolierung und<br />

Anschlussfugen zum Mauerwerk mangelhaft ausgeführt.<br />

Dieser Fehler war aus Sicht der Eigentümerin die Ursache<br />

<strong>für</strong> den Wassereinbruch. Die Richter gaben ihr im Prinzip<br />

Recht, begrenzten jedoch die Höhe des Schadenersatzes.<br />

Die Nachbarn mussten nur die Kosten der Malerarbeiten<br />

<strong>für</strong> die betroffene Giebelwand tragen, nicht jedoch <strong>für</strong> die<br />

angrenzenden, nicht feuchten Wände. Für diese fielen in<br />

der Regel ohnehin Schönheitsreparaturen an.<br />

Streitfrage Schimmelpilz<br />

Viele Gerichte neigen in der Vergangenheit dazu, von<br />

einer Kombination aus Baumangel und Fehlverhalten des<br />

Mieters auszugehen. Wie aber ist die Beweislast? Der<br />

Mieter muss zunächst beweisen, dass ein Mangel vorliegt,<br />

also Schimmelpilz in der Wohnung vorhanden ist. Im


64 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />

nächsten Schritt müsste der Vermieter beweisen, dass der<br />

Mieter daran Schuld trägt. Wenn andere Wohnungen im<br />

Hause Schimmelpilzfrei sind, spricht das z. B. <strong>für</strong> den Vermieter.<br />

Hat sich der Vermieter entlastet, ist wiederum der Mieter<br />

an der Reihe. Nun muss er beweisen, dass er angemessen<br />

geheizt und gelüftet hat und somit den Schaden nicht<br />

zu vertreten hat (Landgericht Berlin Az.: GE 05, 761).<br />

Für den Mieter würde z. B. sprechen, wenn der Schimmelpilz<br />

erst nach einem Fensteraustausch aufgetreten ist.<br />

Die Gerichte urteilen sehr unterschiedlich und wenig<br />

vorsehbar, wie viel Heizen und Lüften dem Mieter<br />

zu gemutet werden kann. Drei mal am Tag Lüften wird in<br />

der Regel mindestens vorausgesetzt (Oberlandesgericht<br />

Frankfurt, Az.: 19 U 7/90), je nach Eigenheiten der Wohnung<br />

kann aber auch mehr gefordert werden. Heizen ist<br />

ebenfalls Pflicht. Ständig auf mehr als 20 °C Raumtemperatur<br />

zu heizen, kann der Vermieter nicht verlangen<br />

(Landgericht Lünebürg, Az.: 6 S 70/00).<br />

Wird dem Mieter das Recht <strong>für</strong> eine Mietminderung<br />

zugesprochen, so liegen die Sätze bei Schimmelpilzbefall<br />

oft zwischen 10 und 20 %. Manchem Mieter geht es aber<br />

weniger ums Geld, sondern um die Gesundheit, sie wollen<br />

nur noch aus der Wohnung raus wegen der Schimmelpilzbildung.<br />

Dabei heißt es aufpassen. Der Bundesgerichtshof<br />

hat entschieden, dass <strong>für</strong> eine fristgerechte Kündigung<br />

die konkrete Gesundheitsgefähdung nachgewisen<br />

werden muss (BGH, Az.: VIII ZR 182/06).<br />

Wenn der Mieter den Schimmelpilz selbst verursacht,<br />

etwa mit feuchter Wäsche, die in der Wohnung getrocknet<br />

wird, zu wenig heizen und zu selten lüftet, <strong>für</strong> diesen<br />

selbstverschuldeten Mangel kann der Mieter nicht den<br />

Vermieter verantwortlich machen, im Gegenteil. Der Mieter<br />

muss in solchen Fällen die Kosten <strong>für</strong> die Schimmelpilzbeseitigung<br />

übernehmen, so das Landgericht Berlin,<br />

Az.: 61 S 19/84.<br />

Klima und Lüftung brauchen regelmäßige<br />

Wartung<br />

Ob Hotel, Supermarkt, Kino oder Arbeitsplatz – mangelhaft<br />

gewartete Klima- und Lüftungsanlagen stellen eine<br />

akute Gesundheitsgefahr dar, warnen die Sachverständigen<br />

von DEKRA. Verspäteter Filterwechsel, verschmutzte<br />

Luftkanäle oder keimbelastete Befeuchter begünstigen<br />

das Wachstum gefährlicher Keime, die beim Menschen<br />

lebensgefährliche Lungenerkrankungen auslösen können.<br />

„Viele Betreiber nehmen ihre Pflichten im Bereich Klima<br />

und Lüftung nicht ernst“, sagt Frank Just, Experte <strong>für</strong><br />

Klima- und Lüftungsanlagen bei DEKRA Industrial.<br />

Kommen dadurch Menschen zu Schaden, drohen empfindlichen<br />

Strafen. Als häufigen Fehler nennt der Experte<br />

den zu späten Austausch der Filter von Lüftungsanlagen.<br />

Strömt die angesaugte Luft durch überlastete Filter, blasen<br />

die Anlagen mehr Schadstoffe in die Innenräume als<br />

sie auffangen. Auch die feinen Lamellen von Klimaanlagen<br />

und Lüftungskanäle müssen regelmäßig gereinigt<br />

werden. Am schwerwiegendsten wirken sich Mängel bei<br />

Luftbefeuchtern aus. Stehendes Wasser zwischen 25 und<br />

45 Grad Celsius bildet einen idealen Nährboden <strong>für</strong> Bakterien,<br />

insbesondere <strong>für</strong> die gefährlichen Legionellen. In<br />

Anlagen mit Luftbefeuchtern ist daher auf einen kontinuierlichen<br />

Austausch des Wassers zu achten.<br />

<br />

DEKRA Info<br />

Mitteilungen des Verlages:<br />

Verantwortlich <strong>für</strong> den Textteil: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Klaus W. Usemann,<br />

Technische Universität Kaiserslautern, Pfaffenbergstraße 95, 67663 Kaiserslautern.<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. (089) 450 51-222,<br />

Fax (089) 450 51-323, e-mail: balzereit@oiv.de<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

81671 Mün chen, Telefon: (089) 45051-0, Telefax: (089) 45051-207,<br />

Internet: http://www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Verantwortlich <strong>für</strong> den Anzeigenteil: Helga Pelzer, Vulkan Verlag, Essen,<br />

Telefon: (0201) 82002-35, Telefax: (0201) 82002-40.<br />

Mediaberatung: Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />

Telefon: (089) 45051-228, Telefax: (089) 45051-207,<br />

e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Anzei gen verwaltung: Eva Feil, Telefon: (089) 45051-316,<br />

Telefax: (089) 45051-207, e-mail: feil@oiv.de.<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 58.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„gi Gesundheits-Ingenieur“ erscheint jeden 2. Monat.<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnementspreis:<br />

Inland: € 228,00 (€ 210,00 + € 18,00 Versandspesen)<br />

Ausland: € 231,00 (€ 210,00 + € 21,00 Versandspesen)<br />

Einzelpreis: € 39,00 + Versandspesen<br />

ePaper als PDF € 210,–, Einzelausgabe: € 39,–, Heft und ePaper € 291,–<br />

(Versand Deutschland: € 39,–, Versand Ausland: € 39,–)<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, <strong>für</strong><br />

das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalen derjahres.<br />

Abonnent/Einzelheftbestellungen: Leserservice Gesundheits-Ingenieur,<br />

Postfach 91 61, 97091 Würzburg, Telefon: +49 (0) 931 / 4170-1615,<br />

Telefax: +49 (0) 931 / 4170-492, e-mail: leserservice@oiv.de<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle<br />

ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

Für den Originalteil werden nur Aufsätze angenommen, die in gleicher<br />

Form noch nicht veröffentlicht worden sind. Ausnahmen wären vorher zu<br />

vereinba ren. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernom men. Die wissenschaftliche Verantwortung <strong>für</strong> den Inhalt der Aufsätze<br />

tra gen die Autoren.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />

© 1877 Oldenbourg Indust rie ver lag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8 Abs. 3 PresseG i.V.m. Art. 2 Abs. 1c<br />

DVO zum BayPresseG geben wir die Inhaber und Beteiligungsverhältnisse<br />

amVerlag wie folgt an:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145, 81671 München.<br />

Alleiniger Gesellschafter des Verlages ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt.


Komplettangebot<br />

zum<br />

Vorteilspreis<br />

2 Fachmagazine gas<br />

+ 1 Fachbuch Smart Metering 2.0<br />

Smart Metering 2.0<br />

Vom intelligenten Gaszähler<br />

zu Smart Grid<br />

Dieses Fachbuch zeigt die Entwicklung, die Vorteile<br />

und die Potenziale dieser Technologien auf und setzt<br />

sich mit den aktuell diskutierten Themen auseinander.<br />

Smart Metering – an der Schnittstelle von Smart Homes<br />

und Smart Grids – ist ein wichtiges Element zur Modernisierung<br />

und Optimierung der Energieversorgungssysteme.<br />

Obwohl sich Hersteller und Anwender auf technologische<br />

Grundlagen verständigt haben, entwickelt sich der<br />

deutsche Markt verhalten. Die Ursachen <strong>für</strong> diese Marktentwicklung<br />

werden sowohl in den politischen Rahmenbedingungen<br />

als auch in der Verfügbarkeit verlässlicher<br />

Standards gesehen.<br />

In dem Buch werden in einer Zusammenstellung technisch<br />

orientierter Fachbeiträgen die Gründe und Hintergründe aus<br />

unterschiedlichen Blickwinkeln veranschaulicht.<br />

Hrsg.: U. Wernekinck, N. Burger<br />

1. Aufl age 2011, ca. 300 Seiten mit eBook auf DVD,<br />

Farbdruck, Hardcover<br />

gas erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.gas-zeitschrift.de<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, schicken Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagazins gas und<br />

das Fachbuch Smart Metering 2.0 <strong>für</strong> insgesamt nur € 54,90.<br />

Nur wenn ich überzeugt bin und nicht innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des zweiten<br />

Hefts schriftlich absage, bekomme ich gas <strong>für</strong> zunächst ein Jahr (6 Ausgaben) zum Preis<br />

von € 38,- zzgl. Versand (Deutschland: € 12,- / Ausland: € 14,-) pro Jahr.<br />

Vorzugspreis <strong>für</strong> Schüler und Studenten (gegen Nachweis) € 19,- zzgl. Versand pro Jahr.<br />

Die sichere und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer<br />

Gutschrift von € 20,- auf die erste Rechung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Leserservice gas<br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

✘<br />

Kontonummer<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder<br />

durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die Datum, Unterschrift<br />

PA<strong>GI</strong>NG0611<br />

rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice gas, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> die Zukunft jederzeit widerrufen.


Wissen<br />

<strong>für</strong> die<br />

Zukunft<br />

Komplettangebot<br />

zum<br />

Vorteilspreis<br />

2 x gi – GesundheitsIngenieur<br />

+ 1 x Leitfaden <strong>für</strong> Lüftungs- und Klimaanlagen<br />

Leitfaden <strong>für</strong> Lüftungsund<br />

Klimaanlagen<br />

Die überarbeitete und erweiterte Auflage richtet sich an<br />

Ingenieure und Planer, technisches Personal in Vertrieb,<br />

Einkauf, Service, Instandhaltung, Facility Management sowie<br />

Studenten und Diplomanten.<br />

In dem Leitfaden werden die thermodynamischen Prozesse<br />

aufgezeigt, gefolgt von einer Übersicht über die Bauteile einer<br />

Vollklimaanlage. In der Neuauflage wurden nützliche Regelschemas<br />

aus der Praxis ergänzt und Normen und VDI-Richtlinien<br />

aktualisiert. Die aktuelle Energiesituation spiegelt sich in den<br />

grundlegend über-arbeiteten Themenblöcken „Regelungsmöglichkeiten<br />

bei Ventilatoren“ und „Wärmerückgewinnung“ wider.<br />

L. Keller 2. Auflage 2008, 196 Seiten, Broschur<br />

gi - GesundheitsIngenieur erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.gi-magazin.de<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, schicken Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagazins gi – GesundheitsIngenieur<br />

und den Leitfaden <strong>für</strong> Lüftungs- und Klimaanlagen <strong>für</strong> insgesamt nur € 29,90.<br />

Nur wenn ich überzeugt bin und nicht innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des zweiten Hefts<br />

schriftlich absage, bekomme ich gi - GesundheitsIngenieur <strong>für</strong> zunächst ein Jahr (6 Ausgaben)<br />

zum Preis von € 210,- zzgl. Versand (Deutschland: € 18,- / Ausland: € 21,-) pro Jahr.<br />

Vorzugspreis <strong>für</strong> Schüler und Studenten (gegen Nachweis) € 105,- zzgl. Versand pro Jahr.<br />

Die sichere und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift<br />

von € 20,- auf die erste Rechung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Leserservice GesundheitsIngenieur<br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail)<br />

oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />

die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice gi – GesundheitsIngenieur, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Datum, Unterschrift<br />

PA<strong>GI</strong>NG0112<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

✘<br />

Kontonummer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!