GI - Gebäudetechnik Innenraumklima Neue Außenlufttemperaturen für Heizlastberechnung (Vorschau)
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N. Nadler <strong>Neue</strong> <strong>Außenlufttemperaturen</strong> <strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong> 1<br />
Zulassung von Solaranlagen 12<br />
A. Möller Strom- und Erdgasbeschaffenheit im liberalisierten Energiemarkt 13<br />
M. Schröter<br />
Die überarbeitete Normreihe DIN EN 1822 20<br />
Dämmpflicht 22<br />
<strong>Neue</strong> DIN-Norm <strong>für</strong> Ethanol-Kamine 22<br />
Karriereaussichten in der Immobilienwirtschaft 23<br />
K.W. Usemann Smoking und Ventilation 24<br />
J. Klein<br />
Rechtsecke 19, 23, 56<br />
Patentschau 37<br />
Briefe an die Herausgeber 39<br />
<strong>Neue</strong> Schriften 39<br />
Buchbesprechungen 42<br />
Dissertationen 43<br />
Zeitschriftenumschau 44<br />
Mitteilungen 45<br />
Neuheiten und Firmenberichte 53<br />
Light+Building 2012: Smart Building – Potenziale der Energieeinsparung 57<br />
in gewerblich genutzten und privaten Gebäuden / Trinkwasser-Installation:<br />
Bleifreie Werkstoffe als Alternative / sh-magazin / Aus den Verbänden / Rechtsecke<br />
133. Jahrgang • Februar 2012<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> die Zukunft jederzeit widerrufen.
Herausgegeben von K. W. Usemann 133. Jahrgang 2012 · Heft 1 · Seite 1 – 64<br />
unter Mitwirkung von<br />
in Verbindung mit dem<br />
F. Baum, H. Erhorn und H.-J. Moriske<br />
Umweltbundesamt, Fachbereich Umwelt und Gesundheit, Wasser-, Boden- und Lufthygiene, Ökologie, Berlin-Dahlem; Bayerischen Landesamt<br />
<strong>für</strong> Umweltschutz, Augsburg und der Gesundheitstechnischen Gesellschaft, Berlin.<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Außenlufttemperaturen</strong> <strong>für</strong> die<br />
<strong>Heizlastberechnung</strong><br />
Norbert Nadler<br />
Seit der Ausgabe der alten Heizlastnorm DIN 4701 [1] haben sich die <strong>für</strong> die Berechnung verwendeten <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
<strong>für</strong> die alten Bundesländer nicht geändert. Im aktuell gültigen nationalen Beiblatt der Heizlastnorm DIN EN 12831 Bbl. 1 [2]<br />
wurden zwar die neuen Bundesländer hinzugefügt und die Jahresmittelwerte angegeben, die Datenbasis der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
ist aber immer noch zum Großteil der Zeitraum von 1951 bis 1970. Das heißt, der Klimawandel, der in den 80er-Jahren<br />
einsetzte, ist noch nicht berücksichtigt.<br />
Seit März 2011 sind nun aktualisierte und erweiterte Testreferenzjahre erschienen, die auch extrem kalte Jahre beinhalten.<br />
Der Bezugszeitraum ist hier von 1988 bis 2007. Gedacht sind diese Testreferenzjahre <strong>für</strong> dynamische <strong>Heizlastberechnung</strong>en mittels<br />
Simulationsprogramme. Für diesen Beitrag wurden die Daten der neuen Testreferenzjahre derart aufbereitet, dass sie auch<br />
<strong>für</strong> die stationäre Berechnung nach DIN EN 12831 geeignet sind.<br />
1. Einleitung<br />
Der Autor möchte vorausschicken, dass nach seiner Überzeugung<br />
die Heizlast auch dynamisch, also zeitabhängig<br />
unter Berücksichtigung der Wärmespeicherung sowie der<br />
Wärmequellen, zu ermitteln ist. Ein solches Verfahren<br />
wird <strong>für</strong> die Kühllastberechnung schon seit Jahren erfolgreich<br />
angewendet und wäre mit einem Kühllastprogramm<br />
mit veränderten Klimadaten sofort einsatzbereit.<br />
Leider konnte sich aber die dynamische <strong>Heizlastberechnung</strong><br />
in der Fachwelt noch nicht durchsetzen, obwohl<br />
sie projektbezogener ist und mit einem realistischen<br />
Außenlufttemperaturverlauf rechnet. Im Folgenden wird<br />
daher auf die stationäre Berechnung eingegangen, bei der<br />
von einer konstanten Außenlufttemperatur mit unendlicher<br />
Andauer ausgegangen wird.<br />
CSE Nadler, Dipl.-Ing. Norbert Nadler, Arnstädter Straße 7,<br />
16515 Oranienburg. E-Mail: n.nadler@cse-nadler.de.<br />
1 Gemeint ist die Außenlufttemperatur.<br />
Aus der Kühllastberechnung ist bekannt, dass sich der<br />
Mittelwert der zeitabhängigen Kühl- bzw. Heizlast im eingeschwungenen<br />
Zustand aus den zeitgemittelten Werten<br />
der Aktionsgrößen errechnen lässt. Als Aktionsgröße<br />
wird hier nur die Außenlufttemperatur betrachtet, Reaktionsgröße<br />
ist jeweils die Transmissionsheizlast und die<br />
Lüftungsheizlast aufgrund eines Außenluftwechsels. Die<br />
Gesamtreaktion „Heizlast“ setzt sich aus Transmission,<br />
Lüftung und Aufheizzuschlägen zusammen. Will man<br />
Letztere in die Berechnung einbeziehen, sollte man doch<br />
eher auf eine dynamische <strong>Heizlastberechnung</strong> übergehen.<br />
Die Aufheizzuschläge werden daher hier nicht weiter<br />
betrachtet. Transmission und Lüftung werden getrennt<br />
untersucht, da sich einzelne Effekte gegenseitig aufheben<br />
können und die Anteile an der Gesamtheizlast vorab<br />
nicht bekannt sind.<br />
Nach der DIN 4701 ist die „Außentemperatur“ 1 als<br />
Zweitagesmittelwert, der in den Jahren 1951 bis 1970<br />
zehnmal erreicht oder unterschritten wurde, definiert. Die<br />
Tabellen wurden in Stufungen von 2 K mit einer oberen<br />
Grenze von –10 °C angegeben.
2 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Außenlufttemperatur in °C<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
-10<br />
-12<br />
-14<br />
-16<br />
-18<br />
-20<br />
-22<br />
Berlin 13.12.1969 bis 25.12.1969<br />
Zweitagesmittelwert <strong>für</strong> die Norm-<br />
Außentemperatur nach<br />
DIN 4701-2:1983-03 = -14 °C<br />
Außenlufttemperatur<br />
TMT1 = -16,3 °C<br />
TMT2 = -14,3 °C<br />
TMT3 = -13,6 °C<br />
TMT4 = -12,0 °C<br />
0 24 48 72 96 120 144 168 192 216 240 264 288 312<br />
Zeit in h<br />
Bild 1. Verlauf der Außenlufttemperatur während einer realen Kälteperiode in Berlin.<br />
Bild 1 zeigt den Verlauf der Außenlufttemperatur während<br />
einer realen Kälteperiode in Berlin. Der eingetragene<br />
Zweitagesmittelwert (TMT2) wird zeitweise deutlich unterschritten.<br />
Die Trägheit der Baukonstruktion, die Ungleichzeitigkeit<br />
der maximalen Last und die bei der Dimensionierung<br />
der Heizungsanlage vernachlässigten Wärmequellen<br />
wirken dieser Unterschreitung entgegen. D. h., der<br />
Innentemperaturabfall hielt sich derart in Grenzen, dass<br />
die Verwendung des Zweitagesmittelwertes <strong>für</strong> die Dimensionierung<br />
bisher ausreichend war. Bei der Entwicklung<br />
der Norm wurde ein Innentemperaturabfall von 1 bis<br />
1,5 K während extremer Kälteperioden zugelassen [3].<br />
Mit zunehmendem Mittelungszeitraum steigt der gemittelte<br />
Wert der Außenlufttemperatur an. Das hat zu Folge,<br />
dass die Heizlast kleiner wird. Die Frage ist, welcher Mittelungszeitraum<br />
ist <strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong> notwendig,<br />
um eine Unter- bzw. Überdimensionierung zu vermeiden.<br />
2. Testreferenzjahre (TRY)<br />
beinhalteten, der i. d. R. <strong>für</strong> südorientierte<br />
Räume maßgeblich ist. Die<br />
VDI 2078 [8] stellte zu diesem Zeitpunkt<br />
schon ganzjährige Klimadaten<br />
in Form von zwölf verschiedenen<br />
Monatstagen bereit.<br />
Die nunmehr vorliegenden neuen<br />
Extrem-TRY’s beinhalten ein komplettes<br />
Jahr mit einem warmen Sommer<br />
bzw. mit einem kalten Winter.<br />
Für die 8760 Stunden im Jahr werden<br />
19 Klimaparameter je Stunde (z. B.:<br />
Lufttemperatur, Strahlung, Feuchte,<br />
Wind) angegeben. Für jede der 15 Klimaregionen<br />
in Deutschland werden<br />
drei verschiedene TRY’s bereit gestellt,<br />
die einen unterschiedlichen Anwendungszweck<br />
erfüllen sollen:<br />
– „Jahr“ mittlere Witterungsverhältnisse<br />
<strong>für</strong> Energieverbrauchsberechnungen<br />
– „Sommer“ extrem warmes Jahr <strong>für</strong><br />
Kühllast berechnung<br />
– „Winter“ extrem kaltes Jahr <strong>für</strong> <strong>Heizlastberechnung</strong><br />
Der Bezugszeitraum, welcher der Auswertung zugrunde<br />
liegt, ist:<br />
– 1988 bis 2007 → TRY 2007 (mit Klimawandel)<br />
– 2021 bis 2050 → TRY 2050 (prognostiziert anhand<br />
lokaler Klimamodelle)<br />
Die prognostizierten Klimadaten gehen von einer weiteren<br />
Klimaerwärmung aus. Je nach zu erwartender<br />
Lebensdauer des Gebäudes steht es dem Planer frei, die<br />
prognostizierten Klimadaten <strong>für</strong> die Dimensionierung der<br />
Anlagen oder <strong>für</strong> Analysezwecke zu verwenden.<br />
Weiterhin sind in den neuen TRY’s Algorithmen <strong>für</strong> die<br />
Berücksichtigung von urbanen Wärmeinselzuschlägen und<br />
Korrekturen <strong>für</strong> die Geländehöhe bei von der Repräsentanzstation<br />
abweichende Höhenlagen (mehr als 100 m) enthalten.<br />
Die Testreferenzjahre stellen eine Sammlung stündlicher<br />
Klimadaten <strong>für</strong> ein Jahr dar und sind <strong>für</strong> die thermische<br />
Gebäudesimulation konzipiert. Zur Einführung der Testreferenzjahre<br />
in Deutschland erstellte erstmals Jahn [4]<br />
und [5] ein TRY <strong>für</strong> Berlin. An dieser Arbeit anknüpfend<br />
wurden in einem interdisziplinären Forschungsprojekt<br />
zusammen mit Meteorologen weitere Testreferenzjahre<br />
flächendeckend <strong>für</strong> Westdeutschland entwickelt [6]. Dabei<br />
wurde das Altbundesgebiet in 12 Klimazonen eingeteilt,<br />
<strong>für</strong> die jeweils von einer Wetterstation repräsentative<br />
Datensätze angefertigt wurden (Repräsentanzstation). In<br />
einer Überarbeitung erschienen 2004 neue Testreferenzjahre<br />
[7], die das gesamte Bundesgebiet (nun 15 Klimazonen)<br />
umfassen und auch Dreimonatsperioden <strong>für</strong> extreme<br />
Witterungsverhältnisse im Winter und Sommer bereitstellten.<br />
Die Extrem-TRY’s waren <strong>für</strong> vergleichende<br />
Berechnungen der Heiz- bzw. Kühllast gedacht. Für die<br />
Kühllastberechnung waren die Sommer-TRY’s jedoch<br />
nicht ausreichend, weil sie den Monat September nicht<br />
3. Vergleich der Zweitagesmitteltemperaturen<br />
und der Jahresmitteltemperaturen<br />
Für die Angleichung der Winter-TRY’s an die stationäre<br />
<strong>Heizlastberechnung</strong> zeigt das Bild 2 die Zweitagesmitteltemperaturen<br />
und die Jahresmitteltemperaturen im Vergleich<br />
mit den Daten der DIN EN 12831 [2, Tab. 1].<br />
Für Berlin wäre z. B. die Außenlufttemperatur von<br />
–14 °C auf ca. –12 °C anzuheben. Bei einer Betrachtung<br />
bis zum Jahr 2050 müsste die Auslegung sogar <strong>für</strong> ca.<br />
–6 °C erfolgen. Für eine der in Bild 2 enthaltenen Klimazonen<br />
wäre eine Absenkung von –10 °C auf ca. –13 °C<br />
erforderlich. In der Prognose müsste allerdings auch hier<br />
eine Anhebung auf ca. –4 °C erfolgen.<br />
Zu bedenken ist, dass bei dem bisherigen Berechnungsverfahren<br />
nach DIN EN 12831 mit jedem Grad Temperaturerhöhung<br />
eine Absenkung der Heizlast um etwa 3 %<br />
verbunden ist.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 3<br />
12<br />
6<br />
10<br />
5<br />
Tempereaturerhöhung in K<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
TRY 2007<br />
TRY 2050<br />
Tempereaturerhöhung in K<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
TRY 2007<br />
TRY 2050<br />
-4<br />
-19 -18 -17 -16 -15 -14 -13 -12 -11 -10 -9<br />
Zweitagesmittelwert nach DIN EN 12831 in °C<br />
-1<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
Jahresmittelwert nach DIN EN 12831 in °C<br />
Bild 2. Temperaturerhöhung der TRY-Daten gegenüber der DIN EN 12831 [2] <strong>für</strong> verschiedene Klimazonen bei gleicher Repräsentanzstation.<br />
Die Veränderungen bei den Jahresmitteltemperaturen<br />
fallen erwartungsgemäß nicht so stark aus. Auch hier<br />
ergibt sich <strong>für</strong> TRY 2007 bei zwei Klimazonen eine<br />
Absenkung, <strong>für</strong> TRY 2050 jedoch eine Anhebung der Jahresmitteltemperatur.<br />
Die Daten der DIN EN 12831 in Bild 2 gelten <strong>für</strong> die<br />
gleiche Repräsentanzstation der Klimazone. Es ist jedoch<br />
zu beachten, dass in der Norm bei gleicher Klimazone<br />
unterschiedliche Zweitagesmitteltemperaturen vorhanden<br />
sind. Die Unterschiede innerhalb einer Klimazone betragen<br />
2 bis 8 K (s. Bild 3). Mit unterschiedlichem Urbanisierungsgrad<br />
oder Höhenlagen lässt sich das nicht mehr<br />
begründen, vgl. z. B. Wendelstein und Waren (Klimazone<br />
4) mit einem Höhenunterschied von ca. 60 m aber<br />
8 K Temperaturunterschied. Das bedeutet, dass sich <strong>für</strong><br />
einzelne Orte wesentlich größere Unterschiede ergeben<br />
können, als in Bild 2 <strong>für</strong> die Zweitagesmitteltemperaturen<br />
dargestellt sind. Im Beispiel Wendelstein würde sich die<br />
Zweitagesmitteltemperatur von –20 °C auf –12 °C bei<br />
Auslegung nach TRY 2007 erhöhen. Bei den Jahresmitteltemperaturen<br />
sind in [2, Tab. 1] die Werte innerhalb einer<br />
Klimazone identisch.<br />
Außenlufttemperatur in °C<br />
-8<br />
-10<br />
-12<br />
-14<br />
-16<br />
-18<br />
-20<br />
Es liegt hier also ein Widerspruch<br />
zur Erkenntnis der Meteorologen vor,<br />
dass Deutschland auch <strong>für</strong> extreme<br />
klimatische Verhältnisse in Klimazonen<br />
eingeteilt werden kann. Demnach<br />
müsste einer Klimazone auch<br />
nur eine Zweitagesmitteltemperatur<br />
zugeordnet sein. Neben dem Effekt<br />
der Klimaerwärmung wird damit die<br />
Forderung nach einer dringenden<br />
Überarbeitung der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
verstärkt.<br />
Insgesamt ist nach Bild 2 mit einer<br />
deutlichen Erwärmung zu rechnen,<br />
was in der <strong>Heizlastberechnung</strong> auch<br />
seinen Niederschlag finden sollte.<br />
Das liegt auch im Sinne der Deutschen<br />
Anpassungsstrategie an den Klimawandel<br />
(DAS) [9], die Empfehlungen<br />
<strong>für</strong> das Bauwesen enthält. Klimawandel und Extremwerte<br />
werden durch Messdaten aktuell vom Deutschen<br />
Wetterdienst in [10, Anh. H.1] bestätigt. Danach werden<br />
Kälteextreme seltener und die Anzahl der „Heißen Tage“<br />
(Temperaturmaximum mind. 30 °C) werden zunehmen.<br />
4. Abhängigkeit der Transmissionsheizlast<br />
von der Bauschwere<br />
Die DIN EN 12831 bietet <strong>für</strong> Gebäude in schwerer Bauweise<br />
eine Außenlufttemperatur korrektur an (s. Tabelle 1).<br />
Abhängig von der Gebäudezeitkonstante wird der Zweitagesmittelwert<br />
um 1 bis 4 K angehoben. Die Gebäudezeitkonstante<br />
ist in dieser Norm allerdings <strong>für</strong> den Innentemperaturabfall<br />
bei unterbrochenem Heizbetrieb definiert<br />
und hat mit einer Außenlufttemperaturreaktion im<br />
Grundsatz nichts zu tun.<br />
Für die Berechnung der Transmission ist eine Zeitkonstante<br />
maßgeblich, die sich aus der Aktion „Außentemperatur<br />
vor Außenbauteilen“ ergibt. Dadurch wird auch die<br />
-22<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
Klimazone nach DIN 4710<br />
Bild 3. Bereich der <strong>Außenlufttemperaturen</strong> aus DIN EN 12831 [2, Tab. 1] innerhalb der<br />
jeweiligen Klimazone.
4 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Tabelle 1. Außenlufttemperaturkorrektur nach DIN EN 12831 [2].<br />
Gebäudezeitkonstante in h Außenlufttemperaturkorrektur in K<br />
< 100 0<br />
100 bis 140 + 1<br />
141 bis 210 + 2<br />
211 bis 280 + 3<br />
> 280 + 4<br />
Wirkung einer außen angebrachten Wärmedämmung<br />
erfasst.<br />
In Bild 4 ist <strong>für</strong> einen sehr leichten (XL) und einen<br />
schweren Typ-Raum (S) die normierte Übergangsfunktion<br />
der Heizlast <strong>für</strong> die Aktion AW (Außentemperatursprung<br />
vor einer Außenwand) dargestellt. Im Typ-Raum XL ist<br />
eine sehr leichte, im Typ-Raum S eine sehr schwere Außenwand<br />
(24 cm Beton) vorhanden. Raumgeometrie und<br />
genauer Aufbau gehen aus [11] hervor. Für beide Räume<br />
wurde als Variation auf der Außenseite eine zusätzliche<br />
Wärmedämmung aufgebracht. Man entnimmt dem Bild,<br />
dass sich durch die äußere Wärmedämmung die Transmission<br />
träger verhält, obwohl sich die Bauschwere kaum verändert<br />
hat. Die Bezeichnung „schwer“ als Synonym <strong>für</strong> die<br />
Wärmespeicherfähigkeit ist daher nicht ganz zutreffend,<br />
wird aber im Folgenden beibehalten. Bei dem sehr leichten<br />
Raum ist ein stärkerer Zuwachs der Wärmespeicherfähigkeit<br />
durch die zusätzliche Wärmedämmung zu verzeichnen.<br />
Die auf den stationären Endwert normierte Übergangsfunktion<br />
stellt das Zeitverhalten einer Reaktionsgröße<br />
auf eine sprunghafte Aktion grafisch dar. Um das<br />
Zeitverhalten wertmäßig zu beschreiben, eignet sich die<br />
Summenzeitkonstante, die durch einen Punkt auf der<br />
Kurve gekennzeichnet ist. Die Summenzeitkonstante als<br />
die Summe aller Zeitkonstanten des Übertragungsmodells<br />
ist proportional der Fläche über der normierten<br />
Übergangsfunktion und daher ein Maß <strong>für</strong> die Wärmespeicherung.<br />
Sie ist analytisch aus dem Frequenzgang<br />
oder aus den Gewichtsfaktoren sowie numerisch aus der<br />
normierten Übergangsfunktion berechenbar. Je höher die<br />
Summenzeitkonstante ist, desto träger verhält sich das<br />
System und umso geringer wird die Heizlast ausfallen.<br />
Aus dem Bild 4 entnimmt man somit auch, dass ein<br />
Vielfaches der Summenzeitkonstante als Mittelungszeitraum<br />
notwendig ist, um alle Vorgänge genügend genau zu<br />
erfassen. Für den Typ-Raum XL wäre ein Zweitagesmittelwert<br />
ausreichend. Nach 48 h hat die normierte Über<br />
normierte Übergangsfunktion<br />
1.0<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
Wärmedämmung<br />
0.2<br />
Typ-Raum mit U-AW=0,60<br />
0.1<br />
Typ-Raum mit U-AW=0,15<br />
0.0<br />
0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 132 144<br />
Zeit in h<br />
a) Sehr leichter Raum<br />
Typ-Raum XL<br />
Aktion AW, Soll-Wert TL,<br />
100 % KonvAnt<br />
normierte Übergangsfunktion<br />
1.0<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
Wärmedämmung<br />
Typ-Raum S<br />
Aktion AW, Soll-Wert TL<br />
100 % KonvAnt<br />
0.0<br />
0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 132 144<br />
Zeit in h<br />
b) Schwerer Raum<br />
Typ-Raum mit U-AW=0,60<br />
Typ-Raum mit U-AW=0,15<br />
Bild 4. Normierte Übergangsfunktion der Heizlast <strong>für</strong> die Aktion AW in 2 Räumen mit unterschiedlicher Bauschwere jeweils <strong>für</strong> eine<br />
ungedämmte (U = 0,60 W/(m² K)) und eine von außen gedämmte (U = 0,15 W/(m² K)) Außenwand.<br />
Transmissionswärmestrom in W<br />
76<br />
74<br />
72<br />
70<br />
68<br />
66<br />
64<br />
62<br />
60<br />
58<br />
56<br />
54<br />
52<br />
50<br />
48<br />
46<br />
instat. Transmissionswärmestrom<br />
1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />
berechnet aus U*A*(20-TMT1)<br />
2-Tagesmittelwert<br />
3-Tagesmittelwert<br />
4-Tagesmittelwert<br />
Typ-Raum XL<br />
Soll-Wert TL<br />
100 % KonvAnt<br />
168 192 216 240 264 288 312<br />
Zeit in h<br />
a) Sehr leichter Raum<br />
Transmissionswärmestrom in W<br />
76<br />
74<br />
72<br />
70<br />
68<br />
66<br />
64<br />
62<br />
60<br />
58<br />
56<br />
54<br />
52<br />
50<br />
48<br />
46<br />
instat. Transmissionswärmestrom<br />
1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />
berechnet aus U*A*(20-TMT1)<br />
2-Tagesmittelwert<br />
3-Tagesmittelwert<br />
4-Tagesmittelwert<br />
Typ-Raum S<br />
Soll-Wert TL<br />
100 % KonvAnt<br />
168 192 216 240 264 288 312<br />
Zeit in h<br />
b) Schwerer Raum<br />
Bild 5. Instationärer Transmissionswärmestrom durch eine 3,5 m² große Außenwand im Vergleich mit stationärer Berechnung mit Mittelwerten<br />
der Außenlufttemperatur. Anm.: Die grüne durchgezogene Linie <strong>für</strong> den 2-Tagesmittelwert in b) ist verdeckt.Durchgezogene Linie:<br />
Tatsächlicher Mittelwert aus instationärem Verlauf. Gestrichelte Linie: Stationär berechnet mit Mittelwert der Außenlufttemperatur.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 5<br />
Außenlufttemperaturkorrektur in K<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
Mittelungszeitraum in Tage<br />
a) TRY 2007<br />
Außenlufttemperaturkorrektur in K<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
Mittelungszeitraum in Tage<br />
b) TRY 2050<br />
Bild 6. Bereich der Außenlufttemperaturkorrekturen <strong>für</strong> die Klimazonen nach Testreferenzjahr in Abhängigkeit vom Mittelungszeitraum.<br />
gangsfunktion über 95 % des Endwertes erreicht. Beim<br />
Typ-Raum S wäre dagegen mindestens ein 4 bis 5-Tagesmittelwert<br />
erforderlich. Der Zeitraum bis mind. 95 % des<br />
Endwertes ist der minimale Mittelungszeitraum <strong>für</strong> die<br />
stationäre Berechnung.<br />
Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, ist im Bild 5<br />
die Transmissionsheizlast <strong>für</strong> den in Bild 1 dargestellten<br />
Verlauf der Außenlufttemperatur und <strong>für</strong> die beiden<br />
Wandtypen aus Bild 4 (ohne Wärmedämmung) berechnet.<br />
Der Unterschied zwischen der durchgezogenen farbigen<br />
Linie und der gestrichelten Linie gleicher Farbe zeigt<br />
den Fehler der stationären Berechnung mit Φ T = S(5) ·<br />
(T I – T A ) an. Die Innentemperatur T I beträgt 20 °C, die<br />
Außenlufttemperatur T A ist <strong>für</strong> verschiedene Mittelungszeiträume<br />
gewählt. S(5) ist der stationäre Endwert der<br />
Übergangsfunktion, der sich aus S(5) ≈ U · A abschätzen<br />
lässt. Um das Prinzip zu verdeutlichen, wurde in dieser<br />
Darstellung allerdings der stationäre Endwert eingesetzt,<br />
der auch die Strahlungs- und Luftankopplung an den<br />
übrigen Raum berücksichtigt. Dadurch erklären sich die<br />
geringen Unterschiede zwischen den gestrichelten Linien<br />
gleicher Farbe in beiden Räumen.<br />
Für den sehr leichten Raum ist der Fehler bei Verwendung<br />
des 2-Tagesmittelwertes verschwindend gering.<br />
Beim schweren Raum trifft das erst bei dem 4-Tagesmittelwert<br />
zu.<br />
Neben den Fehlern bezüglich des Mittelungszeitraumes<br />
ist auch der Innentemperaturabfall zu betrachten, der<br />
sich aus der Differenz zwischen maximaler instationärer<br />
Heizlast und dem ermittelten Wert der gestichelten Linie<br />
ergibt. Für eine solche Untersuchung sind allerdings weitere<br />
Parameter maßgeblich, z. B. Flächengröße der Außenwand,<br />
Nachbarraumtemperatur usw. Auch die Andauer<br />
einer Unterschreitung des Sollwertes sollte dabei bewertet<br />
werden. Die VDI 2078 bietet einen Algorithmus <strong>für</strong> den<br />
Innentemperaturabfall bei Unterdimensionierung an. Bei<br />
der stationären <strong>Heizlastberechnung</strong> muss man sich auf<br />
die Voruntersuchung zur Normentwicklung [3] verlassen.<br />
In den folgenden Beispielen liegt der Innentemperaturabfall<br />
jedoch immer unter 1 K.<br />
Ergänzend zu Bild 2 sind im Bild 6 die <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
<strong>für</strong> weitere Mittelungszeiträume bezogen auf<br />
den Zweitagesmittelwert eingetragen. Der angegebene<br />
Bereich kennzeichnet die obere und untere Grenze aller<br />
Klimazonen in Deutschland. Innerhalb des Bereiches<br />
sind die nicht dargestellten Verläufe der einzelnen Klimazonen<br />
sehr unterschiedlich. Die große Auffächerung des<br />
Bereiches belegt jedoch, dass die Außenlufttemperaturkorrektur<br />
entgegen der Tabelle 1 abhängig von der Klimaregion<br />
gewählt werden muss und nicht nur in Abhängigkeit<br />
von der Wärmespeicherfähigkeit.<br />
Geht man <strong>für</strong> einen schweren Raum nach Bild 4 b von<br />
einem 4-Tagesmittelwert aus, so wäre eine Außenlufttemperaturkorrektur<br />
nach Bild 6 a je nach Klimaregion von<br />
ca. 0 bis 3 K erforderlich. Damit ist schon fast der Gesamtbereich<br />
der Tabelle 1 (0 bis 4 K) erreicht. Die Auffächerung<br />
<strong>für</strong> das TRY 2050 fällt zwar geringer aus, erfasst aber<br />
im angegebenen Beispiel immer noch 0 bis 2 K.<br />
Für die praktische Anwendung bedeutet das, man<br />
müsste je nach Wärmespeicherfähigkeit der Außenwand<br />
einen Mittelungszeitraum festlegen und <strong>für</strong> die jeweilige<br />
Klimaregion die Außenlufttemperaturkorrektur bestimmen.<br />
Für die Festlegung der Wärmespeicherfähigkeit<br />
müsste die qualitative Einteilung in „leicht“, „mittel“ und<br />
„schwer“ ausreichend sein. Diesen Speicherklassen ordnet<br />
man dann den Zwei-, Drei- bzw. Viertagesmittelwert zu.<br />
4.1 Einfluss des Heizsystems<br />
Für die Einschätzung des Zeitverhaltens zur Auswahl des<br />
Mittelungszeitraumes müssen noch einige Besonderheiten<br />
beachtet werden. Die Übergangsfunktion in Bild 4 bezieht<br />
sich auf ein rein konvektives Heizsystem (RLT-Anlage),<br />
wobei die Raumlufttemperatur den Sollwert der Raumtemperaturregelung<br />
darstellt (Soll-Wert TL). Die Zielgröße<br />
bei der stationären <strong>Heizlastberechnung</strong> ist jedoch<br />
die operative Temperatur (Soll-Wert TOP), die mit dem<br />
Bauherrn zu vereinbaren ist.<br />
Das Bild 7 zeigt daher die normierten Übergangsfunktionen<br />
<strong>für</strong> verschiedene Anlagentypen, die sich durch den<br />
Konvektivanteil der Wärmeabgabe unterscheiden und <strong>für</strong><br />
die operative Temperatur als Sollwert.<br />
Man erkennt, dass Anlagen mit abnehmendem Konvektivanteil<br />
schneller reagieren müssen und damit eine
6 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
normierte Übergangsfunktion<br />
1.2<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Konvektivanteil<br />
0 6 12 18 24 30 36 42 48<br />
Zeit in h<br />
a) Sehr leichter Raum<br />
Typ-Raum XL<br />
Aktion AW, Soll-Wert TOP<br />
Anlage mit 100 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 50 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 0 % Konvektivanteil<br />
normierte Übergangsfunktion<br />
1.0<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0.0<br />
Konvektivanteil<br />
0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 132 144<br />
Zeit in h<br />
b) Schwerer Raum<br />
Typ-Raum S<br />
Aktion AW, Soll-Wert TOP<br />
Anlage mit 100 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 50 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 0 % Konvektivanteil<br />
Bild 7. Normierte Übergangsfunktion der Transmissionsheizlast <strong>für</strong> zwei Räume mit unterschiedlicher Bauschwere in Abhängigkeit vom<br />
Konvektivanteil der Anlage und <strong>für</strong> die Sollwertgröße „operative Temperatur TOP“.<br />
Transmissionsheizlast in W<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
instat. Transmissionsheizlast<br />
50<br />
1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />
berechnet aus S(5)*(20-TMT1)<br />
2-Tagesmittelwert<br />
45<br />
3-Tagesmittelwert<br />
4-Tagesmittelwert<br />
40<br />
168 192 216 240 264 288 312<br />
Zeit in h<br />
a) Sehr leichter Raum<br />
Typ-Raum XL<br />
Soll-Wert TOP<br />
50 % KonvAnt<br />
Transmissionsheizlast in W<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
instat. Transmissionsheizlast<br />
1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />
berechnet aus S(5)*(20-TMT1)<br />
2-Tagesmittelwert<br />
3-Tagesmittelwert<br />
4-Tagesmittelwert<br />
40<br />
168 192 216 240 264 288 312<br />
Zeit in h<br />
b) Schwerer Raum<br />
Typ-Raum S<br />
Soll-Wert TOP<br />
50 % KonvAnt<br />
Bild 8. Instationäre Transmissionsheizlast durch eine 3,5 m² große Außenwand im Vergleich mit stationärer Berechnung mit Mittelwerten<br />
der Außenlufttemperatur.<br />
höhere Leistung benötigen. Für eine reine Strahlungsheizung<br />
(0 % Konvektivanteil) im sehr leichten Raum<br />
erscheint die Form der Übergangsfunktion wie bei einem<br />
Vorhaltglied mit Verzögerung 2. Ordnung (PDVZ2-<br />
Glied). Die Vorhaltzeit geht mit einem negativen Vorzeichen<br />
in die Summenzeitkonstante ein und kann dazu<br />
Temperaturabsenkeung in K<br />
-0.5<br />
-1.0<br />
-1.5<br />
-2.0<br />
-2.5<br />
-3.0<br />
-3.5<br />
Neigungswinkel gegen die Horizontale in grd<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />
0.0<br />
Fall 2<br />
Fall 1<br />
Fall 3<br />
Bild 9. Temperaturabsenkung infolge langwelliger Wärmeabstrahlung<br />
an den klaren Himmel. Winterfall mit –14 °C Außenlufttemperatur,<br />
4 m/s Windgeschwindigkeit.<br />
führen, dass die Summenzeitkonstante negativ wird. Auf<br />
eine Punktmarkierung im Bild 7 a wurde daher verzichtet.<br />
Analog zu Bild 5 erfolgt in Bild 8 der Vergleich zwischen<br />
stationärer und instationärer Berechnung <strong>für</strong> ein<br />
Heizsystem mit 50 % Konvektivanteil. Die höheren Anforderungen<br />
bei diesem System bewirken, dass man hier mit<br />
kürzeren Mittelungszeiträumen rechnen sollte, etwa beim<br />
leichten Raum mit dem Eintagesmittelwert und beim<br />
schweren Raum mit dem Dreitagesmittelwert.<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> diese Berechnung ist, dass <strong>für</strong> den<br />
Konvektivanteil der Heizung eine ideale Raumluftdurchmischung<br />
vorliegt und dass der Strahlungsanteil sich<br />
gleichmäßig auf alle Oberflächen verteilt. Zum Beispiel<br />
könnte eine ungünstige Aufstellung eines Heizkörpers<br />
oder eine ineffektive Luftströmung eine noch höhere Leistung<br />
erfordern.<br />
4.2 Außentemperatur statt Außenlufttemperatur?<br />
In [12] wurde der Begriff „Außentemperatur“ definiert,<br />
um auch die langwellige Wärmeabstrahlung an den klaren<br />
(unbewölkten) Himmel, der sich diatherman verhält, in<br />
der Transmissionsrechnung zu erfassen. Dieser Effekt, der<br />
auch messtechnisch nachgewiesen wurde, bewirkt, dass
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 7<br />
Häufigkeit des Bedeckungsgrades N in ‰<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
N = 0<br />
N = 1<br />
N = 2<br />
N = 3<br />
N = 4<br />
N = 5<br />
N = 6<br />
N = 7<br />
N = 8<br />
TMTx=<br />
1 und 2<br />
3 und 4<br />
Häufigkeit des Bedeckungsgrades N in ‰<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
N = 0<br />
N = 1<br />
N = 2<br />
N = 3<br />
N = 4<br />
N = 5<br />
N = 6<br />
N = 7<br />
N = 8<br />
TMTx=<br />
1 und 2<br />
3<br />
4<br />
0<br />
-12 -11 -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0<br />
Außenlufttemperaturklasse in °C<br />
a) Klimazone A<br />
0<br />
-15 -14 -13 -12 -11 -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0<br />
Außenlufttemperaturklasse in °C<br />
b) Klimazone B<br />
Bild 10. Häufigkeitsverteilung des Bedeckungsgrades bei <strong>Außenlufttemperaturen</strong> unter 0 °C <strong>für</strong> zwei Klimazonen.<br />
Fall<br />
Emissionsgrad der<br />
Emissionsgrad der<br />
Wandoberfläche terrestrischen Umgebung<br />
1 0,90 (normal) 0,90 (normal)<br />
2 0,50 (Metallfassade) 0,90 (normal)<br />
3 0,90 (normal) 0,50 (Parkplatz)<br />
Bedeckungsgrad in Achtel<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
die der Berechnung zugrunde liegende Außentemperatur<br />
unterhalb der Außenlufttemperatur liegen muss. Die Temperaturabsenkung<br />
ist in Bild 9 beispielhaft dargestellt.<br />
Bei Dächern kann die Temperaturabsenkung in diesem<br />
Beispiel bis zu 3 K unter der Außenlufttemperatur betragen.<br />
Bei vertikalen Außenbauteilen (90 °) mit normalem<br />
Oberflächenmaterial (z. B. Putz) beträgt die Temperaturabsenkung<br />
1,5 bis 2 K. Liegt dem betrachteten Außenbauteil<br />
ein Parkplatz oder ein anderes Gebäude mit<br />
Metallfassade gegenüber, kann die Temperaturabsenkung<br />
2,0 bis 2,5 K betragen. Das sind schon Größenordnungen,<br />
die im Vergleich mit der Tabelle 1 zu bewerten sind.<br />
In der VDI 2078 ist die langwellige Wärmeabstrahlung<br />
an den klaren Himmel in der kombinierten Außentemperatur<br />
enthalten, die zusätzlich zur Außentemperatur die<br />
Absorption der kurzwelligen Sonnenstrahlung berücksichtigt.<br />
Anhand der vorliegenden Testreferenzjahre, die<br />
auch den stündlichen Bedeckungsgrad des Himmels angeben,<br />
kann nun beurteilt werden, ob die Temperaturabsenkung<br />
bei der Transmissionsrechnung berücksichtigt werden<br />
muss.<br />
Hierzu ist in Bild 10 die Häufigkeitsverteilung des<br />
Bedeckungsgrades <strong>für</strong> stündliche <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
unter 0 °C beispielhaft <strong>für</strong> zwei Klimazonen angegeben.<br />
Die Bedeckungsgrade N = 0 Achtel und N = 1 Achtel<br />
sind gestrichelt dargestellt, um die Häufigkeit des klaren<br />
bzw. des fast klaren Himmels hervorzuheben. Die stündlichen<br />
<strong>Außenlufttemperaturen</strong> sind in 1 K-Temperaturklassen<br />
eingeteilt. Eingetragen als senkrechte Linien sind<br />
auch die x-Tagesmitteltemperaturen (x = 1 … 4) der<br />
Außenlufttemperatur, die ebenfalls in eine 1 K-Temperaturklasse<br />
eingeordnet sind. Diese x-Tagesmitteltemperaturen<br />
errechnen sich aus den stündlichen <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
und korrespondieren daher mit der linken und<br />
rechten Umgebung der Außenlufttemperaturklassen.<br />
Bisher ging man davon aus, dass bei besonders extremen<br />
Temperaturen ein klarer Himmel vorliegt. Die Untersuchung<br />
hat jedoch ergeben, dass eine deutliche Dominanz<br />
des klaren Himmels bei tiefen Temperaturen nur in<br />
fünf von 15 Klimazonen auftritt, wie z. B. in Bild 10a<br />
dargestellt. Die anderen Klimazonen verhalten sich eher<br />
wie in Bild 10b angegeben.<br />
Da die x-Tagesmitteltemperaturen in einem Bereich<br />
liegen, in dem auch höhere Bedeckungsgrade auftreten,<br />
ist <strong>für</strong> das stationäre Berechnungsverfahren der passende<br />
x-Tagesmittelwert des Bedeckungsgrades zu bestimmen.<br />
In Bild 11 sind solche Werte enthalten und man erkennt,<br />
dass sich durch die Tagesmittelwertbildung und durch die<br />
teilweise geringe Dominanz des klaren Himmels ein großer<br />
Streubereich des mittleren Bedeckungsgrades <strong>für</strong> alle<br />
Klimazonen ergibt. Es bestätigt sich, dass nur bei den<br />
genannten fünf Klimazonen ein klarer Himmel vorherrscht<br />
und dass auch nur beim Eintagesmittelwert.<br />
Man kann daher bei dem stationären Verfahren auf die<br />
Berücksichtigung der Temperaturabsenkung verzichten.<br />
Bei einem Vergleich mit der dynamischen <strong>Heizlastberechnung</strong><br />
ist dieser Unterschied jedoch zu beachten.<br />
5. Lüftungsheizlast<br />
Mittelwertzeitraum in Tage<br />
Bild 11. Bereich der gemittelten Bedeckungsgrade <strong>für</strong> die Klimazonen<br />
nach Testreferenzjahr 2007 in Abhängigkeit vom Mittelungszeitraum.<br />
Für Übertragungssysteme mit Durchgriff ist die Summenzeitkonstante<br />
nicht ausreichend, um das Zeitverhal
8 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
ten des Systems zu kennzeichnen. Ein Durchgriff entsteht,<br />
wenn sofort nach dem Einsetzen einer Aktion eine<br />
Reaktion notwendig ist. Für die Lüftungsheizlast bedeutet<br />
dies, dass sie sofort vorhanden ist, sobald kalte Luft in<br />
den Raum eindringt.<br />
Bei der reinen Luftheizung ist von der Anlage die folgende<br />
konvektive Last sofort in vollem Umfang abzudecken<br />
Φ L = V˙ZU · (c · ρ) L · (T RL – T ZU )(1)<br />
Φ L<br />
V˙ZU<br />
Lüftungsheizlast eines Raumes in W<br />
Zuluftvolumenstrom in den Raum in m³/h<br />
T ZU Zulufttemperatur in °C<br />
T RL Raumlufttemperatur in °C<br />
(c ρ) L = 0,34 Wh/(m³ K) spezifische<br />
volumetrische Wärmekapazität der Luft<br />
Als Zulufttemperatur ist im Falle eines Außenluftwechsels<br />
die Außenlufttemperatur einzusetzen. Die DIN EN 12831<br />
setzt jedoch vereinfachend die Norm-Außentemperatur<br />
ein, welche die o. g. Außenlufttemperaturkorrektur beinhaltet.<br />
Da diese Korrektur nur <strong>für</strong> die Transmissionslast<br />
bei schwerer Bauweise gilt, ist diese Vereinfachung nicht<br />
nachvollziehbar und physikalisch unsinnig.<br />
Der Mittelungszeitraum <strong>für</strong> die Außenlufttemperatur<br />
müsste bei Systemen mit Durchgriff so klein wie möglich<br />
sein. Da es sich hier aber um ein stationäres Rechenverfahren<br />
handelt, kommt nur der Eintagesmittelwert in Betracht.<br />
Bei Heizungsanlagen mit Strahlungsanteil ist der<br />
Durchgriff größer als bei der reinen Luftheizung. Der<br />
Durchgriff errechnet sich aus<br />
L<br />
D( Φ L<br />
)<br />
K<br />
Φ<br />
= (2)<br />
β<br />
D (Φ L ) Durchgriff der Lüftungsheizlast eines<br />
Raumes in W<br />
β K Konvektivanteil der Anlage<br />
1 – β K Strahlungsanteil der Anlage<br />
Für die RLT-Anlage ist β K = 1, <strong>für</strong> die reine Strahlungsheizung<br />
gilt β K = 0. Im Extremfall muss also die reine<br />
Strahlungsheizung eine theoretisch unendlich hohe Leistung<br />
aufbringen, um den Sollwert der Raumtemperatur<br />
sofort beim Auftreten einer Lüftungsheizlast aufrechtzuerhalten.<br />
Übliche Platten- und Gliederheizkörper haben<br />
einen Konvektivanteil von 0,5 bis 0,9.<br />
Ein unendlich hoher Durchgriff ist ebenfalls bei der<br />
Fußbodenheizung vorhanden, auch wenn der Konvektivanteil<br />
größer als 0 ist. Um die Wärmespeichermasse oberhalb<br />
der Rohre sofort zu erwärmen, ist eine unendlich<br />
hohe Leistung notwendig. Da diese nicht erbracht werden<br />
kann, wird der gewählte Sollwert unterschritten. Man<br />
Übergangsfunktion in W<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Konvektivanteil<br />
Typ-Raum XL<br />
Aktion QK, Soll-Wert TOP<br />
Anlage mit 100 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 75 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 25 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 50 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 5 % Konvektivanteil<br />
Übergangsfunktion in W<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Konvektivanteil<br />
Typ-Raum S<br />
Aktion QK, Soll-Wert TOP<br />
Anlage mit 100 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 75 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 25 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 50 % Konvektivanteil<br />
Anlage mit 5 % Konvektivanteil<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24<br />
Zeit in h<br />
a) Sehr leichter Raum<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24<br />
Zeit in h<br />
b) Schwerer Raum<br />
Bild 12. Übergangsfunktion der Lüftungsheizlast in Stundenschritten <strong>für</strong> zwei Räume mit unterschiedlicher Wärmespeichereigenschaft<br />
unter Variation des Konvektiv anteils der Anlage. Sollwertgröße ist die operative Temperatur.<br />
Lüftungsheizlast in W<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
4-Tagesmittelwert<br />
0<br />
168 192 216 240 264 288 312<br />
Zeit in h<br />
instat. Lüftungsheizlast<br />
1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />
berechnet aus S(1)*n*VR*c*Rho*(20-TMT1)<br />
2-Tagesmittelwert<br />
3-Tagesmittelwert<br />
a) Sehr leichter Raum<br />
Typ-Raum XL<br />
Soll-Wert TOP<br />
50 % KonvAnt<br />
Lüftungsheizlast in W<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
4-Tagesmittelwert<br />
0<br />
168 192 216 240 264 288 312<br />
Zeit in h<br />
instat. Lüftungsheizlast<br />
1-Tagesmittelwert aus inst. Verlauf gemittelt<br />
berechnet aus S(1)*n*VR*c*Rho*(20-TMT1)<br />
2-Tagesmittelwert<br />
3-Tagesmittelwert<br />
b) Schwerer Raum<br />
Typ-Raum S<br />
Soll-Wert TOP<br />
50 % KonvAnt<br />
Bild 13. Instationäre Lüftungsheizlast bei 0,5-fachem Luftwechsel im Vergleich mit stationärer Berechnung mit Mittelwerten der Außenlufttemperatur.<br />
50 % Konvektivanteil der Anlage. Sollwert ist die operative Temperatur TOP.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 9<br />
müsste daher bei solchen Systemen den Innentemperaturabfall<br />
projektbezogen berechnen und bewerten.<br />
Um das Zeitverhalten bei Heizsystemen mit β K ≤ 1 zu<br />
veranschaulichen, sind im Bild 12 die Übergangsfunktionen<br />
der Aktion QK (konvektive Wärmebelastungen<br />
innen, s. [11]) <strong>für</strong> die o. g. zwei Räume dargestellt.<br />
Erst wenn der Konvektivanteil der Anlage kleiner als<br />
100 % ist, wirkt sich die Wärmespeicherfähigkeit der<br />
Umfassungskonstruktion auf die Lüftungsheizlast aus.<br />
Die Auswirkung ist dergestalt, dass sich mit abnehmendem<br />
Konvektivanteil die Lüftungsheizlast erhöht (Werte<br />
> 1!), und zwar beim schweren Raum mehr, als beim<br />
leichten Raum.<br />
Man beachte auch den gegenläufigen Effekt zur<br />
Transmissionsheizlast. Eine höhere Wärmespeicherfähigkeit<br />
des Raumes wirkt sich bei der Transmission heizlastmindernd<br />
aus. Dagegen erhöht sich die Lüftungsheizlast<br />
bei einem schweren Raum <strong>für</strong> Systeme mit<br />
β K < 1. Bei der Transmission wird die Aktionsgröße<br />
„Außentemperatur“ durch die Baukonstruktion<br />
gedämpft. Je „schwerer“ die Baukonstruktion, desto<br />
geringer ist die Heizlast. Bei der Lüftung findet eine solche<br />
Dämpfung nicht statt. Der Strahlungsanteil der Heizung<br />
kann nur über die sekundäre Erwärmung der inneren<br />
Bauteile die Belastung ausgleichen. Je „schwerer“ die<br />
Baukonstruktion, desto mehr Strahlungsleistung muss<br />
aufgebracht werden, um die inneren Oberflächentemperaturen<br />
anzuheben.<br />
Man erkennt aus dem Bild 12, dass auch beim schweren<br />
Raum mit einem Konvektivanteil von ca. 50 % der<br />
Eintagesmittelwert ausreichen müsste, um alle Vorgänge<br />
zu erfassen. Das bestätigt auch Bild 13 durch den geringen<br />
Unterschied zwischen durchgezogener und gestrichelter<br />
farbiger Linie beim Eintagesmittelwert.<br />
Die Außenlufttemperaturkorrektur nach DIN EN<br />
12831 bei der Berechnung der Lüftungsheizlast wirkt sich<br />
also genau in die falsche Richtung aus. Statt einer Minderung<br />
bei zunehmender Bauschwere müsste bei der Lüftungsheizlast<br />
<strong>für</strong> Systeme mit Strahlungsanteil eine Erhöhung<br />
erfolgen.<br />
Für die Raumlufttemperatur in Glg. 1 wird in der<br />
Norm näherungsweise die Norm-Innentemperatur eingesetzt.<br />
Bei konvektiven Heizsystemen wird die Raumlufttemperatur<br />
zum Ausgleich kalter Außenflächen über der<br />
Norm-Innentemperatur liegen, die eine empfundene (operative)<br />
Temperatur darstellt. Die Lüftungsheizlast wird<br />
daher <strong>für</strong> diese Systeme zu gering berechnet. Bei Strahlungsheizsystemen<br />
kann das umgekehrt sein. In der alten<br />
DIN 4701 [1] wurde der Unterschied zwischen Raumluftund<br />
Norm-Innentemperatur durch die Außenflächenkorrektur<br />
Δk A berücksichtigt. Im aktuellen nationalen Beiblatt<br />
1 der DIN EN 12831 ist diese Korrektur nicht mehr<br />
enthalten. Dagegen empfiehlt das europäische Hauptblatt<br />
der DIN EN 12831 [13, Anh. B.2] eine Korrektur vorzunehmen,<br />
wenn der Unterschied mehr als 1,5 K beträgt.<br />
Somit ergeben sich drei Gründe, die da<strong>für</strong> sprechen,<br />
dass die Lüftungsheizlast in der DIN EN 12831 unzureichend<br />
bemessen wird:<br />
1. Aufgrund der sofort wirkenden Last müsste der Mittelungszeitraum<br />
der <strong>Außenlufttemperaturen</strong> kürzer<br />
gewählt werden.<br />
2. Die Außenlufttemperaturkorrektur nach Tabelle 1<br />
dürfte bei der Lüftungsheizlast nicht angesetzt werden.<br />
Eventuell wäre eine entgegengesetzte Korrektur<br />
bei Heizsystemen mit Strahlungsanteil und großer<br />
Bauschwere notwendig.<br />
3. Anstelle der Norm-Innentemperatur müsste die<br />
Raumlufttemperatur verwendet werden, um eine<br />
Unterbemessung bei konvektiven Heizsystemen bzw.<br />
eine Überbemessung bei Strahlungsheizsystemen zu<br />
vermeiden.<br />
In der korrigierten und erweiterten Kühllastberechnung<br />
nach [11] wird grundsätzlich zwischen Raumluft- und<br />
operativer Temperatur unterschieden.<br />
6. Handlungsempfehlung<br />
Aus den o. g. Erkenntnissen lässt sich folgende Vorgehensweise<br />
bei der <strong>Heizlastberechnung</strong> ableiten:<br />
1. Zunächst sollte bestimmt werden, ob man mit den<br />
Daten aus dem TRY 2007, aus dem TRY 2050 oder<br />
mit einem Mittelwert aus beiden rechnen möchte.<br />
Der Mittelwert aus dem bisherigen Verlauf und dem<br />
prognostizierten Verlauf der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
wäre wohl am Besten geeignet, das zukünftige Teillastverhalten<br />
bei einer derzeitigen Auslegung mit den<br />
Daten aus dem TRY 2007 zu untersuchen. Bezüglich<br />
der Auswahl der Daten <strong>für</strong> die Dimensionierung der<br />
Anlage sollte diese Option mit dem Bauherrn unter<br />
eingehender Beratung und unter Berücksichtigung<br />
der Lebensdauer der Anlage abgestimmt werden.<br />
2. Durch die Auswahl des Ortes wird die Klimazone<br />
festgelegt. Für jede Klimazone stehen zweimal 1 bis<br />
4 Tagesmitteltemperaturen (TMT1 bis TMT4) sowie<br />
die Jahresmitteltemperatur zur Verfügung. Die<br />
Berechnung erfolgt nunmehr mit drei statt mit zwei<br />
Temperaturen, getrennt <strong>für</strong> die Lüftungsheizlast,<br />
Transmissionsheizlast und Wärmeverluste an das<br />
Erdreich bzw. an andere Gebäudeeinheiten oder<br />
Gebäude.<br />
3. Es ist die Bauschwere des Gebäudes anzugeben, eingeteilt<br />
in „leicht“, „mittel“ und „schwer“. Diese<br />
Angabe sollte raumweise erfolgen, z. B. <strong>für</strong> ein Bad<br />
mit wandhohen Fliesen in einem Gebäude leichter<br />
Bauart oder <strong>für</strong> einen Dachausbau in einem Gebäude<br />
schwerer Bauart.<br />
4. Weiterhin ist eine Angabe über das zum Einsatz<br />
kommende Heizsystem erforderlich. Hierbei muss<br />
nur zwischen einem „überwiegend konvektiven Heizsystem“<br />
(RLT-Anlage, Konvektoren, Plattenheizkörper<br />
mit mehreren Konvektionsreihen) und einem<br />
„überwiegend Strahlungsheizsystem“ (Radiatoren,<br />
Deckenstrahler, Fußboden- und Deckenheizung)<br />
unterschieden werden.<br />
Daraus ergeben sich die zu verwendenden Tagesmittelwerte<br />
<strong>für</strong> den jeweiligen Ort (s. Tabelle 2). Aufgrund des<br />
Durchgriffs ist <strong>für</strong> die Lüftungsheizlast immer der Eintagesmittelwert<br />
zu verwenden. Bei der Transmissionsheizlast<br />
geht die Bauschwere des Gebäudes ein und es erfolgt
10 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Tabelle 2. Auswahl der Tagesmittelwerte der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
<strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong>. TMTx bedeutet x-Tagesmitteltemperatur.<br />
Bauschwere des Gebäudes<br />
leicht mittel schwer<br />
Heizlastart überwiegend konvektives Heizsystem<br />
Transmission TMT2 TMT3 TMT4<br />
Lüftung TMT1 TMT1 TMT1<br />
Heizlastart überwiegend Strahlungsheizsystem<br />
Transmission TMT1 TMT2 TMT3<br />
Lüftung TMT1 TMT1 TMT1<br />
Tabelle 3. Angabe der verwendeten Tagesmittelwerte der <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
<strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong> nach DIN EN 12831.<br />
Heizlastart Typ-Raum XL Typ-Raum S<br />
Transmission TMT2 aus [2] TMT2 aus [2]+4 K<br />
Lüftung TMT2 aus [2] TMT2 aus [2]+4 K<br />
eine Verschiebung zu tieferen Temperaturen beim Strahlungsheizsystem.<br />
7. Beispielrechnung<br />
Um die Auswirkungen der neuen <strong>Außenlufttemperaturen</strong><br />
auf das Endergebnis zu untersuchen, wird ein Vergleich<br />
der Transmissions- und Lüftungsheizlast mit den Ergebnissen<br />
der bisherigen Rechnung nach DIN EN 12831 [2]<br />
hergestellt. In Tabelle 3 sind hierzu die verwendeten<br />
Tagesmittelwerte der Norm zur Gegenüberstellung mit<br />
der Tabelle 2 angegeben.<br />
Die Berechnungen wurden <strong>für</strong> die o. g. zwei Typ-<br />
Räume, <strong>für</strong> vier Klimaregionen und <strong>für</strong> die zwei genannten<br />
Heizsysteme durchgeführt. Da eine Transmission an<br />
das Erdreich nicht enthalten ist, findet auch kein Vergleich<br />
bezüglich der Jahresmitteltemperaturen statt.<br />
In Tabelle 4 und 5 sind die Berechnungsergebnisse<br />
zusammengestellt. Die TRY-Ergebnisse sind auf die<br />
Ergebnisse einer Berechnung nach DIN EN 12831 bezogen.<br />
Somit besteht eine Unabhängigkeit vom U · A-Wert<br />
des Außenbauteils und vom Außenluftwechsel. Beiden<br />
Ergebnissen liegt die gleiche Repräsentanzstation bzw.<br />
Ort zugrunde. Zusätzlich wird der Ort Wendelstein mit<br />
der Repräsentanzstation der Klimaregion 4 verglichen, da<br />
in dieser Klimaregion die höchsten Temperaturunterschiede<br />
in der Norm [2, Tab. 1] vorliegen (s. Bild 3).<br />
Es ergeben sich sehr unterschiedliche Abweichungen zu<br />
der bisherigen Berechnung nach DIN EN 12831. Teilweise<br />
ist sogar eine höhere Lüftungsheizlast notwendig,<br />
was auch mit der Verwendung des Eintagesmittelwertes<br />
begründbar ist, der gegenüber dem Zweitagesmittelwert<br />
niedriger ist. In der Prognose (TRY 2050) sind bis zu 32 %<br />
Überdimensionierungen zu erwarten, wenn nach der derzeit<br />
gültigen Norm ausgelegt wird. Die Orte in der Klimaregion<br />
C scheinen in der Norm völlig überbewertet zu<br />
sein. Beim Heizsystem mit Strahlungsanteil fallen die<br />
Unterschiede zur Norm etwas geringer aus, weil die Verwendung<br />
kürzerer Zeitmittelwerte dem Effekt der Klimaerwärmung<br />
entgegen wirkt.<br />
8. Fazit<br />
In letzter Zeit wurden Untersuchungen veröffentlicht, die<br />
belegen, dass ca. 80 % der Heizungsanlagen ineffektiv<br />
arbeiten. Ein nicht unerheblicher Anteil dieser Anlagen<br />
ist überdimensioniert. Auch <strong>für</strong> den Einsatz erneuerbarer<br />
Energietechnologien ist eine Überdimensionierung aus<br />
technischen und finanziellen Gründen ungünstig. Die<br />
Leistung solcher Technologien hat gegenüber der konventionellen<br />
Technik ein begrenztes Potenzial. Die Heizlast<br />
sollte daher genauer und vor allem projektbezogener<br />
ermittelt werden.<br />
Darüber hinaus verschaffen der Physik zuwider laufende<br />
Berechnungsvorschriften keine Planungssicherheit.<br />
Das ist ein Aspekt, der bei der Einführung von vereinfachten<br />
Rechenmethoden bisher zu wenig Beachtung<br />
fand, besonders bei der DIN EN 12831.<br />
Ein Grund <strong>für</strong> die Überdimensionierungen könnte<br />
sein, dass die <strong>Außenlufttemperaturen</strong> nach DIN EN<br />
Tabelle 4. <strong>Heizlastberechnung</strong> <strong>für</strong> vier Klimaregionen im Vergleich zu den Ergebnissen der DIN EN 12831 [2].<br />
Konvektives Heizsystem.<br />
Typ-Raum XL<br />
Typ-Raum S<br />
Heizlastart<br />
TRY 2007 [%] TRY 2050 [%] Mittel [%] TRY 2007 [%] TRY 2050 [%] Mittel [%]<br />
Klimaregion A<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
Klimaregion B<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
Klimaregion C<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
Klimaregion D<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
Wendelstein<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
–7<br />
–6<br />
–4<br />
3<br />
–22<br />
–20<br />
–8<br />
–6<br />
–21<br />
–20<br />
–19<br />
–17<br />
–27<br />
–19<br />
–27<br />
–27<br />
–28<br />
–22<br />
–32<br />
–30<br />
–13<br />
–12<br />
–16<br />
–8<br />
–25<br />
–23<br />
–18<br />
–14<br />
–26<br />
–25<br />
0<br />
6<br />
0<br />
17<br />
–11<br />
–9<br />
–2<br />
5<br />
–16<br />
–11<br />
–16<br />
–6<br />
–19<br />
–9<br />
–20<br />
–16<br />
–24<br />
–13<br />
–30<br />
–22<br />
–8<br />
0<br />
–10<br />
4<br />
–16<br />
–13<br />
–13<br />
–4<br />
–23<br />
–17
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 11<br />
Tabelle 5. <strong>Heizlastberechnung</strong> <strong>für</strong> vier Klimaregionen im Vergleich zu den Ergebnissen der DIN EN 12831 [2].<br />
Heizsystem mit Strahlungsanteil.<br />
Typ-Raum XL<br />
Typ-Raum S<br />
Heizlastart<br />
TRY 2007 [%] TRY 2050 [%] Mittel [%] TRY 2007 [%] TRY 2050 [%] Mittel [%]<br />
Klimaregion A<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
Klimaregion B<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
Klimaregion C<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
Klimaregion D<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
Wendelstein<br />
Transmission<br />
Lüftung<br />
–6<br />
–6<br />
3<br />
3<br />
–20<br />
–20<br />
–6<br />
–6<br />
–20<br />
–20<br />
–17<br />
–17<br />
–19<br />
–19<br />
–27<br />
–27<br />
–22<br />
–22<br />
–30<br />
–30<br />
–12<br />
–12<br />
–8<br />
–8<br />
–23<br />
–23<br />
–14<br />
–14<br />
–25<br />
–25<br />
4<br />
6<br />
3<br />
17<br />
–10<br />
–9<br />
0<br />
5<br />
–13<br />
–11<br />
–11<br />
–6<br />
–19<br />
–9<br />
–19<br />
–16<br />
–22<br />
–13<br />
–26<br />
–22<br />
–3<br />
0<br />
–8<br />
4<br />
–14<br />
–13<br />
–11<br />
–4<br />
–19<br />
–17<br />
12831 die Klimaerwärmung nicht berücksichtigen. In diesem<br />
Beitrag werden daher <strong>Außenlufttemperaturen</strong> aus<br />
neueren meteorologischen Studien vorgestellt. Weiterhin<br />
wird der sinnvolle Einsatz dieser Daten gezeigt, der sich<br />
an dem Zeitverhalten von Gebäude und Anlage orientiert.<br />
Daraus folgt eine Anleitung, wie ein stationäres<br />
Rechenverfahren bei einem eigentlich instationären Vorgang<br />
angewendet werden muss. Mit dem vorliegenden<br />
Aufsatz erfolgt auch ein Abgleich zur dynamischen <strong>Heizlastberechnung</strong><br />
mittels direkter Verwendung der neuen<br />
TRY-Daten.<br />
Eine einheitliche Tendenz der Klimaregionen ist nicht<br />
erkennbar, weder bei der Erhöhung der Zweitagesmitteltemperatur<br />
gegenüber der Norm noch bei der Erhöhung<br />
der Mehrtagesmitteltemperatur <strong>für</strong> schwere Räume. Daraus<br />
ergibt sich, dass die sog. Außenlufttemperaturkorrektur<br />
auch in Abhängigkeit der Klimaregion zu wählen ist.<br />
Für die Lüftungsheizlast wird vorgeschlagen, grundsätzlich<br />
den Eintagesmittelwert zu verwenden. Bei der<br />
Transmissionsheizlast sollte man unterscheiden zwischen<br />
leichter, mittlerer und schwerer Bauweise sowie der Art<br />
des Heizsystems und diesen einen Ein- bzw. Mehrtagesmittelwert<br />
zuordnen. In der DIN EN ISO 15927-5 [14]<br />
wird ebenfalls empfohlen, solche Mehrtagesmittelwerte<br />
<strong>für</strong> die <strong>Heizlastberechnung</strong> zu generieren.<br />
Die Satzung des DIN e. V. sieht vor, DIN-Normen alle<br />
fünf Jahre hinsichtlich der Notwendigkeit einer Überarbeitung<br />
zu überprüfen. Für das Beiblatt 1 bedeutet das,<br />
dass unter Berücksichtigung der Einspruchsfrist frühestens<br />
2014 ein neuer Weißdruck vorliegen könnte. Allerdings<br />
wurde auch ein neues Hauptblatt angekündigt,<br />
wodurch sich die Neuausgabe des Beiblattes weiter verzögern<br />
könnte.<br />
Da der Autor den noch verbleibenden Zeitraum bis zu<br />
einer Überarbeitung der <strong>Außenlufttemperaturen</strong> <strong>für</strong> zu<br />
lang hält, hat er einige große Softwareunternehmen angeschrieben.<br />
Als minimale Softwareänderung mit der Möglichkeit<br />
einer händischen Eingabe wäre nur die Berechnung<br />
der Lüftungsheizlast mit einer von der Transmissionsheizlast<br />
getrennten Außenlufttemperatur notwendig.<br />
Leider war keines der Unternehmen bereit, eine entsprechende<br />
Änderung in ihrem Heizlastprogramm derzeit<br />
vorzunehmen. Hier kann nur die Nachfrage der Kunden<br />
etwas bewirken. Heutzutage entscheiden die Softwareunternehmen<br />
was und wie in der TGA-Branche geplant<br />
wird.<br />
Vorstehende Ausführungen wären jedoch nicht notwendig,<br />
wenn man wie bei der Kühllastberechnung ein<br />
dynamisches Verfahren anwenden würde. Dadurch<br />
könnte auch der Innentemperaturabfall bei der zwangsweisen<br />
Unterdimensionierung speicherbehafteter Heizsysteme<br />
projektbezogen berechnet werden.<br />
Literatur<br />
[1] DIN 4701:1983-03: Regeln <strong>für</strong> die Berechnung des Wärmebedarfs<br />
von Gebäuden. Teil 1: Grundlagen der Berechnung,<br />
Teil 2: Tabellen, Bilder, Algorithmen.<br />
[2] DIN EN 12831 Beiblatt 1:2008-07: Heizsysteme in Gebäuden.<br />
Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast. Nationaler<br />
Anhang NA.<br />
[3] Esdorn, H. und Wentzlaff, G.: Neuvorschläge zum Entwurf<br />
DIN 4701 „Regeln <strong>für</strong> die Berechnung des Wärmebedarfs von<br />
Gebäuden“. Teil II: Zum Einfluß der Gebäudespeicherfähigkeit<br />
auf die Norm-Außentemperatur. HLH Bd. 32 (1981) Nr.<br />
10, S. 394 – 401.<br />
[4] Jahn, A.: Das Test-Referenzjahr. Teil 1: Test-Referenzjahre •<br />
Grundlagen • Datenauswahlverfahren und internationale Aktivitäten.<br />
HLH 1977-6, S. 199–206. Teil 2: Ein Test-Referenzjahr<br />
<strong>für</strong> Berlin (TRY Berlin). HLH 1977-7, S. 257–265.<br />
[5] Jahn, A.: Methoden der energetischen Prozessbewertung raumlufttechnischer<br />
Anlagen und Grundlagen der Simulation. Diss.<br />
TU Berlin, 1978.<br />
[6] Blümel, K., Hollan, E., Kähler, M., Peter; R. und Jahn, A.: Entwicklung<br />
von Testreferenzjahren (TRY) <strong>für</strong> Klimaregionen der<br />
Bundesrepublik Deutschland. Forschungsbericht BMFT-FB-<br />
T86-051, 1986.<br />
[7] Christoffer, J., Deutschländer, T. und Webs, M.: Testreferenzjahre<br />
von Deutschland <strong>für</strong> mittlere und extreme Witterungsverhältnisse.<br />
Deutscher Wetterdienst, Abteilung Klima- und Umweltberatung,<br />
Offenbach am Main, 2004.<br />
[8] VDI 2078:1994-10: Berechnung der Kühllast klimatisierter<br />
Räume. (VDI-Kühllastregeln).
12 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
[9] Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS).<br />
Vom Bundeskabinett am 17. Dezember 2008 beschlossen.<br />
[10] Aktionsplan Anpassung der Deutschen Anpassungsstrategie<br />
an den Klimawandel. Vom Bundeskabinett am 31. August 2011<br />
beschlossen.<br />
[11] Nadler, N.: Korrekturvorschläge zum EDV-Verfahren der VDI<br />
2078. Teil 1a: Algorithmen. HLH Bd. 54 (2003) Nr. 8, S. 59–66.<br />
[12] Nadler, N.: Kombinierte Außentemperatur mit langwelligen<br />
Reflexionen an der terrestrischen Umgebung. Gesundheits<br />
Ingenieur 118 (1997) Nr. 6, S. 310–315. Abstract mit Rechenbeispielen<br />
im C.A.T.S.-Newsletter August 2006.<br />
[13] DIN EN 12831:2003-08: Heizungsanlagen in Gebäuden. Verfahren<br />
zur Berechnung der Norm-Heizlast.<br />
[14] DIN EN ISO 15927-5:2005-03: Wärme und feuchteschutztechnisches<br />
Verhalten von Gebäuden – Berechnung und Darstellung<br />
von Klimadaten – Teil 5: Daten zur Bestimmung der<br />
Norm Heizlast <strong>für</strong> die Raumheizung.<br />
Zulassung von Solaranlagen<br />
Zur Beschleunigung der Energiewende beschloss die Bundesregierung<br />
u. a. die Zulassung von Solaranlagen an<br />
oder auf Gebäuden zu erleichtern. Das „Gesetz zur Förderung<br />
des Klimaschutzes bei der Entwicklung in den<br />
Städten und Gemeinden (BauGBuaÄndG) wurde im Juli<br />
veröffentlicht und gilt seit dem 30. Juli 2011.<br />
Künftig sollen Solaranlagen an oder auf Gebäuden im<br />
Außenbereich als so genannte privilegierte Vorhaben<br />
grundsätzliche zulässig sein, wenn folgende Voraussetzungen<br />
erfüllte wurden:<br />
– Es muss sich um eine Solaranlage an oder auf Gebäuden<br />
im Außenbereich handeln. Freiflächenanlagen sind<br />
nicht privilegiert.<br />
– Das Gebäude, an oder auf dem die Solaranlage errichtet<br />
werden soll, muss zulässigerweise errichtet worden<br />
sein. Schwarzbauten, wie illegal errichtete Wochenendhäuser,<br />
Lagerhallen o. ä. können nicht in den Genuss<br />
der Privilegierung kommen.<br />
– Die Solaranlage muss dem Gebäude baulich untergeordnet<br />
sein. Anlagen, deren Fläche z. B. über die Dachoder<br />
Wandfläche des Gebäudes hinausgehen, können<br />
nicht privilegiert zugelassen werden. Allerdings ist<br />
unerheblich, ob die Solaranlage funktionell untergeordnet<br />
ist. Die erzeugte Energie muss nicht selbst<br />
verbraucht, sondern darf auch vollständig oder überwiegend<br />
in ein öffentliches Netz eingespeist werden.<br />
– Öffentliche Belange dürfen der Solaranlage nicht entgegenstehen.<br />
Dies kann z. B. in einem Landschaftsschutzgebiet<br />
oder bei einer durch die Solaranlagen verursachten<br />
Verunstaltung der Landschaft der Fall sein.<br />
Laut Gesetz soll der Außenbereich von einer baulichen<br />
Nutzung freigehalten werden. Nur privilegierte Vorhaben<br />
– wie die genannten Solaranlagen – können sich stärker<br />
als andere gegenüber öffentlichen Belangen durchsetzen<br />
und sind daher grundsätzlich auch im Außenbereich<br />
zulässig.<br />
Die Gesetzesänderung hängt nicht nur mit der Ausweitung<br />
der regenerativen Energien zusammen. Sie reagiert<br />
auf einen Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen<br />
vom 20. September 2010, in dem es um<br />
die Unzulässigkeit einer Solaranlage auf dem Dach einer<br />
Reithalle im Außenbereich ging. Die Reithalle war als<br />
landwirtschaftliche Nutzung im Außenbereich zulässig.<br />
Das Gericht sah in dem Anbringen der Solaranlagen auf<br />
der Reithalle eine Nutzungsänderung. Eine Nutzungsänderung<br />
bedarf allerdings einer Baugenehmigung, selbst<br />
wenn die Solaranlage nicht genehmigungsbedürftig wäre.<br />
Das Gericht entschied weiter, dass der Betrieb einer Solaranlage<br />
in keinem funktionellen Zusammenhang mit der<br />
Nutzung der Reithalle steht und ihr daher nicht zuzuordnen<br />
ist. Der Betrieb der Solaranlage und die Einspeisung<br />
in das öffentliche Netz stelle eine gewerbliche Nutzung<br />
dar, die im Außenbereich grundsätzlich unzulässig sei.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 13<br />
Strom- und Erdgasbeschaffenheit<br />
im liberalisierten Energiemarkt<br />
Andrea Möller und Michael Schröter<br />
Die Kosten <strong>für</strong> die Versorgung von<br />
Gebäuden und Liegenschaften mit<br />
Energie sind in den vergangenen<br />
Jahren ständig gestiegen. Auch die<br />
aktuelle energiepolitische Diskussion<br />
in Deutschland (Stichpunkt „Energiewende“)<br />
bewirkt eher steigende<br />
Preise <strong>für</strong> den Energiebezug. Dieser<br />
Artikel gibt einen Überblick der<br />
Möglichkeiten zur Reduzierung der<br />
Energiekosten von Strom und Erdgas<br />
<strong>für</strong> Letztverbraucher durch einen<br />
strukturierten Energieeinkauf. Auf<br />
die vielen Möglichkeiten zur Verbesserung<br />
der Energieeffizienz wird hier<br />
nicht eingegangen. Verantwortungsbewusste<br />
Energieeinkäufer werden<br />
nicht nur preisorientiert Energie<br />
beschaffen sondern auch den laufenden<br />
Energieverbrauch durch effizienzsteigernde<br />
Maßnahmen reduzieren,<br />
um die Bezugskosten zu senken.<br />
Die Liberalisierung der nationalen und europäischen<br />
Energiemärkte bietet <strong>für</strong> den Energieeinkauf sowohl<br />
Chancen als auch Risiken. Der Einkauf von Strom und<br />
Erdgas wird von Jahr zu Jahr komplexer und damit <strong>für</strong><br />
den Endverbraucher undurchsichtiger. Denn seit Beginn<br />
der Liberalisierung haben sich die Marktmechanismen<br />
erheblich verändert und sie ändern sich auch weiterhin.<br />
Strom- und Erdgasmarkt<br />
Bild 1. Zeitliche Entwicklung des Energiewirtschaftsgesetzes.<br />
Energien im Sinne des Energiewirtschaftsrechts sind<br />
Strom und Erdgas, soweit diese zur leitungsgebundenen<br />
Energieversorgung verwendet werden. Das Energiewirtschaftsgesetz<br />
(EnWG) wurde erstmalig im Jahr 1935 in<br />
Deutschland eingeführt. Die Energieversorgung wurde<br />
bis Mitte der 1990’er Jahre als ein natürliches Monopol<br />
angesehen. 1998 wurde das Energierecht neu geregelt und<br />
den Vorgaben der EU-Binnenmarktrichtlinie <strong>für</strong> Elektrizität<br />
angepasst. Kernpunkt war die Liberalisierung des<br />
Strommarktes durch teilweisen Wegfall der Gebietsmonopole<br />
und der diskriminierungsfreier Zugang zu den<br />
Stromnetzen. Die Vorschriften <strong>für</strong> den Gasmarkt wurden<br />
zunächst kaum verändert. Das EnWG hat bis heute vier<br />
Novellierungen erfahren, siehe Bild 1. Nunmehr ist Erdgas<br />
mit Strom gleichgestellt, der Netzzugang ist reguliert,<br />
Netzbetrieb und Vertrieb sind voneinander unabhängige<br />
Geschäftsfelder. Der Messstellenbetrieb ist liberalisiert,<br />
eine Kennzeichnungspflicht <strong>für</strong> Strom ist eingeführt und<br />
eine Regulierungsbehörde (Bundesnetzagentur BNetzA)<br />
wurde 2003 geschaffen.<br />
Der deutsche Strommarkt hatte im Jahr 2010 ein<br />
Bruttovolumen von etwa 604 Mrd. kWh, siehe Bild 2. Die<br />
Erneuerbaren Energien haben dazu mit etwa 16,5 %<br />
beigetragen.<br />
Die Aufteilung des Stromverbrauchs auf die Primärenergieträger<br />
zeigt Bild 3.<br />
Über 80 % des deutschen Stromverbrauchs werden von<br />
vier Konzernen (RWE, Eon, Vattenfall und EnBW)<br />
Dipl.-Geol. Andrea Möller, Gas-ak tuell, Energiewirtschaftliche Beratung,<br />
Leipzig (Erdgas) und Dipl.-Ing. Michael Schröter, Mega<br />
WATT Ingenieurgesellschaft <strong>für</strong> Wärme- und Energietechnik mbH,<br />
Paul-Lincke-Ufer 8 b, 10999 Berlin, E-Mail: Michael.Schroeter@<br />
megawatt.eu – Erweiterte Fassung eines Vortrages am 19. Mai 2011<br />
vor der Gesundheitstechnischen Gesellschaft in Berlin.<br />
Bild 2. Auszug aus der Energiebilanz Deutschland.<br />
Quelle: AG Energiebilanz
14 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Bild 3. Aufteilung des Stromverbrauchs auf Primärenergieträger.<br />
produziert. Diese verfügen verteilt in Deutschland über<br />
einen umfangreichen Kraftwerkspark.<br />
Der Erdgasmarkt in Deutschland ist innerhalb der letzten<br />
30 bis 40 Jahre kontinuierlich gewachsen und wurde<br />
damit laufend an die Versorgungsansprüche angepasst.<br />
Dieses Wachstum zog sich durch alle Kundengruppen<br />
(Haushalts- und Kleinverbraucher, Gewerbe, Industrie<br />
Kraftwerke). Zwischenzeitlich hat Erdgas eine gute<br />
Marktdurchdringung erreicht (im Bereich der Haushaltsund<br />
Kleinverbraucher von annähernd 100 %). Aktuell<br />
stagniert das Wachstum bzw. ist sogar rückläufig, da sich<br />
die Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />
Bild 4. Monitoringbericht 2010. Quelle: BNetzA<br />
Bild 5. Internationaler Gastransport. Quelle: WINGAS<br />
auswirken. Als Wachstumsmarkt wird aktuell nur noch<br />
der Erdgaseinsatz in Kraftwerken ausgewiesen.<br />
Eng verbunden mit dem Wachstum im Erdgasbereich<br />
war die Anlegbarkeit des Erdgaspreises an die Ölpreisbindung,<br />
die sich in gewisser Weise manifestiert hat. Durch<br />
die Anlegbarkeit des Erdgaspreises an den Ölpreis sollte<br />
sichergestellt werden, dass der Erdgaspreis im Vergleich<br />
zu den Wettbewerbspreisen (Ölpreis, Kohlepreis) konkurrenzfähig<br />
bleibt. Diese Vertragspraxis galt nicht nur zwischen<br />
den Produzenten und Importeuren, sondern wurde<br />
gleichermaßen auch auf die nachgelagerten Vertriebsstufen<br />
verlagert. Nationale als auch internationale Einflüsse<br />
haben da<strong>für</strong> gesorgt, dass die Ölpreisbindung durch die<br />
Preisbildung an den Erdgashandelsmärkten mehr und<br />
mehr ersetzt wird. Als Einflussfaktoren sind die Öffnung<br />
der langfristigen ölgebundenen Lieferverträge, zunehmende<br />
Bedeutung des Flüssiggas-Handels, die Erschließung<br />
unkonventioneller Erdgasressourcen und der Ausbau<br />
der Infrastruktur zu nennen.<br />
Infrastruktur<br />
Über 80 % des deutschen Stromverbrauchs werden von<br />
den vier großen Konzernen produziert: RWE, Eon, Vattenfall<br />
und EnBW. Diese verfügen<br />
verteilt in Deutschland über einen<br />
umfangreichen Kraftwerkspark. In<br />
Deutschland sind etwa 290 Kraftwerke<br />
oder Kraftwerksblöcke mit<br />
einer Leistung von über 100 MW vorhanden.<br />
Die Nettoleistung von Kraftwerken<br />
größer 5 MW betrug im Jahr<br />
2009 etwa 104 000 MW, der Anteil<br />
der vier größten Erzeuger daran<br />
betrug knapp 80 % (Quelle: Bundesnetzagentur).<br />
Deutschland ist von einem dichten<br />
Stromnetz überzogen. Stromnetze<br />
werden nach der Spannung unterteilt,<br />
nach der Strom übertragen wird. Das<br />
Höchstspannungsnetz befindet sich<br />
im Besitz von vier Unternehmen, die<br />
sich den Markt <strong>für</strong> die Übertragung<br />
von Strom untereinander aufteilen.<br />
Diese Netzbetreiber sind Amperion<br />
(RWE), Tennet, 50 Herz und EnBW.<br />
Über die unter geordneten Netze wird<br />
der Strom bis zum Letztverbraucher<br />
übertragen.<br />
Die Erdgasnetze verteilen sich von<br />
den ca. 15 Importpunkten nach<br />
Deutschland über mehrere Verteilnetze<br />
innerhalb Deutschlands<br />
(Importnetz, Regionalnetz, Stadtwerkenetz).<br />
Das Erdgasaufkommen in<br />
Deutschland belief sich 2010 auf<br />
1081 Mrd. kWh, das entspricht einem<br />
Wachstumsplus von 1,5 % bezogen<br />
auf 2009. Die Importe nach Deutsch
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 15<br />
land stiegen um ca. 4 % auf jetzt 89 %. Nur 11 % des<br />
Gesamtbedarfs in Deutschland wird durch die eigene Förderung<br />
(mit rückläufiger Tendenz) gedeckt.<br />
Erdgas als Primärenergieträger ist „endlich“, das zeigt<br />
auch der Rückgang der Förderung in Deutschland, siehe<br />
Bild 4. Prognosen weisen aus, dass sich im Jahr 2020 die<br />
Eigenförderung auf ca. 3 % des deutschlandweiten Verbrauchs<br />
verringern wird und die Importe auf 97 %<br />
ansteigen werden. Damit steigt die Importabhängigkeit<br />
dramatisch an. Deutschland steuert mit dem Ausbau von<br />
Anlagen zur Biomethanproduktion gegen diesen Trend.<br />
Die Infrastruktur <strong>für</strong> den Bezug und die Verteilung von<br />
Erdgas wird aktuell massiv ausgebaut. Zu nennen sind da<br />
die „Nordstream“, die „OPAL“, die „NEL“ sowie LNG-<br />
Terminals in England, Niederlande, Polen am Mittelmeer<br />
und der Adria Küste (Bild 5).<br />
Begründet durch den Rückgang der Eigenproduktion<br />
und der Importzunahme wächst der Bedarf an notwendiger<br />
Speicherkapazität <strong>für</strong> Erdgas an. Die notwendige<br />
Strukturierung kann nicht mehr durch die Förderung der<br />
europäischen Quellen („vor der Haustür“) erfolgen,<br />
sondern nur über die Inanspruchnahme von Speichern.<br />
(Gaspool und Net Connect Germany) gehandelt. Die<br />
Preisentwicklung des „Year Ahead-Futures“ <strong>für</strong> das Erdgas-Marktgebiet<br />
„Gaspool“ gibt Bild 7 wider. Innerhalb<br />
von nur zwei Handelsjahren bewegte sich der Erdgaspreis<br />
im Bereich zwischen knapp 15 €/MWh und 28 €/MWh bei<br />
einer Volatilität von über 80 %.<br />
Handel und Vertrieb von Strom<br />
und Erdgas<br />
Der Stromhandel findet am Großhandelsmarkt (Energiebörsen,<br />
außerbörslicher Handel) statt. Stromhandel ist<br />
nicht mit dem Stromvertrieb gleichzusetzen, dieser<br />
bedient den Endkundenmarkt. In Deutschland sind über<br />
1000 Stromlieferanten aktiv, davon ca. 700 Stadtwerke.<br />
In den meisten Gebieten können die Endkunden unter<br />
mehr als 50 Stromlieferanten wählen. Bei Anfragen und<br />
VOL-Ausschreibungen <strong>für</strong> eine Stromlieferung an Sondervertragskunden<br />
beteiligen sich oft mehr als 20 Interessenten,<br />
von denen die meisten auch Lieferangebote einreichen.<br />
Energiebörse<br />
Ein Großhandelsmarktplatz <strong>für</strong><br />
Energie und energienaher Produkte<br />
ist die Leipziger Börse EEX, die seit<br />
Mitte 2001 betrieben wird. Handelsprodukte<br />
sind vor allem Strom- und<br />
Erdgas-Futures, Strom- und Erdgas-<br />
Optionen, Emissionsrechte (CO 2 -<br />
Zertifikate) und Kohle. Im Terminmarkt<br />
können Geschäfte auf bis zu<br />
6 Jahre in die Zukunft abgesichert<br />
werden.<br />
Das Stromhandelsvolumen betrug<br />
im Jahr 2009 am Spotmarkt ca. 203<br />
Mrd. kWh, am Terminmarkt ca.<br />
1025 Mrd. kWh. Das Handelsvolumen<br />
am Terminmarkt betrug damit<br />
etwa das Doppelte des bundesdeutschen<br />
Stromverbrauchs. Für die<br />
Strombeschaffung sind die EEX-Terminprodukte<br />
„Phelix Baseload Year<br />
Futures“ (base) und „Phelix Peakload<br />
Year Futures“ (peak) wichtig. Die<br />
Strom-Preisentwicklung <strong>für</strong> das jeweilige<br />
Frontjahr seit Beginn des Börsenhandels<br />
zeigt Bild 6. In den letzten<br />
10 Jahren ist der mittlere Energiepreis<br />
<strong>für</strong> Strom von ca. 2,5 ct/kWh auf<br />
heute ca. 6,1 ct/kWh angestiegen. Der<br />
Kurvenverlauf zeigt auch die spekulative<br />
Phase und die weltweite Krise im<br />
Jahr 2008, in der Höchstpreise von<br />
über 13 ct/kWh <strong>für</strong> den Jahreskontrakt<br />
bezahlt werden mussten.<br />
Erdgas wird heute an der EEX <strong>für</strong><br />
die beiden verbliebenen Marktgebiete<br />
Bild 6. Strompreisentwicklung seit 2001.<br />
Bild 7. Erdgaspreisentwicklung seit 2009.
16 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Energiepreise<br />
Bild 8. Preisbestandteile Strom, beispielhaft.<br />
Nur der reine Energiepreis Strom ist<br />
durch den Beschaffungsprozess be <br />
einflussbar. Je nach Abnahmestruktur<br />
sind das etwa 35–45 % des Stromendpreises,<br />
siehe Bild 8. Alle anderen Preisbestandteile<br />
sind staatlich festgelegt<br />
oder durch die Bundesnetzagentur<br />
reguliert. Bild 8 zeigt beispielhaft die<br />
Stromendpreise, die Umsatzsteuer mit<br />
19 % ist berücksichtigt.<br />
Die Preisbestandteile des Erdgaspreises<br />
waren bisher: Arbeitspreis,<br />
Leistungspreis und Steuern. Heute<br />
werden bei einem transparenten Liefervertrag<br />
diese um weitere Preisbestandteile<br />
ergänzt, wie z. B. Regelenergieumlage,<br />
Strukturierungsbeitrag, Bioerdgaswälzungsbeitrag,<br />
Konvertierungsentgelt, Hubentgelt und Netznutzungsentgelt,<br />
siehe Bild 9. Auch hier ist wie beim Strom nur<br />
der reine Energiepreis durch den Beschaffungsprozess<br />
beeinflussbar.<br />
Möglichkeiten der Strombeschaffung<br />
Bild 9. Preisbestandteile Erdgas, beispielhaft.<br />
Die Anbieter von Erdgas haben sich seit Beginn der Liberalisierung<br />
stark verändert. In der Vergangenheit versorgten<br />
ausschließlich die traditionellen deutschen Versorger, in<br />
Form von Ferngasgesellschaften, Regionalversorgern oder<br />
Stadtwerken (z. B. RWE, Eon, MITGAS, Stadtwerke München<br />
u. a.). Inzwischen liefern ausländische Gesellschaften<br />
mit starker Verankerung im Heimatmarkt (z. B. ENI Gas &<br />
Power, GdF SUEZ, DONG Energy Sales, EconGAS,<br />
Sempra, EGL) und die Erdgasproduzenten selbst (z. B.<br />
Shell, BP, Mobil). Daneben bieten auch die Stadtwerke Erdgasprodukte<br />
<strong>für</strong> den Letztverbraucher an.<br />
Bild 10. Strategien zur Energiebeschaffung.<br />
Im Folgenden werden verschiedene Strategien <strong>für</strong> die<br />
Beschaffung von Strom aufgezeigt und kommentiert.<br />
Heute übliche Möglichkeiten des Stromeinkaufs sind<br />
(siehe auch Bild 10):<br />
– Klassische Vollstromversorgung<br />
– Indizierte Strombeschaffung mit Festpreis<br />
– Strukturierte Strombeschaffung mit automatischer<br />
Preisfixierung<br />
– Tranchenbeschaffung<br />
– Portfoliobeschaffung<br />
– Direkte Marktteilnahme<br />
Die Portfoliobeschaffung und die direkte Marktteilnahme<br />
erfordern einen hohen Personalaufwand verbunden mit<br />
hohen Transaktions kosten. Beide Beschaffungsstrategien<br />
sind nur <strong>für</strong> Letztverbraucher mit sehr hohem Stromverbrauch<br />
(> 100 GWh) wirtschaftlich interessant. Auf eine<br />
weitere Kommentierung wird hier nicht eingegangen.<br />
Bei der klassischen Vollstromversorgung wird zu einem<br />
Stichtag der <strong>für</strong> die gesamte Lieferperiode benötigte<br />
Strom zu einem zuvor festgelegten Preis eingekauft. Dieser<br />
Preis beinhaltet alle Strombeschaffungspreise,<br />
häufig auch die<br />
Netznutzungsentgelte, ausgedrückt<br />
als Arbeitspreis (HT- und NT-Tarif)<br />
und Leistungspreis (höchste Jahresleistungsspitze).<br />
In den Strompreis<br />
sind Risikoprämien eingepreist, die<br />
Preisstruktur ist wenig transparent.<br />
Der Stromkunde hat in der Regel<br />
einen Festpreis über die gesamte Vertragslaufzeit,<br />
kein Strukturierungsrisiko<br />
und kein Mehr- oder Mindermengenrisiko.<br />
Er benötigt kein
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 17<br />
besonderes „Know-How“ <strong>für</strong> den<br />
Stromeinkauf. Nachteilig sind die<br />
hohen Risikozuschläge des Lieferanten<br />
<strong>für</strong> Verbrauchs- und Preisrisiko<br />
und die mangelnde Kostentransparenz.<br />
Die indizierte Strombeschaffung<br />
mit Festpreis ist ein erster Schritt zur<br />
strukturierten Strombeschaffung.<br />
Wesentliches Merkmal ist, dass der<br />
Zuschlag an einen Stromlieferanten<br />
vom Tag der Fixierung des Strompreises<br />
entkoppelt wird. Die Preisfestlegung<br />
erfolgt innerhalb eines zuvor<br />
vereinbarten Zeitraums, jedoch vor<br />
Liefer beginn, abhängig von der Entwicklung<br />
der EEX-Großhandelspreise<br />
und nach besonderer Festlegung.<br />
Die Netznutzungsentgelte können<br />
1 : 1 zusätzlich berechnet werden.<br />
Der Strompreis steht damit erst zum<br />
Indizierungszeitpunkt fest. Nachteilig<br />
ist hier die geringe Flexibilität.<br />
Bei der strukturierten Strombeschaffung<br />
mit automa tischer Preisfixierung<br />
ist ebenfalls der Zuschlag vom Tag der Preisfixierung<br />
getrennt. Aus dem Stromlastgang des Kunden wird<br />
durch den Lieferanten ein festes base-/peak-Mengenverhältnis<br />
<strong>für</strong> den Lieferzeitabschnitt ermittelt. Die Anzahl<br />
der Zeitpunkte <strong>für</strong> die Preisfixierung wird mit dem Kunden<br />
vereinbart, üblich sind Börsenhandelstage, Monate<br />
oder Quartale. Die entsprechenden Teilmengen werden<br />
dann durch den Lieferanten zu den Börsenschlusskursen<br />
automatisch beschafft. Der Strompreis ergibt sich als<br />
mengengewichteter Durchschnitt am Ende des Beschaffungszeitraums.<br />
Die Netznutzungsentgelte werden 1 : 1<br />
zusätzlich berechnet. Die Dienstleistungen des Lieferanten<br />
werden mit einem zuvor vereinbarten Entgelt abgegolten.<br />
Das Preisrisiko ist bei geringer Flexibilität überschaubar.<br />
Wegen der „automatischen“ Beschaffung durch<br />
den Lieferanten muss der Einkäufer nur über ein Basiswissen<br />
im Strommarkt verfügen.<br />
Die Tranchenbeschaffung ist mit der strukturierten<br />
Beschaffung vergleichbar, jedoch mit dem Unterschied,<br />
dass die Preisfixierung der Teilmengen nicht automatisch<br />
erfolgt. Die zuvor mit dem Lieferanten vereinbaren Teilmengen<br />
werden durch den Einkäufer zu einem selbst<br />
gewählten Zeitpunkt preislich fixiert. Die Mitteilungen <strong>für</strong><br />
die Preisfixierungen erfolgen schriftlich an die Handelsabteilung<br />
des Lieferanten. Das Marktpreisrisiko wird mit<br />
Hilfe der Tranchenbeschaffung signifikant reduziert. Dennoch<br />
ist durch dieses Vorgehen nicht sichergestellt, dass der<br />
durchschnittliche Strom-Marktpreis unterschritten wird.<br />
Die Verteilung der Beschaffungsmenge auf mehrere Tranchen<br />
bietet ein hohes Maß an Flexibilität und die Möglichkeit,<br />
an der Marktentwicklung teilzu haben. Der Stromeinkäufer<br />
muss über fundierte Kenntnisse im Strommarkt<br />
verfügen und laufend den Markt beobachten. Die Tranchenbeschaffung<br />
bedarf einer klaren und abgestimmten<br />
Einkaufsstrategie, damit die notwen digen Entscheidungen<br />
schnell getroffen werden können.<br />
Bild 11. Eigenschaften der verschiedenen Beschaffungsstrategien.<br />
Bild 12. Beispielhafte Preisvolatilität unterschiedlicher<br />
Beschaffungsstrategien.<br />
Die wesentlichen Eigenschaften der Beschaffungsstrategien<br />
sind in Bild 11 zusammengefasst.<br />
Die Zusammenfassung (Bild 12) zeigt beispielhaft<br />
eine Preisvolatilität verschiedener Beschaffungsstrategien,<br />
dargestellt <strong>für</strong> das Frontjahr 2011. Der Energiepreis<br />
Strom variierte hier um ca. 10 %, je nach gewählter<br />
Einkaufsstrategie.<br />
Einkaufsmöglichkeit Erdgas<br />
Vor Liberalisierung des Marktes waren die Erdgaslieferverträge<br />
durch eine lange Laufzeit (bis zu 10 Jahren und<br />
mehr) und einer Vollversorgung durch einen Lieferanten<br />
gekennzeichnet. Die Bezugspreise waren i. d. R. an leichtes<br />
Heizöl (HEL) oder an schweres Heizöl (HS) indiziert<br />
und sehr intransparent.<br />
Die Erdgaslieferverträge in der liberalisierten Welt<br />
haben sich stark verändert. So sind heute die Laufzeiten<br />
auf 1 bis max. 3 Jahre festgeschrieben und die Vollversorgung<br />
durch einen Lieferanten wird immer mehr in Frage
18 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Bild 13. Europäische Handelspunkte <strong>für</strong> Erdgas.<br />
Bild 14.<br />
Von der Vollversorgung<br />
zur strukturierten<br />
Erdgasbeschaffung.<br />
gestellt. Je nach Bezugsmenge werden<br />
die Bezüge diversifiziert (mehrere<br />
Lieferanten) und mit Standardprodukten<br />
(z. B. der EEX) und Lieferung<br />
der Residualmenge gestaltet. Eine<br />
andere Einkaufsmöglichkeit ist der<br />
Einkauf in mehreren Tranchen zu<br />
unterschiedlichen Zeitpunkten, um<br />
das Risiko zu minimieren, ähnlich<br />
wie beim Strom.<br />
Auch kann das Erdgas direkt am<br />
Handelspunkt (Bild 13) bezogen werden,<br />
wobei zwischen physischen und<br />
virtuellen Handelspunkten unterschieden<br />
wird, siehe dazu Bild 13.<br />
Die gehandelten Mengen an den<br />
ausgewiesenen Handelspunkten sind<br />
in den letzten Jahren stetig gestiegen,<br />
auch wenn anfänglich der eine oder<br />
andere Handelspunkt <strong>für</strong> den Erdgashandel nicht liquid<br />
genug war. In 2010 wurden ca. 100 TWh an Handelspunkten<br />
innerhalb Deutschlands gehandelt und ca. 120 TWh an<br />
ausländischen Handelspunkten gehandelt.<br />
Auch wenn das „Rund-um-sorglos“-Paket beim Erdgas<br />
einkauf noch <strong>für</strong> viele Kunden ein „Ruhekissen“ darstellt,<br />
ist die Kombination von verschiedenen Handelsprodukten<br />
eine Alternative (siehe Bilder 14 und 15). Im<br />
ersten Schritt sollte auf Standardprodukte (z. B. Jahresband,<br />
Sommerband, Winterband, Quartalsband) abgestellt<br />
werden, bevor sich der Kunde ganz der strukturierten<br />
Beschaffung öffnet. Ziel der eigenen Beschaffung<br />
sollte immer sein, dass ausreichend Flexibilität gegeben<br />
ist und auf Marktveränderungen reagiert werden kann.<br />
Einflüsse auf den Energiemarkt<br />
Bild 15. Beispiel strukturierter Erdgasbeschaffung.<br />
Bild 16. Haupteinflüsse auf den Energiepreis.<br />
Die Einflüsse auf die Großhandelspreise <strong>für</strong> Strom und<br />
Erdgas sind vielfältig, siehe Bild 16. Die letzten Jahre<br />
waren durch eine globale Rezession gekennzeichnet. Der<br />
aktuelle Energiemarkt ist durch den Ausstieg aus der<br />
Kernkraft und den europäischen Finanzkrisen geprägt.<br />
Der Energiemarkt ist ein globaler Markt, daher spiegelt<br />
dieser Markt auch die globalen und nationalen Einflüsse<br />
wider, wie z.B.<br />
– Kurzer und heftiger Ausverkauf an den Märkten<br />
<strong>für</strong> Rohöl Anfang Mai 2011<br />
– Rohstoffmärkte befinden sich aktuell in einer<br />
Konsolidierungsphase<br />
– Grenzübergangspreise <strong>für</strong> Erdgas steigen<br />
kontinuierlich<br />
– Japan will Strategie <strong>für</strong> Energiepolitik und den<br />
Ausstieg aus der Kernkrafttechnik prüfen<br />
– Europäischen Schulden- und Währungskrise ist<br />
wieder im Vordergrund<br />
– Aktuell eingetrübte Erwartungen bezüglich der<br />
wirtschaftlicher Entwicklung in Europa<br />
– Nachfrage<br />
– Änderungen der globalen Temperaturen<br />
– CO 2 -Preise<br />
– OPEC Entscheidung über die Ölfördermengen
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 19<br />
– Politische Stabilität der Förderregion<br />
– Einschätzung der Speicherkapazitäten<br />
– Volatilität der Handelsmärkte<br />
– Spekulation an den Energie-Handelsmärkten<br />
– Wechselkursverhältnis US$ in EUR<br />
Fazit<br />
Im liberalisierten Energiemarkt sind detaillierte Marktkenntnisse<br />
und eine laufende Marktbeobachtung ein entscheidender<br />
Faktor <strong>für</strong> einen erfolgreichen Einkauf von<br />
Strom und/oder Erdgas. Die „richtige“ Wahl des Zeitpunktes<br />
<strong>für</strong> den Einkauf von Strom oder Erdgas hat den<br />
größten Einfluss auf den Energiepreis, gefolgt von der<br />
Optimierung des Lastprofils. Dagegen ist der Einfluss auf<br />
die Energiepreise durch Verhandlung des Angebotes oder<br />
durch Wechsel des Lieferanten eher gering. Bei der Wahl<br />
des Beschaffungsmodells muss gleichzeitig eine Risikoabsicherung<br />
erfolgen. Der Einsatz von kompetenten<br />
Beratern erscheint sinnvoll.<br />
Rechtsecke<br />
Fachgutachter kann durch Bewertung des<br />
Sachverhalts Lösungsansätze aufzeigen und<br />
Streit schlichten<br />
Mehr als 20 000 Streitfälle im Bauwesen wurden allein im<br />
Jahr 2010 vor Amts-, Landes- und Oberlandesgerichten<br />
verhandelt. Auf Grund der Masse an Klagen kommt es<br />
oft zu langen Wartezeiten bis zur Verhandlung. Um<br />
Anzahl und Dauer der Gerichtsverfahren zu verringern<br />
und den Ärger auf beiden Seiten zu minimieren, empfiehlt<br />
die Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Überwachung mbH<br />
(GTÜ), im Streitfall einen Konflikt-Gutachter <strong>für</strong> das<br />
betroffene Sachgebiet aus dem Baubereich einzuschalten.<br />
„Voraussetzung <strong>für</strong> die erfolgreiche Arbeit des Konflikt-Gutachters<br />
ist dessen fundierte Sach- und Fachkunde,“<br />
erklärt Dr. P.J. Wagner, Gutachter der GTÜ und<br />
öffentlich bestellt und vereidigter Sachverständiger. „Der<br />
Sachverständige kann den Streit neutral und im Bestfall<br />
zügig beenden.“ Nach der exakten technischen Beschreibung<br />
des Problems gewichtet der Konflikt-Gutachter den<br />
Sachverhalt nach objektiven Abweichungen zu technischen<br />
Regelwerken wie Normen. Dem Abgleich zwischen<br />
Vertrag und Wirklichkeit folgt eine ausführliche Ergebnisdarstellung,<br />
in der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten<br />
der Beteiligten aufgeführt sind. Davon ausgehend<br />
kann der Sachverständige dann Lösungsansätze benennen<br />
und die aufkommenden Kosten angeben, um diese<br />
gegebenenfalls einem Beteiligten zuordnen zu können.<br />
Abschließend wird eine Qualitätskontrolle durchgeführt,<br />
um neuen Ärger zu vermeiden.<br />
In Großbritannien ist es bereits gesetzlich vorgeschrieben,<br />
vorerst einen Fachgutachter einzuschalten. Ziel ist es,<br />
in kurzer Zeit zu technischen Lösungen zu kommen und<br />
so die Anzahl und Dauer von Gerichtsverfahren zu verringern.<br />
Innerhalb weniger Wochen prüft und bewertet<br />
der Fachgutachter den Sachverhalt. Da sich Gerichte<br />
dieser Bewertung meist anschließen, ist es zwar grundsätzlich<br />
möglich, aber nicht ratsam anschließend dennoch<br />
vor Gericht zu ziehen. Dr. Wagner kommentiert: „Der<br />
Weg der außergerichtlichen Konfliktlösung im Bauwesen<br />
spart auch ohne gesetzliche Regelungen Zeit, Geld und<br />
Nerven.“ Die GTÜ ist mit ihren Gutachtern im gesamten<br />
Bundesgebiet vertreten und somit ein zuverlässiger<br />
Ansprechpartner auf der Suche nach Konflikt-Gutachtern<br />
<strong>für</strong> das betroffene Sachgebiet aus dem Baubereich.<br />
Die GTÜ (Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Überwachung<br />
mbH) ist die größte Überwachungsorganisation freiberuflicher<br />
Sachverständiger in Deutschland. Die GTÜ, dahinter<br />
steht der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter<br />
sowie qualifizierter Sachverständiger e. V. (BVS),<br />
bietet Sachverständigenleistungen in den Bereichen<br />
Baubegleitung, Energieberatung, Qualitätsmanagement,<br />
Anlagensicherheit und Fahrzeuguntersuchungen an. Im<br />
Rahmen der Baudienstleistungen umfasst das Kompetenzfeld<br />
der GTÜ die Baubegleitende Qualitätsüberwachung<br />
(BQÜ), die Erstellung von Energieausweisen, Schadensgutachten<br />
sowie Bauabnahmen und Baubegutachtungen<br />
sowie einen technischen Immobiliencheck. Die <strong>für</strong><br />
Baudienstleistungen eingesetzten GTÜ-Vertragspartner<br />
sind öffentlich bestellte und vereidigte sowie qualifizierte<br />
Bausachverständige mit besonderer Fachexpertise <strong>für</strong> die<br />
einzelnen Gewerke. Die Sachverständigenorganisation<br />
GTÜ verfügt über ein flächendeckendes, bundesweites<br />
Netz von Vertragspartnern.<br />
www.gtue.de<br />
Renovierung<br />
Wenn wegen einer Modernisierung in der Wohnung eines<br />
Mieters renoviert werden muss, hat der Vermieter da<strong>für</strong><br />
aufzukommen. Unklar war bisher, ob die Renovierungskosten<br />
anschließend umgelegt werden dürfen. Ja, entschied<br />
der Bundesgerichtshof (Az.: VIII ZR 173/10 ). Im verhandelten<br />
Fall hatte der Vermieter eine Wasseruhr in der Wohnungsküche<br />
einbauen lassen. Der Mieter forderte daraufhin<br />
Geld <strong>für</strong> neue Tapeten vom Vermieter. Das bekam er,<br />
samt einer höheren Modernisierungsumlage. Zu Recht, so<br />
der BGH. Selbst dann, wenn der Mieter die Arbeiten selbst<br />
erledigte und da<strong>für</strong> eine Kostenerstattung erhielt.
20 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Die überarbeitete Normreihe DIN EN 1822<br />
Die Normreihe DIN EN 1822 „Schwebstofffilter (EPA,<br />
HEPA und ULPA)“ ist mit Ausgabedatum Januar 2011<br />
neu erschienen. Sie behandelt die Prüfung der Filtrationsleistung<br />
von Hochleistungs-Partikelfiltern (EPA), Schwebstofffiltern<br />
(HEPA) und Hochleistungs-Schwebstofffiltern<br />
(ULPA) im Herstellerwerk und besteht aus den Teilen:<br />
– Teil 1: Klassifikation, Leistungsprüfung,<br />
Kennzeichnung<br />
– Teil 2: Aerosolerzeugung, Messgeräte,<br />
Partikelzähl statistik<br />
– Teil 3: Prüfung des planen Filtermediums<br />
– Teil 4: Leckprüfung des Filterelementes<br />
(Scan-Ver fahren)<br />
– Teil 5: Abscheidegradprüfung des Filterelementes<br />
Die Normreihe wurde vom Technischen Komitee CEN/<br />
TC 195 „Luftfilter <strong>für</strong> die allgemeine Raumlufttechnik“<br />
erarbeitet. Sie ersetzt die Vorgängerausgaben aus Juli<br />
1998 (Teile 1 bis 3) bzw. Februar 2001 (Teile 4 und 5). Die<br />
nationalen Interessen bei der Erarbeitung wurden vom<br />
Fachbereich Allgemeine Lufttechnik des Normenausschusses<br />
Maschinenbau (NAM) im DIN wahrgenommen,<br />
der in Personalunion durch die Fachabteilung Klima- und<br />
Lüftungstechnik im VDMA betreut wird. Vertreter der<br />
interessierten Kreise waren an der Erarbeitung beteiligt.<br />
Schwebstofffilter und ihre Verwendung<br />
Schwebstofffilter werden immer dort eingesetzt, wo hohe<br />
und höchste Anforderungen an die Reinheit der Luft<br />
gestellt werden. Sie dienen primär zur Abscheidung von<br />
Anwendungsbeispiel 1: Operationssaal mit endständigem Schwebstofffilter.<br />
Bildnachweis: Camfil KG<br />
Anwendungsbeispiel 2: Reinraum zur Fertigung von Mikroelektronik<br />
mit endständigen Schwebstofffiltern. Bildnachweis: Camfil KG<br />
Aerosolen, toxischen Stäuben und Keimen. Typische<br />
Anwendungsbereiche sind das Gesundheitswesen, z. B.<br />
Kliniken mit Operationssälen und Intensivstationen, oder<br />
auch sensible Bereiche in der Industrie.<br />
<strong>Neue</strong>rungen gegenüber den Vorgängerausgaben<br />
Die Norm basiert auf Partikelzählverfahren, die am ehesten<br />
die Anforderungen auf den verschiedenen Anwendungsgebieten<br />
abdecken. Die Unterschiede gegenüber<br />
den Vorgängerausgaben sind:<br />
– Einführung einer neuen Gruppe „E“ <strong>für</strong><br />
Hochleistungs-Partikelfilter (EPA);<br />
– ein alternatives Prüfverfahren mit Verwendung<br />
eines festen (anstelle eines flüssigen) Prüfaerosols;<br />
– ein Verfahren zur Prüfung und Klassifizierung<br />
von Filtern mit membranen Filtermedien;<br />
– ein Verfahren zur Prüfung und Klassifizierung von<br />
Filtern mit Filtermedium aus synthetischen Fasern;<br />
und<br />
– ein alternatives Verfahren zur Leckprüfung<br />
von Filtern der Gruppe H.<br />
Daneben wurden zahlreiche redaktionelle Änderungen<br />
eingearbeitet.<br />
Die Normenreihe basiert auf Partikelzählverfahren,<br />
welche die meisten Anforderungen auf den verschiedenen<br />
Anwendungsgebieten abdecken. Der Unterschied zu früheren<br />
Normen liegt in der Technologie zur Bestimmung<br />
des integralen Abscheidegrades. Anstelle von massebezogenen<br />
Aussagen basiert die neue Technologie auf Partikelzählverfahren<br />
im Bereich der Partikelgröße im Abscheidegradminimum<br />
(MPPS Most Penetrating Particle Size), die<br />
<strong>für</strong> Mikro-Glasfaserfiltermedien normalerweise in einem<br />
Bereich von 0,12 pm bis 0,25 pm liegt. Für membrane Filtermedien<br />
gelten separate Regeln, die in Anhang A von<br />
DIN EN 1822-5 enthalten sind. Dieses Verfahren ermöglicht<br />
auch die Prüfung von Filtern mit sehr hohen Abscheidegraden.<br />
Dies war mit früheren Prüfverfahren wegen<br />
ihrer unzureichenden Nachweisgrenzen nicht möglich.<br />
Die Teile der DIN EN 1822 mit ihren Inhalten<br />
DIN EN 1822-1 legt ein Verfahren zur Prüfung des<br />
Abscheidegrades auf Basis von Partikelzählverfahren<br />
unter Verwendung eines flüssigen (oder alternativ eines<br />
festen) Prüfaerosols fest und ermöglicht eine einheitliche<br />
Klassifizierung der Schwebstofffilter nach dem Abscheidegrad,<br />
sowohl nach dem integralen als auch nach dem<br />
lokalen Abscheidegrad.<br />
Tabelle 1 zeigt die wesentliche Änderung im Klassifizierungssystem.<br />
Die bisher als H10, H11 und H12 bekannten<br />
Filter wurden in die neue Klasse der EPA-Filter<br />
(Efficient Particulate Air-filter) überführt und sind nun<br />
mit E10, E11 und E12 benannt. Hintergrund hier<strong>für</strong> ist,<br />
dass bei EPA-Filtern eine Leckprüfung nicht möglich und<br />
auch nicht erforderlich ist. Für den Anwender wichtig ist,<br />
dass sich die Werte <strong>für</strong> den integralen Abscheidegrad<br />
nicht geändert haben.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 21<br />
Tabelle 1. Klassifikation von EPA, HEPA und ULPA-Filtern.<br />
Filtergruppe<br />
Integralwert<br />
Lokalwert a b<br />
Filterklasse<br />
Abscheidegrad (%) Durchlassgrad (%) Abscheidegrad (%) Durchlassgrad (%)<br />
El0 ≥ 85 ≤ 15 _c _c<br />
E11 ≥ 95 ≤ 5 _c _c<br />
≥ 99,5 ≤ 0,5 _c _c<br />
≥ 99,95 ≤ 0,05 ≥ 99,75 ≤ 0,25<br />
≥ 99,995 ≤ 0,005 ≥ 99,975 ≤ 0,025<br />
≥ 99,9995 ≤ 0,0005 ≥ 99,9975 ≤ 0,0025<br />
≥ 99,99995 ≤ 0,00005 ≥ 99,99975 ≤ 0,00025<br />
≥ 99,999995 ≤ 0,000005 ≥ 99,9999 ≤ 0,0001<br />
a<br />
Siehe 7.5.2 und EN 1822-4.<br />
b<br />
Zwischen Lieferer und Käufer können niedrigere Lokalwerte als die in der Tabelle vereinbart werden.<br />
c<br />
Für die Einteilung von Filtern der Gruppe E (Klassen El 0, El 1 und El 2) ist eine Leckprüfung nicht möglich und nicht erforderlich.<br />
DIN EN 1822-2 beschreibt die im Rahmen dieser Prüfung<br />
verwendeten Messgeräte und Aerosolgeneratoren.<br />
Darüber hinaus beschreibt sie <strong>für</strong> Partikelzählungen die<br />
statistischen Grundlagen zur Auswertung von Zählergebnissen<br />
bei nur geringer Anzahl von Zählereignissen.<br />
DIN EN 1822-3 gilt <strong>für</strong> die Prüfung von planen Filtermedien.<br />
An planen Filtermedium wird der Fraktionsabscheidegrad<br />
gemessen und die MPPS (Most Penetrating<br />
Particle Size) bestimmt. Die Partikelgröße, bei der dieses<br />
Maximum auftritt wird als MPPS bezeichnet. Prüfverfahren,<br />
Prüfeinrichtungen, Prüfbedingungen und Berechnungsgrundlagen<br />
sind im Einzelnen beschrieben.<br />
DIN EN 1822-4 gilt <strong>für</strong> die Leckprüfung von Filterelementen.<br />
Das hinsichtlich der Prüf- und Messeinrichtungen,<br />
Prüfbedingungen und Berechnungsgrundlagen im Hauptteil<br />
dieser Norm detailliert beschriebene Scan-Verfahren deckt<br />
den gesamten Bereich der HEPA- und ULPA-Filter ab und<br />
gilt als das Referenzprüfverfahren <strong>für</strong> die Leckprüfung. Der<br />
in Anhang A beschriebene Öl fadentest und die „Abscheidegrad-Leckprüfung<br />
<strong>für</strong> eine Partikelgröße von 0,3 pm bis 0,5<br />
pm“ nach Anhang E können als Alternativverfahren verwendet<br />
werden, jedoch nur <strong>für</strong> Filter der Gruppe H.<br />
Die erste wesentliche <strong>Neue</strong>rung im Teil 4 stellt der neue<br />
informative Anhang D „Leckprüfung mit einem festen<br />
PSL Aerosol“ dar. Mit Anhang D steht nun erstmals ein<br />
alternatives Prüfverfahren mit der Verwendung eines festen<br />
Prüfaerosols zur Verfügung. Grund hier<strong>für</strong> sind neuere<br />
Erkenntnisse über das mögliche Verhalten von einigen, im<br />
Zuge der Prüfung in den Filtern eingelagerter flüssiger<br />
Prüfaerosole, beim späteren Einsatz der Filter in der Applikation.<br />
Beobachtet wurden Ausgasungen, deren negative<br />
oder sogar schädigende Wirkungen auf das Umfeld nicht<br />
immer sicher ausgeschlossen werden kann. DIN EN 1822-4<br />
enthält im Anhang D u. a. folgende Feststellung:<br />
Alle genormten Verfahren <strong>für</strong> die Leck- und Abscheidegradprüfung<br />
und der Klassifizierung nach EN 1822<br />
basieren auf Prüfaerosolen aus flüssigen Partikeln<br />
(DEHS, PAO, Paraffinöl). Die Anwendung von flüssigen<br />
Partikeln wie DEHS ist einfach und liefert wiederholbare<br />
Ergebnisse. Das Prüfaerosol beeinflusst alle Teile der EN<br />
1822: Instrumente, Prüfstände, Statistiken, Prüfergebnisse<br />
und Klassifizierung. Daher kann ein flüssiges Prüfaerosol<br />
nicht einfach durch ein festes ersetzt werden, ohne dabei<br />
alle Faktoren der Prüfergebnisse und der Filterklassifikation<br />
entscheidend zu beeinflussen.<br />
Aus diesem Grund wurde ein separater Anhang<br />
(Anhang D) erstellt, der eine alternative Leckprüfung und<br />
ein alternatives Klassifizierungsverfahren <strong>für</strong> Filter, die<br />
mit festen Partikeln getestet werden müssen beschreibt.<br />
Anhang D legt eine alternative Leckprüfung (Scanverfahren)<br />
mit einem festen PSL Aerosol fest. Die Bestimmung<br />
des Abscheidegrades und die Klassifizierung erfolgt<br />
jedoch immer noch nach den Anforderungen in EN<br />
1822-1 unter Verwendung des Referenzprüfverfahrens mit<br />
einem flüssigen DEHS Aerosol.<br />
Die zweite wesentliche <strong>Neue</strong>rung im Teil 4 stellt der<br />
ebenfalls neu aufgenommene informative Anhang E<br />
„Abscheidegrad-Leckprüfung <strong>für</strong> eine Partikelgröße von<br />
0,3 pm bis 0,5 pm“ dar. DIN EN 1822-4 enthält hier u. a.<br />
folgende Feststellungen:<br />
Da der Ölfadentest (Anhang A) eine Sichtprüfung ist,<br />
kann das Ergebnis der Leckprüfung je nach Prüfer verschieden<br />
sein oder zwischen Beginn und Ende einer<br />
Schicht variieren. Ziel dieses Anhangs E „Abscheidegrad-<br />
Leckprüfung <strong>für</strong> eine Partikelgröße von 0,3 pm bis<br />
0,5 pm“ ist es, Lecks automatisch durch Messung des<br />
integralen Abscheidegrades <strong>für</strong> eine Partikelgröße von<br />
0,3 pm bis 0,5 pm zu erkennen.<br />
Aufgrund von Erfahrungswerten und einer theoretischen<br />
Berechnung mit definierten Lecks ist bekannt, dass<br />
<strong>für</strong> Filter der Klasse H13 mit einem lokalen Abscheidegrad<br />
von 99,75 % <strong>für</strong> die Partikelgröße im Abscheidegradminimum<br />
(MPPS) der integrale Abscheidegrad <strong>für</strong> 0,3 pm<br />
bis 0,5 pm höher als 99,9996 % sein muss.<br />
Jeder Filter, der der Abscheidegrad-Leckprüfung <strong>für</strong><br />
eine Partikelgröße von 0,3 pm bis 0,5 pm unterzogen<br />
wurde, muss auf dem Filter und im Prüfbericht entsprechend<br />
gekennzeichnet sein (z. B. mit dem Hinweis „Leckprüfung<br />
nach Anhang E von EN 1822-4“). Der tatsächlich<br />
gemessene Abscheidegrad bei 0,3 pm bis 0,5 pm muss<br />
im Prüfbericht angegeben sein.<br />
DIN EN 1822-5 behandelt die Abscheidegradprüfung<br />
von Filterelementen, die bauartbedingt nicht mittels Teil<br />
4 geprüft werden können. Teil 5 beschreibt die Bedingungen<br />
und Verfahren zur Durchführung der Prüfung und<br />
enthält die Beschreibung einer Prüfapparatur einschließlich<br />
ihrer Komponenten sowie des Verfahrens zur Auswertung<br />
der Messergebnisse.<br />
Weitere Informationen: www.vdma.org
22 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Dämmpflicht<br />
Die erste Energieeinsparungs-Verordnung (EnEV) stammt<br />
aus dem Jahr 2002. Seitdem wurden die Auflagen immer<br />
weiter verschärft, die energiepolitischen Ziele ehrgeiziger.<br />
Die Dämmpflicht <strong>für</strong> die oberste Geschoßdecke wurde in<br />
der Verordnung von 2009 festgelegt. Rein theoretisch sind<br />
es die Bauämter, die die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben<br />
überprüfen sollen. Sie dürfen auch Zwangsgelder<br />
verhängen, sollten Bürger die EnEV-Vorschrift auf Dauer<br />
ignorieren. Ob die Kommunen angesichts einer knappen<br />
Personaldecke aber tatsächlich kontrollieren, wird von<br />
Fachleuten bezweifelt. In einigen Bundesländern sollen<br />
die Schornsteinfeger die Dachdämmung überprüfen und<br />
notfalls Mängelrügen ans Bauamt weiterleiten.<br />
Bis zum 31. Dezember 2011 mussten begehbare, bislang<br />
ungedämmte oberste Geschoßdecken isoliert werden.<br />
Wird ein solcher Speicher nicht als Wohnraum genutzt,<br />
genügt das Abschotten der Geschoßdecke mit Dämmwolle.<br />
Ziel der bundesweit verordneten Sanierung ist,<br />
Wärmeverluste so zu minimieren, dass eine Alt-Immobilie<br />
vergleichbare energetische Ansprüche erfüllt wie<br />
Neu bauten.<br />
Betroffen sind Vermieter wie auch Selbstnutzer mit<br />
eigenem Haus. Wer seine Immobilie schon vor dem<br />
1. Februar 2002 bewohnt hat, blieb bisher schon von der<br />
Dämmpflicht verschont, selbst dann, wenn das Haus<br />
einen Energiestandard aus Nachkriegszeiten haben sollte.<br />
Wird ein Objekt verkauft, muss der neue Eigentümer<br />
innerhalb von zwei Jahren das Dämmen nachholen.<br />
Nachkommen, die eine ältere Immobilie geerbt und vermietet<br />
haben, mussten im Jahre 2011 noch dämmen. Sind<br />
Dachschrägen oder oberste Geschoßdecke schon ge <br />
dämmt, muss der Besitzer nicht tätig werden.<br />
Die EnEV schreibt auch das Dämmen der Warmwasser<br />
führenden Rohre vor. Hat ein Wasserrohr beispielsweise<br />
den Durchmesser von zwei cm, muss die Dämmung<br />
gleich dick sein. Ummantelt werden müssen zudem alle<br />
Armaturen und Verknüpfungsteile zwischen den Rohren.<br />
Außerdem: Heizkessel, die vor dem 1. Oktober 1978 in<br />
Betrieb gingen, müssen abgewrackt und durch neuzeitliche<br />
Anlagen ersetzt werden.<br />
Wer nachweisen kann, dass die Nachrüstung <strong>für</strong> ihn<br />
wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, respektive dass er sie<br />
wegen finanzieller Not nicht bezahlen kann, kann sich der<br />
Dämmpflicht entziehen.<br />
Wegen einer EnEV-Auslegung durch die Bauministerkonferenz<br />
der Länder und Bauexperten sind jetzt auch die<br />
Hausbesitzer aus dem Schneider, deren ab 1969 gebautes<br />
Haus eine „massive Deckenkonstruktion“ aufweist, z. B.<br />
eine Betondecke. Als bereits gedämmt gelten nun sogar<br />
alle Holzbalkendecken, ganz gleich, wann sie gebaut wurden.<br />
Ein Großteil der obersten Geschoßdecken muss<br />
damit nicht mehr gedämmt werden.<br />
<strong>Neue</strong> DIN-Norm <strong>für</strong> Ethanol-Kamine<br />
Die Norm berichtet über den richtigen Umgang mit<br />
dekorativen Feuerstellen. Die DIN-Norm 4734-1 <strong>für</strong><br />
Ethanol-Kamine soll <strong>für</strong> mehr Sicherheit sorgen. In der<br />
Vergangenheit ist es wiederholt zu Unfällen beim Betrieb<br />
dieser Ethanol-Brenner gekommen. Meist waren da<strong>für</strong><br />
Bedienungsfehler oder billige Importgeräte mit Sicherheitsmängeln,<br />
so genannte „Tischfeuer“ verantwortlich.<br />
Mit der neuen Norm gibt es nun klare Kriterien, wie ein<br />
sicheres Gerät auszusehen hat.<br />
Die Geräte müssen nach Bauart und Ausstattung der<br />
Norm entsprechen. Und sie müssen sachgemäß und der<br />
nötigen Sorgfalt bedient werden. Die Anforderungen<br />
sind sehr vielfältig. Das geht von der maximalen Oberflächentemperatur<br />
beim Betrieb des Gerätes über die Verbrauchswerte<br />
bis hin zu Vorgaben <strong>für</strong> die Zündvorrichtung<br />
und den Brennstoffbehälter. Was muss der Verbraucher<br />
beim Kauf beachten: Da ist vor allem die Standsicherheit<br />
zu nennen. Ist das Gerät schwer und solide<br />
genug gebaut, damit es auch nach versehentlichen Stößen<br />
nicht umkippt? Davon kann man sich leicht selbst einen<br />
ersten Eindruck verschaffen. Verfügt das Gerät über eine<br />
Löschvorrichtung? Hat es eine gute ablesbare Füllstandanzeige?<br />
Ist der Brennstoff-Inhalt bei einem Standgerät<br />
auf maximal drei und bei Tischgeräten auf einen halben<br />
Liter ausgelegt, die Brenndauer zu begrenzen? Zu guter<br />
Letzt gibt es eine detaillierte und verständliche Aufstellund<br />
Bedienungsanleitung? Sollte auch nur einer dieser<br />
Punkte nicht erfüllt sein, kann man diese Geräte nicht<br />
verwenden.<br />
Beim Nachfüllen ist immer solange zu warten, bis der<br />
Kamin vollständig abgekühlt ist. Niemals versuchen, in<br />
das noch heiße Gerät Ethanol nachzufüllen.<br />
Weitere Informationen unter www.ratger-ethanolkamine.de.<br />
Für weitere Kontakte: HKI Industrieverband<br />
Haus-, Heiz- und Küchentechnik e. V., Lyoner Straße 9,<br />
60528 Frankfurt am Main.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 23<br />
Karriereaussichten in der Immobilienwirtschaft<br />
In den kommenden Jahren steht in den Führungsetagen<br />
vieler Wohnungsbaugesellschaften ein Generationswechsel<br />
bevor. Gesucht sind bestens ausgebildete Allrounder<br />
– sowohl mit technischem als auch mit betriebswirtschaftlichem<br />
Verständnis, so der Bundesverband <strong>für</strong> Wohnungsund<br />
Immobilienunternehmen GdW. Begehrt sind deshalb<br />
Ingenieure, die noch ein immobilienspezifisches Zusatzstudium<br />
absolviert haben. Ingenieure können die technischen<br />
Bedingungen und die Machbarkeit sehr gut einschätzen,<br />
gerade wenn es um Neu- und Umbauprojekte<br />
geht. Wer sich dann noch mit Investitionen, Finanzierung<br />
und Rechnungswesen auskennt und analytisch begabt ist,<br />
gilt als Idealkanditat.<br />
Studiengänge <strong>für</strong> Allrounder mit Technik-Know-how:<br />
– Real Estate Management (als Master oder MBA) kann<br />
man an verschiedenen privaten Hochschulen berufsbegleitend<br />
studieren.<br />
– Die BBA in Berlin bietet in Zusammenarbeit mit der<br />
Hochschule <strong>für</strong> Wirtschaft und Technik einen viersemestrigen<br />
Masterstudiengang an.<br />
– Mindestvoraussetzung: Ein abgeschlossenes akademisches<br />
Studium sowie ein oder mehrere Jahre „branchenspezifische“<br />
Berufserfahrung.<br />
– An der EBZ Business School in Bochum kann man<br />
einen viersemestrigen „Master of Arts Real Estate<br />
Management“ studieren. Mindestvoraussetzung ähnlich<br />
wie an der BBA.<br />
Weitere Informationen: www.mba-real-estate. de<br />
Legionellenbefall der Wassersysteme<br />
Rechtsecke<br />
Nachlässigkeiten im Immobilienbetrieb können <strong>für</strong> den<br />
Eigentümer schwerwiegende Folgen haben. Riskiert wird<br />
eine unbegrenzte Haftung – nicht nur wenn der eigene<br />
Mieter zu Schaden kommt, sondern auch dessen Kunden.<br />
„Grundeigentümer, die Vermieter bzw. Betreiber einer<br />
Gewerbeimmobilie sind, müssen Schadensersatz und<br />
Schmerzensgeld zahlen, wenn jemand durch technische<br />
Mängel in dem Gebäude geschädigt wird“, erklärt Dr.<br />
Roland Siegel von der Kanzlei Lill Rechtsanwälte. „Wenn<br />
nicht alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen<br />
werden, um andere Personen vor Schaden zu bewahren,<br />
besteht das erhebliche Risiko einer unbeschränkten Haftung.“<br />
Rechtsgrundlage ist ein Urteil des Landgerichts Dortmund<br />
(1.9.2010 – 4 O 167/09), das Grundeigentümer zur<br />
Erstattung von Schadensersatz und Schmerzensgeld verpflichtet.<br />
Ausgangspunkt ist der Fall einer Frau, die im<br />
Rahmen einer umfangreichen Untersuchung die Dusche<br />
in den Gewerberäumen einer Arztpraxis benutzte, in der<br />
sie Patientin war. Wenige Tage später wurde sie wegen<br />
einer Infektion mit Legionellen in eine Notfallklinik eingeliefert,<br />
wurde dort langwierig behandelt und musste<br />
sich anschließend einer mehrmonatigen Rehabilitation<br />
unterziehen. Daraufhin verklagte sie u. a. den Grundstückseigentümer<br />
als Betreiber der Immobilie auf Schadensersatz.<br />
Sie argumentierte, dass der Gebäudeeigentümer<br />
<strong>für</strong> die Installation, Einrichtung und Wartung der<br />
Heizungsanlage verantwortlich sei. Legionellen sind im<br />
Wasser lebende Bakterien, die sich beispielsweise ansiedeln,<br />
wenn Wasser längere Zeit im Leitungssystem steht.<br />
Die Bakterien können durch das Einatmen von zerstäubtem<br />
Wasser die Lungen von Menschen befallen und lösen<br />
vor allem bei älteren und immungeschwächten Personen<br />
Husten, Fieber, aber auch Lungenentzündung aus.<br />
Das Landgericht Dortmund nennt in seinem Urteil<br />
u. a. die anerkannten technischen Regeln zur Vermeidung<br />
von Trinkwasserverunreinigungen (DIN 1988, DVGW<br />
Arbeitsblatt W 551 und W 553) und weist darauf hin, dass<br />
dies bereits der Baugenehmigung zu entnehmen gewesen<br />
sei. „Der Betreiber und Grundstückseigentümer ist daher<br />
<strong>für</strong> Schäden zur Verantwortung zu ziehen, die durch technische<br />
Mängel der Heiz- und Wasseranlage entstehen“, so<br />
Dr. Siegel. Im genannten Fall konnte ein Sachverständiger<br />
tatsächlich im Vorlauf des Leitungssystems Legionellen<br />
nachweisen.<br />
Dr. Siegel rät: „Bei Dienstleisterverträgen mit Facility<br />
Managern oder externen Betreibern ist eine sorgfältige<br />
Formulierung sehr wichtig. Die Verkehrssicherungspflicht<br />
darf auf Dritte übertragen werden. Der Grundstückseigentümer<br />
muss aber darauf achten, die Haftungsminimierung<br />
recht sicher zu gestalten.“<br />
Zehn Jahre Laufzeit?<br />
Eine Vertragslaufzeit von zehn Jahren mit einem Energielieferanten<br />
ist nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes<br />
(Az.: VIII ZR 262/09) in der Regel unwirksam. Nach der<br />
Entscheidung des BGH bedeutet die lange Bindungsfrist<br />
eine unangemessene Benachteiligung <strong>für</strong> die Verbraucher.<br />
Nur bei Fernwärme-Verträgen sei eine Bindung über zehn<br />
Jahre demnach wegen der hohen Investitionskosten ausnahmsweise<br />
zulässig.
24 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Smoking und Ventilation<br />
Klaus W. Usemann und Johannes Klein<br />
Nicht erst seit der aktuellen Diskussion um Rauchverbote<br />
in öffentlichen Räumen oder Gaststätten werden Raucher<br />
gesellschaftlich ausgegrenzt. Zwar gehört Tabakkonsum<br />
zur Kulturgeschichte des Menschen. Zugleich war die<br />
Geschichte des Rauchens aber immer auch geprägt von<br />
der Verachtung als verpöntes Laster. Seit Europa den<br />
Tabak kennt, wird er bekämpft: Könige, Zaren und<br />
Sultane bedrohten ihre Untertanen mit drakonischen<br />
Strafen. Die Kirche exkommunizierte Pfarrer, die sich im<br />
Gottesdienst ein Pfeifchen stopften. Aber schon immer<br />
verdiente die Obrigkeit auch mit am blauen Dunst. Und<br />
manchmal war es sogar staatenbildend, Raucher oder<br />
Nichtraucher zu sein.<br />
Dass Tabakkonsum der Gesundheit abträglich ist, weiß<br />
man nicht erst seit der Neuzeit. Doch systematisch und<br />
wissenschaftlich beschäftigte man sich zuerst in Deutschland<br />
mit dem Rauchen – gefördert von der Nationalsozialistischen<br />
Regierung: Für Hitler war der blaue Dunst<br />
das Aufnehmen von „Rassengift, das den Volkskörper<br />
infiltrierte“, wie ein US-Historiker schreibt.<br />
Rauchen stellt <strong>für</strong> manche Menschen ein Genuss, <strong>für</strong><br />
andere – und wahrscheinlich die Mehrheit – eine Belästigung<br />
dar. In letzter Zeit sind die Menschen sensibler<br />
gegenüber dem „Blauen Dunst“ geworden und eine breite<br />
Front geht gegen die Raucher vor. Man spricht sogar von<br />
„Körperverletzung“. Daher ist es nicht verwunderlich,<br />
dass Rauchverbote aktuell auch in Deutschland in der<br />
Diskussion sind. In einer steigenden Anzahl von Ländern<br />
gibt es bereits gesetzlich vorgeschriebene Rauchverbote,<br />
besonders <strong>für</strong> öffentliche Gebäude und die Gastronomie.<br />
2006/07 haben sich Belgien, England, Frankreich,<br />
Litauen, Nordirland, Wales und Teile Australiens den vielen<br />
Ländern angeschlossen, die Rauchverbote einführen<br />
werden oder bereits eingeführt haben. Die Bundesrepublik<br />
Deutschland fühlte sich nach der Föderalismusreform<br />
nicht mehr zuständig und erklärte es zur Ländersache. 1<br />
Dabei hätte die Bundesregierung einen „Kniefall vor der<br />
Tabaklobby“ gemacht. 2 Deutschland hinke nach Ansicht<br />
von US-Professor Stanton Glantz in der Tabakkontrolle<br />
20 Jahre hinterher.<br />
Dies komme seiner Ansicht nach daher, dass die<br />
Firmen der Tabakindustrie massiv Einfluss auf die deutsche<br />
Politik nähmen. 3<br />
Auch die oberste Anti-Tabak-Kämpferin der WHO,<br />
Yumiko Mochizuki-Kobayashi, wirft den Deutschen Versäumnisse<br />
vor. Dass Deutschland gleich zweimal gegen<br />
das Tabakwerbeverbot der EU prozessiert, lässt es nicht<br />
gerade im besten Licht dastehen. 4<br />
Univ.-Prof. (em.) Klaus W. Usemann, TU Kaiserslautern, privat:<br />
Heinrich-Fischer-Straße 15, 67691 Hochspeyer; Johannes Klein,<br />
apl. wiss. Mitarbeiter.<br />
Laut The Tabacco Atlas, herausgegeben von der American<br />
Cancer Society, rauchen weltweit fast eine Milliarde<br />
Männer und 250 Millionen Frauen. Und es werden immer<br />
mehr, besonders in Entwicklungsländern. Heute werden<br />
weltweit jährlich 5 Billionen Zigaretten produziert. In<br />
China leben mit 1,27 Milliarden Einwohnern 20 % der<br />
Weltbevölkerung. Dort werden 30 % aller weltweit produzierten<br />
Zigaretten konsumiert. Zwei Drittel aller Chinesen<br />
rauchen und die staatlich kontrollierte National Tabacco<br />
Company ist der größte Zigarettenhersteller weltweit.<br />
Heute müssen Raucher zwar nicht ins Gefängnis, sie werden<br />
jedoch als Gefahr <strong>für</strong> die nicht rauchende Öffentlichkeit<br />
angesehen. Der Konflikt ist offensichtlich: Für Raucher<br />
ist es ganz selbstverständlich, nach dem Essen im<br />
Restaurant oder im Cafe eine Zigarette anzuzünden.<br />
Nichtraucher möchten den Rauch anderer weder einatmen<br />
noch riechen. Warum auch? Die mit Passivrauchen<br />
im Zusammenhang stehenden Gesundheitsrisiken sind<br />
bekannt und Nichtraucher verlangen zu Recht Schutz vor<br />
dem blauen Dunst. Rauchen und damit verbundene<br />
Krankheiten belasten die Gesundheitsbudgets weltweit<br />
mehr und mehr. Sorgen um die Gesundheit und Raucherverbote<br />
schützen Nichtraucher immer besser vor Passivrauchen.<br />
Erst seit etwa 50 Jahren setzte sich, untermauert von<br />
den ersten Lungenkrebsstudien, die Erkenntnis durch,<br />
dass Rauchen alles andere als gesund oder harmlos ist. Im<br />
20. Jahrhundert sind weltweit über 100 Millionen Menschen<br />
an den Folgen des Rauchens vorzeitig verstorben<br />
und jährlich kommen etwa 5 Millionen neue Tabakopfer<br />
hinzu, nach den Ermittlungen des Deutschen Krebsforschungszentrum<br />
(DKFZ) in Heidelberg: Der Zigarettenkonsum<br />
ist heute die führende Ursache frühzeitiger Sterblichkeit<br />
und der bedeutendste Risikofaktor <strong>für</strong> eine Vielzahl<br />
weit verbreiteter Krankheiten wie Herz-Kreislaufkrankheiten,<br />
Schlaganfall, chronische Bronchitis und die<br />
Krebsentstehung im Mund-, Nasen- und Rachenraum, in<br />
Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse,<br />
Leber, Nieren, Harnblase, Gebärmutterhals sowie<br />
bestimmte Formen der Leukämie und viele andere Krankheiten.<br />
83 565 000 000 Zigaretten wurden 2010 nach einer Mitteilung<br />
des Statistischen Bundesamtes (2011) in Deutschland<br />
ver(b)raucht. Das sind pro Einwohner 1021 Stück!<br />
1<br />
http://www.heute.de/ZDFheute/drucken/1,3733,4087708,00.<br />
htm1, aufgerufen am 29.01.2007<br />
2 http://www.ftd.de/meinung/kommentare/139782.html?mode—<br />
print, aufgerufen am 29.01.2007<br />
3 http://www.suedeutsche.de/deutschland/artikel/206/94112/print.<br />
html, aufgerufen am 29.01.2007<br />
4 Der Spiegel 34/2006, S. 152.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 25<br />
Dass Raucher diese Risiken freiwillig eingehen, daran<br />
hat nicht zuletzt der im Tabak enthaltene Suchtstoff<br />
Nikotin Schuld.<br />
Über die Lungenbläschen vom Blut aufgenommen,<br />
lässt er Blutdruck und Adrenalinspiegel steigen, beschleunigt<br />
den Herzschlag und wirkt so leicht stimulierend. Im<br />
Gehirn wirkt Nikotin wie andere Drogen auch direkt auf<br />
das Belohnungszentrum, wonach nur zehn Sekunden<br />
nach dem Zug an der Zigarette euphorisierende Hormone<br />
wie Dopamin und Serotonin freigesetzt werden. Außerdem<br />
fördert das Suchtmittel die Produktion des anregenden<br />
Noradrenalin, das Gehirntätigkeit und Konzentrationsfähigkeit<br />
steigert.<br />
Nach der volkswirtschaftlichen Theorie handelt es sich<br />
bei Tabak um ein demeritorisches Gut, also um ein Gut,<br />
das nach Ansicht der Regierung zuviel nachgefragt wird.<br />
Es wird verteuert, um private Präferenzen zu korrigieren. 5<br />
Auch hier mangelt es letztlich an Konsequenz: Hat die<br />
„erzieherische“ Maßnahme Erfolg, bekommt der Finanzminister<br />
schlaflose Nächte. Das Nichtzustandekommen<br />
eines Rauchverbotes hat aber auch den Vorteil, dass<br />
Planer von Lüftungsanlagen die Leistungsfähigkeit ihrer<br />
Systeme unter Beweis stellen können. Es zählt dabei nicht<br />
nur die „sportliche“ Herausforderung, denn wirtschaftliche<br />
Aspekte sind gut zu überlegen: Warum in die Entwicklung<br />
neuer Systeme investieren, wenn diese in naher<br />
Zukunft nicht mehr gebraucht werden? Um Zielwerte von<br />
Schadstoffkonzentrationen zu erreichen, die unter den<br />
bisherigen liegen, müssen neue Strategien entwickelt werden.<br />
Zum Beispiel ein Ansatz, den Rauch direkt an der<br />
Quelle „einzufangen“ wie ihn Anbieter von Rauch kabinen<br />
verfolgen, scheint in vielfacher Hinsicht Erfolg versprechend<br />
zu sein.<br />
1. Passivrauchen<br />
1939 stellte der junge Kölner Mediziner Franz Hermann<br />
Müller durch pathologische Fallstudien und die Anwendung<br />
von epidemiologischen Methoden einen Zusammenhang<br />
zwischen Rauchen und Lungenkrebs her. Der<br />
Dresdner Arzt Fritz Lickint untersuchte in seinem 1939<br />
erschienenen Buch „Tabak und Organismus“ den Nachweis<br />
zu führen, dass Tabakrauch auch Nichtraucher<br />
beeinträchtigt. Er prägte den Begriff des Passivrauchens,<br />
lange bevor er populär wurde.<br />
Man spricht von Passivrauchen oder Passivrauchbelastung,<br />
wenn Tabakrauch über die Atemluft vom<br />
Menschen aufgenommen wird.<br />
Passivrauch besteht aus dem Nebenstromrauch (sidestream<br />
smoke), der beim Verglimmen der Zigarette zwischen<br />
den Zügen (des Rauchers) entsteht, sowie aus den<br />
vom Raucher wieder ausgeatmeten Bestandteilen des<br />
Hauptstromrauchs. 6<br />
Die ausgeatmeten Partikel des Hauptstromrauches<br />
(mainstream smoke) fügen dem gesamten Passivrauch<br />
einen Anteil von 1 bis 43 Prozent der Bestandteile hinzu.<br />
Der größte Teil des Tabakrauches in der Raumluft<br />
besteht jedoch aus den Substanzen des Nebenstromrauchs.<br />
Der Nebenstromrauch enthält fast alle gasförmigen<br />
und über die Hälfte der partikelförmigen Komponenten<br />
des Passivrauchs. 7 Der englische Begriff <strong>für</strong> Passivrauch<br />
ist Environmental Tobacco Smoke (ETS). „Die<br />
chemische Zusammensetzung des Passivrauchs gleicht<br />
qualitativ der des Tabakrauchs, den Raucher inhalieren“. 8<br />
„Quantitativ weisen Haupt- und Nebenrauch jedoch<br />
erhebliche Unterschiede auf“. 9 In der Regel sind die Konzentration<br />
dieser Stoffe im Nebenstromrauch sogar höher<br />
als diejenigen im Hauptstromrauch, wobei die Unterschiede<br />
ein Vielfaches betragen können. „So übersteigt<br />
z.B. die Konzentration des Krebs erregenden Stoffes<br />
N-Nitrosodimethylamin im Nebenstromrauch die im<br />
Hauptstromrauch um den Faktor 20 bis 100“. 10<br />
Die zahlreichen Zusatzstoffe im Tabak stellen ein weiteres<br />
gravierendes Problem dar. Aus dem Tabakzusatzstoff<br />
Zucker entstehen beim Verbrennen des Tabaks die<br />
Krebs erregenden Substanzen Acetatdehyd und Formaldehyd.<br />
11<br />
Welche Stoffe Tabakrauch enthält vgl. Tabelle 1.<br />
Der blaue Dunst von Zigaretten belästigt nicht nur<br />
durch seinen Gestank, die gesundheitsschädlichen und<br />
Krebs erregenden Stoffe befinden sich auch in dem Rauch,<br />
der von der glimmenden Zigarette aufsteigt oder vom<br />
Raucher ausgepustet wird. Der Passivraucher atmet so<br />
die gleichen giftigen und Krebs erregenden Stoffe ein wie<br />
der Raucher. Tabakqualm ist ein komplexes Gemisch aus<br />
4800 Substanzen, von denen lt. DKFZ mehr als 70 nachweislich<br />
Krebs erregend sind. Darunter befinden sich die<br />
Gifte wie Blausäure, Ammoniak, Kohlenmonoxid, Arsen,<br />
Nickel, Cadmium und Blei. Verständlich also, wenn<br />
Nichtraucher von vorsätzlicher Körperverletzung reden.<br />
Der sollen die Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden<br />
und Gaststätten Einhalt gebieten.<br />
1.1 Historie<br />
6000 v. Chr.: Auf den amerikanischen Kontinenten tauchen<br />
Tabakpflanzen auf; die Menschen in Nord-, Mittelund<br />
Südamerika entdecken um 1000 v. Chr. das Rauchen<br />
und kauen Tabakblätter.<br />
Schon im 5. Jahrhundert v. Chr. waren Anbau und<br />
Konsum von Tabak bei den eingeborenen Völkern von<br />
Amerika verbreitet.<br />
Tabakblätter wurden gekaut, geschnupft und geraucht.<br />
Die Urform der Zigarre bestand aus zusammengerollten<br />
kleineren Tabakblättern, die mit einem größeren Tabakoder<br />
Maisblatt umwickelt waren, während die Urform der<br />
Zigarette aus Schilfröhrchen gefertigt war, in die zerkleinerter<br />
Tabak gestopft wurde. Auch unterschiedliche Pfeifenvariationen<br />
waren bekannt. Der Tabakkonsum diente<br />
sowohl als alltägliche Genussdroge als auch spirituellen<br />
und zeremoniellen Bräuchen. Magier und Medizinmänner<br />
setzten den zum Himmel aufsteigenden Rauch ein,<br />
5 Vorlesung Wirtschaftspolitik, Prof. Dr. Hans-Jürgen Feser.<br />
6<br />
Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />
im Passivrauch, S. 7.<br />
7<br />
ebenda, S. 7f..<br />
8 ebenda, S. 9.<br />
9 ebenda, S. 9.<br />
10 ebenda, S. 9.<br />
11<br />
ebenda, S. 9.
26 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Tabelle l. Welche Stoffe enthält der Tabakrauch?<br />
Quelle: The Airdiner Cabin Environment – Air Quallity And Safety, Washington, D. C. 1986, Seite 135–136.<br />
Die Mengen sind <strong>für</strong> frischen, unverdünnten Hauptstromrauch angegeben, der mittels einer Rauchmaschine unter den folgenden Bedingungen<br />
erzeugt wurde : 1 Zug/min von 2 Sekunden Dauer bei 35 mL Volumen, d. h. 10 Zügen/Zigarette. Die Werte <strong>für</strong> den Nebenstrom sind<br />
<strong>für</strong> Rauch angegeben, der bei einem über die Glutzone streichenden Luftstrom von 25 mL/s. gesammelt wurde. Zusammengestellt nach<br />
D. Hoffmann (persönliche Mitteilung, 1986) von Elliott und Rowe, Hoffmann et al., Klus und Kulm, Sakuma et al. und Schmeltz et al.<br />
Verbindungen<br />
in der Gasphase<br />
Menge im Hauptstromrauch<br />
Mikrogramm/<br />
Zigarette<br />
Verhältnis von<br />
Nebenstrom- zu<br />
Hauptstromrauch<br />
Kohlenmonoxid 10000–23000 2,5 : 1–4,7 : 1<br />
Kohlendioxid 20000–40000 8 : 1–11 : 1<br />
Carbonylsulfid 18–42 0,03 : 1–0,13 : 1<br />
Benzol 12–48 10 : 1<br />
Toluol 160 6 : 1<br />
Formaldehyd 70–100 0,1 : 1–50 : 1<br />
Acrolein 60–100 8 : 1–15 : 1<br />
Aceton 100–250 2 : 1–5 : 1<br />
Pyridin 16–40 6,5 : 1–20 : 1<br />
3-Methylpyridin 12–36 3 : 1–13 : 1<br />
3-Vinylpyridin 11–30 20 : 1–40 : 1<br />
Blausäure 400–500 0,1 : 1–0,25 : 1<br />
Hydrazin 0,032 3 : 1<br />
Ammonium 50–130 40 : 1–170 : 1<br />
Methylamin 11,5–28,7 4,2 : 1–6,4 : 1<br />
Dimethylamin 7,8–10 3,7 : 1–5,1 : 1<br />
Stickoxide 100–600 4 : 1–10 : 1<br />
N-Nitrosodimethylamin 0,01–0,04 20 : 1–100 : 1<br />
N-Nitrosopyrrolidin 0,006–0,03 6 : 1–30 : 1<br />
Ameisensäure 210–490 1,4 : 1–1,6 : 1<br />
Essigsäure 330–810 1,9 : 1–3,6 : 1<br />
Partikel 15000–40000 1,3 : 1–1,9 : 1<br />
Nicotin 1000–2500 2,6 : 1–3,3 : 1<br />
Anatabin 2–20 < 0,1 : 1–0,5 : 1<br />
Phenol 60–140 1,6 : 1–3,0 : 1<br />
Verbindungen<br />
in der Gasphase<br />
Menge im Hauptstromrauch<br />
Mikrogramm/<br />
Zigarette<br />
Verhältnis von<br />
Nebenstrom- zu<br />
Hauptstromrauch<br />
Katechol 100–360 0,6 : 1–0,9 : 1<br />
Hydroquinon 110–300 0,7 : 1–0,9 : 1<br />
Anilin 0,36 30 : 1<br />
2-Toluidin 0,16 19 : 1<br />
2-Naphthylamin 0,0017 30 : 1<br />
4-Aminobiphenyl 0,0046 31 : 1<br />
Benz[a]anthracen 0,02–0,07 2 : 1–4 : 1<br />
Benzo[a]pyren 0,02–0,04 2,5 : 1–3,5 : 1<br />
Cholesterol 22 0,9 : 1<br />
g-Butyrolactone 10–22 3,6 : 1–5,0 : 1<br />
Quinolin 0,5–2 8 : 1–11 : 1<br />
Harman 1,7–3,1 0,7 : 1–1,7 : 1<br />
N'-Nitrosonornicotin 0,2–3 0,5 : 1–3 : 1<br />
NNK *) 0,1–1 1 : 1–4 : 1<br />
N-Nitrosodiethanolamin 0,02–0,07 1,2 : 1<br />
Cadmium 0,1 7,2 : 1<br />
Nickel 0,02–0,08 13 : 1–30 : 1<br />
Zink 0,06 6,7 : 1<br />
Polonium-210 0,04–0,1 pCi 1,0 : 1–4,0 : 1<br />
Benzoesäure 14–28 0,67 : 1–0,95 : 1<br />
Milchsäure 63–174 0,5 : 1–0,7 : 1<br />
Glykolinsäure 37–126 0,6 : 1–0,95 : 1<br />
Bernsteinsäure 110–140 0,43 : 1–0,62 : 1<br />
*) 4-(N-Methyl-N-nitrosamino)-1-(3-pyridy1)-1-butanon<br />
Wenn man beurteilen will, welchen Schadstoffen und in welchen Mengen ein Passivraucher tatsächlich ausgesetzt ist, reicht es nicht, nur<br />
von den Stoffen auszugehen, die sich im Hauptstromrauch befinden. Eine seriöse Messung und Berechnung muss auch den Nebenstromrauch<br />
mit einschließen. Und in der Tat stellt sich dann heraus, dass Passivraucher–und auch die Aktivraucher–ein hochgradig krebserzeugendes<br />
Schadstoffgemisch einatmen.<br />
Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V.–Carl-von-Linde-Straße 11, 85716 Unterschleißheim, http : //www.ni-d.de/Doc/tabrauch.htm<br />
um z. B. Botschaften zu ihren Geistern zu senden, Regen<br />
oder den Sieg zu einer bevorstehenden Schlacht heraufzubeschwören<br />
oder mit der legendären Friedenspfeife die<br />
Versöhnung zu besiegeln. Außerdem wurden Tabakblätter<br />
als Arznei etwa bei der Wundheilung oder das Inhalieren<br />
des Rauches wegen der leicht schmerzstillenden und<br />
euphorisierenden Wirkung gegen Schmerzen eingesetzt.<br />
Als der Seefahrer Rodrigo de Jerez 1492 zusammen mit<br />
Christopher Columbus von den amerikanischen Kontinenten<br />
zurückkehrte, war er der erste Raucher in Europa,<br />
nachdem er auf Kuba an einer Zigarre gezogen hatte. Die<br />
Bürger seiner Heimatstadt Ayamonte waren von dieser<br />
neuen Sitte jedoch nicht beeindruckt, sie dachten, er sei<br />
vom Teufel besessen und sperrten ihn ein. Er war der<br />
erste, der <strong>für</strong> die Angewohnheit des Rauchens hinter<br />
Gitter musste. „Die Pflanze, deren Rauch die Indianer<br />
einziehen, ist wie eine Art Fackel in ein trockenes Blatt<br />
hineingestopft“, schreibt Fray Bartolomé de las Casas,<br />
Expeditionsgeistlicher und Chronist des Columbus. „Die<br />
Indianer zünden es auf der einen Seite an und saugen<br />
oder trinken am anderen Ende, in dem sie den Rauch<br />
beim Atmen innerlich einziehen, was ihren ganzen Körper<br />
im gewissen Sinne einschläfert und eine Art Trunkenheit<br />
hervorruft. Sie behaupten, dass sie dann keine Müdigkeit<br />
mehr empfinden“. Erst seit der Entdeckung Amerikas<br />
durch Columbus ist der Tabakkonsum auch in Europa<br />
bekannt. Die erste Begegnung mit dem Glimmstengel<br />
erschien den Europäern aber eher befremdlich.<br />
Nach der Entdeckung Amerikas wurde vom Tabak<br />
erstmals 1497 in Europa berichtet, wo zwar auch geraucht<br />
wurde – allerdings Pflanzen, wie z. B. Lavendel. 12<br />
12<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Tabakrauchen.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 27<br />
Als de Jerez sieben Jahre später frei kam, hatte sich das<br />
Rauchen durchgesetzt und verbreitete sich schnell.<br />
Die Rückkehr aus Amerika brachte die Tabakpflanze<br />
nach Europa, sie wurde zunächst in Spanien und Portugal<br />
angebaut. Der französische Gesandte Jean Nicot brachte<br />
sie 1561 von Lissabon nach Paris und überzeugte dort den<br />
französischen Hof von ihrer wunderbaren Heilkraft.<br />
Nach ihm wurde der später entdeckte Wirkstoff Alkaloid<br />
genannt: Nikotin sowie die gesamte Gattung der<br />
Tabakpflanzen Nicotiana. Es gibt rund 100 bekannte<br />
Arten der Tabakpflanze, von denen sechs verarbeitet und<br />
konsumiert werden. Rasch breitete sich Anfang des<br />
16. Jahrhunderts der Anbau über Frankreich nach Italien,<br />
Österreich, der Schweiz und Deutschland aus. Um den<br />
Tabak zu konsumieren, benutzte man zuerst Pfeifen.<br />
Dann kamen Schnupftabak und Zigarren hinzu. Als<br />
Abfälle der Zigarrenproduktion in Papier gewickelt<br />
wurden, war die Zigarette geboren, die darauf hin ihren<br />
Siegeszug antrat. 1600 droht Papst Clemens VIII., jedem,<br />
der an einer heiligen Stätte raucht, mit Exkommunikation.<br />
Dank der weltumspannenden Handelsbeziehung der<br />
Portugiesen und Spanier und dem hohen Handelswert<br />
war der Tabak binnen 150 Jahren in allen Teilen des<br />
Globus bekannt und wurde der wichtigste Exportartikel<br />
Amerikas. Zunächst schnupften die Europäer den Tabak<br />
oder verwendeten ihn als Arznei. Englische Seeleute führten<br />
das Pfeifenrauchen in England ein, das sie den nordamerikanischen<br />
Indianern „abgeguckt“ hatten. Von den<br />
Seestädten ausgehend war bis zur 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />
ganz England in blauen Dunst gehüllt. Auch in<br />
Deutschland wurde besonders während des Dreißigjährigen<br />
Krieges 1618 bis 1648 durch die Söldner verschiedener<br />
Nationalitäten Pfeifen-, Kau- und Schnupftabak<br />
rasch beliebt. Egal, ob gekaut, geraucht oder geschnupft,<br />
Tabak hatte ein gesundes Image: Es sollte Geist und<br />
Wohlgefühl anregen, den Magen reinigen, Zahnschmerzen<br />
und Läuse vertreiben, vor Pest und Cholera schützen<br />
und Geschwüre kurieren.<br />
Jakob Balde, angewidert von den Tabakschwaden, die<br />
ihn allerorten umwaberten, griff als streitbarer Jesuit und<br />
Münchner Hofprediger, nebenbei auch Gründer der<br />
„Gesellschaft der Mageren“, anno 1658 zur Feder und<br />
verfasste die „Satyra contra abusum tabaci“ – das erste<br />
größere Pamphlet gegen das Rauchen.<br />
Darin wetterte der <strong>für</strong> seine schwache Gesundheit<br />
bekannte Ritter vom mageren Orden über die Raucher in<br />
ganz Europa, „die fast stündlich mit dem Tabak zugleich<br />
die köstliche Zeit und ihr eigenes Leben verbrennen. Und<br />
das edle Gehirn, die Sitzburg der Vernunft und das Zeughaus<br />
aller Wissenschaft zu einem rußigen Camin und stinkenden<br />
Cloake machen“.<br />
Zum ersten Mal wird in Testamenten aus der Zeit<br />
Shakespeares die Vererbung eines Vermögens an die<br />
Bedingung geknüpft, dass der Erbe nicht dem Laster des<br />
blauen Dunstes verfalle – Ansätze zu einer der ersten<br />
Anti-Raucherbewegungen. Bald wurde ein königliches<br />
Kesseltreiben daraus.<br />
Ebenso wenig wie Tabakkonsum ein Phänomen der<br />
Neuzeit ist, sind groß angelegte AntiRauchkampagnen<br />
eine junge Erscheinung. König Jakob I., der erste militante<br />
Nichtraucher der Geschichte, schrieb 1603 eine<br />
Streitschrift gegen das Rauchen in lateinischer Sprache.<br />
Jakob behauptete darin: „Nun ist es bekannt, dass jene<br />
Barbaren leicht von der sexuellen Lues befallen werden;<br />
und ferner, dass sie dann als ein besonderes Gegengift den<br />
Gestank des angezündeten Tabaks benützen.“ Er bezeichnet<br />
die Tabakpflanze als Erfindung des Teufels und verbietet<br />
das Rauchen. Der Monarch begnügte sich nicht mit<br />
Streitschriften und Disputen, er schritt zur Tat: Schnupfer<br />
oder Raucher, die auf der Straße angetroffen wurden, ließ<br />
er durchprügeln. Den adligen Tabakfreunden blieb das<br />
erspart. Sie mussten lediglich barfuss und mit geschorenem<br />
Barte aus London abreisen. Außerdem ließ der<br />
König den Einfuhrzoll auf Tabak auf das 40-fache<br />
an heben. Ergebnis: In England wurde mehr angebaut als<br />
jemals zuvor.<br />
Aufwind bekam die Anti-Raucherbewegung in Europa,<br />
als man um 1700 in medizinischen Fachkreisen die Frage<br />
erörterte, ob sich die Gehirne der Raucher allmählich mit<br />
einer schwarzen Rinde überzögen. Das wollte man bei der<br />
Sektion verstorbener Tabakjünger festgestellt haben. Der<br />
Arzt Hadrianus Halckenburgius behauptete, es verhalte<br />
sich nämlich im Kopf eines Menschen genauso wie bei<br />
einem Ofen, wo die Züge ja auch verrußen. Die Mehrzahl<br />
der Experten indes verwarf diese Theorie.<br />
Die Gegner des Tabaks waren damals die Männer der<br />
Kirche. Schon 1589 setzte es ein erstes Verbot, und 1642<br />
erließ Papst Urban VIII. die Bulle „Ad futuram rememoriam“,<br />
in der er diejenigen mit Exkommunikation<br />
bedrohte, die es wagten, in den Kirchen „Tabak zu<br />
schnupfen, zu rauchen oder auf eine andere Art und<br />
Weise zu sich zu nehmen“.<br />
Ein allgemeines Rauchverbot <strong>für</strong> die gesamte Christenheit<br />
hat es freilich nie gegeben. Kirche und Tabak haben<br />
sich immer gegenseitig zu dulden versucht, was eine alte<br />
Sitte bis heute zeigt:<br />
Wenn jemand niest, sagen wir „Gesundheit“ – das<br />
stammt von dem neapolitanischen Bischoff Sarnelli. Der<br />
war der Ansicht, dass durch das Schnupfen ein so heftiger<br />
Niesreiz ausgelöst und das Gehirn so erschüttert werde,<br />
dass man sich um das Wohlbefinden des Schnupfers sorgen<br />
müsse. Deshalb sei es Christenpflicht, ihm beizustehen,<br />
wenigstens mit einem „Helf s Gott“. Doch nicht nur<br />
Kirchenmänner erlagen dem „Teufelskraut aus der <strong>Neue</strong>n<br />
Welt“, sondern sogar Frauen. 1658 wetterte Jakob Balde<br />
wieder: „Die Sucht ist so ungezähmt und so weit eingerissen,<br />
dass sie auch das weibliche Geschlecht vergiftet.“<br />
Zar Michael Romana versuchte 1634 mittels Strafen<br />
wie Verbannung, Exkommunikation und Hinrichtung<br />
den Tabakkonsum zu bekämpfen. 13 Wer paffend angetroffen<br />
wurde, den peitschte der Büttel erst einmal aus.<br />
Zog er weiter an der Pfeife, wurde ihm die Nase aufgeschlitzt.<br />
Ähnlich rigoros ging Shah Abbas der Große von<br />
Persien gegen Raucher vor: Er ließ ihnen Nase und<br />
Lippen abschneiden, manche pfählen. Im Laufe der Französischen<br />
Revolution wurden 1794 die letzten Tabakpächter<br />
hingerichtet. Hier durften weniger gesundheitliche<br />
Aspekte eine Rolle gespielt haben, vielmehr ging es<br />
darum, die Preistreiberei mit dem Tabak einzudämmen.<br />
13 http://de.wikipedia.org/wiki/Tabakrauchen.
28 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Bald führten viele europäische Länder ein staatliches<br />
Handelsmonopol und Tabaksteuer ein, teilweise wurde<br />
der Verkauf verboten oder war „auf Rezept“ nur Apotheken<br />
vorbehalten.<br />
In Deutschland gab es daneben zahlreiche Verordnungen,<br />
bei denen bei Nichteinhaltung schwere Strafen angedroht<br />
wurden, da durch unachtsames Hantieren mit<br />
Pfeifen in eng bebauten Städten Feuersbrünste be<strong>für</strong>chtet<br />
wurden. „Es durfte nur noch innerhalb von Stuben und<br />
Küchen geraucht werden“. Unter den unwahrscheinlichsten<br />
Vorwänden versuchten in Deutschland die Städte,<br />
Gemeinden und Fürsten Geld aus dem Geschmack am<br />
Tabak zu ziehen. Vorreiter waren Ulm und Bautzen. Mit<br />
der Begründung, das Tabakschnupfen, Essen und „Trinken“<br />
– wie das Rauchen damals hieß – die natürliche<br />
Empfängnis verhindern oder sogar abtreiben könne,<br />
belegte man es mit Strafe. Daraus wurde ein Generalverbot<br />
<strong>für</strong> ganz Kursachsen. Bayern ging schon damals<br />
seine eigenen Wege: 1652 wurde unter Max I. das Tabaktrinken<br />
untersagt.<br />
Der Stoff aus der <strong>Neue</strong>n Welt durfte fortan nur noch<br />
von Apothekern ausgegeben werden, wenn der Arzt es<br />
verordnet hatte. Das „Tabaksaufen“ außerhalb der ge <br />
statteten Orte wurde mit Geldstrafe belegt, ja teilweise<br />
gar unter der Androhung der Todesstrafe zu vereiteln<br />
versucht.<br />
Daneben wurde Rauchen als heidnische Sitte verteufelt,<br />
der aus Mund und Nase quellende Rauch mit der<br />
Hölle in Verbindung gebracht.<br />
Am penibelsten zeigten sich die Eidgenossen. Eine<br />
recht schweizerische Begründung gegen das Rauchen<br />
findet sich in einem Mandat vom 9. September 1652: Um<br />
zu verhindern, dass weiter „groß gelt aus dem Lande<br />
geführet wird“ richtete man eine Tabak-Kammer ein. Das<br />
war eine Art Hochgericht, das aus sieben Klein- und<br />
Groß räten bestand und das die genaue Einhaltung der<br />
Rauchverbote und die Einfuhr des Tabaks zu überwachen<br />
hatte. Zürich machte daraus 1702 eine Art Kriegssteuer.<br />
Danach sollte „jeder so Tabak trinke mit ein gewissen<br />
Buß belegt werden, dieses Geld zusammenlegen und nach<br />
und nach Kriegsgewehr daraus erkaufen, um im Fall der<br />
Not solche den armen Untertanen aufteilen zu können“.<br />
Bern wehrte sich am längsten. Noch 1710 stand dort auf<br />
Tabakrauchen und Schnupfen eine Buße von 1 Pfund.<br />
Man konnte sich jedoch gegen Bezahlung einer Steuer in<br />
gleicher Höhe eine Raucherlaubnis <strong>für</strong> das ganze Jahr<br />
erwirken. Freilich riskierten die meisten lieber, erwischt zu<br />
werden. Die Regelung, sich durch Steuern freizukaufen,<br />
gefiel den deutschen Nachbarn. In Jülich-Berg wurde sie<br />
sofort eingeführt. Doch zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />
hatte die rauchfeindliche Welt vor dem Tabak kapituliert.<br />
In anderen Ländern wurde der Tabakkonsum zeitweilig<br />
mit martialischen Methoden verfolgt. So ließ der<br />
osmanische Sultan Murad IV, der von 1623 bis 1640<br />
regierte, in Konstantinopel selber nicht nur Nacht <strong>für</strong><br />
Nacht die Einhaltung seines Rauchverbotes kontrollieren;<br />
er nahm bei seinen Kontrollgängen angeblich gleich den<br />
Scharfrichter mit und ließ den Ertappten an Ort und<br />
Stelle den Kopf abschlagen. Der Grund <strong>für</strong> sein rigoroses<br />
Vorgehen: Ein Großbrand, bei dem in Konstantinopel<br />
über 20 000 Holzhäuser in Flammen aufgingen, soll durch<br />
die Unachtsamkeit eines Tabakjüngers entstanden sein.<br />
Auch hier bereicherte sich der Staat: Der Besitz der Hingerichteten<br />
fiel dem Staat zu. Im zaristischen Russland<br />
existierten „Rauchergerichte“, die das Aufschlitzen der<br />
Nase bei Rückfälligen verfügt hätten.<br />
Allen Verboten und Verordnungen zum Trotz verbreitete<br />
sich der Tabakkonsum. Schuld daran war auch<br />
das schlechte Beispiel des Adels, der z. T. ausdrücklich<br />
von den Rauchverboten ausgenommen war. Dadurch<br />
wurden auch die moralischen Argumente unglaubwürdig.<br />
Außerdem war Tabak überall eine willkommene Geldquelle.<br />
Entweder hatten die Königshäuser das Handelsmonopol<br />
inne oder es wurde verpachtet.<br />
Mit der Einführung einer generellen Tabaksteuer<br />
wurde der Verkauf legalisiert.<br />
Zum Politikum wurde der blaue Dunst im Zeitalter der<br />
nationalen Erhebungen in Europa. Ein Beispiel ist die<br />
„Antiraucherkampagne“ der Italiener gegen die österreichische<br />
Besatzungsmacht. 1847 hatte die Donaumonarchie<br />
die Lomardei und Venetien besetzt, jene Gebiete<br />
also, die Österreich auf dem Wiener Kongress 1815 zugeschlagen<br />
worden waren.<br />
Der Hass gegen die Österreicher war so groß, so dass es<br />
häufig zu Zusammenstößen kam. Eine Gesellschaft von<br />
Gelehrten entwickelte unblutige Strategien des passiven<br />
Widerstandes. Einer der Teilnehmer schlug vor, man solle<br />
etwa ähnliches tun wie damals die Amerikaner, als sie aus<br />
Protest gegen die Engländer auf den Tee verzichteten und<br />
ihn in Boston ins Wasser warfen. Für die Italiener hieß<br />
das: Schluss mit dem Rauchen, da der Tabak ein österreichisches<br />
Monopol war. Wer qualmte, unterstützte Wien,<br />
disqualifizierte sich als Österreich-Anhänger, als Spion.<br />
Der Tabakgenuss wurde zu allen Zeiten dazu benutzt,<br />
einen sozialen Status zu symbolisieren. Das Schnupfen<br />
verbreitete sich beispielsweise vom spanischen Hof aus in<br />
der europäischen Oberschicht. Es beschränkte sich zwar<br />
nicht auf die Oberschicht, wurde dort jedoch mit einem<br />
komplizierten Zeremoniell zelebriert. Kostbare Schnupftabakdosen,<br />
so genannte Tabatiren, dienten als Statussymbol<br />
und das Schnupfen verlangte von den Edelleuten<br />
eine ritualisierte Abfolge von 14 Schritten. Diese Bewegungsabfolge<br />
wurde gelehrt wie Fechten oder Tanzen.<br />
Wertvolle Tabatiren waren nicht nur ein festes Accessoire<br />
des Kostüms eines Rokoko-Herrn, sie dienten auch als<br />
repräsentative Staatsgeschenke.<br />
Auch die Pfeife machte im Laufe ihrer Geschichte eine<br />
Wandlung vom bloßen Rauchgerät zum repräsentativen<br />
Objekt durch. Rauchte man im 17. Jahrhundert schlichte<br />
weiße Tonpfeifen, die bald billige, nur noch von der ländlichen<br />
Bevölkerung genutzten Gebrauchsgegenstände<br />
wurden, paffte der feine Mann elegante und teure Meerschaumpfeifen<br />
oder solche aus Porzellan und Holz.<br />
Von Amts wegen untersagt war das Paffen im preußischen<br />
Berlin. Bereits 1810 hatte der Berliner Polizeipräsident<br />
Gruner bestimmt, dass auf den Straßen und<br />
Promenaden der Stadt nicht öffentlich geraucht werden<br />
dürfe, „weil es ebenso unanständig als gefährlich und dem<br />
Charakter gebildeter, ordnungsvoller Städte entgegen<br />
ist“. Zuwiderhandlungen wurden mit 5 Talern Geldstrafe<br />
oder 8-tägigem Arrest geahndet. Jedem Denunzianten<br />
winkte eine Prämie von 25 Reichstalern.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 29<br />
Kein Wunder, galt die Zigarre der Obrigkeit später, im<br />
Vormärz (1830–1848), als Ausdruck „liberaler Dreistigkeit“<br />
und als Markenzeichen der „Volksverhetzung und<br />
Wühler“. Ihr revolutionäres Image verdankt sie den Zigarettendrehern,<br />
die innerhalb der republikanisch Gesinnten<br />
die militante Avantgarde der Arbeiterbewegung war.<br />
Im Zuge der Napoleonischen Kriege kamen Zigarren<br />
auf, die erste deutsche Zigarrenmanufaktur wurde 1788 in<br />
Hamburg gegründet.<br />
Diese Mode setzte sich erst einige Jahrzehnte später<br />
durch und gewann schließlich im Zuge der Revolution<br />
von 1848/49 politischen Symbolcharakter.<br />
Die Aufhebung des bis dahin in Preußen an öffentlichen<br />
Orten geltende Rauchverbot wurde zur politischen<br />
Forderung der bürgerlich-demokratischen Erhebung von<br />
1849 erfüllt. Die Zigarre war das Symbol der herrschenden<br />
bürgerlichen Klasse des 19. Jahrhunderts und immer<br />
auch mit Männlichkeit assoziiert.<br />
Im ersten Krimkrieg (1853–1856) rauchten französische<br />
und englische Soldaten in Zeitungspapier eingerollten<br />
Tabak. Nachdem das Tabakrauchen anfänglich<br />
ein kostspieliges Unterfangen war, kamen mit der billigen<br />
Zigarette immer breitere Bevölkerungsschichten in den<br />
Genuss des Tabaks. Im ersten und zweiten Weltkrieg<br />
unterdrückte das Rauchen von Zigaretten sogar den<br />
Hunger der Bevölkerung.<br />
Ohne Frage spielte die Geruchsbelästigung früher eine<br />
größere Rolle als heute. Das lag an den Tabaken, die als<br />
umso besser galten, je zigarriger sie schmeckten, und das<br />
lag am Fehlen einer Ent- und Belüftungstechnik. Immerhin<br />
verdankt ein Kleidungsstück dem Qualm seine Entstehung.<br />
Der Smoking. Er ist eigentlich nur eine besondere<br />
Jacke zur Frackhose oder zum Abendanzug. Und er<br />
stammt aus der Zeit, in der es Sitte war, dass sich die<br />
Herren nach dem Essen in einen besonderen Raum zum<br />
Rauchen zurückzogen.<br />
Damit nach der Rückkehr aus dem Raucherzimmer die<br />
Damen nicht durch den Tabakgeruch belästigt wurden,<br />
zog man sich <strong>für</strong> die Zigarettenpause eine spezielle Jacke<br />
an, den Smoking. Da damals die Haare der Herren sehr<br />
lang und pomadisiert waren, trug man außerdem eine<br />
spezielle Mütze, die so genannte Smoking-Cap.<br />
1858 wurden in der medizinischen Fachzeitschrift The<br />
Lancet erste Be<strong>für</strong>chtungen über die Folgen des Rauchens<br />
laut.<br />
Ende des 19. Jahrhunderts entstand die erste Zigarettenfabrik<br />
in Deutschland und das Zigarettenrauchen<br />
setzte sich durch.<br />
Der Zigarette haftete das exotische Flair des Orients,<br />
von Weltgewandtheit, eleganter Lebenskunst und ein<br />
Hauch Verruchtheit an. Besonders Raucherinnen symbolisierten<br />
auch Aufmüpfigkeit und Emanzipation und waren<br />
dem bürgerlichen Milieu so suspekt. Die schüchternen<br />
Anfänge der Emanzipation wurden häufig durch Karikaturen<br />
rauchender Frauen verunglimpft. Die Zigarette<br />
stand aber auch <strong>für</strong> Tempo und Schnelligkeit der Moderne.<br />
Eine Zigarettenlänge, wie die neue informelle Zeiteinheit<br />
hieß, unterschied sich von einer Zigarrenlänge wie die<br />
Geschwindigkeit der Postkutsche von der des Automobils.<br />
Ein gesundheitlich bedingtes Rauchverbot war nach<br />
dem US-Forscher Robert N. Proctor in Deutschland<br />
erstmals in der Zeit des Nationalsozialismus eingeführt<br />
worden.<br />
Dort wurde eine Kampagne gegen das Rauchen in<br />
öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln, sowie am<br />
Arbeitsplatz geführt. Auch die Werbung <strong>für</strong> Tabak und<br />
der Anbau wurden strengen Auflagen unterworfen. 1939<br />
wurde der Tabak rationiert und es wurden Raucherkarten<br />
eingeführt: Ein erwachsener Mann bekam 40 Zigaretten<br />
im Monat zugeteilt, Frauen von 25–55 wurden 20 Zigaretten<br />
im Monat zugestanden.<br />
Im Nachkriegsdeutschland wurden Zigaretten zur<br />
Zweitwährung und der Zigarettenschmuggel blühte.<br />
Maßnahmen gegen das Rauchen wurden eingestellt. In<br />
den USA wuchsen die Produktion und der Konsum insgesamt<br />
stärker als in Deutschland. Begünstigt wurde diese<br />
Entwicklung auch durch die neue Tabakmischung „American<br />
Blend“, die aus Virginia-, Burleyund türkischem<br />
Tabak besteht; sie war milder und billiger. Das Bild des<br />
„coolen“ Rauchers prägte bis in die achtziger Jahre das<br />
Bild. Politiker und Prominente rauchten ganz ungeniert in<br />
Talkshows. 14<br />
Viele Karikaturen und Textstellen zeigen, dass Rauchen<br />
schon seit geraumer Zeit zumindest ein Ärgernis<br />
darstellt und sich viele Menschen dadurch belästigt fühlen.<br />
Johann Wolfgang von Goethe ereiferte sich: „Raucher<br />
verpesten die Luft weit und breit und ersticken jeden<br />
honetten Menschen, der nicht zu seiner Verteidigung zu<br />
rauchen vermag. Wer ist denn imstande, in das Zimmer<br />
eines Rauchers zu treten, ohne Übelkeit zu empfinden:<br />
Wer kann darin verweilen ohne umzukommen?“ 15 Johann<br />
Wolfgang von Goethe beklagte, wie viel Geld in Rauch<br />
aufgeht und schrieb dazu: „Das Rauchen macht dumm;<br />
es macht unfähig zum Denken und Dichten“. 16<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Rauchen<br />
zunächst einen regelrechten Boom, bis 1964 der Terry-<br />
Report veröffentlicht wurde, in dem Ärzte eindringlich<br />
vor den gesundheitlichen Risiken des blauen Dunstes<br />
warnten. Ab dann setzte langsam ein Umdenken ein.<br />
1988 wies die Weltgesundheitsorganisation nach, dass<br />
Rauchen süchtig macht.<br />
1950 werden Belege über eine Verbindung von Lungenkrebs<br />
und Rauchen im British Medical Journal veröffentlicht,<br />
1971 führte Großbritannien eine freiwillige Verpflichtung<br />
der Tabakunternehmen zum Druck von<br />
Warnhinweisen auf Zigarettenpackungen ein. 1973 erste<br />
Einschränkung des Rauchens durch die US-Regierung.<br />
Nach behördlichen Anordnungen müssen alle Fluggesellschaften<br />
Nichtraucherbereiche einführen. Rose Cipollone,<br />
eine Raucherin, die an Lungenkrebs starb, setzt 1983<br />
mit einem Prozess ein Zeichen, indem ihr 400 000 Dollar<br />
zugesprochen werden, doch das Urteil wird angefochten.<br />
1988 stellt ein US-amerikanischer Arzt fest, dass Nikotin<br />
eine Droge ist und abhängig macht; 1992 kommen<br />
Nikotinpflaster auf den Markt. Vermont verbietet 1993<br />
als erster US-Staat das Rauchen in geschlossenen öffentlichen<br />
Räumen, 2003 wird das Rauchen in New York an<br />
14 http://de.wikipedia.org/wiki/Tabak.<br />
15 Goethe, zit. nach Fischer, Ausmass und Wirkung der<br />
Luftverunreinigung durch Tabakrauch, S. 3.<br />
16 http://de.wikipedia.org/wiki/Tabak.
30 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
allen öffentlichen Orten verboten. Seit 2006 setzen sich in<br />
ganz Europa Rauchverbote durch. In 32 Staaten gilt ein<br />
Rauchverbot in Bars und Restaurants.<br />
Die Verbote sind von Land zu Land unterschiedlich,<br />
doch im Allgemeinen gelten sie <strong>für</strong> öffentliche Gebäude,<br />
Restaurants und Bars. Manche Länder sind sogar noch<br />
strenger. Auch auf Kuba, wo Jerez das Rauchen gelernt<br />
hatte und Zigarren zu einem Wahrzeichen geworden sind,<br />
gelten mittlerweile Rauchverbote am Arbeitsplatz und es<br />
ist verboten, in der Nähe von Schulen Tabak zu verkaufen.<br />
Ziel dieses Berichtes ist es, zu überprüfen, ob und<br />
inwieweit mit lüftungstechnischen Mitteln dem Problem<br />
des Passivrauchens beizukommen ist. Oder anders ausgedrückt:<br />
Ist die mangelnde Wirksamkeit lüftungstechnischer<br />
Anlagen, wie sie von den Be<strong>für</strong>wortern von<br />
Rauchverboten unterstellt wird, ein Grund solche Verbote<br />
zu verhängen?<br />
1.2 Auswirkungen auf die Gesundheit<br />
Nichtsdestotrotz ist Passivrauchen ein unterschätztes<br />
Gesundheitsrisiko. Nach Ansicht des Deutschen Krebsforschungszentrums<br />
in Heidelberg (DKH) ist „Tabakrauch<br />
in Innenräumen“ „keine Belästigung, sondern eine<br />
Gesundheitsgefährdung mit Todesfolge.“ 17<br />
Kernaussagen des deutschen Krebsforschungszentrums<br />
in Heidelberg:<br />
– Tabakrauch ist der bedeutendste und gefährlichste vermeidbare<br />
Innenschadstoff und die führende Ursache<br />
von Luftverschmutzung in Innenräumen, in denen<br />
geraucht wird.<br />
– Tabakrauch enthält über 4800 verschiedene Substanzen.<br />
Bei über 70 dieser Substanzen ist nachgewiesen,<br />
dass sie krebserregend sind oder in Verdacht stehen,<br />
Krebs zu erzeugen.<br />
– Für die im Passivrauch enthaltenen Kanzerogene können<br />
keine Wirkungsschwellen als Dosismaß definiert<br />
werden, unterhalb derer keine Gesundheitsgefährdung<br />
zu erwarten wäre. Auch kleinste Belastungen mit den<br />
im Tabakrauch enthaltenen gentoxischen Kanzerogenen<br />
können zur Entwicklung von Tumoren beitragen.<br />
– Die chemische Zusammensetzung von Passivrauch<br />
gleicht qualitativ der des Tabakrauchs, den Raucher<br />
inhalieren. Neben giftigen Substanzen wie Blausäure,<br />
Acetonitril, Ammoniak und Kohlenmonoxid enthält<br />
Passivrauch auch eine Vielzahl kanzerogener Stoffe wie<br />
polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, N-Nitrosamine,<br />
aromatische Amine, Benzol, Vinylchlorid,<br />
Arsen, Cadmium, Chrom und das radioaktive Isotop<br />
Polonium 210.<br />
– Die Verweildauer einzelner Komponenten des Passivrauchs<br />
in der Raumluft ist beträchtlich. Tabakfeinstaubpartikel<br />
lagern sich an Wänden, Decken, Böden<br />
und Gegenständen ab und werden von dort wieder<br />
emittiert. Innenräume, in denen Rauchen erlaubt ist,<br />
stellen somit eine kontinuierliche Expositionsquelle <strong>für</strong><br />
die im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe dar, selbst<br />
wenn dort aktuell nicht geraucht wird.<br />
– Auch „kalter“ Tabakrauch gefährdet die Gesundheit.<br />
– Lüftungstechnische Anlagen schützen nicht wirksam<br />
vor den Schadstoffen des Tabakrauchs, da selbst die<br />
modernsten Ventilationssysteme die gefährlichen<br />
Inhaltsstoffe des Tabakrauchs nicht vollständig aus der<br />
Raumluft entfernen können. 18<br />
1.3 Messung des Tabakrauchs in der Umgebung<br />
Neben verschiedenen Messmethoden und Indikatoren,<br />
kommen grundsätzlich indirekte und direkte Messverfahren<br />
in Betracht. Das indirekte Messverfahren beruht auf<br />
mündlichen Interviews und Fragebögen.<br />
Das direkte Messverfahren ermittelt unmittelbar passivrauchassoziierte<br />
Schadstoffe in der Raumluft oder im<br />
Biomaterial von Probanden. 19<br />
Indikatoren des indirekten Messverfahrens:<br />
– Selbstauskünfte über das Ausmaß von Passivrauchbelastungen<br />
am Arbeitsplatz, zu Hause und in der<br />
Freizeit.<br />
– Angaben zum Ruheverhalten von Schwangeren,<br />
Müttern und Vätern.<br />
– Anzahl der Raucher, mit denen ein regelmäßiger<br />
Kontakt besteht.<br />
Indikatoren des direkten Messverfahrens:<br />
– Messung der Konzentration von tabakspezifischen<br />
Schadstoffen oder Feinstaubpartikeln in der Atemluft<br />
(„air monitoring“)<br />
– Messung der Konzentration von Biomarkern<br />
(Schadstoffe oder deren Abbauprodukte) im Blut,<br />
Speichel oder in Haaren der exponierten Personen<br />
(„biological monitoring“)<br />
Eine präzise Quantifizierung der Passivrauchbelastungen<br />
wird am besten mit direkten Messungen erforscht. 20<br />
Es existieren Formeln nach denen die Nikotinkonzentration<br />
errechnet werden kann.<br />
1.4 Tabakfeinstaubbelastungen in Innenräumen<br />
Die partikelförmigen Substanzen des Passivrauchs werden<br />
auch als Tabakfeinstaub bezeichnet. Tabakfeinstaub<br />
kommt im Wesentlichen in den Partikelgrößen von 1 bis<br />
10 Mikrometern vor, … Diese kleinen Partikel sind deshalb<br />
besonders gefährlich, weil sie bis in die Lungenbläschen<br />
vordringen können und dort lange Zeit verbleiben. 21<br />
Die in Deutschland geführte Feinstaubdebatte betraf<br />
vor allem die Feinstaubbelastung durch die Industrie,<br />
Privathaushalte Kleinverbraucher und Straßenverkehr.<br />
Überraschenderweise fand bislang keine Debatte über<br />
Tabakfeinstaubbelastung in Innenräumen statt. Und das<br />
17 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Passivrauchen –<br />
ein unterschätztes Gesundheitsrisiko, S. 4.<br />
18 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Passivrauchen –<br />
ein unterschätztes Gesundheitsrisiko, S. 4.<br />
19 Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />
im Passivrauch, S. 9.<br />
20<br />
Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />
im Passivrauch, S. 11.<br />
21<br />
ebenda, S. 11.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 31<br />
obwohl die Tabakfeinstaubwerte, die drei angezündete<br />
Zigaretten verursachen, die europäischen Grenzwerte <strong>für</strong><br />
Außenluftbelastung siebenmal übertreffen. Dies zeigte ein<br />
experimenteller Vergleich von Tabakfeinstaubpartikeln<br />
und Feinstaubpartikeln gleicher Größe aus einem Dieselmotor.<br />
22<br />
1.5 Einfluss von Temperatur und Feuchtigkeit<br />
auf Geruchswahrnehmung<br />
Ein Anstieg der relativen Luftfeuchte hat eine deutliche<br />
Wirkung durch Herabsetzung des Geruchswahrnehmungspegels<br />
sowohl von Zigarettenrauch als auch<br />
von reinen Chemikaliendämpfen (Kerka, W. F. und<br />
Humphreys, C. M.: Temperature and Humidity Effect an<br />
Odor Perception. In: Heat. Pip. & Air Cond., ASHRAE<br />
Journ. 28 (1956), Nr. 4, S.129) Eine subjektive Beurteilung<br />
von Wahrnehmungsintensitäten, die über einen<br />
großen Temperatur- und Feuchtigkeitsbereich (von 13 °C<br />
bis 44 °C und 20 vH bis 80 vH rel. Luftfeuchte) gemacht<br />
wurden, zeigen,dass diese Wirkung bei einigen Gerüchen<br />
ausgeprägter ist als bei anderen. Ein Anstieg der Temperatur<br />
bei konstanter Luftfeuchte erniedrigt den Geruch<br />
von Zigarettenrauch nur wenig. Die Wirkung der Temperatur<br />
auf drei untersuchte Dämpfe (Iso-Valeriansäure,<br />
Methylsalizylat und Pyridin) ist nicht übereinstimmend.<br />
Die Gewöhnung an Gerüche nimmt schneller während<br />
des ersten Stadiums der Exposition zu. Während sich der<br />
wahrnehmbare Geruchspegel von Zigarettenrauch mit<br />
der Zeit der Exposition vermindert, steigt die Reizung der<br />
Augen und Nasenschleimhäute gewöhnlich an. Die<br />
Reizung ist grösser bei. niedriger Luftfeuchte (unter<br />
35 vH) als über 50 vH. Die Empfindungsskalen zeigen,<br />
dass der Geruchswahrnehmungspegel eine logarith mische<br />
Funktion der Geruchskonzentration ist.<br />
2. Strategien gegen das Passivrauchen:<br />
Das Problem des Passivrauchens kann man mit drei verschiedenen<br />
Ansätzen angehen:<br />
– Funktionaler Ansatz: Zum Beispiel durch Festsetzung<br />
eines maximalen Grenzwertes <strong>für</strong> Nikotin:<br />
in Finnland: 0,5 mg Nikotin pro m 3 .<br />
– Politischer Ansatz: Zum Beispiel durch Rauchverbote<br />
in der Gastronomie (Irland …)<br />
– Spezifizierter Ansatz: Zum Beispiel durch<br />
Mindestventilationsraten.<br />
Beginnen wir mit letzterem.<br />
2.1 Mindestventilationsraten:<br />
„Der Luftwechsel besagt, wie oft das Raumvolumen<br />
durch Zufuhr von Außenluft in einer Stunde auszutauschen<br />
ist.“ 23 In Gaststätten sind 6- bis 8-fache Luftwechselraten<br />
üblich. 24<br />
22<br />
ebenda, S. 12.<br />
23<br />
Usemann/Breuer: Technische Gebäudeausrüstung, S. 176.<br />
24 ebenda, S. 176.<br />
Anhaltspunkte <strong>für</strong> Luftwechselraten bietet zum Beispiel<br />
CR 1752: 25<br />
Ventilation capacity in L/s per person<br />
Standard Category No<br />
smokers<br />
20 %<br />
smokers<br />
40 %<br />
smokers<br />
100 %<br />
smokers<br />
A (15 % ppd) 10 20 30 30<br />
CR 1752 B (20% ppd) 7 14 21 21<br />
C (30 % ppd) 4 8 12 21<br />
Vergleich mit DIN EN 13779:<br />
Außenluftvolumenströme in L/s je Person 26<br />
Standard Kategorie Nichtraucher-<br />
Bereich<br />
Raucherbereich<br />
DIN<br />
EN 13779<br />
Standardwert<br />
Standardwert<br />
RAL 1 20 40<br />
RAL 2 12,5 25<br />
RAL 3 8 16<br />
RAL 4 5 10<br />
Spezielle<br />
Raumluftqualität<br />
Hohe<br />
Raumluftqualität<br />
Mittlere<br />
Raumluftqualität<br />
Niedrige<br />
Raumuftqualität<br />
Beispiel:<br />
30 Nichtraucher in einem Raum von 300 m 3 bei einer<br />
Grundfläche von 100 m 2 . Gefordert nach CR 1752:<br />
10 Ls –1 und Person (10 Ls –1 entsprechen 36 m 3 h –1 )<br />
Berechnung des Außenluftvolumenstroms:<br />
Volumenstrom = 36 m 3 h –1 je Person · 30 Personen<br />
= 1080 m 3 h –1<br />
Berechnung des Luftwechsels:<br />
1080 m 3 h –1 : 300 m 3 = 3,6 h –1<br />
Legt man die A-Werte der CR 1752 zugrunde, braucht<br />
man folgende Luftwechselraten <strong>für</strong> einen Raum von<br />
300 m 3 und 30 anwesenden Personen:<br />
Nichtraucher 20 % Raucher 40–100 % Raucher<br />
CR 1752 27 36 m 3 h –1 72 m 3 h –1 108 m 3 h –1<br />
V 1080 m 3 h –1 2160 m 3 h –1 3240 m 3 h –1<br />
Luftwechsel 3,6 h –1 7,2 h –1 10,8 h –1<br />
Ergebnis: Bei nur Nichtrauchern ist ein 3,6-facher<br />
Luftwechsel erforderlich.<br />
Bei einem Raucheranteil von 20 % Raucher ist ein<br />
7,2-facher Luftwechsel erforderlich. Steigt der Raucheranteil<br />
auf 40 % und mehr ist ein 10,8-facher Luftwechsel<br />
erforderlich.<br />
Die Nutzung des Raumes aus diesem Beispiel, der eine<br />
Grundfläche von 100 m 2 aufweist, erfolgte im Beispiel mit<br />
30 Personen. Betrachtet man die Auslegungskriterien <strong>für</strong><br />
die Netto-Bodenfläche je Person der DIN 13779 28 , so<br />
25 Werte aus: Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 14.<br />
26 Zusatz im Entwurf: informativ.<br />
27 Werte umgerechnet.<br />
28<br />
DIN 13779: Tabelle 22, S. 23.
32 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
schwankt der übliche Bereich in einem Restaurant von<br />
1,2–5 m 2 pro Person. Das heißt, dass der Raum von bis zu<br />
83 Personen gleichzeitig benutzt werden könnte. Das<br />
bedeutet wiederum, dass sich der <strong>für</strong> die Aufrechterhaltung<br />
der Luftqualität erforderliche Volumenstrom um das<br />
2,7-fache erhöhen würde, beziehungsweise müsste, sofern<br />
die Anlage bereits an der Auslastungsgrenze wäre, mit<br />
einer geringeren Luftqualität vorlieb genommen werden.<br />
Die DIN 13779 empfiehlt, sofern das Rauchen gestattet<br />
ist, „eine eindeutige Unterscheidung zwischen Raucherund<br />
Nichtraucher-Bereichen zu treffen. 29<br />
Die British Beer and Pub Association empfiehlt eine<br />
Ventilationsrate von 8 L pro Sekunde und Gast. Ausgehend<br />
vom Platzbedarf kommt man auf folgende Werte:<br />
– in Essbereichen: 4 L/s und m 2<br />
– in Stehbereichen: 8 L/s und m 2<br />
In Holland wird ein Wert von 4,8 L/s pro m 2 empfohlen,<br />
was einer Ventilationsrate von 9,6 L/s pro Person im<br />
Restaurant und 4,8 L/s in einer Bar entspricht.<br />
Diese Werte liegen vor allem bei einem hohen Raucheranteil<br />
deutlich unter den Werten wie sie in CR 1752<br />
empfohlen werden.<br />
Überprüfen wir den Erfolg mit solchen Ventilationsraten<br />
über den funktionellen Ansatz und betrachten die<br />
Nikotinkonzentrationen in der Luft.<br />
2.2 Nikotinkonzentrationen in Gaststätten:<br />
Bei den Ventilationsraten wie sie die British Beer and Pub<br />
Association empfiehlt, errechnet man in Gaststätten, die<br />
als Stehbereich einzustufen sind, bei einem Raucheranteil<br />
von 60 Prozent und einem Nikotinanteil von einem Milligramm<br />
pro Zigarette eine Nikotin-Konzentration von<br />
33 mg/m 3 . 30 In einem Essbereich mit einem Raucheranteil<br />
von 45 Prozent errechnet sich eine Nikotinkonzentration<br />
von 25 mg/m 3 . 31<br />
29<br />
DIN 13779, S. 23.<br />
30 Die Nikotinkonzentration errechnet sich nach folgender Formel<br />
(Rehva Guidebook, S. 16):<br />
(6.2) c = p · n · g · 103<br />
A · q · 3,6<br />
c = nicotine concentration in mg/m 3<br />
p = percentage smokers in %<br />
n = number of cigarettes smoked per person per hour<br />
g = average nicotine content mg/cigarette<br />
A = floor area per person<br />
q = ventilation capacity in L/sm 2<br />
31 Annahmen: Ein Raucher raucht in der Stunde im Mittel<br />
1,6 Zigaretten (üblich sind 1,4–2,1 Zigaretten pro Stunde).<br />
Nikotingehalt einer Zigarette: 1–3,3 mg.<br />
32<br />
Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 16.<br />
33 Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 16 f..<br />
34 Repace et al.: Why Secondhand Smoke Cannot Be Controlled By<br />
Ventilation, S. 2.<br />
35 Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />
im Passivrauch, S. 13.<br />
36 Schaller et al.: Maßnahmen zum Nichtraucherschutz in<br />
Deutschland, S. 39f..<br />
37 ebenda, S. 40.<br />
Bei gleichen Nebenbedingungen ergeben sich bei Ventilationsraten,<br />
die konform mit den holländischen Gebäuderegelungen<br />
gehen, Werte von 21 µg/m 3 <strong>für</strong> ein Restaurant<br />
und 56 µg/m 3 <strong>für</strong> ein Café. 32<br />
Wenn die Ventilation unzureichend ist, kann die Nikotinkonzentration<br />
schnell auf 100 µg/m 3 und mehr steigen.<br />
Dagegen bräuchte man um Werte zu erreichen, die unter<br />
10 µg/m 3 liegen, eine unrealistisch große Lüftungskapazitätit.<br />
33<br />
Eine Studie der Repace Associates weist nach, dass<br />
selbst ein 7-facher Luftwechsel nicht ausreicht um auf<br />
Nikotinkonzentrationen unter 15 µg/m 3 zu kommen. Sie<br />
untersuchten mehrere Orte und fanden, dass unter allen<br />
Bedingungen von typischem Rauchen und Lüftung überall<br />
den Standard der U.S. National Ambient Air Quality<br />
Standard (NAAQS) <strong>für</strong> feine Partikel (PM2.5) verletzt<br />
wurde. „Thun, under typical conditions of smoking and<br />
ventilation, indoor air becomes massively polluted with<br />
fine particle air pollution, jeopardizing human health.“ 34<br />
Autor: Literatur [35] ist im Text nicht angezogen. Wie in<br />
ihrem Titel angekündigt, kommt diese Gruppe zum<br />
Schluss, dass mittels Ventilation der Passivrauch nicht in<br />
den Griff zu bekommen ist.<br />
Bleiben dann wirklich nur noch die Rauchverbote, um<br />
vor durch Passivrauch verursachter Morbidität und Mortalität<br />
zu schützen?<br />
2.3 Rauchverbote<br />
In vielen Ländern existieren bereits gesetzlich vorgeschriebene<br />
Rauchverbote. Sie betreffen vor allem die Gastronomie<br />
und öffentliche Einrichtungen.<br />
„Da <strong>für</strong> die im Passivrauch enthaltenen krebserregenden<br />
Stoffe kein gesundheitsbedenklicher unterer Schwellenwert<br />
angegeben werden kann, existiert auch keine<br />
Handlungsgrundlage, nach der Ventilationssysteme eingesetzt<br />
werden könnten, um die Gefahren des Passivrauchens<br />
zu vermeiden. Deshalb ist es unabdingbar, rauchfreie<br />
öffentliche Einrichtungen und eine rauchfreie<br />
Gastronomie auf gesetzlicher Ebene vorzuschreiben.“ 35<br />
2.3.1 Rauchfreie Gastronomie<br />
Verschiedene Studien kommen zum gleichen Ergebnis:<br />
„Die Passivrauchbelastung in Restaurants, Bars und<br />
Kneipen ist nahezu doppelt so hoch wie in Wohnungen<br />
mit mindestens einem Raucher oder an anderen Arbeitsplätzen,<br />
an denen geraucht werden darf Die Nikotinkonzentration<br />
in der Raumluft gastronomischer Einrichtungen<br />
ist sogar bis zu 18-mal höher als in Büroräumen<br />
oder Wohnungen, in denen geraucht werden darf.“ 36<br />
„Eine umfassend rauchfreie Gastronomie, wie sie in<br />
Irland seit März 2004 besteht, verringert die Schadstoffbelastung<br />
der Raumluft. So sank die Konzentration von<br />
Nikotin in irischen Bars um durchschnittlich 83 Prozent<br />
von 35,52 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 5,95 Mikrogramm<br />
pro Kubikmeter. Auch die Feinstaubbelastung<br />
durch Tabakrauch reduzierte sich in neun irischen Pubs<br />
deutlich: Die Konzentration kleiner Partikel (PM 2,5)<br />
sank um 75 bis 96 Prozent, diejenige größerer Partikel<br />
(PM 10) um 47 bis 74 Prozent.“ 37
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 33<br />
Somit „reduziert sich auch das Risiko <strong>für</strong> Beschäftigte<br />
und Gäste, an den Folgen der Tabakexposition zu er <br />
kranken.“ 38<br />
Studien fanden positive ökonomische Auswirkungen<br />
der Rauchverbote. 39<br />
„In Deutschland scheiterte … die gesetzliche Regelung<br />
einer rauchfreien Gastronomie an einer massiven<br />
Lobbyarbeit der Tabakindustrie und des Deutschen<br />
Hotel- und Gaststättenverbandes (DEGOHA).“ 40<br />
2.3.2 Maßnahmen zum Nichtraucherschutz<br />
in Deutschland<br />
Rechtlicher Hintergrund: „Nach geltendem Recht ist in<br />
Deutschland das Freisetzen giftiger und krebserzeugender<br />
Luftschadstoffgemische unzulässig, insofern die hierzu<br />
führenden Handlungen nicht als „sozial adäquat“ eingestuft<br />
werden. Tangierte Rechtsgüter sind das „Recht auf<br />
körperliche Unversehrtheit“ (Artikel 2, Abs. 2, Grundgesetz)<br />
sowie das Umweltrecht und die Gefahrstoffverordnung.<br />
Die Rechtsauffassung vieler Juristen geht davon<br />
aus, dass der Konsum von Tabakprodukten nicht sozial<br />
adäquat sein kann, da ein gesellschaftlicher Nutzen nicht<br />
vorhanden ist, sondern im Gegenteil ausschließlich eine<br />
Schadenswirkung feststellbar ist. Aufgrund der neuesten<br />
wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den gesundheitlichen<br />
Folgewirkungen des Passivrauchens muss davon ausgegangen<br />
werden, dass der Zwang zum Mitrauchen den<br />
Straftatbestand der Körperverletzung sowie der Nötigung<br />
erfüllt.“ 41<br />
Deutschland im internationalen Vergleich: „das deutsche<br />
Gesetz bietet Nichtrauchern am Arbeitsplatz einen<br />
Schutz vor der passiven Rauchbelastung. Die novellierte<br />
Arbeitsstättenverordnung, die am 25.08.2004 in Kraft trat<br />
(§5 ArbstättV), verpflichtet den Arbeitgeber im ersten<br />
Absatz der Verordnung, die erforderlichen Maßnahmen<br />
zu treffen, damit die nichtrauchenden Beschäftigten in<br />
Arbeitsstätten wirksam vor den Gesundheitsgefahren<br />
durch Tabakrauch geschützt sind (§ 5 ArbstättV,<br />
Abs. 1).“ 42<br />
„Im zweiten Absatz der Arbeitsstättenverordnung wird<br />
diese Maßgabe jedoch eingeschränkt. Danach hat der<br />
Arbeitgeber in Arbeitsstätten mit Publikumsverkehr<br />
Schutzmaßnahmen nur insoweit zu treffen, als die Natur<br />
des Betriebes und die Art der Beschäftigung es zu lassen.“ 43<br />
Bereits zahlreiche andere europäische Länder verfügen<br />
über wesentlich effektivere Regelungen: Mit Stand 2005<br />
bestehen in 22 von 52 Ländern der WHO-Europa-Region<br />
rauchfreie Arbeitsplätze und Behörden. 44<br />
Rauchfreie Schulen gemäß Anordnung oder Gesetz<br />
hatten 2005 Berlin, Hessen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein<br />
und Niedersachsen. Nicht geplant waren<br />
rauchfreie Schulen unter anderem in Rheinland-Pfalz.<br />
3. Lüftungstechnische Anlagen<br />
Die Wirksamkeit lüftungstechnischer Anlagen wird von<br />
verschiedenen Seiten in Frage gestellt. Be<strong>für</strong>worter eines<br />
Rauchverbots misstrauen den Lüftungsanlagen. 45 Hinzu<br />
kommt, dass die Verweildauer einzelner Komponenten<br />
des Passivrauchs in der Raumluft beträchtlich ist. Die<br />
Partikel des Tabakrauchs lagern sich auch an Wänden,<br />
auf Böden und an Gebrauchsgegenständen ab und werden<br />
von dort wieder an die Raumluft abgegeben. Deshalb<br />
stellen Innenräume, in denen Rauchen erlaubt ist, eine<br />
kontinuierliche Expositionsquelle dar, selbst wenn dort<br />
aktuell nicht geraucht wird. Dieser „kalte“ Rauch stellt<br />
eine Gesundheitsgefährdung dar.<br />
Nach Ansicht des DKH schützen lüftungstechnische<br />
Anlagen nicht wirksam vor den gesundheitsgefährdenden<br />
Schadstoffen des Tabakrauchs, da selbst die modernsten<br />
Ventilationssysteme die gefährlichen Inhaltsstoffe des<br />
Tabakrauchs nicht vollständig aus der Raumluft eliminieren<br />
können.<br />
Bei fortgesetzter Rauchbelastung führe nicht einmal<br />
ein Luftaustausch mit Windstärken eines Tornados zu<br />
einer vollständigen Elimination der Schadstoffe des<br />
Tabakrauchs. 46<br />
Die Untersuchung im vorherigen Kapitel zeigte, dass<br />
mit den angegebenen Lüftungsraten die Resultate unbefriedigend<br />
sind. Niedrigere Nikotinkonzentrationsraten<br />
können mit den herkömmlichen Ventilationssystemen<br />
und deren Kapazitäten nicht erreicht werden. 47<br />
Deshalb werden andere Maßnahmen benötigt, insbesondere<br />
die Einrichtung eines hierarchischen Drucksystems.<br />
Die Lüftung fließt zwangsweise von der Nichtraucherzone<br />
zu den „verschmutzten“ Bereichen und führt<br />
zusammen mit:<br />
– Luftreinigern (air cleanem)<br />
– Ventilationsverlagerung (displacement ventilation)<br />
– Aufteilung in Zonen (zoning)<br />
– und der Kombination dieser Mittel zum gewünschten<br />
Erfolg.<br />
Nach DIN 13779 ist die Reduktion der Emissionen an<br />
deren Quelle in der Regel einer Verdünnung vorzuziehen.<br />
Umso mehr Rauch direkt an der Quelle unschädlich<br />
gemacht wird, desto höher sind die Chancen <strong>für</strong> eine<br />
bessere Luftqualität. Diesen Ansatz verfolgen auch die<br />
Anbieter von Rauchkabinen, z. B. Smoke Free Systems.<br />
3.1 Rauchkabinen<br />
Strategie der Rauchkabine: Bevor sich der Rauch mit der<br />
Raumluft vermischt und sich die Schadstoffe an Wänden,<br />
Böden, Gardinen, Kleidung festsetzen können, wird der<br />
Rauch in einer Absaugzone erfasst.<br />
38 Schaller et al., S. 40f..<br />
39 Schaller et al., S. 41.<br />
40 ebenda, S. 39.<br />
41 ebenda, S. 34 f..<br />
42<br />
ebenda, S. 36.<br />
43 ebenda, S. 36.<br />
44 ebenda, S. 36.<br />
45 Seppänen, Olli/Håkon Skistad (Hrsg.): Rehva Workshops<br />
at Clima 2005, S. 20.<br />
46<br />
Thielmann et al.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe<br />
im Passivrauch, S. 13.<br />
47<br />
Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 18.
34 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Bild 1. Smoke Free Systems … if you care. © www.smokefreesystems.com<br />
Den Rauch einfangen<br />
Eine rauchfreie Atmosphäre kann man nur<br />
erreichen, indem man den Rauch einfängt<br />
bevor er sich im Raum verbreiten kann.<br />
So sieht unsere Lösung aus :<br />
– Es wird ein hoher Luftdurchsatz bewirkt<br />
ohne die Filterleistung zu verringern.<br />
– Auf der Basis des optimalen Verhältnisses<br />
von Höhe, Tiefe und Breite des<br />
Raucherbereiches werden die entsprechende<br />
Größe und Platzierung des<br />
Tisches ermittelt damit der Rauch<br />
effizient abgeleitet werden kann.<br />
– Die Raucher können sich in derStation<br />
bequem und nahe an der Absaugzone<br />
aufhalten.<br />
Die schädlichen Gase herausfiltern<br />
Bei der Reinigung des Tabakrauchs ist es<br />
wichtig, selbst die unsichtbaren, gesundheitsschädlichen<br />
Gase und die kleinsten<br />
Partikel zu entfernen. Unser Filtersystem<br />
wurde speziell da<strong>für</strong> entwickelt.<br />
– Durch patentierte Filter werden die<br />
tabakspezifischen Gase, wie z. B.<br />
Nikotin, vollständig entfernt.<br />
– Das Filtersystem garantiert einen extrem<br />
hohen Reinigungsgrad. So werden selbst<br />
die gefährlichsten Partikelgrößen, die<br />
MPPS, bis zu 99,9995 % in den Filtern<br />
festgehalten. Alle übrigen Partikelgrößen<br />
werden vollständig aus der Luft<br />
entfernt.<br />
– Durch regelmäßige Wartung wird sichergestellt,<br />
dass nichts entweicht.<br />
Die Sicherheit erhöhen<br />
Mit unserem einzigartigen brandsicheren<br />
Asche entsorgungssystem entfernen Sie<br />
Asche und Zigarettenstummel ganz<br />
gefahrlos. Es neutralisiert nicht nur<br />
Gerüche, sondern beseitigt auch das<br />
Brandrisiko. Nachdem es strenge Tests<br />
durchlaufen hat, wird unser System jetzt<br />
vom Schwedischen Nationalen Prüfungsund<br />
Forschungsinstitut empfohlen. Es<br />
wurde sogar auf seine Leistungsfähigkeit<br />
im Falle von Sabotage oder Brandstiftung<br />
getestet und hat sich selbst unter diesen<br />
extremen Bedingungen als völlig sicher<br />
bewährt.<br />
Modell Material Breite<br />
[mm]<br />
Tiefe<br />
[mm]<br />
Höhe<br />
[mm]<br />
Luftdurchsatz Kapazität *<br />
Zigaretten regelmäßige<br />
Nutzer<br />
Raucher<br />
gleichzeitig<br />
T30 Holz 1530 800 2130 600 m 3 /h 750/Monat ca. 5 bis zu 2<br />
T50 Holz 2120 800 2130 600 m 3 /h 1500/Monat ca. 10 bis zu 4<br />
T70 Holz 2780 1150 2130 850 m 3 /h 3000/Monat ca. 20 bis zu 6<br />
C40 Aluminium 1950 800 2130 600 m 3 /h 1500/Monat ca. 10 bis zu 3<br />
C60 Aluminium 2600 1150 2130 850 m 3 /h 3000/Monat ca. 20 bis zu 6<br />
* Bei der Ermittlung der Kapazität wurden 5, 70 oder 20 Raucher berücksichtigt, die jeweils 7 Zigaretten an 21 Tagen/Monat rauchen<br />
Technische Daten<br />
– Abscheidung Partikel MPPS (Partikel stärksteindringender Größe) werden zu 99,9995 %, alle anderen zu 100 % abgeschieden (nach<br />
EN 1822)<br />
– Abscheidung Gase Tabakspezifische Gase, wie z.B. Nikotin. werden vollständig abgeschieden (nach EN ISO 16017-1)<br />
– Anschluss-Spannung 230 V, 50 Hz<br />
– Nennleistung 105 W im Ruhebetrieb, 370 W bei Höchstbelastung
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 35<br />
Die Herauforderung des Herstellers war es, ein System<br />
zu schaffen, das den Rauch am Austreten in die Um <br />
gebung hindert (Bild 1).<br />
Die Rauchkabinen sind konzipiert den Rauch zu be <br />
halten, nicht aber den Raucher. Er bleibt immer noch in<br />
Kontakt mit seiner Umgebung. Im Vergleich zum abgeschlossenen<br />
Raucherzimmer hat die Rauchkabine Vorteile<br />
im kommunikativen Bereich: Nichtraucher können sich<br />
gefahrlos mit einem Raucher unterhalten, da von seiner<br />
Zigarette nichts zum Gesprächspartner dringt. Rauchkabinen<br />
sind freistehend und sofort gebrauchsfertig. Sie<br />
können in das bestehende Lüftungssystem eingebun <br />
den werden, aber arbeiten auch ganz autonom. Durch<br />
die Strömungsverhältnisse bekommt der stillstehende<br />
Raucher einen Luftstrom von ungefähr 20 L/s ab. 48<br />
Prinzip der Rauchkabine: 49<br />
1. Schritt: Den Rauch einfangen unter<br />
den Vorrausetzungen:<br />
– Absaugung möglichst nahe an der Zigarette<br />
– Konstante Strömungsverhältnisse der Luft<br />
innerhalb der Rauchzonen<br />
– Sehr hohe Luftumwälzung<br />
2. Schritt: Schädliche Gase herausfiltern<br />
– Reinigung der Luft in einem hocheffizienten Filtersystem,<br />
das speziell <strong>für</strong> Tabakrauch entwickelt<br />
wurde: 99,9995 % der gesundheitsgefährdenden<br />
Partikel werden abgeschieden, ein patentierter<br />
Kohle filter reinigt die Gase zu 100 %.<br />
3. Schritt: Erhöhung der Sicherheit.<br />
– Mit einem patentierten brandsicheren Asche-Entsorgungssystem<br />
werden Asche und Zigarettenstummel<br />
gefahrlos entfernt. Nicht nur Gerüche werden<br />
entfernt, sondern auch das Brandrisiko beseitigt.<br />
Vorteile:<br />
– Sie können die benötigte Ventilationsrate herabsetzen.<br />
– Sparen Energie.<br />
– Können nahe am Arbeits- oder Erholungsplatz<br />
posi tioniert werden.<br />
– Brauchen nur elektrischen Strom, also keine Kanäle,<br />
Leitungen etc.<br />
– Da sie den Tabakrauch direkt an der Quelle<br />
einfangen, setzen sie die Unterhaltskosten von Gittern<br />
und Lüftungskanälen, -schächten herab. 50<br />
3.2 Luftreiniger (air cleaner)<br />
Ein Luftreiniger ist eine Erfindung, die die Raumluft<br />
reinigt und zurückführt (recirculate). Dabei passiert die<br />
kontaminierte Luft einen Vorfilter, einen Hauptfilter,<br />
einen Gasfilter und ein Gebläse (fan).<br />
48 Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 63f..<br />
49 Smoke Free Systems.<br />
50<br />
Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 67.<br />
51<br />
Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 55f..<br />
52<br />
Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 25.<br />
53<br />
Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 27.<br />
54 Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 23.<br />
Vorteile der Luftreiniger sind:<br />
– Können die benötigte Lüftungsrate herabsetzen.<br />
– Sparen Energie.<br />
– Sie können nahe oder direkt an der Quelle angebracht<br />
werden.<br />
– Sie brauchen eine elektrische Stromversorgung, also<br />
keine Kanäle etc.<br />
– Haben mehrere mögliche Muster.<br />
Man muss sich nur bewusst sein, dass sie außer der<br />
Filterwirkung keine weitere klimatechnische Wirkung<br />
entfalten. Sie sind eine gute Ergänzung zum Lüftungssystem,<br />
ersetzen dieses aber nicht. 51<br />
3.3 Ventilationsverlagerung<br />
(displacement ventilation)<br />
Üblicherweise ist die Luftzufuhr an der Decke lokalisiert.<br />
Verlegt man aber die Luftzufuhr seitlich in den unteren<br />
Wandteil und lässt von dort Luft einströmen, deren Temperatur<br />
geringfügig unter der Raumtemperatur liegt, so<br />
füllt diese Luft den Raum vom Boden aufwärts. Die von<br />
den Anwesenden aufgeheizte Luft wird dann von dieser<br />
mitsamt den schädlichen Stoffen aus dem Tabakrauch<br />
emporgehoben, sodass diese sich über Kopfhöhe befinden<br />
und somit nicht mehr eingeatmet werden können. Man<br />
kann dabei beobachten wie der Tabakrauch über den<br />
Kopf des Rauchers steigt. 52<br />
Die Luftqualität wird hierbei im Vergleich zu mischenden<br />
Systemen mit gleicher Lüftungsrate wesentlich besser.<br />
Nachteilig ist, dass es unter Umständen schwierig sein<br />
könnte die Luftzufuhren entlang der Wände zu plat zieren,<br />
gerade wenn viel Sitzplatz benötigt wird.<br />
3.4 Aufteilung in Zonen<br />
Allgemeine Ratschläge <strong>für</strong> Ventilation und Aufteilung in<br />
Zonen:<br />
– Frische Luft soll in den Nichtraucherzonen zugeführt<br />
werden.<br />
– Dementsprechend sollen die Luftabgänge über der<br />
Raucherzone liegen.<br />
– Gäste sollen nicht gezwungen sein beim Gang zur<br />
Toilette die Raucherzonen passieren zu müssen.<br />
– Die Küche soll ein getrenntes Lüftungssystem<br />
erhalten. 53<br />
Weitere Ratschläge:<br />
– Die Lüftungsrate um das zehnfache oder mehr<br />
erhöhen.<br />
– Die Raucherzone in einer Ecke anbringen, möglichst<br />
nahe an der Wand, weil dort die Luft weniger<br />
zirkuliert.<br />
– Sich Wärmequellen in der Raucherzone zunutze<br />
machen. Sie beschleunigen den Weg der Luft zu den<br />
Luftabgängen.<br />
– Raume mit Trennwänden versehen oder spezielle<br />
Rauchräume vorsehen. 54
36 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
4. Fazit<br />
Der Rehva-Report kommt zu dem Schluss, dass wenn das<br />
Ventilationssystem richtig geplant und installiert ist, und<br />
auch richtig instand gehalten wird, Ventilation die<br />
Konzentration von Passivrauch in Räumen bedeutsam<br />
reduzieren kann. Mit adäquaten Systemen in adäquaten<br />
Gebäuden muss es nach Aussage der Rehva möglich sein,<br />
Nikotinwerte von 0,5 bis 1 mg/m 3 zumindest in einem Teil<br />
des Gebäudes zu erreichen. 55<br />
Insgesamt problematisch ist das Fehlen von verbindlichen<br />
Grenzwerten. Dieses Dilemma zeigt ja der Rehva-<br />
Report: Wie soll ich planen, wenn die Anhaltspunkte<br />
fehlen? Denn solange es keinen anerkannten Grenzwert<br />
<strong>für</strong> ETS gibt, vermisst man das Hauptkriterium um<br />
Ventilationssysteme zu planen. 56<br />
Die Hauptgegner des Rauchens fordern gerade deswegen<br />
ein generelles Rauchverbot. Rauchverbote lösen<br />
das Problem nicht unbedingt. Selbst in Ländern mit<br />
einem Rauchverbot sind „Schutzräume“ <strong>für</strong> Raucher<br />
festgelegt: zum Beispiel in Krankenhäusern. Hier stellt<br />
sich ein Lüftungsproblem.<br />
Alternative zum Rauchverbot sind effektive bzw. effektivere<br />
Lüftungssysteme. Allerdings sind solche – obwohl<br />
Potential vorhanden – nur richtig zu planen und auszulegen,<br />
wenn es anerkannte Grenzwerte gibt. Die Hersteller<br />
bedauern ein solches Fehlen. Gerade das Fehlen von<br />
Grenzwerten leistet aber gleichzeitig Rauchverboten Vorschub.<br />
Zusammen mit einer Null-Toleranz-Haltung<br />
gegenüber schädlichen Stoffen – Annahme einer Schädigung<br />
bereits bei geringsten Mengen – und dem weit verbreiteten<br />
Misstrauen gegenüber Ventilationssystemen,<br />
werden Forderungen nach Rauchverboten immer vehementer<br />
vorgetragen. Wie auch der Rehva-Report feststellt,<br />
wächst die Zahl der Rauchverbote weltweit. Müssen<br />
daher die Hersteller von Ventilationssystemen um ihre<br />
Existenz <strong>für</strong>chten? Oder anders ausgedrückt: Warum in<br />
die Entwicklung neuer und besserer Systeme investieren,<br />
wenn diese in Kürze nicht mehr gebraucht werden?<br />
Erstaunlich ist, dass es im Bereich von Verkehr solche<br />
Regelungen gibt. Warum aber nicht z. B. in der Gastronomie?<br />
Nicht gerade hilfreich sind auch die Bewertungskriterien:<br />
Der subjektiven Beurteilung der Raumluftqualität<br />
(decipol) steht die objektive Messung der Verunreinigungen<br />
gegenüber (ppm). Insofern sind direkte Vergleiche<br />
zumindest erschwert. Das Verfahren der Klassifizierung<br />
durch die empfundene Luftqualität, in decipol, wie sie in<br />
CR 1752 beschrieben ist, ist nach Auffassung der<br />
DIN 13779 „noch nicht etabliert und in der Praxis schwer<br />
umsetzbar.“ 57 Die DIN rät es nur anzuwenden, „wenn die<br />
55 Ventilation and Smoking (Rehva Guidebook), S. 8.<br />
56 Seppänen,Olli/Håkon Skistad (Hrsg.): Rehva Workshops<br />
at Clima 2005, S. 22.<br />
57<br />
DIN 13779, S. 14.<br />
58<br />
ebenda, S. 14.<br />
59 Seppänen, Olli/Håkon Skistad (Hrsg.): Rehva Workshops<br />
at Clima 2005, S. 22.<br />
erforderlichen Informationen über alle Emissionen vorliegen.“<br />
58 Deshalb die „indirekte Klassifizierung durch<br />
den Außenluftvolumenstrom je Person“.<br />
Technisch gesehen scheint noch Potential da zu sein.<br />
Wo bliebe die Herausforderung, wenn das Rauchen verboten<br />
würde oder alle Raucher mit dem Rauchen aufhören<br />
würden? Anstatt das Rauchen ganz zu verbieten,<br />
scheint mir Ansätze wie die Rauchkabinen Erfolg versprechend<br />
zu sein. Denn bevor sich der Rauch in der gesamten<br />
Raumluft verteilt, wird er abgesaugt und unschädlich<br />
gemacht. Als Ergebnis des Rauchverbotes wurde in Irland<br />
ein Wert von 5,951.1g/m3 <strong>für</strong> die Nikotinkonzentration<br />
gemessen. Dieser Wert liegt noch deutlich über dem Wert,<br />
den die Rehva als erreichbar betrachtet. Also warum ein<br />
Rauchverbot? Insgesamt kann man sich auf Ventilation<br />
verlassen um die Ausgesetztheit dem Passivrauch gegenüber<br />
(exposure to ETS) zu reduzieren. Aber es bedarf der<br />
korrekten Planung, Ausführung und Instandhaltung. 59<br />
Ohne Zweifel sei die beste Lösung dieser Probleme,<br />
wenn die Leute aufhören würden zu rauchen. Solange<br />
aber noch geraucht wird kann und muss man sich darauf<br />
verlassen, dass Ventilation die Gefahren des Passivrauchens<br />
in Gebäuden reduzieren kann.<br />
Literatur<br />
Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Passivrauchen – ein<br />
unterschätztes Gesundheitsrisiko, Heidelberg 2005.<br />
DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e.V.: DIN EN 13779. Lüftung<br />
von Nichtwohngebäuden – Allgemeine Grundlagen und Anforderungen<br />
an Lüftungs- und Klimaanlagen; Deutsche Fassung<br />
EN 13779: 2004, Mai 2005.<br />
DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e.V.: DIN EN 13779 Entwurf.<br />
Lüftung von Nichtwohngebäuden – Allgemeine Grundlagen<br />
und Anforderungen an Lüftungs- und Klimaanlagen; Deutsche<br />
Fassung prEN 13779: 2005, Juli 2005.<br />
Federation of European Heating and Air-conditioning Associations<br />
(rehva): Ventilation and Smoking. Minimizing the exposure to<br />
ETS in buildings, Rehva Guidebook, Draft 5 th October 2004.<br />
Fischer, T. und Weber Etienne Grand‘ean, A.: Ausmass und Wirkung<br />
der Luftverunreinigung durch Tabakrauch unter experimentellen<br />
Bedingungen und in Gaststätten, in: Schweizerische Blätter<br />
<strong>für</strong> Heizung und Lüftung.<br />
Repace, James/Ichiro Kawachi/Stanton Glantz: Why Secondhand<br />
Smoke Cannot Be Controlled By Ventilation, in: Repace Associates,<br />
Inc., Secondhand Smoke Consultants: Fact Sheet an<br />
Secondhand Smoke (cont.), http://www.repace.com/factappen.<br />
html, aufgerufen am 09.02.2006.<br />
Schaller, K.; Pötschke-Langer, M.; Schulze, A. und Ehrmann, K.:<br />
Maßnahmen zum Nichtraucherschutz in Deutschland, in:<br />
Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Passivrauchen –<br />
ein unterschätztes Gesundheitsrisiko, Heidelberg 2005,<br />
S. 34–44.<br />
Seppänen, O. and Skistad, H. (Hrsg.): Rehva Workshops at Clima<br />
2005, Rehva Report No. 1, Federation of European Heating<br />
and Air-conditioning Associations.<br />
Smoke Free Systems, www.smokefreesystems.de<br />
Thielmann, H. W.; Schulze, A.; Pötschke-Langer, M.; Schaller, K.<br />
und Bertram, B.: Giftige und krebserregende Inhaltsstoffe im<br />
Passivrauch, in: Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.):<br />
Passivrauchen – ein unterschätztes Gesundheitsrisiko, Heidelberg<br />
2005, S. 7–13.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 37<br />
United States Depatment of Health & Human Services: The Health<br />
Consequences of Involuntary Exposure to Tobacco Smoke:<br />
A Report of the Surgeon General, U.S. Department of Health<br />
and Human Services, http://surgeongeneral.gov/librarv/<br />
secondhandsmoke/Factsheets/factsheet6.html, aufgerufen am<br />
14.09.2006.<br />
Usemann, K. W. und Breuer, S.: Technische Gebäudeausrüstung.<br />
Problemstellungen, Aufgaben und Lösungen, Stuttgart 2004.<br />
Weber, A.: Lüftungsmaßnahmen zum Schutze der Passivraucher, in:<br />
Haustechnik –Bauphysik – Umwelttechnik – Gesundheits<br />
Ingenieur 104 (1983) Heft 1, S. 37–42.<br />
Welche Stoffe enthält der Tabakrauch? http://www.ni-d.de/Docitabrauch.htm,<br />
aufgerufen am 07.02.2006.<br />
World Health Organisation European Centre for Environment and<br />
Health, Bilthoven: Strategic approaches to indoor air policymaking,<br />
1999.<br />
Patentschau<br />
Befestigungselement und Verfahren zur vertieften Montage<br />
einer Dämmstoffplatte<br />
DE-PS 102007046323, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
23.07.2009, Patentinhaber: EJOT Baubefestigungen<br />
GmbH, 57334 Bad Laasphe<br />
Die Erfindung betrifft ein Befestigungselement und ein<br />
Verfahren zur vertieften Montage einer Dämmstoffplatte<br />
an einer Unterkonstruktion mit einem Druckteller und<br />
einer daran anschließenden Dübelhülse zur Aufnahme<br />
eines Spreizelements mit einem Spreizelementkopf. Die<br />
Dübelhülse weist eine Spreizzone auf und an der in Einführrichtung<br />
unteren Seite des Drucktellers sind Fräsvorrichtungen<br />
zum Ausfräsen der Dämmstoffplatte und Ausnehmungen<br />
zum Hindurchtreten des ausgefrästen Dämmstoffmaterials<br />
angeordnet. Das ausgefräste Dämmstoffmaterial<br />
wird in einer Auffangvorrichtung gesammelt.<br />
Verfahren und Anlage zur Belüftung und zur Reinigung<br />
von Teichen und Poolanlagen<br />
DE-PS 102008012271, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
23.07.2009, Patentinhaber: DAS Environmental<br />
Expert GmbH, 01217 Dresden<br />
Die Aufgabe besteht in der Entwicklung eines Verfahrens<br />
und einer Anlage, mit der die gewünschte Wasserqualität<br />
mit einem möglichst geringen Aufwand und ohne Chemikalien<br />
kontinuierlich bereitgestellt werden kann. Es soll<br />
sowohl eine Reinigung als auch eine kontinuierliche<br />
Sauerstoffanreicherung des Wassers als Grundlage <strong>für</strong> die<br />
Aktivierung und Gewährleistung der Selbstreinigungskraft<br />
des Gewässers ermöglicht werden. Das Wasser wird<br />
entnommen und in einen offenen Reinigungsbehälter<br />
geleitet, über dessen Behälterquerschnittsfläche verteilt<br />
und über eine Schüttung schwimmfähiges, verwirbelbares<br />
Füllkörpermaterial geleitet. Dieses ist im Reinigungsbetrieb<br />
nicht eingestaut. Der Rohwasserdurchsatz beträgt<br />
5–30 m 3 /m 2 h. Bei nachlassender Reinigungswirkung wird<br />
das Füllkörpermaterial kurzzeitig eingestaut und nach<br />
Behandlung zurückgeleitet. Die Erfindung betrifft ein<br />
Verfahren und eine Anlage zur Belüftung, zur Reinigung<br />
und zur Aktivierung der Selbstreinigungskraft von Landschafts-<br />
und Fischteichen sowie von Swimmingpools.<br />
Verfahren zum Betreiben eines Gasbrenners<br />
DE-PS 102008005216, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
23.07.2009, Patentinhaber: Honeywell Technologies<br />
Sarl, Morges, CH<br />
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines<br />
Gasbrenners, wobei dem Gasbrenner ein Gas-Verbrennungsluft-Gemisch<br />
zur Verbrennung im Gasbrenner zugeführt<br />
wird, und wobei mit Hilfe eines einen Ionisationsstrom<br />
bereitstellenden Ionisationssensors vorzugsweise<br />
eine Flamme des Gasbrenners überwacht wird. Erfindungsgemäß<br />
wird mit Hilfe des Ionisationsstroms<br />
überwacht, ob eine stabile oder instabile Verbrennung im<br />
Gasbrenner vorliegt.<br />
Grundofen mit Wärmetauschermodulen<br />
DE-PS 102007032093, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
23.07.2009, Patentinhaber: MTB Montagebau<br />
Ltd., 24977 Grundhof<br />
Ein Grundofen mit einem Brennraum, einem zur Wärmespeicherung<br />
dienenden Speicherkern, einer den Speicherkern<br />
mindestens teilweise umgebenden Außenschale,<br />
sowie einem in einem Zwischenraum zwischen dem Speicherkern<br />
und der Außenschale angeordneten, von einer<br />
Wärmetauscherflüssigkeit durchströmten Wärmetauscher,<br />
der eine Mehrzahl von langgestreckten flachen<br />
Wärmetauschermodulen umfasst, die jeweils der Länge<br />
nach von der Wärmetauscherflüssigkeit durchströmt werden<br />
ist dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil<br />
der Wärmetauschermodule mindestens eine langgestreckte<br />
Schraubenfeder zur Verwirbelung der durch<br />
die Wärmetauschermodule strömenden Wärmetauscherflüssigkeit<br />
enthält.<br />
Erdwärmeanlage<br />
DE-PS 102008007627, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
30.07.2009, Patentinhaber: TuTech Innovation<br />
GmbH, 21079 Hamburg, Technische Universität Hamburg-<br />
Harburg, 21073 Hamburg<br />
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur thermischen<br />
Ausnutzung des Temperaturniveaus im Grundwasser<br />
beaufschlagten Untergrund mittels Erdwärmetauscher,<br />
wobei im Untergrund im Bereich der Erdwärmetauscher<br />
eine erzwungene Grundwasserzirkulation erzeugt wird.<br />
Ferner betrifft die Erfindung eine Anordnung zur Durchführung<br />
eines erfindungsgemäßen Verfahrens mit einer<br />
Erdwärmeanlage, die ein Zirkulationssystem eines Wärmeträgermediums<br />
aufweist, wobei im Zirkulationssystem<br />
in Zirkulationsrichtung des Wärmeträgermediums eine<br />
Vorlaufleitung, ein im mit Grundwasser beaufschlagten<br />
Untergrund angeordneter Erdwärmetauscher, eine Rücklaufleitung<br />
und ein oberirdischer Wärmetauscher vorgesehen<br />
sind, wobei der Erdwärmetauscher in oder nahe bei<br />
einem im Untergrund vorgesehenen Brunnen angeordnet
38 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
ist und im Brunnen eine Druckluftleitung vorgesehen ist,<br />
die am abwärtigen Ende eine Ausblasöffnung und am<br />
aufwärtigen Ende einen Luftkompressor aufweist.<br />
Holzwerkstoffe, Verfahren zu deren Herstellung<br />
DE-PS 102005046345, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
06.08.2009, Patentinhaber: Institut <strong>für</strong> Holztechnologie<br />
Dresden gGmbH, 01217 Dresden<br />
Es wird ein Holzwerkstoff in Form von Span-, Faser-,<br />
MSB- oder OSB-Platten aus Holzpartikeln aus Kiefer,<br />
Fichte, Birke, Linde oder Pappelhölzern vorgestellt, wobei<br />
der Holzwerkstoff keinen durch Abbauprodukte der Fettsäureester,<br />
wie Propanal, Hexanal, Nonanal, 2-Octenal,<br />
Heptenal, Decenal, Octanal, Propionsäure, Buttersäure,<br />
oder Hexansäure verursachten Fehlgeruch aufweist,<br />
wobei der Holzwerkstoff keine ungesättigten Aldehyde in<br />
einer Konzentration größer 2 µg/m 3 emittiert und wobei<br />
der Holzwerkstoff Antioxidantien in einer Konzentration<br />
von mindestens 0,1 µg/mL Ascorbinsäureäquivalent enthält.<br />
Ein Verfahren zur Herstellung von Holzwerkstoffen<br />
in Form von Span-, Faser-, MSB- oder OSB-Platten aus<br />
fettsäureesterhaltigen Holzpartikeln aus Kiefer, Fichte,<br />
Birke, Linde oder Pappelhölzern ist dadurch gekennzeichnet,<br />
dass während oder nach der Herstellung der<br />
Holz partikel vor deren Trocknung, in den Holzpartikeln<br />
enthaltene Fettsäureester durch Behandlung mit Antioxidantien<br />
oder deren Lösungen oder durch Behandlung<br />
mit phenolischen Extraktstoffen aus Holz oder Rinde so<br />
inhibiert werden, dass der so behandelte Holzwerkstoff<br />
keinen durch Abbauprodukte der Fettsäureester, wie Propanal,<br />
Hexanal, Nonanal, 2-Octenal, Heptenal, Decenal,<br />
Octanal, Propionsäure, Buttersäure, oder Hexansäure<br />
verursachten Fehlgeruch aufweist und keine ungesättigten<br />
Aldehyde in einer Konzentration größer 2 µg/m 3 emittiert.<br />
Berührungslos bedienbare Sanitäreinrichtung<br />
DE-PS 102005063255, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
06.08.2009, Patentinhaber: Fachhochschule<br />
Nord hausen Körperschaft des öffentlichen Rechts, 99734<br />
Nordhausen<br />
Die Erfindung betrifft eine Sanitäreinrichtung, bestehend<br />
aus einem Wasserauffangbehälter in Form eines Waschbeckens,<br />
einer Badewanne, einer Duschtasse oder eines<br />
Bidetbeckens mit einem Brauchwasserabfluss, aus einer<br />
zugehörigen Wasserauslassarmatur, mit einem Wasserauslauf,<br />
vor welchem eine Kaltwasserleitung und eine<br />
Warmwasserleitung des Wasserversorgungsnetzes oder<br />
einer Wasserversorgungsanlage zusammengeführt sind<br />
und mit in den Wasserleitungen angeordneten Durchflussstellmitteln<br />
zur Sperrung, Freigabe und Einstellung<br />
der Durchflussmenge des durch die Wasserleitungen zum<br />
Wasserauslauf fließenden Wassers, aus Mitteln zur Betätigung<br />
der Durchflussstellmittel, welche durch zwei Betätigungsmittel<br />
in Form berührungslos arbeitender Sensoren<br />
oder Sensorgruppen mit zwei sie umgebenden,<br />
räumlich voneinander getrennten Sensorfeldern, nämlich<br />
je einem Sensorfeld je Sensor oder Sensorgruppe, ausgebildet<br />
sind, und aus einer Steuerelektronik, welche die<br />
Signale der Sensoren zur Betätigung der Durchflussstellmittel<br />
auswertet, wobei ein Betätigungsmittel dem Durchflussstellmittel<br />
in der Kaltwasserleitung und ein Betätigungsmittel<br />
dem Durchflussstellmittel in der Warmwasserleitung<br />
funktionell zugeordnet ist und eine Betätigung<br />
der Durchflussstellmittel erfolgt, indem zumindest in<br />
eines der Sensorfelder ein Objekt, vorzugsweise die Hand<br />
eines Menschen, hinein bewegt wird. Die Erfindung ist<br />
dadurch gekennzeichnet, dass die Sensorfelder aufgrund<br />
der Anordnung und/oder der Art und Einstellung der<br />
Sensoren oder Sensorgruppen so ausgebildet sind, dass<br />
sich deren sensorisch aktiver Bereich weder auf eine an<br />
den Wasserauffangbehälter herantretende Person, noch<br />
auf ein sich im Bereich einer Auslaufmündung des Wasserauslaufs<br />
befindendes Objekts erstreckt und ein bei<br />
maximal freigegebener Durchflussmenge in der Kaltwasser-<br />
und der Warmwasserleitung aus dem Wasserauslauf<br />
austretender Wasserstrahl nicht von den Sensorfeldern<br />
durchragt wird und dass bei <strong>für</strong> den Durchfluss<br />
freigegebener Kalt- und/oder Warmwasserleitung eine<br />
stufenlose Veränderung der Temperatur während des<br />
Vorhandenseins eines Objekts in jeweils nur einem der<br />
Sensorfelder bewirkt wird, indem im Ergebnis der Auswertung<br />
des entsprechenden Sensorsignals durch die<br />
Steuerelektronik das zugeordnete Durchflussstellmittel<br />
zur Vergrößerung der Durchflussmenge des durch die<br />
zugehörige Wasserleitung fließenden Wassers und gleichzeitig<br />
das jeweils andere Durchflussstellmittel zur Verringerung<br />
der Durchflussmenge des durch die andere Wasserleitung<br />
fließenden Wassers angesteuert wird, wobei die<br />
Durchflussmenge des über den Wasserauslauf abgegeben<br />
Wassers innerhalb eines durch die Gegebenheiten des<br />
Versorgungsnetzes oder der Wasserversorgungsanlage<br />
bedingten Toleranzbereichs konstant bleibt.<br />
Solarempfänger<br />
DE-PS 102007050195, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
06.08.2009, Patentinhaber: Schunk Ingenieurkeramik<br />
GmbH, 47877 Willich<br />
Ein Solarempfänger <strong>für</strong> ein solarthermisches Kraftwerk<br />
mit einem Träger und mit einem auf diesem angeordneten<br />
volumetrischen Absorberkörper, der mehrere jeweils eine<br />
offenzellige Porenstruktur aufweisende Absorberkörpersegmente<br />
umfasst ist dadurch gekennzeichnet, dass jedes<br />
Absorberkörpersegment eine Nut zur Ausbildung einer<br />
aus Nuten zusammengesetzten inneren Aufnahme aufweist,<br />
in die Aufnahme ein eine offenzellige Porenstruktur<br />
aufweisendes Federelement eingelegt ist und die Absorberkörpersegmente<br />
mit Spiel zueinander am Träger ge <br />
halten sind.<br />
Eisspeicher mit Wärmeaustauscheinheiten<br />
in Plattenbauweise<br />
DE-PS 102007048416, Veröffentlichungstag der Patenterteilung:<br />
06.08.2009, Patentinhaber: Ingenieurtechnik-<br />
Vritex GmbH, 70771 Leinfelden-Echterdingen<br />
Es wird ein Eisspeicher mit Wärmeaustauscheinheiten in<br />
Plattenbauweise beschrieben, welche unterschiedlich<br />
große Wärmeaustauschflächen aufweisen und welche zur<br />
Eisbildung jeweils im Inneren von einem Kältemittel<br />
entlang den Wärmeaustauschflächen über eine Wärmeaustauschstrecke<br />
durchströmbar sind. Der Eisspeicher ist<br />
dadurch gekennzeichnet, dass an verschiedenen Wärmeaustauscheinheiten<br />
Wärmeaustauschstrecken mit im
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 39<br />
Wesentlichen gleicher Länge vorgesehen sind, indem die<br />
Wärmeaustauschstrecken umso mehr Umlenkungen<br />
aufweisen, je kleiner die Wärmeaustauschfläche der<br />
betreffenden Wärmeaustauscheinheit ist.<br />
Wg.<br />
Briefe an die Herausgeber<br />
Privatleute treiben die Energiewende voran<br />
Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland<br />
sind Bürgerinnen und Bürger die mit Abstand wichtigste<br />
Gruppe unter den Investoren. Mehr als 50 Prozent der in<br />
Deutschland installierten Anlagen zur Stromerzeugung<br />
aus regenerativen Quellen befinden sich im Eigentum von<br />
Privatpersonen und Landwirten. Für die Energiewende ist<br />
das Engagement von Privatpersonen damit ein entscheidender<br />
Impuls.<br />
In den Sparten Photovoltaik und Windenergie an Land<br />
sind Privatpersonen traditionell die wichtigste Gruppe<br />
unter den Investoren. Zu diesem Ergebnis kommen das<br />
Marktforschungsinstitut trend:research und das Klaus<br />
Novy-Institut (KNi) in einer aktuellen, vom Bundesumweltministerium<br />
geförderten Studie. Daraus geht hervor,<br />
dass im Bereich Windenergie onshore mehr als jedes<br />
dritte installierte Megawatt (36,2 Prozent) im Jahr 2010<br />
von Privatleuten investiert wurde. Ihr Anteil an der insgesamt<br />
installierten Leistung lag sogar bei mehr als 51 Prozent.<br />
Bei der Photovoltaik schnitt diese Investorengruppe<br />
ähnlich stark ab: Hier brachten es die Privatpersonen<br />
2010 auf einen Anteil von mehr als 40 Prozent am Zubau.<br />
Die Landwirte steuerten darüber hinaus 21,8 Prozent bei.<br />
Fonds und Banken folgten weit abgeschlagen mit einem<br />
Anteil von rund 9 Prozent. Eine insgesamt untergeordnete<br />
Rolle <strong>für</strong> den Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />
spielten bislang die großen Energieversorger.<br />
Dass Erneuerbare-Energien-Anlagen gerade bei Privatleuten<br />
so gut ankommen, liegt nicht nur an der staatlich<br />
garantierten Einspeisevergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG). Wie die Autoren der Studie betonen,<br />
ist die Eigentümerstruktur etwa im Bereich Photovoltaik<br />
auch wegen weiterer Vorteile dezentral geprägt. Die Studie<br />
nennt in diesem Zusammenhang die gute Verfügbarkeit<br />
und Handhabbarkeit dieser Technologie <strong>für</strong> Privatleute<br />
sowie <strong>für</strong> kleinere Gewerbe- und Industriebetriebe.<br />
Agentur <strong>für</strong> Erneuerbare Energien, Reinhardtstraße 18,<br />
10117 Berlin, www.unendlich-viel-energie.de<br />
Bewertung des <strong>Innenraumklima</strong>s<br />
<strong>Neue</strong> Schriften<br />
Das <strong>Innenraumklima</strong> beeinflusst ganz wesentlich die<br />
Gesundheit, Produktivität und Behaglichkeit der Nutzer.<br />
Zu diesem Themenkomplex hat der Fachverband<br />
Gebäude-Klima e. V. (FGK) jetzt eine überarbeitete Fassung<br />
des stark nachgefragten STATUS-REPORTS 17<br />
„Bewertung des <strong>Innenraumklima</strong>s“ veröffentlicht. Die<br />
Publikation beinhaltet die allgemein anerkannten Raumklimaparameter,<br />
die verschiedenen Möglichkeiten der<br />
Bewertung der Qualität des <strong>Innenraumklima</strong>s und informiert<br />
über die relevanten Verordnungen, Normen und<br />
Richtlinien. Sie geht dabei gezielt auf verschiedene praxisrelevante<br />
Szenarien ein wie zum Beispiel auf fensterbelüftete<br />
Gebäude mit und ohne Kühlung sowie Gebäude<br />
mit mechanischer Lüftungsanlage mit und ohne Kühlung.<br />
Einen Schwerpunkt bilden die Darstellungen zur Bewertung<br />
des <strong>Innenraumklima</strong>s. Eine übersichtliche Checkliste<br />
bietet Planern und Architekten eine wertvolle Unterstützung.<br />
Der aktualisierte STATUS-REPORT 17 „Bewertung<br />
des <strong>Innenraumklima</strong>s“ (Best.-Nr. 154) wurde von der<br />
Arbeitsgruppe Raumklima und Behaglichkeit im FGK<br />
erarbeitet. Er kann beim Fachverband Gebäude-Klima<br />
e. V., Danziger Straße 20, 74321 Bietigheim-Bissingen,<br />
Fax (071 42) 78 88 99 19, E-Mail: info@fgk.de, <strong>für</strong> 5,00<br />
Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Versand angefordert<br />
werden.<br />
Bundesweite Energiekennwerte<br />
In einer völlig überarbeiteten Form legt Techem mit den<br />
Energiekennwerten 2011 eine Studie zum Energieverbrauch<br />
und den Kosten <strong>für</strong> Heizung sowie Warmwasser<br />
in deutschen Wohnungen vor. Sie erscheint bereits in der<br />
12. Auflage. Die Analyse basiert auf Daten aus dem<br />
Kalenderjahr 2010. Diese Werte wurden im Rahmen<br />
regelmäßiger Auswertungen von Verbrauchsabrechnungen<br />
von rund 1,6 Millionen Wohnungen in 130 000 Mehrfamilienhäusern<br />
anonymisiert erhoben. Die Ergebnisse<br />
geben einen größtmöglichen Einblick in die energetische<br />
Situation des Gebäudebestandes in Deutschland und bieten<br />
Verantwortlichen Hilfestellungen, um den Energieverbrauch<br />
in Wohnungen zu bewerten und Ansatzpunkte <strong>für</strong><br />
Energiesparmaßnahmen zu erkennen.<br />
Die aktuelle Studie wurde erweitert und verbessert:<br />
Neu ist zum Beispiel die Gebäudeklassifizierung, die Aussagen<br />
zum energetischen Standard von Gebäuden ermög
40 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
licht. Erstmals werden in der aktuellen Ausgabe der Kaltund<br />
Warmwasserverbrauch dargestellt. Darüber hinaus<br />
werden die Heiz- und Nebenkosten im Zusammenhang<br />
mit deren Einflussfaktoren, wie Bezugsmenge oder<br />
Gebäudegröße, dargestellt und einer Gesamtbetrachtung<br />
unterzogen. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem flächen-<br />
und personenbezogenen Wasserverbrauch.<br />
Insgesamt bieten zahlreiche neue Grafiken und Tabellen<br />
mehr Übersicht und Orientierung und machen die<br />
Informationen anschaulich.<br />
Die Energiekennwerte 2011 kosten 25 Euro und können<br />
per E-Mail unter energiekennwerte@techem.de (Kennziffer<br />
„9982074“) bestellt werden. Weitere Informationen<br />
auch unter http://www.techem.de/energiekennwerte<br />
Ein Meilenstein in der Normung<br />
DIN EN ISO 19011: 2011-12: Leitfaden zur Auditierung<br />
von Managementsystemen (Deutsch/Englisch) wurde von<br />
DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e. V. herausgegeben<br />
und kann im Webshop des Beuth Verlages bestellt oder<br />
direkt heruntergeladen werden: http://www.beuth.de/sc/<br />
dineniso 19011<br />
Holz<br />
Die Broschüre „Heizen mit Holz“ kann bezogen werden<br />
beim Umweltbundesamt unter 030 18/305 33 55 oder unter<br />
www.uba.de. Interessante Informationen über Öfen <strong>für</strong><br />
Stückholz oder Öfen <strong>für</strong> Pellets finden sich unter www.fnr.<br />
de mit Tipps.<br />
LUX-Kongress: „Energetische Sanierung<br />
historischer Gebäude“<br />
Historische Gebäude verschönern Stadt- und Dorfbilder,<br />
schaffen lokale und kulturelle Identität, sind Vorzeigeund<br />
Liebhaberobjekte – doch wie macht man sie fit <strong>für</strong><br />
die energetischen Anforderungen des 21. Jahrhunderts?<br />
Dieser Frage gingen am 19. Oktober 2011 zahlreiche<br />
Experten aus Architektur, Immobilienwirtschaft, Industrie<br />
sowie Kommunen auf dem LUX-Kongress „Energetische<br />
Sanierung historischer Gebäude“ nach. Der erste<br />
LUX-Kongress aus dem Hause Süddeutscher Verlag<br />
onpact GmbH bündelte die Expertise der LUXMacher<br />
auf dem Themengebiet Energie und zeigte in anschaulichen<br />
und praxisnahen Vorträgen sowie Diskussionsrunden,<br />
wie praktische Lösungen aussehen können, und welche<br />
Hürden es zu nehmen gilt. Die gut besuchte Veranstaltung<br />
im Bauzentrum München wurde u. a. von der<br />
Deutschen Energie-Agentur (dena), der IHK, der Handwerkskammer,<br />
der Bayerischen Architektenkammer und<br />
Bayern Innovativ unterstützt.<br />
Die Referenten der eintägigen Veranstaltung präsentierten<br />
Lösungen <strong>für</strong> typische Problemstellungen wie<br />
Dämmung, Fassadensanierung oder Heizung. Sie diskutierten<br />
das Verhältnis von Klimaschutz, Denkmalpflege<br />
und Bauästhetik und informierten über die Finanzierung<br />
von Modernisierungsvorhaben. Anschauliche Beispiele<br />
wie z. B. die Sanierung des IHK Hauptgebäudes in München,<br />
vorgetragen von Dr. Manfred Gößl, stellvertretender<br />
Hauptgeschäftsführer der IHK <strong>für</strong> München und Oberbayern,<br />
boten den notwendigen Einblick in die Praxis und<br />
eine gute Grundlage <strong>für</strong> offene Diskussionsrunden unter<br />
den rund 100 Fachteilnehmern und Referenten. Moderiert<br />
wurde die Veranstaltung u. a. von BR-Moderatorin<br />
Ursula Heller.<br />
Auf der anschließenden „LUX ArchitekTour“ am<br />
20. Oktober wurden drei mustergültige Beispiele energetischer<br />
Gebäudesanierungen besichtigt, darunter das Solarwärmeprojekt<br />
Siedlung Ackermannbogen und die Konzeptimmobilie<br />
„Businesswohnen“ im Münchner Olympia<br />
Tower. Geleitet wurde die Tour von der Münchener<br />
Architektin und Energieberaterin Natalie Neuhausen.<br />
„Für energetische Altbausanierungen gibt es keine<br />
Out-of-the-Box-Lösungen, jedes Projekt stellt Planer und<br />
Architekten vor immer neue Herausforderungen“, kommentiert<br />
Herbert Lechner, Chefredakteur von LUX. „Der<br />
Kongress hat auf interessante Art und Weise gezeigt wie<br />
sich Bauästhetik, Denkmalschutz und Energieeffizienz<br />
sinnvoll vereinbaren lassen. Vor allem die anschaulichen<br />
und aktuellen Best-Practice-Beispiele der Referenten stießen<br />
auf großes Interesse und lieferten die Grundlage <strong>für</strong><br />
interessante Diskussionen.“ „Mit dem Thema ‚Energetische<br />
Sanierung historischer Gebäude‘ haben wir ein architektonisches<br />
Boomthema nach München geholt“, resümiert<br />
Doreen Müller-Murr, Bereichsleiterin Energie &<br />
Nachhaltigkeit bei Süddeutscher Verlag onpact GmbH<br />
zum ersten LUX-Kongress. „Das durchweg positive Feedback<br />
der Teilnehmer und Referenten freut uns sehr und<br />
bekräftigt unseren Wunsch an einer Fortführung etwaiger<br />
Veranstaltungen rund um das Thema erneuerbare und<br />
intelligente Energie.“<br />
Informationen: Süddeutscher Verlag onpact GmbH,<br />
Julia Mederle, E-Mail: julia.mederle@sv-onpact.de<br />
Richtiges Lüften in Haus und Wohnung<br />
„Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der<br />
zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche<br />
Mindestluftwechsel sichergestellt ist“, fordert die aktuelle<br />
Version der Energieeinsparverordnung (EnEV). Der<br />
Grund liegt auf der Hand: Wohnungen und Gebäude<br />
müssen in ausreichendem Maße gelüftet werden, damit<br />
der Feuchtegehalt der Raumluft nicht zu hoch wird und in<br />
der Folge Schimmelpilzbildung begünstigt. Außerdem hat<br />
die Lüftung die Aufgabe, Schad- und Geruchsstoffe aus<br />
den Innenräumen abzutransportieren. Als aus reichend gilt<br />
ein Luftwechsel nach der bauaufsichtlich eingeführten,<br />
also verpflichtend einzuhaltenden Norm DIN 4108-2<br />
dann, wenn das Luftvolumen eines Raums innerhalb von<br />
zwei Stunden mindestens einmal komplett ausgetauscht<br />
wird. Dies ist bei alten, unsanierten Gebäuden üblicherweise<br />
ohne besonderen technischen Aufwand gegeben, da<br />
die Gebäudehülle durch Fenster- und Tür fugen so große<br />
Undichtigkeiten aufweist, dass der erforderliche Luftwechsel<br />
gewährleistet ist. Bei sanierten Altbauten bzw.<br />
Neubauten, die den Bestimmungen der EnEV entsprechen
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 41<br />
und somit eine dichte Bauweise aufweisen, findet dagegen<br />
nur ein unzureichender Luftwechsel statt. Welche technischen<br />
Maßnahmen geeignet sind, auch in diesem Fall<br />
einen ausreichenden Luftwechsel zu gewährleisten, das<br />
beschreibt der STATUS-REPORT 30 „Rich tiges Lüften in<br />
Haus und Wohnung“, den der Fachverband Gebäude-<br />
Klima e. V. (FGK) herausgegeben hat. Zudem geht die<br />
neue Publikation auch auf rechtliche Aspekte – sowohl<br />
aus Mieter- als auch Vermietersicht – ein.<br />
Der neue STATUS-REPORT 30 „Richtiges Lüften in<br />
Haus und Wohnung“ kann beim Fachverband Gebäude-<br />
Klima e. V., Danziger Straße 20, 74321 Bietigheim-Bissingen,<br />
Fax (071 42) 78 88 99 19, E-Mail: info©fgk.del (in<br />
Einzelexemplaren kostenlos) angefordert werden. Außerdem<br />
ist die Publikation unter der Internetadresse www.<br />
fgk.de aus der Rubrik „STATUS-REPORT“ kostenfrei<br />
als PDF-Download erhältlich.<br />
Wie wird richtig gedämmt?<br />
Der Ratgeber „Wärmedämmung – vom Keller bis zum<br />
Dach“ der Verbrauchszentrale gibt Informationen zum<br />
Thema. Der Ratgeber ist <strong>für</strong> 9,90 Euro erhältlich und<br />
kann in jeder Verbrauchszentrale – Beratungsstelle<br />
be zogen werden oder kann <strong>für</strong> zuzüglich 2,50 Euro bei<br />
der Verbrauchszentrale NRW, Versandservice, Adersstraße<br />
78, 40215 Düsseldorf oder unter www.vz-ratgeber.<br />
de bestellt werden.<br />
„Schwerpunkte 2011“ – Jahrespublikation<br />
des Umweltbundesamtes<br />
Ob Klimawandel, Überfischung der Ozeane oder steigender<br />
Rohstoffverbrauch: Globale Probleme lassen sich nur<br />
durch internationale Zusammenarbeit lösen. Spätestens<br />
mit dem Erdgipfel von Rio 1992 weitete sich das Blickfeld<br />
des Umweltschutzes über die nationalen Grenzen hinaus<br />
und vieles wurde seitdem erreicht. Dennoch sind wir noch<br />
weit entfernt von einer globalen, nachhaltigen Entwicklung.<br />
Meilensteine und neue Herausforderungen im internationalen<br />
Umweltschutz stehen im Mittelpunkt der<br />
neuen Jahrespublikation „Schwerpunkte 2011“ des<br />
Umweltbundesamtes (UBA).<br />
Der nachhaltige Umgang mit den Wasserressourcen<br />
der Erde ist ein weiterer Schwerpunkt unseres Berichtes.<br />
Und auch beim Wasser zeigt sich, dass die Zusammenarbeit<br />
mehrerer Länder wichtig ist: Die europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />
beispielsweise hat wesentlich dazu beigetragen,<br />
dass weniger Schad- und Nährstoffe in unsere<br />
Gewässer kommen. Erreicht wurde das etwa durch leistungsfähige<br />
Kläranlagen und die Einführung phosphatfreier<br />
Waschmittel.<br />
Umweltbezogener Gesundheitsschutz ist ein zentrales<br />
Handlungsfeld der Umweltpolitik. In Deutschland haben<br />
gesetzliche Regelungen bewirkt, dass Luftverunreinigungen<br />
wie Blei- und Schwefeldioxidemissionen heutzutage<br />
kaum noch eine Rolle spielen. Andere Risikofaktoren<br />
sind dagegen in den Vordergrund gerückt – etwa Chemikalien<br />
oder schadstoffhaltige Produkte.<br />
Ein umfangreicher Bericht beschäftigt sich mit Fragen<br />
zur Gesundheit: Wirkung von Chemikalien, gesunde Luft<br />
in Innenräumen, Trinkwasser, sauberes Badewasser,<br />
Klima wandel und Gesundheit, lebenswerte Umwelt <strong>für</strong><br />
alle. Bezug: www.umweltbundesamt.de, Pressestelle<br />
Studie: Raumlufttechnik bietet beträchtliches<br />
Energieeinsparpotenzial<br />
Die Raumlufttechnik in Deutschland bietet ein jährliches<br />
Einsparpotenzial von rund 6 Mio Tonnen CO 2 . Würden<br />
alle Anlagen in Deutschland mit hocheffizienten Ventilatoren<br />
mit dem aktuell bestmöglichen Systemwirkungsgrad<br />
von 68 Prozent betrieben, könnten etwa 3,67 Terrawattstunden<br />
elektrische Energie eingespart werden. Außerdem<br />
ließen sich zusätzlich rund 15 Terrawattstunden an<br />
Heizenergie einsparen, wenn alle ineffizient arbeitenden<br />
Wärmerückgewinnungsgeräte gegen Modelle nach dem<br />
aktuellen Stand der Technik ausgetauscht würden. Das<br />
hat eine Untersuchung des Instituts <strong>für</strong> Luft- und Kältetechnik<br />
Dresden gGmbH (ILK) und des Ingenieurbüro<br />
schiller engineering im Auftrag des Fachverbands<br />
Gebäude-Klima e. V. sowie des Herstellerverbands Raumlufttechnische<br />
Geräte e. V. ergeben. Die Studie hat weiterhin<br />
aufgezeigt, dass die in § 12 der Energie-Einsparverordnung<br />
(EnEV) vorgeschriebene energetische Inspektion von<br />
vor dem 1. Dezember 1995 errichteten raumlufttechnischen<br />
Anlagen in der Praxis bisher so gut wie nicht erfolgt.<br />
Dabei lassen sich gerade mit Hilfe der energetischen Inspektion<br />
bei nahezu allen Anlagen Optimierungsmaßnahmen<br />
identifizieren, die nur ein geringes Investitionsvolumen<br />
erfordern, aber bis zu 30 Prozent Energieeinsparpotenzial<br />
bieten.<br />
Bei raumlufttechnischen Anlagen liegen die energetischen<br />
Betrachtungen vorrangig in den Bereichen Wärmerückgewinnung,<br />
Ventilatoren und Pumpen. Bei Ventilatoren<br />
und Pumpen ist eine deutliche Effizienzsteigerung<br />
durch die umfassende Nutzung von Möglichkeiten der<br />
Drehzahlregelung realisierbar. Denn mit dieser Maßnahme<br />
ist die effiziente Anpassung an eine bedarfsgerechte<br />
Luftversorgung möglich. Überdimensionierungen<br />
– wie sie im Bestand häufig beim notwendigen<br />
Außenluftvolumenstrom anzutreffen sind – werden<br />
dadurch reduziert. So beträgt beispielsweise der reale Systemwirkungsgrad<br />
von Ventilatoren in Bestandsanlagen<br />
vielfach nur um die 40 Prozent. Moderne Anlagen erreichen<br />
dagegen 68 Prozent, was gegenüber dem Ausgangswert<br />
eine Effizienzsteigerung um mehr als die Hälfte<br />
erlauben würde. Außerdem kann durch die verbesserte<br />
Ausstattung mit modernen Wärmerückgewinnungssystemen<br />
mit höheren Rückwärmzahlen eine deutliche Verringerung<br />
des Heizenergieaufwands bei der Außenluftaufbereitung<br />
erreicht werden.<br />
Die Autoren der Studie kommen zudem zu dem wenig<br />
erfreulichen Ergebnis, dass nur ein sehr geringer Teil der<br />
Gebäudebetreiber der Pflicht zur energetischen Inspektion<br />
nachkommen. Sie gehen davon aus, dass zum Stichtag<br />
1. Oktober 2011 weniger als zwei Prozent der mehr als<br />
sechs Jahre alten und damit unter den § 12 der EnEV fallenden<br />
Anlagen inspiziert wurden. Damit scheinen Instru
42 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
mente auf Länderebene zur Kontrolle und Vollzug der<br />
Verordnung bisher nicht zu greifen. Die Studie „Untersuchungen<br />
zum Energieeinsparpotenzial der Raumlufttechnik<br />
in Deutschland“ (Best.-Nr. 189) kann beim Fachverband<br />
Gebäude-Klima e. V., Danziger Straße 20, 74321<br />
Bietigheim-Bissingen, Fax (071 42) 78 88 99 19, E-Mail:<br />
info@fgk.de, bezogen werden. Die Druckfassung besteht<br />
aus 64 Seiten im A4-Format und kostet 24,80 Euro (<strong>für</strong><br />
Verbandsmitglieder: 19,80 Euro) zuzüglich Mehrwertsteuer<br />
und Versand.<br />
Umweltmedizinische Bewertung von<br />
Bioaerosol-Immissionen<br />
Pilze, Bakterien, Viren und Blütenpollen sind in unserer<br />
Umwelt überall vorhanden und üben vielfach nützliche<br />
Funktionen aus. Sie können aber auch zu gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen wie Atemwegserkrankungen,<br />
Allergien und Infektionen führen.<br />
Das Ziel der überarbeiteten Richtlinie VDI 4250<br />
Blatt 1 ist es, die Expositionen gegenüber Bioaerosolen zu<br />
erfassen, zu bewerten und die damit verbundenen gesundheitlichen<br />
Risiken in einem angemessenen Maße zu<br />
begrenzen. Hierzu werden in der Richtlinie der Kenntnisstand<br />
zu den gesundheitlichen Wirkungen durch Bioaerosole<br />
zusammengefasst sowie die Möglichkeiten und Grenzen<br />
der umweltmedizinischen Bewertung aufgezeigt.<br />
Da <strong>für</strong> Bioaerosole im Außenluftbereich keine Grenzwerte<br />
existieren oder Dosis-Wirkungs-Beziehungen<br />
bekannt sind, ist es aus präventiver Sicht unerwünscht,<br />
dass die natürliche Hintergrundkonzentration durch anlagenspezifische<br />
Bioaerosol-Immissionen eine relevante<br />
Erhöhung erfährt. Bei der Bewertung spielen insbesondere<br />
Pilze, Bakterien und Endotoxine eine Rolle, die hinsichtlich<br />
ihres gesundheitsgefährdenden Potenzials qualitativ<br />
beschrieben und in der Außenluft natürlicherweise<br />
kaum oder in geringer, wenig variierender Konzentration<br />
vertreten sind.<br />
Herausgeber des Richtlinienentwurfs VDI 4250 Blatt 1<br />
„Bioaerosole und biologische Agenzien – Umweltmedizinische<br />
Bewertung von Bioaerosol-Immissionen – Wirkungen<br />
mikrobieller Luftverunreinigungen auf den Menschen“<br />
ist die Kommission Reinhaltung der Luft im VDI<br />
und DIN. Die Richtlinie ist zum Preis von 62,20 € beim<br />
Beuth Verlag in Berlin (Tel. (030) 26 01-22 60) erhältlich.<br />
Sie ersetzt den Entwurf von November 2009. Weitere<br />
Informationen und Onlinebestellung unter www.vdi.de/<br />
richtlinien oder www.beuth.de<br />
Buchbesprechungen<br />
Fröse, H.-D.: Regelkonforme Installation von PV-Anlagen.<br />
München, Heidelberg: Hüthig & Pflaum Verlag 2011.<br />
224 S., zahlr. Abb., Preis: € 34,80.<br />
Auf 224 Seiten wird der Installateur umfassend informiert<br />
über die vorbereitenden Maßnahmen bei der Installation<br />
einer PV-Anlage, die Auswahl der Produkte, Montagevorschriften,<br />
die elektrotechnischen Installationsrichtlinien,<br />
die regelmäßige Überprüfung, Arbeitssicherheit,<br />
wichtige Aspekte bei der praktischen Umsetzung,<br />
elektrotechnische Prüfungen und Dokumentationen von<br />
PV-Systemen und die Instandhaltung von PV-Systemen.<br />
Das Buch stellt dem Installateur das notwendige Rüstzeug<br />
zur Verfügung, die Anlage selbst aber auch die<br />
Randbedingungen beurteilen zu können, um so bereits im<br />
Planungsstadium und in der Phase der Arbeitsvorbereitung<br />
die richtigen Entscheidungen treffen zu können.<br />
Darüber hinaus werden notwendige Prüfungen dargestellt,<br />
die zur Bewertung einer regelkonformen Installation<br />
notwendig sind.<br />
Nicht nur die elektrotechnischen Fragen werden behandelt,<br />
sondern auch Fragen der Statik des Montagegrunds<br />
der Tragkonstruktion und der Arbeitssicherheit. Die<br />
Möglichkeiten der Schwachstellenanalyse und Methoden<br />
der Fehlersuche werden abschließend dargestellt.<br />
Siedler, H.: Der Raum spielt mit. Die Akustik der Jesus-<br />
Christus-Kirche in Berlin-Dahlem. Dormagen: THS-<br />
Medien 2011. Verband Deutscher Tonmeister (DVT) –<br />
DVD in Dolby Digital Surround 5.1<br />
Die Berliner Jesus-Christus-Kirche war 2010 Ziel einer<br />
Exkursion anlässlich der 36. Deutschen Jahrestagung <strong>für</strong><br />
Akustik – DAGA 2010, die damals in Bild und Ton aufgezeichnet<br />
wurde. Dieser Kirchenraum gewährleistet<br />
dank vorzüglicher akustischer Eigenschaften (vom Akustiker<br />
Johannes Biele ursprünglich beim Bau nicht erwartet!),<br />
daß sich die Künstler besonders wohlfühlen und<br />
damit Spitzenqualitäten ihres Könnens hervorbringen,<br />
und dass hier auch eine besondere Eignung <strong>für</strong> die Produktion<br />
von Tonträgern besteht, beginnend 1948 u. a. mit<br />
Schallplatten der Berliner Philharmoniker unter Ferenc<br />
Friscay, später Herbert v. Karajan über die CD bis zur<br />
heutigen Blu-Ray Disc, also höchsten Ansprüchen genügend<br />
– seit sie von Tonmeister Peter Burkowitz mit seinem<br />
Kollegen Heinz Opitz zum Ende der 40er Jahre <strong>für</strong> diesen<br />
speziellen Zweck entdeckt wurde. Einen Ausschnitt aus<br />
Beethovens „Eroica“ von 1962 kann man nun auf diesem<br />
Tonträger wiedererleben.<br />
„Der Raum ist das Kleid der Musik“ und das schmückt<br />
und entzückt besonders, wenn wesentliche raumakustische<br />
Prämissen im Musizierraum erfüllt sind. Beispielhaft<br />
wird dies mit dieser DVD/Blue-ray-Dokumentation nach<br />
Ideen von Peter Burkowitz und Helmut Fuchs, demonstriert.<br />
Wenn derartige hochwertige raumakustische Eigenschaften<br />
in einem Aufführungsraum <strong>für</strong> Musik (hier speziell<br />
die Klassik mit Solisten und auch Orchestern, Chören)<br />
gegeben sind, können Künstler ihre kreativen Möglichkeiten<br />
voll entfalten. Und wie es auf der instruktiven<br />
Scheibe gut erläutert und vor allem mittels 5-Kanal-Wiedergabetechnik<br />
hörbar gemacht wird, sind dies bei ausreichend<br />
großem Volumen (knapp 8 000 m 3 ) vor allem die<br />
Parameter „Nachhallzeit“ in spezifischem Frequenzverlauf<br />
und eine homogene Schallverteilung/Schallzerstreuung,<br />
„Diffusität“, die hier maßgeblich wirken.<br />
Es ist eine sehr anschauliche Vorführung von Raum<br />
und Klang auf einem Tonträger – die auch bisherige<br />
2.0-Stereo-Hörer im Wohnraum zur Umstellung auf eine<br />
(hochwertige) 5-Kanalanlage animieren müsste. Danke,
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 43<br />
Holger Siedler! Und jeder Architekt (wie auch mancher<br />
Akustiker!), der bisher die fehlleitende Norm DIN 18041<br />
anwendete oder gar weiterhin anwenden sollte, müsste<br />
hier sehr nachdenklich werden und mit <strong>für</strong> eine gründliche<br />
Revision eintreten.<br />
Die DVD ist zum Selbstkostenpreis bestellbar beim<br />
THS-Studio Holger Siedler in Dormagen: E-Mail:<br />
info©ths-studio.de<br />
Duve, H.: Ausbau kompakt. Mit Kennziffern, Regeln,<br />
Richtwerten. Köln: Rudolf Müller Medienholding, 2.<br />
Auflage 2011. 503 S., zahlreiche Abb., Tab., Preis: € 49,00.<br />
Das Buch hilft den am Bau Beteiligten, Fehler bei der<br />
Planung , Ausführung und Abnahme zu vermeiden. Das<br />
Taschenbuch beschreibt den Ausbau von Wohn- und<br />
Geschäftsgebäuden – beginnend mit dem fertigen Rohbau<br />
bis zum bezugsfertigen Innenausbau. Behandelt werden<br />
Putz-, Trockenbau-, Estrich- und Fliesenarbeiten sowie<br />
die Ausführung von Beschichtungen unter Berücksichtigung<br />
technischer und rechtlicher Gesichtspunkte.<br />
Weis, B. und Finke, H.: Not– und Sicherheitsbeleuchtung<br />
München/Heidelberg: Hüthig & Pflaum Verlag 2011.<br />
232 S., zahlr. Abb. u. Tab. Preis: € 34.80.<br />
Es werden die Anforderungen an die Sicherheitsbeleuchtung<br />
aus der Normung in Bezug auf gesetzliche<br />
Vorschriften des Arbeitsschutzes und des Baurechts dargestellt.<br />
In einem umfangreichen Kapitel werden alle Grundbegriffe<br />
der Lichttechnik, wie z. B. Lichtstrom, Adaption<br />
und Blendung erläutert.<br />
Ein weiterer Abschnitt beschäftigt sich mit der Lampen-<br />
und Leuchtentechnik, es wird u. a. auf Rettungszeichenleuchten,<br />
Einzelbatterieleuchten sowie LED in der<br />
Notbeleuchtung eingegangen.<br />
Abgerundet wird das Buch durch Kapitel zum Thema<br />
Betrieb der Anlagentechnik, Systemvergleiche und einige<br />
praktische Anwendungsbeispiele.<br />
<strong>Neue</strong>rscheinungen<br />
Die folgenden neuerschienen Bücher sind der Redaktion<br />
zugegangen. Eine ausführliche Besprechung der einzelnen<br />
Werke bleibt vorbehalten.<br />
Lampe, S. und Muller, J.N. (Hrsgb.): Architektur und Baukultur<br />
Berlin: DOM Publishers, 2011. 624 S., zahlr. Abb., Preis:<br />
€ 28,00.<br />
Maßong, F.: Dachtabellen-Anforderungen, Arbeitshilfen,<br />
Berechnungen. Köln: Verlagsges. Rudolf Müller, 3. Aufl.<br />
2011. 1116 S., zahlr. Abb. u. Tab., Preis: € 59,00 mit CD-<br />
ROM.<br />
Wippermann, P. und Hintze, B.: Die besten Einfamilienhäuser<br />
des 21. Jahrhunderts in Deutschland, Österreich,<br />
Schweiz.<br />
München: Callweg Verlag 2011. 176 S., 200 Abb., 100<br />
Pläne, Preis: € 59,95.<br />
Trogisch, A.: Planungshilfen Lüftungstechnik. Berlin,<br />
Offenbach: VDE Verlag, 4. Auflage 2011. 380 S., zahlr.<br />
Abb., Tab., Preis: € 50,00.<br />
Fritzsche, N.: Taschenbuch <strong>für</strong> Lüftungsmonteure und<br />
-meister. Berlin, Offenbach: VDE Verlag 2011, 6. Auflage.<br />
322 S., zahlr. Abb., Tab., Preis: € 28,00.<br />
Bergmann, A.: Photovoltaikanlagen. VDE-Schriftenreihe<br />
Band 138. Berlin, Offenbach: VDE Verlag. 113 S., zahlr.<br />
Abb., Tab., Preis: € 22,00.<br />
Kiefer, G. und Schmolke, H.: VDEO100 und die Praxis.<br />
Wegweiser <strong>für</strong> Anfänger und Profis. Berlin, Offenbach:<br />
VDE Verlag, 14. Auflage 2011. 1020 S., zahlr. Abb., Tab.,<br />
Preis: € 39,00.<br />
Koenigsdorff, R.: Oberflächennahe Geothermie <strong>für</strong><br />
Gebäude. Grundlagen und Anwendungen zukünftiger<br />
Heizung und Kühlung. Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag<br />
2011. 323 S., 132 Abb., 40 Tab., Preis: € 43,00.<br />
Pressetaschenbuch 2012/13. Hrsg.: Union Investment Real<br />
Estate‚ GmbH. Hamburg. Hofkirchen: Olaf Kroll Verlag<br />
2011. 575 S., Preis: € 35,00.<br />
Barrierefreies Bauen. Praktische Tipps zum barrierefreien<br />
Bauen. Hersg.: Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter<br />
e.V. Krautheim/Jagst 2011. 116 S., zahlr. Illustrationen,<br />
Schutzgebühr € 5,00.<br />
Dissertationen<br />
Bahr, C.: Realdatenanalyse zum Instandhaltungsaufwand<br />
öffentlicher Hochbauten – Ein Beitrag zur Budgetierung.<br />
Diss. TH Karlsruhe, 2008.<br />
Rausch, V.: Die Analyse von Konstrukturen der Technischen<br />
Gebäudeausrüstung <strong>für</strong> Bürogebäude im Hinblick<br />
auf Planungs- und Optimierungsansätze der Instandhaltung.<br />
Diss. TU Bergakademie Ostrava, 2012.<br />
Kalz, D.: Integration and Operation of Waterdriven Systems<br />
for Heating and Cooling with low Temperature Differences.<br />
Diss. Univ. Karlsruhe, 2009.<br />
Lichtmeß, M.: Vereinfachung <strong>für</strong> die energetische Bewertung<br />
von Gebäuden. Bergische Univ. Wuppertal, 2010.<br />
Seifert, J.: Ein Beitrag zur Einschätzung der energetischen<br />
und exergetischen Einsparpotentiale von Regelverfahren in<br />
der Heizungstechnik. Habilitationsschrift TU Dresden,<br />
2009.
44 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Zeitschriftenumschau<br />
Rosinski, C. und Zapp F. J.: Hydraulische Auslegung von<br />
Erdwärmesondenanlagen. In: bbr (Fachmagazin <strong>für</strong> Brunnen-<br />
und Leitungsbau), 62 (2022) Nr. 9, S. 36–41.<br />
Anhand hydraulischer Betrachtungen an Erdwärmesonden<br />
unterschiedlicher Bauart und Dimension werden<br />
die verschiedenen Einflüsse auf die Wärmeübertragungsfähigkeit<br />
von Erdwärmesonden dargestellt. Es wird der<br />
Einfluss von laminarer und turbulenter Rohrströmung<br />
auf die Wärmeübertragungsfähigkeit von Erdwärmesonden<br />
erläutert. Der Unterschied zwischen einem Wärmeübergang<br />
bei einer laminaren Strömung und einer turbulenten<br />
Strömung ist nicht unwesentlich.<br />
Die Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes wird abgeleitet<br />
aus Kartenmaterial, Schichtenfolgen bekannter Bohrungen<br />
bzw. Responsetest. Nicht berücksichtigt bei der<br />
Bild 1. Bauarten von Erdwärmesonden.<br />
Bewertung der Wärmeübertragung werden in der Regel<br />
die Geometrie der Erdwärmesonde, die sich einstellenden<br />
Strömungsverhältnisse in den Erdwärmesonden sowie das<br />
verwendete Wasser-Frostschutz-Gemisch. Anhand hy <br />
draulischer Berechnungen kann dieser Einfluss der Bauart<br />
und Dimension verschiedener Erdwärmesonden, der Strömungsverhältnisse<br />
sowie des Wärmeträgermittels dargestellt<br />
werden.<br />
In der Richtlinie VDI 4640 (Thermische Nutzung<br />
des Untergrundes) wird zur Wärmeleitfähigkeit des<br />
Untergrundes eine Vielzahl von Stoffwerten angegeben.<br />
Es werden auch unterschiedliche Geometrien von Erdwärmesonden<br />
dargestellt. Stoffwerte zur Bestimmung<br />
der Strömungsverhältnisse in den Erdwärmesonden<br />
werden in der Richtlinie nicht zur Verfiigung gestellt.<br />
Darüber hinaus fehlen Aussagen über den Einfluss der<br />
Geometrie der Erdwärmesonden auf die Wärmeübertragung<br />
in den Untergrund. In der Richtlinie VDI 4640<br />
wird unter „Abschnitt 5.1 Auslegung“ ein Hinweis auf<br />
den Einfluss der Bauart und der Strömungsart gegeben.<br />
In diesem Abschnitt wird darauf hingewiesen, dass in<br />
der Erdwärmesonde ein laminarer Fluss verhindert<br />
werden soll. Die Wärmeübertragung der Erdwärmesonden-Innenseite<br />
auf den Wärmeträger (Wasser-Frostschutz-Gemisch)<br />
wird durch die vorherrschende Strömungsart<br />
bestimmt.<br />
Durch das Einbringverfahren der Erdwärmesonden in<br />
den Untergrund über Vertikalbohrungen haben sich Bündelrohr-Sonden<br />
als geeignet erwiesen. In Deutschland<br />
werden typischerweise Erdwärmesonden in der Bauart<br />
Bild 2. Einsatzbereiche von Erdwärmesonden.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 45<br />
Einfach-U-Sonde, Doppel-U-Sonde und Koaxial-Sonden<br />
verwendet (Bild 1). Der meist verwendete Typ ist die Doppel-U-Sonde<br />
in der Nennweite da 32.<br />
In der Regel wird in Deutschland als Wärmeträger<br />
ein Gemisch aus Wasser-Ethylenglycol verwendet. Das<br />
Mischungsverhältnis wird durch den gewählten Gefrierpunkt<br />
bestimmt. Die Viscosität (Zähflüssigkeit) des Wärmeträgermittels<br />
ändert sich mit dem Mischverhältnis und<br />
der Medientemperatur. Die Reynolds-Zahl wird mit der<br />
Viskosität bestimmt. Gemische (Salzlösungen) wie Kaliumchlorid,<br />
Calciumchlorid werden tendenziell eine geringere<br />
Viskosität wie Gemische aus Ethylenglycol, Ehtanol,<br />
Methanol, aufweisen. Gemische aus Propylenglycol sind<br />
auf Grund der hohen Viskosität im Arbeitsbereich (+5 °C<br />
bis –5 °C) <strong>für</strong> Erdwärmesondenanlagen nicht geeignet.<br />
Zur Verbesserung der Wärmeübertragung ist es, zumindest<br />
fiir Rohrbündelsonden wie Einfach- und Doppel-U-<br />
Sonden, notwendig, eine turbulente Strömung zu erzeugen.<br />
Der Einfluss der Sonderbauart wirkt sich erheblich<br />
auf die Strömungsart aus. Die üblicherweise vorgesehene<br />
Doppel-U-Sonde da 32 ist im Auslegungsfall kritisch. In<br />
der Regel wird sich kein Massenstrom mit einem Temperaturgefälle<br />
von 2,5 K einstellen lassen. Wird der Massenstrom<br />
auf zwei Sonden aufgeteilt, liegt die Strömung beim<br />
Einsatz einer Doppel-U-Sonde da 32 in jedem Fall im<br />
laminaren Bereich. Die in diesem Fall erfolgreichste<br />
U-Sonde stellt die Einfach-U-Sonde da 40 dar. Die Auslegungsparameter<br />
sollten daher im Auslegungsfall bewertet<br />
werden und die im jeweiligen Fall strömungsgünstigste<br />
Sonde gewählt werden.<br />
Koaxialsonden unterscheiden sich von U-Sonden in<br />
ihrer Strömungscharakteristik. Bei der U-Sonde ist der<br />
hydraulische Durchmesser dem Rohrinnendurchmesser<br />
gleichzusetzen. Bei Koaxialsonden stellt die Spaltbreite<br />
zwischen dem Innenrohr und dem Außenrohr den hy <br />
draulischen Durchmesser dar. Das Spaltmaß einer Ko <br />
axialsonde mit einem Außenrohr da 63 und einem Innenrohr<br />
von da 40 beträgt 5,7 mm. Im allgemeinen Betrieb<br />
einer Koaxialsonde als Erdwärmesonde wird eine laminare<br />
Strömung im Außenring vorherrschen. Durch die<br />
geringe Spaltbreite können die Nachteile bei der Wärmeübertragung<br />
bei einer laminaren Strömung durch Wärmeleitung<br />
in Fluid aufgehoben. Die Wärmeaufnahme verändert<br />
sich bei einer Koaxialsonde im laminaren Bereich nur<br />
geringfügig. Somit können Koaxialsonden auch in großen<br />
Erdwärmesondenfeldem problemlos im Teillastbereich<br />
gefahren werden.<br />
Die Autoren der GEFGA mbH Gesellschaft zur Entwicklung<br />
und Förderung geothermen Anlagen in Limburg<br />
schließen ihren Bericht über die Einsatzbereiche<br />
von Erdwärmesonden mit dem Hinweis, dass diese individuell<br />
auf das jeweilige Projekt hydraulisch auszulegen<br />
sind. Anhand der vorgestellten Berechnungsmethoden<br />
können Erdwärmesonden hinsichtlich ihrer Strömungsart,<br />
turbulent oder laminar, untersucht und bewertet<br />
werden. Eine Auswahlhilfe zur hydraulischen Bewertung<br />
von Erdwärmesonden stellt das im Beitrag wiedergegebene<br />
Bild 2 dar. In dieser Darstellung wurden die wesentlichen<br />
Parameter zur hydraulischen Bewertung aufgenommen,<br />
ideale Einsatzbereiche, nicht einsetzbare Bereiche<br />
dargestellt.<br />
Gesundheitstechnische Gesellschaft<br />
Mitteilungen<br />
Am 25. Oktober 2011 hielt Dr. Dietmar Petersohn in einer<br />
Gemeinschaftsveranstaltung der Gesundheitstechnischen<br />
Gesellschaft und des Umweltbundesamtes im Hermann-<br />
Rietschel-Institut der TU Berlin einen Vortrag über „<strong>Neue</strong><br />
Anforderungen an die Qualität des Trinkwassers und<br />
Lösungsansätze <strong>für</strong> die Praxis der Wasserversorgungsunternehmen“.<br />
Der Referent ist Leiter Labor Berliner Wasserbetriebe<br />
und Mitglied der Trinkwasserkommission<br />
beim Umweltbundesamt. Seit dem 1. November 2011 gilt<br />
die gemäß Änderungsverordnung vom 3. Mai 2011 novellierte<br />
Trinkwasserverordnung 2001 (TrinkwV 2001/ä). Für<br />
das Umweltbundesamt moderierte Dir. und Prof. Dr.<br />
rer.nat. Hermann H. Dieter, Leiter FG II 3.6 Toxikologie<br />
des Trink- und Badewassers.<br />
Auf Grund der Ermächtigung aus § 38 IfSG hat das<br />
Bundesministerium <strong>für</strong> Gesundheit, mit Zustimmung des<br />
Bundesrates, die „Verordnung über die Qualität von Wasser<br />
<strong>für</strong> den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung<br />
– TrinkwV 2001)“ erlassen. In ihr werden Anforderungen<br />
detailliert festgelegt <strong>für</strong><br />
– die Beschaffenheit des Trinkwasser,<br />
– die Aufbereitung des Wassers,<br />
– die Pflichten der Wasserversorger sowie<br />
– die Überwachung des Trinkwassers.<br />
Die Trinkwasserverordnung ist die Umsetzung der europäischen<br />
„Richtlinie des Rates vom 3. November 1998<br />
über die Qualität von Wasser <strong>für</strong> den menschlichen<br />
Gebrauch (Richtlinie 98/83/EG)“ in nationales Recht.<br />
Mit der TrinkwV 2001 liegt also eine im Grundsatz europäisch<br />
harmonisierte Regelung vor. Die TrinkwV 2001<br />
weist eine Reihe von Abweichungen auf, die eine Verschärfung<br />
des deutschen gegenüber dem europäschen<br />
Recht darstellen. Diese sind notwendig und zulässig, um<br />
bewährte und bereits lange bestehende nationale Regelungen<br />
auch weiterhin aufrecht erhalten zu können.<br />
Positive Aspekte der Novellierung<br />
der Trinkwasserverordnung<br />
– Die Begriffsänderung von „Wasser <strong>für</strong> den menschlichen<br />
Gebrauch“ zu „Trinkwasser“ erhöht die Lesbarkeit<br />
der Verordnung.<br />
– Mit der Unterscheidung von 6 Arten von Wasserversorgungsanlagen<br />
anstelle von bisher 3 Arten und mit<br />
der Definition von verschiedenen wichtigen Begriffen<br />
sind die Regelungen der Trinkwasserverordnung nun<br />
eindeutiger.<br />
– In § 5 Absatz 5 wurde der Verweis eingefügt, dass die<br />
Desinfektion nach den allgemein anerkannten Regeln<br />
der Technik unter Beachtung des chemischen Minimierungsgebots<br />
(§ 6 Absatz 3) durchzuführen ist.<br />
– Trinkwasseranlagen werden durch klare Vorschrift<br />
gegen Kontaminationen durch Nicht-Trinkwasseranlagen<br />
abgesichert, und es erfolgt ein Verweis auf die
46 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Sicherungseinrichtungen nach den allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik § 8 Absatz 2.<br />
– Die Rolle des Umweltbundesamtes bei der Führung<br />
der Liste gemäß § 11 und die im Anhörungsverfahren<br />
beteiligten Kreise sowie das Antragsverfahren zur Neuaufnahme<br />
von Stoffen oder Desinfektionsverfahren<br />
werden näher bestimmt.<br />
– Es liegen klare Regelungen vor zu den vor allem in den<br />
Trinkwasserinstallationen vorkommenden Krankheitserregern<br />
Legionellen und den daraus resultierenden<br />
Untersuchungspflichten. (§ 13 Anzeigepflichten, Absatz<br />
5)<br />
– Die Anzeigepflichten der Wasserversorgungsunternehmen<br />
gegenüber dem Gesundheitsamt sind klarer ausgeführt<br />
und festgeschrieben worden.<br />
– Coliforme Bakterien werden analog zur Trinkwasserrichtlinie<br />
98/83/EG aus Anlage 1 (mikrobiologische<br />
Parameter) in Anlage 3 (Indikatorparameter) transferiert,<br />
um ihre Stellung als Indikatororganismen hervorzuheben<br />
und sie von den Parametern abzuheben, denen<br />
eine unmittelbare Gesundheitsrelevanz zugeschrieben<br />
wird.<br />
– Für Uran wird aufgrund seines ubiquitären Vorkommens<br />
und seiner chemisch-toxikologischen Wirkung ein<br />
Grenzwert eingeführt.<br />
§ 3 Begriffsbestimmungen Neu<br />
… sind Wasserversorgungsanlagen<br />
a) Anlagen einschließlich des dazugehörenden Leitungsnetzes,<br />
aus denen pro Tag mindestens 10 Kubikmeter<br />
Trinkwasser entnommen oder auf festen Leitungswegen<br />
an Zwischenabnehmer geliefert werden oder auf<br />
festen Leitungswegen Trinkwasser an mindestens<br />
50 Personen abgegeben wird (zentrale Wasserwerke);<br />
… sind Wasserversorgungsanlagen<br />
b) Anlagen einschließlich des dazugehörigen Leitungsnetzes,<br />
aus denen pro Tag weniger als 10 Kubikmeter<br />
Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen oder<br />
öffentlichen Tätigkeit genutzt und an weniger als 50<br />
Personen abgegeben werden (dezentrale kleine Wasserwerke);<br />
… sind Wasserversorgungsanlagen<br />
c) Kleinanlagen zur Eigenversorgung < 10 m 3 /Tag<br />
d) Anlagen an Bord von Land-, Wasser- und Luftfahrzeugen<br />
… sind Wasserversorgungsanlagen<br />
e) Anlagen der Trinkwasser-Installation, aus denen Trinkwasser<br />
aus einer Anlage nach Buchstabe a oder Buchstabe<br />
b an Verbraucher abgegeben wird (ständige Wasserverteilung);<br />
… sind Wasserversorgungsanlagen<br />
f) Anlagen, aus denen Trinkwasser entnommen oder an<br />
Verbraucher abgegeben wird und die zeitweilig betrieben<br />
werden oder zeitweilig an eine Anlage nach Buchstabe<br />
a, b oder Buchstabe e angeschlossen sind (zeitweise<br />
Wasserverteilung);<br />
§ 3 Begriffsbestimmungen Neu<br />
– Ist „Rohwasser“<br />
Wasser, das mit einer Wassergewinnungsanlage der<br />
Ressource entnommen und unmittelbar zu Trinkwasser<br />
aufbereitet oder ohne Aufbereitung als Trinkwasser<br />
verteilt werden soll;<br />
– Sind „Aufbereitungsstoffe“<br />
alle Stoffe, die bei der Gewinnung, Aufbereitung und<br />
Verteilung des Trinkwassers bis zur Entnahmestelle<br />
eingesetzt werden, und durch die sich die Zusammensetzung<br />
des entnommenen Trinkwassers verändern<br />
kann;<br />
– Ist „technischer Maßnahmenwert<br />
ein Wert, bei dessen Erreichen oder Überschreitung<br />
eine von der Trinkwasser-Installation ausgehende vermeidbare<br />
Gesundheitsgefährdung zu besorgen ist und<br />
Maßnahmen zur hygienisch-technischen Überprüfung<br />
der Trinkwasser-Installation im Sinne einer Gefährdungsanalyse<br />
eingeleitet werden;<br />
– ist „gewerbliche Tätigkeit“<br />
die unmittelbare oder mittelbare, zielgerichtete Trinkwasserbereitstellung<br />
im Rahmen einer selbstständigen,<br />
regelmäßigen und in Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten<br />
Tätigkeit;<br />
– Ist „öffentliche Tätigkeit“<br />
die Trinkwasserbereitstellung <strong>für</strong> einen unbestimmten,<br />
wechselnden und nicht durch persönliche Beziehungen<br />
verbundenen Personenkreis.“<br />
§ 4 Allgemeine Anforderungen Neu (01112)<br />
(1) Trinkwasser muss so beschaffen sein, dass durch seinen<br />
Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der<br />
menschlichen Gesundheit insbesondere durch Krankheitserreger<br />
nicht zu besorgen ist.<br />
§ 5 Mikrobiologische Anforderungen Neu<br />
(4) Konzentrationen von Mikroorganismen, die das<br />
Trinkwasser verunreinigen oder seine Beschaffenheit<br />
nachteilig beeinflussen können, sollen so niedrig<br />
gehalten werden, wie dies nach den allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik mit vertretbarem Aufwand<br />
unter Berücksichtigung von Einzelfällen möglich<br />
ist.<br />
§ 9 Maßnahmen im Falle der Nichteinhaltung<br />
von Grenzwerten, der Nichterfüllung von Anforderungen<br />
sowie des Erreichens oder der Überschreitung<br />
von technischen Maßnahmenwerten<br />
(6) Wird dem Gesundheitsamt bekannt, dass in einem<br />
Wasserversorgungsgebiet Mikroorganismen oder chemische<br />
Stoffe vorkommen, die eine Gefährdung der<br />
menschlichen Gesundheit besorgen lassen und <strong>für</strong> die<br />
in den Anlagen 1 und 2 kein Grenzwert aufgeführt ist,<br />
legt das Gesundheitsamt unter Beachtung von § 5<br />
Absatz 1 und § 6 Absatz 1 fest, bis zu welchen Konzentrationen<br />
und <strong>für</strong> welchen Zeitraum diese Mikroorga
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 47<br />
nismen oder chemischen Stoffe im Trinkwasser enthalten<br />
sein dürfen. Absatz 7 bleibt unberührt.<br />
§ 13 Anzeigepflichten<br />
(5) Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage<br />
nach § 3 Nummer 2 Buchstabe d<br />
oder e (Anlagen der Trinkwasser-Installation, aus<br />
denen Trinkwasser aus einer Anlage nach Buchstabe a<br />
oder Buchstabe b an Verbraucher abgegeben wird<br />
(ständige Wasserverteilung)), in der sich eine Großanlage<br />
zur Trinkwassererwärmung nach der Definition<br />
der allgemein anerkannten Regeln der Technik befindet,<br />
haben sofern aus dieser Trinkwasser im Rahmen<br />
einer öffent lichen oder gewerblichen Tätigkeit abgegeben<br />
wird, den Bestand unverzüglich dem Gesundheitsamt<br />
anzuzeigen.<br />
§ 14 Untersuchungspflichten<br />
Für Proben aus Verteilungsnetzen gilt bezüglich der Probennahmestelle<br />
§ 19 Absatz 2 (… das Ges.Amt legt <strong>für</strong><br />
jedes Wasserversorgungsgebiet einen Probenahmeplan<br />
fest, der die Erfüllung der Berichtspflichten gem. § 21<br />
sicher stellt ; in den Probenahmeplan können alle Wasserversorgungsanlagen<br />
einbezogen werden deren Trinkwasser<br />
<strong>für</strong> das betreffende Wasserversorgungsgebiet repräsentativ<br />
ist) entsprechend.<br />
Die Probenahmplanung ist mit dem Gesundheitsamt<br />
abzustimmen.<br />
(3) Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage<br />
nach § 3 Nummer 2 Buchstabe d<br />
oder Buchstabe e, in der sich eine Großanlage zur<br />
Trinkwassererwärmung nach der Definition der allgemein<br />
anerkannten Regeln der Technik befindet, haben<br />
unter Beachtung von Absatz 6, sofern sie Trinkwasser<br />
im Rahmen einer gewerblichen oder öffentlichen<br />
Tätigkeit abgeben, das Wasser durch ergänzende systemische<br />
Untersuchungen gemäß Satz 3 an mehreren<br />
repräsentativen Probennahmestellen auf den in Anlage<br />
3 Teil II festgelegten Parameter zu untersuchen oder<br />
untersuchen zu lassen. Die Untersuchungspflicht nach<br />
Satz 1 besteht <strong>für</strong> Anlagen, die Duschen oder andere<br />
Einrichtungen enthalten, in denen es zu einer Vernebelung<br />
des Trinkwassers kommt.<br />
Die Untersuchungspflicht besteht eindeutig nur <strong>für</strong> Anlagen,<br />
die entsprechend der Definition nach § 3 Absatz 1<br />
Nummern 10 und 11 Trinkwasser im Rahmen einer<br />
gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit abgeben. Eigenheimbesitzer,<br />
die das betreffende Objekt selbst bewohnen<br />
unterliegen dieser Pflicht nicht!<br />
Bei Abgabe von Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen<br />
Tätigkeit (Vermietung) ist zur Feststellung einer<br />
Untersuchungspflicht zu prüfen, ob die technische Definition<br />
der „Großanlage“ entsprechend den aaRdT<br />
zutrifft. Eventuelle Ableitungen zu Untersuchungspflichten<br />
aus dem DVGW-Arbeitsblatt W 551 treffen hier nicht<br />
zu –die Definition „Großanlage“ im Sinne Abschnitt 4<br />
DVGW-W 551 ist im Zusammenhang mit der Definition<br />
„Kleinanlage“ zu sehen.<br />
„Kleinanlagen“ sind alle Anlagen mit Speicher-Trinkwassererwärmern<br />
oder zentralen Durchfluss-Trinkwassererwärmern<br />
in Einfamilienhäusern und Zweifamilienhäusern<br />
– unabhängig vom Inhalt des Trinkwassererwärmers<br />
und dem Inhalt der Rohrleitung (auch unabhängig vom<br />
Status „eigengenutzt“ oder „vermietet“) Weiterhin sind<br />
außerhalb der Ein- und Zweifamilienhäuser auch Anlagen<br />
„Kleinanlagen“, wenn diese die genannten Größenbeschränkungen<br />
(400 l Anlageninhalt und 3 l Rohrinhalt)<br />
erreichen oder unterschreiten. Damit können sich auch in<br />
Dreifamilien- oder Mehrfamilienhäusern Kleinanlagen<br />
befinden.<br />
„Großanlagen“ können damit nur Anlagen sein, auf<br />
die die Definition der „Kleinanlage“ nicht zutrifft, also<br />
keine Ein- und Zweifamilienhäuser, sondern Anlagen in<br />
weiteren Wohngebäuden und andere Anlagen, die die<br />
genannten Größenbeschränkungen überschreiten.<br />
Quelle: Antwortschreiben Dr. B. Mendel auf Anfrage<br />
BDEW – Untersuchungspflicht auf Legionellen in Wohnhäusern<br />
vom 26. Januar 2011.<br />
§ 14 Untersuchungspflichten<br />
(6) Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage<br />
haben die Untersuchungen nach<br />
den Absätzen 1, 3, 4 und 5 durch eine Untersuchungsstelle<br />
durchführen zu lassen, die in einer aktuell<br />
bekannt gemachten Landesliste nach § 15 Absatz 4<br />
Satz 2 gelistet ist.<br />
§ 15 Untersuchungsverfahren und<br />
Untersuchungsstellen<br />
(4) Die nach §§ 14,16 Absatz 2 und 3 sowie den §§ 19 und<br />
§ 20 erforderlichen Untersuchungen einschließlich der<br />
Probennahmen dürfen nur von solchen Untersuchungsstellen<br />
durchgeführt werden, die<br />
– die Vorgaben der Anlage 5 (Spezifikation <strong>für</strong> die Analyse<br />
der Parameter, Teil 1: Parameter <strong>für</strong> die mikrobiol.<br />
Analyseverfahren) einhalten, Neu<br />
– nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik<br />
arbeiten,<br />
– über ein System der internen Qualitätssicherung verfügen,<br />
– sich mindestens einmal jährlich an externen Qualitätssicherungsprogrammen<br />
erfolgreich beteiligen,<br />
– über Personal verfügen, das <strong>für</strong> die entsprechenden<br />
Tätigkeiten hinreichend qualifiziertes Personal ist,<br />
– und durch eine nationale Akkreditierungsstelle eines<br />
Mitgliedsstaates der Europäischen Union <strong>für</strong> Trinkwasseruntersuchungen<br />
akkreditiert sind.<br />
Die zuständige oberste Landesbehörde hat eine Liste der<br />
im jeweiligen Land tätigen Untersuchungsstellen, die die<br />
Anforderungen nach Satz 1 erfüllen, bekannt zu machen,<br />
soweit die Untersuchungsstelle nicht bereits in einem<br />
anderen Land gelistet ist. Das mit der Listung verbundene<br />
Recht zur Untersuchung von Trinkwasser nach<br />
Satz 1 gilt bundesweit.
48 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
§ 17 Anforderungen an Anlagen <strong>für</strong><br />
die Gewinnung, Aufbereitung oder Verteilung<br />
von Trinkwasser<br />
(2) Wasserversorgungsanlagen, aus denen Wasser <strong>für</strong><br />
den menschlichen Gebrauch Trinkwasser abgegeben<br />
wird, dürfen nicht ohne eine den allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik entsprechende Sicherungseinrichtung<br />
mit Wasser führenden Apparaten<br />
verbunden werden, in denen sich Wasser befindet<br />
oder fortgeleitet wird, das nicht <strong>für</strong> den menschlichen<br />
Gebrauch im Sinne des § 3 Nummer 1 bestimmt ist.<br />
Siehe auch § 8 Stelle der Einhaltung: 2. bei Trinkwasser<br />
in einem an die Trinkwasser-Installation angeschlossenen<br />
Apparat, der entsprechend den allgemein<br />
anerkannten Regeln der Technik nicht Teil der<br />
Trinkwasserinstallation ist, an der nach den allgemein<br />
anerkannten Regeln der Technik notwendigen<br />
Sicherungseinrichtung.<br />
§ 19 Umfang der Überwachung<br />
Neu: (2) Das Gesundheitsamt legt <strong>für</strong> jedes Wasserversorgungsgebiet<br />
einen Probennahmeplan fest, der die<br />
Er füllung der Berichtspflichten gemäß § 21 sicherstellt.<br />
Der Probennahmeplan berücksichtigt die in Anlage 4<br />
festgelegte Häufigkeit von Analysen, den Untersuchungsumfang<br />
<strong>für</strong> routinemäßige und umfassende Untersuchungen<br />
und den Untersuchungszeitpunkt und die Probennahmestelle.<br />
Die Proben sind grundsätzlich an der Stelle der Einhaltung<br />
nach § 8 zu nehmen, um sicherzustellen, dass<br />
das Trinkwasser die Anforderungen der Verordnung<br />
erfüllt. Bei einem Verteilungsnetz können jedoch <strong>für</strong><br />
bestimmte Parameter alternativ Proben innerhalb des<br />
Wasserversorgungsgebietes oder in den Aufbereitungsanlagen<br />
entnommen werden, wenn keine nachteiligen<br />
Veränderungen des Trinkwassers im Verteilungssystem<br />
bezüglich des untersuchten Parameters zu erwarten<br />
sind. … In den Probennahmeplan können alle Wasserversorgungsanlagen<br />
einbezogen werden, deren Trinkwasser<br />
<strong>für</strong> das betreffende Wasserversorgungsgebiet<br />
repräsentativ ist. Gegebenenfalls hat das Gesundheitsamt<br />
ergänzende Untersuchungen vorzunehmen oder<br />
vornehmen zu lassen.<br />
(3) Soweit das Gesundheitsamt die Entnahme oder<br />
Untersuchung von Wasserproben nach Absatz 1 Satz und<br />
2 nicht selbst durchführt, beauftragt es hier<strong>für</strong> eine vom<br />
Wasserversorgungsuntemehmen unabhängige Untersuchungsstelle,<br />
die nicht bereits die Betreiberuntersuchung<br />
durchgeführt hat und welche die Anforderungen des § 15<br />
Absatz 4 Satz 1 erfüllt.<br />
Neu: (5) Die Überwachungsmaßnahmen nach Absatz 1<br />
sind <strong>für</strong> Wasserversorgungsanlagen nach § 3 Nummer 2<br />
Buchstabe a und b mindestens einmal jährlich vorzunehmen;<br />
wenn die Überwachung während eines Zeitraums<br />
von vier Jahren zu keinen wesentlichen Beanstandungen<br />
geführt hat, kann das Gesundheitsamt die Überwachung<br />
in größeren Zeitabständen, bei Wasserversorgungsanlagen<br />
nach § 3 Nummer 2 Buchstabe a mindestens aber<br />
einmal in drei Jahren …<br />
Neu: (7) Bei Wasserversorgungsanlagen nach § 3 Nummer<br />
2 Buchstabe e, aus denen Trinkwasser im Rahmen<br />
einer öffentlichen Tätigkeit bereitgestellt wird, bei Wasserversorgungsanlagen<br />
nach Buchstabe d, aus denen<br />
Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen oder öffentlichen<br />
Tätigkeit bereitgestellt wird, sowie bei Wasserversorgungsanlagen<br />
nach Buchstabe f hat das Gesundheitsamt<br />
im Rahmen der Überwachung mindestens diejenigen<br />
Parameter zu untersuchen oder untersuchen zu lassen,<br />
von denen anzunehmen ist, dass sie sich in der Trinkwasser-Installation<br />
nachteilig verändern können. Zur Durchführung<br />
richtet das Gesundheitsamt ein Überwachungsprogramm<br />
auf der Grundlage geeigneter stichprobenartiger<br />
Kontrollen ein.“<br />
§ 20 Anordnungen des Gesundheitsamtes<br />
Neu: 4. die Untersuchungen auszudehnen oder ausdehnen<br />
zu lassen haben zur Feststellung, … a) ob andere als<br />
die in nach den Anlagen 1 und 3 genannten untersuchten<br />
Mikroorganismen in Konzentrationen im Trinkwasserwasser<br />
enthalten sind.<br />
§ 21 Information der Verbraucher und<br />
Berichtspflichten<br />
Neu: Ab dem 1. Dezember 2013 haben Unternehmer und<br />
der … einer Wasserversorgungsanlage nach § 3 Nummer 2<br />
Buchstabe a und b oder, sofern die Anlage im Rahmen<br />
einer gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit betrieben<br />
wird, nach Buchstabe e, die betroffenen Verbraucher zu<br />
informieren, wenn Leitungen aus dem Werkstoff Blei in<br />
der von ihnen betriebenen Anlage vorhanden sind, sobald<br />
sie hiervon Kenntnis erlangen.<br />
Betrachtung wesentlicher Änderungen<br />
im Einzelnen Anlage 2 (zu § 6 Absatz 2)<br />
Chemische Parameter<br />
Teil I: Chemische Parameter, deren Konzentration sich im<br />
Verteilungsnetz einschließlich der Trinkwasser-Installation<br />
in der Regel nicht mehr erhöht<br />
Acrylamid 0,00010 mg/L<br />
Der Grenzwert bezieht sich auf die Restmonomerkonzentration<br />
im Trinkwasser, berechnet auf Grund der maximalen<br />
Freisetzung nach den Spezifikationen des entsprechenden<br />
Polymers und der angewandten Polymerdosis.<br />
Der Nachweis der Einhaltung des Grenzwertes kann auch<br />
durch die Analyse des Trinkwassers erbracht werden. (gilt<br />
auch <strong>für</strong> Epichlorhydrin und Vinylchlorid) Die Anforderungen<br />
nach § 11 bleiben unberührt.<br />
Teil II: Chemische Parameter, deren Konzentration im Verteilungsnetz<br />
einschließlich der Hausinstallation Trinkwasser-Installation<br />
ansteigen kann<br />
Kupfer 2,0 mg/L<br />
Grundlage ist eine <strong>für</strong> die durchschnittliche wöchentliche<br />
Trinkwasseraufnahme durch Verbraucher repräsentative<br />
Probe;. Auf eine Untersuchung im Rahmen der Überwachung<br />
nach § 19 Absatz 7 kann in der Regel verzichtet<br />
werden , wenn der pH-Wert im Wasserversorgungsgebiet
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 49<br />
größer oder gleich 7,8 ist Alt: Die Untersuchung im Rahmen<br />
der Überwachung nach § 19 Abs. 7 ist nur dann<br />
erforderlich, wenn der pH-Wert im Versorgungsgebiet<br />
kleiner als 7,4 ist.<br />
Cadmium neuer Grenzwert 0,003 mg/l = 3 µg/L<br />
Alt: 0,005 mg/L = 5 µg/L<br />
THM bis 0,1 mg/L am Zapfhahn möglich, wenn seuchenhygienisch<br />
begründet<br />
Anlage 3 (zu § 7) Indikatorparameter<br />
Teil I: Allgemeine Indikatorparameter<br />
Clostridium perfringens (einschließlich Sporen)<br />
Anzahl/100 mL – 0<br />
Dieser Parameter braucht nur bestimmt zu werden, wenn<br />
das Rohwasser von Oberflächenwasser stammt oder von<br />
Oberflächenwasser beeinflusst wird. Wird dieser Grenzwert<br />
nicht eingehalten, veranlasst die zuständige Behörde<br />
Nachforschungen im Versorgungssystem, um sicherzustellen,<br />
dass keine Gefährdung der menschlichen Gesundheit<br />
auf Grund eines Auftretens krankheitserregender<br />
Mikroorganismen, z. B. Cryptosporidium, besteht. Über<br />
das Ergebnis dieser Nachforschungen unterrichtet die<br />
zuständige Behörde über die zuständige oberste Landesbehörde<br />
das Bundesministerium <strong>für</strong> Gesundheit<br />
Trübung Nephelometrische Trübungseinheiten (NTU) 1,0<br />
Der Grenzwert gilt als eingehalten, wenn am Ausgang<br />
des Wasserwerks der Grenzwert nicht überschritten wird.<br />
Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage<br />
nach § 3 Nr. 2 Buchstabe a oder b<br />
haben einen plötzlichen oder kontinuierlichen Anstieg<br />
unverzüglich der zuständigen Behörde zu melden. Letzteres<br />
gilt auch <strong>für</strong> das Verteilungsnetz<br />
– Elektr. Leitfähigkeit: neuer Grenzwert 2790 pS/cm bei<br />
25 °C<br />
– Neu in Anlage 3: Coliforme Bakterien 0/100 mL<br />
– Koloniezahlverfahren nach TrinkwV 1990 nicht mehr<br />
<strong>für</strong> Wasser in Behältnissen (Anpassung an EUTrinkwasserrichtlinie)<br />
– Ammonium: Nachforschung bei plötzlichem oder<br />
kontinuierlichem Anstieg<br />
– Geruch: Qualitative Untersuchung im Routinebetrieb<br />
– Verzicht auf Geschmacksprobe bei mikrobieller<br />
Kontamination<br />
– Geogen bedingte Überschreitungen (alt) bei<br />
Ammonium, Chlorid, Sulfat, Eisen, Mangan jetzt<br />
allgemein im § 9 (5) geregelt<br />
– Sulfat: neuer Grenzwert 250 mg/L. Alt: 240 mg/L<br />
– neu als eigenständiger Parameter: Calcitlösekapazität<br />
Teil II: Spezielle Anforderungen an Trinkwasser in Anlagen<br />
der Trinkwasser-Installation<br />
Parameter: Legionella spec. Technischer Maßnahmewert:<br />
100/100 mL<br />
Anlage 4 (zu § 14 und § 19) Umfang und<br />
Häufigkeit von Untersuchungen<br />
Teil II: Häufigkeit der Untersuchungen<br />
b) Untersuchung von Trinkwasser-Installationen nach<br />
§ 14 Absatz 3<br />
Der Parameter Legionella spec. ist mindestens einmal<br />
jährlich entsprechend den Vorgaben in § 14 Absatz 3 zu<br />
untersuchen. Für Wasserversorgungsanlagen nach § 3<br />
Nummer 2 Buchstabe d legt das Gesundheitsamt die<br />
Häufigkeit fest. Sind bei den jährlichen Untersuchungen<br />
auf Legionella spec. in drei aufeinander folgenden Jahren<br />
keine Beanstandungen festgestellt worden, so kann das<br />
Gesundheitsamt auch längere Untersuchungsintervalle<br />
festlegen, sofern die Anlage und Betriebsweise nicht verändert<br />
wurden und nachweislich den allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik entsprechen.<br />
Diese Verlängerung der Untersuchungsintervalle ist<br />
nicht möglich in Bereichen, in denen sich Patienten mit<br />
höherem Risiko <strong>für</strong> Krankenhausinfektionen befinden<br />
(z. B. Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen,<br />
Einrichtungen <strong>für</strong> ambulantes Operieren,<br />
Dialyseeinrichtungen, Entbindungseinrichtungen).<br />
Anzahl und Beschreibung der repräsentativen Probennahmestellen<br />
gemäß § 14 Absatz 3 Satz 1 richten sich nach<br />
den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Die Probennahme<br />
erfolgt nach DIN EN ISO 19458 wie dort<br />
unter „Zweck b“ beschrieben. Die Menge des vor dem<br />
Befüllen des Probenbehälters abgelaufenen Wassers darf<br />
3 Liter nicht übersteigen.<br />
Wasserbeschaffenheit –<br />
Probenahme <strong>für</strong> mikrobiologische<br />
Untersuchungen (ISO 19458:2006);<br />
Deutsche Fassung EN ISO 19458:2006<br />
Probenahme an einer Entnahmearmatur <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Zwecke<br />
Zweck<br />
Qualität des<br />
Wassers<br />
Entfernen von<br />
angebrachten<br />
Vorrichtungen<br />
und Einsätzen<br />
Desinfektion<br />
Spülung<br />
a)<br />
in der Hauptverteilung<br />
ja ja ja<br />
b)<br />
an der Entnahmearmatur<br />
ja ja<br />
nein 1<br />
(minimnal)<br />
c)<br />
wie es verbraucht<br />
wird nein nein nein<br />
1 Nur kurz spülen, um den Einfluss der Desinfektion der<br />
Entnahmearmatur auszugleichen.<br />
Zum Abschluss –<br />
Was ist unbefriedigend geblieben?<br />
– Immer noch fehlt die Definition der relevanten Metabolite<br />
von Pflanzenschutzmitteln und Biozidprodukten.<br />
– Das neu eingeführte Minimierungsgebot <strong>für</strong> Mikroorganismen<br />
bezieht sich in der vorliegenden Form auf<br />
solche Mikroorganismen, „die das Trinkwasser verunreinigen<br />
oder seine Beschaffenheit nachteilig beeinflussen“.<br />
Diese Formulierung ist sehr unscharf und kann<br />
zu Unklarheiten im Vollzug führen.<br />
– Es liegt immer noch Strafbewehrung eines Verstoßes<br />
gegen § 11 vor (auch bei Konzentrationsüberschreitungen).
50 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
– Auch im Verteilungsnetz soll ein plötzlicher oder kontinuierlicher<br />
Anstieg der Trübung unverzüglich der<br />
zuständigen Behörde gemeldet werden.<br />
– Eine Änderung des dynamischen Verweises auf die<br />
Liste gemäß § 11 (wie in der TrinkwV 2001) zu einem<br />
festen Verweis in der Novelle.<br />
25. Mülheimer Wassertechnisches Seminar<br />
IWW Zentrum Wasser veranstaltet gemeinsam mit dem<br />
DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg das<br />
25. Mülheimer Wassertechnische Seminar zum Thema<br />
Biogaserzeugung und Wasserwirtschaft (24. April 2012).<br />
Im Rahmen der Veranstaltung werden der aktuelle<br />
Stand der Biogaserzeugung und seine zukünftigen Perspektiven<br />
vorgestellt. Mit Experten aus Land- und Wasserwirtschaft<br />
werden sowohl die daraus resultierenden<br />
wasserwirtschaftlichen Risiken als auch Möglichkeiten zu<br />
deren Minimierung diskutiert.<br />
Neben den Aspekten des Ressourcenschutzes sollen die<br />
Möglichkeiten einer technischen und ökonomischen Optimierung<br />
der Biogaserzeugung und -verwertung als Voraussetzung<br />
einer ressourcenschonenden Biogasproduktion<br />
beleuchtet werden.<br />
Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an Fachleute<br />
aus Wasserversorgungsunternehmen, Behörden,<br />
Wissenschaft und Forschung sowie an Vertreter von<br />
Landwirtschaft und Biogasverbänden. Eine begleitende<br />
Fachausstellung bietet zusätzliche Informationsmöglichkeiten.<br />
Information und Programm: Tel. (0208) 40303-0-<br />
101 bzw. www.iww-online.de<br />
Für eine bessere Normung: VBI, BVPI und<br />
Partner legen Forschungsbericht vor<br />
Der Verband Beratender Ingenieure VBI und die Bundesvereinigung<br />
der Prüfingenieure BVPI haben am 8. November<br />
in Berlin den Abschlussbericht <strong>für</strong> das Forschungsvorhaben<br />
„Entwicklung eines Leitfadens zur Erstellung<br />
anwendungsfreundlicher und praxistauglicher Bemessungsnormen“<br />
vorgelegt. Das Forschungsvorhaben wurde<br />
durch die RWTH Aachen und die TU Hamburg- Harburg<br />
bearbeitet und im Rahmen der „Forschungsini tiative<br />
Bau“ finanziell gefördert.<br />
„Anwendungsfreundliche und praxistaugliche Be <br />
messungsnormen sind wesentliche Kostenfaktoren in<br />
unabhängigen Ingenieurbüros aus dem Bereich des konstruktiven<br />
Ingenieurbaus. Sie müssen geeignet sein, Rechtssicherheit<br />
zu schaffen. Daher sehen wir es als zentrale<br />
Aufgabe der Berufsverbände an, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Büros durch angemessene Normen sicherzustellen.<br />
Mit dem heute vorgelegten Bericht sollen Grundlagen<br />
geschaffen werden, die zur Vereinfachung der Normung<br />
beitragen“. Dies sagte VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker<br />
Cornelius anlässlich der öffentlichen Vorstellung des<br />
Abschlussberichtes.<br />
„Wir wollen die Normung auf neue Füße stellen.<br />
Daher haben sich VBI und BVPI organisiert, um die Interessen<br />
der Ingenieure in die Normungsabläufe einzubringen.<br />
Mit freiwilligen finanziellen Beiträgen der Ingenieurbüros<br />
wollen wir der Normungsarbeit deutscher<br />
Ingenieure professionelle Unterstützung geben. Wir rufen<br />
alle konstruktiven Ingenieure und Prüfingenieure auf,<br />
unsere Arbeit finanziell zu unterstützen. Denn nur mit<br />
professionellen Strukturen können wir die Normung mittelfristig<br />
positiv verändern.“ Der Fokus der Untersuchungen<br />
lag auf dem Programm der Tragwerksnormen (Eurocodes),<br />
das aus den Grundlagen- und Einwirkungs normen<br />
sowie den Bemessungsnormen besteht. Die Zielsetzung<br />
des Forschungsprojektes umfasste die Analyse der heutigen<br />
Situation und die Klärung der Randbedingungen<br />
<strong>für</strong> das Normenschaffen in Europa und Deutschland, die<br />
Entwicklung eines Konzepts <strong>für</strong> zukünftige Normen<br />
(tech nische Ebene) und die Erarbeitung eines Vorschlags<br />
<strong>für</strong> die Organisation des Normenschaffens (organisatorische<br />
Ebene).<br />
Der rund 140-seitige Forschungsbericht kann formlos<br />
gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro zzgl. MwSt. und<br />
Versandkosten beim VBI bestellt werden: E-Mail: versand@vbi.de,<br />
Fax (030) 260 62-100.<br />
BHKS hegt Zweifel an BMWi-Studie<br />
zum Energieverbrauch<br />
Erhebliche Zweifel hegt der BHKS – Bundesindustrieverband<br />
Heizungs-, Klima-, Sanitärtechnik/Tech nische<br />
Gebäudesysteme e. V. an der vom Bundesministerium <strong>für</strong><br />
Wirtschaft und Technologie herausge gebenen Studie<br />
„Energieverbrauch des Sektors Gewerbe, Handel, Dienstleistungen<br />
(GHD) in Deutsch land <strong>für</strong> die Jahre 2007-<br />
2010“. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass lediglich<br />
knapp 2 % der Ener gie zur Klimatisierung der Gebäude<br />
eingesetzt werden und nur 13 % der Bürogebäudeflächen<br />
gekühlt bzw. klimatisiert seien. „Diese Ergebnisse decken<br />
sich in keiner Weise mit anderen aktuell vorliegenden<br />
Untersuchungsergebnissen und finden nicht im Geringsten<br />
eine Analogie zu den von verschiedenen Verbänden<br />
erhobenen Absatzzahlen im Bereich der RLT-Geräte und<br />
der Raumklima- bzw. Split- und Multisplitgeräte“, kritisiert<br />
BHKS-Hauptgeschäftsführer Günther Mertz. Der<br />
Anteil von 13 % sei viel zu niedrig angesetzt, zumal die<br />
Studie in ihre Untersuchungsergebnisse das gesamte<br />
Spektrum vom Ein satz zentraler Raumlufttechnik bis hin<br />
zu mobilen Klimageräten einbezieht.<br />
Die 132 Seiten umfassende Studie untersucht den Energieverbrauch<br />
von 2006-2010 in 14 unterschiedli chen<br />
Bereichen der Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen.<br />
Als Basis wurden bundesweit in 2091 Gebäuden<br />
die Verbräuche an Strom, fossilen Energieträgern und an<br />
Fernwärme erhoben und ana lysiert. Anschließend wurden<br />
die Ergebnisse aus diesen Erhebungen auf den gesamten<br />
deutschen Be stand an GDH-Gebäuden hochgerechnet.<br />
Demnach wird in den drei Sektoren Bürogebäude,<br />
Handel und Hotel/Gastronomie in Summe mit rund 240<br />
TWh fast 60 % der gesamten Energie von etwa 407 TWh<br />
verbraucht.<br />
Andere Untersuchungen, wie etwa die kürzlich vom<br />
Umweltbundesamt herausgegebene Studie zu den Energieeinsparpotenzialen<br />
der Gebäudekühlung kommen zu
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 51<br />
dem Ergebnis, dass der Anteil gekühlter Bürogebäudeflächen<br />
bei 51 %, der im Handel bei 66 % und der in Krankenhäusern<br />
bei 20 % liegt. Von diesen Werten weicht die<br />
jetzt vom BMWi vorgelegte Studie – aus welchen Gründen<br />
auch immer – deutlich ab. www.bhks.de<br />
INTERSOLAR EUROPE 2012<br />
Die Messe findet vom 13. bis 15. Juni 2012 auf der <strong>Neue</strong>n<br />
Messe München statt. Informationen finden sich im<br />
Internet unter www.intersolar.de<br />
Professor Dr.-Ing. Jens Knissel<br />
neu an der Universität Kassel<br />
Seit Oktober 2011 vertritt Prof. Dr.-Ing. Jens Knissel das<br />
Fachgebiet Technische Gebäudesanierung im Fachbereich<br />
Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung<br />
der Universität Kassel. Der gebürtige Aachener kommt<br />
vom Institut Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt,<br />
wo er vor allem zu Energieeffizienz und Nachhaltigkeit<br />
von Gebäuden forschte. Prof. Knissel studierte 1984 bis<br />
1991 Energie- und Verfahrenstechnik an der TU Berlin.<br />
Prof. Knissel arbeitet in VDI- und DIN-Ausschüssen<br />
mit und ist Autor und Herausgeber von zahlreichen Publikationen<br />
im Bereich Energieeffizienz von Gebäuden.<br />
Workshop<br />
Die Universität Kassel veranstaltet vom 26. bis 27. März<br />
2012 einen 14. Workshop mit dem Thema „Geruch und<br />
Emissionen bei Kunststoffen“. Themengebiete: Fahrzeugindustrie,<br />
Innenräume (Wohn-, Büroräume, öffentl.<br />
Gebäude usw.), Heimtextilien, Medizinprodukte, Verpackungen,<br />
Konsumprodukte, Mess- und Analysetechnik zur<br />
Geruchs- und Emissionsbestimmung. Parallel zu den Vorträgen<br />
findet eine Ausstellung von Messgeräten und Produkten<br />
statt. Organisation: Inst. f. Werkstoff- und Kunststofftechnik,<br />
Univ. Kassel, Mönchebergstr. 3. Web: http://<br />
www.-kassel.de/fb15/ifw/kst/workshop_geruch.htm<br />
1. Bayerischer Brandschutzkongress<br />
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau veranstaltete<br />
gemeinsam mit weiteren Partnern den 1. Bayerischen<br />
Brandschutzkongress. Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, der<br />
Präsident der Kammer, wies in seiner Rede auf die enorme<br />
Bedeutung der Arbeit von Ingenieuren und Architekten<br />
im Bereich Brandschutz hin. „Wir möchten heute darüber<br />
sprechen, was wir Ingenieure und Architekten tun können,<br />
um die Gebäude, die wir bauen, so sicher wie möglich<br />
zu machen und die Menschen vor den Folgen von<br />
Bränden optimal zu schützen. Sie alle sind heute hier, weil<br />
Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sind und den<br />
1. Baye rischen Brandschutzkongress nutzen möchten,<br />
um sich über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen<br />
im Bereich Brandschutz zu informieren“, betonte<br />
Schroeter das Engagement der mehr als 200 Teilnehmer<br />
aus ganz Bayern.<br />
Ein starkes Veranstalter-Team, dem neben der Bayerischen<br />
Ingenieurekammer-Bau auch die Beton Marketing<br />
Süd, die Bayerische Architektenkammer, das Südbayerische<br />
PortlandZementwerk, der Verband Deutscher<br />
Architekten- und Ingenieurvereine e. V. (DAI), die Vereinigung<br />
der Brandschutzplaner e. V. (VdBP), der Bund<br />
Deutscher Architekten Bayern (BDA), der Bund Deutscher<br />
Baumeister (BDB) und der Verband Beratender<br />
Ingenieure (VBI) angehören, hatte gemeinsam zum<br />
1. Bayerischen Brandschutzkongress in das Bauindustrie<br />
Zentrum nach Stockdorf geladen.<br />
Die Veranstaltung bot den Teilnehmern Gelegenheit,<br />
sich über „brandneue“ Entwicklungen, Fortschritte und<br />
Neuigkeiten im baulichen Brandschutz zu informieren.<br />
Auf der Agenda standen u. a. Themen wie bauordnungsrechtliche<br />
Anforderungen oder vorbeugender Brandschutz<br />
bei Photovoltaikanlagen. Vorsorge ist alles, gerade<br />
im Bereich Brandschutz, darüber waren sich alle Teilnehmer<br />
einig.<br />
Dr.-Ing. Heinrich Schroeter freute sich über den Erfolg<br />
des 1. Bayerischen Brandschutzkongresses: „Ich bin mit<br />
dem Verlauf der Veranstaltung vollauf zufrieden. Ingenieure<br />
und Architekten nehmen die Verantwortung, die<br />
sie durch ihren Beruf gegenüber der Gesellschaft haben,<br />
sehr ernst. Das zeigt sich an der regen Teilnahme am heutigen<br />
Brandschutzkongress und dem guten Feedback, das<br />
wir erhalten haben.“<br />
REHVA Annual Conference<br />
Vom 19. bis 20. April 2012 findet die Konferenz in Timisoara,<br />
Rumänien, statt. In vier Technical sessions werden<br />
behandelt: EU – Politik und Richtlinien <strong>für</strong> die Gebäudesanierung,<br />
Energie – Vorschriften <strong>für</strong> Gebäude und<br />
Systeme, Energieeffiziente Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme<br />
<strong>für</strong> die Sanierungsaufgaben, Energieeffiziente<br />
Option, Effektive Kosten <strong>für</strong> die Uberwachung der verbesserten<br />
Energiesysteme, Finanzierungsfragen bei der<br />
Gebäudesanierung sowie ein Workshop mit Ausführungsbeispielen<br />
der Gebäudesanierung. Mehr Informationen<br />
unter: www.rehva.eu<br />
Qualitätssiegel <strong>für</strong> Raumklimageräte<br />
Führende Anbieter aus der Arbeitsgruppe Energieeffiziente<br />
Raumklimageräte und Wärmepumpen im Fachverband<br />
Gebäude-Klima e.V., FGK, haben jetzt das<br />
Qualitätssiegel Raumklimageräte eingeführt. Die ersten<br />
Unternehmen haben das Siegel bereits erhalten, weitere<br />
Anbieter befinden sich in der Überprüfungsphase. Mit<br />
diesem Qualitätssiegel geben wir dem Kunden Sicherheit,<br />
da der Anbieter, der das Qualitätssiegel führt, garantiert,<br />
dass das gelieferte Gerät einem energetisch und hygienisch<br />
absolut hochwertigen Standard entspricht, erläuterte<br />
Gerold Franz, Vorsitzender der Arbeitsgruppe, die Hintergründe.<br />
Die in der von ihm geführten Arbeitsgruppe<br />
zusammengeschlossenen Unternehmen ver treten knapp
52 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
80 Prozent des Marktes <strong>für</strong><br />
Split- und Multisplit-<br />
Raumklimageräte mit und<br />
ohne Wärmepumpenfunktion,<br />
Bild.<br />
Das neue Qualitätssiegel<br />
kann <strong>für</strong> Raumklimageräte<br />
in Split, Multisplit und<br />
VRF-Ausführungen mit<br />
und ohne Wärmepumpenfunktion<br />
erworben werden. Hierzu sind definierte Standards<br />
beispielsweise zu den Nennleistungen, dem Schalldruckpegel<br />
und zur Gerätekennzeichnung sowie Wartungs-<br />
und Instandhaltungsinformationen einzuhalten.<br />
Zudem wird die korrekte Einhaltung der Energiekennzeichnungsverordnung<br />
(Energielabel bis 12 kW) überprüft.<br />
In Ergänzung zum Label erhalten nur besonders<br />
energieeffiziente Geräte mit Inverterregelung unabhängig<br />
von der Leistung das Qualitätssiegel. Die Einhaltung der<br />
Qualitätskriterien, die Serviceleistungen, die hohe Energieeffizienz<br />
sowie den hygienischen Gerätestandard muss<br />
der Anbieter mit einer Erklärung garantieren. Die Prüfung<br />
der Geräteeigenschaften erfolgt stichprobenhaft<br />
durch Vorlage der Dokumente und Nachweise <strong>für</strong> mindestens<br />
ein Gerät pro Baureihe. Wir gehen davon aus,<br />
dass bis zum Frühjahr 2012 nahezu alle Mitglieder der<br />
Arbeitsgruppe das Qualitätssiegel tragen werden, prognostizierte<br />
FGK-Geschäftsführer Günther Mertz die<br />
weitere Entwicklung.<br />
<strong>Neue</strong>r Service: Zusammenfassung aktueller<br />
Ergebnisse aus der Klimaforschung<br />
Jeden Monat erscheinen zahlreiche wissenschaftliche<br />
Fachbeiträge über neue Forschungsergebnisse zu Klima<br />
und Klimawandel. Dabei ist es nicht immer einfach, einen<br />
Überblick über die wichtigsten Publikationen zu behalten.<br />
Ein neuer Service des Climate Service Centers, einer<br />
Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, soll<br />
nun helfen, in Sachen Klimaforschung stets auf dem<br />
neuesten Stand zu bleiben.<br />
Der CSC-News-Scan berichtet jeden Monat über ausgewählte,<br />
aktuelle Ergebnisse aus der Forschung rund<br />
ums Klima. Ergebnisse der Grundlagenforschung zum<br />
Klimasystem finden dabei ebenso Berücksichtigung wie<br />
Fragen der Energieversorgung, des Klimaschutzes, Informationen<br />
zu Anpassungsmaßnahmen oder der Kommunikation<br />
der Klimaforschung.<br />
Mit dem News-Scan möchte das Climate Service Center<br />
Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaftler<br />
unterschiedlichster<br />
Disziplinen, Medienvertreter<br />
sowie interessierte<br />
Laien über aktuelle<br />
Ergebnisse aus der Forschung<br />
rund um den Klimawandel<br />
informieren.<br />
Eine Auswahl von bis zu<br />
einem Dutzend Publikationen<br />
wird hierzu in © Frank Täubel/fotolia<br />
kurzen,<br />
allgemeinverständlichen Texten zusammengefasst und<br />
Links zu den Original-Veröffentlichungen wissenschaftlicher<br />
Zeitschriften bereitgestellt. Der CSC-News-Scan<br />
wird jeden Monat per E-Mail verschickt und kann auf<br />
www.climate-service-center.de (>Klimawissen) abonniert<br />
bzw. abgerufen werden. Vertreter anderer Einrichtungen<br />
sind generell aufgerufen, Themen <strong>für</strong> den News-Scan vorzuschlagen<br />
und an das Climate Service Center heranzutragen.<br />
Das Climate Service Center (CSC) wurde 2009 im Auftrag<br />
der Bundesregierung als eine Einrichtung des Helmholtz-Zentrums<br />
Geesthacht gegründet, um in der Forschung<br />
generiertes klimarelevantes Wissen in die Gesellschaft<br />
zu transferieren und diese bei der Anpassung an<br />
den Klimawandel zu unterstützen. Das CSC berät u. a.<br />
über Anpassungsmaßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft,<br />
Forstwirtschaft und Finanzwirtschaft sowie<br />
zu Kosten von Klimawandel und Klimaschutz. Zur<br />
Erfüllung seines Auftrags stützt sich das CSC auf ein<br />
Netzwerk von Kooperationspartnern, das Forschungseinrichtungen<br />
und weitere Klimaberatungseinrichtungen aus<br />
ganz Deutschland umfasst. Mehr Informationen unter<br />
www.climate-service-center.de<br />
Instandhaltung und Reinigung raumlufttechnischer<br />
Anlagen<br />
Die Arbeitsgruppe Instandhaltung und Reinigung raumlufttechnischer<br />
Einrichtungen im Fachverband Gebäude-<br />
Klima e.V., FGK, hat jetzt eine TÜV-Zertifizierung <strong>für</strong><br />
die Einhaltung aktueller Mindest-Qualitätsstandards im<br />
Bereich der Hygiene bei raumlufttechnischen Anlagen<br />
eingeführt. Der Anforderungskatalog <strong>für</strong> die TÜV-Zertifizierung<br />
basiert auf dem bereits seit 2004 erfolgreich eingeführten<br />
Ehrenkodex des FGK mit dem Ziel, die hygienischen<br />
Standards bei raumlufttechnischen Anlagen zu<br />
erhöhen und zugleich deren Einhaltung sicherzustellen.<br />
Abgedeckt werden dabei die vier Bereiche Wasserhygiene,<br />
Instandhaltung von RLT-Anlagen, Reinigung von RLT-<br />
Anlagen sowie Reinigung von Küchenabluftanlagen. Mit<br />
Hilfe des neuen Zertifikats können unsere Mitgliedsunternehmen<br />
gegenüber ihren Kunden auf transparente Weise<br />
einen definierten Qualitätsstandard und damit auch ihre<br />
Fachkompetenz dokumentieren, beschreibt Michael<br />
Schrake, Vorsitzender der FGK-Arbeitsgruppe die Zielsetzung<br />
der Aktion.<br />
Die neue TÜV-zertifizierte Instandhaltung und Reinigung<br />
von raumlufttechnischen Anlagen gemäß dem<br />
FGK-Ehrenkodex bietet allen öffentlichen und privaten<br />
Auftraggebern eine wichtige Orientierung. Denn sie haben<br />
nun die Gewähr, dass die ausführenden Unternehmen alle<br />
<strong>für</strong> den Bereich der Instandhaltung und Reinigung von<br />
raumlufttechnischen Einrichtungen wichtigen Normen<br />
und Richtlinien einhalten. Außerdem dokumentiert das<br />
Zertifikat, dass der jeweilige Anbieter eine Haftpflichtversicherung<br />
von mindestens einer Million Euro abgeschlossen<br />
hat, geeignetes Spezialwerkzeug und Vorrichtungen<br />
verwendet, seine Messgeräte jährlich kalibrieren lässt<br />
sowie über alle notwendigen Betriebsanweisungen und<br />
Sicherheitsdatenblätter verfügt. Diese und weitere, gezielt
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 53<br />
ausgesuchte Einzelkriterien gewährleisten im Ergebnis <strong>für</strong><br />
den Auftraggeber die dauerhafte Sicherstellung entsprechend<br />
hoher hygienischer Standards bei der Instandhaltung<br />
und Reinigung von RLT-Anlagen.<br />
Neuheiten und Firmenberichte<br />
Rohrtrenner Typ BA<br />
Kreislaufwasser muss sicher vom öffentlichen Trinkwasserversorgungsnetz<br />
abgetrennt sein, damit ein Rückfließen<br />
von verunreinigtem Wasser in das öffentliche Versorgungsnetz<br />
verhindert wird. Dabei muss ein Rohrtrenner<br />
zum Einsatz kommen. Doch welcher ist der richtige?<br />
Bei der Auswahl des optimalen Geräts ist es sinnvoll,<br />
auch an die Zukunft zu denken. Während ein Rohrtrenner<br />
des Typs CA lediglich <strong>für</strong> Kreislaufwasser ohne<br />
Zusatzstoffe geeignet ist, darf ein Rohrtrenner des Typs<br />
BA auch dann eingesetzt werden, wenn das abzutrennende<br />
Kreislaufwasser behandelt bzw. mit Inhibitoren<br />
versetzt worden ist.<br />
Der JUDO Rohrtrenner Typ BA (links) und Heizungsbefüllarmatur<br />
JUDO HEIFI-FÜL mit integriertem Rohrtrenner Typ BA (rechts)<br />
werden zum sicheren Schutz des öffentlichen Trinkwassernetzes eingesetzt.<br />
Wer sich also <strong>für</strong> einen Rohrtrenner entscheidet, sollte<br />
damit rechnen, dass sich die Zusammensetzung des abzutrennenden<br />
Wassers ändern könnte, wie zum Beispiel im<br />
Falle einer Heizungskonditionierung. Wer dann den<br />
Rohrtrenner Typ CA eingebaut hat, muss auf Typ BA<br />
umrüsten. Soll ein Rohrtrenner in einer Altanlage zum<br />
Einsatz kommen, muss geprüft werden, ob dem Kreislaufwasser<br />
jemals Zusatzstoffe zugeführt worden sind. Ist<br />
dies der Fall, muss ebenfalls ein Rohrtrenner Typ BA eingesetzt<br />
werden (Bild).<br />
Deshalb empfiehlt JUDO, sich gleich von Vornherein<br />
<strong>für</strong> einen Typ BA zu entscheiden, der <strong>für</strong> alle Wässer bis<br />
zur Flüssigkeitskategorie 4 eingesetzt werden kann.<br />
Leitern und mobile Treppen müssen<br />
regelmäßig geprüft werden<br />
Beim Einsatz von Leitern oder Treppen kommt es immer<br />
wieder zu Unfällen, weil durch falsche Handhabung Schäden<br />
entstanden sind, die die Sicherheit nachhaltig beeinflussen.<br />
Deshalb fordern die Berufsgenossenschaften<br />
nicht nur die Einhaltung hoher Sicherheitsnormen bei der<br />
Konstruktion von Leitern und Treppen, sondern auch<br />
eine regelmäßige Kontrolle.<br />
Als europäisches Steigtechnik-Unternehmen und Partner<br />
von Industrie und Handwerk bietet auch ZARGES<br />
diese Kontrollen als Serviceleistung an. Seit über 70 Jahren<br />
ist das Weilheimer Unternehmen auf den Bau von<br />
Leitern und Treppen aus Aluminium spezialisiert und<br />
steht <strong>für</strong> höchste Qualität und Stabilität.<br />
Bei der Sicht- und Funktionsprüfung durch die ZAR<br />
GES-Mitarbeiter geht es vor allem darum, Schäden und<br />
Schwachstellen zu finden, die Einfluss auf die Sicherheit<br />
haben. „Kleinere Reparaturen werden dann sofort erledigt“.<br />
Bei größeren Schäden wird auf die Mängel hingewiesen<br />
und ein entsprechendes Protokoll erstellt, das als<br />
Empfehlung <strong>für</strong> die weitere Vorgehensweise anzusehen ist.<br />
Weitere Informationen unter www.zarges.de<br />
Der neue Rauchwarnmelder von Techem:<br />
Einmalig sicher und komfortabel<br />
Der Einbau von Rauchwarnmeldern ist bereits in neun<br />
Bundesländern gesetzlich vorgeschrieben, in weiteren laufen<br />
Planungen. Der Eigentümer hat die Pflicht, neben der<br />
Installation in der Regel auch <strong>für</strong> die Betriebsbereitschaft<br />
der Geräte zu sorgen. Und das bedeutet <strong>für</strong> ihn Aufwand:<br />
Sind die Geräte installiert, muss jährlich geprüft werden,<br />
ob diese intakt sind und Rauch ungehindert in den Melder<br />
gelangen kann – andernfalls haftet der Eigentümer im<br />
Schadensfall. Hinzu kommt die Terminabsprache mit<br />
Mietparteien. Immobilienverwalter müssen sich also<br />
Gedanken machen, wie sie den zusätzlichen Aufwand<br />
bewältigen. Für Erleichterung sorgt der neue FunkRauchwarnmelder<br />
von Techem. „Unser neuer Rauchwarnmelder<br />
ist das erste Gerät auf dem Markt, welches die komplette<br />
Wartung ohne Betreten der Wohnung durchführen<br />
kann. Denn durch die Änderung der maßgeblichen Richtlinie<br />
DIN 14676 ist keine direkte Sichtprüfung mehr<br />
erforderlich – sofern die vorgeschriebenen Kontrollen<br />
durchgeführt werden“, erklärt Hans-Lothar Schäfer,<br />
Geschäftsführer von Techem. Zu diesen in der Richtlinie<br />
geforderten Kontrollen gehört auch die Umfeldprüfung:<br />
Hier muss sichergestellt werden, dass sich kein Hindernis<br />
im Umkreis von 50 Zentimetern um das Gerät befindet,<br />
welches einen eventuellen Raucheintritt verhindern<br />
könnte. Der neue Rauchwarnmelder von Techem tut dies<br />
automatisch mit Hilfe elektronischer Sensoren, Bild.<br />
Die Ergebnisse der zyklisch durchgeführten automatischen<br />
Prüfungen werden<br />
manipulationssicher im<br />
Rauchwarnmelder gespeichert,<br />
dokumentiert und<br />
per Funk an Techem übertragen.<br />
Ein wichtiger Vorteil,<br />
denn im Brandfall<br />
muss der Wohnungseigentümer<br />
nachweisen, dass die<br />
installierten Geräte vor
54 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
schriftsmäßig inspiziert und gewartet wurden. Zusätzlich<br />
zur Prüfautomatik ist – wie von herkömmlichen Geräten<br />
bekannt – jederzeit auch eine manuelle Prüfabfrage durch<br />
den Bewohner möglich. Außerdem sind eine Störungsund<br />
Servicehotline <strong>für</strong> die Bewohner rund um die Uhr im<br />
Dienst.<br />
Weitere Informationen unter www.techem.de/rauchwarnmelder<br />
Bei der Bodenplatte unbedingt auf die richtigen<br />
Hausanschlüsse achten<br />
Fundament gut, alles gut. Wer auf Sand baut, hat bekanntermaßen<br />
alles andere als eine solide Basis <strong>für</strong> die Zukunft.<br />
Doch nirgends hat diese Aussage derart Gültigkeit wie<br />
beim Bau eines Einfamilienhauses. Umso wich tiger ist es,<br />
so die Sachverständigen des Vereins zur Qua litätscontrolle<br />
am Bau e. V., auf ein paar wenige Details zu achten.<br />
„Selbst wenn die Bodenplatte in einem an sich hervorragenden<br />
Zustand ist, stecken die Fehler wie so oft im<br />
Detail. Einer der Kardinalfehler hier: Gerne vergessen die<br />
ausführenden Handwerker, die entsprechenden Leerrohre<br />
<strong>für</strong> die Hausanschlüsse <strong>für</strong> Strom, Wasser und Gas zu<br />
legen.<br />
Die Versorgerfirmen stehen dann vor einem nicht unerheblichen<br />
Problem: Sie müssen oftmals das Schotterbett<br />
unter der Bodenplatte ein wenig entfernen, um an die entsprechenden<br />
Anschlüsse zu gelangen. Eine erneute Verfüllung<br />
des Hohlraumes bleibt in der Folge meist aus.<br />
Die fatale Folge: Durch die Unterhöhlung der Bodenplatte<br />
kann es zu einem späteren Zeitpunkt zu Absenkungen<br />
kommen – mit gravierenden Folgeschäden <strong>für</strong> das<br />
gesamte Haus und damit natürlich auch <strong>für</strong> den Bauherren.<br />
Dabei ist die Lösung dieses Problems ganz einfach<br />
und kostet auch nur wenige Cent. Die Schäden nach einer<br />
Absenkung können hingegen bis zum finanziellen Supergau<br />
<strong>für</strong> die Bauherren-Familien reichen. Udo Schumacher-Ritz<br />
vom Verein zur Qualitätscontrolle am Bau e.V.:<br />
„Werden während der Bauphase entsprechende Leerrohre<br />
gelegt, können derartige Folgeschäden nicht auftreten.<br />
Diese kosten nur wenige Cent. Wichtig: Der Bauherr<br />
sollte im Vorfeld mit den Ver- und Entsorgern sprechen<br />
und erfragen, wie der Zugang zu den Hausanschlüssen<br />
gewünscht wird“, so der VQC-Sachverständige.<br />
Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau e.V. (VQC)<br />
Kostengünstige Wartung und Spülung<br />
von Schmutzwasserkanälen<br />
In der Politik und der Wasserwirtschaft herrschte lange<br />
Zeit die Ansicht eines stetig anwachsenden Wasserverbrauchs<br />
vor. Während 1983 der Pro-Kopf-Verbrauch<br />
noch bei etwa 150 Litern lag, wurde <strong>für</strong> das Jahr 2000<br />
bereits eine Zunahme um gut die Hälfte auf 220 Litern<br />
angenommen. Tatsächlich sinkt der Wasserverbrauch der<br />
Bundesbürger jedoch deutlich. So lag er 2007 nur noch<br />
bei 127 Liter pro Kopf.<br />
Ein Grund <strong>für</strong> den Rückgang des Wasserverbrauchs ist<br />
sicher darin zu sehen, dass mit der kostbaren Ressource<br />
Bild 1. Stetig sinkender Wasserverbrauch pro Bundesbürger [1].<br />
heute in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens schonender<br />
umgegangen wird. Jedoch führte dies in den letzten<br />
Jahren zu einer drastischen Reduzierung des Trockenwetterabflusses<br />
in Abwasserkanälen. Die geringeren Wasserspiegelhöhen<br />
und Abflussgeschwindigkeiten und damit<br />
auch die verminderten Sohlschubspannungen verursachen,<br />
dass sich teilweise Ablagerungen an der Fließsohle<br />
der Kanäle bilden. Besonders Kanäle mit geringem<br />
Gefälle sind hiervon betroffen, was zu einer Verringerung<br />
der hydraulischen Leistungsfähigkeit führt (Bild 1).<br />
Die Auswirkung sind häufigere und längere Entlastungsereignisse<br />
in die angeschlossenen Vorfluter, die dann<br />
starkem hydraulischen Stress und hohen Schmutzwasserfrachten<br />
ausgesetzt werden. Der Schmutz- und Spülstoß<br />
am Anfang eines Regenereignisses befördert darüber hinaus<br />
hohe Schadstofffrachten. Falls in Mischwasserkanalisation<br />
abgeleitet wird, stellt dies die angeschlossenen<br />
Kläranlagen vor große Herausforderungen. Die Geruchsbelästigung<br />
sowie die biogene Schwefelsäurekorrosion bei<br />
Betonrohren und Betonschächten sind weitere unangenehme<br />
Auswirkungen der Ablagerungen.<br />
Zu der geschilderten Problematik kommt verschärfend<br />
die Bevölkerungsabwanderung aus vielen strukturschwachen<br />
Regionen hinzu. Hierdurch sinkt der Wasserverbrauch<br />
noch weiter. Dies führte dazu, dass beispielsweise<br />
in Ostdeutschland aus heutiger Sicht überdimensionale<br />
Wasserwerke, Rohrleitungsnetze und Entsorgungsanlagen<br />
gebaut wurden. Und dieser Effekt wird sich noch verstärken.<br />
Denn das ifo-Institut errechnete 2003, dass zwischen<br />
Bild 2. Darstellung des Demographischen Wandel am Beispiel Ostdeutschland:<br />
Entwicklung der Bevölkerungszahl von 2005–2020.
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 55<br />
2005 und 2020 die Bevölkerungszahl dort um insgesamt<br />
7 Prozent abnehmen wird. Ein Aspekt mit dem nicht nur<br />
Ostdeutschland zu kämpfen hat (Bild 2) [3].<br />
Trennkanalisation und die Kehrseite<br />
der Ökologie-Medaille<br />
Die vermehrte Neuverlegung von Kanalrohren in Trennkanalisation,<br />
bei der Schmutz- und Regenwasser getrennt<br />
voneinander abgeleitet werden, ist unbestritten der richtige<br />
Weg, um Kläranlagen und Kanäle nicht durch Regenwasser<br />
zu überlasten. Dies führt jedoch auf der anderen<br />
Seite dazu, dass der Wasserdurchfluss in den Kanälen<br />
nochmals verringert wurde und zukünftig weiter reduziert<br />
wird. Allein im Zeitraum von 2001 bis 2004 wurden 70<br />
von 100 Metern in Trennkanalisation neu verlegt (Bild 3).<br />
Die Ablagerungen und Verstopfungen sind <strong>für</strong> immer<br />
mehr Kommunen ein großes und auch teures Problem,<br />
welches aufgrund der geschilderten Problematik stetig an<br />
Aktualität gewinnt. Um dem entgegen zu wirken, werden<br />
manuelle Reinigungen per Spülwagen eingesetzt. Dabei<br />
wird aber oftmals teures Frischwasser zur Reinigung verwendet.<br />
Auch ein Rückbau überdimensionierter Rohre<br />
scheidet oft aus Wirtschaftlichkeitsgründen aus – sofern<br />
nicht gerade eine Sanierung ansteht – da die Rohre meist<br />
zu tief im Untergrund verlegt sind.<br />
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es notwendig,<br />
die von Ablagerungen betroffenen Kanäle regelmäßig<br />
und vor allem kostengünstig zu reinigen. Um<br />
Frischwasser und Energie einzusparen, sollten deshalb<br />
Reinigungsstrategien entwickelt werden, die bereits vorhandenes<br />
Wasser und dessen Energie nutzen, um den<br />
Kanal von Ablagerungen zu befreien.<br />
Lösung: Kanalschacht mit integriertem<br />
Kanalspüler<br />
Bild 3. Neuverlegung von Kanalrohren in Trennkanalisation 1980–2004.<br />
Als Spezialist <strong>für</strong> nachhaltiges Wassermanagement hat<br />
sich REHAU dieser Sache angenommen und sein Programm<br />
mit dem neuen AWASCHACHT WATERFLUSH<br />
um eine effiziente und wirtschaftliche Lösung zur Schwallspülung<br />
von Kanälen erweitert.<br />
Mit dem neuen Spülschacht aus Polypropylen werden<br />
selbst geringste Zuflüsse an Regen-, Brauch- und Dachwasser<br />
gesammelt und dann in einen wirkungsvollen<br />
Spülschwall umgesetzt. Ablagerungen werden so kontinuierlich<br />
zu den Kläranlagen transportiert und die Ursachen<br />
von Geruchsbelästigung und Abflusshindernissen in<br />
Trennkanalsystemen wirkungsvoll bekämpft. Der Spülschacht<br />
arbeitet dabei selbsttätig ohne Fremdenergie.<br />
Der Kanalschacht mit seiner wartungsarmen Spülvorrichtung<br />
kann durch seine Variabilität entweder direkt bei<br />
der Neuplanung des Kanalnetzes integriert werden oder<br />
auch nachträglich mit einer seitlichen Anbindung an den<br />
Hauptkanal.<br />
Die Funktionsweise von AWASCHACHT WATER<br />
FLUSH ist denkbar einfach: Beispielweise fließt über<br />
einen Straßenablauf Regenwasser in den Spülschacht, das<br />
sich im Schacht oberhalb des Fließgerinnes sammelt. Der<br />
Wasserpegel steigt kontinuierlich an und damit auch ein<br />
beweglicher Überlauf im Spülmodul. Erreicht der Wasserspiegel<br />
schließlich den Deckel der Spülvorrichtung,<br />
startet der Kanalspüler selbstständig. Innerhalb weniger<br />
Sekunden entleeren sich bis dammbruchartig zu 630 Liter<br />
Wasser, die je nach Situation mit bis zu 31 Litern pro<br />
Sekunde mehrere 100 Meter spülen.<br />
Die regelmäßige und vor allem kostenneutrale Reinigung<br />
des Kanals wird nur mit der Kraft des angestauten<br />
Wassers – ohne zusätzliche Energie – durchgeführt. So<br />
werden dank dem neuen Spülschachtsystem teure, manuelle<br />
Reinigungen der Schmutzwasserkanäle überflüssig.<br />
Zudem sind damit massive Kosteneinsparungen bei der<br />
Wartung des Kanalsystems möglich. Als besondere Serviceleistung<br />
unterstützt REHAU Bauherren kostenfrei bei<br />
der Planung und Auslegung der Projekte.<br />
Das Schachtsystem von REHAU bildet zusammen mit<br />
den Hochlastkanalrohrsystemen AWADUKT PP<br />
SN10/16 RAUSISTO eine durchgängige Kanalnetzlösung<br />
aus Polypropylen, mit denen Sanierungen und Sonderabschreibungen<br />
<strong>für</strong> vorzeitig zu erneuernde Abwasserhaltungen<br />
vermieden werden können.<br />
Entscheidende Kriterien <strong>für</strong> die Zukunftssicherheit der<br />
Rohr-, Schacht- und Formteilfamilie sind der vollwandige<br />
Aufbau aus füllstofffreiem Polypropylen, das durchgängige<br />
SL-Sicherheitsdichtsystem sowie die Widerstandsfähigkeit<br />
gegen hohe statische und dynamische Belastungen.<br />
Die REHAU Kanalnetzlösung wurde durch das IKT<br />
– Institut <strong>für</strong> Unterirdische Infrastruktur gGmbH in einer<br />
Langzeitprüfung erfolgreich auf Fremdwasserdichtheit<br />
getestet und als erste auf dem Markt mit dem Prüfsiegel<br />
„IKT Geprüft – Fremdwasserdicht“ ausgezeichnet.<br />
Zudem liegt <strong>für</strong> die Kanalnetzlösung ein bisher einzigartiges<br />
Gutachten vor: Die Landesgewerbeanstalt Nürnberg<br />
(LGA) attestiert dem System nach umfangreichen Prüfungen<br />
eine Nutzungsdauer von mindestens 100 Jahren.<br />
Quellen:<br />
[1] Statistisches Bundesamt Fachserie 19 Reihe 2.1 „Umwelt“ –<br />
Öffentliche Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, 6.<br />
September 2006, S. 7.<br />
[2] Statistisches Bundesamt, 2006.<br />
[3] Statistisches Bundesamt, Berechnung des ifo Instituts, 2003.<br />
Schallschutztür<br />
Häufig müssen Funktionstüren vielfältigen und zugleich<br />
extremen funktionalen Anforderungen gerecht werden.<br />
Für Tonstudios, Theater oder Durchgänge in schallintensiven<br />
Produktionsstätten bietet Hörmann die Schall
56 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
schutztür HS75 und die T90-Feuerschutztür H16 S in<br />
einer hochschalldämmenden Ausführung an. Bis zu 61 dB<br />
Schalldämmmaß weisen die einflügeligen Dickfalztüren<br />
dank eines stark modifizierten Türaufbaus und einer<br />
Anschlagschiene mit Dichtung auf. Darüberhinaus bieten<br />
die hochschalldämmenden Türen weitere Funktionen,<br />
wie eine einbruchhemmende Zusatzausstattung. Rauchdicht<br />
ist die T90-Ausführung H16 S standardmäßig.<br />
Mehr Infos unter www.hoermann.de<br />
<strong>Neue</strong>r Thermostat mit intelligenter Technik<br />
Der Energieverbrauch kann und muss noch sehr viel stärker<br />
gesenkt werden, als es in den vergangenen Jahren der<br />
Fall war. Dazu gehört auch Living Eco, der neue elektronische<br />
Thermostat von Danfoss. Basierend auf jahrzehntelanger<br />
Erfahrung und in enger Zusammenarbeit mit<br />
Heizungsfachbetrieben wurden die neuen Thermostate<br />
nach höchsten Standards entwickelt (Bild).<br />
Viele technische Details machen Living Eco zu einem<br />
intelligenten Thermostat. Wie die Fensteröffnungserkennung:<br />
Sie sorgt da<strong>für</strong>, dass er sich <strong>für</strong> maximal 30 Minuten<br />
ausschaltet, wenn gelüftet wird. Damit lässt sich Energieverschwendung<br />
verhindern. Auf dem Display sind alle<br />
wichtigen Informationen auf einen Blick <strong>für</strong> die schnelle<br />
Kontrolle durch die Nutzer ersichtlich.<br />
Danfoss liefert die Thermostate mit der vorinstallierten<br />
Programmierung der als ideal empfohlenen Temperaturen:<br />
17 Grad in der Nacht und 21 Grad am Tag. Aber<br />
natürlich lassen sich die Temperaturen jederzeit ändern –<br />
bis hin zur Erstellung des ganz persönlichen wöchentlichen<br />
Heizplans. Und mit der Abwesenheitsfunktion<br />
kann der Thermostat so programmiert werden, dass die<br />
Bewohner zum Beispiel nach dem Urlaub ein angenehm<br />
temperiertes Zuhause erwartet. Während der Abwesenheit<br />
wurden jedoch Heizkosten gespart.<br />
Ein weiteres Plus von Living Eco ist die Ausstattung<br />
mit einer Antiblockierfunktion: Das Ventil wird automatisch<br />
einmal pro Woche geöffnet und geschlossen, auch<br />
wenn die Anlage nicht in Betrieb ist. Somit bleibt die<br />
Funktionalität nach langen Heizpausen erhalten.<br />
Bei der Entwicklung dieser elektronischen Thermostate<br />
hat Danfoss auch an die Installation gedacht, denn<br />
Living Eco lässt sich schnell und einfach einbauen. Unterschiedliche<br />
Ventilfabrikate verursachen keine Probleme,<br />
da Danfoss RA- und M30x1,5-Anschlüsse bereits beiliegen.<br />
Ein spezielles Service-Kit enthält außerdem eine<br />
Stopfbuchse und Einsätze <strong>für</strong> alte RAV- oder RAVL-Ventilgehäuse.<br />
Damit hat der Handwerker immer die richtigen<br />
Teile zur Hand. Er kommt mit wenigen Bestellnummern<br />
aus und reduziert seine Lagerkosten, weil die Service-Kits<br />
wenig Platz benötigen.<br />
Weitere Informationen unter www.living.danfoss.de<br />
Gebäude virtuell sanieren<br />
Rechtsecke<br />
DEKRA hat ein neues Service-Portal <strong>für</strong> Immobilienbesitzer<br />
in Betrieb genommen. Das DEKRA EnergieEffizienz-Portal<br />
(www.dekraenergie-effizienz-portal.de) ermöglicht<br />
einen kostenlosen Gebäudecheck, um einen ersten<br />
Eindruck über die energetische Situation der Immobilie<br />
zu gewinnen. Städte, Gemeinden, Betriebe, Landwirte<br />
und auch private Eigentümer können die Energieeffizienz<br />
testen und verschiedene Möglichkeiten der energetischen<br />
Sanierung simulieren.<br />
Das DEKRA EnergieEffizienz-Portal ist ein integrierter<br />
Ansatz, der sich mit der Energieeffizienz von Gebäuden<br />
befasst, umfassend informiert und sensibilisiert. Die<br />
Wohngebäude-Checks ermöglichen eine virtuelle Nachbildung<br />
des eigenen Gebäudes und geben – ähnlich einem<br />
Energieausweis – einen Energiekennwert auf Grundlage<br />
des Bedarfs aus.<br />
Anschließend ist eine virtuelle Gebäudesanierung möglich:<br />
Dort können die Eigentümer direkt erkennen, wie<br />
sich der Energiekennwert bei einzelnen Maßnahmen<br />
ändert, zum Beispiel beim Einbau neuer Fenster oder Verbesserung<br />
der Dämmung. Der Immobilienbesitzer kann<br />
so die geplante Sanierung unter Berücksichtigung des<br />
Budgets zusammenstellen oder auf Grundlage der aktuellen<br />
KfW-Förderung konfigurieren lassen.<br />
Ablesen per Funk<br />
Heizkosten sparen mit modernen Thermostaten wie Living Eco.<br />
(Foto: Danfoss)<br />
Per Funkwellen übermitteln sie bei Heizkosten- und<br />
Wasser ablesegeräten die Verbrauchswerte. Diese müssen<br />
dann nicht mehr in der Wohnung der Mieter erfasst werden.<br />
Mieter müssen den Einbau von funkbasierten Heizkosten-<br />
und Wasserablesegeräten in ihrer Wohnung dulden.<br />
Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden. Az.:<br />
VIII ZR 326/10. Der Bundesgerichtshof stellte klar, dass<br />
Mieter den Einbau neuzeitlicher Wasserablesegeräte hinnehmen<br />
müssen. Sie hätten dabei eine „Duldungspflicht“.<br />
Konkrete und nachprüfbare Gesundheitsgefahren bestehen<br />
nicht.
Light+Building 2012:<br />
Smart Building – Potenziale der Energieeinsparung<br />
in gewerblich genutzten und privaten Gebäuden<br />
Die Energieeffizienz ist die größte Energiereserve. Gerade<br />
in Gebäuden, sowohl im gewerblich genutzten und öffentlichen,<br />
als auch im privaten Bereich, bestehen große<br />
Potenziale <strong>für</strong> Energieeinsparungen. Gebäude gehören<br />
mit einem Anteil von rund 40 Prozent am primären Energieverbrauch<br />
zu den größten Energieverbrauchern. Eine<br />
im Auftrag des Zentralverband Elektotechnik- und Elektronikindustrie<br />
e. V. (ZVEI) erarbeitete Studie der Hochschule<br />
Biberach hat ergeben, dass durch Gebäudeautomatisierung<br />
der Energieverbrauch bis zu 50 % reduziert<br />
werden kann. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Hauptsächlich<br />
das Nutzerverhalten ist <strong>für</strong> den Energieverbrauch<br />
von hoher Bedeutung. Es ist es deshalb sinnvoll, vernetzte<br />
Raum- und Gebäudeautomation einzusetzen – hier<br />
spricht man vom Smart Building Konzept.<br />
Den aktuellen Stand der Technik rund um das Smart<br />
Building zeigt die Light+Building, Weltleitmesse <strong>für</strong><br />
Architektur und Technik, vom 15. bis zum 20. April 2012<br />
in Frankfurt am Main. Rund 2.100 internationale Hersteller<br />
präsentieren auf einer Fläche von 240 000 Quadratmetern<br />
ihre Weltneuheiten zu Licht, Elektrotechnik,<br />
Haus- und Gebäudeautomation sowie Software <strong>für</strong> das<br />
Bauwesen. Weltweit führende Anbieter aus allen Bereichen<br />
der Haus- und Gebäudeautomation zeigen die aktuellen<br />
Möglichkeiten, neue smarte Produkte und Systeme<br />
sowie die künftigen Trends und Technologiekonzepte <strong>für</strong><br />
ein intelligentes Gebäude.<br />
Die höchsten Einsparpotenziale bestehen in gewerblich<br />
und öffentlich genutzten Räumen wie Büros, Hotelzimmern,<br />
Werkstätten, Hallen oder Schulräumen. Einer Er <br />
hebung der Deutschen Energie Agentur zufolge kann der<br />
Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen in Deutschland<br />
bis zu 50 Prozent seines Stromverbrauchs einsparen.<br />
Hier ist es zum Beispiel wirtschaftlich sinnvoll, eine tageslichtabhängige<br />
Beleuchtungsregelung mit Helligkeitssensoren<br />
zu realisieren. Moderne Gebäude haben oftmals<br />
großflächige Fensterfassaden, die Räume erhalten viel<br />
Tageslicht. Das Kunstlicht muss hier nicht immer und<br />
vollständig eingeschaltet werden. Eine intelligente Lichtsteuerung<br />
kann die Beleuchtung in ungenutzten Räumen<br />
abschalten bzw. regulieren. Der Einsatz von Präsenzmeldern<br />
erlaubt hier das anwesenheitsabhängige Ein- bzw.<br />
Ausschalten des Lichts.<br />
Energieeffiziente LED-Technologie spart vor allem in<br />
Büros, Hotels und Schulen viel Energie und erhöht den<br />
Komfort und das Wohlbefinden <strong>für</strong> die anwesenden Personen.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen Beleuchtungslösungen<br />
erlaubt die LED-Technologie eine dynamische<br />
Lichtführung. Dadurch lassen sich Lichtszenen verwirklichen,<br />
die <strong>für</strong> eine angenehme Atmosphäre im Raum sorgen.<br />
Fühlt sich der Mensch wohl, ist er leistungsfähiger.<br />
Was verbirgt sich hinter intelligentem Wohnen? Charakteristisch<br />
ist das Zusammenspiel der verschiedenen<br />
Gewerke wie Heizung, Beleuchtung, Haushaltgeräte,<br />
Computer, Radio, TV etc. Die intelligente Vernetzung der<br />
Haustechnik mit der Informations- und Kommunikationstechnik<br />
bildet die Grundlage <strong>für</strong> Smart Home. Das<br />
Gebäude wird als Gesamtsystem betrachtet. Die unterschiedlichen<br />
Technologien helfen dem Bewohner bzw.<br />
Nutzer unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden.<br />
In Privathaushalten liegt der Anteil am Energieverbrauch<br />
<strong>für</strong> Raumwärme bei über 70 %, <strong>für</strong> Elektrogeräte<br />
und Beleuchtung beziffert er sich auf etwa 20 %. Der restliche<br />
Anteil wird benötigt um Wasser zu erwärmen. Durch<br />
die Vernetzung von Gebäudefunktionen wie Licht, Jalousien,<br />
Heizung/Klima/Lüftung kann der Energieverbrauch<br />
optimiert werden. Ein Beispiel ist das Zusammenspiel von<br />
Temperatursensoren mit der Heizungs-, Lüftungs- und<br />
Beschattungsanlage: Eine Wetterstation meldet die aktuellen<br />
Daten an die zentrale Steuerung, von der aus die<br />
entsprechende Weiterverarbeitung, je nach individuellen<br />
Nutzerwünschen, erfolgt. Möglich ist beispielsweise eine<br />
Raumtemperaturregelung in Abhängigkeit von der<br />
Außentemperatur. Oder eine Herabsetzung der erforderlichen<br />
Kühlleistung, indem bei starkem Sonnenschein die<br />
Jalousien automatisch herunterfahren. Auch eine automatische<br />
Absenkung der Raumtemperatur bei Abwesenheit<br />
oder bei geöffneten Fenstern ist durch die Vernetzung<br />
möglich.<br />
Die vielen Funktionen eines vernetzten Gebäudes lassen<br />
sich einfach und übersichtlich über einen zentralen<br />
Bildschirm steuern und kontrollieren. In Wohngebäuden<br />
gibt es oftmals eine Bedieneinheit im Eingangsbereich.<br />
Für die Kontrolle von unterwegs, aber auch als gemeinsame<br />
Fernbedienung <strong>für</strong> mehrere Geräte und Funktionen<br />
im Gebäude, erfreuen sich heutzutage Smartphones oder<br />
Tablet-PCs großer Beliebtheit.<br />
Das besondere am Smart Home Konzept: Die Energieeinsparung<br />
erfolgt ohne Komfortverlust. Durch die intelligente<br />
Vernetzung erschließen sich <strong>für</strong> den Nutzer neue<br />
Dienstleistungen und die Wohnsicherheit wird erhöht.<br />
Wird das vernetzte Haus zudem mit Smart Metern ausge
58 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
stattet, kann der Kunde seinen Energieverbrauch zeitnah<br />
und transparent beobachten. Smart Meter – also intelligente<br />
Energiemessgeräte – summieren den Energieverbrauch<br />
nicht einfach. Sie ermitteln ihn in Echtzeit und<br />
speichern die Messwerte in kurzen Intervallen (zum Beispiel<br />
wochen- oder tageweise). Alle Daten stehen abrufbereit<br />
zur Verfügung und lassen sich über ein elektronisches<br />
Display ablesen. Die digitalen Stromzähler sind<br />
eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> den notwendigen Ausbau<br />
der Netze zu intelligenten Stromnetzen, den sogenannten<br />
Smart Grids.<br />
Weitere Infos unter www.light-building.com<br />
Trinkwasser-Installationen:<br />
Bleifreie Werkstoffe als Alternative<br />
Bleifreie Trinkwasser-Armaturen stellen eine zukunftsfähige<br />
Alternative dar: So lassen sich die Ergebnisse der<br />
Herbsttagung des „Forum pro Aqcua“ zusammenfassen.<br />
Auf Initiative der Halbzeughersteller Wieland-Werke AG<br />
und Diehl Metall Messing trafen sich führende europäische<br />
Hersteller von Sanitärbauteilen am 13. Oktober<br />
2011 im Mainzer Hilton Hotel – es ist das fünfte Treffen<br />
seit 2009. Erstmals wurde das Forum auch vom Werkstoffhersteller<br />
Otto Fuchs Dülken als drittem Partner mitorganisiert.<br />
2013 tritt die letzte Stufe der Novellierung der<br />
Trinkwasserverordnung in Kraft und viele Marktakteure<br />
haben nun die Notwendigkeit erkannt, ihre Produktportfolios<br />
weiterzuentwickeln – hin zu bleiarmen und bleifreien<br />
Bauteilen, die den neuen Anforderungen Rechnung<br />
tragen. Hintergrund ist die <strong>für</strong> 2013 vorgesehene Verschärfung<br />
der Trinkwasserverordnung, welche die Reduktion<br />
des Grenzwertes von Blei im Trinkwasser von derzeit<br />
25 auf 10 Mikrogramm pro Liter vorsieht. Mehrere namhafte<br />
deutsche Hersteller haben heute schon Sanitärbauteile<br />
mit Null Prozent Bleianteil im Programm – auf Basis<br />
des bleifreien Messingwerkstoffes CUPHIN, der seit 2009<br />
von Wieland, Diehl und Otto Fuchs Dülken vermarktet<br />
wird. Komponenten aus CUPHIN stellen eine technische<br />
Lösung dar, die die jetzigen und zukünftigen gesetzlichen<br />
Anforderungen erfüllt. Neben der Vorstellung der neuen<br />
ECOMERICA-Legierungen <strong>für</strong> den US-Markt diskutierten<br />
die Teilnehmer über die gesetzlichen Bestimmungen<br />
auf den Märkten in Europa und den USA. Abgerundet<br />
wurde die Vortragsreihe vom Profi-Segler Dominik Neidhart,<br />
der mit dem Alinghi-Team den „Americas Cup“<br />
gewonnen hat. Unter dem Titel „Go hard or go home“<br />
zog der ehemalige Segelsportler Parallelen vom Segel-<br />
Rennsport zum Wettbewerb im Business.<br />
„Bleifrei funktioniert“: Mit diesen Worten eröffnete<br />
Uwe Dietrich vom Armaturen-Premiumhersteller Dornbracht<br />
seinen Vortrag. In seinem Referat „Metallene<br />
Werkstoffe in Kontakt mit Trinkwasser“ stellte er eine<br />
Liste hygienisch geeigneter Werkstoffe aus Sicht von<br />
Dornbracht vor – das Unternehmen setzt auch den bleifreien<br />
Werkstoff CUPHIN seit Jahren erfolgreich ein.<br />
Dietrich verwies dabei auf die in Deutschland im Vergleich<br />
zu den Anforderungen in den USA besonders<br />
strikte Auslegung der Trinkwasser-Richtlinien. Er ging<br />
insbesondere auf die Novellierung der DIN 50930 Teil 6<br />
ein, die aus seiner Sicht den großen Vorteil hätte, dass die<br />
Norm die Prüfung hygienisch geeigneter Werkstoffe vorsehe.<br />
Somit müssten Armaturen aus geprüften und geeigneten<br />
Werkstoffen nicht nochmals unter hygienischen<br />
Gesichtspunkten geprüft werden: „Als Anwender sind Sie<br />
dann auf der sicheren Seite.“ Dietrich zeigte die Möglichkeiten<br />
der Bauteilzertifizierung über den DVGW oder<br />
alternativ über Hersteller-Zertifikate auf und ging<br />
abschließend auf das komplexe Prüfverfahren <strong>für</strong> neue<br />
Werkstoffe im Anwendungsbereich Trinkwasser ein.<br />
Michael Scharf von den Wieland-Werken berichtete in<br />
seinem Vortrag über Billigarmaturen, die der Halbzeughersteller<br />
zusammen mit dem CUPHIN-Partner Diehl<br />
Metall Messing zu Testzwecken in diversen deutschen<br />
Baumärkten erworben hatte. Die getesteten Trinkwasserarmaturen<br />
lagen dabei im Verkaufspreis zwischen ca. 12<br />
und 30 Euro. Nach umfangreichen Labortests stellte sich<br />
laut dem Werkstoff-Experten von Wieland heraus, dass<br />
die Vorgaben der gültigen Trinkwasserverordnung „bei<br />
fast allen Armaturen nicht eingehalten werden“. Gerade<br />
bei den besonders problematischen Blei- und Nickelwerten<br />
gäbe es teilweise sogar „massive Überschreitungen<br />
gegenüber den Vorgaben“. Angesichts der alarmierenden<br />
Ergebnisse wies Michael Scharf darauf hin, dass die staatlichen<br />
Behörden die Einhaltung der Trinkwasser-Richtlinien<br />
im Bereich der Armaturenherstellung wesentlich<br />
stärker zu kontrollieren hätten. Gerade im Hinblick auf<br />
die Novellierung der Trinkwasser-Verordnung müsse es<br />
eine Überwachungsinstanz geben, die <strong>für</strong> einen besseren<br />
Vollzug sorgt. Die Wieland-Werke und Partnerunternehmen<br />
sowie die Verbände wie das DKI forderten die Implementierung<br />
eines effektiven Überwachungssystems und<br />
würden die Ministerien hierbei aktiv unterstützen, so<br />
Scharf.<br />
Im Anschluss referierten Mirko Reinberg und Arnaud<br />
Martin von der internationalen Zertifizierungs-Organisation<br />
NSF über die Bleigesetzgebung in den USA. Martin<br />
verwies auf die Vorreiterrolle des US-Bundesstaates Kalifornien<br />
bei der Reduktion von Blei in Trinkwasserarmaturen<br />
und die strikte Gesetzgebung nach AB 1953. Dort
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 59<br />
gelte <strong>für</strong> Trinkwasser-Armaturen ein Bleigehalt von maximal<br />
0,25 Prozent, bezogen auf den gewichteten Mittelwert<br />
der wasserbenetzten Flächen. Insbesondere diese<br />
gesetzlichen Grundlagen führten dazu, dass 2010 der USweit<br />
geltende „US Safe Drinking Act“ beschlossen wurde<br />
– mit Gültigkeit ab 2014. Der Nachweis über die Einhaltung<br />
der Bleivorgaben lasse sich über die Zertifizierung<br />
NSF/ANSI 372, Anhang G führen. Arnaud Martin stellte<br />
klar, dass europäische Armaturen-Hersteller, die in die<br />
USA exportieren wollen, ihre Bauteile entsprechend<br />
anpassen müssten.<br />
Mit ECOMERICA stellte Dr. Norbert Gaag von Diehl<br />
Metall Messing eine neue, bleiarme Werkstofffamilie vor,<br />
die den von der NSF erläuterten Anforderungen auf dem<br />
US-Markt entspricht. Die drei angebotenen Legierungen<br />
unterschieden sich durch den Kupfergehalt sowie durch<br />
die Arsen-Zusätze. Die ECOMERICA-Legierungsfamilie<br />
besteht aus den Legierungen CuZn38As, CuZn42 sowie<br />
CuZn40. Der Werkstoff-Experte Dr. Gaag hob die Eignung<br />
der drei Varianten in Bezug auf die gesetzeskonformen<br />
Bleiwerte vor, schränkte jedoch das Einsatzspektrum<br />
in Bezug auf die Entzinkungs- und Korrosionsbeständigkeit<br />
zugleich etwas ein. Hier sei der bleifreie Werkstoff<br />
CUPHIN die bessere Wahl, auch aufgrund hervorragender<br />
Verarbeitungseigenschaften wie Zerspanbarkeit sowie<br />
Kalt- oder Warmverformbarkeit.<br />
Folgende Unternehmen beteiligten sich am „Forum<br />
pro Aqcua“ in Mainz:<br />
– Wieland-Werke AG<br />
– Diehl Metall Stiftung & Co. KG, ‚<br />
Diehl Metall Messing<br />
– OTTO FUCHS Dülken GmbH & Co. KG<br />
– ABA Beul GmbH<br />
– Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG<br />
– Conti Sanitärarmaturen GmbH<br />
– Danfoss A/S<br />
– Flühs Drehtechnik GmbH<br />
– Friedrich Gampper KG<br />
– F. W. Oventrop GmbH & Co. KG, Olsberg<br />
– Gebr. Bruse KG<br />
– Gebrüder Beul GmbH & Co. KG<br />
– Gebr. Echtermann GmbH & Co. KG<br />
– Hans Sasserath & Co. KG<br />
– Gütegemeinschaft Messing Sanitär e.V.<br />
– Keuco GmbH & Co. KG<br />
– SANHA Kaimer GmbH & Co. KG<br />
– Seppelfricke GmbH & Co. KG<br />
– Peterseim GmbH & Co. KG<br />
– Schell GmbH & Co. KG<br />
Weitere Informationen:<br />
Wieland-Werke AG, Timo Allmendinger, Technisches<br />
Marketing, Geschäftsgruppe Press- und Ziehprodukte,<br />
Graf-Arco-Straße 36, 89079 Ulm, Tel. (0731) 944-2850,<br />
Fax (0731) 944-42850, E-Mail: timo.allmendinger@wieland.de,<br />
www.wieland.de<br />
Werkstoffe <strong>für</strong> Sanitärbauteile müssen immer höheren<br />
mechanischen und korrosionschemischen Anforderungen<br />
genügen, insbesondere in Hinblick auf ihre<br />
hygienische Unbedenklichkeit. Frei von toxischen<br />
Zusätzen entspricht der Werkstoff „CUPHIN“ dieser<br />
in DIN 50930-6 genannten Voraussetzung. Der<br />
ursprünglich in Japan entwickelte bleifreie Kupferwerkstoff<br />
mit der Legierungszusammensetzung CuZn21Si3P<br />
ist seit 2009 in alle relevanten Halbzeugnormen<br />
eingebracht und wird der Sanitärbranche von<br />
Wieland und Diehl unter der Werkstoff-Nummer<br />
CW724R angeboten. Durch die ausgewählte Kombination<br />
der Legierungselemente Kupfer, Zink und Silizium<br />
kann bei „CUPHIN“ auf den Zusatz von Blei<br />
verzichtet werden. Daneben besitzt der Werkstoff<br />
eine hohe Festigkeit bei zugleich hoher Dehnung und<br />
erlaubt somit eine Kalt- sowie Warmumformung, beispielsweise<br />
<strong>für</strong> die Verarbeitung durch Warmschmieden.<br />
Dadurch lässt sich „CUPHIN“ im Vergleich zu<br />
herkömmlichen bleihaltigen Werkstoffen vielseitiger<br />
verarbeiten. Die hohe Festigkeit und sehr gute Korrosionsbeständigkeit<br />
des Werkstoffes bieten zudem ideale<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> dichte, verschleißbeständige<br />
Verbindungen in der Sanitärinstallation, die auch<br />
starken mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt<br />
sind. Die aus „CUPHIN“ gefertigten Komponenten<br />
sind wenig anfällig gegen Spannungsrisskorrosion<br />
und entzinkungsbeständig, wodurch eine zusätzliche<br />
Oberflächenbehandlung nicht erforderlich ist.<br />
Kaminholz: Wassergehalt oder Feuchte?<br />
sh-magazin<br />
Je nachdem, ob ein Brennstoffhändler einen bestimmten<br />
Feuchte- oder Wassergehalt angibt, erhält man möglicherweise<br />
trocknes oder feuchtes Holz. Begründung: Bei<br />
der Messung im Labor wird eine Holzprobe bei 105 °C<br />
getrocknet, um den Gewichtsverlust durch Verdunstung<br />
zu ermitteln. Wenn z. B. von 100 g Holz nach der Trocknung<br />
80 g übrig bleiben, errechnet sich der Wassergehalt<br />
von 20 % bezogen auf das Anfangsgewicht. Die Holzfeuchte<br />
bezieht sich hingegen auf das End-(Trocken-)<br />
gewicht. Im Beispiel beträgt die Holzfeuchte 25 %. Noch<br />
feuchteres Holz darf in Deutschland nicht in einen<br />
Kamin ofen. Das unterbindet § 3 der 1. Verordnung zum<br />
Bundesimmissionsschutzgesetz (1. BImSchV) Holz mit<br />
mehr als 25 % Feuchte treibt die Schadstoffgehalte im<br />
Abgas drastisch in die Höhe. Die Konzentrationen von
60 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
giftigem Kohlenmonoxid oder Staub und Ruß können um<br />
ein Mehrfaches steigen (www.test.de/brennholz).<br />
Mit Messgeräten kann die Wassermenge im Holz<br />
ermittelt werden. Einstechgeräte liefern zumindest<br />
brauchbare Orientierungswerte: Burg Wächter profi scale<br />
DRY 7400; Conrad/VoltcraftFM-300 Dolmar MM-100.<br />
Schon beim Holzkauf die unterschiedlichen Begriffe<br />
„Feuchte“ und „Wassergehalt“ beachten.<br />
Luftverschmutzung schädigt Kleinkinder<br />
Luftverschmutzung schadet der Gesundheit von Kleinkindern,<br />
hat eine Studie mit rund 2000 Teilnehmern<br />
gezeigt. Leben Schwangere in verkehrsreichen Regionen<br />
mit hoher Kohlenmonoxid-Belastung, verschlechtert sich<br />
die Sauerstoffversorgung ihrer Babys. Folge: Die Kinder<br />
kommen im Durchschnitt 289 g leichter zur Welt als<br />
andere Neugeborene. 2- bis 3-Jährige sind besonders in<br />
Regionen mit hohen Ozon-Werten gefährdet. Sie tragen<br />
ein messbar höheres Risiko, Bronchitis oder andere Atemwegserkrankungen<br />
zu entwickeln, berichten die Wissenschaftler<br />
vom Deutschen Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung<br />
in Berlin.<br />
Abwasser<br />
Kläranlagen befreien Abwasser in einem aufwendigen<br />
Prozess von grobem Dreck, gelösten Stoffen und Phosphat.<br />
Häufig bleiben jedoch Verunreinigungen von Medikamenten,<br />
Kosmetika oder Pflanzenschutzmittel zurück<br />
und gelangen wieder in den Umlauf. Besonders in dicht<br />
besiedelten Gebieten gefährden sie die Umwelt. Eine wirksame<br />
Methode, das Abwasser auch von diesen Rückständen<br />
zu reinigen, ist die Behandlung mit Ozon. Darauf<br />
weisen Forscher von der Universität Koblenz-Landau<br />
nach Labor- und Freilandversuchen hin: Der Stoff reagiere<br />
mit den problematischen Substanzen und mache sie<br />
unschädlich. Die Ozon-Methode ist schon länger bekannt,<br />
wird auf Grund fehlender gesetzlicher Grundlagen und<br />
möglicher giftiger Reaktionen jedoch bisher kaum<br />
ein gesetzt. Die Tests sollen helfen, Unsicherheiten zu<br />
beseitigen.<br />
dem vier Personen wohnen, angenommen. Der Wärmebedarf<br />
des energetisch unsanierten Gebäudes liegt bei rund<br />
46 000 Kilowattstunden pro Jahr, der <strong>für</strong> die Berechnung<br />
zugrundeliegende Gaspreis bei 5,3 Cent pro Kilowattstunde.<br />
Die Energiekosten, die der Haushalt jährlich <strong>für</strong><br />
die Wärme aufwenden muss, kommen mit dem NT-Kessel<br />
auf 2592 Euro. Der Stromverbrauch der vier Personen<br />
liegt in diesem Fall bei 4000 Kilowattstunden pro Jahr,<br />
eine Kilowattstunde wurde mit 21,4 Cent angenommen,<br />
so dass Stromkosten von 936 Euro zu Buche schlagen. So<br />
muss der Haushalt, der mit einem alten Kessel heizt und<br />
den gesamten Strom aus dem Netz bezieht, insgesamt<br />
3528 Euro pro Jahr <strong>für</strong> Energie ausgegeben, Bild.<br />
Mit der Strom erzeugenden Heizung muss der betrachtete<br />
Haushalt vergleichbare 2.568 Euro <strong>für</strong> Wärme aufwenden.<br />
Aufgrund effizienterer Technik werden aber etwa<br />
400 Kilowattstunden weniger Strom pro Jahr benötigt.<br />
Hinzu kommt, dass eigener Strom produziert wird, welcher<br />
entweder selbst verbraucht oder ins Stromnetz eingespeist<br />
wird. Der jährliche Bedarf an Strom vom Energieversorger<br />
beläuft sich auf nur noch 860 Kilowattstunden,<br />
was 264 Euro ausmacht.<br />
Zudem werden bei der Nutzung eines KWK-Gerätes<br />
folgende Zuschüsse gewährt: 60 Prozent des Stroms, den<br />
das KWK-Gerät produziert, dienen in diesem Fall dem<br />
Eigenverbrauch, 40 Prozent lassen sich ins Stromnetz einspeisen.<br />
Die vom Energieversorger gezahlte Einspeisevergütung<br />
macht hierbei 171 Euro Zuschuss aus, der vom<br />
Staat gewährte KWK-Bonus nochmal 140 Euro (entsprechend<br />
dem KWK-Gesetz werden beide Zuschüsse <strong>für</strong><br />
10 Jahre gewährt). Zusätzlich bekommt der Hauseigentümer<br />
nach Antrag beim jeweiligen regionalen Hauptzollamt<br />
die gezahlte Energiesteuer rückerstattet, die in der<br />
Berechnung des iTG 251 Euro ausmacht. In Summe<br />
erhält der Betreiber der Strom erzeugenden Heizung<br />
Zuschüsse in Höhe von 562 Euro und kommt jährlich auf<br />
Energiekosten von nur 2270 Euro, was eine Einsparung<br />
von 1.258 Euro oder etwa 35 Prozent bedeutet.<br />
Laut Auskunft der „Verbraucherinformation ERD<br />
GAS“ sind Mikro-KWK-Anlagen insbesondere <strong>für</strong> Heizungsmodernisierer<br />
interessant, die ihre alten Gaskessel<br />
Erdgas-Heizung, die auch Strom erzeugt<br />
Das iTG hat unter die Lupe genommen, wie hoch die Einsparung<br />
bei den Energiekosten ist, wenn ein etwa zwanzig<br />
Jahre alter Gas-Niedertemperaturkessel (NT-Kessel) mit<br />
indirekt beheiztem Warmwasserspeicher, Baujahr zwischen<br />
1987 und 1994, gegen eine Strom erzeugende Erdgas-Heizung<br />
(Mikro-KWK-Anlage) ausgetauscht wird,<br />
verbunden mit weiteren, vergleichsweise preiswerten Energiesparmaßnahmen<br />
wie Dämmung der Heizungsleitungen<br />
im Keller, hydraulischem Abgleich und der Installation<br />
einer hocheffizienten Umwälzpumpe. Für die<br />
Berechnung wurde ein typisches Bestandsgebäude mit<br />
150 Quadratmetern Wohnfläche, einem Wärmeschutzstandard<br />
gemäß Wärmeschutzverordnung von 1982, in<br />
Mit Mikro-KWK-Anlagen können Heizungsmodernisierer sparen.<br />
Verbraucherinformation ERDGAS
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 61<br />
austauschen müssen oder von Heizöl auf Erdgas um <br />
steigen möchten. Informationen über Strom erzeugende<br />
Heizungen sowie einen Film gibt es unter www.erdgas.<br />
info/kwk<br />
Elektroheizungen<br />
Die Anbieter von Elektroheizungen versprechen niedrige<br />
Heizkosten und hohen Komfort. Die Wahrheit sind oft<br />
astronomische Stromrechnungen, vor allem wenn die Heizungen<br />
tagsüber kräftig Strom verbrauchen. Im Vergleich<br />
zu Heizöl und Heizgas ist Strom pro kWh fast dreimal so<br />
teuer. Die Ersparnis durch die relativ niedrigen Investitionskosten<br />
der Elektroheizung ist schon in kürzester Zeit<br />
aufgezehrt, so in einem Bericht der Zeitschrift test<br />
12/2011, S. 60.<br />
Trinkwasser<br />
Was bringt Menschen dazu, Wasser in Flaschen in ihre<br />
Wohnungen zu schleppen und 400-mal so viel da<strong>für</strong> auszugeben<br />
wie <strong>für</strong> das einwandfreie Trinkwasser, das sich<br />
bequem aus der Leitung zapfen lässt? Warum ernten wir<br />
im Restaurant verächtliche Blicke, wenn wir ein Glas Leitungswasser<br />
bestellen ? Das sind die Fragen in Studien des<br />
Verbandes Deutscher Mineralbrunnen, des Schweizerischen<br />
Vereins des Gas- und Wasserfaches, der Beverage<br />
Marketing Corp., des Institutes <strong>für</strong> empirische Sozialund<br />
Kommunikationsforschung und der ZEIT „Wasserwahnsinn“<br />
(Nr. 48/2011). Während unser Trinkwasser<br />
immer besser geworden ist, hat sich der Verbrauch von<br />
Flaschenwasser in Deutschland in den vergangenen 40<br />
Jahren verzehnfacht. Das Wasser aus Glas- und PET-<br />
Flaschen belastet die Umwelt tausendmal so stark wie die<br />
Erfrischung aus dem Zapfventil. Der jährliche Pro-Kopf-<br />
Verbrauch von Mineral- und Heilwasser in Deutschland<br />
betrug in Litern:<br />
– 1970: 12,5 Liter/Jahr<br />
– 1980: 39,6 Liter/Jahr<br />
– 1990: 82,7 Liter/Jahr<br />
– 2000: 100,3 Liter/Jahr<br />
– 2010: 130,8 Liter/Jahr<br />
Deutschland liegt im Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser in<br />
Flaschen auf Platz 10 der weltweiten Flaschentrinker. In<br />
der Schweiz wurde 2006 eine Ökobilanz erstellt, die vergleicht,<br />
wie die Produktion von Leitungs- bzw. Flaschenwasser<br />
die Umwelt belastet. Die folgenden Angaben zeigen,<br />
wie viel Gramm an Treibhausgasen dabei ausgestoben<br />
werden (CO 2 -Äquivalente in Gramm je Liter)<br />
– 0,4: einheimisches Trinkwasser<br />
– 107: einheimisches Mineralwasser in Mehrweg flaschen<br />
– 425: ausländisches Mineralwasser in Einweg-PET-<br />
Flaschen.<br />
Für 1 Euro-Cent bekommt man 25 Gläser Trinkwasser<br />
aus dem Zapfventil, „Edles“ Wasser kostet viel mehr – bis<br />
zu 10 Euro/Glas. Das Hauptargument der Konsumenten<br />
von Wasser aus der Flasche ist: Es schmeckt besser. In<br />
einem Blindtest, bei dem 50 Probanden Schulnoten verteilten,<br />
schnitt das teure Mineralwasser tatsächlich am<br />
besten ab, Note 2,14; aber dicht darauf folgte das Leitungswasser<br />
aus der Heimatstadt der Testpersonen (2,20),<br />
es folgten Marken-Mineralwasser (2,39), Trinkwasser insgesamt<br />
(2,40). Schlusslicht beim Test war Mineralwasser<br />
aus der Plastikflasche (PET-Flasche 3,04).<br />
Aus den Verbänden<br />
Hauseinführungskonzept <strong>für</strong> Gebäude mit Keller<br />
Jedes Haus benötigt Versorgungsleitungen <strong>für</strong> Strom,<br />
Trinkwasser, Telekommunikation und eventuell <strong>für</strong> Gas<br />
oder Fernwärme aus dem öffentlichen Netz. Die dazu<br />
erforderlichen Rohre und Kabel über handelsübliche KG-<br />
Rohre in das Gebäude zu führen, kann auf Dauer zu Problemen<br />
führen. Sicherer und Stand der Technik sind seit<br />
Jahren industriell gefertigte Mehrsparten-Hauseinführungssysteme.<br />
Als Planungshilfe <strong>für</strong> den Endkunden erarbeitete<br />
der Fachverband Hauseinführungen <strong>für</strong> Rohre<br />
und Kabel e.V. (FHRK) jetzt die Infoschrift „Hauseinführungen<br />
<strong>für</strong> Häuser mit Keller“. Sie beschreibt die Vorteile<br />
dieser Systemlösung und zeigt verschiedene Varianten.<br />
Mehrsparten-Hauseinführungen sind geprüft, zuverlässig<br />
und langlebig. Für diese kompakten und platzsparenden<br />
Hauseinführungssysteme exestiert in Deutschland<br />
jedoch noch kein einheitlicher Standard. Derzeit setzen<br />
sie überwiegend Stadtwerke ein. Im ländlichen Bereich<br />
sieht es anders aus. Weil die Hausversorgung meist über<br />
vier getrennt voneinander arbeitende Versorgungsunternehmen<br />
erfolgt, besteht weniger Interesse an einer einheitlichen<br />
Lösung. Deshalb sollten Planer und Hausbesitzer<br />
in spe auf eine Mehrsparten-Hauseinführung dringen.<br />
Sonst besteht die Gefahr, dass die Versorgungsunternehmen<br />
die Durchführung der Kabel und Rohre in einer Art<br />
abdichten, die den gestiegenen technischen Anforderungen<br />
an die langlebige Dichtigkeit der Gebäudehülle weniger<br />
genügt.<br />
Der Fachverband Hauseinführungen <strong>für</strong> Rohre und<br />
Kabel e. V., FHRK, hat sich das Ziel gesetzt, gemeinsam<br />
mit den Versorgungsunternehmen und anderen Anwendern<br />
<strong>für</strong> diesen Bereich technisch abgesicherte Lösungen<br />
zu entwickeln. Auf der GAT 2011 stellten sie erste Ergebnisse<br />
der gemeinsamen Entwicklung und die zugehörigen<br />
Infobroschüren vor. Architekten, Fachingenieure, Bauherren<br />
sowie Energieversorgungsunternehmen können die<br />
Broschüren „Hauseinführungen <strong>für</strong> Häuser mit Keller“<br />
und „Hauseinführungen <strong>für</strong> Häuser ohne Keller“ beim<br />
FHRK unter Tel. (03 85) 20 88 89 59 oder E-Mail: info@<br />
fhrk.de anfordern.<br />
VDI ehrt Dr. Frank Bitter<br />
Mit dem Ehrenring des VDI wurde Dr.-Ing. Frank Bitter<br />
vom Verein Deutscher Ingenieure e. V. geehrt. Dr. Bitter<br />
hat mit seiner Dissertation „Modell zur Bestimmung der
62 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
Geruchsintensität der Raumluft mit Multigassensorsystemen“<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />
von elektronischen Messverfahren <strong>für</strong> die Ermittlung der<br />
empfundenen Luftqualität geleistet. Ausführlich hat er<br />
sich mit dem Thema Geruchswahrnehmung und deren<br />
Auswirkung auf die Güte des <strong>Innenraumklima</strong>s auseinandergesetzt<br />
und stellt dem bisher verwendeten Messverfahren<br />
mittels Probandengruppen Möglichkeiten der elektronischen<br />
Messung gegenüber. Mit dem Ehrenring des VDI<br />
werden junge Ingenieurinnen und Ingenieure geehrt, die<br />
das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet und bereits<br />
Bedeutendes in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereicn geleistet<br />
haben. Der Ring wurde 1934 gestiftet und seither<br />
196 mal verliehen.<br />
Parkett<br />
Rechtsecke<br />
Beschädigungen, die die Rollen eines Bürostuhles im Parkett<br />
verursachen, können eine übermäßige Abnutzung<br />
sein, sodass der Mieter den Schaden tragen muss, allerdings<br />
greift dann die Haftpflichtversicherung. So ein<br />
Urteil des Landgerichtes Dortmund, Az.: 2 T 5/10.<br />
Bauprozesse<br />
Drei bis sechs Jahre dauert ein Bauprozess, zehn Jahre<br />
und mehr sind keine Seltenheit. Bis hierzulande ein Urteil<br />
in letzter Instanz ergeht, muss manch ein Neubau schon<br />
wieder zum ersten Mal renoviert werden. Bei einem Streitwert<br />
von einer Million Euro kommen zudem schnell<br />
150 000 Euro an Prozesskosten zusammen, eine Feststellung<br />
von Marcus Rohwetter in der Wochenzeitung DIE<br />
ZEIT 2011, Nr. 48, S. 32, „Anwalts Lieblinge“. Man hätte<br />
das ändern können, meimt der Autor, die Gelegenheit<br />
wäre günstig gewesen. Das Baurecht soll derzeit vereinfacht<br />
werden und Experten hatten vorgeschlagen, <strong>für</strong> die<br />
Lösung von Bau-Rechtsstreitigkeiten eine unbürokratische<br />
Methode aus Großbritannien zu übernehmen. Dort<br />
werden 98 % aller Streitigkeiten ohne Gericht und Richter<br />
und oftmals auch ohne Anwälte beendet. Stattdessen löst<br />
ein Adjukator (Adjukation richterliche Zuerkennung) den<br />
Fall, weniger formal und somit zwar möglicherweise juristisch<br />
ungenau, dafur aber innerhalb von 4 Wochen. Der<br />
Deutsche Baugerichtstag hatte 2008 empfohlen, eine<br />
schnelle und effizientere Konfliktbewältigung nach britischen<br />
Vorbild auch in Deutschland einzuführen. Die<br />
Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die i. A. des Justizministeriums<br />
Reformvorschläge zum Baurecht erarbeitet, hat diese<br />
Alternative zu den Akten gelegt, wie beim Treffen Ende<br />
2011 festgestellt wurde, mit gravierenden volkswirtschaftlichen<br />
Nachteilen. „Es sieht so aus, als habe sich die<br />
Lobby der Anwaltschaft durchgesetzt. An langen und<br />
komplizierten Gerichtsverfahren haben Rechtsanwälte ein<br />
enormes wirtschaftliches Interesse“ (RA Moritz Lembcke,<br />
Hamburg).<br />
Den Vorwurf des Lobyismus weist der Deutsche<br />
Anwaltsverein zurück und argumentiert streng juristisch<br />
gegen die Adjukation (Selbstdarstellung „Anwalt der<br />
Anwälte“).<br />
Ein Adjukator sei nun mal kein Richter, stellten Mitarbeiter<br />
des Justizministeriums im Oktober fest. Weil aber<br />
das Grundgesetz das Recht auf einen Richter garantiere,<br />
sei die Adjukation wohl verfassungswidrig – <strong>für</strong> die<br />
Anwaltschaft war das Thema damit erledigt. „Das Argument<br />
ist nur vorgeschoben, denn der Zugang zu den<br />
Gerichten bleibt ja erhalten“, kontert Lembcke. „Wer mit<br />
der Entscheidung des Adjukators nicht einverstanden ist,<br />
kann immer noch klagen. Die Praxis in Großbritannien<br />
zeigt aber, dass die meisten ein schnelles und günstiges Verfahren<br />
wollen und danach nicht mehr vor Gericht ziehen.“<br />
Seit vielen Jahren drängen mehr und mehr Juristen in<br />
den Anwaltsberuf. Die Konkurrenz ist also groß, da<br />
braucht es nicht auch noch den Wettbewerb mit Bauingenieuren<br />
und Architekten. Die nämlich suchen ihrerseits<br />
nach neuen Einnahmequellen und hätten bei einer<br />
Adjukation sogar Entscheidungen fällen dürfen. Ihr Einfluss<br />
wäre weit größer gewesen als bei herkömmlichen<br />
Bauprozessen vor Gericht – zulasten der Rechtsanwälte.<br />
Im Interesse der Allgemeinheit wäre das, sagt Lembcke:<br />
„Die volkswirtschaftlichen Kosten der aktuellen Regelung<br />
sind sehr hoch. Ein zweistelliger Milliardenbetrag<br />
könnte jedes Jahr durch Adjukation gespart werden.“<br />
Ähnlich wie die Bauprojekte selbst sind auch Bauprozesse<br />
regelrechte Materialschlachten. Schon die Vorbereitung<br />
kann Monate dauern, Sachverständige müssen Baustellen<br />
besichtigen, Betonmischungen analysieren und die<br />
Beschaffenheit von Bodenplatten selbst dann noch untersuchen,<br />
wenn längst Mauern darauf stehen. Das alles<br />
kostet Geld. Hinzu kommt der Personalaufwand bei<br />
Gericht, Bauprozesse sind so kompliziert, dass sie rund<br />
eineinhalbmal so lange dauern wie sonstige Zivilverfahren.<br />
Ein weiterer Großposten sind Anwaltshonorare: Spezialisten<br />
<strong>für</strong> Baurecht berechnen üblichwerweise Stundensätze<br />
ab 250 Euro aufwärts. Und je länger ein Prozess<br />
dauert, desto teurer wird er.<br />
Seit die Adjukation vom Tisch ist, diskutieren die<br />
Reformexperten einen anderen Vorschlag. Der ist weitaus<br />
weniger radikal als Lembcke es fordert und stammt größtenteils<br />
von Volkert Vorwerk. Der Anwalt aus Karlsruhe<br />
vertritt in der Arbeitsgruppe des Ministeriums die Bundesrechtsanwaltskammer,<br />
außerdem gehört er zum Vorstand<br />
des Deutschen Anwaltvereins. „Der Staat hat das<br />
Gewaltmonopol aus gutem Grund. Wir sollten das nicht<br />
leichtfertig an eine Laienjustiz auslagern“, sagt er. Volkert<br />
glaubt, dass Streitereien am Bau noch länger und teurer<br />
würden, wenn erst ein Adjukator und dann noch ein<br />
Richter entscheiden müsste – auch wenn Lembcke bezweifelt,<br />
dass es dazu käme. Mit Lobbyismus habe seine<br />
Ablehnung jedenfalls nichts zu tun, sagt Vorwerk. „Bei<br />
Bauverfahren besteht ein Grundkonflikt zwischen Schnelligkeit<br />
und Gründlichkeit. Meiner Meinung nach sollten<br />
wir daran arbeiten, die Verfahren bei staatlichen Gerichten<br />
zu beschleunigen.“<br />
Die Anwaltschaft dürfte mit dieser Intention einverstanden<br />
sein. Architekten ünd Ingenieure sind im
Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1 gi 63<br />
Gerichtssaal allenfalls als Gutachter geduldet. Soweit der<br />
Bericht in der ZEIT.<br />
Anm.: Bauunternehmer und Bauherren investieren<br />
nicht genug in einen ordentlichen Bauvertrag, der auf die<br />
individuelle Baumaßnahme zugeschnitten wird; Formularverträge<br />
und Formularbeschreibungen sind ein Übel<br />
<strong>für</strong> jede Baumassnahme. Es gibt auch zu wenig Gerichte,<br />
bei denen Kammern <strong>für</strong> Bausachen eingerichtet werden,<br />
die mit erfahrenen Richtern besetzt werden dürften und es<br />
fehlen Fachanwälte <strong>für</strong> Bau- und Architektenrecht.<br />
Keine Besserung der Zahlungsmoral<br />
Nur rund 40 % der Auftraggeber von Planungsleistungen<br />
zahlen Rechnungen fristgerecht. Darauf hat der Verband<br />
Beratender Ingenieure VBI in Berlin hingewiesen. Nach<br />
einer Umfrage des führenden Wirtschafts- und Berufsverbandes<br />
unabhängiger Ingenieurunternehmen in Deutschland<br />
unter seinen Mitgliedern fallen öffentliche Auftraggeber<br />
besonders negativ auf.<br />
Danach lassen 43 % die Rechnungen bis zu drei Monate<br />
nach Zahlungsziel liegen, 9 % sogar deutlich darüber hinaus.<br />
Bei privaten Schuldnern sieht es nur geringfügig besser<br />
aus: Hier benötigen 39 % bis zu drei Monate <strong>für</strong> eine<br />
Überweisung und 5 % zahlen erst nach Monaten.<br />
Staatsangestellte bekommen jeden Monat pünktlich<br />
ihr Geld aufs Konto überwiesen. Beratende Ingenieure<br />
müssen oft Monate lang bitten und betteln, bis ihnen<br />
berechtigte Honorare aus der Staatskasse beglichen werden.<br />
Das empört den Berufsstand besonders. Jedes Auto<br />
wird bezahlt, bevor es benutz werden kann. Ingenieure<br />
laufen oft noch nach Inbetriebnahme von Gebäuden und<br />
Anlagen ihrem Honorar hinterher, so die kommissarische<br />
VBI- Hauptgeschäftsführerin Sabine von Berchem in Berlin.<br />
Auch der Trend ist negativ: 14 % haben bei öffentlichen<br />
Auftraggebern eine Verschlechterung der Zahlungsmoral<br />
festgestellt. Bei den Privaten sieht es mit 12 % ähnlich<br />
trostlos aus. 72 % stellen bei den öffentlichen und 69 % bei<br />
den privaten Auftraggebern keine substanzielle Veränderung<br />
in der Zahlungsmoral fest.<br />
Offenbar gibt es <strong>für</strong> rund 60 % der Auftraggeber immer<br />
noch keinen echten Druck, Honorarrechnungen von Planern<br />
pünktlich zu bezahlen. Wer aber hervorragende Leistungen<br />
erbringt, hat einen Rechtsanspruch auf die sofortige<br />
Überweisung seiner Honorare. Zahlungsverzögerungen<br />
sind kein Kavaliersdelikt, sondern können die oft<br />
mit geringem Eigenkapital ausgestatteten Planungsbüros<br />
schnell in den Ruin führen.<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit unabhängiger deutscher Planungsbüros<br />
und Ingenieurgesellschaften darf nicht länger<br />
eingeschränkt sein. Umsatzrenditen von durchschnittlich<br />
2,2 %, wie jetzt vom AHO veröffentlicht, sind <strong>für</strong> Unternehmen<br />
dramatisch, weil sie der Substanz der Büros massiv<br />
schaden. Es fehlen Mittel <strong>für</strong> Investitionen, <strong>für</strong> Fortbildung<br />
und das Gehaltsniveau ist oft so niedrig, dass<br />
unabhängige Planungsbüros kaum mit anderen Arbeitgebern<br />
konkurrieren können. Daher muss das Bundeswirtschaftsministerium<br />
das anstehende Gutachten zur<br />
Ermittlung der erforderlichen Honorarhöhen im Zuge der<br />
aktuellen Novellierung der Honorarordnung der Architekten<br />
und Ingenieure HOAI unverzüglich beauftragen.<br />
Der Zeitplan <strong>für</strong> die HOAI-Novellierung darf keinesfalls<br />
gefährdet werden. Dies sagte die kommissarische VBI-<br />
Hauptgeschäftsführerin Sabine von Berchem in Berlin.<br />
Das Bundeswirtschaftsministerium plant gemäß den<br />
Koalitionsvereinbarungen von CDU/CSU und FDP die<br />
2009 novellierte HOAI in dieser Legislaturperiode fortzuschreiben.<br />
Hintergrund da<strong>für</strong> ist, dass die Honorare vor<br />
zwei Jahren völlig unzureichend nur als Abschlag erhöht<br />
wurden. Eine Analyse der Kostenstruktur der Ingenieurund<br />
Architekturbüros und eine realistische Bewertung der<br />
erforderlichen Honorare blieb aus. Die gültige HOAI<br />
basiert auf Daten von 1996. In 13 Jahren wurden die<br />
Honorare nur um 10 % erhöht, was einer jährlichen Steigerung<br />
von rund 0,8 % entspricht.<br />
Die aktuelle HOAI bewertet die Leistungen der Büros<br />
in vielen Bereichen viel zu gering. Ingenieure müssen ihre<br />
Arbeit gesetzlich bedingt zu Billigpreisen erbringen. Das<br />
schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland in erheblichen<br />
Maße, denn unsere Unternehmen können sich so<br />
nicht gesund entwickeln und konkurrenzfähig im Wettbewerb<br />
bestehen.<br />
Der VBI fordert das Wirtschaftsministerium auf, den<br />
Zeitplan <strong>für</strong> die HOAI-Novellierung bis Mitte 2013 einzuhalten<br />
und das erforderliche Gutachten zur Überprüfung<br />
der Honorarstruktur unmittelbar zu beauftragen, so<br />
von Berchem weiter.<br />
Schönheitsfehler oder Schaden?<br />
Bei einem Wasserschaden muss der Verursacher nicht <strong>für</strong><br />
sämtliche Kosten aufkommen. Kosten, die bei der Renovierung<br />
ohnehin angefallen wären, muss der Geschädigte<br />
tragen. Auf ein entsprechendes Urteil des Oberlandesgerichtes<br />
Koblenz weist der Deutsche Anwaltverein hin<br />
(Az.: 2 U 209/10).<br />
Die Eigentümerin eines zweigeschossigen Wohnhauses<br />
verlangte von ihrem Nachbarn nach einem Wassereinbruch<br />
in ihren Keller Schadenersatz. Diese hatten auf<br />
dem direkt angrenzenden Grundstück ein baufälliges<br />
Gebäude, abreißen lassen und ein Fertighaus errichtet.<br />
Beim Bau des Kellergeschosses wurden Isolierung und<br />
Anschlussfugen zum Mauerwerk mangelhaft ausgeführt.<br />
Dieser Fehler war aus Sicht der Eigentümerin die Ursache<br />
<strong>für</strong> den Wassereinbruch. Die Richter gaben ihr im Prinzip<br />
Recht, begrenzten jedoch die Höhe des Schadenersatzes.<br />
Die Nachbarn mussten nur die Kosten der Malerarbeiten<br />
<strong>für</strong> die betroffene Giebelwand tragen, nicht jedoch <strong>für</strong> die<br />
angrenzenden, nicht feuchten Wände. Für diese fielen in<br />
der Regel ohnehin Schönheitsreparaturen an.<br />
Streitfrage Schimmelpilz<br />
Viele Gerichte neigen in der Vergangenheit dazu, von<br />
einer Kombination aus Baumangel und Fehlverhalten des<br />
Mieters auszugehen. Wie aber ist die Beweislast? Der<br />
Mieter muss zunächst beweisen, dass ein Mangel vorliegt,<br />
also Schimmelpilz in der Wohnung vorhanden ist. Im
64 gi Gesundheits-Ingenieur - Haustechnik - Bauphysik - Umwelttechnik 133 (2012) Heft 1<br />
nächsten Schritt müsste der Vermieter beweisen, dass der<br />
Mieter daran Schuld trägt. Wenn andere Wohnungen im<br />
Hause Schimmelpilzfrei sind, spricht das z. B. <strong>für</strong> den Vermieter.<br />
Hat sich der Vermieter entlastet, ist wiederum der Mieter<br />
an der Reihe. Nun muss er beweisen, dass er angemessen<br />
geheizt und gelüftet hat und somit den Schaden nicht<br />
zu vertreten hat (Landgericht Berlin Az.: GE 05, 761).<br />
Für den Mieter würde z. B. sprechen, wenn der Schimmelpilz<br />
erst nach einem Fensteraustausch aufgetreten ist.<br />
Die Gerichte urteilen sehr unterschiedlich und wenig<br />
vorsehbar, wie viel Heizen und Lüften dem Mieter<br />
zu gemutet werden kann. Drei mal am Tag Lüften wird in<br />
der Regel mindestens vorausgesetzt (Oberlandesgericht<br />
Frankfurt, Az.: 19 U 7/90), je nach Eigenheiten der Wohnung<br />
kann aber auch mehr gefordert werden. Heizen ist<br />
ebenfalls Pflicht. Ständig auf mehr als 20 °C Raumtemperatur<br />
zu heizen, kann der Vermieter nicht verlangen<br />
(Landgericht Lünebürg, Az.: 6 S 70/00).<br />
Wird dem Mieter das Recht <strong>für</strong> eine Mietminderung<br />
zugesprochen, so liegen die Sätze bei Schimmelpilzbefall<br />
oft zwischen 10 und 20 %. Manchem Mieter geht es aber<br />
weniger ums Geld, sondern um die Gesundheit, sie wollen<br />
nur noch aus der Wohnung raus wegen der Schimmelpilzbildung.<br />
Dabei heißt es aufpassen. Der Bundesgerichtshof<br />
hat entschieden, dass <strong>für</strong> eine fristgerechte Kündigung<br />
die konkrete Gesundheitsgefähdung nachgewisen<br />
werden muss (BGH, Az.: VIII ZR 182/06).<br />
Wenn der Mieter den Schimmelpilz selbst verursacht,<br />
etwa mit feuchter Wäsche, die in der Wohnung getrocknet<br />
wird, zu wenig heizen und zu selten lüftet, <strong>für</strong> diesen<br />
selbstverschuldeten Mangel kann der Mieter nicht den<br />
Vermieter verantwortlich machen, im Gegenteil. Der Mieter<br />
muss in solchen Fällen die Kosten <strong>für</strong> die Schimmelpilzbeseitigung<br />
übernehmen, so das Landgericht Berlin,<br />
Az.: 61 S 19/84.<br />
Klima und Lüftung brauchen regelmäßige<br />
Wartung<br />
Ob Hotel, Supermarkt, Kino oder Arbeitsplatz – mangelhaft<br />
gewartete Klima- und Lüftungsanlagen stellen eine<br />
akute Gesundheitsgefahr dar, warnen die Sachverständigen<br />
von DEKRA. Verspäteter Filterwechsel, verschmutzte<br />
Luftkanäle oder keimbelastete Befeuchter begünstigen<br />
das Wachstum gefährlicher Keime, die beim Menschen<br />
lebensgefährliche Lungenerkrankungen auslösen können.<br />
„Viele Betreiber nehmen ihre Pflichten im Bereich Klima<br />
und Lüftung nicht ernst“, sagt Frank Just, Experte <strong>für</strong><br />
Klima- und Lüftungsanlagen bei DEKRA Industrial.<br />
Kommen dadurch Menschen zu Schaden, drohen empfindlichen<br />
Strafen. Als häufigen Fehler nennt der Experte<br />
den zu späten Austausch der Filter von Lüftungsanlagen.<br />
Strömt die angesaugte Luft durch überlastete Filter, blasen<br />
die Anlagen mehr Schadstoffe in die Innenräume als<br />
sie auffangen. Auch die feinen Lamellen von Klimaanlagen<br />
und Lüftungskanäle müssen regelmäßig gereinigt<br />
werden. Am schwerwiegendsten wirken sich Mängel bei<br />
Luftbefeuchtern aus. Stehendes Wasser zwischen 25 und<br />
45 Grad Celsius bildet einen idealen Nährboden <strong>für</strong> Bakterien,<br />
insbesondere <strong>für</strong> die gefährlichen Legionellen. In<br />
Anlagen mit Luftbefeuchtern ist daher auf einen kontinuierlichen<br />
Austausch des Wassers zu achten.<br />
<br />
DEKRA Info<br />
Mitteilungen des Verlages:<br />
Verantwortlich <strong>für</strong> den Textteil: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Klaus W. Usemann,<br />
Technische Universität Kaiserslautern, Pfaffenbergstraße 95, 67663 Kaiserslautern.<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
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Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
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