CHAG PURIM SAMEACH ! EINE REALPOLITISCHE ... - Israel Shalom
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Hazony nimmt sich das Buch Esther und lässt mal die Märchenperspektive links<br />
liegen und versucht sich mit den feinsten Mitteln moderner Politikwissenschaft an<br />
den machtpolitischen Feuerwerken der Story. Das könnt ihr gerne selbst mal<br />
lesen, hier versuche ich, einiges zu unterstreichen. Ich gebe auch keine Zitate und<br />
mixte unerwähnt talmudische Quellen unter, wegen Zeitmangel, aber wenn ihr die<br />
Geschichte dieses Jahr lest, setzt euch doch vielleicht mal diese Brille auf und<br />
guckt was raus kommt…<br />
Wer entblößt wen?<br />
Am Anfang wird uns von irgendwelchen Festen und Saufereien und einer<br />
widerspenstigen Frau erzählt. Hat eigentlich doch nichts mit unser guten Esther und dem Rest zu<br />
tun, oder? Hätte man nicht schreiben können, ‘Und der König suchte eine neue Frau, nachdem<br />
ihn die alte zu sehr genervt hatte?’<br />
Nein! Denn diese Einleitungsstory ist schon eine Art Spiegel auf die ganze Geschichte und lässt<br />
uns verstehen, womit wir es hier realpolitisch zu tun haben.<br />
Der König war gerade erst König geworden und er war dabei, für einen großen Feldzug gegen die<br />
Griechen zu rüsten. Es gibt eine Diskussion, ob König Achaschwerosch nun Xerxes I oder einer<br />
der Artaxerxes’e war, auf jeden Fall war es ein persischer König im 5. bis 4. Jhd. .v.d.Z., der mit<br />
den Griechen Zoff hatte. Nebenbei sei bemerkt, dass Athen in dieser Zeit von den Persern einmal<br />
erobert wurde – wenn man das in Europa auch gerne mal vergisst zu erwähnen – und da im<br />
persischen Heer nach Quellen und der Wahrscheinlichkeit halber auch Juden waren (einige<br />
sprechen von Mordechai als General der persischen Armee), theoretisch ein früher intellektueller<br />
Einfluss von Judentum auf Griechentum möglich war.<br />
Aber zurück zur Geschichte. Da versucht also der König seine Vasallen auf den Krieg<br />
einzustimmen und gibt dafür ein gigantisches Fest mit allem Überfluss. Dies hat den Zweck, allen<br />
Gesandtschaften seines Reiches, dass nicht gerade arm an lokalen Revolten war, seine Macht zu<br />
propagieren und sie einzuschüchtern, gerade weil der König sich selbst nicht am sichersten fühlt.<br />
Er will sie überzeugen, dass er der Boss ist und alles im Griff hat und dass man besser auf ihn<br />
setzen sollte.<br />
Um es auf die Spitze zu treiben, will er den engsten Beratern und Eliten des Landes seine<br />
Allmacht auch über seine Frau demonstrieren und lässt ihr sagen, dass sie kommen solle, nackt,<br />
und all den besoffenen Regierungsmitgliedern ihre Schönheit zeigen. Die arme Frau zieht es aber<br />
vor, die Gefahr der Revolte auf sich zu nehmen und kommt nicht.<br />
Eine Art kleines Desaster für die machtpolitische Werbungskampagne des Königs. Er selbst steht<br />
jetzt entblößt und dumm da vor all denen, die er beeindrucken wollte, hier ist ein Beweis für die<br />
Grenzen seiner Allmacht. Er hat eben nicht alles im Griff und nicht alle beugen sich willkürlichem<br />
Despotismus. Kein Wunder, dass hier sofort nach drastischen Strafen gesucht wird, denn die<br />
potentielle Gefahr so einer kleinen, persönlichen Revolte (Vorsicht, ansteckend!) ist immens für<br />
Achaschwerosch und sein Reich.<br />
Aber der König rettet noch einmal die Situation: Er befragt die Leute, holt sich Rat ein, was zu<br />
machen ist. Hier haben wir also noch eine Art parlamentarischer Monarchie…<br />
Die Geschichte geht weiter mit dem Satz “nach diesen Begebenheiten“. In Wirklichkeit waren<br />
Jahre vergangen und der König kam von seinem – sagen wir mal – ‘durchwachsenen’ Feldzug<br />
zurück und konnte sich wieder den Haremsangelegenheiten widmen.<br />
Das Selbstbewusstsein des Königs war in der Zwischenzeit nicht gerade gewachsen und er<br />
begann langsam um die Macht fürchten. Was er bei seiner neuen Königin vor allem suchte, war<br />
eine Frau, die bereit war, ihren eigenen Willen zurückzustecken und seinen Willen zu<br />
verinnerlichen, zu wissen, was er will, noch bevor er es weiß.<br />
Die meisten Frauen, die man in die Bewerbungsgespräche als Königin schickt, fallen durch.<br />
Hier kommt Esther ins Spiel.<br />
Sie hat eine gute Erziehung genossen, ist schön und intelligent, hat aber ihre Eltern verloren und<br />
hat auch sonst nicht viel. Sie hat vor allem keine egoistischen Wünsche oder Vorstellungen,