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IKB Kapitalmarkt-News – IWF, Griechenland und Rettungspakete ...

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<strong>IKB</strong> <strong>Kapitalmarkt</strong>-<strong>News</strong> <strong>–</strong> <strong>IWF</strong>, <strong>Griechenland</strong> <strong>und</strong> <strong>Rettungspakete</strong>:<br />

Optimismus, der sich rächen wird? 25. Juni 2013<br />

Dr. Klaus Bauknecht<br />

klausdieter.bauknecht@ikb.de<br />

Der <strong>IWF</strong> deutete jüngst an, dass bei der Rettung <strong>Griechenland</strong>s Fehler gemacht wurden. Teilweise waren die<br />

Fehleinschätzungen doch eher typisch <strong>–</strong> unter anderem wurde für <strong>Griechenland</strong> ein zu gutes Wirtschaftsbild unterstellt, das als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Schuldenfinanzierung des griechischen Staates durch den <strong>IWF</strong> <strong>und</strong> die Euro-Zone diente. Die gemachten<br />

Fehler waren aber nicht unausweichlich. Denn vor dem Hintergr<strong>und</strong> der auferlegten Sparmaßnahmen kann in Kürze mit keiner<br />

konjunkturellen Stabilisierung, geschweige denn Erholung gerechnet werden <strong>–</strong> auch weil der gesellschaftliche Zerfall<br />

voranschreitet <strong>und</strong> die Unsicherheit über die zukünftigen Strukturen hoch bleibt. So hat sich seit Einführung der <strong>Rettungspakete</strong><br />

relativ wenig getan, was Investorenvertrauen, welches die Gr<strong>und</strong>lage für mittelfristiges Wachstum darstellt, verbessert.<br />

Der eingestandene Fehler des <strong>IWF</strong> zeigt ein bekanntes Bild: In den meisten südeuropäischen Ländern wird von weiteren<br />

fiskalpolitischen Konsolidierungsmaßnahmen ausgegangen. Gleichzeitig wird aber eine wirtschaftliche Erholung in Aussicht<br />

gestellt <strong>–</strong> zuerst zögerlich, mittelfristig aber deutlich. Die Einschätzung einer Erholung ist notwendig, da sich ansonsten die<br />

Schuldenquote über den Prognosehorizont nur schwer bzw. gar nicht stabilisieren würde <strong>und</strong> somit die <strong>Rettungspakete</strong> nur<br />

schwer gerechtfertigt werden könnten. Eine ambitionierte Sparpolitik in einem Land, das bereits durch eine schwere Rezession<br />

gezeichnet ist, kann allerdings nicht als vertrauensfördernd angesehen werden. Eine solche Politik alleine ist daher auch nicht<br />

als Gr<strong>und</strong> oder Treiber von Wachstum zu gebrauchen.<br />

Abb. 1: Entwicklung der realen Bruttoanlageinvestitionen<br />

in Mrd. Euro<br />

60<br />

in Mrd. Euro<br />

320<br />

300<br />

50<br />

280<br />

260<br />

40<br />

240<br />

220<br />

30<br />

200<br />

20<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

<strong>Griechenland</strong> Portugal Spanien (rechte Skala)<br />

180<br />

160<br />

Quellen: Eurostat; <strong>IKB</strong><br />

Die dem griechischen Rettungspaket unterliegenden Prognosen beruhten auf einer kurz- bis mittelfristigen Erholung der<br />

Wirtschaft. Auch weiterhin scheint <strong>Griechenland</strong> weit weg von solch einer Entwicklung zu sein, sodass selbst mit den<br />

Niedrigzinsen durch den Rettungsschirm ein weiterer Schuldenschnitt unausweichlich sein dürfte. Und auch für andere Staaten<br />

steigen die Risiken im Hinblick auf konjunkturelle Fehleinschätzungen. So ist es ebenfalls nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass für viele<br />

Länder die ursprünglichen Defizitziele für 2013 verfehlt bzw. angepasst wurden. Noch wird diese Enttäuschung den<br />

unzureichenden Reformen <strong>und</strong> den unausweichlichen, aber als kurzfristig angesehenen Konsequenzen der Sparpolitik<br />

zugeschrieben. Sie sollten sich gemäß den mittelfristigen Prognosen allerdings abschwächen. Fakt ist jedoch, dass die<br />

Wachstumsprognosen bereits in den letzten Jahren ständig nach unten angepasst werden mussten. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die<br />

europäische Politik auch weiterhin im Glauben gefangen, dass Wachstum durch Sparen ermöglicht wird <strong>und</strong> nicht<br />

Wachstum Sparen zulässt. In einem weiteren Jahr mit rückläufiger Wirtschaftsleistung in der Euro-Zone in 2013 sollte dieses<br />

Denken auch weiterhin für relativ wenig konjunkturelle Unterstützung sorgen.


<strong>Kapitalmarkt</strong> <strong>News</strong><br />

Mit <strong>Griechenland</strong> <strong>und</strong> den Kommentaren des <strong>IWF</strong> scheint sich der angesichts der gesellschaftlichen Stabilität <strong>und</strong><br />

Sparprogramme unbegründete Optimismus bereits zu rächen. Die B<strong>und</strong>esbank (Monatsbericht Mai 2013) erwartet eine<br />

beträchtliche Finanzierungslücke für <strong>Griechenland</strong> in 2015 <strong>und</strong> 2016 im Umfang von insgesamt fast 10 Mrd. Euro, für die noch<br />

keine Hilfskredite vorgesehen sind. Insgesamt belaufen sich gemäß B<strong>und</strong>esbank die ausgezahlten bzw. zugesagten Hilfen bis<br />

2016 auf 225 Mrd. Euro. Das Problem liegt darin, dass inzwischen die Mehrzahl der griechischen Staatspapiere bzw. der<br />

Schulden von Rettungsmechanismen der Euro-Zone <strong>und</strong> damit vom europäischen Steuerzahler gehalten wird. So haben die<br />

Hilfspakete die griechischen Probleme sozialisiert. Das Hoffen auf eine wirtschaftliche Wende hat nicht nur die<br />

<strong>Rettungspakete</strong> gerechtfertigt, sondern das Risiko von den ursprünglichen Investoren auf die Allgemeinheit verlagert.<br />

Ein weiterer griechischer Schuldenschnitt würde mit realen Kosten für andere Länder einhergehen, was den Unmut innerhalb<br />

der Euro-Zone erneut entfachen könnte <strong>–</strong> vor allem in Ländern, die selbst mit einer eskalierenden Schuldenquote kämpfen <strong>und</strong><br />

deren Wirtschaft ebenfalls keine Anzeichen einer nachhaltigen Erholung andeutet. Spanien <strong>und</strong> Portugal sind hierfür Beispiele.<br />

Wird die Wachstumsannahme in Spanien <strong>und</strong> Portugal nicht zur Realität, wird der gesellschaftliche Druck <strong>–</strong> auch im<br />

Hinblick auf einen eigenen Schuldenschnitt <strong>–</strong> weiter ansteigen.<br />

Das angekündigte OMT-Programm der EZB mag die Spillover-Effekte eines erneuten griechischen Schuldenschnitts auf die<br />

Finanzmärkte begrenzen. Doch eine Aktivierung des Programms würde die Sozialisierung der potenziellen Kosten eines<br />

Schuldenschnitts noch beschleunigen. Denn die Konditionalitäten, die mit der OMT-Aktivierung einhergehen, würden wenig für<br />

das Investorenvertrauen tun <strong>und</strong> somit keine positiven Konjunkturimpulse liefern. Die EZB würde hingegen ein großer, wenn<br />

nicht sogar der größte Gläubiger einzelner Staaten werden. Das OMT-Programm wie auch die <strong>Rettungspakete</strong> würden die<br />

Zusammensetzung der betroffenen Gläubiger verändern, nicht aber das f<strong>und</strong>amentale Wachstumsbild verbessern. Sie<br />

wären dann nicht mehr als eine Verzögerung des ultimativen Schuldenschnitts, verpackt in eine illusorische Hoffnung<br />

auf ein anziehendes Wachstum, welches allerdings durch fiskalische Auflagen <strong>und</strong> ansteigende gesellschaftliche<br />

Unzufriedenheit immer unwahrscheinlicher wird.<br />

Fazit: Das Eingeständnis des <strong>IWF</strong>, im Zuge der Rettung <strong>Griechenland</strong>s Fehler bei den getroffenen Wachstumsannahmen<br />

gemacht zu haben, mag kein Einzelfall bleiben. Denn auch für andere Euro-Krisenländer wird ein relativ positives Erholungsbild<br />

erwartet, obwohl die Defizitziele der Europäischen Kommission für 2014 eine erneute Konsolidierung in vielen Ländern<br />

bedeuten. Eine wirtschaftliche Erholung ist für <strong>Griechenland</strong> <strong>und</strong> auch für viele andere Länder der Euro-Zone eine wichtige<br />

Annahme der Konsolidierungspolitik bzw. für die Stabilisierung der Schuldenquote, auch wenn diese Politik alleine alles andere<br />

als förderlich für Vertrauen <strong>und</strong> Wachstum ist. Das Risiko, dass die „Fehler“, die in <strong>Griechenland</strong> gemacht wurden, sich auch in<br />

anderen Ländern wiederholen könnten, ist nicht zu unterschätzen. Sollte sich die konjunkturelle Lage der Euro-Zone in 2013<br />

nicht generell stabilisieren, bleibt das systemische Risiko hinsichtlich weiterer möglicher Schuldenschnitte <strong>–</strong> wie er sich bereits<br />

jetzt in <strong>Griechenland</strong> erneut abzeichnet <strong>–</strong> hoch. Das OMT-Programm der EZB <strong>und</strong> weitere <strong>Rettungspakete</strong> würden daran nichts<br />

ändern <strong>–</strong> außer dass die Kosten neu verteilt <strong>und</strong> damit sozialisiert werden.


<strong>Kapitalmarkt</strong> <strong>News</strong><br />

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25. Juni 2013<br />

Herausgeber: <strong>IKB</strong> Deutsche Industriebank AG<br />

Rechtsform: Aktiengesellschaft<br />

Sitz: Düsseldorf<br />

Handelsregister: Amtsgericht Düsseldorf, HR B 1130<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrats: Bruno Scherrer<br />

Vorsitzender des Vorstands: Hans Jörg Schüttler<br />

Vorstand: Dr. Dieter Glüder, Claus Momburg, Dr. Michael H. Wiedmann

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