Elke Scherstjanoi: Gutachten über Ilse Stöbe - Institut für ...
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• Der Bundesbeauftragte <strong>für</strong> die Unterlagen des Ministeriums <strong>für</strong> Staatssicherheit der<br />
DDR (BStU ) – <strong>über</strong> Kopien im BA und in der GDW<br />
• Militärisches Zentralarchiv Prag (Vojenský Ústřední Archiv, VUA)<br />
• Zentrales Archiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation<br />
(Zentralnyj Archiw Ministerstwa oborony RF) Moskau (ZAMO)<br />
• Militärarchiv (Wojennyj Archiw) Moskau (WA).<br />
Eine Einschätzung der Aussagekraft der verfügbaren, gerade auch der umstrittenen,<br />
Quellen findet sich unter Punkt I.<br />
Zu Sammlung und Prüfung des Materials wurde die selbstständige Historikerin Frau Dr.<br />
Marlies Coburger hinzugezogen. Sie forschte vor einigen Jahren zu <strong>Ilse</strong> <strong>Stöbe</strong>.<br />
Das <strong>Gutachten</strong> geht auftragsgemäß problemorientiert vor. Einer Quellenanalyse und einem<br />
Lebenslauf folgen Ausführungen zu jenen Problemfeldern, auf denen die Debatte um die<br />
Rolle und das heutige Ansehen <strong>Ilse</strong> <strong>Stöbe</strong>s ausgetragen wird. Das <strong>Gutachten</strong>, das sei im<br />
Vorgriff erklärt, gelangt zu der Auffassung, dass kein Grund besteht, der 1942<br />
hingerichteten <strong>Ilse</strong> <strong>Stöbe</strong> eine öffentliche Würdigung <strong>für</strong> Ihren Widerstand gegen den<br />
Nationalsozialismus vorzuenthalten.<br />
I. Forschungsprobleme und Quellenlage<br />
Die Quellen zu <strong>Ilse</strong> <strong>Stöbe</strong> sind dürftig. Abhängig von der Quellengattung ist das Manko auf<br />
verschiedene Umstände zurückzuführen; in jedem Fall wirkt es sich insgesamt hinderlich<br />
auf die Forschung aus. Wichtige Zeugnisse trug in den 1980/90er Jahren Ulrich Sahm bei<br />
seinen Recherchen zu Rudolf von Scheliha zusammen. In Bezug auf <strong>Ilse</strong> <strong>Stöbe</strong> sammelte er<br />
viel neues Material, insbesondere auch durch die Befragung von Zeitzeugen. Schließlich<br />
erschloss er die vielsagenden Abschiedsbriefe <strong>Stöbe</strong>s, die ihn auch dazu veranlassten, seine<br />
in der Scheliha-Biografie eher skeptische Einschätzung <strong>Stöbe</strong>s zu korrigieren. 3<br />
Die in deutschen Archiven vorhandenen Quellen dürften vollständig bekannt sein, mehr ist<br />
nicht zu erwarten. Dagegen liegen in russischen Archiven, nachgewiesenermaßen im<br />
Moskauer Zentralen Archiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation<br />
ZAMO, die schriftlichen Erträge aus <strong>Stöbe</strong>s Spionage <strong>für</strong> Moskau, Zusammenfassungen und<br />
Einschätzungen ihrer Auftraggeber sowie ein vermutlich umfangreicher Bestand aus Briefen<br />
an und von Rudolf Herrnstadt, ihren langjährigen Agenten-Partner. Dieses Material ist in<br />
Deutschland nicht bekannt, es liegt nur ausgewählt und in Ausschnitten, zitiert oder<br />
paraphrasiert, meist literarisch verbrämt, in russischsprachigen Darstellungen und<br />
Dokumentationen vor. 4<br />
3 Siehe Sahm, Scheliha; Sahm, <strong>Stöbe</strong>; Nachlass Sahm im Bundesarchiv; Korrespondenz mit der GDW.<br />
4<br />
Siehe die Publikationen von Kudrjawzew/Raspewin, Korolkow und Lota sowie die<br />
russischsprachigen Dokumentationen im Literaturanhang.<br />
3