Dokument_1.pdf (1873 KB)
Dokument_1.pdf (1873 KB)
Dokument_1.pdf (1873 KB)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
464<br />
IV. Determinanten und Mechanismen des Verhaltens<br />
Aufgabe 1<br />
Welche Vorteile haben Tiere dadurch, daß sie Herden bilden oder sich einer Herde<br />
anschließen?<br />
Aufgabe 2<br />
Unter welchen Bedingungen führt die Anwesenheit eines Publikums im allgemeinen zu<br />
einer Leistungssteigerung, unter welchen zu einer Leistungsbeeinträchtigung?<br />
13.2.<br />
Fragenkreis 2<br />
Einflüsse aufgrund beobachteten Verhaltens von Artgenossen<br />
Im folgenden Kapitel geht es um jene Einflüsse auf das Verhalten menschlicher und<br />
tierlicher Individuen, die vom beobachteten Verhalten anderer Artgenossen ausgehen.<br />
Wir beginnen diesmal mit Beispielen aus dem Humanbereich. Wie wir später<br />
sehen werden, sind die behandelten Phänomene, Lernen durch Beobachtung und<br />
Imitation sowie, in eingeschränkter Weise, die Konformität, auch im Tierreich weit<br />
verbreitet und von großer biologischer Wichtigkeit.<br />
Wer kennt nicht die Film-Szene vom sich mühsam durch eine wüstenhafte Landschaft<br />
schleppenden, schon halb verdursteten Helden, über dem hoch kreisend<br />
zunächst ein einzelner Geier auftaucht. Während des Helden Bewegungen schon<br />
deutliche Koordinationsschwierigkeiten aufweisen, schraubt sich der Geier langsam<br />
vom Himmel herab und landet in einem besonders schönen Baumskelett, geduldig<br />
auf das nahende Ende des Helden wartend. Dieser Geier bleibt nicht allein:<br />
Während seines Landeanflugs zieht er aus mehr oder weniger großer Entfernung<br />
andere nach, die bei ihren Suchflügen neben dem Untergrund immer auch ihre<br />
Nachbarn scharf im Auge behalten. So sammeln sich in kürzester Zeit oft weit mehr<br />
als ein Dutzend (die dann im realen Leben oft lange anstehen müssen, bis bei der<br />
Nahrungsaufnahme die Reihe, für eine meist nur kurze Zeit, an ihnen ist).<br />
In der Humanpsychologie werden Einflüsse durch Beobachtung des Verhaltens<br />
anderer hauptsächlich in zwei Forschungsbereichen untersucht: Einerseits unter<br />
dem Gesichtspunkt der Imitation oder Nachahmung sowie des Lernens durch<br />
Beobachtung und andererseits in Zusammenhang mit Konformitätsphänomenen.<br />
Obwohl die Theoriebildung und die Forschung in diesen beiden Bereichen weitgehend<br />
unabhängig erfolgten, sind die analysierten Phänomene doch eng miteinander<br />
verwandt. Der hauptsächliche Unterschied besteht darin, daß im Fall von Imitation<br />
und Beobachtungslernen das Verhalten zweier Individuen, bei der Konformität<br />
hingegen Gruppenprozesse im Vordergrund des Interesses stehen. Darüber hinaus<br />
hat sich die Forschung zur Imitation und zum Beobachtungslernen vorwiegend mit<br />
sichtbarem Verhalten, die Konformitätsforschung hingegen hauptsächlich mit<br />
Wahrnehmungsurteilen, Meinungen und Einstellungen befaßt (vgl. STE 14).<br />
Die Forschungsansätze einerseits und die Betrachtungswinkel bei der Interpretation der<br />
Ergebnisse entsprechender Untersuchungen andererseits unterscheiden sich im humanpsychologischen<br />
und tier-ethologischen Bereich teilweise wesentlich. Nach der in der<br />
Humanpsychologie üblichen, vorstehend angeführten Definition gibt es das Phänomen