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Lehrbuch der Pharmakognosie

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Digitale Bibliothek Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00038692<br />

IV<br />

Vorwort.<br />

nicht ganz befriedigen. Es drehte sich nicht um die Frage, ob man die<br />

<strong>Pharmakognosie</strong> zu den Wissenschaften rechnen wolle, son<strong>der</strong>n<br />

darum, ob sie eine Wissenschaft sei! Es ist das Verdienst Tschirchs,<br />

diese Frage aufgeworfen, bejaht und für die bejahende Antwort den Beweis<br />

erbracht zu haben. Er erkannte, daß es das Kriterium einer wirklichen<br />

Wissenschaft ist. daß sie die Gesamtheit ihres Tatsachenmaterials von<br />

allgemeinen Gesichtspunkten aus zu überblicken lehrt. Mit Recht! Daß<br />

gewisse Einzelfragen mehreren Wissenschaften gemeinsam sind, kommt<br />

auch auf an<strong>der</strong>en Wissensgebieten vor - man denke an Chemie, physikalische<br />

Chemie, Physik -; eine Bearbeitung 11. u eh botanisch interessieren<strong>der</strong><br />

Fragen durch die <strong>Pharmakognosie</strong> kann mithin dieser nicht zum Vorwurf<br />

gemacht werden. Die Entlehnung von Arbeitsmethoden aus an<strong>der</strong>en Wissenschaften<br />

spricht ebenfalls nicht gegen die Wissenschaftlichkeit <strong>der</strong> <strong>Pharmakognosie</strong>,<br />

da sie auch in anerkannt "reinen" Wissenschaften üblich ist,<br />

z. B. Bestimmung <strong>der</strong> optischen Drehung in <strong>der</strong> Chemie. Diese höhere Warte,<br />

von <strong>der</strong> aus das gesamte Gebiet <strong>der</strong> <strong>Pharmakognosie</strong> überschaut werden<br />

kann, fand Tschirch in dem Vergleich <strong>der</strong> wirksamen Bestandteile <strong>der</strong><br />

Drogen. Es soll hier nicht untersucht werden, ob Tschirch damit das<br />

einzig Richtige getroffen hat, es genügt, festzustellen, daß er die Möglichkeit<br />

gezeigt hat, einen das Gesamtgebiet beherrschenden Gedanken<br />

zu finden. Gestützt auf diese Erkenntnis definierte er die <strong>Pharmakognosie</strong><br />

als die Wissenschaft, die die pharmazeutisch verwendeten Rohstoffe des<br />

Tier- und Pflanzenreichs nach allen Richtungen hin (mit Ausnahme <strong>der</strong><br />

physiologischen Wirkung) kennen zu lehren und ihre Ergebnisse unter<br />

allgemeinen Gesichtspunkten miteinan<strong>der</strong> zu verbinden hat. Es kann nun<br />

aber wohl keinem Zweifel unterliegen, daß trotz des großen Fortschrittes<br />

auch diese Definition nicht genügt. Wenn allein die Droge, <strong>der</strong> pharmazeutisch<br />

verwendete Rohstoff, Objekt <strong>der</strong> pharmakognostischen Forschung<br />

wäre, so würde jedes Kulturland seine eigene <strong>Pharmakognosie</strong><br />

haben, höchstens würde man sagen dürfen, daß die in den Apotheken <strong>der</strong><br />

Kulturlän<strong>der</strong> gebräuchlichen Drogen zusammengenommen Objekte <strong>der</strong><br />

<strong>Pharmakognosie</strong> seien, was aber jenseits <strong>der</strong> Grenzpfähle <strong>der</strong> Kulturlän<strong>der</strong><br />

gebräuchlich ist, würde <strong>der</strong> Forschung des Pharmakognosten von Rechts<br />

wegen entzogen sein. Wem soll a11 dieses zum Teil recht wertvolle Forschungsmaterial<br />

zufallen? Auch zeitlich wäre <strong>der</strong> Pharmakognost beschränkt.<br />

Nicht mehr gebräuchliche, vielleicht ganz zu Unrecht aus<br />

<strong>der</strong> Mode gekommene Drogen gehörten nicht zu seinem Gebiete. Das<br />

darf nicht sein! Die wahre Wissenschaft ist nicht nur Gemeingut <strong>der</strong> Menschheit,<br />

son<strong>der</strong>n sie sucht sich auch ihre Studienobjekte in <strong>der</strong> ganzen Welt<br />

selbst, wo sie will, und sie studiert sie nach freiem Ermessen in den ihr<br />

durch ihre Ziele vorgeschriebenen Richtungen. So ist <strong>der</strong> eine von uns<br />

(Br.) zu <strong>der</strong> kürzlich von ihm publizierten Definition gekommen: die<br />

<strong>Pharmakognosie</strong> ist die Wissenschaft, welche alle therapeutisch<br />

verwertbaren Rohstoffe des Tier- und Pflanzenreiches<br />

aufzusuchen, nach allen Richtungen (mit Ausnahme <strong>der</strong> physiologischen<br />

Wirkungsweise) kennen zu lehren und ihre Erge b­<br />

nisse unter allgemeinen Gesichtspunkten miteinan<strong>der</strong> zu<br />

verknüpfen hat. Damit ist <strong>der</strong> <strong>Pharmakognosie</strong> auch das von Arth.<br />

Meyer für die "reinen Wissenschaften" gefor<strong>der</strong>te Kriterium <strong>der</strong> Erarbeitung<br />

ihrer Ergebnisse ohne Rücksicht auf eine etwa vorhandene praktische

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