Download (3093Kb) - tuprints
Download (3093Kb) - tuprints
Download (3093Kb) - tuprints
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einhaltung von Normen und den Einsatz bestimmter Handlungsweisen angeht<br />
(ebd.).<br />
Zusammenfassend geht es bei der „Beziehungsgestaltung“ durch die<br />
Organisation dissenter Sequenzen im Wesentlichen um die Bewahrung des eigenen<br />
Images und die Bedrohung des Images des Interaktanten. Dies zeigt sich z. B. darin,<br />
dass Äußerungen getätigt werden, mit denen bewusst kein Konsens markiert wird,<br />
sondern die darauf abzielen, den eigenen Standpunkt zu stärken, während<br />
gleichzeitig das Verhalten darauf angelegt ist, dem Standpunkt des Interaktanten<br />
wenig Raum und Respekt entgegenzubringen, indem man den Interaktanten etwa<br />
häufig unterbricht (Gruber 1996, 61f.) 49 .<br />
5.5.4 Platzierung von Schlüsselwörtern<br />
Sprachliche Ausdrücke verweisen auf Ausschnitte der Wirklichkeit. Vielmehr aber stellt<br />
sich, was in kommunikativer Erfahrung als Bezug einzelner sprachlicher Ausdrücke oder<br />
als Tatsache, auf die der Ausdruck (nur) verweist, so als Resultat eines mehrschichtigen,<br />
nur teilweise von den Beteiligten selbst gesteuerten interaktiven Zusammenhangs dar.<br />
Als komplexes Zusammenspiel von a) interaktiven Prozessen, in deren Verlauf diese<br />
Ausdrücke aufgrund sprachlicher Markierungen und Inszenierungen einen<br />
herausgehobenen Status im Interaktionsverlauf erhalten, mit b) sprachlichen Aktivitäten<br />
des Verweisens und Präsupponierens, durch die diese Ausdrücke jene charakteristische<br />
Selbstverständlichkeit erhalten, die „das Nachdenken unnötig zu machen erscheint“<br />
(Anderegg 1985, 46), c) den geläufigen, wissenskonformen Zusammenhängen, die im<br />
Verlauf des Redens mit dem sprachlichen Ausdruck aufgebaut werden und schließlich d)<br />
den kommunikativen Vorurteilen über den Status und die Eigenschaften einzelner<br />
sprachlicher Ausdrücke inklusive der interpretativen Haltung, dass mit sprachlichen<br />
Ausdrücken auf Wirklichkeit verwiesen wird. (Nothdurft 2002, 415)<br />
Die Interaktivität von Äußerungen bewirkt also, dass die Interaktionspartner an<br />
den eigenen Äußerungen mitbeteiligt werden: „Phänomene sprachlicher<br />
Inszenierung [...] oder Fälle der lauten Suche nach dem richtigen Wort, an der die<br />
anderen mitbeteiligt werden, sind aufgrund ihrer suggestiven Wirkung für Prozesse<br />
der Wirklichkeitskonstitution von besonderer Relevanz“ (Nothdurft 1996, 364).<br />
Beziehen sich Interaktanten auf die Wirklichkeit, dann handelt es sich dabei um „ein<br />
Phänomen, das wesentlich an den Vollzug gemeinsamer, aufeinander bezogener<br />
49 Gleichzeitig wird die Suspension von „höflichem Verhalten“ und die Anwendung „unhöflichen<br />
Verhaltens“ als charakterisierend beschrieben (Gruber 1996, 62).<br />
102