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zu Partnerhypothesen, die ihrerseits das eigene Verhalten in der Interaktion<br />
beeinflussen (Thimm/Kruse 1991, 18; Thimm/Rademacher/Kruse 1995, 384f.).<br />
Macht und Dominanz in Interaktionen drücken sich auf sprachlicher Ebene<br />
durch verschiedene Merkmale aus. Diese betreffen die hier nicht wesentlichen<br />
akustischen Merkmale (Stimmhöhe, Sprechgeschwindigkeit, Sprechrate), aber auch<br />
den Inhalt des Gesprächs, wie etwa das Setzen des Themas und dessen<br />
Organisation (Thimm/Kruse 1991, 13). Stein/Heller (1979) konnten etwa für eine<br />
gleichgeschlechtliche Gruppe nachweisen, dass vor allem die Menge der<br />
Redebeiträge bestimmt, wer die Führung in einer Gruppe übernimmt. Dabei ist die<br />
inhaltliche Qualität der Beiträge nicht von Bedeutung (Thimm/Kruse 1991, 15) 51 .<br />
Auch wenn man die Sprechdauer einzelner Interaktanten in Gruppendiskussionen<br />
betrachtet, zeigt sich, dass die Menge des Gesagten für das Einnehmen der<br />
Führungsrolle innerhalb der Gruppe konstitutiv ist (s. Bales/Strodtbeck 1951,<br />
Strodtbeck 1954).<br />
Dominanz kann auf semantischer Ebene außerdem mit der Intensität der<br />
Sprache in Verbindung gesetzt werden: „Diese Intensität ist als kontextabhängiger<br />
Bewertungsaspekt von semantischen Einheiten zu sehen. Eine höhere Dichte und<br />
Intensität kann z.B. über ‚intensifiers’ wie ‚very’ erreicht werden.“ (Thimm/Kruse<br />
1991, 13). Powerless erscheinen Sprache und die sie verwendende Person<br />
dagegen, wenn viele Höflichkeitsformen eingesetzt werden, die Sprache betont<br />
formell ist und sich Heckenausdrücken und Deiktika bedient (ebd., 16). Auch der<br />
ausgedrückte Beziehungsaspekt kann über den Erfolg von dominanter Sprache<br />
entscheiden: Personenorientierte Aufforderungen zwischen Kollegen im beruflichen<br />
Kontext wurden bei Statusgleichheit als am erfolgreichsten beurteilt, bei<br />
Statusdifferenz aber erschien das aufgabenorientierte Auffordern als am<br />
erfolgreichsten (Winterhoff-Spurk/Geißler/Grabowski-Gellert 1987).<br />
Bei Eigengruppenverhalten bedienen sich Sprecher eines bestimmten Jargons<br />
und Dialekts, der Eigengruppensprache. Zudem wird geteiltes Wissen unterstellt und<br />
so der Bezug auf gemeinsames „Alltagerleben als unproblematischer und weniger<br />
imagebedrohend“ betrachtet (Thimm/Maier/Kruse 1994, 19ff.). Die Angst vor<br />
Imageverlust scheint bei Eigengruppeninteraktionen viel kleiner zu sein als bei<br />
51 Allerdings spielt es eine Rolle, wie sehr die Beiträge inhaltlich an der gestellten Aufgabe<br />
orientiert sind (Stein/Heller 1979, 15).<br />
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