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die Wettbewerbsaufgabe für die Errichtung dieser Bibliotheken 1987<br />
vor.<br />
• Der Lesesaal der Universitätsbibliothek Erfurt, wo der diesjährige<br />
Bibliothekartag zu Gast ist, erstreckt sich über das gesamte Haus.<br />
360 Leseplätze und PC-Arbeitsplätze stehen auf insgesamt 4 Etagen<br />
zur Verfügung.<br />
• Der Neubau der Universitätsbibliothek Magdeburg ist für 1,1 Mill.<br />
Bände, davon 80 % in Freihand ausgelegt. Für die Benutzer stehen<br />
600 Leseplätze, 60 Carrels und 30 Gruppenarbeitsplätze zur Verfügung.<br />
• In der Universitätsbibliothek Jena befinden sich auf vier Ebenen die<br />
Lesebereiche der Teilbibliothek Geisteswissenschaften mit ausgedehnten<br />
Freihandbereichen und den Benutzerarbeitsplätzen.<br />
800.000 Bände werden für 610 Leseplätze bereitgestellt. Jeder Ebene<br />
sind an einer zentralen Stelle allgemeine Nachschlagewerke und<br />
eine kleine, dem Fächerspektrum der jeweiligen Ebene entsprechende<br />
Info-Theke zugeordnet. Hier ist also der klassische Lesesaalbestand<br />
fachgebietsorientiert dezentralisiert worden. Geschlossene<br />
Einzelarbeitsräume (Carrels) und Kopierkabinen sind den Lesebereichen<br />
differenziert angegliedert. So sind zweckentsprechende Lesebereiche<br />
mit einem hohen Anteil an Einzelarbeitsplätzen und moderner<br />
technischer Ausstattung (alle Plätze mit Anschluss an das Rechnernetz,<br />
jeder dritte Platz mit PC-Ausstattung) entstanden, die ein<br />
intensives, möglichst ungestörtes Arbeiten ermöglichen, während im<br />
Foyer und in der benachbarten Cafeteria, in den Ausstellungsbereichen<br />
sowie in den Vortrags- und Gruppenarbeitsräumen Gelegenheit<br />
für Begegnung und Kommunikation besteht. 24<br />
Wenn man die Beispiele der gerade auch nach der Wende neuerrichteten<br />
Universitätsbibliotheken, für die sich neben den hier genannten Bibliotheken<br />
in Erfurt, Magdeburg und Jena viele weitere Belege finden lassen,<br />
verallgemeinern will: Kann man dann davon sprechen, dass „Opas Lesesaal“<br />
mit der beschriebenen, um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20.<br />
Jahrhundert entwickelten Konzeption mit der weitgehenden Trennung von<br />
Buchbeständen und Leseplätzen nunmehr durch eine gemischte Aufstellung<br />
abgelöst worden ist?<br />
Hierauf ist auf den deutschen Bibliotheksbau bezogen keine eindeutige<br />
Antwort möglich. Wir haben schon das Beispiel des Neubaus des Brüder-<br />
Grimm-Zentrums der Humboldt-Universität zu Berlin 25 genannt, bei dem<br />
es Bestandteil der Wettbewerbsaufgabe war, auch einen zentralen Lesesaal<br />
mit ursprünglich über 500 Leseplätzen zu planen. Der für die Konzeption<br />
verantwortliche Bibliotheksdirektor führt dazu als Antwort auf die Kritiker<br />
an dieser Konzeption aus, dass der Lesesaal nicht nur symbolisch das<br />
24 S. Herzog, Rainer: Der Neubau der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena:<br />
Solitärbau im Grünen. In: Bibliothek 27. 2003. Nr. 1/2, S. 96-99.<br />
25 Dass es sich hierbei im Wesentlichen um die Zentrale Universitätsbibliothek und den<br />
Computer- und Medienservice der HU handelt, soll am Gebäude und im Sprachgebrauch<br />
nicht erwähnt werden.