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Um - Bibliotheksforum Bayern

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Heft 4 – 7. Jahrgang – Oktober 2013 – ISSN 0340-000X<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong><br />

LIBER-Konferenz 2013 in München<br />

Die Verstaatlichung der Augsburger Staatsund<br />

Stadtbibliothek<br />

Ein historisches Google Maps für Tablet und Smartphone<br />

Die App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“<br />

Helfen Sie uns, besser zu werden!<br />

Nutzerbefragung in Gunzenhausen


Bildungscampus<br />

Herausgeber: Stadt Nürnberg, Bildungscampus Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 4, 90403 Nürnberg; Gestaltung: weinberg-brothers.de<br />

ANTON<br />

KOBERGER<br />

Zum 500. Todestag des Druckers<br />

der Schedelschen Weltchronik<br />

AUSSTELLUNG<br />

20. SEPTEMBER – 28. DEZEMBER 2013<br />

STADTBIBLIOTHEK ZENTRUM<br />

Stadtbibliothek Zentrum<br />

Ebene L2, Ausstellungskabinett<br />

Gewerbemuseumsplatz 4<br />

90403 Nürnberg<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo -Fr 11-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr<br />

Sonn- und Feiertage geschlossen<br />

Eintritt frei<br />

Kostenlose Führungen durch<br />

die Ausstellung jeweils mittwochs<br />

um 17 Uhr am 25.9., 9.10., 23.10.,<br />

6.11., 20.11., 4.12., 18.12.2013


Editorial<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser!<br />

Absolut faszinierend und wegweisend<br />

finde ich die neue App der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek „<strong>Bayern</strong> in historischen<br />

Karten“. Nach der im letzten Jahr vorgestellten<br />

App „Ludwig II. – Auf den Spuren<br />

des Märchenkönigs“ zeigt die Bibliothek<br />

wieder, wie zukunftsorientierte Serviceleistungen<br />

im Zeitalter des mobilen Internet<br />

zur Aufbereitung und Vermittlung (nicht<br />

nur) historischer Bestände aussehen müssen.<br />

Das sichert auch das Überleben der<br />

Bibliotheken – Gratulation!<br />

Ebenso ein Grund, allen Beteiligten zu gratulieren, ist die bemerkenswerte und außergewöhnliche<br />

Entscheidung, die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, eine der bedeutendsten<br />

spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Sammlungen – nach intensiven und<br />

konstruktiven Verhandlungen als zehnte regionale Staatliche Bibliothek in die Trägerschaft<br />

des Freistaates zu übernehmen und damit die Chance auf einen grundlegenden<br />

Neubeginn und die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der beinahe 500 Jahre alten Kulturinstitution<br />

zu eröffnen.<br />

„Der Schritt ins Digitale“ – so die Überschrift des Beitrags über die Neuerungen in der<br />

Fernleihe – bedeutet, dass durch eine Eigenentwicklung der Verbundzentrale des Bibliotheksverbundes<br />

<strong>Bayern</strong> Monographien- und Kopienfernleihe jetzt in einem System<br />

abgewickelt werden kann und dadurch künftig auch ein ganz neuer Service angeboten<br />

wird, nämlich die Lieferung von Fernleihkopien aus elektronischen Zeitschriften. Dieser<br />

große Schritt ins digitale Neuland wird mit Sicherheit positive Auswirkungen besonders<br />

für die Bibliothekskunden haben.<br />

Wie man Bürger- bzw. Nutzerbefragungen als wertvolles Instrument der Kunden-<br />

Kommunikation und zur gezielten Verbesserung des (Service-)Angebots verwenden<br />

kann und dabei nicht immer erwartete Ergebnisse bekommt, zeigen die Artikel aus der<br />

Erlanger Stadtbibliothek und der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen.<br />

Ganz praxisbezogen ist auch der Beitrag der Stadtbücherei Regensburg, trotz beengter<br />

Raumverhältnisse einen eigenen Jugendbereich zu schaffen. Er zeigt auf, wie<br />

die dabei auftretenden Fragen der altersgerechten Möblierung, der passenden Medien-,<br />

Veranstaltungs- und Serviceangebote bis zur Frage der Namensgebung beantwortet<br />

werden können.<br />

Auch die weiteren Artikel dieses vielfältigen Heftes werden Ihnen eine anregende und<br />

für die tägliche Praxis nützliche Lektüre bereiten. Dies wünscht Ihnen<br />

239<br />

Ihr<br />

Ludwig Bichlmaier<br />

Leiter der Stadtbücherei Landshut<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Inhalt<br />

Digitale Bibliothek<br />

242 Historisches Google Maps für Tablet<br />

und Smartphone<br />

Die App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ der BSB<br />

(Klaus Ceynowa)<br />

Landesfachstelle<br />

245 Ralph Deifel neuer Leiter der Landesfachstelle<br />

Interview zur Amtsübernahme<br />

(Franz Käßl)<br />

242<br />

265<br />

Historisches Google Maps für Tablet<br />

und Smartphone<br />

Die App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“<br />

der BSB<br />

248<br />

Die Verstaatlichung der Augsburger Staatsund<br />

Stadtbibliothek<br />

Bericht über die Übernahmevereinbarung<br />

Bayerische Staatsbibliothek ist<br />

Gastgeber der gelungenen LIBER-Konferenz<br />

Nachlese zur Konferenz in der BSB<br />

Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

248 Die Verstaatlichung der Augsburger Staats- und<br />

Stadtbibliothek<br />

Bericht über die Übernahmevereinbarung (Rolf Griebel)<br />

257 Neues Zentrum für digitale Geisteswissenschaften<br />

(Gregor Horstkemper)<br />

258 Auf dem Weg in die digitale Welt<br />

<strong>Bayern</strong>s öffentliche Bibliotheken in der Statistik<br />

(Ralph Deifel)<br />

261 Wissen – Leben – Lernen: Die Bibliothek kann’s<br />

4. Oberbayerischer Bibliothekstag in Bad Aibling<br />

(Franz Käßl)<br />

Internationale Bibliothekskontakte<br />

265 Bayerische Staatsbibliothek ist Gastgeber der<br />

gelungenen LIBER-Konferenz<br />

Konferenz der Ligue des Bibliothèques Européennes<br />

de Recherche (Martin Hermann)<br />

Management<br />

268 Liebesbeweis für die Erlanger Stadtbibliothek<br />

„Erlanger Bürgerbefragung 2012“ (Anne Grimmer)<br />

271 Helfen Sie uns, besser zu werden!<br />

Nutzerbefragung in der Stadt- und Schulbücherei<br />

Gunzenhausen (Babett Guthmann)<br />

Benutzung<br />

276 Der Schritt ins Digitale<br />

Neuerungen in der Fernleihe des BVB<br />

(Berthold Gillitzer, Evelinde Hutzler, Roland Jäkle)<br />

282 Neue Standards für die Erschließung<br />

Auf dem Weg zum internationalen Erschließungsregelwerk<br />

Resource Description and Access<br />

(Gabriele Meßmer)<br />

285 Auskunft muss nicht, Auskunft kann!<br />

Fortbildung der Kommission für Service und Information<br />

in Zusammenarbeit mit der Bibliotheksakademie <strong>Bayern</strong><br />

(Simone Höldrich)<br />

TITELBILD: TREPPENHAuS DER BSB WäHREND DER LIBER-KONFERENZ; FOTO: BSB/H.-R. SCHuLZ<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Inhalt<br />

Historische Schätze<br />

289 Jean Paul zum 250. Geburtstag<br />

Rückschau auf eine Ausstellung der Staatsbibliothek<br />

Bamberg (Werner Taegert)<br />

294 Bayerische Staatsbibliothek übernimmt<br />

Musikhandschriften<br />

Bedeutende Münchner Sammlung von Sakralmusik<br />

(Reiner Nägele)<br />

296 München und das Alte Testament<br />

Ausstellung „Das Alte Testament und sein <strong>Um</strong>feld –<br />

vom Babylonischen Talmud zu Lassos Bußpsalmen“<br />

(Claudia Fabian)<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

298 Nordic Talking<br />

Vierwöchiges Kulturfestival in München<br />

(Anke Buettner)<br />

Bibliotheksporträt<br />

302 Stadtbücherei Kolbermoor<br />

Bibliotheksneubau im Rathausareal<br />

(Ute Palmer-Horn)<br />

Kinder- und Jugendbibliotheken<br />

304 Area 5.2 – klein (aber fein) und sehr individuell<br />

Neuer Jugendbereich der Stadtbücherei Regensburg<br />

(Elisabeth Mair-Gummermann und Sarah Weber)<br />

Lese- und Literaturförderung<br />

306 <strong>Bayern</strong>werk – Kinderbibliothekspreis 2013<br />

Preisverleihung in Bamberg<br />

308 Startschuss für den „Lese-Kick“<br />

<strong>Bayern</strong>weiter Sommerferien-Leseclub<br />

(Tamara Kucana)<br />

309 Marathonlesen beim 8. Fürther Lesefrühling<br />

Rund 4.200 Teilnehmer beim Fürther Lesefrühling<br />

(Christina Röschlein)<br />

289<br />

Jean Paul zum<br />

250. Geburtstag<br />

Rückschau auf<br />

eine Ausstellung<br />

der Staatsbibliothek<br />

Bamberg<br />

298<br />

Nordic Talking<br />

Die Münchner<br />

Stadtbibliothek und<br />

die Münchner<br />

Volkshochschule<br />

veranstalteten ein<br />

vierwöchiges<br />

Kulturfestival.<br />

Personalia<br />

311 Nachruf Dr. Fridolin Dreßler<br />

(Rolf Griebel)<br />

Rubriken<br />

239 Editorial<br />

313 Termine<br />

314 Kurz notiert<br />

324 Abstracts<br />

326 Impressum<br />

327 Autorinnen und Autoren<br />

302<br />

Stadtbücherei Kolbermoor<br />

Bibliotheksneubau setzt architektonische Maßstäbe.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Digitale Bibliothek<br />

Apians Landtafeln<br />

Ein historisches Google Maps<br />

für Tablet und Smartphone<br />

242<br />

Die App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek, entwickelt für Apples<br />

App-Store und für Google Play, bietet ein<br />

digitales Erlebnis der besonderen Art: Per Tablet<br />

und Smartphone können Sie eine faszinierende<br />

Zeitreise durch <strong>Bayern</strong>s historische Karten<br />

antreten und zugleich eine Entdeckungstour zu<br />

<strong>Bayern</strong>s Städten, Burgen, Schlössern und Kunstdenkmälern<br />

unternehmen.<br />

Von Klaus Ceynowa<br />

Die Bayerische Staatsbibliothek<br />

ist eine der international größten und<br />

renommiertesten universal- und Forschungsbibliotheken.<br />

Zu ihren Beständen<br />

zählen nicht nur weltberühmte<br />

und kostbarste Werke des schriftlichen<br />

Kulturerbes der Menschheit, sie besitzt<br />

auch eine der europaweit bedeutendsten<br />

Kartensammlungen. Mit ihrer neuen<br />

App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“<br />

präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek<br />

nun die großen historischen<br />

Kartenwerke des Freistaates in Form<br />

eines sogenannten Location-Based-<br />

Service für die mobile Nutzung.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Digitale Bibliothek<br />

FOTOS: BSB<br />

Für die App wurden fünf bedeutende Kartenwerke<br />

mit mehr als 260 Kartenblättern vom 6. bis 19.<br />

Jahrhundert digitalisiert und vollständig georeferenziert:<br />

die berühmten Landtafeln Philipp Apians von<br />

1568, die Kartenwerke von Frederik de Wit (1670-<br />

1690) und Franz Ludwig Güssefeld (1782/1796),<br />

der „Topographische Atlas vom Königreich Baiern“<br />

(1812-1867) und die auf <strong>Bayern</strong> bezogenen Blätter<br />

der „Karte des Deutschen Reiches“ (1876 ff). Die<br />

Karten illustrieren nicht nur das Fortschreiten des<br />

Landesausbaus in <strong>Bayern</strong>, sondern auch die zunehmende<br />

Genauigkeit der Landesvermessung.<br />

Damit wird eine faszinierende Entdeckungsreise<br />

durch die Topographie und Geschichte <strong>Bayern</strong>s<br />

möglich. Zum einen können die historischen Karten<br />

<strong>Bayern</strong>s nun erstmalig auf mobilen Endgeräten<br />

in hochaufl ösender Wiedergabe in allen Details<br />

betrachtet werden. Zum anderen und vor allem<br />

aber können sie, ausgehend vom jeweils aktuellen<br />

Standort des Nutzers der App, interaktiv und multimedial<br />

erkundet werden. Aufgrund der Georeferenzierung<br />

der Kartenwerke wird dem Nutzer der App<br />

seine jeweilige Position – dort, wo er sich gerade<br />

mit seinem Smartphone oder Tablet in der Hand<br />

aufhält – direkt in der historischen Karte angezeigt:<br />

Die App funktioniert also als ein historisches Google<br />

Maps, der Betrachter der digitalen Karten fi ndet<br />

seine gegenwärtige Positionierung direkt im jeweils<br />

aufgerufenen historischen Kartenwerk wieder. Über<br />

eine Zeitleiste kann er zudem bruchlos zwischen<br />

den verschiedenen Karten navigieren.<br />

Points-of-Interest in historischen Ansichten<br />

Auf der jeweils angewählten Karte fi ndet der Betrachter<br />

rund um seinen aktuellen Standort herum<br />

vielfältige Points-of-Interest, die Texte, Ortsdaten,<br />

historisches Bildmaterial und dungen zu Gemeinden, Klöstern, Burgen, Schlös-<br />

Multimedia-Anwensern<br />

und Kunstdenkmälern in der näheren umgebung<br />

anzeigen. Diese Points-of-Interest, von<br />

denen die App insgesamt mehr als 2.500 bietet,<br />

werden durch „Stecknadelköpfe“ (Pins) visualisiert,<br />

die je nach Objektkategorie (Burg, Schloss, Denkmal,<br />

Gemeinde etc.) unterschiedlich gestaltet sind;<br />

die dort jeweils hinterlegten Informationen können<br />

per Touch auf das Display aktiviert werden. Die<br />

App stellt damit einen Location-Based-Service<br />

dar, der Informationen relativ zum Standort des<br />

App-Nutzers auf dem Smartphone oder Tablet<br />

anzeigt. unter den bei den jeweiligen Points-of-<br />

Interest hinterlegten multimedialen Materialien sind<br />

besonders hervorzuheben:<br />

• Ortsansichten von Hartmann Schedel und Matthäus<br />

Merian d. ä.: Die Bayerische Staatsbibliothek<br />

besitzt wertvolle Ausgaben von Hartmann<br />

Schedels (1440-1514) „Weltchronik“ und von<br />

Matthäus Merians (1593-1650) „Topographia<br />

Germaniae“. Die darin enthaltenen Ansichten<br />

von Orten, Klöstern und Burgen Altbayerns,<br />

Bayerisch-Schwabens und Frankens sind in die<br />

App eingebunden und können in hoher Aufl ö-<br />

sung betrachtet werden.<br />

• Ortsporträts: 15 Orte aus allen Regierungsbezirken<br />

<strong>Bayern</strong>s wurden ausgewählt, um exemplarisch<br />

einen vertieften Einblick in die Entwicklungen<br />

von Siedlungen zu geben, wie sie<br />

typisch für den bayerischen Kulturraum sind.<br />

Die Porträts werden angereichert u. a. um Artikel<br />

aus dem Online-Angebot „Historisches Lexikon<br />

<strong>Bayern</strong>s“, die die Geschichte <strong>Bayern</strong>s genauer<br />

beleuchten.<br />

• Wappen der bayerischen Gemeinden: „<strong>Bayern</strong>s<br />

Gemeinden“ ist ein Online-Angebot des Hauses<br />

der Bayerischen Geschichte. Die Abbildungen<br />

der darin aufgeführten Wappen sind in die App<br />

eingebunden und durch Beschreibungen zu<br />

ihrer Entstehung und zur Bedeutung ihrer bildlichen<br />

Elemente erläutert.<br />

• Schwerpunkt Nürnberg: Als größte Stadt<br />

Frankens bildet Nürnberg einen besonderen<br />

Schwerpunkt der App. Beginnend mit Matthäus<br />

Merians Nürnberger Stadtplan aus seiner<br />

„Topographia Franconiae“ (1648) kann<br />

der Nutzer anhand fünf historischer, georeferenzierter<br />

Stadtpläne aus vier Jahrhunderten<br />

in die Geschichte und Topographie der alten<br />

Reichsstadt eintauchen. Neben reichem Textund<br />

Bildmaterial ist auch ein Audioguide zu den<br />

wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt in<br />

die App integriert.<br />

Historisches<br />

Nürnberg<br />

243<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Digitale Bibliothek<br />

Historische Bestände in<br />

interaktiver App<br />

244<br />

Launch der App am<br />

29. 4.: Generaldirektor<br />

Dr. Rolf<br />

Griebel, Finanzstaatssekretär<br />

und<br />

IT-Beauftragter<br />

der Bayerischen<br />

Staatsregierung<br />

Franz Josef Pschierer,<br />

Stellv. Generaldirektor<br />

Dr. Klaus<br />

Ceynowa (v. l. n. r.)<br />

DER AuToR<br />

Dr. Klaus Ceynowa<br />

ist Stellvertretender<br />

Generaldirektor der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek.<br />

• Ortsansichten Michael Wenings: Der Kupferstecher<br />

Michael Wening (1645–1718) bereiste im<br />

Auftrag des Kurfürsten Max Emanuel Altbayern<br />

und fertigte Ansichten von Ortschaften, Schlössern,<br />

Burgen, Klöstern und Landsitzen an. Von<br />

diesen über 800 Darstellungen, die Anfang des<br />

18. Jahrhunderts in der „Historico-topographica<br />

descriptio Bavariae“ veröffentlicht wurden, hat<br />

das Landesamt für Vermessung und Geoinformation<br />

neue Drucke anfertigen und digitalisieren<br />

lassen. Die Ortsansichten Wenings sind in die<br />

App integriert und laden zum Zoomen in ihre<br />

hochaufl ösend digitalisierten Details ein.<br />

• Techniken und Geschichte der Kartographie in<br />

<strong>Bayern</strong>: Informationen zur Geschichte der Kartographie<br />

aus der Zeit vor der satellitengestützten<br />

Landvermessung und zur umfangreichen<br />

Kartensammlung der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

bieten Video-Experteninterviews und fachkundige<br />

Texte.<br />

Als Location-Based-Service präsentiert sich die<br />

App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ auch als virtueller<br />

Reiseführer, der dem <strong>Bayern</strong>-Interessierten<br />

relativ zu seiner jeweiligen geographischen Position<br />

interessante Orte und Stätten in seiner Nähe<br />

zeigt und sich damit auch für touristische Zwecke<br />

eignet. Zugleich ist die App aber auch für<br />

die Nutzung von zu Hause, also gewissermaßen<br />

vom heimischen Sofa aus, bestens geeignet. Hier<br />

kann der Nutzer in den hochaufl ösend digitalisierten<br />

Karten „blättern“ und auf eine virtuelle Erkundungstour<br />

durch <strong>Bayern</strong> gehen.<br />

Mit der Location-Based-Services-App<br />

„<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ setzt<br />

die Bayerische Staatsbibliothek ihre<br />

erfolgreiche Reihe mobiler Applikationen<br />

fort – nach den „Famous Books -<br />

Schätze der Bayerischen Staatsbibliothek“,<br />

den „Oriental Treasures“ und der<br />

Augmented-Reality-App „Ludwig II.“.<br />

Für diese Angebote bringt die Bayerische<br />

Staatsbibliothek eine langjährige<br />

Erfahrung auf dem Felde der Digitalisierung<br />

und digitaler Technologien mit.<br />

Mit aktuell 940.000 digitalisierten Werken<br />

und Objekten aus ihren Sammlungen<br />

verfügt die Bayerische Staatsbibliothek<br />

gegenwärtig über den größten<br />

digitalen Datenbestand aller deutschen<br />

Kultureinrichtungen, und mit einer Scannerfl otte<br />

von 26 Geräten, unter anderem für anspruchsvolle<br />

3D-Digitalisierung, nimmt sie die Spitzenstellung<br />

unter allen deutschen Bibliotheken ein.<br />

Mit der wachsenden Bedeutung des mobilen<br />

gegenüber dem stationären Internet bieten sich<br />

neue und faszinierende Möglichkeiten der Aufbereitung<br />

und Präsentation dieser reichhaltigen<br />

digitalen Angebote – Möglichkeiten, die weit über<br />

das traditionelle Szenario des stationären Internetarbeitsplatzes<br />

mit der klassischen Website als Distributionsform<br />

digitaler Information hinausgehen.<br />

Die neuen, mobilen Nutzungsszenarien dagegen<br />

kontextualisieren digitale Inhalte situativ, personalisiert<br />

und passgenau ausgerichtet auf die jeweils<br />

individuelle Lebenssituation. Mit der neuen App<br />

„<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ lässt die Bayerische<br />

Staatsbibliothek erneut ihre einzigartigen Bestände<br />

in den innovativen Nutzungsszenarien des<br />

mobilen Internets lebendig werden.<br />

Die App wurde in Zusammenarbeit mit dem<br />

Haus der Bayerischen Geschichte, der Bayerischen<br />

Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten<br />

und Seen und dem Landesamt für Vermessung<br />

und Geoinformation erstellt. Die technische<br />

umsetzung erfolgte durch die Internet-Agentur<br />

Bokowsky + Laymann. Die Entwicklung der App<br />

wurde vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen<br />

und vom Bayerischen Staatsministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert.<br />

„<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ steht weltweit für<br />

Tablets und Smartphones im Apple App-Store<br />

und seit August 2013 auch im Google Play Store<br />

kostenfrei zur Verfügung.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Landesfachstelle<br />

Inwieweit ist Ihnen hier die Vorstandstätigkeit<br />

beim dbv von Nutzen?<br />

Die BFB-Redaktion gratuliert Ihnen recht<br />

herzlich zu Ihrem neuen Amt und wünscht Ihnen<br />

viel Erfolg!<br />

Ralph Deifel: Meine Kenntnisse und Erfahrungen<br />

setzte ich auch bundesweit als Mitglied des Vorstands<br />

des Deutschen Bibliotheksverbands e. V.<br />

(dbv) und als Vorstandsmitglied des Dachverbands<br />

Bibliothek Information Deutschland (BID) ein. Der<br />

deutschlandweite Informationstransfer macht es<br />

Ralph Deifel: Vielen Dank für die guten<br />

Wünsche, die ich gut gebrauchen<br />

kann. Dies ist auch eine gute Gelegenheit,<br />

die bisherige konstruktive Zusammenarbeit<br />

mit der Redaktion von BFB<br />

hervorzuheben. In Zukunft wird das<br />

Zusammenspiel mit BFB sicher noch<br />

intensiver werden.<br />

Was hat Sie gereizt, diese Aufgabe<br />

zu übernehmen, und welche beruflichen<br />

Erfahrungen können Sie einbringen?<br />

Foto: Leo Pompinon, Berlin<br />

Ralph Deifel: Nach insgesamt 33<br />

Jahren Leitungstätigkeit im öffentlichen<br />

Bibliothekswesen, davon seit 28 Jahren<br />

in der staatlichen Fachberatung für<br />

öffentliche Bibliotheken in Unterfranken<br />

und <strong>Bayern</strong> mit dem Schwerpunkt der<br />

Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />

und der Zukunftssicherung von Bibliotheken,<br />

stellt die Leitung der Abteilung<br />

Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen<br />

eine neue Herausforderung<br />

dar. Darin sehe ich einen weiteren<br />

beruflichen Entwicklungsschritt,<br />

um meine Kompetenzen in Leitungstätigkeit<br />

und Bibliotheksmanagement<br />

für die Weiterentwicklung des öffentlichen<br />

Bibliothekswesens in <strong>Bayern</strong> an<br />

entscheidender Stelle einzubringen.<br />

Die bibliotheksfachliche und konzeptionelle<br />

Arbeit gehört dabei ebenso zu<br />

meinen Aufgabenbereichen wie die<br />

Kontaktarbeit im kommunalpolitischen<br />

und landespolitischen Bereich.<br />

Ralph Deifel neuer Leiter<br />

der Landesfachstelle<br />

Am 1. September 2013 trat Ralph Deifel die Nachfolge<br />

von Klaus Dahm als Leiter der Staatlichen<br />

Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen<br />

an. Wir baten ihn um ein Interview.<br />

245<br />

Interview: Franz Käßl<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Landesfachstelle<br />

246<br />

möglich, Trends zu erkennen und für den weiteren<br />

erfolgreichen Auf- und Ausbau der öffentlichen<br />

Bibliotheken in <strong>Bayern</strong> zu nutzen. Ebenso wichtig<br />

ist es, die Besonderheiten und Erfordernisse eines<br />

von kleineren Bibliotheken geprägten Flächenstaates<br />

in die Fachdiskussionen einzubringen.<br />

Worin sehen Sie Schwerpunkte, Herausforderungen<br />

und Perspektiven künftiger Fachstellenarbeit?<br />

Ralph Deifel: Die Bibliothek im althergebrachten<br />

Verständnis als oft verstaubter Hort von Büchern<br />

und anderem Gedruckten, als Bewahrerin des<br />

Guten, Wahren und Schönen kann es heute nicht<br />

mehr geben. Die öffentlichen Bibliotheken fi t für die<br />

Medien- und Informationsbedürfnisse der Bürgerinnen<br />

und Bürger in unserer Zeit zu machen, sie in<br />

die Lage zu versetzen, auch im ländlichen Bereich<br />

und unter den Vorzeichen des demografi schen<br />

Wandels zu bestehen, darin liegen Aufgaben und<br />

Chancen einer gegenwartsbezogenen und zukunftsorientierten<br />

Fachstellenarbeit in <strong>Bayern</strong>.<br />

Suchen Sie sich Partner?<br />

Ralph Deifel: Wichtige Partner für die Landesfachstelle<br />

waren und sind der Bayerische Bibliotheksverband,<br />

das Staatsinstitut für Schulqualität<br />

und Bildungsforschung (ISB) und der St. Michaelsbund.<br />

Ein zusätzlicher Akteur kann der Bayerische<br />

Volkhochschulverband werden.<br />

Das Geld ist knapp. Wie ist das öffentliche Bibliothekswesen<br />

im Freistaat aufgestellt? Kann<br />

das Erreichte gesichert bzw. weiter ausgebaut<br />

werden?<br />

Ralph Deifel: Öffentliche Bibliotheken aus <strong>Bayern</strong><br />

haben im Bibliotheksindex BIX in der Mehrzahl<br />

sehr gut abgeschnitten, in etlichen Orten wurden<br />

wegweisende Bibliotheksbauten mit zeitgerechter<br />

technischer Ausstattung errichtet. Aber es gibt leider<br />

noch zu viele öffentliche Bibliotheken mit unzureichenden<br />

Erwerbungsmitteln, zu geringen Öffnungszeiten<br />

und zu wenig (Fach-)Personal; diese<br />

Einrichtungen können der berechtigten Nachfrage<br />

der Bevölkerung nicht entsprechen.<br />

Die politischen Entscheidungsträger auf Landes-<br />

und Kommunalebene sind gefragt, endlich<br />

auskömmliche Finanzmittel für den bedarfsgerechten,<br />

zielgerichteten Auf- und Ausbau öffentlicher<br />

Bibliotheken zu leistungsfähigen und den aktuellen<br />

Entwicklungen angepassten Bildungs- und Kultureinrichtungen<br />

verschiedener Versorgungsstufen<br />

bereitzustellen. Die Zielsetzung muss dabei sein, in<br />

allen Landesteilen fl ächendeckend einen freien Zugang<br />

zu Literatur und zu Informationen in analoger<br />

und digitaler Form zu gewährleisten.<br />

Welche Synergieeffekte ergeben sich durch<br />

die Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen<br />

Bibliotheken?<br />

Ralph Deifel: Die Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen<br />

Bibliotheken vor allem bei der<br />

Vermittlung von Informationskompetenz, bei der<br />

Durchführung des Bayerischen Leihverkehrs und<br />

bei der Gremienarbeit führt zu einem verbesserten<br />

gegenseitigen Verständnis beider Bibliothekssparten.<br />

Die bayerischen Hochschulbibliotheken und<br />

staatlichen Bibliotheken unterstützen Gymnasien,<br />

Fach- und Berufsoberschulen bei der Vermittlung<br />

von Informationskompetenz durch ein breites Angebot<br />

an Kursen und Schulungen. Sie bauen dabei<br />

auf den Angeboten der öffentlichen Bibliotheken<br />

als Lernorte auf. Der regelmäßig stattfi ndende<br />

Bayerische Bibliothekstag und die Verleihung des<br />

Gütesiegels „Bibliotheken – Partner der Schulen“<br />

verbinden öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken<br />

miteinander.<br />

Ein Handlungsfeld, das für die Fachstellen<br />

strategische Bedeutung gewonnen hat, ist die<br />

enge Kooperation zwischen Bibliothek und<br />

Schule. Welche Aktivitäten und Projekte ragen<br />

besonders heraus?<br />

Ralph Deifel: Die Zusammenarbeit von Schulen<br />

und Bibliotheken bildet eine nachhaltige Grundlage<br />

dafür, die Schülerinnen und Schüler für den<br />

umgang mit Informationen zu sensibilisieren, ihr<br />

Interesse an einer wissenschaftlich fundierten Informationsrecherche<br />

zu wecken und ihnen dabei<br />

erste Erfolgserlebnisse zu verschaffen.<br />

Der Bayerische Schulbibliothekstag, der im November<br />

2013 zum dritten Mal veranstaltet wird,<br />

dürfte wie in den Vorjahren sehr viele Lehrerinnen<br />

und Lehrer auch in deren Funktion als Schulbibliotheksbetreuer<br />

ansprechen. Die drei an der Landesfachstelle<br />

tätigen Pädagogen haben als qualifi zierte<br />

Schulbibliotheksfachberater alle Hände voll zu tun,<br />

hier ist eine personelle Aufstockung dringend geboten.<br />

Das Gütesiegel „Bibliotheken – Partner der Schulen“<br />

würdigt erfolgreich beispielhafte Formen der<br />

Zusammenarbeit. Die Landesfachstelle unterstützt<br />

mit Fördermitteln die Zusammenarbeit von öffentlichen<br />

Bibliotheken und Schulen vor Ort, sei es als<br />

vertraglich geregelte Kooperationslösung oder in<br />

Form von einzelnen Projekten.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Landesfachstelle<br />

Wie können Ihrer Meinung nach Bibliotheken<br />

ihrer Rolle als Akteure der Leseförderung gerecht<br />

werden?<br />

Ralph Deifel: Mit ihren Angeboten und Leistungen<br />

im Bereich der Leseförderung sollten öffentliche<br />

Bibliotheken aktiv in der allgemeinen Öffentlichkeit<br />

präsent sein und sich positionieren.<br />

In dieser Hinsicht aktive Bibliotheken beteiligen<br />

sich z. B. an dem Leseförderprojekt „Antolin“, am<br />

Sommerferienleseclub, an der Aktion „Lesestart“<br />

und im kommenden Jahr nach Möglichkeit auch<br />

an dem Projekt „Lesen macht stark“ sowie an<br />

dem Vorhaben „LeseKick“. Die Teilnahme an der<br />

bundesweiten Bibliothekskampagne „Treffpunkt<br />

Bibliothek“ ist für diese Bibliotheken selbstverständlich.<br />

Vor Ort sind die Bibliotheken in engem<br />

Kontakt mit Kindergärten und Schulen und unterstützen<br />

diese mit dem „Bibliotheksführerschein“,<br />

mit Gruppen- und Klassenführungen sowie mit der<br />

Zusammenstellung von Medienkisten.<br />

Was kann die Landesfachstelle in diesem Bereich<br />

leisten?<br />

Ralph Deifel: Die Landesfachstelle unterstützt die<br />

Bibliotheken mit der Organisation des Sommerferienleseclubs<br />

und der Aktion „LeseKick“, sie bietet Bilderbuchkinos<br />

an und ist aktiver Vermittler von Informationen<br />

und Materialien zu „Treffpunkt Bibliothek“,<br />

„Lesestart“ und „Lesen macht stark“. Der gezielte<br />

Bestandsaufbau für das Leseförderprojekt „Antolin“<br />

und für die Beschaffung von Medienkisten wird von<br />

der Landesfachstelle finanziell gefördert. Außerdem<br />

bietet die Landesfachstelle regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen<br />

mit qualifizierten Referentinnen und<br />

Referenten zum Thema Leseförderung an.<br />

Die Digitalisierung hat bereits einen tiefgreifenden<br />

gesellschaftlichen Wandel eingeleitet.<br />

Wie sieht die Bibliothek der Zukunft aus?<br />

Ralph Deifel: Die öffentlichen Bibliotheken werden<br />

in nicht allzu ferner Zukunft hybrid sein, dies<br />

bedeutet, dass sie ihre Medien sowohl physisch<br />

als auch digital bereitstellen werden. Sofern die<br />

Verlage ihre bisherige Haltung revidieren sollten,<br />

wird das Ausleihen von E-Books in nahezu jeder<br />

Bibliothek möglich sein. Online-Datenbanken<br />

ersetzen gedruckte Nachschlagewerke, die Bibliotheken<br />

bieten ihren Kunden mobile Services<br />

für digitale Endgeräte an und sind im Social Web<br />

vertreten. Die öffentliche Bibliothek vor Ort ist<br />

ein Treffpunkt für die Kommunikation, sie ist ein<br />

Knotenpunkt für Informationen und sie bietet eine<br />

hohe Aufenthaltsqualität.<br />

Zum Schluss noch eine persönliche Frage.<br />

Der Leiter der Landesfachstelle als Leser: Was<br />

liegt ganz oben auf dem Bücherstapel?<br />

Ralph Deifel: Auf dem Stapel der gedruckten<br />

Bücher liegt Peter Merseburgers Biografie des ersten<br />

Bundespräsidenten Theodor Heuss, auf dem<br />

Tablet-PC sind verschiedene Thriller gespeichert.<br />

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />

Vita und Gremienarbeit<br />

Ralph Deifel<br />

Geboren 1953 in Stuttgart. Von 1974 bis 1977<br />

Studium an der Fachhochschule für Bibliothekswesen<br />

in Stuttgart. Abschluss Diplom-Bibliothekar<br />

(FH). Nach erster beruflicher Tätigkeit von<br />

1977 bis 1980 bei der damaligen Staatlichen<br />

Beratungsstelle für öffentliche Büchereien in<br />

Würzburg von 1980 bis 1984 Leitung der Stadtbibliothek<br />

in Tuttlingen (Baden-Württemberg)<br />

und von 1984 bis 1985 Leitung der Städtischen<br />

Büchereien in Landshut. Von 1985 an Leitung<br />

der Staatlichen Beratungsstelle für öffentliche<br />

Büchereien in Würzburg, seit 1.7.1999 bei der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek München, Abteilung<br />

Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen.<br />

Leitung der Außenstelle Würzburg<br />

und Stellvertreter des Leiters der Abteilung öffentliches<br />

Bibliothekswesen bis 2013.<br />

Gremienarbeit<br />

1992 – 1998 Vorsitzender der Fachkonferenz<br />

der Staatlichen Büchereistellen in<br />

Deutschland<br />

1992 – 2002 Mitarbeit im Besprechungsdienst<br />

für öffentliche Bibliotheken /<br />

Lektoratskooperation<br />

2001 – 2010 Vorsitzender der Sektion 6 im dbv<br />

2001 – 2010 Mitglied in der Kommission für<br />

Bibliotheksorganisation und<br />

-betrieb des Bibliotheksverbunds<br />

<strong>Bayern</strong><br />

2002 – 2012 Mitglied im dbv-Beirat<br />

2003 – 2009 Mitglied in der Steuerungsgruppe<br />

DBS-ÖB beim HBZ<br />

seit 2010 Mitglied im Vorstand des Deutschen<br />

Bibliotheksverbands e. V.<br />

(dbv)<br />

seit 2010 Mitglied im Vorstand Bibliothek<br />

Information Deutschland (BID)<br />

seit 2013 Mitglied im Vorstand des<br />

Bayerischen Bibliotheksverbands<br />

e. V. (BBV)<br />

247<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Die Verstaatlichung<br />

der Augsburger Staats- und<br />

Stadtbibliothek<br />

V. l. n. r.: Staatsminister<br />

Dr. Wolfgang<br />

Heubisch, Georg<br />

Winter (MdL),<br />

Generaldirektor<br />

Dr. Rolf Griebel und<br />

Hermann Weber<br />

(2. Bürgermeister<br />

der Stadt Augsburg)<br />

248<br />

Am 6. Dezember 2012 unterzeichneten Staatsminister<br />

Dr. Wolfgang Heubisch und Hermann Weber,<br />

2. Bürgermeister der Stadt Augsburg, im Fürstenzimmer<br />

des Augsburger Rathauses die Übernahmevereinbarung,<br />

mit der die Verstaatlichung<br />

der Staats- und Stadtbibliothek besiegelt wurde.<br />

Von Rolf Griebel<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Die 475 Jahre alte Bibliothek wurde aus städtischer<br />

Trägerschaft in die staatliche Bibliotheksverwaltung<br />

überführt. Sie ist die zehnte regionale<br />

Staatliche Bibliothek und damit der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek als Fachbehörde für das bayerische<br />

Bibliothekswesen nachgeordnet.<br />

Die Verstaatlichung einer herausragenden Gedächtnisinstitution<br />

stellt zweifellos einen bemerkenswerten<br />

Vorgang dar, der auch außerhalb des<br />

Freistaats von den Medien, in den Kreisen der<br />

Geistes- und Kulturwissenschaften sowie in der<br />

bibliothekarischen Community wahrgenommen<br />

wurde.<br />

Wenn in der anlässlich der Vertragsunterzeichnung<br />

veröffentlichten Pressemitteilung des Bayerischen<br />

Staatsministeriums für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst expressis verbis von der<br />

„Rettung der Bibliothek in Augsburg“ gesprochen<br />

wird, so liegt darin keine dramatisierende sprachliche<br />

Zuspitzung. Vielmehr ist in der Tat zu konstatieren,<br />

dass diese von Staatsminister Dr. Wolfgang<br />

Heubisch und dem Bayerischen Landtag, insbesondere<br />

dem Haushaltsausschuss getragene kulturpolitische<br />

Entscheidung die Chance auf einen<br />

grundlegenden Neubeginn und die Sicherung der<br />

Zukunftsfähigkeit der beinahe 500 Jahre alten<br />

Kulturinstitution eröffnet, die sich zu Beginn des<br />

zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts unter<br />

verschiedenen Aspekten in einem bedenklichen<br />

Zustand präsentiert.<br />

Eine der bedeutendsten spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen<br />

Sammlungen<br />

Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zählt<br />

mit 3.600 Handschriften, darunter 1.000 mittelalterlichen<br />

Codices, 2.800 Inkunabeln, annähernd<br />

30.000 Bänden aus dem 16. und je über<br />

30.000 Bänden aus dem 17. und 18. Jahrhundert<br />

zu den bedeutendsten spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen<br />

Sammlungen Deutschlands. Hervorzuheben<br />

sind darunter etwa eine der größten Bibelsammlungen<br />

Deutschlands, ein reicher Bestand<br />

an Jesuitendramen, eine exzellente graphische<br />

Sammlung von über 16.000 Blättern mit Schwerpunkt<br />

im 17. und 18. Jahrhundert, also der großen<br />

Zeit der Augsburger Kupferstecher und Verleger,<br />

oder eine herausragende Sammlung von Einblattdrucken.<br />

1537, auf dem Höhepunkt der reformatorischen<br />

Bewegung in Augsburg, erhielt der Rektor<br />

des 1531 gegründeten Gymnasiums, Sixt Birck,<br />

den Auftrag, aus den Bibliotheken leerstehender<br />

Klöster eine Auswahl zu treffen und diese in<br />

einer städtischen Büchersammlung zusammenzuführen.<br />

1563 wurde für die Sammlung im Annahof<br />

ein Bibliotheksgebäude errichtet, der erste<br />

freistehende selbständige Bibliotheksbau der<br />

Neuzeit in Deutschland. 1575 veröffentlichte der<br />

Begründer der Byzantinistik und Stadtbibliothekar<br />

von Augsburg, Hieronymus Wolf (1516-1580),<br />

in einer Pionierleistung den ersten gedruckten<br />

Fotos: Silvio Wyszengrad; Staats- und Stadtbibliothek Augsburg<br />

Das neubarocke<br />

Gebäude der<br />

Staats- und Stadtbibliothek<br />

Augsburg<br />

249<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

250<br />

Angriff der Amazonen<br />

auf Augsburg;<br />

aus: Sigismund<br />

Meisterlin: Augsburger<br />

Chronik.<br />

SuStB Augsburg,<br />

4° Cod Aug 1,<br />

Bl. 61v<br />

Handschriftenkatalog einer öffentlichen Bibliothek<br />

in Deutschland. Wolf und seinem Schüler David<br />

Höschel (1556-1617) gelang es, den Bestand<br />

an wissenschaftlichen und gelehrten Werken so<br />

auszubauen, dass Zeitgenossen die Augsburger<br />

Stadtbibliothek als eine der bedeutendsten<br />

Sammlungen Europas ansahen.<br />

Die reichen Bestände werden im<br />

gedruckten Gesamtkatalog greifbar,<br />

der im Jahr 1600 erschien und als<br />

erster gedruckter Katalog einer öffentlichen<br />

Bibliothek in Deutschland gelten<br />

darf. In den folgenden beiden Jahrhunderten<br />

konnten die Bestände kontinuierlich<br />

ausgebaut werden. Voraussetzung<br />

hierfür waren ein zumindest über<br />

weite Zeitspannen fester Ankaufetat,<br />

Schenkungen und Ankäufe wertvoller<br />

Privatbibliotheken, z. B. von Marcus<br />

Welser (1558-1614), dem gelehrten<br />

Mäzen und Geschichtsschreiber, oder<br />

von Lukas Schroeck (1646-1730),<br />

dem Präsidenten der Deutschen Akademie<br />

der Naturforscher Leopoldina,<br />

sowie die per Ratsdekret verfügte<br />

Verpfl ichtung der Augsburger Drucker<br />

und Verleger, Exemplare jedes Drucks<br />

einschließlich graphischer Erzeugnisse<br />

einzuliefern.<br />

Im Zuge der Säkularisierung<br />

(1802/03) und schließlich der Mediatisierung<br />

der Reichsstadt Augsburg<br />

(1805/06) wurden ein Teil der Handschriften<br />

sowie ca. 300 Inkunabeln<br />

und Frühdrucke in die Hofbibliothek<br />

nach München überführt. Zum Ausgleich<br />

wurde Augsburg 1810 Sitz einer<br />

schwäbischen Provinzialbibliothek, die<br />

mit der Stadtbibliothek vereinigt wurde und in der<br />

Folge bedeutende Säkularisationsbestände aufnahm,<br />

so bereits im selben Jahr die Bibliothek des<br />

Jesuitenkollegs St. Salvator mit 10.000 Bänden,<br />

die ihre herausragende Bedeutung nicht zuletzt<br />

durch die in sie eingegangene Büchersammlung<br />

des Humanisten Konrad Peutinger (1465-1547)<br />

erhielt, der vermutlich größten Privatbibliothek ihrer<br />

Zeit nördlich der Alpen. 1811 wurden über 42.000<br />

Bände aus Augsburger Klosterbibliotheken sowie<br />

die Bestände der Bibliothek des Protestantischen<br />

Kollegiums bei St. Anna, 1817 nochmals mehrere<br />

tausend Bände aus säkularisierten Eichstätter<br />

Bibliotheken sowie zwischen 1818 und 1835<br />

wertvolle Bestände aus einer Reihe ostschwäbischer<br />

Klöster in die Bibliothek überführt. Die bedeutendsten<br />

Bestandszuwächse der Vereinigten<br />

Königlichen Kreis- und Stadtbibliothek nach den<br />

Säkularisationsgewinnen stellen zwei wertvolle<br />

Privatbibliotheken des 18. Jahrhunderts dar, die<br />

im 19. Jahrhundert als Geschenk übernommen<br />

werden konnten: 1846 die Bibliothek Georg Walter<br />

von Halders (1737-1810), die insbesondere<br />

die Augsburger Buchkunst des 18. Jahrhunderts<br />

umfasst, und 1875 die Familienbibliothek der von<br />

Stetten, einer Kaufmanns- und Patrizierfamilie, die<br />

im 18. Jahrhundert wiederholt höchste ämter in<br />

der Stadtverwaltung innehatte.<br />

1893 verließ die Bibliothek das Domizil im Annahof,<br />

das die Sammlung 330 Jahre beherbergt<br />

hatte, und bezog ein neues Bibliotheksgebäude<br />

an der Schaezlerstraße, das 1912 mit dem Anbau<br />

des Lesesaalgebäudes eine Erweiterung erfuhr.<br />

Der vom Augsburger Stadtbaurat Fritz Steinhäu-<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

ßer (1852-1929) konzipierte neobarocke Bibliotheksbau,<br />

ein stadtbildprägendes Gebäude von<br />

hoher baukultureller Bedeutung, galt als moderner<br />

Bibliotheksbau und wurde den bibliotheksfachlichen<br />

Anforderungen seiner Zeit voll gerecht. In<br />

einem 1898 geschlossenen Vertrag zwischen<br />

der Stadt Augsburg und dem Königreich <strong>Bayern</strong><br />

wurde vereinbart, dass die Stadt als alleiniger Unterhaltsträger<br />

fungiert, dem Staat jedoch die Eigentumsrechte<br />

an den Säkularisationsbeständen<br />

und den seither aus staatlichen Geldern erworbenen<br />

Büchern verbleiben, wofür staatlicherseits ein<br />

jährlicher Zuschuss – von damals 2.000 Mark – zu<br />

leisten war. Der Vertrag ging von einer 1895 ermittelten<br />

Relation von 40 % staatlicher und 60 %<br />

städtischer Bestände aus.<br />

Seit 1911 sammelte die Staats- und Stadtbibliothek<br />

Augsburg – diesen Namen führt die Bibliothek<br />

seit 1941 – die Amtsdruckschriften, seit<br />

1987 die Pflichtexemplare aus dem Regierungsbezirk<br />

Schwaben. Der Gesamtbestand der Bibliothek,<br />

die den Zweiten Weltkrieg weitestgehend<br />

unbeschadet überstanden hat, umfasste 2012 ca.<br />

540.000 Bände, wovon ca. 235.000 Bände (einschließlich<br />

der Amtsdruckschriften und der Pflichtexemplare)<br />

staatliches Eigentum darstellen; dies<br />

entspricht einem Anteil von 44 %.<br />

Auf dem Weg zur Verstaatlichung<br />

Spätestens seit den 1980er Jahren wurde immer<br />

deutlicher, dass eine mit einer grundlegenden,<br />

die Bausubstanz sichernden Sanierung einhergehende<br />

zeitgemäße <strong>Um</strong>gestaltung des Bibliotheksgebäudes<br />

unausweichlich war. Das drängendste<br />

Problem stellte die Gefährdung des Bestands dar,<br />

vor allem des wertvollen historischen Bestands<br />

aufgrund nicht verantwortbarer raumklimatischer<br />

Bedingungen, die jenseits der konservatorisch<br />

noch vertretbaren Toleranzgrenzen lagen. Gänzlich<br />

erschöpfte Magazinkapazitäten erzwangen<br />

die Unterbringung von Beständen in hierfür ungeeigneten<br />

Räumlichkeiten, was zu massiven statischen<br />

Problemen führen sollte. Das Angebot für<br />

die Nutzer entsprach schon in den letzten Jahrzehnten<br />

des 20. Jahrhunderts bei weitem nicht<br />

mehr den Erwartungen.<br />

Trotz der eminenten kulturhistorischen Bedeutung<br />

der Bestände, die die Staats- und Stadtbibliothek<br />

Augsburg als Schatzhaus des reichsstädtischen<br />

kulturellen Erbes beherbergt, hat der<br />

Stadtrat erst Ende des Jahres 2006 die Verwaltung<br />

beauftragt, die notwendigen Maßnahmen<br />

zur Realisierung einer räumlichen Neukonzeption<br />

einzuleiten. Der Fachbereich Baumanagement/<br />

Hochbauamt der Stadt Augsburg entwickelte eine<br />

bauliche Neukonzeption der Staats- und Stadtbibliothek,<br />

deren Kosten auf 4,45 Millionen Euro<br />

veranschlagt waren. Die Realisierung der Neukonzeption<br />

scheiterte jedoch letztlich 2009 an Finanzierungsschwierigkeiten.<br />

Mittlerweile wurde das sich seit längerem abzeichnende<br />

statische Problem in seiner ganzen Brisanz<br />

manifest. Statische Untersuchungen zeigten,<br />

dass die Tragreserven voll ausgeschöpft waren<br />

und die Bestandskonstruktion nur beim Ausbau<br />

der in den Flurbereichen nachträglich eingebauten<br />

Regale wieder ausreichend tragfähig und standsicher<br />

werden kann. Die zwingend erforderliche<br />

zeitnahe Auslagerung von 50.000 Bänden konnte<br />

größtenteils noch 2009 durch eine für die Stadt<br />

Augsburg kostenlose Aufnahme in die Magazine<br />

der Bayerischen Staatsbibliothek realisiert werden.<br />

Ende des Jahres 2009 forderte die Stadt Augsburg<br />

eine signifikante Erhöhung der staatlichen<br />

Zuwendung, die sich zu diesem Zeitpunkt auf<br />

jährlich 18.900 Euro belief. Da die Hälfte des Bestands<br />

im Eigentum des Staates stehe, habe der<br />

Freistaat, so argumentierte sie, auch die Hälfte<br />

der jährlichen Gesamtausgaben in Höhe von 1,04<br />

Millionen Euro für den Betrieb der Bibliothek zu<br />

tragen. Das Staatsministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst sagte der Stadt Augsburg<br />

daraufhin im Frühjahr 2010 zu, im Doppelhaushalt<br />

2011/2012 eine Aufstockung der staatlichen Zuwendung<br />

anzustreben, die sich allerdings nicht in<br />

der postulierten Größenordnung bewegen könne.<br />

Nachdem die Stadt Augsburg bereits im Frühjahr<br />

2010 gegenüber dem Freistaat die Möglichkeit<br />

einer Aufteilung der Bibliothek in Erwägung gezogen<br />

hatte, kommunizierte sie diese Überlegungen<br />

im Herbst 2010 in der Öffentlichkeit. So titelte<br />

die Augsburger Allgemeine am 12.10.2010 einen<br />

entsprechenden Beitrag „Vor der Spaltung? Sparvorschlag:<br />

Augsburg will alte Stadt- und Staatsbibliothek<br />

zerteilen“. Die massiven Proteste seitens<br />

der Medien, der Bürgerschaft, der Wissenschaft<br />

und der Gedächtnisinstitutionen gegen die Zerschlagung<br />

der Staats- und Stadtbibliothek blieben<br />

nicht wirkungslos, wobei in besonderer Weise<br />

das Engagement der Initiatoren der Aktion „Rettet<br />

die Stabi“ und des hieraus erwachsenen, bereits<br />

Anfang November 2010 gegründeten Vereins<br />

„Initiative Staats- und Stadtbibliothek Augsburg“<br />

251<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

252<br />

hervorzuheben ist. Aufgrund des Drucks der Öffentlichkeit<br />

nicht nur in Augsburg und im Freistaat,<br />

sondern auch auf nationaler und internationaler<br />

Ebene sprach sich der Kulturausschuss des<br />

Stadtrats doch gegen eine Aufteilung der Bibliothek<br />

in einen städtischen und staatlichen Teil aus.<br />

Anfang November 2010 vereinbarten Staatsminister<br />

Dr. Wolfgang Heubisch und Dr. Kurt Gribl,<br />

Oberbürgermeister der Stadt Augsburg, eine gemeinsame<br />

Arbeitsgruppe einzusetzen, die ein<br />

tragfähiges Zukunfts- und Finanzierungskonzept<br />

für die Staats- und Stadtbibliothek erarbeiten sollte;<br />

Zielvorstellung der Stadt Augsburg war dabei<br />

eine Absenkung des Betriebskostenanteils auf<br />

ca. 500.000 Euro. Die Arbeitsgruppe, die sich<br />

im Februar 2011 unter dem Vorsitz des Staatsministeriums<br />

für Wissenschaft, Forschung und<br />

Kunst konstituierte, beauftragte die Bayerische<br />

Staatsbibliothek als Fachbehörde für das Bibliothekswesen<br />

in <strong>Bayern</strong> mit der untersuchung. Sie<br />

legte im Juli 2011 unter Beibehaltung der bisherigen<br />

Konstruktion, d. h. mit der Stadt Augsburg<br />

als Träger der Bibliothek und dem Freistaat <strong>Bayern</strong><br />

als Zuschussgeber, ein Zukunfts- und Finanzierungskonzept<br />

vor. Dieses wurde im September<br />

2011 von der Arbeitsgruppe und damit auch von<br />

den Repräsentanten des Freistaats und der Stadt<br />

Augsburg einvernehmlich als Grundlage für die<br />

Verhandlung eines neuen Vertrags verabschiedet.<br />

Bereits vor der Vorlage des Abschlussberichts<br />

der Arbeitsgruppe hatte die Entwicklung dadurch<br />

eine entscheidende Wendung genommen, dass<br />

der Vorsitzende des Ausschusses für Staatshaushalt<br />

und Finanzfragen im Bayerischen Landtag,<br />

Georg Winter, der Stadt Augsburg das Angebot<br />

unterbreitete, die Staats- und Stadtbibliothek in<br />

staatliche Trägerschaft zu übernehmen. Während<br />

das Staatsministerium auf die bevorstehende Vorlage<br />

des Zukunfts- und Finanzierungskonzepts der<br />

Arbeitsgruppe und als entscheidende Voraussetzung<br />

für entsprechende Überlegungen auf die Bereitstellung<br />

zusätzlicher Haushaltsmittel verwies,<br />

insbesondere auch für die dringend erforderliche<br />

bauliche umgestaltung und Erweiterung, erklärte<br />

die Stadt Augsburg, den Vorschlag eines Übergangs<br />

in staatliche Trägerschaft prüfen zu wollen.<br />

Die Bayerische Staatsbibliothek stellte diesbezüglich<br />

in dem von ihr vorgelegten Zukunfts- und<br />

Finanzierungskonzept fest, dass eine gänzliche<br />

Überführung der Staats- und Stadtbibliothek<br />

Augsburg in staatliche Trägerschaft im Hinblick auf<br />

die Zukunftsfähigkeit und weitere Entwicklung der<br />

Bibliothek zwar überaus positive Perspektiven eröffne,<br />

dass dies allerdings voraussetze, dass die<br />

fi nanziellen Grundlagen für den laufenden unterhalt<br />

geschaffen werden, die nicht aus umschichtungen<br />

zu Lasten der bestehenden neun regionalen<br />

Staatlichen Bibliotheken generiert werden<br />

könnten. Zudem müssten Haushaltsmittel für die<br />

Realisierung der dringend erforderlichen baulichen<br />

Neukonzeption bereitgestellt werden.<br />

Mit Stadtratsbeschluss vom 29. September<br />

2011 wurde die Stadtverwaltung beauftragt, mit<br />

dem Freistaat <strong>Bayern</strong> über die Zukunft der Staatsund<br />

Stadtbibliothek zu verhandeln. Im März 2012<br />

hat sich der Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen<br />

des Bayerischen Landtags im Rahmen<br />

der Beratungen und Beschlüsse zum Nachtragshaushalt<br />

2012 mit der Verstaatlichung der Staatsund<br />

Stadtbibliothek befasst und das Staatsministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

damit beauftragt, mit der Stadt Augsburg in Verhandlungen<br />

mit dem Ziel der Übernahme der<br />

städtischen Bibliothek in staatliche Trägerschaft<br />

einzutreten. Im darauffolgenden Monat wurden die<br />

Übernahmeverhandlungen aufgenommen.<br />

Nach intensiven, aber sehr konstruktiven Verhandlungen<br />

wurde der Verstaatlichung der Staatsund<br />

Stadtbibliothek Augsburg seitens des Stadtrates<br />

der Stadt Augsburg am 25. Oktober 2012<br />

und seitens des Haushaltsausschusses des<br />

Bayerischen Landtags am 27. November 2012<br />

zugestimmt. Nach Abschluss des Übereignungsvertrages<br />

am 30. November besiegelte die unterzeichnung<br />

der Übernahmevereinbarung am 6.<br />

Dezember 2012 formell die Verstaatlichung.<br />

Hierin war festgelegt, dass die kommunale<br />

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg unter Beibehaltung<br />

ihres bisherigen Namens mit Wirkung<br />

vom 1. Dezember 2012 verstaatlicht und vom<br />

Freistaat <strong>Bayern</strong> mit den bisherigen staatlichen<br />

und städtischen Bestandteilen am bisherigen<br />

Standort weitergeführt wird, dass der Freistaat<br />

<strong>Bayern</strong> das zum 30. November 2012 beschäftigte<br />

Personal übernimmt und die Stadt Augsburg dem<br />

Freistaat <strong>Bayern</strong> ab dem 1. Dezember 2012 die<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

in städtischem Eigentum befindlichen Bestände<br />

als Dauerleihgabe auf unbestimmte Zeit zur Verfügung<br />

stellt. In der Vereinbarung war ferner festgelegt,<br />

dass das derzeitige Hauptgebäude der<br />

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, aufstehend<br />

auf dem Grundstück FL. Nr. 4809 der Gemarkung<br />

Augsburg, nebst <strong>Um</strong>griff für die erforderliche bauliche<br />

Erweiterung von der Stadt auf den Freistaat<br />

übertragen wird.<br />

Empfehlungen für die künftige<br />

strategische Ausrichtung und<br />

Weiterentwicklung der Staatsund<br />

Stadtbibliothek Augsburg<br />

Für die künftige Entwicklung der Bibliothek nach<br />

der Übernahme in staatliche Trägerschaft sollten<br />

– so die explizite Vorgabe in der Übernahmevereinbarung<br />

– die von der Arbeitsgruppe verabschiedeten<br />

Empfehlungen maßgeblich sein. Im<br />

Folgenden werden die in den Empfehlungen – auf<br />

der Grundlage einer Bestandsaufnahme – entwickelten<br />

Zielvorstellungen zusammenfassend dargestellt.<br />

Bestandsaufnahme<br />

Das im Jahr 1893 errichtete Bibliotheksgebäude<br />

ist einerseits mit Blick auf die Sicherung der Bausubstanz<br />

dringend sanierungsbedürftig, andererseits<br />

wird es unter funktionalem Aspekt den Anforderungen<br />

einer wissenschaftlichen Bibliothek<br />

zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr annähernd<br />

gerecht.<br />

Fundamentale Defizite sind insbesondere in der<br />

Magazinsituation zu konstatieren. Die raumklimatischen<br />

Bedingungen – extreme Schwankungen<br />

der Raumtemperatur (von 2°C bis über 40°C)<br />

sowie der Luftfeuchtigkeit (von 35 % bis 65 %),<br />

verbunden mit hohem Lichteinfall – bedeuten eine<br />

unmittelbare Gefährdung des Bestands, eine nicht<br />

verantwortbare Bedrohung des der Bibliothek<br />

anvertrauten schriftlichen kulturellen Erbes. Die<br />

Magazinierung muss grundlegend verbessert werden,<br />

was insbesondere für den Altbestand bis ca.<br />

1800, die wertvollen Sondersammlungen und in<br />

erster Linie natürlich für die herausragenden Spitzenstücke<br />

gilt. Ein dringendes Desiderat stellt ein<br />

entsprechend dimensionierter Tresorraum dar.<br />

Die Magazinkapazitäten sind seit geraumer Zeit<br />

gänzlich erschöpft, so dass ungeeignete Kellerund<br />

Nebenräume sowie Flurbereiche zur Magazinierung<br />

herangezogen werden mussten. Die<br />

Überfüllung hatte, wie statische Untersuchungen<br />

dokumentieren, zu einer aktuellen Gefährdung des<br />

Gebäudes geführt, die 2009/10 eine Auslagerung<br />

von 50.000 Bänden in die Magazine der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek erzwungen hatte.<br />

Der Lesesaal entspricht in keiner Weise den<br />

heutigen Anforderungen. Er bietet lediglich 25<br />

Nutzerplätze und einen Lesesaalbestand von nur<br />

7.000 Bänden. Neben fehlenden Carrels, Gruppenarbeitsräumen<br />

und Arbeitsplätzen für Sondermaterialien,<br />

wie z. B. Karten und Graphik, ist insbesondere<br />

festzuhalten, dass die infrastrukturellen<br />

Voraussetzungen für die attraktive Gestaltung<br />

eines Lesesaals, der den Anforderungen einer innovativen<br />

Forschungsbibliothek entspricht, nicht<br />

gegeben sind.<br />

Für Veranstaltungen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />

wie Vorträge, Lesungen, Konzerte,<br />

Präsentationen fehlen entsprechend ausgestattete<br />

Räumlichkeiten ebenso wie für die Durchführung<br />

von Seminaren im Rahmen der Kooperation<br />

mit der Universität oder für Veranstaltungen<br />

zur Vermittlung von Informationskompetenz. Die<br />

außerordentlich eingeschränkten Ausstellungsmöglichkeiten,<br />

die im Übrigen konservatorischen<br />

Mindeststandards nicht entsprechen, stehen in<br />

einem eklatanten Missverhältnis zu dem Potential,<br />

das die einzigartigen Sammlungen der Staatsund<br />

Stadtbibliothek bieten.<br />

Gravierende Defizite sind im Bereich des Brandschutzes<br />

sowohl mit Blick auf die Sicherheit der<br />

Personen wie des Kulturgutschutzes festzustellen.<br />

Dies gilt ebenso im Hinblick auf die Realisierung<br />

der Barrierefreiheit und auf die Gestaltung der Mitarbeiterarbeitsplätze<br />

im Rahmen der Arbeitsstättenrichtlinien.<br />

Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Staatsund<br />

Stadtbibliothek Augsburg ist insbesondere<br />

festzuhalten, dass die unverzichtbare grundlegende<br />

informationstechnische Infrastruktur nicht<br />

gegeben ist. Dies bezieht sich zum einen auf die<br />

253<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

254<br />

Automatisierung betrieblicher Prozesse, so auf die<br />

Erwerbungsautomatisierung als Voraussetzung eines<br />

integrierten Geschäftsgangs, die Automatisierung<br />

der Ausleihe und die Einführung der Online-<br />

Fernleihe, zum anderen vor allem auf das gesamte<br />

Spektrum innovativer elektronischer Mehrwertdienste<br />

für die Nutzer, die von den Hochschulbibliotheken,<br />

aber auch den regionalen Staatlichen<br />

Bibliotheken seit langem angeboten und laufend<br />

ausgebaut werden. Aus diesem strikt nutzerorientierten<br />

Angebot, das letztlich aus der kooperativ<br />

betriebenen Virtuellen Bibliothek <strong>Bayern</strong> gespeist<br />

wird, resultiert in hohem Maße die Attraktivität<br />

der wissenschaftlichen Bibliotheken in <strong>Bayern</strong>.<br />

Schließlich fehlen in der Staats- und Stadtbibliothek<br />

Augsburg jegliche infrastrukturellen Voraussetzungen<br />

für die Digitalisierung und Bereitstellung<br />

der Digitalisate.<br />

Zielvorstellungen<br />

Für die künftige strategische Ausrichtung der<br />

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg wurden folgende<br />

Eckpunkte defi niert.<br />

• Weiterentwicklung von einer traditionell<br />

ausgerichteten Regionalbibliothek zu einer<br />

innovativen Forschungsbibliothek<br />

Entscheidend für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit<br />

der Bibliothek ist die konsequente<br />

Weiterentwicklung von einer traditionell ausgerichteten<br />

Regionalbibliothek zu einer innovativen<br />

Forschungsbibliothek. Die Staats- und<br />

Stadtbibliothek Augsburg muss sich deshalb<br />

künftig aktiv den Herausforderungen der weltweit<br />

vernetzten Wissensgesellschaft stellen,<br />

indem sie digitale internetbasierte Dienste für<br />

Forschung, Lehre und Studium entwickelt und<br />

klassische Bibliotheksleistungen in die neuen<br />

webbasierten Arbeitsumgebungen überführt.<br />

Es gilt, das Entwicklungspotential, über das die<br />

Bibliothek mit Blick auf die Transformation ihrer<br />

hervorragenden Altbestände in die moderne<br />

Wissenschaft und Gesellschaft verfügt, auszuschöpfen.<br />

Im digitalen Zeitalter eröffnet sich für<br />

die Staats- und Stadtbibliothek die Chance, die<br />

Sichtbarkeit des ihr anvertrauten kulturellen und<br />

wissenschaftlichen Erbes und damit ihre Wahrnehmung<br />

auf der lokalen und Landesebene wie<br />

auf der nationalen und internationalen Ebene<br />

signifi kant zu steigern. Im Rahmen dieser strategischen<br />

Ausrichtung kommt dem Handlungsfeld<br />

Digitalisierung eine Schlüsselstellung zu. Es<br />

gilt, mit Blick auf die Forschung eine Digitalisierungsstrategie<br />

zu entwickeln und in drittmittelgeförderten<br />

Kooperationsprojekten mit der Wissenschaft<br />

auch konsequent umzusetzen. Aber<br />

nur wenn die Digitalisierungsprojekte von entsprechenden<br />

Erschließungsaktivitäten begleitet<br />

werden, kann es gelingen, die Sammlungen in<br />

immer neuen Kontexten und Nutzungsszenarien<br />

für die Wissenschaft und die allgemeine Öffentlichkeit<br />

sichtbar zu machen.<br />

o Sicherung des historischen Altbestands<br />

Grundlage der künftigen strategischen Ausrichtung<br />

als Forschungsbibliothek – zugleich<br />

Alleinstellungsmerkmal – sind die herausragenden<br />

spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen<br />

Sammlungen, die nach Möglichkeit strikt<br />

sammlungsorientiert ergänzt werden sollten.<br />

Dieses einmalige kulturelle und wissenschaftliche<br />

Erbe wird unter nicht verantwortbaren<br />

raumklimatischen Bedingungen jenseits aller<br />

konservatorisch noch vertretbaren Toleranzgrenzen<br />

aufbewahrt. Angesichts der massiven<br />

Gefährdung vor allem der historischen<br />

Bestände besteht dringender Handlungsbedarf.<br />

Die Magazinbedingungen müssen entsprechend<br />

den konservatorischen Standards<br />

grundlegend verbessert werden. Insbesondere<br />

muss – vor allem mit Blick auf die wertvollsten<br />

Bestandssegmente und Spitzenstücke –<br />

ein ausreichend dimensioniertes, klimatisiertes<br />

Tresormagazin geschaffen werden.<br />

o Regionale Fokussierung: Augsburg und<br />

Bayerisch-Schwaben<br />

Der Regionalauftrag der Bibliothek, d. h. die<br />

Sammlung, Erschließung und Vermittlung des<br />

regionalen Schrifttums aus und über Schwaben,<br />

steht in engem inneren Zusammenhang<br />

mit dem historischen Altbestand, der<br />

eine identitätsstiftende Funktion für die Stadt<br />

Augsburg, aber auch für Schwaben hat. Die<br />

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg hat den<br />

regionalen Sammelauftrag für Schwaben, gestützt<br />

auch auf das Mandat im Bereich der<br />

Amtsdruckschriften seit 1911 und das zweite<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Pflichtexemplar seit 1987, und die damit verbundenen<br />

Verpflichtungen in der Erschließung<br />

und Dokumentation bereits bisher konsequent<br />

wahrgenommen. Diesem Handlungsfeld<br />

ist auch für die künftige Entwicklung der<br />

Bibliothek hohe Bedeutung beizumessen, womöglich<br />

verbunden mit einer Ausweitung des<br />

regionalen Sammelauftrags etwa im Bereich<br />

der Nachlässe.<br />

o Kooperation mit der Universität/Universitätsbibliothek<br />

Augsburg<br />

Ein konsequenter Ausbau der Kooperation<br />

mit der Universitätsbibliothek bzw. mit der<br />

Universität Augsburg nach dem Bamberger,<br />

Regensburger und Passauer Modell erschließt<br />

nicht nur grundsätzlich synergetische Effekte,<br />

sondern generiert insbesondere im Bereich<br />

des historischen Bestands für beide Partner<br />

Mehrwert. Auf der einen Seite gilt es, eine<br />

intensivere und komfortablere Nutzung des<br />

historischen Bestands durch die Universität<br />

in Forschung und Lehre zu ermöglichen – sei<br />

es, dass einzelne Bestandssegmente zum<br />

Gegenstand von Forschungs- und Qualifizierungsarbeiten<br />

werden, sei es, dass an der<br />

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Seminare<br />

oder Übungen, gestützt auf Bestände<br />

der Bibliothek, veranstaltet werden. Auf der<br />

anderen Seite leistet die Wissenschaft damit<br />

wertvolle Beiträge zur Tiefenerschließung,<br />

aber auch zur Bestands- und Bibliotheksgeschichte.<br />

Die verstärkte Kooperation mit den<br />

einschlägigen Lehrstühlen der Universität<br />

Augsburg, für die zunächst die Staats- und<br />

Stadtbibliothek Augsburg attraktive Angebote<br />

zu entwickeln hat, ist unverzichtbarer Teil der<br />

Strategie, die Vernetzung mit der Forschung<br />

gezielt auszubauen und voranzutreiben, nicht<br />

zuletzt im Interesse der Drittmitteleinwerbung<br />

durch gemeinsame Projekte.<br />

• Entwicklung eines attraktiven Dienstleistungsangebots<br />

Für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der<br />

Staats- und Stadtbibliothek ist es dringend notwendig,<br />

zügig ein zeitgemäßes Dienstleistungsangebot<br />

für die Nutzer sowohl im klassischen<br />

wie im innovativen digitalen Leistungsspektrum<br />

zu entwickeln und dadurch die Attraktivität der<br />

Bibliothek deutlich zu steigern.<br />

Im Bereich der klassischen Dienste ist das<br />

Leistungsprofil im Vergleich mit anderen regionalen<br />

Staatlichen Bibliotheken sehr stark eingeschränkt.<br />

So bleiben etwa die Kennzahlen<br />

„Aktive Nutzer“, „Öffnungsstunden“, „Ortsleihe“<br />

und „aktive Fernleihe“ weit hinter denen der<br />

Staatsbibliothek Bamberg, der Landesbibliothek<br />

Coburg oder der Staatlichen Bibliothek<br />

Regensburg zurück. Zur Ausschöpfung des vorhandenen<br />

Potentials und zur Wiederherstellung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit sind insbesondere<br />

folgende Maßnahmen vordringlich einzuleiten:<br />

die Erweiterung der Öffnungszeiten insbesondere<br />

mit Blick auf die Mittagsschließung, eine<br />

grundlegende Neugestaltung des Lesesaals, die<br />

Einführung der Ausleihautomatisierung, die dem<br />

Nutzer die Bestellung, Verlängerung und Vormerkung<br />

vom heimischen PC gestattet, und die<br />

Implementierung der Online-Fernleihe.<br />

Größte Anstrengungen erfordert zweifellos der<br />

Aufbau eines innovativen, digitalen Leistungsspektrums.<br />

<strong>Um</strong> den Schritt zur Hybrid-Bibliothek<br />

zu vollziehen, muss die Bibliothek – orientiert<br />

an ihrer künftigen strategischen Ausrichtung<br />

– neben dem Printbestand einen digitalen Bestandsaufbau<br />

in Angriff nehmen. Dieser umfasst<br />

digitalisierte Werke ebenso wie die am Markt<br />

angebotenen elektronischen Publikationen. In<br />

diesem Kontext stellt sich insbesondere die Aufgabe,<br />

dem Nutzer den Zugang zu den einschlägigen<br />

geistes- und kulturwissenschaftlichen<br />

digitalen Publikationen zu eröffnen, die im Rahmen<br />

der DFG-Nationallizenzen in breiter Auswahl<br />

kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.<br />

Die Verstaatlichung der Staats- und Stadtbibliothek<br />

und die damit einhergehende uneingeschränkte<br />

Integration der Bibliothek in den<br />

Bibliotheksverbund <strong>Bayern</strong> ermöglicht eine<br />

grundlegende Ausweitung der strikt nutzerorientierten<br />

elektronischen Mehrwertdienste, etwa<br />

in der Recherche oder Contentbereitstellung –<br />

Dienste, die im Rahmen der kooperativ betriebenen<br />

Virtuellen Bibliothek <strong>Bayern</strong> entwickelt<br />

worden sind und kontinuierlich ausgebaut werden.<br />

255<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

DER AuToR<br />

Dr. Rolf Griebel ist<br />

Generaldirektor der<br />

Bayerischen<br />

Staatsbibliothek.<br />

Ein Handlungsfeld, das im Internet-Zeitalter seit<br />

Jahren für die universitäts- und Hochschulbibliotheken,<br />

aber auch für die regionalen Staatlichen<br />

Bibliotheken immer größere Bedeutung gewonnen<br />

hat, ist die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz,<br />

primär für die Schüler der<br />

weiterführenden Schulen und die Studierenden.<br />

Auch dieser Aufgabe muss sich die Bibliothek<br />

künftig stellen.<br />

• Ausbau der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

– die Staats- und Stadtbibliothek als<br />

kulturelles Gedächtnis von Augsburg und<br />

Bayerisch-Schwaben.<br />

Aufgrund ihrer herausragenden spätmittelalterlich-neuzeitlichen<br />

Sammlungen ist die Staatsund<br />

Stadtbibliothek Augsburg eine zentrale<br />

Gedächtnisinstitution der Stadt Augsburg und<br />

Bayerisch-Schwabens. um aber das Potential<br />

ihrer identitätsstiftenden Wirkung voll entfalten<br />

zu können, sind in enger Kooperation mit anderen<br />

Augsburger Gedächtnisinstitutionen größte<br />

Anstrengungen erforderlich, das ihr anvertraute<br />

kulturelle und wissenschaftliche Erbe der Öffentlichkeit<br />

Augsburgs und Schwabens aktiv<br />

und ideenreich, mit zeitgemäßen<br />

Methoden, anspruchsvoller Zielsetzung<br />

und hoher Professionalität zu<br />

vermitteln. Nur wenn es ihr gelingt,<br />

sich in dieser Weise zu öffnen, wird<br />

sie künftig als Kristallisationszentrum<br />

kultureller Identität wahrgenommen.<br />

Ausblick<br />

Von entscheidender Bedeutung wird es nun sein,<br />

ausgehend von der in den Empfehlungen formulierten<br />

strategischen Ausrichtung der Staatsund<br />

Stadtbibliothek Augsburg eine – weit über<br />

die städtischen Planungen der Jahre 2007/2008<br />

hinausgehende – bauliche Konzeption für eine<br />

grundlegende Neugestaltung einschließlich eines<br />

Erweiterungsbaus zu entwickeln und umzusetzen,<br />

die den defi nierten funktionalen Anforderungen<br />

und Zielvorstellungen bestmöglich gerecht wird.<br />

Nachdem der Freistaat <strong>Bayern</strong> im Haushalt entsprechende<br />

Mittel eingestellt hat – so sind in der<br />

Anlage S des Haushaltsplans 2013/2014 für die<br />

bauliche Neukonzeption der Staats- und Stadtbibliothek<br />

Aufwendungen in Höhe von 13,8 Millionen<br />

Euro ausgewiesen –, sind die Perspektiven<br />

für einen Neubeginn, der die Zukunft der fast fünfhundertjährigen<br />

Kulturinstitution sichert, günstig.<br />

Gleichwohl bedarf es einer gewaltigen Kraftanstrengung<br />

der Bibliothek, will sie – mit unterstützung<br />

der Fachbehörde – die hochgesteckten Ziele<br />

erreichen.<br />

256<br />

Dies heißt, einerseits die klassischen<br />

Wege der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

d. h. vor allem mit Ausstellungen,<br />

aber auch mit Vorträgen,<br />

Lesungen und Präsentationen oder<br />

dem Veranstaltungsformat „Tag der<br />

offenen Tür“ zu beschreiten. Hier<br />

hat die Bibliothek durch das hohe<br />

und sehr erfolgreiche Engagement<br />

der „Initiative Staats- und Stadtbibliothek<br />

Augsburg“ große unterstützung<br />

erfahren. Andererseits ist<br />

die Chance zu ergreifen, das von ihr<br />

verwahrte kulturelle Erbe durch die<br />

digitale Bereitstellung für die Bürger<br />

der Stadt Augsburg und Bayerisch-<br />

Schwabens in völlig neuer Weise erfahrbar<br />

zu machen.<br />

Treppenhaus<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Am Montag, dem 15. Juli 2013 unterzeichneten<br />

der Präsident der Bayerischen Akademie der<br />

Wissenschaften, Prof. Dr. Karl-Heinz Hoffmann,<br />

und der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek,<br />

Dr. Rolf Griebel, eine wegweisende Kooperationsvereinbarung.<br />

Ziel der Vereinbarung ist<br />

die weitere Intensivierung der Zusammenarbeit im<br />

Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften,<br />

um die immer wichtiger werdende Nutzung computergestützter<br />

Arbeitsweisen und Instrumente<br />

noch effektiver fördern zu können. Prof. Hoffmann<br />

und Dr. Griebel betonten in ihren Grußworten,<br />

dass beide Partner den zur Zeit beobachtbaren<br />

tiefgreifenden Wandel der Arbeitsweise vieler Forscherinnen<br />

und Forscher nicht nur aus der Ferne<br />

beobachten, sondern aktiv mitgestalten wollen.<br />

Gerade die Geisteswissenschaften sollen dabei<br />

unterstützt werden, neue Methoden kennenzulernen<br />

und anzuwenden, neue Arbeitsinstrumente<br />

zu entwickeln und zu optimieren und<br />

neue Publikationsmöglichkeiten zu erproben<br />

und nachhaltig zu nutzen.<br />

• die Realisierung von Retrodigitalisierungsinitiativen<br />

• die projektbezogene Entwicklung digitaler<br />

Workflows<br />

• die Entwicklung und <strong>Um</strong>setzung von Open-<br />

Access-Modellen in Zusammenarbeit mit<br />

Verlagen und Wissenschaftseinrichtungen<br />

• der organisatorische Aufbau und die Vernetzung<br />

von Publikationsplattformen<br />

• die Entwicklung von Modellen zur Langzeitarchivierung<br />

von Publikationen und Forschungsprimärdaten<br />

Die Gründungspartner sind sich der Tatsache<br />

bewusst, dass ein Zentrum für digitale Geisteswissenschaften<br />

nicht allein mit Infrastrukturaufgaben<br />

befasst sein kann. Daher wurde zum<br />

Abschluss der Gründungsveranstaltung eine<br />

herzliche Einladung an alle an den digitalen Geisteswissenschaften<br />

interessierten Forschungseinrichtungen<br />

am Forschungsstandort München<br />

ausgesprochen, am Auf- und Ausbau des Zentrums<br />

mitzuwirken und mit gemeinsam zu entwickelnden<br />

Forschungsaktivitäten die Arbeit des<br />

Zentrums zu bereichern.<br />

Der Autor<br />

Gregor Horstkemper<br />

ist Leiter des<br />

Referats „Zentrum<br />

für Elektronisches<br />

Publizieren; Open<br />

Access; Fachinformation<br />

Geschichte“<br />

an der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek.<br />

Dr. Rolf Griebel und<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz<br />

Hoffmann (re.) bei<br />

der Unterzeichnung<br />

Fotos: BSB<br />

In dem neu gegründeten Zentrum<br />

für digitale Geisteswissenschaften sollen<br />

die Aktivitäten der beiden Partner<br />

gebündelt werden, um das jeweilige<br />

Know-how zusammenzuführen, gemeinsame<br />

Infrastrukturen aufbauen<br />

und Synergieeffekte nutzen zu können.<br />

Eine zentrale Rolle spielt dabei<br />

das Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen<br />

Akademie der Wissenschaften,<br />

das bei der Gründungsveranstaltung<br />

durch seinen Leiter, Prof. Dr. Arndt<br />

Bode, vertreten war. Das Leibniz-Rechenzentrum<br />

erfüllt bereits seit vielen<br />

Jahren als langjähriger Partner der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek wichtige<br />

Aufgaben im Bereich der Datenspeicherung<br />

und Langzeitarchivierung großer<br />

Mengen digitaler Publikationen.<br />

Im Mittelpunkt der gemeinsamen<br />

Aktivitäten von Akademie und Bibliothek<br />

stehen zunächst Aufgaben im<br />

Bereich des Infrastrukturausbaus für<br />

das elektronische Publizieren. Wichtige<br />

Ziele sind dabei:<br />

Ein neues Zentrum für<br />

digitale Geisteswissenschaften<br />

Von Gregor Horstkemper<br />

257<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Öffentliche<br />

Bibliotheken in<br />

<strong>Bayern</strong> 2012,<br />

Landesstatistik<br />

Gesamtüberblick<br />

Im Jahr 2012 bestanden in <strong>Bayern</strong> insgesamt<br />

1.933 öffentliche Bibliotheken in Großstädten,<br />

Städten, Gemeinden und Landkreisen. Davon<br />

wurden 1.197 Einrichtungen von den Kirchen<br />

(mit-)getragen, 736 Bibliotheken waren in alleiniger<br />

kommunaler Trägerschaft.<br />

Der Medienbestand aller öffentlichen Bibliotheken<br />

betrug im Jahr 2012 insgesamt 23.028.994<br />

Einheiten. Dies entspricht einem Zuwachs im Vergleich<br />

zu 2011 von 0,8 Prozent. Für jeden Einwohner<br />

in <strong>Bayern</strong> stehen rein rechnerisch 1,8 Medieneinheiten<br />

zur Verfügung.<br />

In den öffentlichen Bibliotheken <strong>Bayern</strong>s wurden<br />

im vergangenen Jahr 67.325.391 Medien entliehen.<br />

Dies ist ein geringer Rückgang von 0,9 Prozent<br />

gegenüber dem Jahr 2011. Setzt man die<br />

Zahl der Entleihungen in Relation zum Bestand,<br />

Öffentliche<br />

Bibliotheken<br />

Aktive<br />

Benutzer<br />

Bestand<br />

Besuche<br />

Zahl<br />

der Bibliotheken<br />

Entleihungen<br />

Veranstaltungen<br />

Gesamtaufwand<br />

Kommunal<br />

2012 736 1.017.790 15.029.732 53.228.076 19.521.065 32.079 126.230.802 €<br />

2011 744 1.023.285 14.813.025 53.544.711 19.429.666 30.660 124.104.280 €<br />

+/- 8 - 5.495 - 216.707 316.635 - 91.399 1.419 2.126.522 €<br />

Trend -1,1% -0,5% 1,5% -0,6% 0,5% 4,6% 1,7%<br />

St. Michaelsbund e.V.<br />

2012 1.102 496.715 7.626.435 13.638.434 5.496.696 16.502 17.157.298 €<br />

2011 1.106 515.772 7.626.519 13.890.643 5.608.184 16.023 16.975.997 €<br />

+/- 4 - 19.057 - 84 - 252.209 - 111.488 - 479 181.301 €<br />

Trend -0,4% -3,7% 0,0% -1,8% -2,0% 3,0% 1,1%<br />

Verband evangelischer Büchereien*<br />

2012 95 21.455 372.827 458.881 300.370 1.602 296.359 €<br />

2011 94 23.501 402.884 473.391 325.542 1.626 264.552 €<br />

+/- 1 - 2.046 - 30.057 - 14.510 - 25.172 - 24 31.807 €<br />

Trend 1,1% -8,7% -7,5% -3,1% -7,7% -1,5% 12,0%<br />

Öffentliche Bibliotheken gesamt<br />

2012 1.933 1.535.960 23.028.994 67.325.391 25.318.131 50.183 143.684.459 €<br />

2011 1.944 1.562.558 22.842.428 67.908.745 25.363.392 48.309 141.344.829 €<br />

+/- 11 - 26.598 - 186.566 583.354 - 45.261 - 1.874 2.339.630 €<br />

Trend -0,6% -1,7% 0,8% -0,9% -0,2% 3,9% 1,7%<br />

* Beim Verband evang. Büchereien keine exakten Besucherzahlen (Berechnung aus Benutzerdaten)<br />

Auf dem Weg in die digitale Welt<br />

258<br />

<strong>Bayern</strong>s öffentliche Bibliotheken in der Statistik<br />

Von Ralph Deifel<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

erhält man den <strong>Um</strong>satz. Dieser sagt aus, wie oft<br />

eine Medieneinheit im Durchschnitt entliehen wird.<br />

Für öffentliche Bibliotheken ist der Wert “3“ erstrebenswert.<br />

Der <strong>Um</strong>satz lag im Jahr 2012 im Schnitt<br />

bei 2,9 Entleihungen pro Medieneinheit.<br />

Die öffentlichen Bibliotheken konnten 2012 über<br />

zwölf Prozent der bayerischen Bevölkerung (12,2<br />

Prozent) als aktive Leserinnen und Leser gewinnen,<br />

1.535.960 Personen haben mindestens einmal<br />

ein Buch oder eine andere Medieneinheit in<br />

den Bibliotheken entliehen, pro Einwohner wurden<br />

5,3 Entleihungen verzeichnet.<br />

Öffentliche Bibliotheken<br />

in kommunaler Trägerschaft<br />

Die 736 Einrichtungen erreichten 1.017.790 Personen<br />

als aktive Bibliotheksbenutzerinnen und Benutzer,<br />

dies entspricht einem Anteil an der Einwohnerschaft<br />

der Bibliotheksorte von 12,5 Prozent.<br />

Insgesamt 19.521.065 Bibliotheksbesuche wurden<br />

verzeichnet. Setzt man die Besuche in Verhältnis<br />

zu den Einwohnern der Bibliotheksorte, so<br />

sind im Durchschnitt 2,4 Besuche pro Einwohner<br />

registriert worden. Das Publikum der Bibliotheken<br />

ist jung, 26,9 Prozent ihrer Benutzerinnen und Benutzer<br />

sind höchstens 12 Jahre alt! Im Zeitraum<br />

von 2004 bis 2012 hat sich die Zahl der jungen<br />

Bibliotheksnutzer um 37 Prozent gesteigert! Auch<br />

für Senioren sind öffentliche Bibliotheken attraktiv,<br />

immerhin sind 9 Prozent der Bibliothekskunden<br />

über 60 Jahre alt, ihr Anteil hat sich von 2008 auf<br />

2012 um 14 Prozent erhöht. Damit können die Bibliotheken<br />

sich sehen lassen!<br />

Mit 15.029.732 Medien stellten die Bibliotheken<br />

ein Angebot bereit, das zu 53.228.076 Entleihungen<br />

führte. Gegenüber dem Jahr 2004 standen<br />

2012 insgesamt 7 Prozent mehr Medien in<br />

den Regalen, die Entleihungen stiegen im selben<br />

Zeitraum um 14 Prozent an. Aussagekräftiger als<br />

absolute Zahlen sind jedoch Indikatoren, um Leistungen<br />

noch besser sichtbar zu machen. Danach<br />

standen 1,8 Medieneinheiten pro Einwohner zur<br />

Verfügung, jeder Einwohner hatte im Schnitt 6,5<br />

Medien entliehen, der <strong>Um</strong>satz belief sich auf den<br />

Wert von 3,5.<br />

Entwicklung Bestand und Entleihungen<br />

Wie die Grafik zeigt, sind die Entleihungen in den<br />

letzten neun Jahren deutlicher angestiegen als<br />

der Bestand. Dies ist zu begrüßen, da viele Bibliotheken<br />

durch die Erarbeitung und Anwendung von<br />

Bestandskonzepten auf die jeweiligen Zielgruppen<br />

über abgestimmte Medienangebote verfügen<br />

und sie damit höhere Ausleihergebnisse erzielen.<br />

Gleichzeitig wird deutlich, dass dies sinnvoller ist<br />

als ein reines Anwachsen der Bestände.<br />

Trends und Entwicklungen<br />

Interessant ist auch ein Blick auf die Jahre von<br />

2004 bis 2012 bei einem Vergleich nach Bestandskategorien,<br />

der den jeweiligen Beständen<br />

die entsprechenden Entleihungen gegenüberstellt.<br />

So wird deutlich, dass die Sachbücher schon<br />

seit Jahren Rückgänge bei den Beständen um 9<br />

Prozent und bei den Ausleihergebnissen um 15<br />

Prozent erleben. <strong>Um</strong>gekehrt ist die Entwicklung<br />

60.000.000<br />

Bestand und Entleihungen<br />

2004–2012<br />

50.000.000<br />

Grafiken: Doris Glonegger, Landesfachstelle<br />

40.000.000<br />

30.000.000<br />

20.000.000<br />

10.000.000<br />

0<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Bestand<br />

Entleihungen<br />

259<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Klassensätze und<br />

Medienkisten<br />

für Kindergärten<br />

und Schulen<br />

2006–2012<br />

10.000<br />

9.000<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

5.000<br />

4.000<br />

Klassensätze<br />

Medienkisten<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

260<br />

DER AuToR<br />

Ralph Deifel ist<br />

Leiter der Landesfachstelle<br />

für das<br />

öffentliche Bibliothekswesen.<br />

der Kinder- und Jugendbücher, bei denen einem<br />

Bestandszuwachs von 17 Prozent eine Zunahme<br />

der Entleihungen in Höhe von 14 Prozent gegenübersteht.<br />

Die Belletristik erfreut sich bei einem Bestandswachstum<br />

von 2 Prozent einer Steigerung<br />

des Ausleihergebnisses um 9 Prozent. Beeindruckend<br />

ist die Entwicklung bei den Nicht-Buch-Medien:<br />

Hier nahmen das Bestandsangebot um 45<br />

Prozent und das Ausleihergebnis um 37 Prozent<br />

zu. Ganz aktuell und zukunftsweisend ist die Entwicklung<br />

bei den virtuellen Beständen, den sog.<br />

E-Medien oder digitalen Medien. Diese wurden<br />

erst vom Jahr 2009 an in der Bibliothekstatistik<br />

erfasst und erfuhren Zuwächse bei den Bestandszahlen<br />

um 85 Prozent und bei den Entleihungsergebnissen<br />

um 417 Prozent, es erfolgte also eine<br />

Vervierfachung! Die Nachfrage ist weiterhin sehr<br />

groß, auch unter den kleinen Bibliotheken. Im Jahr<br />

2012 waren in acht überörtlichen Verbünden 74<br />

Bibliotheken vertreten, hinzu kamen einige Einzelbibliotheken.<br />

Außerordentlich erfreulich ist die Entwicklung<br />

bei den unterstützenden Angeboten für die Kindergärten<br />

und (Grund-)Schulen in Form von Klassensätzen<br />

und Medienkisten. In den Jahren 2006<br />

bis 2012 erhöhte sich das Ausleihergebnis der<br />

Klassensätze um 18 Prozent und das der Medienkisten<br />

um 162 Prozent.<br />

Bibliothekstechnik, EDV,<br />

Social Media, Web 2.0, Mobile Dienste<br />

Der kundenfreundliche Katalog im Internet (Web-<br />

OPAC) ist mittlerweile etabliert, aus Kostengründen<br />

ist er jedoch häufi g nur als „Offl ine“-Lösung<br />

vorhanden, hier besteht noch ein Handlungsbedarf<br />

für viele Bibliotheken. Für die immer mobiler<br />

werdende Gesellschaft sind OPACs für Mobilgeräte<br />

in Zukunft unverzichtbar, die Bibliotheken dürfen<br />

hier nicht zu lange zögern, diesen Service in ihr<br />

Angebot aufzunehmen.<br />

In den letzten drei Jahren haben etliche Bibliotheken<br />

ihre eigene Präsenz bei Facebook aufgebaut.<br />

Alle anderen Plattformen nutzen Bibliotheken<br />

nur sehr vereinzelt. Insgesamt liegt der Anteil<br />

von Bibliotheken mit Aktivitäten im Bereich des<br />

Web 2.0 bei rund 7,5 Prozent, hier besteht ein<br />

deutlicher Aktualisierungsbedarf!<br />

Knapp vier Prozent der Bibliotheken nutzten<br />

2012 die RFID-Technik. Die Einführung geschieht<br />

meist in Verbindung mit einer Neueinrichtung und<br />

schreitet nur langsam voran.<br />

Zeitgemäße Bibliotheken sind gut beraten, konsequent<br />

ihr Profi l als Bildungs- und Kultureinrichtung<br />

zu schärfen, sich den aktuellen Trends und<br />

Entwicklungen im Medien- und Technikbereich<br />

nicht zu verschließen und ihre Leistungen in der<br />

Öffentlichkeit überzeugend und nachdrücklich zu<br />

kommunizieren.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Veranstaltet wurde die Tagung wie in den Vorjahren<br />

vom Bibliotheksverband Oberbayern e. V.<br />

(BVO) und der Landesfachstelle für das öffentliche<br />

Bibliothekswesen, organisatorisch unterstützt von<br />

der Stadt Bad Aibling. Tagungsort war die im Oktober<br />

2012 im neuen Rathaus eröffnete Stadtbücherei<br />

(ausführliches Porträt in BFB 2013, Heft 3, Seite<br />

196–199). Die Moderation lag in den Händen von<br />

Ute Palmer-Horn, Leiterin der Fachstelle München.<br />

BVO-Geschäftsführer Olaf Eberhard, Leiter der<br />

Landkreisbibliothek Erding, und Felix Schwaller,<br />

Erster Bürgermeister von Bad Aibling und Vorsitzender<br />

des BVO, begrüßten die Gäste.<br />

Bürgermeister Schwaller verwies auf<br />

die gute Resonanz der neuen Bibliothek<br />

bei der Bevölkerung. Lernen und die<br />

Kooperation mit Schulen und anderen<br />

Bildungseinrichtungen hätten in Bad<br />

Aibling eine lange Tradition.<br />

aufbauend durch Maßnahmen, die zum Viellesen<br />

animieren und ein positives subjektives Bild vom<br />

Lesen ermöglichen; schließlich durch Aktivitäten,<br />

die Lesen als eine soziale Praxis erfahrbar machen:<br />

u. a. auch durch den Besuch außerschulischer literarischer<br />

Lernorte wie Buchläden, Autorenlesungen,<br />

Schauplätze der Literaturgeschichte oder eben<br />

Bibliotheken, durch Lesenächte oder Lesewettbewerbe.<br />

Eine wichtige Instanz ist hier der Deutschunterricht,<br />

der aber oft zu sehr als „Germanistik im<br />

Kleinen“ betrieben wird und daher mehr Frust als<br />

Lust hervorbringt. Stattdessen plädierte Prof. Maiwald<br />

für einen „anregenden Literaturunterricht“,<br />

in dem etwas weiter und wilder gelesen werden<br />

darf und Texte nicht nur analysiert, sondern auch<br />

sinnlich erfahren werden, z. B. über Vorlesen oder<br />

szenisches Gestalten. Klassiker kann man so zum<br />

Leben bringen, notwendig ist aber auch der verstärkte<br />

Einsatz guter Kinder- und Jugendliteratur.<br />

Blick ins Auditorium<br />

Fotos: Landesfachstelle<br />

Als erster Referent des Vormittags<br />

beschäftigte sich Prof. Dr. Klaus Maiwald,<br />

Lehrstuhl für Didaktik der deutschen<br />

Sprache und Literatur an der<br />

Universität Augsburg, mit Bedeutung,<br />

Inhalten und Zielen der Leseförderung.<br />

Die Frage, warum man überhaupt lesen<br />

soll, beantwortete er, indem er – anschaulich<br />

durch literarische Beispiele illustriert<br />

– drei Funktionen für das Lesen<br />

herausarbeitete. In funktionalistischer<br />

Hinsicht bringt es Alltagsbewältigung<br />

und Teilhabe an der Gesellschaft, in<br />

personaler Hinsicht ästhetisches Vergnügen<br />

und horizonterweiternde Bildungserfahrungen<br />

und in gedächtniskultureller<br />

Hinsicht historisches Wissen<br />

und Bewusstsein.<br />

Lesen lässt sich zunächst einmal<br />

durch Maßnahmen fördern, die den<br />

technischen Leseprozess und das<br />

Leseverstehen unterstützen; darauf<br />

Wissen – Leben – Lernen:<br />

Die Bibliothek kann’s<br />

Rund 70 Kolleginnen und Kollegen aus kommunalen<br />

Bibliotheken trafen sich am 15. Juli 2013 zum<br />

4. Oberbayerischen Bibliothekstag in Bad Aibling<br />

(Landkreis Rosenheim). In fünf Vorträgen wurde eine<br />

Auswahl unterschiedlicher Möglichkeiten und<br />

Chancen für die Bibliothek als lebensbegleitender<br />

Ort des Lernens vorgestellt.<br />

261<br />

Von Franz Käßl<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Leseförderung muss dafür sorgen,<br />

dass junge Menschen eine funktionalistische<br />

Lesekompetenz erwerben und<br />

ihnen – unabhängig von ihrer Herkunft<br />

und sozialen Schicht – das Bildungsangebot<br />

Literatur geöffnet wird, ohne es<br />

mit überzogenen Ansprüchen zu befrachten.<br />

262<br />

Anschließend ging ute Palmer-Horn<br />

auf die im Dezember 2012 geschlossene<br />

Kooperationsvereinbarung „Bibliothek<br />

und Schule“ zwischen dem Kultusministerium,<br />

Wissenschaftsministerium<br />

und Bayerischen Bibliotheksverband<br />

e. V. ( BFB 2013, Heft 2, S. 94–97) sowie<br />

die Beratungstätigkeit der Landesfachstelle<br />

im Schulbibliotheksbereich<br />

ein.<br />

Heike Christiane Daume ist im Bibliothekssystem<br />

von Villingen-Schwenningen,<br />

einer Kreisstadt (Oberzentrum) im Südwesten<br />

Baden-Württembergs mit rund 82.000 Einwohnern,<br />

für die Zusammenarbeit von Bibliothek und 27 allgemeinbildenden<br />

Schulen zuständig und verfügt<br />

– auch als ehemalige Projektkoordinatorin der Bertelsmann<br />

Stiftung – über eine langjährige Erfahrung<br />

in diesem Bereich. In ihrem Beitrag über „20 Jahre<br />

gelebte Kooperation“ zeigte sie die Entwicklung eines<br />

Modells auf, das bundesweit anerkannt ist und<br />

zur Nachahmung empfohlen werden kann.<br />

Lebendige Partnerschaft<br />

Rechtliche Grundlage ist eine von der Kommune<br />

angeregte Partnerschaftsvereinbarung aus dem<br />

Jahr 2000, Herzstück ein Kooperationsteam aus<br />

Lehrkräften und dem Leseförderungsteam der<br />

Stadtbibliothek, das sich zweimal jährlich trifft. Herausgegeben<br />

wird ein zweimonatlicher Newsletter<br />

für Partner und Interessierte. Über 30 verschiedene<br />

Leseförderungs-Bausteine werden den Grund-,<br />

Haupt-, Realschulen und Gymnasien angeboten:<br />

Seminarapparate und Schulpräsentationen; Klassenführungen<br />

(jährlich ca. 200 mit ca. 4.700 Schülern),<br />

Bibliotheks-Rallyes und Lernbuffets für die<br />

1. Klasse bis zur 12. Kursstufe. Die Palette reicht<br />

von der Erstklässler-Aktion „Wir lernen den Lesekönig<br />

kennen!“, einer „Bücher-Foto-Safari“ über<br />

den Bibliotheksführerschein und Experimente zum<br />

Prof. Dr. Klaus Maiwald,<br />

Universität Augsburg<br />

Heike Christiane Daume,<br />

Stadtbibliothek<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Thema Wasser bis zu Recherche-Einführungen,<br />

„OPAC? Okay!“, dem Literaturprojekt „Schiller?<br />

Schillert!“ und „Bienvenue à la bibliothèque!“ für<br />

französische Austauschklassen. Mit Begeisterung<br />

folgten 20 Tagungsteilnehmer der Aufforderung<br />

Frau Daumes, den Baustein „Der schönste erste<br />

Satz“ in die Praxis umzusetzen.<br />

Weitere Bausteine sind Medienkisten, Teilnahme<br />

an Lehrerkonferenzen und Elternabenden sowie<br />

der Literaturpreis des Oberbürgermeisters für<br />

Schulklassen. Ergänzend zum Bildungsplan wurde<br />

gemeinsam mit Lehrkräften ein Spiralcurriculum<br />

entwickelt. Es besteht aus unterrichtseinheiten, die<br />

für die Jahrgangsstufen 1 mit 10 spiralförmig – also<br />

aufsteigend und aufeinander aufbauend – Leseförderungsmaßnahmen<br />

wie verschiedene Arten von<br />

Klassenführungen, Medienpräsentationen oder unterricht<br />

in der Bibliothek festlegen. Die Angebotsliste<br />

richtet sich an alle Schularten, einbezogen sind<br />

sprachliche, geistes- und naturwissenschaftlich<br />

ausgerichtete Fächer.<br />

Bei der Mitgliederversammlung des BVO erstattete<br />

Olaf Eberhard den Jahresbericht 2012 und<br />

machte auf die Angebote wie Reorganisation von<br />

Bibliotheksbeständen und Förderung der Öffentlichkeitsarbeit<br />

aufmerksam. So kann eine Reihe<br />

von Wanderausstellungen bei der Geschäftsstelle<br />

kostenlos abgerufen werden. Für die Aktionswoche<br />

„Treffpunkt Bibliothek“ im Herbst werden für<br />

ca. zehn Veranstaltungen in Bibliotheken insgesamt<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Anja Flicker,<br />

Stadtbücherei Würzburg<br />

Monika Blank,<br />

Munzinger Archiv GmbH<br />

Margareta Lindner,<br />

Münchner Stadtbibliothek<br />

2.000 Euro bereitgestellt. Der Münchner Lyrikpreis<br />

(eigener Preis des BVO) wird wieder mit 250 Euro<br />

unterstützt. Darüber hinaus kommen sechs Bibliotheken<br />

in den Genuß von Autorenlesungen, die der<br />

BVO finanziert: eine erhielt die Stadtbücherei Bad<br />

Aibling als Gastgeschenk, die anderen wurden unter<br />

den Tagungsteilnehmern verlost.<br />

Ute Palmer-Horn informierte anhand der Jahresstatistik<br />

2012 über Bestands- und Ausleihzahlen,<br />

Bauprojekte und Neugründungen von Onleiheverbünden<br />

im Regierungsbezirk Oberbayern und gratulierte<br />

den Bibliotheken, die beim BIX 2013 Spitzenergebnisse<br />

erzielten.<br />

Nachmittagsprogramm<br />

Nach dem Mittagsimbiss führte die Leiterin der<br />

Stadtbücherei, Hiltrud Braun, durch die Räumlichkeiten<br />

der Bibliothek und demonstrierte die gelungene<br />

<strong>Um</strong>setzung eines benutzerfreundlichen Konzepts.<br />

Auf besonderes Interesse stießen bei den<br />

Gästen die ansprechende Inneneinrichtung, die<br />

RFID-Selbstverbuchung und die neu eingeführte<br />

Klartextsystematik.<br />

Das Nachmittagsprogramm begann mit einem<br />

Praxisbericht von Anja Flicker, Leiterin der Stadtbücherei<br />

Würzburg, über „10 Jahre Lernstudio<br />

und -werkstatt“. Das im Dachgeschoss des Falkenhauses<br />

untergebrachte Lernstudio entstand<br />

im Rahmen des EU-Projekts PuLLS, Modelle<br />

für das lebenslange Lernen zu entwickeln. Auf<br />

130 m² findet man dort ein attraktives Medienangebot,<br />

ergänzt durch multmediale Arbeits- und<br />

Lernplätze. Das in Kooperation mit der vhs aufgebaute<br />

modulare Schulungsprogramm widmet<br />

sich ganz dem Thema „Lernen und Arbeiten“.<br />

Ziele sind, die Schlüsselkompetenzen der Teilnehmer<br />

zu erhöhen, Bewerbungen und Stellensuche<br />

zu erleichtern, traditionelle und virtuelle Lernhilfen<br />

bereitzustellen und Berufsorientierung und Weiterbildung<br />

zu fördern. Die „Lernwerkstatt“ umfasst<br />

jährlich ca. 40 Veranstaltungen – unter Beteiligung<br />

des Bibliotheksteams – mit 500 Teilnehmern, darunter<br />

viele ältere Bürger. Besonders geschätzt<br />

wird auch die firmenneutrale Beratung bei der<br />

Anschaffung digitaler Geräte wie E-Book-Reader<br />

oder Smartphone.<br />

Als nächste Referentin präsentierte Monika Blank,<br />

Leiterin Marketing und Vertrieb der Munzinger Archiv<br />

GmbH, einige der Online-Datenbanken ihres<br />

Unternehmens wie Biographien, Länderinformationen,<br />

Literatur-Film-Musik oder das F.A.Z.-Archiv.<br />

1997 entstand Munzinger Online als Informationsdienst<br />

im Internet. Bereits seit 1913 liefert Munzinger<br />

Informationen in Form von Loseblattwerken an<br />

die Medien, an Bibliotheken, Firmen und Institutionen.<br />

Munzinger beschafft, bewertet und überprüft<br />

Informationen. Sie werden objektiv und zuverlässig<br />

263<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

WANN, WO, WIE<br />

: Montag, 15.07.2013<br />

Stadtbücherei<br />

Bad Aibling<br />

Marienplatz 1<br />

Tel.: (08061) 49 01 140<br />

E-Mail: buecherei@badaibling.de<br />

mit der Bahn<br />

Bahnhof Bad Aibling<br />

ca. 10 Min. Fußweg<br />

der Veranstaltung ist<br />

s Bibliotheksverbandes<br />

ostenlos!<br />

nd gegen eine Gebühr<br />

h willkommen!<br />

264<br />

Bibliotheksführung<br />

DER AuToR<br />

Franz Käßl ist Mitarbeiter<br />

der Landesfachstelle<br />

für<br />

das öffentliche<br />

Bibliothekswesen<br />

und Redakteur von<br />

BFB.<br />

ANMELDUNG<br />

bis 9. Juli 2013 bei<br />

dargestellt, zitierfähig aufbereitet und<br />

rund um die uhr für den Abruf bereitgehalten.<br />

Die laufende Aktualisierung<br />

der Datenbank-Inhalte garantiert<br />

eine komfortable und schnelle<br />

Recherche. Die Munzinger Informationsdienste<br />

und Datenbanken<br />

sind untereinander verlinkt und<br />

bilden so ein umfassendes Wissensnetzwerk.<br />

Für Bibliotheken<br />

bietet Munzinger zusätzlich umfassende<br />

Serviceleistungen wie<br />

internen und externen Direktzugang,<br />

Verlinkung, kostenlose<br />

Katalogdaten und unterstützung<br />

der Pressearbeit. Auf<br />

Wunsch wird auch gerne ein<br />

Testzugang eingerichtet.<br />

Bibliotheksverband Oberbayern<br />

Kaulbachstr. 19<br />

80539 München<br />

Tel.: (089) 28 57 19 (Mi und Do)<br />

Fax: (089) 28 78 76 19<br />

E-Mail: bibverb@aol.com<br />

Wir sind auch auf facebook.com!<br />

Veranstalter:<br />

In Kooperation mit:<br />

Dass Lernen nicht nur<br />

durch Bücher geschieht,<br />

zeigte last but not least<br />

Margareta Lindner aus<br />

der Münchner Stadtbibliothek<br />

anhand des Pro-<br />

jektes „Lebende Bibliothek“. Mit dem erstmals<br />

im Jahr 2000 im dänischen Roskilde umgesetzten<br />

und seither in vielen Ländern erprobten Veranstaltungsformat<br />

will man Vorurteile hinterfragen, ängste<br />

abbauen und Diskriminierung entgegentreten. In<br />

4. OBERBAYERISCHER<br />

BIBLIOTHEKSTAG<br />

2013<br />

15. JULI 2013<br />

STADTBÜCHEREI<br />

BAD AIBLING<br />

Zusammenarbeit mit der Initiativgruppe<br />

Interkulturelle Begegnung und Bildung<br />

e. V. lädt die Bibliothek zu einem halbstündigen<br />

Gespräch mit Menschen aus<br />

Randgruppen wie Behinderte, Suchtkranke,<br />

Migranten oder auch in „besonderen<br />

Lebenslagen“ wie Banker, Lehrer<br />

oder Polizisten ein, um deren Alltag kennenzulernen.<br />

Die Erfahrungen zeigen,<br />

dass die Begegnungen mit „lebenden<br />

Büchern“ vor allem für Schüler, aber<br />

auch Angehörige der sog. Bildungsschicht<br />

wichtig und hilfreich sind. Am<br />

Tag der offenen Tür im Dezember 2012<br />

fanden im Lesesaal in der Zentralbibliothek<br />

Am Gasteig 34 Gespräche mit<br />

insgesamt 45 Personen statt. Bei der<br />

Auswahl der Gesprächspartner wird mit<br />

Interessenvertretungen wie beirat oder Behinder-<br />

Ausländertenbeauftragten<br />

zusammengearbeitet.<br />

Dankbar<br />

wurde schließlich von<br />

den Tagungsteilnehmern<br />

die Möglichkeit aufgegriffen,<br />

ein von Frau Lindner<br />

mitgebrachtes „lebendiges<br />

Buch“, einen anonymen Alkoholiker,<br />

zu interviewen.<br />

Fazit<br />

Ein lohnender Tag in angenehmer<br />

umgebung mit einer<br />

Fülle von Anregungen für die<br />

Bibliotheksarbeit vor Ort und<br />

ausreichender<br />

Gelegenheit<br />

zum fachlichen Meinungs- und<br />

Erfahrungstausch. Das durchweg<br />

positive Teilnehmerecho<br />

bestätigte einmal mehr, mit diesem<br />

Konzept der Regionalveranstaltung<br />

auf dem richtigen Weg zu<br />

sein.<br />

FOTO OBEN: GABRIELE HuBER<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Internationale Bibliothekskontakte<br />

Die Teilnehmer beim<br />

Konferenzfoto auf der<br />

Prachttreppe der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

ist Gastgeber der gelungenen<br />

LIBER-Konferenz<br />

Vom 26.-29. Juni 2013 fand in München<br />

die 42. jährliche Konferenz der<br />

Ligue des Bibliothèques Européennes<br />

de Recherche (LIBER) statt.<br />

Von Martin Hermann<br />

Fotos: BSB/H.-R. Schulz<br />

Unter dem Motto „Research Information Infrastructures<br />

and the Future Role of Libraries“ kamen<br />

über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus<br />

mehr als 40 Ländern aus Europa und der ganzen<br />

Welt im Kardinal-Wendel-Haus am Englischen<br />

Garten zum bibliothekarischen Informationsaustausch<br />

zusammen. Die Bayerische Staatsbibliothek<br />

als diesjährige Gastgeberin der Konferenz<br />

zeichnete für den reibungslosen Ablauf des Fachprogramms<br />

und das gelungene Rahmenprogramm<br />

verantwortlich.<br />

265<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Internationale Bibliothekskontakte<br />

266<br />

Aubéry Escande<br />

von The European<br />

Library (li.) diskutiert<br />

mit den Teilnehmern<br />

eines Workshops<br />

(Bild links).<br />

An der Registrierung<br />

wartet man<br />

mit Vorfreude auf<br />

die Teilnehmer (re.).<br />

DER AuToR<br />

Martin Hermann<br />

ist Direktionsassistent<br />

der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek.<br />

LIBER-Präsident Paul Ayris und Dr. Rolf Griebel,<br />

Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek,<br />

begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.<br />

Für den Eröffnungsvortrag der Konferenz hatte<br />

die Bayerische Staatsbibliothek den amtierenden<br />

Präsidenten der DFG, Prof. Dr. Peter Strohschneider,<br />

gewinnen können. Strohschneider setzte sich<br />

in seinem Festvortrag mit der aktuellen Rolle von<br />

Bibliotheken in Zeiten des technologischen Wandels<br />

auseinander. Weitere, von LIBER speziell für<br />

diese Tagung eingeladene Referenten waren der<br />

Wissenschaftsverleger Jan Velterop, die uKOLN-<br />

Direktorin Liz Lyon, der Eu-Koordinator für elektronische<br />

Dateninfrastruktur Carlos Morais Pires<br />

und Geologieprofessor Geoffrey Boulton von der<br />

Edinburgh university.<br />

Neben diesen eingeladenen Rednern hatte<br />

das LIBER-Programmkomitee 35 Vorträge und<br />

20 Posterpräsentationen aus dem Call for Papers<br />

ausgewählt. Die Vorträge deckten ein breites<br />

Spektrum an den für wissenschaftliche Bibliotheken<br />

derzeit bedeutenden Themen ab. Das Konferenzprogramm<br />

inklusive Abstracts, Kurzbiographien<br />

sowie die Präsentationsfolien der Vorträge und<br />

Poster kann auf der LIBER 2013-Website nachgelesen<br />

werden (www.liber2013.de).<br />

Zusätzlich zu den Fachvorträgen hatten die<br />

Konferenzbesucher im Rahmen der dreitägigen<br />

Konferenz die Gelegenheit, an einem von sechs<br />

Workshops teilzunehmen. Außerdem fanden in<br />

den Tagen vor der eigentlichen Konferenz einige<br />

Pre-Conference Meetings statt, zu denen Besprechungen<br />

der verschiedenen LIBER-Gremien, eine<br />

öffentliche Sitzung von SPARC Europe sowie ein<br />

von LIBER organisiertes Seminar für Führungskräfte<br />

gehörten. In der LIBER-Generalversammlung<br />

schließlich berichteten die Vorstandsmitglieder zu<br />

den Aktivitäten von LIBER im Jahr 2012, außerdem<br />

wurden die turnusmäßigen Vorstandswahlen<br />

abgehalten. Die LIBER-Konferenz wurde auch<br />

von einer kleinen Fachausstellung begleitet. Dabei<br />

war ein großer Teil der Ausstellung für die LIBER-<br />

Sponsoren reserviert. An acht Ständen bot sich<br />

die Gelegenheit, sich mit den Partnern aus dem<br />

Verlags- und bibliothekarischen Dienstleistungsbereich<br />

zu unterhalten.<br />

Wie schon in den Jahren zuvor vergab das Programmkomitee<br />

auch 2013 während der Konferenz<br />

einen LIBER Award für Bibliotheksinnovation.<br />

Dieses Jahr ging der LIBER Award an Olli Nurmi<br />

vom VTT Technical Research Centre of Finland,<br />

Sébastien Respingue-Perrin vom französischen<br />

Couperin Konsortium und Timo Borst von der<br />

Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften.<br />

Neben dem LIBER Award wurde ein<br />

Publikumspreis für das beste Poster der Konferenz<br />

vergeben, der an Kristina Pai und Anneli Sepp von<br />

der universitätsbibliothek in Tartu, Estland, ging.<br />

Erfreulicherweise wurde neben den LIBER-<br />

Preisträgern auch die Teilnahme einer Reihe von<br />

Bibliothekskolleginnen und -kollegen aus zumeist<br />

ost- und mittelosteuropäischen Ländern<br />

fi nanziell unterstützt. LIBER schüttete Mittel aus<br />

dem jährlichen Konferenzfonds an acht ausgewählte<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus, die<br />

Bayerische Staatsbibliothek in Kooperation mit<br />

der Bayerischen Staatskanzlei vergab 12 Konferenzstipendien<br />

und Bibliothek & Information<br />

International bezuschusste die Teilnahme von<br />

sechs Konferenzbesucherinnen und -besuchern.<br />

Neben den Fachvorträgen und dem offi ziellen<br />

Programm wurde die LIBER-Tagung von einem<br />

Kultur- und unterhaltungsprogramm begleitet.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Internationale Bibliothekskontakte<br />

Das offizielle Dinner im Augustinerkeller gab einen<br />

Einblick in bayerische Küche und Brauchtum.<br />

Der Konferenzempfang am darauffolgenden<br />

Tag fand im festlich dekorierten und illuminierten<br />

Treppenhaus der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

statt. Dort diskutierten die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer in launiger Atmosphäre ausgiebig das<br />

Tagungsgeschehen oder nahmen an einer der<br />

verschiedenen Touren durch die Bibliothek teil.<br />

Zudem gab es während der Konferenz die Gelegenheit,<br />

die Münchner Bibliotheksszene durch<br />

Besichtigungen von Bibliotheken der Ludwig-<br />

Maximilians-Universität, der Technischen Universität<br />

und des Deutschen Museums<br />

kennenzulernen. Den Abschluss des<br />

Kulturprogrammes bildeten zwei Exkursionen<br />

zum Schloss Linderhof und<br />

nach Benediktbeuren.<br />

LIBER wurde 1971 gegründet und<br />

ist das größte Netzwerk europäischer<br />

wissenschaftlicher Bibliotheken. LIBER<br />

organisiert seine Tagung in Zusammenarbeit<br />

mit jährlich wechselnden<br />

Gastgebern. 2014 wird die LIBER-<br />

Konferenz Anfang Juli im lettischen<br />

Riga stattfinden.<br />

Oben: Schuhplattler<br />

tanzen während des<br />

Konferenzdinners<br />

im Augustinerkeller.<br />

Links: Generaldirektor<br />

Dr. Rolf Griebel<br />

heißt die Teilnehmer<br />

in München<br />

willkommen.<br />

Oben: Führung durch das Magazin der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek beim Konferenzempfang<br />

Rechts: Dr. Rolf Griebel begrüßt Prof.<br />

Strohschneider, den Präsidenten der DFG.<br />

267<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Management<br />

Glatter Liebesbeweis für die Erlanger<br />

Stadtbibliothek“ betitelten die Erlanger<br />

Nachrichten den Artikel über die<br />

umfrage „Die Erlanger Stadtbibliothek<br />

aus Sicht der Bevölkerung“. untertitel:<br />

„Das neue Heft von ‚Statistik aktuell’<br />

macht aus der Vermutung Gewissheit:<br />

Bürger kennen den Ort der Literatur“.<br />

268<br />

Publikation des<br />

Amts für Recht und<br />

Statistik<br />

„Statistik aktuell“ ist der Informationsdienst<br />

der Abteilung Statistik und<br />

Stadtforschung im Amt für Recht und<br />

Statistik der Stadt Erlangen. „Die Datensammlung<br />

der Abteilung Statistik<br />

und Stadtforschung steht einerseits<br />

für Planungen bzw. Entscheidungen der Kommune,<br />

andererseits für die Information von Wirtschaft<br />

und Öffentlichkeit zur Verfügung“, heißt es in der<br />

Selbstbeschreibung des Amtes (www.erlangen.<br />

de/statistik). Für die Stadtbibliothek Erlangen sind<br />

die Veröffentlichungen der Abteilung Statistik und<br />

Stadtforschung ein nützliches Hilfsmittel bei der<br />

Entwicklung ihrer Angebote. Einige Beispiele:<br />

• Die Veröffentlichung „Integrationsmonitoring der<br />

Stadt Erlangen“ hat ergeben, dass Nicht-Deutsche<br />

prozentual sogar geringfügig häufi ger als<br />

Deutsche die Bibliothek regelmäßig aufsuchen –<br />

einzig unter den Kultureinrichtungen in der Stadt.<br />

Dies überzeugt die Politik, die Bibliothek bei der<br />

Etablierung ihrer interkulturellen Angebote zu<br />

unterstützen.<br />

Glatter Liebesbeweis für<br />

die Erlanger Stadtbibliothek<br />

um ein aktuelles Meinungsbild der Erlangerinnen und<br />

Erlanger zu „ihrer“ Stadtbibliothek zu erhalten, wurden<br />

hierzu in die „Erlanger Bürgerbefragung 2012“<br />

eine Reihe von Fragen aufgenommen. Der Bericht Nr.<br />

3/2013 „Die Erlanger Stadtbibliothek aus Sicht der<br />

Bevölkerung“ aus der Reihe „Statistik Aktuell“ enthält<br />

die Auswertung der eingegangenen Antworten,<br />

Wünsche und Anregungen.<br />

• Der „Sozialbericht 2009 der Stadt Erlangen“<br />

liefert Informationen über die soziale Lage der<br />

Bevölkerung Erlangens. Dies erlaubt der Bibliothek,<br />

den Haltestellenplan der Fahrbibliothek<br />

zu optimieren (Beispiel: mehrere Haltestellen in<br />

bestimmten Stadtteilen, keine in anderen Stadtteilen)<br />

und gegenüber dem Träger fundiert die<br />

Notwendigkeit einer Stadtteilbibliothek zu begründen.<br />

• Die neueste Veröffentlichung „Kleinräumige Bevölkerungsprognose<br />

2012–2027“ werden wir<br />

auswerten und Ergebnisse in das nächste Arbeitsprogramm<br />

aufnehmen.<br />

Bürgerbefragung 2005<br />

Seit 2001 werden in Erlangen regelmäßig<br />

repräsentative Bürgerbefragungen<br />

mit wechselnden Themen durchgeführt.<br />

So kam 2012 das Amt für Statistik<br />

erneut auf die kulturellen Einrichtungen<br />

zu mit der Frage, ob eine der<br />

großen Institutionen bei der Befragung<br />

Thema sein möchte. Die Stadtbibliothek<br />

nahm das Angebot gerne an:<br />

Bereits 2005 wurden die Erlanger Bürgerinnen<br />

und Bürger durch die Abteilung<br />

für Statistik und Stadtforschung<br />

zu ihrer Stadtbücherei, wie sie damals<br />

hieß, befragt.<br />

Von Anne Grimmer<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Management<br />

Allen Beteiligten war damals bewusst, dass<br />

eine <strong>Um</strong>frage unter (repräsentativ gesehen) allen<br />

Bürgerinnen und Bürgern keine Detailinformationen<br />

zu den Dienstleistungen der Bücherei liefern<br />

kann, auch keine aussagefähigen Hinweise zu<br />

Beweggründen von Nichtnutzern. Das Ziel der<br />

damaligen <strong>Um</strong>frage für die Stadtbücherei war,<br />

die Bekanntheit der Institution im Allgemeinen<br />

abzufragen, die (grobe) Zufriedenheit mit ihren<br />

Leistungen – zugegeben: solche Ergebnisse sind<br />

meist eine gute Eigenwerbung – und vor allem:<br />

die Wichtigkeit des Dienstleistungsausbaus.<br />

Denn die Bücherei erhoffte sich auch in Anbetracht<br />

ihrer bevorstehenden Renovierung Hilfestellung<br />

bei ihrer Ausrichtung, die zukünftigen<br />

Dienstleistungen betreffend.<br />

Wichtig für die weitere Entwicklung der Stadtbücherei<br />

waren die folgenden Ergebnisse:<br />

• die Raumsituation und damit verbunden<br />

die Arbeitsmöglichkeiten,<br />

• die Aktualität des Angebots,<br />

• die Öffnungszeiten.<br />

• Ein Lesecafé wurde von vielen Leserinnen<br />

und Lesern als wünschenswert<br />

angegeben.<br />

Diese Ergebnisse und Forderungen<br />

formulierte der damalige Leiter der<br />

Stadtbücherei, Joachim Bahler, im<br />

Anschluss an die <strong>Um</strong>frage in einem<br />

Maßnahmenkatalog.<br />

Bürgerbefragung 2012<br />

Fotos: Stadtbibliothek Erlangen<br />

• Ihre Bekanntheit, also auch: ihre Außenwirkung.<br />

77 % der Bevölkerung kannten die Bücherei –<br />

das war nicht viel im Vergleich mit anderen Städten.<br />

Hier hatte die Stadtbücherei Handlungsbedarf,<br />

selbst wenn man die hohe Fluktuation der<br />

Erlanger Bevölkerung einbezieht. Gerade bei<br />

den älteren Menschen war die Stadtbücherei<br />

nur bei 59 % bekannt.<br />

• Die hohe Zufriedenheit mit den Leistungen der<br />

Stadtbücherei, namentlich der Beratungskompetenz<br />

und Freundlichkeit der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Dies war Bestätigung und Werbemöglichkeit<br />

zugleich.<br />

Als Mängel im Angebot wurden von den Befragten<br />

erkannt:<br />

• Homepage,<br />

• fehlende Angebote für Seniorinnen und Senioren,<br />

2012 war die Erlanger Bevölkerung<br />

aufgerufen, bei der groß angelegten<br />

Befragung „Leben in Erlangen 2012“ mitzumachen.<br />

Die Stadtbibliothek wollte gerne Teil der<br />

<strong>Um</strong>frage sein. Einerseits, um zu erfahren, ob sich<br />

durch die Renovierung und die dadurch entstandenen<br />

neuen Bedingungen etwas in der Benutzerzufriedenheit<br />

geändert hatte, andererseits, um<br />

den Erfolg ihrer Maßnahmen zu überprüfen. Im<br />

Vergleich zur alten <strong>Um</strong>frage ist festzustellen:<br />

Heute kennen 88 % der Bevölkerung ihre Stadtbibliothek.<br />

Der höchste Anstieg ist bei den älteren<br />

Menschen zu beobachten, dort sprang die Zahl<br />

von 59 % auf 86 %. Gründe dafür sind das 2010<br />

fertig gestellte Gebäude selbst sowie die getroffenen<br />

Maßnahmen, die wir ab 2010 verstärkt haben.<br />

Links: Innenhof der<br />

Stadtbibliothek<br />

269<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Management<br />

270<br />

DIE AuToRIN<br />

Anne Grimmer ist<br />

Leiterin der Stadtbibliothek<br />

Erlangen.<br />

Neu sind also:<br />

• die hohe Aufenthaltsqualität des renovierten<br />

Hauses, die sich herumspricht,<br />

• die Führungen durch unser Haus, die vom<br />

Stadtmarketing organisiert werden, also ohne<br />

Bibliotheksbezug stattfi nden,<br />

• das Lesecafé bzw. unser schöner Innenhof, in<br />

dem man Zeitung lesen und Kaffee trinken kann,<br />

• die professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Die Stadtbibliothek ist oft in der Zeitung, und<br />

das nicht nur, wenn es ein Highlight zu berichten<br />

gibt. Mittlerweile berichten die „Erlanger Nachrichten“<br />

regelmäßig über den Bibliotheksalltag,<br />

Neuerungen im Betrieb, bringen Interviews oder<br />

Themen aus dem Kulturausschuss. Wir erreichten<br />

die Menschen über Social Media. und wir<br />

sind im Stadtbild präsent durch Flyer und Plakate<br />

zu Veranstaltungen, durch Hinweisschilder<br />

und durch Aktionen mit unserem Imageplakat.<br />

• die speziellen Angebote für Senioren: Seniorenbibliothek,<br />

Internet-Mentorenprogramm und die<br />

damit verbundene Zusammenarbeit mit dem<br />

SeniorenNetz,<br />

• das Veranstaltungs- und Ausstellungskonzept,<br />

das jeweils besonders auf Vernetzung und Kooperation<br />

ausgerichtet ist. Dadurch haben wir<br />

viele Multiplikatoren in der Stadt.<br />

Weitere damalige Mängel, die durch die neue<br />

Raumsituation und die Schwerpunktsetzung des<br />

Teams seit 2010 als abgearbeitet gelten können,<br />

sind das Thema Homepage, in Teilen das Thema<br />

Arbeitsmöglichkeiten und die Aktualität. Bei der<br />

Beurteilung der Arbeitsmöglichkeit schwanken die<br />

Aussagen. Die ältere Generation zeigt sich hoch<br />

zufrieden mit den Arbeits- und Anleseplätzen. Im<br />

Gegensatz zur Situation vor der Renovierung hat<br />

die Stadtbibliothek jetzt sehr viel mehr Einzelarbeitsplätze.<br />

Allerdings ist die Balance zwischen<br />

ruhiger und lebendiger Atmosphäre in einer Bibliothek<br />

unserer Größe schwer. Menschen, die in völliger<br />

Ruhe und sehr konzentriert arbeiten möchten,<br />

werden in einem Haus, das bis zu 2.000 Besucher<br />

täglich aufnimmt, nie auf ihre Kosten kommen. Die<br />

Leitung des Hauses setzt die Priorität eindeutig auf<br />

die Lebendigkeit.<br />

Gerade jüngere Leute möchten häufi g in Gruppen<br />

arbeiten. Im Bürgersaal ist dies zum Teil<br />

möglich. Tatsächlich aber fehlt ein ausgewiesener<br />

Gruppenarbeitsraum mit Medienunterstützung für<br />

Schulklassen oder andere Gruppen, ein Lernzentrum,<br />

das auch für Workshops oder Medienprojekte<br />

nutzbar wäre.<br />

um die Aktualität des Angebots sichtbar zu<br />

machen, verwenden wir die durch die Renovierung<br />

gewonnene Ausstellungsfl äche überwiegend<br />

für die Präsentation von Neuerwerbungen und<br />

kennzeichnen dafür in jeder Sachgruppe ein Regal.<br />

Außerdem verbreiten wir Medien- und Lesetipps<br />

– zusammengefasst: Wir kaufen die Medien<br />

und reden darüber.<br />

Was aber wird von den Bürgerinnen und Bürgern<br />

aktuell laut der letzten umfrage noch als<br />

Mangel gesehen?<br />

Zum Thema Veranstaltungen: In der Tat fehlen<br />

in der Stadtbibliothek Veranstaltungsformate,<br />

die gezielt jüngere Menschen (18–30 Jahre) ansprechen<br />

würden. Wir möchten, so haben wir im<br />

Kommentar zur umfrage argumentiert, hier aus<br />

Gründen unserer Personalressourcen auf eine gewisse<br />

Arbeitsteilung hinweisen: Das E-Werk der<br />

Stadt Erlangen leistet großartige Arbeit in diesem<br />

Bereich.<br />

Die Öffnungszeiten wurden von 31 % der<br />

Menschen als nicht ausreichend bewertet. Auch<br />

hier kann man lediglich ein „in der Tat“ kommentieren.<br />

Die Öffnungszeiten der Stadtbibliothek sind im<br />

Vergleich mit den bayerischen Großstädten am unteren<br />

Rand; die Erweiterung der Samstagsöffnung<br />

von 9–12 uhr auf 10–14 uhr war nicht genug.<br />

Bei der umfrage 2012 wurde, um eine gewisse<br />

Vergleichbarkeit mit der umfrage 2005 zu gewährleisten,<br />

erneut die Zufriedenheit der Menschen mit<br />

unseren Dienstleistungen abgefragt. Auch dies<br />

geriet wieder zu einem großen Lob für uns – vor<br />

allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können<br />

sich über diese Rückmeldung freuen.<br />

Resümee<br />

In der Zeitung ist „kennen“, also viel darüber lesen,<br />

hören und sehen, gleichgesetzt mit „lieben“. uns<br />

hat die Überschrift „Glatter Liebesbeweis“ sehr<br />

gefreut, weil er eine Emotionalität anspricht, die<br />

wir mit bestimmten Maßnahmen bewusst erhöhen<br />

wollten, wie beispielsweise mit den Imageplakaten,<br />

der sehr offensiven Pressearbeit oder vor allem mit<br />

Social Media. Diese emotionale Komponente befördert,<br />

so unsere Erfahrung, die Identifi kation mit<br />

der Institution und somit deren Bekanntheit.<br />

Hinweis: Die Ergebnisse der <strong>Um</strong>frage sind im<br />

Internet einsehbar unter www.erlangen.de/<br />

bibliothek/Portaldata/2/Resources/dokumente/<br />

Erlanger_Stadtbibliothek_aus_Sicht_der_<br />

Bevoelkerung.pdf<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Management<br />

Im Winter 2012/2013 hat die Stadt- und Schulbücherei<br />

Gunzenhausen (Mittelfranken, 16.000<br />

Einwohner, 60.000 Medien, 200.000 Entleihungen)<br />

zum ersten Mal eine Nutzerbefragung<br />

durchgeführt. Erfreulich war dabei nicht nur die<br />

große Beteiligung, sondern auch die Ernsthaftigkeit,<br />

mit der sich die Nutzer auf die Fragen eingelassen<br />

haben. So gab es nicht nur Statistiken<br />

auszuwerten und zu interpretieren, sondern – als<br />

Zusatzernte – auch viele kleine Anregungen und<br />

Verbesserungsvorschläge. Besonderes Gewicht<br />

wurde auf die Veröffentlichung der Ergebnisse<br />

gelegt. Nachfolgend ein Bericht über die Durchführung<br />

der Befragung von der ersten Idee bis zur<br />

Präsentation der Resultate.<br />

Ausgangslage<br />

FOTOS: STADT- uND SCHuLBÜCHEREI GuNZENHAuSEN<br />

Anfangs stieß die Idee von Büchereileiterin Monika<br />

Wopperer, eine Leserumfrage durchzuführen, auf<br />

Skepsis im Team. Wozu überhaupt? Wie soll man<br />

die vielen Fragenbögen verteilen, wie auswerten?<br />

Bei einer Fortbildung zum Thema „Kundenfreundlichkeit“<br />

hat dann Frank Raumel, Leiter der Stadtbibliothek<br />

Biberach an der Riss, die schon mehrmals<br />

durchgeführte Nutzerbefragung seiner Bibliothek<br />

und die Aufbereitung der Ergebnisse vorgestellt. Er<br />

berichtete von der positiven Aufnahme der Befragung<br />

durch die Leser und Bibliotheksbesucher und<br />

machte deutlich, wie die Ergebnisse als Instrument<br />

der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden können.<br />

Sein Hinweis auf eine kostenlos nutzbare Software<br />

für Online-Befragungen (www.soscisurvey.<br />

de/) schaffte auch unsere Bedenken, wie denn der<br />

Fragebogen ohne horrende Portokosten breit gestreut<br />

werden könnte, aus der Welt.<br />

Helfen Sie uns,<br />

besser zu werden!<br />

Werbung<br />

via Lesezeichen<br />

Die Nutzerbefragung in der Stadt- und<br />

Schulbücherei Gunzenhausen – eine Erfolgsgeschichte<br />

mit Widerständen<br />

Von Babett Guthmann<br />

271<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Management<br />

272<br />

Bibliotheksmitarbeiterin<br />

Ulrike<br />

Engelhardt und<br />

Leiterin Monika<br />

Wopperer (links) bei<br />

der Datenerfassung<br />

Der Online-<br />

Fragebogen wurde<br />

gut genutzt.<br />

Ziele der Befragung und<br />

Konzeption des Fragebogens<br />

Wer wird angesprochen? Was wollen<br />

wir wissen? Klarheit bei den Zielen der<br />

Befragung war dem Bibliotheksteam<br />

besonders wichtig. Einerseits sollte<br />

der Fragebogen keinesfalls überfrachtet<br />

werden, andererseits sollte es um<br />

Themen gehen, bei denen später tatsächlich<br />

an gewissen Stellschrauben<br />

gedreht werden kann und sich die<br />

von den Lesern gewünschten Verbesserungen<br />

auch realisieren lassen. In<br />

einem ersten Fragenblock ging es um<br />

die Gewohnheiten der Kunden. Auch<br />

das Thema Öffnungszeiten sollte angesprochen<br />

werden. Eine Ausweitung<br />

der Öffnungszeiten über die Mittagszeit<br />

war angedacht und mithilfe der<br />

umfrage sollte ermittelt werden, ob<br />

überhaupt Bedarf besteht.<br />

Nutzerinnen und Nutzer sollten ermuntert<br />

werden, ihren gewohnten<br />

Büchereibesuch gedanklich nachzuvollziehen.<br />

unerwünschte Priming-Effekte<br />

(Jede Frage setzt den Befragten<br />

auf eine gedankliche Spur) wie „Ich<br />

soll hier kritisieren“ oder „Die wollen<br />

jetzt gelobt werden“ sollten vermieden<br />

werden.<br />

Die Fragen zur Zufriedenheit mit Service<br />

und Bestand im umfangreichsten<br />

zweiten Fragenblock sollten Hinweise<br />

für den Bestandsaufbau geben<br />

und eventuelle Bestandslücken oder Service-<br />

Schwachstellen aufzeigen. Vorgegeben war eine<br />

Bewertungsskala von 0 bis 5, wobei die Bewertungen<br />

von „sehr zufrieden“ (1) bis „äußerst unzufrieden“<br />

(5) durch die Antwortmöglichkeit 0 = Nutze<br />

ich nicht ergänzt wurden. So konnte erreicht<br />

werden, dass sich Befragte nur zu Mediengruppen<br />

und Abteilungen äußern, bei denen sie sich<br />

auch tatsächlich auskennen.<br />

Die Frage „Wie empfi nden Sie die Atmosphäre in<br />

unserer Bücherei?“ und eine Frage zur Bewertung<br />

der Freundlichkeit des Personals ergänzten diesen<br />

Abschnitt. Erfreulich war auch, dass viele Befragte<br />

der Aufforderung folgten, noch eigene Anmerkungen<br />

zum Medienangebot zu machen.<br />

Bei den statistischen Angaben wurde bewusst<br />

Zurückhaltung geübt. Es sollten Merkmale der Befragten<br />

erhoben werden, die später bei der Auswertung<br />

berücksichtigt werden können. Deshalb<br />

wurde die (übliche) Frage nach dem Schulabschluss<br />

weggelassen und lediglich nach der derzeitig<br />

ausgeübten Tätigkeit gefragt.<br />

Als Joker erwiesen sich die abschließenden vier<br />

offenen Fragen, die viele Nutzer mit großer Gewissenhaftigkeit<br />

beantwortet haben: Was gefällt<br />

Ihnen am besten in unserer Bücherei? Was gefällt<br />

Ihnen am wenigsten an unserer Bücherei oder<br />

worüber haben Sie sich schon einmal geärgert?<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Management<br />

Angenommen, Sie könnten an der Bücherei etwas<br />

ändern: Was würden Sie als Erstes in Angriff nehmen?<br />

Welche Veranstaltungen wünschen Sie sich<br />

in der Bücherei?<br />

Bei der Konzeption des Fragebogens wurde auf<br />

einige Vorlagen zurückgegriffen. Mehrere Fragen<br />

wurden aus dem Muster-Fragebogen für die Benutzer<br />

der öffentlichen Bibliotheken in <strong>Bayern</strong> in<br />

etwas abgeänderter Form übernommen, denn die<br />

Vorlage erschien uns insgesamt als zu umfangreich<br />

und eher für versierte Benutzer geeignet.<br />

www.oebib.de/fileadmin/redaktion/management/<br />

Materialien/Kundenorientierung/Befragungen/<br />

Benutzerfragebogen_Oeffentliche.pdf<br />

Verteilung des Fragebogens<br />

Zielgruppe der Befragung waren alle derzeit aktiven,<br />

mindestens 16 Jahre alten Nutzerinnen<br />

und Nutzer. Insofern war auch der Fragebogen<br />

als „Expertenbefragung“ konstruiert: Wir stellten<br />

Fragen an diejenigen, die unseren Service und die<br />

Atmosphäre in den Räumen am besten beurteilen<br />

können.<br />

Unsere Leserinnen und Leser wurden auf zwei<br />

Wegen auf die Befragung aufmerksam gemacht:<br />

Bei jeder Ausleihe wurden alle über 16-Jährigen<br />

gefragt, ob sie sich an der Nutzerbefragung beteiligen<br />

möchten. Die meisten waren dazu bereit<br />

und erhielten entweder einen Fragenbogen ausgehändigt,<br />

der beim nächsten Büchereibesuch in<br />

eine Box eingeworfen werden konnte,<br />

oder sie erhielten ein Lesezeichen mit<br />

der Internetadresse für die Online-<br />

Befragung. Einige Leser nutzten auch 350<br />

die Möglichkeit, in der Bücherei den 300<br />

Fragenbogen online zu beantworten.<br />

250<br />

200<br />

Darüber hinaus wurde in der Lokalzeitung<br />

die Online-Befragung bekannt-<br />

100<br />

150<br />

gemacht. Acht Wochen lang wurde an<br />

50<br />

der Ausleihtheke der Fragebogen verteilt,<br />

eine Rückgabe war weitere zwei<br />

0<br />

Wochen später möglich. Nach zehn<br />

Wochen wurde auch der Online-Fragebogen<br />

geschlossen. Erreicht wurden<br />

363 Leser, das sind 13 Prozent<br />

der aktiven Leser über 16 Jahren.<br />

Auswertung<br />

Ein Export der Ergebnisse der Online-Befragung<br />

in ein Tabellenkalkulationsprogramm (Excel) war<br />

leicht möglich und so wurden auch die handschriftlich<br />

ausgefüllten Fragebögen bei uns in der<br />

Bücherei auf der SoSciSurvey-Seite erfasst. Verantwortlich<br />

für die Gestaltung des Online-Fragebogens<br />

und den Daten-Export war im Team Ulrike<br />

Engelhardt, die das Ganze als „kinderleicht“<br />

empfand. (Wer anderer Meinung ist, darf sie gerne<br />

um Rat fragen.)<br />

Genügend aufschlussreich war meist die Auswertung<br />

der einzelnen Fragen, ohne noch nach<br />

Merkmalen der Befragten aufzuschlüsseln. Korrelationen<br />

verschiedener Variablen (z. B. Alter und<br />

Wahrnehmung der Freundlichkeit des Personals,<br />

wobei dahinter die Frage stand, ob sich auch die<br />

16-18-jährigen Nutzer immer freundlich behandelt<br />

fühlen) wurden zwar durchgerechnet, ergaben<br />

aber keine neuen Aufschlüsse. Anhand der<br />

Excel-Auswertung lassen sich Zusammenhänge<br />

von zwei Merkmalen ermitteln. Mit einem Statistikprogramm<br />

(IBM SPSS Statistics) kann man<br />

zahlreiche Korrelationen problemlos durchrechnen<br />

und stößt möglicherweise auf überraschende<br />

Beziehungen zwischen einzelnen Variablen.<br />

Doch auch hier sind enge Grenzen in Bezug auf<br />

die Verwertbarkeit der gefundenen Zusammenhänge<br />

gesetzt: Da die Datendecke bei einer solch<br />

kleinen Erhebung recht dünn ist, ist fraglich, ob<br />

eine solch aufwändige Auswertung Sinn macht.<br />

Medienausleihe<br />

Medien/Infos für Schule/Beruf<br />

Schmökern, Stöbern<br />

Veranstaltung/Ausstellung<br />

Zeitung-/Zeitschriftlesen<br />

Information erfragen<br />

Jemanden treffen<br />

Die Autorin<br />

Babett Guthmann<br />

ist in der Stadtund<br />

Schulbücherei<br />

Gunzenhausen<br />

unter anderem verantwortlich<br />

für die<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Gründe für einen Bibliotheksbesuch (Mehrfachnennung möglich)<br />

Internet nutzen<br />

Anderes<br />

273<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Management<br />

Aufenthaltsdauer<br />

Ein wertvolles Instrument der Kunden-<br />

Kommunikation<br />

Viel Arbeit steckt in der Auswertung der offen gestellten<br />

Fragen. Es zeigte sich, dass unsere Nutzer<br />

sich hier viel Mühe gegeben, manchmal lange<br />

bis zu 30 Min.<br />

30 bis 60 Min.<br />

über eine Std.<br />

Häufigkeit<br />

mehrmals/Woche<br />

mehrmals/Monat<br />

monatlich<br />

selten/bei Bedarf<br />

Absätze geschrieben haben. Übrigens: Niemand<br />

hat nur „rumgemeckert“, alle Antworten hatten<br />

„Hand und Fuß“. uns war klar: Diese Antworten<br />

sollen große Beachtung fi nden, es soll versucht<br />

werden, möglichst viele der mitunter sehr kreativen<br />

Vorschläge aufzugreifen. Hierbei ging es<br />

nicht mehr um die Häufi gkeit von Antworten<br />

in eine bestimmte Richtung,<br />

sondern mit der Nutzerbefragung<br />

hatten wir ein wertvolles und verwertbares<br />

Instrument der Kommunikation<br />

mit unseren Kunden gefunden.<br />

Die Ergebnisse<br />

274<br />

Zufriedenheit mit dem Medienangebot<br />

sehr<br />

zufrieden<br />

zufrieden<br />

befriedigend<br />

unzufrieden<br />

sehr<br />

unzufrieden<br />

nutze<br />

ich<br />

nicht<br />

Romane 141 132 14 5 6 52<br />

Sachbücher/Ratgeber 118 145 44 5 3 31<br />

Kinder- /Jugendbücher 104 68 12 5 3 144<br />

Zeitschriften 77 83 22 7 3 154<br />

Hörbücher / Erwachsene 24 48 18 6 2 241<br />

Hörbücher / Kinder 33 48 14 2 2 239<br />

Musik-CDs 31 51 29 8 5 216<br />

Konsolenspiele 14 23 17 6 1 274<br />

Sach-DVDs<br />

(Reisen, Sport ...)<br />

9 29 19 2 3 274<br />

CD-ROMs 12 23 19 2 3 27<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Atmosphäre in der Bücherei<br />

Auf unserer Homepage www.buecherei-gunzenhausen.de<br />

ist eine ausführliche<br />

Präsentation der Ergebnisse zu<br />

fi nden. Hier eine Darstellung einiger<br />

ausgewählter Aspekte.<br />

Bemerkenswert, dass die Bücherei<br />

nicht nur zur Medienausleihe genutzt<br />

wird, sondern eine Mehrheit der Befragten<br />

die Antwort „zum Schmökern,<br />

zum Stöbern“, angekreuzt hat. Erfreulich<br />

auch die große Resonanz, die unser<br />

Zeitschriften-Lesebereich fi ndet.<br />

unerwartet hoch war die Zahl derjenigen<br />

Leserinnen und Leser, die mehrmals<br />

in der Woche (25) oder mehrmals<br />

im Monat (156) kommen. Dass der Anteil<br />

der Stammkunden so groß ist, war<br />

ebenso verblüffend wie die Angaben<br />

zu Aufenthaltsdauer, die bei 52 Prozent<br />

der Befragten mehr als 30 Minuten beträgt.<br />

Eine schöne und für die kommunalpolitische<br />

Diskussion wertvolle Grafi<br />

k ergab sich aus der Frage nach der<br />

Verbindung des Büchereibesuchs mit<br />

anderen Erledigungen: Die Bücherei<br />

als Frequenzbringer für die Innenstadt,<br />

besonders für die Geschäfte. In Bezug<br />

auf die Öffnungszeiten ergab sich kein<br />

einheitliches Bild, sondern ein sehr<br />

breites Meinungsspektrum mit der<br />

Tendenz zu einer Vormittagsöffnung.<br />

Mehrheitlich waren die Nutzer mit den<br />

bestehenden Zeiten zufrieden.<br />

familiär, gemütlich<br />

ruhig<br />

anregend, inspirierend<br />

lebendig<br />

Sonstiges<br />

muffi g<br />

langweilig<br />

überfüllt<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Management<br />

Sehr überrascht waren wir über die<br />

durchgängige Zufriedenheit mit unserem<br />

Medienangebot. Mehrere Anregungen<br />

gab es zum Einstieg in die<br />

E-Book-Ausleihe und zur Anschaffung<br />

bestimmter Zeitschriften.<br />

Die Atmosphäre in der Bücherei<br />

wurde überwiegend als sehr angenehm<br />

empfunden, die Antworten waren<br />

insgesamt recht schmeichelhaft.<br />

Als Pluspunkte der Bücherei wurden<br />

die Kinderfreundlichkeit des Personals<br />

ebenso hervorgehoben wie die Kompetenz,<br />

die Hilfsbereitschaft und der<br />

unkomplizierte Service.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Einen Fundus an Ideen beinhalten die<br />

Fragen nach Kritikpunkten und Ärgernissen<br />

und danach, was man als Erstes<br />

ändern würde. Natürlich gab es<br />

den Wunsch, bestimmte Bereiche des<br />

Medienangebots auszubauen (Tenor:<br />

zu wenig…).<br />

Zufriedenheit mit dem Service<br />

Ausleihe, Rückgabe, Verlängerung<br />

an der Theke<br />

Rückgabe im Medienrückgabekasten<br />

Fachliche Beratung durch<br />

das Bibliothekspersonal<br />

Fernleihe und Beratung<br />

zur Fernleihe<br />

Internetnutzung in der<br />

Bücherei<br />

Internet-Services: Verlängerung,<br />

Vorbestellung,<br />

Medienkatalog<br />

Informationen auf<br />

unserer Homepage<br />

250<br />

200<br />

sehr<br />

zufrieden<br />

zufrieden<br />

befriedigend<br />

unzufrieden<br />

sehr<br />

unzufrieden<br />

nutze<br />

ich<br />

nicht<br />

287 44 5 6 7 1<br />

187 45 9 3 3 103<br />

211 61 7 9 3 56<br />

55 15 3 3 1 261<br />

30 23 9 2 3 270<br />

114 41 9 1 4 168<br />

66 69 16 5 2 180<br />

Freundlichkeit des Personals<br />

Gewünscht wurden zum Beispiel:<br />

„Neuerwerbungen mit Inhaltsangaben<br />

versehen“, ein Leserforum oder ein<br />

Leserclub, mehr Auswahlverzeichnisse<br />

und Lese-Tipps, mehr Preisrätsel<br />

und andere Einbindungen der Leser<br />

wie „Macht doch mal einen Ratekrimi-<br />

Abend für Erwachsene!“<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

sehr<br />

freundlich<br />

freundlich neutral unfreundlich sehr<br />

unfreundlich<br />

Solche Vorschläge und auch die statistische<br />

Auswertung durften selbstverständlich<br />

nicht in der Schublade<br />

verschwinden: Neben der Präsentation<br />

der Ergebnisse auf der Homepage gab<br />

es eine Reihe von kleineren Bekanntmachungen<br />

in der Bücherei. Hier haben<br />

wir auf Anregungen hingewiesen,<br />

die wir schnell umgesetzt haben, beispielsweise<br />

neue Zeitschriftenabos. Im<br />

Bildungsausschuss der Stadt wurden<br />

die Ergebnisse ebenfalls vorgestellt,<br />

woraufhin ein ausführlicher Presseartikel<br />

in der Lokalzeitung erschien.<br />

275<br />

Fazit: Der Aufwand hat sich voll bezahlt<br />

gemacht!<br />

Resultat der <strong>Um</strong>frage:<br />

Erweiterte Öffnungszeiten<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

276<br />

Mit Fug und Recht gilt das deutsche<br />

Fernleihsystem weltweit als einmalig,<br />

und das muss durchaus als<br />

positive Auszeichnung verstanden<br />

werden. In keinem anderen Land der<br />

Erde sind die wissenschaftlichen und<br />

auch öffentlichen Bibliotheken derart<br />

systematisch vernetzt in einem inzwischen<br />

fl ächendeckenden Bestellsystem,<br />

um sich gegenseitig mit benötigter<br />

Literatur zu versorgen, wie in<br />

Deutschland. Da ist es dann wiederum<br />

keine Kleinigkeit, wenn sich die<br />

bayerische Lösung nochmals durch<br />

ein besonders hohes Maß an Integration,<br />

Bedienerfreundlichkeit und<br />

Innovation auszeichnet, wie es derzeit<br />

der Fall ist. Dazu wurden in diesem<br />

Jahr zwei ganz entscheidende<br />

Schritte durch die Verbundzentrale<br />

des BVB in Zusammenarbeit mit<br />

der bayerischen AG Fernleihe, einer<br />

unterarbeitsgruppe der Kommission<br />

für Service und Information (KSI),<br />

unternommen: die Ablösung des<br />

Kopienfernleihsystems Medea durch<br />

eine Eigenentwicklung des BVB am<br />

10.2.2013 und die Betriebsaufnahme einer<br />

technischen Lösung zur Lieferung von Fernleihkopien<br />

aus elektronischen Zeitschriften am<br />

25.7.2013.<br />

Der Schritt ins Digitale<br />

Neuerungen in der Fernleihe des Bibliotheksverbundes<br />

<strong>Bayern</strong> (BVB)<br />

Von Berthold Gillitzer, Evelinde Hutzler und<br />

Roland Jäkle<br />

Ein Blick zurück: Von Medea zur<br />

Eigenentwicklung in der Kopienfernleihe<br />

Zunächst sei aber ein kurzer Blick zurück gestattet.<br />

Im Jahr 2003 wurde in <strong>Bayern</strong> mit der Einführung<br />

des Kopienfernleihsystems Medea von<br />

der Firma Imageware ein wichtiger<br />

Schritt zur Modernisierung der Lieferung<br />

von Fernleihkopien unternommen.<br />

Bis dahin war es der „Gipfel der<br />

Modernität“, dass wenigstens innerhalb<br />

<strong>Bayern</strong>s die Lieferung von Fernleihkopien<br />

über Faxgeräte abgewickelt<br />

wurde. 2003 wurde dann die Kopienfernleihe<br />

mit einem integrierten System<br />

aus Bestellverwaltung und automatisierter<br />

Lieferung von Scangeräten der<br />

gebenden Bibliothek an Drucker in der<br />

nehmenden Bibliothek tatsächlich auf<br />

moderne Beine gestellt. Die wesent-<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

• In der gebenden Bibliothek erfolgte automatisch,<br />

wenn dort das betreffende Buch oder der<br />

betreffende Zeitschriftenband verfügbar waren,<br />

der Ausdruck eines Bestellscheins mit Barcode<br />

zum Ausheben des entsprechenden Bandes.<br />

• Dieser Barcode diente dann auch beim Einscannen<br />

des Artikels zur Identifikation des entsprechenden<br />

Auftrags an den Scanstationen, die mit<br />

dem Medea-Server kommunizierten, über welche<br />

das gescannte Dokument dann auf einen<br />

zentralen Server hochgeladen wurde. Auf diesen<br />

griff wiederum in der nehmenden Bibliothek ein<br />

sogenannter Printclient zu, der den eingescannten<br />

Artikel vom Zentralsystem herunterlud und<br />

sogleich ausdruckte.<br />

Foto: PashaIgnatov/iStockphoto.com<br />

lichen Merkmale dieser Lösung sind weitgehend<br />

bekannt, sollen hier aber nochmals kurz genannt<br />

werden:<br />

• Die Bestellung erfolgte direkt durch Benutzer<br />

im Gateway <strong>Bayern</strong> oder im lokalen Katalog<br />

und wurde dann mit einem Leitweg im Medea-<br />

Server verbucht. Auch durch die Bibliothekarin<br />

bzw. den Bibliothekar der nehmenden Bibliothek<br />

konnte natürlich eine Bestellung aufgegeben<br />

werden. Genauso hatte diese bzw. dieser<br />

die Möglichkeit, Bestellungen, die nicht automatisch<br />

abgearbeitet wurden, nachzusignieren, in<br />

andere Verbünde weiterzuleiten, Reklamationen<br />

zu bearbeiten usw. Zahlreiche Erweiterungen<br />

wurden dabei im Laufe der Jahre noch in das<br />

System eingebracht, zum Teil auch diese schon<br />

durch die Verbundzentrale des BVB.<br />

Die Vorteile des Systems lagen auf der Hand<br />

und zeigten sich auch sogleich in der Praxis. An<br />

erster Stelle stand die höhere Qualität der gelieferten<br />

Aufsatzkopie gegenüber den stets auch<br />

störanfälligen Fax-Geräten. Auch der Leitweg, der<br />

im Falle der Nichterfüllbarkeit durch die gebende<br />

Bibliothek wieder aufgenommen werden konnte,<br />

stellte eine erhebliche Verbesserung dar. Die weiteren<br />

Vorteile des integrierten Systems mit einem<br />

hohen Automatisierungsgrad wurden oben bei den<br />

Merkmalen schon genannt. Wichtig war schon bei<br />

der Entscheidung für das System im Hinblick auf<br />

den Aufwand in den einzelnen Bibliotheken auch,<br />

dass die wesentlichen Komponenten zentral gehalten<br />

und gepflegt wurden und lokal neben dem<br />

Drucker für die Bestellscheine und Auslieferungen<br />

nur der Scanner mit der entsprechenden Software<br />

zu pflegen war.<br />

Auch ohne das Auftreten von gravierenden Problemen<br />

war nun auch dieses System in die Jahre<br />

gekommen. Ein paar Defizite hatten sich allerdings<br />

schon sehr bald gezeigt, konnten aber innerhalb<br />

der bestehenden Strukturen nicht grundlegend<br />

beseitigt werden. Die größte Schwachstelle der<br />

damals entstandenen Infrastruktur bestand wohl<br />

darin, dass die Bestellverwaltung von Kopienfernleihe<br />

und Monographienfernleihe auseinandergerissen<br />

wurde. Während die Monographien über<br />

den Zentralen Fernleihserver (ZFL) verwaltet wurden<br />

und bis heute werden, mussten die Kopien<br />

in einem getrennten System bearbeitet werden.<br />

Wenn alles „glatt lief“, d. h. nur Bestellscheine ausgedruckt,<br />

gescannt und geliefert wurden, spielte<br />

das keine größere Rolle. Aber bei Bestellungen,<br />

die einen Eingriff in der Administrationsoberfläche<br />

benötigten, war das nicht mehr optimal. Es<br />

277<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

278<br />

Eine aufgeräumte<br />

Oberfläche –<br />

Kopien- und Buchbestellungen<br />

in<br />

einem System<br />

ist stets schwieriger, mit zwei Systemen zu arbeiten<br />

als nur mit einem, was sich spätestens beim<br />

Anlernen neuer Kolleginnen und Kollegen offenbart.<br />

Hinzu kam die Tatsache, dass immer wieder<br />

Ausleihbestellungen in Kopienbestellungen in<br />

der Fernleihe umgewandelt werden müssen und<br />

umgekehrt, was mit den getrennten Systemen nur<br />

sehr umständlich möglich war. Ein letzter Punkt<br />

soll vor allem als Vorteil der neuen Entwicklung genannt<br />

werden, um ihn nicht direkt als Schwäche<br />

des alten Systems zu bezeichnen: Schon die Benutzeroberfl<br />

äche des ZFL für die Fernleihbibliothekare<br />

wurde durch die Verbundzentrale des BVB<br />

selbst programmiert, im Gegensatz zur Standardoberfl<br />

äche von Medea im Bereich der Kopienfernleihe.<br />

Die mit der Eigenentwicklung verbundene<br />

Flexibilität bei der Anpassung auf die speziellen<br />

Bedürfnisse der Nutzer des ZFL sucht gewiss<br />

zumindest im Bereich der in Bibliotheken eingesetzten<br />

Software ihresgleichen. Nun kann dieser<br />

hervorragende Service auch auf den Bereich der<br />

Kopienfernleihe ausgeweitet werden. Er hat sich<br />

in vielen Details auch bei der aktuellen Systemumstellung<br />

positiv ausgewirkt, da schon während der<br />

Testphase die Rückmeldungen der Kolleginnen<br />

und Kollegen umgehend in die Ausgestaltung des<br />

Systems einfl ießen konnten.<br />

Monographien- und Kopienfernleihe in<br />

einem System: der Zentrale Fernleihserver<br />

mit einer oberfläche in Eigenentwicklung<br />

Seit 10.2.2013 ist das von der Verbundzentrale<br />

des BVB realisierte integrierte System für die<br />

Monographien- und Kopienfernleihe mit einer gemeinsamen<br />

Oberfl äche in Betrieb. Seither können<br />

sämtliche Fernleihbestellungen im Zentralen Fernleihserver<br />

abgewickelt werden.<br />

Was die grundlegende Funktionalität<br />

betrifft, ist festzuhalten, dass nicht<br />

nur alle Services des vorangegangenen<br />

Systems vollständig abgebildet<br />

wurden, sondern dies geschah auch<br />

so, dass hier weder für den Endnutzer<br />

noch für den Bibliothekar eine umstellung<br />

der Arbeitsweise erforderlich wurde.<br />

Bestellzetteldruck, Leitwegsteuerung,<br />

Scannen und Lieferung blieben<br />

vollständig unverändert. Selbstverständlich<br />

wurden dabei auch die oben erwähnten<br />

Mängel des Vorgängersystems beseitigt. Lediglich<br />

die Arbeit in der Administrationsoberfl äche erfolgt<br />

nun an anderer Stelle. Dies stellte aber keinerlei<br />

Problem dar, weil zum einen alle grundlegenden<br />

Bearbeitungsschritte beibehalten, zum Teil sogar<br />

vereinfacht und an die Nutzerbedürfnisse weiter<br />

angepasst wurden, zum anderen aber den Bibliothekaren<br />

die Nutzeroberfl äche des ZFL ja ohnehin<br />

schon bekannt war und hier mit der Verwaltung<br />

der Kopienfernleihe eigentlich nur ein neuer Zweig<br />

eröffnet wurde.<br />

Die Systemumstellung erfolgte vollkommen reibungslos<br />

und fehlerfrei – eine eher selten anzutreffende<br />

Tatsache bei Software-Entwicklungsprojekten,<br />

was allerdings auch damit zu tun hatte, dass<br />

eine gute und kooperative Abstimmung mit der Fa.<br />

Imageware erfolgte, die das Vorgängersystem bereitgestellt<br />

hatte und deren Schnittstellen zu den<br />

Printclients und den Scannern in das neue System<br />

integriert werden konnten. Durch die in <strong>Bayern</strong><br />

fl ächendeckende Versorgung mit diesen Printclients<br />

und der BCS2-Software von Imageware auf<br />

Seiten der Scanner bleibt die Zusammenarbeit mit<br />

diesem Systemanbieter damit auch weiterhin ein<br />

wichtiger Faktor in der bayerischen Fernleihinfrastruktur,<br />

die nun in einer ganz einmaligen Weise<br />

ein integriertes System darstellt, wie es sich sonst<br />

in keinem anderen Verbund bislang fi ndet.<br />

Nicht übersehen werden darf dabei, welche Rolle<br />

die Zusammenarbeit von Verbundzentrale und<br />

AG Fernleihe für die erfolgreiche Neuentwicklung<br />

spielte. Schon die Planung der Eigenentwicklung<br />

der Verbundzentrale erfolgte in enger Abstimmung<br />

mit der AG Fernleihe, in der erfahrene Fernleihbibliothekare<br />

aus verschiedenen universitätsbibliotheken,<br />

Hochschulbibliotheken und Staatlichen<br />

Bibliotheken unter Leitung der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

tätig sind. Schon durch diese sehr enge<br />

Zusammenarbeit wurden die Weichen dafür gestellt,<br />

dass die Software wirklich an den Bedürf-<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

nissen der Nutzer (Endnutzer wie auch Bibliothekare)<br />

orientiert ist. Ein nächster Schritt war dann<br />

ein gründlicher Test des Systems durch die Mitglieder<br />

der Arbeitsgruppe. Und zu guter Letzt darf<br />

auch eine sehr umfangreiche Handreichung nicht<br />

unerwähnt bleiben, die alle möglichen Fragen, die<br />

sich im Zusammenhang mit dem neuen System<br />

stellen konnten, beantwortete und die durch die<br />

AG bereitgestellt wurde. Darüber hinaus standen<br />

die Mitglieder der AG, zu der auch Herr Jäkle von<br />

der Verbundzentrale, der verantwortliche Entwickler<br />

in diesem Bereich, gehört, während der Einführungsphase<br />

für alle Fragen der Kolleginnen und<br />

Kollegen zur Verfügung.<br />

Kopienfernleihe aus elektronischen Zeitschriften<br />

Ein weiterer und ganz entscheidender Vorteil der<br />

neuen Systemumgebung führt aber gleich zur<br />

zweiten oben genannten Besonderheit im Fernleihsystem<br />

des BVB: Durch diese umfangreiche<br />

Eigenentwicklung war es nun auch möglich, einen<br />

ganz neuen Service, nämlich die Lieferung von<br />

Fernleihkopien aus elektronischen Zeitschriften,<br />

aufzubauen. Für die Weiterentwicklung der Fernleihe<br />

kann die Bedeutung dieses Schrittes kaum<br />

überschätzt werden. Bislang beruhte der Versand<br />

von Kopien im Leihverkehr allein auf der Verwendung<br />

von Printzeitschriften, obwohl die Forderung,<br />

auch Kopien einzelner Artikel aus den elektronischen<br />

Versionen zu verschicken, schon seit<br />

Jahren im Raume stand. Ein wesentlicher Grund<br />

für die Beschränkung auf gedruckte Zeitschriften<br />

bestand darin, dass bislang keine praktikable<br />

Möglichkeit bestand, bei einer aktuellen Bestellung<br />

zu prüfen, ob die Lieferung eines Aufsatzes aus<br />

E-Zeitschriften gemäß den Lizenzbedingungen<br />

der jeweiligen Zeitschrift erlaubt ist. Vor diesem<br />

Hintergrund waren die digitalen Versionen der<br />

Zeitschriften schon gleich bei der Bestellung ausgeschlossen.<br />

Wissen, ob und wie geliefert werden kann:<br />

Fernleihinformationen in der EZB<br />

Inzwischen gibt es die Möglichkeit, Fernleihdaten<br />

für E-Zeitschriften effizient zu erfassen und für die<br />

Fernleihsysteme verfügbar zu machen. Das Datenformat<br />

für die Erfassung der Fernleihinformationen<br />

wurde deutschlandweit in der AG „Elektronische<br />

Ressourcen im Leihverkehr“, einer Unter-AG der<br />

„AG Leihverkehr“, unter Beteiligung der Bibliotheksverbünde<br />

sowie der Zeitschriftendatenbank<br />

(ZDB) und der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek<br />

(EZB) abgestimmt. Darüber hinaus wurde<br />

beschlossen, dass die Fernleihinformationen in<br />

der EZB erfasst und gepflegt und über den ZDB/<br />

EZB-Datenlieferdienst an die Bibliotheksverbünde<br />

geliefert werden sollen, damit sie in den Fernleih-<br />

Bestellsystemen zur Verfügung stehen. Alternativ<br />

können die Fernleihinformationen auch über einen<br />

Webservice der EZB abgefragt werden, der in<br />

enger Abstimmung mit der Verbundzentrale des<br />

BVB entwickelt wurde. Die Verwendung des EZB-<br />

Webservices hat den Vorteil, dass unabhängig<br />

von Datenübergaben zwischen unterschiedlichen<br />

Systemen die gültigen Fernleihinformationen für<br />

die Bestellsysteme stets aktuell ohne durch Lieferintervalle<br />

entstehende Zeitabstände abrufbar sind.<br />

Für den Nachweis der Fernleihinformationen<br />

hat die UB Regensburg die Administration der<br />

EZB erweitert. In der EZB kann erfasst werden,<br />

ob die Fernleihe von Aufsätzen aus E-Zeitschriften<br />

erlaubt oder ausgeschlossen ist. Zudem können<br />

weitere Konditionen, wie etwa, ob die Lieferung<br />

des Aufsatzes an den Endnutzer nur als Papierkopie<br />

erfolgen darf, in strukturierter Form eingegeben<br />

werden. Die Fernleihinformationen können<br />

in der EZB für Konsortien (durch Konsortialadministratoren),<br />

für Zeitschriftenpakete, die über Nationallizenzen<br />

(und Allianzlizenzen) zur Verfügung<br />

stehen (durch Nationallizenzverwalter), für Zeitschriftenpakete<br />

von Verlagen/Anbietern (auf der<br />

Basis der in der EZB vergebenen Anker) und für<br />

einzelne Zeitschriftentitel (durch die an der EZB<br />

teilnehmenden Bibliotheken) erfasst werden. EZB-<br />

Anwenderbibliotheken haben die Möglichkeit,<br />

durch Konsortialadministratoren oder Nationallizenzverwalter<br />

eingegebene Fernleihinformationen<br />

zu deaktivieren (d. h. EZB-Anwenderbibliotheken<br />

können die vom Konsortial- oder Nationallizenzverwalter<br />

eingetragene Fernleihe über die Aktivierung<br />

der Funktion „Keine Fernleihe für diese Titel“<br />

lokal ausschließen). Grundlage für die Eingabe<br />

der Fernleihinformationen sind die jeweils gültigen<br />

Nutzungslizenzen (Konsortial-, National- bzw. Allianzlizenzen,<br />

lokale Lizenzen).<br />

Inzwischen ist die Eingabe für Konsortial- und<br />

Nationallizenzen schon weitgehend erfolgt. Für die<br />

Vielzahl an einzelnen lokalen Lizenzen steht diese<br />

Aufgabe noch aus. Ein kooperatives Vorgehen ist<br />

hier prinzipiell nur bedingt möglich, da verschie-<br />

279<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

280<br />

Rekordverdächtige<br />

Lieferzeit: 3 Minuten<br />

40 Sekunden<br />

von der Bestellung<br />

bis zur Lieferung an<br />

die nehmende<br />

Bibliothek bleiben<br />

leider im Routinebetrieb<br />

nur eine<br />

zufällige Ausnahme.<br />

dene Bibliotheken mit denselben Verlagen<br />

und Anbietern unterschiedliche<br />

Lizenzverträge besitzen können, und<br />

sich a priori auch nicht bestimmen<br />

lässt, ob und wo diese voneinander<br />

abweichen. Da aber für die Eingabe<br />

der Fernleihinformationen in der EZB<br />

die jeweils lokal vorhandenen Lizenzverträge<br />

ausschlaggebend sind, bleibt<br />

letztlich jede Bibliothek für die Korrektheit<br />

der eigenen Fernleihinformationen in der<br />

EZB verantwortlich. Hier muss nach und nach<br />

einige Arbeit geleistet werden, um die Nutzung<br />

der elektronischen Zeitschriften im Leihverkehr zu<br />

ermöglichen. Inwieweit hier durch den Austausch<br />

zwischen den Bibliotheken oder durch zusätzliche<br />

Funktionen in der EZB unterstützung bei der Eingabe<br />

der Fernleihdaten möglich ist, ist noch offen.<br />

Zugleich muss aber betont werden: Der Aufwand<br />

für die Erfassung der Fernleihdaten lohnt<br />

sich – für Nutzer, Bibliothekare und Bibliotheken!<br />

Es stehen Zeitschriften für Bestellungen zur Verfügung,<br />

die – weil E-only – zuvor für den Fernleihnutzer<br />

gar nicht erreichbar gewesen wären. Die Lieferung<br />

geht schneller vonstatten, in der gebenden<br />

Bibliothek entfallen das Ausheben und Scannen<br />

des Aufsatzes und damit werden natürlich die<br />

durch den Kopiervorgang stets gefährdeten Printbestände<br />

geschont. um verständlich zu machen,<br />

wie dies geschieht, bedarf es eines Blickes auf die<br />

technische Lösung im Bestell- und Liefersystem,<br />

wie sie derzeit in <strong>Bayern</strong> zum Einsatz kommt.<br />

Fernleihkopien aus elektronischen<br />

Zeitschriften – eine komfortable<br />

technische Lösung<br />

Der Zentrale Fernleihserver wurde so erweitert,<br />

dass die Fernleihe aus E-Zeitschriften weitgehend<br />

automatisiert abgewickelt werden kann.<br />

Dazu wurden der EZB-Webservice für die Online-<br />

Abfrage der Fernleihinformationen eingebunden<br />

und Funktionen für die weitere komfortable Bearbeitung<br />

der Fernleihbestellungen geschaffen. Innerhalb<br />

<strong>Bayern</strong>s stehen nun auch die Nachweise<br />

elektronischer Zeitschriften zur Bestellaufgabe für<br />

Nutzer zur Verfügung. Generell wird aber bei jeder<br />

Kopienbestellung aus Zeitschriften geprüft, ob<br />

eine Printausgabe und/oder eine entsprechende<br />

parallele elektronische Ausgabe in einer gebenden<br />

Bibliothek vorhanden sind. Deckt die Lizenz<br />

für die E-Zeitschrift auch den Zeitraum ab, in dem<br />

der gewünschte Artikel erschienen ist, bzw. ist der<br />

entsprechende Band in der gebenden Bibliothek<br />

vorhanden und stehen diese Parallelausgaben<br />

auch zur Nutzung durch die Fernleihe zur Verfügung,<br />

werden sowohl die Signatur des Bandes als<br />

auch die uRL der Zeitschrift auf dem Bestellschein<br />

ausgegeben. Derzeit werden für die erste Erprobungsphase<br />

im Leitweg noch die Printzeitschriften<br />

bevorzugt, aber schon jetzt steht es der gebenden<br />

Bibliothek bei paralleler E-Version frei, die Bestellung<br />

auch aus dem elektronischen Exemplar zu<br />

erfüllen.<br />

Bei der Lieferung aus der elektronischen Ausgabe<br />

bietet der ZFL neue Funktionen zur weiteren<br />

Bearbeitung der Fernleihe von Aufsätzen aus E-<br />

Zeitschriften. Wenn die nehmende Bibliothek nur<br />

per Post beliefert werden kann, muss der Aufsatz<br />

ausgedruckt und die Bestellung im ZFL manuell<br />

auf „versandt“ („Shipped“) gesetzt werden. Interessanter<br />

ist der Fall, in dem eine Belieferung der<br />

nehmenden Bibliothek über den zentralen Server<br />

möglich ist. Hier muss die Datei zunächst als<br />

PDF-Datei abgespeichert werden (ggf. ist eine<br />

umwandlung notwendig) und kann dann direkt<br />

aus der Bearbeiteroberfl äche im ZFL bei der gewünschten<br />

Bestellung auf einen zentralen Server<br />

hochgeladen werden. Das Verlags-PDF – in der<br />

Regel ein echtes elektronisches Textdokument –<br />

wird aus urheberrechtlichen Gründen in eine graphische<br />

PDF-Datei umgewandelt, direkt für die<br />

nehmende Bibliothek zum Ausdruck zusammen<br />

mit einem neu erzeugten Bestellschein zur Identifi -<br />

kation der Bestellung bereitgestellt und der Status<br />

der Lieferung automatisch auf „Shipped“ gesetzt.<br />

Zudem erfolgt noch automatisch die Benachrichtigung<br />

des Nutzers über die durchgeführte<br />

Lieferung. Freilich ist auch hier noch immer Bibliothekspersonal<br />

beschäftigt mit dem Identifi zieren<br />

des richtigen Aufsatzes und dem Hochladen auf<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

den Server, aber im Vergleich zum Ausheben im<br />

Magazin oder dem Lesesaal und dem Scannen ist<br />

der Aufwand deutlich geringer bei einer optimalen<br />

Qualität der Bereitstellung. Entsprechend gut sind<br />

auch die ersten Erfahrungen an der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek mit diesem Verfahren, wo in Einzelfällen<br />

eine deutlich messbare Zeitersparnis erzielt<br />

werden konnte.<br />

Mit dem buchschonenden Scanner begann vor zehn Jahren<br />

die moderne Weiterentwicklung der Kopienfernleihe. Seit<br />

diesem Jahr können Kopien einzelner Artikel auch direkt aus<br />

elektronischen Zeitschriften verschickt werden.<br />

Für die Fernleihe ist die Lieferung aus E-Zeitschriften<br />

ein großer Schritt. Es wurde sozusagen digitales<br />

Neuland betreten, zunächst unspektakulär und<br />

ohne dass den Nutzern oder auch den Kolleginnen<br />

und Kollegen in den Bibliotheken diese kleine Revolution<br />

auffallen müsste, die andererseits ja nur in<br />

die Wirklichkeit treten lässt, was schon seit geraumer<br />

Zeit ein in Lizenzverträgen verbrieftes Recht der<br />

Bibliotheken ist. Interessant wird auch<br />

sein, welche Veränderungen sich in Zukunft<br />

aus dieser Neuerung ergeben. So<br />

dürfte sich die Eigenkonkurrenz zu den<br />

bislang als besonders schnell geltenden<br />

Direktlieferdiensten vergrößern, auch<br />

wenn dem Nutzer bei der Fernleihe<br />

noch immer der Weg in die Bibliothek<br />

zur Abholung seiner Kopie aufgebürdet<br />

wird. Eine direkte Lieferung an den Nutzer<br />

in der Fernleihe wäre technisch mit<br />

überschaubarem Aufwand realisierbar,<br />

aber dem stehen bislang in den meisten<br />

Fällen noch Lizenzbedingungen und<br />

generell das Fehlen einer Tantiemenregelung<br />

mit der VG Wort entgegen, die<br />

das Urheberrecht fordert. Wie sich die<br />

neue Liefermöglichkeit von Aufsätzen<br />

aus E-Zeitschriften auf das Bestellverhalten<br />

der Nutzer künftig auswirkt, wird<br />

sich zeigen. Auch die Aufwände in den<br />

Bibliotheken werden sich verschieben,<br />

weg von den mehr manuellen Arbeiten<br />

wie dem Ausheben von Bänden oder<br />

Zeitschriftenheften und dem Scannen,<br />

hin zu mehr „Schreibtischarbeit“, zum<br />

einen im Hinblick auf die Lieferungen<br />

selbst, zum anderen aber auch in Bezug<br />

auf die Pflege der Fernleihdaten,<br />

ohne die der Service gar nicht möglich<br />

ist. Aber all dies spricht nicht gegen das<br />

neue System. Das neue Vorgehen in<br />

der Fernleihe muss sich noch bewähren,<br />

insbesondere wenn es ausgeweitet<br />

wird auf lokale Lizenzen und vor allem<br />

auch auf die Lieferungen zwischen<br />

den Verbünden. Große Zweifel, dass es<br />

sich bewähren wird, stehen dabei aber<br />

nicht im Raum. Der Anfang ist vielversprechend<br />

und das technische System<br />

gewissermaßen schon von Beginn an<br />

ausgereift.<br />

Die Autoren<br />

Dr. Berthold Gillitzer<br />

ist stellvertretender<br />

Leiter der Abteilung<br />

Benutzungsdienste<br />

in der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek<br />

und Vorsitzender<br />

der AG Fernleihe im<br />

BVB.<br />

Dr. Evelinde Hutzler<br />

ist Leiterin der Benutzungsabteilung<br />

und der Elektronischen<br />

Zeitschriftenbibliothek<br />

in der<br />

Universitätsbibliothek<br />

Regensburg.<br />

Sie ist auch Vorsitzende<br />

der Kommission<br />

für Service<br />

und Information in<br />

<strong>Bayern</strong>.<br />

Roland Jäkle ist im<br />

Referat Virtuelle<br />

Bibliothek <strong>Bayern</strong><br />

an der Verbundzentrale<br />

des BVB<br />

tätig und der hauptverantwortliche<br />

Entwickler für den<br />

gesamten Bereich<br />

der Fernleihe.<br />

281<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

282<br />

Abb. 1 Zeitplan für den <strong>Um</strong>stieg<br />

auf RDA in den deutschsprachigen<br />

Verbünden<br />

J etzt wird’s konkret: Nach der Einführung<br />

von MARC21 als Format für<br />

den Datentausch in den deutschsprachigen<br />

Verbünden und der Zusammenführung<br />

der drei Normdateien<br />

Personennamendatei (PND), Gemeinsame<br />

Körperschaftsdatei (GKD) und<br />

Schlagwortnormdatei (SWD) zur Gemeinsamen<br />

Normdatei (GND) haben<br />

2012 die Vorbereitungen für den umstieg<br />

von den bisher gebräuchlichen<br />

Regeln für die Alphabetische Katalogisierung<br />

(RAK) auf das internationale<br />

Erschließungsregelwerk Resource<br />

Description and Access, kurz RDA,<br />

begonnen. Im Sommer 2015 soll es<br />

soweit sein, bis dahin ist aber noch viel<br />

zu tun.<br />

Den Beschluss für die Einführung<br />

der RDA fasste der Standardisierungsausschuss<br />

auf der Sitzung am 31. Mai<br />

2012 einstimmig. Er verband damit folgende Vorgaben:<br />

1. RDA soll mit dem sog. Implementierungszenario<br />

2 eingeführt werden. Dieses Szenario sieht<br />

jeweils eigene Datensätze für Titel-, Norm- und<br />

Lokaldaten vor, die mittels Identnummern miteinander<br />

verknüpft werden und entspricht damit<br />

weitgehend den in den deutschsprachigen<br />

Verbünden eingesetzten Verbund- und Lokalsystemen.<br />

Neuer Standard<br />

für die Erschließung<br />

Auf dem Weg zum internationalen Regelwerk<br />

Resource Description and Access<br />

Von Gabriele Meßmer<br />

Gemeinsamer Zeitplan der AG RDA zum <strong>Um</strong>stieg<br />

Aufgabe<br />

Quartal<br />

1. Grundsatzentscheidung<br />

und<br />

Erarbeitung<br />

der deutschen<br />

RDA-<br />

Anwendungsbestimmungen<br />

2. Testphase<br />

Regelwerk<br />

3. Normdaten<br />

(inklusive<br />

Schulungen)<br />

4. Implementierung<br />

5. Schulungsunterlagen<br />

und<br />

Schulungen<br />

6. <strong>Um</strong>stieg der<br />

Verbünde bzw.<br />

Istitutionen<br />

2012<br />

III<br />

IV<br />

2013<br />

I II III IV<br />

Oktober 2012 – Dezember 2013<br />

November 2012 – Dezember 2013<br />

Schulungsunterlagen und Schulungen<br />

ab Nov./Dez. 2013<br />

2. Es soll eine überregionale Arbeitsgruppe RDA<br />

eingesetzt werden.<br />

3. Der umstieg in den Verbünden soll zeitnah an<br />

den umstieg der Deutschen Nationalbibliothek<br />

(DNB) gekoppelt werden.<br />

4. und es soll eine kontinuierliche Abstimmung mit<br />

den Ausbildungseinrichtungen stattfi nden, um<br />

den neuen Standard so schnell wie möglich in<br />

der Lehre zu verankern.<br />

Bald nach dem Beschluss des Standardisierungsausschusses<br />

benannten<br />

die regionalen Bibliotheksverbünde,<br />

die Nationalbibliotheken Deutschlands,<br />

Österreichs und der Schweiz, die Zeitschriftendatenbank<br />

(ZDB), die Spezial-<br />

und die öffentlichen Bibliotheken<br />

ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

für die überregionale Arbeitsgruppe<br />

RDA, so dass sich 32 der insgesamt<br />

50 Mitglieder bereits am 5. Juli 2012<br />

zur Auftaktsitzung treffen konnten. Die<br />

überregionale Arbeitsgruppe RDA, die<br />

2014<br />

I<br />

Juli 2013 – Juni 2014<br />

Meilenstein 1<br />

Normdaten nach RDA<br />

II<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

III<br />

IV<br />

2015<br />

I II III IV<br />

Außerdem schlug die AG RDA vor, neben Anwendungsregeln,<br />

die der Festlegung von Alternativen<br />

und Optionen sowie der Regelauslegung<br />

dienen, zusätzlich Erläuterungen und Arbeitsanweisungen<br />

zu formulieren. Als oberstes Prinzip für<br />

die deutschen Regelungen gilt, dass sie sich so<br />

eng wie möglich an den internationalen Standard<br />

anlehnen müssen.<br />

Oktober 2013 – Juni 2015<br />

Oktober 2013 – Juni 2015<br />

Fotos: DNB; James Podalsky<br />

Übergangszeit<br />

Meilenstein 2<br />

Beginn prod. Katalogisierung RDA<br />

von Frau Frodl, einer Mitarbeiterin der Arbeitsstelle<br />

für Standardisierung der Deutschen Nationalbibliothek,<br />

geleitet wird, hat den Auftrag, einen gemeinsam<br />

abgestimmten Zeitplan zu erarbeiten,<br />

die deutschen Anwendungsregeln festzulegen<br />

und die Einführung der RDA vorzubereiten und zu<br />

begleiten. Als erstes Ergebnis legte die AG RDA<br />

einen groben Zeitplan vor, der sich in sechs Arbeitspakete<br />

gliedert (siehe Abbildung 1).<br />

Darüber hinaus wurde als verpflichtender Mindeststandard<br />

ein Kanon von Elementen definiert,<br />

die in einem Titel- bzw. Normdatensatz unbedingt<br />

zu erfassen sind. Diese Standardelemente bestehen<br />

zum einen aus den Kernelementen, die von<br />

RDA selbst vorgegeben sind, und zum andern aus<br />

Elementen, die auf der Basis von Kernelementen<br />

der Library of Congress und der British Library von<br />

der AG RDA festgelegt werden.<br />

Es zeigte sich sehr schnell, dass der enge Zeitplan<br />

mit nur einer Arbeitsgruppe nicht einzuhalten<br />

ist. Der Standardisierungsausschuss beschloss<br />

deshalb, die Unterarbeitsgruppen Fortlaufende<br />

Sammelwerke, GND und Musik einzurichten. Viele<br />

weitere Themen, die im Detail zu diskutieren und<br />

festzulegen sind, werden in einem sogenannten<br />

Themenspeicher gesammelt, von „Themengruppen“<br />

unter Leitung eines Hauptverantwortlichen<br />

bearbeitet und schließlich in der AG RDA abgestimmt.<br />

Alle Arbeitsgruppen haben mit dem Durchgang<br />

durch das komplette Regelwerk begonnen. Die<br />

RDA bestehen aus zehn Abschnitten mit insgesamt<br />

37 Kapiteln, einem Glossar und einem Index.<br />

Sie enthalten Regeln für die Erschließung aller<br />

Materialtypen wie Alte Drucke, Noten, Periodika,<br />

Karten, E-Books und E-Journals, aber auch für<br />

Handschriften und Archivmaterialien.<br />

Grundlage für die Festlegung von Anwendungsregeln<br />

und Erläuterungen ist die englische<br />

Version der RDA, die im RDA Toolkit zugänglich<br />

ist. Seit November 2012 steht auf der Website<br />

der Deutschen Nationalbibliothek ein Jahr lang<br />

die deutsche Übersetzung als pdf-Datei zur Verfügung.<br />

Die deutsche Übersetzung ist seit Juni<br />

2013 zudem im Toolkit zugänglich. Auch die Anwendungsregeln<br />

und voraussichtlich auch die Erläuterungen<br />

werden in die deutsche Fassung des<br />

Toolkit eingebracht und in den betreffenden Kapiteln<br />

verlinkt. Die gemeinsame Arbeitsplattform<br />

der AG RDA und der Unter-AGs ist ein Wiki der<br />

Deutschen Nationalbibliothek. Ein Teilbereich,<br />

das RDA-Info-Wiki (https://wiki.dnb.de/display/<br />

RDAINFO/RDA-Info), ist frei zugänglich. Dort sind<br />

Informationen des Joint Steering Committee for<br />

Development of RDA (JSC), Informationen zum<br />

RDA Toolkit sowie Schulungsmaterialien zu finden.<br />

Außerdem werden auf dieser Seite kontinuierlich<br />

Ergebnisse der AG RDA und der Unterarbeitsgruppen<br />

veröffentlicht.<br />

283<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

AG GND wird die Ansetzungsregeln<br />

voraussichtlich Ende 2013 vorlegen,<br />

so dass im 1. Quartal 2014 die ersten<br />

RDA-Schulungen stattfi nden werden.<br />

Im Sommer/Herbst 2014 sind weitere<br />

Informationsveranstaltungen geplant<br />

und im ersten Halbjahr 2015 wird es<br />

dann mehrtägige RDA-Schulungen<br />

geben, in denen die Katalogisierungsregeln<br />

vermittelt werden.<br />

284<br />

Abb. 2 Die Mitglieder<br />

der bayerischen<br />

AG RDA<br />

Im Bibliotheksverbund <strong>Bayern</strong> hat sich im Herbst<br />

2012 eine zehnköpfi ge Arbeitsgruppe etabliert,<br />

in der Katalogspezialisten aus der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek und den universitätsbibliotheken<br />

Erlangen-Nürnberg, München, Regensburg und<br />

Würzburg mitarbeiten: Michael Beer (BSB), Edith<br />

Dilber (BVB), Eva-Maria Gulder (BSB), Manuel Frische<br />

(uB München), Claudia Mairföls (uB Regensburg),<br />

Gabriele Meßmer (BSB, Leitung), Manfred<br />

Müller (BSB), Renate Peters (BSB), Peter Schleiermacher<br />

(uB Würzburg; fehlt auf dem Bild) und<br />

Siegfried Weith (uB Erlangen-Nürnberg). Diese<br />

BVB-AG unterstützt die Mitglieder der überregionalen<br />

Arbeitsgruppen, indem sie die kompletten<br />

RDA durcharbeitet, Stellungnahmen und Papiere<br />

schreibt, sich an den Abstimmungsverfahren beteiligt<br />

und zusammen mit der Bibliotheksakademie<br />

<strong>Bayern</strong> Fortbildungen und Schulungen plant<br />

und durchführt. Bereits am 20. Juli 2011 fand eine<br />

BVB-weite Fortbildung zu zwei Grundlagen der<br />

RDA, den FRBR (Functional Requirements for Bibliographic<br />

Records, Funktionale Anforderungen<br />

für bibliographische Datensätze) und den FRAD<br />

(Functional Requirements for Authority Data,<br />

Funktionale Anforderungen für Normdaten) statt.<br />

Am 26. Juni und am 9. Juli 2013 gab es zwei Veranstaltungen,<br />

bei denen die Grundlagen und der<br />

Aufbau der RDA vermittelt und die ersten Ergebnisse<br />

der AG RDA präsentiert wurden. Die unter-<br />

Meiner Meinung nach ist die Einführung<br />

der RDA aus drei Gründen ein<br />

Schritt in die richtige Richtung. Mittels<br />

standardisierter Schnittstellen übernehmen<br />

wir seit Jahren Daten aus anderen<br />

Katalogsystemen, passen diese<br />

dann aber an das eigene Regelwerk<br />

an. Gemeinsame, in vielen Bibliotheken<br />

angewandte Regeln können den<br />

Nachbearbeitungsaufwand bei der<br />

Übernahme von Fremddaten noch einmal<br />

minimieren. In absehbarer Zeit wird sich die<br />

Erschließung in cloudbasierte Systeme verlagern,<br />

in denen Bibliotheken aus ganz unterschiedlichen<br />

Ländern katalogisieren. Der Übergang zu den zukünftigen<br />

Katalogisierungsumgebungen ist nur<br />

auf der Basis internationaler Erschließungsregeln<br />

möglich. und schließlich sind die RDA so konzipiert,<br />

dass auch kulturelle Objekte aus Archiven<br />

und Museen damit beschrieben werden können.<br />

Vor allem die RDA-Kapitel, die das Erfassen von<br />

Normdatensätzen festlegen, könnten – spartenübergreifend<br />

angewandt – dazu dienen, Datensätze<br />

besser vernetzen zu können.<br />

DIE AuToRIN<br />

Gabriele Meßmer ist<br />

Leiterin des Stabsreferats<br />

Erschließung<br />

und Metadaten<br />

der Abteilung<br />

Bestandsaufbau<br />

und Erschließung<br />

an der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

Auskunft professionell gestalten<br />

– strukturelle und konzeptionelle Aspekte“<br />

– unter diesem Thema hat die<br />

Kommission für Service und Information<br />

im Bibliotheksverbund <strong>Bayern</strong> (KSI)<br />

in Zusammenarbeit mit der Bibliotheksakademie<br />

<strong>Bayern</strong> (BAB) am 13.6.2013<br />

eine Fortbildung in der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek veranstaltet. Die KSI<br />

hatte hochkarätige Referentinnen und<br />

Referenten nach München eingeladen,<br />

um eine der bibliothekarischen Kernkompetenzen,<br />

die Auskunft, näher zu<br />

beleuchten und den fast 50 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern neue Ideen<br />

mit an die Theke zu geben.<br />

Neue Entwicklungen haben nicht nur im Backoffice<br />

von Bibliotheken Einzug gehalten, sondern<br />

führen auch und vor allem bei den unmittelbar<br />

auf die Nutzer ausgerichteten bibliothekarischen<br />

Dienstleistungen zu großen Veränderungen. Bibliothekare<br />

müssen sich heutzutage nicht mehr<br />

nur mit konventionellen Medien und der eigenen<br />

kleinen Bibliothekswelt auskennen. In Zeiten von<br />

Globalisierung, Digitalisierung und Web 2.0 sind<br />

immer mehr zusätzliche Kompetenzen gefragt. Sichere<br />

Sprachkenntnisse, professioneller <strong>Um</strong>gang<br />

mit neuen Medien und Kommunikationstechnologien<br />

und ein offenes, kundenorientiertes Wesen<br />

gelten als Grundvoraussetzungen für den direkten<br />

Kundendienst in der Auskunft. Diesen<br />

vielfältigen, immer spezielleren Anforderungen<br />

optimal gerecht zu werden,<br />

wird heute angesichts von Personal-,<br />

Ressourcen- und Geldknappheit immer<br />

schwieriger.<br />

interessierten Publikum verschiedene Ansätze zur<br />

Restrukturierung des Arbeitsfeldes Auskunft näher.<br />

Die Bedeutung der Auskunft<br />

Zunächst verschaffte Prof. Dr. Hermann Rösch<br />

vom Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule<br />

Köln dem Auditorium einen Überblick<br />

über die „Bedeutung von Auskunft und Informationsdienst<br />

im Portfolio bibliothekarischer Dienstleistungen“.<br />

Demnach sind Bibliotheken heutzutage<br />

durch die ständig wachsende Konkurrenz aus<br />

dem Internet in Form von Suchmaschinen, Online-<br />

Lexika und sozialen Netzwerken gefordert, sich<br />

weiterzuentwickeln. Das Alleinstellungsmerkmal<br />

Auskunft muss nicht,<br />

Auskunft kann!<br />

Die Referenten und<br />

Moderatoren<br />

(v. l. n. r.):<br />

Frau Dr. Leiß,<br />

Herr Mittermeier,<br />

Frau Drechsler,<br />

Herr Fendt,<br />

Frau Dr. Hutzler,<br />

Herr Dr. Schwarz,<br />

Frau Schneider,<br />

Herr Dr. Rösch,<br />

Frau Dr. Simon<br />

Fotos: Christian Eidloth<br />

Gerade jetzt ist es also an der Zeit,<br />

traditionelle Arbeitsweisen zu überdenken<br />

und neue Servicemodelle auszuprobieren.<br />

Dazu wollte die KSI mit ihrer<br />

Fortbildung anregen. In ihren Beiträgen<br />

reflektierten die Referentinnen und Referenten<br />

den Bedarf an bibliothekarischer<br />

Auskunft und brachten dem<br />

„Auskunft professionell gestalten – strukturelle und<br />

konzeptionelle Aspekte“ – eine Fortbildung der<br />

Kommission für Service und Information in Zusammenarbeit<br />

mit der Bibliotheksakademie <strong>Bayern</strong><br />

Von Simone Höldrich<br />

285<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

286<br />

professioneller Auskunft ist es, eine Anfrage nicht<br />

stur Wort für Wort abzuarbeiten, sondern z. B.<br />

anhand von Auskunftsinterviews den individuellen<br />

Bedarf des Informationssuchenden subjektorientiert<br />

zu ergründen und zufriedenzustellen.<br />

Dafür ist es sinnvoll, konventionelle mit modernen<br />

digitalen Formen der Auskunft zu verknüpfen, um<br />

die Vorteile der jeweiligen Variante besser nutzen<br />

zu können. Mit Verweis auf positive Beispiele im<br />

Ausland empfi ehlt Herr Prof. Rösch wissenschaftlichen<br />

Bibliotheken grundsätzlich noch stärker als<br />

bisher, dienstleistungsorientiert zu arbeiten und<br />

Auskunftsdienste stärker zu professionalisieren.<br />

Zukunftsperspektiven sieht er darin, unter anderem<br />

auf der Grundlage von sinnvollen statistischen<br />

Erhebungen zur Leistungsmessung neue attraktive<br />

Auskunfts- und Informationsdienste aufzubauen.<br />

Denkbar sind hier z. B. zielgruppenorientierte<br />

Auskunftsangebote sowie eine inhaltliche Ausweitung<br />

auf neue Felder (bspw. Auskunft auch zum<br />

urheberrecht, zu Archivierung und Literaturverwaltung,<br />

übernehmende Auskunft) oder auch die<br />

Verzahnung mit stark frequentierten Webseiten.<br />

um die fachliche und zeitliche Abdeckung der<br />

Auskunftsangebote zu vergrößern, sollten Bibliotheken<br />

verstärkt zusammenarbeiten und gemeinsame<br />

Auskunftsdienste anbieten. Mehr Werbung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit kann für die gewünschte<br />

Außenwirkung sorgen. Schließlich sollten neuere<br />

Methoden des Qualitätsmanagements auch im<br />

Informationsbereich gewinnbringend eingesetzt<br />

werden. Bibliotheken sollten Standards und Policies<br />

für professionelle Auskunft entwickeln und<br />

nicht zuletzt dadurch eine Steigerung der Nachfrage<br />

nach der wichtigsten bibliothekarischen Dienstleistung<br />

anstreben.<br />

„Remove the reference desk!“<br />

Zur lebhaften Diskussion im Plenum hat auch der<br />

Vortrag von Prof. Ingeborg Simon von der Hochschule<br />

der Medien in Stuttgart mit dem provokanten<br />

Titel „Remove the reference desk!“ beigetragen.<br />

Was für viele Bibliothekare unvorstellbar klingt, ist<br />

bei näherer Betrachtung ein durchaus beachtenswerter<br />

Ansatz. Die Referentin hatte sich vor kurzer<br />

Zeit in einem Forschungssemester mit verschiedenen<br />

Fragen zur Auskunft beschäftigt, z. B. wie<br />

hoch der Anteil wirklich komplexer Fragen ist, ob<br />

die Fragen grundsätzlich weniger werden, woran<br />

das liegen könnte und schließlich, welche Konsequenzen<br />

aus den Ergebnissen gezogen werden.<br />

Dabei hat sich herausgestellt, dass in Deutschland<br />

kaum verwertbare Daten zur Auskunft erhoben<br />

werden, und auch im Ausland konnte nur<br />

eine subjektive Entwicklung hin zu vermehrter<br />

Nutzung digitaler Auskunft beobachtet werden.<br />

Laut Frau Prof. Simon versuchen Bibliotheken<br />

in anderen Ländern schon länger, neue Wege in<br />

der Information der Nutzer zu beschreiten. So fi n-<br />

det man beispielsweise Werbung für die eigenen<br />

Auskunftsangebote an prominenter Stelle auf der<br />

Homepage, es gibt sehr viel mehr Online-Hilfen<br />

und Video-Tutorials als hierzulande. Da auch diese<br />

Bibliotheken mit personellen Engpässen und<br />

verkürzten Öffnungszeiten zurechtkommen müssen,<br />

hat man sich schon vor einiger Zeit die Frage<br />

gestellt: „What, if we took away the physical<br />

reference desk?“ Vielerorts wurde versucht, die<br />

Auskunfts- in die Service-Theke zu integrieren, die<br />

teilweise mit nicht-bibliothekarischem Personal,<br />

größtenteils sogar mit Studierenden besetzt wird.<br />

Dies setzt natürlich eine intensive Inhouse-Schulung<br />

des Thekenpersonals voraus. um die Qualität<br />

der Auskunft zu wahren, sollte eine Art „bibliothekarische<br />

Rufbereitschaft“ angeboten werden, die<br />

im Bedarfsfall die erforderliche Fachkompetenz<br />

bereitstellt. Die nunmehr freie Zeit des Fachpersonals<br />

kann genutzt werden, um Online-Angebote<br />

und Schulungsbereiche auszubauen (z. B. „book<br />

a librarian“ für die individuelle Information). Zeitgleich<br />

ist die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren,<br />

gerade im Hinblick auf die Frage „Was kann wer<br />

gefragt werden?“. Frau Prof. Simon schloss ihren<br />

Vortrag mit einem Appell an die deutschen Bibliotheken,<br />

bestehende Auskunftskonzepte zu überprüfen,<br />

eine Erhöhung der „bibliothekarischen“<br />

Fragen anzustreben, Kosten besser zu kalkulieren,<br />

das Frageverhalten auszuwerten und sich unterm<br />

Strich zu fragen, ob das qualifi zierte Auskunftspersonal<br />

nicht effektiver einsetzbar sein könnte. Erfreulicherweise<br />

sei aber schon ein Trend zur umnutzung<br />

von Auskunftstheken, zur Integration der<br />

Auskunft in Servicetheken und zum regen Austausch<br />

darüber in Bibliothekskreisen zu erkennen.<br />

Auskunft e – only<br />

Was bei Frau Prof. Simon noch nach Zukunftsmusik<br />

klang, hat die Bibliothek der Technischen<br />

universität München bereits umgesetzt, wie Frau<br />

Dr. Caroline Leiß in ihrer Präsentation „Auskunft<br />

e-only: virtuelle Auskunftsdienste an der universitätsbibliothek<br />

der TuM“ schilderte. Die Bibliothek<br />

der TuM bedient seit jeher ein sehr technisch<br />

versiertes, junges, internationales Publikum, das<br />

überall und mit modernsten Medien seinem Stu-<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

dium nachgeht. So werden an der Institution auch<br />

mittlerweile zwei Drittel des Erwerbungsetats für E-<br />

Medien ausgegeben. Aufgrund dieser durchwegs<br />

modernen Ausrichtung hat man sich auch über<br />

die Gestaltung der Auskunft Gedanken gemacht<br />

und ist komplett auf virtuelle Auskunftsformen umgestiegen<br />

(vgl. den Beitrag BFB 7 (2013) H. 2,<br />

S. 103-107; Anm. d. Red.) Grundsätzlich sei es<br />

laut Frau Dr. Leiß am besten, wenn es gar keinen<br />

Informationsbedarf gebe, weil die Suchinstrumente<br />

und Webseiten selbsterklärend seien. Am<br />

zweitbesten wäre eine ausreichende Direkthilfe in<br />

Form von FAQs, Hilfetexten und E-Tutorials. Die<br />

Auskunft der Universitätsbibliothek kommt erst ins<br />

Spiel, wenn trotz all dieser Angebote noch Fragen<br />

offen bleiben. Es gibt keine traditionelle Auskunftstheke<br />

mehr, ebenso wurde die Information nicht<br />

in die Servicetheke integriert, die zum großen Teil<br />

nur durch Hilfskräfte besetzt ist. Stattdessen wird<br />

konsequent auf moderne Informationsangebote<br />

gesetzt: Anfragen können per E-Mail, SMS, Telefon,<br />

Video-Telefonie oder Chat gestellt werden.<br />

Letzterer ist auf der Homepage und im OPAC<br />

integriert und wird mit ca. 250 Anfragen pro Monat<br />

nach der Internet-Telefonie am häufigsten genutzt.<br />

Als Ersatz für die frühere Theke kann man<br />

nun auf Videoauskunfts-Kabinen zurückgreifen,<br />

die im Lesesaal aufgebaut sind. Hier bekommt<br />

man „Face-to-face-Auskünfte“ und kann sogar<br />

Suchstrategien über Screensharing direkt nachvollziehen.<br />

Das Infoteam der TUB, bestehend aus<br />

Stammpersonal und Studierenden,<br />

organisiert seinen Dienstplan täglich<br />

selbst ad hoc. Der jeweilige Mitarbeiter<br />

bleibt während des Infodienstes an<br />

seinem Arbeitsplatz und unterbricht<br />

seine eigentliche Tätigkeit nur, wenn<br />

er gebraucht wird. Damit die Mitglieder<br />

des Infoteams up to date bleiben, werden<br />

sie jede Woche mit einer „Infomail<br />

der Woche“ versorgt, zudem werden<br />

laufend Fortbildungen im fachlichen,<br />

technischen, sprachlichen und sozialkommunikativen<br />

Bereich angeboten.<br />

ServicePoint IT und Bibliothek<br />

Einen ganz anderen, aber nicht minder<br />

interessanten Weg ist die Hochschule<br />

Ingolstadt gegangen. Frau Doris<br />

Schneider, die Leiterin der dortigen Hochschulbibliothek,<br />

berichtet in ihrem Vortrag „ServicePoint IT<br />

und Bibliothek: kundenorientierte und kooperative<br />

Auskunft von Bibliothek und Rechenzentrum an<br />

der Hochschule Ingolstadt“ von der Reorganisation<br />

der Informationstheke.<br />

Durch die Einführung von RFID wurde das Bibliothekspersonal<br />

von Routinetätigkeiten entlastet.<br />

Dadurch wurden mehr Kapazitäten für die<br />

professionelle Beratung frei. An der Servicetheke<br />

werden grundsätzlich alle Mitarbeiter der Bibliothek<br />

mit einbezogen. Das Theken-Personal wechselt<br />

im 2-Stunden-Rhythmus. Für die permanente<br />

Qualitätssicherung sorgen Englischkurse, ein<br />

Lerntagebuch-System für die Literaturdatenbanken,<br />

Prozessbeschreibungen, Standardisierungen<br />

und ein Wiki für die interne Kommunikation. Da<br />

die Anfragen an das Bibliothekspersonal zunehmend<br />

technischer werden, lag in Ingolstadt die<br />

Überlegung nahe, das Rechenzentrum mit „an die<br />

Theke“ zu holen. So wurde die Ausleihtheke zum<br />

„ServicePoint“ mit einem zusätzlichen Auskunftsplatz<br />

für IT-Services. Selbstverständlich bringt so<br />

eine <strong>Um</strong>strukturierung anfangs Probleme mit sich,<br />

die den unterschiedlichen Philosophien und Kommunikationsgewohnheiten<br />

von Bibliothekaren und<br />

Informatikern geschuldet sind. Abhilfe schafften<br />

hier vor allem ein extern moderierter Workshop zur<br />

Kundenorientierung und die Einführung einer AG<br />

„Service-Standards“, die für kontinuierlich hohe<br />

Service-Qualität und eine deutliche Dienstleistungsorientierung<br />

beider Seiten sorgt. Die Vorteile<br />

der Kooperation lagen für alle Beteiligten schnell<br />

auf der Hand: mehr Service für die Nutzer, bessere<br />

<strong>Um</strong>fragewerte für Bibliothek und Rechenzentrum,<br />

Doris Schneider von<br />

der Hochschulbibliothek<br />

Ingolstadt<br />

und ihr Vortrag<br />

zum gemeinsamen<br />

ServicePoint IT und<br />

Bibliothek<br />

287<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Benutzung<br />

288<br />

DIE AuToRIN<br />

Simone Höldrich ist<br />

stellvertretende Leiterin<br />

der Bibliothek<br />

der Hochschule<br />

Weihenstephan-<br />

Triesdorf und Mitglied<br />

der Kommission<br />

für Service und<br />

Information (KSI).<br />

der Blick über den Tellerrand, großer Wissenszuwachs<br />

und mehr Verständnis füreinander.<br />

Für die Zukunft sind ein Kommunikations-Workshop,<br />

interkulturelles Training und die Einführung<br />

eines Ticket-Systems für die Auskunft geplant. Mit<br />

einem Erweiterungsbau an der Hochschule wird<br />

sogar eine noch stärkere Kooperation der einzelnen<br />

Abteilungen angedacht. Es soll dann einen<br />

ServicePoint für praktisch alle studentischen Belange<br />

geben: Bibliothek, IT, Studentenverwaltung<br />

und Career Service / International Offi ce sollen<br />

sich dann eine Auskunftstheke teilen.<br />

Wiki und das starke Team<br />

Wie man Struktur und System in die Organisation<br />

eines sehr großen Infoteams bekommt, zeigten<br />

zum Abschluss Gerhard Mittermeier und Tobias<br />

Fendt von der Bayerischen Staatsbibliothek mit<br />

ihrem Vortrag „Wiki und das starke Team – wie<br />

die Auskunft der Bayerischen Staatsbibliothek informiert<br />

wird“. Freiwillige aus nahezu allen Abteilungen<br />

der BSB bilden ein 61 Mitglieder starkes<br />

Auskunftsteam, neun Personen sind als sogenanntes<br />

„Kernteam“ für die interne Organisation<br />

zuständig. Vor mittlerweile fünf Jahren wurde die<br />

Idee eines Wikis für die Auskunft der BSB geboren.<br />

Zuvor gab es, wie an vielen Bibliotheken,<br />

auch an der Staatsbibliothek ein relativ unübersichtliches<br />

Sammelsurium vielfältigster interner<br />

Informationsmedien wie Mappen, Zettel, Ordner,<br />

Aushänge, Dienstpläne und nicht weniger als 115<br />

Word-Dateien, sogenannte „Info-Mitteilungen“.<br />

Die Einführung eines Wikis brachte viele Vorteile<br />

mit sich, so bleibt die Artikel-Ansicht der früheren<br />

Word-Dateien erhalten, das Ganze erhält nur eine<br />

sachliche Gliederung und Struktur. Ein automatisch<br />

erstelltes Inhaltsverzeichnis, Schnellzugriffe<br />

auf häufi g genutzte Inhalte und eine Suchfunktion<br />

erleichtern das Auffi nden der jeweiligen Informationen.<br />

Kontinuierliche änderungen können nun<br />

vom Personal besser nachvollzogen werden, man<br />

kann sich per E-Mail über die neuesten Einträge<br />

informieren lassen. Technisch hat sich die BSB für<br />

das kostenlose und Browser kompatible System<br />

„Mediawiki“ entschieden. Selbstverständlich ist<br />

die Einführung eines solchen Programms zu allererst<br />

einmal eines: viel Arbeit! Trotzdem würde<br />

sich die umstellung aufgrund des Mehrwerts an<br />

Qualität und Service für viele Bibliotheken lohnen.<br />

Ein besserer Informationsfl uss innerhalb des Infoteams<br />

und kürzere Warteschlangen an der Service-Theke<br />

sprechen für sich. Das Publikum der<br />

Fortbildung konnte sich anhand einer Live-Präsentation<br />

des Wikis gleich selbst von den Vorteilen<br />

des Systems überzeugen.<br />

Was können wir, wo wollen wir hin?<br />

Was nimmt man nun nach so einem interessanten<br />

und mit Ideen gefüllten Tag mit in die eigene Bibliothek?<br />

Wie im Plenum recht angeregt diskutiert<br />

wurde, gibt es nicht „das passende Auskunftskonzept“<br />

für alle Bibliotheken. Vielmehr herrschen<br />

überall unterschiedliche Voraussetzungen, an denen<br />

man sich orientieren muss. Trotzdem schadet<br />

es sicher nicht, althergebrachte, typisch bibliothekarische<br />

Denkschemata zu hinterfragen und<br />

neue Ideen und Konzepte zuzulassen. Aber vieles,<br />

was sehr modern und innovativ klingt, ist in unseren<br />

Häusern längst umgesetzt. Beispielsweise<br />

bleibt einem oft gar keine andere Wahl, Ausleihund<br />

Auskunftstheke als integrierte Service-Theke<br />

zu betreiben, ganz oft auch mit nichtbibliothekarischem<br />

Personal, das seine Sache mit Sicherheit<br />

nach einer intensiven Einarbeitungsphase sehr gut<br />

macht. Auch funktionierende Kooperationen, wie<br />

zum Beispiel das Question-Point-Projekt der bayerischen<br />

Hochschulbibliotheken, sorgen schon<br />

seit geraumer Zeit für eine bessere zeitliche Abdeckung<br />

und qualitativ höherwertige Informationskultur.<br />

Wir sollten allerdings bibliothekarische Auskunft<br />

auch als ein Marketinginstrument betrachten<br />

und gezielt durch verstärkte Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

auch der „Generation google“ zeigen,<br />

was wir können! Die Servicetheke bleibt als<br />

erste Anlaufstelle für den Informationssuchenden<br />

das Aushängeschild der Bibliothek. Mein persönliches<br />

Fazit für diesen Tag lautet aufgrund der<br />

vielen neuen Möglichkeiten, die uns sowohl technisch,<br />

als auch kommunikativ zur Verfügung stehen:<br />

Auskunft muss nicht, Auskunft kann!<br />

Die Kommission für Service und Information und<br />

die Bibliotheksakademie <strong>Bayern</strong> werden dieses<br />

Thema weiter verfolgen, weitere Fortbildungen<br />

zu Detail-Themen der Auskunft sollen angeboten<br />

werden. Die Vorträge dieser Fortbildung fi nden<br />

Sie im Internet unter: www.bib-bvb.de/web/ksi/<br />

fortbildung-auskunft<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

Fotos: Staatsbibliothek Bamberg, Gerald Raab<br />

Jean Paul zum<br />

250. Geburtstag<br />

Autographen, bibliophile Drucke,<br />

Illustrationen – Rückschau auf eine Ausstellung<br />

der Staatsbibliothek Bamberg<br />

Zu Lebzeiten des wortzaubernden Romanciers,<br />

Erzählkünstlers, Satirikers und Essayisten Jean<br />

Paul waren seine Schriften Bestseller. Er gehörte<br />

zu den ersten Autoren in Deutschland, die vom<br />

Schreiben auskömmlich leben konnten.<br />

Obwohl ihm eine fortdauernde, mit den<br />

Weimarer Idolen vergleichbare Anerkennung<br />

verwehrt blieb, gehört er doch zu den<br />

einflussreichsten Schriftstellern deutscher<br />

Sprache. Seine literarischen Nachwirkungen sind<br />

unübersehbar und bleiben bedeutsam. Ihm widmete<br />

die Staatsbibliothek Bamberg im Jean-Paul-Jubiläumsjahr<br />

2013 eine vielbeachtete Kabinettausstellung.<br />

Die Präsentation wurde im Herbst 2013 in der<br />

Provinzialbibliothek Amberg neu aufgelegt.<br />

Von Werner Taegert<br />

289<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

Die Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg<br />

reihte sich ein in die Vielfalt von unternehmungen,<br />

die sich im Jubeljahr deutschlandweit dem Gedenken<br />

an Jean Paul verschrieben haben. Den<br />

Resonanzraum weitend, wurden diese Initiativen<br />

durch das rührige Projektbüro des Vereins<br />

Jean Paul 2013 e.V. effi zient gebündelt (www.<br />

jean-paul-2013.de).<br />

Erstausgabe der<br />

humoristischen<br />

Idylle „Leben des<br />

Quintus Fixlein“<br />

(Bayreuth 1796).<br />

Die Vignette von<br />

Johann Nußbiegel<br />

zeigt Quintus<br />

Fixlein mit dem<br />

Fräulein Thienette<br />

bei Mondenschein,<br />

hinter dem Fenster<br />

seine Mutter.<br />

In der deutschen Literatur nimmt der kapriziöse<br />

Autor eine Sonderstellung ein. Das Lesepublikum<br />

hat er seit jeher polarisiert. Bei den einen erntet<br />

er höchste Bewunderung und Verehrung, andere<br />

missbilligen seine Werke als verschroben, unstrukturiert,<br />

als umständlich verwinkelt und allzu voraussetzungsreich.<br />

Jean Pauls phantasiereiche Bildwelten<br />

und seine überbordende Anspielungsfülle,<br />

auch der mäandrierende Sprachfl uss erschweren<br />

den Zugang. Heute hat er es eher schwer, Leser<br />

zu fi nden.<br />

Andererseits beweist die Flut neuer Publikationen<br />

im Jubiläumsjahr, beweist auch die bemerkenswerte<br />

Präsenz in den Feuilletons namhafter<br />

deutscher Zeitungen, dass das Interesse an Jean<br />

Paul ungebrochen fortwährt und dass er es verdiente,<br />

genauer betrachtet – und vielleicht überhaupt<br />

wiederentdeckt – zu werden. „Die Nachwelt<br />

hat ihn möglicherweise unterschätzt“ – so das<br />

Fazit, in das am 16. März 2013 eine einfühlsame<br />

Würdigung von Alexander Kosenina in der Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung mündete.<br />

Jean Paul in Bamberg<br />

Jean Paul, der vielschreibende, vom „Ideengewimmel“<br />

getriebene Phantasie- und Sprachfeuerwerker:<br />

Geboren wurde er am 21. März 1763 als<br />

Johann Paul Friedrich Richter in Wunsiedel, gestorben<br />

ist er am 14. November 1825 in Bayreuth.<br />

Ein Ziel der Hommage auf dem Bamberger Domberg<br />

war es, Wege zu seinem umfänglichen und<br />

facettenreichen Werk zu bahnen, auf ihn neugierig<br />

zu machen. Sie präsentierte sein literarisches<br />

Schaffen in einem Kaleidoskop von Erstausgaben,<br />

von bibliophilen Drucken und herausragenden<br />

Illustrationen: Inspiriert hat er insbesondere seit<br />

dem frühen 20. Jahrhundert bis in unsere Tage<br />

bildende Künstler von Format, die sein Werk in<br />

kongenialen Illustrationen gespiegelt und gedeutet<br />

haben. Wesentliche Wirkungsstätten des Dichters<br />

veranschaulichte die Ausstellung durch Graphiken<br />

seiner Zeit. Dokumentiert wurden ferner die Be-<br />

290<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

ziehungen Jean Pauls zu Bamberg über den dort<br />

umtriebigen Schriftsteller, Verleger und Leihbibliothekar<br />

Carl Friedrich Kunz (1785–1849) sowie<br />

sein nicht unproblematisches Verhältnis zu E. T. A.<br />

Hoffmann (1776–1822), mit dem ihn Kunz 1810 in<br />

der Regnitzstadt zusammenführte.<br />

Die Jean-Paul-Sammlung der Staatsbibliothek<br />

Bamberg ist im Laufe der Zeit durch gezielte Erwerbungsanstrengungen<br />

in den Status eines hochkarätigen<br />

Spezialbestandes hineingewachsen, der<br />

sich nahezu gleichrangig neben die berühmte Bamberger<br />

E.-T.-A.-Hoffmann-Sammlung stellt.<br />

Bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert hatte<br />

sich in der Bibliothek ein beachtlicher Bestand<br />

an Werkausgaben angesammelt. Dieser Fundus<br />

wurde anlässlich einer Ausstellung im Jahr 1988<br />

– zum 225. Geburtstag des Dichters – angereichert<br />

sowie in den letzten Jahren systematisch<br />

ergänzt und abgerundet. Einzelne Jean-Paul-<br />

Autographen besaß die Staatsbibliothek seit frühen<br />

Zeiten aus dem Nachlass von Carl Friedrich<br />

Kunz. Ein denkwürdiger Brief an Kunz von 1816<br />

erwähnt ein Kästchen, mit dem der Fernleihtransport<br />

von Büchern aus dessen Leihbibliothek nach<br />

Bayreuth zum unentwegt lesehungrigen Dichter<br />

abgewickelt wurde.<br />

Einige Schriftzeugnisse wurden in den letzten<br />

Jahrzehnten hinzuerworben. Diese Kollektion erhielt<br />

im Jahr 2010 spektakulären Zuwachs: Die<br />

Bibliothek konnte die Oberfrankenstiftung dafür<br />

gewinnen, aus Privatbesitz ein Konvolut von 1.108<br />

Briefen und Billetts aus der Feder Jean Pauls zu<br />

erwerben. Diese Schreiben hatte Jean Paul in den<br />

Jahren 1796 bis 1825 an seinen vertrautesten<br />

Freund und Förderer, den in Bayreuth ansässigen<br />

jüdischen Handelsherrn und Bankier Emanuel<br />

Osmund (1766–1842), gerichtet. Das Ensemble<br />

übergab die Oberfrankenstiftung in die Obhut der<br />

Staatsbibliothek Bamberg, die damit eine der bedeutendsten<br />

Sammlungen von Autographen Jean<br />

Pauls verwahrt. Ausgewählte Stücke standen im<br />

Zentrum der Ausstellung.<br />

Jean Paul bewertete seine Briefe nicht als Gebrauchsschriftgut,<br />

sondern als signifikanten Teil<br />

des literarischen Werks: „Bücher sind nur dickere<br />

Briefe an Freunde, Briefe sind nur dünnere Bücher<br />

für die Welt“, so schrieb er 1797 in seiner Idylle<br />

„Der Jubelsenior“. Mit Emanuel Osmund, der nur<br />

wenige Häuser entfernt gleichfalls in der vornehmen<br />

Bayreuther Friedrichstraße wohnte, korrespondierte<br />

er nahezu täglich – nach Art heutiger<br />

Links: Die von<br />

Stefan George<br />

und Karl Wolfskehl<br />

herausgegebene,<br />

buchkünstlerisch<br />

gestaltete Anthologie<br />

„Jean Paul.<br />

Ein Stundenbuch<br />

für seine Verehrer“<br />

(Berlin 1900) sollte<br />

dazu beitragen,<br />

den zunehmend<br />

in Vergessenheit<br />

geratenen Dichter<br />

in den Kanon der<br />

deutschen Literatur<br />

zurückzuführen.<br />

Illustration von Paul<br />

Scheurich zu dem<br />

satirischen Roman<br />

„Doktor Katzenbergers<br />

Badereise“<br />

(Berlin 1912).<br />

291<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

Dieser Bestand an Briefen und Billets<br />

wurde von der Staatsbibliothek Bamberg<br />

digitalisiert und pünktlich zum<br />

Ausstellungsbeginn im Rahmen des<br />

ständig erweiterten Internetangebotes<br />

www.bamberger-schaetze.de bereitgestellt.<br />

Das in Bamberg von Fabian<br />

Bayer vorangetriebene und betreute<br />

Projekt „Jean Paul digital“ konnte dank<br />

der technischen unterstützung durch<br />

die Verbundzentrale des Bibliotheksverbundes<br />

<strong>Bayern</strong> umgesetzt werden.<br />

Das Referat Virtuelle Bibliothek <strong>Bayern</strong><br />

engagierte sich tatkräftig bei der Aufbereitung<br />

der digitalen Daten. Besonderer<br />

Dank gilt Lijana Ribinskaite und Dr. Petra<br />

Schröder. Die Kooperation mit der Arbeitsstelle<br />

der Jean-Paul-Edition an der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften ermöglichte<br />

es, die Digitalisate der Autographen mit dem jeweils<br />

zugehörigen transkribierten Volltext zu verknüpfen.<br />

Dies erlaubt auch die komfortable Wort-<br />

Recherche innerhalb der Briefsammlung.<br />

Jean-Paul-Resonanz<br />

Die sonntägliche Vernissage am 28. April 2013<br />

fand eindrucksvollen (und in der Folge begeisterten)<br />

Zuspruch: Der Barocklesesaal der Staatsbibliothek<br />

Bamberg war nahezu bis auf den letzten<br />

Platz gefüllt.<br />

In seinem Grußwort würdigte der Generaldirektor<br />

der Bayerischen Staatsbibliothek Dr. Rolf Griebel<br />

die Ausstellungsprojekte der Staatsbibliothek<br />

Bamberg: „Durch ihre dichte Folge bilden sie eine<br />

kontinuierliche Traditionslinie, die geradezu als<br />

Konstante im Kulturkalender von Stadt und Re-<br />

292<br />

Jean Paul im<br />

Doppelporträt.<br />

Farbradierung des<br />

oberfränkischen<br />

Künstlers Stephan<br />

Klenner-Otto, 2000<br />

Kaltnadelradierung<br />

von Caspar Walter<br />

Rauh, einem bedeutenden<br />

(ober-)fränkischen<br />

Vertreter<br />

des Phantastischen<br />

Realismus, zu dem<br />

wundersamen<br />

Reisebericht „Des<br />

Luftschiffers Giannozzo<br />

Seebuch“<br />

(Bayreuth 1980).<br />

SMS- und Twitter-Botschaften bisweilen<br />

mehrmals am Tag. Daher ist diese<br />

Sammlung von Briefen und Billetts<br />

in ihrer Geschlossenheit von größtem<br />

literatur- und kulturgeschichtlichem<br />

Wert. Die Mitteilungen können als eine<br />

Art „Ersatz-Tagebuch“ Jean Pauls<br />

gelesen werden. Sie stellen ein einzigartiges<br />

Zeugnis romantischer Briefund<br />

Geselligkeitskultur dar. Zugleich<br />

sind sie ein sprechendes Dokument<br />

deutsch-jüdischen Miteinanders.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

gion gelten kann. Es gelingt der Staatsbibliothek<br />

Bamberg überzeugend, ihre reichen Schätze auf<br />

anspruchsvolle und eingängige Weise zu vermitteln.“<br />

Vorbildlich seien auch die vielfältigen Digitalisierungsvorhaben<br />

der Bibliothek.<br />

Kräftigen Beifall für ihren Festvortrag zum Thema<br />

„Jean Pauls Räume, Jean Pauls Träume“ erntete<br />

Dr. Iris Hermann, Professorin für Neuere deutsche<br />

Literaturwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität<br />

Bamberg. Ihre facettenreichen Betrachtungen<br />

entführten in Jean Pauls Welt der kleinen<br />

und großen Dinge und regten dazu an, den Dichter<br />

neu zu entdecken.<br />

Ein zahlreiches Publikum fand sich auch zum<br />

„Jean-Paul-Abend“ mit Vortrag und Ausstellungsführungen<br />

am 2. Juli ein. Professor Dr. Günter Dippold,<br />

Bezirksheimatpfleger und Kulturreferent des<br />

Bezirks Oberfranken, umriss – mit Blick auf die<br />

zentrale Sektion der Ausstellung – die Lebensgeschichte<br />

Emanuel Osmunds, für Jean<br />

Paul die wohl wichtigste Bezugsperson<br />

außerhalb der Familie. Der Dichter<br />

schätzte nicht nur den Austausch über<br />

seine Arbeiten und über schöngeistige<br />

Fragen, sondern auch die lebenspraktische<br />

Hilfe, die ihm der jüdische Kaufmann<br />

angedeihen ließ. Offenkundiges<br />

Zeugnis hierfür bildete die von Osmund<br />

organisierte Lieferung von Bayreuther<br />

Bier an Jean Pauls Wohnorte<br />

Meiningen und Coburg.<br />

Osmund verkörpert die Zwiespältigkeit<br />

jüdischer Existenz im Zeitalter<br />

der Staatsaufklärung. Einerseits war er<br />

akzeptiertes Mitglied der Gesellschaft,<br />

insonderheit der Gelehrtenrepublik; als<br />

reicher Geschäftsmann gehörte er zur<br />

Wirtschaftselite nicht nur der Stadt,<br />

sondern des ganzen Fürstentums<br />

Bayreuth. Andererseits war er als Jude<br />

Diskriminierungen ausgesetzt, sei es<br />

unter der Herrschaft des preußischen<br />

oder des bayerischen Königs.<br />

Die bis zum 13. Juli 2013 dauernde Ausstellung<br />

kam bemerkenswert gut an. Gerühmt wurde immer<br />

wieder auch die treffliche Inszenierung, die der Restauratorin<br />

Sabine Schumm in bewährter Weise gelungen<br />

war. Bestätigenden Anklang fand die Auslese<br />

aktueller Literatur von und zu Jean Paul, die im<br />

Lesesaal zum Ein- und Querlesen einlud.<br />

Das Besucherbuch ist reich gefüllt mit angerührten<br />

und begeisterten Kommentaren. Dies mögen<br />

als Resümee kennzeichnende Zitate schlaglichtartig<br />

veranschaulichen: „Da blättert sich ein Ausnahmegenie<br />

auf. Wunderschöne Ausstellung.“ – „In<br />

kurzer Zeit mehr erfahren als aus gelehrten Aufsätzen<br />

und Reden.“ – „Eine kleine, feine, mit viel<br />

Liebe zum Detail zusammengestellte Ausstellung!“<br />

– „Herzlichen Dank für diese herrliche Präsentation.<br />

Jeder Besuch bei einer Ihrer Ausstellungen<br />

ist ein Erlebnis.“ – „Eine wunderbare Ausstellung,<br />

präzise, wertschätzend in der Auswahl der Exponate.<br />

Danke! Und mit Peter Bichsel soll gelten: ‚Ich<br />

verehre nicht nur Jean Paul, ich verehre auch seine<br />

Leser!‘“<br />

Der Autor<br />

Prof. Dr. Werner<br />

Taegert ist Direktor<br />

der Staatsbibliothek<br />

Bamberg.<br />

Federzeichnung<br />

von Alfred Kubin<br />

zu der Erzählung<br />

„Die wunderbare<br />

Gesellschaft in der<br />

Neujahrsnacht“<br />

(München 1921)<br />

Gezeichneter Kommentar<br />

im Besucherbuch<br />

der Jean-<br />

Paul-Ausstellung<br />

293<br />

Hinweis<br />

„Jean Paul digital“: Die Sammlung der Briefe und<br />

Billets, die Jean Paul zwischen 1796 und 1825<br />

an Emanuel Osmund schrieb, ist Teil des Internetangebotes<br />

www.bamberger-schaetze.de.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

Der Bestand ist vorbildlich erschlossen<br />

in einem gedruckten Katalogband:<br />

Siegfried Gmeinwieser, Die<br />

Musikhandschriften in der Theatinerkirche<br />

St. Kajetan in München. Thematischer<br />

Katalog, München 1979; Kataloge<br />

Bayerischer Musiksammlungen,<br />

hrsg. von der Generaldirektion der<br />

Bayerischen Staatlichen Bibliotheken,<br />

Bd. 4. Zugleich trägt das Archiv seit<br />

Erscheinen des Katalogs das Sigel des<br />

internationalen Quellenverzeichnisses<br />

RISM („Mk“).<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

übernimmt Musikhandschriften<br />

294<br />

Die Münchner<br />

Hofkapelle: Nicht<br />

in die Tiefe banaler<br />

Musikausübung<br />

abgesunken<br />

Der Autor, ehem. Professor für Musikwissenschaft<br />

an der universität Regensburg,<br />

betreute die Sammlung seit<br />

1965 bis heute. Gmeinwieser hat zahlreiche<br />

Aufsätze zum Bestand sowie zu<br />

dessen Bedeutung für die Jahrhunderte<br />

währende, an Rom orientierte kirchenmusikalische<br />

Praxis in München<br />

veröffentlicht. Die nachfolgenden Ausführungen<br />

stützen sich weitgehend auf seine grundlegenden<br />

Forschungsbeiträge. 1970 wurde ihm in Anbetracht<br />

seiner zahlreichen Veröffentlichungen zur<br />

römischen Musikgeschichte das Laterankreuz<br />

verliehen.<br />

Die musikhistorisch wichtigen Quellen dieser<br />

Sammlung wurden vornehmlich von Vertretern der<br />

kirchenmusikalischen Restaurationsbewegung des<br />

19. Jahrhunderts angefertigt oder gesammelt. Aus<br />

Nach der Übernahme der Musikhandschriften aus<br />

der St. Michaelskirche im Jahre 2006 gelangte nun<br />

eine weitere bedeutende Münchner Sammlung von<br />

Sakralmusik in die Bayerische Staatsbibliothek. Es<br />

handelt sich hierbei um über 900 Musikhandschriften<br />

der Münchner Theatinerkirche St. Kajetan.<br />

Von Reiner Nägele<br />

der Einleitung zum Katalog: „Die Repräsentanten<br />

der Münchener kirchenmusikalischen Restauration<br />

des 19. Jahrhunderts kopierten eifrig Werke<br />

der klassischen Vokalpolyphonie als Grundlage für<br />

Studium und Aufführungen. Eine besondere Rolle<br />

spielte dabei Johann Kaspar Aiblinger (1779-1867),<br />

mit dessen Namen auch die heute in der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek aufbewahrte umfangreiche<br />

Collectio Musicalis Maximilianea eng verbunden ist.<br />

Aiblinger reiste im Jahr 1833 im Auftrag des Kronprinzen<br />

Maximilian, des nachmaligen Königs Maximilian<br />

II., und beurlaubt von Ludwig I.<br />

eigens nach Italien, um alte Musikalien<br />

zu sammeln und kopieren zu lassen“.<br />

Enthalten ist polyphone geistliche<br />

Vokalmusik des 15. bis 18. Jahrhunderts.<br />

Die Handschriften selbst stammen<br />

überwiegend aus dem 19., ein<br />

kleinerer Anteil aus dem 18. Jahrhundert,<br />

vereinzelt fi nden sich auch Chorbücher<br />

vom Ende des 16. und aus der<br />

ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in<br />

der Sammlung.<br />

Vor dem 2. Weltkrieg befanden sich<br />

in der Theatinerkirche Teile der Musiksammlung<br />

des Stiftspropstes Michael<br />

FOTOS: BSB<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

Hauber (1778-1843) sowie ein Rest des schon<br />

ursprünglich zur Theatinerkirche gehörenden Bestands.<br />

Der weitaus wichtigste Teil, Bestände aus<br />

der Allerheiligen-Hofkirche, war vor deren totalen<br />

Zerstörung 1944 nach St. Kajetan gebracht worden.<br />

Ein besonderer Glücksfall ist es, dass durch<br />

diese Auslagerung Teile des kirchenmusikalischen<br />

Repertoires der Münchner Hofmusik erhalten geblieben<br />

sind. Die 1837 eingeweihte Allerheiligen-<br />

Hofkirche war von König Ludwig I. als Pflegestätte<br />

der klassischen Vokalpolyphonie ausersehen worden.<br />

Die Handschriften der Theatinerkirche stehen in<br />

vielfältigem Bezug zum Bestand der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek. So wollte Michael Hauber ursprünglich<br />

seine gesamte Musikaliensammlung<br />

der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek verkaufen,<br />

die aber nur einen Teil erwarb. Diejenigen<br />

Handschriften, die Hauber daraufhin St. Kajetan<br />

geschenkt hatte, gelangen nun fast 200 Jahre<br />

später doch noch in die Staatsbibliothek. Aus der<br />

bereits erwähnten Collectio musicalis Maximilianea<br />

wurden wiederum seit 1835 zahlreiche Werke<br />

für den Gebrauch der Hofkapelle kopiert. Viele dieser<br />

Abschriften haben sich in St. Kajetan erhalten.<br />

Seit Anfang der 1960er Jahre hatte sich Siegfried<br />

Gmeinwieser um eine adäquate Unterbringung<br />

und Betreuung der Sammlung gekümmert.<br />

Das Archiv wurde schließlich fachgerecht in einem<br />

Raum über der Vorsakristei untergebracht. Es fungierte<br />

zugleich als Arbeitszimmer Gmeinwiesers,<br />

der fortan die Funktion des ehrenamtlichen Kurators<br />

übernahm. Da nach der Drucklegung des Katalogs<br />

weitere Handschriften und Drucke aus dem<br />

Archiv auftauchten, erfasst der gedruckte Katalog<br />

den umfangreichen und geschichtsträchtigen Bestand<br />

jedoch nicht vollzählig.<br />

Glanzpunkt zur Münchner<br />

und bayerischen Musikgeschichte<br />

Aus Sicht des Archiveigentümers (Freistaat <strong>Bayern</strong>)<br />

gab es überzeugende Bedenken hinsichtlich<br />

Brand- und Bestandsschutz, die eine Verlagerung<br />

notwendig erscheinen ließen. Als einen<br />

„hohen, etwas angestaubten, weil nie renovierten<br />

Raum“ charakterisiert der Autor Klaus P. Richter<br />

in seinem Beitrag Fehlende Wertschätzung. Musikarchiv<br />

in der Theatinerkirche gefährdet in der<br />

Süddeutschen Zeitung vom 4. Januar 2013 das<br />

einstige Archiv, das im ehemaligen Wohnzimmer<br />

eines Paters eingerichtet worden war.<br />

Die besondere kirchenmusikgeschichtliche Stellung<br />

der Münchner Hofkapelle sieht der bisherige<br />

Kurator in ihrem jahrhundertelangen, wenn auch<br />

nicht immer konsequenten Verweigern,<br />

sich den jeweils aktuellen, populären<br />

Zeitstilen anzupassen. Eine Haltung,<br />

die nach der Säkularisation und<br />

der damit einhergehenden Restauration<br />

der Kirchenmusik im 19. Jahrhundert<br />

aus Kirchensicht folgerichtig<br />

erscheint. „Die Münchner Hofkapelle“,<br />

so Gmeinwieser, „war auf Grund ihrer<br />

einzigartigen Stellung nicht in die Tiefe<br />

teils banaler Musikausübung an den<br />

Hofkirchen, die dem Zeitgeist durchaus<br />

frönten, abgesunken. Sie hat gerade<br />

hinsichtlich der Erneuerung der<br />

Kirchenmusik eine besondere Aufgabe<br />

übernommen.“ Die in dieser Sammlung<br />

dokumentierten engen Verbindungen<br />

mit Rom reichen dabei zurück<br />

bis in die Zeit des Tridentinischen Konzils<br />

(1545–1563), als es auf Anforderung<br />

der Kardinäle zu einem Musikalienaustausch<br />

zwischen Rom – Werke von Giovanni<br />

da Palestrina – und München – u. a. Werke von<br />

Orlando di Lasso – kam.<br />

Mit der Übernahme des Musikalienarchivs der<br />

Theatinerkirche St. Kajetan erhält die Bayerische<br />

Staatsbibliothek somit einen weiteren Glanzpunkt<br />

in ihrer reichen Dokumentation zur Münchner und<br />

bayerischen Musikgeschichte.<br />

Der Autor<br />

Dr. Reiner Nägele<br />

ist Leiter der<br />

Musikabteilung der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek.<br />

Die Handschriften<br />

aus der Theatinerkirche:<br />

Konservatorisch<br />

gesichert im<br />

Magazin der BSB<br />

295<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

296<br />

Zwei der vier<br />

Einführungstafeln<br />

auf dem Weg zur<br />

Ausstellung mit<br />

dem auch auf dem<br />

Ausstellungsplakat<br />

dargestellten Bild<br />

der Arche Noah<br />

Die Schatzkammer-Ausstellung wurde<br />

auf Anregung von Prof. Dr. Christoph<br />

Levin (Ludwig-Maximilians-universität<br />

München) anlässlich des 21. Kongresses<br />

der International Oganization<br />

for the Study of the Old Testament<br />

(IOSOT) konzipiert. Er führte fast 600<br />

Spezialisten aus der ganzen Welt in<br />

der ersten Augustwoche nach München.<br />

Gezeigt werden sollte, was für<br />

ihre Disziplin einschlägig und anregend<br />

zugleich ist: es waren dann 31 Bücher,<br />

neben den im Titel der Ausstellung genannten<br />

weltberühmten Handschriften<br />

auch die neu entdeckten Homilien des<br />

Origenes zu den Psalmen, insgesamt 20 Hebraica<br />

und wichtige illuminierte Handschriften. Denselben<br />

Wunsch trug Professor Levin auch an die Alte Pinakothek<br />

heran. So schlug er eine fachliche Brücke<br />

zwischen zwei Institutionen, deren Verbindung<br />

auf Leitungs- und kollegialer Ebene gut etabliert<br />

ist. Als sich abzeichnete, dass die Schatzkammer-<br />

Ausstellung weit über das Fachpublikum hinaus<br />

interessant und attraktiv wirken könnte, reichten<br />

wenige spontane Gespräche, um die in beiden<br />

Häusern konzipierten Ausstellungen näher aneinanderzuführen.<br />

Dies könnte durchaus ein Modell<br />

für zukünftige, thematisch aufeinander abgestimmte,<br />

operativ und präsentierend noch enger<br />

verbindbare Ausstellungen sein.<br />

München und das<br />

Alte Testament – ein Rückblick<br />

Mit der Ausstellung „Das Alte Testament und sein<br />

umfeld – vom Babylonischen Talmud zu Lassos<br />

Bußpsalmen“ vom 18. Juli bis 30. August 2013 setzte<br />

die Bayerische Staatsbibliothek einmal mehr - aber<br />

zugleich anders - ihre erfolgreiche Kooperation mit<br />

der Welt der Museen fort. Natürlich kam ihr dabei<br />

der Erfolg der Ausstellung „Pracht auf Pergament“ in<br />

der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zugute.<br />

Von Claudia Fabian<br />

Eindrucksvolle Manifestation des Zusammenwirkens<br />

war die gemeinsame Ausstellungseröffnung<br />

am 17. Juli in der Alten Pinakothek. Hier begrüßten<br />

sowohl der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen,<br />

Prof. Dr. Klaus Schrenk, wie<br />

auch der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek,<br />

Dr. Rolf Griebel. In den Beiträgen von Prof.<br />

Levin und der Kuratorin der Alten Pinakothek, Dr.<br />

Elisabeth Hipp, wurden beide Ausstellungen gewürdigt.<br />

Faszinierend war die Zusammenstellung<br />

des großen Publikums an diesem heißen Sommerabend.<br />

Beide Institutionen sahen neue begeisterte<br />

Zuhörer und Interessierte: ein wunderbarer Beweis<br />

für die Aufgeschlossenheit, ja Neugierde für diese<br />

Kooperation und Synergie.<br />

Vorausgegangen war am Vormittag<br />

eine gut besuchte gemeinsame Pressekonferenz<br />

in der Alten Pinakothek,<br />

in der nach der Begrüßung durch den<br />

Hausherrn, Prof. Schrenk, sowohl die<br />

Verantwortlichen der Alten Pinakothek<br />

wie auch der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

ausführlich ihre Ausstellungen vorstellten<br />

und in Presseinterviews Rede<br />

und Antwort standen. Eine zusätzliche<br />

Vorort-Besichtigung wurde zwei Stunden<br />

später auch in der Schatzkammer<br />

der Bibliothek angeboten.<br />

Am 4. August begann der Kongress<br />

selbst mit einem offi ziellen Empfang im<br />

Fürstensaal der Bibliothek. Rund 200<br />

Teilnehmer ließen es sich nicht nehmen,<br />

an dem sonnigen Sonntagvormittag<br />

nach Begrüßung und Einführung die in<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Historische Schätze<br />

der Ausstellung präsentierten Schätze ausführlich<br />

zu bewundern.<br />

Die Bayerische Staatsbibliothek hat von der Kooperation<br />

mit der Staatsgemäldesammlung ebenso<br />

profitiert wie von dem Kongress. Die Ausstellung<br />

in der Schatzkammer wurde von der Presse und<br />

dem Publikum der „Museumsbesucher“ und den<br />

an dem Thema besonders interessierten Kreisen<br />

besser wahrgenommen: es kamen mehr als 3300<br />

gezählte Besucher, über hundert am Tag, ein Rekord<br />

für die Schatzkammer. Auf die Ausstellung in<br />

der Alten Pinakothek „Das Alte Testament – Geschichten<br />

und Gestalten“ wurde im Katalog, im<br />

BSB-Flyer, auf den Schautafeln und durch Auslage<br />

der Flyer der Alten Pinakothek hingewiesen. Leider<br />

war die zeitliche Parallelität – für eine derartige Kooperation<br />

wichtig – nur noch für den gemeinsamen<br />

Start möglich, der Ausstellungsplan der Staatsbib-<br />

Dass mit dieser Kooperation ein guter, erfolgreicher<br />

und zukunftsweisender Weg beschritten<br />

wurde, zeigte der Enthusiasmus aller Beteiligter,<br />

von den Generaldirektoren bis zu den Kuratoren<br />

der Alten Pinakothek. Besonders bewegend war<br />

ihre spontane Begeisterung über die Bücher in<br />

der Schatzkammer. Der von dem Präsentierten<br />

faszinierte israelische Generalkonsul, Dr. Dan<br />

Shaham Ben-Hayun, der noch am letzten Tag<br />

auf Einladung der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

die Ausstellung besuchte, schrieb sich – als erste<br />

Münchner Eintragung in seinem neu angetretenen<br />

Amt – im Gästebuch der Schatzkammer-<br />

Ausstellung ein.<br />

Selten hat die Bibliothek auf eine Ausstellung<br />

hin einen so enthusiastischen Brief „höchster Anerkennung<br />

und tiefen Dankes für alle Beteiligten“<br />

bekommen, der hier zum Abschluss in Auszügen<br />

zitiert sei:<br />

Die Autorin<br />

Dr. Claudia Fabian<br />

ist Leiterin der Abteilung<br />

Handschriften<br />

und Alte Drucke<br />

der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek.<br />

Fotos: BSB<br />

liothek erlaubte keine Verlängerung bis zum Ende<br />

der Ausstellung der Alten Pinakothek. Dort wurde<br />

die Verbindung auch durch sechs Leihgaben der<br />

Bibliothek unterstrichen, die in diesem Konnex eine<br />

besondere Wirkung entfalteten.<br />

Für ein gemeinsames Plakat oder einen gemeinsamen<br />

Katalog – beides machbar und wünschenswert<br />

– waren die Planungen in beiden<br />

Häusern schon zu weit fortgeschritten. Beide Ausstellungen<br />

verband auf den ganz unterschiedlich<br />

ausgefallenen Plakaten das Bild der Arche Noah.<br />

Es erlaubt auch, an die Auswahl der Schätze zu<br />

denken, die Bibliothek und Pinakothek über die<br />

Jahrhunderte durch alle Unbilden schützend erhalten,<br />

um sie in Zeiten von Aussöhnung, Versöhnung<br />

und Frieden zu öffnen und zu zeigen, in ihrer<br />

bunten Vielfalt, und wie der Blick auf das je Einzelne<br />

und das Gemeinsame Erkenntnis fördert, aber<br />

auch Freude bereitet und im großen Regenbogen<br />

Zukunft stiftet und verheißt.<br />

„München mit seinen Institutionen und ihren<br />

Schätzen brachte eigentlich das Zentrum des<br />

Kongresses so recht zum Leuchten. Ich kann<br />

mich an keinen Kongress erinnern - und ich nehme<br />

immerhin seit Rom 1968 (mit der Audienz<br />

bei Papst Paul VI.) regelmäßig teil -, an dem ein<br />

Austragungsort in dieser ex- wie intensiven Weise<br />

zum Gelingen beigetragen hat. Man kann es<br />

ohne Übertreibung sagen, dass München während<br />

dieser ersten Augustwoche 2013 und sogar<br />

vor- wie nachher sichtbar, erlebbar, spürbar im<br />

Zeichen der Bibel, des Alten Testaments, stand.<br />

… Da gebührt die Palme m. E. der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek und der Alten Pinakothek, die<br />

uns sozusagen als Zwillingsinstitutionen einen<br />

Empfang bereiteten, wie er einfach ungewöhnlich<br />

genannt werden muss. Die Art, wie Sie und die<br />

Kollegenschaft hüben wie drüben gemeinsam mit<br />

der Kongressleitung die Ausstellungen und ihre<br />

Präsentationen vorbereitet und realisiert haben,<br />

bewegt mich im Rückblick fast noch mehr als damals<br />

im Moment des Erlebens, in dem man von<br />

dem Dargebotenen vielleicht einfach überwältigt<br />

war. Das hängt auch damit zusammen, dass<br />

nicht bloß die Ausstellungen … an Vielfalt und<br />

Gehalt überwältigend waren, sondern dass beide<br />

auch durch den je zugehörigen Katalog erschlossen<br />

wurden, die jeder wissenschaftlichen Anforderung<br />

standhalten und das Nach- und Weiterarbeiten<br />

hervorragend unterstützen. … Neben mir<br />

auf dem Schreibtisch liegen seither griffbereit die<br />

beiden Publikationen, die die Ausstellungen dokumentieren,<br />

einführen und nacherleben lassen.<br />

... Ich muss mich zusammennehmen, um nicht<br />

in uferloses Schwärmen zu geraten. ...“<br />

(Prof. Dr. Thomas Willi, Hamburg)<br />

Blick in die Schatzkammer:<br />

Festtagsgebetbuch,<br />

Machsor,<br />

Cod.hebr. 3(1<br />

Katalog zur Ausstellung:<br />

Das Alte Testament<br />

und sein <strong>Um</strong>feld,<br />

Luzern: Quaternio<br />

Verlag, 2013, 127 S.<br />

297<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Öffentlichkeitsarbeit<br />

298<br />

Skandinavisches<br />

Wohnzimmer in<br />

der Stadtbibliothek<br />

Am Gasteig<br />

Seit 2012 gibt es ein neues, jährlich<br />

stattfi ndendes Kulturereignis in München:<br />

Die Münchner Stadtbibliothek<br />

organisiert gemeinsam mit der Münchner<br />

Volkshochschule ein vierwöchiges<br />

Kunstsparten übergreifendes Festival,<br />

zu dem sie je nach Thema Institutionen,<br />

internationale Kulturinstitute<br />

oder Vereine als Kooperationspartner<br />

einlädt. Das erste Festival „Stimmen<br />

der Roma“, kuratiert mit dem Tschechischen<br />

Zentrum München, stellte<br />

das aktuelle Kunstschaffen und die<br />

politische Situation von Sinti und Roma<br />

in Europa in den Vordergrund. „Nordic<br />

Talking“ richtete vom 23. April bis 16.<br />

Mai 2013 den Blick in Europas reichen<br />

Norden.<br />

Isländischer Kultautor und norwegische<br />

Improvisationskunst<br />

In Skandinavien, so weiß es das Klischee,<br />

ist doch irgendwie alles anders<br />

als in Deutschland: die Bildung<br />

ist besser, die Natur ursprünglicher,<br />

die Krimis sind schärfer, die Menschen sind gleicher<br />

und die Frauenrechte selbstverständlicher.<br />

Aber ist das wirklich so? Dänemark, Finnland, Island,<br />

Norwegen, Schweden – das sind fünf unterschiedliche<br />

Länder und Kulturen, vereint im Traum<br />

einer offenen und freien Gesellschaft – offenbar ein<br />

Nordic Talking – Literatur,<br />

Film, Kunst und Debatten aus<br />

Europas Norden<br />

Die Münchner Stadtbibliothek und die Münchner<br />

Volkshochschule veranstalteten ein vierwöchiges<br />

spartenübergreifendes Kulturfestival.<br />

Von Anke Buettner<br />

Boden, auf dem schöpferischer Eigensinn und<br />

kulturelle Vielfalt blühen und uns mit einem nicht<br />

abreißenden Strom von Geschichten und Figuren,<br />

von lakonischen Filmen, von kühner Architektur<br />

und phantastischer Musik versorgen.<br />

Einblick in die gegenwärtige Kulturszene und<br />

die gesellschaftliche Entwicklung<br />

in ihren Ländern gaben bei „Nordic<br />

Talking“ bekannte Autoren wie etwa<br />

der isländische Kultautor und Bildende<br />

Künstler Hallgrímur Helgason<br />

(s. Bild), der vielfach ausgezeichnete<br />

schwedische Schriftsteller griechisch-österreichischer<br />

Herkunft<br />

Aris Fioretos, der norwegische Lyriker,<br />

Improvisationskünstler und<br />

Übersetzer Arild Vange, die herausragenden<br />

Erzähler Kjell Westö und<br />

Lars Saabye Christensen oder noch<br />

zu entdeckende Talente wie Guðrún<br />

Eva Mínervudóttir, Alen Mešković<br />

und Tuomas Kyrö.<br />

FOTOS: MÜNCHNER STADTBIBLIOTHEK; EVA JÜNGER<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Öffentlichkeitsarbeit<br />

Kulturarchitektur, Gleichberechtigung<br />

und Fremdenfeindlichkeit<br />

Das Debattenprogramm zur skandinavischen<br />

Kulturarchitektur und den dortigen Modellen der<br />

Kunstförderung, die englischsprachige, von Gunnar<br />

Hermann u. a. mit Ali Esbati hervorragend<br />

moderierte Diskussion über Rechtspopulismus in<br />

Skandinavien sowie die Europaforum-Veranstaltung<br />

zur Gleichstellungsdebatte u. a. mit Anna-<br />

Lena Johansson, der Leiterin der Wirtschaftsförderung<br />

der Region Göteborg, präsentierten eine<br />

Spannweite an Informationen und Stimmen, die so<br />

geballt selten zu vernehmen sind. Spannend war<br />

in diesem Zusammenhang auch die Filmreihe „Fokus:<br />

Isländischer Film“ und der „Nordic Talking“-<br />

Schwerpunkt auf dem Internationalen DOK.fest<br />

München. Besonders die DOK-Filme setzten sich,<br />

ergänzt durch Matthias Hannemanns Vortrag “Der<br />

neue Norden“, intensiv mit der radikalen Ausbeutung<br />

der Ressourcen in der Arktis auseinander<br />

und dekonstruierten das Klischee der „ursprünglichen<br />

Natur“.<br />

und in der Stadtbibliothek Am Gasteig ein skandinavisches<br />

Wohnzimmer (s. Bild) als Kulisse für<br />

eine vielfältige Präsentation aktueller Medien zu<br />

nutzen. Neben modernen literarischen Klassikern<br />

fanden sich Lyrikbände, neue Romane, Sachliteratur,<br />

Comics sowie eine aktuelle Auswahl an Musik,<br />

Kinofilmen und Fernsehserien in Übersetzungen<br />

und Originalsprachen in den Regalen. Erwartungsgemäß<br />

erfreute sich das „Wohnzimmer“ großen<br />

Zuspruchs. Vom ersten Tag an gab es viel Laufpublikum,<br />

das quasi „in das Festival stolperte“ und<br />

sich so eher zufällig mit Themen befasste, über die<br />

es noch nie bewusst nachgedacht hatte.<br />

Skandinavisches Wohnzimmer<br />

Nichts wird in Deutschland mehr mit Skandinavien<br />

verbunden als Krimis und IKEA. Nachdem Krimis<br />

keinen Platz im Programm bekamen, war die Idee<br />

umso verlockender, das Klischee zu überzeichnen<br />

In der Tat sind Medienpräsentationen in Stadtteilbibliotheken,<br />

Auswahlverzeichnisse und kostenlose<br />

Sprach-Schnupperkurse in der<br />

Stadtbibliothek Am Gasteig bewusst<br />

gewählte Methoden, um einen einfachen<br />

Zugang zum Festival herzustellen<br />

und möglichst viele Bibliothekskundinnen<br />

und -kunden einzubeziehen.<br />

Festivalbeziehungen<br />

Aktuelle Medien im<br />

„Wohnzimmer“<br />

Das Literaturprogramm, die Ausstellungen,<br />

Künstlergespräche, Konzerte,<br />

Diskussionen und Filmvorführungen<br />

im Gasteig oder in den Häusern der<br />

Kooperationspartner bilden im Festivalkonzept<br />

den inhaltlichen Überbau<br />

und dienen der intensiven Auseinandersetzung<br />

mit zeitkritischen Themen,<br />

299<br />

Festivaleröffnung mit dem DJ-Set<br />

Nørdic by Nature in der Stadtbibliothek<br />

Am Gasteig<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Öffentlichkeitsarbeit<br />

300<br />

Hallgrímur<br />

Helgason eröffnete<br />

das Festival mit<br />

einer Performance.<br />

aktuellem Kunstschaffen aus anderen<br />

Regionen Europas und zu aktuellen<br />

gesellschaftlichen Fragestellungen.<br />

Durch die lange Festivaldauer, durch<br />

Partnerschaften, die über den Festivalzeitraum<br />

hinaus gepfl egt werden,<br />

durch die stadtweiten Veranstaltungen<br />

und die Programmangebote für unterschiedlichste<br />

Zielgruppen wird eine<br />

nachhaltige Auseinandersetzung mit<br />

dem jeweiligen Festivalschwerpunkt in<br />

der Stadt erreicht.<br />

Wie gut das funktioniert, zeigte die<br />

Zusammenarbeit mit den Künstlern<br />

und Festivalpartnern bei „Stimmen<br />

der Roma“ und „Nordic Talking“. Aufgrund<br />

einer gemeinsamen Konzeption<br />

von Stadtrundgängen und Zeitzeugengesprächen<br />

hat sich zum einen<br />

die Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum<br />

München weiter<br />

verstärkt, zum anderen haben sich Beziehungen<br />

zur KZ-Gedenkstätte Dachau, dem Max Mannheimer<br />

Institut und der Madhouse gemeinnützige<br />

GmbH so entwickelt, dass in lockerer Folge neue<br />

Projekte für junge Erwachsene angestoßen werden.<br />

Darüber hinaus sind enge Kontakte zu einzelnen<br />

Künstlern entstanden, die in Zukunft ausgebaut<br />

werden. Beim Festival 2014 wird etwa der<br />

Fotograf Nino Nihad Pušija wieder eine tragende<br />

Rolle im Bereich der Bildenden Kunst spielen.<br />

Besonders erfreulich entwickelt sich zudem auch<br />

das Verhältnis zu anderen Literaturinstitutionen in<br />

der Stadt, das durch die Kooperation eine neue<br />

Qualität gewonnen hat.<br />

Sprachvielfalt und neue Perspektiven<br />

Abgesehen von den fi nanziellen Vorteilen, die<br />

Kooperationen mit Stiftungen, Botschaften, internationalen<br />

Kulturinstituten sowie lokalen und<br />

überregionalen Institutionen und Vereinen meist<br />

bieten, bringen diese Akteure andere Blickwinkel<br />

und Herangehensweisen in die Programmplanung<br />

ein. Die Festivalstruktur ist deshalb bewusst offen<br />

angelegt, so dass Partner eigene Schwerpunkte<br />

setzen können. Durch die heterogene Auswahl der<br />

Programmpartner – das Spektrum reicht bei „Nordic<br />

Talking“ vom Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt<br />

bis hin zu Henning Larsen Architects – wird<br />

ein Publikum angesprochen, das das Angebot der<br />

Münchner Stadtbibliothek bislang unter anderen<br />

Aspekten wahrgenommen hat und plötzlich einen<br />

neuen Zugang zur Institution fi nden kann.<br />

Die Internationalität und damit einhergehend<br />

die Sprachvielfalt des Festivals werden von Veranstaltern<br />

wie Publikum als sehr bereichernd<br />

empfunden. Auf der Bühne sprechen die Festivalgäste<br />

in der Regel ihre Sprachen, die dann<br />

konsekutiv ins Deutsche übersetzt werden. Einige<br />

Veranstaltungen fi nden je nach Publikumskonsens<br />

komplett auf Englisch statt. Wie viele Native<br />

Speaker und Studierende im Zuschauerraum sitzen,<br />

fi el auf diese Weise bei „Stimmen der Roma“<br />

und bei „Nordic Talking“ ins Auge.<br />

Die Sprach-Schnupperkurse, die das Institut<br />

für Nordische Philologie und das Institut für Finnougristik<br />

bei „Nordic Talking“ in der Stadtbibliothek<br />

Am Gasteig anboten, waren sehr viel niederschwelliger<br />

ausgerichtet als die mehrsprachigen<br />

Veranstaltungen und boten einen witzigen, lockeren<br />

Einstieg. Die Münchner Volkshochschule<br />

wird das Angebot deshalb verstetigen und ihre<br />

Sprachdozentinnen und -dozenten für die folgenden<br />

Festivals engagieren.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Öffentlichkeitsarbeit<br />

Nordic Nachrichten<br />

Kein Festival ohne Katalog, Blog, Facebook und<br />

Twitter. Das Festivalkonzept legt ein starkes Gewicht<br />

auf aktuelle Debatten und den Austausch<br />

von Meinungen. Ein zentrales Anliegen ist deshalb,<br />

bestimmte Positionen in den Publikationen<br />

als Diskussiongrundlage hervorzuheben und<br />

durch Interviews mit Gästen oder mit Expertinnen<br />

und Experten schon vorab zugänglich zu<br />

machen. Katalog und Blog bieten außerdem die<br />

Möglichkeit, bislang nicht publizierte literarische<br />

Texte oder Essays - teilweise in eigens in Auftrag<br />

gegebenen Übersetzungen - zu verlegen.<br />

Besonders das Blog gibt die Gelegenheit, noch<br />

während des Festivals Meinungen zu ergänzen,<br />

auf aktuelle Veranstaltungen oder anderweitige<br />

Berichterstattungen zum Thema aufmerksam<br />

zu machen sowie das Programm noch einmal<br />

selbst zu kommentieren. Unter der Rubrik „Nordic<br />

Nachrichten“ wurden etwa auf dem „Nordic<br />

Talking“-Blog täglich besonders skurrile deutschsprachige<br />

Presseberichte über Skandinavien gesammelt,<br />

die in der Regel gleich ein ganzes Paket<br />

von Klischees beinhalteten und durchaus von namhaften<br />

Medien veröffentlicht wurden.<br />

Redaktionell konzipiert und betreut wurden die<br />

aufwändigen Print- und Onlinepublikationen von<br />

Katrin Schuster, die bei der Blogredaktion von Studierenden<br />

der Nordistik mit Textbeiträgen unterstützt<br />

wurde. Die Dozentinnen des LMU-Instituts<br />

hatten eigens zum Festival eine wissenschaftliche<br />

Übung zum Thema „Kulturvermittlung“ konzipiert,<br />

aus der eine Reihe von Praktikantinnen und Praktikanten<br />

für das Festival hervorging. Auch das ist<br />

im Übrigen eine Kooperation, die unabhängig vom<br />

Festivalthema zwischen dem Institut für Nordische<br />

Philologie und der Münchner Stadtbibliothek in<br />

Zukunft weitergeführt werden soll.<br />

Die Autorin<br />

Anke Buettner, M.A.<br />

leitet den Bereich<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

& Programm<br />

der Münchner<br />

Stadtbibliothek. Sie<br />

ist Gesamtprojektleiterin<br />

des Festivals<br />

und kuratiert<br />

mit Sabine Hahn<br />

und mit Klaus Blanc<br />

von der Münchner<br />

Volkshochschule<br />

das jährliche Festivalprogramm.<br />

Im Gegensatz zu den Festivalkatalogen,<br />

die nach wie vor über die Münchner<br />

Stadtbibliothek kostenlos bezogen<br />

werden können, wandern die Blogs<br />

erst ab dem nächsten Festival, also<br />

ab 2014, in ein eigenes Archiv. Informationen<br />

zum nächsten Festivalthema<br />

finden sich voraussichtlich ab Oktober<br />

2013 unter www.muenchner-stadtbi<br />

bliothek.de oder auf Facebook unter<br />

„Münchner Stadtbibliothek“.<br />

Nordic Talking-Partner<br />

Gasteig München GmbH, Glockenbachwerkstatt, Henning<br />

Larsen Architects, Internationales DOK.fest München,<br />

Jazzclub Unterfahrt, litteraturverlag Roland Hoffmann, Institut<br />

für Nordische Philologie der LMU München, Institut<br />

für Finnougristik/Uralistik der LMU München, Stiftung Lyrik<br />

Kabinett<br />

Nordic Talking-Unterstützer<br />

Norla – Norwegian Literature Abroad, Icelandic Film<br />

Center, Icelandic Literature Center, Königlich Dänisches<br />

Konsulat München, Kulturreferat der LH München, Petra<br />

Kelly Stiftung, Statens Kunstråd, Villa Waldberta, Internationales<br />

Künstlerhaus der Landeshauptstadt München<br />

301<br />

Viel Zuspruch auch für<br />

Sprach-Schnupperkurse<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheksporträt<br />

umzug gesprochen. Vor zwei Jahren<br />

nun wurde es endlich ernst – ein neues<br />

Rathaus wurde geplant. Bibliothek und<br />

Volkshochschule sollten dabei das<br />

Verwaltungsgebäude beleben.<br />

Blick in den Raum<br />

Schon im Vorfeld des umzugs, zum<br />

1. Januar 2012, hat Carola Kahlich die<br />

Leitung der Bibliothek übernommen.<br />

Zusammen mit ihrem Team und der<br />

unterstützung einer Praktikantin der<br />

Landesfachstelle für das öffentliche<br />

Bibliothekswesen wurden der Bestand<br />

ausgesondert, Neuheiten eingekauft<br />

und auf Klartext-Systematik<br />

umgestellt.<br />

302<br />

Regalwürfel<br />

Was lange währt, wird endlich gut – dieses Zitat<br />

trifft oft auf Reorganisationsmaßnahmen oder<br />

Neubauten von Bibliotheken zu. Selten jedoch<br />

passt es so wie auf die Stadt Kolbermoor und ihre<br />

Bibliothekshistorie. Jahrelang wurde immer wieder<br />

über die umgestaltung und einen möglichen<br />

Stadtbücherei Kolbermoor –<br />

eine Bibliothek im „Glashaus“<br />

Der Bibliotheksneubau setzt architektonische<br />

Maßstäbe und bringt Leben in das Rathausareal der<br />

Stadt im bayerischen Alpenvorland.<br />

Von ute Palmer-Horn<br />

Ende 2012 zog das Büchereiteam<br />

vom Kellerraum nach nebenan in ein<br />

lichtdurchfl utetes Gebäude. Das Bibliotheksteam<br />

hatte die seltene und<br />

auch genussvolle Aufgabe, fast ausschließlich<br />

neue Medien in die Regale<br />

einzustellen und dort ansprechend<br />

zu präsentieren. Anfang Januar 2013<br />

konnten sich dann die Bürger Kolbermoors<br />

von ihrer neuen, zeitgemäßen<br />

und familienfreundlichen Bibliothek<br />

überzeugen.<br />

Die 400 m² große Bibliothek ist fast<br />

rundum vom Boden bis zur Decke verglast<br />

und als Solitär an das mehrstöckige<br />

Rathaus angebaut. Der Glaswürfel<br />

grenzt mit dem rückwärtigen Teil direkt an einen<br />

breiten Grünstreifen, der momentan noch von einem<br />

Parkplatz unterbrochen wird. Die Nutzer der<br />

Bibliothek fühlen sich so inmitten der Natur und<br />

erleben je nach Jahreszeit unterschiedliche Lichtstimmungen<br />

im Inneren der Bibliothek.<br />

Die Architektin ist auf das Zusammenspiel<br />

mit der Natur eingegangen<br />

und hat sich bei der Inneneinrichtung<br />

an Klarheit und neutrale Farbgebung<br />

gehalten, um „die Außenwelt nach innen“<br />

kommen zu lassen. Die Regale<br />

sind weiß, der Teppichboden grau, Lesecafé<br />

und Sitzmöbel setzen kräftige<br />

grüne, orangene und rote Akzente.<br />

FOTOS: LANDESFACHSTELLE<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Bibliotheksporträt<br />

Der Eingangsbereich wird durch die Theke bestimmt,<br />

hinter der Theke ist eines der Büros angegliedert.<br />

Eine sanfte Rampe passt sich der Neigung<br />

des Bodens an. Sie führt in den Roman- und<br />

Jugendbereich. Innen an der Balustrade finden die<br />

Gesellschaftsspiele und DVDs ihren Platz. Rechts<br />

des Eingangs befindet sich das Herzstück der Bibliothek,<br />

der Kinderbereich. Zum ersten Mal in der<br />

Geschichte Kolbermoors kommen die Kinder in<br />

den Genuss einer gemütlichen Lese-, Schmökerund<br />

Kuschelecke. Kuscheltiere und ein Bilderbuchzug<br />

ergänzen zur Freude der Kleinsten das<br />

Bibliotheksangebot. Halbhohe Regale fungieren<br />

als Raumteiler zum Durchgangsbereich.<br />

Schräg gegenüber vom Kinderbereich, am Ende<br />

des Raumes, befinden sich die Sachbücher. Zeitschriftenregale<br />

und Lesecafé mit roter Küchenzeile<br />

ergänzen das Bibliotheksprofil. Längerfristig<br />

könnte aus dem Lesecafé eine Terrasse in den<br />

Außenbereich führen, so dass bei schönem oberbayerischem<br />

Wetter Kaffee & Lesen auch draußen<br />

genossen werden können.<br />

Die Bibliothek wird von den Einwohnern sehr gut<br />

angenommen. Seit Eröffnung am 8. Januar 2013<br />

haben sich bis Mitte August bereits 1.300 neue<br />

Leser angemeldet. Im gleichen Zeitraum wurden<br />

ca. 55.000 Ausleihen (gegenüber 22.000 im ganzen<br />

Jahr 2012) getätigt. Die Leser können ihre<br />

Medien selbst verbuchen und zurückgeben - die<br />

Kinderbereich<br />

mit Kuschelecke<br />

Kommune hat sich für das System von Bibliotheca<br />

entschieden. Ihnen stehen außerdem zwei Internetplätze<br />

und ein OPAC zur Verfügung. Jahrelang<br />

war die Bücherei in einem Kellerraum des Rathauses<br />

untergebracht. Lage und Art der Räumlichkeit<br />

sowie minimale Öffnungszeiten ließen die Bücherei<br />

im Stadtgeschehen keine große Rolle spielen. Immer<br />

wieder hat es Bestrebungen gegeben, diese<br />

Situation zu ändern – zum Beispiel die Bibliothek<br />

Stadtbücherei Kolbermoor – Kenndaten<br />

Einwohner 19.118<br />

Landkreis Rosenheim<br />

Zentralität Unterzentrum<br />

Bauherr Stadt Kolbermoor<br />

Bauzeit Juni 2011 – Dezember 2012<br />

Bauplanung Behnisch Architekten München<br />

Baukosten ca. 1,5 Mio. Euro<br />

Unterbringung/<br />

Gebäude<br />

Gebäudegliederung<br />

Neubau, angegliedert an das Rathaus und<br />

die Volkshochschule<br />

einstöckiges Gebäude, ebenerdig,<br />

Gefälle durch Rampe ausgeglichen<br />

Nutzfläche 400 m²<br />

Medienbestand 12.000, Zielbestand: 20.000<br />

Technische<br />

Ausstattung<br />

Einrichtung<br />

Öffnungszeiten<br />

Leitung<br />

Personal<br />

EDV-System: WINBIAP.net, RFID mit je<br />

1 Selbstbuchungsgerät für die Ausleihe<br />

und die Rückgabe (Bibliotheca),<br />

2 öffentliche Internet-PCs<br />

Regalsystem R.1 in RAL weiß 9016 von ekz<br />

Di: 10.00 – 13.00 Uhr<br />

Mi-Fr: 14.00 – 18.30 Uhr<br />

jeden 1. Sa. im Monat 10.00 – 13.00 Uhr<br />

Diplom-Bibliothekarin Carola Kahlich<br />

1,56 Stellen (davon 0,67 Dipl.-Bibl.)<br />

Kontakt Rathausplatz 1<br />

83059 Kolbermoor<br />

Tel. 08031-2968 280<br />

stadtbuecherei@kolbermoor.de<br />

www.stadtbuecherei-kolbermoor.de<br />

in den heute florierenden Komplex der Alten Spinnerei<br />

zu integrieren. Mit Kolbermoor gibt es nun<br />

in kleinem <strong>Um</strong>kreis drei neue Bibliotheken: Die<br />

Stadtbibliothek Rosenheim wurde 1996 neu eröffnet<br />

und 2009 erweitert. Bad Aibling hat – ebenso<br />

im Zusammenhang mit einem neuen Rathaus<br />

– Ende 2012 eine neue Bibliothek bekommen.<br />

Wie es der Zufall wollte, wurden beide Neubauten,<br />

Kolbermoor und Bad Aibling, vom Architekturbüro<br />

Behnisch in München konzipiert.<br />

Kolbermoor besitzt nun mit der Alten Spinnerei<br />

und dem neuen Rathaus mit Bibliothek und Volkshochschule<br />

zwei Ortsschwerpunkte.<br />

Die Autorin<br />

Ute Palmer-Horn<br />

ist Leiterin der<br />

Fachstelle München<br />

der Landesfachstelle<br />

für das<br />

öffentliche Bibliothekswesen.<br />

303<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Kinder- und Jugendbibliotheken<br />

304<br />

Dass Bibliotheken für Kinder und Jugendliche<br />

getrennte Räumlichkeiten anbieten sollten, dass<br />

Bibliotheksräume speziell für Jugendliche ansprechend<br />

und individuell gestaltet sein sollten (also anders<br />

als der Rest der Bibliothek), schließlich dass<br />

Angebote für Freizeit und Schule getrennt sein<br />

sollten – all das hat sich unter Bibliotheksfachleuten<br />

längst herumgesprochen. In Neubauten und in<br />

Bibliotheken mit ausreichenden Platzreserven sind<br />

solche konzeptionellen Ideen relativ einfach umzusetzen,<br />

doch was tut man in einer bestehenden<br />

Bücherei in einem denkmalgeschützten Gebäude<br />

mit beengtem und begrenztem Raumangebot?<br />

Bei knapp 280.000 Besuchern und über<br />

600.000 Primärentleihungen (Daten 2012) auf<br />

1.316 m² bleibt in der Zentralbücherei am Haidplatz<br />

in Regensburg wenig Spielraum. Trotzdem<br />

entschloss man sich im Sommer 2012, eine eigene<br />

Jugendabteilung einzurichten, und ein kreatives<br />

und hochmotiviertes Team machte sich an die<br />

Arbeit. Die erste Fragestellung war ganz eindeutig:<br />

Wo und wie kann man Platz schaffen?<br />

Klein (aber fein)<br />

und sehr<br />

individuell<br />

Neuer Jugendbereich der Stadtbücherei Regensburg<br />

Von Elisabeth Mair-Gummermann und Sarah Weber<br />

Nach reifl ichen Überlegungen wurde im 2. Obergeschoss,<br />

weit weg von der Kinderabteilung, eine<br />

Fläche von ca. 60 m² freigeräumt. um Platz für die<br />

bisher dort untergebrachten Medien zu schaffen,<br />

wurden in verschiedenen Bereichen der gesamten<br />

Bücherei einzelne Regale neu und zum Teil komprimierter<br />

aufgestellt, große Bestandsbereiche<br />

wurden gerückt und der Präsenzbestand wurde<br />

drastisch verkleinert. Außerdem wurde ein Büro<br />

zum Bibliotheksraum umfunktioniert. Ein Roll-up<br />

mit Baustellenschild und dem Hinweis „Hier bauen<br />

wir eure neue Jugendbücherei“ erklärte die Veränderungen<br />

und weckte die Neugierde der Besucher.<br />

Parallel dazu verlief die inhaltliche Diskussion<br />

und Konzeption: Welche Bücher und Medien passen<br />

in den Jugendbereich, welche nicht? Wie soll<br />

aufgestellt werden? Welche Möblierung ist sinnvoll<br />

und vor allem auch den vorgegebenen Räumlichkeiten<br />

angemessen? Welche Ausstattung und<br />

welches Motto sprechen die Zielgruppe an? Welche<br />

zusätzlichen z. B. multimedialen Angebote<br />

sind realisierbar?<br />

Das Buch- und Medienangebot, aber auch die<br />

Möblierung sind ganz klar auf Freizeit ausgerichtet.<br />

Die neue Jugendbücherei beherbergt das<br />

komplette Medienangebot, das Jugendliche in der<br />

Freizeit nutzen: natürlich (Jugend-)Romane, aufgestellt<br />

nach Interessenkreisen, die speziell<br />

für Jugendliteratur entwickelt wurden<br />

wie Fantasy, Romantasy, Sci-Fi, Horror,<br />

„Leben eben“, Liebe, Brennpunkt,<br />

Geschichte usw.; dazu Mangas und<br />

Animes, Zeitschriften, Hörbücher<br />

und aktuelle Popmusik-CDs,<br />

Spielfi lme und Serien auf DVD<br />

sowie Konsolenspiele für Playstation,<br />

DS und Wii.<br />

Die Möblierung sollte möglichst<br />

fl exibel sein, ansprechendes<br />

Ambiente und hohe Funktionalität<br />

verbinden und schließlich<br />

nicht komplett „von der Stange“<br />

sein. Als Konsequenz sind alle<br />

Regale fahrbar, um bei Veranstaltungen<br />

oder Gruppenbesuchen<br />

möglichst fl exibel agieren<br />

zu können, und mit veränderbaren<br />

Schrägböden zur Präsentation ausgestattet.<br />

Ein breites Sofa mit hohen<br />

Seitenlehnen lädt zum Chillen und sich<br />

Zurückziehen ein, zum unterhalten mit<br />

Freunden oder auch zum entspannten<br />

Lesen. Auf einem Spiele-PC kann man<br />

Klassiker aufl eben lassen und Novitäten<br />

ausprobieren, z. B. die preisgekrönten<br />

TOMMI-Spiele. Highlight und<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Kinder- und Jugendbibliotheken<br />

Blick in den Jugendbereich<br />

mit Hör-Bar und Sitzwürfel<br />

Leuchtwürfel, die gleichzeitig als Sitzhocker<br />

dienen. Sie strahlen in verschiedenen<br />

Farben und sind mit den<br />

Silhouetten von Metropolen beklebt:<br />

London, Paris, New York, Sydney –<br />

und Regensburg.<br />

Fotos: Stadt Regensburg<br />

Oberbürgermeister Hans Schaidinger (Mitte) eröffnet mit<br />

Elisabeth Mair-Gummermann (vorne rechts) die neue<br />

Jugendbücherei, links: Dr. Hermann Hage, Leiter Amt für<br />

Weiterbildung der Stadt Regensburg<br />

zentrales Einrichtungsstück des gesamten Bereichs<br />

ist die Hör-Bar: An einer hohen Bar-Theke,<br />

maßangefertigt aus schwarz lackiertem Holz mit<br />

Elementen aus Riffelblech, kann man auf Barhockern<br />

sitzen und an drei CD-Playern Musik oder<br />

Hörspiele anhören. Im Korpus der Theke sind rot<br />

ausgekleidete Schübe untergebracht, in denen die<br />

AV-Medien untergebracht sind.<br />

Zum Charme der neuen Jugendbücherei trägt<br />

auch die Dekoration unter dem Motto „Weltmetropolen“<br />

bei. Neben Deko-Elementen und Foto-Bildern<br />

zeigen mehrere Uhren verschiedene<br />

Zeitzonen an. Einen besonderen Akzent setzen<br />

Ebenfalls im 2. Obergeschoss, in der<br />

Nähe der neuen Jugendbücherei, aber<br />

doch räumlich klar separiert, befindet<br />

sich der Bereich „Lernen und Schule“.<br />

Hier sind Lern- und Schulmaterialien<br />

nach Fächern zusammengestellt und<br />

Arbeitsplätze stehen zur Verfügung.<br />

Lernen und Freizeit – beides lässt sich<br />

also ohne große <strong>Um</strong>wege miteinander<br />

verbinden.<br />

Eröffnet wurde die neue Jugendbücherei<br />

am 15. Mai 2013 durch den Regensburger<br />

Oberbürgermeister Hans<br />

Schaidinger. <strong>Um</strong> das neue Angebot<br />

möglichst schnell bekanntzumachen,<br />

wurden in Schulen, Geschäften und<br />

natürlich in der Bücherei Info-Postkarten<br />

ausgelegt und verteilt. Außerdem<br />

fanden in den folgenden Wochen<br />

verschiedene Veranstaltungen speziell<br />

für Jugendliche statt. Neben einem Kicker-Turnier<br />

mit Starbesuch vom SSV<br />

Jahn gab es einen Kreativnachmittag<br />

zum Anfertigen von Filzbuchhüllen, einen<br />

Konsolenspiele-Nachmittag und<br />

einen Manga-Zeichnen-Workshop.<br />

An der <strong>Um</strong>frage nach dem Namen<br />

haben sich über 150 Jugendliche beteiligt<br />

(auf Papier und auf Facebook), fast<br />

die Hälfte stimmte für den Namen „Area<br />

5.2“ - in Anlehnung an die berühmte<br />

„Area 51“ in Kombination mit der Systematikgruppe<br />

5.2. Sehr erfreulich sind bisher die Rückmeldungen:<br />

Das Sofa ist immer besetzt, die Hör-Bar wird rege<br />

von Jugendlichen genutzt, auch erwachsene Kunden<br />

äußern sich sehr positiv. Die Grundidee, dass<br />

sich die Jugendlichen in Ihren Bereich zurückziehen<br />

und ungestört sein können, scheint den Nerv getroffen<br />

zu haben. Auch die Kolleginnen und Kollegen<br />

im Haus, die nicht direkt an der Planung beteiligt<br />

waren, waren vom Ergebnis überrascht und<br />

identifizieren sich mit „ihrer“ neuen Jugendbücherei.<br />

Fotos findet man auf https://de-de.facebook.<br />

com/www.stadtbuecherei.regensburg.de, wo zwischen<br />

26. März und 22. Mai, dazu am 6. Juni einige<br />

Fotostrecken gepostet wurden, die die <strong>Um</strong>räumund<br />

Aufbauarbeiten zeigen und Eindrücke von den<br />

Veranstaltungen vermitteln.<br />

Die Autorinnen<br />

Elisabeth Mair-<br />

Gummermann ist<br />

Leiterin der Stadtbücherei<br />

Regensburg.<br />

Sarah Weber ist<br />

stellvertretende<br />

Leiterin der Stadtbücherei<br />

Regensburg<br />

und leitet<br />

den Kinder- und<br />

Jugendbereich.<br />

305<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Lese- und Literaturförderung<br />

Gruppenbild der Preisträger<br />

306<br />

Fünf Bibliotheken im Freistaat wurden<br />

für ihre besonderen Leistungen im<br />

Bereich der Leseförderung vom Kultusstaatssekretär<br />

und Vorsitzenden<br />

des Bayerischen Bibliotheksverbands<br />

e. V. (BBV), Bernd Sibler, und dem<br />

neuen Vorstandsvorsitzenden der <strong>Bayern</strong>werk<br />

AG (vormals: E.ON <strong>Bayern</strong>),<br />

Reimund Gotzel, mit dieser Auszeichnung<br />

gewürdigt. Die fünf Preisträger<br />

erhielten jeweils eine urkunde sowie<br />

einen Gutschein im Wert von je 5.000 Euro für die<br />

Neubeschaffung von Büchern und kindgerechten<br />

Medien.<br />

Die Gewinner aus den kommunalen öffentlichen<br />

Bibliotheken sind die Stadtbibliothek Alzenau<br />

(unterfranken), die Stadtbücherei Neustadt<br />

bei Coburg (Oberfranken) und die Stadtbibliothek<br />

Schwandorf (Oberpfalz). Außerdem wurden mit<br />

der Gemeindebücherei Horgau (Schwaben) und<br />

der Stadtbücherei Pfarrkirchen (Niederbayern)<br />

zwei kirchliche öffentliche Büchereien ausgezeichnet.<br />

Kultusstaatssekretär Bernd Sibler bedankte<br />

sich für das Engagement des <strong>Bayern</strong>werks und<br />

betonte, dass die Bedeutuung der Leseförderung<br />

nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Es<br />

sei wichtig, über den schulischen Kontext hinaus<br />

vielfältige Leseanreize zuschaffen und die Freude<br />

am Lesen in der gesamten gesellschaftlichen<br />

Breite fördern. „unsere modernen Bibliotheken mit<br />

ihrem vielfältigen und ansprechenden Angebot an<br />

Büchern, Zeitschriften und digitalen Medien sind<br />

Kinderbibliothekspreis 2013<br />

Im Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater verlieh das<br />

Energieunternehmen <strong>Bayern</strong>werk zum siebten Mal<br />

den Kinderbibliothekspreis.<br />

hierbei bedeutende Leuchttürme in der bunten<br />

bayerischen Bildungslandschaft.“<br />

Laut Reimund Gotzel bilden Büchereien und<br />

Bibliotheken eine wichtige Infrastruktur, die aber<br />

auch mit Leben erfüllt werden müsse. Auch nach<br />

dem Namenswechsel wolle das Energieunternehmen<br />

Verantwortung für gesellschaftlich bedeutende<br />

Themen übernehmen und die Förderprojekte<br />

in Kooperation mit Partnern fortführen. Gerade die<br />

Vergabe des Kinderbibliothekspreises zeige auf,<br />

dass das Engagement für die Leseförderung fortgesetzt<br />

werde.<br />

Im Rahmenprogramm zeigten Schauspieler des<br />

E.T.A.-Hoffmann-Theaters, wie der Freizeitspaß<br />

von Kindern mit übervollem Terminkalender in<br />

Freizeitstress und Überforderung oder sogar<br />

Überförderung durch bildungsbefl issene Eltern<br />

umschlagen kann. Literarischer Höhepunkt war<br />

die Lyrikerin Nora Gomringer, deren Rezitation<br />

mit Kindergedichten von Joachim Ringelnatz eindrucksvoll<br />

über Videoprojektionen visualisiert<br />

wurde. unter dem Motto des<br />

Kinderbibliothekspreises „Bibliotheken<br />

fördern Lesen – wir fördern Bibliotheken“<br />

unterstützt <strong>Bayern</strong>werk AG auch<br />

in diesem Jahr 50 weitere Büchereien<br />

und Bibliotheken mit den sogenannten<br />

Lesezeichen, die mit jeweils 1.000<br />

Euro dotiert sind. Diese Auszeichnung<br />

ist ebenfalls zweckgebunden und dient<br />

dem Kauf neuer Bücher und Medien.<br />

Die Auswahl aller Gewinner erfolgte<br />

in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek/Landesfachstelle<br />

für das öffentliche Bibliothekswesen<br />

und dem Sankt Michaelsbund.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Lese- und Literaturförderung<br />

DIE PREISTRÄGER<br />

(Kommunale öffentliche Bibliotheken)<br />

Zusammenstellung: Landesfachstelle<br />

Alzenau<br />

(Unterfranken, 18.600 Einwohner)<br />

Die Stadtbibliothek (Leitung: Dipl.-Bibl. Manfred<br />

Fuchs) erzielt seit Jahren vordere Plätze im<br />

Bibliotheksindex (BIX). Im 1986 neu erbauten<br />

Gebäude hält sie auf 1.750 m² über 46.250 Medien<br />

bereit und erzielte damit 2012 einen Gesamtumsatz<br />

von 4,33 ( Kinder- und Jugendliteratur<br />

knapp 5).<br />

Neustadt bei Coburg<br />

(Oberfranken, 15.300 Einwohner)<br />

Die Stadtbücherei (Leitung: Dipl.-Bibl. Brigitte<br />

Rößler-Reuß) befindet sich in zentraler Lage im Rathausgebäude.<br />

Kinder- und Jugendbücher nehmen<br />

ein gutes Viertel des Gesamtbestands (24.000 Medien)<br />

ein. Der Anteil der Kinder an den Benutzern<br />

liegt bei 35 Prozent. Autorenlesungen, Vorlese- und<br />

Bastelstunden, Bilderbuchkino und andere Aktionen<br />

sind fester Bestandteil im Angebot der Stadtbücherei,<br />

ebenso wie Führungen für Schulen und<br />

Kindergärten (außerhalb der Öffnungszeiten) sowie<br />

Bücherkoffer zur Ausleihe für Institutionen. Im Jahr<br />

2012 fanden insgesamt 73 Veranstaltungen in der<br />

Bibliothek statt, davon 42 Aktionen für<br />

Kinder und Jugendliche. Darunter waren<br />

13 Bibliotheksführungen für Schulklassen<br />

und Vorschulgruppen, neun<br />

Lesungen englischer Kinderbücher für<br />

Dritt- und Viertklässler durch eine Muttersprachlerin<br />

sowie 27 Vorlese- und<br />

Bastelstunden für 4- bis 8-Jährige.<br />

Hervorzuheben ist die Kooperation mit<br />

dem lokalen Lions Club Coburg Veste:<br />

unter dem Namen „Lesipold“ sucht der<br />

Unterstützungsclub Lesepaten für die<br />

Bibliothek und ist selbst aktiv mit dabei.<br />

Preisverleihung an<br />

die Stadtbibliothek<br />

Schwandorf. Von<br />

links: Ulrike Roidl, 2.<br />

Bürgermeisterin der<br />

Stadt Schwandorf,<br />

Bibliotheksleiter<br />

Alfred Wolfsteiner,<br />

Moderator Thomas<br />

Ohrner<br />

Im letzten Jahr wurden rund 90 Veranstaltungen<br />

organisiert, davon ca. 40 für Kinder und Jugendliche.<br />

Gemeinsam mit dem Landratsamt Aschaffenburg<br />

wird alljährlich in den Herbstferien ein Spielevormittag<br />

für Groß und Klein veranstaltet. 2013<br />

stand eine Woche in den Osterferien ganz im Zeichen<br />

der Märchen der Brüder Grimm mit Basteln,<br />

Märchenquiz, Vorlesestunden, Filmvorführungen<br />

und Bilderbuchkino. Die Angebote für Kindergärten<br />

und Schulen beginnen bei der frühkindlichen<br />

Leseförderung und umfassen Klassensätze, Themen-<br />

und Medienkisten sowie Führungen für jedes<br />

Alter und jeden Schultyp. Die Stadtbibliothek ist<br />

Kooperationspartner des Landratsamts Aschaffenburg<br />

in der Lese- und Familienförderung und<br />

übernimmt z. B. die Ausbildung und Vermittlung<br />

von Lesepatinnen, die in Kindergärten, Krankenhäusern<br />

und Pflegeheimen ehrenamtlich vorlesen.<br />

Schwandorf<br />

(Oberpfalz, 28.200 Einwohner)<br />

Die Stadtbibliothek Schwandorf (Leitung:<br />

Dipl.-Bibl. Alfred Wolfsteiner) ist<br />

seit 1976/77 im Gebäude der früheren Oberrealschule<br />

mit einem Bestand von ca. 70.000 Medieneinheiten<br />

auf 550 m² untergebracht. Mit über<br />

40 Öffnungsstunden pro Woche nimmt sie einen<br />

Spitzenplatz in <strong>Bayern</strong> ein. Auch der Medienetat<br />

ist in den letzten Jahren konsequent angestiegen<br />

und lag zuletzt bei 3,28 Euro pro Einwohner. Fast<br />

ein Viertel des Gesamtbestandes sind Kinderund<br />

Jugendmedien (<strong>Um</strong>satz: 4,5) und auch der<br />

Bestand an AV- Medien wird ständig ausgebaut.<br />

Kindern und Jugendlichen steht ein vielfältiges Angebot<br />

an aktuellen Kinderfilmen, Hörbüchern und<br />

Lernsoftware zur Verfügung. Die Bibliothek ist sehr<br />

aktiv im Bereich Leseförderung und Zusammenarbeit<br />

mit den örtlichen Schulen, mit denen Kooperationsveträge<br />

geschlossen wurden. Jährlich<br />

bietet die Stadtbibliothek über 30 Veranstaltungen<br />

wie Kindertheater, Führungen, Vorlesestunden,<br />

Vorlesewettbewerb und Autorenlesungen an. Hervorzuheben<br />

ist das Angebot an Klassensätzen mit<br />

über 60 Titeln. Derzeit befindet sich ein Lernzentrum<br />

im Aufbau.<br />

Text und Bilder<br />

Unternehmenskommunikation<br />

der<br />

<strong>Bayern</strong>werk AG<br />

307<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Lese- und Literaturförderung<br />

Kultusstaatssekretär<br />

Bernd Sibler<br />

mit den Book-Slam-<br />

Gewinnern<br />

Der Sommerferien-Leseclub (SFLC)<br />

2013 war erstmals mit einer besonderen<br />

Aktion verbunden, die vor allem fußballbegeisterte<br />

Jungen und Mädchen<br />

der Jahrgangsstufen 5 bis 7 ansprechen<br />

soll. Das Leseförderungsprojekt<br />

Lese-Kick wird 2014 in ganz <strong>Bayern</strong><br />

stattfi nden und startet testweise schon<br />

dieses Jahr im Deggendorfer Raum.<br />

308<br />

DIE AuToRIN<br />

Tamara Kucana ist<br />

Mitarbeiterin der<br />

Außenstelle<br />

Regensburg der<br />

Landesfachstelle<br />

für das öffentliche<br />

Bibliothekswesen.<br />

Bereits im Vorfeld der Eröffnungsfeier erhielten<br />

Schulklassen im Einzugsgebiet der Stadtbibliothek<br />

Deggendorf attraktive Medienkisten zum Thema<br />

Fußball und zur Fußball-WM 2014 in Brasilien.<br />

Nach Auswahl eines Lieblingstitels sollten sich<br />

die acht teilnehmenden Schulklassen darauf vorbereiten,<br />

das jeweilige Buch in einem Book-Slam<br />

möglichst kreativ vorzustellen und zu präsentieren.<br />

Im Anschluss an die kurzen Grußworte von Hermann<br />

Ruch (Staatsinstitut für Schulqualität und<br />

Bildungsforschung) und von Kultusstaatssekretär<br />

Bernd Sibler, zugleich Vorsitzender des Bayerischen<br />

Bibliotheksverbands e. V. (BBV), erläuterte<br />

Norbert Hellinger (kommissarischer Leiter der<br />

BSB/Landesfachstelle, Außenstelle Nürnberg und<br />

Koordinator des SFLC) die Details.<br />

Anschließend folgte die Aufführung der Book-<br />

Slams. Die Schülerinnen und Schüler waren, dem<br />

Motto entsprechend, überwiegend in Fußballdress<br />

und Fußballschuhen gekleidet, um ihre Vorstellungen<br />

möglichst realitätsnah an den Mann oder die<br />

Frau zu bringen. Bei den Präsentationen zeigten<br />

Startschuss für den „Lese-Kick“<br />

Am 15. Juli 2013 fand in der Stadtbibliothek Deggendorf<br />

(Niederbayern) eine gelungene Auftaktveranstaltung<br />

zum bayernweiten Sommerferien-Leseclub<br />

statt.<br />

Von Tamara Kucana<br />

die Schüler ausgesprochenen Erfi ndungsreichtum,<br />

die Spannbreite reichte vom Nachspielen<br />

einer ausgewählten Szene über Bildergeschichten<br />

bis hin zu völlig freien Interpretationen.<br />

Die Jury zur Auswahl der Gewinner setzte sich<br />

zusammen aus Dr. Rolf Griebel, Generaldirektor<br />

der Bayerischen Staatsbibliothek, Bernd Sibler,<br />

Mirjam Liebel (Schulbibliotheksberaterin bei der<br />

Landesfachstelle Nürnberg), dem 3. Bürgermeister<br />

der Stadt Deggendorf, Hermann Wellner, sowie<br />

dem letztjährigen Gewinner des Sommerferien-Leseclubs.<br />

Die Juroren vergaben nach jeder<br />

Präsentation mit Nummernkarten Punkte von 1<br />

bis 10. Dabei berücksichtigten sie auch das Publikum,<br />

das sein Votum, wie beim Poetry Slam<br />

üblich, über die Lautstärke des gespendeten Applauses<br />

abgab. Es war nicht leicht, aus der Vielfalt<br />

der Book-Slams die Favoriten zu küren: Die Mittelschule<br />

Metten bekam für die Vorstellung des „Großen<br />

Buchs vom Frauenfußball“ 45 von 50 möglichen<br />

Punkten, die Klasse 5c der Mittelschule St.<br />

Martin folgte mit 41 Punkten, und knapp dahinter<br />

wurde die Klasse 6d vom Comenius<br />

Gymnasium Dritter. Alle acht Klassen<br />

wurden am Ende mit einem bunten<br />

Fußball belohnt und jeder Schüler durfte<br />

sich anschließend noch ein Buch<br />

zum Thema Fußball aussuchen.<br />

Nach den Präsentationen fand im<br />

Foyer der Stadtbibliothek das Torwandschießen<br />

der Sieger mit Staatssekretär<br />

Bernd Sibler statt. Auch Dr.<br />

Rolf Griebel ließ es sich nicht nehmen,<br />

auf die Torwand zu zielen, und schoss<br />

auf Anhieb zwei Tore.<br />

FOTO: LANDESFACHSTELLE<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Lese- und Literaturförderung<br />

sprach mit „Biggis No. 1“ Jugendliche an. Mit sehr<br />

direkten Worten konfrontierte er sie mit den Themen<br />

Liebe, Sex und Aids. Dazu gehört auch, dass<br />

er von seinen Recherchearbeiten unter Jugendlichen<br />

mit HIV-Infektion erzählt.<br />

Bereits zum achten Mal fand vom 15. bis 26.<br />

April 2013 in Fürth, wie immer rund um den Welttag<br />

des Buches, der „Lesefrühling“ statt. Es handelt<br />

sich dabei um eine Kooperation der Volksbücherei<br />

Fürth und des Jugendamts Fürth. Von<br />

Grund-, Haupt- Förder- und Realschulen, Gymnasien<br />

bis hin zu Berufsschulen sind alle Schultypen<br />

beim Lesefrühling vertreten. Das erschwert<br />

die Auswahl der Autoren natürlich erheblich<br />

und zieht einen beträchtlichen<br />

Organisationsaufwand mit sich.<br />

Ebenfalls an Jugendliche richtete sich Christiane<br />

Biernath mit „Leben auf Sparflamme“, einem Roman<br />

über Armut und Hartz VI, und „Nicht mit mir“<br />

in dem es um Mobbing und Courage geht.<br />

Stephan Bach las aus dem „magischen Baumhaus“<br />

vor. Mit seiner passenden Verkleidung hatte<br />

er die Kinder aus den ersten und zweiten Klassen<br />

Das diesjährige<br />

Plakat des Fürther<br />

Lesefrühlings<br />

In einer Bücherei, die mit 6,35 Mitarbeiterstunden<br />

je Öffnungsstunde<br />

personell unterdurchschnittlich besetzt<br />

ist, fordert dies den Kollegen auch ein<br />

persönliches Engagement ab. Es sind<br />

vor allem die positiven Reaktionen des<br />

Publikums, die immer wieder motivieren,<br />

dieses besondere Projekt auch in<br />

Zukunft anzubieten.<br />

Vielseitige Autoren<br />

Erfreulicherweise gelang es auch dieses<br />

Jahr wieder, Autoren mit einem<br />

breiten Spektrum an Lesungen zu gewinnen.<br />

Jürgen Banscherus, der auch das<br />

Buch zum Welttag des Buches 2013<br />

„Emil Flinkefinger“ geschrieben hat,<br />

hatte gleich fünf Bücher im Gepäck.<br />

Darunter „Asphaltroulette“ und „Davids<br />

Versprechen“, die mit Themen wie illegale<br />

Autorennen und häuslicher Gewalt<br />

zielgerichtet ältere Schüler ansprachen.<br />

Marathonlesen<br />

beim 8. Fürther Lesefrühling<br />

Fotos: Volksbücherei Fürth<br />

Michael Borlik fesselte mit seinen<br />

Büchern „Codewort Risiko: Erwachen<br />

des Feuerbergs“ und „Codewort Risiko:<br />

Die Nacht der Vampire“ zahlreiche<br />

Schüler der dritten und vierten Klassen.<br />

Die Mischung aus Wissen und Rätselgeschichten<br />

zum Mitraten macht diese<br />

Bücher so besonders.<br />

Volkmar Röhrig hatte „Delfin-, Abenteuer-<br />

und Baumhausgeschichten“ für<br />

die jüngeren Zuhörer mitgebracht und<br />

Rund 4.200 Kinder und Jugendliche nahmen beim<br />

Fürther Lesefrühling teil und konnten bei<br />

75 spannenden Lesungen mit sechs Autoren auf<br />

Tuchfühlung gehen.<br />

Von Christina Röschlein<br />

309<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Forum Lese- und Literaturförderung<br />

DIE AuToRIN<br />

Christina Röschlein<br />

ist Leiterin der<br />

Städtischen Volksbücherei<br />

Fürth.<br />

vom ersten Moment an gefesselt. Dass sie selbst<br />

noch die passenden Geräusche zu dieser sehr interaktiven<br />

Lesung beitragen konnten, machte diese<br />

besondere unterrichtsstunde für die Schüler zu<br />

einem Höhepunkt.<br />

Außerdem dabei war Vroni Priesner, die mit den<br />

Wortspielen aus „Kauderwelsch und Kuddelmuddel“<br />

die ersten und zweiten Klassen zum Lachen<br />

brachte.<br />

Einbettung in den unterricht<br />

Die Lehrer sind angehalten, ihre Schüler bereits im<br />

Vorfeld mit den Autoren, ihren Büchern und den<br />

behandelten Themen bekannt zu machen und<br />

auch nach der Lesung Gelegenheit für ein Feedback<br />

und eine Auseinandersetzung mit dem Gehörten<br />

zu bieten. Zur Vorbereitung gehört auch,<br />

dass seit einigen Jahren zwei der beteiligten Klassen<br />

Schaufenster in der Fürther Buchhandlung<br />

Edelmann für den Lesefrühling dekorieren.<br />

Kleine Hindernisse<br />

Die Ausgaben für den Lesefrühling belaufen<br />

sich auf ca. 15.000 Euro. Da dieser<br />

Betrag nicht aus dem Budget der<br />

Bücherei gedeckt werden kann, werden<br />

die Schüler um einen kleinen unkostenbeitrag<br />

von drei Euro gebeten.<br />

An einigen Schulen wurden die Eintrittsgelder<br />

vom Förderverein übernommen<br />

oder bezuschusst. Dank der zusätzlichen<br />

unterstützung durch Sponsoren konnten die<br />

Ausgaben zu einem großen Teil gedeckt werden.<br />

Mit Sponsorengeldern wurden auch einige Klassensätze<br />

der gelesenen Bücher angeschafft.<br />

Resonanz<br />

Die teilnehmenden Schüler profi tieren deutlich davon,<br />

einen Autor einmal „live“ erleben zu können.<br />

Vor allem aber steigern die Veranstaltungen die<br />

Lust am Selberlesen: Auch in diesem Jahr konnte<br />

die Volksbücherei die passenden Bücher zu den<br />

Lesungen gar nicht hoch genug staffeln, um alle<br />

Nachfragen abzudecken. Die Kooperation mit den<br />

Schulen wird über den Lesefrühling intensiviert<br />

und ruft so die Bibliothek als wichtigen Bildungspartner<br />

vor Ort ins Gedächtnis. Bewährt hat sich<br />

zudem die nachträgliche Evaluation im Kreis der<br />

betreuenden Lehrer. Der 8. Lesefrühling war ein<br />

voller Erfolg und so kann auch der nächste Lesefrühling,<br />

der zeitgleich mit der Criminale 2014 in<br />

Nürnberg und Fürth stattfi nden wird, in die erste<br />

Planungsphase gehen.<br />

Schüler auf der<br />

Reise zum magischen<br />

Baumhaus<br />

Die Autoren lassen sich im Rahmen<br />

des Lesefrühlings auf ein sehr straffes<br />

Programm an Lesungen ein. Es ist uns<br />

daher sehr wichtig, ihnen ein möglichst<br />

angenehmes umfeld zu schaffen.<br />

Dazu gehören auch detailliert ausgearbeitete<br />

Fahrpläne, die einen reibungslosen<br />

Tagesablauf ermöglichen. Aber<br />

selbst bei der besten Vorbereitung gibt<br />

es einige umstände, die außerhalb des<br />

Planbaren liegen. Denn selbst einen<br />

versierten Autor kann man noch kurz<br />

aus der Fassung bringen, wenn eine<br />

Reinigungskraft mitten in der Lesung<br />

unbedingt die Aula putzen möchte.<br />

Finanzierung<br />

310<br />

Diese Schüler wurden sofort<br />

zum Lesen angesteckt.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Personalia<br />

Foto: BSB<br />

Am 1. April 2013 ist Generaldirektor a. D. Dr.<br />

Fridolin Dreßler in München verstorben. Fridolin<br />

Dreßler, 1921 in Bamberg geboren, legte 1939<br />

am dortigen Neuen Gymnasium sein Abitur ab.<br />

Erst nach sechsjährigem Kriegsdienst konnte er<br />

1946 in Bamberg an der Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule das Studium der<br />

Fächer Geschichte, Deutsch und Latein<br />

aufnehmen. Nach dem Staatsexamen<br />

für das Höhere Lehramt an der<br />

Universität Würzburg im Jahr 1949<br />

absolvierte er in den Jahren 1950 bis<br />

1952 die Ausbildung für den Höheren<br />

Bibliotheksdienst. Dies entsprach einer<br />

seit langem gehegten Neigung. In<br />

der Rede zu seiner Verabschiedung in<br />

den Ruhestand 1986 schildert Dreßler<br />

die Begegnung mit den barocken<br />

Büchersälen von Metten bis Göttweig<br />

anlässlich einer Wanderfahrt an der<br />

Donau im Jahr 1938 als nachhaltiges<br />

Bibliothekserlebnis. 1951 – ein Jahr<br />

vor dem Assessorexamen – hatte er<br />

an der Universität Würzburg mit einer<br />

Arbeit über „Petrus Damiani“ promoviert.<br />

Nach einer zweijährigen Tätigkeit<br />

an der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

kehrte er 1954 als Bibliotheksrat<br />

in seine Vaterstadt Bamberg zurück.<br />

Bis 1967 sollte die Staatsbibliothek<br />

Bamberg seine Wirkungsstätte sein,<br />

deren Leitung er in der Nachfolge von<br />

Dr. Fauser 1958 übernahm.<br />

In der Ära Dreßler vollzog sich die<br />

lange diskutierte Verlegung der Bibliothek<br />

aus den beengten Räumlichkeiten<br />

der Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule in der Jesuitenstraße in<br />

die Neue Residenz auf dem Domberg.<br />

Damit eröffnete er der traditionsreichen<br />

Institution völlig neue Entwicklungsmöglichkeiten<br />

hin zu ihrem Status als<br />

renommierte Forschungsbibliothek.<br />

Es war Dr. Dreßler, unter dessen<br />

Ägide der Ankauf wertvoller Handschriften<br />

gelang, ein besonderes Anliegen,<br />

die Schätze des Hauses zu<br />

erschließen und der Öffentlichkeit in attraktiven<br />

Ausstellungen zu präsentieren. So hat er das kulturelle<br />

Leben Bambergs als Leiter der Staatsbibliothek<br />

entscheidend mitgestaltet – nicht zuletzt<br />

durch enge Kooperation und Vernetzung mit den<br />

Kulturinstitutionen der Stadt.<br />

Nachruf Dr. Fridolin Dreßler<br />

Von Rolf Griebel<br />

311<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Personalia<br />

312<br />

Der Autor<br />

Dr. Rolf Griebel ist<br />

Generaldirektor der<br />

Bayerischen<br />

Staatsbibliothek.<br />

1967 wurde Dr. Dreßler zum Leiter der Handschriften-<br />

und Inkunabelsammlung der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek ernannt, eine Berufung,<br />

in der sich die Anerkennung des ausgewiesenen<br />

Handschriften-Experten ausdrückte.<br />

Zwei Jahre nachdem die Generaldirektion der<br />

Bayerischen Staatlichen Bibliotheken im Rang einer<br />

Mittelbehörde eingerichtet worden war, wurde<br />

Dr. Dreßler 1972 als Generaldirektor an die Spitze<br />

der Fachbehörde für das Bibliothekswesen im<br />

Freistaat berufen. Von 1972 bis zu seiner Ruhestandsversetzung<br />

im Jahr 1986 prägte er das bayerische<br />

Bibliothekswesen.<br />

Dr. Dreßler übernahm die Leitung der staatlichen<br />

Bibliotheksverwaltung in einer Phase des<br />

<strong>Um</strong>bruchs vom klassischen konventionellen zum<br />

automatisierten Bibliothekswesen. Es ist ihm,<br />

auch in engem Zusammenwirken mit dem damaligen<br />

Amtschef des Kultusministeriums, Ministerialdirektor<br />

Dr. Karl Böck, gelungen, zum einen die<br />

Kontinuität des bayerischen Bibliothekswesens zu<br />

wahren, d. h. die historisch gewachsene, reiche<br />

und vielfältige „bayerische Bibliothekslandschaft“<br />

strukturell – auch durch den Aufbau der neuen<br />

Hochschulbibliotheken – auszugestalten und zu<br />

festigen, zum anderen die bayerischen Bibliotheken<br />

mit starker Überzeugungs- und Tatkraft, mit<br />

Weitsicht und sicherer, fester Hand in die Zukunft<br />

zu führen.<br />

Dreßlers Gestaltungskraft spiegelte sich in der<br />

konsequent verfolgten Erschließung des wertvollen<br />

alten Buch- und Handschriftenbestandes der<br />

bayerischen Bibliotheken ebenso wider wie in seinem<br />

nachdrücklichen Engagement für den Einsatz<br />

moderner Technologien im Bibliothekswesen. Der<br />

Auf- und Ausbau eines landesweiten EDV-gestützten<br />

Katalogisierungsverbundes stellte im deutschen<br />

Bibliothekswesen der 1970er und 1980er<br />

Jahre eine herausragende Leistung dar. Die von<br />

Dr. Dreßler begründete und herausgegebene Zeitschrift<br />

„<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong>“ dokumentiert die<br />

Bandbreite seiner Aufgaben und Tätigkeiten, aber<br />

auch seine Initiative, seine Weitsicht und seine Zukunftsorientierung.<br />

Ein besonderes Anliegen war Dr. Dreßler stets<br />

der Ausbau der öffentlichen Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen<br />

den Bibliotheken verschiedener Träger. Greifbares<br />

Ergebnis seines Engagements war nicht zuletzt<br />

die Einbeziehung des Bibliothekswesens in das<br />

Landesentwicklungsprogramm. Die erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen<br />

und öffentlichen Bibliotheken schlug sich<br />

auch in dem von der Generaldirektion der Bayerischen<br />

Staatlichen Bibliotheken herausgegebenen<br />

„Handbuch der bayerischen Bibliotheken“ nieder.<br />

Aufgrund seiner profunden Fachkenntnisse und<br />

seiner hervorragenden wissenschaftlichen Befähigung<br />

ist Fridolin Dreßler auf nationaler Ebene in<br />

zahlreiche Gremien berufen worden. Die hohe Anerkennung,<br />

die er in der Fachcommunity genoss,<br />

manifestierte sich u. a. in seiner Mitgliedschaft in<br />

Gremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

– so als Vorsitzender des Bibliotheksausschusses<br />

und Mitglied einer Reihe von Unterausschüssen –,<br />

im Fachbeirat des Deutschen Bibliotheksinstitutes<br />

und im Beirat der Deutschen Bibliothek. Es war<br />

Dr. Dreßler – „Föderalist von Amts wegen“ – stetes<br />

Anliegen, das Gewicht und die Rolle des bayerischen<br />

Bibliothekswesens in der Gestaltung der<br />

deutschen Bibliothekspolitik möglichst stark zur<br />

Geltung zu bringen.<br />

Dr. Dreßler, der, wie er bei seiner Verabschiedung<br />

in den Ruhestand rückblickend ausführte,<br />

in seinem Amt „die ideale Einheit von Beruf und<br />

Neigung“ gefunden hat, wurde 1978 mit dem Bayerischen<br />

Verdienstorden, 1985 mit dem Bundesverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet.<br />

Generaldirektor Dr. Dreßler blieb auch nach seinem<br />

Ausscheiden aus dem aktiven Dienst dem<br />

bayerischen Bibliothekswesen, insbesondere den<br />

bayerischen Bibliotheken, eng verbunden. Der<br />

Verfasser erinnert sich dankbar an die Begegnungen<br />

während der Pensionszeit Dr. Dreßlers, der die<br />

rasante Entwicklung der Bibliotheken während der<br />

letzten zweieinhalb Jahrzehnte höchst interessiert<br />

und überaus aufgeschlossen verfolgte.<br />

Herr Dr. Dreßler hat sich große Verdienste um<br />

das bayerische Bibliothekswesen erworben. Die<br />

Bayerische Staatsbibliothek wird dem Verstorbenen<br />

stets ein ehrendes, dankbares Andenken bewahren.<br />

Hinweis<br />

Werner Taegert: Nachruf auf Generaldirektor<br />

Dr. Dreßler, in: Bericht des Historischen Vereins<br />

Bamberg 149 (2013), S. 10–14<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Termine<br />

Bibliothekarische Fortbildung in Auswahl<br />

Termin Thema Veranstalter Ort Themenkategorie<br />

11.11. 1. Ostbayerischer Bibliothekstag<br />

Gewusst wie – Ideen für die Zukunft<br />

21.11. –<br />

22.11.<br />

21.11. –<br />

22.11.<br />

25.11.<br />

26.11.<br />

25.11. –<br />

26.11.<br />

26.11. –<br />

28.11.<br />

Fit für die FaMI-Ausbildung!<br />

Effektiv recherchieren im Internet<br />

Lebenslange Leselust.<br />

Vorlesen für Senioren<br />

Interkulturelles Kompetenztraining<br />

Erfassen von Zeitschriften und Bestandsdaten<br />

in der ZDB<br />

Landesfachstelle<br />

Regensburg<br />

Bibliotheksakademie<br />

<strong>Bayern</strong><br />

Bibliotheksakademie<br />

<strong>Bayern</strong><br />

Landesfachstelle<br />

München<br />

Landesfachstelle<br />

Nürnberg<br />

Bibliotheksakademie<br />

<strong>Bayern</strong><br />

Bibliotheksakademie<br />

<strong>Bayern</strong><br />

2.12. Projektmanagement mit Web 2.0 Bibliotheksakademie<br />

<strong>Bayern</strong><br />

24.2.<br />

26.2.<br />

2014<br />

Chatten, Facebook & Gratisgames<br />

Neue Herausforderungen für die Kinderbibliothek<br />

Landesfachstelle<br />

Regensburg<br />

Landesfachstelle<br />

Nürnberg<br />

Dingolfi ng<br />

München<br />

München<br />

München<br />

Nürnberg<br />

München<br />

München<br />

München<br />

Regensburg<br />

Nürnberg<br />

Allgemeine bibliothekarische<br />

Veranstaltungen<br />

Allgemeine bibliothekarische<br />

Veranstaltungen<br />

IT & Internet<br />

Bestand: Aufbau, Erschließung<br />

und Erhaltung<br />

Soziale Kompetenz<br />

Bestand: Aufbau, Erschließung<br />

und Erhaltung<br />

Organisation, Benutzung<br />

& Management<br />

IT & Internet<br />

Detaillierte Informationen zu den Veranstaltungen sowie eine aktuelle Übersicht über alle bibliothekarischen<br />

Fortbildungen in <strong>Bayern</strong> finden Sie im Internet unter www.bib-fib.de<br />

Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

STAND: 26.8.2013<br />

Ab 16. November präsentieren die<br />

Bayerische Vermessungsverwaltung<br />

und die Bayerische Staatsbibliothek im<br />

Fürstensaal und in der Schatzkammer<br />

der Bibliothek die große Ausstellung<br />

„Die Vermessung <strong>Bayern</strong>s – 450 Jahre<br />

Philipp Apians Große Karte“. Nähere<br />

Informationen zu dieser Ausstellung sind<br />

zu fi nden unter www.bsb-muenchen.de<br />

-> Die Bayerische Staatsbibliothek -><br />

Veranstaltungen und Ausstellungen.<br />

bis 28.12.2013<br />

„Anton Koberger“<br />

Ausstellung zum 500. Todestag des<br />

Nürnberger Druckers, Verlegers und<br />

Buchhändlers. Auswahl wertvoller<br />

Inkunabeln und Handschriften<br />

Stadtbibliothek Nürnberg,<br />

Gewerbemuseumsplatz<br />

www.nuernberg.de/internet/<br />

stadtbibliothek<br />

18.11.–20.12.2013<br />

„Viktor Halbnarr – ein Wintermärchen“<br />

Illustrationen von Brigitte Püls zu Thomas<br />

Bernhards Werk.<br />

Münchner Stadtbibliothek<br />

Am Gasteig<br />

www.muenchner-stadtbibliothek.de<br />

21.11.2013 – September 2014<br />

„Matchball, Marathon und Mannschaftsgeist“<br />

Ausstellung über Sport und Sportliches<br />

in der Kinderliteratur<br />

Internationale Jugendbibliothek<br />

Schloss Blutenburg, München<br />

www.ijb.de<br />

21.11.2013<br />

Unternehmen Bibliothek – Symposium<br />

im Rahmen des Jubiläums<br />

„Erlesene Räume: 100 Jahre Alte<br />

Universitätsbibliothek“<br />

Universitätsbibliothek Erlangen-<br />

Nürnberg, Tel. 09131/85-22160<br />

ub-direktion@fau.de<br />

www.ub.uni-erlangen.de<br />

Anmeldung bis 13. November<br />

26.11.2013<br />

Zukunftswerkstatt „Literaturausstellung<br />

im Netz“<br />

Literaturvermittlung im Web 2.0<br />

Internationale Jugenddbibliothek<br />

Schloss Blutenburg, München<br />

www.ijb.de<br />

27.11.2013–Ende Januar 2014<br />

FederFührend: Eduard von Schenk<br />

und die Romantik in <strong>Bayern</strong><br />

Staatliche Bibliothek Regensburg<br />

www.staatliche-bibliothek-regensburg.de<br />

313<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

<strong>Bayern</strong><br />

314<br />

2013 – Im zweiten Jahr „Gold“<br />

für Top-Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />

Am 8. Juli 2013 erschien der Bibliotheksindex<br />

BIX mit neuer Methodik und<br />

neuem Erscheinungsbild zum zweiten<br />

Mal. Der Deutsche Bibliotheksverband<br />

e. V. (dbv) präsentiert die Ergebnisse<br />

des Kennzahlenvergleichs in Form eines<br />

Ratings, alle Bibliotheken bilden<br />

mit ihren DBS-Daten den Vergleichsrahmen<br />

und die Website ist seit 2012<br />

vollständig überarbeitet.<br />

Bei insgesamt 196 beteiligten öffentlichen<br />

Bibliotheken stellt <strong>Bayern</strong> mit 38<br />

vor NRW (37 Teilnehmer) und nach<br />

Baden-Württemberg (40 Teilnehmer)<br />

den zweithöchsten Anteil.<br />

Am besten abgeschnitten haben die so<br />

genannten „Vier-Sterne-Bibliotheken“,<br />

also Bibliotheken, die in allen Dimensionen<br />

in der „Goldgruppe“ sind. Das sind<br />

deutschlandweit 44 öffentliche Bibliotheken<br />

(knapp 23 %), 45 Bibliotheken<br />

haben 3,5 Sterne bekommen.<br />

Die meisten Bibliotheken im Freistaat<br />

<strong>Bayern</strong> sind nach wie vor im Top-Bereich<br />

zu finden. 19 Bibliotheken insgesamt<br />

haben vier Sterne erreicht, 10<br />

Bibliotheken 3,5 Sterne. 43 % aller<br />

„Gold-Bibliotheken“ sind bayerisch<br />

(vergleichsweise 25 % aus Baden-<br />

Württemberg und 7 % aus NRW). 33 %<br />

der „4- und 3,5 Sterne-Bibliotheken“<br />

kommen aus <strong>Bayern</strong>.<br />

2013 sind beim BIX-WB 84 Universitäts-<br />

und Hochschulbibliotheken beteiligt,<br />

davon sieben aus <strong>Bayern</strong>. Fünf<br />

davon sind bei den „4- und 3,5-Sterne-<br />

Bibliotheken“ zu finden.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bix-bibliotheksindex.de<br />

Die bestplatzierten bayerischen<br />

Bibliotheken verteilen sich wie<br />

folgt auf die Größenklassen.<br />

Kommunen bis 15.000 Einwohner<br />

4 Sterne: Hammelburg, Karlstadt,<br />

Marktheidenfeld, Miesbach, Ochsenfurt,<br />

Veitshöchheim<br />

3,5 Sterne: Gerolzhofen, Grünwald,<br />

Haßfurt, Höchberg, Oberhaching<br />

Kommunen<br />

15.000 bis 30.000 Einwohner<br />

4 Sterne: Bad Neustadt, Burghausen,<br />

Landsberg/Lech, Mühldorf/Inn,<br />

Schwandorf<br />

3,5 Sterne: Alzenau, Kitzingen<br />

Kommunen<br />

30.000 bis 50.000 Einwohner<br />

4 Sterne: Fürstenfeldbruck, Straubing,<br />

Weiden<br />

3,5 Sterne: Deggendorf, Freising<br />

Kommunen<br />

50.000 bis 100.000 Einwohner<br />

4 Sterne: Bamberg, Bayreuth<br />

3,5 Sterne: Rosenheim<br />

Kommunen<br />

über 100.000 Einwohner<br />

4 Sterne: Erlangen, Regensburg, Würzburg<br />

Einschichtige<br />

Universitätsbibliotheken<br />

4 Sterne: UB Bamberg<br />

Zweischichtige<br />

Universitätsbibliotheken<br />

3,5 Sterne: UB München<br />

Hochschulbibliotheken<br />

3,5 Sterne: Amberg-Weiden, Ingolstadt,<br />

Regensburg<br />

FaMI-Ausbildung erfolgreich<br />

abgeschlossen<br />

Am 5. Juli 2013 fand in der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek die feierliche<br />

Verleihung der Abschlusszeugnisse für<br />

die diesjährigen Absolventen im Ausbildungsberuf<br />

Fachangestellte für Medien-<br />

und Informationsdienste der Fachrichtung<br />

Bibliothek statt. Als Vertreter<br />

des Generaldirektors der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek würdigte Dr. Wilhelm<br />

Hilpert, Leiter der Abteilung Benutzungsdienste,<br />

die Leistungen der zukünftigen<br />

FaMIs. Der neue Direktor der Städtischen<br />

Berufsschule für Medienberufe in<br />

München, Christhard Böttinger, hob u.<br />

a. hervor, dass die Klasse bereits während<br />

der Ausbildungszeit wichtige soziale<br />

Kompetenzen bewiesen habe. Der<br />

Absolventen des FaMI-Kurses 2010/2013<br />

komplette Jahrgang 2010/2013 umfasste<br />

15 reguläre Auszubildende, zudem<br />

legte eine externe Teilnehmerin, die bereits<br />

mehrere Jahre in einer Gemeindebibliothek<br />

arbeitete, die Abschlussprüfung<br />

ab. Zwei Auszubildende beendeten ihre<br />

Ausbildung mit der Gesamtnote „sehr<br />

gut“, während zwölfmal die Gesamtnote<br />

„gut“ vergeben wurde. Wie die zuständige<br />

Stelle für die FaMI-Ausbildung mitteilte,<br />

weist der neue Jahrgang 2013/2016,<br />

der am 1. September begann, mit einem<br />

Verhältnis von 10 zu 11 erstmals nahezu<br />

ein paritätisches Verhältnis von Auszubildenden<br />

aus wissenschaftlichen und<br />

öffentlichen Bibliotheken auf.<br />

BIB-Landesgruppe <strong>Bayern</strong> mit<br />

neuem Vorstand<br />

Lothar Thalmann (Ehrenvorsitzender),<br />

Alexander Horn, Anja Flicker, Nora<br />

Walter, Andrea Graf (Vorsitzende), Sabine<br />

Guhl (v. l. n. r.)<br />

801 Wahlberechtigte waren im<br />

Frühsommer 2013 aufgerufen, einen<br />

neuen Vorstand der Landesgruppe des<br />

Berufsverbands Information Bibliothek<br />

(BIB) per Briefwahl zu bestimmen. Insgesamt<br />

gingen 282 Rücksendungen beim<br />

Wahlausschuss ein, was einer Wahlbeteiligung<br />

von 35,2 Prozent entspricht. Die<br />

Auszählung der Stimmen erfolgte am 8.<br />

Mai in der Zentralbibliothek Am Gasteig in<br />

München. Der neu gewählte Landesvorstand<br />

besteht aus fünf Mitgliedern: Anja<br />

Flicker (Stadtbücherei Würzburg), Sabine<br />

Guhl (Regionalbibliothek Weiden), Andrea<br />

Graf (Stadtbibliothek Kempten), Alexander<br />

Horn (Universitätsbibliothek Bayreuth),<br />

Nora Walter (Universitätsbibliothek<br />

Würzburg). In bewährter Weise wird er<br />

wieder durch den Ehrenvorsitzenden Lothar<br />

Thalmann bereichert. In der konstituierenden<br />

Sitzung Anfang Juli wurde Andrea<br />

Graf zur Vorsitzenden wiedergewählt.<br />

Fotos: BSB; BIB<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

Fotos: Amberger Zeitung; Staatliche Bibliothek Ansbach<br />

Provinzialbibliothek<br />

Ansbach<br />

Amberg<br />

Das Paradies zu schauen lud die Provinzialbibliothek Amberg von Mai<br />

bis Mitte Juli in ihren Barocksaal ein. Die von Dr. Georg Schrott konzipierte<br />

Ausstellung „Paradeyß. Herkunftsahnungen – Zukunftshoffnungen“<br />

befasste sich mit diesem besonderen Sehnsuchtsort, der uns Menschen<br />

anrührt. Gezeigt wurden verschiedene Paradies-Motive in illustrierten<br />

Handschriften, Inkunabeln und alten Drucken aus den Oberpfälzer Klosterbibliotheken.<br />

Anmutige Darstellungen, beispielsweise in der spätmittelalterlichen<br />

Erbauungshandschrift „Spiegel menschlicher Behaltnis“, wunderbar<br />

kolorierte Holzschnitte in berühmten Inkunabeln wie der Neunten<br />

Deutschen Bibel von 1483, der Schedelschen Weltchronik oder dem<br />

Schatzbehalter von Stephan Fridolin, alles Ausgaben aus der bekannten<br />

Kobergerschen Offizin in Nürnberg, sowie feine, detailreiche Kupfer<br />

in alten Bibelausgaben erfreuten das Auge des Betrachters. Nicht nur<br />

religiöse Werke, auch Atlanten, Reiseberichte, Pflanzen- und Tierbücher<br />

waren bestens geeignet, verschiedene Perspektiven des Motivs – etwa<br />

die Paradiesgeographie oder den Versuch des Menschen, sich Ersatzparadiese<br />

zu schaffen – zu veranschaulichen. Schließlich wendete sich<br />

die Präsentation dem zukünftigen, himmlischen Paradies zu.<br />

Feierlich eröffnet wurde die Schau am 26. April mit dem bemerkenswerten<br />

Festvortrag des Ausstellungskurators Dr. Schrott im Beisein von<br />

Generaldirektor Dr. Griebel und Vertretern aus Politik, Wissenschaft und<br />

Verwaltung im benachbarten Kongregationssaal. Die durchweg begeisterten<br />

Gäste erlebten neben himmlisch anmutender Harfenmusik die<br />

szenische Lesung einer Amberger Theatergruppe aus dem vom Prämonstratenser<br />

Sebastian Sailer 1784 verfassten Melodrama „Adam und<br />

Eva im Paradeyß“. Auch die beiden Vorträge im Begleitprogramm fanden<br />

zahlreiche interessierte Zuhörer. Der Weidener Rabbiner Dr. Daniel Katz<br />

referierte zum Paradies im Judentum, der Regensburger Alttestamentler<br />

Professor Dr. Christoph Dohmen führte mit seinem Vortrag in die Gedanken-<br />

und Bilderwelt der so genannten<br />

Paradiesgeschichte ein. Aufgrund der<br />

sehr guten Resonanz wurde die Ausstellung<br />

um drei Wochen verlängert. Wer<br />

die Bücherschau verpasst hat, kann im<br />

reich bebilderten Katalog, erschienen im<br />

EOS-Verlag, nachlesen.<br />

Ausstellungseröffnung im Barocksaal<br />

v. l. n. r.: Kurator Dr. Georg Schrott,<br />

Bibliotheksleiterin Siglinde<br />

Kurz, Generaldirektor Dr. Rolf Griebel,<br />

Bürgermeister Rudolf Maier<br />

Staatliche Bibliothek<br />

Die diesjährige Skulpturenmeile der<br />

Stadt Ansbach bestückte bis Oktober<br />

diesen Jahres der international bekannte<br />

Künstler und Präsident der Nürnberger<br />

Kunstakademie, Ottmar Hörl.<br />

Als Thema hatte er sich, passend zur<br />

Geschichte der Stadt, Kaspar Hauser<br />

und dessen künstlerisches Schaffen<br />

gewählt – unabhängig also von der Frage,<br />

welcher Abstammung der Findling<br />

war. Das Spekulative, das sein Leben<br />

umranke, interessiere ihn nicht, so Hörl,<br />

vielmehr aber seine ‚künstlerische Hinterlassenschaft‘<br />

– und die sei ebenso<br />

bedeutsam wie hochwertig. Wenn Hauser<br />

sich mit diesen Zeichnungen bei<br />

ihm an der Akademie beworben hätte,<br />

so Hörl bei der Eröffnungsrede, hätte<br />

er ihn angenommen. Die Konzeptkunst<br />

für Ansbach bestand aus 150 Hauser-<br />

Figuren, die sinnend vor einem Notenständer<br />

mit den aufgelegten Zeichnungen<br />

stehen und gruppenweise gestellt<br />

sind. Die Staatliche Bibliothek hatte sich<br />

wegen vielfältiger Bezüge zum Thema<br />

Kaspar Hauser schon im Vorfeld um<br />

‚Zuteilung‘ bemüht, musste sich jedoch<br />

zunächst gedulden. Kurz vor der<br />

Eröffnung der Skulpturenmeile am 1.<br />

Juli gelang es dann, zwei der begehrten<br />

Figurinen zu bekommen. Sie stehen<br />

nun tagsüber – nachdenklich – vor<br />

der Eingangstür der Bibliothek, abends<br />

müssen sie aus Sicherheitsgründen ins<br />

Haus genommen werden. Leider wurden<br />

nämlich bereits unrühmlich viele<br />

dieser Plastiken entwendet… Kaspar<br />

Hauser war, was überliefert ist, begeisterter<br />

Theatergänger und hat damit – sicher<br />

mehrfach – das (ehemalige) Markgrafentheater,<br />

den heutigen Sitz der<br />

Bibliothek, besucht. Zu seiner Zeit – er<br />

lebte von 1831–33 in Ansbach – wurde<br />

das Haus von Tourneebühnen bespielt,<br />

einige Programme sind noch erhalten.<br />

Ob er die damals in den Schlossräumen<br />

untergebrachte Bibliothek je aufsuchte,<br />

ist hingegen nicht zweifelsfrei belegt.<br />

Der Bestand der Bibliothek an Literatur<br />

zum ‚Kind von Europa‘ ist umfangreich<br />

und wird zu den zweijährlich stattfindenden<br />

Hauser-Festspielen regelmäßig<br />

gezeigt; aus demselben Anlass gibt<br />

es in den Räumen der Bibliothek auch<br />

Vorträge, Diskussionsrunden oder kleine<br />

szenische Darbietungen zum Thema<br />

des Findelkinds. Für die Spielzeit 2014<br />

ist an einen Feuerbach-Abend gedacht;<br />

Anselm Ritter von Feuerbach (1775–<br />

1833), Präsident des Ansbacher Appellationsgerichts,<br />

Vormund und Gönner<br />

Kaspar Hausers, war wesentlich mit der<br />

Klärung des Verbrechens an seinem<br />

Schützling befasst.<br />

315<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

316<br />

Aschaffenburg<br />

Hofbibliothek<br />

Ausstellung „Zu dir erhebe ich<br />

meine Seele …“: Messbücher aus<br />

verschiedenen Jahrhunderten<br />

Aus Anlass des Eucharistischen Kongresses<br />

in Köln wurden vom 3.–28. Juni<br />

2013 in Hofbibliothek und Martinushaus<br />

Messbücher gezeigt. Das Messbuch<br />

(lat. missale) ist eines der wichtigsten liturgischen<br />

Bücher der katholischen Kirche.<br />

Es enthält vor allem die Messordnung<br />

und die Gebete, die vom Priester<br />

vorzutragen sind, außerdem beschreibt<br />

es die liturgischen Handlungen, die er<br />

vorzunehmen hat. Die Worte „Zu Dir<br />

erhebe ich meine Seele“ aus dem 25.<br />

Psalm sind in der Regel die ersten Worte<br />

darin und stehen als Motto über allen<br />

Gottesdiensten: Liturgie will die Seele<br />

zu Gott bringen. Das zeigt sich auch<br />

in der –teilweise prachtvollen– Ausstattung<br />

der Missalien. Für Interessierte gab<br />

es in der Hofbibliothek eine Führung zur<br />

Ausstellung mit der Besichtigung von<br />

Originalen.<br />

Ausstellungsflyer<br />

Liu Xiaobo-Büste zu Gast in der<br />

Hofbibliothek<br />

Für das Projekt des bayerischen Künstlers<br />

Richard Hillinger zur „Illustration der<br />

30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der<br />

Menschenrechte“ werden Bronzebüsten<br />

des chinesischen Friedensnobelpreisträgers<br />

Liu Xiaobo an Institutionen und Personen<br />

verteilt. Die Hofbibliothek ist eine<br />

der Empfängerinnen! Bibliotheken – als<br />

Wissensspeicher – sind unter anderem<br />

auch der Überlieferung verpflichtet und<br />

gewährleisten damit das Menschenrecht<br />

auf Information (Artikel 19).<br />

Augsburg<br />

Liu Xiaobo-<br />

Büste in der<br />

Hofbibliothek<br />

Aschaffenburg<br />

Universitätsbibliothek<br />

Von Mai bis Juli zeigte die Bibliothek eine<br />

Ausstellung mit dem Titel „‘Man kann ja<br />

nicht aus der Welt fallen‘. Deutsche Autoren<br />

im Exil in den USA (1933-1945)“.<br />

Das Zitat stammt aus einem Brief des<br />

exilierten Schriftstellers und Regisseurs<br />

Berthold Viertel. Sie veranschaulichte<br />

die Fluchtwege der Exilanten, ihre Lebens-<br />

und Arbeitsbedingungen in den<br />

Vereinigten Staaten und das Schicksal<br />

einzelner Autoren: Vicki Baum und Gina<br />

Kaus, Oskar Maria Graf, Lion Feuchtwanger,<br />

Franz Werfel, Thomas, Heinrich,<br />

Erika und Klaus Mann, Alfred Döblin,<br />

Saskia Viertel und Bertolt Brecht. Sie<br />

warf auch einen Blick auf die Rolle der<br />

Filmindustrie in Hollywood. Die Exponate<br />

stammten zu einem großen Teil aus<br />

der Sammlung Salzmann „Bibliothek<br />

der verbrannten Bücher“: Bücher, Zeitschriften,<br />

Zeitungsausschnitte, Fotos<br />

und Filmdokumente. Ein Schwerpunkt<br />

lag auf Werken der Exilanten, die in den<br />

USA in englischer oder deutscher Sprache<br />

erschienen waren. Studierende aus<br />

einem Hauptseminar der Germanistin<br />

Prof. Dr. Bettina Bannasch zur deutschen<br />

Exilliteratur haben zu den Ausstellungstexten<br />

wesentlich beigetragen.<br />

Bei der Eröffnungsveranstaltung am 15.<br />

Mai führte der stellv. Direktor der UB,<br />

Dr. Gerhard Stumpf, bei dem auch die<br />

Auswahl der Exponate lag, in das Thema<br />

ein. In einer Textlesung mit verteilten<br />

Rollen kamen dann die Exilautoren<br />

selbst zu Wort.<br />

Die guten Bestände der Bibliothek hatten<br />

auch das Thema einer internationalen<br />

Konferenz über „Censorship & Exile“<br />

angeregt, die – veranstaltet durch den<br />

Fachbereich Amerikanistik der Universität<br />

Augsburg und die University of<br />

Texas at Austin - während der Ausstellungszeit<br />

an der Universität Augsburg<br />

unter Mitwirkung der UB vom 23.–25.<br />

Mai stattfand. Sie bildete den Auftakt<br />

zu einer neuen Partnerschaft dieser<br />

Universitäten. Austin besitzt in seinem<br />

riesigen Harry Ransom Center u. a.<br />

ebenfalls wertvolle Dokumente zum<br />

deutschen Exil in den USA.<br />

Dank eines namhaften Betrages, den die<br />

Kurt und Felicitas Viermetz-Stiftung 2012<br />

auf Antrag bewilligt hatte, konnte die Bibliothek<br />

wieder eine Reihe historischer<br />

Quellen zu Augsburg und zum Regierungsbezirk<br />

Bayerisch-Schwaben digitalisieren.<br />

Es handelt sich u. a. um handschriftliche<br />

Chroniken und Quellen zu<br />

Augsburg, Füssen und Donauwörth sowie<br />

um gedruckte Nachschlagewerke zur<br />

Orts-, Verlags- und Bistumsgeschichte<br />

Augsburgs. Eine neue Website weist sie<br />

als digitale Sammlungen der UB nach.<br />

Nach langer Zeit konnte die Bibliothek<br />

Anfang 2013 auch wieder eine Handschrift<br />

erwerben. Es handelt sich um<br />

ein kleines Gebetbuch aus dem Besitz<br />

von Margaretha von Oettingen (1505-<br />

1535), der Äbtissin des ehemaligen<br />

Zisterzienserinnenklosters Kirchheim im<br />

Ries. Die Bibliothek des Klosters ist ein<br />

geschlossenes Ensemble innerhalb der<br />

Sondersammlung Bibliothek Oettingen-<br />

Wallerstein, doch das Gebetbuch war<br />

vor deren Ankauf in den Buchhandel<br />

gelangt. Es ist vor 1500 entstanden und<br />

versammelt lateinische und deutsche<br />

Gebete im <strong>Um</strong>fang von 100 Blatt. Der<br />

Ledereinband ist reich dekoriert. Eine<br />

großzügige Spende des Förderers der<br />

Universität Augsburg, Dr. Georg Haindl,<br />

hatte diesen Ankauf ermöglicht.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

Bamberg<br />

Bamberg<br />

Foto: Staatsbibliothek Bamberg, Gerald Raab<br />

Staatsbibliothek<br />

„Lorscher Arzneibuch“ der Staatsbibliothek Bamberg jetzt<br />

UNESCO-Dokumentenerbe<br />

Das Internationale Komitee für das UNESCO-Programm „Memory<br />

of the World“ hat auf seiner Tagung am 18. Juni 2013 in Südkorea das<br />

„Lorscher Arzneibuch“ der Staatsbibliothek Bamberg (Msc.Med.1) in<br />

das Register des UNESCO-Dokumentenerbes aufgenommen. Dieser<br />

Auszeichnung liegt ein von der Staatsbibliothek Bamberg vorgelegter<br />

Nominierungsvorschlag zugrunde, der gemeinsam mit der UNESCO-<br />

Welterbestätte Kloster Lorsch erarbeitet wurde. Die Registrierung der<br />

Bamberger Handschrift fällt zeitlich zusammen mit der 20-Jahr-Feier<br />

der Ernennung der Altstadt von Bamberg zum Weltkulturerbe durch<br />

die UNESCO.<br />

Das seit 1992 bestehende UNESCO-Register des Weltgedächtnisses<br />

umfasst nunmehr 299 Einträge aus 96 Ländern, davon 17 Einträge aus<br />

Deutschland. Hierzu gehört bereits seit 2003 auch ein Ensemble von<br />

zehn Reichenauer Miniaturhandschriften aus der Zeit um die erste Jahrtausendwende,<br />

darunter zwei Zimelien der Staatsbibliothek Bamberg<br />

und drei der Bayerischen Staatsbibliothek. Mit dieser jetzt zweifachen<br />

Auszeichnung sieht die Staatsbibliothek Bamberg ihre internationale<br />

Geltung in hervorragender Weise gewürdigt.<br />

Das „Lorscher Arzneibuch“ entstand um 795 in der südhessischen Benediktinerabtei<br />

Lorsch. Die Handschrift stellt einen Meilenstein in der<br />

Medizingeschichte dar. Es ist die früheste, annähernd genau datierbare<br />

Kompilation antiker Rezepte griechisch-römischer Tradition im abendländischen<br />

Christentum des Frühmittelalters. Die Handschrift kann als<br />

exzeptionelles Zeugnis für eine Neubewertung der Medizin – und mit<br />

ihr auch anderer antiker, auf griechisch-römischen wie orientalischen<br />

Wurzeln basierender Wissensgebiete – im Zuge der karolingischen Bildungsreform<br />

gewertet werden. Sie dokumentiert zugleich in einzigartig<br />

sprechender Weise den ersten nachantiken Impuls zu einem gewaltigen<br />

Transformationsprozess, der in die Annahme des antiken Erbes<br />

unter christlichem Vorzeichen mündet.<br />

Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst,<br />

Dr. Wolfgang Heubisch, ließ sich am 10. Juli 2013 bei einem Besuch<br />

der Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg die Gelegenheit<br />

nicht entgehen, nebenan auch einen Blick in das „Lorscher Arzneibuch“<br />

zu werfen. Er zeigte sich erfreut über die Aufnahme dieser Zimelie und<br />

auch der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. in das Dokumentenerbe (Ausfertigungen<br />

der Goldenen Bulle liegen unter anderem im Bayerischen<br />

Hauptstaatsarchiv und im Staatsarchiv Nürnberg): „Das unterstreicht<br />

die bedeutende Rolle der Staatlichen Bibliotheken und Archive beim<br />

Schutz unseres reichen kulturellen<br />

und historischen Erbes.<br />

Der Freistaat ist sich der bewahrenden<br />

Aufgabe dieser<br />

Einrichtungen bewusst und<br />

zugleich stolz auf deren kostbare<br />

Schätze“, so der Minister<br />

in einer Pressemeldung.<br />

Staatsminister Dr. Heubisch<br />

mit Bibliotheksdirektor<br />

Dr. Werner Taegert vor dem<br />

„Lorscher Arzneibuch“<br />

Universitätsbibliothek<br />

Im diesjährigen Bibliotheksranking BIX<br />

2013 erreichte die Universitätsbibliothek<br />

Bamberg in allen vier Kategorien<br />

(Angebot, Nutzung, Effizienz und Entwicklung)<br />

die Spitzengruppe im bundesweiten<br />

Vergleich. Außer Bamberg<br />

schafften das nur die Universitätsbibliotheken<br />

in Freiberg, Düsseldorf und Heidelberg.<br />

Damit gehört die UB Bamberg<br />

zu den vier besten Universitätsbibliotheken<br />

Deutschlands und schnitt als beste<br />

Universitätsbibliothek <strong>Bayern</strong>s ab. Besonders<br />

herausragend sind die Zahlen<br />

der physischen und der virtuellen Besuche<br />

und die Teilnahme an den Bibliothekskursen.<br />

Beim Personaleinsatz<br />

wird der UB Bamberg eine höchstmögliche<br />

Effizienz bescheinigt, verbunden<br />

mit einer überdurchschnittlichen Anzahl<br />

von Fortbildungsveranstaltungen für die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

„Sag mir, wie erdichtest Du Weiblichkeit?“<br />

Unter diesem Titel wurden zum<br />

Abschluss des Sommersemesters<br />

2013 in der Teilbibliothek Sprach- und<br />

Literaturwissenschaften wort- und<br />

bildgewaltige Gedichte ausgewählter<br />

Lyrikerinnen ab dem 19. Jahrhundert<br />

gezeigt, ergänzt durch Hintergrundinformationen<br />

zu den jeweiligen Dichterinnen.<br />

Die Ausstellung entstand im Rahmen<br />

eines Seminares der Professur für<br />

Neuere Deutsche Literaturwissenschaft<br />

an der Otto-Friedrich-Universität.<br />

Bayreuth<br />

Stadtbibliothek<br />

Für Bibliotheken in Deutschland stellte<br />

das <strong>Um</strong>weltbundesamt in Zusammenarbeit<br />

mit der No-Energy-Stiftung für<br />

Klimaschutz und Ressourceneffizienz<br />

in Haan 500 Energiesparpakete zur<br />

lokalen Ausleihe zur Verfügung – so<br />

auch der Stadtbibliothek Bayreuth<br />

im RW21. Das Paket enthält neben<br />

dem Messgerät und einem Verlängerungskabel<br />

mit Ein/Ausschalter eine<br />

ausführliche Bedienungsanleitung,<br />

wichtige Informationen zum Energiesparen<br />

vom <strong>Um</strong>weltbundesamt und<br />

einen Aufsteller zum Bewerben des<br />

Angebots.<br />

317<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

Mit der Energiesparkiste können interessierte<br />

Bibliotheksnutzerinnen und<br />

-nutzer einen Energiekostenmonitor<br />

ausleihen und damit die häuslichen<br />

„Stromfresser“ entlarven. Ein kleines<br />

Messgerät zeigt – zwischen Steckdose<br />

und zu untersuchendem Gerät<br />

angebracht – den Stromverbrauch<br />

eines Elektrogerätes an. Dadurch lassen<br />

sich zuverlässig die jährlichen<br />

Betriebskosten ermitteln und Fragen<br />

nach der Rentabilität bei Neuanschaffungen<br />

von Geräten beantworten. Seit<br />

Mai 2013 können Nutzer der Stadtbibliothek<br />

Bayreuth das Energiesparpaket<br />

nach Hause ausleihen.<br />

<strong>Bayern</strong>weit sind viele Bibliotheken an<br />

der Aktion beteiligt. Eine Liste der Verleihstationen<br />

ist abrufbar unter www.<br />

oekobase.de/Stiftung/html/ausleihen.<br />

php<br />

Coburg<br />

Landesbibliothek<br />

„Erfurter Moralität“ in wissenschaftlicher<br />

Edition erschienen<br />

Das nur am Ende der Sammelhandschrift<br />

Ms Cas 43 der Landesbibliothek<br />

Coburg überlieferte, mit knapp 18.000<br />

Versen umfangreichste geistliche Spiel<br />

des Mittelalters, ist soeben in einer modernen<br />

Edition veröffentlicht worden.<br />

Herausgeber ist der hoch renommierte<br />

emeritierte Professor für Mittlere Deutsche<br />

Literatur und Neu-Latein an der<br />

Freien Universität Berlin, Hans-Gert<br />

Roloff. Im Inhaltsverzeichnis des laut<br />

Schreibervermerk 1448 – vermutlich in<br />

Erfurt – geschriebenen Kodex wird der<br />

in der germanistischen Forschung als<br />

„Erfurter Moralität“ bezeichnete Text<br />

„Spiel von Frauen Ehre und Schande“<br />

genannt. Beschrieben wurde die Handschrift<br />

vom nachmaligen Direktor der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek, Franz<br />

Georg Kaltwasser, in seiner Coburger<br />

Zeit Anfang der 1960er Jahre. Die großformatige<br />

Sammelhandschrift, die auch<br />

wegen ihrer Darstellung historischer<br />

Musikinstrumente auf der Illustration<br />

zu den „24 Alten“ des Otto von Passau<br />

(erster Text) bekannt ist, gehörte einst<br />

nachweislich Herzog Johann Friedrich<br />

dem Mittleren von Sachsen (1529-<br />

1595). Dieser u. a. in der Coburger Ehrenburg<br />

und auf der Heldburg residierende<br />

Herzog gelangte wegen seiner<br />

Verstrickungen in die sog. „Grumbachschen<br />

Händel“ zu tragischer Berühmtheit.<br />

Er war der Großneffe von Luthers<br />

kurfürstlichem Beschützer Friedrich<br />

dem Weisen von Sachsen und Vater<br />

Herzog Johann Casimirs (1564-1633)<br />

von Coburg, unter dem Coburg zum<br />

selbständigen Fürstentum wurde.<br />

Bayreuth<br />

Universitätsbibliothek<br />

„Erlebnis Universitätsbibliothek“ bei „Campus erleben“<br />

318<br />

Am 20. Juli 2013 fand an der Universität Bayreuth ein Tag der offenen<br />

Tür unter dem Motto „Campus erleben“ statt. An über 40 Stationen<br />

konnten die Besucherinnen und Besucher die Universität kennenlernen.<br />

Dazu gehörte auch die Universitätsbibliothek. Im Mittelpunkt standen hier<br />

die Themen Buchbinden und Bucheinbände. So stellte der Buchbinder<br />

der Bibliothek sein Handwerk und zugleich verschiedene Bindetechniken<br />

vor, von denen die Bibliotheksbesucher einige gleich ausprobieren<br />

konnten. Außerdem konnten im Rahmen von Führungen die Lesesäle,<br />

der Freihandbereich und das Magazin besichtigt werden. An mehreren<br />

Stellen während der Rundgangs wurden unter dem Motto „Bucheinbände<br />

durch die Jahrhunderte“ charakteristische Einbandformen von 1500<br />

bis 1900 präsentiert. Daneben bot ein Informationsstand allen Gästen<br />

die Möglichkeit, sich umfassend<br />

über die bibliothekarischen Berufsfelder<br />

zu informieren und<br />

dabei zu erfahren, wie man Bibliothekar<br />

wird. Der literarische<br />

Höhepunkt an diesem Tag in<br />

der Zentralbibliothek war eine<br />

Lesung von Kriminal- und Gruselgeschichten<br />

aus der Familienzeitschrift<br />

„Gartenlaube“.<br />

Ralf Brugbauer, Direktor der<br />

UB Bayreuth, und<br />

Julia Menzel, die aus der<br />

„Gartenlaube“ liest.<br />

Illustration zu „Die 24 Alten“ des Otto<br />

von Passau; (Landesbibliothek Coburg:<br />

Ms Cas 43)<br />

Die Handschrift Ms Cas 43 ist<br />

digitalisiert unter:<br />

http://bvbm1.bib-bvb.de/webclient/<br />

DeliveryManager?pid=2494499&<br />

custom_att_2=simple_viewer<br />

Foto: UB Bayreuth; LB Coburg<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

Fotos: Stadtbibliothek Deggendorf; UB Erlangen-Nürnberg<br />

Stadtbibliothek<br />

Deggendorf<br />

Das von der Stadtbibliothek Deggendorf (Niederbayern) ins Leben<br />

gerufene Projekt „VJ-Teens – Kinder machen Fernsehen“ dient der<br />

Erlangung von Medienkompetenz am Beispiel Fernsehen. Über ein<br />

halbes Jahr haben die VJ-Teens im TV-Studio in der Stadtbibliothek<br />

eine eigene Fernsehsendung produziert und bei einer Abschlussveranstaltung<br />

am 10. Juli 2013 der Öffentlichkeit präsentiert. Sie gestalteten<br />

ein 24-minütiges TV-Magazin, das auf YouTube abrufbar ist, lernten<br />

journalistische Grundformen kennen, traten mit Freude und Engagement<br />

als Kameraleute, Moderatoren, Reporter und Reporterinnen oder<br />

Cutter auf.<br />

Der Medientrainer und Journalist Rolf Ruck, die Dozentin an der Technischen<br />

Hochschule Deggendorf, Dipl.-Ing. Ilona Meier, und die Medientechnik-Studierende<br />

Carina Haller arbeiteten bei diesem Projekt mit<br />

zehn Schülern vom Comenius Gymnasium sowie dem Robert-Koch-<br />

Gymnasium Deggendorf erfolgreich zusammen. Unterstützt wurden sie<br />

dabei vom Institut für Kommunikationskultur an der Hochschule Deggendorf.<br />

Die Projektleitung<br />

übernahm Marion Jürgens,<br />

Leiterin der Stadtbibliothek,<br />

Konzeption und Öffentlichkeitsarbeit<br />

lagen bei ihrer Stellvertreterin<br />

Ellen Stey.<br />

Weitere Informationen und<br />

Blog auf: www.stadtbibliothekdeggendorf.de<br />

oder auf<br />

youtube/vj-teens Deggendorf.<br />

Die VJ-Teens Deggendorf bei<br />

der Abschlussveranstaltung<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

Universitätsbibliothek<br />

Seit Oktober 2010 betreibt die Universitätsbibliothek<br />

Erlangen-Nürnberg den<br />

DFG-geförderten Fonds „Open Access<br />

Publizieren“ und die Servicestelle Open<br />

Access. Dabei gewonnene Kenntnisse<br />

über die Bedürfnisse einzelner Fachbereiche<br />

werden nun in spezifische Lösungen<br />

umgesetzt.<br />

In Kooperation mit dem Department<br />

Chemie und Pharmazie der FAU wurde<br />

das „Gold for Gold“ Programm der<br />

Royal Society of Chemistry gewählt.<br />

Hierin wird eine der möglichen Lösungen<br />

für das „Double Dipping“-Problem<br />

realisiert: mit der Subskription von RSC<br />

Gold erhalten die Wissenschaftler eine<br />

Kollektion von Zeitschriften, die potentiell<br />

auch Open Access Artikel beinhalten<br />

werden. Als Ausgleich wird eine Anzahl<br />

Gutscheine gewährt, mit denen Wissenschaftler<br />

in RSC kostenlos Open<br />

Access publizieren können.<br />

Ein weiterer Fokus liegt derzeit auf den<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

der FAU. Hier wird das Open Access<br />

Monografien-Projekt Knowledge Unlatched<br />

verfolgt, das das Ziel anstrebt,<br />

über Bibliotheks-Crowdfunding die Fixkosten<br />

der Verlage für die erste digitale<br />

Kopie zu bestreiten. Falls sich genügend<br />

Bibliotheken als Financiers finden, kann<br />

somit bereits in der Planungs- und Produktionsphase<br />

der geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />

Verlage die Weiche<br />

gestellt werden, ob ein Titel in seiner digitalen<br />

Version Open Access produziert<br />

wird oder nicht.<br />

Eltern-Kind-Zimmer<br />

Seit 1. August 2013 steht in der Hauptbibliothek,<br />

Benutzungsgebäude, 2. OG ein<br />

Eltern-Kind-Zimmer zur Verfügung. Es<br />

steht allen Eltern offen, die kurzfristig mit<br />

ihrem Kind oder ihren Kindern in der Universität<br />

sind und einen Ort suchen, wo<br />

sie sich gemeinsam aufhalten können.<br />

Der Raum ist von Montag bis Freitag,<br />

jeweils 8 bis 18 Uhr geöffnet und kann<br />

ohne Voranmeldung genutzt werden.<br />

Ausgestattet ist das Eltern-Kind-Zimmer<br />

mit drei Arbeitsplätzen mit Stromanschluss<br />

und WLAN für die Eltern sowie<br />

mit einer Kinderspielecke mit Kindertisch<br />

und -stühlen, Spielzeug, Kinderbüchern<br />

und einer Sitzecke für Kinder im Alter von<br />

0 bis 8 Jahren.<br />

Kolbermoor<br />

Die innovative Architektur neuerer Bibliotheken<br />

im Regierungsbezirk Oberbayern<br />

strahlt bis nach Südtirol aus. In<br />

den Gemeinden Terlan und St. Martin im<br />

Passeiertal sind neue Bibliotheksbauten<br />

in der Planung, die Bibliotheken in Bad<br />

Aibling, Kolbermoor (beide Landkreis<br />

Rosenheim) und Unterföhring (Landkreis<br />

München) weckten Interesse, diese Einrichtungen<br />

genauer zu untersuchen.<br />

Unter Leitung von Dr. Verena Pernthaler<br />

vom Amt für Bibliotheken und Lesen in<br />

Bozen machten sich Architekten, Bibliotheksleitungen<br />

und ein Bürgermeister in<br />

der Zeit vom 5. bis zum 6. August 2013<br />

bei hochsommerlichen Temperaturen<br />

auf die Reise nach Oberbayern.<br />

Herzlich begrüßt von den jeweiligen Bibliotheksleiterinnen<br />

sowie den Bürgermeistern,<br />

entspann sich ein intensiver<br />

fachlicher Austausch zu Fragen der Bibliotheksplanung,<br />

Büchereipraxis und zu<br />

kommunalpolitischen Aspekten. Für bibliothekarische<br />

Hintergrundinformationen<br />

sorgten seitens der Landesfachstelle für<br />

das öffentliche Bibliothekswesen deren<br />

Leiter Ralph Deifel und Ute Palmer-Horn<br />

von der Fachstelle München.<br />

319<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

München<br />

Am 5. Juni des Jahres fand das nach dem für die BSB schon siegreichen<br />

Match von 2011 lange erwartete Rückspiel gegen die Auswahl<br />

des Bayerischen Landtags statt.<br />

Wie den meisten noch in unangenehmer Erinnerung sein dürfte, hatte<br />

es noch wenige Tage vorher hochwasserverdächtig geschüttet, so dass<br />

durchaus nicht klar war, ob die Bezirkssportanlage in Zamdorf überhaupt<br />

für ein Fußballspiel bereitstehen würde, aber glücklicherweise hatte der<br />

Wettergott ein gnädiges Einsehen und ließ just seit dem angesetzten Termin<br />

die Sonne auf <strong>Bayern</strong> herabscheinen.<br />

Auch diesmal konnte sich bei guten Spielbedingungen unsere sieggewohnte<br />

Elf wieder durchsetzen, wobei das Ergebnis mit 8:5 ein klein<br />

wenig freundlicher für den Landtag ausfiel als beim letzten Mal (9:1).<br />

Alles überragender Torschütze war Tom Färber (6 Treffer), aber auch<br />

Tobi Mayer und Markus Knöferl waren erfolgreich.<br />

Ein für die Mannschaft wie für die zahlreichen Fans rundum erfreulicher<br />

Abend, der bei bestem Essen und Trank im Biergarten der Sportgaststätte<br />

noch einen vergnüglichen und harmonischen Ausgang nahm.<br />

Foto: Helmut Obst<br />

Bibliothek der Stiftung<br />

Pfennigparade<br />

Inspiriert durch das Vorbild von zahlreichen<br />

Einrichtungen im In- und Ausland,<br />

entschloss sich Helmut Obst, Leiter der<br />

Bibliothek der Stiftung Pfennigparade,<br />

auch in seiner Einrichtung im Münchner<br />

Rehabilitationszentrum für Körperbehinderte<br />

einen WLAN-Zugang einzuführen.<br />

Nach organisatorischen und technischen<br />

Vorarbeiten wurde schließlich<br />

der neue WLAN-Router installiert und<br />

eine Software zur Wahrung des Jugendschutzes<br />

vorgeschaltet. Seit Ende<br />

April 2013 können die Bibliotheksbenutzer<br />

nun mit ihren eigenen Geräten,<br />

Netbooks oder Smartphones kostenlos<br />

online gehen. Auf Anfrage erhalten<br />

die Interessenten einen Voucher zum<br />

zeitlich begrenzten Surfen. Mit der Einführung<br />

dieses zeitgemäßen Angebots<br />

zieht die Bibliothek der Pfennigparade<br />

mit vielen größeren Institutionen gleich<br />

und hält Schritt mit den aktuellen Entwicklungen<br />

in Informationseinrichtungen<br />

der Gegenwart.<br />

WLAN-Nutzer in der Bibliothek der Stiftung<br />

Pfennigparade<br />

Foto: BSB<br />

320<br />

München<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

Bis Ende Oktober 2013 zeigte die Bayerische<br />

Staatsbibliothek in ihrer Schatzkammer<br />

die Ausstellung „Buchschätze<br />

der Wittelsbacher“. Präsentiert wurden<br />

rund zwei Dutzend hochrangige Exponate<br />

mit herausragender Buchmalerei,<br />

die aus dem Besitz des Hauses Wittelsbach<br />

stammen. Anlass für die Schau<br />

waren zwei internationale Kongresse,<br />

die im Sommer und Herbst in der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek ausgerichtet<br />

wurden. Ergänzt wurde die Ausstellung<br />

mit einer Präsentation erlesener Einbände<br />

im Vorraum zur Schatzkammer.<br />

Internationale Jugendbibliothek<br />

Am 4. Juli 2013 fand in der Internationalen<br />

Jugendbibliothek auf Schloss<br />

Blutenburg die feierliche Verleihung des<br />

James Krüss Preises für internationale<br />

Kinder- und Jugendliteratur an die niederländische<br />

Autorin Joke van Leeuwen<br />

statt. Auch ihre beiden Hauptübersetzerinnnen<br />

ins Deutsche, Hanni Ehlers<br />

und Mirjam Pressler, wurden geehrt. Die<br />

Laudatio hielt Sibyl Gräfin Schönfeldt,<br />

die James Krüss noch persönlich kannte.<br />

Der in diesem Jahr erstmals vergebene<br />

und mit 8.000 Euro dotierte Preis<br />

wurde von der James Krüss Erbengemeinschaft<br />

gestiftet und soll künftig alle<br />

zwei Jahre das Werk eines lebenden<br />

Kinder- und Jugendbuchautors auszeichnen,<br />

das durch sprachliche Brillanz,<br />

Originalität, fantasievolles Erzählen, Formenvielfalt<br />

und Humanität überzeugt. Im<br />

Falle eines ausländischen Preisträgers<br />

wird die Arbeit des Übersetzers bzw. der<br />

<br />

<br />

Hauptübersetzer mit einem Anteil der<br />

Preissumme gewürdigt.<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

Münchner Stadtbibliothek<br />

München<br />

Der niederländische Erich Kästner-<br />

Bibliograph und -Forscher Johan Zonneveld<br />

schloss mit der Internationalen<br />

Jugendbibliothek eine Vereinbarung zur<br />

Übernahme seines umfangreichen Erich<br />

Kästner Archivs ab. Das Archiv soll der<br />

Internationalen Jugendbibliothek im Jahr<br />

2023 übergeben und in einer neu zu<br />

gestaltenden Forschungsstelle im Ambiente<br />

der originalen Einrichtung und<br />

der Erstausgaben Kästners der Literaturwissenschaft<br />

zur Verfügung gestellt<br />

werden. Bis dahin wird Johan Zonneveld<br />

das Archiv noch weiter ergänzen und<br />

fortführen. Erich Kästner unterstützte die<br />

Internationale Jugendbibliothek in der<br />

Gründungsphase mit großem Engagement.<br />

Seit 1983 hat die Erich Kästner<br />

Gesellschaft ihren Sitz in der Internationalen<br />

Jugendbibliothek, wo außerdem<br />

sämtliche internationale Erstausgaben<br />

im Erich Kästner Zimmer zu sehen sind.<br />

Vier neue hochwertig ausgestattete Bücherbusse in farbenfrohem<br />

Design präsentierte die Münchner Stadtbibliothek am Vormittag des<br />

19. Juli auf dem Marienplatz. Sie lösen ihre Vorgänger nach 18 Jahren<br />

ab und versorgen nun 86 Grundschulen und drei Kindergärten im<br />

Zwei-Wochen-Rhythmus mit aktuellen Büchern, Filmen, Musik, Spielen<br />

sowie Sach- und Fachliteratur. In seinem Grußwort in Vertretung<br />

des Oberbürgermeisters hob Stadtrat Klaus Peter Rupp lobend hervor,<br />

dass die Busse mehr als 60 Prozent der Grundschüler erreichen und<br />

allen Kindern – unabhängig von Herkunft und sozialer Schicht – den<br />

freien Zugang zu Wissen ermöglichen. Dr. Hans-Georg Küppers, Kulturreferent<br />

der Landeshauptstadt, bezeichnete die Busse als „mobile<br />

geistige Tankstellen“ und ergänzte: „Die Busse rechnen sich nicht, aber<br />

sie zahlen sich aus!“ Nach der offiziellen Übergabe nahmen Schulkinder<br />

die Busse begeistert in Besitz. Auf sie wartete außerdem ein buntes Begleitprogramm<br />

mit Autorenlesungen, Kleinkunst und Bücherflohmarkt,<br />

das bis in den späten Nachmittag für Trubel und gute Stimmung auf<br />

dem Marienplatz sorgte.<br />

Neuer Bücherbus<br />

auf dem Marienplatz<br />

München<br />

Universitätsbibliothek der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität<br />

Bibliotheksranking BIX 2013:<br />

Spitzenplatz für die UB<br />

Im aktuell veröffentlichten BIX-Bibliotheksindex<br />

nimmt die Universitätsbibliothek<br />

wieder eine Spitzenposition unter<br />

den deutschen Universitätsbibliotheken<br />

ein. Sie belegt im bundesweiten Leistungsvergleich<br />

Platz 2 hinter der UB<br />

Heidelberg und konnte ihre Vorjahresleistungen<br />

damit nochmals verbessern.<br />

In den Kategorien Nutzung und Effizienz<br />

konnte die Universitätsbibliothek ihr<br />

Spitzenergebnis der Vorjahre bestätigen:<br />

Mit rund 2,9 Millionen Besuchern<br />

im Jahr gehört die UB zu einer der<br />

meistbesuchten wissenschaftlichen Bibliotheken<br />

in Deutschland. Die schnelle<br />

Verfügbarkeit der Medien ist ein weiterer<br />

Erfolgsfaktor der Bibliothek. In der Kategorie<br />

Effizienz wird insbesondere das<br />

hohe Engagement der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der UB deutlich: Im letzten<br />

Jahr wurden rund 118.000 Medieneinheiten<br />

eingearbeitet. Das sind über<br />

4.500 Einheiten pro Kopf und Jahr und<br />

im Vergleich mit anderen Bibliotheken<br />

ist dies ein absoluter Spitzenwert. Die<br />

Zukunftsfähigkeit der Bibliothek zeigt<br />

sich auch in der Kategorie Entwicklung,<br />

wo sie sich in die Top-Gruppe verbessert<br />

hat. Maßgeblich dazu beigetragen<br />

haben die Höhe der eingeworbenen<br />

Drittmittel sowie die verstärkten Investitionen<br />

in den Ausbau elektronischer<br />

Dienstleistungen.<br />

Foto: Münchner Stadtbibliothek<br />

Neueröffnung der Fachbibliothek<br />

Medizinische Lesehalle<br />

Am 15. Juli wurde die Fachbibliothek<br />

Medizinische Lesehalle nach fast zweijähriger<br />

Bauzeit durch den Bayerischen<br />

Staatsminister für Wissenschaft, Forschung<br />

und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch,<br />

offiziell eröffnet. Das denkmalgeschützte<br />

Gebäude am Beethovenplatz,<br />

1913 von dem Architekten Emanuel<br />

von Seidl als Ausstellungsgebäude<br />

für die Kunstgalerie von Franz Joseph<br />

Brakl entworfen, wurde umfassend<br />

saniert. Die notwendigen Arbeiten zur<br />

Brandschutzertüchtigung, für energetische<br />

Verbesserungen, für Haustechnikerneuerungen<br />

und zur Herstellung von<br />

größtmöglicher Barrierefreiheit wurden<br />

321<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

auch genutzt, um eine funktionale und<br />

heutigen Arbeitsgewohnheiten gerecht<br />

werdende Bibliothek zu planen. Die<br />

neue Bibliothek wird nun 165 Arbeitsplätze<br />

möglichst großer Heterogenität<br />

bieten. Die Arbeitsplätze sind zoniert<br />

nach Leise-/Laut-Bereichen und verschiedenen<br />

Arbeitsbedürfnissen angepasst.<br />

Es gibt zwei Gruppenarbeitsräume,<br />

auch Lounge-Elemente und<br />

sogar – zumindest im Sommer – einen<br />

Außenarbeitsbereich. Darüber hinaus<br />

sind die Arbeitsplätze so gestaltet, dass<br />

der flexible Einsatz von festen PCs wie<br />

Notebooks und mobilen Geräten möglich<br />

ist. Der Einsatz von RFID-Technologie<br />

erlaubt die Selbstverbuchung der<br />

Medien. Mit der Wiedereröffnung konnte<br />

überdies ein lange verfolgter Wunsch<br />

umgesetzt werden: die Fachbibliothek<br />

Medizinische Lesehalle ist nun auch<br />

sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.<br />

konzept und design: kommunikation & presse, c.olesinski 06/2013<br />

ausstellung in der<br />

ausleihhalle der universitätsbibliothek der lmu<br />

geschwister-scholl-platz 1<br />

80539 münchen<br />

www.ub.uni-muenchen.de<br />

öffnungszeiten: montag – freitag, 09:00 – 22:00 uhr<br />

wuchs und schließlich die Schriften<br />

E. T. A. Hoffmanns, seiner Zeitgenossen,<br />

Lehrmeister und Nachfolger vereinigen<br />

sollte. Der bibliophile Wert liegt<br />

in den zahlreichen Erstausgaben, der<br />

wissenschaftliche in der Seltenheit, oft<br />

Einmaligkeit der Ausgaben populärer<br />

Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts.<br />

Ein besonderer Reiz liegt ferner<br />

in den zahlreichen persönlichen Widmungsexemplaren,<br />

die er zumeist als<br />

Geburtstagsgeschenk erhielt. Vom 8.<br />

Juli bis zum 11. Oktober 2013 zeigte<br />

die Universitätsbibliothek eine Auswahl<br />

von bibliophilen Glanzstücken der herausragenden<br />

Büchersammlung.<br />

Regensburg<br />

Staatliche Bibliothek<br />

Wertvolle Handschrift aus der Zeit<br />

des Immerwährenden Reichstages<br />

online<br />

Stammbücher sind wichtige kulturhistorische<br />

Quellen und weitaus mehr als nur<br />

„Spielereien“, die ihre Fortführung in der<br />

Gegenwart in der Gestalt von Kinder-<br />

Poesiealben gefunden haben. Dabei<br />

erwächst der „Brauch, eigenhändige<br />

Widmungen von Freunden und Bekannten<br />

in einem eigens zu diesem Zweck<br />

angelegten Buch zusammenzutragen<br />

[einem] menschlichen Grundbedürfnis:<br />

der Sehnsucht, dem flüchtigen Augenblick<br />

der Begegnung, der enteilenden<br />

Zeit des Beisammenseins Dauer zu verleihen.“<br />

(Werner Taegert)<br />

Ein wichtiges Denkmal jener Quellengattung<br />

ist das sogenannte „Stammbuch<br />

der Donauer“. Angelegt von<br />

dem Regensburger protestantischen<br />

Geistlichen Christoph Donauer (1564–<br />

1611), bietet es gerade für die Sozialund<br />

Alltagsgeschichte der Reichsstadt<br />

Regensburg wichtige Aufschlüsse. Auf<br />

insgesamt 844 Seiten finden sich hier<br />

Eintragungen nicht nur aus Regensburg,<br />

sondern auch aus Ansbach, Altdorf,<br />

Antwerpen, Darmstadt, Dresden,<br />

Hamburg, Helmstedt, Linz, Jena, Heidelberg,<br />

Lübeck, Nürnberg oder Wernigerode,<br />

um nur einige wenige ausgewählte<br />

Orte aufzuzählen.<br />

Nürnberg<br />

322<br />

Kuppelsaal der FB Medizinische<br />

Lesehalle der LMU München<br />

Ausstellung „Was verdanke ich<br />

nicht alles den Büchern!“ Die<br />

bibliophile Sammlung von Carl<br />

Georg von Maassen<br />

Carl Georg von Maassen (1880-1940)<br />

war ein Literaturhistoriker, insbesondere<br />

Romantikforscher und vor allem<br />

bibliophiler Sammler. Schon als Gymnasiast<br />

hatte Maassen mit dem Aufbau<br />

einer Bibliothek begonnen, die binnen<br />

kurzer Zeit auf rund 8.000 Bände an-<br />

Stadtbibliothek<br />

Mit der Veranstaltungsreihe „WortWelt-<br />

Franken“ möchte die Stadtbibliothek im<br />

Bildungscampus Nürnberg zeigen, wie<br />

spannend und anspruchsvoll fränkische<br />

Literatur sein kann. Bis Juli 2014 werden<br />

an sechs Abenden Autorinnen und<br />

Autoren aus der Region, die bereits eine<br />

gewisse Anerkennung genießen, aus ihren<br />

Werken lesen.<br />

Bei der Auftaktveranstaltung am 9. Oktober<br />

im Zeitungs-Café Hermann<br />

Kesten las Fitzgerald Kusz aus seinen<br />

Gedichtbänden „Zwedschgä“ und<br />

„Der Vollmond über Nämberch“. Der<br />

Komponist und Pianist Heinrich Hartl<br />

begleitete ihn am Klavier mit eigenen<br />

Kompositionen.<br />

Porträt Christoph Donauers<br />

Fotos: UB der LMU München; Staatliche Bibliothek Regensburg<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


kurz notiert<br />

Der Stammbuchhalter, also Christoph<br />

Donauer, versammelte hier handschriftliche<br />

Einträge befreundeter oder<br />

bekannter Personen. Nicht weniger<br />

als 466 Personen finden sich hier verewigt,<br />

viele davon mit farbigen Wappen<br />

oder anderen Malereien. Die Sammlung<br />

setzt im Februar 1599 ein und wurde<br />

bis 1608 fortgeführt. Einige wenige Eintragungen<br />

stammen aus späterer Zeit.<br />

Insbesondere das Regensburger Religionsgespräch<br />

von 1601 hat zahlreiche<br />

Eintragungen hervorgebracht.<br />

Dieses nicht nur für Regensburg wichtige<br />

Kulturdenkmal befindet sich im<br />

Privatbesitz und ist somit der interessierten<br />

Öffentlichkeit nicht zugänglich.<br />

Mit Zustimmung der Eigentümer wurde<br />

das „Stammbuch der Donauer“<br />

nun von der Staatlichen Bibliothek Regensburg<br />

digitalisiert und innerhalb der<br />

Bayerischen Landesbibliothek Online,<br />

des zentralen Kulturportals <strong>Bayern</strong>s,<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Straubing<br />

Stadtbibliothek<br />

Vom Hochwasser, das Anfang Juni<br />

viele Teile Niederbayerns heimsuchte,<br />

blieb die Stadtbibliothek Straubing (Niederbayern)<br />

nicht verschont. Das Wasser<br />

stieg so hoch, dass die Eingangsrampe<br />

des Salzstadels teilweise abgebaut<br />

werden musste, um einen Holzdamm<br />

errichten zu können. Im Salzstadel<br />

selbst stand im Keller das Wasser auf<br />

ca. 1,70 m hoch, beschädigt wurden allerdings<br />

nur einige ausgesonderte Flohmarktbücher.<br />

Während der einwöchigen Schließung<br />

wurde die Bevölkerung mittels bibliothekseigener<br />

Homepage und Facebook<br />

über die aktuelle Lage auf dem Laufenden<br />

gehalten. Über das große Interesse<br />

– ca. 5.300 Zugriffe – zeigte sich Bibliotheksleiter<br />

Georg Fisch sehr erfreut,<br />

ebenso aber auch über die Anteilnahme<br />

und zahlreichen Hilfsangebote der User.<br />

Würzburg<br />

Stadtbücherei<br />

Schweinfurt<br />

Fotos: Michael Horling; Stadtbibliothek Straubing<br />

<strong>Um</strong> ein Drittel sind die Besucherzahlen der Stadtbücherei Schweinfurt<br />

(Unterfranken) seit dem <strong>Um</strong>zug in den sanierten Ebracher Hof im<br />

Jahr 2007 gestiegen. Zählte man im vergangenen Jahr rund 132.000<br />

Besucher, konnte 2013 bereits im August die 100.000. Besucherin<br />

begrüßt werden. Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Bibliotheksleiterin<br />

Anita Kaltenbach überreichten der Leserin, die gerade<br />

Bücher und Kassetten für ihre Enkel zurückgegeben hatte, einen Blumenstrauß.<br />

Die hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung ist vor allem auf das attraktive<br />

Medienangebot zurückzuführen. Insgesamt stehen den Benutzern<br />

93.000 Medien, davon 60.000<br />

in der Hauptstelle im Ebracher<br />

Hof, zur Verfügung. Seit Jahresbeginn<br />

hält die Stadtbücherei<br />

auch ein Online-Angebot<br />

mit 1.500 E-Books, E-Journals<br />

zum Download und Audiobooks<br />

zum Hören via Internet<br />

bereit.<br />

Blumen für die 100.000. Besucherin:<br />

OB Sebastian Remelé<br />

und Bibliotheksleiterin Anita<br />

Kaltenbach gratulieren Ingeburg<br />

Belscher-Jekel (Mitte).<br />

Der Zusammenschluss von acht Würzburger<br />

Bibliotheken (Universitätsbibliothek,<br />

Stadtbücherei, Bibliothek der<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

Würzburg–Schweinfurt, Bibliothek<br />

der Hochschule für Musik,<br />

Diözesanbibliothek, Bibliotheca Augustiana,<br />

Liborius-Wagner-Bücherei, Landesfachstelle<br />

für das öffentliche Bibliothekswesen<br />

– Außenstelle Würzburg)<br />

hat einen gemeinsamen Flyer erarbeitet,<br />

der zum ersten Mal gemeinsam diese<br />

Bildungseinrichtungen in Kurzporträts,<br />

ergänzt durch Adressen und Öffnungszeiten,<br />

vorstellt.<br />

323<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Abstracts deutsch<br />

324<br />

Glatter Liebesbeweis<br />

für die Stadtbibliothek<br />

Erlangen<br />

Von Anne Grimmer, S. 268<br />

Eine repräsentative <strong>Um</strong>frage unter<br />

allen Bürgerinnen und Bürgern einer<br />

Stadt liefert wenig Detailinformation zu<br />

den Diensten einer Stadtbibliothek, ist<br />

jedoch aufschlussreich im Hinblick auf<br />

deren Außenwirkung und Image. Da die<br />

Stadtbibliothek Erlangen gerade in diesem<br />

Bereich nach der Grundsanierung<br />

2010 viel getan hat, ist ein Vergleich der<br />

<strong>Um</strong>fragen von 2005 und 2012 interessant.<br />

Der Erfolg der Maßnahmen wird<br />

durch die Ergebnisse der <strong>Um</strong>fragen<br />

bestätigt: Die Bekanntheit und damit<br />

verbunden die emotionale Bindung der<br />

Menschen an die Bibliothek erhöhen<br />

sich signifikant durch die Präsenz der<br />

Bibliothek im Stadtbild, in den Medien<br />

und in den sozialen Netzwerken.<br />

Helfen Sie uns, besser zu<br />

werden!<br />

Von Barbara Guthmann, S. 271<br />

Das Team Stadt- und Schulbücherei<br />

Gunzenhausen (Mittelfranken) hat<br />

zum ersten Mal eine Befragung ihrer<br />

Bibliotheksnutzer durchgeführt und<br />

zieht eine insgesamt positive Bilanz:<br />

Die Beteiligung war mehr als zufriedenstellend,<br />

die Auswertung wurde dank<br />

der richtigen Software zum Kinderspiel<br />

und vor allem gaben die Nutzerinnen<br />

und Nutzer bei den offenen Fragen<br />

viele gute Anregungen. Der Beitrag berichtet<br />

chronologisch von den Überlegungen<br />

zu den Zielen der Befragung,<br />

über die Konzeption des Fragebogens,<br />

die Durchführung und Auswertung der<br />

Befragung bis hin zu der Veröffentlichung<br />

der Ergebnisse und die <strong>Um</strong>setzung<br />

von Vorschlägen der Nutzer.<br />

Fazit: Die Nutzerbefragung erwies sich<br />

als wertvolles Instrument der Kundenkommunikation.<br />

Der Schritt ins Digitale –<br />

Neuerungen in der Fernleihe<br />

des BVB<br />

Von Berthold Gillitzer, Evelinde<br />

Hutzler und Roland Jäkle, S. 276<br />

Gleich zwei für die bayerische Fernleihe<br />

sehr wichtige technische Entwicklungen<br />

wurden 2013 umgesetzt und in Betrieb<br />

genommen. Das Kopienfernleihsystem<br />

Medea wurde durch eine Eigenentwicklung<br />

der BVB-Verbundzentrale abgelöst<br />

und damit die Basis für eine langfristige<br />

und vor allem sehr flexible Weiterentwicklung<br />

dieser Komponente geschaffen.<br />

Gewissermaßen als Beweis des<br />

Potenzials dieser Lösung wurde dann<br />

die lange erwartete Funktionalität der<br />

Kopienlieferung aus eJournals in einem<br />

zweiten Schritt realisiert. Auch die dazu<br />

notwendige Voraussetzung der Bereitstellung<br />

der entsprechenden Fernleihinformationen<br />

aus den Lizenzdaten wurde<br />

nach einem längeren bundesweiten<br />

Koordinationsprozess in diesem Jahr<br />

durch die EZB und ZDB realisiert. Dazu<br />

waren mehrere Schritte notwendig. Neben<br />

einer Abstimmung des Datenformats<br />

und der Datenlieferung zwischen den<br />

Systemen musste eine Eingabeoberfläche<br />

in der EZB geschaffen werden, die<br />

die Verwaltung der gewünschten Informationen<br />

in möglichst rationeller Weise<br />

ermöglicht. Mit der Bereitstellung eines<br />

Webservice in der EZB, der den aktuellen<br />

Zugriff auf diese Daten für Bestellverwaltungssysteme<br />

in der Fernleihe erlaubt,<br />

war auch die letzte Voraussetzung erfüllt,<br />

um diesen neuen Service der Kopienlieferung<br />

aus eJournals rechtssicher in die<br />

Fernleihsysteme der Verbünde aufzunehmen.<br />

Die für diese Dienstleistung in<br />

<strong>Bayern</strong> entwickelte Komponente zeichnet<br />

sich durch ein besonders hohes Maß<br />

an Automation und Integration aus, die<br />

Nutzern wie Mitarbeitern der Fernleihe in<br />

gleicher Weise zugutekommt.<br />

Auf dem Weg zum internationalen<br />

Erschließungsregelwerk<br />

Resource<br />

Description and Access<br />

Von Gabriele Meßmer, S. 282<br />

Am 31. Mai 2012 beschloss der Standardisierungsausschuss<br />

einstimmig,<br />

in den deutschsprachigen Verbünden<br />

das internationale Katalogisierungsregelwerk<br />

Resource Description and<br />

Access (RDA) einzuführen. In Vorbereitung<br />

auf den <strong>Um</strong>stieg auf RDA wurde<br />

unter Leitung der Arbeitsstelle für Standardisierung<br />

der Deutschen Nationalbibliothek<br />

eine verbundübergreifende<br />

Arbeitsgruppe eingerichtet, die einen<br />

Zeitplan aufstellen, Anwendungsregeln<br />

definieren und Schulungsunterlagen<br />

erarbeiten soll. Auch im Bibliotheksverbund<br />

<strong>Bayern</strong> hat sich eine RDA-Arbeitsgruppe<br />

etabliert, die die Arbeit der<br />

überregionalen Gruppe unterstützt und<br />

mitgestaltet.<br />

Auskunft muss nicht,<br />

Auskunft kann!<br />

Von Simone Höldrich, S. 285<br />

Im Rahmen der Fortbildung „Auskunft<br />

professionell gestalten – strukturelle<br />

und konzeptionelle Aspekte“ referierten<br />

hochkarätige Referentinnen und Referenten<br />

zu folgenden Themen:<br />

• „Die Bedeutung von Auskunft und<br />

Informationsdienst im Portfolio bibliothekarischer<br />

Dienstleistungen“<br />

• „Remove the reference desk!“<br />

• „Auskunft e-only: virtuelle Auskunftsdienste<br />

an der Universitätsbibliothek<br />

der TUM“<br />

• „ServicePoint IT und Bibliothek:<br />

kundenorientierte und kooperative<br />

Auskunft von Bibliothek und Rechenzentrum<br />

an der Hochschule<br />

Ingolstadt“<br />

• „Wiki und das starke Team – wie die<br />

Auskunft der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

informiert wird“<br />

Die Vorträge finden Sie unter:<br />

www.bib-bvb.de/web/ksi/fortbildungauskunft<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Abstracts englisch<br />

A clear display of affection<br />

for the city library of<br />

Erlangen<br />

By Anne Grimmer, p. 268<br />

A representative survey among all<br />

citizens of a city hardly yields detailed<br />

information about the services of a city<br />

library, however is enlightening with regard<br />

to its perception by the public and<br />

its image. Since the city library of Erlangen<br />

has been highly active particularly<br />

in this field since its refurbishment in<br />

2010, a comparison of the polls of the<br />

years 2005 and 2012 is interesting. The<br />

success of the measures is confirmed<br />

by the results of the polls: The awareness<br />

and, linked thereto, the emotional<br />

bond of the people with the library, are<br />

significantly heightened and tightened<br />

by the presence of the library in the<br />

townscape, in the media and in the social<br />

networks.<br />

Help us improve!<br />

By Barbara Guthmann, p. 271<br />

The team of the city- and school library<br />

of Gunzenhausen (Middle Franconia)<br />

has carried out a poll among its<br />

library users for the first time. The results<br />

are positive in total: Participation<br />

was more than satisfactory, the right<br />

software made the evaluation a piece of<br />

cake and, what is particularly important,<br />

the users contributed many good ideas<br />

in the ‚open questions‘ section. The article<br />

is a chronological report spanning<br />

the time from the planning and the goals<br />

of the survey, to the conceptual design<br />

of the questionnaire, the execution and<br />

evaluation of the poll, up to the publication<br />

of the results and implementation<br />

of the users‘ suggestions. Conclusion:<br />

The user survey has turned out to be a<br />

valuable client-communication tool.<br />

Venturing into the digital<br />

world – reforms of the<br />

interlibrary loan system of<br />

the BVB<br />

By Berthold Gillitzer, Eveline<br />

Hutzler and Roland Jäkle, p. 276<br />

Two technical innovations have been<br />

implemented and introduced in 2013<br />

that are very important for the Bavarian<br />

interlibrary loan system. The copy<br />

interlibrary loan system Medea was<br />

replaced by a system developed by<br />

the Bavarian library union (BVB) itself,<br />

forming the basis for a long-term and<br />

primarily highly flexible further development<br />

of this component. Serving as<br />

proof of the potential of this solution so<br />

to speak, the long-expected functionality<br />

of copy delivery from e-journals was<br />

implemented in a second step. The<br />

necessary precondition for this, the provision<br />

of the corresponding interlibrary<br />

loan information from the license data,<br />

was likewise realised this year by the<br />

Electronic Journals Library (EZB) and<br />

the Journals Data Base (ZDB) following<br />

an extensive Germany-wide coordination<br />

process. The process took place<br />

in several steps. Besides a harmonisation<br />

of the data format and of the data<br />

delivery between the systems, an input<br />

user interface had to be developed in<br />

the EZB that supports the administration<br />

of the desired information, which in<br />

turn should work as efficiently as possible.<br />

With the provision of a web service<br />

in the EZB that permits current access<br />

to these data for order administration<br />

systems in interlibrary loan, also the last<br />

precondition was fulfilled for incorporating<br />

this new service of copy delivery<br />

from e-journals in fully legally compliant<br />

fashion in the interlibrary loan systems<br />

of the unions. The component developed<br />

in Bavaria for this service is characterised<br />

by a particularly high degree<br />

of automation and integration, from<br />

which interlibrary-loan clients and staff<br />

will benefit in equal measure.<br />

On the way to the international<br />

cataloguing<br />

system of rules Resource<br />

Description and Access<br />

By Gabriele Meßmer, p. 282<br />

On 31 May 2012 the standardisation<br />

committee decided unanimously to introduce<br />

the international cataloguing<br />

system of rules Resource Description<br />

and Access (RDA) in the German-language<br />

library unions. In preparation of<br />

the conversion to RDA an inter-union<br />

working group was installed under the<br />

direction of the office for standardisation<br />

of the German National Library, which<br />

is to draw up a time schedule, define<br />

application rules and produce training<br />

material. An RDA working group has<br />

also been set up in the Bavarian library<br />

union that supports and contributes to<br />

the work of the supra-regional group.<br />

Reference services are<br />

not obligatory, but nice to<br />

have!<br />

By Simone Höldrich, p. 285<br />

Within the framework of the training<br />

course „Professionalising information<br />

services – structural and conceptual<br />

aspects“ top-class speakers presented<br />

papers on the following topics:<br />

• „The importance of reference desk<br />

and information services within the<br />

portfolio of library services“<br />

• „Remove the reference desk!“<br />

• „Electronic information only:<br />

virtual information services at the<br />

University Library of the TUM“<br />

• „ServicePoint IT and the library:<br />

client-oriented and cooperative information<br />

service of the library and the<br />

computing centre at the University of<br />

Ingolstadt“<br />

• „Wiki and the mighty team –<br />

informing the reference services of<br />

the Bavarian State Library“<br />

The papers can be found at:<br />

www.bib-bvb.de/web/ksi/fortbildungauskunft<br />

325<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Impressum<br />

326<br />

Impressum<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> ISSN 0340-000X<br />

Herausgeber<br />

Bibliotheksverbund <strong>Bayern</strong>, Bayerische Staatsbibliothek<br />

Ludwigstr. 16, 80539 München<br />

Redaktion<br />

Peter Schnitzlein (verantw.), Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstraße 16,<br />

80539 München<br />

Redaktionsmitglieder: Dr. Ann-Katrin Colomb,<br />

Klaus Hölzle, Franz Käßl<br />

Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich (Redaktionsschlüsse:<br />

15.1., 15.4., 15.7., 15.10.).<br />

Alle Beiträge geben die Meinung der Autoren, nicht eine<br />

Stellungnahme des Bibliotheksverbunds <strong>Bayern</strong> oder<br />

der Bayerischen Staatsbibliothek wieder. Meldungen<br />

und Notizen mit Quellenangaben werden ohne Gewähr<br />

für die Richtigkeit und ausschließlich zur Information<br />

veröffentlicht. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

der Redaktion.<br />

Manuskripte und Zuschriften werden erbeten an die<br />

Bayerische Staatsbibliothek, Redaktion „<strong>Bibliotheksforum</strong><br />

<strong>Bayern</strong>“, 80328 München, bfb@bsb-muenchen.de.<br />

Redaktionsbeirat<br />

Der Redaktionsbeirat gestaltet in Zusammenarbeit mit<br />

der Redaktion das inhaltliche und konzeptionelle Profil<br />

der Zeitschrift. Er besteht aus Vertretern der wichtigsten<br />

Bibliothekssparten in <strong>Bayern</strong>. Als Mitglieder sind derzeit<br />

benannt: Ludwig Bichlmaier (Stadtbücherei Landshut),<br />

Dr. Klaus Ceynowa (BSB), Ralph Deifel (BSB, Landesfachstelle),<br />

Dr. Bernhard Lübbers (Staatl. Bibliothek<br />

Regensburg), Doris Schneider (FHB Ingolstadt), Peter<br />

Schnitzlein (BSB), Dr. Steffen Wawra (UB Passau)<br />

Gestaltung<br />

Michael Berwanger, Tausendblauwerk<br />

Agentur für Gestaltung<br />

Schleißheimer Str. 21, 85221 Dachau<br />

info@tausendblauwerk.de • www.tausendblauwerk.de<br />

Druck<br />

Vormals Manzsche Buchdruckerei und Verlag,<br />

Osterhofener Str. 10, 93055 Regensburg,<br />

www.manz-druck.de<br />

Abonnements und Anzeigen<br />

Jahresabonnement: 39 Euro inkl. MwSt. und Versandkosten<br />

im Inland, Einzelheft: 10 Euro inkl. MwSt. zzgl.<br />

Porto und Versandkosten.<br />

Ansprechpartner: Franz Käßl, Bayerische Staatsbibliothek,<br />

80328 München, Tel. 089/28638-2247,<br />

Franz.Kaessl@bsb-muenchen.de<br />

Autorenhinweise<br />

1. BFB bringt in der Regel nur Originalbeiträge. Wir<br />

bitten deshalb, Ihren Aufsatz bis zum Erscheinungstermin<br />

nicht an anderer Stelle zu veröffentlichen.<br />

2. Formalia<br />

• Texte werden in neuer Rechtschreibung abgefasst<br />

(Duden 2009).<br />

• Längere Aufsätze sind durch Zwischenüberschriften<br />

zu gliedern. Wichtige Sätze, die ggf.<br />

graphisch hervorgehoben werden sollen, bitte<br />

vorab markieren.<br />

• Abkürzungen sollten im Text möglichst vermieden<br />

werden.<br />

• Notwendige Zitatstellen und Belege sollten möglichst<br />

im Text angegeben werden; wenn der Text<br />

dadurch zu unübersichtlich wird, als Endnoten.<br />

Bitte halten Sie die Anzahl der Endnoten niedrig.<br />

• Zeichenzahl:<br />

Text ohne Abbildungen: max. 15.600 Zeichen<br />

Text mit Abbildungen: max. 10.000 Zeichen<br />

• Text bitte als unformatierte Worddatei schicken<br />

• Jedem Beitrag muss eine Zusammenfassung in<br />

deutscher Sprache beigefügt werden, Länge<br />

max. 500 Zeichen.<br />

• Abbildungen sind erwünscht und sollten als<br />

separate Datei im jpg- oder tif-Format (Auflösung<br />

mind. 300 dpi) geliefert werden, falls nicht als Datei<br />

verfügbar, bitte als qualitativ hochwertiges Foto<br />

schicken; Abbildungen bitte nummerieren, Bildunterschriften<br />

und Platzierungswunsch angeben;<br />

bitte den Rechteinhaber der Abbildung angeben<br />

und, falls erforderlich, eine Abdruckgenehmigung<br />

beifügen. Die Entscheidung über den Abdruck der<br />

eingereichten Abbildungen trifft die Redaktion.<br />

3. Der Beitrag ist als E-Mail-Anhang an bfb@bsbmuenchen.de<br />

oder auf CD-ROM an die Redaktion<br />

zu schicken. Die Redaktion behält sich kleinere<br />

Korrekturen am Manuskript vor, grundlegende<br />

Änderungen sind nur im Einvernehmen mit Autor/<br />

Autorin möglich. Die Redaktion behält sich das<br />

Recht zur Kürzung vor.<br />

4. Die Autorinnen und Autoren erhalten per E-Mail eine<br />

<strong>Um</strong>bruchfassung als PDF mit der Bitte, die Korrekturen<br />

innerhalb einer Woche an die Redaktion zu<br />

schicken. In den Fahnen sollen möglichst nur noch<br />

Satzfehler berichtigt werden. Werden in dieser Zeit<br />

keine Änderungswünsche eingereicht, gehen wir<br />

von Ihrem Einverständnis mit der Ihnen übersandten<br />

Fassung aus.<br />

BFB steht im PDF-Format kostenlos zur Verfügung<br />

auf www.bibliotheksforum-bayern.de<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


Autorinnen und Autoren<br />

Anke Buettner<br />

Münchner Stadtbibliothek<br />

Rosenheimer Str. 5<br />

81667 München<br />

anke.buettner@muenchen.de<br />

Dr. Klaus Ceynowa<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

ceynowa@bsb-muenchen.de<br />

Ralph Deifel<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

ralph.deifel@bsb-muenchen.de<br />

Dr. Claudia Fabian<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

claudia.fabian@bsb-muenchen.de<br />

Dr. Berthold Gillitzer<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

berthold.gillitzer@bsb-muenchen.de<br />

Dr. Rolf Griebel<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

griebel@bsb-muenchen.de<br />

Anne Grimmer<br />

Stadtbibliothek Erlangen<br />

Marktplatz 1<br />

91054 Erlangen<br />

anne.grimmer@stadt.erlangen.de<br />

Babett Guthmann<br />

Stadt- und Schulbücherei<br />

Gunzenhausen<br />

Luitpoldstr. 13<br />

91710 Gunzenhausen<br />

buecherei@gunzenhausen.de<br />

Martin Hermann<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

martin.hermann@bsb-muenchen.de<br />

Simone Höldrich<br />

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf<br />

Bibliothek<br />

Am Hofgarten 2<br />

85354 Freising<br />

simone.hoeldrich@hswt.de<br />

Gregor Horstkemper<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

horstkemper@bsb-muenchen.de<br />

Dr. Evelinde Hutzler<br />

Universitätsbibliothek Regensburg<br />

93042 Regensburg<br />

evelinde.hutzler@bibliothek.uniregensburg.de<br />

Roland Jäkle<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

jaekle@bsb-muenchen.de<br />

Franz Käßl<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

franz.kaessl@bsb-muenchen.de<br />

Tamara Kucana<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

Landesfachstelle für das öffentliche<br />

Bibliothekswesen<br />

Außenstelle Regensburg<br />

Landshuter Str. 22<br />

93047 Regensburg<br />

tamara.kucana@bsb-muenchen.de<br />

Elisabeth Mair-Gummermann<br />

Stadtbücherei Regensburg<br />

Haidplatz 8<br />

93047 Regensburg<br />

mair-gummermann.elisabeth@<br />

regensburg.de<br />

Gabriele Meßmer<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

messmer@bsb-muenchen.de<br />

Dr. Reiner Nägele<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

reiner.naegele@bsb-muenchen.de<br />

Ute Palmer-Horn<br />

Bayerische Staatsbibliothek<br />

80328 München<br />

ute.palmer-horn@bsb-muenchen.de<br />

Christina Röschlein<br />

Städtische Volksbücherei Fürth<br />

Fronmüllerstr. 22<br />

90763 Fürth<br />

christina.roeschlein@fuerth.de<br />

Prof. Dr. Werner Taegert<br />

Staatsbibliothek Bamberg<br />

Neue Residenz<br />

Domplatz 8<br />

96049 Bamberg<br />

werner.taegert@staatsbibliothekbamberg.de<br />

Sarah Weber<br />

Stadtbücherei Regensburg<br />

Haidplatz 8<br />

93047 Regensburg<br />

weber.sarah@regensburg.de<br />

<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)


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