Um - Bibliotheksforum Bayern
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Heft 4 – 7. Jahrgang – Oktober 2013 – ISSN 0340-000X<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong><br />
LIBER-Konferenz 2013 in München<br />
Die Verstaatlichung der Augsburger Staatsund<br />
Stadtbibliothek<br />
Ein historisches Google Maps für Tablet und Smartphone<br />
Die App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“<br />
Helfen Sie uns, besser zu werden!<br />
Nutzerbefragung in Gunzenhausen
Bildungscampus<br />
Herausgeber: Stadt Nürnberg, Bildungscampus Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 4, 90403 Nürnberg; Gestaltung: weinberg-brothers.de<br />
ANTON<br />
KOBERGER<br />
Zum 500. Todestag des Druckers<br />
der Schedelschen Weltchronik<br />
AUSSTELLUNG<br />
20. SEPTEMBER – 28. DEZEMBER 2013<br />
STADTBIBLIOTHEK ZENTRUM<br />
Stadtbibliothek Zentrum<br />
Ebene L2, Ausstellungskabinett<br />
Gewerbemuseumsplatz 4<br />
90403 Nürnberg<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo -Fr 11-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr<br />
Sonn- und Feiertage geschlossen<br />
Eintritt frei<br />
Kostenlose Führungen durch<br />
die Ausstellung jeweils mittwochs<br />
um 17 Uhr am 25.9., 9.10., 23.10.,<br />
6.11., 20.11., 4.12., 18.12.2013
Editorial<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser!<br />
Absolut faszinierend und wegweisend<br />
finde ich die neue App der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek „<strong>Bayern</strong> in historischen<br />
Karten“. Nach der im letzten Jahr vorgestellten<br />
App „Ludwig II. – Auf den Spuren<br />
des Märchenkönigs“ zeigt die Bibliothek<br />
wieder, wie zukunftsorientierte Serviceleistungen<br />
im Zeitalter des mobilen Internet<br />
zur Aufbereitung und Vermittlung (nicht<br />
nur) historischer Bestände aussehen müssen.<br />
Das sichert auch das Überleben der<br />
Bibliotheken – Gratulation!<br />
Ebenso ein Grund, allen Beteiligten zu gratulieren, ist die bemerkenswerte und außergewöhnliche<br />
Entscheidung, die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, eine der bedeutendsten<br />
spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Sammlungen – nach intensiven und<br />
konstruktiven Verhandlungen als zehnte regionale Staatliche Bibliothek in die Trägerschaft<br />
des Freistaates zu übernehmen und damit die Chance auf einen grundlegenden<br />
Neubeginn und die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der beinahe 500 Jahre alten Kulturinstitution<br />
zu eröffnen.<br />
„Der Schritt ins Digitale“ – so die Überschrift des Beitrags über die Neuerungen in der<br />
Fernleihe – bedeutet, dass durch eine Eigenentwicklung der Verbundzentrale des Bibliotheksverbundes<br />
<strong>Bayern</strong> Monographien- und Kopienfernleihe jetzt in einem System<br />
abgewickelt werden kann und dadurch künftig auch ein ganz neuer Service angeboten<br />
wird, nämlich die Lieferung von Fernleihkopien aus elektronischen Zeitschriften. Dieser<br />
große Schritt ins digitale Neuland wird mit Sicherheit positive Auswirkungen besonders<br />
für die Bibliothekskunden haben.<br />
Wie man Bürger- bzw. Nutzerbefragungen als wertvolles Instrument der Kunden-<br />
Kommunikation und zur gezielten Verbesserung des (Service-)Angebots verwenden<br />
kann und dabei nicht immer erwartete Ergebnisse bekommt, zeigen die Artikel aus der<br />
Erlanger Stadtbibliothek und der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen.<br />
Ganz praxisbezogen ist auch der Beitrag der Stadtbücherei Regensburg, trotz beengter<br />
Raumverhältnisse einen eigenen Jugendbereich zu schaffen. Er zeigt auf, wie<br />
die dabei auftretenden Fragen der altersgerechten Möblierung, der passenden Medien-,<br />
Veranstaltungs- und Serviceangebote bis zur Frage der Namensgebung beantwortet<br />
werden können.<br />
Auch die weiteren Artikel dieses vielfältigen Heftes werden Ihnen eine anregende und<br />
für die tägliche Praxis nützliche Lektüre bereiten. Dies wünscht Ihnen<br />
239<br />
Ihr<br />
Ludwig Bichlmaier<br />
Leiter der Stadtbücherei Landshut<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Inhalt<br />
Digitale Bibliothek<br />
242 Historisches Google Maps für Tablet<br />
und Smartphone<br />
Die App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ der BSB<br />
(Klaus Ceynowa)<br />
Landesfachstelle<br />
245 Ralph Deifel neuer Leiter der Landesfachstelle<br />
Interview zur Amtsübernahme<br />
(Franz Käßl)<br />
242<br />
265<br />
Historisches Google Maps für Tablet<br />
und Smartphone<br />
Die App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“<br />
der BSB<br />
248<br />
Die Verstaatlichung der Augsburger Staatsund<br />
Stadtbibliothek<br />
Bericht über die Übernahmevereinbarung<br />
Bayerische Staatsbibliothek ist<br />
Gastgeber der gelungenen LIBER-Konferenz<br />
Nachlese zur Konferenz in der BSB<br />
Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
248 Die Verstaatlichung der Augsburger Staats- und<br />
Stadtbibliothek<br />
Bericht über die Übernahmevereinbarung (Rolf Griebel)<br />
257 Neues Zentrum für digitale Geisteswissenschaften<br />
(Gregor Horstkemper)<br />
258 Auf dem Weg in die digitale Welt<br />
<strong>Bayern</strong>s öffentliche Bibliotheken in der Statistik<br />
(Ralph Deifel)<br />
261 Wissen – Leben – Lernen: Die Bibliothek kann’s<br />
4. Oberbayerischer Bibliothekstag in Bad Aibling<br />
(Franz Käßl)<br />
Internationale Bibliothekskontakte<br />
265 Bayerische Staatsbibliothek ist Gastgeber der<br />
gelungenen LIBER-Konferenz<br />
Konferenz der Ligue des Bibliothèques Européennes<br />
de Recherche (Martin Hermann)<br />
Management<br />
268 Liebesbeweis für die Erlanger Stadtbibliothek<br />
„Erlanger Bürgerbefragung 2012“ (Anne Grimmer)<br />
271 Helfen Sie uns, besser zu werden!<br />
Nutzerbefragung in der Stadt- und Schulbücherei<br />
Gunzenhausen (Babett Guthmann)<br />
Benutzung<br />
276 Der Schritt ins Digitale<br />
Neuerungen in der Fernleihe des BVB<br />
(Berthold Gillitzer, Evelinde Hutzler, Roland Jäkle)<br />
282 Neue Standards für die Erschließung<br />
Auf dem Weg zum internationalen Erschließungsregelwerk<br />
Resource Description and Access<br />
(Gabriele Meßmer)<br />
285 Auskunft muss nicht, Auskunft kann!<br />
Fortbildung der Kommission für Service und Information<br />
in Zusammenarbeit mit der Bibliotheksakademie <strong>Bayern</strong><br />
(Simone Höldrich)<br />
TITELBILD: TREPPENHAuS DER BSB WäHREND DER LIBER-KONFERENZ; FOTO: BSB/H.-R. SCHuLZ<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Inhalt<br />
Historische Schätze<br />
289 Jean Paul zum 250. Geburtstag<br />
Rückschau auf eine Ausstellung der Staatsbibliothek<br />
Bamberg (Werner Taegert)<br />
294 Bayerische Staatsbibliothek übernimmt<br />
Musikhandschriften<br />
Bedeutende Münchner Sammlung von Sakralmusik<br />
(Reiner Nägele)<br />
296 München und das Alte Testament<br />
Ausstellung „Das Alte Testament und sein <strong>Um</strong>feld –<br />
vom Babylonischen Talmud zu Lassos Bußpsalmen“<br />
(Claudia Fabian)<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
298 Nordic Talking<br />
Vierwöchiges Kulturfestival in München<br />
(Anke Buettner)<br />
Bibliotheksporträt<br />
302 Stadtbücherei Kolbermoor<br />
Bibliotheksneubau im Rathausareal<br />
(Ute Palmer-Horn)<br />
Kinder- und Jugendbibliotheken<br />
304 Area 5.2 – klein (aber fein) und sehr individuell<br />
Neuer Jugendbereich der Stadtbücherei Regensburg<br />
(Elisabeth Mair-Gummermann und Sarah Weber)<br />
Lese- und Literaturförderung<br />
306 <strong>Bayern</strong>werk – Kinderbibliothekspreis 2013<br />
Preisverleihung in Bamberg<br />
308 Startschuss für den „Lese-Kick“<br />
<strong>Bayern</strong>weiter Sommerferien-Leseclub<br />
(Tamara Kucana)<br />
309 Marathonlesen beim 8. Fürther Lesefrühling<br />
Rund 4.200 Teilnehmer beim Fürther Lesefrühling<br />
(Christina Röschlein)<br />
289<br />
Jean Paul zum<br />
250. Geburtstag<br />
Rückschau auf<br />
eine Ausstellung<br />
der Staatsbibliothek<br />
Bamberg<br />
298<br />
Nordic Talking<br />
Die Münchner<br />
Stadtbibliothek und<br />
die Münchner<br />
Volkshochschule<br />
veranstalteten ein<br />
vierwöchiges<br />
Kulturfestival.<br />
Personalia<br />
311 Nachruf Dr. Fridolin Dreßler<br />
(Rolf Griebel)<br />
Rubriken<br />
239 Editorial<br />
313 Termine<br />
314 Kurz notiert<br />
324 Abstracts<br />
326 Impressum<br />
327 Autorinnen und Autoren<br />
302<br />
Stadtbücherei Kolbermoor<br />
Bibliotheksneubau setzt architektonische Maßstäbe.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Digitale Bibliothek<br />
Apians Landtafeln<br />
Ein historisches Google Maps<br />
für Tablet und Smartphone<br />
242<br />
Die App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek, entwickelt für Apples<br />
App-Store und für Google Play, bietet ein<br />
digitales Erlebnis der besonderen Art: Per Tablet<br />
und Smartphone können Sie eine faszinierende<br />
Zeitreise durch <strong>Bayern</strong>s historische Karten<br />
antreten und zugleich eine Entdeckungstour zu<br />
<strong>Bayern</strong>s Städten, Burgen, Schlössern und Kunstdenkmälern<br />
unternehmen.<br />
Von Klaus Ceynowa<br />
Die Bayerische Staatsbibliothek<br />
ist eine der international größten und<br />
renommiertesten universal- und Forschungsbibliotheken.<br />
Zu ihren Beständen<br />
zählen nicht nur weltberühmte<br />
und kostbarste Werke des schriftlichen<br />
Kulturerbes der Menschheit, sie besitzt<br />
auch eine der europaweit bedeutendsten<br />
Kartensammlungen. Mit ihrer neuen<br />
App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“<br />
präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek<br />
nun die großen historischen<br />
Kartenwerke des Freistaates in Form<br />
eines sogenannten Location-Based-<br />
Service für die mobile Nutzung.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Digitale Bibliothek<br />
FOTOS: BSB<br />
Für die App wurden fünf bedeutende Kartenwerke<br />
mit mehr als 260 Kartenblättern vom 6. bis 19.<br />
Jahrhundert digitalisiert und vollständig georeferenziert:<br />
die berühmten Landtafeln Philipp Apians von<br />
1568, die Kartenwerke von Frederik de Wit (1670-<br />
1690) und Franz Ludwig Güssefeld (1782/1796),<br />
der „Topographische Atlas vom Königreich Baiern“<br />
(1812-1867) und die auf <strong>Bayern</strong> bezogenen Blätter<br />
der „Karte des Deutschen Reiches“ (1876 ff). Die<br />
Karten illustrieren nicht nur das Fortschreiten des<br />
Landesausbaus in <strong>Bayern</strong>, sondern auch die zunehmende<br />
Genauigkeit der Landesvermessung.<br />
Damit wird eine faszinierende Entdeckungsreise<br />
durch die Topographie und Geschichte <strong>Bayern</strong>s<br />
möglich. Zum einen können die historischen Karten<br />
<strong>Bayern</strong>s nun erstmalig auf mobilen Endgeräten<br />
in hochaufl ösender Wiedergabe in allen Details<br />
betrachtet werden. Zum anderen und vor allem<br />
aber können sie, ausgehend vom jeweils aktuellen<br />
Standort des Nutzers der App, interaktiv und multimedial<br />
erkundet werden. Aufgrund der Georeferenzierung<br />
der Kartenwerke wird dem Nutzer der App<br />
seine jeweilige Position – dort, wo er sich gerade<br />
mit seinem Smartphone oder Tablet in der Hand<br />
aufhält – direkt in der historischen Karte angezeigt:<br />
Die App funktioniert also als ein historisches Google<br />
Maps, der Betrachter der digitalen Karten fi ndet<br />
seine gegenwärtige Positionierung direkt im jeweils<br />
aufgerufenen historischen Kartenwerk wieder. Über<br />
eine Zeitleiste kann er zudem bruchlos zwischen<br />
den verschiedenen Karten navigieren.<br />
Points-of-Interest in historischen Ansichten<br />
Auf der jeweils angewählten Karte fi ndet der Betrachter<br />
rund um seinen aktuellen Standort herum<br />
vielfältige Points-of-Interest, die Texte, Ortsdaten,<br />
historisches Bildmaterial und dungen zu Gemeinden, Klöstern, Burgen, Schlös-<br />
Multimedia-Anwensern<br />
und Kunstdenkmälern in der näheren umgebung<br />
anzeigen. Diese Points-of-Interest, von<br />
denen die App insgesamt mehr als 2.500 bietet,<br />
werden durch „Stecknadelköpfe“ (Pins) visualisiert,<br />
die je nach Objektkategorie (Burg, Schloss, Denkmal,<br />
Gemeinde etc.) unterschiedlich gestaltet sind;<br />
die dort jeweils hinterlegten Informationen können<br />
per Touch auf das Display aktiviert werden. Die<br />
App stellt damit einen Location-Based-Service<br />
dar, der Informationen relativ zum Standort des<br />
App-Nutzers auf dem Smartphone oder Tablet<br />
anzeigt. unter den bei den jeweiligen Points-of-<br />
Interest hinterlegten multimedialen Materialien sind<br />
besonders hervorzuheben:<br />
• Ortsansichten von Hartmann Schedel und Matthäus<br />
Merian d. ä.: Die Bayerische Staatsbibliothek<br />
besitzt wertvolle Ausgaben von Hartmann<br />
Schedels (1440-1514) „Weltchronik“ und von<br />
Matthäus Merians (1593-1650) „Topographia<br />
Germaniae“. Die darin enthaltenen Ansichten<br />
von Orten, Klöstern und Burgen Altbayerns,<br />
Bayerisch-Schwabens und Frankens sind in die<br />
App eingebunden und können in hoher Aufl ö-<br />
sung betrachtet werden.<br />
• Ortsporträts: 15 Orte aus allen Regierungsbezirken<br />
<strong>Bayern</strong>s wurden ausgewählt, um exemplarisch<br />
einen vertieften Einblick in die Entwicklungen<br />
von Siedlungen zu geben, wie sie<br />
typisch für den bayerischen Kulturraum sind.<br />
Die Porträts werden angereichert u. a. um Artikel<br />
aus dem Online-Angebot „Historisches Lexikon<br />
<strong>Bayern</strong>s“, die die Geschichte <strong>Bayern</strong>s genauer<br />
beleuchten.<br />
• Wappen der bayerischen Gemeinden: „<strong>Bayern</strong>s<br />
Gemeinden“ ist ein Online-Angebot des Hauses<br />
der Bayerischen Geschichte. Die Abbildungen<br />
der darin aufgeführten Wappen sind in die App<br />
eingebunden und durch Beschreibungen zu<br />
ihrer Entstehung und zur Bedeutung ihrer bildlichen<br />
Elemente erläutert.<br />
• Schwerpunkt Nürnberg: Als größte Stadt<br />
Frankens bildet Nürnberg einen besonderen<br />
Schwerpunkt der App. Beginnend mit Matthäus<br />
Merians Nürnberger Stadtplan aus seiner<br />
„Topographia Franconiae“ (1648) kann<br />
der Nutzer anhand fünf historischer, georeferenzierter<br />
Stadtpläne aus vier Jahrhunderten<br />
in die Geschichte und Topographie der alten<br />
Reichsstadt eintauchen. Neben reichem Textund<br />
Bildmaterial ist auch ein Audioguide zu den<br />
wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt in<br />
die App integriert.<br />
Historisches<br />
Nürnberg<br />
243<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Digitale Bibliothek<br />
Historische Bestände in<br />
interaktiver App<br />
244<br />
Launch der App am<br />
29. 4.: Generaldirektor<br />
Dr. Rolf<br />
Griebel, Finanzstaatssekretär<br />
und<br />
IT-Beauftragter<br />
der Bayerischen<br />
Staatsregierung<br />
Franz Josef Pschierer,<br />
Stellv. Generaldirektor<br />
Dr. Klaus<br />
Ceynowa (v. l. n. r.)<br />
DER AuToR<br />
Dr. Klaus Ceynowa<br />
ist Stellvertretender<br />
Generaldirektor der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek.<br />
• Ortsansichten Michael Wenings: Der Kupferstecher<br />
Michael Wening (1645–1718) bereiste im<br />
Auftrag des Kurfürsten Max Emanuel Altbayern<br />
und fertigte Ansichten von Ortschaften, Schlössern,<br />
Burgen, Klöstern und Landsitzen an. Von<br />
diesen über 800 Darstellungen, die Anfang des<br />
18. Jahrhunderts in der „Historico-topographica<br />
descriptio Bavariae“ veröffentlicht wurden, hat<br />
das Landesamt für Vermessung und Geoinformation<br />
neue Drucke anfertigen und digitalisieren<br />
lassen. Die Ortsansichten Wenings sind in die<br />
App integriert und laden zum Zoomen in ihre<br />
hochaufl ösend digitalisierten Details ein.<br />
• Techniken und Geschichte der Kartographie in<br />
<strong>Bayern</strong>: Informationen zur Geschichte der Kartographie<br />
aus der Zeit vor der satellitengestützten<br />
Landvermessung und zur umfangreichen<br />
Kartensammlung der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
bieten Video-Experteninterviews und fachkundige<br />
Texte.<br />
Als Location-Based-Service präsentiert sich die<br />
App „<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ auch als virtueller<br />
Reiseführer, der dem <strong>Bayern</strong>-Interessierten<br />
relativ zu seiner jeweiligen geographischen Position<br />
interessante Orte und Stätten in seiner Nähe<br />
zeigt und sich damit auch für touristische Zwecke<br />
eignet. Zugleich ist die App aber auch für<br />
die Nutzung von zu Hause, also gewissermaßen<br />
vom heimischen Sofa aus, bestens geeignet. Hier<br />
kann der Nutzer in den hochaufl ösend digitalisierten<br />
Karten „blättern“ und auf eine virtuelle Erkundungstour<br />
durch <strong>Bayern</strong> gehen.<br />
Mit der Location-Based-Services-App<br />
„<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ setzt<br />
die Bayerische Staatsbibliothek ihre<br />
erfolgreiche Reihe mobiler Applikationen<br />
fort – nach den „Famous Books -<br />
Schätze der Bayerischen Staatsbibliothek“,<br />
den „Oriental Treasures“ und der<br />
Augmented-Reality-App „Ludwig II.“.<br />
Für diese Angebote bringt die Bayerische<br />
Staatsbibliothek eine langjährige<br />
Erfahrung auf dem Felde der Digitalisierung<br />
und digitaler Technologien mit.<br />
Mit aktuell 940.000 digitalisierten Werken<br />
und Objekten aus ihren Sammlungen<br />
verfügt die Bayerische Staatsbibliothek<br />
gegenwärtig über den größten<br />
digitalen Datenbestand aller deutschen<br />
Kultureinrichtungen, und mit einer Scannerfl otte<br />
von 26 Geräten, unter anderem für anspruchsvolle<br />
3D-Digitalisierung, nimmt sie die Spitzenstellung<br />
unter allen deutschen Bibliotheken ein.<br />
Mit der wachsenden Bedeutung des mobilen<br />
gegenüber dem stationären Internet bieten sich<br />
neue und faszinierende Möglichkeiten der Aufbereitung<br />
und Präsentation dieser reichhaltigen<br />
digitalen Angebote – Möglichkeiten, die weit über<br />
das traditionelle Szenario des stationären Internetarbeitsplatzes<br />
mit der klassischen Website als Distributionsform<br />
digitaler Information hinausgehen.<br />
Die neuen, mobilen Nutzungsszenarien dagegen<br />
kontextualisieren digitale Inhalte situativ, personalisiert<br />
und passgenau ausgerichtet auf die jeweils<br />
individuelle Lebenssituation. Mit der neuen App<br />
„<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ lässt die Bayerische<br />
Staatsbibliothek erneut ihre einzigartigen Bestände<br />
in den innovativen Nutzungsszenarien des<br />
mobilen Internets lebendig werden.<br />
Die App wurde in Zusammenarbeit mit dem<br />
Haus der Bayerischen Geschichte, der Bayerischen<br />
Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten<br />
und Seen und dem Landesamt für Vermessung<br />
und Geoinformation erstellt. Die technische<br />
umsetzung erfolgte durch die Internet-Agentur<br />
Bokowsky + Laymann. Die Entwicklung der App<br />
wurde vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen<br />
und vom Bayerischen Staatsministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert.<br />
„<strong>Bayern</strong> in historischen Karten“ steht weltweit für<br />
Tablets und Smartphones im Apple App-Store<br />
und seit August 2013 auch im Google Play Store<br />
kostenfrei zur Verfügung.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Landesfachstelle<br />
Inwieweit ist Ihnen hier die Vorstandstätigkeit<br />
beim dbv von Nutzen?<br />
Die BFB-Redaktion gratuliert Ihnen recht<br />
herzlich zu Ihrem neuen Amt und wünscht Ihnen<br />
viel Erfolg!<br />
Ralph Deifel: Meine Kenntnisse und Erfahrungen<br />
setzte ich auch bundesweit als Mitglied des Vorstands<br />
des Deutschen Bibliotheksverbands e. V.<br />
(dbv) und als Vorstandsmitglied des Dachverbands<br />
Bibliothek Information Deutschland (BID) ein. Der<br />
deutschlandweite Informationstransfer macht es<br />
Ralph Deifel: Vielen Dank für die guten<br />
Wünsche, die ich gut gebrauchen<br />
kann. Dies ist auch eine gute Gelegenheit,<br />
die bisherige konstruktive Zusammenarbeit<br />
mit der Redaktion von BFB<br />
hervorzuheben. In Zukunft wird das<br />
Zusammenspiel mit BFB sicher noch<br />
intensiver werden.<br />
Was hat Sie gereizt, diese Aufgabe<br />
zu übernehmen, und welche beruflichen<br />
Erfahrungen können Sie einbringen?<br />
Foto: Leo Pompinon, Berlin<br />
Ralph Deifel: Nach insgesamt 33<br />
Jahren Leitungstätigkeit im öffentlichen<br />
Bibliothekswesen, davon seit 28 Jahren<br />
in der staatlichen Fachberatung für<br />
öffentliche Bibliotheken in Unterfranken<br />
und <strong>Bayern</strong> mit dem Schwerpunkt der<br />
Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />
und der Zukunftssicherung von Bibliotheken,<br />
stellt die Leitung der Abteilung<br />
Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen<br />
eine neue Herausforderung<br />
dar. Darin sehe ich einen weiteren<br />
beruflichen Entwicklungsschritt,<br />
um meine Kompetenzen in Leitungstätigkeit<br />
und Bibliotheksmanagement<br />
für die Weiterentwicklung des öffentlichen<br />
Bibliothekswesens in <strong>Bayern</strong> an<br />
entscheidender Stelle einzubringen.<br />
Die bibliotheksfachliche und konzeptionelle<br />
Arbeit gehört dabei ebenso zu<br />
meinen Aufgabenbereichen wie die<br />
Kontaktarbeit im kommunalpolitischen<br />
und landespolitischen Bereich.<br />
Ralph Deifel neuer Leiter<br />
der Landesfachstelle<br />
Am 1. September 2013 trat Ralph Deifel die Nachfolge<br />
von Klaus Dahm als Leiter der Staatlichen<br />
Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen<br />
an. Wir baten ihn um ein Interview.<br />
245<br />
Interview: Franz Käßl<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Landesfachstelle<br />
246<br />
möglich, Trends zu erkennen und für den weiteren<br />
erfolgreichen Auf- und Ausbau der öffentlichen<br />
Bibliotheken in <strong>Bayern</strong> zu nutzen. Ebenso wichtig<br />
ist es, die Besonderheiten und Erfordernisse eines<br />
von kleineren Bibliotheken geprägten Flächenstaates<br />
in die Fachdiskussionen einzubringen.<br />
Worin sehen Sie Schwerpunkte, Herausforderungen<br />
und Perspektiven künftiger Fachstellenarbeit?<br />
Ralph Deifel: Die Bibliothek im althergebrachten<br />
Verständnis als oft verstaubter Hort von Büchern<br />
und anderem Gedruckten, als Bewahrerin des<br />
Guten, Wahren und Schönen kann es heute nicht<br />
mehr geben. Die öffentlichen Bibliotheken fi t für die<br />
Medien- und Informationsbedürfnisse der Bürgerinnen<br />
und Bürger in unserer Zeit zu machen, sie in<br />
die Lage zu versetzen, auch im ländlichen Bereich<br />
und unter den Vorzeichen des demografi schen<br />
Wandels zu bestehen, darin liegen Aufgaben und<br />
Chancen einer gegenwartsbezogenen und zukunftsorientierten<br />
Fachstellenarbeit in <strong>Bayern</strong>.<br />
Suchen Sie sich Partner?<br />
Ralph Deifel: Wichtige Partner für die Landesfachstelle<br />
waren und sind der Bayerische Bibliotheksverband,<br />
das Staatsinstitut für Schulqualität<br />
und Bildungsforschung (ISB) und der St. Michaelsbund.<br />
Ein zusätzlicher Akteur kann der Bayerische<br />
Volkhochschulverband werden.<br />
Das Geld ist knapp. Wie ist das öffentliche Bibliothekswesen<br />
im Freistaat aufgestellt? Kann<br />
das Erreichte gesichert bzw. weiter ausgebaut<br />
werden?<br />
Ralph Deifel: Öffentliche Bibliotheken aus <strong>Bayern</strong><br />
haben im Bibliotheksindex BIX in der Mehrzahl<br />
sehr gut abgeschnitten, in etlichen Orten wurden<br />
wegweisende Bibliotheksbauten mit zeitgerechter<br />
technischer Ausstattung errichtet. Aber es gibt leider<br />
noch zu viele öffentliche Bibliotheken mit unzureichenden<br />
Erwerbungsmitteln, zu geringen Öffnungszeiten<br />
und zu wenig (Fach-)Personal; diese<br />
Einrichtungen können der berechtigten Nachfrage<br />
der Bevölkerung nicht entsprechen.<br />
Die politischen Entscheidungsträger auf Landes-<br />
und Kommunalebene sind gefragt, endlich<br />
auskömmliche Finanzmittel für den bedarfsgerechten,<br />
zielgerichteten Auf- und Ausbau öffentlicher<br />
Bibliotheken zu leistungsfähigen und den aktuellen<br />
Entwicklungen angepassten Bildungs- und Kultureinrichtungen<br />
verschiedener Versorgungsstufen<br />
bereitzustellen. Die Zielsetzung muss dabei sein, in<br />
allen Landesteilen fl ächendeckend einen freien Zugang<br />
zu Literatur und zu Informationen in analoger<br />
und digitaler Form zu gewährleisten.<br />
Welche Synergieeffekte ergeben sich durch<br />
die Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen<br />
Bibliotheken?<br />
Ralph Deifel: Die Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen<br />
Bibliotheken vor allem bei der<br />
Vermittlung von Informationskompetenz, bei der<br />
Durchführung des Bayerischen Leihverkehrs und<br />
bei der Gremienarbeit führt zu einem verbesserten<br />
gegenseitigen Verständnis beider Bibliothekssparten.<br />
Die bayerischen Hochschulbibliotheken und<br />
staatlichen Bibliotheken unterstützen Gymnasien,<br />
Fach- und Berufsoberschulen bei der Vermittlung<br />
von Informationskompetenz durch ein breites Angebot<br />
an Kursen und Schulungen. Sie bauen dabei<br />
auf den Angeboten der öffentlichen Bibliotheken<br />
als Lernorte auf. Der regelmäßig stattfi ndende<br />
Bayerische Bibliothekstag und die Verleihung des<br />
Gütesiegels „Bibliotheken – Partner der Schulen“<br />
verbinden öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken<br />
miteinander.<br />
Ein Handlungsfeld, das für die Fachstellen<br />
strategische Bedeutung gewonnen hat, ist die<br />
enge Kooperation zwischen Bibliothek und<br />
Schule. Welche Aktivitäten und Projekte ragen<br />
besonders heraus?<br />
Ralph Deifel: Die Zusammenarbeit von Schulen<br />
und Bibliotheken bildet eine nachhaltige Grundlage<br />
dafür, die Schülerinnen und Schüler für den<br />
umgang mit Informationen zu sensibilisieren, ihr<br />
Interesse an einer wissenschaftlich fundierten Informationsrecherche<br />
zu wecken und ihnen dabei<br />
erste Erfolgserlebnisse zu verschaffen.<br />
Der Bayerische Schulbibliothekstag, der im November<br />
2013 zum dritten Mal veranstaltet wird,<br />
dürfte wie in den Vorjahren sehr viele Lehrerinnen<br />
und Lehrer auch in deren Funktion als Schulbibliotheksbetreuer<br />
ansprechen. Die drei an der Landesfachstelle<br />
tätigen Pädagogen haben als qualifi zierte<br />
Schulbibliotheksfachberater alle Hände voll zu tun,<br />
hier ist eine personelle Aufstockung dringend geboten.<br />
Das Gütesiegel „Bibliotheken – Partner der Schulen“<br />
würdigt erfolgreich beispielhafte Formen der<br />
Zusammenarbeit. Die Landesfachstelle unterstützt<br />
mit Fördermitteln die Zusammenarbeit von öffentlichen<br />
Bibliotheken und Schulen vor Ort, sei es als<br />
vertraglich geregelte Kooperationslösung oder in<br />
Form von einzelnen Projekten.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Landesfachstelle<br />
Wie können Ihrer Meinung nach Bibliotheken<br />
ihrer Rolle als Akteure der Leseförderung gerecht<br />
werden?<br />
Ralph Deifel: Mit ihren Angeboten und Leistungen<br />
im Bereich der Leseförderung sollten öffentliche<br />
Bibliotheken aktiv in der allgemeinen Öffentlichkeit<br />
präsent sein und sich positionieren.<br />
In dieser Hinsicht aktive Bibliotheken beteiligen<br />
sich z. B. an dem Leseförderprojekt „Antolin“, am<br />
Sommerferienleseclub, an der Aktion „Lesestart“<br />
und im kommenden Jahr nach Möglichkeit auch<br />
an dem Projekt „Lesen macht stark“ sowie an<br />
dem Vorhaben „LeseKick“. Die Teilnahme an der<br />
bundesweiten Bibliothekskampagne „Treffpunkt<br />
Bibliothek“ ist für diese Bibliotheken selbstverständlich.<br />
Vor Ort sind die Bibliotheken in engem<br />
Kontakt mit Kindergärten und Schulen und unterstützen<br />
diese mit dem „Bibliotheksführerschein“,<br />
mit Gruppen- und Klassenführungen sowie mit der<br />
Zusammenstellung von Medienkisten.<br />
Was kann die Landesfachstelle in diesem Bereich<br />
leisten?<br />
Ralph Deifel: Die Landesfachstelle unterstützt die<br />
Bibliotheken mit der Organisation des Sommerferienleseclubs<br />
und der Aktion „LeseKick“, sie bietet Bilderbuchkinos<br />
an und ist aktiver Vermittler von Informationen<br />
und Materialien zu „Treffpunkt Bibliothek“,<br />
„Lesestart“ und „Lesen macht stark“. Der gezielte<br />
Bestandsaufbau für das Leseförderprojekt „Antolin“<br />
und für die Beschaffung von Medienkisten wird von<br />
der Landesfachstelle finanziell gefördert. Außerdem<br />
bietet die Landesfachstelle regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen<br />
mit qualifizierten Referentinnen und<br />
Referenten zum Thema Leseförderung an.<br />
Die Digitalisierung hat bereits einen tiefgreifenden<br />
gesellschaftlichen Wandel eingeleitet.<br />
Wie sieht die Bibliothek der Zukunft aus?<br />
Ralph Deifel: Die öffentlichen Bibliotheken werden<br />
in nicht allzu ferner Zukunft hybrid sein, dies<br />
bedeutet, dass sie ihre Medien sowohl physisch<br />
als auch digital bereitstellen werden. Sofern die<br />
Verlage ihre bisherige Haltung revidieren sollten,<br />
wird das Ausleihen von E-Books in nahezu jeder<br />
Bibliothek möglich sein. Online-Datenbanken<br />
ersetzen gedruckte Nachschlagewerke, die Bibliotheken<br />
bieten ihren Kunden mobile Services<br />
für digitale Endgeräte an und sind im Social Web<br />
vertreten. Die öffentliche Bibliothek vor Ort ist<br />
ein Treffpunkt für die Kommunikation, sie ist ein<br />
Knotenpunkt für Informationen und sie bietet eine<br />
hohe Aufenthaltsqualität.<br />
Zum Schluss noch eine persönliche Frage.<br />
Der Leiter der Landesfachstelle als Leser: Was<br />
liegt ganz oben auf dem Bücherstapel?<br />
Ralph Deifel: Auf dem Stapel der gedruckten<br />
Bücher liegt Peter Merseburgers Biografie des ersten<br />
Bundespräsidenten Theodor Heuss, auf dem<br />
Tablet-PC sind verschiedene Thriller gespeichert.<br />
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />
Vita und Gremienarbeit<br />
Ralph Deifel<br />
Geboren 1953 in Stuttgart. Von 1974 bis 1977<br />
Studium an der Fachhochschule für Bibliothekswesen<br />
in Stuttgart. Abschluss Diplom-Bibliothekar<br />
(FH). Nach erster beruflicher Tätigkeit von<br />
1977 bis 1980 bei der damaligen Staatlichen<br />
Beratungsstelle für öffentliche Büchereien in<br />
Würzburg von 1980 bis 1984 Leitung der Stadtbibliothek<br />
in Tuttlingen (Baden-Württemberg)<br />
und von 1984 bis 1985 Leitung der Städtischen<br />
Büchereien in Landshut. Von 1985 an Leitung<br />
der Staatlichen Beratungsstelle für öffentliche<br />
Büchereien in Würzburg, seit 1.7.1999 bei der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek München, Abteilung<br />
Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen.<br />
Leitung der Außenstelle Würzburg<br />
und Stellvertreter des Leiters der Abteilung öffentliches<br />
Bibliothekswesen bis 2013.<br />
Gremienarbeit<br />
1992 – 1998 Vorsitzender der Fachkonferenz<br />
der Staatlichen Büchereistellen in<br />
Deutschland<br />
1992 – 2002 Mitarbeit im Besprechungsdienst<br />
für öffentliche Bibliotheken /<br />
Lektoratskooperation<br />
2001 – 2010 Vorsitzender der Sektion 6 im dbv<br />
2001 – 2010 Mitglied in der Kommission für<br />
Bibliotheksorganisation und<br />
-betrieb des Bibliotheksverbunds<br />
<strong>Bayern</strong><br />
2002 – 2012 Mitglied im dbv-Beirat<br />
2003 – 2009 Mitglied in der Steuerungsgruppe<br />
DBS-ÖB beim HBZ<br />
seit 2010 Mitglied im Vorstand des Deutschen<br />
Bibliotheksverbands e. V.<br />
(dbv)<br />
seit 2010 Mitglied im Vorstand Bibliothek<br />
Information Deutschland (BID)<br />
seit 2013 Mitglied im Vorstand des<br />
Bayerischen Bibliotheksverbands<br />
e. V. (BBV)<br />
247<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Die Verstaatlichung<br />
der Augsburger Staats- und<br />
Stadtbibliothek<br />
V. l. n. r.: Staatsminister<br />
Dr. Wolfgang<br />
Heubisch, Georg<br />
Winter (MdL),<br />
Generaldirektor<br />
Dr. Rolf Griebel und<br />
Hermann Weber<br />
(2. Bürgermeister<br />
der Stadt Augsburg)<br />
248<br />
Am 6. Dezember 2012 unterzeichneten Staatsminister<br />
Dr. Wolfgang Heubisch und Hermann Weber,<br />
2. Bürgermeister der Stadt Augsburg, im Fürstenzimmer<br />
des Augsburger Rathauses die Übernahmevereinbarung,<br />
mit der die Verstaatlichung<br />
der Staats- und Stadtbibliothek besiegelt wurde.<br />
Von Rolf Griebel<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Die 475 Jahre alte Bibliothek wurde aus städtischer<br />
Trägerschaft in die staatliche Bibliotheksverwaltung<br />
überführt. Sie ist die zehnte regionale<br />
Staatliche Bibliothek und damit der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek als Fachbehörde für das bayerische<br />
Bibliothekswesen nachgeordnet.<br />
Die Verstaatlichung einer herausragenden Gedächtnisinstitution<br />
stellt zweifellos einen bemerkenswerten<br />
Vorgang dar, der auch außerhalb des<br />
Freistaats von den Medien, in den Kreisen der<br />
Geistes- und Kulturwissenschaften sowie in der<br />
bibliothekarischen Community wahrgenommen<br />
wurde.<br />
Wenn in der anlässlich der Vertragsunterzeichnung<br />
veröffentlichten Pressemitteilung des Bayerischen<br />
Staatsministeriums für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst expressis verbis von der<br />
„Rettung der Bibliothek in Augsburg“ gesprochen<br />
wird, so liegt darin keine dramatisierende sprachliche<br />
Zuspitzung. Vielmehr ist in der Tat zu konstatieren,<br />
dass diese von Staatsminister Dr. Wolfgang<br />
Heubisch und dem Bayerischen Landtag, insbesondere<br />
dem Haushaltsausschuss getragene kulturpolitische<br />
Entscheidung die Chance auf einen<br />
grundlegenden Neubeginn und die Sicherung der<br />
Zukunftsfähigkeit der beinahe 500 Jahre alten<br />
Kulturinstitution eröffnet, die sich zu Beginn des<br />
zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts unter<br />
verschiedenen Aspekten in einem bedenklichen<br />
Zustand präsentiert.<br />
Eine der bedeutendsten spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen<br />
Sammlungen<br />
Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zählt<br />
mit 3.600 Handschriften, darunter 1.000 mittelalterlichen<br />
Codices, 2.800 Inkunabeln, annähernd<br />
30.000 Bänden aus dem 16. und je über<br />
30.000 Bänden aus dem 17. und 18. Jahrhundert<br />
zu den bedeutendsten spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen<br />
Sammlungen Deutschlands. Hervorzuheben<br />
sind darunter etwa eine der größten Bibelsammlungen<br />
Deutschlands, ein reicher Bestand<br />
an Jesuitendramen, eine exzellente graphische<br />
Sammlung von über 16.000 Blättern mit Schwerpunkt<br />
im 17. und 18. Jahrhundert, also der großen<br />
Zeit der Augsburger Kupferstecher und Verleger,<br />
oder eine herausragende Sammlung von Einblattdrucken.<br />
1537, auf dem Höhepunkt der reformatorischen<br />
Bewegung in Augsburg, erhielt der Rektor<br />
des 1531 gegründeten Gymnasiums, Sixt Birck,<br />
den Auftrag, aus den Bibliotheken leerstehender<br />
Klöster eine Auswahl zu treffen und diese in<br />
einer städtischen Büchersammlung zusammenzuführen.<br />
1563 wurde für die Sammlung im Annahof<br />
ein Bibliotheksgebäude errichtet, der erste<br />
freistehende selbständige Bibliotheksbau der<br />
Neuzeit in Deutschland. 1575 veröffentlichte der<br />
Begründer der Byzantinistik und Stadtbibliothekar<br />
von Augsburg, Hieronymus Wolf (1516-1580),<br />
in einer Pionierleistung den ersten gedruckten<br />
Fotos: Silvio Wyszengrad; Staats- und Stadtbibliothek Augsburg<br />
Das neubarocke<br />
Gebäude der<br />
Staats- und Stadtbibliothek<br />
Augsburg<br />
249<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
250<br />
Angriff der Amazonen<br />
auf Augsburg;<br />
aus: Sigismund<br />
Meisterlin: Augsburger<br />
Chronik.<br />
SuStB Augsburg,<br />
4° Cod Aug 1,<br />
Bl. 61v<br />
Handschriftenkatalog einer öffentlichen Bibliothek<br />
in Deutschland. Wolf und seinem Schüler David<br />
Höschel (1556-1617) gelang es, den Bestand<br />
an wissenschaftlichen und gelehrten Werken so<br />
auszubauen, dass Zeitgenossen die Augsburger<br />
Stadtbibliothek als eine der bedeutendsten<br />
Sammlungen Europas ansahen.<br />
Die reichen Bestände werden im<br />
gedruckten Gesamtkatalog greifbar,<br />
der im Jahr 1600 erschien und als<br />
erster gedruckter Katalog einer öffentlichen<br />
Bibliothek in Deutschland gelten<br />
darf. In den folgenden beiden Jahrhunderten<br />
konnten die Bestände kontinuierlich<br />
ausgebaut werden. Voraussetzung<br />
hierfür waren ein zumindest über<br />
weite Zeitspannen fester Ankaufetat,<br />
Schenkungen und Ankäufe wertvoller<br />
Privatbibliotheken, z. B. von Marcus<br />
Welser (1558-1614), dem gelehrten<br />
Mäzen und Geschichtsschreiber, oder<br />
von Lukas Schroeck (1646-1730),<br />
dem Präsidenten der Deutschen Akademie<br />
der Naturforscher Leopoldina,<br />
sowie die per Ratsdekret verfügte<br />
Verpfl ichtung der Augsburger Drucker<br />
und Verleger, Exemplare jedes Drucks<br />
einschließlich graphischer Erzeugnisse<br />
einzuliefern.<br />
Im Zuge der Säkularisierung<br />
(1802/03) und schließlich der Mediatisierung<br />
der Reichsstadt Augsburg<br />
(1805/06) wurden ein Teil der Handschriften<br />
sowie ca. 300 Inkunabeln<br />
und Frühdrucke in die Hofbibliothek<br />
nach München überführt. Zum Ausgleich<br />
wurde Augsburg 1810 Sitz einer<br />
schwäbischen Provinzialbibliothek, die<br />
mit der Stadtbibliothek vereinigt wurde und in der<br />
Folge bedeutende Säkularisationsbestände aufnahm,<br />
so bereits im selben Jahr die Bibliothek des<br />
Jesuitenkollegs St. Salvator mit 10.000 Bänden,<br />
die ihre herausragende Bedeutung nicht zuletzt<br />
durch die in sie eingegangene Büchersammlung<br />
des Humanisten Konrad Peutinger (1465-1547)<br />
erhielt, der vermutlich größten Privatbibliothek ihrer<br />
Zeit nördlich der Alpen. 1811 wurden über 42.000<br />
Bände aus Augsburger Klosterbibliotheken sowie<br />
die Bestände der Bibliothek des Protestantischen<br />
Kollegiums bei St. Anna, 1817 nochmals mehrere<br />
tausend Bände aus säkularisierten Eichstätter<br />
Bibliotheken sowie zwischen 1818 und 1835<br />
wertvolle Bestände aus einer Reihe ostschwäbischer<br />
Klöster in die Bibliothek überführt. Die bedeutendsten<br />
Bestandszuwächse der Vereinigten<br />
Königlichen Kreis- und Stadtbibliothek nach den<br />
Säkularisationsgewinnen stellen zwei wertvolle<br />
Privatbibliotheken des 18. Jahrhunderts dar, die<br />
im 19. Jahrhundert als Geschenk übernommen<br />
werden konnten: 1846 die Bibliothek Georg Walter<br />
von Halders (1737-1810), die insbesondere<br />
die Augsburger Buchkunst des 18. Jahrhunderts<br />
umfasst, und 1875 die Familienbibliothek der von<br />
Stetten, einer Kaufmanns- und Patrizierfamilie, die<br />
im 18. Jahrhundert wiederholt höchste ämter in<br />
der Stadtverwaltung innehatte.<br />
1893 verließ die Bibliothek das Domizil im Annahof,<br />
das die Sammlung 330 Jahre beherbergt<br />
hatte, und bezog ein neues Bibliotheksgebäude<br />
an der Schaezlerstraße, das 1912 mit dem Anbau<br />
des Lesesaalgebäudes eine Erweiterung erfuhr.<br />
Der vom Augsburger Stadtbaurat Fritz Steinhäu-<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
ßer (1852-1929) konzipierte neobarocke Bibliotheksbau,<br />
ein stadtbildprägendes Gebäude von<br />
hoher baukultureller Bedeutung, galt als moderner<br />
Bibliotheksbau und wurde den bibliotheksfachlichen<br />
Anforderungen seiner Zeit voll gerecht. In<br />
einem 1898 geschlossenen Vertrag zwischen<br />
der Stadt Augsburg und dem Königreich <strong>Bayern</strong><br />
wurde vereinbart, dass die Stadt als alleiniger Unterhaltsträger<br />
fungiert, dem Staat jedoch die Eigentumsrechte<br />
an den Säkularisationsbeständen<br />
und den seither aus staatlichen Geldern erworbenen<br />
Büchern verbleiben, wofür staatlicherseits ein<br />
jährlicher Zuschuss – von damals 2.000 Mark – zu<br />
leisten war. Der Vertrag ging von einer 1895 ermittelten<br />
Relation von 40 % staatlicher und 60 %<br />
städtischer Bestände aus.<br />
Seit 1911 sammelte die Staats- und Stadtbibliothek<br />
Augsburg – diesen Namen führt die Bibliothek<br />
seit 1941 – die Amtsdruckschriften, seit<br />
1987 die Pflichtexemplare aus dem Regierungsbezirk<br />
Schwaben. Der Gesamtbestand der Bibliothek,<br />
die den Zweiten Weltkrieg weitestgehend<br />
unbeschadet überstanden hat, umfasste 2012 ca.<br />
540.000 Bände, wovon ca. 235.000 Bände (einschließlich<br />
der Amtsdruckschriften und der Pflichtexemplare)<br />
staatliches Eigentum darstellen; dies<br />
entspricht einem Anteil von 44 %.<br />
Auf dem Weg zur Verstaatlichung<br />
Spätestens seit den 1980er Jahren wurde immer<br />
deutlicher, dass eine mit einer grundlegenden,<br />
die Bausubstanz sichernden Sanierung einhergehende<br />
zeitgemäße <strong>Um</strong>gestaltung des Bibliotheksgebäudes<br />
unausweichlich war. Das drängendste<br />
Problem stellte die Gefährdung des Bestands dar,<br />
vor allem des wertvollen historischen Bestands<br />
aufgrund nicht verantwortbarer raumklimatischer<br />
Bedingungen, die jenseits der konservatorisch<br />
noch vertretbaren Toleranzgrenzen lagen. Gänzlich<br />
erschöpfte Magazinkapazitäten erzwangen<br />
die Unterbringung von Beständen in hierfür ungeeigneten<br />
Räumlichkeiten, was zu massiven statischen<br />
Problemen führen sollte. Das Angebot für<br />
die Nutzer entsprach schon in den letzten Jahrzehnten<br />
des 20. Jahrhunderts bei weitem nicht<br />
mehr den Erwartungen.<br />
Trotz der eminenten kulturhistorischen Bedeutung<br />
der Bestände, die die Staats- und Stadtbibliothek<br />
Augsburg als Schatzhaus des reichsstädtischen<br />
kulturellen Erbes beherbergt, hat der<br />
Stadtrat erst Ende des Jahres 2006 die Verwaltung<br />
beauftragt, die notwendigen Maßnahmen<br />
zur Realisierung einer räumlichen Neukonzeption<br />
einzuleiten. Der Fachbereich Baumanagement/<br />
Hochbauamt der Stadt Augsburg entwickelte eine<br />
bauliche Neukonzeption der Staats- und Stadtbibliothek,<br />
deren Kosten auf 4,45 Millionen Euro<br />
veranschlagt waren. Die Realisierung der Neukonzeption<br />
scheiterte jedoch letztlich 2009 an Finanzierungsschwierigkeiten.<br />
Mittlerweile wurde das sich seit längerem abzeichnende<br />
statische Problem in seiner ganzen Brisanz<br />
manifest. Statische Untersuchungen zeigten,<br />
dass die Tragreserven voll ausgeschöpft waren<br />
und die Bestandskonstruktion nur beim Ausbau<br />
der in den Flurbereichen nachträglich eingebauten<br />
Regale wieder ausreichend tragfähig und standsicher<br />
werden kann. Die zwingend erforderliche<br />
zeitnahe Auslagerung von 50.000 Bänden konnte<br />
größtenteils noch 2009 durch eine für die Stadt<br />
Augsburg kostenlose Aufnahme in die Magazine<br />
der Bayerischen Staatsbibliothek realisiert werden.<br />
Ende des Jahres 2009 forderte die Stadt Augsburg<br />
eine signifikante Erhöhung der staatlichen<br />
Zuwendung, die sich zu diesem Zeitpunkt auf<br />
jährlich 18.900 Euro belief. Da die Hälfte des Bestands<br />
im Eigentum des Staates stehe, habe der<br />
Freistaat, so argumentierte sie, auch die Hälfte<br />
der jährlichen Gesamtausgaben in Höhe von 1,04<br />
Millionen Euro für den Betrieb der Bibliothek zu<br />
tragen. Das Staatsministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst sagte der Stadt Augsburg<br />
daraufhin im Frühjahr 2010 zu, im Doppelhaushalt<br />
2011/2012 eine Aufstockung der staatlichen Zuwendung<br />
anzustreben, die sich allerdings nicht in<br />
der postulierten Größenordnung bewegen könne.<br />
Nachdem die Stadt Augsburg bereits im Frühjahr<br />
2010 gegenüber dem Freistaat die Möglichkeit<br />
einer Aufteilung der Bibliothek in Erwägung gezogen<br />
hatte, kommunizierte sie diese Überlegungen<br />
im Herbst 2010 in der Öffentlichkeit. So titelte<br />
die Augsburger Allgemeine am 12.10.2010 einen<br />
entsprechenden Beitrag „Vor der Spaltung? Sparvorschlag:<br />
Augsburg will alte Stadt- und Staatsbibliothek<br />
zerteilen“. Die massiven Proteste seitens<br />
der Medien, der Bürgerschaft, der Wissenschaft<br />
und der Gedächtnisinstitutionen gegen die Zerschlagung<br />
der Staats- und Stadtbibliothek blieben<br />
nicht wirkungslos, wobei in besonderer Weise<br />
das Engagement der Initiatoren der Aktion „Rettet<br />
die Stabi“ und des hieraus erwachsenen, bereits<br />
Anfang November 2010 gegründeten Vereins<br />
„Initiative Staats- und Stadtbibliothek Augsburg“<br />
251<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
252<br />
hervorzuheben ist. Aufgrund des Drucks der Öffentlichkeit<br />
nicht nur in Augsburg und im Freistaat,<br />
sondern auch auf nationaler und internationaler<br />
Ebene sprach sich der Kulturausschuss des<br />
Stadtrats doch gegen eine Aufteilung der Bibliothek<br />
in einen städtischen und staatlichen Teil aus.<br />
Anfang November 2010 vereinbarten Staatsminister<br />
Dr. Wolfgang Heubisch und Dr. Kurt Gribl,<br />
Oberbürgermeister der Stadt Augsburg, eine gemeinsame<br />
Arbeitsgruppe einzusetzen, die ein<br />
tragfähiges Zukunfts- und Finanzierungskonzept<br />
für die Staats- und Stadtbibliothek erarbeiten sollte;<br />
Zielvorstellung der Stadt Augsburg war dabei<br />
eine Absenkung des Betriebskostenanteils auf<br />
ca. 500.000 Euro. Die Arbeitsgruppe, die sich<br />
im Februar 2011 unter dem Vorsitz des Staatsministeriums<br />
für Wissenschaft, Forschung und<br />
Kunst konstituierte, beauftragte die Bayerische<br />
Staatsbibliothek als Fachbehörde für das Bibliothekswesen<br />
in <strong>Bayern</strong> mit der untersuchung. Sie<br />
legte im Juli 2011 unter Beibehaltung der bisherigen<br />
Konstruktion, d. h. mit der Stadt Augsburg<br />
als Träger der Bibliothek und dem Freistaat <strong>Bayern</strong><br />
als Zuschussgeber, ein Zukunfts- und Finanzierungskonzept<br />
vor. Dieses wurde im September<br />
2011 von der Arbeitsgruppe und damit auch von<br />
den Repräsentanten des Freistaats und der Stadt<br />
Augsburg einvernehmlich als Grundlage für die<br />
Verhandlung eines neuen Vertrags verabschiedet.<br />
Bereits vor der Vorlage des Abschlussberichts<br />
der Arbeitsgruppe hatte die Entwicklung dadurch<br />
eine entscheidende Wendung genommen, dass<br />
der Vorsitzende des Ausschusses für Staatshaushalt<br />
und Finanzfragen im Bayerischen Landtag,<br />
Georg Winter, der Stadt Augsburg das Angebot<br />
unterbreitete, die Staats- und Stadtbibliothek in<br />
staatliche Trägerschaft zu übernehmen. Während<br />
das Staatsministerium auf die bevorstehende Vorlage<br />
des Zukunfts- und Finanzierungskonzepts der<br />
Arbeitsgruppe und als entscheidende Voraussetzung<br />
für entsprechende Überlegungen auf die Bereitstellung<br />
zusätzlicher Haushaltsmittel verwies,<br />
insbesondere auch für die dringend erforderliche<br />
bauliche umgestaltung und Erweiterung, erklärte<br />
die Stadt Augsburg, den Vorschlag eines Übergangs<br />
in staatliche Trägerschaft prüfen zu wollen.<br />
Die Bayerische Staatsbibliothek stellte diesbezüglich<br />
in dem von ihr vorgelegten Zukunfts- und<br />
Finanzierungskonzept fest, dass eine gänzliche<br />
Überführung der Staats- und Stadtbibliothek<br />
Augsburg in staatliche Trägerschaft im Hinblick auf<br />
die Zukunftsfähigkeit und weitere Entwicklung der<br />
Bibliothek zwar überaus positive Perspektiven eröffne,<br />
dass dies allerdings voraussetze, dass die<br />
fi nanziellen Grundlagen für den laufenden unterhalt<br />
geschaffen werden, die nicht aus umschichtungen<br />
zu Lasten der bestehenden neun regionalen<br />
Staatlichen Bibliotheken generiert werden<br />
könnten. Zudem müssten Haushaltsmittel für die<br />
Realisierung der dringend erforderlichen baulichen<br />
Neukonzeption bereitgestellt werden.<br />
Mit Stadtratsbeschluss vom 29. September<br />
2011 wurde die Stadtverwaltung beauftragt, mit<br />
dem Freistaat <strong>Bayern</strong> über die Zukunft der Staatsund<br />
Stadtbibliothek zu verhandeln. Im März 2012<br />
hat sich der Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen<br />
des Bayerischen Landtags im Rahmen<br />
der Beratungen und Beschlüsse zum Nachtragshaushalt<br />
2012 mit der Verstaatlichung der Staatsund<br />
Stadtbibliothek befasst und das Staatsministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
damit beauftragt, mit der Stadt Augsburg in Verhandlungen<br />
mit dem Ziel der Übernahme der<br />
städtischen Bibliothek in staatliche Trägerschaft<br />
einzutreten. Im darauffolgenden Monat wurden die<br />
Übernahmeverhandlungen aufgenommen.<br />
Nach intensiven, aber sehr konstruktiven Verhandlungen<br />
wurde der Verstaatlichung der Staatsund<br />
Stadtbibliothek Augsburg seitens des Stadtrates<br />
der Stadt Augsburg am 25. Oktober 2012<br />
und seitens des Haushaltsausschusses des<br />
Bayerischen Landtags am 27. November 2012<br />
zugestimmt. Nach Abschluss des Übereignungsvertrages<br />
am 30. November besiegelte die unterzeichnung<br />
der Übernahmevereinbarung am 6.<br />
Dezember 2012 formell die Verstaatlichung.<br />
Hierin war festgelegt, dass die kommunale<br />
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg unter Beibehaltung<br />
ihres bisherigen Namens mit Wirkung<br />
vom 1. Dezember 2012 verstaatlicht und vom<br />
Freistaat <strong>Bayern</strong> mit den bisherigen staatlichen<br />
und städtischen Bestandteilen am bisherigen<br />
Standort weitergeführt wird, dass der Freistaat<br />
<strong>Bayern</strong> das zum 30. November 2012 beschäftigte<br />
Personal übernimmt und die Stadt Augsburg dem<br />
Freistaat <strong>Bayern</strong> ab dem 1. Dezember 2012 die<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
in städtischem Eigentum befindlichen Bestände<br />
als Dauerleihgabe auf unbestimmte Zeit zur Verfügung<br />
stellt. In der Vereinbarung war ferner festgelegt,<br />
dass das derzeitige Hauptgebäude der<br />
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, aufstehend<br />
auf dem Grundstück FL. Nr. 4809 der Gemarkung<br />
Augsburg, nebst <strong>Um</strong>griff für die erforderliche bauliche<br />
Erweiterung von der Stadt auf den Freistaat<br />
übertragen wird.<br />
Empfehlungen für die künftige<br />
strategische Ausrichtung und<br />
Weiterentwicklung der Staatsund<br />
Stadtbibliothek Augsburg<br />
Für die künftige Entwicklung der Bibliothek nach<br />
der Übernahme in staatliche Trägerschaft sollten<br />
– so die explizite Vorgabe in der Übernahmevereinbarung<br />
– die von der Arbeitsgruppe verabschiedeten<br />
Empfehlungen maßgeblich sein. Im<br />
Folgenden werden die in den Empfehlungen – auf<br />
der Grundlage einer Bestandsaufnahme – entwickelten<br />
Zielvorstellungen zusammenfassend dargestellt.<br />
Bestandsaufnahme<br />
Das im Jahr 1893 errichtete Bibliotheksgebäude<br />
ist einerseits mit Blick auf die Sicherung der Bausubstanz<br />
dringend sanierungsbedürftig, andererseits<br />
wird es unter funktionalem Aspekt den Anforderungen<br />
einer wissenschaftlichen Bibliothek<br />
zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr annähernd<br />
gerecht.<br />
Fundamentale Defizite sind insbesondere in der<br />
Magazinsituation zu konstatieren. Die raumklimatischen<br />
Bedingungen – extreme Schwankungen<br />
der Raumtemperatur (von 2°C bis über 40°C)<br />
sowie der Luftfeuchtigkeit (von 35 % bis 65 %),<br />
verbunden mit hohem Lichteinfall – bedeuten eine<br />
unmittelbare Gefährdung des Bestands, eine nicht<br />
verantwortbare Bedrohung des der Bibliothek<br />
anvertrauten schriftlichen kulturellen Erbes. Die<br />
Magazinierung muss grundlegend verbessert werden,<br />
was insbesondere für den Altbestand bis ca.<br />
1800, die wertvollen Sondersammlungen und in<br />
erster Linie natürlich für die herausragenden Spitzenstücke<br />
gilt. Ein dringendes Desiderat stellt ein<br />
entsprechend dimensionierter Tresorraum dar.<br />
Die Magazinkapazitäten sind seit geraumer Zeit<br />
gänzlich erschöpft, so dass ungeeignete Kellerund<br />
Nebenräume sowie Flurbereiche zur Magazinierung<br />
herangezogen werden mussten. Die<br />
Überfüllung hatte, wie statische Untersuchungen<br />
dokumentieren, zu einer aktuellen Gefährdung des<br />
Gebäudes geführt, die 2009/10 eine Auslagerung<br />
von 50.000 Bänden in die Magazine der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek erzwungen hatte.<br />
Der Lesesaal entspricht in keiner Weise den<br />
heutigen Anforderungen. Er bietet lediglich 25<br />
Nutzerplätze und einen Lesesaalbestand von nur<br />
7.000 Bänden. Neben fehlenden Carrels, Gruppenarbeitsräumen<br />
und Arbeitsplätzen für Sondermaterialien,<br />
wie z. B. Karten und Graphik, ist insbesondere<br />
festzuhalten, dass die infrastrukturellen<br />
Voraussetzungen für die attraktive Gestaltung<br />
eines Lesesaals, der den Anforderungen einer innovativen<br />
Forschungsbibliothek entspricht, nicht<br />
gegeben sind.<br />
Für Veranstaltungen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />
wie Vorträge, Lesungen, Konzerte,<br />
Präsentationen fehlen entsprechend ausgestattete<br />
Räumlichkeiten ebenso wie für die Durchführung<br />
von Seminaren im Rahmen der Kooperation<br />
mit der Universität oder für Veranstaltungen<br />
zur Vermittlung von Informationskompetenz. Die<br />
außerordentlich eingeschränkten Ausstellungsmöglichkeiten,<br />
die im Übrigen konservatorischen<br />
Mindeststandards nicht entsprechen, stehen in<br />
einem eklatanten Missverhältnis zu dem Potential,<br />
das die einzigartigen Sammlungen der Staatsund<br />
Stadtbibliothek bieten.<br />
Gravierende Defizite sind im Bereich des Brandschutzes<br />
sowohl mit Blick auf die Sicherheit der<br />
Personen wie des Kulturgutschutzes festzustellen.<br />
Dies gilt ebenso im Hinblick auf die Realisierung<br />
der Barrierefreiheit und auf die Gestaltung der Mitarbeiterarbeitsplätze<br />
im Rahmen der Arbeitsstättenrichtlinien.<br />
Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Staatsund<br />
Stadtbibliothek Augsburg ist insbesondere<br />
festzuhalten, dass die unverzichtbare grundlegende<br />
informationstechnische Infrastruktur nicht<br />
gegeben ist. Dies bezieht sich zum einen auf die<br />
253<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
254<br />
Automatisierung betrieblicher Prozesse, so auf die<br />
Erwerbungsautomatisierung als Voraussetzung eines<br />
integrierten Geschäftsgangs, die Automatisierung<br />
der Ausleihe und die Einführung der Online-<br />
Fernleihe, zum anderen vor allem auf das gesamte<br />
Spektrum innovativer elektronischer Mehrwertdienste<br />
für die Nutzer, die von den Hochschulbibliotheken,<br />
aber auch den regionalen Staatlichen<br />
Bibliotheken seit langem angeboten und laufend<br />
ausgebaut werden. Aus diesem strikt nutzerorientierten<br />
Angebot, das letztlich aus der kooperativ<br />
betriebenen Virtuellen Bibliothek <strong>Bayern</strong> gespeist<br />
wird, resultiert in hohem Maße die Attraktivität<br />
der wissenschaftlichen Bibliotheken in <strong>Bayern</strong>.<br />
Schließlich fehlen in der Staats- und Stadtbibliothek<br />
Augsburg jegliche infrastrukturellen Voraussetzungen<br />
für die Digitalisierung und Bereitstellung<br />
der Digitalisate.<br />
Zielvorstellungen<br />
Für die künftige strategische Ausrichtung der<br />
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg wurden folgende<br />
Eckpunkte defi niert.<br />
• Weiterentwicklung von einer traditionell<br />
ausgerichteten Regionalbibliothek zu einer<br />
innovativen Forschungsbibliothek<br />
Entscheidend für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit<br />
der Bibliothek ist die konsequente<br />
Weiterentwicklung von einer traditionell ausgerichteten<br />
Regionalbibliothek zu einer innovativen<br />
Forschungsbibliothek. Die Staats- und<br />
Stadtbibliothek Augsburg muss sich deshalb<br />
künftig aktiv den Herausforderungen der weltweit<br />
vernetzten Wissensgesellschaft stellen,<br />
indem sie digitale internetbasierte Dienste für<br />
Forschung, Lehre und Studium entwickelt und<br />
klassische Bibliotheksleistungen in die neuen<br />
webbasierten Arbeitsumgebungen überführt.<br />
Es gilt, das Entwicklungspotential, über das die<br />
Bibliothek mit Blick auf die Transformation ihrer<br />
hervorragenden Altbestände in die moderne<br />
Wissenschaft und Gesellschaft verfügt, auszuschöpfen.<br />
Im digitalen Zeitalter eröffnet sich für<br />
die Staats- und Stadtbibliothek die Chance, die<br />
Sichtbarkeit des ihr anvertrauten kulturellen und<br />
wissenschaftlichen Erbes und damit ihre Wahrnehmung<br />
auf der lokalen und Landesebene wie<br />
auf der nationalen und internationalen Ebene<br />
signifi kant zu steigern. Im Rahmen dieser strategischen<br />
Ausrichtung kommt dem Handlungsfeld<br />
Digitalisierung eine Schlüsselstellung zu. Es<br />
gilt, mit Blick auf die Forschung eine Digitalisierungsstrategie<br />
zu entwickeln und in drittmittelgeförderten<br />
Kooperationsprojekten mit der Wissenschaft<br />
auch konsequent umzusetzen. Aber<br />
nur wenn die Digitalisierungsprojekte von entsprechenden<br />
Erschließungsaktivitäten begleitet<br />
werden, kann es gelingen, die Sammlungen in<br />
immer neuen Kontexten und Nutzungsszenarien<br />
für die Wissenschaft und die allgemeine Öffentlichkeit<br />
sichtbar zu machen.<br />
o Sicherung des historischen Altbestands<br />
Grundlage der künftigen strategischen Ausrichtung<br />
als Forschungsbibliothek – zugleich<br />
Alleinstellungsmerkmal – sind die herausragenden<br />
spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen<br />
Sammlungen, die nach Möglichkeit strikt<br />
sammlungsorientiert ergänzt werden sollten.<br />
Dieses einmalige kulturelle und wissenschaftliche<br />
Erbe wird unter nicht verantwortbaren<br />
raumklimatischen Bedingungen jenseits aller<br />
konservatorisch noch vertretbaren Toleranzgrenzen<br />
aufbewahrt. Angesichts der massiven<br />
Gefährdung vor allem der historischen<br />
Bestände besteht dringender Handlungsbedarf.<br />
Die Magazinbedingungen müssen entsprechend<br />
den konservatorischen Standards<br />
grundlegend verbessert werden. Insbesondere<br />
muss – vor allem mit Blick auf die wertvollsten<br />
Bestandssegmente und Spitzenstücke –<br />
ein ausreichend dimensioniertes, klimatisiertes<br />
Tresormagazin geschaffen werden.<br />
o Regionale Fokussierung: Augsburg und<br />
Bayerisch-Schwaben<br />
Der Regionalauftrag der Bibliothek, d. h. die<br />
Sammlung, Erschließung und Vermittlung des<br />
regionalen Schrifttums aus und über Schwaben,<br />
steht in engem inneren Zusammenhang<br />
mit dem historischen Altbestand, der<br />
eine identitätsstiftende Funktion für die Stadt<br />
Augsburg, aber auch für Schwaben hat. Die<br />
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg hat den<br />
regionalen Sammelauftrag für Schwaben, gestützt<br />
auch auf das Mandat im Bereich der<br />
Amtsdruckschriften seit 1911 und das zweite<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Pflichtexemplar seit 1987, und die damit verbundenen<br />
Verpflichtungen in der Erschließung<br />
und Dokumentation bereits bisher konsequent<br />
wahrgenommen. Diesem Handlungsfeld<br />
ist auch für die künftige Entwicklung der<br />
Bibliothek hohe Bedeutung beizumessen, womöglich<br />
verbunden mit einer Ausweitung des<br />
regionalen Sammelauftrags etwa im Bereich<br />
der Nachlässe.<br />
o Kooperation mit der Universität/Universitätsbibliothek<br />
Augsburg<br />
Ein konsequenter Ausbau der Kooperation<br />
mit der Universitätsbibliothek bzw. mit der<br />
Universität Augsburg nach dem Bamberger,<br />
Regensburger und Passauer Modell erschließt<br />
nicht nur grundsätzlich synergetische Effekte,<br />
sondern generiert insbesondere im Bereich<br />
des historischen Bestands für beide Partner<br />
Mehrwert. Auf der einen Seite gilt es, eine<br />
intensivere und komfortablere Nutzung des<br />
historischen Bestands durch die Universität<br />
in Forschung und Lehre zu ermöglichen – sei<br />
es, dass einzelne Bestandssegmente zum<br />
Gegenstand von Forschungs- und Qualifizierungsarbeiten<br />
werden, sei es, dass an der<br />
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Seminare<br />
oder Übungen, gestützt auf Bestände<br />
der Bibliothek, veranstaltet werden. Auf der<br />
anderen Seite leistet die Wissenschaft damit<br />
wertvolle Beiträge zur Tiefenerschließung,<br />
aber auch zur Bestands- und Bibliotheksgeschichte.<br />
Die verstärkte Kooperation mit den<br />
einschlägigen Lehrstühlen der Universität<br />
Augsburg, für die zunächst die Staats- und<br />
Stadtbibliothek Augsburg attraktive Angebote<br />
zu entwickeln hat, ist unverzichtbarer Teil der<br />
Strategie, die Vernetzung mit der Forschung<br />
gezielt auszubauen und voranzutreiben, nicht<br />
zuletzt im Interesse der Drittmitteleinwerbung<br />
durch gemeinsame Projekte.<br />
• Entwicklung eines attraktiven Dienstleistungsangebots<br />
Für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der<br />
Staats- und Stadtbibliothek ist es dringend notwendig,<br />
zügig ein zeitgemäßes Dienstleistungsangebot<br />
für die Nutzer sowohl im klassischen<br />
wie im innovativen digitalen Leistungsspektrum<br />
zu entwickeln und dadurch die Attraktivität der<br />
Bibliothek deutlich zu steigern.<br />
Im Bereich der klassischen Dienste ist das<br />
Leistungsprofil im Vergleich mit anderen regionalen<br />
Staatlichen Bibliotheken sehr stark eingeschränkt.<br />
So bleiben etwa die Kennzahlen<br />
„Aktive Nutzer“, „Öffnungsstunden“, „Ortsleihe“<br />
und „aktive Fernleihe“ weit hinter denen der<br />
Staatsbibliothek Bamberg, der Landesbibliothek<br />
Coburg oder der Staatlichen Bibliothek<br />
Regensburg zurück. Zur Ausschöpfung des vorhandenen<br />
Potentials und zur Wiederherstellung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit sind insbesondere<br />
folgende Maßnahmen vordringlich einzuleiten:<br />
die Erweiterung der Öffnungszeiten insbesondere<br />
mit Blick auf die Mittagsschließung, eine<br />
grundlegende Neugestaltung des Lesesaals, die<br />
Einführung der Ausleihautomatisierung, die dem<br />
Nutzer die Bestellung, Verlängerung und Vormerkung<br />
vom heimischen PC gestattet, und die<br />
Implementierung der Online-Fernleihe.<br />
Größte Anstrengungen erfordert zweifellos der<br />
Aufbau eines innovativen, digitalen Leistungsspektrums.<br />
<strong>Um</strong> den Schritt zur Hybrid-Bibliothek<br />
zu vollziehen, muss die Bibliothek – orientiert<br />
an ihrer künftigen strategischen Ausrichtung<br />
– neben dem Printbestand einen digitalen Bestandsaufbau<br />
in Angriff nehmen. Dieser umfasst<br />
digitalisierte Werke ebenso wie die am Markt<br />
angebotenen elektronischen Publikationen. In<br />
diesem Kontext stellt sich insbesondere die Aufgabe,<br />
dem Nutzer den Zugang zu den einschlägigen<br />
geistes- und kulturwissenschaftlichen<br />
digitalen Publikationen zu eröffnen, die im Rahmen<br />
der DFG-Nationallizenzen in breiter Auswahl<br />
kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.<br />
Die Verstaatlichung der Staats- und Stadtbibliothek<br />
und die damit einhergehende uneingeschränkte<br />
Integration der Bibliothek in den<br />
Bibliotheksverbund <strong>Bayern</strong> ermöglicht eine<br />
grundlegende Ausweitung der strikt nutzerorientierten<br />
elektronischen Mehrwertdienste, etwa<br />
in der Recherche oder Contentbereitstellung –<br />
Dienste, die im Rahmen der kooperativ betriebenen<br />
Virtuellen Bibliothek <strong>Bayern</strong> entwickelt<br />
worden sind und kontinuierlich ausgebaut werden.<br />
255<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
DER AuToR<br />
Dr. Rolf Griebel ist<br />
Generaldirektor der<br />
Bayerischen<br />
Staatsbibliothek.<br />
Ein Handlungsfeld, das im Internet-Zeitalter seit<br />
Jahren für die universitäts- und Hochschulbibliotheken,<br />
aber auch für die regionalen Staatlichen<br />
Bibliotheken immer größere Bedeutung gewonnen<br />
hat, ist die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz,<br />
primär für die Schüler der<br />
weiterführenden Schulen und die Studierenden.<br />
Auch dieser Aufgabe muss sich die Bibliothek<br />
künftig stellen.<br />
• Ausbau der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
– die Staats- und Stadtbibliothek als<br />
kulturelles Gedächtnis von Augsburg und<br />
Bayerisch-Schwaben.<br />
Aufgrund ihrer herausragenden spätmittelalterlich-neuzeitlichen<br />
Sammlungen ist die Staatsund<br />
Stadtbibliothek Augsburg eine zentrale<br />
Gedächtnisinstitution der Stadt Augsburg und<br />
Bayerisch-Schwabens. um aber das Potential<br />
ihrer identitätsstiftenden Wirkung voll entfalten<br />
zu können, sind in enger Kooperation mit anderen<br />
Augsburger Gedächtnisinstitutionen größte<br />
Anstrengungen erforderlich, das ihr anvertraute<br />
kulturelle und wissenschaftliche Erbe der Öffentlichkeit<br />
Augsburgs und Schwabens aktiv<br />
und ideenreich, mit zeitgemäßen<br />
Methoden, anspruchsvoller Zielsetzung<br />
und hoher Professionalität zu<br />
vermitteln. Nur wenn es ihr gelingt,<br />
sich in dieser Weise zu öffnen, wird<br />
sie künftig als Kristallisationszentrum<br />
kultureller Identität wahrgenommen.<br />
Ausblick<br />
Von entscheidender Bedeutung wird es nun sein,<br />
ausgehend von der in den Empfehlungen formulierten<br />
strategischen Ausrichtung der Staatsund<br />
Stadtbibliothek Augsburg eine – weit über<br />
die städtischen Planungen der Jahre 2007/2008<br />
hinausgehende – bauliche Konzeption für eine<br />
grundlegende Neugestaltung einschließlich eines<br />
Erweiterungsbaus zu entwickeln und umzusetzen,<br />
die den defi nierten funktionalen Anforderungen<br />
und Zielvorstellungen bestmöglich gerecht wird.<br />
Nachdem der Freistaat <strong>Bayern</strong> im Haushalt entsprechende<br />
Mittel eingestellt hat – so sind in der<br />
Anlage S des Haushaltsplans 2013/2014 für die<br />
bauliche Neukonzeption der Staats- und Stadtbibliothek<br />
Aufwendungen in Höhe von 13,8 Millionen<br />
Euro ausgewiesen –, sind die Perspektiven<br />
für einen Neubeginn, der die Zukunft der fast fünfhundertjährigen<br />
Kulturinstitution sichert, günstig.<br />
Gleichwohl bedarf es einer gewaltigen Kraftanstrengung<br />
der Bibliothek, will sie – mit unterstützung<br />
der Fachbehörde – die hochgesteckten Ziele<br />
erreichen.<br />
256<br />
Dies heißt, einerseits die klassischen<br />
Wege der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
d. h. vor allem mit Ausstellungen,<br />
aber auch mit Vorträgen,<br />
Lesungen und Präsentationen oder<br />
dem Veranstaltungsformat „Tag der<br />
offenen Tür“ zu beschreiten. Hier<br />
hat die Bibliothek durch das hohe<br />
und sehr erfolgreiche Engagement<br />
der „Initiative Staats- und Stadtbibliothek<br />
Augsburg“ große unterstützung<br />
erfahren. Andererseits ist<br />
die Chance zu ergreifen, das von ihr<br />
verwahrte kulturelle Erbe durch die<br />
digitale Bereitstellung für die Bürger<br />
der Stadt Augsburg und Bayerisch-<br />
Schwabens in völlig neuer Weise erfahrbar<br />
zu machen.<br />
Treppenhaus<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Am Montag, dem 15. Juli 2013 unterzeichneten<br />
der Präsident der Bayerischen Akademie der<br />
Wissenschaften, Prof. Dr. Karl-Heinz Hoffmann,<br />
und der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek,<br />
Dr. Rolf Griebel, eine wegweisende Kooperationsvereinbarung.<br />
Ziel der Vereinbarung ist<br />
die weitere Intensivierung der Zusammenarbeit im<br />
Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften,<br />
um die immer wichtiger werdende Nutzung computergestützter<br />
Arbeitsweisen und Instrumente<br />
noch effektiver fördern zu können. Prof. Hoffmann<br />
und Dr. Griebel betonten in ihren Grußworten,<br />
dass beide Partner den zur Zeit beobachtbaren<br />
tiefgreifenden Wandel der Arbeitsweise vieler Forscherinnen<br />
und Forscher nicht nur aus der Ferne<br />
beobachten, sondern aktiv mitgestalten wollen.<br />
Gerade die Geisteswissenschaften sollen dabei<br />
unterstützt werden, neue Methoden kennenzulernen<br />
und anzuwenden, neue Arbeitsinstrumente<br />
zu entwickeln und zu optimieren und<br />
neue Publikationsmöglichkeiten zu erproben<br />
und nachhaltig zu nutzen.<br />
• die Realisierung von Retrodigitalisierungsinitiativen<br />
• die projektbezogene Entwicklung digitaler<br />
Workflows<br />
• die Entwicklung und <strong>Um</strong>setzung von Open-<br />
Access-Modellen in Zusammenarbeit mit<br />
Verlagen und Wissenschaftseinrichtungen<br />
• der organisatorische Aufbau und die Vernetzung<br />
von Publikationsplattformen<br />
• die Entwicklung von Modellen zur Langzeitarchivierung<br />
von Publikationen und Forschungsprimärdaten<br />
Die Gründungspartner sind sich der Tatsache<br />
bewusst, dass ein Zentrum für digitale Geisteswissenschaften<br />
nicht allein mit Infrastrukturaufgaben<br />
befasst sein kann. Daher wurde zum<br />
Abschluss der Gründungsveranstaltung eine<br />
herzliche Einladung an alle an den digitalen Geisteswissenschaften<br />
interessierten Forschungseinrichtungen<br />
am Forschungsstandort München<br />
ausgesprochen, am Auf- und Ausbau des Zentrums<br />
mitzuwirken und mit gemeinsam zu entwickelnden<br />
Forschungsaktivitäten die Arbeit des<br />
Zentrums zu bereichern.<br />
Der Autor<br />
Gregor Horstkemper<br />
ist Leiter des<br />
Referats „Zentrum<br />
für Elektronisches<br />
Publizieren; Open<br />
Access; Fachinformation<br />
Geschichte“<br />
an der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek.<br />
Dr. Rolf Griebel und<br />
Prof. Dr. Karl-Heinz<br />
Hoffmann (re.) bei<br />
der Unterzeichnung<br />
Fotos: BSB<br />
In dem neu gegründeten Zentrum<br />
für digitale Geisteswissenschaften sollen<br />
die Aktivitäten der beiden Partner<br />
gebündelt werden, um das jeweilige<br />
Know-how zusammenzuführen, gemeinsame<br />
Infrastrukturen aufbauen<br />
und Synergieeffekte nutzen zu können.<br />
Eine zentrale Rolle spielt dabei<br />
das Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen<br />
Akademie der Wissenschaften,<br />
das bei der Gründungsveranstaltung<br />
durch seinen Leiter, Prof. Dr. Arndt<br />
Bode, vertreten war. Das Leibniz-Rechenzentrum<br />
erfüllt bereits seit vielen<br />
Jahren als langjähriger Partner der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek wichtige<br />
Aufgaben im Bereich der Datenspeicherung<br />
und Langzeitarchivierung großer<br />
Mengen digitaler Publikationen.<br />
Im Mittelpunkt der gemeinsamen<br />
Aktivitäten von Akademie und Bibliothek<br />
stehen zunächst Aufgaben im<br />
Bereich des Infrastrukturausbaus für<br />
das elektronische Publizieren. Wichtige<br />
Ziele sind dabei:<br />
Ein neues Zentrum für<br />
digitale Geisteswissenschaften<br />
Von Gregor Horstkemper<br />
257<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Öffentliche<br />
Bibliotheken in<br />
<strong>Bayern</strong> 2012,<br />
Landesstatistik<br />
Gesamtüberblick<br />
Im Jahr 2012 bestanden in <strong>Bayern</strong> insgesamt<br />
1.933 öffentliche Bibliotheken in Großstädten,<br />
Städten, Gemeinden und Landkreisen. Davon<br />
wurden 1.197 Einrichtungen von den Kirchen<br />
(mit-)getragen, 736 Bibliotheken waren in alleiniger<br />
kommunaler Trägerschaft.<br />
Der Medienbestand aller öffentlichen Bibliotheken<br />
betrug im Jahr 2012 insgesamt 23.028.994<br />
Einheiten. Dies entspricht einem Zuwachs im Vergleich<br />
zu 2011 von 0,8 Prozent. Für jeden Einwohner<br />
in <strong>Bayern</strong> stehen rein rechnerisch 1,8 Medieneinheiten<br />
zur Verfügung.<br />
In den öffentlichen Bibliotheken <strong>Bayern</strong>s wurden<br />
im vergangenen Jahr 67.325.391 Medien entliehen.<br />
Dies ist ein geringer Rückgang von 0,9 Prozent<br />
gegenüber dem Jahr 2011. Setzt man die<br />
Zahl der Entleihungen in Relation zum Bestand,<br />
Öffentliche<br />
Bibliotheken<br />
Aktive<br />
Benutzer<br />
Bestand<br />
Besuche<br />
Zahl<br />
der Bibliotheken<br />
Entleihungen<br />
Veranstaltungen<br />
Gesamtaufwand<br />
Kommunal<br />
2012 736 1.017.790 15.029.732 53.228.076 19.521.065 32.079 126.230.802 €<br />
2011 744 1.023.285 14.813.025 53.544.711 19.429.666 30.660 124.104.280 €<br />
+/- 8 - 5.495 - 216.707 316.635 - 91.399 1.419 2.126.522 €<br />
Trend -1,1% -0,5% 1,5% -0,6% 0,5% 4,6% 1,7%<br />
St. Michaelsbund e.V.<br />
2012 1.102 496.715 7.626.435 13.638.434 5.496.696 16.502 17.157.298 €<br />
2011 1.106 515.772 7.626.519 13.890.643 5.608.184 16.023 16.975.997 €<br />
+/- 4 - 19.057 - 84 - 252.209 - 111.488 - 479 181.301 €<br />
Trend -0,4% -3,7% 0,0% -1,8% -2,0% 3,0% 1,1%<br />
Verband evangelischer Büchereien*<br />
2012 95 21.455 372.827 458.881 300.370 1.602 296.359 €<br />
2011 94 23.501 402.884 473.391 325.542 1.626 264.552 €<br />
+/- 1 - 2.046 - 30.057 - 14.510 - 25.172 - 24 31.807 €<br />
Trend 1,1% -8,7% -7,5% -3,1% -7,7% -1,5% 12,0%<br />
Öffentliche Bibliotheken gesamt<br />
2012 1.933 1.535.960 23.028.994 67.325.391 25.318.131 50.183 143.684.459 €<br />
2011 1.944 1.562.558 22.842.428 67.908.745 25.363.392 48.309 141.344.829 €<br />
+/- 11 - 26.598 - 186.566 583.354 - 45.261 - 1.874 2.339.630 €<br />
Trend -0,6% -1,7% 0,8% -0,9% -0,2% 3,9% 1,7%<br />
* Beim Verband evang. Büchereien keine exakten Besucherzahlen (Berechnung aus Benutzerdaten)<br />
Auf dem Weg in die digitale Welt<br />
258<br />
<strong>Bayern</strong>s öffentliche Bibliotheken in der Statistik<br />
Von Ralph Deifel<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
erhält man den <strong>Um</strong>satz. Dieser sagt aus, wie oft<br />
eine Medieneinheit im Durchschnitt entliehen wird.<br />
Für öffentliche Bibliotheken ist der Wert “3“ erstrebenswert.<br />
Der <strong>Um</strong>satz lag im Jahr 2012 im Schnitt<br />
bei 2,9 Entleihungen pro Medieneinheit.<br />
Die öffentlichen Bibliotheken konnten 2012 über<br />
zwölf Prozent der bayerischen Bevölkerung (12,2<br />
Prozent) als aktive Leserinnen und Leser gewinnen,<br />
1.535.960 Personen haben mindestens einmal<br />
ein Buch oder eine andere Medieneinheit in<br />
den Bibliotheken entliehen, pro Einwohner wurden<br />
5,3 Entleihungen verzeichnet.<br />
Öffentliche Bibliotheken<br />
in kommunaler Trägerschaft<br />
Die 736 Einrichtungen erreichten 1.017.790 Personen<br />
als aktive Bibliotheksbenutzerinnen und Benutzer,<br />
dies entspricht einem Anteil an der Einwohnerschaft<br />
der Bibliotheksorte von 12,5 Prozent.<br />
Insgesamt 19.521.065 Bibliotheksbesuche wurden<br />
verzeichnet. Setzt man die Besuche in Verhältnis<br />
zu den Einwohnern der Bibliotheksorte, so<br />
sind im Durchschnitt 2,4 Besuche pro Einwohner<br />
registriert worden. Das Publikum der Bibliotheken<br />
ist jung, 26,9 Prozent ihrer Benutzerinnen und Benutzer<br />
sind höchstens 12 Jahre alt! Im Zeitraum<br />
von 2004 bis 2012 hat sich die Zahl der jungen<br />
Bibliotheksnutzer um 37 Prozent gesteigert! Auch<br />
für Senioren sind öffentliche Bibliotheken attraktiv,<br />
immerhin sind 9 Prozent der Bibliothekskunden<br />
über 60 Jahre alt, ihr Anteil hat sich von 2008 auf<br />
2012 um 14 Prozent erhöht. Damit können die Bibliotheken<br />
sich sehen lassen!<br />
Mit 15.029.732 Medien stellten die Bibliotheken<br />
ein Angebot bereit, das zu 53.228.076 Entleihungen<br />
führte. Gegenüber dem Jahr 2004 standen<br />
2012 insgesamt 7 Prozent mehr Medien in<br />
den Regalen, die Entleihungen stiegen im selben<br />
Zeitraum um 14 Prozent an. Aussagekräftiger als<br />
absolute Zahlen sind jedoch Indikatoren, um Leistungen<br />
noch besser sichtbar zu machen. Danach<br />
standen 1,8 Medieneinheiten pro Einwohner zur<br />
Verfügung, jeder Einwohner hatte im Schnitt 6,5<br />
Medien entliehen, der <strong>Um</strong>satz belief sich auf den<br />
Wert von 3,5.<br />
Entwicklung Bestand und Entleihungen<br />
Wie die Grafik zeigt, sind die Entleihungen in den<br />
letzten neun Jahren deutlicher angestiegen als<br />
der Bestand. Dies ist zu begrüßen, da viele Bibliotheken<br />
durch die Erarbeitung und Anwendung von<br />
Bestandskonzepten auf die jeweiligen Zielgruppen<br />
über abgestimmte Medienangebote verfügen<br />
und sie damit höhere Ausleihergebnisse erzielen.<br />
Gleichzeitig wird deutlich, dass dies sinnvoller ist<br />
als ein reines Anwachsen der Bestände.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Interessant ist auch ein Blick auf die Jahre von<br />
2004 bis 2012 bei einem Vergleich nach Bestandskategorien,<br />
der den jeweiligen Beständen<br />
die entsprechenden Entleihungen gegenüberstellt.<br />
So wird deutlich, dass die Sachbücher schon<br />
seit Jahren Rückgänge bei den Beständen um 9<br />
Prozent und bei den Ausleihergebnissen um 15<br />
Prozent erleben. <strong>Um</strong>gekehrt ist die Entwicklung<br />
60.000.000<br />
Bestand und Entleihungen<br />
2004–2012<br />
50.000.000<br />
Grafiken: Doris Glonegger, Landesfachstelle<br />
40.000.000<br />
30.000.000<br />
20.000.000<br />
10.000.000<br />
0<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Bestand<br />
Entleihungen<br />
259<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Klassensätze und<br />
Medienkisten<br />
für Kindergärten<br />
und Schulen<br />
2006–2012<br />
10.000<br />
9.000<br />
8.000<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
Klassensätze<br />
Medienkisten<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
260<br />
DER AuToR<br />
Ralph Deifel ist<br />
Leiter der Landesfachstelle<br />
für das<br />
öffentliche Bibliothekswesen.<br />
der Kinder- und Jugendbücher, bei denen einem<br />
Bestandszuwachs von 17 Prozent eine Zunahme<br />
der Entleihungen in Höhe von 14 Prozent gegenübersteht.<br />
Die Belletristik erfreut sich bei einem Bestandswachstum<br />
von 2 Prozent einer Steigerung<br />
des Ausleihergebnisses um 9 Prozent. Beeindruckend<br />
ist die Entwicklung bei den Nicht-Buch-Medien:<br />
Hier nahmen das Bestandsangebot um 45<br />
Prozent und das Ausleihergebnis um 37 Prozent<br />
zu. Ganz aktuell und zukunftsweisend ist die Entwicklung<br />
bei den virtuellen Beständen, den sog.<br />
E-Medien oder digitalen Medien. Diese wurden<br />
erst vom Jahr 2009 an in der Bibliothekstatistik<br />
erfasst und erfuhren Zuwächse bei den Bestandszahlen<br />
um 85 Prozent und bei den Entleihungsergebnissen<br />
um 417 Prozent, es erfolgte also eine<br />
Vervierfachung! Die Nachfrage ist weiterhin sehr<br />
groß, auch unter den kleinen Bibliotheken. Im Jahr<br />
2012 waren in acht überörtlichen Verbünden 74<br />
Bibliotheken vertreten, hinzu kamen einige Einzelbibliotheken.<br />
Außerordentlich erfreulich ist die Entwicklung<br />
bei den unterstützenden Angeboten für die Kindergärten<br />
und (Grund-)Schulen in Form von Klassensätzen<br />
und Medienkisten. In den Jahren 2006<br />
bis 2012 erhöhte sich das Ausleihergebnis der<br />
Klassensätze um 18 Prozent und das der Medienkisten<br />
um 162 Prozent.<br />
Bibliothekstechnik, EDV,<br />
Social Media, Web 2.0, Mobile Dienste<br />
Der kundenfreundliche Katalog im Internet (Web-<br />
OPAC) ist mittlerweile etabliert, aus Kostengründen<br />
ist er jedoch häufi g nur als „Offl ine“-Lösung<br />
vorhanden, hier besteht noch ein Handlungsbedarf<br />
für viele Bibliotheken. Für die immer mobiler<br />
werdende Gesellschaft sind OPACs für Mobilgeräte<br />
in Zukunft unverzichtbar, die Bibliotheken dürfen<br />
hier nicht zu lange zögern, diesen Service in ihr<br />
Angebot aufzunehmen.<br />
In den letzten drei Jahren haben etliche Bibliotheken<br />
ihre eigene Präsenz bei Facebook aufgebaut.<br />
Alle anderen Plattformen nutzen Bibliotheken<br />
nur sehr vereinzelt. Insgesamt liegt der Anteil<br />
von Bibliotheken mit Aktivitäten im Bereich des<br />
Web 2.0 bei rund 7,5 Prozent, hier besteht ein<br />
deutlicher Aktualisierungsbedarf!<br />
Knapp vier Prozent der Bibliotheken nutzten<br />
2012 die RFID-Technik. Die Einführung geschieht<br />
meist in Verbindung mit einer Neueinrichtung und<br />
schreitet nur langsam voran.<br />
Zeitgemäße Bibliotheken sind gut beraten, konsequent<br />
ihr Profi l als Bildungs- und Kultureinrichtung<br />
zu schärfen, sich den aktuellen Trends und<br />
Entwicklungen im Medien- und Technikbereich<br />
nicht zu verschließen und ihre Leistungen in der<br />
Öffentlichkeit überzeugend und nachdrücklich zu<br />
kommunizieren.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Veranstaltet wurde die Tagung wie in den Vorjahren<br />
vom Bibliotheksverband Oberbayern e. V.<br />
(BVO) und der Landesfachstelle für das öffentliche<br />
Bibliothekswesen, organisatorisch unterstützt von<br />
der Stadt Bad Aibling. Tagungsort war die im Oktober<br />
2012 im neuen Rathaus eröffnete Stadtbücherei<br />
(ausführliches Porträt in BFB 2013, Heft 3, Seite<br />
196–199). Die Moderation lag in den Händen von<br />
Ute Palmer-Horn, Leiterin der Fachstelle München.<br />
BVO-Geschäftsführer Olaf Eberhard, Leiter der<br />
Landkreisbibliothek Erding, und Felix Schwaller,<br />
Erster Bürgermeister von Bad Aibling und Vorsitzender<br />
des BVO, begrüßten die Gäste.<br />
Bürgermeister Schwaller verwies auf<br />
die gute Resonanz der neuen Bibliothek<br />
bei der Bevölkerung. Lernen und die<br />
Kooperation mit Schulen und anderen<br />
Bildungseinrichtungen hätten in Bad<br />
Aibling eine lange Tradition.<br />
aufbauend durch Maßnahmen, die zum Viellesen<br />
animieren und ein positives subjektives Bild vom<br />
Lesen ermöglichen; schließlich durch Aktivitäten,<br />
die Lesen als eine soziale Praxis erfahrbar machen:<br />
u. a. auch durch den Besuch außerschulischer literarischer<br />
Lernorte wie Buchläden, Autorenlesungen,<br />
Schauplätze der Literaturgeschichte oder eben<br />
Bibliotheken, durch Lesenächte oder Lesewettbewerbe.<br />
Eine wichtige Instanz ist hier der Deutschunterricht,<br />
der aber oft zu sehr als „Germanistik im<br />
Kleinen“ betrieben wird und daher mehr Frust als<br />
Lust hervorbringt. Stattdessen plädierte Prof. Maiwald<br />
für einen „anregenden Literaturunterricht“,<br />
in dem etwas weiter und wilder gelesen werden<br />
darf und Texte nicht nur analysiert, sondern auch<br />
sinnlich erfahren werden, z. B. über Vorlesen oder<br />
szenisches Gestalten. Klassiker kann man so zum<br />
Leben bringen, notwendig ist aber auch der verstärkte<br />
Einsatz guter Kinder- und Jugendliteratur.<br />
Blick ins Auditorium<br />
Fotos: Landesfachstelle<br />
Als erster Referent des Vormittags<br />
beschäftigte sich Prof. Dr. Klaus Maiwald,<br />
Lehrstuhl für Didaktik der deutschen<br />
Sprache und Literatur an der<br />
Universität Augsburg, mit Bedeutung,<br />
Inhalten und Zielen der Leseförderung.<br />
Die Frage, warum man überhaupt lesen<br />
soll, beantwortete er, indem er – anschaulich<br />
durch literarische Beispiele illustriert<br />
– drei Funktionen für das Lesen<br />
herausarbeitete. In funktionalistischer<br />
Hinsicht bringt es Alltagsbewältigung<br />
und Teilhabe an der Gesellschaft, in<br />
personaler Hinsicht ästhetisches Vergnügen<br />
und horizonterweiternde Bildungserfahrungen<br />
und in gedächtniskultureller<br />
Hinsicht historisches Wissen<br />
und Bewusstsein.<br />
Lesen lässt sich zunächst einmal<br />
durch Maßnahmen fördern, die den<br />
technischen Leseprozess und das<br />
Leseverstehen unterstützen; darauf<br />
Wissen – Leben – Lernen:<br />
Die Bibliothek kann’s<br />
Rund 70 Kolleginnen und Kollegen aus kommunalen<br />
Bibliotheken trafen sich am 15. Juli 2013 zum<br />
4. Oberbayerischen Bibliothekstag in Bad Aibling<br />
(Landkreis Rosenheim). In fünf Vorträgen wurde eine<br />
Auswahl unterschiedlicher Möglichkeiten und<br />
Chancen für die Bibliothek als lebensbegleitender<br />
Ort des Lernens vorgestellt.<br />
261<br />
Von Franz Käßl<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Leseförderung muss dafür sorgen,<br />
dass junge Menschen eine funktionalistische<br />
Lesekompetenz erwerben und<br />
ihnen – unabhängig von ihrer Herkunft<br />
und sozialen Schicht – das Bildungsangebot<br />
Literatur geöffnet wird, ohne es<br />
mit überzogenen Ansprüchen zu befrachten.<br />
262<br />
Anschließend ging ute Palmer-Horn<br />
auf die im Dezember 2012 geschlossene<br />
Kooperationsvereinbarung „Bibliothek<br />
und Schule“ zwischen dem Kultusministerium,<br />
Wissenschaftsministerium<br />
und Bayerischen Bibliotheksverband<br />
e. V. ( BFB 2013, Heft 2, S. 94–97) sowie<br />
die Beratungstätigkeit der Landesfachstelle<br />
im Schulbibliotheksbereich<br />
ein.<br />
Heike Christiane Daume ist im Bibliothekssystem<br />
von Villingen-Schwenningen,<br />
einer Kreisstadt (Oberzentrum) im Südwesten<br />
Baden-Württembergs mit rund 82.000 Einwohnern,<br />
für die Zusammenarbeit von Bibliothek und 27 allgemeinbildenden<br />
Schulen zuständig und verfügt<br />
– auch als ehemalige Projektkoordinatorin der Bertelsmann<br />
Stiftung – über eine langjährige Erfahrung<br />
in diesem Bereich. In ihrem Beitrag über „20 Jahre<br />
gelebte Kooperation“ zeigte sie die Entwicklung eines<br />
Modells auf, das bundesweit anerkannt ist und<br />
zur Nachahmung empfohlen werden kann.<br />
Lebendige Partnerschaft<br />
Rechtliche Grundlage ist eine von der Kommune<br />
angeregte Partnerschaftsvereinbarung aus dem<br />
Jahr 2000, Herzstück ein Kooperationsteam aus<br />
Lehrkräften und dem Leseförderungsteam der<br />
Stadtbibliothek, das sich zweimal jährlich trifft. Herausgegeben<br />
wird ein zweimonatlicher Newsletter<br />
für Partner und Interessierte. Über 30 verschiedene<br />
Leseförderungs-Bausteine werden den Grund-,<br />
Haupt-, Realschulen und Gymnasien angeboten:<br />
Seminarapparate und Schulpräsentationen; Klassenführungen<br />
(jährlich ca. 200 mit ca. 4.700 Schülern),<br />
Bibliotheks-Rallyes und Lernbuffets für die<br />
1. Klasse bis zur 12. Kursstufe. Die Palette reicht<br />
von der Erstklässler-Aktion „Wir lernen den Lesekönig<br />
kennen!“, einer „Bücher-Foto-Safari“ über<br />
den Bibliotheksführerschein und Experimente zum<br />
Prof. Dr. Klaus Maiwald,<br />
Universität Augsburg<br />
Heike Christiane Daume,<br />
Stadtbibliothek<br />
Villingen-Schwenningen<br />
Thema Wasser bis zu Recherche-Einführungen,<br />
„OPAC? Okay!“, dem Literaturprojekt „Schiller?<br />
Schillert!“ und „Bienvenue à la bibliothèque!“ für<br />
französische Austauschklassen. Mit Begeisterung<br />
folgten 20 Tagungsteilnehmer der Aufforderung<br />
Frau Daumes, den Baustein „Der schönste erste<br />
Satz“ in die Praxis umzusetzen.<br />
Weitere Bausteine sind Medienkisten, Teilnahme<br />
an Lehrerkonferenzen und Elternabenden sowie<br />
der Literaturpreis des Oberbürgermeisters für<br />
Schulklassen. Ergänzend zum Bildungsplan wurde<br />
gemeinsam mit Lehrkräften ein Spiralcurriculum<br />
entwickelt. Es besteht aus unterrichtseinheiten, die<br />
für die Jahrgangsstufen 1 mit 10 spiralförmig – also<br />
aufsteigend und aufeinander aufbauend – Leseförderungsmaßnahmen<br />
wie verschiedene Arten von<br />
Klassenführungen, Medienpräsentationen oder unterricht<br />
in der Bibliothek festlegen. Die Angebotsliste<br />
richtet sich an alle Schularten, einbezogen sind<br />
sprachliche, geistes- und naturwissenschaftlich<br />
ausgerichtete Fächer.<br />
Bei der Mitgliederversammlung des BVO erstattete<br />
Olaf Eberhard den Jahresbericht 2012 und<br />
machte auf die Angebote wie Reorganisation von<br />
Bibliotheksbeständen und Förderung der Öffentlichkeitsarbeit<br />
aufmerksam. So kann eine Reihe<br />
von Wanderausstellungen bei der Geschäftsstelle<br />
kostenlos abgerufen werden. Für die Aktionswoche<br />
„Treffpunkt Bibliothek“ im Herbst werden für<br />
ca. zehn Veranstaltungen in Bibliotheken insgesamt<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Anja Flicker,<br />
Stadtbücherei Würzburg<br />
Monika Blank,<br />
Munzinger Archiv GmbH<br />
Margareta Lindner,<br />
Münchner Stadtbibliothek<br />
2.000 Euro bereitgestellt. Der Münchner Lyrikpreis<br />
(eigener Preis des BVO) wird wieder mit 250 Euro<br />
unterstützt. Darüber hinaus kommen sechs Bibliotheken<br />
in den Genuß von Autorenlesungen, die der<br />
BVO finanziert: eine erhielt die Stadtbücherei Bad<br />
Aibling als Gastgeschenk, die anderen wurden unter<br />
den Tagungsteilnehmern verlost.<br />
Ute Palmer-Horn informierte anhand der Jahresstatistik<br />
2012 über Bestands- und Ausleihzahlen,<br />
Bauprojekte und Neugründungen von Onleiheverbünden<br />
im Regierungsbezirk Oberbayern und gratulierte<br />
den Bibliotheken, die beim BIX 2013 Spitzenergebnisse<br />
erzielten.<br />
Nachmittagsprogramm<br />
Nach dem Mittagsimbiss führte die Leiterin der<br />
Stadtbücherei, Hiltrud Braun, durch die Räumlichkeiten<br />
der Bibliothek und demonstrierte die gelungene<br />
<strong>Um</strong>setzung eines benutzerfreundlichen Konzepts.<br />
Auf besonderes Interesse stießen bei den<br />
Gästen die ansprechende Inneneinrichtung, die<br />
RFID-Selbstverbuchung und die neu eingeführte<br />
Klartextsystematik.<br />
Das Nachmittagsprogramm begann mit einem<br />
Praxisbericht von Anja Flicker, Leiterin der Stadtbücherei<br />
Würzburg, über „10 Jahre Lernstudio<br />
und -werkstatt“. Das im Dachgeschoss des Falkenhauses<br />
untergebrachte Lernstudio entstand<br />
im Rahmen des EU-Projekts PuLLS, Modelle<br />
für das lebenslange Lernen zu entwickeln. Auf<br />
130 m² findet man dort ein attraktives Medienangebot,<br />
ergänzt durch multmediale Arbeits- und<br />
Lernplätze. Das in Kooperation mit der vhs aufgebaute<br />
modulare Schulungsprogramm widmet<br />
sich ganz dem Thema „Lernen und Arbeiten“.<br />
Ziele sind, die Schlüsselkompetenzen der Teilnehmer<br />
zu erhöhen, Bewerbungen und Stellensuche<br />
zu erleichtern, traditionelle und virtuelle Lernhilfen<br />
bereitzustellen und Berufsorientierung und Weiterbildung<br />
zu fördern. Die „Lernwerkstatt“ umfasst<br />
jährlich ca. 40 Veranstaltungen – unter Beteiligung<br />
des Bibliotheksteams – mit 500 Teilnehmern, darunter<br />
viele ältere Bürger. Besonders geschätzt<br />
wird auch die firmenneutrale Beratung bei der<br />
Anschaffung digitaler Geräte wie E-Book-Reader<br />
oder Smartphone.<br />
Als nächste Referentin präsentierte Monika Blank,<br />
Leiterin Marketing und Vertrieb der Munzinger Archiv<br />
GmbH, einige der Online-Datenbanken ihres<br />
Unternehmens wie Biographien, Länderinformationen,<br />
Literatur-Film-Musik oder das F.A.Z.-Archiv.<br />
1997 entstand Munzinger Online als Informationsdienst<br />
im Internet. Bereits seit 1913 liefert Munzinger<br />
Informationen in Form von Loseblattwerken an<br />
die Medien, an Bibliotheken, Firmen und Institutionen.<br />
Munzinger beschafft, bewertet und überprüft<br />
Informationen. Sie werden objektiv und zuverlässig<br />
263<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
WANN, WO, WIE<br />
: Montag, 15.07.2013<br />
Stadtbücherei<br />
Bad Aibling<br />
Marienplatz 1<br />
Tel.: (08061) 49 01 140<br />
E-Mail: buecherei@badaibling.de<br />
mit der Bahn<br />
Bahnhof Bad Aibling<br />
ca. 10 Min. Fußweg<br />
der Veranstaltung ist<br />
s Bibliotheksverbandes<br />
ostenlos!<br />
nd gegen eine Gebühr<br />
h willkommen!<br />
264<br />
Bibliotheksführung<br />
DER AuToR<br />
Franz Käßl ist Mitarbeiter<br />
der Landesfachstelle<br />
für<br />
das öffentliche<br />
Bibliothekswesen<br />
und Redakteur von<br />
BFB.<br />
ANMELDUNG<br />
bis 9. Juli 2013 bei<br />
dargestellt, zitierfähig aufbereitet und<br />
rund um die uhr für den Abruf bereitgehalten.<br />
Die laufende Aktualisierung<br />
der Datenbank-Inhalte garantiert<br />
eine komfortable und schnelle<br />
Recherche. Die Munzinger Informationsdienste<br />
und Datenbanken<br />
sind untereinander verlinkt und<br />
bilden so ein umfassendes Wissensnetzwerk.<br />
Für Bibliotheken<br />
bietet Munzinger zusätzlich umfassende<br />
Serviceleistungen wie<br />
internen und externen Direktzugang,<br />
Verlinkung, kostenlose<br />
Katalogdaten und unterstützung<br />
der Pressearbeit. Auf<br />
Wunsch wird auch gerne ein<br />
Testzugang eingerichtet.<br />
Bibliotheksverband Oberbayern<br />
Kaulbachstr. 19<br />
80539 München<br />
Tel.: (089) 28 57 19 (Mi und Do)<br />
Fax: (089) 28 78 76 19<br />
E-Mail: bibverb@aol.com<br />
Wir sind auch auf facebook.com!<br />
Veranstalter:<br />
In Kooperation mit:<br />
Dass Lernen nicht nur<br />
durch Bücher geschieht,<br />
zeigte last but not least<br />
Margareta Lindner aus<br />
der Münchner Stadtbibliothek<br />
anhand des Pro-<br />
jektes „Lebende Bibliothek“. Mit dem erstmals<br />
im Jahr 2000 im dänischen Roskilde umgesetzten<br />
und seither in vielen Ländern erprobten Veranstaltungsformat<br />
will man Vorurteile hinterfragen, ängste<br />
abbauen und Diskriminierung entgegentreten. In<br />
4. OBERBAYERISCHER<br />
BIBLIOTHEKSTAG<br />
2013<br />
15. JULI 2013<br />
STADTBÜCHEREI<br />
BAD AIBLING<br />
Zusammenarbeit mit der Initiativgruppe<br />
Interkulturelle Begegnung und Bildung<br />
e. V. lädt die Bibliothek zu einem halbstündigen<br />
Gespräch mit Menschen aus<br />
Randgruppen wie Behinderte, Suchtkranke,<br />
Migranten oder auch in „besonderen<br />
Lebenslagen“ wie Banker, Lehrer<br />
oder Polizisten ein, um deren Alltag kennenzulernen.<br />
Die Erfahrungen zeigen,<br />
dass die Begegnungen mit „lebenden<br />
Büchern“ vor allem für Schüler, aber<br />
auch Angehörige der sog. Bildungsschicht<br />
wichtig und hilfreich sind. Am<br />
Tag der offenen Tür im Dezember 2012<br />
fanden im Lesesaal in der Zentralbibliothek<br />
Am Gasteig 34 Gespräche mit<br />
insgesamt 45 Personen statt. Bei der<br />
Auswahl der Gesprächspartner wird mit<br />
Interessenvertretungen wie beirat oder Behinder-<br />
Ausländertenbeauftragten<br />
zusammengearbeitet.<br />
Dankbar<br />
wurde schließlich von<br />
den Tagungsteilnehmern<br />
die Möglichkeit aufgegriffen,<br />
ein von Frau Lindner<br />
mitgebrachtes „lebendiges<br />
Buch“, einen anonymen Alkoholiker,<br />
zu interviewen.<br />
Fazit<br />
Ein lohnender Tag in angenehmer<br />
umgebung mit einer<br />
Fülle von Anregungen für die<br />
Bibliotheksarbeit vor Ort und<br />
ausreichender<br />
Gelegenheit<br />
zum fachlichen Meinungs- und<br />
Erfahrungstausch. Das durchweg<br />
positive Teilnehmerecho<br />
bestätigte einmal mehr, mit diesem<br />
Konzept der Regionalveranstaltung<br />
auf dem richtigen Weg zu<br />
sein.<br />
FOTO OBEN: GABRIELE HuBER<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Internationale Bibliothekskontakte<br />
Die Teilnehmer beim<br />
Konferenzfoto auf der<br />
Prachttreppe der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
ist Gastgeber der gelungenen<br />
LIBER-Konferenz<br />
Vom 26.-29. Juni 2013 fand in München<br />
die 42. jährliche Konferenz der<br />
Ligue des Bibliothèques Européennes<br />
de Recherche (LIBER) statt.<br />
Von Martin Hermann<br />
Fotos: BSB/H.-R. Schulz<br />
Unter dem Motto „Research Information Infrastructures<br />
and the Future Role of Libraries“ kamen<br />
über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus<br />
mehr als 40 Ländern aus Europa und der ganzen<br />
Welt im Kardinal-Wendel-Haus am Englischen<br />
Garten zum bibliothekarischen Informationsaustausch<br />
zusammen. Die Bayerische Staatsbibliothek<br />
als diesjährige Gastgeberin der Konferenz<br />
zeichnete für den reibungslosen Ablauf des Fachprogramms<br />
und das gelungene Rahmenprogramm<br />
verantwortlich.<br />
265<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Internationale Bibliothekskontakte<br />
266<br />
Aubéry Escande<br />
von The European<br />
Library (li.) diskutiert<br />
mit den Teilnehmern<br />
eines Workshops<br />
(Bild links).<br />
An der Registrierung<br />
wartet man<br />
mit Vorfreude auf<br />
die Teilnehmer (re.).<br />
DER AuToR<br />
Martin Hermann<br />
ist Direktionsassistent<br />
der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek.<br />
LIBER-Präsident Paul Ayris und Dr. Rolf Griebel,<br />
Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek,<br />
begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.<br />
Für den Eröffnungsvortrag der Konferenz hatte<br />
die Bayerische Staatsbibliothek den amtierenden<br />
Präsidenten der DFG, Prof. Dr. Peter Strohschneider,<br />
gewinnen können. Strohschneider setzte sich<br />
in seinem Festvortrag mit der aktuellen Rolle von<br />
Bibliotheken in Zeiten des technologischen Wandels<br />
auseinander. Weitere, von LIBER speziell für<br />
diese Tagung eingeladene Referenten waren der<br />
Wissenschaftsverleger Jan Velterop, die uKOLN-<br />
Direktorin Liz Lyon, der Eu-Koordinator für elektronische<br />
Dateninfrastruktur Carlos Morais Pires<br />
und Geologieprofessor Geoffrey Boulton von der<br />
Edinburgh university.<br />
Neben diesen eingeladenen Rednern hatte<br />
das LIBER-Programmkomitee 35 Vorträge und<br />
20 Posterpräsentationen aus dem Call for Papers<br />
ausgewählt. Die Vorträge deckten ein breites<br />
Spektrum an den für wissenschaftliche Bibliotheken<br />
derzeit bedeutenden Themen ab. Das Konferenzprogramm<br />
inklusive Abstracts, Kurzbiographien<br />
sowie die Präsentationsfolien der Vorträge und<br />
Poster kann auf der LIBER 2013-Website nachgelesen<br />
werden (www.liber2013.de).<br />
Zusätzlich zu den Fachvorträgen hatten die<br />
Konferenzbesucher im Rahmen der dreitägigen<br />
Konferenz die Gelegenheit, an einem von sechs<br />
Workshops teilzunehmen. Außerdem fanden in<br />
den Tagen vor der eigentlichen Konferenz einige<br />
Pre-Conference Meetings statt, zu denen Besprechungen<br />
der verschiedenen LIBER-Gremien, eine<br />
öffentliche Sitzung von SPARC Europe sowie ein<br />
von LIBER organisiertes Seminar für Führungskräfte<br />
gehörten. In der LIBER-Generalversammlung<br />
schließlich berichteten die Vorstandsmitglieder zu<br />
den Aktivitäten von LIBER im Jahr 2012, außerdem<br />
wurden die turnusmäßigen Vorstandswahlen<br />
abgehalten. Die LIBER-Konferenz wurde auch<br />
von einer kleinen Fachausstellung begleitet. Dabei<br />
war ein großer Teil der Ausstellung für die LIBER-<br />
Sponsoren reserviert. An acht Ständen bot sich<br />
die Gelegenheit, sich mit den Partnern aus dem<br />
Verlags- und bibliothekarischen Dienstleistungsbereich<br />
zu unterhalten.<br />
Wie schon in den Jahren zuvor vergab das Programmkomitee<br />
auch 2013 während der Konferenz<br />
einen LIBER Award für Bibliotheksinnovation.<br />
Dieses Jahr ging der LIBER Award an Olli Nurmi<br />
vom VTT Technical Research Centre of Finland,<br />
Sébastien Respingue-Perrin vom französischen<br />
Couperin Konsortium und Timo Borst von der<br />
Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften.<br />
Neben dem LIBER Award wurde ein<br />
Publikumspreis für das beste Poster der Konferenz<br />
vergeben, der an Kristina Pai und Anneli Sepp von<br />
der universitätsbibliothek in Tartu, Estland, ging.<br />
Erfreulicherweise wurde neben den LIBER-<br />
Preisträgern auch die Teilnahme einer Reihe von<br />
Bibliothekskolleginnen und -kollegen aus zumeist<br />
ost- und mittelosteuropäischen Ländern<br />
fi nanziell unterstützt. LIBER schüttete Mittel aus<br />
dem jährlichen Konferenzfonds an acht ausgewählte<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus, die<br />
Bayerische Staatsbibliothek in Kooperation mit<br />
der Bayerischen Staatskanzlei vergab 12 Konferenzstipendien<br />
und Bibliothek & Information<br />
International bezuschusste die Teilnahme von<br />
sechs Konferenzbesucherinnen und -besuchern.<br />
Neben den Fachvorträgen und dem offi ziellen<br />
Programm wurde die LIBER-Tagung von einem<br />
Kultur- und unterhaltungsprogramm begleitet.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Internationale Bibliothekskontakte<br />
Das offizielle Dinner im Augustinerkeller gab einen<br />
Einblick in bayerische Küche und Brauchtum.<br />
Der Konferenzempfang am darauffolgenden<br />
Tag fand im festlich dekorierten und illuminierten<br />
Treppenhaus der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
statt. Dort diskutierten die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer in launiger Atmosphäre ausgiebig das<br />
Tagungsgeschehen oder nahmen an einer der<br />
verschiedenen Touren durch die Bibliothek teil.<br />
Zudem gab es während der Konferenz die Gelegenheit,<br />
die Münchner Bibliotheksszene durch<br />
Besichtigungen von Bibliotheken der Ludwig-<br />
Maximilians-Universität, der Technischen Universität<br />
und des Deutschen Museums<br />
kennenzulernen. Den Abschluss des<br />
Kulturprogrammes bildeten zwei Exkursionen<br />
zum Schloss Linderhof und<br />
nach Benediktbeuren.<br />
LIBER wurde 1971 gegründet und<br />
ist das größte Netzwerk europäischer<br />
wissenschaftlicher Bibliotheken. LIBER<br />
organisiert seine Tagung in Zusammenarbeit<br />
mit jährlich wechselnden<br />
Gastgebern. 2014 wird die LIBER-<br />
Konferenz Anfang Juli im lettischen<br />
Riga stattfinden.<br />
Oben: Schuhplattler<br />
tanzen während des<br />
Konferenzdinners<br />
im Augustinerkeller.<br />
Links: Generaldirektor<br />
Dr. Rolf Griebel<br />
heißt die Teilnehmer<br />
in München<br />
willkommen.<br />
Oben: Führung durch das Magazin der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek beim Konferenzempfang<br />
Rechts: Dr. Rolf Griebel begrüßt Prof.<br />
Strohschneider, den Präsidenten der DFG.<br />
267<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Management<br />
Glatter Liebesbeweis für die Erlanger<br />
Stadtbibliothek“ betitelten die Erlanger<br />
Nachrichten den Artikel über die<br />
umfrage „Die Erlanger Stadtbibliothek<br />
aus Sicht der Bevölkerung“. untertitel:<br />
„Das neue Heft von ‚Statistik aktuell’<br />
macht aus der Vermutung Gewissheit:<br />
Bürger kennen den Ort der Literatur“.<br />
268<br />
Publikation des<br />
Amts für Recht und<br />
Statistik<br />
„Statistik aktuell“ ist der Informationsdienst<br />
der Abteilung Statistik und<br />
Stadtforschung im Amt für Recht und<br />
Statistik der Stadt Erlangen. „Die Datensammlung<br />
der Abteilung Statistik<br />
und Stadtforschung steht einerseits<br />
für Planungen bzw. Entscheidungen der Kommune,<br />
andererseits für die Information von Wirtschaft<br />
und Öffentlichkeit zur Verfügung“, heißt es in der<br />
Selbstbeschreibung des Amtes (www.erlangen.<br />
de/statistik). Für die Stadtbibliothek Erlangen sind<br />
die Veröffentlichungen der Abteilung Statistik und<br />
Stadtforschung ein nützliches Hilfsmittel bei der<br />
Entwicklung ihrer Angebote. Einige Beispiele:<br />
• Die Veröffentlichung „Integrationsmonitoring der<br />
Stadt Erlangen“ hat ergeben, dass Nicht-Deutsche<br />
prozentual sogar geringfügig häufi ger als<br />
Deutsche die Bibliothek regelmäßig aufsuchen –<br />
einzig unter den Kultureinrichtungen in der Stadt.<br />
Dies überzeugt die Politik, die Bibliothek bei der<br />
Etablierung ihrer interkulturellen Angebote zu<br />
unterstützen.<br />
Glatter Liebesbeweis für<br />
die Erlanger Stadtbibliothek<br />
um ein aktuelles Meinungsbild der Erlangerinnen und<br />
Erlanger zu „ihrer“ Stadtbibliothek zu erhalten, wurden<br />
hierzu in die „Erlanger Bürgerbefragung 2012“<br />
eine Reihe von Fragen aufgenommen. Der Bericht Nr.<br />
3/2013 „Die Erlanger Stadtbibliothek aus Sicht der<br />
Bevölkerung“ aus der Reihe „Statistik Aktuell“ enthält<br />
die Auswertung der eingegangenen Antworten,<br />
Wünsche und Anregungen.<br />
• Der „Sozialbericht 2009 der Stadt Erlangen“<br />
liefert Informationen über die soziale Lage der<br />
Bevölkerung Erlangens. Dies erlaubt der Bibliothek,<br />
den Haltestellenplan der Fahrbibliothek<br />
zu optimieren (Beispiel: mehrere Haltestellen in<br />
bestimmten Stadtteilen, keine in anderen Stadtteilen)<br />
und gegenüber dem Träger fundiert die<br />
Notwendigkeit einer Stadtteilbibliothek zu begründen.<br />
• Die neueste Veröffentlichung „Kleinräumige Bevölkerungsprognose<br />
2012–2027“ werden wir<br />
auswerten und Ergebnisse in das nächste Arbeitsprogramm<br />
aufnehmen.<br />
Bürgerbefragung 2005<br />
Seit 2001 werden in Erlangen regelmäßig<br />
repräsentative Bürgerbefragungen<br />
mit wechselnden Themen durchgeführt.<br />
So kam 2012 das Amt für Statistik<br />
erneut auf die kulturellen Einrichtungen<br />
zu mit der Frage, ob eine der<br />
großen Institutionen bei der Befragung<br />
Thema sein möchte. Die Stadtbibliothek<br />
nahm das Angebot gerne an:<br />
Bereits 2005 wurden die Erlanger Bürgerinnen<br />
und Bürger durch die Abteilung<br />
für Statistik und Stadtforschung<br />
zu ihrer Stadtbücherei, wie sie damals<br />
hieß, befragt.<br />
Von Anne Grimmer<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Management<br />
Allen Beteiligten war damals bewusst, dass<br />
eine <strong>Um</strong>frage unter (repräsentativ gesehen) allen<br />
Bürgerinnen und Bürgern keine Detailinformationen<br />
zu den Dienstleistungen der Bücherei liefern<br />
kann, auch keine aussagefähigen Hinweise zu<br />
Beweggründen von Nichtnutzern. Das Ziel der<br />
damaligen <strong>Um</strong>frage für die Stadtbücherei war,<br />
die Bekanntheit der Institution im Allgemeinen<br />
abzufragen, die (grobe) Zufriedenheit mit ihren<br />
Leistungen – zugegeben: solche Ergebnisse sind<br />
meist eine gute Eigenwerbung – und vor allem:<br />
die Wichtigkeit des Dienstleistungsausbaus.<br />
Denn die Bücherei erhoffte sich auch in Anbetracht<br />
ihrer bevorstehenden Renovierung Hilfestellung<br />
bei ihrer Ausrichtung, die zukünftigen<br />
Dienstleistungen betreffend.<br />
Wichtig für die weitere Entwicklung der Stadtbücherei<br />
waren die folgenden Ergebnisse:<br />
• die Raumsituation und damit verbunden<br />
die Arbeitsmöglichkeiten,<br />
• die Aktualität des Angebots,<br />
• die Öffnungszeiten.<br />
• Ein Lesecafé wurde von vielen Leserinnen<br />
und Lesern als wünschenswert<br />
angegeben.<br />
Diese Ergebnisse und Forderungen<br />
formulierte der damalige Leiter der<br />
Stadtbücherei, Joachim Bahler, im<br />
Anschluss an die <strong>Um</strong>frage in einem<br />
Maßnahmenkatalog.<br />
Bürgerbefragung 2012<br />
Fotos: Stadtbibliothek Erlangen<br />
• Ihre Bekanntheit, also auch: ihre Außenwirkung.<br />
77 % der Bevölkerung kannten die Bücherei –<br />
das war nicht viel im Vergleich mit anderen Städten.<br />
Hier hatte die Stadtbücherei Handlungsbedarf,<br />
selbst wenn man die hohe Fluktuation der<br />
Erlanger Bevölkerung einbezieht. Gerade bei<br />
den älteren Menschen war die Stadtbücherei<br />
nur bei 59 % bekannt.<br />
• Die hohe Zufriedenheit mit den Leistungen der<br />
Stadtbücherei, namentlich der Beratungskompetenz<br />
und Freundlichkeit der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Dies war Bestätigung und Werbemöglichkeit<br />
zugleich.<br />
Als Mängel im Angebot wurden von den Befragten<br />
erkannt:<br />
• Homepage,<br />
• fehlende Angebote für Seniorinnen und Senioren,<br />
2012 war die Erlanger Bevölkerung<br />
aufgerufen, bei der groß angelegten<br />
Befragung „Leben in Erlangen 2012“ mitzumachen.<br />
Die Stadtbibliothek wollte gerne Teil der<br />
<strong>Um</strong>frage sein. Einerseits, um zu erfahren, ob sich<br />
durch die Renovierung und die dadurch entstandenen<br />
neuen Bedingungen etwas in der Benutzerzufriedenheit<br />
geändert hatte, andererseits, um<br />
den Erfolg ihrer Maßnahmen zu überprüfen. Im<br />
Vergleich zur alten <strong>Um</strong>frage ist festzustellen:<br />
Heute kennen 88 % der Bevölkerung ihre Stadtbibliothek.<br />
Der höchste Anstieg ist bei den älteren<br />
Menschen zu beobachten, dort sprang die Zahl<br />
von 59 % auf 86 %. Gründe dafür sind das 2010<br />
fertig gestellte Gebäude selbst sowie die getroffenen<br />
Maßnahmen, die wir ab 2010 verstärkt haben.<br />
Links: Innenhof der<br />
Stadtbibliothek<br />
269<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Management<br />
270<br />
DIE AuToRIN<br />
Anne Grimmer ist<br />
Leiterin der Stadtbibliothek<br />
Erlangen.<br />
Neu sind also:<br />
• die hohe Aufenthaltsqualität des renovierten<br />
Hauses, die sich herumspricht,<br />
• die Führungen durch unser Haus, die vom<br />
Stadtmarketing organisiert werden, also ohne<br />
Bibliotheksbezug stattfi nden,<br />
• das Lesecafé bzw. unser schöner Innenhof, in<br />
dem man Zeitung lesen und Kaffee trinken kann,<br />
• die professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Die Stadtbibliothek ist oft in der Zeitung, und<br />
das nicht nur, wenn es ein Highlight zu berichten<br />
gibt. Mittlerweile berichten die „Erlanger Nachrichten“<br />
regelmäßig über den Bibliotheksalltag,<br />
Neuerungen im Betrieb, bringen Interviews oder<br />
Themen aus dem Kulturausschuss. Wir erreichten<br />
die Menschen über Social Media. und wir<br />
sind im Stadtbild präsent durch Flyer und Plakate<br />
zu Veranstaltungen, durch Hinweisschilder<br />
und durch Aktionen mit unserem Imageplakat.<br />
• die speziellen Angebote für Senioren: Seniorenbibliothek,<br />
Internet-Mentorenprogramm und die<br />
damit verbundene Zusammenarbeit mit dem<br />
SeniorenNetz,<br />
• das Veranstaltungs- und Ausstellungskonzept,<br />
das jeweils besonders auf Vernetzung und Kooperation<br />
ausgerichtet ist. Dadurch haben wir<br />
viele Multiplikatoren in der Stadt.<br />
Weitere damalige Mängel, die durch die neue<br />
Raumsituation und die Schwerpunktsetzung des<br />
Teams seit 2010 als abgearbeitet gelten können,<br />
sind das Thema Homepage, in Teilen das Thema<br />
Arbeitsmöglichkeiten und die Aktualität. Bei der<br />
Beurteilung der Arbeitsmöglichkeit schwanken die<br />
Aussagen. Die ältere Generation zeigt sich hoch<br />
zufrieden mit den Arbeits- und Anleseplätzen. Im<br />
Gegensatz zur Situation vor der Renovierung hat<br />
die Stadtbibliothek jetzt sehr viel mehr Einzelarbeitsplätze.<br />
Allerdings ist die Balance zwischen<br />
ruhiger und lebendiger Atmosphäre in einer Bibliothek<br />
unserer Größe schwer. Menschen, die in völliger<br />
Ruhe und sehr konzentriert arbeiten möchten,<br />
werden in einem Haus, das bis zu 2.000 Besucher<br />
täglich aufnimmt, nie auf ihre Kosten kommen. Die<br />
Leitung des Hauses setzt die Priorität eindeutig auf<br />
die Lebendigkeit.<br />
Gerade jüngere Leute möchten häufi g in Gruppen<br />
arbeiten. Im Bürgersaal ist dies zum Teil<br />
möglich. Tatsächlich aber fehlt ein ausgewiesener<br />
Gruppenarbeitsraum mit Medienunterstützung für<br />
Schulklassen oder andere Gruppen, ein Lernzentrum,<br />
das auch für Workshops oder Medienprojekte<br />
nutzbar wäre.<br />
um die Aktualität des Angebots sichtbar zu<br />
machen, verwenden wir die durch die Renovierung<br />
gewonnene Ausstellungsfl äche überwiegend<br />
für die Präsentation von Neuerwerbungen und<br />
kennzeichnen dafür in jeder Sachgruppe ein Regal.<br />
Außerdem verbreiten wir Medien- und Lesetipps<br />
– zusammengefasst: Wir kaufen die Medien<br />
und reden darüber.<br />
Was aber wird von den Bürgerinnen und Bürgern<br />
aktuell laut der letzten umfrage noch als<br />
Mangel gesehen?<br />
Zum Thema Veranstaltungen: In der Tat fehlen<br />
in der Stadtbibliothek Veranstaltungsformate,<br />
die gezielt jüngere Menschen (18–30 Jahre) ansprechen<br />
würden. Wir möchten, so haben wir im<br />
Kommentar zur umfrage argumentiert, hier aus<br />
Gründen unserer Personalressourcen auf eine gewisse<br />
Arbeitsteilung hinweisen: Das E-Werk der<br />
Stadt Erlangen leistet großartige Arbeit in diesem<br />
Bereich.<br />
Die Öffnungszeiten wurden von 31 % der<br />
Menschen als nicht ausreichend bewertet. Auch<br />
hier kann man lediglich ein „in der Tat“ kommentieren.<br />
Die Öffnungszeiten der Stadtbibliothek sind im<br />
Vergleich mit den bayerischen Großstädten am unteren<br />
Rand; die Erweiterung der Samstagsöffnung<br />
von 9–12 uhr auf 10–14 uhr war nicht genug.<br />
Bei der umfrage 2012 wurde, um eine gewisse<br />
Vergleichbarkeit mit der umfrage 2005 zu gewährleisten,<br />
erneut die Zufriedenheit der Menschen mit<br />
unseren Dienstleistungen abgefragt. Auch dies<br />
geriet wieder zu einem großen Lob für uns – vor<br />
allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können<br />
sich über diese Rückmeldung freuen.<br />
Resümee<br />
In der Zeitung ist „kennen“, also viel darüber lesen,<br />
hören und sehen, gleichgesetzt mit „lieben“. uns<br />
hat die Überschrift „Glatter Liebesbeweis“ sehr<br />
gefreut, weil er eine Emotionalität anspricht, die<br />
wir mit bestimmten Maßnahmen bewusst erhöhen<br />
wollten, wie beispielsweise mit den Imageplakaten,<br />
der sehr offensiven Pressearbeit oder vor allem mit<br />
Social Media. Diese emotionale Komponente befördert,<br />
so unsere Erfahrung, die Identifi kation mit<br />
der Institution und somit deren Bekanntheit.<br />
Hinweis: Die Ergebnisse der <strong>Um</strong>frage sind im<br />
Internet einsehbar unter www.erlangen.de/<br />
bibliothek/Portaldata/2/Resources/dokumente/<br />
Erlanger_Stadtbibliothek_aus_Sicht_der_<br />
Bevoelkerung.pdf<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Management<br />
Im Winter 2012/2013 hat die Stadt- und Schulbücherei<br />
Gunzenhausen (Mittelfranken, 16.000<br />
Einwohner, 60.000 Medien, 200.000 Entleihungen)<br />
zum ersten Mal eine Nutzerbefragung<br />
durchgeführt. Erfreulich war dabei nicht nur die<br />
große Beteiligung, sondern auch die Ernsthaftigkeit,<br />
mit der sich die Nutzer auf die Fragen eingelassen<br />
haben. So gab es nicht nur Statistiken<br />
auszuwerten und zu interpretieren, sondern – als<br />
Zusatzernte – auch viele kleine Anregungen und<br />
Verbesserungsvorschläge. Besonderes Gewicht<br />
wurde auf die Veröffentlichung der Ergebnisse<br />
gelegt. Nachfolgend ein Bericht über die Durchführung<br />
der Befragung von der ersten Idee bis zur<br />
Präsentation der Resultate.<br />
Ausgangslage<br />
FOTOS: STADT- uND SCHuLBÜCHEREI GuNZENHAuSEN<br />
Anfangs stieß die Idee von Büchereileiterin Monika<br />
Wopperer, eine Leserumfrage durchzuführen, auf<br />
Skepsis im Team. Wozu überhaupt? Wie soll man<br />
die vielen Fragenbögen verteilen, wie auswerten?<br />
Bei einer Fortbildung zum Thema „Kundenfreundlichkeit“<br />
hat dann Frank Raumel, Leiter der Stadtbibliothek<br />
Biberach an der Riss, die schon mehrmals<br />
durchgeführte Nutzerbefragung seiner Bibliothek<br />
und die Aufbereitung der Ergebnisse vorgestellt. Er<br />
berichtete von der positiven Aufnahme der Befragung<br />
durch die Leser und Bibliotheksbesucher und<br />
machte deutlich, wie die Ergebnisse als Instrument<br />
der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden können.<br />
Sein Hinweis auf eine kostenlos nutzbare Software<br />
für Online-Befragungen (www.soscisurvey.<br />
de/) schaffte auch unsere Bedenken, wie denn der<br />
Fragebogen ohne horrende Portokosten breit gestreut<br />
werden könnte, aus der Welt.<br />
Helfen Sie uns,<br />
besser zu werden!<br />
Werbung<br />
via Lesezeichen<br />
Die Nutzerbefragung in der Stadt- und<br />
Schulbücherei Gunzenhausen – eine Erfolgsgeschichte<br />
mit Widerständen<br />
Von Babett Guthmann<br />
271<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Management<br />
272<br />
Bibliotheksmitarbeiterin<br />
Ulrike<br />
Engelhardt und<br />
Leiterin Monika<br />
Wopperer (links) bei<br />
der Datenerfassung<br />
Der Online-<br />
Fragebogen wurde<br />
gut genutzt.<br />
Ziele der Befragung und<br />
Konzeption des Fragebogens<br />
Wer wird angesprochen? Was wollen<br />
wir wissen? Klarheit bei den Zielen der<br />
Befragung war dem Bibliotheksteam<br />
besonders wichtig. Einerseits sollte<br />
der Fragebogen keinesfalls überfrachtet<br />
werden, andererseits sollte es um<br />
Themen gehen, bei denen später tatsächlich<br />
an gewissen Stellschrauben<br />
gedreht werden kann und sich die<br />
von den Lesern gewünschten Verbesserungen<br />
auch realisieren lassen. In<br />
einem ersten Fragenblock ging es um<br />
die Gewohnheiten der Kunden. Auch<br />
das Thema Öffnungszeiten sollte angesprochen<br />
werden. Eine Ausweitung<br />
der Öffnungszeiten über die Mittagszeit<br />
war angedacht und mithilfe der<br />
umfrage sollte ermittelt werden, ob<br />
überhaupt Bedarf besteht.<br />
Nutzerinnen und Nutzer sollten ermuntert<br />
werden, ihren gewohnten<br />
Büchereibesuch gedanklich nachzuvollziehen.<br />
unerwünschte Priming-Effekte<br />
(Jede Frage setzt den Befragten<br />
auf eine gedankliche Spur) wie „Ich<br />
soll hier kritisieren“ oder „Die wollen<br />
jetzt gelobt werden“ sollten vermieden<br />
werden.<br />
Die Fragen zur Zufriedenheit mit Service<br />
und Bestand im umfangreichsten<br />
zweiten Fragenblock sollten Hinweise<br />
für den Bestandsaufbau geben<br />
und eventuelle Bestandslücken oder Service-<br />
Schwachstellen aufzeigen. Vorgegeben war eine<br />
Bewertungsskala von 0 bis 5, wobei die Bewertungen<br />
von „sehr zufrieden“ (1) bis „äußerst unzufrieden“<br />
(5) durch die Antwortmöglichkeit 0 = Nutze<br />
ich nicht ergänzt wurden. So konnte erreicht<br />
werden, dass sich Befragte nur zu Mediengruppen<br />
und Abteilungen äußern, bei denen sie sich<br />
auch tatsächlich auskennen.<br />
Die Frage „Wie empfi nden Sie die Atmosphäre in<br />
unserer Bücherei?“ und eine Frage zur Bewertung<br />
der Freundlichkeit des Personals ergänzten diesen<br />
Abschnitt. Erfreulich war auch, dass viele Befragte<br />
der Aufforderung folgten, noch eigene Anmerkungen<br />
zum Medienangebot zu machen.<br />
Bei den statistischen Angaben wurde bewusst<br />
Zurückhaltung geübt. Es sollten Merkmale der Befragten<br />
erhoben werden, die später bei der Auswertung<br />
berücksichtigt werden können. Deshalb<br />
wurde die (übliche) Frage nach dem Schulabschluss<br />
weggelassen und lediglich nach der derzeitig<br />
ausgeübten Tätigkeit gefragt.<br />
Als Joker erwiesen sich die abschließenden vier<br />
offenen Fragen, die viele Nutzer mit großer Gewissenhaftigkeit<br />
beantwortet haben: Was gefällt<br />
Ihnen am besten in unserer Bücherei? Was gefällt<br />
Ihnen am wenigsten an unserer Bücherei oder<br />
worüber haben Sie sich schon einmal geärgert?<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Management<br />
Angenommen, Sie könnten an der Bücherei etwas<br />
ändern: Was würden Sie als Erstes in Angriff nehmen?<br />
Welche Veranstaltungen wünschen Sie sich<br />
in der Bücherei?<br />
Bei der Konzeption des Fragebogens wurde auf<br />
einige Vorlagen zurückgegriffen. Mehrere Fragen<br />
wurden aus dem Muster-Fragebogen für die Benutzer<br />
der öffentlichen Bibliotheken in <strong>Bayern</strong> in<br />
etwas abgeänderter Form übernommen, denn die<br />
Vorlage erschien uns insgesamt als zu umfangreich<br />
und eher für versierte Benutzer geeignet.<br />
www.oebib.de/fileadmin/redaktion/management/<br />
Materialien/Kundenorientierung/Befragungen/<br />
Benutzerfragebogen_Oeffentliche.pdf<br />
Verteilung des Fragebogens<br />
Zielgruppe der Befragung waren alle derzeit aktiven,<br />
mindestens 16 Jahre alten Nutzerinnen<br />
und Nutzer. Insofern war auch der Fragebogen<br />
als „Expertenbefragung“ konstruiert: Wir stellten<br />
Fragen an diejenigen, die unseren Service und die<br />
Atmosphäre in den Räumen am besten beurteilen<br />
können.<br />
Unsere Leserinnen und Leser wurden auf zwei<br />
Wegen auf die Befragung aufmerksam gemacht:<br />
Bei jeder Ausleihe wurden alle über 16-Jährigen<br />
gefragt, ob sie sich an der Nutzerbefragung beteiligen<br />
möchten. Die meisten waren dazu bereit<br />
und erhielten entweder einen Fragenbogen ausgehändigt,<br />
der beim nächsten Büchereibesuch in<br />
eine Box eingeworfen werden konnte,<br />
oder sie erhielten ein Lesezeichen mit<br />
der Internetadresse für die Online-<br />
Befragung. Einige Leser nutzten auch 350<br />
die Möglichkeit, in der Bücherei den 300<br />
Fragenbogen online zu beantworten.<br />
250<br />
200<br />
Darüber hinaus wurde in der Lokalzeitung<br />
die Online-Befragung bekannt-<br />
100<br />
150<br />
gemacht. Acht Wochen lang wurde an<br />
50<br />
der Ausleihtheke der Fragebogen verteilt,<br />
eine Rückgabe war weitere zwei<br />
0<br />
Wochen später möglich. Nach zehn<br />
Wochen wurde auch der Online-Fragebogen<br />
geschlossen. Erreicht wurden<br />
363 Leser, das sind 13 Prozent<br />
der aktiven Leser über 16 Jahren.<br />
Auswertung<br />
Ein Export der Ergebnisse der Online-Befragung<br />
in ein Tabellenkalkulationsprogramm (Excel) war<br />
leicht möglich und so wurden auch die handschriftlich<br />
ausgefüllten Fragebögen bei uns in der<br />
Bücherei auf der SoSciSurvey-Seite erfasst. Verantwortlich<br />
für die Gestaltung des Online-Fragebogens<br />
und den Daten-Export war im Team Ulrike<br />
Engelhardt, die das Ganze als „kinderleicht“<br />
empfand. (Wer anderer Meinung ist, darf sie gerne<br />
um Rat fragen.)<br />
Genügend aufschlussreich war meist die Auswertung<br />
der einzelnen Fragen, ohne noch nach<br />
Merkmalen der Befragten aufzuschlüsseln. Korrelationen<br />
verschiedener Variablen (z. B. Alter und<br />
Wahrnehmung der Freundlichkeit des Personals,<br />
wobei dahinter die Frage stand, ob sich auch die<br />
16-18-jährigen Nutzer immer freundlich behandelt<br />
fühlen) wurden zwar durchgerechnet, ergaben<br />
aber keine neuen Aufschlüsse. Anhand der<br />
Excel-Auswertung lassen sich Zusammenhänge<br />
von zwei Merkmalen ermitteln. Mit einem Statistikprogramm<br />
(IBM SPSS Statistics) kann man<br />
zahlreiche Korrelationen problemlos durchrechnen<br />
und stößt möglicherweise auf überraschende<br />
Beziehungen zwischen einzelnen Variablen.<br />
Doch auch hier sind enge Grenzen in Bezug auf<br />
die Verwertbarkeit der gefundenen Zusammenhänge<br />
gesetzt: Da die Datendecke bei einer solch<br />
kleinen Erhebung recht dünn ist, ist fraglich, ob<br />
eine solch aufwändige Auswertung Sinn macht.<br />
Medienausleihe<br />
Medien/Infos für Schule/Beruf<br />
Schmökern, Stöbern<br />
Veranstaltung/Ausstellung<br />
Zeitung-/Zeitschriftlesen<br />
Information erfragen<br />
Jemanden treffen<br />
Die Autorin<br />
Babett Guthmann<br />
ist in der Stadtund<br />
Schulbücherei<br />
Gunzenhausen<br />
unter anderem verantwortlich<br />
für die<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Gründe für einen Bibliotheksbesuch (Mehrfachnennung möglich)<br />
Internet nutzen<br />
Anderes<br />
273<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Management<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Ein wertvolles Instrument der Kunden-<br />
Kommunikation<br />
Viel Arbeit steckt in der Auswertung der offen gestellten<br />
Fragen. Es zeigte sich, dass unsere Nutzer<br />
sich hier viel Mühe gegeben, manchmal lange<br />
bis zu 30 Min.<br />
30 bis 60 Min.<br />
über eine Std.<br />
Häufigkeit<br />
mehrmals/Woche<br />
mehrmals/Monat<br />
monatlich<br />
selten/bei Bedarf<br />
Absätze geschrieben haben. Übrigens: Niemand<br />
hat nur „rumgemeckert“, alle Antworten hatten<br />
„Hand und Fuß“. uns war klar: Diese Antworten<br />
sollen große Beachtung fi nden, es soll versucht<br />
werden, möglichst viele der mitunter sehr kreativen<br />
Vorschläge aufzugreifen. Hierbei ging es<br />
nicht mehr um die Häufi gkeit von Antworten<br />
in eine bestimmte Richtung,<br />
sondern mit der Nutzerbefragung<br />
hatten wir ein wertvolles und verwertbares<br />
Instrument der Kommunikation<br />
mit unseren Kunden gefunden.<br />
Die Ergebnisse<br />
274<br />
Zufriedenheit mit dem Medienangebot<br />
sehr<br />
zufrieden<br />
zufrieden<br />
befriedigend<br />
unzufrieden<br />
sehr<br />
unzufrieden<br />
nutze<br />
ich<br />
nicht<br />
Romane 141 132 14 5 6 52<br />
Sachbücher/Ratgeber 118 145 44 5 3 31<br />
Kinder- /Jugendbücher 104 68 12 5 3 144<br />
Zeitschriften 77 83 22 7 3 154<br />
Hörbücher / Erwachsene 24 48 18 6 2 241<br />
Hörbücher / Kinder 33 48 14 2 2 239<br />
Musik-CDs 31 51 29 8 5 216<br />
Konsolenspiele 14 23 17 6 1 274<br />
Sach-DVDs<br />
(Reisen, Sport ...)<br />
9 29 19 2 3 274<br />
CD-ROMs 12 23 19 2 3 27<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Atmosphäre in der Bücherei<br />
Auf unserer Homepage www.buecherei-gunzenhausen.de<br />
ist eine ausführliche<br />
Präsentation der Ergebnisse zu<br />
fi nden. Hier eine Darstellung einiger<br />
ausgewählter Aspekte.<br />
Bemerkenswert, dass die Bücherei<br />
nicht nur zur Medienausleihe genutzt<br />
wird, sondern eine Mehrheit der Befragten<br />
die Antwort „zum Schmökern,<br />
zum Stöbern“, angekreuzt hat. Erfreulich<br />
auch die große Resonanz, die unser<br />
Zeitschriften-Lesebereich fi ndet.<br />
unerwartet hoch war die Zahl derjenigen<br />
Leserinnen und Leser, die mehrmals<br />
in der Woche (25) oder mehrmals<br />
im Monat (156) kommen. Dass der Anteil<br />
der Stammkunden so groß ist, war<br />
ebenso verblüffend wie die Angaben<br />
zu Aufenthaltsdauer, die bei 52 Prozent<br />
der Befragten mehr als 30 Minuten beträgt.<br />
Eine schöne und für die kommunalpolitische<br />
Diskussion wertvolle Grafi<br />
k ergab sich aus der Frage nach der<br />
Verbindung des Büchereibesuchs mit<br />
anderen Erledigungen: Die Bücherei<br />
als Frequenzbringer für die Innenstadt,<br />
besonders für die Geschäfte. In Bezug<br />
auf die Öffnungszeiten ergab sich kein<br />
einheitliches Bild, sondern ein sehr<br />
breites Meinungsspektrum mit der<br />
Tendenz zu einer Vormittagsöffnung.<br />
Mehrheitlich waren die Nutzer mit den<br />
bestehenden Zeiten zufrieden.<br />
familiär, gemütlich<br />
ruhig<br />
anregend, inspirierend<br />
lebendig<br />
Sonstiges<br />
muffi g<br />
langweilig<br />
überfüllt<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Management<br />
Sehr überrascht waren wir über die<br />
durchgängige Zufriedenheit mit unserem<br />
Medienangebot. Mehrere Anregungen<br />
gab es zum Einstieg in die<br />
E-Book-Ausleihe und zur Anschaffung<br />
bestimmter Zeitschriften.<br />
Die Atmosphäre in der Bücherei<br />
wurde überwiegend als sehr angenehm<br />
empfunden, die Antworten waren<br />
insgesamt recht schmeichelhaft.<br />
Als Pluspunkte der Bücherei wurden<br />
die Kinderfreundlichkeit des Personals<br />
ebenso hervorgehoben wie die Kompetenz,<br />
die Hilfsbereitschaft und der<br />
unkomplizierte Service.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Einen Fundus an Ideen beinhalten die<br />
Fragen nach Kritikpunkten und Ärgernissen<br />
und danach, was man als Erstes<br />
ändern würde. Natürlich gab es<br />
den Wunsch, bestimmte Bereiche des<br />
Medienangebots auszubauen (Tenor:<br />
zu wenig…).<br />
Zufriedenheit mit dem Service<br />
Ausleihe, Rückgabe, Verlängerung<br />
an der Theke<br />
Rückgabe im Medienrückgabekasten<br />
Fachliche Beratung durch<br />
das Bibliothekspersonal<br />
Fernleihe und Beratung<br />
zur Fernleihe<br />
Internetnutzung in der<br />
Bücherei<br />
Internet-Services: Verlängerung,<br />
Vorbestellung,<br />
Medienkatalog<br />
Informationen auf<br />
unserer Homepage<br />
250<br />
200<br />
sehr<br />
zufrieden<br />
zufrieden<br />
befriedigend<br />
unzufrieden<br />
sehr<br />
unzufrieden<br />
nutze<br />
ich<br />
nicht<br />
287 44 5 6 7 1<br />
187 45 9 3 3 103<br />
211 61 7 9 3 56<br />
55 15 3 3 1 261<br />
30 23 9 2 3 270<br />
114 41 9 1 4 168<br />
66 69 16 5 2 180<br />
Freundlichkeit des Personals<br />
Gewünscht wurden zum Beispiel:<br />
„Neuerwerbungen mit Inhaltsangaben<br />
versehen“, ein Leserforum oder ein<br />
Leserclub, mehr Auswahlverzeichnisse<br />
und Lese-Tipps, mehr Preisrätsel<br />
und andere Einbindungen der Leser<br />
wie „Macht doch mal einen Ratekrimi-<br />
Abend für Erwachsene!“<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
sehr<br />
freundlich<br />
freundlich neutral unfreundlich sehr<br />
unfreundlich<br />
Solche Vorschläge und auch die statistische<br />
Auswertung durften selbstverständlich<br />
nicht in der Schublade<br />
verschwinden: Neben der Präsentation<br />
der Ergebnisse auf der Homepage gab<br />
es eine Reihe von kleineren Bekanntmachungen<br />
in der Bücherei. Hier haben<br />
wir auf Anregungen hingewiesen,<br />
die wir schnell umgesetzt haben, beispielsweise<br />
neue Zeitschriftenabos. Im<br />
Bildungsausschuss der Stadt wurden<br />
die Ergebnisse ebenfalls vorgestellt,<br />
woraufhin ein ausführlicher Presseartikel<br />
in der Lokalzeitung erschien.<br />
275<br />
Fazit: Der Aufwand hat sich voll bezahlt<br />
gemacht!<br />
Resultat der <strong>Um</strong>frage:<br />
Erweiterte Öffnungszeiten<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
276<br />
Mit Fug und Recht gilt das deutsche<br />
Fernleihsystem weltweit als einmalig,<br />
und das muss durchaus als<br />
positive Auszeichnung verstanden<br />
werden. In keinem anderen Land der<br />
Erde sind die wissenschaftlichen und<br />
auch öffentlichen Bibliotheken derart<br />
systematisch vernetzt in einem inzwischen<br />
fl ächendeckenden Bestellsystem,<br />
um sich gegenseitig mit benötigter<br />
Literatur zu versorgen, wie in<br />
Deutschland. Da ist es dann wiederum<br />
keine Kleinigkeit, wenn sich die<br />
bayerische Lösung nochmals durch<br />
ein besonders hohes Maß an Integration,<br />
Bedienerfreundlichkeit und<br />
Innovation auszeichnet, wie es derzeit<br />
der Fall ist. Dazu wurden in diesem<br />
Jahr zwei ganz entscheidende<br />
Schritte durch die Verbundzentrale<br />
des BVB in Zusammenarbeit mit<br />
der bayerischen AG Fernleihe, einer<br />
unterarbeitsgruppe der Kommission<br />
für Service und Information (KSI),<br />
unternommen: die Ablösung des<br />
Kopienfernleihsystems Medea durch<br />
eine Eigenentwicklung des BVB am<br />
10.2.2013 und die Betriebsaufnahme einer<br />
technischen Lösung zur Lieferung von Fernleihkopien<br />
aus elektronischen Zeitschriften am<br />
25.7.2013.<br />
Der Schritt ins Digitale<br />
Neuerungen in der Fernleihe des Bibliotheksverbundes<br />
<strong>Bayern</strong> (BVB)<br />
Von Berthold Gillitzer, Evelinde Hutzler und<br />
Roland Jäkle<br />
Ein Blick zurück: Von Medea zur<br />
Eigenentwicklung in der Kopienfernleihe<br />
Zunächst sei aber ein kurzer Blick zurück gestattet.<br />
Im Jahr 2003 wurde in <strong>Bayern</strong> mit der Einführung<br />
des Kopienfernleihsystems Medea von<br />
der Firma Imageware ein wichtiger<br />
Schritt zur Modernisierung der Lieferung<br />
von Fernleihkopien unternommen.<br />
Bis dahin war es der „Gipfel der<br />
Modernität“, dass wenigstens innerhalb<br />
<strong>Bayern</strong>s die Lieferung von Fernleihkopien<br />
über Faxgeräte abgewickelt<br />
wurde. 2003 wurde dann die Kopienfernleihe<br />
mit einem integrierten System<br />
aus Bestellverwaltung und automatisierter<br />
Lieferung von Scangeräten der<br />
gebenden Bibliothek an Drucker in der<br />
nehmenden Bibliothek tatsächlich auf<br />
moderne Beine gestellt. Die wesent-<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
• In der gebenden Bibliothek erfolgte automatisch,<br />
wenn dort das betreffende Buch oder der<br />
betreffende Zeitschriftenband verfügbar waren,<br />
der Ausdruck eines Bestellscheins mit Barcode<br />
zum Ausheben des entsprechenden Bandes.<br />
• Dieser Barcode diente dann auch beim Einscannen<br />
des Artikels zur Identifikation des entsprechenden<br />
Auftrags an den Scanstationen, die mit<br />
dem Medea-Server kommunizierten, über welche<br />
das gescannte Dokument dann auf einen<br />
zentralen Server hochgeladen wurde. Auf diesen<br />
griff wiederum in der nehmenden Bibliothek ein<br />
sogenannter Printclient zu, der den eingescannten<br />
Artikel vom Zentralsystem herunterlud und<br />
sogleich ausdruckte.<br />
Foto: PashaIgnatov/iStockphoto.com<br />
lichen Merkmale dieser Lösung sind weitgehend<br />
bekannt, sollen hier aber nochmals kurz genannt<br />
werden:<br />
• Die Bestellung erfolgte direkt durch Benutzer<br />
im Gateway <strong>Bayern</strong> oder im lokalen Katalog<br />
und wurde dann mit einem Leitweg im Medea-<br />
Server verbucht. Auch durch die Bibliothekarin<br />
bzw. den Bibliothekar der nehmenden Bibliothek<br />
konnte natürlich eine Bestellung aufgegeben<br />
werden. Genauso hatte diese bzw. dieser<br />
die Möglichkeit, Bestellungen, die nicht automatisch<br />
abgearbeitet wurden, nachzusignieren, in<br />
andere Verbünde weiterzuleiten, Reklamationen<br />
zu bearbeiten usw. Zahlreiche Erweiterungen<br />
wurden dabei im Laufe der Jahre noch in das<br />
System eingebracht, zum Teil auch diese schon<br />
durch die Verbundzentrale des BVB.<br />
Die Vorteile des Systems lagen auf der Hand<br />
und zeigten sich auch sogleich in der Praxis. An<br />
erster Stelle stand die höhere Qualität der gelieferten<br />
Aufsatzkopie gegenüber den stets auch<br />
störanfälligen Fax-Geräten. Auch der Leitweg, der<br />
im Falle der Nichterfüllbarkeit durch die gebende<br />
Bibliothek wieder aufgenommen werden konnte,<br />
stellte eine erhebliche Verbesserung dar. Die weiteren<br />
Vorteile des integrierten Systems mit einem<br />
hohen Automatisierungsgrad wurden oben bei den<br />
Merkmalen schon genannt. Wichtig war schon bei<br />
der Entscheidung für das System im Hinblick auf<br />
den Aufwand in den einzelnen Bibliotheken auch,<br />
dass die wesentlichen Komponenten zentral gehalten<br />
und gepflegt wurden und lokal neben dem<br />
Drucker für die Bestellscheine und Auslieferungen<br />
nur der Scanner mit der entsprechenden Software<br />
zu pflegen war.<br />
Auch ohne das Auftreten von gravierenden Problemen<br />
war nun auch dieses System in die Jahre<br />
gekommen. Ein paar Defizite hatten sich allerdings<br />
schon sehr bald gezeigt, konnten aber innerhalb<br />
der bestehenden Strukturen nicht grundlegend<br />
beseitigt werden. Die größte Schwachstelle der<br />
damals entstandenen Infrastruktur bestand wohl<br />
darin, dass die Bestellverwaltung von Kopienfernleihe<br />
und Monographienfernleihe auseinandergerissen<br />
wurde. Während die Monographien über<br />
den Zentralen Fernleihserver (ZFL) verwaltet wurden<br />
und bis heute werden, mussten die Kopien<br />
in einem getrennten System bearbeitet werden.<br />
Wenn alles „glatt lief“, d. h. nur Bestellscheine ausgedruckt,<br />
gescannt und geliefert wurden, spielte<br />
das keine größere Rolle. Aber bei Bestellungen,<br />
die einen Eingriff in der Administrationsoberfläche<br />
benötigten, war das nicht mehr optimal. Es<br />
277<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
278<br />
Eine aufgeräumte<br />
Oberfläche –<br />
Kopien- und Buchbestellungen<br />
in<br />
einem System<br />
ist stets schwieriger, mit zwei Systemen zu arbeiten<br />
als nur mit einem, was sich spätestens beim<br />
Anlernen neuer Kolleginnen und Kollegen offenbart.<br />
Hinzu kam die Tatsache, dass immer wieder<br />
Ausleihbestellungen in Kopienbestellungen in<br />
der Fernleihe umgewandelt werden müssen und<br />
umgekehrt, was mit den getrennten Systemen nur<br />
sehr umständlich möglich war. Ein letzter Punkt<br />
soll vor allem als Vorteil der neuen Entwicklung genannt<br />
werden, um ihn nicht direkt als Schwäche<br />
des alten Systems zu bezeichnen: Schon die Benutzeroberfl<br />
äche des ZFL für die Fernleihbibliothekare<br />
wurde durch die Verbundzentrale des BVB<br />
selbst programmiert, im Gegensatz zur Standardoberfl<br />
äche von Medea im Bereich der Kopienfernleihe.<br />
Die mit der Eigenentwicklung verbundene<br />
Flexibilität bei der Anpassung auf die speziellen<br />
Bedürfnisse der Nutzer des ZFL sucht gewiss<br />
zumindest im Bereich der in Bibliotheken eingesetzten<br />
Software ihresgleichen. Nun kann dieser<br />
hervorragende Service auch auf den Bereich der<br />
Kopienfernleihe ausgeweitet werden. Er hat sich<br />
in vielen Details auch bei der aktuellen Systemumstellung<br />
positiv ausgewirkt, da schon während der<br />
Testphase die Rückmeldungen der Kolleginnen<br />
und Kollegen umgehend in die Ausgestaltung des<br />
Systems einfl ießen konnten.<br />
Monographien- und Kopienfernleihe in<br />
einem System: der Zentrale Fernleihserver<br />
mit einer oberfläche in Eigenentwicklung<br />
Seit 10.2.2013 ist das von der Verbundzentrale<br />
des BVB realisierte integrierte System für die<br />
Monographien- und Kopienfernleihe mit einer gemeinsamen<br />
Oberfl äche in Betrieb. Seither können<br />
sämtliche Fernleihbestellungen im Zentralen Fernleihserver<br />
abgewickelt werden.<br />
Was die grundlegende Funktionalität<br />
betrifft, ist festzuhalten, dass nicht<br />
nur alle Services des vorangegangenen<br />
Systems vollständig abgebildet<br />
wurden, sondern dies geschah auch<br />
so, dass hier weder für den Endnutzer<br />
noch für den Bibliothekar eine umstellung<br />
der Arbeitsweise erforderlich wurde.<br />
Bestellzetteldruck, Leitwegsteuerung,<br />
Scannen und Lieferung blieben<br />
vollständig unverändert. Selbstverständlich<br />
wurden dabei auch die oben erwähnten<br />
Mängel des Vorgängersystems beseitigt. Lediglich<br />
die Arbeit in der Administrationsoberfl äche erfolgt<br />
nun an anderer Stelle. Dies stellte aber keinerlei<br />
Problem dar, weil zum einen alle grundlegenden<br />
Bearbeitungsschritte beibehalten, zum Teil sogar<br />
vereinfacht und an die Nutzerbedürfnisse weiter<br />
angepasst wurden, zum anderen aber den Bibliothekaren<br />
die Nutzeroberfl äche des ZFL ja ohnehin<br />
schon bekannt war und hier mit der Verwaltung<br />
der Kopienfernleihe eigentlich nur ein neuer Zweig<br />
eröffnet wurde.<br />
Die Systemumstellung erfolgte vollkommen reibungslos<br />
und fehlerfrei – eine eher selten anzutreffende<br />
Tatsache bei Software-Entwicklungsprojekten,<br />
was allerdings auch damit zu tun hatte, dass<br />
eine gute und kooperative Abstimmung mit der Fa.<br />
Imageware erfolgte, die das Vorgängersystem bereitgestellt<br />
hatte und deren Schnittstellen zu den<br />
Printclients und den Scannern in das neue System<br />
integriert werden konnten. Durch die in <strong>Bayern</strong><br />
fl ächendeckende Versorgung mit diesen Printclients<br />
und der BCS2-Software von Imageware auf<br />
Seiten der Scanner bleibt die Zusammenarbeit mit<br />
diesem Systemanbieter damit auch weiterhin ein<br />
wichtiger Faktor in der bayerischen Fernleihinfrastruktur,<br />
die nun in einer ganz einmaligen Weise<br />
ein integriertes System darstellt, wie es sich sonst<br />
in keinem anderen Verbund bislang fi ndet.<br />
Nicht übersehen werden darf dabei, welche Rolle<br />
die Zusammenarbeit von Verbundzentrale und<br />
AG Fernleihe für die erfolgreiche Neuentwicklung<br />
spielte. Schon die Planung der Eigenentwicklung<br />
der Verbundzentrale erfolgte in enger Abstimmung<br />
mit der AG Fernleihe, in der erfahrene Fernleihbibliothekare<br />
aus verschiedenen universitätsbibliotheken,<br />
Hochschulbibliotheken und Staatlichen<br />
Bibliotheken unter Leitung der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
tätig sind. Schon durch diese sehr enge<br />
Zusammenarbeit wurden die Weichen dafür gestellt,<br />
dass die Software wirklich an den Bedürf-<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
nissen der Nutzer (Endnutzer wie auch Bibliothekare)<br />
orientiert ist. Ein nächster Schritt war dann<br />
ein gründlicher Test des Systems durch die Mitglieder<br />
der Arbeitsgruppe. Und zu guter Letzt darf<br />
auch eine sehr umfangreiche Handreichung nicht<br />
unerwähnt bleiben, die alle möglichen Fragen, die<br />
sich im Zusammenhang mit dem neuen System<br />
stellen konnten, beantwortete und die durch die<br />
AG bereitgestellt wurde. Darüber hinaus standen<br />
die Mitglieder der AG, zu der auch Herr Jäkle von<br />
der Verbundzentrale, der verantwortliche Entwickler<br />
in diesem Bereich, gehört, während der Einführungsphase<br />
für alle Fragen der Kolleginnen und<br />
Kollegen zur Verfügung.<br />
Kopienfernleihe aus elektronischen Zeitschriften<br />
Ein weiterer und ganz entscheidender Vorteil der<br />
neuen Systemumgebung führt aber gleich zur<br />
zweiten oben genannten Besonderheit im Fernleihsystem<br />
des BVB: Durch diese umfangreiche<br />
Eigenentwicklung war es nun auch möglich, einen<br />
ganz neuen Service, nämlich die Lieferung von<br />
Fernleihkopien aus elektronischen Zeitschriften,<br />
aufzubauen. Für die Weiterentwicklung der Fernleihe<br />
kann die Bedeutung dieses Schrittes kaum<br />
überschätzt werden. Bislang beruhte der Versand<br />
von Kopien im Leihverkehr allein auf der Verwendung<br />
von Printzeitschriften, obwohl die Forderung,<br />
auch Kopien einzelner Artikel aus den elektronischen<br />
Versionen zu verschicken, schon seit<br />
Jahren im Raume stand. Ein wesentlicher Grund<br />
für die Beschränkung auf gedruckte Zeitschriften<br />
bestand darin, dass bislang keine praktikable<br />
Möglichkeit bestand, bei einer aktuellen Bestellung<br />
zu prüfen, ob die Lieferung eines Aufsatzes aus<br />
E-Zeitschriften gemäß den Lizenzbedingungen<br />
der jeweiligen Zeitschrift erlaubt ist. Vor diesem<br />
Hintergrund waren die digitalen Versionen der<br />
Zeitschriften schon gleich bei der Bestellung ausgeschlossen.<br />
Wissen, ob und wie geliefert werden kann:<br />
Fernleihinformationen in der EZB<br />
Inzwischen gibt es die Möglichkeit, Fernleihdaten<br />
für E-Zeitschriften effizient zu erfassen und für die<br />
Fernleihsysteme verfügbar zu machen. Das Datenformat<br />
für die Erfassung der Fernleihinformationen<br />
wurde deutschlandweit in der AG „Elektronische<br />
Ressourcen im Leihverkehr“, einer Unter-AG der<br />
„AG Leihverkehr“, unter Beteiligung der Bibliotheksverbünde<br />
sowie der Zeitschriftendatenbank<br />
(ZDB) und der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek<br />
(EZB) abgestimmt. Darüber hinaus wurde<br />
beschlossen, dass die Fernleihinformationen in<br />
der EZB erfasst und gepflegt und über den ZDB/<br />
EZB-Datenlieferdienst an die Bibliotheksverbünde<br />
geliefert werden sollen, damit sie in den Fernleih-<br />
Bestellsystemen zur Verfügung stehen. Alternativ<br />
können die Fernleihinformationen auch über einen<br />
Webservice der EZB abgefragt werden, der in<br />
enger Abstimmung mit der Verbundzentrale des<br />
BVB entwickelt wurde. Die Verwendung des EZB-<br />
Webservices hat den Vorteil, dass unabhängig<br />
von Datenübergaben zwischen unterschiedlichen<br />
Systemen die gültigen Fernleihinformationen für<br />
die Bestellsysteme stets aktuell ohne durch Lieferintervalle<br />
entstehende Zeitabstände abrufbar sind.<br />
Für den Nachweis der Fernleihinformationen<br />
hat die UB Regensburg die Administration der<br />
EZB erweitert. In der EZB kann erfasst werden,<br />
ob die Fernleihe von Aufsätzen aus E-Zeitschriften<br />
erlaubt oder ausgeschlossen ist. Zudem können<br />
weitere Konditionen, wie etwa, ob die Lieferung<br />
des Aufsatzes an den Endnutzer nur als Papierkopie<br />
erfolgen darf, in strukturierter Form eingegeben<br />
werden. Die Fernleihinformationen können<br />
in der EZB für Konsortien (durch Konsortialadministratoren),<br />
für Zeitschriftenpakete, die über Nationallizenzen<br />
(und Allianzlizenzen) zur Verfügung<br />
stehen (durch Nationallizenzverwalter), für Zeitschriftenpakete<br />
von Verlagen/Anbietern (auf der<br />
Basis der in der EZB vergebenen Anker) und für<br />
einzelne Zeitschriftentitel (durch die an der EZB<br />
teilnehmenden Bibliotheken) erfasst werden. EZB-<br />
Anwenderbibliotheken haben die Möglichkeit,<br />
durch Konsortialadministratoren oder Nationallizenzverwalter<br />
eingegebene Fernleihinformationen<br />
zu deaktivieren (d. h. EZB-Anwenderbibliotheken<br />
können die vom Konsortial- oder Nationallizenzverwalter<br />
eingetragene Fernleihe über die Aktivierung<br />
der Funktion „Keine Fernleihe für diese Titel“<br />
lokal ausschließen). Grundlage für die Eingabe<br />
der Fernleihinformationen sind die jeweils gültigen<br />
Nutzungslizenzen (Konsortial-, National- bzw. Allianzlizenzen,<br />
lokale Lizenzen).<br />
Inzwischen ist die Eingabe für Konsortial- und<br />
Nationallizenzen schon weitgehend erfolgt. Für die<br />
Vielzahl an einzelnen lokalen Lizenzen steht diese<br />
Aufgabe noch aus. Ein kooperatives Vorgehen ist<br />
hier prinzipiell nur bedingt möglich, da verschie-<br />
279<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
280<br />
Rekordverdächtige<br />
Lieferzeit: 3 Minuten<br />
40 Sekunden<br />
von der Bestellung<br />
bis zur Lieferung an<br />
die nehmende<br />
Bibliothek bleiben<br />
leider im Routinebetrieb<br />
nur eine<br />
zufällige Ausnahme.<br />
dene Bibliotheken mit denselben Verlagen<br />
und Anbietern unterschiedliche<br />
Lizenzverträge besitzen können, und<br />
sich a priori auch nicht bestimmen<br />
lässt, ob und wo diese voneinander<br />
abweichen. Da aber für die Eingabe<br />
der Fernleihinformationen in der EZB<br />
die jeweils lokal vorhandenen Lizenzverträge<br />
ausschlaggebend sind, bleibt<br />
letztlich jede Bibliothek für die Korrektheit<br />
der eigenen Fernleihinformationen in der<br />
EZB verantwortlich. Hier muss nach und nach<br />
einige Arbeit geleistet werden, um die Nutzung<br />
der elektronischen Zeitschriften im Leihverkehr zu<br />
ermöglichen. Inwieweit hier durch den Austausch<br />
zwischen den Bibliotheken oder durch zusätzliche<br />
Funktionen in der EZB unterstützung bei der Eingabe<br />
der Fernleihdaten möglich ist, ist noch offen.<br />
Zugleich muss aber betont werden: Der Aufwand<br />
für die Erfassung der Fernleihdaten lohnt<br />
sich – für Nutzer, Bibliothekare und Bibliotheken!<br />
Es stehen Zeitschriften für Bestellungen zur Verfügung,<br />
die – weil E-only – zuvor für den Fernleihnutzer<br />
gar nicht erreichbar gewesen wären. Die Lieferung<br />
geht schneller vonstatten, in der gebenden<br />
Bibliothek entfallen das Ausheben und Scannen<br />
des Aufsatzes und damit werden natürlich die<br />
durch den Kopiervorgang stets gefährdeten Printbestände<br />
geschont. um verständlich zu machen,<br />
wie dies geschieht, bedarf es eines Blickes auf die<br />
technische Lösung im Bestell- und Liefersystem,<br />
wie sie derzeit in <strong>Bayern</strong> zum Einsatz kommt.<br />
Fernleihkopien aus elektronischen<br />
Zeitschriften – eine komfortable<br />
technische Lösung<br />
Der Zentrale Fernleihserver wurde so erweitert,<br />
dass die Fernleihe aus E-Zeitschriften weitgehend<br />
automatisiert abgewickelt werden kann.<br />
Dazu wurden der EZB-Webservice für die Online-<br />
Abfrage der Fernleihinformationen eingebunden<br />
und Funktionen für die weitere komfortable Bearbeitung<br />
der Fernleihbestellungen geschaffen. Innerhalb<br />
<strong>Bayern</strong>s stehen nun auch die Nachweise<br />
elektronischer Zeitschriften zur Bestellaufgabe für<br />
Nutzer zur Verfügung. Generell wird aber bei jeder<br />
Kopienbestellung aus Zeitschriften geprüft, ob<br />
eine Printausgabe und/oder eine entsprechende<br />
parallele elektronische Ausgabe in einer gebenden<br />
Bibliothek vorhanden sind. Deckt die Lizenz<br />
für die E-Zeitschrift auch den Zeitraum ab, in dem<br />
der gewünschte Artikel erschienen ist, bzw. ist der<br />
entsprechende Band in der gebenden Bibliothek<br />
vorhanden und stehen diese Parallelausgaben<br />
auch zur Nutzung durch die Fernleihe zur Verfügung,<br />
werden sowohl die Signatur des Bandes als<br />
auch die uRL der Zeitschrift auf dem Bestellschein<br />
ausgegeben. Derzeit werden für die erste Erprobungsphase<br />
im Leitweg noch die Printzeitschriften<br />
bevorzugt, aber schon jetzt steht es der gebenden<br />
Bibliothek bei paralleler E-Version frei, die Bestellung<br />
auch aus dem elektronischen Exemplar zu<br />
erfüllen.<br />
Bei der Lieferung aus der elektronischen Ausgabe<br />
bietet der ZFL neue Funktionen zur weiteren<br />
Bearbeitung der Fernleihe von Aufsätzen aus E-<br />
Zeitschriften. Wenn die nehmende Bibliothek nur<br />
per Post beliefert werden kann, muss der Aufsatz<br />
ausgedruckt und die Bestellung im ZFL manuell<br />
auf „versandt“ („Shipped“) gesetzt werden. Interessanter<br />
ist der Fall, in dem eine Belieferung der<br />
nehmenden Bibliothek über den zentralen Server<br />
möglich ist. Hier muss die Datei zunächst als<br />
PDF-Datei abgespeichert werden (ggf. ist eine<br />
umwandlung notwendig) und kann dann direkt<br />
aus der Bearbeiteroberfl äche im ZFL bei der gewünschten<br />
Bestellung auf einen zentralen Server<br />
hochgeladen werden. Das Verlags-PDF – in der<br />
Regel ein echtes elektronisches Textdokument –<br />
wird aus urheberrechtlichen Gründen in eine graphische<br />
PDF-Datei umgewandelt, direkt für die<br />
nehmende Bibliothek zum Ausdruck zusammen<br />
mit einem neu erzeugten Bestellschein zur Identifi -<br />
kation der Bestellung bereitgestellt und der Status<br />
der Lieferung automatisch auf „Shipped“ gesetzt.<br />
Zudem erfolgt noch automatisch die Benachrichtigung<br />
des Nutzers über die durchgeführte<br />
Lieferung. Freilich ist auch hier noch immer Bibliothekspersonal<br />
beschäftigt mit dem Identifi zieren<br />
des richtigen Aufsatzes und dem Hochladen auf<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
den Server, aber im Vergleich zum Ausheben im<br />
Magazin oder dem Lesesaal und dem Scannen ist<br />
der Aufwand deutlich geringer bei einer optimalen<br />
Qualität der Bereitstellung. Entsprechend gut sind<br />
auch die ersten Erfahrungen an der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek mit diesem Verfahren, wo in Einzelfällen<br />
eine deutlich messbare Zeitersparnis erzielt<br />
werden konnte.<br />
Mit dem buchschonenden Scanner begann vor zehn Jahren<br />
die moderne Weiterentwicklung der Kopienfernleihe. Seit<br />
diesem Jahr können Kopien einzelner Artikel auch direkt aus<br />
elektronischen Zeitschriften verschickt werden.<br />
Für die Fernleihe ist die Lieferung aus E-Zeitschriften<br />
ein großer Schritt. Es wurde sozusagen digitales<br />
Neuland betreten, zunächst unspektakulär und<br />
ohne dass den Nutzern oder auch den Kolleginnen<br />
und Kollegen in den Bibliotheken diese kleine Revolution<br />
auffallen müsste, die andererseits ja nur in<br />
die Wirklichkeit treten lässt, was schon seit geraumer<br />
Zeit ein in Lizenzverträgen verbrieftes Recht der<br />
Bibliotheken ist. Interessant wird auch<br />
sein, welche Veränderungen sich in Zukunft<br />
aus dieser Neuerung ergeben. So<br />
dürfte sich die Eigenkonkurrenz zu den<br />
bislang als besonders schnell geltenden<br />
Direktlieferdiensten vergrößern, auch<br />
wenn dem Nutzer bei der Fernleihe<br />
noch immer der Weg in die Bibliothek<br />
zur Abholung seiner Kopie aufgebürdet<br />
wird. Eine direkte Lieferung an den Nutzer<br />
in der Fernleihe wäre technisch mit<br />
überschaubarem Aufwand realisierbar,<br />
aber dem stehen bislang in den meisten<br />
Fällen noch Lizenzbedingungen und<br />
generell das Fehlen einer Tantiemenregelung<br />
mit der VG Wort entgegen, die<br />
das Urheberrecht fordert. Wie sich die<br />
neue Liefermöglichkeit von Aufsätzen<br />
aus E-Zeitschriften auf das Bestellverhalten<br />
der Nutzer künftig auswirkt, wird<br />
sich zeigen. Auch die Aufwände in den<br />
Bibliotheken werden sich verschieben,<br />
weg von den mehr manuellen Arbeiten<br />
wie dem Ausheben von Bänden oder<br />
Zeitschriftenheften und dem Scannen,<br />
hin zu mehr „Schreibtischarbeit“, zum<br />
einen im Hinblick auf die Lieferungen<br />
selbst, zum anderen aber auch in Bezug<br />
auf die Pflege der Fernleihdaten,<br />
ohne die der Service gar nicht möglich<br />
ist. Aber all dies spricht nicht gegen das<br />
neue System. Das neue Vorgehen in<br />
der Fernleihe muss sich noch bewähren,<br />
insbesondere wenn es ausgeweitet<br />
wird auf lokale Lizenzen und vor allem<br />
auch auf die Lieferungen zwischen<br />
den Verbünden. Große Zweifel, dass es<br />
sich bewähren wird, stehen dabei aber<br />
nicht im Raum. Der Anfang ist vielversprechend<br />
und das technische System<br />
gewissermaßen schon von Beginn an<br />
ausgereift.<br />
Die Autoren<br />
Dr. Berthold Gillitzer<br />
ist stellvertretender<br />
Leiter der Abteilung<br />
Benutzungsdienste<br />
in der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek<br />
und Vorsitzender<br />
der AG Fernleihe im<br />
BVB.<br />
Dr. Evelinde Hutzler<br />
ist Leiterin der Benutzungsabteilung<br />
und der Elektronischen<br />
Zeitschriftenbibliothek<br />
in der<br />
Universitätsbibliothek<br />
Regensburg.<br />
Sie ist auch Vorsitzende<br />
der Kommission<br />
für Service<br />
und Information in<br />
<strong>Bayern</strong>.<br />
Roland Jäkle ist im<br />
Referat Virtuelle<br />
Bibliothek <strong>Bayern</strong><br />
an der Verbundzentrale<br />
des BVB<br />
tätig und der hauptverantwortliche<br />
Entwickler für den<br />
gesamten Bereich<br />
der Fernleihe.<br />
281<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
282<br />
Abb. 1 Zeitplan für den <strong>Um</strong>stieg<br />
auf RDA in den deutschsprachigen<br />
Verbünden<br />
J etzt wird’s konkret: Nach der Einführung<br />
von MARC21 als Format für<br />
den Datentausch in den deutschsprachigen<br />
Verbünden und der Zusammenführung<br />
der drei Normdateien<br />
Personennamendatei (PND), Gemeinsame<br />
Körperschaftsdatei (GKD) und<br />
Schlagwortnormdatei (SWD) zur Gemeinsamen<br />
Normdatei (GND) haben<br />
2012 die Vorbereitungen für den umstieg<br />
von den bisher gebräuchlichen<br />
Regeln für die Alphabetische Katalogisierung<br />
(RAK) auf das internationale<br />
Erschließungsregelwerk Resource<br />
Description and Access, kurz RDA,<br />
begonnen. Im Sommer 2015 soll es<br />
soweit sein, bis dahin ist aber noch viel<br />
zu tun.<br />
Den Beschluss für die Einführung<br />
der RDA fasste der Standardisierungsausschuss<br />
auf der Sitzung am 31. Mai<br />
2012 einstimmig. Er verband damit folgende Vorgaben:<br />
1. RDA soll mit dem sog. Implementierungszenario<br />
2 eingeführt werden. Dieses Szenario sieht<br />
jeweils eigene Datensätze für Titel-, Norm- und<br />
Lokaldaten vor, die mittels Identnummern miteinander<br />
verknüpft werden und entspricht damit<br />
weitgehend den in den deutschsprachigen<br />
Verbünden eingesetzten Verbund- und Lokalsystemen.<br />
Neuer Standard<br />
für die Erschließung<br />
Auf dem Weg zum internationalen Regelwerk<br />
Resource Description and Access<br />
Von Gabriele Meßmer<br />
Gemeinsamer Zeitplan der AG RDA zum <strong>Um</strong>stieg<br />
Aufgabe<br />
Quartal<br />
1. Grundsatzentscheidung<br />
und<br />
Erarbeitung<br />
der deutschen<br />
RDA-<br />
Anwendungsbestimmungen<br />
2. Testphase<br />
Regelwerk<br />
3. Normdaten<br />
(inklusive<br />
Schulungen)<br />
4. Implementierung<br />
5. Schulungsunterlagen<br />
und<br />
Schulungen<br />
6. <strong>Um</strong>stieg der<br />
Verbünde bzw.<br />
Istitutionen<br />
2012<br />
III<br />
IV<br />
2013<br />
I II III IV<br />
Oktober 2012 – Dezember 2013<br />
November 2012 – Dezember 2013<br />
Schulungsunterlagen und Schulungen<br />
ab Nov./Dez. 2013<br />
2. Es soll eine überregionale Arbeitsgruppe RDA<br />
eingesetzt werden.<br />
3. Der umstieg in den Verbünden soll zeitnah an<br />
den umstieg der Deutschen Nationalbibliothek<br />
(DNB) gekoppelt werden.<br />
4. und es soll eine kontinuierliche Abstimmung mit<br />
den Ausbildungseinrichtungen stattfi nden, um<br />
den neuen Standard so schnell wie möglich in<br />
der Lehre zu verankern.<br />
Bald nach dem Beschluss des Standardisierungsausschusses<br />
benannten<br />
die regionalen Bibliotheksverbünde,<br />
die Nationalbibliotheken Deutschlands,<br />
Österreichs und der Schweiz, die Zeitschriftendatenbank<br />
(ZDB), die Spezial-<br />
und die öffentlichen Bibliotheken<br />
ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
für die überregionale Arbeitsgruppe<br />
RDA, so dass sich 32 der insgesamt<br />
50 Mitglieder bereits am 5. Juli 2012<br />
zur Auftaktsitzung treffen konnten. Die<br />
überregionale Arbeitsgruppe RDA, die<br />
2014<br />
I<br />
Juli 2013 – Juni 2014<br />
Meilenstein 1<br />
Normdaten nach RDA<br />
II<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
III<br />
IV<br />
2015<br />
I II III IV<br />
Außerdem schlug die AG RDA vor, neben Anwendungsregeln,<br />
die der Festlegung von Alternativen<br />
und Optionen sowie der Regelauslegung<br />
dienen, zusätzlich Erläuterungen und Arbeitsanweisungen<br />
zu formulieren. Als oberstes Prinzip für<br />
die deutschen Regelungen gilt, dass sie sich so<br />
eng wie möglich an den internationalen Standard<br />
anlehnen müssen.<br />
Oktober 2013 – Juni 2015<br />
Oktober 2013 – Juni 2015<br />
Fotos: DNB; James Podalsky<br />
Übergangszeit<br />
Meilenstein 2<br />
Beginn prod. Katalogisierung RDA<br />
von Frau Frodl, einer Mitarbeiterin der Arbeitsstelle<br />
für Standardisierung der Deutschen Nationalbibliothek,<br />
geleitet wird, hat den Auftrag, einen gemeinsam<br />
abgestimmten Zeitplan zu erarbeiten,<br />
die deutschen Anwendungsregeln festzulegen<br />
und die Einführung der RDA vorzubereiten und zu<br />
begleiten. Als erstes Ergebnis legte die AG RDA<br />
einen groben Zeitplan vor, der sich in sechs Arbeitspakete<br />
gliedert (siehe Abbildung 1).<br />
Darüber hinaus wurde als verpflichtender Mindeststandard<br />
ein Kanon von Elementen definiert,<br />
die in einem Titel- bzw. Normdatensatz unbedingt<br />
zu erfassen sind. Diese Standardelemente bestehen<br />
zum einen aus den Kernelementen, die von<br />
RDA selbst vorgegeben sind, und zum andern aus<br />
Elementen, die auf der Basis von Kernelementen<br />
der Library of Congress und der British Library von<br />
der AG RDA festgelegt werden.<br />
Es zeigte sich sehr schnell, dass der enge Zeitplan<br />
mit nur einer Arbeitsgruppe nicht einzuhalten<br />
ist. Der Standardisierungsausschuss beschloss<br />
deshalb, die Unterarbeitsgruppen Fortlaufende<br />
Sammelwerke, GND und Musik einzurichten. Viele<br />
weitere Themen, die im Detail zu diskutieren und<br />
festzulegen sind, werden in einem sogenannten<br />
Themenspeicher gesammelt, von „Themengruppen“<br />
unter Leitung eines Hauptverantwortlichen<br />
bearbeitet und schließlich in der AG RDA abgestimmt.<br />
Alle Arbeitsgruppen haben mit dem Durchgang<br />
durch das komplette Regelwerk begonnen. Die<br />
RDA bestehen aus zehn Abschnitten mit insgesamt<br />
37 Kapiteln, einem Glossar und einem Index.<br />
Sie enthalten Regeln für die Erschließung aller<br />
Materialtypen wie Alte Drucke, Noten, Periodika,<br />
Karten, E-Books und E-Journals, aber auch für<br />
Handschriften und Archivmaterialien.<br />
Grundlage für die Festlegung von Anwendungsregeln<br />
und Erläuterungen ist die englische<br />
Version der RDA, die im RDA Toolkit zugänglich<br />
ist. Seit November 2012 steht auf der Website<br />
der Deutschen Nationalbibliothek ein Jahr lang<br />
die deutsche Übersetzung als pdf-Datei zur Verfügung.<br />
Die deutsche Übersetzung ist seit Juni<br />
2013 zudem im Toolkit zugänglich. Auch die Anwendungsregeln<br />
und voraussichtlich auch die Erläuterungen<br />
werden in die deutsche Fassung des<br />
Toolkit eingebracht und in den betreffenden Kapiteln<br />
verlinkt. Die gemeinsame Arbeitsplattform<br />
der AG RDA und der Unter-AGs ist ein Wiki der<br />
Deutschen Nationalbibliothek. Ein Teilbereich,<br />
das RDA-Info-Wiki (https://wiki.dnb.de/display/<br />
RDAINFO/RDA-Info), ist frei zugänglich. Dort sind<br />
Informationen des Joint Steering Committee for<br />
Development of RDA (JSC), Informationen zum<br />
RDA Toolkit sowie Schulungsmaterialien zu finden.<br />
Außerdem werden auf dieser Seite kontinuierlich<br />
Ergebnisse der AG RDA und der Unterarbeitsgruppen<br />
veröffentlicht.<br />
283<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
AG GND wird die Ansetzungsregeln<br />
voraussichtlich Ende 2013 vorlegen,<br />
so dass im 1. Quartal 2014 die ersten<br />
RDA-Schulungen stattfi nden werden.<br />
Im Sommer/Herbst 2014 sind weitere<br />
Informationsveranstaltungen geplant<br />
und im ersten Halbjahr 2015 wird es<br />
dann mehrtägige RDA-Schulungen<br />
geben, in denen die Katalogisierungsregeln<br />
vermittelt werden.<br />
284<br />
Abb. 2 Die Mitglieder<br />
der bayerischen<br />
AG RDA<br />
Im Bibliotheksverbund <strong>Bayern</strong> hat sich im Herbst<br />
2012 eine zehnköpfi ge Arbeitsgruppe etabliert,<br />
in der Katalogspezialisten aus der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek und den universitätsbibliotheken<br />
Erlangen-Nürnberg, München, Regensburg und<br />
Würzburg mitarbeiten: Michael Beer (BSB), Edith<br />
Dilber (BVB), Eva-Maria Gulder (BSB), Manuel Frische<br />
(uB München), Claudia Mairföls (uB Regensburg),<br />
Gabriele Meßmer (BSB, Leitung), Manfred<br />
Müller (BSB), Renate Peters (BSB), Peter Schleiermacher<br />
(uB Würzburg; fehlt auf dem Bild) und<br />
Siegfried Weith (uB Erlangen-Nürnberg). Diese<br />
BVB-AG unterstützt die Mitglieder der überregionalen<br />
Arbeitsgruppen, indem sie die kompletten<br />
RDA durcharbeitet, Stellungnahmen und Papiere<br />
schreibt, sich an den Abstimmungsverfahren beteiligt<br />
und zusammen mit der Bibliotheksakademie<br />
<strong>Bayern</strong> Fortbildungen und Schulungen plant<br />
und durchführt. Bereits am 20. Juli 2011 fand eine<br />
BVB-weite Fortbildung zu zwei Grundlagen der<br />
RDA, den FRBR (Functional Requirements for Bibliographic<br />
Records, Funktionale Anforderungen<br />
für bibliographische Datensätze) und den FRAD<br />
(Functional Requirements for Authority Data,<br />
Funktionale Anforderungen für Normdaten) statt.<br />
Am 26. Juni und am 9. Juli 2013 gab es zwei Veranstaltungen,<br />
bei denen die Grundlagen und der<br />
Aufbau der RDA vermittelt und die ersten Ergebnisse<br />
der AG RDA präsentiert wurden. Die unter-<br />
Meiner Meinung nach ist die Einführung<br />
der RDA aus drei Gründen ein<br />
Schritt in die richtige Richtung. Mittels<br />
standardisierter Schnittstellen übernehmen<br />
wir seit Jahren Daten aus anderen<br />
Katalogsystemen, passen diese<br />
dann aber an das eigene Regelwerk<br />
an. Gemeinsame, in vielen Bibliotheken<br />
angewandte Regeln können den<br />
Nachbearbeitungsaufwand bei der<br />
Übernahme von Fremddaten noch einmal<br />
minimieren. In absehbarer Zeit wird sich die<br />
Erschließung in cloudbasierte Systeme verlagern,<br />
in denen Bibliotheken aus ganz unterschiedlichen<br />
Ländern katalogisieren. Der Übergang zu den zukünftigen<br />
Katalogisierungsumgebungen ist nur<br />
auf der Basis internationaler Erschließungsregeln<br />
möglich. und schließlich sind die RDA so konzipiert,<br />
dass auch kulturelle Objekte aus Archiven<br />
und Museen damit beschrieben werden können.<br />
Vor allem die RDA-Kapitel, die das Erfassen von<br />
Normdatensätzen festlegen, könnten – spartenübergreifend<br />
angewandt – dazu dienen, Datensätze<br />
besser vernetzen zu können.<br />
DIE AuToRIN<br />
Gabriele Meßmer ist<br />
Leiterin des Stabsreferats<br />
Erschließung<br />
und Metadaten<br />
der Abteilung<br />
Bestandsaufbau<br />
und Erschließung<br />
an der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
Auskunft professionell gestalten<br />
– strukturelle und konzeptionelle Aspekte“<br />
– unter diesem Thema hat die<br />
Kommission für Service und Information<br />
im Bibliotheksverbund <strong>Bayern</strong> (KSI)<br />
in Zusammenarbeit mit der Bibliotheksakademie<br />
<strong>Bayern</strong> (BAB) am 13.6.2013<br />
eine Fortbildung in der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek veranstaltet. Die KSI<br />
hatte hochkarätige Referentinnen und<br />
Referenten nach München eingeladen,<br />
um eine der bibliothekarischen Kernkompetenzen,<br />
die Auskunft, näher zu<br />
beleuchten und den fast 50 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern neue Ideen<br />
mit an die Theke zu geben.<br />
Neue Entwicklungen haben nicht nur im Backoffice<br />
von Bibliotheken Einzug gehalten, sondern<br />
führen auch und vor allem bei den unmittelbar<br />
auf die Nutzer ausgerichteten bibliothekarischen<br />
Dienstleistungen zu großen Veränderungen. Bibliothekare<br />
müssen sich heutzutage nicht mehr<br />
nur mit konventionellen Medien und der eigenen<br />
kleinen Bibliothekswelt auskennen. In Zeiten von<br />
Globalisierung, Digitalisierung und Web 2.0 sind<br />
immer mehr zusätzliche Kompetenzen gefragt. Sichere<br />
Sprachkenntnisse, professioneller <strong>Um</strong>gang<br />
mit neuen Medien und Kommunikationstechnologien<br />
und ein offenes, kundenorientiertes Wesen<br />
gelten als Grundvoraussetzungen für den direkten<br />
Kundendienst in der Auskunft. Diesen<br />
vielfältigen, immer spezielleren Anforderungen<br />
optimal gerecht zu werden,<br />
wird heute angesichts von Personal-,<br />
Ressourcen- und Geldknappheit immer<br />
schwieriger.<br />
interessierten Publikum verschiedene Ansätze zur<br />
Restrukturierung des Arbeitsfeldes Auskunft näher.<br />
Die Bedeutung der Auskunft<br />
Zunächst verschaffte Prof. Dr. Hermann Rösch<br />
vom Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule<br />
Köln dem Auditorium einen Überblick<br />
über die „Bedeutung von Auskunft und Informationsdienst<br />
im Portfolio bibliothekarischer Dienstleistungen“.<br />
Demnach sind Bibliotheken heutzutage<br />
durch die ständig wachsende Konkurrenz aus<br />
dem Internet in Form von Suchmaschinen, Online-<br />
Lexika und sozialen Netzwerken gefordert, sich<br />
weiterzuentwickeln. Das Alleinstellungsmerkmal<br />
Auskunft muss nicht,<br />
Auskunft kann!<br />
Die Referenten und<br />
Moderatoren<br />
(v. l. n. r.):<br />
Frau Dr. Leiß,<br />
Herr Mittermeier,<br />
Frau Drechsler,<br />
Herr Fendt,<br />
Frau Dr. Hutzler,<br />
Herr Dr. Schwarz,<br />
Frau Schneider,<br />
Herr Dr. Rösch,<br />
Frau Dr. Simon<br />
Fotos: Christian Eidloth<br />
Gerade jetzt ist es also an der Zeit,<br />
traditionelle Arbeitsweisen zu überdenken<br />
und neue Servicemodelle auszuprobieren.<br />
Dazu wollte die KSI mit ihrer<br />
Fortbildung anregen. In ihren Beiträgen<br />
reflektierten die Referentinnen und Referenten<br />
den Bedarf an bibliothekarischer<br />
Auskunft und brachten dem<br />
„Auskunft professionell gestalten – strukturelle und<br />
konzeptionelle Aspekte“ – eine Fortbildung der<br />
Kommission für Service und Information in Zusammenarbeit<br />
mit der Bibliotheksakademie <strong>Bayern</strong><br />
Von Simone Höldrich<br />
285<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
286<br />
professioneller Auskunft ist es, eine Anfrage nicht<br />
stur Wort für Wort abzuarbeiten, sondern z. B.<br />
anhand von Auskunftsinterviews den individuellen<br />
Bedarf des Informationssuchenden subjektorientiert<br />
zu ergründen und zufriedenzustellen.<br />
Dafür ist es sinnvoll, konventionelle mit modernen<br />
digitalen Formen der Auskunft zu verknüpfen, um<br />
die Vorteile der jeweiligen Variante besser nutzen<br />
zu können. Mit Verweis auf positive Beispiele im<br />
Ausland empfi ehlt Herr Prof. Rösch wissenschaftlichen<br />
Bibliotheken grundsätzlich noch stärker als<br />
bisher, dienstleistungsorientiert zu arbeiten und<br />
Auskunftsdienste stärker zu professionalisieren.<br />
Zukunftsperspektiven sieht er darin, unter anderem<br />
auf der Grundlage von sinnvollen statistischen<br />
Erhebungen zur Leistungsmessung neue attraktive<br />
Auskunfts- und Informationsdienste aufzubauen.<br />
Denkbar sind hier z. B. zielgruppenorientierte<br />
Auskunftsangebote sowie eine inhaltliche Ausweitung<br />
auf neue Felder (bspw. Auskunft auch zum<br />
urheberrecht, zu Archivierung und Literaturverwaltung,<br />
übernehmende Auskunft) oder auch die<br />
Verzahnung mit stark frequentierten Webseiten.<br />
um die fachliche und zeitliche Abdeckung der<br />
Auskunftsangebote zu vergrößern, sollten Bibliotheken<br />
verstärkt zusammenarbeiten und gemeinsame<br />
Auskunftsdienste anbieten. Mehr Werbung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit kann für die gewünschte<br />
Außenwirkung sorgen. Schließlich sollten neuere<br />
Methoden des Qualitätsmanagements auch im<br />
Informationsbereich gewinnbringend eingesetzt<br />
werden. Bibliotheken sollten Standards und Policies<br />
für professionelle Auskunft entwickeln und<br />
nicht zuletzt dadurch eine Steigerung der Nachfrage<br />
nach der wichtigsten bibliothekarischen Dienstleistung<br />
anstreben.<br />
„Remove the reference desk!“<br />
Zur lebhaften Diskussion im Plenum hat auch der<br />
Vortrag von Prof. Ingeborg Simon von der Hochschule<br />
der Medien in Stuttgart mit dem provokanten<br />
Titel „Remove the reference desk!“ beigetragen.<br />
Was für viele Bibliothekare unvorstellbar klingt, ist<br />
bei näherer Betrachtung ein durchaus beachtenswerter<br />
Ansatz. Die Referentin hatte sich vor kurzer<br />
Zeit in einem Forschungssemester mit verschiedenen<br />
Fragen zur Auskunft beschäftigt, z. B. wie<br />
hoch der Anteil wirklich komplexer Fragen ist, ob<br />
die Fragen grundsätzlich weniger werden, woran<br />
das liegen könnte und schließlich, welche Konsequenzen<br />
aus den Ergebnissen gezogen werden.<br />
Dabei hat sich herausgestellt, dass in Deutschland<br />
kaum verwertbare Daten zur Auskunft erhoben<br />
werden, und auch im Ausland konnte nur<br />
eine subjektive Entwicklung hin zu vermehrter<br />
Nutzung digitaler Auskunft beobachtet werden.<br />
Laut Frau Prof. Simon versuchen Bibliotheken<br />
in anderen Ländern schon länger, neue Wege in<br />
der Information der Nutzer zu beschreiten. So fi n-<br />
det man beispielsweise Werbung für die eigenen<br />
Auskunftsangebote an prominenter Stelle auf der<br />
Homepage, es gibt sehr viel mehr Online-Hilfen<br />
und Video-Tutorials als hierzulande. Da auch diese<br />
Bibliotheken mit personellen Engpässen und<br />
verkürzten Öffnungszeiten zurechtkommen müssen,<br />
hat man sich schon vor einiger Zeit die Frage<br />
gestellt: „What, if we took away the physical<br />
reference desk?“ Vielerorts wurde versucht, die<br />
Auskunfts- in die Service-Theke zu integrieren, die<br />
teilweise mit nicht-bibliothekarischem Personal,<br />
größtenteils sogar mit Studierenden besetzt wird.<br />
Dies setzt natürlich eine intensive Inhouse-Schulung<br />
des Thekenpersonals voraus. um die Qualität<br />
der Auskunft zu wahren, sollte eine Art „bibliothekarische<br />
Rufbereitschaft“ angeboten werden, die<br />
im Bedarfsfall die erforderliche Fachkompetenz<br />
bereitstellt. Die nunmehr freie Zeit des Fachpersonals<br />
kann genutzt werden, um Online-Angebote<br />
und Schulungsbereiche auszubauen (z. B. „book<br />
a librarian“ für die individuelle Information). Zeitgleich<br />
ist die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren,<br />
gerade im Hinblick auf die Frage „Was kann wer<br />
gefragt werden?“. Frau Prof. Simon schloss ihren<br />
Vortrag mit einem Appell an die deutschen Bibliotheken,<br />
bestehende Auskunftskonzepte zu überprüfen,<br />
eine Erhöhung der „bibliothekarischen“<br />
Fragen anzustreben, Kosten besser zu kalkulieren,<br />
das Frageverhalten auszuwerten und sich unterm<br />
Strich zu fragen, ob das qualifi zierte Auskunftspersonal<br />
nicht effektiver einsetzbar sein könnte. Erfreulicherweise<br />
sei aber schon ein Trend zur umnutzung<br />
von Auskunftstheken, zur Integration der<br />
Auskunft in Servicetheken und zum regen Austausch<br />
darüber in Bibliothekskreisen zu erkennen.<br />
Auskunft e – only<br />
Was bei Frau Prof. Simon noch nach Zukunftsmusik<br />
klang, hat die Bibliothek der Technischen<br />
universität München bereits umgesetzt, wie Frau<br />
Dr. Caroline Leiß in ihrer Präsentation „Auskunft<br />
e-only: virtuelle Auskunftsdienste an der universitätsbibliothek<br />
der TuM“ schilderte. Die Bibliothek<br />
der TuM bedient seit jeher ein sehr technisch<br />
versiertes, junges, internationales Publikum, das<br />
überall und mit modernsten Medien seinem Stu-<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
dium nachgeht. So werden an der Institution auch<br />
mittlerweile zwei Drittel des Erwerbungsetats für E-<br />
Medien ausgegeben. Aufgrund dieser durchwegs<br />
modernen Ausrichtung hat man sich auch über<br />
die Gestaltung der Auskunft Gedanken gemacht<br />
und ist komplett auf virtuelle Auskunftsformen umgestiegen<br />
(vgl. den Beitrag BFB 7 (2013) H. 2,<br />
S. 103-107; Anm. d. Red.) Grundsätzlich sei es<br />
laut Frau Dr. Leiß am besten, wenn es gar keinen<br />
Informationsbedarf gebe, weil die Suchinstrumente<br />
und Webseiten selbsterklärend seien. Am<br />
zweitbesten wäre eine ausreichende Direkthilfe in<br />
Form von FAQs, Hilfetexten und E-Tutorials. Die<br />
Auskunft der Universitätsbibliothek kommt erst ins<br />
Spiel, wenn trotz all dieser Angebote noch Fragen<br />
offen bleiben. Es gibt keine traditionelle Auskunftstheke<br />
mehr, ebenso wurde die Information nicht<br />
in die Servicetheke integriert, die zum großen Teil<br />
nur durch Hilfskräfte besetzt ist. Stattdessen wird<br />
konsequent auf moderne Informationsangebote<br />
gesetzt: Anfragen können per E-Mail, SMS, Telefon,<br />
Video-Telefonie oder Chat gestellt werden.<br />
Letzterer ist auf der Homepage und im OPAC<br />
integriert und wird mit ca. 250 Anfragen pro Monat<br />
nach der Internet-Telefonie am häufigsten genutzt.<br />
Als Ersatz für die frühere Theke kann man<br />
nun auf Videoauskunfts-Kabinen zurückgreifen,<br />
die im Lesesaal aufgebaut sind. Hier bekommt<br />
man „Face-to-face-Auskünfte“ und kann sogar<br />
Suchstrategien über Screensharing direkt nachvollziehen.<br />
Das Infoteam der TUB, bestehend aus<br />
Stammpersonal und Studierenden,<br />
organisiert seinen Dienstplan täglich<br />
selbst ad hoc. Der jeweilige Mitarbeiter<br />
bleibt während des Infodienstes an<br />
seinem Arbeitsplatz und unterbricht<br />
seine eigentliche Tätigkeit nur, wenn<br />
er gebraucht wird. Damit die Mitglieder<br />
des Infoteams up to date bleiben, werden<br />
sie jede Woche mit einer „Infomail<br />
der Woche“ versorgt, zudem werden<br />
laufend Fortbildungen im fachlichen,<br />
technischen, sprachlichen und sozialkommunikativen<br />
Bereich angeboten.<br />
ServicePoint IT und Bibliothek<br />
Einen ganz anderen, aber nicht minder<br />
interessanten Weg ist die Hochschule<br />
Ingolstadt gegangen. Frau Doris<br />
Schneider, die Leiterin der dortigen Hochschulbibliothek,<br />
berichtet in ihrem Vortrag „ServicePoint IT<br />
und Bibliothek: kundenorientierte und kooperative<br />
Auskunft von Bibliothek und Rechenzentrum an<br />
der Hochschule Ingolstadt“ von der Reorganisation<br />
der Informationstheke.<br />
Durch die Einführung von RFID wurde das Bibliothekspersonal<br />
von Routinetätigkeiten entlastet.<br />
Dadurch wurden mehr Kapazitäten für die<br />
professionelle Beratung frei. An der Servicetheke<br />
werden grundsätzlich alle Mitarbeiter der Bibliothek<br />
mit einbezogen. Das Theken-Personal wechselt<br />
im 2-Stunden-Rhythmus. Für die permanente<br />
Qualitätssicherung sorgen Englischkurse, ein<br />
Lerntagebuch-System für die Literaturdatenbanken,<br />
Prozessbeschreibungen, Standardisierungen<br />
und ein Wiki für die interne Kommunikation. Da<br />
die Anfragen an das Bibliothekspersonal zunehmend<br />
technischer werden, lag in Ingolstadt die<br />
Überlegung nahe, das Rechenzentrum mit „an die<br />
Theke“ zu holen. So wurde die Ausleihtheke zum<br />
„ServicePoint“ mit einem zusätzlichen Auskunftsplatz<br />
für IT-Services. Selbstverständlich bringt so<br />
eine <strong>Um</strong>strukturierung anfangs Probleme mit sich,<br />
die den unterschiedlichen Philosophien und Kommunikationsgewohnheiten<br />
von Bibliothekaren und<br />
Informatikern geschuldet sind. Abhilfe schafften<br />
hier vor allem ein extern moderierter Workshop zur<br />
Kundenorientierung und die Einführung einer AG<br />
„Service-Standards“, die für kontinuierlich hohe<br />
Service-Qualität und eine deutliche Dienstleistungsorientierung<br />
beider Seiten sorgt. Die Vorteile<br />
der Kooperation lagen für alle Beteiligten schnell<br />
auf der Hand: mehr Service für die Nutzer, bessere<br />
<strong>Um</strong>fragewerte für Bibliothek und Rechenzentrum,<br />
Doris Schneider von<br />
der Hochschulbibliothek<br />
Ingolstadt<br />
und ihr Vortrag<br />
zum gemeinsamen<br />
ServicePoint IT und<br />
Bibliothek<br />
287<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Benutzung<br />
288<br />
DIE AuToRIN<br />
Simone Höldrich ist<br />
stellvertretende Leiterin<br />
der Bibliothek<br />
der Hochschule<br />
Weihenstephan-<br />
Triesdorf und Mitglied<br />
der Kommission<br />
für Service und<br />
Information (KSI).<br />
der Blick über den Tellerrand, großer Wissenszuwachs<br />
und mehr Verständnis füreinander.<br />
Für die Zukunft sind ein Kommunikations-Workshop,<br />
interkulturelles Training und die Einführung<br />
eines Ticket-Systems für die Auskunft geplant. Mit<br />
einem Erweiterungsbau an der Hochschule wird<br />
sogar eine noch stärkere Kooperation der einzelnen<br />
Abteilungen angedacht. Es soll dann einen<br />
ServicePoint für praktisch alle studentischen Belange<br />
geben: Bibliothek, IT, Studentenverwaltung<br />
und Career Service / International Offi ce sollen<br />
sich dann eine Auskunftstheke teilen.<br />
Wiki und das starke Team<br />
Wie man Struktur und System in die Organisation<br />
eines sehr großen Infoteams bekommt, zeigten<br />
zum Abschluss Gerhard Mittermeier und Tobias<br />
Fendt von der Bayerischen Staatsbibliothek mit<br />
ihrem Vortrag „Wiki und das starke Team – wie<br />
die Auskunft der Bayerischen Staatsbibliothek informiert<br />
wird“. Freiwillige aus nahezu allen Abteilungen<br />
der BSB bilden ein 61 Mitglieder starkes<br />
Auskunftsteam, neun Personen sind als sogenanntes<br />
„Kernteam“ für die interne Organisation<br />
zuständig. Vor mittlerweile fünf Jahren wurde die<br />
Idee eines Wikis für die Auskunft der BSB geboren.<br />
Zuvor gab es, wie an vielen Bibliotheken,<br />
auch an der Staatsbibliothek ein relativ unübersichtliches<br />
Sammelsurium vielfältigster interner<br />
Informationsmedien wie Mappen, Zettel, Ordner,<br />
Aushänge, Dienstpläne und nicht weniger als 115<br />
Word-Dateien, sogenannte „Info-Mitteilungen“.<br />
Die Einführung eines Wikis brachte viele Vorteile<br />
mit sich, so bleibt die Artikel-Ansicht der früheren<br />
Word-Dateien erhalten, das Ganze erhält nur eine<br />
sachliche Gliederung und Struktur. Ein automatisch<br />
erstelltes Inhaltsverzeichnis, Schnellzugriffe<br />
auf häufi g genutzte Inhalte und eine Suchfunktion<br />
erleichtern das Auffi nden der jeweiligen Informationen.<br />
Kontinuierliche änderungen können nun<br />
vom Personal besser nachvollzogen werden, man<br />
kann sich per E-Mail über die neuesten Einträge<br />
informieren lassen. Technisch hat sich die BSB für<br />
das kostenlose und Browser kompatible System<br />
„Mediawiki“ entschieden. Selbstverständlich ist<br />
die Einführung eines solchen Programms zu allererst<br />
einmal eines: viel Arbeit! Trotzdem würde<br />
sich die umstellung aufgrund des Mehrwerts an<br />
Qualität und Service für viele Bibliotheken lohnen.<br />
Ein besserer Informationsfl uss innerhalb des Infoteams<br />
und kürzere Warteschlangen an der Service-Theke<br />
sprechen für sich. Das Publikum der<br />
Fortbildung konnte sich anhand einer Live-Präsentation<br />
des Wikis gleich selbst von den Vorteilen<br />
des Systems überzeugen.<br />
Was können wir, wo wollen wir hin?<br />
Was nimmt man nun nach so einem interessanten<br />
und mit Ideen gefüllten Tag mit in die eigene Bibliothek?<br />
Wie im Plenum recht angeregt diskutiert<br />
wurde, gibt es nicht „das passende Auskunftskonzept“<br />
für alle Bibliotheken. Vielmehr herrschen<br />
überall unterschiedliche Voraussetzungen, an denen<br />
man sich orientieren muss. Trotzdem schadet<br />
es sicher nicht, althergebrachte, typisch bibliothekarische<br />
Denkschemata zu hinterfragen und<br />
neue Ideen und Konzepte zuzulassen. Aber vieles,<br />
was sehr modern und innovativ klingt, ist in unseren<br />
Häusern längst umgesetzt. Beispielsweise<br />
bleibt einem oft gar keine andere Wahl, Ausleihund<br />
Auskunftstheke als integrierte Service-Theke<br />
zu betreiben, ganz oft auch mit nichtbibliothekarischem<br />
Personal, das seine Sache mit Sicherheit<br />
nach einer intensiven Einarbeitungsphase sehr gut<br />
macht. Auch funktionierende Kooperationen, wie<br />
zum Beispiel das Question-Point-Projekt der bayerischen<br />
Hochschulbibliotheken, sorgen schon<br />
seit geraumer Zeit für eine bessere zeitliche Abdeckung<br />
und qualitativ höherwertige Informationskultur.<br />
Wir sollten allerdings bibliothekarische Auskunft<br />
auch als ein Marketinginstrument betrachten<br />
und gezielt durch verstärkte Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
auch der „Generation google“ zeigen,<br />
was wir können! Die Servicetheke bleibt als<br />
erste Anlaufstelle für den Informationssuchenden<br />
das Aushängeschild der Bibliothek. Mein persönliches<br />
Fazit für diesen Tag lautet aufgrund der<br />
vielen neuen Möglichkeiten, die uns sowohl technisch,<br />
als auch kommunikativ zur Verfügung stehen:<br />
Auskunft muss nicht, Auskunft kann!<br />
Die Kommission für Service und Information und<br />
die Bibliotheksakademie <strong>Bayern</strong> werden dieses<br />
Thema weiter verfolgen, weitere Fortbildungen<br />
zu Detail-Themen der Auskunft sollen angeboten<br />
werden. Die Vorträge dieser Fortbildung fi nden<br />
Sie im Internet unter: www.bib-bvb.de/web/ksi/<br />
fortbildung-auskunft<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
Fotos: Staatsbibliothek Bamberg, Gerald Raab<br />
Jean Paul zum<br />
250. Geburtstag<br />
Autographen, bibliophile Drucke,<br />
Illustrationen – Rückschau auf eine Ausstellung<br />
der Staatsbibliothek Bamberg<br />
Zu Lebzeiten des wortzaubernden Romanciers,<br />
Erzählkünstlers, Satirikers und Essayisten Jean<br />
Paul waren seine Schriften Bestseller. Er gehörte<br />
zu den ersten Autoren in Deutschland, die vom<br />
Schreiben auskömmlich leben konnten.<br />
Obwohl ihm eine fortdauernde, mit den<br />
Weimarer Idolen vergleichbare Anerkennung<br />
verwehrt blieb, gehört er doch zu den<br />
einflussreichsten Schriftstellern deutscher<br />
Sprache. Seine literarischen Nachwirkungen sind<br />
unübersehbar und bleiben bedeutsam. Ihm widmete<br />
die Staatsbibliothek Bamberg im Jean-Paul-Jubiläumsjahr<br />
2013 eine vielbeachtete Kabinettausstellung.<br />
Die Präsentation wurde im Herbst 2013 in der<br />
Provinzialbibliothek Amberg neu aufgelegt.<br />
Von Werner Taegert<br />
289<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
Die Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg<br />
reihte sich ein in die Vielfalt von unternehmungen,<br />
die sich im Jubeljahr deutschlandweit dem Gedenken<br />
an Jean Paul verschrieben haben. Den<br />
Resonanzraum weitend, wurden diese Initiativen<br />
durch das rührige Projektbüro des Vereins<br />
Jean Paul 2013 e.V. effi zient gebündelt (www.<br />
jean-paul-2013.de).<br />
Erstausgabe der<br />
humoristischen<br />
Idylle „Leben des<br />
Quintus Fixlein“<br />
(Bayreuth 1796).<br />
Die Vignette von<br />
Johann Nußbiegel<br />
zeigt Quintus<br />
Fixlein mit dem<br />
Fräulein Thienette<br />
bei Mondenschein,<br />
hinter dem Fenster<br />
seine Mutter.<br />
In der deutschen Literatur nimmt der kapriziöse<br />
Autor eine Sonderstellung ein. Das Lesepublikum<br />
hat er seit jeher polarisiert. Bei den einen erntet<br />
er höchste Bewunderung und Verehrung, andere<br />
missbilligen seine Werke als verschroben, unstrukturiert,<br />
als umständlich verwinkelt und allzu voraussetzungsreich.<br />
Jean Pauls phantasiereiche Bildwelten<br />
und seine überbordende Anspielungsfülle,<br />
auch der mäandrierende Sprachfl uss erschweren<br />
den Zugang. Heute hat er es eher schwer, Leser<br />
zu fi nden.<br />
Andererseits beweist die Flut neuer Publikationen<br />
im Jubiläumsjahr, beweist auch die bemerkenswerte<br />
Präsenz in den Feuilletons namhafter<br />
deutscher Zeitungen, dass das Interesse an Jean<br />
Paul ungebrochen fortwährt und dass er es verdiente,<br />
genauer betrachtet – und vielleicht überhaupt<br />
wiederentdeckt – zu werden. „Die Nachwelt<br />
hat ihn möglicherweise unterschätzt“ – so das<br />
Fazit, in das am 16. März 2013 eine einfühlsame<br />
Würdigung von Alexander Kosenina in der Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung mündete.<br />
Jean Paul in Bamberg<br />
Jean Paul, der vielschreibende, vom „Ideengewimmel“<br />
getriebene Phantasie- und Sprachfeuerwerker:<br />
Geboren wurde er am 21. März 1763 als<br />
Johann Paul Friedrich Richter in Wunsiedel, gestorben<br />
ist er am 14. November 1825 in Bayreuth.<br />
Ein Ziel der Hommage auf dem Bamberger Domberg<br />
war es, Wege zu seinem umfänglichen und<br />
facettenreichen Werk zu bahnen, auf ihn neugierig<br />
zu machen. Sie präsentierte sein literarisches<br />
Schaffen in einem Kaleidoskop von Erstausgaben,<br />
von bibliophilen Drucken und herausragenden<br />
Illustrationen: Inspiriert hat er insbesondere seit<br />
dem frühen 20. Jahrhundert bis in unsere Tage<br />
bildende Künstler von Format, die sein Werk in<br />
kongenialen Illustrationen gespiegelt und gedeutet<br />
haben. Wesentliche Wirkungsstätten des Dichters<br />
veranschaulichte die Ausstellung durch Graphiken<br />
seiner Zeit. Dokumentiert wurden ferner die Be-<br />
290<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
ziehungen Jean Pauls zu Bamberg über den dort<br />
umtriebigen Schriftsteller, Verleger und Leihbibliothekar<br />
Carl Friedrich Kunz (1785–1849) sowie<br />
sein nicht unproblematisches Verhältnis zu E. T. A.<br />
Hoffmann (1776–1822), mit dem ihn Kunz 1810 in<br />
der Regnitzstadt zusammenführte.<br />
Die Jean-Paul-Sammlung der Staatsbibliothek<br />
Bamberg ist im Laufe der Zeit durch gezielte Erwerbungsanstrengungen<br />
in den Status eines hochkarätigen<br />
Spezialbestandes hineingewachsen, der<br />
sich nahezu gleichrangig neben die berühmte Bamberger<br />
E.-T.-A.-Hoffmann-Sammlung stellt.<br />
Bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert hatte<br />
sich in der Bibliothek ein beachtlicher Bestand<br />
an Werkausgaben angesammelt. Dieser Fundus<br />
wurde anlässlich einer Ausstellung im Jahr 1988<br />
– zum 225. Geburtstag des Dichters – angereichert<br />
sowie in den letzten Jahren systematisch<br />
ergänzt und abgerundet. Einzelne Jean-Paul-<br />
Autographen besaß die Staatsbibliothek seit frühen<br />
Zeiten aus dem Nachlass von Carl Friedrich<br />
Kunz. Ein denkwürdiger Brief an Kunz von 1816<br />
erwähnt ein Kästchen, mit dem der Fernleihtransport<br />
von Büchern aus dessen Leihbibliothek nach<br />
Bayreuth zum unentwegt lesehungrigen Dichter<br />
abgewickelt wurde.<br />
Einige Schriftzeugnisse wurden in den letzten<br />
Jahrzehnten hinzuerworben. Diese Kollektion erhielt<br />
im Jahr 2010 spektakulären Zuwachs: Die<br />
Bibliothek konnte die Oberfrankenstiftung dafür<br />
gewinnen, aus Privatbesitz ein Konvolut von 1.108<br />
Briefen und Billetts aus der Feder Jean Pauls zu<br />
erwerben. Diese Schreiben hatte Jean Paul in den<br />
Jahren 1796 bis 1825 an seinen vertrautesten<br />
Freund und Förderer, den in Bayreuth ansässigen<br />
jüdischen Handelsherrn und Bankier Emanuel<br />
Osmund (1766–1842), gerichtet. Das Ensemble<br />
übergab die Oberfrankenstiftung in die Obhut der<br />
Staatsbibliothek Bamberg, die damit eine der bedeutendsten<br />
Sammlungen von Autographen Jean<br />
Pauls verwahrt. Ausgewählte Stücke standen im<br />
Zentrum der Ausstellung.<br />
Jean Paul bewertete seine Briefe nicht als Gebrauchsschriftgut,<br />
sondern als signifikanten Teil<br />
des literarischen Werks: „Bücher sind nur dickere<br />
Briefe an Freunde, Briefe sind nur dünnere Bücher<br />
für die Welt“, so schrieb er 1797 in seiner Idylle<br />
„Der Jubelsenior“. Mit Emanuel Osmund, der nur<br />
wenige Häuser entfernt gleichfalls in der vornehmen<br />
Bayreuther Friedrichstraße wohnte, korrespondierte<br />
er nahezu täglich – nach Art heutiger<br />
Links: Die von<br />
Stefan George<br />
und Karl Wolfskehl<br />
herausgegebene,<br />
buchkünstlerisch<br />
gestaltete Anthologie<br />
„Jean Paul.<br />
Ein Stundenbuch<br />
für seine Verehrer“<br />
(Berlin 1900) sollte<br />
dazu beitragen,<br />
den zunehmend<br />
in Vergessenheit<br />
geratenen Dichter<br />
in den Kanon der<br />
deutschen Literatur<br />
zurückzuführen.<br />
Illustration von Paul<br />
Scheurich zu dem<br />
satirischen Roman<br />
„Doktor Katzenbergers<br />
Badereise“<br />
(Berlin 1912).<br />
291<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
Dieser Bestand an Briefen und Billets<br />
wurde von der Staatsbibliothek Bamberg<br />
digitalisiert und pünktlich zum<br />
Ausstellungsbeginn im Rahmen des<br />
ständig erweiterten Internetangebotes<br />
www.bamberger-schaetze.de bereitgestellt.<br />
Das in Bamberg von Fabian<br />
Bayer vorangetriebene und betreute<br />
Projekt „Jean Paul digital“ konnte dank<br />
der technischen unterstützung durch<br />
die Verbundzentrale des Bibliotheksverbundes<br />
<strong>Bayern</strong> umgesetzt werden.<br />
Das Referat Virtuelle Bibliothek <strong>Bayern</strong><br />
engagierte sich tatkräftig bei der Aufbereitung<br />
der digitalen Daten. Besonderer<br />
Dank gilt Lijana Ribinskaite und Dr. Petra<br />
Schröder. Die Kooperation mit der Arbeitsstelle<br />
der Jean-Paul-Edition an der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften ermöglichte<br />
es, die Digitalisate der Autographen mit dem jeweils<br />
zugehörigen transkribierten Volltext zu verknüpfen.<br />
Dies erlaubt auch die komfortable Wort-<br />
Recherche innerhalb der Briefsammlung.<br />
Jean-Paul-Resonanz<br />
Die sonntägliche Vernissage am 28. April 2013<br />
fand eindrucksvollen (und in der Folge begeisterten)<br />
Zuspruch: Der Barocklesesaal der Staatsbibliothek<br />
Bamberg war nahezu bis auf den letzten<br />
Platz gefüllt.<br />
In seinem Grußwort würdigte der Generaldirektor<br />
der Bayerischen Staatsbibliothek Dr. Rolf Griebel<br />
die Ausstellungsprojekte der Staatsbibliothek<br />
Bamberg: „Durch ihre dichte Folge bilden sie eine<br />
kontinuierliche Traditionslinie, die geradezu als<br />
Konstante im Kulturkalender von Stadt und Re-<br />
292<br />
Jean Paul im<br />
Doppelporträt.<br />
Farbradierung des<br />
oberfränkischen<br />
Künstlers Stephan<br />
Klenner-Otto, 2000<br />
Kaltnadelradierung<br />
von Caspar Walter<br />
Rauh, einem bedeutenden<br />
(ober-)fränkischen<br />
Vertreter<br />
des Phantastischen<br />
Realismus, zu dem<br />
wundersamen<br />
Reisebericht „Des<br />
Luftschiffers Giannozzo<br />
Seebuch“<br />
(Bayreuth 1980).<br />
SMS- und Twitter-Botschaften bisweilen<br />
mehrmals am Tag. Daher ist diese<br />
Sammlung von Briefen und Billetts<br />
in ihrer Geschlossenheit von größtem<br />
literatur- und kulturgeschichtlichem<br />
Wert. Die Mitteilungen können als eine<br />
Art „Ersatz-Tagebuch“ Jean Pauls<br />
gelesen werden. Sie stellen ein einzigartiges<br />
Zeugnis romantischer Briefund<br />
Geselligkeitskultur dar. Zugleich<br />
sind sie ein sprechendes Dokument<br />
deutsch-jüdischen Miteinanders.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
gion gelten kann. Es gelingt der Staatsbibliothek<br />
Bamberg überzeugend, ihre reichen Schätze auf<br />
anspruchsvolle und eingängige Weise zu vermitteln.“<br />
Vorbildlich seien auch die vielfältigen Digitalisierungsvorhaben<br />
der Bibliothek.<br />
Kräftigen Beifall für ihren Festvortrag zum Thema<br />
„Jean Pauls Räume, Jean Pauls Träume“ erntete<br />
Dr. Iris Hermann, Professorin für Neuere deutsche<br />
Literaturwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg. Ihre facettenreichen Betrachtungen<br />
entführten in Jean Pauls Welt der kleinen<br />
und großen Dinge und regten dazu an, den Dichter<br />
neu zu entdecken.<br />
Ein zahlreiches Publikum fand sich auch zum<br />
„Jean-Paul-Abend“ mit Vortrag und Ausstellungsführungen<br />
am 2. Juli ein. Professor Dr. Günter Dippold,<br />
Bezirksheimatpfleger und Kulturreferent des<br />
Bezirks Oberfranken, umriss – mit Blick auf die<br />
zentrale Sektion der Ausstellung – die Lebensgeschichte<br />
Emanuel Osmunds, für Jean<br />
Paul die wohl wichtigste Bezugsperson<br />
außerhalb der Familie. Der Dichter<br />
schätzte nicht nur den Austausch über<br />
seine Arbeiten und über schöngeistige<br />
Fragen, sondern auch die lebenspraktische<br />
Hilfe, die ihm der jüdische Kaufmann<br />
angedeihen ließ. Offenkundiges<br />
Zeugnis hierfür bildete die von Osmund<br />
organisierte Lieferung von Bayreuther<br />
Bier an Jean Pauls Wohnorte<br />
Meiningen und Coburg.<br />
Osmund verkörpert die Zwiespältigkeit<br />
jüdischer Existenz im Zeitalter<br />
der Staatsaufklärung. Einerseits war er<br />
akzeptiertes Mitglied der Gesellschaft,<br />
insonderheit der Gelehrtenrepublik; als<br />
reicher Geschäftsmann gehörte er zur<br />
Wirtschaftselite nicht nur der Stadt,<br />
sondern des ganzen Fürstentums<br />
Bayreuth. Andererseits war er als Jude<br />
Diskriminierungen ausgesetzt, sei es<br />
unter der Herrschaft des preußischen<br />
oder des bayerischen Königs.<br />
Die bis zum 13. Juli 2013 dauernde Ausstellung<br />
kam bemerkenswert gut an. Gerühmt wurde immer<br />
wieder auch die treffliche Inszenierung, die der Restauratorin<br />
Sabine Schumm in bewährter Weise gelungen<br />
war. Bestätigenden Anklang fand die Auslese<br />
aktueller Literatur von und zu Jean Paul, die im<br />
Lesesaal zum Ein- und Querlesen einlud.<br />
Das Besucherbuch ist reich gefüllt mit angerührten<br />
und begeisterten Kommentaren. Dies mögen<br />
als Resümee kennzeichnende Zitate schlaglichtartig<br />
veranschaulichen: „Da blättert sich ein Ausnahmegenie<br />
auf. Wunderschöne Ausstellung.“ – „In<br />
kurzer Zeit mehr erfahren als aus gelehrten Aufsätzen<br />
und Reden.“ – „Eine kleine, feine, mit viel<br />
Liebe zum Detail zusammengestellte Ausstellung!“<br />
– „Herzlichen Dank für diese herrliche Präsentation.<br />
Jeder Besuch bei einer Ihrer Ausstellungen<br />
ist ein Erlebnis.“ – „Eine wunderbare Ausstellung,<br />
präzise, wertschätzend in der Auswahl der Exponate.<br />
Danke! Und mit Peter Bichsel soll gelten: ‚Ich<br />
verehre nicht nur Jean Paul, ich verehre auch seine<br />
Leser!‘“<br />
Der Autor<br />
Prof. Dr. Werner<br />
Taegert ist Direktor<br />
der Staatsbibliothek<br />
Bamberg.<br />
Federzeichnung<br />
von Alfred Kubin<br />
zu der Erzählung<br />
„Die wunderbare<br />
Gesellschaft in der<br />
Neujahrsnacht“<br />
(München 1921)<br />
Gezeichneter Kommentar<br />
im Besucherbuch<br />
der Jean-<br />
Paul-Ausstellung<br />
293<br />
Hinweis<br />
„Jean Paul digital“: Die Sammlung der Briefe und<br />
Billets, die Jean Paul zwischen 1796 und 1825<br />
an Emanuel Osmund schrieb, ist Teil des Internetangebotes<br />
www.bamberger-schaetze.de.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
Der Bestand ist vorbildlich erschlossen<br />
in einem gedruckten Katalogband:<br />
Siegfried Gmeinwieser, Die<br />
Musikhandschriften in der Theatinerkirche<br />
St. Kajetan in München. Thematischer<br />
Katalog, München 1979; Kataloge<br />
Bayerischer Musiksammlungen,<br />
hrsg. von der Generaldirektion der<br />
Bayerischen Staatlichen Bibliotheken,<br />
Bd. 4. Zugleich trägt das Archiv seit<br />
Erscheinen des Katalogs das Sigel des<br />
internationalen Quellenverzeichnisses<br />
RISM („Mk“).<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
übernimmt Musikhandschriften<br />
294<br />
Die Münchner<br />
Hofkapelle: Nicht<br />
in die Tiefe banaler<br />
Musikausübung<br />
abgesunken<br />
Der Autor, ehem. Professor für Musikwissenschaft<br />
an der universität Regensburg,<br />
betreute die Sammlung seit<br />
1965 bis heute. Gmeinwieser hat zahlreiche<br />
Aufsätze zum Bestand sowie zu<br />
dessen Bedeutung für die Jahrhunderte<br />
währende, an Rom orientierte kirchenmusikalische<br />
Praxis in München<br />
veröffentlicht. Die nachfolgenden Ausführungen<br />
stützen sich weitgehend auf seine grundlegenden<br />
Forschungsbeiträge. 1970 wurde ihm in Anbetracht<br />
seiner zahlreichen Veröffentlichungen zur<br />
römischen Musikgeschichte das Laterankreuz<br />
verliehen.<br />
Die musikhistorisch wichtigen Quellen dieser<br />
Sammlung wurden vornehmlich von Vertretern der<br />
kirchenmusikalischen Restaurationsbewegung des<br />
19. Jahrhunderts angefertigt oder gesammelt. Aus<br />
Nach der Übernahme der Musikhandschriften aus<br />
der St. Michaelskirche im Jahre 2006 gelangte nun<br />
eine weitere bedeutende Münchner Sammlung von<br />
Sakralmusik in die Bayerische Staatsbibliothek. Es<br />
handelt sich hierbei um über 900 Musikhandschriften<br />
der Münchner Theatinerkirche St. Kajetan.<br />
Von Reiner Nägele<br />
der Einleitung zum Katalog: „Die Repräsentanten<br />
der Münchener kirchenmusikalischen Restauration<br />
des 19. Jahrhunderts kopierten eifrig Werke<br />
der klassischen Vokalpolyphonie als Grundlage für<br />
Studium und Aufführungen. Eine besondere Rolle<br />
spielte dabei Johann Kaspar Aiblinger (1779-1867),<br />
mit dessen Namen auch die heute in der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek aufbewahrte umfangreiche<br />
Collectio Musicalis Maximilianea eng verbunden ist.<br />
Aiblinger reiste im Jahr 1833 im Auftrag des Kronprinzen<br />
Maximilian, des nachmaligen Königs Maximilian<br />
II., und beurlaubt von Ludwig I.<br />
eigens nach Italien, um alte Musikalien<br />
zu sammeln und kopieren zu lassen“.<br />
Enthalten ist polyphone geistliche<br />
Vokalmusik des 15. bis 18. Jahrhunderts.<br />
Die Handschriften selbst stammen<br />
überwiegend aus dem 19., ein<br />
kleinerer Anteil aus dem 18. Jahrhundert,<br />
vereinzelt fi nden sich auch Chorbücher<br />
vom Ende des 16. und aus der<br />
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in<br />
der Sammlung.<br />
Vor dem 2. Weltkrieg befanden sich<br />
in der Theatinerkirche Teile der Musiksammlung<br />
des Stiftspropstes Michael<br />
FOTOS: BSB<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
Hauber (1778-1843) sowie ein Rest des schon<br />
ursprünglich zur Theatinerkirche gehörenden Bestands.<br />
Der weitaus wichtigste Teil, Bestände aus<br />
der Allerheiligen-Hofkirche, war vor deren totalen<br />
Zerstörung 1944 nach St. Kajetan gebracht worden.<br />
Ein besonderer Glücksfall ist es, dass durch<br />
diese Auslagerung Teile des kirchenmusikalischen<br />
Repertoires der Münchner Hofmusik erhalten geblieben<br />
sind. Die 1837 eingeweihte Allerheiligen-<br />
Hofkirche war von König Ludwig I. als Pflegestätte<br />
der klassischen Vokalpolyphonie ausersehen worden.<br />
Die Handschriften der Theatinerkirche stehen in<br />
vielfältigem Bezug zum Bestand der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek. So wollte Michael Hauber ursprünglich<br />
seine gesamte Musikaliensammlung<br />
der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek verkaufen,<br />
die aber nur einen Teil erwarb. Diejenigen<br />
Handschriften, die Hauber daraufhin St. Kajetan<br />
geschenkt hatte, gelangen nun fast 200 Jahre<br />
später doch noch in die Staatsbibliothek. Aus der<br />
bereits erwähnten Collectio musicalis Maximilianea<br />
wurden wiederum seit 1835 zahlreiche Werke<br />
für den Gebrauch der Hofkapelle kopiert. Viele dieser<br />
Abschriften haben sich in St. Kajetan erhalten.<br />
Seit Anfang der 1960er Jahre hatte sich Siegfried<br />
Gmeinwieser um eine adäquate Unterbringung<br />
und Betreuung der Sammlung gekümmert.<br />
Das Archiv wurde schließlich fachgerecht in einem<br />
Raum über der Vorsakristei untergebracht. Es fungierte<br />
zugleich als Arbeitszimmer Gmeinwiesers,<br />
der fortan die Funktion des ehrenamtlichen Kurators<br />
übernahm. Da nach der Drucklegung des Katalogs<br />
weitere Handschriften und Drucke aus dem<br />
Archiv auftauchten, erfasst der gedruckte Katalog<br />
den umfangreichen und geschichtsträchtigen Bestand<br />
jedoch nicht vollzählig.<br />
Glanzpunkt zur Münchner<br />
und bayerischen Musikgeschichte<br />
Aus Sicht des Archiveigentümers (Freistaat <strong>Bayern</strong>)<br />
gab es überzeugende Bedenken hinsichtlich<br />
Brand- und Bestandsschutz, die eine Verlagerung<br />
notwendig erscheinen ließen. Als einen<br />
„hohen, etwas angestaubten, weil nie renovierten<br />
Raum“ charakterisiert der Autor Klaus P. Richter<br />
in seinem Beitrag Fehlende Wertschätzung. Musikarchiv<br />
in der Theatinerkirche gefährdet in der<br />
Süddeutschen Zeitung vom 4. Januar 2013 das<br />
einstige Archiv, das im ehemaligen Wohnzimmer<br />
eines Paters eingerichtet worden war.<br />
Die besondere kirchenmusikgeschichtliche Stellung<br />
der Münchner Hofkapelle sieht der bisherige<br />
Kurator in ihrem jahrhundertelangen, wenn auch<br />
nicht immer konsequenten Verweigern,<br />
sich den jeweils aktuellen, populären<br />
Zeitstilen anzupassen. Eine Haltung,<br />
die nach der Säkularisation und<br />
der damit einhergehenden Restauration<br />
der Kirchenmusik im 19. Jahrhundert<br />
aus Kirchensicht folgerichtig<br />
erscheint. „Die Münchner Hofkapelle“,<br />
so Gmeinwieser, „war auf Grund ihrer<br />
einzigartigen Stellung nicht in die Tiefe<br />
teils banaler Musikausübung an den<br />
Hofkirchen, die dem Zeitgeist durchaus<br />
frönten, abgesunken. Sie hat gerade<br />
hinsichtlich der Erneuerung der<br />
Kirchenmusik eine besondere Aufgabe<br />
übernommen.“ Die in dieser Sammlung<br />
dokumentierten engen Verbindungen<br />
mit Rom reichen dabei zurück<br />
bis in die Zeit des Tridentinischen Konzils<br />
(1545–1563), als es auf Anforderung<br />
der Kardinäle zu einem Musikalienaustausch<br />
zwischen Rom – Werke von Giovanni<br />
da Palestrina – und München – u. a. Werke von<br />
Orlando di Lasso – kam.<br />
Mit der Übernahme des Musikalienarchivs der<br />
Theatinerkirche St. Kajetan erhält die Bayerische<br />
Staatsbibliothek somit einen weiteren Glanzpunkt<br />
in ihrer reichen Dokumentation zur Münchner und<br />
bayerischen Musikgeschichte.<br />
Der Autor<br />
Dr. Reiner Nägele<br />
ist Leiter der<br />
Musikabteilung der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek.<br />
Die Handschriften<br />
aus der Theatinerkirche:<br />
Konservatorisch<br />
gesichert im<br />
Magazin der BSB<br />
295<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
296<br />
Zwei der vier<br />
Einführungstafeln<br />
auf dem Weg zur<br />
Ausstellung mit<br />
dem auch auf dem<br />
Ausstellungsplakat<br />
dargestellten Bild<br />
der Arche Noah<br />
Die Schatzkammer-Ausstellung wurde<br />
auf Anregung von Prof. Dr. Christoph<br />
Levin (Ludwig-Maximilians-universität<br />
München) anlässlich des 21. Kongresses<br />
der International Oganization<br />
for the Study of the Old Testament<br />
(IOSOT) konzipiert. Er führte fast 600<br />
Spezialisten aus der ganzen Welt in<br />
der ersten Augustwoche nach München.<br />
Gezeigt werden sollte, was für<br />
ihre Disziplin einschlägig und anregend<br />
zugleich ist: es waren dann 31 Bücher,<br />
neben den im Titel der Ausstellung genannten<br />
weltberühmten Handschriften<br />
auch die neu entdeckten Homilien des<br />
Origenes zu den Psalmen, insgesamt 20 Hebraica<br />
und wichtige illuminierte Handschriften. Denselben<br />
Wunsch trug Professor Levin auch an die Alte Pinakothek<br />
heran. So schlug er eine fachliche Brücke<br />
zwischen zwei Institutionen, deren Verbindung<br />
auf Leitungs- und kollegialer Ebene gut etabliert<br />
ist. Als sich abzeichnete, dass die Schatzkammer-<br />
Ausstellung weit über das Fachpublikum hinaus<br />
interessant und attraktiv wirken könnte, reichten<br />
wenige spontane Gespräche, um die in beiden<br />
Häusern konzipierten Ausstellungen näher aneinanderzuführen.<br />
Dies könnte durchaus ein Modell<br />
für zukünftige, thematisch aufeinander abgestimmte,<br />
operativ und präsentierend noch enger<br />
verbindbare Ausstellungen sein.<br />
München und das<br />
Alte Testament – ein Rückblick<br />
Mit der Ausstellung „Das Alte Testament und sein<br />
umfeld – vom Babylonischen Talmud zu Lassos<br />
Bußpsalmen“ vom 18. Juli bis 30. August 2013 setzte<br />
die Bayerische Staatsbibliothek einmal mehr - aber<br />
zugleich anders - ihre erfolgreiche Kooperation mit<br />
der Welt der Museen fort. Natürlich kam ihr dabei<br />
der Erfolg der Ausstellung „Pracht auf Pergament“ in<br />
der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zugute.<br />
Von Claudia Fabian<br />
Eindrucksvolle Manifestation des Zusammenwirkens<br />
war die gemeinsame Ausstellungseröffnung<br />
am 17. Juli in der Alten Pinakothek. Hier begrüßten<br />
sowohl der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen,<br />
Prof. Dr. Klaus Schrenk, wie<br />
auch der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek,<br />
Dr. Rolf Griebel. In den Beiträgen von Prof.<br />
Levin und der Kuratorin der Alten Pinakothek, Dr.<br />
Elisabeth Hipp, wurden beide Ausstellungen gewürdigt.<br />
Faszinierend war die Zusammenstellung<br />
des großen Publikums an diesem heißen Sommerabend.<br />
Beide Institutionen sahen neue begeisterte<br />
Zuhörer und Interessierte: ein wunderbarer Beweis<br />
für die Aufgeschlossenheit, ja Neugierde für diese<br />
Kooperation und Synergie.<br />
Vorausgegangen war am Vormittag<br />
eine gut besuchte gemeinsame Pressekonferenz<br />
in der Alten Pinakothek,<br />
in der nach der Begrüßung durch den<br />
Hausherrn, Prof. Schrenk, sowohl die<br />
Verantwortlichen der Alten Pinakothek<br />
wie auch der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
ausführlich ihre Ausstellungen vorstellten<br />
und in Presseinterviews Rede<br />
und Antwort standen. Eine zusätzliche<br />
Vorort-Besichtigung wurde zwei Stunden<br />
später auch in der Schatzkammer<br />
der Bibliothek angeboten.<br />
Am 4. August begann der Kongress<br />
selbst mit einem offi ziellen Empfang im<br />
Fürstensaal der Bibliothek. Rund 200<br />
Teilnehmer ließen es sich nicht nehmen,<br />
an dem sonnigen Sonntagvormittag<br />
nach Begrüßung und Einführung die in<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Historische Schätze<br />
der Ausstellung präsentierten Schätze ausführlich<br />
zu bewundern.<br />
Die Bayerische Staatsbibliothek hat von der Kooperation<br />
mit der Staatsgemäldesammlung ebenso<br />
profitiert wie von dem Kongress. Die Ausstellung<br />
in der Schatzkammer wurde von der Presse und<br />
dem Publikum der „Museumsbesucher“ und den<br />
an dem Thema besonders interessierten Kreisen<br />
besser wahrgenommen: es kamen mehr als 3300<br />
gezählte Besucher, über hundert am Tag, ein Rekord<br />
für die Schatzkammer. Auf die Ausstellung in<br />
der Alten Pinakothek „Das Alte Testament – Geschichten<br />
und Gestalten“ wurde im Katalog, im<br />
BSB-Flyer, auf den Schautafeln und durch Auslage<br />
der Flyer der Alten Pinakothek hingewiesen. Leider<br />
war die zeitliche Parallelität – für eine derartige Kooperation<br />
wichtig – nur noch für den gemeinsamen<br />
Start möglich, der Ausstellungsplan der Staatsbib-<br />
Dass mit dieser Kooperation ein guter, erfolgreicher<br />
und zukunftsweisender Weg beschritten<br />
wurde, zeigte der Enthusiasmus aller Beteiligter,<br />
von den Generaldirektoren bis zu den Kuratoren<br />
der Alten Pinakothek. Besonders bewegend war<br />
ihre spontane Begeisterung über die Bücher in<br />
der Schatzkammer. Der von dem Präsentierten<br />
faszinierte israelische Generalkonsul, Dr. Dan<br />
Shaham Ben-Hayun, der noch am letzten Tag<br />
auf Einladung der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
die Ausstellung besuchte, schrieb sich – als erste<br />
Münchner Eintragung in seinem neu angetretenen<br />
Amt – im Gästebuch der Schatzkammer-<br />
Ausstellung ein.<br />
Selten hat die Bibliothek auf eine Ausstellung<br />
hin einen so enthusiastischen Brief „höchster Anerkennung<br />
und tiefen Dankes für alle Beteiligten“<br />
bekommen, der hier zum Abschluss in Auszügen<br />
zitiert sei:<br />
Die Autorin<br />
Dr. Claudia Fabian<br />
ist Leiterin der Abteilung<br />
Handschriften<br />
und Alte Drucke<br />
der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek.<br />
Fotos: BSB<br />
liothek erlaubte keine Verlängerung bis zum Ende<br />
der Ausstellung der Alten Pinakothek. Dort wurde<br />
die Verbindung auch durch sechs Leihgaben der<br />
Bibliothek unterstrichen, die in diesem Konnex eine<br />
besondere Wirkung entfalteten.<br />
Für ein gemeinsames Plakat oder einen gemeinsamen<br />
Katalog – beides machbar und wünschenswert<br />
– waren die Planungen in beiden<br />
Häusern schon zu weit fortgeschritten. Beide Ausstellungen<br />
verband auf den ganz unterschiedlich<br />
ausgefallenen Plakaten das Bild der Arche Noah.<br />
Es erlaubt auch, an die Auswahl der Schätze zu<br />
denken, die Bibliothek und Pinakothek über die<br />
Jahrhunderte durch alle Unbilden schützend erhalten,<br />
um sie in Zeiten von Aussöhnung, Versöhnung<br />
und Frieden zu öffnen und zu zeigen, in ihrer<br />
bunten Vielfalt, und wie der Blick auf das je Einzelne<br />
und das Gemeinsame Erkenntnis fördert, aber<br />
auch Freude bereitet und im großen Regenbogen<br />
Zukunft stiftet und verheißt.<br />
„München mit seinen Institutionen und ihren<br />
Schätzen brachte eigentlich das Zentrum des<br />
Kongresses so recht zum Leuchten. Ich kann<br />
mich an keinen Kongress erinnern - und ich nehme<br />
immerhin seit Rom 1968 (mit der Audienz<br />
bei Papst Paul VI.) regelmäßig teil -, an dem ein<br />
Austragungsort in dieser ex- wie intensiven Weise<br />
zum Gelingen beigetragen hat. Man kann es<br />
ohne Übertreibung sagen, dass München während<br />
dieser ersten Augustwoche 2013 und sogar<br />
vor- wie nachher sichtbar, erlebbar, spürbar im<br />
Zeichen der Bibel, des Alten Testaments, stand.<br />
… Da gebührt die Palme m. E. der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek und der Alten Pinakothek, die<br />
uns sozusagen als Zwillingsinstitutionen einen<br />
Empfang bereiteten, wie er einfach ungewöhnlich<br />
genannt werden muss. Die Art, wie Sie und die<br />
Kollegenschaft hüben wie drüben gemeinsam mit<br />
der Kongressleitung die Ausstellungen und ihre<br />
Präsentationen vorbereitet und realisiert haben,<br />
bewegt mich im Rückblick fast noch mehr als damals<br />
im Moment des Erlebens, in dem man von<br />
dem Dargebotenen vielleicht einfach überwältigt<br />
war. Das hängt auch damit zusammen, dass<br />
nicht bloß die Ausstellungen … an Vielfalt und<br />
Gehalt überwältigend waren, sondern dass beide<br />
auch durch den je zugehörigen Katalog erschlossen<br />
wurden, die jeder wissenschaftlichen Anforderung<br />
standhalten und das Nach- und Weiterarbeiten<br />
hervorragend unterstützen. … Neben mir<br />
auf dem Schreibtisch liegen seither griffbereit die<br />
beiden Publikationen, die die Ausstellungen dokumentieren,<br />
einführen und nacherleben lassen.<br />
... Ich muss mich zusammennehmen, um nicht<br />
in uferloses Schwärmen zu geraten. ...“<br />
(Prof. Dr. Thomas Willi, Hamburg)<br />
Blick in die Schatzkammer:<br />
Festtagsgebetbuch,<br />
Machsor,<br />
Cod.hebr. 3(1<br />
Katalog zur Ausstellung:<br />
Das Alte Testament<br />
und sein <strong>Um</strong>feld,<br />
Luzern: Quaternio<br />
Verlag, 2013, 127 S.<br />
297<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Öffentlichkeitsarbeit<br />
298<br />
Skandinavisches<br />
Wohnzimmer in<br />
der Stadtbibliothek<br />
Am Gasteig<br />
Seit 2012 gibt es ein neues, jährlich<br />
stattfi ndendes Kulturereignis in München:<br />
Die Münchner Stadtbibliothek<br />
organisiert gemeinsam mit der Münchner<br />
Volkshochschule ein vierwöchiges<br />
Kunstsparten übergreifendes Festival,<br />
zu dem sie je nach Thema Institutionen,<br />
internationale Kulturinstitute<br />
oder Vereine als Kooperationspartner<br />
einlädt. Das erste Festival „Stimmen<br />
der Roma“, kuratiert mit dem Tschechischen<br />
Zentrum München, stellte<br />
das aktuelle Kunstschaffen und die<br />
politische Situation von Sinti und Roma<br />
in Europa in den Vordergrund. „Nordic<br />
Talking“ richtete vom 23. April bis 16.<br />
Mai 2013 den Blick in Europas reichen<br />
Norden.<br />
Isländischer Kultautor und norwegische<br />
Improvisationskunst<br />
In Skandinavien, so weiß es das Klischee,<br />
ist doch irgendwie alles anders<br />
als in Deutschland: die Bildung<br />
ist besser, die Natur ursprünglicher,<br />
die Krimis sind schärfer, die Menschen sind gleicher<br />
und die Frauenrechte selbstverständlicher.<br />
Aber ist das wirklich so? Dänemark, Finnland, Island,<br />
Norwegen, Schweden – das sind fünf unterschiedliche<br />
Länder und Kulturen, vereint im Traum<br />
einer offenen und freien Gesellschaft – offenbar ein<br />
Nordic Talking – Literatur,<br />
Film, Kunst und Debatten aus<br />
Europas Norden<br />
Die Münchner Stadtbibliothek und die Münchner<br />
Volkshochschule veranstalteten ein vierwöchiges<br />
spartenübergreifendes Kulturfestival.<br />
Von Anke Buettner<br />
Boden, auf dem schöpferischer Eigensinn und<br />
kulturelle Vielfalt blühen und uns mit einem nicht<br />
abreißenden Strom von Geschichten und Figuren,<br />
von lakonischen Filmen, von kühner Architektur<br />
und phantastischer Musik versorgen.<br />
Einblick in die gegenwärtige Kulturszene und<br />
die gesellschaftliche Entwicklung<br />
in ihren Ländern gaben bei „Nordic<br />
Talking“ bekannte Autoren wie etwa<br />
der isländische Kultautor und Bildende<br />
Künstler Hallgrímur Helgason<br />
(s. Bild), der vielfach ausgezeichnete<br />
schwedische Schriftsteller griechisch-österreichischer<br />
Herkunft<br />
Aris Fioretos, der norwegische Lyriker,<br />
Improvisationskünstler und<br />
Übersetzer Arild Vange, die herausragenden<br />
Erzähler Kjell Westö und<br />
Lars Saabye Christensen oder noch<br />
zu entdeckende Talente wie Guðrún<br />
Eva Mínervudóttir, Alen Mešković<br />
und Tuomas Kyrö.<br />
FOTOS: MÜNCHNER STADTBIBLIOTHEK; EVA JÜNGER<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Öffentlichkeitsarbeit<br />
Kulturarchitektur, Gleichberechtigung<br />
und Fremdenfeindlichkeit<br />
Das Debattenprogramm zur skandinavischen<br />
Kulturarchitektur und den dortigen Modellen der<br />
Kunstförderung, die englischsprachige, von Gunnar<br />
Hermann u. a. mit Ali Esbati hervorragend<br />
moderierte Diskussion über Rechtspopulismus in<br />
Skandinavien sowie die Europaforum-Veranstaltung<br />
zur Gleichstellungsdebatte u. a. mit Anna-<br />
Lena Johansson, der Leiterin der Wirtschaftsförderung<br />
der Region Göteborg, präsentierten eine<br />
Spannweite an Informationen und Stimmen, die so<br />
geballt selten zu vernehmen sind. Spannend war<br />
in diesem Zusammenhang auch die Filmreihe „Fokus:<br />
Isländischer Film“ und der „Nordic Talking“-<br />
Schwerpunkt auf dem Internationalen DOK.fest<br />
München. Besonders die DOK-Filme setzten sich,<br />
ergänzt durch Matthias Hannemanns Vortrag “Der<br />
neue Norden“, intensiv mit der radikalen Ausbeutung<br />
der Ressourcen in der Arktis auseinander<br />
und dekonstruierten das Klischee der „ursprünglichen<br />
Natur“.<br />
und in der Stadtbibliothek Am Gasteig ein skandinavisches<br />
Wohnzimmer (s. Bild) als Kulisse für<br />
eine vielfältige Präsentation aktueller Medien zu<br />
nutzen. Neben modernen literarischen Klassikern<br />
fanden sich Lyrikbände, neue Romane, Sachliteratur,<br />
Comics sowie eine aktuelle Auswahl an Musik,<br />
Kinofilmen und Fernsehserien in Übersetzungen<br />
und Originalsprachen in den Regalen. Erwartungsgemäß<br />
erfreute sich das „Wohnzimmer“ großen<br />
Zuspruchs. Vom ersten Tag an gab es viel Laufpublikum,<br />
das quasi „in das Festival stolperte“ und<br />
sich so eher zufällig mit Themen befasste, über die<br />
es noch nie bewusst nachgedacht hatte.<br />
Skandinavisches Wohnzimmer<br />
Nichts wird in Deutschland mehr mit Skandinavien<br />
verbunden als Krimis und IKEA. Nachdem Krimis<br />
keinen Platz im Programm bekamen, war die Idee<br />
umso verlockender, das Klischee zu überzeichnen<br />
In der Tat sind Medienpräsentationen in Stadtteilbibliotheken,<br />
Auswahlverzeichnisse und kostenlose<br />
Sprach-Schnupperkurse in der<br />
Stadtbibliothek Am Gasteig bewusst<br />
gewählte Methoden, um einen einfachen<br />
Zugang zum Festival herzustellen<br />
und möglichst viele Bibliothekskundinnen<br />
und -kunden einzubeziehen.<br />
Festivalbeziehungen<br />
Aktuelle Medien im<br />
„Wohnzimmer“<br />
Das Literaturprogramm, die Ausstellungen,<br />
Künstlergespräche, Konzerte,<br />
Diskussionen und Filmvorführungen<br />
im Gasteig oder in den Häusern der<br />
Kooperationspartner bilden im Festivalkonzept<br />
den inhaltlichen Überbau<br />
und dienen der intensiven Auseinandersetzung<br />
mit zeitkritischen Themen,<br />
299<br />
Festivaleröffnung mit dem DJ-Set<br />
Nørdic by Nature in der Stadtbibliothek<br />
Am Gasteig<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Öffentlichkeitsarbeit<br />
300<br />
Hallgrímur<br />
Helgason eröffnete<br />
das Festival mit<br />
einer Performance.<br />
aktuellem Kunstschaffen aus anderen<br />
Regionen Europas und zu aktuellen<br />
gesellschaftlichen Fragestellungen.<br />
Durch die lange Festivaldauer, durch<br />
Partnerschaften, die über den Festivalzeitraum<br />
hinaus gepfl egt werden,<br />
durch die stadtweiten Veranstaltungen<br />
und die Programmangebote für unterschiedlichste<br />
Zielgruppen wird eine<br />
nachhaltige Auseinandersetzung mit<br />
dem jeweiligen Festivalschwerpunkt in<br />
der Stadt erreicht.<br />
Wie gut das funktioniert, zeigte die<br />
Zusammenarbeit mit den Künstlern<br />
und Festivalpartnern bei „Stimmen<br />
der Roma“ und „Nordic Talking“. Aufgrund<br />
einer gemeinsamen Konzeption<br />
von Stadtrundgängen und Zeitzeugengesprächen<br />
hat sich zum einen<br />
die Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum<br />
München weiter<br />
verstärkt, zum anderen haben sich Beziehungen<br />
zur KZ-Gedenkstätte Dachau, dem Max Mannheimer<br />
Institut und der Madhouse gemeinnützige<br />
GmbH so entwickelt, dass in lockerer Folge neue<br />
Projekte für junge Erwachsene angestoßen werden.<br />
Darüber hinaus sind enge Kontakte zu einzelnen<br />
Künstlern entstanden, die in Zukunft ausgebaut<br />
werden. Beim Festival 2014 wird etwa der<br />
Fotograf Nino Nihad Pušija wieder eine tragende<br />
Rolle im Bereich der Bildenden Kunst spielen.<br />
Besonders erfreulich entwickelt sich zudem auch<br />
das Verhältnis zu anderen Literaturinstitutionen in<br />
der Stadt, das durch die Kooperation eine neue<br />
Qualität gewonnen hat.<br />
Sprachvielfalt und neue Perspektiven<br />
Abgesehen von den fi nanziellen Vorteilen, die<br />
Kooperationen mit Stiftungen, Botschaften, internationalen<br />
Kulturinstituten sowie lokalen und<br />
überregionalen Institutionen und Vereinen meist<br />
bieten, bringen diese Akteure andere Blickwinkel<br />
und Herangehensweisen in die Programmplanung<br />
ein. Die Festivalstruktur ist deshalb bewusst offen<br />
angelegt, so dass Partner eigene Schwerpunkte<br />
setzen können. Durch die heterogene Auswahl der<br />
Programmpartner – das Spektrum reicht bei „Nordic<br />
Talking“ vom Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt<br />
bis hin zu Henning Larsen Architects – wird<br />
ein Publikum angesprochen, das das Angebot der<br />
Münchner Stadtbibliothek bislang unter anderen<br />
Aspekten wahrgenommen hat und plötzlich einen<br />
neuen Zugang zur Institution fi nden kann.<br />
Die Internationalität und damit einhergehend<br />
die Sprachvielfalt des Festivals werden von Veranstaltern<br />
wie Publikum als sehr bereichernd<br />
empfunden. Auf der Bühne sprechen die Festivalgäste<br />
in der Regel ihre Sprachen, die dann<br />
konsekutiv ins Deutsche übersetzt werden. Einige<br />
Veranstaltungen fi nden je nach Publikumskonsens<br />
komplett auf Englisch statt. Wie viele Native<br />
Speaker und Studierende im Zuschauerraum sitzen,<br />
fi el auf diese Weise bei „Stimmen der Roma“<br />
und bei „Nordic Talking“ ins Auge.<br />
Die Sprach-Schnupperkurse, die das Institut<br />
für Nordische Philologie und das Institut für Finnougristik<br />
bei „Nordic Talking“ in der Stadtbibliothek<br />
Am Gasteig anboten, waren sehr viel niederschwelliger<br />
ausgerichtet als die mehrsprachigen<br />
Veranstaltungen und boten einen witzigen, lockeren<br />
Einstieg. Die Münchner Volkshochschule<br />
wird das Angebot deshalb verstetigen und ihre<br />
Sprachdozentinnen und -dozenten für die folgenden<br />
Festivals engagieren.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Öffentlichkeitsarbeit<br />
Nordic Nachrichten<br />
Kein Festival ohne Katalog, Blog, Facebook und<br />
Twitter. Das Festivalkonzept legt ein starkes Gewicht<br />
auf aktuelle Debatten und den Austausch<br />
von Meinungen. Ein zentrales Anliegen ist deshalb,<br />
bestimmte Positionen in den Publikationen<br />
als Diskussiongrundlage hervorzuheben und<br />
durch Interviews mit Gästen oder mit Expertinnen<br />
und Experten schon vorab zugänglich zu<br />
machen. Katalog und Blog bieten außerdem die<br />
Möglichkeit, bislang nicht publizierte literarische<br />
Texte oder Essays - teilweise in eigens in Auftrag<br />
gegebenen Übersetzungen - zu verlegen.<br />
Besonders das Blog gibt die Gelegenheit, noch<br />
während des Festivals Meinungen zu ergänzen,<br />
auf aktuelle Veranstaltungen oder anderweitige<br />
Berichterstattungen zum Thema aufmerksam<br />
zu machen sowie das Programm noch einmal<br />
selbst zu kommentieren. Unter der Rubrik „Nordic<br />
Nachrichten“ wurden etwa auf dem „Nordic<br />
Talking“-Blog täglich besonders skurrile deutschsprachige<br />
Presseberichte über Skandinavien gesammelt,<br />
die in der Regel gleich ein ganzes Paket<br />
von Klischees beinhalteten und durchaus von namhaften<br />
Medien veröffentlicht wurden.<br />
Redaktionell konzipiert und betreut wurden die<br />
aufwändigen Print- und Onlinepublikationen von<br />
Katrin Schuster, die bei der Blogredaktion von Studierenden<br />
der Nordistik mit Textbeiträgen unterstützt<br />
wurde. Die Dozentinnen des LMU-Instituts<br />
hatten eigens zum Festival eine wissenschaftliche<br />
Übung zum Thema „Kulturvermittlung“ konzipiert,<br />
aus der eine Reihe von Praktikantinnen und Praktikanten<br />
für das Festival hervorging. Auch das ist<br />
im Übrigen eine Kooperation, die unabhängig vom<br />
Festivalthema zwischen dem Institut für Nordische<br />
Philologie und der Münchner Stadtbibliothek in<br />
Zukunft weitergeführt werden soll.<br />
Die Autorin<br />
Anke Buettner, M.A.<br />
leitet den Bereich<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
& Programm<br />
der Münchner<br />
Stadtbibliothek. Sie<br />
ist Gesamtprojektleiterin<br />
des Festivals<br />
und kuratiert<br />
mit Sabine Hahn<br />
und mit Klaus Blanc<br />
von der Münchner<br />
Volkshochschule<br />
das jährliche Festivalprogramm.<br />
Im Gegensatz zu den Festivalkatalogen,<br />
die nach wie vor über die Münchner<br />
Stadtbibliothek kostenlos bezogen<br />
werden können, wandern die Blogs<br />
erst ab dem nächsten Festival, also<br />
ab 2014, in ein eigenes Archiv. Informationen<br />
zum nächsten Festivalthema<br />
finden sich voraussichtlich ab Oktober<br />
2013 unter www.muenchner-stadtbi<br />
bliothek.de oder auf Facebook unter<br />
„Münchner Stadtbibliothek“.<br />
Nordic Talking-Partner<br />
Gasteig München GmbH, Glockenbachwerkstatt, Henning<br />
Larsen Architects, Internationales DOK.fest München,<br />
Jazzclub Unterfahrt, litteraturverlag Roland Hoffmann, Institut<br />
für Nordische Philologie der LMU München, Institut<br />
für Finnougristik/Uralistik der LMU München, Stiftung Lyrik<br />
Kabinett<br />
Nordic Talking-Unterstützer<br />
Norla – Norwegian Literature Abroad, Icelandic Film<br />
Center, Icelandic Literature Center, Königlich Dänisches<br />
Konsulat München, Kulturreferat der LH München, Petra<br />
Kelly Stiftung, Statens Kunstråd, Villa Waldberta, Internationales<br />
Künstlerhaus der Landeshauptstadt München<br />
301<br />
Viel Zuspruch auch für<br />
Sprach-Schnupperkurse<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheksporträt<br />
umzug gesprochen. Vor zwei Jahren<br />
nun wurde es endlich ernst – ein neues<br />
Rathaus wurde geplant. Bibliothek und<br />
Volkshochschule sollten dabei das<br />
Verwaltungsgebäude beleben.<br />
Blick in den Raum<br />
Schon im Vorfeld des umzugs, zum<br />
1. Januar 2012, hat Carola Kahlich die<br />
Leitung der Bibliothek übernommen.<br />
Zusammen mit ihrem Team und der<br />
unterstützung einer Praktikantin der<br />
Landesfachstelle für das öffentliche<br />
Bibliothekswesen wurden der Bestand<br />
ausgesondert, Neuheiten eingekauft<br />
und auf Klartext-Systematik<br />
umgestellt.<br />
302<br />
Regalwürfel<br />
Was lange währt, wird endlich gut – dieses Zitat<br />
trifft oft auf Reorganisationsmaßnahmen oder<br />
Neubauten von Bibliotheken zu. Selten jedoch<br />
passt es so wie auf die Stadt Kolbermoor und ihre<br />
Bibliothekshistorie. Jahrelang wurde immer wieder<br />
über die umgestaltung und einen möglichen<br />
Stadtbücherei Kolbermoor –<br />
eine Bibliothek im „Glashaus“<br />
Der Bibliotheksneubau setzt architektonische<br />
Maßstäbe und bringt Leben in das Rathausareal der<br />
Stadt im bayerischen Alpenvorland.<br />
Von ute Palmer-Horn<br />
Ende 2012 zog das Büchereiteam<br />
vom Kellerraum nach nebenan in ein<br />
lichtdurchfl utetes Gebäude. Das Bibliotheksteam<br />
hatte die seltene und<br />
auch genussvolle Aufgabe, fast ausschließlich<br />
neue Medien in die Regale<br />
einzustellen und dort ansprechend<br />
zu präsentieren. Anfang Januar 2013<br />
konnten sich dann die Bürger Kolbermoors<br />
von ihrer neuen, zeitgemäßen<br />
und familienfreundlichen Bibliothek<br />
überzeugen.<br />
Die 400 m² große Bibliothek ist fast<br />
rundum vom Boden bis zur Decke verglast<br />
und als Solitär an das mehrstöckige<br />
Rathaus angebaut. Der Glaswürfel<br />
grenzt mit dem rückwärtigen Teil direkt an einen<br />
breiten Grünstreifen, der momentan noch von einem<br />
Parkplatz unterbrochen wird. Die Nutzer der<br />
Bibliothek fühlen sich so inmitten der Natur und<br />
erleben je nach Jahreszeit unterschiedliche Lichtstimmungen<br />
im Inneren der Bibliothek.<br />
Die Architektin ist auf das Zusammenspiel<br />
mit der Natur eingegangen<br />
und hat sich bei der Inneneinrichtung<br />
an Klarheit und neutrale Farbgebung<br />
gehalten, um „die Außenwelt nach innen“<br />
kommen zu lassen. Die Regale<br />
sind weiß, der Teppichboden grau, Lesecafé<br />
und Sitzmöbel setzen kräftige<br />
grüne, orangene und rote Akzente.<br />
FOTOS: LANDESFACHSTELLE<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Bibliotheksporträt<br />
Der Eingangsbereich wird durch die Theke bestimmt,<br />
hinter der Theke ist eines der Büros angegliedert.<br />
Eine sanfte Rampe passt sich der Neigung<br />
des Bodens an. Sie führt in den Roman- und<br />
Jugendbereich. Innen an der Balustrade finden die<br />
Gesellschaftsspiele und DVDs ihren Platz. Rechts<br />
des Eingangs befindet sich das Herzstück der Bibliothek,<br />
der Kinderbereich. Zum ersten Mal in der<br />
Geschichte Kolbermoors kommen die Kinder in<br />
den Genuss einer gemütlichen Lese-, Schmökerund<br />
Kuschelecke. Kuscheltiere und ein Bilderbuchzug<br />
ergänzen zur Freude der Kleinsten das<br />
Bibliotheksangebot. Halbhohe Regale fungieren<br />
als Raumteiler zum Durchgangsbereich.<br />
Schräg gegenüber vom Kinderbereich, am Ende<br />
des Raumes, befinden sich die Sachbücher. Zeitschriftenregale<br />
und Lesecafé mit roter Küchenzeile<br />
ergänzen das Bibliotheksprofil. Längerfristig<br />
könnte aus dem Lesecafé eine Terrasse in den<br />
Außenbereich führen, so dass bei schönem oberbayerischem<br />
Wetter Kaffee & Lesen auch draußen<br />
genossen werden können.<br />
Die Bibliothek wird von den Einwohnern sehr gut<br />
angenommen. Seit Eröffnung am 8. Januar 2013<br />
haben sich bis Mitte August bereits 1.300 neue<br />
Leser angemeldet. Im gleichen Zeitraum wurden<br />
ca. 55.000 Ausleihen (gegenüber 22.000 im ganzen<br />
Jahr 2012) getätigt. Die Leser können ihre<br />
Medien selbst verbuchen und zurückgeben - die<br />
Kinderbereich<br />
mit Kuschelecke<br />
Kommune hat sich für das System von Bibliotheca<br />
entschieden. Ihnen stehen außerdem zwei Internetplätze<br />
und ein OPAC zur Verfügung. Jahrelang<br />
war die Bücherei in einem Kellerraum des Rathauses<br />
untergebracht. Lage und Art der Räumlichkeit<br />
sowie minimale Öffnungszeiten ließen die Bücherei<br />
im Stadtgeschehen keine große Rolle spielen. Immer<br />
wieder hat es Bestrebungen gegeben, diese<br />
Situation zu ändern – zum Beispiel die Bibliothek<br />
Stadtbücherei Kolbermoor – Kenndaten<br />
Einwohner 19.118<br />
Landkreis Rosenheim<br />
Zentralität Unterzentrum<br />
Bauherr Stadt Kolbermoor<br />
Bauzeit Juni 2011 – Dezember 2012<br />
Bauplanung Behnisch Architekten München<br />
Baukosten ca. 1,5 Mio. Euro<br />
Unterbringung/<br />
Gebäude<br />
Gebäudegliederung<br />
Neubau, angegliedert an das Rathaus und<br />
die Volkshochschule<br />
einstöckiges Gebäude, ebenerdig,<br />
Gefälle durch Rampe ausgeglichen<br />
Nutzfläche 400 m²<br />
Medienbestand 12.000, Zielbestand: 20.000<br />
Technische<br />
Ausstattung<br />
Einrichtung<br />
Öffnungszeiten<br />
Leitung<br />
Personal<br />
EDV-System: WINBIAP.net, RFID mit je<br />
1 Selbstbuchungsgerät für die Ausleihe<br />
und die Rückgabe (Bibliotheca),<br />
2 öffentliche Internet-PCs<br />
Regalsystem R.1 in RAL weiß 9016 von ekz<br />
Di: 10.00 – 13.00 Uhr<br />
Mi-Fr: 14.00 – 18.30 Uhr<br />
jeden 1. Sa. im Monat 10.00 – 13.00 Uhr<br />
Diplom-Bibliothekarin Carola Kahlich<br />
1,56 Stellen (davon 0,67 Dipl.-Bibl.)<br />
Kontakt Rathausplatz 1<br />
83059 Kolbermoor<br />
Tel. 08031-2968 280<br />
stadtbuecherei@kolbermoor.de<br />
www.stadtbuecherei-kolbermoor.de<br />
in den heute florierenden Komplex der Alten Spinnerei<br />
zu integrieren. Mit Kolbermoor gibt es nun<br />
in kleinem <strong>Um</strong>kreis drei neue Bibliotheken: Die<br />
Stadtbibliothek Rosenheim wurde 1996 neu eröffnet<br />
und 2009 erweitert. Bad Aibling hat – ebenso<br />
im Zusammenhang mit einem neuen Rathaus<br />
– Ende 2012 eine neue Bibliothek bekommen.<br />
Wie es der Zufall wollte, wurden beide Neubauten,<br />
Kolbermoor und Bad Aibling, vom Architekturbüro<br />
Behnisch in München konzipiert.<br />
Kolbermoor besitzt nun mit der Alten Spinnerei<br />
und dem neuen Rathaus mit Bibliothek und Volkshochschule<br />
zwei Ortsschwerpunkte.<br />
Die Autorin<br />
Ute Palmer-Horn<br />
ist Leiterin der<br />
Fachstelle München<br />
der Landesfachstelle<br />
für das<br />
öffentliche Bibliothekswesen.<br />
303<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Kinder- und Jugendbibliotheken<br />
304<br />
Dass Bibliotheken für Kinder und Jugendliche<br />
getrennte Räumlichkeiten anbieten sollten, dass<br />
Bibliotheksräume speziell für Jugendliche ansprechend<br />
und individuell gestaltet sein sollten (also anders<br />
als der Rest der Bibliothek), schließlich dass<br />
Angebote für Freizeit und Schule getrennt sein<br />
sollten – all das hat sich unter Bibliotheksfachleuten<br />
längst herumgesprochen. In Neubauten und in<br />
Bibliotheken mit ausreichenden Platzreserven sind<br />
solche konzeptionellen Ideen relativ einfach umzusetzen,<br />
doch was tut man in einer bestehenden<br />
Bücherei in einem denkmalgeschützten Gebäude<br />
mit beengtem und begrenztem Raumangebot?<br />
Bei knapp 280.000 Besuchern und über<br />
600.000 Primärentleihungen (Daten 2012) auf<br />
1.316 m² bleibt in der Zentralbücherei am Haidplatz<br />
in Regensburg wenig Spielraum. Trotzdem<br />
entschloss man sich im Sommer 2012, eine eigene<br />
Jugendabteilung einzurichten, und ein kreatives<br />
und hochmotiviertes Team machte sich an die<br />
Arbeit. Die erste Fragestellung war ganz eindeutig:<br />
Wo und wie kann man Platz schaffen?<br />
Klein (aber fein)<br />
und sehr<br />
individuell<br />
Neuer Jugendbereich der Stadtbücherei Regensburg<br />
Von Elisabeth Mair-Gummermann und Sarah Weber<br />
Nach reifl ichen Überlegungen wurde im 2. Obergeschoss,<br />
weit weg von der Kinderabteilung, eine<br />
Fläche von ca. 60 m² freigeräumt. um Platz für die<br />
bisher dort untergebrachten Medien zu schaffen,<br />
wurden in verschiedenen Bereichen der gesamten<br />
Bücherei einzelne Regale neu und zum Teil komprimierter<br />
aufgestellt, große Bestandsbereiche<br />
wurden gerückt und der Präsenzbestand wurde<br />
drastisch verkleinert. Außerdem wurde ein Büro<br />
zum Bibliotheksraum umfunktioniert. Ein Roll-up<br />
mit Baustellenschild und dem Hinweis „Hier bauen<br />
wir eure neue Jugendbücherei“ erklärte die Veränderungen<br />
und weckte die Neugierde der Besucher.<br />
Parallel dazu verlief die inhaltliche Diskussion<br />
und Konzeption: Welche Bücher und Medien passen<br />
in den Jugendbereich, welche nicht? Wie soll<br />
aufgestellt werden? Welche Möblierung ist sinnvoll<br />
und vor allem auch den vorgegebenen Räumlichkeiten<br />
angemessen? Welche Ausstattung und<br />
welches Motto sprechen die Zielgruppe an? Welche<br />
zusätzlichen z. B. multimedialen Angebote<br />
sind realisierbar?<br />
Das Buch- und Medienangebot, aber auch die<br />
Möblierung sind ganz klar auf Freizeit ausgerichtet.<br />
Die neue Jugendbücherei beherbergt das<br />
komplette Medienangebot, das Jugendliche in der<br />
Freizeit nutzen: natürlich (Jugend-)Romane, aufgestellt<br />
nach Interessenkreisen, die speziell<br />
für Jugendliteratur entwickelt wurden<br />
wie Fantasy, Romantasy, Sci-Fi, Horror,<br />
„Leben eben“, Liebe, Brennpunkt,<br />
Geschichte usw.; dazu Mangas und<br />
Animes, Zeitschriften, Hörbücher<br />
und aktuelle Popmusik-CDs,<br />
Spielfi lme und Serien auf DVD<br />
sowie Konsolenspiele für Playstation,<br />
DS und Wii.<br />
Die Möblierung sollte möglichst<br />
fl exibel sein, ansprechendes<br />
Ambiente und hohe Funktionalität<br />
verbinden und schließlich<br />
nicht komplett „von der Stange“<br />
sein. Als Konsequenz sind alle<br />
Regale fahrbar, um bei Veranstaltungen<br />
oder Gruppenbesuchen<br />
möglichst fl exibel agieren<br />
zu können, und mit veränderbaren<br />
Schrägböden zur Präsentation ausgestattet.<br />
Ein breites Sofa mit hohen<br />
Seitenlehnen lädt zum Chillen und sich<br />
Zurückziehen ein, zum unterhalten mit<br />
Freunden oder auch zum entspannten<br />
Lesen. Auf einem Spiele-PC kann man<br />
Klassiker aufl eben lassen und Novitäten<br />
ausprobieren, z. B. die preisgekrönten<br />
TOMMI-Spiele. Highlight und<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Kinder- und Jugendbibliotheken<br />
Blick in den Jugendbereich<br />
mit Hör-Bar und Sitzwürfel<br />
Leuchtwürfel, die gleichzeitig als Sitzhocker<br />
dienen. Sie strahlen in verschiedenen<br />
Farben und sind mit den<br />
Silhouetten von Metropolen beklebt:<br />
London, Paris, New York, Sydney –<br />
und Regensburg.<br />
Fotos: Stadt Regensburg<br />
Oberbürgermeister Hans Schaidinger (Mitte) eröffnet mit<br />
Elisabeth Mair-Gummermann (vorne rechts) die neue<br />
Jugendbücherei, links: Dr. Hermann Hage, Leiter Amt für<br />
Weiterbildung der Stadt Regensburg<br />
zentrales Einrichtungsstück des gesamten Bereichs<br />
ist die Hör-Bar: An einer hohen Bar-Theke,<br />
maßangefertigt aus schwarz lackiertem Holz mit<br />
Elementen aus Riffelblech, kann man auf Barhockern<br />
sitzen und an drei CD-Playern Musik oder<br />
Hörspiele anhören. Im Korpus der Theke sind rot<br />
ausgekleidete Schübe untergebracht, in denen die<br />
AV-Medien untergebracht sind.<br />
Zum Charme der neuen Jugendbücherei trägt<br />
auch die Dekoration unter dem Motto „Weltmetropolen“<br />
bei. Neben Deko-Elementen und Foto-Bildern<br />
zeigen mehrere Uhren verschiedene<br />
Zeitzonen an. Einen besonderen Akzent setzen<br />
Ebenfalls im 2. Obergeschoss, in der<br />
Nähe der neuen Jugendbücherei, aber<br />
doch räumlich klar separiert, befindet<br />
sich der Bereich „Lernen und Schule“.<br />
Hier sind Lern- und Schulmaterialien<br />
nach Fächern zusammengestellt und<br />
Arbeitsplätze stehen zur Verfügung.<br />
Lernen und Freizeit – beides lässt sich<br />
also ohne große <strong>Um</strong>wege miteinander<br />
verbinden.<br />
Eröffnet wurde die neue Jugendbücherei<br />
am 15. Mai 2013 durch den Regensburger<br />
Oberbürgermeister Hans<br />
Schaidinger. <strong>Um</strong> das neue Angebot<br />
möglichst schnell bekanntzumachen,<br />
wurden in Schulen, Geschäften und<br />
natürlich in der Bücherei Info-Postkarten<br />
ausgelegt und verteilt. Außerdem<br />
fanden in den folgenden Wochen<br />
verschiedene Veranstaltungen speziell<br />
für Jugendliche statt. Neben einem Kicker-Turnier<br />
mit Starbesuch vom SSV<br />
Jahn gab es einen Kreativnachmittag<br />
zum Anfertigen von Filzbuchhüllen, einen<br />
Konsolenspiele-Nachmittag und<br />
einen Manga-Zeichnen-Workshop.<br />
An der <strong>Um</strong>frage nach dem Namen<br />
haben sich über 150 Jugendliche beteiligt<br />
(auf Papier und auf Facebook), fast<br />
die Hälfte stimmte für den Namen „Area<br />
5.2“ - in Anlehnung an die berühmte<br />
„Area 51“ in Kombination mit der Systematikgruppe<br />
5.2. Sehr erfreulich sind bisher die Rückmeldungen:<br />
Das Sofa ist immer besetzt, die Hör-Bar wird rege<br />
von Jugendlichen genutzt, auch erwachsene Kunden<br />
äußern sich sehr positiv. Die Grundidee, dass<br />
sich die Jugendlichen in Ihren Bereich zurückziehen<br />
und ungestört sein können, scheint den Nerv getroffen<br />
zu haben. Auch die Kolleginnen und Kollegen<br />
im Haus, die nicht direkt an der Planung beteiligt<br />
waren, waren vom Ergebnis überrascht und<br />
identifizieren sich mit „ihrer“ neuen Jugendbücherei.<br />
Fotos findet man auf https://de-de.facebook.<br />
com/www.stadtbuecherei.regensburg.de, wo zwischen<br />
26. März und 22. Mai, dazu am 6. Juni einige<br />
Fotostrecken gepostet wurden, die die <strong>Um</strong>räumund<br />
Aufbauarbeiten zeigen und Eindrücke von den<br />
Veranstaltungen vermitteln.<br />
Die Autorinnen<br />
Elisabeth Mair-<br />
Gummermann ist<br />
Leiterin der Stadtbücherei<br />
Regensburg.<br />
Sarah Weber ist<br />
stellvertretende<br />
Leiterin der Stadtbücherei<br />
Regensburg<br />
und leitet<br />
den Kinder- und<br />
Jugendbereich.<br />
305<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Lese- und Literaturförderung<br />
Gruppenbild der Preisträger<br />
306<br />
Fünf Bibliotheken im Freistaat wurden<br />
für ihre besonderen Leistungen im<br />
Bereich der Leseförderung vom Kultusstaatssekretär<br />
und Vorsitzenden<br />
des Bayerischen Bibliotheksverbands<br />
e. V. (BBV), Bernd Sibler, und dem<br />
neuen Vorstandsvorsitzenden der <strong>Bayern</strong>werk<br />
AG (vormals: E.ON <strong>Bayern</strong>),<br />
Reimund Gotzel, mit dieser Auszeichnung<br />
gewürdigt. Die fünf Preisträger<br />
erhielten jeweils eine urkunde sowie<br />
einen Gutschein im Wert von je 5.000 Euro für die<br />
Neubeschaffung von Büchern und kindgerechten<br />
Medien.<br />
Die Gewinner aus den kommunalen öffentlichen<br />
Bibliotheken sind die Stadtbibliothek Alzenau<br />
(unterfranken), die Stadtbücherei Neustadt<br />
bei Coburg (Oberfranken) und die Stadtbibliothek<br />
Schwandorf (Oberpfalz). Außerdem wurden mit<br />
der Gemeindebücherei Horgau (Schwaben) und<br />
der Stadtbücherei Pfarrkirchen (Niederbayern)<br />
zwei kirchliche öffentliche Büchereien ausgezeichnet.<br />
Kultusstaatssekretär Bernd Sibler bedankte<br />
sich für das Engagement des <strong>Bayern</strong>werks und<br />
betonte, dass die Bedeutuung der Leseförderung<br />
nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Es<br />
sei wichtig, über den schulischen Kontext hinaus<br />
vielfältige Leseanreize zuschaffen und die Freude<br />
am Lesen in der gesamten gesellschaftlichen<br />
Breite fördern. „unsere modernen Bibliotheken mit<br />
ihrem vielfältigen und ansprechenden Angebot an<br />
Büchern, Zeitschriften und digitalen Medien sind<br />
Kinderbibliothekspreis 2013<br />
Im Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater verlieh das<br />
Energieunternehmen <strong>Bayern</strong>werk zum siebten Mal<br />
den Kinderbibliothekspreis.<br />
hierbei bedeutende Leuchttürme in der bunten<br />
bayerischen Bildungslandschaft.“<br />
Laut Reimund Gotzel bilden Büchereien und<br />
Bibliotheken eine wichtige Infrastruktur, die aber<br />
auch mit Leben erfüllt werden müsse. Auch nach<br />
dem Namenswechsel wolle das Energieunternehmen<br />
Verantwortung für gesellschaftlich bedeutende<br />
Themen übernehmen und die Förderprojekte<br />
in Kooperation mit Partnern fortführen. Gerade die<br />
Vergabe des Kinderbibliothekspreises zeige auf,<br />
dass das Engagement für die Leseförderung fortgesetzt<br />
werde.<br />
Im Rahmenprogramm zeigten Schauspieler des<br />
E.T.A.-Hoffmann-Theaters, wie der Freizeitspaß<br />
von Kindern mit übervollem Terminkalender in<br />
Freizeitstress und Überforderung oder sogar<br />
Überförderung durch bildungsbefl issene Eltern<br />
umschlagen kann. Literarischer Höhepunkt war<br />
die Lyrikerin Nora Gomringer, deren Rezitation<br />
mit Kindergedichten von Joachim Ringelnatz eindrucksvoll<br />
über Videoprojektionen visualisiert<br />
wurde. unter dem Motto des<br />
Kinderbibliothekspreises „Bibliotheken<br />
fördern Lesen – wir fördern Bibliotheken“<br />
unterstützt <strong>Bayern</strong>werk AG auch<br />
in diesem Jahr 50 weitere Büchereien<br />
und Bibliotheken mit den sogenannten<br />
Lesezeichen, die mit jeweils 1.000<br />
Euro dotiert sind. Diese Auszeichnung<br />
ist ebenfalls zweckgebunden und dient<br />
dem Kauf neuer Bücher und Medien.<br />
Die Auswahl aller Gewinner erfolgte<br />
in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek/Landesfachstelle<br />
für das öffentliche Bibliothekswesen<br />
und dem Sankt Michaelsbund.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Lese- und Literaturförderung<br />
DIE PREISTRÄGER<br />
(Kommunale öffentliche Bibliotheken)<br />
Zusammenstellung: Landesfachstelle<br />
Alzenau<br />
(Unterfranken, 18.600 Einwohner)<br />
Die Stadtbibliothek (Leitung: Dipl.-Bibl. Manfred<br />
Fuchs) erzielt seit Jahren vordere Plätze im<br />
Bibliotheksindex (BIX). Im 1986 neu erbauten<br />
Gebäude hält sie auf 1.750 m² über 46.250 Medien<br />
bereit und erzielte damit 2012 einen Gesamtumsatz<br />
von 4,33 ( Kinder- und Jugendliteratur<br />
knapp 5).<br />
Neustadt bei Coburg<br />
(Oberfranken, 15.300 Einwohner)<br />
Die Stadtbücherei (Leitung: Dipl.-Bibl. Brigitte<br />
Rößler-Reuß) befindet sich in zentraler Lage im Rathausgebäude.<br />
Kinder- und Jugendbücher nehmen<br />
ein gutes Viertel des Gesamtbestands (24.000 Medien)<br />
ein. Der Anteil der Kinder an den Benutzern<br />
liegt bei 35 Prozent. Autorenlesungen, Vorlese- und<br />
Bastelstunden, Bilderbuchkino und andere Aktionen<br />
sind fester Bestandteil im Angebot der Stadtbücherei,<br />
ebenso wie Führungen für Schulen und<br />
Kindergärten (außerhalb der Öffnungszeiten) sowie<br />
Bücherkoffer zur Ausleihe für Institutionen. Im Jahr<br />
2012 fanden insgesamt 73 Veranstaltungen in der<br />
Bibliothek statt, davon 42 Aktionen für<br />
Kinder und Jugendliche. Darunter waren<br />
13 Bibliotheksführungen für Schulklassen<br />
und Vorschulgruppen, neun<br />
Lesungen englischer Kinderbücher für<br />
Dritt- und Viertklässler durch eine Muttersprachlerin<br />
sowie 27 Vorlese- und<br />
Bastelstunden für 4- bis 8-Jährige.<br />
Hervorzuheben ist die Kooperation mit<br />
dem lokalen Lions Club Coburg Veste:<br />
unter dem Namen „Lesipold“ sucht der<br />
Unterstützungsclub Lesepaten für die<br />
Bibliothek und ist selbst aktiv mit dabei.<br />
Preisverleihung an<br />
die Stadtbibliothek<br />
Schwandorf. Von<br />
links: Ulrike Roidl, 2.<br />
Bürgermeisterin der<br />
Stadt Schwandorf,<br />
Bibliotheksleiter<br />
Alfred Wolfsteiner,<br />
Moderator Thomas<br />
Ohrner<br />
Im letzten Jahr wurden rund 90 Veranstaltungen<br />
organisiert, davon ca. 40 für Kinder und Jugendliche.<br />
Gemeinsam mit dem Landratsamt Aschaffenburg<br />
wird alljährlich in den Herbstferien ein Spielevormittag<br />
für Groß und Klein veranstaltet. 2013<br />
stand eine Woche in den Osterferien ganz im Zeichen<br />
der Märchen der Brüder Grimm mit Basteln,<br />
Märchenquiz, Vorlesestunden, Filmvorführungen<br />
und Bilderbuchkino. Die Angebote für Kindergärten<br />
und Schulen beginnen bei der frühkindlichen<br />
Leseförderung und umfassen Klassensätze, Themen-<br />
und Medienkisten sowie Führungen für jedes<br />
Alter und jeden Schultyp. Die Stadtbibliothek ist<br />
Kooperationspartner des Landratsamts Aschaffenburg<br />
in der Lese- und Familienförderung und<br />
übernimmt z. B. die Ausbildung und Vermittlung<br />
von Lesepatinnen, die in Kindergärten, Krankenhäusern<br />
und Pflegeheimen ehrenamtlich vorlesen.<br />
Schwandorf<br />
(Oberpfalz, 28.200 Einwohner)<br />
Die Stadtbibliothek Schwandorf (Leitung:<br />
Dipl.-Bibl. Alfred Wolfsteiner) ist<br />
seit 1976/77 im Gebäude der früheren Oberrealschule<br />
mit einem Bestand von ca. 70.000 Medieneinheiten<br />
auf 550 m² untergebracht. Mit über<br />
40 Öffnungsstunden pro Woche nimmt sie einen<br />
Spitzenplatz in <strong>Bayern</strong> ein. Auch der Medienetat<br />
ist in den letzten Jahren konsequent angestiegen<br />
und lag zuletzt bei 3,28 Euro pro Einwohner. Fast<br />
ein Viertel des Gesamtbestandes sind Kinderund<br />
Jugendmedien (<strong>Um</strong>satz: 4,5) und auch der<br />
Bestand an AV- Medien wird ständig ausgebaut.<br />
Kindern und Jugendlichen steht ein vielfältiges Angebot<br />
an aktuellen Kinderfilmen, Hörbüchern und<br />
Lernsoftware zur Verfügung. Die Bibliothek ist sehr<br />
aktiv im Bereich Leseförderung und Zusammenarbeit<br />
mit den örtlichen Schulen, mit denen Kooperationsveträge<br />
geschlossen wurden. Jährlich<br />
bietet die Stadtbibliothek über 30 Veranstaltungen<br />
wie Kindertheater, Führungen, Vorlesestunden,<br />
Vorlesewettbewerb und Autorenlesungen an. Hervorzuheben<br />
ist das Angebot an Klassensätzen mit<br />
über 60 Titeln. Derzeit befindet sich ein Lernzentrum<br />
im Aufbau.<br />
Text und Bilder<br />
Unternehmenskommunikation<br />
der<br />
<strong>Bayern</strong>werk AG<br />
307<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Lese- und Literaturförderung<br />
Kultusstaatssekretär<br />
Bernd Sibler<br />
mit den Book-Slam-<br />
Gewinnern<br />
Der Sommerferien-Leseclub (SFLC)<br />
2013 war erstmals mit einer besonderen<br />
Aktion verbunden, die vor allem fußballbegeisterte<br />
Jungen und Mädchen<br />
der Jahrgangsstufen 5 bis 7 ansprechen<br />
soll. Das Leseförderungsprojekt<br />
Lese-Kick wird 2014 in ganz <strong>Bayern</strong><br />
stattfi nden und startet testweise schon<br />
dieses Jahr im Deggendorfer Raum.<br />
308<br />
DIE AuToRIN<br />
Tamara Kucana ist<br />
Mitarbeiterin der<br />
Außenstelle<br />
Regensburg der<br />
Landesfachstelle<br />
für das öffentliche<br />
Bibliothekswesen.<br />
Bereits im Vorfeld der Eröffnungsfeier erhielten<br />
Schulklassen im Einzugsgebiet der Stadtbibliothek<br />
Deggendorf attraktive Medienkisten zum Thema<br />
Fußball und zur Fußball-WM 2014 in Brasilien.<br />
Nach Auswahl eines Lieblingstitels sollten sich<br />
die acht teilnehmenden Schulklassen darauf vorbereiten,<br />
das jeweilige Buch in einem Book-Slam<br />
möglichst kreativ vorzustellen und zu präsentieren.<br />
Im Anschluss an die kurzen Grußworte von Hermann<br />
Ruch (Staatsinstitut für Schulqualität und<br />
Bildungsforschung) und von Kultusstaatssekretär<br />
Bernd Sibler, zugleich Vorsitzender des Bayerischen<br />
Bibliotheksverbands e. V. (BBV), erläuterte<br />
Norbert Hellinger (kommissarischer Leiter der<br />
BSB/Landesfachstelle, Außenstelle Nürnberg und<br />
Koordinator des SFLC) die Details.<br />
Anschließend folgte die Aufführung der Book-<br />
Slams. Die Schülerinnen und Schüler waren, dem<br />
Motto entsprechend, überwiegend in Fußballdress<br />
und Fußballschuhen gekleidet, um ihre Vorstellungen<br />
möglichst realitätsnah an den Mann oder die<br />
Frau zu bringen. Bei den Präsentationen zeigten<br />
Startschuss für den „Lese-Kick“<br />
Am 15. Juli 2013 fand in der Stadtbibliothek Deggendorf<br />
(Niederbayern) eine gelungene Auftaktveranstaltung<br />
zum bayernweiten Sommerferien-Leseclub<br />
statt.<br />
Von Tamara Kucana<br />
die Schüler ausgesprochenen Erfi ndungsreichtum,<br />
die Spannbreite reichte vom Nachspielen<br />
einer ausgewählten Szene über Bildergeschichten<br />
bis hin zu völlig freien Interpretationen.<br />
Die Jury zur Auswahl der Gewinner setzte sich<br />
zusammen aus Dr. Rolf Griebel, Generaldirektor<br />
der Bayerischen Staatsbibliothek, Bernd Sibler,<br />
Mirjam Liebel (Schulbibliotheksberaterin bei der<br />
Landesfachstelle Nürnberg), dem 3. Bürgermeister<br />
der Stadt Deggendorf, Hermann Wellner, sowie<br />
dem letztjährigen Gewinner des Sommerferien-Leseclubs.<br />
Die Juroren vergaben nach jeder<br />
Präsentation mit Nummernkarten Punkte von 1<br />
bis 10. Dabei berücksichtigten sie auch das Publikum,<br />
das sein Votum, wie beim Poetry Slam<br />
üblich, über die Lautstärke des gespendeten Applauses<br />
abgab. Es war nicht leicht, aus der Vielfalt<br />
der Book-Slams die Favoriten zu küren: Die Mittelschule<br />
Metten bekam für die Vorstellung des „Großen<br />
Buchs vom Frauenfußball“ 45 von 50 möglichen<br />
Punkten, die Klasse 5c der Mittelschule St.<br />
Martin folgte mit 41 Punkten, und knapp dahinter<br />
wurde die Klasse 6d vom Comenius<br />
Gymnasium Dritter. Alle acht Klassen<br />
wurden am Ende mit einem bunten<br />
Fußball belohnt und jeder Schüler durfte<br />
sich anschließend noch ein Buch<br />
zum Thema Fußball aussuchen.<br />
Nach den Präsentationen fand im<br />
Foyer der Stadtbibliothek das Torwandschießen<br />
der Sieger mit Staatssekretär<br />
Bernd Sibler statt. Auch Dr.<br />
Rolf Griebel ließ es sich nicht nehmen,<br />
auf die Torwand zu zielen, und schoss<br />
auf Anhieb zwei Tore.<br />
FOTO: LANDESFACHSTELLE<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Lese- und Literaturförderung<br />
sprach mit „Biggis No. 1“ Jugendliche an. Mit sehr<br />
direkten Worten konfrontierte er sie mit den Themen<br />
Liebe, Sex und Aids. Dazu gehört auch, dass<br />
er von seinen Recherchearbeiten unter Jugendlichen<br />
mit HIV-Infektion erzählt.<br />
Bereits zum achten Mal fand vom 15. bis 26.<br />
April 2013 in Fürth, wie immer rund um den Welttag<br />
des Buches, der „Lesefrühling“ statt. Es handelt<br />
sich dabei um eine Kooperation der Volksbücherei<br />
Fürth und des Jugendamts Fürth. Von<br />
Grund-, Haupt- Förder- und Realschulen, Gymnasien<br />
bis hin zu Berufsschulen sind alle Schultypen<br />
beim Lesefrühling vertreten. Das erschwert<br />
die Auswahl der Autoren natürlich erheblich<br />
und zieht einen beträchtlichen<br />
Organisationsaufwand mit sich.<br />
Ebenfalls an Jugendliche richtete sich Christiane<br />
Biernath mit „Leben auf Sparflamme“, einem Roman<br />
über Armut und Hartz VI, und „Nicht mit mir“<br />
in dem es um Mobbing und Courage geht.<br />
Stephan Bach las aus dem „magischen Baumhaus“<br />
vor. Mit seiner passenden Verkleidung hatte<br />
er die Kinder aus den ersten und zweiten Klassen<br />
Das diesjährige<br />
Plakat des Fürther<br />
Lesefrühlings<br />
In einer Bücherei, die mit 6,35 Mitarbeiterstunden<br />
je Öffnungsstunde<br />
personell unterdurchschnittlich besetzt<br />
ist, fordert dies den Kollegen auch ein<br />
persönliches Engagement ab. Es sind<br />
vor allem die positiven Reaktionen des<br />
Publikums, die immer wieder motivieren,<br />
dieses besondere Projekt auch in<br />
Zukunft anzubieten.<br />
Vielseitige Autoren<br />
Erfreulicherweise gelang es auch dieses<br />
Jahr wieder, Autoren mit einem<br />
breiten Spektrum an Lesungen zu gewinnen.<br />
Jürgen Banscherus, der auch das<br />
Buch zum Welttag des Buches 2013<br />
„Emil Flinkefinger“ geschrieben hat,<br />
hatte gleich fünf Bücher im Gepäck.<br />
Darunter „Asphaltroulette“ und „Davids<br />
Versprechen“, die mit Themen wie illegale<br />
Autorennen und häuslicher Gewalt<br />
zielgerichtet ältere Schüler ansprachen.<br />
Marathonlesen<br />
beim 8. Fürther Lesefrühling<br />
Fotos: Volksbücherei Fürth<br />
Michael Borlik fesselte mit seinen<br />
Büchern „Codewort Risiko: Erwachen<br />
des Feuerbergs“ und „Codewort Risiko:<br />
Die Nacht der Vampire“ zahlreiche<br />
Schüler der dritten und vierten Klassen.<br />
Die Mischung aus Wissen und Rätselgeschichten<br />
zum Mitraten macht diese<br />
Bücher so besonders.<br />
Volkmar Röhrig hatte „Delfin-, Abenteuer-<br />
und Baumhausgeschichten“ für<br />
die jüngeren Zuhörer mitgebracht und<br />
Rund 4.200 Kinder und Jugendliche nahmen beim<br />
Fürther Lesefrühling teil und konnten bei<br />
75 spannenden Lesungen mit sechs Autoren auf<br />
Tuchfühlung gehen.<br />
Von Christina Röschlein<br />
309<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Forum Lese- und Literaturförderung<br />
DIE AuToRIN<br />
Christina Röschlein<br />
ist Leiterin der<br />
Städtischen Volksbücherei<br />
Fürth.<br />
vom ersten Moment an gefesselt. Dass sie selbst<br />
noch die passenden Geräusche zu dieser sehr interaktiven<br />
Lesung beitragen konnten, machte diese<br />
besondere unterrichtsstunde für die Schüler zu<br />
einem Höhepunkt.<br />
Außerdem dabei war Vroni Priesner, die mit den<br />
Wortspielen aus „Kauderwelsch und Kuddelmuddel“<br />
die ersten und zweiten Klassen zum Lachen<br />
brachte.<br />
Einbettung in den unterricht<br />
Die Lehrer sind angehalten, ihre Schüler bereits im<br />
Vorfeld mit den Autoren, ihren Büchern und den<br />
behandelten Themen bekannt zu machen und<br />
auch nach der Lesung Gelegenheit für ein Feedback<br />
und eine Auseinandersetzung mit dem Gehörten<br />
zu bieten. Zur Vorbereitung gehört auch,<br />
dass seit einigen Jahren zwei der beteiligten Klassen<br />
Schaufenster in der Fürther Buchhandlung<br />
Edelmann für den Lesefrühling dekorieren.<br />
Kleine Hindernisse<br />
Die Ausgaben für den Lesefrühling belaufen<br />
sich auf ca. 15.000 Euro. Da dieser<br />
Betrag nicht aus dem Budget der<br />
Bücherei gedeckt werden kann, werden<br />
die Schüler um einen kleinen unkostenbeitrag<br />
von drei Euro gebeten.<br />
An einigen Schulen wurden die Eintrittsgelder<br />
vom Förderverein übernommen<br />
oder bezuschusst. Dank der zusätzlichen<br />
unterstützung durch Sponsoren konnten die<br />
Ausgaben zu einem großen Teil gedeckt werden.<br />
Mit Sponsorengeldern wurden auch einige Klassensätze<br />
der gelesenen Bücher angeschafft.<br />
Resonanz<br />
Die teilnehmenden Schüler profi tieren deutlich davon,<br />
einen Autor einmal „live“ erleben zu können.<br />
Vor allem aber steigern die Veranstaltungen die<br />
Lust am Selberlesen: Auch in diesem Jahr konnte<br />
die Volksbücherei die passenden Bücher zu den<br />
Lesungen gar nicht hoch genug staffeln, um alle<br />
Nachfragen abzudecken. Die Kooperation mit den<br />
Schulen wird über den Lesefrühling intensiviert<br />
und ruft so die Bibliothek als wichtigen Bildungspartner<br />
vor Ort ins Gedächtnis. Bewährt hat sich<br />
zudem die nachträgliche Evaluation im Kreis der<br />
betreuenden Lehrer. Der 8. Lesefrühling war ein<br />
voller Erfolg und so kann auch der nächste Lesefrühling,<br />
der zeitgleich mit der Criminale 2014 in<br />
Nürnberg und Fürth stattfi nden wird, in die erste<br />
Planungsphase gehen.<br />
Schüler auf der<br />
Reise zum magischen<br />
Baumhaus<br />
Die Autoren lassen sich im Rahmen<br />
des Lesefrühlings auf ein sehr straffes<br />
Programm an Lesungen ein. Es ist uns<br />
daher sehr wichtig, ihnen ein möglichst<br />
angenehmes umfeld zu schaffen.<br />
Dazu gehören auch detailliert ausgearbeitete<br />
Fahrpläne, die einen reibungslosen<br />
Tagesablauf ermöglichen. Aber<br />
selbst bei der besten Vorbereitung gibt<br />
es einige umstände, die außerhalb des<br />
Planbaren liegen. Denn selbst einen<br />
versierten Autor kann man noch kurz<br />
aus der Fassung bringen, wenn eine<br />
Reinigungskraft mitten in der Lesung<br />
unbedingt die Aula putzen möchte.<br />
Finanzierung<br />
310<br />
Diese Schüler wurden sofort<br />
zum Lesen angesteckt.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Personalia<br />
Foto: BSB<br />
Am 1. April 2013 ist Generaldirektor a. D. Dr.<br />
Fridolin Dreßler in München verstorben. Fridolin<br />
Dreßler, 1921 in Bamberg geboren, legte 1939<br />
am dortigen Neuen Gymnasium sein Abitur ab.<br />
Erst nach sechsjährigem Kriegsdienst konnte er<br />
1946 in Bamberg an der Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule das Studium der<br />
Fächer Geschichte, Deutsch und Latein<br />
aufnehmen. Nach dem Staatsexamen<br />
für das Höhere Lehramt an der<br />
Universität Würzburg im Jahr 1949<br />
absolvierte er in den Jahren 1950 bis<br />
1952 die Ausbildung für den Höheren<br />
Bibliotheksdienst. Dies entsprach einer<br />
seit langem gehegten Neigung. In<br />
der Rede zu seiner Verabschiedung in<br />
den Ruhestand 1986 schildert Dreßler<br />
die Begegnung mit den barocken<br />
Büchersälen von Metten bis Göttweig<br />
anlässlich einer Wanderfahrt an der<br />
Donau im Jahr 1938 als nachhaltiges<br />
Bibliothekserlebnis. 1951 – ein Jahr<br />
vor dem Assessorexamen – hatte er<br />
an der Universität Würzburg mit einer<br />
Arbeit über „Petrus Damiani“ promoviert.<br />
Nach einer zweijährigen Tätigkeit<br />
an der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
kehrte er 1954 als Bibliotheksrat<br />
in seine Vaterstadt Bamberg zurück.<br />
Bis 1967 sollte die Staatsbibliothek<br />
Bamberg seine Wirkungsstätte sein,<br />
deren Leitung er in der Nachfolge von<br />
Dr. Fauser 1958 übernahm.<br />
In der Ära Dreßler vollzog sich die<br />
lange diskutierte Verlegung der Bibliothek<br />
aus den beengten Räumlichkeiten<br />
der Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule in der Jesuitenstraße in<br />
die Neue Residenz auf dem Domberg.<br />
Damit eröffnete er der traditionsreichen<br />
Institution völlig neue Entwicklungsmöglichkeiten<br />
hin zu ihrem Status als<br />
renommierte Forschungsbibliothek.<br />
Es war Dr. Dreßler, unter dessen<br />
Ägide der Ankauf wertvoller Handschriften<br />
gelang, ein besonderes Anliegen,<br />
die Schätze des Hauses zu<br />
erschließen und der Öffentlichkeit in attraktiven<br />
Ausstellungen zu präsentieren. So hat er das kulturelle<br />
Leben Bambergs als Leiter der Staatsbibliothek<br />
entscheidend mitgestaltet – nicht zuletzt<br />
durch enge Kooperation und Vernetzung mit den<br />
Kulturinstitutionen der Stadt.<br />
Nachruf Dr. Fridolin Dreßler<br />
Von Rolf Griebel<br />
311<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Personalia<br />
312<br />
Der Autor<br />
Dr. Rolf Griebel ist<br />
Generaldirektor der<br />
Bayerischen<br />
Staatsbibliothek.<br />
1967 wurde Dr. Dreßler zum Leiter der Handschriften-<br />
und Inkunabelsammlung der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek ernannt, eine Berufung,<br />
in der sich die Anerkennung des ausgewiesenen<br />
Handschriften-Experten ausdrückte.<br />
Zwei Jahre nachdem die Generaldirektion der<br />
Bayerischen Staatlichen Bibliotheken im Rang einer<br />
Mittelbehörde eingerichtet worden war, wurde<br />
Dr. Dreßler 1972 als Generaldirektor an die Spitze<br />
der Fachbehörde für das Bibliothekswesen im<br />
Freistaat berufen. Von 1972 bis zu seiner Ruhestandsversetzung<br />
im Jahr 1986 prägte er das bayerische<br />
Bibliothekswesen.<br />
Dr. Dreßler übernahm die Leitung der staatlichen<br />
Bibliotheksverwaltung in einer Phase des<br />
<strong>Um</strong>bruchs vom klassischen konventionellen zum<br />
automatisierten Bibliothekswesen. Es ist ihm,<br />
auch in engem Zusammenwirken mit dem damaligen<br />
Amtschef des Kultusministeriums, Ministerialdirektor<br />
Dr. Karl Böck, gelungen, zum einen die<br />
Kontinuität des bayerischen Bibliothekswesens zu<br />
wahren, d. h. die historisch gewachsene, reiche<br />
und vielfältige „bayerische Bibliothekslandschaft“<br />
strukturell – auch durch den Aufbau der neuen<br />
Hochschulbibliotheken – auszugestalten und zu<br />
festigen, zum anderen die bayerischen Bibliotheken<br />
mit starker Überzeugungs- und Tatkraft, mit<br />
Weitsicht und sicherer, fester Hand in die Zukunft<br />
zu führen.<br />
Dreßlers Gestaltungskraft spiegelte sich in der<br />
konsequent verfolgten Erschließung des wertvollen<br />
alten Buch- und Handschriftenbestandes der<br />
bayerischen Bibliotheken ebenso wider wie in seinem<br />
nachdrücklichen Engagement für den Einsatz<br />
moderner Technologien im Bibliothekswesen. Der<br />
Auf- und Ausbau eines landesweiten EDV-gestützten<br />
Katalogisierungsverbundes stellte im deutschen<br />
Bibliothekswesen der 1970er und 1980er<br />
Jahre eine herausragende Leistung dar. Die von<br />
Dr. Dreßler begründete und herausgegebene Zeitschrift<br />
„<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong>“ dokumentiert die<br />
Bandbreite seiner Aufgaben und Tätigkeiten, aber<br />
auch seine Initiative, seine Weitsicht und seine Zukunftsorientierung.<br />
Ein besonderes Anliegen war Dr. Dreßler stets<br />
der Ausbau der öffentlichen Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen<br />
den Bibliotheken verschiedener Träger. Greifbares<br />
Ergebnis seines Engagements war nicht zuletzt<br />
die Einbeziehung des Bibliothekswesens in das<br />
Landesentwicklungsprogramm. Die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen<br />
und öffentlichen Bibliotheken schlug sich<br />
auch in dem von der Generaldirektion der Bayerischen<br />
Staatlichen Bibliotheken herausgegebenen<br />
„Handbuch der bayerischen Bibliotheken“ nieder.<br />
Aufgrund seiner profunden Fachkenntnisse und<br />
seiner hervorragenden wissenschaftlichen Befähigung<br />
ist Fridolin Dreßler auf nationaler Ebene in<br />
zahlreiche Gremien berufen worden. Die hohe Anerkennung,<br />
die er in der Fachcommunity genoss,<br />
manifestierte sich u. a. in seiner Mitgliedschaft in<br />
Gremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
– so als Vorsitzender des Bibliotheksausschusses<br />
und Mitglied einer Reihe von Unterausschüssen –,<br />
im Fachbeirat des Deutschen Bibliotheksinstitutes<br />
und im Beirat der Deutschen Bibliothek. Es war<br />
Dr. Dreßler – „Föderalist von Amts wegen“ – stetes<br />
Anliegen, das Gewicht und die Rolle des bayerischen<br />
Bibliothekswesens in der Gestaltung der<br />
deutschen Bibliothekspolitik möglichst stark zur<br />
Geltung zu bringen.<br />
Dr. Dreßler, der, wie er bei seiner Verabschiedung<br />
in den Ruhestand rückblickend ausführte,<br />
in seinem Amt „die ideale Einheit von Beruf und<br />
Neigung“ gefunden hat, wurde 1978 mit dem Bayerischen<br />
Verdienstorden, 1985 mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet.<br />
Generaldirektor Dr. Dreßler blieb auch nach seinem<br />
Ausscheiden aus dem aktiven Dienst dem<br />
bayerischen Bibliothekswesen, insbesondere den<br />
bayerischen Bibliotheken, eng verbunden. Der<br />
Verfasser erinnert sich dankbar an die Begegnungen<br />
während der Pensionszeit Dr. Dreßlers, der die<br />
rasante Entwicklung der Bibliotheken während der<br />
letzten zweieinhalb Jahrzehnte höchst interessiert<br />
und überaus aufgeschlossen verfolgte.<br />
Herr Dr. Dreßler hat sich große Verdienste um<br />
das bayerische Bibliothekswesen erworben. Die<br />
Bayerische Staatsbibliothek wird dem Verstorbenen<br />
stets ein ehrendes, dankbares Andenken bewahren.<br />
Hinweis<br />
Werner Taegert: Nachruf auf Generaldirektor<br />
Dr. Dreßler, in: Bericht des Historischen Vereins<br />
Bamberg 149 (2013), S. 10–14<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Termine<br />
Bibliothekarische Fortbildung in Auswahl<br />
Termin Thema Veranstalter Ort Themenkategorie<br />
11.11. 1. Ostbayerischer Bibliothekstag<br />
Gewusst wie – Ideen für die Zukunft<br />
21.11. –<br />
22.11.<br />
21.11. –<br />
22.11.<br />
25.11.<br />
26.11.<br />
25.11. –<br />
26.11.<br />
26.11. –<br />
28.11.<br />
Fit für die FaMI-Ausbildung!<br />
Effektiv recherchieren im Internet<br />
Lebenslange Leselust.<br />
Vorlesen für Senioren<br />
Interkulturelles Kompetenztraining<br />
Erfassen von Zeitschriften und Bestandsdaten<br />
in der ZDB<br />
Landesfachstelle<br />
Regensburg<br />
Bibliotheksakademie<br />
<strong>Bayern</strong><br />
Bibliotheksakademie<br />
<strong>Bayern</strong><br />
Landesfachstelle<br />
München<br />
Landesfachstelle<br />
Nürnberg<br />
Bibliotheksakademie<br />
<strong>Bayern</strong><br />
Bibliotheksakademie<br />
<strong>Bayern</strong><br />
2.12. Projektmanagement mit Web 2.0 Bibliotheksakademie<br />
<strong>Bayern</strong><br />
24.2.<br />
26.2.<br />
2014<br />
Chatten, Facebook & Gratisgames<br />
Neue Herausforderungen für die Kinderbibliothek<br />
Landesfachstelle<br />
Regensburg<br />
Landesfachstelle<br />
Nürnberg<br />
Dingolfi ng<br />
München<br />
München<br />
München<br />
Nürnberg<br />
München<br />
München<br />
München<br />
Regensburg<br />
Nürnberg<br />
Allgemeine bibliothekarische<br />
Veranstaltungen<br />
Allgemeine bibliothekarische<br />
Veranstaltungen<br />
IT & Internet<br />
Bestand: Aufbau, Erschließung<br />
und Erhaltung<br />
Soziale Kompetenz<br />
Bestand: Aufbau, Erschließung<br />
und Erhaltung<br />
Organisation, Benutzung<br />
& Management<br />
IT & Internet<br />
Detaillierte Informationen zu den Veranstaltungen sowie eine aktuelle Übersicht über alle bibliothekarischen<br />
Fortbildungen in <strong>Bayern</strong> finden Sie im Internet unter www.bib-fib.de<br />
Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
STAND: 26.8.2013<br />
Ab 16. November präsentieren die<br />
Bayerische Vermessungsverwaltung<br />
und die Bayerische Staatsbibliothek im<br />
Fürstensaal und in der Schatzkammer<br />
der Bibliothek die große Ausstellung<br />
„Die Vermessung <strong>Bayern</strong>s – 450 Jahre<br />
Philipp Apians Große Karte“. Nähere<br />
Informationen zu dieser Ausstellung sind<br />
zu fi nden unter www.bsb-muenchen.de<br />
-> Die Bayerische Staatsbibliothek -><br />
Veranstaltungen und Ausstellungen.<br />
bis 28.12.2013<br />
„Anton Koberger“<br />
Ausstellung zum 500. Todestag des<br />
Nürnberger Druckers, Verlegers und<br />
Buchhändlers. Auswahl wertvoller<br />
Inkunabeln und Handschriften<br />
Stadtbibliothek Nürnberg,<br />
Gewerbemuseumsplatz<br />
www.nuernberg.de/internet/<br />
stadtbibliothek<br />
18.11.–20.12.2013<br />
„Viktor Halbnarr – ein Wintermärchen“<br />
Illustrationen von Brigitte Püls zu Thomas<br />
Bernhards Werk.<br />
Münchner Stadtbibliothek<br />
Am Gasteig<br />
www.muenchner-stadtbibliothek.de<br />
21.11.2013 – September 2014<br />
„Matchball, Marathon und Mannschaftsgeist“<br />
Ausstellung über Sport und Sportliches<br />
in der Kinderliteratur<br />
Internationale Jugendbibliothek<br />
Schloss Blutenburg, München<br />
www.ijb.de<br />
21.11.2013<br />
Unternehmen Bibliothek – Symposium<br />
im Rahmen des Jubiläums<br />
„Erlesene Räume: 100 Jahre Alte<br />
Universitätsbibliothek“<br />
Universitätsbibliothek Erlangen-<br />
Nürnberg, Tel. 09131/85-22160<br />
ub-direktion@fau.de<br />
www.ub.uni-erlangen.de<br />
Anmeldung bis 13. November<br />
26.11.2013<br />
Zukunftswerkstatt „Literaturausstellung<br />
im Netz“<br />
Literaturvermittlung im Web 2.0<br />
Internationale Jugenddbibliothek<br />
Schloss Blutenburg, München<br />
www.ijb.de<br />
27.11.2013–Ende Januar 2014<br />
FederFührend: Eduard von Schenk<br />
und die Romantik in <strong>Bayern</strong><br />
Staatliche Bibliothek Regensburg<br />
www.staatliche-bibliothek-regensburg.de<br />
313<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
<strong>Bayern</strong><br />
314<br />
2013 – Im zweiten Jahr „Gold“<br />
für Top-Bibliotheken in <strong>Bayern</strong><br />
Am 8. Juli 2013 erschien der Bibliotheksindex<br />
BIX mit neuer Methodik und<br />
neuem Erscheinungsbild zum zweiten<br />
Mal. Der Deutsche Bibliotheksverband<br />
e. V. (dbv) präsentiert die Ergebnisse<br />
des Kennzahlenvergleichs in Form eines<br />
Ratings, alle Bibliotheken bilden<br />
mit ihren DBS-Daten den Vergleichsrahmen<br />
und die Website ist seit 2012<br />
vollständig überarbeitet.<br />
Bei insgesamt 196 beteiligten öffentlichen<br />
Bibliotheken stellt <strong>Bayern</strong> mit 38<br />
vor NRW (37 Teilnehmer) und nach<br />
Baden-Württemberg (40 Teilnehmer)<br />
den zweithöchsten Anteil.<br />
Am besten abgeschnitten haben die so<br />
genannten „Vier-Sterne-Bibliotheken“,<br />
also Bibliotheken, die in allen Dimensionen<br />
in der „Goldgruppe“ sind. Das sind<br />
deutschlandweit 44 öffentliche Bibliotheken<br />
(knapp 23 %), 45 Bibliotheken<br />
haben 3,5 Sterne bekommen.<br />
Die meisten Bibliotheken im Freistaat<br />
<strong>Bayern</strong> sind nach wie vor im Top-Bereich<br />
zu finden. 19 Bibliotheken insgesamt<br />
haben vier Sterne erreicht, 10<br />
Bibliotheken 3,5 Sterne. 43 % aller<br />
„Gold-Bibliotheken“ sind bayerisch<br />
(vergleichsweise 25 % aus Baden-<br />
Württemberg und 7 % aus NRW). 33 %<br />
der „4- und 3,5 Sterne-Bibliotheken“<br />
kommen aus <strong>Bayern</strong>.<br />
2013 sind beim BIX-WB 84 Universitäts-<br />
und Hochschulbibliotheken beteiligt,<br />
davon sieben aus <strong>Bayern</strong>. Fünf<br />
davon sind bei den „4- und 3,5-Sterne-<br />
Bibliotheken“ zu finden.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bix-bibliotheksindex.de<br />
Die bestplatzierten bayerischen<br />
Bibliotheken verteilen sich wie<br />
folgt auf die Größenklassen.<br />
Kommunen bis 15.000 Einwohner<br />
4 Sterne: Hammelburg, Karlstadt,<br />
Marktheidenfeld, Miesbach, Ochsenfurt,<br />
Veitshöchheim<br />
3,5 Sterne: Gerolzhofen, Grünwald,<br />
Haßfurt, Höchberg, Oberhaching<br />
Kommunen<br />
15.000 bis 30.000 Einwohner<br />
4 Sterne: Bad Neustadt, Burghausen,<br />
Landsberg/Lech, Mühldorf/Inn,<br />
Schwandorf<br />
3,5 Sterne: Alzenau, Kitzingen<br />
Kommunen<br />
30.000 bis 50.000 Einwohner<br />
4 Sterne: Fürstenfeldbruck, Straubing,<br />
Weiden<br />
3,5 Sterne: Deggendorf, Freising<br />
Kommunen<br />
50.000 bis 100.000 Einwohner<br />
4 Sterne: Bamberg, Bayreuth<br />
3,5 Sterne: Rosenheim<br />
Kommunen<br />
über 100.000 Einwohner<br />
4 Sterne: Erlangen, Regensburg, Würzburg<br />
Einschichtige<br />
Universitätsbibliotheken<br />
4 Sterne: UB Bamberg<br />
Zweischichtige<br />
Universitätsbibliotheken<br />
3,5 Sterne: UB München<br />
Hochschulbibliotheken<br />
3,5 Sterne: Amberg-Weiden, Ingolstadt,<br />
Regensburg<br />
FaMI-Ausbildung erfolgreich<br />
abgeschlossen<br />
Am 5. Juli 2013 fand in der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek die feierliche<br />
Verleihung der Abschlusszeugnisse für<br />
die diesjährigen Absolventen im Ausbildungsberuf<br />
Fachangestellte für Medien-<br />
und Informationsdienste der Fachrichtung<br />
Bibliothek statt. Als Vertreter<br />
des Generaldirektors der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek würdigte Dr. Wilhelm<br />
Hilpert, Leiter der Abteilung Benutzungsdienste,<br />
die Leistungen der zukünftigen<br />
FaMIs. Der neue Direktor der Städtischen<br />
Berufsschule für Medienberufe in<br />
München, Christhard Böttinger, hob u.<br />
a. hervor, dass die Klasse bereits während<br />
der Ausbildungszeit wichtige soziale<br />
Kompetenzen bewiesen habe. Der<br />
Absolventen des FaMI-Kurses 2010/2013<br />
komplette Jahrgang 2010/2013 umfasste<br />
15 reguläre Auszubildende, zudem<br />
legte eine externe Teilnehmerin, die bereits<br />
mehrere Jahre in einer Gemeindebibliothek<br />
arbeitete, die Abschlussprüfung<br />
ab. Zwei Auszubildende beendeten ihre<br />
Ausbildung mit der Gesamtnote „sehr<br />
gut“, während zwölfmal die Gesamtnote<br />
„gut“ vergeben wurde. Wie die zuständige<br />
Stelle für die FaMI-Ausbildung mitteilte,<br />
weist der neue Jahrgang 2013/2016,<br />
der am 1. September begann, mit einem<br />
Verhältnis von 10 zu 11 erstmals nahezu<br />
ein paritätisches Verhältnis von Auszubildenden<br />
aus wissenschaftlichen und<br />
öffentlichen Bibliotheken auf.<br />
BIB-Landesgruppe <strong>Bayern</strong> mit<br />
neuem Vorstand<br />
Lothar Thalmann (Ehrenvorsitzender),<br />
Alexander Horn, Anja Flicker, Nora<br />
Walter, Andrea Graf (Vorsitzende), Sabine<br />
Guhl (v. l. n. r.)<br />
801 Wahlberechtigte waren im<br />
Frühsommer 2013 aufgerufen, einen<br />
neuen Vorstand der Landesgruppe des<br />
Berufsverbands Information Bibliothek<br />
(BIB) per Briefwahl zu bestimmen. Insgesamt<br />
gingen 282 Rücksendungen beim<br />
Wahlausschuss ein, was einer Wahlbeteiligung<br />
von 35,2 Prozent entspricht. Die<br />
Auszählung der Stimmen erfolgte am 8.<br />
Mai in der Zentralbibliothek Am Gasteig in<br />
München. Der neu gewählte Landesvorstand<br />
besteht aus fünf Mitgliedern: Anja<br />
Flicker (Stadtbücherei Würzburg), Sabine<br />
Guhl (Regionalbibliothek Weiden), Andrea<br />
Graf (Stadtbibliothek Kempten), Alexander<br />
Horn (Universitätsbibliothek Bayreuth),<br />
Nora Walter (Universitätsbibliothek<br />
Würzburg). In bewährter Weise wird er<br />
wieder durch den Ehrenvorsitzenden Lothar<br />
Thalmann bereichert. In der konstituierenden<br />
Sitzung Anfang Juli wurde Andrea<br />
Graf zur Vorsitzenden wiedergewählt.<br />
Fotos: BSB; BIB<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
Fotos: Amberger Zeitung; Staatliche Bibliothek Ansbach<br />
Provinzialbibliothek<br />
Ansbach<br />
Amberg<br />
Das Paradies zu schauen lud die Provinzialbibliothek Amberg von Mai<br />
bis Mitte Juli in ihren Barocksaal ein. Die von Dr. Georg Schrott konzipierte<br />
Ausstellung „Paradeyß. Herkunftsahnungen – Zukunftshoffnungen“<br />
befasste sich mit diesem besonderen Sehnsuchtsort, der uns Menschen<br />
anrührt. Gezeigt wurden verschiedene Paradies-Motive in illustrierten<br />
Handschriften, Inkunabeln und alten Drucken aus den Oberpfälzer Klosterbibliotheken.<br />
Anmutige Darstellungen, beispielsweise in der spätmittelalterlichen<br />
Erbauungshandschrift „Spiegel menschlicher Behaltnis“, wunderbar<br />
kolorierte Holzschnitte in berühmten Inkunabeln wie der Neunten<br />
Deutschen Bibel von 1483, der Schedelschen Weltchronik oder dem<br />
Schatzbehalter von Stephan Fridolin, alles Ausgaben aus der bekannten<br />
Kobergerschen Offizin in Nürnberg, sowie feine, detailreiche Kupfer<br />
in alten Bibelausgaben erfreuten das Auge des Betrachters. Nicht nur<br />
religiöse Werke, auch Atlanten, Reiseberichte, Pflanzen- und Tierbücher<br />
waren bestens geeignet, verschiedene Perspektiven des Motivs – etwa<br />
die Paradiesgeographie oder den Versuch des Menschen, sich Ersatzparadiese<br />
zu schaffen – zu veranschaulichen. Schließlich wendete sich<br />
die Präsentation dem zukünftigen, himmlischen Paradies zu.<br />
Feierlich eröffnet wurde die Schau am 26. April mit dem bemerkenswerten<br />
Festvortrag des Ausstellungskurators Dr. Schrott im Beisein von<br />
Generaldirektor Dr. Griebel und Vertretern aus Politik, Wissenschaft und<br />
Verwaltung im benachbarten Kongregationssaal. Die durchweg begeisterten<br />
Gäste erlebten neben himmlisch anmutender Harfenmusik die<br />
szenische Lesung einer Amberger Theatergruppe aus dem vom Prämonstratenser<br />
Sebastian Sailer 1784 verfassten Melodrama „Adam und<br />
Eva im Paradeyß“. Auch die beiden Vorträge im Begleitprogramm fanden<br />
zahlreiche interessierte Zuhörer. Der Weidener Rabbiner Dr. Daniel Katz<br />
referierte zum Paradies im Judentum, der Regensburger Alttestamentler<br />
Professor Dr. Christoph Dohmen führte mit seinem Vortrag in die Gedanken-<br />
und Bilderwelt der so genannten<br />
Paradiesgeschichte ein. Aufgrund der<br />
sehr guten Resonanz wurde die Ausstellung<br />
um drei Wochen verlängert. Wer<br />
die Bücherschau verpasst hat, kann im<br />
reich bebilderten Katalog, erschienen im<br />
EOS-Verlag, nachlesen.<br />
Ausstellungseröffnung im Barocksaal<br />
v. l. n. r.: Kurator Dr. Georg Schrott,<br />
Bibliotheksleiterin Siglinde<br />
Kurz, Generaldirektor Dr. Rolf Griebel,<br />
Bürgermeister Rudolf Maier<br />
Staatliche Bibliothek<br />
Die diesjährige Skulpturenmeile der<br />
Stadt Ansbach bestückte bis Oktober<br />
diesen Jahres der international bekannte<br />
Künstler und Präsident der Nürnberger<br />
Kunstakademie, Ottmar Hörl.<br />
Als Thema hatte er sich, passend zur<br />
Geschichte der Stadt, Kaspar Hauser<br />
und dessen künstlerisches Schaffen<br />
gewählt – unabhängig also von der Frage,<br />
welcher Abstammung der Findling<br />
war. Das Spekulative, das sein Leben<br />
umranke, interessiere ihn nicht, so Hörl,<br />
vielmehr aber seine ‚künstlerische Hinterlassenschaft‘<br />
– und die sei ebenso<br />
bedeutsam wie hochwertig. Wenn Hauser<br />
sich mit diesen Zeichnungen bei<br />
ihm an der Akademie beworben hätte,<br />
so Hörl bei der Eröffnungsrede, hätte<br />
er ihn angenommen. Die Konzeptkunst<br />
für Ansbach bestand aus 150 Hauser-<br />
Figuren, die sinnend vor einem Notenständer<br />
mit den aufgelegten Zeichnungen<br />
stehen und gruppenweise gestellt<br />
sind. Die Staatliche Bibliothek hatte sich<br />
wegen vielfältiger Bezüge zum Thema<br />
Kaspar Hauser schon im Vorfeld um<br />
‚Zuteilung‘ bemüht, musste sich jedoch<br />
zunächst gedulden. Kurz vor der<br />
Eröffnung der Skulpturenmeile am 1.<br />
Juli gelang es dann, zwei der begehrten<br />
Figurinen zu bekommen. Sie stehen<br />
nun tagsüber – nachdenklich – vor<br />
der Eingangstür der Bibliothek, abends<br />
müssen sie aus Sicherheitsgründen ins<br />
Haus genommen werden. Leider wurden<br />
nämlich bereits unrühmlich viele<br />
dieser Plastiken entwendet… Kaspar<br />
Hauser war, was überliefert ist, begeisterter<br />
Theatergänger und hat damit – sicher<br />
mehrfach – das (ehemalige) Markgrafentheater,<br />
den heutigen Sitz der<br />
Bibliothek, besucht. Zu seiner Zeit – er<br />
lebte von 1831–33 in Ansbach – wurde<br />
das Haus von Tourneebühnen bespielt,<br />
einige Programme sind noch erhalten.<br />
Ob er die damals in den Schlossräumen<br />
untergebrachte Bibliothek je aufsuchte,<br />
ist hingegen nicht zweifelsfrei belegt.<br />
Der Bestand der Bibliothek an Literatur<br />
zum ‚Kind von Europa‘ ist umfangreich<br />
und wird zu den zweijährlich stattfindenden<br />
Hauser-Festspielen regelmäßig<br />
gezeigt; aus demselben Anlass gibt<br />
es in den Räumen der Bibliothek auch<br />
Vorträge, Diskussionsrunden oder kleine<br />
szenische Darbietungen zum Thema<br />
des Findelkinds. Für die Spielzeit 2014<br />
ist an einen Feuerbach-Abend gedacht;<br />
Anselm Ritter von Feuerbach (1775–<br />
1833), Präsident des Ansbacher Appellationsgerichts,<br />
Vormund und Gönner<br />
Kaspar Hausers, war wesentlich mit der<br />
Klärung des Verbrechens an seinem<br />
Schützling befasst.<br />
315<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
316<br />
Aschaffenburg<br />
Hofbibliothek<br />
Ausstellung „Zu dir erhebe ich<br />
meine Seele …“: Messbücher aus<br />
verschiedenen Jahrhunderten<br />
Aus Anlass des Eucharistischen Kongresses<br />
in Köln wurden vom 3.–28. Juni<br />
2013 in Hofbibliothek und Martinushaus<br />
Messbücher gezeigt. Das Messbuch<br />
(lat. missale) ist eines der wichtigsten liturgischen<br />
Bücher der katholischen Kirche.<br />
Es enthält vor allem die Messordnung<br />
und die Gebete, die vom Priester<br />
vorzutragen sind, außerdem beschreibt<br />
es die liturgischen Handlungen, die er<br />
vorzunehmen hat. Die Worte „Zu Dir<br />
erhebe ich meine Seele“ aus dem 25.<br />
Psalm sind in der Regel die ersten Worte<br />
darin und stehen als Motto über allen<br />
Gottesdiensten: Liturgie will die Seele<br />
zu Gott bringen. Das zeigt sich auch<br />
in der –teilweise prachtvollen– Ausstattung<br />
der Missalien. Für Interessierte gab<br />
es in der Hofbibliothek eine Führung zur<br />
Ausstellung mit der Besichtigung von<br />
Originalen.<br />
Ausstellungsflyer<br />
Liu Xiaobo-Büste zu Gast in der<br />
Hofbibliothek<br />
Für das Projekt des bayerischen Künstlers<br />
Richard Hillinger zur „Illustration der<br />
30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der<br />
Menschenrechte“ werden Bronzebüsten<br />
des chinesischen Friedensnobelpreisträgers<br />
Liu Xiaobo an Institutionen und Personen<br />
verteilt. Die Hofbibliothek ist eine<br />
der Empfängerinnen! Bibliotheken – als<br />
Wissensspeicher – sind unter anderem<br />
auch der Überlieferung verpflichtet und<br />
gewährleisten damit das Menschenrecht<br />
auf Information (Artikel 19).<br />
Augsburg<br />
Liu Xiaobo-<br />
Büste in der<br />
Hofbibliothek<br />
Aschaffenburg<br />
Universitätsbibliothek<br />
Von Mai bis Juli zeigte die Bibliothek eine<br />
Ausstellung mit dem Titel „‘Man kann ja<br />
nicht aus der Welt fallen‘. Deutsche Autoren<br />
im Exil in den USA (1933-1945)“.<br />
Das Zitat stammt aus einem Brief des<br />
exilierten Schriftstellers und Regisseurs<br />
Berthold Viertel. Sie veranschaulichte<br />
die Fluchtwege der Exilanten, ihre Lebens-<br />
und Arbeitsbedingungen in den<br />
Vereinigten Staaten und das Schicksal<br />
einzelner Autoren: Vicki Baum und Gina<br />
Kaus, Oskar Maria Graf, Lion Feuchtwanger,<br />
Franz Werfel, Thomas, Heinrich,<br />
Erika und Klaus Mann, Alfred Döblin,<br />
Saskia Viertel und Bertolt Brecht. Sie<br />
warf auch einen Blick auf die Rolle der<br />
Filmindustrie in Hollywood. Die Exponate<br />
stammten zu einem großen Teil aus<br />
der Sammlung Salzmann „Bibliothek<br />
der verbrannten Bücher“: Bücher, Zeitschriften,<br />
Zeitungsausschnitte, Fotos<br />
und Filmdokumente. Ein Schwerpunkt<br />
lag auf Werken der Exilanten, die in den<br />
USA in englischer oder deutscher Sprache<br />
erschienen waren. Studierende aus<br />
einem Hauptseminar der Germanistin<br />
Prof. Dr. Bettina Bannasch zur deutschen<br />
Exilliteratur haben zu den Ausstellungstexten<br />
wesentlich beigetragen.<br />
Bei der Eröffnungsveranstaltung am 15.<br />
Mai führte der stellv. Direktor der UB,<br />
Dr. Gerhard Stumpf, bei dem auch die<br />
Auswahl der Exponate lag, in das Thema<br />
ein. In einer Textlesung mit verteilten<br />
Rollen kamen dann die Exilautoren<br />
selbst zu Wort.<br />
Die guten Bestände der Bibliothek hatten<br />
auch das Thema einer internationalen<br />
Konferenz über „Censorship & Exile“<br />
angeregt, die – veranstaltet durch den<br />
Fachbereich Amerikanistik der Universität<br />
Augsburg und die University of<br />
Texas at Austin - während der Ausstellungszeit<br />
an der Universität Augsburg<br />
unter Mitwirkung der UB vom 23.–25.<br />
Mai stattfand. Sie bildete den Auftakt<br />
zu einer neuen Partnerschaft dieser<br />
Universitäten. Austin besitzt in seinem<br />
riesigen Harry Ransom Center u. a.<br />
ebenfalls wertvolle Dokumente zum<br />
deutschen Exil in den USA.<br />
Dank eines namhaften Betrages, den die<br />
Kurt und Felicitas Viermetz-Stiftung 2012<br />
auf Antrag bewilligt hatte, konnte die Bibliothek<br />
wieder eine Reihe historischer<br />
Quellen zu Augsburg und zum Regierungsbezirk<br />
Bayerisch-Schwaben digitalisieren.<br />
Es handelt sich u. a. um handschriftliche<br />
Chroniken und Quellen zu<br />
Augsburg, Füssen und Donauwörth sowie<br />
um gedruckte Nachschlagewerke zur<br />
Orts-, Verlags- und Bistumsgeschichte<br />
Augsburgs. Eine neue Website weist sie<br />
als digitale Sammlungen der UB nach.<br />
Nach langer Zeit konnte die Bibliothek<br />
Anfang 2013 auch wieder eine Handschrift<br />
erwerben. Es handelt sich um<br />
ein kleines Gebetbuch aus dem Besitz<br />
von Margaretha von Oettingen (1505-<br />
1535), der Äbtissin des ehemaligen<br />
Zisterzienserinnenklosters Kirchheim im<br />
Ries. Die Bibliothek des Klosters ist ein<br />
geschlossenes Ensemble innerhalb der<br />
Sondersammlung Bibliothek Oettingen-<br />
Wallerstein, doch das Gebetbuch war<br />
vor deren Ankauf in den Buchhandel<br />
gelangt. Es ist vor 1500 entstanden und<br />
versammelt lateinische und deutsche<br />
Gebete im <strong>Um</strong>fang von 100 Blatt. Der<br />
Ledereinband ist reich dekoriert. Eine<br />
großzügige Spende des Förderers der<br />
Universität Augsburg, Dr. Georg Haindl,<br />
hatte diesen Ankauf ermöglicht.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
Bamberg<br />
Bamberg<br />
Foto: Staatsbibliothek Bamberg, Gerald Raab<br />
Staatsbibliothek<br />
„Lorscher Arzneibuch“ der Staatsbibliothek Bamberg jetzt<br />
UNESCO-Dokumentenerbe<br />
Das Internationale Komitee für das UNESCO-Programm „Memory<br />
of the World“ hat auf seiner Tagung am 18. Juni 2013 in Südkorea das<br />
„Lorscher Arzneibuch“ der Staatsbibliothek Bamberg (Msc.Med.1) in<br />
das Register des UNESCO-Dokumentenerbes aufgenommen. Dieser<br />
Auszeichnung liegt ein von der Staatsbibliothek Bamberg vorgelegter<br />
Nominierungsvorschlag zugrunde, der gemeinsam mit der UNESCO-<br />
Welterbestätte Kloster Lorsch erarbeitet wurde. Die Registrierung der<br />
Bamberger Handschrift fällt zeitlich zusammen mit der 20-Jahr-Feier<br />
der Ernennung der Altstadt von Bamberg zum Weltkulturerbe durch<br />
die UNESCO.<br />
Das seit 1992 bestehende UNESCO-Register des Weltgedächtnisses<br />
umfasst nunmehr 299 Einträge aus 96 Ländern, davon 17 Einträge aus<br />
Deutschland. Hierzu gehört bereits seit 2003 auch ein Ensemble von<br />
zehn Reichenauer Miniaturhandschriften aus der Zeit um die erste Jahrtausendwende,<br />
darunter zwei Zimelien der Staatsbibliothek Bamberg<br />
und drei der Bayerischen Staatsbibliothek. Mit dieser jetzt zweifachen<br />
Auszeichnung sieht die Staatsbibliothek Bamberg ihre internationale<br />
Geltung in hervorragender Weise gewürdigt.<br />
Das „Lorscher Arzneibuch“ entstand um 795 in der südhessischen Benediktinerabtei<br />
Lorsch. Die Handschrift stellt einen Meilenstein in der<br />
Medizingeschichte dar. Es ist die früheste, annähernd genau datierbare<br />
Kompilation antiker Rezepte griechisch-römischer Tradition im abendländischen<br />
Christentum des Frühmittelalters. Die Handschrift kann als<br />
exzeptionelles Zeugnis für eine Neubewertung der Medizin – und mit<br />
ihr auch anderer antiker, auf griechisch-römischen wie orientalischen<br />
Wurzeln basierender Wissensgebiete – im Zuge der karolingischen Bildungsreform<br />
gewertet werden. Sie dokumentiert zugleich in einzigartig<br />
sprechender Weise den ersten nachantiken Impuls zu einem gewaltigen<br />
Transformationsprozess, der in die Annahme des antiken Erbes<br />
unter christlichem Vorzeichen mündet.<br />
Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst,<br />
Dr. Wolfgang Heubisch, ließ sich am 10. Juli 2013 bei einem Besuch<br />
der Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg die Gelegenheit<br />
nicht entgehen, nebenan auch einen Blick in das „Lorscher Arzneibuch“<br />
zu werfen. Er zeigte sich erfreut über die Aufnahme dieser Zimelie und<br />
auch der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. in das Dokumentenerbe (Ausfertigungen<br />
der Goldenen Bulle liegen unter anderem im Bayerischen<br />
Hauptstaatsarchiv und im Staatsarchiv Nürnberg): „Das unterstreicht<br />
die bedeutende Rolle der Staatlichen Bibliotheken und Archive beim<br />
Schutz unseres reichen kulturellen<br />
und historischen Erbes.<br />
Der Freistaat ist sich der bewahrenden<br />
Aufgabe dieser<br />
Einrichtungen bewusst und<br />
zugleich stolz auf deren kostbare<br />
Schätze“, so der Minister<br />
in einer Pressemeldung.<br />
Staatsminister Dr. Heubisch<br />
mit Bibliotheksdirektor<br />
Dr. Werner Taegert vor dem<br />
„Lorscher Arzneibuch“<br />
Universitätsbibliothek<br />
Im diesjährigen Bibliotheksranking BIX<br />
2013 erreichte die Universitätsbibliothek<br />
Bamberg in allen vier Kategorien<br />
(Angebot, Nutzung, Effizienz und Entwicklung)<br />
die Spitzengruppe im bundesweiten<br />
Vergleich. Außer Bamberg<br />
schafften das nur die Universitätsbibliotheken<br />
in Freiberg, Düsseldorf und Heidelberg.<br />
Damit gehört die UB Bamberg<br />
zu den vier besten Universitätsbibliotheken<br />
Deutschlands und schnitt als beste<br />
Universitätsbibliothek <strong>Bayern</strong>s ab. Besonders<br />
herausragend sind die Zahlen<br />
der physischen und der virtuellen Besuche<br />
und die Teilnahme an den Bibliothekskursen.<br />
Beim Personaleinsatz<br />
wird der UB Bamberg eine höchstmögliche<br />
Effizienz bescheinigt, verbunden<br />
mit einer überdurchschnittlichen Anzahl<br />
von Fortbildungsveranstaltungen für die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
„Sag mir, wie erdichtest Du Weiblichkeit?“<br />
Unter diesem Titel wurden zum<br />
Abschluss des Sommersemesters<br />
2013 in der Teilbibliothek Sprach- und<br />
Literaturwissenschaften wort- und<br />
bildgewaltige Gedichte ausgewählter<br />
Lyrikerinnen ab dem 19. Jahrhundert<br />
gezeigt, ergänzt durch Hintergrundinformationen<br />
zu den jeweiligen Dichterinnen.<br />
Die Ausstellung entstand im Rahmen<br />
eines Seminares der Professur für<br />
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft<br />
an der Otto-Friedrich-Universität.<br />
Bayreuth<br />
Stadtbibliothek<br />
Für Bibliotheken in Deutschland stellte<br />
das <strong>Um</strong>weltbundesamt in Zusammenarbeit<br />
mit der No-Energy-Stiftung für<br />
Klimaschutz und Ressourceneffizienz<br />
in Haan 500 Energiesparpakete zur<br />
lokalen Ausleihe zur Verfügung – so<br />
auch der Stadtbibliothek Bayreuth<br />
im RW21. Das Paket enthält neben<br />
dem Messgerät und einem Verlängerungskabel<br />
mit Ein/Ausschalter eine<br />
ausführliche Bedienungsanleitung,<br />
wichtige Informationen zum Energiesparen<br />
vom <strong>Um</strong>weltbundesamt und<br />
einen Aufsteller zum Bewerben des<br />
Angebots.<br />
317<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
Mit der Energiesparkiste können interessierte<br />
Bibliotheksnutzerinnen und<br />
-nutzer einen Energiekostenmonitor<br />
ausleihen und damit die häuslichen<br />
„Stromfresser“ entlarven. Ein kleines<br />
Messgerät zeigt – zwischen Steckdose<br />
und zu untersuchendem Gerät<br />
angebracht – den Stromverbrauch<br />
eines Elektrogerätes an. Dadurch lassen<br />
sich zuverlässig die jährlichen<br />
Betriebskosten ermitteln und Fragen<br />
nach der Rentabilität bei Neuanschaffungen<br />
von Geräten beantworten. Seit<br />
Mai 2013 können Nutzer der Stadtbibliothek<br />
Bayreuth das Energiesparpaket<br />
nach Hause ausleihen.<br />
<strong>Bayern</strong>weit sind viele Bibliotheken an<br />
der Aktion beteiligt. Eine Liste der Verleihstationen<br />
ist abrufbar unter www.<br />
oekobase.de/Stiftung/html/ausleihen.<br />
php<br />
Coburg<br />
Landesbibliothek<br />
„Erfurter Moralität“ in wissenschaftlicher<br />
Edition erschienen<br />
Das nur am Ende der Sammelhandschrift<br />
Ms Cas 43 der Landesbibliothek<br />
Coburg überlieferte, mit knapp 18.000<br />
Versen umfangreichste geistliche Spiel<br />
des Mittelalters, ist soeben in einer modernen<br />
Edition veröffentlicht worden.<br />
Herausgeber ist der hoch renommierte<br />
emeritierte Professor für Mittlere Deutsche<br />
Literatur und Neu-Latein an der<br />
Freien Universität Berlin, Hans-Gert<br />
Roloff. Im Inhaltsverzeichnis des laut<br />
Schreibervermerk 1448 – vermutlich in<br />
Erfurt – geschriebenen Kodex wird der<br />
in der germanistischen Forschung als<br />
„Erfurter Moralität“ bezeichnete Text<br />
„Spiel von Frauen Ehre und Schande“<br />
genannt. Beschrieben wurde die Handschrift<br />
vom nachmaligen Direktor der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek, Franz<br />
Georg Kaltwasser, in seiner Coburger<br />
Zeit Anfang der 1960er Jahre. Die großformatige<br />
Sammelhandschrift, die auch<br />
wegen ihrer Darstellung historischer<br />
Musikinstrumente auf der Illustration<br />
zu den „24 Alten“ des Otto von Passau<br />
(erster Text) bekannt ist, gehörte einst<br />
nachweislich Herzog Johann Friedrich<br />
dem Mittleren von Sachsen (1529-<br />
1595). Dieser u. a. in der Coburger Ehrenburg<br />
und auf der Heldburg residierende<br />
Herzog gelangte wegen seiner<br />
Verstrickungen in die sog. „Grumbachschen<br />
Händel“ zu tragischer Berühmtheit.<br />
Er war der Großneffe von Luthers<br />
kurfürstlichem Beschützer Friedrich<br />
dem Weisen von Sachsen und Vater<br />
Herzog Johann Casimirs (1564-1633)<br />
von Coburg, unter dem Coburg zum<br />
selbständigen Fürstentum wurde.<br />
Bayreuth<br />
Universitätsbibliothek<br />
„Erlebnis Universitätsbibliothek“ bei „Campus erleben“<br />
318<br />
Am 20. Juli 2013 fand an der Universität Bayreuth ein Tag der offenen<br />
Tür unter dem Motto „Campus erleben“ statt. An über 40 Stationen<br />
konnten die Besucherinnen und Besucher die Universität kennenlernen.<br />
Dazu gehörte auch die Universitätsbibliothek. Im Mittelpunkt standen hier<br />
die Themen Buchbinden und Bucheinbände. So stellte der Buchbinder<br />
der Bibliothek sein Handwerk und zugleich verschiedene Bindetechniken<br />
vor, von denen die Bibliotheksbesucher einige gleich ausprobieren<br />
konnten. Außerdem konnten im Rahmen von Führungen die Lesesäle,<br />
der Freihandbereich und das Magazin besichtigt werden. An mehreren<br />
Stellen während der Rundgangs wurden unter dem Motto „Bucheinbände<br />
durch die Jahrhunderte“ charakteristische Einbandformen von 1500<br />
bis 1900 präsentiert. Daneben bot ein Informationsstand allen Gästen<br />
die Möglichkeit, sich umfassend<br />
über die bibliothekarischen Berufsfelder<br />
zu informieren und<br />
dabei zu erfahren, wie man Bibliothekar<br />
wird. Der literarische<br />
Höhepunkt an diesem Tag in<br />
der Zentralbibliothek war eine<br />
Lesung von Kriminal- und Gruselgeschichten<br />
aus der Familienzeitschrift<br />
„Gartenlaube“.<br />
Ralf Brugbauer, Direktor der<br />
UB Bayreuth, und<br />
Julia Menzel, die aus der<br />
„Gartenlaube“ liest.<br />
Illustration zu „Die 24 Alten“ des Otto<br />
von Passau; (Landesbibliothek Coburg:<br />
Ms Cas 43)<br />
Die Handschrift Ms Cas 43 ist<br />
digitalisiert unter:<br />
http://bvbm1.bib-bvb.de/webclient/<br />
DeliveryManager?pid=2494499&<br />
custom_att_2=simple_viewer<br />
Foto: UB Bayreuth; LB Coburg<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
Fotos: Stadtbibliothek Deggendorf; UB Erlangen-Nürnberg<br />
Stadtbibliothek<br />
Deggendorf<br />
Das von der Stadtbibliothek Deggendorf (Niederbayern) ins Leben<br />
gerufene Projekt „VJ-Teens – Kinder machen Fernsehen“ dient der<br />
Erlangung von Medienkompetenz am Beispiel Fernsehen. Über ein<br />
halbes Jahr haben die VJ-Teens im TV-Studio in der Stadtbibliothek<br />
eine eigene Fernsehsendung produziert und bei einer Abschlussveranstaltung<br />
am 10. Juli 2013 der Öffentlichkeit präsentiert. Sie gestalteten<br />
ein 24-minütiges TV-Magazin, das auf YouTube abrufbar ist, lernten<br />
journalistische Grundformen kennen, traten mit Freude und Engagement<br />
als Kameraleute, Moderatoren, Reporter und Reporterinnen oder<br />
Cutter auf.<br />
Der Medientrainer und Journalist Rolf Ruck, die Dozentin an der Technischen<br />
Hochschule Deggendorf, Dipl.-Ing. Ilona Meier, und die Medientechnik-Studierende<br />
Carina Haller arbeiteten bei diesem Projekt mit<br />
zehn Schülern vom Comenius Gymnasium sowie dem Robert-Koch-<br />
Gymnasium Deggendorf erfolgreich zusammen. Unterstützt wurden sie<br />
dabei vom Institut für Kommunikationskultur an der Hochschule Deggendorf.<br />
Die Projektleitung<br />
übernahm Marion Jürgens,<br />
Leiterin der Stadtbibliothek,<br />
Konzeption und Öffentlichkeitsarbeit<br />
lagen bei ihrer Stellvertreterin<br />
Ellen Stey.<br />
Weitere Informationen und<br />
Blog auf: www.stadtbibliothekdeggendorf.de<br />
oder auf<br />
youtube/vj-teens Deggendorf.<br />
Die VJ-Teens Deggendorf bei<br />
der Abschlussveranstaltung<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
Universitätsbibliothek<br />
Seit Oktober 2010 betreibt die Universitätsbibliothek<br />
Erlangen-Nürnberg den<br />
DFG-geförderten Fonds „Open Access<br />
Publizieren“ und die Servicestelle Open<br />
Access. Dabei gewonnene Kenntnisse<br />
über die Bedürfnisse einzelner Fachbereiche<br />
werden nun in spezifische Lösungen<br />
umgesetzt.<br />
In Kooperation mit dem Department<br />
Chemie und Pharmazie der FAU wurde<br />
das „Gold for Gold“ Programm der<br />
Royal Society of Chemistry gewählt.<br />
Hierin wird eine der möglichen Lösungen<br />
für das „Double Dipping“-Problem<br />
realisiert: mit der Subskription von RSC<br />
Gold erhalten die Wissenschaftler eine<br />
Kollektion von Zeitschriften, die potentiell<br />
auch Open Access Artikel beinhalten<br />
werden. Als Ausgleich wird eine Anzahl<br />
Gutscheine gewährt, mit denen Wissenschaftler<br />
in RSC kostenlos Open<br />
Access publizieren können.<br />
Ein weiterer Fokus liegt derzeit auf den<br />
Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
der FAU. Hier wird das Open Access<br />
Monografien-Projekt Knowledge Unlatched<br />
verfolgt, das das Ziel anstrebt,<br />
über Bibliotheks-Crowdfunding die Fixkosten<br />
der Verlage für die erste digitale<br />
Kopie zu bestreiten. Falls sich genügend<br />
Bibliotheken als Financiers finden, kann<br />
somit bereits in der Planungs- und Produktionsphase<br />
der geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />
Verlage die Weiche<br />
gestellt werden, ob ein Titel in seiner digitalen<br />
Version Open Access produziert<br />
wird oder nicht.<br />
Eltern-Kind-Zimmer<br />
Seit 1. August 2013 steht in der Hauptbibliothek,<br />
Benutzungsgebäude, 2. OG ein<br />
Eltern-Kind-Zimmer zur Verfügung. Es<br />
steht allen Eltern offen, die kurzfristig mit<br />
ihrem Kind oder ihren Kindern in der Universität<br />
sind und einen Ort suchen, wo<br />
sie sich gemeinsam aufhalten können.<br />
Der Raum ist von Montag bis Freitag,<br />
jeweils 8 bis 18 Uhr geöffnet und kann<br />
ohne Voranmeldung genutzt werden.<br />
Ausgestattet ist das Eltern-Kind-Zimmer<br />
mit drei Arbeitsplätzen mit Stromanschluss<br />
und WLAN für die Eltern sowie<br />
mit einer Kinderspielecke mit Kindertisch<br />
und -stühlen, Spielzeug, Kinderbüchern<br />
und einer Sitzecke für Kinder im Alter von<br />
0 bis 8 Jahren.<br />
Kolbermoor<br />
Die innovative Architektur neuerer Bibliotheken<br />
im Regierungsbezirk Oberbayern<br />
strahlt bis nach Südtirol aus. In<br />
den Gemeinden Terlan und St. Martin im<br />
Passeiertal sind neue Bibliotheksbauten<br />
in der Planung, die Bibliotheken in Bad<br />
Aibling, Kolbermoor (beide Landkreis<br />
Rosenheim) und Unterföhring (Landkreis<br />
München) weckten Interesse, diese Einrichtungen<br />
genauer zu untersuchen.<br />
Unter Leitung von Dr. Verena Pernthaler<br />
vom Amt für Bibliotheken und Lesen in<br />
Bozen machten sich Architekten, Bibliotheksleitungen<br />
und ein Bürgermeister in<br />
der Zeit vom 5. bis zum 6. August 2013<br />
bei hochsommerlichen Temperaturen<br />
auf die Reise nach Oberbayern.<br />
Herzlich begrüßt von den jeweiligen Bibliotheksleiterinnen<br />
sowie den Bürgermeistern,<br />
entspann sich ein intensiver<br />
fachlicher Austausch zu Fragen der Bibliotheksplanung,<br />
Büchereipraxis und zu<br />
kommunalpolitischen Aspekten. Für bibliothekarische<br />
Hintergrundinformationen<br />
sorgten seitens der Landesfachstelle für<br />
das öffentliche Bibliothekswesen deren<br />
Leiter Ralph Deifel und Ute Palmer-Horn<br />
von der Fachstelle München.<br />
319<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
München<br />
Am 5. Juni des Jahres fand das nach dem für die BSB schon siegreichen<br />
Match von 2011 lange erwartete Rückspiel gegen die Auswahl<br />
des Bayerischen Landtags statt.<br />
Wie den meisten noch in unangenehmer Erinnerung sein dürfte, hatte<br />
es noch wenige Tage vorher hochwasserverdächtig geschüttet, so dass<br />
durchaus nicht klar war, ob die Bezirkssportanlage in Zamdorf überhaupt<br />
für ein Fußballspiel bereitstehen würde, aber glücklicherweise hatte der<br />
Wettergott ein gnädiges Einsehen und ließ just seit dem angesetzten Termin<br />
die Sonne auf <strong>Bayern</strong> herabscheinen.<br />
Auch diesmal konnte sich bei guten Spielbedingungen unsere sieggewohnte<br />
Elf wieder durchsetzen, wobei das Ergebnis mit 8:5 ein klein<br />
wenig freundlicher für den Landtag ausfiel als beim letzten Mal (9:1).<br />
Alles überragender Torschütze war Tom Färber (6 Treffer), aber auch<br />
Tobi Mayer und Markus Knöferl waren erfolgreich.<br />
Ein für die Mannschaft wie für die zahlreichen Fans rundum erfreulicher<br />
Abend, der bei bestem Essen und Trank im Biergarten der Sportgaststätte<br />
noch einen vergnüglichen und harmonischen Ausgang nahm.<br />
Foto: Helmut Obst<br />
Bibliothek der Stiftung<br />
Pfennigparade<br />
Inspiriert durch das Vorbild von zahlreichen<br />
Einrichtungen im In- und Ausland,<br />
entschloss sich Helmut Obst, Leiter der<br />
Bibliothek der Stiftung Pfennigparade,<br />
auch in seiner Einrichtung im Münchner<br />
Rehabilitationszentrum für Körperbehinderte<br />
einen WLAN-Zugang einzuführen.<br />
Nach organisatorischen und technischen<br />
Vorarbeiten wurde schließlich<br />
der neue WLAN-Router installiert und<br />
eine Software zur Wahrung des Jugendschutzes<br />
vorgeschaltet. Seit Ende<br />
April 2013 können die Bibliotheksbenutzer<br />
nun mit ihren eigenen Geräten,<br />
Netbooks oder Smartphones kostenlos<br />
online gehen. Auf Anfrage erhalten<br />
die Interessenten einen Voucher zum<br />
zeitlich begrenzten Surfen. Mit der Einführung<br />
dieses zeitgemäßen Angebots<br />
zieht die Bibliothek der Pfennigparade<br />
mit vielen größeren Institutionen gleich<br />
und hält Schritt mit den aktuellen Entwicklungen<br />
in Informationseinrichtungen<br />
der Gegenwart.<br />
WLAN-Nutzer in der Bibliothek der Stiftung<br />
Pfennigparade<br />
Foto: BSB<br />
320<br />
München<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
Bis Ende Oktober 2013 zeigte die Bayerische<br />
Staatsbibliothek in ihrer Schatzkammer<br />
die Ausstellung „Buchschätze<br />
der Wittelsbacher“. Präsentiert wurden<br />
rund zwei Dutzend hochrangige Exponate<br />
mit herausragender Buchmalerei,<br />
die aus dem Besitz des Hauses Wittelsbach<br />
stammen. Anlass für die Schau<br />
waren zwei internationale Kongresse,<br />
die im Sommer und Herbst in der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek ausgerichtet<br />
wurden. Ergänzt wurde die Ausstellung<br />
mit einer Präsentation erlesener Einbände<br />
im Vorraum zur Schatzkammer.<br />
Internationale Jugendbibliothek<br />
Am 4. Juli 2013 fand in der Internationalen<br />
Jugendbibliothek auf Schloss<br />
Blutenburg die feierliche Verleihung des<br />
James Krüss Preises für internationale<br />
Kinder- und Jugendliteratur an die niederländische<br />
Autorin Joke van Leeuwen<br />
statt. Auch ihre beiden Hauptübersetzerinnnen<br />
ins Deutsche, Hanni Ehlers<br />
und Mirjam Pressler, wurden geehrt. Die<br />
Laudatio hielt Sibyl Gräfin Schönfeldt,<br />
die James Krüss noch persönlich kannte.<br />
Der in diesem Jahr erstmals vergebene<br />
und mit 8.000 Euro dotierte Preis<br />
wurde von der James Krüss Erbengemeinschaft<br />
gestiftet und soll künftig alle<br />
zwei Jahre das Werk eines lebenden<br />
Kinder- und Jugendbuchautors auszeichnen,<br />
das durch sprachliche Brillanz,<br />
Originalität, fantasievolles Erzählen, Formenvielfalt<br />
und Humanität überzeugt. Im<br />
Falle eines ausländischen Preisträgers<br />
wird die Arbeit des Übersetzers bzw. der<br />
<br />
<br />
Hauptübersetzer mit einem Anteil der<br />
Preissumme gewürdigt.<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
Münchner Stadtbibliothek<br />
München<br />
Der niederländische Erich Kästner-<br />
Bibliograph und -Forscher Johan Zonneveld<br />
schloss mit der Internationalen<br />
Jugendbibliothek eine Vereinbarung zur<br />
Übernahme seines umfangreichen Erich<br />
Kästner Archivs ab. Das Archiv soll der<br />
Internationalen Jugendbibliothek im Jahr<br />
2023 übergeben und in einer neu zu<br />
gestaltenden Forschungsstelle im Ambiente<br />
der originalen Einrichtung und<br />
der Erstausgaben Kästners der Literaturwissenschaft<br />
zur Verfügung gestellt<br />
werden. Bis dahin wird Johan Zonneveld<br />
das Archiv noch weiter ergänzen und<br />
fortführen. Erich Kästner unterstützte die<br />
Internationale Jugendbibliothek in der<br />
Gründungsphase mit großem Engagement.<br />
Seit 1983 hat die Erich Kästner<br />
Gesellschaft ihren Sitz in der Internationalen<br />
Jugendbibliothek, wo außerdem<br />
sämtliche internationale Erstausgaben<br />
im Erich Kästner Zimmer zu sehen sind.<br />
Vier neue hochwertig ausgestattete Bücherbusse in farbenfrohem<br />
Design präsentierte die Münchner Stadtbibliothek am Vormittag des<br />
19. Juli auf dem Marienplatz. Sie lösen ihre Vorgänger nach 18 Jahren<br />
ab und versorgen nun 86 Grundschulen und drei Kindergärten im<br />
Zwei-Wochen-Rhythmus mit aktuellen Büchern, Filmen, Musik, Spielen<br />
sowie Sach- und Fachliteratur. In seinem Grußwort in Vertretung<br />
des Oberbürgermeisters hob Stadtrat Klaus Peter Rupp lobend hervor,<br />
dass die Busse mehr als 60 Prozent der Grundschüler erreichen und<br />
allen Kindern – unabhängig von Herkunft und sozialer Schicht – den<br />
freien Zugang zu Wissen ermöglichen. Dr. Hans-Georg Küppers, Kulturreferent<br />
der Landeshauptstadt, bezeichnete die Busse als „mobile<br />
geistige Tankstellen“ und ergänzte: „Die Busse rechnen sich nicht, aber<br />
sie zahlen sich aus!“ Nach der offiziellen Übergabe nahmen Schulkinder<br />
die Busse begeistert in Besitz. Auf sie wartete außerdem ein buntes Begleitprogramm<br />
mit Autorenlesungen, Kleinkunst und Bücherflohmarkt,<br />
das bis in den späten Nachmittag für Trubel und gute Stimmung auf<br />
dem Marienplatz sorgte.<br />
Neuer Bücherbus<br />
auf dem Marienplatz<br />
München<br />
Universitätsbibliothek der<br />
Ludwig-Maximilians-Universität<br />
Bibliotheksranking BIX 2013:<br />
Spitzenplatz für die UB<br />
Im aktuell veröffentlichten BIX-Bibliotheksindex<br />
nimmt die Universitätsbibliothek<br />
wieder eine Spitzenposition unter<br />
den deutschen Universitätsbibliotheken<br />
ein. Sie belegt im bundesweiten Leistungsvergleich<br />
Platz 2 hinter der UB<br />
Heidelberg und konnte ihre Vorjahresleistungen<br />
damit nochmals verbessern.<br />
In den Kategorien Nutzung und Effizienz<br />
konnte die Universitätsbibliothek ihr<br />
Spitzenergebnis der Vorjahre bestätigen:<br />
Mit rund 2,9 Millionen Besuchern<br />
im Jahr gehört die UB zu einer der<br />
meistbesuchten wissenschaftlichen Bibliotheken<br />
in Deutschland. Die schnelle<br />
Verfügbarkeit der Medien ist ein weiterer<br />
Erfolgsfaktor der Bibliothek. In der Kategorie<br />
Effizienz wird insbesondere das<br />
hohe Engagement der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der UB deutlich: Im letzten<br />
Jahr wurden rund 118.000 Medieneinheiten<br />
eingearbeitet. Das sind über<br />
4.500 Einheiten pro Kopf und Jahr und<br />
im Vergleich mit anderen Bibliotheken<br />
ist dies ein absoluter Spitzenwert. Die<br />
Zukunftsfähigkeit der Bibliothek zeigt<br />
sich auch in der Kategorie Entwicklung,<br />
wo sie sich in die Top-Gruppe verbessert<br />
hat. Maßgeblich dazu beigetragen<br />
haben die Höhe der eingeworbenen<br />
Drittmittel sowie die verstärkten Investitionen<br />
in den Ausbau elektronischer<br />
Dienstleistungen.<br />
Foto: Münchner Stadtbibliothek<br />
Neueröffnung der Fachbibliothek<br />
Medizinische Lesehalle<br />
Am 15. Juli wurde die Fachbibliothek<br />
Medizinische Lesehalle nach fast zweijähriger<br />
Bauzeit durch den Bayerischen<br />
Staatsminister für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch,<br />
offiziell eröffnet. Das denkmalgeschützte<br />
Gebäude am Beethovenplatz,<br />
1913 von dem Architekten Emanuel<br />
von Seidl als Ausstellungsgebäude<br />
für die Kunstgalerie von Franz Joseph<br />
Brakl entworfen, wurde umfassend<br />
saniert. Die notwendigen Arbeiten zur<br />
Brandschutzertüchtigung, für energetische<br />
Verbesserungen, für Haustechnikerneuerungen<br />
und zur Herstellung von<br />
größtmöglicher Barrierefreiheit wurden<br />
321<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
auch genutzt, um eine funktionale und<br />
heutigen Arbeitsgewohnheiten gerecht<br />
werdende Bibliothek zu planen. Die<br />
neue Bibliothek wird nun 165 Arbeitsplätze<br />
möglichst großer Heterogenität<br />
bieten. Die Arbeitsplätze sind zoniert<br />
nach Leise-/Laut-Bereichen und verschiedenen<br />
Arbeitsbedürfnissen angepasst.<br />
Es gibt zwei Gruppenarbeitsräume,<br />
auch Lounge-Elemente und<br />
sogar – zumindest im Sommer – einen<br />
Außenarbeitsbereich. Darüber hinaus<br />
sind die Arbeitsplätze so gestaltet, dass<br />
der flexible Einsatz von festen PCs wie<br />
Notebooks und mobilen Geräten möglich<br />
ist. Der Einsatz von RFID-Technologie<br />
erlaubt die Selbstverbuchung der<br />
Medien. Mit der Wiedereröffnung konnte<br />
überdies ein lange verfolgter Wunsch<br />
umgesetzt werden: die Fachbibliothek<br />
Medizinische Lesehalle ist nun auch<br />
sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.<br />
konzept und design: kommunikation & presse, c.olesinski 06/2013<br />
ausstellung in der<br />
ausleihhalle der universitätsbibliothek der lmu<br />
geschwister-scholl-platz 1<br />
80539 münchen<br />
www.ub.uni-muenchen.de<br />
öffnungszeiten: montag – freitag, 09:00 – 22:00 uhr<br />
wuchs und schließlich die Schriften<br />
E. T. A. Hoffmanns, seiner Zeitgenossen,<br />
Lehrmeister und Nachfolger vereinigen<br />
sollte. Der bibliophile Wert liegt<br />
in den zahlreichen Erstausgaben, der<br />
wissenschaftliche in der Seltenheit, oft<br />
Einmaligkeit der Ausgaben populärer<br />
Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts.<br />
Ein besonderer Reiz liegt ferner<br />
in den zahlreichen persönlichen Widmungsexemplaren,<br />
die er zumeist als<br />
Geburtstagsgeschenk erhielt. Vom 8.<br />
Juli bis zum 11. Oktober 2013 zeigte<br />
die Universitätsbibliothek eine Auswahl<br />
von bibliophilen Glanzstücken der herausragenden<br />
Büchersammlung.<br />
Regensburg<br />
Staatliche Bibliothek<br />
Wertvolle Handschrift aus der Zeit<br />
des Immerwährenden Reichstages<br />
online<br />
Stammbücher sind wichtige kulturhistorische<br />
Quellen und weitaus mehr als nur<br />
„Spielereien“, die ihre Fortführung in der<br />
Gegenwart in der Gestalt von Kinder-<br />
Poesiealben gefunden haben. Dabei<br />
erwächst der „Brauch, eigenhändige<br />
Widmungen von Freunden und Bekannten<br />
in einem eigens zu diesem Zweck<br />
angelegten Buch zusammenzutragen<br />
[einem] menschlichen Grundbedürfnis:<br />
der Sehnsucht, dem flüchtigen Augenblick<br />
der Begegnung, der enteilenden<br />
Zeit des Beisammenseins Dauer zu verleihen.“<br />
(Werner Taegert)<br />
Ein wichtiges Denkmal jener Quellengattung<br />
ist das sogenannte „Stammbuch<br />
der Donauer“. Angelegt von<br />
dem Regensburger protestantischen<br />
Geistlichen Christoph Donauer (1564–<br />
1611), bietet es gerade für die Sozialund<br />
Alltagsgeschichte der Reichsstadt<br />
Regensburg wichtige Aufschlüsse. Auf<br />
insgesamt 844 Seiten finden sich hier<br />
Eintragungen nicht nur aus Regensburg,<br />
sondern auch aus Ansbach, Altdorf,<br />
Antwerpen, Darmstadt, Dresden,<br />
Hamburg, Helmstedt, Linz, Jena, Heidelberg,<br />
Lübeck, Nürnberg oder Wernigerode,<br />
um nur einige wenige ausgewählte<br />
Orte aufzuzählen.<br />
Nürnberg<br />
322<br />
Kuppelsaal der FB Medizinische<br />
Lesehalle der LMU München<br />
Ausstellung „Was verdanke ich<br />
nicht alles den Büchern!“ Die<br />
bibliophile Sammlung von Carl<br />
Georg von Maassen<br />
Carl Georg von Maassen (1880-1940)<br />
war ein Literaturhistoriker, insbesondere<br />
Romantikforscher und vor allem<br />
bibliophiler Sammler. Schon als Gymnasiast<br />
hatte Maassen mit dem Aufbau<br />
einer Bibliothek begonnen, die binnen<br />
kurzer Zeit auf rund 8.000 Bände an-<br />
Stadtbibliothek<br />
Mit der Veranstaltungsreihe „WortWelt-<br />
Franken“ möchte die Stadtbibliothek im<br />
Bildungscampus Nürnberg zeigen, wie<br />
spannend und anspruchsvoll fränkische<br />
Literatur sein kann. Bis Juli 2014 werden<br />
an sechs Abenden Autorinnen und<br />
Autoren aus der Region, die bereits eine<br />
gewisse Anerkennung genießen, aus ihren<br />
Werken lesen.<br />
Bei der Auftaktveranstaltung am 9. Oktober<br />
im Zeitungs-Café Hermann<br />
Kesten las Fitzgerald Kusz aus seinen<br />
Gedichtbänden „Zwedschgä“ und<br />
„Der Vollmond über Nämberch“. Der<br />
Komponist und Pianist Heinrich Hartl<br />
begleitete ihn am Klavier mit eigenen<br />
Kompositionen.<br />
Porträt Christoph Donauers<br />
Fotos: UB der LMU München; Staatliche Bibliothek Regensburg<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
kurz notiert<br />
Der Stammbuchhalter, also Christoph<br />
Donauer, versammelte hier handschriftliche<br />
Einträge befreundeter oder<br />
bekannter Personen. Nicht weniger<br />
als 466 Personen finden sich hier verewigt,<br />
viele davon mit farbigen Wappen<br />
oder anderen Malereien. Die Sammlung<br />
setzt im Februar 1599 ein und wurde<br />
bis 1608 fortgeführt. Einige wenige Eintragungen<br />
stammen aus späterer Zeit.<br />
Insbesondere das Regensburger Religionsgespräch<br />
von 1601 hat zahlreiche<br />
Eintragungen hervorgebracht.<br />
Dieses nicht nur für Regensburg wichtige<br />
Kulturdenkmal befindet sich im<br />
Privatbesitz und ist somit der interessierten<br />
Öffentlichkeit nicht zugänglich.<br />
Mit Zustimmung der Eigentümer wurde<br />
das „Stammbuch der Donauer“<br />
nun von der Staatlichen Bibliothek Regensburg<br />
digitalisiert und innerhalb der<br />
Bayerischen Landesbibliothek Online,<br />
des zentralen Kulturportals <strong>Bayern</strong>s,<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Straubing<br />
Stadtbibliothek<br />
Vom Hochwasser, das Anfang Juni<br />
viele Teile Niederbayerns heimsuchte,<br />
blieb die Stadtbibliothek Straubing (Niederbayern)<br />
nicht verschont. Das Wasser<br />
stieg so hoch, dass die Eingangsrampe<br />
des Salzstadels teilweise abgebaut<br />
werden musste, um einen Holzdamm<br />
errichten zu können. Im Salzstadel<br />
selbst stand im Keller das Wasser auf<br />
ca. 1,70 m hoch, beschädigt wurden allerdings<br />
nur einige ausgesonderte Flohmarktbücher.<br />
Während der einwöchigen Schließung<br />
wurde die Bevölkerung mittels bibliothekseigener<br />
Homepage und Facebook<br />
über die aktuelle Lage auf dem Laufenden<br />
gehalten. Über das große Interesse<br />
– ca. 5.300 Zugriffe – zeigte sich Bibliotheksleiter<br />
Georg Fisch sehr erfreut,<br />
ebenso aber auch über die Anteilnahme<br />
und zahlreichen Hilfsangebote der User.<br />
Würzburg<br />
Stadtbücherei<br />
Schweinfurt<br />
Fotos: Michael Horling; Stadtbibliothek Straubing<br />
<strong>Um</strong> ein Drittel sind die Besucherzahlen der Stadtbücherei Schweinfurt<br />
(Unterfranken) seit dem <strong>Um</strong>zug in den sanierten Ebracher Hof im<br />
Jahr 2007 gestiegen. Zählte man im vergangenen Jahr rund 132.000<br />
Besucher, konnte 2013 bereits im August die 100.000. Besucherin<br />
begrüßt werden. Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Bibliotheksleiterin<br />
Anita Kaltenbach überreichten der Leserin, die gerade<br />
Bücher und Kassetten für ihre Enkel zurückgegeben hatte, einen Blumenstrauß.<br />
Die hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung ist vor allem auf das attraktive<br />
Medienangebot zurückzuführen. Insgesamt stehen den Benutzern<br />
93.000 Medien, davon 60.000<br />
in der Hauptstelle im Ebracher<br />
Hof, zur Verfügung. Seit Jahresbeginn<br />
hält die Stadtbücherei<br />
auch ein Online-Angebot<br />
mit 1.500 E-Books, E-Journals<br />
zum Download und Audiobooks<br />
zum Hören via Internet<br />
bereit.<br />
Blumen für die 100.000. Besucherin:<br />
OB Sebastian Remelé<br />
und Bibliotheksleiterin Anita<br />
Kaltenbach gratulieren Ingeburg<br />
Belscher-Jekel (Mitte).<br />
Der Zusammenschluss von acht Würzburger<br />
Bibliotheken (Universitätsbibliothek,<br />
Stadtbücherei, Bibliothek der<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />
Würzburg–Schweinfurt, Bibliothek<br />
der Hochschule für Musik,<br />
Diözesanbibliothek, Bibliotheca Augustiana,<br />
Liborius-Wagner-Bücherei, Landesfachstelle<br />
für das öffentliche Bibliothekswesen<br />
– Außenstelle Würzburg)<br />
hat einen gemeinsamen Flyer erarbeitet,<br />
der zum ersten Mal gemeinsam diese<br />
Bildungseinrichtungen in Kurzporträts,<br />
ergänzt durch Adressen und Öffnungszeiten,<br />
vorstellt.<br />
323<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Abstracts deutsch<br />
324<br />
Glatter Liebesbeweis<br />
für die Stadtbibliothek<br />
Erlangen<br />
Von Anne Grimmer, S. 268<br />
Eine repräsentative <strong>Um</strong>frage unter<br />
allen Bürgerinnen und Bürgern einer<br />
Stadt liefert wenig Detailinformation zu<br />
den Diensten einer Stadtbibliothek, ist<br />
jedoch aufschlussreich im Hinblick auf<br />
deren Außenwirkung und Image. Da die<br />
Stadtbibliothek Erlangen gerade in diesem<br />
Bereich nach der Grundsanierung<br />
2010 viel getan hat, ist ein Vergleich der<br />
<strong>Um</strong>fragen von 2005 und 2012 interessant.<br />
Der Erfolg der Maßnahmen wird<br />
durch die Ergebnisse der <strong>Um</strong>fragen<br />
bestätigt: Die Bekanntheit und damit<br />
verbunden die emotionale Bindung der<br />
Menschen an die Bibliothek erhöhen<br />
sich signifikant durch die Präsenz der<br />
Bibliothek im Stadtbild, in den Medien<br />
und in den sozialen Netzwerken.<br />
Helfen Sie uns, besser zu<br />
werden!<br />
Von Barbara Guthmann, S. 271<br />
Das Team Stadt- und Schulbücherei<br />
Gunzenhausen (Mittelfranken) hat<br />
zum ersten Mal eine Befragung ihrer<br />
Bibliotheksnutzer durchgeführt und<br />
zieht eine insgesamt positive Bilanz:<br />
Die Beteiligung war mehr als zufriedenstellend,<br />
die Auswertung wurde dank<br />
der richtigen Software zum Kinderspiel<br />
und vor allem gaben die Nutzerinnen<br />
und Nutzer bei den offenen Fragen<br />
viele gute Anregungen. Der Beitrag berichtet<br />
chronologisch von den Überlegungen<br />
zu den Zielen der Befragung,<br />
über die Konzeption des Fragebogens,<br />
die Durchführung und Auswertung der<br />
Befragung bis hin zu der Veröffentlichung<br />
der Ergebnisse und die <strong>Um</strong>setzung<br />
von Vorschlägen der Nutzer.<br />
Fazit: Die Nutzerbefragung erwies sich<br />
als wertvolles Instrument der Kundenkommunikation.<br />
Der Schritt ins Digitale –<br />
Neuerungen in der Fernleihe<br />
des BVB<br />
Von Berthold Gillitzer, Evelinde<br />
Hutzler und Roland Jäkle, S. 276<br />
Gleich zwei für die bayerische Fernleihe<br />
sehr wichtige technische Entwicklungen<br />
wurden 2013 umgesetzt und in Betrieb<br />
genommen. Das Kopienfernleihsystem<br />
Medea wurde durch eine Eigenentwicklung<br />
der BVB-Verbundzentrale abgelöst<br />
und damit die Basis für eine langfristige<br />
und vor allem sehr flexible Weiterentwicklung<br />
dieser Komponente geschaffen.<br />
Gewissermaßen als Beweis des<br />
Potenzials dieser Lösung wurde dann<br />
die lange erwartete Funktionalität der<br />
Kopienlieferung aus eJournals in einem<br />
zweiten Schritt realisiert. Auch die dazu<br />
notwendige Voraussetzung der Bereitstellung<br />
der entsprechenden Fernleihinformationen<br />
aus den Lizenzdaten wurde<br />
nach einem längeren bundesweiten<br />
Koordinationsprozess in diesem Jahr<br />
durch die EZB und ZDB realisiert. Dazu<br />
waren mehrere Schritte notwendig. Neben<br />
einer Abstimmung des Datenformats<br />
und der Datenlieferung zwischen den<br />
Systemen musste eine Eingabeoberfläche<br />
in der EZB geschaffen werden, die<br />
die Verwaltung der gewünschten Informationen<br />
in möglichst rationeller Weise<br />
ermöglicht. Mit der Bereitstellung eines<br />
Webservice in der EZB, der den aktuellen<br />
Zugriff auf diese Daten für Bestellverwaltungssysteme<br />
in der Fernleihe erlaubt,<br />
war auch die letzte Voraussetzung erfüllt,<br />
um diesen neuen Service der Kopienlieferung<br />
aus eJournals rechtssicher in die<br />
Fernleihsysteme der Verbünde aufzunehmen.<br />
Die für diese Dienstleistung in<br />
<strong>Bayern</strong> entwickelte Komponente zeichnet<br />
sich durch ein besonders hohes Maß<br />
an Automation und Integration aus, die<br />
Nutzern wie Mitarbeitern der Fernleihe in<br />
gleicher Weise zugutekommt.<br />
Auf dem Weg zum internationalen<br />
Erschließungsregelwerk<br />
Resource<br />
Description and Access<br />
Von Gabriele Meßmer, S. 282<br />
Am 31. Mai 2012 beschloss der Standardisierungsausschuss<br />
einstimmig,<br />
in den deutschsprachigen Verbünden<br />
das internationale Katalogisierungsregelwerk<br />
Resource Description and<br />
Access (RDA) einzuführen. In Vorbereitung<br />
auf den <strong>Um</strong>stieg auf RDA wurde<br />
unter Leitung der Arbeitsstelle für Standardisierung<br />
der Deutschen Nationalbibliothek<br />
eine verbundübergreifende<br />
Arbeitsgruppe eingerichtet, die einen<br />
Zeitplan aufstellen, Anwendungsregeln<br />
definieren und Schulungsunterlagen<br />
erarbeiten soll. Auch im Bibliotheksverbund<br />
<strong>Bayern</strong> hat sich eine RDA-Arbeitsgruppe<br />
etabliert, die die Arbeit der<br />
überregionalen Gruppe unterstützt und<br />
mitgestaltet.<br />
Auskunft muss nicht,<br />
Auskunft kann!<br />
Von Simone Höldrich, S. 285<br />
Im Rahmen der Fortbildung „Auskunft<br />
professionell gestalten – strukturelle<br />
und konzeptionelle Aspekte“ referierten<br />
hochkarätige Referentinnen und Referenten<br />
zu folgenden Themen:<br />
• „Die Bedeutung von Auskunft und<br />
Informationsdienst im Portfolio bibliothekarischer<br />
Dienstleistungen“<br />
• „Remove the reference desk!“<br />
• „Auskunft e-only: virtuelle Auskunftsdienste<br />
an der Universitätsbibliothek<br />
der TUM“<br />
• „ServicePoint IT und Bibliothek:<br />
kundenorientierte und kooperative<br />
Auskunft von Bibliothek und Rechenzentrum<br />
an der Hochschule<br />
Ingolstadt“<br />
• „Wiki und das starke Team – wie die<br />
Auskunft der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
informiert wird“<br />
Die Vorträge finden Sie unter:<br />
www.bib-bvb.de/web/ksi/fortbildungauskunft<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Abstracts englisch<br />
A clear display of affection<br />
for the city library of<br />
Erlangen<br />
By Anne Grimmer, p. 268<br />
A representative survey among all<br />
citizens of a city hardly yields detailed<br />
information about the services of a city<br />
library, however is enlightening with regard<br />
to its perception by the public and<br />
its image. Since the city library of Erlangen<br />
has been highly active particularly<br />
in this field since its refurbishment in<br />
2010, a comparison of the polls of the<br />
years 2005 and 2012 is interesting. The<br />
success of the measures is confirmed<br />
by the results of the polls: The awareness<br />
and, linked thereto, the emotional<br />
bond of the people with the library, are<br />
significantly heightened and tightened<br />
by the presence of the library in the<br />
townscape, in the media and in the social<br />
networks.<br />
Help us improve!<br />
By Barbara Guthmann, p. 271<br />
The team of the city- and school library<br />
of Gunzenhausen (Middle Franconia)<br />
has carried out a poll among its<br />
library users for the first time. The results<br />
are positive in total: Participation<br />
was more than satisfactory, the right<br />
software made the evaluation a piece of<br />
cake and, what is particularly important,<br />
the users contributed many good ideas<br />
in the ‚open questions‘ section. The article<br />
is a chronological report spanning<br />
the time from the planning and the goals<br />
of the survey, to the conceptual design<br />
of the questionnaire, the execution and<br />
evaluation of the poll, up to the publication<br />
of the results and implementation<br />
of the users‘ suggestions. Conclusion:<br />
The user survey has turned out to be a<br />
valuable client-communication tool.<br />
Venturing into the digital<br />
world – reforms of the<br />
interlibrary loan system of<br />
the BVB<br />
By Berthold Gillitzer, Eveline<br />
Hutzler and Roland Jäkle, p. 276<br />
Two technical innovations have been<br />
implemented and introduced in 2013<br />
that are very important for the Bavarian<br />
interlibrary loan system. The copy<br />
interlibrary loan system Medea was<br />
replaced by a system developed by<br />
the Bavarian library union (BVB) itself,<br />
forming the basis for a long-term and<br />
primarily highly flexible further development<br />
of this component. Serving as<br />
proof of the potential of this solution so<br />
to speak, the long-expected functionality<br />
of copy delivery from e-journals was<br />
implemented in a second step. The<br />
necessary precondition for this, the provision<br />
of the corresponding interlibrary<br />
loan information from the license data,<br />
was likewise realised this year by the<br />
Electronic Journals Library (EZB) and<br />
the Journals Data Base (ZDB) following<br />
an extensive Germany-wide coordination<br />
process. The process took place<br />
in several steps. Besides a harmonisation<br />
of the data format and of the data<br />
delivery between the systems, an input<br />
user interface had to be developed in<br />
the EZB that supports the administration<br />
of the desired information, which in<br />
turn should work as efficiently as possible.<br />
With the provision of a web service<br />
in the EZB that permits current access<br />
to these data for order administration<br />
systems in interlibrary loan, also the last<br />
precondition was fulfilled for incorporating<br />
this new service of copy delivery<br />
from e-journals in fully legally compliant<br />
fashion in the interlibrary loan systems<br />
of the unions. The component developed<br />
in Bavaria for this service is characterised<br />
by a particularly high degree<br />
of automation and integration, from<br />
which interlibrary-loan clients and staff<br />
will benefit in equal measure.<br />
On the way to the international<br />
cataloguing<br />
system of rules Resource<br />
Description and Access<br />
By Gabriele Meßmer, p. 282<br />
On 31 May 2012 the standardisation<br />
committee decided unanimously to introduce<br />
the international cataloguing<br />
system of rules Resource Description<br />
and Access (RDA) in the German-language<br />
library unions. In preparation of<br />
the conversion to RDA an inter-union<br />
working group was installed under the<br />
direction of the office for standardisation<br />
of the German National Library, which<br />
is to draw up a time schedule, define<br />
application rules and produce training<br />
material. An RDA working group has<br />
also been set up in the Bavarian library<br />
union that supports and contributes to<br />
the work of the supra-regional group.<br />
Reference services are<br />
not obligatory, but nice to<br />
have!<br />
By Simone Höldrich, p. 285<br />
Within the framework of the training<br />
course „Professionalising information<br />
services – structural and conceptual<br />
aspects“ top-class speakers presented<br />
papers on the following topics:<br />
• „The importance of reference desk<br />
and information services within the<br />
portfolio of library services“<br />
• „Remove the reference desk!“<br />
• „Electronic information only:<br />
virtual information services at the<br />
University Library of the TUM“<br />
• „ServicePoint IT and the library:<br />
client-oriented and cooperative information<br />
service of the library and the<br />
computing centre at the University of<br />
Ingolstadt“<br />
• „Wiki and the mighty team –<br />
informing the reference services of<br />
the Bavarian State Library“<br />
The papers can be found at:<br />
www.bib-bvb.de/web/ksi/fortbildungauskunft<br />
325<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Impressum<br />
326<br />
Impressum<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> ISSN 0340-000X<br />
Herausgeber<br />
Bibliotheksverbund <strong>Bayern</strong>, Bayerische Staatsbibliothek<br />
Ludwigstr. 16, 80539 München<br />
Redaktion<br />
Peter Schnitzlein (verantw.), Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstraße 16,<br />
80539 München<br />
Redaktionsmitglieder: Dr. Ann-Katrin Colomb,<br />
Klaus Hölzle, Franz Käßl<br />
Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich (Redaktionsschlüsse:<br />
15.1., 15.4., 15.7., 15.10.).<br />
Alle Beiträge geben die Meinung der Autoren, nicht eine<br />
Stellungnahme des Bibliotheksverbunds <strong>Bayern</strong> oder<br />
der Bayerischen Staatsbibliothek wieder. Meldungen<br />
und Notizen mit Quellenangaben werden ohne Gewähr<br />
für die Richtigkeit und ausschließlich zur Information<br />
veröffentlicht. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
der Redaktion.<br />
Manuskripte und Zuschriften werden erbeten an die<br />
Bayerische Staatsbibliothek, Redaktion „<strong>Bibliotheksforum</strong><br />
<strong>Bayern</strong>“, 80328 München, bfb@bsb-muenchen.de.<br />
Redaktionsbeirat<br />
Der Redaktionsbeirat gestaltet in Zusammenarbeit mit<br />
der Redaktion das inhaltliche und konzeptionelle Profil<br />
der Zeitschrift. Er besteht aus Vertretern der wichtigsten<br />
Bibliothekssparten in <strong>Bayern</strong>. Als Mitglieder sind derzeit<br />
benannt: Ludwig Bichlmaier (Stadtbücherei Landshut),<br />
Dr. Klaus Ceynowa (BSB), Ralph Deifel (BSB, Landesfachstelle),<br />
Dr. Bernhard Lübbers (Staatl. Bibliothek<br />
Regensburg), Doris Schneider (FHB Ingolstadt), Peter<br />
Schnitzlein (BSB), Dr. Steffen Wawra (UB Passau)<br />
Gestaltung<br />
Michael Berwanger, Tausendblauwerk<br />
Agentur für Gestaltung<br />
Schleißheimer Str. 21, 85221 Dachau<br />
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Druck<br />
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80328 München, Tel. 089/28638-2247,<br />
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bitten deshalb, Ihren Aufsatz bis zum Erscheinungstermin<br />
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• Texte werden in neuer Rechtschreibung abgefasst<br />
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zu gliedern. Wichtige Sätze, die ggf.<br />
graphisch hervorgehoben werden sollen, bitte<br />
vorab markieren.<br />
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• Notwendige Zitatstellen und Belege sollten möglichst<br />
im Text angegeben werden; wenn der Text<br />
dadurch zu unübersichtlich wird, als Endnoten.<br />
Bitte halten Sie die Anzahl der Endnoten niedrig.<br />
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verfügbar, bitte als qualitativ hochwertiges Foto<br />
schicken; Abbildungen bitte nummerieren, Bildunterschriften<br />
und Platzierungswunsch angeben;<br />
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und, falls erforderlich, eine Abdruckgenehmigung<br />
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3. Der Beitrag ist als E-Mail-Anhang an bfb@bsbmuenchen.de<br />
oder auf CD-ROM an die Redaktion<br />
zu schicken. Die Redaktion behält sich kleinere<br />
Korrekturen am Manuskript vor, grundlegende<br />
Änderungen sind nur im Einvernehmen mit Autor/<br />
Autorin möglich. Die Redaktion behält sich das<br />
Recht zur Kürzung vor.<br />
4. Die Autorinnen und Autoren erhalten per E-Mail eine<br />
<strong>Um</strong>bruchfassung als PDF mit der Bitte, die Korrekturen<br />
innerhalb einer Woche an die Redaktion zu<br />
schicken. In den Fahnen sollen möglichst nur noch<br />
Satzfehler berichtigt werden. Werden in dieser Zeit<br />
keine Änderungswünsche eingereicht, gehen wir<br />
von Ihrem Einverständnis mit der Ihnen übersandten<br />
Fassung aus.<br />
BFB steht im PDF-Format kostenlos zur Verfügung<br />
auf www.bibliotheksforum-bayern.de<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
Autorinnen und Autoren<br />
Anke Buettner<br />
Münchner Stadtbibliothek<br />
Rosenheimer Str. 5<br />
81667 München<br />
anke.buettner@muenchen.de<br />
Dr. Klaus Ceynowa<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
ceynowa@bsb-muenchen.de<br />
Ralph Deifel<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
ralph.deifel@bsb-muenchen.de<br />
Dr. Claudia Fabian<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
claudia.fabian@bsb-muenchen.de<br />
Dr. Berthold Gillitzer<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
berthold.gillitzer@bsb-muenchen.de<br />
Dr. Rolf Griebel<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
griebel@bsb-muenchen.de<br />
Anne Grimmer<br />
Stadtbibliothek Erlangen<br />
Marktplatz 1<br />
91054 Erlangen<br />
anne.grimmer@stadt.erlangen.de<br />
Babett Guthmann<br />
Stadt- und Schulbücherei<br />
Gunzenhausen<br />
Luitpoldstr. 13<br />
91710 Gunzenhausen<br />
buecherei@gunzenhausen.de<br />
Martin Hermann<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
martin.hermann@bsb-muenchen.de<br />
Simone Höldrich<br />
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf<br />
Bibliothek<br />
Am Hofgarten 2<br />
85354 Freising<br />
simone.hoeldrich@hswt.de<br />
Gregor Horstkemper<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
horstkemper@bsb-muenchen.de<br />
Dr. Evelinde Hutzler<br />
Universitätsbibliothek Regensburg<br />
93042 Regensburg<br />
evelinde.hutzler@bibliothek.uniregensburg.de<br />
Roland Jäkle<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
jaekle@bsb-muenchen.de<br />
Franz Käßl<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
franz.kaessl@bsb-muenchen.de<br />
Tamara Kucana<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
Landesfachstelle für das öffentliche<br />
Bibliothekswesen<br />
Außenstelle Regensburg<br />
Landshuter Str. 22<br />
93047 Regensburg<br />
tamara.kucana@bsb-muenchen.de<br />
Elisabeth Mair-Gummermann<br />
Stadtbücherei Regensburg<br />
Haidplatz 8<br />
93047 Regensburg<br />
mair-gummermann.elisabeth@<br />
regensburg.de<br />
Gabriele Meßmer<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
messmer@bsb-muenchen.de<br />
Dr. Reiner Nägele<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
reiner.naegele@bsb-muenchen.de<br />
Ute Palmer-Horn<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
80328 München<br />
ute.palmer-horn@bsb-muenchen.de<br />
Christina Röschlein<br />
Städtische Volksbücherei Fürth<br />
Fronmüllerstr. 22<br />
90763 Fürth<br />
christina.roeschlein@fuerth.de<br />
Prof. Dr. Werner Taegert<br />
Staatsbibliothek Bamberg<br />
Neue Residenz<br />
Domplatz 8<br />
96049 Bamberg<br />
werner.taegert@staatsbibliothekbamberg.de<br />
Sarah Weber<br />
Stadtbücherei Regensburg<br />
Haidplatz 8<br />
93047 Regensburg<br />
weber.sarah@regensburg.de<br />
<strong>Bibliotheksforum</strong> <strong>Bayern</strong> 07 (2013)
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