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Perspektivendiskussion - EGLV

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von links: Angela Elis I Erik Buschhüter I Prof. Antje Stokman I Dr. Emanuel Grün I Reinhard Vogt<br />

<strong>Perspektivendiskussion</strong><br />

Statements / O-Töne der Diskutanten<br />

Berichte aus den Workshops<br />

„Wie können wir den Prozess um die Hochwasserrisiken gemeinsam meistern? Im Workshop 2 gab es zwei Kernthesen:<br />

„Gemeinsames Handeln ist notwendig!“ und „Das nächste Hochwasser kommt bestimmt - Risiken erkennen, Kompetenzen<br />

nutzen, gemeinsam Handeln!“ ... „Gemeinsam Handeln“ war also der Leitfaden, der sich durch die gesamte Diskussion zog.<br />

Fazit ist: Kommunikation ist natürlich das Wichtigste, es müssen aber auch geeignete Voraussetzungen dafür geschaffen werden.<br />

Zwei Fragen tauchten auf: Wer spricht wann mit wem? und: Heißt gemeinsames Handeln, keiner hat den Hut auf?“<br />

Erik Buschhüter<br />

„Die Philosophie früher war: das Wasser wurde abgleitet und keiner bekam etwas davon mit. Das Bedürfnis,<br />

das Wasser zu sehen und verstehen zu wollen, wie das Hochwasser abgeleitet wird, war nicht<br />

ausgeprägt, sondern nahezu verschwunden. Die Titel der Impulsreferate im Workshop 2 „Schöner<br />

Schützen“ und „Integral nutzt (allen)“ bedeuten eine ganz neue Verklammerung mit den Bewohnern<br />

der Städte. Hochwasserschutz entsteht im Kopf, also muss der Weg des Wassers verstehbar und wahrnehmbar<br />

gemacht werden. ... Welche Flächen stehen dafür in der Stadt zur Verfügung? Es ist nicht nur<br />

das Gewässer als solches, sondern es sind ganz unterschiedliche Stadträume, auf die das Wasser trifft<br />

und von denen das Wasser abgeleitet wird. Wie kann man diese Flächen integrieren und das Wasser<br />

als Motor der Stadtentwicklung sehen? Und wie kann man diese Idee auf unterschiedlichsten Ebenen<br />

transportieren, von der lokalen Ebene bis hin zur „Big Idea“ für die gesamte Region? Schnell kam im<br />

Workshop 2 die Frage auf, ob wir uns da nicht etwas zu viel zumuten? Man darf nicht verkennen, dass<br />

das hohe Erwartungen sind, die schwer einlösbar sind.“ Prof. Antje Stokman<br />

Diskussionsteilnehmer:<br />

für Workshop 1:<br />

für Workshop 2:<br />

für Workshop 3:<br />

für Workshop 4:<br />

Moderation:<br />

Erik Buschhüter, Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,<br />

Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Prof. Antje Stokman, Leiterin des Instituts für Landschaftsplanung und<br />

Ökologie an der Universität Stuttgart<br />

Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft<br />

Reinhard Vogt, Leiter der Hochwasserschutzzentrale Köln und<br />

Geschäftsführer des HochwasserKompetenzCentrums (HKC)<br />

Angela Elis


<strong>Perspektivendiskussion</strong><br />

„Ca. 70.000 mittelständische Unternehmen in der Region profitieren von dem Hochwasserschutz. Diese<br />

müssen sich aber auch mit dem Thema auseinandersetzten. Tun die beteiligten Protagonisten das? Unser<br />

Fazit im Workshop 3 war, dass es wenig bis kein Bewusstsein für das Thema Hochwasserschutz gibt,<br />

da kein mittelständisches Unternehmen bisher von einem Hochwasserereignis betroffen war. ...<br />

Es gibt eine Verknappung von Gewerbeflächen und eine große Konkurrenz in den Städten, Gewerbe<br />

anzusiedeln. Im Workshop 3 stellte sich die Frage, ob es sinnvoll ist, eine Reglementierung hinsichtlich der<br />

Ansiedlungsmöglicheit in potenziell überfluteten Flächen einzuführen. Wir sind zu dem Schluss gekommen,<br />

dass das schlechterdings nicht möglich sein wird, obgleich man versuchen sollte, in Überschwemmungsgebieten<br />

keine weiteren Unternehmen zu platzieren. Der Bauherr, der sich trotzdem ansiedeln<br />

will, muss Vorsorgemaßnahmen betreiben und: er muss sich versichern! Wir müssen den Versicherungsschutz<br />

erhöhen. 99,7 % aller Objekte sind versicherbar. Unser gemeinsames Plädoyer: Jeder muss<br />

Vorsorge treffen. Das ist nur mit transparenter Information möglich - und dazu dient auch die heutige<br />

Veranstaltung.“ Dr. Emanuel Grün<br />

„Bei der Bewusstseinsbildung muss man ein gewisses Gleichgewicht erzeugen. Man sollte keine Angst vermitteln, sondern<br />

Respekt vor der Hochwassergefahr schaffen und gleichzeitig auf Maßnahmen hinweisen, die zur Sicherheit führen - aber ohne<br />

dass dadurch absolute Sicherheit vermittelt wird. ...<br />

Die Eigenverantwortung muss gestärkt werden. Das kann nur durch Bewusstseinsbildung erreicht werden, die auf allen Ebenen<br />

des täglichen Lebens stattfindet. Lösungen wären ein Roman, ein Computerspiel, ein Emscher-Musical, Veranstaltungen wie<br />

Hochwassertage, die die ganze Familie ansprechen, Hochwasserinformationen in der U-Bahn oder an den Haltestellen, neue<br />

Medien nutzen, Facebook, Twitter. ... Das Bewusstsein muss positiv vermittelt werden. Man muss der Bevölkerung klar machen,<br />

dass die Technik keinen absoluten Hochwasserschutz bringt, aber dass man selbst viel dazu beitragen kann, um das Risiko zu<br />

vermindern. Und: Ohne Fluss kein Hochwasserbewusstsein! Wenn man den Fluss nicht sieht, kann kein Bewusstsein entstehen!“<br />

Reinhard Vogt<br />

„“<br />

Aufgabenteilung ... Wer hat den Hut auf?<br />

„Wer den Hut auf hat, ist eigentlich geklärt - zumindest was die Risikomanagement-Richtlinie angeht.<br />

Das Land hat die Aufgabe, die Risikomanagementpläne zu erstellen – das geht aber nur durch gemeinsames<br />

Handeln. In NRW haben wir eine breitgefächerte Aufgabenteilung zwischen Land, Kommunen und<br />

Wasserverbänden.“ Erik Buschhüter<br />

„Bei der Aufgabenteilung darf der Bürger nicht fehlen. Die Risikogefahrenkarten sind für den Bürger<br />

nur schwer verständlich. Die Kommunen müssen den Menschen das Thema Hochwasserschutz vor Ort<br />

anschaulich vermitteln, damit ein Hochwasserbewusstsein entstehen kann. Das Infomobil des HochwasserKompetenzCentrums<br />

bietet Hochwasserschutz zum Anfassen.“ Reinhard Vogt<br />

„Natürlich trägt jeder seinen eigenen Hut im Sinne der klassischen Aufgabenteilung. Aber oft entstehen<br />

Synergien und Fortschritte erst dadurch, dass die Hüte auch einmal getauscht werden und man den<br />

Belang der anderen Disziplinen mit voranträgt.“ Prof. Antje Stokman


<strong>Perspektivendiskussion</strong><br />

Konfliktmanagement<br />

„An der Lippe wird der Hochwasserschutz im Großraum Haltern neu gestaltet: der Fluss bekommt dort neue Deiche, neue<br />

Retentionsräume werden geschaffen, die Deiche werden rückverlegt. Bei diesem Megaprojekt gab es natürlich unterschiedliche<br />

Interessenslagen der Akteure aus Landwirtschaft, Politik und Bergbau sowie des Landes und der Grundstückseigentümer. Die<br />

Emschergenossenschaft hat dabei den Hut des Moderators aufgehabt: Fünf Jahre Arbeit waren nötig, um ein einvernehmliches<br />

Comittment zu erzielen. Konfliktmanagement bedeutet viel Arbeit und Überzeugungskraft!“ Dr. Emanuel Grün<br />

“Bei uns herrscht die klassische Denkweise vor: entweder Platz für das Wasser oder Platz für andere<br />

Belange. Aber genau diese Überlagerung ist spannend: dass man sowohl mehr Flutraum ausweisen kann,<br />

aber gleichzeitig ein angepasstes Bebauungsgebiet an dieser Stelle. Natürlich birgt dies Konflikte, aber<br />

auch die Möglichkeit, den Menschen das Leben am Wasser und mit dem Wasser zu ermöglichen.“<br />

Prof. Antje Stokman<br />

„Bei der Schaffung von Retentionsräumen in Köln hatte die Beteiligung der Bürger einen besonderen Stellenwert, um die Akzeptanz<br />

der Bevölkerung zu erlangen. Konflikte mit der Bürgerschaft können dadurch minimiert werden, dass man nicht direkt die<br />

fertige Planung präsentiert, sondern die Bürger vorzeitig miteinbezieht.“ Reinhard Vogt.<br />

Ideen zur Hochwasserbewusstseinsbildung<br />

„“<br />

„Es kommt darauf an, nicht nur auf intellektueller Ebene, sondern auch<br />

auf emotionaler, kreativer Ebene Bewusstsein zu erzeugen. Die Emscher-<br />

Kunst ist ein sehr gutes Beispiel dafür! ... Über die Gestaltung von technischen<br />

Bauwerken, z.B. eines Pumpwerkes, können Themen und Prozesse<br />

im Stadtraum bewusst gemacht werden.“ Prof. Antje Stokman<br />

„Wir werden einen kostenlosen Hochwasserpass für Grundstücke – ähnlich dem Energiepass -<br />

herausbringen. Im Internet kann sich dann jeder eine Auskunft einholen über seine jeweilige<br />

Gefährdung. Damit kann man nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern gleichzeitig auch zeigen,<br />

dass man am Haus, am Grundstück einiges tun kann, um z.B. eine bessere Versicherungsklasse<br />

zu bekommen und sich gegen Hochwasser zu schützen“ Reinhard Vogt<br />

„Über die Kinder kann das Thema ohne Panikmache<br />

spielerisch vermittelt werden.“ Dr. Emanuel Grün<br />

„Was ich mir wünschen würde wäre, dass das Thema<br />

in den Kommunen selbst besser implementiert wird,<br />

z.B. über Informationen im Eingangsbereich des Rathauses<br />

oder über einen Hochwasserschutzbeauftragten“<br />

Erik Buschhüter

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