Der FingerabDruck - EJPD - admin.ch
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1913 – 2013<br />
<strong>Der</strong> <strong>FingerabDruck</strong><br />
100 Jahre im Dienst <strong>Der</strong> eiDgenossens<strong>ch</strong>aft<br />
1
1913 – 2013<br />
<strong>Der</strong> <strong>FingerabDruck</strong><br />
100 Jahre im Dienst <strong>Der</strong> eiDgenossens<strong>ch</strong>aft
Die Welt <strong>Der</strong> Daktyloskopie<br />
Straftäter hatten s<strong>ch</strong>on immer ein ureigenes Interesse<br />
daran, ihre Identität zu vers<strong>ch</strong>leiern. Die Personenidentifikation<br />
ist daher seit jeher ein zentrales Element<br />
der Verbre<strong>ch</strong>ensbekämpfung. Die erste wirkli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lagkräftige<br />
Waffe in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t wurde mit der Daktyloskopie,<br />
der Identifikation mittels Fingerabdrücken,<br />
entdeckt und erarbeitet.<br />
Die Grundlage der Daktyloskopie ist die Einzigartigkeit<br />
und Unveränderli<strong>ch</strong>keit der Papillarlinienmuster auf<br />
den Handinnenflä<strong>ch</strong>en und den Fusssohlen. Dank dieser<br />
Methode können Personen, die über ihre Identität keine<br />
oder fals<strong>ch</strong>e Angaben ma<strong>ch</strong>en, zuverlässig und s<strong>ch</strong>nell<br />
anhand von hunderttausenden hinterlegten Fingerabdruckdaten<br />
wiedererkannt werden.<br />
Dur<strong>ch</strong> die USamerikanis<strong>ch</strong>en CSIFernsehserien ist<br />
die Arbeit der Kriminalte<strong>ch</strong>niker heute breiten Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
in der ganzen Welt ein Begriff. <strong>Der</strong>en<br />
Methoden werden in diesen Serien jedo<strong>ch</strong> meist stark<br />
überzei<strong>ch</strong>net; das heisst, es ist fast immer alles mögli<strong>ch</strong><br />
und das erst no<strong>ch</strong> ohne Zeitverzug. Immerhin: Dank diesen<br />
Serien ist gerade das Fingerabdruckverfahren wieder<br />
vermehrt in den Fokus der Öffentli<strong>ch</strong>keit gerückt.<br />
4 | 100 Jahre Daktyloskopie
Mit unseren Fingern und Händen hinterlassen wir auf<br />
berührten Gegenständen Abdrücke, ähnli<strong>ch</strong> einem<br />
Stempelabdruck. Da über die Poren der Haut dauernd<br />
S<strong>ch</strong>weiss und andere Sekrete abgesondert werden, übernehmen<br />
diese die Funktion der Stempelfarbe. Personen,<br />
die bereits erkennungsdienstli<strong>ch</strong> registriert sind, können<br />
so mit speziellen Methoden zweifelsfrei als Spurenleger<br />
an einem Tatort festgestellt werden. Ein Fingerabdruck<br />
kann si<strong>ch</strong> je na<strong>ch</strong> Si<strong>ch</strong>erungsort für eine Person<br />
entlastend, aber au<strong>ch</strong> belastend auswirken.<br />
Fingerabdrucknahme im 19 Jh. [1]<br />
5
Hautleisten unD Muster<br />
Die Haut, die unseren Körper bedeckt, ist ein ausgespro<strong>ch</strong>en<br />
vielseitiges Organ, das grundsätzli<strong>ch</strong> in zwei vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Typen vorkommt: einerseits der Leistenhaut<br />
an den Handinnenseiten und den Fusssohlen, und<br />
andererseits der Felderhaut an den übrigen Hautberei<strong>ch</strong>en.<br />
Für die Daktyloskopie ist hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die Leistenhaut<br />
an den Handinnenseiten und an den Fusssohlen<br />
von Bedeutung.<br />
aufbau der Haut<br />
Die äussere Haut gliedert si<strong>ch</strong> in zwei wesentli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten: die Oberhaut (Epidermis) und die unmittelbar<br />
darunterliegende Lederhaut (<strong>Der</strong>mis).<br />
Die Epidermis kann in drei weitere Berei<strong>ch</strong>e unterteilt<br />
werden: In die Horns<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, in der die Zellen zu Platten<br />
verhornen und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> als Horns<strong>ch</strong>uppen abgestossen<br />
werden, in die Hornbildungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t und in die<br />
Basals<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, in der die Zellvermehrung stattfindet (vgl.<br />
Abbildung).<br />
Quers<strong>ch</strong>nitt eines<br />
Felderhautberei<strong>ch</strong>es [2]<br />
6 | 100 Jahre Daktyloskopie
Die <strong>Der</strong>mis ihrerseits kann in die tiefer liegende<br />
Gefle<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t und in die Papillars<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t mit den so<br />
genannten Bindegewebspapillen, die massgebli<strong>ch</strong> für<br />
die Bildung der Leisten verantwortli<strong>ch</strong> sind, unterteilt<br />
werden. Je zwei Papillen dringen gegen eine Leiste vor.<br />
Die Epithelsenkung zwis<strong>ch</strong>en ihnen nimmt den Ausführungsgang<br />
der S<strong>ch</strong>weissdrüsen auf.<br />
Aufgrund des anatomis<strong>ch</strong>en Aufbaus der Haut können<br />
Verletzungen, die nur die Epidermis betreffen<br />
(Verätzungen, S<strong>ch</strong>nitte, etc.), keine bleibenden S<strong>ch</strong>äden<br />
verursa<strong>ch</strong>en. Die Haut kann si<strong>ch</strong> regenerieren. Verletzungen<br />
hingegen, die bis in die <strong>Der</strong>mis rei<strong>ch</strong>en, führen<br />
zu irreparablen S<strong>ch</strong>äden, da insbesondere die Basals<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t,<br />
die für den Erneuerung der Haut verantwortli<strong>ch</strong><br />
ist, bes<strong>ch</strong>ädigt wird.<br />
leistenhaut an den Handinnenseiten<br />
und den Fusssohlen von primaten<br />
Im Verlauf der Evolution bildeten si<strong>ch</strong> bei allen Säugetieren<br />
Pfotenballen. Glei<strong>ch</strong>zeitig vers<strong>ch</strong>wanden dort die<br />
Haare und somit au<strong>ch</strong> die Talg, ni<strong>ch</strong>t aber die S<strong>ch</strong>weissdrüsen.<br />
So wurde ein besserer Bodenkontakt ermögli<strong>ch</strong>t.<br />
Zusätzli<strong>ch</strong> bildeten si<strong>ch</strong> bei den Primaten Leisten und<br />
Rillen an den Handinnen und Fussunterseiten. Diese<br />
Leisten ergeben einen besseren Griff.<br />
links: Pfotenballen<br />
bei der Katze [3]<br />
re<strong>ch</strong>ts: Papillarleisten<br />
auf der Fingerkuppe [4]<br />
7
unveränderli<strong>ch</strong>keit der papillarleisten<br />
Die Unveränderli<strong>ch</strong>keit der Papillarleisten ergibt si<strong>ch</strong><br />
aus dem Aufbau und dem Wa<strong>ch</strong>stum der Haut:<br />
– Die Basals<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t (Bindes<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en<br />
Epidermis und <strong>Der</strong>mis) steuert in einem<br />
komplexen Vorgang das glei<strong>ch</strong>mässige<br />
Wa<strong>ch</strong>stum der Haut, die si<strong>ch</strong> in ca. 30 Tagen<br />
komplett erneuert.<br />
– Ab der 24. Entwicklungswo<strong>ch</strong>e des Fötus<br />
sind die Papillarleisten in ihrer endgültigen<br />
Form ausgebildet.<br />
– Papillarleisten wa<strong>ch</strong>sen von da an bis zum<br />
Tod des Individuums in ihrer Linienführung<br />
unverändert na<strong>ch</strong>.<br />
– Ausnahme: Verletzungen der Basals<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />
führen zu bleibenden Narben.<br />
einmaligkeit der papillarleisten<br />
Die Einmaligkeit des Leistenbildes und der Porenkonfiguration<br />
ergibt si<strong>ch</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aus zwei Gründen:<br />
– S<strong>ch</strong>nelles Wa<strong>ch</strong>stum und Vergrösserung der<br />
Oberflä<strong>ch</strong>e (während die Hand wä<strong>ch</strong>st, werden<br />
die Primärleisten auseinander gezogen<br />
und neue Leisten füllen die Lücken).<br />
– Physis<strong>ch</strong>er (Spannung und Kompression)<br />
und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Stress in der Wa<strong>ch</strong>stumsphase<br />
bis zur 24. Wo<strong>ch</strong>e.<br />
8 | 100 Jahre Daktyloskopie
lehre der studie an eineiigen zwillingen, genetis<strong>ch</strong>e Faktoren<br />
Es ist seit langem bekannt, dass eineiige Zwillinge übereinstimmende<br />
DNAProfile aufweisen. Die Fingerabdrücke<br />
hingegen sind eindeutig differenzierbar. Hat die<br />
Genetik trotzdem einen Einfluss auf die Entstehung der<br />
Papillarleisten?<br />
Aus den meisten Untersu<strong>ch</strong>ungen geht hervor, dass die<br />
Abdrücke von Zwillingen ähnli<strong>ch</strong>er sind, als jene zwis<strong>ch</strong>en<br />
Verwandten oder ni<strong>ch</strong>t verwandten Personen.<br />
Dies gilt insbesondere für folgende Faktoren:<br />
– Grundmuster<br />
– Leistenzahl (Anzahl der Leisten, die bei Wirbeln<br />
und S<strong>ch</strong>lingen dur<strong>ch</strong> eine geda<strong>ch</strong>te,<br />
vom Delta bis in das Zentrum laufende Linie<br />
ges<strong>ch</strong>nitten werden, vgl. Abb. Seite 10)<br />
– Gesamte Anzahl von Minutien (Gabelungen,<br />
Endungen, Haken, Seen, Inseln der Hautleisten)<br />
– Anzahl von einfa<strong>ch</strong>en Minutien<br />
(Gabelungen und Endungen)<br />
– Hauptfalten der Handflä<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>linge<br />
Wirbel<br />
Bogen<br />
Die drei Grundmuster [5]<br />
9
Je mehr si<strong>ch</strong> Mens<strong>ch</strong>en genetis<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>en, desto stärker<br />
ist die gegenseitige Beziehung der zuvor genannten<br />
Faktoren.<br />
Aus allen Untersu<strong>ch</strong>ungen, insbesondere sol<strong>ch</strong>en an<br />
eineiigen Zwillingen, geht deutli<strong>ch</strong> hervor, dass sowohl<br />
genetis<strong>ch</strong>e Faktoren, als au<strong>ch</strong> absolut individuelle<br />
Umweltfaktoren die Konfiguration der Papillarleistenzei<strong>ch</strong>nung<br />
beeinflussen. Die genetis<strong>ch</strong>en Faktoren<br />
haben jedo<strong>ch</strong> eindeutig den geringeren Einfluss.<br />
Zentrum<br />
Delta<br />
Zentrum und Delta eines Fingerabdrucks [6]<br />
10 | 100 Jahre Daktyloskopie
Die gescHicHte Des <strong>FingerabDruck</strong>s<br />
assyrien und babylon, 2200 – 625 v. <strong>ch</strong>r.<br />
In den Ruinen von Ninive (altmesopotamis<strong>ch</strong>e Stadt am<br />
Tigris im heutigen Irak) wurden 25 000 Tontafeln gefunden,<br />
deren Alter auf bis zu 4000 Jahre ges<strong>ch</strong>ätzt wird.<br />
Auf zahlrei<strong>ch</strong>en dieser in Keils<strong>ch</strong>rift verfassten Urkunden<br />
fand man neben dem Namen des Autors au<strong>ch</strong> dessen<br />
Fingernagelabdruck (Supur) als Siegel. Glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
mit den Fingernagelabdrücken hinterliessen die Ersteller<br />
dieser S<strong>ch</strong>riften zusätzli<strong>ch</strong> einen Teil des Abdrucks<br />
ihrer Fingerkuppen und der darauf befindli<strong>ch</strong>en Hautleisten.<br />
Die Vermutung liegt daher nahe, dass si<strong>ch</strong> diese<br />
Mens<strong>ch</strong>en der Einzigartigkeit ihres Papillarleistenbildes<br />
bewusst waren und dieses deshalb als Stempel<br />
benutzten.<br />
<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>es kaiserrei<strong>ch</strong><br />
Kaiser Qin Shi Huangdi (259 – 210 v. Chr.) kam 247 v. Chr.<br />
als Zwölfjähriger an die Ma<strong>ch</strong>t. 221 v. Chr. einigte er die<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Herrs<strong>ch</strong>aftshäuser Chinas und wurde<br />
damit der erste Kaiser des von 221 v. Chr. –1911 n. Chr. ununterbro<strong>ch</strong>en<br />
bestehenden <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Kaiserrei<strong>ch</strong>es.<br />
Qin Shi Huangdi war der erste Herrs<strong>ch</strong>er, der Fingerabdrücke<br />
in Lehm als Siegel für Dokumente benutzte.<br />
Von 618 – 907 n. Chr. kamen in China Papier und Seide<br />
auf. Handflä<strong>ch</strong>en und Fingerabdrücke auf Dokumenten<br />
bestätigten die E<strong>ch</strong>theit der Papiere. <strong>Der</strong> <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e<br />
Di<strong>ch</strong>ter KiaKungYen bes<strong>ch</strong>reibt in dieser Epo<strong>ch</strong>e<br />
au<strong>ch</strong> ausdrückli<strong>ch</strong> die «HuaChiMethode» (Fingerabdruck)<br />
zur Verhütung von Identitätss<strong>ch</strong>windeleien.<br />
11
Im Lauf der Jahrhunderte hat si<strong>ch</strong> die Daktyloskopie<br />
in China immer mehr etabliert. Sogar in der Wahrsage<br />
spielte sie eine Rolle. So sollten Wirbelmuster (Tou)<br />
Glück bringen. S<strong>ch</strong>lingenmuster (Ki) standen hingegen<br />
eher für Unheil.<br />
1 Wirbel: Du bleibst arm<br />
2 Wirbel: Rei<strong>ch</strong>tum ist dir garantiert<br />
3 – 4 Wirbel: Eröffne ein Pfandleihges<strong>ch</strong>äft<br />
5 Wirbel: Werde Grosshändler<br />
6 Wirbel: Deine Laufbahn als Dieb<br />
ist vorgezei<strong>ch</strong>net<br />
7 Wirbel: Du bist ein Unglückswurm<br />
8 Wirbel: Du frisst Stroh<br />
9 Wirbel, 1 S<strong>ch</strong>linge: Du brau<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t zu arbeiten,<br />
du hast zu essen, bis du stirbst<br />
Mittelalter in europa<br />
Daktyloskopis<strong>ch</strong>e Identifizierungsmethoden waren im<br />
Europa des Mittelalters und lange darüber hinaus unbekannt.<br />
Eine gängige<br />
Hinri<strong>ch</strong>tungsmethode<br />
war das Rädern<br />
des Delinquenten [7]<br />
12 | 100 Jahre Daktyloskopie
Um Wiederholungstäter erkennen zu können, wurde<br />
ihnen bei geringfügigeren Delikten beispielsweise ein<br />
Zei<strong>ch</strong>en auf die Stirn gebrannt. Häufig wurden ihnen<br />
au<strong>ch</strong> die Ohren ges<strong>ch</strong>litzt. Daher stammt au<strong>ch</strong> die<br />
no<strong>ch</strong> heute gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Bezei<strong>ch</strong>nung «S<strong>ch</strong>litzohr» für<br />
dur<strong>ch</strong>triebene Zeitgenossen. Da Wiederholungstäter<br />
jedo<strong>ch</strong> ohnehin meist hingeri<strong>ch</strong>tet wurden, erledigte<br />
si<strong>ch</strong> die Frage na<strong>ch</strong> der Wiedererkennung oft von selbst.<br />
neuzeit und Moderne: europa und die westli<strong>ch</strong>e Welt<br />
Die Ideale der Aufklärung (na<strong>ch</strong> Immanuel Kant,<br />
JeanJacques Rousseau, Voltaire, Montesquieu, u.v.a.)<br />
lösten 1789 ni<strong>ch</strong>t nur die Französis<strong>ch</strong>e Revolution<br />
aus, die die Monar<strong>ch</strong>ie hinwegfegte. Sie beeinflussten<br />
mit ihrem Appell an die Vernunft und die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />
au<strong>ch</strong> in anderer Weise die gesamte westli<strong>ch</strong>e<br />
Welt. So wurden beispielsweise brutale Hinri<strong>ch</strong>tungsund<br />
Foltermethoden mit der Zeit aufgegeben. Mit der<br />
Abs<strong>ch</strong>affung der Brandmarkung von Kriminellen entstand<br />
jedo<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>zeitig ein neues Problem: Wie konnten<br />
Wiederholungstäter, die ihre Identität bewusst vers<strong>ch</strong>leierten,<br />
si<strong>ch</strong>er wiedererkannt werden?<br />
Von eugène Vidocq zu alphonse bertillon<br />
Eugène Vidocq dur<strong>ch</strong>lief eine s<strong>ch</strong>illernde Karriere. Er<br />
war Soldat, Abenteurer, Lebemann und ehemaliger<br />
Sträfling in einem und diente si<strong>ch</strong> vom Spitzel über<br />
den Geheimagenten bis zum Chef der Pariser Polizei<br />
ho<strong>ch</strong>. Ende 1811 wurde Vidocq no<strong>ch</strong> unter Napoleon<br />
Bonaparte zum Chef der von ihm organisierten neuen<br />
Si<strong>ch</strong>erheitsbehörde ernannt, der Sûreté Nationale. Seine<br />
Methode der Personenidentifizierung war denkbar<br />
einfa<strong>ch</strong>: Die PolizeiInspektoren hatten si<strong>ch</strong> Gesi<strong>ch</strong>ter<br />
von Verbre<strong>ch</strong>ern bei Gefangenenparaden einzuprägen.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig begann er jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong>, Karteien und<br />
Verbre<strong>ch</strong>eralben zu führen. Diese Methoden wurden<br />
au<strong>ch</strong> im Ausland übernommen.<br />
Eugène François Vidocq,<br />
1775 – 1857 [8]<br />
13
<strong>Der</strong> Ansatz von Eugène Vidocq wurde mit der Erfindung<br />
der Fotografie weiterverfolgt. 1839 gelang es Louis<br />
Jacques Daguerre, brau<strong>ch</strong>bare Fotos herzustellen. Die<br />
Fotografie wurde daher na<strong>ch</strong> dem Erfinder des ersten<br />
praktikablen fotografis<strong>ch</strong>en Verfahrens Daguerreotypie<br />
genannt.<br />
Louis Jacques Daguerre,<br />
1787 – 1851 [9]<br />
1874 wurde bei der Pariser Polizei eine fotografis<strong>ch</strong>e<br />
Sammlung von Verbre<strong>ch</strong>erPorträts angelegt. Die Weiterentwicklung<br />
der Polizeiarbeit hatte jedo<strong>ch</strong> umgehend<br />
au<strong>ch</strong> Auswirkung auf das Verhalten der Verbre<strong>ch</strong>er. Um<br />
der Wiedererkennung auf einer Fotografie zu entgehen,<br />
mussten sie nur ihr Aussehen verändern.<br />
Daguerreotype Camera [10]<br />
14 | 100 Jahre Daktyloskopie
Untere und obere Person<br />
ist ni<strong>ch</strong>t identis<strong>ch</strong> [11]<br />
Untere und obere Person<br />
ist identis<strong>ch</strong> [12]<br />
15
Die körpervermessung oder anthropometrie<br />
Die erste wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Methode zur Personenerkennung<br />
wurde von einem Beamten der Pariser Polizeipräfektur,<br />
Alphonse Bertillon, 1879 vorgestellt und<br />
1882 na<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong>em dreimonatigem Probebetrieb<br />
eingeführt.<br />
Die Grundlage seiner Idee:<br />
Was sind auf einfa<strong>ch</strong>e Art objektiv feststellbare Unters<strong>ch</strong>eidungsmerkale<br />
eines Mens<strong>ch</strong>en? Es sind bestimmte<br />
Körpermasse, die si<strong>ch</strong> ab dem 20. Lebensjahr – also mit<br />
abges<strong>ch</strong>lossenem Wa<strong>ch</strong>stum – ni<strong>ch</strong>t mehr verändern.<br />
Diese Erkenntnis hatte Alphonse Bertillon s<strong>ch</strong>on früh<br />
von seinem Vater erfahren, der Physiker, Statistiker<br />
und Vizepräsident der Anthropologis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
von Paris war. Die Methode wurde na<strong>ch</strong> ihrem Erfinder<br />
Bertillonage oder Anthropometrie genannt.<br />
Insgesamt elf Körperpartien wurden na<strong>ch</strong> der Methode<br />
von Bertillon vermessen und auf Karten registriert. Diese<br />
wurden dana<strong>ch</strong> systematis<strong>ch</strong> in Kategorien abgelegt.<br />
Es gelang so tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, Wiederholungstäter anhand<br />
ihrer Körpermasse zu identifizieren. In Paris waren das<br />
im Jahr 1904 immerhin 1000 rückfällige Verbre<strong>ch</strong>er.<br />
Die Methode war jedo<strong>ch</strong> umständli<strong>ch</strong> und aufgrund<br />
vorkommender Ungenauigkeiten bei der Messung ni<strong>ch</strong>t<br />
immer präzise. Trotzdem wurde sie weltweit (au<strong>ch</strong> in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz) während rund 20 Jahren angewandt.<br />
16 | 100 Jahre Daktyloskopie
Grafis<strong>ch</strong>e Darstellung der ersten neun Einzels<strong>ch</strong>ritte bei der Vermessung [13]<br />
Aus Alphons Bertillon: Das anthropometris<strong>ch</strong>e Signalement (1895)<br />
17
<strong>Der</strong> anthropometrie erwä<strong>ch</strong>st konkurrenz<br />
Vermutli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die rege Handelstätigkeit Chinas war<br />
das Wissen über die individuellen Eigens<strong>ch</strong>aften eines<br />
Fingerabdrucks in ganz Asien verbreitet.<br />
Dur<strong>ch</strong> ihre Präsenz in Indien wurden britis<strong>ch</strong>e Kolonialbeamte<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Verwendung<br />
von Fingerabdrücken zur Verhinderung von Identitätss<strong>ch</strong>windeleien<br />
dur<strong>ch</strong> die lokale Bevölkerung aufmerksam.<br />
Sie begannen, diese Methode zu studieren, zu<br />
perfektionieren und zu nutzen. Das dur<strong>ch</strong> die Briten<br />
erworbene und erweiterte Wissen gelangte über naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Publikationen s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> bis na<strong>ch</strong><br />
Argentinien. Dort wurde es von einem Polizeiangestellten,<br />
Juan Vuceti<strong>ch</strong> (1858 – 1925), aufgenommen und in<br />
die Polizeiarbeit integriert.<br />
in argentinien wird 1892 der erste Mord anhand<br />
eines Fingerabdrucks aufgeklärt<br />
Ein s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>es Verbre<strong>ch</strong>en, das am 19. Juni 1892 in<br />
Neco<strong>ch</strong>ea, einer damals no<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>en Hafenstadt<br />
etwa 500 Kilometer südli<strong>ch</strong> von Buenos Aires, begangen<br />
wurde, sollte die negative Haltung von Vuceti<strong>ch</strong>s Vorgesetzten<br />
gegenüber der Daktyloskopie von Grund auf<br />
ändern.<br />
An ihrem Wohnort am Stadtrand von Neco<strong>ch</strong>ea wurden<br />
an diesem Tag ein toter Junge und ein totes Mäd<strong>ch</strong>en<br />
aufgefunden. Die beiden Opfer waren die uneheli<strong>ch</strong>en<br />
Kinder der 26jährigen Francisca Rojas. Erste Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ungen<br />
der lokalen Polizeibehörden ergaben, dass<br />
die Mutter der zwei Kinder am besagten Tag spätabends<br />
s<strong>ch</strong>reiend und mit weit geöffneten Augen völlig aufgelöst<br />
in das Haus ihrer Na<strong>ch</strong>barn gestürmt sei.<br />
18 | 100 Jahre Daktyloskopie
Sie habe gestöhnt und gewimmert: «Meine Kinder…<br />
meine Kinder… er hat sie umgebra<strong>ch</strong>t… Velasquez!» Die<br />
Na<strong>ch</strong>barn s<strong>ch</strong>auten augenblickli<strong>ch</strong> in Rojas Hütte na<strong>ch</strong><br />
und fanden die blutüberströmten Lei<strong>ch</strong>en der Kinder<br />
mit einges<strong>ch</strong>lagenen S<strong>ch</strong>ädeln. Bei der ersten Einvernahme<br />
der Mutter erfuhren die örtli<strong>ch</strong>en Polizeibeamten,<br />
dass ein älterer Kne<strong>ch</strong>t namens Pedro Ramon Velasquez<br />
ihr seit längerem na<strong>ch</strong>stelle und sie heiraten wolle.<br />
Am Morgen des 19. Juni 1892 hätte Velasquez sie zum<br />
wiederholten Mal bedrängt, ihn zu eheli<strong>ch</strong>en. Sie habe<br />
ihm dabei aber klar gema<strong>ch</strong>t, dass sie ihn nie heiraten<br />
werde, da sie einen anderen liebe. Velasquez habe sie<br />
daraufhin wutentbrannt verlassen und dabei au<strong>ch</strong> ihre<br />
Kinder bedroht. Francisca Rojas gab gegenüber der Polizei<br />
zu Protokoll, sie habe ihre vierjährige To<strong>ch</strong>ter Teresa<br />
und den se<strong>ch</strong>sjährigen Sohn Ponciano Carballo abends<br />
tot vorgefunden, als sie na<strong>ch</strong> einer Besorgung heimgekehrt<br />
sei.<br />
Trotz der intensiven und s<strong>ch</strong>onungslosen Befragung von<br />
Velasquez mit lokal gängigen Methoden beteuerte dieser<br />
seine Uns<strong>ch</strong>uld. Er gab zwar zu, die Kinder bedroht<br />
zu haben. Aber selbst na<strong>ch</strong>dem er für ein paar Stunden<br />
gefesselt neben den Lei<strong>ch</strong>en der Kinder liegen gelassen<br />
wurde, bestritt er vehement, die Tat begangen zu haben.<br />
Am 8. Juli 1892 errei<strong>ch</strong>te der Polizeirapport die Provinzhauptstadt<br />
La Plata. Zur Unterstützung wurde daraufhin<br />
Inspektor Alvarez von der Zentralpolizei na<strong>ch</strong><br />
Neco<strong>ch</strong>ea gesandt. Alvarez stellte fest, dass die örtli<strong>ch</strong>e<br />
Polizei bislang na<strong>ch</strong> keinen weiteren Anhaltspunkten<br />
gesu<strong>ch</strong>t hatte. Zudem ermittelte er innert Kürze, dass<br />
Pedro Velasquez ein Alibi hatte. Er konnte verifizieren,<br />
dass dieser zur Tatzeit mit Freunden ausgegangen war.<br />
19
Wie Inspektor Alaverez weiter in Erfahrung bra<strong>ch</strong>te, soll<br />
si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> der wahre Liebhaber von Francisa Rojas einmal<br />
gerings<strong>ch</strong>ätzig geäussert haben, er würde Francisca<br />
s<strong>ch</strong>on heiraten, aber nur ohne die beiden Gören.<br />
Alvarez, der von Vuceti<strong>ch</strong> zuvor in die Praxis der Fingerabdruckkunde<br />
eingeweiht worden war, untersu<strong>ch</strong>te<br />
au<strong>ch</strong> den bereits über zwei Wo<strong>ch</strong>en alten Tatort. Dort<br />
entdeckte er einen blutigen Fingerabdruck am Rahmen<br />
der S<strong>ch</strong>lafzimmertür. Da die Mutter na<strong>ch</strong> dem Auffinden<br />
ihrer Kinder ni<strong>ch</strong>t mit blutigen Händen in Ers<strong>ch</strong>einung<br />
getreten war, musste dieser Fingerabdruck zwingend<br />
von der Täters<strong>ch</strong>aft stammen.<br />
20 | 100 Jahre Daktyloskopie
Alvarez s<strong>ch</strong>nitt das Beweismittel aus der Tür und verlangte<br />
die Daktyloskopierung von Francisca Rojas.<br />
Obwohl Alvarez nur über rudimentäre daktyloskopis<strong>ch</strong>e<br />
Kenntnisse verfügte, konnte er mit einer Lupe den Verglei<strong>ch</strong>sabdruck<br />
von Francisca Rojas re<strong>ch</strong>tem Daumen<br />
der blutigen Tatortspur zuordnen. Mit diesem Beweis<br />
konfrontiert, bra<strong>ch</strong> diese zusammen und gestand, ihre<br />
Kinder mit einem Stein ers<strong>ch</strong>lagen zu haben, da sie einer<br />
Heirat mit ihrem Geliebten im Wege standen. Sie hätte<br />
ihre Hände und Kleider ans<strong>ch</strong>liessend gereinigt. Den<br />
zur Tat benutzten Stein habe sie in einem Brunnen versenkt.<br />
Den Abdruck am Rahmen der S<strong>ch</strong>lafzimmertür<br />
hatte sie offenbar übersehen. Francisca Rojas wurde zu<br />
lebenslängli<strong>ch</strong>er Haft verurteilt.<br />
Fingerabdrücke von<br />
Francisca Rojas, 1892 [14]<br />
Dirección Museo Policial–Ministerio<br />
de Seguridad de la Provincia<br />
de Buenos Aires, Argentina<br />
21
Dur<strong>ch</strong> die Aufklärung dieses Mordes war der Beweis<br />
der Überlegenheit der Daktyloskopie gegenüber der<br />
Anthropometrie auf eindrückli<strong>ch</strong>e Weise erbra<strong>ch</strong>t. 1896<br />
hat Argentinien als erstes Land überhaupt die Anthropometrie<br />
abges<strong>ch</strong>afft und die Daktyloskopie offiziell eingeführt.<br />
Ab 1905 wurde Vuceti<strong>ch</strong>s Klassifizierungssystem<br />
in ganz Südamerika angewandt. <strong>Der</strong> von Vuceti<strong>ch</strong><br />
geprägte Ausdruck Daktyloskopie (gr. Daktylos = Finger,<br />
Skopein = s<strong>ch</strong>auen) setzte si<strong>ch</strong> in der Fa<strong>ch</strong>welt dur<strong>ch</strong>.<br />
Heute gelten weltweit folgende grundsätze:<br />
– Fingerabdrücke sind einzigartig<br />
– Fingerabdrücke sind unveränderli<strong>ch</strong><br />
Mit unseren Fingern hinterlassen wir auf berührten<br />
Gegenständen Abdrücke, ähnli<strong>ch</strong> einem Stempel. Meist<br />
sind diese Abdrücke ni<strong>ch</strong>t ohne Weiteres si<strong>ch</strong>tbar. Sie<br />
müssen zuerst si<strong>ch</strong>tbar gema<strong>ch</strong>t werden. Eine der ältesten,<br />
aber na<strong>ch</strong> wie vor gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>sten Methoden, ist<br />
das Einstäuben mit feinstem Aluminiumpulver. Das<br />
Pulver bleibt an den S<strong>ch</strong>weiss und Talgrückständen<br />
haften. Die Abdrücke werden dadur<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar. <strong>Der</strong><br />
Abdruck kann in der Folge mit einer speziellen Folie<br />
gesi<strong>ch</strong>ert und fotografiert werden.<br />
Spurensi<strong>ch</strong>erung mittels Pinsel und Aluminiumpulver [15]<br />
22 | 100 Jahre Daktyloskopie
Mit dieser Methode kann eindeutig na<strong>ch</strong>gewiesen werden,<br />
dass eine Person einen Gegenstand berührt hat. So<br />
kann bei einem Delikt unter Umständen ein Tatzusammenhang<br />
hergestellt werden.<br />
Verglei<strong>ch</strong>sebenen<br />
<strong>Der</strong> Verglei<strong>ch</strong> von Fingerabdrücken ges<strong>ch</strong>ieht auf insgesamt<br />
drei Ebenen, die in einem Ansatz «vom Groben<br />
zum Feinen» vom Daktyloskopen dur<strong>ch</strong>laufen werden.<br />
Ebene 1<br />
Die erste Ebene ist die von blossem Auge gut si<strong>ch</strong>tbare.<br />
Es werden die Grundmuster unters<strong>ch</strong>ieden.<br />
S<strong>ch</strong>linge Wirbel Bogen<br />
Die drei Grundmuster [5]<br />
23
Ebene 2<br />
Um die zweite Ebene zu analysieren, wird eine Lupe<br />
benötigt. Hier werden die Minutien (Gabelungen,<br />
Endungen, Seen…) erkennbar.<br />
Gabelung Endung Punkt<br />
See<br />
Haken<br />
Diverse Papillarlinienmuster [16]<br />
24 | 100 Jahre Daktyloskopie
Ebene 3<br />
Die dritte Ebene wird erst unter dem Mikroskop gut<br />
si<strong>ch</strong>tbar. Dabei geht es um die Unters<strong>ch</strong>eidung von<br />
Form und Anzahl Poren sowie um die Unters<strong>ch</strong>eidung<br />
der Form der Papillarleisten. Auf den modernen Computersystemen<br />
können diese drei Ebenen heute stufenlos<br />
und ohne Lupe oder Mikroskop vergrössert und<br />
betra<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Ein Beispiel für die markante Form der Poren und Papillarleisten [17]<br />
25
Daktyloskopie in <strong>Der</strong> scHWeiz<br />
1904 wurde in Bern ein zentrales anthropometris<strong>ch</strong>es<br />
Büro eingeri<strong>ch</strong>tet. Ab 1913 vollzog man, einem internationalen<br />
Trend entspre<strong>ch</strong>end, au<strong>ch</strong> auf Bundesebene<br />
den We<strong>ch</strong>sel zur präziseren Daktyloskopie.<br />
1984 wurde in der S<strong>ch</strong>weiz das erste Automatisierte FingerabdruckIdentifikationsSystem<br />
(AFIS) Europas in<br />
Betrieb genommen. Das AFIS unterstützt die Identifikation<br />
von Personen und Tatortspuren aufgrund der biometris<strong>ch</strong>en<br />
Merkmale von Finger und Handflä<strong>ch</strong>enabdrücken.<br />
Das System wird vom Bundesamt für Polizei<br />
fedpol betrieben und ist aus der heutigen Si<strong>ch</strong>erheitslands<strong>ch</strong>aft<br />
S<strong>ch</strong>weiz wegen seiner na<strong>ch</strong>gewiesenen Qualität<br />
und Effizienz ni<strong>ch</strong>t mehr wegzudenken.<br />
Eine Identifikation mittels AFIS wird als Hit oder Treffer<br />
bezei<strong>ch</strong>net. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei um eine zweifelsfreie<br />
Feststellung der Glei<strong>ch</strong>heit zweier Abdrücke. Diese<br />
dient als Indiz, das helfen kann, den eigentli<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>uldbeweis zu führen oder eine S<strong>ch</strong>uld auszus<strong>ch</strong>liessen.<br />
Die Finger und Handflä<strong>ch</strong>enabdrücke von Personen<br />
werden entweder direkt mit einem ho<strong>ch</strong>auflösenden<br />
Scanner oder mittels Tinte auf einem einzuscannenden<br />
FingerabdruckBogen abgenommen. Die ans<strong>ch</strong>liessende<br />
Übermittlung findet entweder drahtgebunden oder<br />
drahtlos (Mobile AFIS) über eine gesi<strong>ch</strong>erte Verbindung<br />
statt. <strong>Der</strong> Empfänger sind die AFIS DNA Services bei<br />
fedpol. Dort werden na<strong>ch</strong> einer Qualitätsüberprüfung<br />
die Identifikationsmerkmale der Abdrücke bestimmt,<br />
eine Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e gegen die AFISDatenbank dur<strong>ch</strong>geführt<br />
und das Ergebnis mit blossem Auge verifiziert.<br />
26 | 100 Jahre Daktyloskopie
Das anonymisierte Su<strong>ch</strong>resultat wird mit den entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Personen und Falldaten ergänzt.<br />
Die so vervollständigte Meldung wird dem Auftraggeber<br />
in gesi<strong>ch</strong>erter elektronis<strong>ch</strong>er Form zugestellt.<br />
Im AFIS werden nur die FingerabdruckDaten gespei<strong>ch</strong>ert.<br />
Die dazugehörenden Personen und Fallangaben<br />
sind physikalis<strong>ch</strong> getrennt und in einem separaten<br />
Informationssystem gespei<strong>ch</strong>ert. Erst wenn ein Su<strong>ch</strong>lauf<br />
zu einer Übereinstimmung mit einem gespei<strong>ch</strong>erten<br />
Abdruck führt, kann eine Verbindung zu den Personenund<br />
Fallangaben hergestellt werden.<br />
Beispiel eines FingerabdruckScans mit einem Mobile<br />
AFIS Endgerät:<br />
Einfingerscanner Mobile AFIS [18]<br />
27
Die gesicHter eines <strong>FingerabDruck</strong>s<br />
28 | 100 Jahre Daktyloskopie
ätselecke<br />
Finde die 10 unters<strong>ch</strong>iede:<br />
Original<br />
Fäls<strong>ch</strong>ung<br />
29
30 | 100 Jahre Daktyloskopie<br />
Das Fingerlabyrinth:
Verglei<strong>ch</strong> von zei<strong>ch</strong>nungen:<br />
Original<br />
Verglei<strong>ch</strong>szei<strong>ch</strong>nungen<br />
Original<br />
Zei<strong>ch</strong>nungen s<strong>ch</strong>warz/weiss umgekehrt<br />
31
Verglei<strong>ch</strong> von zei<strong>ch</strong>nungsauss<strong>ch</strong>nitten:<br />
Wel<strong>ch</strong>er Teil der unten gezeigten Zei<strong>ch</strong>nungsauss<strong>ch</strong>nitte<br />
stammt aus der grossen OriginalZei<strong>ch</strong>nung?<br />
32 | 100 Jahre Daktyloskopie
Fingerabdrücke verglei<strong>ch</strong>en:<br />
Sind die Fingerabdrücke identis<strong>ch</strong>?<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
nein<br />
33
Daktyloskopie-scHWeDenrätsel<br />
1<br />
2 3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
34 | 100 Jahre Daktyloskopie
senkre<strong>ch</strong>t<br />
1 Anzahl Verglei<strong>ch</strong>sebenen in der Daktyloskopie<br />
2 Lehre der Vermessung von Lebewesen<br />
3 Die … erzeugen den Fingerabdruck<br />
6 Fremdwort für Oberhaut<br />
7 Erster Vorname von Vidocq (1775 – 1857)<br />
8 S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t der Epidermis, in der die Zellvermehrung stattfindet<br />
10 Fremdwort für Lederhaut<br />
11 Vorname von Bertillon (1853 – 1914)<br />
13 Merkmale der zweiten Ebene<br />
15 Vom grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en abgeleitetes Wort für «Fingers<strong>ch</strong>au»<br />
Waagre<strong>ch</strong>t<br />
2 Abk. für automatisiertes FingerabdruckIdentifikationsSystem<br />
4 Innerster Teil eines Fingerabdrucks<br />
5 Eines der drei Grundmuster<br />
7 Anzahl Körperpartien, die na<strong>ch</strong> der Methode von Bertillon<br />
vermessen werden<br />
9 Eine Drüse der Haut<br />
12 Hauttyp, der hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> für die Daktyloskopie von Bedeutung ist<br />
14 In den Ruinen von ... wurden bis zu 4000 Jahre alte<br />
Tontafeln gefunden<br />
16 Grundlegende Eigens<strong>ch</strong>aft von Fingerabdrücken<br />
17 Land, in dem erstmals ein Mord anhand eines Fingerabdrucks<br />
aufgeklärt wurde<br />
35
VerzeicHnis bilDquellen<br />
[1] Fingerabdrucknahme im 19. Jh.; Bundesamt für Polizei fedpol,<br />
AFIS DNA Services<br />
[2] Quers<strong>ch</strong>nitt eines Felderhautberei<strong>ch</strong>es; «http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:HautAufbau.png&filetimestamp=20050828141444,<br />
medOCTgroup at the Centre of biomedical<br />
Te<strong>ch</strong>nology and Physics, Medical University Vienna,<br />
lizenziert unter CreativeCommonsLizenz bysa2.0»<br />
[3] Pfotenballen bei der Katze; http://de.wikipedia.org/w/index.<br />
php?title=Datei:20100314Mangos_Pfote.JPG&filetimestamp=20101020191120<br />
[4] Papillarleisten auf der Fingerkuppe; http://de.wikipedia.<br />
org/w/index.php?title=Datei:Fingerbeere.s<strong>ch</strong>arf.jpg&filetimestamp=20080208113230,<br />
Kku, lizenziert unter CreativeCommonLizenz<br />
bysa3.0<br />
[5] Die drei Grundmuster; Bundesamt für Polizei, AFIS DNA Services<br />
[6] Zentrum und Delta eines Fingerabdrucks; Forensis<strong>ch</strong>es Institut<br />
Züri<strong>ch</strong><br />
[7] Eine gängige Hinri<strong>ch</strong>tungsmethode war das Rädern der Delinquenten;<br />
Das Rädern des Hans Spiess, Diebold S<strong>ch</strong>illing Chronik<br />
1513, copyright Eigentum Korporation Luzern<br />
[8] Eugène François Vidocq, 1775 – 1857; http://de.wikipedia.org/w/<br />
index.php?title=Datei:A<strong>ch</strong>ille_Dev%C3%A9ria__Vidocq.jpg&filetimestamp=20070925084135<br />
[9] Louis Jacques Daguerre, 1787 – 1851; http://de.wikipedia.org/w/<br />
index.php?title=Datei:JeanBabtiste_SabarierBlot_L.J.M.Daguerre.1844.JPG&filetimestamp=20101106040627<br />
[10] Daguerreotype Camera; http://de.wikipedia.org/w/<br />
index.php?title=Datei:Daguerreotipo.bw.jpg&filetimestamp=20060210230800<br />
[11] Untere und obere Person ist ni<strong>ch</strong>t identis<strong>ch</strong>; System und Praxis der<br />
Daktyloskopie, S. 447, Dr. R. Heindl, Vereinigung Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Verleger, 1922<br />
[12] Untere und obere Person ist identis<strong>ch</strong>; System und Praxis der Daktyloskopie,<br />
S. 448, Dr. R. Heindl, Vereinigung Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Verleger, 1922<br />
[13] Grafis<strong>ch</strong>e Darstellung der ersten neun Einzels<strong>ch</strong>ritte bei der Vermessung;<br />
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Vornahme_der_Messungen.jpg&filetimestamp=20110205112309<br />
[14] Fingerabdrücke von Francisca Rojas, 1892; http://www.nlm.nih.<br />
gov/visibleproofs/media/detailed/iii_c_214a.jpg<br />
[15] Spurensi<strong>ch</strong>erung mittels Pinsel und Aluminiumpulver;<br />
www.istockphoto.com<br />
[16] Diverse Papillarlinienmuster; Forensis<strong>ch</strong>es Institut Züri<strong>ch</strong><br />
[17] Ein Beispiel für die markante Form der Poren und Papillarleisten;<br />
Bundesamt für Polizei, AFIS DNA Services<br />
[18] Einfingerscanner Mobile AFIS; Bundesamt für Polizei, AFIS DNA<br />
Services<br />
36 | 100 Jahre Daktyloskopie
lösungen zu Den rätseln<br />
Die Lösungen zu den Rätseln finden si<strong>ch</strong> auf der Website<br />
des Bundesamtes für Polizei unter:<br />
www.fedpol.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> ► themen ► si<strong>ch</strong>erheit ►<br />
personenidentifikation ► 100 Jahre Daktyloskopie<br />
37
impressum:<br />
Herausgeber:<br />
Konzept und Redaktion:<br />
Gestaltung:<br />
Fotografie:<br />
Lektorat und Übersetzungen:<br />
Auflage:<br />
Bundesamt für Polizei fedpol<br />
AFIS DNA Services fedpol<br />
Zentrum elektronis<strong>ch</strong>e Medien ZEM<br />
siehe Verzei<strong>ch</strong>nis Bildquellen<br />
Spra<strong>ch</strong>dienste fedpol<br />
2000 deuts<strong>ch</strong>, 600 französis<strong>ch</strong>, 250 italienis<strong>ch</strong>, 150 englis<strong>ch</strong><br />
©2013 beim Herausgeber