Stellungnahmen weiterer interessierter ... - EJPD - admin.ch
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Genf und Bern, 26. Juli 2013<br />
Vernehmlassung zum Vorentwurf der Verordnung gegen die Abzockerei<br />
(VgdA) – erläutender Beri<strong>ch</strong>t vom 14. Juni 2013<br />
Position von ACTARES, AktionärInnen für na<strong>ch</strong>haltiges Wirts<strong>ch</strong>aften<br />
(Übersetzung der französis<strong>ch</strong>en Originalversion)<br />
1. Zusammenfassung<br />
ACTARES begrüsst den Vorentwurf, für wel<strong>ch</strong>en das eidgenössis<strong>ch</strong>e Justiz- und Polizeidepartement<br />
am 14. Juni 2013 die Anhörung eröffnet hat. Sowohl die ras<strong>ch</strong>e Erarbeitung seit dem Volksents<strong>ch</strong>eid<br />
wie au<strong>ch</strong> die Art und Weise, wie die neuen Bestimmungen trotz vorangehender Zweifel bezügli<strong>ch</strong> der<br />
Gesetzeskompatibilität in die S<strong>ch</strong>weizer Re<strong>ch</strong>tsordnung eingefügt wurden, verdienen lobende Worte.<br />
Der Verordnungsentwurf s<strong>ch</strong>eint ausgewogen, pragmatis<strong>ch</strong> und zeigt, dass die Ansprü<strong>ch</strong>e der Initiative<br />
na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weizer Re<strong>ch</strong>t anwendbar sind.<br />
Als Aktionärsorganisation setzt si<strong>ch</strong> ACTARES seit jeher für eine na<strong>ch</strong>haltige Wirts<strong>ch</strong>aft ein und verfolgt<br />
entspre<strong>ch</strong>ende Werte und Vorgehensweisen. Deshalb teilt ACTARES die Ziele der Initiative gegen<br />
die Abzockerei, wel<strong>ch</strong>e dem Aktionariat von börsenquotierten Unternehmen ni<strong>ch</strong>t nur mehr Re<strong>ch</strong>te<br />
sondern au<strong>ch</strong> mehr Verantwortung zus<strong>ch</strong>reibt.<br />
Die Pensionskassen verwahren die Zwangsersparnisse von einem grossen Teil der erwerbstätigen<br />
S<strong>ch</strong>weizer Bevölkerung. Die Verpfli<strong>ch</strong>tung, die Abstimmungsre<strong>ch</strong>te stellvertretend und im Sinne der<br />
Versi<strong>ch</strong>terten auszuüben, ist ein wi<strong>ch</strong>tiger S<strong>ch</strong>ritt in Ri<strong>ch</strong>tung Bewusstsein für die Re<strong>ch</strong>te und Pfli<strong>ch</strong>ten,<br />
wel<strong>ch</strong>e mit dem Begriff Eigentum verbunden sind.<br />
In diesem Sinne ist es bedauerli<strong>ch</strong>, dass der Vorentwurf eine sehr enge Definition für den Begriff "Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung"<br />
wählt. Während beispielsweise der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag die AHV-Fonds ebenfalls<br />
verpfli<strong>ch</strong>tet, ihre Abstimmungsre<strong>ch</strong>te auszuüben, gilt dies im vorliegenden Verordnungsvors<strong>ch</strong>lag<br />
nur für die Pensionskassen. Aus der Si<strong>ch</strong>t von ACTARES sollte der Begriff "Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung" breiter<br />
und umfassender ausgelegt werden und au<strong>ch</strong> den AHV-Fonds, die SUVA und weitere Einri<strong>ch</strong>tungen<br />
der S<strong>ch</strong>weizer Sozialversi<strong>ch</strong>erungen miteinbeziehen.<br />
Transparenz ist in diesem Berei<strong>ch</strong> von ents<strong>ch</strong>eidender Bedeutung. ACTARES will deshalb die Gewissheit<br />
erhalten, dass jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer alle Stimmre<strong>ch</strong>tsausübungen der<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung na<strong>ch</strong>verfolgen kann. Die Bestimmungen bezügli<strong>ch</strong> Transparenz müssen daher<br />
klarer und eindeutiger formuliert werden.<br />
Es ist bedauerli<strong>ch</strong> und ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>vollziehbar, dass das Inkrafttreten der Stimmpfli<strong>ch</strong>t im Sinne ihres<br />
Aktionariats für Pensionskassen auf 2015 vers<strong>ch</strong>oben wird, obwohl der Text der Initiative von einem<br />
Inkrafttreten ein Jahr na<strong>ch</strong> der Abstimmung spri<strong>ch</strong>t.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> müssen alle Hindernisse beseitigt werden, wel<strong>ch</strong>e die Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung dur<strong>ch</strong><br />
das Aktionariat ers<strong>ch</strong>weren oder verunmögli<strong>ch</strong>en. Au<strong>ch</strong> Privatpersonen mit einer geringen Anzahl<br />
von Aktien brau<strong>ch</strong>en eine Garantie, dass sie si<strong>ch</strong> auf befriedigende Art und Weise informieren<br />
und ihre Meinung abgeben können und sie angemessen vertreten werden.<br />
Bern: ACTARES Postfa<strong>ch</strong> CH-3000 Bern 23 Tel. 031 371 92 14<br />
Genève: ACTARES CP 161 CH-1211 Genève 8 Tél. 022 733 35 60<br />
www.actares.<strong>ch</strong>, info@actares.<strong>ch</strong>, IBAN: CH 30 0900 0000 1744 3480 3, PC/CCP: 17-443480-3
Vorstellung von ACTARES<br />
ACTARES wurde im Jahr 2000 gegründet und vereint Aktionärinnen und Aktionäre, wel<strong>ch</strong>e einer<br />
na<strong>ch</strong>haltigen Wirts<strong>ch</strong>aft verpfli<strong>ch</strong>tet sind. Der Verein zählt mehr als 1‘300 individuelle und institutionelle<br />
Mitglieder, Tendenz zunehmend, wel<strong>ch</strong>e von ACTARES regelmässig an Generalversammlungen<br />
der grossen börsenquotierten Unternehmen vertreten werden. Für diese Anlässe erarbeitet und veröffentli<strong>ch</strong>t<br />
die Organisation Wahlvors<strong>ch</strong>läge für die wi<strong>ch</strong>tigsten S<strong>ch</strong>weizer Firmen und setzt diese au<strong>ch</strong><br />
selber um. ACTARES su<strong>ch</strong>t jeweils den Dialog mit den Verantwortli<strong>ch</strong>en von diesen Unternehmen<br />
und übernimmt die Funktion des Spra<strong>ch</strong>rohrs für die Anliegen seiner Mitglieder.<br />
ACTARES versteht eine verantwortungsvolle Einstellung in der Wirts<strong>ch</strong>aft im Sinne der na<strong>ch</strong>haltigen<br />
Entwicklung und insbesondere im Sinne von Corporate Governance als ents<strong>ch</strong>eidenden Erfolgsfaktor<br />
für Unternehmen.<br />
2. Vertretung des Aktionariats (Sektion 5)<br />
Die Depot- und Organstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung wird wie von der Initiative vorgesehen abges<strong>ch</strong>afft. Es ist<br />
wi<strong>ch</strong>tig, dass neben der Vertretung der Aktionäre dur<strong>ch</strong> den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter, die<br />
freiwillige Vertretung im Sinne von Artikel 689 al. 2, CO, ni<strong>ch</strong>t nur mögli<strong>ch</strong> bleibt sondern garantiert<br />
und wo mögli<strong>ch</strong> erlei<strong>ch</strong>tert wird.<br />
Einige Unternehmen haben erste Systeme zur elektronis<strong>ch</strong>en Fernabstimmung eingeführt. Aktionärinnen<br />
und Aktionäre, die si<strong>ch</strong> bereits früh für diese Lösung ents<strong>ch</strong>ieden haben, erhalten aber keine<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, ihre Meinung zu ändern und si<strong>ch</strong> stattdessen do<strong>ch</strong> an der Hauptversammlung vertreten<br />
zu lassen – ni<strong>ch</strong>t einmal wenn die Abstimmungsre<strong>ch</strong>te gar no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t elektronis<strong>ch</strong> wahrgenommen<br />
wurden. Diese Handhabung beunruhigt ACTARES besonders, denn elektronis<strong>ch</strong>e Abstimmungen<br />
sollten dem Aktionariat zusätzli<strong>ch</strong>e Freiheiten und Flexibilität bieten und keinesfalls eine Eins<strong>ch</strong>ränkung<br />
der Ausübung der Re<strong>ch</strong>te darstellen.<br />
3. Vergütungen<br />
3.1 Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
ACTARES begrüßt die vollständige Trennung zwis<strong>ch</strong>en der Jahresre<strong>ch</strong>nung und des Vergütungsberi<strong>ch</strong>tes,<br />
wie au<strong>ch</strong> die Prüfungspfli<strong>ch</strong>t des letzteren dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle.<br />
3.2 Auss<strong>ch</strong>luss der Organmitglieder vom Stimmre<strong>ch</strong>t über Vergütungen<br />
So wie es bereits bei der Abstimmung über die Entlastung der Verwaltungsratsmitlglieder der Fall ist<br />
(Art. 695 CO), sollten AktionärInnen und Aktionäre, die selber Verwaltungsratsmitglieder oder Angehörige<br />
derselben sind, ni<strong>ch</strong>t über die Vergütungen abstimmen dürfen. Es ist zwingend notwendig, dass<br />
eine sol<strong>ch</strong>e Bestimmung ausdrückli<strong>ch</strong> in der Verordnung enthalten ist - idealerweise in Form eines<br />
Artikels oder eines eigenen Absatzes.<br />
Der Zweck der Initiative wäre nämli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t errei<strong>ch</strong>t, wenn das Ergebnis einer Abstimmung über die<br />
Vergütungen aufgrund von Stimmen von Personen, die dur<strong>ch</strong> die Vergütungen profitieren würden<br />
oder deren Angehörige sind, beeinflusst würde. Der Fall ist bei weitem ni<strong>ch</strong>t theoretis<strong>ch</strong>, denn mehrere<br />
große, börsenkotierte S<strong>ch</strong>weizer Unternehmen weisen im Aktionariat Konzentrationen auf.<br />
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Zweiter Vors<strong>ch</strong>lag im Falle der Verweigerung eines Gesamtbetrages für Vergütungen<br />
Wenn die Generalversammlung die Genehmigung eines Gesamtbetrages für die Vegütungen im Sinne<br />
von Art.18, Absatz 2 verweigert, kann der Verwaltungsrat an der glei<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
einen neuen Vors<strong>ch</strong>lag vorlegen. ACTARES hält diesen Handlungsspielraum für s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t anwendbar.<br />
An den Generalversammlungen ist in der Regel die Mehrheit der Stimmen oder zumindest eine starke<br />
Minderheit der Aktien dur<strong>ch</strong> einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter vertreten. Dieser kann aufgrund<br />
von seinem Mandat keinen Vors<strong>ch</strong>lag genehmigen, der ni<strong>ch</strong>t im Vorfeld in der Traktandenliste<br />
aufgelistet wurde.<br />
Daher wäre der einzige Weg, um eine sol<strong>ch</strong>e « doppelte Stimmre<strong>ch</strong>tsabgabe » ausüben zu können,<br />
der Vors<strong>ch</strong>lag von zwei Varianten in der Traktandenliste, wel<strong>ch</strong>e das Aktionariat mit der Einladung zur<br />
Generalversammlung erhält. In diesem Fall wäre es aber s<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>vollziehbar, wieso das Aktionariat<br />
die teurere Variante wählen sollte.<br />
3.3 Antrittsprämien<br />
Die Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en unzulässigen Vergütungen im Voraus und Antrittsprämien, wel<strong>ch</strong>e weiterhin<br />
erlaubt sein sollen sofern das Parlament im Gesetzgebungsverfahren ni<strong>ch</strong>t anders ents<strong>ch</strong>eidet,<br />
befriedigt ACTARES nur teilweise.<br />
Diese Unters<strong>ch</strong>eidung basiert auf der Praxis, dass eine Person, wel<strong>ch</strong>e ihren Posten frühzeitig gesamthaft<br />
oder teilweise verlässt, seine Ansprü<strong>ch</strong>e auf Vergütungen oder andere Zahlungen verliert.<br />
Deshalb sollen die von der Verordnung zugelassenen Antrittsprämien die "na<strong>ch</strong>gewiesene Na<strong>ch</strong>teile,<br />
die einer Person aufgrund ihres Stellenwe<strong>ch</strong>sel entstehen", kompensieren.<br />
Diese Handhabung von Antrittsprämien öffnet die Tür für nur s<strong>ch</strong>wer kontrollierbare Auswü<strong>ch</strong>se. Diese<br />
Praxis müsste zumindest von einer Verpfli<strong>ch</strong>tung zur transparenten Dokumentation dieser "na<strong>ch</strong>gewiesenen<br />
Na<strong>ch</strong>teile", wel<strong>ch</strong>e kompensiert werden sollen begleitet werden, oder besser no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Bestimmungen, wel<strong>ch</strong>e die professionnelle Mobilität der Personen, die gewillt oder abgeneigt<br />
von einem Postenwe<strong>ch</strong>sel sind, garantiert. Konkret heisst das, dass Vergütungen oder andere<br />
Vorteile ni<strong>ch</strong>t abgespro<strong>ch</strong>en werden könnten für ein Motiv, das ni<strong>ch</strong>t den objektiv begründenden Kriterien<br />
für die Vergabe entspri<strong>ch</strong>t.<br />
4. Stimmpfli<strong>ch</strong>t für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
4.1 AHV-Fonds und SUVA als Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Der Vorentwurf zur Verordnung meint mit dem Begriff "Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung" die Pensionskassen. Die<br />
Öffentli<strong>ch</strong>keit versteht unter diesem Begriff aber eine viel breitere Palette an Institutionen, wel<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong><br />
den AHV-Fonds oder die obligatoris<strong>ch</strong>e Unfallversi<strong>ch</strong>erung SUVA beinhalten muss.<br />
4.2 Direkter Aktienbesitz<br />
Der Beri<strong>ch</strong>t des <strong>EJPD</strong> besagt, dass die Institutionen ni<strong>ch</strong>t verpfli<strong>ch</strong>tet sind, für die Anteile an Fonds<br />
oder Beteiligungen an Anlagestiftungen abzustimmen, da sie in diesem Fall ni<strong>ch</strong>t die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Aktienbesitzer<br />
sind und keine Stimmre<strong>ch</strong>te halten (dies ist der Fall bei Verwaltungs-Mandaten). In der<br />
Praxis bieten si<strong>ch</strong> aber Mögli<strong>ch</strong>keiten, wel<strong>ch</strong>e unbedingt genutzt werden sollten.<br />
a) Fonds oder Anlagestiftung<br />
Institutionelle Fonds oder Anlagestiftungen bieten dem Aktionariat s<strong>ch</strong>on heute die Mögli<strong>ch</strong>keit, die<br />
Stimmre<strong>ch</strong>te entspre<strong>ch</strong>end ihrer Beteiligung auszuüben. In einem sol<strong>ch</strong>en Fall muss eine Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung<br />
im Sinne der Initiative verpfli<strong>ch</strong>tet werden, seine Stimmre<strong>ch</strong>te auszuüben.<br />
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) Transparenz bei den von den Fonds und Anlagestiftungen ausgeübten Stimmre<strong>ch</strong>ten<br />
Viele Fonds oder Anlagestiftungen üben nur Stimmre<strong>ch</strong>te aus, wel<strong>ch</strong>e mit ihrem Ges<strong>ch</strong>äftsfeld verbunden<br />
sind. Wenn Fonds oder Anlagestiftungen, bei wel<strong>ch</strong>en eine Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung Anteile hat,<br />
ni<strong>ch</strong>t im Sinne der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung abstimmen, muss letztere dazu verpfli<strong>ch</strong>tet sein, darüber zu<br />
beri<strong>ch</strong>ten (Art.23) und abwei<strong>ch</strong>ende Abstimmungen zu publizieren.<br />
4.3 Stimmenthaltung und –verzi<strong>ch</strong>t<br />
Der Absatz 3 des Artikels 22 s<strong>ch</strong>afft einen grossen Interpretationsspielraum, und ermögli<strong>ch</strong>t den Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen,<br />
si<strong>ch</strong> ihren Abstimmungsverpfli<strong>ch</strong>tungen zu entziehen. Dies ist eine inakzeptable<br />
Verletzung des Grundsatzes der Abstimmungspfli<strong>ch</strong>t, den die Bevölkerung mit der Annahme der Initiative<br />
gefordert hat.<br />
Eine Enthaltung kann das fundierte Ergebnis einer Reflexion sein und somit eine Wahlbeteiligung<br />
darstellen. Hingegen soll die Verzi<strong>ch</strong>tmögli<strong>ch</strong>keit viel strenger geregelt werden. Für unbedeutende<br />
Beteiligungen kann dies toleriert werden, damit die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ni<strong>ch</strong>t unnötig belastet werden.<br />
Eine Stimmre<strong>ch</strong>tsenthaltung kann aber ni<strong>ch</strong>t dem Ermessen der betroffenen Institutionen überlassen<br />
werden, sondern darf nur bei Übereinstimmung mit von den Behörden festgelegten Kriterien<br />
ges<strong>ch</strong>ehen.<br />
4.4 Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Artikel 23 sieht vor, dass die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ihre Versi<strong>ch</strong>erten mit einem zusammenfassenden<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t informieren. „Zusammenfassend“ darf auf keinen Fall heissen, dass es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist,<br />
die Stimmabgaben einzeln na<strong>ch</strong>zuverfolgen. Wenn die Versi<strong>ch</strong>erten ni<strong>ch</strong>t befähigt sind, zu erfahren,<br />
ob ihre Geldanlage verwendet wurde um den Vergütungsberi<strong>ch</strong>t einer Gesells<strong>ch</strong>aft zu genehmigen<br />
oder zu verweigern, wäre die Initiative um einen wesentli<strong>ch</strong>en Teil ihres Inhaltes beraubt.<br />
Der Begriff "zusammenfassender Beri<strong>ch</strong>t" muss daher zumindest bezügli<strong>ch</strong> der verlangten maximalen<br />
Transparenz präzisiert werden oder gegebenenfalls ausgetaus<strong>ch</strong>t werden, um die Rückverfolgbarkeit<br />
jeder einzelnen Stimmabgabe der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen gewährleisten zu können.<br />
4.5 Interessenbindung<br />
Es ist klar, dass die überwiegende Mehrheit der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen auf den Rat von spezialisierten<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsberatern zurückgreifen wird, um ihre Abstimmungsre<strong>ch</strong>te wahrzunehmen. Einige von<br />
diesen könnten mit börsenquotierten Unternehmen verbunden sein und von deren Abstimmungsempfehlungen<br />
für die Generalversammlungen beeinflusst werden. Der mögli<strong>ch</strong>e Interessenkonflikt ist offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />
Um dies zu verhindern, wäre es zumindest nötig, dass sol<strong>ch</strong>e Interessenbindungen öffentli<strong>ch</strong><br />
gema<strong>ch</strong>t werden, oder dass sogar eine Vorbehaltspfli<strong>ch</strong>t eingeführt wird.<br />
Dies kann das Ziel von einem zweiten Absatz von Artikel 23 sein: "Wenn sie die Dienste von Stimmre<strong>ch</strong>tsberatern<br />
in Anspru<strong>ch</strong> nehmen, müssen deren Interessenbindung und Abstimmungsri<strong>ch</strong>tlinien<br />
einsehbar sein. Im Falle eines grösseren Interessenkonfliktes gilt eine Vorbehaltspfli<strong>ch</strong>t."<br />
5. Übergangsbestimmungen<br />
5.1 Elektronis<strong>ch</strong>e Anleitung für unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
ACTARES hält es ni<strong>ch</strong>t für angebra<strong>ch</strong>t, die elektronis<strong>ch</strong>e Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
an die unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung auf die zweite Generalversammlung na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten<br />
der Verordnung zu vers<strong>ch</strong>ieben. Dies war sowohl im indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag als au<strong>ch</strong> in der<br />
Initiative selber vorgesehen und die Unternehmen hatten genügend Zeit, um si<strong>ch</strong> darauf vorzubereiten.<br />
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5.2 Stimmpfli<strong>ch</strong>t für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ab 2015<br />
Dass das Inkrafttreten der Stimmpfli<strong>ch</strong>t für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen auf 2015 vers<strong>ch</strong>oben wird, ist inakzeptabel<br />
und verstösst gegen die Bestimmungen der Initiative. Die Vorgehensweise war sowohl vom<br />
indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag als au<strong>ch</strong> der Initiative selber vorgegeben - wenn au<strong>ch</strong> mit einem unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tungsgrad - und die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen hatten genügend Zeit um si<strong>ch</strong> darauf<br />
vorzubereiten.<br />
6. S<strong>ch</strong>lussfolgerung<br />
Abs<strong>ch</strong>ließend ist zu sagen, dass ACTARES den vorges<strong>ch</strong>lagenen Verordnungsentwurf gegen die<br />
Abzockerei, wel<strong>ch</strong>er vom 14. Juni bis 28. Juli 2013 zur Konsultierung vorgelegt wurde, weitgehend<br />
begrüsst. Die ras<strong>ch</strong>e Erarbeitung sowie die Art und Weise, wie die neuen, radikalen Bestimmungen in<br />
die S<strong>ch</strong>weizer Re<strong>ch</strong>tsordnung eingefügt wurden, werden als positive Punkte gewertet.<br />
Allerdings müssen die folgenden Aspekte präzisiert, weiterentwickelt und so aufgenommen werden,<br />
dass sie mögli<strong>ch</strong>st genau dem Willen entspre<strong>ch</strong>en, der am 3. März dur<strong>ch</strong> eine grosse Mehrheit der<br />
S<strong>ch</strong>weizer Bevölkerung und aller Kantone ausgedrückt wurde:<br />
- Keine Eins<strong>ch</strong>ränkung der Aktionärsre<strong>ch</strong>te wegen der elektronis<strong>ch</strong>en Fernabstimmung,<br />
- Umsetzung des zweiten Vors<strong>ch</strong>lages im Falle der Verweigerung der Vergütungen no<strong>ch</strong> unklar,<br />
- Präzisierung und Vers<strong>ch</strong>ärfung von Bedingungen für Einstellungsprämien,<br />
- Berücksi<strong>ch</strong>tigung von AHV-Fonds, der SUVA usw. als Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen,<br />
- Verzi<strong>ch</strong>t der Stimmre<strong>ch</strong>tsabgabe der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen nur bei unbedeutenden Beteiligungen,<br />
- Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen über Fonds und Anlagestiftungen wenn mögli<strong>ch</strong>,<br />
- Transparenz bei den Stimmre<strong>ch</strong>tsabgaben der Fonds und Anlagestiftungen,<br />
- Transparente Offenlegung von jeder einzelnen Stimmre<strong>ch</strong>tsabgabe der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen,<br />
- Veröffentli<strong>ch</strong>ung von Interessensbindungen und Abstimmungsri<strong>ch</strong>tlinien der Stimmre<strong>ch</strong>tsberater,<br />
- Inkrafttreten der Abstimmungs-Verpfli<strong>ch</strong>tung für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen im Jahr 2014.<br />
ACTARES lobt die Qualität der na<strong>ch</strong> der Annahme der Volksinitiative "gegen die Abzockerei" geleisteten<br />
Arbeit und wagt die Annahme, dass die oben identifizierten Mängel, wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t grundlegend<br />
aber trotzdem wi<strong>ch</strong>tig sind, in der definitiven Version der Verordnung angepasst sein werden.<br />
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Beat Lehman<br />
lic.iur. Fürspre<strong>ch</strong><br />
Acting Counsel Alcan Holdings Switzerland AG<br />
Laurenzenvorstadt 89<br />
Postfa<strong>ch</strong> 3244<br />
5001 Aarau<br />
Tf +41 (0)62 823 29 26<br />
Mobile +41 (0)79 500 82 32<br />
Fx +41 (0)62 823 29 28<br />
e-mail b.lehmann-aarau@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Aarau, 28. Juli 2013<br />
Elektronis<strong>ch</strong> übermittelt<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Stellungnahme in der Anhörung zum Vorentwurf einer<br />
Verordnung gegen die Abzockerei (“VgdA“)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Der Unterzei<strong>ch</strong>nende war zunä<strong>ch</strong>st als Sekretär am Bezirksgeri<strong>ch</strong>t Aarau und dem Aargauis<strong>ch</strong>en<br />
Obergeri<strong>ch</strong>t / Handelsgeri<strong>ch</strong>t und in der Folge während mehr als 40 Jahren als Re<strong>ch</strong>tskonsulent in<br />
der Wirts<strong>ch</strong>aft tätig: Zunä<strong>ch</strong>st bei der IBM (S<strong>ch</strong>weiz), ans<strong>ch</strong>liessend bei der Alusuisse-Lonza Gruppe<br />
und na<strong>ch</strong> deren Übernahme und Restrukturierung bei der Alcan Holdings Switzerland AG, für<br />
wel<strong>ch</strong>e er au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Errei<strong>ch</strong>en der Altersgrenze auf Mandatsbasis weiterhin tätig ist. Darüber hinaus<br />
hat der Unterzei<strong>ch</strong>nende während mehr als zehn Jahre lang eine (ni<strong>ch</strong>t börsenkotierte!) Familien AG<br />
als ges<strong>ch</strong>äftsführender Präsident des Verwaltungsrates betreut und dabei au<strong>ch</strong> das Mandat als Präsident<br />
der Fürsorgestiftung ausgeübt. Daneben war und ist der Unterzei<strong>ch</strong>nende seit vielen Jahren<br />
Mitglied der Juristis<strong>ch</strong>en Kommission von swissmem und SWICO.<br />
Gemäss Auskunft des swissmem Sekretariats war es aufgrund der sehr kurzen und leider mitten in<br />
die Ferienzeit fallenden Frist für eine Stellungnahme ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, die Mitglieder der juristis<strong>ch</strong>en<br />
Kommission zusammen zu rufen. Swissmem werde daher unter Beizug externer Experten zusammen<br />
mit economiesuisse eine Stellungnahme erarbeiten, wobei es den Mitgliedunternehmen überlassen<br />
werde, si<strong>ch</strong> selbständig zu den sie berührenden Punkten der Vorlage vernehmen zu lassen.<br />
Aufgrund dieser Voraussetzungen und Rahmenbedingungen wurde gestützt auf Art. 4 Abs. 1 VlG die<br />
na<strong>ch</strong>stehende Stellungnahme erarbeitet, wel<strong>ch</strong>e aufgrund der praktis<strong>ch</strong>en Erfahrungen des Unterzei<strong>ch</strong>nenden,<br />
ohne Auswertung der bereits umfangrei<strong>ch</strong>en Literatur zur Umsetzung der “Minder“-
2<br />
Initiatve in der dur<strong>ch</strong> die Umstände gebotenen Kürze als persönli<strong>ch</strong>er und eigenständiger Beitrag in<br />
der laufende Anhörung zu betra<strong>ch</strong>ten ist.<br />
I<br />
Vorbemerkung zur Zielsetzung der VgdA und zur Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 BV<br />
/1 ine grosse Anzahl der in der VgdA enthaltene Bestimmungen ergeben si<strong>ch</strong> direkt aus der Umsetzung<br />
der “Minder“-Initiative aufgrund des vom Souverän mit starker Mehrheit gutgeheissenen<br />
Art. 95 Abs. 3 der Bundesverfassung (BV). Es versteht si<strong>ch</strong>, dass dort, wo Wortlaut und<br />
Sinn der Verfassung eine eindeutige Lösung vors<strong>ch</strong>reiben, die Verfassung in der VgdA wörtli<strong>ch</strong><br />
und sinngetreu umzusetzen ist.<br />
/2 Andererseits enthält Art. 95 Abs. 3 BV naturgemäss aber au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene “offene“, auslegungsbedürftige<br />
Begriffe, wel<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> hier vertretener Auffassung in der VgdA gemäss der<br />
von der Initianten der sog. “Abzocker“-Initiative verfolgten und in den Unterlagen zur Volksabstimmung<br />
ums<strong>ch</strong>riebenen Ziele zu konkretisieren sind.<br />
/3 Bei der Umsetzung der sog. “Abzocker“-Initiative sollte si<strong>ch</strong> der Gesetzgeber somit immer an<br />
der von dem aus dem KMU-Umfeld stammenden Initianten und vom Volk mit starker Mehrheit<br />
angenommenen Zielsetzung von Art. 95 Abs. 3 BV orientieren:<br />
“S<strong>ch</strong>utz der Volkswirts<strong>ch</strong>aft, des Privateigentums und der Aktionärinnen<br />
und Aktionäre im Sinne einer na<strong>ch</strong>haltigen Unternehmensführung"<br />
/4 Alle Pfli<strong>ch</strong>ten, Auflagen, Vorkehrungen die si<strong>ch</strong> aus der Gesetzgebung über die sog. “Abzocker“-Initiative<br />
ergeben sollten daher u.E. auf die Übereinstimmung mit diesen Zielen geprüft<br />
werden, insbesondere darauf ob<br />
- sie einen Na<strong>ch</strong>teil für die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Wirts<strong>ch</strong>aft im internationalen Wettbewerb bewirken<br />
können;<br />
- das Privateigentum, hier verstanden als die aus der Beteiligung an einer Aktiengesells<strong>ch</strong>aft<br />
entspringenden Vermögensre<strong>ch</strong>te der Aktionäre fördern oder beeinträ<strong>ch</strong>tigen; und<br />
- im Ergebnis zu einer na<strong>ch</strong>haltigen Unternehmensführung beitragen können.<br />
/5 Die VgdA sollte na<strong>ch</strong> hier vertretener Auffassung aber au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ohne eine dur<strong>ch</strong> klare Formulierung<br />
in Art. 95 Abs. 3 BV ges<strong>ch</strong>affene Pfli<strong>ch</strong>t von grundlegenden Prinzipien des Privatund<br />
Gesells<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>ts abwei<strong>ch</strong>en, insbesondere<br />
- Vertragsfreiheit (Art. 19 OR), au<strong>ch</strong> im Arbeitsre<strong>ch</strong>t<br />
- Organisationsautonomie im Gesells<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>t<br />
Art. 1 Geltungsberei<strong>ch</strong><br />
/1 Entgegen den Auffassungen, die in der juristis<strong>ch</strong>en Diskussion vor der Abstimmung über die<br />
Minder-Initiative geführt wurden, soll die VgdA ni<strong>ch</strong>t nur auf die an der SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange<br />
kotierten Aktiengesells<strong>ch</strong>aften [sowie auf die wenigen s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Aktengesells<strong>ch</strong>aften,
3<br />
wel<strong>ch</strong>e an ausländis<strong>ch</strong>en Börsen kotiert sind) Anwendung finden, sondern au<strong>ch</strong> auf Aktiengesells<strong>ch</strong>aften,<br />
deren Titel an der Nebenbörse gehandelt werden.<br />
/2 Diese Ausdehnung des Anwendungsberei<strong>ch</strong>s in Art. 1 VgdA ist jedo<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> hier vertretener<br />
Meinung na<strong>ch</strong> dem offenen Wortlaut von Art. 95 Abs. 3 BV ni<strong>ch</strong>t zwingend gefordert:<br />
" regelt das Gesetz die im In- oder Ausland kotierten S<strong>ch</strong>weizer Aktiengesells<strong>ch</strong>aften"<br />
/3 Der in Art. 1 VgdA verwendete Begriff “börsenkotiert“ orientiert si<strong>ch</strong> an dessen Verwendung<br />
im Obligationenre<strong>ch</strong>t (vgl. Art. 685d ff und Art. 727 Abs. 1 OR) sowie insbesondere an der Definition<br />
in Art 2 Bst. b) und c) BEHG. Diese auf den Handel mit börsenkotierten Titeln bzw. die<br />
Anforderungen an die ordentli<strong>ch</strong>e Revision bei den sog. “Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften“ bezogenen<br />
Bestimmungen sind allerdings na<strong>ch</strong> hier vertretener Auffassung für die Ums<strong>ch</strong>reibung<br />
des Anwendungsberei<strong>ch</strong>s der VgdA und der daraus abgeleiteten Anforderungen an die “Corporate<br />
Governance“ ni<strong>ch</strong>t zwingend anwendbar.<br />
/4 Denn man sollte si<strong>ch</strong> bewusst sein, dass au<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong>e KMU an einer (Neben-) Börse kotiert<br />
sein können, wie sehr viele Bergbahnen, Lokalbanken, Kraftwerke, Lokalmedien, Tourismus-Untenehmen<br />
- vgl. die Übersi<strong>ch</strong>t unter<br />
https://www.otc-x.<strong>ch</strong>/unternehmen/unternehmen?alphabet=Alle<br />
Als illustrative Beispiele seien na<strong>ch</strong>stehend erwähnt (Aktienkapital in Klammer):<br />
- Lokalbanken wie die Ersparniskasse Affoltern, die Bank in Zuzwil, die Berneroberland<br />
Bank Sumiswald, die Leihkasse Stammheim, die Spar- und Leihkassen Frutigen,<br />
Gürbetal, Münsigen und Riggisberg;<br />
- zahlrei<strong>ch</strong>e, teilweise sehr kleine und lokale Bergbahnen wie die Luftseilbahn (LSB) Engelberg-Brunni<br />
(1.5), LSB Dallenwil-Wirzweli (0.7), LSB Jakobsbad-Kronberg (2.2),<br />
die Treib-Seelisberg Bahn 0.25), die Skilifte Brunni-Haggenegg AG (0.12);<br />
- lokale Energieunternehmen wie das EW Heiden (0.23), die Wassserwerke Zug (5.0),<br />
Erdgas Einsiedeln (0,75);<br />
- gewerbli<strong>ch</strong> tätige Unternehmen wie die Eskimo Textil AG (0.3), die AG für die Erstellung<br />
billiger Wohnhäuser in Winterthur (0.6), die Saline de Bex, das Zofinger Tagblatt<br />
0.6), der Willisauer Bote (1.088,6), das “Wädi-Brau-Huus“ (0.604.1), die zoologis<strong>ch</strong>en<br />
Gärten von Züri<strong>ch</strong> (2.6) und Basel 0,425), das Marzili Bähnli in Bern (0.24), Personenaufzug<br />
Matte Plattform (0.15) oder die Hallwilersee S<strong>ch</strong>iffahrtsgesells<strong>ch</strong>aft (0.471).<br />
/5 Gesells<strong>ch</strong>aften, deren Aktien an der Nebenböse gehandelt werden, zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> im Regelfall<br />
namentli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> folgende Eigens<strong>ch</strong>aften aus:<br />
- Bes<strong>ch</strong>eidenes Aktienkapital, oft knapp über dem gesetzli<strong>ch</strong>en Minimum (Art. 621 OR)<br />
liegend und die Grenze von CHF 1.0 ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiend;
4<br />
- Das Aktionariat stammt geographis<strong>ch</strong> überwiegend aus der Umgebung des Tätigkeitsberei<strong>ch</strong>s<br />
des Unternehmens;<br />
- Verwaltungsrat und Ges<strong>ch</strong>äftsleitung werden dur<strong>ch</strong> lokale Persönli<strong>ch</strong>keiten bestellt und<br />
sind dem Aktionariat bekannt;<br />
- diese Gesells<strong>ch</strong>aften verfügen über eine sehr einfa<strong>ch</strong>e Organisation und in der Regel<br />
ni<strong>ch</strong>t über einen eigenen Re<strong>ch</strong>tsdienst; und insbesondere<br />
- es sind keinerlei Exzesse von Verwaltungsrat und Ges<strong>ch</strong>äftsleitung in Bezug auf Vergünstigungen<br />
bekannt, wel<strong>ch</strong>e den Ausgangspunkt für die Einrei<strong>ch</strong>ung der sog. “Abzocker“-Initiative<br />
und deren Annahme dur<strong>ch</strong> den Souverän bildeten.<br />
/6 Gemäss dem Vorentwurf VgdA hätten au<strong>ch</strong> diese Gesells<strong>ch</strong>aften, deren Titel and er Nebenbörse<br />
gehandelt werden, die aufwendigen organisatoris<strong>ch</strong>en Auflagen der VgdA zu erfüllen,<br />
wie die vers<strong>ch</strong>iedenen nötigen Anpassung der Statuten gemäss Art. 12 VgdA, die Wahl eines<br />
Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses und die Redaktion des jährli<strong>ch</strong>en Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts (Art. 13 VgdA)<br />
mit den detaillierten Angaben von Art. 14-16 VgdA, die Bezei<strong>ch</strong>nung unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
samt S<strong>ch</strong>affung der Mögli<strong>ch</strong>keit der elektronis<strong>ch</strong>en Erteilung von Weisungen<br />
an den Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter (Art. 9 Abs. 3 VgdA) sowie die Überprüfung und Anpassung der<br />
besehenden Verträge mit den Mitgliedern des Verwaltungsrates sowie der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
gemäss Art. 28 VgdA - und dies alles unter der Strafdrohung von Art. 24 VgdA!<br />
/7 Obwohl selber wie eingangs erwähnt ein Leben lang im Berei<strong>ch</strong> des Wirts<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>ts tätig,<br />
steht für den Unterzei<strong>ch</strong>nenden fest, dass die dem erweiterten Anwendungsberei<strong>ch</strong> der VgdA<br />
unterstehenden KMU diese Aufgaben auf keinen Fall allein und ohne intensive und kostspielige<br />
Mitwirkung von Anwälten, Konsulenten, Unternehmensberatern, Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfern,<br />
dem Noariat (für die Statutenänderungen) erfüllen können. Aufgrund persönli<strong>ch</strong>er Erfahrungen<br />
als Re<strong>ch</strong>tskonsulent und ges<strong>ch</strong>äftsführender VR-Präsident eines ni<strong>ch</strong>t börsenkotierten<br />
KMU ist für diese Anpassungsarbeiten mit einem einmaligem Aufwand von CHF 30'000,- bis<br />
gegen CHF 100'000,- pro Unternehmen in der Übergangsperiode und ca. CHF 10'000,- p.a.<br />
für die Folgejahre zu re<strong>ch</strong>nen.<br />
/8 Bekanntli<strong>ch</strong> lassen si<strong>ch</strong> Gesells<strong>ch</strong>aften an der Haupt- oder Neben-Börse kotieren, weil damit<br />
günstige Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Bes<strong>ch</strong>affung von Kapital verbunden sind. Es ist daher damit zu<br />
re<strong>ch</strong>nen, dass bei einer Unerstellung unter die weitrei<strong>ch</strong>enden und kostspieligen Pfli<strong>ch</strong>ten der<br />
VgdA si<strong>ch</strong> viele bisher nebenbörsli<strong>ch</strong> kotierten Gesells<strong>ch</strong>aften dekotieren lassen, unter Inkaufnahme<br />
der damit verbundenen Probleme bei der Bes<strong>ch</strong>affung von zusätzli<strong>ch</strong>em Kapital.<br />
Eine sol<strong>ch</strong>e “unintended consequence“ (gemäss der vom Soziologen Robert K. Merton 1936<br />
geprägten Definition) der vorges<strong>ch</strong>lagenen Umsetzung der sog. “Abzocker“-Initiative würde<br />
na<strong>ch</strong> hier vertretener Meinung kaum der verfassungsmässigen Zielsetzung des “S<strong>ch</strong>utzes der<br />
Volkswirts<strong>ch</strong>aft (der S<strong>ch</strong>weiz) und der Vermögensre<strong>ch</strong>te der Inhaber eine Beteiligung an einer<br />
Aktiengesells<strong>ch</strong>aft“ entspre<strong>ch</strong>en.
5<br />
/9 Es ist davon auszugehen, dass die Initianten der sog. “Abzocker“- Initiative und der Verordnungs-Gesetzgeber<br />
si<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>erweise ni<strong>ch</strong>t bewusst waren und sind, wel<strong>ch</strong>e hohen und<br />
na<strong>ch</strong> hier vertretenen Auffassung weitgehend sinn- und nutzlosen Aufwendungen mit der Initiative<br />
und deren Umsetzungen den s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en KMU auferlegt werden (Hinweis: Die<br />
Trybol AG der Familie Minder ist an der Börse ni<strong>ch</strong>t kotiert!)<br />
/10 Es sollten daher na<strong>ch</strong> hier vertretener Meinung folgende Alternativen geprüft werden<br />
- Bes<strong>ch</strong>ränkung der VgdA auf die an der SIX (oder einer ausländis<strong>ch</strong>en Hauptbörse) kotierten<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften (deren Ges<strong>ch</strong>äftspraktiken ja den Anlass für die sog. “Abzocker“-<br />
Initiative und deren Annahme dur<strong>ch</strong> den Souverän bildeten); oder<br />
- Ums<strong>ch</strong>reibung des Anwendungsberei<strong>ch</strong>s der VgdA dur<strong>ch</strong> eine Kombination von (a)<br />
Kotierung an der Haupt- oder Nebenbörse und (b) Übers<strong>ch</strong>reiten einer gesetzli<strong>ch</strong> festgelegten<br />
Mindestgrenze in Bezug auf Bilanzsumme und Umsatzerlös (für eine bestimmte<br />
Zahl von Ges<strong>ch</strong>äftsjahren) in Analogie zu der Regelungste<strong>ch</strong>nik in Art. 727 Abs. 1 und<br />
963a OR; oder<br />
- Unterstellung aller börsenkotierten Gesells<strong>ch</strong>aften unter die VgdA, jedo<strong>ch</strong> mit gezielter<br />
Freistellung von Verpfli<strong>ch</strong>tungen, wel<strong>ch</strong>e die nebenbörsli<strong>ch</strong> kotierte KMU besonders<br />
belasten.<br />
In diesem Zusammenhang kann darauf hingewiesen werden, dass die Aktionärsre<strong>ch</strong>te s<strong>ch</strong>on<br />
dur<strong>ch</strong> die Revisionen des geltenden Aktienre<strong>ch</strong>ts in vielerlei Hinsi<strong>ch</strong>t gestärkt worden sind.<br />
Art. 8 Der Unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter (“USV“): Wahl und Unabhängigkeit<br />
/1 Es ist davon auszugehen und im Ansatz bereits heute erkennbar, dass der USV mit dem Verbot<br />
des Organ- und Depotstimmre<strong>ch</strong>ts gemäss Art. 95 Abs. 3 letzter Satz BV und Art. 11 VgdA<br />
eine sehr grosse, im s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Aktienre<strong>ch</strong>t bisher ni<strong>ch</strong>t bekannte Ma<strong>ch</strong>tfülle erhält. Mit<br />
dieser dominierenden Stellung ist au<strong>ch</strong> eine grosse persönli<strong>ch</strong>e Verantwortung der USV verbunden.<br />
Der Gewährleistung der Unabhängigkeit des Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters wird daher für<br />
die Umsetzung des Re<strong>ch</strong>ts der Aktionäre, ihr Stimmre<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten<br />
und Weisungen an den USV auszuüben, in der Praxis grosse Bedeutung zukommen.<br />
/2 Die Mögli<strong>ch</strong>keit der Wahl einer Mehrheit von USV era<strong>ch</strong>ten wir unter diesem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt<br />
als ni<strong>ch</strong>t sa<strong>ch</strong>dienli<strong>ch</strong>, denn sie dürfte erhebli<strong>ch</strong>e Probleme für die Vermeidung der missbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
mehrfa<strong>ch</strong>en Ausübung des Stimmre<strong>ch</strong>ts s<strong>ch</strong>affen. Die Wahl einer Mehrheit von<br />
USV ist weder im geltenden Re<strong>ch</strong>t vorgesehen (vgl. Art.689d und 689e, 702 OR, wo die Verwendung<br />
des Plurals u.E. klar als generis<strong>ch</strong>er Begriff zu verstehen ist), no<strong>ch</strong> wird sie von Art. 95 Abs. 3<br />
Bst. a BV verlangt. Der in Art. 702 Abs. 2 Ziff. 1 OR verlangte Na<strong>ch</strong>weis der von den USV vertretenen<br />
Stimmen würde bei einer Mehrheit von USV den Verwaltungsrat vor erhebli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten stellen, insbesondere bei der Ausübung der Stimmre<strong>ch</strong>te dur<strong>ch</strong> den USV gestützt<br />
auf die ihm elektronis<strong>ch</strong> erteilten Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen gemäss<br />
Art. 95 Abs. 3 in fine BV und Art. 9 abs. 3 VgdA. Wir empfehlen daher, dass Art. 8 Abs. 1 VgdA<br />
im Regelfall von der Wahl eines einzigen USV ausgeht, bzw. dass bei Zulassung der Wahl ei-
6<br />
ner Mehrheit von USV in den Materialien oder dur<strong>ch</strong> Verweis auf die Einhaltung der Anforderungen<br />
von Art. 702 Abs. 2 Ziff. 1 OR auf die aus der Wahl einer Mehrheit von USV entstehenden<br />
Probleme hingewiesen wird.<br />
/3 Voraussetzung für die korrekten Ausübung des Stimmre<strong>ch</strong>ts der Aktionäre gemäss den von<br />
diesen erteilten Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen dur<strong>ch</strong> den USV ist die Gewährleistung der vollständigen<br />
Unabhängigkeit des USV (verglei<strong>ch</strong>bar der Unabhängigkeit des Ri<strong>ch</strong>ters gemäss<br />
den Ausstandsgründen von Art. 47 Abs. 1 ZPO). Wir era<strong>ch</strong>ten daher den Verweis auf die Unabhängigkeit<br />
der Revisoren na<strong>ch</strong> Art. 728 OR aufgrund der dortigen re<strong>ch</strong>t umfangrei<strong>ch</strong>en auslegungsbedürftigen<br />
Ausnahmen und zulässigen Interessenbindungen als ni<strong>ch</strong>t sa<strong>ch</strong>dienli<strong>ch</strong>.<br />
Na<strong>ch</strong> hier vertretener Auffassung dürfen USV weder eine direkte no<strong>ch</strong> indirekte Beteiligung<br />
oder sonstiges Interesse an der Gesells<strong>ch</strong>aft und der von der Generalversammlung zu fassenden<br />
Bes<strong>ch</strong>lüssen haben, keine verwandts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bindungen, bzw. besondere Freunds<strong>ch</strong>afts-<br />
oder Feinds<strong>ch</strong>aftsverhältnisse zu den Mitgliedern des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung,<br />
des Beirates oder zu bedeutenden Aktionärsgruppen (gemäss einer Definition)<br />
unterhalten, in keinen Arbeits- oder Auftragsverhältnissen zur Gesells<strong>ch</strong>aft (d.h. in Bezug auf<br />
irgendwel<strong>ch</strong>e beratende Tätigkeit) stehen, no<strong>ch</strong> von der Gesells<strong>ch</strong>aft, deren Verwaltungsrat,<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung, Beiräten oder Aktionären irgendwel<strong>ch</strong>e Zuwendungen erhalten, wel<strong>ch</strong>e<br />
über die Abgeltung der Bemühungen des USV na<strong>ch</strong> den für den betreffenden Berufsstand übli<strong>ch</strong>en<br />
Tarifen hinausgehen. Vors<strong>ch</strong>lag und Wahl eines USV sollte daher einer “due diligence“<br />
Prüfung unterliegen.<br />
/4 In diesem Sinne wären die Anforderungen an die Unabhängigkeit der USV wohl in einem<br />
besonderen Artikel des 5. Abs<strong>ch</strong>nitts VgdA zu präzisieren. In diesem Artikel könnte ergänzend<br />
vorgesehen werden, dass der USV mit Annahme und bei jeder Erneuerung des Mandates<br />
seine Unabhängigkeit s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> bestätigen muss. Au<strong>ch</strong> sollte der USV verpfli<strong>ch</strong>tet sein,<br />
die ihm übertragenen Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen revisionsfähig zu dokumentieren. Dem<br />
Verwaltungsrat, bzw. den Aktionäre sollten das Re<strong>ch</strong>t eingeräumt werden, die ordnungsgemässe<br />
Ausübung des Mandates dur<strong>ch</strong> den USV zu prüfen bzw. dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle prüfen<br />
zu lassen. Der USV sollte na<strong>ch</strong> Auftragsre<strong>ch</strong>t (Art. 398 OR) persönli<strong>ch</strong> für die treue und<br />
sorgfältige Ausübung der ihm gemäss Art. 10 VgdA erteilten Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen haften.<br />
Allenfalls wären die USV in die Organhaftung na<strong>ch</strong> Art. 754 OR (und den übli<strong>ch</strong>erweise<br />
damit verbundenen Versi<strong>ch</strong>erungss<strong>ch</strong>utz) einzus<strong>ch</strong>liessen. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> wäre zu prüfen, ob die<br />
vorsätzli<strong>ch</strong>e Missa<strong>ch</strong>tung der ihm dur<strong>ch</strong> Aktionäre erteilten Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
dur<strong>ch</strong> einen USV ni<strong>ch</strong>t in den Katalog der Strafbestimmungen von Art. 24 VgdA aufgenommen<br />
werden sollte.<br />
Art. 9 Elektronis<strong>ch</strong>e Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
/1 Als positiven Ansatz zur Umsetzung der “Minder“-Initiative wird hier das Konzept von Art. 9<br />
Abs. 3 VgdA era<strong>ch</strong>tet, wona<strong>ch</strong> die Aktiengesells<strong>ch</strong>aften den Aktionären ni<strong>ch</strong>t die Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
vers<strong>ch</strong>affen müssen, si<strong>ch</strong> (dur<strong>ch</strong> Anträge, Fragen, Beteiligung an der Diskussion) online<br />
an der Generalversammlung zu beteiligen, bzw. dort elektronis<strong>ch</strong> die Stimme abzugeben,
7<br />
sondern dass diese Mögli<strong>ch</strong>keit im Normalfall dur<strong>ch</strong> Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
an den USV wahrgenommen werden kann.<br />
/2 Heikel wird die Regelung sein, in wel<strong>ch</strong>er Art und Weise die Aktionäre dem USV Weisungen<br />
zu ni<strong>ch</strong>t angekündigten Anträgen sowie zu neuen Verhandlungsgegenständen erteilen können<br />
(Art. 9 Abs. 2 VgdA). Es ist diesbezügli<strong>ch</strong> allerdings - u.E. zutreffend - ni<strong>ch</strong>t vorgesehen, dass<br />
während einer Generalversammlung eine elektronis<strong>ch</strong>e Verbindung zwis<strong>ch</strong>en den Aktionären<br />
und dem USV eingeri<strong>ch</strong>tet sein muss, die Aktionäre ni<strong>ch</strong> laufend über den Gang der Generalversammlung<br />
zu informieren sind und dem USV ni<strong>ch</strong>t online Weisungen zu ni<strong>ch</strong>t angekündigten<br />
Anträgen oder neuen Verhandlungsgegenständen erteilen können: Ein sol<strong>ch</strong>es Konzept<br />
würde einen sehr grossen organisatoris<strong>ch</strong>en und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Aufwand voraussetzen (wie dies<br />
s<strong>ch</strong>on in der Monographie von Sas<strong>ch</strong>a Daniel Patak “Die virtuelle Generalversammlung im<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Aktienre<strong>ch</strong>t“, Diss. Züri<strong>ch</strong> 2005 dargestellt worden ist).<br />
/3 Au<strong>ch</strong> die vereinfa<strong>ch</strong>te Ausgestaltung der Ausübung der Beteiligungsre<strong>ch</strong>te na<strong>ch</strong> Art. 9 VgdA<br />
auf elektronis<strong>ch</strong>em Weg wird jedo<strong>ch</strong> (wie beim “eVoting“ im öffentli<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>) erhebli<strong>ch</strong>e<br />
organisatoris<strong>ch</strong>e und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Herausforderungen an die der VgdA unterstellten Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
stellen, wel<strong>ch</strong>e den Initianten der sog. “Abzocker“-Initiative und den Stimmbürgern<br />
mögli<strong>ch</strong>erweise zu wenig bewusst waren, wie - in ni<strong>ch</strong>t abs<strong>ch</strong>liessender Aufzählung:<br />
- Erfassung und Na<strong>ch</strong>weis von Art (Namen- oder Inhaberaktien) und Umfang der Beteiligungsre<strong>ch</strong>te<br />
der zur elektronis<strong>ch</strong>en Übermittlung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen bere<strong>ch</strong>tigten<br />
Aktionäre im Sinne von Art. 702 Abs. 2 Ziff. 1 OR.<br />
- Das Verfahren zur Identifizierung und Authentifizierung der stimmbere<strong>ch</strong>tigten Aktionäre:<br />
Anwendung der digitalen Signatur ?<br />
- Die Festlegung der für die Übermittlung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen zugelassenen<br />
elektronis<strong>ch</strong>e Geräte und Verfahren: Internet, E-Mail, PC; Tablets, iPad, smartphones ?<br />
- Die Gewährleistung der Si<strong>ch</strong>erheit und Integrität der elektronis<strong>ch</strong>en Übermittlung von<br />
Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen an den USV sowie vom USV an die Stimmenzähler der<br />
Generalversammlung: Si<strong>ch</strong>erheit vor Verfäls<strong>ch</strong>ung der Willensäusserung; Auss<strong>ch</strong>luss<br />
von mehrfa<strong>ch</strong>er Ausübung des Stimmre<strong>ch</strong>ts; Vorkehrungen zur Überwindung von Störungen,<br />
Unterbru<strong>ch</strong> oder Ausfall der Übermittlung aufgrund von DDoS Attacken.<br />
- Mögli<strong>ch</strong>keiten und Verfahren für die Übermittlung von Weisungen über ni<strong>ch</strong>t angekündigte<br />
Traktanden der Generalversammlung ?<br />
- Definition des letztmögli<strong>ch</strong>en Zeitpunktes für die Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
an den USV<br />
Die entspre<strong>ch</strong>enden organisatoris<strong>ch</strong>en und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Vorkehrungen sind u.E. in einem vom<br />
Verwaltungsrat zu erlassenden Reglement über die elektronis<strong>ch</strong>e Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten<br />
und Weisungen an den USV festzuhalten. Die Aufstellung eines sol<strong>ch</strong>en Reglements und die<br />
erwähnten organisatoris<strong>ch</strong>en und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Vorkehrungen sind als ni<strong>ch</strong>t trivial zu era<strong>ch</strong>ten.
8<br />
6. Abs<strong>ch</strong>nitt: Zusätzli<strong>ch</strong>e Statutenbestimmungen<br />
/1 Wie eingangs erwähnt stellen die gemäss Art. 12 VgdA zwingend oder als Voraussetzung ihrer<br />
Gültigkeit in die Gesells<strong>ch</strong>aftsstatuten aufzunehmen Bestimmungen für die an der Nebenbörse<br />
kotierten KMU vor sehr grosse Herausforderungen.<br />
/2 Aber au<strong>ch</strong> bei den SIX-kotierten “Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften“ könnten die neuen Bestimmungen<br />
in den Statuten zu erhebli<strong>ch</strong>en Diskussionen und Konflikten mit dem Aktionariat führen.<br />
In diesem Zusammenhang ergibt si<strong>ch</strong> aus der vorges<strong>ch</strong>lagenen VgdA ni<strong>ch</strong>t klar, wie vorzugehen<br />
ist, wenn es einer Aktiengesells<strong>ch</strong>aft innerhalb der Übergangsfrist von zwei Jahren aufgrund<br />
des Widerstandes einer Mehrheit von Aktionären ni<strong>ch</strong>t gelingt, ihre Statuten gemäss<br />
Art. 27 VgdA den neuen Vors<strong>ch</strong>riften anzupassen.<br />
Art. 20 - Unzulässige Vergütungen<br />
/1 Während die Bestimmungen von Art. 13 – 16 VgdA über den “Vergütungsberi<strong>ch</strong>t“ und die ausgeri<strong>ch</strong>teten<br />
Vergütungen inhaltli<strong>ch</strong> weitgehend die Bestimmungen na<strong>ch</strong> dem geltenden Re<strong>ch</strong>t<br />
(namentli<strong>ch</strong> Art. 663bis Abs. 1 und 2 OR) übernehmen era<strong>ch</strong>ten wir die absoluten Verbote na<strong>ch</strong><br />
Art. 20 Ziff. 1 – 3 VgdA, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> die Statuten ni<strong>ch</strong>t abgeändert werden können als besonders<br />
kritis<strong>ch</strong>, weil sie in den Berei<strong>ch</strong> der Vertragsfreiheit (Art. 19 OR), der Wirts<strong>ch</strong>aftsfreiheit<br />
(Art. 94 Abs. 1 BV) und der Organisationsautonomie im Gesells<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>t eingreifen. Hier<br />
werden si<strong>ch</strong> in der Praxis erhebli<strong>ch</strong>e Abgrenzungs- und Auslegungsprobleme stellen, die<br />
wohl dur<strong>ch</strong> die Geri<strong>ch</strong>te ents<strong>ch</strong>ieden werden müssen, soweit VgdA und Gesetz keine griffigen<br />
Abgrenzungskriterien zur Verfügung stellen.<br />
/2 Allgemein wird der Gesetzgeber und der Ri<strong>ch</strong>ter jedo<strong>ch</strong> vom Grundsatz ausgehen müssen<br />
dass Eingriffe in die vorstehend ums<strong>ch</strong>riebenen Freiheiten na<strong>ch</strong> den Bestimmungen von Art.<br />
36 Abs. 2 und 3 BV zurückhaltend vorzunehmen sind, verhältnismässig sein müssen und dur<strong>ch</strong><br />
ein öffentli<strong>ch</strong>es Interesse oder den S<strong>ch</strong>utz von Grundre<strong>ch</strong>ten Dritter (hier den S<strong>ch</strong>utz des Privateigentums<br />
der Aktionäre der Gesells<strong>ch</strong>aft) gere<strong>ch</strong>tfertigt sein müssen.<br />
/3 Die unzulässigen Vergütungen gemäss Art. 20 VgdA stellen die Gesells<strong>ch</strong>aften deshalb vor<br />
besondere Herausforderungen, weil sie gemäss Art. 28 VgdA im Einzelfall die Anpassung bestehender<br />
Arbeitsverträge (dur<strong>ch</strong> “Änderungskündigung“) voraussetzen und ihre Ausri<strong>ch</strong>tung<br />
unter Verletzung von Art. 20 Ziff. 1 VgdA für die zuständigen Organe gemäss Art. 24 Abs. 1<br />
Ziff. 2 VgdA mit empfindli<strong>ch</strong>en Strafen bedroht ist.<br />
1. Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen<br />
/1 Hier ist u.E. die Abgrenzung besonders heikel, ob und unter wel<strong>ch</strong>en Umständen und in wel<strong>ch</strong>em<br />
Umfange beispielsweise folgende bisher von Gesetz und/oder der Wirts<strong>ch</strong>afspraxis zugelassene<br />
geldwerte Leistungen an die Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
oder eines Beirates als “verbotene Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung" qualifizieren:
9<br />
a. Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen na<strong>ch</strong> Art. 339b ff OR;<br />
b. Vereinbarung einer – längeren als übli<strong>ch</strong>en - Kündigungsfrist bei unbefristeten Arbeitsverhältnissen<br />
mit Freistellung von der Arbeitspfli<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> unter Beibehaltung des Anspru<strong>ch</strong>s<br />
auf Lohnfortzahlung während der Kündigungsdauer - unabhängig vom Antritt<br />
einer neuen Stelle;<br />
c. Ents<strong>ch</strong>ädigungen für entgeltli<strong>ch</strong>e Beratung und Unterstützung na<strong>ch</strong> Beendigung des<br />
Dienstverhältnisses;<br />
d. Abgeltung eines Konkurrenzverbotes na<strong>ch</strong> Art. 340a Abs. 2 OR.<br />
/2 Abgrenzungskriterium dürfte sein, ob es si<strong>ch</strong> um Vergütungen im Zusammenhang mit einem<br />
Auftrags- oder Arbeitsverhältnis handelt, handelt, deren Höhe dem in der Wirts<strong>ch</strong>aftspraxis<br />
Übli<strong>ch</strong> entspri<strong>ch</strong>t, einen fairen Ausglei<strong>ch</strong> der wohlerstanden Interessen von Auftrag- oder Arbeitgeber<br />
mit den Interessen des Arbeit- oder Auftragnehmenden herbeiführt, bzw. für die<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft (z.B. bei Konkurrenzenthaltung oder entgeltli<strong>ch</strong>er Beratung na<strong>ch</strong> Ende des Arbeits-<br />
oder Auftragsverhältnisses) einen e<strong>ch</strong>ten wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Mehrwert verkörpern, wel<strong>ch</strong>er<br />
den ausgeri<strong>ch</strong>teten Vergütungen entspri<strong>ch</strong>t. Dabei versteht si<strong>ch</strong>, dass sämtli<strong>ch</strong>e Zuwendungen<br />
im Zusammenhang mit der Beendigung eines Arbeitsverhältnisses im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
gemäss Art. 13 ff VgdA auszuweisen sind.<br />
2. Voraus-Vergütungen<br />
/1 Im absoluten Verbot der “Vorausvergütung“ sehen wird ein Kernproblem für die Umsetzung<br />
der “Minder“-Initiative: Wenn der Ausglei<strong>ch</strong> materieller Na<strong>ch</strong>teile (z.B. Verwirkung<br />
von Ansprü<strong>ch</strong>en auf Gewinnbeteiligung; Umzugskosten u.ä.) beim We<strong>ch</strong>sel einer Arbeitsstelle<br />
ni<strong>ch</strong>t zulässig ist, dann dürfte es für ein S<strong>ch</strong>weizer Unternehmen in Zukunft äusserst<br />
s<strong>ch</strong>wierig werden, im internationalen Wettbewerb qualifiziertes Management-Personal zu<br />
rekrutieren. Sol<strong>ch</strong>e Ersatzleistungen sollten weiterhin unbes<strong>ch</strong>ränkt zugelassen werden.<br />
/2 In dem Umfange als Zahlungen bei Übernahme einer Aufgabe als Mitglied des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung oder des Beirates na<strong>ch</strong>weisbar ledigli<strong>ch</strong> den Ausglei<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Na<strong>ch</strong>teilen im Zusammenhang mit der Übernahme der neuen Aufgabe und keine Vermögensvermehrung<br />
des Empfängers bewirken, qualifizieren die entspre<strong>ch</strong>enden Leistungen<br />
na<strong>ch</strong> hier vertretener Auffassung ni<strong>ch</strong>t als “Vorausvergütung“ im Sinne von Art. 20 Ziff. 2<br />
VgdA. U.E. könnte si<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft auf diesem heiklen Gebiet eine gewisse Si<strong>ch</strong>erheit<br />
vers<strong>ch</strong>affen, indem sie die Grundsätze sol<strong>ch</strong>er Vergütungen gemäss Art. 12 Abs. 2 VgdA in die<br />
von der Generalversammlung genehmigten Statuten aufnimmt, und die ausgeri<strong>ch</strong>teten Zuwendungen<br />
sind u.E. au<strong>ch</strong> im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Art. 13 ff VgdA aufzuführen.<br />
3. Vergütungen (“Provisionen“) bei M&A Transaktionen<br />
/1 Transaktionen betreffend Erwerb von Gesells<strong>ch</strong>aften oder Ges<strong>ch</strong>äftsberei<strong>ch</strong>en (“M&A Transaktion“)<br />
setzen in der Regel erhebli<strong>ch</strong>e zusätzli<strong>ch</strong>e Leistungen und Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>ten der Mit-
10<br />
glieder von Verwaltungsrat und Ges<strong>ch</strong>äftsleitung voraus, wie z.B. Mitwirkung an der “Due<br />
Diligence“ Prüfung; Teilnahme an Verhandlungen über eine komplexe M&A Transaktion;<br />
besondere Geheimhaltungspfli<strong>ch</strong>ten; Pfli<strong>ch</strong>t zur Unterlassung von Börsentransaktionen na<strong>ch</strong><br />
den vers<strong>ch</strong>ärften Bestimmungen von Art. 161 StGB und Art. 40 neuBEHG “Insider-Transaktionen“.<br />
Diese besonderen Leistungen und Pfli<strong>ch</strong>ten sind na<strong>ch</strong> hier vertretener Auffassung in<br />
der für die Führung der laufenden Ges<strong>ch</strong>äfte der Gesells<strong>ch</strong>aft gemäss Art. 717 OR ges<strong>ch</strong>uldeten<br />
Grundvergütung ni<strong>ch</strong>t enthalten.<br />
/2 Übernahme oder Übertragung von Unternehmen oder Unternehmensteilen werden bei pfli<strong>ch</strong>tgemässer<br />
Erfüllung der Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>ten von Verwaltungsrat und der obersten Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
im Regelfall zu einer Vermögensvermehrung der Aktionäre der beteiligten Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
führen: Kurzfristig für die Inhaber einer Beteiligung an der übernommenen Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
im Umfang des übli<strong>ch</strong>erweise auf dem Marktpreis der Aktien angebotenen Agio für Goodwill<br />
und stille Reserven; längerfristig für die Inhaber einer Beteiligung an der übernehmen<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft aufgrund verbesserter Rendite-Aussi<strong>ch</strong>ten.<br />
/3 Darüber hinaus kann die Verpfli<strong>ch</strong>tung der Organe der einen oder anderen der an der M&A<br />
Transaktion beteiligten Gesells<strong>ch</strong>aften während einer definierten Übergangsperiode weiter zur<br />
Verfügung zu stehen, und insoweit auf das gesetzli<strong>ch</strong>e und vertragli<strong>ch</strong>e Kündigungsre<strong>ch</strong>t zu<br />
verzi<strong>ch</strong>ten, eine wesentli<strong>ch</strong>e Voraussetzung für das Zustandekommen und den Erfolg einer<br />
M&A Transaktion in der kritis<strong>ch</strong>en Übergangs und Integrationsphase bilden.<br />
/4 Die diesbezügli<strong>ch</strong>en Verbote sollten bei der Umsetzung der “Minder“-Initiative na<strong>ch</strong> hier<br />
vertretener Auffassung daher so differenziert werden, dass besondere "Zulagen", "Erfolgs-<br />
Prämien" oder "Bleibe-Vergütungen" bei M&A Transaktionen ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin und in jedem<br />
Fall unter Strafandrohung verboten werden, sondern weiterhin in dem Umfange zugelassen<br />
werden, als sie gemäss der Zielsetzung in der Einleitung zu Art. 95 Abs. 3 BV “S<strong>ch</strong>utz der<br />
(S<strong>ch</strong>weizer) Wirts<strong>ch</strong>aft und des Privateigentums der Aktionäre“ dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>affung eines Mehrwertes<br />
für die Aktionäre der an einer M&A Transaktion beteiligten Gesells<strong>ch</strong>aften gere<strong>ch</strong>tfertigt<br />
werden können. Dabei versteht si<strong>ch</strong> wiederum, dass sol<strong>ch</strong>e Zuwendungen im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Art. 13 ff VgdA ausgewiesen werden müssen.<br />
Art. 22 - Stimmpfli<strong>ch</strong>t von Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
/1 Hier fehlt u.E. eine Regelung, wel<strong>ch</strong>e präzisiert, dass die gesetzli<strong>ch</strong>e Stimmpfli<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten oder Weisungen an einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
ausgeübt werden kann; au<strong>ch</strong> der Begleitberi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>weigt si<strong>ch</strong> zu diesem Punkt aus.<br />
/2 Im Übrigen dürfte die Regelung von Art. 22 VgdA die “unintended consequence“ haben, dass<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen si<strong>ch</strong> grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr direkt an börsenkotierten Unternehmen<br />
sondern vielmehr an Anlagefonds beteiligen, was den börsenkotierten Unternehmen - vor allem<br />
wenn die Gesetzgebung zur Umsetzung der “Minder“-Initiative au<strong>ch</strong> die an der Nebenbörse<br />
kotierten zahlrei<strong>ch</strong>en KMU erfasst - der Zugang zum Kapitalmarkt ers<strong>ch</strong>weren dürfte.
11<br />
Art. 24 Strafbestimmungen<br />
/1 Es ist angesi<strong>ch</strong>ts der Bestimmung von Art. 333 Abs. 7 StGB wi<strong>ch</strong>tig und unterstützungswürdig,<br />
dass Art. 24 VgdA die Strafbestimmung na<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 Bst. d BV dahingehend präzisiert,<br />
dass nur die vorsätzli<strong>ch</strong>e Begehung der Tatbestände mit Strafe bedroht ist und dass die einzelnen<br />
mit Strafe bedrohten Tatbestände detailliert aufgelistet werden.<br />
I<strong>ch</strong> bin Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, dankbar, wenn Sie die vorstehenden Überlegungen<br />
in geeigneter Form in die Ausführungsgesetzgebung zur sog. “Abzocker“-Initiative einfliessen lassen.<br />
Beat Lehmann
Association des représentants du personnel<br />
dans les institutions de prévoyance<br />
P/A UNIA, Case postale 7667, 1002 Lausanne, Tél. : 021 310 66 50 www.arpip.<strong>ch</strong><br />
Office fédéral de la Justice<br />
Office fédéral du Registre du Commerce<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Berne<br />
Par e-mail : ehra@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Lausanne, le 27.7.2013<br />
Audition sur l’avant-projet d’Ordonnance sur les rémunérations abusives (ORAb)<br />
Madame la Conseillère fédérale,<br />
Nous vous remercions de nous donner la possibilité de nous exprimer sur l’avant-projet<br />
d’Ordonnance précité.<br />
L’ARPIP, association des représentants du personnel dans les Institutions de prévoyance, a<br />
pour but de défendre les intérêts des membres de Conseils de fondation représentant les<br />
assurés, de leur proposer des formations, de leur prodiguer conseils et appui dans les<br />
questions qui tou<strong>ch</strong>ent le domaine du 2 ème Pilier. Dès lors, l’ARPIP ne se prononcera dans sa<br />
réponse que sur les points qui tou<strong>ch</strong>ent les IP (Institutions de prévoyance) dans l’avantprojet.<br />
Obligation de voter<br />
L’obligation, fixée à l’Art. 22, pour les caisses de pensions, d’exercer leurs droits<br />
d’actionnaires au nom de leurs destinataires constitue une évolution indispensable vers la<br />
prise de conscience de l’importance pour les salariés/assurés de peser sur le destin des<br />
entreprises. Il ne faut cependant pas en attendre des miracles, dans la mesure où les IP en<br />
Suisse ne détiennent que 6% environ des actions d’entreprises suisses. Nous sommes<br />
d’accord avec une mise en vigueur la plus pragmatique possible de ces dispositions.<br />
Par contre, en permettant aux institutions de prévoyance de se soustraire à leur obligation de<br />
voter selon une marge d’appréciation trop importante, l’alinéa 3 de l’art. 22 n’est pas<br />
acceptable pour nous, en regard du principe constitutionnel d’obligation de participation.<br />
L’abstention est une participation au vote, fruit d’une réflexion. Renoncer à participer doit<br />
cependant être beaucoup plus précisément règlementé. Une renonciation ne saurait être
tolérée que pour des participations insignifiantes, en vue de ne pas sur<strong>ch</strong>arger inutilement<br />
les petites institutions de prévoyance. Ceci, selon des critères (par exemple exprimés en<br />
pourcentage du portefeuille ou en francs) qui doivent être fixés par l’autorité et non pas<br />
laissés à la libre appréciation des institutions concernées.<br />
Le projet prévoit que les institutions ne seraient pas tenues de voter pour les parts de fonds<br />
de placement ou de fondations d’investissements détenues, puisque dans ce cas elles ne<br />
sont pas légalement propriétaires des actions, ni titulaires des droits de votes. Or<br />
actuellement les IP sont de plus en plus investies dans des fonds (près de la moitié des<br />
actions sont investies collectivement). Dès lors, nous estimons que, même si en pratique il<br />
existe des obstacles qui rendent cet exercice complexe, des solutions pourraient être mises<br />
à profit.<br />
En cas de participations au sein de fonds de placements institutionnels ou des fondations<br />
d’investissements qui offrent aux détenteurs de parts la possibilité d’exercer les droits de<br />
votes correspondant à leur participation, une institution de prévoyance participante devra<br />
être tenue, dans l’esprit de l’initiative, d’exercer ses droits de votes.<br />
Obligation d’informer<br />
L’Art. 23 prévoit que les institutions de prévoyance informeront leurs assurés par un rapport<br />
annuel synthétique. Nous partageons le point de vue défendu par ACTARES, selon lequel la<br />
notion de "rapport synthétique" doit être précisée dans le sens de la transparence maximale,<br />
et au besoin remplacée afin de garantir la traçabilité de <strong>ch</strong>aque vote exercé par une<br />
institution de prévoyance. Chaque salariée et salarié devra pouvoir vérifier <strong>ch</strong>acune des<br />
positions de vote exercées par son institution de prévoyance. Les dispositions relatives à<br />
cette transparence doivent être formulées de manière plus claire.<br />
De nombreux fonds ou fondations d’investissement exercent les droits de votes liés à leur<br />
portefeuille d’actions. Si les fonds ou fondations d’investissement dont une institution de<br />
prévoyance possède des parts ne votent pas comme elle l’aurait fait, cette dernière doit être<br />
tenue de le signaler dans le cadre de l’obligation de communiquer et de publier les votes<br />
divergents.<br />
Dispositions pénales<br />
Nous ne sommes pas d’accord avec la disposition de l’Art 25 sur la punissabilité. Elle va trop<br />
loin et nous semble exagérée au vu de la marge de manœuvre – critiquée ci-dessus – dont<br />
disposeraient les IP avec la renonciation à participer à un vote (Art. 22§3), ainsi que la<br />
limitation aux investissements directs (Art. 22§1). Ce genre de disposition (sanctions) est à<br />
même de rendre encore plus difficile qu’actuellement la re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e de représentants des<br />
assurés dans les IP.<br />
Nous vous remercions de l’attention portée à ces propos et vous adressons, Madame la<br />
Conseillère fédérale, nos salutations les meilleures.<br />
ARPIP<br />
Le Président<br />
Jacques ROBERT<br />
Le secrétaire<br />
André GROUX
Eidgenössis<strong>ch</strong>es Justiz- und Polizeidepartement<br />
<strong>EJPD</strong><br />
Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga<br />
Bundeshaus West<br />
3003 Bern<br />
per E-Mail: ehra@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Züri<strong>ch</strong>, 26. Juli 2013<br />
Stellungnahme zum Vorentwurf einer Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin<br />
Wir danken Ihnen für die Mögli<strong>ch</strong>keit, zum Vorentwurf einer Verordnung gegen die Abzockerei<br />
(VE-VgdA) Stellung beziehen zu können:<br />
1 Einleitende Anmerkungen<br />
Die Umsetzung der Minder-Initiative ist für den SVV von Bedeutung: Zum einen sind namhafte<br />
Mitglieder unseres Verbands kotierte S<strong>ch</strong>weizer Aktiengesells<strong>ch</strong>aften und unterstehen damit der<br />
Verordnung. Zum anderen sind Versi<strong>ch</strong>erungsgesells<strong>ch</strong>aften, die im Kollektivleben-Ges<strong>ch</strong>äft tätig<br />
sind, zum Teil au<strong>ch</strong> als Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen von der Verordnung betroffen (dies betrifft die Art.<br />
22, 23, 25 und 27 Abs. 2 VE-VgdA). S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist es dem SVV au<strong>ch</strong> ein Anliegen, dass die<br />
Standortattraktivität der S<strong>ch</strong>weiz bei der Umsetzung der Minder-Initiative ni<strong>ch</strong>t über Gebühr strapaziert<br />
wird.<br />
Der SVV hat si<strong>ch</strong> daher sorgfältig mit dem VE-VgdA befasst und si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> an der Stellungnahme<br />
von economiesuisse beteiligt. Wir unterstützen vorliegend vollumfängli<strong>ch</strong> die Stellungnahme von<br />
economiesuisse. Angesi<strong>ch</strong>ts des dur<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 BV vorgegebenen Korsetts und der ausführli<strong>ch</strong>en<br />
Stellungnahme von economiesuisse bes<strong>ch</strong>ränken wir uns na<strong>ch</strong>folgend in Ziffer 2 unserer<br />
Stellungnahme auf wenige, ausgewählte Punkte des VE-VgdA. Im Übrigen verweisen wir auf die<br />
Eingabe von economiesuisse.<br />
2 Stellungnahme zu einzelnen Punkten des VE-VgdA<br />
2.1 Titel der Verordnung<br />
Der SVV – wie au<strong>ch</strong> economiesuisse – würde einen neutraleren Titel für die Verordnung vorziehen.<br />
Es trifft zwar zu, dass die Volksinitiative mit «gegen die Abzockerei» betitelt war. Im Initiativ-<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Versi<strong>ch</strong>erungsverband SVV<br />
C. F. Meyer-Strasse 14 | Postfa<strong>ch</strong> 4288 | CH-8022 Züri<strong>ch</strong> | Zentrale +41 (44) 208 28 28 | Fax +41 (44) 208 28 00 | www.svv.<strong>ch</strong><br />
Franziska Strei<strong>ch</strong> | franziska.strei<strong>ch</strong>@svv.<strong>ch</strong> | Direkt +41 (44) 208 28 63 | Fax direkt +41 (44) 208 28 07
text selber bzw. dem neuen Art. 95 Abs. 3 BV findet si<strong>ch</strong> dann aber das Wort «Abzockerei» ni<strong>ch</strong>t.<br />
Dieser Ausdruck mag als politis<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>lagwort für die Volksinitiative taugli<strong>ch</strong> gewesen sein, für<br />
die Übers<strong>ch</strong>rift einer – wenn au<strong>ch</strong> nur temporären – Ausführungsverordnung des Bundesrates ist<br />
er ni<strong>ch</strong>t passend.<br />
Der SVV würde es daher begrüssen, wenn der Titel für die Verordnung entspre<strong>ch</strong>end geändert<br />
würde, wie z.B. «Verordnung zur Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 BV» oder «Verordnung zur na<strong>ch</strong>haltigen<br />
Unternehmensführung von börsenkotierten Gesells<strong>ch</strong>aften» (so der Einleitungssatz von<br />
Art. 95 Abs. 3 BV).<br />
2.2 Art. 10 Abs. 2 VE-VgdA<br />
Der SVV beantragt eine ersatzlose Strei<strong>ch</strong>ung dieser Bestimmung, da diese unseres Era<strong>ch</strong>tens<br />
keine Stütze in Art. 95 Abs. 3 BV findet. Sie ist aber au<strong>ch</strong> ein unnötiger Eingriff in die Aktionärsre<strong>ch</strong>te<br />
und entspre<strong>ch</strong>end in die Privatautonomie (analog der Stellungnahme economiesuisse).<br />
Die Absi<strong>ch</strong>t ist, dem wirkli<strong>ch</strong>en Willen der Aktionäre mögli<strong>ch</strong>st unverfäls<strong>ch</strong>t zum Ausdruck zu<br />
verhelfen, was per se ni<strong>ch</strong>t im Widerspru<strong>ch</strong> mit einer generellen Weisung steht. Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass<br />
die Aktionäre transparent informiert werden, damit sie die Konsequenzen ihrer Mitteilung klar<br />
erkennen können. Dies muss au<strong>ch</strong> für Fälle gelten, in wel<strong>ch</strong>en der Aktionär zwar den unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bevollmä<strong>ch</strong>tigt, aber keine speziellen Instruktionen zu den einzelnen<br />
Traktanden erteilt. Wird der Aktionär deutli<strong>ch</strong> darauf hingewiesen, muss es mögli<strong>ch</strong> sein im Voraus<br />
festzulegen, wie in einem sol<strong>ch</strong>en Fall abgestimmt wird.<br />
Diese Bestimmung dürfte in der Praxis dazu führen, dass die Zahl der Enthaltungen bei den Abstimmungen<br />
massiv ansteigt. Dies, weil die Aktionäre an die heute gängige Praxis gewohnt sind,<br />
wona<strong>ch</strong> der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter beauftragt wird, mangels ausdrückli<strong>ch</strong>er anderer<br />
Instruktionen den Anträgen des Verwaltungsrats zuzustimmen, wie dies die Vollma<strong>ch</strong>tsformulare<br />
für den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter in den meisten Unternehmen vorsehen.<br />
2.3 Art. 18 Abs. 1 Ziff. 1, 3 und 5 VE-VgdA<br />
Der relevante Zeitraum für die fixe Vergütung sollte ni<strong>ch</strong>t derjenige von einer Generalversammlung<br />
bis zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung sein, sondern das Kalenderjahr, in wel<strong>ch</strong>em<br />
die Generalversammlung stattfindet. Die vom VE-VgdA vorgesehene Regelung führt zu einer<br />
in der Praxis untaugli<strong>ch</strong>en Verkomplizierung des Accounting. Dies umso mehr, als der Zeitraum<br />
von einer Generalversammlung zur nä<strong>ch</strong>sten in der Regel variiert und bisweilen mehr, bisweilen<br />
weniger als 365 Tage beträgt.<br />
2.4 Art. VE-VgdA betreffend Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Aus Si<strong>ch</strong>t des SVV sind die Vorgaben von Art. 95 Abs. 3 BV zur Stimmpfli<strong>ch</strong>t und Transparenz der<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen im Vorentwurf pragmatis<strong>ch</strong> umgesetzt. Tritt die Verordnung in der vorliegenden<br />
Form in Kraft, dürften si<strong>ch</strong> der mit der Umsetzung verursa<strong>ch</strong>te Mehraufwand und die<br />
Stellungnahme zum Vorentwurf einer Verordnung gegen die Abzockerei | 26. Juli 2013 2/4
Mehrkosten für die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen in einem vertretbaren Rahmen halten. Im Einzelnen<br />
dazu folgende Anmerkungen:<br />
2.4.1 Art. 22 Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
Art. 22 Abs. 1<br />
Die Eingrenzung auf direkt gehaltene Anlagen s<strong>ch</strong>eint dem SVV sinnvoll und praktikabel.<br />
Art. 22 Abs. 2<br />
Es ist si<strong>ch</strong>er ri<strong>ch</strong>tig, dass die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen im «Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten» abstimmen<br />
müssen. Es ist au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>vollziehbar, dass si<strong>ch</strong> das «Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten» nur s<strong>ch</strong>wer im<br />
Voraus generell-abstrakt definieren lässt. Deshalb muss es der einzelnen Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung<br />
überlassen werden, wie sie das Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten si<strong>ch</strong>erstellt. Diesbezügli<strong>ch</strong> sind ohnehin<br />
die bereits geltenden Loyalitäts-, Sorgfalts- und Treuepfli<strong>ch</strong>ten gegenüber den Versi<strong>ch</strong>erten<br />
zu bea<strong>ch</strong>ten (siehe dazu insbesondere die Strukturreform in der berufli<strong>ch</strong>en Vorsorge).<br />
Art. 22 Abs. 3<br />
Es ist zu begrüssen, dass den Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen das Re<strong>ch</strong>t eingeräumt wird, auf ihr Stimmre<strong>ch</strong>t<br />
zu verzi<strong>ch</strong>ten, sofern dies dem Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Art. 22 Abs. 4<br />
Das Festhalten der Kriterien zur Bestimmung der Interessen der Versi<strong>ch</strong>erten bei der Ausübung<br />
des Stimmre<strong>ch</strong>ts in einem Reglement ist zu begrüssen. Allerdings ist trotz aller vagen Ums<strong>ch</strong>reibungen<br />
der Kriterien zu befür<strong>ch</strong>ten, dass diese Anlass zu Re<strong>ch</strong>tsstreitigkeiten bieten werden.<br />
2.4.2 Art. 23 Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Die Vorgabe, wona<strong>ch</strong> Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG unterstellt sind, mindestens einmal<br />
jährli<strong>ch</strong> in einem zusammenfassenden Beri<strong>ch</strong>t Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft darüber ablegen müssen, wie sie<br />
ihrer Stimmpfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>gekommen sind, ist positiv zu würdigen. Sie lässt den Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
den erforderli<strong>ch</strong>en Spielraum für die Umsetzung.<br />
2.5 Strafbestimmungen<br />
Wir weisen auf den Umstand hin, dass zumindest von einem Teil der Lehre die Ansi<strong>ch</strong>t vertreten<br />
wird, dass der Verordnungsgeber ni<strong>ch</strong>t zum Erlass der vorges<strong>ch</strong>lagenen Strafbestimmungen befugt<br />
ist, weil dies gegen den Grundsatz «keine Strafe ohne Gesetz» verstösst. Na<strong>ch</strong> Meinung diverser<br />
Autoren ist daher die Umsetzung dem formellen Gesetzgebungsverfahren vorzubehalten<br />
(vgl. statt vieler: Patric Brand / Karl-Marc Wyss / Pascal Zysset: «Nulla Minder-poena sine lege»,<br />
in: Jusletter 27. Mai 2013).<br />
Für eine wohlwollende Prüfung unserer Anmerkungen zum VE-VgdA sind wir Ihnen sehr dankbar.<br />
Gerne stehen wir Ihnen für Rückfragen zur Verfügung.<br />
Stellungnahme zum Vorentwurf einer Verordnung gegen die Abzockerei | 26. Juli 2013 3/4
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Versi<strong>ch</strong>erungsverband SVV<br />
Lucius Dürr<br />
Direktor<br />
Marc Chuard<br />
Leiter Ressort Finanz & Regulierung<br />
Stellungnahme zum Vorentwurf einer Verordnung gegen die Abzockerei | 26. Juli 2013 4/4
Bemerkungen von Lukas Glanzmann<br />
Prof. Dr. iur., LL.M., Re<strong>ch</strong>tsanwalt, Baker & McKenzie Zuri<strong>ch</strong>, Titularprofessor an<br />
der Universität St. Gallen<br />
Stand: 26.07.2013<br />
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
(VgdA)<br />
Vorentwurf<br />
[vom 22. November 2013]<br />
Der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Bundesrat,<br />
gestützt auf die Artikel 95 Absatz 3 und 197 Ziffer 10 der Bundesverfassung 1<br />
verordnet:<br />
1. Abs<strong>ch</strong>nitt: Geltungsberei<strong>ch</strong><br />
Art. 1<br />
1 Die Bestimmungen dieser Verordnung finden Anwendung auf Aktiengesells<strong>ch</strong>aften<br />
na<strong>ch</strong> den Artikeln 620-763 des Obligationenre<strong>ch</strong>ts 2 (OR), deren Aktien an einer<br />
Börse im In- oder Ausland kotiert sind (Gesells<strong>ch</strong>aft).<br />
2<br />
Sie geht widerspre<strong>ch</strong>enden Bestimmungen des OR vor.<br />
2. Abs<strong>ch</strong>nitt: Generalversammlung<br />
(Art. 698 Abs. 2 OR)<br />
Art. 2<br />
Die Generalversammlung hat die folgenden unübertragbaren Befugnisse:<br />
1. die Wahl des Präsidenten des Verwaltungsrates und gegebenenfalls der<br />
Stellvertreter;<br />
2. die Wahl der Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses;<br />
3. die Wahl eines unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters und gegebenenfalls der<br />
Stellvertreteroder mehrerer unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter;<br />
1 SR 101<br />
2 SR 220<br />
1
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
4. die Genehmigung der Vergütungen des Verwaltungsrates, der Personen, die<br />
vom Verwaltungsrat ganz oder zum Teil mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraut<br />
sind (Ges<strong>ch</strong>äftsleitung) und des Beirates.<br />
Bemerkung:<br />
Ziff. 3:<br />
Vgl. die Bemerkung zu Art. 8 Abs. 1.<br />
3. Abs<strong>ch</strong>nitt: Verwaltungsrat<br />
Art. 3 Wahl und Amtsdauer der Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
(Art. 710 OR)<br />
1 Die Generalversammlung wählt die Mitglieder des Verwaltungsrates einzeln.<br />
2 Die Amtsdauer endet spätestens an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
Bemerkung:<br />
Abs. 2:<br />
Es ist klarzustellen, dass au<strong>ch</strong> eine kürzere Amtsperdiode zulässig ist, denn der<br />
Zweck der Verfassungsbestimmung ist, eine Maximaldauer festzulegen. Es wird<br />
au<strong>ch</strong> in Zukunft den Fall geben, dass ein Verwaltungsratsmitglied sein Amt erst<br />
während des Jahres antreten kann. In diesem Fall ist unter Umständen eine andere<br />
Person no<strong>ch</strong> bis zu diesem Datum im Amt zu bestätigen.<br />
Art. 4 Wahl und Amtsdauer des Verwaltungsratspräsidenten<br />
(Art. 712 OR)<br />
1 Die Generalversammlung wählt den Präsidenten des Verwaltungsrates und allfällige<br />
Stellvertreter.<br />
2 Die Amtsdauer endet spätestens an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
2bis S<strong>ch</strong>eiden sowohl der Verwaltungsratspräsident als au<strong>ch</strong> etwaige Stellvertreter<br />
vor Ablauf der Amtszeit aus dem Verwaltungsrat aus oder können sie ihr Amt ni<strong>ch</strong>t<br />
ausüben, dann bezei<strong>ch</strong>net der Verwaltungsrat einen neuen Präsidenten. [Variante A:<br />
Dessen Amtszeit läuft längstens bis zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.]<br />
/ [Variante B: Es ist sofort eine Generalversammlung einzuberufen.]<br />
3 Die Generalversammlung ist bere<strong>ch</strong>tigt, den Präsidenten des Verwaltungsrates und<br />
allfällige Stellvertreter abzuberufen. Artikel 726 Absatz 2 OR bleibt vorbehalten.<br />
2
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 2:<br />
Vgl. die Bemerkung zu Art. 3 Abs. 2.<br />
Abs. 2bis:<br />
Da die Gesells<strong>ch</strong>aft zwingend einen Verwaltungsratspräsidenten brau<strong>ch</strong>t, ist der<br />
Fall zu regeln, was passiert, wenn der Verwaltungsratspräsident und ein etwaiger<br />
Stellvertreter zurücktreten, sterben oder handlungsunfähig werden. In diesem Fall<br />
ist es angezeigt, dass der Verwaltungsrat selber einen Präsidenten bezei<strong>ch</strong>net. Eine<br />
Alternative wäre z.B. die Bezei<strong>ch</strong>nung dur<strong>ch</strong> den Ri<strong>ch</strong>ter, was aber m.E. wenig<br />
praktikabel und zu zeitaufwändig wäre. Zudem würde der Ri<strong>ch</strong>ter mit grösster<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit ohnehin nur jene Person wählen, die ihm der Verwaltungsrat<br />
zur Wahl vors<strong>ch</strong>lägt.<br />
Eine andere Frage ist, bis wann dieser Präsident im Amt bleiben soll. M.E. ist es<br />
aufgrund der do<strong>ch</strong> eher bes<strong>ch</strong>ränkten Funktionen des Verwaltungsratspräsidenten<br />
vertretbar, dass dieser für die Zeit bis zur nä<strong>ch</strong>sten ord. Generalversammlung im<br />
Amt bleibt (Variante A). Eine alternative Regelung könnte sein, dass sofort eine<br />
Generalversammlung einzuberufen ist (Variante B).<br />
Abs. 3:<br />
M.E. sollte klargestellt werden, dass der Verwaltungsrat au<strong>ch</strong> in Zukunft einen von<br />
der Generalversammlung gewählten Präsidenten in seiner Funktion einstellen kann,<br />
wenn er sofort eine Generalversammlung einberuft (Art. 726 Abs. 2 OR).<br />
Art. 5 Unübertragbare Aufgabe<br />
(Art. 716a Abs. 1 OR)<br />
Der Verwaltungsrat hat die unübertragbare und unentziehbare Aufgabe, den Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
zu erstellen.<br />
Art. 6 Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
(Art. 716b Abs. 1 OR)<br />
Die Statuten können den Verwaltungsrat ermä<strong>ch</strong>tigen, die Ges<strong>ch</strong>äftsführung na<strong>ch</strong><br />
Massgabe eines Organisationsreglements ganz oder zum Teil an einzelne Mitglieder<br />
oder an andere natürli<strong>ch</strong>e Personen zu übertragen.<br />
3
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
4. Abs<strong>ch</strong>nitt: Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss<br />
(Art. 716a Abs. 2 OR)<br />
Art. 7<br />
1 Die Generalversammlung wählt die Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses einzeln.<br />
2 Wählbar sind nur Mitglieder des Verwaltungsrates.<br />
3 Die Amtsdauer endet spätestens an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
4 Die Statuten bestimmen die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses.<br />
Bemerkung:<br />
Abs. 3:<br />
Vgl. die Bemerkung zu Art. 3 Abs. 2.<br />
5. Abs<strong>ch</strong>nitt: Unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
Art. 8<br />
Wahl und Amtsdauer<br />
1 Die Generalversammlung wählt einen oder mehrere unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
und allfällige Stellvertreter.<br />
2 Wählbar sind natürli<strong>ch</strong>e oder juristis<strong>ch</strong>e Personen oder Personengesells<strong>ch</strong>aften.<br />
Die Unabhängigkeit ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Artikel 728 OR 3 .<br />
3 Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung. Wiederwahl<br />
ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
4 Die Generalversammlung kann einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter jederzeit<br />
mit sofortiger Wirkung abberufen. Artikel 726 Abs. 2 OR bleibt vorbehalten.<br />
5 Können der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter und allfällige Stellvertreter ihr Amt<br />
ni<strong>ch</strong>t ausüben, dann ist der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter für die nä<strong>ch</strong>ste Generalversammlung<br />
vom Verwaltungsrat zu ernennen.<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 1:<br />
Es sollte nur einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter geben und etwaige Stellvertreter.<br />
Damit ist klar, dass beim Ausfallen des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
(vgl. Abs. 5) die Stellvertreter an dessen Stelle treten. Wenn es mehrere glei<strong>ch</strong>be-<br />
3 SR 220<br />
4
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
re<strong>ch</strong>tigte unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter gibt, dann ist das Verhältnis unter<br />
ihnen ni<strong>ch</strong>t klar.<br />
Abs. 4:<br />
M.E. sollte klargestellt werden, dass der Verwaltungsrat au<strong>ch</strong> einen von der Generalversammlung<br />
gewählten unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter in seiner Funktion<br />
einstellen kann, wenn er sofort eine Generalversammlung einberuft (Art. 726 Abs. 2<br />
OR). Dies könnte z.B. notwendig sein, wenn der Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter seine Fähigkeit<br />
(z.B. wegen eines Urkundendelikts) oder Unabhängigkeit verliert.<br />
Abs. 5:<br />
Da die Gesells<strong>ch</strong>aft zwingend einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter brau<strong>ch</strong>t, ist<br />
der Fall zu regeln, was passiert, wenn der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter und<br />
etwaige Stellvertreter zurücktreten, sterben, handlungsunfähig werden oder ihre<br />
Unabhängigkeit verlieren. Dies gilt umso mehr, als die Ernennung einer ni<strong>ch</strong>t von<br />
der Generalversammlung gewählten unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung strafbar<br />
ist (Art. 24 Abs. 1 Ziff. 5 bzw. 6). M.E. ist es angezeigt, dass der Verwaltungsrat<br />
selber einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bezei<strong>ch</strong>net. Eine Alternative wäre<br />
z.B. die Bezei<strong>ch</strong>nung dur<strong>ch</strong> den Ri<strong>ch</strong>ter, was aber m.E. wenig praktikabel und zu<br />
zeitaufwendig (die zeitli<strong>ch</strong>e Dringli<strong>ch</strong>keit könnte si<strong>ch</strong> daraus ergeben, dass der<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter kurz vor der Generalversammlung ausfällt) wäre. Zudem<br />
würde der Ri<strong>ch</strong>ter wohl ohnehin nur jene Person ernennen, die ihm der Verwaltungsrat<br />
vors<strong>ch</strong>lägt.<br />
Eine andere Frage ist, bis wann dieser unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter im Amt<br />
bleiben soll. Da der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter nur an einer Generalversammlung<br />
eine Funktion hat, kann der vom Verwaltungsrat ernannte unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bis zur nä<strong>ch</strong>sten Generalversammlung im Amt bleiben; diese<br />
hat dann einfa<strong>ch</strong> einen neuen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter zu wählen. Es ist<br />
aber ni<strong>ch</strong>t notwendig, sofort eine Generalversammlung einzuberufen.<br />
Art. 9 Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
(Art. 689a Abs. 1 OR)<br />
1 Der Verwaltungsrat stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Aktionäre die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, dem<br />
unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter zu jedem in der Einberufung gestellten Antrag<br />
zu Verhandlungsgegenständen Weisungen zu erteilen.<br />
2 Er stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Aktionäre die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, dem unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter zu ni<strong>ch</strong>t angekündigten Anträgen zu Verhandlungsgegenständen<br />
sowie zu neuen Verhandlungsgegenständen gemäss Artikel 700 Absatz 3 OR 4<br />
allgemeine Weisungen zu erteilen.<br />
4 SR 220<br />
5
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
3 Er stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Aktionäre dem unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter [Variante<br />
A: bis 48 Stunden vor Beginn der Generalversammlung] au<strong>ch</strong> elektronis<strong>ch</strong><br />
Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen erteilen können. [Variante B: Die Statuten regeln die<br />
Einzelheiten.]<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 3:<br />
Es sollte klargestellt werden, bis wann eine elektronis<strong>ch</strong>e Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten<br />
und Weisungen mögli<strong>ch</strong> sein muss, da es strafbar ist, wenn man dies verhindert (Art.<br />
24 Abs. 1 Ziff. 8). M.E. geht aus der VgdA eindeutig hervor, dass eine eigentli<strong>ch</strong>e<br />
elektronis<strong>ch</strong>e Fernabstimmung ni<strong>ch</strong>t ermögli<strong>ch</strong>t werden muss, d.h. es ist ni<strong>ch</strong>t<br />
vorzusehen, dass dem unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter no<strong>ch</strong> während der Generalversammlung<br />
Weisungen erteilt werden können. Da heute no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t absehbar<br />
ist, wel<strong>ch</strong>e IT-Systeme si<strong>ch</strong> in diesem Berei<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>setzen werden, wäre es vorsi<strong>ch</strong>tig,<br />
eine Frist von 48 Stunden vorzusehen (Variante A). Damit könnten au<strong>ch</strong> etwaige<br />
Systemunterbrü<strong>ch</strong>e aufgefangen werden. Alternativ könnte au<strong>ch</strong> klargestellt werden,<br />
dass die Gesells<strong>ch</strong>aft die Kompetenz hat, die Details zu regeln (Variante B).<br />
Art. 10 Pfli<strong>ch</strong>ten des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
1 Der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter ist verpfli<strong>ch</strong>tet, die ihm von den Aktionären<br />
übertragenen Stimmre<strong>ch</strong>te weisungsgemäss auszuüben.<br />
2 Hat er keine Weisungen erhalten, so enthält er si<strong>ch</strong> der Stimme. Diese Stimmen<br />
gelten für die entspre<strong>ch</strong>ende Abstimmung als ni<strong>ch</strong>t vertreten.<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 3:<br />
Es ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass die Regelung, wona<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
bei Weisungslosigkeit der Stimme enthält, aufgrund von Art. 703 OR bei<br />
den meisten Gesells<strong>ch</strong>aften wie Nein-Stimmen auswirkt. Dies wird in der Regel das<br />
Abstimmungsresultat verzerren und entspri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t dem Willen des Aktionärs; der<br />
wollte ja ni<strong>ch</strong>t Nein stimmen, sondern s<strong>ch</strong>eint mit dem Ergebnis einverstanden, wie<br />
immer es ausfällt. Aus diesem Grund ist es angezeigt, dass in diesem Fall die entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Stimmen als in der Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t vertreten betra<strong>ch</strong>tet<br />
werden.<br />
6
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
Art. 11<br />
Unzulässige institutionelle Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
(Art. 689c und 689d OR)<br />
Die Organ- und Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung na<strong>ch</strong> Artikel 689c und 689d OR 5 sind<br />
unzulässig.<br />
6. Abs<strong>ch</strong>nitt: Statutenbestimmungen<br />
(Art. 626 und 627 OR)<br />
Art. 12<br />
1 Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten über:<br />
1. die Anzahl der zulässigen Tätigkeiten der Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates in den obersten Leitungs- oder Verwaltungsorganen<br />
von Re<strong>ch</strong>tseinheiten, die verpfli<strong>ch</strong>tet sind, si<strong>ch</strong> ins Handelsregister<br />
eintragen zu lassen (oder entspre<strong>ch</strong>enden ausländis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tseinheiten),<br />
und die ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft kontrolliert werden oder die<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t kontrollieren;<br />
2. die Dauer der Arbeitsverträge für die Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung;<br />
3. die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses.<br />
2 Zu ihrer Verbindli<strong>ch</strong>keit bedürfen der Aufnahme in die Statuten Bestimmungen<br />
über:<br />
1. die Höhe der Darlehen, Kredite und Renten für die Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates;<br />
2. die Grundsätze für die leistungsabhängigen variablen Vergütungen an die<br />
Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates;<br />
3. die Grundsätze für Vergütungen an Mitglieder des Verwaltungsrates, der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates in der Form die Zuteilung von Beteiligungspapieren,<br />
Wandel- und Optionsre<strong>ch</strong>ten an Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates;<br />
4. die Ermä<strong>ch</strong>tigung zur Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung auf einzelne Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates oder andere natürli<strong>ch</strong>e Personen;<br />
5. den Zusatzbetrag für die Vergütungen von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung,<br />
die na<strong>ch</strong> der Genehmigung der fixen festen Vergütung ernannt werden;<br />
6. die abwei<strong>ch</strong>ende Regelung zur Genehmigung der Vergütungen na<strong>ch</strong> Artikel<br />
18 Absatz 3.<br />
5 SR 220<br />
7
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 1 Ziff. 1:<br />
Es sollten wohl au<strong>ch</strong> ausländis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tseinheiten erfasst werden. Dies ist klarzustellen.<br />
Abs. 2 Ziff. 2:<br />
Die BV spri<strong>ch</strong>t von „Erfolgsplänen“. Damit gemeint sind wohl die variablen Vergütungen<br />
und ni<strong>ch</strong>t nur die leistungsabhängigen Vergütungen.<br />
Abs. 2 Ziff. 3:<br />
Wegen der Strafbestimmung von Art. 24 Abs. 1 Ziff. 2 ist ist klarzustellen, dass es<br />
nur um jene Zuteilungen geht, die als Teil der Vergütung ausgeri<strong>ch</strong>tet werden (so<br />
au<strong>ch</strong> Art. 20 Ziff. 5). Wenn ein Verwaltungsratsmitglied Aktien der Gesells<strong>ch</strong>aft hält<br />
und ihm im Rahmen eines allgemeinen Rückkaufsprogramms Optionen für den<br />
Rückkauf zugeteilt werden, dann müssen sol<strong>ch</strong>e Zuteilungen zweifelsfrei gültig sein,<br />
egal ob sie in den Statuten geregelt sind oder ni<strong>ch</strong>t. Vgl. au<strong>ch</strong> die Bemerkungen zu<br />
Art. 14 Abs. 2 Ziff. 4.<br />
Abs. 2 Ziff. 5:<br />
Vgl. dazu die Bemerkungen zu Art. 18 Abs. 1 und Art. 14 Abs. 2 Ziff. 4.<br />
7. Abs<strong>ch</strong>nitt: Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
Art. 13<br />
Erstellung, Bekanntgabe, und Veröffentli<strong>ch</strong>ung undAufbewahrung<br />
(Art. 663b bis Abs. 1 und 2, Art. 696 und 958e Abs. 1 OR)<br />
1 Der Verwaltungsrat erstellt jährli<strong>ch</strong> einen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Vergütungsberi<strong>ch</strong>t. Dieser<br />
ersetzt die Angaben im Anhang zur Bilanz na<strong>ch</strong> Artikel 663b bis OR 6 .<br />
2 Für die Erstellung, Bekanntgabe und die Veröffentli<strong>ch</strong>ung und Aufbewahrung des<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts sowie des Beri<strong>ch</strong>ts der Revisionsstelle na<strong>ch</strong> Artikel 17 finden<br />
die Artikel 696, 958d Absatz 3 und 4, 958e Absatz 1 sowie 958f OR entspre<strong>ch</strong>end<br />
Anwendung.<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 1:<br />
Weil es si<strong>ch</strong> beim Vergütungsberi<strong>ch</strong>t um ein ähnli<strong>ch</strong>es Dokument wie der Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>t<br />
handelt (dies bezeugt au<strong>ch</strong>, dass dessen Inhalt bis anhin im Wesentli<strong>ch</strong>en im<br />
6 SR 220<br />
8
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
Bilanzanhang enthalten war), sollten au<strong>ch</strong> die glei<strong>ch</strong>en Grundsätze anwendbar sein.<br />
Konkret sollte der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t in der glei<strong>ch</strong>en Währung und in der glei<strong>ch</strong>en<br />
Spra<strong>ch</strong>e wie der Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>t verfasst werden können. Das Glei<strong>ch</strong>e gilt für die<br />
Aufbewahrung.<br />
Art. 14 Vergütungen an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den<br />
Beirat<br />
1 Im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t sind anzugeben:<br />
1. alle Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an gegenwärtige<br />
Mitglieder des Verwaltungsrates ausgeri<strong>ch</strong>tet hat;<br />
2. alle Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an gegenwärtige<br />
Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung ausgeri<strong>ch</strong>tet hat;<br />
3. alle Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an gegenwärtige<br />
Mitglieder des Beirates ausgeri<strong>ch</strong>tet hat;<br />
4. alle Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an frühere Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates ausgeri<strong>ch</strong>tet<br />
hat, sofern sie in einem Zusammenhang mit der früheren Tätigkeit als<br />
Organ der Gesells<strong>ch</strong>aft stehen oder ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong> sind; ausgenommen<br />
sind Leistungen der berufli<strong>ch</strong>en Vorsorge.<br />
2 Als Vergütungen gelten insbesondere:<br />
1. Honorare, Löhne, Bonifikationen und Guts<strong>ch</strong>riften;<br />
2. Tantiemen, Beteiligungen am Umsatz und andere Beteiligungen am Ges<strong>ch</strong>äftsergebnis;<br />
3. Dienst- und Sa<strong>ch</strong>leistungen, sofern sie im Lohnausweis auszuweisen sind;<br />
4. die Zuteilung von Beteiligungspapieren, Wandel- und Optionsre<strong>ch</strong>ten im<br />
Rahmen des Mandats- oder Arbeitsverhältnisses;<br />
5. Bürgs<strong>ch</strong>aften, Garantieverpfli<strong>ch</strong>tungen, Pfandbestellungen zugunsten Dritter<br />
und andere Si<strong>ch</strong>erheiten;<br />
6. der Verzi<strong>ch</strong>t auf Forderungen;<br />
7. Aufwendungen, die Ansprü<strong>ch</strong>e auf Vorsorgeleistungen begründen oder erhöhen;<br />
8. sämtli<strong>ch</strong>e Leistungen für zusätzli<strong>ch</strong>e Arbeiten.<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 2 Ziff. 3:<br />
Die Definition des Begriffs „Vergütung“ war bis anhin nur im Rahmen der Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aftsablage<br />
bedeutsam. Neu wird der glei<strong>ch</strong>e Begriff „Vergütung“ au<strong>ch</strong> im Rahmen<br />
der Genehmigung dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung (Art. 18 und 19) und bei den<br />
9
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
Straftatbeständen (Art. 24) verwendet. Deshalb ist der Anspru<strong>ch</strong> an eine genaue<br />
Definition höher als bisher. Während bisher bei der Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aftsablage unwesentli<strong>ch</strong>e<br />
Vergütungen ohne weiteres unter dem Aspekt der Wesentli<strong>ch</strong>keit ignoriert<br />
werden konnten, ist dies bei der Genehmigung von Vergütungen und im Strafre<strong>ch</strong>t<br />
unter Umständen ni<strong>ch</strong>t mehr der Fall. Weil letztli<strong>ch</strong> jeder Kaffee, jedes Weihna<strong>ch</strong>tsessen,<br />
die Abgabe von Reka-Checks oder eine gebührenlose Kontoführung eine<br />
Dienst- bzw. Sa<strong>ch</strong>leistung ist, wären sie nur zulässig, wenn sie von der Generalversammlung<br />
im Voraus genehmigt worden wären. Dies kann wohl kaum dem Sinn der<br />
BV entspre<strong>ch</strong>en. Aus diesem Grund sind unwesentli<strong>ch</strong>e Dienst- oder Sa<strong>ch</strong>leistungen<br />
ni<strong>ch</strong>t als Vergütungen zu betra<strong>ch</strong>ten. Dabei ist alles unwesentli<strong>ch</strong>, was ni<strong>ch</strong>t im<br />
Lohnausweis auszuweisen ist.<br />
Abs. 2 Ziff. 4:<br />
Au<strong>ch</strong> hier ist klarzustellen, dass nur Zuteilungen, die im Rahmen des Mandats- oder<br />
Arbeitsverhältnisses des betreffenden Organs erfolgen, als Vergütung gelten (vgl.<br />
Bemerkungen zu Art. 12 Abs. 2 Ziff. 3 und Art. 20 Ziff. 5).<br />
Art. 15<br />
Darlehen und Kredite an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und den Beirat<br />
(Art. 663b bis Abs. 3 und 4 OR)<br />
1 Im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t sind anzugeben:<br />
1. alle Darlehen und Kredite, die den gegenwärtigen Mitgliedern des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates gewährt wurden und no<strong>ch</strong><br />
ausstehen;<br />
2. alle Darlehen und Kredite, die zu ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong>en Bedingungen an<br />
frühere Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates<br />
gewährt wurden und no<strong>ch</strong> ausstehen.<br />
2 Die Angaben zu Vergütungen, Darlehen und Krediten müssen umfassen:<br />
1. den Gesamtbetrag für den Verwaltungsrat und den auf jedes Mitglied entfallenden<br />
Betrag unter Nennung des Namens und der Funktion des betreffenden<br />
Mitglieds;<br />
2. den Gesamtbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den hö<strong>ch</strong>sten auf ein Mitglied<br />
entfallenden Betrag unter Nennung des Namens und der Funktion des<br />
betreffenden Mitglieds;<br />
3. den Gesamtbetrag für den Beirat und den auf jedes Mitglied entfallenden<br />
Betrag unter Nennung des Namens und der Funktion des betreffenden Mitglieds.<br />
Art. 16 Vergütungen, Darlehen und Kredite an nahestehende Personen<br />
(Art. 663b bis Abs. 5)<br />
1 Im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t sind gesondert anzugeben:<br />
10
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
1. alle ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong>en Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt<br />
an Personen ausgeri<strong>ch</strong>tet hat, die den in Artikel 14 Absatz 1 Ziffer 1–4<br />
genannten Personen nahestehen;<br />
2. Darlehen und Kredite, die zu ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong>en Bedingungen an Personen,<br />
die den in Artikel 15 Absatz 1 Ziffer 1 und 2 genannten Personen nahestehen,<br />
gewährt wurden und no<strong>ch</strong> ausstehen.<br />
2 Die Namen der nahestehenden Personen müssen ni<strong>ch</strong>t angegeben werden.<br />
3 Im Übrigen finden die Vors<strong>ch</strong>riften über die Angaben zu Vergütungen, Darlehen<br />
und Krediten an Mitglieder des Verwaltungsrats, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des<br />
Beirats entspre<strong>ch</strong>ende Anwendung.<br />
Art. 17 Prüfung dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle<br />
(Art. 728a und 728b OR)<br />
Die Revisionsstelle prüft, ob der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t dem Gesetz, dieser Verordnung<br />
und den Statuten entspri<strong>ch</strong>t. Sie erstattet der Generalversammlung s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> Beri<strong>ch</strong>t<br />
über das Ergebnis der Prüfung.<br />
8. Abs<strong>ch</strong>nitt: Genehmigungen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
Art. 18 Vergütungen an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den<br />
Beirat<br />
1 Die Generalversammlung stimmt jährli<strong>ch</strong> gesondert über die Genehmigung der<br />
Gesamtbeträge ab, die der Verwaltungsrat bes<strong>ch</strong>lossen hat für:<br />
1. die monatli<strong>ch</strong>e fixe feste Vergütung des Verwaltungsrates für die Dauer bis<br />
zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung;<br />
2. die variable diskretionäre Vergütung (Gratifikation) des Verwaltungsrates<br />
für das abges<strong>ch</strong>lossene Ges<strong>ch</strong>äftsjahr;<br />
3. die monatli<strong>ch</strong>e fixe feste Vergütung der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung für die Dauer bis<br />
zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung;<br />
4. die variable diskretionäre Vergütung (Gratifikation) der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung für<br />
das abges<strong>ch</strong>lossene Ges<strong>ch</strong>äftsjahr;<br />
5. die monatli<strong>ch</strong>e fixe feste Vergütung des Beirates für die Dauer bis zur<br />
nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung;<br />
6. die variable diskretionäre Vergütung (Gratifikation) des Beirates für das abges<strong>ch</strong>lossene<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsjahr.<br />
2 Verweigert die Generalversammlung die Genehmigung eines Gesamtbetrags, so<br />
kann der Verwaltungsrat an der glei<strong>ch</strong>en Versammlung einen neuen Antrag stellen.<br />
Stellt er keinen neuen Antrag oder wird au<strong>ch</strong> dieser abgelehnt, so hat der Verwaltungsrat<br />
innerhalb von drei Monaten eine neue Generalversammlung einzuberufen.<br />
Während dieser Zeit haben die Organe Anspru<strong>ch</strong> auf die anteilsmässige feste Vergütung<br />
des Vorjahres.<br />
11
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
2bis Lehnt die neu einberufene Generalversammlung (Abs. 2) die feste Vergütung der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung erneut ab, dann verlängert si<strong>ch</strong> deren Anspru<strong>ch</strong> auf die anteilsmässige<br />
feste Vergütung des Vorjahres [Variante A: bis zum Ablauf der vertragli<strong>ch</strong>en<br />
Kündigungsfrist.] / [Variante B: bis zum Ablauf der gesetzli<strong>ch</strong>en Kündigungsfrist.] /<br />
[Variante C: um drei Monate.]<br />
2ter Vergütungen, die aufgrund eines Geri<strong>ch</strong>tsurteils auszuri<strong>ch</strong>ten sind, müssen von<br />
der Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t genehmigt werden.<br />
3 Die Statuten können eine von Absatz 1 abwei<strong>ch</strong>ende Regelung vorsehen. Die<br />
folgenden Voraussetzungen müssen erfüllt sein:<br />
1. Die Generalversammlung stimmt jährli<strong>ch</strong> über die Vergütungen ab.<br />
2. Die Generalversammlung stimmt gesondert über den Gesamtbetrag der Vergütungen<br />
des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates ab.<br />
3. Die Abstimmung der Generalversammlung hat bindende Wirkung.<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 1:<br />
Die Begriffe „fixe Vergütung“ und „variable Vergütung“ sind ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig gewählt.<br />
Ex ante muss diejenige Vergütung genehmigt werden, auf wel<strong>ch</strong>e ein Re<strong>ch</strong>tsanspru<strong>ch</strong><br />
begründet wird. Diese kann si<strong>ch</strong> ohne weiteres aus einem fixen und einem<br />
variablen Teil zusammensetzen. Wesentli<strong>ch</strong> ist, dass sie „fest“, d.h. ges<strong>ch</strong>uldet ist.<br />
Demgegenüber kann es si<strong>ch</strong> bei der ex post genehmigten Vergütung systembedingt<br />
nur um eine diskretionäre Vergütung handeln, denn die Generalversammlung muss<br />
ja frei sein, diese zu verweigern. Dies ist sie aber nur, wenn es si<strong>ch</strong> um eine eigentli<strong>ch</strong>e<br />
Gratifikation handelt.<br />
Es ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass der Zeitraum zwis<strong>ch</strong>en zwei ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlungen<br />
ni<strong>ch</strong>t immer ein Jahr betragen wird. Hinzu kommt, dass eine Generalversammlung<br />
ni<strong>ch</strong>t immer am vorgesehenen Termin stattfinden kann, sondern aus<br />
diversen Gründen man<strong>ch</strong>mal vers<strong>ch</strong>oben werden muss. Deshalb könnte es vorteilhaft<br />
sein, als dispositive Regelung die feste Vergütung per Monat genehmigen zu<br />
lassen. Damit ist in all jenen Fällen, wo die Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>end<br />
modifiziert fasst, si<strong>ch</strong>ergestellt, dass die Organe eine adäquate Ents<strong>ch</strong>ädigung<br />
erhalten, au<strong>ch</strong> wenn die Generalversammlung z.B. vom April in den Juni<br />
vers<strong>ch</strong>oben werden muss. Andernfalls besteht die Gefahr, dass extra für die Genehmigung<br />
der Vergütung eine a.o. Generalversammlung einberufen werden muss, was<br />
mit beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kosten verbunden ist. Glei<strong>ch</strong>zeitig würde eine Vorverlegung der<br />
Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t zu einer überhöhten Vergütung führen.<br />
Abs. 2 und 2bis:<br />
Die VgdA enthält keine Bestimmung, die das Verhältnis zum Arbeitsre<strong>ch</strong>t regelt. In<br />
der momentanen Situation dürfte den Organen kein Lohn mehr bezahlt werden,<br />
wenn die Generalversammlung die feste Vergütung ablehnt. Denno<strong>ch</strong> bleiben insbesondere<br />
die Arbeitsverträge der Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung grundsätzli<strong>ch</strong><br />
12
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
bestehen. Weil aber kein Lohn mehr ausbezahlt werden darf, muss na<strong>ch</strong> allgemeinen<br />
Vertragsgrundsätzen au<strong>ch</strong> keine Arbeit mehr geleistet werden. Dies liegt offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t im Interesse der Gesells<strong>ch</strong>aft. Deshalb ist der Fall zu regeln, dass die<br />
Generalversammlung die feste Vergütung ni<strong>ch</strong>t genehmigt. Dabei sind die Perioden<br />
zwis<strong>ch</strong>en der ord. Generalversammlung und der neuen Generalversammlung (gem.<br />
Abs. 2) einerseits und die Zeit na<strong>ch</strong> der zweiten Generalversammlung (gem. Abs. 2)<br />
anderseits zu unters<strong>ch</strong>eiden.<br />
Wird die feste Vergütung an der ord. Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t genehmigt, dann<br />
haben die Verwaltungsratsmitglieder die Mögli<strong>ch</strong>keit, ihr Amt für die nä<strong>ch</strong>ste Wahlperiode<br />
ni<strong>ch</strong>t anzunehmen. Dies wäre ni<strong>ch</strong>t pfli<strong>ch</strong>twidrig, weil die Annahme der<br />
Wiederwahl von einer genehmen Ents<strong>ch</strong>ädigung abhängig gema<strong>ch</strong>t werden darf.<br />
Allerdings liegt die Ablehnung der Wahl ni<strong>ch</strong>t im Interesse der Gesells<strong>ch</strong>aft (denn<br />
diese hat ja die betreffenden Verwaltungsmitglieder gewählt). Deshalb könnte eine<br />
Lösung darin liegen, dass dem Verwaltungsrat für die Zeit bis zur zweiten Generalversammlung<br />
die bisherige feste Vergütung pro rata temporis ausbezahlt wird. Dies<br />
würde das Risiko verringern, dass VR-Mitglieder ihr Amt ni<strong>ch</strong>t annehmen. Dies<br />
wird im Zusatz in Abs. 2 verdeutli<strong>ch</strong>t.<br />
Anders als die Verwaltungsratsmitglieder haben die Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
in der Regel kein Vertragsverhältnis, das von Generalversammlung zu Generalversammlung<br />
dauert. Deshalb haben sie au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> einer Ni<strong>ch</strong>tgenehmigung der festen<br />
Vergütung no<strong>ch</strong> einen gültigen Arbeitsvertrag. Allerdings wären sie ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
verpfli<strong>ch</strong>tet, ihre Arbeitsleistung zu erbringen, wenn kein Lohn mehr bezahlt wird.<br />
Au<strong>ch</strong> dies liegt offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im Interesse der Gesells<strong>ch</strong>aft. Aus diesem Grund<br />
ist für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung der selbe Me<strong>ch</strong>anismus vorzusehen wie für den Verwaltungsrat,<br />
d.h., dass die bisherige feste Vergütung bis zur zweiten Generalversammlung<br />
no<strong>ch</strong> anteilsmässig weiter ausgeri<strong>ch</strong>tet wird.<br />
Anders präsentiert si<strong>ch</strong> die Situation, wenn die feste Vergütung an der zweiten<br />
Generalversammlung erneut ni<strong>ch</strong>t genehmigt wird. In diesem Fall bleibt den Verwaltungsratsmitgliedern<br />
wohl keine andere Wahl, als sofort zurückzutreten. Sinnvollerweise<br />
werden sie ihr Amt ohnehin nur unter der Bedingung annehmen, dass<br />
die zweite Generalversammlung die feste Vergütung genehmigt.<br />
Da eine jederzeitige Kündigung der Arbeitsverträge der Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
ni<strong>ch</strong>t zulässig ist, muss eine separate Regelung für den Fall gefunden werden,<br />
dass au<strong>ch</strong> die zweite Generalversammlung die feste Vergütung ablehnt. Eine Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
wäre, dass damit das Arbeitsverhältnis als aufgehoben gilt. Dies ist aber<br />
ni<strong>ch</strong>t im Interesse der Gesells<strong>ch</strong>aft, denn dadur<strong>ch</strong> wird eine sinnvolle Übergangsregelung<br />
verhindert. Soll ni<strong>ch</strong>t am Grundsatz gerüttelt werden, dass die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
nur arbeiten muss, wenn sie au<strong>ch</strong> einen Lohn erhält, wird man wohl ni<strong>ch</strong>t<br />
darum herum kommen, die bisherige feste Vergütung weiterhin auszuri<strong>ch</strong>ten. Diese<br />
Regelung ist in Abs. 2bis abgebildet. Fragli<strong>ch</strong> ist, für wel<strong>ch</strong>e Periode die feste<br />
Vergütung no<strong>ch</strong> zu bezahlen ist. Denkbar sind z.B. folgende Regelungen:<br />
<br />
Eine Ausri<strong>ch</strong>tung bis zum Ablauf der vertragli<strong>ch</strong>en Kündigungsfrist (Variante<br />
A). Die Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder und die Gesells<strong>ch</strong>aft hätten dann die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, den Vertrag ordentli<strong>ch</strong> zu kündigen. Der Na<strong>ch</strong>teil dieser Variante<br />
wäre, dass die vertragli<strong>ch</strong>e Kündigungsfrist sehr lang sein kann; immerhin<br />
13
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
<br />
<br />
muss sie aber in Einklang mit den von der Generalversammlung genehmigten<br />
Statuten stehen (Art. 12 Abs. 1 Ziff. 3).<br />
Erbringung der Leistung bis zum Ablauf der gesetzli<strong>ch</strong>en Kündigungsfrist<br />
(Variante B). Diese Variante hat den Na<strong>ch</strong>teil, dass es von der bisherigen Anstellungsdauer<br />
abhängt, ob no<strong>ch</strong> während 1, 2 oder 3 Monaten der Lohn bezahlt<br />
werden muss. Damit werden evtl. ni<strong>ch</strong>t alle Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder<br />
glei<strong>ch</strong> behandelt, obwohl sie die glei<strong>ch</strong>en Verträge haben.<br />
Generelle Frist von z.B. drei Monaten (Variante C). Diese Variante hätte den<br />
Vorteil, dass es eine feste Frist ist, innert wel<strong>ch</strong>er der Verwaltungsrat zusammen<br />
mit der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und der Generalversammlung das Problem lösen<br />
muss. Allerdings setzt dies voraus, dass die Frist genügend lang bemessen ist.<br />
Wegen des Grundsatzes „pacta sunt servanda“ ist m.E. Variante A vorzuziehen. Die<br />
Generalversammlung hat es dabei in der Hand, über die Regelung der Arbeitsverhältnisse<br />
dafür zu sorgen, dass die Kündigungsfristen ni<strong>ch</strong>t zu lang sind.<br />
Abs. 2ter:<br />
Es ist darauf hinweisen, dass au<strong>ch</strong> die internationalen Verhältnisse ni<strong>ch</strong>t gelöst<br />
sind. Wenn Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder z.B. in Deuts<strong>ch</strong>land oder Frankrei<strong>ch</strong> angestellt<br />
sind, dann wird wohl das ausländis<strong>ch</strong>e Arbeitsre<strong>ch</strong>t vorgehen (zumindest<br />
dürfte si<strong>ch</strong> der ausländis<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>ter kaum um die S<strong>ch</strong>weizer VgdA kümmern). Eine<br />
Zahlung darf zumindest dann ni<strong>ch</strong>t pfli<strong>ch</strong>twidrig und strafbar sein, wenn sie aufgrund<br />
eines Urteils (au<strong>ch</strong> eines ausländis<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ts) erfolgt.<br />
Art. 19<br />
Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
1 Die Statuten können für die Vergütungen von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung,<br />
die na<strong>ch</strong> der Genehmigung der fixen Vergütung ernannt werden, einen Zusatzbetrag<br />
vorsehen.<br />
2 Die Generalversammlung muss die Vergütungen, die gestützt auf Absatz 1 ausgeri<strong>ch</strong>tet<br />
werden, ni<strong>ch</strong>t genehmigen.<br />
9. Abs<strong>ch</strong>nitt: Unzulässige Vergütungen<br />
Art. 20 Unzulässige Vergütungen in der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
Folgende Vergütungen für Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates sind unzulässig:<br />
1. Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen;<br />
2. Vergütungen, die im Voraus ausgeri<strong>ch</strong>tet werden;<br />
14
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
3. Provisionen für die Übernahme oder Übertragung von Unternehmen oder<br />
Teilen davon dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft oder dur<strong>ch</strong> Unternehmen, die von der<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft kontrolliert werden;<br />
4. Darlehen, Kredite, Renten und leistungsabhängigen Vergütungen, die in den<br />
Statuten ni<strong>ch</strong>t vorgesehen sind;<br />
5. die Zuteilung von Beteiligungspapieren, Wandel- und Optionsre<strong>ch</strong>ten im<br />
Rahmen des Mandats- oder Arbeitsverhältnisses, die in den Statuten ni<strong>ch</strong>t<br />
vorgesehen ist.<br />
Bemerkungen:<br />
Ziff. 3:<br />
Es ist klarzustellen, dass es si<strong>ch</strong> nur um Akquisitionen / Devestitionen dur<strong>ch</strong> die<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft oder ihre direkten und indirekten To<strong>ch</strong>tergesells<strong>ch</strong>aften handeln kann.<br />
Eine Gesells<strong>ch</strong>aft, die für Dritte Transaktionen tätigt, darf selbstverständli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
in Zukunft Provisionen vereinbaren und ihre Organe gestützt darauf ents<strong>ch</strong>ädigen.<br />
Ziff. 5:<br />
Vgl. dazu die Bemerkungen zu Art. 12 Abs. 2 Ziff. 3 und Art. 14 Abs. 2 Ziff. 4.<br />
Art. 21<br />
Unzulässige Vergütungen im Konzern<br />
Unzulässig sind Vergütungen an Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates für Tätigkeiten in Unternehmen, die dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
direkt oder indirekt kontrolliert werden, sofern diese Vergütungen:<br />
1. dem Gesetz oder dieser Verordnung ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>en oder in den Statuten<br />
der Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t vorgesehen sind; oder<br />
2. von der Generalversammlung der Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t genehmigt worden sind.<br />
10. Abs<strong>ch</strong>nitt: Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t für<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Art. 22 Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
1 Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem Freizügigkeitsgesetz vom 17. Dezember 1993 7<br />
(FZG) unterstellt sind, müssen das Stimmre<strong>ch</strong>t der von ihnen gehaltenen Aktien in<br />
der Generalversammlung der Gesells<strong>ch</strong>aft ausüben.<br />
2 Sie müssen im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten abstimmen.<br />
7 SR 831.42<br />
15
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
3 Sie dürfen si<strong>ch</strong> der Stimme enthalten oder auf eine Stimmabgabe Vertretung an der<br />
Generalversammlung verzi<strong>ch</strong>ten, sofern dies dem Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten entspri<strong>ch</strong>t<br />
oder das Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten ni<strong>ch</strong>t feststellbar ist.<br />
4 Das oberste Organ der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung legt in einem Reglement fest, na<strong>ch</strong><br />
wel<strong>ch</strong>en Grundsätzen das Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten bei der Ausübung des Stimmre<strong>ch</strong>ts<br />
bestimmt wird.<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 3:<br />
Es ist wohl gemeint, dass si<strong>ch</strong> eine Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung unter bestimmten Voraussetzungen<br />
ni<strong>ch</strong>t vertreten lassen muss (Verzi<strong>ch</strong>t auf Stimmabgabe ist eigentli<strong>ch</strong> das<br />
Glei<strong>ch</strong>e wie eine Enthaltung). Dies ist klarzustellen.<br />
Es ist au<strong>ch</strong> der Fall denkbar, dass ein Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t<br />
feststellbar ist. In diesem Fall muss si<strong>ch</strong> die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung ebenfalls der<br />
Stimme enthalten bzw. von einer Vertretung absehen können.<br />
Art. 23 Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
(Art. 86b BVG)<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG 8 unterstellt sind, müssen mindestens einmal<br />
jährli<strong>ch</strong> in einem zusammenfassenden Beri<strong>ch</strong>t ihren Versi<strong>ch</strong>erten gegenüber Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft<br />
darüber ablegen, wie sie ihrer Stimmpfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>gekommen sind.<br />
11. Abs<strong>ch</strong>nitt: Strafbestimmungen<br />
Art. 24 Strafbarkeit der Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates<br />
1 Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren wird bestraft, wer als Mitglied des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung oder des Beirates vorsätzli<strong>ch</strong>:<br />
1. Vergütungen bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet, über die die Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t<br />
abstimmen konnte oder deren Genehmigung sie verweigert hat (Art. 18);<br />
2. unzulässige Vergütungen na<strong>ch</strong> Artikel 20 oder 21 bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet;<br />
3. Tätigkeiten na<strong>ch</strong> Artikel 12 Absatz 1 Ziffer 1 ausübt, die gemäss den Statuten<br />
ni<strong>ch</strong>t zulässig sind;<br />
4. die Ges<strong>ch</strong>äftsführung ganz oder zum Teil an eine juristis<strong>ch</strong>e Person überträgt<br />
(Art. 6);<br />
8 SR 831.42<br />
16
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
5. eine Depot- oder Organvertretung einsetzt oder eine andere als die von der<br />
Generalversammlung gewählte unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung (Art. 8)<br />
einsetzt;<br />
6. verhindert, dass die Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> und einzeln die Mitglieder<br />
und den Präsidenten des Verwaltungsrates, die Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
sowie die den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreterung wählen<br />
kann (Art. 3, 4, 7 und 8);<br />
7. verhindert, dass die Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> über die Genehmigung<br />
der Vergütungen abstimmen kann (Art. 18);<br />
8. verhindert, dass die Aktionäre der dem unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreterung<br />
elektronis<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen erteilen können (Art. 9<br />
Abs. 3);<br />
9. verhindert, dass die Statuten die Bestimmungen na<strong>ch</strong> Artikel 12 Absatz 1<br />
enthalten.<br />
2 Mit der Freiheitsstrafe ist eine Geldstrafe zu verbinden. Das Geri<strong>ch</strong>t ist dabei ni<strong>ch</strong>t<br />
an die maximale Höhe des Tagessatzes na<strong>ch</strong> Artikel 34 Absatz 2 Satz 1 des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />
9 gebunden; die Geldstrafe darf jedo<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s von der Gesells<strong>ch</strong>aft dem<br />
Täter im Zeitpunkt der Tat ges<strong>ch</strong>uldete Jahresvergütungen ni<strong>ch</strong>t übersteigen.<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 1 Ziff. 1 und 2:<br />
Täter sollte nur sein, wer eine unzulässige Vergütung ausri<strong>ch</strong>tet. Die Empfänger<br />
können als Anstifter bzw. Gehilfen bestraft werden, sofern die entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Voraussetzungen erfüllt sind.<br />
Abs. 1 Ziff. 5:<br />
Die Bestimmung geht über den Verfassungswortlaut hinaus. Verboten sind gemäss<br />
Art. 95 BV nur die Organ- und Depotvertretung. Zudem ist der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung zu wählen (Letzteres ist dur<strong>ch</strong> die<br />
Strafbestimmung in Ziff. 6 si<strong>ch</strong>ergestellt). Die Strafbestimmung ist deshalb entspre<strong>ch</strong>end<br />
einzugrenzen.<br />
Abs. 1 Ziff. 6 und 8:<br />
Anpassung der Terminologie (vgl. die Bemerkungen zu Art. 8 Abs. 1).<br />
Abs. 2:<br />
Es ist klarzustellen, dass es si<strong>ch</strong> um die Jahresvergütung handelt, wel<strong>ch</strong>e die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
dem Täter ausri<strong>ch</strong>tet. Der relevante Zeitpunkt muss m.E. jener der Tat sein.<br />
9 SR 311.0<br />
17
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
Art. 25 Strafbarkeit bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraute Personen oder Mitglieder des obersten Organs<br />
einer dem FZG 10 unterstellten Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung, die die Stimmpfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong><br />
Artikel 22 oder die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Artikel 23 vorsätzli<strong>ch</strong> verletzen, werden<br />
mit Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen bestraft.<br />
Bemerkungen:<br />
Diese Bestimmung ist m.E. ni<strong>ch</strong>t verfassungskonform. Wenn bei den Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
vom in Art. 95 BV vorgegebenen Strafrahmen abgewi<strong>ch</strong>en wird, dann ist<br />
zu prüfen, ob er au<strong>ch</strong> bei den übrigen Straftatbeständen zu differenzieren ist, da<br />
ni<strong>ch</strong>t sämtli<strong>ch</strong>e Delikte gemäss Art. 24 glei<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer wiegen.<br />
12. Abs<strong>ch</strong>nitt: Übergangsbestimmungen<br />
Art. 26 Anwendbares Re<strong>ch</strong>t im Allgemeinen<br />
1 Die Artikel 1-4 des S<strong>ch</strong>lusstitels des Zivilgesetzbu<strong>ch</strong>es 11 gelten für diese Verordnung,<br />
soweit die folgenden Bestimmungen ni<strong>ch</strong>ts anderes vorsehen.<br />
2 Die Bestimmungen dieser Verordnung werden mit ihrem Inkrafttreten auf alle<br />
bestehenden Gesells<strong>ch</strong>aften anwendbar.<br />
Art. 27 Anpassung von Statuten und Reglementen<br />
1 Gesells<strong>ch</strong>aften, deren Statuten und Reglemente dieser Verordnung ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>en,<br />
müssen diese innerhalb von zwei Jahren ab Inkrafttreten dieser Verordnung<br />
den neuen Vors<strong>ch</strong>riften anpassen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Ausri<strong>ch</strong>tung von<br />
Leistungen und die Vornahme von Tätigkeiten, die einer staturaris<strong>ch</strong>en Grundlage<br />
bedürfen, au<strong>ch</strong> ohne sol<strong>ch</strong>e zulässig.<br />
2 Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG 12 unterstellt sind, müssen innerhalb eines<br />
Jahres ab Inkrafttreten dieser Verordnung ihre Reglemente und ihre Organisation<br />
den Artikeln 22 und 23 anpassen.<br />
10 SR 831.42<br />
11 SR 210<br />
12 SR 831.42<br />
18
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 1:<br />
Insbesondere wegen der Strafbestimmungen ist klar zu regeln, was in der Zeit bis<br />
zur Anpassung der Statuten gilt. M.E. muss es bis zu diesem Zeitpunkt (längstens<br />
aber zwei Jahre) zulässig sein, Tätigkeiten auszuüben (z.B. gem. Art. 12 Abs. 1 Ziff.<br />
1) und Leistungen zu erbringen (z.B. gem. Art. 12 Abs. 2 Ziff. 1 – 3), die an si<strong>ch</strong><br />
einer statutaris<strong>ch</strong>en Grundlage bedürften, ohne dass diese vorhanden ist. Andernfalls<br />
wäre diese Übergangsbestimmung nur für Art. 12 Abs. 1 Ziff. 2 und 3 relevant.<br />
Art. 28<br />
Anpassung von altre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Arbeitsverträgen<br />
Die im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Verordnung bestehenden Arbeitsverträge<br />
sind innerhalb eines Jahres ab Inkrafttreten dieser Verordnung anzupassen. Bis zur<br />
Änderung der Arbeitsverträge sind diese dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft zu erfüllen. Na<strong>ch</strong><br />
Ablauf dieser Frist sind die Vors<strong>ch</strong>riften der Verordnung auf alle Arbeitsverträge<br />
anwendbar.<br />
Bemerkungen:<br />
Es ist unklar, was bis zur Anpassung der Arbeitsverträge gilt. Sind vertragli<strong>ch</strong><br />
ges<strong>ch</strong>uldete Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen zulässig oder ni<strong>ch</strong>t? Sind Kündigungsfristen,<br />
die ni<strong>ch</strong>t mit den Statuten übereinstimmen, zulässig oder ni<strong>ch</strong>t? Dies ist klar zu<br />
regeln, weil ein Verstoss strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Konsequenzen haben könnte. M.E. muss das<br />
Prinzip des pacta sunt servanda Vorrang haben, d.h. vertragli<strong>ch</strong>e Ansprü<strong>ch</strong>e sind<br />
no<strong>ch</strong> zu honorieren.<br />
Art. 29 Wahl des Verwaltungsrates und des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
1 Die Artikel 3, 4 und 7 gelten ab der ersten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung, die<br />
na<strong>ch</strong> Inkrafttreten dieser Verordnung stattfindet.<br />
2 Bis zur statutaris<strong>ch</strong>en Festlegung der Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
(Art. 12 Abs. 1 Ziff. 3) werden diese dur<strong>ch</strong> den Verwaltungsrat<br />
bestimmt.<br />
Art. 30 Unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
1 Der Verwaltungsrat bestimmt für die erste Generalversammlung na<strong>ch</strong> Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter, sofern dieser ni<strong>ch</strong>t<br />
bereits dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung gewählt wurde.<br />
2 Die elektronis<strong>ch</strong>e Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen an den unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter muss an der zweiten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung, die<br />
na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten dieser Verordnung stattfindet, mögli<strong>ch</strong> sein.<br />
19
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
Art. 31<br />
Genehmigungen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
1 Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Genehmigung der Gesamtbeträge der fixen festen Vergütung<br />
der Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates gelten<br />
ab der zweiten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung, die na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten dieser<br />
Verordnung stattfindet.<br />
2 Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Genehmigung der Gesamtbeträge der variablen diskretionären<br />
Vergütung (Gratifikation) der Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates gelten erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr, das mit oder na<strong>ch</strong> dem<br />
Inkrafttreten dieser Verordnung beginnt.<br />
Bemerkungen:<br />
Abs. 1 und 2:<br />
Anpassen der Terminologie (vgl. Bemerkungen zu Art. 18 Abs. 1).<br />
Art. 31a Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Erstellung des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts gelten erstmals für das<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsjahr, das mit oder na<strong>ch</strong> dem Inkfrafttreten dieser Verordnung beginnt.<br />
Bemerkungen:<br />
Ein Vergütungsberi<strong>ch</strong>t muss sinnvollerweise erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr 2014<br />
erstellt werden, d.h. an der GV 2015 vorliegen. Ansonsten fände eine Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aftsablage<br />
na<strong>ch</strong> neuem Re<strong>ch</strong>t statt, für eine Periode vor Inkrafttreten des neuen<br />
Re<strong>ch</strong>ts; dies widerspri<strong>ch</strong>t den übergangsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>nungslegungsgrundsätzen.<br />
Art. 32 Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG 13 unterstellt sind, müssen ab dem 1. Januar<br />
2015 ihre Stimmre<strong>ch</strong>te ausüben und diesbezügli<strong>ch</strong> offenlegen, wie sie gestimmt<br />
haben.<br />
Bemerkungen:<br />
Es ist klarzustellen, dass die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t erst die Periode erfasst, in wel<strong>ch</strong>er<br />
das Stimmre<strong>ch</strong>t ausgeübt werden muss. Sonst müsste im Jahr 2015 offengelegt<br />
werden, wie im Jahr 2014 gestimmt wurde, obwohl es im Jahr 2014 no<strong>ch</strong> gar keine<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t gibt.<br />
13 SR 831.42<br />
20
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
13. Abs<strong>ch</strong>nitt: Inkrafttreten<br />
Art. 33<br />
Diese Verordnung tritt am 1. Januar 2014 in Kraft.<br />
21
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Vorentwurf<br />
22
Universität St.Gallen<br />
Institut für Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft<br />
und Re<strong>ch</strong>tspraxis (IRP-HSG)<br />
Bodanstrasse 4<br />
CH-9000 St.Gallen<br />
<br />
Telefon +41 (0)71 224 24 59<br />
Telefax +41 (0)71 224 28 83<br />
daniel.haeusermann@unisg.<strong>ch</strong><br />
www.irp.unisg.<strong>ch</strong><br />
<br />
BundesamtfürJustiz<br />
Eidg.AmtfürdasHandelsregister<br />
Bundesrain20<br />
3003Bern<br />
ehra@bi.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
<br />
<br />
24.Juli2013<br />
Anhörung„VerordnunggegendieAbzockerei“<br />
<br />
<br />
<br />
SehrgeehrteDamenundHerren<br />
<br />
I<strong>ch</strong>erlaubemir,zumVorentwurffüreine„VerordnunggegendieAbzockerei“wiefolgtStellungzu<br />
nehmen.<br />
<br />
Art.95Abs.3BVbezweckt,alsüberhöhtempfundeneVergütungenzubekämpfen,indemdieCorporate<br />
GovernanceverbessertunddieAktionärsmitwirkunggestärktwird.Wiei<strong>ch</strong>andernortsbegründethabe,<br />
lässtsi<strong>ch</strong>dieserZweckambestenverwirkli<strong>ch</strong>en,wenndieInitiativemitfortges<strong>ch</strong>rittenenRe<strong>ch</strong>tste<strong>ch</strong>ni<br />
kenwiedispositivenNormenundRegelnzurgesells<strong>ch</strong>aftsinternenEnts<strong>ch</strong>eidfindungumgesetztwird<br />
(D.Häusermann,Aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>eUmsetzungder„Abzocker“Initiative:SpielraumundRe<strong>ch</strong>tste<strong>ch</strong>ni<br />
ken,SJZ2012,537,543545).Daderpolitis<strong>ch</strong>eWillehierzufehltundderBundesratfürdenErlassder<br />
Ausführungsverordnungeinenerhebli<strong>ch</strong>enZeitdruckges<strong>ch</strong>affenhat,bes<strong>ch</strong>ränkei<strong>ch</strong>mi<strong>ch</strong>imFolgenden<br />
darauf,konkreteundpunktuelleÄnderungenamVerordnungsentwurfanzuregen.<br />
<br />
Art.6,Art.21undArt.24Abs.1Ziff.4<br />
Art.6undArt.24Abs.1Ziff.4strei<strong>ch</strong>en;Art.21:„...inUnternehmen,anwel<strong>ch</strong>edieGesells<strong>ch</strong>aftdieGes<strong>ch</strong>äfts<br />
führungdelegierthatoderdiedur<strong>ch</strong>dieGesells<strong>ch</strong>aftkontrolliertwerden...“—DasVerbot,dieGes<strong>ch</strong>äftsfüh<br />
runganeinejuristis<strong>ch</strong>ePersonzudelegieren,sollverhindern,dassdieVors<strong>ch</strong>riftenzudenVergütungen<br />
umgangenwerden.EintotalesDelegationsverbotkönntejedo<strong>ch</strong>denInvestmentgesells<strong>ch</strong>aftens<strong>ch</strong>aden,<br />
wel<strong>ch</strong>edieGes<strong>ch</strong>äftsführungregelmässiganeineManagementGesells<strong>ch</strong>aftdelegieren.EineDelegation<br />
solltedeshalbunterdenVoraussetzungenvonArt.21(wel<strong>ch</strong>erebenfallsdieVerhinderungvonUmge<br />
hungenbezweckt)zulässigsein.<br />
<br />
Art.7Abs.4<br />
Strei<strong>ch</strong>en.—DieBestimmungistkompetenzwidrig,dasiezurAusführungvonArt.95Abs.3BVni<strong>ch</strong>t<br />
erforderli<strong>ch</strong>ist(vgl.Art.197Ziff.10BV).Au<strong>ch</strong>wennderVergütungsauss<strong>ch</strong>ussvonderGVgewählt<br />
wird,istesmögli<strong>ch</strong>,dieUms<strong>ch</strong>reibungseinerAufgabendemVerwaltungsratzuüberlassen.Diesermuss<br />
si<strong>ch</strong>dabeiandenGrundsatzvonTreuundGlauben(Art.2ZGB)halten.<br />
<br />
Universität St. Gallen<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für Wirts<strong>ch</strong>afts-, Re<strong>ch</strong>tsund<br />
Sozialwissens<strong>ch</strong>aften sowie<br />
Internationale Beziehungen (HSG)
Seite 2<br />
Art.10Abs.2<br />
„...soverzi<strong>ch</strong>teteraufeineStimmabgabe.“—DieimVorentwurfvorgeseheneStimmenthaltungwürde<br />
wegenArt.703ORdieWillensbetätigungderAktionäreverzerren(s.Beri<strong>ch</strong>tzumVEVgdA,S.15).<br />
<br />
Art.12Abs.1Ziff.1<br />
„...indenoberstenLeitungsoderVerwaltungsorganenvonHandelsgesells<strong>ch</strong>aftenoderGenossens<strong>ch</strong>aften,diena<strong>ch</strong><br />
Art.727Abs.1ORzueinerordentli<strong>ch</strong>enRevisionverpfli<strong>ch</strong>tetsind,unddieni<strong>ch</strong>t...“—EsbestehtkeinGrund,<br />
indenStatutenau<strong>ch</strong>dieTätigkeitfürKMU,gemeinnützigeStiftungenusw.zuregeln.<br />
<br />
Art.13–17<br />
Ersetzendur<strong>ch</strong>:„DieGenehmigungderJahresre<strong>ch</strong>nungna<strong>ch</strong>Art.698Abs.2Ziff.4ORerstrecktsi<strong>ch</strong>ni<strong>ch</strong>taufdie<br />
Angabenna<strong>ch</strong>Art.663b bis OR.“—DieRegelungdesVorentwurfsistunnötigkompliziert,undderBun<br />
desrathatni<strong>ch</strong>tdieKompetenz,Art.663b bis ORneuzuformulieren.<br />
<br />
Art.18<br />
NeueBestimmung:„GenehmigtdieGeneralversammlungeinenGesamtbetragundwirddieserBes<strong>ch</strong>lussna<strong>ch</strong><br />
Art.706ORangefo<strong>ch</strong>ten,soma<strong>ch</strong>tsi<strong>ch</strong>derVerwaltungsrat,wenndieStatutenni<strong>ch</strong>tsanderesvorsehen,zivilund<br />
strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>ni<strong>ch</strong>tverantwortli<strong>ch</strong>,wennerdenangefo<strong>ch</strong>tenenBes<strong>ch</strong>lussausführt,selbstwennderBes<strong>ch</strong>lussspäter<br />
dahinfallensollte.Rückforderungsansprü<strong>ch</strong>ederGesells<strong>ch</strong>aftgegenüberdenVergütungsempfängernbleibenvorbe<br />
halten.“—Fi<strong>ch</strong>teinAktionäreinenGenehmigungsbes<strong>ch</strong>lussderGVan,sogehtderVerwaltungsratein<br />
Verantwortli<strong>ch</strong>keitsrisikoein,wennerwährenddesAnfe<strong>ch</strong>tungsprozessesdiegenehmigtenVergütun<br />
genausbezahltunddasGeri<strong>ch</strong>tdenGVBes<strong>ch</strong>lussspäterfürungültigerklärt.DaeinAnfe<strong>ch</strong>tungsprozess<br />
langedauernkann,könnteeinAktionär,derPartikularinteressenverfolgt,denVerwaltungsratmiteiner<br />
Anfe<strong>ch</strong>tungsklageunterDrucksetzen.Dievorges<strong>ch</strong>lageneBestimmungsolldiesverhindern.<br />
<br />
Art.20Ziff.1<br />
NeueBestimmung:„Ni<strong>ch</strong>talsAbgangsents<strong>ch</strong>ädigunggelten:(a)na<strong>ch</strong>zwingendemRe<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>uldeteLeistungen;<br />
(b)Lohnfortzahlungenbiszumordentli<strong>ch</strong>enEndedesArbeitsverhältnisses,soferndieDauerdesArbeitsvertrags<br />
oderdieKündigungsfristdenStatutenentspri<strong>ch</strong>t;(c)Ents<strong>ch</strong>ädigungenfüreinenVerzi<strong>ch</strong>taufbestehendeAnsprü<br />
<strong>ch</strong>eoderAnwarts<strong>ch</strong>aften.“—VerwaltungsrätekönntendasVerbotvonAbgangsents<strong>ch</strong>ädigungenwegen<br />
derdrohendenstrafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>enKonsequenzenrestriktiverauslegen,alsdiesvomVerordnungsgeberge<br />
wolltist.Dievorges<strong>ch</strong>lageneAusnahmebestimmung(„safeharbor“)lehntsi<strong>ch</strong>aneinenanderenEntwurf<br />
an(D.Oser/A.Müller,EntwurfeinerVerordnungzurUmsetzungvonArtikel95Absatz3BV[Minder<br />
Initiative],GesKROnlineBeitrag2/2013,8f.)undsollhierRe<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheits<strong>ch</strong>affen.
Seite 3<br />
Art.22Abs.1<br />
„…unterstelltsind,sowieAnlagestiftungenmüssen…“—WerdenAnlagestiftungenimSinnevon<br />
Art.53gff.BVGderStimmundOffenlegungspfli<strong>ch</strong>tni<strong>ch</strong>tunterstellt,habenVorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
s<strong>ch</strong>onwegendesRisikosstrafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>erVerantwortli<strong>ch</strong>keiteinenAnreiz,AktiennurüberAnlagestif<br />
tungenzuhalten.<br />
<br />
Art.24Abs.1Ziff.3–9<br />
Strafdrohungdeutli<strong>ch</strong>reduzieren,z.B.entspre<strong>ch</strong>endArt.25.—AndersalsbeiVerstössengegenZiff.1und2<br />
wirddieGesells<strong>ch</strong>aftdur<strong>ch</strong>VerstössegegenZiff.3–9finanziellni<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>ädigt.DiesreduziertdenUn<br />
re<strong>ch</strong>tsgehaltderletztgenanntenVerstössestark.DieStrafdrohungvonArt.24Abs.1istmitBezugauf<br />
dieseVerstösseunverhältnismässigunddamitverfassungswidrig(BegründungbeiD.Häusermann,<br />
Strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>eKonsequenzender„Abzocker“Initiative,Jusletter,11.Februar2013,Rz.710und3138).<br />
<br />
Art.24Abs.2<br />
GemässBeri<strong>ch</strong>tzumVorentwurf(S.43f.)sollentgegendemWortlautvonArt.24Abs.2dieObergrenze<br />
vonse<strong>ch</strong>sJahresvergütungenbeiGeldstrafenvonwenigerals1,08MillionenFrankenni<strong>ch</strong>tgelten.Würde<br />
dieseRegelindenVerordnungstexteingefügt,sowäresiekompetenzwidrig,daderBundesratgestützt<br />
aufArt.95Abs.3lit.dund197Ziff.10BVhö<strong>ch</strong>stenseineGeldstrafevonse<strong>ch</strong>sJahresvergütungenan<br />
drohendarf.<br />
<br />
Zuletzthaltei<strong>ch</strong>fest,dassdiesesS<strong>ch</strong>reibenauss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>meinepersönli<strong>ch</strong>eMeinungwiedergibt.<br />
<br />
<br />
Mitfreundli<strong>ch</strong>enGrüssen<br />
<br />
DanielM.Häusermann<br />
Dr.iur.,LL.M.(Harvard),Re<strong>ch</strong>tsanwalt
Hermes Equity<br />
Ownership Services Limited<br />
1 Portsoken Street<br />
London E1 8HZ<br />
United Kingdom<br />
Tel: +44 (0)20 7702 0888<br />
Fax: +44 (0)20 7702 9452<br />
www.hermes.co.uk<br />
26 July 2013<br />
Dear Sir/Madam,<br />
Consultation on the Draft Ordinance Implementing the Minder Initiative<br />
We welcome the opportunity to comment on the Draft Ordinance Implementing the<br />
Minder initiative, “Avant-projet d’ordonnance contre les remunerations abusives”<br />
(ORab). As major asset owner in the UK and international markets, we have, and we<br />
will, continue to press for restraint and responsibility in the remuneration awarded by<br />
all companies in whi<strong>ch</strong> we invest.<br />
By way of background, Hermes is a leading asset manager in the City of London. As<br />
part of our Equity Ownership Service (Hermes EOS), we also respond to<br />
consultations on behalf of many clients from around Europe and the world, whi<strong>ch</strong> are<br />
collectively responsible at least in part for the long-term financial wellbeing of millions<br />
of beneficiaries in the EU. In all, EOS advises clients with regard to assets worth a<br />
total of over €149 billion (as at Mar<strong>ch</strong> 31 2013).<br />
Given the clear support of Swiss citizens to the Minder initiative, we do not aim at<br />
<strong>ch</strong>allenging the key binding principles of the draft legislation. Rather we are<br />
suggesting amendments to the proposed legislation to strengthen appropriate<br />
controls of shareholders over the governance of Swiss corporation in order to foster<br />
long term value creation for the benefit of shareholders as well as the wider society.<br />
We make specific relevant comments below.<br />
Yours sincerely,<br />
Nata<strong>ch</strong>a Dimitrijevic<br />
Associate Director<br />
Hermes Equity Ownership Services Limited: Registered office: Lloyds Chambers, 1 Portsoken Street, London E1 8HZ. Registered in England No. 5167179.
Compensation<br />
By way of introduction, it seems that legislation cannot readily solve the problem<br />
arising from corporate owners ceding control over pay to their agents in the<br />
investment <strong>ch</strong>ain, including directors, fund managers, remuneration consultants and<br />
proxy voting agencies. Legislation can at best provide a framework to facilitate<br />
owners exercising their rights. At worst it may lead to unintended consequences that<br />
make owners less able to control pay and influence governance more widely.<br />
Hermes EOS aims to improve companies’ remuneration practice, through<br />
engagement with them, supported by intelligent voting. We intend to shift the current<br />
terms of the political and societal debate towards ensuring better alignment with the<br />
companies’ long-term owners and a<strong>ch</strong>ieving the desired culture within companies. In<br />
doing so, we will question whether the owners’ capital should be spent on<br />
remuneration whi<strong>ch</strong> has little linkage to longer-term returns and is increasingly<br />
seeming to alienate companies’ leaders from their own employees and the wider<br />
public.<br />
The principle of potentially six separate binding votes respectively on aggregate<br />
sums of forward looking fixed based salary and retrospective variable salary for the<br />
board of director, executive board and consultative board seems excessive in its<br />
form, too restrictive in its scope and risks being meaningless in its implementation.<br />
- Vote on compensation for the executive board<br />
Shareholders do not have the resources to establish a more granular link between<br />
broadly budgeted lump sums and the enhanced information provided in the<br />
remuneration report. We believe that companies should consult on remuneration<br />
more widely and more deeply. Additionally, companies should actively explain to their<br />
employees and shareholders how and why the executive remuneration is aligned to<br />
the strategy and desired culture throughout the company.<br />
As result, we suggest a binding vote on the executive remuneration report.<br />
The remuneration report should lay out the global forward looking policy, the<br />
structure of the variable compensation and its clear link to value creation over the<br />
long term. That link should take the form of a clearly defined performance metric<br />
including predominantly economic performance criteria, as well as a hard cap on<br />
overall potential compensation.<br />
Past year’s grants and vested payments should be justified with regards to actual<br />
performance in a transparent and quantified way.<br />
We strongly favour companies developing a policy that is suitably rigorous to satisfy<br />
shareholders, whilst being sufficiently flexible to accommodate the remuneration<br />
committee’s judicious use of its judgment. Only this specific information presented in<br />
qualitative way can provide a rationale and meaning to a lump sum. Global principles<br />
set in the Articles of Association, and therefore submitted to a vote in the actual draft
of this ordinance, are bound to be too general to provide a meaningful understanding<br />
of the remuneration policy.<br />
Significant reform on pay can be a<strong>ch</strong>ieved by long-term share owners engaging with<br />
remuneration committees to ensure that pay policy and practice is aligned properly to<br />
their long-term interests. Our concerns is that votes on quantum may lead to cautious<br />
and meaningless budgeted approa<strong>ch</strong> and vote on the remuneration via the articles of<br />
association will lead to greater boilerplate and lowest common denominator<br />
disclosure. Our proposals, conversely, should encourage better dialogue between<br />
remuneration committees and shareowners.<br />
A separate binding vote on base salary pay should be required only when based<br />
salary increases more than the average that is awarded to the rest of the<br />
organisation, or in disconnect with the policy laid out in the remuneration report for<br />
members of the board. Remuneration committees should consider granting pay rises<br />
for senior executives in shares so to increase alignment with the owners.<br />
- The consequence of a negative vote<br />
The consequence of a negative vote is also in our view inadequate. A second vote<br />
during the general meeting is unlikely to gain enough support given that institutional<br />
shareholders vote remotely well ahead of the general meeting and tend not to give<br />
blank <strong>ch</strong>eck support to ad hoc resolutions presented to their representative. The<br />
calling of another AGM within three months is, in our view, highly disruptive and<br />
costly. It follows that it is likely to discourage asset owners and asset managers to<br />
use their binding powers to address problems with executive pay, whether duly<br />
justified, for local pension funds under a provision of this law or not, for some foreign<br />
shareholders.<br />
To facilitate a more effective dialogue between remuneration committees and<br />
shareholders we propose a gradual approa<strong>ch</strong> to the binding vote for the<br />
compensation of the management board whereby all companies whose remuneration<br />
report is supported by less than 80% of voting shareholders should be required to<br />
issue a prompt public statement in whi<strong>ch</strong> it articulates its strategy for dealing with<br />
shareholder concerns; and to publish in its next annual report an outline of its<br />
engagement with investors and what has <strong>ch</strong>anged as a result.<br />
Claw back me<strong>ch</strong>anisms could be in place and automatically activated for deferred<br />
variable payments above one times the base salary, in case of a vote against the<br />
remuneration report, and a call for a separate vote on variable compensation at the<br />
following AGM.<br />
- Vote on compensation for the board of directors<br />
We support an annual vote on the global amount of the compensation of the board of<br />
directors as this is the case in other jurisdiction su<strong>ch</strong> as France. It should not, in our<br />
view, contain any variable element to ensure the adequate controlling function of the
oard. Any potential variable incentive should be subject to a vote on its structure<br />
and cap.<br />
Forbidden remunerations<br />
- Severance and similar payments<br />
Severance payments are not permissible. We suggest that provisions in the contracts<br />
of the management team relating to compensation during the notice period, for noncompete<br />
agreements, waiver of rights or <strong>ch</strong>ange of control, greater than one year of<br />
total compensation be subject to a separate vote.<br />
- Pension benefits<br />
We suggest that pension benefits set exclusively for the management board be<br />
subject to a separate vote.<br />
- Compensation in advance<br />
Compensation in advance is not permissible. We understand that compensation for<br />
incurred as a result of becoming newly employed, in particular forfeiture rights,<br />
benefits and entitlement at a previous employer, pension funds or similar s<strong>ch</strong>emes<br />
are excluded from this rule.<br />
We suggest that su<strong>ch</strong> compensation giving rise to an actual payment in cash be<br />
subjected to a separate vote. We would encourage companies to replicate losses<br />
incurred by an executive for joining in deferred shares.<br />
Exercise of voting rights by Pension Funds<br />
Hermes EOS is a firm supporter of the “comply or explain” regime of corporate<br />
governance. We believe that a compulsory vote only leads to a compliance approa<strong>ch</strong><br />
unlikely to generate positive <strong>ch</strong>ange. The <strong>ch</strong>ief benefit of the proposed <strong>ch</strong>anges is<br />
the basis that this would provide for a greater level of engaged debate between<br />
companies and their shareholders on remuneration issues before the policy is put to<br />
the vote. However, in the current Swiss environment the provision of the draft<br />
legislation is unlikely to foster further active ownership. We suggest that a threshold<br />
be defined requiring pension funds to establish the dialogue and vote on their bigger<br />
holdings. A pension fund would for instance have to vote at general meetings of<br />
companies representing at least 50% of the value of their equity portfolio.<br />
We would also encourage the Swiss Confederation to provide a framework for this<br />
dialogue in the form of a stewardship code defined and endorsed by the federal<br />
authorities.<br />
We will continue to pay close attention to any salary increases and significant<br />
incentive awards, assessing the extent to whi<strong>ch</strong> they are warranted by performance.<br />
We look forward to being able to support responsible decision-making by<br />
remuneration committees.
Eins<strong>ch</strong>reiben / Vorab per E-Mail<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Homburger AG<br />
Prime Tower<br />
Hardstrasse 201 | CH–8005 Züri<strong>ch</strong><br />
Postfa<strong>ch</strong> 314 | CH–8037 Züri<strong>ch</strong><br />
T +41 43 222 10 00<br />
F +41 43 222 15 00<br />
lawyers@homburger.<strong>ch</strong><br />
25. Juli 2013 MUD | OSD<br />
317537 | MUD | Stellungnahme VE-VgdA_25072013.docx<br />
Anhörung betreffend den Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
(VE-VgdA)<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin Sommaruga, sehr geehrte Damen und Herren<br />
Mit S<strong>ch</strong>reiben vom 14. Juni 2013 haben Sie zur Stellungnahme zum Vorentwurf zur Verordnung gegen<br />
die Abzockerei (VE-VgdA) eingeladen. Wir danken Ihnen für die Gelegenheit zur Stellungnahme<br />
und unterbreiten Ihnen hiermit unsere Anliegen und Kommentare.<br />
I. Vorbemerkungen<br />
Homburger AG ist eine auf Wirts<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>t spezialisierte Anwaltskanzlei. Wir unterbreiten diese Stellungnahme<br />
für eine Gruppe von S<strong>ch</strong>weizer Gesells<strong>ch</strong>aften, die an einer US-Börse primärkotiert und im<br />
Laufe der vergangenen Jahre in die S<strong>ch</strong>weiz gezogen sind. Diese Gesells<strong>ch</strong>aften sind vom Erlass der<br />
VgdA in zweierlei Hinsi<strong>ch</strong>t besonders betroffen:<br />
<br />
<br />
Zum einen unterstehen sie in Sa<strong>ch</strong>en Verwaltungsrats- und Management-Vergütung bereits<br />
heute umfassenden und zwingend zu befolgenden US-Regeln. Sie müssen einen detaillierten<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t erstellen, konsultativ über die Management-Vergütung und bindend über<br />
neue oder wesentli<strong>ch</strong>e Änderungen bestehender Vergütungspläne abstimmen. Ausserdem bestehen<br />
besondere, unabdingbare Regeln für das Ersu<strong>ch</strong>en um die Erteilung von Stimmre<strong>ch</strong>tsweisungen<br />
zu Anträgen des Verwaltungsrats an der Generalversammlung. Das Anliegen dieser<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften ist deshalb, dass Friktionen zwis<strong>ch</strong>en den neuen Anforderungen gemäss VgdA<br />
und dem US-Re<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>st vermieden werden können. In erster Linie geht es hier um die<br />
Regeln des VE-VgdA zur Generalversammlung im Falle einer Verweigerung der Genehmigung<br />
des Antrags des Verwaltungsrats betreffend die Gesamtvergütung.<br />
Zum anderen sind diese Gesells<strong>ch</strong>aften stärker als traditionelle S<strong>ch</strong>weizer Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften<br />
in den US-Rekrutierungsmarkt eingebunden und unterstehen damit "Best Practices",
2 | 17<br />
wie sie unter anderen von "Shareholder Advisory Groups" wie ISS oder Glass Lewis empfohlen<br />
werden. Aufgrund der VgdA kann diesen "Best Practices" in einigen Punkten ni<strong>ch</strong>t mehr na<strong>ch</strong>gelebt<br />
werden. Dies ist die Konsequenz der Annahme von Art. 95 Abs. 3 BV und wird von den<br />
betroffenen Unternehmen akzeptiert. Es ist ihnen jedo<strong>ch</strong> ein Anliegen, dass gewisse Begriffe<br />
der VgdA, wie insbesondere derjenige der Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung, präziser definiert werden<br />
und mit Blick auf das "Damokles-S<strong>ch</strong>wert" der Strafbarkeit die Re<strong>ch</strong>tsi<strong>ch</strong>erheit und Voraussehbarkeit<br />
verbessert wird. Nur so können sie si<strong>ch</strong> als in der S<strong>ch</strong>weiz inkorporiertes Unternehmen<br />
im US-Markt erfolgrei<strong>ch</strong> bewegen. 1<br />
II.<br />
Hauptanliegen<br />
A. "Unzulässige Vergütungen" – Bea<strong>ch</strong>tung des strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Bestimmtheitsgebots (Art. 20<br />
VE-VgdA)<br />
1. Kurzüberblick<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Ergänzung von Art. 20 (neuer Absatz 2):<br />
2<br />
Zulässig sind insbesondere:<br />
1. im Rahmen der ordnungsgemässen Abwicklung eines Arbeitsverhältnisses geleistete<br />
Vergütungen während oder in Abgeltung einer sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> begründeten oder marktübli<strong>ch</strong>en<br />
Kündigungsfrist oder vertragli<strong>ch</strong>en Restdauer;<br />
2. die Einräumung des Re<strong>ch</strong>ts auf vorzeitige Ausübung oder vorzeitigen Erhalt vorbestehender<br />
bedingter oder aufges<strong>ch</strong>obener Re<strong>ch</strong>te, Ansprü<strong>ch</strong>e oder Anwarts<strong>ch</strong>aften oder die<br />
Aufhebung von Veräusserungsbes<strong>ch</strong>ränkungen;<br />
3. na<strong>ch</strong> anwendbarem ausländis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t zwingend ges<strong>ch</strong>uldete Vergütungen;<br />
4. Antrittsprämien sowie Ents<strong>ch</strong>ädigungen für Na<strong>ch</strong>teile, die einer Person aufgrund ihres<br />
Stellenwe<strong>ch</strong>sels entstehen; und<br />
5. variable Vergütungen, die Leistungen im Rahmen von Übernahmen oder der Übertragung<br />
von Unternehmen oder Teilen davon berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
1<br />
Vgl. Noble Corporation, die in ihrer Eingabe an die US-Werts<strong>ch</strong>riftenaufsi<strong>ch</strong>tsbehörde SEC als Grund für ihre Redomizilierung von der<br />
S<strong>ch</strong>weiz na<strong>ch</strong> England das "Augenmass der Regulierung" in Grossbritannien anführt (Neue Zür<strong>ch</strong>er Zeitung vom 19. Juli 2013, S. 25).
3 | 17<br />
2. Begründung<br />
a) Grundsätzli<strong>ch</strong>e Erwägungen<br />
Der Verordnungsgeber hält si<strong>ch</strong> im Berei<strong>ch</strong> der unzulässigen Vergütungen eng an den Verfassungswortlaut.<br />
Dies ist zu begrüssen.<br />
Zu bedauern ist, dass der VE-VgdA zahlrei<strong>ch</strong>e Einzelfragen, die für die Praxis von grosser Bedeutung<br />
sind, ni<strong>ch</strong>t regelt. Wir mö<strong>ch</strong>ten dies vorab anhand eines Beispiels verdeutli<strong>ch</strong>en. Aufgrund der Aussage<br />
im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t, 2 wona<strong>ch</strong> eine "deutli<strong>ch</strong>e Verlängerung der ordentli<strong>ch</strong>en Kündigungsfristen"<br />
"problematis<strong>ch</strong>" ers<strong>ch</strong>eine und unter Umständen eine unzulässige Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung darstellen<br />
könne, könnte bereits die Vereinbarung einer zweimonatigen Kündigungsfrist als versteckte Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung<br />
qualifizieren, da sie die ordentli<strong>ch</strong>e Kündigungsfrist von (im ersten Dienstjahr) einem<br />
Monat deutli<strong>ch</strong>, nämli<strong>ch</strong> um 100%, verlängert; dies obwohl eine sol<strong>ch</strong>e Kündigungsfrist deutli<strong>ch</strong> unter<br />
den marktübli<strong>ch</strong>en Kündigungsfristen liegen würde 3 . Wir gehen davon aus, dass eine sol<strong>ch</strong>e Interpretation<br />
zu eng ist; glei<strong>ch</strong>zeitig sehen wir uns ausser Stande, den betroffenen Gesells<strong>ch</strong>aften klare Aussagen<br />
über die Ausgestaltung ihrer Arbeitsverträge zu geben.<br />
Dies ist für die S<strong>ch</strong>weiz im Standortwettbewerb na<strong>ch</strong>teilig. In laufenden Projekten, die wir betreuen,<br />
hat si<strong>ch</strong> bereits gezeigt, dass diese Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit das Hindernis ist, neue Unternehmen in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz anzusiedeln beziehungsweise hier zu halten – trotz ansonsten im Verglei<strong>ch</strong> zu anderen Staaten<br />
besseren re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en und steuerli<strong>ch</strong>en Rahmenbedingungen.<br />
In der öffentli<strong>ch</strong>en Debatte wurden namentli<strong>ch</strong> die Strafbestimmungen aufgrund ihrer Unbestimmtheit<br />
kritisiert oder kategoris<strong>ch</strong> abgelehnt. Dabei ist grundsätzli<strong>ch</strong> anzuerkennen, dass die Strafbestimmungen<br />
Bestandteil der Initiative sind; dagegen folgt aus Art. 95 Abs. 3 BV ni<strong>ch</strong>t, dass man si<strong>ch</strong> bei dessen<br />
gesetzli<strong>ch</strong>er Umsetzung auf eine relativ vage Ums<strong>ch</strong>reibung des strafbaren Verhaltens bes<strong>ch</strong>ränkt.<br />
Aus dem verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundsatz nullum crimen sine lege certa folgt vielmehr die<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tung, Straftatbestände mögli<strong>ch</strong>st präzise zu fassen. Die jetzige Fassung von Art. 20 VE-<br />
VgdA, die aufgrund von Art. 24 Abs. 1 Ziff. 2 VE-VgdA das strafbare Verhalten definiert, genügt diesem<br />
Grundsatz ni<strong>ch</strong>t.<br />
Wir s<strong>ch</strong>lagen deshalb vor, Art. 20 VE-VgdA um eine "safe harbor"-Bestimmung – ähnli<strong>ch</strong> wie es der<br />
Bundesrat jüngst im Rahmen der Börsenverordnung getan hat 4 – zu ergänzen, um die zulässigen<br />
Vergütungsarten klar vom unzulässigen, strafbewehrten Verhalten abzugrenzen. Damit wird dem<br />
Grundsatz nullum crimen sine lege certa effektiv na<strong>ch</strong>gelebt und ein erhebli<strong>ch</strong>es Mass an Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit<br />
erzielt.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Vgl. Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t, S. 25.<br />
Vgl. insofern au<strong>ch</strong> den Hinweis im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t, S. 25, betreffend Konkurrenzverbote, wona<strong>ch</strong> diese grundsätzli<strong>ch</strong> zulässig<br />
bleiben und dafür marktgere<strong>ch</strong>te Karenzents<strong>ch</strong>ädigungen geleistet werden können.<br />
Art. 55a – 55g BEHV.
4 | 17<br />
Sollte eine sol<strong>ch</strong>e Regelung in der Verordnung ni<strong>ch</strong>t mehrheitsfähig sein, regen wir an, in einem Ergänzungsberi<strong>ch</strong>t<br />
zu den offenen Fragen im Sinne der hier gema<strong>ch</strong>ten Vors<strong>ch</strong>läge Stellung zu nehmen.<br />
b) Der Konkretisierungsbedarf im Einzelnen<br />
(1) Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen<br />
Mangels einer Definition des Begriffs "Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung" in der Verordnung und im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t<br />
(exemplaris<strong>ch</strong> werden "paus<strong>ch</strong>ale Abfindungssummen ohne direkte Gegenleistung" aufgeführt)<br />
ergeben si<strong>ch</strong> im Zusammenhang mit der Auflösung eines Arbeitsverhältnisses zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
Unsi<strong>ch</strong>erheiten.<br />
Wir s<strong>ch</strong>lagen vor, die wi<strong>ch</strong>tigsten Unsi<strong>ch</strong>erheiten wie folgt zu adressieren:<br />
(a)<br />
Verlängerung der Kündigungsfristen / Befristete Verträge<br />
Das Verbot von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen beabsi<strong>ch</strong>tigt ni<strong>ch</strong>t ein Verbot der Lohnfortzahlung während<br />
der Kündigungsfrist, sondern die Ausri<strong>ch</strong>tung einer Zahlung na<strong>ch</strong> Ablauf der Kündigungsfrist. 5<br />
Kündigungsfristen sind deshalb vom Verbot von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen gemäss Art. 95 Abs. 3 lit. b<br />
BV ni<strong>ch</strong>t erfasst, vorbehaltli<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Missbrau<strong>ch</strong>sfälle. Sol<strong>ch</strong>e liegen unseres Era<strong>ch</strong>tens<br />
ni<strong>ch</strong>t vor, soweit eine Gesells<strong>ch</strong>aft mit Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitgliedern marktübli<strong>ch</strong>e 6 Kündigungsfristen<br />
vereinbart.<br />
Eine "versteckte" Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung kann unter diesen Voraussetzungen– im Einklang mit den<br />
Ausführungen des Erläuterungsberi<strong>ch</strong>ts zu na<strong>ch</strong>vertragli<strong>ch</strong>en Konkurrenzverboten – nur dann angenommen<br />
werden, wenn die Kündigungsfrist über das Marktübli<strong>ch</strong>e hinausgeht oder die Gesamtumstände<br />
klar zeigen, dass keine sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gründe für deren Vereinbarung bestehen und einzig eine<br />
Umgehung des Verbots der Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung bezweckt war.<br />
Sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Gründe liegen unter anderem vor, wenn:<br />
1. die Praxis eines Unternehmens, die si<strong>ch</strong> in Bezug auf die Dauer der Kündigungsfristen vor Inkrafttreten<br />
der VgdA entwickelt hat, fortgeführt wird (da Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen unter geltendem<br />
Re<strong>ch</strong>t grundsätzli<strong>ch</strong> zulässig sind, gab es keinen Grund, Kündigungsfristen von sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t begründeter Dauer zu vereinbaren – die bisher übli<strong>ch</strong>en Kündigungsfristen zeigen somit,<br />
dass sie sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> begründet sind); oder<br />
5<br />
6<br />
Vgl. anstelle aller das Votum von Ständerat MINDER, AB 2012 S 197 ("Wir spre<strong>ch</strong>en hier ni<strong>ch</strong>t von einer Lohnfortzahlung bis ans Ende<br />
der Kündigungsfrist, sondern über einen Betrag na<strong>ch</strong> Ablauf der Kündigungsfrist.").<br />
Der Begriff der "Marktübli<strong>ch</strong>keit" ist im Aktienre<strong>ch</strong>t etabliert. Er wurde bisher in Art. 663b bis OR verwendet und wird jetzt erneut von<br />
Art. 14 Abs. 1 Ziff. 4 VE-VgdA aufgegriffen. Ausserdem verweist der Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t für die Beurteilung von Karenzents<strong>ch</strong>ädigungen<br />
für na<strong>ch</strong>vertragli<strong>ch</strong>e Konkurrenzverbote auf die Marktübli<strong>ch</strong>keit (S. 25).
5 | 17<br />
2. die Vertragsdauer oder Kündigungsfrist mit Blick auf die Interessenlage der Parteien im Einzelfall<br />
festgesetzt wird (besonderes Bedürfnis na<strong>ch</strong> Planungs- oder Stellensi<strong>ch</strong>erheit in einer Krisensituation,<br />
Na<strong>ch</strong>folgeplanung des Unternehmens, um ein kurzfristiges Vakuum vermeiden zu<br />
können, die Wettbewerbssituation im relevanten Markt, etc.).<br />
Die hier vorges<strong>ch</strong>lagene Lösung würde si<strong>ch</strong>erstellen, dass Gesells<strong>ch</strong>aften im Rahmen der vorherrs<strong>ch</strong>enden<br />
Marktbedingungen bei der Rekrutierung gegen die anderen global tätigen Unternehmen<br />
bestehen und si<strong>ch</strong> vor Abwerbeversu<strong>ch</strong>en angemessen s<strong>ch</strong>ützen können.<br />
(b)<br />
Lohnfortzahlung während der Kündigungsfrist<br />
Wie erwähnt, beabsi<strong>ch</strong>tigt das verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verbot von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen ni<strong>ch</strong>t ein<br />
Verbot einer ordnungsgemässen Abwicklung eines Arbeitsverhältnisses während oder in Abgeltung<br />
der vertragli<strong>ch</strong>en Restdauer oder Kündigungsfrist, sondern die Ausri<strong>ch</strong>tung einer Zahlung na<strong>ch</strong> Ablauf<br />
der Kündigungsfrist. 7 Im Grundsatz gilt somit, dass die Vergütung für die Restvertragsdauer<br />
beziehungsweise die Dauer der Kündigungsfrist, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> im Falle einer Freistellung, wie bisher<br />
ausbezahlt werden kann. Dies entspri<strong>ch</strong>t dem Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance,<br />
der Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen von Leistungen im Zusammenhang mit der ordnungsgemässen Abwicklung<br />
bestehender Verpfli<strong>ch</strong>tungen (eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der im Ents<strong>ch</strong>ädigungssystem vorgesehenen<br />
Bonuszahlungen) explizit abgrenzt. 8 Diese Regelung hat au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Erlass der VgdA Geltung.<br />
Die Gesells<strong>ch</strong>aften ri<strong>ch</strong>ten heute im Einklang mit "Best Practices" einen signifikanten Anteil der Vergütung<br />
ni<strong>ch</strong>t als Fixum, sondern in variabler und/oder diskretionärer Form aus. Die Ges<strong>ch</strong>äftsführung soll<br />
damit auf den mittel- bis langfristigen Erfolg des Unternehmens und die langfristigen Interessen der<br />
Aktionäre ausgeri<strong>ch</strong>tet werden. Könnte die variable Vergütung aufgrund re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Unklarheiten nun<br />
während der Kündigungsfrist oder Restvertragsdauer ni<strong>ch</strong>t mehr ausbezahlt werden, sähen si<strong>ch</strong> die<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften mit Forderungen na<strong>ch</strong> einer Erhöhung des Fixlohn-Anteils konfrontiert. Dies widersprä<strong>ch</strong>e<br />
den Erkenntnissen der Finanzkrise und dem Geist der Abzocker-Initiative. Ausserdem verstiesse<br />
es gegen die Empfehlungen von "Shareholder Advisory Groups" wie Ethos, ISS oder Glass<br />
Lewis, mit dem Ergebnis, dass Gesells<strong>ch</strong>aften wegen Verletzung von "Best Practices" anlässli<strong>ch</strong> der<br />
Generalversammlung negativen Stimmempfehlungen seitens der genannten "Shareholder Advisory<br />
Groups" ausgesetzt wären. 9 Auf den Punkt gebra<strong>ch</strong>t darf es ni<strong>ch</strong>t sein, dass die VgdA Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
von der Zahlung erfolgsabhängiger Vergütungen abhält.<br />
Der vorges<strong>ch</strong>lagene Zusatz zum VE-VgdA, dass "im Rahmen der ordnungsgemässen Abwicklung<br />
eines Arbeitsverhältnisses geleistete Vergütungen während oder in Abgeltung einer sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> begründeten<br />
oder marktübli<strong>ch</strong>en Kündigungsfrist oder vertragli<strong>ch</strong>en Restdauer" zulässig sind, klärt Fragen,<br />
die si<strong>ch</strong> dogmatis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t eindeutig beantworten lassen, sondern aufgrund des straf- und verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Bestimmtheitsgebots vom Verordnungsgeber geklärt werden müssen. Ausserdem verhin-<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Vgl. anstelle aller das Votum von Ständerat MINDER, AB 2012 S 197 ("Wir spre<strong>ch</strong>en hier ni<strong>ch</strong>t von einer Lohnfortzahlung bis ans Ende<br />
der Kündigungsfrist, sondern über einen Betrag na<strong>ch</strong> Ablauf der Kündigungsfrist.").<br />
Anhang 1 von 2007 zum Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance, Ziff. 6; vgl. au<strong>ch</strong> DAENIKER|BIEDERMANN, Soll die<br />
Generalversammlung Managersaläre genehmigen?, GesKR 2008, S. 142 ff., S. 144.<br />
Die Erhöhung der Fix-Löhne untersteht na<strong>ch</strong> Art. 18 Abs. 1 oder 3 VE-VgdA der Genehmigung dur<strong>ch</strong> die ordentli<strong>ch</strong>e Generalversammlung.
6 | 17<br />
dert er, dass die Fix-Löhne erhöht würden, indem er klar stellt, dass während der vertragli<strong>ch</strong>en Restdauer<br />
oder Kündigungsfrist Vergütungen (in der Form von Boni oder "Equity Awards") ausbezahlt<br />
werden können. Zulässig bleiben somit:<br />
<br />
<br />
Vergütungen, die als Lohn qualifizieren; bei der Festsetzung der variablen Vergütungen ist auf<br />
objektive Parameter, ansonsten auf eine repräsentative Referenzperiode abzustellen; ist die<br />
Vergütung von zukünftigen objektiven Kriterien abhängig, darf auf vertretbare Annahmen abgestellt<br />
werden; und<br />
Gratifikationen, die si<strong>ch</strong> im Rahmen der Kriterien bewegen, die den Gratifikationen in den Vorjahren<br />
zugrunde liegen, oder die, bei Fehlen sol<strong>ch</strong>er Kriterien, betragsmässig verglei<strong>ch</strong>bar sind.<br />
Der Zusatz "sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> begründet oder marktübli<strong>ch</strong>" stellt si<strong>ch</strong>er, dass Missbräu<strong>ch</strong>e verhindert werden<br />
können – zusätzli<strong>ch</strong> zur Tatsa<strong>ch</strong>e, dass diese Vergütungen ohnehin der bindenden Genehmigung<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung unterstehen.<br />
(c)<br />
Bes<strong>ch</strong>leunigung der Ausübungs- beziehungsweise Sperrfristen (accelerated vesting) von<br />
Optionen, Aktien, "performance units" oder ähnli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten<br />
Gewisse Bestandteile der Vergütung werden regelmässig als bedingte Vergütungsansprü<strong>ch</strong>e ausgestaltet,<br />
zeitli<strong>ch</strong> aufges<strong>ch</strong>oben oder Sperrfristen unterworfen. Soweit ni<strong>ch</strong>t regulatoris<strong>ch</strong> verlangt, 10 entspri<strong>ch</strong>t<br />
es der "Best Practice", die au<strong>ch</strong> den Empfehlungen der erwähnten "Shareholder Advisory<br />
Groups" zugrunde liegt. Einer der Hauptgründe ist, das Verhalten der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung auf den mittelund<br />
langfristigen Erfolg der Gesells<strong>ch</strong>aft auszuri<strong>ch</strong>ten.<br />
Wiederum ist dogmatis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t restlos klar, wie sol<strong>ch</strong>e "accelerated vesting"-Bestimmungen unter dem<br />
Gesi<strong>ch</strong>tspunkt der "Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung" zu betra<strong>ch</strong>ten sind, da aufgrund des vorzeitigen "vesting"<br />
Arbeitnehmenden unter Umständen ein gewisser wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Vorteil (Zeitwert) erwa<strong>ch</strong>sen kann<br />
(aber ni<strong>ch</strong>t notwendigerweise muss). Die Unsi<strong>ch</strong>erheit in der Behandlung von Vergütungsbestandteilen,<br />
die mit dem Ziel von Art. 95 Abs. 3 BV an si<strong>ch</strong> kongruent sind, hätte deshalb im Ergebnis wiederum<br />
die unerwüns<strong>ch</strong>te Konsequenz, dass Vergütungsarten, die ökonomis<strong>ch</strong> und sozial erwüns<strong>ch</strong>t sind<br />
und "Best Practices" entspre<strong>ch</strong>en, zugunsten von anderen, namentli<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>er fixer Natur, verdrängt<br />
würden.<br />
Ausserdem ist "accelerated vesting" von Aktien, Optionen oder ähnli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten, die Anspru<strong>ch</strong> auf<br />
Aktien vers<strong>ch</strong>affen, im Kontext von Übernahmen wi<strong>ch</strong>tig: Würde es als unzulässige "Provision für die<br />
Übernahme oder Übertragung von Unternehmen oder Teilen davon" qualifiziert, würde die Verfügung<br />
über Aktien und Ausübung von Optionen oder ähnli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten verunmögli<strong>ch</strong>t, und die Aktien könnten<br />
im Rahmen des Übernahmeangebots ni<strong>ch</strong>t angedient werden. Dies ist aus übernahmere<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />
Si<strong>ch</strong>t ungünstig und würde vollständige Übernahmen verhindern.<br />
10<br />
Vgl. FINMA Runds<strong>ch</strong>reiben 2010/1 "Vergütungssysteme" vom 21. Oktober 2009, insb. Rz 48 ff.
7 | 17<br />
Wir regen deshalb an, "accelerated vesting"-Bestimmungen generell ni<strong>ch</strong>t als Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung<br />
oder "Provisionen für die Übernahme oder Übertragung von Unternehmen oder Teilen davon" zu betra<strong>ch</strong>ten.<br />
Diese Ausnahme steht im Einklang mit dem Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance,<br />
der zwis<strong>ch</strong>en Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen und zulässigen "accelerated vesting provisions"<br />
differenziert. 11<br />
(d)<br />
Aufhebungsvereinbarungen<br />
In der Praxis werden Arbeitsverhältnisse oft dur<strong>ch</strong> eine Aufhebungsvereinbarung statt eine Kündigung<br />
beendet. Falls bereits eine Kündigung ausgespro<strong>ch</strong>en wurde, werden deren Folgen (Freistellung,<br />
Abgeltung des Verzi<strong>ch</strong>ts auf die Kündigungsfrist, Anre<strong>ch</strong>nung) häufig vertragli<strong>ch</strong> mittels eines "Settlement<br />
Agreement" oder "Termination Agreement" geregelt. Diese Abreden sind aufgrund des strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
sanktionierten, aber wenig konturierten Verbots von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen faktis<strong>ch</strong> in<br />
Frage gestellt, da jede Leistung, die über die dem Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglied während der Vertragsdauer<br />
zustehenden Ansprü<strong>ch</strong>e hinausgeht, zu strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Sanktionen führen könnte. Sowohl<br />
Unternehmen als au<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitgliedern wird damit die Mögli<strong>ch</strong>keit genommen, si<strong>ch</strong> Klarheit<br />
über die Modalitäten der Beendigung des Arbeitsverhältnisses zu vers<strong>ch</strong>affen und das Ausmass<br />
der gegenseitigen Ansprü<strong>ch</strong>e einfa<strong>ch</strong> zu klären.<br />
Wir regen daher an, dass klargestellt wird, dass Vergütungen beziehungsweise "Ents<strong>ch</strong>ädigungen" im<br />
Rahmen der ordnungsgemässen Abwicklung bestehender Verpfli<strong>ch</strong>tungen eines Arbeitsverhältnisses,<br />
eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der Zahlung von Boni und Gratifikationen für die vertragli<strong>ch</strong>e Restdauer des Arbeitsverhältnisses<br />
beziehungsweise die Dauer der Kündigungsfrist, ni<strong>ch</strong>t als Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen<br />
qualifizieren, au<strong>ch</strong> wenn sie im Rahmen einer "Aufhebungsvereinbarung" vor dem Hintergrund der<br />
anderweitig bestehenden gesetzli<strong>ch</strong>en und vertragli<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>e festgesetzt werden. Letzterer<br />
Gesi<strong>ch</strong>tspunkt wird im vorges<strong>ch</strong>lagenen Art. 20 Abs. 2 Ziff. 1 mit dem Hinweis auf "in Abgeltung" zum<br />
Ausdruck gebra<strong>ch</strong>t. Bei Fehlen einer sol<strong>ch</strong>en Regelung wäre der Verwaltungsrat gezwungen, will er<br />
si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t strafbar ma<strong>ch</strong>en, die Ansprü<strong>ch</strong>e des Arbeitnehmers geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> feststellen zu lassen.<br />
(e)<br />
Zwingende ausländis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tsvors<strong>ch</strong>riften<br />
Gewisse Arbeitsverträge mit Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitgliedern unterstehen aufgrund der in der Regel limitierten<br />
Re<strong>ch</strong>tswahlmögli<strong>ch</strong>keiten des IPR zwingend ausländis<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t. Dies sieht teilweise zwingende<br />
Leistungen vor, z.B. die Leistung von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen na<strong>ch</strong> französis<strong>ch</strong>em oder holländis<strong>ch</strong>em<br />
Re<strong>ch</strong>t. 12 Während die na<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t zwingende Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung<br />
mit einer paus<strong>ch</strong>alen Aussage als ni<strong>ch</strong>t mehr anwendbar erklärt werden kann, kann gegenüber dem<br />
ausländis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t so ni<strong>ch</strong>t vorgegangen werden. Der Verwaltungsrat und/oder die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
würden ansonsten vor die Wahl gestellt, entweder ausländis<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t zu bre<strong>ch</strong>en oder si<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t dem Risiko der Strafbarkeit auszusetzen. Die vorges<strong>ch</strong>lagene "safe<br />
harbor"-Bestimmung, wona<strong>ch</strong> "na<strong>ch</strong> anwendbarem ausländis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t zwingend ges<strong>ch</strong>uldete Vergütungen"<br />
zulässig sind, verhindert dies.<br />
11<br />
12<br />
Anhang 1 von 2007 zum Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance, Ziff. 6.<br />
In Frankrei<strong>ch</strong> beträgt die zwingende Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung je Dienstjahr 1/5 des Monatslohns (vom 2. bis zum 10. Dienstjahr) und 2/15<br />
des Monatslohns (ab dem 11. Dienstjahr).
8 | 17<br />
(2) Vergütungen im Voraus / Provisionen für die Übernahme oder Übertragung von Unternehmen<br />
oder Teilen davon<br />
Wir begrüssen, dass der VE-VgdA den Willen des Verfassungsgebers umsetzt und von der Verfassung<br />
ni<strong>ch</strong>t gedeckte weitere Vergütungen wie insbesondere Antrittsprämien oder Ents<strong>ch</strong>ädigungen für<br />
Na<strong>ch</strong>teile ni<strong>ch</strong>t verbietet. Sollte si<strong>ch</strong> der Verordnungsgeber unserem Anliegen ans<strong>ch</strong>liessen, dass dem<br />
Bedürfnis der Unternehmen na<strong>ch</strong> einem erhöhten Mass an Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit mehr Gewi<strong>ch</strong>t beizumessen<br />
ist, regen wir an, dass statt einer Abgrenzung im Rahmen des Erläuterungsberi<strong>ch</strong>ts im vorges<strong>ch</strong>lagenen<br />
Ausnahmekatalog von Abs. 2 des Artikels 20 VE-VgdA folgende Bestimmung aufgenommen<br />
wird:<br />
"Antrittsprämien sowie Ents<strong>ch</strong>ädigungen für Na<strong>ch</strong>teile, die einer Person aufgrund ihres Stellenwe<strong>ch</strong>sels<br />
entstehen."<br />
Aus glei<strong>ch</strong>en Erwägungen regen wir an, die im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t statuierte Klarstellung, dass Leistungen<br />
von Mitgliedern des Verwaltungsrats, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirats im Rahmen von<br />
Umstrukturierungen bei der Festlegung der variablen Vergütungen weiterhin berücksi<strong>ch</strong>tigt werden<br />
können, explizit im Ausnahmekatalog aufzunehmen:<br />
"variable Vergütungen, die Leistungen im Rahmen von Übernahmen oder der Übertragung von Unternehmen<br />
oder Teilen davon berücksi<strong>ch</strong>tigen."<br />
B. Genehmigung der Gesamtvergütung dur<strong>ch</strong> die Aktionäre (Art. 18 VE-VgdA)<br />
1. Kurzüberblick<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung / Ergänzung von Art. 18:<br />
1 […]<br />
2 Verweigert die Generalversammlung die Genehmigung eines Gesamtbetrags, so kann der Verwaltungsrat<br />
an der glei<strong>ch</strong>en Versammlung einen neuen Antrag stellen. Stellt er keinen neuen Antrag<br />
oder wird au<strong>ch</strong> dieser abgelehnt, so hat der Verwaltungsrat innerhalb von drei Monaten eine neue<br />
Generalversammlung einzuberufen. Die Statuten können diese Frist auf se<strong>ch</strong>s Monate verlängern.<br />
3 […]<br />
4 Die Statuten können eine von Absatz 2 abwei<strong>ch</strong>ende Regelung vorsehen. Die folgenden Voraussetzungen<br />
müssen erfüllt sein:<br />
1. Der Verwaltungsrat beziehungsweise der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss kann die Vergütung festsetzen,<br />
jedo<strong>ch</strong> hö<strong>ch</strong>stens im Umfang der letzten gemäss Absatz 1 oder Absatz 3 von der<br />
Generalversammlung genehmigten beziehungsweise, sofern tiefer, der von der Generalversammlung<br />
verweigerten beantragten Gesamtbeträge.<br />
2. Der Verwaltungsrat beziehungsweise der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss berücksi<strong>ch</strong>tigt bei der
9 | 17<br />
Festsetzung der Vergütungen:<br />
a. die Gründe der Aktionäre für die Verweigerung der Genehmigung der beantragten<br />
Gesamtbeträge; und<br />
b. die Grundsätze und Parameter, die der Festsetzung der letzten von der Generalversammlung<br />
genehmigten Vergütung zugrunde lagen.<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 12 Abs. 2 Ziff. 6:<br />
6. die abwei<strong>ch</strong>ende Regelung zur Genehmigung der Vergütungen na<strong>ch</strong> Artikel 18 Absatz 3 und<br />
4.<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1:<br />
1. Vergütungen bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet, über die die Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t abstimmen<br />
konnte oder deren Genehmigung sie verweigert hat (Art. 18 Abs. 1 bis 3), mit Ausnahme der<br />
Vergütungen, deren Festsetzung sie im Rahmen der Statuten an den Verwaltungsrat beziehungsweise<br />
den Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss übertragen hat (Art. 18 Abs. 4 und Art. 19);<br />
2. Die vorges<strong>ch</strong>lagene Regelung im Einzelnen<br />
a) Abwei<strong>ch</strong>ende statutaris<strong>ch</strong>e Regelung betreffend die Konsequenzen der Verweigerung der<br />
Genehmigung der Gesamtvergütung<br />
Wir begrüssen das Bestreben des Vorentwurfs, in der zentralen Frage der bindenden Genehmigung<br />
der Gesamtvergütung dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung Praktikabilitätserwägungen angemessen zu<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigen. Insbesondere ers<strong>ch</strong>eint uns die Mögli<strong>ch</strong>keit, statutaris<strong>ch</strong> ein abwei<strong>ch</strong>endes, die spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Anforderungen der Gesells<strong>ch</strong>aft berücksi<strong>ch</strong>tigendes Genehmigungsregime festzulegen, sehr<br />
gelungen.<br />
Die vorges<strong>ch</strong>lagene Regelung betreffend die Folgen einer Ablehnung des Genehmigungsantrags ist<br />
aus unserer Si<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> wenig praktikabel:<br />
<br />
<br />
Die in dieser Eingabe vertretenen S<strong>ch</strong>weizer Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften, die neben S<strong>ch</strong>weizer<br />
Re<strong>ch</strong>t US-Börsenre<strong>ch</strong>t unterstehen, dürfen in aller Regel ohne spezifis<strong>ch</strong>e Vorankündigung in<br />
der Einladung zur Generalversammlung an der Generalversammlung selbst keine neuen Anträge<br />
stellen. Grund ist, dass ansonsten ni<strong>ch</strong>t persönli<strong>ch</strong> anwesende, aber dur<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>t oder<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsanweisung vertretene Aktionäre im Ergebnis ihre Stimmre<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t informiert ausüben<br />
könnten.<br />
Wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t unzulässig per se, so verkennt ein gesetzli<strong>ch</strong>es Gebot an den Verwaltungsrat<br />
von Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften, anlässli<strong>ch</strong> der Generalversammlung selbst einen neuen Antrag<br />
zu stellen, au<strong>ch</strong> in einem rein s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Kontext (ohne die US-regulatoris<strong>ch</strong>en Anforderungen)<br />
die Realitäten heutiger Generalversammlungen. Sie s<strong>ch</strong>adet der Aktionärsdemokratie,
10 | 17<br />
verstanden im Sinne eines informierten Aktionariats. Es ist ni<strong>ch</strong>t ungewöhnli<strong>ch</strong>, dass bis zu 90%<br />
der Stimmre<strong>ch</strong>te über einen oder mehrere Vertreter ausgeübt werden, während die Anteilseigner<br />
gerade ni<strong>ch</strong>t persönli<strong>ch</strong> anwesend sind. Unter diesen Voraussetzungen ist eine sinnvolle<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsinstruktion bei ad hoc-Anträgen kaum mögli<strong>ch</strong>. Viele Aktionäre weisen ihren Vertreter<br />
daher zur Stimmenthaltung an. Ist das Bes<strong>ch</strong>lussquorum, wie häufig der Fall, statutaris<strong>ch</strong><br />
unter Bezugnahme auf die "abgegebenen" (statt vertretenen) Stimmen festgesetzt, kann dies<br />
dazu führen, dass über den Ausgang des neuen, zweiten Antrags auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die wenigen<br />
im Saal vertretenen, ni<strong>ch</strong>t-repräsentativen Aktionäre ents<strong>ch</strong>eiden. Kommt die dispositive gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Regelung zur Anwendung, die auf die "vertretenen" Stimmen abstellt, wirken si<strong>ch</strong><br />
Stimmenthaltungen als Nein-Stimmen aus, sodass eine Genehmigung praktis<strong>ch</strong> ausges<strong>ch</strong>lossen<br />
ist.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Die vorges<strong>ch</strong>lagene Lösung vers<strong>ch</strong>afft Corporate Raiders einen unangemessenen Einfluss, da<br />
sie dur<strong>ch</strong> Obsiegen mit dem paus<strong>ch</strong>alen Antrag, die Vergütung ni<strong>ch</strong>t zu genehmigen, faktis<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> den gesamten Verwaltungsrat und die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung zum Rücktritt bewegen können.<br />
Ein zweiter Antrag des Verwaltungsrates kann fals<strong>ch</strong>e Anreize für die Aktionäre bieten, den<br />
Hauptantrag des Verwaltungsrats abzulehnen und für den zweiten tieferen Antrag zu stimmen.<br />
Die Regelung, wona<strong>ch</strong> bei Ni<strong>ch</strong>tgenehmigung eine ausserordentli<strong>ch</strong>e Generalversammlung<br />
zwecks Genehmigung eines neuen Vors<strong>ch</strong>lags betreffend die Vergütung einberufen werden<br />
muss, s<strong>ch</strong>afft erhebli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit. Wird die Abstimmung prospektiv dur<strong>ch</strong>geführt<br />
(gegebenenfalls au<strong>ch</strong> für die variable Vergütung), und wird die Genehmigung der Vergütung<br />
verweigert, kann die Gesells<strong>ch</strong>aft während rund 4 Monaten keine Vergütung auszahlen, ohne<br />
si<strong>ch</strong> dem Risiko der Strafbarkeit auszusetzen. Eine derart lange Phase der Unsi<strong>ch</strong>erheit ist weder<br />
im Interesse der Gesells<strong>ch</strong>aft no<strong>ch</strong> ihrer Aktionäre. Zudem erhöht sie das Risiko, dass Verwaltungsräte,<br />
die nur für ein Jahr gewählt sind, diese Mehrarbeit gar ni<strong>ch</strong>t erst auf si<strong>ch</strong> nehmen<br />
mö<strong>ch</strong>ten und zurücktreten.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> führt die Dur<strong>ch</strong>führung einer ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung zu signifikanten<br />
Zusatzkosten. Die direkten finanziellen Auswirkungen für die Aktionäre, nämli<strong>ch</strong> Druck<br />
auf den Aktienkurs des betroffenen Unternehmens während einer verglei<strong>ch</strong>sweise langen Phase<br />
der Unsi<strong>ch</strong>erheit, sind ebenfalls ni<strong>ch</strong>t zu verna<strong>ch</strong>lässigen.<br />
Aus diesen Gründen regen wir an, die Mögli<strong>ch</strong>keit einer statutaris<strong>ch</strong>en Regelung ni<strong>ch</strong>t nur für den<br />
Abstimmungsmodus, sondern au<strong>ch</strong> für die Folgen einer Ablehnung zuzulassen. Au<strong>ch</strong> bei einer<br />
sol<strong>ch</strong>en Regelung bleibt die Abstimmung "bindend":<br />
<br />
<br />
Bindend heisst, dass die Ablehnung zwingend einen Einfluss auf die Vergütung haben muss.<br />
Es bedeutet jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zwingend, dass bei einem "Nein" bis zu einem positiven Ents<strong>ch</strong>eid<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung keine Vergütungen mehr ausgeri<strong>ch</strong>tet werden dürfen. Eine Regelung<br />
in den Statuten, die für den Fall einer Ablehnung zwingend vorsieht, dass dadur<strong>ch</strong> die<br />
Vergütung beeinflusst wird, ist ebenfalls bindend.<br />
Mit einer statutaris<strong>ch</strong>en Regelung der Folgen eines Ablehnungsents<strong>ch</strong>eids erhält der Verwaltungsrat<br />
und/oder der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss keinen Freipass zur Festsetzung einer von den
11 | 17<br />
Aktionären unerwüns<strong>ch</strong>ten Vergütung. Vielmehr ist er an die Grundsätze der Verordnung und<br />
der Statuten gebunden. Ausserdem hat der Verwaltungsrat beziehungsweise der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss<br />
aufgrund seiner allgemeinen Treuepfli<strong>ch</strong>t (Art. 717 OR) die Pfli<strong>ch</strong>t, eine unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
des Aktionärswillens angemessene Vergütung festzusetzen.<br />
<br />
Es ist ni<strong>ch</strong>ts Unübli<strong>ch</strong>es, dass die Statuten einer Aktiengesells<strong>ch</strong>aft die Pfli<strong>ch</strong>tverletzung und<br />
damit au<strong>ch</strong> einen Straftatbestand definieren (vgl. z.B. Art. 158 StGB – „unter Verletzung seiner<br />
Pfli<strong>ch</strong>ten“, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> aus den Statuten oder sogar Reglementen ergeben). Der VE-VgdA<br />
sieht selbst mehrere sol<strong>ch</strong>er Regelungen vor (vgl. z.B. Art. 24 Abs. 1 Ziff. 2 i.V.m. Art. 20 Ziff. 4<br />
und 5 VE-VgdA).<br />
Im Verglei<strong>ch</strong> zum ursprüngli<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>lag der Unterzei<strong>ch</strong>nenden 13 ist die vorges<strong>ch</strong>lagene Lösung<br />
erhebli<strong>ch</strong> enger. Grundidee ist, im Falle einer Ablehnung an die letzte genehmigte Vergütung anzuknüpfen<br />
(wie au<strong>ch</strong> von Ständerat MINDER vorges<strong>ch</strong>lagen), 14 jedo<strong>ch</strong> nur im Sinne einer maximalen<br />
Ri<strong>ch</strong>tgrösse. Waren die verweigerten beantragten Gesamtvergütungsbeträge tiefer als die letzte genehmigte<br />
Vergütung, gelten diese als Hö<strong>ch</strong>stgrenzen. Der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss und/oder der Verwaltungsrat,<br />
je na<strong>ch</strong> statutaris<strong>ch</strong>er Ausgestaltung, sind zudem zwingend beauftragt, bei der Festsetzung<br />
der Vergütungen:<br />
1. die Gründe zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, aufgrund deren die Aktionäre den Vors<strong>ch</strong>lag des Verwaltungsrats<br />
abgelehnt haben; und<br />
2. die Grundsätze und Parameter anzuwenden, die der letzten genehmigten Vergütung zugrunde<br />
lagen. Damit ist si<strong>ch</strong>ergestellt, dass beispielsweise eine Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung des Ges<strong>ch</strong>äftsganges<br />
oder der finanziellen Situation der Unternehmen berücksi<strong>ch</strong>tigt wird: Da der Festsetzung<br />
der Vergütung in aller Regel Vergütungsreglemente und/oder vom Verwaltungsrat oder Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss<br />
festgelegte Zielwerte zugrunde liegen, führt deren Anwendung im Ergebnis zu<br />
einer Senkung der Vergütungen.<br />
b) Frist zur Einladung einer ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung im Falle der Verweigerung<br />
der Genehmigung (Art. 18 Abs. 2 Satz 2 VE-VgdA)<br />
In jedem Fall sollte den Gesells<strong>ch</strong>aften die Mögli<strong>ch</strong>keit eingeräumt werden, die Frist zur Einberufung<br />
einer ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung gemäss Art. 18 Abs. 2 Satz 2 VE-VgdA statutaris<strong>ch</strong> von 3 auf<br />
maximal 6 Monate zu verlängern. Für die hier vertretenen Gesells<strong>ch</strong>aften ist die Ausarbeitung einer<br />
SEC-konformen Einladung (sog. "Proxy Statement") innert einer Frist von 3 Monaten fast ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>,<br />
insbesondere wenn si<strong>ch</strong> die amerikanis<strong>ch</strong>e Aufsi<strong>ch</strong>tsbehörde für eine "Review" und Kommentierung<br />
des "Proxy Statement" ents<strong>ch</strong>eiden sollte.<br />
13<br />
14<br />
Art. 4 lit. c und Art. 13 des Vors<strong>ch</strong>lages OSER|MÜLLER (GesKR Online-Beitrag 2 | 2013, S. 4 ff. und 10).<br />
Sonnntagszeitung vom 16. Juni 2013, S. 47 ("Dann gilt einfa<strong>ch</strong> der Status quo.").
12 | 17<br />
C. Strafbestimmungen (Art. 24 und 25 VE-VgdA)<br />
Wie erwähnt, bereiten die vorges<strong>ch</strong>lagenen Strafbestimmungen den Betroffenen die grössten Sorgen.<br />
In der Diskussion wurden von den Wirts<strong>ch</strong>aftsvertretern und Teilen der Politik für den strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Teil zahlrei<strong>ch</strong>e Verbesserungsvors<strong>ch</strong>läge unterbreitet, wie unter anderem die Ausgestaltung der Straftatbestände<br />
als Antragsdelikte mit einer Mindests<strong>ch</strong>welle, die differenziertere Ausgestaltung der Straftatbestände,<br />
15 mildere Strafandrohungen für die Ziff. 6 bis 9 von Art. 24 Abs. 1 VE-VgdA sowie vor<br />
allem die Bes<strong>ch</strong>ränkung der Strafbarkeit auf eindeutige Fälle dur<strong>ch</strong> Aufstellen des Erfordernisses<br />
"wider besseres Wissen". In der Sa<strong>ch</strong>e unterstützen wir namentli<strong>ch</strong> letztere Eins<strong>ch</strong>ränkung;<br />
angesi<strong>ch</strong>ts der zahlrei<strong>ch</strong>en Abgrenzungss<strong>ch</strong>wierigkeiten zwis<strong>ch</strong>en zulässigen und unzulässigen Vergütungen<br />
sollte si<strong>ch</strong> das Präventionsziel und damit die Strafbarkeit nur auf eindeutig re<strong>ch</strong>tswidrige<br />
Vorgänge beziehen. 16<br />
Anzuregen wäre deshalb eine Strafre<strong>ch</strong>tsnorm, die etwa wie folgt formuliert werden könnte:<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 24 Abs. 1 Ziffer 2:<br />
2. unzulässige Vergütungen na<strong>ch</strong> Artikel 20 oder 21 bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet, die na<strong>ch</strong> Artikel 20<br />
oder 21 offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unzulässig sind;<br />
In erster Linie ist jedo<strong>ch</strong> geboten, wie in dieser Stellungnahme angeregt, das strafbewehrte Verhalten<br />
präziser vom zulässigen Verhalten abzugrenzen. Entspre<strong>ch</strong>end ist dies au<strong>ch</strong> der Hauptpunkt dieser<br />
Stellungnahme – ni<strong>ch</strong>t nur aus re<strong>ch</strong>tstheoretis<strong>ch</strong>en, sondern au<strong>ch</strong> aus wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Gründen:<br />
<br />
<br />
Ein unbestimmtes Strafbarkeitsrisiko wirkt abs<strong>ch</strong>reckend und hält viele Personen von der Annahme<br />
eines Mandates in einer S<strong>ch</strong>weizer Gesells<strong>ch</strong>aft ab – dies ist weder im Interesse der betroffenen<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften oder Aktionäre no<strong>ch</strong> des Unternehmensstandorts S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Verwaltungsrat und die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung können mit Strafanzeigen unter Druck gesetzt werden.<br />
Je unklarer die Re<strong>ch</strong>tslage, desto grösser diese Gefahr.<br />
15<br />
16<br />
Vgl. au<strong>ch</strong> JAAG/RÜSSLI, Neue Zür<strong>ch</strong>er Zeitung vom 23. Juli 2013, S. 19 ("Gesetzmässigkeit und Verhältnismässigkeit bea<strong>ch</strong>ten").<br />
Vgl. KLAUS LÜDERSSEN, Irrtum und Prävention, Fests<strong>ch</strong>rift Claus Roxin zum 70. Geburtstag (2001), S. 457 ff., S. 477.
13 | 17<br />
III.<br />
Weitere Anliegen und Bemerkungen<br />
A. Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses (Art. 7 Abs. 4 und<br />
12 Abs. 1 Ziff. 3 VE-VgdA)<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 7 Abs. 4:<br />
4 Die Statuten bestimmen die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses. Für die<br />
nähere Ums<strong>ch</strong>reibung kann auf ein Reglement verwiesen werden.<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 12. Abs 1 Ziff. 3:<br />
3. die grundsätzli<strong>ch</strong>en Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses.<br />
Es sollte klargestellt werden, dass die Statuten– wie im Aktienre<strong>ch</strong>t übli<strong>ch</strong> – nur die grundsätzli<strong>ch</strong>en<br />
Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses regeln müssen, die Einzelheiten jedo<strong>ch</strong><br />
in einem Reglement verankert werden können. Die separat erlassenen "Compensation Committee<br />
Charter" enthalten oft – teils au<strong>ch</strong> aufgrund von zwingenden Börsenregeln (z.B. in Bezug auf Unternehmen,<br />
die an der New York Stock Ex<strong>ch</strong>ange kotiert sind) – ausführli<strong>ch</strong>e und differenzierte Regelungen.<br />
Sie sind auf die Management-Struktur abgestimmt, wel<strong>ch</strong>e stetigen Änderungen unterworfen ist.<br />
Überdies können si<strong>ch</strong> Anpassungen an die Entwicklungen der "best corporate governance" oder aufgrund<br />
geänderter Börsenregeln aufdrängen. Eine detaillierte Regelung auf Stufe der Statuten sprengt<br />
deren Rahmen und kann ni<strong>ch</strong>t genügend flexibel angepasst werden. Sollten die Aktionäre ausnahmsweise<br />
eine detaillierte statutaris<strong>ch</strong>e Regelung wüns<strong>ch</strong>en, steht ihnen diese Mögli<strong>ch</strong>keit weiter offen.<br />
Anstelle einer expliziten Aufnahme der vorges<strong>ch</strong>lagenen Änderungen in die VgdA kann unseres Era<strong>ch</strong>tens<br />
au<strong>ch</strong> eine Klarstellung in den Erläuterungs- beziehungsweise Zusatzberi<strong>ch</strong>t aufgenommen<br />
werden.<br />
B. Amtsdauer des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters (Art. 8 Abs. 3 VE-VgdA)<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 8 Abs. 3 und Abs. 4:<br />
3<br />
Die Amtsdauer endet an am Ende der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung. Wiederwahl<br />
ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
4<br />
Die Generalversammlung kann einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter jeweils mit Wirkung für<br />
die folgende Generalversammlung jederzeit mit sofortiger Wirkung abberufen.<br />
Wir regen an, dass die Amtsdauer des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters am Ende der der Wahl<br />
folgenden ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung abläuft. Zudem soll eine Abberufung nur mit Wirkung für<br />
die folgende Generalversammlung mögli<strong>ch</strong> sein. Ansonsten müsste der Verwaltungsrat die Generalversammlung<br />
abbre<strong>ch</strong>en, um die gültige Vertretung der instruierenden Aktionäre zu gewährleisten.
14 | 17<br />
C. Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung (Art. 19 VE-VgdA)<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 19 Abs. 1:<br />
1 Die Statuten können für die Vergütungen von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung, die na<strong>ch</strong> der Genehmigung<br />
der fixen Vergütung gestützt auf Artikel 18 Absatz 1 oder 3 ernannt werden, einen Zusatzbetrag<br />
vorsehen<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 12 Abs. 2 Ziff. 5:<br />
5. den Zusatzbetrag für die Vergütungen von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung, die na<strong>ch</strong> der<br />
Genehmigung der fixen Vergütung ernannt werden na<strong>ch</strong> Artikel 19 Absatz 1;<br />
Der jetzige Wortlaut von Art. 19 Abs. 1 VE-VgdA könnte so interpretiert werden, dass si<strong>ch</strong> der Zusatzbetrag<br />
nur auf die fixe Vergütung beziehen darf. 17 Diese praxisorientierte Regelung wäre diesfalls<br />
denjenigen Gesells<strong>ch</strong>aften vers<strong>ch</strong>lossen, die gestützt auf eine statutaris<strong>ch</strong> abwei<strong>ch</strong>ende Regelung die<br />
fixe und variable Vergütung prospektiv genehmigen lassen. Für neue Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder<br />
müsste neben der prospektiven Genehmigung zusätzli<strong>ch</strong> eine retrospektive Genehmigung der variablen<br />
Vergütung von der ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung eingeholt werden. Überdies ist es für Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
in Anstellungsverhandlungen na<strong>ch</strong>teilig, für die Dauer bis zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
eine Vergütung ni<strong>ch</strong>t verbindli<strong>ch</strong> zusi<strong>ch</strong>ern zu können.<br />
D. Unzulässige Vergütungen im Konzern (Art. 21 VE-VgdA)<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 21 Abs. 1 Ziff. 1:<br />
1. dem Gesetz oder dieser Verordnung ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>en oder in den Statuten der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
ni<strong>ch</strong>t vorgesehen sind; oder<br />
Der Wortlaut von Art. 21 Abs. 1 Ziff. 1 VE-VgdA ("oder in den Statuten der Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t vorgesehen")<br />
ist zu weitgehend. Es ist ri<strong>ch</strong>tig, , dass die Vergütungen (i) weder Gesetz no<strong>ch</strong> Verordnung verletzen<br />
dürfen und (ii) von der Generalversammlung genehmigt werden müssen. Ni<strong>ch</strong>t vorausgesetzt<br />
werden kann jedo<strong>ch</strong>, dass jegli<strong>ch</strong>e Vergütung einer statutaris<strong>ch</strong>en Grundlage bedarf – dies s<strong>ch</strong>reiben<br />
weder die Verordnung no<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 BV vor. Im Übrigen ist das Erfordernis überflüssig beziehungsweise<br />
sa<strong>ch</strong>fremd:<br />
1. Die Ausri<strong>ch</strong>tung von Vergütungen, die einer statutaris<strong>ch</strong>en Grundlage bedürfen, ohne sol<strong>ch</strong>e<br />
Grundlage ist s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> Art. 20 Ziff. 4 und 5 VE-VgdA unzulässig und entspri<strong>ch</strong>t somit ni<strong>ch</strong>t<br />
der Verordnung.<br />
17<br />
Vgl. Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t, S. 22 f.
15 | 17<br />
2. Es ist sa<strong>ch</strong>fremd, in den Statuten der Konzernmutter die Vergütungen dur<strong>ch</strong> Konzerntö<strong>ch</strong>ter zu<br />
regeln.<br />
Daher regen wir an, den Zusatz "in den Statuten der Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t vorgesehen" ersatzlos zu<br />
strei<strong>ch</strong>en.<br />
E. Übergangsbestimmungen (Art. 26 bis 32 VE-VgdA)<br />
1. Unzulässige Vergütungen<br />
Die Art. 20 und 21 VE-VgdA erhalten keine explizite Übergangsbestimmung, woraus si<strong>ch</strong> gewisse<br />
Unsi<strong>ch</strong>erheiten ergeben. Unseres Era<strong>ch</strong>tens gilt – gestützt auf den Vorentwurf und den Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t<br />
– was folgt:<br />
<br />
<br />
<br />
Die Strafbestimmungen finden nur Anwendung, soweit die entspre<strong>ch</strong>enden Verbote oder Handlungspfli<strong>ch</strong>ten<br />
in Kraft getreten sind. 18<br />
Art. 20 Ziff. 4 und 5 VE-VgdA treten erst na<strong>ch</strong> Ablauf der zweijährigen Übergangsfrist gemäss<br />
Art. 27 Abs. 1 VE-VgdA in Kraft. Folgli<strong>ch</strong> ist bis 31. Dezember 2015 die Ausri<strong>ch</strong>tung derjenigen<br />
Vergütungen, Renten etc., die einer statutaris<strong>ch</strong>en Grundlage bedürfen, ohne statutaris<strong>ch</strong>e<br />
Grundlage zulässig und straflos. 19<br />
Unter bis zum 31. Dezember 2013 abges<strong>ch</strong>lossenen Arbeitsverträgen können bis zum<br />
31. Dezember 2014 na<strong>ch</strong> Art. 20 (und Art. 21 Ziff. 1) VE-VgdA unzulässige Vergütungen ausgeri<strong>ch</strong>tet<br />
werden. Als Arbeitsverträge gelten au<strong>ch</strong> Vergütungspläne oder -reglemente, die am<br />
31. Dezember 2013 in Kraft waren.<br />
Diese Grundsätze ergeben si<strong>ch</strong> aus allgemeinen Prinzipen des Übergangsre<strong>ch</strong>ts sowie dem Verordnungsentwurf.<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts ihrer grundsätzli<strong>ch</strong>en Bedeutung wäre es unseres Era<strong>ch</strong>tens wüns<strong>ch</strong>enswert,<br />
wenn sie explizit im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t oder einem Zusatzberi<strong>ch</strong>t festgehalten würden.<br />
2. Genehmigung der Vergütung<br />
Aufgrund der Weitergeltung der bestehenden Arbeitsverträge und Vergütungsreglemente bis zum<br />
31. Dezember 2014 kann eine Abstimmung au<strong>ch</strong> über die variable Vergütung frühestens für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr<br />
2015 erfolgen. Wir regen daher an, Art. 31 Abs. 2 VE-VgdA entspre<strong>ch</strong>end zu ändern.<br />
18<br />
19<br />
Vgl. Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t, S. 45; Übersi<strong>ch</strong>t des BJ über das Inkrafttreten.<br />
Vgl. Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t, S. 45.
16 | 17<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 31 Abs. 2:<br />
2 Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Genehmigung der Gesamtbeträge der variablen Vergütung der Mitglieder des<br />
Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates gelten erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr, auf<br />
das si<strong>ch</strong> der Jahresberi<strong>ch</strong>t bezieht, der an der zweiten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung, die mit<br />
oder na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten dieser Verordnung beginnt stattfindet, zu genehmigen ist.<br />
Für Gesells<strong>ch</strong>aften, die eine Statutenanpassung im Sinne von Art. 18 Abs. 3 VE-VgdA bes<strong>ch</strong>liessen<br />
und über die fixe und variable Vergütung prospektiv abstimmen lassen, sollte es mögli<strong>ch</strong> sein, an der<br />
ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung 2015 über die Vergütungen gemäss dem statutaris<strong>ch</strong>en Modus<br />
abstimmen zu können, ohne zusätzli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die variable Vergütung rückwirkend für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr<br />
2014 genehmigen lassen zu müssen. Eine "doppelte" Abstimmung an der glei<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
ist im VE-VgdA ni<strong>ch</strong>t vorgesehen. Zudem ist es im Einklang mit der arbeitsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Übergangsfrist (vgl. vorstehend).<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Ergänzung von Art. 31 (neuer Absatz 3):<br />
3 Gesells<strong>ch</strong>aften, wel<strong>ch</strong>e die Gesamtbeträge der Vergütung der Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates gestützt auf Artikel 18 Absatz 3 genehmigen lassen, müssen<br />
unbea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Absätze 1 und 2 erstmals an der zweiten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung, die<br />
na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten dieser Verordnung stattfindet, die Gesamtbeträge gemäss der statutaris<strong>ch</strong>en<br />
Regelung genehmigen lassen.<br />
3. Wahl des Verwaltungsrates<br />
Die vorzeitige Beendigung der Amtsdauer der Mitglieder des Verwaltungsrates dur<strong>ch</strong> die VgdA ist<br />
sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>tfertigt. Mittels Wahl des Verwaltungsratspräsidenten und der Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
sowie der Genehmigung der Vergütung wird den Aktionären bereits ab der ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung 2014 beziehungsweise 2015 erhebli<strong>ch</strong>er Einfluss eingeräumt. Wir<br />
beantragen daher, Art. 28 Abs. 1 VE-VgdA entspre<strong>ch</strong>end zu ergänzen:<br />
Vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung von Art. 28 Abs. 1:<br />
1 Die Artikel 3, 4 und 7 gelten ab der ersten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung, die na<strong>ch</strong> Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung stattfindet. Mitglieder des Verwaltungsrats, deren Amtsdauer bei Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t abgelaufen ist, bleiben bis zu deren Ablauf im Amt.
17|17<br />
4. Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
Der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t kann erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr, das mit oder na<strong>ch</strong> Inkrafttreten der Verordnung<br />
beginnt, erstellt werden.^° Ansonsten liegt eine unzulässige Rückwirkung vor. Ausserdem<br />
kann die Revisionsstelle erst ab diesem Zeitpunkt die Vereinbarkeit mit der Verordnung prüfen. Wir<br />
s<strong>ch</strong>lagen daher folgende zusätzli<strong>ch</strong>e Übergangsbestimmung vor:<br />
Zusätzli<strong>ch</strong>e Übergangsbestimmung:<br />
Die Artikel 13 bis 17 gelten erstmals in Bezug auf das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr, das mit oder na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung beginnt.<br />
Für die wohlwollende Prüfung unserer Anliegen mö<strong>ch</strong>ten wir Ihnen, sehr geehrte Frau Bundesrätin,<br />
sehr geehrte Damen und Herren, danken.<br />
Bei Fragen oder Unklarheiten stehen wir Ihnen und den zuständigen Fa<strong>ch</strong>stellen jederzeit gerne zur<br />
Verfügung.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
David Oser<br />
Andreas Müller<br />
Beilage:<br />
Übersi<strong>ch</strong>t über die vorges<strong>ch</strong>lagenen Änderungen<br />
20<br />
Anders aber die Übersi<strong>ch</strong>t des BJ über das Inkrafttreten.
innovation<br />
zweite säule<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidgenössis<strong>ch</strong>es Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
24. Juli 2013<br />
Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Die Innovation Zweite Säule (IZS) dankt für Ihre Einladung zur Anhörung und nimmt zum eingangs<br />
erwähnten Revisionsvorhaben bzw. zur unterbreiteten Vorlage innert Frist wie folgt Stellung:<br />
Vorbemerkung<br />
Der neue Verfassungsartikel bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> zur Wahrnehmung der Aktionärsre<strong>ch</strong>te auf Vergütungsfragen.<br />
Alle Akteure der berufli<strong>ch</strong>en Vorsorge, die das Vorsorgevermögen bewirts<strong>ch</strong>aften und dafür<br />
gegenüber den Leistungsbere<strong>ch</strong>tigten aus diesem Vermögen fiduziaris<strong>ch</strong> verantwortli<strong>ch</strong> sind, haben<br />
si<strong>ch</strong> für die best practice der Corporate Governance in den investierten Unternehmen einzusetzen.<br />
Wir ersu<strong>ch</strong>en Sie deshalb, diesen Grundsatz bei der Ausarbeitung der vorliegenden Verordnung zu<br />
bea<strong>ch</strong>ten.<br />
Zu Artikel 22<br />
Die Bes<strong>ch</strong>ränkung des persönli<strong>ch</strong>en Anwendungsberei<strong>ch</strong>s auf die dem Freizügigkeitsgesetz unterstellten<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen era<strong>ch</strong>ten wir gerade mit Blick auf den Verfassungstext – wo von<br />
„Pensionskassen“ die Rede ist – als angemessen. Mit diesem Begriff meinten die Initianten eben<br />
weder Wohlfahrtsfonds no<strong>ch</strong> andere Annex-Einri<strong>ch</strong>tungen der berufli<strong>ch</strong>en Vorsorge. Es bleibt im<br />
Übrigen den ni<strong>ch</strong>t dem Freizügigkeitsgesetz unterstellten Einri<strong>ch</strong>tungen unbenommen, ihre Stimmre<strong>ch</strong>te<br />
als Aktionäre wahrzunehmen und den Versi<strong>ch</strong>erten darüber zu beri<strong>ch</strong>ten, was die übrigens<br />
dur<strong>ch</strong>aus au<strong>ch</strong> fordern dürfen, zumal es si<strong>ch</strong> hier um eine fiduziaris<strong>ch</strong>e Aufgabe im Interesse der<br />
Destinatäre handelt.<br />
Dass bei Fonds und ETF die Stimmre<strong>ch</strong>te heute in der Regel ni<strong>ch</strong>t wahrgenommen werden können,<br />
dürfte einleu<strong>ch</strong>ten. Indes wären gerade hier in einer erweiterten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Si<strong>ch</strong>tweise zu<br />
kollektiven Anlagen Grenzen (i.S. exaktere Abgrenzungen) aufzuzeigen. Viellei<strong>ch</strong>t könnten damit<br />
sogar au<strong>ch</strong> die Initianten, wel<strong>ch</strong>e eine „absolute Stimmpfli<strong>ch</strong>t“ fordern, geeignet befriedigt werden.<br />
Tel-Nr. +41 (0) 31 9591117 Fax-Nr. +41 (0) 31 95911 10<br />
Thunstrasse 78, Postfa<strong>ch</strong> 198, CH 3000 Bern 6<br />
mail@izs.<strong>ch</strong> / www.izs.<strong>ch</strong>
innovation<br />
zweite säule<br />
Dieses Beispiel ruft einmal mehr na<strong>ch</strong> vermehrtem Beizug der Wissens<strong>ch</strong>aft, ni<strong>ch</strong>t nur zu Einzelfragen<br />
wie dieser und weiteren im Folgenden erwähnten, sondern au<strong>ch</strong> im Rahmen einer s<strong>ch</strong>on mehrfa<strong>ch</strong><br />
gewüns<strong>ch</strong>ten Erweiterung der eingeladenen Vernehmlassungsteilnehmer. Die Wissens<strong>ch</strong>aft ist<br />
geradezu da, in einem neuen, zumindest no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gesi<strong>ch</strong>erten Feld der Re<strong>ch</strong>tsentwicklung die<br />
notwendigen Grundlagen für eine vertretbare und allgemein akzeptable Weiterentwicklung des<br />
Re<strong>ch</strong>tssystems zu erarbeiten.<br />
Dass die Stimmpfli<strong>ch</strong>t in einem Reglement (Absatz 4) ihren Nieders<strong>ch</strong>lag finden muss, befürworten<br />
wir ausdrückli<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t nur vor dem Hintergrund, dass eine Stimmpfli<strong>ch</strong>t allgemein im Interesse der<br />
Versi<strong>ch</strong>erten ni<strong>ch</strong>t generell-abstrakt ums<strong>ch</strong>rieben werden kann, sondern au<strong>ch</strong>, weil die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Einri<strong>ch</strong>tungsgrössen und au<strong>ch</strong> –zwecke na<strong>ch</strong> individualisierter kassenspezifis<strong>ch</strong>er Betra<strong>ch</strong>tung<br />
rufen.<br />
Überlegungen, wie in Einzelfällen das Stimmre<strong>ch</strong>t ausgeübt werden soll, hat das Reglement zu<br />
bestimmen. Die Kassengrösse dürfte in diesem Zusammenhang au<strong>ch</strong> über die Vertretbarkeit pragmatis<strong>ch</strong>er<br />
Ansätze bestimmen. Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> fundierte Kriterien bzw. Abgrenzungen könnten<br />
au<strong>ch</strong> hier hilfrei<strong>ch</strong> sein.<br />
Zu Artikel 23<br />
Die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t im Na<strong>ch</strong>hinein na<strong>ch</strong> Artikel 23 ist in den grösseren Zusammenhang des Artikels<br />
86b BVG zu stellen.<br />
Allerdings fehlt au<strong>ch</strong> aus dem erweiterten Zusammenhang betra<strong>ch</strong>tet, was auf Anfrage behandelt<br />
werden muss: nämli<strong>ch</strong> die Minimalvorgabe der Information in Einzelfällen.<br />
Zu Artikel 25<br />
Wir begrüssen in diesem Zusammenhang ausdrückli<strong>ch</strong> die Harmonisierung mit Artikel 76 BVG. Nur<br />
die Bestrafung vorsätzli<strong>ch</strong>er Begehung s<strong>ch</strong>eint uns insbesondere in der Einführungsphase geboten,<br />
im Sinne der Verhältnismässigkeit vor dem Hintergrund eines geringfügigen Unre<strong>ch</strong>tsgehalts in vorsorgebezügli<strong>ch</strong>en<br />
Fragen.<br />
Wir danken, sehr geehrte Frau Bundesrätin, sehr geehrte Damen und Herren, für die Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
unserer Einwände, Hinweise und Vors<strong>ch</strong>läge.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Präsident<br />
Vizepräsident<br />
2/2
Fin anzdirektion<br />
Kanton Zug<br />
—---<br />
Eiaenossiscnes<br />
Amt fürcHantietsreg!er<br />
INO.<br />
2 3. JULI 2013<br />
Finanzdirektjon, Postfa<strong>ch</strong> 1547. 6301 Zug<br />
Eidgenössis<strong>ch</strong>es Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
peter.hegglin@zg.<strong>ch</strong><br />
Zug, 18. Juli 2013 ruga<br />
FD FDS 4.2 / 23 / 59170<br />
Stellungnahme des Kantons Zug im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens im Zu<br />
sammenhang mit dem Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA)<br />
Sehr geehrte<br />
Der Kanton Zug ist Hauptaktionar der Zuger Kantonalbank, einer spezialgesetzli<strong>ch</strong>en Aktienge<br />
sells<strong>ch</strong>aft na<strong>ch</strong> Art. 763 DR. Gerne benützen wir daher die Gelegenheit zur Stellungnahme<br />
zum Vorentwurf zur VgdA.<br />
Die Zuger Kantonalbank wurde dur<strong>ch</strong> Gesetz vom 28. Oktober 1891 als Aktiengesells<strong>ch</strong>aft ge<br />
gründet. Das Gesetz über die Zuger Kantonalbank umfasst materiell au<strong>ch</strong> die Statuten der Zu<br />
ger Kantonalbank. Der Kanton Zug ist gemäss § 7 des Gesetzes über die Zuger Kantonalbank<br />
vom 20. Dezember 1973 (na<strong>ch</strong>folgend «Kantonalbankgesetz») mindestens zur Hälfte an deren<br />
Aktienkapital beteiligt. Der Kanton Zug haftet subsidiär für die Verbindli<strong>ch</strong>keiten der Bank<br />
( 4 Abs. 1 Kantonalbankengesetz). Die Zuger Kantonalbank wird unter Mitwirkung öffentli<strong>ch</strong>er<br />
Behörden verwaltet. So wählt der Regierungsrat die Mehrheit der Mitglieder des Bankrates und<br />
der Revisionsstelle( 23 und 30 Kantonalbankgesetz), und es bedürfen Bes<strong>ch</strong>lüsse der Ge<br />
neralversammlung über Kapitalerhöhungen der Zustimmung des Kantonsrats ( 8 Abs. 1 und<br />
§ 42 Kantonalbankgesetz). Änderungen des Kantonalbankgesetzes dur<strong>ch</strong> den kantonalen Ge<br />
setzgeber bedürfen der Zustimmung von mindestens zwei Dritteln der an der Generalversamm<br />
lung vertretenen stimmbere<strong>ch</strong>tigten Aktien ( 42 Abs. 1 Kantonalbankgesetz). Bei der Zuger<br />
Kantonalbank handelt es si<strong>ch</strong> mithin um eine spezialgesetzli<strong>ch</strong>e Aktiengesells<strong>ch</strong>aft na<strong>ch</strong><br />
Art. 763 OR. Die Aktien der Zuger Kantonalbank sind an der SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange kotiert.<br />
Aufgrund der Bestimmungen von Art. 1 VgdA gehen wir davon aus, dass die VgdA für spezialgesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Aktiengesells<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> Art. 763 DR ni<strong>ch</strong>t gilt. Art. 763 DR hält bekanntli<strong>ch</strong> fest,<br />
dass die Bestimmungen über die Aktiengesells<strong>ch</strong>aft auf Gesells<strong>ch</strong>aften und Anstalten, wie u.a.<br />
Banken, die dur<strong>ch</strong> die besondere kantonale Gesetze gegründet worden sind, unter Mitwirkung<br />
öffentli<strong>ch</strong>er Behörden verwaltet werden und für deren Verbindli<strong>ch</strong>keiten der Kanton die subsidi<br />
äre Haftung übernimmt, au<strong>ch</strong> dann ni<strong>ch</strong>t zur Anwendung kommen, wenn das Kapital ganz oder<br />
Baarerstrasse 53, 6300 Zug<br />
T 041 728 36 03, F 041 728 24 66<br />
www. zg . c h/fi na nze n
Seite 2/3<br />
teilweise in Aktien zerlegt ist und unter Beteiligung von Privatpersonen aufgebra<strong>ch</strong>t wird. Der<br />
Auss<strong>ch</strong>luss der Anwendung der VgdA auf spezialgesetzli<strong>ch</strong>e Aktiengesells<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> Art.<br />
763 DR geht allerdings aus dem Vorentwurf ni<strong>ch</strong>t klar hervor. Wir ersu<strong>ch</strong>en Sie daher, dies in<br />
der definitiven Fassung der Verordnung präzisierend festzuhalten.<br />
Materiell handelt es si<strong>ch</strong> bei den spezialgesetzli<strong>ch</strong>en Aktiengesells<strong>ch</strong>aften ni<strong>ch</strong>t um Aktienge<br />
sells<strong>ch</strong>aften im Sinne des OR, sondern um öffentli<strong>ch</strong>-re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Institutionen. Bei Art. 763 DR<br />
handelt es si<strong>ch</strong> also um einen Vorbehalt des Bundeszivilre<strong>ch</strong>ts zugunsten des öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Re<strong>ch</strong>ts der Kantone. Die Institutionen gemäss Art. 763 DR sind auf Bundesebene bspw. mit<br />
der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Nationalbank (SNB) zu verglei<strong>ch</strong>en. Wir gehen davon aus, dass die<br />
Bestimmungen der VgdA au<strong>ch</strong> auf die SNB keine Anwendung finden, obwohl die Aktien der<br />
SNB an der SIX kotiert sind. Es ist daher folgeri<strong>ch</strong>tig, wenn die Bestimmungen der VgdA für<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften und Anstalten gemäss Art. 763 DR au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gelten.<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> Art. 763 DR unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> grundsätzli<strong>ch</strong> von privatre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Aktiengesells<strong>ch</strong>aften gemäss Art. 620 if. DR. Insbesondere werden erstere ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>end<br />
den Vorgaben des Aktienre<strong>ch</strong>tes sondern aufgrund eines besonderen kantonalen Gesetzes<br />
gegründet und unter Mitwirkung öffentli<strong>ch</strong>er Behörden verwaltet. Zudem übernimmt der betref<br />
fende Kanton die subsidiäre Haftung für die Verbindli<strong>ch</strong>keiten dieser Anstalt. Die Volksinitiative<br />
—<br />
— Zuger<br />
Seite 3/3<br />
Sollten die Bestimmungen der VgdA wider Erwarten au<strong>ch</strong> für spezialgesetzli<strong>ch</strong>e Aktiengesell<br />
s<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> Art. 763 OR gelten, so ist zu bedenken, dass kantonale Gesetze ni<strong>ch</strong>t wie<br />
ten von privatre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Aktiengesells<strong>ch</strong>aften geändert werden können. Eine Gesetzesände<br />
rung brau<strong>ch</strong>t sehr viel mehr Zeit als eine Statutenänderung. Häufig bedürfen sol<strong>ch</strong>e Gesetzesänderungen<br />
zudem no<strong>ch</strong> der Zustimmung der Generalversammlung der betreffenden spezialgesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Aktiengesells<strong>ch</strong>aft. Sofern also die Bestimmungen der VgdA au<strong>ch</strong> auf Gesell<br />
s<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> Art. 763 OR anwendbar sein sollten, müsste sol<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften mehr Zeit<br />
eingeräumt werden, um die kantonalen Gesetze in Übereinstimmung mit Art. 95 Abs. 3 BV zu<br />
bringen.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Finanzdirektion<br />
Statu<br />
Peter Hegglin/<br />
Regie ru ngsrat<br />
Kopie an:<br />
ehrabj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Kantonalbank
I(ELLERHALS.<br />
ANWÄLTE 1 ATTORNEYS AT LAW<br />
Eins<strong>ch</strong>reiben<br />
Bundesamt für Justiz<br />
z.H. Frau Bundesrätin<br />
Simonetta Sommaruga<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Bern/Züri<strong>ch</strong> 25. Juli 2013<br />
BB R/ m kr/X 2418878. d oc<br />
29. JULI<br />
Eidg. Jtj<br />
7 und<br />
2 6: JULI 2813<br />
Vernehmiassung zum Vorentwurf der Verordnung gegen die<br />
Abzockerei (“VgdA“)<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Gerne senden wir Ihnen hiermit unsere Vernehmiassung zum Entwurf der<br />
VgdA, wobei wir uns bewusst auf zwei drängende Fragenkomplexe im Be<br />
rei<strong>ch</strong> der Ents<strong>ch</strong>ädigungen konzentrieren, wissend, dass andere Punkte ins<br />
besondere dur<strong>ch</strong> die Wirts<strong>ch</strong>aftsverbände aufgenommen und thematisiert<br />
werden.<br />
1. Vergütungselemente, die erst später ausbezahlt werden resp.<br />
ins Eigentum übergehen, sofern gewisse Bedingungen erfüllt<br />
sind<br />
Viele Unternehmen arbeiten zur Förderung der Na<strong>ch</strong>haltigkeit und Mitarbei<br />
terbindung mit Vergütungselementen, die zwar bereits zugespro<strong>ch</strong>en, aber<br />
erst über eine längere Zeit, z.B. 3 Jahre, ausbezahlt werden resp. ins Eigen<br />
tum des Arbeitnehmers übergehen (meist bezei<strong>ch</strong>net als “vesting‘). Diese<br />
Vergütungsarten sind von zentraler Bedeutung, au<strong>ch</strong> im internationalen<br />
Kontext.<br />
Beispiel: KL-Mitglied Müller, erhält anfangs 2015 im Rahmen eines sog.<br />
Longterm Incentive Programs (LTIP) 90 Aktien zugespro<strong>ch</strong>en - er kann über<br />
diese gestaffelt erst verfügen, wenn die Jahresziele 2015, 2016 und 2017<br />
jeweils errei<strong>ch</strong>t wurden und sein Arbeitsvertrag in diesem Zeitpunkt unge<br />
kündigt ist (also jeweils im März 2016, 2017 und 2018, je 30 Aktien).<br />
Dr. Daniel Alder<br />
Eva Ba<strong>ch</strong>ofner<br />
Dr. Thomas Bähler, LL.M.<br />
Dr. Marco BaImelli<br />
Notar (ES)<br />
Thierry Barbey<br />
Dr. Christoph Bauer<br />
Dr. Florian Baumann, H.E.E.<br />
Dr. lvo R Baumgartner*<br />
AOL Steuerexperte<br />
Dr. Bernhard Berger. LL.M.<br />
Dr. Balthasar Bessenicri<br />
Notar (eS)<br />
Dr. LukaS BOpp, LL.M.<br />
Marc BDrn<br />
Dr. Beat Bre<strong>ch</strong>buhl, LL.M.<br />
Simone Burckhardt<br />
Anita Buri<br />
Dr. Leonardo Cereghetn<br />
Dr. Bernhard Christen<br />
Philipp A. d‘Hondt<br />
Silvia Eggens<strong>ch</strong>wiler Suppan<br />
Dr. Thomas Ei<strong>ch</strong>enberger<br />
Maren Eisenring<br />
Dr. Daniel Em<strong>ch</strong>, LL M.<br />
Kathrin Enderli<br />
Jean-Rodolohe Fie<strong>ch</strong>Ser, LL.M.<br />
Pnilippe Fräoard, MLE<br />
Nnrar tE)<br />
Christoph Frey, LL.M.<br />
Fa<strong>ch</strong>anwait SAV Haftrft<strong>ch</strong>t und Vers<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t<br />
Dr. Fabrizio Gabrielli<br />
Dr. Säbastien Gobat<br />
Dr. Anna-Antonina Gottret, LLM.*<br />
Prof. Dr. Pascal Grolimund, LL M.<br />
Dr. Andreas Güngeri<strong>ch</strong>, LL.M<br />
Lorenz Hadorn<br />
Martina Häring*<br />
Notarir laS und eL)<br />
Dr. Bernd Hauck**<br />
Ernst Hauser, LL.M.<br />
Claudia HeImle<br />
Thomas Hentz<br />
Dr. Markus Hess<br />
Melanie Huber<br />
Dr. Christoph Jäger<br />
Olivier Jann*<br />
Notar (BEI<br />
Estelle Keller Leuthardt<br />
Prof. Dr. Franz Kellerhals<br />
Nathahe Lang<br />
Dr. Daniel Lengader, LLM.<br />
Mi<strong>ch</strong>äle Ludwig<br />
Dr. Karim Maizar<br />
Dr. Maria M. Marti, MJur<br />
Urs Marti<br />
Martin Mama, LL.M.<br />
Dr. Ellen Moltzahn, LL.M.<br />
Dr. Nicolas Mosimann, LL.M.<br />
lic. aac. Astrid Msunier-S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>er, LL.M.<br />
Jahl Müller<br />
Dr. Dominik Oberholzer, LL.M.<br />
Ines Päs<strong>ch</strong>el<br />
Patrik Ri<strong>ch</strong>ard<br />
Med xtor 5DM SAV<br />
Dr. Peter Rickli<br />
Dr. Samuel Rickli<br />
Lea Ruckutuhl<br />
Bina Rutz<br />
Peter S<strong>ch</strong>atz, LL.M.<br />
Christophe S<strong>ch</strong>eidegger<br />
Andrea S<strong>ch</strong>mutz<br />
Nuturin IBS und BL(<br />
Werner S<strong>ch</strong>ubiger<br />
Dr. Annette Spy<strong>ch</strong>er, LL.M.<br />
Prof. Dr. Daniel Staehelin<br />
Notar las)<br />
Felix Stoll*<br />
Notar (BL)<br />
Dr. Claude Thomann, LL.M.<br />
Fa<strong>ch</strong>anwalt Sex Arbeitsre<strong>ch</strong>t<br />
Thomas Thomi*<br />
Notar (EL)<br />
Evelyne Toh-Stadelmann<br />
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Dr. Christian Wits<strong>ch</strong>i<br />
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KELLE RHALS.<br />
ANWÄLTE 1 ATTORNEYS AT LAW<br />
Gemäss s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>em Arbeitsvertragsre<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>en sol<strong>ch</strong>e Vergütungen je na<strong>ch</strong> Aus<br />
gestaltung oft e<strong>ch</strong>ten oder une<strong>ch</strong>ten Gratifikationen. Sie bezwecken neben der Abgeltung ge<br />
leisteten Dienste au<strong>ch</strong> die Motivation der Arbeitnehmer für die Zukunft.<br />
a) Definition “variable Vergütung“<br />
Wir begrüssen die enge Definition: Variabel im Sinne des E-VgdA sind e<strong>ch</strong>te Gratifikationen<br />
im Sinne von Art. 322d OR. Das heisst, dass Ents<strong>ch</strong>ädigungen, die bloss aufgrund fehlenden<br />
Bedingungseintritts (Zeitablauf, Errei<strong>ch</strong>en von bestimmten Zielen, ungekündigter Arbeitsver<br />
trag am Tag X) no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ausbezahlt oder im Falle von Aktien ins Eigentum des Bezügers<br />
übergegangen sind, grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als variabel im Sinne des E-VgdA gelten.<br />
Im Fall von Müller handelt es si<strong>ch</strong> — wenn keine Ermessensvoraussetzung vorgesehen ist —<br />
vermutli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um eine e<strong>ch</strong>te Gratifikation; denno<strong>ch</strong> wird dieser Vergütungsteil meist unter<br />
der Bezei<strong>ch</strong>nung “variable Vergütungen“ ausgewiesen — dies vor dem Hintergrund, dass diese<br />
Vergütung jedenfalls auf der Empfängerseite als variabel verstanden wird.<br />
Um nun zu verhindern, dass die blosse Zuordnung einer sol<strong>ch</strong>en Vergütung zu den variablen<br />
Vergütungen dazu führt, dass diese als e<strong>ch</strong>te Gratifikation qualifiziert wird, ist u.E. der na<strong>ch</strong><br />
folgende Satz auf S. 20 des Erläuternden Beri<strong>ch</strong>tes umzuformulieren:<br />
Bisher: “Liegt ein Arbeitsverhältnis vor, sind die variablen Vergütungen als e<strong>ch</strong>te Gratifikationen<br />
im Sinne von Art. 322d OR zu qualifizieren, auf die kein Re<strong>ch</strong>tsanspru<strong>ch</strong> besteht.‘<br />
Neu: “Liegt ein Arbeitsverhältnis vor, sind e<strong>ch</strong>te Gratifikationen im Sinne von Art. 322d OR, auf<br />
die kein Re<strong>ch</strong>tsanspru<strong>ch</strong>, als variable Vergütung im Sinne der VgdA zu qualifizieren.“<br />
Weder die konkrete Ausgestaltung der vertragli<strong>ch</strong>en, respektive planmässigen Bedingungen<br />
no<strong>ch</strong> die umfangrei<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung und Lehre dazu sind von der VgdA in Frage zu stel<br />
len; eine entspre<strong>ch</strong>ende Grundlage würde denn au<strong>ch</strong> im Verfassungstext fehlen. Es sollte je<br />
dem betroffenen Unternehmen freistehen, weitere Vergütungselemente als variabel zu be<br />
zei<strong>ch</strong>nen und entweder den Vors<strong>ch</strong>riften betreffend fixe Vergütungen oder den Vors<strong>ch</strong>riften<br />
betreffend variable Vergütungen zu unterstellen. Keine dieser Bezei<strong>ch</strong>nung ist somit präjudi<br />
zierend für die Frage, ob es si<strong>ch</strong> um einen festen Lohnbestandteil oder einen diskretionären<br />
Bonus handelt.<br />
b) Grundsatz ab Inkrafttreten der VgdA: Keine Vergütung im Voraus (Art. 20.<br />
Abs. 1 Ziff. 1) und keine jährli<strong>ch</strong>e GV-Vorlage (Art. 18 Abs. 3 Ziff. 1)<br />
Soweit und sofern Müller‘s 90 Aktien im Jahr 2014 von der Generalversammlung im Hinblick<br />
auf die Aktienzuweisung in 2015 genehmigt wurde (im Rahmen des Gesamtpaketes für die<br />
Konzernleitung und gestützt auf einen Beteiligungsplan, dessen Grundzüge in den Statuten<br />
verankert sind), handelt es si<strong>ch</strong> erstens um eine zulässige Vergütungsart (insbesondere ni<strong>ch</strong>t<br />
um eine Ausri<strong>ch</strong>tung einer Vergütung im Voraus) und zweitens sind die jeweils in den Jahren<br />
2
KELLE RHALS.<br />
ANWÄLTE 1 ATTORNEYS AT LAW<br />
2016, 2017 und 2018 in sein Eigentum übergehenden Aktien der Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t<br />
jährli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals neu vorzulegen.<br />
Sollte dies unter der VgdA ni<strong>ch</strong>t selbstverständli<strong>ch</strong> so sein, wäre eine entspre<strong>ch</strong>ende Klarstel<br />
lung vorzunehmen.<br />
c) Bereits zugespro<strong>ch</strong>ene Vergütungselemente: Keine une<strong>ch</strong>te Rückwirkung und<br />
keine doppelte GV-Vorlage<br />
Für bereits vor Inkrafttreten der VgdA zugespro<strong>ch</strong>ene Vergütungen, ob fix oder ‘variabel“,<br />
muss dies umso mehr gelten - au<strong>ch</strong> zur Vermeidung einer une<strong>ch</strong>ten Rückwirkung. Und erst<br />
re<strong>ch</strong>t dann, wenn sol<strong>ch</strong>e Vergütungen oder Vergütungselemente bereits ausgewiesen wurden<br />
(z. B. gestützt auf Art. 663bb1s OR im Anhang zur Jahresre<strong>ch</strong>nung im Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>t 2012)<br />
und/oder Gegenstand einer Generalversammlungsabstimmung waren (z.B. dur<strong>ch</strong> Abnahme<br />
des Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>ts 2012 oder im Rahmen einer konsultativen Abstimmung über den Ver<br />
gütungsberi<strong>ch</strong>t oder die Vergütung 2012). Sol<strong>ch</strong>e Vergütungen oder Vergütungselemente<br />
werden mit Inkrafttreten der VgdA per 1. Januar 2014 weder ungültig resp. strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> re<br />
levant no<strong>ch</strong> sind sie einer neuerli<strong>ch</strong>en Generalversammlungsabstimmung vorzulegen.<br />
Im Falle von Müller würde dies bedeuten, dass ihm zu Beginn des Jahres 2012 zugespro<strong>ch</strong>e<br />
ne Aktien, die über die Jahre 2012-2014 in sein Eigentum übergehen, sofern die entspre<br />
<strong>ch</strong>enden Bedingungen erfüllt sind, ganz si<strong>ch</strong>er dann ni<strong>ch</strong>t ungültig werden, wenn die GV 2013<br />
diese Zuteilung im Rahmen des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts 2012 resp. der Vergütung 2012 konsulta<br />
tiv oder via Abstimmung über den Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>t gutgeheissen hat.<br />
Um hier Klarheit zu s<strong>ch</strong>affen, könnte si<strong>ch</strong> folgende Ergänzung im erläuternden Beri<strong>ch</strong>t resp.<br />
in der VgdA anerbieten:<br />
„Die Verordnung ist ni<strong>ch</strong>t anwendbar auf Vergütungen an den VR oder an die GL,<br />
wel<strong>ch</strong>e vor Inkrafttreten der Verordnung bes<strong>ch</strong>lossen und ausgeri<strong>ch</strong>tet und den<br />
Aktionären gegenüber gestützt auf Art. 663b“ OR im Anhang offengelegt wur<br />
den. Das Re<strong>ch</strong>tsmissbrau<strong>ch</strong>sverbot bleibt vorbehalten.“<br />
d) GV-Bes<strong>ch</strong>luss: Bestimmbarkeit von variablen Vergütungselementen muss ge<br />
nügen<br />
Was unter Art. 19 Abs. 1 VgdA gemäss Beri<strong>ch</strong>t S. 22 gilt, nämli<strong>ch</strong> dass der Zusatzbetrag<br />
ni<strong>ch</strong>t in einem absoluten Betrag bestehen muss, sondern au<strong>ch</strong> bestimmbar sein kann, sollte<br />
u.E. unbedingt au<strong>ch</strong> in Bezug auf Art. 18 Abs. 1 VgdA gelten.<br />
Nehmen wir an, Müller und seine 4 Kollegen sollen in 2016 insgesamt maximal 450 Aktien<br />
erhalten, weshalb der Verwaltungsrat der GV in 2015 beantragt, neben einem Betrag in bar<br />
au<strong>ch</strong> bis zu 450 Aktien zuteilen zu dürfen.<br />
3
wie<br />
KELLERHALS.<br />
ANWÄLTE 1 ATTORNEYS AT LAW<br />
In diesem Fall führte das Ausre<strong>ch</strong>nen eines konkreten Betrages letztli<strong>ch</strong> zu einem sehr theo<br />
retis<strong>ch</strong>en, fals<strong>ch</strong>en und bes<strong>ch</strong>ränkt aussagekräftigen Betrag (wel<strong>ch</strong>er Börsenkurs soll ver<br />
wendet werden?, 31.12. des Vorjahres, 5. Tag vor Publikation der GV-Einladung?), denn ganz<br />
si<strong>ch</strong>er wird dieser Betrag am 31.12. des laufenden Jahres ni<strong>ch</strong>t den 450 Aktien entspre<strong>ch</strong>en.<br />
Zudem lässt si<strong>ch</strong> wohl kaum ein Discount für die Eintretenswahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit anwenden, so<br />
dass die gesamthaft zu genehmigenden Beträge wegen des Maximalbetrages und des fehlen<br />
den Discounts zu erhebli<strong>ch</strong> grösseren Beträgen führen dürften.<br />
Es muss deshalb au<strong>ch</strong> im Sinne einer besseren Transparenz und Vorhersehbarkeit mögli<strong>ch</strong><br />
sein, bei prospektiven Vergütungsabstimmungen ni<strong>ch</strong>t nur konkrete Beträge in Franken und<br />
Rappen zu beantragen, sondern au<strong>ch</strong> eine Formel, wel<strong>ch</strong>e die Zuteilung bestimmbar ma<strong>ch</strong>t,<br />
was im erläuternden Beri<strong>ch</strong>t Eingang finden sollte.<br />
e) Grundzüge von Beteiligungsplänen respektive Aktienzuteilungen in den Statu<br />
ten (Art. 12)<br />
Nehmen wir an, Müller‘s Bonus ist davon abhängig, dass das Unternehmen ein bestimmtes<br />
Ziel in einem bestimmten Jahr errei<strong>ch</strong>t. Nehmen wir weiter an, dass die Bekanntgabe dieses<br />
Ziels dem Markt ni<strong>ch</strong>t bekannt ist und dazu geeignet ist, einen erhebli<strong>ch</strong>en Einfluss auf den<br />
Aktienkurs zu haben. Na<strong>ch</strong> bisherigen Vors<strong>ch</strong>riften würde das definierte Ziel deshalb unter<br />
das Ges<strong>ch</strong>äftsgeheimnis fallen und müsste au<strong>ch</strong> unter den gegenwärtigen Vors<strong>ch</strong>riften der<br />
Ri<strong>ch</strong>tlinie Corporate Governance (RLCG) ni<strong>ch</strong>t offen gelegt werden.<br />
Wenn nun die Grundzüge von Beteiligungsplänen resp. Aktienzuteilungen in den Statuten ih<br />
re Grundlage finden müssen, so muss selbstverständli<strong>ch</strong> sein, dass diese Kenngrösse in den<br />
Statuten bestenfalls abstrakt ums<strong>ch</strong>rieben werden kann: Erstens muss es mögli<strong>ch</strong> sein, diese<br />
Ziele ohne Statutenänderung von Jahr zu Jahr neu festzulegen; zweitens wäre es unzumut<br />
bar, wenn diese ho<strong>ch</strong>sensible Information auf diese Art und Weise dem Markt bekannt gege<br />
ben werden müsste.<br />
Au<strong>ch</strong> die kurze Klarstellung dieses Punktes würde der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit dienen.<br />
2. Ausländis<strong>ch</strong>e Arbeitsverträge (Art. 20)<br />
Gerade in international organisierten Unternehmen kommt es häufig vor, dass z.B. Müller als<br />
Leiter der Region Frankrei<strong>ch</strong> Mitglied der Konzernleitung ist. Als hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in Frankrei<strong>ch</strong><br />
tätiger Mitarbeiter untersteht er französis<strong>ch</strong>em Arbeitsre<strong>ch</strong>t, das - übrigens au<strong>ch</strong> die Ar<br />
beitsgesetze von Spanien, Italien, Holland etc. - zwingende Regelungen zur Abgangsents<strong>ch</strong>ä<br />
digung vorsieht. Es versteht si<strong>ch</strong> u.E. von selbst, dass diese zwingenden Regelungen einge<br />
halten werden müssen und dass das s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Verbot von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen da<br />
ran ni<strong>ch</strong>ts zu ändern vermag. Ebenso versteht si<strong>ch</strong> von selbst, dass dieses zwingende aus<br />
ländis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>t nur dann vorgeht, wenn das Konzernleitungsmitglied ihm wirkli<strong>ch</strong> untersteht,<br />
da er wie im Beispiel tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in Frankrei<strong>ch</strong> tätig ist. Es würde jedo<strong>ch</strong> der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit<br />
dienen, wenn dies innerhalb der Verordnung klargestellt werden könnte, z.B. mit einem Vor<br />
behalt in Art. 20 Abs. 1:<br />
4
KELLE RHALS.<br />
ANWÄLTE 1 ATTORNEYS AT LAW<br />
.si nd unzulässig, soweit ni<strong>ch</strong>t zwingendes ausländis<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t vorgeht:<br />
Für Ihre Kenntnisnahme und wohlwollende Prüfung danken wir Ihnen bestens. Für die Dis<br />
kussion stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
/»V‘<br />
5
KGAS<br />
Konferenz der Ges<strong>ch</strong>öftsfihrer<br />
von Anlogestiftungen<br />
Confrence des Administroteurs<br />
de Fondotions dc Plocement<br />
Eidgenössis<strong>ch</strong>es<br />
Amt für das Handelsregister<br />
No.<br />
2 5. JULI 2013<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bem<br />
Züri<strong>ch</strong>, 25. Juli 2013<br />
Anhörung der Konferenz der Ges<strong>ch</strong>iiftsführer von Anlagestiftungen (KGAST) zum Vorentwurf<br />
zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Gerne nehmen wir zum Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei Stellung. Unsere Stel<br />
lungnahme bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> aufjenen Teil des Vorentwurfs, wel<strong>ch</strong>er unsere Mitglieder unmittel<br />
bar betrifft, das heisst, die Art. 22 und 23, die die Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t von Vorsor<br />
geeinri<strong>ch</strong>tungen regeln.<br />
Wir begrüssen es, dass die Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> auf Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die<br />
dem Freizügigkeitsgesetz vom 17. Dezember 1993 (FZG) unterstellt sind, bes<strong>ch</strong>ränkt und somit<br />
Anlagestiftungen von diesen Pfli<strong>ch</strong>ten ausgenommen sind.<br />
Des weiteren begrüssen wir es, dass die Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tun<br />
gen si<strong>ch</strong> auf die von diesen gehaltenen Aktien bes<strong>ch</strong>ränkt. Damit besteht keine Stimm- und Offen<br />
legungspfli<strong>ch</strong>t bei indirekte Anlagen, wie Anlagefonds und Anlagestiftungen.<br />
Für Ihr Interesse an unserer Stellungnahme danken wir Ihnen.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
Konferenz der Ges<strong>ch</strong>äftsführer von Anlagestiftungen (KGAST)<br />
Martin Gubler<br />
Präsident<br />
Kurt Brändle<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführer
3003 Berne<br />
Bundesrain 20<br />
du commerce<br />
Office fdral de la justice<br />
Office fdral du registre<br />
(:oNfIREt‘(.E DES A (.IVR1TIS (./SNTOJN,\LES DE 5111? VE1LLi j\CE LPP 1:1 DES HNJjI‘llO7Sg<br />
KONFERENZ t)ER KANTONALEN iwc;- UNI) STIFTUNGSAUFSICHTSBEI « t ftJrdHandeJsre ister<br />
Tel. 021 348 10 30 Fax: 021 348 10 50 Email: dominique.favreas-so.<strong>ch</strong><br />
Avenue de Tivoli 2, case postale 5047, 1002 Lausanne<br />
dc Autorit de surveillance LPP et des fondations de Suisse occidentale,<br />
des coCits disproportionns.<br />
port d‘activit ou ‘annexe aux comptes annuels au heu d‘un rapport synthtique qui peut engendrer<br />
Concernant l‘article 23, les institutions de prvoyance doivent pouvoir informer les assurs par Je rap<br />
Article 23<br />
d‘une manire systmatique comme Je demandait l‘initiative « Minder ». En revan<strong>ch</strong>e, Ja mise en<br />
d‘actions.<br />
rer ‘initiative car ce sont bes caisses de pensions enregistres qui possdent Je plus grand vobume<br />
aux institutions enregistres selon l‘article 48 LPP ou selon leur taille bimiterait es coüts sans dnatu<br />
cile de dterminer l‘intrt des assurs dans les fondations collectives ou communes. Une limitation<br />
comment l‘intrt des assurs est dtermin, Ja situation pouvant voluer de cas en cas. 11 sera diffl<br />
que rdigs. II nous sembbe notamment trop compbexe de devoir rdiger un rglement pour dterminer<br />
uvre des alinas 2 4 nous apparait comme trop contraignante pour les caisses de pensions tels<br />
Le projet prsent obligera es institutions de prvoyance de participer aux assembles gnrales<br />
Articbe 22<br />
du conseib d‘<strong>admin</strong>istration, de Ja direction et du comit consultatif.<br />
<strong>ch</strong>iffre 3.10.2 largit Je texte de l‘initiative qui se concentre sur la somme globale des rmunrations<br />
l‘ordonnance va plus bin que Je nouvel article constitutionnel. Le rapport explicatif du 14 juin 2013,<br />
devrait pas imposer un vote sur <strong>ch</strong>aque objet lordre du jour de l‘assemble gnrale. A notre avis,<br />
Nous sommes de l‘opinion que I‘article 95, al. 3, let a, Cst est une disposition constitutionnelle qui ne<br />
Remarcue prhminaire<br />
marques sur Je projet de I‘ordonnance contre les rmunrations abusives en nous concentrant uni<br />
quement sur les aspects lis au 2eme pilier.<br />
En tant qu‘acteur du domaine de la prvoyance professionnelle, nous vous transmettons nos re<br />
Madame, Monsieur,<br />
Audition sur I‘ordonnance contre les remunerations abusives<br />
Lausanne, Je 25 juillet 2013<br />
I Yb— WURU1
Yb———1 ug_Ip1<br />
KONFERENZ l)ER KANTONALEN BVG- UNI) STIFTIJNGSAUFSICI-ITSBEFIÖRDEN<br />
(;o!\lqREt‘(;L DE.S I(.T RlTl.SC1INTO!\ALIiS DE SIIRVEILLANCE LPP LT DES FONDA7!ONS<br />
Article 25<br />
L‘article 25, spcifique aux institutions de prvoyance, fixe (es dispositions pnales. A notre sens et<br />
juste titre, les autorits de surveillance LPP ne jouent pas un röle particulier de dnonciateur.<br />
Article 27<br />
Selon l‘alina 2, (es institutions de prvoyance doivent, dans l‘anne qui suit l‘entre en vigueur de<br />
l‘ordonnance, adapter leur rglementation et leur organisation. A cet gard, nous supposons que la<br />
premire vrification aura heu en 2016 sur les activits de l‘institution de prvoyance en 2015. Nous<br />
recommandons de prvoir un dlai de deux ans pour les adaptions rglementaires ou organisation<br />
neues. C‘est un dlai de deux ans qui a fix l‘ahina 1 pour (es socits. II est normal d‘appliquer<br />
le mme dlai pour les institutions de prvoyance.<br />
Concernant la version allemande du projet, l‘utilisation du nom «Abzockerei » ne nous parait pas<br />
conforme aux usages lgislatifs usuels et l‘utilisation de termes comme « unsittli<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong>erung »<br />
ou « missbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>ädigungen » plus appropris. A notre avis, il faut viter l‘usage de termes<br />
exotiques et rester pro<strong>ch</strong>e de la version fran9aise.<br />
Nous vous remercions de nous avoir consults et vous prions d‘agrer, Madame, Monsieur, nos meil<br />
(eures salutations.<br />
Conförence des autorites cantonales de<br />
surveillance LPP et des fondations<br />
Le Präsident:<br />
Dominique Favre<br />
cia Autorit de surveillance LPP et des fondations de Suisse occidentale,<br />
Avenue de Tivoli 2, case postale 5047, 1002 Lausanne<br />
Tel. 021 348 10 30 Fax: 021 348 10 50 Email: dominique.favre©as-so.<strong>ch</strong>
LENZ &<br />
STAEHELIN<br />
enösscieS<br />
Amt für das Handefsjster<br />
Na.<br />
3 0. JULI 2013<br />
Lenz & Staehelin<br />
Attorneys at Law<br />
Route de Ch8ne 30<br />
CH-1211 Geneva 17<br />
Telephone ÷41 58 450 70 00<br />
Fax ÷41 58 450 7001<br />
CH-8027 Zuri<strong>ch</strong><br />
Blei<strong>ch</strong>erweg 58<br />
Telephone ÷41 58 450 80 00<br />
Fax ÷41 58 450 80 01<br />
CH-1005 Lausanne<br />
Avenue du Tribunal-FdraI 34<br />
Telephone +41 58 450 70 00<br />
Fax ÷41 58 450 70 01<br />
www.lenzstaehelin.com<br />
Par courrier 1ectroniciue (elwa@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>) et ordinaire<br />
Office fed&al de la Justice<br />
Office fdra1 du registre du commerce<br />
Bundesrain 20<br />
CH-3 003 Berne<br />
Genve, le 28 juillet 2013<br />
5682.021 /M1.37481361 /ZANGR<br />
Ordonnance contre les rmunerations abusives<br />
Mesdarnes et Messieurs,<br />
Nous nous rf&ons la communication du Dparternent fdral de justice et police du 14 juin<br />
2013 initiant la consultation concernant l‘avant-projet d‘ordonnance contre les rrnunrations<br />
abusives (l‘‘avant-projet“ ou 1“AP“).<br />
Dans ce contexte, notre Etude a l‘honneur de vous faire part des commentaires suivants:<br />
1. Distinction entre rmunration fixe et variable<br />
L‘avant-projet distingue les rmunrations fixes et variables. Sauf disposition contraire des<br />
statuts, les rmunrations fixes sont soumises un vote prospectif des actionnaires, alors<br />
que les rmunrations variables doivent faire l‘objet dun vote rtrospectif(art. 18 al. 1 AP).<br />
Partners Geneva: Dominique F. Ro<strong>ch</strong>at • Andreas von Planta • BenoTt Chappuis • Shelby du Pasquier • Guy Vermeil<br />
Paolo Mi<strong>ch</strong>ele Patoc<strong>ch</strong>i • Mark Barmes* • Frangois Rayroux • Jean-Blaise Eckert • Daniel Tunik • Olivier Stahler<br />
Andreas Rötheli • Xavier Favre-Bulle • Benoit Merkt • David Lederrnann • Jacques Iffiand • Daniel S<strong>ch</strong>afer • Miguel Oural • Fedor<br />
Poskriakov • Frdric Neukomm • Ccile Berger Meyer<br />
Züri<strong>ch</strong>: Rudolf Ts<strong>ch</strong>äni • Patrick Hünerwadel • Stefan Breitenstein • Matthias Oertle • Martin Burkhardt<br />
Heini Rüdisühli • Marcel Meinhardt • Patrick S<strong>ch</strong>leiffer • Thierry Calame • Best Kühni • Lukas Mors<strong>ch</strong>er<br />
Alex Wittmann • Tanja Luginbühl • Jürg Simon • Matthias Wolf • Hans-Jakob Diem • Pascal Hinny • Harold Frey • Marcel Tran<strong>ch</strong>et • Tino<br />
Gaberthüel • Astrid Waser • Stephan Erni<br />
Lausanne: Luden Masmejan<br />
Admitted to the Bar<br />
*SOliditOr (England & Wales)
LENZ &STAEHELIN 2<br />
L‘avant-projet ne dfinit pas ces deux formes de rmundration. Coinpte tenu des<br />
consquences potentiellement pdnales que la qualification errone d‘une rmunration<br />
comme “fixe“ ou “variable“ est susceptible d‘avoir (art. 18 al. 1 <strong>ch</strong>. 1 et 7 AP), cette situation<br />
n‘est pas satisfaisante. II est essentiel que les diffrentes formes de rrnunration puissent<br />
tre distingudes avec certitude. Or le rapport explicatif de l‘Office fdral de la justice (le<br />
“Rapport Explicatif‘) contient des indications contradictoires ä ce sujet. Le Rapport<br />
Explicatif indique sous <strong>ch</strong>iffre 3.8.1 (page 19 de la version franaise) que les indernnitds<br />
variables sont celles qui “comporrent des e‘l,nents qui dpendent de la peiformance<br />
individuelle ei des rsultais de l‘entreprise“. Toutefois, ii indique aussi que la notion<br />
d‘indemnit variable est identique celle de “gratfication“ de l‘art. 322d CO, et ne fonde<br />
donc pas de droit des employs concerns.<br />
Les notions de rmunration lide la performance et de gratification ne sont cependant pas<br />
identiques. Toute rdmundration dpendant de la performance individuelle et des rdsultats de<br />
l‘entreprise nest pas une “gratification“. Par exemple, l‘octroi d‘actions, d‘options ou de<br />
droits similaires est une forme de rmun&ation dont l‘ampleur dpend des resultats de<br />
l‘entreprise. 11 n‘existe cependant aucun motif de soumettre l‘octroi de tels titres ?i un vote<br />
rtrospectif plutöt que prospectif des actionnaires si les lments dterminants pour I‘octroi<br />
peuvent &re ddterrninds d‘avance de faon objective. Un vote rtrospectif ne se justifie que<br />
si les lments dterrninants pour l‘octroi ne peuvent pas tre dtermins d‘avance de fa9on<br />
objective, c‘est-ä-dire si cet octroi fait appel des ldrnents d‘apprdciation.<br />
Compte tenu de l‘importance fondamentale que rev& la distinction entre rdrnunration fixe<br />
et variable dans l‘ordonnance ainsi que des consdquences d‘une mauvaise qualification ?t cet<br />
gard, il est essentiel que ces notions soient dfinies dans l‘ordonnance. Le critre de<br />
distinction ne devrait pas &re Pexistence d‘un droit l‘octroi ou d‘une simple expectative<br />
comme le suggre le Rapport Explicatif, mais le caractre objectivement &terminable du<br />
montant de la rdmunration au moment du vote des actionnaires.<br />
Nous proposons par consdquent l‘adjonction d‘un alina aprs l‘art. 18 al. 1 AP, dont la<br />
teneur serait la suivante:<br />
„Ih,s<br />
Une rdmun&ation est dite fixe your les besoins de celte ordonnance Si San montant tjeut &re<br />
dtermin sur la base de crit&es ob/ectifs au moment de l‘approbation yrvue ä 1‘alina 1. EIle est dite<br />
variable dans le cas contraire“<br />
2. Amtnagements statuaires concernant l‘approbation des rtmuntrations<br />
Nous saluons la facultd offerte par l‘art. 18 al. 3 AP, et voqude dans le Rapport Explicatif<br />
(<strong>ch</strong>iffre 3.8.3, page 21 de la version franQaise), d‘introduire dans les statuts un rgime<br />
d‘approbation simultane des rdmunrations fixes et variables, sur la base d‘un “budget“.<br />
Nous nous attendons ce que de nombreux metteurs optent pour un tel rgirne, qui permet<br />
d‘viter des distinctions dlicates entre rmunrations fixes et variables.
LENZ & STAEHELIN 3<br />
Cornpte tenu de l‘irnportance de la question, ii nous sembierait cependant opportun que le<br />
regime du ‘budget“ sont mentionnd explicitement dans l‘ordonnance, et pas seulement dans<br />
le Rapport Explicatif. L‘art. 18 al. 3 AP pourrait ä cet dgard &re clarifid comme ii suit:<br />
Les statuts peuvent prvoir des dispositions ddrogeant b l‘al. 1. Les conditions suivantes doivent tre<br />
remplies:<br />
[...]<br />
2. l‘assernbke gnra1e vote sparrnent sur les rnontants globaux accords au conseil<br />
d‘<strong>admin</strong>istration, & la direction ei au conseil consu1tatf le cas d<strong>ch</strong>ant sur la base d‘un budget your<br />
la oriode allant /usgu?i l‘assembke znra1e ordinaire suivante;<br />
3. Traitement des actions, options et autres instruments adosss au capital octroys aux<br />
emp1oys en cas de mise a terme du rapport de travail<br />
L‘art. 12 al. 2 eh. 3 AP permet aux socits anonymes dont les actions sont cot&s en bourse<br />
de prdvoir dans leurs statuts des dispositions concernant l‘octroi de titres de participation, de<br />
droits de conversion et droits d‘option aux membres du conseil d‘<strong>admin</strong>istration, de la<br />
direction et du conseil consultatif. En outre, l‘art. 20 <strong>ch</strong>. 1 AP prohibe le paiement de toute<br />
“indetnnit de dtpart“ t ces organes. La violation de cette prohibition est une infraction<br />
pna1e (art. 24 al. 1 <strong>ch</strong>. 2 AP) Le Rapport Expiicatif indique que i‘interdiction des<br />
indemnits de dpart doit &re interprte “de la rnani&e la plus large possible“ (eh. 3.9.2,<br />
page 23 de la version fran9aise).<br />
Pour fidiiser les organes et favoriser une vision long terme, les droits de participation, de<br />
conversion et d‘option octroys titre de rdmunration ne sont souvent pas immdiatement<br />
disponibies pour les organes ou empioyds concerns. Ces derniers ne peuvent gdndraiement<br />
en disposer qu‘aprs l‘d<strong>ch</strong>ance d‘une periode dite de “vesz‘ing“, qui peut &re de plusieurs<br />
annes. Pour fidiiser les empioys, les plans d‘intressernent prvoient gndralement que<br />
les empioyds perdent le bdndfice des titres 11011 encore “vested“ s‘ils quittent i‘entreprise sans<br />
juste motif. A i‘inverse, si un empIoy quitte I‘entreprise du fait de son dpatt t la retraite, de<br />
son dcs ou le cas d<strong>ch</strong>dant pour d‘autres raisons sans que son ernpioyeur fasse vaioir de<br />
juste motif, ii obtient gndraiement la libre disposition des titres non encore “vested“ de<br />
faon anticip&. Dans un teis cas, le ddpart de l‘entreprise a donc pour effet d‘accidrer le<br />
“vesting“. L‘empioy peut alors disposer immdiatement des titres qui iui ont td octroys,<br />
alors que tel n‘aurait pas le cas s‘ii n‘avait pas quitt i‘entreprise.<br />
L‘acciration du “vesting“ des titres octroys dans certains cas de mise terme du rapport<br />
de travail est une mesure dconomiquementjustifi& et n&essaire. Toute autre solution aurait<br />
des consquences excessivement rigoureuses pour les employds concems et leur familie,<br />
qui seraient privs sans motif de titres qui ont dt valablement promis.<br />
II est donc important qu‘il soit cIarifi que i‘accldration du “vesting“ en cas de de dpart de<br />
l‘entreprise ne constitue pas une “indemnitd de dpart“ prohib& par l‘art. 20 eh. 1 AP.
LENZ & STAEHELIN 4<br />
De mme, les plans de participation prvoient souvent une accdldration du “vesting“ des<br />
titres remis en cas de <strong>ch</strong>angement de contröle de la soci& concernde. Cc rdgime correspond<br />
ä un int&& aussi bien de l‘employeur que des organes au emp1oys concernds. En cas de<br />
<strong>ch</strong>angement de contröle, l‘acqudreur souhaite souvent obtenir 1‘intgralitd du capital de la<br />
socidt visde (“going private“). Dans un tel cas, ii est important que la participation de<br />
1‘acqureur ne puisse pas &re dilue aprs l‘ex&ution de la transaction par l‘mission de<br />
nouvelles actions en mains des organes ou des employds. Inversement, en cas de going<br />
private, les actions de la soci& vis& sont souvent dcotdes. Les organes au employds n‘ont<br />
alors aucun intdrt ä conserver des titres qui ne sont plus ngocids sur un mar<strong>ch</strong> liquide. 11<br />
est donc important que le “vesting“ des titres remis aux organes et aux employds dc la<br />
socidt vis& puisse &re accdl&d en cas dc <strong>ch</strong>angement dc contröle, et qu‘une teile opration<br />
ne soit pas assimilde ä une “provision pour le transfert ou la reprise de la totalit ou d‘une<br />
partie d‘une entreprise“ prohibde par l‘art. 20 eh. 3 AP.<br />
Pour ccs motifs, nous proposons que i‘art. 12 al. 2 eh. 3 AP sait modifi dc la fa9on<br />
suivante:<br />
sont valables qu‘i la condition defigurer dans les statuts les dispositions concernant:<br />
“3. Ies principes de l‘octroi de titres de participation, droits de conversion, et droits d‘option ou autres<br />
droits similaires aux membres du conseil d‘<strong>admin</strong>istration, de la direction ei du conseil consu1tat.f<br />
ainsi gue leur remise au exercice en cas de mise ii terme du mandat au du raort de travail au en<br />
cas de <strong>ch</strong>anement de contröle ‘<br />
4. Protection contre les Iicenciements en cas de <strong>ch</strong>angement de contröle<br />
Lorsqu‘une socitd cot& en bourse <strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e un repreneur, ii arrive souvent que ses organes<br />
et employds clds demandent ?i &rc protgs contre les consdquenccs du licenciement qui<br />
peut suivrc Ic <strong>ch</strong>angcmcnt dc contröle.<br />
Le plus souvcnt, l‘octroi dc teiles protcctions correspond t l‘intdr& dc l‘cmploycur. Si<br />
l‘ernployeur nest pas en mesure dc protdger ses organes au employds contre ies rigucurs du<br />
licenciement qui peut suivrc un <strong>ch</strong>angement dc contröle, ccs derniers peuvent &rc amens ä<br />
quitter l‘entreprise. Dans la mesure oii ccs dparts intervienndnt ä un moment sensible pour<br />
l‘cntrcprisc (Ic <strong>ch</strong>angement dc contröle), us sont susccptibics dc nuire gravemdnt it cette<br />
demirc.<br />
Vart. 20 eh. 1 AP prohibc Ic paicmcnt d‘indemnits dc ddpart en cas dc licenciement aprs<br />
un <strong>ch</strong>angemcnt dc contröle. Toutefois, ii devrait &rc possible ?t une socidt cotdc en boursc<br />
dc prolonger Ic d1ai dc congd dc ses cmploys dans dc teiles circonstanccs. Une teile<br />
mcsurc protgerait aussi bien l‘cmploycur (dont le pcrsonncl ne pourrait pas lui faire<br />
concurrcncc jusqu‘ä l‘<strong>ch</strong>dancc du ddlai dc congd) quc l‘cmploy (qui serait protdgd contre<br />
ccrtaincs des rigucurs d‘un liccncicmcnt suivant un <strong>ch</strong>angemcnt dc contröle).
LENZ & STAEHELIN 5<br />
Nous proposons par consquent de cornplter lart. 12 al. 2 AP de la faqon suivante:<br />
“2Ne sont valables qu‘ la condition defigurer dans les statuts les dispositions concernant:<br />
7. la proloncation du d1ai de cond des membres de la direction en cas de <strong>ch</strong>an2ement de contr6le.“<br />
5. Dispositions pnaIes<br />
Les dispositions pnales des art. 24 et 25 AP sollt excessivement rigoureuses. Elles crent<br />
aussi une inscurit juridique nfaste la bonne mar<strong>ch</strong>e des entreprises, en assortissant le<br />
non-respect des prescriptions te<strong>ch</strong>niques et souvent peu claires (e.g. la distinction entre<br />
rmun&ations fixes et variables) de sanctions pnales disproportionn&s. Dans la mesure oi<br />
le Conseil fdral estime possible de sanctionner la violation des prescriptions de<br />
lordonnance par les organes d‘institutions de prvoyance d‘une peine pcuniaire seulement<br />
(art. 25 AP), un tel rgirne devrait aussi &re possible pour les rnembres du conseil<br />
dadrninistration, de la direction ou du conseil consultatif. Toutes les infractions numr&s ?t<br />
l‘art. 24 al. 1 AP ne rev&ent pas le mme degr de gravit. Les infractions mentionnes aux<br />
<strong>ch</strong>iffres 1 4 sont plus graves que celles rnentionn&s aux <strong>ch</strong>iffres 5 ?t 9. Une peine moins<br />
sv&e que celle mentionn& l‘art. 24 al. 2 AP devrait &re prvue pour ces dernires.<br />
Enfin, les infractions prvues aux art. 24 et 25 AP ne devraient &re poursuivies que sur<br />
plainte.<br />
Nous vous remercions de l‘attention que vous voudrez bien accorder aux prsentes.<br />
Croyez, Mesdames et Messieurs,<br />
l‘assurance de nos sentiments distingus.<br />
Lenz & Staehelin
26. Juli 2013<br />
Anhörungsantwort:<br />
Vorentwurf zur Verordnung gegen die<br />
Abzockerei vom 14. Juni 2013<br />
von Claudio Kuster und Thomas Minder 1<br />
0. Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
1. Allgemeines ............................................................................................................................................... 3<br />
2. Titel, Ingress und Geltungsberei<strong>ch</strong> ................................................................................................... 4<br />
2.1 Adäquater Titel der Verordnung .............................................................................................................. 5<br />
2.2 Spezialfälle im Geltungsberei<strong>ch</strong> ................................................................................................................ 6<br />
2.2.1 Spezialgesetzli<strong>ch</strong>e Aktiengesells<strong>ch</strong>aften ..................................................................................... 6<br />
2.2.2 Partizipationss<strong>ch</strong>eine .......................................................................................................................... 6<br />
3. Abstimmungen über die Vergütungen von Verwaltungsrat, Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und<br />
Beirat ........................................................................................................................................................... 7<br />
3.1 Dispositive Bestimmung .............................................................................................................................. 9<br />
3.2 Zusatzbetrag für neue GL-Mitglieder...................................................................................................... 9<br />
3.3 Ablehnung eines Gesamtbetrags ........................................................................................................... 10<br />
3.3.1 Ermögli<strong>ch</strong>ung von Gegenanträgen statt blosse Genehmigungskompetenz............... 11<br />
3.4 Mehrjährige Vergütungen ........................................................................................................................ 12<br />
3.5 Auss<strong>ch</strong>luss der Organmitglieder vom Stimmre<strong>ch</strong>t ........................................................................ 12<br />
4. Jährli<strong>ch</strong>e Einzelwahlen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung ...................................................... 14<br />
4.1 Wahl des Präsidenten des Verwaltungsrats und seiner Stellvertreter ................................. 14<br />
4.2 Wahl der Mitglieder des Verwaltungsrats ......................................................................................... 14<br />
4.2.1 «Cumulative Voting» ......................................................................................................................... 15<br />
4.3 Wahl der Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses .......................................................................... 16<br />
4.3.1 Einsitznahme von externen Mitglieder ..................................................................................... 16<br />
4.3.2 Aufgaben und Zuständigkeiten .................................................................................................... 17<br />
4.3.3 Universeller «Auss<strong>ch</strong>uss» ............................................................................................................... 18<br />
4.4 Wahl der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung ........................................................................... 18<br />
4.4.1 Amtsdauer bis ans Ende der Versammlung ............................................................................ 19<br />
4.4.2 Subsidiäre Wahl dur<strong>ch</strong> Verwaltungsrat ................................................................................... 19<br />
1 Thomas Minder ist Initiant der eidgenössis<strong>ch</strong>en Volksinitiative «gegen die Abzockerei», Ständerat und Mitglied ihrer<br />
Kommission für Re<strong>ch</strong>tsfragen; Claudio Kuster ist Co-Initiant und Sekretär der Volksinitiative. Die Verfasser danken<br />
diversen Experten und Interessierten für ihre <strong>Stellungnahmen</strong> und Anregungen.
4.4.3 Abberufungsre<strong>ch</strong>t .............................................................................................................................. 20<br />
4.4.3.1 Unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter und eigene Abwahl ............................................................. 20<br />
5. Pfli<strong>ch</strong>ten für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen und AHV-Ausglei<strong>ch</strong>sfonds ....................................... 21<br />
5.1 Stimmpfli<strong>ch</strong>t im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten ................................................................................. 21<br />
5.1.1 Fehlende Stimmpfli<strong>ch</strong>t ..................................................................................................................... 21<br />
5.1.1.1 Abstimmungserläuterungen und Medienmitteilung des Bundesrats ...................................... 21<br />
5.1.1.2 Grobe Missa<strong>ch</strong>tung des Volkswillens ...................................................................................................... 22<br />
5.1.1.3 Verglei<strong>ch</strong> mit indirektem Gegenvors<strong>ch</strong>lag............................................................................................ 23<br />
5.1.1.4 Stimmenthaltung und Abstinenz .............................................................................................................. 23<br />
5.1.1.5 Öffentli<strong>ch</strong>e Rezeption zur Bestimmung insb. im Kontext zum indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag<br />
.................................................................................................................................................................................. 24<br />
5.1.1.6 Verfassungswidrige Umsetzung ................................................................................................................ 26<br />
5.1.2 Das Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten .................................................................................................... 27<br />
5.1.3 Umgehung dur<strong>ch</strong> indirekte Anlagen .......................................................................................... 28<br />
5.1.4 Umgehung dur<strong>ch</strong> «Securities Lending» .................................................................................... 29<br />
5.1.5 Unberücksi<strong>ch</strong>tigter AHV-Ausglei<strong>ch</strong>sfonds .............................................................................. 29<br />
5.2 Offenlegung des Stimmverhaltens ........................................................................................................ 30<br />
5.2.1 Fragli<strong>ch</strong>e individuelle Offenlegung ............................................................................................. 30<br />
5.2.2 Zu späte Veröffentli<strong>ch</strong>ung .............................................................................................................. 31<br />
6. Elektronis<strong>ch</strong>e Fernabstimmung ..................................................................................................... 32<br />
6.1 «Indirect Voting» statt «Direct Voting» .............................................................................................. 32<br />
6.2 Re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Erfordernisse .......................................................................................... 32<br />
7. Verbot der Organ- und Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung ........................................................... 33<br />
8. Verbotene Ents<strong>ch</strong>ädigungsarten .................................................................................................... 34<br />
8.1 Verbot von Abgangs- und ähnli<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>ädigungen ............................................................... 34<br />
8.2 Verbot von Vergütung im Voraus .......................................................................................................... 35<br />
8.3 Verbot von Prämien für Firmenkäufe und -verkäufe ................................................................... 36<br />
9. Umgehungsverbote ............................................................................................................................. 36<br />
9.1 Verbot von zusätzli<strong>ch</strong>en Berater- oder Arbeitsverträgen .......................................................... 36<br />
9.2 Verbot der Delegation der Gesells<strong>ch</strong>aftsführung an juristis<strong>ch</strong>e Person ............................... 37<br />
10. Notwendige Statuteninhalte ............................................................................................................. 37<br />
10.1 Höhe der Kredite, Darlehen und Renten ............................................................................................ 37<br />
10.2 Erfolgspläne und Beteiligungspläne .................................................................................................... 38<br />
10.2.1 Integrale Aufnahme ........................................................................................................................... 39<br />
10.2.2 Gefäss: Statuten oder Statutenanhang ...................................................................................... 39<br />
10.2.3 Mindestinhalt ....................................................................................................................................... 40<br />
10.3 Anzahl Mandate ausserhalb des Konzerns........................................................................................ 40<br />
10.4 Dauer der Arbeitsverträge der Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder .................................................... 41<br />
2
11. Strafbestimmung bei Widerhandlung .......................................................................................... 42<br />
11.1 Ausgestaltung als Offizialdelikt .............................................................................................................. 43<br />
11.2 Gebotene Strafbarkeit für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ........................................................................ 43<br />
12. Inkrafttreten und Übergangsbestimmungen ............................................................................. 44<br />
12.1 Inkrafttreten der Verordnung ................................................................................................................ 45<br />
12.2 Direkte Anwendbarkeit ............................................................................................................................. 46<br />
12.3 Übergangsbestimmungen ........................................................................................................................ 47<br />
13. Weitere Bestimmungen der Verordnung .................................................................................... 48<br />
13.1 Erstellung und Veröffentli<strong>ch</strong>ung des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts ......................................................... 48<br />
13.1.1 Individuelle Offenlegung der Vergütungen der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung .................................. 49<br />
13.1.2 Weitere Offenlegungen .................................................................................................................... 50<br />
13.2 Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen an die unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
............................................................................................................................................................................. 50<br />
13.2.1 Allgemeine Weisungen .................................................................................................................... 51<br />
13.2.2 Kein «unabhängiger Organvertreter» ....................................................................................... 52<br />
13.2.3 Keine Dauervollma<strong>ch</strong>ten ................................................................................................................. 52<br />
13.2.4 Vereinfa<strong>ch</strong>te Vertretung dur<strong>ch</strong> Dritte ....................................................................................... 52<br />
14. Weitere implizite Forderungen des Verfassungsartikels...................................................... 53<br />
14.1 Tiefere Traktandierungshürde .............................................................................................................. 53<br />
«Bemerkenswert ist der zwingende Charakter der mit der Volksinitiative geforderten Regelung. Darin<br />
könnte man einen Widerspru<strong>ch</strong> zum Demokratiegedanken sehen, s<strong>ch</strong>ränkt zwingendes Re<strong>ch</strong>t do<strong>ch</strong> die<br />
Regelungsautonomie der Verbandsmitglieder ein. Zur Verwirkli<strong>ch</strong>ung einer Aktionärsdemokratie<br />
kann zwingendes Re<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> angezeigt sein; dies aus den allgemeinen Gründen, die zwingende aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Organisations- und Verfahrensvors<strong>ch</strong>riften re<strong>ch</strong>tfertigen, wie die Annahme, dass die Aktionäre<br />
wegen ihrer rationalen Apathie und ihrer Probleme kollektiven Handelns allenfalls ni<strong>ch</strong>t selber<br />
in der Lage sind, eine ihren Interessen entspre<strong>ch</strong>ende statutaris<strong>ch</strong>e Regelung dur<strong>ch</strong>zusetzen, sodass<br />
der Gesetzgeber die demokratis<strong>ch</strong>en Strukturen s<strong>ch</strong>affen muss.» 2<br />
HANS-UELI VOGT, Aktionärsdemokratie<br />
1. Allgemeines<br />
Im erläuternden Beri<strong>ch</strong>t des Bundesamtes für Justiz (BJ) zum Vorentwurf zur Verordnung gegen<br />
die Abzockerei (VgdA) vom 14. Juni 2013 («Beri<strong>ch</strong>t») wird die Absi<strong>ch</strong>t kundgetan, «si<strong>ch</strong> bei der<br />
Umsetzung von Artikel 95 Absatz 3 BV sehr eng an den Wortlaut des Verfassungstextes zu halten<br />
und diesen mögli<strong>ch</strong>st wortgetreu umzusetzen» 3 .<br />
2 HANS-UELI VOGT, Aktionärsdemokratie, Züri<strong>ch</strong>/St. Gallen 2012, IV.B.2.d) (Hervorhebungen im Original).<br />
3 Beri<strong>ch</strong>t, 1.<br />
3
Im Li<strong>ch</strong>te dieser Maxime wie au<strong>ch</strong> unter dem Eindruck der Annahme des Verfassungsartikels 4<br />
(mit einer qualifizierten Mehrheit des Volkes 5 sowie Einstimmigkeit der Stände 6 ) sei anhand<br />
folgender synoptis<strong>ch</strong>er Übersi<strong>ch</strong>t der Verfassungsbestimmung einerseits und des Verordnungsvorentwurfs<br />
andererseits eine kritis<strong>ch</strong>e Bewertung des Vors<strong>ch</strong>lags aus Si<strong>ch</strong>t der Autoren der<br />
Volksinitiative und somit der Repräsentanten des befürwortenden Verfassungsgebers ausgeführt.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> era<strong>ch</strong>ten die Verfasser die Mehrheit der Vors<strong>ch</strong>läge als zweckmässig und mit den<br />
Intentionen des Verfassungsgebers konform. Ebenso ist das dur<strong>ch</strong> die Übergangsbestimmung 7<br />
vorgezei<strong>ch</strong>nete formelle Vorgehen, dem Erlass einer kohärenten, Bestimmungen in diversen<br />
Bundesgesetzen temporär derogierenden Verordnung, zu begrüssen.<br />
Wie gezeigt werden wird, sollen indessen einige Forderungen überda<strong>ch</strong>t und ergänzt, einer zielführenderen<br />
Umsetzung zugeführt werden.<br />
Allen voran müssen aber zwingend die Stimmpfli<strong>ch</strong>t und Offenlegung der Pensionskassen und des<br />
AHV-Fonds na<strong>ch</strong> Art. 22 und 23 VE-VgdA einer stringenteren Bestimmung wei<strong>ch</strong>en, ansonsten<br />
dem Willen der Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern glei<strong>ch</strong>ermassen wie den Destinatärinnen<br />
und Destinatären in keinster Weise na<strong>ch</strong>gekommen würde. 8<br />
2. Titel, Ingress und Geltungsberei<strong>ch</strong><br />
Artikel 95 Absatz 3 BV<br />
(Volksinitiative «gegen<br />
die Abzockerei»)<br />
Ingress<br />
Zum S<strong>ch</strong>utz der Volkswirts<strong>ch</strong>aft,<br />
des Privateigentums<br />
und der<br />
Aktionärinnen und<br />
Aktionäre sowie im<br />
Sinne einer na<strong>ch</strong>haltigen<br />
Unternehmensführung<br />
regelt das Gesetz<br />
die im In- oder Ausland<br />
kotierten S<strong>ch</strong>weizer<br />
Aktiengesells<strong>ch</strong>aften<br />
na<strong>ch</strong> folgenden<br />
Grundsätzen: […]<br />
Vorentwurf der Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA) [vom 22. November<br />
2013] vom 14. Juni 2013 (VE-VgdA)<br />
Art. 1<br />
1 Die Bestimmungen dieser Verordnung finden Anwendung auf Aktiengesells<strong>ch</strong>aften<br />
na<strong>ch</strong> den Artikeln 620-763 des Obligationenre<strong>ch</strong>ts (OR), deren Aktien<br />
an einer Börse im In- oder Ausland kotiert sind (Gesells<strong>ch</strong>aft).<br />
2 Sie geht widerspre<strong>ch</strong>enden Bestimmungen des OR vor.<br />
4 Art. 1 Abs. 1 des Bundesratsbes<strong>ch</strong>lusses vom 30. April 2013 über das Ergebnis der Volksabstimmung vom 3. März<br />
2013 (AS 2013 1303).<br />
5 Analog Art. 701 Abs. 1 OR.<br />
6 Analog Art. 701b Abs. 1 Ziff. 1 OR-iGgv (Fn. 98).<br />
7 Art. 197 Ziff. 10 BV.<br />
8 Vgl. hinten 5.<br />
4
2.1 Adäquater Titel der Verordnung<br />
Der Titel der Verordnung übernimmt ri<strong>ch</strong>tigerweise den Wortlaut des Titels der ursprüngli<strong>ch</strong>en<br />
Volksinitiative «gegen die Abzockerei» und ihrer Volksabstimmung 9 , was nur s<strong>ch</strong>on aufgrund<br />
der Systematik, Zuordbarkeit und Kohärenz angezeigt ist. Die Verordnung fusst s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t auf der allgemeinen Re<strong>ch</strong>tsetzungskompetenz des Bundesrates 10 , sondern entspringt der<br />
Übergangsbestimmung 11 dieser spezifis<strong>ch</strong>en Verfassungsnovelle.<br />
Der Titel ist sodann weder irreführend no<strong>ch</strong> enthält er kommerzielle oder persönli<strong>ch</strong>e Werbung<br />
oder gibt zu Verwe<strong>ch</strong>slungen Anlass, wie die Bundeskanzlei mit Vorprüfung vom 17. Oktober<br />
2006 verfügt hat: «Der Titel der eidgenössis<strong>ch</strong>en Volksinitiative ‹gegen die Abzockerei› entspri<strong>ch</strong>t<br />
den gesetzli<strong>ch</strong>en Erfordernissen von Artikel 69 Absatz 2 des Bundesgesetzes vom<br />
17. Dezember 1976 über die politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te.» 12 Wäre der Titel, der nun analog für die vorübergehende<br />
ausführende Verordnung gelten soll, also ni<strong>ch</strong>t lauter oder inadäquat, so hätte<br />
dies die Bundeskanzlei bereits im Vorprüfverfahren bemängelt.<br />
Mit re<strong>ch</strong>tskräftigem Urteil vom 27. Juni 2011 stütze au<strong>ch</strong> das Bezirksgeri<strong>ch</strong>t Höfe (SZ) den Terminus<br />
«Abzocker», da «die an den Kläger [Thomas Limberger] ausgeri<strong>ch</strong>tete Gesamtents<strong>ch</strong>ädigung<br />
daher im Verglei<strong>ch</strong> für den aussenstehenden Betra<strong>ch</strong>ter […] als ni<strong>ch</strong>t mehr angemessen<br />
und überrissen [ers<strong>ch</strong>eint]». 13<br />
Das Geri<strong>ch</strong>t führte weiter aus, dass gegenüber früher «si<strong>ch</strong> heute der Begriff des ‹Abzockens›<br />
bzw. ‹Abzockers› jedo<strong>ch</strong> abges<strong>ch</strong>liffen und die Verwendung des Begriffes si<strong>ch</strong> in neuerer Zeit<br />
insbesondere eingebürgert [hat], wenn Ents<strong>ch</strong>ädigungen an das oberste Management als exzessiv<br />
kritisiert werden.» «Der Begriff steht heute vielmehr für den Missmut grosser Teile der Bevölkerung<br />
und der Angestellten der betroffenen Unternehmen über die als überrissen empfundenen<br />
Löhne der Topmanager.» 14<br />
Weiter enthält der Verordnungsentwurf einige teleologis<strong>ch</strong>e Reduktionen des Verfassungsartikels,<br />
die in – eng ausgelegt – den Absatz 3 des Artikels 95 BV ni<strong>ch</strong>t respektierende Verordnungsbestimmungen<br />
münden. 15 Um jedo<strong>ch</strong> die Ratio legis derartiger Normen und die etwaige abwei<strong>ch</strong>ende<br />
Umsetzung herzuleiten und zu legitimieren, ist es geradezu notwendig, den Titel der<br />
Volksinitiative für ihre ausführende Verordnung zu übernehmen. So bestätigte kürzli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das<br />
Bundesgeri<strong>ch</strong>t, dass die «Auslegung si<strong>ch</strong> auf den Titel der Initiative […] stützen [kann]» 16 .<br />
Hierfür ist es jedo<strong>ch</strong> vonnöten, den offiziellen Titel au<strong>ch</strong> der ausführenden Verordnung anzufügen,<br />
um den Sinn und Zweck zu offenbaren. Der Wortlaut «gegen die Abzockerei» findet si<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im Ingress oder im Text des Verfassungsartikels selbst.<br />
9 BBl 2013 3129.<br />
10 Art. 182 Abs. 1 BV.<br />
11 Art. 197 Ziff. 10 BV.<br />
12 BBl 2006 8755.<br />
13 Urteil BZ 10 18 vom 27. Juni 2011, E. 3.b.<br />
14 BZ 10 18, E. 3.a.<br />
15 Vgl. Art. 21 (siehe hinten 9.1.) und Art. 25 VE-VgdA (siehe hinten 11.).<br />
16 1C_646/2012 vom 22. Mai 2013, E. 9.2 und 11.5.<br />
5
Sodann sei angemerkt, dass beispielsweise au<strong>ch</strong> alle drei vorhergehenden angenommenen<br />
Volksinitiativen mit Ausführungserlassen («S<strong>ch</strong>luss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen!» 17 ,<br />
«Auss<strong>ch</strong>affungsinitiative» 18 , «für die Unverjährbarkeit pornografis<strong>ch</strong>er Straftaten an Kindern» 19 )<br />
ihren <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>en Begriff im Verordnungs- oder Gesetzestitel unvermindert weitertragen.<br />
Diese sinnvolle Nominations-Doktrin soll weiterführt werden.<br />
Und endli<strong>ch</strong> sei süffisant auf den Titel des damaligen direkten Gegenvors<strong>ch</strong>lags hingewiesen,<br />
wel<strong>ch</strong>en sowohl Ständerat als au<strong>ch</strong> Bundesrat bis zur S<strong>ch</strong>lussabstimmung der eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />
Räte in der Sommersession 2012 aktiv beworben und unterstützt haben: «Gegenentwurf der<br />
Bundesversammlung ‹Stopp der Abzockerei dur<strong>ch</strong> überhöhte Vergütungen›» 20 .<br />
Was Exekutive und Legislative re<strong>ch</strong>t ist, sollte dem Volk als Verfassungsgeber billig sein.<br />
2.2 Spezialfälle im Geltungsberei<strong>ch</strong><br />
2.2.1 Spezialgesetzli<strong>ch</strong>e Aktiengesells<strong>ch</strong>aften<br />
Der Geltungsberei<strong>ch</strong> umfasst selbstverständli<strong>ch</strong> – sofern diese an einer Börse emittieren – au<strong>ch</strong><br />
spezialgesetzli<strong>ch</strong>e Aktiengesells<strong>ch</strong>aften, wie beispielsweise die Swisscom AG 21 : Das Telekommunikationsunternehmungsgesetz<br />
22 hält denn au<strong>ch</strong> fest, dass si<strong>ch</strong> die Organisation der ihr unterstellten<br />
Unternehmungen na<strong>ch</strong> «den aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften» 23 ri<strong>ch</strong>te und als anwendbares<br />
Re<strong>ch</strong>t subsidiär «die aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften des Obligationenre<strong>ch</strong>ts» 24 gelten.<br />
Analoges gilt für spezialgesetzli<strong>ch</strong>e Kantonalbanken-AG, wel<strong>ch</strong>e an einer Börse kotiert sind.<br />
2.2.2 Partizipationss<strong>ch</strong>eine<br />
Die Statuten von Aktiengesells<strong>ch</strong>aften können vorsehen, dass ein Partizipationskapital gebildet<br />
wird, wodur<strong>ch</strong> jenen Partizipationss<strong>ch</strong>einen sodann kein Stimmre<strong>ch</strong>t gewährt wird. 25 Die Bestimmungen<br />
über die Aktie und den Aktionär gelten jedo<strong>ch</strong> subsidiär au<strong>ch</strong> für den Partizipationss<strong>ch</strong>ein<br />
und den Partizipanten. 26<br />
Eine Aktiengesells<strong>ch</strong>aft kann si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu einer reinen «Partizipationsgesells<strong>ch</strong>aft» degenerieren,<br />
da das Partizipationskapital hö<strong>ch</strong>stens das Doppelte des Aktienkapitals betragen<br />
darf. 27 Eine Aktiengesells<strong>ch</strong>aft bleibt demna<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> mit Partizipationskapital stets eine Aktiengesells<strong>ch</strong>aft.<br />
Der Geltungsberei<strong>ch</strong> von Art. 95 Abs. 3 BV erfasst in seinem Ingress «die im In- oder Ausland<br />
kotierten S<strong>ch</strong>weizer Aktiengesells<strong>ch</strong>aften». Somit ergeben si<strong>ch</strong> zwei objektive Tatbestandsmerkmale,<br />
die kumuliert erfüllt sein müssen:<br />
17 BBl 2006 5229.<br />
18 BBl 2007 4969.<br />
19 BBl 2004 4723.<br />
20 Art. 1a Abs. 1 des Entwurfs des Bundesbes<strong>ch</strong>lusses vom 15. Juni 2012 über die Volksinitiative «gegen die Abzockerei»<br />
lautete: «Glei<strong>ch</strong>zeitig wird Volk und Ständen ein Gegenentwurf der Bundesversammlung ‹Stopp der Abzockerei<br />
dur<strong>ch</strong> überhöhte Vergütungen› zur Abstimmung unterbreitet.» (Hervorhebung dur<strong>ch</strong> die Verfasser).<br />
21 So au<strong>ch</strong> LUKAS GLANZMANN, Die «Abzocker-Initiative» und ihre Folgen, GesKR Online-Beitrag 1/2013, II.<br />
22 AS 1997 2480.<br />
23 Art. 2 Abs. 1 TUG.<br />
24 Art. 4 TUG.<br />
25 Art. 656a Abs. 1 OR.<br />
26 Art. 656a Abs. 2 OR.<br />
27 Art. 656b Abs. 1 OR.<br />
6
Einerseits muss die Gesells<strong>ch</strong>aft ins Re<strong>ch</strong>tskleid der S<strong>ch</strong>weizer Aktiengesells<strong>ch</strong>aft gehüllt sein,<br />
was, wie oben gezeigt, stets au<strong>ch</strong> bei Partizipationskaptial ausgebenden Gesells<strong>ch</strong>aften der Fall<br />
ist. Andererseits ist die Kotierung der Gesells<strong>ch</strong>aft an einer inländis<strong>ch</strong>en oder ausländis<strong>ch</strong>en<br />
Börse erforderli<strong>ch</strong>. Der Ingress besagt indessen ni<strong>ch</strong>t, dass eine konkrete Art von etwaig vorhandenen<br />
Wertpapieren emittiert sein müsse, so wie er beispielsweise au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en Namen-<br />
und Inhaberaktien differenziert.<br />
Daher kann ges<strong>ch</strong>lossen werden, dass au<strong>ch</strong> Gesells<strong>ch</strong>aften, wel<strong>ch</strong>e über eine Börse nur Partizipationss<strong>ch</strong>eine<br />
ausgeben, im Geltungsberei<strong>ch</strong> der Verfassungsnorm liegen.<br />
Prima vista könnten hierauf zwei Gegenargumente hervorgebra<strong>ch</strong>t werden. Zum Einen könnte<br />
argumentiert werden, der Zweckartikel sehe «[z]um S<strong>ch</strong>utz […]der Aktionärinnen und Aktionäre»<br />
all die na<strong>ch</strong>folgenden Bestimmung vor, weshalb er au<strong>ch</strong> nur auf Aktien und ni<strong>ch</strong>t auf Partizipationss<strong>ch</strong>eine<br />
anwendbar sei. Do<strong>ch</strong> diese zu enge Auslegung würde das Ansinnen – den Minderheitens<strong>ch</strong>utz<br />
sowie die Protektion von Privateigentum und Gesells<strong>ch</strong>aftsvermögen, was<br />
ebenfalls im Ingress postuliert wird – gerade ins Gegenteil verkehren. Just ein minimaler S<strong>ch</strong>utz<br />
der Partizipanten, denen sowieso per definitionem weitgehend die Hände gebunden sind, ist<br />
daher au<strong>ch</strong> im Interesse der Aktionäre.<br />
Zweitens könnte entgegengebra<strong>ch</strong>t werden, die Verfassungsbestimmung erwirke die Ausdehnung<br />
des Anwendungsberei<strong>ch</strong>s des Stimmre<strong>ch</strong>ts, wel<strong>ch</strong>e jedo<strong>ch</strong> sowieso vor den stimmre<strong>ch</strong>tslosen<br />
Partizipanten Halt ma<strong>ch</strong>en würde, womit letztere – aufgrund der Unwirksamkeit – gar ni<strong>ch</strong>t<br />
im Geltungsberei<strong>ch</strong> liegen könnten. Diese Ansi<strong>ch</strong>t verkennt jedo<strong>ch</strong> wiederum Folgendes:<br />
Art. 95 Abs. 3 BV sieht ni<strong>ch</strong>t nur die Erweiterung von Aktionärs-, insbesondere Mitwirkungsre<strong>ch</strong>ten<br />
vor, sondern enthält au<strong>ch</strong> diverse andere Bestimmungen, die ganz unabhängig davon<br />
greifen: exemplaris<strong>ch</strong> die vers<strong>ch</strong>iedenen Verbote für gewisse Vergütungsarten 28 , die gerade au<strong>ch</strong><br />
dem Vermögenss<strong>ch</strong>utz des Partizipationskapitals dienen.<br />
Und letztens kann optional selbst den Partizipanten nebst Informations-, Einberufungs- und<br />
Teilnahmere<strong>ch</strong>ten au<strong>ch</strong> ein Antragsre<strong>ch</strong>t zugestanden werden 29 . Weiter sie sind gar – zur Änderung<br />
ihrer Vor- und Mitwirkungsre<strong>ch</strong>te betreffenden Statutenbestimmungen – zur einer «Partizipantenversammlung»<br />
aufzurufen 30 . Hier spätestens gelangen au<strong>ch</strong> die Partizipanten in den<br />
Genuss von einigen weiteren neuen Vors<strong>ch</strong>riften zur Vereinfa<strong>ch</strong>ung ihrer dortigen Partizipation.<br />
3. Abstimmungen über die Vergütungen von Verwaltungsrat,<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und Beirat<br />
Lit. a Satz 1<br />
Die Generalversammlung<br />
stimmt jährli<strong>ch</strong><br />
über die Gesamtsumme<br />
aller Vergütungen (Geld<br />
und Wert der Sa<strong>ch</strong>leistungen)<br />
des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des<br />
Art. 2<br />
Die Generalversammlung hat die folgenden unübertragbaren Befugnisse:<br />
[…]<br />
4. die Genehmigung der Vergütungen des Verwaltungsrates, der Personen,<br />
die vom Verwaltungsrat ganz oder zum Teil mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
betraut sind (Ges<strong>ch</strong>äftsleitung) und des Beirates.<br />
Art. 12<br />
28 Art. 95 Abs. 3 lit. b BV.<br />
29 Art. 656c OR.<br />
30 Art. 656f Abs. 4 OR.<br />
7
Beirates ab.<br />
[…]<br />
2 Zu ihrer Verbindli<strong>ch</strong>keit bedürfen der Aufnahme in die Statuten Bestimmungen<br />
über:<br />
[…]<br />
5. den Zusatzbetrag für die Vergütungen von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung,<br />
die na<strong>ch</strong> der Genehmigung der fixen Vergütung ernannt werden;<br />
6. die abwei<strong>ch</strong>ende Regelung zur Genehmigung der Vergütungen na<strong>ch</strong> Artikel<br />
18 Absatz 3.<br />
Art. 18<br />
Vergütungen an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den<br />
Beirat<br />
1 Die Generalversammlung stimmt jährli<strong>ch</strong> gesondert über die Genehmigung<br />
der Gesamtbeträge ab, die der Verwaltungsrat bes<strong>ch</strong>lossen hat für:<br />
1. die fixe Vergütung des Verwaltungsrates für die Dauer bis zur nä<strong>ch</strong>sten<br />
ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung;<br />
2. die variable Vergütung des Verwaltungsrates für das abges<strong>ch</strong>lossene Ges<strong>ch</strong>äftsjahr;<br />
3. die fixe Vergütung der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung für die Dauer bis zur nä<strong>ch</strong>sten<br />
ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung;<br />
4. die variable Vergütung der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung für das abges<strong>ch</strong>lossene Ges<strong>ch</strong>äftsjahr;<br />
5. die fixe Vergütung des Beirates für die Dauer bis zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung;<br />
6. die variable Vergütung des Beirates für das abges<strong>ch</strong>lossene Ges<strong>ch</strong>äftsjahr.<br />
2 Verweigert die Generalversammlung die Genehmigung eines Gesamtbetrags,<br />
so kann der Verwaltungsrat an der glei<strong>ch</strong>en Versammlung einen neuen Antrag<br />
stellen. Stellt er keinen neuen Antrag oder wird au<strong>ch</strong> dieser abgelehnt, so hat<br />
der Verwaltungsrat innerhalb von drei Monaten eine neue Generalversammlung<br />
einzuberufen.<br />
3 Die Statuten können eine von Absatz 1 abwei<strong>ch</strong>ende Regelung vorsehen. Die<br />
folgenden Voraussetzungen müssen erfüllt sein:<br />
1. Die Generalversammlung stimmt jährli<strong>ch</strong> über die Vergütungen ab.<br />
2. Die Generalversammlung stimmt gesondert über den Gesamtbetrag der<br />
Vergütungen des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates<br />
ab.<br />
3. Die Abstimmung der Generalversammlung hat bindende Wirkung.<br />
Art. 19<br />
Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
1 Die Statuten können für die Vergütungen von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung,<br />
die na<strong>ch</strong> der Genehmigung der fixen Vergütung ernannt werden, einen<br />
Zusatzbetrag vorsehen.<br />
2 Die Generalversammlung muss die Vergütungen, die gestützt auf Absatz 1<br />
ausgeri<strong>ch</strong>tet werden, ni<strong>ch</strong>t genehmigen.<br />
8
3.1 Dispositive Bestimmung<br />
Das Grundkonzept einer dispositiven Regelung, wie, wann und wel<strong>ch</strong>e Bestandteile der Vergütungssummen<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung festzusetzen sind, ebenso wie die statutaris<strong>ch</strong>e<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, ein alternatives Modell vorzusehen, ist opportun. Die drei Bedingungen na<strong>ch</strong> Art. 18<br />
Abs. 3 VE-VgdA sind jedo<strong>ch</strong> zwingend einzuhalten. 31, 32<br />
Jedo<strong>ch</strong> fragt si<strong>ch</strong>, ob ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> die variablen Vergütungen (Art. 18 Abs. 1 Ziff. 2, 4 und 6<br />
VE-VgdA) dispositiv in einer prospektiven Abstimmung bes<strong>ch</strong>lossen werden sollen, da diese<br />
Variante in der Praxis eher angewandt werden wird als die ex-post-Abstimmung. Denn zwar ist<br />
es ri<strong>ch</strong>tig, dass die variablen Vergütungen «s<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>tig von Kriterien ab[hängen], die erst<br />
na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luss des Ges<strong>ch</strong>äftsjahrs bzw. na<strong>ch</strong> Erstellung des Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>ts definitiv vorliegen»,<br />
wie der Beri<strong>ch</strong>t 33 darlegt.<br />
Ebenso entsprä<strong>ch</strong>e die retrospektive Abstimmung der erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteile<br />
eigentli<strong>ch</strong> dem Geiste des Aktienre<strong>ch</strong>ts und des «Leitgedanken[s], dass über erfolgs- und leistungsabhängige<br />
Vergütungsbestandteile erst dann abs<strong>ch</strong>liessend ents<strong>ch</strong>ieden wird, wenn die<br />
Ergebnisse des Vorjahres vorliegen, also retrospektiv» 34 . Die Festsetzung der Tantieme gilt denn<br />
seit jeher als unübertragbare Befugnis der Generalversammlung 35 , wobei sol<strong>ch</strong>e «Gewinnanteile<br />
an Mitglieder des Verwaltungsrates nur dem Bilanzgewinn entnommen werden [dürfen] und<br />
nur zulässig [sind], na<strong>ch</strong>dem die Zuweisung an die gesetzli<strong>ch</strong>e Reserve gema<strong>ch</strong>t und eine Dividende<br />
von 5 Prozent oder von einem dur<strong>ch</strong> die Statuten festgesetzten höheren Ansatz an die<br />
Aktionäre ausgeri<strong>ch</strong>tet worden ist» 36 .<br />
Do<strong>ch</strong> um «Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit für die Gesells<strong>ch</strong>aft bzw. ihre Organe» zu vers<strong>ch</strong>affen, wird denno<strong>ch</strong><br />
eher eine ex-ante-Abstimmung angestrebt. 37 Zu bedenken ist s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>, dass von der Generalversammlung<br />
bes<strong>ch</strong>lossene, insbesondere variable Vergütungssummen gar ni<strong>ch</strong>t zwingend ausges<strong>ch</strong>üttet<br />
werden müssen – sie stellen viel mehr die obere S<strong>ch</strong>ranke, ein Kostenda<strong>ch</strong> dar. Denn<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig zum erwirkten Generalversammlungsbes<strong>ch</strong>luss müssen ohnehin au<strong>ch</strong> die individuellen<br />
Zielvereinbarungen wie au<strong>ch</strong> die etwaigen exogenen Kriterien der Erfolgs- und Beteiligungspläne<br />
erfüllt sein, um variable Vergütungen geltend ma<strong>ch</strong>en zu können. 38<br />
3.2 Zusatzbetrag für neue GL-Mitglieder<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> zu unterstützen ist die Ausnahmebestimmung na<strong>ch</strong> Art. 19 VE-VgdA, wona<strong>ch</strong> später<br />
hinzustossende Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung für die Dauer bis zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung aus einem Zusatzbetrag vergütet werden können. Glei<strong>ch</strong>sam muss zwingend<br />
verhindert werden, dass hierdur<strong>ch</strong> eine Carte Blan<strong>ch</strong>e für den Verwaltungsrat entstehen<br />
31 Vgl. CLAUDIO KUSTER, 24-teiliges Puzzlespiel wider die Abzockerei, NZZ, 4. März 2013, S. 21.<br />
32 Anmerkung zum Beri<strong>ch</strong>t, 3.8.3, wona<strong>ch</strong> «[k]onsultativ wirkende Abstimmungen, beispielsweise über den Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
[…] unzulässig» seien: Sol<strong>ch</strong>e Abstimmungen sollen dur<strong>ch</strong>aus komplementär erlaubt bleiben, dürfen<br />
jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t eine der nunmehr zwingenden und bindenden Abstimmungen substituieren.<br />
33 Beri<strong>ch</strong>t, 3.8.1.<br />
34 CHRISTOPH B. BÜHLER, Showdown in der Vergütungsfrage: Volksinitiative «gegen die Abzockerei» oder indirekter<br />
Gegenentwurf des Parlaments, GesKR Online-Beitrag 1/2012, IV.B.2.b)aa).<br />
35 Art. 698 Abs. 2 Ziff. 4 OR.<br />
36 Art. 677 OR.<br />
37 Vgl. VON DER CRONE/HUBER (Fn. 71), VI.B.2.<br />
38 Vgl. VON DER CRONE/HUBER (Fn. 71), VI.B.3.<br />
9
kann. Neue Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung sollen ni<strong>ch</strong>t mit unbes<strong>ch</strong>ränkt hohen Summen angeworben<br />
und vergüten werden können. Ansonsten würde das Verbot von Vergütungen im Voraus<br />
39 umgangen.<br />
Der fakultative Zusatzbetrag na<strong>ch</strong> Art. 12 Abs. 2 Ziff. 5 VE-VgdA muss daher zwingend ein exakt<br />
festgelegter, maximal zulässiger (globaler oder individueller) Geldbetrag darstellen. Allgemeinunbestimmte<br />
oder gar delegierende Statuteninhalte wären verfassungswidrig.<br />
Zudem muss gewährleistet sein, dass der statutaris<strong>ch</strong> zur Verfügung gestellte Betrag nur pro<br />
rata temporis ausges<strong>ch</strong>üttet werden darf. Ansonsten könnte wenige Monate oder gar Wo<strong>ch</strong>en<br />
vor der ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung ein neues Ges<strong>ch</strong>äftsmitglied eingestellt werden und<br />
diesem den kompletten – eigentli<strong>ch</strong> für längere Fristen reservierte – Zusatzbetrag überwiesen<br />
werden:<br />
Art. 19 Abs. 1 bis (neu)<br />
1bis Für ein unvollständiges Dienstjahr ist der Zusatzbetrag hö<strong>ch</strong>stens entspre<strong>ch</strong>end der Dauer des<br />
Arbeitsverhältnisses bis zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung zu gewähren.<br />
Als alternative Lösungen bieten si<strong>ch</strong> zudem an:<br />
• Falls die Abstimmung über die Vergütungssummen der Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung ex<br />
ante geregelt ist: Hier könnte (gesetzli<strong>ch</strong> oder statutaris<strong>ch</strong>) ermögli<strong>ch</strong>t werden, Zusatzbeträge<br />
für neue GL-Mitglieder supplementär in die ex-ante-Abstimmung an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung miteinzubeziehen.<br />
• Bei ex-post-Abstimmungen ergibt si<strong>ch</strong> kein besonderer Handlungsbedarf, da sowieso alle<br />
Vergütungen retrospektiv vor die Generalversammlung gelangen.<br />
3.3 Ablehnung eines Gesamtbetrags<br />
Ni<strong>ch</strong>t zielführend ist die Bestimmung, wona<strong>ch</strong> eine neue Generalversammlung einzuberufen sei,<br />
wenn die Generalversammlung einen Gesamtbetrag ni<strong>ch</strong>t genehmigt und der Verwaltungsrat<br />
darauf keinen neuen Antrag vorlegt oder ebenso der etwaige neue Antrag des Verwaltungsrats<br />
abgelehnt wird (Art. 18 Abs. 2 VE-VgdA). Das Einberufen einer ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
sollte bloss als Ultima ratio vorgesehen werden.<br />
Ebenfalls fals<strong>ch</strong> wäre, bei einer Ablehnung einer Vergütungssumme einfa<strong>ch</strong> den letztjährigen,<br />
genehmigten Betrag für ein weiteres Jahr zur Verfügung zu stellen. Ein sol<strong>ch</strong>es Vorgehen würde<br />
letztli<strong>ch</strong> die etwaig angestrebte Reduktion einer sol<strong>ch</strong>en Summe praktis<strong>ch</strong> verunmögli<strong>ch</strong>en, da<br />
die Vergütungen nur no<strong>ch</strong> ansteigen, jedo<strong>ch</strong> kaum mehr sinken würden. Ein sol<strong>ch</strong>es Prozedere<br />
wäre ni<strong>ch</strong>t im Sinne der Verfassungsnorm. (Die Regelung des Status-quo-Weiterführens gilt freili<strong>ch</strong><br />
bei abgelehnten Statutenänderungen – ni<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> für refüsierte Vergütungssummen.)<br />
Denn gerade die institutionellen Anleger, die Pensionskassen und Stimmre<strong>ch</strong>tsberater weisen<br />
den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter zumeist an, bei sol<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t-angekündigten Anträgen<br />
stets gegen den Verwaltungsrat zu stimmen (oder zumindest si<strong>ch</strong> zu enthalten). Errei<strong>ch</strong>t also der<br />
erste, angekündigte Antrag das erforderli<strong>ch</strong>e Mehr ni<strong>ch</strong>t, so wird in der Praxis mit grosser<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit au<strong>ch</strong> der zweite, ni<strong>ch</strong>t-angekündigte Antrag – und sei er no<strong>ch</strong> im Sinne der<br />
39 Art. 95 Abs. 3 lit. b Satz 1 BV.<br />
10
Aktionäre – dur<strong>ch</strong>fallen. Ohne eine derartige Weisung wird zudem die unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
ri<strong>ch</strong>tigerweise ni<strong>ch</strong>t mehr automatis<strong>ch</strong> dem Verwaltungsrat folgen. 40<br />
Überdies wäre es s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> untaugli<strong>ch</strong>, den Zweitantrag des Verwaltungsrats bereits im Voraus,<br />
auf der Einladung explizit zu traktandieren. Sodann würde nämli<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> der niedrigere<br />
der zwei Summen als effektiv gewüns<strong>ch</strong>ter Betrag vorges<strong>ch</strong>lagen, während die höhere Vergütungssumme<br />
zum «Dummyantrag» verkäme.<br />
3.3.1 Ermögli<strong>ch</strong>ung von Gegenanträgen statt blosse Genehmigungskompetenz<br />
Die Lösung findet si<strong>ch</strong> in Analogie zur «Festsetzung der Dividende und der Tantieme» 41 dur<strong>ch</strong><br />
die Generalversammlung und zur «Festsetzung der Ents<strong>ch</strong>ädigung der Ges<strong>ch</strong>äftsführer» 42 dur<strong>ch</strong><br />
die Gesells<strong>ch</strong>afterversammlung (in der Gesells<strong>ch</strong>aft mit bes<strong>ch</strong>ränkter Haftung) sowie unter Respektierung<br />
des Zwecks im Ingress von Art. 95 Abs. 3 BV: Die Aktionäre sollen die dur<strong>ch</strong> den<br />
Verwaltungsrat vorges<strong>ch</strong>lagenen Vergütungssummen ni<strong>ch</strong>t bloss genehmigen oder ablehnen<br />
können.<br />
Im Sinne der postulierten Aktionärsdemokratie müssen die Aktionäre stattdessen zwingend au<strong>ch</strong><br />
eigene Gegenanträge stellen können. Dieser Miteinbezug der Eigentümer ist weitaus zweckmässiger<br />
und zielführender als die vorges<strong>ch</strong>lagenen Ad-hoc-Anträge na<strong>ch</strong> Art. 18 Abs. 2 VE-VgdA.<br />
Eine reine Genehmigungskompetenz der Versammlung widersprä<strong>ch</strong>e dem Geiste der Verfassungsnorm.<br />
Zuletzt ist es evident, dass das enge Unmittelbarkeitsprinzip der Generalversammlung de lege<br />
lata ni<strong>ch</strong>t mehr zeitgemäss ist und daher vermehrt in die willensbildende und de facto bes<strong>ch</strong>lussfassende<br />
Vorphase der Versammlung gelegt werden soll. 43 Der Verfassungsartikel trägt<br />
diesem bere<strong>ch</strong>tigten Ansinnen immerhin Re<strong>ch</strong>nung, indem die «Aktionärinnen und Aktionäre<br />
elektronis<strong>ch</strong> fernabstimmen [können]» 44 müssen. Weitere Massnahmen in diesem Sinne sind<br />
begrüssenswert.<br />
Es sollte zuletzt no<strong>ch</strong> klargestellt werden, dass ni<strong>ch</strong>t nur «die Vergütungen», sondern «alle Vergütungen»<br />
in die Festsetzung miteinzubeziehen sind. Aus all diesen Gründen drängt si<strong>ch</strong> daher<br />
folgender mögli<strong>ch</strong>er Wortlaut auf:<br />
Art. 2 Ziff. 4<br />
Die Generalversammlung hat die folgenden unübertragbaren Befugnisse:<br />
4. die Festsetzung aller Vergütungen des Verwaltungsrates, der Personen, die vom Verwaltungsrat<br />
ganz oder zum Teil mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraut sind (Ges<strong>ch</strong>äftsleitung) und<br />
des Beirates. 45<br />
Womögli<strong>ch</strong> wird von anderen Anhörungsadressaten verlangt werden, dass ni<strong>ch</strong>t nur das Verfahren<br />
na<strong>ch</strong> Art. 18 Abs. 1 VE-VgdA statutaris<strong>ch</strong> geändert werden können soll, sondern ebenso<br />
Art. 18. Abs. 2, also den Me<strong>ch</strong>anismus bei Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung. Davon ist jedo<strong>ch</strong> Abstand zu<br />
40 Art. 10 Abs. 2 VE-VgdA, vgl. hinten 13.2.<br />
41 Art. 698 Abs. 2 Ziff. 4 OR.<br />
42 Art. 804 Abs. 2 Ziff 6 OR.<br />
43 Vgl. statt vieler: FORSTMOSER (Fn. 72), IX.E.c).<br />
44 Art. 95 Abs. 3 lit. a Satz 2 Teilsatz 1 BV; vgl. hinten 6.<br />
45 Sowie weitere analoge Anpassungen in Art. 12 Abs. 2, Art. 18 und 19 VE-VgdA.<br />
11
nehmen, da hierdur<strong>ch</strong> unweigerli<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t werden würde, den Zweck der Bestimmung zu<br />
umgehen.<br />
3.4 Mehrjährige Vergütungen<br />
Einer der Verfasser 46 hat vor einiger Zeit die Idee aufgeworfen, die Vergütungssummen ni<strong>ch</strong>t<br />
nur für ein Jahr bestimmen zu können, sondern ebenso prospektiv über mehrere Jahre hinweg.<br />
Es entstünde sodann eine Art «Vergütungspool» über eine Phase von viellei<strong>ch</strong>t zwei oder drei<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsjahren, der jährli<strong>ch</strong> von der Generalversammlung zusätzli<strong>ch</strong> geäufnet würde und aus<br />
jenem die Beträge für die variablen Vergütungen entnommen werden könnten. Die Idee wurde<br />
au<strong>ch</strong> von anderen Autoren aufgegriffen und weiterentwickelt. 47<br />
Davon ist jedo<strong>ch</strong> Abstand zu nehmen, wie au<strong>ch</strong> der Beri<strong>ch</strong>t 48 darlegt. Denn damit würde einerseits<br />
die verlangte Syn<strong>ch</strong>ronität zwis<strong>ch</strong>en dem Generalversammlungsbes<strong>ch</strong>luss und dem Ges<strong>ch</strong>äftsjahr<br />
verletzt. Andererseits könnte und die ebenso verlangte Periodizität («stimmt jährli<strong>ch</strong><br />
über die Gesamtsumme aller Vergütungen […] ab» 49 ) darunter leiden, weil der Vergütungspool<br />
somit gar ni<strong>ch</strong>t jedes Jahr fris<strong>ch</strong> gespiesen werden müsste: Er könnte so im Jahr X übermässig<br />
ho<strong>ch</strong> alloziert werden, in den Jahren X+1 und X+2 jedo<strong>ch</strong> mit null Franken, womit faktis<strong>ch</strong> ein<br />
Dreijahresrhythmus entstünde.<br />
Und drittens s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> böte ein sol<strong>ch</strong>es Gefäss au<strong>ch</strong> die latente Gefahr von Missbrau<strong>ch</strong>: Gerade<br />
in unruhigen Phasen und beim Auss<strong>ch</strong>eiden von einer Mehrheit der Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
könnte ein sol<strong>ch</strong>es Reservoir allzu lei<strong>ch</strong>t als «Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungs-Pool» zweckentfremdet<br />
werden.<br />
3.5 Auss<strong>ch</strong>luss der Organmitglieder vom Stimmre<strong>ch</strong>t<br />
«Die Ausri<strong>ch</strong>tung am Wohl des Verbands [hier: der Gesells<strong>ch</strong>aft] ist gefährdet, wenn der Bes<strong>ch</strong>luss<br />
persönli<strong>ch</strong>e Interessen des Stimmbere<strong>ch</strong>tigten oder Interessen von Personen, die ihm<br />
nahestehen, berührt. […] Wer bei einem bestimmten Ges<strong>ch</strong>äft befangen ist, tritt in den Ausstand.»<br />
50<br />
Die Problematik stellt si<strong>ch</strong> im geltenden Re<strong>ch</strong>t am offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>sten bei der Erteilung der Dé<strong>ch</strong>arge,<br />
wo «[d]as Verbot [des Stimmre<strong>ch</strong>ts der Organmitglieder] einen besonders brisanten Fall<br />
eines Interessenkonfliktes heraus[greift] und das geradezu stossende Possenspiel einer Selbstentlastung<br />
verhindern [will]» 51 . Das deshalb ruhende Stimmre<strong>ch</strong>t 52 «dient dabei der Dur<strong>ch</strong>setzung<br />
der Kompetenzabgrenzung zwis<strong>ch</strong>en Aktionären und Exekutivorganen, aber au<strong>ch</strong> dem<br />
Minderheitens<strong>ch</strong>utz.»<br />
46 KUSTER (Fn. 1).<br />
47 HANS-UELI VOGT/MANUEL BASCHUNG, Wie weiter im Aktienre<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> der Annahme der Volksinitiative «gegen die<br />
Abzockerei»?, GesKR 1/2013, II.2.5.ac.; THERESE AMSTUTZ, Na<strong>ch</strong> Annahme der Minder-Initiative, KPMG/Legal 2013, 4.2<br />
(http://www.kpmg.com/CH/de/Library/Articles-Publications/Documents/Legal/pub-20130506-na<strong>ch</strong>-annahmeder-minder-initiative-de.pdf);<br />
DAVID OSER/ANDREAS F. MÜLLER, Entwurf einer Verordnung zur Umsetzung von Artikel 95<br />
Absatz 3 BV (Minder-Initiative), GesKR Online-Beitrag 2/2013, S. 4.<br />
48 Beri<strong>ch</strong>t, 3.8.3.<br />
49 Art. 95 Abs. 3 lit. a Satz 1 BV.<br />
50 WOLFGANG ERNST, Kleine Abstimmungsfibel – Leitfaden für die Versammlung, Züri<strong>ch</strong> 2011, Rz. 52 f.<br />
51 PETER BÖCKLI, S<strong>ch</strong>weizer Aktienre<strong>ch</strong>t, 4. A., Züri<strong>ch</strong> 2009, § 12 Rz. 437.<br />
52 Art. 695 Abs. 1 OR.<br />
12
Ein Bundesgeri<strong>ch</strong>tsents<strong>ch</strong>eid 53 bestätigte denn, dass «[d]em Sinn und Zweck des Stimmre<strong>ch</strong>tsauss<strong>ch</strong>lusses<br />
gemäss Art. 695 Abs. 1 OR entspre<strong>ch</strong>end alle an der Versammlung anwesenden<br />
Personen vom Stimmre<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen [sind], die als Organe vom Entlastungsbes<strong>ch</strong>luss betroffen<br />
sind», wodur<strong>ch</strong> der Stimmre<strong>ch</strong>tsauss<strong>ch</strong>luss au<strong>ch</strong> für alle dur<strong>ch</strong> den Organvertreter partizipierenden<br />
Aktien gilt. Der Stimmre<strong>ch</strong>tsauss<strong>ch</strong>luss dient somit «einer innergesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Gewaltenteillung und ist ein Element des Minderheitss<strong>ch</strong>utzes» 54 .<br />
Bei den zukünftigen Vergütungsabstimmungen 55 sind Befangenheit und Interessenkonflikte<br />
mindestens ebenso stark innewohnend wie beim Entlastungsbes<strong>ch</strong>luss. So bedenkt denn au<strong>ch</strong><br />
HÄUSERMANN: «Mitglieder der Unternehmensleitung (Verwaltungsrat und Ges<strong>ch</strong>äftsleitung) halten<br />
in der Regel Aktien ihrer Gesells<strong>ch</strong>aft. Ihr Stimmenanteil bewegt si<strong>ch</strong> zwar oft im Promilleberei<strong>ch</strong>.<br />
Trotzdem könnte der Vorwurf laut werden, dass die Unternehmensleitung an der GV<br />
über ihre eigenen Vergütungen abstimmen darf. Der Gesetzgeber könnte diesem Vorwurf zuvorkommen,<br />
indem er Organpersonen in Vergütungsangelegenheiten vom Stimmre<strong>ch</strong>t auss<strong>ch</strong>liesst.»<br />
56<br />
Na<strong>ch</strong> WATTER/DUBS gar «drängt si<strong>ch</strong> eine analoge Anwendung der Ausserkraftsetzung des<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsprivilegs der Stimmre<strong>ch</strong>tsaktien im Rahmen der (einen) Bes<strong>ch</strong>lussfassung über die<br />
Dé<strong>ch</strong>argeerteilung ebenso auf wie der Stimmre<strong>ch</strong>tsauss<strong>ch</strong>luss im Sinne von Art. 695 Abs. 1 OR<br />
im Rahmen einer allfälligen Bes<strong>ch</strong>lussfassung über die Anhebung einer Verantwortli<strong>ch</strong>keitsklage<br />
[…]» 57 . Na<strong>ch</strong> teleologis<strong>ch</strong>er Interpretation des ruhenden Stimmre<strong>ch</strong>tsprivilegs 58 sei «der Zweck<br />
dieser Bestimmung […] die Ermögli<strong>ch</strong>ung einer objektiven und wirksamen Kontrolle der Verwaltung<br />
im Interesse der ni<strong>ch</strong>t privilegierten Aktionäre.» 59 Die S<strong>ch</strong>utzzwecke der beiden Auss<strong>ch</strong>lüsse,<br />
beim Stimmre<strong>ch</strong>t der Organmitglieder einerseits und beim Stimmre<strong>ch</strong>tsprivileg andererseits,<br />
seien ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>neidende, sondern hätten je eigenständigen Charakter und Zweck.<br />
Sie seien daher je zusätzli<strong>ch</strong> zur Geltung zu bringen.<br />
Aus diesen Gründen haben analog zu den Auss<strong>ch</strong>lüssen sowohl des Stimmre<strong>ch</strong>ts der Organmitglieder<br />
beim Dé<strong>ch</strong>arge-Bes<strong>ch</strong>luss wie au<strong>ch</strong> des Stimmre<strong>ch</strong>tsprivilegs bei der Anhebung einer<br />
Verantwortli<strong>ch</strong>keitsklage, diese au<strong>ch</strong> bei den Vergütungsabstimmungen zu gelten:<br />
Art. 18 Abs. 2 bis (neu)<br />
2bis Bei den Abstimmungen na<strong>ch</strong> Artikel 12 und Artikel 18 Absatz 1 und 2:<br />
1. haben Personen, die in irgendeiner Weise an der Ges<strong>ch</strong>äftsführung teilgenommen haben<br />
oder teilnehmen, kein Stimmre<strong>ch</strong>t;<br />
2. ist die Bemessung des Stimmre<strong>ch</strong>ts na<strong>ch</strong> der Zahl der Aktien ni<strong>ch</strong>t anwendbar.<br />
53 BGE 128 III 142 vom 7. Februar 2002.<br />
54 ROLF WATTER/DIETER DUBS, Der Dé<strong>ch</strong>argebes<strong>ch</strong>luss, AJP/PJA 8/2001, 908, C.1.<br />
55 Die eigentli<strong>ch</strong>en Vergütungsabstimmungen na<strong>ch</strong> Art. 18 Abs. 1 und 2, jedo<strong>ch</strong> ebenso die darauf fussenden statutaris<strong>ch</strong>en<br />
Bes<strong>ch</strong>lüsse na<strong>ch</strong> Art. 12 VE-VgdA.<br />
56 DANIEL M. HÄUSERMANN, «Abzocker»-Initiative umsetzen – aber wie?, SJZ 109 (2013) Nr. 7, IV.C.<br />
57 WATTER/DUBS, (Fn. 54), B.IV.<br />
58 Art. 693 Abs. 3 Ziff. 4 OR.<br />
59 WATTER/DUBS (Fn. 54), B.IV.<br />
13
4. Jährli<strong>ch</strong>e Einzelwahlen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
4.1 Wahl des Präsidenten des Verwaltungsrats und seiner Stellvertreter<br />
Lit. a Satz 2<br />
Sie [die Generalversammlung]<br />
wählt jährli<strong>ch</strong><br />
die Verwaltungsratspräsidentin<br />
oder<br />
den Verwaltungsratspräsidenten<br />
[…].<br />
Art. 2<br />
Die Generalversammlung hat die folgenden unübertragbaren Befugnisse:<br />
1. die Wahl des Präsidenten des Verwaltungsrates und gegebenenfalls der<br />
Stellvertreter; […]<br />
Art. 4<br />
Wahl und Amtsdauer des Verwaltungsratspräsidenten<br />
1 Die Generalversammlung wählt den Präsidenten des Verwaltungsrates und<br />
allfällige Stellvertreter.<br />
2 Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
3 Die Generalversammlung ist bere<strong>ch</strong>tigt, den Präsidenten des Verwaltungsrates<br />
und allfällige Stellvertreter abzuberufen.<br />
Mit der Wahl des Präsidenten des Verwaltungsrates glei<strong>ch</strong>zeitig seine Stellvertreter zu ernennen,<br />
ers<strong>ch</strong>eint sinnvoll, um glei<strong>ch</strong>sam proaktiv die Frage von etwaigen Vakanzen zu klären. Anstatt<br />
jedo<strong>ch</strong> «allfällige Stellvertreter» zu wählen, könnte naheliegenderweise ins Auge gefasst<br />
werden, glei<strong>ch</strong> die zusammen portierten Vizepräsidenten zu wählen, wel<strong>ch</strong>e die Führung beim<br />
Wegfall des Präsidenten ad interim übernehmen, so wie es au<strong>ch</strong> heute zumeist gehandhabt wird.<br />
Ebenfalls zu unterstützen ist die Erweiterung des Abberufungsre<strong>ch</strong>ts auf das Präsidium.<br />
Allerdings sollte für den Fall eine Fallback-Klausel statuiert werden, dass sowohl der Präsident<br />
wie au<strong>ch</strong> allfällige Stellvertreter beziehungsweise Vizepräsidenten unterjährig aus dem Verwaltungsrat<br />
auss<strong>ch</strong>eiden. Gerade wenn von der Wahl von Suppleanten kein Gebrau<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t wurde,<br />
kann dies sehr wohl vorkommen. Um hierfür keine ausserordentli<strong>ch</strong>e Generalversammlung<br />
einberufen zu müssen, sei in sol<strong>ch</strong>en Konstellationen subsidiär, für die Dauer bis zur nä<strong>ch</strong>sten<br />
Generalversammlung, auf die heutige Selbstkonstituierung 60 zurückgegriffen: 61<br />
Art. 4 Abs. 4 (neu)<br />
4 S<strong>ch</strong>eidet der Präsident des Verwaltungsrates und allfällige Stellvertreter aus, so bezei<strong>ch</strong>net<br />
der Verwaltungsrat seinen Präsidenten für die Dauer bis zur nä<strong>ch</strong>sten Generalversammlung.<br />
4.2 Wahl der Mitglieder des Verwaltungsrats<br />
Lit. a Satz 2<br />
Art. 3<br />
Wahl und Amtsdauer der Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
Sie [die Generalversammlung]<br />
wählt jährli<strong>ch</strong><br />
[…] einzeln die<br />
Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
[…].<br />
1 Die Generalversammlung wählt die Mitglieder des Verwaltungsrates einzeln.<br />
2 Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
60 Art. 712 Abs. 1 OR.<br />
61 So au<strong>ch</strong> HÄUSERMANN, (Fn. 56), V.B.1.<br />
14
4.2.1 «Cumulative Voting»<br />
Da fortan – im Gegensatz zum geltenden Re<strong>ch</strong>t 62 – die Mitglieder des Verwaltungsrats na<strong>ch</strong> Art. 3<br />
Abs. 1 VE-VgdA zwingend einzeln gewählt werden müssen, könnte si<strong>ch</strong> dereinst die Frage stellen,<br />
ob nunmehr die sog. «Proporzwahl des Verwaltungsrats» no<strong>ch</strong> zulässig wäre. In der Praxis<br />
kommt dieses Wahlverfahren zwar – im Gegensatz beispielsweise zu den USA 63 – bei keiner Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
im Geltungsberei<strong>ch</strong> zur Anwendung, do<strong>ch</strong> wird das Ansinnen au<strong>ch</strong> hierzulande immer<br />
wieder propagiert 64 .<br />
Eine eigentli<strong>ch</strong>e Proporzwahl 65 wäre im neuen Regime ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong>, da diese einer Verhältniswahl<br />
mit Wahllisten entspri<strong>ch</strong>t: Das Elektorat (hier: das Aktionariat) wählt also primär<br />
vorgegebene Listen von Partien (hier: Aktionärsgruppierungen, Investoren usw.) und kann gegebenenfalls<br />
zweitrangig auf einzelne Portierte auf den jeweiligen Listen Einfluss nehmen<br />
(dur<strong>ch</strong> Strei<strong>ch</strong>en, Panas<strong>ch</strong>ieren und Kumulieren). Die Proporzwahl ist daher mit der Einzelwahl<br />
ni<strong>ch</strong>t vereinbar.<br />
Jedo<strong>ch</strong> liegt hier ein Grundlagenirrtum (oder zumindest eine Fals<strong>ch</strong>bezei<strong>ch</strong>nung) vor, da mit der<br />
hervorgebra<strong>ch</strong>ten «Proporzwahl» effektiv gar keine sol<strong>ch</strong>e (wie oben skizziert) verlangt wird,<br />
sondern tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ein sog. «Cumulative Voting» 66 gemeint ist. Letztere ist aber eigentli<strong>ch</strong> eine<br />
Majorzwahl, wel<strong>ch</strong>e indessen glei<strong>ch</strong>sam zu einer proportionaleren Repräsentation führt, mithin<br />
Minderheitsaktionären überhaupt erst ermögli<strong>ch</strong>t, einen Vertreter in den Verwaltungsrat zu<br />
entsenden.<br />
Denn die zur Verfügung stehenden (kapitalmässigen) Stimmen je Aktionär können ni<strong>ch</strong>t nur in<br />
glei<strong>ch</strong>en Teilen für die zu wählenden Sitze abgegeben werden, sondern eben au<strong>ch</strong> kumuliert –<br />
und dadur<strong>ch</strong> allesamt auf einen Sitz beziehungsweise Kandidaten konzentriert zufliessen. Sind<br />
an einer Versammlung beispielsweise fünf Verwaltungsräte zu wählen und werden 10 000<br />
Stimmen abgegeben, so kann eine Minorität bereits mit 1667 Stimmen mit einem Vertreter ins<br />
Gremium einziehen.<br />
Eine absolute Mehrheit der vertretenen Aktienstimmen 67 muss sodann au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr zwingend<br />
errei<strong>ch</strong>t werden, da jene Hürde statutaris<strong>ch</strong> wegbedungen werden kann. Die «Proporzwahl»<br />
entspri<strong>ch</strong>t sodann einem sog. «Multi member first-past-the-post cumulative voting».<br />
68<br />
62 Art. 710 Abs. 1 OR sieht keine Einzelwahl vor, weshalb derzeit au<strong>ch</strong> andere Wahlverfahren wie insb. die Wahl in<br />
corpore zulässig sind.<br />
63 Vgl. RICHARD SIEGLER/EVA TALEL, Cumulative Voting Revisited, New York Law Journal, Vol. 233–No. 85, 4. Mai 2005<br />
(http://www.stroock.com/SiteFiles/Pub341.pdf).<br />
64 Vgl. MARCO SALVI, «Kumulus» – Langfristigkeit für Aktiengesells<strong>ch</strong>aften, in: Gerhard S<strong>ch</strong>warz, Urs Meister (Hrsg.):<br />
Ideen für die S<strong>ch</strong>weiz, 44 Chancen, die Zukunft zu gewinnen, S. 247 ff.<br />
65 Vgl. WOLF LINDER, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Demokratie, Institutionen – Prozesse – Perspektiven, 3. A., Bern 2012, 4.D.<br />
66 U.S. SEC: «Cumulative voting is a type of voting process that helps strengthen the ability of minority shareholders to<br />
elect a director. This method allows shareholders to cast all of their votes for a single nominee for the board of directors<br />
when the company has multiple openings on its board. In contrast, in "regular" or "statutory" voting, shareholders<br />
may not give more than one vote per share to any single nominee.»<br />
(http://www.sec.gov/answers/cumulativevote.htm); vgl. m.w.H. BÖCKLI (Fn. 51), § 13 Rz. 80 ff.<br />
67 Na<strong>ch</strong> Art. 703 OR.<br />
68 Zu den Social Choice-Problemen, insb. dem strategis<strong>ch</strong>en Wählen und der Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen,<br />
die mit sol<strong>ch</strong>en Wahlverfahren einhergehen, vgl. GEORGE G. SZPIRO, Die verflixte Mathematik der Demokratie,<br />
Berlin Heidelberg 2011, 5., 7.<br />
15
4.3 Wahl der Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
Lit. a Satz 2<br />
Sie [die Generalversammlung]<br />
wählt jährli<strong>ch</strong><br />
[…] die Mitglieder<br />
[…] des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
[…].<br />
Art. 2<br />
Die Generalversammlung hat die folgenden unübertragbaren Befugnisse:<br />
[…]<br />
2. die Wahl der Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses; […]<br />
Art. 7<br />
1 Die Generalversammlung wählt die Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
einzeln.<br />
2 Wählbar sind nur Mitglieder des Verwaltungsrates.<br />
3 Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
4 Die Statuten bestimmen die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses.<br />
Art. 12<br />
1 Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten über:<br />
[…]<br />
3. die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses.<br />
4.3.1 Einsitznahme von externen Mitglieder<br />
Heute kann der Verwaltungsrat «die Vorbereitung und die Ausführung seiner Bes<strong>ch</strong>lüsse oder<br />
die Überwa<strong>ch</strong>ung von Ges<strong>ch</strong>äften Auss<strong>ch</strong>üssen oder einzelnen Mitgliedern zuweisen». 69 Die Mitglieder<br />
von Auss<strong>ch</strong>üssen sind also aus dem Kreis des Verwaltungsrats zu bezei<strong>ch</strong>nen. In der Praxis<br />
werden jedo<strong>ch</strong> in den Auss<strong>ch</strong>üssen oftmals Fa<strong>ch</strong>personen beigezogen oder sol<strong>ch</strong>e mit Aufträgen<br />
mandatiert. Gerade in Salarierungsfragen werden so häufig Vergütungsexperten herangezogen.<br />
Es sei daher in Betra<strong>ch</strong>t zu ziehen, die Wählbarkeit der Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
ni<strong>ch</strong>t auf die Eigens<strong>ch</strong>aft als Mitglied des Verwaltungsrates einzus<strong>ch</strong>ränken (Art. 7 Abs. 2 VE-<br />
VgdA), sondern auf Aktionäre oder externe Personen auszudehnen. Dadur<strong>ch</strong> könnte die Empfehlung<br />
des Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance («Swiss Code») 70 na<strong>ch</strong> Unabhängigkeit<br />
unterstri<strong>ch</strong>en und weiterentwickelt werden. Wie gezeigt entspri<strong>ch</strong>t das Einbeziehen von<br />
Vergütungsberatern dur<strong>ch</strong> den Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss sowieso der gelebten Praxis – deren offizielle<br />
Wahl dur<strong>ch</strong> das Aktionariat würde so ihre Legitimation stärken. 71<br />
So wurde denn au<strong>ch</strong> in den letzten Jahren immer wieder die ähnli<strong>ch</strong>e Idee diskutiert, die Ernennung<br />
von Aktionärsauss<strong>ch</strong>üssen für gewisse Aufgaben zu ermögli<strong>ch</strong>en. 72 Wenigstens soll aber der<br />
69 Art. 716a Abs. 2 OR.<br />
70 Economiesuisse, Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance, Züri<strong>ch</strong> 2007 («Swiss Code»), Anhang 1,<br />
Ziff. 2.<br />
71 Anderer Ansi<strong>ch</strong>t: HANS CASPAR VON DER CRONE/ADRIANO R. HUBER, Festlegung von Vergütungen in Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften,<br />
SJZ 109 (2013) Nr. 13, III.1.<br />
72 Vgl. PETER FORSTMOSER, Die «grosse» Aktienre<strong>ch</strong>tsreform – Übersi<strong>ch</strong>t und Gesamtwürdigung, in: Rolf Watter (Hrsg.):<br />
Die «grosse» S<strong>ch</strong>weizer Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision, Züri<strong>ch</strong>/St. Gallen 2010, 1, IX.E.d); STEPHAN HOSTETTLER, Managersaläre,<br />
16
Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t publizieren, wel<strong>ch</strong>e externen Personen und Organisationen<br />
beigezogen wurden, wie es au<strong>ch</strong> der Swiss Code 73 verlangt. 74<br />
4.3.2 Aufgaben und Zuständigkeiten<br />
Ob die Statuten jedo<strong>ch</strong> zwingend «die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses»<br />
(Art. 7 Abs. 4 sowie Art. 12 Abs. 1 Ziff. 3 VE-VgdA) enthalten müssen, sei dahingestellt. Unseres<br />
Era<strong>ch</strong>tens könnte, anstatt den Katalog des zwingend notwendigen Statuteninhalts 75 um<br />
einen einzigen von diversen Auss<strong>ch</strong>üssen zu erweitern, der Aufgabenbes<strong>ch</strong>rieb au<strong>ch</strong> in einem<br />
(öffentli<strong>ch</strong>en) Organisations- oder Vergütungsreglement Eingang finden. 76<br />
Die Ri<strong>ch</strong>tlinie Corporate Governance der Börse SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange 77 verlangt zudem längst, die<br />
«[p]ersonelle Zusammensetzung sämtli<strong>ch</strong>er Verwaltungsratsauss<strong>ch</strong>üsse, deren Aufgaben und<br />
Kompetenzabgrenzung» 78 «im jährli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>t in einem eigenen Kapitel zu veröffentli<strong>ch</strong>en»<br />
79 . Eher sei daher diese Regelung ins Re<strong>ch</strong>t zu überführen, wobei si<strong>ch</strong> in der Praxis<br />
dabei offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts änderte.<br />
Dass jedo<strong>ch</strong> dem Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss eine (gegenüber dem geltenden Re<strong>ch</strong>t) erweiterte finale<br />
Bes<strong>ch</strong>lusskompetenz 80 zugewiesen werden können soll 81 , ist weder gefordert no<strong>ch</strong> erwüns<strong>ch</strong>t.<br />
Diese Neuerung stellte immerhin einen gewissen Einbru<strong>ch</strong> in die «unübertragbaren und unentziehbaren<br />
Aufgaben» 82 dar, wel<strong>ch</strong>e dem Verwaltungsrat in corpore «die Oberleitung der Gesells<strong>ch</strong>aft»,<br />
«die Festlegung der Organisation», «die Ernennung und Abberufung der mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
und der Vertretung betrauten Personen» und «die Oberaufsi<strong>ch</strong>t über die mit der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführung betrauten Personen» zuweist.<br />
Der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss – wie au<strong>ch</strong> die übrigen Auss<strong>ch</strong>üsse des Verwaltungsrates – soll grundsätzli<strong>ch</strong><br />
weiterhin ein vorbereitendes, ausführendes und überwa<strong>ch</strong>endes 83 Gremium darstellen,<br />
au<strong>ch</strong> wenn seine Mitglieder fortan das Plazet der Generalversammlung erhalten. 84<br />
Wertorientierte Vergütung – Ents<strong>ch</strong>eidungsgrundlagen für Führungskräfte, 10.8, Orell Füssli Züri<strong>ch</strong> 2010; PETER<br />
FORSTMOSER, Interview «Stimmre<strong>ch</strong>tsberater sind ein Problem», Plädoyer, 5/12, S. 10 f.; DANIEL M. HÄUSERMANN, Vom<br />
Aktionärsauss<strong>ch</strong>uss zur Organisationsfreiheit, Zeits<strong>ch</strong>rift für S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t, 131 (2012), Nr. I/2012, S. 87-<br />
116.<br />
73 Swiss Code (Fn. 70), Anhang 1, Ziff. 8.<br />
74 Vgl. KARIM MAIZAR, Offenlegung von Vergütungen «post Minder», GesKR-Tagung «Ents<strong>ch</strong>ädigungsre<strong>ch</strong>t in kotierten<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften ‹post Minder›», 6. März 2013, Folie 18 Ziff. 1.<br />
75 Art. 626 OR.<br />
76 Vgl. Art. 731d Abs. 2 Ziff. 1 OR-iGgv (Fn. 98), der «die Zuständigkeiten und das Verfahren zur Festlegung der Vergütungen»<br />
ebenso im Vergütungsreglement festlegen wollte.<br />
77 Ri<strong>ch</strong>tlinie betr. Informationen zur Corporate Governance vom 29. Oktober 2008 (RLCG) (http://www.six-ex<strong>ch</strong>angeregulation.com/admission_manual/06_15-DCG_de.pdf).<br />
78 Anhang RLCG (Fn. 77), Ziff. 3.4.2.<br />
79 Art. 6 RLCG (Fn. 77).<br />
80 Die neuerli<strong>ch</strong>en Zuständigkeiten der Generalversammlung vorbehalten.<br />
81 Beri<strong>ch</strong>t, 9.3.<br />
82 Art. 716a Abs. 1 OR.<br />
83 Art. 716a Abs. 2 OR.<br />
84 Anderer Ansi<strong>ch</strong>t: VON DER CRONE/HUBER (Fn. 71), IV.2.<br />
17
4.3.3 Universeller «Auss<strong>ch</strong>uss»<br />
Letztli<strong>ch</strong> könnte die Frage auftau<strong>ch</strong>en, ob fortan ein Auss<strong>ch</strong>uss, der si<strong>ch</strong> mit Vergütungsfragen<br />
befasst (Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss, «Compensation Committee», «Remuneration Committee»<br />
usw. 85 ), überhaupt zwingend gebildet werden müsse. 86 Denn gerade ein mit eher wenig Mitgliedern<br />
bestückter Verwaltungsrat kann si<strong>ch</strong> dieser Thematik dur<strong>ch</strong>aus au<strong>ch</strong> in corpore annehmen.<br />
87 Die Erweiterung des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses auf alle gewählten Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
sei daher ni<strong>ch</strong>t zu verbieten 88 , zumal die Bes<strong>ch</strong>lusskompetenz wie dargelegt 89 sowieso<br />
weiterhin dem Gesamtgremium obliegen soll.<br />
Ein derartiger universeller «Auss<strong>ch</strong>uss» darf indessen ni<strong>ch</strong>t dazu führen, dass der Generalversammlung<br />
die Kompetenz entzogen wird, die Mitglieder in jenes Gremium zu wählen. 90 Denn es<br />
könnte si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus ergeben – dies ist die Raison d’être einer jeder Wahl –, dass die Eigentümer<br />
dem Ansinnen des Verwaltungsrates ni<strong>ch</strong>t folgen und einen oder mehrere Portierte ni<strong>ch</strong>t<br />
wählen, wodur<strong>ch</strong> wieder ein e<strong>ch</strong>ter Auss<strong>ch</strong>uss entstünde.<br />
4.4 Wahl der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
Lit. a Satz 2<br />
Sie [die Generalversammlung]<br />
wählt jährli<strong>ch</strong><br />
[…] die unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreterin<br />
oder den unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter.<br />
Art. 2<br />
Die Generalversammlung hat die folgenden unübertragbaren Befugnisse:<br />
[…]<br />
3. die Wahl eines unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters oder mehrerer unabhängiger<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter; […]<br />
Art. 8<br />
Wahl und Amtsdauer<br />
1 Die Generalversammlung wählt einen oder mehrere unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter.<br />
2 Wählbar sind natürli<strong>ch</strong>e oder juristis<strong>ch</strong>e Personen oder Personengesells<strong>ch</strong>aften.<br />
Die Unabhängigkeit ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Artikel 728 OR.<br />
3 Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
4 Die Generalversammlung kann einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
jederzeit mit sofortiger Wirkung abberufen.<br />
85 Werden die Vergütungsfragen einem anderen Auss<strong>ch</strong>uss zugewiesen, bspw. einem «Corporate Governance»-, «HR»-<br />
oder «Nomination Committee», so gelten die Bestimmung natürli<strong>ch</strong> analog.<br />
86 Faktis<strong>ch</strong> unterhalten heute praktis<strong>ch</strong> alle Gesells<strong>ch</strong>aften im Geltungsberei<strong>ch</strong> einen Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss, während<br />
2006 erst 38 Prozent einen bestellt hatten (KPMG, Management Compensation in der S<strong>ch</strong>weizer Praxis, Züri<strong>ch</strong> 2006);<br />
der Swiss Code (Fn. 70), Ziff. 25 f., sieht die Einsetzung eines Ents<strong>ch</strong>ädigungsauss<strong>ch</strong>uss seit 2002 vor; ablehnend hierzu<br />
GLANZMANN (Fn. 21), IV.1.<br />
87 Vgl. Swat<strong>ch</strong> Group AG, Gs<strong>ch</strong>äftsbri<strong>ch</strong>t 2012, S. 131: «Der Verwaltigsrat verfüegt übernes […] Compensation<br />
Committee. Dene Uss<strong>ch</strong>üss, wo separat (ir Regu aas<strong>ch</strong>liessend ane ordentli<strong>ch</strong>i Sitzig) tage, ghöre wäg der relativ<br />
<strong>ch</strong>lyne Aazahl Verwaltigsrät vor Gsells<strong>ch</strong>aft alli Mitglider vom Verwaltigsrat a […].» Dem Verwaltungsrat und somit<br />
au<strong>ch</strong> dem Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss gehörten 2012 se<strong>ch</strong>s Mitglieder an.<br />
88 Anderer Ansi<strong>ch</strong>t: VON DER CRONE/HUBER (Fn. 71), IV.3, für die ein Auss<strong>ch</strong>uss aus mindestens zwei Mitgliedern und<br />
ni<strong>ch</strong>t aus dem gesamten Verwaltungsrat bestehen darf. Vgl. hierzu au<strong>ch</strong> Fn. 87.<br />
89 Vgl. vorne 4.3.2.<br />
90 Vgl. hierzu au<strong>ch</strong> die Strafbestimmung na<strong>ch</strong> Art. 24 Abs. 1 Ziff. 6 VE-VgdA.<br />
18
Die Mögli<strong>ch</strong>keit zur Wahl ni<strong>ch</strong>t nur von einem, sondern von mehreren unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretern,<br />
ebenso wie die Offenheit ihrer Re<strong>ch</strong>tsform und das Erfordernis der Unabhängigkeit<br />
(Art. 8 Abs. 1 und Abs. 2 VE-VgdA) sind zu unterstützen. Gerade im Hinblick auf die wegfallenden<br />
Organ- und Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretungen 91 und die im Folgenden beleu<strong>ch</strong>teten Fragen<br />
wäre eine gewisse Diversifizierung dieses institutionellen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters dur<strong>ch</strong>aus<br />
opportun.<br />
Eine terminologis<strong>ch</strong>e/redaktionelle Inkohärenz besteht darin, dass in Art. 2 Ziff. 3, Art. 8, 9, 10<br />
und 30 VE-VgdA ein personifizierter «Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter» verwendet wird, während in<br />
Art. 24 Abs. 1 (wie au<strong>ch</strong> in Art. 11) jedo<strong>ch</strong> von einer institutionalisierten «Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung»<br />
gespro<strong>ch</strong>en wird. Es sollte der Einheitli<strong>ch</strong>keit halber die dur<strong>ch</strong>gängige «Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung»<br />
gewählt werden.<br />
4.4.1 Amtsdauer bis ans Ende der Versammlung<br />
Art. 8 Abs. 3 VE-VgdA sollte klarer zum Ausdruck bringen, dass die Amtsdauer ni<strong>ch</strong>t irgendwann<br />
am Tag der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung endet, sondern erst mit dem Ende jener<br />
Versammlung:<br />
Art. 8 Abs. 3<br />
3 Die Amtsdauer endet mit dem Ende der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung. Wiederwahl<br />
ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
4.4.2 Subsidiäre Wahl dur<strong>ch</strong> Verwaltungsrat<br />
Analog zur Übergangsbestimmung na<strong>ch</strong> Art. 30 Abs 1 VE-VgdA soll geregelt werden, was ges<strong>ch</strong>ieht,<br />
wenn – beispielsweise dur<strong>ch</strong> Hins<strong>ch</strong>ied, Konkurs, Wegfallen der Eigens<strong>ch</strong>aft der Unabhängigkeit<br />
oder weil an der letzten Versammlung s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t kein Kandidat die Mehrheit der abgegebenen<br />
Stimmen erhielt – keine unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung mehr vorliegt.<br />
Hier anerbietet si<strong>ch</strong> die pragmatis<strong>ch</strong>e und letztli<strong>ch</strong> in allen Fällen anwendbare Fallback-Lösung<br />
der subsidiären Wahl dur<strong>ch</strong> den Verwaltungsrat, wie es au<strong>ch</strong> die Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision und der<br />
indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag 92 vorsahen:<br />
Art. 8 Abs. 5 (neu)<br />
5 Falls die Gesells<strong>ch</strong>aft keine unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung hat, so wird diese dur<strong>ch</strong><br />
den Verwaltungsrat bestimmt. 93<br />
91 Art. 11 VE-VgdA.<br />
92 Vgl. Art. 689c Abs. 1 Satz 2 OR-iGgv (Fn. 98) und Art. 689c Abs. 1 Satz 2 E-OR (Curia Vista, 08.011<br />
[http://www.parlament.<strong>ch</strong>/sites/doc/CuriaFolgeseite/2008/20080011/N1-2%20D.pdf] [«Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision»],<br />
StR, 11. Juni 2009); Diese Mögli<strong>ch</strong>keit, wie dort vorges<strong>ch</strong>lagen, ledigli<strong>ch</strong> «zum Zeitpunkt der Einladung der Generalversammlung»<br />
vorzusehen, wäre wohl zu eng, da au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der Einladung eine unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
ausfallen könnte, wo jedo<strong>ch</strong> ebenfalls ein Ersatz gesu<strong>ch</strong>t werden müsste.<br />
93 Eventuell ist weiter ein Vorbehalt bei der Strafbestimmung unter Art. 24 Abs. 1 Ziff. 5 VE-VgdA anzubringen.<br />
19
4.4.3 Abberufungsre<strong>ch</strong>t<br />
Art. 8 Abs. 4 VE-VgdA sieht in Analogie zum Abberufungsre<strong>ch</strong>t gegenüber der Revisionsstelle 94<br />
vor, dass au<strong>ch</strong> der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter «jederzeit mit sofortiger Wirkung abberufen»<br />
werden können soll.<br />
Diese gut gemeinte Bestimmung erweist si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> als ziemli<strong>ch</strong> heikel: Was ges<strong>ch</strong>ähe mit den<br />
bereits an den Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter erteilten Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen? Denn eine Abberufung<br />
kann s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> während einer Generalversammlung stattfinden und kann si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> nur auf gewählte Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter beziehen. Während einer Generalversammlung ist<br />
ein gewählter Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur im Amt, sondern für den ordentli<strong>ch</strong>en Verlauf<br />
und das Zuführen der an ihn getragenen Weisungen an die Wahlen und Abstimmungen geradezu<br />
unabdingbar.<br />
Ein gewisser Sinn ergibt si<strong>ch</strong> an die Abberufung des Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters hö<strong>ch</strong>stens dann,<br />
wenn er ni<strong>ch</strong>t mehr für etwaige weitere zukünftige Generalversammlung amten soll, spri<strong>ch</strong> eine<br />
Abberufung an einer ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung per Ende jener Versammlung:<br />
Art. 8 Abs. 4<br />
4 Die Generalversammlung kann einen unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter auf das Ende der<br />
Generalversammlung abberufen.<br />
4.4.3.1 Unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter und eigene Abwahl<br />
Zuletzt stellt si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die Frage, wie der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bei dieser ihn<br />
selbst betreffenden Abstimmung zu votieren hat, gerade falls diese (Ab-)Wahl ledigli<strong>ch</strong> unter das<br />
allgemeine Traktandum «Wahl der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung» fällt und die Aktionäre<br />
vorab keine konkreten Weisungen erteilen konnten.<br />
Er könnte argumentieren, dass ihm alle mandatierten Aktionäre das Vertrauen ausgespro<strong>ch</strong>en<br />
hätten und er somit (ausgenommen ihn explizit anderslautend anweisende Aktionäre) in ihrem<br />
Sinne gegen seine Abberufung stimmt. Ein unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter ist s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t mehr unabhängig, wenn er seine eigene Abwahl stimmre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vertreten muss.<br />
Um diesen Interessenkonflikt – gerade au<strong>ch</strong> aus Si<strong>ch</strong>t des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
selbst – aufzulösen, könnten folgende Mögli<strong>ch</strong>keiten ins Auge gefasst werden, sobald ein Antrag<br />
auf Abwahl des einen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters vorliegt:<br />
• Weiterleitung von Weisungen (alle oder nur dieses spezifis<strong>ch</strong>e Abwahlbegehren betreffend)<br />
an eine bestehende zweite Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung,<br />
• Bestellung einer zweiten Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung dur<strong>ch</strong> den Verwaltungsrat,<br />
• Fallback auf den Organvertreter für das Abwahlbegehren.<br />
94 Art. 705 Abs. 1 und Art. 730a Abs. 4 OR.<br />
20
5. Pfli<strong>ch</strong>ten für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen und AHV-Ausglei<strong>ch</strong>sfonds<br />
5.1 Stimmpfli<strong>ch</strong>t im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten<br />
Lit. a Satz 3<br />
Art. 22<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
Die Pensionskassen<br />
stimmen im Interesse<br />
ihrer Versi<strong>ch</strong>erten ab<br />
[…].<br />
1 Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem Freizügigkeitsgesetz vom 17. Dezember 1993<br />
(FZG) unterstellt sind, müssen das Stimmre<strong>ch</strong>t der von ihnen gehaltenen Aktien<br />
in der Generalversammlung der Gesells<strong>ch</strong>aft ausüben.<br />
2 Sie müssen im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten abstimmen.<br />
3 Sie dürfen si<strong>ch</strong> der Stimme enthalten oder auf eine Stimmabgabe verzi<strong>ch</strong>ten,<br />
sofern dies dem Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten entspri<strong>ch</strong>t.<br />
4 Das oberste Organ der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung legt in einem Reglement fest, na<strong>ch</strong><br />
wel<strong>ch</strong>en Grundsätzen das Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten bei der Ausübung des<br />
Stimmre<strong>ch</strong>ts bestimmt wird.<br />
5.1.1 Fehlende Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
Mit der im Vorentwurf vorges<strong>ch</strong>lagenen Regelung zu den Pensionskassen wird der Wille des<br />
Verfassungsgebers stark missa<strong>ch</strong>tet. Dem jahrelang geforderten Ansinnen der Stimmpfli<strong>ch</strong>t 95<br />
wird hier faktis<strong>ch</strong> ganz und gar ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>gekommen. In allen verfügbaren Materialien kommt<br />
klar zum Ausdruck, dass mit dem Wortlaut von Art. 95 Abs. 3 lit. a Satz 3 BV stets eine zwingende<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t sowohl für die Pensionskassen wie au<strong>ch</strong> den AHV-Fonds intendiert war. Zumeist<br />
war denn au<strong>ch</strong>, sowohl aufseiten Befürworter wie au<strong>ch</strong> der Gegner, ni<strong>ch</strong>t nur von «Stimmpfli<strong>ch</strong>t»,<br />
sondern von «Stimmzwang» die Rede.<br />
Exemplaris<strong>ch</strong> seien hierzu die offiziellen Erläuterungen zum Initiativtext 96 herangezogen, wel<strong>ch</strong>e<br />
verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>en, wie der Wille des Verfassungsgebers auszulegen ist: «Stimmzwang: […] Diese<br />
Investoren sollen gezwungen werden, die Verantwortung ihren Versi<strong>ch</strong>erten gegenüber wahrzunehmen<br />
und deshalb obligatoris<strong>ch</strong> im Interesse und Sinne ihrer Versi<strong>ch</strong>erten abzustimmen.»<br />
5.1.1.1 Abstimmungserläuterungen und Medienmitteilung des Bundesrats<br />
Ebenso verspra<strong>ch</strong> der Bundesrat in seinen Abstimmungserläuterungen unter der Marginalie<br />
«Stimmpfli<strong>ch</strong>t für Pensionskassen»: «Pensionskassen […] werden verpfli<strong>ch</strong>tet, ihre Stimmre<strong>ch</strong>te<br />
auszuüben.» 97 Unter der Übers<strong>ch</strong>rift «Unters<strong>ch</strong>iede zur Initiative» pries daher der Bundesrat die<br />
Vorzüge des damaligen indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lags 98 an, der «die Stimmre<strong>ch</strong>tspfli<strong>ch</strong>t der Pensionskassen<br />
weniger absolut [regelt]» als das Verfassungsartikel. 99<br />
95 Vgl. CHRISTOPH BLOCHER/THOMAS MINDER/CLAUDIO KUSTER, Mit Aktionärsstimmen statt Steuern gegen Bonus-Exzesse,<br />
NZZ, 1. Juni 2010, S. 21; THOMAS MINDER, Es ist hö<strong>ch</strong>ste Zeit, die Kompetenzen neu zu regeln, in: Margit Osterloh, Katja<br />
Rost (Hrsg.): Die Unternehmung, Sonderband 1/2011, Baden-Baden 2011; CLAUDIO KUSTER, Mit der «Abzocker»-<br />
Initiative liegt der Gegenvors<strong>ch</strong>lag s<strong>ch</strong>on vor, NZZ, 31. Mai 2011, S. 31; CLAUDIO KUSTER, Weshalb plötzli<strong>ch</strong> so eilig, Herr<br />
Blo<strong>ch</strong>er, NZZ, 9. Juli 2012, S. 15; BRIGITTA MOSER-HARDER, Abzocker-Initiative liegt im internationalen Trend, Jusletter<br />
vom 14. Januar 2013, Rz. 10.<br />
96 Initiativkomitee «gegen die Abzockerei», Erläuterungen zum Initiativtext, Januar 2010<br />
(http://abzockerei.files.wordpress.com/2013/07/erlaeuterungen.pdf), Ziff. 2 (Hervorhebungen dur<strong>ch</strong> die Verfasser).<br />
97 Erläuterungen des Bundesrats zur Volksabstimmung vom 3. März 2013, S. 15.<br />
98 S<strong>ch</strong>lussabstimmungstext: Änderung des Obligationenre<strong>ch</strong>ts vom 16. März 2012 (Vergütungen bei börsenkotierten<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften sowie weitere Änderungen im Aktienre<strong>ch</strong>t)<br />
(http://www.parlament.<strong>ch</strong>/sites/doc/CuriaFolgeseite/2010/20100443/S<strong>ch</strong>lussabstimmungstext<br />
21
Im Abstimmungsbü<strong>ch</strong>lein durfte ebenso das Initiativkomitee 100 unter der Übers<strong>ch</strong>rift «Weshalb<br />
der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag absolut ungenügend ist» den Stimmbere<strong>ch</strong>tigten darlegen, dass<br />
die «obligatoris<strong>ch</strong>e Stimmpfli<strong>ch</strong>t für Pensionskassen/AHV-Fonds» darin fehle. 101 Ironis<strong>ch</strong>erweise<br />
beantragte 102 das Komitee gar vorerst den weniger strikten Wortlaut «Stimmpfli<strong>ch</strong>t für<br />
Pensionskassen/AHV». Die Bundeskanzlei refüsierte 103 diese Variante jedo<strong>ch</strong> mit dem Hinweis,<br />
der Verfassungsartikel sehe im Gegensatz um Gegenvors<strong>ch</strong>lag eine s<strong>ch</strong>ärfere «obligatoris<strong>ch</strong>e<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t» vor.<br />
In der Medienmitteilung im Vorfeld der Volksabstimmung legte der Bundesrat den Stimmbere<strong>ch</strong>tigten<br />
ebenfalls klar dar, wie si<strong>ch</strong> der Gegenvors<strong>ch</strong>lag zur Volksinitiative unters<strong>ch</strong>eide: «So<br />
wird zum Beispiel keine absolute Stimmpfli<strong>ch</strong>t für Pensionskassen eingeführt.» 104<br />
5.1.1.2 Grobe Missa<strong>ch</strong>tung des Volkswillens<br />
Do<strong>ch</strong> von der nun verlangten «absoluten» beziehungsweise «obligatoris<strong>ch</strong>en Stimmpfli<strong>ch</strong>t» ist<br />
aufgrund Art. 22 Abs. 3 VE-VgdA ni<strong>ch</strong>t mehr viel übrig geblieben, da si<strong>ch</strong> die Pensionskassen<br />
hier «der Stimme enthalten oder auf eine Stimmabgabe verzi<strong>ch</strong>ten [können], sofern dies dem<br />
Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten entspri<strong>ch</strong>t». Hierdur<strong>ch</strong> könnten si<strong>ch</strong> die Pensionskassenmanager<br />
allzu einfa<strong>ch</strong> aus der verlangten Stimmpfli<strong>ch</strong>t stehlen: Sie müssten bloss argumentieren, dass<br />
der einzelne Bürger, der Destinatär, nur sehr kleine Aktienanteile in den hiesigen Unternehmen<br />
deponiert habe und si<strong>ch</strong> daher die Ausübung ihrer Stimmre<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t lohne.<br />
Do<strong>ch</strong> die Bundesverfassung verlangt neuerdings die Stimmpfli<strong>ch</strong>t für der Pensionskassen just<br />
aus diesem Grund: Weil das atomisierte Vorsorgekapital in den Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften nur<br />
dann seine potentielle Stimmkraft erlangen kann, wenn alle Versi<strong>ch</strong>erten beziehungsweise ihre<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen glei<strong>ch</strong>zeitig partizipieren. 105<br />
Der Beri<strong>ch</strong>t hält hierzu treffend fest, dass die Pensionskassen «rund zehn Prozent der börsenkotierten<br />
Aktien in der S<strong>ch</strong>weiz [halten]» und ihnen «daher hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Ausübung der Aktionärsre<strong>ch</strong>te<br />
eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle» zukomme. 106 Do<strong>ch</strong> dieses Quorum kann ledigli<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>t und<br />
diese wi<strong>ch</strong>tige Funktion eingenommen werden, wenn effektiv alle Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ihre<br />
Stimmre<strong>ch</strong>te ausüben.<br />
Zuletzt legiferiert der Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 22 VE-VgdA bloss mehr oder weniger den Status quo: Die<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen sollten zwar ihre Stimmre<strong>ch</strong>te ausüben, müssen aber ni<strong>ch</strong>t. Do<strong>ch</strong> die Initianten<br />
nahmen do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t den sehr aufwändigen Weg einer Teilrevision der Bundesverfassung<br />
in Angriff, um die geltende, als unbefriedigend era<strong>ch</strong>tete Praxis zu zementieren – gewüns<strong>ch</strong>t war<br />
offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ein Paradigmenwe<strong>ch</strong>sel, dem nunmehr na<strong>ch</strong>zukommen ist!<br />
%201%20NS%20D.pdf) (Indirekter Gegenvors<strong>ch</strong>lag zur Volksinitiative «gegen die Abzockerei» [«indirekter Gegenvors<strong>ch</strong>lag»]<br />
[OR-iGgv]).<br />
99 Erläuterungen des Bundesrats zur Volksabstimmung vom 3. März 2013, S. 17.<br />
100 BBl 2006 8755.<br />
101 Erläuterungen des Bundesrats zur Volksabstimmung vom 3. März 2013, S. 21.<br />
102 E-Mail vom 17. Oktober 2012 des Komitees an die Bundeskanzlei.<br />
103 Na<strong>ch</strong> Art. 11 Abs. 2 Satz 4 BPR «[kann] der Bundesrat ehrverletzende, krass wahrheitswidrige oder zu lange<br />
Äusserungen ändern oder zurückweisen».<br />
104 Medienmitteilungen des Bundesrats von 18. Dezember 2012 (http://www.ejpd.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/content/ejpd/de/home/<br />
dokumentation/mi/2012/2012-12-18.html) (Hervorhebung dur<strong>ch</strong> die Verfasser).<br />
105 Vgl. BLOCHER/MINDER/KUSTER (Fn. 95); vgl. VOGT (Fn. 2), V.C.1.<br />
106 Beri<strong>ch</strong>t, 3.10.1.<br />
22
5.1.1.3 Verglei<strong>ch</strong> mit indirektem Gegenvors<strong>ch</strong>lag<br />
Der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag 107 zur Volksinitiative sah hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der «Ausübung von Stimmre<strong>ch</strong>ten<br />
bei börsenkotierten Gesells<strong>ch</strong>aften» folgende Bestimmung vor: «Sofern mögli<strong>ch</strong>, üben<br />
die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ihre Stimmre<strong>ch</strong>te in s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften, deren Aktien an<br />
einer Börse kotiert sind, aus.» 108 Die Bestimmung ging also grundsätzli<strong>ch</strong> von einer Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
aus, wel<strong>ch</strong>e nur dann hätte ignoriert werden dürfen, falls die Ausübung ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> gewesen<br />
wäre. An das Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten – beziehungsweise an dessen Absenz – wurde ni<strong>ch</strong>t angeknüpft.<br />
Die Volksinitiative gelangte jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t deshalb zur Abstimmung, weil der Gegenvors<strong>ch</strong>lag zu<br />
weit gegangen wäre, sondern im Gegenteil, weil sie eine Vers<strong>ch</strong>ärfung vorsah – insbesondere bei<br />
der Stimmpfli<strong>ch</strong>t der Pensionskassen wurde eine stringentere Regulierung angestrebt und erwartet.<br />
Ausnahmen sollten bloss unter restriktiven Vorgaben ermögli<strong>ch</strong>t werden. Eine Verordnungsbestimmung,<br />
die gar weniger weit geht als der verworfene Gegenvors<strong>ch</strong>lag, darf ni<strong>ch</strong>t hingenommen<br />
werden.<br />
5.1.1.4 Stimmenthaltung und Abstinenz<br />
Stimmenthaltungen sollen ni<strong>ch</strong>t ausnahmslos unterbunden werden. Weil «keine gewi<strong>ch</strong>tigen<br />
Gründe für die Zustimmung oder Ablehnung spre<strong>ch</strong>en» oder aber «die Kapazität der Verwaltung<br />
der Einri<strong>ch</strong>tung dur<strong>ch</strong> die anfallende Arbeitslast bes<strong>ch</strong>ränkt» 109 ist, können dagegen si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong><br />
keine hinrei<strong>ch</strong>enden Gründe für eine Stimmenthaltung sein.<br />
Gewisse Ents<strong>ch</strong>eide an der Generalversammlung können «im Sinne der Versi<strong>ch</strong>erten» dur<strong>ch</strong>aus<br />
Zielkonflikte herbeiführen: Ab und an findet si<strong>ch</strong> die Einri<strong>ch</strong>tung so womögli<strong>ch</strong> im Dilemma zwis<strong>ch</strong>en<br />
Rentabilität und Erhaltung von Arbeitsplätzen wieder. Oder es droht gar ein «Unfriendly<br />
Takeover». Do<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e im Einzelfall heiklen Traktanden können nun einmal anstehen und dürfen<br />
ni<strong>ch</strong>t als Argument hervorgebra<strong>ch</strong>t werden, deshalb der Versammlung einfa<strong>ch</strong> fernzubleiben<br />
und si<strong>ch</strong> so aus der Verantwortung gegenüber den Destinatären zu stehlen. Gerade bei sol<strong>ch</strong>en –<br />
offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tigen! – Traktanden ist seriös zu prüfen, zu ents<strong>ch</strong>eiden und zu kommunizieren.<br />
«Les absents ont toujours tort!»<br />
In diesem Spannungsfeld befinden si<strong>ch</strong> die Stiftungsräte s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> bereits heute. In etwaigen<br />
Pattsituationen oder unauflösbaren Konflikten sollen ausnahmsweise au<strong>ch</strong> Stimmenthaltungen<br />
abgegeben werden können. Letztere wären sodann Resultat eines ambivalenten Diskurses und<br />
einer Reflexion, was von einer prinzipiellen Stimmabstinenz klar zu unters<strong>ch</strong>eiden ist: Letztere<br />
entspringt einer Ignoranz und Verantwortungslosigkeit gegenüber den Versi<strong>ch</strong>erten und der<br />
Bevölkerung. 110<br />
Wenn das zuständige Organ der Einri<strong>ch</strong>tung in sol<strong>ch</strong>en singulären Ausnahmefällen eine Stimmenthaltung<br />
bes<strong>ch</strong>liesst, sind die Gründe, die zu diesem Ents<strong>ch</strong>eid geführt haben, gegenüber den<br />
Versi<strong>ch</strong>erten darzulegen. 111<br />
Stimmabstinenz hingegen ist grundsätzli<strong>ch</strong> ausges<strong>ch</strong>lossen, zumal si<strong>ch</strong> diese, im Gegensatz zur<br />
Stimmenthaltung, ni<strong>ch</strong>t einmal auf das erforderli<strong>ch</strong>e Quorum auswirkt. Sodann sei darauf hingewiesen,<br />
dass seit langer Zeit regelmässig die Problematik der Dispoaktien beklagt wird, also<br />
107 Vgl. Fn. 98.<br />
108 Art. 71a Abs. 1 BVG, geändert dur<strong>ch</strong> indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag (Fn. 98).<br />
109 Beri<strong>ch</strong>t, 3.10.2.<br />
110 Vgl. CLAUDIO KUSTER, «It’s our Volksvermögen, Stupid!», AWP Soziale Si<strong>ch</strong>erheit, 13. Februar 2013, S. 2.<br />
111 Vgl. hinten 5.2.<br />
23
die im Aktienregister ni<strong>ch</strong>t eingetragenen und somit ni<strong>ch</strong>t stimmbere<strong>ch</strong>tigten Aktien. S<strong>ch</strong>on diverse<br />
Gegenmassnahmen wurden vorges<strong>ch</strong>lagen, um die Eintragung zu attraktiveren oder die<br />
Dispoaktien gar komplett zu «verbieten». Gerne wurde von diesen Kreisen au<strong>ch</strong> das damit einhergehende<br />
verringerte Quorum hervorgebra<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>es «feindli<strong>ch</strong>en Investoren» erlaube, die<br />
Unternehmung mit relativ wenig Kapitaleinsatz unter Kontrolle zu bringen.<br />
Andererseits dürfen und sollen für «unwi<strong>ch</strong>tige» beziehungsweise unbestrittene Unternehmungen<br />
und deren Generalversammlungen dur<strong>ch</strong>aus die kostengünstigen und unbürokratis<strong>ch</strong>en<br />
Dienste der Stimmre<strong>ch</strong>tsberater in Anspru<strong>ch</strong> genommen werden. Au<strong>ch</strong> wenn gefordert wird,<br />
dass das Angebot dieser «Proxy Advisors» no<strong>ch</strong> grösser und diversifizierter werden solle, so<br />
stehen bereits heute – je na<strong>ch</strong> Grösse der Emittentin – diverse Stimmre<strong>ch</strong>tsberater zur Verfügung.<br />
112<br />
5.1.1.5 Öffentli<strong>ch</strong>e Rezeption zur Bestimmung insb. im Kontext zum indirekten<br />
Gegenvors<strong>ch</strong>lag<br />
Eine Auswahl von unzähligen Äusserungen soll sodann aufzeigen, dass mit Art. 95 Abs. 3 lit. a<br />
Satz 3 BV stets eine strikte Stimmpfli<strong>ch</strong>t vorgesehen war. Diese manifestiert si<strong>ch</strong> insbesondere<br />
im Verglei<strong>ch</strong> mit dem damaligen indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag: 113<br />
• Aargauer Zeitung: «Viel Hoffnung setzen die Initianten der Abzocker-Initiative deshalb in<br />
den Stimmzwang für Pensionskassen. Diese müssten im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten abstimmen<br />
und si<strong>ch</strong> gegen exzessive Saläre stemmen. Dass die Pensionskassen ihre Stimmre<strong>ch</strong>te ausüben,<br />
fordert au<strong>ch</strong> ihr Da<strong>ch</strong>verband ASIP. Von einem Zwang hält er jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts, der Aufwand<br />
lohne si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bei jedem Unternehmen […].» 114<br />
• «Blick»: «Dur<strong>ch</strong> die Initiative würden die Pensionskassen unter Strafandrohung gezwungen,<br />
ihre Stimmre<strong>ch</strong>te für die von ihnen gehaltenen Aktien auszuüben. Und zwar im Sinn und Interesse<br />
ihrer Mitglieder.» 115<br />
• Christoph Ryter: «Es widerspri<strong>ch</strong>t meinem Verständnis von sozialpartners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und<br />
kostenbewusster Führung einer Kasse, auf diesem Weg einen Stimmre<strong>ch</strong>tszwang einzuführen<br />
[…].» 116<br />
• Christoph Ryter: «Der Stimmzwang in Verbindung mit der Gefängnisdrohung führt dazu,<br />
dass die Pensionskassen für jede Generalversammlung unzählige Traktanden künftig sehr<br />
detailliert analysieren müssen. Das Studium der Unterlagen von 50 bis 100 S<strong>ch</strong>weizer Firmen,<br />
in wel<strong>ch</strong>e Pensionskassen im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt investieren, kostet viel Zeit und setzt spezialisiertes<br />
Wissen voraus. […] Die Annahme der Initiative würde dazu führen, dass jede Pensionskasse<br />
ein zusätzli<strong>ch</strong>es Gremium s<strong>ch</strong>affen müsste, das den Stiftungsrat <strong>admin</strong>istrativ und<br />
inhaltli<strong>ch</strong> entlastet. Spezialisiertes Fa<strong>ch</strong>wissen sowie Analysen müsste dieser neu ges<strong>ch</strong>affene<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsauss<strong>ch</strong>uss bei Aktionärsdienstleistern einkaufen.» 117<br />
• CVP S<strong>ch</strong>weiz: «Denn der Stimmzwang für Pensionskassen führt zu einer unsinnigen und teure<br />
Bürokratie bei den Kassen.» 118<br />
112 So mitunter Actares, Deminor, Ethos, Glass Lewis, Institutional Shareholder Services (ISS), Swipra, zCapital usw.<br />
113 Alle Hervorhebungen in der folgenden Aufzählung dur<strong>ch</strong> die Verfasser.<br />
114 DORIS KLECK, Der Aktionär: Ein Superheld oder ein Unmens<strong>ch</strong>?, Aargauer Zeitung, 13. Februar 2013.<br />
115 MATTHIAS PFANDER, Ein Ja zu Minder kostet die Pensionskassen Millionen!, «Blick», 14. Januar 2013, S. 1 f.<br />
116 Zitiert in PFANDER (Fn. 115).<br />
117 CHRISTOPH RYTER, «Nein zu tieferen Zinsen», AWP Soziale Si<strong>ch</strong>erheit, 13. Februar 2013, S. 3.<br />
118 ELISABETH SCHNEIDER-SCHNEITER, Übereifriger Herr Minder, Medienmitteilung CVP S<strong>ch</strong>weiz, 22. Februar 2013.<br />
24
• Daniel Häusermann: «Man kann Pensionskassen zur Stimmabgabe zwingen, wie es die Initiative<br />
Minder will.» 119<br />
• David Frick: «Der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag zur Initiative Minder verzi<strong>ch</strong>tet auf den Abstimmungszwang,<br />
legt den Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen aber nahe, ihre Mitwirkungsre<strong>ch</strong>te in börsenkotierten<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften ‹sofern mögli<strong>ch</strong>› auszuüben.» 120<br />
• Johann S<strong>ch</strong>neider-Ammann: «Der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag ist darum besser, weil er zwar<br />
Transparenz s<strong>ch</strong>afft, aber auf Diktate verzi<strong>ch</strong>tet. Es gibt weder Strafbestimmungen no<strong>ch</strong><br />
kostspielige Auflagen für die Pensionskassen.» 121<br />
• Neue Luzerner Zeitung: «Die S<strong>ch</strong>weizer Pensionskassen sollen an Generalversammlungen<br />
zwingend abstimmen. […] Die Abzockerinitiative will Pensionskassen stärker in die Pfli<strong>ch</strong>t<br />
nehmen. Sie sollen per Strafandrohung dazu gezwungen werden, ihr Aktienstimmre<strong>ch</strong>t<br />
wahrzunehmen und dabei die Interessen der Versi<strong>ch</strong>erten zu berücksi<strong>ch</strong>tigen […] Der indirekte<br />
Gegenvors<strong>ch</strong>lag beinhaltet tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> weniger strickte [sic] Bestimmungen. Er verlangt<br />
von den Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, dass sie ihr Stimmre<strong>ch</strong>t ausüben, ‹sofern mögli<strong>ch</strong>›. Das<br />
ist deutli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>er formuliert […].» 122<br />
• NZZ: «Gegen die Minder-Initiative spri<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Pensionskassenverband<br />
aus. Dem Verband sind vor allem der in der Initiative geforderte Stimmzwang für die<br />
Pensionskassen sowie die Sonderstrafbestimmungen ein Dorn im Auge.» 123<br />
• NZZ: «Die Minder-Initiative fordert einen Stimmzwang für S<strong>ch</strong>weizer Pensionskassen, gemäss<br />
Gegenvors<strong>ch</strong>lag sollten die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ‹sofern mögli<strong>ch</strong>› abstimmen. Der<br />
Stimmzwang dürfte die Stimmre<strong>ch</strong>tsberatungsfirmen stärken. Allerdings würden si<strong>ch</strong> die<br />
Pensionskassen wohl in den (wenigen) besonders kontroversen Fällen weiterhin selbst um<br />
ein Urteil bemühen.» 124<br />
• NZZ: «Die Minder-Initiative fordert unter anderem einen Stimmzwang für Pensionskassen.<br />
Der Gegenvors<strong>ch</strong>lag ist offener, sagt aber, dass Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen wenn mögli<strong>ch</strong> abstimmen<br />
sollten.» 125<br />
• Pascal Gentinetta: «Au<strong>ch</strong> die Pensionskassen werden Opfer des staatli<strong>ch</strong>en Dirigismus: Ihre<br />
Vertreter werden gezwungen, bei allen Generalversammlungen (GV) aller Unternehmen aktiv<br />
teilzunehmen, bei denen sie Geld investiert haben – also au<strong>ch</strong> bei kleinsten Beteiligungen.<br />
[…] Da wäre es do<strong>ch</strong> im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten, teure Leerläufe zu vermeiden und auf einen<br />
Abstimmungszwang bei kleinsten Beteiligungen zu verzi<strong>ch</strong>ten. […] Bei dieser Lösung<br />
[Gegenvors<strong>ch</strong>lag] […] [sind] die Pensionskassen ni<strong>ch</strong>t gezwungen, Rentengelder einzusetzen,<br />
um an sämtli<strong>ch</strong>en Generalversammlungen teilzunehmen.» 126<br />
• Pascal Gentinetta: «Die Minder-Initiative setzt voll auf die Karte Stimmzwang und will die<br />
Aktionäre bevormunden. Für die Pensionskassen bedeutet das einen gewaltigen bürokrati-<br />
119 DANIEL HÄUSERMANN, Interview «Stimmre<strong>ch</strong>tsberater sind ein Problem», Plädoyer, 5/12, S. 9.<br />
120 DAVID FRICK, Corporate Governance heute – Revision des Swiss Code of Best Practice, SJZ 108 (2012) Nr. 10, II.B.<br />
121 JOHANN SCHNEIDER-AMMANN, Interview «Firmen könnten ihren Sitz verlegen», Neue Luzerner Zeitung, 17. Januar<br />
2013.<br />
122 EVELINE RUTZ, Kassen sollen Farbe bekennen, Neue Luzerner Zeitung, 16. Januar 2013, S. 4.<br />
123 HANSUELI SCHÖCHLI, Mythos Aktionärsdemokratie, NZZ, 15. Januar 2013, S. 21.<br />
124 HANSUELI SCHÖCHLI, Cheflöhne trotzen der Minder-Initiative, NZZ, 29. Januar 2013, S. 11.<br />
125 HANSUELI SCHÖCHLI, Ethos erhält Konkurrenz, NZZ, 29. Januar 2013, S. 23.<br />
126 PASCAL GENTINETTA, Überzeugender Gegenvors<strong>ch</strong>lag, NZZ-Blogs, 7. Januar 2013<br />
(http://abzockerinitiative.blog.nzz.<strong>ch</strong>/2013/01/07/ueberzeugender-gegenvors<strong>ch</strong>lag/).<br />
25
s<strong>ch</strong>en Aufwand: Sie werden gezwungen, an allen Generalversammlungen teilzunehmen und<br />
bei allen Traktanden im Sinne der Versi<strong>ch</strong>erten abzustimmen.» 127<br />
• Rudolf Wehrli: «Denn dur<strong>ch</strong> den Stimmzwang, der ihnen [den Pensionskassen] auferlegt<br />
würde, entstünde eine unsinnige und teure Bürokratie […].» 128<br />
• S<strong>ch</strong>affhauser Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten: «Denn die Initiative sei in ihren Bestimmungen zu starr und gehe<br />
bei der Regulierung des Aktienre<strong>ch</strong>ts weit über alle anderen relevanten Länder hinaus. Sie<br />
führe zudem au<strong>ch</strong> zu mehr Bürokratie, zum Beispiel bei den Pensionskassen, die mit der Initiative<br />
einen Stimmzwang hätten.» 129<br />
• Tages-Anzeiger: «Für David Frick, Nestlé-Konzernleitungsmitglied und Direktor von Swissholdings,<br />
ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass die S<strong>ch</strong>weiz keine ‹skurrilen Alleingänge› ma<strong>ch</strong>t. Gemeint ist<br />
damit Thomas Minders Initiative. Minder will die Aktionärsre<strong>ch</strong>te stärken, indem Pensionskassen<br />
unter Strafandrohung gezwungen werden, an den Generalversammlungen abzustimmen.<br />
[…] Den ‹absoluten militäris<strong>ch</strong>en Befehlen der Minder-Initiative›, wie si<strong>ch</strong> der emeritierte<br />
Re<strong>ch</strong>tsprofessor Peter Böckli und Mitautor der Ri<strong>ch</strong>tlinien ausdrückte, wird eine<br />
‹praxistaugli<strong>ch</strong>e Selbstregulierung› gegenübergestellt, […].» 130<br />
• Tages-Anzeiger: «Deutli<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> die Skizze der Initiative vom Gegenvors<strong>ch</strong>lag in<br />
den folgenden vier Punkten: […] Stimmzwang für Pensionskassen […].» 131<br />
• Tages-Anzeiger: «Wirts<strong>ch</strong>aftsliberale Exponenten verteidigen diese Haltung, indem sie sagen,<br />
die einzige Pfli<strong>ch</strong>t eines Aktionärs sei die Einzahlung des Nennwerts. Um den Rest könne<br />
er si<strong>ch</strong> foutieren. Als Gegenposition sieht die Initiative deshalb für S<strong>ch</strong>weizer Pensionskassen<br />
die Stimmpfli<strong>ch</strong>t vor.» 132<br />
• Thomas Aes<strong>ch</strong>i: «Der in der Minder-Initiative enthaltene Stimmzwang für Pensionskassen<br />
verursa<strong>ch</strong>t einen enormen Aufwand […].Eine Initiativ-Forderung sieht beispielsweise einen<br />
Stimmzwang für die Pensionskassen vor. […] Der Stimmzwang bedeutet, dass die Pensionskassen<br />
unter Androhung von Gefängnisstrafen verpfli<strong>ch</strong>tet sind, ihre Aktienstimmre<strong>ch</strong>te an<br />
den Generalversammlungen der Unternehmen auszuüben.» 133<br />
5.1.1.6 Verfassungswidrige Umsetzung<br />
Eine generelle Stimmpfli<strong>ch</strong>t für alle Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ergibt si<strong>ch</strong> sodann au<strong>ch</strong> aus einer<br />
ganzen Reihe von verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Bestimmungen in Verbindung mit Art. 95 Abs. 3 lit. a<br />
Satz 3 BV:<br />
• Dem Ingress von Art. 95 Abs. 3 BV,<br />
• dem Re<strong>ch</strong>tsglei<strong>ch</strong>heitsgebot 134 ,<br />
• dem Grundsatz von Treu und Glauben 135 ,<br />
127 PASCAL GENTINETTA, Fall Vasella zeigt: Minder-Initiative ist eine Mogelpackung, NZZ-Blogs, 19. Februar 2013<br />
(http://abzockerinitiative.blog.nzz.<strong>ch</strong>/2013/02/19/fall-vasella-zeigt-minder-initiative-ist-eine-mogelpackung/).<br />
128 RUDOLF WEHRLI, Interview «Zweistellige Millionen-Saläre lassen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erklären», SonntagsZeitung, 3. Februar<br />
2013, S. 46.<br />
129 JAN HUDEC, Der aufreibende Kampf gegen die Abzocker, S<strong>ch</strong>affhauser Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten, 4. Februar 2013, S. 2.<br />
130 RITA FLUBACHER, Aktionärsdemokratie ja, aber freiwillig, Tages-Anzeiger, 22. Januar 2013, S. 36.<br />
131 ANDREAS VALDA, Viele Details sind no<strong>ch</strong> offen, Tages-Anzeiger, 24. Januar 2013, S. 35.<br />
132 ANDREAS VALDA, Gut s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>tkontrolle, Tages-Anzeiger, 23. Februar 2013, S. 5.<br />
133 THOMAS AESCHI, Minder-Initiative vers<strong>ch</strong>leudert Renten-Gelder, Bern Aktuell, Januar/Februar 2013, S. 8.<br />
134 Art. 8 Abs. 1 BV.<br />
26
• der Pfli<strong>ch</strong>t des Bundes, «dass die eidgenössis<strong>ch</strong>e Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversi<strong>ch</strong>erung<br />
[AHV] sowie die berufli<strong>ch</strong>e Vorsorge ihren Zweck dauernd erfüllen können» 136 ,<br />
• dem Obligatorium der AHV 137 und der berufli<strong>ch</strong>en Vorsorge 138 ,<br />
• der fehlenden freien Wahl der berufli<strong>ch</strong>en Vorsorge 139 ,<br />
• der obligatoris<strong>ch</strong>en Mutters<strong>ch</strong>afts- 140 und Erwerbsersatzversi<strong>ch</strong>erung 141 sowie<br />
• der Abstimmungsfreiheit 142 und der Garantie der politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te 143 .<br />
Wie in all den vorherigen Kapiteln gezeigt, erwartet die Ratio legis eine strikte Stimmpfli<strong>ch</strong>t, der<br />
nur in begründeten Ausnahmefällen ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>gekommen werden muss:<br />
Art. 22 Abs. 3<br />
3 Das oberste Organ der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung kann ausnahmsweise bes<strong>ch</strong>liessen, si<strong>ch</strong> der<br />
Stimme zu enthalten oder auf eine Stimmabgabe zu verzi<strong>ch</strong>ten, sofern dies dem Interesse der<br />
Versi<strong>ch</strong>erten entspri<strong>ch</strong>t.<br />
5.1.2 Das Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten<br />
Der Beri<strong>ch</strong>t legt dar, dass die Stimmpfli<strong>ch</strong>t «im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten» zu divergierenden<br />
Interessen führen kann. 144 Do<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Güterabwägungen und Zielkonflikte sind dem Aktionärsdasein<br />
ganz grundsätzli<strong>ch</strong> inhärent. 145 Die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen mit ihrem sehr langen Anlagehorizont<br />
können jedo<strong>ch</strong> unter dem «Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten» nur einer Doktrin der Anlage-<br />
und Stimmre<strong>ch</strong>tsausübungs-Politik folgen: Im langfristigen Interesse jener Unternehmungen,<br />
von wel<strong>ch</strong>en sie Anteilseignerin ist. Es soll also zwar dur<strong>ch</strong>aus ein Shareholder-Value-Ansatz verfolgt<br />
werden, der jedo<strong>ch</strong> aufgrund seines Dekaden-langen Investmenthorizonts mit der Optimierung<br />
des Stakeholder-Value konvergiert. 146<br />
An dieser Stelle sei au<strong>ch</strong> auf den Ingress der Verfassungsnorm hingewiesen, der unter der Maxime<br />
von «S<strong>ch</strong>utz der Volkswirts<strong>ch</strong>aft […] sowie im Sinne einer na<strong>ch</strong>haltigen Unternehmensführung»<br />
die darauf folgenden Bestimmung verlangt. Wi<strong>ch</strong>tig ist sodann, die Arbeitnehmervertreter<br />
in den Stiftungsräten – s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> repräsentieren sie die Destinatäre – bei der Ermittlung des<br />
Interesses der Versi<strong>ch</strong>erten spezifis<strong>ch</strong> heranzuziehen: 147<br />
135 Art. 5 Abs. 3 und Art. 9 BV, insbesondere im Zusammenhang mit den Abstimmungserläuterungen, vgl. vorne<br />
5.1.1.1.<br />
136 Art. 111 Abs. 2 BV.<br />
137 Art. 112 Abs. 2 lit. a i.V.m. Abs. 3 lit. a BV.<br />
138 Art. 113 Abs. 2 lit. b BV.<br />
139 Art. 113 Abs. 2 lit. c BV.<br />
140 Art. 116 Abs. 3 und Abs. 4 BV.<br />
141 Art. 59 Abs. 4 BV.<br />
142 Art. 34 Abs. 1 BV.<br />
143 Art. 34 Abs. 2 BV.<br />
144 Beri<strong>ch</strong>t, 3.10.2.<br />
145 Vgl. KUSTER (Fn. 110).<br />
146 Vgl. FRICK (Fn. 120), II.B. und D.<br />
147 Umfragen bei den Destinatären selbst werden ni<strong>ch</strong>t verlangt, wie immer wieder behauptet wurde. Im Sinne einer<br />
Good Pension Fund Governance wären sol<strong>ch</strong>e indessen – ni<strong>ch</strong>t nur zu Ents<strong>ch</strong>ädigungsfragen – aber au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verboten;<br />
VOGT/BASCHUNG (Fn. 47), II.2.5.b.bd., plädieren hier für einen Stimmre<strong>ch</strong>tsauss<strong>ch</strong>uss.<br />
27
Art. 22 Abs. 4<br />
4 Das oberste Organ der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung legt in einem Reglement fest, na<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>en<br />
Grundsätzen das Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten bei der Ausübung des Stimmre<strong>ch</strong>ts bestimmt<br />
wird. Zur Ermittlung dieses Interesses sind grundsätzli<strong>ch</strong> die Arbeitnehmervertreter massgebend.<br />
5.1.3 Umgehung dur<strong>ch</strong> indirekte Anlagen<br />
Der Beri<strong>ch</strong>t legt dar, dass die Einri<strong>ch</strong>tungen «dem Stimmzwang nur bei direkt gehaltenen Aktien<br />
[unterliegen]». 148 Indirekte Investitionen über Fonds, Anlagestiftungen und andere kollektive<br />
Kapitalanlagen führten demna<strong>ch</strong> zum Wegfall der Stimmpfli<strong>ch</strong>t. Grob die Hälfte des Investitionsvolumens<br />
– so viel ungefähr ist heute indirekt angelegt – wären demna<strong>ch</strong> bereits heute von der<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t gar ni<strong>ch</strong>t betroffen. (Die regulative Arbitrage würde unter dem Verordnungsentwurf<br />
wohl zudem zu einem Zuwa<strong>ch</strong>s dieses Sektors führen.)<br />
Do<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> zu ergreifende Umgehungsmögli<strong>ch</strong>keit ist alles andere als im Sinne von<br />
Art. 95 Abs. 3 lit a. Satz 3 BV und ebenso wenig «im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten». Die Destinatäre<br />
wüns<strong>ch</strong>en, dass ebenso ihre indirekten Stimmre<strong>ch</strong>te ausgeübt werden, zumal si<strong>ch</strong> bereits diverse<br />
Anlagevehikel anbieten, die an den Generalversammlungen der investierten Gesells<strong>ch</strong>aften partizipieren.<br />
Es ist zwar ri<strong>ch</strong>tig, dass in diesen Fällen die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung ni<strong>ch</strong>t direkte Eigentümerin ist.<br />
Do<strong>ch</strong> die Verfassungsnorm knüpft offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> – abgesehen vom Anlageuniversum 149 – ni<strong>ch</strong>t<br />
an weitere eins<strong>ch</strong>ränkende Erfordernisse an. Die Intention der Stimmpfli<strong>ch</strong>t beruht do<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> darin, dass der Wille der Endbegünstigten via Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung bis ins letzte<br />
Glied der Stimmre<strong>ch</strong>tskette dur<strong>ch</strong>dringt – unabhängig davon, ob und wie viele Intermediäre,<br />
Finanzinstitute, Vermögensverwalter, Fondsgesells<strong>ch</strong>aften usw. zwis<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>altet werden.<br />
Ni<strong>ch</strong>t nur das aktionärsmässige Re<strong>ch</strong>t auf Dividende soll eingefordert, sondern glei<strong>ch</strong>sam au<strong>ch</strong><br />
das damit verknüpfte Stimmre<strong>ch</strong>t ausgeübt werden. Der Verfassungsartikel bezweckt, die monetären<br />
Erwartung um die damit einhergehenden partizipativen Re<strong>ch</strong>te und die Verantwortung<br />
wieder zu ergänzen.<br />
Zuletzt steht die Crux der unterlassenen Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung ja ganz grundsätzli<strong>ch</strong> unter der<br />
Ausgangslage indirekte Anlage: Destinatär–Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung–Aktiengesells<strong>ch</strong>aft. Es ers<strong>ch</strong>eint<br />
daher vom Zweck der Stimmpfli<strong>ch</strong>t aus betra<strong>ch</strong>tend geradezu absurd zu argumentieren, indirekte<br />
Anlagen seien hiervon ni<strong>ch</strong>t betroffen und könnten demna<strong>ch</strong> ignoriert werden. Die Mittelbarkeit<br />
steht geradezu im Zentrum dieser Norm, sie stellt den Ausgangspunkt dar, darf indessen nie<br />
und nimmer als Auss<strong>ch</strong>lussgrund herhalten.<br />
Siehe dazu au<strong>ch</strong> HÄUSERMANN: «Mit ‹Pensionskassen› sind in erster Linie die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
na<strong>ch</strong> BVG gemeint. Um Umgehungen zu verhindern, müssten die neuen Vors<strong>ch</strong>riften<br />
au<strong>ch</strong> für Anlagestiftungen gelten, an wel<strong>ch</strong>e die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen die Anlage von Vorsorgegeldern<br />
delegieren können (Art. 53g Abs. 1 BVG).» 150<br />
148 Beri<strong>ch</strong>t, 3.10.2.<br />
149 Die Stimmpfli<strong>ch</strong>t tangiert ledigli<strong>ch</strong> die vom Geltungsberei<strong>ch</strong> im Einleitungssatz von Art. 95 Abs. 3 BV umfassten<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften: «die im In- oder Ausland kotierten S<strong>ch</strong>weizer Aktiengesells<strong>ch</strong>aften», vgl. vorne 2.<br />
150 HÄUSERMANN (Fn. 61), V.E.<br />
28
5.1.4 Umgehung dur<strong>ch</strong> «Securities Lending»<br />
Eine andere Umgehungsmögli<strong>ch</strong>keit ist das in der Praxis oft praktizierte «Securities Lending»,<br />
also eine Wertpapierleihe. Während dieser Zeit gehen jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur die vermögensmässigen<br />
Re<strong>ch</strong>te auf den Entleiher über, sondern ebenso die Mitwirkungs- und hier essenziellen Stimmre<strong>ch</strong>te.<br />
Das «Securities Lending» sei daher zwar ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> zu verbieten, jedo<strong>ch</strong> ist wenigstens vorzus<strong>ch</strong>reiben,<br />
dass auf den hierfür relevanten Sti<strong>ch</strong>tag alle Wertpapiere zwecks Stimmre<strong>ch</strong>tausübung<br />
wieder in die eigenen Bü<strong>ch</strong>er zurückzurufen sind. 151<br />
5.1.5 Unberücksi<strong>ch</strong>tigter AHV-Ausglei<strong>ch</strong>sfonds<br />
Der Begriff «Pensionskassen» wurde stets so interpretiert und kommuniziert, dass darunter<br />
au<strong>ch</strong> der AHV/IV/EO-Ausglei<strong>ch</strong>sfonds zu verstehen ist. 152 Do<strong>ch</strong> dieser ging im Entwurf komplett<br />
vergessen. Die explizite Erwähnung dieser Institution in der Verfassungsbestimmung wurde aus<br />
grundsätzli<strong>ch</strong>en und verfassungsästhetis<strong>ch</strong>en Gründen verworfen, was dem Volksbegehren nun<br />
jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zum Na<strong>ch</strong>teil gerei<strong>ch</strong>en darf. Der Begriff des «AHV/IV/EO-Ausglei<strong>ch</strong>sfonds» kommt<br />
einem Eigennamen nahe – der zumal dur<strong>ch</strong>aus Änderungen unterworfen sein kann –, weshalb<br />
auf die s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Erwähnung bewusst verzi<strong>ch</strong>tet wurde.<br />
Dass der AHV-Fonds aber ebenfalls darunter subsumiert werden muss, zeigt mitunter die Parlamentaris<strong>ch</strong>e<br />
Initiative «Indirekter Gegenentwurf zur Volksinitiative "gegen die Abzockerei"» 153<br />
der Kommission für Re<strong>ch</strong>tsfragen des Ständerates, wel<strong>ch</strong>e Grundlage für den der Volksinitiative<br />
s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong> gegenübergestellten indirekten Gegenentwurf war. Der Vorstoss bezweckte,<br />
«[d]as Obligationenre<strong>ch</strong>t (OR), das Bundesgesetz über die berufli<strong>ch</strong>e Alters-, Hinterlassenenund<br />
Invalidenvorsorge (BVG), das Bundesgesetz über die Alters- und Hinterlassenenversi<strong>ch</strong>erung<br />
(AHVG) und eventuell das Strafgesetzbu<strong>ch</strong> (StGB) […] in denjenigen Bestimmungen, die Gegenstand<br />
der Volksinitiative (Minder-Initiative) sind, zu revidieren».<br />
Der Kommission war also sehr wohl bewusst, dass die Volksinitiative intendierte, ni<strong>ch</strong>t nur das<br />
BVG, sondern ebenso das AHVG zu revidieren. Au<strong>ch</strong> kann ni<strong>ch</strong>t argumentiert werden, der Gegenvors<strong>ch</strong>lag<br />
– das dürfte er prinzipiell – wollte hier weiter gehen als die Initiative und ein neues<br />
Element einbringen. Denn der Vorstoss-Text legte unmissverständli<strong>ch</strong> dar, dass in den erwähnten<br />
Bundesgesetzen nur «[die]jenigen Bestimmungen» zu revidieren seien, «die Gegenstand<br />
der Volksinitiative (Minder-Initiative) sind».<br />
Zuletzt ging au<strong>ch</strong> der Bundesrat davon aus, dass der AHV-Fonds mit tangiert sei. Denn in den<br />
Abstimmungserläuterungen durfte das Initiativkomitee ni<strong>ch</strong>t weniger als drei Mal von der<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t für «Pensionskassen/AHV-Fonds» werben. 154 Die Bundeskanzlei hätte diese Aussage<br />
zurückweisen müssen, wäre sie fals<strong>ch</strong> gewesen. 155 Do<strong>ch</strong> das Gegenteil war der Fall, mussten<br />
do<strong>ch</strong> die Initianten den Wortlaut gar no<strong>ch</strong> auf «obligatoris<strong>ch</strong>e Stimmpfli<strong>ch</strong>t für Pensionskassen/AHV-Fonds»<br />
vers<strong>ch</strong>ärfen 156 .<br />
Ebenso erwartete wohl der AHV-Fonds selbst, unter die neuerli<strong>ch</strong>e Stimmpfli<strong>ch</strong>t zu fallen: Ansonsten<br />
hätte er kaum wenige Wo<strong>ch</strong>en vor dem Abstimmungstermin zusammen mit anderen<br />
151 Vgl. Ri<strong>ch</strong>tlinien für Institutionelle Investoren (Fn. 157), Grundsatz 3 Abs. 6.<br />
152 Vgl. KUSTER (Fn. 31); BLOCHER/MINDER/KUSTER (Fn. 95); ebenso: Erläuterungen zum Initiativtext (Fn. 96), Ziff. 2.<br />
153 Vgl. http://www.parlament.<strong>ch</strong>/d/su<strong>ch</strong>e/seiten/ges<strong>ch</strong>aefte.aspx?ges<strong>ch</strong>_id=20100443.<br />
154 Erläuterungen des Bundesrats zur Volksabstimmung vom 3. März 2013, S. 21.<br />
155 Vgl. Fn. 103.<br />
156 Vgl. vorne 5.1.1.1 (Hervorhebung dur<strong>ch</strong> die Verfasser).<br />
29
institutionellen Investoren und insbesondere namhaften Initiativgegnern Ri<strong>ch</strong>tlinien für Institutionelle<br />
Investoren zur Ausübung ihrer Mitwirkungsre<strong>ch</strong>te bei Aktiengesells<strong>ch</strong>aften 157 herausgegeben.<br />
Aus all diesen Gründen wie au<strong>ch</strong> aufgrund der Garantie der politis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te 158 muss nun<br />
zwingend eine Bestimmung eingebra<strong>ch</strong>t werden, die au<strong>ch</strong> den AHV-Fonds tangiert:<br />
Art. 22 Abs. 1<br />
1 Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem Freizügigkeitsgesetz vom 17. Dezember 1993 (FZG) unterstellt<br />
sind, sowie der AHV-Ausglei<strong>ch</strong>sfonds na<strong>ch</strong> Art. 107 des Bundesgesetzes über die Alters-<br />
und Hinterlassenenversi<strong>ch</strong>erung vom 20. Dezember 1946 müssen das Stimmre<strong>ch</strong>t der<br />
von ihnen gehaltenen Aktien in der Generalversammlung der Gesells<strong>ch</strong>aft ausüben.<br />
5.2 Offenlegung des Stimmverhaltens<br />
Lit. a Satz 3<br />
Art. 23<br />
Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Die Pensionskassen […]<br />
legen offen, wie sie<br />
gestimmt haben.<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG unterstellt sind, müssen mindestens einmal<br />
jährli<strong>ch</strong> in einem zusammenfassenden Beri<strong>ch</strong>t ihren Versi<strong>ch</strong>erten gegenüber<br />
Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft darüber ablegen, wie sie ihrer Stimmpfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>gekommen<br />
sind.<br />
Dem Verfassungsauftrag, den Destinatären endli<strong>ch</strong> Transparenz beim Stimmverhalten der Pensionskassen<br />
und beim AHV-Fonds zu gewähren, wird gemäss Art. 23 VE-VgdA nur allzu zaghaft<br />
na<strong>ch</strong>gekommen. Dass die Offenlegung ex post und ni<strong>ch</strong>t im Vorfeld zu erfolgen hat, ist jedo<strong>ch</strong> zu<br />
unterstützen.<br />
5.2.1 Fragli<strong>ch</strong>e individuelle Offenlegung<br />
Die Verordnung sieht jedo<strong>ch</strong> bloss einen «zusammenfassenden Beri<strong>ch</strong>t» vor, um keinen «hohen<br />
Aufwand für die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen» 159 zu verursa<strong>ch</strong>en. Dies bedeutet ledigli<strong>ch</strong> einen allgemeinen<br />
und somit für den Einzelfall ni<strong>ch</strong>ts aussagenden Report über die grundsätzli<strong>ch</strong>e Politik<br />
der Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung. Die Formulierung in Art. 23 VE-VgdA wurde denn au<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
wortwörtli<strong>ch</strong> aus den – mehrheitli<strong>ch</strong> vom Verband Economiesuisse redigierten – Ri<strong>ch</strong>tlinien für<br />
Institutionelle Investoren kopiert. Der dortige Folgesatz wurde zwar ni<strong>ch</strong>t übernommen,<br />
s<strong>ch</strong>wingt jedo<strong>ch</strong> implizit au<strong>ch</strong> in der Verordnung stark mit: «Das Abstimmungsverhalten im Einzelfall<br />
muss ni<strong>ch</strong>t offengelegt werden.» 160<br />
Allgemeine Ri<strong>ch</strong>tlinien sind hier jedo<strong>ch</strong> keineswegs gefragt, sondern das ganz konkrete Stimmverhalten<br />
zu den individuellen Traktanden aller investierten Gesells<strong>ch</strong>aften. Denn dass das<br />
Stimmverhalten «im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten» sein muss, verlangt nunmehr bereits die Verfassung<br />
ebenso wie Art. 22 Abs. 2 VE-VgdA. Die allgemeinen Ri<strong>ch</strong>tlinien zur Stimmausübungsri<strong>ch</strong>tlinien<br />
wiederum sind im Reglement na<strong>ch</strong> Art. 22 Abs. 4 VE-VgdA festzuhalten.<br />
157 Economiesuisse et al. (Hrsg.), Ri<strong>ch</strong>tlinien für Institutionelle Investoren zur Ausübung ihrer Mitwirkungsre<strong>ch</strong>te bei<br />
Aktiengesells<strong>ch</strong>aften vom 21. Januar 2013 («Ri<strong>ch</strong>tlinien für Institutionelle Investoren»).<br />
158 Art. 34 Abs. 2 BV.<br />
159 Beri<strong>ch</strong>t, 3.10.3.<br />
160 Ri<strong>ch</strong>tlinien für Institutionelle Investoren (Fn. 157), Grundsatz 5 Abs. 2 Satz 2.<br />
30
5.2.2 Zu späte Veröffentli<strong>ch</strong>ung<br />
Die Idee von Art. 95 Abs. 3 lit. a Satz 3 BV ist offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass das effektive, individuelle<br />
Stimmverhalten an einer jeden konkreten Generalversammlung ex post zu veröffentli<strong>ch</strong>en ist.<br />
Wird jedo<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> «einmal jährli<strong>ch</strong>» Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft über das Verhalten an den Generalversammlungen<br />
abgelegt, so wird die Publikation in der Regel viel zu stark verzögert.<br />
Der Beri<strong>ch</strong>t 161 gibt hierzu ein realistis<strong>ch</strong>es Beispiel an: «Die Offenlegung hat […] z.B. für eine GV,<br />
die im Mai 2015 stattfindet, spätestens bis Ende 2016 [zu erfolgen]». Eineinhalb Jahre später<br />
sind definitiv zu lang. So sahen die Erläuterungen zum Initiativtext denn au<strong>ch</strong> vor: «Damit der<br />
Transparenz Re<strong>ch</strong>nung getragen wird, müssen sie na<strong>ch</strong> der GV ihre Stimmabgaben offen legen.»<br />
162<br />
Eine zeitnahe Veröffentli<strong>ch</strong> kann verhältnismässig einfa<strong>ch</strong> erwirkt werden, indem die Partizipation<br />
über eine Internet-Plattform (na<strong>ch</strong> Art. 9 Abs. 3 VE-VgdA) ges<strong>ch</strong>ieht, wel<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> der Versammlung<br />
automatis<strong>ch</strong> die Stimmabgaben der Pensionskasse auf einer Internetseite publiziert.<br />
163 Ansonsten sollte die Veröffentli<strong>ch</strong>ung zumindest quartalsweise erfolgen.<br />
Der Adressatenkreis der Offenlegung wird in der Verfassungsbestimmung ni<strong>ch</strong>t weiter spezifiziert,<br />
weshalb die primären Adressaten dur<strong>ch</strong>aus die eigentli<strong>ch</strong> Begünstigten und somit Interessierte<br />
sein dürfen. Dass daher der Beri<strong>ch</strong>t primär «ihren Versi<strong>ch</strong>erten» zugängli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t werden<br />
soll, ist folgeri<strong>ch</strong>tig, wenn au<strong>ch</strong> in der Praxis 164 zumeist eine Publikation auf einem Internetauftritt<br />
die kostengünstigste Variante darstellen wird. 165<br />
Im Sinne des «Comply or explain» s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> sind die etwaige Stimmenthaltungen individuell<br />
zu begründen:<br />
Art. 23 Abs. 1 sowie Abs. 2 (neu)<br />
1 Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG unterstellt sind, müssen na<strong>ch</strong> jeder Generalversammlung,<br />
mindestens jedo<strong>ch</strong> quartalsweise in einem detaillierten Beri<strong>ch</strong>t ihren Versi<strong>ch</strong>erten gegenüber<br />
Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft darüber ablegen, wie sie ihrer Stimmpfli<strong>ch</strong>t bei allen Traktanden<br />
na<strong>ch</strong>gekommen sind.<br />
2 Stimmenthaltungen sind einzeln zu begründen.<br />
161 Beri<strong>ch</strong>t, 3.10.3.<br />
162 Erläuterungen zum Initiativtext (Fn. 96), Ziff. 2 (Hervorhebung dur<strong>ch</strong> die Verfasser).<br />
163 Vgl. CLAUDIO KUSTER/ANDREAS ZÜRCHER, Investoren, aufgepasst: Aktionärsportale können Ihre Interessen gefährden,<br />
Inside Paradeplatz, 15. Mai 2013 (http://insideparadeplatz.<strong>ch</strong>/2013/05/15/aktionaere-aufgepasstaktionaersportale-sind-ni<strong>ch</strong>t-glei<strong>ch</strong>-aktionaersplattformen/).<br />
164 Die Personalvorsorge des Kantons Züri<strong>ch</strong> (BVK) bspw. publiziert ihre Stimmabgaben der SMI-Unternehmungen<br />
sogar bereits im Vorfeld der Generalversammlung auf ihrem Internetauftritt<br />
(http://www.bvk.<strong>ch</strong>/deu/abstimmungsverhalten-bvk_25160.shtml).<br />
165 Vgl. HERBERT WOHLMANN/PHILIPPINE BOSSY, Zum vorges<strong>ch</strong>lagenen Stimmzwang der Pensionskassen in den Generalversammlungen<br />
börsenkotierter Unternehmen, Jusletter vom 1. Oktober 2012, Rz. 47.<br />
31
6. Elektronis<strong>ch</strong>e Fernabstimmung<br />
Lit. a Satz 4 Halbsatz 1<br />
Art. 9<br />
Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
Die Aktionärinnen und<br />
Aktionäre können<br />
elektronis<strong>ch</strong> fernabstimmen<br />
[…].<br />
[…]<br />
3 Er [der Verwaltungsrat] stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Aktionäre dem unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter au<strong>ch</strong> elektronis<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen erteilen<br />
können.<br />
6.1 «Indirect Voting» statt «Direct Voting»<br />
Ein «Direct Voting» 166 ist dur<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 lit. a Satz 4 Halbsatz 1 BV ni<strong>ch</strong>t vorgesehen. Die<br />
Unternehmungen sollen ebenso wenig verpfli<strong>ch</strong>tet werden (wie es der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag<br />
167 und die Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision 168 bedingt vorsahen) via Liveübertragung von Bild und<br />
Ton mit dem Aktionär während der Generalversammlung bidirektional zu kommunizieren.<br />
Ein «Direct Voting» ist zudem aus Gründen der Vertrauli<strong>ch</strong>keit der vom Aktionär abgegebenen<br />
Weisungen sowie aufgrund si<strong>ch</strong>erheitste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Na<strong>ch</strong>teile gar ni<strong>ch</strong>t gefragt. 169 Dazu käme eine<br />
erhöhte Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit, da die Versammlung eher angefo<strong>ch</strong>ten werden könnte 170 oder gar<br />
wiederholt werden müsste 171 . 172<br />
Intendiert – und auf dem Markt bereits erfolgrei<strong>ch</strong> erprobt 173 – ist stattdessen ein «Indirect Voting»<br />
(«Proxy Voting») wie es der Verordnungsentwurf vorsieht. Hierdur<strong>ch</strong> sollen die Aktionäre<br />
ihre Stimmabgaben bereits vor der Generalversammlung elektronis<strong>ch</strong> und indirekt übermitteln<br />
können – spri<strong>ch</strong> die Weisungen über eine Internet-Aktionärsplattform an die unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung senden.<br />
Bei der Ausgestaltung ers<strong>ch</strong>eint sodann wi<strong>ch</strong>tig, dass die Stimmabgaben bis kurz vor Beginn der<br />
Versammlung getätigt und sie bis dahin au<strong>ch</strong> wieder geändert und widerrufen werden können.<br />
6.2 Re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Erfordernisse<br />
Es sollte vermieden werden, dass an die «elektronis<strong>ch</strong>en Vollma<strong>ch</strong>en und Weisungen» impraktikabel<br />
hohe Anforderungen gestellt werden. So soll beispielsweise keine qualifizierte elektronis<strong>ch</strong>e<br />
Signatur 174 als Pendant zur eigenhändigen Unters<strong>ch</strong>rift erforderli<strong>ch</strong> sein. 175 Die Norm in<br />
Art. 9 Abs. 3 VE-VgdA sei daher, wie im Folgenden vorges<strong>ch</strong>lagen, etwas offener zu formulieren.<br />
166 Der Aktionär gibt dabei seine Stimme direkt an die Unternehmung bzw. direkt an die Generalversammlung ab.<br />
167 Art. 701a ff. OR-iGgv (Fn 98).<br />
168 Art. 701c ff. E-OR (Fn. 92).<br />
169 ANDREAS ZÜRCHER/CLAUDIO KUSTER, Le vote actionnarial de l’après-Minder, L’Agefi, 2. Mai 2013, S. 2; ANDREAS ZÜR-<br />
CHER/CLAUDIO KUSTER, Comparons les systèmes de vote électronique, Le Temps, 10. Mai 2013.<br />
170 Vgl. zu den hohen Anforderungen an den Verwaltungsrat Art. 701c OR-iGgv (Fn. 98).<br />
171 Vgl. zu etwaigen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Problemen Art. 701d OR-iGgv (Fn. 98).<br />
172 Vgl. INES PÖSCHEL, Elektronis<strong>ch</strong>e Teilnahme, GesKR-Tagung «Ents<strong>ch</strong>ädigungsre<strong>ch</strong>t in kotierten Gesells<strong>ch</strong>aften ‹post<br />
Minder›», 6. März 2013, Folie 8.<br />
173 So führten bspw. bereits Adecco, Nobel Biocare, Swiss Life, Swiss Re und Zuri<strong>ch</strong> Insurance Group über die Internet-<br />
Aktionärsplattform «Sherpany» Abstimmungen dur<strong>ch</strong>.<br />
174 Art. 14 Abs. 2 bis OR.<br />
175 Vgl. INES PÖSCHEL, Generalversammlung und Internet: Versu<strong>ch</strong> einer Ent-Täus<strong>ch</strong>ung, in: Rolf Watter (Hrsg.): Die<br />
«grosse» S<strong>ch</strong>weizer Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision, Züri<strong>ch</strong>/St. Gallen 2010, 223, IV.C.2; KASPAR THEILER, Gedanken zur Zulässigkeit<br />
und Dur<strong>ch</strong>führbarkeit der virtuellen Generalversammlung de lege lata, AJP/PJA 1/2012, 69, 4.2.3.1.<br />
32
Au<strong>ch</strong> seien an den Na<strong>ch</strong>weis der Aktionärseigens<strong>ch</strong>aft keine übermässigen Hürden zu stellen<br />
(Art. 9 Abs. 4).<br />
Auf der anderen Seite muss die systemis<strong>ch</strong>e Wahrung des Stimmgeheimnisses dur<strong>ch</strong> den unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter gegenüber der Gesells<strong>ch</strong>aft dur<strong>ch</strong>wegs – te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> und personell<br />
– gewährleistet sein. Denn gerade bei Dienstanbietern, wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t auf einer unabhängigen<br />
Dritt-Plattform (Emittenten-übergreifende Plattform) basieren, sondern direkt in die Infrastruktur<br />
der Aktiengesells<strong>ch</strong>aft (Emittenten-integrales Portal) oder zumindest des Aktienregister-<br />
Anbieters (Aktienregister-integrales Portal) implementiert sind 176 , wohnt die latente Gefahr der<br />
Kollusion inne.<br />
Die Gesells<strong>ch</strong>aft darf so beispielsweise weder dur<strong>ch</strong> den Dienstanbieter no<strong>ch</strong> den Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
bereits vor der Generalversammlung in den Besitz oder nur s<strong>ch</strong>on die Hoheitsma<strong>ch</strong>t<br />
der übermittelten Stimminstruktionen gelangen. Das elektronis<strong>ch</strong>e Fernabstimmungssystem<br />
soll daher ni<strong>ch</strong>t vom glei<strong>ch</strong>en Anbieter betrieben werden dürfen, wel<strong>ch</strong>er die Ents<strong>ch</strong>lüsselungen<br />
und Verarbeitung der Stimminstruktionen zwecks Bere<strong>ch</strong>nung der Stimmresultate dur<strong>ch</strong>führt<br />
177 .<br />
Art. 9 Abs. 3 sowie Abs. 4 und 5 (neu)<br />
3 Er [der Verwaltungsrat] stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Aktionäre dem unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen au<strong>ch</strong> elektronis<strong>ch</strong> oder in einer anderen Form, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Feststellung der Identität der Aktionäre ausrei<strong>ch</strong>end si<strong>ch</strong>erstellt, erteilen können.<br />
4 Der Na<strong>ch</strong>weis der Aktionärseigens<strong>ch</strong>aft darf ledigli<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>en Anforderungen unterworfen<br />
werden, die zur Feststellung der Identität der Aktionäre erforderli<strong>ch</strong> sind, und dies nur in<br />
dem Masse, wie sie diesem Zweck angemessen sind.<br />
5 Ein System zur elektronis<strong>ch</strong>en Fernabstimmung muss in te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er und personeller Hinsi<strong>ch</strong>t<br />
die Wahrung des Stimmgeheimnisses dur<strong>ch</strong> den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
si<strong>ch</strong>erstellen.<br />
7. Verbot der Organ- und Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
Lit. a Satz 4 Halbsatz 2<br />
Art. 11<br />
Unzulässige institutionelle Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
[…] die Organ- und<br />
Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
ist untersagt.<br />
Die Organ- und Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung na<strong>ch</strong> Artikel 689c und 689d OR<br />
sind unzulässig.<br />
Keine Anmerkungen. 178<br />
176 Vgl. PÖSCHEL (Fn. 172), Anl. «Elektronis<strong>ch</strong>es Fernabstimmen von Aktionären – Übersi<strong>ch</strong>t über aktuelles Angebot»<br />
(http://www.kellerhals.<strong>ch</strong>/upload/cms/user/IntegraleAktionaersportalevsunabhaengigeAktionaersplattformen.pdf).<br />
177 So also ein Anbieter einer Aktienregister- oder Generalversammlungs-Software.<br />
178 Zur Verhinderung von Umgehungen vgl. hinten 13.2.<br />
33
8. Verbotene Ents<strong>ch</strong>ädigungsarten<br />
8.1 Verbot von Abgangs- und ähnli<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>ädigungen<br />
Lit. b Satz 1<br />
Art. 20<br />
Unzulässige Vergütungen in der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
Die Organmitglieder<br />
erhalten keine Abgangs-<br />
oder andere<br />
Ents<strong>ch</strong>ädigung […].<br />
Folgende Vergütungen für Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates sind unzulässig:<br />
1. Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen; […]<br />
Verboten sind na<strong>ch</strong> Art. 95. Abs. 3 lit. b Satz 1 BV fortan für die Organmitglieder ni<strong>ch</strong>t nur Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen<br />
im engeren Sinne, also Zahlung ohne jegli<strong>ch</strong>e Gegenleistung. Die Verfassungsbestimmung<br />
sieht weiter ausdrückli<strong>ch</strong> vor, au<strong>ch</strong> «andere Ents<strong>ch</strong>ädigungen» zu untersagen.<br />
Mit letzteren sind ähnli<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>ädigung beim, na<strong>ch</strong> oder im Zusammenhang mit dem Austritt<br />
gemeint (verdeckte Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen).<br />
Dieser bewusst sehr breit gefasste Begriff 179 findet derzeit jedo<strong>ch</strong> keinen Eingang in die Verordnung.<br />
Unter den verbotenen «Abgangs- oder anderen Ents<strong>ch</strong>ädigungen» sind jedo<strong>ch</strong> insbesondere<br />
folgende Vergütungsarten zu verstehen:<br />
• Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen i. e. S. na<strong>ch</strong> Art. 663b bis Abs. 2 Ziff. 5 OR 180 ;<br />
• gesetzli<strong>ch</strong> vorges<strong>ch</strong>riebene Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen 181 ;<br />
• ni<strong>ch</strong>t angemessene Karenzents<strong>ch</strong>ädigungen bei Konkurrenzverbotsabreden 182 , insbesondere<br />
bei «übermässigem Konkurrenzverbot» 183 ;<br />
• ni<strong>ch</strong>t angemessene Vergütungen na<strong>ch</strong> Art. 663b bis Abs. 1 Ziff. 4 OR, «die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt<br />
oder indirekt an frühere Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des<br />
Beirates ausgeri<strong>ch</strong>tet hat, sofern sie in einem Zusammenhang mit der früheren Tätigkeit als<br />
Organ der Gesells<strong>ch</strong>aft stehen oder ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong> sind» 184, 185 ;<br />
• Kontrollwe<strong>ch</strong>selklauseln 186 ;<br />
• übermässige Kündigungsfristen bei unbefristeten Arbeitsverhältnissen 187 ;<br />
• Lohnfortzahlungen bei Kündigung von langjährigen Arbeitsverträgen 188 , wobei deren Beurteilung<br />
in der Lehre umstritten ist 189 .<br />
179 So au<strong>ch</strong> GLANZMANN (Fn. 21), III.2.3.<br />
180 Aufgehoben dur<strong>ch</strong> Art. 13 Abs. 1 VE-VgdA.<br />
181 Art. 339b ff. OR. Ni<strong>ch</strong>t unter das Verbot fallen jedo<strong>ch</strong> Ents<strong>ch</strong>ädigungen bei missbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Kündigung na<strong>ch</strong><br />
Art. 336a ff. OR.<br />
182 Art. 340 ff. OR.<br />
183 Art. 340a Abs. 2 OR; vgl. SERGIO AIOLFI, Vasella reizt Aktionäre, NZZ, 18. Februar 2013, S. 17; Vgl. ANDREAS CASUTT,<br />
Geltungsberei<strong>ch</strong> und Auswei<strong>ch</strong>mögli<strong>ch</strong>keiten, GesKR-Tagung «Ents<strong>ch</strong>ädigungsre<strong>ch</strong>t in kotierten Gesells<strong>ch</strong>aften ‹post<br />
Minder›», 6. März 2013, Folie 19.<br />
184 Wortlaut na<strong>ch</strong> derogierendem Art. 14 Abs. 1 Ziff. 4 VE-VgdA.<br />
185 Vgl. SERGIO AIOLFI, Daniel Vasella grosszügig entlöhnt, NZZ, 18. Juli 2013, S. 19.<br />
186 Vgl. Beri<strong>ch</strong>t, 3.9.2; vgl. au<strong>ch</strong> den Swiss Code (Fn. 70), Anhang 1 Ziff. 6: «Das Ents<strong>ch</strong>ädigungssystem s<strong>ch</strong>liesst goldene<br />
Falls<strong>ch</strong>irme, die für den Fall eines Kontrollwe<strong>ch</strong>sels zugesi<strong>ch</strong>ert werden […] grundsätzli<strong>ch</strong> aus.».<br />
187 CASUTT (Fn. 183), Folie 15: «lange Kündigungsfristen: […] über 12 Monate: kritis<strong>ch</strong>er Berei<strong>ch</strong>, da wohl eher ni<strong>ch</strong>t im<br />
Interesse der Gesells<strong>ch</strong>aft»; vgl. au<strong>ch</strong> den Swiss Code (Fn. 70), Anhang 1 Ziff. 5: «In den Arbeitsverträgen mit den<br />
Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung werden ohne besonderen Anlass unübli<strong>ch</strong> lange Kündigungsfristen […] vermieden.»;<br />
vgl. au<strong>ch</strong> hinten 10.4.<br />
34
Obs<strong>ch</strong>on der Beri<strong>ch</strong>t anerkennt, dass in Art. 95 Abs. 3 lit. b Satz 1 BV ein «umfassendes Verbot<br />
der Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen» 190 statuiert wird, verzi<strong>ch</strong>tet der Vorentwurf leider auf eine breite<br />
Definition dieses no<strong>ch</strong> unbestimmten Re<strong>ch</strong>tsbegriffs.<br />
8.2 Verbot von Vergütung im Voraus<br />
Lit. b Satz 1<br />
Art. 20<br />
Unzulässige Vergütungen in der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
Die Organmitglieder<br />
erhalten […] keine Vergütung<br />
im Voraus […].<br />
Folgende Vergütungen für Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates sind unzulässig:<br />
[…]<br />
2. Vergütungen, die im Voraus ausgeri<strong>ch</strong>tet werden; […]<br />
Unter die Vergütungen im Voraus sollen au<strong>ch</strong> Ents<strong>ch</strong>ädigungen subsumiert werden, wel<strong>ch</strong>e aufgrund<br />
verwirkter Ansprü<strong>ch</strong>e auf Leistungen eines ehemaligen Arbeitgebers ausbezahlt werden.<br />
Dies betrifft häufig gesperrte Anteile von variablen Ents<strong>ch</strong>ädigungen, wel<strong>ch</strong>e verfallen, falls der<br />
Bere<strong>ch</strong>tigte die Unternehmung vor Ende der Sperrfirst verlässt. Die Idee hinter aufges<strong>ch</strong>obenen<br />
Vergütungen ist augens<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>: Einerseits sollen damit die Mitarbeiter langfristig an die Unternehmung<br />
gebunden werden; andererseits sollen ni<strong>ch</strong>t primär kurzfristig errei<strong>ch</strong>te Zeile, sondern<br />
langfristige und na<strong>ch</strong>haltige Leistungen belohnt und dazu motiviert werden.<br />
Werden nun jedo<strong>ch</strong> aufges<strong>ch</strong>obene und – weil vorzeitig die Unternehmung verlassen wurde –<br />
verwirkte Vergütungsbestandteile einfa<strong>ch</strong> vom nä<strong>ch</strong>sten Arbeitgeber kompensiert, so wird dieses<br />
eigentli<strong>ch</strong> sinnvolle Incentivierungssystem geradezu pervertiert.<br />
Beim Verbot von Vergütungen im Voraus s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> «soll vermieden werden, dass Mitglieder<br />
des Verwaltungsrats, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirats (hohe) finanzielle oder Naturalleistungen<br />
erhalten, bevor sie für die Gesells<strong>ch</strong>aft überhaupt aktiv geworden sind, Verantwortung<br />
übernommen und einen Mehrwert ges<strong>ch</strong>affen haben», wie der Beri<strong>ch</strong>t 191 zu Re<strong>ch</strong>t begründet.<br />
Analog müssen daher insbesondere au<strong>ch</strong> Einstellungs-, Antritts-, Ablöse- und Willkommensprämien,<br />
Transferzahlungen, «Sing-in-Bonusse», «Golden Hellos», «Golden Handshakes» sowie<br />
vorgezogene Lohnzahlungstermine 192 unter die «Vergütungen, die im Voraus ausgeri<strong>ch</strong>tet werden»<br />
(na<strong>ch</strong> Art. 20 Ziff. 2 VE-VgdA) fallen. Denn diese alle stellen Leistungen der Gesells<strong>ch</strong>aft an<br />
das Organmitglied dar, obs<strong>ch</strong>on dafür gar keine effektive Gegenleistung erbra<strong>ch</strong>t wurde.<br />
Ein «Verzi<strong>ch</strong>t» auf etwaige Ansprü<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> das Organmitglied kann s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ebenso wenig<br />
geltend gema<strong>ch</strong>t werden, weil jene variablen Lohnbestandteile stets bloss bedingt zugewiesen<br />
wurden. Es bestand gar nie ein absolutes Anre<strong>ch</strong>t auf die gesperrten Anteile, weshalb au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
188 Betrifft ni<strong>ch</strong>t die Mitglieder des Verwaltungsrats, da diese aus diesem Grund eine einjährige Amtsdauer haben, vgl.<br />
vorne 4.2. sowie THOMAS MINDER/CLAUDIO KUSTER, Das S<strong>ch</strong>reckgespenst der jährli<strong>ch</strong>en Verwaltungsratswahl, NZZ,<br />
24. Januar 2013, S. 15.<br />
189 Vgl. AMSTUTZ (Fn. 47), 4.6.3; VOGT/BASCHUNG (Fn. 47), II.2.5.d.; vgl. au<strong>ch</strong> den Swiss Code (Fn. 70), Anhang 1 Ziff. 5:<br />
«In den Arbeitsverträgen mit den Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung werden ohne besonderen Anlass unübli<strong>ch</strong> lange<br />
[…] Vertragsdauern vermieden.» (Gemäss den Erläuterungen gilt «als unübli<strong>ch</strong> lang wohl im Regelfall eine feste Vertragsdauer<br />
von mehr als einem Jahr bis zu zwei Jahren»).<br />
190 Beri<strong>ch</strong>t, 3.9.2.<br />
191 Beri<strong>ch</strong>t, 3.9.3.<br />
192 Art. 323 Abs. 1 OR.<br />
35
darauf verzi<strong>ch</strong>tet werden kann. Wenn die Bedingung (das Abwarten der Sperrfrist) dahin fällt,<br />
so eben per definitionem au<strong>ch</strong> der Anspru<strong>ch</strong> darauf.<br />
Zuletzt zeigt au<strong>ch</strong> der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag, dass die Antrittsprämien unter die Vergütungen<br />
im Voraus zu subsumieren sind: Er hätte diese zwar ni<strong>ch</strong>t verboten, aber immerhin vorgesehen,<br />
«die Zulässigkeit von Antrittsprämien, deren Grundlagen und die Voraussetzungen für deren<br />
Ausri<strong>ch</strong>tung» zwingend im Vergütungsreglement festzulegen. 193 Der Gegenvors<strong>ch</strong>lag anerkannte<br />
also zumindest, dass dieses Anliegen aufzunehmen sei.<br />
U.E. ist aus diesen Gründen eigentli<strong>ch</strong> keine Anpassung der Verordnungsbestimmung in diesem<br />
Sinne nötig, da das Verbot au<strong>ch</strong> Antrittsprämien umfasst. Andererseits, da die Interpretation<br />
augens<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> 194 au<strong>ch</strong> von einer engeren Auslegung ausgehen könnte, ist im Sinne der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit<br />
wohl denno<strong>ch</strong> eine explizite Klarstellung nötig:<br />
Art. 20 Ziff. 2<br />
Folgende Vergütungen für Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates<br />
sind unzulässig:<br />
2. Vergütungen, die im Voraus ausgeri<strong>ch</strong>tet werden oder die bedingte Ansprü<strong>ch</strong>e aus einem<br />
vorgängigen Arbeitsverhältnis ents<strong>ch</strong>ädigen;<br />
8.3 Verbot von Prämien für Firmenkäufe und -verkäufe<br />
Lit. b Satz 1<br />
Art. 20<br />
Unzulässige Vergütungen in der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
Die Organmitglieder<br />
erhalten […] keine<br />
Prämie für Firmenkäufe<br />
und -verkäufe […].<br />
Folgende Vergütungen für Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates sind unzulässig:<br />
[…]<br />
3. Provisionen für die Übernahme oder Übertragung von Unternehmen o-<br />
der Teilen davon; […]<br />
Keine Anmerkungen. 195<br />
9. Umgehungsverbote<br />
9.1 Verbot von zusätzli<strong>ch</strong>en Berater- oder Arbeitsverträgen<br />
Lit. b Satz 1<br />
Art. 21<br />
Unzulässige Vergütungen im Konzern<br />
Die Organmitglieder<br />
erhalten […] keinen<br />
zusätzli<strong>ch</strong>en Berateroder<br />
Arbeitsvertrag<br />
von einer anderen Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
der Gruppe.<br />
Unzulässig sind Vergütungen an Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates für Tätigkeiten in Unternehmen, die dur<strong>ch</strong> die<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt kontrolliert werden, sofern diese Vergütungen:<br />
1. dem Gesetz oder dieser Verordnung ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>en oder in den Statuten<br />
der Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t vorgesehen sind; oder<br />
193 Art. 731d Abs. 2 Ziff. 7 OR-iGgv (Fn. 98).<br />
194 Beri<strong>ch</strong>t, 3.9.3.<br />
195 Kontrollwe<strong>ch</strong>selklauseln werden bereits dur<strong>ch</strong> das Verbot von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen erfasst, vgl. vorne 8.1.<br />
36
2. von der Generalversammlung der Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t genehmigt worden<br />
sind.<br />
Materiell wird in Art. 21 VE-VgdA kein Verbot von «zusätzli<strong>ch</strong>en Berater- oder Arbeitsverträgen<br />
an die Organmitglieder» postuliert, wie es Art. 95 Abs. 3 lit. b Satz 1 BV eigentli<strong>ch</strong> verlangt. Im<br />
Sinne einer teleologis<strong>ch</strong>en Auslegung der Verfassungsbestimmung – das Verbot soll Umgehungsges<strong>ch</strong>äfte<br />
verhindern, während zusätzli<strong>ch</strong>e Arbeitsverträge der Organmitglieder mit<br />
Gruppengesells<strong>ch</strong>aften an si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t stören würden – ers<strong>ch</strong>eint die vorges<strong>ch</strong>lagene Bestimmung<br />
jedo<strong>ch</strong> opportun: Art. 21 VE-VgdA verlangt, dass alle Vergütungen an die Organmitglieder dur<strong>ch</strong><br />
kontrollierte Gesells<strong>ch</strong>aften konsolidiert werden müssen.<br />
Hierauf muss jedo<strong>ch</strong> zwingend gewährleistet sein, dass ni<strong>ch</strong>t nur Vergütungen aus zusätzli<strong>ch</strong>en<br />
Arbeitsverhältnissen, sondern ebenso Ents<strong>ch</strong>ädigungen dur<strong>ch</strong> Beraterverträge miteinbezogen<br />
werden. Ansonsten wäre das eigentli<strong>ch</strong>e Verbot sol<strong>ch</strong>er Aufträge tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zu erlassen. Der<br />
Begriff der «Vergütungen» soll daher diesen Sa<strong>ch</strong>verhalt explizit erwähnen:<br />
Art. 14 Abs. 2 Ziff. 8<br />
2 Als Vergütungen gelten insbesondere:<br />
8. sämtli<strong>ch</strong>e Leistungen für zusätzli<strong>ch</strong>e Arbeiten, insbesondere sol<strong>ch</strong>e aus Beratungsmandaten.<br />
9.2 Verbot der Delegation der Gesells<strong>ch</strong>aftsführung an juristis<strong>ch</strong>e Person<br />
Lit. b Satz 2<br />
Art. 6<br />
Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
Die Führung der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
kann ni<strong>ch</strong>t an<br />
eine juristis<strong>ch</strong>e Person<br />
delegiert werden.<br />
Die Statuten können den Verwaltungsrat ermä<strong>ch</strong>tigen, die Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
na<strong>ch</strong> Massgabe eines Organisationsreglements ganz oder zum Teil an einzelne<br />
Mitglieder oder an andere natürli<strong>ch</strong>e Personen zu übertragen.<br />
Art. 12<br />
[…]<br />
2 Zu ihrer Verbindli<strong>ch</strong>keit bedürfen der Aufnahme in die Statuten Bestimmungen<br />
über:<br />
[…]<br />
4. die Ermä<strong>ch</strong>tigung zur Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung auf einzelne<br />
Mitglieder des Verwaltungsrates oder andere natürli<strong>ch</strong>e Personen; […]<br />
Keine Anmerkungen.<br />
10. Notwendige Statuteninhalte<br />
10.1 Höhe der Kredite, Darlehen und Renten<br />
Lit. c<br />
Die Statuten regeln die<br />
Höhe der Kredite, Darlehen<br />
und Renten an<br />
die Organmitglieder<br />
Art. 12<br />
[…]<br />
2 Zu ihrer Verbindli<strong>ch</strong>keit bedürfen der Aufnahme in die Statuten Bestimmungen<br />
über:<br />
37
[…]. 1. die Höhe der Darlehen, Kredite und Renten für die Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates; […]<br />
Art. 20<br />
Unzulässige Vergütungen in der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
Folgende Vergütungen für Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates sind unzulässig:<br />
[…]<br />
4. Darlehen, Kredite, Renten […], die in den Statuten ni<strong>ch</strong>t vorgesehen sind;<br />
[…]<br />
Es ist sinnvoll, die Regelungsgegenstände na<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 lit. c BV als bedingt notwendige<br />
Statuteninhalte zu betra<strong>ch</strong>ten 196 , zumal dank Art. 20 Ziff. VE-VgdA klargestellt ist, dass die Absenz<br />
sol<strong>ch</strong>er Statutenbestimmung jene Vergütungsarten als unzulässig taxiert.<br />
Mit der «Höhe» ist der nominale Hö<strong>ch</strong>stbetrag der jeweiligen Vergütungsarten gemeint.<br />
10.2 Erfolgspläne und Beteiligungspläne<br />
Lit. c<br />
Die Statuten regeln […]<br />
deren [Organmitglieder]<br />
Erfolgs- und Beteiligungspläne<br />
[…].<br />
Art. 12<br />
[…]<br />
2 Zu ihrer Verbindli<strong>ch</strong>keit bedürfen der Aufnahme in die Statuten Bestimmungen<br />
über:<br />
[…]<br />
2. die Grundsätze für die leistungsabhängigen Vergütungen an die Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates;<br />
3. die Grundsätze für die Zuteilung von Beteiligungspapieren, Wandel- und<br />
Optionsre<strong>ch</strong>ten an Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates; […]<br />
Art. 20<br />
Unzulässige Vergütungen in der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
Folgende Vergütungen für Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates sind unzulässig:<br />
[…]<br />
4. […] leistungsabhängigen Vergütungen, die in den Statuten ni<strong>ch</strong>t vorgesehen<br />
sind;<br />
5. die Zuteilung von Beteiligungspapieren, Wandel- und Optionsre<strong>ch</strong>ten,<br />
die in den Statuten ni<strong>ch</strong>t vorgesehen ist.<br />
Die Verfassungsbestimmung in Art. 95 Abs. 3 lit. c BV will die Erfolgspläne («Short Term Incentive<br />
Plans», kurzfristige Bonuspläne und Anreizsysteme) und die Beteiligungspläne («Long Term<br />
Incentive Plans», mittel- und längerfristige Beteiligungsprogramme) für die Organmitglieder in<br />
den Gesells<strong>ch</strong>aftsstatuten regeln.<br />
196 Anderer Ansi<strong>ch</strong>t: PETER V. KUNZ, Statuten – Grundbaustein der Aktiengesells<strong>ch</strong>aften, in: Rolf Watter (Hrsg.): Die<br />
«grosse» S<strong>ch</strong>weizer Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision, Züri<strong>ch</strong>/St. Gallen 2010, 55, II.B.2.c).<br />
38
Gerade aus Aktionärssi<strong>ch</strong>t sind ni<strong>ch</strong>t nur die absoluten Beträge der Management-<br />
Ents<strong>ch</strong>ädigungen wi<strong>ch</strong>tig, sondern insbesondere au<strong>ch</strong> die dahinter liegenden Anreizsysteme und<br />
Motivationen. Überrissene Saläre entziehen der Unternehmung Kapital, do<strong>ch</strong> Vergütungssysteme,<br />
die zu stark auf kurzfristigen und ni<strong>ch</strong>t-na<strong>ch</strong>haltigen Leistungen fussen, s<strong>ch</strong>ädigen die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
ebenso. Fehlanreize können – wie jüngst in der Finanzkrise bewiesen – Unternehmen<br />
ni<strong>ch</strong>t nur Bussen in Milliardenhöhe bes<strong>ch</strong>eren, sondern sie gar an den Rand des Ruins treiben. 197<br />
10.2.1 Integrale Aufnahme<br />
Diese Bestimmung hat leider kaum je grössere Bea<strong>ch</strong>tung gefunden, obs<strong>ch</strong>on sie na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t<br />
der Initianten im Kontext der Aktionärsdemokratie und der zu verhindernden Vergütungsexzesse<br />
fortan eine geradezu fundamentale Rolle einnehmen soll. Diese Ansi<strong>ch</strong>t werden au<strong>ch</strong> die damaligen<br />
Befürworter des indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lags 198 teilen, denn seine Pièce de résistance<br />
lag gerade in der Abstimmung über das Vergütungsreglement, wel<strong>ch</strong>es mitunter die «Beteiligungsprogramme<br />
[und] Bonifikationen» 199 umfasste.<br />
Die Intention war somit ni<strong>ch</strong>t, den Statuten bloss die Grundsätze der leistungsabhängigen Vergütung<br />
(Art. 12 Abs. 2 Ziff. 2 VE-VgdA) und der Zuteilung von Beteiligungspapieren, Wandel- und<br />
Optionsre<strong>ch</strong>ten (Art. 12 Abs. 2 Ziff. 3) zuzuweisen. Die Erfolgs- und die Beteiligungspläne sind<br />
viel mehr integral in die Statuten aufzunehmen.<br />
Dass ni<strong>ch</strong>t nur vage Grundsätze, sondern die integralen Beteiligungspläne in die Statuten aufgenommen<br />
werden müssen, legte au<strong>ch</strong> der Bundesrat in seinen Abstimmungserläuterungen dar:<br />
Die Volksinitiative beinhalte mitunter «die Vors<strong>ch</strong>rift, dass zahlrei<strong>ch</strong>e Details zu den Vergütungen,<br />
wie beispielsweise die Beteiligungs-[…]pläne, in den Statuten festzulegen sind – und damit<br />
für die gesamte Öffentli<strong>ch</strong>keit einsehbar wären». 200 In der Medienmitteilung im Vorfeld der<br />
Volksabstimmung legte der Bundesrat den Stimmbere<strong>ch</strong>tigten ebenso dar, dass die Volksinitiative<br />
eine «zwingende Regelung komplexer Details der Vergütungen in den Statuten» 201 umfasse.<br />
Diesen Verspre<strong>ch</strong>en an den Verfassungsgeber ist nun na<strong>ch</strong>zukommen.<br />
10.2.2 Gefäss: Statuten oder Statutenanhang<br />
Teilweise wird moniert, «sol<strong>ch</strong>e Pläne zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> übli<strong>ch</strong>erweise dur<strong>ch</strong> eine gewisse Komplexität<br />
und damit au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einen gewissen Umfang aus» 202 . Dem ist zwar so, do<strong>ch</strong> fallen teilweise<br />
au<strong>ch</strong> die in der Praxis gelebten Statuten ni<strong>ch</strong>t gerade dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>lankheit und Ästhetik auf.<br />
Exemplaris<strong>ch</strong> seien die Statuten der UBS AG, Züri<strong>ch</strong> und Basel 203 , erwähnt, wel<strong>ch</strong>e auf ni<strong>ch</strong>t weniger<br />
als neun Seiten diverse Mitarbeiterbeteiligungspläne, Pfli<strong>ch</strong>twandelanleihen, Kapitalerhöhungen,<br />
Sa<strong>ch</strong>einlagen und Sa<strong>ch</strong>übernahmen enthielten.<br />
197 Vgl. KURT SCHILTKNECHT, Corporate Governance, Das subtile Spiel um Geld und Ma<strong>ch</strong>t, 2. A., Züri<strong>ch</strong> 2009, 6.7.<br />
198 Vgl. Fn. 98.<br />
199 Art. 731d Abs. 2 Ziff. 3 OR-iGgv (Fn. 98).<br />
200 Erläuterungen des Bundesrats zur Volksabstimmung vom 3. März 2013, S. 22.<br />
201 Medienmitteilungen des Bundesrats (Fn. 104).<br />
202 GLANZMANN (Fn. 21), III. 3.<br />
203 Version vom 15. April 2009 (http://www.rwi.uzh.<strong>ch</strong>/lehrefors<strong>ch</strong>ung/alphabetis<strong>ch</strong>/vdc/cont/<br />
Statuten_UBS_April09.pdf).<br />
39
Do<strong>ch</strong> anstatt die jeweiligen Pläne in die Statuten i. e. S. aufzunehmen, könnten sie formell dur<strong>ch</strong>aus<br />
au<strong>ch</strong> als Statutenanhänge abgefasst werden. 204 Wi<strong>ch</strong>tig dabei ers<strong>ch</strong>eint weniger, dass sie<br />
beziehungsweise ihre Änderungen «öffentli<strong>ch</strong> beurkundet und ins Handelsregister eingetragen<br />
werden» 205 (hier könnte eine Vereinfa<strong>ch</strong>ung vorgesehen werden), sondern dass das Änderungsverfahren<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung sinngemäss wie bei Statutenänderungen abgewickelt<br />
wird. Eine transparente, einfa<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>e Publikation sollte derweil selbstverständli<strong>ch</strong> sein.<br />
10.2.3 Mindestinhalt<br />
Als Mindestinhalt sollten je Erfolgs- und Beteiligungsplan wenigstens die folgenden, essenziellen<br />
Parameter in die Statuten aufgenommen werden: 206<br />
• Kreis der Begünstigten und maximale Höhe pro Begünstigtem;<br />
• für den Plan reserviertes Kapital und die Herkunft der benötigten Aktien;<br />
• Gesamtdauer des Plans;<br />
• Sperrfristen, Bedingungen zur definitiven Zuteilung («Vesting») und Ausübungspreise;<br />
• Leistungskriterien;<br />
• Mögli<strong>ch</strong>e zusätzli<strong>ch</strong>e Zuteilungen am Ende der Halteperiode («Mat<strong>ch</strong>ing Shares»);<br />
• Marktwerte der Aktien oder Optionen zum Zeitpunkt der Zuteilung;<br />
• Mögli<strong>ch</strong>e Veränderung der Anzahl zugeteilter Aktien oder Optionen in Abhängigkeit vom<br />
Errei<strong>ch</strong>en von Leistungszielen;<br />
• der maximale Anteil der Vergütung am Basissalär;<br />
• der Grad der Zielerrei<strong>ch</strong>ung und die Anzahl der definitiv erworbenen Aktien oder Optionen;<br />
• die Zuständigkeit zur Festlegung der Ziele und der Beurteilung der Zielerrei<strong>ch</strong>ung bzw. Ausri<strong>ch</strong>tung<br />
einer Vergütung (sofern ni<strong>ch</strong>t bereits in den Bestimmungen na<strong>ch</strong> Art. 12 Abs. 1<br />
Ziff. 3 VE-VgdA geregelt);<br />
• «Change of Control»-Klauseln, insbesondere sol<strong>ch</strong>e betreffend «Accelerated Vesting»;<br />
• die Regelung der Steuern und Sozialabgaben, falls vom Gesetz abwei<strong>ch</strong>end.<br />
10.3 Anzahl Mandate ausserhalb des Konzerns<br />
Lit. c<br />
Die Statuten regeln […]<br />
deren [Organmitglieder]<br />
Anzahl Mandate<br />
ausserhalb des Kon-<br />
Art. 12<br />
1 Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten über:<br />
1. die Anzahl der zulässigen Tätigkeiten der Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates in den obersten Leitungs- o-<br />
der Verwaltungsorganen von Re<strong>ch</strong>tseinheiten, die verpfli<strong>ch</strong>tet sind, si<strong>ch</strong><br />
204 Ähnli<strong>ch</strong> VOGT/BASCHUNG (Fn. 47), II.2.5.e., die für ein «von den Statuten getrenntes körpers<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Dokument»<br />
plädieren sowie DANIEL DAENIKER/FRANK GERHARD, Salärkompetenz der GV, GesKR-Tagung «Ents<strong>ch</strong>ädigungsre<strong>ch</strong>t in<br />
kotierten Gesells<strong>ch</strong>aften ‹post Minder›», 6. März 2013, Folie 20; ebenso MAIZAR (Fn. 74), Folie 18 Ziff. 1.<br />
205 Art. 647 OR (bzw. bei der Gründung Art. 629 Abs. 1 und Art. 631 Abs. 2 Ziff. 1 OR).<br />
206 Vgl. Ethos Stiftung, Ri<strong>ch</strong>tlinien zur Ausübung der Stimmre<strong>ch</strong>te 2013, Anhang 3, Genf 2013<br />
(http://www.ethosfund.<strong>ch</strong>/upload/publication/p435d_130122_Ethos_Ri<strong>ch</strong>tlinien_zur_Ausbung_der_Stimmre<strong>ch</strong>te_un<br />
d_Grundstze_zur_Corprate_Governance.pdf); vgl. ROLF WATTER, Beteiligungspläne, GesKR-Tagung «Ents<strong>ch</strong>ädigungsre<strong>ch</strong>t<br />
in kotierten Gesells<strong>ch</strong>aften ‹post Minder›», 6. März 2013, Folie 17 ff.<br />
40
zerns […].<br />
ins Handelsregister eintragen zu lassen, und die ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
kontrolliert werden oder die Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t kontrollieren; […]<br />
Die Verfassungsnorm hat zum Zweck, die Hö<strong>ch</strong>stzahl der zulässigen externen Mandate der Organmitglieder<br />
statutaris<strong>ch</strong> zu regeln, wobei weder die externen Bes<strong>ch</strong>äftigungen an si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />
deren statutaris<strong>ch</strong>e Bestimmung hierzu an der S<strong>ch</strong>weizer Grenze Halt ma<strong>ch</strong>en soll.<br />
Der Bes<strong>ch</strong>ränkung auf Entitäten, wel<strong>ch</strong>e in einem Handelsregister einzutragen sind, ist prinzipiell<br />
beizustimmen, wobei sodann zu gewährleisten ist, dass au<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e umfasst werden, die ein<br />
Handelsregister eines anderen Staats betreffen:<br />
Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1<br />
1 Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten über:<br />
1. die Anzahl der zulässigen Tätigkeiten der Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates in den obersten Leitungs- oder Verwaltungsorganen von Re<strong>ch</strong>tseinheiten<br />
im In- und Ausland, die verpfli<strong>ch</strong>tet sind, si<strong>ch</strong> ins Handelsregister eintragen zu lassen,<br />
und die ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft kontrolliert werden oder die Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t kontrollieren;<br />
[…]<br />
Analog zur Höhe der Darlehen, Kredite und Renten 207 könnte diese Vors<strong>ch</strong>rift ebenso als bedingt<br />
notwendiger Statuteninhalt abgefasst werden. In jenem Fall dürften aber glei<strong>ch</strong>sam keine externen<br />
Mandate angenommen werden, wenn eine derartige Statutenbestimmung fehlt. Die Statuierung<br />
der Obergrenze – die jedo<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus kategoris<strong>ch</strong> und personell differenzieren können<br />
darf – ist indessen ni<strong>ch</strong>t delegierbar.<br />
Weiter ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass mit «Mandaten» ni<strong>ch</strong>t nur sol<strong>ch</strong>e in Wirts<strong>ch</strong>aftseinheiten gemeint<br />
sind, sondern ebenso (wi<strong>ch</strong>tige) Mandate in Stiftungen, Verbänden, politis<strong>ch</strong>en Parteien oder<br />
Ämter, kulturellen, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en oder sportli<strong>ch</strong>en Organisationen usw. Sol<strong>ch</strong>e sind ebenfalls<br />
miteinzubeziehen. 208<br />
10.4 Dauer der Arbeitsverträge der Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder<br />
Lit. c<br />
Die Statuten regeln […]<br />
die Dauer der Arbeitsverträge<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder.<br />
Art. 12<br />
1 Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten über:<br />
[…]<br />
2. die Dauer der Arbeitsverträge für die Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung;<br />
[…]<br />
Liegt einem Arbeitsvertrag eine bestimmte Dauer zugrunde, so handelt es si<strong>ch</strong> um ein befristetes<br />
Arbeitsverhältnis. Es können jedo<strong>ch</strong> ebenso unbefristete Arbeitsverhältnisse eingegangen wer-<br />
207 Vgl. vorne 10.1<br />
208 Vgl. hierzu au<strong>ch</strong> den indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag, der in Art. 731g Abs. 3 Ziff. 1 OR-iGgv (Fn. 98) vorsah im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
anzugeben: «Tätigkeiten in Führungs- und Aufsi<strong>ch</strong>tsgremien sowie Beiräten und ähnli<strong>ch</strong>en Gremien von<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en und ausländis<strong>ch</strong>en Körpers<strong>ch</strong>aften, Anstalten und Stiftungen des privaten und des öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Re<strong>ch</strong>ts».<br />
41
den, wobei sodann eine vertragli<strong>ch</strong>e Kündigungsfrist in (na<strong>ch</strong> oben) beliebiger Höhe abges<strong>ch</strong>lossen<br />
werden kann. 209<br />
Explizit wird die Statuierung einer etwaigen Kündigungsfrist für die Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
in Art. 95 Abs. 3 lit. c BV zwar ni<strong>ch</strong>t verlangt, wie au<strong>ch</strong> der Beri<strong>ch</strong>t darlegt 210 . Glei<strong>ch</strong>wohl<br />
anerkennt dieser jedo<strong>ch</strong>, dass «die statutaris<strong>ch</strong>e Hö<strong>ch</strong>stdauer der Arbeitsverträge ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong><br />
übermässige Kündigungsfristen umgangen» werden darf. Daher sollte kohärenterweise die Statutenbestimmung<br />
für sol<strong>ch</strong>e Fällen ebenso die maximal zulässige Kündigungsfrist festlegen 211 :<br />
Art. 12 Abs. 1 Ziff. 2<br />
1 Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten über: 212<br />
2. die Dauer und Kündbarkeit der Arbeitsverträge für die Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung; 213<br />
Eine sol<strong>ch</strong>e Bestimmung ist au<strong>ch</strong> im Li<strong>ch</strong>te des (Umgehungs-)Verbots von «Abgangs- oder anderen<br />
Ents<strong>ch</strong>ädigungen» 214 beim Austritt angezeigt. 215<br />
11. Strafbestimmung bei Widerhandlung<br />
Lit. d<br />
Widerhandlung gegen<br />
die Bestimmungen na<strong>ch</strong><br />
den Bu<strong>ch</strong>staben a–c<br />
wird mit Freiheitsstrafe<br />
bis zu drei Jahren und<br />
Geldstrafe bis zu se<strong>ch</strong>s<br />
Jahresvergütungen<br />
bestraft.<br />
Art. 24<br />
Strafbarkeit der Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates<br />
1 Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren wird bestraft, wer als Mitglied des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung oder des Beirates vorsätzli<strong>ch</strong>:<br />
1. Vergütungen bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet, über die die Generalversammlung<br />
ni<strong>ch</strong>t abstimmen konnte oder deren Genehmigung sie verweigert hat<br />
(Art. 18);<br />
2. unzulässige Vergütungen na<strong>ch</strong> Artikel 20 oder 21 bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet;<br />
3. Tätigkeiten na<strong>ch</strong> Artikel 12 Absatz 1 Ziffer 1 ausübt, die gemäss den Statuten<br />
ni<strong>ch</strong>t zulässig sind;<br />
4. die Ges<strong>ch</strong>äftsführung ganz oder zum Teil an eine juristis<strong>ch</strong>e Person<br />
überträgt (Art. 6);<br />
5. eine Depot- oder Organvertretung oder eine andere als die von der Generalversammlung<br />
gewählte unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
(Art. 8) einsetzt;<br />
6. verhindert, dass die Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> und einzeln die Mitglieder<br />
und den Präsidenten des Verwaltungsrates, die Mitglieder des<br />
Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses sowie die unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
wählen kann (Art. 3, 4, 7 und 8);<br />
209 Art. 335c Abs. 2 OR.<br />
210 Beri<strong>ch</strong>t, 3.6.1.<br />
211 So au<strong>ch</strong> OSER/MÜLLER (Fn. 47), S. 5.<br />
212 Die Kündbarkeit der Arbeitsverträge könnte, im Ggs. zur Dauer, au<strong>ch</strong> als bedingt notwendiger Statuteninhalt vorgesehen<br />
werden.<br />
213 Vgl. Art. 731d Abs. 2 Ziff. 4 OR-iGgv (Fn. 98).<br />
214 Art. 95 Abs. 3 lit. b Satz 1 BV.<br />
215 Vgl. vorne 8.1.<br />
42
7. verhindert, dass die Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> über die Genehmigung<br />
der Vergütungen abstimmen kann (Art. 18);<br />
8. verhindert, dass die Aktionäre der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
elektronis<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen erteilen können (Art. 9<br />
Abs. 3);<br />
9. verhindert, dass die Statuten die Bestimmungen na<strong>ch</strong> Artikel 12 Absatz<br />
1 enthalten.<br />
2 Mit der Freiheitsstrafe ist eine Geldstrafe zu verbinden. Das Geri<strong>ch</strong>t ist dabei<br />
ni<strong>ch</strong>t an die maximale Höhe des Tagessatzes na<strong>ch</strong> Artikel 34 Absatz 2 Satz 1 des<br />
Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es gebunden; die Geldstrafe darf jedo<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen<br />
ni<strong>ch</strong>t übersteigen.<br />
Art. 25<br />
Strafbarkeit bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraute Personen oder Mitglieder des obersten Organs<br />
einer dem FZG unterstellten Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung, die die Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Artikel 22 oder die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Artikel 23 vorsätzli<strong>ch</strong> verletzen,<br />
werden mit Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen bestraft.<br />
11.1 Ausgestaltung als Offizialdelikt<br />
Es ers<strong>ch</strong>eint ri<strong>ch</strong>tig, die Strafbestimmung als Offizialdelikt auszugestalten. Nebst den im Beri<strong>ch</strong>t<br />
dargelegten Argumenten 216 sei zudem auf folgende Aspekte hingewiesen: Der Ingress von<br />
Art. 95 Abs. 3 BV zeigt, dass der S<strong>ch</strong>utzberei<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die na<strong>ch</strong>folgenden Bestimmungen ni<strong>ch</strong>t<br />
nur den pekuniären Interessen der Aktionäre und der Destinatäre im engeren Sinn dient, sondern<br />
ebenso in allgemeiner Weise au<strong>ch</strong> «der Volkswirts<strong>ch</strong>aft» und «im Sinne einer na<strong>ch</strong>haltigen<br />
Unternehmensführung».<br />
Die Volksinitiative bezweckt also ni<strong>ch</strong>t nur den überhöhten Managersalären Einhalt zu gebieten<br />
und die soziale Kohäsion ni<strong>ch</strong>t zu überstrapazieren, sondern in ihrem Ursprung 217 au<strong>ch</strong> die hiesige<br />
Volkswirts<strong>ch</strong>aft, den Staat, den Fiskus, die Sozialwerke usw. vor ni<strong>ch</strong>t-na<strong>ch</strong>haltiger Unternehmensführung<br />
so weit mögli<strong>ch</strong> zu vers<strong>ch</strong>onen.<br />
Zweitens enthält die Verfassungsnorm diverse Bestimmungen, wel<strong>ch</strong>e die sog. rationale Apathie<br />
218 der Eigentümer (und ebenso der Pensionskassen) adressieren. Unter diesem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt<br />
ist es ebenso angebra<strong>ch</strong>t, von einem Offizialdelikt auszugehen.<br />
11.2 Gebotene Strafbarkeit für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Die Mitglieder des hö<strong>ch</strong>sten Organs der na<strong>ch</strong> Art. 22 Abs. 1 VE-VgdA verpfli<strong>ch</strong>teten Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
müssen, wie dies der Entwurf vorsieht, ebenfalls unter die Strafre<strong>ch</strong>tsnorm fallen.<br />
Dies ergibt si<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> aus Art. 95 Abs. 3 lit. d, wel<strong>ch</strong>er mitunter verlangt, dass eine «Widerhandlung<br />
gegen die Bestimmungen na<strong>ch</strong> [dem] Bu<strong>ch</strong>staben a […]» des glei<strong>ch</strong>en Absatzes «mit<br />
216 Beri<strong>ch</strong>t, 3.11.6.<br />
217 Das Volksbegehren wurde symptomatis<strong>ch</strong>erweise bereits im Na<strong>ch</strong>gang zum Swissair-Grounding 2001 und <strong>weiterer</strong><br />
S<strong>ch</strong>weizer wie au<strong>ch</strong> internationaler Wirts<strong>ch</strong>aftsskandale zu Beginn der letzten Dekade geboren.<br />
218 Vgl. MAX D. AMSTUTZ, Ma<strong>ch</strong>t und Ohnma<strong>ch</strong>t des Aktionärs, Züri<strong>ch</strong> 2007, 7.1 f.<br />
43
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen bestraft» wird.<br />
Darunter fällt mitunter die Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen. 219<br />
Wie gezeigt, ist es also verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vorgezei<strong>ch</strong>net und im Sinne einer generalpräventiven<br />
Wirkung soglei<strong>ch</strong> geboten, vorsätzli<strong>ch</strong>e Widerhandlungen au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> sekundäre Personen<br />
entspre<strong>ch</strong>end zu bestrafen. Die vorges<strong>ch</strong>lagene Reduktion geht jedo<strong>ch</strong> zu weit: Diesen personellen<br />
Täterkreis einer reduzierten pekuniären Strafandrohung zu unterstellen ist einerseits ri<strong>ch</strong>tig<br />
220 , dies ergibt si<strong>ch</strong> aus der Geldstrafe, die «bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen» umfasst: Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
zielt diese hohe (wenn au<strong>ch</strong> individuelle) Summe auf den primären Personenkreis der<br />
Organmitglieder, die si<strong>ch</strong> etwaig selbst berei<strong>ch</strong>ern.<br />
Nebst der (reduzierten) pekuniären, gehört jedo<strong>ch</strong> ebenso die Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren<br />
angedroht. Denn kein Destinatär würde es verstehen, wieso, «[w]er si<strong>ch</strong> in einem Gastgewerbebetrieb<br />
beherbergen, Speisen oder Getränke vorsetzen lässt oder andere Dienstleistungen<br />
beanspru<strong>ch</strong>t und den Betriebsinhaber um die Bezahlung prellt, auf Antrag, mit Freiheitsstrafe bis<br />
zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft [wird]» 221 , unglei<strong>ch</strong> weitrei<strong>ch</strong>endere Wirts<strong>ch</strong>aftsdelikte<br />
jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Dem Verhältnismässigkeitsgebot 222 kann selbstverständli<strong>ch</strong> weiterhin Re<strong>ch</strong>nung<br />
getragen werden, was jedo<strong>ch</strong> Aufgabe der Justiz darstellt – das nunmehr verankerte Strafmass<br />
stellt s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> nur das Hö<strong>ch</strong>stmass dar.<br />
Zuletzt sei au<strong>ch</strong> hier auf diverse Äusserungen 223 im Vorfeld der Volksabstimmung hingewiesen,<br />
wel<strong>ch</strong>e den aus ihrer Si<strong>ch</strong>t vorteilhafteren indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag 224 just deshalb beworben<br />
haben, weil jener – im Gegensatz zur Volksinitiative – keine strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Massnahmen für die<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen vorgesehen hätte.<br />
12. Inkrafttreten und Übergangsbestimmungen<br />
UeBst Art. 197 Ziff. 10<br />
BV<br />
(Volksinitiative «gegen<br />
die Abzockerei»)<br />
Vorentwurf der Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA) [vom 22. November<br />
2013] vom 14. Juni 2013 (VE-VgdA)<br />
Art. 197 Ziff. 10<br />
Art. 26<br />
Anwendbares Re<strong>ch</strong>t im Allgemeinen<br />
10. Übergangsbestimmung<br />
zu Art. 95 Abs. 3<br />
Bis zum Inkrafttreten<br />
der gesetzli<strong>ch</strong>en Bestimmungen<br />
erlässt der<br />
Bundesrat innerhalb<br />
eines Jahres na<strong>ch</strong> Annahme<br />
von Artikel 95<br />
Absatz 3 dur<strong>ch</strong> Volk<br />
1 Die Artikel 1-4 des S<strong>ch</strong>lusstitels des Zivilgesetzbu<strong>ch</strong>es gelten für diese Verordnung,<br />
soweit die folgenden Bestimmungen ni<strong>ch</strong>ts anderes vorsehen.<br />
2 Die Bestimmungen dieser Verordnung werden mit ihrem Inkrafttreten auf alle<br />
bestehenden Gesells<strong>ch</strong>aften anwendbar.<br />
Art. 27<br />
Anpassung von Statuten und Reglementen<br />
1 Gesells<strong>ch</strong>aften, deren Statuten und Reglemente dieser Verordnung ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>en,<br />
müssen diese innerhalb von zwei Jahren ab Inkrafttreten dieser Verordnung<br />
den neuen Vors<strong>ch</strong>riften anpassen.<br />
219 Art. 95 Abs. 3 lit. a Satz 3 BV.<br />
220 Weitergehend jedo<strong>ch</strong> WOLFGANG WOHLERS, Strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Bestimmungen, GesKR-Tagung «Ents<strong>ch</strong>ädigungsre<strong>ch</strong>t in<br />
kotierten Gesells<strong>ch</strong>aften ‹post Minder›», 6. März 2013, mündl. Aussage: Die Strafandrohung im Maximalrahmen gelte<br />
für alle Forderungen, keine reduzierte Maximalstrafen für «sekundäre Bestimmungen».<br />
221 Exemplaris<strong>ch</strong>er Art. 149 StGB, Ze<strong>ch</strong>prellerei (Hervorhebung dur<strong>ch</strong> die Verfasser).<br />
222 Art. 5 Abs. 2 BV.<br />
223 Vgl. diverse Zitate vorne unter 5.1.1.5.<br />
224 Vgl. Fn. 98.<br />
44
und Stände die erforderli<strong>ch</strong>en<br />
Ausführungsbestimmungen.<br />
2 Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG unterstellt sind, müssen innerhalb eines<br />
Jahres ab Inkrafttreten dieser Verordnung ihre Reglemente und ihre Organisation<br />
den Artikeln 22 und 23 anpassen.<br />
Art. 28<br />
Anpassung von altre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Arbeitsverträgen<br />
Die im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Verordnung bestehenden Arbeitsverträge<br />
sind innerhalb eines Jahres ab Inkrafttreten dieser Verordnung anzupassen.<br />
Na<strong>ch</strong> Ablauf dieser Frist sind die Vors<strong>ch</strong>riften der Verordnung auf alle<br />
Arbeitsverträge anwendbar.<br />
Art. 29<br />
Wahl des Verwaltungsrates und des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
1 Die Artikel 3, 4 und 7 gelten ab der ersten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung,<br />
die na<strong>ch</strong> Inkrafttreten dieser Verordnung stattfindet.<br />
2 Bis zur statutaris<strong>ch</strong>en Festlegung der Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
(Art. 12 Abs. 1 Ziff. 3) werden diese dur<strong>ch</strong> den Verwaltungsrat<br />
bestimmt.<br />
Art. 30<br />
Unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
1 Der Verwaltungsrat bestimmt für die erste Generalversammlung na<strong>ch</strong> Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter, sofern<br />
dieser ni<strong>ch</strong>t bereits dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung gewählt wurde.<br />
2 Die elektronis<strong>ch</strong>e Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen an den unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter muss an der zweiten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung,<br />
die na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten dieser Verordnung stattfindet, mögli<strong>ch</strong><br />
sein.<br />
Art. 31<br />
Genehmigungen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
1 Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Genehmigung der Gesamtbeträge der fixen Vergütung<br />
der Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates<br />
gelten ab der zweiten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung, die na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung stattfindet.<br />
2 Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Genehmigung der Gesamtbeträge der variablen Vergütung<br />
der Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates<br />
gelten erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr, das mit oder na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung beginnt.<br />
Art. 32<br />
Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG unterstellt sind, müssen ab dem 1. Januar<br />
2015 ihre Stimmre<strong>ch</strong>te ausüben und offenlegen, wie sie gestimmt haben.<br />
Art. 33<br />
Diese Verordnung tritt am 1. Januar 2014 in Kraft.<br />
12.1 Inkrafttreten der Verordnung<br />
Mit Volksabstimmung vom 3. März 2013 wurde die Volksinitiative «gegen die Abzockerei» von<br />
Volk und Ständen angenommen, die Verfassungsrevision 225 trat am selben Tag in Kraft. Na<strong>ch</strong><br />
ebenfalls glei<strong>ch</strong>zeitig erlassener Übergangsbestimmung muss der Bundesrat innerhalb eines<br />
Jahres, also bis am 3. März 2014, die erforderli<strong>ch</strong>en Ausführungsbestimmungen erlassen. Der<br />
225 AS 2013 1303 f.<br />
45
Bundesrat s<strong>ch</strong>lägt ein Inkrafttreten per 1. Januar 2014 vor, was sinnvoll ers<strong>ch</strong>eint, um Inkrafttreten,<br />
Kalenderjahr und usanzgemässes Ges<strong>ch</strong>äftsjahr anzuglei<strong>ch</strong>en.<br />
12.2 Direkte Anwendbarkeit<br />
«Die […] teilweise revidierte Bundesverfassung tritt in Kraft, wenn sie von Volk und Ständen<br />
angenommen ist» 226 , in casu also am 3. März 2013. Der Beri<strong>ch</strong>t 227 nimmt nun lei<strong>ch</strong>thin an, dass<br />
Art. 95 Abs. 3 lit. d BV ni<strong>ch</strong>t direkt anwendbar sei. Zunä<strong>ch</strong>st geht er undifferenziert davon aus,<br />
dass si<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> entweder eine komplette direkte Anwendbarkeit oder aber eine Ni<strong>ch</strong>t-<br />
Anwendbarkeit bis zum Erlass der Ausführungsbestimmung ergebe. Es sind jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> differenziertere<br />
Modelle ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen.<br />
Zum einen könnte eine teilweise direkte Anwendbarkeit in Betra<strong>ch</strong>t gezogen werden. Im einem<br />
kürzli<strong>ch</strong> publizierten Bundesgeri<strong>ch</strong>tsurteil 228 wurde so im Kontext der angenommenen Auss<strong>ch</strong>affungs-Initiative<br />
229 wie folgt argumentiert: «Verfassungsbestimmungen können genügend<br />
bestimmt sein, um mit ihrem Inkrafttreten ohne ausführende Gesetzgebung – ganz oder teilweise<br />
– mit Wirkungen au<strong>ch</strong> für Private unmittelbar Anwendung zu finden. […] Ob dies der Fall ist,<br />
muss auslegungsmässig ermittelt werden […].» 230<br />
Einige objektive Tatbestandsmerkmale sind sehr wohl «genügend genau formuliert, sodass der<br />
Einzelne sein Verhalten dana<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>ten kann» 231 . Das Verbot von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen im<br />
engeren Sinne 232 beispielsweise ist hinrei<strong>ch</strong>end klar, womit ni<strong>ch</strong>ts dagegen spri<strong>ch</strong>t, es direkt<br />
anzuwenden, gerade au<strong>ch</strong> in Analogie zu mehreren anderen angenommenen Volksinitiativen,<br />
deren Verbote und Unverjährbarkeiten sofort und direkt anwendbar wurden.<br />
Selbst ein expliziter verfassungsmässiger Gesetzgebungsauftrag ist kein hinrei<strong>ch</strong>ender Grund,<br />
direkte Anwendbarkeit von vornherein auszus<strong>ch</strong>liessen: «Dies 233 s<strong>ch</strong>liesst die Vorrangigkeit<br />
bzw. zumindest teilweise direkte Anwendbarkeit der neuen Verfassungsnorm gegenüber dem<br />
restli<strong>ch</strong>en Verfassungsre<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t zwingend aus.» 234<br />
In einem neuerli<strong>ch</strong>en weiteren Bundesgeri<strong>ch</strong>tsurteil 235 im Zusammenhang mit der Anwendbarkeit<br />
der angenommenen Volksinitiative «S<strong>ch</strong>luss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen!» 236<br />
wurden diese Erwägungen wiederaufgenommen 237 und in diesem Fall die sofortige direkte Anwendbarkeit<br />
bejaht 238 . Weder der Gesetzgebungsauftrag 239 , no<strong>ch</strong> die Übergangsbestimmung 240<br />
226 Art. 195 BV, vgl. Art. 15 Abs. 3 BPR.<br />
227 Beri<strong>ch</strong>t, 3.11.1.<br />
228 2C_828/2011 vom 12. Oktober 2012.<br />
229 AS 2011 1199.<br />
230 2C_828/2011 E. 4.2.3 (Hervorhebung dur<strong>ch</strong> die Verfasser).<br />
231 2C_828/2011 E. 4.3.2.<br />
232 Na<strong>ch</strong> Art. 663b bis Abs. 2 Ziff. 5 OR.<br />
233 Gemeint ist der Gesetzgebungsauftrag in Art. 121 Abs. 4 sowie die Übergangsbestimmung Art. 197 Ziff. 8 BV.<br />
234 2C_828/2011 E. 4.3.1.<br />
235 1C_646/2012 vom 22. Mai 2013.<br />
236 AS 2012 3627.<br />
237 1C_646/2012, E. 8.<br />
238 1C_646/2012, E. 9.1.<br />
239 Art. 75b Abs. 2 und Art. 197 Ziff. 9 Abs. 1 BV.<br />
240 Art. 197 Ziff. 9 BV.<br />
46
no<strong>ch</strong> intertemporalre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Vorgaben 241 seien geeignet, die etwaige direkte Anwendbarkeit e<br />
contrario auszus<strong>ch</strong>liessen.<br />
«Unter dem Blickwinkel des Legalitätsprinzips» erkannte so das Bundesgeri<strong>ch</strong>t hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der<br />
direkten Anwendbarkeit der Zweitwohnungs-Initiative: «Die mögli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tsänderung wurde<br />
s<strong>ch</strong>on lange im voraus publik und das si<strong>ch</strong> daraus ergebende Verbot wurde breit diskutiert; die<br />
insoweit betroffenen Normadressaten waren bekannt. Der sofortigen Anwendbarkeit dieses<br />
‹harten Kerns› der neuen, speziellen Verfassungsnorm steht daher ni<strong>ch</strong>ts entgegen, au<strong>ch</strong> wenn<br />
sie eine ni<strong>ch</strong>t unerhebli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>ränkung der Eigentumsgarantie (Art. 26 BV) bedeutet.» 242<br />
Die Beurteilung, ob die Verfassungsbestimmung ganz oder teilweise direkt anzuwenden sei,<br />
obliegt letztli<strong>ch</strong> dem Bundesgeri<strong>ch</strong>t. Im Li<strong>ch</strong>te der aktuellen Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ungspraxis hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
angenommener Volksinitiativen ers<strong>ch</strong>eint ein allzu voreiliges abs<strong>ch</strong>lägiges Urteil indessen ni<strong>ch</strong>t<br />
geboten. Der «harte Kern» au<strong>ch</strong> dieser Verfassungsnorm Art. 95 Abs. 3 BV könnte so – da seit<br />
Jahren ebenso breit diskutiert – geradeso zur sofortigen Anwendung gelangen.<br />
12.3 Übergangsbestimmungen<br />
Gerade die Anpassungsfrist für die Statuten innerhalb von zwei Jahren ers<strong>ch</strong>eint zu lange, hält<br />
man si<strong>ch</strong> den bloss temporären Charakter dieser Verordnung vor Augen. Na<strong>ch</strong> dieser Frist, also<br />
Anfangs 2016, wird s<strong>ch</strong>on bald mit der eigentli<strong>ch</strong>en Umsetzungsgesetzgebung zu re<strong>ch</strong>nen sein.<br />
Zu bea<strong>ch</strong>ten sei au<strong>ch</strong> die lange Vorlaufzeit, vom Abstimmungstag bis hin zum Termin des Inkrafttretens<br />
der Verordnung, wel<strong>ch</strong>e den Unternehmungen ebenfalls bereits erlaubt, Vorkehrungen<br />
zu treffen – s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> sind die groben Parameter und zukünftigen Erfordernisse längst<br />
klar, gerade sol<strong>ch</strong>e Bestimmungen betreffend, mit denen sowieso zu re<strong>ch</strong>nen war, da sie sowohl<br />
im indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag als au<strong>ch</strong> in der Volksinitiative vorgesehen waren.<br />
Aus diesen Gründen ist beispielsweise au<strong>ch</strong> die Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t für die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
unmittelbar mit Inkrafttreten einzuführen, zumal seit längerer Zeit offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
ist, dass diese in der einen oder anderen Form verlangt werden würde. Dies unterstrei<strong>ch</strong>en<br />
denn au<strong>ch</strong> andere Autoren, so AMSTUTZ: «Für die Vorgaben zur Abstimmung besteht wohl keine<br />
Notwendigkeit der Stipulierung von Übergangsfristen.» 243<br />
Ähnli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> GLANZMANN: «Übergangsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> steht einer sofortigen Anwendbarkeit der entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Ausführungsbestimmungen grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts im Weg. Anders kann es si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong><br />
dann verhalten, wenn hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Offenlegung spezifis<strong>ch</strong>e Vorgaben gema<strong>ch</strong>t werden,<br />
die auf Seiten der Pensionskasse einen besonderen (erstmaligen) zeitli<strong>ch</strong>en Umsetzungsaufwand<br />
hervorrufen.» 244<br />
Glei<strong>ch</strong>es gilt für die «elektronis<strong>ch</strong>e Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen an den unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter», zumal wie gezeigt ledigli<strong>ch</strong> ein bereits auf dem Markt vorhandenes<br />
«Indirect Voting» gefordert wird. Dieses erfordert bei den Unternehmungen selbst nur wenig<br />
te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>rüstungen. Diese Dienstleistung als Software-Anwendung («Software as a Ser-<br />
241 Art. 197 Ziff. 9 Abs. 2 BV.<br />
242 1C_646/2012, E. 10.5.<br />
243 AMSTUTZ (Fn. 47), 4.7.<br />
244 GLANZMANN (Fn. 21), IV.4.3.<br />
47
vice») ist gut skalierbar, benötigt keine Statutenänderung und kann bewiesenermassen problemlos<br />
innert weniger Wo<strong>ch</strong>en implementiert werden 245 .<br />
13. Weitere Bestimmungen der Verordnung<br />
13.1 Erstellung und Veröffentli<strong>ch</strong>ung des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts<br />
Art. 5<br />
Unübertragbare Aufgabe<br />
Der Verwaltungsrat hat die unübertragbare und unentziehbare Aufgabe, den Vergütungsberi<strong>ch</strong>t zu erstellen.<br />
Art. 13<br />
Erstellung, Bekanntgabe und Veröffentli<strong>ch</strong>ung<br />
1 Der Verwaltungsrat erstellt jährli<strong>ch</strong> einen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Vergütungsberi<strong>ch</strong>t. Dieser ersetzt die Angaben im<br />
Anhang zur Bilanz na<strong>ch</strong> Artikel 663b bis OR.<br />
2 Für die Bekanntgabe und die Veröffentli<strong>ch</strong>ung des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts sowie des Beri<strong>ch</strong>ts der Revisionsstelle<br />
na<strong>ch</strong> Artikel 17 finden die Artikel 696 und 958e Absatz 1 OR entspre<strong>ch</strong>end Anwendung.<br />
Art. 14<br />
Vergütungen an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den Beirat<br />
1 Im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t sind anzugeben:<br />
1. alle Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an gegenwärtige Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
ausgeri<strong>ch</strong>tet hat;<br />
2. alle Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an gegenwärtige Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
ausgeri<strong>ch</strong>tet hat;<br />
3. alle Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an gegenwärtige Mitglieder des Beirates<br />
ausgeri<strong>ch</strong>tet hat;<br />
4. alle Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an frühere Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates ausgeri<strong>ch</strong>tet hat, sofern sie in einem Zusammenhang<br />
mit der früheren Tätigkeit als Organ der Gesells<strong>ch</strong>aft stehen oder ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong> sind; ausgenommen<br />
sind Leistungen der berufli<strong>ch</strong>en Vorsorge.<br />
2 Als Vergütungen gelten insbesondere:<br />
1. Honorare, Löhne, Bonifikationen und Guts<strong>ch</strong>riften;<br />
2. Tantiemen, Beteiligungen am Umsatz und andere Beteiligungen am Ges<strong>ch</strong>äftsergebnis;<br />
3. Dienst- und Sa<strong>ch</strong>leistungen;<br />
4. die Zuteilung von Beteiligungspapieren, Wandel- und Optionsre<strong>ch</strong>ten;<br />
5. Bürgs<strong>ch</strong>aften, Garantieverpfli<strong>ch</strong>tungen, Pfandbestellungen zugunsten Dritter und andere Si<strong>ch</strong>erheiten;<br />
6. der Verzi<strong>ch</strong>t auf Forderungen;<br />
7. Aufwendungen, die Ansprü<strong>ch</strong>e auf Vorsorgeleistungen begründen oder erhöhen;<br />
8. sämtli<strong>ch</strong>e Leistungen für zusätzli<strong>ch</strong>e Arbeiten.<br />
245 TOBIAS HÄCKERMANN, Elektronis<strong>ch</strong>es Fernabstimmen als Chance, Economiesuisse-Informationsveranstaltung «Elektronis<strong>ch</strong>es<br />
Fernabstimmen na<strong>ch</strong> Minder – was ist mögli<strong>ch</strong>?», 3. Juli 2013, Folie 10<br />
(http://www.economiesuisse.<strong>ch</strong>/de/SiteCollectionDocuments/elekfernabstimmung_referate.pdf).<br />
48
Art. 15<br />
Darlehen und Kredite an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den Beirat<br />
1 Im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t sind anzugeben:<br />
1. alle Darlehen und Kredite, die den gegenwärtigen Mitgliedern des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates gewährt wurden und no<strong>ch</strong> ausstehen;<br />
2. alle Darlehen und Kredite, die zu ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong>en Bedingungen an frühere Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates gewährt wurden und no<strong>ch</strong> ausstehen.<br />
2 Die Angaben zu Vergütungen, Darlehen und Krediten müssen umfassen:<br />
1. den Gesamtbetrag für den Verwaltungsrat und den auf jedes Mitglied entfallenden Betrag unter<br />
Nennung des Namens und der Funktion des betreffen-den Mitglieds;<br />
2. den Gesamtbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den hö<strong>ch</strong>sten auf ein Mitglied entfallenden Betrag<br />
unter Nennung des Namens und der Funktion des betreffenden Mitglieds;<br />
3. den Gesamtbetrag für den Beirat und den auf jedes Mitglied entfallenden Betrag unter Nennung<br />
des Namens und der Funktion des betreffenden Mitglieds.<br />
Art. 16<br />
Vergütungen, Darlehen und Kredite an nahestehende Personen<br />
1 Im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t sind gesondert anzugeben:<br />
1. alle ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong>en Vergütungen, die die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an Personen ausgeri<strong>ch</strong>tet<br />
hat, die den in Artikel 14 Absatz 1 Ziffer 1–4 genannten Personen nahestehen;<br />
2. Darlehen und Kredite, die zu ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong>en Bedingungen an Personen, die den in Artikel 15<br />
Absatz 1 Ziffer 1 und 2 genannten Personen nahestehen, gewährt wurden und no<strong>ch</strong> ausstehen.<br />
2 Die Namen der nahestehenden Personen müssen ni<strong>ch</strong>t angegeben werden.<br />
3 Im Übrigen finden die Vors<strong>ch</strong>riften über die Angaben zu Vergütungen, Darlehen und Krediten an Mitglieder<br />
des Verwaltungsrats, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirats entspre<strong>ch</strong>ende Anwendung.<br />
Art. 17<br />
Prüfung dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle<br />
Die Revisionsstelle prüft, ob der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t dem Gesetz, dieser Verordnung und den Statuten entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Sie erstattet der Generalversammlung s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> Beri<strong>ch</strong>t über das Ergebnis der Prüfung.<br />
Die Pfli<strong>ch</strong>t des Verwaltungsrats, einen separaten Vergütungsberi<strong>ch</strong>t zu erstellen, ergibt si<strong>ch</strong> implizit<br />
aus der Verfassungsbestimmung, da die Generalversammlung die neuerli<strong>ch</strong>en Kompetenzen<br />
in Sa<strong>ch</strong>en Vergütungen nur dur<strong>ch</strong> eine Willensbildung en connaissance de cause vornehmen<br />
kann.<br />
13.1.1 Individuelle Offenlegung der Vergütungen der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
Im Sinne einer verbesserten Transparenz für die Aktionäre sind die Angaben zu Vergütungen,<br />
Darlehen und Kredite der Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung (Art. 15 Abs. 2 Ziff. 2 VE-VgdA) ebenfalls<br />
individuell auszuweisen.<br />
Die bisherige Offenlegung in corpore ergab dur<strong>ch</strong>aus Sinn, weil die Generalversammlung bis<br />
anhin au<strong>ch</strong> keinen Einfluss auf die Vergütungen der Mitlieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung hatte. Da sie<br />
jedo<strong>ch</strong> fortan die unübertragbare Befugnis zur Festlegung der Gesamtvergütung der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
innehat, muss mit ihr eine detailliertere Bewertungsgrundlage einhergehen, um den Willensbildungsprozess<br />
der Aktionäre adäquat zu begleiten:<br />
49
Art. 15 Abs. 2 Ziff. 2<br />
2 Die Angaben zu Vergütungen, Darlehen und Krediten müssen umfassen:<br />
2. den Gesamtbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den auf jedes Mitglied entfallenden Betrag<br />
unter Nennung des Namens und der Funktion des betreffenden Mitglieds;<br />
13.1.2 Weitere Offenlegungen<br />
Sodann seien folgende Offenlegungen vorzusehen:<br />
• Werden mit Organmitgliedern Karenzents<strong>ch</strong>ädigungen in Konkurrenzverbotsabreden vereinbart,<br />
so sind diese ebenfalls zu publizieren. 246<br />
• Einige Vergütungen müssen bloss offen gelegt werden, falls sie «ni<strong>ch</strong>t marktübli<strong>ch</strong>» sind.<br />
Davon ist Abstand zu nehmen, da hierdur<strong>ch</strong> allzu lei<strong>ch</strong>t überhöhte Vergütungen – da s<strong>ch</strong>on<br />
seit Jahren so ausges<strong>ch</strong>üttet – als «marktübli<strong>ch</strong>» bezei<strong>ch</strong>net werden können.<br />
13.2 Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen an die unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
Art. 9<br />
Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
1 Der Verwaltungsrat stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Aktionäre die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, dem unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
zu jedem in der Einberufung gestellten Antrag zu Verhandlungsgegenständen Weisungen<br />
zu erteilen.<br />
2 Er stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Aktionäre die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, dem unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter zu<br />
ni<strong>ch</strong>t angekündigten Anträgen zu Verhandlungsgegenständen sowie zu neuen Verhandlungsgegenständen<br />
gemäss Artikel 700 Absatz 3 OR allgemeine Weisungen zu erteilen.<br />
[…]<br />
Art. 10<br />
Pfli<strong>ch</strong>ten des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
1 Der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter ist verpfli<strong>ch</strong>tet, die ihm von den Aktionären übertragenen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>te weisungsgemäss auszuüben.<br />
2 Hat er keine Weisungen erhalten, so enthält er si<strong>ch</strong> der Stimme.<br />
«[D]as Stimmre<strong>ch</strong>t [ist] das wi<strong>ch</strong>tigste Instrument der Aktionäre, um Einfluss auszuüben. Diesen<br />
Zweck erfüllt es jedo<strong>ch</strong> nur, wenn es den Aktionären ermögli<strong>ch</strong>t, ihren Willen zum Ausdruck zu<br />
bringen, ganz im Sinne des verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Anspru<strong>ch</strong>s des Bürgers auf unverfäls<strong>ch</strong>te<br />
Willenskundgabe im Staat. 247 » 248<br />
Formell s<strong>ch</strong>afft Art. 11 VE-VgdA die (heute verbreitete) institutionelle Organstimmre<strong>ch</strong>ts- und<br />
(rückläufige) Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung ab. 249 Um die Verfassungsnovelle 250 jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu<br />
umgehen, ist es von grosser Wi<strong>ch</strong>tigkeit, glei<strong>ch</strong>zeitig «au<strong>ch</strong> die Modalitäten der institutionellen<br />
246 Vgl. zu den Karenzents<strong>ch</strong>ädigungen au<strong>ch</strong> vorne 8.1.<br />
247 Vgl. Art. 34 Abs. 2 BV; ebenso Swiss Code (Fn. 70), Ziff. 7.<br />
248 VOGT (Fn. 2), V.B.1.<br />
249 Vgl. vorne 7.<br />
250 Art. 95 Abs. 3 lit. a Satz 4 Halbsatz 2 BV.<br />
50
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung [zu] reformieren», ansonsten das Verbot «dem Zweck des Gesetzgebungsauftrags<br />
ni<strong>ch</strong>t näher [käme]» 251 .<br />
DUBS geht gar so weit: «Verzi<strong>ch</strong>tet der Gesetzgeber auf eine Regelung der Ausgestaltung des<br />
Weisungsformulars, wird die Praxis Wege finden, den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter in<br />
das Gewande eines Organvertreters zu kleiden […].» 252 Ri<strong>ch</strong>tigerweise sieht daher die Verordnung<br />
einige – no<strong>ch</strong> zu erweiternde – Massnahmen im Zusammenhang mit der nunmehr einzigen<br />
institutionellen, der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung vor.<br />
13.2.1 Allgemeine Weisungen<br />
«Allgemeinen Weisungen» na<strong>ch</strong>zukommen – bei ni<strong>ch</strong>t angekündigten Anträgen und bei neuen<br />
Verhandlungsgegenständen 253 – ist für den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter leider kaum<br />
praktikabel auszuführen. Dies zeigt die analoge Bestimmung de lege lata für den Depotvertreter,<br />
der bei ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tzeitig erhältli<strong>ch</strong>en Weisungen des Hinterlegers «das Stimmre<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> einer<br />
allgemeinen Weisung des Hinterlegers aus[übt]» 254 . In der kurzen Zeit, womögli<strong>ch</strong> gar wenigen<br />
Minuten, in wel<strong>ch</strong>en der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter auf ni<strong>ch</strong>t angekündigte Anträge zu<br />
reagieren hat, können bei den Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften unmögli<strong>ch</strong> die Tausenden 255 von Formularen<br />
dur<strong>ch</strong>gesehen und willensgemäss in die Stimmabgabe einbezogen werden.<br />
Au<strong>ch</strong> wenn diese Regelung daher leider oftmals einer Farce entspri<strong>ch</strong>t 256 , so sollte man diese<br />
Willensausführung von «allgemeinen Weisung» glei<strong>ch</strong>wohl si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verbieten, da sol<strong>ch</strong>e<br />
au<strong>ch</strong> lauten können: «immer zustimmen», «immer ablehnen», «immer enthalten», «immer gemäss<br />
Verwaltungsrat» oder «immer gegen Verwaltungsrat». Derlei klare Weisungen können, ja<br />
müssen – da vorab programmierbar – au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vom Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter na<strong>ch</strong> Art. 10<br />
Abs. 1 VE-VgdA «weisungsgemäss aus[geübt]» werden. 257<br />
Um jedo<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>sam zu verhindern, dass der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bei neuen<br />
(oder na<strong>ch</strong> der Einladung oder an der Versammlung abgeänderten) Anträgen sowie neuen Verhandlungsgegenständen<br />
258 wieder zum (nunmehr verbotenen) Organvertreter verkommt, sollte<br />
Art. 10 Abs. 2 VE-VgdA womögli<strong>ch</strong> wie folgt lauten:<br />
Art. 10 Abs. 2<br />
2 Hat er keine oder nur allgemeine Weisungen erhalten, die er ni<strong>ch</strong>t zeitgere<strong>ch</strong>t in seine<br />
Stimmabgabe einfliessen lassen kann, so enthält er si<strong>ch</strong> der Stimme.<br />
251 HÄUSERMANN (Fn. 61), V.G.<br />
252 DIETER DUBS, Die institutionelle Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung in der Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision, in: Rolf Watter (Hrsg.): Die<br />
«grosse» S<strong>ch</strong>weizer Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision, Züri<strong>ch</strong>/St. Gallen 2010, 169, III.D.1. (wobei dort no<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> im Kontext<br />
der Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision [Fn. 92], Art. 689c Abs. 4 E-OR).<br />
253 Als neue Verhandlungsgegenstände kommen na<strong>ch</strong> Art. 700 Abs. 3 Halbsatz 2 OR ledigli<strong>ch</strong> infrage: «Anträge auf<br />
Einberufung einer ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung, auf Dur<strong>ch</strong>führung einer Sonderprüfung und auf Wahl<br />
einer Revisionsstelle infolge eines Begehrens eines Aktionärs».<br />
254 Art. 689d Abs. 2 OR.<br />
255 Die UBS AG hat beispielsweise 315 492 eingetragene Aktionäre (Stand 28. März 2013).<br />
256 Vgl. DUBS (Fn. 252), III.D.2., hierzu: «Na<strong>ch</strong> der hier vertretenen Auffassung geht es bereits aus praktis<strong>ch</strong>en Gründen<br />
ni<strong>ch</strong>t, dass die Aktionäre dem unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter individuell zuges<strong>ch</strong>neiderte Weisungen na<strong>ch</strong> eigenem<br />
Gutdünken erteilen können. Für Weisungen sol<strong>ch</strong>er Art steht die individuelle, ni<strong>ch</strong>t aber die Massenvertretung<br />
zur Verfügung.»<br />
257 Vgl. au<strong>ch</strong> die Weisungsbefolgungspfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Art. 689b Abs. 1 OR.<br />
258 Na<strong>ch</strong> Art. 700 Abs. 3 OR, vgl. Fn. 253.<br />
51
13.2.2 Kein «unabhängiger Organvertreter»<br />
Unerwüns<strong>ch</strong>t wäre zudem, wie im Beri<strong>ch</strong>t 259 vorges<strong>ch</strong>lagen, auf dem Formular zur Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung<br />
an den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter für die zusätzli<strong>ch</strong>en Rubriken «Ni<strong>ch</strong>t angekündigte<br />
Anträge» und «Neue Verhandlungsgegenstände» nebst den sinnvollen Antwortmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
«Annahme», «Ablehnung» und «Enthaltung» ledigli<strong>ch</strong> eine Stimmabgabe «Gemäss<br />
Verwaltungsrat» vorzusehen. Dies käme s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der unerwüns<strong>ch</strong>ten Wiedereinführung des<br />
Organstimmre<strong>ch</strong>ts glei<strong>ch</strong>. Zumindest müsste au<strong>ch</strong> die – gerade von den Pensionskassen gewüns<strong>ch</strong>te<br />
und praktizierte 260 – gegenteilige Option verfügbar sein. 261<br />
Dazu au<strong>ch</strong> HÄUSERMANN: «Der Grundsatz ‹in dubio pro <strong>admin</strong>istratione› verzerrt die Willensbetätigung<br />
der Aktionäre zugunsten des Verwaltungsrates, denn er zwingt die Aktionäre, aktiv zu<br />
werden und eine Weisung zu erteilen, wenn sie einen Antrag des VR ni<strong>ch</strong>t unterstützen wollen.<br />
262 Der Gesetzgeber sollte es deshalb dem Verwaltungsrat verbieten, bei der unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung den Grundsatz ‹in dubio pro <strong>admin</strong>istratione› für anwendbar zu erklären,<br />
oder den Grundsatz auf unangekündigte Anträge bes<strong>ch</strong>ränken, wie es der Gegenvors<strong>ch</strong>lag<br />
vorsah 263 .» 264<br />
13.2.3 Keine Dauervollma<strong>ch</strong>ten<br />
Dauervollma<strong>ch</strong>ten an die unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung sollten, wie im indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag<br />
vorgesehen 265 , unterbunden werden:<br />
Art. 9 Abs. 6 (neu)<br />
6 Die Erteilung von Dauervollma<strong>ch</strong>ten zugunsten der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
dur<strong>ch</strong> den Aktionär ist ni<strong>ch</strong>t zulässig.<br />
13.2.4 Vereinfa<strong>ch</strong>te Vertretung dur<strong>ch</strong> Dritte<br />
Wie vorne dargelegt ist der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter insbesondere als Massenvertretung<br />
konzipiert. Um dem Aktionär jedo<strong>ch</strong> parallel dazu die Teilnahme an der Generalversammlung<br />
dur<strong>ch</strong> die ni<strong>ch</strong>t-institutionelle, also individuelle Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung 266 ein wenig zu erlei<strong>ch</strong>tern,<br />
sollte er damit jeden beliebigen Dritten betrauen können: 267<br />
Art. 11a (neu)<br />
Der Aktionär kann seine Aktien in der Generalversammlung selbst vertreten oder dur<strong>ch</strong> einen<br />
Dritten vertreten lassen.<br />
259 Beri<strong>ch</strong>t, 3.5.3.<br />
260 Vgl. vorne 3.3.<br />
261 Vgl. DUBS (Fn. 252), IV., der plädiert für «Normierung von Regeln, wie die Gesells<strong>ch</strong>aft das Weisungsformular zu<br />
gestalten hat, insbesondere gesetzli<strong>ch</strong>e Vorgaben, wel<strong>ch</strong>e Weisungen die Gesells<strong>ch</strong>aft für ni<strong>ch</strong>t angekündigte Anträge<br />
den Aktionären bereit zu stellen hat».<br />
262 Vgl. KARIM MAIZAR, Die Willensbildung und Bes<strong>ch</strong>lussfassung der Aktionäre in s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften,<br />
Diss., Züri<strong>ch</strong> 2012 (= SSHW, Bd. 308), 435-437.<br />
263 Art. 689c Abs. 4 OR-iGgv (Fn. 98).<br />
264 HÄUSERMANN (Fn. 61), V.G.<br />
265 Vgl. Art. 689c Abs. 2 OR-iGgv (Fn. 98).<br />
266 Art. 689 Abs. 2 OR.<br />
267 So au<strong>ch</strong> die Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision (Fn. 92), Art. 689 Abs. 2 E-OR sowie der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag (Fn. 98),<br />
Art. 689 Abs. 2 OR-iGgv; ebenso GLANZMANN (Fn. 21), IV.2.<br />
52
14. Weitere implizite Forderungen des Verfassungsartikels<br />
14.1 Tiefere Traktandierungshürde<br />
Die neuen Corporate Governance-Bestimmungen erlauben den Aktionären eine erweiterte Mitspra<strong>ch</strong>e.<br />
Um si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur zu Verhandlungsgegenständen des Verwaltungsrates äussern,<br />
sondern au<strong>ch</strong> eigene Traktanden an die Generalversammlung einbringen zu können, ist eine<br />
Senkung der Traktandierungshürde zwingend vonnöten. Diese wurde sowohl bereits in der<br />
hängigen Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision 268 wie au<strong>ch</strong> im indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag 269 vorgesehen. Das<br />
unbestrittene Anliegen ist daher hierin aufzunehmen. 270<br />
Die vereinfa<strong>ch</strong>te Traktandierungsmögli<strong>ch</strong>keit ist zwar kein explizit ges<strong>ch</strong>riebenes Erfordernis<br />
von Art. 95 Abs. 3 BV, entspringt jedo<strong>ch</strong> seinem Ingress, dem eigentli<strong>ch</strong>en Zweckartikel, den zur<br />
verstärkten Partizipation verpfli<strong>ch</strong>teten Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen sowie den diversen neu eingebetteten<br />
– zwingenden oder bedingt notwendigen – statutaris<strong>ch</strong>en Bestimmungen, wel<strong>ch</strong>en eine<br />
erhöhte Abänderbarkeit zugespro<strong>ch</strong>en werden sollte.<br />
Die verfassungsmässigen Statuteninhalte na<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 lit. c BV sollen s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur<br />
na<strong>ch</strong> Gunst des Verwaltungsrates überhaupt eingefügt oder revidiert werden können, sondern<br />
Änderungswüns<strong>ch</strong>e müssen – um der Intention einer verbesserten Aktionärsdemokratie na<strong>ch</strong>zuleben<br />
– au<strong>ch</strong> vereinfa<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Aktionäre selbst initiiert werden können:<br />
Art. 12 Abs. 3 (neu)<br />
Aktionäre, die 0,25 Prozent des Aktienkapitals, 0,25 Prozent der Stimmen oder Aktien im<br />
Nennwert von einer Million Franken vertreten, können der Generalversammlung die Änderung<br />
von Statutenbestimmungen betreffend die Vergütungen beantragen. Das Begehren<br />
muss spätestens 50 Tage vor der Generalversammlung der Gesells<strong>ch</strong>aft s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> eingerei<strong>ch</strong>t<br />
werden.<br />
268 Art. 699a Abs. 1 Ziff. 1 E-OR (Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision [Fn. 92]).<br />
269 Art. 731i Abs. 2 OR-iGgv (Fn. 32).<br />
270 Vgl. DAENIKER/GERHARD (Fn. 204), Folie 20.<br />
53
Herr<br />
Esra Mosba<strong>ch</strong>er<br />
Verena-Conzett-Strasse 32<br />
8004 Züri<strong>ch</strong><br />
E EidgenöSSiSCheS 1<br />
LAmt für das Ha1delsreStLl<br />
2 0. JUNI 2013<br />
BundesamtfürJustiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Sekretariat<br />
Bundesrain 20<br />
CH-3003 Bern<br />
Züri<strong>ch</strong>, 18. Juni 2013<br />
Anhörung zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
I<strong>ch</strong> beziehe mi<strong>ch</strong> auf die Medienmitteilungen vom 14.06.2013 “Anhörung zur<br />
Verordnung gegen die Abzockerei eröffnet“.<br />
I<strong>ch</strong> fühle mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dazu berufen, materiell zur Verordnung Stellung zu nehmen.<br />
Was mi<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong> gewaltig stört: Der Titel des Erlasses “Verordnung gegen die<br />
Abzockerei (VgdA)“ übernimmt den markts<strong>ch</strong>reieris<strong>ch</strong>en Titel der sog. Minder<br />
Initiative: “Eidgenössis<strong>ch</strong>e Volksinitiative vom 26.02.2008 «Gegen die Abzockerei»“.<br />
Die Phantasielosigkeit der Verordnungsredaktion erstaunt ni<strong>ch</strong>t wenig. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
wurde beispielsweise die “Verordnung vom 22. August 2012 über<br />
Zweitwohnungen“(SR 702) au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t “Verordnung gegen den uferlosen Bau von<br />
Zweitwohnungen“ benannt, wie dies der Titel der Initiative “S<strong>ch</strong>luss mit uferlosem<br />
Bau von Zweitwohnungen!“ vorgeben würde.
I<strong>ch</strong> bin überzeugt, dass si<strong>ch</strong>, au<strong>ch</strong> im Wortlaut des Verfassungsartikels Art. 95 Abs. 3<br />
BV, treffendere Titel finden lassen. Wie wäre es zum Beispiel mit “Verordnung über<br />
die kotierten S<strong>ch</strong>weizer Aktiengesells<strong>ch</strong>aften“?<br />
I<strong>ch</strong> bitte Sie in diesem Sinne, die Titelwahl zu überdenken und einen sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Titel<br />
zu wählen.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
Esra Mosba<strong>ch</strong>er<br />
Fa<strong>ch</strong>mann im Finanz- und Re<strong>ch</strong>nungswesen mit eidg. Fa<strong>ch</strong>ausweis<br />
dipl. Treuhandexperte<br />
Master of Advanced Studies EH in Treuhand und Unternehmensberatung
T&fax:<br />
Rue<br />
Internet:<br />
Case<br />
1110<br />
—<br />
Ib<br />
$<br />
ROMA NDE<br />
ENERGIE<br />
Eidaenössis<strong>ch</strong><br />
Amt fi cs Handelsrester<br />
29. JULI 2013 b<br />
No.<br />
L‘Office fdrai de la justice<br />
Office fdral du registre du commerce<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Berne<br />
N/rf. DG!onp/hra<br />
Morges, le 26 juillet 2013<br />
Avant-projet d‘ordonnance contre les rmunrations abusives (ORab)<br />
Monsieur le Directeur,<br />
Mesdames et Messieurs,<br />
Par la prsente, nous avons i‘avantage de vous faire part des remarques qu‘appelie de notre<br />
part l‘avant-projet susmentionn.<br />
L‘ordonnance prendre par le Conseil fdrai est destine rgir la priode transitoire, jusqu‘<br />
la promulgation de la Ici fdraIe que doivent dicter les Chambres fdraIes. Aussi, cette<br />
ordonnance ne saurait contenir plus de rgles matrieiles ou des rgles plus contraignantes<br />
que celles figurant dans le texte qui a adopt en votation populaire par le peuple et les<br />
cantons. De teiles rgies ne pourront tre institues notre avis que par une ici au sens formel,<br />
savoir une ici expose au referendum.<br />
Or, I‘avant-projet mis en consultation prvoit des rgIes qui vont plus bin que l‘article<br />
constitutionnel. II en est ainsi<br />
• de l‘&ection par i‘assemble gnrale des supplants du präsident du conseil<br />
d‘<strong>admin</strong>istration<br />
• de l‘iection de plusieurs reprsentants indpendants<br />
• de la rvocation possible en cours de mandant du präsident et des supplants, ainsi que<br />
des reprsentants indpendants<br />
• de la possibilit de confrer des pouvoirs et de donner des instructions au repräsentant<br />
indpendant par voie iectronique;<br />
• de ‘obligation pour le repräsentant indpendant de s‘abstenir, en l‘absence d‘instruction;<br />
• de ia ncessit de dfinir dans es statuts es tä<strong>ch</strong>es et comptences du comit de<br />
rmunration<br />
• de I‘tablissement d‘un rapport de rmunration<br />
• de ‘obligation de faire rviser ce rapport de rmunration par ‘organe de rvision.<br />
Romande Energie SA - de Lausanne 53 - postale - Morges 1<br />
TIphone: 021/ 802 9111 - 021/ 802 97 16 - http://www.romande-energie.<strong>ch</strong>
2<br />
Ces rgIes doivent de notre point de vue tre 6cartes de l‘ordonnance d‘excution.<br />
En outre, I‘art. 762 CO offre la possibiIit i‘assembIe gnraIe de prvoir dans les statuts que<br />
certains <strong>admin</strong>istrateurs ne sont pas Ius par Iassemble gnrale, mais dsigns par une<br />
corporation de droit public. C‘est notamment le cas de notre socit, dont les titres sont par<br />
aiiieurs cots la bourse. L‘article constitutionnel dispose toutefois que les membres du conseil<br />
d‘<strong>admin</strong>istration doivent tre Ius annuellement par I‘assembIe gnrale. Or, I‘avant-projet<br />
d‘ordonnance ne dit mot sur la relation qu‘iI y a entre une teile disposition statutaire fonde sur<br />
‘art. 762 CO et i‘article constitutionnei. Est-ce qu‘une teile disposition statutaire peut coexister<br />
avec l‘article constitutionnei ou alors est-ce que ce dernier doit l‘emporter sur une teile<br />
disposition statutaire?<br />
En vous remerciant d‘avance de bien vouioir prendre note de ce qui prcde, nous vous prions<br />
d‘agrer, Monsieur le Directeur, Mesdames et Messieurs, l‘expression de nos sentiments<br />
distingus.<br />
Romande Energie SA<br />
Pierre-Alain Ure<strong>ch</strong><br />
Directeur gnraI<br />
Pierre Oberson<br />
Secr&aire gnraI
SCHELLENBERG<br />
WITTMER<br />
Amt fi;<br />
E3 3 1. JULI 2U13 )<br />
No.<br />
S<strong>ch</strong>ellen berg Wittmer AG<br />
Re<strong>ch</strong>tsanwälte<br />
Löwenstrasse 19/ Postfa<strong>ch</strong> 1876<br />
8021 Züri<strong>ch</strong> / S<strong>ch</strong>weiz<br />
T÷41 44215 5252<br />
F +41442155200<br />
www.swlegal.<strong>ch</strong><br />
Per E-Mail 1 Per Post<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Dr. Oliver Triebold<br />
Partner / Re<strong>ch</strong>tsanwalt<br />
0÷41 442155269<br />
oliver.triebold@swlegal.<strong>ch</strong><br />
Marcel Jakob<br />
Re<strong>ch</strong>tsanwalt<br />
D +41 442153447<br />
marcel.jakob@swlegal.<strong>ch</strong><br />
Verzei<strong>ch</strong>net im<br />
kantonalen Anwaltsregister<br />
28. Juli 2013<br />
131 352/02567247/MJA1 31 352/02554774/MJA<br />
Vernehmiassung zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Wir bitten Sie um Entgegennahme der vorliegenden spontanen Vernehmlassungsantwort zur<br />
Verordnung gegen die Abzockerei (“VgdA“) und dem dazugehörigen Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t<br />
(“Beri<strong>ch</strong>t VgdA‘) 1.<br />
Es handelt si<strong>ch</strong> bei den na<strong>ch</strong>folgenden Ausführungen um die Meinungen der Unterzei<strong>ch</strong>neten,<br />
wobei Sie davon ausgehen können, dass wir gewisse Themen in internen Diskussionen und<br />
Gesprä<strong>ch</strong>en mit unseren Büropartnern erörtert haben und si<strong>ch</strong> darum in den in dieser<br />
Vernehmlassungsantwort vertretenen Positionen oft au<strong>ch</strong> deren Meinungen widerspiegeln.<br />
Vorweg lässt si<strong>ch</strong> im Sinne eines Gesamturteils festhalten, dass der vorgelegte<br />
Verordnungsentwurf in vielen Punkten überzeugt. Insbesondere ers<strong>ch</strong>eint uns der gewählte<br />
Weg zweckmässig, sämtli<strong>ch</strong>e Vorgaben von Art. 95 Abs. 3 der Bundesverfassung der<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Eidgenossens<strong>ch</strong>aft (“BV“) in einer Verordnung zusammenzufassen.<br />
Aus formaler Si<strong>ch</strong>t generell weniger sinnvoll era<strong>ch</strong>ten wir die in Klammern enthaltenen<br />
Verweise “auf die gesetzli<strong>ch</strong>en Bestimmungen, die einen direkten Bezug zur neuen<br />
Verordnungsbestimmung aufweisen“ 2. Au<strong>ch</strong> wenn diese Verweise für die Einordnung der neuen<br />
Bestimmungen innerhalb der bestehenden Re<strong>ch</strong>tsordnung nützli<strong>ch</strong> sein können, sind sie<br />
unseres Era<strong>ch</strong>tens unübli<strong>ch</strong> und beinhalten Potential für Verwirrungen und<br />
1<br />
Bundesamt für Justiz, Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA), Erläuternder Beri<strong>ch</strong>t<br />
vom 14. Juni 2013 (zit: Beri<strong>ch</strong>t VgdA).<br />
2 Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 10.<br />
ZURICH GENEVA
Auslegungsunsi<strong>ch</strong>erheit, da, wie Sie selbst ausführen, im Verordnungstext in der Regel ni<strong>ch</strong>t<br />
explizit klargestellt wird “in wel<strong>ch</strong>em konkreten Verhältnis eine Bestimmung der Verordnung zu<br />
ihrem Bezugspunkt im Gesetz steht“<br />
Rahmen der subjektiv-historis<strong>ch</strong>en Auslegung haben soll, wenn eine Bestimmung, die an und<br />
für si<strong>ch</strong> einen direkten Bezug zur Verordnungsbestimmung hat, in dieser Klammer ni<strong>ch</strong>t<br />
genannt ist. Naturgemäss ist es au<strong>ch</strong> kaum mögli<strong>ch</strong> auf alle mit einer Bestimmung der VgdA in<br />
einer We<strong>ch</strong>selwirkung stehenden Gesetzesnormen hinzuweisen und selbst wenn das gelingt,<br />
ist die Bedeutung eines sol<strong>ch</strong>en Verweises meist unklar, vor allem wenn er teilweise unter der<br />
Übers<strong>ch</strong>rift der einzelnen Artikel und teilweise unter den Abs<strong>ch</strong>nittstiteln (z.B. im 2. und 6.<br />
Abs<strong>ch</strong>nitt der VgdA) eingeordnet wird. Wir regen deshalb an, auf diese Klammerangaben zu<br />
verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
3. Au<strong>ch</strong> wird ni<strong>ch</strong>t klar, wel<strong>ch</strong>e Konsequenzen es im<br />
Aufgrund der kurzen Vernehmlassungsfrist haben wir keine umfassende Kommentierung<br />
verfasst, sondern uns auf unseres Era<strong>ch</strong>tens wesentli<strong>ch</strong>e Punkte bes<strong>ch</strong>ränkt.<br />
Zu Art. 1<br />
Wir begrüssen im Grundsatz die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass der Geltungsberei<strong>ch</strong> der VgdA si<strong>ch</strong><br />
entspre<strong>ch</strong>end dem Wortlaut von Artikel 95 Absatz 3 BV auf S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
Aktiengesells<strong>ch</strong>aften mit kotierten Aktien bes<strong>ch</strong>ränkt. Allerdings könnte es bei der<br />
Stimmbevölkerung auf Unverständnis stossen, dass aufgrund dieser Bezei<strong>ch</strong>nung des<br />
Geltungsberei<strong>ch</strong>s die Bestimmungen der Verordnung zwar unter anderem auf die Novartis<br />
Anwendung finden, ni<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> auf eine Gesells<strong>ch</strong>aft, wel<strong>ch</strong>e nur Genusss<strong>ch</strong>eine kotiert hat,<br />
wie z.B. die Ro<strong>ch</strong>e. Insofern wäre eine Anknüpfung an den umfassenderen Begriff der kotierten<br />
Beteiligungspapiere allenfalls vertretbar gewesen. Dies vor allem au<strong>ch</strong>, weil im einleitenden<br />
Satz von Art. 95 Abs. 3 BV wohl eher unte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> von “Aktionärinnen und Aktionären“ die Rede<br />
ist. Es lässt si<strong>ch</strong> allerdings mit Fug und Re<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> argumentieren, dass die<br />
Grundstossri<strong>ch</strong>tung der Initiative, nämli<strong>ch</strong> die Kompetenzvers<strong>ch</strong>iebungen vom Verwaltungsrat<br />
zur Generalversammlung, nur Sinn ma<strong>ch</strong>en, wenn Beteiligungspapiere, die in der<br />
Generalversammlung ein Stimmre<strong>ch</strong>t vermitteln, kotiert sind. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> entspri<strong>ch</strong>t die<br />
Ents<strong>ch</strong>eidung au<strong>ch</strong> der erklärten Vorgabe, si<strong>ch</strong> eng an den Verfassungstext anzulehnen.<br />
Bezügli<strong>ch</strong> des Begriffs der “Börse“ ist im Sinne der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit eine Klarstellung mit<br />
Verweis auf die eins<strong>ch</strong>lägigen Gesetzesbestimmungen<br />
Beri<strong>ch</strong>ts zu VgdA zu wüns<strong>ch</strong>en<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen“ zum “Austaus<strong>ch</strong> von Angeboten unter mehreren Effektenhändlern“).<br />
4 im Sinne der Ausführungen des<br />
5 (explizite Bes<strong>ch</strong>ränkung auf “öffentli<strong>ch</strong> regulierte (...)<br />
3vgI. Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 10.<br />
Konkret auf Art. 2 lit. b des BEHG.<br />
vgl. Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 9.<br />
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Zu Art. 2<br />
Explizit positiv werten wir die Mögli<strong>ch</strong>keit zur Wahl einer oder mehrerer Stellvertreter des<br />
Verwaltungsratsprasidenten. Allerdings sollte diese Mögli<strong>ch</strong>keit au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der Mitglieder<br />
des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses und hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
bestehen. Dies sollte zur Klarstellung ergänzt werden.<br />
Zu Art. 3<br />
Die Bestimmung in der vorliegenden Form bewerten wir als positiv. Die Amtsdauer bis zur<br />
nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung stellt eine praktikable, mit dem Gedanken von<br />
Art. 95 Abs. 3 lit. a BV übereinstimmende Lösung dar. Art. 1 Abs. 2 VgdA stellt klar, dass die<br />
Verordnung nur widerspre<strong>ch</strong>enden Bestimmungen des DR vorgeht; insofern kann man auf den<br />
2. Satz in Art. 3 Abs. 2 VgdA verzi<strong>ch</strong>ten. Das dort Gesagte gilt au<strong>ch</strong> innerhalb des<br />
Anwendungsberei<strong>ch</strong>s dieser Verordnung aufgrund von Art. 710 Abs. 2 DR.<br />
Zu Art. 4<br />
Die Bestimmung ist in der vorliegenden Form zu begrüssen, insbesondere au<strong>ch</strong> der<br />
klarstellende Hinweis auf das jederzeitige Abberufungsre<strong>ch</strong>t.<br />
Zu Art. 6<br />
Da die allgemeine Zulässigkeit der Delegation an juristis<strong>ch</strong>e Personen aufgrund von Art. 716b<br />
Abs. 1 DR umstritten ist, ist hier die Klarstellung zur Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 lit. b BV zu<br />
begrüssen.<br />
Zu Art. 7<br />
Es ist unseres Era<strong>ch</strong>tens zweckmässig, dass als Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss nur<br />
Mitglieder des Verwaltungsrates wählbar sein sollen. Damit werden ni<strong>ch</strong>t nur unnötige<br />
Doppelspurigkeiten vermieden, sondern es erübrigen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> weitergehende<br />
Verordnungsbestimmungen bezügli<strong>ch</strong> der Re<strong>ch</strong>te und Pfli<strong>ch</strong>ten der Mitglieder dieses<br />
Gremiums. Ebenfalls unsere Zustimmung findet die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass die Anforderungen an die<br />
Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses bewusst offen gelassen werden. Dies lässt den<br />
Betroffenen den notwendigen Spielraum, wel<strong>ch</strong>er dur<strong>ch</strong> die Verpfli<strong>ch</strong>tung zur Sorgfalt<br />
letzten Endes au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die neue Genehmigungspfli<strong>ch</strong>t der Generalversammlung bezügli<strong>ch</strong><br />
der Gesamtvergütu ngen ausrei<strong>ch</strong>end begrenzt ist.<br />
6 und<br />
Die VgdA weist dem Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss keinerlei Aufgaben zu, sondern überlässt dies den<br />
Statuten einer jeder Gesells<strong>ch</strong>aft. Dies ist aus ordnungspolitis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t begrüssenswert.<br />
Allerdings wird der Tätigkeitsberei<strong>ch</strong> des Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Bestimmungen der VgdA einges<strong>ch</strong>ränkt. So wird insbesondere die Erstellung des<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts als unübertragbare Aufgabe dem Verwaltungsrat zugewiesen (vgl. Art. 5<br />
6 Art. 717 Abs. 1 OR.<br />
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sowie Art. 13 Abs. 1) und au<strong>ch</strong> die Antragsstellung bezügli<strong>ch</strong> der Vergütung soll allein Sa<strong>ch</strong>e<br />
des Verwaltungsrates sein (vgl. Art. 18 Abs. 1 und Abs. 2). Damit dürfte eine<br />
Bes<strong>ch</strong>lusskompetenz des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses im Berei<strong>ch</strong> der Vergütungen, wel<strong>ch</strong>e im<br />
Beri<strong>ch</strong>t VgdA als eine der Ausgestaltungsmögli<strong>ch</strong>keiten bezei<strong>ch</strong>net wird<br />
sein.<br />
7, kaum zu verwirkli<strong>ch</strong>en<br />
Au<strong>ch</strong> hier sollte ein klarstellender Hinweis auf das jederzeitige Abberufungsre<strong>ch</strong>t der<br />
Generalversammlung und die Mögli<strong>ch</strong>keit, Stellvertreter zu wählen, ergänzt werden.<br />
Zu Art. 8<br />
Die vorges<strong>ch</strong>lagene Bestimmung, insbesondere die Mögli<strong>ch</strong>keit mehrere natürli<strong>ch</strong>e und/oder<br />
juristis<strong>ch</strong>e Personen als unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter zu wählen, era<strong>ch</strong>ten wir als positiv.<br />
Au<strong>ch</strong> der Hinweis auf das jederzeitige Abberufungsre<strong>ch</strong>t ist hilfrei<strong>ch</strong> und opportun. Au<strong>ch</strong> hier<br />
sollte jedo<strong>ch</strong> ein klarstellender Hinweis auf die Mögli<strong>ch</strong>keit, Stellvertreter zu wählen, ergänzt<br />
werden. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass zwis<strong>ch</strong>en der Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />
mehrere Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter zu wählen und (zusätzli<strong>ch</strong>) Stellvertreter zu wählen ein<br />
qualitativer Unters<strong>ch</strong>ied besteht. Während mehrere Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter auf glei<strong>ch</strong>er Stufe<br />
stehen, kommen Stellvertreter nur zum Einsatz, wenn der ursprüngli<strong>ch</strong>e Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
sein Amt ni<strong>ch</strong>t ausüben kann.<br />
Zu Art. 9<br />
Es ist positiv zu werten, dass im Rahmen der Verordnung auf eine Pfli<strong>ch</strong>t zur Einführung der<br />
elektronis<strong>ch</strong>en Fernabstimmung an Generalversammlungen oder ähnli<strong>ch</strong>en Regelungen (,‚Live<br />
Teilnahme“) verzi<strong>ch</strong>tet wurde. Sol<strong>ch</strong>e Lösungen sind heute seitens der betroffenen<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften nur mit grossem Aufwand an Ressourcen und Kosten zeitnah und praktikabel<br />
umzusetzen und mit dem Risiko te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Pannen behaftet.<br />
Es sollte an geeigneter Stelle klargestellt werden, dass es dem Aktionär trotz Abs. 2 natürli<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> wie vor unbenommen ist, zu Anträgen zu Verhandlungsgegenständen, die zwar ni<strong>ch</strong>t<br />
angekündigt sind, die der Aktionär aber voraussieht, au<strong>ch</strong> konkrete Weisungen zu erteilen. Das<br />
ist beispielsweise vorstellbar bei einem spontanen neuen Verwaltungsratsantrag zur Vergütung<br />
i.S.v. Art. 19 Abs. 2 VgdA.<br />
Die vorgesehene Regelung, dass der Aktionär dem unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
“elektronis<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen erteilen“ kann, bedarf zusätzli<strong>ch</strong>er Spezifizierung.<br />
Die Verordnung sollte regeln, ob vom Aktionär erwartet wird, dass er sowohl Vollma<strong>ch</strong>t als au<strong>ch</strong><br />
seine Weisungen mit einer elektronis<strong>ch</strong>en Signatur im Sinne des Bundesgesetz über die<br />
elektronis<strong>ch</strong>e Signatur versieht.<br />
7vgI. Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 13.<br />
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Zu Art. 10<br />
Zunä<strong>ch</strong>st ist fragli<strong>ch</strong>, ob Abs. 2 von der Verordnungskompetenz des Bundesrates gedeckt ist.<br />
Darüber hinaus darf zumindest bezweifelt werden, ob der wirkli<strong>ch</strong>e Wille der Aktionäre dann<br />
wirkli<strong>ch</strong> unverfäls<strong>ch</strong>t zum Ausdruck kommt, wenn der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter si<strong>ch</strong><br />
mangels Weisungen der Stimme enthält<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Antrages glei<strong>ch</strong> kommt. Zumindest für den Fall der Abstimmungen über die<br />
Gesamtvergütungen wäre die Annahme einer stills<strong>ch</strong>weigenden Zustimmung zu den Anträgen<br />
des Verwaltungsrates allerdings tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die zweifelhaftere Lösung.<br />
8, da dies bekanntermassen einer Ablehnung des<br />
Konsequenterweise wäre darüber na<strong>ch</strong>zudenken, ob diejenigen Aktien, zu denen der<br />
unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter überhaupt keine Weisungen erhalten hat, als an der<br />
Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t vertreten gelten sollen.<br />
Zu Art. 12<br />
Wir bewerten die von Abs. 1 Ziff. 1 getroffene Eins<strong>ch</strong>ränkung der Mandate auf sol<strong>ch</strong>e in den<br />
obersten Leitungs- und Verwaltungsorganen als positiv und zweckmässig. Hingegen era<strong>ch</strong>ten<br />
wir das Erfordernis des Handelsregistereintrages ni<strong>ch</strong>t als zweckmässig. Na<strong>ch</strong> dem Sinn der<br />
Norm dürfte es si<strong>ch</strong> dabei kaum um eine Eins<strong>ch</strong>ränkung auf im S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Handelsregister eingetragene Gesells<strong>ch</strong>aften handeln, wobei dies die Folgefrage aufwirft, ob<br />
allenfalls gewi<strong>ch</strong>tige Mandate bei ausländis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsträgern ohne Handelsregistereintrag<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> unbes<strong>ch</strong>ränkt zulässig sein sollen. Wir werten dieses Kriterium als einen Versu<strong>ch</strong>,<br />
den Anwendungsberei<strong>ch</strong> der Bestimmung im Hinblick auf die Strafbewehrung in Art. 24 Abs. 1<br />
Ziff. 3 VgdA klarer zu begrenzen. Der Handelsregistereintrag s<strong>ch</strong>eint uns aber ni<strong>ch</strong>t das ri<strong>ch</strong>tige<br />
Kriterium zu sein.<br />
Unseres Era<strong>ch</strong>tens geht die von Abs. 1 Ziff. 2 VgdA verlangte zwingende Regelung der Dauer<br />
der Arbeitsverträge in den Gesells<strong>ch</strong>aftsstatuten über das na<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 BV Notwendige<br />
hinaus. Immerhin geht der Beri<strong>ch</strong>t davon aus, dass es si<strong>ch</strong> dabei nur um die Hö<strong>ch</strong>stdauer<br />
handelt<br />
Sa<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>äft zwingend in den Statuten zu regeln ist, immerhin nur die Regelung der<br />
Grundsätze zur Dauer der Arbeitsverträge vorzus<strong>ch</strong>reiben.<br />
9, was allerdings aus dem Wortlaut ni<strong>ch</strong>t klar hervorgeht. Wir regen an, wenn dieses<br />
Ganz generell sollte aufgrund der Stufenordnung in Gesells<strong>ch</strong>aftsstatuten nur das Notwendigste<br />
und soweit als mögli<strong>ch</strong> nur Grundsätze geregelt werden. Insofern ist es sehr zu begrüssen,<br />
dass die Regelungen zu den Themenberei<strong>ch</strong>en von Abs. 2 ni<strong>ch</strong>t zwingend sondern nur soweit<br />
notwendig in die Statuten aufgenommen werden müssen. Au<strong>ch</strong> die Bes<strong>ch</strong>ränkung auf<br />
Grundzüge bei den Ziff. 2 und 3 des Abs. 2 werten wir als positiv. Allerdings sollte das glei<strong>ch</strong>e<br />
Prinzip au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der Ziff. 1 von Abs. 2 angewendet werden, denn au<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der<br />
8 So die Argumentation im Beri<strong>ch</strong>t VgdA, 5. 15.<br />
Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 16.<br />
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Höhe von Darlehen, Krediten und Renten ist es ni<strong>ch</strong>t nur sinnvoller sondern au<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end,<br />
in den Statuten nur die Grundzüge zu regeln.<br />
Zu Art. 13<br />
Der Art. 95 Abs. 3 BV verlangt keinen Vergütungsberi<strong>ch</strong>t; dieser wurde offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> aus dem<br />
indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag in die VgdA übernommen. Die grundsatzli<strong>ch</strong>e Notwendigkeit zur<br />
S<strong>ch</strong>affung klarer Verhältnisse im Vorfeld der Abstimmungen über die Vergütungen ist kaum von<br />
der Hand zu weisen. Allerdings darf zumindest bezweifelt werden, ob die vorliegende Norm<br />
überhaupt von der Verordnungskompetenz des Bundesrates gedeckt ist.<br />
1° als<br />
Dur<strong>ch</strong> die Verselbständigung des bisherigen Anhangs zur Jahresre<strong>ch</strong>nung<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t soll vermieden werden, “dass die Generalversammlung sowohl bei der<br />
Genehmigung der Jahresre<strong>ch</strong>nung (...) als au<strong>ch</strong> bei der Genehmigung der Gesamtbeträge der<br />
Vergütungen (...) die Vergütungen genehmigt‘<br />
Abstimmungsergebnissen vorgebeugt werden 12<br />
Wie der Beri<strong>ch</strong>t VgdA ebenso festhält, sind die von der Generalversammlung neuerdings zu<br />
genehmigenden Vergütungen Bestandteil der Aufwand- bzw. Rückstellungskonten der<br />
ordentli<strong>ch</strong> geprüften Jahresre<strong>ch</strong>nung<br />
Erstellung eines Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts ni<strong>ch</strong>t vermeiden, dass die Generalversammlung mit<br />
Genehmigung der Jahresre<strong>ch</strong>nung faktis<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Höhe der von der Gesells<strong>ch</strong>aft insgesamt<br />
auszuri<strong>ch</strong>tenden Vergütung bzw. die dafür gema<strong>ch</strong>ten Rückstellungen (erneut) genehmigt,<br />
wenn au<strong>ch</strong> allenfalls nur implizit.<br />
Zu Art. 15<br />
13<br />
. Dadur<strong>ch</strong> könne widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
11<br />
. Unseres Era<strong>ch</strong>tens ist dies so ni<strong>ch</strong>t korrekt.<br />
. Es lässt si<strong>ch</strong> darum unseres Era<strong>ch</strong>tens dur<strong>ch</strong> die<br />
Inhaltli<strong>ch</strong> haben wir keinen Kommentar zu dieser Bestimmung. Wir era<strong>ch</strong>ten jedo<strong>ch</strong> die<br />
Einordnung von Abs. 2 unter dem Titel des Artikels als systematis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t überzeugend.<br />
Logis<strong>ch</strong>er ers<strong>ch</strong>iene es uns, Abs. 2 gemeinsam mit Art. 16 Abs. 2 zu einem neuen, na<strong>ch</strong> dem<br />
jetzigen Art. 16 einzufügenden Artikel zusammenzufassen.<br />
Zu Art. 18<br />
Generelles<br />
Ein von der Verordnung ni<strong>ch</strong>t behandeltes, jedo<strong>ch</strong> äusserst relevantes Thema betrifft das<br />
Zusammenspiel der Genehmigungskompetenz der Generalversammlung mit dem Arbeitsre<strong>ch</strong>t<br />
10 Art. 66 3bb5 OR<br />
Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 17.<br />
12 Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 17.<br />
13 Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 20.<br />
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sowie der Vertretungsma<strong>ch</strong>t des Verwaltungsrates, wobei wir hierzu na<strong>ch</strong>folgend illustrativ nur<br />
drei der si<strong>ch</strong> in diesem Berei<strong>ch</strong> stellenden Fragen aufwerfen mö<strong>ch</strong>ten‘<br />
4.<br />
1. Der Beri<strong>ch</strong>t VgdA hält fest, dass variable Vergütungen als e<strong>ch</strong>te Gratifikationen im<br />
Sinne von Art. 322d OR zu qualifizieren seien, auf die kein Re<strong>ch</strong>tsanspru<strong>ch</strong> bestehe<br />
Ob dies tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in jedem Fall so ist, darf aufgrund der geltenden Re<strong>ch</strong>tslage<br />
zumindest bezweifelt werden, ist dies do<strong>ch</strong> im Wesentli<strong>ch</strong>en von der vertragli<strong>ch</strong>en<br />
Ausgestaltung der variablen Vergütung abhängig<br />
im Sinne des Beri<strong>ch</strong>ts VgdA geändert werden, bedarf dies unseres Era<strong>ch</strong>tens einer<br />
ausdrückli<strong>ch</strong>en Grundlage im Verordnungstext.<br />
16<br />
15.<br />
. Soll in diesem Punkt die Re<strong>ch</strong>tslage<br />
2. Des Weiteren wird die Frage, inwiefern der Verwaltungsrat einem neuen<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglied in Sa<strong>ch</strong>en Vergütungen gültige Zusi<strong>ch</strong>erungen abgeben<br />
kann, vollkommen offen gelassen. Zwar könnte man annehmen, der Verwaltungsrat sei<br />
in dieser Sa<strong>ch</strong>e überhaupt ni<strong>ch</strong>t mehr vertretungsbere<strong>ch</strong>tigt (ausser bezügli<strong>ch</strong> des<br />
Zusatzbetrages na<strong>ch</strong> Art. 19). Dieser Ansi<strong>ch</strong>t ist jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong> praxistaugli<strong>ch</strong>,<br />
denn ein neues Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglied wird wohl kaum einen (mehrjährigen)<br />
Arbeitsvertrag mit einer S<strong>ch</strong>weizer Publikumsgesells<strong>ch</strong>aft unterzei<strong>ch</strong>nen ohne eine<br />
gewisse Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit zu haben, zumindest bezügli<strong>ch</strong> der fixen Vergütung. Dies ist<br />
insbesondere au<strong>ch</strong> vor dem Hintergrund zu sehen, dass mit dem Abs<strong>ch</strong>luss eines<br />
neuen au<strong>ch</strong> die Aufhebung eines bestehenden Arbeitsvertrages verbunden sein kann<br />
und aufgrund der neuen Stelle mögli<strong>ch</strong>erweise Vorbereitungshandlungen (z.B.<br />
Wohnortwe<strong>ch</strong>sel) notwendig sind.<br />
3. Eine weitere Frage besteht darin, wie die Beteiligten zu verfahren haben, wenn die fixe<br />
Gesamtvergütung für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung z.B. im zweiten Jahr ni<strong>ch</strong>t genehmigt wird,<br />
obwohl die Arbeitsverträge den Statuten entspre<strong>ch</strong>end auf drei Jahre befristet sind. Der<br />
Verwaltungsrat wird si<strong>ch</strong> aufgrund der eins<strong>ch</strong>lägigen Strafbestimmung‘<br />
sol<strong>ch</strong>en Fall weiterhin den Grundlohn auszuzahlen. Es kann aber au<strong>ch</strong> kaum im<br />
Interesse der Gesells<strong>ch</strong>aft sein, dass die gesamte Ges<strong>ch</strong>äftsleitung nun die Arbeit<br />
mangels Lohnzahlungen bis zur Genehmigung eines Betrages an einer späteren<br />
Generalversammlung einstellt, wozu die Mitglieder als Arbeitnehmer jedo<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
geltender Re<strong>ch</strong>tslage bere<strong>ch</strong>tigt wären<br />
18.<br />
7 hüten, in einem<br />
Zusammenfassend besteht unseres Era<strong>ch</strong>tens in vers<strong>ch</strong>iedenen Konstellationen das Risiko,<br />
dass (a) die Attraktivität von S<strong>ch</strong>weizer Publikumsgesells<strong>ch</strong>aften für Ges<strong>ch</strong>äftsleitungs<br />
14<br />
vgl. dazu statt vieler au<strong>ch</strong> VOGT/BAScHUNG, Wie weiter im Aktienre<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> der Annahme der<br />
Volksinitiative “gegen die Abzockerei“?, GesKR 2013, S. 5ff, S. 20 f.<br />
15 Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 20.<br />
16 vgl. dazu statt vieler das aktuelle Urteil des Bundesgeri<strong>ch</strong>ts 4A_52012012 vom 26. Februar 2013, E 3.<br />
17 Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 VgdA.<br />
18 vgl. BGE 120 II 209; ob die Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder das Risiko eingehen würden und bezügli<strong>ch</strong> ihrer<br />
Arbeitsleistung in Vorleistung gehen ist auf jeden Fall fragli<strong>ch</strong>.<br />
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mitglieder massgebli<strong>ch</strong> leidet, weil Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder bezügli<strong>ch</strong> Lohnansprü<strong>ch</strong>en<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter gestellt werden als der normale Arbeitnehmer oder (b) die Gesells<strong>ch</strong>aft aus dem<br />
Arbeitsre<strong>ch</strong>t zu Leistungen verpfli<strong>ch</strong>tet wird, wel<strong>ch</strong>e sie mangels Genehmigung dur<strong>ch</strong> die<br />
Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t leisten darf. Letzteres würde aufgrund der bereits aktuellen zivilund<br />
neuen strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Folgen für die Leitungsorgane von Gesells<strong>ch</strong>aften wohl zu äusserst<br />
unangenehmen Dilemmata führen. Auf dieses Spannungsfeld gilt es im Rahmen des Erlasses<br />
der definitiven Version der VgdA einzugehen und soweit als mögli<strong>ch</strong> praxisgere<strong>ch</strong>te Lösungen<br />
zu erarbeiten.<br />
Der vorliegende Verordnungsentwurf und der Beri<strong>ch</strong>t VgdA thematisieren au<strong>ch</strong> das Problem der<br />
Blockade von Vergütungen bzw. der Gesells<strong>ch</strong>aft dur<strong>ch</strong> Anfe<strong>ch</strong>tungsklagen gegen die<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Genehmigungsbes<strong>ch</strong>lüsse der Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t<br />
dieser Stelle ni<strong>ch</strong>t für einen Auss<strong>ch</strong>luss sol<strong>ch</strong>er Klagen im Zusammenhang mit Vergütungen,<br />
allerdings vermissen wir die kritis<strong>ch</strong>e Auseinandersetzung mit der Frage, ob unter Umständen<br />
gewisse Eins<strong>ch</strong>ränkungen notwendig sind, um das Risiko einer allenfalls sogar systematis<strong>ch</strong>en<br />
Blockade von Gesells<strong>ch</strong>aften dur<strong>ch</strong> einzelne, aktivistis<strong>ch</strong>e Aktionäre wenigstens zu mindern.<br />
Zu Absatz 1<br />
. Wir plädieren an<br />
19<br />
Die vorges<strong>ch</strong>lagene Lösung, über die Genehmigung von fixer prospektiver und variabler<br />
retrospektiver Gesamtvergütung separat abzustimmen, ers<strong>ch</strong>eint uns als praktikabel.<br />
Im Sinne einer Klarstellung regen wir an, dass dem Wort ‘jährli<strong>ch</strong>“ das Wort “mindestens“<br />
vorangestellt wird. Damit soll verdeutli<strong>ch</strong>t werden, dass eine neue, zusätzli<strong>ch</strong>e Abstimmung<br />
jederzeit mögli<strong>ch</strong> ist, beispielsweise falls an einer ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung ein<br />
zusätzli<strong>ch</strong>es Mitglied in den Verwaltungsrat gewählt wird und darum eine Erhöhung der fixen<br />
prospektiven Vergütung in Betra<strong>ch</strong>t gezogen werden muss.<br />
Zu Absatz 2<br />
Lehnt die Generalversammlung die vom Verwaltungsrat vorges<strong>ch</strong>lagenen Vergütungen ab, hat<br />
dies je na<strong>ch</strong> Art der abgelehnten Vergütung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Folgen:<br />
1. Ablehnung der prospektiven fixen Vergütung<br />
In diesem Fall era<strong>ch</strong>ten wir die vorgesehene Mögli<strong>ch</strong>keit der Einbringung eines neuen<br />
Antrages dur<strong>ch</strong> den Verwaltungsrat als sinnvoll, au<strong>ch</strong> wenn der Einbezug des<br />
Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses und des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts in diese spontane Antragstellung<br />
unklar ist. Anderenfalls müsste bei jeder Ablehnung eine neue Generalversammlung<br />
dur<strong>ch</strong>geführt werden, sofern denn auf die entspre<strong>ch</strong>ende Vergütung ni<strong>ch</strong>t verzi<strong>ch</strong>tet<br />
wird. Allerdings stellt si<strong>ch</strong> die Frage, ob man in einem sol<strong>ch</strong>en Fall dem Verwaltungsrat<br />
ni<strong>ch</strong>t die Kompetenz zubilligen will, wahlweise über die Gesamtvergütung des<br />
betreffenden Gremiums oder sodann über die vorgesehenen Vergütungen der<br />
19 vgl. hierzu statt vieler HAUSERMANN, Auf dem Weg zur Aktionärsbürokratie?, in: Jusletter 19. März 2012,<br />
Rz 29.<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer/ 02554774.DOCX 8/19
einzelnen Mitglieder abstimmen zu lassen. Dies würde es unter Umständen den<br />
Aktionären erlauben, si<strong>ch</strong> differenzierter auszudrücken und somit das Risiko der<br />
erneuten Ablehnung der Vergütung aller Gremiumsmitglieder und die damit<br />
verbundenen Probleme und Verzögerungen vermeiden. Ohne entspre<strong>ch</strong>ende<br />
statutaris<strong>ch</strong>e Grundlage im Sinne von Abs. 3 wäre unseres Era<strong>ch</strong>tens ni<strong>ch</strong>t klar, ob<br />
eine sol<strong>ch</strong>e Einzelabstimmung in der zweiten Runde auf Basis Abs. 2 zulässig wäre.<br />
Im Sinne einer liberalen Re<strong>ch</strong>tsordnung unnötig ist die na<strong>ch</strong> dem Wortlaut zwingend<br />
ausgestaltete Pfli<strong>ch</strong>t zur Einberufung einer neuen Generalversammlung innerhalb von<br />
drei Monaten im Falle einer zweimaligen Ablehnung des Antrages bezügli<strong>ch</strong> der fixen<br />
Vergütung. Erstens sind Fälle denkbar, in denen es der Verwaltungsrat bei der<br />
Ablehnung bleiben lässt<br />
Verwaltungsrates zur Wahrung der Gesells<strong>ch</strong>aftsinteressen bereits eine<br />
Einberufungspfli<strong>ch</strong>t<br />
dass seine und/oder die Vergütung der übrigen Gremien für das kommende Jahr<br />
gesetzeskonform genehmigt wird. Eine fixe Frist anzusetzen ers<strong>ch</strong>eint uns unter diesen<br />
Umständen unnötig.<br />
. Zweitens ergibt si<strong>ch</strong> aus den allgemeinen Pfli<strong>ch</strong>ten des<br />
20<br />
21. Der Verwaltungsrat hat drittens ein eminentes Eigeninteresse,<br />
Sollten einzelne Mitglieder oder gar der gesamte Verwaltungsrat aufgrund der<br />
Ablehnung der für sie beantragten fixen Vergütung auf ihre Nomination verzi<strong>ch</strong>ten bzw.<br />
die Wahlannahme verweigern, was als dur<strong>ch</strong>aus realistis<strong>ch</strong>es Szenario angesehen<br />
werden muss, ergibt si<strong>ch</strong> unter Umständen eine für die Aktionäre unangenehme<br />
Situation. Eine sol<strong>ch</strong>e Situation bzw. die Androhung eines sol<strong>ch</strong>en Handelns ist<br />
besonders aufgrund der zwingenden jährli<strong>ch</strong>en Gesamterneuerungswahlen ein starkes<br />
Druckmittel, wel<strong>ch</strong>es jedo<strong>ch</strong> mit dem Art. 95 Abs. 3 lit. a BV s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t einhergeht. Au<strong>ch</strong> in<br />
diesem Fall hilft jedo<strong>ch</strong> die vorgesehene Pfli<strong>ch</strong>t zur Einberufung einer<br />
Generalversammlung innert dreier Monate ni<strong>ch</strong>ts, insbesondere in Ermangelung eines<br />
ordnungsgemäss besetzten Verwaltungsrates. Es wäre an den Aktionären den<br />
Verwaltungsrat zeitnah (und wohl ni<strong>ch</strong>t erst in drei Monaten) neu zu besetzen oder,<br />
alternativ, na<strong>ch</strong> Art. 731 b OR vorzugehen.<br />
2. Ablehnung der retrospektiven variablen Vergütung<br />
Die retrospektive Ablehnung der variablen Vergütung kann gemäss Bots<strong>ch</strong>aft zu Art. 95<br />
Abs. 3 BV weitrei<strong>ch</strong>ende Konsequenzen haben, indem in der Folge der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>t samt Jahresre<strong>ch</strong>nung ni<strong>ch</strong>t genehmigt und au<strong>ch</strong> kein Bes<strong>ch</strong>luss über<br />
die Gewinnverwendung gefasst werden kann<br />
22 Es ist zwar fragli<strong>ch</strong>, ob dies zwingend in<br />
20 Beispielsweise lehnt die Generalversammlung die fixe Vergütung des vom Verwaltungsrat ges<strong>ch</strong>affenen<br />
Beirates ab; na<strong>ch</strong> Analyse des Stimmverhaltens kommt der Verwaltungsrat aber zum S<strong>ch</strong>luss, auf die<br />
Fortführung dieses Gremiums zu verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
21<br />
Vgl. Art. 717 Abs. 1 OR; sofern eine neue Generalversammlung im Interesse der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
notwendig ist, z.B. um die Ges<strong>ch</strong>äftsführung zu halten.<br />
22 BBI 2009, S. 325.<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer/ 02554774.DOCX 9/19
jedem Fall so gelten muss, oder ob dies ni<strong>ch</strong>t gewisse Vorkehren verhindern können.<br />
Daran ändert streng genommen au<strong>ch</strong> die nun vorgesehene Mögli<strong>ch</strong>keit des<br />
Verwaltungsrates ni<strong>ch</strong>ts, während der Generalversammlung einen neuen Antrag zur<br />
Vergütung zu stellen. Wird dieser angenommen, kann der Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>t in der<br />
vorliegenden Form trotzdem ni<strong>ch</strong>t genehmigt und keine Dividende ausges<strong>ch</strong>üttet<br />
werden<br />
entspre<strong>ch</strong>end zu überarbeiten, neu zu revidieren und in korrekter Form bekannt zu<br />
geben. Immerhin hätte aber der Verwaltungsrat bei Annahme des neuen Antrages<br />
Gewissheit, auf wel<strong>ch</strong>er Basis diese Überarbeitung zu erfolgen hat. Die si<strong>ch</strong> aus dem<br />
Zusammenspiel von Vergütungsgenehmigung, Genehmigung der Jahresre<strong>ch</strong>nung und<br />
Gewinnverwendung ergebenden Probleme sollten unseres Era<strong>ch</strong>tens unbedingt<br />
no<strong>ch</strong>mals einer genauen Analyse unterzogen werden, mit dem Ziel, diesbezügli<strong>ch</strong> eine<br />
ausgegli<strong>ch</strong>ene Lösung zu erarbeiten.<br />
23<br />
. Zudem wäre eigentli<strong>ch</strong> der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t gemäss Art. 13 VgdA<br />
Zu Absatz 3<br />
Wir era<strong>ch</strong>ten es als positiv, dass die Verordnung den betroffenen Aktiengesells<strong>ch</strong>aften die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit gewährt, eine eigene Lösung zu finden, wie beispielsweise rein prospektive<br />
Budgetabstimmungen. Diese Mögli<strong>ch</strong>keit sollte unbedingt beibehalten werden, au<strong>ch</strong> wenn si<strong>ch</strong><br />
die betroffenen Gesells<strong>ch</strong>aften mögli<strong>ch</strong>erweise in einer ersten Phase aufgrund der Tendenz zu<br />
mögli<strong>ch</strong>st grosser Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit eher an die von der Verordnung vorgesehene Lösung<br />
halten werden.<br />
24 und<br />
Allerdings hätten wir uns gewüns<strong>ch</strong>t, dass die Vorgaben etwas offener gestaltet werden<br />
insbesondere auf Ziff. 2 des Artikel (gesonderte Abstimmung über die Gesamtbeträge der<br />
einzelnen Gremien) verzi<strong>ch</strong>tet wird, was na<strong>ch</strong> Auslegung von Art. 95 Abs. 3 lit. a BV unseres<br />
Era<strong>ch</strong>tens zulässig ist.<br />
Zu Art. 19<br />
Die vorges<strong>ch</strong>lagene Idee des Zusatzbetrages ist grundsätzli<strong>ch</strong> begrüssenswert. Die<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkung der Verwendung (nur für später ernannte Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung) ist<br />
23 Die Generalversammlung hat bis anhin na<strong>ch</strong> einhelliger Meinung keine Kompetenz zur Änderung der<br />
Jahresre<strong>ch</strong>nung, sondern nur eine Genehmigungskompetenz (BSK DR II, DUBSITRUFFLER, Art. 698 N 19).<br />
Die Erstellung des Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>ts samt Jahresre<strong>ch</strong>nung ist eine unerziehbare Kompetenz des<br />
Verwaltungsrates (Art. 716a Abs. 1 Ziff. 6 DR i.V.m. Art. 662 Abs. 1 OR). Die entspre<strong>ch</strong>end überarbeitete<br />
erstellte Jahresre<strong>ch</strong>nung muss erneut vom Revisor geprüft werden (Art. 728a Abs. 1 Ziff. 1 OR). Wird kein<br />
neuer Revisionsberi<strong>ch</strong>t erstellt, ist ein trotzdem gefasster Genehmigungsbes<strong>ch</strong>luss der<br />
Generalversammlung bezügli<strong>ch</strong> der überarbeiteten Jahresre<strong>ch</strong>nung ni<strong>ch</strong>tig (Art. 731 Abs. 1 OR). Mangels<br />
genehmigter Jahresre<strong>ch</strong>nung kann au<strong>ch</strong> kein Dividendenbes<strong>ch</strong>luss gefällt werden kann, da der<br />
verwendbare Bilanzgewinn ni<strong>ch</strong>t abs<strong>ch</strong>liessend feststeht und es an einem situationsgere<strong>ch</strong>ten Prüfberi<strong>ch</strong>t<br />
des Revisors (vgl. Art. 728a Abs. 1 Ziff. 2 OR) fehlt.<br />
24<br />
Es ist beispielsweise fragli<strong>ch</strong>, ob der prüfenswerte Vors<strong>ch</strong>lag von VOGT/BASCHUNG, die<br />
Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> über die Alimentierung eines Vergütungspools ents<strong>ch</strong>eiden zu lassen, auf<br />
Basis von Art. 18 Abs. 3 VgdA umgesetzt werden könnte (vgl. VOGT/BASCHUNG (Fn 14), S. 21).<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer/02554774.DOCX 10/19
jedo<strong>ch</strong> fragwürdig und sollte no<strong>ch</strong>mals überda<strong>ch</strong>t werden. Erstens könnte (abhängig von der<br />
statutaris<strong>ch</strong>en Ausgestaltung) der Verwaltungsrat zwis<strong>ch</strong>en zwei ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlungen au<strong>ch</strong> neue Beiräte ernennen<br />
Verwaltungsrates zu We<strong>ch</strong>seln kommen, wel<strong>ch</strong>e keiner Generalversammlung bedürfen, jedo<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> einer höheren als der ursprüngli<strong>ch</strong> bewilligten Vergütungssumme verlangen.<br />
Diesbezügli<strong>ch</strong> ist bspw. an eine längere Krankheit des Verwaltungsratspräsidenten zu denken,<br />
was eine Erhöhung der Pensen seiner beiden gewählten Stellvertreter zur Folge hat. Das Mittel<br />
des Zusatzbetrages sollte au<strong>ch</strong> für sol<strong>ch</strong>e unvorhergesehenen Fälle einsetzbar sein. Die<br />
Fixierung in den Statuten, die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass neue Verwaltungsratsmitglieder in jedem Fall den<br />
Segen der Generalversammlung benötigen und die aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verantwortli<strong>ch</strong>keit s<strong>ch</strong>ützen<br />
die Aktionäre ausrei<strong>ch</strong>end vor einem Missbrau<strong>ch</strong> des Zusatzbetrages dur<strong>ch</strong> den<br />
Verwaltungsrat.<br />
25. Zweitens kann es au<strong>ch</strong> innerhalb des<br />
Aufgrund der statutaris<strong>ch</strong>en Verankerung gehen wir davon aus, dass ein einmal vorgesehener<br />
Zusatzbetrag jährli<strong>ch</strong> erneut zur Verfügung steht, was einer pragmatis<strong>ch</strong>en und<br />
praxistaugli<strong>ch</strong>en Lösung entspri<strong>ch</strong>t, In diesem Zusammenhang ebenfalls zu begrüssen ist, dass<br />
der Zusatzbetrag na<strong>ch</strong> der vorgesehenen Regelung abstrakt in Abhängigkeit zur genehmigten<br />
Gesamtvergütung für das jeweilige Gremium definiert werden kann, was der im Beri<strong>ch</strong>t VgdA<br />
formulierten Anforderung der Bestimmbarkeit aus Si<strong>ch</strong>t der Aktionäre genügt<br />
26.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> wäre zu überlegen, ob im Sinne der Transparenz der Verwaltungsrat über die<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Verwendung des Zusatzbetrags im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t (wenn man diesen denn<br />
einführen will) des Folgejahres Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft ablegen sollte.<br />
Zu Art. 20<br />
Bezügli<strong>ch</strong> der Umsetzung des Verbots von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen werten wir im Sinne der<br />
Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit den Verzi<strong>ch</strong>t auf die Übernahme des unbestimmten Begriffes “anderer<br />
Ents<strong>ch</strong>ädigungen“ aus Art. 95 Abs. 3 lit. b BV positiv. Ebenfalls können wir dem Beri<strong>ch</strong>t<br />
zustimmen, dass ein Verbot von Karenzents<strong>ch</strong>ädigungen für Konkurrenzverbote ni<strong>ch</strong>t von<br />
Art. 95 Abs. 3 6V gedeckt und damit unzulässig wäre<br />
der „Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung“ auslegungsbedürftig. Es ist weiterhin unklar, wann beispielsweise<br />
befristete langjährige Arbeitsverträge (was ist „langjährig?), lange Kündigungsfristen (was ist<br />
eine „deutli<strong>ch</strong>e“ Verlängerung?) oder eine Karenzents<strong>ch</strong>ädigung (was ist eine „marktgere<strong>ch</strong>te“<br />
Ents<strong>ch</strong>ädigung?) tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> eine verdeckte, unzulässige Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung darstellen<br />
. Wie der Beri<strong>ch</strong>t festhält ist der Begriff<br />
27<br />
25 Au<strong>ch</strong> wenn dieses Gremium ni<strong>ch</strong>t plötzli<strong>ch</strong> eine grosse Verbreitung finden wird, lässt die Verordnung<br />
immerhin ri<strong>ch</strong>tigerweise offen, wel<strong>ch</strong>es Gremium den Beirat bestimmt.<br />
26 Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 23.<br />
27 Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 25.<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer / 02554774DOCX 11/19
28. Sol<strong>ch</strong>e Unklarheiten sind in Anbetra<strong>ch</strong>t dessen, dass sowohl dem Ausri<strong>ch</strong>ter als au<strong>ch</strong><br />
sollen<br />
29<br />
dem Empfanger sol<strong>ch</strong>er Ents<strong>ch</strong>ädigungen harte Strafen drohen<br />
, unbefriedigend.<br />
Ob das von Art. 95 Abs. 3 BV statuierte Verbot von Prämien für Firmenkäufe und -verkäufe wie<br />
nun vorges<strong>ch</strong>lagen Umstrukturierungen jeder Art (ans<strong>ch</strong>einend au<strong>ch</strong> konzerninterne) umfassen<br />
soll, bleibt offen; insbesondere vor der Tatsa<strong>ch</strong>e, dass letztli<strong>ch</strong> die Generalversammlung sol<strong>ch</strong>e<br />
Vergütungen na<strong>ch</strong> den neuen Bestimmungen per se zu genehmigen hat, hätte man si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
eine weniger weitgehende Variante ents<strong>ch</strong>eiden können. Sofern jedo<strong>ch</strong> weiterhin die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit besteht, spezielle Leistungen der Gremien in diesem Zusammenhang im Rahmen<br />
der variablen Vergütung zu berücksi<strong>ch</strong>tigen (was allerdings ni<strong>ch</strong>t ganz klar ist)<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkung ni<strong>ch</strong>t von grosser Tragweite. Au<strong>ch</strong> hier ist eine Klarstellung unseres Era<strong>ch</strong>tens<br />
notwendig, gerade in Anbetra<strong>ch</strong>t der Strafbestimmungen,<br />
, wäre diese<br />
Wir s<strong>ch</strong>liessen uns der im Beri<strong>ch</strong>t VgdA vertretenen Meinung an, dass das Verbot von<br />
Vergütungen im Voraus ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> Antrittsprämien bzw. Ents<strong>ch</strong>ädigungen für na<strong>ch</strong>gewiesene<br />
Na<strong>ch</strong>teile aufgrund des Stellenwe<strong>ch</strong>sels umfassen soll und für ein Verbot sol<strong>ch</strong>er Zahlungen in<br />
Art. 95 Abs. 3 BV keine Grundlage zu erblicken ist<br />
.<br />
31<br />
Offen bleibt aufgrund des Verordnungstextes au<strong>ch</strong>, wann Antrittsprämien dur<strong>ch</strong> die<br />
Generalversammlung zu genehmigen sind. Die glei<strong>ch</strong>e Frage stellt si<strong>ch</strong> für erlaubte<br />
Karenzents<strong>ch</strong>ädigungen beim Abgang. In beiden Fällen kann es dazu kommen, dass sowohl<br />
die Leistung von Antrittsprämien als au<strong>ch</strong> die Ausri<strong>ch</strong>tung von Karenzents<strong>ch</strong>ädigungen<br />
unerwartet und während des Ges<strong>ch</strong>äftsjahres in Betra<strong>ch</strong>t gezogen werden müssen (z.B. bei<br />
Neubesetzung einer Position in der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung). Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wäre in einem sol<strong>ch</strong>en Fall<br />
die Einberufung einer ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung meist unverhältnismässig.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig ist ni<strong>ch</strong>t eindeutig, ob sol<strong>ch</strong>e Vergütungen im Rahmen des na<strong>ch</strong> Art. 19 bewilligten<br />
Zusatzbetrages ausbezahlt werden können<br />
werden.<br />
30<br />
32. Dies sollte unseres Era<strong>ch</strong>tens explizit zugelassen<br />
Zu Art. 21<br />
Inhaltli<strong>ch</strong> stimmen wir der Regelung zu; vor allem der Verzi<strong>ch</strong>t auf ein Verbot von Berater- oder<br />
Arbeitsverträgen mit Konzerngesells<strong>ch</strong>aften ist zu begrüssen. Allerdings era<strong>ch</strong>ten wir die Norm<br />
in redaktioneller Hinsi<strong>ch</strong>t als verbesserungsfähig:<br />
28 vgl. Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 24 f.<br />
vgl. Art. 24 Abs. 1 Ziff. 2 VgdA.<br />
Gemass dem Beri<strong>ch</strong>t VgdA soll dies zulassig sein, vgl. S. 26; man konnte aber au<strong>ch</strong> zum S<strong>ch</strong>luss<br />
kommen, dies sei eine unzulässige Umgehung von Art. 20 Ziff. 3 VgdA.<br />
31 Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 26.<br />
32 Weder der Gesetzestext no<strong>ch</strong> der Beri<strong>ch</strong>t VgdA (vgl. 5. 22 f) s<strong>ch</strong>liessen dies explizit aus, s<strong>ch</strong>einen aber<br />
beim Mittel des Zusatzbetrages primär die in einem sol<strong>ch</strong>en Fall ebenfalls nötige zusätzli<strong>ch</strong>e fixe<br />
Vergütung als Anwendungsfall zu betra<strong>ch</strong>ten.<br />
S<strong>ch</strong>elienberg Wittmer! 02554774.00CX 12/19
Erstens regen wir an, den Begriff der “Gesells<strong>ch</strong>aft“ bei der ersten und dritten Nennung dur<strong>ch</strong><br />
denjenigen der “kotierten Gesells<strong>ch</strong>aft‘ zu ersetzen, um Verwirrungen vorzubeugen. Bei der<br />
zweiten Nennung des Begriffs der “Gesells<strong>ch</strong>aft“ stellt si<strong>ch</strong> die Frage, ob damit die<br />
Konzernobergeselis<strong>ch</strong>aft, die entspre<strong>ch</strong>ende To<strong>ch</strong>tergesells<strong>ch</strong>aft oder allenfalls (implizit) gar<br />
beide Gesells<strong>ch</strong>aften gemeint sind. Dies ist im Sinne der Re<strong>ch</strong>tsi<strong>ch</strong>erheit zu verdeutli<strong>ch</strong>en,<br />
wobei unseres Era<strong>ch</strong>tens nur die Statuten der kotierten Konzernobergeselis<strong>ch</strong>aft massgebli<strong>ch</strong><br />
sein sollen, da nur diese von der Verordnungskompetenz umfass sind. Darüber hinaus lassen<br />
si<strong>ch</strong> damit <strong>admin</strong>istrative Leerläufe vermeiden. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> unklar, ob das auf die<br />
mögli<strong>ch</strong>erweise im Ausland domizilierten To<strong>ch</strong>tergesells<strong>ch</strong>aften anwendbare Re<strong>ch</strong>t<br />
entspre<strong>ch</strong>ende Statutenbestimmungen überhaupt zulässt.<br />
Zweitens ist unklar, auf wel<strong>ch</strong>es “Gesetz“ die Ziff. 1 Bezug nimmt. Hier s<strong>ch</strong>eint es, als habe man<br />
bei der Redaktion bereits einer Umsetzung auf Gesetzesstufe vorgreifen wollen. Der Verweis<br />
kann ohne S<strong>ch</strong>aden ersatzlos gestri<strong>ch</strong>en werden.<br />
Drittens sind wir der Ansi<strong>ch</strong>t, dass es si<strong>ch</strong> bei den genannten alternativen Negativbedingungen<br />
(Ziff. 1 und 2) tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> um deren drei handelt, denn sämtli<strong>ch</strong>e Vergütungen des kotierten<br />
Konzerns haben (so unser grundsätzli<strong>ch</strong>es Verständnis) sowohl der VgdA, als au<strong>ch</strong> den<br />
Statuten der kotierten Gesells<strong>ch</strong>aft zu entspre<strong>ch</strong>en und sind von der Generalversammlung zu<br />
genehmigen<br />
33. Dementspre<strong>ch</strong>end spre<strong>ch</strong>en wir uns für eine Darstellung mit drei Ziffern aus.<br />
Alle diese Klarstellungen stellen au<strong>ch</strong> angesi<strong>ch</strong>ts der auf diese Norm verweisenden<br />
Strafbestimmung<br />
34 eine Notwendigkeit dar.<br />
Zu Art. 22<br />
Die Verfassung lässt hier in der Tat wenig Spielraum. Die vorges<strong>ch</strong>lagene Regelung ist zu<br />
begrüssen. Dies gilt insbesondere für die Bes<strong>ch</strong>ränkung der Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung auf direkt<br />
gehaltene Aktien und die Mögli<strong>ch</strong>keit der Stimmenthaltung oder des Verzi<strong>ch</strong>ts auf eine<br />
Stimmabgabe, sofern dies dem Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Zu Art. 24<br />
Generelles<br />
Die Frage, ob bzw. in wel<strong>ch</strong>em Rahmen auf Basis von Art. 95 Abs. 3 BV in einer<br />
bundesrätli<strong>ch</strong>en Verordnung Strafbestimmungen überhaupt erlassen werden dürfen, ist<br />
umstritten<br />
35<br />
, soll hier jedo<strong>ch</strong> offen bleiben.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> era<strong>ch</strong>ten wir die gewählte Umsetzung dur<strong>ch</strong> Verdeutli<strong>ch</strong>ung und Ausdünnung<br />
des Strafenkataloges aufgrund der Unbestimmtheit von Art. 95 Abs. 3 lit. d BV als einzig<br />
So au<strong>ch</strong> der Beri<strong>ch</strong>t VgdA, 5. 27.<br />
Art. 24 Abs. 1 Ziff. 2 VgdA.<br />
vgl. dazu eingehend (und weitestgehend ablehnend) BRAND,‘WYSS/ZYSSET,<br />
lege, in: Jusletter 27. Mai 2013, passim.<br />
Nulla Minder-poena sine<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer / 02554774.DOCX 13/19
gangbaren Weg. Allerdings stellt si<strong>ch</strong> die Frage, ob gewisse Tathandlungen die nun unter<br />
Strafe gestellt werden sollen, ni<strong>ch</strong>t bereits von den bestehenden Straftatbeständen des StGB<br />
erfasst würden, insbesondere von Art. 158 StGB<br />
ni<strong>ch</strong>t. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass die vorliegende Umsetzung faktis<strong>ch</strong> zu<br />
einer milderen Bestrafung einzelner Tathandlungen führt, als wenn diese unter bestehende<br />
Strafnormen subsumiert würden<br />
.<br />
37<br />
36. Der Beri<strong>ch</strong>t VgdA äussert si<strong>ch</strong> dazu leider<br />
Sehr zu begrüssen ist die Bes<strong>ch</strong>ränkung auf vorsätzli<strong>ch</strong>e Tatbegehungen, wobei diese in<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Punkten den Tatbeständen inhärent ist.<br />
Au<strong>ch</strong> die Ausgestaltung als Sonderdelikt ers<strong>ch</strong>eint uns positiv. Allerdings stellt si<strong>ch</strong> die Frage,<br />
ob wirkli<strong>ch</strong> für sämtli<strong>ch</strong>e Tatbestände die Mitglieder aller drei Gremien als Täter in Frage<br />
kommen bzw. mit Strafe zu bedrohen sind. Dies gilt insbesondere für die Ziff. 6 bis 9. Des<br />
Weiteren ist im Sinne der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit im Gesetz klarzustellen, wann ein Mitglied eines<br />
Gremiums für einen von diesem Gremium gefällten Ents<strong>ch</strong>eid strafbar sein soll und, dies ist<br />
insbesondere von Bedeutung, wann eben ni<strong>ch</strong>t<br />
38<br />
.<br />
Ni<strong>ch</strong>t übereinstimmen können wir mit der Ents<strong>ch</strong>eidung, die Tatbestände als Offizialdelikte<br />
auszugestalten. Wenn dies im Wesentli<strong>ch</strong>en mit der hohen Strafandrohung sowie der<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit eines „Freikaufens‘ begründet wird<br />
von der Verordnung selbst für alle Tatbestände so ho<strong>ch</strong> angesetzt wurde (vgl. unsere Kritik zu<br />
einer fehlenden Abstufung des Strafmasses soglei<strong>ch</strong>) und die Mögli<strong>ch</strong>keit eines Verglei<strong>ch</strong>s<br />
na<strong>ch</strong> Art. 316 StPO genau für sol<strong>ch</strong>e Fälle sinnvoll ist, in wel<strong>ch</strong>en vom tatbestandsmässigen<br />
Handeln primär individuelle Interessen betroffen sind<br />
ausdrückli<strong>ch</strong> ein Strafantragsre<strong>ch</strong>t zuzugestehen<br />
insbesondere negative Folgen für die Aktionäre, die si<strong>ch</strong> mit ungewollten Strafuntersu<strong>ch</strong>ungen<br />
gegen die Organe ihrer Gesells<strong>ch</strong>aft und damit verbundenen negativen Folgen für den<br />
Aktienkurs konfrontiert sehen könnten<br />
42.<br />
39, ist dies unverständli<strong>ch</strong>, da die Strafandrohung<br />
41<br />
40. Allenfalls wäre den Aktionären<br />
. Eine Ausgestaltung als Offizialdelikt hat<br />
Bezügli<strong>ch</strong> des Strafmasses stellen wir fest, dass (im Gegensatz zu Art. 25) keinerlei<br />
Differenzierungen zwis<strong>ch</strong>en den einzelnen Tatbeständen und Tätern vorgenommen wurden,<br />
36 vgl. dazu eingehend HÄUSERMANN, Strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Konsequenzen der „Abzocker‘-Initiaitive, in: Jusletter<br />
11. Februar 2013, Rz. 14ff.<br />
So ist z.B. die Strafandrohung von Art. 158 StGB höher als die von Art. 95 Abs. 3 lit. d BV geforderte.<br />
38 Ist beispielsweise ein Verwaltungsratsmitglied, das bei der Vorbereitung der Generalversammlung für<br />
die Traktandierung der Abstimmung über die Jahresvergütung stimmt, strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bereits aus dem<br />
S<strong>ch</strong>neider, wenn das Gesamtgremium die Traktandierung ablehnt, oder sind seitens des zustimmenden<br />
Mitglieds weitergehende Massnahmen notwendig?<br />
Beri<strong>ch</strong>t VgdA, 5. 34 f.<br />
40 Was der Beri<strong>ch</strong>t selber zugesteht und als Argument für die Ausgestaltung als Antragsdelikt aufführt, vgl.<br />
Beri<strong>ch</strong>t VgdA, 5. 35.<br />
41 Sofern na<strong>ch</strong> geltendem Re<strong>ch</strong>t den Aktionören kein sol<strong>ch</strong>es zukommt, was gemäss 5. 35 des Beri<strong>ch</strong>ts<br />
VgdA der Fall sein soll.<br />
42 Auslöser sol<strong>ch</strong>er Strafuntersu<strong>ch</strong>ungen könnte beispielsweise ein kaufwilliger Ni<strong>ch</strong>taktionär sein.<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer/ 02554774.DOCX 14/19
was ni<strong>ch</strong>t den Grundsätzen des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Strafre<strong>ch</strong>ts entspri<strong>ch</strong>t. Es gilt diesbezügli<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> zu bea<strong>ch</strong>ten, dass einzelne potentielle Tathandlungen vielfa<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> mehrere<br />
Straftatbestände erfüllen könnten (wenn der Verwaltungsrat beispielsweise über eine<br />
Vers<strong>ch</strong>iebung der Generalversammlung na<strong>ch</strong>denkt, sieht er si<strong>ch</strong> von Ziff. 6 und von Ziff. 7<br />
bedroht). Es fragt si<strong>ch</strong> in diesem Zusammenhang, ob dur<strong>ch</strong> Anwendung des<br />
Asperationsprinzips<br />
droht, denn die Frage der Konkurrenz zwis<strong>ch</strong>en den Tatbeständen bleibt aufgrund des<br />
Verordnungsentwurfs ungeklärt.<br />
43 in sol<strong>ch</strong>en Fällen gar eine Freiheitsstrafe von bis zu viereinhalb Jahren<br />
Zu Ziff. 1<br />
Vorweg gehen wir davon aus, dass der in den Statuten vorgesehene Zusatzbetrag na<strong>ch</strong> Art. 19<br />
in jedem Fall als eine Vergütung gilt, „über die die der Generalversammlung abstimmen<br />
konnte‘.<br />
Wir haben in unserem Kommentar zu Art. 18 darauf hingewiesen, dass die neue<br />
Genehmigungspfli<strong>ch</strong>t der Generalversammlung für Vergütungen in vers<strong>ch</strong>iedener Hinsi<strong>ch</strong>t zu<br />
Spannungen mit dem Arbeitsre<strong>ch</strong>t führen kann, wel<strong>ch</strong>e im vorliegenden Verordnungsentwurf<br />
ni<strong>ch</strong>t thematisiert werden. Insbesondere au<strong>ch</strong> wegen der Strafbestimmungen ist dieses<br />
Spannungsfeld zwingend aufzuheben, anderenfalls ein Verwaltungsrat unter gewissen<br />
Umständen in die Situation käme, dass er si<strong>ch</strong> mit der Erfüllung eines Geri<strong>ch</strong>tsurteils zu<br />
Gunsten eines (ehemaligen) Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieds<br />
Zu Ziff. 2<br />
45<br />
.<br />
44 na<strong>ch</strong> Ziff. 1 strafbar ma<strong>ch</strong>en könnte<br />
Wie in unseren Kommentaren zu Art. 20 und Art. 21 dargelegt, lassen die entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Normtexte einige Fragen offen (z.B. wann ist eine Karrenzents<strong>ch</strong>ädigung übermässig und somit<br />
eine unzulässige, strafbewehrte Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung? Wann liegt eine (erlaubte)<br />
Antrittsprämie und wann eine (verbotene) Vergütung im Voraus vor?). Einige dieser Fragen<br />
werden zwar im Beri<strong>ch</strong>t VgdA erörtert oder gar geklärt, dies genügt allerdings dem<br />
strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Bestimmtheitsgebot ni<strong>ch</strong>t. Entspre<strong>ch</strong>ende Klarstellungen müssen in den<br />
Normtext aufgenommen werden, damit die potentiell betroffenen Personen ihr Handeln an<br />
klaren Vorgaben ausri<strong>ch</strong>ten können. Sofern über jedem Vergütungsents<strong>ch</strong>eid das<br />
Damokless<strong>ch</strong>wert der Strafverfolgung hängt, werden au<strong>ch</strong> die gemäss Beri<strong>ch</strong>t VgdA zulässigen<br />
Vorgehensweisen (z.B. Karrenzents<strong>ch</strong>ädigung) in der Praxis keine Anwender mehr finden, was<br />
äusserst bedenkli<strong>ch</strong> und s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> für den Wirts<strong>ch</strong>aftsstandort wäre.<br />
Art. 49 Abs. 1 StGB.<br />
44<br />
z.B. auf Basis von Art. 322 DR.<br />
Selbstverständli<strong>ch</strong> ist es denkbar, dass er au<strong>ch</strong> die Auszahlung der gemäss Urteil ges<strong>ch</strong>uldeten<br />
Vergütung der Generalversammlung zur Genehmigung vorlegt, um einer Strafbarkeit zu entgehen. Lehnt<br />
die Generalversammlung die Auszahlung jedo<strong>ch</strong> ab, steht der Verwaltungsrat vor einem unlösbaren<br />
Dilemma.<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer / 02554774.DOCX 15 /19
Zu Ziff. 3<br />
Wir haben in unserem Kommentar auf die unseres Era<strong>ch</strong>tens unglückli<strong>ch</strong>e weil unklare<br />
Formulierung von Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 hingewiesen. Es ergibt si<strong>ch</strong> hier die spezielle Situation,<br />
dass ein Verstoss gegen eine Norm unter Strafe gestellt werden soll, wel<strong>ch</strong>e naturgemäss ni<strong>ch</strong>t<br />
abs<strong>ch</strong>liessend klar ist, weil sie die endgültige Ausgestaltung den Gesells<strong>ch</strong>aftsstatuten<br />
überlässt. Dies, und die damit verbundene Tatsa<strong>ch</strong>e, dass die Gesells<strong>ch</strong>aftsstatuten faktis<strong>ch</strong><br />
mit als zur Grundlage für die Bestrafung dienen sollen, era<strong>ch</strong>ten wir im Li<strong>ch</strong>te des<br />
Bestimmtheitsgebots als unzulässig. Auf Ziff. 3 ist darum ersatzlos zu verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
Zu Ziff. 6-9<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Ziffern stellen ein „Verhindern unter Strafe. Dieser Begriff ist jedo<strong>ch</strong> mehr als unklar,<br />
insbesondere au<strong>ch</strong> in Anbetra<strong>ch</strong>t des grossen Täterkreises. Es stellt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Frage,<br />
warum Beirat und Ges<strong>ch</strong>äftsleitung ebenfalls ins Auge gefasst werden, obwohl die<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Aufgaben (Vorbereitung und Dur<strong>ch</strong>führung der Generalversammlung, der<br />
Statutenrevision, etc.) ni<strong>ch</strong>t in ihren Wirkungskreis fallen.<br />
Bezügli<strong>ch</strong> Ziff. 8 ers<strong>ch</strong>eint es uns fragli<strong>ch</strong>, Verwaltungsrat, Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und Beirat unter<br />
eine Strafandrohung zu stellen, obwohl diesbezügli<strong>ch</strong> wohl eine wesentli<strong>ch</strong>e Verantwortung<br />
beim unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter selbst liegt (z.B. S<strong>ch</strong>affung und Unterhalt der<br />
notwendigen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Infrastruktur). Au<strong>ch</strong> in Anbetra<strong>ch</strong>t der offenen Fragen zur Umsetzung<br />
von Art. 9 Abs. 3 (vgl. dazu unser Kommentar dort) era<strong>ch</strong>ten wir die Strafnorm als<br />
unverhältnismässig.<br />
Bezügli<strong>ch</strong> Ziff. 9 s<strong>ch</strong>eint es, als wolle man den Verwaltungsrat damit dazu bringen, innerhalb<br />
der Übergangsfrist von Art. 27 der Generalversammlung eine entspre<strong>ch</strong>ende Statutenrevision<br />
zu unterbreiten<br />
si<strong>ch</strong> aufgrund der vorliegenden Formulierung insbesondere die Frage, wie si<strong>ch</strong> der<br />
Verwaltungsrat strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> korrekt zu verhalten hätte, wenn die Generalversammlung seinen<br />
Statutenvors<strong>ch</strong> lag kurz vor Ablauf der Übergangsfrist ablehnt<br />
46. Sofern dem so ist, sollte die Norm entspre<strong>ch</strong>end klargestellt werden. Es stellt<br />
Zu Art. 25<br />
47<br />
.<br />
Au<strong>ch</strong> hier begrüssen wir die Eins<strong>ch</strong>ränkung auf eine vorsätzli<strong>ch</strong>e Tatbegehung. Somit wird<br />
beispielsweise der Fall einer N i<strong>ch</strong>tabstimmung wegen fahrlässiger Fristverpassung (zure<strong>ch</strong>t)<br />
ni<strong>ch</strong>t strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> erfasst. Ebenfalls halten wir die Anwendung eines reduzierten Strafmasses<br />
für vollkommen angebra<strong>ch</strong>t.<br />
46 vgl. die Äusserungen im Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 45.<br />
Darf er si<strong>ch</strong> beispielsweise dafür ents<strong>ch</strong>eiden, ni<strong>ch</strong>t sofort eine ausserordentli<strong>ch</strong>e Generalversammlung<br />
einzuberufen um si<strong>ch</strong> mehr Zeit für die Ausarbeitung eines neuen Vors<strong>ch</strong>lags zu vers<strong>ch</strong>affen, ohne si<strong>ch</strong><br />
strafbar zu ma<strong>ch</strong>en?<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer/ 02554774DOCX 16 / 19
Zu Art. 26<br />
48 ers<strong>ch</strong>eint es uns als ni<strong>ch</strong>t<br />
Aufgrund der potentiell daraus entstehenden Unklarheiten<br />
angebra<strong>ch</strong>t, für massgebli<strong>ch</strong>e Themenberei<strong>ch</strong>e der Verordnung paus<strong>ch</strong>al auf die S<strong>ch</strong>lusstitel<br />
des ZGB zu verweisen. Aufgrund der Tragweite der Bestimmungen ers<strong>ch</strong>ienen uns klare,<br />
verhältnismässige und praxisgere<strong>ch</strong>te Übergangsbestimmungen für sämtli<strong>ch</strong>e Regelungsfelder<br />
mehr als angemessen.<br />
In Absatz 2 ist klarzustellen, dass die Verordnung nur auf alle bestehenden Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
anwendbar ist, die die Voraussetzung von Art. 1 Abs. 1 VgdA erfüllen.<br />
Zu Art. 27<br />
Die Anpassungsfrist von zwei Jahren ers<strong>ch</strong>eint uns grundsätzli<strong>ch</strong> angemessen. Weil aber<br />
gewisse gewi<strong>ch</strong>tige Regelungen vorher umgesetzt werden müssen<br />
vorher stattfinden müssen<br />
Umsetzungszeit (z.B. dürfte eine Anpassung der Arbeitsverträge ohne die Statutengrundlagen<br />
gern. Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 sowie Art. 12 Abs. 2 Ziff. 2 und 3 kaum zweckmässig sein).<br />
Damit die Umsetzung geordnet erfolgen kann, plädieren wir dafür die Übergangsbestimmungen<br />
dahingehend anzupassen, dass seitens der Gesells<strong>ch</strong>aften zuerst (innert einer angemessenen<br />
Frist) sämtli<strong>ch</strong>e statutaris<strong>ch</strong>e Grundlagen ges<strong>ch</strong>affen werden können, bevor weitergehende<br />
Massnahmen (z.B. Anpassung der Arbeitsverträge, Vergütungsabstimmungen, etc.) umgesetzt<br />
werden müssen. Anderenfalls haben die Gesells<strong>ch</strong>aften die Wahl zwis<strong>ch</strong>en einem <strong>admin</strong>istrativ<br />
aufwendigen Flickenteppi<strong>ch</strong><br />
des Aktionariats sein dürfte, und einer massgebli<strong>ch</strong> kürzeren Umsetzungszeit<br />
Zu Art. 28<br />
49 bzw. Abstimmungen<br />
50, führt dies faktis<strong>ch</strong> zu einer unangemessenen Verkürzung der<br />
51, der Potential für Ungewissheiten enthält und au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im Sinne<br />
52.<br />
Die Anwendung der neuen Verordnungsbestimmungen auf bestehende Arbeitsverträge kommt<br />
einer grundsätzli<strong>ch</strong> unzulässigen Rückwirkung<br />
des Arbeitsre<strong>ch</strong>ts<br />
53 glei<strong>ch</strong>. Der Verweis auf das Übergangsre<strong>ch</strong>t<br />
54 überzeugt als Begründung für dieses Vorgehen nur bes<strong>ch</strong>ränkt, geht es<br />
48 Ist die Anwendung der VgdA auf Dauersa<strong>ch</strong>verhalte (z.B. Beraterverträge) aufgrund Art. 1 S<strong>ch</strong>IT ZGB<br />
ausges<strong>ch</strong>lossen oder gilt hier Art. 4 S<strong>ch</strong>IT ZGB? Wir gehen, das Re<strong>ch</strong>tsmissbrau<strong>ch</strong>sverbot vorbehalten,<br />
von Letzterem aus. Sind u.U. einzelne Bestimmungen der VgdA unter Art. 2 S<strong>ch</strong>lT ZGB zu subsumieren?<br />
Unseres Era<strong>ch</strong>tens ni<strong>ch</strong>t.<br />
z.B. Anpassung der Arbeitsverträge gern. Art. 28 VgdA.<br />
50 z.B. erstmalige Genehmigung der fixen Vergütung dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung gern. Art. 31 VgdA.<br />
51 Konkret die zeitnahe Einführung gewisser, für die Umsetzung faktis<strong>ch</strong> notwendiger Statutenstimmungen<br />
kombiniert mit einer/mehreren späteren, umfangrei<strong>ch</strong>eren Statutenrevision(en).<br />
52 Konkret die Dur<strong>ch</strong>führung einer umfassenden, alle Anpassungen beinhaltende Statutenrevision no<strong>ch</strong><br />
vor der ersten aufgrund der VgdA notwendigen Massnahme, d.h. wohl bis zum 31. Dezember 2014, da bis<br />
dann gern. Art. 28 sämtli<strong>ch</strong>e Arbeitsverträge anzupassen wären.<br />
Art. 1 S<strong>ch</strong>IT ZGB.<br />
Beri<strong>ch</strong>t VgdA, S. 45.<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer/ 02554774.DOcX 17119
do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um eine Anwendung neuen Re<strong>ch</strong>ts mit Vor- und Na<strong>ch</strong>teilen für beide Seiten sondern<br />
faktis<strong>ch</strong> um eine einseitige Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung der Re<strong>ch</strong>tsposition der Arbeitnehmer, deren<br />
Arbeitsleistung ni<strong>ch</strong>t mehr in der vertragli<strong>ch</strong> zugesi<strong>ch</strong>erten Form vergütet werden soll.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig ist klar, dass bei einem vollständigen Verzi<strong>ch</strong>t auf die Anwendung der neuen<br />
Bestimmungen auf bestehende Verträge die praktis<strong>ch</strong>e Umsetzung allenfalls no<strong>ch</strong> Jahre oder<br />
Jahrezehnte andauern wird. Als Kompromiss plädieren wir für eine längere Übergangsfrist,<br />
wel<strong>ch</strong>e analog zu Art. 27 mindestens zwei Jahre betragen sollte. Dies ers<strong>ch</strong>eint uns au<strong>ch</strong><br />
deshalb sinnvoll, weil damit ni<strong>ch</strong>t zu einem Zeitpunkt Arbeitsverträge neu ausgehandelt werden<br />
müssen, in wel<strong>ch</strong>em die entspre<strong>ch</strong>ende statutaris<strong>ch</strong>e Basis mögli<strong>ch</strong>erweise no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorliegt<br />
(vgl. au<strong>ch</strong> unser Kommentar zu Art. 27).<br />
Zu Art. 29<br />
Die Geltung von Art. 3 VgdA ab der ersten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung na<strong>ch</strong> Inkrafttreten<br />
der Verordnung führt zu einer s<strong>ch</strong>lagartigen Verkürzung der Amtsdauer aller für mehrere<br />
Perioden gewählter Verwaltungsräte. Es ist fragli<strong>ch</strong>, ob si<strong>ch</strong> diese grundsätzli<strong>ch</strong> unzulässige<br />
Rückwirkung sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> begründen lässt. Vor dem Hintergrund, dass es der<br />
Generalversammlung na<strong>ch</strong> geltendem Re<strong>ch</strong>t frei steht, Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
jederzeit abzuberufen, ers<strong>ch</strong>eint ein sol<strong>ch</strong> starker Eingriff ni<strong>ch</strong>t notwendig. Vielmehr sollte die<br />
Übergangsbestimmung dahingehend lauten, dass na<strong>ch</strong> Inkrafttreten der Verordnung<br />
Verwaltungsräte nur no<strong>ch</strong> für die neue, einjährige Amtsperiode (neu oder wieder-)gewählt<br />
werden können. Sofern sie diesem Vors<strong>ch</strong>lag ni<strong>ch</strong>t zustimmen, muss zumindest eine längere<br />
Übergangsfrist in Betra<strong>ch</strong>t gezogen werden; im Minimum zwei Jahre analog derjenigen zur<br />
Anpassung der Statuten gemäss Art. 27. Glei<strong>ch</strong>es gilt au<strong>ch</strong> für die Wahl des<br />
Verwaltungsratspräsidenten.<br />
Zu Art. 30<br />
Die Umsetzung der Bestimmungen zum unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter ers<strong>ch</strong>eint<br />
zweckmässig. Der Verordnungstext ma<strong>ch</strong>t zumindest indirekt - au<strong>ch</strong> klar, dass die Aktionäre<br />
in der letzten GV vor dem Inkrafttreten der Verordnung einen oder mehrere unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter „auf Vorrat“ wählen dürfen. Dies ist zweckmässig, obwohl dies unter<br />
geltendem Re<strong>ch</strong>t streng genommen eigentli<strong>ch</strong> die zwingende VR-Kompetenz zur Vorbereitung<br />
der GV verletzt.<br />
Es dürfte s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> klar sein, dass die vorliegende Norm der Strafbestimmung gemäss Art. 24<br />
Abs. 1 Ziff. 5 vorgeht.<br />
Zu Art. 31<br />
Aufgrund des Verordnungstextes wird es häufig dazu kommen, dass eine Gesells<strong>ch</strong>aft an der<br />
zweiten Generalversammlung na<strong>ch</strong> Inkrafttreten der Verordnung sowohl über die prospektive<br />
fixe als au<strong>ch</strong> über die retrospektive variable Vergütung abstimmen muss, obwohl die fixe<br />
Vergütung für das zurückliegende Ges<strong>ch</strong>äftsjahr no<strong>ch</strong> vom Verwaltungsrat festgesetzt werden<br />
konnte. Diese Spaltung der Kompetenz hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Vergütung für dasselbe Ges<strong>ch</strong>äftsjahr<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer/ 02554774.00CX 18 / 19
era<strong>ch</strong>ten wir als sehr unglückli<strong>ch</strong>; sie könnte zu heiklen Abgrenzungsfragen führen. Stattdessen<br />
sollte über die retrospektive variable Vergütung erst an der ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
abgestimmt werden, wel<strong>ch</strong>e das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr behandelt, für wel<strong>ch</strong>es au<strong>ch</strong> bereits die<br />
Generalversammlung die fixe Vergütung festgesetzt hat.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist es ni<strong>ch</strong>t konsistent, dass aufgrund des vorliegenden Entwurfs über die<br />
Gesamtvergütung bereits zu einem Zeitpunkt abgestimmt werden soll, in dem gemäss Art. 27<br />
no<strong>ch</strong> keine Anpassung der Gesells<strong>ch</strong>aftsstatuten hat stattfinden müssen<br />
in dem Sinne aufeinander abzustimmen, dass Abstimmungen über die Vergütungen erst na<strong>ch</strong><br />
Einführung aller relevanter Statutenbestimmungen stattzufinden haben.<br />
55<br />
. Diese Normen sind<br />
Wir bedanken uns im Voraus dafür, dass die voranstehenden Bemerkungen Eingang in die<br />
Überlegungen zur Endfassung der Verordnung finden. Für Fragen und Diskussionen stehen wir<br />
gerne zur Verfügung.<br />
und mit vorzügli<strong>ch</strong>er Ho<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>tung<br />
Oliver Triebold<br />
Marcel<br />
Es ist z.B. aufgrund der We<strong>ch</strong>selwirkungen zwis<strong>ch</strong>en fixer und Variabler Vergütung fragli<strong>ch</strong> die<br />
Generalversammlung zu einem Zeitpunkt über die fixe prospektive Vergütung abstimmen zu lassen, in<br />
wel<strong>ch</strong>em die Grundsätze der leistungsabhängigen Vergütung gern. Art. 12 Abs. 2 Ziff. 2 no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
zwingend in den Statuten geregelt sein müssen.<br />
S<strong>ch</strong>ellenberg Wittmer / o2554774.Docx 19/19
& sa MI m<br />
Eidg. Justiz- und<br />
Polizeidepartement<br />
2 9. JULI 2013<br />
scienceiNDusTRiES<br />
SWITZERLAND<br />
Eidg. Justiz- und Polizeidepartement<br />
Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga<br />
Bundeshaus West<br />
3003 Bern<br />
scienceindustries<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsverband Chemie Pharma Biote<strong>ch</strong><br />
Nordstrasse 15 • Postfa<strong>ch</strong> • 8021 Züri<strong>ch</strong><br />
martin.pranjic@scienceindustries.<strong>ch</strong><br />
T +41 44 368 17 36<br />
F +4144 368 17 70<br />
Züri<strong>ch</strong>, 26. Juli 2013<br />
Anhörung zur „Verordnung gegen die Abzockerei" (VgdA)<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin Sommaruga<br />
scienceindustries ist der S<strong>ch</strong>weizer Wirts<strong>ch</strong>aftsverband Chemie Pharma Biote<strong>ch</strong>. Mehr als 250 in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz tätige Unternehmen aus Chemie, Pharma, Biote<strong>ch</strong> sind Mitglied von scienceindustries. Gerne äussern<br />
wir uns na<strong>ch</strong>stehend zur oben erwähnten Anhörung.<br />
Der Vorentwurf der Verordnung „gegen die Abzockerei" (Vorentwurf) ist na<strong>ch</strong> Ansi<strong>ch</strong>t von scienceindustries<br />
ausgewogen, bedarf in einzelnen Punkten jedo<strong>ch</strong> Korrekturen.<br />
Das wi<strong>ch</strong>tigste Anliegen im Zusammenhang mit den Ausführungsbestimmungen zur Minder-Initiative ist für<br />
uns eine angemessene Praktibilität. Die Verordnung soll die Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit erhöhen, was mögli<strong>ch</strong>st klare<br />
Bestimmungen voraussetzt. Glei<strong>ch</strong>zeitig müssen diese Bestimmungen für die Betroffenen im Rahmen des<br />
Zumutbaren liegen. Der neue Bundesverfassungsartikel darf ni<strong>ch</strong>t dazu führen, dass Unternehmen, Investoren<br />
und potentielle Arbeitskräfte dur<strong>ch</strong> übertriebene Bestimmungen abges<strong>ch</strong>reckt werden. Ohne Augenmass<br />
würde der S<strong>ch</strong>weizer Volkswirts<strong>ch</strong>aft auf verantwortungslose Weise S<strong>ch</strong>aden zugefügt. Folgli<strong>ch</strong> sind<br />
nur die aus der Minder-Initiative hervorgehenden Forderungen umzusetzen; auf Sa<strong>ch</strong>fremdes ist entspre<strong>ch</strong>end<br />
zu verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
Vereinzelte Bestimmungen sind ausdrückli<strong>ch</strong> zu begrüssen. So ist namentli<strong>ch</strong> die Opting-out-Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
gemäss Art. 18 Abs. 3 Vorentwurf wi<strong>ch</strong>tig, um den betroffenen Unternehmen eine praktikable Alternative<br />
bei den Genehmigungen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung anzubieten. Ebenfalls begrüssenswert ist die Unters<strong>ch</strong>eidung<br />
zwis<strong>ch</strong>en Vergütungen im Voraus und Antrittsprämien, wennglei<strong>ch</strong> hierzu mehr Klarheit erwüns<strong>ch</strong>t<br />
ist (vgl. dazu unten).
Anhörung VdgA: Stellungnahme von scienceindustries (26.07.13) Seite 2/4<br />
Zu erwähnen sind folgende grundsätzli<strong>ch</strong>e Bemerkungen:<br />
• Wir gehen davon aus, dass es si<strong>ch</strong> beim Titel ledigli<strong>ch</strong> um einen Arbeitstitel handelt und für die<br />
endgültige Fassung der Verordnung ein angemessener, der gebotenen Sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit gebührender Titel<br />
gefunden wird.<br />
• Bei der Umsetzung des neuen Verfassungsartikels sollte eine mögli<strong>ch</strong>st umfangrei<strong>ch</strong>e statutaris<strong>ch</strong>e<br />
Offenheit gewährleistet bleiben. So sollen die Ausführungsbestimmungen vorwiegend den Rahmen<br />
abstecken, jedo<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit vorsehen, Einzelheiten, wo immer mögli<strong>ch</strong>, in den Statuten zu<br />
konkretisieren.<br />
• Die Übergangsregelungen müssen logis<strong>ch</strong> konsistent und angemessen sein. Bei einzelnen Vorgaben<br />
sind zum Teil Widersprü<strong>ch</strong>e auszuma<strong>ch</strong>en. Überdies sind die Übergangsbestimmungen so vorzusehen,<br />
dass die betroffenen Unternehmen ausrei<strong>ch</strong>end Zeit haben, die Compliance si<strong>ch</strong>erzustellen.<br />
• Vereinzelte Änderungsanregungen könnten gegebenenfalls in einer überarbeiteten Fassung des im<br />
Zuge der Anhörung veröffentli<strong>ch</strong>ten Erläuterungsberi<strong>ch</strong>ts präzisiert werden. Dadur<strong>ch</strong> Hessen si<strong>ch</strong><br />
die Einheit des Vorentwurfes und dessen s<strong>ch</strong>lanke Ausgestaltung weitgehend bewahren.<br />
Na<strong>ch</strong>stehend sind einige für uns zentrale Punkte herausgegriffen:<br />
• Strafbestimmungen 1 (Art. 24 Vorentwurf)<br />
Die Strafbestimmungen bedürfen aus Si<strong>ch</strong>t von scienceindustries der Überarbeitung. Die Verordnung<br />
darf ni<strong>ch</strong>t den Eindruck erwecken, Mitglieder von Verwaltungsräten und Ges<strong>ch</strong>äftsleitungen<br />
würden dur<strong>ch</strong> den neuen Verfassungsartikel kriminalisiert. Sind Strafbestimmungen vorgesehen,<br />
bedürfen diese einer gesetzli<strong>ch</strong>en Grundlage, d.h. sie müssen mit dem Strafre<strong>ch</strong>t abgestimmt sein.<br />
Unbefriedigend ist in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t etwa das Fehlen konkreter Straftatbestände, die klare Unters<strong>ch</strong>eidung<br />
zwis<strong>ch</strong>en Busse und Strafe resp. deren Anwendung sowie das Fehlen einer Bagatellklausel<br />
und die teils tiefen Strafbarkeitss<strong>ch</strong>wellen. So sind Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren und Geldstrafen<br />
bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen im vorliegenden Kontext unverhältnismässig und sollten<br />
hö<strong>ch</strong>stens für s<strong>ch</strong>were und vorsätzli<strong>ch</strong> begangene Delikte erwogen werden. Zudem gilt es, die Haftung<br />
des Verwaltungsrates und der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung auf ein gesundes Mass zu bes<strong>ch</strong>ränken und<br />
unverhältnismässige Eintretens- und Überwa<strong>ch</strong>ungspfli<strong>ch</strong>ten ni<strong>ch</strong>t unter Strafe zu stellen. Es ist<br />
wi<strong>ch</strong>tig, dass Verwaltungsräte und Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder, die si<strong>ch</strong> korrekt verhalten, keinen<br />
Strafprozess zu befür<strong>ch</strong>ten haben. Andernfalls wird es in Zukunft s<strong>ch</strong>wierig werden, qualifiziertes<br />
Personal für Leitungsfunktionen zu finden, wodur<strong>ch</strong> die Qualität der Unternehmensführung zumindest<br />
in Frage gestellt wäre.<br />
• Folgen bei der Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung der Gesamtbeträge (Art. 18 Vorentwurf)<br />
Die im Vorentwurf vorgesehenen Folgen bei einer Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung von Anträgen lehnen wir ab.<br />
Die zwingende Vorgabe für den Verwaltungsrat, glei<strong>ch</strong>sam einen Alternativantrag bereitzuhalten,<br />
würde die Abstimmung ad absurdum führen. Damit würde ein Anreiz ges<strong>ch</strong>affen, den ersten Antrag<br />
bewusst abzulehnen, nur um den Alternativantrag einsehen zu können. Au<strong>ch</strong> die Bestimmung, wo-<br />
1<br />
Für detaillierte Ausführungen zu den Strafre<strong>ch</strong>tbestimmungen verweisen wir auf die Stellungnahme unseres Partnerverbandes SwissHoldings.
Anhörung VdgA: Stellungnahme von scienceindustries (26.07.13) Seite 3/4<br />
na<strong>ch</strong> infolge der Ablehnung des Alternatiwors<strong>ch</strong>lages innert drei Monaten eine neue Generalversammlung<br />
dur<strong>ch</strong>zuführen sei, ist ni<strong>ch</strong>t praktikabel und daher abzulehnen. Ein sol<strong>ch</strong>er starr vorgegebener<br />
Ablauf böte Angriffsflä<strong>ch</strong>e für mutwillige Sabotage. Stattdessen sollte analog der Ausnahmebestimmung<br />
unter Art. 18 Abs. 3 ein Opting-out vorgesehen werden, wona<strong>ch</strong> die Statuten eine<br />
abwei<strong>ch</strong>ende Regelung vorsehen können für den Fall, dass die Generalversammlung die Genehmigung<br />
verweigert. Dies wäre im Sinne der Freiheit der Aktionäre. Darüber hinaus ist wi<strong>ch</strong>tig zu klären,<br />
was bei Enthaltungen gilt. Wir orten hier ein Regelungsdefizit. Die vorges<strong>ch</strong>lagene Fassung im<br />
Vorentwurf würde im Falle von Spontananträgen zu zahlrei<strong>ch</strong>en Enthaltungen führen. Wären diese<br />
als Nein-Stimmen zu werten, würde dies die Abstimmungsresultate verzerren und Resultate hervorbringen,<br />
die ni<strong>ch</strong>t dem Willen der Generalversammlung entspre<strong>ch</strong>en.<br />
• Zahlungen im Voraus (Art. 20ff Vorentwurf)<br />
Die im Vorentwurf ausgearbeiteten Bestimmungen sind zu präzisieren. Gemäss dem neuen Verfassungsartikel<br />
sind Vorauszahlungen für künftige Arbeitsleistungen unzulässig. Davon zu trennen und<br />
daher ni<strong>ch</strong>t zu umfassen sind indes Ansprü<strong>ch</strong>e gegenüber vormaligen Arbeitgebern sowie die Abgeltung<br />
des Zeitwerts von Anwarts<strong>ch</strong>aften und Vermögensvorteile bei selbigem (Verfall von Optionen).<br />
Trotz der Ausführungen dazu im erläuternden Beri<strong>ch</strong>t ist ni<strong>ch</strong>t umfassend klar, was gemäss<br />
Vorentwurf als erlaubt zu qualifizieren ist und was ni<strong>ch</strong>t (so etwa in Hinblick auf lange Kündigungsfristen).<br />
Um Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit zu vermeiden, regen wir daher eine zusätzli<strong>ch</strong>e Klarstellung an. Die<br />
Arten der Vergütungsbezüge sind deutli<strong>ch</strong> voneinander zu unters<strong>ch</strong>eiden, insbesondere in Hinblick<br />
auf ihre Zulässigkeit. Dies ist im internationalen Wettbewerb um Talente ents<strong>ch</strong>eidend. Bliebe der<br />
Eindruck bestehen, dass jegli<strong>ch</strong>e Leistungen im Voraus verboten sind, würde es faktis<strong>ch</strong> unmögli<strong>ch</strong>,<br />
qualifiziertes Personal zum Stellenantritt in der S<strong>ch</strong>weiz zu motivieren.<br />
• Fringe Benefits (Art. 18 Vorentwurf)<br />
Bei den Vergütungen regen wir eine Bagatellklausel an. Die Generalversammlung stimmt künftig<br />
über die Gesamtsumme aller Vergütungen der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung ab. Diese Gesamtsumme hat fixe<br />
wie au<strong>ch</strong> variable Vergütungen sowie Geld und Wert der Sa<strong>ch</strong>leistungen zum Inhalt. Die Abstimmung<br />
darüber soll prospektiv erfolgen und damit grundsätzli<strong>ch</strong> in der Zukunft zu erbringende Leistungen<br />
autorisieren. Ohne klare Abgrenzung wären davon au<strong>ch</strong> geringfügige Nebenleistungen erfasst,<br />
wie sie in der Ges<strong>ch</strong>äftswelt gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sind (sogenannte „Fringe Benefits"). Zum einen sollen<br />
diese sozial übli<strong>ch</strong>en Nebenleistungen au<strong>ch</strong> weiterhin zulässig sein, zum anderen wird es in der<br />
Praxis kaum mögli<strong>ch</strong> sein, alle sol<strong>ch</strong>e im laufenden Ges<strong>ch</strong>äftsjahr anfallenden Nebenleistungen vorab<br />
zu ermitteln. Eine Bagatellklausel oder Präzisierungen zu den in diesem Zusammenhang relevanten<br />
Begriffen und Bestimmungen sollen deshalb Klarheit s<strong>ch</strong>affen.<br />
• Unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter (Art. 8ff Vorentwurf)<br />
Die im Vorentwurf ausgearbeiteten Bestimmungen zum unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter sind<br />
zum Teil impraktikabel und daher zu überarbeiten. Die Unabhängigkeit des Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
darf ni<strong>ch</strong>t darauf s<strong>ch</strong>liessen lassen, dass dieser ni<strong>ch</strong>t auf die bei grossen Generalversammlungen<br />
übli<strong>ch</strong>e Unterstützung der Gesells<strong>ch</strong>aft zurückgreifen kann. Darüberhinaus ergibt si<strong>ch</strong> aus dem Initiativtext<br />
bzw. dem neuen Verfassungsartikel keine Notwendigkeit, die Weisungsordnung zu regeln.
Anhörung VdgA: Stellungnahme von scienceindustries (26.07.13) Seite 4/4<br />
Die im Vorentwurf angeda<strong>ch</strong>ten Folgen der Weisungslosigkeit sind denn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t praxistaugli<strong>ch</strong>.<br />
Ni<strong>ch</strong>t angekündigte Anträge können si<strong>ch</strong> widerspre<strong>ch</strong>en, resp. zu vielen Enthaltungen führen. Wie<br />
im Vorentwurf vorgesehen, wären diese als Nein-Stimmen zu werten, was das Abstimmungsresultat<br />
und damit den Willen der Generalversammlung verfäls<strong>ch</strong>te. Es handelt si<strong>ch</strong> daher um einen unnötigen<br />
Eingriff in die Aktionärsre<strong>ch</strong>te, die ja hier genau gestärkt werden sollen. Ferner ers<strong>ch</strong>eint<br />
eine Korrektur bei den Vorgaben zur Amtsdauer des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters sinnvoll.<br />
Bei der jetzigen Vorgabe, wona<strong>ch</strong> ein unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter jederzeit mit sofortgier<br />
Wirkung abberufen werden kann, läuft dieser unvermittelt Gefahr, die ihm für die no<strong>ch</strong> folgenden<br />
Anträge übertragenen Stimmen ni<strong>ch</strong>t mehr ausüben zu können. Hier ist eine praktikable Lösung zu<br />
su<strong>ch</strong>en.<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts der verglei<strong>ch</strong>sweise kurzen Anhörungsfrist bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> die vorliegende Stellungnahme auf<br />
die dargelegte Auswahl für uns wi<strong>ch</strong>tiger Anliegen. Für detaillierte Ausführungen zum Vorentwurf und konkrete<br />
Änderungsanträge verweisen wir auf die <strong>Stellungnahmen</strong> von economiesuisse und SwissHoldings,<br />
denen wir uns ans<strong>ch</strong>liessen.<br />
Für die Berücksi<strong>ch</strong>tigung unserer Anliegen danken wir Ihnen.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse
1X Ex<strong>ch</strong>ange Regulation<br />
Amt für das HandeIsreqistr<br />
17.JUL12013 (<br />
No.<br />
SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange AG<br />
SIX Ex<strong>ch</strong>ange Regulation<br />
Bundesamt für Justiz<br />
H<br />
Herrn Olivier Blanc Postfa<strong>ch</strong> 1758<br />
Bundesrain 20<br />
CH-3003 Bern<br />
i RA Selnaustrasse 30<br />
CH8021 Zuri<strong>ch</strong><br />
www.six-ex<strong>ch</strong>ange-regulationcom<br />
Kontaktperson:<br />
Rodolfo Straub<br />
T +41 583992910<br />
rodoIfo,straubsix-group.com<br />
Züri<strong>ch</strong>, 16. Juli 2013<br />
Anhörung betreffend den Vorentwurf zur<br />
„Verordnung gegen die Abzockerei“<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Gerne nehmen wir die Gelegenheit wahr, na<strong>ch</strong>folgend zu ausgewählten Punkten des Vorentwurfs zur<br />
Verordnung gegen die Abzockerei (VE VgdA) Stellung zu nehmen.<br />
1. Sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Anwendungsberei<strong>ch</strong> der VgdA<br />
Gemäss Art. 1 VE VgdA findet die Verordnung Anwendung auf die Gesells<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> den Art. 620 —<br />
763 Obligationenre<strong>ch</strong>t (OR), deren Aktien an einer Börse im In- oder Ausland kotiert sind. Ist es so, dass<br />
die VgdA in jedem Fall auf spezialgesetzli<strong>ch</strong>e Aktiengesells<strong>ch</strong>aften mit Sitz in der S<strong>ch</strong>weiz (wie bei<br />
spielsweise die Banque Cantonale de Genve, die Banque Cantonale du Jura SA, die Zuger Kantonaf<br />
bank AG, die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Nationalbank oder die Swisscom AG) Anwendung findet oder kommt es auf<br />
aNfällige entspre<strong>ch</strong>ende Verweise auf das DR im spezialgesetzli<strong>ch</strong>en Erlass an? Für eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Klarstellung im Begleitberi<strong>ch</strong>t wären wir Ihnen dankbar.<br />
2. Systematik und Marginalien von Art. 14 und 15 VE VgdA<br />
Bezügli<strong>ch</strong> der im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t zu ma<strong>ch</strong>enden Angaben halten wir die Gliederung der Art. 14 und 15<br />
VE VgdA, wel<strong>ch</strong>e Art. 63bb1s DR ersetzen sollen, für unklar: Art. 14 Abs. 1 VE VgdA hält fest, wel<strong>ch</strong>e<br />
Angaben im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t zu den Vergütungen zu ma<strong>ch</strong>en sind (MarginaIie. „Vergütungen an den<br />
Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den Beirat). Art. 15 Abs. 1 VE VgdA hält fest, wel<strong>ch</strong>e Angaben<br />
zu Darlehen und Krediten zu ma<strong>ch</strong>en sind (Marginalie: „Darlehen und Kredite an den Verwaltungsrat, die<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den Beirat‘).<br />
Art. 15 Abs. 2 s<strong>ch</strong>reibt sodann vor, wel<strong>ch</strong>e Angaben zu Vergütungen, Darlehen und Krediten zu ma<strong>ch</strong>en<br />
sind. Die Bestimmung bezieht si<strong>ch</strong> demna<strong>ch</strong> entgegen dem Wortlaut der Marginalie und im Unters<strong>ch</strong>ied<br />
zu Abs. 1 von Art. 15 ni<strong>ch</strong>t nur auf Darlehen und Kredite sondern au<strong>ch</strong> auf Vergütungen. Wir s<strong>ch</strong>lagen<br />
vor, die einzelnen Absätze neu zu gruppieren.<br />
1/2
SIX S iss Ex<strong>ch</strong>ange AG<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
sø‘<br />
1 1 )C Ex<strong>ch</strong>ange Regulation<br />
(Rodolfo Straub Dr. Katharina Rüdlinger<br />
Vorsitzender der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung Leiterin Corporate Disclosure<br />
SIX Ex<strong>ch</strong>ange Regulation SIX Ex<strong>ch</strong>ange Regulation<br />
vorstehenden Ausführungen stehen Ihnen die Unterzei<strong>ch</strong>nenden jederzeit gerne zur Verfügung.<br />
Wir bedanken uns für die wohlwollende Prüfung unserer Stellungnahme. Bei allfälligen Fragen zu den<br />
2/2
SKPEE «Z5SEP<br />
LgeflossSc, es<br />
Amt für das Handel reter<br />
SCHWEIZERISCHE KAMMER DER PENSIONSKASSEN-EXPERTEN • k<br />
CHAMBRE SUISSE DES EXPERTS EN CAISSES DE PENSIONS<br />
No.<br />
2 4. JUlI 2013<br />
Bundesamt für Justiz (BJ)<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
18.07.2013 Br<br />
Anhörung: Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Gerne nehmen wir die Gelegenheit wahr, im Rahmen der Anhörung zum Vorentwurf zur<br />
Verordnung gegen die Abzockerei Stellung zu nehmen.<br />
Ausgangslage<br />
Wir beziehen uns einzig auf die Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 lit.a Satz 3 BV:“. . .Die<br />
Pensionskassen stimmen im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten ab und legen offen, wie sie<br />
gestimmt haben...“.<br />
Die Stellungnahme der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Kammer der Pensionskassen-Experten (SKPE),<br />
bezieht si<strong>ch</strong> somit nur auf den Abs<strong>ch</strong>nitt 10, Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t für<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen und Art. 25 VdgA, Strafbarkeit bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen.<br />
Art. 22 Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
Abs. 1: Geltungsberei<strong>ch</strong><br />
Der vorgesehene Geltungsberei<strong>ch</strong> einzig für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen die dem FZG<br />
unterstehen, ers<strong>ch</strong>eint uns sinnvoll. Mit dem Bezug auf das FZG unterliegen patronale<br />
Wohlfahrtsfonds mit Ermessensleistungen sowie Finanzierungsstiftungen diesen<br />
Bestimmungen zu Re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t.<br />
SEKRETARIAT, 0/0 SWISSCANTO VORSORGE AG<br />
PICASSOPLATZ 8 • 4052 BASEL • TEL. 058 344 42 62 • FAX 058 344 42 03<br />
WWW.PENSION-ACTUARIES,CH
SKPE (dSEP<br />
SCHWEIZERISCHE KAMMER DER PENSONSKASSEN-EXPERTEN<br />
CHAMERE SUISSE DES EXPERTS EH CAISSES DE PENSIONS<br />
Gemäss Art. 1 Abs. 1 VgdA finden die Bestimmungen Anwendung auf Aktiengesells<strong>ch</strong>aften<br />
na<strong>ch</strong> den Art. 620-763 OR, deren Aktien an einer Börse im In- oder Ausland kotiert sind. Die<br />
VgdA konzentriert si<strong>ch</strong> auf die von der PK direkt gehaltenen Aktien. Die Frage bez.<br />
kollektiver Anlagen oder Anteilen an Anlagestiftungen kann über eine VO Bestimmung ni<strong>ch</strong>t<br />
gelöst werden. Daran ändert die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass bereits heute einige Anlagestiftungen den<br />
Anlegern die Mögli<strong>ch</strong>keit bieten, ihre Stimmpräferenz geltend zu ma<strong>ch</strong>en, ni<strong>ch</strong>ts.<br />
Abs. 2/3: Stimmpfli<strong>ch</strong>t - Versi<strong>ch</strong>erteninteressen<br />
Pensionskassen müssen ihr Stimmre<strong>ch</strong>t immer im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten ausüben.<br />
Somit ist eine absolute Stimmpfli<strong>ch</strong>t nur dann verlangt, wenn Stimmabstinenz die Interessen<br />
der Versi<strong>ch</strong>erten verletzen würde. Au<strong>ch</strong> eine Stimmenthaltung oder ein Stimmverzi<strong>ch</strong>t kann<br />
im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten liegen (Abs. 3 VdgA). Das ist beispielsweise bei kleinen<br />
Aktienpositionen der Fall.<br />
Abs. 4: Das oberste Organ einer Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung<br />
Das oberste Organ vertritt die Versi<strong>ch</strong>erten und ist verantwortli<strong>ch</strong> für die<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung. Nur dieses Organ kann das Verfahren für die Wahrnehmung der<br />
Stimmre<strong>ch</strong>te festlegen.<br />
Art. 23 Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
An der Pfli<strong>ch</strong>t, mindestens einmal jährli<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft über die Wahrnehmung der<br />
Stimmre<strong>ch</strong>te abzulegen, ist ni<strong>ch</strong>ts zu bemängeln. Eine häufigere Beri<strong>ch</strong>terstattung ist<br />
zulässig. Zu Re<strong>ch</strong>t bezieht si<strong>ch</strong> die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t nur gegenüber den Versi<strong>ch</strong>erten und<br />
ni<strong>ch</strong>t den andern Aktionären oder weiteren Dritten.<br />
Art. 25 Strafbarkeit bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Da die neue Verfassungsbestimmung keine Ausnahmen vorsieht, sind au<strong>ch</strong><br />
Strafbestimmungen für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen vorgesehen. Diese tragen dem Grundsatz der<br />
Verhältnismässigkeit Re<strong>ch</strong>nung, indem als mögli<strong>ch</strong>e Täter Personen, die über eine gewisse<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungskompetenz verfügen (Ges<strong>ch</strong>äftsführung, Mitglieder des obersten Organs) in<br />
Frage kommen und die Handlungen (Verletzung der Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong><br />
den Art. 22 und 23 VgdA) nur strafbar sind, wenn der Täter vorsätzli<strong>ch</strong> handelt.<br />
SEKRETARIAT, 0/0 SWISSCANTO VORSORGE AG<br />
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SKPE<br />
SEP<br />
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Fazit<br />
Die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Kammer der Pensionskassen-Experten (SKPE) begrüsst den<br />
vorliegenden Verordnungsentwurf, setzt er do<strong>ch</strong> den Verfassungsartikel in ausgewogener Art<br />
und Weise um.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Kammer der Pensionskassen-Experten (SKPE)<br />
Stephan Wyss<br />
Präsident<br />
Urs Bra<strong>ch</strong>er<br />
Sekretär<br />
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Eidq. Just!z- und<br />
Brigitta Moser-Harder<br />
Hinterdorfstr. 8<br />
8194 Hüntwangen<br />
iNS C H R El 8 E N<br />
brig.moser.harder@bluemail.<strong>ch</strong><br />
Tel. 04486903 59<br />
PoIi: ‚<br />
23. j1IjJ 2U13 -2-<br />
Absatz 2<br />
Verweigert die Generalversammlung die Genehmigung des Gesamtbetrags. so kann der<br />
Verwaltungsrat an der glei<strong>ch</strong>en Versammlung einen neuen Antrag stellen. Stellt er<br />
EIP 0<br />
Frau Bundesratin 5. Sommaruga<br />
Bundeshaus West<br />
3003 Bern<br />
Hüntwangen. 20. juli 2013<br />
keinen neuen Antrag oder wird au<strong>ch</strong> dieser abgelehnt, so behält der letztjahrige<br />
Gesamtbetrag seine Gültigkeit<br />
In den Statuten kann jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ein Zusatzbetrag für den Fall der Ablehnung des<br />
Gesamtbetrages an den Generalversammhingen vorgesehen werden.<br />
Begründung:<br />
Na<strong>ch</strong> drei Monaten eine neue Generalversammlung einzuberufen, ma<strong>ch</strong>t keinen Sinn, da<br />
eine Zustimmung ni<strong>ch</strong>t garantiert werden kann.<br />
Anhörung zur Verordnung des Bundesrates eeen die Abzockerei fVedAj<br />
Sehr geehrte Frau ßundesrätin Sommaruga<br />
Absatz 3 ist zu strei<strong>ch</strong>en, da er unnötig ist. Zudem ist die bindende Abstimmung bereits<br />
unter Art 18/Absatz 1 vorges<strong>ch</strong>rieben.<br />
Na<strong>ch</strong> eingehender Prüfung der obigen Verordnung empfehlen das<br />
Unterstützungskomitee „Abzockerinitiative IA“ und i<strong>ch</strong> als Co-lnitiantin der<br />
Volksinitiative folgende Aenderungen/Ergänzungen (fgfl:<br />
9. Abs<strong>ch</strong>nitt Unzulässige Vergütungen<br />
Art. 20<br />
6. Abs<strong>ch</strong>nitt Statutenbestimmungen<br />
2. Vergütungen, die im Voraus ausgeri<strong>ch</strong>tet werden; dazu gehören au<strong>ch</strong> jede Form von<br />
Antrittspriimien und Ablösesummen vor und na<strong>ch</strong> Beginn der Anstellung<br />
Art. 12<br />
Absatz 1<br />
Begründung:<br />
Gemäss dem erläuternden Beri<strong>ch</strong>t Seite 25/3.9.3 und Seite 26 soll in der Verordnung<br />
2. die Dauer der Arbeitsverträge für die Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung; jg<br />
Kündigungsfrist darf zwölf Monate ni<strong>ch</strong>t übersteigen<br />
jede Form von Antrittsprämien/Ablösesummen (z.B. Ents<strong>ch</strong>ädigungen für „goldene<br />
Fesseln“) weiter zugelassen bleiben, trotzdem die meisten Vorauszahlungen gerade die<br />
Begründung:<br />
genannten Arten betreffen -als jüngstes Beispiel diejenige 2012 im Wertvon<br />
25 Millionen Franken für ein neues UBS-Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglied. Es sind u.a. aber<br />
Längere Kündigungsfristen haben bei vorzeitiger Kündigung/Entlassung teure<br />
Zahlungen zur Folge.<br />
genau diese ohne jede Leistung gewährten „Golden Handshakes“. die das S<strong>ch</strong>weizervolk<br />
immer wieder empörten und mit ein Grund waren, dass die Abzocker-Initiative so<br />
wu<strong>ch</strong>tig von den Stimmbere<strong>ch</strong>tigten angenommen wurde. Viele sol<strong>ch</strong> „vergoldeter“<br />
8. Abs<strong>ch</strong>nitt Genehmigung dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
Manager haben si<strong>ch</strong> im Na<strong>ch</strong>hinein zudem als Flop erwiesen und die Firma und<br />
Aktionäre somit finanziell doppelt ges<strong>ch</strong>ädigt!<br />
Art 18<br />
Absatz 1<br />
Die Generalversammlung stimmt jährli<strong>ch</strong> bindend und gesondert über die<br />
Genehmigung der Gesamtbeträge ab. die der Verwaltungsrat bes<strong>ch</strong>lossen hat für<br />
Vor der Abstimmung wurde seitens der Initianten zudem betont, dass der lnitiativtext<br />
mit,‘keine Vergütung im Voraus“ keine Ausnahmen in wel<strong>ch</strong>er Form au<strong>ch</strong> immer<br />
gestattet. Es ist zudem irrelevant, ob der Betrag vor oder na<strong>ch</strong> Arbeitsbeginn bezahlt<br />
wird; auf das Wesen „Vergütung im Voraus“ kommt es an. ni<strong>ch</strong>t auf den Zeitpunkt des<br />
Geldflusses.<br />
Begründung:<br />
Vor der Abstimmung wurde au<strong>ch</strong> seitens der Politiker signalisiert, dass die Initianten<br />
die Abstimmung über die Vergütungen bindend wollen. Damit es keine<br />
Unsi<strong>ch</strong>erheiten/Diskussionen bei der Anwendung des Gesetzes gibt, muss das Wort<br />
„bindend“ au<strong>ch</strong> aufgeführt sein.<br />
Antrittsprämien/Ablösesummen in jeder Form müssen gesetzli<strong>ch</strong> verboten sein.<br />
ansonsten z.B. „goldene Fesseln“ eliminiert und die S<strong>ch</strong>leusen für Vergütungsexzesse<br />
offen bleiben würden. Die betroffenen Manager könnten mit ihren intimen Kenntnissen<br />
die alte und neue Firma somit regelre<strong>ch</strong>t erpressen, zum S<strong>ch</strong>aden des Unternehmens.<br />
der Aktionäre. der gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Moral und des sozialen Zusammenhalts.
.<br />
-4-<br />
Ri<strong>ch</strong>tig wäre dagegen: au<strong>ch</strong> Manager sollen loyal und Vorbild sein, Zudem sollte das<br />
Gesetz aus unternehmeris<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t Manager daran hindern, egoistis<strong>ch</strong>. geldgierig und<br />
kurzfristig vorzugehen,<br />
10. Abs<strong>ch</strong>nitt: Stimm- und Offenlegungsp(li<strong>ch</strong>t fik Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Art. 22 Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
Absatz 3 ist zu strei<strong>ch</strong>en und wie folgt zu ersetzen:<br />
Die Stimmptli<strong>ch</strong>t der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen gilt an Generalversammlungen für<br />
flim SMI kotierten Gesells<strong>ch</strong>aften plus für die zehn grössten Beteiligungen von<br />
weiteren an in- und ausländis<strong>ch</strong>en Börsen kotierten S<strong>ch</strong>weizer Unternehmen.<br />
Begründung:<br />
Auf die Stimmabgabe darf ni<strong>ch</strong>t verzi<strong>ch</strong>tet werden. Dies kann au<strong>ch</strong> zugemutet werden,<br />
da keine physis<strong>ch</strong>e Teilnahme an der Generalversammlung notwendig ist, können do<strong>ch</strong><br />
die Abstimmungsweisungen direkt dem Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter elektronis<strong>ch</strong> zugestellt<br />
werden. Au<strong>ch</strong> sind in der heute bestens vernetzten Welt Firmeninformationen jederzeit<br />
abrufbar und werden die Jahres- und Vergütungsberi<strong>ch</strong>te immer transparenter. Zudem<br />
publizieren spezialisierte Firmen vor den Generalversammlungen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsempfehlungen.<br />
Au<strong>ch</strong> was die vermeintli<strong>ch</strong>e Kostenexplosion (ASIP, Economiesuisse) betrifft, so hielten<br />
vers<strong>ch</strong>iedene öffentli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Kassen (Z.B. Publica-PK des Bundes-Dieter Stohler,<br />
HLVK-bernis<strong>ch</strong>eLehrerversi<strong>ch</strong>erungskasse-ChristophZür<strong>ch</strong>er)vorderAbstimmung<br />
Absatz 4<br />
Das oberste Organ der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung legt in einem Reglement fest, na<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>en<br />
Grundsätzen das Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten bei der Ausübung des Stimmre<strong>ch</strong>te<br />
bestimmt wird. Die Arbeitnehmervertreter in den Stiftungsräten sind für die<br />
Ents<strong>ch</strong>eiduneen im Sinne der Versi<strong>ch</strong>erten masseebend.<br />
Begründung:<br />
Ein irgendwann im Jahr publizierte Zusammenfassung. wie der Stimmpfli<strong>ch</strong>t an den<br />
Generalversammlungen na<strong>ch</strong>gekommen wurde, informiert die Versi<strong>ch</strong>erten zu spät und<br />
zu wenig transparent. Dass die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t kein Problem ist, zeigt in<br />
vorbildli<strong>ch</strong>er Weise z.B. die BVK (PK des Kantons Züri<strong>ch</strong>), die seit 2009 ihr<br />
Abstimmungsverhalten sogar im Voraus im Internet publiziert.<br />
Wir danken Ihnen, sehr geehrte Frau Bundesrätin. für die Berücksi<strong>ch</strong>tigung unserer<br />
Einwendungen.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e GrOsse<br />
Brigitta Moser-Harder<br />
Co-lnitiantin Volksinitiative „gegen die Abzockerei“<br />
Unterstützungskomitee „Abzockerinitiative JA‘<br />
www.abzockerinitiptiyeja,cji<br />
///<br />
Marce,,J{ablützel Karl Widmer Mai11 unzi Beda Düggelin<br />
.7<br />
Begründung:<br />
Vielfa<strong>ch</strong> wurde argumentiert, die Interessen der Versi<strong>ch</strong>erten herauszufinden, sei<br />
unmögli<strong>ch</strong>, da man ja eine Umfrage bei den Versi<strong>ch</strong>erten ma<strong>ch</strong>en müsste. Dies ist ni<strong>ch</strong>t<br />
zutreffend, da die in den Stiftungsräten vertretenen Arbeitnehmer dafür bestens<br />
qualifiziert sind,<br />
Art. 23 Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem FZG unterstellt sind, müssen spätestens einen Monat<br />
na<strong>ch</strong> der Generalversammlune offenlenen. wie sie eestimmt haben. Sie<br />
publizieren dies auftihrer lnternetseite oder auf einer für ille
NESTLÉ S.A.<br />
Eide;. Justiz- und<br />
Poli?, .^'département<br />
2 2. JULI 2013<br />
BA Justiz J<br />
E 23. JULI 2013 *<br />
lAct<br />
Eidg. Justiz- und Polizeidepartement<br />
Frau Bundesrätin S. Sommaruga<br />
Bundeshaus West<br />
3003 Bern<br />
Vevey, 18. Juli 2013<br />
Anhörung zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA) -<br />
Nestlé S.A.<br />
Stellungnahme von<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin Sommaruga,<br />
Besten Dank für die Gelegenheit zu einer Stellungnahme zum Vorentwurf der Verordnung<br />
gegen die Abzockerei (VgdA). Wir unterstützen weitestgehend die Eingaben der<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsverbände SwissHoldings und economiesuisse und bes<strong>ch</strong>ränken uns deshalb auf<br />
einige wenige Punkte, die uns aufgrund unserer eigenen praktis<strong>ch</strong>en Erfahrungen speziell<br />
wi<strong>ch</strong>tig ers<strong>ch</strong>einen.<br />
Zunä<strong>ch</strong>st begrüssen wir es ausdrückli<strong>ch</strong>, dass si<strong>ch</strong> der Verordnungsentwurf eng an den<br />
Wortlaut der neuen Verfassungsbestimmung hält und damit den Volksents<strong>ch</strong>eid respektiert.<br />
Er bemüht si<strong>ch</strong>, deren Bestimmungen in einer Art und Weise umzusetzen, die einerseits den<br />
Zielsetzungen der Minder-Initiative gere<strong>ch</strong>t wird und andererseits für die von den neuen<br />
Bestimmungen betroffenen Unternehmen und Vorsorgeinri<strong>ch</strong>tungen praktikabel ist.<br />
Unsere Stellungnahme bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> denn au<strong>ch</strong> auf zwei Punkte, für wel<strong>ch</strong>e diese beiden<br />
Prinzipien u. E. ni<strong>ch</strong>t vollständig befolgt worden sind.<br />
1. Strafbestimmungen (E-Art. 24 / 25)<br />
Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit ist zentral für das künftige Vertrauen in den Unternehmensstandort<br />
S<strong>ch</strong>weiz. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass Verwaltungsräte und Mitglieder der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung, die si<strong>ch</strong> integer verhalten und ehrli<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>en, die Regeln einzuhalten,<br />
ni<strong>ch</strong>t trotzdem dauernd der Gefahr ausgesetzt sind, vor den Strafri<strong>ch</strong>ter gezogen zu werden.<br />
Sol<strong>ch</strong>e Organe sollten weder von unzufriedenen Aktionären, aktivistis<strong>ch</strong>en Hedge Funds<br />
no<strong>ch</strong> deren Anwälten mit Strafklagen unter Druck gesetzt werden können. Das stete Risiko<br />
von latenten Strafverfahren könnte sonst zu erhebli<strong>ch</strong>en Reputationsrisiken führen und<br />
fähige Führungskräfte davon abhalten, si<strong>ch</strong> als Organe in s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Unternehmen zur<br />
Verfügung zu stellen. In einigen Punkten gehen die Strafbestimmungen zudem weiter, als<br />
vom Verfassungstext vorgegeben ist.<br />
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Wir setzen uns deshalb dafür ein, die Strafbestimmungen so zu überarbeiten, dass dieses<br />
Ziel der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit für den gut geführten und integren Verwaltungsrat in best<br />
mögli<strong>ch</strong>er Weise errei<strong>ch</strong>t wird. SwissHoldings hat diesbezügli<strong>ch</strong> einen konkreten Vors<strong>ch</strong>lag<br />
gema<strong>ch</strong>t, den wir unterstützen. Wir sind selbstverständli<strong>ch</strong> aber offen, wenn mit anderen<br />
Massnahmen der glei<strong>ch</strong>e Zweck errei<strong>ch</strong>t werden kann.<br />
2. Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung von Vergütungsbeträgen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung -<br />
Neuregelung der Folgen (E-Art. 18)<br />
Wir begrüssen ausdrückli<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit des Opting-out gemäss E-Art. 18 Abs. 3, da wir<br />
die von der E-VgdA vorgesehenen Folgen einer Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung (E-Art. 18 Abs. 2),<br />
aufgrund unserer eigenen Erfahrungen als unpraktikabel betra<strong>ch</strong>ten.<br />
Viele Gesells<strong>ch</strong>aften führen bereits im Vorfeld der Generalversammlung einen Dialog mit<br />
den wi<strong>ch</strong>tigsten Investoren. Die Mögli<strong>ch</strong>keit eines alternativen Antrags des<br />
Verwaltungsrates era<strong>ch</strong>ten wir dafür als unpraktikabel. Würde der Alternatiwors<strong>ch</strong>lag vor<br />
der Generalversammlung bekanntgegeben, käme dies einer kaum erwüns<strong>ch</strong>ten<br />
Auswahlsendung glei<strong>ch</strong>. Würde der Alternativvors<strong>ch</strong>lag an der Generalversammlung<br />
präsentiert, na<strong>ch</strong>dem der ursprüngli<strong>ch</strong>e Antrag des Verwaltungsrates abgelehnt wurde,<br />
wäre der na<strong>ch</strong>folgende Antrag des Verwaltungsrates ein ni<strong>ch</strong>t angekündigter Antrag zu<br />
einem bestehenden Traktandum. Aktionäre, die ni<strong>ch</strong>t selber an der Generalversammlung<br />
teilnehmen können - in aller Regel die überwiegende Mehrheit der Stimmen - geben nun<br />
aber erfahrungsgemäss für diesen Fall vielfa<strong>ch</strong> eine Instruktion zur Stimmenthaltung, da sie<br />
weder Ja no<strong>ch</strong> Nein instruieren wollen zu einem Antrag, den sie no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t kennen.<br />
Einige Proxy Advisors empfehlen sogar grundsätzli<strong>ch</strong> eine ablehnende Instruktion (Nein oder<br />
Enthaltung) zu allen ni<strong>ch</strong>t angekündigten Anträgen. Selbst wenn alle an der<br />
Generalversammlung persönli<strong>ch</strong> oder via Vollma<strong>ch</strong>t vertretenen Aktionäre für den zweiten<br />
Antrag des Verwaltungsrates stimmten, wäre demna<strong>ch</strong> eine Zustimmung in praktis<strong>ch</strong> allen<br />
Konstellationen ausges<strong>ch</strong>lossen.<br />
Damit würde der Verordnungsentwurf in der Regel dazu führen, dass die Einberufung einer<br />
ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung innert drei Monaten unvermeidbar wäre. Neben<br />
den damit verbundenen logistis<strong>ch</strong>en Problemen und reputationsmässigen Risiken, würde<br />
den Unternehmen - und somit au<strong>ch</strong> den Aktionären - daraus ein ganz erhebli<strong>ch</strong>er Aufwand<br />
an Kosten entstehen, und Ressourcen gebunden werden, die ni<strong>ch</strong>t anderweitig für das<br />
Tagesges<strong>ch</strong>äft eingesetzt werden können. Erfahrungsgemäss wäre es sehr s<strong>ch</strong>wierig,<br />
kurzfristig einen geeigneten Tagungsort für ca. 4000 Teilnehmer zu finden und die<br />
Generalversammlung ordnungsgemäss vorzubereiten.<br />
Wir haben die Generalversammlung der Nestlé 2013 mit Blick auf die vorges<strong>ch</strong>lagene<br />
Regelung na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> analysiert.<br />
Bei Beginn der Generalversammlung waren 2998 Aktionäre physis<strong>ch</strong> präsent, die insgesamt<br />
rund 2.3% der vertretenen Aktien repräsentierten. Der Organvertreter der Nestlé vertrat im<br />
2
Auftrag von Aktionären rund 14.2% dieser Aktien und der Unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter 83.5%.<br />
Im Stimmmaterial der Nestlé konnten die Aktionäre dem Unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter Vollma<strong>ch</strong>t erteilen im Falle eines neuen oder geänderten Antrags<br />
dur<strong>ch</strong> einen Aktionär während der Generalversammlung dem Antrag des Verwaltungsrates<br />
zuzustimmen, den Antrag des Verwaltungsrates abzulehnen oder si<strong>ch</strong> der Stimme zu<br />
enthalten. Von den Aktionären, die ni<strong>ch</strong>t an der Generalversammlung teilnehmen konnten<br />
und si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den Unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter oder den Organvertreter vertreten<br />
Messen, haben rund 60% (bezogen auf die vertretenen Aktien) die Weisung erteilt, si<strong>ch</strong> in<br />
einem sol<strong>ch</strong>en Fall der Stimme zu enthalten. Gemäss Statuten der Nestlé fassen die<br />
Aktionäre ihre Bes<strong>ch</strong>lüsse mit der absoluten Mehrheit der vertretenen Aktienstimmen.<br />
Somit wäre die Annahme eines zweiten Antrags s<strong>ch</strong>on im Vornherein aussi<strong>ch</strong>tlos gewesen,<br />
zumal bei der Bere<strong>ch</strong>nung des Absoluten Mehrs die Enthaltungen als Nein-Stimmen gelten.<br />
Zumindest unter dem Opting-out gemäss E-Art. 18 Abs. 3 sollte die Generalversammlung<br />
deshalb die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, eine von E-Art. 18 Abs. 2 abwei<strong>ch</strong>ende Regelung in die<br />
Statuten aufzunehmen. Beispielsweise könnte in einem sol<strong>ch</strong>en Fall der dur<strong>ch</strong> die<br />
Direktwahl erhebli<strong>ch</strong> gestärkte Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss verantwortli<strong>ch</strong> erklärt werden, die<br />
Vergütung interimistis<strong>ch</strong> (bis zur nä<strong>ch</strong>sten Generalversammlung) unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung des<br />
Ents<strong>ch</strong>eides der Generalversammlung festzulegen. Dabei wären die drei Voraussetzungen<br />
von E-Art 18 zu bea<strong>ch</strong>ten und etwa si<strong>ch</strong>erzustellen, dass die nä<strong>ch</strong>ste ordentli<strong>ch</strong>e<br />
Generalversammlung in angemessener Weise wieder über die Vergütung befinden kann.<br />
In diesem Zusammenhang setzen wir uns au<strong>ch</strong> dafür ein, dass das Weisungswesen ni<strong>ch</strong>t<br />
verändert wird. Dies ginge über den Regelungsgegenstand von Art. 95 Abs. 3 BV hinaus,<br />
wel<strong>ch</strong>er si<strong>ch</strong> diesbezügli<strong>ch</strong> auf die Abs<strong>ch</strong>affung des Organ- und Depotstimmre<strong>ch</strong>ts<br />
bes<strong>ch</strong>ränkt. Mit der Regelung der Weisungserteilung an den Unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bei Spontananträgen und der Folgen der Weisungslosigkeit wei<strong>ch</strong>t der<br />
Vorentwurf vom Prinzip ab, si<strong>ch</strong> auf die Verfassungsbestimmung zu bes<strong>ch</strong>ränken. Die<br />
Regelungen gemäss E-Art. 9 Abs. 2 und 10 Abs. 2 könnten Generalversammlungsresultate<br />
verfäls<strong>ch</strong>en und zu (Zufalls-)Resultaten führen, die von der grossen Mehrheit der Aktionäre<br />
so gar nie gewollt gewesen wären.<br />
3. Weitere Bemerkungen<br />
Wir unterstützen weitestgehend die Übrigen in den Eingaben der Wirts<strong>ch</strong>aftsverbände<br />
SwissHoldings und economiesuisse erwähnten Änderungsvors<strong>ch</strong>läge. Wir begrüssen aber<br />
au<strong>ch</strong> ausdrückli<strong>ch</strong> die zahlrei<strong>ch</strong>en Regelungsvors<strong>ch</strong>läge, bei denen es gelungen ist, die<br />
Volksinitative in einer intelligenten und praxistaugli<strong>ch</strong>en Weise umzusetzen. Namentli<strong>ch</strong><br />
geht es dabei um folgende Bestimmungen:<br />
1. Opting-out Mögli<strong>ch</strong>keit gemäss E-Art. 18 Abs. 3<br />
2. Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung (E-Art. 19)<br />
3
3. Unters<strong>ch</strong>eidung Vergütungen im Voraus / Antrittsprämien<br />
4. Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung - Bestätigung der jetzigen Re<strong>ch</strong>tslage<br />
5. Ausgestaltung der elektronis<strong>ch</strong>en Fernabstimmung<br />
6. Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t für Vorsorgeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Wir danken Ihnen deshalb für die in vielerlei Hinsi<strong>ch</strong>t gelungene Umsetzung und die<br />
wohlwollende Prüfung unserer verbleibenden Anliegen. Wir stehen Ihnen und Ihrem<br />
Departement selbstverständli<strong>ch</strong> jederzeit für Auskünfte zur Verfügung.<br />
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nl
Besonders hinweisen mö<strong>ch</strong>ten wir auf die fünf folgenden zentralen Punkte:<br />
1. Zunä<strong>ch</strong>st ist wesentli<strong>ch</strong> klarzustellen, in wel<strong>ch</strong>em Verhältnis der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t des Verwaltungsrates<br />
(Art. 13 VgdA) und die im Anhang zur Bilanz offenzulegenden Angaben (Art.<br />
663b'"^ OR) übergangsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zueinander stehen. In der Übergangsbestimmung von Art. 26<br />
ist daher zu ergänzen, dass die Bestimmungen der Verordnung für die Jahresabs<strong>ch</strong>lüsse<br />
2013 ni<strong>ch</strong>t gelten.<br />
2. Zu begrüssen ist die in Art. 18 Abs. 3 VgdA vorgesehene Mögli<strong>ch</strong>keit, dur<strong>ch</strong> statutaris<strong>ch</strong>e<br />
Regelung ein fiir die Vertragspartner verlässli<strong>ch</strong>es Vergütungsregime zu etablieren. Es ist<br />
absehbar, dass aus Gründen der Praktikabilität und Planungssi<strong>ch</strong>erheit praktis<strong>ch</strong> alle Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
dazu übergehen werden, jeweils im Voraus Anträge für fixe und variable Vergütungen<br />
für ein und dasselbe Ges<strong>ch</strong>äftsjahr zu stellen. Demzufolge ist vorzuziehen, dieses alternative<br />
Vergütungsregime in der Verordnung als Normalfall vorzusehen.<br />
3. Sodann ist klarzustellen, was bei Ni<strong>ch</strong>tgenehmigung der Vergütungen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
zu erfolgen hat. Eine Festsetzung aufgrund eines neuen Antrages des Verwaltungsrates<br />
an derselben Generalversammlung ist ni<strong>ch</strong>t sinnvoll. Den Gesells<strong>ch</strong>aften ist die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit einzuräumen, eine statutaris<strong>ch</strong>e Auffangregelung vorzusehen. Dabei ist in den<br />
Statuten der in diesen Fällen anzuwendende Me<strong>ch</strong>anismus zur Bestimmung der Höhe der Vergütungen<br />
festzulegen, oder es sind in den Statuten die Kriterien festzulegen, na<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>en der<br />
- von der Generalversammlung gewählte - Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss die Vergütungen ersatzweise<br />
zu bestimmen hat. Die Dur<strong>ch</strong>führung einer kurzfristig einzuberufenden ausserordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung ist bei den kotierten Grossgesells<strong>ch</strong>aften ni<strong>ch</strong>t praktikabel.<br />
4. Von grosser praktis<strong>ch</strong>er Bedeutung ist femer, die Unklarheit bezügli<strong>ch</strong> der Anpassung der<br />
bestehenden Arbeitsverträge im Verordnungstext zu beseitigen. Die vor dem Inkrafttreten<br />
der Verordnung re<strong>ch</strong>tsgültig vereinbarten Vergütungen sind von der Anwendung der Verordnung<br />
auszunehmen (unzulässige Rückwirkung). Aus Gründen der Praktikabilität ist zudem in<br />
den Statuten ni<strong>ch</strong>t die Dauer der Arbeitsverträge, sondem die maximale Kündigungsfrist anzugeben.<br />
Die vorgesehene Regelung geht von der unzutreffenden Vorstellung einer Emennung<br />
der Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung für eine bestimmte Amtszeit aus. Dieses deuts<strong>ch</strong>e<br />
Konzept wird von den Gesells<strong>ch</strong>aften in der S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t praktiziert.<br />
5. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> sind die im Vorentwurf enthaltenen drakonis<strong>ch</strong>en Strafen wegen Verstössen gegen<br />
aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Vors<strong>ch</strong>riften zufolge der fehlenden Bestimmtheit des Straftatbestandes<br />
ein vorrangiges Problem. Viele der strafbewehrten aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Bestimmungen weisen<br />
aus Si<strong>ch</strong>t der tangierten Aktionärsre<strong>ch</strong>te einen geringen S<strong>ch</strong>utzgehalt auf Da diese Problematik<br />
in anderen <strong>Stellungnahmen</strong> eingehend erörtert wird, mö<strong>ch</strong>ten wir uns dazu ni<strong>ch</strong>t weiter äussern.<br />
Wir unterstützen aber ausdrückli<strong>ch</strong> die Vorbringen, wona<strong>ch</strong> die Strafbestimmung als<br />
Antragsdelikt auszugestalten und nur vorsätzli<strong>ch</strong>es Handeln strafbar ist.<br />
2
Wir hoffen, dass unsere Vorbringen angemessen berücksi<strong>ch</strong>tigt werden können und danken Ihnen für<br />
die Gelegenheit, zur VgdA Stellung nehmen zu dürfen.<br />
Für die Bespre<strong>ch</strong>ung einzelner Punkte stehen wir Ihnen selbstverständli<strong>ch</strong> geme zur Verfugung.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Niederer Kraft & Frey AG<br />
Peter Forstmoser Peter R. Isler Gaudenz G. Zindel<br />
Patrik ^;;^gyer<br />
Bertrand G. S<strong>ch</strong>ott<br />
Beilage:<br />
Tabellaris<strong>ch</strong>e Übersi<strong>ch</strong>t zu den einzelnen Bestimmungen des Vorentwurfs mit konkreten<br />
Anpassungsvors<strong>ch</strong>lägen<br />
3
25. Juli 2013<br />
ANHÖRUNG – VORENTWURF ZUR VERORDNUNG GEGEN DIE ABZOCKEREI<br />
("VGDA")<br />
Systematis<strong>ch</strong>e Analyse der VgdA-Bestimmungen<br />
und entspre<strong>ch</strong>ende Verbesserungsvors<strong>ch</strong>läge
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
Art. 1 Abs. 2<br />
Geltungsberei<strong>ch</strong> Verordnung<br />
Die VgdA sieht vor, dass die Bestimmungen<br />
der Verordnung widerspre<strong>ch</strong>enden<br />
Bestimmungen des OR<br />
vorgehen.<br />
Das s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Aktienre<strong>ch</strong>t ist dem Paritätsprinzip<br />
verpfli<strong>ch</strong>tet, wona<strong>ch</strong> jedem Organ<br />
bestimmte unentziehbare Aufgaben<br />
zukommen. Dieser Grundsatzents<strong>ch</strong>eid<br />
hat unter anderem zu der in Art. 716a Abs. 1<br />
OR enthaltenen Liste von unübertragbaren<br />
und unentziehbaren(!) Aufgaben des Verwaltungsrates<br />
geführt. Diese Liste bleibt<br />
verbindli<strong>ch</strong>, soweit die neue Verfassungsbestimmung<br />
ni<strong>ch</strong>t etwas anderes vors<strong>ch</strong>reibt.<br />
Unübertragbar ist dana<strong>ch</strong> "die Festlegung<br />
der Organisation" (Ziff. 2). Dazu gehört die<br />
eigene Organisation des Verwaltungsrates,<br />
weshalb etwa Art. 7 Abs. 4 VgdA anzupassen<br />
oder zu strei<strong>ch</strong>en ist.<br />
Im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t ist zu ergänzen, dass<br />
die aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundsätze, insbesondere<br />
das Paritätsprinzip, zur Auslegung der<br />
Bestimmungen der Verordnung heranzuziehen<br />
sind.<br />
Beispiel für eine unnötigerweise dem Paritätsprinzip<br />
widerspre<strong>ch</strong>ende Vors<strong>ch</strong>rift ist die<br />
Regelung von Art. 7 Abs. 4 VgdA, wona<strong>ch</strong><br />
die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
in den Statuten zu regeln<br />
sind – und damit zu Unre<strong>ch</strong>t in die Zuständigkeit<br />
der Generalversammlung gelegt<br />
werden (siehe dazu hierna<strong>ch</strong> bei Art. 7).<br />
Art. 2 Ziff. 1<br />
Befugnisse Generalversammlung<br />
Die Bestimmung sieht vor, dass au<strong>ch</strong><br />
die Wahl allfälliger Stellvertreter des<br />
VR-Präsidenten zu den unübertragbaren<br />
Befugnissen der Generalversammlung<br />
zählt.<br />
Die Bestimmung, wona<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
neben dem VR-Präsidenten au<strong>ch</strong><br />
den oder die Vizepräsidenten des Verwaltungsrates<br />
zu wählen hat, geht über die Erfordernisse<br />
der neuen Verfassungsbestimmung<br />
von Art. 95 Abs. 3 BV hinaus. Die vorgesehene<br />
Regelung widerspri<strong>ch</strong>t damit dem<br />
Selbstkonstituierungsre<strong>ch</strong>t der aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Organe, namentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> des<br />
Verwaltungsrates. Ein Eingriff in die Selbstkonstituierung<br />
ist nur dort gere<strong>ch</strong>tfertigt, wo<br />
die Verfassungsbestimmung dies verlangt.<br />
In Art. 2 Ziff. 1 VgdA ist die Ergänzung "und<br />
gegebenenfalls der Stellvertreter" mangels<br />
Grundlage in der Verfassungsbestimmung zu<br />
strei<strong>ch</strong>en.<br />
Siehe au<strong>ch</strong> den Vors<strong>ch</strong>lag zu Art. 4 Abs. 1<br />
VgdA hierna<strong>ch</strong> (Strei<strong>ch</strong>ung der Ergänzung<br />
"und allfälliger Stellvertreter").<br />
2 / 18
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
Des Weiteren ist ni<strong>ch</strong>t geregelt, wie zu verfahren<br />
ist, wenn der dur<strong>ch</strong> den Verwaltungsrat<br />
zur Wahl vorges<strong>ch</strong>lagene VR-Präsident<br />
von der Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t gewählt<br />
wird.<br />
Für den Fall der Ni<strong>ch</strong>twahl des vorges<strong>ch</strong>lagenen<br />
VR-Präsidenten, muss die Konstituierung<br />
des Verwaltungsrats bis zur nä<strong>ch</strong>sten<br />
ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung dem Verwaltungsrat<br />
überlassen werden.<br />
Art. 4 Abs. 1<br />
Wahl des VR-Präsidenten<br />
Die Bestimmung sieht hier (no<strong>ch</strong> einmal)<br />
vor, dass au<strong>ch</strong> die allfälligen<br />
Stellvertreter des VR-Präsidenten<br />
von der Generalversammlung zu wählen<br />
sind.<br />
Art. 4 Abs. 1 VgdA stellt eine Wiederholung<br />
von Art. 2 Ziff. 1 VgdA dar.<br />
Siehe den Kommentar zum (übers<strong>ch</strong>iessenden)<br />
Erfordernis der Wahl des/der Vizepräsidenten<br />
des Verwaltungsrates dur<strong>ch</strong> die<br />
Generalversammlung bei Art. 2 Ziff. 1 hiervor.<br />
In Art. 4 Abs. 1 VgdA ist die Ergänzung "und<br />
allfällige Stellvertreter" mangels Grundlage<br />
in der Verfassungsbestimmung zu strei<strong>ch</strong>en.<br />
Siehe den entspre<strong>ch</strong>enden Vors<strong>ch</strong>lag bei Art.<br />
2 Ziff. 1 VgdA hiervor.<br />
Art. 4 Abs. 3<br />
Abberufung des VR-Präsidenten<br />
und allfälliger Stellvertreter<br />
In Anlehnung an Art. 705 OR sieht die<br />
VgdA vor, dass die Generalversammlung<br />
bere<strong>ch</strong>tigt ist, den VR-<br />
Präsidenten und allfällige Stellvertreter<br />
abzuberufen.<br />
Die Bestimmung stellt ni<strong>ch</strong>t klar, worauf si<strong>ch</strong><br />
die Abberufung dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
bezieht. Ri<strong>ch</strong>tigerweise wird im Erläuternden<br />
Beri<strong>ch</strong>t dazu ausgeführt, dass es<br />
si<strong>ch</strong> um eine Abberufung "in dieser Funktion"<br />
handelt und die Abberufenen Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates bleiben (Beri<strong>ch</strong>t<br />
Seite 11); es sei denn, sie werden gemäss<br />
Art. 705 Abs. 1 OR au<strong>ch</strong> als Mitglieder des<br />
Verwaltungsrates abberufen. Um Unklarheiten<br />
zu vermeiden, sollte dies im Verordnungstext<br />
selbst festgehalten werden.<br />
Zu strei<strong>ch</strong>en ist der Zusatz, dass au<strong>ch</strong> "all-<br />
Diese Bestimmung ist aus Gründen der<br />
Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit wie folgt zu präzisieren:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 4<br />
3<br />
Die Generalversammlung ist bere<strong>ch</strong>tigt,<br />
dem Präsidenten des Verwaltungsrates die<br />
Präsidialfunktion zu entziehen."<br />
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NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
fällige Stellvertreter" abberufen werden können,<br />
weil bereits die Wahl derselben ni<strong>ch</strong>t in<br />
den Kompetenzberei<strong>ch</strong> der Generalversammlung<br />
fallen sollte (vgl. die Bemerkungen<br />
oben zu Art. 2 Ziff. 1 und Art. 4 Abs. 1<br />
VgdA).<br />
Dass Ents<strong>ch</strong>ädigungsansprü<strong>ch</strong>e der Abberufenen<br />
vorbehalten bleiben, muss hier wohl<br />
ni<strong>ch</strong>t festgehalten werden, da dies gemäss<br />
Art. 705 Abs. 2 OR gilt.<br />
Art. 5<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
Die VgdA sieht vor, dass der Verwaltungsrat<br />
die unübertragbare und unentziehbare<br />
Aufgabe hat, den "Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
zu erstellen".<br />
Obwohl es bei den S<strong>ch</strong>weizer kotierten Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
bereits gängiger Praxis entspri<strong>ch</strong>t,<br />
zuhanden der Aktionäre einen Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
zu verfassen, ist festzustellen, dass<br />
die auf Verordnungsebene neu ges<strong>ch</strong>affene<br />
unübertragbare und unentziehbare Aufgabe<br />
des Verwaltungsrats dur<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3<br />
BV ni<strong>ch</strong>t gedeckt ist.<br />
Zudem wird dur<strong>ch</strong> die VgdA dem Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss<br />
die zentrale Aufgabe bei<br />
Vergütungsfragen zugewiesen, was im Widerspru<strong>ch</strong><br />
zu einer undelegierbaren Aufgabe<br />
des gesamten Verwaltungsrats stehen<br />
würde.<br />
Diese Bestimmung ist daher zu strei<strong>ch</strong>en.<br />
(s. zudem unten zu Art. 13–17 VgdA)<br />
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NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
Art. 7 Abs. 4<br />
Aufgaben und Zuständigkeiten des<br />
Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
Die VgdA sieht vor, dass die Aufgaben<br />
und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
in den Statuten<br />
bestimmt werden.<br />
Gemäss Übergangsregelung werden<br />
die Aufgaben und Zuständigkeiten<br />
des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses bis zur<br />
statutaris<strong>ch</strong>en Festlegung derselben<br />
vom Verwaltungsrat festgelegt (Art. 29<br />
Abs. 2 VgdA).<br />
Die Regelung der VgdA wird von der Verfassungsbestimmung<br />
ni<strong>ch</strong>t gefordert und<br />
widerspri<strong>ch</strong>t (unnötigerweise) dem Paritätsprinzip.<br />
Die Aufgabenteilung und -übertragung ist<br />
Ausfluss der Organisationsfreiheit (und Organisationspfli<strong>ch</strong>t)<br />
des Verwaltungsrates.<br />
Dazu gehört die Bildung von Auss<strong>ch</strong>üssen<br />
und die Regelung der Aufgaben und Kompetenzen<br />
der Auss<strong>ch</strong>üsse. Au<strong>ch</strong> bei gemis<strong>ch</strong>ten<br />
Auss<strong>ch</strong>üssen (Vorbereitungsaufgaben<br />
und Ents<strong>ch</strong>eidkompetenzen) ist die Ermä<strong>ch</strong>tigung<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung auf<br />
die Bestellung des Auss<strong>ch</strong>usses bes<strong>ch</strong>ränkt<br />
(statutaris<strong>ch</strong>e Delegationsnorm), wogegen<br />
die Festlegung der Kompetenzen des Auss<strong>ch</strong>usses<br />
dem Verwaltungsrat zusteht. Die<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungsbefugnisse des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
sind daher im Organisationsreglement<br />
(und entgegen der VgdA ni<strong>ch</strong>t in<br />
den Statuten) zu regeln.<br />
Aus Gründen der Praktikabilität und zur Wahrung<br />
des Paritätsprinzips ist diese Bestimmung<br />
wie folgt anzupassen:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 7<br />
4<br />
Die Aufgaben und Zuständigkeiten [besser:<br />
Kompetenzen] des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
sind im Organisationsreglement oder in einem<br />
Vergütungsreglement festzulegen."<br />
Art. 8 Abs. 2<br />
Unabhängigkeit des unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
Die VgdA sieht vor, dass si<strong>ch</strong> die Unabhängigkeit<br />
des/der unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter na<strong>ch</strong> Art. 728<br />
OR ri<strong>ch</strong>tet.<br />
Die Unabhängigkeitsregelung des Art. 728<br />
OR für die Revisionsstelle erweist si<strong>ch</strong> für<br />
den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter als<br />
zu weit. Der breite Katalog von Art. 728<br />
Die Verweisung in Art. 8 Abs. 2 VgdA auf die<br />
Unabhängigkeitsregelung von Art. 728 OR ist<br />
ni<strong>ch</strong>t sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t. Da es kaum praktikabel<br />
ist, einzelne Punkte des Katalogs von<br />
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NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
Abs. 2 Ziff. 1–7 OR passt für die Anforderungen<br />
an die Unabhängigkeit des unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters nur zum<br />
Teil (Beispiel: Halten einiger weniger Aktien<br />
der betreffenden kotierten Gesells<strong>ch</strong>aft, etwa<br />
aus einer Erbs<strong>ch</strong>aft, zwis<strong>ch</strong>en Wahl und<br />
Zeitpunkt der Generalversammlung).<br />
Art. 728 OR zu derogieren, ist ein anderer<br />
Ansatz mit der analogen Anwendbarkeit von<br />
Art. 729 OR (Unabhängigkeit der Revisionsstelle<br />
bei der einges<strong>ch</strong>ränkten Revision) zu<br />
wählen.<br />
Art. 8 Abs. 4<br />
Abberufung des unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
Die VgdA sieht vor, dass die Generalversammlung<br />
einen unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter jederzeit mit<br />
sofortiger Wirkung abberufen kann.<br />
Die Bestimmung s<strong>ch</strong>weigt si<strong>ch</strong> zu der im<br />
Falle einer Abberufung des unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters wi<strong>ch</strong>tigen Frage aus,<br />
was mit den im Zeitpunkt der Abberufung<br />
von den Aktionären bereits erteilten Weisungen<br />
zu ges<strong>ch</strong>ehen habe. Es ist klarzustellen,<br />
dass die bereits erteilten Weisungen<br />
ni<strong>ch</strong>t wirkungslos werden, sondern ihre Gültigkeit<br />
behalten und die betreffenden Aktienstimmen<br />
vom Ersatz-Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
weisungsgemäss auszuüben sind.<br />
Alternative: Auf eine Abberufung des unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters während<br />
der Generalversammlung ist zur Si<strong>ch</strong>erstellung<br />
der Ausübung der von ihm zu vertretenden<br />
Aktienstimmen und der ihm bereits<br />
erteilten Weisungen zu verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
Zur Klarstellung ist diese Bestimmung wie<br />
folgt zu ergänzen:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 8<br />
4<br />
Die im Zeitpunkt der Abberufung bereits<br />
erteilten Weisungen behalten ihre Gültigkeit<br />
und sind vom na<strong>ch</strong>folgenden Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
zu befolgen."<br />
Alternative: Aus Gründen der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit<br />
und Praktikabilität ist Art. 8 Abs. 4 VgdA<br />
zu strei<strong>ch</strong>en.<br />
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NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
Art. 10 Abs. 2<br />
Stimmenthaltung des unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
Die VgdA sieht vor, dass si<strong>ch</strong> der unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter, der<br />
keine Weisungen erhalten hat, der<br />
Stimme enthält.<br />
Die Regelung der VgdA, wona<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> der<br />
unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bei fehlenden<br />
Weisungen der Stimme zu enthalten<br />
habe, erweist si<strong>ch</strong> solange als unzulängli<strong>ch</strong>,<br />
als die im Rahmen der Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision<br />
vorgesehene neue Regelung von Art. 703<br />
OR (Abstellen auf die abgegebenen statt auf<br />
die vertretenen Aktienstimmen) ni<strong>ch</strong>t in Kraft<br />
steht. Sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t ist bis zu der für die Aktienre<strong>ch</strong>tsrevision<br />
vorgesehenen Änderung<br />
von Art. 703 OR vielmehr der Ansatz, wona<strong>ch</strong><br />
die Aktienstimmen bei fehlenden Weisungen<br />
als ni<strong>ch</strong>t vertreten gelten.<br />
Diese Bestimmung ist daher wir folgt anzupassen:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 10<br />
2<br />
Hat er keine Weisungen erhalten, so gelten<br />
diese Aktienstimmen als ni<strong>ch</strong>t vertreten."<br />
Art. 12 Abs. 1<br />
Ziff. 1<br />
"Tätigkeiten" ausserhalb des Konzerns<br />
Die VgdA s<strong>ch</strong>reibt vor, dass die Statuten<br />
in Ergänzung zu Art. 626 OR<br />
als zwingend notwendigen Inhalt die<br />
Anzahl der zulässigen Tätigkeiten<br />
der Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
und der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung in den obersten<br />
Leitungs- oder Verwaltungsorganen<br />
von Re<strong>ch</strong>tseinheiten, die ni<strong>ch</strong>t<br />
dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft kontrolliert<br />
werden oder die Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t<br />
kontrollieren, enthalten müssen.<br />
Der Begriff der "Tätigkeit" ist ein unbestimmter<br />
Re<strong>ch</strong>tsbegriff, wel<strong>ch</strong>er (i) zu Missverständnissen<br />
führen kann und (ii) von<br />
Art. 95 Abs. 3 BV abwei<strong>ch</strong>t. Die Verfassungsbestimmung<br />
verwendet den gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Begriff "Mandate".<br />
Anstelle des Begriffs der "Tätigkeit" ist der<br />
Begriff "Mandate" zu verwenden, wel<strong>ch</strong>er<br />
eindeutig auf bestehende Auftragsverhältnisse<br />
Bezug nimmt.<br />
Zudem wäre begrüssenswert, wenn au<strong>ch</strong> der<br />
Begriff "Mandate" dahingehend präzisiert<br />
würde, dass nur Ges<strong>ch</strong>äftsleitungs- und Verwaltungsratmandate<br />
(Aktiengesells<strong>ch</strong>aften)<br />
oder Verwaltungsmandate (Genossens<strong>ch</strong>aften)<br />
sowie entspre<strong>ch</strong>ende Mandate bei unternehmeris<strong>ch</strong><br />
tätigen Stiftungen davon erfasst<br />
werden.<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
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NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
"Art. 12<br />
1<br />
Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten<br />
über:<br />
1. die Anzahl der zulässigen Mandate der<br />
Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates in Ges<strong>ch</strong>äftsleitungen<br />
und Verwaltungsräten<br />
(Aktiengesells<strong>ch</strong>aften), Ges<strong>ch</strong>äftsführungen<br />
(GmbH) oder Verwaltungen (Genossens<strong>ch</strong>aften)<br />
sowie bei unternehmeris<strong>ch</strong><br />
tätigen Stiftungen die ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
kontrolliert werden oder die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
ni<strong>ch</strong>t kontrollieren; […]".<br />
Art. 12 Abs. 1<br />
Ziff. 2<br />
"Dauer" der Arbeitsverträge<br />
Die VgdA s<strong>ch</strong>reibt vor, dass die Statuten<br />
in Ergänzung zu Art. 626 OR<br />
als zwingend notwendigen Inhalt die<br />
Dauer der Arbeitsverträge der Mitglieder<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung festlegen.<br />
Dieser Regelung liegt offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> – in Verkennung<br />
der Realität – die Annahme zu<br />
Grunde, dass in S<strong>ch</strong>weizer Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
mit den Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitungen<br />
befristete Arbeitsverträge abges<strong>ch</strong>lossen<br />
werden. In der Praxis werden in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
– anders als in Deuts<strong>ch</strong>land – mit den Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitgliedern<br />
aber unbefristete<br />
Arbeitsverträge abges<strong>ch</strong>lossen, weshalb<br />
es keinen Sinn ma<strong>ch</strong>t, in den Statuten eine<br />
Maximaldauer für diese Arbeitsverträge festzulegen.<br />
Die entgegenstehende Ansi<strong>ch</strong>t würde dazu<br />
führen, dass die Gesells<strong>ch</strong>aften jeweils<br />
gezwungen würden, den Mitgliedern der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung – unter Einhaltung der<br />
Aufgrund der Tatsa<strong>ch</strong>e, dass in S<strong>ch</strong>weizer<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft mit den Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
unbefristete Arbeitsverträge<br />
abges<strong>ch</strong>lossen werden, ist in den Statuten<br />
für die Arbeitsverträge mit den Mitgliedern<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung eine maximale Kündigungsfrist<br />
festzulegen, ni<strong>ch</strong>t aber die maximale<br />
Dauer.<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 12<br />
1<br />
Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten<br />
über:<br />
1. […];<br />
2. die maximale Kündigungsfrist in den Arbeitsverträgen<br />
für die Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung;<br />
[…]".<br />
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NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
massgebenden Kündigungsfrist – bei Errei<strong>ch</strong>en<br />
der in den Statuten bestimmten maximalen<br />
Dauer der Arbeitsverträge zu kündigen<br />
oder das in Deuts<strong>ch</strong>land für Vorstandsmitglieder<br />
übli<strong>ch</strong>e Konzept der Bestellung<br />
für eine bestimmte Amtszeit zu übernehmen.<br />
Art. 12 Abs. 1<br />
Ziff. 3<br />
(s.a. Art. 7<br />
Abs. 4)<br />
Aufgaben und Zuständigkeiten des<br />
Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
Die VgdA s<strong>ch</strong>reibt vor, dass die Statuten<br />
in Ergänzung zu Art. 626 OR<br />
als zwingend notwendigen Inhalt die<br />
Aufgaben und Zuständigkeiten des<br />
Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses bestimmen<br />
müssen, d.h. die Generalversammlung<br />
soll die Aufgaben und Zuständigkeiten<br />
des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
festlegen.<br />
Abzulehnen ist diese Regelung, weil sie eine<br />
Verletzung des Paritätsprinzips darstellt,<br />
indem mit dieser Bestimmung ein Eingriff in<br />
das Re<strong>ch</strong>t der Selbstorganisation des Verwaltungsrats<br />
erfolgt.<br />
Diese Kompetenzvers<strong>ch</strong>iebung hin zur Generalversammlung<br />
ist dur<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3<br />
BV ni<strong>ch</strong>t indiziert.<br />
Primär ist eine Regelung anzustreben, bei<br />
wel<strong>ch</strong>er der Verwaltungsrat im Rahmen seiner<br />
Kompetenz zur Selbstorganisation die<br />
Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
im Organisationsreglement<br />
oder in einer sog. Committee Charter<br />
festlegen kann.<br />
Alternativ sollte angestrebt werden, dass<br />
ledigli<strong>ch</strong> die Grundsätze der Aufgaben und<br />
Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
in die Statuten aufzunehmen sind und die<br />
Kompetenz zur Detailregelung beim Verwaltungsrat<br />
verbleiben soll.<br />
Weiter ist si<strong>ch</strong>erzustellen, dass der Freiraum<br />
der Generalversammlung bei der Ausgestaltung<br />
der Aufgaben und Zuständigkeiten<br />
des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses dahingehend<br />
genutzt werden kann, dass eine Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />
wel<strong>ch</strong>e eine im Sinne von Art. 18<br />
Abs. 3 VgdA von Art. 18 Abs. 1 VgdA abwei<strong>ch</strong>ende<br />
Regelung in den Statuten vorsieht,<br />
dem Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss au<strong>ch</strong> spezifis<strong>ch</strong>e<br />
9 / 18
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
Auffangkompetenzen für den Fall der Verweigerung<br />
der Genehmigung der Gesamtvergütungen<br />
dur<strong>ch</strong> Generalversammlung<br />
zuerkennt. Siehe hiezu au<strong>ch</strong> unten Kommentar<br />
und Vors<strong>ch</strong>lag zu Art. 18 Abs. 2.<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 12<br />
1<br />
Die Statuten müssen Bestimmungen enthalten<br />
über:<br />
1. […];<br />
2. […];<br />
3. die Grundsätze betreffend die Aufgaben<br />
und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses."<br />
Art. 12 Abs. 2<br />
Ziff. 1<br />
Höhe der Darlehen, Kredite und<br />
Renten<br />
Die VgdA s<strong>ch</strong>reibt vor, dass die Statuten<br />
in Ergänzung zu Art. 627 OR<br />
als bedingt notwendigen Inhalt die<br />
Höhe der Darlehen, Kredite und<br />
Renten für die Mitglieder des Verwaltungsrats<br />
und der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
festlegen.<br />
Au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der Darlehen, Kredite und<br />
Renten kann es – glei<strong>ch</strong> wie in den ans<strong>ch</strong>liessenden<br />
Ziff. 2 und 3 – nur darum gehen,<br />
die Grundsätze in den Statuten festzuhalten<br />
und ni<strong>ch</strong>t die Höhe im Einzelfall oder<br />
na<strong>ch</strong> Kategorie. Eine Differenzierung ist in<br />
Art. 95 Abs. 3 lit. c ni<strong>ch</strong>t vorgesehen; vielmehr<br />
werden Kredite etc. und Erfolgs- und<br />
Beteiligungspläne in einem Atemzug genannt.<br />
Die wörtli<strong>ch</strong>e Übernahme von Art. 663b bis<br />
Abs. 3 passt ni<strong>ch</strong>t, weil in jener Bestimmung<br />
des OR die na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong>e Beri<strong>ch</strong>terstattung<br />
Aus Gründen der Praktikabilität sind in den<br />
Statuten ledigli<strong>ch</strong> die Grundsätze zur Bestimmung<br />
der maximalen Höhe von Darlehen,<br />
Krediten und Renten und ni<strong>ch</strong>t deren<br />
konkrete maximale Höhe anzugeben.<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 12<br />
2<br />
Zu ihrer Verbindli<strong>ch</strong>keit bedürfen der Aufnahme<br />
in die Statuten Bestimmungen über:<br />
1. die Grundsätze für die Höhe der Darlehen,<br />
Kredite und Renten […]."<br />
10 / 18
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
geregelt ist, während es in Art. 12 Abs. 2<br />
Ziff. 1 VgdA darum geht, die Basis für die<br />
künftigen Zuweisungen zu legen.<br />
Art. 12 Abs. 2<br />
Ziff. 5<br />
(s.a. Art. 19<br />
Abs. 1)<br />
Zusatzbetrag für Vergütungen von<br />
GL-Mitgliedern<br />
Die VgdA s<strong>ch</strong>reibt vor, dass die Statuten<br />
in Ergänzung zu Art. 627 OR<br />
als bedingt notwendigen Inhalt den<br />
Zusatzbetrag für die Vergütungen von<br />
Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung, die<br />
na<strong>ch</strong> der Genehmigung der fixen<br />
Vergütungen ernannt werden, festlegen<br />
müssen.<br />
Diese Bestimmung geht von der Annahme<br />
aus, dass in der betreffenden Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
der Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus gemäss<br />
Art. 18 Abs. 1 VgdA zur Anwendung kommt.<br />
Dies zeigt si<strong>ch</strong> darin, dass von Mutationen<br />
die Rede ist, wel<strong>ch</strong>e erst na<strong>ch</strong> der Genehmigung<br />
der fixen Vergütungen eintreten.<br />
Zur Klärung ist die Bestimmung so zu fassen,<br />
dass eindeutig zum Ausdruck kommt, dass<br />
die statutaris<strong>ch</strong>e Festlegung des Zusatzbetrags<br />
sowohl mögli<strong>ch</strong> ist, wenn in einer Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
der Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus<br />
na<strong>ch</strong> Art. 18 Abs. 1 VgdA zur Anwendung<br />
kommt, wie au<strong>ch</strong>, wenn eine Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
eine abwei<strong>ch</strong>ende statutaris<strong>ch</strong>e Regelung<br />
der Genehmigung gemäss Art. 18 Abs. 3<br />
VgdA gewählt hat. Überdies ist klarzustellen,<br />
dass im Falle einer statutaris<strong>ch</strong>en Regelung<br />
entspre<strong>ch</strong>end Art. 18 Abs. 3 VgdA au<strong>ch</strong> ein<br />
variabler Vergütungsteil im Voraus festgelegt<br />
werden kann.<br />
Die konkrete Formulierung hängt aber von<br />
der Umsetzung der unten postulierten Anpassungen<br />
zu Art. 18 VgdA ab.<br />
Art. 13–17<br />
(s.a. Art. 26)<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
Wie bereits ausgeführt, auferlegt die<br />
Verordnung in Art. 5 VgdA dem Verwaltungsrat<br />
die neue, unübertragbare<br />
und unentziehbare Aufgabe, einen<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t zu erstellen.<br />
Art. 13 präzisiert, dass diese Beri<strong>ch</strong>terstattung<br />
zu den Vergütungen<br />
Wie bereits oben ausgeführt, ist die in Art. 5<br />
VgdA vorgesehene S<strong>ch</strong>affung einer neuen<br />
unübertragbaren und unentziehbaren Aufgabe<br />
des Verwaltungsrats dur<strong>ch</strong> Art. 95<br />
Abs. 3 BV ni<strong>ch</strong>t gedeckt und ist daher zu<br />
strei<strong>ch</strong>en.<br />
Als Folge davon ist Art. 13 VgdA offener zu<br />
formulieren.<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 13<br />
1<br />
Der Verwaltungsrat oder der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss<br />
erstellt jährli<strong>ch</strong> einen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en<br />
11 / 18
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> zu erfolgen hat. Die weiteren<br />
Art. 14–17 stellen detaillierte Anforderungen<br />
an den Inhalt des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts<br />
auf.<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t. […]."<br />
Art. 14 Abs. 1<br />
Ziff. 2<br />
Art. 18 Abs. 1<br />
und Abs. 3<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t: Vergütungen<br />
an die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
Die VgdA sieht vor, dass im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
alle Vergütungen, die<br />
die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an<br />
gegenwärtige Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
ausgeri<strong>ch</strong>tet hat, offenzulegen<br />
sind.<br />
Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus fixe/variable<br />
Vergütungen und statutaris<strong>ch</strong>e<br />
Regelung eines von der<br />
VgdA abwei<strong>ch</strong>enden Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus<br />
Die VgdA sieht vor, dass die Generalversammlung<br />
jährli<strong>ch</strong> prospektiv über<br />
die fixen Vergütungen (bis zur nä<strong>ch</strong>-<br />
Die Bestimmung zur Offenlegung von Vergütungen<br />
an Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
(Art. 14 Abs. 1 Ziff. 1) ist identis<strong>ch</strong> formuliert<br />
wie die Bestimmung zur Offenlegung<br />
von Vergütungen an Mitglieder des Verwaltungsrats<br />
(Art. 14 Abs. 1 Ziff. 1) und steht<br />
somit im Gegensatz zu Art. 663b bis Abs. 4<br />
Ziff. 1 und Ziff. 2 OR. Die Bestimmung suggeriert<br />
daher die Offenlegung der einzelnen<br />
Vergütungen aller Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und ni<strong>ch</strong>t bloss den Gesamtbetrag<br />
und den hö<strong>ch</strong>sten auf ein Mitglied entfallenden<br />
Betrag. Dies ist eine substantielle Erweiterung<br />
der Offenlegung im Verglei<strong>ch</strong> zu<br />
Art. 663b bis OR, wel<strong>ch</strong>e in keiner Weise<br />
dur<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 BV indiziert ist.<br />
Der Bundesrat lehnt si<strong>ch</strong> bei der Ausgestaltung<br />
des Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus in<br />
Art. 18 Abs. 1 VgdA an die ursprüngli<strong>ch</strong>e<br />
Diese Bestimmung ist daher wie folgt zu präzisieren:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 14<br />
1<br />
Im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t sind anzugeben:<br />
2. der Gesamtbetrag der Vergütungen, die<br />
die Gesells<strong>ch</strong>aft direkt oder indirekt an gegenwärtige<br />
Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
ausgeri<strong>ch</strong>tet hat sowie den hö<strong>ch</strong>sten auf<br />
ein Mitglied der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung entfallenden<br />
Betrag unter Nennung des Namens<br />
und der Funktion des betreffenden Mitglieds.<br />
[…]."<br />
Die Genehmigung eines Vergütungs-<br />
Budgets für das laufende oder – na<strong>ch</strong> Wahl<br />
der Gesells<strong>ch</strong>aft – das kommende Ge-<br />
12 / 18
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
sten GV) und retrospektiv über die<br />
variablen Vergütungen (abges<strong>ch</strong>lossenes<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsjahr) der VR- und<br />
GL-Mitglieder abstimmt.<br />
Regelung im indirekten Gegenvors<strong>ch</strong>lag an.<br />
Dies ist dur<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 BV ni<strong>ch</strong>t indiziert.<br />
Im Gegenteil ist davon auszugehen,<br />
dass mit der Annahme der Minder-Initiative<br />
der indirekte Gegenvors<strong>ch</strong>lag abgelehnt<br />
wurde und somit die dort enthaltene Regelung<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr herangezogen werden darf.<br />
Obwohl diese Argumentation wohl zu weit<br />
gehen würde, ist nur s<strong>ch</strong>wer na<strong>ch</strong>vollziehbar,<br />
weshalb der Verordnungsgeber diesen<br />
ni<strong>ch</strong>t von der neuen Verfassungsbestimmung<br />
gedeckten Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus<br />
als Standard festlegt.<br />
Es ist davon auszugehen, dass nur die wenigsten<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften si<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>eiden<br />
werden, diesen Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus<br />
zu implementieren, da es aus Überlegungen<br />
der Re<strong>ch</strong>ts- und Planungssi<strong>ch</strong>erheit<br />
der Betroffenen ni<strong>ch</strong>t sinnvoll ist, die<br />
variablen Vergütungen retrospektiv zu genehmigen.<br />
s<strong>ch</strong>äftsjahr ist als Standard zu definieren.<br />
Art. 18 Abs. 2<br />
Zweiter Antrag bei Ni<strong>ch</strong>tgenehmigung<br />
einer Gesamtvergütung<br />
Verweigert die Generalversammlung<br />
die Genehmigung eines der Gesamtbeträge,<br />
so hat der Verwaltungsrat<br />
gemäss dieser Bestimmung die Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />
an derselben Generalversammlung<br />
einen neuen Antrag zu<br />
stellen, also wohl zumeist einen tiefe-<br />
Ein Aktionär hat einen Anspru<strong>ch</strong> darauf,<br />
dass er im Zeitpunkt, in dem er über einen<br />
Antrag abzustimmen hat, sämtli<strong>ch</strong>e im Zeitpunkt<br />
der Einladung bekannte Anträge,<br />
wel<strong>ch</strong>e das glei<strong>ch</strong>e Traktandum betreffen,<br />
kennt. Nur so kann er seine Meinung zu<br />
den Anträgen frei und vollständig informiert<br />
Hingegen sollte in der Verordnung die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
vorgesehen werden, dass eine Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
in den Statuten in einer Auffangbestimmung<br />
regeln kann, wie si<strong>ch</strong> die Vergütung<br />
im Falle der Ni<strong>ch</strong>tgenehmigung dur<strong>ch</strong><br />
die Generalversammlung bestimmen soll.<br />
Damit wäre sowohl das Mitspra<strong>ch</strong>ere<strong>ch</strong>t der<br />
13 / 18
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
ren Gesamtbetrag zur Abstimmung zu<br />
bringen.<br />
bilden. Der Verwaltungsrat müsste daher<br />
neben seinem Hauptantrag au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> den<br />
Eventualantrag im Voraus bekannt geben.<br />
Da dieser tiefer liegen dürfte, ist ni<strong>ch</strong>t einzusehen,<br />
weshalb der Hauptantrag überhaupt<br />
gestellt wird. Au<strong>ch</strong> würde ein Verwaltungsrat<br />
seine Pfli<strong>ch</strong>ten verletzen, wenn er einen<br />
Antrag in einer bestimmten Höhe stellt, obwohl<br />
er einen tieferen Betrag ebenfalls als<br />
ausrei<strong>ch</strong>end era<strong>ch</strong>tet.<br />
Diese Regelung ist daher abzulehnen.<br />
Aktionäre gewahrt als au<strong>ch</strong> – im Sinne der<br />
Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit – dem Bedürfnis na<strong>ch</strong> Planungssi<strong>ch</strong>erheit<br />
der Betroffenen VR- und<br />
GL-Mitglieder Re<strong>ch</strong>nung getragen.<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 18<br />
1<br />
[…]<br />
2<br />
Die Statuten regeln den anwendbaren Me<strong>ch</strong>anismus<br />
zur Bestimmung der Höhe der<br />
Vergütungen an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und den Beirat für den Fall der<br />
Verweigerung der Genehmigung eines Gesamtbetrags<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung.<br />
3<br />
[…]."<br />
Denkbar – und ebenfalls besser als ein zweiter<br />
Antrag des Verwaltungsrats – wäre zudem<br />
au<strong>ch</strong> eine Regelung, dass bei einer<br />
Ni<strong>ch</strong>tgenehmigung dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
au<strong>ch</strong> gewisse Kompetenzen an<br />
den Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss delegiert würden.<br />
Art. 19<br />
(s.a. Art. 12<br />
Abs. 2 Ziff. 5)<br />
Zusatzbetrag für Mutationen in der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
Die VgdA sieht die Mögli<strong>ch</strong>keit vor,<br />
dass die Statuten einer Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
einen Zusatzbetrag vorsehen können<br />
für die Vergütungen von Mitgliedern<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung, die na<strong>ch</strong> der<br />
Genehmigung der fixen Vergütun-<br />
Diese Bestimmung ist im Grundsatz zu begrüssen.<br />
Sie geht aber von der Annahme<br />
aus, dass in der betreffenden Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
der Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus gemäss<br />
Art. 18 Abs. 1 VgdA zur Anwendung kommt.<br />
Dies zeigt si<strong>ch</strong> darin, dass von Mutationen<br />
Zur Klärung ist die Formulierung dieser Bestimmung<br />
so anzupassen, dass eindeutig<br />
zum Ausdruck kommt, dass die statutaris<strong>ch</strong>e<br />
Festlegung des Zusatzbetrags sowohl mögli<strong>ch</strong><br />
ist, wenn in einer Gesells<strong>ch</strong>aft der Genehmigungsme<strong>ch</strong>anismus<br />
na<strong>ch</strong> Art. 18<br />
14 / 18
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
gen ernannt werden. Der Zusatzbetrag<br />
dient somit zur vergütungsmässigen<br />
Überbrückung von Mutationen in<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung zwis<strong>ch</strong>en zwei<br />
Generalversammlungen.<br />
die Rede ist, wel<strong>ch</strong>e erst na<strong>ch</strong> der Genehmigung<br />
der fixen Vergütungen eintreten.<br />
Abs. 1 VgdA zur Anwendung kommt wie<br />
au<strong>ch</strong>, wenn eine Gesells<strong>ch</strong>aft eine abwei<strong>ch</strong>ende<br />
statutaris<strong>ch</strong>e Regelung der Genehmigung<br />
gemäss Art. 18 Abs. 3 gewählt hat.<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 19<br />
1<br />
Die Statuten können für die Vergütungen<br />
von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung, die<br />
na<strong>ch</strong> der Genehmigung der Vergütung im<br />
Sinne von Art. 18 Abs. 1 Ziff. 1 VgdA respektive<br />
Art. 18 Abs. 3 VgdA ernannt werden,<br />
einen Zusatzbetrag vorsehen.<br />
2 […]"<br />
Art. 20 Ziff. 1<br />
Unzulässige Vergütungen: Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung<br />
Paus<strong>ch</strong>ale Abfindungssummen ohne<br />
direkte Gegenleistung sollten inskünftig<br />
verboten sein. Au<strong>ch</strong> Lohnfortzahlungen<br />
während langen Kündigungsfristen<br />
sollen allenfalls als Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung<br />
zu qualifizieren sein.<br />
Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen können si<strong>ch</strong> aus<br />
zwingenden gesetzli<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften ergeben<br />
(Art. 339b OR) oder aus dem allenfalls<br />
anwendbaren ausländis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t. Au<strong>ch</strong><br />
bestehende vertragli<strong>ch</strong>e Regelungen sind<br />
einzuhalten. Ein Verstoss gegen sol<strong>ch</strong>e Vors<strong>ch</strong>riften<br />
würde ohne Weiteres eine S<strong>ch</strong>adenersatzzahlung<br />
in mindestens glei<strong>ch</strong>er<br />
Höhe na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> ziehen.<br />
Aus Gründen der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit und Praktikabilität<br />
ist diese Bestimmung daher wie<br />
folgt zu präzisieren:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 20<br />
[…]<br />
1. Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen, soweit sie si<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t aus zwingendem anwendbarem<br />
Re<strong>ch</strong>t oder aus re<strong>ch</strong>tsgültiger Vertragspfli<strong>ch</strong>t<br />
ergeben; […]."<br />
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NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
Art. 24 Abs. 1<br />
Strafbarkeit der Mitglieder des<br />
Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates<br />
Art. 25<br />
Diese Strafbestimmungen sind, ohne<br />
dass Art. 95 Abs. 3 BV dies vors<strong>ch</strong>reibt,<br />
als Offizialdelikte ausgestaltet.<br />
Strafbarkeit bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Gemäss dem Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t stellt<br />
Art. 95 Abs. 3 lit. d BV "in diffuser Weise"<br />
Verstösse gegen aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Bestimmungen<br />
unter Strafe und erwähnt zu Re<strong>ch</strong>t,<br />
dass bei Widerhandlungen in erster Linie -<br />
korrekter auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> - die Mitwirkungsre<strong>ch</strong>te<br />
und Vermögensinteressen der Aktionäre<br />
(und Versi<strong>ch</strong>erten) tangiert werden.<br />
Dies re<strong>ch</strong>tfertigt die Ausgestaltung als Antragsdelikt,<br />
d.h. Aktionäre oder die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
sollen nur antragsbere<strong>ch</strong>tigt sein,<br />
denn die Aktionäre können au<strong>ch</strong> Widerhandlungen<br />
"verzeihen", indem sie bei Verstoss<br />
den handelnden Organen trotzdem Entlastung<br />
erteilen.<br />
Aus den glei<strong>ch</strong>en Gründen ist au<strong>ch</strong> hier anstelle<br />
des Offizialdelikts ein Antragsdelikt<br />
vorzusehen.<br />
Der Ingress dieser Bestimmung ist wie folgt<br />
zu ergänzen:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 24<br />
1 Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren wird<br />
auf Antrag von Aktionären, die mindestens<br />
5% des Aktienkapitals halten, oder der Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />
bestraft, wer als Mitglied […]."<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 25<br />
Mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraute Personen<br />
[…], werden auf Antrag von Aktionären, die<br />
mindestens 5% des Aktienkapitals halten,<br />
oder der Gesells<strong>ch</strong>aft, mit Geldstrafe bis zu<br />
180 Tagessätzen bestraft."<br />
Art. 26 Abs. 1<br />
und 2<br />
Übergangsbestimmungen: Vorbehalt<br />
von Art. 1-4 S<strong>ch</strong>lT ZGB<br />
Art. 1 S<strong>ch</strong>lT ZGB enthält den für das<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>t wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Grundsatz der Ni<strong>ch</strong>trückwirkung<br />
Eine unzulässige Rückwirkung des neuen<br />
Re<strong>ch</strong>ts liegt insbesondere vor, wenn das<br />
neue Re<strong>ch</strong>t Anordnungen oder Vereinba-<br />
Zur Klarstellung und Gewährleistung der<br />
Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit ist in Art. 26 VgdA ein neuer<br />
Abs. 3 einzufügen wie folgt:<br />
16 / 18
NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
des neuen Re<strong>ch</strong>ts. Es ist unklar (und<br />
daher zu präzisieren), ob Art. 26 Abs.<br />
1 VgdA von diesem Grundsatz überhaupt<br />
eine Ausnahme vorsehen will.<br />
rungen, die unter dem alten Re<strong>ch</strong>t getroffen<br />
worden sind, ab Inkrafttreten ni<strong>ch</strong>t mehr respektieren<br />
will. Daher ist insbesondere zu<br />
präzisieren, dass die VgdA Bestimmungen<br />
ni<strong>ch</strong>t gelten:<br />
- Für den Jahresabs<strong>ch</strong>luss 2013, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t, und deren<br />
Darstellung sowie die diesbezügli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>lussfassung<br />
an der ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
2014.<br />
- Für Vergütungen gemäss Art. 20 VgdA, die<br />
vor dem 31.12.2013 re<strong>ch</strong>tsgültig (und ni<strong>ch</strong>t<br />
in re<strong>ch</strong>tsmissbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Weise) vereinbart<br />
worden sind und zur Auszahlung fällig werden,<br />
bevor eine entspre<strong>ch</strong>ende Statutenbestimmung<br />
eingeführt ist. Dies ist in der<br />
Übergangsbestimmung von Art. 28 VgdA zu<br />
präzisieren.<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 26<br />
3 Die Bestimmungen dieser Verordnung gelten<br />
ni<strong>ch</strong>t für die Jahresabs<strong>ch</strong>lüsse 2013, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
der Vergütungsberi<strong>ch</strong>te."<br />
Aus denselben Gründen ist Art. 28 VgdA wie<br />
folgt zu ergänzen:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 28<br />
Ausgenommen sind vor Inkrafttreten dieser<br />
Verordnung vereinbarte und vor Anpassung<br />
der Statuten fällig werdende Vergütungen."<br />
Alternativ sind die beiden Anpassungen bezügli<strong>ch</strong><br />
Jahresabs<strong>ch</strong>luss 2013 und vorbestehende<br />
vertragli<strong>ch</strong> zugesi<strong>ch</strong>erte Vergütungen<br />
in eine zusätzli<strong>ch</strong>e Übergangsbestimmung<br />
(vor Art. 27 oder vor Art. 29) aufzunehmen.<br />
Art. 27 Abs. 1<br />
Anpassung von Statuten und Reglementen<br />
Da die meisten Gesells<strong>ch</strong>aften von der<br />
dispositiven Regelung von Art. 18 Abs. 3<br />
VgdA abwei<strong>ch</strong>en und statutaris<strong>ch</strong> die Festlegung<br />
eines Vergütungsbudgets im Voraus<br />
vorsehen werden, muss si<strong>ch</strong>ergestellt sein,<br />
dass eine sol<strong>ch</strong>e Statutenbestimmung in der<br />
diese bes<strong>ch</strong>liessenden Generalversammlung<br />
unmittelbar anwendbar ist, also ni<strong>ch</strong>t<br />
bis zur Eintragung im Handelsregister zugewartet<br />
werden muss.<br />
Zur Klarstellung und Gewährleistung der<br />
Praktikabilität ist diese Bestimmung wie folgt<br />
zu ergänzen:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 27<br />
1 […]. Statutenänderungen werden unmittelbar<br />
(und ni<strong>ch</strong>t erst mit dem Registereintrag)<br />
wirksam."<br />
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NKF Anhörung – Vorentwurf VgdA 24. Juli 2013<br />
VgdA-Best. Regelungsinhalt Kommentar Vors<strong>ch</strong>lag<br />
Art. 31 Abs. 1<br />
und 2<br />
Genehmigungen der Gesamtbeträge<br />
der Vergütungen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
Diese Bestimmung setzt übergangsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
die Regelung von Art. 18<br />
Abs. 1 Ziff. 1 und 2 um, wona<strong>ch</strong> die<br />
GV die fixe Vergütung für das laufende<br />
Jahr und die variable Vergütung für<br />
das abges<strong>ch</strong>lossene Jahr genehmigt.<br />
Diese Regelung widerspri<strong>ch</strong>t dem Bedürfnis<br />
der Gesells<strong>ch</strong>aft na<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit in<br />
Vergütungssa<strong>ch</strong>en, weshalb wohl praktis<strong>ch</strong><br />
alle Gesells<strong>ch</strong>aften vom Re<strong>ch</strong>t gemäss<br />
Art. 18 Abs. 3 VgdA Gebrau<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en und<br />
in den Statuten die prospektive Genehmigung<br />
von fixer und variabler Vergütung für<br />
das laufende Ges<strong>ch</strong>äftsjahr vorsehen werden.<br />
Für diesen Regelfall ist eine Übergangsbestimmung<br />
in einem neuen Abs. 3<br />
vorzusehen.<br />
Zur Gewährleistung der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit und<br />
Praktikabilität ist in Art. 31 ein Abs. 3 VgdA<br />
einzufügen wie folgt:<br />
Formulierungsvors<strong>ch</strong>lag:<br />
"Art. 31<br />
3 Sehen die Statuten der Gesells<strong>ch</strong>aft gemäss<br />
Art. 18 Abs. 3 vor, dass die Generalversammlung<br />
die fixe und variable Vergütung<br />
für das laufende Ges<strong>ch</strong>äftsjahr genehmigt,<br />
hat die erste Bes<strong>ch</strong>lussfassung über<br />
diese Gesamtvergütungen erstmals an der<br />
zweiten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
zu erfolgen, die na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten dieser<br />
Verordnung stattfindet."<br />
18 / 18
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Adresse éléctronique:<br />
ehra@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Bern, 24. Juli 2013<br />
Anhörungsverfahren zum Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
(VgdA)<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Wir danken Ihnen für die Gelegenheit, uns zu dieser Vorlage äussern zu können.<br />
Das PK-Netz verfolgt das Ziel, die VertreterInnen der Arbeitnehmenden in den paritätis<strong>ch</strong>en<br />
Gremien der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen untereinander zu vernetzen, ihnen Ausbildungsangebote<br />
zu bieten und damit eine funktionierende Parität in der berufli<strong>ch</strong>en Vorsorge<br />
zu fördern. Wir werden uns deshalb im Folgenden nur zu jenen Punkten der Verordnung<br />
äussern, die die Pensionskassen betreffen.
Art. 22<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t nur für direkte Aktienanlagen (Art. 22 Abs. 1)<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> sind wir mit dieser vorges<strong>ch</strong>lagenen Regelung (Stimmpfli<strong>ch</strong>t für direkte<br />
Aktienanlagen) einverstanden. Die Wahrnehmung des Stimmre<strong>ch</strong>ts für die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
bei indirekten Anlagen wäre kaum praktikabel. Wir mö<strong>ch</strong>ten aber trotzdem<br />
zu bedenken geben, dass mit dieser Verordnung der Trend zu kollektiven (indirekten)<br />
Anlagen si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>leunigen wird. Dieser Tendenz stehen wir kritis<strong>ch</strong> gegenüber.<br />
Ungenügende Konkretisierung der Stimmpfli<strong>ch</strong>t (Art. 22 Abs. 2 und 3)<br />
Wir era<strong>ch</strong>ten die vorges<strong>ch</strong>lagene Formulierung im Absatz 3 als wirkungslos. Der vorges<strong>ch</strong>lagene<br />
mögli<strong>ch</strong>e Verzi<strong>ch</strong>t bringt keine Veränderung zum heutigen Zustand: Die VE<br />
müssen zwar im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten abstimmen (Abs. 2), können si<strong>ch</strong> aber der<br />
Stimme enthalten oder auf eine Stimmabgabe verzi<strong>ch</strong>ten, sofern „dies dem Interesse<br />
der Versi<strong>ch</strong>erten entspri<strong>ch</strong>t“ (Abs. 3).<br />
Die verfassungsmässige vorgegebene Stimmpfli<strong>ch</strong>t wird hier unnötig verwässert, die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit eines Verzi<strong>ch</strong>tes entspri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t dem Verfassungstext und ist für uns deshalb<br />
keine Option.<br />
Wir anerkennen, dass kleine Pensionskassen einen (zu) grossen <strong>admin</strong>istrativen Aufwand<br />
haben würden, um all ihre Stimmre<strong>ch</strong>te wahrnehmen zu können. Wir s<strong>ch</strong>lagen<br />
deshalb vor, den Anwendungsberei<strong>ch</strong> der Stimmpfli<strong>ch</strong>t so zu definieren, dass die Situation<br />
der kleinen Pensionskassen berücksi<strong>ch</strong>tigt wird. Wir s<strong>ch</strong>liessen uns deshalb dem<br />
Vors<strong>ch</strong>lag von KV S<strong>ch</strong>weiz an und unterstützen eine Bagatellgrenze für die Stimmpfli<strong>ch</strong>t.<br />
Abs. 3 wäre entspre<strong>ch</strong>end wie folgt zu ergänzen:<br />
Sie dürfen si<strong>ch</strong> der Stimme enthalten oder auf eine Stimmabgabe verzi<strong>ch</strong>ten, sofern die<br />
Beteiligung weniger als x % des Aktienportefeuilles der VE oder weniger als y Franken<br />
beträgt.
Mit dem Zusatz wäre obigen Problem Re<strong>ch</strong>nung getragen. In allen über dieser (Bagatell-)<br />
Grenze liegenden Fällen müsste die VE hingegen gemäss der Formulierung von<br />
Abs. 2 abstimmen, ein Verzi<strong>ch</strong>t wäre ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong>.<br />
Grundsätze für Stimmabgabe (Art. 22 Abs. 4)<br />
Das oberste Organ der VE soll in einem Reglement festlegen, was „im Interesse der<br />
Versi<strong>ch</strong>erten“ liegt. Zwei Punkte, die auf Verordnungsstufe vorgegeben werden sollen:<br />
„Bea<strong>ch</strong>tung der mittel- und längerfristigen Interessen der Versi<strong>ch</strong>erten“ und Abs<strong>ch</strong>ätzung<br />
arbeitsmarktli<strong>ch</strong>er Auswirkungen“.<br />
Art. 23 Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Mit der hier vorges<strong>ch</strong>lagenen Regelung sind wir einverstanden.<br />
Art. 24f Strafbarkeit bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Für das PK-Netz geht die Strafbestimmung (Art. 25 VE VgdA) zu weit. Wir era<strong>ch</strong>ten die<br />
hohe Strafandrohung als zu hart und übertrieben. Gerade in kleineren VE würde es<br />
no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wieriger werden VertreterInnen der Arbeitnehmenden zu finden.<br />
Art. 32 Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Mit der hier vorges<strong>ch</strong>lagenen Regelung sind wir einverstanden.
Wir danken für die Berücksi<strong>ch</strong>tigung unserer Anliegen.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
PK-Netz 2. Säule<br />
Christian Trunz<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführender Sekretär<br />
Urs Ei<strong>ch</strong>er<br />
Präsident
prévoyance: ne<br />
CAISSE DE PENSIONS DE LA FONCTION PUBLIQUE<br />
DU CANTON DE NEUCHÂTEL<br />
RUE DU PONT 23<br />
CH-2300 LA CHAUX-OE-FONDS<br />
Office fédéral de la justice<br />
Madame la Conseillère fédérale<br />
Simonetta Sommaruga<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Berne<br />
ehra@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Dossier traité par : nicole.laville@prevoyance.ne.<strong>ch</strong><br />
Ligne directe : 032 886 48 16<br />
La Chaux-de-Fonds, le 26 juillet 2013<br />
Ordonnance contre les rémunérations abusives (ORAb)<br />
Madame la Conseillère fédérale,<br />
Nous nous permettons de vous adresser nos présentes remarques relatives à l'audition sur<br />
l'ordonnance contre les rémunérations abusives (ORAb) dans le délai imparti é<strong>ch</strong>éant au<br />
28 juillet pro<strong>ch</strong>ain.<br />
En liminaire, nous prenons acte que les dispositions dont il s'agit ne concernent que les sociétés<br />
suisses dont les actions sont détenues en direct. Même si le <strong>ch</strong>amp d'application est limité à ces<br />
entités, il n'en demeure pas moins important.<br />
Comme le stipule l'ordonnance discutée, les institutions doivent se prononcer sur tous les points<br />
portés à l'ordre du jour lors des assemblées générales. Elles peuvent y renoncer, totalement ou<br />
partiellement, à condition que ce soit dans l'intérêt des assurés; intérêt devant être formalisé<br />
dans un règlement ad hoc.<br />
Malheureusement, il est actuellement impossible de répondre à cette obligation sans devoir<br />
recourir à des ressources supplémentaires, qu'elles soient humaines, te<strong>ch</strong>niques ou financières.<br />
En effet, ne serait-ce que pour traiter l'ensemble des documents concernés, d'en avoir une<br />
appréciation éclairée jusqu'à l'organe paritaire compétent et d'en gérer les particularismes sous<br />
une contrainte de temps parfois extrêmement restreinte. Les ajustements commandés d'ici au<br />
1 er janvier 2015 seront conséquents pour l'<strong>admin</strong>istration des caisses de pensions dans<br />
l'application de cette ordonnance.<br />
Le but de la prévoyance professionnelle étant de compléter le 1 er<br />
pilier pour permettre aux<br />
retraités de conserver dans une large mesure leur niveau de vie antérieur (env. 60% du dernier<br />
salaire), un premier réflexe serait de maximiser les rendements tout en réduisant les coûts<br />
subséquents. Sans évoquer les hypothèses de rendement qu'une caisse doit être en mesure<br />
d'atteindre pour répondre à ses engagements, nous constatons aujourd'hui que les défis et<br />
enjeux auxquels la prévoyance professionnelle doit faire face sont nombreux. La pression<br />
Tél. : 032 886 40 00 info@prevoyance.ne.<strong>ch</strong> www.prevoyance.ne.<strong>ch</strong> Fax : 032 886 48 01
exercée sur les institutions de prévoyance concernant la gestion des coûts ne cesse de croître.<br />
Nous sommes ainsi perplexes de constater que la mise en application de cette nouvelle<br />
ordonnance engendrera des coûts indirects supplémentaires.<br />
Dans ce contexte, nous nous interrogeons également sur les menaces pénales excipées<br />
pouvant être ressenties comme extrêmement dissuasives par un organe non-professionnel et<br />
paritaire. Qu'adviendra-t-il des investissements directs dans les sociétés suisses cotées en<br />
bourse sur sol helvétique ou étranger ?<br />
De manière générale, il convient enfin de rappeler que la réglementation fédérale relative à la<br />
prévoyance professionnelle est déjà suffisamment détaillée et qu'elle vise déjà, à l'instar des<br />
organes paritaires des institutions et de leurs réglementations, à préserver l'intérêt des assurés.<br />
Compte tenu de ce qui précède, nous prenons acte des nouvelles dispositions constitutionnelles<br />
et déplorons les coûts qu'elles engendreront inévitablement, ainsi que l'obligation d'une base<br />
réglementaire dont la formulation se révélera complexe et des sanctions pénales<br />
disproportionnées.<br />
En vous remerciant de votre attention, nous vous adressons, Madame la Conseillère fédérale,<br />
nos salutations les meilleures.<br />
Nicole Laville<br />
Myriam Ofzky<br />
Responsable des placements<br />
Directrice adjointe<br />
Tél. : 032 886 40 00 info@prevoyance. ne.<strong>ch</strong> www.prevoyance.ne.<strong>ch</strong> Fax : 032 886 48 01<br />
2/2
Pensionskasse des Bundes<br />
PUBLICA<br />
Caisse fédérale de pensions<br />
Eigerstrasse 57, Postfa<strong>ch</strong><br />
Cassa pensioni della Confederazione CH-3000 Bern 23<br />
Cassa federala da pensiun<br />
www.publica.<strong>ch</strong><br />
Bundesamt für Justiz<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Bern, 25. Juli 2013<br />
Anhörung zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin,<br />
sehr geehrte Damen und Herren<br />
Gerne nutzen wir die Gelegenheit, im Rahmen der Anhörung zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Stellung zu nehmen. Dabei bes<strong>ch</strong>ränken wir uns auf die die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen betreffenden<br />
Bestimmungen des Vorentwurfs, d.h. auf die Artikel 22, 23, 25 und 27 Absatz 2.<br />
Bereits heute obliegt es dem obersten Organ einer Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung, gestützt auf Artikel 49a<br />
Absatz 2 Bu<strong>ch</strong>stabe b BVV 2 Regeln für die Ausübung der Aktionärsre<strong>ch</strong>te aufzustellen. Mit der<br />
Umsetzung von Artikel 95 Absatz 3 Bu<strong>ch</strong>stabe a BV in der vorgesehenen Verordnung wird diese<br />
Pfli<strong>ch</strong>t konkretisiert.<br />
Erfreut stellen wir fest, dass der Vorentwurf si<strong>ch</strong> darauf bes<strong>ch</strong>ränkt, die wesentli<strong>ch</strong>sten Pfli<strong>ch</strong>ten<br />
der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen festzulegen. Damit greift er einerseits ni<strong>ch</strong>t unnötig stark in den Autonomieberei<strong>ch</strong><br />
dieser Einri<strong>ch</strong>tungen ein und verursa<strong>ch</strong>t ihnen andererseits keinen wesentli<strong>ch</strong>en <strong>admin</strong>istrativen<br />
Mehraufwand, der si<strong>ch</strong> - zumindest kostenseitig - au<strong>ch</strong> zu Ungunsten der Versi<strong>ch</strong>erten<br />
und Rentenbeziehenden auswirken könnte.<br />
Zu Artikel 22 Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
- Absatz 1:<br />
Der Vorentwurf bes<strong>ch</strong>ränkt die Anwendbarkeit der Bestimmungen auf diejenigen<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, wel<strong>ch</strong>e dem FZG unterstellt sind. Wir era<strong>ch</strong>ten diese Bes<strong>ch</strong>ränkung<br />
auf Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen als zielführend und sinnvoll: Damit werden (nur) jene<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen unterstellt, die gestützt auf Reglemente oder Statuten Leistungen<br />
verspre<strong>ch</strong>en, auf wel<strong>ch</strong>e die versi<strong>ch</strong>erten Personen bei Austritt aus der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung<br />
oder bei Eintritt eines Vorsorgefalles einen re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>setzbaren Anspru<strong>ch</strong> haben.<br />
Dass der Vorentwurf die Stimmpfli<strong>ch</strong>t der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen auf die von ihnen direkt gehaltenen<br />
Aktien gemäss Artikel 1 bes<strong>ch</strong>ränkt, ist sinnvoll. Unseres Era<strong>ch</strong>tens kann die Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
für ni<strong>ch</strong>t direkt gehaltene Wertpapiere ni<strong>ch</strong>t auf Verordnungsstufe geregelt werden.<br />
corinne.geiser@publica.<strong>ch</strong>, Tel. 031 378 82 30, Fax 031 378 81 13 1/3
Pensionskasse des Bundes<br />
PUBLICA<br />
Caisse fédérale de pensions<br />
Eigerstrasse 57, Postfa<strong>ch</strong><br />
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- Absätze 2 und 3:<br />
Da die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen das ihnen anvertraute Vermögen der Versi<strong>ch</strong>erten und<br />
Rentenbeziehenden treuhänderis<strong>ch</strong> verwalten, ers<strong>ch</strong>eint offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass sie das<br />
Stimmre<strong>ch</strong>t in deren Interesse ausüben müssen. Es ist zu begrüssen, dass Artikel 95 Absatz 3<br />
Bu<strong>ch</strong>stabe a BV ni<strong>ch</strong>t als absoluter Stimmzwang interpretiert wird und der Vorentwurf<br />
anerkennt, dass, je na<strong>ch</strong> Situation, eine Stimmenthaltung dur<strong>ch</strong>aus au<strong>ch</strong> im Interesse der<br />
Versi<strong>ch</strong>erten und Rentenbeziehenden liegen kann. Wir interpretieren diese Vors<strong>ch</strong>riften so,<br />
dass dann eine Stimmpfli<strong>ch</strong>t besteht, wenn die Ni<strong>ch</strong>t-Wahrnehmung des Stimmre<strong>ch</strong>ts die<br />
Interessen der Versi<strong>ch</strong>erten und Rentenbeziehenden verletzen würde.<br />
- Absatz 4:<br />
Folgeri<strong>ch</strong>tig verzi<strong>ch</strong>tet der Vorentwurf darauf, das "Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten" in generellabstrakter<br />
Weise zu regeln, sondern er überlässt es dem obersten Organ jeder Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung,<br />
die entspre<strong>ch</strong>enden Grundsätze unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der jeweiligen Situation der<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung bzw. der jeweiligen Anlagen festzulegen. Dass der Vorentwurf in diesem<br />
Punkt die Sozialpartners<strong>ch</strong>aft bea<strong>ch</strong>tet und es in ihre Verantwortung legt, die Grundsätze festzulegen,<br />
ist ebenfalls sehr zu begrüssen.<br />
Zu Art. 23 Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Es ist erfreuli<strong>ch</strong>, dass der Vorentwurf betreffend die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t "ledigli<strong>ch</strong>" Mindestvors<strong>ch</strong>riften<br />
aufstellt und es dem Ents<strong>ch</strong>eid der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen überlässt, ob und gegebenenfalls<br />
in wel<strong>ch</strong>er Form sie ihre Versi<strong>ch</strong>erten und Rentenbeziehenden weitergehend informieren<br />
wollen. Dasselbe gilt betreffend die Regel, wona<strong>ch</strong> die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen ihr Stimmverhalten<br />
gegenüber ihren Versi<strong>ch</strong>erten und Rentenbeziehenden offenzulegen haben. Eine<br />
darüber hinausgehende Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t wäre unseres Era<strong>ch</strong>tens weder sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> den Wortlaut von Artikel 95 Absatz 3 Bu<strong>ch</strong>stabe a BV gedeckt.<br />
Zu Art. 25 Strafbarkeit bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Artikel 95 Absatz 3 Bu<strong>ch</strong>stabe d BV fordert generell die Bestrafung bei Widerhandlungen und<br />
setzt den maximalen Strafrahmen fest. Der Vorentwurf trägt dem Unre<strong>ch</strong>tsgehalt der strafbaren<br />
Verhaltensweisen dur<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Strafandrohungen Re<strong>ch</strong>nung, was wir sehr begrüssen.<br />
Die in Artikel 25 vorges<strong>ch</strong>lagene Regelung era<strong>ch</strong>ten wir als verhältnismässig.<br />
Zu Art. 27 Absatz 2 Anpassung von Statuten und Reglementen<br />
Die Pfli<strong>ch</strong>t zur Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung und zur Offenlegung gilt für die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
für Generalversammlungen na<strong>ch</strong> dem 1. Januar 2015. Damit haben die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
bis Ende 2014 genügend Zeit, um die zur Wahrnehmung der Interessen der Versi<strong>ch</strong>erten<br />
im Sinne des Vorentwurfs notwendigen Anpassungen auf reglementaris<strong>ch</strong>er und/oder organisatoris<strong>ch</strong>er<br />
Stufe vorzunehmen.<br />
corinne.geiser@publica.<strong>ch</strong>, Tel. 031 378 82 30, Fax 031 378 81 13 2/3
Pensionskasse des Bundes<br />
PUBLICA<br />
Caisse fédérale de pensions<br />
Eigerstrasse 57, Postfa<strong>ch</strong><br />
Cassa pensioni della Confederazione CH-3000 Bern 23<br />
Cassa federala da pensiun<br />
www.publica.<strong>ch</strong><br />
Zusammenfassend halten wir fest, dass PUBLICA die die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen betreffenden<br />
Vors<strong>ch</strong>riften des Vorentwurfs unterstützt. Sie ermögli<strong>ch</strong>en es, den Besonderheiten der<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen Re<strong>ch</strong>nung zu tragen und im Rahmen der Sozialpartners<strong>ch</strong>aft<br />
praxistaugli<strong>ch</strong>e Lösungen zu finden, um ohne <strong>admin</strong>istrativen Overkill die Interessen der<br />
Versi<strong>ch</strong>erten und Rentenbeziehenden wahrzunehmen.<br />
Wir danken Ihnen für Ihre Kenntnisnahme.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Pensionskasse des Bundes PUBLICA<br />
Dieter Stohler<br />
Direktor<br />
Corinne Geiser<br />
Leiterin strategis<strong>ch</strong>er Re<strong>ch</strong>tsdienst<br />
corinne.geiser@publica.<strong>ch</strong>, Tel. 031 378 82 30, Fax 031 378 81 13 3/3
Stiftung Auffangeinri<strong>ch</strong>tung BVG<br />
Direktion<br />
Postfa<strong>ch</strong> 8468, 8036 Züri<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Eidgenossens<strong>ch</strong>aft<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
J<br />
Stiftung Auffangeinri<strong>ch</strong>tung<br />
Direktion<br />
Weststrasse 50<br />
Postfa<strong>ch</strong><br />
8036 Züri<strong>ch</strong><br />
+41 41 799 75 75 (Tel)<br />
+41 44 468 22 99 (Fox)<br />
www.<strong>ch</strong>oeis.<strong>ch</strong><br />
BVG<br />
POFICHBEXXX (SWIFT)<br />
CH25 0900 0000 3017 0878 7 (IBAN)<br />
Marco Bagutti<br />
+41 44 468 22 31 (Tel direkt)<br />
marco.bagutti(5)<strong>ch</strong>aeis.<strong>ch</strong><br />
Züri<strong>ch</strong>, 29. Juni 2013<br />
Stellungnahme zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung der Stiftung Auffangeinri<strong>ch</strong>tung BVG nimmt im Folgenden auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zum<br />
Abs<strong>ch</strong>nitt 10 der Verordnung gegen die Abzockerei Stellung. Zu den übrigen Punkten äussern si<strong>ch</strong> die<br />
im Stiftungsrat der Auffangeinri<strong>ch</strong>tung vertretenen Arbeitnehmerorganisationen und Arbeitgeberverbände.<br />
Dadur<strong>ch</strong>, dass si<strong>ch</strong> der Stimmzwang auf direkt gehaltene börsenkotierte Aktien von S<strong>ch</strong>weizer Aktiengesells<strong>ch</strong>aften<br />
bes<strong>ch</strong>ränkt und Art. 22 Abs. 3 es erlaubt, auf die Stimmabgabe zu verzi<strong>ch</strong>ten, wenn<br />
es im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten liegt (Bsp. zu hohe Umsetzungskosten), era<strong>ch</strong>tet die Auffangeinri<strong>ch</strong>tung<br />
das Einhalten dieser Bestimmung als problemlos. Au<strong>ch</strong> der einmal jährli<strong>ch</strong>en, zusammenfassenden<br />
Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t über das Stimmverhalten na<strong>ch</strong>zukommen, ist für eine S<strong>ch</strong>weizer Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung<br />
relativ einfa<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung der Stiftung Auffangeinri<strong>ch</strong>tung BVG era<strong>ch</strong>tet den Abs<strong>ch</strong>nitt 10 der Verordnung<br />
gegen die Abzockerei, Art. 22 + 23, als sinnvoll formuliert und gut umsetzbar.<br />
Wir hoffen, mit dieser Stellungnahme zu dienen.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Kopie an<br />
- Stiftungsratsauss<strong>ch</strong>uss<br />
Stellungnahme zur Verordnung gegen die Abzockerei 06 2013.doc Seite 1 von 1
S<strong>ch</strong>weizer Verband der Investmentgesells<strong>ch</strong>aften (SVIG)<br />
Grabenstrasse 25 · 6340 Baar · Tel. 041 761 51 71 · info@svig.org · www.svig.org<br />
Per E-Mail<br />
Bundesamt für Justiz BJ<br />
Eidgen. Amt für das Handelsregister EHRA<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Baar, 28. Juli 2013<br />
Anhörungsverfahren zum Vorentwurf der Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Am 14. Juni 2013 hat das Eidgenössis<strong>ch</strong>e Justiz- und Polizeidepartement (<strong>EJPD</strong>) die Anhörung zum<br />
Vorentwurf der Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA) eröffnet. Gerne nimmt der S<strong>ch</strong>weizer Verband<br />
der Investmentgesells<strong>ch</strong>aften (SVIG) namens seiner Mitglieder Stellung zum vorgelegten Anhörungsvorentwurf.<br />
Für die Gelegenheit zur Meinungsäusserung danken wir Ihnen bestens.<br />
Der SVIG ist ein im Handelsregister des Kantons Zug eingetragener Verband s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Re<strong>ch</strong>ts, wel<strong>ch</strong>er anfangs März 2004 gegründet worden ist und wel<strong>ch</strong>er gemäss seiner statutaris<strong>ch</strong>en<br />
Zielsetzung die Interessen der in der S<strong>ch</strong>weiz ansässigen oder tätigen Investment-, Beteiligungsund<br />
Holdinggesells<strong>ch</strong>aften wahrnimmt. Dem SVIG gehören zurzeit rund 26 börsenkotierte und ni<strong>ch</strong>tbörsenkotierte<br />
Investment- oder Beteiligungsgesells<strong>ch</strong>aften an. Die im SVIG organisierten Mitglieder<br />
ma<strong>ch</strong>en unter dem Aspekt Marktkapitalisierung die überwiegende Mehrheit sämtli<strong>ch</strong>er an der im Investment-Index<br />
der SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange kotierten Investmentgesells<strong>ch</strong>aften aus. So sind von insgesamt<br />
12 im Investment-Index der SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange kotierten Investmentgesells<strong>ch</strong>aften mit einer<br />
Marktkapitalisierung von insgesamt CHF 2,11 Milliarden 11 Investmentgesells<strong>ch</strong>aften mit einer<br />
Marktkapitalisierung von insgesamt rund CHF 2,05 Milliarden und damit ca. 97% des im Investment-<br />
Index investierten Kapitals dur<strong>ch</strong> den SVIG vertreten.<br />
Der SVIG rei<strong>ch</strong>t hiermit eine Stellungnahme zu den Vors<strong>ch</strong>lägen des Vorentwurfs der VgdA ein, die<br />
vom Vorstand des Verbandes verfasst wurde.
1. Vorbemerkungen<br />
Wir begrüssen es sehr, dass seitens des Bundes ras<strong>ch</strong> auf den dur<strong>ch</strong> das Volk geäusserten Willen<br />
eingegangen wird und mit der ras<strong>ch</strong>en Umsetzung der Initiative, insbesondere deren Konkretisierung<br />
– nun zunä<strong>ch</strong>st auf Verordnungsstufe – re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Klarheit ges<strong>ch</strong>affen wird. Offene Fragen und<br />
damit verbundener Klärungsbedarf sowie gewisse Änderungswüns<strong>ch</strong>e bestehen unseres Era<strong>ch</strong>tens<br />
und aus Si<strong>ch</strong>t unserer Mitglieder bzgl. den Berei<strong>ch</strong>en „Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung“ und „zulässige<br />
Tätigkeiten ausserhalb des Konzerns“.<br />
2. Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
Art. 6 der Verordnung sieht – basierend auf Art. 95 Abs.3 lit. b BV – vor, dass die Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
mittels eines Organisationsreglements nur an einzelne Mitglieder oder andere natürli<strong>ch</strong>e Personen<br />
übertragen werden kann. Au<strong>ch</strong> wenn der Wortlaut von Art. 95 Abs.3 lit. b BV es verbietet die „Führung<br />
der Gesells<strong>ch</strong>aft“ an juristis<strong>ch</strong>e Personen zu delegieren, so ist es unserer Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> angebra<strong>ch</strong>t,<br />
zur Vermeidung von Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit davon au<strong>ch</strong> einzelne, klar bestimmte Ausnahmen<br />
vorzusehen, insbesondere in Berei<strong>ch</strong>en, deren Regelung ni<strong>ch</strong>t das Ziel der Abzockerinitiative darstellte.<br />
Dies gilt insbesondere im Hinblick auf Investmentgesells<strong>ch</strong>aften, bei wel<strong>ch</strong>en – abgesehen von den<br />
ni<strong>ch</strong>t übertragbaren Kompetenzen des Verwaltungsrates – heute regelmässig andere juristis<strong>ch</strong>e<br />
Personen (der Asset- oder Investmentmanager) unter der Oberaussi<strong>ch</strong>t des Verwaltungsrats die<br />
<strong>admin</strong>istrative Ges<strong>ch</strong>äftsführung auf Mandatsbasis wahrnehmen, wobei der Umfang der vom Asset<br />
oder Investmentmanager wahrgenommenen Aufgaben und der an ihn delegierten Ents<strong>ch</strong>eide von<br />
Fall zu Fall variiert.<br />
Investmentgesells<strong>ch</strong>aften mit festem Kapital (SICAF) gemäss Art. 110 ff. des Kollektivanlagengesetzes<br />
(KAG; SR 951.31) sind regulierte kollektive Kapitalanlagen, wel<strong>ch</strong>e das Re<strong>ch</strong>tskleid einer Aktiengesells<strong>ch</strong>aft<br />
na<strong>ch</strong> Obligationenre<strong>ch</strong>t tragen. Börsenkotierte Investmentgesells<strong>ch</strong>aften und Investmentgesells<strong>ch</strong>aften<br />
für qualifizierte Anleger sind gemäss Art. 2 Abs. 3 KAG von der Regulierung des<br />
KAG ausgenommen worden, weil insbesondere bei börsenkotierten Investmentgesells<strong>ch</strong>aften die<br />
speziellen Vors<strong>ch</strong>riften der SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange einerseits für börsenkotierte Unternehmen im Allgemeinen<br />
und anderseits für Investmentgesells<strong>ch</strong>aften im Besonderen diese bereits sehr weitgehend<br />
regulierten. Im Grunde genommen verfolgen diese jedo<strong>ch</strong> – wie die SICAF und alle anderen<br />
kollektiven Kapitalanlagen na<strong>ch</strong> KAG – den einzigen Zweck der kollektiven Kapitalanlage, was deren<br />
Ges<strong>ch</strong>äftstätigkeit dementspre<strong>ch</strong>end hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auf die Verwaltung von Vermögen mit allen dazugehörigen<br />
Nebentätigkeiten bes<strong>ch</strong>ränkt. Diese sehr enge Zweckbestimmung und das dementspre<strong>ch</strong>end<br />
einges<strong>ch</strong>ränkte Ges<strong>ch</strong>äftstätigkeitsfeld unters<strong>ch</strong>eidet Investmentgesells<strong>ch</strong>aften und kollektive<br />
Kapitalanlagen im Generellen von normalen börsenkotierten Gesells<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> dem Obligationenre<strong>ch</strong>t<br />
(OR).<br />
Dieser Unters<strong>ch</strong>ied wirkt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> direkt auf die Struktur von Investmentgesells<strong>ch</strong>aften und kollektiven<br />
Kapitalanlagen im Allgemeinen aus: Der Verwaltungsrat von Investmentgesells<strong>ch</strong>aften bes<strong>ch</strong>ränkt<br />
si<strong>ch</strong> oftmals auf die Wahrnehmung der na<strong>ch</strong> OR unentziehbaren Aufgaben, die Fassung<br />
ganz wesentli<strong>ch</strong>er Ents<strong>ch</strong>eide über die Anlagepolitik sowie die Überwa<strong>ch</strong>ung des externen Vermögensverwalters<br />
und delegiert die Investitions- und Vermögensverwaltungstätigkeit einerseits und<br />
den Grossteil der <strong>admin</strong>istrativen Funktionen anderseits – und damit faktis<strong>ch</strong> den grössten Teil der<br />
bei einer Investmentgesells<strong>ch</strong>aft anfallenden „Ges<strong>ch</strong>äftsführung“ – gesamthaft an einen externen<br />
Vermögensverwalter, wie dies au<strong>ch</strong> bei anderen Formen der kollektiven Kapitalanlagen übli<strong>ch</strong> – und<br />
vom Gesetzgeber explizit vorgesehen – ist. S<strong>ch</strong>on das KAG und alle wi<strong>ch</strong>tigen ausländis<strong>ch</strong>en Regu-<br />
2 | 5
lierungen von kollektiven Kapitalanlagen (EU, USA, Luxembourg, England, Lie<strong>ch</strong>tenstein, Deuts<strong>ch</strong>land,<br />
Singapur, etc.) sehen die Einsetzung eines externen Vermögensverwalters in Form einer juristis<strong>ch</strong>en<br />
Person als grundlegende Struktur bei kollektiven Kapitalanlagen vor. So sieht Art. 18 Abs. 1<br />
Bst. a KAG explizit vor: „Vermögensverwalter kollektiver Kapitalanlagen mit Sitz in der S<strong>ch</strong>weiz kann<br />
sein: [a.] eine juristis<strong>ch</strong>e Person [...]“. Das KAG s<strong>ch</strong>liesst in Art. 18 sogar aus, dass eine natürli<strong>ch</strong>e<br />
Person eine Bewilligung als externe Vermögensverwalterin kollektiver Kapitalanlagen erlangen<br />
kann.<br />
Da – wie bereits ausgeführt – bei kollektiven Kapitalanlagen und diesen in der Struktur, der Zweckbestimmung<br />
und der Ges<strong>ch</strong>äftstätigkeit grösstenteils sehr ähnli<strong>ch</strong>en börsenkotierten Investmentgesells<strong>ch</strong>aften<br />
und Investmentgesells<strong>ch</strong>aften für qualifizierte Anleger die Ges<strong>ch</strong>äftsführung ganz<br />
hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aus der Vermögensanlage- und -verwaltung besteht, würde ein Verbot der Delegation<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsführung an juristis<strong>ch</strong>e Personen die in der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en und internationalen Regulierung<br />
von kollektiven Kapitalanlagen geltende Grundstruktur der Einsetzung eines externen Vermögensverwalters<br />
ausser Kraft setzen.<br />
Zudem ist Ziel und Zweck des Verbots, die Ges<strong>ch</strong>äftsführung an eine juristis<strong>ch</strong>e Person auszulagern,<br />
die Verhinderung der Umgehung der Transparenzbestimmungen. Investmentgesells<strong>ch</strong>aften<br />
s<strong>ch</strong>affen diese Transparenz jedo<strong>ch</strong> bereits, indem sie in ihren Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>ten detailliert über die<br />
Aufgaben und die Höhe und die Komponenten der Vergütung des Asset- oder Investmentmanagers<br />
Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft ablegen.<br />
Aus den oben genannten Gründen und aus Gründen der Glei<strong>ch</strong>behandlung von börsenkotierten Investmentgesells<strong>ch</strong>aften<br />
mit allen anderen kollektiven Kapitalanlagen ist davon auszugehen, dass<br />
der Verfassungstext (wie au<strong>ch</strong> wohl der Wortlaut des Verordnungsentwurfs) die spezifis<strong>ch</strong>en Delegationsverhältnisse<br />
bei börsenkotierten Investmentgesells<strong>ch</strong>aften ni<strong>ch</strong>t adressieren und damit eins<strong>ch</strong>ränken<br />
wollte. Au<strong>ch</strong> aus den erläuternden Unterlagen zur Initiative wie au<strong>ch</strong> aus den Abstimmungsunterlagen<br />
ist ni<strong>ch</strong>t ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass die Initianten die bei börsenkotierten Investmentgesells<strong>ch</strong>aften<br />
übli<strong>ch</strong>erweise gewählte Delegationsstruktur verbieten wollten, sondern es ist vielmehr daraus<br />
ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass diese Fragestellung s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t ausser A<strong>ch</strong>t gelassen worden war. Zur Vermeidung<br />
von Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit – namentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> vor dem Hintergrund der Strafbestimmung in Art. 24<br />
Abs. 1 Ziff. 4 VgdA und den dafür vorgesehenen drakonis<strong>ch</strong>en Strafen – ist es daher sehr empfehlens-<br />
und wüns<strong>ch</strong>enswert, dass entweder (i) börsenkotierte Investmentgesells<strong>ch</strong>aften vom Verbot<br />
der Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung na<strong>ch</strong> Art. 6 und Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 VgdA explizit ausgenommen<br />
werden oder (ii) der Begriff der „Ges<strong>ch</strong>äftsführung“ in der VgdA explizit definiert und die<br />
Tätigkeit eines Asset- oder Investmentmanagers dabei ausdrückli<strong>ch</strong> ausgenommen wird. Eine sol<strong>ch</strong>e<br />
Lösung würde es au<strong>ch</strong> unnötig ma<strong>ch</strong>en, in der Praxis heikle und starke ermessensabhängige<br />
Beurteilungen vorzunehmen, wel<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>eide no<strong>ch</strong> als Ges<strong>ch</strong>äftsführung und wel<strong>ch</strong>e als untergeordnete<br />
Implementierungsents<strong>ch</strong>eide gelten können.<br />
3. Zulässige Tätigkeiten ausserhalb des Konzerns<br />
Gemäss Art. 95 Abs. 3 lit. c BV haben die Statuten u.a. die Anzahl Mandate von Organmitgliedern<br />
ausserhalb des Konzerns zu regeln. Basierend auf dieser Bestimmung legt Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1<br />
VgdA fest, dass die Statuten Bestimmungen über die Anzahl der zulässigen Tätigkeiten der Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates in den obersten Leitungs- oder<br />
Verwaltungsorganen von Re<strong>ch</strong>tseinheiten, die verpfli<strong>ch</strong>tet sind, si<strong>ch</strong> ins Handelsregister eintragen<br />
zu lassen, und die ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft kontrolliert werden oder die Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t kontrollieren,<br />
enthalten müssen.<br />
3 | 5
Bei Investmentgesells<strong>ch</strong>aften besteht ein grosses Bedürfnis Vertreter in ihren direkten/indirekten Investments<br />
Einsitz nehmen zu lassen, denn oftmals wollen – und bei einer gewissen Grösse sollen<br />
wohl – Investmentgesells<strong>ch</strong>aften in den Verwaltungsräten der Gesells<strong>ch</strong>aften (Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften),<br />
an denen sie zwar beteiligt sind, die sie jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t kontrollieren und die sie gemäss den International<br />
Financial Reporting Standards (IFRS) ni<strong>ch</strong>t konsolidieren können und müssen, dur<strong>ch</strong> ihre<br />
Organmitglieder zwecks Wahrnehmung der Aufsi<strong>ch</strong>tsfunktion über ihre Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften (und<br />
damit über ihre Investments) vertreten sein. Sol<strong>ch</strong>e Vertretungen der Investmentgesells<strong>ch</strong>aften in<br />
Verwaltungsräten kleinerer Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften ma<strong>ch</strong>en insbesondere in der Private Equity Bran<strong>ch</strong>e<br />
Sinn, denn sol<strong>ch</strong>e Vertreter bringen aus ihrer Tätigkeit der Verwaltung diverser Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften<br />
grosse Erfahrung und vertieftes Know-how in der Gesells<strong>ch</strong>aftsüberwa<strong>ch</strong>ung ein, was gerade<br />
kleineren Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften ansonsten in ihren Verwaltungsräten fehlen dürfte.<br />
Die Qualifikation einer sol<strong>ch</strong>en Vertretung in Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften als extern oder intern ist ni<strong>ch</strong>t<br />
eindeutig, der SVIG geht jedo<strong>ch</strong> davon aus, dass sol<strong>ch</strong>e Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften wohl als Gruppengesells<strong>ch</strong>aften<br />
im weiteren Sinn qualifiziert werden dürften und deshalb sol<strong>ch</strong>e Mandate als im weiteren<br />
Sinn „gruppenintern“ zu qualifizieren wären. Der Vorentwurf der VgdA äussert si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t eindeutig zur Qualifikation sol<strong>ch</strong>er Mandate bei Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften, weshalb gestützt darauf<br />
die Qualifikation als externes Mandat ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen werden kann. Sollte unter sol<strong>ch</strong>en<br />
Umständen die Anzahl externen Mandate zwangsweise bes<strong>ch</strong>ränkt sein müssen, hätte dies gravierende<br />
Auswirkungen auf die Kerntätigkeit von Investmentgesells<strong>ch</strong>aften (Investition von Kapital in<br />
Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften zwecks Erwirts<strong>ch</strong>aftung von Kapitalerträgen), weil sie in den obersten Leitungs-<br />
und Verwaltungsorganen ihrer Investments ni<strong>ch</strong>t mehr vertreten sein könnten.<br />
Implizit s<strong>ch</strong>wingt sowohl im Verfassungstext als au<strong>ch</strong> im Verordnungstext die Erwartung mit, dass<br />
sol<strong>ch</strong>e konzernexternen Mandate bes<strong>ch</strong>ränkt werden sollen. Unseres Era<strong>ch</strong>tens muss es aber au<strong>ch</strong><br />
mögli<strong>ch</strong> sein – und ist sowohl mit dem Wortlaut der Verfassung als au<strong>ch</strong> der Verordnung vereinbar –<br />
, in den Statuten vorzusehen, dass die Anzahl sol<strong>ch</strong>er konzernexterner Mandate unbes<strong>ch</strong>ränkt ist,<br />
insbesondere vor dem Hintergrund, dass jede zahlenmässige Festlegung einer Grenze an externen<br />
Mandaten ohnehin rein willkürli<strong>ch</strong> erfolgt. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> kann es ja au<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t auf die Anzahl sol<strong>ch</strong>er<br />
externer Mandate ankommen, sondern auf die damit verbundene Belastung. Dies wird dann<br />
au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Erläuterungen zur Verordnung selber hervorgehoben, in dem festgehalten wird, dass<br />
ein externes Mandat, selbst wenn die statutaris<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>ränkung eingehalten wird, unzulässig sein<br />
kann, wenn damit eine zu hohe Belastung verbunden ist (vgl. Art. 717 OR). Wir ersu<strong>ch</strong>en Sie daher,<br />
in der Verordnung – namentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> vor dem Hintergrund der jetzt vorges<strong>ch</strong>lagenen Strafbestimmung<br />
in Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 VgdA und den dafür vorgesehenen drakonis<strong>ch</strong>en Strafen – eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Klarstellung in diesem Sinne vorzunehmen. Auf die Einfügung der in Art. 93 Abs. 3 BV<br />
ni<strong>ch</strong>t vorgesehenen Strafbestimmung von Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 VgdA ist zudem zu verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
Sollte es wider Erwarten ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> sein, in den Statuten generell festzuhalten, dass die Anzahl<br />
externer Mandate unbes<strong>ch</strong>ränkt ist, sollte zumindest eine Differenzierung zwis<strong>ch</strong>en Mandaten bei<br />
Gruppen- oder Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften und anderen externen Mandaten vorgenommen werden, wobei<br />
zumindest die Anzahl Mandate in Gruppen- oder Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften unbes<strong>ch</strong>ränkt sein können<br />
muss. Alles andere könnte dazu führen, dass das ganze Ges<strong>ch</strong>äftsmodell von Investmentgesells<strong>ch</strong>aften<br />
generell ers<strong>ch</strong>wert wird, denn Investmentgesells<strong>ch</strong>aften sind darauf angewiesen, dass<br />
sie Vertreter in ihre Gruppen- oder Portfoliogesells<strong>ch</strong>aften, wo die ihnen zur Anlage anvertrauten<br />
Mittel direkt oder indirekt investiert sind, entsenden können.<br />
Bei der weiteren Bearbeitung des vorliegenden Vorentwurfes sind wir Ihnen für die Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
unserer oben dargestellten Anliegen aus unserer tägli<strong>ch</strong>en praktis<strong>ch</strong>en Erfahrung sehr verbunden,<br />
4 | 5
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> liegt eine klare Re<strong>ch</strong>tslage sowohl im Interesse aller Aktionäre als au<strong>ch</strong> im Interesse aller<br />
anderen Anspru<strong>ch</strong>sgruppen einer Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />
Gerne stehen wir Ihnen für weitere Informationen jederzeit zur Verfügung.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Verband der Investmentgesells<strong>ch</strong>aften (SVIG)<br />
Der Präsident:<br />
Der Sekretär:<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Bridge<br />
Dr. Alexander Vogel<br />
5 | 5
SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG DER RICHTERINNEN UND RICHTER<br />
ASSOCIATION SUISSE DES MAGISTRATS DE L’ORDRE JUDICIAIRE<br />
ASSOCIAZIONE SVIZZERA DEI MAGISTRATI<br />
ASSOCIAZIUN SVIZRA DALS DERSCHADERS<br />
SVR<br />
ASM<br />
ASM<br />
ASD<br />
Prasident<br />
Sekretariat<br />
Peter Hodel, Oberri<strong>ch</strong>ter, Obergeri<strong>ch</strong>t des Kantons Ziiri<strong>ch</strong>, Hirs<strong>ch</strong>engraben 15, 8001 Ziiri<strong>ch</strong>,<br />
0 041 25791 91, E-Mail: peter.hodel@geri<strong>ch</strong>te.zh.<strong>ch</strong><br />
Jùrg Steiger, Bundesverwaltungsri<strong>ch</strong>ter, Bundesverwaltungsgeri<strong>ch</strong>t, Postfa<strong>ch</strong>, 9023 St. Gallen,<br />
0 058 705 25 37, E-Mail: juerg.steiger@bvger.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>, info@svr.asm.<strong>ch</strong>; www.svr-asm.<strong>ch</strong><br />
Bundesamt ffir Justiz<br />
Eidg. Amt ifir das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Ziiri<strong>ch</strong>, 23. Juli 2013<br />
Anhòrung zum Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
S ehr geehrte Frau Bundesritin<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Wir danken Ihnen fi.ir die Gelegenheit, uns zum Vorentwurf zur Verordnung gegen die<br />
Abzockerei iussern zu kònnen.<br />
Aus der Si<strong>ch</strong>t der SVR/ASM ist das vom Bundesrat vorges<strong>ch</strong>iagene Vorgehen, die<br />
erforderli<strong>ch</strong>en Ausffihrungsbestimmungen zuni<strong>ch</strong>st auf Verordnungsstufe zu erlassen,<br />
angesi<strong>ch</strong>ts der damit verbundenen Eingriffe in geltendes Gesetzesre<strong>ch</strong>t zwar proble<br />
matis<strong>ch</strong>, j edo<strong>ch</strong> angesi<strong>ch</strong>ts des dur<strong>ch</strong> Artikel 197 Ziffer 10 BV vorgegebenen Zeit<br />
drucks verstàndli<strong>ch</strong>. Eine sorgifultige Umsetzung von Artikel 95 BV im ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Gesetzgebungsverfahren wàre ni<strong>ch</strong>t fristgere<strong>ch</strong>t realisierbar gewesen. Der Vorteil der<br />
Verordnungslòsung liegt - wie im erluternden Beri<strong>ch</strong>t - zutreffend festgehalten wird -<br />
si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> darin, dass alle Ausffihrungsbestimmungen in einem einzigen Re<strong>ch</strong>tserlass<br />
zusammengefasst werden kònnen.<br />
Beztigli<strong>ch</strong> der aktien- und vorsorgere<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Bestimmungen (Artikel 2-23) ergeben<br />
si<strong>ch</strong> aus unserer Si<strong>ch</strong>t keine Bemerkungen. Die vorges<strong>ch</strong>lagene Regelung setzt die in<br />
Artikel 95 BV enthaltenen Vorgaben in angemessener Weise um. Dies sollte den Ge<br />
setzgeber jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t daran hindern, die einzelnen Bestimmungen im Rahmen der<br />
Umsetzung auf der formell-gesetzli<strong>ch</strong>en Ebene no<strong>ch</strong>mals sorgfàltig zu prifen.
2<br />
Zu den vorgesehenen Strafbestimmungen mò<strong>ch</strong>ten wir uns wie folgt àussern: Eine<br />
Strafe oder Massnahme darf nur wegen einer Tat verhngt werden, die das Gesetz aus<br />
driickli<strong>ch</strong> unter Strafe stelit (Art. 1 StGB). Na<strong>ch</strong> der Lehre ist ein formeiies Gesetz<br />
mindestens dann erforderli<strong>ch</strong>, wenn Freiheitsstrafen angedroht werden (Peter<br />
Popp/Anne Berkemeier, Basler Kommentar, 3. Aufi., Basel 2013, N. 28 zu Art. i<br />
StGB m.w.H.). Jede Strafe, die einen Freiheitsentzug mit si<strong>ch</strong> bringt, stellt nàmli<strong>ch</strong><br />
einen s<strong>ch</strong>weren Eingriff in die persònli<strong>ch</strong>e Freiheit dar. Ftr andere Strafen gentigt da<br />
gegen na<strong>ch</strong> der Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung des Bundesgeri<strong>ch</strong>ts eine Verordnung, die si<strong>ch</strong> im<br />
Rahmen von Verfassung und Gesetz hàlt (BGE 124 IV 23 E. 1). Die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
Ri<strong>ch</strong>tervereinigung ist daher der Auffassung, dass die in der vorges<strong>ch</strong>iagenen Verord<br />
nung enthaltenen Strafbestimmungen problematis<strong>ch</strong> sind, insoweit sie ni<strong>ch</strong>t nur Geld<br />
strafen sondern au<strong>ch</strong> Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren vorsehen. Wiren nim1i<strong>ch</strong><br />
Geldstrafen no<strong>ch</strong> vertretbar (a.M. Patrick Brand/Karl-Marc Wyss/Pascal Zysset, Nulla<br />
Minder-poena sulle lege, in: Jusletter 27. Mai 2013; heikel wiirde immerhin die Kon<br />
steilation der Umwandiung gemàss Art. 36 Abs. i StGB bleiben), liegt in der unbe<br />
stimmten Formulierung von Art. 95 Abs. 3 Bst. d BV keine geniigend prizise Grund<br />
lage um Eingriffe in die persònli<strong>ch</strong>e Freiheit zu re<strong>ch</strong>tfertigen (vgl. Art. 36 Abs. i BV).<br />
Bis zum Erlass einer formeilen Strafhorm dur<strong>ch</strong> das Parlament, solite man daher mm<br />
destens auf die Freiheitsstrafen im Sinne von Art. 24 Abs. i des Entwurfes verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
Abs<strong>ch</strong>liessend danken wir no<strong>ch</strong>mals ffir die Gelegenheit zur Stellungnahme und<br />
verbleiben mit freundii<strong>ch</strong>en Gr(ssen.<br />
SCHWEIZERISCHE VERE1NIGUNG<br />
DER RICHTERTNNEN UND RICHTER<br />
Peter Hodel, Prisident
Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA<br />
Dufourstrasse 49<br />
Postfa<strong>ch</strong><br />
4002 Basel / S<strong>ch</strong>weiz<br />
Tel. +41 (0)61 278 98 00 • Fax +41 (0)61 278 98 08<br />
www.sfama.<strong>ch</strong> • office@sfama.<strong>ch</strong><br />
Bundesamt für Justiz, Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Per E-Mail: ehra@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Basel, 10. Juli 2013/MFU-DCA<br />
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Mit S<strong>ch</strong>reiben vom 14. Juni 2013 haben Sie uns eingeladen, zum Entwurf zur Verordnung<br />
gegen die Abzockerei Stellung zu nehmen.<br />
Als repräsentative Bran<strong>ch</strong>enorganisation 1 der kollektiven Kapitalanlagen und deren Manager<br />
danken wir Ihnen für die Gelegenheit, Stellung zu nehmen.<br />
Dabei bes<strong>ch</strong>ränken wir uns auf denjenigen Punkt, der die Stimmpfli<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong><br />
Vorsorgeunternehmen regelt, weil dieser au<strong>ch</strong> den Berei<strong>ch</strong> der Kollektivanlagen und des Asset<br />
Management indirekt tangiert.<br />
Wir stellen mit Befriedigung fest, dass Art. 22 Abs. 1 des Vorentwurfes klarstellt, dass „die<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen, die dem Freizügigkeitsgesetz vom 17. Dezember 1993 (FZG) unterstellt<br />
sind, das Stimmre<strong>ch</strong>t der von ihnen gehaltenen Aktien an der Generalversammlung ausüben<br />
müssen“.<br />
Damit ist klargestellt, dass allfällige, von Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen gehaltene indirekte Anlagen in<br />
sol<strong>ch</strong>e Aktien, insbesondere über Anlagefonds, ni<strong>ch</strong>t unter diese Stimmpfli<strong>ch</strong>t fallen.<br />
Dies wird im Beri<strong>ch</strong>t auf Seite 28 betont: „Die Einri<strong>ch</strong>tung unterliegt dem Stimmzwang nur bei<br />
direkt gehaltenen Aktien, d.h., wenn sie unmittelbare Eigentümerin des Wertpapiers ist. Hält die<br />
Einri<strong>ch</strong>tung beispielsweise Anteile an einer Anlagestiftung oder einem Anlagefonds, ist sie<br />
weder Eigentümerin der Aktie no<strong>ch</strong> verfügt sie für diese über ein Stimmre<strong>ch</strong>t im Sinne der<br />
Verordnung“.<br />
1 Die 1992 mit Sitz in Basel gegründete Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA - ist die Bran<strong>ch</strong>enorganisation der<br />
S<strong>ch</strong>weizer Fonds- und Asset Management-Wirts<strong>ch</strong>aft. Ihr Mitgliederkreis umfasst alle wi<strong>ch</strong>tigen s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Fondsleitungen,<br />
zahlrei<strong>ch</strong>e Vertreter ausländis<strong>ch</strong>er kollektiver Kapitalanlagen sowie Asset Manager kollektiver Kapitalanlagen. Diese decken mehr<br />
als 95% des in der S<strong>ch</strong>weiz vertriebenen Fondsvermögens ab. Zudem gehören der SFAMA zahlrei<strong>ch</strong>e weitere Dienstleister an,<br />
wel<strong>ch</strong>e im Berei<strong>ch</strong> der kollektiven Kapitalanlagen tätig sind.
2/2<br />
Allerdings mö<strong>ch</strong>ten wir darauf hinweisen, dass im Berei<strong>ch</strong> der Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung au<strong>ch</strong> für<br />
derartige Kollektivanlagen im Einzelfall eigene Corporate-Governance-Grundsätze gelten.<br />
Deren Einhaltung wird von der jeweiligen Fondsleitung, Anlagestiftung bzw. Fondsgesells<strong>ch</strong>aft<br />
überwa<strong>ch</strong>t.<br />
Wir danken Ihnen für die Aufmerksamkeit und stehen Ihnen für weitere Fragen zu Verfügung.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA<br />
Markus Fu<strong>ch</strong>s<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführer<br />
Delphine Calonne<br />
Legal Counsel<br />
SFAMA • Dufourstrasse 49 • Postfa<strong>ch</strong> • CH-4002 Basel • Tel. +41 (0)61 278 98 00 • Fax +41 (0)61 278 98 08
Verband der Industrie- und Dienstleistungskonzerne in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
Fédération des groupes industriels et de services en Suisse<br />
Federation of Industrial and Service Groups in Switzerland<br />
19. Juli 2013<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Handelsregisteramt<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Anhörung zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA) – Stellungnahme von<br />
SwissHoldings<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin Sommaruga<br />
Mit S<strong>ch</strong>reiben vom 14. Juni 2013 haben Sie uns den Vorentwurf der Verordnung gegen die Abzockerei<br />
(VgdA) und den erläuternden Beri<strong>ch</strong>t dazu zugestellt. Gerne unterbreiten wir Ihnen<br />
hiermit unsere Stellungnahme zum Verordnungsvorentwurf.<br />
SwissHoldings, der Verband der Industrie- und Dienstleistungskonzerne in der S<strong>ch</strong>weiz, umfasst<br />
57 der grössten Konzerne in der S<strong>ch</strong>weiz, die zusammen rund 70% der gesamten Börsenkapitalisierung<br />
der SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange ausma<strong>ch</strong>en. Die meisten Mitgliedfirmen von SwissHoldings<br />
sind börsenkotiert und daher vom neuen Art. 95 Abs. 3 BV und dessen Umsetzung ganz besonders<br />
betroffen. Unsere Stellungnahme ist mit den Firmenvertretern in unserer Re<strong>ch</strong>tskommission<br />
abgespro<strong>ch</strong>en.<br />
Haltung von SwissHoldings<br />
Die Hauptanliegen<br />
1. Überarbeitung der Strafbestimmung (E-Art. 24 VdgA)<br />
• Differenziertere Ausgestaltung der Straftatbestände von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und<br />
2 betr. der subjektiven Tatbestandsmerkmale (Erfordernis des direkten Vorsatzes in<br />
gewissen Fällen) und Notwendigkeit einer Bagatellklausel<br />
S. 6 ff.<br />
• Mildere Strafandrohung für E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 bis 9 aufgrund des Verfassungsgrundsatzes<br />
der Verhältnismässigkeit<br />
S. 4 ff.<br />
• Strei<strong>ch</strong>ung von E-Art. Ziff. 3, weil die Bestimmung dur<strong>ch</strong> die neue Verfassungsbestimmung<br />
ni<strong>ch</strong>t abgedeckt ist S. 4<br />
• Neuformulierung des Maximalrahmens für Geldstrafen S. 9<br />
2. Neuregelung der Folgen bei Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung von Vergütungsbeträgen dur<strong>ch</strong><br />
die Generalversammlung (E-Art. 18 VgdA) S. 9 f.<br />
3. Klärung und Präzisierung der Übergangsregelung in vers<strong>ch</strong>iedenen Punkten<br />
S. 10 f.<br />
Weitere Anliegen<br />
S. 12 ff.<br />
Ausdrückli<strong>ch</strong>e Unterstützung von vorges<strong>ch</strong>lagenen Regelungen S. 14 f.<br />
Postfa<strong>ch</strong> 402, 3000 Bern 7 Nägeligasse 13, 3011 Bern<br />
Tel. +41 (0)31 356 68 68 Fax +41 (0)31 352 32 55<br />
sh@swissholdings.<strong>ch</strong> www.swissholdings.<strong>ch</strong>
SwissHoldings 2<br />
A. Grundsätzli<strong>ch</strong>e Bemerkungen<br />
Volk und Kantone haben am 3. März 2013 der Minder-Initiative und damit einer neuen Verfassungsbestimmung<br />
(Art. 95 Abs. 3 BV) zugestimmt. Der Bundesrat wird verpfli<strong>ch</strong>tet, innerhalb<br />
eines Jahres seit Annahme der Initiative die erforderli<strong>ch</strong>en Ausführungsbestimmungen zu erlassen.<br />
Mit der in die Anhörung gegebenen Verordnung «gegen die Abzockerei» (VgdA) sollen diese<br />
Ausführungsbestimmungen ges<strong>ch</strong>affen werden.<br />
Der Verordnungsentwurf hält si<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tigerweise eng an den Wortlaut der neuen Verfassungsbestimmung.<br />
Er bemüht si<strong>ch</strong>, deren Bestimmungen grundsätzli<strong>ch</strong> in einer Art und Weise umzusetzen,<br />
die einerseits den Zielsetzungen der Minder-Initiative gere<strong>ch</strong>t wird und anderseits für die<br />
von den neuen Bestimmungen betroffenen Unternehmen und Vorsorgeinri<strong>ch</strong>tungen praktikabel<br />
ist.<br />
Gewisse Verbesserungen und Adjustierungen der vorges<strong>ch</strong>lagenen Bestimmungen sind aus<br />
unserer Si<strong>ch</strong>t denno<strong>ch</strong> nötig. Zentrales Anliegen ist, wie die folgenden Ausführungen zeigen<br />
werden, eine mögli<strong>ch</strong>st hohe Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit für die Re<strong>ch</strong>tsanwender zu errei<strong>ch</strong>en und si<strong>ch</strong>er<br />
zu stellen, dass die Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 BV im Einklang mit der bestehenden<br />
Re<strong>ch</strong>tsordnung erfolgt. Unsere Ausführungen mö<strong>ch</strong>ten wir wie folgt gliedern: Unter Bst. B werden<br />
wir unsere Hauptanliegen vorbringen und begründen. Unter Bst. C dann auf eine Reihe von<br />
weiteren – teilweise au<strong>ch</strong> eher te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en – Aspekte hinweisen, die bei einer Überarbeitung des<br />
Verordnungsentwurfs oder allenfalls au<strong>ch</strong> im Rahmen eines überarbeiteten und dann veröffentli<strong>ch</strong>ten<br />
Erläuternde Beri<strong>ch</strong>ts berücksi<strong>ch</strong>tigt werden sollten. Unter Bst. D s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>ten wir<br />
auf Regelungen und Bestimmungen verweisen, die unbedingt in der vorges<strong>ch</strong>lagenen Form beibehalten<br />
werden sollten.<br />
Wir würden es sehr begrüssen, wenn der Erläuternde Beri<strong>ch</strong>t im Zuge der Vernehmlassung<br />
überarbeitet und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> im Sinne von Materialien zur Verordnung veröffentli<strong>ch</strong>t würde.<br />
In einem ordentli<strong>ch</strong>en Gesetzgebungsverfahren übernimmt die Bots<strong>ch</strong>aft des Bundesrates diese<br />
Funktion. Es s<strong>ch</strong>eint uns sehr wi<strong>ch</strong>tig, dass au<strong>ch</strong> bei einem so wi<strong>ch</strong>tigen Erlass wie es die VgdA<br />
darstellt, entspre<strong>ch</strong>ende Materialien zur Verfügung stehen. Die Aufdatierung und Veröffentli<strong>ch</strong>ung<br />
des Erläuternden Beri<strong>ch</strong>ts kann in vielerlei Hinsi<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>tssetzungsverfahren<br />
vereinfa<strong>ch</strong>en, weil dies erlaubt gewisse Präzisierungen und Klarstellungen im Rahmen des Erläuternde<br />
Beri<strong>ch</strong>ts vorzunehmen, anstatt sie (u.U. umfangrei<strong>ch</strong> und umständli<strong>ch</strong>) in den Verordnungstext<br />
einzufügen.<br />
B. Die Hauptanliegen von SwissHoldings<br />
1. Überarbeitung der Strafbestimmung (E-Art. 24)<br />
Generelle Bemerkungen<br />
Offenbar folgt der Bundesrat der Meinung, dass au<strong>ch</strong> eine Verordnung, die si<strong>ch</strong> direkt auf die<br />
Verfassung stützt, mit Freiheitsstrafen bewehrte Strafbestimmungen enthalten darf, ohne dass<br />
der Grundsatz „Nulla Poena Sine Lege“ verletzt wird. Au<strong>ch</strong> in künftigen Initiativen – aus wel<strong>ch</strong>em<br />
politis<strong>ch</strong>en Spektrum au<strong>ch</strong> immer sol<strong>ch</strong>e kommen mögen – können wiederum beliebige Strafnormen<br />
gefordert werden. Wir era<strong>ch</strong>ten es daher als wi<strong>ch</strong>tig, dass bei der Umsetzung von Art. 95<br />
Abs. 3 Bst. d BV ein klares Zei<strong>ch</strong>en gesetzt wird, dass sol<strong>ch</strong>e Verfassungsbestimmungen unter
SwissHoldings 3<br />
Bea<strong>ch</strong>tung des gesamten Verfassungsre<strong>ch</strong>ts und unter Wahrung einer mögli<strong>ch</strong>st hohen praktis<strong>ch</strong>en<br />
Konkordanz mit dem bestehenden Strafre<strong>ch</strong>t umgesetzt werden müssen. Nur so ist<br />
es mögli<strong>ch</strong>, ein in si<strong>ch</strong> einigermassen stimmiges Re<strong>ch</strong>tssystem zu wahren.<br />
Die Umsetzung der neuen Verfassungsbestimmung hat si<strong>ch</strong> selbstverständli<strong>ch</strong> strikte an die<br />
Grundsätze des re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en Handelns zu halten. Wie na<strong>ch</strong>stehend dargelegt wird ist dabei<br />
insbesondere der Verfassungsgrundsatz der Verhältnismässigkeit zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />
Eine re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> korrekte und verhältnismässige Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 Bst. d BV ist denn<br />
au<strong>ch</strong> zentral für das künftige Vertrauen in den Unternehmensstandort S<strong>ch</strong>weiz. Dieser Aspekt<br />
ist aus vers<strong>ch</strong>iedenen Gründen von grösster Bedeutung.<br />
• Verwaltungsräte und Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung, die si<strong>ch</strong> integer verhalten und ehrli<strong>ch</strong><br />
versu<strong>ch</strong>en, die Regeln einzuhalten, müssen darauf zählen können, dass sie ni<strong>ch</strong>t<br />
trotzdem aus irgendwel<strong>ch</strong>em – ev. gar vorges<strong>ch</strong>obenem – Grund vor den Strafri<strong>ch</strong>ter gezogen<br />
werden. Das Vertrauen dieser „Massfiguren“ ginge verloren, wenn Strafbarkeitss<strong>ch</strong>wellen<br />
zu tief wären und Unternehmen dauernd von unzufriedenen Aktionären, aktivistis<strong>ch</strong>en<br />
Hedge Funds und deren Anwälten mit Strafklagen unter Druck gesetzt werden könnten.<br />
Dies hätte au<strong>ch</strong> die negative Folge, dass fähige Führungsleute ni<strong>ch</strong>t mehr bereit sein<br />
könnten, das stete Risiko von latenten Strafverfahren einzugehen und si<strong>ch</strong> für Leitungsfunktionen<br />
in s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Die Absi<strong>ch</strong>t der neuen<br />
Regelung, die Qualität der Unternehmensführung zu verbessern, würde damit unterminiert<br />
und die Unternehmen, deren Stakeholder und letztli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Volkswirts<strong>ch</strong>aft<br />
wären die Leidtragenden.<br />
• Investoren befür<strong>ch</strong>ten, dass unverhältnismässige Strafverfahren gegen Mitglieder der<br />
Unternehmensführung die Unternehmen destabilisieren könnten und damit unnötig Unternehmenswerte<br />
verloren gingen. Sol<strong>ch</strong>e Bedenken werden bis anhin vor allem von ausländis<strong>ch</strong>en<br />
Investoren geäussert. Inländis<strong>ch</strong>e Investoren sind aber genauso betroffen. Diese Bedenken<br />
müssen ernst genommen werden. Ist der Ruf des Standortes angekratzt, leidet in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz über die Anlagen der Pensionskassen praktis<strong>ch</strong> jedermann an den negativen<br />
Folgen. Zum Vertrauen der Investoren in den Unternehmensstandort S<strong>ch</strong>weiz muss<br />
daher unbedingt Sorge getragen werden.<br />
• Bekanntermassen kennen au<strong>ch</strong> andere Länder wie etwa die USA s<strong>ch</strong>arfe Strafbestimmungen<br />
für die Verletzung von Wirts<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>t – allerdings nur für s<strong>ch</strong>werste Delikte. Die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />
dass der Entwurf der VgdA zum Teil au<strong>ch</strong> Bagatellfälle einer massiven Strafandrohung<br />
unterstellt, birgt eine zusätzli<strong>ch</strong>e Gefahr der S<strong>ch</strong>ädigung des Rufes des Wirts<strong>ch</strong>aftsstandortes<br />
S<strong>ch</strong>weiz und damit des Vertrauensverlustes.<br />
• Zu guter Letzt gilt es au<strong>ch</strong> unter dem Aspekt des Vertrauenss<strong>ch</strong>utzes dafür zu sorgen, dass<br />
die VgdA-Strafbestimmungen ni<strong>ch</strong>t über den dur<strong>ch</strong> die neue Verfassungsbestimmung<br />
vorgegebenen Rahmen hinausgehen. Diese Thematik stellt si<strong>ch</strong> insbesondere in Bezug auf<br />
E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 und Ziff. 8, aber eigentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in Bezug auf Ziff. 1. (vgl. unten).<br />
Wir mö<strong>ch</strong>ten mit unseren Vors<strong>ch</strong>lägen daher errei<strong>ch</strong>en, dass ein gut geführter, subjektiv<br />
re<strong>ch</strong>tstreu und vernünftig handelnder Verwaltungsrat ni<strong>ch</strong>t laufend dem Risiko von Strafklagen<br />
ausgesetzt ist. Wir s<strong>ch</strong>lagen zu diesem Zweck eine Kombination von Änderungen vor, sind
SwissHoldings 4<br />
selbstverständli<strong>ch</strong> aber offen, wenn mit anderen Massnahmen der glei<strong>ch</strong>e Zweck errei<strong>ch</strong>t werden<br />
kann. Konkret sieht unser Lösungsvors<strong>ch</strong>lag folgende Änderungen vor:<br />
• Strei<strong>ch</strong>ung von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3, weil diese Bestimmung dur<strong>ch</strong> die neue Verfassungsbestimmung<br />
ni<strong>ch</strong>t abgedeckt ist;<br />
• Mildere Strafandrohung für E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 bis 9, aufgrund der Anwendung des Verfassungsgrundsatzes<br />
der Verhältnismässigkeit;<br />
• Differenziertere Ausgestaltung der Straftatbestände von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 betr.<br />
der subjektiven Tatbestandsmerkmale und wegen der Notwendigkeit einer Bagatellklausel;<br />
• Präzisierungen in E-Art. 24 Abs. 1 Ziff, 4, Ziff. 8 und betr. „verhindert“ in Ziff. 6 – 9<br />
• Neuformulierung des Maximalrahmens für Geldstrafen (E-Art. 24 Abs. 2) zur Wahrung der<br />
praktis<strong>ch</strong>en Konkordanz mit dem geltenden Strafre<strong>ch</strong>t<br />
E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 – von der neuen Verfassungsbestimmung ni<strong>ch</strong>t abgedeckt<br />
Der Erläuternde Beri<strong>ch</strong>t hält unter Ziff. 1 „Ausgangslage und neue Verfassungsbestimmung“ zu<br />
Re<strong>ch</strong>t fest, dass si<strong>ch</strong> die VgdA eng an den Wortlaut des Verfassungstextes zu halten habe. Leider<br />
hat si<strong>ch</strong> der Entwurf der VgdA in Bezug auf Ziff. 3 von E-Art. 24 Abs. 1 ni<strong>ch</strong>t an diese Vorgabe<br />
gehalten.<br />
Art. 95 Abs. 3 Bst. d BV in Verbindung mit Bst. c dieser Bestimmung verlangt nämli<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong>,<br />
dass die Widerhandlung gegen die Verpfli<strong>ch</strong>tung auf statutaris<strong>ch</strong>er Ebene, die Anzahl Mandate<br />
ausserhalb des Konzerns zu regeln, unter Strafe zu stellen ist. Dieser verfassungsmässigen Vorgabe<br />
wird mit dem Erlass von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 9 na<strong>ch</strong>gekommen.<br />
Darüber hinaus au<strong>ch</strong> die eigentli<strong>ch</strong>e Ausübung von Tätigkeiten ausserhalb der „erlaubten“<br />
Anzahl von Mandaten unter Strafe zu stellen, ist von der neuen Verfassungsbestimmung<br />
ni<strong>ch</strong>t abgedeckt und im Übrigen au<strong>ch</strong> unverhältnismässig. Es kommt dazu, dass der Geltungsberei<strong>ch</strong><br />
der Bestimmung sehr offen ist (vgl. unten Bst. C, Ziff. 6) und damit grosse Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit<br />
ges<strong>ch</strong>affen würde. Als Sanktionsme<strong>ch</strong>anismus genügt, dass ein Verwaltungsrat, der<br />
Tätigkeiten über die Anzahl der „erlaubten“ Mandate hinaus ausübt oder es erlaubt, dass Mitglieder<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung zusätzli<strong>ch</strong>e Mandate wahrnehmen, von der Generalversammlung mit<br />
Ni<strong>ch</strong>t-Wiederwahl bestraft werden kann.<br />
► Wir beantragen daher, E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 ersatzlos zu strei<strong>ch</strong>en.<br />
Verhältnismässigkeitsprinzip – mildere Strafandrohungen für E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 – 9<br />
Es dürfte unbestritten sein, dass der Bundesrat beim Erlass einer sog. selbständigen Verordnung<br />
– als wel<strong>ch</strong>e die VgdA zu qualifizieren ist (Prof. T. Jaag und RA Dr. M. Rüssli werden si<strong>ch</strong> dazu<br />
in einem Artikel äussern, der no<strong>ch</strong> im Juli 2013 in der NZZ ers<strong>ch</strong>einen soll) – glei<strong>ch</strong> wie der Bundesgesetzgeber<br />
an die Grundsätze re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en Handelns gebunden ist. Das bedeutet, dass<br />
bei der Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 zwingend die in Art. 5 BV statuierten Grundsätze des
SwissHoldings 5<br />
re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en Handelns berücksi<strong>ch</strong>tigt werden müssen. Von Art. 5 BV erfasst ist u.a. das<br />
Verhältnismässigkeitsprinzip, das im vorliegenden Kontext von besonderer Bedeutung ist.<br />
Die zwingende Berücksi<strong>ch</strong>tigung des Verhältnismässigkeitsgrundsatzes bedeutet bei der S<strong>ch</strong>affung<br />
einer Strafnorm, dass der Unre<strong>ch</strong>tsgehalt der Tat und das angedrohte Strafmass in einem<br />
angemessenen Verhältnis zueinander stehen und der Unwert der Tat und die Strafobergrenze<br />
aufeinander abgestimmt sein müssen. In Bezug auf die Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 Bst. d BV<br />
heisst dies, dass der Verordnungsgeber verpfli<strong>ch</strong>tet ist, die Strafen für die einzelnen Straftatbestände<br />
ihrer Verwerfli<strong>ch</strong>keit entspre<strong>ch</strong>end festzulegen oder umgekehrt ausgedrückt, es<br />
ni<strong>ch</strong>t angeht, eine einheitli<strong>ch</strong>e Strafandrohung für alle von der neuen Verfassungsbestimmung<br />
erfassten Tatbestände vorzusehen, ohne dem jeweiligen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Unwertgehalt der<br />
strafbaren Handlungen Re<strong>ch</strong>nung zu tragen. So wie das Strafgesetzbu<strong>ch</strong> für seine Straftatbestände<br />
je na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>were des verpönten Handelns unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Strafrahmen vorsieht, so sind<br />
au<strong>ch</strong> die einzelnen Straftatbestände der VgdA differenziert zu behandeln (vgl. den erwähnten<br />
Artikel Jaag / Rüssli, wenn er ers<strong>ch</strong>ienen ist).<br />
Der Erläuternde Beri<strong>ch</strong>t zur VgdA anerkennt die Anwendbarkeit des Verhältnismässigkeitsgrundsatzes<br />
(S. 33f.) und räumt ein, dass die von Art. 95 Abs. 3 lit. d BV stipulierte Strafandrohung<br />
ni<strong>ch</strong>t tel quel auf alle von der neuen Verfassungsbestimmung erfassten Straftatbestände Anwendung<br />
finden darf. Der VgdA-Entwurf setzt diese Erkenntnis leider jedo<strong>ch</strong> nur ungenügend<br />
um, in dem er ledigli<strong>ch</strong> für Widerhandlungen im Berei<strong>ch</strong> der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen (E-Art. 25)<br />
eine mildere Strafandrohung vorsieht. Die mildere Strafandrohung in E-Art. 25 VgdA wird insbesondere<br />
damit begründet, dass von E-Art. 25 erfasste Täter si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t berei<strong>ch</strong>ern könnten.<br />
Im Umkehrs<strong>ch</strong>luss geht die VgdA von einem einheitli<strong>ch</strong>en Unwert der Tathandlungen unter E-Art.<br />
24 aus. Zu Unre<strong>ch</strong>t, denn den Ziff. 4 – 9 liegen auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> organisationsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Vors<strong>ch</strong>riften<br />
zugrunde, bei denen es um die Wahrung der Aktionärsre<strong>ch</strong>te geht – ni<strong>ch</strong>t wesentli<strong>ch</strong><br />
anders als die Verpfli<strong>ch</strong>tungen, die E-Art. 25 zugrunde liegen. Die Mögli<strong>ch</strong>keit, dass si<strong>ch</strong> die<br />
von Ziff. 4 – 9 erfassten Täter berei<strong>ch</strong>ern können, ist ebenso gering wie bei Tätern, die unter E-<br />
Art. 25 fallen. Es ist zudem absolut stossend, dass bspw. ein Verwaltungsratspräsident, den bei<br />
einer unbestrittenen Wiederwahl von Verwaltungsräten die Generalversammlung in globo abstimmen<br />
lassen, mit einer Strafandrohung von Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe<br />
konfrontiert wäre. Mit dem Unre<strong>ch</strong>tsgehalt bspw. bei einer wissentli<strong>ch</strong>en Auszahlung von unzulässigen<br />
Ents<strong>ch</strong>ädigungen (Ziff. 2) ist dieser Fall in keiner Weise zu verglei<strong>ch</strong>en.<br />
Die Maximalstrafe muss deshalb für die am s<strong>ch</strong>wersten wiegenden Straftatbestände reserviert<br />
bleiben (vgl. den erwähnten Artikel Jaag / Rüssli, wenn er ers<strong>ch</strong>ienen ist), d.h. für den Kernberei<strong>ch</strong><br />
des Anliegens von Art. 95 Abs. 3 Bst. d BV und damit der Strafbestimmung von E-Art. 24.<br />
Zentrales Anliegen der Initiative war, die ungere<strong>ch</strong>tfertigte Berei<strong>ch</strong>erung („Abzockerei“) der Unternehmensführungsorgane<br />
von börsenkotierten Unternehmen zu verhindern. Dies ergibt si<strong>ch</strong><br />
bereits aus dem Titel der Initiative. Au<strong>ch</strong> der in die Anhörung gegebene Titel der Umsetzungsverordnung<br />
will dies offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> so zum Ausdruck bringen. Dementspre<strong>ch</strong>end darf der Kernberei<strong>ch</strong><br />
der Strafbestimmung si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t über die vorges<strong>ch</strong>lagenen Ziff. 1 und 2 von E-Art. 24 hinausgehen<br />
und wird au<strong>ch</strong> dort betr. Strafandrohung no<strong>ch</strong> einzugrenzen sein (vgl. unten). Die<br />
übrigen Ziffern der Bestimmung (Ziff. 4 – 9) sind, wie bereits dargelegt, bezügli<strong>ch</strong> Verwerfli<strong>ch</strong>keit<br />
auf einer klar anderen Ebene einzustufen und müssen, um dem Verhältnismässigkeitsprinzip<br />
zu genügen, mit einer bedeutend geringeren Strafandrohung versehen werden.
SwissHoldings 6<br />
► Wir beantragen daher einen milderen Strafrahmen für E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 – 9. Dieser sollte<br />
si<strong>ch</strong> auf die Androhung einer Geldstrafe bes<strong>ch</strong>ränken.<br />
Differenziertere Ausgestaltung der Straftatbestände von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 nötig<br />
• Vorbemerkung: Ziff. 1 müsste an si<strong>ch</strong> gestri<strong>ch</strong>en werden<br />
Na<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 Bst. a BV stimmt die Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> über die Gesamtsumme<br />
aller Vergütungen des Verwaltungsrats, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirats ab. Gemäss Art.<br />
95 Abs. 3 Bst. d BV muss eine Widerhandlung gegen diese Bestimmung bestraft werden. Das<br />
bedeutet, dass diejenigen Personen zu bestrafen sind, wel<strong>ch</strong>e ihre Verantwortung dafür ni<strong>ch</strong>t<br />
wahrnehmen, dass die Generalversammlung über die erwähnten Vergütungen abstimmen kann.<br />
Darüber hinaus au<strong>ch</strong> den Bezug resp. das Ausri<strong>ch</strong>ten von ni<strong>ch</strong>t-genehmigten Vergütungen unter<br />
Strafe zu stellen, ist dur<strong>ch</strong> die neue Verfassungsbestimmung ni<strong>ch</strong>t abgedeckt. Aus rein<br />
re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Überlegungen müsste daher Ziff. 1 gestri<strong>ch</strong>en werden. Wird aus politis<strong>ch</strong>en Überlegungen<br />
denno<strong>ch</strong> an ihr festgehalten, sind wir der Ansi<strong>ch</strong>t, dass zumindest dem Verhältnismässigkeitsgrundsatz<br />
besser Re<strong>ch</strong>nung getragen werden muss als dies der Vorentwurf tut.<br />
Dies insbesondere dadur<strong>ch</strong>, dass in Ziff. 1 und 2 eine Differenzierung betreffend des verlangten<br />
Vorsatzes vorgesehen wird (vgl. na<strong>ch</strong>stehend).<br />
• Differenzierung bezügli<strong>ch</strong> des verlangten Vorsatzes<br />
Mit Strafe bedroht ist unter Ziff. 1 und 2 von E-Art. 24 einerseits der Bezug und das Ausri<strong>ch</strong>ten<br />
von gemäss E-Art. 18 genehmigungspfli<strong>ch</strong>tigen Vergütungen, über die die Generalversammlung<br />
ni<strong>ch</strong>t abgestimmt oder deren Genehmigung sie verweigert hat und anderseits der Bezug oder<br />
das Ausri<strong>ch</strong>ten von unzulässigen Vergütungen gemäss E-Art. 20 und 21.<br />
Der Erläuternde Beri<strong>ch</strong>t zur VgdA zeigt nun, dass keineswegs immer klar ist, was erlaubt und<br />
was ni<strong>ch</strong>t erlaubt ist. Gerade in Bezug auf unzulässige Vergütungen fehlen klare Abgrenzungen.<br />
Bspw. wird in Bezug auf Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen offen gelassen, wann überlange Kündigungsfristen<br />
bei unbefristeten Verträgen oder eine überlange Dauer von befristeten Arbeitsverträgen<br />
als verdeckte Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen era<strong>ch</strong>tet würden. Wenn bspw. im Rahmen des<br />
Erläuternden Beri<strong>ch</strong>ts hier no<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit ges<strong>ch</strong>affen werden könnte, würden<br />
wir dies sehr begrüssen (vgl. unten Bst. C Ziff. 10). Anderseits sind wir uns bewusst, dass kaum<br />
denkbar ist, eine generell-abstrakte Regelung zu finden, die allen Einzelfällen und mögli<strong>ch</strong>en<br />
Sa<strong>ch</strong>verhalten gere<strong>ch</strong>t wird.<br />
Für Unternehmensführungsorgane, die Vergütungen ausri<strong>ch</strong>ten oder beziehen, besteht damit<br />
eine ni<strong>ch</strong>t unerhebli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit, ob sie si<strong>ch</strong> strafbar ma<strong>ch</strong>en oder ni<strong>ch</strong>t. Dazu<br />
kommt, dass mit diesen Straftatbeständen eine sehr hohe Strafandrohung verbunden ist. Diese<br />
soll in Bezug auf die mögli<strong>ch</strong>e Geldstrafe gar über das hinaus, was das Strafgesetzbu<strong>ch</strong> heute<br />
maximal zulässt (vgl. dazu unten zu „E-Art. 24 Abs. 2 – Maximalrahmen für Geldstrafe“)<br />
In dieser Situation ist aus Gründen der Verhältnismässigkeit angezeigt, die maximale Strafandrohung<br />
nur dann vorzusehen, wenn ein direkter Vorsatz und damit eine bewusste ungere<strong>ch</strong>tfertigte<br />
Berei<strong>ch</strong>erung vorliegt. Dementspre<strong>ch</strong>end s<strong>ch</strong>lagen wir vor, den Bezug oder die<br />
Ausri<strong>ch</strong>tung von ni<strong>ch</strong>t-genehmigten oder unzulässigen Vergütungen nur dann mit der maximalen<br />
Strafandrohung von Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren und einer Geldstrafe bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresver-
SwissHoldings 7<br />
gütungen (zur Bere<strong>ch</strong>nung siehe unten „E-Art. 24 Abs. 2 – Maximalrahmen für Geldstrafe“) zu<br />
bewehren, wenn die Tathandlungen wider besseres Wissen erfolgen.<br />
Die qualifizierte Form von Vorsatz „Wider besseres Wissen“ findet si<strong>ch</strong> bereits heute in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Straftatbestandskonstellationen – ni<strong>ch</strong>t nur in Ehrverletzungsdelikten und Delikten<br />
gegen die Re<strong>ch</strong>tspflege, sondern bspw. au<strong>ch</strong> unter Art. 128bis StGB (Fals<strong>ch</strong>er Alarm).<br />
Mit dem Erfordernis des qualifizierten Vorsatzes „wider besseres Wissen“ kann vermieden werden,<br />
dass in diesen, wie dargelegt, uns<strong>ch</strong>arf abgegrenzten Straftatbeständen, ledigli<strong>ch</strong><br />
eine eventualvorsätzli<strong>ch</strong>e Begehung genügt, um bereits der maximalen Strafandrohung zu<br />
unterliegen. Nimmt man wiederum das Beispiel „Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen“ darf es u.E. ni<strong>ch</strong>t<br />
sein, dass jemand in Grenzfällen bezügl. Länge der Kündigungsfristen oder Länge von befristeten<br />
Verträgen mit der Maximalstrafe bedroht wird, nur weil der Person vorgeworfen wird, sie habe<br />
es in Kauf genommen, die VgdA zu verletzen. Ein „In Kauf nehmen“ ist in sol<strong>ch</strong>en Grenzfällen<br />
kaum bestimmbar und darf jedenfalls ni<strong>ch</strong>t mit Freiheitsstrafe und Geldstrafe bewehrt sein.<br />
• Bagatellklausel nötig<br />
Es kann immer wieder vorkommen – selbstverständli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur in kotierten Unternehmen –,<br />
dass neben den ordentli<strong>ch</strong>en Gehaltsleistungen unter dem Jahr relativ geringfügige geldwerte<br />
Nebenleistungen ausgeri<strong>ch</strong>tet werden, sog. Fringe Benefits. Sol<strong>ch</strong>e im Ges<strong>ch</strong>äftsleben übli<strong>ch</strong>e<br />
Nebenleistungen ergeben si<strong>ch</strong> typis<strong>ch</strong>erweise „rollend“, sie sind jedenfalls am Anfang eines Jahres<br />
ni<strong>ch</strong>t alle bekannt. Selbstverständli<strong>ch</strong> kann im von der Generalversammlung genehmigten<br />
Vergütungsbetrag ein Posten für sol<strong>ch</strong>e Fringe Benefits vorgesehen werden. Um Diskussionen<br />
im Einzelfall zu vermeiden, ob nun wirkli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> diese oder jene Gehaltsnebenleistung vom<br />
genehmigten Betrag erfasst sei oder ni<strong>ch</strong>t, beantragen wir eine Bagatellklausel für die Straftatbestände<br />
von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 aufzunehmen.<br />
Sol<strong>ch</strong>e Bagatellklauseln finden si<strong>ch</strong> bereits im geltenden Strafre<strong>ch</strong>t für verglei<strong>ch</strong>bare Fallkonstellationen.<br />
So sieht Art. 322octies StGB für die Straftatbestände des neunzehnten Titels<br />
des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es (Beste<strong>ch</strong>ung) vor, dass geringfügige sozial übli<strong>ch</strong>e Vorteile keine ungebührli<strong>ch</strong>en<br />
Zahlungen darstellen. In glei<strong>ch</strong>er Weise sollte au<strong>ch</strong> für Ziff. 1 und 2 von E-Art. 24 Abs.<br />
1 festgehalten werden, dass der Bezug und die Ausri<strong>ch</strong>tung von geringfügigen, sozial übli<strong>ch</strong>en<br />
Vorteilen keine strafbaren Handlungen darstellen, au<strong>ch</strong> wenn sie ni<strong>ch</strong>t von der Generalversammlung<br />
genehmigt wurden.<br />
Aus Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheitsgründen würden wir es im Übrigen sehr begrüssen, wenn zumindest im<br />
Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t klargestellt würde, dass Dienstleistungen, wel<strong>ch</strong>e in direktem Zusammenhang<br />
mit der Erbringung der Tätigkeiten der Organmitglieder geleistet werden (wie<br />
z.B. Transport-, Sekretariats-, Si<strong>ch</strong>erheits-, Outplacement-, Beratungskosten, etc.), von E-Art. 24<br />
Abs. 1 Ziffer 1 und 2 ni<strong>ch</strong>t erfasst werden, resp. keine Vergütung i.S.v. E-Art. 14 Abs. 2 darstellen.“<br />
► Wie beantragen daher, dass in den Straftatbeständen von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2<br />
• die Strafandrohung differenziert wird:<br />
Wer die strafbaren Handlungen wider besseres Wissen begeht, wird mit Freiheitsstrafe<br />
bis zu drei Jahren und mit Geldstrafe bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen bestraft.<br />
Wer dagegen die strafbaren Handlungen „ledigli<strong>ch</strong>“ vorsätzli<strong>ch</strong> begeht, wird mit [Varianten:<br />
a) Geldstrafe / b) Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe] belangt.
SwissHoldings 8<br />
• eine Bagatellklausel in folgendem Sinne aufgenommen wird:<br />
Der Bezug und die Ausri<strong>ch</strong>tung von geringfügigen sozial übli<strong>ch</strong>en Vorteilen stellt keine<br />
strafbare Handlung dar, au<strong>ch</strong> wenn sol<strong>ch</strong>e Leistungen ni<strong>ch</strong>t von der Generalversammlung<br />
genehmigt wurden.<br />
• eine Klärung im Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t, dass Dienstleistungen, wel<strong>ch</strong>e im unmittelbaren<br />
Zusammenhang mit der Erbringung der Tätigkeiten der Organmitglieder geleistet werden,<br />
keine Vergütungen i. S. von E-Art. 14 Abs. 2 darstellen<br />
Präzisierungen in E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4, Ziff. 8 und betr. „verhindert“ in Ziff. 6 – 9<br />
• E-Art. 24 Abs. 1Ziff. 4 – Verweis auf Art. 6 nötig<br />
► Zur Vermeidung von Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit beantragen wir, dass klargestellt wird, dass si<strong>ch</strong> nur<br />
strafbar ma<strong>ch</strong>t, wer entgegen E-Art. 6 die Ges<strong>ch</strong>äftsführung ganz oder zum Teil auf eine juristis<strong>ch</strong>e<br />
Person überträgt. Der Wortlaut von Ziff. 4 sollte dementspre<strong>ch</strong>end lauten: „…. die Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
entgegen der Vors<strong>ch</strong>rift von Art. 6 ganz oder zum Teil an eine juristis<strong>ch</strong>e Person<br />
überträgt.“<br />
• E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 8 – Tatbestand muss enger gefasst werden<br />
Ziff. 8 sieht vor, dass si<strong>ch</strong> strafbar ma<strong>ch</strong>t, wer verhindert, dass die Aktionäre der unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung elektronis<strong>ch</strong>e Vollma<strong>ch</strong>ten oder Weisungen erteilen können. Dieser Wortlaut<br />
lässt darauf s<strong>ch</strong>liessen, dass Verwaltungsrat und Ges<strong>ch</strong>äftsleitung als Garanten generell<br />
si<strong>ch</strong>erstellen müssen, dass die elektronis<strong>ch</strong>e Vollma<strong>ch</strong>ts- und Weisungserteilung mögli<strong>ch</strong> ist. Sie<br />
müssten unter dieser Si<strong>ch</strong>tweise den Aktionären ni<strong>ch</strong>t nur generell die Mögli<strong>ch</strong>keit geben, ihre<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsausübung elektronis<strong>ch</strong> über den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter auszuüben,<br />
sondern au<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>erstellen, dass eine sol<strong>ch</strong>e im konkreten Fall mögli<strong>ch</strong> ist.<br />
Der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter selber wird (ri<strong>ch</strong>tigerweise) vom Tatbestand ni<strong>ch</strong>t erfasst<br />
und wird strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t belangt, wenn er die elektronis<strong>ch</strong>e Vollma<strong>ch</strong>ts- oder Weisungserteilung<br />
verhindert. Unter der vorges<strong>ch</strong>lagenen Bestimmung könnte der Eindruck entstehen, dass<br />
Verwaltungsrat und Ges<strong>ch</strong>äftsleitung für dessen Fehlverhalten einzustehen hätten, wenn sie<br />
dieses hätten abwenden können. Die Haftung des Verwaltungsrats und der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
wird dur<strong>ch</strong> die vorges<strong>ch</strong>lagene Bestimmung sehr weit ausgedehnt und auferlegt der Unternehmensführung<br />
überrissene und unverhältnismässige Überwa<strong>ch</strong>ungspfli<strong>ch</strong>ten, die über die<br />
Zielsetzung von Art. 95 Abs. 3 Bst. d hinausgehen.<br />
► Wir beantragen daher eine Neuformulierung von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 8, die bspw. wie folgt<br />
lauten könnte: „die geeigneten und zumutbaren organisatoris<strong>ch</strong>en Vorkehren dafür ni<strong>ch</strong>t trifft,<br />
dass die Aktionäre der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung elektronis<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
erteilen können“.<br />
• E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 6 – 9 betr. „verhindert“ – Präzisierung nötig<br />
Es ist zu wenig klar, wel<strong>ch</strong>e Verhaltensweisen unter „verhindert“ erfasst werden. Dies birgt die<br />
Gefahr erhebender Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit.<br />
► Wir sind daher der Ansi<strong>ch</strong>t und beantragen, dass klargestellt wird, dass der Täter si<strong>ch</strong> nur<br />
dann strafbar ma<strong>ch</strong>t, wenn er absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bzw. aktiv das betreffende Ereignis bzw. den betr. Er-
SwissHoldings 9<br />
folg verhindert. Dies müsste dadur<strong>ch</strong> erfolgen, dass in den jeweiligen Tatbeständen „verhindert“<br />
dur<strong>ch</strong> „aktiv verhindert“ ersetzt wird.<br />
E-Art. 24 Abs. 2 – Wahrung der praktis<strong>ch</strong>en Konkordanz mit dem geltenden Strafre<strong>ch</strong>t bezügli<strong>ch</strong><br />
des Maximalrahmens für Geldstrafen<br />
Mit E-Art. 24 Abs. 2 wird der geltende Maximalrahmen für Geldstrafen derogiert. Dies, weil er<br />
Geldstrafen zulässt, die über den dur<strong>ch</strong> Art. 34 Abs. 2 Satz 1 StGB vorgesehenen Rahmen hinausgehen.<br />
Zwar lässt au<strong>ch</strong> Art. 333 Abs. 5 StGB für das Nebenstrafre<strong>ch</strong>t einen Bussenrahmen<br />
zu, der über Art. 34 StGB hinausgeht. Im geltenden Nebenstrafre<strong>ch</strong>t finden si<strong>ch</strong> allerdings nur<br />
ausnahmsweise Bussen, die den vom Strafgesetzbu<strong>ch</strong> vorgegebenen Rahmen sprengen. Art. 89<br />
Abs. 2 KEG stellt ein Beispiel dafür dar. Diese Bestimmung sieht einen maximalen Bussenrahmen<br />
von 5 Millionen Franken vor. Allerdings handelt si<strong>ch</strong> bei diesem Straftatbestand um ein<br />
Verbre<strong>ch</strong>en und die Busse kann ledigli<strong>ch</strong> alternativ (und ni<strong>ch</strong>t kumulativ wie unter der VgdA<br />
vorgesehen) zu einer Freiheitsstrafe verhängt werden.<br />
Der in E-Art. 24 Abs. 2 vorgesehene Maximalrahmen für Geldstrafen geht damit weit über das<br />
hinaus, was bisher im s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t verankert ist. Es s<strong>ch</strong>eint uns wi<strong>ch</strong>tig, au<strong>ch</strong> in diesem<br />
Zusammenhang eine mögli<strong>ch</strong>st hohe praktis<strong>ch</strong>e Konkordanz (BGE 139 I 16 E. 4.2.2.) mit<br />
dem geltenden Re<strong>ch</strong>tssystem anzustreben. Wie bereits dargelegt, kann nur dur<strong>ch</strong> die Befolgung<br />
dieses Grundsatzes auf die Dauer si<strong>ch</strong>ergestellt werden, dass das Re<strong>ch</strong>tssystem in si<strong>ch</strong> stimmig<br />
bleibt und ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> unabgestimmte und unausgewogene Normen und Wertungen willkürli<strong>ch</strong><br />
ers<strong>ch</strong>eint. Im vorliegenden Fall würde für eine einzige Kategorie von Delikten ein neuer massiv<br />
höherer Geldstrafenrahmen vorgesehen, der nota bene zwingend neben dem Ausspre<strong>ch</strong>en von<br />
Freiheitsstrafen zur Anwendung käme und dies erst no<strong>ch</strong> „nur“ auf Verordnungsebene unter<br />
Auss<strong>ch</strong>alutung des Parlaments. Wenn trotzdem über den geltenden Rahmen des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />
für Geldstrafen hinausgegangen werden soll, s<strong>ch</strong>eint uns zumindest nötig, die Hö<strong>ch</strong>stzahl<br />
der Tagesansätze, bspw. auf 720, zu begrenzen. Bei Ni<strong>ch</strong>t-Bezahlung der Geldstrafen<br />
drohten ansonsten Ersatzfreiheitsstrafen, die völlig unverhältnismässig wären.<br />
► Wir beantragen, die Regelung dem Parlament zu überlassen oder die maximale Höhe der<br />
Geldstrafe wie folgt festzulegen: „Die Geldstrafe darf se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen ni<strong>ch</strong>t übersteigen.<br />
Die maximale Höhe des Tagesansatzes na<strong>ch</strong> Art. 34 Abs. 2 Satz 1 StGB ist zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />
Die Anzahl Tagessätze beträgt hö<strong>ch</strong>stens [720].“<br />
2. Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung von Vergütungsbeträgen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung –<br />
Neuregelung der Folgen (E-Art. 18)<br />
SwissHoldings begrüsst ausdrückli<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit des Opting-out gemäss E-Art. 18 Abs. 3,<br />
d.h. von der grundsätzli<strong>ch</strong> vorgesehenen Regelung zur Genehmigung der VR-, GL- und Beiratsvergütungen<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung gemäss E- Art. 18 Abs. 1 statutaris<strong>ch</strong> abwei<strong>ch</strong>en zu<br />
können.<br />
Aus Si<strong>ch</strong>t unserer Mitglieder unpraktikabel sind hingegen die von der E-VgdA vorgesehenen<br />
Folgen einer Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung (E-Art. 18 Abs. 2 – wenn ein Antrag des Verwaltungsrats von<br />
der Generalversammlung abgelehnt wird, soll dieser einen zweiten Antrag stellen und wenn au<strong>ch</strong>
SwissHoldings 10<br />
dieser abgelehnt wird, muss innert drei Monaten eine neue Generalversammlung dur<strong>ch</strong>geführt<br />
werden).<br />
Die Aktionäre würden diesfalls von Anfang an wissen wollen, wel<strong>ch</strong>en zweiten Antrag der Verwaltungsrat<br />
in der „Hinterhand“ hat (viele Gesells<strong>ch</strong>aften führen bereits im Vorfeld einen Dialog<br />
mit den wi<strong>ch</strong>tigsten Investoren). Damit würde dessen Wert und Funktion praktis<strong>ch</strong> von Beginn<br />
weg beseitigt. Mit dem Erfordernis eine zweite Generalversammlung abhalten zu müssen,<br />
würde den Unternehmen zudem ein unverhältnismässiger und kaum tragbarer Kosten- und<br />
Ressourcenaufwand auferlegt. Der Führung einer börsenkotierten Gesells<strong>ch</strong>aft würde in einem<br />
sol<strong>ch</strong>en Fall die eigentli<strong>ch</strong>e Führungsarbeit längere Zeit verunmögli<strong>ch</strong>t (Gefahr der Lähmung des<br />
Unternehmens). Sie müsste si<strong>ch</strong> vorwiegend mit der Erarbeitung von neuen Ents<strong>ch</strong>ädigungsvors<strong>ch</strong>lägen<br />
und deren Erörterung mit Kernaktionären bes<strong>ch</strong>äftigen. Aktivistis<strong>ch</strong>e Aktionäre könnte<br />
dieses Instrument zur S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung der Führung zu Lasten einer zukunftsgeri<strong>ch</strong>teten Werts<strong>ch</strong>öpfung<br />
missbrau<strong>ch</strong>en. Dies liegt ni<strong>ch</strong>t im Interesse einer werts<strong>ch</strong>affenden Corporate Governance.<br />
In der Praxis dürfte es zudem für grössere börsenkotierte Gesells<strong>ch</strong>aften kaum mögli<strong>ch</strong> sein,<br />
innert der vorgegebenen kurzen Frist einen geeigneten und genügend grossen Tagungsort zu<br />
finden und die Versammlung vorzubereiten.<br />
Zumindest unter dem Opting-out gemäss E-Art. 18 Abs. 3 sollte die Generalversammlung deshalb<br />
die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, eine von E-Art. 18 Abs. 2 abwei<strong>ch</strong>ende Regelung in den Statuten<br />
vorsehen zu können. Denkbar wäre etwa, wie von Initianten selbst vorges<strong>ch</strong>lagen, dass die bisherige<br />
von der Generalversammlung genehmigte Vergütungssumme weiterhin massgebend<br />
bleibt. Für den Fall, dass dies zu störenden Resultaten führen würde (bspw. weil si<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>äftsresultate<br />
vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tert haben), könnte der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss beauftragt werden,<br />
interimistis<strong>ch</strong> (bis zur nä<strong>ch</strong>sten Generalversammlung) Korrekturen an der Vergütungssumme<br />
vorzunehmen. Art. 95 Abs. 3 BV und die VgdA ma<strong>ch</strong>en den Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss zu einem<br />
speziellen „Agent“ der Generalversammlung. Das legitimiert ihn, eine besondere Rolle im Falle<br />
von Ni<strong>ch</strong>tgenehmigungen von Vergütungsbeträgen zu übernehmen. Der Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss<br />
hätte dabei den Meinungen in der Generalversammlung Re<strong>ch</strong>nung zu tragen. Weil er si<strong>ch</strong> im<br />
nä<strong>ch</strong>sten Jahr der Generalversammlung zur Wiederwahl stellen muss, wäre au<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>ergestellt,<br />
dass er dies tut. Strafbar bleiben würde selbstverständli<strong>ch</strong> die Ausri<strong>ch</strong>tung und der Bezug von<br />
Vergütungen über den vom Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss festgesetzten Betrag hinaus.<br />
► Wir beantragen daher:<br />
• Eine Anpassung von E-Art. 18 Abs. 3 wie folgt: „Die Statuten können eine von den Absätzen<br />
1 und 2 abwei<strong>ch</strong>ende Regelung vorsehen. …“<br />
• Eventualtiter: Bei Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung: Stipulierung der Weitergeltung des bisherigen<br />
Vergütungsbes<strong>ch</strong>lusses mit der Mögli<strong>ch</strong>keit/Verpfli<strong>ch</strong>tung des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses interimistis<strong>ch</strong><br />
Korrekturen vorzunehmen (vgl. Ausführungen oben).<br />
3. Klärung und Präzisierung der Übergangsregelung<br />
Unter der vorges<strong>ch</strong>lagenen Übergangsregelung sind vers<strong>ch</strong>iedene – teilweise te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e –<br />
Punkte zu klären. Diese bedürfen der Klärung und Präzisierung.
SwissHoldings 11<br />
• Übergangsreglung bei einem Opt-out gemäss E-Art. 18 Abs. 3<br />
E-Art. 27 gibt den Gesells<strong>ch</strong>aften für die Anpassung der Statuten und Reglemente eine Frist von<br />
zwei Jahren, ab Inkrafttreten dieser Verordnung, d.h. bis 31. Dezember 2015. Gemäss E-Art. 31<br />
haben bereits an der Generalversammlung 2015 die ersten Abstimmungen über die Genehmigungen<br />
der Vergütungen der Organmitglieder zu erfolgen. Ents<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> eine Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
allerdings für das Opting-out gemäss E-Art. 18 Abs. 3 entsteht ein Widerspru<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en<br />
den Regelungen von E-Art. 27 und E-Art. 31.<br />
► Wir beantragen daher, dass beim Opting-out gemäss EArt. 18 Abs. 3 die erste Abstimmung<br />
über die Genehmigungen der Vergütungen der Organmitglieder erst im Jahr 2016 stattfinden<br />
muss.<br />
• Genehmigungen der variablen Vergütungen an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und den Beirat<br />
Gemäss E-Art. 28 sind die bestehenden Arbeitsverträge innerhalb eines Jahres ab Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung anzupassen, d.h. bis 31. Dezember 2014. E-Art. 31 Abs. 2 s<strong>ch</strong>reibt vor, dass<br />
über die variablen Vergütungen erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr abzustimmen ist, das mit oder<br />
na<strong>ch</strong> Inkrafttreten dieser Verordnung beginnt, d.h. für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr 2014, sofern das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr<br />
am 1. Januar 2014 beginnt. Folgli<strong>ch</strong> wird an der Generalversammlung 2015 über die<br />
variablen Vergütungen für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr 2014 abgestimmt, mithin für eine Periode, in der die<br />
Arbeitsverträge no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t angepasst werden mussten. Die Regelungen von E-Art. 28 und E-<br />
Art. 31 Abs. 2 stehen im Widerspru<strong>ch</strong>.<br />
► Wir beantragen daher, dass die Übergangsfrist von Art. 31 Abs. 2 um ein Jahr verlängert<br />
wird.<br />
• Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
Eine ausdrückli<strong>ch</strong>e Übergangsbestimmung zum Vergütungsberi<strong>ch</strong>t (E-Art. 13 ff.) fehlt. Gemäss<br />
der Zusammenstellung des Bundesamts für Justiz zu den Übergangsbestimmungen / Anwendbarkeit<br />
der Verordnung gegen die Abzockerei ist gestützt auf E-Art. 26 bereits für die ordentli<strong>ch</strong>e<br />
Generalversammlung 2014 ein Vergütungsberi<strong>ch</strong>t zu erstellen. Der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t ist retrospektiv.<br />
Müsste bereits für die ordentli<strong>ch</strong>e Generalversammlung 2014 ein Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> der neuen Verordnung erstellt werden, würde dieser über die Vergütungen im Ges<strong>ch</strong>äftsjahr<br />
2013 Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft ablegen. Dies würde zu einer Rückwirkung führen, was gemäss E-Art.<br />
26 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 S<strong>ch</strong>lT ZGB unzulässig ist. Zudem müsste die Revisionsstelle gemäss E-<br />
Art. 17 überprüfen, ob der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t "dem Gesetz, dieser Verordnung und den Statuten"<br />
entspri<strong>ch</strong>t. Für 2013 ist eine sol<strong>ch</strong>e Prüfungsbestätigung gar ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>.<br />
► Wir beantragen daher, dass für die Erstellung des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts na<strong>ch</strong> den Bestimmungen<br />
der Verordnung eine angemessene Übergangsbestimmung ges<strong>ch</strong>affen wird.
SwissHoldings 12<br />
C. Weitere Anliegen<br />
1. Neuer Titel der Verordnung<br />
Der vorges<strong>ch</strong>lagene Titel der Verordnung ers<strong>ch</strong>eint sehr aufreisseris<strong>ch</strong> und entspri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t der<br />
nü<strong>ch</strong>ternen und seriösen Re<strong>ch</strong>tssetzungstradition der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
► Wir beantragen, dass dieser geändert wird, bspw. in „Verordnung über Vergütungen für die<br />
Organe börsenkotierter Aktiengesells<strong>ch</strong>aften“.<br />
2. Wahl von Stellvertretern für das Verwaltungsratspräsidium (E-Art. 2 Ziff. 2 und 4<br />
Abs. 1)<br />
Die in E-Art. 4 Abs. 1 vorgesehene Wahl eines oder mehrerer Stellvertreter für das Verwaltungsratspräsidium<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung geht über die Vorgaben von Art. 95 Abs. 3 BV hinaus.<br />
Es kann und soll aus unserer Si<strong>ch</strong>t der Selbstkonstituierung des Verwaltungsrats überlassen<br />
werden, für den Fall des Auss<strong>ch</strong>eidens eines Verwaltungsratspräsidenten eine Interimsregelung<br />
bis zur nä<strong>ch</strong>sten Generalversammlung zu treffen.<br />
► Wir beantragen, in E-Art. 2 Ziff. 2 und E-Art. 4 Abs. 1 den Verweis auf die Wahl von Stellvertretern<br />
zu strei<strong>ch</strong>en.<br />
3. Ums<strong>ch</strong>reibung der Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses (E-<br />
Art. 7 Abs. 4)<br />
Es sollte klargestellt sein und ist im Übrigen au<strong>ch</strong> sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t, dass die Statuten die Ums<strong>ch</strong>reibung<br />
der Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses an das Organisationsreglement<br />
weiterdelegieren können. Dies umso mehr, weil Art. 95 Abs. 3 BV eine Bestimmung in der<br />
Form von E-Art. 7 Abs. 4 gar ni<strong>ch</strong>t verlangt.<br />
► Wir beantragen, dass dies im Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t ausdrückli<strong>ch</strong> erwähnt wird.<br />
4. Amtsdauer des UNAB (E-Art. 8 Abs. 3)<br />
Zur Vermeidung von Unsi<strong>ch</strong>erheiten muss präzisiert werden, dass die Amtsdauer des Unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters am Ende der nä<strong>ch</strong>sten Generalversammlung endet. Im Übrigen<br />
sollte die Abberufung analog Art. 705 OR geregelt werden. Bei einer Abberufung mit sofortiger<br />
Wirkung, wie dies der Entwurf vorsieht, könnte der Unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter na<strong>ch</strong> dem<br />
Traktandum „Abwahl des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters“ die ihm für die na<strong>ch</strong>folgenden<br />
Traktanden übertragenen Stimmen ni<strong>ch</strong>t mehr ausüben.<br />
► Wir beantragen daher, in E-Art. 8 Abs. 3 zu präzisieren, dass die Amtsdauer am Ende der<br />
nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung endet und in E-Art. 8 Abs. 4 „jederzeit mit sofortiger<br />
Wirkung“ zu strei<strong>ch</strong>en.
SwissHoldings 13<br />
5. Weisungserteilung an den UNAB (E-Art. 9 Abs. 2) und Folgen der Weisungslosigkeit<br />
(E-Art. 10 Abs. 2)<br />
Aus Art. 95 Abs. 3 BV ergibt si<strong>ch</strong> keine Notwendigkeit, die Weisungserteilung an den Unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bei Spontananträgen und die Folgen der Weisungslosigkeit in der<br />
VgdA zu regeln. Hier wei<strong>ch</strong>t der Vorentwurf leider von der Vorgabe ab, si<strong>ch</strong> auf den Inhalt der<br />
Verfassungsbestimmung zu bes<strong>ch</strong>ränken. Da si<strong>ch</strong> widerspre<strong>ch</strong>ende Spontananträge gestellt<br />
werden können, ist die vorges<strong>ch</strong>lagene Regelung denn au<strong>ch</strong> kaum praktikabel, resp. würde zu<br />
vielen Enthaltungen führen. Die Regelung gemäss E-Art. 10 Abs. 2 würde in dieser Situation<br />
Generalversammlungsresultate klar verfäls<strong>ch</strong>en und könnte zu (Zufalls-)Resultaten führen, die<br />
von der Gesamtheit der Aktionäre so gar nie gewollt gewesen wären.<br />
► Wir beantragen daher, E-Art. 9 Abs. 2 und 10 Abs. 2 zu strei<strong>ch</strong>en.<br />
6. Anzahl Tätigkeiten ausserhalb des Konzerns – präzisere Regelung (E-Art. 12 Abs. 1<br />
Ziff. 1)<br />
Ziel der Minder-Initiative war, eine Kumulation von Mandaten in börsenkotierten Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
zu verhindern. Die in E-Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 gewählte Formulierung geht weit über das hinaus.<br />
Ni<strong>ch</strong>t nur wird mit „Re<strong>ch</strong>tseinheiten die verpfli<strong>ch</strong>tet sind, si<strong>ch</strong> ins Handelsregister eintragen zu<br />
lassen“ ein Begriff verwendet, der viele Fragen offenlässt (sind au<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tseinheiten erfasst, die<br />
ni<strong>ch</strong>t Unternehmen sind, bspw. im Handelsregister eingetragene Stiftungen? Sind au<strong>ch</strong> ausländis<strong>ch</strong>e<br />
Handelsregister erfasst?). Die Bestimmung erfasst Situationen, die au<strong>ch</strong> sonst ausserhalb<br />
der Zielsetzung von Art. 95 Abs. 3 liegen. Bspw. werden au<strong>ch</strong> Mandate umfasst, die in Ausübung<br />
der arbeitsvertragli<strong>ch</strong>en Pfli<strong>ch</strong>ten („ex officio“) wahrgenommen werden müssen (etwa Einsitznahme<br />
in Organe von Joint Venture Gesells<strong>ch</strong>aften, an denen der Arbeitgeber keine Mehrheit<br />
hält), was in grossen Unternehmen relativ oft vorkommen kann.<br />
► Wir beantragen daher, die Bestimmung auf Mandate in börsenkotierten Gesells<strong>ch</strong>aften zu<br />
bes<strong>ch</strong>ränken, eventualiter im Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t zumindest festzuhalten, dass Mandate, die<br />
„ex officio“ wahrgenommen werden müssen, ni<strong>ch</strong>t unter die Regelung fallen.<br />
7. Ums<strong>ch</strong>reibung „Höhe der Darlehen und Kredite“ (E-Art. 12 Abs. 2 Ziff. 1)<br />
► Wir beantragen, dass im Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t klargestellt wird, dass die Höhe von Darlehen<br />
und Krediten ni<strong>ch</strong>t nur mit konkreten Zahlen sondern au<strong>ch</strong> in bestimmbarer Weise ums<strong>ch</strong>rieben<br />
werden kann.<br />
8. Vergütungsberi<strong>ch</strong>t und dessen Prüfung dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle (E- Art. 13ff.)<br />
Wir gehen davon aus, dass der bisher geltende Materialitätsgrundsatz sowohl für die Offenlegung<br />
der Vergütungen wie au<strong>ch</strong> für deren Prüfung dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle weiterhin Geltung<br />
hat.<br />
► Aus Gründen der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit beantragen wird, dass dies im Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t so<br />
ausdrückli<strong>ch</strong> festgehalten wird.
SwissHoldings 14<br />
9. Zusatzbetrag für Ges<strong>ch</strong>äftsleitung – präzisere Formulierung der Bestimmung (E-Art.<br />
19 Abs. 1)<br />
In der Formulierung von E-Art. 19 Abs. 1 wurde der Mögli<strong>ch</strong>keit ni<strong>ch</strong>t Re<strong>ch</strong>nung getragen, dass<br />
ein Unternehmen ein Opt-out gemäss E-Art. 18 Abs. 3 ma<strong>ch</strong>en kann.<br />
► Wir beantragen daher folgende Präzisierung von E-Art. 19 Abs. 1:“ ….die na<strong>ch</strong> der Genehmigung<br />
der Vergütung na<strong>ch</strong> Art. 18 Abs. 1 Ziff. 3 oder Art. 18 Abs. 3 ernannt werden ….“<br />
10. Unzulässige Vergütungen – Abgrenzungss<strong>ch</strong>wierigkeiten verringern (E-Art. 20/21)<br />
Wie bereits erwähnt, besteht insbesondere in Bezug auf Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen eine grosse<br />
Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit, wel<strong>ch</strong>e Zahlungen darunter fallen und wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t. Es ergeben si<strong>ch</strong> in der<br />
Praxis zahlrei<strong>ch</strong>e Abgrenzungss<strong>ch</strong>wierigkeiten. Wir würden es daher sehr begrüssen, wenn<br />
zumindest im Rahmen des Erläuternden Beri<strong>ch</strong>ts klarere Leitplanken verankert werden, was erlaubt<br />
ist und was ni<strong>ch</strong>t. Es stellt si<strong>ch</strong> zudem die Frage, wie die Situation zu beurteilen ist, wenn<br />
ein Arbeitsvertrag eines Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieds ausländis<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t untersteht und das<br />
betreffende Land unter seinem Re<strong>ch</strong>t bei der Auflösung von Arbeitsverträgen bspw. die zwingende<br />
Ausri<strong>ch</strong>tung von Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen vorsieht. Au<strong>ch</strong> diesbezügli<strong>ch</strong> wäre – zumal mit<br />
Blick auf die strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Sanktionen - eine Klärung wi<strong>ch</strong>tig.<br />
D. VgdA-Bestimmungen/Regelungen, die von SwissHoldings ausdrückli<strong>ch</strong><br />
begrüsst werden<br />
1. Opting-out Mögli<strong>ch</strong>keit gemäss E-Art. 18 Abs. 3<br />
Das Bestehen dieser Mögli<strong>ch</strong>keit ist sehr wi<strong>ch</strong>tig, weil sie den Unternehmen eine praktikable<br />
Alternative zu den Abstimmungen unter E-Art. 18 Abs. 1 bietet. Vgl. au<strong>ch</strong> oben B. Ziff. 2.<br />
2. Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung (E-Art. 19)<br />
Wir begrüssen die Klärung im Erläuternde Beri<strong>ch</strong>t (S. 23), dass die Statuten au<strong>ch</strong> einen bestimmbaren<br />
Zusatzbetrag vorsehen können.<br />
3. Unters<strong>ch</strong>eidung Vergütungen im Voraus / Antrittsprämien<br />
Wir begrüssen die Klärung im Erläuternde Beri<strong>ch</strong>t (S. 25). Aus Si<strong>ch</strong>t der Wirts<strong>ch</strong>aft ist vital,<br />
dass Vergütungen im Voraus und Antrittsprämien klar unters<strong>ch</strong>ieden werden.<br />
4. Übertragung der Ges<strong>ch</strong>äftsführung – Bestätigung der jetzigen Re<strong>ch</strong>tslage<br />
Wir begrüssen die Klärung im Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t (S. 12), dass E-Art. 6 die jetzige Re<strong>ch</strong>tslage<br />
bestätigt und bedeutet, dass juristis<strong>ch</strong>e Personen ni<strong>ch</strong>t als Mitglied der Leitungs- und<br />
Verwaltungsorgane in das Handelsregister eingetragen werden dürfen. Um jegli<strong>ch</strong>e Missverständnisse<br />
zu vermeiden, wäre allenfalls gar vorzuziehen, direkt den Wortlaut von Art. 95<br />
Abs. 3 lit. b BV zu verwenden: „Die Führung der Gesells<strong>ch</strong>aft kann ni<strong>ch</strong>t an eine juristis<strong>ch</strong>e<br />
Person delegiert werden“<br />
5. Ausgestaltung der elektronis<strong>ch</strong>en Fernabstimmung<br />
Wir begrüssen, dass kein „direct voting“ verlangt wird und dass die Gesells<strong>ch</strong>aften in der<br />
Ausgestaltung der elektronis<strong>ch</strong>en Identifikations- und Kommunikationssysteme grundsätzli<strong>ch</strong><br />
frei sind.
SwissHoldings 15<br />
6. Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t für Vorsorgeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Die vorges<strong>ch</strong>lagenen Regelungen werden klar unterstützt. Sie respektieren den Volkswillen,<br />
sind praxistaugli<strong>ch</strong> und entspre<strong>ch</strong>en weitgehend den Ri<strong>ch</strong>tlinien für institutionelle Investoren,<br />
die Wirts<strong>ch</strong>aftsverbände, zusammen mit den Vorsorgeinri<strong>ch</strong>tungen und institutionellen Anlegern<br />
erlassen haben.<br />
Wir hoffen sehr, dass unsere Vorbringen angemessen berücksi<strong>ch</strong>tigt werden können. In diesem<br />
Sinne, danken wir Ihnen, sehr geehrte Frau Bundesrätin, für die wohlwollende Prüfung unserer<br />
Anliegen und stehen Ihnen und den zuständigen Stellen in Ihrem Departement selbstverständli<strong>ch</strong><br />
jederzeit für allfällige Fragen zur Verfügung.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
SwissHoldings<br />
Mi<strong>ch</strong>el Demaré<br />
Präsident<br />
Christian Stiefel<br />
Direktor<br />
cc<br />
- SH-Vorstand<br />
- David Frick, Vorsitzender der SH-Fa<strong>ch</strong>gruppe Gesells<strong>ch</strong>afts- und Kapitalmarktre<strong>ch</strong>t<br />
13-07-19-b-anhörung VgdA-final.doc
Züri<strong>ch</strong>, 15. Juli 2013<br />
Stellungnahme zum Vorentwurf betreffend die<br />
Strafbestimmungen der Verordnung gegen die<br />
Abzockerei (VgdA)<br />
(vom 22. November 2013)<br />
von<br />
Prof. Dr. Andreas Donats<strong>ch</strong><br />
Ordentli<strong>ch</strong>er Professor für Strafre<strong>ch</strong>t und Strafprozessre<strong>ch</strong>t<br />
an der Universität Züri<strong>ch</strong><br />
Widenbüelstrasse 24<br />
8103 Unterengstringen
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
A) Guta<strong>ch</strong>tensauftrag 2<br />
B) Guta<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Stellungnahme 3<br />
I. Ausgangslage und re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Umfeld 3<br />
1. Umsetzung der Verfassungsnorm 3<br />
1.1 Verfassungsre<strong>ch</strong>t 3<br />
1.2 Wortlaut von Art. 24 f. VgdA 4<br />
1.3 Besonderheiten der Normsetzung 5<br />
2. Re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Rahmenbedingungen und Zielsetzung der Verordnung 5<br />
II. Beurteilung der Strafbestimmungen der VgdA im Allgemeinen 6<br />
1. Bestimmung des Unre<strong>ch</strong>tsgehalts von Straftatbeständen 6<br />
2. Gewi<strong>ch</strong>tung von strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> erfassten bzw. zu erfassenden Verhaltensweisen 7<br />
2.1 Gewi<strong>ch</strong>tung gemäss VGdA 7<br />
2.2 Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Unre<strong>ch</strong>tsgehalte der in Art. 24 und 25 VgdA ums<strong>ch</strong>riebenen Verhaltensweisen 7<br />
2.21 Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Strafandrohungen in Art. 24 und 25 VgdA 7<br />
2.22 Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Strafandrohungen innerhalb von Art. 24 VgdA 7<br />
3. Beurteilung der einzelnen Tatbestände gemäss Art. 24 Abs. 1 VgdA 9<br />
3.1 Allgemeines zu Ziff. 1 und Ziff. 2 9<br />
3.11 Ums<strong>ch</strong>reibung der Tatbestände 9<br />
3.12 Fehlende Regelung für geringfügige Widerhandlungen 9<br />
a) Ausgangslage 9<br />
b) Anwendung von Art. 52 f. StGB? 10<br />
c) Antragsdelikt? 10<br />
d) Auss<strong>ch</strong>luss geringfügiger, sozialübli<strong>ch</strong>er Vorteile? 11<br />
3.2 Ziff. 1<br />
3.3 Ziff. 3 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1) 12<br />
3.4 Ziff. 4 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3) 13<br />
3.5 Ziff. 5 bis Ziff. 9 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3) 13<br />
3.6 Ziff. 8 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3) 14<br />
3.7 Ziff. 9 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3) 14<br />
III. Beurteilung der Sanktionen 14<br />
1. Die Sanktion «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe» 14<br />
2. Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Sanktionen für die Tatbestände gemäss Art. 24 VgdA 15<br />
3. Höhe der Geldstrafe na<strong>ch</strong> Art. 24 Abs. 2 VgdA 15<br />
C) S<strong>ch</strong>lussfolgerungen 17<br />
D) Literaturverzei<strong>ch</strong>nis 18<br />
A) Guta<strong>ch</strong>tensauftrag<br />
Wie ist die Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 BV mit Bezug auf die Strafbestimmungen<br />
einzus<strong>ch</strong>ätzen?<br />
Bei der Stellungnahme ist davon auszugehen, dass der Bundesrat befugt ist, die<br />
Strafbestimmungen in einer Verordnung zu ums<strong>ch</strong>reiben und dass er zufolge des<br />
Verhältnismässigkeitsprinzips ni<strong>ch</strong>t generell, d.h. für alle Tatbestände, an die in Art. 95<br />
Abs. 3 BV vorgesehene Strafandrohung gebunden ist.<br />
Seite 2 von 18
B) Guta<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Stellungnahme<br />
I. Ausgangslage und re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Umfeld<br />
1. Umsetzung der Verfassungsnorm<br />
1.1 Verfassungsre<strong>ch</strong>t<br />
Am 3. März 2013 haben Volk und Stände der Volksinitiative «gegen die Abzockerei<br />
zugestimmt».<br />
Der neu in die BV 1 aufgenommene Art. 95 Abs. 3 lautet folgendermassen:<br />
«Zum S<strong>ch</strong>utz der Volkswirts<strong>ch</strong>aft, des Privateigentums und der Aktionärinnen und Aktionäre sowie im<br />
Sinne einer na<strong>ch</strong>haltigen Unternehmensführung regelt das Gesetz die im In- oder Ausland kotierten<br />
S<strong>ch</strong>weizer Aktiengesells<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> folgenden Grundsätzen:<br />
a. Die Generalversammlung stimmt jährli<strong>ch</strong> über die Gesamtsumme aller Vergütungen (Geld und<br />
Wert der Sa<strong>ch</strong>leistungen) des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates ab. Sie<br />
wählt jährli<strong>ch</strong> die Verwaltungsratspräsidentin oder den Verwaltungsratspräsidenten und einzeln<br />
die Mitglieder des Verwaltungsrates und des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses sowie die unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreterin oder den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter. Die Pensionskassen<br />
stimmen im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten ab und legen offen, wie sie gestimmt haben. Die<br />
Aktionärinnen und Aktionäre können elektronis<strong>ch</strong> fernabstimmen; die Organ- und<br />
Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung ist untersagt.<br />
b. Die Organmitglieder erhalten keine Abgangs- oder andere Ents<strong>ch</strong>ädigung, keine Vergütung im<br />
Voraus, keine Prämie für Firmenkäufe und -verkäufe und keinen zusätzli<strong>ch</strong>en Berater- oder<br />
Arbeitsvertrag von einer anderen Gesells<strong>ch</strong>aft der Gruppe. Die Führung der Gesells<strong>ch</strong>aft kann<br />
ni<strong>ch</strong>t an eine juristis<strong>ch</strong>e Person delegiert werden.<br />
c. Die Statuten regeln die Höhe der Kredite, Darlehen und Renten an die Organmitglieder, deren<br />
Erfolgs- und Beteiligungspläne und deren Anzahl Mandate ausserhalb des Konzerns sowie die<br />
Dauer der Arbeitsverträge der Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitglieder.<br />
d. Widerhandlung gegen die Bestimmungen na<strong>ch</strong> den Bu<strong>ch</strong>staben a–c wird mit Freiheitsstrafe bis<br />
zu drei Jahren und Geldstrafe bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen bestraft.»<br />
Die Übergangsbestimmungen der Bundesverfassung wurden mit Art. 197 Ziff. 10 wie folgt<br />
ergänzt:<br />
«10. Übergangsbestimmung zu Art. 95 Abs. 3<br />
Bis zum Inkrafttreten der gesetzli<strong>ch</strong>en Bestimmungen erlässt der Bundesrat innerhalb eines Jahres<br />
na<strong>ch</strong> Annahme von Artikel 95 Absatz 3 dur<strong>ch</strong> Volk und Stände die erforderli<strong>ch</strong>en<br />
Ausführungsbestimmungen.»<br />
1<br />
Bundesverfassung der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Eidgenossens<strong>ch</strong>aft vom 18. April 1999, SR 101.<br />
Seite 3 von 18
1.2 Wortlaut von Art. 24 f. VgdA<br />
In der Folge hat das Bundesamt für Justiz den Vorentwurf zur Verordnung gegen die<br />
Abzockerei 2 sowie einen erläuternden Beri<strong>ch</strong>t 3 dazu vorgelegt. Diese Bestimmungen haben<br />
den folgenden Wortlaut:<br />
«Art. 24<br />
Strafbarkeit der Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des<br />
Beirates<br />
1 Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren wird bestraft, wer als Mitglied des Verwaltungsrates, der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung oder des Beirates vorsätzli<strong>ch</strong>:<br />
1. Vergütungen bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet, über die die Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t abstimmen<br />
konnte oder deren Genehmigung sie verweigert hat (Art. 18);<br />
2. unzulässige Vergütungen na<strong>ch</strong> Artikel 20 oder 21 bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet;<br />
3. Tätigkeiten na<strong>ch</strong> Artikel 12 Absatz 1 Ziffer 1 ausübt, die gemäss den Statuten ni<strong>ch</strong>t zulässig<br />
sind;<br />
4. die Ges<strong>ch</strong>äftsführung ganz oder zum Teil an eine juristis<strong>ch</strong>e Person überträgt (Art. 6);<br />
5. eine Depot- oder Organvertretung oder eine andere als die von der Generalversammlung<br />
gewählte unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung (Art. 8) einsetzt;<br />
6. verhindert, dass die Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> und einzeln die Mitglieder und den<br />
Präsidenten des Verwaltungsrates, die Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses sowie die<br />
unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung wählen kann (Art. 3, 4, 7 und 8);<br />
7. verhindert, dass die Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> über die Genehmigung der Vergütungen<br />
abstimmen kann (Art. 18);<br />
8. verhindert, dass die Aktionäre der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung elektronis<strong>ch</strong><br />
Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen erteilen können (Art. 9 Abs. 3);<br />
9. verhindert, dass die Statuten die Bestimmungen na<strong>ch</strong> Artikel 12 Absatz 1 enthalten.<br />
2 Mit der Freiheitsstrafe ist eine Geldstrafe zu verbinden. Das Geri<strong>ch</strong>t ist dabei ni<strong>ch</strong>t an die maximale<br />
Höhe des Tagessatzes na<strong>ch</strong> Artikel 34 Absatz 2 Satz 1 des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es gebunden; die<br />
Geldstrafe darf jedo<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen ni<strong>ch</strong>t übersteigen.<br />
2<br />
3<br />
Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei vom 22. November 2013 (VgdA).<br />
Erläuternder Beri<strong>ch</strong>t zum Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA) vom 14.<br />
Juni 2013.<br />
Seite 4 von 18
Art. 25 Strafbarkeit bei Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraute Personen oder Mitglieder des obersten Organs einer dem FZG<br />
unterstellten Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung, die die Stimmpfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Artikel 22 oder die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Artikel 23 vorsätzli<strong>ch</strong> verletzen, werden mit Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen bestraft».<br />
1.3 Besonderheiten der Normsetzung<br />
Der Initiativ- und damit der eins<strong>ch</strong>lägige Verfassungstext zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einen sehr<br />
hohen Detaillierungsgrad aus. Das hat zur Folge, dass der Gesetzgeber, d.h. das<br />
eidgenössis<strong>ch</strong>e Parlament, mit Blick auf die Regelung dieser Materie weitgehend verdrängt<br />
bzw. «ausgehebelt» wird.<br />
Das kann dazu führen, dass bei der Umsetzung des Verfassungsauftrags im<br />
Gesamtzusammenhang erkennbar werdende Wertungswidersprü<strong>ch</strong>e im Rahmen der<br />
Gesetzgebung nur s<strong>ch</strong>wer oder überhaupt ni<strong>ch</strong>t in befriedigender Weise gelöst werden<br />
können.<br />
2. Re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Rahmenbedingungen und Zielsetzung der Verordnung<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Vorgaben der Bestimmung von Art. 95 Abs. 3 BV sollen umgesetzt werden. Auf<br />
direkte Eingriffe ins OR 4 , BVG 5 sowie das StGB 6 wird verzi<strong>ch</strong>tet 7 .<br />
Daraus folgt, dass die Umsetzung der Verfassungsbestimmung derart erfolgen soll, dass<br />
si<strong>ch</strong> die VgdA als Ganze sowie die einzelnen Bestimmungen im Besonderen unter<br />
Berücksi<strong>ch</strong>tigung des verfassungsmässig vorgegebenen Rahmens in die bestehende<br />
Re<strong>ch</strong>ts- und Werteordnung einzufügen hat. Eine Auslegung von Art. 95 Abs. 3 BV, mit<br />
wel<strong>ch</strong>er dem verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Gesamtkontext ni<strong>ch</strong>t Re<strong>ch</strong>nung getragen würde, und<br />
wel<strong>ch</strong>e den Willen des Initianten in den Vordergrund rücken würde, wäre ni<strong>ch</strong>t zulässig.<br />
Anders würde es si<strong>ch</strong> nur dann verhalten, wenn Art. 95 Abs. 3 BV zu entnehmen wäre, dass<br />
er si<strong>ch</strong> im Sinne einer verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kollisionsregel eindeutig den Vorrang zu den<br />
anderen betroffenen Verfassungsvorgaben zuweisen würde. Das ist ni<strong>ch</strong>t ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>. Im<br />
Übrigen kommt dem Umstand allein, dass Art. 95 Abs. 3 BV jüngeren Datums ist als die<br />
anderen zu bea<strong>ch</strong>tenden Verfassungsbestimmungen, keine auss<strong>ch</strong>laggebende Bedeutung<br />
zu 8 .<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Bundesgesetz vom 30. März 1911 betreffend die Ergänzung des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Zivilgesetzbu<strong>ch</strong>es (Fünfter Teil: Obligationenre<strong>ch</strong>t), SR 220.<br />
Bundesgesetz vom 25. Juni 1982 über die berufli<strong>ch</strong>e Alters-, Hinterlassenen- und<br />
Invalidenvorsorge (BVG), SR 831.40.<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Strafgesetzbu<strong>ch</strong> vom 21. Dezember 1937, SR 311.0.<br />
Beri<strong>ch</strong>t (Fn. 3), 6.<br />
BGE 139 I 24 f.; HANGARTNER/KLEY, 840 ff.<br />
Seite 5 von 18
Angesi<strong>ch</strong>ts der übrigen Verfassungsbestimmungen betreffend die Grundsätze der<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsordnung ist somit davon auszugehen, dass bei der Umsetzung von Art. 95 Abs. 3<br />
BV die Interessen der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Gesamtwirts<strong>ch</strong>aft – wie sie insbesondere in Art. 94<br />
Abs. 2 BV sowie in der Pfli<strong>ch</strong>t des Bundes und der Kantone zur Gewährleistung günstiger<br />
Rahmenbedingungen gemäss Art. 94 Abs. 3 BV verankert sind – mit berücksi<strong>ch</strong>tigt werden.<br />
Zudem sind die in Art. 5 BV verankerten Grundsätze re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en Handelns – dazu<br />
gehören namentli<strong>ch</strong> die Wahrung des öffentli<strong>ch</strong>en Interesses sowie die Grundsätze der<br />
Verhältnismässigkeit und von Treu und Glauben – zu respektieren.<br />
In diesem Sinne ist bei der Ausgestaltung der Verordnung – soweit si<strong>ch</strong> dies mit den<br />
Vorgaben von Art. 95 Abs. 3 BV vereinbaren lässt und sofern gemäss den<br />
Ausführungsbestimmungen na<strong>ch</strong> Art. 197 Ziff. 10 BV ni<strong>ch</strong>t unzweifelhaft das Gegenteil<br />
erforderli<strong>ch</strong> ist – darauf zu a<strong>ch</strong>ten, dass ein re<strong>ch</strong>tstreu und vernünftig handelndes Mitglied<br />
eines Verwaltungsrats, einer Ges<strong>ch</strong>äftsleitung sowie eines Beirats die zu statuierenden<br />
Vors<strong>ch</strong>riften im ges<strong>ch</strong>äftli<strong>ch</strong>en Alltag einhalten kann; diese geda<strong>ch</strong>te «Massfigur» soll bei<br />
ihrer wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Tätigkeit ni<strong>ch</strong>t ständig Gefahr laufen, gegen einzelne oder mehrere<br />
Vors<strong>ch</strong>riften zu verstossen und si<strong>ch</strong> strafbar zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
II.<br />
Beurteilung der Strafbestimmungen der VgdA im Allgemeinen<br />
1. Bestimmung des Unre<strong>ch</strong>tsgehalts von Straftatbeständen<br />
Der Unwert bzw. das Unre<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>es einem bestimmten (in einem strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Tatbestand ums<strong>ch</strong>riebenen bzw. zu ums<strong>ch</strong>reibenden) Verhalten zukommt, lässt si<strong>ch</strong> in<br />
erster Linie aus der Höhe der für den Verletzungsfall angedrohten Sanktion ableiten 9 . Da<br />
beispielsweise die vorsätzli<strong>ch</strong>e Tötung gemäss Art. 111 StGB mit Freiheitsstrafe zwis<strong>ch</strong>en<br />
fünf und zwanzig Jahren zu sanktionieren ist, wird dem betreffenden Verhalten (und dem<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Erfolg) ein grösseres Unre<strong>ch</strong>t beigemessen als beispielsweise einem<br />
Hausfriedensbru<strong>ch</strong> (Art. 186 StGB) oder dem Missbrau<strong>ch</strong> von Lohnabzügen (Art. 159 StGB),<br />
für wel<strong>ch</strong>e Delikte das Gesetz «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe» vorsieht.<br />
No<strong>ch</strong> weniger s<strong>ch</strong>wer wiegende Verstösse werden als Übertretungen erfasst, für wel<strong>ch</strong>e<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Busse angedroht wird (Art. 103 StGB).<br />
Ents<strong>ch</strong>eidet der Gesetzgeber, wel<strong>ch</strong>e Sanktion für ein bestimmtes Verhalten angemessen<br />
sei, so muss er bestimmen, wel<strong>ch</strong>er Unwert bzw. wel<strong>ch</strong>es Unre<strong>ch</strong>t mit diesem Verhalten<br />
und/oder dem damit bewirkten Erfolg verbunden ist. Dabei orientiert er si<strong>ch</strong> insbesondere an<br />
verglei<strong>ch</strong>baren Verhaltensweisen, wel<strong>ch</strong>e bereits in Strafnormen ums<strong>ch</strong>rieben sind. Mit zu<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigen ist stets der Grundsatz der Verhältnismässigkeit 10 .<br />
9<br />
10<br />
Vgl. dazu , DONATSCH/TAG, § 18 Ziff. 2; STRATENWERTH, AT I, § 8 N 10, § 10 N 1.<br />
Vgl. Beri<strong>ch</strong>t (Fn. 3), 33.<br />
Seite 6 von 18
2. Gewi<strong>ch</strong>tung des Unwerts bzw. Unre<strong>ch</strong>ts der gemäss Art. 95 Abs. 3 BV strafbaren<br />
Verhaltensweisen<br />
2.1 Gewi<strong>ch</strong>tung gemäss VGdA<br />
Der Bundesrat hat bei der Ausarbeitung des Vorentwurfs zum VgdA ri<strong>ch</strong>tigerweise das<br />
Verhältnismässigkeitsprinzip zur Anwendung gebra<strong>ch</strong>t. Gestützt darauf hat er für Art. 24 und<br />
25 VgdA unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Strafandrohungen vorges<strong>ch</strong>lagen 11 . Die in Art. 24 VgdA<br />
angeführten Verhaltensweisen sollen mit «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe»,<br />
die in Art. 25 VgdA ums<strong>ch</strong>riebene Handlung mit Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen bestraft<br />
werden.<br />
Damit hat der Verordnungsgesetzgeber (ri<strong>ch</strong>tigerweise) zum Ausdruck gebra<strong>ch</strong>t, dass es mit<br />
Art. 95 Abs. 3 BV vereinbar ist, die Sanktionshöhe dem Unwert der dort angeführten<br />
Verhaltensweisen anzupassen.<br />
2.2 Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Unre<strong>ch</strong>tsgehalte der in Art. 24 und 25 VgdA ums<strong>ch</strong>riebenen<br />
Verhaltensweisen<br />
2.21 Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Strafandrohungen in Art. 24 und 25 VgdA<br />
Zunä<strong>ch</strong>st ist die Ents<strong>ch</strong>eidung, für die in Art. 25 VgdA erfassten Handlungen die Sanktion<br />
der Geldstrafe vorzusehen, als angemessen zu qualifizieren.<br />
2.22 Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Strafandrohungen innerhalb von Art. 24 VgdA<br />
In Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und Ziff. 2 VgdA werden diejenigen Verhaltensweisen erfasst, wel<strong>ch</strong>e<br />
zu re<strong>ch</strong>t mit «Abzockerei» in Verbindung gebra<strong>ch</strong>t werden können und wel<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem<br />
Sinn und Zweck von Art. 95 Abs. 3 BV als s<strong>ch</strong>were Re<strong>ch</strong>tsverstösse qualifiziert werden<br />
müssen. Die in den erwähnten Ziffern ums<strong>ch</strong>riebenen Verhaltensweisen dürften mit Blick auf<br />
ihren Unre<strong>ch</strong>tsgehalt mit dem Unre<strong>ch</strong>t der qualifizierten ungetreuen Ges<strong>ch</strong>äftsbesorgung<br />
(Art. 158 Ziff. 1 Abs. 1 i.V.m. Abs. 3 [Absi<strong>ch</strong>t unre<strong>ch</strong>tmässiger Berei<strong>ch</strong>erung] StGB)<br />
verglei<strong>ch</strong>bar sein. In beiden Fällen s<strong>ch</strong>ädigt der treuepfli<strong>ch</strong>tige Täter das Unternehmen in<br />
pfli<strong>ch</strong>twidriger Weise, indem er dessen Vermögenswerte in seinem eigenen Nutzen (oder<br />
zum Nutzen eines anderen) verwendet.<br />
Art. 158 Ziff. 1 StGB lautet:<br />
Wer aufgrund des Gesetzes, eines behördli<strong>ch</strong>en Auftrages oder eines Re<strong>ch</strong>tsges<strong>ch</strong>äfts damit<br />
betraut ist, Vermögen eines andern zu verwalten oder eine sol<strong>ch</strong>e Vermögensverwaltung zu<br />
beaufsi<strong>ch</strong>tigen, und dabei unter Verletzung seiner Pfli<strong>ch</strong>ten bewirkt oder zulässt, dass der<br />
andere am Vermögen ges<strong>ch</strong>ädigt wird, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder<br />
Geldstrafe bestraft.<br />
11<br />
Beri<strong>ch</strong>t (Fn. 3), 34.<br />
Seite 7 von 18
Wer als Ges<strong>ch</strong>äftsführer ohne Auftrag glei<strong>ch</strong> handelt, wird mit der glei<strong>ch</strong>en Strafe belegt.<br />
Handelt der Täter in der Absi<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> oder einen andern unre<strong>ch</strong>tmässig zu berei<strong>ch</strong>ern, so kann<br />
auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fünf Jahren erkannt werden.<br />
Obs<strong>ch</strong>on in Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 VgdA eine Absi<strong>ch</strong>t unre<strong>ch</strong>tmässiger Berei<strong>ch</strong>erung<br />
ni<strong>ch</strong>t verlangt wird (und entspre<strong>ch</strong>end – zumindest theoretis<strong>ch</strong> – «Freiheitsstrafe bis zu drei<br />
Jahren oder Geldstrafe» vorgesehen werden könnte), ist es na<strong>ch</strong> hier vertretener Auffassung<br />
in Anwendung von Art. 95 Abs. 3 BV jedenfalls ni<strong>ch</strong>t unvertretbar, für diese beiden<br />
Tatbestände Freiheitsstrafe und Geldstrafe vorzusehen.<br />
Anders verhält es si<strong>ch</strong> bei den in den Ziff. 3 bis 9 ums<strong>ch</strong>riebenen Tatbeständen. Bei diesen<br />
Verhaltensweisen geht es ni<strong>ch</strong>t darum, dass der Täter si<strong>ch</strong> aus dem Vermögen «seiner»<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft bedient, d.h. ni<strong>ch</strong>t um «Abzockerei» im eigentli<strong>ch</strong>en Sinne, sondern um<br />
Widerhandlungen im Vorfeld, wel<strong>ch</strong>e geeignet sind, die «Abzockerei» zu ermögli<strong>ch</strong>en. Die<br />
Konstellation ist mit derjenigen der ungetreuen Ges<strong>ch</strong>äftsbesorgung ohne Absi<strong>ch</strong>t<br />
unre<strong>ch</strong>tmässiger Berei<strong>ch</strong>erung verglei<strong>ch</strong>bar, weil au<strong>ch</strong> diese Bestimmung ein gegen die<br />
Unternehmung geri<strong>ch</strong>tetes, pfli<strong>ch</strong>twidriges Verhalten verlangt, wobei der Täter ni<strong>ch</strong>t die<br />
Absi<strong>ch</strong>t hat, si<strong>ch</strong> selbst oder einen anderen zu berei<strong>ch</strong>ern. Für dieses Verhalten wird in Art.<br />
158 Ziff. 1 Abs. 1 StGB «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe» angedroht.<br />
Im Übrigen wird au<strong>ch</strong> im Beri<strong>ch</strong>t im Zusammenhang mit den Bemerkungen zu Art. 25 VgdA<br />
davon ausgegangen, für Widerhandlungen im Rahmen dieser Bestimmung re<strong>ch</strong>tfertige si<strong>ch</strong><br />
eine mildere Sanktion – auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Geldstrafe – weil si<strong>ch</strong> der Täter ni<strong>ch</strong>t berei<strong>ch</strong>ern<br />
könne 12 .<br />
Entspre<strong>ch</strong>end ers<strong>ch</strong>eint es in Anwendung des Verhältnismässigkeitsprinzips angezeigt, für<br />
die Verhaltensweisen gemäss den Ziff. 3 bis 9 deshalb weniger s<strong>ch</strong>were Strafandrohungen<br />
vorzusehen als für die Handlungen gemäss Ziff. 1 und 2, weil mit den ersteren weniger<br />
s<strong>ch</strong>weres Unre<strong>ch</strong>t verwirkli<strong>ch</strong>t wird als mit den letzteren.<br />
Da für die Straftaten na<strong>ch</strong> Ziff. 1 und Ziff. 2 als Sanktionen «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren<br />
und Geldstrafe» vorgesehen ist, liegt es nahe, für die Tatbestände von Ziff. 3 bis 9<br />
«Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe» oder – analog zu Art. 25 VGdA –<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> «Geldstrafe» anzudrohen. Diese Sanktionen wären mit dem Wertsystem des<br />
StGB vereinbar. Die Strafdrohung «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe»<br />
entsprä<strong>ch</strong>e beispielsweise der Sanktion der arglistigen Vermögenss<strong>ch</strong>ädigung gemäss Art.<br />
151 StGB und – wie bereits erwähnt – derjenigen der ungetreuen Ges<strong>ch</strong>äftsbesorgung ohne<br />
Absi<strong>ch</strong>t unre<strong>ch</strong>tmässiger Berei<strong>ch</strong>erung na<strong>ch</strong> Art. 158 Ziff. 1 Abs. 1 StGB. Bei diesen Delikten<br />
entsteht zwar ein S<strong>ch</strong>aden, jedo<strong>ch</strong> berei<strong>ch</strong>ert si<strong>ch</strong> der Täter ni<strong>ch</strong>t aus diesem. Insofern<br />
bestehen gewisse Parallelen zu den Tatbeständen gemäss Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 bis 9 VgdA.<br />
12<br />
Beri<strong>ch</strong>t (Fn. 3), 34.<br />
Seite 8 von 18
3. Beurteilung der einzelnen Tatbestände gemäss Art. 24 Abs. 1 VgdA<br />
3.1 Allgemeines zu Ziff. 1 und Ziff. 2<br />
3.11 Ums<strong>ch</strong>reibung der Tatbestände<br />
Der Wortlaut der beiden Bestimmungen ist hinrei<strong>ch</strong>end klar.<br />
Man kann si<strong>ch</strong> fragen, ob nur bestraft werden soll, wer ni<strong>ch</strong>t nur um die objektiven Merkmale<br />
des Tatbestandes weiss und diese au<strong>ch</strong> direkt verwirkli<strong>ch</strong>en will oder ob<br />
eventualvorsätzli<strong>ch</strong>es Handeln einges<strong>ch</strong>lossen sein soll. Für die Formulierung «wider<br />
besseres Wissen» würde spre<strong>ch</strong>en, dass mit dem Begriff der «Abzockerei» wohl ein direkter<br />
Vorsatz suggeriert wird. Zudem wäre die Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en klar unzulässiger<br />
Ausri<strong>ch</strong>tung bzw. Entgegennahme von Vergütungen einerseits und der Ausri<strong>ch</strong>tung bzw.<br />
Entgegennahme von vermögenswerten Leistungen, die als sol<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t direkt erkennbar<br />
sind (bei denen aber gesagt werden kann, der Täter habe angesi<strong>ch</strong>ts der konkreten<br />
Umstände in Kauf genommen, eine Vergütung im Sinne von Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2<br />
VgdA auszuri<strong>ch</strong>ten bzw. entgegenzunehmen), andrerseits, einfa<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>. Gegen eine<br />
sol<strong>ch</strong>e Argumentation spri<strong>ch</strong>t, dass bei den Vermögensdelikten des StGB regelmässig kein<br />
direkter Vorsatz verlangt wird, sondern einfa<strong>ch</strong>er Vorsatz – und damit gemäss Art. 12 Abs. 2<br />
Satz 2 StGB au<strong>ch</strong> Eventualvorsatz – genügt.<br />
3.12 Fehlende Regelung für geringfügige Widerhandlungen<br />
a) Ausgangslage<br />
Der VgdA lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t entnehmen, wie vorzugehen ist, falls die Vergütungen, wel<strong>ch</strong>e<br />
bezogen oder ausgeri<strong>ch</strong>tet werden, geringfügig und/oder allgemein übli<strong>ch</strong> sind. Zu denken<br />
ist etwa daran, dass einem Ges<strong>ch</strong>äftsführer das Firmenauto für eine Fahrt überlassen wird,<br />
obs<strong>ch</strong>on er einen Paus<strong>ch</strong>albetrag für Spesen erhält, wel<strong>ch</strong>e im Zusammenhang mit seiner<br />
Tätigkeit anfallen. Mit Bezug auf dieses Verhalten könnte die Auffassung vertreten werden,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsführer habe in unre<strong>ch</strong>tmässiger Weise eine Vergütung bezogen. Analog<br />
verhält es si<strong>ch</strong> bei weiteren ähnli<strong>ch</strong>en Sa<strong>ch</strong>verhalten.<br />
Mögli<strong>ch</strong> wäre in einer derartigen Situation, den Täter, dessen Verhalten si<strong>ch</strong> unter Art. 24<br />
Abs. 1 Ziff. 1 und Ziff. 2 VgdA subsumieren lässt, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und<br />
Geldstrafe zu sanktionieren. Diese Konsequenz ers<strong>ch</strong>eint mit dem<br />
Verhältnismässigkeitsprinzip kaum vereinbar.<br />
Seite 9 von 18
) Anwendung der Art. 52 f. StGB?<br />
Denkbar wäre es, auf die mögli<strong>ch</strong>e Anwendung von Art. 52 und 53 StGB, wel<strong>ch</strong>e gestützt auf<br />
Art. 333 Abs. 1 StGB anwendbar sind 13 , hinzuweisen. Zu bea<strong>ch</strong>ten ist jedo<strong>ch</strong>, dass bei Art.<br />
52 f. StGB dur<strong>ch</strong> das Strafverfolgungsorgan Wertungen vorzunehmen sind. Gestützt darauf<br />
kann «von der Strafverfolgung einer Überweisung an das Geri<strong>ch</strong>t oder einer Bestrafung»<br />
abgesehen werden. Dass im Falle der Geringfügigkeit und/oder der Sozialübli<strong>ch</strong>keit einer<br />
Vergütung keine Strafverfolgung und Bestrafung erfolgt, ist gestützt auf Art. 52 f. StGB zwar<br />
mögli<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t aber si<strong>ch</strong>ergestellt 14 .<br />
c) Antragsdelikt?<br />
Die Verfolgung geringfügiger Widerhandlungen gegen Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 VgdA<br />
könnte ni<strong>ch</strong>t aufgrund der Offizialmaxime von Amtes wegen dur<strong>ch</strong>geführt, sondern von der<br />
Stellung eines Strafantrags abhängig gema<strong>ch</strong>t werden 15 . Eine derartige Regelung würde<br />
derjenigen der geringfügigen Vermögensdelikte gemäss Art. 172 ter Abs. 1 StGB<br />
entspre<strong>ch</strong>en 16 . Gegen eine sol<strong>ch</strong>e Regelung spri<strong>ch</strong>t, dass ri<strong>ch</strong>tigerweise ni<strong>ch</strong>t unmittelbar die<br />
Aktionäre, sondern die Aktiengesells<strong>ch</strong>aft in ihren re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>ützten Interessen<br />
betroffen ist 17 . Demna<strong>ch</strong> wäre der Verwaltungsrat oder die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung für die<br />
Antragstellung zuständig. Eine derartige Lösung wäre ni<strong>ch</strong>t zielführend. Zwar wäre es<br />
denkbar, das Strafantragsre<strong>ch</strong>t gesetzli<strong>ch</strong> ausdrückli<strong>ch</strong> den Aktionären zukommen zu<br />
lassen. Dies könnte die Gefahr mit si<strong>ch</strong> bringen, dass die Leitung der Unternehmung –<br />
gerade sehr grosser Unternehmen – häufig in Strafverfahren verwickelt wäre, au<strong>ch</strong> wenn<br />
diese s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong> mit Freisprü<strong>ch</strong>en endeten. Dem Ansehen der Unternehmung wären<br />
derartige Strafverfahren ni<strong>ch</strong>t förderli<strong>ch</strong>; die Verwaltungsräte sowie die Mitglieder der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführung müssten zudem ihre Kapazitäten – oftmals unnötigerweise – für derartige<br />
Strafverfahren einsetzen. Sie könnten dies immerhin dadur<strong>ch</strong> verhindern, dass sie mit den<br />
Antragstellern Verglei<strong>ch</strong>e abs<strong>ch</strong>liessen, was den Anreiz für andere Aktionäre, ebenfalls<br />
Strafanträge zu stellen, fördern könnte. Überdies könnten si<strong>ch</strong> Personen, wel<strong>ch</strong>e eine<br />
Verurteilung tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> befür<strong>ch</strong>ten müssten, auf diese Weise freikaufen 18 . Aus diesen<br />
Gründen kann die Einführung des Strafantrags ni<strong>ch</strong>t empfohlen werden.<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
Davon, dass der Allgemeine Teil des StGB im Falle des VgdA anwendbar ist, obs<strong>ch</strong>on es si<strong>ch</strong><br />
bei diesem um eine Verordnung und ni<strong>ch</strong>t – wie in Art. 333 Abs. 1 StGB statuiert – um ein<br />
Bundesgesetz handelt, wird hier ohne einlässli<strong>ch</strong>e Abklärung ausgegangen.<br />
Vgl. dazu z.B. SCHWARZENEGGER/HUG/JOSITSCH, Strafre<strong>ch</strong>t II, § 5 Ziff. 2.2.<br />
Vgl. dazu im Allgemeinen Beri<strong>ch</strong>t (Fn. 3), 34 f.<br />
Vgl. DONATSCH, Strafre<strong>ch</strong>t III, § 5 Ziff. 4.3; STRATENWERTH/JENNY/BOMMER, BT I, § 25 N 4 ff.<br />
Beri<strong>ch</strong>t (Fn. 3), 35.<br />
Beri<strong>ch</strong>t (Fn. 3), 35.<br />
Seite 10 von 18
d) Auss<strong>ch</strong>luss geringfügiger, sozialübli<strong>ch</strong>er Vorteile?<br />
Geht man vom Verhältnismässigkeitsgrundsatz aus sowie davon, dass gemäss der<br />
Zielsetzung die «Abzockerei» bestraft werden soll und ni<strong>ch</strong>t das an si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tstreu und<br />
vernünftig handelnde Mitglied der Gesells<strong>ch</strong>aftsleitung, so ers<strong>ch</strong>eint es ni<strong>ch</strong>t nur<br />
unangemessen, derartige geringfügige Vergütungen unter die s<strong>ch</strong>were Sanktion der<br />
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe zu stellen, sondern, sie überhaupt zu<br />
sanktionieren. Bei dieser Sa<strong>ch</strong>lage empfiehlt si<strong>ch</strong> eine Regelung, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> an diejenige<br />
der Korruptionsdelikte anlehnt (Art. 322 octies Ziff. 2 StGB und Art. 4a Abs. 2 UWG 19 ). Dana<strong>ch</strong><br />
fallen «geringfügige, sozialübli<strong>ch</strong>e Vorteile» ni<strong>ch</strong>t unter die Beste<strong>ch</strong>ungstatbestände 20 .<br />
Genau wie bei Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 VgdA handelt es si<strong>ch</strong> im Übrigen au<strong>ch</strong> bei den<br />
Beste<strong>ch</strong>ungstatbeständen gemäss Art. 322 ter ff. StGB um s<strong>ch</strong>werwiegende Delikte. Die<br />
Tatbestände des Beste<strong>ch</strong>ens und des Si<strong>ch</strong>-Beste<strong>ch</strong>en-Lassens (Art. 322 ter und 322 quater<br />
StGB) sind als Verbre<strong>ch</strong>en ausgestaltet, die Vorteilsgewährung und die Vorteilsannahme<br />
(Art. 322 quinquies und 322 sexies StGB sowie die Privatbeste<strong>ch</strong>ung (Art. 4a Abs. 1 in Verbindung<br />
mit Art. 23 Abs. 1 UWG) werden mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe<br />
sanktioniert. Trotzdem hat der Strafgesetzgeber ri<strong>ch</strong>tigerweise ents<strong>ch</strong>ieden, bei allen<br />
Beste<strong>ch</strong>ungstatbeständen neben den dienstre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> erlaubten die «geringfügigen,<br />
sozialübli<strong>ch</strong>en» ni<strong>ch</strong>t als «ni<strong>ch</strong>t gebührende Vorteile» zu erfassen (Art. 322 octies StGB).<br />
Entspre<strong>ch</strong>end wäre au<strong>ch</strong> in der VgdA eine Norm vorzusehen, wona<strong>ch</strong> Art. 24 VgdA im Falle<br />
«geringfügiger, sozialübli<strong>ch</strong>er Vergütungen» ni<strong>ch</strong>t zur Anwendung gelangen würde.<br />
3.2. Ziff. 1<br />
Na<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 lit. a BV «stimmt die Generalversammlung jährli<strong>ch</strong> über die<br />
Gesamtsumme aller Vergütungen (Geld und Wert der Sa<strong>ch</strong>leistungen) des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates ab». Gestützt auf Art. 95 Abs. 3 lit. d BV wird eine<br />
Widerhandlung gegen diese Bestimmung mit «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe<br />
bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen» bestraft. Daraus folgt, dass an si<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
bzw. deren Mitglieder zu bestrafen wären, falls ni<strong>ch</strong>t über die erwähnten Vergütungen<br />
abgestimmt würde. Die zitierte Bestimmung lässt si<strong>ch</strong> sinnvollerweise au<strong>ch</strong> so auslegen, dass<br />
diejenigen Personen bestraft werden, wel<strong>ch</strong>e ihre Verantwortung dafür ni<strong>ch</strong>t wahrnehmen, dass<br />
die Generalversammlung bzw. deren Mitglieder über die erwähnten Vergütungen abstimmen<br />
können.<br />
In Art. 18 Abs. 1 VgdA wird gestützt auf die soeben erwähnte verfassungsmässige Grundlage<br />
festgelegt, die Generalversammlung müsse die Gesamtbeträge der fixen (Ziff. 1, 3 und 5) sowie<br />
der variablen (Ziff. 2, 4 und 6) Vergütungen genehmigen.<br />
19<br />
20<br />
Bundesgesetz vom 19. Dezember 1986 gegen den unlauteren Wettbewerb, SR 241.<br />
DONATSCH/WOHLERS, Strafre<strong>ch</strong>t IV, § 131 Ziff. 5.2 und § 137 Ziff. 3.19; STRATENWERTH/BOMMER,<br />
BT II, § 60 N 8.<br />
Seite 11 von 18
Aus dem soeben Ausgeführten folgt, dass in Art. 95 Abs. 3 lit. a und d BV keine gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Grundlage dafür besteht, ein Mitglied des Verwaltungsrats, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung oder des<br />
Beirats dafür zu bestrafen, dass es «Vergütungen bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet, über die die<br />
Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t abstimmen konnte oder deren Genehmigung sie verweigert hat».<br />
Ein entspre<strong>ch</strong>endes Verbot wird im Übrigen au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in Art. 18 VgdA statuiert (was gestützt<br />
auf die erwähnte Verfassungsbestimmung ebenfalls ni<strong>ch</strong>t zulässig wäre).<br />
Entspre<strong>ch</strong>end findet die Pönalisierung der Verhaltensweisen gemäss Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1<br />
VgdA in 95 Abs. 3 lit. a und lit. d BV keine unmittelbare Grundlage.<br />
Da die VgdA si<strong>ch</strong> direkt auf die Verfassungsbestimmung von Art. 95 Abs. 3 BV stützt und<br />
Gesetzesfunktion übernimmt, dürfen dem Bürger dur<strong>ch</strong> diese keine Pfli<strong>ch</strong>ten auferlegt<br />
werden, wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t ausdrückli<strong>ch</strong> in der betreffenden Verfassungsbestimmung enthalten<br />
sind 21 .<br />
Daraus ergibt si<strong>ch</strong>, dass Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 VgdA zu strei<strong>ch</strong>en ist.<br />
Die Verletzung der Pfli<strong>ch</strong>ten, wel<strong>ch</strong>e im Zusammenhang mit der jährli<strong>ch</strong>en Abstimmung der<br />
Generalversammlung über die Vergütungen gemäss Art. 18 VgdA sanktioniert werden<br />
sollen, wird im Übrigen in Art. 24 Abs. 1 Ziff. 7 ums<strong>ch</strong>rieben.<br />
3.3 Ziff. 3 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1)<br />
In Art. 95 Abs. 3 BV findet si<strong>ch</strong> keine entspre<strong>ch</strong>ende Regelung.<br />
Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 VgdA s<strong>ch</strong>reibt vor, dass die Statuten Bestimmungen betreffend die<br />
zulässigen Tätigkeiten der Mitglieder des Verwaltungsrats, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des<br />
Beirats der obersten Leitungs- und Verwaltungsorgane enthalten müssen. Eine Vors<strong>ch</strong>rift,<br />
wona<strong>ch</strong> das Ausüben von über die Statuten hinausgehenden Tätigkeiten den einzelnen<br />
natürli<strong>ch</strong>en Personen untersagt ist, findet si<strong>ch</strong> in Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 VgdA ni<strong>ch</strong>t.<br />
Da die VgdA si<strong>ch</strong> – wie bereits unter Ziff. 3.2. ausgeführt – direkt auf die<br />
Verfassungsbestimmung von Art. 95 Abs. 3 BV stützt und Gesetzesfunktion übernimmt,<br />
dürfen dem Bürger dur<strong>ch</strong> diese keine Pfli<strong>ch</strong>ten auferlegt werden, wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t ausdrückli<strong>ch</strong><br />
in der betreffenden Verfassungsbestimmung enthalten sind 22 .<br />
Die Regelungsmaterie von Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 VgdA ist im Übrigen in Art. 24 Ziff. 9 (vor der<br />
Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3) VgdA erfasst.<br />
Daraus folgt, dass Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 VgdA (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1) ersatzlos zu<br />
strei<strong>ch</strong>en ist.<br />
21<br />
22<br />
BGE 130 I 149; vgl. au<strong>ch</strong> HÄFELIN/HALLER/KELLER, Bundesstaatsre<strong>ch</strong>t, N 1860.<br />
Vgl. Fn. 21.<br />
Seite 12 von 18
3.4 Ziff. 4 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3)<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> ist es zivilre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> erlaubt, die Ges<strong>ch</strong>äftsführung auf natürli<strong>ch</strong>e Personen zu<br />
übertragen, wel<strong>ch</strong>e einer juristis<strong>ch</strong>en Person angehören, beispielweise einer Management<br />
AG. Was zivilre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> erlaubt ist, darf strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verboten sein.<br />
Der Tatbestand ist ni<strong>ch</strong>t eindeutig formuliert. Aus dem Gesamtkontext ergibt si<strong>ch</strong>, dass si<strong>ch</strong><br />
diese Bestimmung auf Art. 6 VgdA bezieht. Dana<strong>ch</strong> darf die Ges<strong>ch</strong>äftsführung<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> an natürli<strong>ch</strong>e Personen delegiert werden.<br />
Damit in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t keine Zweifel aufkommen, sollte die Formulierung lauten: «Rdie<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführung entgegen der Vors<strong>ch</strong>rift von Art. 6 ganz oder zum Teil an eine juristis<strong>ch</strong>e<br />
Person überträgt».<br />
3.5 Ziff. 5 bis Ziff. 9 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3)<br />
In diesen Tatbeständen wird die Tathandlung mit «verhindern» ums<strong>ch</strong>rieben.<br />
Dieser Begriff wird au<strong>ch</strong> im Kernstrafre<strong>ch</strong>t verwendet, so z.B. beim Versu<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Art. 23<br />
StGB, bei der Strafbarkeit des Unternehmens na<strong>ch</strong> Art. 102 Abs. 2 StGB, beim Tatbestand<br />
der kriminellen Organisation na<strong>ch</strong> Art. 260 ter Ziff. 2 StGB sowie im Zusammenhang mit<br />
Völkermord und Verbre<strong>ch</strong>en gegen die Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit gemäss Art. 264k Abs. 1 StGB. In<br />
diesen Bestimmungen wird gegenüber dem Täter der Vorwurf erhoben, er habe si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
bemüht bzw. ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>ende Massnahmen getroffen, oder es wird im zugutegehalten, er<br />
habe si<strong>ch</strong> bemüht, einen bestimmten Erfolg bzw. eine bestimmte Tätigkeit zu verhindern. Es<br />
geht in diesen Konstellationen also darum, dass vom Täter erwartet wird, si<strong>ch</strong> in<br />
angemessener Weise für oder gegen eine bestimmte Entwicklung einzusetzen 23 .<br />
Demgegenüber soll na<strong>ch</strong> den Ziff. 5 bis 9 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3) derjenige<br />
bestraft werden, dessen Verhalten als ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> für den Ni<strong>ch</strong>teintritt eines Ereignisses oder<br />
Zustandes zu era<strong>ch</strong>ten ist. Daraus folgt, dass der Begriff «Verhindern» im Zusammenhang<br />
mit Art. 24 VgdA in einer anderen Bedeutung verwendet wird als im Kernstrafre<strong>ch</strong>t.<br />
In diesem Zusammenhang ist unklar, wel<strong>ch</strong>e Verhaltensweisen unter Strafe gestellt werden<br />
sollen:<br />
- Zum einen ergibt si<strong>ch</strong> aus dem Wortlaut der Tatbestände ni<strong>ch</strong>t, ob es si<strong>ch</strong> bei diesen<br />
um Tätigkeits- oder Erfolgsdelikte handelt. Im erstgenannten Fall wäre der Tatbestand<br />
beispielsweise bei Verwaltungsrat A erfüllt, wenn er si<strong>ch</strong> im Gremium gegen die<br />
Einführung der elektronis<strong>ch</strong>en Abstimmung stemmt, dabei aber überstimmt wird. Im<br />
zweitgenannten Fall wäre er wegen Versu<strong>ch</strong>s zu bestrafen.<br />
23<br />
Vgl. dazu DONATSCH/TAG, Strafre<strong>ch</strong>t I, § 37 Ziff. 2; NIGGLI, Basler Kommentar, Art. 102 N 254 ff.<br />
Seite 13 von 18
- Sodann ist der Inhalt der Pfli<strong>ch</strong>t auslegungsbedürftig. Verhindert nur, wer si<strong>ch</strong> dagegen<br />
ausspri<strong>ch</strong>t oder – je na<strong>ch</strong> Ausgang der Abstimmung – au<strong>ch</strong> derjenige, der si<strong>ch</strong> der<br />
Stimme enthält oder ni<strong>ch</strong>t an der Abstimmung teilnimmt?<br />
Es wäre zu prüfen, ob der betreffende Tatbestand ni<strong>ch</strong>t präziser ums<strong>ch</strong>rieben werden kann.<br />
Das Problem dürfte si<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ärfen lassen, wenn vorausgesetzt würde, dass der Täter das<br />
betreffende Ereignis bzw. den betreffenden Erfolg «aktiv verhindert».<br />
3.6 Ziff. 8 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3)<br />
Bei diesem Tatbestand stellt si<strong>ch</strong> die Frage, wel<strong>ch</strong>e Bedeutung dem Begriff «Verhindern»<br />
zukommen soll, besonders deutli<strong>ch</strong>. Verhindert ein Mitglied des Verwaltungsrats die<br />
elektronis<strong>ch</strong>e Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen, wenn es zwar die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Voraussetzungen dafür einri<strong>ch</strong>tet, das System aber aus irgendeinem Grund zur fragli<strong>ch</strong>en<br />
Zeit ganz oder während einer gewissen Zeit ni<strong>ch</strong>t funktioniert? Es dürfte ni<strong>ch</strong>t die Auffassung<br />
des Gesetzgebers sein, die verantwortli<strong>ch</strong>en Personen im Falle einer te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Panne mit<br />
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zu sanktionieren.<br />
Hier würde es si<strong>ch</strong> – analog zu den erwähnten Bestimmungen im Kernstrafre<strong>ch</strong>t –<br />
empfehlen, die Tathandlung folgendermassen zu ums<strong>ch</strong>reiben:<br />
«R die erforderli<strong>ch</strong>en und zumutbaren organisatoris<strong>ch</strong>en Vorkehren dafür ni<strong>ch</strong>t trifft, dass<br />
die Aktionäre der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung elektronis<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>ten und<br />
Weisungen erteilen können».<br />
3.7 Ziff. 9 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und Ziff. 3)<br />
Es kann auf die Ausführungen zu Ziff. 3 verwiesen werden.<br />
III.<br />
Beurteilung der Sanktionen<br />
1. Die Sanktion «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe»<br />
Na<strong>ch</strong> Art. 10 Abs. 2 StGB liegt ein Verbre<strong>ch</strong>en vor, wenn Freiheitsstrafe von mehr als drei<br />
Jahren angedroht ist. Gemäss Art. 10 Abs. 3 StGB sind Vergehen Taten, bei wel<strong>ch</strong>en die<br />
Sanktion auf Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe lautet.<br />
Gestützt auf Art. 333 Abs. 2 lit. b StGB wird na<strong>ch</strong> der Revision des AT StGB, wel<strong>ch</strong>e am<br />
1.1.2007 in Kraft trat, die bisherige Strafe «Gefängnis» dur<strong>ch</strong> «Freiheitsstrafe bis zu drei<br />
Jahren oder Geldstrafe» ersetzt.<br />
Seite 14 von 18
Im Kernstrafre<strong>ch</strong>t existieren für Vergehen nur ausnahmsweise Sanktionen, mit wel<strong>ch</strong>en<br />
«Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe» angeordnet werden 24 . Vielmehr lautet die<br />
analoge Sanktion regelmässig auf «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe»,<br />
allenfalls Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe mit einem Mindesttagessatz 25 .<br />
Daraus folgt, dass die gemäss Art. 24 Abs. 1 und 2 VgdA (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1)<br />
vorgesehene Sanktion Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren, obligatoris<strong>ch</strong> verbunden mit einer<br />
Geldstrafe, ansonsten im Strafre<strong>ch</strong>t in aller Regel ni<strong>ch</strong>t vorgesehen ist. Sie passt au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
ri<strong>ch</strong>tig in die gesetzli<strong>ch</strong> vorgesehene Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en Verbre<strong>ch</strong>en und Vergehen.<br />
2. Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Sanktionen für die Tatbestände gemäss Art. 24 VgdA<br />
Wie bereits ausgeführt, kann die Sanktion «Freiheitsstrafe und Geldstrafe» na<strong>ch</strong> hier<br />
vertretener Auffassung auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> für die Tatbestände na<strong>ch</strong> Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2<br />
VgdA (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1) als ni<strong>ch</strong>t unangemessen era<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Für die Tatbestände gemäss Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 bis 9 VgdA (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1<br />
und 3) wird die Strafandrohung von «Freiheitsstrafe oder Geldstrafe» bzw. auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
«Geldstrafe» als sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t vorges<strong>ch</strong>lagen.<br />
3. Höhe der Geldstrafe na<strong>ch</strong> Art. 24 Abs. 2 VgdA<br />
Na<strong>ch</strong> dem Allgemeinen Teil des Strafre<strong>ch</strong>ts lautet die Geldstrafe – sofern es das Gesetz<br />
ni<strong>ch</strong>t anders bestimmt 26 – auf maximal 360 Tagessätze (Art. 34 Abs. 1 StGB). Na<strong>ch</strong> Art. 34<br />
Abs. 2 StGB beträgt der Tagessatz maximal 3000 Franken.<br />
An diese maximale Höhe des Tagessatzes ist das Geri<strong>ch</strong>t gemäss Art. 24 VgdA ni<strong>ch</strong>t<br />
gebunden. Die maximale Höhe der Geldstrafe soll se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen ni<strong>ch</strong>t<br />
übersteigen. An si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eint eine sol<strong>ch</strong>e Regelung als lex specialis zu Art. 34 Abs. 1 und 2<br />
StGB zulässig.<br />
Allerdings passt sie ni<strong>ch</strong>t optimal ins System des StGB. Immerhin wird aber in Art. 333 Abs.<br />
5 StGB, in wel<strong>ch</strong>em die Anwendung des Allgemeinen Teils des StGB auf andere<br />
Bundesgesetze im Zusammenhang mit dessen Revision geregelt wird, festgehalten, dass in<br />
den Fällen, in wel<strong>ch</strong>en der Maximaltagessatz höher ist als 3000 Franken (die Geldstrafe<br />
maximal also höher ist als 1‘080‘000 Franken) der maximale Bussengeldbetrag geteilt dur<strong>ch</strong><br />
24<br />
25<br />
26<br />
Art. 135 Abs. 3 StGB, Art. 197 Ziff. 4 StGB und Art. 229 Abs. 1 StGB<br />
Beim Tatbestand des Mens<strong>ch</strong>enhandels – bei diesem handelt es si<strong>ch</strong> um ein Verbre<strong>ch</strong>en – wird<br />
ni<strong>ch</strong>t Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren angedroht, sondern in Art. 182 Abs. 1 StGB<br />
«Freiheitsstrafe oder Geldstrafe». In dessen Abs. 3 wird allerdings festgehalten, es sei in jedem<br />
Fall eine Geldstrafe auszuspre<strong>ch</strong>en.<br />
Damit besteht die Mögli<strong>ch</strong>keit, eine höhere Maximalzahl an Tagessätzen festzulegen. So ist für<br />
den s<strong>ch</strong>weren Fall der Geldwäs<strong>ch</strong>erei gemäss Art. 305bis Ziff. 2 eine Hö<strong>ch</strong>stzahl von 500<br />
Tagessätzen vorgesehen.<br />
Seite 15 von 18
3000 die Hö<strong>ch</strong>stzahl der Tagessätze ergibt. Daraus ergibt si<strong>ch</strong>, dass 1‘080‘000 Franken<br />
übersteigende Bussenhö<strong>ch</strong>stbeträge mögli<strong>ch</strong> sind.<br />
Würde diese Regel auf Art. 24 Abs. 2 VgdA angewandt, so wären – bei se<strong>ch</strong>s<br />
Jahresvergütungen beispielsweise à je 1‘000‘000 Franken – 6‘000‘000 Franken dur<strong>ch</strong> 3000<br />
zu teilen, was ergäbe, dass 2000 Tagessätze ausgespro<strong>ch</strong>en werden könnten.<br />
Das ist eine enorm hohe Zahl an Tagessätzen, wenn man bedenkt, dass die Hö<strong>ch</strong>stzahl der<br />
Tagessätze gemäss dem Allgemeinen Teil des StGB auf 360 festgelegt ist und dass hier ein<br />
Vergehen sanktioniert werden soll.<br />
Würde eine Person zu 2000 Tagessätzen verurteilt und würde sie die Geldstrafe ni<strong>ch</strong>t<br />
bezahlen, so müsste sie – jedenfalls in Anwendung von Art. 36 Abs. 1 StGB – bei<br />
Anwendung von Art. 333 Abs. 5 StGB für 2000 Tage ins Gefängnis, was mehr als fünf Jahre<br />
Freiheitsstrafe bedeuten würde, und dies – wohlgemerkt – zusätzli<strong>ch</strong> zur glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
ausgespro<strong>ch</strong>enen Freiheitstrafe. Dabei ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass die Ersatzfreiheitsstrafe immer<br />
unbedingt zu vollziehen ist 27 .<br />
Eine derartige Regelung findet si<strong>ch</strong> in ähnli<strong>ch</strong>er, etwas weniger weitgehender Weise, au<strong>ch</strong><br />
im Verbre<strong>ch</strong>enstatbestand na<strong>ch</strong> Art. 89 Abs. 2 KEG 28 , na<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>em (in Verbindung mit Art.<br />
333 Abs. 5 StGB) neben der Freiheitsstrafe zusätzli<strong>ch</strong> Geldstrafe bis zu 5 Millionen Franken<br />
angedroht ist (was 1666 Tagen Ersatzfreiheitsstrafe entspre<strong>ch</strong>en würde).<br />
Die Sanktionsdrohung des Art. 24 VgdA ist sehr problematis<strong>ch</strong>. Zum einen wird damit auf<br />
dem Verordnungsweg – unter Auss<strong>ch</strong>luss des für die Gesetzgebung an si<strong>ch</strong> zuständigen<br />
Parlamentes – eine für das Strafre<strong>ch</strong>t in dieser Form unübli<strong>ch</strong>e Strafdrohung ums<strong>ch</strong>rieben.<br />
Die in Art. 24 VgdA vorgesehene Regelung ist zum andern nur s<strong>ch</strong>wer mit den Wertungen<br />
des Strafre<strong>ch</strong>ts zu vereinbaren. Während nämli<strong>ch</strong> bei einem Verbre<strong>ch</strong>en – wie es der<br />
Tatbestand von Art. 89 Abs. 2 KEG darstellt – grundsätzli<strong>ch</strong> eine maximale Freiheitsstrafe<br />
von 20 Jahren mögli<strong>ch</strong> ist – in concreto wird eine sol<strong>ch</strong>e von zehn Jahren angedroht –<br />
beträgt die maximale Freiheitsstrafe bei einem Vergehen – Art. 24 VgdA ist als sol<strong>ch</strong>es<br />
ausgestaltet – drei Jahre (Art. 9 Abs. 3 StGB). Daraus erhellt ohne weiteres, dass si<strong>ch</strong> das<br />
Verhältnis von maximaler Freiheitsstrafe und Ersatzfreiheitsstrafe bei Art. 89 Abs. 2 KEG<br />
deutli<strong>ch</strong> weniger gravierend auswirkt (zehn Jahre Freiheitsstrafe und maximal 1666 Tage<br />
Ersatzfreiheitsstrafe) als bei Art. 24 VgdA (drei Jahre Freiheitsstrafe und eine praktis<strong>ch</strong><br />
unbes<strong>ch</strong>ränkte Anzahl Tage Ersatzfreiheitsstrafe [in unserem Beispiel 2000 Tage<br />
Ersatzfreiheitsstrafe]).<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts dieser Zusammenhänge ist zu prüfen, ob die maximale Höhe der Geldstrafe in<br />
dem Sinne zu limitieren ist, dass die maximale Ersatzfreiheitsstrafe begrenzt wird. Denkbar<br />
wäre etwa, eine Geldstrafe von maximal se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen vorzusehen, wobei die<br />
Ersatzfreiheitstrafe auf ein Jahr zu begrenzen wäre.<br />
27<br />
28<br />
DOLGE, Basler Kommentar, Art. 36 N 12; STRATENWERTH, AT II, § 2 N 27.<br />
Kernenergiegesetz vom 21. März 2003, SR 732.1.<br />
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C) S<strong>ch</strong>lussfolgerungen<br />
Es ist problematis<strong>ch</strong>, dass es dem eidgenössis<strong>ch</strong>en Gesetzgeber verwehrt ist, die<br />
Strafbestimmungen der VgdA dem bestehenden strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Wertesystem<br />
anzupassen.<br />
Zufolge ihres unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Unre<strong>ch</strong>tsgehalts wird empfohlen, für die Tatbestände<br />
gemäss Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und Ziff. 2 VgdA (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1) zwar die<br />
Sanktion «Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe» beizubehalten, für die<br />
übrigen Tatbestände dieser Bestimmung (Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 bis 9 [vor der Strei<strong>ch</strong>ung<br />
von Ziff. 1 und 3]) jedo<strong>ch</strong> die Sanktion «Freiheitstrafe bis zu drei Jahren oder<br />
Geldstrafe» oder «Geldstrafe» vorzusehen.<br />
Geringfügige Verstösse gegen Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und Ziff. 2 VgdA (vor der<br />
Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1) sollten ni<strong>ch</strong>t sanktioniert werden. Eine Lösung wie sie für die<br />
Beste<strong>ch</strong>ungstatbestände vorgesehen ist, wäre na<strong>ch</strong> hier vertretener Auffassung<br />
sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t. Entspre<strong>ch</strong>end wäre in der VgdA eine Norm vorzusehen, wona<strong>ch</strong> Art. 24<br />
VgdA im Falle «geringfügiger, sozialübli<strong>ch</strong>er Vergütungen» ni<strong>ch</strong>t zur Anwendung<br />
gelangen würde.<br />
Da die Regelungsmaterien der vorgesehenen Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und Ziff. 3 in Art. 95<br />
Abs. 3 BV keine Grundlage finden, sind jene Ziffern ersatzlos zu strei<strong>ch</strong>en.<br />
Es wird empfohlen, Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und 3) präziser<br />
zu formulieren.<br />
Bei den Tatbeständen na<strong>ch</strong> Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 bis 9 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1<br />
und 3) ist ni<strong>ch</strong>t klar, ob es si<strong>ch</strong> um Tätigkeits- oder Erfolgsdelikte handelt. Überdies<br />
sind diese präziser zu formulieren. Für die Tatbestände der Ziff. 4, 5, 6, 7 und 9 (vor<br />
der Strei<strong>ch</strong>ung von Ziff. 1 und 3) wird vorges<strong>ch</strong>lagen, das tatbestandsmässige<br />
Verhalten mit «aktiv verhindert» zu ums<strong>ch</strong>reiben. Für Ziff. 8 (vor der Strei<strong>ch</strong>ung von<br />
Ziff. 1 und 3) wird folgende Formulierung vorges<strong>ch</strong>lagen: «R die erforderli<strong>ch</strong>en und<br />
zumutbaren organisatoris<strong>ch</strong>en Vorkehren dafür ni<strong>ch</strong>t trifft, dass die Aktionäre der<br />
unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung elektronis<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
erteilen können».<br />
Es ist zu prüfen, ob die maximale Höhe der Geldstrafe limitiert werden kann, zumindest<br />
in dem Sinne, dass die maximale Ersatzfreiheitsstrafe auf beispielsweise ein Jahr<br />
begrenzt wird.<br />
Seite 17 von 18
D) Literaturverzei<strong>ch</strong>nis<br />
DOLGE ANNETTE, in: Basler Kommentar, Strafre<strong>ch</strong>t I, Art. 1-110 StGB, Jugendstrafgesetz, hrsg.<br />
von M. A. Niggli und H. Wiprä<strong>ch</strong>tiger, 3. Aufl., Basel 2013<br />
DONATSCH/ANDREAS/TAG BRIGITTE, Strafre<strong>ch</strong>t I, Verbre<strong>ch</strong>enslehre, 9. Aufl., Züri<strong>ch</strong> 2013<br />
DONATSCH ANDREAS, Strafre<strong>ch</strong>t III, Delikte gegen den Einzelnen, 9. Aufl., Züri<strong>ch</strong> 2008<br />
DONATSCH ANDREAS/WOHLERS WOLFGANG, Strafre<strong>ch</strong>t IV, Delikte gegen die Allgemeinheit, 4.<br />
Aufl., Züri<strong>ch</strong> 2011<br />
HÄFELIN ULRICH/HALLER WALTER/KELLER HELEN, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Bundesstaatsre<strong>ch</strong>t, 8. Aufl.,<br />
Züri<strong>ch</strong> 2012<br />
HANGARTNER YVO/KLEY ANDREAS, Die demokratis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>te in Bund und Kantonen der<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Eidgenossens<strong>ch</strong>aft, Züri<strong>ch</strong> 2000<br />
NIGGLI MARCEL, in: Basler Kommentar, Strafre<strong>ch</strong>t I, Art. 1-110 StGB, Jugendstrafgesetz, hrsg.<br />
von M. A. Niggli und H. Wiprä<strong>ch</strong>tiger, 3. Aufl., Basel 2013<br />
SCHWARZENEGGER CHRISTIAN/HUG MARKUS/JOSITSCH DANIEL, Strafre<strong>ch</strong>t II, Strafen und<br />
Massnahmen, 8. Aufl., Züri<strong>ch</strong> 2007<br />
STRATENWERTH GÜNTER, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Strafre<strong>ch</strong>t, Allgemeiner Teil I: Die Straftat, 4. Aufl.,<br />
Bern 2011<br />
STRATENWERTH GÜNTER, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Strafre<strong>ch</strong>t, Allgemeiner Teil II: Strafen und<br />
Massnahmen, 2. Aufl., Bern 2006<br />
STRATENWERTH GÜNTER/JENNY GUIDO/BOMMER FELIX, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Strafre<strong>ch</strong>t, Besonderer<br />
Teil I: Straftaten gegen Individualinteressen, 7. Aufl., Bern 2010<br />
STRATENWERTH GÜNTER/BOMMER FELIX, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Strafre<strong>ch</strong>t, Besonderer Teil II:<br />
Straftaten gegen Gemeininteressen, 6. Aufl., Bern 2008.<br />
Seite 18 von 18
M<br />
—<br />
TREUHAND ‘KAMMER<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfer Steuerexperten<br />
Eidgenössis<strong>ch</strong>es<br />
Amt für das Handelsregister<br />
:3 3 0. JULI 2013<br />
No.<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Per Email: ehra@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Züri<strong>ch</strong>, 26. Juli 2013<br />
Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Wir nehmen Bezug auf das S<strong>ch</strong>reiben von Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga vom 14. Juni 2013<br />
und danken Ihnen für die gebotene Stellungnahme zum Vorentwurf zur “Verordnung gegen die<br />
Abzockerei“ (VE-VgdA).<br />
Die TREUHAND-KAMMER ist der Spitzenverband der Treuhand- und Revisionsbran<strong>ch</strong>e mit den<br />
Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfung sowie Wirts<strong>ch</strong>afts- und Steuerberatung. Als s<strong>ch</strong>weizweit tätiger<br />
Verband mit über 5.000 Einzelmitgliedern sowie rund 950 grossen, mittelgrossen und kleinen<br />
Treuhandunternehmen aus den Berei<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfung, Wirts<strong>ch</strong>afts- und Steuerberatung nehmen<br />
wir unsere gesamts<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Verpfli<strong>ch</strong>tung wahr und leisten aktiv einen Beitrag zu einer<br />
funktionierenden Wirts<strong>ch</strong>aft. Insbesondere im Berei<strong>ch</strong> der Corporate Governance kann und will die<br />
Kammer mithelfen, zukunftsgeri<strong>ch</strong>tete Lösungen zu erarbeiten. Der Berufsstand der Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfer ist<br />
in diesem Zusammenhang bereit, seinen Beitrag zu einer pragmatis<strong>ch</strong>en, aber au<strong>ch</strong> dem Volkswillen<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Umsetzung der Volksinitiative “gegen die Abzockerei“ zu erbringen.<br />
1. Zusammenfassung der Stellungnahme der Treuhand-Kammer<br />
• Wir begrüssen die vorges<strong>ch</strong>lagene Verpfli<strong>ch</strong>tung des Verwaltungsrats zur Erstellung<br />
eines separaten, jährli<strong>ch</strong>en und der Prüfung dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle unterliegenden<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts.<br />
• Der Inhalt des der Prüfung unterliegenden Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts soll auf jene Angaben<br />
bes<strong>ch</strong>ränkt sein, die in der Verordnung ausdrückli<strong>ch</strong> verlangt werden.<br />
• In den Übergangsbestimmungen sollte präzisiert werden, für wel<strong>ch</strong>es Ges<strong>ch</strong>äftsjahr der<br />
Verwaltungsrat erstmals den separaten Vergütungsberi<strong>ch</strong>t erstellen muss.<br />
TREUHAND-KAMMER S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Kammer der Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfer und Steuerexperten<br />
Lirnmotquai 120, Postfa<strong>ch</strong> 1477, CH-8021 Züri<strong>ch</strong>, Tel. +41 44 2677575, Fax +41 44 2677585<br />
in{otreuhand-kammer.<strong>ch</strong>, www.treuhand-kammer.<strong>ch</strong>
-<br />
wel<strong>ch</strong>er<br />
TREUHAND rß2KAMMER<br />
Wirts<strong>ch</strong>oftsprüfer Steuerexperten<br />
• Die statutaris<strong>ch</strong>e Flexibilität bei der Genehmigung der Vergütungen dur<strong>ch</strong> die<br />
Generalversammlung ist zu begrüssen.<br />
• Sa<strong>ch</strong>verhalte wie ein Vesting von Long Termin Incentive-Plänen bei Beendigung eines<br />
Arbeitsverhältnisses oder bei einem Kontroliwe<strong>ch</strong>sel gelten na<strong>ch</strong> unserem Verständnis<br />
ri<strong>ch</strong>tigerweise ni<strong>ch</strong>t als unzulässige Vergütung.<br />
• Mit Bezug auf die Qualifizierung einer Vergütung als “fix“ oder “variabel“ ist die<br />
Notwendigkeit von Konkretisierungen zu prüfen.<br />
• Die Bezei<strong>ch</strong>nung “Verordnung gegen die Abzockerei“ sollte dur<strong>ch</strong> eine sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Bezei<strong>ch</strong>nung ersetzt werden. Eine paus<strong>ch</strong>ale Stigmatisierung sämtli<strong>ch</strong>er<br />
Führungskräfte von börsenkotierten Unternehmen in der S<strong>ch</strong>weiz wäre der Ansiedlung<br />
von Unternehmen in unserem Land kaum förderli<strong>ch</strong>.<br />
2. Zum Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
2.1. Inhalt und Prüfung des gesonderten Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts (Art. 13 und 17 VE-VgdA)<br />
Wir begrüssen den Vors<strong>ch</strong>lag im Vorentwurf zur VgdA, wona<strong>ch</strong> der Verwaltungsrat jährli<strong>ch</strong> einen<br />
eigenständigen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Vergütungsberi<strong>ch</strong>t zu erstellen hat (Art. 13 Abs. 1 VE-VgdA), wel<strong>ch</strong>er der<br />
Prüfung dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle unterliegen soll (Art. 17 VE-VgdA).<br />
Dieser Vergütungsberi<strong>ch</strong>t ersetzt laut Art. 13 VE-VgdA die bisherigen Angaben im Anhang zur<br />
Jahresre<strong>ch</strong>nung na<strong>ch</strong> Artikel 663bb1s DR. Dies bedeutet in der Konsequenz, dass der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
ni<strong>ch</strong>t Bestandteil des Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>ts ist, wel<strong>ch</strong>er gemäss gesetzli<strong>ch</strong>er Definition die Jahresre<strong>ch</strong>nung<br />
(Bilanz, Erfolgsre<strong>ch</strong>nung und Anhang) sowie den Lageberi<strong>ch</strong>t umfasst.<br />
Aus unserer Si<strong>ch</strong>t ist damit ein gesonderter s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t der Revisionsstelle zu diesem<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t nötig; mit andern Worten erfolgt die gemäss Art. 17 VE-VgdA erforderli<strong>ch</strong>e<br />
Beri<strong>ch</strong>terstattung ni<strong>ch</strong>t im zusammenfassenden Beri<strong>ch</strong>t der Revisionsstelle an die Generalversammlung<br />
(Art. 728b Abs. 2 OR), sondern separat in einem eigenständigen Beri<strong>ch</strong>t an die Generalversammlung.<br />
Wi<strong>ch</strong>tig ist uns au<strong>ch</strong> der Hinweis, dass der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t - der Prüfung unterliegt -<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die von der Verordnung geforderten Angaben enthalten sollte. Zusätzli<strong>ch</strong>e, ni<strong>ch</strong>t objektiv<br />
überprüfbare Aussagen des Verwaltungsrates, etwa zur Konkurrenzfähigkeit oder zur<br />
Motivationswirkung der Salärpolitik, sollten ni<strong>ch</strong>t in diesem qua Verordnung geforderten<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t enthalten sein, sondern vom Verwaltungsrat an anderer Stelle und separiert von den<br />
zu prüfenden Informationen präsentiert werden.<br />
Wir s<strong>ch</strong>lagen deshalb in Art. 13 Abs. 1<br />
VE-VgdA folgende Präzisierung vor:<br />
„Der Verwaltungsrat erstellt jährli<strong>ch</strong> einen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Vergütungsberi<strong>ch</strong>t mit den Angaben gemäss Art.<br />
14-16 dieser Verordnung<br />
2/5
. TREUHAND<br />
3KAMMER<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfer Steuerexperten<br />
Die Treuhand-Kammer wird zeitgere<strong>ch</strong>t im Rahmen der Selbstregulierung über das konkrete<br />
Prüfungsvorgehen sowie die notwendige Beri<strong>ch</strong>terstattung ents<strong>ch</strong>eiden und diese berufsständis<strong>ch</strong>en<br />
Vorgaben - sofern angezeigt - innerhalb der beteiligten Kreise und Interessengruppen in die<br />
Vernehmlassung geben.<br />
2.2. Übergangsbestimmungen<br />
Gemäss Art. 33 VE-VgdA soll die Verordnung am 1. Januar 2014 in Kraft treten. Gemäss Art. 27 VE<br />
VgdA haben Gesells<strong>ch</strong>aften ihre Statuten innerhalb von zwei Jahren ab Inkrafttreten der Verordnung den<br />
neuen Vors<strong>ch</strong>riften anzupassen. Eine Bestimmung, für wel<strong>ch</strong>es Ges<strong>ch</strong>äftsjahr der Verwaltungsrat<br />
erstmals einen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Vergütungsberi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Art. 13ff. VE-VgdA zu erstellen hat, fehlt.<br />
Zur Verhinderung einer unzulässigen Rückwirkung muss die Jahresre<strong>ch</strong>nung für das am 31. Dezember<br />
2013 abzus<strong>ch</strong>liessende Ges<strong>ch</strong>äftsjahr na<strong>ch</strong> wie vor die na<strong>ch</strong> geltendem Re<strong>ch</strong>t erforderli<strong>ch</strong>en<br />
Bestimmungen des Art. 663bbis DR erfüllen. Demzufolge muss für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr 2013 no<strong>ch</strong> kein<br />
von der Revisionsstelle na<strong>ch</strong> Art. 17 VE-VgdA zu prüfender Vergütungsberi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Art. 13 VE-VgdA<br />
vorliegen.<br />
Wir s<strong>ch</strong>lagen deshalb vor, einen zusätzli<strong>ch</strong>en Artikel oder Absatz in die Ljbergangsbestimmungen<br />
einzufügen wie folgt:<br />
„Der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t ist erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr zu erstellen,<br />
Inkrafttreten dieser Verordnung beginnt.“<br />
das mit oder na<strong>ch</strong> dem<br />
3. Weitere Punkte zum Inhalt der Verordnung<br />
Im Weiteren erlauben wir uns einige Bemerkungen zu mögli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wierigkeiten bei der konkreten<br />
Anwendung der Verordnung und zu unserem heutigen Verständnis dazu.<br />
3.1 Zur Genehmigung dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung (Art. 18 VE-VgdA)<br />
Art. 18 VE-VgdA soll dazu dienen, den Aktionären mehr Mitspra<strong>ch</strong>e zu vers<strong>ch</strong>affen, während der Zweck<br />
des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts in der Transparenz liegt. Mit der in Art. 18 Abs. 1 VE-VgdA vorges<strong>ch</strong>lagenen<br />
Vorgehensweise wird ein anderes Konzept (Abstimmung über zukünftige fixe Vergütung bis zur<br />
nä<strong>ch</strong>sten Generalversammlung und vergangene variable Vergütung des abgelaufenen Ges<strong>ch</strong>äftsjahrs)<br />
angewendet, als jenes, das für die Erstellung des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts (zugewiesene Vergütungen im<br />
vergangenen Ges<strong>ch</strong>äftsjahr) verwendet wird. Aufgrund dieser vers<strong>ch</strong>iedenen Konzepte und<br />
Periodizitäten wird somit zwangsläufig über andere Beträge abgestimmt, als im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
ausgewiesen werden.<br />
Falls Art. 18 Abs. 1 VE-VgdA in der vorliegenden Form beibehalten werden soll, sollten die Begriffe „fix“<br />
und „variabel“ näher definiert werden.<br />
3/5
1..<br />
TREUHAND r&KAMMER<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfer Steuerexperten<br />
Wir befürworten die Regelung von Art. 18 Abs. 3 VE-VgdA, die den Unternehmen mehr Flexibilität<br />
gewährt, die anwendbaren Konzepte auf die unternehmensspezifis<strong>ch</strong>en Bedürfnisse und Gegebenheiten<br />
auszuri<strong>ch</strong>ten.<br />
3.2 Zu den unzulässigen Vergütungen (Art. 20 f. VE-VgdA)<br />
3.2.1 Abgrenzung zu Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen (Art. 20 Ziff. 1 VE-VgdA)<br />
Viele „Lang Term Incentive“ (LTI) Pläne sehen bei gewissen Fällen der Beendigung des<br />
Arbeitsverhältnisses (z.B. ordentli<strong>ch</strong>e Kündigung dur<strong>ch</strong> den Arbeitgeber, Pensionierung, o.ä.) ein pro<br />
rata oder gar vollständiges „Vesting“ der ausstehenden Instrumente vor. Ein sol<strong>ch</strong>es „Vesting“ ist ni<strong>ch</strong>t<br />
als Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung zu verstehen.<br />
3.2.2 Abgrenzung zu Vergütungen, die im Voraus ausgeri<strong>ch</strong>tet werden (Art. 20 Ziff. 2 VE-VgdA)<br />
Antrittsprämien sind gemäss erläuterndem Beri<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, müssen aber von der Generalversammlung<br />
genehmigt werden. Unklar ist für uns, ob sol<strong>ch</strong>e Prämien gemäss Art. 18 Abs. 1 VE-VgdA als fix oder<br />
variabel zu qualifizieren sind.<br />
3.2.3 Abgrenzung zu Provisionen für die Übernahme oder Übertragung von Unternehmen oder<br />
Teilen davon (Art. 20 Ziff. 3 VE-VgdA)<br />
Gemäss Art. 20 Ziff. 3 VE-VgdA sind au<strong>ch</strong> Provisionen für die Übernahme oder Übertragung von<br />
Unternehmen oder Teilen davon ni<strong>ch</strong>t erlaubt. Viele LTI Pläne sehen vor, dass bei einem<br />
Kontrollwe<strong>ch</strong>sel die ausstehenden Instrumente sofort „vesten“ und der Inhaber dieser Instrumente somit<br />
darüber verfügen kann. Gemäss unserem Verständnis sind sol<strong>ch</strong>e Klauseln (sogenanntes „accelerated<br />
vesting) au<strong>ch</strong> künftig mögli<strong>ch</strong>, da es si<strong>ch</strong> dabei ni<strong>ch</strong>t um Provisionen im Sinne des Arbeitsre<strong>ch</strong>tes<br />
handelt.<br />
4. Zur Bezei<strong>ch</strong>nung der Verordnung<br />
Die Volksinitiative und ihre Annahme haben au<strong>ch</strong> im Ausland grosse Bea<strong>ch</strong>tung gefunden. Wir gehen<br />
davon aus, dass au<strong>ch</strong> die Umsetzung der Initiative im Ausland mit Interesse verfolgt wird und die<br />
künftige Regelung im Einzelfall au<strong>ch</strong> bei Unternehmensansiedlungen in der S<strong>ch</strong>weiz von gewisser<br />
Bedeutung sein mag. Aus diesem Grund era<strong>ch</strong>ten wir es als angezeigt, den Titel der Verordnung zu<br />
ändern. Au<strong>ch</strong> wenn die Bezei<strong>ch</strong>nung der Verordnung unmittelbar dem Titel der Volksinitiative<br />
entnommen ist, hat der Ausdruck ‘Abzockerei‘ do<strong>ch</strong> eine tendenziöse Wirkung bzw. führt ganz generell<br />
zu einer gewissen Stigmatisierung des von dieser Regelung betroffenen Personenkreises. Wir s<strong>ch</strong>lagen<br />
daher vor, den Titel in “Verordnung über die Regulierung von Vergütungen in Gesells<strong>ch</strong>aften, deren<br />
Aktien an einer Börse kotiert sind‘ zu ändern.<br />
4/5
TREUHAND KAMMER<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsprüfer Steuerexperten<br />
Wir danken Ihnen für die Berücksi<strong>ch</strong>tigung unserer Ausführungen und Anliegen bei der weiteren<br />
Behandlung dieses Ges<strong>ch</strong>äfts. Für eine Diskussion oder für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne<br />
zur Verfügung.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
TREUHAND-KAMMER<br />
Urs Furrer<br />
Mitglied der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
Dr. Lukas Imark<br />
Präsident Kommission für Re<strong>ch</strong>tsfragen<br />
5/5
[ EdgenösSSCheS 7<br />
1 Amt für das HandeIsreiStgL1<br />
tcapitai 5.JUU 2013<br />
j<br />
Eidgenössis<strong>ch</strong>es Justiz- und Polizeidepartement<br />
Herr Olivier Blanc<br />
Herr Florian Zihler<br />
Bundeshaus West<br />
3003 Bern<br />
Zug. 23. Juli 2013<br />
Anhörung zur Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrter Herr Blanc, sehr geehrter Herr Zihler<br />
zCapital ist ein als unabhängig konstituierter Vermögensverwalter von kollektiven Kapitalanlagen der<br />
Aufsi<strong>ch</strong>t der FINMA unterstellt. Als Aktionärsdienstleister erstreckt si<strong>ch</strong> unser Tätigkeitsgebiet zudem<br />
auf die Beurteilung der Corporate Governance von S<strong>ch</strong>weizer Börsengesells<strong>ch</strong>aften. In diesem Zu<br />
sammenhang mö<strong>ch</strong>ten wir gerne zum Vorentwurf der Verordnung gegen die Abzockerei (VgclA) und<br />
zum erläuternden Beri<strong>ch</strong>t vom 14. Juni 2013 Stellung nehmen.<br />
Im Grossen und Ganzen era<strong>ch</strong>ten wir die Verordnung als ausgewogene Umsetzung der «Abzockerinitt<br />
ative». Denno<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>ten wir zu folgenden Artikeln Stellung beziehen.<br />
Art. 7 Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss<br />
Die Verordnung verzi<strong>ch</strong>tet explizit darauf, si<strong>ch</strong> zu den Unabhängigkeitsanforderungen der Mitglieder<br />
zu äussern. Stattdessen wird im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t auf die Empfehlungen des Swiss Code of Best<br />
Practice for Corporate Governance (Swiss Code) hingewiesen. Dieser empfiehlt ledigli<strong>ch</strong>, dass dem<br />
Vergütungsauss<strong>ch</strong>uss keine Mitglieder angehören dürfen, die in einer Kreuzverfle<strong>ch</strong>tung stehen. Alle<br />
anderen Formen von Abhängigkeiten werden ausgeklammert. Der Unabhängigkeitsbegriff ist zu wenig<br />
eng gefasst. Wir würden es begrüssen, wenn in der Verordnung klare Anforderungen an die Unabhän<br />
gigkeit der Mitglieder gestellt würden. Ebenfalls soll die Mehrheit des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses unab<br />
hängig sein. Der Unabhängigkeitsbegriff könnte na<strong>ch</strong> dem Vorbild der Independence Policy der New<br />
York Stock Ex<strong>ch</strong>ange (NYSE) ausgestaltet werden. Darin werden klare Anforderungen an die Unab<br />
hängigkeit der Verwaltungsräte postuliert.<br />
Art. 8-11 Unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
Der Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t halt fest, dass si<strong>ch</strong> die Unabhängigkeit des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertre<br />
ters an den Unabhängigkeitsanforderungen der Revisionsstelle orientiert, was grundsätzli<strong>ch</strong> zu be<br />
grüssen ist. Da die Wahl des/der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter/s eine unübertragbare Kompe<br />
tenz der Generalversammlung ist, sollte der Aktionär über die notwendigen Informationen verfügen,<br />
zCapital AG<br />
Baarerstrasse 82<br />
6300 Zug<br />
T +41 41 729 80 80<br />
F +41 41 729 80 88<br />
www.zcapita I<strong>ch</strong>
(Capital<br />
um eine Beurteilung des Vertreters vornehmen zu können. Eine von uns dur<strong>ch</strong>geführte Umfrage unter<br />
den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretern der GV-Saison 2012 zeigte, dass die grosse Mehrheit bereit<br />
wäre, im Rahmen der Wahl dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung entspre<strong>ch</strong>ende Informationen offenzule<br />
gen. 76% der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter würden einen detaillierten Lebenslauf zuhanden der<br />
Aktionäre abgeben. Weitergehende Informationen würden dann aber von deutli<strong>ch</strong> weniger Stimm<br />
re<strong>ch</strong>tsvertretern offengelegt werden. zCapital würde es begrüssen, wenn die Verordnung diesbezügli<strong>ch</strong><br />
ergänzt würde. Der Generalversammlung soll vorgängig ein detailliertes CV, vergangene und aktuelle<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsbeziehungen zur Gesells<strong>ch</strong>aft, als au<strong>ch</strong> Beziehungen zu einzelnen Mitgliedern des Verwal<br />
tungsrates sowie die geplante Honorierung offengelegt werden. Dies kann im Ges<strong>ch</strong>äftsberi<strong>ch</strong>t oder mit<br />
der Einladung zur Generalversammlung erfolgen.<br />
Die Verordnung äussert si<strong>ch</strong> in Ai-t. 10 zu den Pfli<strong>ch</strong>ten des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters. So<br />
ist vorgesehen, dass er si<strong>ch</strong> bei fehlenden Weisungen der Stimme enthält. Bisher gab es im Fall von<br />
fehlenden Weisungen keine gesetzli<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften. Die grosse Mehrheit der Gesells<strong>ch</strong>aften ma<strong>ch</strong>en<br />
die Aktionäre bereits im Einladungss<strong>ch</strong>reiben auf den Grundsatz «in dubio pro <strong>admin</strong>istratione» auf<br />
merksam. Demna<strong>ch</strong> übt der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter das Stimmre<strong>ch</strong>t bei fehlenden Instruk<br />
tionen seitens des Aktionärs im Sinne der Anträge des Verwaltungsrates aus. Unsere Analyse zeigt,<br />
dass die grosse Mehrheit von 95% der Gesells<strong>ch</strong>aften den Aktionär im Einladungss<strong>ch</strong>reiben auf diesen<br />
Grundsatz hinweist. Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> rund ein Viertel der Stimmre<strong>ch</strong>tsvollma<strong>ch</strong>ten werden ohne Wei<br />
sungen retourniert.<br />
Die Verordnung beabsi<strong>ch</strong>tigt, dass si<strong>ch</strong> der unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter bei fehlenden Weisun<br />
gen der Stimme enthalten soll. Dies ist grundsätzli<strong>ch</strong> zu begrüssen. Eine ungewollte Nebenwirkung ist<br />
jedo<strong>ch</strong>, dass die Stimmenthaltung einem Stimmre<strong>ch</strong>tsauss<strong>ch</strong>luss für weisungslose Volima<strong>ch</strong>ten<br />
glei<strong>ch</strong>kommt und die Bes<strong>ch</strong>lussquoren entspre<strong>ch</strong>end senkt. Die Stimmre<strong>ch</strong>tsbasis reduziert si<strong>ch</strong> da<br />
bei je na<strong>ch</strong> Umfang der weisungslosen Stimmre<strong>ch</strong>tsvollma<strong>ch</strong>ten, wodur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>lüsse der Generalver<br />
sammlung mit deutli<strong>ch</strong> weniger Stimmen mögli<strong>ch</strong> wären.<br />
Es drängt si<strong>ch</strong> folgli<strong>ch</strong> eine Lösung auf, wel<strong>ch</strong>e die weisungslosen Stimmre<strong>ch</strong>tsvollma<strong>ch</strong>ten zu vermin<br />
dern vermag. Grundsätzli<strong>ch</strong> darf vom Aktionär erwartet werden, dass er die Stimmre<strong>ch</strong>tsunterlagen<br />
unters<strong>ch</strong>rieben retourniert und seine Weisung dur<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>endes Ankreuzen klar zum Ausdruck<br />
bringt. Die Gesells<strong>ch</strong>aft selber hat im Sinne ihrer Pfli<strong>ch</strong>t zur Vorbereitung einer Generalversammlung<br />
die erforderli<strong>ch</strong>en Massnahmen zu treffen, um den Aktionären die Stimmabgabe über den Stimm<br />
re<strong>ch</strong>tsvertreter zu erlei<strong>ch</strong>tern. Insbesondere sollte das Weisungsformular so gestaltet sein, das die<br />
Aktionäre auf einfa<strong>ch</strong>e Art und Weise ihre Weisungen erteilen können.<br />
Art. 15 Abs. 2 Ziff. 2 Vergütungsberi<strong>ch</strong>t / Art. 19 Gebunde Reserve<br />
Die Verordnung verlangt, dass nur der hö<strong>ch</strong>ste auf ein Mitglied der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung fallende Betrag<br />
unter Nennung des Namens und der Funktion offengelegt werden muss. zCapital bemängelt diese ein<br />
seitige Betra<strong>ch</strong>tung auf die hö<strong>ch</strong>ste Ents<strong>ch</strong>ädigung in Verbindung mit Art. 19. Der Zusatzbetrag (die<br />
Seite 2 / 4
CapitaI<br />
«gebundenen Reserve») für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung kann nur dann annäherungsweise adäquat bestimmt<br />
und dur<strong>ch</strong> die Aktionäre genehmigt werden, wenn die einzelnen Vergütungen der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
bekannt sind. zCapital würde es begrüssen, wenn die Vergütungen aller Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftslei<br />
tung offengelegt würden.<br />
Art. 22-23 Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Die Verordnung sollte in Art. 22 Abs. 1 um Aktien ergänzt werden, die über ein Anlagevehikel gehalten<br />
werden, das von der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung kontrolliert wird (z.B. Einanlegerfonds). Ansonsten besteht<br />
die Gefahr einer mögli<strong>ch</strong>en Umgehung dieser Bestimmung dur<strong>ch</strong> von Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen erri<strong>ch</strong>tete<br />
und kontrollierte Anlagevehikel.<br />
Die Verordnung lässt in Art. 22 Abs. 3 ein Hintertür<strong>ch</strong>en zum Verzi<strong>ch</strong>t der Stimmabgabe offen. Pensi<br />
onskassen dürfen somit auf die Stimmabgabe verzi<strong>ch</strong>ten, sofern dies dem Interesse des Versi<strong>ch</strong>erten<br />
entspri<strong>ch</strong>t. Dies entspri<strong>ch</strong>t bereits der gängigen Praxis und widerspri<strong>ch</strong>t klar dem Volkswillen. Es<br />
dürfte wohl ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wer fallen, mehr oder weniger sinnvolle Begründungen für das Fernbleiben an<br />
der Generalversammlung zu finden. Zahlrei<strong>ch</strong>e Pensionskassen verfolgen bereits heute ein passives<br />
Abstimmungsverhalten, indem sie in ihren Reglementen festhalten, dass sie ihre Stimmre<strong>ch</strong>te entwe<br />
der gar ni<strong>ch</strong>t oder immer im Sinne des Verwaltungsrates ausüben. Diese Haltung wird der treuhände<br />
ris<strong>ch</strong>en Verantwortung ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>t. Mit dieser Grundhaltung kann au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von der Wahrung der<br />
Interessen der Versi<strong>ch</strong>erten gespro<strong>ch</strong>en werden. Ausser bei Routineges<strong>ch</strong>äften kann ohne detaillierte<br />
Analyse der Traktandenliste ni<strong>ch</strong>t festgestellt werden, ob ein Traktandum eine wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Tragwei<br />
te hat oder ni<strong>ch</strong>t. Ein Verzi<strong>ch</strong>t der Stimmabgabe kann somit ni<strong>ch</strong>t im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten lie<br />
gen.<br />
Ebenfalls kritisieren wir die geplante Prioritätenliste zum Abarbeiten der Einladungen! Traktandenlis<br />
ten bzw. hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der (Ni<strong>ch</strong>t-)Teilnahme an den Generalversammlungen. Der Arbeitsaufwand ist<br />
gegeben. Unsere Erfahrungen zeigen jedo<strong>ch</strong>, dass mit einem gut organsierten Prozess und klaren Ent<br />
s<strong>ch</strong>eidungskompetenzen die Aktionärsre<strong>ch</strong>te mit zumutbaren Aufwandes wahrgenommen werden<br />
können. Au<strong>ch</strong> hier ist festzuhalten, dass zur Erstellung sol<strong>ch</strong>er Prioritätenlisten mittels Abglei<strong>ch</strong> von<br />
Kriterienkatalogen au<strong>ch</strong> eine Analyse einzelner Traktanden zu erfolgen hat und mit Aufwand verbun<br />
den ist. Wir befür<strong>ch</strong>ten, dass aufgrund einer allfälligen Prioritätenliste gerade bei Nebenwerteaktien ein<br />
negativer Effekt auf die Präsenzquoren an den Generalversammlungen entstehen könnte. Vorwiegend<br />
bei diesen Aktien sind institutionelle S<strong>ch</strong>weizer Anleger wie etwa Pensionskassen proportional grösse<br />
re Aktionäre.<br />
Betreffend der Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t in Art. 23 mittels eines jährli<strong>ch</strong> zusammenfassenden Beri<strong>ch</strong>ts emp<br />
fehlen wir, einen minimalen Detailierungsgrad vorzus<strong>ch</strong>reiben, um die Aussagekraft des Re<strong>ch</strong>en<br />
s<strong>ch</strong>aftsberi<strong>ch</strong>ts si<strong>ch</strong>erzustellen. Unter minimalen Beri<strong>ch</strong>tsanforderungen verstehen wir bspw. die Auf<br />
listung einzelner Themenkategorien, wie die Genehmigung des Jahresberi<strong>ch</strong>ts, Erteilung der De<strong>ch</strong>arg<br />
etc. Selbstverständli<strong>ch</strong> soll es den Pensionskassen offenstehen, no<strong>ch</strong> detaillierter Beri<strong>ch</strong>t zu erstatten.<br />
Seite 3 / 4
Capital<br />
Für alifäflige Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Seite4I4
Swiss Re<br />
III<br />
VERTRAULICH UND VORAB PER E-MAIL<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Swiss Re AG<br />
Mythenquai 50/60<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Postfa<strong>ch</strong><br />
Vernehmiassung Verordnung gegen die<br />
8022 Züri<strong>ch</strong><br />
Abzockerei“<br />
S<strong>ch</strong>weiz<br />
Bundesrain 20 Telefon +41 43 285 2121<br />
3003 Bern Fax +41 432852999<br />
www.swissre.com<br />
25. Juli 2013<br />
Anhörung betreffend Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei (“VgdA-E“) —<br />
nahme der Swiss Re AG<br />
Stellung<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Anlässli<strong>ch</strong> der Medienkonferenz vom 14. Juni 2013 in rubrizierter Angelegenheit hat Frau Bun<br />
desrätin Simonetta Sommaruga zur Stellungnahme bis zum 28. Juli 2013 eingeladen. Für diese<br />
Gelegenheit der Meinungsäusserung danken wir herzli<strong>ch</strong>.<br />
Unsere Stellungnahme erfolgt aus Si<strong>ch</strong>t eines in der S<strong>ch</strong>weiz börsenkotierten, global tätigen<br />
Unternehmens, wel<strong>ch</strong>es dieses Jahr sein 1 50-jähriges Bestehen feiern darf. Dies ni<strong>ch</strong>t zuletzt,<br />
weil wir in all dieser Zeit ein stabiles und liberales re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es und regulatoris<strong>ch</strong>es Umfeld vor<br />
gefunden und die Politik und der Gesetzgeber es verstanden haben, die Standortattraktivität zu<br />
gewährleisten.<br />
In diesem Li<strong>ch</strong>te erfolgen zunä<strong>ch</strong>st allgemeine Bemerkungen zum Vorentwurf zur Verordnung<br />
gegen die Abzockerei (“VgdA-E“ oder der “Entwurf“). Konkrete Bemerkungen zu einzelnen Best<br />
immungen der VgdA-E bilden den zweiten Teil dieser Stellungnahme.<br />
ANgemeine Bemerkungen<br />
Swiss Re era<strong>ch</strong>tet es als äusserst wi<strong>ch</strong>tig, dass die Umsetzung der am 3. März 2013 ange<br />
nommenen Volksinitiative Tgegen die Abzockerei“ Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit für die betroffenen Unter<br />
nehmen und Personen s<strong>ch</strong>afft. Diese Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit bewahrt den Standortvorteil, den die<br />
S<strong>ch</strong>weiz im internationalen Verglei<strong>ch</strong> geniesst und bis jetzt genossen hat. In diesem Sinne wäre<br />
es zu begrüssen, wenn gewisse Aspekte im Entwurf no<strong>ch</strong> geklärt werden. Dies gilt in besonde<br />
rem Mass für die Strafbestimmungen. Hier ist es aus unserer Si<strong>ch</strong>t zwingend, dass eine sinnvol<br />
le und si<strong>ch</strong> am Legalitätsprinzip, am Bestimmtheitsgebot und an der Verhältnismässigkeit orien<br />
SWISS RE<br />
150<br />
YEARS
Swiss Re<br />
III<br />
tierende Regelung in den Entwurf einfliesst. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Wirt<br />
s<strong>ch</strong>aftsstandort S<strong>ch</strong>weiz an Attraktivität verliert.<br />
Die Umsetzung muss zudem au<strong>ch</strong> den betroffenen Unternehmen die nötige Flexibilität gewäh<br />
ren, damit auf si<strong>ch</strong> ändernde Verhältnisse s<strong>ch</strong>nell und unbürokratis<strong>ch</strong> reagiert werden kann.<br />
Starre oder impraktikable Lösungen stehen dieser Vorgabe entgegen und bedürfen ebenfalls<br />
der Klärung.<br />
Der Titel der Verordnung ist aus Si<strong>ch</strong>t eines international tätigen Unternehmens ni<strong>ch</strong>t sa<strong>ch</strong>ge<br />
re<strong>ch</strong>t. Die Wahl des Begriffes “Abzockerei“ im Titel führt zu einer ungere<strong>ch</strong>tfertigten Paus<strong>ch</strong>ali<br />
sierung. Die Titelwahl s<strong>ch</strong>eint uns aus Standortsüberlegungen au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sinnvoll, sondern<br />
s<strong>ch</strong>ädigend.<br />
Zuletzt erlauben wir uns darauf hinzuweisen, dass die Kosten der Umsetzung der Minder Initia<br />
tive beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> sind.<br />
Konkrete Bemerkungen<br />
1. Strafbestimmungen (Art. 24 und 25 VgdA-E)<br />
Dur<strong>ch</strong> die Annahme der Volksinitiative wurde Art. 95 Abs. 3 lit. d BV neu in der Verfassung ver<br />
ankert. Dana<strong>ch</strong> werden Widerhandlungen gegen die Bestimmungen des Art. 95 Abs. 3 lit. a bis<br />
c BV mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen be<br />
straft. Der Bundesrat setzt diese Verfassungsvorgabe in Art. 24 und 25 VgdA-E um.<br />
Zunä<strong>ch</strong>st gilt es festzuhalten, dass mit Blick auf das im S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Strafgesetzbu<strong>ch</strong> ver<br />
ankerte Legalitätsprinzip die do<strong>ch</strong> sehr s<strong>ch</strong>werwiegende Sanktion in Form von Freiheitsstrafe<br />
samt Geldstrafe in einem Gesetz im formellen Sinn zu erlassen ist; dies ledigli<strong>ch</strong> auf Verord<br />
nungsstufe vorzunehmen, ist unangemessen. Des Weiteren muss si<strong>ch</strong> der Gesetzgeber an das<br />
vom Legalitätsprinzip abgeleitete Bestimmtheitsgebot halten. Dana<strong>ch</strong> muss eine Strafnorm hin<br />
rei<strong>ch</strong>end bestimmt und das Gesetz muss so präzise formuliert sein, dass ein Bürger sein Verhal<br />
ten dana<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>ten und die Folgen eines bestimmten Verhaltens mit einem den Umständen ent<br />
spre<strong>ch</strong>enden Grad an Gewissheit erkennen kann (BGE 138 IV 13, Erw. 4.1 m.w.H.). Da die vor<br />
ges<strong>ch</strong>lagene Strafbestimmung auf Bestimmungen Bezug nimmt, die selber auslegungsbedürftig<br />
sind, sind Präzisierungen notwendig (z.B. der Begriff Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung, vgl. na<strong>ch</strong>stehend<br />
Abs<strong>ch</strong>nitt 6). Zwar gilt das Bestimmtheitsgebot ni<strong>ch</strong>t absolut. Die in der Bundesverfassung und<br />
dem Entwurf vorgesehenen Sanktionen stellen aber erhöhte Anforderungen an die Bestimmt<br />
heit.<br />
Der Bundesrat hat bei der Ausgestaltung des Delikts darauf gea<strong>ch</strong>tet, dass die Tat nur vorsätz<br />
li<strong>ch</strong> begangen werden kann. Um die Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit in diesem Berei<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> zu erhöhen,<br />
ist klarzustellen, dass mit “vorsätzli<strong>ch</strong>“ nur diejenigen Fälle erfasst werden, bei denen die Täter<br />
wissen, dass sie die eins<strong>ch</strong>lägigen Regeln verletzen. Fälle von Unsi<strong>ch</strong>erheit, inwiefern z.B. die<br />
Handlung widerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist oder ni<strong>ch</strong>t, sollten dem gegenüber ni<strong>ch</strong>t zur Strafbarkeit führen. Mit<br />
anderen Worten, strafbar ist nur derjenige, der positiv weiss, dass er z.B. eine verbotene Ent<br />
SWISS RE<br />
150<br />
YEARS 2
wie<br />
Swiss Re<br />
iii<br />
s<strong>ch</strong>ädigungszahlung ausri<strong>ch</strong>tet; wer in guten Treuen davon ausging, dass seine Leistung zuläs<br />
sig war, soll ni<strong>ch</strong>t der Strafbarkeit unterstehen.<br />
Ferner ist eine Abstufung na<strong>ch</strong> Art der Widerhandlung aus Verhältnismässigkeitsgründen un<br />
umgängli<strong>ch</strong>. Der Entwurf sieht keine derartige Differenzierung vor. Es ist wohl unbestritten,<br />
dass eine direkt vorsätzli<strong>ch</strong> geleistete verpönte Zahlung unter dem VgdA-E einen s<strong>ch</strong>werwie<br />
genderen Unre<strong>ch</strong>tsgehalt aufweist, als wenn z.B. ein Mitglied des Verwaltungsrates ein Mandat<br />
zu viel bei einer anderen Gesells<strong>ch</strong>aft innehat.<br />
Diese Klarstellungen sind aus unserer Si<strong>ch</strong>t absolut notwendig, um die Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit zu ge<br />
währen. Ein global tätiges Unternehmen wie die Swiss Re ist darauf angewiesen, dass auf Stufe<br />
Verwaltungsrat und Ges<strong>ch</strong>äftsleitung erfahrene Führungskräfte aus dem Ausland in diese Gre<br />
mien Einsitz nehmen können. Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit sowie eine dem Legalitätsprinzip und dem<br />
Bestimmtheitsgebot widerspre<strong>ch</strong>ende und unverhältnismässige Regelung bei den Strafbestim<br />
mungen verunmögli<strong>ch</strong>en die Rekrutierung geeigneter Kandidaten und führen letztli<strong>ch</strong> zu einem<br />
kompetitiven Na<strong>ch</strong>teil im internationalen Verglei<strong>ch</strong> mit daraus folgenden Konsequenzen.<br />
2. Vergütungen an den Verwaltungsrat, die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und<br />
den Beirat (Art. 1 8 VgdA-E)<br />
Swiss Re begrüsst ausdrückli<strong>ch</strong> die vorges<strong>ch</strong>lagene Alternative in Art. 1 8 Abs. 3 VgdA-E, wo<br />
na<strong>ch</strong> Unternehmen unter anderem die sog. Budgetlösung bei Einhaltung der darin aufgeführten<br />
Voraussetzungen einführen können. Na<strong>ch</strong> dieser Lösung könnten die Statuten vorsehen, dass<br />
alljährli<strong>ch</strong> über ein “Bonusbudget“ abgestimmt wird, das nur dem Maximalbetrag na<strong>ch</strong> bestimmt<br />
ist.<br />
Unseres Era<strong>ch</strong>tens wird die Budgetlösung — au<strong>ch</strong> der gesamte Artikel 1 8 VgdA-E — dur<strong>ch</strong><br />
den vorges<strong>ch</strong>lagenen Abs. 2 derselben Bestimmung jedo<strong>ch</strong> praxisuntaugli<strong>ch</strong>. Dass der Verwal<br />
tungsrat an derselben Generalversammlung einen zweiten Antrag stellen soll, wenn die Ge<br />
nehmigung des ersten Antrages verweigert wird, verkennt die Art und Weise, wie in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz börsenkotierte Gesells<strong>ch</strong>aften Generalversammlungen vorbereiten und abhalten.<br />
Das Aktionariat der Swiss Re besteht aus über 60000 Aktionärinnen und Aktionären, wovon<br />
viele institutionelle Investoren sind. Im Vorfeld jeder Generalversammlung wird der Kontakt mit<br />
Aktionärinnen und Aktionären und Stimmre<strong>ch</strong>tsberatern gesu<strong>ch</strong>t und wi<strong>ch</strong>tige Anliegen bespro<br />
<strong>ch</strong>en. Die meisten institutionellen Investoren lassen si<strong>ch</strong> an der Generalversammlung vertreten<br />
und erteilen im Vorfeld ihren Vertretern s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Stimmre<strong>ch</strong>tsinstruktionen, die si<strong>ch</strong> vielfa<strong>ch</strong><br />
auf die Stimmre<strong>ch</strong>tsempfehlungen der Stimmre<strong>ch</strong>tsberater abstützen (Proxy Voting). An der<br />
Generalversammlung selber ist deshalb nur ein sehr kleiner Anteil der Aktionärinnnen und Akti<br />
onäre anwesend (in unserem Fall ma<strong>ch</strong>ten die an der Generalversammlung 2013 anwesenden<br />
Aktionärinnen und Aktionäre ledigli<strong>ch</strong> wenige Prozente aus).<br />
Die Einbringung eines zweiten Antrages bei Ablehnung des Ersten ist in diesem Verfahren der<br />
Meinungsäusserung untaugli<strong>ch</strong>. Der komplexe Vorgang des Einholen der Stimmen im Rahmen<br />
des Proxy Votings in einem weltweiten Aktionariat — wie es die Swiss Re hat — erlaubt es zeit<br />
li<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, die Aktionärinnen und Aktionäre zu diesem zweiten Antrag zu konsultieren und ihre<br />
Zustimmung einzuholen, weil diese an der Generalversammlung gar ni<strong>ch</strong>t anwesend sind. Der<br />
SWISS RE<br />
150<br />
YEARS 3
SwissRe<br />
iii<br />
vorges<strong>ch</strong>lagene aktionärsunfreundli<strong>ch</strong>e Absatz 2 nimmt einem Grossteil des Aktionariats damit<br />
die Mögli<strong>ch</strong>keit abzustimmen, was unweigerli<strong>ch</strong> zu einer Ablehnung oder — im besten Fall — zu<br />
einer Enthaltung führt. Sodann haben viele unserer institutionellen Investoren Ri<strong>ch</strong>tlinien, wo<br />
na<strong>ch</strong> sie Neuanträgen ni<strong>ch</strong>t zustimmen dürfen oder si<strong>ch</strong> bei sol<strong>ch</strong>en zu enthalten haben, und es<br />
kann ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> davon ausgegangen werden, dass die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre<br />
bei Zusatz — oder Spontanabstimmungen automatis<strong>ch</strong> die Instruktion erteilt haben, den Antrag<br />
des Verwaltungsrates zu unterstützen.<br />
Bedenkt man, dass Enthaltungen si<strong>ch</strong> wie Nein-Stimmen auswirken, wird der in Absatz 2 vorge<br />
s<strong>ch</strong>lagene zweite Antrag zur Makulatur und die Folge wäre eine zwingende Einberufung einer<br />
ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung mit allen Kostenfolgen für die jeweilige Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />
Daher ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass der Entwurf eine praktikable Lösung für den Fall der Ni<strong>ch</strong>tgenehmi<br />
gung vorsieht.<br />
3. Zusatzbetrag (Art. 1 9 VgdA-E)<br />
Wir begrüssen die Flexibilität, einen Zusatzbetrag vorsehen zu können, ausdrückli<strong>ch</strong>. Die Be<br />
stimmung muss aber au<strong>ch</strong> für die sog. Budgetabstimmung gemäss Art. 1 8 Abs. 3 VgdA-E gel<br />
ten. Entspre<strong>ch</strong>end s<strong>ch</strong>lagen wir vor, dass diese Bestimmung klar zum Ausdruck bringt, dass die<br />
statutaris<strong>ch</strong>e Festlegung des Zusatzbetrages au<strong>ch</strong> für den Fall gilt, wenn die Gesells<strong>ch</strong>aft eine<br />
abwei<strong>ch</strong>ende statutaris<strong>ch</strong>e Regelung gemäss Art. 1 8 Abs. 3 VgdA-E gewählt hat. Sodann ist<br />
klarzustellen, dass der Zusatzbetrag si<strong>ch</strong> sowohl auf die fixe als au<strong>ch</strong> auf die variable Ents<strong>ch</strong>ä<br />
digung beziehen kann.<br />
4. Statutenbestimmungen (Art. 1 2 VgdA-E)<br />
Art. 1 2 Abs. 1 Ziff. 1 VgdA-E s<strong>ch</strong>reibt vor, dass die Statuten zwingend eine Bestimmung enthal<br />
ten müssen über die Anzahl der zulässigen Tätigkeiten der Mitglieder des Verwaltungsrates, der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates in obersten Leitungs- und Verwaltungsorganen von Re<strong>ch</strong>tseinheiten,<br />
die verpfli<strong>ch</strong>tet sind, si<strong>ch</strong> ins Handelsregister eintragen zu lassen und die ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong><br />
die Gesells<strong>ch</strong>aft kontrolliert werden oder die Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t kontrollieren. Es ist zwingend<br />
notwendig, diese Bestimmung auf Mandate (ni<strong>ch</strong>t Tätigkeiten) bei anderen börsenkotierten Ge<br />
sells<strong>ch</strong>aft zu bes<strong>ch</strong>ränken. Mandate in ni<strong>ch</strong>t börsenkotierten Gesells<strong>ch</strong>aften wie au<strong>ch</strong> eigenen<br />
l
Swiss Re<br />
iii<br />
Wir begrüssen den prinzipienbasierten Ansatz des Art. 1 2 Abs. 2 VgdA-E. Bei der Höhe der Dar<br />
lehen, Kredite und Renten gemäss Art. 1 2 Abs. 2 Ziff. 1 VgdA-E sind unseres Era<strong>ch</strong>tens aus<br />
Gründen der Praktikabilität ledigli<strong>ch</strong> die Grundsätze zur Bestimmungen der Höhe und ni<strong>ch</strong>t die<br />
konkrete maximale Höhe anzugeben. Art. 1 2 Abs. 2 Ziff. 5 VgdA-E sollte si<strong>ch</strong> auf Art. 1 8 Abs. 1<br />
und 3 VgdA-E beziehen. Zudem s<strong>ch</strong>eint eine Koordination mit den Handelsregisterämtern in<br />
Zusammenhang mit Art. 1 2 VgdA-E besonders angebra<strong>ch</strong>t, damit ni<strong>ch</strong>t vorges<strong>ch</strong>lagene Statu<br />
tenklauseln wider Erwarten abgelehnt werden.<br />
5. Vergütungsberi<strong>ch</strong>t (Art. 1 3 VgdA-E)<br />
Gemäss dieser Bestimmung erstellt der Verwaltungsrat jährli<strong>ch</strong> einen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Vergütungs<br />
beri<strong>ch</strong>t. Im Zusammenspiel mit den Übergangsbestimmungen (Art. 26 ff. VgdA-E) bleiben aber<br />
no<strong>ch</strong> offene Fragen, die unbedingt geklärt werden müssen.<br />
Nimmt man Art. 1 3 Abs. 1 VgdA-E i.V.m. Art. 26 VgdA-E wörtli<strong>ch</strong>, so muss der Verwaltungsrat<br />
bereits im Jahr 2014 einen Vergütungsberi<strong>ch</strong>t gemäss der VgdA-E erstellen. Unklar bleibt aber,<br />
ob dieser Vergütungsberi<strong>ch</strong>t bereits die Angaben im Anhang zur Bilanz na<strong>ch</strong> Art. 663bb1s OR zu<br />
enthalten hat oder ni<strong>ch</strong>t. Da der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t im Jahr 2014 das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr 2013 ab<br />
deckt, kann es unseres Era<strong>ch</strong>tens ni<strong>ch</strong>t die Meinung sein, dass ein “altre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es“ Ges<strong>ch</strong>äfts<br />
jahr bereits dur<strong>ch</strong> neue Regeln erfasst wird. Dies käme einer unzulässigen Rückwirkung glei<strong>ch</strong>.<br />
Entspre<strong>ch</strong>end wäre der Entwurf dahingehend zu präzisieren, dass der VgdA-E konforme Vergü<br />
tungsberi<strong>ch</strong>t erstmals anlässli<strong>ch</strong> der Generalversammlung 201 5 vorliegen muss (mithin an der<br />
Generalversammlung 2014 über Vergütungsfragen für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr 2013 na<strong>ch</strong> bisheri<br />
gem Regime abgestimmt werden kann).<br />
Ferner besteht eine Unsi<strong>ch</strong>erheit, wann der neue Vergütungsberi<strong>ch</strong>t im Falle der sog. Budgetabstimmung<br />
gemäss Art. 1 8 Abs. 3 VgdA-E vorzuliegen hat. Wir regen eine Präzisierung für die<br />
sen Fall an.<br />
6. Klarstellung des Begriffes Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen (Art. 20<br />
Ziff. 1 VgdA-E) und Zulässigkeit von Antrittsprämien (Art. 20<br />
Ziff. 2 VgdA-E)<br />
Art. 20 Ziff. 1 VgdA-E erklärt Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen als unzulässig. Der Entwurf s<strong>ch</strong>weigt<br />
si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> darüber aus, was unter dem Begriff zu verstehen ist.<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e ist, dass in der Lehre z.T. vers<strong>ch</strong>iedene Meinungen bestehen, wann eine Ents<strong>ch</strong>ädi<br />
gung als Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung zu qualifizieren ist (vgl. BSK OR Il-WATTER/MAIZAR, Art.<br />
663bb1s N 56 m.w.H.). Der erläuternde Beri<strong>ch</strong>t des Bundesamtes für Justiz erklärt sodann sel<br />
ber, dass es si<strong>ch</strong> beim Begriff der Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung bereits um einen unbestimmten<br />
Re<strong>ch</strong>tsbegriff handelt (S. 24 des Erläuternden Beri<strong>ch</strong>ts des Bundesamtes für Justiz vorn 14.<br />
Juni 201 3 (der “Erläuternde Beri<strong>ch</strong>t“)). Erhöht wird die Unsi<strong>ch</strong>erheit zudem dur<strong>ch</strong> die Beurtei<br />
lung des Bundesamtes für Justiz, wona<strong>ch</strong> die deutli<strong>ch</strong>e Verlängerung der ordentli<strong>ch</strong>en Kündi<br />
SWISS RE<br />
150<br />
YEARS 5
Swiss Re<br />
iii<br />
gungsfristen (Art. 335b f. OR) ähnli<strong>ch</strong> problematis<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>eint wie befristete, langjährige Ar<br />
beitsverträge, die faktis<strong>ch</strong> auf die Einführung von (unzulässigen) Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen hin<br />
auslaufen (S. 24 unten und S. 25 oben des Erläuternden Beri<strong>ch</strong>ts). So ist unklar, ob die im Ar<br />
beitsmarkt dur<strong>ch</strong>aus häufig anzutreffende einjährige Kündigungsfrist für Spitzenkader bereits<br />
als deutli<strong>ch</strong>e Verlängerung der ordentli<strong>ch</strong>en Kündigungsfristen gewertet werden muss.<br />
Berücksi<strong>ch</strong>tigt man die drakonis<strong>ch</strong>en Sanktionen und das Bestimmtheitsgebot, so fordern wir<br />
eine Klarstellung, wel<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>ädigungen als unzulässige Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen zu qualifi<br />
zieren sind. Insbesondere ist festzuhalten, dass eine marktübli<strong>ch</strong>e Kündigungsfrist von 1 2 Mo<br />
naten ni<strong>ch</strong>t als deutli<strong>ch</strong>e Verlängerung der Kündigungsfrist zu werten ist und damit keine unzu<br />
lässige Abgangsents<strong>ch</strong>ädigung darstellt.<br />
Ni<strong>ch</strong>t zuletzt s<strong>ch</strong>reiben ausländis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tsordnungen zwingend die Zahlung von Abgangsent<br />
s<strong>ch</strong>ädigungen vor. Gemäss dem Grundsatz pacta sunt servanda gilt es zudem bestehende ver<br />
tragli<strong>ch</strong>e Vereinbarungen einzuhalten, vor allem wenn diese ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t un<br />
terstehen. Eine Verletzung sol<strong>ch</strong>er ausländis<strong>ch</strong>er Vors<strong>ch</strong>riften respektive des angeführten<br />
Grundsatzes führt ggf. zu S<strong>ch</strong>adenersatzpfli<strong>ch</strong>t. Bleiben diese beiden Aspekte unberücksi<strong>ch</strong>tigt,<br />
wird zudem die Anstellung von geeigneten ausländis<strong>ch</strong>en Führungskräften verunmögli<strong>ch</strong>t. Art.<br />
20 Ziff. 1 VgdA-E ist entspre<strong>ch</strong>end zu präzisieren.<br />
In Bezug auf Antrittsprämien sind wir mit dem Erläuternden Beri<strong>ch</strong>t des Bundesamtes für Justiz<br />
der Meinung, dass sog. sign-on Boni sowie die Ents<strong>ch</strong>ädigung von Vorteilen, die dur<strong>ch</strong> den<br />
We<strong>ch</strong>sel von einem früheren Arbeitgeber verlustig gehen, weiterhin zulässig sein sollen. Es ist<br />
für uns als global tätiges Unternehmen notwendig, Talente rekrutieren zu können. Ein Verbot<br />
sol<strong>ch</strong>er Zahlungen würde die Realität verkennen.<br />
7. AlIfällige Stellvertreter (Art. 4 VgdA-E)<br />
Art. 4 Abs. 1 VgdA-E sieht vor, dass die Generalversammlung neben dem Verwaltungsratspräsi<br />
denten gegebenenfalls au<strong>ch</strong> Stellvertreter wählt. Es sei an dieser Stelle festgehalten, dass ein<br />
sol<strong>ch</strong>es Erfordernis in der Verfassungsbestimmung des Art. 95 Abs. 3 BV so ni<strong>ch</strong>t vorgesehen<br />
ist und daher der Grundlage entbehrt. Wir befürworten weiterhin das Konstituierungsre<strong>ch</strong>t des<br />
Verwaltungsrates bei der Wahl des Vizepräsidenten oder Stellvertreters des Verwaltungsrats<br />
präsidenten.<br />
*****<br />
SWISS RE<br />
150<br />
YEARS 6
Swiss Re<br />
III<br />
Für die wohlwollende Prüfung unserer Stellungnahme bedanken wir uns bereits jetzt ganz herz<br />
li<strong>ch</strong> und sollten Rückfragen bestehen, stehen wir für weitere Gesprä<strong>ch</strong>e gerne zur Verfügung.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Swiss ReAG<br />
Walter B. Kielholz<br />
Präsident des Verwaltungsrates<br />
Felix Horber<br />
Generalsekretär<br />
SWISS RE<br />
150<br />
YEARS 7
Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga<br />
Eidgenössis<strong>ch</strong>es Justiz-und Polizeidepartement<br />
(<strong>EJPD</strong>)<br />
Bundeshaus West<br />
CH-3003 Bern<br />
BA Justiz<br />
E 22. JULI 2013<br />
Act<br />
^Ro<strong>ch</strong>e)<br />
Eidu. Justiz- und<br />
Polizeidepärr?' •- , -*nt<br />
1 9. JULI 2013<br />
15. Juli 2013<br />
Anhörung zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA-E)<br />
Sehr geehrte Frau Bundesrätin Sommaruga,<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Im titelerwähnten Anhörungsverfahren übermitteln wir Ihnen fristgere<strong>ch</strong>t unsere, mit einem speziellen<br />
Fokus auf die aus unserer Si<strong>ch</strong>t wi<strong>ch</strong>tigsten Aspekte der VgdA-E, insbesondere betreffend den Folgen der<br />
Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung von Vergütungsbeiträgen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung (E-Art. 18 Abs. 2),<br />
betreffend des Opting-out (E-Art. 18 Abs. 2), sowie betreffend der Strafbestimmungen (E-Art. 24 f.).<br />
Mit Hauptsitz in Basel, ist Ro<strong>ch</strong>e ein führendes, fors<strong>ch</strong>ungsorientiertes Unternehmen, spezialisiert auf die<br />
beiden Ges<strong>ch</strong>äftsberei<strong>ch</strong>e Pharma und Diagnostics. Als weltweit grösstes Biote<strong>ch</strong>-Unternehmen<br />
entwickelt Ro<strong>ch</strong>e klinis<strong>ch</strong> differenzierte Medikamente für die Onkologie, Infektionskrankheiten,<br />
Entzündungs- und Stoffwe<strong>ch</strong>selkrankheiten sowie neurologis<strong>ch</strong>e Erkrankungen. Wir sind führend im<br />
Diabetesmanagement und au<strong>ch</strong> der weltweit bedeutendste Anbieter von In-vitro-Diagnostik und<br />
gewebebasierten Krebstests. Medikamente und Diagnostika, wel<strong>ch</strong>e die Gesundheit, die Lebensqualität<br />
und die Überlebens<strong>ch</strong>ancen von Patienten ents<strong>ch</strong>eidend verbessern, sind das strategis<strong>ch</strong>e Ziel der<br />
personalisierten Medizin von Ro<strong>ch</strong>e.<br />
2012 bes<strong>ch</strong>äftigte Ro<strong>ch</strong>e weltweit über 82'uOO Mitarbeitende und investierte mehr als 8 Milliarden<br />
Franken in die Fors<strong>ch</strong>ung und Entwicklung. Der Konzern erzielte einen Umsatz von 45,5 Milliarden<br />
Franken. Ro<strong>ch</strong>e belegt gemäss einer kürzli<strong>ch</strong> von Ernst&Young veröffentli<strong>ch</strong>ten Studie der na<strong>ch</strong> der<br />
Börsenkapitalisierung gemessenen, weltweit 100 grössten Unternehmen Rang 13 und ist na<strong>ch</strong> diesem<br />
Kriterium zuglei<strong>ch</strong> das grösste s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e und europäis<strong>ch</strong>e Unternehmen (Beilage: „Ro<strong>ch</strong>e in Europa<br />
das teuerste Unternehmen", Basler Zeitung vom 4. Juli 2013, S. 30).<br />
F. Hoffmann-La Ro<strong>ch</strong>e AG Grenza<strong>ch</strong>erstrasse 124<br />
CH-4070 Basel<br />
Group Legal<br />
Bau/Raum 21/143<br />
Tel. +41 61 688 74 92<br />
Fax +41 61 688 95 41
Ro<strong>ch</strong>e<br />
Als in der S<strong>ch</strong>weiz börsenkotiertes Unternehmen sind wir vom neuen VgdA-E speziell betroffen,<br />
weshalb wir Ihnen gerne, in Ergänzung zu den Eingaben von SwissHoldings und economiesuisse,<br />
aufwei<strong>ch</strong>e wir hiermit ausdrückli<strong>ch</strong> verweisen, folgende Punkte unterbreiten mö<strong>ch</strong>ten:<br />
1. Ni<strong>ch</strong>t-Genehmigung von Vergütungsbeträgen dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
(E- Art. 18 Abs. 2)<br />
A. Aufgrund des im s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Aktienre<strong>ch</strong>ts bestehenden Unmittelbarkeitsprinzips der<br />
Generalversammlung, wel<strong>ch</strong>es von einer gemeinsamen Kommunikation, Meinungsbildung und<br />
ans<strong>ch</strong>liessender Ents<strong>ch</strong>eidung der Aktionäre na<strong>ch</strong> einer mögli<strong>ch</strong>en Frage- und Antragstellung an den<br />
Verwaltungsrat anlässli<strong>ch</strong> der Generalversammlung ausgeht, ers<strong>ch</strong>eint der Lösungsansatz von E-Art.<br />
18 Abs. 2 bei einer verweigerten Genehmigung ni<strong>ch</strong>t praktikabel.<br />
Der Verwaltungsrat muss bei vers<strong>ch</strong>iedenen Anträgen von Aktionärsseite zum traktandierten<br />
Gegenstand der Genehmigung der Vergütungen die Aktionäre entspre<strong>ch</strong>end darüber abstimmen<br />
lassen und zuglei<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit besitzen, Anträgen entspre<strong>ch</strong>ende Gegenanträge des<br />
Verwaltungsrates entgegenzustellen. Deshalb steht die Bes<strong>ch</strong>ränkung auf ledigli<strong>ch</strong> einen neuen<br />
Antrag gemäss Vors<strong>ch</strong>lag von E-Art. 18 Abs. 2 dem individuellen Antragsre<strong>ch</strong>t und dem<br />
Unmittelbarkeitsprinzip diametral entgegen.<br />
Solange in einer Generalversammlung das Traktandum „Vergütung" ni<strong>ch</strong>t abgehandelt ist, sind na<strong>ch</strong><br />
heutigem Re<strong>ch</strong>t weitere Anträge mögli<strong>ch</strong> und es kann darüber weiter abgestimmt werden. Es könnte<br />
dur<strong>ch</strong>aus der Gesells<strong>ch</strong>aft obliegen, den Aktionären gegenüber die Mögli<strong>ch</strong>keit einzuräumen, dem<br />
unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter Weisungen dergestalt zukommen zu lassen, dass ein Bes<strong>ch</strong>luss<br />
über die Vergütung au<strong>ch</strong> entgegen dem ursprüngli<strong>ch</strong>en Antrag des Verwaltungsrates mögli<strong>ch</strong> wird.<br />
B. Die in E-Art. 18 Abs. 2 bes<strong>ch</strong>riebene Folge der Dur<strong>ch</strong>führung einer vollständig neuen<br />
Generalversammlung ist zudem aus vers<strong>ch</strong>iedenen Gründen ni<strong>ch</strong>t realisierbar. Aus Si<strong>ch</strong>t der<br />
Erarbeitung eines neuen Antrags ist der Zeitraum von 3 Monaten unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der<br />
zeitli<strong>ch</strong>en Verfügbarkeit der Verwaltungsräte, der Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Emberufungsfrist und - wie<br />
zudem im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t festgehalten - einer allfällig teilweisen Erneuerung des<br />
Verwaltungsrates zeitli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu bewältigen.<br />
Aus rein praktis<strong>ch</strong>en Gründen ist im Hinblick auf die Dur<strong>ch</strong>führung einer Generalversammlung ein<br />
Tagungsort ab einer gewissen Grösse eines Unternehmens nur unter re<strong>ch</strong>tzeitiger Vorreservation von<br />
geeigneten Räumli<strong>ch</strong>keiten überhaupt erhältli<strong>ch</strong>. So hat Ro<strong>ch</strong>e beispielsweise für die ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlungen bereits Vorreservationen bis ins Jahr 2017 vornehmen müssen.<br />
C. Aus diesen Gründen s<strong>ch</strong>lagen wir vor, den Art. 18 Abs. 2 ersatzlos zu strei<strong>ch</strong>en.<br />
2. Strafbestimmungen gemäss (E- Art. 24 f.)<br />
A. Vorweg era<strong>ch</strong>ten wir es aus re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en Überlegungen und Gesi<strong>ch</strong>tspunkten - ni<strong>ch</strong>t zuletzt<br />
au<strong>ch</strong> im Hinblick auf künftige Verfassungsinitiativen - als gefährli<strong>ch</strong>, auf dem Verordnungsweg -<br />
2/5
Ro<strong>ch</strong>e<br />
trotz verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Grundlage - mit Freiheitsstrafen bewährte Strafhormen zu<br />
implementieren.<br />
B. Die Strafbestimmungen gemäss vorliegendem Verordnungsentwurf sind einerseits teilweise dur<strong>ch</strong><br />
die Verfassungsvorlage von Art. 95 Abs. 3 Bst. d BV ni<strong>ch</strong>t abgedeckt und andererseits im Verglei<strong>ch</strong><br />
zum strafbewährten Sa<strong>ch</strong>verhalt und verletztem Re<strong>ch</strong>tsgut eindeutig als ünverhältnismässig zu<br />
beurteilen.<br />
Deshalb befürworten wir ausdrückli<strong>ch</strong> die vorges<strong>ch</strong>lagenen Korrekturmassnahmen wie Sie von<br />
SwissHoldings, als au<strong>ch</strong> von economiesuisse in der Detailanalyse der Strafbestimmungen<br />
festgehalten werden:<br />
- Strei<strong>ch</strong>ung von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 (da dur<strong>ch</strong> Verfassungsbestimmung ni<strong>ch</strong>t abgedeckt);<br />
- Mildere Strafandrohung für E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 bis 9, aufgrund der Anwendung des<br />
Verfassungsgrundsatzes der Verhältnismässigkeit;<br />
- Differenziertere Ausgestaltung der Straftatbestände von E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 betr. der<br />
subjektiven Tatbestandsmerkmale und wegen der Notwendigkeit einer Bagatellklausel;<br />
- Präzisierungen in E-Art. 24 Abs. 1 Ziff, 4, Ziff. 8 und betr. „verhindert" in Ziff. 6-9<br />
- Neuformulierung des Maximalrahmens für Geldstrafen (E-Art. 24 Abs. 2) zur Wahrung der<br />
praktis<strong>ch</strong>en Konkordanz mit dem geltenden Strafre<strong>ch</strong>t.<br />
C. In E-Art. 24 Abs. 1 Ziff. 5 wird eine Strafbarkeit verfügt, falls ein Verwaltungsrat eine<br />
„Depotvertretung" „einsetzt". In der Tat ist bei Inhaberaktien die Mögli<strong>ch</strong>keit gegeben, dass eine<br />
Bank, die in ihrem Depot dur<strong>ch</strong> einen Kunden deponierten Inhaberaktien an einer<br />
Generalversammlung vertritt. Dies erfolgt aber ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> ein „Einsetzen" dur<strong>ch</strong> den<br />
Verwaltungsrat. Entspre<strong>ch</strong>end müsste die Strafdrohung ni<strong>ch</strong>t gegen den eine Generalversammlung<br />
organisierenden Verwaltungsrat geri<strong>ch</strong>tet sein, sondern gegen den Depotverwahrer. Somit müsste<br />
eine zusätzli<strong>ch</strong>e Strafbestimmung in die Verordnung aufgenommen werden. Die Gesells<strong>ch</strong>aft resp.<br />
deren Verwaltungsrat hat keinerlei Mögli<strong>ch</strong>keit na<strong>ch</strong>zuprüfen, ob eine das Stimmre<strong>ch</strong>t<br />
wahrnehmende Bank dies aufgrund des Eigenbesitzes der Aktien oder in Ausnützung einer<br />
Depotsituation vornimmt. Sollte si<strong>ch</strong> Letzteres allerdings ergeben und dies offenkundig werden, so<br />
müsste die das Stimmre<strong>ch</strong>t verbotenerweise ausübende Person oder Bank strafbar gema<strong>ch</strong>t werden.<br />
D. In Ergänzung dazu ist es fragwürdig, dass die in der Verordnung vorliegenden Strafnormen in Form<br />
von Offizialdelikten ausformuliert sind. Aus Gründen der Verhältnismässigkeit wäre es korrekt, die<br />
Strafbestimmungen als Antragsdelikte auszugestalten. Im Gegensatz zu einer einfa<strong>ch</strong>en Anzeige und<br />
der Aktivierung der Strafverfolgungsbehörde bzw. der damit verbundenen Inanspru<strong>ch</strong>nahme der<br />
Offizialmaxime, bildet der Strafantrag gemäss Art. 303 StPO eine Prozessvoraussetzung, und dies<br />
sollte dem Gedanken der Initianten folgend, den Aktionären als Eigentümer zustehen. Bloss<br />
„interessierte Kreise" oder die breite Öffentli<strong>ch</strong>keit sollten von der Wahrnehmung dieses Re<strong>ch</strong>tes<br />
ausges<strong>ch</strong>lossen sein.<br />
Es lässt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus denken, dass gerade bei Verhältnissen, bei denen ein bedeutender Aktionär<br />
au<strong>ch</strong> Einsitz im Verwaltungsrat nimmt, die übrigen Aktionäre bei kleinen Vergehen aus eigenem<br />
Interesse heraus von einer Strafverfolgung absehen mö<strong>ch</strong>ten. Dies in erster Linie um dem<br />
3/5
Ro<strong>ch</strong>e<br />
Hauptaktionär ni<strong>ch</strong>t sein Engagement „zu verleiden", der dann mit dem Verkauf seiner Aktien den<br />
Kurs des Titels massiv negativ beeinflussen könnte. Dies nur als ein mögli<strong>ch</strong>es Beispiel, andere<br />
Überlegungen könnten aber ähnli<strong>ch</strong>e Auswirkungen haben, weshalb es den Aktionären überlassen<br />
sein sollte, ob sie Antrag stellen wollen oder ni<strong>ch</strong>t.<br />
Es steht ausser Zweifel, dass u.a. au<strong>ch</strong> unverhältnismässige Strafnormen ni<strong>ch</strong>t nur die einzelnen<br />
Unternehmen gefährden, sondern - wie wir bereits in Gesprä<strong>ch</strong>en mit ausländis<strong>ch</strong>en Unternehmen<br />
und Investoren feststellen - dadur<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das Vertrauen in den Wirts<strong>ch</strong>aftsstandort S<strong>ch</strong>weiz infrage<br />
gestellt wird.<br />
3. Erläuternder Beri<strong>ch</strong>t Ziff. 3.9.3<br />
A. Im erläuternden Beri<strong>ch</strong>t wird unter Ziff. 3.9.3 auf Seite 26 ausgeführt, dass au<strong>ch</strong> Antrittsprämien „im<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t offengelegt und dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung genehmigt werden" müssen. Ein<br />
gemäss dieser Ausführung gewähltes Vorgehen würde bedeuten, dass eine Anstellung eines<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitungsmitgliedes erst na<strong>ch</strong> erfolgter Genehmigung dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
erfolgen könnte, was in vielen Fällen unpraktis<strong>ch</strong> ist. Es müsste mögli<strong>ch</strong> sein, dur<strong>ch</strong> das Festlegen<br />
eines gewissen Rahmens, der au<strong>ch</strong> für den Fall eines Auss<strong>ch</strong>eidens und des Neueinstellens eines<br />
neuen Mitgliedes entspre<strong>ch</strong>enden Raum bietet und dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung genehmigt wird,<br />
„Antrittsprämien" einzus<strong>ch</strong>liessen, womit es keine weitere ausdrückli<strong>ch</strong>e Genehmigung sol<strong>ch</strong>er<br />
Antrittsprämien benötigte. Darauf s<strong>ch</strong>eint Artikel 19 Bezug zu nehmen, do<strong>ch</strong> müsste dies im<br />
erläuternden Beri<strong>ch</strong>t klargestellt werden.<br />
B. In Ziff. 3.10.2 des erläuternden Beri<strong>ch</strong>tes wird betreffend Stimmpfli<strong>ch</strong>t der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen auf<br />
Seite 29 angenommen, dass bei „mehrs<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigen Sa<strong>ch</strong>verhalten" eine Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung die<br />
Aktien der Arbeitgeber AG in der Generalversammlung vertreten und das Stimmre<strong>ch</strong>t wahrnehmen<br />
würde. Da in der Regel die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung eines Arbeitgebers dur<strong>ch</strong> den Arbeitgeber dominiert<br />
wird (Präsident des paritätis<strong>ch</strong>en Stiftungsrates wird übli<strong>ch</strong>erweise vom Arbeitgeber bestimmt),<br />
s<strong>ch</strong>eint eine sol<strong>ch</strong>e Wahrnehmung der Vertretung der Aktien kaum realistis<strong>ch</strong> und sollte im Grunde<br />
genommen ausges<strong>ch</strong>lossen werden. Dies au<strong>ch</strong> der Logik folgend, dass Organvertretungen<br />
ausges<strong>ch</strong>lossen sind.<br />
4. Wahl und Amtsdauer des Verwaltungsratspräsidenten (E-Art. 4)<br />
In E-Art. 4 ist der dritte Absatz im Grunde überflüssig, da die Abberufbarkeit sowohl des Präsidenten als<br />
au<strong>ch</strong> allfälliger Stellvertreter der allgemeinen Abberufungsmögli<strong>ch</strong>keit von Verwaltungsräten gegeben ist.<br />
Diese Ziffer kann ersatzlos gestri<strong>ch</strong>en werden.<br />
4/5
Ro<strong>ch</strong>e<br />
Wir danken Ihnen, sehr geehrte Frau Bundesrätin und sehr geehrte Damen und Herren, für Ihre<br />
wohlwollende Berücksi<strong>ch</strong>tigung unserer Anliegen.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
F. Hoffmann-La Ro<strong>ch</strong>e AG<br />
Beilage<br />
5/5
Fondation Ethos<br />
Place Cornavin 2<br />
Case postale<br />
CH-1211 Genève 1<br />
T +41 (0)22 716 15 55<br />
F +41 (0)22 716 15 56<br />
www.ethosfund.<strong>ch</strong><br />
Office fédéral de la justice OFJ<br />
Office fédéral du registre du commerce OFRC<br />
Bundesrain 20<br />
CH-3003 Berne<br />
Genève, le 25 juillet 2013<br />
Commentaires de la Fondation Ethos relatifs<br />
à l’avant-projet d’ordonnance contre les rémunérations<br />
abusives<br />
A. INTRODUCTION<br />
La Fondation Ethos regroupe actuellement 143 investisseurs institutionnels suisses dont la majorité<br />
est formée de caisses de prévoyance suisses soumises à la Loi sur la Prévoyance Professionnelle<br />
(LLP). En ce sens, la Fondation Ethos est particulière concernée par la mise en œuvre de l’initiative<br />
populaire « contre les rémunérations abusives ».<br />
Dans le cadre de la procédure d’audition de l’avant-projet d’ordonnance ouverte par le Département<br />
Fédéral de Justice et Police (DFJP), la Fondation Ethos émet les commentaires ci-dessous.<br />
B. COMMENTAIRES DE LA FONDATION ETHOS<br />
Articles 1 à 6<br />
Pas de commentaire<br />
Article 7 – Comité de rémunération<br />
alinéa 2<br />
L’alinéa 2, à savoir que seuls les membres du conseil d’<strong>admin</strong>istration sont éligibles, est très<br />
important. En effet, c’est le conseil d’<strong>admin</strong>istration qui a l’attribution intransmissible et inaliénable<br />
notamment de nommer et révoquer les personnes <strong>ch</strong>argées de la gestion, ainsi que d’établir le<br />
rapport de rémunération. Il a donc un ensemble de responsabilités liées à la fixation des<br />
rémunérations des instances dirigeantes. Il ne serait donc pas souhaitable d’étendre à d’autres<br />
personnes la possibilité d’être élues au comité de rémunération.<br />
1
Article 8<br />
Pas de commentaire<br />
Article 9 – Octroi des pouvoirs et instructions<br />
L’alinéa 2 prévoit que les actionnaires aient la possibilité de donner des instructions générales au<br />
représentant indépendant sur les propositions non annoncées. En l’occurrence, dans le rapport<br />
explicatif du DFJP, il est prévu qu’ils puissent donner l’instruction d’accepter ces propositions, de les<br />
refuser, de s’abstenir ou de voter comme le conseil d’<strong>admin</strong>istration.<br />
Pour Ethos, la possibilité de donner au représentant indépendant l’instruction de voter comme le<br />
conseil d’<strong>admin</strong>istration n’est pas acceptable. En effet, cela revient à réintroduire en quelque sorte la<br />
possibilité d’être représenté par un membre des organes, un point qui est clairement proscrit par<br />
l’art. 95, al. 3, let. a Cst. La volonté est de ne pas permettre une telle représentation, y compris pour<br />
les propositions non annoncées. Au vu de l’importance que va prendre le représentant indépendant<br />
dans le futur, il est nécessaire d’empê<strong>ch</strong>er qu’il puisse voter sur instruction « comme le conseil<br />
d’<strong>admin</strong>istration », sous peine de biaiser significativement le résultat des votes.<br />
Article 10 1 – Obligations du représentant indépendant<br />
Au vu de la grande proportion de voix qui est aux mains du représentant indépendant, il est essentiel<br />
que celui-ci ne communique pas au conseil d’<strong>admin</strong>istration les positions de vote qu’il détient avant<br />
le vote en assemblée générale. En effet, cela permettrait au Conseil d’adapter sa communication et<br />
sa stratégie par exemple en réaction à un nombre important de votes critiques. Il y aurait ainsi<br />
asymétrie d’information sur le vote des actionnaires, ceci avant l’assemblée générale.<br />
Ethos propose donc d’ajouter un alinéa supplémentaire aux obligations du représentant<br />
indépendant :<br />
3/<br />
Le représentant indépendant garde la confidentialité des votes exprimés, y compris vis-à-vis des<br />
organes de la société.<br />
Article 11<br />
Pas de commentaire<br />
Article 12 – Dispositions statutaires<br />
alinéa 1, <strong>ch</strong>iffre 1<br />
L’art. 95, al. 3, let. c Cst. prévoit que le nombre maximal de mandats soit fixé dans les statuts afin de<br />
limiter les situations où un membre d’un conseil d’<strong>admin</strong>istration a trop de mandats externes et par<br />
conséquent plus suffisamment de temps à consacrer à la société. Pour pouvoir apprécier le nombre<br />
de mandats d’une personne, il faut impérativement préciser qu’il s’agit des mandats au sein de<br />
sociétés suisses ou étrangères.<br />
2
Ethos propose de compéter le <strong>ch</strong>iffre 1 de la manière suivante :<br />
1. le nombre de fonctions admises (…) d’entités juridiques suisses et non suisses qui ont<br />
l’obligation de s’inscrire au registre du commerce ou au registre étranger correspondant, et<br />
qui ne sont pas contrôlées par la société (…).<br />
alinéa 2, <strong>ch</strong>iffre 3<br />
L’art. 95, al. 3, let. c Cst. prévoit de manière explicite que les statuts règlent « les plans de bonus et<br />
de participation ». La formulation proposée par l’ordonnance est insuffisante puisqu’elle prévoit<br />
uniquement que les statuts règlent « les principes de l’octroi de titres de participation ». En effet,<br />
« régler les plans » signifie de pouvoir en maîtriser le fonctionnement. Au vu de la complexité de ces<br />
plans, il est impossible de les maîtriser en étant informé uniquement des « principes de l’octroi de<br />
titres de participation ».<br />
Afin de donner aux actionnaires la compétence prévue par l’initiative et souhaitée par le souverain,<br />
Ethos propose d’adopter l’une des deux solutions suivantes pour la formulation du <strong>ch</strong>iffre 3 :<br />
1) Solution 1 :<br />
3. L’intégralité des différents plans de bonus et de participation (en annexe aux statuts).<br />
2) Solution 2 :<br />
3. Les caractéristiques suivantes de <strong>ch</strong>acun des plans de bonus ou de participation :<br />
- L’éligibilité, à savoir les catégories de bénéficiaires du plan.<br />
- Le type d’attribution (espèces, actions, options).<br />
- La part du capital réservé au plan.<br />
- La durée totale du plan et la période de blocage.<br />
- Les conditions de performance, les conditions d’attribution définitive (vesting) et le<br />
prix d’exercice.<br />
- Les éventuelles attributions supplémentaires à la fin de la période de blocage<br />
(mat<strong>ch</strong>ing shares).<br />
- Les limites individuelles d’attribution.<br />
- Le potentiel de variation du nombre d’actions ou d’options attribuées en fonction de la<br />
réussite d’objectifs de performance.<br />
Le libellé du <strong>ch</strong>iffre 3 est d’autant plus important qu’une très grande part (souvent même la majorité)<br />
de la rémunération des instances dirigeantes des sociétés cotées correspond à des titres de<br />
participation. Il est donc particulièrement crucial que les actionnaires puissent se prononcer sur le<br />
fonctionnement de ces plans.<br />
Finalement, il est intéressant de relever que le contre-projet indirect à l’initiative populaire avait<br />
également prévu des dispositions spécifiques sur ce sujet. En l’occurrence, il prévoyait que les<br />
actionnaires puissent se prononcer sur le règlement de rémunération, celui-ci comprenant une<br />
présentation détaillée des différents plans de bonus et de participation.<br />
Article 13<br />
Pas de commentaire<br />
3
Article 14 – Indemnités versées<br />
alinéa 1, <strong>ch</strong>iffre 4<br />
L’objectif de cette disposition est de rendre transparente les rémunérations versées aux anciens<br />
membres des organes, afin de mettre en lumière les conflits d’intérêt éventuels. Pour éviter tout<br />
problème d’interprétation quant aux indemnités versées aux anciens membres des instances<br />
dirigeantes (notamment en cas de mandats de consultant), Ethos propose la formulation simplifiée<br />
suivante :<br />
4. toutes les indemnités que la société a versées directement ou indirectement aux anciens<br />
membres du conseil d’<strong>admin</strong>istration, de la direction et du conseil consultatif lorsqu’elles<br />
sont en relation avec leur ancienne activité d’organe de la société ou lorsqu’elle ne sont pas<br />
conformes aux conditions du mar<strong>ch</strong>é ; les prestations de prévoyance professionnelles ne<br />
sont pas visées.<br />
Articles 15 à 17<br />
Pas de commentaire<br />
Article 18 – Rémunérations<br />
alinéa 2<br />
Si un montant global de rémunération n’était pas approuvé, il est prévu que le conseil<br />
d’<strong>admin</strong>istration puisse immédiatement soumettre une nouvelle proposition aux actionnaires lors de<br />
la même assemblée générale.<br />
Ethos est opposé à cette possibilité. En effet, la grande majorité des investisseurs institutionnels (qui<br />
détiennent habituellement la majorité du capital) n’assistent pas directement aux assemblées<br />
générales, mais se font représenter par le représentant indépendant. Au vu de la complexité des<br />
systèmes de rémunération, il n’est pas possible de donner une instruction générale nuancée au<br />
représentant indépendant pour que celui-ci puisse voter de manière cohérente dans le cas d’une<br />
deuxième proposition du conseil d’<strong>admin</strong>istration. En réalité, les institutionnels n’ont pas d’autre<br />
<strong>ch</strong>oix que de donner l’instruction de voter systématiquement contre toute nouvelle proposition du<br />
conseil d’<strong>admin</strong>istration. La possibilité d’un deuxième vote sur un montant global alternatif<br />
n’engendrerait donc que de la confusion.<br />
Article 19 – Montant complémentaire<br />
Le rapport explicatif du DFJP précise que les statuts peuvent prévoir notamment un montant<br />
supplémentaires concret ou « au moins clairement calculable par les actionnaires ».<br />
Cette formulation n’est pas satisfaisante. En effet, en ce qui concerne les indemnités de la Direction,<br />
l’initiative prévoit que l’assemblée générale vote sur le montant global, à savoir un montant concret.<br />
Il n’y a donc pas de raison d’être plus souple pour un éventuel montant complémentaire au sens de<br />
l’article 19.<br />
Ethos propose que le rapport explicatif précise que tout montant supplémentaire doit<br />
impérativement être défini dans les statuts de manière concrète.<br />
4
Articles 20 et 21<br />
Pas de commentaire<br />
Article 22 – Obligation de voter<br />
i) Obligation de vote<br />
L’initiative populaire impose sans ambiguïté l’obligation de vote pour les institutions de prévoyance.<br />
Or, la formulation proposée par l’avant-projet d’ordonnance ne respecte pas la volonté populaire<br />
exprimée dans l’art. 95, al. 1, let. a Cst. En effet, la formulation actuelle permet aisément à une<br />
institution de prévoyance de contourner l’obligation de vote. Il suffit que le conseil de fondation<br />
définisse de manière restrictive ce qu’il entend par « l’intérêt des assurés » en lien avec le vote, afin<br />
de pouvoir renoncer au vote.<br />
L’exemple suivant permet d’illustrer cette faille dans l’obligation de vote. Imaginons que le conseil de<br />
fondation définisse que l’institution doive détenir au minimum 0,1% du capital d’une société pour<br />
que ce soit dans « l’intérêt des assurés » qu’elle exerce ses droits de vote. Sa<strong>ch</strong>ant que la<br />
capitalisation globale des sociétés comprises dans l’indice SPI est approximativement de CHF 1'000<br />
milliards, cela signifierait qu’un actionnaire devrait détenir un milliard de francs d’actions suisses pour<br />
avoir 0,1% du capital des sociétés cotées en Suisse. Sa<strong>ch</strong>ant que les institutions de prévoyance<br />
détiennent en général environ 10% de leur fortune en actions suisses, cela signifierait que pour<br />
détenir un milliard de francs d’actions suisses, il faudrait avoir une fortune d’au moins CHF 10<br />
milliards. On constate aisément que la « règle du 0,1% » permettrait à la très grande majorité des<br />
institutions de prévoyance de renoncer à l’exercice des droits de vote « dans l’intérêt des assurés ».<br />
Il faut préciser que l’actionnariat des sociétés cotées en bourse est souvent très atomisé. C’est la<br />
raison pour laquelle il est important que tous les actionnaires ayant la même appro<strong>ch</strong>e orientée à<br />
long terme exercent leurs droits de vote, même si leur poids individuel semble relativement faible à<br />
certains. Cette volonté a été clairement formulée dans l’initiative populaire et Ethos considère que<br />
l’ordonnance doit en tenir compte.<br />
Dans cet esprit, Ethos propose que la définition de ce que l’on entend par « l’intérêt des assurés »<br />
soit précisée dans l’ordonnance elle-même et non pas laissée à la discrétion du conseil de fondation<br />
des institutions de prévoyance. Cela garantirait une application uniforme du concept, ce qui présente<br />
davantage d’équité pour les assurés qui ne peuvent pas <strong>ch</strong>oisir leur caisse de prévoyance. Ethos<br />
propose de compléter l’alinéa 2 de la manière suivante et de supprimer les alinéas 3 et 4 :<br />
ii)<br />
2/<br />
Elles votent dans l’intérêt des assurés, à savoir l’intérêt à long terme, financier et non financier,<br />
des actionnaires de la société et de ses autres parties prenantes. S’il n’existe aucun motif<br />
significatif pour approuver ou refuser un point à l’ordre du jour, elles s’abstiennent.<br />
3/<br />
supprimé<br />
4/<br />
supprimé<br />
Placement collectifs<br />
Par ailleurs, une part significative des investissements en actions des institutions de prévoyance sont<br />
effectués par le biais de placements collectifs. Dans ce cas, l’investisseur n’a, en principe, pas le<br />
contrôle des droits de vote pour la part d’actions qu’il détient de manière indirecte.<br />
5
Néanmoins, Ethos est d’avis qu’il faut traiter de manière distincte les placements collectifs effectués<br />
au sein de fondations de placement qui sont constituées conformément à l’art. 53g ss LPP. En effet,<br />
ces fondations de placement ont été créées spécifiquement pour servir la prévoyance<br />
professionnelle. L’organe faîtier de ces fondations, la KGAST (Conférence des <strong>admin</strong>istrateurs de<br />
Fondation de placement) communique que la fortune gérée par ses membres s’élève à CHF 88<br />
milliards au 31.12.2012, soit près de 15% du deuxième pilier suisse. Au vu de l’importance de ces<br />
fondations de placement et de leur orientation spécifique pour la prévoyance professionnelle, Ethos<br />
est d’avis que l’obligation de vote doit être étendue à ces institutions. A cet effet, Ethos propose de<br />
compléter l’art. 22, alinéa 1 comme suit :<br />
iii)<br />
1/<br />
les institutions de prévoyance soumises à la loi du 17.12.1993 sur le libre passage et les<br />
fondations de placement constituées conformément à l’art. 53g ss LPP doivent exercer les droits<br />
de vote liés aux actions qu’elles détiennent lors de l’assemblée générale.<br />
Prêts de titres<br />
L’obligation de vote implique que l’institution de prévoyance renonce à prêter ses titres (securities<br />
lending) en période d’assemblée générale. Si une institution de prévoyance a octroyé un mandat de<br />
prêt de titres, il est nécessaire qu’elle donne l’instruction d’interrompre le prêt de titres autour de la<br />
date d’enregistrement prise en compte pour calculer le nombre de titres donnant un droit de vote. A<br />
ce sujet, Ethos propose le nouvel alinéa 3 suivant :<br />
3/<br />
Le prêt de titres est interdit s’il empê<strong>ch</strong>e l’exercice des droits de vote dans l’intérêt des assurés.<br />
Article 23 – Obligation de communiquer<br />
L’art. 95, al. 3, let. a Cst. demande de manière explicite que les institutions de prévoyance<br />
communiquent ce qu’elles ont voté. En effet, il est considéré comme légitime que les assurés aient<br />
connaissance de la manière dont les droits de vote qu’ils détiennent indirectement à travers leur<br />
avoir de prévoyance ont été exercés. A cet effet, il est indispensable de communiquer les positions<br />
de vote pour <strong>ch</strong>aque point de l’ordre du jour de <strong>ch</strong>aque assemblée générale. Une telle information<br />
peut aisément être fournie par le biais d’internet et n’engendrera pas une <strong>ch</strong>arge disproportionnée<br />
pour les institutions de prévoyance. Cette exigence de transparence doit également s’appliquer aux<br />
fondations de placement (voir article 22, commentaire ci-dessus).<br />
La formulation proposée par l’avant-projet d’ordonnance ne satisfait pas l’exigence de transparence<br />
complète, puisqu’elle ne requiert qu’un rapport synthétique en la matière. Ethos propose de modifier<br />
l’article 23 de la manière suivante :<br />
Les institutions de prévoyance soumises à la LFLP et les fondations de placement constituées<br />
conformément à l’art. 53g ss LPP informent leurs assurés et leurs membres une fois par an au<br />
moins dans un rapport synthétique détaillé de la manière dont elles ont rempli leur obligation de<br />
voter.<br />
Articles 24 2<br />
à 32<br />
Pas de commentaire<br />
6
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Pensionskassenverband<br />
Association suisse des Institutions de prévoyance<br />
Associazione svizzera delle Istituzioni di previdenza<br />
Kreuzstrasse 26<br />
8008 Züri<strong>ch</strong><br />
Bundesamt für Justiz,<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Telefon 043 243 74 15/16<br />
Telefax 043 243 74 17<br />
E-Mail<br />
Website<br />
info@asip.<strong>ch</strong><br />
www.asip.<strong>ch</strong><br />
ehra@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Züri<strong>ch</strong>, 19. Juli 2013<br />
Anhörung: Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Gerne nehmen wir die Gelegenheit wahr, im Rahmen der Anhörung zum Vorentwurf zur Verordnung gegen die<br />
Abzockerei Stellung zu nehmen.<br />
Ausgangslage<br />
Gemäss aktuellen Statistiken (u.a. BfS 2010/2011) halten die Pensionskassen innerhalb ihres Gesamtvermögens<br />
von rund CHF 625 Mia. S<strong>ch</strong>weizer Aktien im Wert von rund CHF 60 Mia. Gemessen an der Gesamtmarktkapitalisierung<br />
(SPI) von rund CHF 963 Mia. ist dies ein Anteil von gegen 6,5% am Aktienmarkt S<strong>ch</strong>weiz. Die S<strong>ch</strong>weizer<br />
Pensionskassen vereinen somit weitaus weniger Stimmenma<strong>ch</strong>t auf si<strong>ch</strong> als allgemein wahrgenommen wird.<br />
Trotzdem fordert(e) der ASIP seine Mitglieder immer wieder auf, die Aktionärsre<strong>ch</strong>te aktiv wahrzunehmen. Aus<br />
Si<strong>ch</strong>t des ASIP hat das Führungsorgan nämli<strong>ch</strong> die Pfli<strong>ch</strong>t, die Aktionärsre<strong>ch</strong>te der Pensionskasse treuhänderis<strong>ch</strong><br />
im Sinne der Versi<strong>ch</strong>erten wahrzunehmen (Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t) - das Inkasso der Dividende gehört ebenso<br />
dazu wie die verantwortungsbewusste Ausübung der Stimmre<strong>ch</strong>te. Vor diesem Hintergrund verlangt der Gesetzgeber<br />
seit dem 1.1.2002 von den Führungsorganen der Pensionskassen zu Re<strong>ch</strong>t, Regeln zur Ausübung der<br />
Aktionärsre<strong>ch</strong>te aufzustellen (vgl. Art. 49a Abs.2 lit. b BVV 2).<br />
Vorliegend konzentrieren wir uns auf die Umsetzung von Art. 95 Abs. 3 lit. a Satz 3 BV: “…Die Pensionskassen<br />
stimmen im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten ab und legen offen, wie sie gestimmt haben…“. Dieser Satz ist wie jede<br />
andere Verfassungsbestimmung na<strong>ch</strong> den klassis<strong>ch</strong>en Methoden, wie Wortlaut, Systematik, Zweck und Entstehungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />
auszulegen.
Art. 22 Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
Abs. 1: Geltungsberei<strong>ch</strong><br />
Es stellt si<strong>ch</strong> vorliegend die Frage na<strong>ch</strong> dem Geltungsberei<strong>ch</strong>: Wel<strong>ch</strong>e Pensionskassen sind von dieser Vors<strong>ch</strong>rift<br />
überhaupt betroffen? Die vorgesehene Verweisung auf das FZG ers<strong>ch</strong>eint uns sinnvoll zu sein. Das ents<strong>ch</strong>eidende<br />
Kriterium ist somit die Frage, ob die Begünstigten bei Eintritt eines Vorsorgefalles gegenüber der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung<br />
(VE) einen festen, einklagbaren Leistungs-Anspru<strong>ch</strong> haben. Mit dem Bezug auf das FZG unterliegen<br />
patronale Wohlfahrtsfonds diesen Bestimmungen zu Re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t. Glei<strong>ch</strong>zeitig wird au<strong>ch</strong> der AHV-<br />
Ausglei<strong>ch</strong>sfonds, der im Übrigen seine Stimmre<strong>ch</strong>te s<strong>ch</strong>on weitgehend wahrnimmt, von der Verfassungsbestimmung<br />
ni<strong>ch</strong>t erfasst.<br />
Gemäss Art. 1 Abs. 1 VgdA finden die Bestimmungen Anwendung auf Aktiengesells<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong> den Art. 620-<br />
763 OR, deren Aktien an einer Börse im In- oder Ausland kotiert sind. Die VgdA bezieht si<strong>ch</strong> auf die von der PK<br />
direkt gehaltenen Aktien. Die Frage bez. kollektiver Anlagen oder Anteile an Anlagestiftungen kann über eine VO-<br />
Bestimmung ni<strong>ch</strong>t gelöst werden. Daran ändert die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass bereits heute einige Anlagestiftungen den<br />
Anlegern die Mögli<strong>ch</strong>keit bieten, ihre Stimmpräferenz geltend zu ma<strong>ch</strong>en, ni<strong>ch</strong>ts.<br />
Abs. 2/3: Stimmpfli<strong>ch</strong>t - Versi<strong>ch</strong>erteninteressen<br />
Aufgrund des Verfassungstextes lässt si<strong>ch</strong> aus Si<strong>ch</strong>t des ASIP für Pensionskassen keine absolute Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
ableiten. Vielmehr verknüpft der Text zwei Ideen miteinander: Einerseits müssen Pensionskassen abstimmen,<br />
anderseits müssen sie aber ihr Stimmre<strong>ch</strong>t immer im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten ausüben. Somit ist eine absolute<br />
Stimmpfli<strong>ch</strong>t (absoluter Stimmzwang) nur dann verlangt, wenn Stimmabstinenz die Interessen der Versi<strong>ch</strong>erten<br />
verletzen würde (gl. M. L. Glanzmann in GesKR 1/2013). In deren Interesse können jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> eine Stimmenthaltung<br />
oder ein Stimmverzi<strong>ch</strong>t liegen (Abs. 3 VdgA). Das ist beispielsweise speziell bei kleinen Positionen einer<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung im Small-Cap-Berei<strong>ch</strong> des SPI zu begrüssen.<br />
Ri<strong>ch</strong>tigerweise hält der erläuternde Beri<strong>ch</strong>t fest (S. 28/29), dass si<strong>ch</strong> die Vorgabe, „im Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten<br />
abzustimmen“, ni<strong>ch</strong>t in generell-abstrakter Weise und im Voraus regeln lässt. Der ASIP stimmt der vorliegenden<br />
Fassung in Abs. 2 zu.<br />
Abs. 4: Zuständigkeit für Willensbildung<br />
Zu Re<strong>ch</strong>t wird in Abs. 4 das oberste Organ als verantwortli<strong>ch</strong> für die Willensbildung erklärt. Das sozialpartners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
zusammengesetzte oberste Organ ist am besten geeignet, das Verfahren für die Wahrnehmung der<br />
Stimmre<strong>ch</strong>te zu definieren und festzulegen, na<strong>ch</strong> wel<strong>ch</strong>en Grundsätzen das Interesse ihrer Versi<strong>ch</strong>erten - der<br />
Aktiven und Rentenbeziehenden - bestimmt werden soll.<br />
Art. 23 Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Die Pfli<strong>ch</strong>t, mindestens einmal jährli<strong>ch</strong> in einem zusammenfassenden Beri<strong>ch</strong>t Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft über die Wahrnehmung<br />
der Stimmre<strong>ch</strong>te abzulegen, stellt eine sinnvolle Grundlage dar. Wie zu Re<strong>ch</strong>t im erläuternden Beri<strong>ch</strong>t<br />
festgehalten wird (S. 30), handelt es si<strong>ch</strong> um Mindestvorgaben. Eine häufigere, detailliertere Beri<strong>ch</strong>terstattung ist<br />
zulässig, aber ni<strong>ch</strong>t Pfli<strong>ch</strong>t. Aus Si<strong>ch</strong>t des ASIP geht die generelle Forderung na<strong>ch</strong> einer Information über jede<br />
2
einzelne Gesells<strong>ch</strong>aft sowie zu jedem einzelnen Traktandum zu weit. Eine sol<strong>ch</strong>e umfassende Informationsverpfli<strong>ch</strong>tung<br />
lässt si<strong>ch</strong> insbesondere au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aus dem Wortlaut der Verfassungsbestimmung ableiten.<br />
Zu Re<strong>ch</strong>t besteht die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t nur gegenüber den Versi<strong>ch</strong>erten und ni<strong>ch</strong>t gegenüber den andern Aktionären<br />
oder weiteren Dritten. Im Sinne dieser Erwägung können au<strong>ch</strong> nur die Versi<strong>ch</strong>erten der betroffenen VE<br />
entspre<strong>ch</strong>ende Re<strong>ch</strong>te ableiten.<br />
Art. 25 Strafbarkeit bei VE<br />
Da die neue Verfassungsbestimmung keine Ausnahmen vorsieht, sind au<strong>ch</strong> Strafbestimmungen für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
vorgesehen. Diese tragen dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit dadur<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>nung, dass als<br />
mögli<strong>ch</strong>e Täter ledigli<strong>ch</strong> Personen, die über eine gewisse Ents<strong>ch</strong>eidungskompetenz verfügen (u.a. Mitglieder des<br />
obersten Organs), in Frage kommen und die Handlungen (Verletzung der Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong><br />
den Art. 22 und 23 VgdA) nur dann strafbar sind, wenn der Täter vorsätzli<strong>ch</strong> handelt.<br />
Art. 27 Abs. 2 Anpassung der Reglemente und Organisation<br />
Die Bestimmungen für Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen gelten ab 1.1.2015. Das gibt den Führungsorganen genügend Zeit,<br />
um eigenverantwortli<strong>ch</strong> die Grundsätze des Stimmre<strong>ch</strong>tsverhaltens im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten reglementaris<strong>ch</strong><br />
zu regeln.<br />
Fazit<br />
Für den ASIP steht eine effiziente, praxisgere<strong>ch</strong>te und im Interesse der Versi<strong>ch</strong>erten liegende Umsetzung im Vordergrund.<br />
Der vorliegende Entwurf trägt diesen Überlegungen weitgehend und in ausgewogener Art und Weise<br />
Re<strong>ch</strong>nung. Die massgebenden Bestimmungen untermauern ri<strong>ch</strong>tigerweise die Gestaltungsverantwortung der<br />
Pensionskassen-Verantwortli<strong>ch</strong>en in Bezug auf die Ausübung der Mitwirkungsre<strong>ch</strong>te bei Aktiengesells<strong>ch</strong>aften. Zu<br />
hoffen ist somit, dass diese Teile des Vorentwurfes der Verordnung gegen die Abzockerei na<strong>ch</strong> der laufenden<br />
Anhörung so in Kraft gesetzt werden können. In diesem Sinn danken wir Ihnen für die Berücksi<strong>ch</strong>tigung unserer<br />
Anliegen.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
A S I P<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Pensionskassenverband<br />
Christoph Ryter<br />
Präsident<br />
Hanspeter Konrad<br />
Direktor<br />
3
Office fédéral de la justice<br />
Office fédéral du registre du commerce<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Berne<br />
Paudex, le 25.07.2013<br />
PAS/bn<br />
Avant-projet d'ordonnance contre les rémunérations abusives<br />
Madame, Monsieur,<br />
Nous avons pris connaissance avec intérêt de l'objet cité sous rubrique, qui a retenu toute<br />
notre attention, et nous permettons de vous faire part de notre position sur ce sujet.<br />
On relèvera en préambule que, même si cela tient sans doute à la difficulté qu'il y a à mettre<br />
en œuvre les exigences de l'initiative au moyen d'un texte réglementaire unique, la structure<br />
de l'avant-projet n'est pas optimale sous l'angle de la te<strong>ch</strong>nique législative, ce qui rend sa<br />
compréhension ardue pour qui n'est pas versé dans la matière.<br />
A côté de cette observation générale, nous formulons ci-dessous quelques remarques<br />
spécifiques.<br />
1. Vote de l'assemblée générale sur les rémunérations de la direction<br />
Le vote de l'assemblée générale sur la rémunération de la direction pose de grandes<br />
difficultés sous l'angle du droit du travail, que l'avant-projet ne résout pas.<br />
Cette exigence de l'initiative ne saurait être mise en œuvre sans que les conséquences d'un<br />
refus de l'assemblée générale soient réglées. Il ne saurait évidemment être question qu'un<br />
vote négatif de cette dernière prive les membres de la direction de toute rémunération fixe. Il<br />
est donc important de déterminer quelles peuvent être leurs prétentions salariales au cours<br />
des trois mois séparant les deux assemblées générales et en cas de nouveau refus lors de<br />
la seconde. En vertu de l'art. 322 al. 1 du Code des obligations (CO), «l'employeur paie au<br />
travailleur le salaire convenu, usuel ou fixé par un contrat-type de travail ou par une<br />
convention collective». On peut imaginer que, lors de l'engagement, le salaire convenu le<br />
soit à titre conditionnel, de sorte qu'un refus de l'assemblée générale engendrerait<br />
l'obligation d'accorder le salaire usuel. Mais le problème n'est pas réglé si le montant refusé<br />
par l'assemblée générale correspond précisément au salaire usuel.<br />
Le rapport précise que «l'indemnité fixe génère une sécurité juridique pour la société et pour<br />
ses organes, dans la mesure où les montants globaux sont définitifs pour le conseil<br />
d'<strong>admin</strong>istration, la direction et le conseil consultatif». Cette affirmation est inexacte, puisque<br />
l'assemblée générale doit se prononcer <strong>ch</strong>aque année. L'indemnité fixe n'est donc pas<br />
définitive. Si, l'année suivante, l'assemblée générale refuse un montant global plus élevé<br />
que le précédent, il est envisageable d'interpréter son vote comme une opposition à
l'augmentation. Les membres des organes devraient alors pouvoir continuer à bénéficier de<br />
leur traitement précédent, ce qui ne pose pas de difficulté sous l'angle du droit du travail,<br />
puisqu'il n'existe pas de droit à une augmentation. On doit toutefois aussi envisager<br />
l'hypothèse, même si elle est sans doute très théorique, du refus d'un montant global<br />
identique à celui de l'année précédente. Au problème de la détermination du salaire auquel<br />
peuvent prétendre les membres de la direction s'ajoute celui du respect des contrats, qui<br />
s'oppose à ce qu'un <strong>ch</strong>angement en défaveur du collaborateur intervienne sans qu'ait été<br />
respectée la procédure de congé-modification. La rémunération refusée par l'assemblée<br />
générale devrait ainsi malgré tout être maintenue pendant le délai de congé.<br />
Par ailleurs, concernant les indemnités variables, la situation n'est pas aussi simple que le<br />
prétendent les auteurs du rapport. Ces derniers affirment ce qui suit: «Lorsqu'il existe un<br />
rapport de travail, les indemnités variables doivent être qualifiées de gratifications au sens<br />
de l'art. 322d CO et elles ne fondent donc pas un droit.» Il est vrai que le versement d'un<br />
montant qui dépend exclusivement du bon vouloir de l'employeur doit en principe être<br />
qualifié de gratification. Cependant, le Tribunal fédéral a aussi rappelé à plusieurs reprises<br />
(voir notamment ATF 4A_172/2012) que «la gratification se distingue du salaire par son<br />
caractère accessoire; elle ne peut avoir qu'une importance secondaire dans la rétribution du<br />
travailleur. Un montant très élevé en comparaison du salaire annuel, égal ou même<br />
supérieur à ce dernier, et versé régulièrement, doit être considéré comme un élément de<br />
salaire variable, alors même que l'employeur en a réservé le caractère facultatif.» Or, il n'est<br />
pas rare que les «bonus» représentent une part proportionnellement très importante du<br />
salaire annuel. En conséquence, si on prétend malgré tout les qualifier de gratifications au<br />
sens de l'art. 322d CO, il ne suffit pas de l'indiquer dans le rapport explicatif; une disposition<br />
expresse est nécessaire.<br />
L'avant-projet doit ainsi être complété afin de tenir compte des impératifs du droit du travail,<br />
voire d'y déroger, solution qui serait toutefois fort insatisfaisante sous l'angle de la<br />
cohérence du droit des obligations.<br />
2<br />
2. Obligation de voter et publication du vote des caisses de pensions<br />
Les dispositions prévues à l'art. 22 de l'avant-projet rencontrent notre approbation. Il est en<br />
particulier opportun de limiter l'obligation de vote aux institutions soumises à la loi sur le libre<br />
passage et aux actions qu'elles détiennent directement. La précision selon laquelle il est<br />
possible de ne pas voter ou de s'abstenir est également judicieuse, puisque l'intérêt des<br />
assurés peut précisément commander ce <strong>ch</strong>oix. C'est enfin à juste titre que la compétence<br />
de déterminer les principes régissant l'intérêt des assurés est laissée à l'appréciation de<br />
l'organe suprême.<br />
L'art. 23, régissant l'obligation pour les institutions de prévoyance de communiquer la<br />
manière dont elles ont voté, est aussi approprié. La précision selon laquelle l'information doit<br />
figurer dans un rapport «synthétique» doit ainsi pouvoir être interprétée en ce sens qu'il n'est<br />
nul besoin de mentionner le détail des votes pour <strong>ch</strong>aque point de l'ordre du jour de <strong>ch</strong>aque<br />
assemblée générale. Les institutions de prévoyance doivent ainsi pouvoir se contenter<br />
d'indiquer à quelles assemblées générales elles ont respectivement suivi les<br />
recommandations du conseil d'<strong>admin</strong>istration, sont allées à l'encontre, ont renoncé à voter et<br />
se sont abstenues.<br />
3. Dispositions pénales<br />
S'agissant du cercle des auteurs d'infractions prévu aux <strong>ch</strong>iffres 1 et 2 de l'art. 24 al. 1, celui<br />
qui reçoit une rémunération contrevenant aux dispositions de l'ordonnance doit en être<br />
exclu. Il paraît en effet excessif de punir pénalement une personne dont l'attitude n'a été que<br />
passive et dont le montant perçu est par ailleurs peut-être conforme aux engagements<br />
contractuels que la société a pris à son égard. Concernant plus spécifiquement le <strong>ch</strong>iffre 1,<br />
on relèvera en outre que, l'assemblée générale ne devant se prononcer que sur les<br />
montants globaux, il est délicat de déterminer quelles sont les rémunérations individuelles –<br />
et ainsi les membres des organes en infraction pour les avoir perçues – tombant sous le<br />
coup de cette disposition.
A côté de cela, en application du principe de la proportionnalité, les auteurs du projet ont<br />
décidé – il faut s'en réjouir – de s'écarter, à l'égard des caisses de pensions, de la peine<br />
prévue dans l'initiative pour «toute violation» de ses dispositions. Ils relèvent en particulier<br />
ce qui suit: «La nouvelle norme constitutionnelle vise, comme l'indique le titre de l'initiative<br />
populaire, à empê<strong>ch</strong>er le versement d'indemnités et autres rémunérations excessives dans<br />
les sociétés anonymes et à renforcer les droits des actionnaires (…). Mais les infractions<br />
commises dans le domaine des institutions de prévoyance sont subjectivement moins<br />
graves, car elles ne peuvent pas enri<strong>ch</strong>ir leur auteur. Cela justifie une peine moins sévère.»<br />
Or, dans la mesure où on admet que le législateur n'est en l'occurrence pas tenu de<br />
respecter la lettre de l'initiative, il y a alors lieu de pousser le raisonnement plus loin et<br />
d'exclure purement et simplement les caisses de pension du <strong>ch</strong>amp d'application des<br />
dispositions pénales. Il faut en effet avoir à l'esprit que la part des actions suisses détenues<br />
par les caisses de pension est de l'ordre 6,5% seulement du mar<strong>ch</strong>é des actions en Suisse.<br />
Cela signifie qu'elles ne disposent généralement pas du poids nécessaire pour faire pen<strong>ch</strong>er<br />
la balance dans un sens ou dans un autre. En d'autres termes, qu'elles votent ou non, et<br />
qu'elles le fassent ou non dans l'intérêt des assurés, le résultat final sera très probablement<br />
le même. Dans la mesure où les obligations imposées aux caisses de pension n'ont en<br />
réalité qu'un rapport très éloigné avec le but de l'initiative (la lutte contre les rémunérations<br />
excessives), il ne se justifie pas de prévoir des sanctions pénales spécifiques à leur égard.<br />
Le raisonnement vaut aussi mutatis mutandis s'agissant de la possibilité de donner des<br />
instructions au représentant indépendant par voie électronique.<br />
Si des dispositions pénales devaient néanmoins être adoptées à l'égard des caisses de<br />
pension, la peine de cent huitante jours-amende resterait trop sévère. Le rapport indique<br />
qu'elle correspond à la sanction prévue à l'art. 76 de la loi fédérale sur la prévoyance<br />
professionnelle (LPP) (six mois d'emprisonnement ou 30'000 francs d'amende au plus). Or<br />
une infraction à l'obligation de voter dans l'intérêt des assurés, et, a fortiori à l'obligation de<br />
communiquer, ne saurait objectivement être considérée, au vu de l'absence de réelles<br />
conséquences, comme plus grave que les contraventions visées à l'art. 75 LPP (arrêts ou<br />
amende de 10'000 francs au plus). C'est donc bien plutôt cette disposition qui devrait<br />
inspirer une éventuelle disposition pénale à l'égard des institutions de prévoyance.<br />
Par ailleurs, compte tenu de la difficulté à déterminer objectivement l'intérêt des assurés, le<br />
<strong>ch</strong>amp des infractions éventuellement punissables devrait être limité à l'obligation d'exercer<br />
le droit de vote (sauf renonciation ou abstention pour un motif légitime). Le fait pour les<br />
caisses de pension de ne pas avoir édicté des dispositions réglementaires spécifiques sur la<br />
manière de voter dans l'intérêt des assurés ne doit en tout état de cause pas être compris<br />
dans le <strong>ch</strong>amp des infractions punissables. L'initiative n'exige rien de tel et les caisses de<br />
pension sont parfaitement à même de voter «dans l'intérêt des assurés» même en l'absence<br />
de réglementation. La fonction de cette dernière doit essentiellement être de faciliter<br />
l'<strong>admin</strong>istration des preuves au moment de déterminer si la caisse de pension a voté<br />
conformément à ses obligations: si elle s'est conformée aux principes contenus dans son<br />
règlement, elle est présumée avoir voté dans l'intérêt des assurés et inversement.<br />
En vous remerciant de l'attention que vous porterez à la présente prise de position, nous<br />
vous prions de croire, Madame, Monsieur, à l'expression de notre considération distinguée.<br />
Centre Patronal<br />
Sophie Pas<strong>ch</strong>oud<br />
3
Prof. Dr. Rplf Watter<br />
Re<strong>ch</strong>tsanwalt, LL.M.<br />
+41 58 261 50 QO<br />
rolf.watter@haerkarrer.<strong>ch</strong><br />
Prof. Dr. Rashid Bahar<br />
Re<strong>ch</strong>tsanwalt, LL.M<br />
+41 58 261 50 OQ<br />
rashid.bahar@baerkarrer.<strong>ch</strong><br />
BÄR<br />
& KARRER<br />
Vorab per E-mail<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Verhenhmlassung "Verordnung gegen die<br />
Abzockerei"<br />
Bundesrain ZO<br />
3003 Bern<br />
Züri<strong>ch</strong>, 26. Juli 2013<br />
359585/209/sol/new master _26 Juli 2013_1645h.doc<br />
Vernehmlassung zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Gerne nehmen wir zum Vorentwurf der Verordnung gegen die Abzockerei<br />
("VE VgdA") innert Frist Stellung.<br />
Die na<strong>ch</strong>folgenden Ausführungen bilden ein Gemeins<strong>ch</strong>aftswerk von Anwältinnen<br />
und Anwälten unserer Kanzlei. Für generelle Rückfragen können Sie si<strong>ch</strong> an Prof.<br />
Dr. Rolf Watter (rolf.watter@baerkarrer.<strong>ch</strong>) oder Prof, Dr. Rashid Bahar (rashid.bahar@baerkarrer,<strong>ch</strong>)<br />
wenden.<br />
Folgende Personen haben Teile redigiert und können für spezifis<strong>ch</strong>e Fragen kontaktiert<br />
werden:<br />
i) Anwendungsberei<strong>ch</strong> (Art. 1, 26 und 33 VE VgdA): Prof. Dr. Rolf Watter<br />
(rolf.watter@baerkarrer.<strong>ch</strong>) und Prof, Dr. Rashid Bahar<br />
(rashid.bahar@baerkarrer.<strong>ch</strong>) (S. 4 ff.);<br />
Verbotene Zahlungen (Art. 20 und 21 VE VgdA): Dr. Ralph Malacrida<br />
(ralph,malacrida@baerkarrer.<strong>ch</strong>) (S. 10 f.);<br />
6är &Karrer Züri<strong>ch</strong> Genf Lugano Zug London www.baerkarrer.<strong>ch</strong><br />
Re<strong>ch</strong>tsanwäRe Brands<strong>ch</strong>eu kestrasse 90 12, quai de la Poste Via Vegezzi 6 Baarerstrasse 8 1 Pemberton Row<br />
CH-6027 Züri<strong>ch</strong> CH-1211 Genève 11 CH-6901 Lugano CH-6301 Zug GB-London EC4A 38G<br />
Tel. +41 (0)58 261 50 00 Tel. +41 (0)58 261 57 00 Tel, +41 (0)58 261 58 00 Tel. +41 (0)58 261 59 00 Tel. +44 20 7583 1940<br />
Fax +41 (0)58 261 50 O1 Faz +41 (0)58 261 57 01 Fax +41 (0)58 261 58 O1 Fax +41 (0)58 261 59 01 Fax +44 20 7583 1941 Eingetragen im<br />
zueri[h@baerkarrer.<strong>ch</strong> geneve@baerkarrer.<strong>ch</strong> Iugano@baerka rrer.<strong>ch</strong> zug@baerkarrer,<strong>ch</strong> london@ba erka rrer.co.uk kantonalen Anwaltsregister.
z<br />
Bär &Karrer 26. Juli 2013<br />
iii) Generalversammlung, Salärbestimmungen generell (Art. 2, 18, 19, 28 und<br />
31 VE VgdA): Prof. Dr. Rashíd Bahar (rashid.bahar@baerkarrer.<strong>ch</strong>) und Dr.<br />
Cédric Chapuis (cedric.<strong>ch</strong>apuis@baerkarrer.<strong>ch</strong>) (S. 11 ff.);<br />
iv) Statuten (Art. 6, 12 und 27 VE VgdA): Prof. Dr. Rolf Watter<br />
(rolf.watter@baerkarrer.<strong>ch</strong>)(S. 16 f.);<br />
v) Vergütungsberi<strong>ch</strong>t (Art. 5, 13 und 14-17 VE VgdA); Dr. Katja Roth Pellanda<br />
(katja.rothpellanda@baerkarrer.<strong>ch</strong>) und Urs Brügger<br />
(urs.bruegger@baerkarrer.<strong>ch</strong>)(S. 17 ff.);<br />
vi) Strafre<strong>ch</strong>t (Art. 24 und 25 VE VgdA): Dr. Urs Kägi<br />
(urs.kaegi@baerkarrer.<strong>ch</strong>) (S. 19 ff.);<br />
vii) Wahlen und Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter (Art. 3, 4, 7, 8-11, 29 und 30 VE VgdA):<br />
Dr. Dieter Dubs (dieter.dubs@baerkarrer.<strong>ch</strong>) (S. 27 ff.); und<br />
viii) Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen (Art. 22, 23 und 32 VE VgdA): Dr. Till Spillmann<br />
(till.spillmann@baerkarrer.<strong>ch</strong>) (S. 32).<br />
Die vorliegende Stellungnahme ist wie folgt aufgebaut:<br />
AAllgemeines .......................................................................................3<br />
B Einzelne Bestimmungen ...................................................................... 3<br />
I Titel und französis<strong>ch</strong>e Abkürzung der Verordnung .................................. 3<br />
II Anwendungsberei<strong>ch</strong> (Art. 1, 26 und 33 VE VgdA) ................................... 4<br />
IIIDefinitionen .......................................................................................7<br />
IV Verbotene Zahlungen (Art. 20 und 21 VE VgdA) ....................................10<br />
V Generalversammlung, Salärbestimmungen generell (Art. 2, 18, 19, 28 und<br />
31 VE VgdA) .....................................................................................11<br />
VI Statuten (Art. 6, 12 und 27 VE VgdA) ..................................................16<br />
VII Vergütungsberi<strong>ch</strong>t (Art. 5, 13 und 14-17 VE VgdA) ................................17<br />
VIII Strafre<strong>ch</strong>t (Art. 24 und 25 VE VgdA) ....................................................19<br />
IX Wahlen und Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter (Art. 3, 4, 7, 8-11, 29 und 30 VE VgdA)<br />
....................................................................................................... 27<br />
X Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen (Art. 22, 23 und 32 VE VgdA) .............................32
Bär &Karrer 26. Juli 2013 3<br />
A Allgemeines<br />
1 Na<strong>ch</strong>folgend werden konkrete Vors<strong>ch</strong>läge zum VE VgdA gema<strong>ch</strong>t. Vorab soll indes<br />
kurz dargelegt werden, gestützt auf wel<strong>ch</strong>e Überzeugung und mit wel<strong>ch</strong>er Denkri<strong>ch</strong>tung<br />
diese Vors<strong>ch</strong>läge gema<strong>ch</strong>t werden:<br />
2 Die Ausführungsbestimmungen zum von Thomas Minder vorges<strong>ch</strong>lagenen und<br />
dur<strong>ch</strong> eine Volksabstimmung am 3. März 2013 angenommenen Art. 95 Abs. 3 der<br />
Bundesverfassung der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Eidgenossens<strong>ch</strong>aft ("BV") (na<strong>ch</strong>folgend<br />
au<strong>ch</strong> "Minder-Bestimmungen") müssen unzweifelhaft die Zielsetzung und den<br />
Geist des Verfassungstextes wiedergeben, dabei ist aber au<strong>ch</strong> zu bea<strong>ch</strong>ten, dass<br />
die Zielsetzung bereits im Verfassungstext enthalten ist, indem festgehalten wird,<br />
dass die Minder-Bestimmungen "zum S<strong>ch</strong>utz der Volkswirts<strong>ch</strong>aft, des Privateigentums<br />
und der Aktionärinnen und Aktionäre sowie im Sinne einer na<strong>ch</strong>haltigen<br />
Unternehmungsführung" eingeführt werden.<br />
3 Die umsetzende Gesetzgebung (zunä<strong>ch</strong>st Verordnung, später Bundesgesetz)<br />
muss dieser Zielsetzung entspre<strong>ch</strong>en und unseres Era<strong>ch</strong>tens glei<strong>ch</strong>zeitig (a) mit<br />
den übrigen Verfassungsbestimmungen im Einklang stehen, (b) den freiheitli<strong>ch</strong>en<br />
Geist des S<strong>ch</strong>weizer Wirts<strong>ch</strong>aftssystems im Allgemeinen und S<strong>ch</strong>weizer Gesells<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>ts<br />
im Besonderen bewahren, (c) die S<strong>ch</strong>weiz als interessanten Platz<br />
für ausländis<strong>ch</strong>e Investitionen offenhalten - eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> für weitere Sitzverlegungen<br />
-und (d) einfa<strong>ch</strong> und kosteneffizient zu implementieren sein. Zu Einfa<strong>ch</strong>heit<br />
und Kosteneffizienz gehören namentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>affen von Re<strong>ch</strong>tssì<strong>ch</strong>erheit,<br />
sollten do<strong>ch</strong> beispielsweise unnötige Verfahren vermieden werden.<br />
4 In diesem Sinn erlauben wir uns, folgende Vors<strong>ch</strong>läge zu ma<strong>ch</strong>en (wo<br />
französis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Aspekte im Vordergrund stehen, ist der Text glei<strong>ch</strong> in<br />
Französis<strong>ch</strong> gehalten);<br />
B Einzelne Bestimmungen<br />
I Titel und französis<strong>ch</strong>e Abkürzung der Verordnung<br />
5 Wir era<strong>ch</strong>ten vorab den Titel der Verordnung für verfehlt. Es genügt vollkommen,<br />
von einer Art. 95 Abs. 3 BV implementierenden Verordnung zu spre<strong>ch</strong>en. Reisseris<strong>ch</strong>e<br />
Begriffe, die im Abstimmungskampf ihre Bere<strong>ch</strong>tigung haben mögen, haben<br />
in einer Re<strong>ch</strong>tsordnung ni<strong>ch</strong>ts verloren. Ni<strong>ch</strong>t jeder Bezüger eines hohen Salärs<br />
ist ein "Abzocker".<br />
6 Le titre abbrégé de l'ordonance ("ORab") est un <strong>ch</strong>oix peu judicieux aux oreilles<br />
d'un francophone qui peut, en faisant preuve d'un peu d'espièglerie, y deviner<br />
une invitation à faire travailler les <strong>admin</strong>istrateurs et dirigeants au rabais.
Bär &Karrer 26. Juli 2013 4<br />
II Anwendungsberei<strong>ch</strong> (Art. 1, 26 und 33 VE VgdA)<br />
Art. 1 VE VgdA:<br />
Art. 1 VE VgdA<br />
Art. 1 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
lb'S<br />
Die Bestimmungen dieser Verordnung<br />
sind unter Einhaltung der Voraussetzungen<br />
von Art. 763 OR ni<strong>ch</strong>t<br />
auf Gesells<strong>ch</strong>aften und Anstalten anwendbar,<br />
die dur<strong>ch</strong> besondere kantonale<br />
Gesetze ge4ründet worden sind<br />
und unter Mitwirkung öffentli<strong>ch</strong>er Behörden<br />
verwaltet werden.<br />
z Sie geht widerspre<strong>ch</strong>enden Bestimmungen<br />
des OR vor.<br />
2 Sie geht widerspre<strong>ch</strong>enden Bestimmungen<br />
des OR vor, ausser betreffend<br />
das i.S.v. Art. 762 Abs. 1 OR in den<br />
Statuten einer Gesells<strong>ch</strong>aft eingeräumte<br />
Re<strong>ch</strong>t von Körpers<strong>ch</strong>aften des öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Re<strong>ch</strong>ts, Vertreter in den<br />
Verwaltungsrat abzuordnen.<br />
3 Aktionäre von Gesells<strong>ch</strong>aften mit Sitz<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz können in den Statuten<br />
festlegen, dass diese Verordnung für<br />
ihre Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t anwendbar ist<br />
(opt-outs, falls kumulativ L) die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
ihren Sitz in die S<strong>ch</strong>weiz verlegt<br />
oder hierher verlegt hat, (b) vor<br />
ihrer Sitzverlegung konsolidiert betra<strong>ch</strong>tet<br />
den Hauptteil ihres Ges<strong>ch</strong>äftes<br />
im Ausland abgewickelt hat und (c)<br />
eine Kotierung ausserhalb der S<strong>ch</strong>weiz<br />
gehabt hat und eine sol<strong>ch</strong>e Kotierung<br />
na<strong>ch</strong> der Sitzverlegung aufre<strong>ch</strong>t erhält<br />
oder aufre<strong>ch</strong>t erhalten hat, ohne ihre<br />
Aktien in der S<strong>ch</strong>weiz zu kotieren.<br />
7 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 1 Abs. 1 und 2 VE VgdA wie folgt: Gemäss<br />
Art. 763 Abs. 1 des Bundesgesetzes betreffend die Ergänzung des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Zivilgesetzbu<strong>ch</strong>es (Fünfter Teil: Obligationenre<strong>ch</strong>t) ("OR") kommen die<br />
Bestimmungen des Obligationenre<strong>ch</strong>ts auf Gesells<strong>ch</strong>aften und Anstalten, die aufgrund<br />
von besonderen kantonalen Gesetzen gegründet worden sind und unter<br />
Mitwirkung öffentli<strong>ch</strong>er Behörden verwaltet werden, ni<strong>ch</strong>t zur Anwendung, sofern<br />
der Kanton die subsidiäre Haftung für deren Verbindli<strong>ch</strong>keiten übernimmt.<br />
Art. 763 Abs. 2 OR sieht darüber hinaus ein grandfathering zugunsten von Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
und Anstalten vor, die vor dem 1. Januar 1883 dur<strong>ch</strong> besondere kantonale<br />
Gesetze gegründet worden sind. Sol<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aften und Anstalten sind
Bär &Karrer 26. Juli 2013 5<br />
eigentli<strong>ch</strong> keine Aktiengesells<strong>ch</strong>aften, sondern eher Körpers<strong>ch</strong>aften und Anstalten<br />
des kantonalen Re<strong>ch</strong>ts, au<strong>ch</strong> wenn dieses subsidiär auf die Bestimmungen des<br />
Obligationenre<strong>ch</strong>ts verweist. Ein Beispiel einer Gesells<strong>ch</strong>aft in dieser Kategorie<br />
wäre etwa die Genfer Kantonalbank.<br />
8 Sol<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aften und Anstalten sind dementspre<strong>ch</strong>end ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die<br />
verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Bestimmung erfasst. Folgli<strong>ch</strong> sollte die VgdA für diese Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
und Anstalten au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zur Anwendung kommen. Jede andere<br />
S<strong>ch</strong>lussfolgerung würde die kantonale Hoheit in diesem Berei<strong>ch</strong> eins<strong>ch</strong>ränken.<br />
Wäre der Bundesrat hingegen der Auffassung, dass Art. 95 Abs. 3 BV au<strong>ch</strong> Aktiengesells<strong>ch</strong>aften,<br />
die dur<strong>ch</strong> besondere Gesetze gegründet worden sind, erfasst,<br />
so müssten au<strong>ch</strong> die spezialgesetzli<strong>ch</strong>en Aktiengesells<strong>ch</strong>aften des Bundesre<strong>ch</strong>ts<br />
(z.B. die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Nationalbank) erfasst werden (übrigens ist in der jetzigen<br />
Fassung der VgdA beispielsweise au<strong>ch</strong> die Swisscom AG ni<strong>ch</strong>t erfasst). Diese<br />
breite Anwendbarkeit von Art. 95 Abs. 3 BV wurde im Rahmen des Abstimmungskampfs<br />
jedo<strong>ch</strong> nie thematisiert und dur<strong>ch</strong> die Initianten befürwortet.<br />
Ebenso ergibt si<strong>ch</strong> aus der systematis<strong>ch</strong>en Auslegung und der Zielsetzung von<br />
Art. 95 Abs. 3 BV, dass nur privatre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Aktiengesells<strong>ch</strong>aften erfasst sind.<br />
Darüber hinaus bestehen für sol<strong>ch</strong>e Institute des öffentli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ts andere,<br />
wirksamere Instrumente zur Vermeidung von Auszahlungen exzessiver Ents<strong>ch</strong>ädigungen.<br />
Klarheitshalber s<strong>ch</strong>lagen wir deshalb vor, diese Ausklammerung explizit<br />
festzuhalten. Alternativ könnte diese S<strong>ch</strong>lussfolgerung dur<strong>ch</strong> eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Bemerkung in einem erläuternden Beri<strong>ch</strong>t festgehalten werden.<br />
9 In ähnli<strong>ch</strong>er Weise räumt Art. 762 Abs. 1 OR für Körpers<strong>ch</strong>aften des öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Re<strong>ch</strong>ts das Re<strong>ch</strong>t ein, aufgrund einer statutaris<strong>ch</strong>en Ermä<strong>ch</strong>tigung Vertreter in<br />
den Verwaltungsrat zu ernennen, wenn sie ein öffentli<strong>ch</strong>es Interesse an einer<br />
Aktiengesells<strong>ch</strong>aft haben. Diese Mögli<strong>ch</strong>keit würde na<strong>ch</strong> dem Wortlaut des VE<br />
VgdA für eine Aktiengesells<strong>ch</strong>aft, deren Aktien an einer Börse kotiert sind, ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr zur Verfügung stehen. Eine sol<strong>ch</strong>e Eingrenzung entspri<strong>ch</strong>t aber weder Sinn<br />
no<strong>ch</strong> Zweck der neuen Verfassungsbestimmung, die beabsi<strong>ch</strong>tigt, der re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
und faktis<strong>ch</strong>en Handlungsfreiheit des Verwaltungsrats entgegenzuwirken, um die<br />
Aktionäre vor exzessiven Ents<strong>ch</strong>ädigungen der Mitglieder des Verwaltungsrats,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirats zu s<strong>ch</strong>ützen. Dieses Risiko besteht im Zusammenhang<br />
mit Vertretern der öffentli<strong>ch</strong>en Hand ni<strong>ch</strong>t, da diese ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> den<br />
Verwaltungsrat bzw. den Nominationsauss<strong>ch</strong>uss zur Wahl vorges<strong>ch</strong>lagen werden,<br />
sondern unmittelbar dur<strong>ch</strong> die öffentli<strong>ch</strong>en Behörden ernannt werden und der<br />
öffentli<strong>ch</strong>en Hand zur Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft verpfli<strong>ch</strong>tet sind. Deshalb s<strong>ch</strong>lagen wir vor,<br />
diese Ermä<strong>ch</strong>tigung weiterhin aufre<strong>ch</strong>t zu erhalten. Betroffen von dieser Regel ist<br />
na<strong>ch</strong> unserem Wissen beispielsweise der Flughafen Züri<strong>ch</strong>.<br />
10 Betreffend Art. 1 Abs. 3 VE VadA begründen wir die vorges<strong>ch</strong>lagene Opt-out<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit folgendermassen: Zwar erfasst der Wortlaut von Art. 95 Abs. 3 BV<br />
au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weizer Gesells<strong>ch</strong>aften mit Kotierung im Ausland; unseres Era<strong>ch</strong>tens ist<br />
der gewählte Wortlaut aber darauf zurückzuführen, dass verhindert werden sollte,<br />
dass historis<strong>ch</strong> hier ansässige Unternehmen den Minder-Bestimmungen auswei<strong>ch</strong>en,<br />
indem sie einfa<strong>ch</strong> hierzulande dekotieren und ihre Aktien beispielsweise
Bär &Karrer 26. Juli 2013 6<br />
in London, Frankfurt oder New York zum Handel zulassen -dies wäre tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
stossend, umso mehr, als im S<strong>ch</strong>weizer Re<strong>ch</strong>t der Verwaltungsrat einen sol<strong>ch</strong>en<br />
Ents<strong>ch</strong>eid allein, ohne Involvierung der Generalversammlung treffen könnte.<br />
11 In der Diskussion vor der Volksabstimmung ist eine spezifis<strong>ch</strong>e Kategorie von<br />
Unternehmen kaum diskutiert worden: Diese verlegten aus diversen Gründen<br />
ihren Holdingsitz in die S<strong>ch</strong>weiz (typis<strong>ch</strong>erweise au<strong>ch</strong> mit einigen Konzernfunktionen),<br />
üben aber das S<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>t ihrer Tätigkeit anderswo aus, sind seit jeher<br />
(s<strong>ch</strong>on vor der Sitzverlegung) anderswo kotiert und haben deshalb kaum S<strong>ch</strong>weizer<br />
Aktionäre. Sie unterliegen den Regeln der Börse, an denen sie kotiert sind,<br />
gerade au<strong>ch</strong> für Salärfragen.<br />
lZ<br />
Konkret gehören etwa 10 Gesells<strong>ch</strong>aften in diese Kategorie, namentli<strong>ch</strong> etwa ACE<br />
Limited; Allied World Assurance Company Holdings, Ltd; Foster Wheeler AG;<br />
Garmin Ltd. und Pentair.<br />
13 Der hier gema<strong>ch</strong>te Vors<strong>ch</strong>lag setzt den Verfassungstext besser um, als dies der<br />
Fall ist, wenn diese Gesells<strong>ch</strong>aften mit den hier kotierten Gesells<strong>ch</strong>aften "in einen<br />
Topf" geworfen werden, was folgendermassen begründet werden kann:<br />
13.1 Es ist volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> von Vorteil, wenn die S<strong>ch</strong>weiz als Holdingstandort<br />
attraktiv bleibt. Aus praktis<strong>ch</strong>er Erfahrung wissen wir, dass insbesondere die<br />
Strafbestimmungen Gesells<strong>ch</strong>aften und deren Organe abs<strong>ch</strong>recken werden, in die<br />
S<strong>ch</strong>weiz zu kommen - gerade au<strong>ch</strong> deshalb, weil das künftig geltende Prozedere<br />
der Bestimmung von Salären für sie (a) ungewohnt, (b) ni<strong>ch</strong>t konform mit den<br />
bisherigen lokalen Begebenheiten ist und (c) teilweise den Vorgaben des lokalen<br />
Börsenre<strong>ch</strong>ts widerspri<strong>ch</strong>t (dies gilt beispielsweise für die Mögli<strong>ch</strong>keit, eine zweite<br />
Generalversammlung einzuberufen, aber au<strong>ch</strong> für die Position des unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters, der v.a. mit dem US-amerikanis<strong>ch</strong>en Proxy-System ni<strong>ch</strong>t<br />
kompatibel ist). Mit der vorges<strong>ch</strong>lagenen Opt-out Mögli<strong>ch</strong>keit können Aktionäre<br />
sol<strong>ch</strong>er Gesells<strong>ch</strong>aften, die erwägen, den Sitz zu verlegen oder das s<strong>ch</strong>on gema<strong>ch</strong>t<br />
haben, wählen, wel<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t sie unterstehen. Kommt das notwendige<br />
Quorum ni<strong>ch</strong>t zustande, würde die VgdA voll zur Anwendung kommen.<br />
13.2 Dieser Vors<strong>ch</strong>lag s<strong>ch</strong>ützt damit das Privateigentum und die Aktionärinnen und<br />
Aktionäre sol<strong>ch</strong>er Gesells<strong>ch</strong>aften besser (was ja die im Text der Minder-<br />
Bestimmungen erklärte Absi<strong>ch</strong>t ist), denn es wird ihnen eine Wahl überlassen.<br />
13.3 Endli<strong>ch</strong> ist dieser Vors<strong>ch</strong>lag au<strong>ch</strong> im Sinne na<strong>ch</strong>haltiger Governance, indem die<br />
Aktionäre, die das wüns<strong>ch</strong>en, Konflikte zwis<strong>ch</strong>en zwei Systemen vermeiden können.<br />
14 Anders gesagt, spre<strong>ch</strong>en die Grundsätze der Verfassungsinterpretation ni<strong>ch</strong>t<br />
gegen diese Lösung - im Gegenteil, sie fordern sie. Es sei zudem angemerkt,<br />
dass au<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>weizer Re<strong>ch</strong>t, wenigstens im umgekehrten Fall, eher auf das<br />
"Umweltre<strong>ch</strong>t" als auf Formalien abstellt: Obwohl beispielsweise das Bundesgesetz<br />
über die Börsen und den Effektenhandel ("BERG") in aArt, 22 Abs. 1 fest-
Bär &Karrer 26. Juli 2013 7<br />
hielt, dass seine Bestimmungen nur auf in der S<strong>ch</strong>weiz domizilierte und kotierte<br />
(Ziel)Gesells<strong>ch</strong>aften anwendbar sind, ents<strong>ch</strong>ied die damalige zuständige Übernahmekammer<br />
der Eidgenössis<strong>ch</strong>en Bankenkommíssion, dass das BEHG auf die<br />
TAG Heuer International SA anwendbar sei, obwohl letztere Gesells<strong>ch</strong>aft ihren<br />
Sitz in Luxemburg hatte. Begründet wurde dieser Ents<strong>ch</strong>eid damit, dass die vorherrs<strong>ch</strong>ende<br />
Ges<strong>ch</strong>äftstätigkeit dieser Gesells<strong>ch</strong>aft in der S<strong>ch</strong>weiz war und si<strong>ch</strong><br />
die Gesells<strong>ch</strong>aft selbst immer als s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft betra<strong>ch</strong>tet hatte.<br />
Mit anderen Worten ents<strong>ch</strong>ied die S<strong>ch</strong>weizer Behörde in diesem Fall, dass die<br />
Verbindung zur S<strong>ch</strong>weiz wi<strong>ch</strong>tiger war als der formelle Sitz. Die glei<strong>ch</strong>e Überlegung<br />
muss vorgenommen werden, falls sí<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>werpunkt der Tätigkeit in<br />
einem anderen Land befindet: Eine sol<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft sollte ni<strong>ch</strong>t als "s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>"<br />
i.S.v. Art. 95 Abs. 3 BV angesehen werden —oder zumindest dann ni<strong>ch</strong>t,<br />
wenn ihre Aktionäre das bisherige Regelwerk bevorzugen.<br />
15 Zusammenfassend gesagt, würde dieser Vors<strong>ch</strong>lag ni<strong>ch</strong>t nur besser ins verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Korsett passen, sondern die S<strong>ch</strong>weiz au<strong>ch</strong> offen halten für ökonomis<strong>ch</strong><br />
wi<strong>ch</strong>tige Neuansiedlungen —dies zum Vorteil der Volkswirts<strong>ch</strong>aft und<br />
ohne, dass S<strong>ch</strong>weizer Aktionäre ges<strong>ch</strong>ädigt würden, denn sol<strong>ch</strong>e gibt es bei diesen<br />
hierzulande ni<strong>ch</strong>t gehandelten Titeln kaum.<br />
III<br />
Definitionen<br />
Neuer Art. la VE VgdA:<br />
Neuer Art. la VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Begriffe<br />
1 Im Sinne dieser Verordnung gelten als:<br />
a. Ges<strong>ch</strong>äfts/eitunq: Das gemäss Organisationsreglement oberste Gremium<br />
unterhalb des Verwaltungsrats mit Bes<strong>ch</strong>lusskompetenz, deren Mitglieder<br />
vom Verwaltungsrat mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraut wurden. Besteht<br />
kein sol<strong>ch</strong>es Gremium, umfasst die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung alle vom Verwaltungsrat<br />
entspre<strong>ch</strong>end bezei<strong>ch</strong>neten Personen, mindestens aber díe drei<br />
wi<strong>ch</strong>tigsten Führungskräfte. Ohne eine sol<strong>ch</strong>e Bezei<strong>ch</strong>nung gelten alle direkt<br />
vom Verwaltungsrat ernannten Personen als Ges<strong>ch</strong>äftsleitung,<br />
b. Beirat: Ein dur<strong>ch</strong> Statuten oder Organisationsreglement geregeltes Amt<br />
oder Gremium, mit Ausnahme der Revisionsstelle und von Gremìen~ die<br />
si<strong>ch</strong> aus Mitgliedern des Verwaltungsrats oder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung oder<br />
aus der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung unterstellten Personen zusammensetzen.<br />
? [Entspri<strong>ch</strong>t Art. 14 Abs. 2:] Als Vergütungen gelten insbesondere:<br />
1. Honorare, Löhne, Bonifikationen und Guts<strong>ch</strong>riften;
Bär &Karrer 26. Juli 2013 8<br />
2. Tantiemen, Beteiligungen am Umsatz und andere Beteiligungen am Ges<strong>ch</strong>äftsergebnis;<br />
3. Dienst- und Sa<strong>ch</strong>leistungen;<br />
4. die Zuteilung von Beteiligungspapieren, Wandel- und Optionsre<strong>ch</strong>ten;<br />
5. Bürgs<strong>ch</strong>aften, Garantieverpfli<strong>ch</strong>tungen, Pfandbestellungen zugunsten Dritter<br />
und andere Si<strong>ch</strong>erheiten;<br />
6. der Verzi<strong>ch</strong>t auf Forderungen;<br />
7. Aufwendungen, die Ansprü<strong>ch</strong>e auf Vorsorgeleistungen begründen oder<br />
erhöhen;<br />
8. sämtli<strong>ch</strong>e Leistungen für zusätzli<strong>ch</strong>e Arbeiten.<br />
3 Ni<strong>ch</strong>t als Vergütungen gelten insbesondere:<br />
1. Ges<strong>ch</strong>äftsmässig begründete Spesen<br />
2. Prämien für Versi<strong>ch</strong>erungen, die kraft Gesetz dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft zu<br />
bezahlen sind oder zumindest teilweise im unmittelbaren Interesse der<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft aufgewendet werden (z, B. D&O-Versi<strong>ch</strong>erungen, Taggeldversi<strong>ch</strong>erungen);<br />
3. Geringfügige, sozial übli<strong>ch</strong>e Vorteile.<br />
16 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag eines neuen Art. 1a VE VgdA wie folgt: Es ist von<br />
hoher Bedeutung, Kernbegriffe der VgdA klar zu definieren. Der VE VgdA verwendet<br />
derzeit teilweise unbestimmte, s<strong>ch</strong>wammige Begriffe, die gerade angesi<strong>ch</strong>ts<br />
der hohen Strafandrohungen, aber au<strong>ch</strong> etwa dur<strong>ch</strong> drohende zivilre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Ni<strong>ch</strong>tigkeit und Rückforderbarkeit von Vergütungen zu Unsi<strong>ch</strong>erheit führen.<br />
Bessere Definitionen werden somit bereits dur<strong>ch</strong> das strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Bestimmtheitsgebot<br />
verlangt; für die Kohärenz der VgdA ist es jedo<strong>ch</strong> vorteilhaft, die Begriffe<br />
ni<strong>ch</strong>t nur im Rahmen der Strafbestimmungen, sondern für die gesamte Verordnung<br />
zu regeln.<br />
17 Hinzu kommt, dass der VE VgdA in Einzelbestimmungen gewisse Definitionen<br />
enthält (Art. 2 Ziff. 4, Art. 14 Abs. 2); dabei bleibt aber unklar, ob die Definition<br />
au<strong>ch</strong> sonst gelten soll oder ni<strong>ch</strong>t. Es re<strong>ch</strong>tfertigt si<strong>ch</strong> deshalb, die Definitionen<br />
zentral zu Beginn zu regeln, wie es heute guter Gesetzgebung entspri<strong>ch</strong>t.<br />
18 Im Einzelnen sind die Definitionen wie folgt zu begründen:<br />
19 Der Begriff der "Ges<strong>ch</strong>äftsleitung" wird im geltenden Re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t verwendet, mit<br />
Ausnahme des Art. 663bb'S OR. Die hier vorges<strong>ch</strong>lagene Definition stützt si<strong>ch</strong> auf<br />
formelle Kriterien ab. Ges<strong>ch</strong>äftsleitung ist in der Regel das als sol<strong>ch</strong>es bezei<strong>ch</strong>ne-
Bär &Karrer 26. Juli 2013 9<br />
te Organ. Wo -wie teilweise bei amerikanis<strong>ch</strong> geprägten Gesells<strong>ch</strong>aften - einfa<strong>ch</strong><br />
ein "Management" unter der Leitung eines starken Chief Executive Officer<br />
("CEO") steht, ohne dass eine eigentli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>lussfassung in einem separaten<br />
Gremium stattfindet, sollte es auf die Bezei<strong>ch</strong>nung dur<strong>ch</strong> den Verwaltungsrat ankommen.<br />
Um Umgehungen zu vermeiden, sollten in diesem Fall wenigstens die<br />
drei wi<strong>ch</strong>tigsten "Manager" der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung angehören (in der Regel Chief<br />
Financial Officer, CEO und Chief Operating Officer, dìe meist au<strong>ch</strong> am besten bezahlt<br />
sind).<br />
20 Demgegenüber ist die jetzige Definition in Art. 2 Ziff. 4 VE VgdA sehr missverständli<strong>ch</strong>,<br />
da sie als materielle bzw. funktionale Definition aufgefasst werden<br />
könnte. Es kann aber ni<strong>ch</strong>t Sinn und Zweck der VgdA sein, etwa eine Bank oder<br />
einen externen Berater, der in einem Verantwortli<strong>ch</strong>keitsprozess als faktis<strong>ch</strong>es<br />
Organ der Gesells<strong>ch</strong>aft qualifiziert wird, zu erfassen. Zudem würde es zu grösster<br />
Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit führen, wenn au<strong>ch</strong> das mittlere Management von einem Geri<strong>ch</strong>t<br />
als "Ges<strong>ch</strong>äftsleitung" qualifiziert würde, nur weil z.B. der Verwaltungsrat in<br />
einem Fall direkt einen Auftrag an eine Person erteilt hat.<br />
21 Der Begriff des "Beirats" wird ebenfalls bloss von Art. 663bb'S OR verwendet, ohne<br />
dass klar ist, was damit gemeint ist. Na<strong>ch</strong> dem hier gema<strong>ch</strong>ten Vors<strong>ch</strong>lag muss<br />
einerseits eine Institutionalisierung dur<strong>ch</strong> Statuten oder Organisationsreglement<br />
bestehen; andererseits stellen die Revisionsstelle sowie dur<strong>ch</strong> Verwaltungsrat<br />
oder Management gebildete Auss<strong>ch</strong>üsse keinen Beirat dar. Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass hier<br />
u.U. au<strong>ch</strong> Mitglieder der mittleren Management-Ebene in sol<strong>ch</strong>en Auss<strong>ch</strong>üssen<br />
sitzen dürfen (z. B, in einem Disclosure Committee), ohne dass dies zur Qualifikation<br />
als Beirat führt.<br />
22 Der Begriff der "Vergütung" wird bereits in Art. 14 Abs. 2 VE VgdA konkretisiert,<br />
ohne das klar ist, ob dies au<strong>ch</strong> für andere Bestimmungen gelten soll. Aufgrund<br />
der zentralen Stellung dieses Begriffs, der über Strafbarkeit und Ni<strong>ch</strong>tigkeit von<br />
Leistungen ents<strong>ch</strong>eidet, ist eine Konkretisierung für die gesamte Verordnung unabdingbar,<br />
weshalb sie hier vorangestellt wird. Wi<strong>ch</strong>tig ist zudem, in einem neuen<br />
Absatz au<strong>ch</strong> eine Negativdefinition einzuführen, damit gewisse Leistungen, die<br />
na<strong>ch</strong> heutigen Marktgepflogenheiten in der Regel ni<strong>ch</strong>t als eigentli<strong>ch</strong>e Vergütungen<br />
betra<strong>ch</strong>tet werden, na<strong>ch</strong> wie vor mögli<strong>ch</strong> sind. Im einzelnen geht es um Folgendes:<br />
• Spesen sind keine Vergütungen, was aber klarzustellen ist;<br />
• Gewisse Versi<strong>ch</strong>erungsprämien muss der Arbeitgeber von Gesetzes wegen<br />
bezahlen, z.B. Unfallversi<strong>ch</strong>erung, obligatoris<strong>ch</strong>e Arbeitgeberbeiträge an<br />
AHV/IV, ALV und BVG. Sol<strong>ch</strong>e Leistungen werden ni<strong>ch</strong>t vom Zweck von<br />
Art. 95 Abs. 3 BV erfasst. Dasselbe gilt für gewisse Versi<strong>ch</strong>erungen, die regelmässig<br />
vom Arbeitgeber bezahlt werden, da er si<strong>ch</strong> davon au<strong>ch</strong> einen<br />
eigenständigen Nutzen verspri<strong>ch</strong>t; es ist diesfalls unerhebli<strong>ch</strong>, ob die Versi<strong>ch</strong>erung<br />
au<strong>ch</strong> dem Arbeitnehmer zugutekommt bzw, er selbst au<strong>ch</strong> versi<strong>ch</strong>ert<br />
ist. Zu denken ist hier etwa an Taggeldversi<strong>ch</strong>erungen oder D&0-
Bär &Karrer 26. Juli 2013 10<br />
Haftpfli<strong>ch</strong>tversi<strong>ch</strong>erungen, Eine Ausgrenzung eines Privatanteils ist hier regelmässig<br />
ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>führbar und wird au<strong>ch</strong> von den Steuerbehörden ni<strong>ch</strong>t<br />
verlangt.<br />
• S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> sind geringfügige, sozial übli<strong>ch</strong>e Vorteile, insbesondere<br />
sog. Fringe Benefits, ebenfalls auszunehmen (z. B. Vergünstigungen in der<br />
Mitarbeiterkantine, kleine Weihna<strong>ch</strong>tsges<strong>ch</strong>enke an die Mitarbeiter, etc.).<br />
IV<br />
Verbotene Zahlungen (Art. 20 und 21 VE VgdA)<br />
Art. 20 VE VgdA:<br />
Unzulässige Vergütungen in der Ge-<br />
sells<strong>ch</strong>aft<br />
Art. 20 VE VgdA<br />
Unzulässige Vergütungen in der Gese//-<br />
s<strong>ch</strong>aft<br />
Folgende Vergütungen für Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates sind unzuläs-<br />
1. Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen;<br />
Art. 20 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
1 Folgende Vergütungen für Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äfts-<br />
leitung und des Beirates sind unzulässig:<br />
1, Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen, wobei<br />
Vergütungen bei Beendigung<br />
eines Mandats- oder Anstellungsverhältnisses<br />
im Rahmen<br />
der Abwicklung marktgere<strong>ch</strong>ter<br />
Vereinbarungen und<br />
Vergütungen für Gegenleistungen,<br />
die über die Beendigunq<br />
des Mandats- oder Anstellungsverhältnisses<br />
hinaus wirken, zulässig<br />
sind.<br />
z Vorbehalten bleiben Vergütungen an<br />
die Mitglieder des VerwaltungsratesF<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung oder des Beirates,<br />
wel<strong>ch</strong>e aufgrund von zwingenden<br />
Bestimmungen des ausländis<strong>ch</strong>en<br />
Re<strong>ch</strong>ts ges<strong>ch</strong>uldet sind.<br />
23 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 20 (Abs. 1) Ziff. 1 und den neu eingefügten<br />
Art. 20 Abs. 2 VE VgdA wie folgt: Der Begriff "Abgangsents<strong>ch</strong>ädigungen" ist ein<br />
unbestimmt Re<strong>ch</strong>tsbegriff und als sol<strong>ch</strong>er abzugrenzen von Zahlungen bei Been-
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
11<br />
digung eines Arbeits- oder Mandatsverhältnisses, die weiterhin zulässig sein müssen<br />
und teilweise sogar im Interesse des Unternehmens und damit letztli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
im Interesse der Aktionäre geboten sind.<br />
24 So müssen Zahlungen, die als Folge der Auflösung eines Arbeits- oder Mandatsvertrags<br />
mit übli<strong>ch</strong>er Kündigungsfrist oder Laufzeit geleistet werden, zulässig<br />
bleiben, au<strong>ch</strong> wenn die betroffene Person sofort freigestellt wird; au<strong>ch</strong> ist es oft<br />
geboten, dass in sol<strong>ch</strong>en Konstellationen ni<strong>ch</strong>t definitiv zugeteilte Bonusansprü<strong>ch</strong>e<br />
oder Ansprü<strong>ch</strong>e aus Beteiligungsplänen definitiv zugeteilt werden können.<br />
25 Analoges gilt, wenn im Rahmen eines Arbeits- oder Mandatsverhältnisses für den<br />
Fall einer Vertragsbeendigung ein Konkurrenz- oder Abwerbeverbot statuiert<br />
wird: au<strong>ch</strong> dann muss die entspre<strong>ch</strong>ende Unterlassungspfli<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>ädigt werden<br />
können.<br />
26 S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist eine Klarstellung erforderli<strong>ch</strong> für den Fall, dass s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
gesells<strong>ch</strong>aftsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Zahlungsverbote mit zwingenden arbeitsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en oder<br />
sonstigen Vors<strong>ch</strong>riften im Ausland kollidieren, Zumal davon auszugehen ist, dass<br />
sol<strong>ch</strong>e Vors<strong>ch</strong>riften in der jeweiligen ausländis<strong>ch</strong>en Jurisdiktion kollisionsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
zwingend anwendbar sind, s<strong>ch</strong>lagen wir zwecks Vermeidung einer Normenkollision<br />
auf internationaler Ebene einen Vorbehalt zugunsten zwingender Bestimmungen<br />
des ausländis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ts vor.<br />
V Generalversammlung, Salärbestimmungen generell (Art. 2, 18, 19,<br />
28 und 31 VE VgdA)<br />
Art. Z VE VgdA:<br />
Art. 2 VE VgdA<br />
Dìe Generalversammlung hat die fol-<br />
genden unübertragbaren Befugnisse:<br />
Die Generalversammlung hat die folgenden<br />
unübertragbaren Befugnisse:<br />
1. die Wahl des Präsidenten des<br />
Verwaltungsrates und gegebenenfalls<br />
der Stellvertreter;<br />
Art. 2 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
1. die Wahl des Präsidenten des<br />
Verwaltungsrates<br />
C4.. 11. .1..-i~r.. i-..~-.<br />
7TlTfrR~V°~<br />
4. die Genehmigung der Vergütungen<br />
des Verwaltungsrates, der<br />
Personen, die vom Verwaltungsrat<br />
ganz oder zum Teil mit der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraut sind<br />
(Ges<strong>ch</strong>äftsleitung) und des Beirates.<br />
4. die Genehmigung der Vergütungen<br />
des Verwaltungsrates, der<br />
fGes<strong>ch</strong>äftsleitung~ und des Beirates.
Bär &Karrer 26. Juli 2013 12<br />
27 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 2 Ziff. 1 VE VgdA wie folgt: Das Bestreben,<br />
Organisationmängel na<strong>ch</strong> Art. 731b OR zu vermeiden, ist zu begrüssen. Wir era<strong>ch</strong>ten<br />
jedo<strong>ch</strong> eine Wahl der Stellvertreter des Präsidenten dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
als ni<strong>ch</strong>t zielführend. Stellvertretungen müssen derart erfolgen, dass<br />
sie den Umständen entspre<strong>ch</strong>end eine reibungslose Weiterführung der Ges<strong>ch</strong>äfte<br />
ermögli<strong>ch</strong>en. Bei sporadis<strong>ch</strong>en Verhinderungen des Präsidenten sollten dessen<br />
Aufgaben im Allgemeinen dur<strong>ch</strong> im Voraus ernannte Stellvertreter/Stellvertreterinnen<br />
übernommen werden können (beispielsweise wenn es um die Leitung einer<br />
Verwaltungsratssitzung geht). Es kann aber dur<strong>ch</strong>aus au<strong>ch</strong> vorkommen, dass ein<br />
Präsident über längere Zeit verhindert ist (z.B. wegen Unfall oder Krankheit). In<br />
sol<strong>ch</strong>en Fällen ist keineswegs si<strong>ch</strong>er, dass die ursprüngli<strong>ch</strong> vorgesehenen Stellvertreter,<br />
insbesondere bei stark belastenden Präsidialaufgaben, die Stellvertretung<br />
zeitli<strong>ch</strong> oder von den Kompetenzen her übernehmen können. Der Verwaltungsrat<br />
muss in einer sol<strong>ch</strong>en Situation die nötige Flexibilität behalten, um eine<br />
angemessene Lösung zu finden, und letztere kann dur<strong>ch</strong>aus au<strong>ch</strong> in der interimistís<strong>ch</strong>en<br />
Ernennung eines ursprüngli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorgesehenen Stellvertreters liegen.<br />
Au<strong>ch</strong> muss si<strong>ch</strong>ergestellt werden, dass für die Wahrnehmung der Präsidialaufgaben<br />
im Falle eines Ausfalls sowohl des Präsidenten als au<strong>ch</strong> der Stellvertreter<br />
während einer Übergangszeit bis zur nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
eine andere Stellvertretung eingesetzt werden kann, ohne hierfür unbedingt<br />
eine ausserordentli<strong>ch</strong>e Generalversammlung dur<strong>ch</strong>führen zu müssen.<br />
28 Da die Wahl eines Stellvertreters des Verwaltungsratspräsidenten dur<strong>ch</strong> die<br />
Generalversammlung in Art. 95 Abs. 3 BV selbst gar ni<strong>ch</strong>t vorgesehen ist, übers<strong>ch</strong>reitet<br />
unseres Era<strong>ch</strong>tens die in Art. 2 VE VgdA vorges<strong>ch</strong>lagene Wahl der Stellvertreter<br />
dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung die autonome gesetzgeberis<strong>ch</strong>e Kompetenz<br />
des Bundesrats. Unser Vors<strong>ch</strong>lag entspri<strong>ch</strong>t zudem dem aktienre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Prinzip, dass der Verwaltungsrat si<strong>ch</strong> selbst konstituiert. Art. 712 Abs, 2 OR sieht<br />
denn au<strong>ch</strong> einzig vor, dass der Verwaltungsratspräsident dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung<br />
gewählt werden kann.<br />
29 Betreffend Art. 2 Ziff. 4 VE VgdA begründen wird die vorges<strong>ch</strong>lagene Änderung<br />
wie folgt: Der Wortlaut der Bestimmung kann vereinfa<strong>ch</strong>t werden, da der Begriff<br />
"Ges<strong>ch</strong>äftsleitung" bereits im vorges<strong>ch</strong>lagenen Art. 1a Abs. 1 lit. a VE VgdA definiert<br />
wird.<br />
Art. 18 VE VgdA:<br />
Art. 18 VE VgdA<br />
Vergütungen an den Verwaltungsrat, die<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den Beirat<br />
Art. 18 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Vergütungen an den Verwaltungsrat,<br />
die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den Beirat<br />
3 Die Statuten können eine von Absatz 1 3 Die Statuten können eine von den<br />
abwei<strong>ch</strong>ende Regelung vorsehen. Die Absätzen A~sa~~ 1 und 2 abwei<strong>ch</strong>ende
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
13<br />
folgenden Voraussetzungen müssen Regelung vorsehen. Die folgenden<br />
erfüllt sein:<br />
Voraussetzungen müssen erfüllt sein:<br />
30 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 18 Abs. 3 VE VgdA wie folgt: Wir begrüssen<br />
die Flexibilität von Art. 18 Abs. 3 VE VgdA und sind der Auffassung, dass die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit einer anderen, abwei<strong>ch</strong>enden statutaris<strong>ch</strong>en Regelung ni<strong>ch</strong>t nur für<br />
die Gestaltung der Abstimmungen über die Vergütungen gemäss Art. 18<br />
Abs. 1 VE VgdA zur Verfügung stehen sollte, sondern au<strong>ch</strong> für das Vorgehen im<br />
Falle einer Verweigerung der Genehmigung eines Gesamtbetrags na<strong>ch</strong> Art. 18<br />
Abs. 1 Ziff. 1 bis 6 VE VgdA. Die Statuten könnten etwa, immer im Rahmen der<br />
S<strong>ch</strong>ranken von Art. 18 Abs. 3 VE VgdA, eine längere Frist für eine Neuabstimmung<br />
vorsehen, was beispielsweise erlauben würde, die Neuabstimmung im<br />
Rahmen einer aus sonstigen Gründen vorzunehmenden ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
dur<strong>ch</strong>zuführen und entspre<strong>ch</strong>ende Kosten zu sparen. Denkbar<br />
wäre au<strong>ch</strong>, dass die Statuten für den Fall der Ablehnung der Vergütungen ein<br />
zweistufiges Verfahren vorsehen: So könnte beispielsweise in einer ersten Phase<br />
über einen Minimalbetrag (Vergütungssockel) abgestimmt werden, um dann anlässli<strong>ch</strong><br />
einer folgenden Generalversammlung wiederum über einen Gesamtbetrag<br />
abzustimmen. Oder die Generalversammlung könnte in einer ersten Phase einen<br />
globalen Maximalbetrag festlegen, der dann in einer weiteren Generalversammlung<br />
na<strong>ch</strong> Gremien aufgeteilt gutzuheissen wäre. Aus unserer Si<strong>ch</strong>t besteht kein<br />
Grund, die Gestaltungsfreiheit der Aktiengesells<strong>ch</strong>aft einzus<strong>ch</strong>ränken, soweit die<br />
Voraussetzungen von Art. 18 Abs. 3 VgdA und damit von Art. 95 Abs. 3 lit a. BV<br />
erfüllt bleiben.<br />
Art. 19 VE VgdA:<br />
Art. 19 VE VgdA<br />
Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
Art. 19 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
1 Die Statuten können für die Vergütun- 1 Die Statuten können für die Vergügen<br />
von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftsleí- tungen von Mitgliedern der Ges<strong>ch</strong>äftstung,<br />
die na<strong>ch</strong> der Genehmigung der leitung, die na<strong>ch</strong> der Genehmigung<br />
fixen Vergütung ernannt werden, einen der €+-x~ Vergütungen ernannt wer-<br />
Zusatzbetrag vorsehen.<br />
den, einen Zusatzbetrag vorsehen.<br />
31 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 19 Abs. 1 VE VgdA wie folgt: Die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
na<strong>ch</strong> Art. 19 VE VgdA, einen Zusatzbetrag zur Verfügung zu stellen, ist zu begrüssen.<br />
Sie sollte aber ni<strong>ch</strong>t nur für diejenigen Gesells<strong>ch</strong>aften gelten, wel<strong>ch</strong>e die<br />
vom VE VgdA vorges<strong>ch</strong>lagenen Modelle anwenden, sondern au<strong>ch</strong> für jene, die<br />
si<strong>ch</strong> für eine andere statutaris<strong>ch</strong> vorgesehene Lösung ents<strong>ch</strong>eiden, und beispielsweise<br />
gestützt auf Art. 18 Abs. 3 VE VgdA mit einer prospektiven Budgetlösung<br />
für die variablen Vergütungskomponenten operieren. Art. 19 VE VgdA sollte
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
14<br />
daher ni<strong>ch</strong>t explizit und auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> auf die Genehmigung der fixen Vergütungen<br />
verweisen, sondern auf die Genehmigung von Vergütungen im Allgemeinen.<br />
Art. 28 VE VgdA:<br />
Art. 28 VE VgdA<br />
Art. 28 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Anpassung von altre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Arbeits- Anpassung von altre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Arbeitsverträgen<br />
verträgen<br />
Die im Zeitpunkt des Inkrafttretens<br />
dieser Verordnung bestehenden Arbeítsverträge<br />
sind innerhalb eines Jahres<br />
ab Inkrafttreten dieser Verordnung<br />
anzupassen. Na<strong>ch</strong> Ablauf dieser Frist<br />
sind die Vors<strong>ch</strong>riften der Verordnung<br />
auf alle Arbeitsverträge anwendbar.<br />
Die im Zeitpunkt des Inkrafttretens<br />
dieser Verordnung bestehenden Arbeitsverträge<br />
sind innerhalb eues<br />
~-a#-~es von zwei Jahren ab Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung anzupassen.<br />
Na<strong>ch</strong> Ablauf dieser Frist sind die Vors<strong>ch</strong>riften<br />
der Verordnung auf alle Arbeitsverträge<br />
anwendbar.<br />
32 Wir begründen die Änderung in Art. 28 VE VgdA wie folgt: Die Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
haben gemäss Art. 18 Abs. 3 VE VgdA die Mögli<strong>ch</strong>keit, in ihren Statuten Bestimmungen<br />
aufzunehmen, die von den Regelungen der Vergütungsgenehmigungen<br />
von Art. 18 Abs. 1 (und na<strong>ch</strong> dem hiesigen Vors<strong>ch</strong>lag au<strong>ch</strong> von Art. 18 Abs. 2) VE<br />
VgdA abwei<strong>ch</strong>en. Sol<strong>ch</strong>e Bestimmungen sind innerhalb von 2 Jahren ab Inkrafttreten<br />
der Verordnung aufzunehmen (Art. 27 VE VgdA), also per ordentli<strong>ch</strong>er Generalversammlung<br />
2015. Dagegen sieht Art. 28 VE VgdA für die Anpassung von<br />
altre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Arbeitsverträgen ledigli<strong>ch</strong> eine Frist von einem Jahr ab Inkrafttreten<br />
der Verordnung vor. Da die eins<strong>ch</strong>lägigen Statutenbestimmungen für die Anpassung<br />
der Arbeitsverträge von hoher Relevanz sein können, s<strong>ch</strong>lagen wir vor,<br />
die Übergangsfrist für die Anpassung der Arbeitsverträge auf zwei Jahre, d.h. bis<br />
Ende 2015 auszudehnen, um den Gesells<strong>ch</strong>aften zu erlauben, die Anpassung im<br />
Einklang mit den eins<strong>ch</strong>lägigen Statutenbestimmungen vorzunehmen.<br />
Art. 31 VE VgdA:<br />
Art. 31 VE VgdA<br />
Art. 31 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Genehmigungen dur<strong>ch</strong> díe Generalver- Genehmigungen dur<strong>ch</strong> die Generalsammlung<br />
versammlung<br />
1 Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Genehmigung der<br />
Gesamtbeträge der fixen Vergütung der<br />
Mitglieder des Verwaltungsrates, der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates gelten<br />
ab der zweiten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung,<br />
die na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung stattfindet.<br />
} Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Genehmigung<br />
der Gesamtbeträge der €i~et~ Vergütung<br />
der Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des<br />
Beirates gelten ab der ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung, die der Anpassung<br />
der Statuten gemäss Art. 27<br />
folgt spätestens aber ab der n<br />
dritten ordentli<strong>ch</strong>en Generalversamm-
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
15<br />
lung, die na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten dieser<br />
Verordnung stattfindet.<br />
Z Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Genehmigung der<br />
Gesamtbeträge der variablen Vergütung<br />
der Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates<br />
gelten erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr,<br />
das mit oder na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten<br />
dieser Verordnung beginnt.<br />
33 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 31 Abs. 1 und die Strei<strong>ch</strong>ung von<br />
Abs. 2 VE VgdA wie folgt: Die Gesells<strong>ch</strong>aften haben gemäss Art. 18 Abs. 3 VE<br />
VgdA die Mögli<strong>ch</strong>keit, in ihren Statuten Bestimmungen aufzunehmen, die von den<br />
Regelungen der Vergütungsgenehmigungen von Art. 18 Abs. 1 (und na<strong>ch</strong> dem<br />
hiesigen Vors<strong>ch</strong>lag au<strong>ch</strong> von Art. 18 Abs. 2) VE VgdA abwei<strong>ch</strong>en. Sol<strong>ch</strong>e Bestimmungen<br />
sind innerhalb von 2 Jahren ab Inkrafttreten der Verordnung aufzunehmen<br />
(Art. 27 VE VgdA), also vor Ende 2015. Da si<strong>ch</strong> die Genehmigung der Vergütungen<br />
na<strong>ch</strong> diesen, allenfalls von der Regelung des Art. 18 Abs. 1 VE VgdA abwei<strong>ch</strong>enden,<br />
Statutenbestimmungen ri<strong>ch</strong>ten müssen, ers<strong>ch</strong>eint es sinnvoll, die<br />
Genehmigungspfli<strong>ch</strong>t erst dann einzuführen, wenn die relevanten Statutenbestimmungen<br />
in Kraft sind. Entspre<strong>ch</strong>end s<strong>ch</strong>lagen wir vor, die Übergangsfrist für<br />
die Genehmigungspfli<strong>ch</strong>t mit derjenigen für die Anpassung der Statuten abzustimmen.<br />
Würde es eine Gesells<strong>ch</strong>aft versäumen, ihre Statuten innert der zweíjährigen<br />
Frist anzupassen, wäre sie na<strong>ch</strong> unserem Vors<strong>ch</strong>lag denno<strong>ch</strong> verpfli<strong>ch</strong>tet,<br />
die Genehmigungen ab dem Folgejahr anzuwenden.<br />
34 Ganz grundsätzli<strong>ch</strong> era<strong>ch</strong>ten wir eine zwingende Abstimmung im Jahre 2015 über<br />
die variable Vergütung des Ges<strong>ch</strong>äftsjahrs 2014 in zeitli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t als problematis<strong>ch</strong>.<br />
Wie oben ausgeführt, sollte den Gesells<strong>ch</strong>aften ermögli<strong>ch</strong>t werden, statutaris<strong>ch</strong>e<br />
Bestimmungen aufzunehmen, die von den Regelungen der Vergütungsgenehmigungen<br />
von Art. 18 Abs. 1 VE VgdA abwei<strong>ch</strong>en, und die Genehmigung<br />
der Vergütungen sollte unter Einbezug und auf der Grundlage der entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Bestimmungen erfolgen können. In Anbetra<strong>ch</strong>t dessen, dass die endgültige<br />
Fassung der Verordnung voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> erst Ende November 2013 verabs<strong>ch</strong>iedet<br />
werden dürfte, wird es für Gesells<strong>ch</strong>aften, die ihre ordentli<strong>ch</strong>e Generalversammlung<br />
jeweils in den ersten Wo<strong>ch</strong>en des Kalenderjahres dur<strong>ch</strong>führen, ausserordentli<strong>ch</strong><br />
knapp werden, bereits an der ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung<br />
2014 über allfällige Statutenänderungen zu befinden. Sol<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
müssten daher im Jahre 2015 über die variablen Vergütungen des Ges<strong>ch</strong>äftsjahres<br />
2014 retrospektiv abstimmen, obwohl sie eigentli<strong>ch</strong> (zur Verhinderung rückwirkender<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungen) mit einer prospektiven Budgetlösung operieren mö<strong>ch</strong>ten.<br />
Au<strong>ch</strong> aus diesem Grund s<strong>ch</strong>lagen wir vor, über die fixen und die variablen<br />
Vergütungen erst in demjenigen Jahre zwingend abzustimmen, das einer allfälligen<br />
Statutenänderung folgt, spätestens jedo<strong>ch</strong> ab dem Jahre 2016 (in wel<strong>ch</strong>em<br />
die Generalversammlung also in jedem Fall bereits über die variable Vergütung<br />
des Ges<strong>ch</strong>äftsjahres 2015 zu befinden hätte).
Bär &Karrer 26. Juli 2013 16<br />
VI<br />
Statuten (Art. 6, 12 und 27 VE VgdA)<br />
Art. 12 VE VgdA:<br />
Art. 12 VE VgdA<br />
Art. 12 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
1 Die Statuten müssen Bestimmungen 1 Die Statuten müssen Bestimmungen<br />
enthalten über.<br />
enthalten über:<br />
1. die Anzahl der zulässigen Tätigkeiten<br />
der Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates in den obersten<br />
Leitungs- oder Verwaltungsorganen<br />
von Re<strong>ch</strong>tseinheiten, die<br />
verpfli<strong>ch</strong>tet sind, si<strong>ch</strong> ins Handelsregister<br />
eintragen zu lassen,<br />
und die ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
kontrolliert werden oder<br />
die Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t kontrollieren;<br />
1. die Anzahl der zulässigen Tätigkeiten<br />
der Mitglieder des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates in den<br />
obersten Leitungs- oder Verwaltungsorganen<br />
von R~e#~sin-<br />
oder ausländis<strong>ch</strong>en<br />
Handelsgesells<strong>ch</strong>aften,<br />
t~ die ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
kontrolliert werden oder<br />
die Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t kontrollieren;<br />
z Zu ihrer Verbindli<strong>ch</strong>keit bedürfen der<br />
Aufnahme in die Statuten Bestimmungen<br />
über;<br />
1. die Höhe der Darlehen, Kredite<br />
und Renten für die Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
und des Beirates;<br />
Z Zu ihrer Verbindli<strong>ch</strong>keit bedürfen der<br />
die Statuten Bestim-<br />
Aufnahme in<br />
mungen über:<br />
1. die Höhe der Darlehen, Kredite<br />
und von der Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
ausgeri<strong>ch</strong>teten oder verspro<strong>ch</strong>enen<br />
Renten für die Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates, der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates;<br />
35 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 VE VgdA wie folgt: Der<br />
vorges<strong>ch</strong>lagene Text ist einerseits zu weit, andererseits zu eng. Zu eng, weil er<br />
nur auf Tätigkeiten ín S<strong>ch</strong>weizer Gesells<strong>ch</strong>aften abzielt, was kaum dem Willen des<br />
Verfassungsgebers entspri<strong>ch</strong>t, zu weit, weil er au<strong>ch</strong> rein karitative Aufgaben in<br />
Stiftungen trifft. Mit dem vorges<strong>ch</strong>lagenen Text wird dies korrigiert.
Bär &Karrer 26. Juli 2013 17<br />
36 Der Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 12 Abs. 2 Ziff. 1 VE VgdA kommt daher, dass hier nur<br />
Renten gemeint sein können, wel<strong>ch</strong>e die Gesells<strong>ch</strong>aft selbst ausri<strong>ch</strong>tet -ni<strong>ch</strong>t<br />
aber ihre Pensionskasse oder Versi<strong>ch</strong>erung. Klar ist, dass Aufwendungen an sol<strong>ch</strong>e<br />
Re<strong>ch</strong>tsträger eine Vergütung darstellen, dies na<strong>ch</strong> Art. 14 Abs.2<br />
Ziff. 7 VE VgdA.<br />
37 Betreffend Art. 27 VE VgdA haben wir eine Anregung auf Stufe Erläuternder<br />
Beri<strong>ch</strong>t: Unseres Era<strong>ch</strong>tens wird die Absi<strong>ch</strong>t des Verordnungsgebers, was den<br />
bedingten Statutenìnhalt betrifft, mit dieser Übergangsfrist ni<strong>ch</strong>t klar geregelt. So<br />
fragt si<strong>ch</strong> beispielsweise, ob ein Darlehen s<strong>ch</strong>on ab 1. Januar 2014 ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
gewährt werden kann (sondern erst ab Aufnahme einer entspre<strong>ch</strong>enden Klausel<br />
in die Statuten), oder ob si<strong>ch</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft au<strong>ch</strong> hier 2 Jahre Zeit lassen (und<br />
in der Zwis<strong>ch</strong>enzeit Darlehen gewähren) kann. Wír glauben, dass nur die zweite<br />
Lesung ri<strong>ch</strong>tig sein kann, was s<strong>ch</strong>on daraus folgt, dass in dieser Übergangsfrist<br />
au<strong>ch</strong> Beteiligungsre<strong>ch</strong>te begeben werden dürfen. Es drängt si<strong>ch</strong> aber aus Gründen<br />
der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit eine Klarstellung im Beri<strong>ch</strong>t auf.<br />
VII<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t (Art. 5, 13 und 14-17 VE VgdA)<br />
Art. 14 VE V~dA:<br />
Art. 14 VE VgdA<br />
Vergütungen an den Verwaltungsrat,<br />
die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den Beirat<br />
Art. 14 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Vergütungen an den Verwaltungsrat,<br />
die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und den Beírat<br />
z Als Vergütungen gelten insbesonde- ~ [in den neuen Art. 1a Abs. 2 VE<br />
re:<br />
VgdA vers<strong>ch</strong>ieben]<br />
1. Honorare, Löhne, Bonifikationen<br />
und Guts<strong>ch</strong>riften;<br />
2. Tantiemen, Beteiligungen am<br />
Umsatz und andere Beteiligungen<br />
am Ges<strong>ch</strong>äftsergebnis;<br />
3. Dienst- und Sa<strong>ch</strong>leistungen;<br />
4. die Zuteilung von Beteiligungspapieren,<br />
Wandel- und Optionsre<strong>ch</strong>ten;<br />
5. Bürgs<strong>ch</strong>aften, Garantieverpfli<strong>ch</strong>tungen,<br />
Pfandbestellungen zu-
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
18<br />
gunsten Dritter und andere Si<strong>ch</strong>erheiten;<br />
6. der Verzi<strong>ch</strong>t auf Forderungen;<br />
7. Aufwendungen, die Ansprü<strong>ch</strong>e<br />
auf Vorsorgeleistungen begründen<br />
oder er-höhen;<br />
8. sämtli<strong>ch</strong>e Leistungen für zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Arbeiten.<br />
38 Die Änderung in Art. 14 Abs. 2 VE VgdA begründen wir wie folgt: Unseres<br />
Era<strong>ch</strong>tens sollte Art. 14 Abs. 2 VE VgdA in den vorges<strong>ch</strong>lagenen Art. la VE VgdA<br />
vers<strong>ch</strong>oben werden (vgl. hierzu S. 7 ff.), damit klar ist, dass die Konkretisierung<br />
der "Vergütung" für die gesamte Verordnung gilt.<br />
Art. 17 VE VgdA:<br />
Art. 17 VE VgdA<br />
Prüfung dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle<br />
(Art. 728a und 728b OR)<br />
Die Revisionsstelle prüft, ob der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
dem Gesetz, dieser Verordnung<br />
und den Statuten entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Sie erstattet der Generalversammlung<br />
s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> Beri<strong>ch</strong>t über das Ergebnis der<br />
Prüfung.<br />
Art. 17 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Prüfung dur<strong>ch</strong> die Revisionsstelle<br />
(Art. 728a und 728b OR)<br />
Dìe Revisionsstelle prüft, ob ~—<br />
~~+tti-r~g~~~~~ die Angaben gemäss<br />
Art. 14-16 VE VgdA im Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
dem Gesetz, dieser Verordnung<br />
und den Statuten ~e#~ entspre<strong>ch</strong>en.<br />
Sie erstattet der Generalversammlung<br />
s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> Beri<strong>ch</strong>t über das<br />
Ergebnis der Prüfung.<br />
39 Den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 17 VE VgdA begründen wir wie folgt: Die Änderungen<br />
hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts werden insofern begrüsst als die im Berei<strong>ch</strong><br />
der Vergütungen bereits heute dur<strong>ch</strong> Art. 663bb'S OR geforderte Transparenz neu<br />
in einem separaten Vergütungsberi<strong>ch</strong>t und ni<strong>ch</strong>t als Anhang zur Bilanz zu erfolgen<br />
hat, so dass die Bes<strong>ch</strong>lussfassung der Generalversammlung über den Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />
und die finanzielle Beri<strong>ch</strong>terstattung unberührt von Salär-Diskussionen<br />
erfolgen kann. Eine Pfli<strong>ch</strong>t zur Bes<strong>ch</strong>lussfassung der Generalversammlung über<br />
den Vergütungsberi<strong>ch</strong>t wird in der VE VgdA ni<strong>ch</strong>t vorgesehen und ist unseres Era<strong>ch</strong>tens<br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erforderli<strong>ch</strong>. Es ist jedo<strong>ch</strong> davon auszugehen, dass der Verwaltungsrat<br />
mit dem Vergütungsberi<strong>ch</strong>t (zumindest implizit) seine Anträge an die<br />
Generalversammlung betreffend den Genehmigungsbes<strong>ch</strong>luss über die Vergütungen<br />
an die Mitglieder des Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und des Beirates<br />
begründen wird, was zu einer indirekten Genehmigung des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts<br />
führt. An dieser Stelle ist au<strong>ch</strong> daran zu erinnern, dass die betroffenen Gesells<strong>ch</strong>aften<br />
neben den in Art. 14 bis 17 VE VgdA enthaltenen Transparenzvor-
Bär &Karrer 26. Juli 2013 19<br />
s<strong>ch</strong>riften wie bisher au<strong>ch</strong> die Offenlegungsvors<strong>ch</strong>riften gemäss der Ri<strong>ch</strong>tlinie der<br />
SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange AG betreffend Informationen zur Corporate Governance einhalten<br />
müssen. Unseres Era<strong>ch</strong>tens kann es dur<strong>ch</strong>aus sinnvoll sein, die Offenlegungsvors<strong>ch</strong>riften<br />
gemäss der Ri<strong>ch</strong>tlinie der SIX Swiss Ex<strong>ch</strong>ange AG betreffend<br />
Informationen zur Corporate Governance mit den Angaben zum Inhalt und Festsetzungsverfahren<br />
(ebenso wie Ausführungen zur fixen Vergütung für die Dauer<br />
bis zur nä<strong>ch</strong>sten Generalversammlung bzw. Ausführungen über eine Budgetlösung,<br />
sofern eine sol<strong>ch</strong>e gestützt auf Art. 18 Abs. 3 VE VgdA gewählt wird) ín den<br />
Vergütungsberi<strong>ch</strong>t gemäss VE VgdA zu integrieren, so dass sämtli<strong>ch</strong>en Transparenzvors<strong>ch</strong>riften<br />
im Ents<strong>ch</strong>ädigungsberei<strong>ch</strong> in einem Dokument na<strong>ch</strong>gekommen<br />
wird und alle relevanten Informationen an einem Ort greifbar sind. Wir mö<strong>ch</strong>ten<br />
jedo<strong>ch</strong> klarstellen, dass wir mit diesen Ausführungen ni<strong>ch</strong>t eine Ausdehnung des<br />
zwingenden Inhalts des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts vors<strong>ch</strong>lagen. Indessen dürfte es<br />
sinnvoll sein, in Art. 17 VE VgdA klarzustellen, dass díe Prüfungspfli<strong>ch</strong>t der Revisíonstelle<br />
nur die gesetzli<strong>ch</strong> vorges<strong>ch</strong>riebenen Angaben betrifft.<br />
Neuer Artikel vor Art. 31 VE VgdA:<br />
Neuer Artikel vor Art. 31 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Erstellen des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts<br />
Die Vors<strong>ch</strong>riften zur Erstellung des Vergütungsberi<strong>ch</strong>ts gelten erstmals für das<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsjahr, das na<strong>ch</strong> dem Inkrafttreten dieser Verordnung beginnt.<br />
40 Das Einfügen eines neuen Artikels vor Art. 31 VE VgdA begründen wir wie folgt:<br />
Eine besondere Übergangsbestimmung zum Vergütungsberi<strong>ch</strong>t fehlt, weshalb<br />
na<strong>ch</strong> der allgemeinen Bestimmung von Art. Z6 VE VgdA bereits für die ordentli<strong>ch</strong>e<br />
Generalversammlung 2014 ein Vergütungsberi<strong>ch</strong>t gemäss Art. 13 VE VgdA<br />
erstellt werden müsste, mit wel<strong>ch</strong>em über die Vergütungen im Ges<strong>ch</strong>äftsjahr<br />
2013 Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft abzulegen wäre. Au<strong>ch</strong> wenn der neue Vergütungsberi<strong>ch</strong>t gemäss<br />
VE VgdA materiell wenig Neues bringt, würde dies zu einer unzulässigen<br />
Rückwirkung führen (siehe Art. 1 S<strong>ch</strong>IT ZGB), weshalb wir die Aufnahme einer<br />
spezifis<strong>ch</strong>en Übergangsbestimmung befürworten, in wel<strong>ch</strong>er festgehalten wird,<br />
dass der Vergütungsberi<strong>ch</strong>t gemäss VE VgdA erstmals für das Ges<strong>ch</strong>äftsjahr 2014<br />
vorliegen muss. Dies ma<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> deshalb Sinn, weil der neue Vergütungsberi<strong>ch</strong>t<br />
auf die neue Bes<strong>ch</strong>lussfassung der Generalversammlung über die Vergütungen<br />
abgestimmt werden sollte, wel<strong>ch</strong>e ihrerseits erstmals an der Generalversammlung<br />
im Frühling 2015 zu erfolgen hat.<br />
VIII<br />
Strafre<strong>ch</strong>t (Art. 24 und 25 VE VgdA)<br />
41 Im Sínne von Vorbemerkungen zur Verfassungswidrigkeit und Unverhältnismässigkeit<br />
der vorges<strong>ch</strong>lagenen Strafbestimmungen sei auf Folgendes hingewiesen:<br />
Trotz ausführli<strong>ch</strong>er Vorbemerkungen zur Legitimation der vorges<strong>ch</strong>lagenen Strafbestimmungen<br />
übersieht der Begleitberi<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eidend, dass in Art. 93 Abs. 3
Bär &Karrer 26. Juli 2013 24<br />
BV, Ingress steht: "[...] das Gesetz [regelt] [...] na<strong>ch</strong> folgenden Grundsätzen<br />
[...]". Nirgends ist davon die Rede, dass der in der Initiative formulierte Grundsatz<br />
als ausnahmslose Regel sklavis<strong>ch</strong> umzusetzen ist oder gar bedingungslos<br />
dur<strong>ch</strong> Verordnung umgesetzt werden darf. Daran ans<strong>ch</strong>liessend bestehen folgende<br />
Kritikpunkte:<br />
• Der VE VgdA verletzt die verfassungsmässigen Delegationsgrundsätze für<br />
Strafre<strong>ch</strong>tsnormen in einer dur<strong>ch</strong> Art. 93 Abs. 3 i.V.m. Art. 197 Ziff. 8 BV<br />
ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>tfertigten Weise - es besteht keine klare Grundlage ìn einem<br />
formellen Gesetz. Zu Re<strong>ch</strong>t erkennt der Begleitberi<strong>ch</strong>t, dass die Strafnorm<br />
von Art. 95 Abs, 3 BV zu wenig bestimmt ist, um direkt anwendbar zu sein.<br />
Verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Rang haben aber au<strong>ch</strong> die Prinzipien und S<strong>ch</strong>ranken<br />
für die Delegation bei gesetzesvertretenden Verordnungen. Diese sind im<br />
Strafre<strong>ch</strong>t äusserst streng zu handhaben; die Grundlage von Freiheitsstrafen<br />
oder s<strong>ch</strong>weren Geldstrafen kann ni<strong>ch</strong>t in Verordnungen ges<strong>ch</strong>affen werden,<br />
sondern ist einem formellen Gesetz vorbehalten (Art. 36 Abs. 1 BV,<br />
Art. 164 BV, Art. 1 StGB). Art. 197 Ziff. 8 BV ist keine ausrei<strong>ch</strong>ende Grundlage,<br />
um von diesen Prinzipien abzuwei<strong>ch</strong>en: Derartige Strafen gehören<br />
ni<strong>ch</strong>t zu den "erforderli<strong>ch</strong>en" Ausführungsbestimmungen. Der Zweck der<br />
Übergangsbestimmungen lässt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Übertretungstatbestände<br />
errei<strong>ch</strong>en, und ohne eine ausdrückli<strong>ch</strong> andere Regelung darf ni<strong>ch</strong>t davon<br />
ausgegangen werden, dass der Verfassungsgeber von zentralen re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en<br />
Grundsätzen abwei<strong>ch</strong>en wollte. Anders wäre nur zu urteilen,<br />
wenn die Strafnormen in Verfassung (oder Gesetz) direkt anwendbar wären,<br />
aber z. B. die nähere Tatbestandsums<strong>ch</strong>reibung oder die Regelung von<br />
"safe harbours" einer Verordnung überlässt. Dies ist aber hier -wie der<br />
Begleitberi<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig feststellt -ni<strong>ch</strong>t der Fall. Leider übersieht der Begleitberi<strong>ch</strong>t<br />
aber das Ans<strong>ch</strong>lussproblem der Zulässigkeit der Gesetzesdelegation:<br />
Ob die Grundsatznorm in der BV "ausrei<strong>ch</strong>end demokratis<strong>ch</strong> legitimiert"<br />
ist, steht ni<strong>ch</strong>t in Frage und ist ni<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eidend, sondern vielmehr, ob -<br />
trotz Wahrung des Delegationsrahmens - derartige Straftatbestände überhaupt<br />
an den Verordnungsgeber delegierbar sind. Dies ist zu verneinen<br />
(gI.M. etwa CHRISTOPH B. BÜHLER, Vergütungsre<strong>ch</strong>t «ad interim»: Übergangsfristen<br />
und Sofortmassnahmen, Übergangsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Überlegungen<br />
zur Umsetzung der Verfassungsgrundsätze «gegen die Abzockerei», ST<br />
2013/5, S. 332 ff., S. 336).<br />
• Gerade im Berei<strong>ch</strong> der Strafbestimmungen ist es besonders wi<strong>ch</strong>tig, dass<br />
die Ausführungsbestimmungen dem - ausdrückli<strong>ch</strong>en - Grundsatz<strong>ch</strong>arakter<br />
der Initiative Re<strong>ch</strong>nung tragen und den Verhältnismässigkeitsgrundsatz<br />
konsequent anwenden, Dies wurde im Begleitberi<strong>ch</strong>t zwar eigentli<strong>ch</strong> erkannt,<br />
aber leider nur sehr zögerli<strong>ch</strong> umgesetzt, nämli<strong>ch</strong> bloss in Bezug auf<br />
die Regelung von Art. 25 VE VgdA.
Bär &Karrer 26. Juli 2013 21<br />
42 Daraus ergeben si<strong>ch</strong> folgende Vors<strong>ch</strong>läge:<br />
• Die Art. 24 f. VE VgdA dürfen nur als Übertretungsbestimmungen ausgestaltet<br />
werden. Sollte der Bundesrat dies ni<strong>ch</strong>t tun, müssten die Bestimmungen<br />
dur<strong>ch</strong> akzessoris<strong>ch</strong>e Normenkontrolle geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> aufgehoben werden<br />
(es besteht keine Massgebli<strong>ch</strong>keit der Verordnung na<strong>ch</strong> Art. 190 BV);<br />
eine "Teilni<strong>ch</strong>tigkeit" dur<strong>ch</strong> Reduktion auf das zulässige Mass kommt unseres<br />
Era<strong>ch</strong>tens ni<strong>ch</strong>t in Frage, da damit das strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Bestimmtheitsgebot<br />
verletzt wäre.<br />
• Zumindest müssen aber die Strafbestimmungen verhältnismässiger ausgestaltet<br />
werden —die Hö<strong>ch</strong>ststrafe kommt nur für den Kernberei<strong>ch</strong> der Verbotstatbestände<br />
in Frage. Darauf wird im Folgenden im Einzelnen eingegangen<br />
(unter der Annahme, dass der Bundesrat dem vorangehend gema<strong>ch</strong>ten<br />
Einwand ni<strong>ch</strong>t folgen wird, au<strong>ch</strong> wenn das von uns bedauert würde).<br />
• Die Straftatbestände müssen äusserst sorgsam und genau formuliert werden,<br />
da die Strafandrohungen sonst im Verbund mit ungenauen Formulierungen<br />
zu einem bedenkli<strong>ch</strong>en "<strong>ch</strong>illing effect" auf die Wirts<strong>ch</strong>aftsfreiheit<br />
führen: Sie hätten sonst zur Folge, dass von allen mögli<strong>ch</strong>en Auslegungsvarianten<br />
meist die vorsi<strong>ch</strong>tigste genommen werden würde. Das wäre für den<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsstandort S<strong>ch</strong>weiz äussert s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>.<br />
Art. 24 VE VgdA:<br />
Art. 24 VE VgdA Art. 24 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Strafbarkeit der Mitglieder des Verwal- Strafbarkeit der Mitglieder des Vertungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und waltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
des Beirates und des Beirates<br />
1 Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren<br />
wird bestraft, wer als Mitglied des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
oder des Beirates vorsätzli<strong>ch</strong>:<br />
1. Vergütungen bezieht oder ausri<strong>ch</strong>tet,<br />
über die die Generalversammlung<br />
ni<strong>ch</strong>t abstimmen<br />
konnte oder deren Genehmigung<br />
sie verweigert hat (Art. 18);<br />
1 Mit Freiheitsstrafe bìs zu drei Jahren<br />
wird bestraft, wer als Mitglied des<br />
Verwaltungsrates, der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
oder des Beirates vorsätzli<strong>ch</strong> und<br />
mit der Absi<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> oder einen andern<br />
damit unre<strong>ch</strong>tmässig zu berei<strong>ch</strong>ern:<br />
1. Na<strong>ch</strong> Art. 18 genehmigungspfli<strong>ch</strong>tige<br />
Vergütungen bezieht<br />
oder ausri<strong>ch</strong>tet, über die die<br />
Generalversammlung ni<strong>ch</strong>t abstímmen<br />
konnte oder deren<br />
Genehmigung sie verweigert<br />
hat;
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
22<br />
3. Tätigkeiten na<strong>ch</strong> Artikel 12 Absatz<br />
1 Ziffer 1 ausübt, die gemäss<br />
den Statuten ni<strong>ch</strong>t zulässig<br />
sind;<br />
[Ziff. 3 - 9 na<strong>ch</strong> unten vers<strong>ch</strong>ieben<br />
bzw. im Fall von Ziff. 4 und 9<br />
strei<strong>ch</strong>en]<br />
4. die Ges<strong>ch</strong>äftsführung ganz oder<br />
zum Teil an eine juristis<strong>ch</strong>e Person<br />
über-trägt (Art. 6);<br />
5. eine Depot- oder Organvertretung<br />
oder eine andere als die<br />
von der Generalversammlung<br />
gewählte unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
(Art. 8) einsetzt;<br />
6. verhindert, dass die Generalversammlung<br />
jährli<strong>ch</strong> und einzeln<br />
die Mitglieder und den Präsidenten<br />
des Verwaltungsrates, die<br />
Mitglieder des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
sowie die unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung wählen<br />
kann (Art. 3, 4, 7 und 8);<br />
7. verhindert, dass dìe Generalversammlung<br />
jährli<strong>ch</strong> über die Genehmigung<br />
der Vergütungen abstimmen<br />
kann (Art. 18);<br />
8. verhindert, dass die Aktionäre<br />
der unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
elektronis<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>ten<br />
und Weisungen erteilen<br />
können (Art. 9 Abs. 3);<br />
9. verhindert, dass die Statuten die<br />
Bestimmungen na<strong>ch</strong> Artikel 1Z<br />
Absatz 1 enthalten.<br />
Z Mit der Freiheitsstrafe ist eine Geldstrafe<br />
zu verbinden. Das Geri<strong>ch</strong>t ist<br />
dabei ni<strong>ch</strong>t an die maximale Höhe des<br />
Tagessatzes na<strong>ch</strong> Artikel 34 Absatz 2<br />
Satz 1 des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es9 gebunden;<br />
die Geldstrafe darf jedo<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s<br />
Jahresvergütungen ni<strong>ch</strong>t übersteigen.<br />
3 Mit Geldstrafe bis zu [180] Tagessätzen<br />
wird bestraft,<br />
1. wer als Täter na<strong>ch</strong> Abs. 1 ohne<br />
Berei<strong>ch</strong>erungsabsi<strong>ch</strong>t handelt,
Bär &Karrer 26. Juli 2013 23<br />
2. wer, ohne die Tätereigens<strong>ch</strong>aften<br />
na<strong>ch</strong> Abs. 1 zu erfüllen, an<br />
einer Tat na<strong>ch</strong> Abs. 1 teilnimmt,<br />
3. wer als Mitglied des Verwaltungsrates,<br />
der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
oder des Beirates vorsätzli<strong>ch</strong>:<br />
a. [Entspri<strong>ch</strong>t Abs. 1 Ziff. 3:]<br />
Tätigkeiten na<strong>ch</strong> Artikel 12<br />
Absatz 1 Ziffer 1 ausübt,<br />
die gemäss den Statuten<br />
ni<strong>ch</strong>t zulässig sind<br />
b. [angepasster Abs. 1 Ziff.<br />
5;] eine Depot- oder Organvertretung<br />
oder eine<br />
andere als die von der Generalversammlung<br />
gewählte<br />
unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
(Art. 8)<br />
~;,;~~ als institutionelle<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung zulässt;<br />
ç. [entspri<strong>ch</strong>t Abs. 1 Ziff. 6: ]<br />
verhindert, dass die Generalversammlung<br />
jährli<strong>ch</strong><br />
und einzeln die Mitglieder<br />
und den Präsidenten des<br />
Verwaltungsrates, die Mitglieder<br />
des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
sowie die unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
wählen kann (Art.<br />
3,4,7und8)~<br />
d. [entspri<strong>ch</strong>t Abs. 1 Ziff. 7:]<br />
verhindert, dass die Generalversammlung<br />
jährli<strong>ch</strong><br />
über die Genehmigung der<br />
Vergütungen abstimmen<br />
kann (Art. 18)~<br />
e. [angepasster Abs. 1 Ziff.<br />
8:] es absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unterlässt,<br />
ein System eínzuführen,<br />
das zur elektronis<strong>ch</strong>en<br />
Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten<br />
und Weisungen an den unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
geeignet ist (Art,<br />
9 Abs. 31.
Bär &Karrer 26. Juli 2013 24<br />
4 In lei<strong>ch</strong>ten Fällen wird der Täter mit<br />
Busse bestraft. Als lei<strong>ch</strong>ter Fall gilt<br />
namentli<strong>ch</strong> eine Tat, die si<strong>ch</strong> nur auf<br />
einen geringen Vermögenswert oder<br />
auf einen geringen S<strong>ch</strong>aden ri<strong>ch</strong>tet,<br />
insbesondere wenn der Vermögenswert<br />
oder S<strong>ch</strong>aden weniger als [2%]<br />
der Summe der von der Generalversammlun~genehmigten<br />
Gesamtbeträge<br />
der Vergütungen (Art. 18) beträ4t<br />
5 In einer irrigen Vorstellung über den<br />
Sa<strong>ch</strong>verhalt (Art. 13 StGB) handelt<br />
namentli<strong>ch</strong>, wer aufgrund einer<br />
Re<strong>ch</strong>tsauskunft dur<strong>ch</strong> externe oder<br />
interne Re<strong>ch</strong>tsberaterinnen und<br />
Re<strong>ch</strong>tsberater darauf vertraut, dass<br />
eine Vergütung na<strong>ch</strong> überwiegender<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit ni<strong>ch</strong>t genehmigungspfli<strong>ch</strong>tig<br />
ist oder ni<strong>ch</strong>t unter Art.<br />
ZO oder 21 fällt.<br />
43 Wìr begründen den Vors<strong>ch</strong>lag betreffend Art. 24 Abs. 1, 3 und 4 VE VgdA wie<br />
folgt: Die Maximalstrafandrohung ist auf die Kernverbotstatbestände zu bes<strong>ch</strong>ränken;<br />
weniger strafwürdige Verhaltensweisen sind in Abs. 3 weniger streng<br />
zu regeln. Ein Kernverbot ist zudem - im Einklang mit dem allgemeinen Vermögensstrafre<strong>ch</strong>t<br />
-nur verletzt, wenn au<strong>ch</strong> eine Berei<strong>ch</strong>erungsabsi<strong>ch</strong>t vorliegt; ohne<br />
Berei<strong>ch</strong>erungsabsi<strong>ch</strong>t muss milder bestraft werden (neu Art. 24 Abs.3<br />
Ziff. 1 VE VgdA). Au<strong>ch</strong> der Begleitberi<strong>ch</strong>t, S. 49, erkennt die Bedeutung der Berei<strong>ch</strong>erung,<br />
leider ohne die ri<strong>ch</strong>tigen S<strong>ch</strong>lüsse daraus zu ziehen.<br />
44 Sodann ist na<strong>ch</strong> allgemeinem Strafre<strong>ch</strong>t (Art. 333 i.V.m. Z6 StGB) au<strong>ch</strong> der sog.<br />
extraneus, der ni<strong>ch</strong>t in den Täterkreis na<strong>ch</strong> Abs. 1 fällt, strafbar - zu denken ist<br />
etwa an Mitarbeiter unterer Chargen, ohne Änderung der jetzigen (verfehlten)<br />
Formulierung aber au<strong>ch</strong> ein Aktionär, der gegen die Statuten stimmt oder einen<br />
Depotvertreter einsetzt. Angesi<strong>ch</strong>ts der drakonis<strong>ch</strong>en Strafdrohungen ist die allgemeine<br />
Vors<strong>ch</strong>rift, dass die Bestrafung in diesen Fällen "milder" auszufallen hat,<br />
ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>end - vielmehr muss ein deutli<strong>ch</strong> milderer Strafrahmen für den<br />
extraneus ausdrückli<strong>ch</strong> geregelt werden (neu Art. 24 Abs. 3 Ziff. 2 VE VgdA).<br />
45 Im Einklang mit dem allgemeinen Vermögensstrafre<strong>ch</strong>t (vgl. Art. 1]2ter StGB)<br />
muss in geringfügigen Fällen eine Reduktion auf Busse erfolgen können (neu<br />
Art. 24 Abs. 4 VE VgdA). Als Verglei<strong>ch</strong>smassstab bieten si<strong>ch</strong> die aggregierten,<br />
von der Generalversammlung genehmigten Gesamtbeträge der Vergütungen<br />
na<strong>ch</strong> Art. 18 VE VgdA an; vorges<strong>ch</strong>lagen wird als Geringfügigkeitss<strong>ch</strong>welle 2%.<br />
46 Den Vors<strong>ch</strong>lag betreffend Art. 24 Abs. 1 Ziff. 1 VE VgdA begründen wir wie folgt:<br />
Selbstverständli<strong>ch</strong> dürfen die Gesells<strong>ch</strong>aftsorgane Vergütungen ohne Genehmigung<br />
ausri<strong>ch</strong>ten, wenn diese gar ni<strong>ch</strong>t genehmigungspfli<strong>ch</strong>tig sind, z.B. Vergü-
Bär &Karrer 26. Juli 2013 25<br />
tungen an einfa<strong>ch</strong>e Mitarbeiter oder im Fall des Art. 19 VE VgdA. Dies ist ri<strong>ch</strong>tig<br />
zu formulieren.<br />
47 Die Änderung im Zusammenhang mit Art. 24 Abs. 1 Ziff. 4 VE VgdA begründen<br />
wir wie folgt: Dieser Tatbestand ist (1) ni<strong>ch</strong>t strafwürdig bzw. selbst wenn, (2) in<br />
der jetzigen Formulierung verfehlt. (1) Den Minder-Bestimmungen geht es allein<br />
darum, zu verhindern, dass als formelle Ges<strong>ch</strong>äftsführung im Handelsregister<br />
eine juristis<strong>ch</strong>e Person eingetragen werden kann. Art. 6 VE VgdA verunmögli<strong>ch</strong>t<br />
bereits eine sol<strong>ch</strong>e Eintragung, ohne dass ein Straftatbestand erforderli<strong>ch</strong> ist. (2)<br />
Demgegenüber werden juristis<strong>ch</strong>e Personen na<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung und Lehre<br />
teilweise von Re<strong>ch</strong>ts wegen zu sog. materiellen Organen, wenn Organpersonen<br />
von anderen juristis<strong>ch</strong>en Personen als Ges<strong>ch</strong>äftsführer eingesetzt werden (z.B.<br />
einer konzerninternen Management-Gesells<strong>ch</strong>aft; vgl. Art. 722 OR/Art. 55 ZGB<br />
i.V.m. Art. 754 OR). Einen sol<strong>ch</strong>en Einsatz lässt der VE VgdA -mit Re<strong>ch</strong>t - explizit<br />
zu (vgl. Art. iZ Abs. 1 Ziff. 1 VE VgdA), weshalb ein entspre<strong>ch</strong>ender Tatbestand<br />
verfehlt ist.<br />
48 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag betreffend Art. 24 Abs. 1 Ziff. 5/neu Art. 24 Abs. 3<br />
Ziff. 3 lit. b VE VgdA: Verboten sind diese Formen der Vertretung nur als institutionelle<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung. Gerade na<strong>ch</strong> dem Regelungszweck von Art. 95<br />
Abs. 3 BV muss es jedem Aktionär freistehen, z.B. seine Depotbank oder einen<br />
beliebigen unabhängigen Vertreter als individuellen Vertreter für seine Aktien<br />
dur<strong>ch</strong> Vollma<strong>ch</strong>t einzusetzen, und der Verwaltungsrat hat sol<strong>ch</strong>e Vertreter grundsätzli<strong>ch</strong><br />
zuzulassen, was der VE VgdA aber wörtli<strong>ch</strong> genommen zu pönalisieren<br />
s<strong>ch</strong>eint.<br />
49 Den Vors<strong>ch</strong>lag betreffend Art. 24 Abs. 1 Ziff. 8/neu Art. 24 Abs.3 Ziff.3<br />
lit. e VE VgdA begründen wír wie folgt: Die bisherige Formulierung ist zu<br />
s<strong>ch</strong>wammig. Es kann ni<strong>ch</strong>t darauf ankommen, ob im Einzelfall eine elektronis<strong>ch</strong>e<br />
Weisung verhindert wird -hier gibt es keinen Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en der Verhinderung<br />
einer elektronis<strong>ch</strong>en Weisung und derjenigen einer Weisung auf Papier.<br />
Vielmehr ist darauf abzustellen, ob die Gesells<strong>ch</strong>aftsorgane es absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unterlassen,<br />
ein geeignetes "indirect voting"-System einzuführen.<br />
50 Wir begründen die Änderung in Art. 24 Abs. 1 Ziff. 9 VE VgdA wie folgt: Dieser<br />
Tatbestand ist verfehlt, da er - wörtli<strong>ch</strong> genommen - Aktionäre bestraft, die gegen<br />
einen Antrag des Verwaltungsrates zur Änderung der Statuten stimmen, z, B.<br />
weil sie der Ansi<strong>ch</strong>t sind, dass der Antrag des Verwaltungsrates zu viele Verwaltungsratsmandate<br />
oder zu lange Arbeitsverträge erlaubt. Genügend dafür wäre,<br />
dass z.B. ein unabhängiges Verwaltungsratsmitglied die Opposition anführt; die<br />
übrigen Aktionäre ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> dann als extranei (Art. 26 StGB) strafbar. Statt<br />
eines Straftatbestands sollte vielmehr in den Übergangsbestimmungen -als neuer<br />
Art. 27 Abs. 1a VE VgdA - folgende dispositive Regelung aufgenommen werden:
Bär &Karrer 26. Juli 2013 26<br />
Neuer Art. 27 Abs. 1a VE VgdA:<br />
Neuer Art. 27 Abs. 1a VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Anpassung von Statuten und Reglementen<br />
la Entspre<strong>ch</strong>en die Statuten Art. 12 Abs. 1 innerhalb dieser Frist ni<strong>ch</strong>t, gilt Folgendes:<br />
1. Die Anzahl der zulässigen Tätígkeìten gemäss Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 beträgt<br />
eins<br />
2. Die Dauer der Arbeitsverträge gemäss Art. 12 Abs. 1 Ziff. 1 beträgt maximal<br />
6 Monate;<br />
3. Für die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses ist der<br />
Swiss Code of Best Practice entspre<strong>ch</strong>end anwendbar<br />
4. Statutaris<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>werungen der Bes<strong>ch</strong>lussfassung (PräsenzquorenR<br />
Mehrheitserfordernisse~aelten für Änderungen der Statuten na<strong>ch</strong> Art. 12<br />
Abs. 1 ni<strong>ch</strong>t, bis die Statuten entspre<strong>ch</strong>end angepasst sind.<br />
51 Art. 24 Abs. 5 VE VgdA begründen wir wie folgt: Um einem bedenkli<strong>ch</strong>en "<strong>ch</strong>illing<br />
effect" entgegenzuwirken (vgl. N 42), muss es den Gesells<strong>ch</strong>aftsorganen mögli<strong>ch</strong><br />
sein, si<strong>ch</strong> auf Re<strong>ch</strong>tsauskünfte dur<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tsberater zu verlassen, und dies selbst<br />
dann, wenn die Re<strong>ch</strong>tsauskunft ausführli<strong>ch</strong> ist und auf eine ni<strong>ch</strong>t völlig geklärte<br />
Re<strong>ch</strong>tslage hinweist. In praxi ma<strong>ch</strong>t dabei die Abgrenzung zwis<strong>ch</strong>en Sa<strong>ch</strong>verhaltsirrtum<br />
und Re<strong>ch</strong>tswidrigkeitsirrtum (Art. 13 bzw. 21 StGB) immer wieder<br />
Probleme -sie ist s<strong>ch</strong>wammig. Im Ergebnis qualifizieren Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung und<br />
überwiegende Lehre Irrtümer über dur<strong>ch</strong> das Zivilre<strong>ch</strong>t bestimmte Tatbestandselemente<br />
meist als Sa<strong>ch</strong>verhaltsirrtum (Irrtum über normatives Tatbestandselement;<br />
vgl. etwa nur BGE 129 IV 238, m.w,Hw,). Obwohl si<strong>ch</strong> der neue Art. 24<br />
Abs. 5 VE VgdA somit bereits aus Art. 333 i.V.m. 13 StGB ergibt, ist eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Klarstellung wi<strong>ch</strong>tig. Zudem ist ents<strong>ch</strong>eidend, dass si<strong>ch</strong> die Annahme<br />
gestützt auf die Auskunft auf eine überwiegende Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit beziehen<br />
muss, d.h. die Re<strong>ch</strong>tsauskunft au<strong>ch</strong> aufzeigen darf, dass die Frage allenfalls unklar<br />
ist, etwa weil es no<strong>ch</strong> keine Präjudizien gibt. Ansonsten haben die Gesells<strong>ch</strong>aftsorgane<br />
einen Anreiz, die Frage gar ni<strong>ch</strong>t gründli<strong>ch</strong> abzuklären, sondern<br />
ihrem Bau<strong>ch</strong>gefühl zu vertrauen, da der fahrlässige Irrtum (Art. 13 Abs. 2 StGB)<br />
in diesem Fall ni<strong>ch</strong>t strafbar ist.<br />
52 S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> kann auf die Aufnahme einer Bagatellklausel nur für das Strafre<strong>ch</strong>t<br />
verzi<strong>ch</strong>tet werden, wenn der Begriff der Vergütung wie vorges<strong>ch</strong>lagen bereits in<br />
Art. la VE VgdA entspre<strong>ch</strong>end (negativ) definiert wird (vgl. hierzu S. 7 ff.). Sollte<br />
diesem Vors<strong>ch</strong>lag ni<strong>ch</strong>t gefolgt werden, müsste eine dem vorges<strong>ch</strong>lagenen<br />
Art. 1a Abs. 3 VE VgdA entspre<strong>ch</strong>ende Ausnahme wenigstens für das Strafre<strong>ch</strong>t<br />
ges<strong>ch</strong>affen werden.
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
z~<br />
Art. 25 VE VgdA:<br />
Art. 25 VE VgdA<br />
Strafbarkeit beí Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraute Personen<br />
oder Mitglieder des obersten<br />
Organs einer dem FZG10 unterstellten<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung, die die Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Artikel 22 oder die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Artikel 23 vorsätzli<strong>ch</strong><br />
verletzen, wer-den mit Geldstrafe bis zu<br />
180 Tagessätzen bestraft.<br />
Art. 25 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Strafbarkeit bei Vorsorgeeínri<strong>ch</strong>tungen<br />
Mit der Ges<strong>ch</strong>äftsführung betraute<br />
Personen oder Mitglieder des obersten<br />
Organs einer dem FZG10 unterstellten<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tung, die die Stimmpfli<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Artikel 22 oder die Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Artikel 23 vorsätzli<strong>ch</strong><br />
verletzen, werden mít Busse bestraft.<br />
53 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 25 VE VgdA wie folgt: Das vorges<strong>ch</strong>lagene<br />
Strafmass ìst zu ho<strong>ch</strong>; ein Übertretungstatbestand genügt. Dies au<strong>ch</strong> deshalb,<br />
weil Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen dur<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 BV und die VgdA ohnehin s<strong>ch</strong>on<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter als andere institutionelle Anleger gestellt werden, ohne dass für diese<br />
Unglei<strong>ch</strong>behandlung triftige Gründe bestünden.<br />
IX<br />
Wahlen und Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter (Art. 3, 4, 7, 8-11, 29 und 30 VE<br />
VgdA)<br />
Art. 3 VE VgdA:<br />
Art. 3 VE VgdA<br />
Wahl und Amtsdauer der Mitglieder des<br />
Verwaltungsrates<br />
(Art. 710 OR)<br />
Art. 3 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Wahl und Amtsdauer der Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates<br />
(Art. 710 OR)<br />
Z Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten<br />
ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
Z Die Amtsdauer endet a-r~ unmittelbar<br />
na<strong>ch</strong> Ablauf der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung. Wiederwahl ist<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
54 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 3 Abs. 2 VE VgdA wie folgt: Die Präzisierung<br />
in Abs. 2 stellt si<strong>ch</strong>er, dass der bestehende Verwaltungsrat während der gesamten<br />
Dauer der Generalversammlung im Amt bleibt, um allenfalls während der<br />
Generalversammlung erforderli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>lüsse fassen zu können.
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
za<br />
Art. 4 VE VgdA:<br />
Art. 4 VE VgdA<br />
Wahl und Amtsdauer des<br />
ratspräsidenten<br />
(Art. 712 OR)<br />
Art. 4 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Verwaltungs- Wahl und Amtsdauer des Verwaltungsratspräsidenten<br />
(Art. 712 OR)<br />
1 Die Generalversammlung wählt den 1 Die Generalversammlung wählt den<br />
Präsidenten des Verwaltungsrates und Präsidenten des Verwaltungsrates<br />
allfällige Stellvertreter.<br />
2 Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten<br />
ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
3 Die Generalversammlung ist bere<strong>ch</strong>tigt,<br />
den Präsidenten des Verwaltungsrates<br />
und allfällige Stellvertreter abzuberufen.<br />
Z Die Amtsdauer endet a-~ unmittelbar<br />
na<strong>ch</strong> Ablauf der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung. Wiederwahl ist<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
3 Die Generalversammlung ist bere<strong>ch</strong>tigt,<br />
den Präsidenten des Verwaltungsrates<br />
mit sofortiger Wirkung abzuberufen.<br />
55 Wir begründen die Änderungen in Art. 4 Abs. 1, 2 und 3 VE VgdA wie folgt; Die<br />
Bestimmung des Vizepräsidenten des Verwaltungsrats gehört zum Selbstorganisationsre<strong>ch</strong>t<br />
des Verwaltungsrats, in wel<strong>ch</strong>en Art. 95 Abs. 3 BV in Bezug auf die<br />
Bezei<strong>ch</strong>nung des Vizepräsidenten ni<strong>ch</strong>t eingreift (siehe au<strong>ch</strong> N. 27-28).<br />
56 Die Aktionäre müssen die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, den Verwaltungsratspräsidenten mit<br />
sofortiger Wirkung abzuwählen, Sofern der Wahlbes<strong>ch</strong>luss keine anderslautende<br />
Regelung in Bezug auf die zeitli<strong>ch</strong> Wirkung des Abwahlbes<strong>ch</strong>lusses enthält, muss<br />
der Präsident die Versammlungsleitung au<strong>ch</strong> sofort niederlegen resp. abgeben.<br />
Wird der Verwaltungsratspräsident abgewählt und ni<strong>ch</strong>t unmittelbar daran ans<strong>ch</strong>liessend<br />
ein neuer Verwaltungsratspräsident von den Aktionären gewählt, ist<br />
der Verwaltungsrat in Anwendung des Selbstorganisationsre<strong>ch</strong>ts kompetent, den<br />
Verwaltungsratspräsidenten aus seiner Mitte zu bezei<strong>ch</strong>nen. Glei<strong>ch</strong>es gilt, wenn<br />
der Präsident während der Amtszeit zurücktritt oder aus anderen Gründen sein<br />
Amt ni<strong>ch</strong>t mehr ausüben kann.<br />
Art. 7 VE VgdA<br />
Art. 7 VE VgdA<br />
Art. 7 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
1 [...]<br />
z ~...~.
Bär &Karrer 26. Juli 2013<br />
3 Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten<br />
ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
4 Die Statuten bestimmen die Aufgaben<br />
und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses,<br />
3 Die Amtsdauer endet unmittelbar<br />
na<strong>ch</strong> Ablauf der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung. Wiederwahl ist<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
4 Die Statuten bestimmen die Aufgaben<br />
und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
oder können festlegen,<br />
dass diese Aufgaben und Zuständigkeiten<br />
ganz oder teilweise im<br />
Organisationsreglement festgelegt<br />
werden.<br />
57 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 7 Abs. 4 VE VgdA wie folgt: Gemäss dem<br />
vorges<strong>ch</strong>lagenen Abs. 4 soll es den Aktionären überlassen werden, auf wel<strong>ch</strong>er<br />
Ebene in wel<strong>ch</strong>em Detailierungsgrad die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vergütungsauss<strong>ch</strong>usses<br />
geregelt werden. Damit ist die bei sol<strong>ch</strong>en Regelungen erforderli<strong>ch</strong>e<br />
Flexibilität und Gestaltungsautonomie gewährleistet.<br />
Art. 8 VE VgdA:<br />
Art. 8 VE VgdA<br />
Wahl und Amtsdauer<br />
1 Die Generalversammlung wählt einen<br />
oder mehrere unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter.<br />
Art. 8 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Wahl und Amtsdauer<br />
1 Die Generalversammlung wählt einen<br />
oder mehrere unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter. Einen Wahlantrag<br />
kann neben den Aktionären au<strong>ch</strong><br />
der Verwaltungsrat stellen.<br />
3 Die Amtsdauer endet an der nä<strong>ch</strong>sten<br />
ordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung.<br />
Wiederwahl ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
4 Die Generalversammlung kann einen<br />
unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
jederzeit mit sofortiger Wirkung abberufen.<br />
3 Die Amtsdauer endet a-~ unmittebar<br />
na<strong>ch</strong> Ablauf der nä<strong>ch</strong>sten ordentli<strong>ch</strong>en<br />
Generalversammlung. Wiederwahl ist<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
4 Die Generalversammlung kann einen<br />
unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
jederzeit mit sofortiger Wirkung abberufen.<br />
Erfolgt eine Abberufung an der<br />
Generalversammlung, an wel<strong>ch</strong>er der<br />
unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter<br />
Aktionärstimmen vertreten soll, können<br />
na<strong>ch</strong> der Abberufung keine weíteren<br />
Bes<strong>ch</strong>lüsse gefasst werden.
Bär & Karrer 26. Juli 2013<br />
30<br />
58 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 8 Abs. 1, 3 und 4 VE VgdA wie folgt: Mit der<br />
in Abs. 1 vorges<strong>ch</strong>lagen Ergänzung soll klargestellt werden, dass der unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter von den Aktionären und/oder vom Verwaltungsrat vorges<strong>ch</strong>lagen<br />
werden kann (und es si<strong>ch</strong> mithin ni<strong>ch</strong>t um eine auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>e Kompetenz<br />
der Aktionäre oder des Verwaltungsrats handelt).<br />
59 Die federzeitige Abberufungsmögli<strong>ch</strong>keit mit sofortiger Wirkung in Abs. 4 ist<br />
zweckmässig; denn die Aktionäre müssen die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, unkorrektes<br />
Verhalten des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters zu sanktionieren. Eine Abberufung<br />
soll au<strong>ch</strong> ohne sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Grund erfolgen können und mithin im alleinigen<br />
Ermessen der Aktionäre liegen. Allerdings stellt si<strong>ch</strong> im Falle der Abberufung vor<br />
der "ersten" Bes<strong>ch</strong>lussfassung oder während einer Generalversammlung die Frage,<br />
was gelten soll, wenn dana<strong>ch</strong> kein unabhängiger Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter mehr<br />
amten kann. Deswegen soll eine Abberufung mit sofortiger Wirkung in der Regel<br />
nur an einer ausserordentli<strong>ch</strong>en Generalversammlung mögli<strong>ch</strong> sein oder anderenfalls,<br />
sofern die Abberufung während einer Generalversammlung erfolgt, sind<br />
na<strong>ch</strong> dem Abberufungsbes<strong>ch</strong>luss keine weiteren Bes<strong>ch</strong>lussfassungen an dieser<br />
Generalversammlung mehr mögli<strong>ch</strong>.<br />
Art. 9 VE VgdA:<br />
Art. 9 VE VgdA<br />
Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
(Art. 689a Abs. 1 OR)<br />
Art. 9 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Erteilung von Vollma<strong>ch</strong>ten und Weisungen<br />
(Art. 689a Abs. 1 OR)<br />
Z Er stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Aktionäre die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit haben, dem unabhängigen<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter zu ni<strong>ch</strong>t angekündigten<br />
Anträgen zu Verhandlungsgegenständen<br />
sowie zu neuen Verhandlungsgegenständen<br />
gemäss Artikel 700<br />
Absatz 3 OR allgemeine Weisungen zu<br />
erteilen.<br />
t r-Srcrrc—Si c rrcT—truss a-rc--rcrt-rrorrm=c<br />
.Für den Erlass<br />
der Weisungsordnung im Hinblick auf<br />
eine Generalversammlung ist der<br />
Verwaltungsrat zuständig,<br />
60 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 9 Abs. 2 VE VgdA wie folgt: Art. 95 Abs. 3<br />
BV regelt die institutionelle Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung ledigli<strong>ch</strong> in Bezug auf zwei<br />
Aspekte: Einerseits ist die unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung die auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>e<br />
Art der institutionellen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretungs ("Die Organ- und Depotstimmre<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
ist untersagt"), und andererseits ist der unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter jährli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Generalversammlung zu wählen. Abge-
Bär &Karrer 26. Juli 2013 31<br />
sehen von diesen beiden Reglungsaspekten bleibt das Aktienre<strong>ch</strong>t gemäss dem<br />
Obligationenre<strong>ch</strong>t unverändert in Kraft. Unverändert dur<strong>ch</strong> Art. 95 Abs. 3 BV<br />
bleiben somit namentli<strong>ch</strong> die Regelungen in Art. 702 Abs. 1 OR i.V.m, Art. 716a<br />
Ziff. 6 OR ("Vorbereitung der Generalversammlung"). Die Ausgestaltung der Weisungsordnung<br />
für die unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertretung war und bleibt die<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>e Kompetenz des Verwaltungsrates. Bei der Re<strong>ch</strong>tsfrage, wel<strong>ch</strong>e<br />
Weisungsmögli<strong>ch</strong>keiten dem Aktionär bereitgestellt werden, wenn er seine<br />
Stimmre<strong>ch</strong>te über den unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter ausüben mö<strong>ch</strong>te, ist<br />
ein Anwendungsfall des Art. 702 Abs. 1 OR. Mit der Aufstellung der Weisungsordnung<br />
trifft der Verwaltungsrat eine für die Feststellung der Stimmre<strong>ch</strong>te erforderli<strong>ch</strong>en<br />
Anordnungen.<br />
61 Der vorges<strong>ch</strong>lagene Abs. 2 legt die Kompetenz zur Aufstellung der Weisungsordnung<br />
im Hinblick auf eine Generalversammlung fest. Mit dieser Regelung soll si<strong>ch</strong>ergestelit<br />
werden, dass ni<strong>ch</strong>t die Aktionäre beim Wahlges<strong>ch</strong>äft eventuell auf<br />
Antrag des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters die Weisungsregeln selbst bes<strong>ch</strong>liessen<br />
oder der gewählte unabhängige Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter si<strong>ch</strong> die Kompetenz<br />
anmasst, die Weisungsordnung selbst zu erlassen. Folgli<strong>ch</strong> ist die Wahlkompetenz<br />
der Aktionäre na<strong>ch</strong> Art. 8 Abs. 1 VE VgdA eine blosse Wahlkompetenz<br />
(und insti. keine eigentli<strong>ch</strong>e Ernennungskompetenz, wel<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> die Festlegung<br />
der Weisungsordnung beinhalteten könnte, die der zu wählende unabhängige<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreter selbst "erlassen" hätte).<br />
Art. 10 VE VgdA:<br />
Art. 10 VE VgdA Art. 10 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag Bär &Karrer AG)<br />
Pfli<strong>ch</strong>ten des unabhängigen Stimm- Pfli<strong>ch</strong>ten des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
re<strong>ch</strong>tsvertreters<br />
z Hat er keine Weisungen erhalten, so [Ersatzlose Strei<strong>ch</strong>ung von Abs. 2]<br />
enthält er si<strong>ch</strong> der Stimme.<br />
62 Wir begründen den Vors<strong>ch</strong>lag in Art. 10 Abs. 2 VE VgdA wie folgt: Die Statuierung<br />
der Weisungsordnung fällt in die Kompetenz des Verwaltungsrats. Art. 95<br />
Abs. 3 BV kann keine Reflexwirkung auf die Ausgestaltung resp. Stimmverhalten<br />
des unabhängigen Stimmre<strong>ch</strong>tsvertreters haben. Unklar wäre aber sowieso, wel<strong>ch</strong>e<br />
Tatbestände als "keine Weisung" im Sinne von Art. 10 Abs. 2 VE VgdA zu<br />
gelten hätten; bereits aus diesem Grund ist die Strei<strong>ch</strong>ung vorzunehmen; denn<br />
es ist ni<strong>ch</strong>t zweckmässig, mit vereinzelten Regelungen auf Verordnungsstufe in<br />
die Weisungsordnung einzugreifen resp. eine lückenhafte Ordnung auf der Verordnungsebene<br />
aufzustellen.
Bär &Karrer 26. Juli 2013 32<br />
Art. 11 VE VgdA:<br />
Art. 11 VE VgdA<br />
Art. 11 VE VgdA<br />
(Vors<strong>ch</strong>lag 6är &Karrer AG)<br />
Unzulässige institutionelle Stimmre<strong>ch</strong>ts- Unzulässige institutionelle Stimmvertretung<br />
re<strong>ch</strong>tsvertretung<br />
(Art. 689c und 689d OR)<br />
(Art. 689c und 689d OR)<br />
Z Die einzelnen Mitglieder des Verwaltungsrats<br />
können im Falle der entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Bevollmä<strong>ch</strong>tigung andere<br />
Aktionäre vertreten.<br />
63 Wir begründen die Änderung in Art. 11 VE VgdA wie folgt: Der vorges<strong>ch</strong>lagene<br />
Abs. 2 soll dìe Organvertretung dur<strong>ch</strong> den Verwaltungsrat von der persönli<strong>ch</strong>en<br />
Stellvertretung von Aktionären dur<strong>ch</strong> einzelne Mitglieder des Verwaltungsrats<br />
abgrenzen. Die Erteilung einer Vollma<strong>ch</strong>t an eìn Mitglied des Verwaltungsrats zur<br />
Vertretung der Aktionärsre<strong>ch</strong>te muss zulässig bleiben.<br />
X<br />
Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen (Art. 22, 23 und 32 VE VgdA)<br />
64 Wir begrüssen die vorges<strong>ch</strong>lagenen Regelungen zur Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t<br />
der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der im Erläuterungsberi<strong>ch</strong>t enthaltenen<br />
ergänzenden Ausführungen und sind überzeugt, dass diese in dieser<br />
Form in der Praxis au<strong>ch</strong> mit vertretbaren Kosten umsetzbar sind.
Bär &Karrer 26. Juli 2013 33<br />
65 Die Verfasserinnen und Verfasser der vorliegenden Vernehmlassung stehen im<br />
Rahmen des weiteren Gesetzgebungsprozesses gerne zur Verfügung, um die gesetzgebenden<br />
Behörden zu unterstützen.<br />
Prof, Dr. Rashid Bahar
Director<br />
Attention: MONSIEUR OLIVIER BLANC<br />
Fax<br />
BLACKROCK®<br />
egiste<br />
London EC2N 2DL<br />
Fax 020 7743 1000<br />
Tel 020 7743 3000<br />
02077233946<br />
16:18:43 26—07—2013 1/4<br />
United Kingdom<br />
London, EC2N 2DL<br />
12 Throgmorton Avenue<br />
+44 (0)20 7743 5281<br />
Amra Balic<br />
Kind regards,<br />
governance provisions.<br />
Dear Mr. Blanc,<br />
NoofPages:3<br />
Date: 26 .JULY 2013<br />
Cc: /<br />
Fax Number: +41 313224483<br />
From: ANAHIDE PILIBOSSIAN<br />
Phone Number: .i-44(O)20 7743 2619<br />
Sender‘s Fax Number: +44(0)20 7743 1000<br />
Subject: BlackRock‘s BlackRock‘s response to the consultation on the Swiss draft ordinance ori<br />
Please find atta<strong>ch</strong>ed BlackRock‘s response to the public consultation on the draft ordinance on corporate<br />
corporate governance provisions<br />
BlackRock weicomes the opportunity to address and comment on the issues raised in this<br />
consultation. We are prepared to assist the Federal Department of Justice and Police in any way we can,<br />
and weicome continued dialogue on these important issues,<br />
Please contact the undersigned if you have comments or questions regarding BlackRock‘s views.<br />
Anahide Pilibossian on behalf of<br />
Oianisation: OFFICE FEDERAL DE LA JUSTICE<br />
am ra.balic@ blackrock.com<br />
artd Responsible lnvestment EMEA<br />
Head of Corporate Governance<br />
Registered in England No. 2020394. Registered office: 12 Throgmorton Avenue, London EC2N 2DL.<br />
Authorised and regulated by the Financial Services Authority.<br />
Blackflock Investment Management (UK) Limited<br />
: 2 . JULI 2013<br />
12 Throgrriorton Avenue<br />
Julia B. Wittenburg<br />
Vice President<br />
Corporate Governance and<br />
+44 (0)207 743 3714<br />
julia.wittenburci @ blackrock.com<br />
Responsible lnvestment EMEA<br />
12 Throgmorton Avenue<br />
London, EC2N 2DL<br />
United Kingdom<br />
www.blackrock.co.uk
3003 Bern<br />
We are pleased to have the opportunity to respond to this public consultation on the draft ordinance<br />
Switzerland<br />
Dear Sirs,<br />
Bundesrain 20<br />
Bundesamt für Justiz<br />
26 July 2013<br />
1<br />
whether a director is able to commit sufficient time to his or her duties at a company.<br />
overcommitted and we scrutinize the number and nature of board positions a nominee holds when<br />
considering director appointments and re-election. Time commitment is only one of many factors that<br />
service would have the effect of reducing the supply of directors. As su<strong>ch</strong>, we believe that the<br />
<strong>ch</strong>airman of the board, ard where relevant the nominating committee, is best placed to determine<br />
affect a director‘s ability to contribute to the work of the board (article 12). Further, limiting board<br />
experience of an individual nominee. We agree that directors should ensure they are not<br />
We examine the relevant credentials of individual directors in order to evaluate the qualifications and<br />
me<strong>ch</strong>anism at the annual meeting.<br />
this will further increase the board‘s accountability to shareholders by providing a strong oversight<br />
annual board elections (article 3) at the shareholder meetings of Swiss companies. We believe that<br />
company and to the protection of shareholders‘ interest. Board members serve as agents of<br />
that directors should stand tor re-eleotion on a regular basis. As su<strong>ch</strong> we support the introduction of<br />
directors as one of its most important responsibilities in the proxy voting context. BlackRock believes<br />
BlackRock focuses on directors in many of its engagements with companies and sees the election of<br />
shareholders in overseeing the operation and strategic direction of the company. For this reason,<br />
BlackRock firmly believes that the performance of the board is critical to the economic success of the<br />
Board elections<br />
**ft.<br />
included in the draft ordinance are uncertain and would need further ciarification.<br />
however that the impact and consequences of the enforcement provisions (articles 24 and 25)<br />
We outline aur views and opinions on key aspects of the draft proposals below and hope you will lind<br />
Overall, BlackRock believes that the proposed <strong>ch</strong>anges introduced by the Minder Initiative will<br />
growth of capital markets and, based on thorough cost-benefit analyses, preserves consumer <strong>ch</strong>oice.<br />
regulatory reform globally where it increases transparency, protects investors, facilitates responsible<br />
contribute to the enhancement of the corporate governance framework in Switzerland as weIl as to<br />
the general advancement of shareholder rights. We believe that many of the proposed <strong>ch</strong>anges<br />
perspective that we engage on all matters of public policy. BlackRock supports policy <strong>ch</strong>anges and<br />
strategies including the industry-!eading iShares® ex<strong>ch</strong>ange traded funds. Our client base includes<br />
represent a positive evolution of existing best practices and regulations in Switzerland. We consider<br />
equity, fixed income, cash management, alternative investment and multi-asset and advisory<br />
our feedback helpf UI:<br />
world. As of June 30, 2013 BlackRock‘s assets under management totalled $3.85 trillion across<br />
investment management, risk management and advisory services to institutional clients around the<br />
corporate, public, multi-employer pension plans, insurance companies, third-party and mutual funds,<br />
BlackRock is one of the world‘s preeminent asset management firms and a premier provider ol global<br />
BlackRock represents the interests ot its clients by acting in every case as a fiduciary. lt is from this<br />
seeking to implement the proposals included in the Minder Initiative.<br />
endowrnents, foundations, <strong>ch</strong>arities, corporations, official institutions, ban ks and md ividuals.<br />
BLACKROCIC<br />
16:18:59 26—07—2013 2/4<br />
02077233946
2<br />
Rem uneration<br />
BLACKROCK®<br />
02077233946<br />
16:19:26 26—07—2013 3/4<br />
and shareholder interests. BlackRock is not supportive of one-ofl or special bonuses unrelated to<br />
company or Individual performance. Equally, we believe that remuneration committees should guard<br />
oversight over companies‘ remuneration practices, ensuring pay tor performance alignment and<br />
arrangements (articles 13-16) is an important component in allowing shareholders to exercise<br />
providing tor a remurieration system that provides a strong link with strategy, execution of strategy<br />
structure that incentivizes and rewards executives appropriately and is aligneci with shareholder<br />
interests. We therefore betieve that disclosure and trarisparency of a company‘s remuneration<br />
against contractual arrangements that would entitle executive to material compensatton tor early<br />
termination of their contract.<br />
whether the time individual directors are able to commit seems sufficient.<br />
positions, consultancy and <strong>ch</strong>arity work, and industry body roles should be disclosed in the<br />
biographical notes on ea<strong>ch</strong> director in the annual report. This woulcl heip shareholders assess<br />
All external commitments of directors, inctuding service on other corporate boards, executive<br />
meeting attendance, contribution to discussions and preparedness.<br />
situation should be reviewed annually as part of the board evaluation process, as should board<br />
<strong>ch</strong>airman of their current significant additional commitments and any <strong>ch</strong>anges to these over time. The<br />
specifled (and thus agreed) in the letter of appointment and directors should be required to notify the<br />
in our view, as a matter of good practice, the time commitment expected of a director should be<br />
As su<strong>ch</strong> we are supportive of the dratt proposal asking companies to procluce a separate<br />
remuneration report (article 13), whi<strong>ch</strong> provides tor information on remuneration, directly and<br />
indirectly, attributable ta members of the board of directors and executive board, while proposing to<br />
eliminate certain other pay practices (article 20). Ultimately however, we expect boards to make the<br />
and to performance a<strong>ch</strong>ieved in the retrospective part Furthermore, we hold members of the<br />
link between remuneration structures and strategic objectives in the forward looking part of the report<br />
remuneration comrnittee accountable tor poor remuneration practices or structures.<br />
BlackRock expectations are tor a company‘s board of directors to put in place a compensation<br />
shareholders on remuneration practices will more Iikely result in plans that are more closely aligned<br />
with shareholder interests. Our preference is for shareholders to vote on new incentive plans and<br />
In this context and keeping the above considerations in mmd, we believe that an annual vote by<br />
we doenvisage some unintended consequences of the anriual vote (article 18) as it is iikeiy to create<br />
board or remuneration sub-committee has used discretion outside the bounds of the policy. However<br />
remuneration policies as weil as on existing policies ii‘ they have been materially reviseci or if the<br />
a lot of activity but not necessariiy a higher levei of accountability. lt also poses the risk of crowding<br />
and performance. Although a binding vote may theoretically add further pressure on the<br />
Remuneration Committee to structure us compensation arrangement in line with shareholder interest,<br />
out discussion of governance issues that have a mu<strong>ch</strong> cioser link to long-term performance, su<strong>ch</strong> as<br />
succession planning, board performance and risk management.<br />
We also qusstion the need tor a vote to be binding (articie 18) versus advisory vote. In our view a<br />
binciing vote does not necessarily improve shareholders‘ ability to hold companies to account on pay<br />
the evidence that su<strong>ch</strong> a vote would prove more effective needs to be determined. Furthermore, we<br />
could come at a non-negligible logistical and monetary cost to the company and hence to its<br />
believe that the legal consequences of a negative outcome on a binding remuneration vote (article 18)<br />
shareholders and may entail other unintended consequences.<br />
As a major global investor, BlackAock is keenly interested to ensure a robust corporate governance<br />
Enforcement<br />
there is sufficient normation in the public domain to enable investors to hold boards and<br />
governance practices that protect the interests of our clients as long-term shareholders and ensure<br />
regime in the markets in whi<strong>ch</strong> we invest. This regime wou!d demonstrate itseif in sound corporate<br />
management to account.
a shareholder meeting to become effective. Furthermore, we are concernecl that the applicable<br />
the implications 01 criminal <strong>ch</strong>arge.<br />
retaining and attracting qualified executives and board members. Finally, lt is our belief that business,<br />
framework that enables adaptation as circumstances dictate and an enforcement me<strong>ch</strong>anism without<br />
<strong>ch</strong>anges (article 12) that companies will have to undertake to be compliant with the draft ordinance<br />
and therefore corporate governance, practices are not static, and we therefore prefer a flexible<br />
penalties for non-compBance may represent a risk to the competitiveness of Swiss companies in<br />
may limit the board‘s appointment decisions and pay-setting process unnecessarily and increase the<br />
provided to shareholders in holding management and the board accountable. However we are<br />
may, in some cases, lead to umntended consequences. In particular we beHeve that the bylaw<br />
<strong>admin</strong>istrative burden an the company, giveri that any su<strong>ch</strong> aniendment will require the convening of<br />
The articles outlined in the draft ordinance considerably strerigthen the oversight me<strong>ch</strong>anisms<br />
concerned that the ordinance is overly restrictive with respect to its entorcement provisions, whi<strong>ch</strong><br />
BLACKROCIC<br />
02077233946<br />
3<br />
Director<br />
United Kingdom<br />
London, EC2N 2DL<br />
London, EC2N 2DL<br />
United Kingdom<br />
12 Throgmorton Avenue<br />
12 Throgmorton Avenue<br />
amra.balic@blackrock.com<br />
+44 (0)20 7743 5281<br />
and Responsibte lnvestment EMEA<br />
and Responsible Investment EMEA<br />
juliawittenburg @ blackrockcom<br />
+44 (0)207 743 3714<br />
Head 01 Corporate Governance<br />
Corporate Governance<br />
Vice President<br />
Amra Balic<br />
JulIa 8. Wittenburg<br />
Siricerely,<br />
view.<br />
Please contact any of the undersigned if you have any comrnerits or questions regarding BlackRocks<br />
are available to assisI in ariy way we can, and welcome continued dialogue an these important issues.<br />
We appreciate the opportunity to address and comment an the issues raised in this consultation. We<br />
16:19:58 26—07—2013 4/4
Bundesanwalts<strong>ch</strong>aft<br />
Ministere public de Ia Gonfaderation<br />
Ministero pubblico della Confederazione<br />
Procura publica federala<br />
P.P. CH-3003 Bern. BA. RD<br />
Per E-Mail an:<br />
ehra@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Bundesamt für Justiz<br />
Eidg. Amt für das Handelsregister<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Bern<br />
Stv. Leiter Re<strong>ch</strong>tsdienst<br />
Re<strong>ch</strong>tskonsulent des Bundesanwalts:<br />
Verfahrensnummer:<br />
Bern, 26. Juli 2013<br />
Marco Abbühl<br />
Alexander Medved<br />
RD.13.0057-ABMA<br />
Eröffnung des Anhörungsverfahrens<br />
Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei (VgdA)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Wir nehmen Bezug auf Ihre Einladung zur Stellungnahme vom 14. Juni 2013. Die Bundesanwalts<strong>ch</strong>aft<br />
s<strong>ch</strong>liesst si<strong>ch</strong> in diesem Zusammenhang grundsätzli<strong>ch</strong> der konsolidierten Stellungnahme<br />
der Konferenz der Strafverfolgungsbehörden der S<strong>ch</strong>weiz (KSBS) an.<br />
Aus unserer Si<strong>ch</strong>t gilt es insbesondere die folgenden Punkte hervorzuheben:<br />
• Art. 95 Abs. 3 lit. d BV sieht vor, dass Widerhandlungen gegen Art. 95 Abs. 3 lit. a - c BV<br />
mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe bis zu se<strong>ch</strong>s Jahresvergütungen bestraft<br />
werden. Die Verletzung mässig bedeutsamer obligatoris<strong>ch</strong>er Pfli<strong>ch</strong>ten wird hier mit<br />
einer der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsordnung ansonsten ni<strong>ch</strong>t innewohnenden Härte bestraft.<br />
Obs<strong>ch</strong>on es das Re<strong>ch</strong>t des Souveräns ist, seinem Zorn über gewisse Ents<strong>ch</strong>ädigungspraktiken<br />
mit ernstzunehmenden Strafnormen Ausdruck zu verleihen, hätten die fragli<strong>ch</strong>en<br />
Normverstösse jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> mittels zivilre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Anfe<strong>ch</strong>tbarkeit oder Ni<strong>ch</strong>tigkeit<br />
und damit milder bestraft werden können. Au<strong>ch</strong> eine SanktionierunQ mittels Übertretungstatbeständen<br />
wäre unter dem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt der Verhältnismässigkeit angemessen gewesen.<br />
• Je härter eine strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Sanktion angelegt ist, desto höher sind grundsätzli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
die Anforderungen an die gesetzgeberis<strong>ch</strong>e Qualität der Strafnormen. Dur<strong>ch</strong> den in der<br />
Verordnung enthaltenen gesetzgeberis<strong>ch</strong>en Verweis aus der in Art. 24 VE VgdA enthalte-<br />
Bundesanwalts<strong>ch</strong>aft BA<br />
Marco Abbühl<br />
Taubenstrasse 16, 3003 Bem<br />
Tel. +41 31 323 35 90, Fax +41 31 323 36 68<br />
www .bundesanwalts<strong>ch</strong>aft.<strong>ch</strong>
Verfahrensnummer: RD.13.0057 -ABMA<br />
nen Strafnorm heraus, in eine Norm, die Verfahrensabläufe definiert (Art. 18 VE VgdA),<br />
und von dort in völlig unbestimmtes statutaris<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>t (Art. 18 Abs. 3 VE VgdA) sollen<br />
unbestimmte, dur<strong>ch</strong> Statuten definierte Vorgänge zu Vergehenstatbeständen gema<strong>ch</strong>t<br />
werden. Dies vermag dem in Art. 5 Abs. 1 BV verankerten Legalitätsprinzip ni<strong>ch</strong>t zu genügen,<br />
zumal ein staatli<strong>ch</strong>er Akt si<strong>ch</strong> insbesondere auf eine materiellre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlage<br />
stützen muss, die hinrei<strong>ch</strong>end bestimmt ist. Mindestens mit Blick auf Art. 18 Abs. 3 VE<br />
VgdA sollte deshalb eine andere Lösung gefunden werden. Eine ähnli<strong>ch</strong>e Problematik<br />
stellt si<strong>ch</strong> unseres Era<strong>ch</strong>tens au<strong>ch</strong> beim Verweis von Art. 24 Abs. 1 Ziff. 3 auf Art. 12 Abs.<br />
1 Ziff. 1 VE VgdA. Au<strong>ch</strong> hier wird am Ende privatautonom definiertes, statutaris<strong>ch</strong>es<br />
Re<strong>ch</strong>t zur Grundlage von Vergehenstatbeständen gema<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>e angesi<strong>ch</strong>ts ihrer hohen<br />
Strafdrohung eine Verankerung auf einer höheren, gesetzgeberis<strong>ch</strong> legitimierten<br />
Normstufe verlangen würden, wel<strong>ch</strong>e dem Bestimmtheits- und Glei<strong>ch</strong>behandlungsgebot<br />
entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Darüber hinaus haben wir keine Bemerkungen zum vorgelegten Vorentwurf anzubringen und<br />
bedanken uns für die uns eingeräumte Gelegenheit zur Stellungnahme.<br />
Freundli<strong>ch</strong>e Grüsse<br />
Bundesanwalts<strong>ch</strong>aft BA<br />
Alexander Medved<br />
Seite 2/2
Lehmann Urs BJ<br />
Von:<br />
Luca S<strong>ch</strong>enk [Luca.S<strong>ch</strong>enkcberne-x.com]<br />
Gesendet: Samstag, 27. Juli 2013 18:27<br />
An:<br />
_BJ-EHRA<br />
Cc:<br />
Peter Heller; Zulassung<br />
Betreff:<br />
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
die BX Berne eX<strong>ch</strong>ange (Berner Börse) fokussiert auf die Kotierung wa<strong>ch</strong>stumsorientierter S<strong>ch</strong>weizer<br />
KMU und fördert dabei Anlegers<strong>ch</strong>utz, angemessene Transparenz und verhältnismässige Eintrittsbarrieren<br />
zum Kapitalmarkt.<br />
Gerne nehmen wir zum Vorentwurf zur Verordnung gegen die Abzockerei folgendermassen Stellung:<br />
A. Einleitende Bemerkungen<br />
Art. 95 Abs. 3 BV führt Neuerungen ein “zum S<strong>ch</strong>utz der Volkswirts<strong>ch</strong>aft, des Privateigentums und der<br />
Aktionärinnen und Aktionäre sowie im Sinne einer na<strong>ch</strong>haltigen Unternehmensführung“:<br />
1. S<strong>ch</strong>utz der Volkswirts<strong>ch</strong>aft<br />
Aus volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t, sollte das Gedeihen der KMU gefördert werden und deren Börsenkotierung<br />
zweckmässig sein:<br />
- dem Unternehmensbedarf an Wa<strong>ch</strong>stumskapital;<br />
- dem Anlegerbedarf für werts<strong>ch</strong>affende Investitionsgelegenheiten.<br />
Dies bedingt, dass insbesondere für wa<strong>ch</strong>stumsorientierte KMU, die au<strong>ch</strong> auf Grund der<br />
Unternehmensphase ein erhöhtes Potential zur Werts<strong>ch</strong>affung für Aktionäre und Volkswirts<strong>ch</strong>aft weisen,<br />
angemessene Eintrittsbarrieren zum Kapitalmarkt ges<strong>ch</strong>affen werden sollten. Ein wirksamer Kapitalmarkt<br />
für KMU bedingt au<strong>ch</strong>, dass Investoren, insbesondere Pensionskassen, motiviert werden in diese<br />
Anlageklasse zu investieren.<br />
2. Na<strong>ch</strong>haltige Unternehmensführung<br />
Eine na<strong>ch</strong>haltige Unternehmensführung kann ni<strong>ch</strong>t absehen von:<br />
- den Interessen aller Stakeholders (ni<strong>ch</strong>t nur Aktionärinnen und Aktionäre);<br />
- der positiven Entwicklung des Unternehniens selbst.<br />
Dies bedingt, dass den Organen gewährt werden:<br />
- eine angemessene Freiheit für die Umsetzung langfristig orientierter Strategien (unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
der Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t);<br />
- ein S<strong>ch</strong>utz vor missbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er “Aktionärsmanöver“ und die Mögli<strong>ch</strong>keit die Interessen von<br />
Minderheitsaktionären zu s<strong>ch</strong>ützen;<br />
- die Mögli<strong>ch</strong>keit si<strong>ch</strong> auf das ordentli<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>äft und der Werts<strong>ch</strong>affung zu konzentrieren (Management<br />
Attention).<br />
Die Verantwortung für das Unternehmen und die Mitarbeiter tragen s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die Organe und ni<strong>ch</strong>t die<br />
Aktionäre.<br />
3. Aufsi<strong>ch</strong>tspfli<strong>ch</strong>t der Börsen<br />
Wir gehen davon aus, dass die VgdA den Börsen keine zusätzli<strong>ch</strong>en Aufsi<strong>ch</strong>ts- oder meldepfli<strong>ch</strong>ten<br />
aufbürdet.<br />
B. Bedenken zur aktuellen Fassung<br />
1. Geltungsberei<strong>ch</strong> bei KMU oder Unternehmen mit geringerer Streuung des Aktionariats<br />
1
Der auf kotierte Aktien bes<strong>ch</strong>ränkte Geltungsberei<strong>ch</strong> könnte entgegen der Anlegerinteressen dazu führen,<br />
dass vorzügli<strong>ch</strong> nur Partizipationss<strong>ch</strong>eine kotiert werden oder in der Kapitaistruktur verstärkt<br />
Stimmre<strong>ch</strong>tsaktien eingesetzt werden. Weiter haben höhere Aufwendungen eine negative Auswirkung auf<br />
die Bereits<strong>ch</strong>aft von KMU zur Publikumsöffnung oder gar Dekotierungen verursa<strong>ch</strong>en (an der BX haben<br />
si<strong>ch</strong> dieses Jahr s<strong>ch</strong>on zwei Unternehmen mit dieser Begründung dekotieren lassen).<br />
2. Verhältnismässigkeit für KfVIU<br />
Wa<strong>ch</strong>stumsorientierte KMU, die si<strong>ch</strong> zur Kapitalbes<strong>ch</strong>affung dem Kapitalmarkt öffnen wollen oder haben,<br />
sehen si<strong>ch</strong> konfrontiert mit:<br />
- Pensionskassen, die Aufgrund deren erhöhten Pfli<strong>ch</strong>ten (somit Investitionskosten) no<strong>ch</strong> mehr vor<br />
Investitionen in KMU absehen (insbesondere für die Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft über die Ausübung von Stimmre<strong>ch</strong>ten)<br />
oder vor Record Date grössere Volurnina abstossen und eine korrekte Preisbildung verhindern, insbesondere<br />
bei den i.d.R. weniger liquiden Aktien von KMU;<br />
- zusätzli<strong>ch</strong>en Aufwendungen für Statuten- und Prozessanpassungen, Vergütungsberi<strong>ch</strong>t, Revisionskosten,<br />
elektronis<strong>ch</strong>e Fernabstimmung, Befür<strong>ch</strong>tung von Strafmassnahmen und Ablenkung der Management<br />
Attention;<br />
- S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e gegenüber feindli<strong>ch</strong> orientierter bzw. angreifender Aktionäre die z.B. den vorgesehenen<br />
Prozess zur Genehmigung der fixen Vergütungen (“2x2“ Chancen) missbrau<strong>ch</strong>en könnten (Art. 18 Abs 2<br />
VgdA). Dies könnte sogar zu unverhältnisrnässige Verweigerungen der Eintragung der Aktionäre<br />
degradieren.<br />
- Bes<strong>ch</strong>ränkung der Handlungsfähigkeit, da der Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung (Art. 19 VgdA),<br />
die Dauer der Arbeitsverträge für die Mitglieder der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung und leistungsabhängiger Vergütungen<br />
(Art. 12 VgdA) in einer ras<strong>ch</strong>en Expansionsphase des Unternehmens oft s<strong>ch</strong>wer angemessen, annehmbar<br />
und diskret (Konkurrenten kennen neu die Eins<strong>ch</strong>ränkungen) definiert oder in den Statuten aufgenommen<br />
werden kann.<br />
C. Anpassungsvors<strong>ch</strong>läge<br />
Wir mö<strong>ch</strong>ten folgende Anpassungen beliebt ma<strong>ch</strong>en (wobei bei der Definition von KMU die übli<strong>ch</strong>en<br />
Parameter herangezogen werden könnten):<br />
- (Artt. 22 u. 23 VgdA) den Pensionskassen eine Erlei<strong>ch</strong>terung für Investitionen unter einen Mindestbetrag<br />
(z.B. 2 MCHF) oder in KMU gewähren;<br />
- (Artt. 27 u. 28 VgdA) für KMU die Fristen für die Anpassung von Statuten, Reglementen und<br />
altre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Arbeitsverträgen (z.B. um zwei Jahre) verlängern. Damit könnten weitere mögli<strong>ch</strong>e<br />
Anderungen gebündelt und Kosten sowie Anstrengungen eingespart bzw. auf vers<strong>ch</strong>iedene Beri<strong>ch</strong>tsjahre<br />
verteilt werden;<br />
- (Art. 30 Abs. 2 VgdA) für KMU die Frist zur Einri<strong>ch</strong>tung eines Systems für die Übermittlung von<br />
elektronis<strong>ch</strong>en Vollma<strong>ch</strong>ten oder Weisungen (z.B. um zwei Jahre) verlängern. Bis dahin sollte si<strong>ch</strong> ein<br />
Wettbewerb zwis<strong>ch</strong>en Plattformen für das “electronic voting“ etabliert haben;<br />
- (Art. 18 VgdA) eine unzumutbare Zurückhaltung der Genehmigung der Vergütungen dur<strong>ch</strong> die GV<br />
unterbinden (z.B. wenn die vorges<strong>ch</strong>lagenen Vergütungen weniger als 50% der Vergütungen im Vorjahr<br />
sind);<br />
- (Art. 19 VgdA) KMU erlauben in begründeten Fällen den Zusatzbetrag für die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung (z.B. um<br />
100%) zu “überziehen‘, die Dauer der Arbeitsverträge (z.B. maximal um 2 Jahre) zu verlängern oder bei<br />
fehlender statutaris<strong>ch</strong>en Bestimmung leistungsabhängige Vergütungen zu bestimmen (mit Vorbehalt der<br />
na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong>en Genehmigung dur<strong>ch</strong> die -sowie Auszahlung na<strong>ch</strong> der- Generalversammlung).<br />
In der Hoffnung der Berücksi<strong>ch</strong>tigung unserer Ausführungen, stehen wir Ihnen gerne für Fragen zur<br />
Verfügung.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />
Luca S<strong>ch</strong>enk<br />
Dr. Luca S<strong>ch</strong>enk 1 Ges<strong>ch</strong>äftsführer<br />
SX Berne eX<strong>ch</strong>ange 1 Berner Börsenverein<br />
2
Aarbergergasse 36 1 CH-3011 Bern<br />
T +41(0)313294040 1 F+41 (0) 31 311 53 09<br />
0 office@berne-x.com 1 D Iuca.s<strong>ch</strong>enkberne-x.com<br />
www.berne-x.com<br />
This message contains information whi<strong>ch</strong> rnay he confidential. lt is intended tor the addressee(s) onig. Unless you are a named addressee (or authorised by an addressee who received<br />
this message), accesa to this e-mail, or any disclosure or copying of its contents, or any action taken (or not taken) in reliance ort lt in unauthorised and rnay be unlawful. lt you have<br />
received this email in error, please inforn, the sender immediately mrd delete this e-mail mrd any copy or content from your system.<br />
ttX Berne eX<strong>ch</strong>ange cannot guarantee that e-mail communications are secure or error-free, an Information could be intarcepted, corrupted, arnended, lost, destroyed, arrive late or<br />
irscomplete, or corrtain viruses,<br />
3
Rigiplatz 1, Case postale TIphone 044 360 1111 info@empIoyes.<strong>ch</strong> p 1 c<br />
8033 Zuri<strong>ch</strong> Fax 044 360 1112 www.employes.<strong>ch</strong> u i s s e<br />
. Eidgeflässis<strong>ch</strong>es<br />
2 3. JULI 2013<br />
0ffice fdraI de la justice<br />
Office fdral du registre du commerce<br />
Bundesrain 20<br />
3003 Berne<br />
Zuri<strong>ch</strong>, le 18 juillet 2013<br />
Procödure d‘audition — Avant-projet d‘ordonnance contre les rmunrations abusives<br />
Madame la Conseiiire fdraIe,<br />
En tant qu‘organisation de dfense des employs impiante au niveau national, nous avions<br />
fait la demande d‘tre consult lors des procdures d‘audition et de consultation. Nous<br />
regrettons de ne pas avoir invits donner notre avis dans le cas präsent. Nous nous<br />
permettons donc de prendre part la procdure d‘audition sur l‘avant-projet d‘ordonnance<br />
contre les rmunrations abusives ouverte le l4juin 2013.<br />
Tout d‘abord, Employs Suisse salue le fait que le Conseil fdral dicte rapidement une<br />
ordonnance et que celle-ci entrera en vigueur le lerjanvier 2014. Nous souhaitons ensuite<br />
faire diverses remarques gnrales et sur le texte de Ici.<br />
Article 18<br />
Employs Suisse demande que l‘article 18 al. 3 <strong>ch</strong>. 1, 2, 3 soit prcis. liest actuellement<br />
difficile de savoir si les trois conditions sont cumulatives ou ne le sont pas.<br />
Article 20<br />
Nous considrons que le texte de l‘article 20 <strong>ch</strong>. 1 et 2 n‘est pas suffisamment clair ce qui<br />
pourrait conduire des abus. Certes, dans son rapport, le Conseil fd&al donne quelques<br />
prcisions sur ce que sont des indemnits, mais cet aspect reste trs flou pour EmpIoys<br />
Suisse. A notre avis, ii est important de dfinir dans le texte de loi ce qu‘on entend par<br />
indemnits de dpart et anticipe afin d‘viter que des entreprises puissent verser de teiles<br />
indemnits sous une autre dnomination. Employs Suisse regrette aussi que le terme « les<br />
autres indemnits »‚ list dans l‘article de la Constitution (art. 95 al. 3) n‘ait pas öt repris<br />
dans le texte de l‘ordonnance. L‘explication donne par le Conseil fdral dans son rapport,<br />
savoir que le terme « autres indemnits » est trop imprcis, ne se justifie pas. En effet, le<br />
Conseil fdöral aurait pu rdiger une liste plus complte d‘indemnits existantes. En outre,<br />
nous regrettons que le Conseil fdrai n‘inclue pas les primes d‘embau<strong>ch</strong>e et laisse au<br />
Parlement le <strong>ch</strong>oix de dcider. Pour conclure sur ce point, Employs Suisse critique le fait<br />
que le Conseil fdral liste que certaines indemnits dans l‘article 20 et que dans un cas, ii<br />
laisse au Pariement de dcider. Cela manque quelque peu de cohörence.<br />
Article 22<br />
Pour Empioyös Suisse, l‘articie 22 est problömatique. En effet, les alinöas 1 et 3 sont<br />
contradictoires. D‘un cötö, les institutions de prövoyance ont l‘obligation de voter, mais d‘un<br />
autre cötö, eiles peuvent y renoncer dans l‘intöröt des assurös. Nous demandons donc que<br />
TVA n° CHE-108.028.385
impIoyes<br />
Suisse<br />
le lien entre les deux alinas soit clarifi et que les deux alinas soient rendus plus<br />
comprhensibles. La notion d‘ « intört des assurs » est trop vague et peut tre sujette<br />
discussion et interprötation. Les assurös auront un contröle aprös coup des votes des<br />
institutions de prövoyance, car celles-ci doivent informer leurs assurös sur leurs votes. Mais<br />
que se passe-t-il si ‘institution de prövoyance n‘a pas votö dans l‘intöröt de ses assurös?<br />
Que peuvent exiger les assurös dans une teile situation? Pour rösumer, l‘article 22 doit tre<br />
reformulö.<br />
Nous considörons comme positif le fait que les dispositions pönales aient ötö quelque peu<br />
assouplies tout en respectant la volontö de ‘initiative de sanctionner les abus de maniöre<br />
stricte. En outre, l‘entröe en vigueur progressive est saluer. Le dölai de deux ans paratt<br />
raisonnable et permet aux sociötös anonymes concernöes de s‘adapter et de ne pas devoir<br />
supporter une <strong>ch</strong>arge <strong>admin</strong>istrative plus importante d‘un seul coup.<br />
Nous saluons aussi le fait que es statuts aient dösormais plus d‘importance.<br />
Pour conclure, Employös Suisse tient ö pröciser que es nouvelles dispositions ne vont pas<br />
rösoudre le problme des trös hauts salaires face auquel les citoyens suisses ont montrö<br />
leur insatisfaction. L‘action rapide du Conseil födöral, le renforcement des droits des<br />
actionnaires ainsi que le projet de rövision du droit des sociötös anonymes et du droit<br />
comptable entamö sont voir de maniöre positive et montre aussi que le Conseil födöral a<br />
entendu le möcontentement des citoyens. Cependant, d‘autres mesures doivent encore ötre<br />
prises d‘autres niveaux et non pas seulement au niveau des actionnaires pour limiter es<br />
trös hauts salaires.<br />
En vous remerciant de prendre en considöration nos remarques, nous vous prions d‘agröer,<br />
Madame la Conseillöre födörale, nos salutations distinguöes.<br />
Employös Suisse<br />
b<br />
Stefan Studer Virinie JaquØt -<br />
Directeur d‘Employös Suisse<br />
C/Ilaboratrfe scientifiq ue<br />
2/2
Lehmann Urs BJ<br />
Von:<br />
peter.gebhardtbIuewin.<strong>ch</strong><br />
Gesendet: Sonntag, 28. Juli 2013 21:21<br />
An:<br />
_BJ-EHRA<br />
Betreff:<br />
Verordnung gegen die Abzockerei<br />
Antrag:<br />
im Artikel 22 “Stimmpfli<strong>ch</strong>t“ ist Absatz 3 ersatzlos zu strei<strong>ch</strong>en (Sie dürfen si<strong>ch</strong> der Stimme<br />
enthalten oder auf eine Stimmabgabe verzi<strong>ch</strong>ten...)<br />
Begründung:<br />
1. im Absatz 2, resp 4 genügend geregelt<br />
2. Die Verordnung wird so einfa<strong>ch</strong>er und klarer; au<strong>ch</strong> weniger kompliziert.<br />
3. in teitweisem Widerspru<strong>ch</strong> zu Artikel 25 (Strafbarkeit der Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen) und 32<br />
(Stimm- und Offenlegungspfli<strong>ch</strong>t)<br />
4. unklar was “Im Interesse .. überhaupt bedeutet; kann als einfa<strong>ch</strong>er Ents<strong>ch</strong>uldigungsgrund<br />
ni<strong>ch</strong>t abzustimmen, eingesetzt werden. Ni<strong>ch</strong>t im Sinne der Verordnung.<br />
5. Die Vorsorgeeinri<strong>ch</strong>tungen können immer no<strong>ch</strong> leer einlegen, wenn ein Traktandum ni<strong>ch</strong>t<br />
relevant oder ni<strong>ch</strong>t “in ihrem eigenen Interesse“ ist.<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>en Grüssen und bestem Dank<br />
Peter Gebhardt<br />
Kapfstrasse 14<br />
8608 Bubikon<br />
Tel 05524322 16<br />
Fax 055 263 1801<br />
peter. gebhardt®bluewin .<strong>ch</strong><br />
1
Direction<br />
Case postale 2251<br />
1211 Genève 2<br />
Téléphone +41 (0)58 211 21 00<br />
E-mail info@bcge.<strong>ch</strong><br />
www.bcge.<strong>ch</strong><br />
Département Juridique<br />
Fax direct : 022.809.25.77<br />
Nos références PMA<br />
BA Justiz<br />
Ê 29. JULI 2013<br />
Act<br />
Courrier A<br />
BCGE<br />
EiciQ. Juste- :.'vid<br />
Polizeidepanemont<br />
M.<br />
2 9. JULI 2013<br />
Département fédéral de justice et police<br />
Service d'information DFJP<br />
Palais fédéral ouest<br />
3003 Berne<br />
A l'attention de M. Olivier Blanc<br />
Genève, le 26 juillet 2013<br />
Audition sur l'avant-projet d'ordonnance contre les rémunérations abusives<br />
I<br />
Monsieur,<br />
Dans le délai fixé par votre communication du 14 juin 2013, nous vous prions de bien vouloir trouver cidessous<br />
notre détermination que nous limitons à trois points.<br />
1/<br />
L'ordonnance est intitulée "Ordonnance contre les rémunérations abusives". Alors même qu'elle se limite<br />
essentiellement à mettre en place différentes règles précisant les modalités d'élection des membres du<br />
conseil d'<strong>admin</strong>istration et l'approbation du régime de rémunération par l'assemblée générale, le titre de<br />
l'ordonnance donne à penser que toutes les rémunérations sont, dans leur essence, abusives ce qui ne<br />
correspond pas à la réalité et n'est pas acceptable. Certes le mot "abusif' est moins fort que le mot allemand<br />
"Abzocker" duquel il est traduit, mais nous sommes d'avis que ce terme (tout comme le terme "Abzocker"<br />
dans la version allemande) ne doit pas figurer dans le titre de l'ordonnance.<br />
ZI<br />
La mesure dans laquelle l'avant-projet s'applique aux sociétés constituées sous le régime des art. 762 et<br />
763 CO n'est pas claire. A notre avis, et afin d'éviter toute ambiguïté, l'ordonnance doit réserver l'application<br />
des compétences de délégation de représentants au sein du conseil d'<strong>admin</strong>istration par les corporations<br />
publiques (art. 762), respectivement des compétences de gestion de l'autorité publique prévues par les lois<br />
cantonales (art. 763 CO), sous peine de vider de tout leur sens ces dispositions.<br />
Dans le cadre de l'art. 763 CO et en vertu du principe constitutionnel de subsidiarité, la faculté d'organisation<br />
des cantons doit être préservée dans la mesure où elle ne contredit ni le texte ni l'esprit du nouvel art. 95 al.<br />
3 Cst féd, qui vise à protéger la propriété privée. Concrètement, et au minimum, les cantons devraient<br />
toujours pouvoir prévoir qu'ils nomment un ou plusieurs <strong>admin</strong>istrateurs, désignent le président du conseil<br />
d'<strong>admin</strong>istration, voire les membres du comité de rémunération et déterminent la durée des mandats et la<br />
o<br />
s fréquence de leur renouvellement.<br />
1<br />
o<br />
3<br />
Page 2<br />
A défaut d'une disposition dans l'ordonnance, le rapport explicatif devrait à tout le moins aborder cette<br />
problématique.<br />
3/<br />
L'art. 7 al. 4 de l'avant-projet prévoit que "les statuts déterminent les tâ<strong>ch</strong>es et les compétences du comité de<br />
rémunération". Cette exigence va au-delà des exigences du nouvel art. 95 al. 3 de la Constitution fédérale<br />
qui ne prévoit rien de tel et complique inutilement l'organisation des sociétés concernées. Les tâ<strong>ch</strong>es et les<br />
compétences des comités d'un conseil d'<strong>admin</strong>istration sont usuellement fixées dans un règlement du<br />
conseil d'<strong>admin</strong>istration (Cf. <strong>ch</strong>. 21 du Code suisse de bonne pratique pour le gouvernement d'entreprise) et<br />
le rapport explicatif ne justifie pas de manière satisfaisante pourquoi il faudrait déroger à cette pratique.<br />
Nous vous remercions de l'attention que vous porterez à ce qui précède et vous prions d'agréer, Monsieur,<br />
nos salutations distinguées.<br />
Banque Cantonale de Genève<br />
Philippe Marti<br />
Directeur<br />
Directeur adjoint<br />
Depuis 1816
RÉPUBLIQUE ET CANTON DE GENÈVE<br />
-A<br />
Genève, le 24 juillet 2013<br />
Le Conseil d'Etat<br />
5646-2013<br />
E 25. JUL! 2013<br />
Act<br />
Madame Simonetta SOMMARUGA<br />
Conseillère fédérale<br />
Département fédéral de justice et police<br />
Palais Fédéral Ouest<br />
3003 Berne<br />
Concerne :<br />
Audition sur l'ordonnance contre les rémunérations abusives (ORab)<br />
Madame la Conseillère fédérale,<br />
Notre Conseil a pris connaissance tardivement de l'ouverture d'une procédure d'audition<br />
concernant le projet d'ordonnance contre les rémunérations abusives, procédure à laquelle<br />
les cantons ne sont pas associés.<br />
Nous souhaitons néanmoins faire valoir un point de vue qui nous paraît digne d'intérêt, par<br />
rapport aux banques cantonales et au <strong>ch</strong>amp d'application de l'ordonnance.<br />
Il apparaît à la lecture de votre projet que les sociétés anonymes de droit public répondant à<br />
la définition de l'article 763 CO, à savoir exclues de l'application du CO, tomberaient en<br />
revan<strong>ch</strong>e dans le <strong>ch</strong>amp d'application de l'ordonnance, dont le but est de déroger au code<br />
des obligations.<br />
Nous pensons que l'on doit notamment s'interroger sur la capacité des cantons-actionnaires<br />
de pouvoir continuer à nommer le président du conseil d'<strong>admin</strong>istration et les autres<br />
membres du conseil.<br />
Nous attirons également l'attention du Conseil fédéral sur l'article 762 CO, qui prévoit que les<br />
statuts peuvent déléguer à une corporation de droit public qui est partie prenante dans une<br />
société anonyme le droit de déléguer des représentants au conseil d'<strong>admin</strong>istration, même si<br />
elle n'est pas actionnaire.<br />
Nous comprenons qu'édicter la législation d'application d'une initiative constitutionnelle<br />
rédigée de manière isolée et sans travaux préparatoires n'est pas <strong>ch</strong>ose aisée, mais il nous<br />
apparaît que le but du nouvel alinéa 3 de l'article 95 Cst-Féd, de même que l'alinéa 1 déjà<br />
existant, est de légiférer sur les activités lucratives privées. Cela n'inclut pas à notre avis la<br />
compétence de légiférer sur les sociétés anonymes de droit public ou, à tout le moins, sur le<br />
mode de désignation des <strong>admin</strong>istrateurs régi par le droit cantonal.<br />
Ces points n'étant pas abordés dans votre rapport explicatif, nous pensons qu'il serait utile<br />
de consulter les cantons, voire l'Association des banques cantonales, sur cette question<br />
spécifique, par exemple parallèlement à la consultation des commissions des affaires<br />
juridiques des deux Chambres fédérales.
-2-<br />
Cela nous paraît d'autant plus important que, si nous comprenons bien la procédure,<br />
l'ordonnance adoptée à titre transitoire selon l'article 197 <strong>ch</strong>iffre 10 Cst-Féd serait ensuite<br />
transposée dans une loi formelle, sans que cela ne soit forcément précédé par une<br />
procédure de consultation.<br />
En vous remerciant de l'attention que vous porterez à la présente, nous vous prions de<br />
croire, Madame la Conseillère fédérale, à l'expression de notre haute considération.<br />
AU NOM DU CONSEIL D'ÉTAT<br />
La <strong>ch</strong>ancelière : Le président :