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„Dass das, was wir machen, einen Sinn hat, davon bin ich überzeugt.“

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Forschung & Lehre Der literarische Zaunkönig Nr. 2/2013<br />

Burgtheater-Direktors ist w<strong>ich</strong>tig, denn er spr<strong>ich</strong>t (und <strong>das</strong><br />

schon 1931) offen aus, <strong>das</strong>s Dramen aus der Zeit der Franz.<br />

Revolution, und speziell solche mit der Corday-Thematik,<br />

n<strong>ich</strong>t mehr gewünscht sind. Dass man schon 1931 bei diesem<br />

Thema an politischen Mord dachte, war mir zwar klar, erstaunt<br />

war <strong>ich</strong> allerdings, als A. Neumann bei seiner Frage, wem E.<br />

M. <strong>das</strong> Messer in die Brust stoßen möchte, bereits 1931 an<br />

erster Stelle „Herrn Hitler<strong>“</strong> nennt. Wenn der übrige Nachlaß so<br />

spannend ist wie diese Briefe, dann <strong>hat</strong> die E. M. -Forschung<br />

noch gute Zeiten vor s<strong>ich</strong>.<br />

„Wenn der übrige Mitterer-Nachlass so<br />

spannend ist wie diese Briefe,<br />

dann <strong>hat</strong> die E.M.-Forschung noch<br />

gute Zeiten vor s<strong>ich</strong>.<strong>“</strong><br />

Das Urteil von Prof. Abret über die Dramen Erika Mitterers<br />

deckte s<strong>ich</strong> weitgehend mit jenem von Martin Esslin 14 . Sie<br />

schrieb: Ansonsten fiel mir auf, daß E. M., wenn sie literarisch<br />

bereits wiederholt verwendete Stoffe angeht – so auch in<br />

„Wähle die Welt!<strong>“</strong> (gefiel mir sehr gut) – ganz neue Ansätze<br />

findet. Ihre Bearbeitung des Armen Heinr<strong>ich</strong>-Stoffes ist weit<br />

gelungener als die von Hauptmann, doch letzterer <strong>wir</strong>d in den<br />

Stoffgesch<strong>ich</strong>ten natürl<strong>ich</strong> genannt, während Mitterer fehlt. 15<br />

Es ist traurig, <strong>das</strong>s auch ein weiteres Thema, mit dem<br />

s<strong>ich</strong> Helga Abret intensiver beschäftigen wollte, nun wohl<br />

für längere Zeit unbearbeitet bleiben <strong>wir</strong>d. Schon 2007<br />

ersuchte sie m<strong>ich</strong> um Hintergrundinformationen über <strong>das</strong><br />

Melusine-Ged<strong>ich</strong>t Erika Mitterers – die genaue Entstehung<br />

beispielsweise [...]. Es gibt ja noch <strong>das</strong> Ged<strong>ich</strong>t „Seejungfrau<strong>“</strong>,<br />

also auch über eine Wasserfrau, doch <strong>das</strong> ist ganz<br />

anderer Art. M<strong>ich</strong> interessiert der Melusinenstoff und <strong>ich</strong><br />

finde <strong>das</strong> Ged<strong>ich</strong>t Deiner Mutter originell, vor allem im ersten<br />

Teil, in dem der Freiraum, den s<strong>ich</strong> die Melusine erbittet, mit<br />

dem Schreiben zusammenhängt. Als zu konventionell <strong>wir</strong>d<br />

man vermutl<strong>ich</strong> (Feministinnen auf alle Fälle) den letzten<br />

Teil empfinden, die Rückkehr zur Mutterrolle. Doch <strong>das</strong> ist<br />

n<strong>ich</strong>t abwegig, denn in verschiedenen Fassungen der Sage<br />

streift ja Melusine zu nächtl<strong>ich</strong>er Stunde um <strong>das</strong> Schloß und<br />

besucht ihr Kind. Wie der Stoff nach Österre<strong>ich</strong> gelangte,<br />

ist mir noch n<strong>ich</strong>t klar. Vielle<strong>ich</strong>t finde <strong>ich</strong> in Marbach et<strong>was</strong>.<br />

Bis jetzt fiel mir aus dem Stegreif nur Grillparzer mit seinem<br />

Libretto „Melusine<strong>“</strong> ein, doch der Text <strong>hat</strong> n<strong>ich</strong>t <strong>das</strong> Geringste<br />

mit E. M. und ihrer S<strong>ich</strong>t auf <strong>das</strong> Thema zu tun. Doch <strong>ich</strong><br />

kann m<strong>ich</strong> frühestens 2009 damit beschäftigen, <strong>ich</strong> sammle<br />

nur schon ein wenig Material.<br />

Die Erika Mitterer Gesellschaft gab ihrer<br />

Arbeit neuen Auftrieb<br />

Helga Abret war mir eine unerlässl<strong>ich</strong>e Gesprächspartnerin,<br />

wenn es um die Frage nach der Zielr<strong>ich</strong>tung und nach den<br />

Prioritäten unserer Gesellschaft ging. Die Motivation für ihr<br />

Engagement formulierte sie so: Bei der E.M.Gesellschaft<br />

entschied <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> nur deshalb [für die Mitgliedschaft], weil<br />

<strong>ich</strong> – ganz ehrl<strong>ich</strong> – eine Schwäche für <strong>das</strong> Konzept des<br />

„Zaunkönigs<strong>“</strong> habe. Schade, <strong>das</strong>s es so eine Zeitschrift n<strong>ich</strong>t<br />

schon vor vielen Jahren gab [...]. Das wäre genau <strong>das</strong> Forum<br />

gewesen, <strong>das</strong> <strong>ich</strong> mir immer wünschte.<br />

Sie sprach jedoch gle<strong>ich</strong>zeitig von ihrem generellen, im<br />

„Weltgeschehen<strong>“</strong> begründeten Pessimismus, fügte aber an:<br />

...freuen <strong>wir</strong> uns lieber an kl<strong>einen</strong> Sachen, an dem, <strong>was</strong> uns<br />

<strong>das</strong> alltägl<strong>ich</strong>e Leben manchmal an Schönem bietet. [...] Und<br />

begnügen <strong>wir</strong> uns mit unserem ganz bescheidenen Wirken,<br />

wobei <strong>ich</strong> finde, <strong>das</strong>s der „Zaunkönig<strong>“</strong> s<strong>ich</strong> als Aufgabe lohnt,<br />

er <strong>wir</strong>d immer wieder Lesern Freude <strong>machen</strong> und sie zum<br />

Nachdenken anregen. Und eigentl<strong>ich</strong> würdest Du <strong>einen</strong> Preis<br />

dafür verdienen, weil es Dir gelingt, die Poesie so harmonisch<br />

in den Text zu integrieren. Ich glaube sehr an die Wirkung<br />

einzelner Ged<strong>ich</strong>te.<br />

Aber selbst relativierter Pessimismus ist ansteckend. Vor<br />

einem Wien-Besuch <strong>hat</strong>te <strong>ich</strong> angeboten, sie vom Flughafen<br />

abzuholen – mit dem Nachsatz „vielle<strong>ich</strong>t kann <strong>ich</strong> mir<br />

Dein Wohlwollen doch als Kofferträger le<strong>ich</strong>ter erhalten<br />

als als Zeitschriftenherausgeber?<strong>“</strong> Das wollte Helga aber<br />

so n<strong>ich</strong>t stehen lassen: Und nun, Martin: wie kannst Du<br />

nur so et<strong>was</strong> schreiben – besser als Kofferträger denn<br />

als Zeitschriftenherausgeber, auch wenn Du es n<strong>ich</strong>t ernst<br />

meintest, so et<strong>was</strong> darfst Du n<strong>ich</strong>t sagen. Und nach ihrem<br />

Aufenthalt schrieb sie mir: Da <strong>ich</strong> für drei Wochen Abschied<br />

nehme, wollte <strong>ich</strong> Dir noch einmal sagen, wie froh <strong>ich</strong> <strong>bin</strong>,<br />

D<strong>ich</strong> kennengelernt zu haben. Es <strong>hat</strong> auch meinem Schreiben<br />

neuen Auftrieb gegeben durch Deine Zeitschrift, die so<br />

lebendig und vielseitig ist. Und einige Monate später: Es<br />

ist unglaubl<strong>ich</strong>, [...] wen Du schon alles der Vergessenheit<br />

entrissen hast ... 16<br />

Helga Abret interessierte s<strong>ich</strong> auch sehr für die Arbeit<br />

der n<strong>ich</strong>t im Rampenl<strong>ich</strong>t stehenden Autoren, die s<strong>ich</strong> in<br />

der Erika Mitterer Gesellschaft ernst genommen fühlen.<br />

Auf die Zusendung des Romans von Brigitte Pixner<br />

reagierte sie rasch: Mein Eindruck beim Durchblättern<br />

der „Maschinenpredigt<strong>“</strong> ist, <strong>das</strong>s m<strong>ich</strong> ein Lesevergnügen<br />

erwartet. Wegen des Umfangs werde <strong>ich</strong> <strong>das</strong> Buch aber erst<br />

in den Osterferien in Oléron lesen können. Doch <strong>ich</strong> freute<br />

m<strong>ich</strong> schon an den tollen österre<strong>ich</strong>ischen Namen. Siegfried<br />

Kratochwil, <strong>einen</strong> Krisenrat Tulipanschki, Lotterbeck und den<br />

Thaddäus Lorbeer usw. – solche Namen (bei denen ja oft<br />

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