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VESALIUS - Evangelischen Krankenhaus Wesel

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Vortragsreihe<br />

1. Halbjahr 2014<br />

Die Eröffnung einer Leiche ... Die Wissenschaft der Anatomie ...<br />

Andreas Vesalius Bruxellensis<br />

Referenten:<br />

Prof. Dr. med. Christof Braun<br />

Chefarzt Abteilung Unfallchirurgie<br />

Katholisches Karl-Leisner-Klinikum<br />

St.-Antonius-Hospital Kleve<br />

<strong>VESALIUS</strong><br />

... bezeichnete man in der Antike griechisch als anatomia,<br />

lateinisch als sectio, was wörtlich „Aufschneidung“ bedeutet.<br />

Es gab sie im Zusammenhang mit Magien oder, um aus den<br />

Eingeweiden die Zukunft vorherzusagen. Anstelle Verstorbener,<br />

deren Körper nicht angetastet werden durfte, wurden Tiere<br />

obduziert, Kenntnisse über den Menschen ergaben sich in<br />

Analogie dazu oder aus der Begegnung mit Verletzten und<br />

Verwundeten. Aristoteles beispielsweise zeigte an Tieren,<br />

dass das Herz mit dem Blutfluss zu tun hat.<br />

Diese „alte“ Anatomie erreichte ihre Hochblüte in Alexandria,<br />

wo unter der Herrschaft der Ptolemäer im dritten Jahrhundert<br />

v. Chr. Herophilus von Chalkedon (etwa 330 – 260) und<br />

Erasi stratos von Keos (um 330 – 255) dann auch Sektionen<br />

am Menschen vornahmen. Sie unterschieden Hirnhaut und<br />

Hirnkammern, Hirn- und Rückenmarksnerven, beschrieben die<br />

Herzklappen, die Struktur der Venen- und der Arterienwand ...<br />

Nach ihnen stagnierte die Entwicklung, ihr Wissen ging<br />

großenteils verloren.<br />

Die katholische Kirche hat Leichenöffnungen am Menschen nie<br />

grundsätzlich untersagt – sie tat dies nur in bestimmten Zusammenhängen,<br />

in der Kreuzzugszeit etwa, als es üblich wurde,<br />

Verstorbene zu zergliedern und auszukochen, um sie so mit<br />

nach Hause zu nehmen. Erlaubt waren „Anatomien“ vor allem,<br />

wenn es sich um einen hingerichteten Kriminellen handelte<br />

und dieser anschließend ein ordentliches Begräbnis bekam.<br />

... ist verhältnismäßig jung, das klassische Altertum kannte sie<br />

kaum. Im Mittelalter weitgehend vergessen war, dass Galen<br />

(129 – 216/17) nicht Menschen, sondern Schweine oder<br />

andere Tiere aufschnitt und präparierte. Von Roger II. (1140)<br />

und dem Stauferkaiser Friedrich II. (1231) wurden erstmals<br />

Prüfungsordnungen erlassen, bei denen anatomisches Schulwissen<br />

die Voraussetzung für die Ausübung des Arztberufs war.<br />

Mondino de Luzzi (um 1275 –<br />

1326) führt die Sektion der<br />

menschlichen Leiche dann<br />

endgültig in die akademische<br />

Lehre ein. Allerdings greift er<br />

nicht selbst zum Messer:<br />

während er vom Katheder aus<br />

einer Schrift Galens oder<br />

anderer Autoren vorliest, hat<br />

ein Helfer das Gesagte an<br />

der Leiche freizulegen. Sein<br />

Lehrbuch kommt (1326) noch<br />

völlig ohne Abbildungen aus,<br />

sie werden ihm erst in späteren Fassungen hinzugefügt. Diese<br />

Vorgehensweise dauert bis in das 16. Jahrhundert fort, wie die<br />

Titelseite der Isagoge breves, des „Kurzlehrbuchs“ von Giocamo<br />

Berengario da Carpi (um 1460/70 – 1530) von 1535 zeigt –<br />

zu dem Dozenten und dem Präparator ist noch ein Demonstrator<br />

hinzugekommen.<br />

Am 31. Dezember 1514 in Brüssel geboren, entstammte<br />

Andreas Vesalius einer Familie, deren Wurzeln nach <strong>Wesel</strong><br />

zurückreichen. Der Großvater, Everaert van Witinck, Herr van<br />

Steenbergen, war Leibarzt Maximilians von Österreich und<br />

Marias von Burgund gewesen; sein Vater Andries tat Dienst als<br />

Apotheker Margarethes, Statthalterin der Niederlande und Tante<br />

Karls V., dann bei dem Kaiser selbst. Schul- und Studienjahre in<br />

Brüssel, in Löwen und Paris schloss Vesal 1537 in Padua mit<br />

einem brillanten Examen ab, dem die Berufung zum Professor<br />

für Anatomie und Chirurgie unmittelbar folgte. In Änderung einer<br />

langen Tradition sezierte Vesal selbst; er war in Veröffentlichungen<br />

aktiv. Sein Hauptwerk, De humani corporis fabrica („Über<br />

den Bau des menschlichen Körpers“) erschien 1543 in Basel,<br />

Karl V. gewidmet – eine zweite Auflage folgte 1555.<br />

Wegen kritischer Äußerungen zu gängigen, noch von Galen von<br />

Pergamon geprägten Lehrmeinungen angefeindet, trat Vesal<br />

1543 als Medicus familiaris in die Dienste des Kaisers; nach<br />

dessen Abdankung 1556 wechselte er nach Madrid zu Philipp<br />

II., dem Sohn. Auf dem Rückweg von einer Reise nach Jerusalem<br />

erkrankt, starb er 1564 auf der damals zur venezianischen<br />

Republik gehörigen Insel Zakynthos/Zante.<br />

<br />

Dr. med. Susanne Findt<br />

Leitende Oberärztin (Gynäkologie / Senologie)<br />

Dr. med. Malte Mazuch<br />

Chefarzt (Orthopädie / Unfallchirurgie)<br />

Dr. med. Winfried Neukäter<br />

Chefarzt (Neurologie / klinische Neurophysiologie)<br />

Dr. med. Rüdiger Schmidt<br />

Chefarzt (Kardiologie / Nephrologie / Dialyse)<br />

Dr. med. Guido Sold<br />

Chefarzt (Kardiologie / Angiologie)<br />

Evangelisches <strong>Krankenhaus</strong> <strong>Wesel</strong><br />

<br />

Dr. rer. nat. Ernst Peter Fischer<br />

Diplomphysiker · Professor für Wissenschaftsgeschichte<br />

Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften<br />

Universität Heidelberg<br />

Veranstaltungsort für alle Vorträge:<br />

500 Jahre<br />

Andreas Vesalius:<br />

Medizingeschichte<br />

in Porträts<br />

Die erste öffentliche, „universitäre“ Sektion fand sehr wahrscheinlich<br />

1316 in Bologna unter Mondino statt; es folgten<br />

1341 Padua, 1366 Montpellier, 1391 Lérida, 1404 Wien, 1460<br />

Prag, 1478 Paris, 1485 Tübingen. Die ersten Obduktionen, um<br />

bei einem vermuteten Gewaltverbrechen oder bei befürchteter<br />

Ansteckungsgefahr die Todesursache zu klären, gingen dem<br />

voraus – 1286 sind sie für Cremona, 1302 für Bologna und<br />

1305 für Florenz belegt.<br />

Und als Johann Winther von Andernach (1505 – 1574), einer<br />

der Lehrer Vesals an der Sorbonne, die bis dahin wenig beachtete<br />

Sektionsanleitung Galens aus dem griechischen Original<br />

in das Lateinische überträgt (De anatomicis administrationibus,<br />

Paris 1531), ist ein weiterer Grund für die moderne, heutige<br />

Vorgehensweise gelegt; noch er allerdings präpariert eigenhändig<br />

nur ausnahmsweise, und erst Vesal geht diesen letzten<br />

Schritt.<br />

Buchhandlung Korn,<br />

Brückstraße 13 · 46483 <strong>Wesel</strong><br />

Telefon (02 81) 477 33 62<br />

1514 – 1564<br />

Evangelisches<br />

<strong>Krankenhaus</strong> <strong>Wesel</strong>


Medizingeschichte<br />

in Porträts<br />

Der Beginn in der Antike<br />

Guido Sold<br />

Aus zehn Jahrhunderten des Mittelalters<br />

Susanne Findt – Christof Braun<br />

Vom XV. zum XVI. Jahrhundert<br />

Guido Sold – Rüdiger Schmidt<br />

Angekommen im Jahrhundert Vesals<br />

Winfried Neukäter – Malte Mazuch<br />

In das Jahr 2014 fällt der 500. Geburtstag von Andreas<br />

Vesalius, dessen Vorfahren aus <strong>Wesel</strong> stammen, zugleich<br />

jährt sich sein Tod zum 450. Male – Historikern gilt er als die<br />

bedeutendste Gestalt der Medizin des XVI. Jahrhunderts.<br />

„Medizingeschichte in Porträts” ist eine Folge von vier Vorträgen,<br />

zu denen das Evangelische <strong>Krankenhaus</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit der Buchhandlung Korn in <strong>Wesel</strong> aus diesem<br />

Anlass im ersten Halbjahr 2014 einlädt. Gemeinsam mit einer<br />

Fortsetzung in der zweiten Jahreshälfte sollen diese bis in<br />

die Gegenwart führen und auf Persönlichkeiten aufmerksam<br />

machen, die für die Entwicklung der Medizin von herausragender<br />

Bedeutung waren, in ihr eine besondere Rolle spielten<br />

oder die uns in anderen Zusammenhängen gut vertraut sind,<br />

deren medizinische Tätigkeit jedoch wenig bekannt ist.<br />

Höhepunkt wird am 28. September 2014 ein Vortrag von<br />

Ernst Peter Fischer, Professor für Wissenschaftsgeschichte<br />

aus Heidelberg, sein über das Thema „Als das Neue noch<br />

neu war oder: Andreas Vesalius und die Revolution in den<br />

Wissenschaften“.<br />

In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule <strong>Wesel</strong><br />

besteht zudem die Möglichkeit, vom 29. April an dienstags<br />

um 19.30 Uhr der „Medizingeschichte<br />

von Beginn an<br />

bis heute“ in ihren „Entdeckungen<br />

und Entwicklungen“<br />

zu folgen.<br />

Wir freuen uns<br />

sehr auf Sie!<br />

Hippokrates von Kos –<br />

Der Inbegriff des idealen Arztes?<br />

Die Anfänge der modernen Medizin reichen zurück bis in die<br />

griechische Antike. Bedeutendstes Zeugnis hierfür ist der<br />

sogenannte „Eid des Hippokrates“, die früheste Verpflichtung<br />

zu ethischem ärztlichen Handeln, auch wenn diesen in seiner<br />

ursprünglichen Fassung niemand wirklich schwört. Hippokrates<br />

selbst, 460/459 v. Chr. auf der Insel Kos geboren, um 370<br />

gestorben, soll in 19. Generation Nachkomme des Gottes der<br />

Heilkunst, Asklepios, gewesen sein … Das ihm zugeschriebene<br />

umfangreiche Corpus Hippocraticum bewahrt wesentliche<br />

Einsichten der naturkundlichen Medizin dieser Zeit.<br />

Galen von Pergamon – „Fürst der Medizin“ und<br />

Autorität bis in das Zeitalter Vesals<br />

In Pergamon 129 n. Chr. geboren, wurde Galen nach Lehrjahren,<br />

die ihn nach Smyrna, Korinth und Alexandria führten,<br />

zunächst mit der ärztlichen Betreuung der Gladiatoren seiner<br />

Heimatstadt betraut. Später zog er nach Rom, avancierte unter<br />

Marc Aurel zum kaiserlichen Leibarzt und schuf dort in griechischer<br />

Sprache ein umfangreiches Werk, das die systematische<br />

Sektion von Tieren einbezog und für weit mehr als ein Jahrtausend<br />

den Stand der medizinischen Wissenschaft bestimmen<br />

sollte.<br />

Dienstag, 4. Februar 2014 · 19.30 Uhr<br />

Buchhandlung Korn<br />

Hildegard von Bingen – In Erde und Himmel verwurzelt:<br />

Leben und Wirken der „teutschen Seherin“<br />

Mit dem Untergang Roms verschoben sich politische und<br />

kulturelle Schwerpunkte; Träger der mittelalterlichen Medizin<br />

wurden zunächst die Klöster.<br />

Hochbedeutende Vertreterin dieser Zeit ist Hildegard von<br />

Bingen, die nahe Alzey geboren wurde und 1179 im Kloster<br />

Rupertsberg, das sie selbst gegründet hatte, starb. Zehn Jahre<br />

schrieb sie am Liber Scivias („Wisse die Wege des Herrn“),<br />

das Kosmologie, Anthropologie und Theologie verknüpft. Weitere<br />

Werke folgten, darunter naturkundliche und medizinische<br />

Schriften. Aufsehen erregten ihre Visionen und ihre Predig t -<br />

reisen, die sie unter anderem auch nach Köln und in das Ruhrgebiet<br />

führten. Sie hinterließ ferner Dichtungen und Musik.<br />

Guy de Chauliac – Von großer Chirurgie, dem Umgang<br />

mit Päpsten und dem Schwarzen Tod<br />

Guy de Chauliac, Sohn eines Bauern, erwarb 1325 den medizinischen<br />

Magistergrad, praktizierte in Avignon und Lyon, wurde<br />

Leibarzt mehrerer Päpste, schrieb über die Bekämpfung der<br />

Pest und über „kleine“ Chirurgie. Seine große Chirurgia magna<br />

gilt als das maßgebende Werk der spätmittelalterlichen Wundarznei,<br />

das bis in das 18. Jahrhundert hinein Verwendung fand.<br />

Dienstag, 25. März 2014 · 19.30 Uhr<br />

Buchhandlung Korn<br />

Leonardo da Vinci – Vom Prinzip der Notwendigkeit,<br />

von Geometrie und Anatomie<br />

Leonardo da Vinci, 1452 in einem kleinen Ort in der nordwestlichen<br />

Toskana geboren, führt der Lebensweg nach Florenz<br />

und Mailand, später auch Rom, zuletzt aber nach Cloux unweit<br />

Amboise im Dienste des französischen Königs. Ihm verdanken<br />

wir nicht nur Werke der bildenden Kunst, sondern auch<br />

hervorragende anatomische Entdeckungen, die er zeichnerisch<br />

festhält: die Entdeckung der Oberkieferhöhle, der Krümmung<br />

der Wirbelsäule, der Form und Zahl von Handknochen und<br />

Steißbeinwirbeln und die bis dahin genaueste Darstellung des<br />

Herzens mit seinen inneren Strukturen.<br />

Nikolaus Kopernikus – Mathematiker und Astronom!<br />

Aber Arzt?<br />

Nikolaus Kopernikus kennen wir als Domherrn in Frauenburg<br />

und als Verwaltungsmann, vor allem aber als Astronom, dessen<br />

Hauptwerk, De revolutionibus orbium coelestium („Über die Umdrehungen<br />

der Himmelskreise“) 1543 in Nürnberg erschien –<br />

in genau demselben Jahr, in dem Vesals Fabrica in Basel das<br />

Licht der Welt erblickte. Dass er aber in Padua ein vollgültiges<br />

Studium der Medizin absolvierte, in Frauenburg auch medizinisch<br />

tätig war und darüber mit den Leibärzten des polnischen<br />

Königs korrespondierte, ist wenig bekannt.<br />

Dienstag, 8. April 2014 · 19.30 Uhr<br />

Buchhandlung Korn<br />

Paracelsus – Ein Heilkundiger im Kreuzfeuer<br />

der Zeitgenossen<br />

1493 als Sohn eines Arztes in Einsiedeln in der Schweiz geboren,<br />

führt Theophrastus von Hohenheim oder Paracelsus,<br />

wie er sich selbst nennt, ein unstetes Leben. Sein Studium der<br />

Medizin in Ferrara schließt er als Doctor beyder Arzneien (nach<br />

heutigen Begriffen: der Inneren Medizin und der Chirurgie) ab,<br />

anschließend ist er zunächst als Feldarzt unterwegs. 1536 erscheint<br />

seine Grosse Wundartzney, 1567 postum, nach anderen<br />

Werken, in Köln eine Philosophia magna; von den Zeitgenossen<br />

umstritten, stirbt er 1541 in Salzburg.<br />

Ambroise Paré – Von „moderner“ Wundbehandlung,<br />

Wendemanövern und operativen Techniken<br />

Ambroise Paré gilt als „Vater der modernen Chirurgie“. Nach<br />

Ausbildungsabschluss arbeitet er als Feldchirurg; unterbrochen<br />

von militärärztlicher Tätigkeit entfaltet er von 1539 an in Paris<br />

seine Praxis. Vom gewöhnlichen chirurgien ordinaire bringt er<br />

es zum ersten, zum premier chirurgien des Königs, an dessen<br />

Krankenbett er 1559 zusammen mit Andreas Vesalius steht.<br />

Wir verdanken ihm die Ablehnung heißen Öls bei der Wundversorgung,<br />

das Abbinden von Gefäßen vor einer Amputation,<br />

instrumentelle Neuerungen, aber auch Wendungen des Ungeborenen<br />

in der Geburtshilfe …<br />

Dienstag, 3. Juni 2014 · 19.30 Uhr<br />

Buchhandlung Korn<br />

Eva Korn<br />

Rainer Rabsahl

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