HIS:Forum Hochschule 4 | 2013 - Hochschul-Informations-System ...
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Softwareeinführung als Organisationsprojekt<br />
weil sie unterschiedliche Interessen für Statusgruppen vertreten, sondern weil sie über ein spezifisches<br />
Organisationswissen verfügen. Damit Arbeitsabläufe mithilfe der Software tatsächlich<br />
abgebildet und modelliert werden können, muss dieses Expertenwissen zunächst expliziert werden.<br />
Vor allem ist nämlich ein Überblickswissen notwendig, das über das Organisationswissen<br />
einzelner Personen hinaus geht. Denn schließlich ist das Projektziel einer ERP-Einführung die Integration<br />
verschiedener Arbeitsaufgaben und Arbeitsabläufe in der Organisation. In vielerlei Hinsicht<br />
ähnelt das Organisationsprojekt der Softwareeinführung diesbezüglich einem Forschungsprojekt,<br />
in dem erforscht und entdeckt wird. In diesem Fall wird „erforscht“, wie die Organisation<br />
<strong><strong>Hochschul</strong>e</strong> eigentlich funktioniert. Die Organisation <strong><strong>Hochschul</strong>e</strong> wird so im Organisationsprojekt<br />
selbst zum Untersuchungsgegenstand. Dabei spielt der besondere Projektmodus einer Softwareeinführung<br />
eine besonders wichtige Rolle. Den Möglichkeiten der Projektorganisation und<br />
ihren Beschränkungen widmen wir uns im folgenden Kapitel.<br />
2 Projektorganisation der Softwareeinführung<br />
Die <strong>Hochschul</strong>leitung gibt mit einem Organisationsprojekt einen Rahmen vor, in dem das Vorhaben<br />
der Softwareeinführung umgesetzt werden soll. Sie „entlastet“ so die Gesamtorganisation,<br />
die sich auf das „Tagesgeschäft“ konzentrieren und sich den vorrangigen Zwecken der Forschung<br />
und Lehre widmen kann. Die Projektorganisation lässt sich als Teil der Kommunikationswegeregelung<br />
der Organisation <strong><strong>Hochschul</strong>e</strong> (siehe oben) begreifen. Aus unterschiedlichen Abteilungen<br />
werden Organisationsmitglieder zusammengezogen, um das zeitlich befristete Vorhaben der<br />
Softwareeinführung in Zusammenarbeit mit externen Beratern umzusetzen. Es müssen zahlreiche<br />
Entscheidungen bezüglich der künftigen Anwendungsbereiche der Software, der notwendigen<br />
Modifikationen oder auch in Hinblick auf Änderungen in der Organisation selbst getroffen<br />
werden (vgl. Gosain 2004: 161).<br />
Diese Entscheidungen erfordern unterschiedliches Expertenwissen über die Funktionsweise<br />
der Software und über die Arbeitsabläufe in der Organisation. Der Techniksoziologe Thomas<br />
Malsch spricht in diesem Zusammenhang von einem notwendigen Prozess der „Transformation<br />
von Erfahrungswissen in Planungswissen“ (Malsch 1987). Während der Konzeptionsphase eines<br />
Softwareeinführungsprojektes kommen beispielsweise im Bereich des Bestellwesens folgende<br />
Fragen auf: Welche Personengruppen in den verschiedenen Fachbereichen bestellen überhaupt<br />
Arbeitsmaterialien? Welches Wissen ist für unterschiedliche Arten von Bestellungen notwendig?<br />
Inwieweit kann die Vielzahl von Bestellprozessen in einer <strong><strong>Hochschul</strong>e</strong> tatsächlich vereinheitlicht<br />
werden? Die Antworten auf solche Fragen, die für das Customizing der Software (Planungswissen),<br />
eine wichtige Rolle spielen, können letztlich nur diejenigen geben, die über ein konkretes Organisationswissen<br />
der Arbeitsabläufe in der <strong><strong>Hochschul</strong>e</strong> (Erfahrungswissen) verfügen. Die jeweiligen<br />
Antworten auf die sich anschließende Frage, inwiefern sich die Arbeitsabläufe tatsächlich mit der<br />
Software abbilden lassen, können wiederum nur diejenigen geben, die sich mit den entsprechenden<br />
Modulen der Software auskennen. Im Folgenden werden wir zunächst die unterschiedlichen<br />
Wissensformen explizieren und die damit einhergehende Unsicherheit bei der Softwareeinführung<br />
näher betrachten, auf deren Grundlage eine <strong><strong>Hochschul</strong>e</strong> zahlreiche Entscheidungen treffen<br />
muss. Den Projektmodus der Softwareeinführung, der die gemeinsame Problembearbeitung<br />
von externen Beratern und Organisationsmitgliedern kennzeichnet, illustrieren wir anschließend.<br />
30 | IT und Organisation in <strong><strong>Hochschul</strong>e</strong>n