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Tatort Internet. Die Gefahr die aus dem Netz kommt - Innocence in ...

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62<br />

Alle Jugendlichen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>hellig der Me<strong>in</strong>ung,<br />

dass extreme Pornos abzulehnen s<strong>in</strong>d und im<br />

<strong>Netz</strong> nichts zu suchen haben, da sie Jüngeren<br />

schaden könnten. Ziemlich erschütternd wiederum<br />

ist das Erklärungsmuster, das Jugendliche<br />

auf den unterschiedlichen Konsum von<br />

Pornografie anwenden: „Jungen haben Triebe,<br />

Mädchen haben ke<strong>in</strong>e.“ Nach wie vor gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e umfassenden Untersuchungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> unmittelbare<br />

und Langzeitwirkung auf K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche beschreiben. Nicht selten berichten<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche auf Nachfrage, dass <strong>die</strong>se<br />

Bilder und Filme für lange Zeit <strong>in</strong> ihrem Kopf<br />

schwirren und der erste E<strong>in</strong>druck, den sie h<strong>in</strong>terlassen,<br />

damit durch<strong>aus</strong> problematisch ist.<br />

Sext<strong>in</strong>g: Sexuelle Übergriffe durch<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

Bereits <strong>in</strong> der Grundschule wird das Handy von<br />

manchen K<strong>in</strong>dern genutzt, um andere mit Gewalt-<br />

oder Pornoclips zu erschrecken (Grimm<br />

2007). Das Handy wird auch e<strong>in</strong>gesetzt, um andere<br />

<strong>in</strong> pe<strong>in</strong>lichen Situationen zu filmen und sie<br />

so öffentlich bloßzustellen. Das Thema sexuelle<br />

Gewalt unter K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen f<strong>in</strong>det<br />

mit den digitalen Me<strong>die</strong>n also neue Werkzeuge.<br />

Laut Grimm et al. (2010) kannten alle befragten<br />

Jugendlichen jemanden, <strong>dem</strong>/der so etwas<br />

passiert sei. Sie waren e<strong>in</strong>hellig der Me<strong>in</strong>ung, das<br />

Opfer trage e<strong>in</strong>e Mitschuld. Auffallend war, wie<br />

sehr <strong>die</strong> Jugendlichen das eigene Risiko e<strong>in</strong>er<br />

ungewollten Onl<strong>in</strong>e-Veröffentlichung eigener<br />

Bilder <strong>aus</strong>blenden.<br />

Fallbeispiel:<br />

E<strong>in</strong>e 14-Jährige verliebt sich im lokalen Chat <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en 15-Jährigen Jungen. Sie gehen <strong>aus</strong> und<br />

schlafen auch mite<strong>in</strong>ander. Dann fragt er sie,<br />

ob sie nicht Lust habe, auch mit se<strong>in</strong>em Freund<br />

zu schlafen. Sie willigt e<strong>in</strong>. Der Sex wird vom<br />

13-jährigen Bruder ihres Freundes mit <strong>dem</strong> Handy<br />

gefilmt. Auch dazu willigt sie e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Jungs<br />

verbreiten den Film. Auch sie be<strong>kommt</strong> das Video<br />

geschickt und sendet es ihrem besten Freund.<br />

Der wiederum schickt es <strong>in</strong> Nachbarschaft und<br />

Schule weiter. Als <strong>die</strong> Verbreitung immer mehr<br />

zunimmt, be<strong>kommt</strong> sie Angst und erzählt sowohl<br />

ihrer Mutter als auch e<strong>in</strong>er Pädagog<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Freizeite<strong>in</strong>richtung, sie sei vergewaltigt worden.<br />

<strong>Die</strong> entsetzte Mutter sucht das Gespräch, Anzeige<br />

wird erstattet, e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beratungsstelle<br />

vere<strong>in</strong>bart. Kurz darauf wird <strong>die</strong> Anzeige<br />

zurückgezogen, und alles verläuft im Sand.<br />

<strong>Die</strong> Mitarbeiter des Jugendzentrums s<strong>in</strong>d<br />

verunsichert. Wenn das Mädchen selbst <strong>die</strong> Bilder<br />

weitergegeben hat, ist sie dann noch e<strong>in</strong> Opfer?<br />

Hier handelt es sich um e<strong>in</strong> unpopuläres und<br />

unerwartetes Opferbild: e<strong>in</strong> junger Mensch, der<br />

mit e<strong>in</strong>em <strong>Internet</strong>führersche<strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich<br />

<strong>in</strong>formiert ist. Trotz<strong>dem</strong> eskalierte <strong>die</strong> Situation.<br />

<strong>Die</strong> sexuellen Handlungen, wie freiwillig auch<br />

immer, waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schnelligkeit verbreitet<br />

worden, der sie nie ihre Zustimmung gegeben<br />

hatte und deren Folgen sie niemals hatte vor<strong>aus</strong>sehen<br />

können.<br />

<strong>Die</strong> Anonymität des <strong>Internet</strong>s verführt sehr<br />

zu unüberlegtem Handeln – und <strong>die</strong> Verbreitung<br />

pe<strong>in</strong>licher Fotos und Filme zu e<strong>in</strong>er kompletten<br />

öffentlichen Bloßstellung. Daher ist es wichtig,<br />

Jugendliche entsprechend aufzuklären.<br />

2012 führte <strong>die</strong> „<strong>Internet</strong> Watch Foundation“<br />

(IWF) <strong>in</strong> Großbritannien e<strong>in</strong>e Kurzstu<strong>die</strong> zu<br />

„Sext<strong>in</strong>g“ durch. Verteilt über 4 Wochen, analysierte<br />

und verfolgte <strong>die</strong> IWF <strong>in</strong>sgesamt 12.224<br />

sexualisierte Selbstabbildungen und Videos auf<br />

68 Websites: 7.147 Bilder, 5.077 Videos und 5.001<br />

Komb<strong>in</strong>ationen von Bild und Video. <strong>Die</strong> IWF fand<br />

10.776 <strong>die</strong>ser verfolgten Abbildungen/Filme auf<br />

sogenannten parasitären, häufig pornografischen<br />

Websites wieder.<br />

Das bedeutet, 88% der Inhalte wurden der<br />

orig<strong>in</strong>alen Quelle entnommen und auf anderen<br />

Seiten <strong>in</strong> anderen Zusammenhängen e<strong>in</strong>gefügt.<br />

In sehr kurzer Zeit bestätigte <strong>die</strong> IWF, was Experten<br />

schon lange sagen: Sobald e<strong>in</strong> Foto oder<br />

Film onl<strong>in</strong>e ist, geht jegliche Kontrolle darüber<br />

verloren. <strong>Die</strong> Daten werden kopiert, verändert,<br />

verbreitet. Es gilt: E<strong>in</strong>mal im <strong>Netz</strong> – immer im<br />

<strong>Netz</strong>! So ist „Sexualisierte Gewalt mittels digitaler<br />

Me<strong>die</strong>n“ <strong>die</strong> Fortschreibung „sexueller<br />

Gewalt“ und bedeute:<br />

<strong>Die</strong> digitale Konfrontation<br />

mit gewaltvoller harter<br />

Pornografie<br />

Innovationstreiber IT – Entwicklung der vernetzten Gesellschaft

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