Tatort Internet. Die Gefahr die aus dem Netz kommt - Innocence in ...
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INNOVATIONS TREIBER IT<br />
Entwicklung der vernetzten<br />
Gesellschaft<br />
E<strong>in</strong> TrendReport des Wirtschaftsrates<br />
der CDU e.V., Landesverband Hamburg
56<br />
TATORT INTERNET<br />
Beim Thema Liebe war <strong>die</strong> „BRAVO“ immer e<strong>in</strong>e Institution. Bei „Dr. Sommer“ f<strong>in</strong>den junge Menschen<br />
seit 40 Jahren Rat, wenn es um Liebeslust und -leid g<strong>in</strong>g. Nach e<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Jahr<br />
2009 sehnen sich Jugendliche noch immer nach Partnerschaft, Nähe und romantischen Gefühlen.<br />
Neu ist, dass schon zwei von drei Elf- bis Siebzehnjährigen bereits gewollt oder ungewollt<br />
pornografische Bilder gesehen haben. Schon e<strong>in</strong>er von sechs Jugendlichen hat im <strong>Internet</strong> harte<br />
Pornografie konsumiert.<br />
96 Prozent der Jugendlichen haben Zugang zum <strong>Internet</strong>. Rund <strong>die</strong> Hälfte kann e<strong>in</strong>er anderen<br />
Untersuchung zufolge unbeobachtet surfen. Behörden <strong>in</strong> der ganzen Welt registrieren seit Jahren<br />
e<strong>in</strong>en Anstieg bei Besitz, Beschaffung und Verbreitung k<strong>in</strong>derpornografischen Materials. Erwachsene,<br />
<strong>die</strong> über das <strong>Internet</strong> K<strong>in</strong>der kontaktieren, suchen gezielt nach jungen Menschen, <strong>die</strong> sich über Sex<br />
unterhalten wollen – und treffen auf Interesse. <strong>Die</strong> Täter manipulieren <strong>die</strong> Jugendlichen, <strong>in</strong><strong>dem</strong> sie<br />
sich deren Neugier und Unsicherheit zunutze machen.<br />
Dabei werden <strong>die</strong> Jugendlichen nicht nur Opfer, sondern <strong>aus</strong> Unwissen auch Täter. <strong>Die</strong> wenigsten<br />
wissen, dass das Fotografieren oder Filmen anderer Personen <strong>in</strong> pe<strong>in</strong>lichen Situationen e<strong>in</strong> Straftatbestand<br />
ist. Auch das Versenden solcher Dateien kann unter bestimmten Umständen geahndet<br />
werden.<br />
Bei <strong>die</strong>sem Thema geht es um unsere K<strong>in</strong>der, und es ergeben sich e<strong>in</strong>ige Fragen: Weshalb mutet<br />
es an, dass es mehr um <strong>die</strong> Täter als um <strong>die</strong> Opfer geht? Weshalb werden solche Täter <strong>aus</strong> der<br />
Sicherheitsverwahrung entlassen? Eigentlich benötigt unser Land e<strong>in</strong>e Meldepflicht für Sexualtäter<br />
(wie <strong>in</strong> den USA)! <strong>Die</strong> Mehrheit, und nicht <strong>die</strong> M<strong>in</strong>derheit, muss geschützt werden. Das Leben e<strong>in</strong>es<br />
03<br />
vergewaltigten K<strong>in</strong>des und das der Eltern ist zerstört!<br />
Das ist Fakt! Was ist zu tun? <strong>Innocence</strong> <strong>in</strong> Danger ist seit<br />
1999 e<strong>in</strong>e der aktivsten überregionalen, privatrechtlichen<br />
Organisationen gegen sexuellen Missbrauch und<br />
pornografische Ausbeutung von K<strong>in</strong>dern im <strong>Internet</strong>.<br />
Dort hat man viel Erfahrung und konkrete Tipps für K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche, aber auch für Eltern und Lehrer:<br />
verantwortungsvollen Umgang mit Handy und <strong>Internet</strong><br />
e<strong>in</strong>üben, Regeln vere<strong>in</strong>baren, möglichst offen über Sex<br />
und sexuelle Gewalt reden und e<strong>in</strong> gesundes Misstrauen<br />
herstellen. Sprich: Wenn dir etwas komisch vor<strong>kommt</strong>,<br />
dann zögere nicht, das e<strong>in</strong>em Erwachsenen de<strong>in</strong>es<br />
Vertrauens zu erzählen.<br />
LUDOLF VON LÖWENSTERN<br />
Innovationstreiber IT – Entwicklung der vernetzten Gesellschaft
03<br />
TATORT INTERNET<br />
3.2 Her<strong>aus</strong>forderung für den K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
DIE GEFAHR, DIE AUS<br />
DEM NETZ KOMMT<br />
61<br />
Eltern s<strong>in</strong>d stolz, wenn ihre K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> neuen Techniken so gut<br />
beherrschen. Viele ahnen nichts von den erheblichen Risiken<br />
K<strong>in</strong>der bewegen sich immer früher im <strong>Internet</strong>.<br />
Für <strong>die</strong> meisten ist es längst selbstverständlich<br />
<strong>in</strong> den Tagesablauf <strong>in</strong>tegriert und gehört<br />
zum sozialen Mite<strong>in</strong>ander. Onl<strong>in</strong>e ist es e<strong>in</strong>fach,<br />
Kontakte zu knüpfen und sich <strong>in</strong> Foren gezielt<br />
über bestimmte Themen wie Liebl<strong>in</strong>gsbands und<br />
Fernsehserien, zu H<strong>aus</strong>aufgaben oder auch drängenden<br />
Fragen der Sexualität <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen.<br />
Um e<strong>in</strong> Mitglied <strong>in</strong> Chatrooms zu werden,<br />
müssen sich K<strong>in</strong>der und Jugendliche e<strong>in</strong> Profil<br />
zulegen, <strong>in</strong> <strong>dem</strong> sie möglicherweise zu viele<br />
Informationen preisgeben: Geschlecht, Alter,<br />
Wohnort, Hobbys, E-Mail-Adresse und so weiter.<br />
Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen verwenden<br />
dabei ihre echten Namen.<br />
Mit der Privatsphärene<strong>in</strong>stellung entscheiden<br />
sie selbst, welche Daten sie angeben wollen<br />
und welche für alle sichtbar se<strong>in</strong> sollen bzw.<br />
welche nicht. Immerh<strong>in</strong> nutzten 2012 87% der<br />
untersuchten Jugendlichen <strong>die</strong>se Optionen. Der<br />
Druck, sich so attraktiv wie möglich darzustellen,<br />
ist <strong>in</strong> den sozialen <strong>Netz</strong>werken allerd<strong>in</strong>gs<br />
groß und <strong>die</strong> Bereitschaft zu Kompromissen oft<br />
entsprechend.<br />
Das Onl<strong>in</strong>e-Kennenlernen und <strong>die</strong> Kommunikation<br />
folgen meist anderen Gesetzen, als wir sie<br />
offl<strong>in</strong>e gewohnt s<strong>in</strong>d. Es geht häufig sehr schnell,<br />
und zunächst kann man sich nur am geschriebenen<br />
Wort und vielleicht e<strong>in</strong>em Foto orientieren.<br />
Merkmale, <strong>die</strong> wir sonst (un)bewusst e<strong>in</strong>beziehen<br />
– (Aussehen, Gestik, Klang der Stimme, Geruch) –,<br />
fehlen. Aber: Wer beim Chatten e<strong>in</strong> Smiley benutzt,<br />
muss noch lange ke<strong>in</strong> freundlicher Mensch<br />
se<strong>in</strong>! <strong>Die</strong>se Erkenntnis ist <strong>in</strong> der Theorie leicht zu<br />
begreifen, <strong>in</strong> der Praxis nur schwer umzusetzen.<br />
Auf der Suche nach Sex<br />
Sex sells – auf Plakaten, <strong>in</strong> Filmen, <strong>in</strong> der Werbung<br />
und natürlich auch im <strong>Internet</strong>. Selbstverständlich<br />
machen sich K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
früher oder später auf <strong>die</strong> Suche nach e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Angeboten. E<strong>in</strong> Projekt des Deutschen<br />
Jugend<strong>in</strong>stituts ergab, dass „Sex“ nach „Spiele“<br />
der am häufigsten gesuchte Begriff von K<strong>in</strong>dern<br />
ist (Feil et al. 2012). Laut der Dr.-Sommer-Stu<strong>die</strong><br />
2009, hatten 57% aller befragten Mädchen und<br />
67% der Jungen schon pornografische Bilder<br />
oder Filme gesehen.<br />
Das <strong>Internet</strong> bietet egalitär Zugang zu Aufklärung<br />
und zu Sexseiten von Erwachsenen. So<br />
kann man mit wenigen Klicks, beispielsweise<br />
bei YouPorn, viele T<strong>aus</strong>end Bilder und Filme mit<br />
Hardcore-Pornografie anschauen. Gleichzeitig<br />
wird auch das Handy genutzt, um Pornos zu verbreiten.<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche machen nicht<br />
selten verstörende Erfahrungen, trauen sich<br />
aber nicht, mit Erwachsenen darüber zu sprechen.<br />
Gleichzeitig äußern <strong>die</strong> Jugendlichen große<br />
Sehnsucht nach Romantik, Liebe, B<strong>in</strong>dung und<br />
Nähe. Der erste Sex f<strong>in</strong>det dagegen eher später,<br />
nämlich mit 16 oder 17 Jahren, statt (vgl. BZgA<br />
„Jugendsexualität“ 2010).<br />
<strong>Die</strong> Me<strong>die</strong>nwissenschaftler<strong>in</strong> Petra Grimm<br />
konstatiert, <strong>Internet</strong>pornografie sei <strong>aus</strong> Sicht<br />
der Jugendlichen völlig normal und Bestandteil<br />
des täglichen Me<strong>die</strong>nkonsums. Allerd<strong>in</strong>gs stellt<br />
sie auch fest, dass alle befragten Jugendlichen<br />
onl<strong>in</strong>e unfreiwillig auf sexuelle Inhalte gestoßen<br />
seien. Dabei würden <strong>die</strong>se Inhalte von Mädchen<br />
und Jungen unterschiedlich bewertet: Mädchen<br />
lehnten sie eher als eklig ab.<br />
K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche:<br />
K<strong>in</strong>der zwischen<br />
0-13 Jahren<br />
gelten gesetzlich<br />
als M<strong>in</strong>derjährige,<br />
junge Menschen<br />
zwischen 14 und<br />
unter 18 Jahren<br />
als Jugendliche<br />
(§ 1.1 JuSchG).<br />
Zugang:<br />
Jeder H<strong>aus</strong>halt,<br />
<strong>in</strong> <strong>dem</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
aufwächst,<br />
verfügte 2011<br />
über e<strong>in</strong>en PC<br />
mit <strong>Internet</strong>anschluss.<br />
Hardcore-<br />
Porno:<br />
Der Begriff wurde<br />
geprägt, um e<strong>in</strong>e<br />
Unterscheidung<br />
zwischen simulierten<br />
sexuellen<br />
Szenen (softcore<br />
porno) und realen<br />
sexuellen<br />
Darstellungen zu<br />
treffen, <strong>die</strong> über<br />
simple Penetration<br />
h<strong>in</strong><strong>aus</strong>gehen.<br />
<strong>Tatort</strong> <strong>Internet</strong>
62<br />
Alle Jugendlichen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>hellig der Me<strong>in</strong>ung,<br />
dass extreme Pornos abzulehnen s<strong>in</strong>d und im<br />
<strong>Netz</strong> nichts zu suchen haben, da sie Jüngeren<br />
schaden könnten. Ziemlich erschütternd wiederum<br />
ist das Erklärungsmuster, das Jugendliche<br />
auf den unterschiedlichen Konsum von<br />
Pornografie anwenden: „Jungen haben Triebe,<br />
Mädchen haben ke<strong>in</strong>e.“ Nach wie vor gibt es<br />
ke<strong>in</strong>e umfassenden Untersuchungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> unmittelbare<br />
und Langzeitwirkung auf K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche beschreiben. Nicht selten berichten<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche auf Nachfrage, dass <strong>die</strong>se<br />
Bilder und Filme für lange Zeit <strong>in</strong> ihrem Kopf<br />
schwirren und der erste E<strong>in</strong>druck, den sie h<strong>in</strong>terlassen,<br />
damit durch<strong>aus</strong> problematisch ist.<br />
Sext<strong>in</strong>g: Sexuelle Übergriffe durch<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
Bereits <strong>in</strong> der Grundschule wird das Handy von<br />
manchen K<strong>in</strong>dern genutzt, um andere mit Gewalt-<br />
oder Pornoclips zu erschrecken (Grimm<br />
2007). Das Handy wird auch e<strong>in</strong>gesetzt, um andere<br />
<strong>in</strong> pe<strong>in</strong>lichen Situationen zu filmen und sie<br />
so öffentlich bloßzustellen. Das Thema sexuelle<br />
Gewalt unter K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen f<strong>in</strong>det<br />
mit den digitalen Me<strong>die</strong>n also neue Werkzeuge.<br />
Laut Grimm et al. (2010) kannten alle befragten<br />
Jugendlichen jemanden, <strong>dem</strong>/der so etwas<br />
passiert sei. Sie waren e<strong>in</strong>hellig der Me<strong>in</strong>ung, das<br />
Opfer trage e<strong>in</strong>e Mitschuld. Auffallend war, wie<br />
sehr <strong>die</strong> Jugendlichen das eigene Risiko e<strong>in</strong>er<br />
ungewollten Onl<strong>in</strong>e-Veröffentlichung eigener<br />
Bilder <strong>aus</strong>blenden.<br />
Fallbeispiel:<br />
E<strong>in</strong>e 14-Jährige verliebt sich im lokalen Chat <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en 15-Jährigen Jungen. Sie gehen <strong>aus</strong> und<br />
schlafen auch mite<strong>in</strong>ander. Dann fragt er sie,<br />
ob sie nicht Lust habe, auch mit se<strong>in</strong>em Freund<br />
zu schlafen. Sie willigt e<strong>in</strong>. Der Sex wird vom<br />
13-jährigen Bruder ihres Freundes mit <strong>dem</strong> Handy<br />
gefilmt. Auch dazu willigt sie e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Jungs<br />
verbreiten den Film. Auch sie be<strong>kommt</strong> das Video<br />
geschickt und sendet es ihrem besten Freund.<br />
Der wiederum schickt es <strong>in</strong> Nachbarschaft und<br />
Schule weiter. Als <strong>die</strong> Verbreitung immer mehr<br />
zunimmt, be<strong>kommt</strong> sie Angst und erzählt sowohl<br />
ihrer Mutter als auch e<strong>in</strong>er Pädagog<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Freizeite<strong>in</strong>richtung, sie sei vergewaltigt worden.<br />
<strong>Die</strong> entsetzte Mutter sucht das Gespräch, Anzeige<br />
wird erstattet, e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beratungsstelle<br />
vere<strong>in</strong>bart. Kurz darauf wird <strong>die</strong> Anzeige<br />
zurückgezogen, und alles verläuft im Sand.<br />
<strong>Die</strong> Mitarbeiter des Jugendzentrums s<strong>in</strong>d<br />
verunsichert. Wenn das Mädchen selbst <strong>die</strong> Bilder<br />
weitergegeben hat, ist sie dann noch e<strong>in</strong> Opfer?<br />
Hier handelt es sich um e<strong>in</strong> unpopuläres und<br />
unerwartetes Opferbild: e<strong>in</strong> junger Mensch, der<br />
mit e<strong>in</strong>em <strong>Internet</strong>führersche<strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich<br />
<strong>in</strong>formiert ist. Trotz<strong>dem</strong> eskalierte <strong>die</strong> Situation.<br />
<strong>Die</strong> sexuellen Handlungen, wie freiwillig auch<br />
immer, waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schnelligkeit verbreitet<br />
worden, der sie nie ihre Zustimmung gegeben<br />
hatte und deren Folgen sie niemals hatte vor<strong>aus</strong>sehen<br />
können.<br />
<strong>Die</strong> Anonymität des <strong>Internet</strong>s verführt sehr<br />
zu unüberlegtem Handeln – und <strong>die</strong> Verbreitung<br />
pe<strong>in</strong>licher Fotos und Filme zu e<strong>in</strong>er kompletten<br />
öffentlichen Bloßstellung. Daher ist es wichtig,<br />
Jugendliche entsprechend aufzuklären.<br />
2012 führte <strong>die</strong> „<strong>Internet</strong> Watch Foundation“<br />
(IWF) <strong>in</strong> Großbritannien e<strong>in</strong>e Kurzstu<strong>die</strong> zu<br />
„Sext<strong>in</strong>g“ durch. Verteilt über 4 Wochen, analysierte<br />
und verfolgte <strong>die</strong> IWF <strong>in</strong>sgesamt 12.224<br />
sexualisierte Selbstabbildungen und Videos auf<br />
68 Websites: 7.147 Bilder, 5.077 Videos und 5.001<br />
Komb<strong>in</strong>ationen von Bild und Video. <strong>Die</strong> IWF fand<br />
10.776 <strong>die</strong>ser verfolgten Abbildungen/Filme auf<br />
sogenannten parasitären, häufig pornografischen<br />
Websites wieder.<br />
Das bedeutet, 88% der Inhalte wurden der<br />
orig<strong>in</strong>alen Quelle entnommen und auf anderen<br />
Seiten <strong>in</strong> anderen Zusammenhängen e<strong>in</strong>gefügt.<br />
In sehr kurzer Zeit bestätigte <strong>die</strong> IWF, was Experten<br />
schon lange sagen: Sobald e<strong>in</strong> Foto oder<br />
Film onl<strong>in</strong>e ist, geht jegliche Kontrolle darüber<br />
verloren. <strong>Die</strong> Daten werden kopiert, verändert,<br />
verbreitet. Es gilt: E<strong>in</strong>mal im <strong>Netz</strong> – immer im<br />
<strong>Netz</strong>! So ist „Sexualisierte Gewalt mittels digitaler<br />
Me<strong>die</strong>n“ <strong>die</strong> Fortschreibung „sexueller<br />
Gewalt“ und bedeute:<br />
<strong>Die</strong> digitale Konfrontation<br />
mit gewaltvoller harter<br />
Pornografie<br />
Innovationstreiber IT – Entwicklung der vernetzten Gesellschaft
Erwachsene bzw. Jugendliche<br />
konfrontieren K<strong>in</strong>der/Jugendliche<br />
digital gezielt mit sexuellen Inhalten.<br />
Erwachsene bzw. Jugendliche<br />
manipulieren K<strong>in</strong>der/Jugendliche<br />
(Onl<strong>in</strong>e-Groom<strong>in</strong>g) h<strong>in</strong> zu Cybersex<br />
bzw. sexuellem Missbrauch.<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche verbreiten<br />
digital missbräuchliche Bilder ihrer<br />
Altersgenossen.<br />
<strong>Die</strong> Verbreitung von Missbrauchsbildern<br />
und -filmen.<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse der EU-Kids-Onl<strong>in</strong>e-Stu<strong>die</strong> zeigen,<br />
dass europaweit <strong>in</strong>sgesamt 39% der K<strong>in</strong>der bereits<br />
mit Onl<strong>in</strong>e-Risiken <strong>in</strong> Kontakt gekommen s<strong>in</strong>d.<br />
Dazu zählen Pornografie, Mobb<strong>in</strong>g („Onl<strong>in</strong>e-Bully<strong>in</strong>g“),<br />
sexuelle Nachrichten („Sext<strong>in</strong>g“) und Bilder<br />
sowie der Missbrauch persönlicher Daten.<br />
Catar<strong>in</strong>a Katzer und Detlef Fetchenhauer untersuchten<br />
das Chat-Verhalten von 1.700 Schülern<br />
zwischen 10 und 19 Jahren. 38,2% der jugendlichen<br />
Chatter berichteten, ungewollt mit sexuellen<br />
Inhalten konfrontiert worden zu se<strong>in</strong>. Dabei<br />
zeigte sich, dass Mädchen häufiger sexuell belästigt<br />
oder vor der Webcam zu sexuellen Handlungen<br />
aufgefordert werden als Jungen. Gleichzeitig<br />
berichteten Jungen öfter davon, Fotos<br />
mit nackten Personen oder Pornos zugeschickt<br />
zu bekommen. <strong>Die</strong> Jugendlichen wehrten sich,<br />
<strong>in</strong><strong>dem</strong> sie denjenigen ignorierten, wegklickten<br />
bzw. blockierten oder den Chat verließen.<br />
Obwohl sie alle unangenehm berührt, frustriert,<br />
auch verängstigt oder niedergeschlagen<br />
waren, teilten sich nur 8% erwachsenen Vertrauenspersonen<br />
mit.<br />
Täterstrategien onl<strong>in</strong>e<br />
Wissenschaftler untersuchten verurteilte<br />
Straftaten an jugendlichen Opfern, <strong>die</strong> onl<strong>in</strong>e<br />
angebahnt wurden. <strong>Die</strong> Täter waren dabei älter<br />
als 25 Jahre und nicht pädophil. Sie bauten<br />
onl<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e Beziehung auf, um ihre Opfer zu<br />
manipulieren und deren Bedürfnisse, wie auch<br />
natürliches Interesse an sexuellen Themen,<br />
<strong>aus</strong>zunutzen. <strong>Die</strong> Täter verheimlichten dabei<br />
weder ihr Interesse an Sex noch ihr Erwachsense<strong>in</strong><br />
und machten sich maximal etwas jünger.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Treffen wandten sie bis auf wenige<br />
Ausnahmen ke<strong>in</strong>e körperliche Gewalt oder<br />
Zwang an. 40% verabreichten allerd<strong>in</strong>gs Alkohol<br />
oder Drogen. 23% der Sexualstraftäter konfrontierten<br />
ihre Opfer mit Pornografie, darunter<br />
auch K<strong>in</strong>derpornografie, und fotografierten sie<br />
<strong>in</strong> sexuellen Posen.<br />
Was genau ist Onl<strong>in</strong>e-Groom<strong>in</strong>g?<br />
Täter und Täter<strong>in</strong>nen erweitern ihr Jagdrevier via<br />
<strong>Internet</strong> und wenden onl<strong>in</strong>e <strong>die</strong> gleichen Strategien<br />
an wie auf der Straße. Sie zeigen Interesse<br />
oder täuschen vor, sie seien verliebt. Dabei fällt<br />
es ihnen leicht, e<strong>in</strong>e falsche Identität anzunehmen.<br />
Gleichzeitig erfahren sie über Profile, Chats<br />
und Posts auf sozialen Plattformen viel über ihre<br />
Opfer und können <strong>die</strong>se Informationen gezielt<br />
zum Beziehungsaufbau e<strong>in</strong>setzen.<br />
Geschickt werden <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der dazu verleitet,<br />
sich vor e<strong>in</strong>er Webcam <strong>aus</strong>zuziehen, sich selbst<br />
zu befriedigen oder Cybersex mit <strong>dem</strong> Täter zu<br />
haben. <strong>Die</strong>se Manipulation nennt man „Groom<strong>in</strong>g“.<br />
Neben <strong>dem</strong> Beziehungsaufbau gehört<br />
zum Groom<strong>in</strong>g oft auch Erpressung: „Wenn du<br />
das nicht tust, dann zeige ich allen <strong>die</strong> Bilder, <strong>die</strong><br />
du mir geschickt hast.“<br />
Betroffenen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen fällt<br />
es oft schwer, davon zu berichten. Hat der Täter<br />
oder <strong>die</strong> Täter<strong>in</strong> sie dazu verleitet, sexualisierte<br />
Bilder von sich zu verschicken, fühlen sie sich<br />
schuldig und verantwortlich für das Geschehen.<br />
Onl<strong>in</strong>e-Groom<strong>in</strong>g steht laut §176 (4) StGB<br />
unter Strafe. Je<strong>dem</strong>, der sich e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d bis 14<br />
Jahren onl<strong>in</strong>e mit sexuellen Absichten nähert,<br />
drohen drei Monate bis fünf Jahre Freiheitsstrafe<br />
– auch wenn (noch) ke<strong>in</strong> tatsächlicher Sexualkontakt<br />
erfolgt ist. Dennoch f<strong>in</strong>den sich kaum<br />
Urteile, denn wie weist man jeman<strong>dem</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
<strong>in</strong>nere Absicht nach?<br />
Pädophilie:<br />
In der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten“<br />
(ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) wird Pädophilie als „Störung der<br />
Sexualpräferenz“ aufgeführt und beschreibt <strong>die</strong><br />
sexuelle Ausrichtung auf Vorpubertäre.<br />
63<br />
<strong>Tatort</strong> <strong>Internet</strong>
64<br />
Pädophile Personen reagieren <strong>dem</strong>zufolge<br />
sexuell auf K<strong>in</strong>der und wünschen sich sozialen<br />
<strong>die</strong>n eröffnen neue Möglichkeiten des T<strong>aus</strong>chens<br />
oder Verkaufens.<br />
Umgang und Kontakt mit ihnen. Dennoch ist <strong>die</strong><br />
<strong>Die</strong> IWF identifizierte 2011 1.595 <strong>Internet</strong>-<br />
Diagnose Pädophilie oder Hebephilie (<strong>die</strong> se-<br />
seiten mit k<strong>in</strong>derpornografischen Inhalten. Laut<br />
xuelle Ausrichtung auf pubertäre K<strong>in</strong>der) nicht<br />
Ernie Allen, CEO des National Center for Miss<strong>in</strong>g<br />
Pädophile:<br />
mit sexuellem K<strong>in</strong>desmissbrauch oder sexueller<br />
and Exploited Children (NCMEC), erhielt und<br />
Zuverlässige<br />
Ausbeutung gleichzusetzen. Allerd<strong>in</strong>gs muss bei<br />
analysierte <strong>die</strong> NCMEC-Datenbank seit 2002<br />
Daten darüber,<br />
Pädophilie davon <strong>aus</strong>gegangen werden, dass der<br />
annähernd 49 Mio. k<strong>in</strong>derpornografische Fotos<br />
wie groß der<br />
Wunsch, K<strong>in</strong>derpornografie zu nutzen und/oder<br />
und Videos, darunter mehr als 13 Mio. alle<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Anteil pädophi-<br />
sexuelle Kontakte zu M<strong>in</strong>derjährigen aufzuneh-<br />
2010. „<strong>Die</strong> Opfer <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Darstellungen wurden<br />
ler Menschen<br />
men, e<strong>in</strong>er lebenslangen Kontrolle bedarf.<br />
schrittweise jünger, da <strong>die</strong> Pädophilen (Miss-<br />
<strong>in</strong> der Bevölke-<br />
Laut den Experten der Charité Berl<strong>in</strong> und der<br />
braucher, A.d.Ü.) gezielt K<strong>in</strong>der im vorsprachli-<br />
rung ist, gibt es<br />
Universität Regensburg s<strong>in</strong>d ca. 40% aller derzeit<br />
chen Alter <strong>aus</strong>wählen, denn <strong>die</strong>se können nicht<br />
bisher nicht.<br />
<strong>in</strong>haftierten Missbraucher als pädophil e<strong>in</strong>zustu-<br />
um Hilfe bitten. Von den 3.500 von Strafverfol-<br />
fen. Das bedeutet, dass ca. 60% nicht als pädo-<br />
gungsbehörden identifizierten K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> häufig<br />
phil zu bezeichnen s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Taten s<strong>in</strong>d vielmehr<br />
gehandeltem Missbrauchsmaterial waren 10 %<br />
Ersatzhandlungen. In aller Regel geht es dabei<br />
Säugl<strong>in</strong>ge und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der und 67 % präpubertäre<br />
vor allem um Macht und Dom<strong>in</strong>anz.<br />
K<strong>in</strong>der.” Der IWF 2011 zufolge schienen 74% der<br />
Wir müssen begreifen, dass 80–90% aller<br />
abgebildeten Missbrauchsopfer jünger als zehn<br />
Taten sexuellen Missbrauchs im sozialen Nah-<br />
Jahre zu se<strong>in</strong>. 64 % der gefundenen Webseiten<br />
Statistik:<br />
feld der Opfer stattf<strong>in</strong>den. Zu <strong>die</strong>sem sozialen<br />
enthielten Aufnahmen von sexuellem Miss-<br />
2011 wurden <strong>in</strong><br />
Nahfeld gehört heute auch das soziale <strong>Netz</strong>werk<br />
brauch durch Erwachsene an K<strong>in</strong>dern sowie Ver-<br />
Deutschland<br />
oder der Chatroom. Täter und Täter<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong><br />
gewaltigungen und/oder Folter. 65 % der Opfer<br />
3.896 Fälle des<br />
onl<strong>in</strong>e Kontakte anbahnen, bauen perfide und<br />
waren Mädchen, 26 % Jungen. Das tatsächliche<br />
Besitzes/der<br />
strategisch e<strong>in</strong>e Beziehung auf. Sie haben da-<br />
Ausmaß ist jedoch unbekannt, man muss von ei-<br />
Verschaffung<br />
bei zu allem Überfluss auch noch den direkten,<br />
ner hohen Dunkelziffer <strong>aus</strong>gehen.<br />
von k<strong>in</strong>derpor-<br />
unmittelbaren Zugang auf das Mädchen oder<br />
Ende der 1990er-Jahre gelangte man über<br />
nografischem<br />
den Jungen ihrer Wahl. Wir müssen also digita-<br />
Suchmasch<strong>in</strong>en noch mit wenigen Klicks auf<br />
Material<br />
le Me<strong>die</strong>n und das <strong>Internet</strong> als mögliche Quelle<br />
solche Seiten. Missbrauchsfilme und –bilder <strong>aus</strong><br />
(§ 184c StGB)<br />
psychosomatischen Stresses mitbedenken und<br />
den 1970er- und 1980er-Jahren wurden digi-<br />
und 2.376 Fälle<br />
uns mit den Welten der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />
tal aufbereitet und geradezu <strong>in</strong>s <strong>Netz</strong> geflutet.<br />
der Verbreitung<br />
aktiv beschäftigen.<br />
H<strong>in</strong>ter<br />
Onl<strong>in</strong>e-Pädophilen-Selbsthilfegruppen<br />
angezeigt<br />
Verbreitung von Missbrauchsfotos<br />
oder –filmen (K<strong>in</strong>derpornografie)<br />
fanden sich mehr schlecht als recht getarnte<br />
T<strong>aus</strong>chbörsen für entsprechendes Material und<br />
vor allem Tipps, wie man K<strong>in</strong>der missbrauchen<br />
Unter K<strong>in</strong>derpornografie versteht man „porno-<br />
kann.<br />
graphische Schriften, <strong>die</strong> sexuelle Handlungen<br />
<strong>Die</strong> Verbreitung der Bilder und Filme ist e<strong>in</strong>e<br />
von, an oder vor K<strong>in</strong>dern“ zum Gegenstand<br />
hochgradige Belastung für <strong>die</strong> Opfer und be-<br />
haben (§184b StGB). Jede <strong>die</strong>ser Aufnahmen<br />
deutet e<strong>in</strong>e Sprengung der Raum-Zeit-Dimensi-<br />
dokumentiert e<strong>in</strong> reales Verbrechen an e<strong>in</strong>em<br />
on. Das Wissen darum, dass, egal wie lange der<br />
K<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Missbrauchsfotos und -filme umfas-<br />
Missbrauch her ist, <strong>die</strong>se Bilder oder Filme mit<br />
sen z.B. Nacktfotos und konkrete Abbildungen<br />
aktuell ersche<strong>in</strong>ender Qualität im <strong>Netz</strong> kursie-<br />
des k<strong>in</strong>dlichen Genitalbereichs; Erwachsene, <strong>die</strong><br />
ren und sich Menschen beim Betrachten sexuell<br />
sich von K<strong>in</strong>dern befriedigen lassen, <strong>die</strong> ihnen<br />
befriedigen, ist für viele Betroffene kaum zu<br />
Gegenstände e<strong>in</strong>führen etc., außer<strong>dem</strong> brutale<br />
ertragen. Heute ist es unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass<br />
Vergewaltigung und Folter an K<strong>in</strong>dern, zum Teil<br />
man onl<strong>in</strong>e zufällig auf K<strong>in</strong>derpornografie stößt.<br />
Kle<strong>in</strong>stk<strong>in</strong>dern und Säugl<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong> digitalen Me-<br />
<strong>Die</strong> Täter stellen ihr Material nicht mehr nur auf<br />
Innovationstreiber IT – Entwicklung der vernetzten Gesellschaft
Webseiten, sondern verbreiten es über private<br />
<strong>Netz</strong>werke, per File- und Sharehost<strong>in</strong>g.<br />
In T<strong>aus</strong>chbörsen ist aber immer noch das Bild<br />
<strong>die</strong> Währung. Jeder Interessent muss selbst Material<br />
beisteuern, um Teil des <strong>Netz</strong>werks zu se<strong>in</strong>.<br />
So geht man sicher, dass niemand den anderen<br />
verrät, und sorgt gleichzeitig für ständig neues<br />
Material. Für <strong>die</strong> Strafverfolgung stellt das e<strong>in</strong><br />
Problem dar, da es ihr nicht gestattet ist, k<strong>in</strong>derpornografisches<br />
Material anzubieten, um<br />
sich Zugang zu verschaffen. Twitter zum Beispiel<br />
ist e<strong>in</strong>e beliebte Plattform von Tätern und Täter<strong>in</strong>nen,<br />
um schnell aktuelle L<strong>in</strong>ks zu verbreiten,<br />
auch wenn Twitter sich dagegen verwahrt.<br />
<strong>Die</strong> Tweets gehen <strong>in</strong> der Masse unter (Twitter<br />
überschritt 2012 <strong>die</strong> 500-Millionen-Grenze), und<br />
<strong>die</strong> Täter verstehen es, sich mit unauffälligen<br />
Nachrichten und Nutzernamen zu tarnen. Organisationsgrad,<br />
Strukturen, Verbreitungswege<br />
und das Ausmaß der Nutzung s<strong>in</strong>d auch heute<br />
kaum erkundet.<br />
Was ist zu tun?<br />
Für Provider von sozialen <strong>Netz</strong>werken, Chatrooms<br />
und Onl<strong>in</strong>e-Spielen, <strong>die</strong> sich an K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche richten, sollten Sicherheitsmaßnahmen<br />
e<strong>in</strong> verpflichtendes Qualitätsmerkmal se<strong>in</strong>.<br />
Sie sollten Altersbeschränkungen e<strong>in</strong>halten und<br />
kontrollieren, ob sich gezielt Erwachsene <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen<br />
Räumen aufhalten. Sie müssen Geld, Zeit und<br />
Personal für <strong>die</strong> Entwicklung wie auch <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung<br />
von Sicherheitsstandards bereitstellen.<br />
Gleichzeitig sollten sie sich mit Hilfsangeboten<br />
vernetzen oder <strong>die</strong>se unterstützen, damit<br />
Betroffene schneller Hilfe f<strong>in</strong>den. Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong><br />
sollten sie selbstverständlich das Durchlaufen<br />
von Präventions- bzw. Aufklärungsprogrammen<br />
zu e<strong>in</strong>er Teilnahmevor<strong>aus</strong>setzung erklären.<br />
Politik<br />
<strong>Die</strong> Komplexität der Problematik erfordert seitens<br />
der nationalen wie auch <strong>in</strong>ternationalen<br />
Politik e<strong>in</strong>e klare Haltung und entschlossenes<br />
Handeln. Es sollte nicht länger darum gehen,<br />
sich lediglich auf <strong>dem</strong> kle<strong>in</strong>sten geme<strong>in</strong>samen<br />
Nenner <strong>aus</strong>zuruhen, sondern e<strong>in</strong>en strategisch<br />
gezielten großen Wurf gegen K<strong>in</strong>derporno grafie<br />
und -missbrauch mittels digitaler Me<strong>die</strong>n zu<br />
wagen.<br />
2012 gründete <strong>die</strong> EU mit den USA und vielen<br />
weiteren Staaten e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Bündnis<br />
gegen <strong>die</strong> Verbreitung von K<strong>in</strong>derpornografie,<br />
um <strong>die</strong> Zahl der Bilder zu m<strong>in</strong>imieren und<br />
Opfern zu helfen. Es bleibt abzuwarten und zu<br />
hoffen, dass es nicht bei Absichtsbekundungen<br />
bleibt, sondern konkrete geme<strong>in</strong>same Schritte<br />
unternommen werden. Denn <strong>die</strong> Politik muss<br />
Strukturen für e<strong>in</strong>e wirklich flächendeckende<br />
Opferversorgung und Prävention gegen sexuellen<br />
Missbrauch schaffen. Es gilt, für alle, <strong>die</strong><br />
mit K<strong>in</strong>dern bzw. Jugendlichen arbeiten, und<br />
dr<strong>in</strong>gend auch für Anbieter von Onl<strong>in</strong>e-Portalen,<br />
verpflichtende Bildungsmaßnahmen zum Thema<br />
zu schaffen.<br />
Gesellschaft<br />
Wir alle müssen begreifen, dass sexueller K<strong>in</strong>desmissbrauch<br />
jeden Tag mitten unter uns geschieht.<br />
Das bedeutet im Klartext: Wir alle kennen Betroffene<br />
und Täter (Täter<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> aller Regel, ohne<br />
es zu wissen. Wir Erwachsene müssen uns befähigen,<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Not zu erkennen, ihnen zu helfen.<br />
Wir müssen <strong>die</strong> von der Kanzler<strong>in</strong> geforderte<br />
„Kultur des H<strong>in</strong>sehens“ endlich zu e<strong>in</strong>er „Kultur<br />
des Helfens“ weiterentwickeln. Wir müssen<br />
Präventionsveranstaltungen an K<strong>in</strong>dergärten,<br />
Schulen und Vere<strong>in</strong>en fordern und fördern. Wir<br />
müssen Beratungsstellen vor Ort unterstützen,<br />
um das wichtige Angebot aufrechtzuerhalten.<br />
Wir müssen zuhören und wissen, wo wir Hilfe<br />
bekommen, um den Betroffenen e<strong>in</strong>e wirkliche<br />
Stütze se<strong>in</strong> zu können. Und wir müssen uns bei<br />
den politisch Verantwortlichen dafür e<strong>in</strong>setzen,<br />
dass sie das Thema langfristig und nachhaltig<br />
behandeln und es nicht stattdessen durch<br />
me<strong>die</strong>nwirksame Schnellschüsse begraben.<br />
Denn e<strong>in</strong>es ist gewiss: Wegducken und Verleugnen<br />
hilft nur e<strong>in</strong>er Person – <strong>dem</strong> Täter (bzw. der<br />
Täter<strong>in</strong>). <br />
JULIA VON WEILER,<br />
<strong>Innocence</strong> <strong>in</strong> Danger e.V.<br />
Kommerz:<br />
<strong>Die</strong> IWF identifizierte<br />
2011, 440<br />
aktive Anbieter<br />
von K<strong>in</strong>derpornografie.<br />
Hier<br />
wird für den<br />
Zugang mit<br />
Prepaid - und<br />
Kreditkarten,<br />
virtuellen<br />
Währungen<br />
oder ePayment<br />
bezahlt.<br />
<strong>in</strong>nocence<br />
<strong>in</strong> danger:<br />
Präventions-App<br />
65<br />
<strong>Tatort</strong> <strong>Internet</strong>
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Her<strong>aus</strong>geber: Wirtschaftsrat der CDU e.V., Landesverband Hamburg; Redaktionsleitung: Peter L<strong>in</strong><strong>dem</strong>ann;<br />
Ludolf Baron von Löwenstern; Dr. Cl<strong>aus</strong> Liesner; Redaktion: pr<strong>in</strong>tprojekt, Schulterblatt 58, 20357 Hamburg,<br />
E-mail: <strong>in</strong>fo@pr<strong>in</strong>t-projekt.de; Gestaltung: Lohrengel Me<strong>die</strong>ndesign, Hamburg, E-Mail: <strong>in</strong>fo@58vier.de;<br />
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