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Lehren aus dem humanitären Golden Rice-Projekt - InnoPlanta

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<strong>InnoPlanta</strong> Forum 2012 – Grüne Gentechnik? Natürlich!<br />

Biotech Campus Gatersleben, 4. September 2012<br />

<strong>Lehren</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> humanitären „<strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong>“ <strong>Projekt</strong>.<br />

Ingo Potrykus, Emeritus Pflanzenwissenschaften ETH Zürich


Reis ist die Grundnahrung für 2 Milliarden Menschen.<br />

Leider enthält er kein Provitamin A.<br />

Die Folge davon: 200 Millionen Reis abhängige Arme<br />

leiden unter schwerem Vitamin A Mangel.<br />

VAD beeinträchtigt das Sehen, den Unterhalt des<br />

Epithels gegen Infektionen, die Immunreaktion,<br />

Blutbildung, Skelettwachstum und vieles mehr.<br />

VAD führt, trotz intensiver traditioneller Intervention, zu<br />

jährlich 500 000 Blinden und 2 Millionen Toten.<br />

Das Konzept der „Biofortifikation“:<br />

Die fehlenden Mikro-Nährstoffe mit Hilfe der Genetik<br />

(einschliesslich der Gentechnik) hinzufügen.


Provitamin A in allen<br />

grünen Geweben,<br />

nicht jedoch im<br />

Stärkespeichergewebe–<br />

<strong>dem</strong><br />

Endosperm des<br />

Samens.<br />

Das Beispiel Vitamin A-Mangel und<br />

„<strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong>“.<br />

Die alternativen<br />

Möglichkeiten:<br />

a) Eine Reispflanze<br />

mit „gelbem“<br />

Endosperm finden.<br />

b) Mutagenese.<br />

c) Den „Schalter“<br />

finden.<br />

d) Die notwendigen<br />

Gene einbauen.<br />

Wie erhält man einen<br />

„Vitamin A-Reis“?


Nur dank Gentechnik war es möglich, einen Reis zu entwickeln, der<br />

Provitamin A im Endosperm synthetisiert und speichert.<br />

GGPP<br />

PP<br />

Phytoene<br />

Phytofluene<br />

-Carotene<br />

Neurosporene<br />

Lycopene


‚<strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong>„ ist seit Februar 1999 eine Realität. Wäre er kein<br />

GMO, würde er seit 2002 genutzt und hätte schon Millionen<br />

von Kindern gerettet. Als GMO wird er erst ab 2014 den<br />

Reisbauern zur Verfügung stehen.<br />

Agronomisch optimierte, lokal bevorzugte Sorten werden von<br />

Partner -Instituten der öffentlichen Hand, in<br />

Entwicklungsländern mit hohem Anteil an Reiskonsum und<br />

Vitamin A-Mangel, entwickelt und nach Beurteilung durch<br />

Biosicherheitsbehörden kostenfrei an Reisbauern abgegeben.<br />

Diese sind von da ab die Besitzer des Saatguts. Sie bauen es in<br />

ihren traditionellen Produktionssystemen an, benötigen<br />

keinerlei zusätzliche Agrochemikalien, verwenden einen Teil der<br />

Ernte für die nächste Aussaat und können das System an ihre<br />

Kinder und Kindeskinder vererben.


Die gesamte Technologie steckt im Samen; alle Patente sind<br />

durch freie Lizenzen abgedeckt. Bedingungen des humanitären<br />

<strong>Projekt</strong>s: Export ist nicht erlaubt; Profit über $ 10„ 000.- pro Jahr<br />

fällt nicht mehr unter den Begriff ‚humanitär„. Lokaler Handel ist<br />

erlaubt.<br />

<strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> wird traditionelle Interventionen komplementieren,<br />

nicht ersetzen. Er ist jedoch kosteneffizienter und deshalb<br />

nachhaltiger. Die neue Eigenschaft steckt im Samen. Sobald eine<br />

neue Sorte fertig ist, ergeben sich keine weiteren,<br />

wiederkehrenden Kosten.<br />

Samen agronomisch optimierter, lokal angepasster Sorten gehen,<br />

im Rahmen des humanitären <strong>Projekt</strong>s, ohne Kosten und<br />

Einschränkungen, an die Reisbauern. Diese verwenden einen Teil<br />

der Ernte für die nächste Aussaat und für die Weitergabe an<br />

weitere Bauern. Der Anbau erfordert keinerlei zusätzlichen Input.


Agronomisch optimierte und lokal adaptierte<br />

<strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> Sorten stehen vor <strong>dem</strong> Abschluss<br />

der Entwicklung.<br />

Die Ausgabe an die Reisbauern ist geplant für<br />

Philippinen (Frühjahr 2014),<br />

Bangladesh (Herbst 2014),<br />

Indien (2015),<br />

Vietnam (2015),<br />

Indonesien (2016),<br />

China (2016).<br />

Weitere Länder in Asien, Afrika und<br />

Lateinamerika folgen.


Wie verändert <strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> die Ernährungssituation?<br />

Die Ernährungssituation Reis abhängiger Armer am Beispiel Bangladesh.<br />

Empfohlene tägliche Aufnahme von Vitamin A (WHO) in%<br />

140%<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Frauen<br />

luxuriöse Empfehlung für den Westen<br />

Kinder<br />

50% genügen gegen Mangelsymptome<br />

Früchte, Gemüse<br />

Fisch, Geflügel<br />

Standard<br />

Diät<br />

Quelle und Menge an Vitamin A für arme und Reis-abhängige<br />

(H Bouis,<br />

Bevölkerungen<br />

2005, unpublished.)<br />

in Südost Asien. Beispiel Bangladesh.<br />

Beitrag von Nahrungskalorien:<br />

Fisch, Geflügel (10%), Früchte, Gemüse (10%), Reis (80%).


100%<br />

50% 80%<br />

genügen<br />

60%<br />

Empfohlene tägliche Aufnahme (WHO) in%<br />

140%<br />

120%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Konsequenz eines Wechsels zu <strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong>.<br />

(H Bouis, 2005, unpublished.)<br />

Frauen<br />

40 g <strong>Golden</strong> Reis pro Tag<br />

Kinder<br />

Reislinien mit 2-30 g<br />

provitamin A verfügbar.<br />

<strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> 1<br />

2 g line<br />

Pflanzlich<br />

Tierisch<br />

Eine halbe Tasse pro Tag<br />

genügt um Vitamin A-Mangel<br />

zu verhindern.<br />

Selbst Reislinien mit bescheidenem Provitamin A Gehalt hätten einen<br />

substantiellen Gesundheitseffekt auf der Basis einer normalen Diät.


Toni Alfonso<br />

Phil<strong>Rice</strong><br />

40 Gramm <strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> pro Tag können Leben und Augenlicht retten.<br />

Guangwen Tang et al., American Journal for Clinical Nutrition 2012 (96) 658-64


Welche Probleme behinderten das humanitäre <strong>Projekt</strong>?<br />

Keine öffentlichen Mittel für Produktentwicklung und<br />

Regulation.<br />

Keine Erfahrung und Expertise für beides im<br />

Öffentlichen Sektor.<br />

Patente.<br />

GMO Opposition.<br />

Vorschriften für den Umgang mit GMOs.<br />

Anforderungen für das regulatorische Dossier.<br />

Das alles bestimmende Problem ist die GMO Regulation.


Regulation verhindert den Einsatz von <strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> für mehr als 10 Jahre.<br />

Entfernung des Marker Gens:<br />

2 Jahre<br />

Suche nach molekular optimierter Integration: 2 Jahre<br />

Entwicklung regulatorisch optimierter Ereignisse: 2 Jahre<br />

Grenzüberschreitender Samen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch :<br />

2 Jahre<br />

Obligatorische Sequenz Gewächsh<strong>aus</strong> - Feld: 1 Jahr<br />

Genehmigung für Feldversuche:<br />

3 Jahre<br />

Zwang zu Fokussierung auf ein Ereignis:<br />

2 Jahre<br />

Experimente für das regulatorische Dossier: 4 Jahre<br />

Deregulationsprozedere :<br />

1 Jahr<br />

Für keine der obligatorischen Anforderungen gibt es eine<br />

wissenschaftlich stichhaltige Begründung.<br />

Die Verzögerung kostet in Indien jährlich bis zu 40 000 Menschenleben.<br />

A.J. Stein, H.P.S.Sachdev, M.Qaim, Nature Biotechnology 24 (10), 2006


An OECD publication stated already in 1986 that ‚there is no<br />

scientific basis for specific legislation to regulate the use of<br />

recombinant DNAorganisms‘<br />

Numerous aca<strong>dem</strong>ies have published that ‚GMO‘s are at<br />

least as safe as traditionally developed non-GM-varieties.<br />

Pontifical Aca<strong>dem</strong>y of Sciences 2010<br />

European Commission„s Scientific Advisory Panel 2008<br />

International Union of Food Science and Technology. 2005<br />

Royal Society London, US Natl. Acad. Sciences, Brazilian<br />

Acad.Sci., Chinese Acad.Sci., Indian Acad.Sci., Mexican<br />

Acad.Sci., Third World Acad.Sci. 2004.<br />

GM Science Review Panel UK, 2003. etc.<br />

The PAS has not only confirmed the safety, but has<br />

requested that regulation is based on traits and not the<br />

technology, and that there is a moral imperative to make the<br />

technology available to developing countries.


Die notwendigen finanziellen Aufwendungen für die GMO-spezifische<br />

Produktentwicklung, Deregulation und „social marketing“ für Philippinen<br />

und Bangladesh betrugen über 30 Millionen Dollar.<br />

Rockefeller Foundation USD 6 200 000<br />

USAid USD 2 000 000<br />

Syngenta Company „in kind“ USD 2 500 000<br />

Syngenta Foundation USD 1 200 000<br />

US NIH USD 1 500 000<br />

Gates Foundation USD 16 200 000<br />

Humanitarian Board „in kind“ USD 2 000 000<br />

IRRI „in kind“ USD 1 000 000<br />

Phil<strong>Rice</strong> „in kind“ USD 500 000<br />

Dieser finanzielle Aufwand für ein GMO Produkt liegt weit <strong>aus</strong>serhalb der<br />

Möglichkeiten jeder öffentlichen Institution und hat unmittelbar ein „defacto“<br />

Monopol für finanzstarke Industrien zur Folge.


Viele Opponenten der<br />

Pflanzenbiotechnologie sehnen sich<br />

nach einer Landwirtschaft, wie jener auf<br />

<strong>dem</strong> Bild von Pieter Breughel. Selbst der<br />

„Biolandbau“ ist Meilen entfernt von<br />

diesem realitätsfernen Traum.


Millet‘s Bild von 1862<br />

ist, im Gegensatz,<br />

„ehrlich“ und erinnert<br />

daran, dass präindustrielle<br />

Landwirtschaft, auch<br />

in Europa, und vor<br />

nicht so langer Zeit,<br />

nicht „romantisch“,<br />

sondern „knochenharter“<br />

Überlebenskampf<br />

war, in der<br />

gleichen Weise, wie er<br />

es heute noch ist für<br />

Hunderte von<br />

Millionen armer<br />

Bauern in<br />

Entwicklungsländern.<br />

Niemand,<br />

insbesondere kein<br />

„satter Aktivist“,<br />

hat das Recht,<br />

jenen Bauern<br />

Hilfe von<br />

technologiegestützter<br />

Landwirtschaft<br />

zu verweigern.<br />

Jene, die GMOs<br />

<strong>aus</strong> politischer<br />

Motivation<br />

her<strong>aus</strong> radikal<br />

bekämpfen,<br />

begehen ein<br />

Verbrechen<br />

gegen die<br />

Menschlichkeit.<br />

Sie sollten dafür<br />

Verantwortung<br />

übernehmen.


40 Gramm <strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> pro Tag können Leben und Augenlicht retten.<br />

„Greenpeace et al.“ sind entschlossen, dies zu verhindern.


Beijing, 29 August, 2012 – Greenpeace International has<br />

expressed alarm at a recent scientific publication that suggests<br />

researchers, backed by the US Department of Agriculture<br />

(USDA) fed genetically engineered (GE) <strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> to 24<br />

children in China aged between six and eight years old.<br />

In response to this alarming news, Fang Lifeng, Sustainable<br />

Agriculture Campaigner at Greenpeace East Asia, said:<br />

“It is incredibly disturbing to think that an American research<br />

body used Chinese children as guinea pigs for genetically<br />

engineered food, despite a clear directive against this very<br />

experiment issued by Chinese authorities in 2008.<br />

“How did these researchers apparently by-pass this emphatic<br />

decision? More importantly, did the children‟s parents fully<br />

understand the potential risks that this trial was exposing their<br />

children to?”<br />

Tang et al. 2012, “Beta-carotene in <strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> is as good as betacarotene<br />

in oil at providing vitamin A to children” American Journal of<br />

Clinical Nutrition 96: 658–64.


Die <strong>Lehren</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> humanitären <strong>Golden</strong> <strong>Rice</strong> <strong>Projekt</strong>:


Die Kosten der Regulation sind prohibitiv für den öffentlichen Sektor.<br />

Die sozialen und ökonomischen Folgekosten sind astronomisch.<br />

GMO-Regulation hat bisher keinen Schaden verhindert.<br />

GMO-Regulation hat eine ideologische Basis.<br />

GMO-Regulation fesselt eine der wichtigsten Technologien in Bezug auf<br />

Ernährungssicherheit und Vorsorge gegenüber Klimaänderung.<br />

GMO-Regulation hindert den öffentlichen Sektor daran, GMOs für das<br />

Allgemeinwohl zu entwickeln und benachteiligt KMUs.<br />

GMO-Regulation fördert ein de-facto Monopol zugunsten einer<br />

<strong>aus</strong>schliesslich industriellen Anwendung der Technologie.<br />

NGOs verschärfen diese unmoralische Situation.<br />

Europäische Regierungen zementieren den status quo durch grosszügige<br />

Finanzierung von anti-GMO Kampagnen vieler jener NGOs.


Solange es nicht gelingt, die Regulation auf eine wissenschaftliche<br />

Grundlage zurückzuführen – Regulation des Merkmals, nicht der<br />

Technologie – wird sich am status quo nichts ändern.<br />

Dafür dies zu tun, gäbe es nicht nur moralische, sondern auch gewichtige<br />

ökonomische Argumente.

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