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IBC Beileger No1 2013 - Internationaler Bodensee-Club eV

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Regionalclub öSTlicher <strong>Bodensee</strong> e.V.<br />

Der Verein „protalentum” ist wieder fündig geworden:<br />

Die Bludenzer Mezzosopranistin Isabel Pfefferkorn<br />

bewies tolle Liedqualitäten<br />

Foto: Fritz Jurmann<br />

In unserem an musikalischen Talenten nicht<br />

gerade armen Land ist der Verein „protalentum“<br />

seit Jahren unermüdlich unterwegs, um aus der<br />

Masse an Begabten das Besondere herauszufiltern.<br />

Der Cellist Payam Taghadossi war eine solche<br />

Ausnahmeerscheinung, ebenso die Geigerin<br />

Martina Miedl. Die aktuelle Präsentation der Bludenzer<br />

Mezzosopranistin Isabel Pfefferkorn gemeinsam<br />

mit dem <strong>Bodensee</strong>club am Freitag im<br />

Bregenzer Theater „Kosmos” geriet nun zur faustdicken<br />

Überraschung. Mit Schumanns Liederzyklus<br />

„Frauenliebe und -leben” löste sie stimmlich und<br />

gestalterisch weit mehr ein, als man gemeinhin<br />

von einer 21-Jährigen erwarten darf.<br />

Erstmals auf dem glatten Parkett des Liederabends<br />

Die zierliche Sängerin wurde am Landeskonservatorium<br />

in der Förderklasse für musikalische Hochbegabungen<br />

bei Dora Kutschi ausgebildet, erhielt<br />

zahlreiche Auszeichnungen, ist Mitglied der Stiftung<br />

„Musik und Jugend” in Liechtenstein und<br />

studiert seit Herbst 2011 an der Zürcher Hochschule<br />

der Künste bei Prof. Lina-Maria Akerl. Die<br />

Mitwirkung an Musiktheaterproduktionen in der<br />

Region brachten ihr erste Bühnenerfahrungen,<br />

nun wagt sie sich an diesem Abend im „Kosmos”<br />

auf das glatte Parkett des Liederabends, bei dem<br />

eine junge Sängerin fast allein, ohne Kostüm und<br />

Maske, nur mit dem Pianisten an ihrer Seite, dem<br />

Publikum gegenübersteht und nun ihre Kunst beweisen<br />

soll.<br />

Diese Debütsituation wird freilich auf eine neuartige,<br />

aber durchaus einfallsreiche und letztlich<br />

auch überzeugende Art für die junge Künstlerin<br />

abgemildert. Denn der erfahrene Pianist, Musikpädagoge<br />

und Musikvermittler Hans-Udo Kreuels<br />

vom Landeskonservatorium tritt an diesem Abend<br />

nicht nur in seiner Funktion als Klavierbegleiter<br />

von Isabel in Erscheinung. Er gestaltet den ersten<br />

Teil des Programms als ausführliche Einführung<br />

ins Werk samt Musikbeispielen. Damit kann die<br />

Sängerin in einem Kurzauftritt vor Publikum bereits<br />

ihre erste Nervosität abstreifen, bevor es ans<br />

Eingemachte geht. Und aus einem nur gut<br />

20-minütigen Liederzyklus wird so ein abendfüllendes<br />

Programm.<br />

Mit wissenschaftlicher Akribie, doch gut<br />

verständlich<br />

Man hat als Zuhörer auch zweifellos mehr von<br />

einem Werk, wenn man dessen Hintergründe etwas<br />

detaillierter unmittelbar zuvor erfährt – so<br />

kompetent, wie das eben ein Hans-Udo Kreuels<br />

mit wissenschaftlicher Akribie und doch gut verständlich<br />

für das Publikum zu vermitteln weiß. Er<br />

hinterfragt vieles, macht die Bedeutung des Werks<br />

in Zusammenhang mit dem gesamten Liedschaffen<br />

Schumanns deutlich und erläutert etwa dessen eigenwilligen<br />

Umgang mit der Textvorlage. Manche<br />

seiner Erläuterungen und Textrezitationen klingen<br />

auch sehr spontan, obwohl sie natürlich alle<br />

penibel vorbereitet sind.<br />

Robert Schumanns besonders im 19. Jahrhundert<br />

sehr populärer und stimmungsmäßig aufgehellter<br />

Liederzyklus „Frauenliebe und -leben” entstand<br />

1840, in einer Zeit großer Verliebtheit des Komponisten<br />

zu seiner Frau Clara. In einem kleinbürgerlichen<br />

Lebensgemälde von acht Frauenliedern<br />

geht es darin um die Wandlung der Frau von<br />

der Geliebten über die schwangere Gattin bis zur<br />

trauernden Witwe. Die überschwänglichen Texte<br />

von Adalbert von Chamisso mit der demütigen<br />

Hingabe der Frau an den Mann (Lob des Geliebten:<br />

„Seit ich ihn gesehen, glaub‘ ich, blind zu sein”<br />

oder „Er, der Herrlichste von allen”) sind heute<br />

zwar nur mehr schwer zu ertragen, werden aber<br />

durch die wundervolle Musik Schumanns überhöht.<br />

Reife und Gestaltungskraft für den großen<br />

Bogen<br />

Isabel Pfefferkorn beweist, (..) mit einer warm<br />

timbrierten und schön geführten, leichtgängigen<br />

Stimme, ihre Klangkultur, saubere Intonation und<br />

Wortdeutlichkeit. Sie besitzt aber auch bereits die<br />

Reife und Gestaltungskraft, den weiten intellektuellen<br />

Bogen dieses Zyklus authentisch und<br />

glaubhaft zu vermitteln. Dies gelingt besonders<br />

eindrücklich in den krassen Gegensätzen zwischen<br />

dem beglückten Wiegenlied der jungen Mutter,<br />

„An meinem Herzen, an meiner Brust”, und dem<br />

berührend ausgedrückten Schmerz über den Tod<br />

des Geliebten im finalen Lied „Nun hast Du mir<br />

den ersten Schmerz getan”.<br />

Der Sängerin stehen aber auch die technischen<br />

Mittel zu Gebote, ihre Stimme in der staubtrockenen<br />

Akustik dieses Sprechtheaters zum Klingen<br />

zu bringen. Und sie lässt sich auch von einem<br />

penetranten Huster in der zweiten Reihe nicht aus<br />

dem Konzept bringen. Nur an einer freieren, unverkrampften<br />

Körperhaltung sollte Isabel noch arbeiten.<br />

Die Partnerschaft mit Hans-Udo Kreuels ist<br />

bis ins kleinste Detail ausgefeilt und lässt keine<br />

Wünsche offen, der Pianist bringt Schumanns<br />

Farben am Klavier wunderbar zum Leuchten.<br />

Das Publikum, das trotz der unwirtlichen Witterungsverhältnisse<br />

zahlreich angereist ist, zeigt sich<br />

spontan begeistert. Nach der glücklich gewählten<br />

Patronanz durch den Verein „protalentum“ sollte<br />

es für die junge Künstlerin nun kein großer Sprung<br />

mehr sein zur Reihe „Referenzen” bei der Schubertiade.<br />

Fritz Jurmann<br />

Die zahlreich angereisten Besucher feierten die<br />

beiden Künstler lange und herzlich.<br />

Foto: Fritz Jurmann<br />

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