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Ein System auf der Kippe

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lichkeit nicht das Ende: Derzeit greifen wohl<br />

manche Versicherer bereits <strong>auf</strong> ihre Reserven<br />

zurück, um die Auszahlungen noch leisten<br />

zu können. Grund dafür sind die vielen Altverträge<br />

im Bestand <strong>der</strong> Versicherungsgesellschaften<br />

mit drei o<strong>der</strong> sogar vier Prozent<br />

Garantiezins. Diese Höhe ist im <strong>der</strong>zeitigen<br />

Marktumfeld nicht mehr zu erwirtschaften.<br />

Bei Neuabschlüssen liegt <strong>der</strong> Garantiezins nur<br />

noch bei höchstens l,75 Prozent.<br />

Garantiezins: nicht unantastbar<br />

Theoretisch kann es sogar passieren, dass<br />

nicht einmal <strong>der</strong> garantierte Zins zur Gänze<br />

ausgezahlt wird. Das Versicherungs<strong>auf</strong>sichtsgesetz<br />

(VAG) sieht vor, dass ein Versicherer<br />

im Fall einer drohenden Pleite Rückkäufe<br />

und Vorauszahlungen <strong>auf</strong> Polizzen<br />

untersagen o<strong>der</strong> Verpflichtungen aus <strong>der</strong><br />

Lebensversicherung herabsetzen kann, um<br />

Zahlungsschwierigkeiten zu überwinden.<br />

Sprich: Wenn's eng wird, können vertraglich<br />

garantierte Leistungen auch rückwirkend<br />

und mit dem Segen <strong>der</strong> Finanzmarkt<strong>auf</strong>sicht<br />

,,adaptiert" werden.<br />

Hausgemachte Probleme<br />

Allein den Kapitalmarkt dafür verantwortlich<br />

zu machen, greift zu kurz. Denn wie sich<br />

im Wertpapierbereich zeigt, gäbe <strong>der</strong> Markt<br />

bei geschickter Veranlagung durchaus noch<br />

genügend her. Allerdings wollten und wollen<br />

bei dem Produkt ,,Lebensversicherung" zu<br />

viele Beteiligte am Kuchen mitnaschen. 5o<br />

kritisieren wir seit Jahren die unglaublich<br />

hohen Vertriebs- und Verwaltungskosten,<br />

Vom Hit zum Flop<br />

6dd d66<br />

66656ööö666ö666öd6666ööö6ööö<br />

--::;<br />

die in keinerlei Weise nachvollziehbar sind<br />

o<strong>der</strong> offengelegt werden.<br />

Die deutschen Branchenkollegen zeigen hier<br />

bereits <strong>Ein</strong>sicht und diskutieren massive<br />

Kostensenkungsprogramme, die neben einer<br />

Reduktion <strong>der</strong> Gewinnbeteiligung vor allem<br />

die Versicherer selbst und <strong>der</strong>en Aktionäre<br />

betreffen sollen. Hierzulande neigt man eher<br />

noch dazu, das Risiko zur Gänze den Kunden<br />

umzuhängen. Wie ein Branchenvertreter<br />

meinte, ,,muss sich bei den Garantiezusagen<br />

was tun, denn so geht es nicht mehr weiter".<br />

Prämien sinken stark<br />

Gut möglich, dass es so nicht mehr weitergeht<br />

und den Versicherern mangels Reformund<br />

0ffnungswillens eine ganze Sparte<br />

wegbricht. lm vergangenen Jahr verringerte<br />

sich das Prämienvolumen bei den Lebensversicherungen<br />

um fast 7 Prozent, die <strong>Ein</strong>malerläge<br />

sanken um fast 19 Prozent. Und die<br />

Situation wird in den kommenden Jahren<br />

für die Versicherer nicht leichter: Aufgrund<br />

neuer Eigenkapitalvorschriften (Solvency ll)<br />

muss ein Teil des erzielten Veranlagungsgewinns<br />

in die Bildung von mehr Eigenkapital<br />

<strong>der</strong> Assekuranzen fließen. Das bedeutet<br />

laut einigen Versicherern niedrigere Ausschüttungsquoten<br />

für die lnhaber von Lebensversicherungspolizzen<br />

- falls es dann überhaupt<br />

noch Kundschaft gibt, die sich ein<br />

<strong>der</strong>artiges Produkt anhängen lässt. Wir raten<br />

bis <strong>auf</strong> Weiteres von Neuabschlüssen ab,<br />

denn wie es ein deutscher Branchen-lntimus<br />

formulierte: ,,Selbst wenn die Zinsen steigen,<br />

dauert es sehr lange, bis die Anlagen wie<strong>der</strong><br />

positiv werdenl"<br />

<strong>Ein</strong> Vergleich <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Sekundärmarktrendite<br />

(sMR),<br />

Gesamtverzinsung und<br />

lnflationsrate <strong>der</strong> letzten<br />

Jahrzehnte zelgt, warum<br />

die klassische Lebensversicherung<br />

einmal ein<br />

Hit war, aber heute nicht<br />

mehr funktionieren kann;<br />

Die Nettorendite<br />

{= Gesamtverzinsung<br />

minus ca. 1,5 Prozent für<br />

Kosten und Steuern) liegt<br />

deutlich unter <strong>der</strong> lnflationsrate.<br />

Das bedeutet<br />

einen K<strong>auf</strong>kraftverlust.<br />

Was tun?<br />

Keine Neuabschlüsse<br />

. ReineAblebe nsversicherungwäh len, wenn<br />

5ie einen Versicherungsschutz für lhre<br />

Angehörigen o<strong>der</strong> wegen eines Kredits<br />

brauchen. Das kommt weitaus günstiger.<br />

. lebenslange Rente kann man sich auch<br />

durch reine Kapitalansparprodukte sichern,<br />

wenn sie später in eine Rentenversicherung<br />

eingezahlt werden. 0b die privaten Rentenversicherungen<br />

ihre Bezieher sehr viel<br />

glücklicher machen werden als die staatliche<br />

Pension, sei <strong>der</strong>zeit ebenfalls offengelassen.<br />

Bevorzugen Sie, wenn Sie <strong>auf</strong><br />

diese Schiene setzen wollen, eine ,,richtige"<br />

Rentenversicherung vor einer klassischen ErundAblebensversicherung,<br />

bei <strong>der</strong> die Rente<br />

erst bei Rentenbeginn kalkuliert wird.<br />

. Die pr ämienbegünstigte Zukun{tsvorsorge<br />

(PZV) hat sich in <strong>der</strong> bestehenden Form als<br />

Flop erwiesen und wird <strong>der</strong>zeit von den<br />

Anbietern umstrukturiert.<br />

Kein Tausch<br />

. Geldvernichtung:Wenn lhnen ein Berater<br />

nahelegt, eine ichlechte Polizze zu kündigen<br />

und durch eine profitablere neue<br />

zu ersetzen, hat er in erster Linie die für<br />

ihn neu anfallenden Provisionen im Auge'<br />

Bestehende Verträge<br />

. Nicht kopflos kündigen, meist steigen Sie<br />

dadurch mit noch höheren Verlusten aus.<br />

. Rückk<strong>auf</strong>swert lhrer Versicherung feststellen<br />

lassen, Stellen 5ie diesem die bisher<br />

geleisteten Ei nzahlungen gegenüber Wenn<br />

<strong>der</strong> Verlust im Rahmen bleibt o<strong>der</strong> ein<br />

gewisser Gewinn herausschaut, können Sie<br />

sich einen Ausstieg überlegen - vor allem,<br />

wenn Sie das Geld aktuell brauchen o<strong>der</strong><br />

eine rentablere Anlagemögl ichkeit sehen.<br />

. Prämien freistellen o<strong>der</strong>Vertrag stilllegen<br />

und das Kapital an<strong>der</strong>weitig anlegen. 0b<br />

das sinnvoll ist, sollten Sie mit einem<br />

unabhängigen Berater (nicht Verkäufer)<br />

klären, <strong>der</strong> Restl<strong>auf</strong>zeit, Alter Lebenssituation,<br />

Ziele usw. mit berücksichtigt'<br />

. An<strong>der</strong>ungsvorschläge undVerlängerungsangebote<br />

durch den Versicherer bergen die<br />

Gefahr, die bisherigen besseren Garantiezinsen<br />

zu verlieren.<br />

c ,,Downsizen", wo geht Nicht benötigte<br />

Zusätze (Unfalltod, ...) und lndexklauseln<br />

streichen lassen - vor allem, wenn lhnen<br />

die Prämien ohnedies schon zu hoch sind;<br />

die Versicherungssummen steigen oft<br />

nicht im selben Ausmaß wie die Prämienl<br />

Außerdem Prämien unbedingt jährlich<br />

statt unterjähri g zahlen.<br />

KONSUMENT 612013 41

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