07.03.2014 Aufrufe

Flowregelung für die Heimbeatmung unter Berücksichtigung der ...

Flowregelung für die Heimbeatmung unter Berücksichtigung der ...

Flowregelung für die Heimbeatmung unter Berücksichtigung der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Flowregelung</strong> für <strong>die</strong> <strong>Heimbeatmung</strong> <strong>unter</strong><br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung<br />

Flow Feedback Control in Home Care Ventilation Consi<strong>der</strong>ing<br />

Spontaneous Breathing<br />

F. Dietz, A. Schloßer, D. Abel, Aachen<br />

Kurzfassung<br />

Der folgende Beitrag stellt ein Verfahren zur volumenkontrollierten nicht-invasiven Beatmung<br />

<strong>unter</strong> Berücksichtigung von Leckagen und Spontanatmung vor. Die dazu implementierte<br />

Identifikation und <strong>Flowregelung</strong> wurde mit Hilfe eines nichtlinearen Simulationsmodells eines<br />

Einschlauch-Beatmungsgerätes mit gerätenahen Sensoren erprobt. Messwerte klinischer<br />

Untersuchungen wurden zur Überprüfung des Einflusses <strong>der</strong> Spontanatmung herangezogen.<br />

Die vorgeschlagene Methode erlaubt erstmals eine Kompensation <strong>der</strong> Leckageverluste und<br />

zugleich eine Klassifikation <strong>der</strong> Atemanstrengung <strong>der</strong> beatmeten Patienten. Dies ist selbst<br />

bei einfachsten und kostengünstigen Gerätekonstruktionen, wie sie im Bereich <strong>der</strong><br />

<strong>Heimbeatmung</strong> üblich sind, möglich, weil lediglich Daten <strong>der</strong> Inspirationsphase benötigt<br />

werden. In <strong>der</strong> Folge sind anspruchvolle Überwachung, therapiegerechte Adaption des<br />

Beatmungsniveaus an den Patienten und bessere Akzeptanz durch den Patienten möglich,<br />

da das Verfahren ohne Unterbrechung <strong>der</strong> normalen Beatmung durchgeführt wird.<br />

Abstract<br />

This contribution introduces a procedure for the volume-controlled non-invasive mechanical<br />

ventilation un<strong>der</strong> consi<strong>der</strong>ation of leakages and spontaneous breathing. The identification<br />

and flow feedback control implemented were tested with the help of a nonlinear simulation<br />

model of a single-hose home-care ventilator with sensors inside the device. Measured<br />

values of clinical tests were used to examine the influence of spontaneous breathing on the<br />

identification. For the first time the suggested method permits a compensation of the leakage<br />

and at the same time a classification of the breathing effort of the mechanically ventilated<br />

patients. Since only data of the inspiration interval is needed, the suggested procedure<br />

applies even to simple and economical ventilators common in home care. As a consequence<br />

sophisticated monitoring, adaptation of the mechanical ventilation level according to the<br />

patient’s needs and better acceptance by the patient are possible, since the procedure is<br />

accomplished without interrupting the routine mechanical ventilation.


1. Nicht-invasive Beatmung mit Leckage <strong>unter</strong> Spontanatmung<br />

In <strong>der</strong> <strong>Heimbeatmung</strong> wird seit vielen Jahren <strong>die</strong> nicht-invasive Überdruckbeatmung (NIV)<br />

per Nasen- o<strong>der</strong> Gesichtsmaske erfolgreich eingesetzt. Auch in <strong>der</strong> Intensivmedizin findet<br />

<strong>die</strong> NIV immer stärkeren Einsatz, um z.B. <strong>der</strong> hohen Erkrankungsrate an Lungenentzündung<br />

(Pneumonie) aufgrund des invasiven Einsatzes eines Beatmungstubus innerhalb <strong>der</strong><br />

Luftröhre vorzubeugen [1].<br />

Bei <strong>der</strong> NIV wird während <strong>der</strong> Inspiration für gewöhnlich ein Beatmungsdruck geregelt, d.h.<br />

es wird kein definiertes Atemzugvolumen (AZV) festgelegt. Eine volumenkontrollierte<br />

Beatmung mit einstellbarem AZV hat hingegen in einigen Stu<strong>die</strong>n bessere Ergebnisse erzielt<br />

als <strong>die</strong> druckkontrollierte NIV, <strong>die</strong> Vorteile sind aber noch nicht erwiesen [2]. Die<br />

volumenkontrollierte NIV ist bisher jedoch kaum anwendbar, da prinzipbedingte Probleme<br />

<strong>der</strong>en zuverlässigen Einsatz verhin<strong>der</strong>n. Verluste an Atemvolumen von über 50% durch<br />

Leckagen zwischen Beatmungsmaske und Gesicht des Patienten führen zu einem<br />

unkalkulierbarem Atemzugvolumen [3]. Bild 1 zeigt schematisch ein <strong>Heimbeatmung</strong>sgerät<br />

mit einfachem Schlauch und Nasenmaske als Beatmungszugang. Zwischen Maske und<br />

Patientengesicht können auch bei sorgfältig ausgewählten Masken zeitvariante Leckagen<br />

(Q Leckage ) in relevanter Höhe auftreten. Bei schlafenden Patienten kann bei Verwendung von<br />

Nasenmasken auch eine Leckage durch einen geöffneten Mund entstehen.<br />

Bild 1: Prinzipskizze eines <strong>Heimbeatmung</strong>sgerätes und einer Patientenlunge


Eine Identifikation <strong>der</strong> Lungenparameter und <strong>der</strong> Leckage ist im Falle völlig passiver<br />

Patienten (keine Spontanatmung) auch für nichtlineare Zusammenhänge möglich [4,5,6].<br />

Eine Kompensation des Volumenverlustes kann mit Hilfe <strong>der</strong> identifizierten Parameter<br />

erfolgen. Dies ist auch bei sehr einfachen Beatmungsgeräten möglich. Dabei kann aufgrund<br />

<strong>der</strong> gerätenahen Anordnung <strong>der</strong> Sensoren für Druck (p FS ) und Flow (Q FS ) und aufgrund des<br />

Wirkprinzips des Exspirationsventils lediglich während <strong>der</strong> Inspiration (Q Inps ) eine<br />

Identifikation von Patienten- und Leckageparametern erfolgen. Während <strong>der</strong> Exspiration<br />

atmet <strong>der</strong> Patient direkt zur Umgebung ab (Q Exsp ), ein Rückschlagventil schottet das<br />

Beatmungsgerät gegenüber dem Patienten ab. Die Sensorik ist dann während <strong>der</strong><br />

Exspiration sozusagen „blind“.<br />

In <strong>der</strong> Praxis muss <strong>die</strong> Atemanstrengung des Patienten berücksichtigt werden, da <strong>die</strong><br />

Patienten für gewöhnlich bei Bewusstsein sind und spontan mit- o<strong>der</strong> gegenatmen. Als Maß<br />

für <strong>die</strong> Atemanstrengung gilt <strong>der</strong> transpulmonale Druck, welcher <strong>der</strong> Druckdifferenz zwischen<br />

Alveolarraum und Pleuraspalt entspricht (p tp = p alv – p pl , vgl. Bild 2). Der natürliche Antrieb<br />

<strong>der</strong> Ventilation erfolgt hauptsächlich durch das Zwerchfell.<br />

Bild 2: Atemwege des Menschen mit dem Druck <strong>der</strong> oberen Atemwege p AW , dem alveolären<br />

Druck p alv und dem intrapleuralen Druck p pl sowie den Differenzdrücken p tp und p di<br />

Da <strong>der</strong> alveoläre und <strong>der</strong> intrapleurale Druck nicht mit vertretbarem Aufwand messbar sind,<br />

verwendet <strong>die</strong> Medizin als Ersatzgröße zu p tp den transdiaphragmalen Druck p di . Er stellt <strong>die</strong><br />

Differenz zwischen gastralem Druck p ga im Magen und dem ösophagealen Druck p es in <strong>der</strong><br />

Speiseröhre dar (p di = p ga – p es ) [7]. Die Messung von p ga und p es ist mit einer doppelten


Drucksonde routinemäßig möglich. Allerdings handelt es sich hierbei um einen invasiven<br />

Eingriff, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Nahrungsaufnahme behin<strong>der</strong>t und für <strong>die</strong> <strong>Heimbeatmung</strong> nicht zur<br />

Verfügung steht. Ein Verfahren zur Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung soll also ohne<br />

direkte Messung physiologischer Größen auskommen. Zur Verifikation implementierter<br />

Verfahren und zur Gewinnung von Testdaten ist <strong>die</strong> Messung von p di jedoch sinnvoll.<br />

2. Identifikation <strong>der</strong> Spontanatmung<br />

Ein elektrisches Ersatzschaltbild <strong>der</strong> Atemwege (Bild 3) zeigt, dass <strong>die</strong> aktive Atemtätigkeit<br />

p aktiv eines Patienten einen Beitrag zum Lungendruck p Lunge und damit zum Flow in <strong>die</strong> Lunge<br />

(Q Lunge ) liefert. Eine Leckageidentifikation muss also auch p aktiv berücksichtigen, wenn es<br />

gelingen soll, den Leckageflow (Q Leckage ) hinreichend zu kompensieren. Zusätzlich erlaubt <strong>die</strong><br />

Kenntnis über <strong>die</strong> aktive Atemarbeit eine Beurteilung <strong>der</strong> Beatmungsqualität. So lässt sich<br />

z.B. aus einem synchronen Mitatmen des Patienten auf eine gute Akzeptanz <strong>der</strong> Beatmung<br />

durch den Patienten schließen.<br />

Bild 3: Elektrisches Ersatzschaltbild von Lunge (R, C), Leckage (R Leckage ) und Spontanatmung<br />

(p aktiv )<br />

Mit den bisherigen Verfahren zur parametrischen Identifikation führt <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong><br />

Spontanatmung zu falschen Schätzwerten für <strong>die</strong> Lungenparameter Resistance<br />

(pneumatischer Wi<strong>der</strong>stand R) und Compliance (Lungendehnbarkeit C) und den<br />

Leckagewi<strong>der</strong>stand R Leckage . Wenn <strong>der</strong> Patient synchron zum Beatmungsgerät mitatmet, wird<br />

<strong>die</strong> Compliance um bis zu zwei Größenordnungen überschätzt. Die Atem- und<br />

Leckagewi<strong>der</strong>stände hingegen werden <strong>unter</strong>schätzt bzw. erhalten negative Werte. Atmet <strong>der</strong><br />

Patient gegen das Gerät, so werden C und R Leckage i.d.R. <strong>unter</strong>schätzt, während R recht gut<br />

geschätzt wird.


In Anlehnung an <strong>die</strong> lineare und nichtlineare Identifikation <strong>der</strong> Lungenparameter R, C und<br />

des Leckagewi<strong>der</strong>stands R Leckage wird ein Ansatz zur Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung<br />

p aktiv gesucht. Da es sich bei p aktiv um einen zunächst willkürlichen, zeitvarianten<br />

dynamischen Beitrag des Patienten handelt, kann eine Berechnung beispielsweise in Form<br />

eines konstanten Parameters nicht zielführend sein.<br />

Ein Ansatz zur Bestimmung von Lungenparametern <strong>unter</strong> Spontanatmung (ohne<br />

Berücksichtigung von Leckagen) macht sich bei <strong>der</strong> druckkontrollierten Beatmung<br />

wechselnde Druckniveaus zwischen zwei Atemzügen zunutze [8]. Unter <strong>der</strong> Annahme, dass<br />

sich <strong>die</strong> Atemarbeit des Patienten zwischen den Atemzügen nur unwesentlich än<strong>der</strong>t, kann<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Atemarbeit durch Differenzbildung eliminiert werden. Dieser Ansatz wurde für<br />

<strong>die</strong> volumenkontrollierte Beatmung abgewandelt und für eine Identifikation <strong>der</strong> Leckagen<br />

erweitert. Es ergibt sich für den Maskendruck p Maske und den inspiratorischen Flow Q insp bzw.<br />

für <strong>die</strong> Druckdifferenz Dp Maske <strong>der</strong> folgende Zusammenhang im Bildbereich:<br />

1+<br />

sRC sRLeckageC<br />

pMaske() s = paktiv () s + Qinsp<br />

() s ⋅<br />

sC 1 + s( R+<br />

R ) C<br />

(1 + sRC)<br />

RLeckage<br />

∆ pMaske<br />

() s =∆Qinsp<br />

() s 1 + sR ( + R ) C<br />

mit<br />

∆ p () s = p () s − p (), s<br />

Maske Maske, k Maske, k −1<br />

∆ Q () s = Q () s −Q (), s<br />

p<br />

insp insp, k insp, k −1<br />

aktiv,<br />

k<br />

() s = p () s<br />

aktiv, k−1<br />

k ! Nummer des Atemzugs<br />

Leckage<br />

Leckage<br />

Als Flowdifferenzen DQ insp wurden Stufen von 10%, 20% und 30% <strong>unter</strong>sucht und mit<br />

Identifikationsergebnissen ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung verglichen. Dabei<br />

werden zunächst lediglich lineare Zusammenhänge für <strong>die</strong> Lungenparameter und <strong>die</strong><br />

Leckage berücksichtigt. In Tab. 1 sind Ergebnisse von Identifikationen für Flowdifferenzen<br />

von 30% angegeben.


Tabelle 1: Identifikation ohne und mit Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung. Angegeben<br />

sind Mittelwerte mehrerer Identifikationen (Standardabweichungen in Klammern).<br />

ohne Berücksichtigung Spontanatm. mit Berücksichtigung Spontanatm.<br />

Referenzwerte Mitatmung Gegenatmung Mitatmung Gegenatmung<br />

R (10 mbar/L/s) 0.64 (9.5) 11.5 (0.6) 9.2 (2.5) 9.1 (2.7)<br />

C (0.08 L/mbar) 2.6 (2.7) 0.02 (0.01) 0.048 (0.11) 0.049 (0.11)<br />

R Leckage (100mbar/L/s) -1.9 (14.1) 36 (0) 43.6 (3.8) 43.1 (4.0)<br />

Varianz <strong>der</strong> Ident. 9.2e-6 (4e-6) 1.1e-5 (3e-6) 1.9e-5 (7e-6) 1.9e-5 (7e-6)<br />

Man kann an Mittelwerten und Standardabweichungen erkennen, dass insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Mitatmen des Patienten deutlich bessere Ergebnisse bei Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Spontanatmung erzielt werden können. Bei Gegenatmung zeigen sich Vorteile bei<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Bestimmung von C.<br />

∆ Q insp<br />

/ (L/s*0.05), ∆ p Maske<br />

/ mbar<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

Differenz <strong>der</strong> Messgrößen zwischen zwei Atemzügen<br />

(R = 10 mbar/L/s, C = 0.08 L/mbar, R Leckage<br />

= 100 mbar/L/s, ∆ Q soll<br />

= 30%)<br />

1<br />

∆ Q insp<br />

0.5<br />

∆ p Maske<br />

0<br />

41 41.5 42 42.5 43 43.5 44<br />

Zeit / s<br />

6<br />

Vergleich p aktiv, mess<br />

mit p aktiv, rekonst<br />

p aktiv<br />

/ mbar<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

p aktiv<br />

1. Atemzug<br />

p aktiv<br />

2. Atemzug<br />

p aktiv<br />

rekonstruiert<br />

-1<br />

41 41.5 42 42.5 43 43.5 44<br />

Zeit / s<br />

Bild 4: Parametrische Identifikation von R, C, R Leckage und p aktiv und Rekonstruktion des<br />

zeitlichen Verlaufs <strong>der</strong> Spontanatmung mit Hilfe <strong>der</strong> Druck- und Flowdifferenz<br />

zwischen zwei Atemzügen mit <strong>unter</strong>schiedlichem Inspirationsflow Q insp .<br />

Ein Beispiel für den zeitlichen Verlauf <strong>der</strong> Spontanatmung (Gegenatmung) kann man in Bild<br />

4 (unten) erkennen. Es sind <strong>die</strong> Verläufe von p aktiv für zwei aufeinan<strong>der</strong>folgende Atemzüge zu


erkennen. In Bild 4 (oben) sind <strong>die</strong> berechneten Differenzverläufe für Druck p Maske und Flow<br />

Q insp (zwanzigfach vergrößert) zu erkennen. Durch <strong>die</strong> Identifikation <strong>der</strong> Differenzverläufe<br />

ergeben sich Parameter, <strong>die</strong> für eine Rekonstruktion <strong>der</strong> Spontanatmung genutzt werden.<br />

Unter Verwendung <strong>der</strong> Daten von Druck und Flow des ersten Atemzuges ergibt sich durch<br />

<strong>die</strong> Rekonstruktion <strong>der</strong> in Bild 4 (unten) gezeigte Verlauf für p aktiv, rekonstruiert .<br />

Eine solche Rekonstruktion lässt eine Beurteilung <strong>der</strong> Spontanatmung zu. Im einfachsten<br />

Fall kann durch Integration <strong>der</strong> rekonstruierten Werte <strong>die</strong> Aussage getroffen werden, ob <strong>der</strong><br />

Patient mit- o<strong>der</strong> gegenatmet. Aufwendigere Verfahren zur Klassifikation können daraus eine<br />

dedizierte Beurteilung ableiten.<br />

Als Ergebnis <strong>der</strong> Untersuchungen lässt sich festhalten, dass eine Identifikation <strong>der</strong><br />

Lungenparameter und Leckage bei guter Synchronisation zwischen Patient und<br />

Beatmungsgerät gut funktioniert und eine Klassifikation <strong>der</strong> Spontanatmung erlaubt. Bei<br />

gleichbleiben<strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Spontanatmung, jedoch schlechter Synchronisation ist zumindest<br />

<strong>die</strong> Identifikation <strong>der</strong> Leckage sehr robust. Werden <strong>die</strong> Identifikationsergebnisse mit und<br />

ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung einzeln verglichen, so ergibt <strong>die</strong> Varianz <strong>der</strong><br />

Identifikation einen zuverlässigen Hinweis darauf, welche Ergebnisse besser sind.<br />

Daher wird bei <strong>der</strong> Implementierung in jedem Atemzyklus ein dreistufiger Prozess mit<br />

rekursiven Algorithmen zur Identifikation durchgeführt. Während <strong>der</strong> Inspirationsphase wird<br />

eine Identifikation ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung durchgeführt, während <strong>der</strong><br />

Exspirationsphase eine Identifikation (mit gespeicherten Daten aus <strong>der</strong> Inspirationsphase)<br />

<strong>unter</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> Spontanatmung. Ist das zweite Ergebnis besser, so wird im<br />

Anschluss eine Rekonstruktion des Spontanatmungsverlaufs aus <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

Inspirationsphase berechnet und eine Klassifikation vorgenommen.<br />

3. <strong>Flowregelung</strong><br />

Nach einer Überprüfung <strong>der</strong> identifizierten Parameter auf Plausibilität erfolgt für den jeweils<br />

folgenden Atemzug mit Hilfe des identifizierten R Leckage eine Führungsgrößenaufschaltung für<br />

Q insp zur Leckagekompensation. Zusätzlich wird eine Führungsgrößenaufschaltung von<br />

±DQ insp /2 vorgenommen, mit Vorzeichenwechsel nach jedem Atemzug. So kann im<br />

Durchschnitt das gewünschte und physiologisch wichtige Atemminutenvolumen<br />

sichergestellt werden. Zur Optimierung einer adaptiven o<strong>der</strong> modellgestützten prädiktiven<br />

Regelung werden <strong>die</strong> Lungenparameter R und C verwendet. Während <strong>der</strong> <strong>Flowregelung</strong><br />

werden ständig <strong>die</strong> gültigen Druckgrenzen überwacht. Bei Erreichen o<strong>der</strong> Überschreitung<br />

<strong>die</strong>ser Grenzen wird unmittelbar auf eine Druckregelung an <strong>der</strong> Druckgrenze umgeschaltet,<br />

um eine Gefährdung des Patienten auszuschließen.


4. Zusammenfassung<br />

Für <strong>die</strong> nicht-invasive Beatmung (NIV) wurde ein Verfahren vorgestellt, welches eine<br />

Leckageerkennung und –kompensation auch bei Spontanatmung des Patienten ermöglicht.<br />

Damit kann eine zuverlässige volumenkontrollierte Beatmung umgesetzt werden. Das<br />

Verfahren eignet sich auch für günstige Beatmungsgeräte, <strong>die</strong> eine einfache Sensorik<br />

innerhalb des Gerätes aufweisen und durch Verwendung von Einschlauchsystemen und<br />

Exspirationsventilen lediglich eine Messung während <strong>der</strong> Inspirationsphase erlauben. Unter<br />

bestimmten Randbedingungen ist zusätzlich zur Leckagekompensation auch eine<br />

Klassifikation <strong>der</strong> Spontanatmung möglich. Somit bietet das Verfahren große Fortschritte und<br />

neue Möglichkeiten für <strong>die</strong> NIV hinsichtlich volumenkontrollierter Beatmung und<br />

Patientenüberwachung auch im Bereich <strong>der</strong> Intensivmedizin.<br />

Literatur<br />

[1] Dittmann, M.: Respiratoren in <strong>der</strong> klinischen Praxis. Berlin: Springer Verlag, 1993. –<br />

ISBN 3-540-55929-9<br />

[2] Schönhofer, B.; Sortor-Leger, S.: Equipment needs for noninvasive mechanical<br />

ventilation. In: European Respiratory Journal 20 (2002), S. 1029-1036<br />

[3] Lofaso, F.; Fodil, R.; Lorino, H.; Leroux, K.; Quintel, A.; Leroy, A.; Harf, A.: Inaccuracy<br />

of tidal volume delivered by home mechanical ventilators. In: European Respiratory<br />

Journal 15 (2000), S. 338-341<br />

[4] Dietz, F.; Rake, H.: Leckagekompensation und <strong>Flowregelung</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Heimbeatmung</strong>.<br />

In: VDI-Berichte 1608 (2001), S. 159-166. – ISBN 3-18-091608-7<br />

[5] Dietz, F.; Schloßer, A.: <strong>Heimbeatmung</strong>: Herausfor<strong>der</strong>ung volumenkontrollierte<br />

Beatmung. In: Simulationstechnik ASIM 2002, S. 215-220. – ISBN 3-936150-19-2<br />

[6] Schüttler, F.: Parameterschätzung atmungsmechanischer Modelle zur Vorhersage<br />

pharyngealer Obstruktionen bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen.<br />

Marburg: Dissertation, 1998<br />

[7] Haberthür, C.; Guttmann, J.; Osswald, P.M.; Schweitzer, M.: Beatmungskurven -<br />

Kursbuch und Atlas. Berlin: Springer Verlag, 2001. – ISBN 3-540-67830-1<br />

[8] Navajas, D.; Alcaraz, J.; Peslin, R.; Roca, J.; Farré, R.: Evaluation of a method for<br />

assessing respiratory mechanics during noninvasive ventilation. In: European<br />

Respiratory Journal 16 (2000), S. 704-709

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!