2 Was sind Brownsche Motoren? - Institut für Theoretische Physik
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4.2. BEISPIEL: HEPATITIS C VIRUS HELICASE<br />
Nein!!<br />
Die für den Teilchentransport nötige Energie muss beim Wiedereinschalten des Potentials<br />
aufgebracht werden. Hier wird Arbeit geleistet, da die Potenzielle Energie das Teilchens<br />
plötzlich erhöht wird. Der größte Anteil dieser Energie wird durch die Relaxation des<br />
Teilchens zum Minimum ins Wärmebad dissipiert und nur ein kleiner Teil verrichtet<br />
letztendlich Arbeit. Gehen wir noch einmal an den Punkt, an dem, wie in Abb. (4.2)<br />
zusehen, alle Teilchen zufällig hin und her diffundieren. Schaltet man das Potential<br />
nun an, so wird die potentielle Energie eines Teilchens, das sich über dem Ort des<br />
Nachbarpotentialhügels befindet, plötzlich angehoben. Diese Potentielle Energie kann<br />
dann für eine gerichtete Bewegung in Richtung der Nachbarpotentialminimums genutzt<br />
werden. Das bedeutet, hier muss man Energie in das System stecken, um das Potential<br />
überhaupt wieder anzuschalten und so den <strong>Brownsche</strong>n Motor neu „starten“ zu können.<br />
Zur weiteren Veranschaulichung findet sich auf der Homepage der Universität Basel<br />
(http://www.elmer.unibas.ch/bm/index.html) ein Java-Applet, mit welchem sich der<br />
hier behandelte <strong>Brownsche</strong>n Motor simulieren lässt. Im nächsten Abschnitt werden wir<br />
ein konkretes Beispiel aus der Biologie anschauen, das man anhand des Modells der<br />
On-Off-Ratsche und den Prinzipien eines <strong>Brownsche</strong>n Motors sehr gut beschreiben kann.<br />
4.2 Beispiel: Hepatitis C Virus Helicase<br />
Wir wollen nun das zuvor vorgestellte Modell der On-Off-Ratsche auf ein System aus<br />
der Biologie anwenden. Hierzu betrachten wir die Hepatitis C Virus Helicase. Helicasen<br />
kommen in allen Lebewesen und meisten Viren vor, wie auch hier in userem Beispiel. Das<br />
Enzym sorgt dafür, dass der DNA Doppelstrang aufgetrennt wird, damit die Virus-DNA<br />
eingebaut oder dass, wie in den menschlichen Zellen, DNA transkripiert wird und zur<br />
Herstellung bestimmter anderer Enzyme dient. Abschreiben bedeutet, dass die Helicase<br />
an der DNA entlang wandern muss, um diese Stück für Stück aufzutrennen. Nun, wie<br />
kann man solch eine Bewegung beschreiben?<br />
Wir bewegen uns wieder in einem Regim, in dem thermische Fluktuationen ein große<br />
Einwirkungen auf unser System haben. Man hat herausgefunden, dass durch unterschiedlich<br />
starke Bindungsenergien des Enzym-DNA-Komplexes, bedingt durch die variierende<br />
Struktur der DNA, ein periodisches Ratschenpotential hervorgerufen wird, wobei sich<br />
das Enzym zunächst an einer energetisch günstigen Stelle anlagert (siehe Abb. (4.3)).<br />
Durch ATP-Bindung ändert sich das gesamte Bindungsverhältnis des Komplexes, die<br />
Bindung wird schwächer, sodass die Helicase das Potenzial kaum noch spürt. Bedingt<br />
durch thermische Fluktuationen, deren Einfluss nun größer ist, fluktuiert auch das Enzym<br />
kurzzeitig willkürlich, bis das ATP hydrolysiert wird (hier wird Energie frei) und der<br />
Enzym-DNA-Komplex wieder ein Starke Bindung eingeht. Hier kann es nun passieren,<br />
dass sich das Enzym in diesem Moment die benachbarte Potenzialschwelle schon überquert<br />
hat und somit eine Position weiterrutsch. Dann beginnt der Prozess wieder von vorne. So<br />
kann nun Stück für Stück die DNA zum Abschreiben aufgetrennt werden.[LGP05]<br />
Wir sehen also, das wir mit Modellen des <strong>Brownsche</strong>n Motors grundlegende Mechanis-<br />
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