Download - Weed
Download - Weed
Download - Weed
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
III. Die WTO plus-Agenda der EU in den EPA-Verhandlungen<br />
III. Die WTO plus-Agenda der EU in den<br />
EPA-Verhandlungen und mögliche handelspolitische<br />
Alternativen<br />
15<br />
Klaus Schilder, WEED, Berlin<br />
Lassen Sie mich noch stärker auf das<br />
Kleingedruckte der laufenden EPA-Verhandlungen<br />
eingehen, denn der Teufel<br />
sitzt bei den EPAs im Detail. Es sind<br />
hochgradig technische Verhandlungen,<br />
aber das sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass es um nicht weniger<br />
als die künftigen Lebensbedingungen<br />
der Menschen in den AKP-Staaten geht.<br />
Wir setzen uns hier mit der Frage auseinander,<br />
welche Entwicklungsimpulse<br />
EPAs für die Bewohner leisten können.<br />
Das ist beileibe keine akademische<br />
Übung um ihrer selbst willen.<br />
Ich möchte zunächst die Bestimmungen<br />
von Cotonou mit den Inhalten des<br />
EU-Verhandlungsmandats vergleichen<br />
– da gibt es erhebliche Unterschiede.<br />
Anschließend steht die Frage nach<br />
möglichen Alternativen im Mittelpunkt<br />
dieser Überlegungen.<br />
Der neue EU-Handelskommissar<br />
Peter Mandelson hat in letzter Zeit<br />
vieles zu EPAs gesagt, was unter entwicklungspolitischer<br />
Perspektive zu<br />
begrüßen ist. Jetzt muss er aber daran<br />
gemessen werden, ob er seinen Worten<br />
auch Taten folgen lässt. Er hat z.B. zur<br />
regionalen Integration gesagt, dass<br />
diese weit fortgeschritten sein müsse,<br />
um eine zweite biregionale Verhandlungsphase<br />
einzuleiten. In dieser könne<br />
dann der reziproke Handelszugang für<br />
Güter und Dienstleistungen thematisiert<br />
werden. In der gleichen Rede<br />
sagte er aber auch, es gebe keine Zeit<br />
mehr zu verlieren, die EPAs müssten<br />
Ende 2007 fertig sein. Die vermeintliche<br />
WTO-Rationalität hinter dieser<br />
Zielvorgabe haben wir vorhin schon<br />
gehört. Hier besteht ein unmittelbarer<br />
Widerspruch.<br />
Aufgrund der Fülle der Verhandlungsthemen<br />
sollte ernsthaft darüber nachgedacht<br />
werden, ob eine Erweiterung des<br />
Zeitrahmens nicht nötig ist, und ob die<br />
EU-Regierungen sich nicht auf politischer<br />
Ebene dafür einsetzen sollten. Die<br />
Minister der AU haben sich z.B. vergangene<br />
Woche in Kairo dafür eingesetzt,<br />
ihre regionalen Verhandlungspositionen<br />
zu harmonisieren. Bisher gab es da deutliche<br />
Unterschiede und keinen institutionalisierten<br />
Prozess, wo sich die regionalen<br />
Akteure austauschen. Genau das<br />
ist dringend nötig, wenn sie sich nicht<br />
regional über den Tisch ziehen lassen<br />
wollen, sondern gemeinsam das beste<br />
Ergebnis gegenüber der EU heraushandeln<br />
möchten. Schon die Entwicklung<br />
eines solchen Abstimmungsmechanismus<br />
braucht aber Zeit, daher halte ich<br />
das angestrebte Verhandlungsende Anfang<br />
2008 wirklich für zu eng.<br />
Die WTOplus-Agenda<br />
der Europäischen Kommission<br />
Den AKP-Staaten droht durch zollfreie<br />
EU-Exporte vernichtender Wettbewerb<br />
in vielen Produktionszweigen.<br />
Möglicherweise wird sich das nicht<br />
sofort im ganzen Umfang bemerkbar<br />
machen, aber sicherlich in steigendem<br />
Maße, wenn die Märkte wachsen und<br />
attraktiver werden. Bei den zu erwartenden<br />
hohen Anpassungskosten möchte<br />
ich nochmals die Einnahmeverluste<br />
durch Zollsenkungen hervorheben.<br />
Es ist schwer zu sehen, wie dem etwa<br />
mit Mehrwertsteuern entgegengewirkt<br />
werden soll, da in den AKP-Staaten der<br />
informelle Sektor im Schnitt sehr stark<br />
ist. Dazu gibt es keinerlei schlüssige<br />
Konzepte.<br />
Den AKP-Staaten droht durch<br />
zollfreie EU-Exporte vernichtender<br />
Wettbewerb in vielen<br />
Produktionszweigen. Möglicherweise<br />
wird sich das nicht<br />
sofort im ganzen Umfang<br />
bemerkbar machen, aber<br />
sicherlich in steigendem Maße,<br />
wenn die Märkte wachsen und<br />
attraktiver werden.