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Flinte

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<strong>Flinte</strong><br />

Bockflinte mit englischem Schaft<br />

[1] [2]<br />

Das Wort <strong>Flinte</strong> kam um 1620 auf und bezeichnete ursprünglich das Steinschlossgewehr.<br />

Heute ist der Begriff <strong>Flinte</strong> die Sammelbezeichnung für Jagd-, Sport- und auch<br />

Dienstgewehre mit glattem Lauf, welche in erster Linie zum Verfeuern von Schrot gedacht<br />

sind. [2][3] Eine Schrotflinte ist aber nicht zum Schießen auf weite Entfernung geeignet. Der<br />

Ausdruck Schrotflinte ist ein Pleonasmus, da grundsätzlich alle <strong>Flinte</strong>n zum Verschießen von<br />

Schrot konstruiert sind, auch wenn es weitere Munitionssorten mit anderen Geschossen gibt. [1]<br />

Eine seltene Ausnahme von der generellen Definition betrifft <strong>Flinte</strong>n, die über gezogene<br />

Läufe verfügen. Diese sind zum Verschießen spezieller Munition ausgelegt, welche durch<br />

eine Rotationsbewegung im Flug stabilisiert werden soll. [4] Genauso gibt es Gewehre für das<br />

Verschießen von Kugeln mit glattem Lauf. Hierbei handelt es sich vor allem um Reizstoffund<br />

Signalwaffen, Narkosegewehre oder Flobertgewehre. [4] Mehrläufige Gewehre, bei denen<br />

glatte und gezogene Läufe installiert sind, nennt man kombinierte Waffen.<br />

Begriffsentstehung<br />

Der Begriff <strong>Flinte</strong> stammt vom Flintschloss (Feuersteinschloss) her und ist dem<br />

althochdeutschen Begriff flins (Steinsplitter) entlehnt. [5][6] Das wahrscheinlich zwischen 1620<br />

und 1630 in Frankreich entwickelte Steinschloss nutzt einen Feuerstein zur Erzeugung von<br />

Funken. Dabei ist der Stein im Hahn befestigt und schlägt bei Betätigung des Abzugs gegen<br />

den Pfannendeckel der Batterie. Dieser öffnet sich dadurch und der Funke entzündet das<br />

darunter liegende „Zündkraut“ (Schwarzpulver), welches über eine Bohrung im Lauf die<br />

Treibladung entzündet. [7] Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts unterschied man zwischen<br />

schweren Infanterieflinten und leichteren Jagdflinten. [8]<br />

Varianten<br />

Einschüssige <strong>Flinte</strong>n, Doppel- und Bockflinten<br />

Einläufige, einschüssige <strong>Flinte</strong>n sind günstig, leicht und robust. [9] Doppelflinten (Querflinten),<br />

mit zwei nebeneinander liegenden Läufen, und Bockflinten, mit zwei übereinander liegenden<br />

Läufen, haben den Vorteil ohne Verzug einen zweiten Schuss abgeben zu können. Dieses<br />

erkaufen sie jedoch über das Mehrgewicht eines zweiten Laufs. [9]<br />

Anmerkung: Die häufig verwendete Bezeichnung „Bockdoppelflinte“ stellt eigentlich eine<br />

Art Pleonasmus dar. Die Bezeichnung „Bock…“ beschreibt die übereinander liegende<br />

Anordnung der Läufe. Als Abkürzung in Kleinanzeigen wird jedoch fast immer „BDF“<br />

(Bockdoppelflinte) verwendet.<br />

Auch zwischen den Querflinten und Bockflinten gibt es wichtige Unterschiede. So bietet die<br />

Bockflinte zu den Seiten ein besseres Gesichtsfeld und durch die über, und nicht zwischen,<br />

den Läufen liegende Visierschiene einen besseren Schutz gegen Visierfehler durch Mirage.


Der Vorderschaft der Bockflinte bietet einen besseren Halt als der der Querflinten, bei denen<br />

beim Schuss das Laufbündel mit der Hand umschlossen werden muss. Ebenso wird der<br />

Rückstoß des unteren Laufs geringer empfunden, da er geradlinig in die Schulter weiterläuft.<br />

Bei beiden Waffen hebt der Rückstoß die Mündung an, bei der Querflinte wird sie jedoch<br />

auch zur Seite bewegt, da hier die Achse der Waffe zwischen den Laufachsen liegt.<br />

Schloss<br />

Die 5 Hauptteile eines Schlosses sind die Spannarm, Spannstück, Zündstift, Hahn und<br />

Abzugsstange. Diese Teile werden gebraucht, um einen Schuss abzufeuern.<br />

<strong>Flinte</strong> mit Hahn<br />

Hahnflinten verfügen über einen bzw. zwei außen liegende Hähne, die von Hand ge- oder<br />

entspannt werden können bei Betätigung des Abzugs auf den Schlagbolzen treffen, wodurch<br />

dieser gegen das Zündhütchen der Patrone geschlagen wird. [9] Gute Waffen dieser Art<br />

verfügen über ein sogenanntes Rückspringschloss, bei dem der Hahn nach dem Abschlagen in<br />

einer Sicherungsrast ruht. [9]<br />

Selbstspanner<br />

Schloss mit Selbstspanner<br />

Selbstspanner sind einfach zu bedienen und bei Bockflinten eine Notwendigkeit, da sich sonst<br />

ein Hahn an der Seite oder unter der Waffe befinden würde. Aktuell stellen sie die Mehrzahl<br />

der Kipplaufflinten.


Für <strong>Flinte</strong>n gibt es das Seitenschloss. Bei ihm sind konstruktiv die außen liegenden Hähne des<br />

Außenhahnschlosses in den Verschlusskasten verlegt worden. Dabei wurden sie von der Form<br />

her zu Schlagstücken angeändert. Gespannt, also zurückgedrückt, werden sie beim Öffnen der<br />

<strong>Flinte</strong>. Hier wirkt ein Spannhebel mit Gegenlager im Vorderschaft auf sie ein.<br />

Diese Schlösser gibt es als einfache Ausführung ohne Sicherheitsfangstange. Zwar sind sie<br />

leicht zu entnehmen und zu warten, jedoch fehlen ihnen wesentliche Sicherheitsmerkmale<br />

hochwertiger Waffen von Holland & Holland oder Sauer & Sohn. Die Firma Krieghoff bietet<br />

eine Version mit von oben eingreifender Sicherheitsfangstange an, die also selbst bei Bruch<br />

der Stange noch greift.<br />

Das Kastenschloss liegt innerhalb der Basküle, schwächt dadurch nicht den Schaft und ist<br />

leicht und günstig in der Herstellung. Es gibt verschiedene Bauweisen, nach deren<br />

bekanntester, dem Anson & Deeley-Schloss, es auch häufig genannt wird. Das kompakteste<br />

Schloss ist das Blitzschloss.<br />

Verschluss<br />

Bei <strong>Flinte</strong>n dieser Art handelt es sich fast immer um Kipplaufwaffen. Dabei bildet der<br />

Stoßboden der Basküle (Bodenstück) den Verschluss. Der Lauf wird um einen Gelenkbolzen<br />

vor dem Stoßboden abgekippt. In der angekippten Lage wird er dann durch einen<br />

Verriegelungskeil in seiner Position fixiert. [10] Selten werden auch einläufige <strong>Flinte</strong>n mit<br />

Zylinderverschluss hergestellt. [9]<br />

Bei der doppelten Laufhakenverriegelung werden zwei Laufhaken durch einen seitlich<br />

eingreifenden Verschlusskeil fixiert.<br />

Blockverschlüsse nutzen diese Verschlussart ebenfalls. Hierbei ist jedoch einer der Laufhaken<br />

als massiver Stift ausgearbeitet. Senkt sich der Block ab, wird er frei und damit beweglich.<br />

Der Greener-Querriegel-Verschluss ist ein Verschluss mit doppelter Laufhakenverriegelung,<br />

welcher um einen zusätzlichen Querbolzen ergänzt ist, der eine Verlängerung der Schiene<br />

durchstößt. [11]<br />

Der Kersten-Verschluss, auch Straßburger oder (fälschlich) Doppel-Greener genannt, hat zwei<br />

symmetrisch angebrachte Verlängerungen des oberen Laufs. Diese sind seitlich durchbohrt<br />

und auch hier wird durch Bolzen verriegelt. Bei diesem Verschluss fällt oft ein Laufhaken<br />

weg oder es wird in diesem nicht mehr verriegelt, sondern er stützt sich nur noch ab.<br />

Zur Vereinfachung des Verschlusses gibt es heute oft hakenlose Verschlüsse, die seitlich<br />

eingreifen. Man nennt sie Flanken-Verschlüsse. Bei diesen ist der Drehpunkt auf Höhe der<br />

unteren Laufseelnachse. Dieses entlastet den Verschluss und, wie bei Sauer oder Beretta,<br />

reicht ein kräftiger Riegel bzw. Flankenverschluss aus.<br />

Repetierflinten<br />

Vorderschaftrepetierer<br />

Vorderschaftrepetierflinten, im englischen Sprachgebrauch auch als Slide Action Guns oder<br />

Pumpguns bezeichnet, eignen sich besonders für die Selbstverteidigung und den Einsatz im<br />

polizeilichen Bereich. [12] Die amerikanische Polizei setzt sie an Stelle von Maschinenpistolen


ein. [12] Ihre Vorteile sind ein geringes Gewicht, geringer Preis, große Sicherheit und eine<br />

Magazinkapazität zwischen vier und acht Patronen. [12] Anders als halbautomatische <strong>Flinte</strong>n<br />

funktionieren sie unabhängig von der verwendeten Munition. [12]<br />

Bei Vorderschaftrepetierflinten befindet sich das röhrenförmige Magazin unter dem Lauf. Der<br />

Vorderschaft ist in der Längsachse beweglich und gleitet auf dem Magazin. Wird er nach<br />

hinten gezogen, wird der Verschluss geöffnet und die leere Patronenhülse ausgeworfen. Bei<br />

der Vorwärtsbewegung wird eine neue Patrone aus dem Magazin in den Lauf (Patronenlager)<br />

eingeführt. Wird also nach einer Schussabgabe nicht repetiert, ist die Waffe entspannt (die<br />

leere Hülse befindet sich jedoch noch im Patronenlager) und es kann sich nicht versehentlich<br />

ein Schuss lösen. Das Gleiche gilt, wenn nach dem Laden von Patronen in das<br />

Röhrenmagazin nicht die erste Patrone in den Lauf (Patronenlager) repetiert wird. [12]<br />

Eine Besonderheit bilden in diesem Segment die Truvelo-Neostead-<strong>Flinte</strong>. Sie unterscheidet<br />

sich von anderen Vorderschaftrepetierern auf dem Markt dadurch, dass sie über zwei<br />

Magazinröhren verfügt, welche zudem über dem Lauf liegen. Während des<br />

Repetiervorganges wird der Lauf nach vorne gezogen. Zudem kann man die Magazine<br />

getrennt anwählen und so verschiedenartige Munition nach Bedarf abrufen.<br />

Unterhebelrepetierer<br />

<strong>Flinte</strong>n in der Form von Unterhebelrepetierern wurden Ende des 19. Jahrhunderts von John<br />

Moses Browning erfunden und von der Winchester Repeating Arms Company als Modelle<br />

Winchester M1887 und Winchester M1901 auf den Markt gebracht. [13]<br />

Dabei handelte es sich bei dem Modell 1887 noch um eine Waffe für Schwarzpulverpatronen,<br />

während das Modell 1901 stärker ausgelegt war, um raucharme Patronen aufzunehmen. Bis<br />

zur Produktionseinstellung um das Jahr 1920 wurden rund 144 000 Waffen beider Modelle<br />

gefertigt. [13]<br />

Mit dem von Browning gegenüber der Firmenleitung schon vor der Konstruktion des Modells<br />

1887 favorisierten Vorderschaftrepetierer, eingeführt als Winchester M1893, schuf man sich<br />

ein Konkurrenzprodukt, welches sich schließlich am Markt durchsetzte. [13]<br />

Derzeit werden Unterhebelrepetierer im Design der Winchester-<strong>Flinte</strong>n unter anderem von<br />

Australian Defence Industries und der chinesischen Norinco gebaut. [13]<br />

Kammerstängelrepetierer<br />

Es gibt auch Kammerstängel-Repetierflinten (Bolt Action). Sie sind jedoch selten.<br />

Halbautomatische <strong>Flinte</strong>n<br />

Halbautomatische <strong>Flinte</strong>n unterteilen sich in Rückstoßlader und Gasdrucklader.<br />

Der erste erfolgreiche Rückstoßlader war die 1900 patentierte Browning Auto 5<br />

(Selbstladeflinte), die 1903 auf den Markt kam. Hierbei laufen, analog zu Pistolen mit<br />

Browning-Verriegelung, Lauf und Verschluss gemeinsam um mehr als eine Patronenlänge<br />

zurück,spannen dabei das Schloss und werden entriegelt. Der Lauf wird durch die<br />

Vorholfeder nach vorne gebracht, dabei wird die leere Hülse ausgeworfen. Im Vorlauf des<br />

Verschlusses wird mit Hilfe des Zubringers eine neue Patrone aus dem Magazin zugeführt. [12]


Gasdrucklader nutzen den entstehenden Gasdruck zum Auswerfen der Hülse und Zuführen<br />

einer neuen Patrone aus dem Magazin. Dabei wird über eine Öffnung im Lauf Gas auf einen<br />

Kolben umgeleitet, der den Verschluss betätigt. [14]<br />

Da durch diese Funktionsweise der Rückstoß vermindert wird, sind Gasdrucklader im<br />

jagdlichen Bereich als Damenwaffen beliebt. [14]<br />

Vollautomatische <strong>Flinte</strong>n<br />

Für den militärischen Bereich wurden einige vollautomatische <strong>Flinte</strong>n, wie die Jackhammer,<br />

SPAS 15 und die Atchisson Assault Shotgun [15] [16] entwickelt. Diese verfügen meist über<br />

Trommelmagazine mit einem Inhalt zwischen acht und 40 Patronen. Bei der Atchisson<br />

Assault Shotgun wird der Rückstoß der Waffe auf ein beherrschbares Maß vermindert, indem<br />

der Rücklauf des Verschlusses auf ein Maximum verlängert wird.<br />

Kaliber<br />

Schrotpatrone mit Kunststoffhülse. In der Mitte des Patronenbodens erkennt man das<br />

Zündhütchen.<br />

Bei <strong>Flinte</strong>n weicht die Kaliberbezeichnung von anderen Schusswaffen ab. Hier bezeichnet das<br />

Kaliber die Zahl der Bleikugeln vom Laufinnendurchmesser, die zusammen ein englisches<br />

Pfund (453,6 g) wiegen. [17]<br />

Dieses ergibt folgende Werte:<br />

Kaliber: 4 8 10 12 16 20 24 28 32 36 (.410)<br />

Bohrung in mm: 26,77 21,25 19,69 18,35 16,84 15,63 14,71 13,97 13,37 10,2<br />

Dazu wird die Hülsenlänge im Zustand nach Schussabgabe genannt. Diese beträgt je nach<br />

Munition 65, 67.5, 70 ,76 oder 89 mm. Heute übliche Patronen sind vorne durch eine<br />

Bördelung oder Faltung verschlossen und erreichen ihre Maximallänge also erst, wenn die<br />

Patrone abgeschossen wird. Außerdem gibt es auch hier Magnum-Kaliber mit erhöhtem<br />

Gasdruck, diese mit Hülsenlänge 76 oder 89 mm.<br />

Eine vollständige Kaliberangabe wäre also 12/70 oder 16/65. [17] Bei Schrot mit<br />

Schrotkugeldurchmessern von über 4 mm bezeichnet man sie als Postenschrot oder<br />

umgangssprachlich als Sauposten.


Choke<br />

Formen von Würgebohrungen<br />

Der Brite W. W. Greener erfand den Choke (Würgebohrung). Dabei handelt es sich um eine<br />

Laufverengung, die das Streuverhalten der Schrotgarbe beeinflusst. Eine <strong>Flinte</strong> kann dabei<br />

einen fest eingebauten Choke haben oder aber über auswechselbare Einsätze verfügen, um<br />

sich unterschiedlichen Gegebenheiten bei Jagd oder Sport anzupassen. Weniger verbreitet<br />

sind verstellbare Lamellen-Chokes.<br />

Bei nahen Zielen kann eine große Streuung wünschenswert sein, da trotz der Aufweitung der<br />

Garbe noch eine ausreichende Abdeckung des Ziels mit Schroten erreicht werden kann. Auf<br />

größere Distanzen muss die Garbe enger zusammengehalten werden, um auf einer<br />

vorgegebenen Fläche noch eine wirksame Zahl von Treffern zu erzielen. Das wird durch eine<br />

Verengung des Querschnitts an der Laufmündung erreicht. Die Verengung liegt je nach<br />

Auslegung im Bereich von etwa einem Zehntel Millimeter bis um einen Millimeter. Für<br />

bestimmte Zwecke kann die Streuung durch eine Aufweitung oder eine Verengung mit<br />

folgender Aufweitung an der Laufmündung erhöht werden. Das ist beim Schießen auf nahe,<br />

schnelle Ziele wie etwa beim Skeet sinnvoll. Doppelflinten für das jagdliche Schießen<br />

besitzen in der Regel Läufe mit unterschiedlichen Würgebohrungen, wie etwa einen Lauf mit<br />

¼-Choke mit größerer Streuung und einen mit Vollchoke und geringerer Streuung. Der erste<br />

Schuss wird meist aus dem Lauf mit der größeren Streuung abgefeuert, da auf kurze<br />

Entfernung bis etwa 25 m ausreichend viele Schrote das Ziel treffen. Ist bei fliehendem Wild<br />

ein weiterer Schuss notwendig, wird dann wegen der größeren Distanz eine bessere<br />

Flächenabdeckung bei geringerer Streuung benötigt.<br />

Zu den meistverwendeten Würgebohrungen gehören die rechts abgebildeten. Dabei handelt es<br />

sich um:<br />

• A: kein Choke, Zylinderbohrung<br />

• B: verbesserte Zylinderbohrung<br />

• C: Glocken-Choke<br />

• D: Skeet-Choke<br />

• E: Normal-Choke<br />

• F: Spitzbogen-Choke<br />

• G: Rezess-Choke, auch Nischen-Choke oder Jug-Choke genannt<br />

• H: Paradox-Bohrung für <strong>Flinte</strong>nlaufgeschosse


Die Maße für den Choke weichen von Hersteller zu Hersteller ab. Dabei werden die<br />

unterschiedlichen Chokes meist durch Sternchen, Ringe oder farbige Markierungen angezeigt.<br />

Einen Anhaltspunkt für die Maße gibt die nachfolgende Tabelle: [18]<br />

Laufverengung Bleischrot (deutsch) Bleischrot (englisch) Stahlschrot<br />

0,000 mm Zylinder - Skeet<br />

0,125 mm Skeet (sk) Skeet (sk) ¼ Choke<br />

0,250 mm ¼ Choke improved cylinder (ic) ½ Choke<br />

0,380 mm ¼ – ½ Choke - ¾ Choke<br />

0,500 mm ½ Choke modified (m) 1/1 Choke<br />

0,625 mm ¾ Choke improved modified (im) -<br />

0,750 mm ¾ – 1/1 Choke - -<br />

0,850 mm 1/1 Choke full (f) -<br />

1,050 mm 5/4 Choke extra full (ef) -<br />

Die Wirkung eines Chokes in Verbindung mit einzelnen Schrotgrößen wird in Deutschland<br />

auf einer Sechzehnfelder-Prüfscheibe dargestellt. Diese Scheibe hat einen geviertelten<br />

Innenkreis von 35 cm Durchmesser und einen in zwölf Felder aufgeteilten Außenkreis mit<br />

75 cm Durchmesser. Damit sind alle Felder flächengleich. Diese Scheibe wird aus 35 m<br />

Entfernung beschossen.<br />

Bei einer Schrotgröße von etwa 3 mm treffen bei Viertelchoke etwa 55, bei Halbchoke etwa<br />

60 % der Ladung die Scheibe. Bei Dreiviertelchoke sind es 65 und bei Vollchoke bis über<br />

70 %.<br />

Zu beachten ist aber, dass damit nicht zwangsläufig die Kerngarbe dargestellt wird. Diese<br />

enthält 85 % der Schrotgeschosse und ist der Wirkungsträger. Dabei streckt sich die


Kerngarbe auch in der Länge auf rund 10 % der Schussentfernung. Man kann sie sich<br />

räumlich also etwa wie eine dickbauchige Zigarre vorstellen.<br />

Damit beträgt der wirksame Durchmesser der Schrotladung bei 3 mm großen Schroten bei<br />

Vollchoke auf 20 m rund 35-40 cm, bei Viertelchoke sind es 70-80 cm. Auf 35 m sind es bei<br />

Vollchoke 90-95 cm und bei Viertelchoke 125-130 cm. Wie man sieht nimmt die Deckung<br />

der Schrote bei geringerem Choke und größerer Entfernung stark ab.<br />

Im jagdlichen Bereich spricht man deshalb bei Viertelchoke von einem Waldlauf, bei<br />

Halbchoke von einem Universallauf und ab Dreiviertelchoke von einem Feldlauf.<br />

Nutzung<br />

Jagd<br />

Zweck der <strong>Flinte</strong> ist ein gewollter Streuschuß mit vielen kleinen Projektilen auf ein<br />

gewöhnlich in schneller Bewegung befindliches, relativ kleines und empfindliches Ziel. [19] Bis<br />

Anfang der 19 Jahrhunderts zu Schwarzpulverzeiten waren die Schrotläufe üblicherweise<br />

mehr als 75 cm lang, um wie bei den zeitgenössischen Büchsen eine ausreichend hohe<br />

Mündungsgeschwindigkeit zu erreichen. Die Einführung von NC-Pulver mit offensiverem<br />

Abbrandverhalten ermöglichte eine deutlich kürzere Lauflänge. Es entwickelten sich kürzere<br />

handlichere leichtere <strong>Flinte</strong>n z. B. für Skeet oder die Waldjagd, also dem Schuss auf<br />

Nahdistanzen, mit Lauflängen zwischen 25" = 63,5 cm und 28" = 71 cm und deutlich längere<br />

schwerere <strong>Flinte</strong>nmodelle z. B. für Trap, Jagd auf Wasservögel und den Parcourssport, mit<br />

Lauflängen bis über 90 cm.<br />

Jagdsport<br />

Beim Jagdparcours (französisch Strecke) wird die Jagd auf Niederwild simuliert. Hierbei sind<br />

die Standorte der Wurfmaschinen und die Flugbahnen im Gegensatz zu den Sportarten Skeet<br />

und Trap nicht in einem verbindlichen Regelwerk eines Schießsportverbandes vorgegeben.<br />

Die Wurfmaschinen sind meist in einem natürlichen oder nachgestellten Waldgelände mit<br />

natürlichem Bewuchs mit Sträuchern, Büschen, Bäumen und Erdwällen aufgebaut, meist<br />

sogar für den Schützen außerhalb der Sichtweise. Der Reiz dieser Sportart liegt darin, dass<br />

Einzeltauben und Kombinationen daraus beschossen werden müssen. Parcoursstände sind in<br />

den verschiedensten Schwierigkeitsstufen anzulegen, um sowohl Anfängern als auch<br />

erfahrenen Schützen eine leistungsgerechte Herausforderung zu bieten. Die Wurfmaschinen<br />

können rund um den Schützen platziert sein, somit auch von hinten ankommend geworfen<br />

werden. Es gibt verschiedene Wurfscheiben nach Größe und Gewicht (genannt Midi und<br />

Mini), um unterschiedliche Ziele, Flugbahnen und Geschwindigkeiten zu simulieren.<br />

Varianten davon sind sog. Looper, hochkant geworfene Tauben in einer mehr oder weniger<br />

steilen Bogenflugbahn. Es gibt sog. Rollhasen, welche ebenfalls hochkant über den Stand in<br />

hoher Geschwindigkeit rollen und je nach Geländestruktur zufällig abgelenkt hüpfend<br />

hochgeschleudert werden. Bei Kombinationen werden ein oder zwei Wurfmaschinen<br />

einbezogen, die entweder nacheinander („AS“) auf Schuss ausgelöst werden oder gleichzeitig<br />

(„SIM“, simultan). Bei der Variante rafalle („RAF“) werden zwei Tauben der gleichen<br />

Maschine technisch schnellstmöglich hintereinander geworfen, somit keine Auslösung AS auf<br />

den ersten Schuss des Schützen. Beim Parcoursschießen beschießt ein Schütze einer Gruppe<br />

(Rotte) die Taubenabfolge eines Stands komplett, bevor der nächste an der Reihe ist.


Der Jagdparcours als Königsdisziplin des <strong>Flinte</strong>nsportes wird auch als Golf mit der <strong>Flinte</strong><br />

bezeichnet, weil in der Ausübung des Sportes oft zwischen den einzelnen Ständen ein<br />

zusammenhängendes Naturareal durchwandert werden muss. Beispielhaft in Deutschland sind<br />

z. B. die Jagdparcoursanlagen in Buke (Teutoburger Wald) und am Dornsberg (Bodensee),<br />

welche in natürliche hügelige Wälder gebaut wurden.<br />

Eine vom Aufwand her vereinfachte Version des Jagdparcours für räumlich begrenzte<br />

Schießstände ist das Compac-Sporting oder Compakt. Auf diesen Ständen werden oft bereits<br />

vorhandene Skeet- oder Trapmaschinen mit einbezogen und durch weitere Maschinen<br />

ergänzt. Hierbei nehmen alle Schützen einer Gruppe meist 3–5 Personen (Rotte)<br />

nebeneinander Schusspositionen ein und beschießen während eines gemeinsamen<br />

Durchganges jede einzelne Taube abwechselnd nacheinander, jeweils beginnend mit dem<br />

Schützen Nr. 1, ganz links stehend.<br />

Flush and Flurry (auch: simulated gameshooting) meint eine Variante des<br />

Wurftaubenschießens, bei der gleichzeitig aus mehreren Wurfmaschinen Tontauben<br />

geschleudert werden. Dieses soll eine klassische getriebene Jagd auf Flugwild simulieren. [20]<br />

Kipphase meint eine Disziplin, bei der eine metallene mehrteilige Klappscheibe in dem<br />

Umriss eines quer flüchtigen Hasen, auf einem schienengeführten Schlitten motorgetrieben<br />

gezogen und auf 30 m Distanz beschossen wird. Der Kipphase ist oft ein Ersatz zu<br />

Ausbildungszwecken, wenn ein geeignetes Wurftaubengelände nicht zur Verfügung steht<br />

oder das Training wetterunabhängig in einer Halle durchgeführt wird. Dadurch ist eine<br />

Ausbildung an der <strong>Flinte</strong> in Wohn- oder Industriegebieten möglich ohne jegliche Emission bis<br />

spät in den Abend.<br />

Handisport sind spezielle Disziplinen für körperlich Behinderte.<br />

Bei der Federation International de Tir aux Armes Sportives de Chasse (Internationale<br />

Vereinigung zum Schießen mit Jagdwaffen) gibt es den Großteil der oben beschriebenen<br />

Disziplinen sowie laufender Keiler (mit <strong>Flinte</strong>nlaufgeschossen) und Elektrotaube. Bei der<br />

Elektrotaube oder auch ZZ (von Zinc Zurrito, dem Propellermaterial und dem Namen einer<br />

Taubenart) handelt es sich um eine mit Flügeln und Propeller versehene Scheibe, die<br />

mehrfach Flugrichtung und Geschwindigkeit ändert und so nur sehr schwer zu beschießen ist.<br />

Das Schießen auf lebende Tauben ist fast überall verboten. Lediglich in wenigen Clubs in<br />

Italien und den USA sowie regelmäßig in Spanien und Mexiko ist es heute noch verbreitet,<br />

mit teils sehr hohen Wetteinsätzen des Publikums.<br />

Sport<br />

Olympische Disziplinen<br />

Die <strong>Flinte</strong> wird auch als Sportwaffe benutzt. So gibt es als olympische Disziplinen:<br />

• Skeet (Männer, Frauen)<br />

• Trap (Männer, Frauen)<br />

• Doppel-Trap (Männer, bis 2004 auch Frauen)


Hierbei wird auf 110 mm große, 105 g schwere, zerbrechliche Wurfscheiben geschossen.<br />

Diese werden dazu aus einer Wurfmaschine in die Luft geschleudert. Eine Wurfscheibe gilt<br />

als getroffen, wenn wenigstens ein sichtbares Stück von ihr abspringt. [21]<br />

Praktisches <strong>Flinte</strong>nschießen<br />

Beim praktischen <strong>Flinte</strong>nschießen kommt es nicht nur auf den präzisen Schuss, meist mit<br />

<strong>Flinte</strong>nlaufgeschossen auf feste und bewegliche Ziele, an, sondern auch auf eine möglichst<br />

schnelle Lösung der Aufgabe.<br />

Polizei<br />

Im polizeilichen Gegenüber hat die <strong>Flinte</strong> eine hohe psychologische Drohwirkung. So hat eine<br />

<strong>Flinte</strong> im Kaliber 12 eine Mündungsöffnung von 18 mm. Dazu kommen Legenden um die<br />

zielballistische Wirkung von Schrotladungen beim Menschen, in denen es heißt, dass ein<br />

Täter über die ganze Straßenbreite zurückgeworfen wurde oder aber fast in Stücke riss.<br />

Hierdurch wird schon oft die Aufgabe des Gegners hervorgerufen und ein<br />

Schusswaffeneinsatz kann entfallen. [22]<br />

Vorderschaftrepetierflinte Mossberg 590/Maverick 88<br />

Die <strong>Flinte</strong> ist darüber hinaus sehr flexibel einsetzbar. Auf kurze und mittlere Entfernungen hat<br />

sie eine hohe Mannstopwirkung, mit <strong>Flinte</strong>nlaufgeschossen auch noch auf Entfernungen bis<br />

zu 100 m. Mit der <strong>Flinte</strong> kann Signalmunition, Tränengaspatronen, barrikadebrechende<br />

Geschosse, Nylonschrot oder Vollgummiprojektile verschossen werden. [22]<br />

Sondereinsatzkräfte der deutschen Polizei setzt von Heckler & Koch importierte<br />

Selbstladeflinten der Firma Franchi ein. Als Argument für die Selbstlader wurde bei<br />

Einführung die einfachere Bedienung angeführt. [23] Amerikanische Polizeidienststellen<br />

bevorzugen hingegen Vorderschaftrepetierer mit Röhrenmagazinen. Insgesamt sind<br />

Repetierflinten einfacher konstruiert und sicherer in der Bedienung.<br />

Militär<br />

Die Schweizer Armee nutzt die Remington 870 Express-<strong>Flinte</strong> unter der Bezeichnung<br />

Mehrzweckgewehr 91. [24]<br />

M1014 Joint Services Shotgun<br />

Die US-Armee nutzte lange Zeit <strong>Flinte</strong>n der Typen Mossberg 500, Remington 870 und<br />

Winchester 1200. [25] Diese Waffen verfügten teilweise auch über die Möglichkeit ein Bajonett<br />

aufzupflanzen, so zuerst bei der Winchester Modell 1897, aber auch bei späteren <strong>Flinte</strong>n. [26]<br />

Die Neuausschreibung einer Joint Services Combat Shotgun (gemeinsame Kampfflinte)


gewann 1999 die Firma Benelli mit dem Modell 4 Super 90. Die Waffe wurde dann ab 2001<br />

als M1014 eingeführt, wobei die ersten 3977 <strong>Flinte</strong>n an das Marine Corps geliefert wurden.<br />

Insgesamt soll das Auftragsvolumen für alle Waffengattungen etwa 25 000 Stück betragen. [25]<br />

Bei der <strong>Flinte</strong> handelt es sich um einen Gasdrucklader mit einer Magazinkapazität von sechs<br />

(Kaliber 12/76) oder sieben (Kaliber 12/70) Schuss. Die Waffe verfügt unter anderem über<br />

einen Kunststoffschaft, eine einschiebbare Schulterstütze und eine Picatinny-Schiene für die<br />

Anbringung optischer Visierhilfen. [

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