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Eine Frau macht Geschichte Predigt vom 02.11.2008 - Jesus-Service

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<strong>Predigt</strong> Rüsselsheim, 2. November 2008<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Frau</strong> <strong>macht</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

Buch Esther<br />

Liebe Gäste, liebe Gemeindeglieder,<br />

ich möchte Euch eine <strong>Frau</strong> vorstellen, die vor Jahrtausenden gelebt hat und trotzdem sehr<br />

gut in unsere Zeit passen würde. Man würde sie heute eine intelligente, attraktive,<br />

erfolgreiche Karrierefrau nennen. Andererseits hatte sie aber auch Eigenschaften, die in<br />

unserer Zeit im allgemeinen kaum noch angestrebt werden, denn sie war mutig, gehorsam<br />

und selbstlos. Aber gerade deshalb hat sie <strong>Geschichte</strong> ge<strong>macht</strong>. Gott hat sich ihrer in<br />

wunderbarer Weise bedient, um die jüdische Nation zu bewahren.<br />

Ihr wißt, wen ich meine: Esther, die Ehefrau des persischen Königs Ahasveros. Der biblische<br />

Bericht über sie, den ich uns jetzt vor Augen führen werde, konfrontiert uns indirekt mit der<br />

Frage:<br />

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen?<br />

Grundlage dieser <strong>Predigt</strong> ist ganzes Buch mit zehn Kapiteln - ich kann also nur einzelne<br />

Verse daraus zitieren. Ich werde alles andere zusammenfassen. Ich empfehle sehr, das Buch<br />

einmal wieder als Ganzes zu lesen.<br />

<strong>Eine</strong> Besonderheit dieses Buches ist, daß Gott nicht ein einziges Mal erwähnt wird. Auch<br />

geistliche Themen wie Gebet oder Glaube werden nicht genannt. Ich kenne nur ein weiteres<br />

biblisches Buch, bei dem das ebenso der Fall ist: das Buch Hohelied - aber da geht es um<br />

Liebe zwischen Mann und <strong>Frau</strong>. Im Buch Esther dagegen sehen wir eindeutig Gottes<br />

Handeln. Gebet, Glaube und Gehorsam kommen durchaus vor; sie werden nur nicht<br />

ausdrücklich erwähnt. Es ist eine hochgeistliche Thematik.<br />

1) Esther wird Königin (1, 1 - 2, 18)<br />

Sie war ein junges Mädchen aus Juda. Sie lebte im Zweistromland (im heutigen Irak),<br />

nachdem der babylonische König Nebukadnezar Juda eingenommen und Jerusalem<br />

(einschließlich des Tempels) zerstört und den größten Teil der Einwohner als<br />

Kriegsgefangene mit nach Babylon genommen hatte.<br />

Inzwischen gehörte auch das babylonische Weltreich bereits der Vergangenheit an. Jetzt<br />

stand die damals bekannte Welt unter der Herrschaft der Medoperser. König Ahasveros<br />

regierte. Wobei ich anmerken möchte, daß “Ahasveros” eigentlich kein Eigenname war,<br />

sondern eher ein Titel (vgl. “Pharao”). Die Gelehrten sind sich uneinig, um welchen<br />

persischen König es sich handelte, z.B. Xerxes I., Artaxerxes oder Kambyses.<br />

Jedenfalls feierte er ein großes Fest. Er wollte seine <strong>Frau</strong> Wasti holen lassen, um seinen<br />

Gästen ihre Schönheit vorzuführen. Aber sie weigerte sich. Ahasveros verstieß sie daraufhin,<br />

weil sie ihn damit vor seinen Gästen unmöglich ge<strong>macht</strong> hatte. Er ließ eine große Aktion<br />

starten, um das schönste Mädchen des Reiches zu finden als neue Königin.<br />

Ein jüdisches Mädchen namens Esther gefiel ihm am besten. Sie war Vollwaise und stand<br />

unter der Vormundschaft von Mordechai, ihrem Cousin. Sie war bei ihm aufgewachsen.<br />

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<strong>Predigt</strong> Rüsselsheim, 2. November 2008<br />

Ahasveros <strong>macht</strong>e sie zur Königin, allerdings, ohne um ihre Herkunft zu wissen. Die hatte<br />

Esther ihm verschwiegen, weil Mordechai es ihr befohlen hatte. Der König liebte sie sehr,<br />

wie wir noch sehen werden.<br />

Es war eine scheinbar seltsame Fügung, daß ausgerechnet eine ausländische<br />

Kriegsgefangene Königin wurde. Aber im weiteren Verlauf der <strong>Geschichte</strong> wird deutlich:<br />

Dahinter stand kein Zufall, kein blindes Schicksal, sondern Gottes weise und gnädige<br />

Führung.<br />

Im Lokalteil der “Mainspitze” am Freitag stand ein Artikel mit der Überschrift:<br />

“Karriereplanung fängt im Studium an”. Ich dachte: “Da hast Du offenbar etwas Wichtiges<br />

vergessen damals als Student!” Im Ernst: Auch Gläubige dürfen Karriere machen. Aber das<br />

darf nicht das eigentliche Ziel ihres Lebens sein, sondern Gott zu dienen (auch in einem<br />

“weltlichen” Beruf!), sich von Ihm führen zu lassen, sich von Ihm gebrauchen zu lassen, da,<br />

wo Er uns hinstellt. Ob wir das nun als Pförtner oder als Generaldirektor tun, ist - geistlich<br />

gesehen - zweitranging.<br />

Wir sollten auch für die gläubigen Politiker beten, daß Gott ihnen einflußreiche Positionen<br />

gibt, daß es ihnen gelingt, diese Möglichkeiten in Seinem Sinne zu nutzen, z.B., um die<br />

zunehmende Gottlosigkeit unseres Volkes zu bremsen und um uns wieder zu Gottes guten<br />

Geboten zurückzuführen, z.B. in der Gesetzgebung, aber auch darum, daß sie sich<br />

glaubwürdig, vorbildlich und ohne geistliche Kompromisse verhalten, zur Ehre Gottes und<br />

zum Wohl unseres Volkes.<br />

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen?<br />

2) Sie verhindert ein Attentat auf den König (2, 19 - 23)<br />

Esth. 2, 21 - 23<br />

21 In jenen Tagen, als Mordechai im Tor des Königs saß, gerieten Bigtan und<br />

Teresch, zwei königliche Eunuchen von denen, die an der Schwelle Wache<br />

hielten, in Zorn und trachteten danach, Hand an den König Ahasveros zu legen.<br />

22 Und die Sache wurde dem Mordechai bekannt, und er berichtete es der<br />

Königin Ester, und Ester sagte es dem König im Namen Mordechais . 23<br />

Da wurde die Sache untersucht und befunden, und die beiden<br />

wurden an ein Holz gehängt. Und es wurde vor dem König ins Buch der<br />

<strong>Geschichte</strong> geschrieben.<br />

Mordechai saß im Tor des Königs; das bedeutet: er war bei ihm angestellt. Er hatte eine<br />

hohe Stellung; er war wahrscheinlich Richter. Mordechai erfuhr von den Mordplänen der<br />

beiden Eunuchen (Hofbeamten). Er wollte ihre Ausführung verhindern, hatte aber selbst<br />

keinen Zugang zum König. Also bat er Esther darum, Ahasveros zu warnen.<br />

Das tat sie auch. Obwohl sie jetzt eine verheiratete <strong>Frau</strong>, ja, eine Königin war, tat sie immer<br />

noch das, was ihr älterer Cousin und Pflegevater ihr sagte (V. 20). Sie warnte ihren Mann<br />

sicherlich aus Pflichtbewußtsein, aus Gehorsam gegenüber ihrem Pflegevater und eventuell.<br />

auch aus Liebe. Aber mit Sicherheit hat sie die Tragweite ihres Handelns nicht erahnt,<br />

besonders für das Schicksal Mordechais.<br />

Manchmal gibt Gott uns “kleine” Aufträge (wir haben plötzlich den starken Eindruck, etwas<br />

Bestimmtes tun zu sollen), ohne, daß Er uns sagt, wozu, und ohne, daß wir hinterher<br />

erkennen, wozu das nötig war. Wir sollten es trotzdem tun und unserem himmlischen Vater<br />

vertrauen, daß Er triftige Gründe dafür hat und etwas Gutes daraus machen wird, selbst,<br />

wenn wir es vielleicht nie erfahren werden.<br />

Vor einigen Wochen sagte ein auswärtiger Bruder zu mir nach dem Gottesdienst: “Ich habe<br />

den Eindruck, ich soll Dir etwas von Gott sagen, weiß aber nicht warum: ‘Gott ist größer!’”<br />

Seite 2


<strong>Predigt</strong> Rüsselsheim, 2. November 2008<br />

Ich wußte und weiß auch heute nicht, warum und wozu Gott mir das sagen wollte, und was<br />

Er konkret damit meinte. Aber es hat mich natürlich trotzdem ermutigt. Ich habe den Satz<br />

auf einen Zettel geschrieben und ihn an meinen PC-Ducker auf dem Schreibtisch geklebt. Er<br />

ermutigt mich immer wieder.<br />

Wenn Gott einen Auftrag für uns hat, dann kommt es nicht darauf an, daß wir ihn<br />

in allem verstehen, sondern daß wir ihn ausführen.<br />

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen?<br />

3) Sie rettet das jüdische Volk (Kap. 3 - 10)<br />

a) Hamans Plan (Kap. 3)<br />

Jetzt kommt der große Auftritt Hamans. Er wird als Agagiter bezeichnet (3, 1). Das bedeutet:<br />

Er war nach der jüdischen Tradition wahrscheinlich ein Amalekiter. Über dieses Volk las ich<br />

in einem Bibellexikon:<br />

Er war aus dem Volksstamm, welchem der HERR geschworen hatte, daß er auf<br />

ewig Krieg mit ihm haben würde. Saul wurde angewiesen, Amalek völlig<br />

auszurotten (2. Ms. 17, 16/ 5. Ms. 25, 19/ 1. Sam. 15, 3). 1<br />

Er wurde <strong>vom</strong> König zum Großwesir ge<strong>macht</strong>. Damit war er der zweite Mann direkt unter<br />

dem König, ähnlich wie Joseph in Ägypten. Und nun nimmt das Unheil seinen Lauf:<br />

Esth. 2, 2<br />

Und alle Knechte des Königs, die im Tor des Königs waren, beugten die Knie und<br />

warfen sich nieder vor Haman, denn so hatte der König es in bezug auf ihn<br />

befohlen. Aber Mordechai beugte seine Knie nicht und warf sich nicht nieder.<br />

Als er gefragt wurde, warum, wies er darauf hin, daß er Jude war. Dieses Niederwerfen hatte<br />

bei den Persern einen stark religiösen Charakter. Es bedeutete Verehrung als Gott 2 . Das<br />

mußte Mordechai als Jude verweigern - und er tat das jeden Tag (wohl bei jeder<br />

Begegnung). Haman war offensichtlich sehr <strong>macht</strong>besessen und äußerst eitel. Deshalb wird<br />

über ihn gesagt: Er “wurde mit Zorn erfüllt” (V. 5).<br />

Esth. 3, 6<br />

Aber es war in seinen Augen zu gering, die Hand an Mordechai allein zu legen, da<br />

man ihm die Volkszugehörigkeit Mordechais mitgeteilt hatte. So suchte Haman<br />

alle Juden, die im ganzen Königreich des Ahasveros waren, das Volk Mordechais<br />

zu vernichten.<br />

Er verleumdete das jüdische Volk beim König: Sie befolgten angeblich die Gesetze des<br />

Königs nicht und hielten sich nur an ihre eigenen, was natürlich gelogen war. Ahasveros<br />

glaubte ihm und stattete ihn mit allen nötigen Voll<strong>macht</strong>en aus. Haman ließ anordnen, daß<br />

an einem bestimmten Datum alle Juden getötet werden sollten, und er ließ dieses Dekret<br />

durch Eilboten im ganzen Land verbreiten.<br />

Jetzt war das Schicksal der Juden scheinbar besiegelt, denn so ein königliches Dekret konnte<br />

nicht zurückgenommen, aufgehoben oder annulliert werden. Wir haben heute noch die<br />

Redensart <strong>vom</strong>“Gesetz der Meder und Perser”.<br />

1 http://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dictundarticle_id=876<br />

2 C. F. Keil: Commentary on the Old Testament, volume 3, Grand Rapids, Michigan: Eerdmans, reprinted 1976, S.<br />

343f<br />

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<strong>Predigt</strong> Rüsselsheim, 2. November 2008<br />

Hamans Haß auf die Juden war vielleicht auch durch die jahrhundertealte Feindschaft<br />

zwischen Juden und Amalekitern veranlaßt. Dahinter stand aber zweifellos der Teufel, der<br />

immer wieder versucht hat, Gottes Volk zu vernichten, siehe den Holocaust / die Schoah im<br />

vergangenen Jahrhundert. Er hat auch noch lange nicht aufgegeben. Die Bibel kündigt an,<br />

daß der Antichrist am Ende der Zeit alle Völker gegen Israel zusammenrotten wird und daß<br />

der Herr <strong>Jesus</strong> selbst durch Seine sichtbare Wiederkunft Sein Volk vor dem Untergang retten<br />

wird. Weil Gott die Juden in besonderer Weise liebt, hat Satan einen abgrundtiefen Haß auf<br />

sie. Was Gott liebt, haßt der Teufel. Was Gott <strong>macht</strong>, will er zerstören.<br />

Auf wessen Seite sind wir? Das bedeutet absolut nicht, auf gar keinen Fall, nie und nimmer<br />

(damit ich ja nicht mißverstanden werde!), daß wir alles gutheißen sollen, was israelische<br />

Politiker oder Militärs tun. Es bedeutet genauso wenig, daß wir die sogenannten<br />

“Palästinenser”, also die Araber, nicht auch lieben sollen. Aber die Bibel fordert uns auf:<br />

Ps. 122, 6<br />

Erbittet Heil (Schalom: bedeutet auch Frieden und Sicherheit) für Jerusalem!<br />

Ruhe sollen die haben, die dich lieben!<br />

Hier wird Jerusalem als jüdische Stadt gesehen. Aber wenn wir um Schalom für Jerusalem<br />

beten, dann gilt das natürlich auch für die Araber, die heute dort leben. Auch das ist ein<br />

Gebetsauftrag, den wir haben - übrigens einer, durch den wir auch selbst gesegnet werden,<br />

wenn wir ihm nachkommen:<br />

Ruhe (oder: Frieden) sollen die haben, die dich lieben!<br />

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen?<br />

b) Mordechais Plan (Kap. 4)<br />

Als Esthers Cousin erfuhr, was geschehen sollte, sandte er einen Boten zu ihr, um sie<br />

darüber zu informieren und sie aufzufordern, sich beim König für ihr Volk einzusetzen. Sie<br />

ließ ihm antworten: Wer unaufgefordert zu Ahasveros geht, muß sterben, es sei denn, der<br />

reicht ihm bzw. ihr sein Zepter entgegen. Und sie durfte schon seit einem Monat nicht mehr<br />

zu ihm. Sie hatte ja sonst auch als Königin getan, was ihr Pflegevater von ihr verlangt hatte,<br />

aber sie sagte ihm jetzt indurch die Blume: “Das kannst Du nicht von mir verlangen!”<br />

Seine Antwort:<br />

Esth. 4, 13 - 14<br />

13 Bilde dir nicht ein, du könntest dich mit deinem Leben im Haus des Königs<br />

allein von allen Juden in Sicherheit bringen! 14 Denn wenn du zu diesem<br />

Zeitpunkt wirklich schweigst, so wird Befreiung und Rettung für die Juden von<br />

einem andern Ort her erstehen. Du aber und das Haus deines Vaters, ihr werdet<br />

umkommen. Und wer erkennt, ob du nicht gerade für einen Zeitpunkt wie diesen<br />

zur Königswürde gelangt bist?<br />

Sie offenbart zwei tiefe geistliche Erkenntnisse: Gott wird Sein Volk auf jeden Fall retten (er<br />

wußte: Gott hält Seinen Bund gegenüber Seinem Volk unverbrüchlich ein). Und Gott hatte<br />

Esther zu Königin ge<strong>macht</strong>, um sie zu diesem Zweck zu gebrauchen. Er fordert sie indirekt<br />

auf, das zu begreifen, es zu akzeptieren und daraus die Konsequenzen zu ziehen.<br />

Das bedeutete aber auch: Wenn Gott Esther dazu ausersehen hatte, Sein Volk vor dem<br />

Untergang zu retten, dann würde Er nicht zulassen, daß sie sterben mußte, wenn sie sich<br />

illegal dem König näherte. Denn dann wäre die Rettung ja gescheitert.<br />

c) Esthers mutiges Handeln (Kap. 4, 15 - 5, 14)<br />

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<strong>Predigt</strong> Rüsselsheim, 2. November 2008<br />

Jetzt wird es richtig spannend:<br />

Esth. 4, 15 - 16<br />

15 Da ließ Esther dem Mordechai antworten: 16 Geh hin, versammle alle Juden,<br />

die sich in Susa befinden! Und fastet um meinetwillen und eßt nicht und trinkt<br />

nicht drei Tage lang, Nacht und Tag! Auch ich selbst werde mit meinen<br />

Dienerinnen ebenso fasten. Und sodann will ich zum König hineingehen, obwohl<br />

es nicht nach dem Gesetz ist. Und wenn ich umkomme, so komme ich um!<br />

Natürlich ging es nicht nur ums Fasten, sondern auch ums Beten. Ich weiß nicht, warum das<br />

nicht erwähnt wird. Aber das Entscheidende war Esthers Mut, ihre positive Entscheidung, ihr<br />

Gehorsam gegenüber Gottes Führung, ihre Bereitschaft, dafür ihr Leben zu riskieren.<br />

Gott sucht auch heute noch nach solchen Gläubigen. Vorgestern war Reformationstag (nicht<br />

nur Halloween!). Da sollten wir uns erinnen - nicht nur daran, wie Martin Luther die 95<br />

Thesen an die Tür der Wittenberger Schloßkirche geschlagen hat, sondern auch daran, wie<br />

er auf dem Reichstag zu Worms unter Druck gesetzt wurde und aufgefordert wurde, seinem<br />

evangelischen Glauben abzuschwören. Da sagte er: “Hier stehe ich, ich kann nicht anders,<br />

Gott helfe mir, Amen.”<br />

Diese Haltung ist völlig unangebracht, wenn es um Dinge geht wie persönliche Ansichten,<br />

eigene Wünsche und Vorstellungen oder die Durchsetzung von Machtgelüsten. Aber sie ist<br />

dringend notwendig, wenn es ums Bekenntnis zum Herrn <strong>Jesus</strong> geht, um die biblische<br />

Wahrheit, um das Reich Gottes oder um Unterdrückung oder Mißhandlung von Menschen.<br />

Konkret bedeutet das, daß wir unsere Stimme erheben müssen, wenn Gott gelästert wird<br />

(z.B. im Kollegenkreis), wenn es dran ist, sich zu <strong>Jesus</strong> zu bekennen, wenn bestimmte<br />

Menschengruppen diffamiert werden, z.B. Juden oder Ausländer, wenn Evangelikale in den<br />

Medien als gefährliche Fundamentalisten bezeichnet werden oder wenn Gläubige die<br />

Inspiration und Autorität der Bibel aushöhlen wollen. So zu handeln, ist alles andere als<br />

leicht. Es fällt besonders Menschen schwer, die sehr harmoniebedürftig sind. Und es <strong>macht</strong><br />

einen nicht unbedingt beliebt. Es erfordert starkes Gottvertrauen und viel Kraft.<br />

Aber wo wären wir, wenn z.B. Martin Luther anders gehandelt hätte? Und andererseits: Wo<br />

wäre die Gemeinde Jesu heute, wenn es in unseren Tagen mehr solche Menschen gäbe?<br />

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen?<br />

Wie ging es weiter?<br />

Esther <strong>macht</strong>e ihre Ankündigung wahr: Sie ging zum König. Und was tat der? Das war jetzt<br />

die alles entscheidende Frage: Tat er nichts, dann war das Leben der Königin keinen<br />

Pfifferling mehr wert und der Rettungsversuch gescheitert. Ich bin sicher: das Herz klopfte<br />

Esther bis zum Hals. Sie hatte schreckliche Angst, und ihr zitterten die Knie.<br />

Da bewegte sich der König - was kam jetzt? Er reichte ihr das goldene Zepter entgegen! Das<br />

bedeutete: Sie war gerettet. Sie konnte ihr Anliegen vorbringen. Das sagte er ihr auch: Sie<br />

durfte um bis zur Hälfte des Königreichs bitten.<br />

Aber sie lud zunächst nur den König zusammen mit Haman zu einem Mahl ein. Beide kamen.<br />

Wieder fragte der König, was Esther wollte. Wieder wich sie aus: Sie lud beide zu einem<br />

weiteren Mahl ein und versprach, dann zur Sache zu kommen.<br />

Haman fühlte sich geehrt, ärgerte sich aber immer noch über Mordechai. Auf den Rat seiner<br />

<strong>Frau</strong> und seiner Freunde richtete er einen Galgen auf und beschloß, den König darum zu<br />

bitten, Mordechai daran hinzurichten.<br />

Seite 5


<strong>Predigt</strong> Rüsselsheim, 2. November 2008<br />

d) Hamans Untergang (Kap. 6 - 7)<br />

Ich kann aus Zeitgründen das übrige Geschehen nur noch ganz kurz zusammenfassen:<br />

Ahasveros erinnerte sich daran, daß Mordechai einen Mordplan gegen ihn aufgedeckt hatte.<br />

Deshalb mußte Haman Mordechai in der ganzen Stadt öffentlich ehren. Für Haman war das<br />

eine furchtbare Demütigung und der Anfang <strong>vom</strong> Ende.<br />

Als der König und Haman der endgültigen Einladung Esthers folgten, fragte Ahasveros<br />

erneut nach ihrem Anliegen. Sie bat wieder um ihr Leben und dann auch um Rettung für ihr<br />

Volk (jetzt outete sie sich als Jüdin). Sie wies darauf hin, daß ihr Volk ausgerottet werden<br />

sollte. Der König fragte erbost, wer dahintersteckte, und erfuhr, daß Haman es war. Da faßte<br />

er nach einer kurzen Bedenkzeit und Beratung durch einen seiner Eunuchen den Beschluß,<br />

daß der Mann an dem Galgen aufgehängt wurde, den er für Mordechai gebaut hatte.<br />

Die Juden bekamen die offizielle Erlaubnis der Königs, sich gegen ihre Feinde zu verteidigen<br />

und sie umzubringen. Da fiel große Furcht vor den Juden auf allen Völker des persischen<br />

Reiches, und alle Regierungsbeamten des Königs unterstützten sie. Jetzt wagten die Feinde<br />

der Juden nicht mehr, sie anzugreifen; sie wurden stattdessen selbst vernichtend<br />

geschlagen im ganzen Reich.<br />

Mordechai, den der König inzwischen an Hamans Stelle gesetzt hatte, ordnete an, daß<br />

dieses Ereignis von nun an jährlich gefeiert werden sollte. Das tun die Juden bis heute: Es ist<br />

das “Purim-Fest” (Februar/März).<br />

Das alles war die Folge des Mutes, des Gehorsams, des Gottvertrauens und der<br />

Selbstlosigkeit einer einzelnen <strong>Frau</strong>. Esther ist von Gott in wunderbarer Weise gebraucht<br />

worden. Sie ist eine <strong>Frau</strong>, die <strong>Geschichte</strong> ge<strong>macht</strong> hat.<br />

Niemand von uns wird wohl je in eine so einflußreiche Stellung kommen wie sie. Und doch<br />

kann und will Gott uns gebrauchen, da, wo Er uns hingestellt hat. Es ist kein Zufall, daß wir<br />

da sind, wo wir sind (es sei denn, wir sind vor Gott weggelaufen und Ihm ungehorsam). Gott<br />

hat uns mit Absicht und mit gutem Grund genau da hingestellt, wo wir sind, weil Er etwas<br />

mit uns vorhat. Sonst hätte Er uns schon längst an einen anderen Ort geführt. Jetzt kommt<br />

es darauf an, daß Er uns gebrauchen kann, um durch, in und mit uns Seine Ziele zu<br />

erreichen, auch, wenn das nicht unbedingt die großen menschlichen Erfolge sind.<br />

Was Gott in unserem Leben an Frucht bewirkt, das werden wir erst in der Ewigkeit im vollen<br />

Maße erkennen. Wir werden uns darüber freuen und Ihm allein die Ehre geben dafür.<br />

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen?<br />

AMEN<br />

Copyright © 2008<br />

Detlev Fleischhammel<br />

alle Rechte vorbehalten<br />

Seite 6

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