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Tätigkeitsbericht 2010 - Condrobs e.v.

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<strong>Tätigkeitsbericht</strong><br />

<strong>2010</strong><br />

<strong>Condrobs</strong> Suchtberatung<br />

Landkreis Garmisch-Partenkirchen<br />

Prävention - Beratung - Ambulante Therapie - Betreutes Wohnen<br />

Jugendsozialarbeit<br />

1


Sehr geehrte<br />

Leserinnen und Leser,<br />

in diesem <strong>Tätigkeitsbericht</strong> stellt Ihnen das Team <strong>Condrobs</strong> e.V.<br />

Garmisch-Partenkirchen die Arbeit aus dem Jahr <strong>2010</strong> dar.<br />

Sie erhalten einen umfassenden Überblick über unsere Angebote<br />

zur Suchtberatung und Suchtbehandlung, Suchtprävention und<br />

Jugendsozialarbeit.<br />

Ebenso zeigen wir Ihnen Einblicke in die Details unserer Arbeit.<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

März 2011<br />

An dieser Stelle möchte ich mich Ihnen aber zuerst einmal vorstellen.<br />

Mein Name ist Carolin Zeller und von Beruf bin ich Psychologin. Seit 1. Juli <strong>2010</strong> habe ich die<br />

Leitung von <strong>Condrobs</strong> Garmisch-Partenkirchen übernommen, nachdem mein Vorgänger Josef<br />

Strohbach sich intern beruflich verändert hat. Das Team bedankt sich hier für die vielen Jahre der<br />

gemeinsamen Zusammenarbeit.<br />

Meine Ausbildung zur Klinischen- und Gesundheitspsychologin habe ich während meiner<br />

Dissertation an der Universität Innsbruck absolviert. Nach Abschluss des Suchtberaterlehrganges<br />

arbeitete ich über sieben Jahre in einer Suchtberatungsstelle in Innsbruck.<br />

Es freut mich sehr, dass ich nach meiner positiven Bewerbung in Ihrem Landkreis tätig sein darf.<br />

Als „Grenzgängerin“ wohne ich mit meiner Familie weiterhin in Tirol. In Diskussionen mit meinen<br />

Kindern wird immer wieder bewusst, wie wichtig die Aufklärung und die Information über<br />

Suchtmittelkonsum ist. Somit liegt mir auch die gezielte Aufklärungsarbeit, besonders bei<br />

Jugendlichen, sehr am Herzen.<br />

Im Jahrbuch SUCHT 2011 hält die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. fest, dass der<br />

Alkoholkonsum, der Konsum von Medikamenten mit Suchtpotenzial und auch der illegale<br />

Drogenkonsum in Deutschland entschieden zu hoch, zu riskant und zu folgenreich sind. Die<br />

psychische oder verhaltensbezogene Störung durch Alkohol ist die dritthäufigste Einzeldiagnose<br />

aller Hauptdiagnosen. Somit ist der Bedarf nach professioneller Hilfe gestiegen, die unser Team<br />

gerne anbietet.<br />

<strong>Condrobs</strong> e.V. verfügt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen über ein umfassendes ambulantes<br />

Angebot bis hin zum Betreuten Wohnen für Suchtkranke und psychosozialer Begleitung für<br />

Substituierte, auch Prävention und Jugendsozialarbeit sind ein wichtiger Faktor.<br />

Den vielen SpenderInnen, ideellen Förderern, öffentlichen Institutionen, KooperationspartnerInnen<br />

und Einrichtungen möchten wir für die Unterstützung herzlich „Danke“ sagen.<br />

Ein gesundes und zufriedenes Jahr 2011<br />

wünscht Ihnen Dr. Carolin Zeller<br />

und das gesamte <strong>Condrobs</strong>-Team<br />

2


Im Jahr <strong>2010</strong> führten wir folgende Veranstaltungen durch:<br />

Projektname Zielgruppe Art der Veranstaltung Anzahl<br />

Personen<br />

Sinnesparcours<br />

„Spielzeugfreier KG“<br />

„Boys & Girls“<br />

Kooperationsprojekt<br />

Kindergartenkinder<br />

3 – 6 Jahre<br />

SchülerInnen der 7.<br />

Klasse in Mittenwald,<br />

Murnau, Ettal,<br />

Oberammergau, Oberau<br />

„Voll die Party“ Praxisklasse, Volksschule<br />

Oberau und Mittenwald<br />

BFZ-Projekt<br />

Sinnesparcours in<br />

Kooperation mit der<br />

P-Klasse Oberau<br />

Geschlechtsspezifisc<br />

her Workshops<br />

Thema: Umgang mit<br />

Konsummitteln<br />

„Suchtprävention im<br />

Kindesalter“<br />

SchülerInnen des<br />

Berufsförderzentrums<br />

(15 – 21 Jahren)<br />

SchülerInnen der<br />

Grundschule 1.- 4.<br />

Jahrgangstufe<br />

9. Jahrgangsstufe der<br />

Volksschule Mittenwald<br />

Weisungsgruppe Gruppenangebot für<br />

Jugendliche und junge<br />

Erwachsene<br />

Sensibilisierung der Sinne und Förderung<br />

Emotionaler Kompetenz<br />

Geschlechtsspezifischer Workshop zu dem<br />

Thema Pubertät: „Jugendliche auf der<br />

Suche nach dem eigenen Ich“<br />

Alkoholpräventionsprojekt mit Rollenspiel zu<br />

den Konsumtypen und Verhaltensmustern<br />

Schuljahrbegleitendes Angebot mit<br />

erlebnispädagogischen Tagen in der freien<br />

Natur; Thema: Risiko und Sucht<br />

Schuljahrbegleitendes Angebot mit dem<br />

Thema: „Sinnesparcours“ , Workshop zu<br />

Themen wie Umgang mit Konsummitteln<br />

und Suchtentstehung<br />

2 Vormittage, 1 erlebnispädagogische<br />

Einheit mit Schneeschuhen<br />

Eltern und ErzieherInnen 6 Abende à 2 Std. - Integrationskindergarten<br />

und Sonnenkindergarten in Garmisch-<br />

Partenkirchen<br />

Gerichtliche Auflage, 2 Kurse à 4<br />

Abendtermine<br />

GAP EXPO <strong>2010</strong> Breite Bevölkerung Ausstellung der Suchtberatungsstelle<br />

Garmisch-Partenkirchen, Information u.<br />

Material<br />

„Sinnesparcours“ Lehrkräfte der Volksschule<br />

Oberau<br />

„Tag der offenen Tür“<br />

Workshop<br />

Thematische<br />

Workshops<br />

Informationsveranstal<br />

tung<br />

Projekt HaLT-reaktiv:<br />

Risiko-Check<br />

Suchtprävention im Landkreis Garmisch-Partenkirchen<br />

Angebot für Kinder und<br />

Eltern in der<br />

Jugendherberge Burgrain<br />

Projekttage der 9.<br />

Jahrgangsstufe der<br />

Volksschule Mittenwald<br />

Jugendliche aus Burgrain<br />

und Firmlinge aus<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

(13 – 17 Jahre)<br />

Jugendliche mit<br />

Entgiftungsbehandlung im<br />

Klinikum Garmisch-<br />

Partenkirchen<br />

1 Vormittag à 2 Std. Infoveranstaltung für<br />

Referendare<br />

1 Vormittag à 5 Std., Begleitung der Kinder<br />

durch den Parcours, Information für Eltern<br />

zum Thema „Suchtprävention“ Prävention im<br />

Elementarbereich<br />

2 Workshops-Vormittage, 1<br />

erlebnsipädagogische Einheit mit<br />

Schneeschuhen<br />

Offene Veranstaltung bzw. Infoveranstaltung<br />

zu Cannabis- und Alkoholkonsum, Umgang<br />

mit Konsummitteln<br />

Workshopangebot zum Thema Alkohol und<br />

Risiko mit erlebnispädagogischen<br />

Maßnahmen (Hochseilgarten, 2 Tage)<br />

137<br />

225<br />

42<br />

56<br />

82<br />

29<br />

106<br />

12<br />

350<br />

18<br />

60<br />

29<br />

14<br />

4<br />

Σ 1158<br />

Anca Blanga / Anissa Wagner / Ralf Menken / Daniel Wittmann<br />

3


Prävention im Elementarbereich (Kindergarten und Grundschule)<br />

„Mit allen Sinnen“ „Freunde“<br />

Das Präventionsprojekt „Mit allen Sinnen“<br />

konnte <strong>2010</strong> in dem Integrationskindergarten<br />

und der Grundschule Oberau erfolgreich<br />

durchgeführt werden. Viele Kinder aus dem<br />

Kindergarten und der Grundschule haben<br />

sich auf eine erlebnisvolle Reise in die Welt<br />

der Sinne führen lassen.<br />

Damit die Aktivierung der Sinne auf eine<br />

intensivere Art statt finden konnte, bekamen<br />

die Kinder die Augen verbunden.<br />

Somit wurde die Möglichkeit gegeben, die<br />

Dinge um uns herum einmal anders<br />

wahrzunehmen, festzustellen, was einem gut<br />

tut und darüber zu reflektieren.<br />

Auch die Eltern der Kinder, Erzieherinnen<br />

und Lehrkräfte konnten in dieses Projekt im<br />

Rahmen von einigen Elternabenden und<br />

Fortbildungsnachmittagen mit eingebunden<br />

werden.<br />

Sinnesparcour <strong>2010</strong> (eigene Quelle)<br />

Prävention beginnt schon zu Hause in der<br />

eigenen Familie, wird durch den Kindergarten<br />

und später in der Schule unterstützt.<br />

Daher ist es für die Wirksamkeit und<br />

Nachhaltigkeit wichtig, durch Präventions-<br />

projekte alle Beteiligten zu erreichen.<br />

Anca Blanga / Anissa Wagner / Ralf Menken<br />

Im November <strong>2010</strong> freuten wir uns eine<br />

erfahrene und langjährige Mitarbeiterin erneut<br />

begrüßen zu dürfen.<br />

Anissa Wagner stieg nach ihrer Elternzeit in<br />

die Präventionsarbeit wieder ein.<br />

Anca Blanga und Anissa Wagner –<br />

Präventionsteam im Elementarbereich<br />

Gemeinsam mit Anca Blanga stellen sie nun<br />

die Fachkräfte für Prävention im<br />

Elementarbereich bei <strong>Condrobs</strong> e.V.<br />

Garmisch-Partenkirchen dar.<br />

Mit verschiedenen Angeboten gehen sie auf<br />

die Bedürfnisse der Kindergärten und<br />

Grundschulen im Landkreis ein.<br />

Als langfristig angelegtes und nachhaltiges<br />

Angebot der Prävention zielt das Projekt auf<br />

eine umfassende Stärkung von<br />

Lebenskompetenzen in dem Bereich der<br />

frühkindlichen Erziehung.<br />

Kinder, deren soziale und personale<br />

Kompetenzen erkannt und gestärkt werden<br />

und die auch auf soziale Ressourcen zurück-<br />

greifen, können eine Vielfalt von Verhaltensweisen<br />

lernen.<br />

Diese ermöglichen ihnen konstruktiv mit<br />

schwierigen Alltagssituationen umzugehen<br />

und aktuelle Lebensanforderungen zu<br />

meistern. Das Angebot richtet sich an Kinder<br />

und deren Eltern, sowie an pädagogisches<br />

Fachpersonal in Kindertageseinrichtungen<br />

und an die Öffentlichkeit.<br />

Anca Blanga / Anissa Wagner<br />

4


„pib“ Prävention in Betrieben<br />

pib - Prävention in Betrieben ist ein<br />

umfassendes Maßnahmenprojekt, das<br />

konkrete Unterstützung im Umgang mit<br />

suchtgefährdeten oder bereits abhängigen<br />

Mitarbeiter/-innen gibt.<br />

Es bietet Führungskräften, Vorgesetzten,<br />

Betriebsräten usw. eine konkrete Hilfestellung<br />

im Umgang mit einer Alkoholproblematik im<br />

Betrieb. Die richtigen Schritte frühzeitig<br />

gesetzt, ersparen dem Betrieb Kosten und<br />

dem Betroffenen Leid. Alkoholismus im<br />

Betrieb ist nicht nur ein individuelles Problem,<br />

es strahlt auch auf die Umgebung aus.<br />

So konnte im November <strong>2010</strong> dieses Projekt<br />

in Kooperation mit der Präventionsstelle<br />

kontakt&co aus Innsbruck, vertreten durch<br />

Mag. Harald Golser, in einem Betrieb aus<br />

Garmisch-Partenkirchen vorgestellt werden.<br />

Ein akuter Fall veranlasste die Vernetzung<br />

mit <strong>Condrobs</strong> e.V. vorort.<br />

Nach einer Vorbesprechung wurden dann<br />

zwei ganztägige Workshops für Führungskräfte<br />

und Mitglieder des Betriebsrates<br />

organisiert. Das Bewusstsein für eine<br />

„alkoholfreie“ Betriebskultur wurde gestärkt<br />

und man ließ sich auf die konkreten<br />

Präventionsmaßnahmen ein:<br />

• Hilfestellung für Betroffene gewährleisten<br />

• die Arbeitssicherheit erhöhen und<br />

suchtbedingte Unfälle vermindern<br />

• die Gesundheit erhalten und das<br />

Arbeitsklima verbessern<br />

• die Leistungsfähigkeit stärken und<br />

Fehlzeiten senken<br />

• die Ursachen für Suchtmittelmissbrauch<br />

im Betrieb erkennen und beseitigen<br />

Carolin Zeller<br />

Informationsveranstaltung<br />

„Tag der seelischen Gesundheit“<br />

Am 11. Oktober <strong>2010</strong> fand der Tag der<br />

seelischen Gesundheit statt.<br />

So veranstalteten die Kooperationspartner<br />

AOK-Gesundheitskasse, Gesundheitsamt,<br />

Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH, SOS-<br />

Kinderzentrum, und <strong>Condrobs</strong> e.V. einen<br />

gemeinsamen Aktionsabend.<br />

Das Motto „Wenn die Psyche Hilfe braucht –<br />

mögliche Wege“ veranlasste uns einen<br />

Kurzfilm mit anschließender Diskussion im<br />

Clubhaus Garmisch zu gestalten. Es war ein<br />

gelungener Abend, an dem sich viele<br />

Menschen Informationen holten und die<br />

Gelegenheit nutzten, das Clubhaus und seine<br />

Bewohner kennenzulernen.<br />

Carolin Zeller<br />

5


Jugendsozialarbeit im Landkreis Garmisch-Partenkirchen<br />

Im vergangenen Jahr wurden in unseren Beratungsstellen in Garmisch-Partenkirchen und in<br />

Murnau im Rahmen von Jugendsozialarbeit insgesamt 69 Personen beraten und psychosozial<br />

begleitet. Davon waren 12 Personen Angehörige.<br />

Klientenkontakte Anzahl Prozent<br />

Einmal-Kontakte 17 25,00%<br />

2 bis 5 Kontakte 39 57,00%<br />

6 bis 10 Kontakte 8 11,00%<br />

ab 11 Kontakte 5 7,00%<br />

Gesamt 69 100%<br />

Bei Betreuungsende konnte folgender Stand erreicht werden:<br />

Art der Beendigung Anzahl Prozent<br />

Planmäßiger Abschluss 39 57,00%<br />

Weitervermittlung 3 4,00%<br />

Abbruch durch Beratungsstelle 0 0%<br />

Abbruch durch Klienten 11 16,00%<br />

Noch nicht abgeschlossen 16 23,00%<br />

Verstorben 0 0%<br />

Gesamt 69 100%<br />

Das Alter unserer Klientinnen und Klienten (inkl. Angehörige)<br />

Konsumverhalten Anzahl Prozent<br />

Abstinent 5 8,00%<br />

Gebessert 24 38,00%<br />

Unverändert 16 26,00%<br />

Verschlechtert 2 3,00%<br />

Unbekannt / kein Thema 22 25,00%<br />

Gesamt 69 100%<br />

Altersstufen bis 14 15-18 19-21 Über 21 Gesamt<br />

Männer 2 10 16 29 57<br />

Frauen 5 3 4 12<br />

Gesamt 2 15 19 33 69<br />

Prozent 3,00% 22,00% 27,00% 48,00% 100,0%<br />

Unsere Klientinnen und Klienten hatten folgende Nationalitäten und folgenden Wohnort:<br />

Nationalität Anzahl Prozent<br />

Deutsche 63 92,00%<br />

Sonstige EU-Bürger 5 7,00%<br />

Nicht EU-Bürger 1 1,00%<br />

Gesamt 69 100%<br />

Wohnort Anzahl Prozent<br />

Garmisch-Partenkirchen / Loisachtal 40 57,00%<br />

Murnau, Staffelseegebiet 14 20,00%<br />

Oberammergau / Ammertal 10 15,00%<br />

Mittenwald / oberes Isartal 5 8,00%<br />

Gesamt 69 100%<br />

6


Die Hauptdiagnosen der Betroffenen (ohne Angehörige) verteilten sich wie folgt:<br />

Schwerpunktthemen (Mehrfachnennungen sind möglich) Anzahl Prozent<br />

Riskanter Konsum von Alkohol 27 47,00%<br />

Riskanter Konsum von Cannabis 13 23,00%<br />

Opioide 1 2,00%<br />

Kokain / Stimulanzien 0 0%<br />

Pathologischer Internetgebrauch 4 7,00%<br />

Tabak 1 2,00%<br />

Spielsucht 2 4,00%<br />

Gewalt in Zusammenhang mit Alkohol 9 15,00%<br />

Beratungsgespräche und<br />

Auflagengespräche<br />

In diesem Bereich hat die Anzahl der<br />

Beratungsgespräche gering zugenommen,<br />

insgesamt fanden 194 Kontakte statt. Hier<br />

zeigt sich, dass einzelne Klienten sehr<br />

intensiv mit 10 oder mehr Kontakten im Jahr<br />

betreut wurden.<br />

Dabei wurden zum überwiegenden Teil<br />

männliche Jugendliche und junge<br />

Erwachsene zwischen 15 und 21 Jahren<br />

beraten, zusätzlich einige Angehörige, meist<br />

Eltern.<br />

Mehr als die Hälfte kam aus dem Kreisort, die<br />

anderen vorwiegend aus Murnau und<br />

Oberammergau, zusätzlich einige aus dem<br />

Nachbarlandkreis, die im Kreisort aber zur<br />

Schule gehen.<br />

Schwerpunktthema ist Alkoholmissbrauch,<br />

meist in Zusammenhang mit Straftaten wie<br />

Sachbeschädigung oder Körperverletzung<br />

und/oder Cannabis, manchmal auch<br />

polytoxer Gebrauch.<br />

Beratung zu nichtstoffgebundenen Süchten,<br />

wie pathologischer Internetgebrauch, ist<br />

inzwischen fester Bestandteil des Angebotes<br />

und wurde in diesem Jahr auch genutzt.<br />

Die Beratungen fanden meist in der<br />

Beratungsstelle in Garmisch-Partenkirchen<br />

oder in der Außenstelle Murnau statt.<br />

Die Jugendlichen kamen in den häufigsten<br />

Fällen aufgrund einer Weisung des Gerichtes<br />

oder auf Initiative der Eltern, in einigen Fällen<br />

auch auf Eigeninitiative.<br />

Anca Blanga / Ralf Menken / Daniel Wittmann<br />

HaLT- Hart am Limit<br />

Dieses Projekt ist ein Suchtpräventions-<br />

angebot für Jugendliche mit riskantem<br />

Alkoholkonsum. Wir bieten dafür eine<br />

Wochenend- und Feiertagsbereitschaft<br />

während des ganzen Jahres an.<br />

Im Rahmen des HaLT-Projektes wurden<br />

insgesamt 4 Jugendliche mit Alkohol-<br />

intoxikation in der Kinderklinik besucht.<br />

Am Krankenbett fand ein erstes<br />

Brückengespräch statt. Es wurde auch ein<br />

Gespräch mit den Eltern geführt.<br />

Weitergehende Angebote wie ein „Risiko-<br />

Check“ oder intensivere Beratungen wurden<br />

angeboten.<br />

Risikocheck (eigene Quelle)<br />

Anca Blanga / Ralf Menken / Daniel Wittmann<br />

7


Betreuungsweisung<br />

Im November des Jahres <strong>2010</strong> konnten wir<br />

mit der ersten Betreuungsweisung im Auftrag<br />

der Jugendgerichtshilfe beginnen. Zunächst<br />

wurde ein Jugendlicher mit verschiedenen<br />

Problemlagen betreut.<br />

Nach schwierigem Start und einer kurzen<br />

Kennenlernphase arbeiteten wir an<br />

verschiedenen Themen wie Berufsfindung,<br />

Sicherung und Bearbeitung der Lebens-<br />

geschichte, Umgang mit Freundeskreis und<br />

anderen Alltagsproblemen.<br />

Dabei ist der Mitarbeiter meist aufsuchend<br />

und begleitend unterwegs.<br />

Anca Blanga / Ralf Menken / Daniel Wittmann<br />

Weisungsgruppe<br />

Das im Jahr 2009 etablierte Projekt<br />

„Weisungsgruppe“ konnte im Jahr <strong>2010</strong><br />

erfolgreich weitergeführt werden. Langjährige<br />

Erfahrung in der Zusammenarbeit mit dem<br />

Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen und der<br />

Jugendgerichtshilfe führte uns dazu, ein<br />

neues Angebot für Jugendliche und junge<br />

Erwachsene mit Suchtmittelproblemen und<br />

Weisungen vom Amtsgericht zu schaffen.<br />

Es hat sich gezeigt, dass die<br />

Solidaritätserfahrung, ein wichtiger Faktor in<br />

der Suchttherapie, und das Training von<br />

Sozialkompetenz am besten im<br />

Gruppensetting herzustellen sind.<br />

Da es sich bei dieser Zielgruppe meist um<br />

Jugendliche und junge Erwachsene mit<br />

massiven Reifungsdefiziten handelt, schien<br />

uns die Arbeit im Gruppenprozess<br />

unerlässlich, um so über Gleichaltrige und<br />

Betroffene einen Nachreifungsprozess zu<br />

initiieren. Diesbezüglich standen Themen wie<br />

Auseinandersetzung mit dem Suchtmittel-<br />

konsum und der Straftat, Biographie,<br />

Familiensystem und Tagestrukturierung (inkl.<br />

Freizeitgestaltung) im Vordergrund.<br />

Die Gruppenteilnehmer konnten nach einem<br />

Erstgespräch, das primär dem Clearing und<br />

der Überprüfung der Gruppenindikation<br />

diente, in vier Gruppenterminen über die<br />

genannten Themen reflektieren, Erfahrungen<br />

austauschen und sich gegenseitig mit<br />

verschiedenen Lebensentwürfen und<br />

Meinungen konfrontieren. Besonders<br />

letzteres ist ein wesentlicher Faktor, der sich<br />

in Einzelgesprächen mit Klienten nicht<br />

herstellen lässt.<br />

Junge Suchtmittelkonsumenten befinden sich<br />

oft noch im Stadium der Ambivalenz, das<br />

heißt, sie sind noch unentschieden, wie sie<br />

ihr eigenes Konsummuster einordnen und<br />

bewerten können.<br />

Oft steht der subjektive Nutzen des Konsums<br />

im Vordergrund und negative Konsequenzen<br />

treten in den Hintergrund oder werden nicht<br />

adäquat wahrgenommen. Gespräche mit<br />

Gleichaltrigen und die Konfrontation mit<br />

anderen Meinungen führen zur eigenen<br />

Festigung in dieser Ambivalenz. Ein<br />

Erkenntnisprozess im Rahmen der<br />

Weisungsgruppe kann die Jugendlichen in<br />

ihrer Meinungsfindung stützen, dies erlebten<br />

wir oft.<br />

Von unserer Seite wurde die<br />

Weisungsgruppe genutzt, um jungen<br />

Konsumenten, die an der Schwelle zur<br />

Abhängigkeit stehen, weiterführende Hilfen<br />

anzubieten. Spätestens am Ende der<br />

Maßnahme wurde nach Absprache im Team<br />

diesen Jugendlichen ein Maßnahmen-<br />

vorschlag offeriert.<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> fanden zwei Weisungsgruppen<br />

mit insgesamt 12 Teilnehmern statt. Das<br />

Angebot konnte sogar durch gezielte<br />

Personalplanung Gender gerecht gestaltet<br />

werden.<br />

Daniel Wittmann<br />

„Nicht die Erfahrungen sind es, die dich<br />

prägen,<br />

sondern das, was du daraus machst“<br />

(Unbekannt)<br />

8


Suchtberatung, Psychosoziale Begleitung, Suchtbehandlung<br />

in Garmisch-Partenkirchen und Murnau<br />

Im vergangenen Jahr wurden in unserer Suchtberatungsstelle in Garmisch-Partenkirchen und in<br />

unserer Außenstelle in Murnau insgesamt 469 Personen beraten, psychosozial begleitet und<br />

behandelt. Davon wurden 83 Personen einmalig telefonisch beraten und 386 persönlich.<br />

Von den psychosozialen Betreuungen wurden 285 Fälle im vergangenen Jahr auch<br />

abgeschlossen. Die Anzahl der Kontakte und die Dauer der Betreuung verteilten sich wie folgt:<br />

Kontaktart<br />

Anzahl der Kontakte<br />

Anzahl Prozent<br />

Einmal-Kontakte 76 27%<br />

2 bis 5 Kontakte 99 35%<br />

6 bis 10 Kontakte 49 17%<br />

ab 11 Kontakte 61 21%<br />

Gesamt 285 100%<br />

Bei Betreuungsende konnte folgender Stand erreicht werden:<br />

Art der Beendigung Anzahl Prozent<br />

Planmäßiger Abschluss 151 52%<br />

Weitervermittlung 77 27%<br />

Abbruch durch Beratungsstelle 4 1%<br />

Abbruch durch Klienten 47 17%<br />

Strafvollzug 3 1%<br />

Verzogen 1 1%<br />

Verstorben 2 1%<br />

Gesamt 285 100%<br />

Berufliche Integration Anzahl Prozent<br />

Arbeitsplatz / Ausbildungsplatz 170 61%<br />

Hausfrau / Hausmann 3 1%<br />

Arbeitslos 77 28%<br />

Nicht erwerbsfähig 2 1%<br />

Berufliche Rehabilitation 2 1%<br />

Rente 22 8%<br />

Unbekannt 9<br />

Gesamt 285 100%<br />

Dauer der Betreuung<br />

Angaben in Monaten<br />

Klientenzahl Prozent<br />

unter 1 Monat 58 20%<br />

1 bis 3 Monate 93 33%<br />

3 bis 6 Monate 67 24%<br />

6 bis 12 Monate 51 18%<br />

über 12 Monate 16 5%<br />

Gesamt 285 100%<br />

Konsumverhalten Anzahl Prozent<br />

Abstinent 69 35%<br />

Gebessert 34 17%<br />

Unverändert 82 41%<br />

Verschlechtert 14 7%<br />

Unbekannt 33<br />

Gesamt<br />

(ohne Angehörige)<br />

232 100%<br />

Wohnsituation Anzahl Prozent<br />

Eigene Wohnung 204 77%<br />

Bei Angehörigen, Freunden 45 17%<br />

Betreutes Wohnen 2 1%<br />

Heim, Klinik 4 2%<br />

Strafvollzug 2 1%<br />

Notunterkunft 3 1%<br />

Ohne Wohnung 1 1%<br />

Unbekannt 24<br />

Gesamt 285 100%<br />

Erfreulich war dabei der hohe Anteil an planmäßigen Beendigungen und die erfolgreichen<br />

Vermittlungen in weiterführende Hilfsmaßnahmen. Deutlich war auch der hohe Anteil an<br />

Klientinnen und Klienten mit eigener Wohnung.<br />

Es zeigte sich leider wieder ein hoher Anteil an Arbeitslosen / Nicht Erwerbsfähigen mit insgesamt<br />

29%.<br />

52% der Betroffenen zeigte zum Betreuungsende ein abstinentes / gebessertes Konsumverhalten,<br />

was ein sehr positives Ergebnis darstellt.<br />

9


Anhand der Kontakthäufigkeit zeigte sich, dass mehr als 2/3 der Klientinnen und Klienten mehr als<br />

nur einmal die Beratungsstelle aufsuchten, auch die Dauer der Betreuung nahm zu. Sie liegt im<br />

Durchschnitt bei 3 bis 6 Monaten.<br />

Unsere 322 Betroffenen (ohne Angehörige) hatten folgende Nationalitäten und Wohnorte:<br />

Nationalität Anzahl Prozent<br />

Deutsche 287 89%<br />

Sonstige EU-Bürger 9 3%<br />

Nicht EU-Bürger 26 8%<br />

Gesamt 322 100%<br />

Wohnort Anzahl Prozent<br />

Innerhalb des Landkreises 267 83%<br />

In den Nachbarlandkreisen 32 10%<br />

Im restlichen Bezirk Oberbayern 21 6%<br />

Außerhalb des Bezirks Oberbayern 2 1%<br />

Gesamt 322 100%<br />

Bei den Nationalitäten handelte es sich um 91% Deutsche. Fast alle (93%) hatten ihren Wohnort<br />

im Landkreis Garmisch-Partenkirchen oder den Nachbarlandkreisen.<br />

Die Betreuungen kamen auf folgende Art zustande:<br />

Art der Vermittlung Anzahl Prozent<br />

Eigeninitiative 134 35%<br />

Familie, Angehörige, Freunde 63 16%<br />

Arbeitgeber, Betriebe, Schulen 11 3%<br />

Selbsthilfegruppen 0 0%<br />

Niedergelassene Ärzte, Psychotherapeuten 35 9%<br />

Suchtberatungsstelle 30 7%<br />

Ambulantes betreutes Wohnen 1 0,5%<br />

Allgemeine Krankenhäuser 34 9%<br />

Stationäre Suchthilfeeinrichtung 18 5%<br />

Sozialpsychiatrische Dienste 3 1%<br />

Gesundheitsamt 1 0,5%<br />

Andere Beratungsdienste 2 1%<br />

Sozialamt, Jugendamt 3 1%<br />

Arbeitsagentur, Job-Center 11 3%<br />

Justiz, Bewährungshilfe 31 7%<br />

Kosten-, Leistungsträger 0 0%<br />

Sonstige 9 2%<br />

Gesamt 386 100%<br />

35% der Betreuungen kam auf eigene Initiative zustande, 16% durch Familien, Angehörige und<br />

Freunde. Dies zeigt, dass sich jetzt immer mehr engere Vertraute das Thema „Sucht“ ansprechen<br />

trauen. Auch niedergelassene ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen, Allgemeinkrankenhäuser und<br />

Justizbehörden vermittelten Betroffene an uns weiter.<br />

10


Das Alter unserer Klientinnen und Klienten verteilte sich wie folgt:<br />

Altersverteilungen<br />

in Altersstufen<br />

bis 14 15-18 19-21 22-27 28-34 35-49 50-64 65+ Gesamt<br />

Männer 2 10 16 29 27 71 36 4 195<br />

Frauen 0 5 3 4 15 60 35 5 127<br />

Gesamt 2 15 19 33 42 131 71 9 322<br />

Prozent 1% 5% 6% 10% 13% 41% 22% 2% 100,0%<br />

Die meisten Klientinnen und Klienten waren zwischen 35 und 49 Jahre alt. Fast zwei Drittel waren<br />

männlichen Geschlechts.<br />

Die Hauptdiagnosen der Betroffenen verteilten sich wie folgt:<br />

Psychische Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen Anzahl Prozent<br />

F10 Diagnose Alkohol 196 61,5%<br />

F11 Diagnose Opioide 41 13%<br />

F12 Diagnose Cannabis 31 10%<br />

F13 Diagnose Sedativa / Hypnotika 4 1%<br />

F14 Diagnose Kokain 4 1%<br />

F15 Diagnose Stimulanzien 2 1%<br />

616 Diagnose Halluzinogene 1 0,5%<br />

F17 Diagnose Tabak 1 0,5%<br />

F18 Diagnose flüchtige Lösungsmittel 0 0%<br />

F19 Diagnose multipler Substanzgebrauch und Konsum anderer psychotroper<br />

1 0,5%<br />

Substanzen<br />

Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen und<br />

Faktoren<br />

F50 Diagnose Essstörungen 3 1%<br />

Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen<br />

F63 Pathologisches Glücksspiel 5 2%<br />

Keine Haupt-Suchtdiagnose aber riskanter Konsum 27 8%<br />

Bei über der Hälfte der Klientinnen und Klienten spielte Alkohol die Hauptrolle, gefolgt von Opiate<br />

und Cannabis.<br />

Die oft zusätzlichen weiteren psychischen Störungen ergaben folgende Reihenfolge:<br />

1. affektive Störungen, 2. Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Faktoren,<br />

3. Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, 4. Persönlichkeitsstörungen.<br />

Dies zeigt erneut, dass Alkohol das Suchtmittel Nr.1 im Landkreis ist und viele Betroffene<br />

zusätzlich mit einer psychischen Erkrankung belastet sind. Deshalb kooperieren wir weiterhin<br />

verstärkt mit der stationären Psychiatrie und besonders mit den niedergelassenen Praxen.<br />

Essstörungen und pathologisches Glücksspiel waren gering verbreitet, was aber nicht bedeutet,<br />

dass es hier keine Suchtthematik gibt, sondern dass dies eher noch ein Tabuthema ist.<br />

Julia Kinner / Nancy Müller / Alfons Wagner / Daniel Wittmann / Carolin Zeller<br />

11


Der Weg ist das Ziel<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> habe ich mich nach dem Tod<br />

meines Vaters und einem schon recht<br />

ereignisreichen Leben kurzerhand<br />

entschlossen, mir eine Auszeit zu nehmen<br />

und den Jakobsweg zu gehen. Meine Familie<br />

stand hinter meinen Entscheidungen. Vom<br />

Jakobsweg hatte ich bis dahin nur von einem<br />

Bekannten gehört.<br />

Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten<br />

würde. Nach einigen Recherchen im Internet<br />

hatte ich mir alles zugelegt, was ich<br />

benötigte. Viel zu viel Sicherheit in 15 kg<br />

Gepäck, aber daheim wurden wir zum Zähne<br />

zusammenbeißen erzogen.<br />

Am 3. Tag auf dem Camino war mir von dem<br />

Gewicht meines Rucksackes so schlecht,<br />

dass ich mich von allem trennte, was ich nicht<br />

unbedingt benötigte. Leichten Schrittes<br />

konnte ich weitergehen. Auch heute noch<br />

spüre ich jedes Gramm zuviel auf den<br />

Schultern und schaue schnell, wie ich es<br />

wieder loswerden kann.<br />

Alle Nationen und Gesellschaftsschichten<br />

waren unterwegs. Aber auf dem Camino gibt<br />

es keine Unterschiede. Ich „durfte“ ich selbst<br />

sein. Auch heute noch verstelle ich mich nicht<br />

mehr nach den Wünschen der anderen.<br />

Selbstzweifel überkamen mich immer wieder,<br />

aber ich habe weiterhin Fuß vor Fuß gesetzt.<br />

Auch heute noch erledige ich eins nach dem<br />

anderen, Tag für Tag und nicht mehr alles auf<br />

einmal so wie früher. 5 Wochen lang hatte ich<br />

Zeit. Gedanken, Gefühle aller Art, Probleme,<br />

alte Verhaltensmuster, Reaktionen des<br />

Körpers; alles war auf dem Präsentierteller.<br />

Man verbringt sehr viel Zeit mit sich selbst.<br />

Ich konnte nicht mehr vor mir selbst davon<br />

laufen. Ich musste mich mir selber stellen.<br />

Was für eine Erfahrung! Viele Dinge verstehe<br />

ich jetzt.<br />

Ich konnte z.B. meinen Eltern vergeben, mein<br />

Bauchgefühl kam wieder zurück. Auch heute<br />

noch höre ich darauf. Ich habe geheult, wenn<br />

ich müde, hungrig, traurig, alleine oder<br />

körperlich am Ende war.<br />

Ich kann wieder weinen und gebe nach, wenn<br />

es nicht mehr geht. Ich mache mir wieder<br />

Gedanken um mich selbst, nicht mehr nur<br />

über die anderen. Ich mache jeden Tag ganz<br />

bewusst etwas Schönes für mich alleine. Ich<br />

kann loslassen.<br />

Mein Leben auf dem Camino war in meinem<br />

Rucksack: Waschzeug, Schlafsack, etwas<br />

Kleidung. Mehr braucht man nicht. Ich habe<br />

mich zuhause ganz bewusst von vielen<br />

Dingen getrennt und Menschen gegeben, die<br />

es dringender benötigen als ich; alles was<br />

man gibt, bekommt man auch irgendwann<br />

irgendwie wieder zurück. Auf dem Camino<br />

gab es nur 3 wichtige Dinge: Wasser, Essen<br />

und ein Dach über dem Kopf. Auch heute<br />

noch mache ich mir immer wieder bewusst,<br />

was wirklich wichtig ist.<br />

Ich hatte immer wieder Momente, in denen<br />

ich traurig oder kaputt war, Schmerzen hatte<br />

oder einfach nur aufgeben wollte. Und immer<br />

dann kam ein anderer Pilger daher und hat<br />

mich aufgefangen. Ich war nie alleine, so wie<br />

heute auch nicht mehr.<br />

Ich bin in meinem Leben in vielen Momenten<br />

an einem Punkt angelangt, an dem ich kraft-<br />

und mutlos war, nicht mehr weiterkonnte,<br />

viele Dinge nur noch „runterschluckte“. Ich<br />

bin als Frau über 1000 km alleine durch<br />

fremdes Land gegangen: Man schafft alles!<br />

Die Rückkehr bestand aus sehr gemischten<br />

Gefühlen: Freude, alle meine Lieben wieder<br />

zu sehen, Angst, Ungewissheit, ob sie mich<br />

und meine Veränderung verstehen würden.<br />

Ich konnte viel von meinen Erfahrungen<br />

weitergeben und viele Menschen profitieren<br />

davon. Ich lernte viele neue Menschen<br />

kennen, die so denken wie ich.<br />

Die Erlebnisse und die Erinnerungen an den<br />

Camino geben mir heute eine unsagbare<br />

Kraft. Die tiefste Erkenntnis für mich war,<br />

dass der Camino nicht ein kleiner Abschnitt<br />

meines Lebens ist, sondern dass mein<br />

ganzes Leben der Weg ist.<br />

Du bist der Weg!<br />

12


Sprüche, die mich auf diesen Weg begeleiteten:<br />

Camino <strong>2010</strong> (Quelle: Betroffene)<br />

P.S.:<br />

„In jeder Sekunde deines Lebens kannst du<br />

dieses verändern. Habe den Mut dazu und<br />

lebe“<br />

(Unbekannt)<br />

„Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“<br />

(Unbekannt)<br />

„Nicht die Umstände sind es, die dich<br />

schaffen; du bist es, der die Umstände schafft“<br />

(Benjamin Disraeli)<br />

„Wenn du immer nur siehst, was das Leben dir<br />

verweigert, wirst du nie sehen, was es dir<br />

schenkt“<br />

(Frieda Romay)<br />

„Geh deinen Weg mit Mut, hab keine Angst vor<br />

der Kritik der anderen. Und vor allem lass dich<br />

nicht lähmen von deinen eigenen Zweifeln“<br />

(Paulo Coelho)<br />

Bericht einer Betroffenen<br />

Frau S. wurde von einem Facharzt aufgrund ihrer Alkoholproblematik an unsere Außenstelle nach<br />

Murnau vermittelt.<br />

Im Laufe vieler Einzelsitzungen wurden ihr zugrunde liegende Themen bewusster und sie kam<br />

mehr mit ihrem „inneren Kind“ in Kontakt. Diesen Weg zu sich selber neu zu entdecken, wollte<br />

Frau S. durch den Jakobsweg fördern und stärken.<br />

Anschließend schloss sie sich der ambulanten Rehabilitationsgruppe in Murnau an, die es dort seit<br />

Mitte November <strong>2010</strong> gibt. Sie konnte durch ihre gemachten Erfahrungen viel Wertvolles an die<br />

Teilnehmer weitergeben.<br />

Gruppenleiter Alfons Wagner und Carolin Zeller<br />

13


Psychosoziale Begleitung Substituierter<br />

Im vergangenen Jahr fanden 32 psychosoziale Begleitbetreuungen von substituierten<br />

opiatabhängigen KlientInnen statt. Die Altersspanne reichte von 19 bis 64 Jahren.<br />

Auf der folgenden Seite können Sie Ihr Wissen über Drogen in einem Quiz testen.<br />

Die Lösungen finden Sie auf der letzten Seite unseres <strong>Tätigkeitsbericht</strong>es.<br />

Grundwissen: Drogen-Quiz (nur eine Antwort ist möglich)<br />

Was versteht man unter „Mischkonsum“?<br />

a) Mindestens zwei Substanzen werden in so enger zeitlicher Abfolge zugeführt, dass<br />

sich dabei die Rauschwirkungen überlagern.<br />

b) Mischkonsum ist ein anderer Begriff für Mehrfachabhänigkeit (Polytoxikomanie).<br />

Wie verändern sich die Risiken beim Mischkonsum von Drogen?<br />

a) Jede Droge bringt zusätzlich andere gesundheitliche Risiken mit sich: Die Risiken<br />

summieren sich.<br />

b) Die Drogen gehen Wechselwirkungen miteinander ein: Die Risiken multiplizieren<br />

sich.<br />

c) Andere Drogen können die Wirkung abschwächen. Dies gilt auch für die Risiken:<br />

Die Risiken vermindern sich.<br />

1994 hat das Bundesverfassungsgericht ein viel diskutiertes Urteil zum Thema „Cannabis“<br />

verkündet. Ist „Kiffen“ nun erlaubt?<br />

a) Das Bundesverfassungsgericht hat den Besitz geringer Mengen Cannabis erlaubt.<br />

Anbau und Handel stehen allerdings nach wie vor unter Strafe.<br />

b) Besitz und Anbau von Cannabis werden nicht mehr unter Strafe gestellt, sofern die<br />

Menge für den Eigenbedarf geeignet ist. Der Handel ist allerdings nach wie vor<br />

verboten.<br />

c) Sowohl der Besitz als auch der Anbau und Handel mit Cannabis werden nach wie<br />

vor unter Strafe gestellt. Bei geringen Mengen kann das Ermittlungsverfahren<br />

jedoch eingestellt werden.<br />

Was beeinflusst die Wirkung von Drogen?<br />

a) Die Wirkung einer Droge ist immer gleich.<br />

b) Die Wirkung wird beeinflusst von verschiedenen Faktoren (der Droge, der Person<br />

sowie deren Umgebung).<br />

c) Die Wirkung wird ausschließlich durch die Art und Weise der Einnahme beeinflusst.<br />

Welche unmittelbare Gefahr besteht beim Heroinkonsum?<br />

a) Atemstillstand<br />

b) Horrortrip<br />

c) sofortige körperliche Abhängigkeit<br />

d) AIDS<br />

Wie wirkt sich regelmäßiger erhöhter Alkoholkonsum auf den Körper aus?<br />

a) Fast alle Organe werden geschädigt.<br />

b) Nur die Leber und das Gehirn werden geschädigt.<br />

c) Das hängt davon ab, wie viel der Körper vertragen kann.<br />

Nancy Müller<br />

14


Suchtberatung, Psychosoziale Begleitung, Suchtbehandlung<br />

und Jugendsozialarbeit in Mittenwald<br />

Im vergangenen Jahr wurden in unserer Außenstelle in Mittenwald insgesamt 56 Personen<br />

beraten oder psychosozial begleitet. Davon wurden 9 Personen einmalig telefonisch beraten. Es<br />

waren 5 Substitutions-Klientinnen und Klienten dabei und 4 Betroffene nahmen das Betreute<br />

Einzelwohnen in Anspruch.<br />

Es konnten 39 Fälle im vergangenen Jahr auch abgeschlossen werden, davon 54% planmäßig<br />

oder durch Weitervermittlung.<br />

99% der Klientinnen und Klienten stammten direkt aus dem Oberen Isartal.<br />

Fast die Hälfte von ihnen suchte unsere Außenstelle auf eigene Initiative hin auf. Aber auch<br />

Familienangehörige und Freunde sowie Justizbehörden vermittelten Betroffene an uns weiter.<br />

Alter und Geschlecht verteilten sich wie folgt:<br />

Altersverteilung<br />

in Alterstufen<br />

bis 14 15-18 19-21 22-27 28-34 35-49 50-64 65+ Anzahl Prozent<br />

Männer 0 5 5 15 7 3 0 0 35 74%<br />

Frauen 0 0 2 5 5 0 0 0 12 26%<br />

Gesamt 0 5 7 20 12 3 0 0 47<br />

Prozent 0% 11% 15% 42% 26% 6% 0% 0% 100,0%<br />

Die meisten Klientinnen und Klienten waren zwischen 15 und 34 Jahre alt und mehr als zwei Drittel<br />

waren männlichen Geschlechts.<br />

Die Hauptdiagnosen verteilten sich wie folgt und wurden wieder von Alkohol und Cannabis<br />

dominiert. Viele Betroffene hatten allerdings oft noch zusätzliche affektive Störungen oder neigten<br />

unter Alkohol zu Gewaltdelikten.<br />

Psychische Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen Anzahl Prozent<br />

F10 Diagnose Alkohol 27 57%<br />

F11 Diagnose Opioide 4 9%<br />

F12 Diagnose Cannabis 12 26%<br />

F13 Diagnose Sedativa / Hypnotika 0 0%<br />

F14 Diagnose Kokain 3 6%<br />

F15 Diagnose Stimulanzien 1 2%<br />

F16 Diagnose Halluzinogene 0 0%<br />

F17 Diagnose Tabak 0 0%<br />

F18 Diagnose flüchtige Lösungsmittel 0 0%<br />

F19 Diagnose multipler Substanzgebrauch und Konsum anderer<br />

0%<br />

psychotroper Substanzen<br />

Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen<br />

und Faktoren<br />

F50 Diagnose Essstörungen 0 0%<br />

Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen<br />

F63 Pathologisches Glücksspiel 0 0%<br />

Riskanter Konsum 0 0%<br />

15


Schneeschuhwanderung –<br />

ein Ziel vor Augen<br />

Im Rahmen der suchtpräventiven<br />

Veranstaltungen wurden von uns<br />

verschiedene Schneeschuhwanderungen<br />

durchgeführt. Ziel dieser Touren war immer<br />

der Kranzberggipfel in Mittenwald. Durch<br />

seine leichte Erreichbarkeit mit dem Zug und<br />

seine Schneesicherheit, auch an<br />

frühlingshaften Wintertagen, gewann er<br />

vermehrt für unsere erlebnispädagogischen<br />

Veranstaltungen an Attraktivität.<br />

Weg zum Kranzberggipfel<br />

(Quelle: Gemeindewerke Mittenwald)<br />

Schneeschuhwandern ist für uns ein gutes<br />

Instrument, um das theoretische Ziel<br />

„Stärkung der Lebenskompetenz bei jungen<br />

Menschen“ praktisch zu unterfüttern.<br />

Neben mir als staatlich geprüftem Berg- und<br />

Skiführer ist immer eine Kollegin oder ein<br />

Kollege aus der Suchtprävention mit von der<br />

Partie, damit das Projekt auch pädagogisch<br />

begleitet wird.<br />

Mit unserem Team, den vielen motivierten<br />

Schülern und natürlich deren Lehrern<br />

machten wir uns bei jedem Wetter auf zum<br />

teils sturmumtosten, teils sonnigen<br />

Kranzberg.<br />

Je nach Kondition und Schneelage der<br />

Teilnehmer starteten wir im Tal oder mit der<br />

Kranzbergbahn als Aufstiegshilfe.<br />

Für die Schüler gestaltete sich der Aufstieg<br />

oft sehr mühselig, da es für manche die erste<br />

Begegnung mit dem winterlichen Gebirge<br />

war.<br />

Eine Situation mit zwei jungen<br />

Teilnehmerinnen ist mir noch gut in<br />

Erinnerung, die sehr dünn bekleidet und mit<br />

nicht gerade sehr gebirgstauglichen Samtstiefletten<br />

am Treffpunkt erschienen.<br />

Die eine bekam meinen Anorak, die andere<br />

meine Handschuhe. Es herrschte starkes<br />

Schneetreiben und es war sehr windig und<br />

kalt. Die beiden „fluchten“ sich den Berg<br />

hinauf, gut gecoacht von meiner Kollegin<br />

Anca Blanga.<br />

Mit gutem Zusprechen und Motivation durch<br />

uns erreichten die beiden mit den anderen<br />

das Gipfelhaus, wo wir gemeinsam nach dem<br />

erfolgreichen Aufstieg Würste und Tee<br />

kochten.<br />

Beim Aufstieg waren die beiden jungen<br />

Damen richtig euphorisch, dass ich neugierig<br />

wurde. Ich erfuhr, dass sie das erste Mal in<br />

ihrem Leben im Gebirge waren. Was hat<br />

ihnen die Schneewanderung nun konkret<br />

gebracht? Mit Sicherheit wurden „life skills“<br />

wie Frustrationstoleranz und Durch-<br />

haltevermögen gestärkt. Die beiden Mädchen<br />

lernten im Aufstieg sich selbst besser kennen<br />

und ihren Körper spüren.<br />

Ein Prozess, an den man in einer<br />

Suchttherapie oft lange zuarbeitet. Zu guter<br />

Letzt kam es zu einem kleinen<br />

Erfolgserlebnis, das jedem Menschen gut tut<br />

und in mancher Biographie meist selten<br />

vorkommt.<br />

Bedanken wollen wir uns an dieser Stelle bei<br />

den Lehrkräften, die uns bei der<br />

Durchführung unserer Outdooraktivitäten<br />

tatkräftig unterstützt haben.<br />

Daniel Wittmann<br />

„Jede Begegnung ist eine Begegnung mit<br />

dir selbst“<br />

(Unbekannt)<br />

16


Im dritten Jahr des im März 2008<br />

begonnenen ambulant betreuten<br />

Einzelwohnens (BEW) gab es im<br />

Durchschnitt eine Belegung von neun<br />

Teilnehmerplätzen. Dem Bezirk Oberbayern<br />

als Förderer und Auftraggeber des BEW<br />

wurde die fortlaufende Entwicklung dieser<br />

Maßnahme anhand von qualifizierten<br />

Dokumentationen jeweils mitgeteilt.<br />

Angebot<br />

Das BEW bietet ambulante Hilfe für<br />

Erwachsene mit Suchterkrankung, die bereit<br />

sind, ihre Lebenssituation grundlegend zu<br />

überdenken und zu verbessern. Im<br />

Mittelpunkt der Leistungen des BEW steht<br />

das wöchentliche Einzelgespräch in den<br />

eigenen vier Wänden. Die Teilnehmer<br />

können sich damit in ihrem vertrauten Umfeld<br />

auf das Gespräch einlassen. Es können<br />

daneben auch Einzelgespräche in den<br />

<strong>Condrobs</strong>-Beratungsstellen wahrgenommen<br />

werden, die von den Klientinnen und Klienten<br />

immer wieder genutzt werden.<br />

<strong>Condrobs</strong> bietet Unterstützung und Hilfe bei<br />

der Suche nach einer geeigneten<br />

Arbeitsstelle, bei der Aufrechterhaltung der<br />

finanziellen Basisversorgung oder bei der<br />

Gestaltung einer erfüllenden Tagesstruktur.<br />

In der häuslichen Versorgung mit<br />

Lebensmitteln, bei der Aufrechterhaltung<br />

einer angemessenen Hygiene und der<br />

Begleitung bei der Wohnungssuche wird<br />

ebenfalls viel praktische Hilfestellung<br />

geleistet.<br />

Die regelmäßigen wöchentlichen Kontakte<br />

fördern das Vertrauensverhältnis zwischen<br />

KlientIn und Betreuer. So fällt es dann<br />

leichter, bei Rückfällen und persönlichen<br />

Krisen unterstützend und stabilisierend auf<br />

die Betreuten einzuwirken.<br />

Überblick von <strong>2010</strong><br />

Konkret arbeiteten zwei Klienten 20 Stunden<br />

die Woche in einem Ein-Euro-Job in<br />

Garmisch-Partenkirchen (Lenzheim und<br />

Betreutes Einzelwohnen (BEW)<br />

Prozentmarkt). Ein Betreuter arbeitete in<br />

Vollzeit in den Werdenfelser Werkstätten,<br />

ebenfalls Garmisch-Partenkirchen. Zwei<br />

weitere Klienten wurden nach<br />

Vorstellungsgesprächen jeweils zu<br />

Probearbeiten eingeladen, bekamen aber<br />

noch keine Zusage für eine Beschäftigung.<br />

Auch Umzüge fanden wieder statt. Ein Klient<br />

schaffte es, nach mehr als zehn Jahren<br />

therapeutischer Behandlung aus einer<br />

therapeutischen Wohngemeinschaft auszu-<br />

ziehen und mit tatkräftiger Unterstützung von<br />

<strong>Condrobs</strong> eine eigene Mietwohnung zu<br />

beziehen. Ein anderer wechselte weitgehend<br />

selbständig innerhalb eines Mietshauses in<br />

Mittenwald seine vier Wände.<br />

Es gab einige Termine beim Amtsgericht,<br />

sowohl als Begleitung zur richterlichen<br />

Betreuungseinrichtung als auch zum<br />

Beiwohnen von Gerichtsverhandlungen. Auch<br />

zur Schuldnerberatung wurden Klienten<br />

mehrmals begleitet.<br />

Die Bandbreite der Alkohol-Suchtproblematik<br />

der Betreuten reicht von konsumierend über<br />

regelmäßigen Wechsel von Rückfall und<br />

Abstinenzzeit bis hin zu einer Abstinenz von<br />

mittlerweile elf Jahren.<br />

Ausflüge <strong>2010</strong><br />

Es fanden im letzten Jahr vier BEW-Ausflüge<br />

statt.<br />

Christkindlmarkt Innsbruck <strong>2010</strong><br />

(Quelle: lemonpage.de)<br />

17


So gab es im Februar einen Besuch im<br />

Alpspitz-Wellenbad Garmisch-Partenkirchen,<br />

im August wanderten wir von Urfeld nach<br />

Sachenbach und zurück am Walchensee<br />

entlang und im Oktober besuchten wir das<br />

Volkskunstmuseum sowie die Hofkirche in<br />

Innsbruck.<br />

Im Dezember waren wir erneut in Innsbruck.<br />

Wir fuhren mit der Karwendel-Eisenbahn zum<br />

stimmungsvollen Christkindlmarkt und<br />

bestiegen auch noch den Innsbrucker<br />

Stadtturm mit einer herrlichen Rundumsicht.<br />

Vor allem während des letzten Quartals <strong>2010</strong><br />

gab es intensive Vorbereitungen im Bereich<br />

Qualitätsmanagement zur bevorstehenden<br />

ISO-Zertifizierung im Januar 2011.<br />

Aufgrund des erweiterten Teilnehmerfeldes<br />

und der damit verbundenen Mehrarbeit wurde<br />

im Juli <strong>2010</strong> eine neue Mitarbeiterin in Teilzeit<br />

eingestellt.<br />

Konstantin Plaß<br />

Fallbericht – so arbeiten wir konkret<br />

Mein Name ist Veronika Gerum, ich bin seit<br />

Juli <strong>2010</strong> in Teilzeit im Betreuten<br />

Einzelwohnen gemeinsam mit meinem<br />

Kollegen Konstantin Plaß tätig.<br />

Veronika Gerum (eigene Quelle)<br />

Nach mehrjähriger Arbeit als Schul-<br />

sozialarbeiterin an einer Hauptschule und<br />

einem Jahr Elternteilzeit, die ich mit meinen<br />

Zwillingen verbracht habe, wollte ich<br />

unbedingt wieder in meinen Beruf zurück.<br />

Bei <strong>Condrobs</strong> e.V. habe ich die Möglichkeit<br />

dazu gefunden.<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> war ich für drei Klienten als<br />

Hauptbetreuerin eingesetzt, weiters<br />

unterstütze ich bei Veranstaltungen und<br />

Ausflügen, in Krisensituationen und als<br />

Urlaubsvertretung meinen Kollegen.<br />

Um einen besseren Einblick in unsere Arbeit<br />

zu bekommen, werfen wir einen kleinen Blick<br />

in das Leben eines meiner Betreuten:<br />

Karl P. sieht keinen Ausweg mehr. Er ist vor<br />

ein paar Jahren nach Deutschland<br />

gekommen, um hier zu arbeiten und das<br />

große Glück zu finden. Anfangs läuft alles<br />

nach seinen Vorstellungen. Er findet eine<br />

Frau und gute Arbeit.<br />

Doch schleichend und unbemerkt ändert sich<br />

langsam sein Leben. Die Frau verlässt ihn,<br />

Freunde und Familie sind in seiner alten<br />

Heimat, er kann sich nur schlecht<br />

verständigen. Durch die zunehmende soziale<br />

Isolation fällt ihm das Arbeiten immer<br />

schwerer und er sucht immer häufiger Trost<br />

im Alkohol.<br />

Biertrinken entwickelt sich mehr und mehr zu<br />

seiner Hauptbeschäftigung. Karl P. wird<br />

krank, sehr krank und verliert seine Arbeit.<br />

Später wird er bewusstlos in der Wohnung<br />

aufgefunden.<br />

Nach mehrwöchigem massivem Alkohol-<br />

konsum ist das Immunsystem geschwächt, er<br />

hat eine beginnende Leberzirrhose, es geht<br />

ihm sehr schlecht. Ein mehrwöchiger<br />

stationärer Aufenthalt ist notwendig.<br />

Die Klinik verständigt zur Unterstützung und<br />

nachhaltiger Betreuung unsere Suchtbe-<br />

ratungsstelle.<br />

Nach mehreren Kontakten noch in der Klinik<br />

wird Karl P. nach Hause in seine Wohnung<br />

entlassen. Durch die Betreuung und<br />

regelmäßige Unterstützung bekommt er sein<br />

Leben langsam wieder in Griff. Aufgaben, die<br />

ihm schwer fallen, wie z.B. Selbstversorgung,<br />

Anträge stellen, die Scheidung einreichen,<br />

Wohnungseinrichtung etc., können Schritt für<br />

18


Schritt gemeinsam angegangen werden.<br />

Soziale Kontakte und ein gesundes Umfeld<br />

werden gemeinsam aufgebaut.<br />

Das Gefühl jemanden im Hintergrund zu<br />

haben, der da ist, wenn man ihn braucht und<br />

Neue Mitarbeiterin in der Verwaltung!!!<br />

Last but not least möchten wir unsere neue<br />

Verwaltungskraft begrüßen.<br />

Christine Esser (eigene Quelle)<br />

Carpe diem!<br />

Nutze den Tag!<br />

dem man vertrauen kann, tut gut und gibt<br />

neue Perspektive, sein Leben wieder aktiv in<br />

die Hand zu nehmen.<br />

Veronika Gerum<br />

Christine Esser ist seit Juli <strong>2010</strong> bei uns und<br />

wurde zur Unterstützung der langjährigen<br />

Mitarbeiterin Christine Krinniger eingesetzt.<br />

Gemeinsam bilden sie unser<br />

Verwaltungsteam, dem ich als<br />

Einrichtungsleitung an dieser Stelle ein<br />

herzliches „Dankeschön“ für die gute<br />

Zusammenarbeit aussprechen möchte.<br />

Carolin Zeller<br />

19


Dieser <strong>Tätigkeitsbericht</strong> wurde gesponsert von:<br />

DANKE!!!<br />

20


<strong>Condrobs</strong> e.V. gibt es 4-mal im Landkreis:<br />

<strong>Condrobs</strong> – Suchtberatungstelle Außenstelle Murnau<br />

Ludwigstraße 82a Reschstraße 1<br />

82467 Garmisch-Partenkirchen 82418 Murnau<br />

Tel: (08821) 7 20 21 Tel: (08841) 62 8 55-0<br />

Fax: (08821) 7 20 23 Fax: (08841) 62 8 55-29<br />

garmisch@condrobs.de<br />

www.condrobs.de<br />

Außenstelle Mittenwald Außenstelle Oberammergau<br />

Am Anger 2 Ammergauer Haus<br />

82481 Mittenwald Eugen-Papst-Str. 9a Souterrain<br />

82487 Oberammergau<br />

Tel: (08823) 93 24 12 Tel: (08822) 93 55 55<br />

Unsere Arbeit ist auf Ihre Spende angewiesen!<br />

Spendenkonto:<br />

Kreissparkasse Garmisch-Partenkirchen<br />

Konto 12 831 (BLZ 703 500 00)<br />

Auflösung Test „Drogen-Quiz“:<br />

a), b), c), b), a), a)<br />

Impressum:<br />

Das <strong>Condrobs</strong>-Team Garmisch-Partenkirchen <strong>2010</strong><br />

(Anca Blanga, Christine Esser, Veronika Gerum, Julia Kinner, Christine Krinninger, Ralf Menken,<br />

Nancy Müller, Konstantin Plaß, Anissa Wagner, Alfons Wagner, Daniel Wittmann, Carolin Zeller)<br />

21

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