40 Jahre Condrobs - die Chronik - PDF zum ... - Condrobs e.v.
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<strong>Chronik</strong><br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Condrobs</strong><br />
www.condrobs.de<br />
1
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Condrobs</strong><br />
Liebe Freundinnen und Freunde von <strong>Condrobs</strong>,<br />
im Jahr 1971 gründeten 18 Eltern aus der Not <strong>die</strong><br />
„Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch“ als qualifiziertes<br />
Hilfeangebot für sich und ihre betroffenen Kinder. Damals<br />
rechneten wohl <strong>die</strong> Wenigsten mit deren langem Bestehen.<br />
Dass daraus ein Verein mit über 30 Einrichtungen, einer<br />
GmbH und weit über <strong>40</strong>0 MitarbeiterInnen erwachsen würde,<br />
dachte sicherlich niemand.<br />
Das, was <strong>Condrobs</strong> nacheinander aufgebaut hat, war nie<br />
theoretisch vorüberlegt. Es basierte stets auf den praktischen<br />
Erfahrungen der bisherigen Arbeit der MitarbeiterInnen<br />
mit den KlientInnen. Deshalb gab es auch nicht<br />
den Anspruch, flächen- oder problemdeckend tätig zu<br />
sein. Vielmehr verfolgen wir bis heute das Ziel, für jede/n<br />
Klient/in das richtige Angebot zu entwickeln.<br />
Wir konnten vielfältige Projekte für Prävention, Betreuung<br />
und Beschäftigung verwirklichen, im Bewusstsein, dass es<br />
den „Königsweg“ im Umgang mit unserer Klientel nicht<br />
gibt. Daher haben wir aufeinander abgestimmte Hilfen<br />
erarbeitet und damit über <strong>die</strong> <strong>Jahre</strong> zehntausenden Menschen<br />
geholfen, ihr Leben wieder integriert in der Gesellschaft<br />
zu führen. Darauf sind wir zusammen mit allen, <strong>die</strong><br />
an den Erfolgen mitgewirkt haben, sehr stolz.<br />
Begleiten Sie uns bei einem Rückblick<br />
auf <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> spannender Vereinsgeschichte.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Alexander Eberth<br />
Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Alexander Eberth<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Condrobs</strong> e.V.,<br />
Heßstraße 134, 80797 München<br />
Tel: 089 38<strong>40</strong>82 - 0, Fax: - 30,<br />
Geschäftsführende Vorsitzende:<br />
Eva Egartner (V.i.S.d.P.)<br />
Redaktion: Manuela Schwab<br />
Fotos: Annette Hempfling<br />
Druck: Druckerei Makowski, München<br />
3
1971 1981 1991 2001 2011<br />
1971<br />
Die Drogenproblematik steht unter dem Gesichtspunkt der<br />
Bewusstseinserweiterung, vor allem in der Hippieszene. Auseinandersetzungen<br />
mit gesellschaftlichen Normen und Hie-<br />
rarchien sowie <strong>die</strong> Suche nach alternativen Lebensformen<br />
zählen zu den Gründen für <strong>die</strong> sogenannte Drogenwelle, <strong>die</strong><br />
Mitte der 60er <strong>Jahre</strong> in Deutschland eingesetzt hat. Die Bundesregierung<br />
reagiert auf den weitverbreiteten Konsum, in<br />
erster Linie von Haschisch, mit einer Verschärfung der Strafbestimmungen.<br />
Sie verabschiedet das Betäubungsmittelgesetz<br />
(BTMG) und ersetzt damit das bis dahin geltende Opiumgesetz<br />
von 1929.<br />
In München spielt sich <strong>die</strong> Drogenszene großteils in Schwabing<br />
an der Münchner Freiheit ab. In der nahegelegenen<br />
Haimhauserstraße befindet sich <strong>die</strong> Städtische Drogenberatungsstelle.<br />
Der sozial engagierte Rechtsreferendar Alexander<br />
Eberth lernt im Frühjahr 1971 Vladimir Bosnjak kennen,<br />
der dort als Sozialarbeiter tätig ist. Zusammen mit 18 Eltern<br />
gründen sie am 13. Dezember 1971 <strong>die</strong> Elterninitiative gegen<br />
Drogenmissbrauch. Alexander Eberth entwirft <strong>die</strong> Satzung.<br />
„Ich wollte den Eltern und ihren Kindern helfen, soweit es mir<br />
als Jurist, der sich auch ein bisschen im sozialen Bereich auskannte,<br />
möglich war“, wird er später rückblickend erzählen.<br />
4
1972<br />
Neben zahlreichen kleineren Spenden erhält <strong>die</strong> Initiative einen<br />
ersten Zuschuss in Höhe von 30.000 DM von der Stiftung<br />
für Bildung und Behindertenförderung (2005 umbenannt in<br />
Heidehof-Stiftung). Daraufhin beschließt sie eine Beratungsstelle<br />
zu eröffnen. Gesellschaftliche Vorbehalte gegenüber<br />
Drogenabhängigen erschweren <strong>die</strong> Suche nach Räumlichkeiten.<br />
Ein Ministerialrat aus dem bayerischen Arbeitsministerium<br />
vermietet an <strong>die</strong> Initiative schließlich Räume in der<br />
Schwabinger Konradstraße, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Eltern gemeinsam renovieren.<br />
Im Juni 1972 wird <strong>die</strong> Beratungsarbeit aufgenommen,<br />
zunächst mit Vladimir Bosnjak als einzigem Mitarbeiter. Alexander<br />
Eberth übernimmt den Posten des Geschäftsführers.<br />
Nachdem <strong>die</strong> Stadt München und das Arbeitsministerium<br />
Zuschüsse bewilligt haben, gelingt es, einige Honorarkräfte<br />
sowie eine Praktikantin einzustellen. Die Gruppe besteht nun<br />
aus sechs bis acht Leuten, <strong>die</strong> einen großen Zulauf von Jugendlichen<br />
zu bewältigen haben. Diese suchen vor allem im<br />
Zusammenhang mit Haschisch, LSD und psychischen Problemen<br />
Hilfe.<br />
1971 1972 1981 1991 2001 2011<br />
5
1971 1973/74 1981 1991 2001 2011<br />
1973<br />
Das illegale Drogengeschäft wird zunehmend professionalisiert,<br />
in München ist seit Kurzem auch Heroin erhältlich.<br />
Die Elterninitiative beginnt mit der Arbeit in Gefängnissen,<br />
zunächst in der Jugendstrafanstalt Laufen-Lebenau sowie in<br />
der Justizvollzugsanstalt Stadelheim.<br />
1974<br />
Ein Mitarbeiter der Initiative mit Erfahrung aus der Amsterdamer<br />
Drogenarbeit entwickelt ein Konzept für eine Teestube.<br />
Damit soll eine Alternative zu Lokalen mit Konsumzwang geschaffen<br />
werden. Der Raum befindet sich in der Elisabethstraße,<br />
<strong>die</strong> Nachfrage ist immens. Aufgrund von Beschwerden<br />
der Hausbewohner muss <strong>die</strong> Einrichtung wieder geschlossen<br />
werden. Noch im selben Jahr kann jedoch in der Türkenstraße<br />
das Teehaus Fidibus seine Türen öffnen.<br />
6
1975<br />
Im Teehaus zeigt sich der Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten<br />
für BesucherInnen. Daraufhin gegründete Wohngemeinschaften<br />
in der Grillparzer-, der Rosenheimer- und der<br />
Gewürzmühlstraße müssen nach Schwierigkeiten mit Nachbarn<br />
wieder aufgegeben werden.<br />
1976<br />
Jugendliche, <strong>die</strong> mit ihren Eltern in der Konradstraße eine<br />
Anlaufstelle gefunden haben, schlagen für <strong>die</strong> Elterninitiative<br />
den Namen „Con-drobs“ vor: „Drobs“ als Abkürzung<br />
für „Drogenberatungsstelle“, „Con“ für Konradstraße und<br />
außerdem als lateinisches Präfix, um das „Miteinander“ zu<br />
betonen.<br />
1971 1975/76 1981 1991 2001 2011<br />
7
1971 1977/78 1981 1991 2001 2011<br />
1977<br />
Infolge langer Verhandlungen mit der Stadt München erhält<br />
der Verein eine alte Villa im Stadtteil Oberföhring zur Verfügung<br />
gestellt. In dem dreistöckigen Haus wird im September<br />
mit sechs männlichen und vier weiblichen Jugendlichen <strong>die</strong><br />
Arbeit begonnen. Das 1901 erbaute Anwesen in der Muspillistraße<br />
hatte einst dem im Münchner Geschäftsleben bekannten<br />
Teppich- und Textilkaufmann Ernst Bernheimer gehört.<br />
Ab 1938 war das Bernheimerschlößl im Besitz einer nationalsozialistischen<br />
Forschungsgesellschaft, bis es <strong>die</strong> Erben des<br />
jüdischen Kaufmanns nach dem Krieg zurückerhielten und<br />
mit einer Sozialbindung an <strong>die</strong> Stadt München verkauften.<br />
1978<br />
Unter dem Titel „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“<br />
veröffentlicht das Magazin stern <strong>die</strong> Tonbandprotokolle von<br />
Interviews, <strong>die</strong> zwei Redakteure über ein Jahr hinweg mit<br />
einem 16-jährigen drogenabhängigen Mädchen aus Berlin<br />
führten. Das Buch wird <strong>zum</strong> Bestseller.<br />
Die Drogenberatungsstelle in der Konradstraße ist nun im<br />
Psychosozialen Anschlussprogramm (PSAP) der Bundesregierung<br />
und kann durch <strong>die</strong> finanziellen Mittel personell erweitert<br />
werden.<br />
8
1979<br />
Der Verein beginnt sein bislang größtes Projekt, das stationäre<br />
Langzeitzentrum Schloss Pichl nördlich von Augsburg. Der<br />
Start <strong>die</strong>ser Einrichtung markiert den endgültigen Übergang<br />
von einer Selbsthilfeinitiative zu einem professionellen Anbieter<br />
der Drogenhilfe. Das Ziel ist, <strong>die</strong> BewohnerInnen dort<br />
an praktische Arbeit heranzuführen. Eingerichtet wird unter<br />
anderem eine Werkstatt. Mit dem Angebot von handwerklichen<br />
Tätigkeiten als Teil des Therapiekonzepts beschreitet<br />
<strong>Condrobs</strong> einen neuen Weg im Bereich der Drogenarbeit.<br />
1980<br />
In der Öffentlichkeit wird neben der Einführung des Methadons<br />
(Berichterstattung von Innenminister Gerhart Baum von<br />
einer Informationsreise in den USA) auch der Aufbau von Gefängnissen<br />
für Drogenabhängige oder geschlossenen „Spezialkliniken“<br />
(Parsberg II) diskutiert. Jungdemokraten in der<br />
FDP und andere Jugendverbände fordern eine Legalisierung<br />
von Cannabis.<br />
Bei einem Besuch des Bundesjustizministers Dr. Hans-Jochen<br />
Vogel in der Beratungsstelle in der Konradstraße gelingt es<br />
den Eltern eindrucksvoll, <strong>die</strong> Sorgen und Erfahrungen mit ihren<br />
drogenabhängigen Kindern deutlich zu machen.<br />
1971 1979/80 1981 1991 2001 2011<br />
9
1971 1981/82 1991 2001 2011<br />
1981 1982<br />
Im Zuge der Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes wird<br />
<strong>die</strong> Höchststrafe für Vergehen gegen das Gesetz von 10 auf<br />
15 <strong>Jahre</strong> heraufgesetzt. Unter dem Motto Therapie statt Strafe<br />
enthält es zudem <strong>die</strong> sogenannten Therapieparagraphen<br />
(§35ff. BTMG).<br />
Die Beratungsstelle betreut in <strong>die</strong>sem Jahr insgesamt 1008<br />
KlientInnen. Unterdessen entsteht von München aus auch<br />
in den kleineren Städten und Gemeinden eine Drogenszene.<br />
Ein erhebliches Drogenproblem in benachbarten Landkreisen<br />
führt dazu, dass <strong>Condrobs</strong> in Garmisch-Partenkirchen eine<br />
Beratungsstelle einrichtet.<br />
Zeitgleich eröffnet der Verein in Biberbach <strong>die</strong> Übergangseinrichtung<br />
Die Brücke für KlientInnen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Therapie in<br />
Schloss Pichl erfolgreich abgeschlossen haben.<br />
10<br />
Beschlagnahmungsaktionen der Polizei treiben <strong>die</strong> Preise für<br />
Heroin in der Szene in <strong>die</strong> Höhe.<br />
Die Angst vor Inhaftierung lässt immer mehr Abhängige zu<br />
legalen Mitteln greifen: Temgesic, Lexatonil und verschiedene<br />
Codein-Präparate sind in Apotheken oder über Ärzte leicht<br />
erhältlich. Derweil werden <strong>die</strong> Chancen ehemals Abhängiger<br />
auf eine berufliche Tätigkeit aufgrund der schlechten Arbeitsmarkt-Entwicklung<br />
immer aussichtsloser.
1983<br />
„Tödliche Seuche AIDS – Die rätselhafte Krankheit“ lautet am<br />
6. Juni <strong>die</strong> Titelgeschichte des Nachrichtenmagazins Spiegel.<br />
Das Bundesgesundheitsamt setzt im Juni eine Expertengruppe<br />
von 15 Professoren ein, um <strong>die</strong> Krankheit zu erforschen.<br />
In den kommenden <strong>Jahre</strong>n führt das HI-Virus zu einer grundlegenden<br />
Veränderung der Drogendiskussion.<br />
In München läuft das Psychosoziale Anschlussprogramm der<br />
Bundesregierung aus, der Freistaat Bayern übernimmt fortan<br />
<strong>die</strong> Personalkosten.<br />
1984<br />
Der Mehrfachmissbrauch von Alkohol und Medikamenten<br />
nimmt zu.<br />
Herbert Grönemeyer erlangt mit dem Album „Bochum“ Bekanntheit,<br />
<strong>zum</strong> Hit wird unter anderem das Lied „Alkohol“.<br />
Gegenüber den MitarbeiterInnen in der Konradstraße erzählt<br />
eine große Anzahl von weiblichen Klientinnen von Erfahrungen<br />
mit offener und verdeckter Prostitution. Zudem berichten<br />
viele von ihnen von Gewalt und sexuellem Missbrauch bis<br />
<strong>zum</strong> 16. Lebensjahr. Auffallend ist der wesentlich höhere Anteil<br />
der 16- bis 18-jährigen Mädchen gegenüber den gleichaltrigen<br />
männlichen Jugendlichen in der Beratungsstelle.<br />
1971 1983/84 1991 2001 2011<br />
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1971 1985/86 1991 2001 2011<br />
1985<br />
Die öffentliche Diskussion über das Drogenproblem wird<br />
bestimmt von polizeilichen Fahndungs- und Verhaftungs-<br />
„Erfolgen“. Fast keine Woche vergeht, in der nicht über <strong>die</strong><br />
Mengen von beschlagnahmtem Rauschgift, <strong>die</strong> Verhaftung<br />
von Dealern oder hohe Strafen bei Verhandlungen berichtet<br />
wird.<br />
1986<br />
Am 22. Juli bezieht <strong>die</strong> erste Frau <strong>die</strong> Frauenwohngemeinschaft<br />
Prima Donna in Neufahrn. Da sie nicht alleine im Haus<br />
bleiben möchte und soll, übernachten zwei Betreuerinnen<br />
mit ihr in der Einrichtung. Diese, <strong>die</strong> sich speziell an Frauen<br />
richtet, wird aus der Erfahrung von <strong>Condrobs</strong>-MitarbeiterInnen<br />
heraus gegründet, dass <strong>die</strong> Abhängigkeitserkrankungen<br />
bei Frauen immer mit ihren besonderen Lebenserfahrungen<br />
und der nötigen Anpassung an eine männlich dominierte<br />
Welt zusammenhängen. Zudem sind <strong>die</strong> abhängigen Frauen<br />
in gemischtgeschlechtlichen Therapien deutlich in der Unterzahl<br />
und oftmals gezwungen, mit potentiellen Zuhältern oder<br />
Dealern eine Therapie zu absolvieren. Das Konzept für <strong>die</strong><br />
Einrichtung wird zusammen mit den ersten Bewohnerinnen<br />
erarbeitet und nach und nach differenziert.<br />
Nach Tschernobyl wird in Schloss Pichl der Speiseplan für<br />
KlientInnen mit einer labilen Körperabwehr umgestellt, eine<br />
Tonne Trockenmilch gekauft und <strong>die</strong> frische Kost sorgfältig<br />
ausgewählt.<br />
12<br />
1987<br />
Die bayerische Staatsregierung verabschiedet einen „AIDS-<br />
Maßnahmenkatalog“, der unter anderem Zwangsuntersuchung<br />
für Drogenabhängige und Prostituierte vorsieht. Um<br />
gegenüber den KlientInnen zu betonen, dass ihre Anonymität<br />
auch weiterhin gewährleistet ist, verteilt <strong>die</strong> Beratungsstelle<br />
in Garmisch-Partenkirchen Informationsblätter mit dem<br />
Titel „Wir melden nicht“.<br />
Das Teehaus in der Türkenstraße muss einem Bankneubau<br />
weichen und zieht in <strong>die</strong> Häberlstraße nahe dem Goetheplatz<br />
um.<br />
Im November starten vier Betreuer, davon drei Sozialpädagogen<br />
mit Segelerfahrung und ein Kapitän, das Experiment<br />
„Das Boot“. Ziel des ersten Segeltörns mit sechs Teilnehmer-<br />
Innen ist Jugoslawien. Das niedrigschwellige Angebot soll<br />
suchtkranken Jugendlichen eine neue Möglichkeit intensiven<br />
Zusammenlebens ermöglichen. Nach zwei <strong>Jahre</strong>n endet das<br />
Projekt, weil Dealer in den angesteuerten Ländern den Jugendlichen<br />
beim Landgang Drogen verkaufen.<br />
1988<br />
Methadon wird im Bundesland Nordrhein-Westfalen im Rahmen<br />
eines Forschungsprojekts an Drogensüchtige ausgegeben.<br />
<strong>Condrobs</strong> warnt ausdrücklich vor den Gefahren der Ersatzdroge.<br />
Die Zahl der in der Münchner Beratungsstelle betreuten KlientInnen<br />
ist gegenüber den beiden Vorjahren um 48 Prozent<br />
gestiegen. Hilfesuchende Jugendliche müssen aufgrund fehlender<br />
Therapieplätze abgewiesen werden. Außerdem erschweren<br />
lange Bearbeitungszeiten für Kostenübernahmen<br />
den MitarbeiterInnen <strong>die</strong> Arbeit.
1971 1987/88 1991 2001 2011<br />
13
1971 1989/90 1991 2001 2011<br />
1989<br />
Im Oktober wird der erste PC in der Beratungsstelle aufgestellt.<br />
Das Betreuungs-, Hilfs- und Versorgungsdefizit für Drogenabhängige<br />
in München nimmt weiterhin zu.<br />
Die Jugendwohngemeinschaft in Oberföhring arbeitet sehr<br />
erfolgreich und der Großteil der KlientInnen schließt <strong>die</strong> Therapie<br />
clean ab. Im Anschluss unterstützt fortan <strong>die</strong> neue Einrichtung<br />
Inizio Nachsorge Jugendliche ab 17 <strong>Jahre</strong>n in dezentral<br />
betreuten Wohngemeinschaften auf dem Weg zu einem<br />
selbstständigen Leben.<br />
Aufgrund der unsicheren Finanzierungslage fürchten <strong>die</strong><br />
<strong>Condrobs</strong>-MitarbeiterInnen in München und Augsburg um<br />
ihre Arbeitsplätze.<br />
1990<br />
51 Menschen sterben in München an den unmittelbaren Folgen<br />
des Drogenmissbrauchs.<br />
Die Anfragen von Schulen, Elternbeiräten und Lehrerkollegien<br />
nach Informationsveranstaltungen sind so zahlreich, dass<br />
sie von den <strong>Condrobs</strong>-MitarbeiterInnen nicht alle bewältigt<br />
werden können.<br />
In Eglharting im Landkreis Ebersberg wird <strong>die</strong> Übergangswohngemeinschaft<br />
für Drogenabhängige (ÜWG) eröffnet.<br />
Ehemals drogenkonsumierende Frauen und Männer können<br />
hier schnell und unbürokratische Hilfe erhalten und damit<br />
Gefährdungssituationen entgehen, beispielsweise bei der<br />
Überbrückung von Wartezeiten. <strong>Condrobs</strong> bietet damit ein<br />
innovatives Konzept, das nach den neuen Prinzipien der Realitätsnähe,<br />
der Selbstverantwortung und der Selbststrukturierung<br />
arbeitet.<br />
14<br />
1991<br />
Zahlreiche JugendrichterInnen in München beklagen, dass es<br />
für jugendliche Drogengefährdete und -abhängige zu wenige<br />
Unterbringungsmöglichkeiten gibt.<br />
Der Beratungsstelle in Garmisch-Partenkirchen gelingt es, im<br />
zweitgrößten Kreisort Murnau neue Räume am Burggraben<br />
an<strong>zum</strong>ieten.<br />
1992<br />
DrogenberaterInnen wird per Gesetz das Zeugnisverweigerungsrecht<br />
eingeräumt.<br />
Bundesweit stößt das sogenannte Haschisch-Urteil eines Lübecker<br />
Richters („Recht auf Rausch“) eine Legalisierungsdebatte<br />
an. Dies führt bei <strong>Condrobs</strong> zu zahlreichen Me<strong>die</strong>nanfragen.<br />
Da der Ansturm ratsuchender Eltern mit 15- bis 17-jährigen<br />
Kindern anhält, richtet <strong>die</strong> Beratungsstelle mithilfe der Elternselbsthilfegruppe<br />
ein Elterntelefon ein.<br />
Das Nachsorge-Projekt Viva Clara beginnt, in dem vorwiegend<br />
bereits zuvor von <strong>Condrobs</strong> betreute Frauen einen Arbeitsplatz<br />
finden. Dahinter steht <strong>die</strong> Idee eines Raums in Form<br />
eines Cafés, das allen Frauen offen steht und alkohol- und<br />
drogenfrei <strong>die</strong> Möglichkeit für Kontakte und professionelle<br />
Hilfe bietet.
1971 1981 1991/92 2001 2011<br />
15
1971 1981 1993/94 2001 2011<br />
1993 1994<br />
Deutschlandweit konsumieren immer mehr Jugendliche <strong>die</strong><br />
Designerdroge Ecstasy.<br />
<strong>Condrobs</strong> geht für eine Aktion „out-door“ in den Englischen<br />
Garten: Die Möglichkeit <strong>zum</strong> Spritzentausch und für Gespräche<br />
nimmt <strong>die</strong> dortige Szene dankbar an.<br />
In Biberbach wird <strong>die</strong> stationäre Nachsorge Die Brücke geschlossen,<br />
parallel erfolgt der Aufbau des StattHauses in<br />
Augsburg mit Adaption, Auffangbehandlung und ambulanter<br />
Rehabilitation.<br />
Drogengefährdete und drogenkonsumierende Mädchen im<br />
Alter von 14 bis 18 <strong>Jahre</strong>n sollen in der neuen Mädchen-WG<br />
eine längerfristige Wohnmöglichkeit unter den Bedingungen<br />
einer drogenfreien Lebensgemeinschaft erhalten. Da es an einer<br />
ausreichenden finanziellen Unterstützung fehlt, muss das<br />
Projekt bereits nach 120 Tagen wieder aufgegeben werden.<br />
16<br />
Die Gesamtzahl der in der Münchner Beratungsstelle betreuten<br />
KlientInnen steigt im Vergleich <strong>zum</strong> Vorjahr um 17<br />
Prozent auf 1.824 an. In Garmisch-Partenkirchen suchen<br />
339 Personen <strong>die</strong> Beratungsstellen auf. Ein Hauptproblem ist<br />
übermäßiger Alkoholkonsum.<br />
Für Frauen, <strong>die</strong> nach abgeschlossener Therapie weiterhin<br />
Unterstützung benötigen, wird <strong>die</strong> Nachsorgewohngemeinschaft<br />
Schwabenbächl in Allach gegründet.
1995<br />
Die gesellschaftliche Bewertung des Drogenkonsums und das in der Bevölkerung herrschende Bild von DrogenkonsumentInnen<br />
sind noch immer extrem negativ. Dazu tragen Unkenntnis, <strong>die</strong> politische Behandlung des Themas sowie<br />
<strong>die</strong> Berichterstattung der Presse bei.<br />
<strong>Condrobs</strong> übernimmt <strong>die</strong> Trägerschaft für den Kontaktladen off des ehemaligen Vereins SAD (Selbsthilfe, AIDS und<br />
Drogen). Das Projekt, mit dem <strong>die</strong> niedrigschwellige Arbeit im Verein einen herausragenden Platz gewinnt, zieht an<br />
den Orleansplatz in München-Haidhausen. Ehemalige Drogenabhängige sowie Substituierte erhalten außerdem fortan<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit von Arbeitserprobung, Erwerbstätigkeit und Ausbildung. Das dem off angeschlossene Arbeitsprojekt<br />
bietet als eigenständige gemeinnützige GmbH von <strong>Condrobs</strong> Arbeitsplätze für drogenabhängige KlientInnen. Die<br />
neukonzipierte Organisation von Arbeitsprojekten stellt einen neuen Akzent in der Arbeit des Vereins dar.<br />
1971 1981 1995 2001 2011<br />
17
1971 1981 1996/97 2001 2011<br />
1996<br />
In den ehemaligen Räumlichkeiten des Teehauses, das ein<br />
Jahr zuvor aus finanziellen Gründen geschlossen werden<br />
musste, beginnen <strong>Condrobs</strong>-MitarbeiterInnen mit dem Präventionsprojekt<br />
Inside. Es richtet sich mit seinen Angeboten<br />
vor allem an MultiplikatorInnen wie LehrerInnen, Schüler-<br />
Innen, Eltern und MitarbeiterInnen von Jugendzentren. Im<br />
Großraum München werden 48 Veranstaltungen und Projekte<br />
durchgeführt.<br />
Angesichts der wachsenden Drogenszene im Münchner<br />
Stadtteil Neuperlach startet <strong>Condrobs</strong> dort das Hilfsprojekt<br />
Pedro (Abkürzung für Perlacher Drogenhilfe) im Sinne einer<br />
niedrigschwelligen, aufsuchenden, akzeptierenden Straßensozialarbeit.<br />
Dies bietet auch der Con-Action Kontaktladen – girls only,<br />
der im September nach zweijähriger Vorbereitungszeit und<br />
zahlreichen Verhandlungen in der Müllerstraße im Münchner<br />
Glockenbachviertel für Mädchen eröffnet.<br />
1998 1999<br />
Um <strong>die</strong> chaotischen Verhältnisse der Drogenszene in der<br />
Leopoldstraße und an der Münchner Freiheit zu verändern,<br />
plant <strong>Condrobs</strong> ein niedrigschwelliges Angebot. Vehementer<br />
Widerstand von AnwohnerInnen macht bei der Suche nach<br />
Räumen für einen Kontaktladen in Schwabing deutlich, wie<br />
tief verwurzelt Vorurteile und Aggressionen gegenüber Drogenabhängigen<br />
sind. Die als Übergangslösung angemieteten<br />
Räume in der Ungererstraße müssen deshalb wieder aufgegeben<br />
werden. Die MitarbeiterInnen des limit machen notgedrungen<br />
zunächst Streetwork. Erst im Jahr 2000 gelingt es, in<br />
der Emanuelstraße ein Objekt an<strong>zum</strong>ieten.<br />
18<br />
1997<br />
Durch eine Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für<br />
Arbeit und Sozialordnung wird das Modell Externe Suchtberatung<br />
in den Justizvollzugsanstalten ins Leben gerufen, um<br />
<strong>die</strong> Häftlinge vor Ort und nicht mehr über <strong>die</strong> Beratungsstellen<br />
zu betreuen. Sieben Fachkräfte von <strong>Condrobs</strong> arbeiten<br />
fortan direkt in den Justizvollzugsanstalten Landsberg, Garmisch-Partenkirchen,<br />
Niederschönenfeld, München-Stadelheim<br />
und München-Neudeck. Von insgesamt 501 Betreuten<br />
in <strong>die</strong>sem Jahr sind 241 MigrantInnen. Davon sind vor dem<br />
Hintergrund des neuen Ausländerrechts 65 unmittelbar von<br />
der Abschiebung bedroht.<br />
Politisch verordnete Sparmaßnahmen im Reha-Bereich, <strong>die</strong><br />
sich auf das Therapiezentrum Schloss Pichl auswirken, sowie<br />
Einschränkungen bei der Sozialgesetzgebung erschweren <strong>die</strong><br />
Nutzung des Drogenhilfesystems und damit <strong>die</strong> (Wieder-)<br />
Eingliederung der Hilfesuchenden.<br />
Mit Unterstützung des Jugendamts der Landeshauptstadt<br />
München wird das Projekt easyContact für jugendliche DrogenkonsumentInnen<br />
und deren Eltern auf den Weg gebracht.<br />
Hauptanliegen ist früh und aufsuchend „am Wohnzimmertisch“<br />
<strong>die</strong> Eltern und Jugendlichen zu begleiten. Das Konzept<br />
verbindet alle für <strong>die</strong> Entwicklung von Jugendlichen verantwortlichen<br />
Institutionen und Personen, um eine verlässliche<br />
und individuelle Betreuung zu garantieren.<br />
Die Sicherheits- und Ordnungspolitik an Szenetreffpunkten<br />
in München erschwert den StreetworkerInnen von ConAction<br />
<strong>die</strong> Arbeit. Im Laufe des <strong>Jahre</strong>s verringert sich <strong>die</strong> Zahl ihrer<br />
Kurzkontakte von 317 Mädchen im April auf 106 im November.
1971 1981 1998/99 2001 2011<br />
19
1971 1981 1991 2000/01 2011<br />
2000<br />
Die Zahl der Drogentoten in München erreicht mit 89 einen<br />
neuen Höchststand (im Vorjahr waren es 62). Der Ruf nach<br />
Drogenkonsumräumen wird immer drängender, <strong>die</strong> zuständigen<br />
Behörden in Bayern lehnen <strong>die</strong>se jedoch bis <strong>zum</strong> heutigen<br />
Tag ab.<br />
Im Münchner Stadtrat wird hitzig darüber debattiert, wo im<br />
Stadtgebiet soziale Einrichtungen angesiedelt werden können<br />
und wie Akzeptanz dafür zu schaffen ist. Nach Anmietung<br />
der Räume in der Emanuelstraße für den Kontaktladen<br />
limit überzeugt <strong>die</strong> skeptischen Stadtteilpolitiker, dass es in<br />
der Nachbarschaft aufgrund der qualifizierten Arbeit der<br />
<strong>Condrobs</strong>-MitarbeiterInnen zu keinen Beschwerden über Ruhestörung<br />
kommt.<br />
Die stationäre intensive Einzelbetreuung von easyContact<br />
wird aufgebaut. Konsumierende Jugendliche erhalten hier<br />
ausstiegsorientierte individuelle Hilfe.<br />
2001<br />
Mit der Eröffnung von Suprima, einer sozialtherapeutischen<br />
Wohngemeinschaft für substituierte Frauen und Männer, erweitert<br />
<strong>Condrobs</strong> das Gesamtkonzept um ein bis dahin einzigartiges<br />
Angebot der Suchthilfe: Ziel von Suprima ist <strong>die</strong><br />
psychische und körperliche Gesundung von substituierten<br />
BewohnerInnen sowie deren soziale und berufliche Reintegration.<br />
Das Konzept basiert auf Eigenmotivation – und funktioniert.<br />
In den ersten fünf <strong>Jahre</strong>n nehmen 44 Frauen und 48<br />
Männer <strong>die</strong> Einrichtung in Anspruch.<br />
<strong>Condrobs</strong> feiert außerdem den Start von zwei weiteren<br />
Wohngemeinschaften: Das easyContact House für Jugendliche<br />
ab 14 <strong>Jahre</strong>n und <strong>die</strong> Einrichtung Prima Donna Nachsorge<br />
öffnen ihre Türen.<br />
20
2002<br />
In München und in Ingolstadt wird der Bereich der Jugendhilfe<br />
weiter ausgebaut. Beratung und Prävention bietet ab<br />
sofort easyContact Ingolstadt.<br />
Aufgrund der starken Entwicklung von <strong>Condrobs</strong> im Laufe<br />
der vergangenen <strong>Jahre</strong> sind <strong>die</strong> Verwaltungs- und Führungsstrukturen<br />
nicht mehr stimmig und der Überblick über viele<br />
Abläufe fehlt. Dies führt zu einer Sanierung- und Neustrukturierung<br />
des Vereins sowie in den Folgejahren zu einer zunehmenden<br />
Professionalisierung.<br />
2003<br />
In München leben etwa 5000 DrogenkonsumentInnen, ca.<br />
<strong>die</strong> Hälfte davon werden substituiert.<br />
Der Verein erweitert sein Angebot in der Ambulanten Erziehungshilfe:<br />
Im Zuge der Regionalisierung der Jugendhilfe<br />
wendet sich <strong>die</strong> neue Einrichtung easyContact family, <strong>die</strong> im<br />
Münchner Stadtteil Berg am Laim eröffnet, an Kinder, Jugendliche<br />
und junge Erwachsene, deren Familien und soziales<br />
Netzwerk.<br />
1971 1981 1991 2002/03 2011<br />
21
1971 1981 1991 2004/05 2011<br />
2004<br />
Die Wohngemeinschaft Suprima Nachsorge wird eingeweiht:<br />
Ehemals suchtmittelabhängige BewohnerInnen leben hier eigenständig<br />
in einer Wohnung und gehen meist einer Arbeit<br />
nach. Das Team unterstützt sie in ihrem Bestreben nach einem<br />
dauerhaft unabhängigen Leben.<br />
2005<br />
Mit 18 Plätzen öffnet in München <strong>die</strong> Tagesklinik für drogenabhängige<br />
Erwachsene. Die KlientInnen sind Montag bis<br />
Samstag von 9 bis 17 Uhr in der Klinik und leben in ihren<br />
eigenen Wohnungen.<br />
Der Bereich niedrigschwellige Hilfen von <strong>Condrobs</strong> widmet<br />
sich intensiv der Frage nach den Bedarfen der älteren, Drogen<br />
konsumierenden Klientel. In einer bundesweit beachteten<br />
Umfrage werden ihre sozialen Lebensverhältnisse, <strong>die</strong><br />
körperliche und psychische Verfassung sowie ihre Wünsche<br />
und Vorstellungen für ein Leben im Alter erfragt. Von den<br />
49 Befragten über <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> (41 Männer und 8 Frauen) geben<br />
79,6 Prozent an, psychische Probleme wie Depressionen oder<br />
Ängste zu haben. 55 Prozent fühlen sich einsam. Über 67<br />
Prozent haben niemanden, der sich im Alter um sie kümmern<br />
wird. Viele sind suizidgefährdet. Infolge der Befragung wird<br />
ab 2007 ein Teil des Bereichs niedrigschwellige Angebote<br />
konsequent auf <strong>die</strong> ältere Klientel hin ausgerichtet.<br />
22<br />
2006<br />
Das Team der Externen Suchtberatung mit nach wie vor 7<br />
MitarbeiterInnen vermittelt 178 von 753 KlientInnen aus den<br />
Justizvollzugsanstalten in eine Therapie.<br />
Münchens DrogenkonsumentInnen treffen sich zunehmend<br />
an öffentlichen Plätzen in Haidhausen, allen voran am Orleans-,<br />
Bordeaux- und Pariser Platz. Dies führt zu Beschwerden<br />
von AnwohnerInnen und füllt <strong>die</strong> Titelseiten der Lokalblätter.<br />
Im Juli wird <strong>Condrobs</strong>, trotz schlechter Kassenlage, eine<br />
halbe zusätzliche Streetwork-Stelle speziell für Haidhausen<br />
bewilligt. Zu den Aufgaben zählen Beratung zu Drogenkonsum<br />
und Vermittlung in weiterführende Hilfsangebote. Unter<br />
anderem wird ein Straßenreinigungsprojekt durchgeführt,<br />
bei welchen <strong>die</strong> DrogenkonsumentInnen selbst „anpacken“<br />
und <strong>die</strong> Stadtplätze von Unrat säubern. Alle Deeskalations-<br />
strategien sind letztlich ohne Erfolg. Nach anhaltenden Protesten<br />
der AnwohnerInnen vertreibt <strong>die</strong> Polizei <strong>die</strong> Drogen-<br />
und Alkoholszene ein Jahr später mit massivem mehrwöchigen<br />
Einsatz aus Haidhausen.
1971 1981 1991 2006 2011<br />
23
1971 1981 1991 2007 2011<br />
2007<br />
Die allgemeine Wirtschaftslage verschlechtert sich. In vielen<br />
Familien gehen beide Elternteile einer Erwerbstätigkeit nach,<br />
oftmals bleibt wenig Zeit für <strong>die</strong> Kinder. Für <strong>die</strong>se wird der<br />
Einstieg ins Berufsleben, in erster Linie mit einem Hauptschulabschluss,<br />
schwieriger.<br />
Die StreetworkerInnen von ConAction beobachten in München<br />
einen kontinuierlichen Zuwachs an Jugendlichen, <strong>die</strong><br />
sich auf der Straße aufhalten. 39 junge Menschen, <strong>die</strong> von<br />
der Einrichtung betreut werden, sind ohne festen Wohnsitz.<br />
Im März eröffnet <strong>Condrobs</strong> <strong>die</strong> Tagesklinik in Augsburg. Das<br />
Therapieangebot für zwölf PatientInnen schließt eine Lücke<br />
im Augsburger Suchthilfesystem.<br />
24
2008<br />
Infolge der internationalen Finanzmarktkrise machen sich viele<br />
Deutsche Sorgen um ihren Arbeitsplatz und ihr Erspartes.<br />
Der Elektro-Recycling-Betrieb Con-job und der Gastronomie-<br />
und Cateringbetrieb Viva Clara werden im Januar in der <strong>Condrobs</strong><br />
Beschäftigungs-GmbH vereint.<br />
Angelehnt an ein Bundes-Modellprojekt entwickelt <strong>Condrobs</strong><br />
zusammen mit den Münchner Ärzten gegen Jugendalkoholismus<br />
<strong>die</strong> „Krisenintervention im Krankenhaus“. Bis Anfang<br />
Februar suchen <strong>die</strong> MitarbeiterInnen bereits 20 Mädchen und<br />
27 Jungen im Klinikum Schwabing auf. Die meisten der alkoholvergifteten<br />
Jugendlichen sind zwischen 14 und 17 <strong>Jahre</strong><br />
alt.<br />
MitarbeiterInnen des Präventionsprojekts Inside veranstalten<br />
zwei interne Fortbildungen <strong>zum</strong> Thema „Exzessiver Internetgebrauch“.<br />
Während das Phänomen in der Fachwelt bislang<br />
unzureichend erforscht ist, gilt <strong>Condrobs</strong> als Experte auf <strong>die</strong>sem<br />
Gebiet.<br />
Am 13. März wird in Pasing <strong>die</strong> erste Suchtberatungsstelle<br />
für den Münchner Westen eingeweiht. Darüber hinaus öffnet<br />
im Oktober in Landsberg eine neue Außenstelle für <strong>die</strong><br />
ambulante Rehabilitation von alkohol-, medikamenten- und<br />
drogenabhängigen Männern.<br />
1971 1981 1991 2008 2011<br />
25
1971 1981 1991 2009 2011<br />
2009<br />
Der Verein verzeichnet fast 56.000 Kontakte, <strong>40</strong> Prozent<br />
mehr als im Vorjahr.<br />
Anlässlich des Internationalen Tags der Familie ruft <strong>Condrobs</strong><br />
im Mai <strong>die</strong> Elternkampagne „Immer wichtig: Eltern sein!“ ins<br />
Leben. Sie soll Eltern in der oftmals schwierigen Erziehungsarbeit<br />
ermutigen und unterstützen.<br />
Im Juli wird in München <strong>die</strong> Therapeutische WG Prima Donna<br />
Futura offiziell eröffnet. Nach langer, aufwändiger Suche<br />
nach einem Haus können jetzt 12 ehemals suchtmittelkonsumierende<br />
Frauen mit zusätzlichen psychischen Belastungen<br />
und psychiatrischen Vorbehandlungen in einer Villa in<br />
Hadern eine unbefristete betreute Wohnmöglichkeit und <strong>die</strong><br />
Chance auf ein geregeltes (Arbeits-)Leben bekommen.<br />
26<br />
2010<br />
In Deutschland leben nach Schätzungen zwischen 5.000 und<br />
10.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Viele von ihnen<br />
sind stark traumatisiert. Ab Juli bietet <strong>Condrobs</strong> in München<br />
bis zu neun Plätze mit heilpädagogischer Betreuung an.<br />
Ziel ist es, den traumatisierten Jugendlichen Schutz zu geben<br />
und sie in <strong>die</strong> Gesellschaft zu integrieren.<br />
Interne Recherchen ergeben, dass in München ca. 50 % der<br />
KonsumentInnen illegaler Suchtmittel wohnungslos sind.<br />
Ergänzend zur bestehenden Wohnungslosenhilfe, bei der<br />
hauptsächlich AlkoholkonsumentInnen eine Bleibe finden, eröffnet<br />
<strong>Condrobs</strong> eine völlig neuartige Einrichtung der Suchthilfe:<br />
das Suprima Wohnheim für medikamentös unterstützte<br />
und gefährdete drogenabhängige Menschen, <strong>die</strong> wohnungslos<br />
oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind.<br />
Der Kontaktladen Pedro ist seit März Suchtfachstelle Ost mit<br />
zweitem Standort in Neuperlach-Süd. Neben Drogensüchtigen<br />
erhalten dort nun auch Alkoholabhängige sowie Menschen<br />
mit substanzunabhängigen Suchtformen, wie Spielsucht<br />
und Essstörungen, Hilfe.<br />
Unter dem Motto „Sie spenden. Wir helfen.“ wird ein Spendenladen<br />
als eines der spezifischen Angebote für <strong>die</strong> Klientel<br />
über <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> eröffnet. Sechs ältere KonsumentInnen finden<br />
hier Arbeit. Der Spendenladen ist nicht nur ein Ort, an dem<br />
Sachspenden abgegeben werden können, sondern auch eine<br />
Fundgrube für Schnäppchenjäger und Sammler.<br />
Der Paritätische Wohlfahrtsverband zeichnet <strong>Condrobs</strong> „für<br />
<strong>die</strong> Verwirklichung beispielhafter, innovativer und besonders<br />
erfolgreicher Projekte“ mit dem Luise-Kiesselbach-Preis aus.
1971 1981 1991 2010 2011<br />
27
1971 1981 1991 2001 2011<br />
28<br />
2011<br />
Als erster überkonfessioneller Verein für Prävention, Jugend-<br />
und Suchthilfe in Bayern wird <strong>Condrobs</strong> nach DIN EN ISO<br />
9001:2008 zertifiziert.<br />
Nach über 30 <strong>Jahre</strong>n muss das Langzeitzentrum Schloss Pichl<br />
aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Dafür wird<br />
das Angebot in Augsburg erweitert: Im Ambulanten Zentrum<br />
mit Tagesklinik und ambulanter Rehabilitation bietet der<br />
Verein ab Mai neben berufsbegleitender Rehabilitation auch<br />
substitutionsgestützte Entwöhnungsbehandlung an.<br />
Das neue Angebot Prima Donna Perspektive ebnet Frauen<br />
nach dem Maßregelvollzug den Weg in weiterführende<br />
Nachsorgeangebote – und somit zurück in <strong>die</strong> Gesellschaft.<br />
Im Juli eröffnet <strong>Condrobs</strong> <strong>die</strong> Ambulante Erziehungshilfe für<br />
unbegleitete minderjährige und unbegleitete Flüchtlinge bis<br />
21 <strong>Jahre</strong>. Zwei Monate später folgt <strong>die</strong> neue Einrichtung Puerto<br />
– Begleitetes Wohnen mit <strong>40</strong> Plätzen für 16- bis 21-jährige<br />
unbegleitete Flüchtlinge.<br />
Die Therapeutischen Wohngemeinschaften <strong>40</strong>+ werden um<br />
12 Plätze erweitert, davon sind sechs Plätze für körperlich<br />
schwer beeinträchtigte KlientInnen.
1971 1981 1991 2001 2011 ...<br />
29
1971 1981 1991 2001 2011 ...<br />
30<br />
Stand: Dezember 2011<br />
Würzburg<br />
Augsburg<br />
Landsberg<br />
Garmisch<br />
Ingolstadt<br />
Gilching<br />
Murnau<br />
Starnberg<br />
Mittenwald<br />
München
standorte<br />
Direkt am Menschen.<br />
Zuhause in Bayern.<br />
Was in München begann, hat sich in den letzten <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n für ganz Bayern erfolgreich<br />
entwickelt. Ob Franken, Schwaben oder Oberbayern. An vielen Standorten können wir mit<br />
unseren Einrichtungen den Menschen in Bayern helfen.<br />
<strong>Condrobs</strong> münchen<br />
Sozialtherapie + Frauenarbeit<br />
BGF: Maria Möbus<br />
<strong>Condrobs</strong><br />
Beschäftigungs-GmbH<br />
GF: Andreas Görres / Eva Egartner<br />
• Con-job Entsorgungsfachbetrieb, Tages-job-Projekt<br />
• Viva Clara Café, Catering, Bistro<br />
• ConCare Haushaltsnahe Pflege<strong>die</strong>nste<br />
• ÜWG<br />
• Suprima TWG, Nachsorge, BEW<br />
• Suprima Wohnheim<br />
• Prima Donna Intensiv TWG, Clean-WG<br />
• Prima Donna Nachsorge WGs, BEW,<br />
Prima Donna Futura, Prima Donna Perspektive<br />
<strong>Condrobs</strong> Bayern<br />
Prävention, Beratung, ambulante Hilfen regionale Angebote<br />
BGF: Karin Wiggenhauser<br />
• Augsburg Ambulantes Zentrum<br />
• Garmisch-Partenkirchen Suchtberatung, ambulante Reha.,<br />
BEW, Außenstellen: Murnau + Mittenwald + Oberammergau<br />
• Ingolstadt easyContact Erziehungshilfe, BEW<br />
• Landsberg ambulante Reha<br />
• Starnberg Suchtberatung, ambulante Reha.,<br />
BEW, chillout, Außenstelle: Gilching<br />
• Würzburg BEW<br />
<strong>Condrobs</strong> e.V.<br />
mitgliederversammlung<br />
aufsichtsrat<br />
Alexander Eberth, Hans-Ulrich Pfaffmann,<br />
Eva Melzer-Hollederer, Prof. Sabine Pankofer,<br />
Dr. Christoph Wild<br />
Geschäftsführender Vorstand<br />
Eva Egartner, Florian Willeitner<br />
Zentralverwaltung<br />
<strong>Condrobs</strong> münchen<br />
Angebote für Ältere + niedrigschwellige Arbeit<br />
BGF: Klaus Fuhrmann<br />
• BEW <strong>40</strong> +<br />
• Therap. WGs <strong>40</strong> +<br />
• Kontaktläden off + und limit<br />
• Arbeitsprojekte Zuver<strong>die</strong>nst, 1,-€ Jobs, Projekt Haidhausen<br />
• Spendenladen<br />
<strong>Condrobs</strong> münchen<br />
Prävention, Beratung, ambulante Hilfen<br />
BGF: Josef Strohbach<br />
• Inside; Inside @ School Präventionsprojekte<br />
• Externe Suchtberatung in den JVAs<br />
• Drogenberatung München<br />
• Suchtberatung Pasing<br />
• Pedro – Suchtfachstelle Ost<br />
• Tagesklinik Mü Ambulante Reha München<br />
<strong>Condrobs</strong> münchen<br />
Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene<br />
BGF: Frederik Kronthaler<br />
• ConAction Streetwork<br />
• easyContact Erziehungshilfeangebote<br />
HaLT, Clearing, intensive soz. päd. Einzelbetreuung<br />
• eC House Therap. WG für Jugendliche<br />
• Inizio Therap. WG für junge Menschen<br />
• Inizio Nachsorge TWG, ISE, BEW<br />
• eC BEW für junge Erwachsene<br />
• AEH/UMF easyContact family amb. Erziehungshilfen SR 8,<br />
Puerto AEH + TWG für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge,<br />
Puerto Begleitetes Wohnen<br />
1971 1981 1991 2001 2011 ...<br />
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www.condrobs.de