Ausgabe Apr-Mai 2013 - Evangelisches Johannesstift
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4 • der springende punkt •<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Stiftsvorsteher<br />
Pfarrer Martin von Essen<br />
Kaufmännischer Vorstand<br />
Andreas Arentzen<br />
wieviel brauchen Sie eigentlich? Wieviel Erholung, wieviel<br />
Arbeit? Wieviel Einkommen, wieviel zum Spenden? Wieviel<br />
Glück, wieviel Traurigkeit? Wieviel Erfolg, wieviele Niederlagen?<br />
Wieviel brauchen Sie? Fast zwangsläufig schließt sich<br />
an die Frage nach dem „Wieviel“ die Frage: „Bekommen Sie<br />
das auch?“ Bekommen Sie, was Sie brauchen? Nehmen Sie<br />
sich, was Sie brauchen?<br />
Das evangelische Großereignis dieses Frühjahres – der<br />
Kirchentag in Hamburg – und die Bibel machen aus dieser<br />
Frage eine Aufforderung. Unter<br />
dem Titel „Soviel du brauchst“<br />
erinnern sie an eine Aufforderung<br />
Gottes. Der Vers ist dem<br />
2. Buch Mose entnommen, wo<br />
im 16. Kapitel beschrieben wird, wie das Volk Israel 40<br />
Jahre durch die Wüste wandern muss und nichts zu Essen<br />
findet. Wie könnte man auch, mitten in der Wüste. Kurz<br />
vor dem Verhungern aber geschieht das Wunder. Gott lässt<br />
ihnen jeden Tag Essen zukommen. Die Frauen und Männer<br />
finden Wachteln und Brot und sammeln es in Krügen. Gott<br />
sichert ihnen diese Versorgung zu und bindet daran eine<br />
Bedingung: Jede und jeder solle täglich nur soviel sammeln,<br />
wie sie oder er zum Essen brauche, nicht mehr. Was zuviel<br />
gesammelt wird, das verkommt.<br />
Was brauchen wir für unsere Arbeit<br />
und uns selbst und was ist zuviel?<br />
Die Verantwortung gibt er damit jeder und jedem Einzelnen.<br />
Kläre für dich was du brauchst und nimm es dir, aber<br />
nicht mehr. Nicht Gott entscheidet, wieviel wir brauchen,<br />
sondern er überlässt es uns, unseren wirklichen Bedürfnissen.<br />
„Selbstbestimmung“ heißt das heute und übertragen<br />
auf unser diakonisches Engagement: Die Klienten bestimmen<br />
was sie brauchen. Auch auf die Gefahr hin, dass manches<br />
nicht gelingt, dass nach unseren Maßstäben manches<br />
unvernünftig ist, auf die Gefahr hin, dass wir das Scheitern<br />
voraussehen: Wenn schon Gott<br />
selbst nicht für seine Geschöpfe<br />
entscheidet, was würden wir<br />
uns dann anmaßen?<br />
Vielleicht ist es auch für das<br />
Evangelische <strong>Johannesstift</strong> als Ganzes gut, dass es durch<br />
den Kirchentag bzw. diesen Bibelvers daran erinnert wird,<br />
sich selbst zu prüfen. Was brauchen wir für unsere Arbeit<br />
und uns selbst und was ist zuviel? Was verdirbt in unseren<br />
Händen, weil wir es nicht nutzen können? Lassen Sie uns<br />
darüber ins Gespräch kommen, was Sie und was wir wirklich<br />
brauchen.<br />
Bleiben sie behütet,<br />
Ihre<br />
Foto: Karin Baumann<br />
Pfarrer Martin von Essen<br />
Stiftsvorsteher<br />
Andreas Arentzen<br />
Kaufmännischer Vorstand