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Predigt über Psalm 59 im Rahmen der Predigtreihe ... - KaleidoSKOP

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Liebe Gemeinde,<br />

• (die Anziehungskraft <strong>der</strong> <strong>Psalm</strong>en )<br />

Das Gebetsbuch <strong>der</strong> Bibel - die <strong>Psalm</strong>en - nehmen wir in den Blick mit <strong>der</strong> <strong>Predigt</strong>reihe in <strong>der</strong><br />

Gesamtkirchengemeinde für die nächsten 4 Sonntage. Die <strong>Psalm</strong>en haben eine große Anziehungskraft.<br />

Von Anfang an haben Christen mit diesen Gebeten gelebt. Sie haben die alten Gebete<br />

Israels <strong>im</strong> Gottesdienst gebetet. Diese Gebete sind bis heute Teil ein jeden Gottesdienstes.<br />

Die <strong>Psalm</strong>en prägen auch vielfach unser persönliches Glaubensleben. Viele Konfirmationsdenksprüche<br />

sind einem <strong>Psalm</strong> entnommen. Mit <strong>Psalm</strong>verse bringen manchmal Eltern ihre<br />

Freude und Dankbarkeit <strong>über</strong> die Geburt eines Kindes in <strong>der</strong> Geburtsanzeige zum Ausdruck.<br />

Und <strong>Psalm</strong>worte stehen <strong>über</strong> viele Todesanzeigen. So begleiten uns <strong>Psalm</strong>worte in <strong>der</strong> ganzen<br />

Breite unseres Lebens. Die große Anziehungskraft <strong>der</strong> <strong>Psalm</strong>en liegt wohl darin, dass wir in ihnen<br />

Worte und Bil<strong>der</strong> finden für die Vielfalt und den Spannungsreichtum unseres Lebens. Die<br />

Beter <strong>der</strong> <strong>Psalm</strong>en drücken ihre Freude und ihren Dank in Loblie<strong>der</strong>n aus. Sie schreien aber<br />

auch ihre Not und Verzweiflung in bedrängen<strong>der</strong> Not heraus und bitten Gott um Hilfe. Freude<br />

und Dank – und daneben Ärger, Klage und tiefste Verzweiflung: Alles, was <strong>im</strong> Leben da ist, hat<br />

vor Gott Raum und Gehör. Das lehren uns die <strong>Psalm</strong>en. Darin liegt ihre Anziehungskraft<br />

⇒ Und doch liegt in dieser großen Breite auch etwas Befremdliches und Provozierendes. Denn<br />

es gibt auch <strong>Psalm</strong>en, die wir nicht ohne weiteres nachsprechen - geschweige denn nachbeten<br />

können. Das sind Gebete, in denen ein Beter nicht nur seine unerträgliche Not schil<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n<br />

ausdrücklich Gott um die Vernichtung seiner Feinde bittet. „Suche sie he<strong>im</strong> – sei keinem<br />

von ihnen gnädig“: Rachepsalmen werden diese Sammlung <strong>der</strong> Gebete genannt, weil darin die<br />

Bitte um Rache und Vergeltung <strong>im</strong> beson<strong>der</strong>en hervortritt. Mit diesen Rachepsalmen wollen wir<br />

uns heute anhand des <strong>59</strong>. <strong>Psalm</strong>es beschäftigen:<br />

⇒ <strong>Psalm</strong> <strong>59</strong> lesen<br />

1. Können wir diese Worte wirklich beten?<br />

In meiner Lutherbibel sind wichtige <strong>Psalm</strong>worte fettgedruckt hervorgehoben. Sie eignen sich <strong>im</strong><br />

beson<strong>der</strong>en zum Auswendiglernen. In dem <strong>Psalm</strong> <strong>59</strong>, den wir gerade gehört haben, hat meine<br />

Luther-Bibel keine Vers und auch kein Wort fett hervorgehoben. Von Harmonie und Trost ist<br />

nichts zu spüren. Vielmehr best<strong>im</strong>men aggressive Worte dieses Gebet. Das Wort Rache kommt<br />

zwar in ihm nicht vor, aber <strong>der</strong> Sache nach handelt es sich in <strong>der</strong> Tat um ein Gebet, in dem Gott<br />

um die Tötung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sacher angefleht wird.<br />

In einer kleinen Gruppen sprachen wir <strong>über</strong> <strong>Psalm</strong>en, die uns wichtig sind. Viele vertraute<br />

<strong>Psalm</strong>worte trugen wir zusammen: „Der Herr ist mein Hirte; befiehl dem Herrn deine Wege<br />

u.s.w. “. Doch dann fragte einer aus <strong>der</strong> Gruppe: „Und was machen wir mit den <strong>Psalm</strong>en, die<br />

nicht so schön klingen? Können wir diese auch beten?. Da kamen die Rachepsalmen(auch<br />

Fluchpsalmen genannt) uns in den Blick. Vielleicht hat das mancher sich gerade be<strong>im</strong> Hören<br />

auch <strong>über</strong>legt: Kann man so beten? Können wir/ dürfen wir als Christen diese Worte beten?<br />

Entspricht das dem Geist <strong>der</strong> Seligpreisungen Jesu – wie wir sie gerade gehört haben: „Selig<br />

sind die Friedfertigen ...? Stellt nicht Jesus eine ganze an<strong>der</strong>e Haltung uns vor Augen: Liebet<br />

eure Feine, segnet die euch verfluchen...<br />

• Im Normalfall müssen wir uns mit dieser Frage gar nicht beschäftigen. Denn diese <strong>Psalm</strong>en<br />

werden – wo nur möglich- umgangen. Bei manchen christlichen Auslegern kommen sie auch<br />

ziemlich schlecht weg: So urteilt einer <strong>über</strong> den <strong>Psalm</strong> 109, <strong>der</strong> dem unsrigen vergleichbar ist:<br />

„Dieses Gebet ist in beson<strong>der</strong>em hohen Masse unchristlich (B. Duhm). Ein an<strong>der</strong>er Ausleger<br />

sagt: „Im Bereich des christlichen Glaubens haben diese Gedanken keinen Platz (F. Baumgärtel)“.<br />

So ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass <strong>der</strong> <strong>59</strong>. <strong>Psalm</strong> und ähnliche seiner Art in unserem<br />

Gesangbuch, aus dem wir die <strong>Psalm</strong>en beten, nicht vorkommen. O<strong>der</strong> es werden sperrige Passagen<br />

ausgelassen. Ein Paradebeispiel ist <strong>der</strong> <strong>Psalm</strong> 139, den wir vorher miteinan<strong>der</strong> gebetet<br />

haben. Seine Aussagen <strong>über</strong> die Geborgenheit bei Gott berühren viele. „Ich danke dir, dass ich<br />

wun<strong>der</strong>bar gemacht bin“ So schließt ein erster Gedankengang <strong>über</strong> das Gehe<strong>im</strong>nis <strong>der</strong> Nähe<br />

Gottes <strong>im</strong> Leben und Tod ab. Aber dann schiebt sich auf einmal ein schriller Misston in das bisher<br />

so wohlklingende Gebet ein: „Ach Gott wollest du doch die Gottlosen töten“. Das wird aber

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