Predigt über Psalm 59 im Rahmen der Predigtreihe ... - KaleidoSKOP
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ern in Südamerika und Afrika Dumping-Preise für ihre Ernte bezahlt wurden. Dem versucht die<br />
Initiative <strong>der</strong> Einen Welt entgegenzusteuern. Ich finde es wichtig, dass in unserer Gemeinde ab<br />
und an auch ein kleiner „Einen-Welt-Stand“ aufgebaut ist. Doch wie ist dann be<strong>im</strong> Gemeindefest?<br />
Greifen wir dann wie<strong>der</strong>, aufgrund <strong>der</strong> großen Menge, auf den billigen Tschibo-<br />
Kaffee zurück? Ich weiß, das ist nicht einfach – aber gerade die unbequemen Aussagen <strong>der</strong><br />
Rachepsalmen <strong>über</strong> erlittenes Unrecht muten uns zu, uns <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neu zu fragen, wie<br />
glaubwürdiges Leben sich gestaltet.<br />
3. Die Bitte um Aufrichtung des Rechts und Vernichtung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sacher<br />
In den Rachepsalmen bringen die Beter schreiend und klagend ihr erlittenes Unrecht vor Gott.<br />
Doch <strong>der</strong> Stachel dieser <strong>Psalm</strong>en sitzt noch tiefer. Dieser Stachel zeigt sich darin, dass <strong>der</strong> Beter<br />
Gott nicht nur bittet, ihm sein Recht wie<strong>der</strong>zugeben. Son<strong>der</strong>n ausdrücklich schließt er die<br />
Vernichtung seiner Wi<strong>der</strong>sacher in seine Bitte ein. „wache auf, Herr und suche he<strong>im</strong> alle Völker<br />
....– vertilge sie ohne alle ...Gnad, vertilge sie, dass sie nicht mehr da sind ....<br />
Gerade diese Gebetsanliegen rufen die Kritiker des <strong>Psalm</strong>s auf den Plan. Es geht doch nicht<br />
an, Gott um den Tod an<strong>der</strong>er Menschen zu bitten. Doch schon ein Blick auf die dunklen Kapitel<br />
christlicher Geschichte wird uns davor bewahren, zu schnell den Stab <strong>über</strong> den Beter zu brechen.<br />
Auch mit fromm klingenden Worten kann an<strong>der</strong>en Menschen viel Unrecht angetan<br />
werden. Im 1. Weltkrieg mussten Soldaten mit <strong>der</strong> Aufschrift „Gott mit uns“ auf dem Koppelschloss<br />
in den Krieg ziehen. Doch nicht Gott hat diesen Krieg angezettelt, son<strong>der</strong>n politisches<br />
Machtkalkül.<br />
Der Beter des <strong>Psalm</strong> bleibt dagegen ehrlich. Er schiebt Gott keine Alibifunktion zu. Nein, gerade<br />
indem er Gott um die Tötung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sacher bittet, verzichtet er darauf, selbst zur Waffe zu<br />
greifen. Er vertraut darauf, dass Gott seinem Volk Recht verschafft (5. Mose 32,36).<br />
Was wäre unserer Geschichte an Leid erspart geblieben, hätten Christen dieses Wort beherzigt!<br />
Sie hätten praktisch nie so gewaltsam auftreten können, wenn sie das Schicksal <strong>der</strong><br />
Wi<strong>der</strong>sacher Gott anhe<strong>im</strong> gestellt hätten, statt mit einem „Gott mit uns“ auf dem Koppelschloss<br />
selbst gegen die Feinde zu ziehen. Und gewiss wären wir auch in unserem persönlichen Leben<br />
weniger grausam, wenn wir das, was wir gegen an<strong>der</strong>e auf dem Herzen haben, <strong>im</strong> Gebet vor<br />
Gott zu bringen. So hat es dieser Beter erlebt: Seine Lebenssituation war unerträglich geworden.<br />
Seine Wut brauchte ein Ventil. Er war ihm nur möglich zu <strong>über</strong>leben mit <strong>der</strong> Bitte, dass<br />
Gott nicht nur das Unrecht, son<strong>der</strong>n auch die Übeltäter aus dem Weg schafft.<br />
4. Der Schutzraum Gottes zeigt weitere Wege: das Kreuz Christi<br />
⇒ Können wir diese Worte beten?. Wenn ich ehrlich zu mir selber bin und die Gefühle, die in<br />
mir da sind, zulasse, dann muss ich eingestehen: Es kann Zeiten geben, in denen ich als bedrängter<br />
Mensch so und nicht an<strong>der</strong>es beten kann. Da öffnen gerade diese Rachepsalmen eine<br />
große Weite: auch diese dunklen Gefühle haben vor Gott einen Raum. Gott gibt Raum meiner<br />
Ohnmacht. Gott gibt Raum meiner Wut. So müssen mich diese Gefühle nicht besetzt halten. So<br />
wird Gott zu einem Schutzraum auch in ohnmächtiger Wut („meine Stärke, zu dir will ich mich<br />
halten, Gott ist mein Schutz“(V.13) .Gott schützt mich, damit ich die Wut nicht gegen mich<br />
selber richte (und die Schuld bei mir suche). Gott schützt mich, weil ich dann den an<strong>der</strong>en, den<br />
ich als Übeltäter erfahre, stehen lassen kann. Gott schützt, weil er Wert und Würde jedes<br />
Mensch als unantastbar erklärt.<br />
⇒ Wer diesen Schutzraum erfährt, kann aufatmen. Er schaut um sich und entdeckt in diesem<br />
Schutzraum neue Fenster. Er blickt auf neue Wege. Die wuterfüllte Bitte um Vergeltung und<br />
einen gerechten Ausgleich kann in manchen Zeiten ein nötiger Schritt sein Aber es ist nicht das<br />
Ziel des Weges. Wir beten als Christen diese <strong>Psalm</strong>. Wir glauben, dass Gott in Jesus Christus<br />
selbst in diese Welt mit ihren Gegensätzen und Widrigkeiten hineingegangen ist. Er ist in das<br />
Zentrum des Hasses, des unerträglichen Leids und <strong>der</strong> Boshaftigkeit menschlicher Herzen<br />
selbst hineingekommen. Er hat das am eigenen Leib ertragen und ausgehalten. So begann sein<br />
Weg in einer abgelegenen Krippe und führte ihn an das Kreuz in Golgatha. Im Schutzraum<br />
Gottes sehen wir das Kreuz Christi als Ziel des Weges. In diesem Kreuz bietet Gott sich als<br />
Zielscheibe und Opfer dem Hass <strong>der</strong> Menschen an und hält dies bis zum Ende aus. Das Kreuz