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Korrespondenzblatt - Kamenzer-geschichtsverein.de

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<strong>Korrespon<strong>de</strong>nzblatt</strong><br />

Neue Folge 2<br />

Kamenz - April 2005


Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsverein e.V.<br />

Satz und Layout: Carsta Off<br />

Für <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r Beiträge sind die Autoren selbst verantwortlich.<br />

2


INHALT<br />

Jahresbericht <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsvereins<br />

für das Jahr 2004<br />

Dr. Matthias Herrmann 4<br />

Wann wur<strong>de</strong> das vierte Schiff an <strong>de</strong>r Nordseite<br />

<strong>de</strong>r Marienkirche in Kamenz gebaut?<br />

Gernot Dietze 14<br />

Was Steinmetzzeichen verraten können<br />

Gernot Dietze 15<br />

PERSONALIA 18<br />

3


Jahresbericht <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsvereins e.V. 2004<br />

1. Einleiten<strong>de</strong> Gedanken<br />

Das Jahr 2004 lässt sich im Rückblick als ein vielfältiges, im Vergleich zu vorhergehen<strong>de</strong>n<br />

Jahren jedoch gleichmäßig verlaufen<strong>de</strong>s beschreiben. Bei <strong>de</strong>r<br />

Vielfalt an Vorhaben und Aufgaben bewegte es <strong>de</strong>n Vorstand bei seinen monatlichen<br />

Sitzungen <strong>de</strong>nnoch wie<strong>de</strong>r drei bis vier Stun<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n<br />

Hauptaufgaben unseres Vereins gehören<strong>de</strong>n Vortragstätigkeit prägten auch<br />

die weitere Umsetzung und <strong>de</strong>r Abschluss von Projekten das Jahr.<br />

Die Arbeit wur<strong>de</strong> markant dadurch geprägt, dass die Arbeit <strong>de</strong>r Geschäftsstelle<br />

grundsätzlich von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Stadtarchivs getrennt wur<strong>de</strong>. Die Aufnahme<br />

neuer Arbeiten und die Ausführung bisher aufgenommener Tätigkeiten wur<strong>de</strong>n<br />

stärker vom Vorstand in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Mitwirkung von Mitglie<strong>de</strong>rn verlagert.<br />

Wenngleich diese Zunahme an Formalitäten nicht unkritisch aufgenommen<br />

wur<strong>de</strong>, so hat es sich <strong>de</strong>nnoch bewährt. Beson<strong>de</strong>rs bedauerlich in<strong>de</strong>s<br />

war, dass im Kontext mit <strong>de</strong>r Einrichtung eines Cafés <strong>de</strong>r öffentlich einsehbare<br />

Geschäftsraum <strong>de</strong>s Vereins in <strong>de</strong>n Fleischbänken zum 30. April aufgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n musste. Fortan wur<strong>de</strong> das TAURIS-Büro <strong>de</strong>s Stadtarchivs in<br />

<strong>de</strong>r Pfortenstraße als Geschäftsraum genutzt, doch bot es keinesfalls die<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Fleischbänke.<br />

Neben <strong>de</strong>n Quartalsinformationen zu unseren Veranstaltungen (Dank an B.<br />

Moschke) und verschie<strong>de</strong>nsten geson<strong>de</strong>rten Vortragseinladungen reflektierten<br />

vier Rundschreiben (05. Februar, 8. März, 14. Juli und 04.November) auf<br />

die Mitwirkung unserer Mitglie<strong>de</strong>r bei Vereinsvorhaben und Veranstaltungsplanung.<br />

Die Resonanz auf die gesuchte Unterstützung war lei<strong>de</strong>r gering.<br />

Dass etwa 700 Menschen an unseren Vortragsveranstaltungen und Exkursionen,<br />

darunter ca. 50 Prozent Gäste, teilnahmen, ist begrüßenswert. Die Öffentlichkeit<br />

nimmt uns wahr. Wie viele zu Gesprächen beim Vereinstag und<br />

zum Tag <strong>de</strong>s offenen Denkmals mit uns in Kontakt traten, ist nicht bekannt.<br />

Damit dürften die Bedingungen <strong>de</strong>s Alltags umrissen sein.<br />

4


2. Veranstaltungen<br />

Im Jahr 2004 wur<strong>de</strong>n regelmäßig Vortragsveranstaltungen und eher vereinsinterne<br />

Exkursionen durchgeführt mit jeweils ca. 30 bis knapp 100 Besuchern.<br />

Hierzu seien an erster Stelle die Vortragsaben<strong>de</strong> von unseren Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

genannt. Heinz Kubasch (16.01.04) stellte die Frage: Was versteht man<br />

unter Westlausitz? Zwar ist allgemein bekannt, dass die Veranstaltungen mit<br />

Heinz Kubasch gern und gut besucht sind, doch hatte keiner mit einem solchen<br />

Andrang gerechnet. Letztendlich verwies er in seinen Ausführungen<br />

zum Herbstträumerei nochmals auf Problemkreise, die mit diesem Themenkomplex<br />

in Zusammenhang stehen und durch die heutigen Forschungen zu<br />

berücksichtigen seien. Hr. Kubasch en<strong>de</strong>te seinen Vortrag damit: „Nur das,<br />

was man kennt, sieht man. Und <strong>de</strong>shalb re<strong>de</strong> ich zu Ihnen, damit sie in Zukunft<br />

etwas mehr sehen ... Aufgabe <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsvereins ist es,<br />

ein Heimatgefühl zu entwickeln, damit <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Oberlausitz erhalten<br />

bleibt.―<br />

Als weiteres Mitglied sprach am Norbert Portmann (20.02.) zur Geschichte<br />

<strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Sparkassenwesens, wobei er auf das zuvor erschienene und<br />

von ihm mit verfasste Buch verwies. Im Ergebnis seiner weitgehen<strong>de</strong>n heimatgeschichtlichen<br />

Recherchen führte er im August (29.08.) die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

noch bei einer Exkursion nach und durch Scheckthal. Letztendlich sprachen<br />

im November (26.11.) Dr. Erik Käppler und Erich Große als Vereinsmitglie<strong>de</strong>r<br />

sowie Eberhard Franke und Helmut Münstermann zur Entwicklung <strong>de</strong>s Höheren<br />

Schulwesens in Kamenz während <strong>de</strong>r vergangenen 100 Jahre. Auch hier<br />

war es eine Publikation, die die Gedanken zur Geschichte <strong>de</strong>r Lessingschule<br />

gebün<strong>de</strong>lt hatte und zum Ausgangspunkt eines Abends mit <strong>de</strong>n Autoren wur<strong>de</strong>.<br />

Letztendlich stieß die von Manfred Eckart sehr gut vorbereitete und zeitlich<br />

straff durchorganisierte Jahresfahrt zur 2. Sächsischen Lan<strong>de</strong>sausstellung<br />

„Glaube & Macht“ in Torgau – Schloss Hartenfels und nach Bad Düben<br />

(19.06.) auf loben<strong>de</strong> Äußerungen.<br />

Als am 20.03. die Stadtgeschichtliche Ausstellung eröffnet wird, erschienen<br />

zahlreiche unserer Mitglie<strong>de</strong>r im Malzhaus, um <strong>de</strong>r Ausstellung einen ersten<br />

Besuch abzustatten und <strong>de</strong>r Leiterin, Ragnit Michalicka, alles Gute zu wün-<br />

5


schen. Verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n besten Wünschen für ihr Haus und ihr persönliches<br />

Wohlergehen wur<strong>de</strong> ihr vom Verein <strong>de</strong>r Bildband „Die Oberlausitz – eine<br />

Ortsbestimmung― überreicht – ein Hinweis auf die Einbindung <strong>de</strong>s lokalen in<br />

das regionale Bewusstsein. Interessant im Kontext <strong>de</strong>s Malzhauses ist, dass<br />

zur Podiumsdiskussion Stadtsanierung zwischen Tradition und Mo<strong>de</strong>rne <strong>de</strong>r<br />

Vortrag <strong>de</strong>s Bauamtsleiters Roland Dantz vorgelegt wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n er anlässlich<br />

einer Veranstaltung <strong>de</strong>s Geschichtsvereins im Jahre 2001 (30.11.) gehalten<br />

hatte.<br />

Die Stadtwache beteiligte sich als Vereinsrepräsentanten schließlich am Fest<br />

<strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts in Kamenz. Hier, wie an vielen an<strong>de</strong>ren Orten und bei<br />

diversen Ereignissen macht die Stadtwache mit ihren Auftritten das <strong>Kamenzer</strong><br />

Vereinsleben <strong>de</strong>utlich (SZ v. 24.5.2004.-S.11) Dafür gilt ihr unser beson<strong>de</strong>rer<br />

Dank!<br />

An externen Referenten konnten u. a. <strong>de</strong>r Görlitzer Denkmalpfleger Dr. Andreas<br />

Bednarek (26.03.) zum Thema „Städtebau im 19. Jh. unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Oberlausitz und <strong>de</strong>r Stadt Kamenz― und Prof. Dr. U. Fechner zu<br />

„Ein Unglück in Breslau“ (23.04.) begrüßt wer<strong>de</strong>n. Bei letzterem han<strong>de</strong>lte es<br />

sich durchaus um einen Beitrag zu Lessings Lebenswelten. Offensichtlich<br />

wur<strong>de</strong> zumin<strong>de</strong>st aus Sicht <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s, dass das Vereinsvorhaben zu<br />

Lessings Lebenswelten lei<strong>de</strong>r noch nicht wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Umfang aktiviert wer<strong>de</strong>n<br />

konnte, wie es für Kamenz durchaus erfor<strong>de</strong>rlich wäre.<br />

Diesen Referenten folgte Dr. Theodor Sei<strong>de</strong>l (25.06.) zum Thema „ Kriegsverbrechen<br />

in <strong>de</strong>n letzten Kriegstagen in Sachsen―. Zahlreiche Gäste und<br />

eine kritische Diskussion – auch die Arbeit <strong>de</strong>s KGV betreffend – prägten<br />

diesen Vortragsabend. Insgesamt ca. 75 Besucher, darunter viele Betroffene<br />

und viele junge Leute, bestätigen, dass für diesen Zeitabschnitt <strong>de</strong>r Geschichte<br />

noch vieles aufzuarbeiten sein wird. Lei<strong>de</strong>r fand <strong>de</strong>r Vortrag keinen<br />

Nie<strong>de</strong>rschlag in <strong>de</strong>r Presse.<br />

Auch <strong>de</strong>r nächste Vortrag eines Gastreferenten wur<strong>de</strong> sehr positiv aufgenommen.<br />

Als Em. Doc. Ph. Dr. Rudolf An<strong>de</strong>l (Liberec) über „Die Hussitenbe-<br />

6


wegung. Ihre Wurzeln und Be<strong>de</strong>utung― sprach, entstan<strong>de</strong>n in seiner bewegten<br />

Darstellung interessante Parallelen zwischen Hus und Luther. Die Nach<strong>de</strong>nklichkeit<br />

darüber, das Geschichte ausgewogen und aus <strong>de</strong>r Zeit heraus<br />

ausgewogen dargestellt wer<strong>de</strong>n kann, sollte auch unsere Motive bei <strong>de</strong>r Erforschung<br />

<strong>de</strong>r Lokalgeschichte prägen. Dank gilt am Ran<strong>de</strong> Gerhard Kaiser<br />

und Danny Weber, die <strong>de</strong>n Referenten an diesem Tage von Zittau nach Kamenz<br />

und schließlich auch wie<strong>de</strong>r nach Liberec beför<strong>de</strong>rten.<br />

Letztendlich sei auf die locker gestaltete Weihnachtsfeier verwiesen, organisiert<br />

von Vereinsmitglie<strong>de</strong>rn und gestaltet von einem regionalen Literaten<br />

<strong>de</strong>r Jetztzeit.<br />

Anzumerken bleibt, dass die neue bis 2010 verlängerte Kooperationsvereinbarung<br />

mit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>szentrale für politische Bildung Dres<strong>de</strong>n (19.05.04) im<br />

Berichtszeitraum nicht genutzt wur<strong>de</strong>.<br />

Zur Öffentlichkeitsarbeit gehörte letzten En<strong>de</strong>s auch die immense Mitwirkung<br />

von Vereinsmitglie<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>r Vorbereitung und Durchführung <strong>de</strong>s Tages<br />

<strong>de</strong>s offenen Denkmals zum Thema Wasser. Insbeson<strong>de</strong>re durch Bernd<br />

Moschke und <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n in Kooperation mit Alexan<strong>de</strong>r Käppler konnte<br />

das Vorhaben sehr gut realisiert wer<strong>de</strong>n. Der Vorschlag von Herrn Dantz <strong>de</strong>r<br />

Vorschlag zur Mitnutzung <strong>de</strong>r Cityinitiative „Ab in die Mitte― wur<strong>de</strong> nicht verwirklicht.<br />

Vom Geschichtsverein bzw. seinen Mitglie<strong>de</strong>rn mit-organisiert wur<strong>de</strong>n<br />

eine Besichtigung <strong>de</strong>s Trippelsborns (210 Besucher) und <strong>de</strong>s Hydraulischen<br />

Wid<strong>de</strong>rs (285 Gäste), bei<strong>de</strong>s in enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r EWAG.<br />

Die Hutbergwan<strong>de</strong>rung mit Norbert Portmann führte vom Trippelsborn über<br />

die Fliegerwiese, am Bunker vorbei. Denkmale am Weg wur<strong>de</strong>n erörtert und<br />

es wur<strong>de</strong> auf die Zisterne am Hutbergturm verwiesen (10 Personen). Das<br />

Klempnermuseum von Herrn Behnisch war geöffnet (182 Besucher). Im<br />

Ratssaal waren Tafeln ausgestellt: Brücken in Kamenz, Die Wasser <strong>de</strong>r Stadt<br />

Kamenz sowie die Dokumentation zum Rathausbrunnen einschließlich <strong>de</strong>r<br />

Fundstücke. Zum Abschluss <strong>de</strong>s Tages lud <strong>de</strong>r Verein alle Mitwirken<strong>de</strong>n zu<br />

einem gemeinsamen Abend (-brot) in <strong>de</strong>n „Hirsch―. Diese Begegnung er-<br />

7


möglichte schließlich <strong>de</strong>n Austausch über Erfahrungen und Erlebtes – etwas<br />

was möglicherweise wie<strong>de</strong>r einmal in unserer Vereinsarbeit ein wenig zu<br />

kurz gekommen ist.<br />

Ein weiteres Vorhaben, das in Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Tag <strong>de</strong>s offenen<br />

Denkmals aufgenommen wur<strong>de</strong>, war die Einsichtnahme in <strong>de</strong>n Brunnenschacht<br />

<strong>de</strong>s Andreasbrunnens. Genehmigt vom Bauamt <strong>de</strong>r Stadt Kamenz,<br />

sollte das noch vor <strong>de</strong>m Tag <strong>de</strong>s offenen Denkmals erfolgen, war aber nicht<br />

zu schaffen. Eine Vi<strong>de</strong>odokumentation bereitete schließlich <strong>de</strong>n erstmaligen<br />

Einstieg eines Tauchers <strong>de</strong>r Tauchschule Kamenz am 18.10. vor. Bedingt<br />

durch <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r FFW, die sicherheitstechnische Prüfungen vornahm,<br />

war jedoch das Sichtvermögen reduziert. Die Fun<strong>de</strong> stammen weitgehend<br />

aus <strong>de</strong>r DDR-Zeit. Eine <strong>de</strong>nkmalpflegerische und hydrologische Auswertung<br />

hat noch zu erfolgen.<br />

Demgegenüber war die Präsentation <strong>de</strong>s Vereines anlässlich <strong>de</strong>s Nasenfestes<br />

und <strong>de</strong>s Tages <strong>de</strong>r Vereine mit mehreren Beteiligten und <strong>de</strong>r Stadtwache aus<br />

witterungstechnischen Grün<strong>de</strong>n ein Fehlschlag. Standbetreuer waren Bernd<br />

Moschke, Dr. Matthias Herrmann, Erhard Rosenkranz, Gerhard Kaiser und<br />

Gabi Göllnitz. Die Stadtwache sorgte für Bewirtung <strong>de</strong>r Gäste gesorgt. Publikationen<br />

wur<strong>de</strong>n verkauft.<br />

Letztendlich war <strong>de</strong>r Vorstand auch im Hinblick auf das Projekt Herrental am<br />

27. Januar 2004 zum Tag <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens an die Opfer <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

vertreten und legte anschließend – Bezug nehmend auf sein Projekt von<br />

2003 - im Herrental Blumen nie<strong>de</strong>r.<br />

3. Öffentlichkeit / Projekte<br />

Zur Jahreshauptversammlung (30.01.04) lag eine Mappe „Was wollen und<br />

was können wir tun? Vereinsprojekte und Vorhaben im Überblick― aus. Es<br />

war eine Zusammenstellung <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Projekte und <strong>de</strong>r Vorhaben <strong>de</strong>s<br />

KGV. Sie gab <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn einen Überblick über die Vereinsvorhaben und<br />

soll zur Teilnahme initiieren. Später wur<strong>de</strong> in einem Presseartikel auf die Aktivitäten<br />

und laufen<strong>de</strong>n Projekte <strong>de</strong>s KGV hin. Verbun<strong>de</strong>n war das mit einem<br />

8


Aufruf an die Bevölkerung, sich an diesen Vorhaben zu beteiligen. ( SZ v.<br />

4.5.2004.-S.15) Ausgangspunkt waren u. a. die nach <strong>de</strong>r Jahreshauptversammlung<br />

getroffenen Entscheidungen zu Projekten.<br />

Der Geschichtsverein übergab bspw. im Frühjahr <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Zschornau-<br />

Schie<strong>de</strong>l einen gesicherten (und gekauften) Grenzstein.<br />

Zu diesen gehört weiterhin die Ausstellung Klein<strong>de</strong>nkmale. Seit November<br />

2003 in Oberlichtenau ausgestellt (14 Tafeln), waren sie bis zum März dort<br />

zu sehen. Am 08. Juli eröffnete Autor Gernot Dietze die Ausstellung in<br />

Schmochtitz, die bis En<strong>de</strong> August dort gezeigt wur<strong>de</strong>. Gegenwärtig sind Tafeln<br />

in Großröhrsdorf zu betrachten.<br />

Die Abschriftnahme von Breslauer Findbüchern zu Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Oberlausitz<br />

wird durch Dr. Herrmann fortgeführt und – sofern nicht von <strong>de</strong>r OLG übernommen<br />

- beim KGV belassen. Sollte es die OLG übernehmen, wird <strong>de</strong>r KGV<br />

als Partner beteiligt bleiben.<br />

Die Dokumentation zur Hauptkirche St. Marien wird durch Herrn Richter fortgeführt.<br />

Dazu konnte er bei <strong>de</strong>r Herbstträumerei kurz berichten. Erste Unterlagen<br />

wur<strong>de</strong>n bereits <strong>de</strong>r Kirche übergeben. Zur Annäherung mit <strong>de</strong>m Kirchbauverein<br />

fand auch eine außeror<strong>de</strong>ntliche Beratung <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s statt.<br />

Herr Richter erhielt in begrenztem Umfang materielle Unterstützung bei <strong>de</strong>r<br />

Dokumentation und Beratung bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r Fundstücke aus <strong>de</strong>m<br />

Braunaer Kirchgestühl. Diese wur<strong>de</strong>n, bevor sie an <strong>de</strong>n Superinten<strong>de</strong>nten<br />

gegeben wur<strong>de</strong>n, kopiert und wer<strong>de</strong>n zu Dokumentationszwecken beim KGV<br />

aufbewahrt.<br />

Das Projekt <strong>de</strong>r Hohen Straße wur<strong>de</strong>, trotz aller Probleme, beim Verein belassen.<br />

Varianten <strong>de</strong>r Kooperation wur<strong>de</strong>n geprüft, doch sind die Ergebnisse<br />

- insbeson<strong>de</strong>re in Bezug auf das hohe Ziel – noch nicht befriedigend. Vorerst<br />

konnte zumin<strong>de</strong>st eine ABM eingerichtet wer<strong>de</strong>n (Beginn: 01.11.04). Zu <strong>de</strong>n<br />

Aufgaben gehören die Erforschung <strong>de</strong>r Historie <strong>de</strong>r Hohen Straße zwischen<br />

Tauscha und Panschwitz-Kuckau: die Vorbereitung von Quellengrundlagen<br />

und Konzeptionen; <strong>de</strong>r Aufbau einer Datensammlung zu Quellen, Literatur,<br />

9


Chronologie sowie die Einholung von Kostenvoranschlägen zur gestalterischen<br />

Umsetzung. Vielleicht gelingt es uns, uns kooperativ und kritisch in<br />

das Vorhaben <strong>de</strong>r Stadt Kamenz einzubringen, beim Via-Regia-Netzwerk mitzuwirken<br />

und sich als Standort einer Relaisstation zu entfalten. Grundlage für<br />

dieses Vorhaben ist u.a. die Aufarbeitung <strong>de</strong>r Geschichte, wobei neben<br />

Stadtarchiv und Museum <strong>de</strong>r Westlausitz auch wir als Verein gefor<strong>de</strong>rt sind.<br />

Das Projekt Hydraulischer Wid<strong>de</strong>r wird vom KGV direkt begleitet. Hierbei sind<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Aktivitäten von Alexan<strong>de</strong>r Käppler zu erwähnen, <strong>de</strong>r letztendlich<br />

auch die bei <strong>de</strong>r ewag gebil<strong>de</strong>te Arbeitsgruppe leitet, welcher <strong>de</strong>r<br />

KGV durch <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n mit angehört. Hierzu war wie<strong>de</strong>rholt in <strong>de</strong>r<br />

Presse zu lesen, zum Tag <strong>de</strong>s offenen Denkmals konnte ein weitgehend saniertes<br />

Objekt präsentiert wer<strong>de</strong>n: die ewag hat sich sehr stark eingesetzt.<br />

Aber auch private Sponsoren för<strong>de</strong>rten das Vorhaben, so dass u. a. ein Arbeitsunfall<br />

(Sachscha<strong>de</strong>n) über <strong>de</strong>n KGV beglichen wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Das partiell vorangetriebene Projekt <strong>de</strong>r Publikation von Knothe-Schriften<br />

wur<strong>de</strong> geschlossen, da letztendlich die erfor<strong>de</strong>rlichen finanziellen (10.000 €)<br />

und personellen Kapazitäten nicht vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />

Das Vorhaben <strong>de</strong>s Knothe-Tagungsband als letzter Teil eines Vereinsprojektes<br />

aus <strong>de</strong>n Jahren 2002/2003 konnte abgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Mit immensen<br />

Aufwendungen gelang es, <strong>de</strong>n Tagungsband innerhalb von ca. an<strong>de</strong>rthalb<br />

Jahren zu realisieren. Der Band erschien im November.<br />

Das Projekt „Lessings Lebenswelten― soll fortgeführt wer<strong>de</strong>n, auch wenn<br />

momentan Stillstand herrscht. Es ist anzustreben, hierzu eine(n) Verantwortliche(n)<br />

zu gewinnen.<br />

Nicht fortgeführt wird u. a. die Edition <strong>de</strong>r Haberkornschen Chronik: Zwar<br />

liegt die Transkription vor, doch ist sie noch zu überarbeiten (Editieren / Untersetzen<br />

mit heutigen Erkenntnissen). Der Vorstand beschloss, das Projekt<br />

erstmal zurück zu stellen und sich mit <strong>de</strong>n früheren Aktiven über einen mög-<br />

10


lichen Zeitplan und Verantwortlichkeiten abzustimmen.<br />

Das Vorhaben, <strong>Kamenzer</strong> Biografien zu bearbeiten, läuft weiter, doch fehlt<br />

aus Sicht <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s eine korrekte Zeitplanung.. Konzeptionell und organisatorisch<br />

wer<strong>de</strong>n noch Vorleistungen zu erbringen sein.<br />

Nicht mehr aufgenommen bzw. fortgeführt wur<strong>de</strong>n weiterhin folgen<strong>de</strong> Vorhaben:<br />

- Baudokumentation Stadt Kamenz<br />

- Sagen <strong>de</strong>s Kreises Kamenz<br />

- Das Projekt Bönisch-Mausoleum wur<strong>de</strong> auf Grund zu hoher Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die Stadt Kamenz zurückgegeben, wobei eine wohlwollen<strong>de</strong> Begleitung<br />

durch <strong>de</strong>n KGV im Bedarfsfalle zugesichert wur<strong>de</strong>.<br />

Zur Unterstützung bzw. Fortführung <strong>de</strong>s Projektes „Herrenmühle― beteiligte<br />

sich <strong>de</strong>r Geschichtsverein u. a. zur Erlangung von Mitteln am „Wettbewerb<br />

für Demokratie und Toleranz― beim Bündnis für Demokratie und Toleranz<br />

Berlin. Das Ergebnis <strong>de</strong>r Entscheidung war eine Ablehnung <strong>de</strong>r finanziellen<br />

För<strong>de</strong>rung –aber ein Internetverweis auf das Projekt. Einzelne Mitglie<strong>de</strong>r arbeiten<br />

jedoch an diesem Projekt weiter. Mitstreiter, insbeson<strong>de</strong>re zum Abgleich<br />

von Transportlisten und neu erstellten französischen Namenslisten,<br />

sind erfor<strong>de</strong>rlich, um zu konkreten Ergebnissen zu kommen.<br />

Nicht zu <strong>de</strong>n Vereinsprojekten gehörend, aber organisatorisch unterstützt<br />

wur<strong>de</strong>n die Vorhaben von Herrn Richter zur Recherche nach Unterlagen <strong>de</strong>r<br />

Dammühle (Stiftstraße) und zur Suche nach Ursprüngen in <strong>de</strong>r Reinhardsmühle.<br />

Forschungsbestätigungen erhielten auch Norbert Portmann für unterschiedliche<br />

Recherchen sowie Mona Harring zur Kinogeschichte (Vortrag im<br />

September 2005).<br />

4. Weitere Aktivitäten<br />

Zahlreiche weitere Arbeiten und Aktivitäten im Verein wären zu be<strong>de</strong>nken.<br />

Alle können nicht genannt wer<strong>de</strong>n: das wür<strong>de</strong> zu viel Zeit beanspruchen.<br />

11


Genannt seien daher einzelne.<br />

Die Vereinsbibliothek ist auf ca. 550 Exemplare angewachsen, u. a. durch<br />

Spen<strong>de</strong>n und Bereitstellung von Literatur durch Vereinsmitglie<strong>de</strong>rn. Zusätzlich<br />

gelangten Dubletten aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>s Stadtarchivs hierher und Privatpersonen<br />

übergaben Literatur. Als Beispiel sei Dr. Rostowski mit seiner<br />

Broschüre „Gewissensangst― - Wie ehrbare <strong>Kamenzer</strong> sich im April / Mai<br />

1945 um das Schicksal ihrer Stadt sorgten“ genannt. Er stellte es am 15. Juli<br />

2004 bei Ofensetzermeister Klugmann vor.<br />

Das <strong>Korrespon<strong>de</strong>nzblatt</strong> erschien 2004 zweimal, wobei das zum Vereinsfest<br />

im Herbst erschienene erste Heft <strong>de</strong>r Neuen Folge in seinem neuen Äußeren<br />

allgemein auf eine positive Resonanz stieß. Benötigt wer<strong>de</strong>n aber weiterhin<br />

interessante Beiträge ….<br />

Die Pressearbeit ist außer <strong>de</strong>n Veranstaltungsankündigungen relativ gering.<br />

Um jedoch mehr Mitglie<strong>de</strong>r zu gewinnen, hätte sie ggf. etwas umfangreicher<br />

sein können. Nun, es kann auch perspektivisch durchaus noch besser wer<strong>de</strong>n!<br />

Die Darstellung <strong>de</strong>r Vereinsarbeit im Internet aus meiner Sicht sehr gut und<br />

übersichtlich. Es ist zu klären, wie die Projekte usw. <strong>de</strong>r künftigen Vereinstätigkeit<br />

und <strong>de</strong>m neuen Outlook noch angepasst wer<strong>de</strong>n muss. Gedankt sei<br />

dafür Carsta Off.<br />

Herzlicher Dank ergeht auch in diesem Jahr an Frau Jeschke, die die Chronik<br />

<strong>de</strong>s Vereins fortgeführt hat und die Vereinsarbeit mit Nachdruck dokumentiert.<br />

Hierzu legt sie eine Belegsammlung an: Rundschreiben, Faltblätter,<br />

Presseartikel, Bilddokumentation usw.<br />

5. Mitglie<strong>de</strong>r<br />

Im Verein neu begrüßt wer<strong>de</strong>n konnten im Jahre 2004 die Herren Schönfeld<br />

und Eckard. Es bleibt die Hoffnung, dass das auch 2005 – ggf. sogar umfangreicher<br />

- fortgesetzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Allerdings muss zugleich festgestellt wer<strong>de</strong>n, dass zwei Mitglie<strong>de</strong>r zum<br />

31.12.04 <strong>de</strong>n Verein wegen Wegzugs verließen. Ein Mitglied verließ uns bereits<br />

im Frühjahr bei Nachzahlung <strong>de</strong>r noch ausstehen<strong>de</strong>n Mitgliedsbeiträge.<br />

12


6. Dank – finanzielle und sachliche sowie persönliche Unterstützung<br />

gehen abschließend an:<br />

Goldner Hirsch für die kostenlose Bereitstellung <strong>de</strong>s Veranstaltungsraumes<br />

Heitech für die kostenlose Bereitstellung <strong>de</strong>s Internetanschlusses<br />

Die Stadt Kamenz (Vereinsarbeit, Geschäftsstelle)<br />

Die Ewag – in Bezug auf <strong>de</strong>n hydraulischen Wid<strong>de</strong>r<br />

Den Kulturbetrieb – für die (wenngleich geringe) anteilige För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Vortragsveranstaltung Fechner<br />

Die Planungsgruppe Neumann – hydraulischer Wid<strong>de</strong>r<br />

Das Ingenieurbüro Bernsdorf – hydraulischer Wid<strong>de</strong>r.<br />

Dank gilt weiterhin <strong>de</strong>r Tauchschule Kamenz und <strong>de</strong>r Freiwilligen Feuerwehr<br />

Kamenz, die uns beim Tauchgang Andreasbrunnen unterstützten.<br />

Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rmittelantrag an das Landratsamt negativ beschie<strong>de</strong>n.<br />

Auch als die Sparkasse Elbtal-Westlausitz <strong>de</strong>n Verein <strong>de</strong>s Jahres suchte,<br />

zählte <strong>de</strong>r <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsverein e.V. lei<strong>de</strong>r nicht zu <strong>de</strong>n auserwählten<br />

Vereinen. Auch Bußgeldzuwendungen seitens <strong>de</strong>r Amtsgerichte blieben auch<br />

im vergangenen Jahr aus.<br />

Allerdings – so müssen wir dies auch für uns diagnostizieren – haben auch<br />

wir För<strong>de</strong>rmittelanträge abgelehnt. Dies betraf u. a. <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Heimatverein<br />

Bischofswerda und <strong>de</strong>n Antrag zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nksteins für Richard<br />

Liebelt.<br />

Es gäbe noch vieles zu erzählen, doch möchte ich es dabei bewen<strong>de</strong>n lassen.<br />

Herzlicher Dank ergeht nochmals an die Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r, die dieses Vereinsleben<br />

möglich machten und herzlicher Dank auch an all die, die uns<br />

durch Vorträge und Aktivitäten unterstützt haben.<br />

Dr. Matthias Herrmann<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s<br />

13


Wann wur<strong>de</strong> das vierte Schiff an <strong>de</strong>r Nordseite <strong>de</strong>r Marienkirche in<br />

Kamenz gebaut?<br />

Von Gernot Dietze<br />

Die Zeit <strong>de</strong>s ersten Baues <strong>de</strong>r Marienkirche (13. Jh.) ist ungewiss. Der Neubau<br />

begann um 1400 mit <strong>de</strong>m Chor. Nach einem Brand um 1429 während<br />

<strong>de</strong>s Hussitenkrieges begann die Wie<strong>de</strong>rherstellung und <strong>de</strong>r Weiterbau bis um<br />

1480. Das belegt eine Inschrift 1479 an <strong>de</strong>r Westmauer unter <strong>de</strong>m Gewölbescheitel.<br />

Das Langhaus war zunächst als dreischiffige Hallenkirche symmetrisch<br />

zum Chor angelegt, nach 1429 jedoch als vierschiffige Hallenkirche<br />

durch Anfügung eines vierten Schiffes auf <strong>de</strong>r Nordseite <strong>de</strong>r Kirche gestaltet.<br />

In <strong>de</strong>r einschlägigen Literatur wird meistens darauf hingewiesen, dass es<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r drei symmetrisch zum Chor angeordneten Schiffe<br />

und <strong>de</strong>m Schiff an <strong>de</strong>r Nordseite <strong>de</strong>r Kirche keinen nennenswerten zeitlichen<br />

Unterschied gegeben hat. 1<br />

Dennoch wird häufig angenommen, dass <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>s vierten Schiffes auf <strong>de</strong>r<br />

Nordseite zu späterer Zeit erfolg sei. Dass <strong>de</strong>m nicht so ist, konnte im Zuge<br />

<strong>de</strong>r sehr weitgehend erfolgten Erfassung <strong>de</strong>r Steinmetzzeichen in <strong>de</strong>r Kirche,<br />

die während umfassen<strong>de</strong>r Restaurierungsarbeiten erfolgte, bewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Steinmetzzeichen, die sowohl im Nordschiff als auch an an<strong>de</strong>rer Stelle in<br />

<strong>de</strong>r Marienkirche aufgefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />

Aussehen<br />

Nr. 1 2 3 4 5 6 7<br />

Anzahl<br />

am Nordschiff<br />

an<br />

an<strong>de</strong>ren<br />

Stellen<br />

36 24 9 3 1 18 2<br />

94 125 20 8 11 43 6<br />

______________________<br />

1 Gurlitt, Cornelius: Beschreiben<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>r Bau- und Kunst<strong>de</strong>nkmäler <strong>de</strong>s Königreichs<br />

Sachsen, Städte Kamenz und Pulsnitz, S. 29. Dres<strong>de</strong>n, 1912.<br />

Stephan, Dr. Gerhard (Hg.): Die Haberkornsche Stadtchronik (S. 13). Im Auftrage <strong>de</strong>s Geschichts-<br />

und Altertumsvereins Kamenz, Kamenz, 1934.<br />

Dehio, Georg: Handbuch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kunst<strong>de</strong>nkmäler, Bezirke Dres<strong>de</strong>n, Karl-Marx-Stadt,<br />

Leipzig. Berlin 1966.<br />

14


In und an <strong>de</strong>r Kirche wur<strong>de</strong>n über 1000 Zeichen in 123 verschie<strong>de</strong>nen Formen<br />

festgestellt. Sieben davon sind nicht nur im Nordschiff, son<strong>de</strong>rn auch an<br />

sehr vielen an<strong>de</strong>ren Stellen in <strong>de</strong>r Kirche vorhan<strong>de</strong>n. Das ist <strong>de</strong>r Beweis dafür,<br />

dass sieben Steinmetze etwa im gleichen Zeitraum nicht nur entwe<strong>de</strong>r<br />

am Nordschiff o<strong>de</strong>r nur an an<strong>de</strong>rer Stelle gearbeitet haben. Sie waren während<br />

ihrer - sicherlich unterschiedlich langen - Tätigkeit an <strong>de</strong>r <strong>Kamenzer</strong><br />

Bauhütte an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Stellen beschäftigt. Der Bau <strong>de</strong>r vier Schiffe<br />

erfolgte <strong>de</strong>mnach gleichzeitig.<br />

Was Steinmetzzeichen verraten können<br />

Von Gernot Dietze<br />

Steinmetzzeichen sind an älteren Bauwerken überaus häufig. Lei<strong>de</strong>r kennen<br />

wir nur vereinzelt die Namen <strong>de</strong>r Inhaber <strong>de</strong>r Zeichen, <strong>de</strong>nn sie haben nur in<br />

seltenen Ausnahmefällen ihren Namenszug an o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Bauwerken hinterlassen.<br />

Zumeist han<strong>de</strong>lt es sich dann um <strong>de</strong>n Meister einer Bauhütte, <strong>de</strong>r,<br />

neben seinem Zeichen, auch seinen Namen o<strong>de</strong>r wenigstens seine Initialen<br />

hinterließ. Eine solche Ausnahme ist <strong>de</strong>r Inhaber dieses Zeichens:<br />

Überliefert ist dieses Zeichen von Gurlitt 1 unter <strong>de</strong>m Abschnitt<br />

„verschwun<strong>de</strong>ne Denkmäler <strong>de</strong>r Klosterkirche St. Annen“ in Kamenz. Zusammen<br />

mit <strong>de</strong>n Initialen W R soll es dort am sogenannten „Eichbaum― vorhan<strong>de</strong>n<br />

gewesen sein. Magirius 2 vermutet, dass <strong>de</strong>r „Eichbaum“ in Wahrheit ein<br />

Schlussstein <strong>de</strong>r alten Post in Kamenz, Zwingerstraße 20, gewesen ist. In<br />

zeitlicher Reihenfolge tritt das Zeichen an folgen<strong>de</strong>n Bauwerken auf: 1501<br />

am „Eichbaum― in Kamenz, 1510 in <strong>de</strong>r Stadtkirche in Pulsnitz, 1512 in <strong>de</strong>r<br />

Klosterkirche St. Anna zu Kamenz, 1514 an <strong>de</strong>r Dorfkirche in Göda, 1516 am<br />

Portal <strong>de</strong>r Kirche in Gersdorf (nicht mehr vorhan<strong>de</strong>n), 1519 an <strong>de</strong>r Kirche in<br />

Radibor und 1520 an einem Bildstock in Milstrich, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg<br />

episodisch einige Jahrzehnte in Ralbitz stand. 1978 erfolgte eine Restaurierung<br />

<strong>de</strong>r Kirche in Göda. Dabei wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Nähe eines Gewölbeschlusssteines<br />

neben <strong>de</strong>m Steinmetzzeichen die aufgemalte Inschrift Wulff Hrabisch<br />

ent<strong>de</strong>ckt und somit <strong>de</strong>r Name ermittelt. Im Neubürgerverzeichnis <strong>de</strong>r Stadt<br />

Kamenz 3 erscheint 1512 die Eintragung: „Rotisch, Wulff, concivis, freitag<br />

post Hieronimi― 4 . Ohne Zweifel han<strong>de</strong>lt es sich hier um ein und die selbe Person.<br />

Wulff Hrabisch wur<strong>de</strong> fälschlich bisher auch die am Hause Kurze Straße 1 in<br />

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Kamenz befestigte Grabplatte von Hans Wagner aus <strong>de</strong>m Jahre 1504 zugeschrieben.<br />

Dieser Irrtum entstand wahrscheinlich dadurch, dass das an <strong>de</strong>r<br />

Grabplatte befindliche kleine Steinmetzzeichen von <strong>de</strong>r Straße aus schon immer<br />

schlecht zu erkennen war und heute, wegen <strong>de</strong>r fortgeschrittenen Verwitterung<br />

<strong>de</strong>r Platte, praktisch gar nicht mehr zu i<strong>de</strong>ntifizieren ist. Bei flüchtiger<br />

Betrachtung weist es eine gewisse Ähnlichkeit mit <strong>de</strong>m Zeichen von Hrabisch<br />

auf. Eine nähere im Jahre 2003 erfolgte genaue Untersuchung ergab<br />

jedoch, dass es sich <strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>ssen Zeichen unterschei<strong>de</strong>t.<br />

Lei<strong>de</strong>r ist nun gänzlich unbekannt, welcher Meister die Grabplatte von Hans<br />

Wagner schuf, <strong>de</strong>nn dieses Zeichen wur<strong>de</strong> bisher an keiner an<strong>de</strong>ren Stelle<br />

aufgefun<strong>de</strong>n.<br />

Ein Steinmetzzeichen verrät uns auch, dass Meister Wulff Hrabisch offenbar<br />

einen bewährten Mitarbeiter von Kamenz mit nach Göda nahm. Denn das<br />

folgen<strong>de</strong> Zeichen ist sowohl in <strong>de</strong>r Klosterkirche in Kamenz als auch in <strong>de</strong>r<br />

Kirche in Göda vorhan<strong>de</strong>n.<br />

An <strong>de</strong>r Klosterkirche befin<strong>de</strong>n sich noch weitere Steinmetzzeichen; welchen<br />

Namen <strong>de</strong>ren Inhaber trugen, wissen wir lei<strong>de</strong>r nicht. Vielleicht hilft einmal<br />

ein glücklicher Archivfund, zum Beispiel eine alte Lohnliste, weiter.<br />

Die Übersicht zeigt die vollständige Zusammenstellung <strong>de</strong>r Zeichen, die bisher<br />

an <strong>de</strong>r Klosterkirche aufgefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Die Zeichen Nr. 1 - 6 befin<strong>de</strong>n sich im Innern <strong>de</strong>r Kirche an <strong>de</strong>n Pfeilern, Nr.<br />

7 an <strong>de</strong>n nicht erneuerten Teilen <strong>de</strong>s Westportals und Nr. 8 am Südportal.<br />

Nach <strong>de</strong>m Stadtbrand von 1842, <strong>de</strong>m die Klostergebäu<strong>de</strong> zum Opfer fielen,<br />

wur<strong>de</strong> das Westportal neu gestaltet. Das Zeichen Nr. 7 ist daher wohl einem<br />

Steinmetz zuzuordnen, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Umgestaltung beteiligt war. Das Südportal<br />

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war einst <strong>de</strong>r Zugang zum Kreuzgang <strong>de</strong>s Klosters. Zeichen Nr. 8 ist daher<br />

vermutlich etwa so alt, wie die Zeichen Nr. 1 - 6.<br />

Die Stadtkirche zu Elstra (1726) enthält eine ganze Reihe von Kunstwerken,<br />

u. a. <strong>de</strong>n Altar, die Kanzel und <strong>de</strong>n Taufstein. Gurlitt 5 schil<strong>de</strong>rt sie als sehr<br />

wertvolle und gute Arbeiten, führt aber für <strong>de</strong>n Künstler keinen Namen auf.<br />

Dehio 6 nennt als Schöpfer <strong>de</strong>r Altar-Plastiken Andreas Böhmer und vermutet,<br />

dass auch Kanzel und Taufstein Werke <strong>de</strong>s selben Künstlers seien. Eine Untersuchung<br />

im Jahre 2004 ergab, dass sich an allen drei Kunstwerken das<br />

gleiche Steinmetzzeichen befin<strong>de</strong>t, beson<strong>de</strong>rs am Taufstein und an <strong>de</strong>r Kanzel<br />

ziemlich klein (nur etwa 2 cm groß) und versteckt. Zu<strong>de</strong>m fan<strong>de</strong>n sich an<br />

<strong>de</strong>r Kanzel neben <strong>de</strong>m hier dargestellten Zeichen auch die Initialen A B.<br />

Im Schlosspark zu Elstra befand sich einst eine Reihe von Statuen. Sie sind<br />

heute lei<strong>de</strong>r verschollen, bei Gurlitt sind sie jedoch beschrieben. Danach trug<br />

das Bildwerk „Frühling― folgen<strong>de</strong> Inschrift:<br />

Daneben befand sich obiges Steinmetzzeichen. Damit steht Andreas Böhmer<br />

zweifelsfrei als Urheber <strong>de</strong>r Bildhauerwerke in <strong>de</strong>r Kirche und <strong>de</strong>r verschollenen<br />

Skulpturen fest. Nach Gurlitt soll Böhmer auch an <strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>r<br />

Figuren auf <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>r Dresdner Hofkirche beteiligt gewesen sein.<br />

—————————————————————————————————————<br />

1<br />

Gurlitt, Cornelius: Beschreiben<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>r Bau- und Kunst<strong>de</strong>nkmäler <strong>de</strong>s Königreichs<br />

Sachsen, Städte Kamenz und Pulsnitz. Dres<strong>de</strong>n, 1912.<br />

2<br />

Magirius, Heinrich: Die Klosterkirche St. Anna in Kamenz. In: Beiträge zur Heimatkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Westlausitz, H. 7, Kamenz 1996.<br />

3<br />

<strong>Kamenzer</strong> Neubürgerverzeichnis 1483 - 1539. In: Festschrift zum zehnjährigen Bestehen <strong>de</strong>r<br />

familiengeschichtlichen Fachgruppe <strong>de</strong>s Geschichts- und Altertumsvereins Kamenz u. Umgebung<br />

am 16. Okt. 1934.<br />

4<br />

Nach heutiger Schreibweise: Rotisch, Wulff, Mitbürger, Freitag, d. 1. Oktober.<br />

5<br />

Gurlitt, Cornelius: Beschreiben<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>r älteren Bau- und Kunst<strong>de</strong>nkmäler <strong>de</strong>s Königreichs<br />

Sachsen, Amtshauptmannschaft Kamenz (Land). Dres<strong>de</strong>n, 1912.<br />

6<br />

Dehio, Georg: Handbuch <strong>de</strong>r Deutschen Kunst<strong>de</strong>nkmäler, Bezirke Dres<strong>de</strong>n, Karl-Marx-Stadt,<br />

Leipzig. 2. Aufl. Berlin, 1966.<br />

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PERSONALIA<br />

18<br />

Karl-Ernst Seibt - Erinnerungen<br />

Am Donnerstag, <strong>de</strong>m 23. März 2005, verstarb unser Vereinsmitglied<br />

Karl-Ernst Seibt nach langer, schwerer Krankheit.<br />

Geboren am 18. Februar 1949 in Kamenz, war sein Leben<br />

geprägt durch die enge Liebe zu seiner Heimatstadt.<br />

Wenngleich er nach einem schweren Unfall Anfang <strong>de</strong>r<br />

1990er Jahre beruflich nicht mehr tätig sein konnte, wirkte<br />

er in <strong>de</strong>n unterschiedlichsten <strong>Kamenzer</strong> Bereichen mit. Sein engagiertes<br />

ehrenamtliches Wirken bei <strong>de</strong>n <strong>Kamenzer</strong> Schützen führte zahlreiche junge<br />

Menschen bei Wettkämpfen sachsenweit auf vor<strong>de</strong>re Plätze. Die von ihm<br />

gegrün<strong>de</strong>te „<strong>Kamenzer</strong> Stadtwache‖ ist seit 1998 Bestandteil <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong><br />

Geschichtsvereins. Nicht nur im Rahmen von Stadtführungen und städtischen<br />

Festtagen vertrat Karl-Ernst Seibt mit seinen ‖Mannen‖ die Stadt Kamenz. Bei<br />

Treffen auf Königstein und Stolpen, bei <strong>de</strong>r 1000-Jahrfeier von Bautzen, bei<br />

<strong>de</strong>n Festen <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts in Kamenz präsentierten sie sich als Vertreter<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kamenzer</strong> Stadtgeschichte. Bei Tagungen hießen sie Gäste aus nah<br />

und fern willkommen. Der Rote Turm war für Touristen von Juni bis September<br />

durch Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stadtwache zugänglich. Die von <strong>de</strong>r Stadt gezahlten<br />

Aufwandsentschädigungen spen<strong>de</strong>ten sie stets <strong>de</strong>m Geschichtsverein. Diese<br />

sind jedoch nur einige <strong>de</strong>r zahlreichen Aktivitäten. Karl-Ernst Seibt und seine<br />

Familie spen<strong>de</strong>te für die Sanierung <strong>de</strong>r Hauptkirche St. Marien, erforschten<br />

Aspekte zur Geschichte <strong>de</strong>r <strong>Kamenzer</strong> Wehranlage. Die Ausstattung <strong>de</strong>r<br />

Stadtwache im Stil <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts und mit Kostümen in <strong>de</strong>n Stadtfarben<br />

Rot-Weiß sowie <strong>de</strong>r Bewaffnung wur<strong>de</strong> weitgehend privat getragen. Um<br />

bei Führungen noch besser auf stadtgeschichtliche Ereignisse eingehen zu<br />

können, nahm er an Lehrgängen für künftige Stadtführer teil. Ausgehend<br />

von Sprengstoff- und Waffenkenntnissen war er auch im Ehrenamt an <strong>de</strong>r<br />

Naturbühne Reichenau als Pyrotechniker zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Vieles hatte Karl-Ernst Seibt noch vor. Ein viel zu früher Tod been<strong>de</strong>te sein<br />

unermüdliches Engagement für die Geschichte seiner Heimatstadt.<br />

Der <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsverein und all jene, die ihn kennen- und schätzen<br />

gelernt haben, wer<strong>de</strong>n ihn in Erinnerung behalten und die Weiterführung<br />

seiner Bestrebungen, möglicher Weise durch seine Kin<strong>de</strong>r und Enkel, unterstützen.<br />

Im Namen <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsvereins<br />

Dr. M. Herrmann


Vorstandswechsel<br />

An dieser Stelle sei <strong>de</strong>m alten Vorstand (v. l. Gerhard Kaiser, Bernd Moschke,<br />

Cornelia Schlegel, Matthias Herrmann, Mona Harring) für seine geleistete<br />

Arbeit nochmals recht herzlich gedankt.<br />

Der Staffelstab wur<strong>de</strong>— mit viel Arbeit bepackt— weitergeben an:<br />

v. l. Gabi Göllnitz, Daniel Lorber, Marion Kutter, Bernd Moschke, Carsta Off<br />

Veröffentlichungshinweis<br />

Demnächst wird ein Son<strong>de</strong>rdruck über Tonpfeifenmacher in Königsbrück von<br />

Irene Kubasch erscheinen.<br />

Ebenfalls als Son<strong>de</strong>rdruck veröffentlicht <strong>de</strong>r Verein eine Auflistung aller<br />

Steinmetzzeichen an <strong>Kamenzer</strong> Kirchen von Gernot Dietze.<br />

19


© KAMENZER GESCHICHTSVEREIN e.V. 2005<br />

Postfach 1190, 01911 Kamenz<br />

www.kamenzer-<strong>geschichtsverein</strong>.<strong>de</strong><br />

kontakt@kamenzer-<strong>geschichtsverein</strong>.<strong>de</strong><br />

Ansprechpartner:<br />

Marion Kutter, Tel. 03578 – 308575<br />

Bernd Moschke, Tel. 03578 - 312953<br />

Geschäftskonto:<br />

3110014229 BLZ 85050300<br />

Ostsächsische Sparkasse Dres<strong>de</strong>n<br />

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