Korrespondenzblatt - Kamenzer-geschichtsverein.de
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<strong>Korrespon<strong>de</strong>nzblatt</strong><br />
Neue Folge 4<br />
Kamenz - März 2007
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsverein e.V.<br />
Satz und Layout: Carsta Off<br />
Für <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r Beiträge sind die Autoren selbst verantwortlich.<br />
2
INHALT<br />
Jahresbericht <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsvereins<br />
für das Jahr 2006<br />
Marion Kutter 4<br />
Die neue Beitragsordnung<br />
gültig seit 1.1.2007 10<br />
Kurzer Abriss <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Brandbekämpfung<br />
und Brandverhütung in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
Lückersdorf<br />
Gernot Dietze 12<br />
3
Tätigkeitsbericht für das Vereinsjahr 2006<br />
Sehr geehrte, liebe Vereinsmitglie<strong>de</strong>r,<br />
wenn wir auf das Jahr 2006 zurückblicken, fallen zwei Ergebnisse unserer<br />
Tätigkeit ins Auge. Zum einen sind das die beachtlichen Leistungen <strong>de</strong>r Forscher,<br />
die sowohl in Vorträgen präsentiert als auch in <strong>de</strong>n Korrespon<strong>de</strong>nzblättern<br />
veröffentlicht wur<strong>de</strong>n. Dabei sind die Son<strong>de</strong>rdrucke über die Tonpfeifenmacher<br />
in Königsbrück von Frau Kubasch und über Willy Muhle von Dr.<br />
Käppler beson<strong>de</strong>rs hervorzuheben. Zum an<strong>de</strong>ren kamen knapp 500 Interessenten<br />
zu unseren öffentlichen Veranstaltungen und sahen von <strong>de</strong>n rund<br />
1.000 entgeltpflichtigen Besuchern <strong>de</strong>r einwöchigen Kunstaktion im Barmherzigkeitsstift<br />
min<strong>de</strong>stens 50 Prozent die Ausstellung über Johann Gottfried<br />
Bönisch. Damit haben wir insgesamt eine größere Resonanz erzielt als im<br />
Vorjahr.<br />
Doch bevor ich meinen Bericht fortsetze, sollen die sechs neuen Mitglie<strong>de</strong>r<br />
ganz herzlich begrüßt wer<strong>de</strong>n: Herrn Zschuppan, Frau Skupin, Herrn und<br />
Frau Ebnet, Herrn Naumann, Herrn Krüger<br />
1. Sieben plus zwei<br />
Bei keinem unserer sieben öffentlichen Vorträge blieben die Plätze leer. Im<br />
Gegenteil: Als Herr Kubasch über die Königsbrücker Hei<strong>de</strong> und Dr. Herrmann<br />
über das ehemalige <strong>Kamenzer</strong> Kloster sprachen, reichten die Stühle<br />
kaum aus. Mancher Zuhörer kam aus <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt, um beispielsweise<br />
von Herrn Kaiser etwas über die Geschichte unseres Flugplatzes zu<br />
erfahren. Der Vortrag <strong>de</strong>r Dresdner Stu<strong>de</strong>ntin Frau Jurschik über die Architekten<br />
und die Baugeschichte <strong>de</strong>s 75-jährigen Lessinghauses weckte sogar<br />
in <strong>de</strong>r Schweiz Interesse. Per E-Mail schrieb uns ein Nachfahre <strong>de</strong>r Familie<br />
Kießling, dass er gern bei <strong>de</strong>m Vortrag über seinen Großvater dabei gewesen<br />
wäre. Seiner Bitte um Zusendung <strong>de</strong>s Vortragstextes sind wir gern nachgekommen.<br />
Im November folgte Prinz Albert von Sachsen nach sieben Jahren erneut<br />
unserer Einladung nach Kamenz und sprach über 200 Jahre Königreich<br />
Sachsen.<br />
Zwei Sommerangebote ergänzten unsere Vorträge: die von Herrn Eckart<br />
4
hervorragend organisierte Exkursion in die Slawenburg nach Raddusch und<br />
ins Schloss Branitz sowie die überaus geschichten- und geschichtsreiche<br />
Führung über <strong>de</strong>n Hauptfriedhof von Frau Rudolf.<br />
2. „Seyd barmherzig“<br />
Seit über zehn Jahren verfolgt unser Verein das Ziel, <strong>de</strong>m Bönisch-<br />
Mausoleum hinter <strong>de</strong>m alten Krankenhaus wie<strong>de</strong>r ein würdiges Aussehen zu<br />
geben. Im April 2006 geschah das zum wie<strong>de</strong>rholten Male durch das Beseitigen<br />
von Wildwuchs, <strong>de</strong>m bei strömen<strong>de</strong>n Regen Herr Schnei<strong>de</strong>r, Herr<br />
Bruchmüller, Herr Moschke, Herr Kutter, Frau Gläser, Herr Richter und Herr<br />
Behnisch zu Leibe rückten. Für die Finanzierung <strong>de</strong>r nötigen Stärkung hatte<br />
freundlicherweise <strong>de</strong>r Bürgermeister und für <strong>de</strong>ren Herstellung <strong>de</strong>r Verein<br />
„Graue Panther“ gesorgt. Das anschließen<strong>de</strong> Hexenfeuer entwickelte<br />
„Brandmeister Behnisch“ zum prächtigen Fackelschein. Familie Göllnitz<br />
überraschte die etwa 20 anwesen<strong>de</strong>n Vereinsmitglie<strong>de</strong>r mit einer originellen<br />
Hexe und gegrillten Würstchen. Zu<strong>de</strong>m wächst durch zusätzliche Geldzuwendungen<br />
einiger Vereinsmitglie<strong>de</strong>r unser finanzieller Eigenanteil für das<br />
Sanierungsprojekt. In <strong>de</strong>m Zusammenhang möchte ich Herrn Kühne für seine<br />
Spen<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs danken.<br />
Mittlerweile haben wir für das Projekt Bönisch-Mausoleum außerhalb unseres<br />
Vereins Mitstreiter und För<strong>de</strong>rer gefun<strong>de</strong>n. Dank <strong>de</strong>s Sponsorenvertrages<br />
mit <strong>de</strong>r ewag.kamenz wird zurzeit die Ge<strong>de</strong>nktafel restauriert. Herr<br />
Eisold steht uns bei <strong>de</strong>r Erarbeitung von Unterlagen für die Denkmalschutzbehör<strong>de</strong><br />
zur Seite. Die Stadtverwaltung Kamenz hat die Finanzierung <strong>de</strong>r<br />
Planungsleistungen für die Außenanlagen übernommen. Der Gestaltungsentwurf<br />
<strong>de</strong>r beauftragten Landschaftsarchitektin Frau Tenne wur<strong>de</strong> jedoch<br />
seitens <strong>de</strong>r Denkmalschützer abgelehnt und bedarf einer Überarbeitung. Es<br />
liegt also noch ein mühevoller und langwieriger Weg vor uns.<br />
Umso wichtiger ist die Mobilisierung und Einbindung <strong>de</strong>r Öffentlichkeit in das<br />
Sanierungsvorhaben. Der Tag <strong>de</strong>s offenen Denkmals war dafür wie<strong>de</strong>r ein<br />
geeigneter Anlass. Die wie<strong>de</strong>rholte Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Metamorphose<br />
-Verein zur Kunstnacht brachte unserer Ausstellung über Johann Gottfried<br />
Bönisch einen regelrechten Besucheransturm. Die von Frau Gläser ergänzten<br />
Ausstellungstafeln ermunterten die Gäste zur aktiven Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>m Thema Krankheit und <strong>de</strong>r optische Einfall von Herrn Schnei<strong>de</strong>r<br />
5
zum neugierigen Blick vom Krankenhaus zum Mausoleum. Herr Große gab<br />
zum Tag <strong>de</strong>s offenen Denkmals im gut besuchten Vortragsraum gleich zweimal<br />
einen anschaulichen sowie lebendigen Überblick zu <strong>de</strong>n verschwun<strong>de</strong>nen<br />
Stiftsgärten und ging <strong>de</strong>r Frage nach, ob ein solcher am hiesigen Krankenhaus<br />
ebenfalls existierte.<br />
Seit Dezember 2006 lebt Bönischs Name in einer <strong>Kamenzer</strong> Schule weiter.<br />
Die Einrichtung für geistig Behin<strong>de</strong>rte auf <strong>de</strong>r Neschwitzerstraße hat sich in<br />
einer berühren<strong>de</strong>n Feierstun<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>m selbstlosen Humanisten bekannt. Da<br />
<strong>de</strong>r Geschichtsverein durch Dr. Herrmann und mich bei <strong>de</strong>r Namensgebung<br />
maßgeblich beteiligt war, ist bereits eine rege Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Schule<br />
und <strong>de</strong>ren För<strong>de</strong>rverein im Gange. Perspektivisch könnten die Schüler<br />
eventuell einmal die Pflege <strong>de</strong>r Außenanlagen übernehmen. Vielleicht beginnen<br />
wir 2007 mit einem gemeinsamen Arbeitseinsatz samt Hexenfeuer.<br />
3. Zeilenweise Geschichte(n)<br />
In unserer Satzung aus <strong>de</strong>m Jahre 1992 steht, dass <strong>de</strong>r Verein die Herausgabe<br />
eines eigenen Publikationsorgans beabsichtigt. Sie wissen, dass aus<br />
<strong>de</strong>r Absicht längst eine anerkannte Schriftenreihe gewor<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>r wir 2006<br />
ein <strong>Korrespon<strong>de</strong>nzblatt</strong> und die zwei bereits erwähnten Son<strong>de</strong>rdrucke hinzugefügt<br />
haben. Es gab eine Nachauflage <strong>de</strong>s Gaststättenheftes von Herrn<br />
Portmann, die bis auf wenige Restexemplare bereits wie<strong>de</strong>r vergriffen ist.<br />
Alle Publikationen wer<strong>de</strong>n über das Stadtarchiv Kamenz an 15 Bibliotheken<br />
und Archive <strong>de</strong>r Region versandt, wodurch unsere lokalen Forschungsergebnisse<br />
lausitzweit bekannt gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Die außergewöhnlichste Bestellung erhielten wir vom Holocaust Memorial<br />
Center aus Michigan (USA), wohin das Buch von Dr. Herrmann zum Herrental<br />
auf Reisen ging. Zum Thema KZ-Außenlager Kamenz wird übrigens gegenwärtig<br />
ein sachsenweites Kartenwerk erstellt, bei <strong>de</strong>m Dr. Rostowski mitwirkt.<br />
Unsere Regalbö<strong>de</strong>n im Malzhaus füllten sich neben <strong>de</strong>n eigenen Veröffentlichungen<br />
ebenso kontinuierlich mit Büchern, die von Mitglie<strong>de</strong>rn für Verlage<br />
geschrieben wur<strong>de</strong>n. Dazu gehören die Neuerscheinung von Herrn Kubasch<br />
über die Königsbrücker Hei<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Fotoband von Dr. Herrmann und das Almanach<br />
von Dr. Rostowski.<br />
Manchmal fin<strong>de</strong>n auch ramponierte Objekte <strong>de</strong>n Weg zu uns, wie die Ofen-<br />
6
kachel aus <strong>de</strong>r Firma Reif, die uns Herr Hermann Schlegel aus Wiesa übergab.<br />
4. Alles an<strong>de</strong>re als Kleinigkeiten<br />
Bei uns wird kein Unterschied gemacht zwischen <strong>de</strong>m Forscher und <strong>de</strong>m<br />
interessierten Laien. Je<strong>de</strong>r kann seine Vorstellungen in die Arbeit einbringen.<br />
Denn uns eint und ergänzt die Freu<strong>de</strong> am Geschichte(n)- Ent<strong>de</strong>cken. Auf<br />
dieser Grundlage entstand mit <strong>de</strong>r Informationstafel zum ursprünglichen<br />
Grenzverlauf zwischen Kamenz und Lückersdorf eine wirkungsvolle Kleinigkeit.<br />
Sie trägt nicht nur <strong>de</strong>n Absen<strong>de</strong>r „<strong>Kamenzer</strong> Geschichtsverein―, son<strong>de</strong>rn<br />
ist überaus robust und wetterbeständig. Es wäre schön, wenn das Team<br />
Dietze/Müller noch weitere Tafeln plant.<br />
Beim Fest <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts am Lessing-Museum sorgten die Herren Off,<br />
Kutter und Handrick durch <strong>de</strong>n Verkauf von Getränken zum zweiten Mal für<br />
Einnahmen in die Vereinskasse. Frau Göllnitz entpuppte sich als talentierte<br />
Kostümschnei<strong>de</strong>rin und –trägerin. Ihr Bild kam nicht nur auf die Titelseite <strong>de</strong>r<br />
Lokalseite in <strong>de</strong>r „Sächsischen Zeitung―, son<strong>de</strong>rn hängt auch im neugestalteten<br />
Eingangsbereich <strong>de</strong>s Lessing-Hauses.<br />
Beim Vereins- und Einkaufsfest im September betreuten Herr Moschke und<br />
Frau Göllnitz <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s Geschichtsvereins, und im Dezember begrüßte<br />
unsere Stadtwache die Gäste <strong>de</strong>s Adventsspectaculums. Familie Lorber<br />
sorgte für das unterhaltsame Programm zur Weihnachtsfeier in entspannt<br />
geselliger Atmosphäre und mit Elsässer Flammkuchen<br />
Zum Schluss möchte ich mich bei allen Mitglie<strong>de</strong>rn für ihr ehrenamtliches<br />
Engagement bedanken. Egal, ob Sie nur aufmerksamer Zuhörer bei Veranstaltungen<br />
o<strong>de</strong>r finanzielle För<strong>de</strong>rer waren, im Stillen geforscht o<strong>de</strong>r tätig<br />
mitgemacht haben. Je<strong>de</strong>r einzelne von Ihnen hat dazu beigetragen, dass<br />
unser Verein heute zu <strong>de</strong>n größten kulturellen Vereinen <strong>de</strong>r Stadt gehört und<br />
mit seinen vielfältigen Aktivitäten Heimatverbun<strong>de</strong>nheit, Traditions- und<br />
Denkmalpflege beför<strong>de</strong>rt – so wie es in unserer Satzung steht.<br />
Es ist kaum möglich, je<strong>de</strong> Einzelleistung <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r ausreichend zu würdigen.<br />
Bitte haben Sie Verständnis, wenn stellvertretend Herr Dietze beim<br />
Neujahrsempfang <strong>de</strong>s Bürgermeisters geehrt wur<strong>de</strong> und heute folgen<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>r<br />
eine Anerkennung erhalten. Ich bitte nach vorn:<br />
7
Frau Kubasch, <strong>de</strong>ren langjährige Forschungsarbeit zu <strong>de</strong>n Königsbrücker<br />
Tonpfeifen nun in unseren Schriften nachzulesen ist,<br />
Herr Fichte und Frau Fratzke, für die Prüfung <strong>de</strong>r Kassenunterlagen,<br />
Herrn Eckart, mit <strong>de</strong>m wir wie<strong>de</strong>r einmal eine Exkursion machen wollen,<br />
Dr. Käppler, <strong>de</strong>ssen Schrift über Willy Muhle <strong>de</strong>n Geschichtsverein in<br />
<strong>de</strong>n Verein <strong>de</strong>r Eler getragen hat,<br />
Frau Jeschke, die sich kontinuierlich um unsere Chronik kümmert,<br />
Herr Große, für seinen Vortrag zum Klostergarten.<br />
Gestatten Sie mir, dass ich zuletzt noch einige Worte an die Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />
richte: Ihr habt Euch bei allen Terminen stets pünktlich eingefun<strong>de</strong>n,<br />
i<strong>de</strong>enreiche Eigeninitiativen entwickelt und selbst zeitaufwändige Aufgaben<br />
bereitwillig erfüllt. Kurz und gut: Ein solch schlagkräftiges Team ist je<strong>de</strong>m<br />
„Chef“ zu wünschen. Ich bedanke mich bei Euch und freue mich auf ein weiteres<br />
gemeinsames Jahr im Vorstand <strong>de</strong>s Geschichtsvereins.<br />
Marion Kutter<br />
Kamenz, <strong>de</strong>n 20.01.07<br />
8
Ergebnisüberblick 2006<br />
2005 2006<br />
Öffentliche Veranstaltungen/Ausstellungen<br />
Vortrag/Lesung 7 7<br />
Exkursion/Führung 2 2<br />
Ausstellung 1 1<br />
Besucher 700 1.000<br />
Veröffentlichungen/Werbeschriften<br />
<strong>Korrespon<strong>de</strong>nzblatt</strong> Neue Folge 1 1<br />
<strong>Korrespon<strong>de</strong>nzblatt</strong> Son<strong>de</strong>rdruck 2 2<br />
Informationsblätter 1<br />
Wid<strong>de</strong>r<br />
Vereinsinterna<br />
1<br />
Bönisch<br />
Mitglie<strong>de</strong>r 80<br />
80<br />
2 Eintritte, 6 Eintritte,<br />
1 Austritt, 5 Austritte,<br />
1To<strong>de</strong>sfall, 1 To<strong>de</strong>sfall<br />
Ehrenmitglie<strong>de</strong>r 4 4<br />
Geburtstagsgratulation lt. Ehrenordnung<br />
14 11<br />
Mitwirkung bei<br />
Fest <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts (Lessing-Museum)<br />
Kunstnacht (Kunstverein Metamorphose)<br />
Tag <strong>de</strong>s offenen Denkmals (Stadt Kamenz)<br />
Nasenfest (Stadt Kamenz)<br />
Adventsspectaculum (Privatintiative/Kulturbetrieb)<br />
Denkmalschutz/-sanierung<br />
Bönisch-Mausoleum: Sanierung Ge<strong>de</strong>nktafel<br />
9
Der <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsverein e.V. gibt sich folgen<strong>de</strong> Beitragsordnung:<br />
1. Mitglie<strong>de</strong>r nach Abs. 4.2 <strong>de</strong>r Satzung <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsvereins<br />
e.V. (persönliche Mitglie<strong>de</strong>r) zahlen jährlich 30 € bei Einzelmitgliedschaft.<br />
2. Mitglie<strong>de</strong>r, die aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n vollen Mitgliedsbeitrag nicht<br />
bezahlen können, können beim Vorstand einen begrün<strong>de</strong>ten Antrag auf Ratenzahlung<br />
o<strong>de</strong>r 50%-ige Ermäßigung stellen. Der Vorstand entschei<strong>de</strong>t hierüber<br />
nach pflichtgemäßem Ermessen.<br />
3. Eine Ermäßigung um 50 % wird für Schüler, Stu<strong>de</strong>nten, Personen ohne<br />
eigenes Einkommen und Arbeitslose sowie Sozialhilfeempfänger gewährt.<br />
Sie zahlen jährlich 15 €.<br />
4. Gehören mehrere Mitglie<strong>de</strong>r einer Familie <strong>de</strong>m <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsverein<br />
e.V. an, so zahlt eine Person <strong>de</strong>n vollen Jahresbeitrag, während je<strong>de</strong>r<br />
weiteren eine 50%ige Ermäßigung gewährt wird. Ehepaare zahlen 45 € jährlich.<br />
5. Korporative Mitglie<strong>de</strong>r entsprechend <strong>de</strong>m Abs. 4.3 <strong>de</strong>r Satzung <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong><br />
Geschichtsvereins e.V. zahlen jährlich 60 €.<br />
6. Ehrenmitglie<strong>de</strong>r nach Abs. 4.4 <strong>de</strong>r Satzung <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsvereins<br />
zahlen keinen Mitgliedsbeitrag.<br />
7. Bei Aufnahme in <strong>de</strong>n <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsverein wird <strong>de</strong>r Mitgliedsbeitrag<br />
anteilig nach Monaten berechnet.<br />
8. Der Mitgliedsbeitrag ist bis 31. März <strong>de</strong>s Geschäftsjahres auf das Vereinskonto,<br />
Konto Nr. 3110014229 bei <strong>de</strong>r Ostsächsischen Sparkasse Dres<strong>de</strong>n<br />
BLZ 85050300, zu überweisen, sofern <strong>de</strong>m Vorstand keine Einzugsermächtigung<br />
erteilt wor<strong>de</strong>n ist.<br />
9. Die Beitragsordnung tritt am 01. Januar 2007 in Kraft. Die bisherige Ordnung<br />
vom 25.01.2002 wird damit außer Kraft gesetzt.<br />
Kamenz, <strong>de</strong>n 26. Januar 2007<br />
Marion Kutter<br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>Kamenzer</strong> Geschichtsvereins e.V.<br />
10
Kurzer Abriss <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Brandbekämpfung und<br />
Brandverhütung in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Lückersdorf<br />
auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Protokolle <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ratssitzungen von 1839 bis 1949<br />
Protokollauszüge und Kommentare von Gernot Dietze<br />
Vorwort<br />
Die Protokolle <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ratsversammlungen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Lückersdorf,<br />
heute ein Ortsteil von Kamenz, sind im Stadtarchiv Kamenz für die Jahre<br />
1839 bis 1949 vollständig erhalten. Sie bil<strong>de</strong>n eine überaus ergiebige Geschichtsquelle<br />
für das vielseitige kulturelle Geschehen, das sich in diesem<br />
Zeitraum in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> ereignete. Dazu gehört auch <strong>de</strong>r Entwicklungsprozess,<br />
<strong>de</strong>n Technik und Personal hinsichtlich <strong>de</strong>r Bekämpfung von - selbst<br />
heute oft noch - verheeren<strong>de</strong>n Brän<strong>de</strong>n erfuhr. Dieser Prozess spielte sich<br />
sowohl auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> als auch in <strong>de</strong>n Städten in ähnlicher Form, in <strong>de</strong>n<br />
Städten sicherlich etwas schneller, ab. Gebun<strong>de</strong>n war die Entwicklung immer<br />
an <strong>de</strong>n technischen Fortschritt, <strong>de</strong>n die Brandbekämpfungsgeräte im Laufe<br />
<strong>de</strong>r Zeit erfuhren. Nicht zuletzt spielte auch <strong>de</strong>r Ausbildungsstand <strong>de</strong>rjenigen<br />
eine erhebliche Rolle, die die Brandbekämpfung in erster Linie durchführten.<br />
Das Beispiel <strong>de</strong>r kleinen Gemein<strong>de</strong> Lückersdorf kann durchaus verallgemeinert<br />
wer<strong>de</strong>n und dürfte daher nicht nur in <strong>de</strong>r Region Interesse erregen.<br />
Obwohl die Protokolle im betrachteten Zeitraum lückenlos vorliegen, bleiben<br />
einige Fragen offen. Zum Beispiel geht aus <strong>de</strong>n Texten nicht hervor, wann<br />
die freiwillige Feuerwehr in Lückersdorf die dringend benötigte Motorspritze<br />
erhielt. Vielleicht geben darüber an<strong>de</strong>re noch nicht erschlossene Quellen<br />
Auskunft. Alle Zitate aus <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r damals üblichen Kurrentschrift geschriebenen<br />
Protokollen sind kursiv wie<strong>de</strong>rgegeben. Ausdruck, Rechtschreibung<br />
und Zeichensetzung sind streng beibehalten wor<strong>de</strong>n, wird dadurch doch<br />
auch die Entwicklung <strong>de</strong>s Bildungsniveaus weiter Kreise <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
und <strong>de</strong>s Schulwesens in sehr ereignisreichen 110 Jahren wie<strong>de</strong>rgegeben.<br />
Die Chronik<br />
Das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
Die erste Protokolleintragung, die sich mit einem Brand befasst, stammt vom<br />
28. August 1842. Sie berichtet von einem Gemein<strong>de</strong>ratsbeschluss über eine<br />
Spen<strong>de</strong> von 25 Talern zugunsten <strong>de</strong>r <strong>Kamenzer</strong> Bürger, die beim großen<br />
Stadtbrand Scha<strong>de</strong>n erlitten haben. Dass Lückersdorfer Bürger bei diesem<br />
Brand Hilfe leisteten, geht aus <strong>de</strong>m Protokoll vom 19. Mai 1844 hervor. Der<br />
Gemein<strong>de</strong>rat beschloss einstimmig, dass die Gerätschaften, die beim Brand<br />
1842 in Kamenz verbrannten o<strong>de</strong>r verloren gingen, auf Kosten <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
zu ersetzen sind. Solidarität wur<strong>de</strong> auch bei Brän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n<br />
12
Dörfern geübt. So beschloss <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat:<br />
Am 11. März 1845, dass die in Straßgräbchen durch Brand Verunglückten<br />
mit 7 Talern,<br />
und in Oberlichtenau die durch Brand Verunglückten mit 5 Talern zu<br />
unterstützen sind.<br />
Am 6. November 1847, dass wegen <strong>de</strong>r 1847 vorgefallenen Brän<strong>de</strong> in<br />
Königsbrück, Schönbach und Kamenz nach Königsbrück 5 Taler, nach<br />
Schönbach 1 Taler 15 Groschen und nach Kamenz 3 Taler 15 Groschen<br />
zu geben sind.<br />
Am 10 März 1850, dass <strong>de</strong>m abgebrannten Bauer Peschel in Reichenau<br />
2 Taler zu übersen<strong>de</strong>n sind.<br />
Auch Lückersdorf blieb von Brän<strong>de</strong>n nicht verschont.<br />
Am 30. Juni 1850 wird lt. Gemein<strong>de</strong>ratsbeschluss <strong>de</strong>m durch Brand verunglückten<br />
Häusler Grafe die Benutzung <strong>de</strong>r unteren Stube im Schulhause sowie<br />
<strong>de</strong>r Scheune und <strong>de</strong>s Stalles bis zum Wie<strong>de</strong>raufbau seiner Wohnung<br />
unter bestimmten Bedingungen gestattet.<br />
Am 28. Juli 1850 wird im Gemein<strong>de</strong>rat über die Verteilung von Hilfsgel<strong>de</strong>rn<br />
für abgebrannte Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>r entschie<strong>de</strong>n:<br />
Der 10. Teil <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Schwestern <strong>de</strong>s mit abgebrannten Gärtners Minkwitz<br />
verteilt wer<strong>de</strong>n soll, alles übrige in gleiche Teile fällt.<br />
Im Protokoll <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>rats vom 23. Februar 1851 wur<strong>de</strong> festgehalten:<br />
Die für die Oberlichtenauer eingegangenen Gel<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n einbehalten und<br />
an die Lückersdorfer Abgebrannten zu verteilen.<br />
Gel<strong>de</strong>r aus Kamenz, Wiesa, Bernbruch, Bischheim, Schönbach, Bulleritz,<br />
Brauna, Liebenau, Viehwei<strong>de</strong> und Gelenau ergaben die Summe von 93 Talern<br />
und 28 Groschen.<br />
Die Brän<strong>de</strong> im eigenen Dorf führten offenbar zu <strong>de</strong>r Erkenntnis, dass bessere<br />
Möglichkeiten zur Brandbekämpfung dringend notwendig waren. So beschloss<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat am 15. März 1857: ...daß es sehr notwendig sei, im<br />
Oberdorf vor <strong>de</strong>r Winterschen Wirtschaft einen Wassertrog aufzustellen, um<br />
bei etwaiger Feuersgefahr nicht Mangel an Wasser zu haben. Er solle eine<br />
Größe von 3 Ellen Länge, 6 / 4 Ellen Breite und 1 Elle Tiefe haben. 1<br />
Dass <strong>de</strong>r Königl.-Sächsischen Regierung die enormen Schä<strong>de</strong>n, die durch<br />
die vielen Brän<strong>de</strong> verursacht wur<strong>de</strong>n, nicht gleichgültig waren, geht aus folgen<strong>de</strong>m<br />
Auszug aus <strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>ratsprotokoll vom 23. August 1857 hervor:<br />
Demnächst kam eine Verordnung <strong>de</strong>s Königlichen Gerichtsamtes zu Kamenz<br />
zur Sprache, nach welcher die Gemein<strong>de</strong> Lückersdorf eine Feuersprit-<br />
1 1 Elle ≈ 0,57 m.<br />
13
ze anschaffen soll. In Rücksicht <strong>de</strong>r vielen großen Ausgaben, welche hiesige<br />
Gemein<strong>de</strong> kürzlich gehabt hat und immer noch hat, wur<strong>de</strong> beschlossen, das<br />
Königl. Gerichtsamt zu Kamenz durch <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>vorstand zu ersuchen,<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Lückersdorf die Anschaffung <strong>de</strong>r Feuerspritze zu erlassen,<br />
und im Falle diese Bitte nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n sollte, mit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
Gelenau, wenn es dieselbe zufrie<strong>de</strong>n ist, gemeinschaftlich eine Spritze zu<br />
kaufen.<br />
Das „Königl. Gerichtsamt― ließ offenbar nicht von seiner For<strong>de</strong>rung ab, die<br />
Gemein<strong>de</strong> Lückersdorf musste sich <strong>de</strong>shalb nach <strong>de</strong>m dafür notwendigen<br />
Geld umsehen. Kurze Zeit darauf wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat wie<strong>de</strong>r einberufen<br />
und im Protokoll vom 6. September 1857 Folgen<strong>de</strong>s festgehalten:<br />
... hierauf erklärte <strong>de</strong>r Vorstand, daß auf abermalige Verordnung <strong>de</strong>s Königl.<br />
Gerichtsamtes zu Kamenz die Gemein<strong>de</strong> Lückersdorf eine Feuerspritze anzuschaffen<br />
habe, und es darum wohl notwendig sei, die von hiesiger Gemein<strong>de</strong><br />
an <strong>de</strong>n Fleischermeister Grund in Kamenz ausgeliehenen 100 Taler<br />
zu kündigen. Die Versammlung stimmte <strong>de</strong>m Vorschlag bei.<br />
Bisher bestan<strong>de</strong>n Feuerlöschgeräte lediglich aus Feuereimern und diversem<br />
Werkzeug, wie Schaufeln, Beile, Hacken usw. Die (Hand-)Feuerspritze stellte<br />
einen enormen technischen Fortschritt dar. Natürlich führte die Anschaffung<br />
einer solchen Neuheit zu lebhaften Diskussionen in <strong>de</strong>r Einwohnerschaft<br />
und in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>räten <strong>de</strong>r Dörfer Lückersdorf und Gelenau. Denn<br />
am 26. Januar 1858 trafen sich die Gemein<strong>de</strong>räte bei<strong>de</strong>r Dörfer zu einer gemeinsamen<br />
Sitzung, in <strong>de</strong>ren Abschlussprotokoll wur<strong>de</strong> vermerkt:<br />
Nach längerer Besprechung wur<strong>de</strong> einstimmig beschlossen:<br />
1. Für bei<strong>de</strong> Orte, Lückersdorf und Gelenau, gemeinschaftlich eine Spritze<br />
anzuschaffen.<br />
2. Das Spritzenhaus, wenn es das Königl. Gerichtsamt zu Kamenz gestattet,<br />
150 Schritte entfernt von <strong>de</strong>m Wohnhause <strong>de</strong>s Häuslers Moschke in Gelenau<br />
an <strong>de</strong>m Wege, welcher Lückersdorf mit Gelenau verbin<strong>de</strong>t, zu bauen.<br />
Sollte dies aber nicht erlaubt wer<strong>de</strong>n, es an das untere En<strong>de</strong> von Gelenau<br />
neben das Haus <strong>de</strong>s Häuslers Moschke zu setzen und <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s Spritzenhauses<br />
<strong>de</strong>m Richter Minkwitz für 108 Taler, im Falle aber daß das Haus<br />
in Gelenau gebaut wer<strong>de</strong>n muß, für 125 Taler in Accord zu geben, womit<br />
sich Minkwitz einverstan<strong>de</strong>n erklärte. Bauübernehmer versprach hierauf, das<br />
neue Spritzenhaus 10 Ellen lang, 7 Ellen breit, von <strong>de</strong>r Schwelle 4 Ellen hoch<br />
und mit Doppeldach zu bauen. Ferner verspricht Minkwitz, <strong>de</strong>r Mauer eine<br />
Stärke von 20 Zoll zu geben, <strong>de</strong>n Fußbo<strong>de</strong>n im Hause zu pflastern und das<br />
Haus bis Johannis 2 fertig herzustellen. Endlich versprach <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rath<br />
2 Der 27. Dezember.<br />
14
zu Lückersdorf und Gelenau noch, die für <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s Spritzenhauses bewilligte<br />
Summe zur Hälfte Ostern und zur an<strong>de</strong>ren Hälfte Michaelis <strong>de</strong>s Jahres<br />
<strong>de</strong>m Bauunternehmer einzuhändigen.<br />
In <strong>de</strong>r Versammlung wur<strong>de</strong> auch beschlossen: … alle bei <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
<strong>de</strong>r Spritze auflaufen<strong>de</strong>n Kosten, von Lückersdorf und Gelenau zu gleichen<br />
Theilen zu tragen.<br />
Hierauf folgen die Unterschriften bei<strong>de</strong>r Ortsvorstän<strong>de</strong>.<br />
Offenbar wur<strong>de</strong> die Feuerspritze im Jahre 1858 angeschafft, ohne dass dies<br />
in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>ratsprotokollen erwähnt wur<strong>de</strong>. Denn erst am 1. Januar<br />
1859 fin<strong>de</strong>t die Spritze dahingehend Erwähnung, dass festgelegt wur<strong>de</strong>, wer<br />
die „Spritzenfuhren― mit einem Pfer<strong>de</strong>gespann übernehmen sollte bzw. durfte.<br />
Dazu hatten sich wie<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Gemein<strong>de</strong>räte versammelt und nach Feststellung<br />
<strong>de</strong>r Beschlussfähigkeit wur<strong>de</strong> einstimmig beschlossen:<br />
Die Bauerngutsbesitzer Gottfried Techritz, Gottlieb Freu<strong>de</strong>nberg und Leberecht<br />
Techritz von Gelenau sowie <strong>de</strong>r Ortsrichter Minkwitz, <strong>de</strong>r Bauerngutsbesitzer<br />
Gottlob Brandt von Lückersdorf diese Spritzen Fuhren übernehmen<br />
sollten und zwar mit folgen<strong>de</strong>n Bedingungen:<br />
1. sollen diese Fuhren <strong>de</strong>r Reihe nach gehen,<br />
2. sollte <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Reihe ist abwesend sein, so ist <strong>de</strong>r nächstfolgen<strong>de</strong><br />
verbun<strong>de</strong>n diese Fuhre zu übernehmen wo von jetzt an Gelenau <strong>de</strong>n<br />
Anfang zu machen hat, und es soll <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r eine Stun<strong>de</strong> weit zu fahren<br />
hat, dafür 2 Groschen Fuhrlohn erhalten. Wozu sich sämtliche genannte<br />
Bauerngutsbesitzer einverstan<strong>de</strong>n erklären.<br />
Sodann ging man zur Berathung über was je<strong>de</strong>r Sprizenmeister bekommen<br />
sollte, man vereinigte sich mit sämtlichen Stimmen dahin überein, daß je<strong>de</strong>r<br />
Spritzenmeister bei je<strong>de</strong>n Feuer 15 Neugroschen erhalten solle, und bei je<strong>de</strong>n<br />
Feuer 2 Spritzenmeister behilflich sein sollten. Sollte diese Spritze jährlich<br />
nicht in Gebrauch genommen wer<strong>de</strong>n, so wird <strong>de</strong>m Spritzenmeister zur<br />
Pflicht gemacht, diese Spritze jährlich 2 mal zu schmieren und dafür je<strong>de</strong>smal<br />
5 Neugroschen zu beanspruchen haben. Sollte aber diese Spritze in<br />
Gebrauche gewesen sein so wird Ihnen für das Reinigen und Schmieren 10<br />
Neugroschen zugeführt. Zum Schluß wird noch <strong>de</strong>n Sprizenmeistern zur<br />
Pflicht gemacht nie eine an<strong>de</strong>re Person als sich selbst auf <strong>de</strong>r Spritze mit zu<br />
nehmen. Schließlich wird noch bemerckt daß die erfor<strong>de</strong>rliche Schmiere Cumunen<br />
selbst angeschaft wer<strong>de</strong>n muß. Da hingegen niemend etwas einzuwen<strong>de</strong>n<br />
hatte so war diese Sitzung für Gesetz zu betrachten.<br />
Am 16. Januar 1859 versammelte sich <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat Lückersdorf, um<br />
Einnahmen, Ausgaben und <strong>de</strong>n Kassenbestand zu überprüfen. Der ur-<br />
15
sprüngliche Kassenbestand betrug 359 Taler 16 Neugroschen und 7 Pfennige.<br />
Die Ausgaben von 337 Talern 1 Neugroschen und 8 Pfennigen waren<br />
ungewöhnlich hoch, wahrscheinlich verursacht durch die Anschaffung <strong>de</strong>r<br />
Feuerspritze.<br />
Am 18 Mai 1862 beschloss <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat, dass ein brandgeschädigter<br />
Liebenauer mit zwei Talern zu unterstützen sei. Wahrscheinlich eilte man mit<br />
<strong>de</strong>r Spritze auch bei Brän<strong>de</strong>n in Nachbardörfern zu Hilfe. Doch wie oft war<br />
sie in Lückersdorf o<strong>de</strong>r Gelenau im Einsatz? Lei<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n sich bei <strong>de</strong>r alljährlichen<br />
Kassenprüfung in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>ratsprotokollen nie ausführliche<br />
Angaben über Einnahmen und Ausgaben. Es wird lediglich zwischen <strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong>kasse im Ganzen und <strong>de</strong>r Armenkasse, <strong>de</strong>ren Bestand sich wohl<br />
ausschließlich aus Spen<strong>de</strong>n zusammensetzte, unterschie<strong>de</strong>n. So ist es nicht<br />
möglich, über <strong>de</strong>n Fuhrlohn <strong>de</strong>r Spritzenmeister und <strong>de</strong>ren Bezahlung bei<br />
Löscheinsätzen, etwas darüber zu erfahren, wie häufig die Spritze zur Brandbekämpfung<br />
ausrücken musste. Vielleicht hilft hier ein glücklicher Fund <strong>de</strong>r<br />
Kassenjournale, die es sicherlich gegeben hat, in einem Archiv weiter.<br />
Über mehrere Jahre sind nun in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>ratsprotokollen keine Eintragungen<br />
mehr über Feuer o<strong>de</strong>r Feuerlöschgeräte vorhan<strong>de</strong>n. Erst im Protokoll<br />
<strong>de</strong>s Jahres 1870 taucht eine „Spritzenkassenrechnung 1870― auf, in dieser<br />
sind Einnahmen von 2 Talern und 15 Neugroschen und Ausgaben von 3<br />
Talern, 4 Neugroschen und 6 Pfennigen aufgeführt.<br />
Das Minus von 19 Neugroschen und 6 Pfennigen ist mit „Vorschuss― bezeichnet.<br />
Es fehlen aber jegliche Hinweise darauf, wie sowohl die Einnahmen<br />
als auch die Ausgaben zustan<strong>de</strong> gekommen sind. Auch für 1871 taucht<br />
wie<strong>de</strong>r eine Spritzenkassenrechnung - auch ohne Angaben von Einzelheiten<br />
- auf, diesmal mit 2 Talern 20 Neugroschen Einnahmen und Ausgaben zu 26<br />
Neugroschen und 9 Pfennigen. Der Kassenbestand betrug somit 1 Taler, 23<br />
Neugroschen und 1 Pfennig.<br />
Bei <strong>de</strong>n Spritzenmeistern gab es 1872 Verän<strong>de</strong>rungen. Anstelle <strong>de</strong>s verstorbenen<br />
Ehrenfried Techritz aus Gelenau wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>wächter Gottlieb<br />
Teutscher gewählt und wie<strong>de</strong>rum an <strong>de</strong>ssen Stelle Johann Zimmer,<br />
Zeugabrichter, eingesetzt. In Lückersdorf nahm für Bauerngutsbesitzer Gotthelf<br />
Hentschel <strong>de</strong>ssen Sohn Ernst Hentschel die Stelle <strong>de</strong>s Spritzenmeisters<br />
ein.<br />
Spritzenkassenrechnungen fin<strong>de</strong>n sich in gleicher Weise in <strong>de</strong>n Protokollen<br />
von 1873 und 1874. Ab 1875 erfolgt die Abrechnung bis 1889 zwar noch in<br />
<strong>de</strong>r gleichen Form, jedoch nicht mehr in <strong>de</strong>r bisherigen Währung, son<strong>de</strong>rn in<br />
Mark und Pfennigen.<br />
1885 ereignete sich in Lückersdorf wie<strong>de</strong>r ein schwerer Brand. Die Gemein<strong>de</strong><br />
Lückersdorf, verschie<strong>de</strong>ne Bürger aus Kamenz und umliegen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n<br />
spen<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>m vom Brandunglück betroffenen Herrmann Eichler<br />
insgesamt 245 Mark und 18 Pfennig.<br />
16
Im September 1890 wird von <strong>de</strong>r Amtshauptmannschaft Kamenz die Anlegung<br />
eines Inventarverzeichnisses <strong>de</strong>r Feuerlöschgeräte angeordnet, das<br />
ständig weiterzuführen ist.<br />
Am 6. August 1893 berät <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>vorstand über eine neue Feuerlöschordnung.<br />
Es wur<strong>de</strong> festgelegt, dass:<br />
sämtliche Spritzendienste, Wachdienste und Abräumungsdienste<br />
<strong>de</strong>r Reihenacheinan<strong>de</strong>r folgen sollen,<br />
die Spritzanzeigen sollen bei je<strong>de</strong>n Dienste sowie bei je<strong>de</strong>r Spritzenprobe<br />
gewechselt wer<strong>de</strong>n,<br />
wogegen die Wachdienste, und die Abräumungsdienste alle 6<br />
Stun<strong>de</strong>n gewechselt wer<strong>de</strong>n sollen,<br />
je<strong>de</strong> Brandstelle soll von <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>, wenn es vom Besitzer<br />
verlangt wird, bis <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gleich unentgeltlich abgeräumt wer<strong>de</strong>n,<br />
dagegen sollen die bei<strong>de</strong>n Spritzenmeister für ihre Bemühung und<br />
Arbeit bei <strong>de</strong>r Spritze Jährlich mit 8 Mark bezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />
Weiterhin wur<strong>de</strong> genehmigt daß <strong>de</strong>r Schänkwirth Moritz Pollack von hier,<br />
welcher die Spritze zu drei verschie<strong>de</strong>nen mahlen die Spritze in unseren Orte<br />
mit seinen Pfer<strong>de</strong> zum Feuer gebracht hatte für je<strong>de</strong>s mahl 1 Mark bekommen<br />
sollte.<br />
Im Protokoll <strong>de</strong>s vollständig versammelten Gemein<strong>de</strong>rates vom 24. November<br />
1893 taucht erstmalig <strong>de</strong>r Begriff „Feuerwehr― auf. Gemeint war allerdings<br />
keine Lückersdorfer Feuerwehr son<strong>de</strong>rn die freiwillige Feuerwehr aus<br />
Kamenz. Der Grund <strong>de</strong>r Erwähnung entbehrt aus heutiger Sicht nicht <strong>de</strong>r<br />
Kuriosität:<br />
… wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>rat eine Rechnung vorgelegt über Bier und Branntwein,<br />
welches von <strong>de</strong>r freiwilligen Feuerwehr zu Kamenz nach <strong>de</strong>m Feuer<br />
am 6. August dieses Jahres in <strong>de</strong>r Pollackschen Schankwirthschaft getrunken<br />
wor<strong>de</strong>n ist. Der Gemein<strong>de</strong>rath beschloß einstimmig für diesmal die<br />
Rechnung zu bezahlen im Wie<strong>de</strong>rholungsfalle jedoch je<strong>de</strong> Bezahlung nach<br />
<strong>de</strong>m Feuer getrunkener Getränke zu verweigern und <strong>de</strong>n Wirthen zu erklären,<br />
ohne Erlaubnis <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong> Vorstan<strong>de</strong>s keine Getränke auf Rechnung<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> mehr zu verabreichen.<br />
In <strong>de</strong>r am 19. Februar 1895 durchgeführten Kassenrevision wird die Spritzenkasse<br />
nunmehr als Feuerlöschkasse bezeichnet. Konkrete Summen wer<strong>de</strong>n<br />
meistens nicht mehr aufgeführt. Am 11. März 1895 erklärt sich <strong>de</strong>r Gutsbesitzer<br />
Adolf Minckwitz bereit, die Spritze anstelle <strong>de</strong>s Gutsbesitzers Ernst<br />
Lauke zu fahren.<br />
17
Eine be<strong>de</strong>utsame Verän<strong>de</strong>rung hinsichtlich <strong>de</strong>r Feuerbekämpfung ergab sich<br />
im Oktober 1897. Das Gemein<strong>de</strong>ratsprotokoll vom 29. Oktober soll <strong>de</strong>s vollständig<br />
und wörtlich hier aufgeführt wer<strong>de</strong>n:<br />
Auf Bestellung durch die betreffen<strong>de</strong>n Gem. Vorstän<strong>de</strong> versammelten sich<br />
heute Abend 8 Uhr <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rath von Lückersdorf und Gelenau vollzählig<br />
in <strong>de</strong>r Pollackschen Schankwirthschaft zu Lückersdorf. Gemein<strong>de</strong>vorstand<br />
Pursche von Gelenau trug <strong>de</strong>r Versammlung vor, daß die Gemein<strong>de</strong> Gelenau<br />
von <strong>de</strong>m Schriftsteller Göpel zu Stuttgard eine neue Spritze geschenkt<br />
bekommen und sie daher <strong>de</strong>n Spritzenverband mit Lückersdorf kündigen<br />
müsten, <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rath von Gelenau wünscht daher daß die Gemein<strong>de</strong><br />
Lückersdorf, die bisherige gemeinschaftliche Spritze mit allen Zubehör für<br />
einen annehmbaren Preis übernehmen und daß das alte Spritzenhaus abgebrochen<br />
und das Material getheilt wer<strong>de</strong>. Nach stadtgefun<strong>de</strong>ner Berathung<br />
einigte sich <strong>de</strong>r hiesige Gemein<strong>de</strong>rath dahin <strong>de</strong>r Theilung <strong>de</strong>s Sprizenhauses<br />
zuzustimmen und für die Spritze <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Gelenau 150 M. herauszugeben,<br />
was <strong>de</strong>r Gelenauer Gemein<strong>de</strong>rath auch annahm. Im verlaufe <strong>de</strong>r Sitzung<br />
wur<strong>de</strong> noch beschlossen, sofort mit <strong>de</strong>m Baue eines neuen Spritzenhauses<br />
zu beginnen, da die Spritze schon nchsten Sontag <strong>de</strong>n 31. Oktober<br />
übernommen wer<strong>de</strong>n soll, und daß die Bauplatzfrage für das Spritzenhaus in<br />
einer nächsten Sontag früh stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Versammlung geregelt wer<strong>de</strong>n<br />
soll.<br />
Am 12. November 1897 beschließt <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>vorstand hierzu:<br />
… dass auf einem für 9 Mark pro Quadratrute vom Gartennahrungsbesitzer<br />
Gottlieb Wünsche gekauften Platz <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>s neuen Spritzenhauses<br />
sobald als möglich erfolgen soll. Der Gemein<strong>de</strong>rath beschloß an dasselbe<br />
ein Schiebethor machen zu lassen, über das Thor 2 Träger zu legen, das<br />
Holz darauf aus <strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>wal<strong>de</strong> zu entnehmen und <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n mit Ziegeln<br />
pflastern zu lassen. Die nötigen Bretter und Latten sollen von <strong>de</strong>m Baumeister<br />
Wendt entnommen wer<strong>de</strong>n. Zur Deckung <strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rlichen Aufwan<strong>de</strong>s<br />
sollen 300 Mark geliehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Am 10. Februar 1898 quittiert Gartennahrungsbesitzer Gottlieb Wünsche <strong>de</strong>n<br />
Erhalt von 18 Mark für <strong>de</strong>n Verkauf von 2 Quadratruten 3 von seinem Garten<br />
mit <strong>de</strong>r Parzellennummer 87, die die Gemein<strong>de</strong> zum Bau <strong>de</strong>s neuen Spritzenhause<br />
erworben hat.<br />
Am 4. März 1898 wer<strong>de</strong>n im Gemein<strong>de</strong>rat für die Feuerbekämpfung wichtige<br />
Beschlüsse gefasst. Zwar taucht <strong>de</strong>r Begriff „Feuerwehr― noch immer nicht<br />
im Protokoll <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ratssitzung auf, jedoch ist erstmalig von einer<br />
3<br />
1 Rute ≈ 4,3 m.<br />
18
Bedienungsmannschaft die Re<strong>de</strong>. Nach erfolgter Kassenprüfung erklärte <strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong>vorstandvorstand:<br />
Aus Anlaß <strong>de</strong>ssen, daß <strong>de</strong>r Spritzenverband mit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Gelenau gelöst<br />
ist, es sich nötig mache eine neue Spritzenordnung aufzustellen, und<br />
ersuchte <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>rath sich darüber <strong>de</strong>s Näheren auszusprechen. Nach<br />
gepflogener Berathung einigte sich <strong>de</strong>rselbe dahin, daß von jetzt ab nur ein<br />
Spritzenmeister und 3 Stellvertreter gewählt wer<strong>de</strong>n sollen, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />
erstere mit Hülfe <strong>de</strong>s Ortswchters allvierteljährig die Spritze zu schmieren,<br />
sowie die Schläuge 4 zu trocknen und die Spritze in guten, reinlichen Zustan<strong>de</strong><br />
zu halten hat und dafür 4 Mark Jährlich erhalten soll. Von <strong>de</strong>n Stellvertretern,<br />
welche nebst <strong>de</strong>n Spritzenmeister in schneller und taktvoller handhabung<br />
<strong>de</strong>r Feuerspritze unterrichtet wer<strong>de</strong>n sollen, soll je<strong>de</strong>smahl min<strong>de</strong>stens<br />
einer auf <strong>de</strong>rselben zum Bran<strong>de</strong> mitfahren. Außer<strong>de</strong>m sollen noch 10 Bedienungsmannschaften<br />
dazu gehören, welche wie <strong>de</strong>r Sprizenmeister und <strong>de</strong>r<br />
Fuhrmann bei Ausbruch eines Feuers vom Ortswächter sofort benachricht<br />
wer<strong>de</strong>n müssen, und zu ihren Ausweis je<strong>de</strong>r ein Spritzenzeichen erhalten<br />
daß während <strong>de</strong>s Dienstes am Arm zu tragen ist. Derjenige <strong>de</strong>r die Spritze<br />
fährt erhält, wen sie bis über die Grenze fahren 3 Mark und bis zum Brandorte<br />
6 Mark aus <strong>de</strong>r Feuerlöschkasse ausgezahlt. Die 10 Bedienungsmannschaften<br />
sollen je<strong>de</strong>s mal nach stadtgehabter Wirksamkeit <strong>de</strong>r Catasternummer<br />
nach wechseln 5 , außer<strong>de</strong>m sind Jährlich min<strong>de</strong>stens 2 Sprizenproben<br />
abzuhalten.<br />
Die Oberaufsicht über sämtliche Feuerlöschgeräthe und <strong>de</strong>ren handhabung<br />
sowie über die Ablösung <strong>de</strong>r Bedienungsmannschaften führt <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>vorstand.<br />
Gleich falls ist, wenn es ungewiß erscheint, ob <strong>de</strong>r Brand in <strong>de</strong>r<br />
nchsten Umgebung sich befin<strong>de</strong>t, o<strong>de</strong>r ob <strong>de</strong>rselbe durch spätes bemerken<br />
sich bereits nie<strong>de</strong>rgeht, bei <strong>de</strong>r Abfuhre die Genehmigung <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>vorstands<br />
einzuholen. Oel, Schmiere, und Lichter in die Laternen wer<strong>de</strong>n von<br />
<strong>de</strong>r Feuerlöschkasse bezahlt.<br />
Das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
Abgesehen von <strong>de</strong>n regelmäßigen Überprüfungen <strong>de</strong>r Feuerlöschkasse,<br />
kommt <strong>de</strong>r Brandschutz in <strong>de</strong>n nächsten Protokollen nicht mehr vor. Auf Weisung<br />
<strong>de</strong>r Amtshauptmannschaft Kamenz musste erst am 14. November<br />
1905 lediglich ein neuer Spritzschlauch angeschafft wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r, 20 m lang,<br />
beim Seilermeister Hünig in Kamenz gekauft wer<strong>de</strong>n sollte. Am 15. September<br />
wur<strong>de</strong> vom Gemein<strong>de</strong>rat beschlossen, dass das Spritzenhaustor neu<br />
anzustreichen ist.<br />
Am 13. Juli 1908 erließ die Amtshauptmannschaft eine neue Spritzen- und<br />
Feuerlöschordnung. Danach mussten Spritzenproben nicht mehr halbjährlich<br />
4<br />
Gemeint sind Schläuche.<br />
5<br />
Das war also noch keine gleichbleiben<strong>de</strong> Mannschaft.<br />
19
son<strong>de</strong>rn vierteljährlich durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Dies wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ratssitzung<br />
vom 15. August 1908 vorgetragen und am 12. September 1908<br />
„bedingungslos“ bestätigt.<br />
Am 24. März 1910 wird im Protokoll <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ratssitzung erstmalig <strong>de</strong>r<br />
Begriff „Feuerwehr― für Lückersdorf verwen<strong>de</strong>t:<br />
Es liegt eine Anfrage vor wegen <strong>de</strong>r Haftpflichtversicherung ob es mit 90<br />
o<strong>de</strong>r 100% versichert wer<strong>de</strong>n soll. Die Versammlung beschließt einstimmig<br />
voll zu versichern, auch die Feuerwehr 6 soll mit versichert sein.<br />
Am 20. Januar 1914 beschloss <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat Unfallversicherungen für<br />
<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>vorstand, die Gemein<strong>de</strong>vorstandsmitglie<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n Nachtwächter,<br />
<strong>de</strong>n Fleischbeschauer, dann 20 Spritzenmannschaften und 2 Pfer<strong>de</strong> (!)<br />
abzuschließen. Mit <strong>de</strong>n Spritzenmannschaften sind offenbar die zu einem<br />
Brand ausrücken<strong>de</strong>n Personen gemeint.<br />
Am 24. März 1921 beschloss <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat, dass:<br />
… <strong>de</strong>r Schlüssel zum Spritzenhaus welcher bisher bei Adolf Minkwitz hing in<br />
die Schule sollte gehangen wer<strong>de</strong>n, da Lehrer Sachse jetzt stellvertret. Führer<br />
ist.<br />
Am 26. Juni 1924 beantragt in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ratssitzung Herr Oskar Minkwitz:<br />
… für die Spritzenprämie einen Schlauch anzuschaffen, das Meter kostet<br />
ungefähr 1,80 M, die Verschraubung 8,00 M; es wird beschlossen, 2<br />
Schläuche und 1 Verschraubung zu kaufen.<br />
In <strong>de</strong>r Sitzung <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>rates vom 6. März 1934 wird beschlossen, <strong>de</strong>n<br />
oberen Teich zu schlämmen, um bei einem Brand genügend Löschwasser<br />
zur Verfügung zu haben.<br />
Eine wichtige Entscheidung zum Brandschutz wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>rat<br />
am 19. April 1934 gefällt. Im Protokoll heißt es dazu:<br />
Ein weiterer Punkt (<strong>de</strong>r Beratung) war die Absicht die Spittelspritze von Kamenz<br />
anzuschaffen welche durch eine rege Aussprache gutgeheißen wur<strong>de</strong>,<br />
dieselbe soll durch <strong>de</strong>n Branddirektor Noack vorgeführt wer<strong>de</strong>n ein Abschluß<br />
über <strong>de</strong>n Kauf soll nach <strong>de</strong>r Vorführung noch einmal durchgesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Über die Instruktion <strong>de</strong>r Spritzenmannschaften wur<strong>de</strong> beschlossen das <strong>de</strong>n<br />
Leuten welche im Besitz <strong>de</strong>s Spritzenzeichen sind, <strong>de</strong>nselben zu erklären<br />
wie sie sich bei Spritzendienst zu verhalten haben. Selbige Sache soll durch<br />
<strong>de</strong>n Spritzenmeister geschehen. Auch soll ein Gerüst gebaut wer<strong>de</strong>n zum<br />
trocknen <strong>de</strong>r Schläuche, selbige Sache wur<strong>de</strong> einstimmig befürwortet.<br />
6<br />
Wahrscheinlich betraf das diejenigen Lückersdorfer Bürger, die bei einem Brand Hilfe leisteten.<br />
20
Auch in <strong>de</strong>r Beratung <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>rates vom 27. Juni 1934 spielte <strong>de</strong>r<br />
Brandschutz eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle:<br />
Der Bürgermeister gab bekannt, das er ein Angebot einer Motorspritze in<br />
Hän<strong>de</strong>n hat, die eine Privatfirma in Döbeln verkaufen will, Preis 1000,00 M.<br />
Davon wur<strong>de</strong> Kenntnis genommen. Auch wur<strong>de</strong> in Erwägung gezogen das<br />
eventuel eine freiwillige Feuerwehr gegrün<strong>de</strong>t wird. Über das Spritzenangebot<br />
soll in Schriftlichen Verkehr getreten wer<strong>de</strong>n.<br />
Am 30.12.1938 wird vom Gemein<strong>de</strong>rat ein Schreiben <strong>de</strong>r Amtshauptmannschaft<br />
zur Kenntnis genommen, das über die Normung <strong>de</strong>r Schläuche für<br />
das Feuerlöschwesen informiert. Ein zustimmen<strong>de</strong>r Beschluss wur<strong>de</strong> dann<br />
am 26.4.1939 gefasst. Im Protokoll <strong>de</strong>r Beratung am 11. Februar 1941 ist<br />
nun festgehalten:<br />
Vom Landrat zu Kamenz ist ein Schreiben eingegangen betr. Gründung einer<br />
Freiwilligen Feuerwehr bez. Zusammenschluß mit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Gelenau<br />
als Feuerlöschverband. Da keine Haushaltmäßigen Mittel vorhan<strong>de</strong>n<br />
sind, wird <strong>de</strong>r Bürgermeister <strong>de</strong>m Landrat entsprechend berichten.<br />
Es dauerte dann länger als ein Jahr, bis das Thema Brandschutz wie<strong>de</strong>r im<br />
Gemein<strong>de</strong>rat erörtert wur<strong>de</strong>. Im Protokoll vom 27.6.1942 ist zu lesen:<br />
Es liegt ein Schreiben (vom Landrat) vor betr. Erhöhung <strong>de</strong>r Schlagkraft <strong>de</strong>r<br />
Feuerwehr und Anschaffung einer Motorspritze. Aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n<br />
kann diesem nicht nachgekommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Am 28. Juli 1942 fand endlich die Gründungsversammlung <strong>de</strong>r freiwilligen<br />
Feuerwehr im Obergasthof statt. Vielleicht geschah das unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r<br />
Kriegsereignisse und wegen <strong>de</strong>r Befürchtung, dass es Luftangriffe und damit<br />
vermehrt Brän<strong>de</strong> geben könnte. Zur Gründungsversammlung waren alle rüstigen<br />
Männer <strong>de</strong>s Ortes eingela<strong>de</strong>n. Das Protokoll gibt <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Versammlung<br />
verhältnismäßig ausführlich wie<strong>de</strong>r:<br />
Nach Begrüßung <strong>de</strong>r Anwesen<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Herrn Bürgermeister erteilte er<br />
<strong>de</strong>m Kreisführer <strong>de</strong>r FF. Pg. (Parteigenosse) Berger, Kamenz, das Wort. In<br />
seinen Ausführungen wies <strong>de</strong>r Kreisführer auf <strong>de</strong>n großen Wert, aber auch<br />
auf die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Feuerwehren gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Gegenwart hin. Er bezeichnete<br />
die Ortsspritze als die älteste in ganz Sachsen, wenn nicht im<br />
Deutschen Reiche. Treue und Kameradschaft wären die Grundpfeiler, auf<br />
die sich alle Feuerwehren stützten, und diese zu üben, wäre die Aufgabe<br />
eines je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Mannes.<br />
Von <strong>de</strong>n 32 erschienenen traten 30 <strong>de</strong>r „Freiwilligen Feuerwehr zu Lückersdorf“<br />
bei.<br />
Pg. Walther Hey<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> zum Führer, Pg. Rudolf Köhler zu <strong>de</strong>ssen Stellvertreter<br />
ernannt. Danach sprach <strong>de</strong>r Kreisführer noch über die nun einsetzen-<br />
21
<strong>de</strong>n Übungsstun<strong>de</strong>n und versprach, <strong>de</strong>m Orte bald möglichst zu einer Motorspritze<br />
zu verhelfen.<br />
Wann die Feuerwehr in Lückersdorf - Gelenau eine Motorspritze erhielt, geht<br />
aus <strong>de</strong>n Protokollen nicht hervor. Die Kosten für Motorspritze, Uniformen und<br />
Ausrüstung übernahmen nun mutmaßlich staatliche Stellen.<br />
In <strong>de</strong>r ersten (?) Gemein<strong>de</strong>ratssitzung nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg am<br />
30.10.1946 im Obergasthof stand die Wahl verschie<strong>de</strong>ner Kommissionen auf<br />
<strong>de</strong>r Tagesordnung. In die Feuerwehrkommission wur<strong>de</strong>n gewählt: Gemein<strong>de</strong>vertreter<br />
Martin Minkwitz, Gemein<strong>de</strong>mitglied Paul Richter und Gemein<strong>de</strong>mitglied<br />
Willi Schreier.<br />
Die letzte Protokolleintragung zum Brandschutz stammt vom 30. Juli 1949:<br />
Erwin Uhleman gibt noch bekannt, daß auf Anordnung <strong>de</strong>r Brandschutzkomision,<br />
die Strohmieten min<strong>de</strong>stens 50 mtr. von <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n entfernt sein<br />
müssen.<br />
Das letzte vorliegen<strong>de</strong> Protokoll berichtet von einer Gemein<strong>de</strong>ratssitzung am<br />
6. Dezember 1949, es enthält keine Eintragungen über Brän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Brandschutz.<br />
22
Bisher erschienen folgen<strong>de</strong> Son<strong>de</strong>rdrucke <strong>de</strong>r Neuen Folge:<br />
NF 1 Heinz Kubasch: Der Bischofsweg und seine Be<strong>de</strong>utung für die<br />
Regionalgeschichte. Kamenz 2005.<br />
NF 2 Norbert Portmann: Einkehrstätten in Kamenz und Umgebung<br />
um 1900. Kamenz 2005.<br />
NF 3 Andreas Bednareck: Carl August Schramm - Architekt, Baumeister<br />
und Pädagoge. Kamenz 2005.<br />
NF 4 Irene Kubasch: Tonpfeiffenmacher in Königsbrück. Kamenz 2006.<br />
NF 5 Dr. Erik Käppler u. Frie<strong>de</strong>r Neubert: Prof. Dr. Willi Muhle — Leben<br />
und Wirken. Kamenz 2006.<br />
NF 6 Bettina Jurschik: Schlichtheit und vornehme Ruhe. Zur (Bau-) Ge<br />
schichte <strong>de</strong>s Lessinghauses und <strong>de</strong>n Architekten Ernst Leopold und<br />
Edmund Walter Kießling. Kamenz 2007.<br />
NF 7 Gernot Dietze / Bernd Moschke: Totenschil<strong>de</strong> im Chor und im Schiff<br />
<strong>de</strong>r <strong>Kamenzer</strong> Hauptkirche St. Marien. Kamenz 2007.<br />
23
© KAMENZER GESCHICHTSVEREIN e.V. 2007<br />
Postfach 1190, 01911 Kamenz<br />
www.kamenzer-<strong>geschichtsverein</strong>.<strong>de</strong><br />
kontakt@kamenzer-<strong>geschichtsverein</strong>.<strong>de</strong><br />
Ansprechpartner:<br />
Marion Kutter, Tel. 03578 / 308575<br />
Bernd Moschke, Tel. 03578 / 312953<br />
Geschäftskonto:<br />
3110014229 BLZ 85050300<br />
Ostsächsische Sparkasse Dres<strong>de</strong>n<br />
24