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Inverview mit Dr. Müller, Vorstandsvorsitzender der BBBank

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Forschung Lehre Wirtschaft fuks intern<br />

Wi.-Ings und Banken passen<br />

durchaus zusammen<br />

Interview <strong>mit</strong> <strong>Dr</strong>. Wolfgang Müller, Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands <strong>der</strong> <strong>BBBank</strong><br />

DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />

CAND. WI.-ING. KRISTINA KREPPENHOFER<br />

UND STUD. MACH. FREDERIK WILHELM<br />

K<br />

arlsruher Transfer (KT): Sie<br />

haben Wirtschaftsingenieurwesen<br />

in Karlsruhe studiert<br />

und sind Vorstand in einer Bank, wie<br />

passt das zusammen? Welche Vorteile<br />

bringt Ihnen Ihr ingenieurstechnischer<br />

Hintergrund in Ihrem Arbeitsumfeld?<br />

Das passt durchaus gut zusammen. Ein<br />

Verständnis für ingenieurstechnische Zusammenhänge<br />

und ein darauf basierendes<br />

Entwickeln von Lösungen sind auch im<br />

Bankwesen gefragt. Meine Studienschwerpunkte<br />

lagen neben dem Maschinenbau in<br />

den Bereichen Finanzwirtschaft und Banken.<br />

Diese Kombination habe ich bewusst<br />

gewählt.<br />

Warum sollte sich ein Wirtschaftsingenieurstudent<br />

für das Bankwesen interessieren<br />

und - im Speziellen - welche<br />

Perspektiven bietet die <strong>BBBank</strong> für Wirtschaftsingenieure?<br />

Welche Möglichkeiten<br />

bieten Sie im Bereich Praktika, Werkstudentenstellen<br />

und Einstiegspositionen<br />

an?<br />

Das Bankwesen kann für Wirtschaftsingenieure<br />

eine breit gefächerte Verwendung<br />

bereithalten. Durch die in Karlsruhe angebotenen<br />

Möglichkeiten zur Spezialisierung<br />

bestehen Einsatzmöglichkeiten beispielsweise<br />

im Controlling, Treasury, IT-Bereich<br />

o<strong>der</strong> auch Investmentbanking. Das hängt<br />

nicht zuletzt von <strong>der</strong> Neigung und den persönlichen<br />

Interessen <strong>der</strong> Studierenden ab.<br />

Praktika und Werkstudentenstellen bieten<br />

wir bei uns im Haus im Rahmen <strong>der</strong><br />

Möglichkeiten an.<br />

In den vergangenen Monaten hat die<br />

Immobilienkrise das deutsche Bankwesen<br />

in Mitleidenschaft gezogen. Welche<br />

Auswirkungen hatte bzw. hat die Krise<br />

auf die <strong>BBBank</strong>?<br />

Wir sind von <strong>der</strong> Krise nicht direkt betroffen,<br />

da wir keine "Subprime-Wertpapiere" in<br />

unseren Beständen haben. Allerdings<br />

spüren wir, wie je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Investor auch,<br />

die sog. Spread-Ausweitungen bei vielen<br />

"normalen" festverzinslichen Wertpapieren.<br />

Das bedeutet, selbst Anlagen, die <strong>mit</strong> dem<br />

besten Rating bewertet sind, müssen teil-<br />

weise einen Kursabschlag hinnehmen, obwohl<br />

dieser möglicherweise fundamental<br />

nicht gerechtfertigt ist. Zum Bewertungsstichtag,<br />

beispielsweise zum Jahresende,<br />

bedeutet dies dann, dass dem Vorsichtsprinzip<br />

folgend Wertberichtigungen gebildet<br />

werden müssen, die jedoch bei einer Erholung<br />

<strong>der</strong> Märkte wie<strong>der</strong> wettgemacht werden<br />

können.<br />

Der deutsche Staat greift aktiver in<br />

das wirtschaftspolitische Geschehen ein<br />

als die amerikanische Regierung. Wie<br />

stehen Sie zur For<strong>der</strong>ung nach Mindestlöhnen<br />

und zu <strong>der</strong> Idee eines bedingungslosen<br />

Grundeinkommens?<br />

Beides ist ordnungspolitisch nicht sinnvoll.<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach Mindestlöhnen wäre<br />

höchstens dann vertretbar, wenn<br />

Marktversagen vorliegen würde, was aber<br />

nach meinen Beobachtungen nicht <strong>der</strong> Fall<br />

ist. Mindestlöhne bergen die Gefahr, dass<br />

Arbeitsplätze, <strong>der</strong>en Produktivität gering ist<br />

und unter den Lohnkosten liegt, wegfallen<br />

bzw. gar nicht erst entstehen. Die Arbeitslosigkeit<br />

im Niedriglohnsektor würde vermutlich<br />

steigen.<br />

Die Befürworter eines bedingungslosen<br />

4<br />

Nr. 37


Forschung Lehre Wirtschaft fuks intern<br />

Grundeinkommens verkennen meiner Ansicht<br />

nach, dass Leistungen des Staates, also<br />

aller Steuerzahler, die ohne Gegenleistung<br />

gewährt wird, zur Unselbständigkeit<br />

<strong>der</strong> Bürger erziehen. Das kann nicht <strong>der</strong><br />

richtige Weg für unsere Gesellschaft sein.<br />

Zudem gilt grundsätzlich die Binsenweisheit,<br />

dass alles, was verteilt werden soll, zunächst<br />

einmal erwirtschaftet werden muss.<br />

KT: Im Laufe <strong>der</strong> Mindestlohndebatte<br />

sind die Managergehälter in die Kritik geraten<br />

bis hin zu Appellen diese einzuschränken.<br />

Was ist für Sie eine angemessene<br />

Entlohnung von Managern?<br />

Für die Vergütung von Managern ist in<br />

<strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Aufsichtsrat zuständig und<br />

dort sitzen sowohl die Vertreter <strong>der</strong> Eigentümer<br />

wie auch <strong>der</strong> Belegschaft. Das was<br />

angemessen ist, muss jedes Unternehmen<br />

für sich selbst definieren und in den meisten<br />

Fällen bestehen ja auch vernünftige Lösungen.<br />

Man muss sehen, dass es für Manager einen<br />

Markt gibt und dieser Markt gilt als<br />

Benchmark für die Unternehmen. Wer in<br />

Deutschland <strong>der</strong> Meinung ist, dass die Entlohnung<br />

nach oben begrenzt werden sollte,<br />

setzt unser Land <strong>der</strong> Gefahr aus, dass die<br />

Wirtschaftselite ins Ausland abwan<strong>der</strong>t und<br />

wir ein weiteres Standortproblem bekommen.<br />

KT: Im Zuge des Steuerskandals um<br />

liechtensteinische Stiftungen, <strong>der</strong> unter<br />

an<strong>der</strong>em Ex-Postchef Zumwinkel zu Fall<br />

gebracht hatte, hat Bundeskanzlerin<br />

Merkel erheblichen <strong>Dr</strong>uck auf die Steueroase<br />

Liechtenstein ausgeübt. Sie haben<br />

mehrere Jahre in Luxemburg gelebt,<br />

das in gewisser Weise auch als Steueroase<br />

gilt. Wie kann nach Ihrer Meinung<br />

Steuerhinterziehung eingedämmt werden?<br />

Für den Umstand, dass es zu Steuerhinterziehung<br />

kommt, sind zunächst einmal nicht<br />

Län<strong>der</strong> wie Liechtenstein und Luxemburg<br />

verantwortlich, son<strong>der</strong>n es handelt sich<br />

dabei stets um ein bewusstes Handeln von<br />

Bürgern. Um dieses Vergehen einzudämmen,<br />

müsste die Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

deutlich steigen, das heißt je<strong>der</strong><br />

Mensch, <strong>der</strong> Steuern hinterzieht, muss da<strong>mit</strong><br />

rechnen müssen, entdeckt und bestraft<br />

zu werden. Steuervereinfachung, Steuersenkungen<br />

und die Schaffung von mehr<br />

Steuertransparenz wären weitere Maßnahmen.<br />

Auch über eine größere Harmonisierung<br />

<strong>der</strong> Rahmenbedingungen in Europa<br />

könnte man grundsätzlich nachdenken, solange<br />

<strong>der</strong> Wettbewerb zwischen den Staaten<br />

dadurch nicht behin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> ausgeschaltet<br />

wird.<br />

„Zudem gilt grundsätzlich die Binsenweisheit, dass alles, was verteilt werden soll,<br />

zunächst einmal erwirtschaftet werden muss.”<br />

KT: Verraten Sie uns aus Ihrem Erfahrungsschatz<br />

- Wie wird man Chef <strong>der</strong><br />

<strong>BBBank</strong>?<br />

Welchen Rat würden Sie Studenten<br />

<strong>mit</strong>geben, die in Führungspositionen gelangen<br />

wollen?<br />

Diszipliniertes Arbeiten aber auch Spaß<br />

am Beruf sind die Grundvoraussetzungen.<br />

Als Vorstand eines Unternehmens müssen<br />

Sie die Fähigkeit haben, strategisch zu denken<br />

und zu handeln und die Mitarbeiter auf<br />

dem eingeschlagenen Weg <strong>mit</strong>zunehmen,<br />

Ihnen eine Perspektive bieten.<br />

Mein Rat für die Studienzeit lautet,<br />

schnell und konzentriert zu studieren und<br />

durch sinnvolles Engagement (innerhalb<br />

o<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Universität) die eigene<br />

soziale Kompetenz zu stärken. Dazu gehört<br />

auch die Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

Leben o<strong>der</strong> die Zeit für Hobbys. Man sollte<br />

sich frühzeitig ein effizientes Zeitmanagement<br />

zurechtlegen.<br />

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Forschung Lehre Wirtschaft fuks intern<br />

<strong>Dr</strong>. Wolfgang Müller und Fre<strong>der</strong>ik Wilhelm im Gespräch<br />

KT: Sie selbst können auf eine sehr erfolgreiche<br />

Karriere schauen. Was macht<br />

einen Bewerber bei <strong>der</strong> <strong>BBBank</strong> interessant?<br />

Welche Rolle spielen Auslandsaufenthalte<br />

und außeruniversitäres Engagement?<br />

Eine gute und für unser Haus passende<br />

Ausbildung setzen wir voraus. Wir brauchen<br />

teamfähige Mitarbeiter, die gemeinsam <strong>mit</strong><br />

an<strong>der</strong>en die Bank voran bringen wollen und<br />

können. Als Dienstleister ist daneben eine<br />

unbedingte Kundenorientierung notwendig.<br />

Auslandsaufenthalte und außeruniversitäres<br />

Engagement sind prinzipiell gut aber<br />

kein Selbstzweck. Man sollte immer hinter<br />

dem stehen können, was man macht und<br />

nicht nur <strong>mit</strong> Blick auf den Lebenslauf agieren.<br />

Dann liefern beide Maßnahmen einen<br />

Mehrwert - für sich selbst und für den Arbeitgeber.<br />

KT: Wenn Sie an Ihre Zeit an <strong>der</strong> Fri<strong>der</strong>iciana<br />

zurückdenken, was hat Ihnen<br />

damals beson<strong>der</strong>s gut gefallen?<br />

Die Studienbedingungen an <strong>der</strong> Karlsruher<br />

Universität waren schon zu meiner Studentenzeit<br />

überwiegend sehr gut. Der enge<br />

Kontakt zu den Professoren, so man ihn<br />

denn sucht, war damals bereits kein Problem.<br />

Auch bietet Karlsruhe vielfältige Möglichkeiten<br />

im Sport- und Freizeitbereich, da<strong>mit</strong><br />

man neben dem Studium auch die Geselligkeit<br />

pflegen kann.<br />

KT: Im Zuge des Bologna-Prozesses<br />

wird die Lehre <strong>der</strong> Universität grundlegend<br />

verän<strong>der</strong>t. Wie empfinden Sie diese<br />

Entwicklung für Studenten und Wirtschaft?<br />

Wir haben in Europa einen gemeinsamen<br />

Binnenmarkt - auch im Bereich <strong>der</strong> Bildung.<br />

Eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

bei den Studiengängen und eine<br />

gegenseitige Anerkennung <strong>der</strong> Hochschulabschlüsse<br />

för<strong>der</strong>t die Mobilität <strong>der</strong> Studierenden,<br />

setzt richtige Anreize für Auslandssemester<br />

und ist daher prinzipiell sinnvoll.<br />

<strong>Dr</strong>. Wolfgang Müller<br />

Allerdings darf <strong>der</strong> Wettbewerb <strong>der</strong> Systeme<br />

dabei nicht verloren gehen. Eine Harmonisierung,<br />

die zur Maximierung des<br />

Mittelmaßes in Europa führen würde, kann<br />

sich <strong>mit</strong> Blick auf die Globalisierung niemand<br />

leisten. Das hohe Niveau <strong>der</strong> deutschen<br />

Universitäten darf meiner Meinung<br />

nach nicht sinken.<br />

KT: Sie sind Mitglied im Universitätsrat<br />

<strong>der</strong> Fri<strong>der</strong>iciana. Welche Schwerpunkte<br />

setzen Sie hier?<br />

Universitäten stehen, wie Untenehmen<br />

auch, in einem ständigen Wettbewerb, wobei<br />

hier ausreichende Forschungs<strong>mit</strong>tel, exzellente<br />

Wissenschaftler und nicht zuletzt<br />

motivierte Studenten die knappen<br />

Ressourcen darstellen. Für ein erfolgreiches<br />

Wissenschaftsmanagement können<br />

Führungskräfte aus Wirtschaft und Verwaltung<br />

sicherlich wertvollen Input wie ihre Erfahrung<br />

geben, woran ich mich gerne beteilige.<br />

KT: Sehr geehrter Herr <strong>Dr</strong>. Müller, wir<br />

danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Kurzlebenslauf<br />

• 1980 - 1986 Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur <strong>mit</strong> den Schwerpunkten Finanzwirtschaft und<br />

Banken sowie Maschinenbau an <strong>der</strong> Universität Karlsruhe (TH)<br />

• 1986 - 1991 wiss. Mitarbeiter, Universität Karlsruhe; Dissertation zum Thema "Aktienbewertung und<br />

Unternehmensinformationen"<br />

• 1991 - 1999 SGZ-Bank<br />

• seit 1999 Vorstands<strong>mit</strong>glied <strong>der</strong> <strong>BBBank</strong> eG, Karlsruhe, seit 2002 Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes<br />

• seit 2003 Lehrbeauftragter an <strong>der</strong> Universität Karlsruhe (TH)<br />

• Mitglied in Entscheidungsgremien des genossenschaftlichen Firmenverbundes (BGV, BVR)<br />

• Mitglied in mehreren Aufsichtsräten<br />

<strong>BBBank</strong><br />

Kurzportrait<br />

• Gründung: 1921 Firmengründung <strong>der</strong> Badischen Beamtenbank eG als Selbsthilfeeinrichtung für die Beschäftigten<br />

im öffentlichen Dienst. Nach mehreren Fusionen <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Beamtenbanken 1999 Umfirmierung<br />

in <strong>BBBank</strong> eG. Heute eine <strong>der</strong> fünf größten genossenschaftlichen Banken in Deutschland.<br />

• Mitarbeiter: 1.458<br />

• Bilanzsumme: EUR 6,5 Mird. Euro, betreutes Kundenvolumen 11,6 Mrd. Euro<br />

• Mitglie<strong>der</strong>: 437.316<br />

• Hauptsitz in Karlsruhe<br />

• 93 Filialen in 8 Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

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