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Aktuelle Anforderungen an Schulbibliotheken in ... - Karsten Schuldt

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Seite 6<br />

<strong>Karsten</strong> <strong>Schuldt</strong><br />

0. E<strong>in</strong>leitung<br />

Im Rahmen jeder Diskussion, die <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten <strong>in</strong> Deutschl<strong>an</strong>d um Bildung geführt<br />

wurde, wurde auch die E<strong>in</strong>richtung Schulbibliothek thematisiert. <strong>Schulbibliotheken</strong> könnten, so der<br />

tragende Tenor solcher Beiträge, die jeweils zeitgenössischen Forderungen <strong>an</strong> Schulen und Bildung<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en unterstützen. 2 Selten gab es zu solchen Positionen Widerspruch. Gleichzeitig hielten<br />

sich das Wachstum von <strong>Schulbibliotheken</strong> und das Engagement <strong>in</strong> Politik und Gesellschaft für diese –<br />

außerhalb von akuten Bildungsdiskussionen – <strong>in</strong> Grenzen. Dieser Gegensatz muss erklärt werden.<br />

Die grundlegende These dieser Arbeit lautet, dass es von verschiedenen Seiten Ansprüche <strong>an</strong> die<br />

Institution Schulbibliothek gibt. Diese wirken sich, so der zweite Teil der These – zumal unausgesprochen<br />

und ohne gegenseitige Vermittlung – relev<strong>an</strong>t auf die Diskussionen und Entscheidungen um<br />

<strong>Schulbibliotheken</strong> aus. Hier<strong>in</strong> könnte e<strong>in</strong> Grund für die faktische Nichtexistenz e<strong>in</strong>es Schulbibliothekssystems<br />

<strong>in</strong> Deutschl<strong>an</strong>d liegen.<br />

<strong>Schulbibliotheken</strong> s<strong>in</strong>d, wie im folgenden herausgearbeitet wird, im besonderen Maße hybride Institutionen.<br />

Bibliothekar<strong>in</strong>nen und Bibliothekare verstehen sie vor allem als Spezialbibliotheken <strong>in</strong> Schulen,<br />

welche bibliothekarischen St<strong>an</strong>dards entsprechen müssten. Lehrende nehmen <strong>Schulbibliotheken</strong><br />

als Bildungse<strong>in</strong>richtungen oder als Sonderäume <strong>in</strong> ihren Schulen wahr, ähnlich den Sprachlabors,<br />

Schulmuseen, Lehr-Biotopen und Chorsälen, welche jeweils zum eigenständigen Profil e<strong>in</strong>er Schule<br />

beitragen, jedoch nicht für die Bewältigung der Curricula notwendig s<strong>in</strong>d. Von bibliothekarischen St<strong>an</strong>dards<br />

wird <strong>in</strong> diesem Fall nicht ausgeg<strong>an</strong>gen, wenn überhaupt werden pädagogische Grundlagen<br />

gefordert. Lernende und Eltern stellen sich <strong>Schulbibliotheken</strong> als verlängerte Klassenräume oder als<br />

relativ unterrichtsferne Aufenthaltsräume vor, ähnlich den Schulcafés und Schulclubs. Je nach St<strong>an</strong>dpunkt<br />

wird von ihnen entweder die Forderung e<strong>in</strong>e Bildungs<strong>in</strong>stitution oder e<strong>in</strong>en Freizeitraum darzustellen<br />

erhoben. Die Politik wiederum, hier verst<strong>an</strong>den als Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter der Kommunen,<br />

Länder, des Bundes sowie lokaler, bundesweiter und <strong>in</strong>ternationaler Org<strong>an</strong>isationen, fordert von<br />

<strong>Schulbibliotheken</strong> <strong>in</strong>direkt die Unterstützung der Lehre, e<strong>in</strong>en effektiven Beitrag zur sozialen Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />

und zur Vorbereitung der Lernenden auf die <strong>Anforderungen</strong> der heutigen Gesellschaft. In<br />

2 Hohlfeld (1982) zeigt <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d historischer Quellen, dass dies schon im 19. und frühen 20. Jahrhundert der Fall war. Damals<br />

galten <strong>Schulbibliotheken</strong> im S<strong>in</strong>ne der Volksbildung zum Beispiel als e<strong>in</strong>e Anstalt, die zum Lesen guter Literatur – im Gegensatz<br />

zur Massenliteratur – erziehen könnte. Andere bei Hohlfeld dargestellte Autoren sahen <strong>in</strong> der Schulbibliothek e<strong>in</strong>e<br />

Institution zur christlichen Erziehung. In den Diskussionen der 1970er Jahre <strong>in</strong> Westdeutschl<strong>an</strong>d g<strong>in</strong>g es um die Erziehung<br />

der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen zu mündigen und selbstver<strong>an</strong>twortlichen Menschen, für die <strong>Schulbibliotheken</strong> e<strong>in</strong>en geeigneten<br />

Lehrraum darstellen sollten. Dies postulierte auch noch das Deutsche Bibliotheks<strong>in</strong>stitut (1992). Vgl. auch Papendieck<br />

(2001), Doderer et al. (1970). Den Diskussionen nach der Veröffentlichung der PISA 2000 Studie folgend sollen <strong>Schulbibliotheken</strong><br />

vor allem bei der Ausprägung von Kompetenzen, die zu e<strong>in</strong>er Meisterung der aktuellen beruflichen <strong>Anforderungen</strong><br />

nötig s<strong>in</strong>d, beitragen. Vgl. Abschnitt 1.2.2. Es ist nicht die Aufgabe dieser Arbeit, solche Differenzen zu erklären. Indes<br />

wird <strong>in</strong> dieser kurzen Aufzählung klar, dass zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Theorie <strong>Schulbibliotheken</strong> unterschiedliche, sich zum Teil<br />

ausschließende, Bildungsziele unterstützen können.

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