Bistum Erfurt: Erste Phase der zweiten Stru turreform beginnt

Bistum Erfurt: Erste Phase der zweiten Strukturreform beginnt | Thüringer Allgemeine
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27.06.2012
Bistum Erfurt: Erste Phase der zweiten Strukturreform beginnt
Die Feier der Erstkommunion, so wie hier in diesem Jahr in Leinefelde, ist ein zentraler Bestandteil des katholischen
Gemeindelebens. Mit der jetzt in Kraft tretenden Strukturreform wird sich für viele Katholiken in Thüringen etwas
ändern. Foto: Stefanie Rödiger
Am 1. Juli beginnt die erste Phase der zweiten Strukturreform im Bistum
Erfurt. Im Rahmen der Reform wird die Anzahl der Pfarreien auf weniger
als die Hälfte reduziert.
Schmerzliche Entscheidungen: Erfurts Bischof Joachim
Wanke. Archiv-Foto: Peter Michaelis
Erfurt. Die großen strukturellen
Umwälzungen innerhalb der
katholischen Kirche in Thüringen
werden an denen, die der katholischen
Kirche nicht angehören, vorbeigehen,
ohne dass sie etwas davon bemerken.
Keine Kirche wird aufgegeben, verkauft
oder gar abgerissen. Für die Katholiken
allerdings wird sich vieles ändern:
Etliche Kirchen werden keine
Pfarrkirchen mehr sein, weil sich durch
die Strukturreform die Zahl der Pfarreien
in den nächsten Jahren schrittweise von
bisher 72 auf 33 verringern wird. Das
geschieht, indem bisherige Pfarreien mit
eigenem Pfarrer als Filialgemeinde, also
als Tochter und in der Regel ohne einen
Priester vor Ort, einer Pfarrei zugeordnet
werden.
Mit diesen tief greifenden Änderungen
trägt die Kirche im Bistum einer
Entwicklung Rechnung, die diesen 1.
Juli, wenn die erste Stufe der
Strukturreform in Kraft tritt, zu einer wirklichen Zäsur für das katholischkirchliche
Leben in Thüringen machen wird. Keiner habe sich diese Verhältnisse
gewünscht, denen man jetzt Rechnung tragen müsse, "wenn wir die Zukunft nicht

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verspielen wollen", schreibt Bischof Joachim Wanke in seinem Vorwort zu den
Rahmenvorgaben der Strukturreform. "Der damit unausweichlich verbundene
Abbau und Umbau bleibt schmerzlich", fügt er noch hinzu.
Aber die Zahlen sprechen eine überdeutliche Sprache: Die Zahl der Gläubigen
wie auch die der Seelsorger hat in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen
- und dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Im Jahr 2000 gehörten noch über
180.000 Katholiken zur Diözese, 2010 waren es nur noch 154.000. Die Zahl der
Priester verringerte sich im gleichen Zeitraum von 140 auf 103, die Zahl der
Diakone sowie Gemeindereferenten in der Seelsorge von 75 auf 57. Bei der
Stellenplanung für das Jahr 2020 rechnet die Bistumsleitung mit etwa 44
Priestern sowie 42 Diakonen und Gemeindereferenten.
Negative Statistiken
Diese negativen Statistiken, so betont Bischof Wanke allerdings immer wieder,
dürfe nicht das Handeln diktieren. Seine Vision von der Kirche in Thüringen
beschreibt er als eine "Ortskirche, die bei ihrer Grundaufgabe bleibt: das
Evangelium Jesu Christi auf den Leuchter zu stellen, damit möglichst viele
Menschen mit dem 'Licht von oben', mit der guten Botschaft des Evangeliums in
Berührung kommen können". Deshalb ist die jetzt eingeleitete Strukturreform mit
ihren weiteren Stufen in den Jahren 2016 und 2020 nur das Mittel, keinesfalls
Zweck oder Ziel. Mit den jetzt getroffenen Entscheidungen habe man "nun Kopf
und Herz ein wenig mehr frei, um uns ganz darauf zu konzentrieren, wie wir das
Leben unserer Gemeinden und die Seelsorge im Bistum zukunftstauglich
gestalten", schreibt Wanke weiter in den Rahmenvorgaben zur Reform.
Wenn im Jahr 2020 die Strukturreform beendet ist, dann gliedert sich das Bistum
Erfurt in 33 Pfarrgemeinden. Es gibt einen Hauptort der Pfarrei, der auch der Sitz
des Pfarrers sein wird. Dort befindet sich auch das Pfarrbüro und die Verwaltung.
Als Mitglieder der Pfarrei zählen dann auch jene Katholiken, die hauptsächlich in
einer Filialgemeinde am kirchlichen Leben teilnehmen. Für die gesamte Pfarrei
gibt es nur ein Archiv. Alle Pfarreimitglieder wählen einen Pfarrgemeinderat und
einen Kirchenvorstand. Die Kandidaten dafür können aus dem gesamten Gebiet
der Pfarrei stammen, sehen die neuen Regelungen vor.
Gründungsfeste sind geplant
Natürlich soll das Gemeindeleben möglichst auch in den Filialgemeinden
weitergehen. Deshalb gibt es auch einen Pfarrgemeinderat in den Filialen. Dessen
Aufgabe ist es, das kirchliche Leben vor Ort konkret mitzugestalten. Außerdem
gibt es für größere Filialen Garantieplätze in den zentralen Pfarrgremien. "So soll
gewährleistet sein, dass das Gesamte und die Einheit der Pfarrei im Blick bleiben,
ohne das Leben in den Filialen zentral zu dirigieren", heißt es im Bistum.
Die neue Struktur soll übrigens auch gefeiert werden. Die Errichtung der neuen
Pfarreien und ihrer Filialgemeinden werden mit Gründungsfesten begangen, zu
denen auch Bischof oder Weihbischof kommen.
Zum Kommentar von Hartmut Kaczmarek: Strukturen sind nicht alles
Hartmut Kaczmarek / 27.06.12 / TLZ
Z81C6RA500154

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