PfarrInfo-2-Juni 2013-1 - Katholische Pfarrgemeinde St. Jacobus ...
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Papst Franziskus hat seinen Wahlspruch<br />
„Mit Erbarmen und Erwählen“ aus seiner Zeit als<br />
Erzbischof von Buenos Aires behalten.<br />
? „Anwalt der Armen“ ist ein großes Wort. Welchen <strong>St</strong>ellenwert<br />
hat es in Ihrem Leben?<br />
Hennes: Wir Priester versprechen Ehelosigkeit und Gehorsam,<br />
aber nicht Armut, wohl erklären wir bei der Weihe die Bereitschaft,<br />
den Armen und Notleidenden zu helfen. Aber natürlich<br />
gehört zum priesterlichen Leben auch ein einfacher Lebensstil.<br />
Ich stelle mir die Frage: Was ist für mich als Priester angemessen?<br />
Was brauche ich für mich? Wie gehe ich mit meinem Geld<br />
um, was gebe ich für Kleidung, Urlaub oder Auto aus, auch was<br />
teile ich mit anderen.<br />
? Was wird Papst Franziskus ändern?<br />
Hennes: Das weiß ich nicht. Auf jeden Fall wird durch ihn der<br />
Blick auf die Glaubwürdigkeit der Kirche geschärft. Wir alle werden<br />
uns unseren Umgang mit Besitz bewusster machen müssen,<br />
gerade in den wohlhabenden Ländern und auch in Hilden.<br />
Unsere <strong>St</strong>adt möchte ich wohlsituiert nennen, aber auch hier<br />
gibt es Armut, was der wachsende Zulauf zu Angeboten wie<br />
der Tafel zeigt. Zu den Änderungen, die Franziskus vornehmen<br />
könnte, gehört außerdem eine Kurienreform – alle Welt erwartet<br />
das. Der Papst braucht eine funktionsfähige und glaubwürdige<br />
Mannschaft.<br />
? Das klingt nach bewegten Zeiten.<br />
Hennes: Ja, aber wir dürfen uns mit diesem Papst nicht vertun.<br />
Ich erkenne eine deutliche Kontinuität in den letzten drei Päpsten,<br />
also Johannes Paul II., Benedikt XVI., und nun Franziskus.<br />
Das ist kein zufälliges Nacheinander. Johannes Paul war ein<br />
sehr politischer Papst, ein extrovertierter Papst, wie seine vielen<br />
Reisen mit den symbolhaften Gesten zeigen. Benedikt war<br />
eher introvertiert, als Theologe hat er uns neu zur Mitte des<br />
Evangeliums, zu Jesus Christus geführt. Und nun lebt Franziskus<br />
das Evangelium. Mit Benedikt waren wir in der Schule des<br />
Evangeliums, mit Franziskus gehen wir in seine Praxis.<br />
? Franziskus wirkt nicht wie ein Intellektueller, obwohl er<br />
als Jesuit aus einem Orden kommt, der den Intellekt der<br />
Kirche repräsentiert. Wie passt das zusammen?<br />
Hennes: Er spricht sehr einfach, das stimmt. Aber Dinge einfach<br />
auszudrücken, zeugt nicht von einem schlichten Gemüt,<br />
im Gegenteil: Meist ist das geistig anspruchsvoller, als sprachliche<br />
Pirouetten zu drehen. Bei aller Betonung des Verstands<br />
bevorzugen Jesuiten das Einfache, das Reduzierte. Zum Beispiel<br />
singen sie ihre Messen nicht und verzichten auch sonst<br />
auf manches Beiwerk. Das war auch ein Grund, warum einige<br />
Kommilitonen und ich als <strong>St</strong>udenten in Bonn in Prüfungszeiten<br />
gern die Messen in einem Haus der Jesuiten mitgefeiert haben.<br />
Dort ging alles schön flott. Und das aus meinem Mund!<br />
? Bei der Osterfeier in Rom hat Franziskus die Gläubigen<br />
nur auf Italienisch angesprochen. Was hat das zu bedeuten?<br />
Hennes: Um genau zu sein: Den apostolischen Segen hat<br />
Franziskus wie üblich auf Latein erteilt, die Osterwünsche nur<br />
auf Italienisch. Im Übrigen haben wir schon vorher beim Angelusgebet<br />
festgestellt, dass er sich offensichtlich auf das Italienische<br />
beschränkt. Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Ist<br />
das auch ein Zeichen der Einfachheit, die Reduzierung auf das<br />
Wesentliche? Auch ein Teil des Verzichts auf alles Höfische?<br />
Oder ist es die deutliche Ansage, dass er zunächst der Bischof<br />
von Rom ist, wo man Italienisch spricht? Das wäre auch ein<br />
Signal seiner Wertschätzung der Kollegialität der Bischöfe, in<br />
die sich der Papst einreiht.<br />
Das Gespräch führte Christoph <strong>St</strong>ehr.<br />
<strong>St</strong>. <strong>Jacobus</strong> Hilden • <strong>2013</strong> • Pfarrinfo 2<br />
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