Ausgabe 4 2013 vom 25.August - Katholische Kirche Neubrandenburg

mit ihrem ständigen Reden und Ermahnen aushalten, und… einer von
vielen zu sein, das ist Stress! Zu Hause ist das viel einfacher mit dem
Herauslassen von Gefühlen. Wenn ich da einmal ganz laut brülle, sind
Mama oder Papa schnell bei mir. Heule ich auf dem Spielplatz zu leise,
wenn mich mal einer ganz doll geärgert hat, hört mich die Erzieherin nicht.
Brülle ich los wie am Spieß, kommen gleich drei von ihnen angerannt und
wollen wissen, was passiert ist. Der Böse ist dann aber längst
weggerannt, so wird es furchtbar schwierig, den Fall noch günstig für mich
zu entscheiden.
Ja, der Stress geht eigentlich so den ganzen Tag weiter. Die Erzieherinnen
haben sich jetzt unlängst darüber unterhalten, da habe ich ein bisschen
zugehört, aber nicht alles verstanden. Die sagten so was wie eigene
Bedürfnisse hinten anstellen, sich zurück nehmen müssen, sich einordnen
in die Gruppe, ständig kleinere und größere Konflikte untereinander
austragen…
Stimmt, die Sache mit dem „Chef sein“, die nervt mich! Jeder von den
großen Jungen will unbedingt der Chef sein und beim Spiel bestimmen.
Beim Fußballspielen habe ich schon mal eine echte Chance, der Chef zu
sein. Aber bei anderen Spielen viel seltener, und das ärgert mich! Zum
Glück gibt es noch die Mädels, die nicht solche Angeber sind und mich
immer mitspielen lassen!
Seid ihr nun doll enttäuscht vom Kinderparadies? Müsst ihr nicht! Es gibt
ja auch viele tolle Sachen, die man einfach nur mit Freunden im
Kinderhaus machen kann und nicht allein zu Hause. Aber das täuscht
eben nicht über den Stress hinweg, den wir Kinder täglich ertragen
müssen. Und darum brauchen wir unbedingt Urlaub vom Kinderparadies!
Meine Erzieherin sagt, die Eltern hätten es aber auch nicht leicht mit dem
Urlaub machen! Manche Chefs von ihnen wissen überhaupt gar nichts
vom Stress im Kinderhaus und sehen darum nicht ein, warum Mama und
Papa auch noch zeitgleich Urlaub haben wollen. Und dann noch in den
schönsten Sommermonaten! Sie sagt aber auch, manche Eltern hätten
Angst vor dem Urlaub mit ihren Kindern, weil sie es selbst als Kind nicht
mehr erlebt hätten, wie man es macht mit den Kleinen, so viele Tage von
früh bis abends zusammen zu sein. Ich hätte da so eine Idee: Es müsste
eine Schule für Chefs geben, in der die lernen, wie Eltern und ihre Kinder
ticken, und eine Schule für Eltern, in der sie das mit dem Urlaub und mit
ihren Kindern üben könnten! Meine Eltern müssen da aber nicht hin, weil
ich glaube, dass die alles richtig machen mit mir. Ich bin ein sehr
ausgeglichenes Kind (habe ich doch wirklich meine Erzieherin sagen
hören!). Das kommt bestimmt auch vom schönen Sommerurlaub!
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