Einführung in die Bayerische Kirchengeschichte
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E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Bayerische</strong> <strong>Kirchengeschichte</strong><br />
Prof. Dr. Manfred Heim<br />
23. Oktober 2013<br />
Prälim<strong>in</strong>arien<br />
Verstehen" historischer Entwicklungen, wie es Johann Gustav Droysen (1808-1886)<br />
als Selbstreflexion der Geschichtswissenschaft klassisch formuliert hat (Historik.<br />
Vorlesungen über Enzyklopä<strong>die</strong> und Methodologie der Geschichte, München 5 1987).<br />
Durch äußere und <strong>in</strong>nere Quellenkritik, das heißt <strong>in</strong> kritischer Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit dem zuvor "gefundenen" und gesammelten gedruckten und ungedruckten<br />
Quellenmaterial - <strong>die</strong>se Vorgänge bezeichnet man als Heuristik (Quellenf<strong>in</strong>dung) -<br />
ermittelt, erschließt, analysiert und <strong>in</strong>terpretiert <strong>die</strong> Geschichtswissenschaft unter<br />
Beiziehung ihrer "Hilfswissenschaften" ("Historische Hilfswissenschaften")<br />
geschichtliche Tatsachen und Geschichtsabläufe <strong>in</strong> ihrem Werden, ihren<br />
Zusammenhängen und Wirkungen. Heuristik, Kritik und Interpretation s<strong>in</strong>d demnach<br />
<strong>die</strong> Bestandteile e<strong>in</strong>er "Methodik der Geisteswissenschaften", e<strong>in</strong>er Lehre auch vom<br />
methodischen Vorgehen (Methodologie) historischer Forschung.<br />
In der historisch-kritischen Arbeit <strong>die</strong>nen der <strong>Kirchengeschichte</strong> als "Historische<br />
Hilfswissenschaften": Schriftkunde (Paläographie), Inschriftenkunde (Epigraphik) und<br />
Papyrologie, Buch- und Bibliothekswesen, Urkundenlehre (Diplomatik) und<br />
Archivwesen, Münzkunde (Numismatik) und Geldgeschichte, Siegelkunde<br />
(Sphragistik), Wappenkunde (Heraldik), Symbol- und Insignienkunde, historische<br />
Personenforschung, Genealogie (griechisch = Stammtafel) und Prosopographie<br />
(griechisch = Personengeschichte), Philologie und Altertumskunde, historische<br />
Geographie und Statistik sowie Zeitrechnungslehre (Chronologie, von griechisch<br />
chrónos = Zeit); <strong>die</strong> historische Chronologie behandelt <strong>die</strong> Geschichte der<br />
Zeite<strong>in</strong>teilung und Zeitrechnung.<br />
Zeitrechnung und <strong>Kirchengeschichte</strong><br />
Die für <strong>die</strong> <strong>Kirchengeschichte</strong> wichtigsten Zeitrechnungen s<strong>in</strong>d: Die Rechnung nach<br />
dem traditionellen Jahr der Gründung Roms (753 vor Christus) und nach römischen<br />
Konsulats- und Postkonsulatsjahren; der Cyclus Indictionum, e<strong>in</strong> Zyklus von je 15<br />
Jahren, der seit Kaiser Diokletian im Jahr 297 bis <strong>in</strong>s 16. Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />
gebraucht wurde; <strong>die</strong> Weltära, gerechnet von der Erschaffung der Welt an und <strong>in</strong><br />
verschiedenen Formen üblich (byzant<strong>in</strong>isch: Anfang 5509 vor Christus, <strong>in</strong> Rußland<br />
bis auf Kaiser Peter den Großen 1700, bei Griechen, Serben und Rumänen bis <strong>in</strong>s<br />
19. Jahrhundert <strong>in</strong> Gebrauch; alexandr<strong>in</strong>isch: Anfang 5492 vor Christus; jüdisch:<br />
Anfang 3761 vor Christus). Die christliche Zeitrechnung geht zurück auf den<br />
gelehrten Mönch Dionysius Exiguus († nach 550 <strong>in</strong> Rom), der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ostertafel ab<br />
532 <strong>die</strong> Jahre nicht mehr mit Kaiser Diokletian, sondern mit der Geburt Christi<br />
beg<strong>in</strong>nen ließ, <strong>die</strong> er mit 754 "ab urbe condita" (seit Gründung der Stadt Rom) etwa<br />
sechs bis sieben Jahre zu spät ansetzte. Erst Jahrhunderte später kam <strong>die</strong>se<br />
Jahreszählung <strong>in</strong> der Christenheit allgeme<strong>in</strong> zur Geltung. Auch <strong>die</strong> lange<br />
bestehenden Unsicherheiten im H<strong>in</strong>blick auf den Osterterm<strong>in</strong> wurden durch <strong>die</strong><br />
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