Kindertheater am KDG
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<strong>Kindertheater</strong> <strong>am</strong> <strong>KDG</strong><br />
"<strong>Kindertheater</strong>" - Die Theater AG der Unter- und Mittelstufe<br />
Die jahrelangen erfolgreichen Theaterproduktionen der Oberstufe brachten mich auf die Idee,<br />
auch mit Kleinen eine Theater AG zu versuchen. Das erste Stück, das von der Unterstufe<br />
gespielt wurde, war ein Theaterstück des Berliner Gripstheaters: "Stokkerlok und Millipilli".<br />
Stokkerlok, der alte Lokomotivführer, gespielt von Katja Fahlke, und Millipilli, das mutige<br />
kleine Mädchen. Jana Störmer, suchen unter den widrigsten Umständen einen alten<br />
D<strong>am</strong>pfzug. der von dem bösen Bahnbe<strong>am</strong>ten, Axel Hahn, auseinandergenommen und<br />
versteckt worden ist. Als Oma sah man in diesem Stück Eva Winkelhausen, als frechen<br />
Jungen Isabel Große-Holtfort. In der Rolle des Dicken wälzte sich Sandra Schmidt über die<br />
Bühne, die von den Schülern selbst gestaltet worden war. Um die Musik kümmerten sich<br />
Alexander Werz, Christian Puckert, Cornelia Schulz, Heike und Frank Höpken.<br />
Aus dieser Produktion blieben einige beim Schülertheater und standen zwei Jahre später in<br />
einer dr<strong>am</strong>atischen Fassung von Saint-Exuperys "Der kleine Prinz" wieder auf der Bühne:<br />
Isabel Große-Holtfort diesmal in der Titelrolle. Jana Störmer als Schlange, Eva Winkelhausen<br />
als Fuchs, Sandra Schmidt als Pilot und Doerthe Eckhardt als Erzählerin. Beim Besuch der<br />
unterschiedlichen Planeten traf der kleine Prinz auf: Beate Thommek als Rose und Eitler,<br />
Axel Hahn als Geschäftsmann, Rolando Kasper als Säufer, Sandra Dick als<br />
Laternenanzünderin und Martina Steckling als König.<br />
Langs<strong>am</strong> wurden die Schüler älter, und ihre Vorstellungen gingen über „<strong>Kindertheater</strong>“<br />
hinaus. So fand sich 1990 der harte Kern der vergangenen Produktionen noch einmal<br />
zus<strong>am</strong>men und brachte das politisch engagierte Stück "Ausländer raus!" nach dem Roman<br />
von Leonie Ossowski "Stern ohne Himmel" auf die Bühne. Die Darsteller: Isabel Große-<br />
Holtfort als Lehrerin und die Schüler - Axel Hahn als Neonazi, Rolando Kasper als Türke.<br />
Doerthe Eckhardt, Anja Schinneiling und Sandra Schmidt- unterstützt von Frank Höpken als<br />
Direktor, Henner Störmer und Daniel Grütter als Polizisten - waren sehr überzeugend, und<br />
besonders das Engagement des Ausländers, der in die Rolle des Juden schlüpft, machte viele<br />
Zuschauer betroffen.<br />
Doch während die alten "Theaterhasen" nun langs<strong>am</strong> in Herrn Richters klassisches<br />
Theaterrepertoire hineinwachsen, rücken die jüngeren Schauspieler bereits nach. Im "Zirkus<br />
Knirps", einem Zirkusstück mit Musik (gespielt wurde diese von den späteren<br />
"Pausenclowns"), überzeugte besonders der "dumme August", Anja Schinnerlings, aber auch<br />
viele andere Schüler s<strong>am</strong>melten in diesem kurzen Stück ihre ersten Bühnenerfahrungen. Mit<br />
dem folgenden Stück "Wasser im Eimer" wurde die Gripstheatertradition fortgesetzt. Diese<br />
Art "<strong>Kindertheater</strong>" eignet sich besonders gut für Schultheater, da die Stücke aktuell und<br />
sprachlich einfach sind. Die Musik ist allerdings derart anspruchsvoll, dass sie von jüngeren<br />
Schülern in der Regel noch nicht umgesetzt werden kann. "Wasser im Eimer" schildert die<br />
Probleme der Umweltverschmutzung <strong>am</strong> Beispiel eines Besuches von Vater und Sohn aus der<br />
Stadt auf einem Ferienbauernhof. Alle Darsteller spielten lebhaft und überzeugend und<br />
bewiesen bei den Songs ihr musikalisches Talent. Die musikalische Betreuung dieser<br />
Produktion hatten Silke Möllmann und Frank Höpken; er installierte auch die Wasseranlage,<br />
die zeitweilig Darsteller und Bühne unter Wasser setzte. Für diese Aufführung wurden auch<br />
die neuen Sextaner mit Eltern eingeladen - und so blieb es nicht aus, dass die Theater AG der<br />
Unterstufe bald aus allen Nähten platzte.<br />
Die Wahl des nächsten Stückes wurde zum Problem, da bereits eine große Gruppe erfahrener<br />
Spieler zur Verfügung stand - und gerne einmal die Hauptrolle spielen wollte. Nach langem<br />
Überlegen wählte ich das <strong>am</strong>erikanische Märchen „Der Zauberer von Oz“ von F. Baum aus.<br />
das ich in eine deutsche dr<strong>am</strong>atisierte Fassung brachte. Dieser fügte ich einige Songs aus dem<br />
gleichn<strong>am</strong>igen Musical hinzu. Das Stück bot die Möglichkeit, vielen älteren Schülern der
Gruppe eine Hauptrolle zu geben, da ich die sechs Hauptdarsteller (Dorothy, Löwe,<br />
Vogelscheuche, Zinnmann, Nord- und Westfee) jeweils doppelt besetzte; einmal sangen die<br />
Darsteller die englischen Originalsongs, die zweite Besetzung sang die Lieder in deutscher<br />
Übersetzung. Das bedeutete allerdings auch die doppelte Probezeit, und da im Stundenplan<br />
der Unter- und Mittelstufe keine Stunde für Theater AG vorgesehen ist, bereitete die<br />
Erarbeitung des ges<strong>am</strong>ten Stückes ungeahnte Probleme. Nur dem Engagement der Schüler,<br />
die oft noch nachmittags mit dem Bühnen- und Requisitenbau beschäftigt waren, verdanken<br />
wir die Aufführung für die 5er Klassen 1991. Zum ersten Mal waren es Schülerinnen der 7.<br />
und 8. Klasse, die mit den Schauspielern die Musik einstudierten und die Songs mit Klavier.<br />
Geige und Klarinette (Tina Heyl, Imke Schäfer und Jennifer Pahlke) begleiteten. Die<br />
Unterstufen- Theater-AG wächst, die nächste Generation „<strong>Kindertheater</strong>“ hat im „Zauberer<br />
von Oz“ Bühnenluft geschnuppert und ist 1992 mit „Pippi Langstrumpf“ aufgetreten. Für die<br />
älteren Darsteller, die jetzt den Kinderschuhen entwachsen sind, stellt sich die immer gleiche<br />
Frage nach einem altersgerechten, realistischen, spielbaren Stück. Aber ich bin überzeugt, die<br />
Schüler finden etwas - und setzen es auch um; sie haben inzwischen genügend<br />
Bühnenerfahrung und Selbstsicherheit gewonnen, um sich ihr Stück zu suchen und zu<br />
produzieren.<br />
Ute Pürschel in: 500 Jahre Theater <strong>am</strong> Konrad-Duden-Gymnasium; Festschrift zum<br />
650jährigen bestehen der Schule im Jahre 1992. S. 151/152