Positionspapier zum 6 Minuten Gehtest der Arbeitsgruppe ...

Positionspapier zum 6 Minuten Gehtest
der Arbeitsgruppe Belastungsuntersuchungen der DGPK
Der 6 Minuten Gehtest (6MGT) ist ein einfach durchzuführender, submaximaler
Belastungstest zur Quantifizierung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Er spiegelt die
alltäglichen Belastungen von schwer beeinträchtigten Patienten unter Umständen besser
wider, als andere Belastungstests wie die Fahrradergometrie oder die Laufbandbelastung. Die
Durchführung ist auch bei schwer beeinträchtigten Patienten noch möglich. Er dient jedoch
nicht zur diagnostischen Abklärung der Ursache einer schlechten Leistungsfähigkeit.
Durchführung und Standardisierung
Die Durchführung des 6MGT ist detailliert in den Richtlinien der American Thoracic Society
(ATS Statement: Guidelines for the Six-Minute Walk Test, Am J Respir Crit Care Med
2002,166:111-117 oder
http://www.thoracic.org/sections/publications/statements/pages/pfet/sixminute.html)
beschrieben. Nur die akribische Einhaltung der Untersuchungsumgebung, des
Untersuchungsablaufes und der Motivation des Patienten sichert einigermaßen valide,
reproduzierbare und vergleichbare Ergebnisse.
Um auch in Deutschland einheitliche Testanweisungen zu erreichen, hier die Übersetzung der
Erklärungen für den Patienten:
„Sie sollen bei diesem Test innerhalb 6 Minuten so weit wie möglich gehen. Sie gehen
auf diesem Gang vor und zurück. 6 Minuten sind lange, sie können Ihre
Gehgeschwindigkeit selbst bestimmen. Wenn sie außer Atem kommen oder erschöpft
sind, dürfen Sie langsamer werden oder stehen bleiben. Sie dürfen sich gegen die
Wand lehnen, sollen aber weiterlaufen, sobald sie sich dazu wieder in der Lage
fühlen.
Sie gehen auf dem Gang vor und zurück. Sie sollen rasch um die Hütchen wenden und
sofort wieder weitergehen. Ich zeige es Ihnen einmal.“
Nach einmaliger Demonstration (einmal die Strecke vor- und zurücklaufen):
„Sind Sie bereit? Ich zähle die Anzahl der Bahnen. Und denken Sie daran, Sie sollen
SO WEIT WIE MÖGLICH in 6 Minuten gehen, nicht laufen, nicht rennen.“
Jede Minute wird der Proband (mit normalem Tonfall) motiviert:
„Sehr gut, Sie haben noch … Minuten.“ oder im Wechsel
„Weiter so, Sie haben noch … Minuten.“
Sonst keine zusätzlichen Worte oder Geesten zur Motivationen!
Wenn der Patient stehen bleibt:
„Sie können sich gegen die Wand lehnen, wenn Sie wollen. Aber gehen Sie weiter,
sobald Sie wieder können.“
15 Sekunden vor Ablauf der Zeit:
„In Kürze werde ich Sie auffordern stehen zu bleiben. Ich komme dann zu Ihnen.“

Messgenauigkeit
Das Messergebnis hängt nicht nur in hohem Maße von der Motivation des Patienten, sondern
auch von der Körpergröße, Beinlänge, Alter, Geschlecht, Geschicklichkeit und
Tageszeitpunkt ab. Aber auch äußere Umstände der Wegstrecke (Länge, Bodenbelag)
beeinflussen das Ergebnis. Ferner wird allein durch die Wiederholung des Tests eine
Verbesserung der Gehstrecke erreicht (Trainingseffekt).
Aus Tests bei Erwachsenen ist bekannt, dass die Ergebnisse des 6MGT bei schwer
beeinträchtigten Patienten, bei denen nahezu eine maximale Ausbelastung erreicht wird, eine
größere Aussagekraft haben. Bei gut belastbaren Personen ist die Aussagekraft jedoch gering.
Daher werden oft Ergebnisse über 450 Meter Wegstrecke pauschal als normal bezeichnet.
Normwerte
Eine detaillierte Studie über Normwerte im gesamten Kindesalter von Geiger et al. liegt
bisher nur als Abstrakt vor und wird demnächst publiziert. Bis dahin kann auf folgende
kleineren Studien bezogen werden:
Li et al. The six-minute walk test in healthy children: reliability and validity. Eur Respir J
2005; 25:1057-1060
Mädchen (n=43) Jungen (n=31) Alle (n=74)
Alter (Jahre) 14,4 ± 1,2 13,9 ± 1,1 14,2 ± 1,1
6MGT (Meter) 637 ± 39 691 ± 66 660 ± 58
Gibbons et al. Reference Values for a multiple repitition 6-minute walk test in health adults
older than 20 years. J Cardiopulm Rehab 2001; 21:87-93
Frauen (n=15)
Männer (n=19)
Alter (Jahre) 20-40 20-40
6MGT (Meter) 699 ± 37 800 ± 83
Über den Sinn und Unsinn des 6MGT bei Gesunden (Normwerte) siehe übriger Text.
Indikationen und Kontraindikationen
Wegen der hohen Variabilität gerade im Kindesalter ist eine sinnvolle Nutzung des 6MGT
kaum denkbar. Sinnvoll erscheint der Test jedoch bei schwer beeinträchtigten Patienten, die
eine häufige objektive Messung der körperlichen Leistungsfähigkeit im Rahmen von
therapeutischen Maßnahmen benötigen. Ferner wird der 6MGT in den aktuellen Protokollen
zur Indikationsstellung einer Lungentransplantation benötigt.
23.10.2006
i. A. gez. Dr. A. Hager und Dr. W. Baden
Diskutiert auf der Arbeitssitzung der Arbeitsgruppe Belastungsuntersuchungen der DGPK
vom 7.10.2006