RUNDBRIEF - Kirchenkreis Spandau
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<strong>RUNDBRIEF</strong><br />
Thema: Sozialdiakonie<br />
u.a. Interview mit Bezirksstadträtin<br />
U. Meys<br />
ab Seite 3<br />
Mangel verwalten – Zukunft<br />
gestalten – Spaß<br />
daran haben<br />
ab Seite 12<br />
Religionsunterricht:<br />
Diakonisches Lernen<br />
Sorge um die Oberschule<br />
ab Seite 20<br />
Weihnachtssterne direkt aus Südafrika – Mehr dazu auf den Seiten 24-26.<br />
Zu kaufen gibt es die Sterne aus dem AIDS-Projekt in Themba Labantu im 3.Welt-Laden am Reformationsplatz,<br />
im Eine-Welt-Laden der Kirchengemeinde Siemensstadt und auf den Weihnachtsbasaren<br />
der Kirchengemeinden. Größere Bestellungen für Gottesdienste und Basare über das Amt<br />
für Jugendarbeit Tel. 372 19 40.<br />
Dezember 2006 – Februar 2007
Dezember 2006 – Februar 2007 ER STÖSST GEWALTIGE VOM THRON UND<br />
ERHÖHT NIEDRIGE<br />
Diese Worte am Anfang des Lukasevangeliums<br />
(Lk 1, 52) umreißen die gesellschaftliche Dimension<br />
dessen, was sich, anfangs ganz klein, von<br />
Bethlehem aus „begeben“ wird. Die Worte kommen<br />
vom Rande her, sind Teil des Lobgesangs<br />
der Maria, nicht der Jünger und schon gar nicht<br />
des Herrn Petrus. Und doch kommen sie aus der<br />
Mitte, der Mitte der biblischen Botschaft. Es sind<br />
zitierte Worte aus den Psalmen und anderen<br />
biblischen Büchern. Marias biblische Sprache<br />
schildert nicht Ereignisse – die „Gewaltigen“ saßen<br />
und sitzen ja noch recht gut – sondern hat einen<br />
vertrauenden prophetischen Geist: Weil es sich<br />
mit den Gewaltigen und mit den Niedrigen so begeben<br />
wird, können wir jetzt schon so reden und<br />
handeln. In diesem Geist kann dann zuversichtlich<br />
erzählt werden, was sich zu der Zeit des gewaltigen<br />
Augustus im geringen Bethlehem unter<br />
niedrigen Zeugen „begab“. Gleich begeistert mit<br />
gleicher Leidenschaft für die Geringen soll das<br />
heute weitererzählt und weiter gehandelt werden.<br />
Aber kann man denn heute im Tageslicht, nicht<br />
nur in einer Heiligen Nacht, noch so reden? Die<br />
Einwände lauten etwa: Leistung ist nötig - am<br />
Arbeitsplatz, im Land, auf dem Weltmarkt, in der<br />
Schule, im Kindergarten schon. Deutschland -<br />
Land der Erfinder, nicht der Empfänger. Innovation,<br />
nicht Versorgung, lautet die Devise. Man kann<br />
nicht an Niedrige, an Arme, Schwache, Langsame<br />
schon verteilen, was noch gar nicht erarbeitet ist,<br />
man kann nicht immer von den Verlierern her<br />
denken. Sonst werden wir global selbst zu solchen.<br />
Leistung macht den Exportmeister.<br />
Dieses Loblied ist, abgesehen von manchem<br />
durchschaubaren Interesse, nötig und wird in<br />
Verantwortung für unser Gemeinwesen und für<br />
die folgende Generation angestimmt. Leben wir<br />
doch, eingestanden oder nicht und freilich in<br />
höchst unterschiedlichem Maße, alle von den Leistungen<br />
unserer Gesellschaft.<br />
Um dieses Loblied auf die Leistung müssen wir<br />
uns jedoch nicht sorgen. Es wird heute öffentlich<br />
unüberhörbar vorgetragen von genug anderen<br />
Persönlichkeiten, Gruppen, Verbänden – auch aus<br />
allerhöchsten Ämtern. Es muss nicht auch ein Lied<br />
des Glaubens werden. Glauben soll anderes zu<br />
bezeugen, im öffentlichen Konzert der<br />
Orientierungen vielmehr mit Maria die Niedrigen<br />
hörbar machen. Das Lied ist eindeutig und<br />
verlangt Parteinahme.<br />
Was dann aus den so verschiedenen Lobliedern<br />
über die Leistung und über die Erhöhung der<br />
Niedrigen wird, ob es einen irgendwie stimmigen<br />
Chor oder schrill bleibende und schlimmer<br />
werdende Dissonanzen geben wird – wer kann<br />
das sagen und wer könnte das leiten? Es bleibt<br />
dem vorbehalten, der erniedrigt und erhöht. Sicher<br />
aber ist dies: Ohne unser Achten auf die<br />
Niedrigen richtet eine nur der Leistung verpflichtete<br />
Gesellschaft die Welt der Menschen insgesamt,<br />
unsere gesamte Mitwelt, zugrunde. Wir Vertrauenden<br />
haben deshalb deutlich Marias, der<br />
Psalmen und der Propheten Stimme zu vertreten.<br />
Diese Erinnerung hat das neue Positionspapier der<br />
EKD ebenso nötig wie die Gesprächsrunden<br />
„Mangel verwalten – Zukunft gestalten“ im <strong>Kirchenkreis</strong>.<br />
Unsere Stimme im Land und global lautet: Wem<br />
nutzen und wen belasten unsere Entscheidungen?<br />
Wie wirken sich unsere Entscheidungen auf die<br />
Armen aus? Räumen wir den Niedrigen eigene<br />
Rechte der Beteiligung ein? Werden sie gebildet,<br />
befähigt? Stärken wir ihre Stimme? Hören und begrüßen<br />
wir sie, wenn sie stärker geworden sind?<br />
Klaus Wiesinger<br />
Die Geburt Christ<br />
ist das göttliche Friedensangebot<br />
für eine verlorene Welt.<br />
P.Lippich<br />
Das ist die Ansage an alle, die den Rundbrief<br />
lesen und darum wünschen wir Ihnen eine<br />
besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />
und ein gutes Jahr 2007.<br />
2
„VERWAHRLOSUNG IST EIN PROBLEM, DAS IN UNSER ALLER VERANTWORTUNG LIEGT“ - Interview<br />
mit Ursula Meys<br />
Seit 1999 ist Ursula Meys Bezirksstadträtin für<br />
Jugend und Familie in <strong>Spandau</strong> und stellvertretende<br />
Bezirksbürgermeisterin. Über Entwicklungen,<br />
Problem und Veränderung der sozialen Situation<br />
in <strong>Spandau</strong> sprachen mit ihr Christine Pohl<br />
und Andrea Laug.<br />
Wie hat sich die Situation von Familien und<br />
Jugendlichen in<br />
<strong>Spandau</strong> seit Ihrem<br />
Amtsantritt verändert?<br />
Man muss differenzieren<br />
zwischen der gesamtgesellschaftliche<br />
Situation<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
und den Veränderung<br />
in <strong>Spandau</strong>. Gesamtgesellschaftlich<br />
hat<br />
sich die Situation der Familien<br />
durch die Harz IV-<br />
Gesetzgebung sehr<br />
verändert. Das sie so<br />
große Auswirkungen<br />
besonders auf Jugendliche<br />
hat, habe ich – haben wir<br />
- nicht so eingeschätzt. Mit der Leiterin des Jobcenters<br />
haben wir eine Vereinbarung getroffen,<br />
wie wir gemeinsam damit umgehen wollen. So<br />
war ihr nicht klar, wann die Jugendlichen aus der<br />
Jugendhilfe herausfallen und dann ihre „Kunden“<br />
werden. Wir haben vereinbart, dass die Mitarbeiterinnen<br />
verstärkt zusammenarbeiten, haben eine<br />
gemeinsame Klausurtagung veranstaltet und begonnen,<br />
wechselseitig zu hospitieren.<br />
Konkret in <strong>Spandau</strong> sind wir in der glücklichen Situation,<br />
dass wir keine einzige Jugendfreizeiteinrichtung<br />
schließen mussten. Die eine, die geschlossen<br />
wurden, war unsere Jugend- und Begegnungsstätte<br />
in der Imchenallee, das war der<br />
Mehrheitswille in der BVV. Wir haben durch eine<br />
fantastische Kooperationsvereinbarung mit der<br />
Stiftung Jona eine Jugendfreizeiteinrichtung an<br />
diesen Träger übertragen. Dadurch bekamen wir<br />
die Möglichkeit, das Personal aus dieser Einrichtung<br />
in andere Einrichtungen zu geben und dadurch<br />
dort die Arbeit zu verstärken.<br />
Es muss doch schwierig gewesen sein, die<br />
Kürzungsvorgaben des Senates möglichst<br />
sozialverträglich umzusetzen?<br />
Der schwierigste Prozess bei den Kürzungsvorgaben<br />
war, die MitarbeiterInnen mit auf den Weg<br />
zu nehmen und ihnen klar zu machen, dass unter<br />
den bisherigen Rahmenbedingungen, nicht falsch<br />
war, was Sie gemacht haben, sondern jetzt andere<br />
Dinge das Richtige sind. Am Schmerzhaftesten<br />
war die Kürzung der Gelder für den Bereich ‚Hilfe<br />
zur Erziehung’. Wir haben damals vor drei Jahren<br />
eine Fallrevision aller rund 500 Stationären Unterbringungen<br />
im Bezirk nach einem festen Kriterienkatalog<br />
vorgenommen und festgestellt, dass<br />
rund 200 Fälle absolut familienersetzend waren,<br />
daran war nicht zu rütteln. Das heißt, weder Mutter<br />
noch Vater konnten die Erziehung<br />
übernehmen. In den anderen Fällen<br />
haben wir uns bemüht, das Restgeld<br />
zielgenauer einzusetzen. Vor der Mittelkürzung<br />
gab es 1500 Fälle ‚Hilfe<br />
zur Erziehung’, jetzt sind es immer<br />
noch 1000 bei 50% weniger Geld.<br />
Wir haben in <strong>Spandau</strong> Gott sei Dank<br />
durch die Mittelkürzungen keinen Fall<br />
von Kindeswohlgefährdung mehr<br />
erlebt als vorher.<br />
Wir haben noch eine große Veränderung<br />
für eine kleinere Gruppe<br />
Familien herbeigeführt, indem wir<br />
kompetenzfördernde Angebote installiert<br />
haben. Das ist ein Versuch,<br />
im Vorfeld der ‚Hilfe zu Erziehung’<br />
schon Familien Angebote zu machen,<br />
wo sie erfahren und lernen können, wie sie ihre<br />
Alltags- und Familienkompetenz stärken können.<br />
Außerdem haben wir uns zwei Modellregionen<br />
herausgeguckt, die Bereiche Wilhelmstadt und<br />
Neustadt, die jeweils 175.000 € erhalten, um<br />
niedrigschwellige Angebote durchführen zu<br />
können. Die kommen sehr, sehr gut an. Ich hätte<br />
gerne, dass wir von dem Modellcharakter wegkommen<br />
könnten und so etwas in all unseren Sozialräumen<br />
anbieten könnten, aber wir haben<br />
leider keine zusätzlichen Mittel dafür zur Verfügung<br />
gestellt bekommen.<br />
Können Sie mit dem Begriff des Unterschichtenproblems<br />
für <strong>Spandau</strong> etwas<br />
anfangen?<br />
So wie er aktuell gebraucht wird, nicht. Ich finde<br />
es nicht so prickelnd, bestimmte Probleme einer<br />
bestimmten Schicht zuzuordnen. Es gibt Familien,<br />
die besondere Probleme haben, ob das sogenannte<br />
Unterschichtprobleme sind, halte ich für fragwürdig.<br />
Nicht alle Menschen, die arm sind, sitzen<br />
Sonntagabend perspektivlos vor dem Fernseher.<br />
Ich kann Ihnen ganz viele Beispiel von Menschen<br />
nennen, die wenig Geld haben, aber trotzdem<br />
wissen, warum sie morgens aufstehen, ihren<br />
Kindern einen roten Faden geben und die Kinder<br />
dazu anleiten, in die Schule zu gehen, pünktlich<br />
zu sein und nicht verwahrlost sind. Wir haben per<br />
3
spektivelose Jugendliche auch in wohlhabenden<br />
Familien.<br />
Wo in <strong>Spandau</strong> sehen sie denn besondere<br />
Nöte unabhängig von Schichtzugehörigkeit?<br />
Wir haben große Probleme im Bereich der<br />
Neustadt, sie hat andere Probleme durch den hohen<br />
Anteil von Menschen nicht deutscher Herkunft<br />
als die Wilhelmstadt. Kladow weist beispielsweise<br />
darauf hin, dass sie zu wenig Angebote für Kinder<br />
und Jugendliche haben und dort trifft manchmal<br />
auch der Begriff der Wohlstandsverwahrlosung zu.<br />
Gibt es denn Ansätze dieser Verwahrlosung<br />
entgegen zu wirken?<br />
Das ist ein Problem, das in unser aller Verantwortung<br />
liegt. Wir können allein mit öffentlichen<br />
Mitteln nichts erreichen. Wir können nur Anstöße<br />
geben durch unsere Einrichtungen, durch Kompetenzförderung,<br />
durch Angebote der Jugendhilfe in<br />
Kindertagestätten.<br />
Ich nehme gerne das Beispiel der Cola-Dose im<br />
Aufzug. Die wird einen ganzen Tag lang hier im<br />
Aufzug hoch und runter gefahren und keiner fühlt<br />
sich für diese Cola-Dose verantwortlich. Ich finde,<br />
es ist ein Klacks, diese Cola-Dose aufzuheben, obwohl<br />
ein anderer sie hingeschmissen hat. Es gibt<br />
so viele Beispiele: Das Gerangel an der Bushaltestelle<br />
oder im Kaufhaus, keiner lässt den anderen<br />
vor – die Menschen fühlen sich untereinander zu<br />
wenig füreinander verantwortlich. Es gibt viel zu<br />
viele Menschen, die wegschauen und selbst wenn<br />
wir noch X-Millionen Euro mehr in unserem Haushalt<br />
hätten, bliebe die Verantwortung eines Jeden<br />
gefragt.<br />
Wir stellen fest, dass ganz viele Menschen, die<br />
heute Eltern werden, viele Dinge in ihrer Jugend<br />
nicht gelernt haben und da müssen wir ansetzten.<br />
Das pädagogische Prinzip der „Supernanny“ finde<br />
ich gut. Man kann richtig abstrakt in einem Kurs<br />
lernen, dass Kinder pünktliche regelmäßige<br />
Mahlzeiten brauchen. Wenn sie selber nicht erlebt<br />
haben, wie das ist gemeinsame Mahlzeiten<br />
einzunehmen, dann können sie es ihren Kindern<br />
auch nicht vermitteln. Der Begriff „warme<br />
Mahlzeit“ ist für mich doppelt besetzt. Sie muss<br />
nicht unbedingt warm sein, es kommt darauf an,<br />
dass man wenigstens einmal am Tag gemeinsam<br />
mit der Familie am Tisch sitzt, sich darauf freut,<br />
dass man den anderen sieht, sich zuhört, ohne<br />
das der Fernseher nebenbei noch läuft und isst<br />
dabei Brot und Butter. Aber es kommt auf die<br />
menschliche, auf die soziale Wärme an.<br />
Im Bereich Wilhelmstadt haben wir Sportprojekte<br />
mit dem VSJ, da haben wir mit einer Gruppe von<br />
Jugendlichen gezielt Antigewalttrainings durchgeführt<br />
und konnten wir in einigen Fällen nachweisen,<br />
dass wenn wir es nicht gemacht hätten,<br />
wir sie möglicherweise für ziemlich viel Geld stationär<br />
hätten unterbringen müssen.<br />
Welche Ideen haben Sie, wie Kirchengemeinden<br />
unterstützend tätig sein können,<br />
welche Funktion haben sie im Bezirk?<br />
Wir treffen uns ja einmal im Jahr regelmäßig mit<br />
dem <strong>Kirchenkreis</strong>, aber mir kam die Idee, ob wir<br />
nicht, wenn wir größere Projekte angehen, schon<br />
früh das gemeinsame Gespräch suchen sollten,<br />
sowohl in der Entstehungsphase einer Idee, als<br />
auch in der Umsetzung.<br />
Wir kooperieren ja schon. In der Wilhelmstadt geben<br />
wir über die Berliner Tafel, täglich Essen an<br />
Jugendliche aus. Die nötigen Zutaten zum Kochen<br />
wie Salz und bekommen wir über eine Spende aus<br />
der Kirche, da könnte man natürlich noch mal<br />
über weitere Kooperationsformen nachdenken.<br />
Fühlen Sie sich einer Gemeinde zugehörig?<br />
Nein, was ich bedauere. Mir wurde zwar einmal<br />
eine GKR-Kandidatur angeboten, die konnte ich<br />
aber nicht annehmen, da ich nicht konfessionell<br />
gebunden bin. Ursprünglich bin ich katholisch erzogen<br />
worden und meine Tochter ist auch in den<br />
Religionsunterricht gegangen.<br />
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft und ihren<br />
Mut für das politische Amt?<br />
Ich glaube, dass ich den Großteil meiner Kraft<br />
aus der Liebe zum Menschen schöpfe, da ist Johannes<br />
Rau mein großes politisches Vorbild, der<br />
sagte: „Wenn man den Menschen nicht liebt,<br />
sollte man nicht in die Politik gehen.“<br />
Wie gehen Sie mit dem Gefühl der Ohnmacht<br />
um?<br />
Manches muss man hinnehmen, beispielsweise<br />
den Auslandseinsatz der Soldaten und auch im<br />
Bereich der Bildung gibt es Entscheidungen, auf<br />
die ich keinen Einfluss habe, aber bei vielen<br />
kleinen Einzelfällen kann man Einfluss nehmen, da<br />
kann man Duftmarken setzten.<br />
Man muss schon sehr stabil sein, um die Strapazen<br />
und Verletzungen durchzuhalten. Aber man<br />
bekommt Respekt von den Leuten und die Arbeit<br />
macht mir ungeheuren Spaß. Dabei ist die Gefahr<br />
groß, dass die Aufmerksamkeit im privaten Umfeld<br />
verloren geht. Deshalb ist es mir wichtig,<br />
wenigstens einmal in der Woche mit meinem<br />
Mann und meiner Tochter gemeinsam an einem<br />
schön gedeckten Tisch zu essen – das ist etwas,<br />
das hat nichts mit Geld zu tun. Ich finde, wenn<br />
wir der Meinung sind, dass Familie einen hohen<br />
Stellenwert hat, dann müssen wir das auch laut<br />
sagen und auch mal einen Termin absagen, um in<br />
der Familie präsent zu sein.<br />
Persönliche Verantwortung ist mir wichtig. Wenn<br />
ich denke, weil der andere etwas Unkorrektes<br />
macht, mache ich es auch, dann lohnt es sich gar<br />
nicht erst aufzustehen.<br />
4
ARMUT 2006 ODER WER IST ARM ?<br />
Die zunehmende Arbeitslosigkeit und die damit in<br />
Zusammenhang stehenden Probleme drängen die<br />
Frage auf: Wer ist arm? Ich möchte sie ohne eine<br />
wissenschaftliche Definition beantworten.<br />
Hartz IV mit der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe<br />
und Sozialhilfe wie auch der Wegfall<br />
vieler sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze<br />
hat dazu geführt, dass plötzlich auch ganz andere<br />
und neue Bevölkerungsschichten von Armut erreicht<br />
wurden, im Sinne der Absenkung auf ein<br />
Einkommensniveau in Höhe der alten Sozialhilfe.<br />
Ehemalige Selbstständige, Eigenheimbesitzer,<br />
auch viele Akademiker gehören jetzt dazu. Die<br />
Arbeitslosigkeit macht vor keinem Berufsstand<br />
mehr Halt.<br />
Das geringe Einkommen ist nicht alles<br />
Zu der Einkommensabsenkung kommen die bürokratischen<br />
Hürden zum Erreichen dieser Sozialleistungen,<br />
die auch durch die übereilt formulierten<br />
und nicht aufeinander abgestimmten Gesetze sowie<br />
eine schlecht erstellte Software der Bundesagentur<br />
entstehen. Arbeitsagentur und Jobcenter<br />
sind außerdem zwei voneinander getrennte Bereiche<br />
in einem Haus.<br />
Da, wo es laut SGB II einen persönlichen Ansprechpartner<br />
geben sollte, gibt es nun so viele<br />
wie nie zuvor: Einen zum Vorsortieren der Hilfebedürftigen,<br />
einen im Wartebereich zum Entgegennehmen<br />
von Schriftstücken und zur Erstberatung,<br />
einen von 15-20 wechselnden Mitarbeiter<br />
/innen im Leistungsbereich und dann endlich:<br />
Einen weiteren im Vermittlungsbereich für Arbeit<br />
und für die Förderinstrumente des Jobcenters, der<br />
auch die Eingliederungsvereinbarung erstellt.<br />
Hat man Fragen zum Arbeitslosengeld I, zu<br />
REHA-Maßnahmen, zu speziellen Arbeitsvermittlungsbereichen<br />
oder legt man Widerspruch gegen<br />
Bescheide ein, erhöht sich leicht die Anzahl der<br />
einbezogenen Mitarbeiter/innen.<br />
Es könnte aber auch sein, dass noch nicht eindeutig<br />
feststeht, ob man als erwerbsfähig oder als<br />
stationär untergebracht gilt:<br />
Dann wäre das Sozialamt zuständig; vielleicht<br />
auch nur für bestimmte Leistungen, die es im SGB<br />
II nicht gibt. Oder sind nicht doch andere vorrangige<br />
Leistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag<br />
zu beantragen, die die genannten Leistungen<br />
wiederum ausschließen? Leicht gerät man<br />
in die Mühlen der Bürokratie.<br />
Man kann auf überforderte und gestresste Mitarbeiter/innen<br />
stoßen und manche Äußerung als<br />
diskriminierend und demütigend erleben, auch<br />
wenn dies zumeist nicht so gemeint ist.<br />
Die Folge: Resignation und Aggression<br />
Schnell stellen sich Resignation oder auch umgekehrt<br />
Aggressionen ein, die sich dann<br />
häuslichen, familiären und sozialen Umfeld<br />
entladen. Die Kinder sind davon betroffen, Beziehungen<br />
scheitern, nachdem die existentiellen Problemlagen<br />
latent vorhandene Krisen hervorrufen.<br />
Manche Menschen flüchten in Ersatzbefriedigungen<br />
wie den Alkohol, um die Frustrationen zu<br />
verarbeiten und dann entstehen neue Probleme.<br />
Andere wenden sich von der Politik ab oder suchen<br />
nach anderen Personengruppen, die sie für<br />
ihr Schicksal verantwortlich machen (z.B. die<br />
Migranten/innen).<br />
Die öffentlichen Äußerungen mancher Politiker zu<br />
den Arbeitslosen verstärken die Wahrnehmung:<br />
Du wirst nicht mehr gebraucht und lebst nur auf<br />
Kosten der Allgemeinheit.<br />
Wir können etwas tun<br />
Für alle ohne Arbeit stellt sich die Frage nach ihrem<br />
Wert und nach ihrer Lebensperspektive neu. Aber<br />
stellt Sie sich nicht eigentlich auch für jeden von uns,<br />
selbst wenn wir zu denjenigen gehören sollten, die für<br />
andere mitarbeiten und Überstunden wie nie zuvor<br />
schieben? Wir sollten uns in den Gemeinden die Frage<br />
stellen: Können wir etwas tun um diesem Gefühl der<br />
Perspektiv- und Wertlosigkeit entgegenzuwirken?<br />
„Jede Krise hat nicht nur ihre Gefahren, sondern<br />
auch ihre Chancen“ (Martin Luther King):<br />
Dieser vielzitierte Satz gilt auch uns Gemeindemitgliedern:<br />
Viele Menschen in Krisen warten nur darauf, dass<br />
man auf sie zugeht, sich nach ihrem Befinden<br />
erkundigt, sich ihnen zuwendet, sie begleitet oder<br />
auch von der eigenen Lebensperspektive als<br />
Christ berichtet.<br />
Sie warten innerhalb und außerhalb der Gemeindearbeit<br />
auf uns, sie warten auf Freunde.<br />
Viele sind einsam geworden, da die Armut<br />
verhindert, an kostenverursachenden Freizeitaktivitäten<br />
teilzunehmen. Durch uns könnten<br />
Sie etwas von Gottes Liebe erfahren. Sind wir<br />
dazu bereit, Freundschaft anzubieten und so Armut<br />
zu lindern??<br />
Denn wer ist wirklich arm in einem viel umfassenderen<br />
Sinn?<br />
• Arm ist, wer keine Freunde hat, die ihn in<br />
Krisen begleiten und unterstützen (mit oder<br />
ohne Arbeit).<br />
• Arm ist, wer Gott nicht kennt, der eine<br />
Lebensperspektive schenkt, die sich nicht an<br />
sozialem oder finanziellem Status festmacht<br />
und die über dieses Leben hinausreicht.<br />
• Arm ist wer keine Gemeinde hat, in der er seine<br />
Fähigkeiten und Talente einbringen kann<br />
und in der er/sie Teil einer großen Familie ist,<br />
in der jede/r gebraucht wird.<br />
Jürgen Kroggel/ Sozialarbeiter der Allgemeinen<br />
Sozialen Beratung <strong>Spandau</strong> der Diakonie<br />
5
SOZIALRAUMORIENTIERUNG, WAS BEDEUTET DAS – AUCH FÜR DIE KIRCHENGEMEINDEN<br />
Im Bereich der Jugendhilfe ist mit Sozialraumorientierung<br />
ein sozialpädagogisches Konzept verbunden,<br />
das von einem Zusammenhang zwischen<br />
individuellen Problemlagen sowie den Entwicklungschancen<br />
von Kindern und dem sozialen<br />
Lebensumfeld ausgeht. Aufwachsen in einer<br />
Wohnsiedlung mit guten nachbarschaftlichen Kontakten,<br />
guter Infrastruktur und anregenden Freizeitmöglichkeiten<br />
für Familien, Kinder und<br />
Jugendliche bedeutet etwas anderes als wenn jemand<br />
in einer anonymen Hochhaussiedlung, in<br />
der Familien weitgehend isoliert voneinander<br />
leben, aufwächst. Fehlen dann noch anregende<br />
Spielgelegenheiten für Kinder, so dass diese anstatt<br />
sich im Freien zu bewegen fast den ganzen<br />
Tag in der elterlichen Wohnung, wohl möglich vor<br />
dem Fernseher, verbringen, wird sichtbar, welche<br />
Bedeutung das Umfeld für die individuelle<br />
Entwicklung haben kann.<br />
Sozialraumorientierung nimmt daher nicht nur die<br />
individuellen Problemlagen in den Blick, sondern<br />
betrachtet gleichzeitig die Lebenswelt. Dabei wird<br />
geschaut, welche Ressourcen gibt es im Umfeld<br />
der Familie, die bisher noch nicht erkannt und<br />
genutzt werden, z.B. ein Sportverein oder ein<br />
Nachbar, der die Eltern bei Behördengängen unterstützt.<br />
Es muss aber auch über den Einzelfall<br />
hinaus geschaut werden. Welche Angebote sind<br />
im Sozialraum sinnvoll, welche fehlen, z.B. wenn<br />
in einer Wohnsiedlung besonders viele Familien<br />
mit Kindern im Grundschulalter wohnen, es aber<br />
nur eine Jugendfreizeiteinrichtung mit Angeboten<br />
für Jugendliche gibt.<br />
Sozialraumorientierung ist eindeutig ein<br />
ressourcenorientiertes Konzept, das<br />
• am Willen und an den Interessen der Adressat/innen<br />
der Jugendhilfe anknüpft,<br />
• die Menschen aktiviert und Selbsthilfe fördert,<br />
• sich nicht auf die Defizite, sondern auf die<br />
Ressourcen der Menschen konzentriert und<br />
• auf vernetzte und kooperative Arbeitsweisen<br />
aller Akteure im Sozialraum setzt.<br />
Einführung der Sozialraumorientierung in<br />
der Berliner Jugendhilfe<br />
2004 hat sich mit dem Leitprojekt „Sozialraumorientierung“<br />
die Berliner Jugendhilfe auf den<br />
langen und schwierigen Weg begeben, die Prinzipien<br />
der Sozialraumorientierung einzuführen.<br />
Dies fiel nicht zufällig in eine Zeit, in der die zur<br />
Verfügung gestellten Mittel drastisch gekürzt<br />
wurden. Seit 2001 wurde der Etat der <strong>Spandau</strong>er<br />
Jugendhilfe bereits von 40 auf jetzt rd. 23<br />
Millionen Euro gekürzt, also um fast 50%.<br />
Für die Berliner Jugendhilfe bedeutet dies in<br />
erster Linie, dass sie die Struktur und die Steuerungsfunktion<br />
neu ausrichtet und die Freien Träger<br />
im Sozialraum anders verortet.<br />
Vielfach wurde die Methode Sozialraumorientierung<br />
mit dem Blick auf die (teuren) Hilfen<br />
zur Erziehung (ggf. Fremdunterbringung) eingeführt,<br />
die anderen Leistungsbereiche der Jugendhilfe<br />
wurden entweder gar nicht oder nur additiv<br />
in die neue Struktur und Arbeitsweise integriert.<br />
Inzwischen werden zunehmend die Stimmen<br />
lauter, die auf die elementare Bedeutung der<br />
Regeleinrichtungen Kindertagesstätte und Schule<br />
hinweisen. Andere europäische Länder haben uns<br />
gezeigt, dass Benachteiligung und Ausgrenzung<br />
am ehesten durch den Ausbau und die Qualifizierung<br />
dieser Einrichtungen entgegengewirkt<br />
werden kann. Das Jugendamt <strong>Spandau</strong> will daher<br />
im Prozess Sozialraumorientierung im Rahmen<br />
seiner bezirklichen Ressourcen den Schwerpunkt<br />
auf die Stärkung von den Regeleinrichtungen<br />
Kindertagesstätten und Schulen setzen und diese<br />
Einrichtungen in den Mittelpunkt von Vernetzung<br />
und Kooperation stellen.<br />
Sozialraumorientierung und Kirchengemeinden<br />
Auf der strukturellen Ebene arbeiten Kirchengemeinden<br />
bereits sozialräumlich, d.h. regionalisiert.<br />
Sie sind vor Ort für ein Wohngebiet, einen Stadtteil,<br />
eben für die Menschen einer Gemeinde tätig.<br />
In der Regel kennen sie daher die Lebensbedingungen<br />
der Bewohner. Darüber hinaus engagieren<br />
sich viele Gemeinden für die Familien in ihrem<br />
Einzugsgebiet, indem sie Angebote im Bereich<br />
der Familien, Kinder- und Jugendarbeit machen<br />
oder sie betreiben Kindertagesstätten und<br />
Senioreneinrichtungen und vieles mehr. Zusätzlich<br />
sind Kirchengemeinden erfahren bei der Aktivierung<br />
von Menschen – ebenfalls ein Grundprinzip<br />
der Sozialraumorientierung. Sie verfügen<br />
über eine lange Tradition ehrenamtlicher Arbeit.<br />
Zukünftige Anforderungen<br />
In Zeiten knapper finanzieller Ressourcen müssen<br />
alle Angebote aufeinander abgestimmt sein, um<br />
größtmögliche Wirkung zu entfalten. Kirchengemeinden<br />
erreichen häufig trotz geringer Mittel<br />
große Wirkung, zumal es ihnen besser als vielen<br />
anderen Akteuren gelingt, ehrenamtliches<br />
Engagement zu aktivieren. Sie sind daher ein unverzichtbarer<br />
Kooperationspartner im Sozialraum<br />
und ein Beispiel für eine Kooperation, das stellvertretend<br />
für viele weitere stehen könnte.<br />
<strong>Spandau</strong>er Kirchengemeinden verteilen Lebens<br />
6
mittel an Bedürftige. Diese Angebote erhalten<br />
großen Zuspruch. Leider können Eltern Nahrungsmittel<br />
wie frisches Gemüse oft nicht mehr zubereiten.<br />
Hier könnten in Kooperation mit anderen Trägern<br />
und Ehrenamtlichen z.B. Kochkurse initiiert<br />
werden. So ließen sich gleich zwei Probleme angehen,<br />
Familien könnten lernen, ihre Kinder gesund<br />
zu ernähren und gleichzeitig kämen sie ein Stück<br />
aus ihrer Isolation heraus.<br />
Die Prinzipien der Sozialraumorientierung müssen<br />
handlungsleitend für alle Jugendhilfeangebote,<br />
besser noch für alle Angebote für Familien sein.<br />
Dieses klingt einfacher als es ist, denn besonders<br />
für die Professionellen ist damit ein grundlegender<br />
Haltungswandel im Umgang mit Familien verbunden.<br />
So ein Wandel vollzieht sich bekanntlich<br />
langsam und auch nur dort, wo es gelingt, mit<br />
dem Konzept in der alltäglichen Arbeit zu überzeugen.<br />
Kerstin Neuberg<br />
Jugendhilfeplanerin im Bezirksamt <strong>Spandau</strong><br />
ALS GAST IM „WORLD CAFÉ“ – JUGENDHILFEKONFERENZ 2006<br />
Zu dem Thema „Familie im Zentrum“ fand am<br />
23.Oktober im Kulturzentrum Forum im Falkenhagener<br />
Feld seit langem mal wieder eine trägerübergreifende<br />
Tagung des <strong>Spandau</strong>er<br />
Jugendhilfebereichs statt. 115 Fachleute waren<br />
gekommen, da das Thema und die Methode neugierig<br />
machten.<br />
Im Vorfeld hatte sich eine bunt gemischte Arbeitsgruppe<br />
unter der Regie der Jugendhilfeplanerin<br />
im Bezirksamt <strong>Spandau</strong> Gedanken gemacht, wie<br />
in einem Bereich, dem ständig die Mittel gekürzt<br />
werden und dadurch MitarbeiterInnen „die Hände<br />
gebunden sind“ Wegweisendes auf der Basis<br />
„Umbau statt Ausbau“ initiiert werden kann. Das<br />
alle verbindende Arbeitsfeld mit problembelasteten<br />
Familien wird ja leider nicht kleiner, nein – die<br />
Probleme nehmen ständig zu.<br />
So sollte der Focus der Tagung vor allem auf<br />
Gelingendes gerichtet werden. In der Berliner<br />
Jugendhilfe wird ja nicht nur gespart sondern<br />
auch kreativ gedacht. Kooperation, Vernetzung,<br />
Aktivierung und Ressourcenorientierung stehen<br />
dabei im Vordergrund. Es gibt Projekte, die Mut<br />
machen. Einige haben wir über die Stadt verteilt<br />
gefunden. Schaut<br />
man ins Internet kann<br />
man eine gehörige<br />
Anzahl innovativer Initiativen<br />
finden. Schon<br />
die Besuche einiger<br />
Projekte im Vorfeld<br />
der Tagung waren interessant,<br />
die Auswahl<br />
für unseren Tag<br />
nicht einfach.<br />
Schließlich haben wir<br />
uns für vier Projekte<br />
entschieden, die an den vorhandenen Angebotsstrukturen<br />
ansetzen sowie die Entwicklung in den<br />
unterschiedlichen Fachgebieten Tagesbetreuung,<br />
Jugendhilfe, Hilfen zur Erziehung und Schule repräsentieren.<br />
• In der Kita Neheimer Straße in Reinickendorf<br />
wird besonderer Wert auf aktive<br />
Erziehungspartnerschaft<br />
mit den Eltern gelegt. In<br />
Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Fachbereichen<br />
des Jugendamtes, dem freien Träger<br />
Trapez e.V., den Kita-MitarbeiterInnen sowie<br />
Eltern wurde das DIBS-Familienzentrum<br />
gegründet. Ziel ist es, Familienkompetenzen<br />
zu stärken und Eltern als Experten<br />
ihrer Kinder wahr zu nehmen. Zusätzliche finanzielle<br />
Unterstützung gab es durch LSK-Mittel<br />
(Lokales Soziales Kapital-Mittel des Europäischen<br />
Sozialfonds) und von der GeWoBag.<br />
• In der <strong>Spandau</strong>er Wilhelmstadt arbeiten der<br />
Verein für Sport- und Jugendsozialarbeit und<br />
eine Jugendfreizeiteinrichtung des Jugendamtes<br />
im SportJugendClub Wildwuchs zusammen<br />
in einem Haus. Einige gefährdete<br />
Jugendliche werden hier durch kompetenzfördernde<br />
Maßnahmen verbindlich begleitet,<br />
eine Mischung aus Einzelfallhilfe, Sport<br />
und Schul- bzw. Ausbildungsförderung.<br />
Durch diese flexiblen präventiven Lösungen<br />
sollen kostenintensive<br />
Erziehungshilfen<br />
vermieden werden.<br />
Der Erfolg wird beobachtet,<br />
bisher sind<br />
die betreuten<br />
Jugendlichen auch<br />
ohne teuere Erziehungshilfen<br />
nicht<br />
weiter „abgestürzt“.<br />
• Die Grundschulrektorin<br />
der Fichtelgebirge-Grundschule<br />
aus<br />
dem Kreuzberger Wrangelkiez und der türkische<br />
Mitarbeiter der Schulstation stellten ihr<br />
Projekt zur Aktivierung der Eltern vor. Der Erfolg<br />
ist messbar: Während früher nur 19%<br />
der Schulabgänger eine Gymnasialempfehlung<br />
bekamen, konnte durch die Stärkung<br />
des elterlichen Interesses am Schuler<br />
7
folg ihrer Kinder dieser Anteil auf jetzt 26%<br />
gesteigert werden. Dazu brauchte es Sprachmittler,<br />
Elternkurse und vor allem Informationen.<br />
Auch hier wurde ein Café gegründet,<br />
in dem die Eltern selbst Verantwortung übernehmen.<br />
• Aus Lichtenberg stellte sich das Modell „Familie<br />
im Feld“ des Kinder- und Jugendhilfeverbundes<br />
gGmbH Berlin-Brandenburg vor. Hier<br />
besteht der Ansatz darin, die verschütteten<br />
Ressourcen der hilfesuchenden Familien<br />
bzw. einzelner Mitglieder wieder zu entdecken<br />
und zu fördern, Nachbarschaftshilfe zu<br />
organisieren und die so wieder entstehenden<br />
Netzwerke durch regelmäßige fachliche Begleitung<br />
zu unterstützen. Zielsetzung ist - innerhalb<br />
von zwei Jahren - die Familien so weit<br />
zu stabilisieren, dass sie zukünftig ohne ambulante<br />
oder stationäre Hilfen zur Erziehung<br />
zurecht kommen können.<br />
Damit der lange Tag nicht langweilig wurde,<br />
hatten wir den tristen Saal in ein World Café<br />
verwandelt. Leitidee war die entspannte Atmosphäre<br />
eines Straßencafés, in dem sich Menschen<br />
zwanglos unterhalten und zuhören.<br />
Zwischen den halbstündigen Präsentationen sollte<br />
in kleinen Gesprächsgruppen das kollektive<br />
Wissen aller Fachleute zusammengetragen<br />
werden. Dabei war es entlastend festzustellen,<br />
dass man das eine oder andere auch schon macht<br />
oder übernehmen will. Auf Papiertischdecken<br />
konnten alle Notizen machen und Gedanken,<br />
Fragen, Anregungen festhalten.<br />
Zwischen den Präsentationen gab es stärkende<br />
Pausen, dann wechselten die TeilnehmerInnen an<br />
andere Tische mit neuen Decken. Allein mit so<br />
vielen Menschen den fachlichen Austausch geführt<br />
zu haben, machte Spaß. Die „Tischdeckenprotokolle“<br />
werden derzeit noch zusammengefasst<br />
und allen zur Verfügung gestellt.<br />
Im Echo auf diese Veranstaltung schwingt Aufbruchsstimmung<br />
mit. An der Bereitschaft und<br />
dem Engagement der Professionellen wird es<br />
nicht scheitern, wenn in <strong>Spandau</strong> Neues auf den<br />
Weg gebracht werden soll.<br />
Susanne Goldschmidt-Ahlgrimm<br />
Fachberatung für Kindertageseinrichtungen<br />
Herzliche Einladung zum neuen Kurs mit dem<br />
Thema:<br />
„Abraham – Ob Vertrauen sich lohnt?“<br />
auf seinem Weg<br />
Abraham verlässt auf Gottes Ruf hin mit seiner Familie<br />
seine Heimatstadt und macht sich auf einen ihm<br />
unbekannten Weg… Wir begleiten ihn dabei und<br />
schauen, was Abraham bewegt, hindert und wie er<br />
im Glauben wächst.<br />
Termine immer donnerstags:<br />
25. Januar 2007, 01. Februar 2007, 15. Februar 2007, 22. Februar 2007<br />
jeweils von 19.30 Uhr bis ca. 21.15 Uhr im großen Kinderraum (1. Stock Gemeindehaus Wichernstraße<br />
14). Weitere Infos in den Flyern, die in den beiden Gemeindebüros und in beiden Kirchen<br />
ausliegen.<br />
Kontakte auch über: pryzibilla@web.de<br />
Sabine & Marcus Pryzibilla und Mitarbeiterteam<br />
8
ERZIEHER SIND AUCH NUR MENSCHEN -<br />
ODER WIE BEKOMMT MAN VISION UND WIRKLICHKEIT UNTER EINEN HUT?<br />
Es hat so gut angefangen. Nach jahrzehntelangem<br />
Ringen um Anerkennung als Bildungseinrichtung<br />
wurde endlich die Wichtigkeit der frühkindlichen<br />
Erziehung und Bildung erkannt. Nachdem<br />
die Schule laut Pisa-Studie nicht gut abgeschnitten<br />
hat, darf es jetzt der Kindergarten richten.<br />
Aber um welchen Preis? Um den höchsten<br />
Preis den man zahlen kann, um den Preis der<br />
Menschlichkeit!<br />
Immer mehr Anforde-rungen werden an Erzieher<br />
gestellt. Dabei wird zeitgleich der Personalschlüssel<br />
gesenkt, indem es weniger Teilzeit- und<br />
Ganztagsplätze gibt. Viele Kinder haben nur einen<br />
Anspruch auf einen Halbtagsplatz und somit Anspruch<br />
auf weniger Erzieher. Und Kinder, die<br />
wegen Entwicklungsrückständen eine zusätzliche<br />
Stützerzieherin bekommen müssten, gehen in<br />
vielen Fällen leer aus oder müssen unendlich<br />
lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Der Geldtopf<br />
ist leer, zumindest für die Kinder.<br />
Die richtige Variante wäre eine drastische Aufstockung<br />
des Personals, so wie es in Nordeuropa<br />
schon längst der Fall ist. In Finnland kommt z. B.<br />
eine Erzieherin auf sieben Kinder im Alter von<br />
3 - 6 Jahren. Bei uns muss sie, bei der doppelten<br />
Anzahl von Kindern versuchen, allen gerecht zu<br />
werden und nebenbei noch die Auflagen des Senats<br />
erfüllen:<br />
Führen eines Sprachlerntagebuchs für jedes<br />
Kind<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Regelmäßige Beobachtung und Dokumentation<br />
für alle Kinder<br />
2x jährlich Entwicklungsgespräche mit allen<br />
Eltern<br />
Umsetzung des Bildungsplans nach den<br />
Vorgaben des Senats<br />
Zusätzlich eine interne und spätestens ab<br />
2009 auch eine externe Bewertung zur Qualitätssicherung<br />
– eine ziemlich arbeitsaufwändige<br />
Geschichte<br />
Niemand bestreitet, dass diese Forderungen im<br />
Grunde sinnvoll sind. Doch wenn es zu wenig Personal<br />
gibt, geht dadurch die Zeit für die Kinder<br />
verloren. Allein für die Entwicklungs-Gespräche<br />
mit den Eltern, einschließlich Vor- und Nachbereitung,<br />
benötigt eine Erzieherin ca. 60 Arbeitsstunden<br />
pro Jahr. Das sind 1,5 Wochen pro Ganztagskraft.<br />
Und auch während der Beobachtung<br />
und Dokumentation hat die Erzieherin keine Zeit<br />
für die Gruppe.<br />
Rechnet man Urlaub, Fortbildungen, Teamsitzungen,<br />
Elternarbeit, Feste und nur 10 Tage<br />
Krankheit pro Erzieherin hinzu, kommt man<br />
schnell auf einen Wert von ca. 14 Wochen pro<br />
Jahr für jede Erzieherin. In dieser Zeit kann sie<br />
nicht für die Kinder da sein.<br />
Wo bleibt da Zeit für Kinder – für die gesamte<br />
Gruppe und für die so dringend notwendige Einzelzuwendung,<br />
die jedes Kind braucht? Schon<br />
jetzt ist die Zeit dafür viel zu knapp bemessen!<br />
Im Online-Familienhandbuch habe ich einen<br />
Artikel gefunden, der mich erschreckt hat:<br />
„Betreuung statt Liebe?“ Am Ende des Artikels<br />
stehen folgende Fragen:<br />
• Warum fragen Erwachsene nicht danach,<br />
was Kinder wirklich brauchen?<br />
• Warum wissen Erwachsene, was ihnen<br />
als Kind selbst gut getan hat und<br />
behandeln Kinder trotzdem ganz<br />
anders?<br />
• Warum denken so wenig<br />
Erwachsene darüber nach, was<br />
wirklich wichtig ist im Leben?<br />
Kinder wollen spielen, sich bewegen, Freunde<br />
finden und selbsttätig lernen. So wie es auch im<br />
Bildungsplan vorgegeben ist. Dafür brauchen sie<br />
Erzieher, die Zeit für sie haben, sie begleiten, unterstützen<br />
und gemeinsam mit ihnen leben und<br />
lernen!<br />
Auch engagierte Erzieher können nicht zaubern<br />
und sich nicht zerteilen. Der Senat muss einsehen,<br />
dass Bildung nicht zum Nulltarif zu haben ist. Bis<br />
das geschieht, werden wir weiterhin das<br />
Bestmögliche für die Kinder in unserer Kindertagesstätte<br />
tun.<br />
Gerda Hoffmann, Kita Behnitz<br />
9
PERSPEKTIVEN FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ<br />
Als neue Mitarbeiterin der Diakonie-Station<br />
<strong>Spandau</strong> möchte ich mich Ihnen gerne vorstellen.<br />
Mein Name ist Sabine Pirschel und ich bin seit Juni<br />
2006 als Koordinatorin für das Projekt „Haltestelle<br />
Diakonie“ zuständig.<br />
Haltestelle Diakonie ist ein ambulantes Angebot<br />
für Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen.<br />
Zurzeit leiden in Deutschland etwa eine Million<br />
Menschen an einer mittelschwer bis schwer ausgeprägten<br />
Demenz. In Berlin gibt es Angaben zufolge<br />
etwa 40.000 Betroffene. Häufiger Auslöser<br />
ist die Alzheimer-Krankheit und Experten rechnen<br />
mit einem starken Anstieg der Erkrankung in den<br />
nächsten Jahrzehnten.<br />
Alzheimer ist hauptsächlich eine Krankheit des<br />
Alters. Diese Krankheit nimmt uns Menschen, was<br />
uns besonders wichtig ist: unser Denkvermögen,<br />
unsere Autonomie, unsere Erinnerungen, unsere<br />
Persönlichkeit und teilweise auch unsere Würde.<br />
In einer Gesellschaft, in der kognitive Fähigkeiten<br />
unser Leben bestimmen, erscheint es unerträglich,<br />
nicht mehr selbst denken zu können und<br />
jegliche Orientierung zu verlieren. Menschen mit<br />
Demenz spüren diese Verlusterfahrung, erleben<br />
Angst, Unruhe und eine große Verlorenheit.<br />
Ein wichtiger Punkt ist, auch wenn das kognitive<br />
Gedächtnis immer mehr abbaut, so bleibt das<br />
emotionale Gedächtnis erhalten und das emotionale<br />
Gespür nimmt eher zu. Wir können eine<br />
Menge dafür tun, Menschen mit Demenz Sicherheit<br />
und Wohlbefinden zu vermitteln.<br />
Viele Betroffene leben noch zu Hause und die<br />
meisten möchten auch so lange wie möglich in<br />
den eigenen vier Wänden bleiben. Leider brechen<br />
soziale Kontakte häufig weg.<br />
Lebensqualität und Entlastung<br />
An diesem Punkt will die Haltestelle Unterstützung<br />
anbieten. Mit Hilfe eines häuslichen Besuchsdienstes<br />
und einer wohnortnahen Betreuungsgruppe<br />
geht es darum, ein Stück Lebensqualität für Menschen<br />
mit Demenz zu erhalten und pflegende<br />
Angehörige zu unterstützen.<br />
Die Betreuung erfolgt durch ehrenamtliche Mitarbeiter,<br />
die speziell für den Umgang mit demenzerkrankten<br />
Menschen geschult werden. Es geht<br />
darum, eine hilfreiche Beziehung zu den Betroffenen<br />
aufzubauen, 1x pro Woche 1-2 Stunden<br />
Zeit 10 haben für emotionale Zuwendung, Zeit<br />
nehmen zum Reden, Zuhören, Spielen, Vorlesen<br />
und Spazieren gehen. Die Betreuungsgruppe<br />
findet im Rahmen eines aktivierenden Kaffeenachmittages<br />
zunächst 14-tägig im Laden der Haltestelle<br />
statt.<br />
In <strong>Spandau</strong> sind Menschen zum Engagement<br />
bereit!<br />
Zurzeit habe ich zehn Ehrenamtliche für diese Tätigkeit<br />
gewonnen, die ab November die Fortbildung<br />
besuchen. Auch in den kommenden Wochen<br />
folgen noch weitere Gespräche mit potenziellen<br />
Freiwilligen.<br />
In nächster Zeit würde ich gern mit der Betreuungsgruppe<br />
und einigen Besuchsdiensten starten,<br />
habe aber das Problem, dass sich bisher kaum Betroffene<br />
bzw. deren Angehörige, Bekannte, Nachbarn<br />
oder Sozialdienste gemeldet haben. Ich bin<br />
aber überzeugt, dass der Bedarf an Hilfe da ist!<br />
Darum mein Anliegen: Wenn Sie von Menschen<br />
mit Demenz wissen für die die Haltestelle eine Unterstützung<br />
sein könnte, dann würde ich mich<br />
über einen Kontakt sehr freuen.<br />
Das Projekt<br />
Haltestelle Diakonie wurde in den vergangenen<br />
zwei Jahren in Berlin mit wissenschaftlicher Begleitung<br />
in drei Bezirken getestet und ab 2006 flächendeckend<br />
eingerichtet. Träger ist der<br />
Evangelische Verband für Altenarbeit und<br />
Pflegerische Dienste. Gefördert werden die Projekte<br />
durch die Senatsverwaltung, die Pflegekassen<br />
und den EVAP.<br />
Die Projektstandorte sollen auch Eigenmittel erwirtschaften.<br />
Der Besuchsdienst und die Betreuungsgruppe<br />
sind nicht kostenlos, aber preisgünstig<br />
(Besuchsdienst 6,- Euro und Betreuungsgruppe<br />
6,50 Euro pro Stunde, Fahrdienst 3,50 Euro).<br />
Wenn eine Pflegestufe besteht, können nach §45a<br />
Pflegeleistungsergänzungsgesetz jährlich 460,-<br />
Euro für diese Betreuungsleistungen bei der entsprechenden<br />
Pflegekasse beantragt werden.<br />
Sabine Pirschel<br />
Sprechzeiten: Do. 9:00 – 12:00 Uhr und nach Vereinbarung<br />
Ritterstr. 3, 13597 Berlin<br />
Tel.: 322 902 700<br />
E-Mail: pirschel@diakoniespandau.de
„LAIB UND SEELE“ – ANGEKOMMEN IN DER REALITÄT<br />
Seit nunmehr anderthalb Jahren beteiligt sich die<br />
Paul-Gerhardt-Gemeinde an der Aktion „Laib und<br />
Seele“ der „Berliner Tafel“ und verteilt einmal in<br />
der Woche gespendete Lebensmittel an bedürftige<br />
Menschen. Über die Ziele hatten wir an dieser<br />
Stelle bereits berichtet.<br />
Interessant ist es<br />
vielleicht einmal über<br />
Dinge am Rande -<br />
Menschliches und allzu<br />
Menschliches – zu berichten.<br />
Zwanzig ehrenamtliche Helfer holen jeden Freitag<br />
Ware von Einzelhändlern und Lebensmittelketten<br />
ab, sortieren sie und geben sie kostenlos an anspruchsberechtigte<br />
Personen aus. „Gründungsmitglieder“<br />
der Aktion sind nur noch ganz wenige übrig<br />
geblieben. So viele Helfer waren natürlich nicht<br />
in der eigenen Gemeinde zu finden, auch aus unseren<br />
Nachbargemeinden war der Andrang nicht<br />
sehr groß. So waren und sind wir auf Menschen<br />
angewiesen, die sich direkt bei der Berliner Tafel<br />
melden, um ehrenamtlich mitzuarbeiten. Einige<br />
von ihnen hatten, genauso wie ich, im Hinterkopf:<br />
„Wir spielen etwas ‚Kaufmannsladen’“. Die<br />
Wirklichkeit sieht natürlich anders aus, wie, das<br />
will ich nachfolgend auszugsweise und ohne<br />
Recht auf Vollständigkeit berichten.<br />
„Ekelgrenze“ herabgesetzt<br />
Die letzten anderthalb Jahre haben unsere „Ekelgrenze“<br />
merklich herabgesetzt. Wer schon einmal<br />
verfaulte Kartoffeln und Erdbeeren aussortiert hat,<br />
weiß wovon ich rede. Nicht alle Lebensmittel kommen<br />
in einem Zustand bei uns an, der die Ausgabe<br />
an Menschen noch rechtfertigt. Haben wir<br />
dann die Grobarbeit erledigt, dürfen wir uns bei<br />
der Ausgabe häufig mit den - sagen wir es mal<br />
vorsichtig – unterschiedlich geäußerten Einstellungen<br />
einiger Anspruchsberechtigter auseinandersetzen.<br />
Das vertreibt uns auch schon mal<br />
das Lächeln aus dem Gesicht. Dies und mehr<br />
führte zur ersten größeren Fluktuation unter den<br />
Helfern.<br />
„Entnahmepolitik“ fragwürdig<br />
Gerne nahmen wir deshalb das Angebot einiger<br />
Lebensmittelempfänger an, bei der Ausgabe zu<br />
helfen. Damit auch für sie etwas übrig blieb,<br />
erhielten sie natürlich vor Beginn der Ausgabe die<br />
ihnen zustehenden Lebensmittel. Dies führte<br />
leider teilweise zu einer sehr eigenen „Entnahmepolitik“,<br />
die von den anderen Helfern kritisch beobachtet<br />
und teilweise unterbunden werden<br />
musste. Dadurch kam es schon mal zu einer etwas<br />
gereizten Stimmung unter den Helfern. Auch<br />
diese Menschen haben uns dann schnell wieder<br />
verlassen, und so könnte ich noch vieles aufzählen,<br />
was das Leben bei „Laib und Seele“ nicht gerade<br />
einfacher macht.<br />
War das zu kritisch, zu deutlich?<br />
Vielleicht, aber verdrängen oder nicht benennen<br />
von Problemen hat noch niemand<br />
einen Schritt auf dem<br />
richtigen Weg weitergebracht.<br />
Übrig geblieben sind Menschen<br />
die sich sozial engagieren, die<br />
in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles<br />
zum Wohle anderer beitragen wollen, die<br />
sich darauf freuen, jeden Freitag im Team mit<br />
anderen netten Menschen arbeiten, lachen und<br />
sich mit den überwiegend freundlichen und dankbaren<br />
Kunden unterhalten zu können. Wenn unsere<br />
Helfer auch freiwillig kurz vor Weihnachten<br />
noch einen Ausgabetermin bei uns Verantwortlichen<br />
durchdrücken, den wir ihnen eigentlich nicht<br />
mehr zumuten wollten, dann zeugt es von inzwischen<br />
guter Teamarbeit und dem richtigen Verständnis<br />
für das, was wir tun.<br />
In diesem Sinne und auf diesem Weg an alle Helfer<br />
ein großes Dankeschön, an alle Kunden die<br />
Nachricht: „Wir machen es gerne für euch“ und<br />
an alle die uns zukünftig helfen wollen – Sie sind<br />
herzlich willkommen, melden Sie sich einfach in<br />
unserer Gemeinde.<br />
Christine Hoppmann, Vorsitzende des GKR der<br />
Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde<br />
Weitere Ausgabestellen der Aktion Laib und Seele<br />
in <strong>Spandau</strong>:<br />
Ev. Kirchengemeinde zu Staaken<br />
Ausgabestelle: Pillnitzer Weg 8<br />
Ausgabetag: Donnerstags von 14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Gemeindebüro: Tel.: 373 71 00<br />
Röm. Kath. Kirchengemeinde St. Wilhelm<br />
mit Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai<br />
Ausgabestelle: Weißenburger Str. 9-11,<br />
Ausgabetag: Mittwochs von 11.00 bis 12.00 Uhr<br />
Gemeindebüro: Tel.: 333 56 39<br />
Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch<br />
im jeweiligen Gemeindebüro oder auf den Internetseiten<br />
der Gemeinden oder der Berliner Tafel.<br />
11
„MANGEL VERWALTEN UND/ODER ZUKUNFT GESTALTEN“<br />
Vortrag auf der Kreissynode am 28. 10. 2006<br />
Unter dieser Überschrift verbirgt sich die Frage,<br />
wie wir im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong> trotz abnehmender<br />
finanzieller Mittel und schwindender Mitgliederzahlen<br />
auch in Zukunft aktiv Kirche gestalten<br />
und nicht nur Mangel verwalten können.<br />
Vier Fragen sollen die Diskussion anregen:<br />
I. Die Ausgangslage oder: Wo kommen wir<br />
her?<br />
Wenn wir der Prognose trauen, von der auch das<br />
EKG-Papier „Kirche der Freiheit“ ausgeht,<br />
dann verliert die Kirche bis zum Jahr 2030<br />
die Hälfte ihrer finanziellen Mittel und ein<br />
Drittel ihrer Mitglieder.<br />
Sie und wir alle erleben es<br />
heute schon mehr oder<br />
weniger schmerzlich, wie sich<br />
die Arbeitsintensität in den<br />
Gemeinden und Arbeitszweigen<br />
verdichtet. Manches wird<br />
auf andere Schultern umverteilt,<br />
anderes ersatzlos gestrichen.<br />
Regionalisierung und<br />
Gemeindefusionen sollen Entlastung<br />
bringen. Weitere Einsparungen<br />
werden in den<br />
Jahren auf uns zukommen,<br />
spätestens bei der nächsten<br />
Anpassung des Sollstellenplans<br />
im Jahr 2008.<br />
Wie also können wir unsere<br />
kirchlichen Aufgaben und<br />
Angebote so gestalten und<br />
strukturieren, dass sie mit<br />
deutlich weniger Mitteln und<br />
mit vereinten Kräften attraktiv und effektiv<br />
bleiben? Oder einfach: Wie kommen wir aus der<br />
gegenwärtigen Krise heraus?<br />
II. Wo stehen wir jetzt?<br />
Um nicht nur wie das Kaninchen auf die Schlange<br />
zu starren, haben Kreiskirchenrat und Kollegium<br />
auf ihrer Klausur im Juni 2005 damit begonnen,<br />
über Leitsätze für die Entwicklung einer gemeindebezogenen<br />
missionarischen Arbeit<br />
im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong> nachzudenken.<br />
Dabei haben wir uns von drei Fragen leiten<br />
lassen:<br />
1. Welche Kernaufgaben müssen die Gemeinden<br />
vor Ort wahrnehmen?<br />
2. Welche Aufgaben können nicht mehr flächendeckend<br />
in jeder Gemeinde erfüllt werden, sondern<br />
nur noch stellvertretend von einer Gemeinde<br />
in der Region oder schwerpunktmäßig im<br />
<strong>Kirchenkreis</strong>?<br />
3. Wie können wir zukünftig auch die Menschen<br />
ansprechen, die der Kirche distanziert<br />
bis ablehnend gegenüber stehen?<br />
Das ist die größte Aufgabe für die Zukunft: Dass<br />
wir unseren Blick über den Tellerrand hinaus<br />
werfen und uns mit ebensolcher Kraft und Intensität<br />
auch den Kirchenfernen zuwenden, wie denen,<br />
die immer schon da waren.<br />
Wie können wir dieser Aufgabe gerecht werden?<br />
• Dieses große Ziel vor Augen, hat die Synode<br />
eine halbe Stelle für<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
eingerichtet, um die<br />
Gemeinden und Arbeitsbereiche<br />
darin zu unterstützen,<br />
ihre vor Ort geleistete<br />
gute Arbeit und<br />
Angebote öffentlich bekannt<br />
zu machen und zu<br />
vernetzen.<br />
• Die Vorbereitungen für<br />
den Kreiskirchentag im<br />
September 2007 laufen<br />
auf Hochtouren. Mit diesem<br />
Event hoffen wir<br />
Menschen zu erreichen,<br />
die sonst nicht oder nur<br />
lose mit der Kirche verbunden<br />
sind.<br />
• Die Sanierungsbedürftigkeit<br />
des Gemeindehauses<br />
der Melanchthon-Gemeinde<br />
in der Pichelsdorfer Straße und der hohe<br />
Investitionsbedarf waren der Anlass für eine<br />
Gemeindevisitation. Daran schloss sich die<br />
Visitation der Nathan-Söderblohm-Gemeinde<br />
an unter der Fragestellung, ob und wie die<br />
beiden Gemeinden zusammenarbeiten können.<br />
Der Visitationsbericht ist noch in Arbeit.<br />
• Der nächste Schritt auf dem Weg war das<br />
Pastoralkolleg im Sommer in Brandenburg,<br />
zu dem alle Pfarrerinnen und Pfarrer des<br />
<strong>Kirchenkreis</strong>es eingeladen waren, über die<br />
zukünftige Entwicklung im <strong>Kirchenkreis</strong><br />
<strong>Spandau</strong> nachzudenken.<br />
Von einem der Referenten haben wir gelernt, dass<br />
der Weg aus der Krise nur über einen Perspektivwechsel<br />
geht nämlich:<br />
• Nicht mehr nur die eigene Gemeinde sehen,<br />
sondern den <strong>Kirchenkreis</strong> als Ganzes.<br />
12
• Nicht mehr die Nachbargemeinde als Konkurrentin<br />
wahrnehmen und eifersüchtig auf das<br />
schielen, was in der eigenen Gemeinde nicht<br />
oder nicht mehr läuft oder laufen kann,<br />
sondern als notwendige Ergänzung.<br />
• Nicht mehr alles und schon gar nicht alles<br />
allein machen und notgedrungen vieles davon<br />
nur stümperhaft, sondern Schwerpunkte<br />
setzen und diese sehr gut und professionell<br />
bearbeiten und durch professionelle Öffentlichkeitsarbeit<br />
ins rechte Licht setzen.<br />
Das erfordert eine hohe Bereitschaft zur Kommunikation<br />
und zur Zusammenarbeit zwischen<br />
den Gemeinden und Arbeitszweigen, zwischen<br />
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.<br />
Ich glaube, dass nur unter diesen<br />
Voraussetzungen der Perspektivwechsel gelingen<br />
kann und wir über die reine Mangelverwaltung<br />
hinaus Zukunft gestalten können.<br />
III. Wie geht es weiter?<br />
Auf dem nächsten Pfarrkonvent wollen wir daran<br />
weiter arbeiten unter der Fragestellung:<br />
Was geschieht in unseren Gemeinden und Arbeitszweigen<br />
an guter und sinnvoller Arbeit?<br />
Was lohnt sich davon auch für andere zugänglich<br />
zu machen?<br />
Was hindert uns, diese Arbeit zu tun und wovon<br />
müssen wir uns auch verabschieden?<br />
Wofür lohnt es sich, unsere Kraft einzusetzen?<br />
Und was können wir dabei gewinnen?<br />
Bei der Beantwortung dieser Fragen kann es hilfreich<br />
sein, so haben wir es auf dem Pastoralkolleg<br />
gelernt, sie aus der Sicht eines Gemeindegliedes<br />
zu beantworten. - Auch das ein Perspektivwechsel.<br />
Im kommenden Jahr steht die Visitation der<br />
Weinberg-Gemeinde an. Über Visitationen einzelner<br />
Arbeitsbereiche wie z.B. der Jugendarbeit, des<br />
gottesdienstlichen Lebens oder der Kirchenmusik<br />
denken wir nach.<br />
Das AJAKS wird auf der Jahrestagung im Frühjahr<br />
darüber beraten, ob und wenn ja wie eine<br />
Schwerpunktbildung der Jugendarbeit im <strong>Kirchenkreis</strong><br />
förderlich sein könnte.<br />
Alle anderen Fachkonvente sind eingeladen,<br />
sich an dem Prozess zu beteiligen.<br />
Auch die Gebäude- und Raumbedarfsplanung<br />
mit dem erforderlichen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf<br />
ist für die Zukunftsplanung<br />
dringend nötig und ist in der Planung.<br />
Kollegium und Kreiskirchenrat ist daran gelegen,<br />
in einen möglichst breiten Diskussions- und Verständigungsprozess<br />
einzutreten und schlägt vor,<br />
die nächste und evt. auch übernächste Kreissynode<br />
dafür zu nutzen, den Reformprozess voranzutreiben.<br />
IV. Wo wollen wir hin?<br />
Die Krise, in der wir stecken, ist nicht vom Himmel<br />
gefallen, sondern verfolgt uns schon seit Jahren.<br />
Und Gott sei Dank – müssen wir in <strong>Spandau</strong> nicht<br />
das Rad neu erfinden, sondern können uns<br />
anregen lassen von Denkmodellen, die versuchen,<br />
einen Weg daraus aufzeigen.<br />
Der prominenteste Vorschlag ist das Strukturpapier<br />
der EKD „Kirche der Freiheit“, das mit<br />
seinen 12 Leuchtfeuern Orientierungshilfen geben<br />
möchte für eine zukunftsfähige Kirche. Pfarrer<br />
Diekmann hat dazu einen sehr pointierten und<br />
lesenswerten Artikel im letzten Rundbrief geschrieben.<br />
Und wir sind – so haben wir es aus<br />
dem Grußwort des Bischofs gehört -, dazu aufgerufen,<br />
unseren Diskussionsbeitrag dazu zu leisten.<br />
Der <strong>Kirchenkreis</strong> Mitte geht den Reformweg über<br />
Zukunftskonferenzen. Auch davon haben wir auf<br />
dem Pastoralkolleg gehört. Und Wilmersdorf leistet<br />
sich eine professionelle Beratung. Auch von<br />
diesen Erfahrungen können wir lernen.<br />
Verschiedene Buchveröffentlichungen – wie das<br />
von Uta Pohl-Patalong: „Von der Ortskirche zu<br />
kirchlichen Orten“ haben uns wertvolle Anregungen<br />
gegeben, uns aber auch gezeigt, dass es<br />
den Königsweg, der für alle gangbar ist, nicht<br />
gibt. Sondern wir müssen versuchen, unseren<br />
eigenen <strong>Spandau</strong>er Weg zu finden und zu gehen.<br />
Das, so viel ist uns schon klar geworden, soll und<br />
wird nicht der große Wurf sein, der alles grundlegend<br />
verändert. Sondern es wird ein behutsamer<br />
Weg sein, aber doch konsequent und klar,<br />
indem wir jede Gemeinde und jede Region und jeden<br />
Arbeitszweig in den Blick nehmen und fragen:<br />
• Wie kann Arbeit besser vernetzt werden oder<br />
was können wir als Einzelgemeinde stellvertretend<br />
für die Region oder den gesamten<br />
<strong>Kirchenkreis</strong> tun?<br />
• Was können wir dafür auch abgeben und<br />
welche Unterstützung brauchen dazu durch<br />
den <strong>Kirchenkreis</strong>?<br />
Wir meinen, dass es nötig ist, die Gemeinden vor<br />
Ort zu stärken in ihren Kernkompetenzen, sehen<br />
aber darüber hinaus die dringende Notwendigkeit,<br />
Schwerpunkte oder Zentren zu schaffen, mit<br />
denen sich die Gemeinden und Arbeitszweige profilieren<br />
und mehr Strahlkraft nach außen entwickeln<br />
können.<br />
13
Wie das geschehen kann, dazu ist unser aller Mitdenken,<br />
Mithandeln und Mitbeten gefragt, damit<br />
wir eben nicht nur Mangel verwalten, sondern Zukunft<br />
gestalten auch über das Jahr 2008 hinaus.<br />
Was dabei heraus kommt, liegt, Gott sei Dank,<br />
nicht allein in unserer Verantwortung. Wir dürfen<br />
darauf vertrauen, wie es im Vorspruch unserer<br />
Grundordnung heißt, dass „Gott selbst sich aus<br />
denen, die auf sein Wort hören und die<br />
Sakramente empfangen, seine Gemeinde, die Kirche<br />
Jesu Christi bereitet, indem er ihnen durch<br />
den Heiligen Geistes den Glauben weckt und sie<br />
zum Zeugnis für ihren Herrn und Dienst an ihren<br />
Nächsten beruft.“ Gebe Gott, dass dies geschieht<br />
Gerlinde Schnell-Fechner, Kollegium<br />
ZUKUNFT GESTALTEN UND LUST DARAUF HABEN<br />
Auf der Kreissynode im Oktober hatten wir in der<br />
Luthergemeinde Besuch von Pastor von Kilian aus<br />
dem <strong>Kirchenkreis</strong> Kapstadt, und er meinte zur jetzigen<br />
Situation deutscher Gemeinden:<br />
Ihr steht am Anfang einer großartigen Zeit!<br />
Stimmt das? Stehen wir am Anfang einer großartigen<br />
Zeit?<br />
Wenn uns in den Gemeinden die Mitglieder verloren<br />
gingen und gehen, wenn wir im Pfarramt<br />
zunehmend überlastet sind, wenn wir in Zukunft<br />
von vielem Abschied nehmen müssen, klingt das<br />
mit der großartigen Zeit doch seltsam – so, als<br />
würde man einer Familie, die in Zukunft von Hartz<br />
IV leben soll, von der großartigen Zukunft reden<br />
und dass sie jetzt endlich Zeit hätte, darüber<br />
nachzudenken, was eigentlich alles überflüssig<br />
und materieller Ballast war von dem, was sie mal<br />
hatten, und dass sie sich jetzt freuen könnten<br />
über ein klareres Profil.<br />
Aber doch, für mich hat das auch was.<br />
Wir stehen am Anfang einer großartigen Zeit. Mir<br />
kommt es so vor, als stehen wir auf der Schwelle.<br />
Wir müssen umziehen. Und die neue Wohnung ist<br />
kleiner. Es kann nicht alles mitgenommen werden,<br />
obwohl das viel einfacher wäre – man müsste<br />
nicht so viele Entscheidungen treffen.<br />
Aber es geht nicht. Also müssen wir in die Hand<br />
nehmen, was unser ist, es betrachten und dann<br />
entscheiden: Brauchen wir das noch? Kommt es<br />
weg? Wird entsorgt? Das fällt oft schwer, Abschiede<br />
sind harte Arbeit. Aber anderes kommt<br />
dann unbedingt mit. Ist uns bewusster unverzichtbar.<br />
Manches bekommt sogar einen neuen<br />
herausgehobenen Platz.<br />
Wenn man sich aber für den Umzug keine Zeit<br />
nimmt und nichts entscheidet, dann wird es in der<br />
neuen Wohnung sehr finster und ungemütlich,<br />
weil alles voll steht und nichts gestaltet ist.<br />
Zukunft gestalten braucht eine neue, veränderte<br />
Einstellung. Zukunft gestalten braucht Lust, Neues<br />
zu wagen. Braucht Zeit, die wir uns bewusst dafür<br />
nehmen, braucht Mut zu Entscheidungen und Abschieden,<br />
braucht die Hoffnung, dabei auch etwas<br />
zu gewinnen. Neue Perspektiven? Neue Bündnisse,<br />
neue Weggefährten? Entlastung? Für mich ist<br />
diese heutige Situation eine Chance. Ich hoffe<br />
wirklich auf bessere und interessante Zeiten. (Die<br />
auch sogar mal großartig werden, spätestens im<br />
Reich Gottes.)<br />
Zukunft gestalten und Lust darauf haben –<br />
Was macht mir Lust an Kirche, wenn ich in<br />
die Zukunft schaue?<br />
„Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe<br />
Euch erwählt und bestimmt, das Ihr hingeht und<br />
Frucht bringt und eure Frucht bleibt“, sagt Jesus<br />
in den Abschiedsreden, sagt der Schreiber des Johannesevangeliums<br />
seiner bedrängten Gemeinde.<br />
Für mich war es beim Pastoralkolleg das Bild vom<br />
Weinstock und den Reben als Bild für Kirche<br />
in unserer Zeit, ein Bild, dass uns bewusster machen<br />
kann, dass wir aus der Kraft Jesus Christi<br />
wachsen und dass wir Lebensmittel sind, füreinander,<br />
für andere, auch für Außenstehende, für<br />
Menschen in der säkularisierten Welt.<br />
Und der Prophet Jeremia schreibt an den<br />
verschleppten Rest des Volkes Israel im Exil, die<br />
verloren hatten, was ihnen selbstverständlich war,<br />
die ohne Tempel und Gemeindehäuser und ohne<br />
Zeichen ihrer Tradition in fremder Umwelt saßen<br />
und resignierten:<br />
„Baut Häuser und pflanzt Gärten und sorgt dafür,<br />
dass ihr nicht weniger werdet. Suchet der Stadt<br />
Bestes und betet für sie zum Herren, denn wenn<br />
es der Stadt wohl geht, so geht es auch euch<br />
wohl.<br />
Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich über<br />
euch habe, spricht der Herr, Gedanken des Friedens<br />
und nicht des Leides, dass ich euch gebe<br />
Zukunft und Hoffnung.<br />
Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen<br />
werdet, so werde ich mich von euch finden<br />
lassen.“<br />
Ein starker Text, dieser Predigttext für den 1.Novembersonntag<br />
in diesem Jahr. Ich empfinde uns<br />
als Kirche zunehmend in ähnlicher Situation. Wir<br />
sind eine abnehmende Minderheit in fremder Umwelt,<br />
die anders orientiert ist, in der andere Werte<br />
14
zählen. Wir sind in Gefahr, zu resignieren, wir sind<br />
verunsichert. Und denen damals wurde gesagt:<br />
Baut und pflanzt und sorgt, dass ihr nicht weniger<br />
werdet. Also planen und etwas säen für die Zukunft<br />
und auch endlich wirklich sorgen für unseren<br />
Nachwuchs in unseren Gemeinden und in<br />
der Kirche.<br />
Suchet der Stadt Bestes, denn wenn es der Stadt<br />
gut geht, dann geht es auch euch gut.<br />
Das heißt für mich: Genauer hinschauen<br />
Was ist bei uns im Stadtteil los, was bewegt die<br />
Menschen, wo geht es ihnen nicht gut? Gesellschaftliche<br />
Strömungen und Werte aufmerksam<br />
wahrnehmen, die Folgen der Globalisierung der<br />
Arbeitswelt, die Entwurzelung von Menschen, die<br />
modernen Werte wie Jungsein, Schnelligkeit, Mobilität,<br />
Leistung, Belastbarkeit, Durchsetzungsvermögen,<br />
die Entsorgung von Menschen ins<br />
gesellschaftliche Aus, die rein profitorientierte<br />
Verwertung von Menschen und Rohstoffen.<br />
Darauf müssen wir reagieren, um Kirche für andere<br />
zu werden, für Menschen interessant zu sein.<br />
Wie wir darauf reagieren, dass hat stark mit der<br />
Suche nach Gott zu tun.<br />
Mir macht es Lust, unsere Situation biblisch theologisch<br />
zu reflektieren und nach Leitbildern zu<br />
suchen für ein klareres Selbstverständnis von Gemeinde<br />
und Kirche, vom biblischen Glauben her<br />
Kirche denken, nicht nur vom Geld. Wer sind wir,<br />
wer wollen wir sein?<br />
Als Pfarrerin habe ich Lust auf Profilierung<br />
im Beruf. Auf Klärungsprozesse, was mir an<br />
meinem und uns an unserm Beruf wirklich wichtig<br />
ist und was das andere ist, das zu viel Gewicht<br />
hat. Ich will mich nicht mehr um alles kümmern,<br />
gebietsfremdem Fachwissen hinterherlaufen,<br />
möglichst alle Erwartungen erfüllen, dadurch<br />
falsche Schwerpunkte setzten und mich verzetteln.<br />
Ich will Erwartungen sortieren, will Fortbildung in<br />
dem, was in meinem Beruf wichtig ist.<br />
Ob das Wichtige dann auch machbar ist, werden<br />
wir sehen, es ist auf jeden Fall gut, das geklärt zu<br />
haben.<br />
Ich sehe Chancen, von der Bedienungskirche in<br />
Richtung Beteiligungskirche zu wachsen. In unserer<br />
Gemeinde haben Menschen oft wenig<br />
Selbstvertrauen, wenig Selbstkenntnis, wissen oft<br />
nicht, was sie für Fähigkeiten haben. Gerade in<br />
einer Gesellschaft, die einen großen Teil ihrer<br />
Menschen nicht mehr in der Produktion braucht,<br />
finde ich es wichtig, dass Gemeinden Orte sind,<br />
wo wir Menschen etwas zutrauen, ihnen Angebote<br />
machen, die ihnen Lust machen, Verantwortung<br />
zu übernehmen und daran zu wachsen.<br />
Für Mitarbeit im GKR oder bei anderen Angeboten<br />
zu werben war für mich lange negativ besetzt. Inzwischen<br />
habe ich eine völlig andere Sicht. Ich begreife<br />
viele Arbeitsfelder als Chancen des Lernens.<br />
Kirche bietet sich in vielen Bereichen als<br />
Lern- und Ausbildungsort an, ohne Geld.<br />
Und ich glaube, dass wir gute Chancen haben mit<br />
einer sorgfältigen Entwicklung und Begleitung der<br />
Möglichkeiten des freiwilligen Engagements und<br />
Zusammenarbeit auf Augenhöhe.<br />
Ich stelle mir christliche Gemeinden als Inseln vor,<br />
attraktiv, anzusteuern, belebend und heilsamorientierend.<br />
Und Menschen müssen bei uns nicht<br />
immer perfekt sein und funktionieren, sie sind mit<br />
ihrer Unvollkommenheit und mitten in den Bruchstücken<br />
ihres Lebens angenommen.<br />
Drei Schritte in eine gemeinsame Zukunft<br />
1. Zusammen denken, damit ein Ganzes<br />
sichtbar wird<br />
Jemand ruft im Gemeindebüro an und fragt nach<br />
einem Angebot für ihre 10 jährige Tochter. Die<br />
Küsterin antwortet kurz und knapp: „Haben wir<br />
nicht, tut uns leid.“ Und legt auf.<br />
Bisher wissen wir einigermaßen gut Bescheid darüber,<br />
was es bei uns gibt und was nicht, aber an<br />
unseren Gemeindegrenzen hört die Kirche auf.<br />
Wie gut, wenn wir sagen könnten: “Natürlich<br />
haben wir das. In der Wicherngemeinde, Telefonnummer<br />
..., sprechen Sie mal mit Frau, Herrn<br />
XY. Viel Spaß!“<br />
Jahreslosung 2007<br />
Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen,<br />
jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?<br />
Jesaja 43,19<br />
15
Ich finde es unverzichtbar, ein Bewusstsein von<br />
unserem Kirche-Sein zu entwickeln, dass wir uns<br />
im <strong>Kirchenkreis</strong> und in der Kirche als Ganzes denken,<br />
uns gegenseitig achten und fördern in dem,<br />
was angeboten wird. Und dass wir dazu stehen<br />
können, dass nicht mehr jede Gemeinde allein Kirche<br />
ist. Wir zusammen sind Kirche.<br />
2. Zusammen arbeiten, damit das Ganze<br />
Gestalt gewinnt<br />
Muss man das Rad immer selbst neu erfinden?<br />
Ich finde es gut zu erfahren, was andere entwickeln<br />
und anbieten. Ich kann mir vorstellen, dass<br />
wir viel mehr Möglichkeiten entdecken, wie wir<br />
uns gegenseitig ergänzen und dadurch entlasten.<br />
Nicht jede Gemeinde kann ein Glaubensseminar<br />
veranstalten. Eine Gruppe im <strong>Kirchenkreis</strong> macht<br />
das, hat da einen Schwerpunkt, kommt oder<br />
berät.<br />
Eine Gesprächsreihe für interessierte Eltern: Feste<br />
feiern im Kirchenjahr, ein roter Faden zum Geschichten<br />
Erzählen aus der Bibel, eine Gesprächsreihe<br />
zum Umgang mit Wendepunkten im Leben<br />
zwischen Geburt und Tod in der Familie... So etwas<br />
und vieles andere mehr könnten wir zentraler<br />
anbieten, organisiert entlang der Frage: Wo sind<br />
meine Stärken, was mache ich gern?<br />
3. Zusammen kommunizieren, damit die<br />
Menschen davon erfahren<br />
In unserem <strong>Kirchenkreis</strong>, in der Region: Wie<br />
erfahren wir eigentlich etwas von anderen<br />
Kollegen, Arbeitsbereichen, Gemeinden? Beim<br />
Pfarrkonvent wenig. Manchmal bilateral. Meistens<br />
geht die Kommunikation für mich unter in der Fülle<br />
der eigenen Arbeit.<br />
Eine zeitlang hatten wir in unserer Region Regionalgespräche.<br />
Nach unserem misslungenen<br />
Fusionsversuch ebbten sie ab. Aber für mich war<br />
und bleibt Informationsaustausch interessant:<br />
Was veranstaltet ihr gerade? Was gibt es bei<br />
euch, was Menschen bei uns interessieren<br />
könnte?<br />
Und: Welche Probleme beschäftigen euch? Damit<br />
könnten wir weiter zusammenwachsen.<br />
Und noch etwas, was jede Gemeinde betrifft: Wir<br />
haben nach einer Analyse und Zusammenstellung<br />
der Angebote der Paul-Gerhardt-Gemeinde festgestellt,<br />
wie vielfältig unser Angebot ist. Es war uns<br />
gar nicht so bewusst. Und es dringt auch nicht<br />
nach außen, nicht einmal die Gottesdienst<br />
besucher haben eine Vorstellung davon, was die<br />
Gemeinde alles anbietet. Wir sind wie eine warme<br />
Thermoskanne, es dringt wenig an die Öffentlichkeit.<br />
Ich glaube, das gilt für die meisten Gemeinden,<br />
das gilt für Kirche.<br />
Was machen wir eigentlich, und wie kommt das<br />
unter die Leute? Wie stellt sich die Gemeinde, die<br />
Region nach außen dar? Die Gemeindebriefe informieren<br />
über Gesprächskreise, Seniorenkreise,<br />
aber wer trifft sich denn und was macht man da?<br />
Viele Angebote sind für Menschen von außen<br />
nicht verlockend und einladend, nur Insider gehen<br />
da hin. Und Gemeindebriefe stellen nicht das<br />
ganze Profil einer Gemeinde dar. Gut, dass wir mit<br />
der Stelle für Öffentlichkeitsarbeit die Chance<br />
haben, daran zu arbeiten. Gemeindeangebote<br />
erschließen aus der Sicht eines Gemeindegliedes,<br />
das nicht zu den Insidern gehört, aus der Sicht<br />
eines Kirchenfernen, das ist zum Beispiel mit dem<br />
kreiskirchlichen Martinsflyer gut gelungen.<br />
Wir stehen am Anfang einer interessanten,<br />
arbeitsreichen und großartigen Zeit.<br />
Irene Franke-Atli, Pfarrerin Paul-Gerhardt<br />
<br />
7. und 8. Februar 2007<br />
Ein Angebot für <strong>Spandau</strong>er<br />
Konfirmandinnen und Konfirmanden<br />
Schüler und Schülerinnen im Ev. Religionsunterricht<br />
<br />
…soll Jugendlichen die Gelegenheit geben, außerhalb von<br />
Konfirmanden- und Religionsunterricht etwas über das<br />
Leben und die Person Jesu zu erfahren,<br />
…will den unterschiedlichen Stationen seines Lebens nachgehen,<br />
…versucht, Welt- und Menschenbilder erfahrbar zu machen,<br />
…ermöglicht, mit allen Sinnen zu begreifen,<br />
…ist ein Projekt der Ev. Jugendarbeit im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>.<br />
Amt für Jugendarbeit im Evangelischen <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong><br />
Seegefelder Str. 116, 13583 Berlin, ajaks@t-online.de , Tel. 372 19, 40<br />
16
„GERECHT GENIESSEN – TAUSEND GEMEINDEN TRINKEN FAIR“<br />
Noch nicht ganz! Bislang sind es 133 Gemeinden,<br />
die sich an der Aktion von „Brot für die Welt“ beteiligen<br />
und sich zum Ausschank<br />
fair gehandelten Kaffees bei ihren<br />
Veranstaltungen verpflichten.<br />
Als neustes Mitglied auf der<br />
Liste findet sich übrigens die St.<br />
Nikolai-Gemeinde aus <strong>Spandau</strong>.<br />
Die schlechte Qualität des Kaffees<br />
ist kein Argument mehr<br />
und die Auswahl mittlerweile<br />
vielfältig von: Espresso über<br />
„magenfreundlich“ findet sich<br />
ein breites Angebot unterschiedlicher<br />
Firmen und im Eine-Welt-Laden am Reformationsplatz<br />
sind auch Probepäckchen erhältlich.<br />
Der Preis? Nun ja, teurer als „beim Aldi“, jedoch<br />
auch nicht teurer als bei Tchibo. Und“ Brot<br />
für die Welt“ führt gute Argumente an:<br />
Noch immer praktizieren viele evangelische Gemeinden<br />
nicht, was sie anderen empfehlen: Über<br />
90 % der Gemeinden schenken bei ihren eigenen<br />
Veranstaltungen keinen fairen Kaffee aus.<br />
Das soll sich jetzt ändern – um der eigenen<br />
Glaubwürdigkeit willen. Aber auch, weil es in der<br />
Krise des Welt-Kaffeemarktes für die Kleinbauern<br />
auf jede Tonne Absatz ankommt. „Brot für die<br />
Welt“ ruft deshalb zu der Aktion „Gerecht<br />
genießen - 1.000 Gemeinden<br />
trinken fair“ auf. So wird das Jahresthema<br />
„Gottes Spielregeln für eine gerechte<br />
Welt“ in 2005 bis 2007 umgesetzt.<br />
Fairpflichten Sie sich!<br />
„Brot für die Welt“ belohnt die Entscheidung<br />
Ihrer Gemeinde, bei Veranstaltungen<br />
zukünftig ausschließlich fair<br />
auszuschenken: Senden Sie uns die<br />
Dokumentation des neuen (oder<br />
vielleicht schon bestehenden) Beschlusses zu –<br />
sie erhalten als Dankeschön ein künstlerisch<br />
gestaltetes Schild „Faire Gemeinde Musterbach“.<br />
Mehr Infos: www.brot-fuer-die-Welt.de<br />
Der Kreiskirchenrat empfiehlt den Gemeinden,<br />
sich bei ihrem Einkauf stärker an<br />
den Produkten aus fairem Handel zu beteiligen<br />
(Sitzung vom 23. August 2006) und<br />
ging auf der Synode gleich mit gutem Beispiel<br />
voran.<br />
Gottesdienst für Trauernde 3. Advent<br />
17. Dezember, 10.00 Uhr<br />
in der Zuversichtskirche.<br />
Der Gottesdienst wird im Trauercafe am 13. Dezember<br />
um 17.30 Uhr vorbereitet.<br />
Das Trauercafe trifft sich an jedem 2. und 4. Mittwoch<br />
im Monat von 17.30 Uhr – 19.30 Uhr.<br />
Sie können gern vorher anrufen.<br />
Eine Anmeldung ist nicht notwendig.<br />
Bald ist wieder Weihnachten. Wie viele Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen verbinden sich mit<br />
diesem Fest: Stimmung, Gemütlichkeit, das Leuchten der Lichter und Gesichter und noch viel mehr.<br />
Aber wenn der Partner oder die Partnerin, das Kind, Mutter oder Vater nicht mehr dabei sind? Dann ist<br />
Weihnachten oft der schlimmste Tag im Jahr. An kaum einem Tag wird der Verlust so deutlich. All die<br />
glücklichen Gesichter auch in der Kirche und ich ...<br />
Das Kind in der Krippe kommt gerade zu denen, die traurig, ängstlich und belastet sind. Davon wollen<br />
wir erzählen, vielleicht auch miteinander weinen und hoffentlich ein wenig gestärkt nach Hause gehen.<br />
Redaktionsschluss ist der 12. Februar 2007<br />
17
Veranstaltungen im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong><br />
Hier finden Sie nur eine Auswahl der vielfältigen Veranstaltungen in den <strong>Spandau</strong>er Gemeinden, mehr unter<br />
www.kirchenkreis-spandau.de<br />
Besondere Gottesdienste<br />
9. Dez. 2006, 10-12 Uhr<br />
Kinderbibelfrühstück<br />
Wir frühstücken gemeinsam, basteln, spielen und<br />
hören biblische Geschichten.<br />
Ort: Gemeindezentrum der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde,<br />
Im Spektefeld 26<br />
10. Dez. 2006, 11 Uhr<br />
Festgottesdienst zum 75jährigen Kirchenjubiläum<br />
der Christophoruskirche<br />
mit Bischof Dr. W. Huber<br />
Ort: Christophoruskirche, Schuckertdamm 338<br />
Silvester, 31.Dez. 2006, 11.00 Uhr<br />
Frühstücksgottesdienst mit Tischabendmahl<br />
Ort: Zuversichtskirche, Brunsbütteler Damm 312<br />
25. Dez. 2006, 10 Uhr<br />
Musikgottesdienst zum Christfest<br />
J. S. Bach: Weihnachtsoratorium I. Leitung:<br />
Bernhard Kruse; Kollekte erbeten<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz, 13597<br />
Berlin (<strong>Spandau</strong>er Altstadt)<br />
7. Jan. 2007, 18 Uhr<br />
Taizégottesdienst zum Epiphaniasfest<br />
Meditative Gesänge, anschließend gemütliches<br />
Beisammensein bei Kerzenschein!<br />
Ort: Christophoruskirche, Schuckertdamm 338<br />
25. Feb. 2007, 9.30 Uhr<br />
Gottesdienst mit Bibliolog<br />
Beim Bibliolog wird die Gemeinde in die Figuren<br />
der Geschichte geführt und kann (muss nicht) sich<br />
mit ihren Gedanken am Gottesdienst beteiligen.<br />
Weitere Gottesdienste mit Bibliolog voraussichtlich<br />
am 17.6., 2.9. und 4.11.2007<br />
Ort: Kapelle Heerstr. Nord, Obstallee 22E<br />
25. Feb. 2007, 10 Uhr<br />
Familiengottesdienst zum Weltgebetstag<br />
"Unter Gottes Zelt vereint", Pfn. M. Steffen-Elis<br />
Ort: Gemeindesaal, Schuckertdamm 336<br />
Besondere Veranstaltungen<br />
So. 10. Dez. 2007, 14.30 –17.00 Uhr<br />
Kreativmarkt, Basteln für Kinder und<br />
Erwachsene,<br />
Backen, Singen, Grillwurst und Glühwein<br />
Abschluss Familiengottesdienst mit Taufen 17 Uhr<br />
Ort: Zuversichtskirche, Brunsbütteler Damm 312<br />
14. Dez. 2006, 19.30 Uhr<br />
Am Wasser ging sie entlang..."<br />
Märchen vom Wasser<br />
Märchenabend für Frauen mit Renmate Raber bei<br />
Kerzenschein und Bratäpfeln, 5,-- Euro<br />
Ort: Eulalia am Lutherplatz 13<br />
16. Dez. 2007, 18 Uhr<br />
Der Räuber Horificus,<br />
Ein weihnachtliches Singspiel von Ralf Grössler,<br />
Ausführende: Kantorei Ev. Johannesstift, Der<br />
Kinderchor des Ev. Johannesstifts, Korepetition:<br />
Kantor Jürgen Lindner, Leitung: Christiane Palmer-Lindner,<br />
Abendkasse: 5 €/Familienpreis 12 €<br />
Ort: Kirche im Evangelischen Johannesstift,<br />
Schönwalder Allee 26<br />
17. Dez. 2006, 14.00 Uhr<br />
Verkündigungsspiel<br />
aufgeführt von Konfirmanden<br />
Ort: Gemeindehaus Kladow, Kladower Damm 369<br />
16.-18. Jan. 2007<br />
Ökumenische Bibelwoche Gemeinde Kladow<br />
in der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt<br />
Ort: Sakrower Landstr. 60<br />
13. Feb. 2007, 19.30 Uhr<br />
Paul-Gerhardt-Abend<br />
anlässlich seines 300. Geburtstages<br />
Ort: Gemeindehaus Kladow, Kladower Damm 369<br />
16. Feb. 2007, 19 Uhr<br />
Paul-Gerhardt-Ball<br />
Ort: Paul-Gerhardt-Gemeinde, Im Spektefeld 26<br />
Lesungen<br />
14. Dez. 2006, 20 Uhr<br />
<strong>Spandau</strong> liest: Blaise Pascal<br />
aus seinen "Gedanken". Einführung: Pfr. Hartmut<br />
Diekmann. Musik: Elena Lutz (Bajan). Mit der Ev.<br />
Jeremia-Gemeinde. Eintritt: 5,– (erm. 3,–) Euro.<br />
Ort: Museum "Spandovia sacra", Reformationsplatz<br />
12<br />
Konzerte<br />
6. Dez. 2006, 19 Uhr<br />
„Machet die Tore weit“<br />
Alte und neue Weihnachtslieder zum Namenstag<br />
der St. Nikolai-Kirche. Pro Musica Chor Berlin / Capella<br />
Spandowia. Leitung: Otto Ruthenberg. Eintritt:<br />
8,– Euro.<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />
7. Dez. 2006, 19 Uhr<br />
Weihnachtliches Chorkonzert<br />
Männerchor <strong>Spandau</strong>, Berliner Liedertafel und<br />
18
Gäste. Bianca Reim (Sopran), Olaf Nenn (Laute).<br />
Leitung: Norbert Ochmann. Eintritt: 8,– (erm. 5,–)<br />
Euro; Karten im Gemeindebüro und Abendkasse<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />
8. Dez. 2006, 18.30 Uhr<br />
Innehalten bei Musik und Texten zum Advent<br />
Anja Simon (Gesang) und Holger Schumacher<br />
(Klavier): Kompositionen von Vivaldi<br />
Ort: Gemeindeteil Ladenkirche, Grunewaldstraße 7<br />
8. Dez. 2006, 18 Uhr und 9. Dez. 2006, 17 Uhr<br />
Festliches Weihnachtskonzert - Magnificat<br />
von G.P. Telemann<br />
Ausführende: Sopran: Libussa von Jena, Alt: Marie<br />
Giroux, Tenor: Marian Henzel, Bass: Sebastian<br />
Schwarze, Kantorei Ev. Johannesstift, Das Ensemble<br />
für Alte Musik "Capella musicae sacrae",<br />
Leitung: Stiftskantor Jürgen Lindner, Vorverkauf<br />
Tel.: 336 09 592: 10 Euro/6 Euro, Abendkasse: 12<br />
Euro/9 Euro<br />
Ort: Kirche im Evangelischen Johannesstift,<br />
Schönwalder Allee 26<br />
9. Dez. 2006, 18 Uhr<br />
Adventskonzert 2006<br />
Junges Sinfonieorchester Berlin-<strong>Spandau</strong> e.V.<br />
Leitung: Eberhard Schallenberg. Eintritt: 6,– (erm.<br />
3,–) Euro; nur Abendkasse<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />
10 Dez. 2006, 18 Uhr<br />
Adventskonzert der Turmbläser St. Nikolai<br />
Bläsermusik aus vier Jahrhunderten. Orgel: LKMD<br />
Dr. Gunter Kennel; Leitung: Bernhard Kruse. Eintritt<br />
frei. Kollekte erbeten.<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />
10. Dez. 2006, 16 Uhr<br />
Akkordeonkonzert<br />
Es spielt das Akkordeon-Sound-Orchester unter<br />
der Leitung von Horst Schlegelmilch. Anschließend<br />
Adventskaffeetrinken. Eintritt frei!<br />
Ort: Gemeindezentrum Radeland, Schwanter Weg 3<br />
10. Dez. 2006, 15 Uhr<br />
Offenes Singen im Advent<br />
Singekreis und Jugendchor St. Nikolai, Instrumentalisten;<br />
Leitung: Gunda Augustat.<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz,<br />
15. Dez. 2006, 18.30 Uhr<br />
Innehalten bei Musik und Texten zum Advent<br />
Stefanie Schastok (Querflöte) spielt Telemann<br />
Ort: Gemeindeteil Ladenkirche, Grunewaldstr. 7<br />
16. Dez. 2006, 17 Uhr<br />
J. S. Bach: Weihnachtsoratorium I–III<br />
Beate Thiemann (Sopran), Hanna Wollschläger<br />
(Alt), Jan Remmers (Tenor), Wolfram Tessmer<br />
(Bass), Kantorei St. Nikolai, Cappella Spandoviensis;<br />
Leitung: Kantor Bernhard Kruse. Karten<br />
zu 13,– (erm. 10,–) bzw. 10,– (erm. 7,–) Euro im<br />
Gemeindebüro<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />
17. Dez. 2006, 17 Uhr<br />
Chormusik und Lesungen zur Weihnacht<br />
Singekreis St. Nikolai; Leitung: Gunda Augustat.<br />
Eintritt frei, Kollekte erbeten<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />
31. Dez. 2006, 18 Uhr<br />
Silvesterkonzert – Trompete und Orgel<br />
Werke von J. S. Bach, G. F. Händel, T. Albinoni, L.<br />
Anderson u.a. Johann Plietzsch (Trompete) und<br />
Kantor Bernhard Kruse (Orgel). Karten zu 5,–<br />
(erm. 4,–) Euro ab 1.12. im Gemeindebüro, Restkarten<br />
ab 17.15 Uhr an der Abendkasse.<br />
Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />
18. Feb. 2007, 17 Uhr<br />
Konzert der Klezmerschicksen<br />
5.-/3.-€uro<br />
Ort: Christophoruskirche, Schuckertdamm 338<br />
16. Dez. 2006, 16 Uhr<br />
Europäische Weihnachtslieder<br />
Konzert des Schulchores der Gottfried Kinkel-<br />
Oberschule und des Staakener Frauenchores<br />
Ort: Zuversichtskirche, Brunsbütteler Damm 312<br />
16.Dez. 2006,16 Uhr<br />
Kaffee und Adventslieder, 17.00 Uhr Böhmische<br />
Hirtenmusik.<br />
Chor und kleines Orchester<br />
Ort: Dorfkirche Alt-Staaken, Nennhauser<br />
Damm/Hauptstr<br />
21. Dez. 2006, 19 Uhr<br />
Dorfkirchen–Musik:<br />
Weihnachtliche Musik im Kerzenschein<br />
Gesangs- und Instrumentalsolisten der Komischen<br />
Oper Berlin, Leitung: H.-J.Scheitzbach<br />
Ort: Dorfkirche Alt-Staaken, Nennhauser Damm/<br />
Hauptstr<br />
Zum Vormerken:<br />
24. März. 2007, 10-16 Uhr<br />
Thementag mit Jochem Westhof (PTI Hamburg)<br />
Fortbildung für MitarbeiterInnen in der Arbeit mit<br />
Kindern, Infos: R. Fandre,Tel. 74 733 733<br />
Ort: Weihnachtsgemeinde, Haselhorster Damm<br />
54/58<br />
19
GEMEINSAMER KONVENT VON PFARRERINNEN UND RELIGIONSLEHRERINNEN<br />
„Diakonisches Lernen im Wechselspiel zwischen<br />
Schule, Gemeinde und kreiskirchlichen<br />
Arbeitsfeldern“ … ein langer Titel für ein Arbeitsund<br />
Erlebnisfeld, dem in unserem gemeinsamen<br />
Konvent am 6. September in der Haselhorster Weihnachtsgemeinde<br />
viel Raum zum Diskutieren, Informieren,<br />
Planen und Hinterfragen gewidmet<br />
wurde – worum ging es konkret?<br />
Diakonie im Religionsunterricht<br />
Für den Religionsunterricht in Berlin wurde ein neuer<br />
Rahmenlehrplan für Klasse 1-10 erstellt. Dieser<br />
sieht vor, dass Kinder und Heranwachsende im<br />
Rahmen des Religionsunterrichtes nicht nur Beispiele<br />
diakonischen Handelns in der Theorie kennen<br />
lernen, sondern selbst auch lernen diakonisch zu<br />
handeln, bzw. im Klassenverband oder in Kleingruppen<br />
tätig werden. Ein schwieriges Unterfangen?<br />
Erstmal nicht, gehört doch Wort und Tat zusammen<br />
in unserem christlichen Anspruch und Verständnis<br />
(s. die 10 Thesen zum Thema). Beim konkreten<br />
Nachdenken, wie das umzusetzen sei, tauchen dann<br />
aber doch Fragen auf, denn in jeder Klassenstufe<br />
soll etwas getan werden, was bei einer vollen Stelle<br />
als Religionskraft durchaus bedeuten kann, dass<br />
man alljährlich zwölf gut durchdachte, durchorganisierte<br />
diakonische Einsätze in Krankenhäusern,<br />
Altersheimen, in Gemeinden, Wärmestuben,<br />
oder, oder, oder … durchführt (neben den 24<br />
ebenso möglichst attraktiven Unterrichtsstunden).<br />
Vom Zweifeln an der Realisierbarkeit dieses Anspruches<br />
war anfänglich auch das Miteinander auf unserem<br />
Konvent geprägt.<br />
Wie können wir uns gegenseitig eine Bereicherung<br />
sein?<br />
Nach einem Eingangsreferat von Dr. Karin Borck aus<br />
dem Konsistorium (s. die 10 Thesen), setzten wir<br />
uns in den inzwischen schon ein ganz klein wenig<br />
vertrauten Regionalgruppen zusammen (es war unser<br />
dritter gemeinsamer Konvent). Aus den Gemeinden<br />
wurden diakonische Projekte vorgestellt,<br />
bzw. mögliche Einsatzorte für Schulklassen<br />
erwogen, aus dem Religionsunterricht<br />
Erfahrungen und Bedingungen geschildert.<br />
„Wie können wir uns gegenseitig Bereicherung<br />
sein?“, das war unsere erste Gesprächsthematik,<br />
die dann im zweiten Teil zu konkreten<br />
Verabredungen führen sollte bzw. konnte. Tatsächlich<br />
sind in einigen Gruppen ganz gezielt<br />
gemeinsame Projekte angedacht worden, was<br />
für beide Seiten in Gemeinde und Schule sicherlich<br />
ein positives Erleben war.<br />
Alle sind gespannt, viele auch angespannt angesichts<br />
der bevorstehenden „Einsatzwelle“.<br />
Wir alle hoffen miteinander auf ermutigende<br />
erste kleine Schritte, auf positive Erfahrungen,<br />
insbesondere in der Wahrnehmung derjenigen,<br />
denen das diakonische Handeln zugute kommen<br />
soll. Alle Beteiligten werden Gebende und<br />
Nehmende sein – hoffentlich!<br />
„Handapparat Diakonie“<br />
Entstanden ist aus allem Gesammelten inzwischen<br />
jedenfalls ein ansehnlicher „Handapparat“<br />
mit diakonischen Handlungsmöglichkeiten in unserem<br />
<strong>Kirchenkreis</strong>, der in der Arbeitsstelle für<br />
Religionsunterricht jederzeit einsehbar ist und<br />
demnächst auch im Internet-Diakonie-Atlas unter<br />
www.diakonieatlas.de veröffentlicht werden<br />
wird.<br />
In jedem Fall ist die inzwischen zur Tradition<br />
gewordene Begegnung eine echte Bereicherung<br />
im kreiskirchlichen Miteinander, müssen wir alle<br />
doch gut zusammenhalten als Leib Christi mitten<br />
in der Welt… Den fleißigen Brötchen- und<br />
Kaffee-Reichenden aus der Weihnachtsgemeinde<br />
sei an dieser Stelle noch einmal ein<br />
ganz herzliches Dankeschön zugerufen!<br />
Claudia Schwope<br />
10 THESEN ZUR FRAGE – WARUM DIAKONISCHES LERNEN?<br />
Impulsreferat Pfarrkonvent <strong>Spandau</strong> am 6. September 2006<br />
1. ... weil wir damit dem Himmel ein<br />
Stück näher kommen. Jenseits von Werkgerechtigkeit<br />
und blindem sozialen Aktionismus<br />
gehört zur Nachfolge im Sinne der<br />
biblischen Botschaft genuin auch das gute<br />
Tun, die Liebe und Hinwendung zum Nächsten.<br />
2. ... weil Gutes tun, gut tut. Schüler und<br />
Schülerinnen lernen hier Lebens- und<br />
Arbeitsbereiche kennen, die nicht unbedingt<br />
zu ihrem Alltag gehören. Der Umgang<br />
mit alten Menschen, mit Menschen mit<br />
Behinderungen, Kranken, Randgruppen<br />
usw. ist häufig kein selbstverständlicher<br />
Erfahrungsbereich im Leben von Schülern<br />
und Schülerinnen. Es sind somit<br />
vielleicht „einmalige“ Lernchancen, die<br />
für ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />
wichtig sind.<br />
3. ... weil Schule mehr und mehr<br />
außerschulische Lernorte als Bereicherung<br />
erkannt hat und fördern<br />
20
will. Außerschulische Lernorte - Museum,<br />
Gartenarbeitsschule etc. – liegen im pädagogischen<br />
Trend und Kirche hat in diesem<br />
Bereich viel zu bieten! Handlungsorientierter<br />
Unterricht - wie ihn das Schulgesetz vorsieht-<br />
ist im Bereich des diakonischen Lernens<br />
sehr gut möglich.<br />
4. ... weil die Bedeutung des Ehrenamts<br />
in unserer Gesellschaft zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnt. Dies ist sicher auch<br />
eine Folge der demographischen Entwicklung.<br />
Wir müssen – auch im eigenen Interesse<br />
- früh auf diese schulische „Helfergewinnung“<br />
setzen, damit bereits junge Menschen<br />
sich mit der Frage auseinandersetzen:<br />
Wie steht es um mein soziales<br />
Engagement in dieser Gesellschaft?<br />
5. ... weil alle etwas davon haben. Diakonische<br />
Begegnungen sind Begegnungen<br />
auf Augenhöhe. Es gibt nicht<br />
den Helfer auf der einen Seite und den<br />
Kranken, Alten, Gefangenen auf der<br />
anderen Seite. Diakonie ist keine Einbahnstraße.<br />
Wem am Ende mehr geholfen<br />
wurde, steht dahin....<br />
6. ... weil es so viele gelungene Beispiele<br />
gibt. Die Durchsicht der Publikationen belegt<br />
fundiert, dass Organisationsaufwand<br />
und Überzeugungsarbeit sich lohnen. Schüler<br />
und Lehrkräfte berichten über eine Vielzahl<br />
gelungener Beispiele in allen Bundesländern<br />
und bei allen Schultypen. Diakonisches<br />
Lernen ist kein Privileg<br />
evangelischer Gymnasien.<br />
7. ... weil Diakonie/Gemeinde und Schule<br />
hier zu Bildungspartnern werden und<br />
sich gemeinsam engagieren können.<br />
Die Kirche und ihre diakonischen Einrichtungen<br />
nehmen wichtige gesellschaftliche<br />
Aufgaben wahr. Sie berühren<br />
auch Bildungsfragen, die in der<br />
Schule ihren Ort haben müssen.<br />
8. ... weil wir hoffen, dass auch die<br />
Religionslehrkräfte etwas davon<br />
haben. Der Religionsunterricht erhält<br />
über das diakonische Profil ein unverwechselbares<br />
Erkennungszeichen, die<br />
Lehrkräfte erfahren Wertschätzung und<br />
der Zusammenhalt innerhalb der<br />
Lerngruppe wird gestärkt.<br />
9. ... weil soviel gelitten und manchmal<br />
auch geholfen wird. Menschen<br />
brauchen Menschen. Die Erfahrung auf<br />
Hilfe und Zuspruch angewiesen zu sein<br />
ebenso wie die Erfahrung gebraucht zu<br />
werden, beides macht den Menschen<br />
aus. In unserer Hai-Society ist die verstärkte<br />
Ausbildung von sozial-moralischem<br />
Handeln und Toleranz unerlässlich.<br />
10. …last noch least, weil es im<br />
Rahmenlehrplan verbindlich festgeschrieben<br />
ist. Zur Freude der<br />
Einen, die hier schon immer einen<br />
Schwerpunkt gesetzt haben und zur<br />
Verärgerung der Anderen, die hierin<br />
eine zusätzliche Belastung für den<br />
ohnehin schon belasteten Religionsunterricht<br />
sehen. Ihnen sei gesagt, dass<br />
wir ein breit gefächertes Unterstützungsprogramm<br />
aufgelegt haben,<br />
dass allen Beteiligten bei der Umsetzung<br />
helfen soll. Auch diese Veranstaltung<br />
trägt dazu bei!<br />
Dr. Karin Borck<br />
RELIGIONSUNTERRICHT IM HERBST 2006: SORGE UM DIE OBERSCHULE<br />
In <strong>Spandau</strong> haben wir einen Verlust von Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern am Religionsunterricht<br />
der 7. Klassen bis zu 30 % zu beklagen.<br />
Dieser Rückgang betrifft alle Schularten. An<br />
einigen Schulen ist er besonders stark (z. B. an<br />
der Bertolt-Brecht-Oberschule, an der Martin-Buber-Oberschule<br />
und am Kant-Gymnasium) an<br />
einigen deutlich geringer (z. B. an der Wilhelm-<br />
Maybach-Realschule und am Freiherr-vom-Stein-<br />
Gymnasium). Hier und an anderer Stelle haben<br />
die Schulleitungen bewundernswerte Kraft und<br />
Phantasie dafür aufgebracht, den Religionsunterricht<br />
trotz aller Widrigkeiten in den Stundenplan<br />
einzubauen. Doch die Grenzen des Religionsunterrichts<br />
nach dem Berliner Modell sind angesichts<br />
der erweiterten Stundentafel (Abi nach 12 Schuljahren)<br />
und der Einführung von „Ethik für alle“ erreicht.<br />
So dass leider damit zu rechnen ist, dass<br />
wir von Schuljahr zu Schuljahr weitere Schülerinnen<br />
und Schüler verlieren werden.<br />
Angesichts dieser Zurückdrängung des Religionsunterrichts<br />
gilt es, Folgendes zu bedenken:<br />
1. Selbst wenn es in späteren Jahren nur noch<br />
wenige Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht<br />
in der Oberschule geben sollte - keiner<br />
der jetzt angestellten Religionslehrer und<br />
Religionslehrerinnen wird ‚überflüssig’.<br />
Denn für alle, die ihre Stunden womöglich nicht<br />
mehr an der Oberschule erteilen könnten, wäre<br />
21
perspektivisch Platz im Religionsunterricht an<br />
einer Berliner Grundschule.<br />
2. Wenn sich demnach zwar keiner existentiell<br />
um seinen Arbeitsplatz sorgen muss, so ist doch<br />
der Einsatzort ‚Oberschule’ in Gefahr. In<br />
diesem Zusammenhang ist zu überlegen, welch<br />
ein Schatz der Religionsunterricht mit älteren<br />
Schülerinnen und Schülern eigentlich ist.<br />
Er birgt - im Vergleich zum Religionsunterricht an<br />
der Grundschule - ganz eigene Möglichkeiten religiösen<br />
Lernens und hat seine eigene Würde. Denn<br />
es ist sehr schön, wenn ein Kind in der Grundschule<br />
mit biblischen Geschichten und Gottesvorstellungen<br />
vertraut gemacht wird. Was aber,<br />
wenn in der wichtigen Entwicklungsstufe des<br />
Zweifelns und der Kritik keiner an der Seite der<br />
Heranwachsenden ist, der dabei hilft, „den Skeptizismus<br />
der sich in ihnen entwickelt haben mag<br />
zur Sprache zu bringen und zu zügeln“, wie Friedrich<br />
Schleiermacher einmal speziell die Aufgabe<br />
des Religionsunterrichts für ältere Schüler gekennzeichnet<br />
hat? Ohne eine solche Begleitung durch<br />
den Religionsunterricht in der Oberschule könnte<br />
das im Religionsunterricht in der Grundschule Gelernte<br />
vom jungen Menschen über Bord geworfen<br />
werden, so wie er gerade die grau gewordenen<br />
Teddys und Puppen aus dem alten Kinderzimmer<br />
heraus geworfen oder vielleicht in eine Kiste gepackt<br />
und (für immer?) in den Keller gestellt hat.<br />
3. Nein, wir müssen in solchen Zeiten (des politischen<br />
und jugendlichen Ausmistens) als Kirche<br />
zur Stelle sein – klar erkennbar und am besten<br />
auch mal mit kräftiger Stimme kundtun, was es<br />
mit uns zu gewinnen und nicht zu verlieren gibt:<br />
Eine wesentliche Dimension schulischer Bildung:<br />
eine Orientierung für das Leben. Eine Zuversicht,<br />
einzigartig, geliebt und angenommen zu sein mit<br />
allen Schwächen und Stärken. Dass nicht alles<br />
Machbar ist und von der eigenen Leistung<br />
abhängt. Dass es etwas gibt, das höher ist als alle<br />
Vernunft: der Gott der Christen, Juden und Muslime,<br />
der auch seine Hand nach den Berliner<br />
Oberschülern ausstreckt. Was können wir dazu<br />
beitragen, dass die Jugendlichen diese Hand auch<br />
ergreifen?<br />
Wir brauchen Mut, Ideenreichtum und Experimentierfreude,<br />
um schon jetzt auch nach<br />
neuen Formen für unseren Oberschul-Religionsunterricht<br />
zu suchen. Dabei können wir z. B. von<br />
den Formen der evangelischen Berufsschularbeit<br />
lernen, uns am Projektunterricht orientieren, so<br />
wie er in einigen Hauptschulen durchgeführt wird,<br />
und die religionsphilosophischen Schulwochen<br />
Brandenburgs studieren.<br />
Verknüpfungen mit gemeindlicher Kinder- und<br />
Jugendarbeit sind angesagt. Z. B. im Hinblick auf<br />
diakonische Projekte zwischen Gemeinde und<br />
Schule. Aber warum nicht auch im Hinblick auf<br />
den Konfirmandenunterricht? Könnten nicht ‚Mosaiksteine’<br />
des Konfirmandenunterrichts zukünftig<br />
in der Schule erworben werden?<br />
Kooperation ist wichtiger denn je, damit der Religionsunterricht<br />
ein Bein in der Schultür behält.<br />
Ökumenisches Handeln, wie auch die Kooperation<br />
mit anderen Fächern in der Schule sind sorgfältig<br />
zu pflegen. Insbesondere im Bereich der Kooperation<br />
mit dem Ethikunterricht wachsen in den<br />
<strong>Spandau</strong>er Oberschulen verschiedene noch zarte<br />
und schützenswerte Pflänzchen (z. B. in der Wolfgang-Borchert-Realschule,<br />
in der Gottlieb-Daimler-<br />
Hauptschule und in der Maybach-Realschule).<br />
Wenn diese neuen Triebe kräftiger geworden<br />
sind, werden wir mehr von ihnen erzählen, damit<br />
sich auch andere von ihrer Kraft anstecken und<br />
anregen lassen können.<br />
Hauptaufgabe in diesem Herbst und Winter 2006<br />
scheint mir, auf der einen Seite die Grenzen<br />
dessen zu erkennen, worauf wir bei aller Mühe<br />
und allem Engagement keinen Einfluss haben,<br />
und daran nicht zu verzagen. Auf der anderen Seite<br />
bleibt zu wünschen, dass wir gleichermaßen<br />
unsere Gestaltungsspielräume erkennen und<br />
nutzen. Im Sinne des Wortes: „Gott gebe mir die<br />
Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht<br />
ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich<br />
ändern kann, und die Weisheit, das eine vom<br />
andern zu unterscheiden.“<br />
2.<br />
Dr. Christiane Ehrhardt, Leiterin der Arbeitsstelle<br />
für den Religionsunterricht (ARU)<br />
KIRCHE KOMMT DEN SCHÜLERN ENTGEGEN<br />
Nicht extra in die weit entfernte St. Nikolai-Kirche,<br />
sondern gleich in die Räume nebenan konnten die<br />
Schulanfänger der Konkordia-Grundschule und<br />
ihre Eltern gehen, um mit Gottes Segen ihre<br />
Schulzeit zu beginnen. „Der Herr behüte dich“ unter<br />
diesem Motte wurde der Gottesdienst von<br />
Pfarrer Karsten Dierks in den ungewohnten Schulräumen<br />
gefeiert. Die Initiative ging von der Ev.<br />
Religionslehrerin Sylvia Wiechers aus.<br />
1.<br />
22
BERÜHRUNGEN - GANZ PERSÖNLICHE GEDANKEN ZUM MIRJAMSONNTAG IN DER JEREMIA-<br />
GEMEINDE AM 22.10.2006<br />
Zu viert hatten wir uns – vier Frauen aus der Kirchengemeinde<br />
Kladow – an diesem Sonntag entschlossen,<br />
nicht den gewohnten Gottesdienst in<br />
unserer Dorfkirche zu feiern, sondern der Einladung<br />
der Jeremia – Gemeinde und des<br />
Frauenteams von<br />
<strong>Spandau</strong> zu folgen,<br />
einen von Frauen<br />
gestalteten Gottesdienst<br />
zum Mirjamsonntag<br />
gemeinsam<br />
zu erleben.<br />
Es war schon ungewohnt,<br />
an den bekannten<br />
Gesichtern<br />
unserer Gemeindeglieder<br />
auf dem Weg<br />
zur Dorfkirche vorbei,<br />
bis ins Falkenhagener<br />
Feld zu fahren.<br />
Aber die freundliche Begrüßung am Eingang, bei<br />
der uns ein geknüpftes Bändchen überreicht<br />
wurde, dessen Sinn uns zu diesem Zeitpunkt noch<br />
nicht klar war, nahm uns sofort das Gefühl der<br />
Fremdheit.<br />
Bei leiser Musik nahmen wir in der lichtdurchfluteten<br />
modernen Kirche Platz.<br />
Besonders das Eingangslied „Morgenlicht<br />
leuchtet…“ passte wunderbar zu dem sonnigen<br />
Herbstmorgen, der die Bänke der Kirche in helles<br />
Licht tauchte.<br />
Gestaltet wurde der Gottesdienst, wie schon<br />
erwähnt, von Frauen der Jeremia-Gemeinde und<br />
des Frauenteams <strong>Spandau</strong>. Lesung und Predigt<br />
dieses Sonntags handelten von der Frau, die<br />
durch die Berührung von Jesus Kleidersaum,<br />
Gottes Kraft am eigenen Leib erfährt und von ihrer<br />
jahrelangen Krankheit den Blutfluss geheilt<br />
wird (Markus 5, 25-34).<br />
Eindrucksvoll wurde in der Lesepredigt von Christiane<br />
Markert-Wizisla geschildert, wie man Heilung<br />
und Gottes Lebenskraft - im griechischen Text<br />
„dynamis“ genannt - durch einfache Berührungen<br />
erfahren und, wenn der Funke in uns selbst gezündet<br />
ist, auch an<br />
andere weitergeben<br />
kann.<br />
Besinnliche Musik nach<br />
der Predigt gab uns<br />
einen Moment Raum<br />
für eigene Gedanken<br />
und Empfindungen,<br />
und ich kann für mich<br />
sagen: Der Funke<br />
sprang über. Besonders<br />
beim Segen, wo wir<br />
uns alle an den Händen<br />
hielten, und bei dem<br />
bekannten Lied „Möge<br />
die Straße uns zusammenführen…“ waren wir eine<br />
geschlossene Gemeinschaft, die Gottes Kraft spüren<br />
konnte.<br />
Jetzt wurde uns auch der Sinn des Bändchens<br />
erläutert, das wir am Eingang erhalten hatten. Für<br />
jede Berührung oder Begegnung mit anderen<br />
Menschen, in der wir göttliche Wirkkraft spüren<br />
können, sollten wir einen Knoten in das Bändchen<br />
knüpfen.<br />
Den ersten großen Knoten habe ich in mein Band<br />
gebunden – für den Mirjamgottesdienst in der Jeremia-Gemeinde.<br />
Rosemarie Lange<br />
23a
UNTER GOTTES ZELT VEREINT<br />
FRAUEN AUS PARAGUAY LADEN ZUM GOTTESDIENST EIN<br />
Der kommende Weltgebetstagsgottesdienst am 2.<br />
März 2007 lädt wieder in ein spannendes, weithin<br />
unbekanntes Land ein, das<br />
- 1811 seine Unabhängigkeit von Spanien<br />
erlangte,<br />
- bis 1989 von dem deutschstämmigen Diktator<br />
Alfredo Stroessner regiert wurde,<br />
- gegenwärtig unter Korruption und leeren<br />
Kochtöpfen leidet,<br />
- bei 6 Millionen Einwohnern 19 Völker mit<br />
eigener Kultur aufweist,<br />
- Spanisch und Guaraní als offizielle Sprachen<br />
zulässt,<br />
- von ca.120.000 Deutschstämmigen und 10.000<br />
Deutschen bewohnt wird,<br />
- eine große Mennonitengemeinde<br />
beheimatet,<br />
- das Trinken von Mate-Tee ritualisiert<br />
hat und die Harfe als Nationalinstrument<br />
kennt,<br />
- die Abholzung des Regenwaldes<br />
und die Vergiftung mit Pestiziden<br />
kaum stoppen kann ...<br />
Ohnmacht und Korruption<br />
Das größte Problem des Landes ist<br />
aber eine tiefgreifende Hoffnungs- und<br />
Zukunftslosigkeit vor allem der campesinos,<br />
landloser Bauernfamilien, die unter einer<br />
wirtschaftlichen Dauerkrise, der ungelösten Landfrage<br />
und wachsender Verarmung leiden. Die<br />
Entwicklung von Demokratie und Bürgerrechten<br />
liegt in weiter Ferne. Viele Menschen sind<br />
verzweifelt und haben sich den korrupten Verhältnissen<br />
ergeben.<br />
Ökumene der Frauen als zarte Hoffnung<br />
Mit dem Auftrag, eine Gottesdienstordnung konfessionsübergreifend<br />
zu erarbeiten, verband sich<br />
für die paraguayischen Frauen das Knüpfen zarter<br />
ökumenischer Bande. Dabei kamen sie mit ihren<br />
kritischen, aber auch hoffnungsvollen Stimmen zusammen,<br />
verstärkten und ermutigten sich gegenseitig.<br />
Das Lachen Sara’s, die in ihrem Gefühl völliger<br />
Ohnmacht/Unfruchtbarkeit die Verheißung<br />
eigener Nachkommenschaft empfängt, klingt<br />
diesen Frauen in den Ohren. Sie machen das Lachen<br />
Saras zum Thema des Gottesdienstes.<br />
Vorbereitende Veranstaltung zum Weltgebetstag:<br />
Mittwoch, 17.Januar 2007 um 10.00 Uhr<br />
im Gemeindehaus Siemensstadt<br />
Gott gibt Sara Grund zu lachen<br />
Bibelarbeit für Frauen zum Weltgebetstag 2007<br />
Anmeldung bei Christine Pohl (Tel. 382 71 93)<br />
Unter Gottes Zelt vereint<br />
Wie diese hauchfeine Nanduti-Spitze, die sich<br />
kunstvoll aus bis zu fünfzig Mustern zusammen<br />
setzt, empfinden die Frauen die Verschiedenheit<br />
und Verbundenheit von christlichen Gemeinden<br />
weltweit als eine große Ermutigung. In diesem<br />
„Spinnennetz“(Nanduti) fühlen sie sich geborgen<br />
und zum Widerstand gestärkt. Sie wünschen sich,<br />
dass wir an ihrer großen Ohnmacht, aber auch an<br />
dem kleinen Hoffnungsschimmer teilhaben.<br />
Die Stärke liegt in den Liedern<br />
In ihrer Gottesdienstordnung hatten die Paraguayerinnen<br />
ursprünglich 16 Lieder vorgesehen. Was für<br />
ein Reichtum! Auch in ihren eigenen Gottesdiensten<br />
dienen die Lieder nicht der<br />
Unterbrechung im Gottesdienst,<br />
sondern bringen ihn mit eigenen<br />
Glaubensaussagen voran. So sind<br />
auch die Lieder in der Weltgebetstagsordnung<br />
zu singen und<br />
zu verstehen. Es sind keine<br />
Pausenfüller, sondern Lieder mit<br />
eigenem Gewicht. Mit ihrem<br />
Tempo, ihrem Tonumfang, ihrer<br />
Ein- oder Mehrstimmigkeit<br />
drücken sie Lob, Dank, Klage und<br />
Bitte aus.<br />
Im übrigen enthält die Gottesdienstordnung<br />
keine Evangeliumslesung.<br />
Die Weltgebetstagsgemeinde wird sich<br />
dieses Mal das Evangelium gegenseitig zusingen.<br />
Unser Miteinander in der Vorbereitung ist<br />
eine Chance<br />
In der Vorbereitung werden uns nicht nur die Bibelarbeiten<br />
beschäftigen, sondern vor allem die Geschichten<br />
von Frauen, die als Hausangestellte,<br />
Straßenhändlerinnen, Stickerinnen, Studentinnen...<br />
leben und arbeiten. Sie regen uns an, auch uns<br />
über unsere Ohnmacht und Hoffnung auszutauschen<br />
und unser Miteinander als große Chance<br />
zu entdecken. Darum lohnt es sich bei dieser Vorbereitung,<br />
jüngere und ältere Frauen gemeinsam<br />
einzuladen. Der Weltgebetstagsgottesdienst ist eine<br />
wunderbare Gelegenheit, sich zu verknüpfen und<br />
eine Art „Spinnenetz“ herzustellen, in dem wir Geborgenheit<br />
und Stärkung zum Widerstand erfahren.<br />
Christine Pohl<br />
23
EVANGELICAL LUTHERAN CHURCH WESTERN CAPE CIRQUIT SÜDAFRIKA - - -<br />
30 Jahre Partnerschaft 1976 - 2006<br />
30 Jahre Partnerschaft – d.h. Höhen und Tiefen<br />
gemeinsamen Erlebens, begonnen zur Zeit der<br />
Apartheid und des geteilten Deutschlands, vor<br />
allem vertieft durch mindestens 15 Besuche hin<br />
und her. Ziele der Partnerschaft wurden formuliert<br />
und im Laufe der Geschichte aktualisiert und in<br />
einer Festschrift niedergelegt:<br />
• Sichtbar werden lassen des einen Leibes Jesu<br />
Christi<br />
• Gemeinsame Wurzeln bedenken und pflegen<br />
(Lutherische Tradition)<br />
• Füreinander beten<br />
• Unterstützung konkreter Projekte<br />
• Voneinander lernen<br />
30 Jahre haben wir Wege zum Ziel gesucht und<br />
sind sie gegangen und haben sie folgendermaßen<br />
benannt:<br />
• Sich gegenseitig kennen lernen durch Besuche<br />
• Informationen austauschen (per Brief, Bilder,<br />
Video etc.<br />
• Gemeinsam Gottesdienste feiern<br />
• Ausbau von Partnerschaften von Gemeinde zu<br />
Gemeinde. Dieses war schwierig und gelang<br />
bisher nur wenigen Gemeinden.<br />
• Austausch von Mitarbeitern über einen längeren<br />
Zeitraum<br />
• Schüleraustausch (RSA – Berlin<br />
• Jugendbegegnungen (Gruppenbesuche mit<br />
gemeinsamen Arbeitseinsatz oder themenbezogene<br />
Seminare)<br />
• Einzelbesuche<br />
• Partnerschaftssinntage gestalten, z. B. der Art<br />
der Weltgebetstagsgottesdienste<br />
• Thema „Partnerschaft“ in den Konfirmandenunterricht<br />
einbringen<br />
• Infos durch die AG Partnerschaft für die Gemeindebriefe<br />
und den <strong>Kirchenkreis</strong>-Rundbrief<br />
erstellen<br />
• Ermöglichung von Praktika durch die Gemeinden<br />
Trotz aller Probleme – Sprachbarriere (für beide<br />
Partner ist englisch eine Zweit- bzw. eine Fremdsprache),<br />
die Frage, wie Jugendliche auf dieses<br />
Thema neugierig gemacht werden können usw. -<br />
haben wir bei der Reise erlebt, dass viele neue<br />
Leute gute neue Ideen haben und gewillt sind, sie<br />
nach ihren Möglichkeiten zu verwirklichen. Wir<br />
haben erlebt, dass das Miteinander uns im Leben<br />
unseres Glaubens voranbringt, wenn uns Frauen<br />
und Männer der Gemeinden mitgenommen haben<br />
in die Fröhlichkeit und Innerlichkeit ihrer Gottesdienste<br />
und in ihre Häuser und Hütten, um mit ihnen<br />
Gemeinschaft und die herzliche Gastfreundschaft<br />
zu erleben.<br />
So hoffen wir, dass diese Arbeit weiterhin unter<br />
Gottes Segen steht und in ihr der eine Leib Christi<br />
sichtbar bleibt.<br />
Brigitte Schirrmacher<br />
CHORREISE NACH SÜDAFRIKA<br />
Als die Kreissynode <strong>Spandau</strong> auf ihrer Herbsttagung<br />
1976 - also vor dreißig Jahren - beschloss,<br />
mit einem <strong>Kirchenkreis</strong> der Lutherischen Kirche im<br />
Südlichen Afrika partnerschaftliche Beziehungen<br />
aufzunehmen, war es eine große Frage, ob eine<br />
Partnerschaft über eine so große Entfernung<br />
überhaupt möglich wäre und wie lange sie denn<br />
halten würde.<br />
In all den Jahren hat es viele Begegnungen hinüber<br />
und herüber gegeben und alle, die daran<br />
teilgenommen haben, erinnern sich gerne zurück.<br />
Aber mit einem ganzen Chor nach Südafrika zu<br />
fahren, noch dazu zusammengewürfelt aus sechs<br />
verschiedenen Gemeinden <strong>Spandau</strong>s, das wäre<br />
doch etwas ganz Besonderes.<br />
Auf die Ausschreibung am Beginn dieses Jahres<br />
meldeten sich einundzwanzig Interessenten, die<br />
bereit waren, drei Wochen ihres Urlaubs, einen<br />
Batzen Geld und die nötige Vorbereitungszeit zu<br />
investieren. Mit hochgespannten Erwartungen<br />
starteten wir am Mittag des 25. September unsere<br />
Reise. Müde von dem langen Flug kamen wir am<br />
nächsten Morgen in Kapstadt an und wurden am<br />
Flughafen von Pastor Groenewald und dem<br />
neugewählten Dean Dinale erwartet.<br />
Die Enttäuschung war zunächst groß, als wir erfuhren,<br />
dass die Quartiere in einem christlichen<br />
Seminarzentrum erst am Abend zur Verfügung<br />
stehen würden. Gänzlich schief hing der Haussegen,<br />
als wir die von Schimmel geschwärzten<br />
Decken unserer Zimmer entdeckten. Uns tröstete<br />
wenig, als wir erfuhren, dass diese Erscheinung<br />
nach den langen feuchten Wintern häufig zu<br />
finden sei – zumal die Räume nicht beheizt<br />
werden können. Unser Gastgeber hat dann jedoch<br />
alles daran gesetzt, die Zimmer in den nächsten<br />
Tagen zu renovieren.<br />
24
- - - EVANGELISCHER KIRCHENKREIS SPANDAU BERLIN<br />
Strahlender Sonnenschein weckte uns am nächsten<br />
Morgen – eine gute Gelegenheit, dem weltberühmten<br />
Tafelberg einen Besuch abzustatten und<br />
sich an dem Stadtbild Kapstadts zu erfreuen.<br />
Doch wir wollten ja mehr sehen, als die normalen<br />
Reisenden, die sich an der Waterfront, einem touristischen<br />
Einkaufsparadies, tummeln.<br />
Sehr beeindruckt<br />
waren wir von<br />
den Begegnungen<br />
mit Vertretern der<br />
überwiegend 'farbigen'<br />
Gemeinden.<br />
Wir erfuhren,<br />
dass zwar<br />
die<br />
Rassentrennungsgesetze<br />
aufgehoben<br />
sind, die<br />
sozialen Unterschiede<br />
jedoch<br />
nach wie vor bestehen<br />
und<br />
sich teilweise sogar<br />
noch verschärft haben. Die hohe Arbeitslosigkeit<br />
gebiert Kriminalität, und die große Zahl HIVinfizierter<br />
Menschen stellt das Gesundheitssystem<br />
vor schier unlösbare Aufgaben.<br />
Hauptziel unserer Reise war ja, unseren Partnern<br />
musikalische Grüße aus <strong>Spandau</strong> zu bringen und<br />
einen Überblick über die geistliche Chormusik in<br />
unseren Gemeinden zu geben. Hierzu gab es viel<br />
Gelegenheit in den Sonntagsgottesdiensten und<br />
bei abendlichen Veranstaltungen, in denen auch<br />
einheimische Chöre mitwirkten. Dabei bekamen<br />
wir auch Einblick in die geistliche Musik, die in unseren<br />
Partnergemeinden praktiziert wird.<br />
Verblüfft waren wir, zu erleben, wie 'europäisch'<br />
die Gottesdienstliturgie und Gesänge geprägt<br />
sind. Das ist aus der Tradition unserer Partnerkirchen<br />
zu erklären, die ja überwiegend von deutschen<br />
Missionaren gegründet wurden.<br />
In den schwarzen Gemeinden haben sich jedoch<br />
auch einheimische Gesänge und Rhythmen durchgesetzt,<br />
die besonders bei der Jugend einen viel<br />
größeren Anklang finden.<br />
Da Chorleitung und Orgelspiel in unseren Partnergemeinden<br />
überwiegend von Ehrenamtlichen<br />
ausgeübt werden, entstand bei unseren mitgereisen<br />
Organisten die<br />
Idee, Hilfestellung bei<br />
der Aus- und Weiterbildung<br />
anzubieten. Das<br />
wäre sicherlich ein wertvoller<br />
Beitrag, partnerschaftlicher<br />
Hil-fe.<br />
In der zweiten Woche<br />
besuchten wir die Städte<br />
Worcester, Touwsriver<br />
und Laingsburg. Dort<br />
hatten wir Gelegenheit,<br />
bei einheimischen Gemeindegliedern<br />
zu übernachten.<br />
Das waren sowohl<br />
für die Gastgeber,<br />
die zum Teil noch nie<br />
'weiße' Gäste beherbergt hatten, als auch für uns<br />
wichtige Erfahrungen. Uns wurde bewusst, dass wir<br />
– trotz aller Schwierigkeiten in Deutschland – noch<br />
auf einem sehr hohen Niveau klagen.<br />
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass Begegnungen<br />
das A und O partnerschaftlicher Beziehungen<br />
sind. Auch wenn die Kommunikation in<br />
manchen Zeiten schwierig ist und gar einzuschlafen<br />
droht, sobald man sich wieder sieht, ist<br />
die Freude groß und man merkt sofort, man ist<br />
Teil einer großen, weltumspannenden Gemeinschaft<br />
von Christen. So war es auch nicht erstaunlich,<br />
dass manche Reisteilnehmer sagten: "Wir<br />
kommen bestimmt wieder."<br />
Horst Skoppeck<br />
MIT TAUSEND STERNEN ÜBER DEN HIMMEL REISEN-<br />
Eindrücke von der Chorreise nach Kapstadt<br />
Unsere afrikanischen Gastgeber sind einmalig. Sie<br />
führen uns in der ersten Woche gleich auf den<br />
Tafelberg, ans Kap, ins Weinland, in den botanischen<br />
Garten, an die Waterfront mit den<br />
Cafés und Straßenkapellen. Wir kommen aus dem<br />
Staunen gar nicht mehr heraus. Ein wunderschönes<br />
Land! Das schönste Land der Welt? Ich bin<br />
skeptisch, wenn nicht sogar ein bisschen traurig.<br />
Ich habe soviel über die Armut und die Not der<br />
Menschen dort gehört, dass es mir jetzt schwer<br />
fällt, mich unbeschwert zu freuen. Auf der einen<br />
Seite überwältigende Schönheit, auf der anderen<br />
Seite Armut, Aids, Kriminalität.<br />
In meinem Reiseführer steht: „Um die Ambivalenz<br />
Südafrikas zu erfahren, ist ein Besuch der Towns<br />
hips unabdingbar!“ Ein zynischer Satz, wie ich<br />
finde, aber ich will nicht verurteilen. Ich möchte<br />
doch auch sehen, wie die Menschen leben, die<br />
nicht in den Villen am Tafelberg groß geworden<br />
sind, sondern die heute noch unter der Folgen der<br />
Apartheid leiden. Ich möchte die Menschen besuchen,<br />
für die wir vor zwei Wochen noch ein Bene<br />
25
fizkonzert veranstaltet haben, weil sie ohne Otto<br />
Kohlstocks Suppenküche hungern müssten.<br />
In der zweiten Woche fahren wir über Land, um<br />
die Partnergemeinden im Gebirge zu besuchen.<br />
Auf der ganze Busfahrt habe ich ein Angstgefühl,<br />
das ich aus Kindergartenzeiten kenne: Die Angst,<br />
essen zu müssen. Ich leide unter einigen Begleiterscheinungen<br />
einer solchen Reise, die man<br />
allgemein als „Montezumas Rache“ bezeíchnet,<br />
und jeder Bissen wird zur Qual. Die Freude an der<br />
Landschaft, die Vorfreude auf die Begegnung mit<br />
den Menschen, auf das Singen-, alles wird überlagert<br />
durch die Befürchtung etwas ablehnen zu<br />
müssen, was Menschen mit großer Liebe vorbereitet<br />
haben, was sie sich vielleicht selbst kaum leisten<br />
können.<br />
Zur Partnergemeinde…<br />
Der kleine Gebirgsort Touwsriver bereitet uns<br />
einen Riesenempfang. Die Kirche liegt etwas<br />
oberhalb, wir sind durch ein ärmliches Gebiet dahin<br />
gefahren. Vor der<br />
Tür wartet ein großes<br />
Willkommensschild<br />
und im Kirchraum ein<br />
üppig gedeckter Mittagstisch.<br />
Fröhliche<br />
Menschen, Umarmungen.<br />
Ich fühle<br />
mich plötzlich sehr<br />
elend und laufe hinaus,<br />
will nur noch<br />
allein sein. Mir ist sehr<br />
schlecht, und die entsprechenden<br />
Örtlichkeiten<br />
erscheinen mir<br />
als der erbärmlichste Ort der Welt. Ich will<br />
nachhause. Dabei habe ich doch nun endlich, was<br />
ich wollte: Ich bin nicht die TUI-Touristin, sondern<br />
erlebe die andere Seite, das Elend. Und versage in<br />
den ersten fünf Minuten.<br />
Auch an der frischen Luft finde ich keine Ruhe.<br />
Eine verwahrloste Kinderschar kommt den Berg<br />
herauf. Sie fragen, ob ich Geld habe. Ich gebe<br />
nichts und fühle mich wie eine Hexe. Jemand<br />
kommt auf die Idee, Luftballons zu verschenken.<br />
Die Kinder verteilen sie ungerecht, es gibt Streit.<br />
Touwsriver ist die Hölle.<br />
Im Gottesdienst gibt es allerdings eine große<br />
Überraschung: eine Jugend-Gospelgruppe singt<br />
einmalig schön. Ich fühle mich plötzlich ganz entrückt,<br />
kann kaum die Tränen zurückhalten.<br />
Aber dann erfahre ich, dass der kleine Junge, den<br />
meine Nachbarin auf dem Schoß hat, von seiner<br />
Mutter ausgesetzt wurde. Sie war wohl krank, er<br />
selbst ist auch nicht gesund, die Frage nach HIV<br />
steht im Raum.<br />
In der Mittagspause führt uns unser Leiter zu<br />
einem historischen Ort: Hier haben im Jahre 1882<br />
englische Astronomen erstmalig die Entfernung<br />
zur Venus gemessen. Ich habe nach all dem<br />
keinerlei Lust zu dieser Besichtigung. Andererseits<br />
muss ich nun zugeben: Touwsriver hat tatsächlich<br />
auch etwas mit dem Himmel zu tun.<br />
Besuch in Themba Labantu<br />
Auf dem Rückweg von unserer Exkursion besuchen<br />
wir Philippi, den Vorort von Kapstadt, wo<br />
Pfarrer Kohlstock seine Oase Themba Labantu mit<br />
Suppenküche, Aidsstation und Kindergarten eingerichtet<br />
hat. Hier sind die Lebensverhältnisse<br />
grauenhaft, viel schlimmer als auf dem Land. Aber<br />
Otto Kohlstock macht es uns leicht: Er erklärt uns,<br />
wie wir helfen können.<br />
Wir dürfen für die Kranken nicht nur singen, wir<br />
dürfen sie auch in den Arm nehmen, und wo finanzielle<br />
Hilfe sinnvoll ist, erzählt er uns auch. Zunächst<br />
aber sollen wir über tausend von Aidskranken<br />
hergestellte Weihnachtssterne mit nach Berlin<br />
nehmen. So sind wir einbezogen in das Geschehen,<br />
stehen nicht mehr so hilflos davor.<br />
Rückkehr als Sterntaler<br />
Die letzte Woche am Pazifik<br />
wird richtig gemütlich.<br />
Das Essen schmeckt<br />
wieder, wir haben Zeit<br />
zum Schlafen, die Konzerte<br />
sind geschafft.<br />
Wenn ich morgens aufwache,<br />
denke ich manchmal,<br />
ich bin schon zuhause,<br />
und dann freue<br />
ich mich, dass ich immer<br />
noch hier bin.<br />
Schließlich kommt doch<br />
der Abflug. Ich nehme einen Karton voller Sterne<br />
ins Handgepäck, alles was ich sonst noch besitze,<br />
liegt im Koffer. Während des Fluges überwache<br />
ich die Sterne mit Argusaugen. Sie kommen<br />
wohlbehalten in Berlin an, unser Gepäck bleibt in<br />
Frankfurt. So stehe ich ohne Kleidung, ohne<br />
Schlüssel, ohne Check-Karte, aber mit 350 Sternen<br />
am Flughafen Tegel. Wie Sterntaler. Aber das<br />
Gepäck kommt später, es ist alles noch da.<br />
Man müsste immer mal wieder hinfahren. Jetzt,<br />
wo man sich mit dem Flug auskennt, wo Montezuma<br />
überwunden ist und wo man sich sogar schon<br />
getraut hat, an der Waterfront allein zu shoppen.<br />
Mit immer mal wieder meine ich etwa alle Vierteljahre:<br />
Weihnachten, um zu schauen, ob die<br />
Schneemännerlichterketten bei 40 Grad wirklich<br />
brennen, und dann noch mal im Frühling, wenn<br />
dort Herbst ist, und dann vielleicht in den Sommerferien.<br />
Es geht nicht! Ich weiß. Aber irgendetwas wird<br />
gehen! Muss gehen, davon bin ich überzeugt.<br />
Nächstes Jahr kommt die Marimbaband aus Philippi<br />
zum <strong>Spandau</strong>er Kirchentag. Und ganz vielleicht<br />
kommt 2008 der Jugendchor aus Touwsriver!<br />
Bettina Brümann<br />
26
UNSERE RECHTE SIND EBENSO DIE RECHTE MUSLIMISCHER FRAUEN IN<br />
DEUTSCHLAND<br />
Seit dem 2. September ging es eine gute Woche<br />
lang täglich durch die Presse: Rechtsanwältin Ates<br />
hat ihre Zulassung als Rechtsanwältin zurückgegeben<br />
und ihre Kanzlei aufgegeben, weil<br />
wiederholt ihren Mandantinnen und auch ihr<br />
selbst von den Ehemännern Gewalt angedroht<br />
oder angetan wurde. Bis dahin hat sie die Rechte<br />
von muslimischen Frauen vertreten. Sie hat sich in<br />
ihrer Praxis unermüdlich für ihre Mandantinnen<br />
und in öffentlichen Veranstaltungen für die Rechte<br />
aller hierlebenden<br />
Frauen eingesetzt.<br />
Rechtsanwältin<br />
Ates wird oft eine<br />
Frauenrechtlerin<br />
genannt. Das war<br />
die Bezeichnung<br />
für Frauen, die im<br />
19. und 20. Jahrhundert<br />
dafür<br />
kämpften, dass<br />
Frauen Rechte<br />
erhielten. Das<br />
haben sie erreicht.<br />
Die Grundlage<br />
für die Rechte ist vor allem der Gleichheitsgrundsatz<br />
im Artikel 3,2 unseres Grundgesetzes:<br />
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Heute<br />
geht es darum, dass diese Rechte im Bewusstsein<br />
der Menschen verankert sind und die bestehenden<br />
Gesetze angewendet werden. Um so<br />
bedenklicher ist es, wenn einer Rechtsanwältin die<br />
geltendes Recht für ihre Mandantinnen vertritt,<br />
von deren Ehemännern Gewalt angetan wird.<br />
Während meiner Arbeit im Kirchlichen Dienst in<br />
der Arbeitswelt in Berlin-<strong>Spandau</strong> lernte ich viele<br />
muslimische Frauen und deren Ehemänner<br />
kennen, den es selbstverständlich war, ein modernes<br />
Leben zu führen. Für viele andere Frauen<br />
aber gibt es all die Probleme, über die wir immer<br />
wieder hören: Neben Zwangsheirat und Ehrenmord,<br />
dass Frauen von ihren Männern nicht<br />
erlaubt wird, sich in der Stadt allein zu bewegen;<br />
dass sie gezwungen werden, ein Kopftuch zu<br />
tragen; dass Mädchen nicht die ihnen entsprechende<br />
Schule besuchen, bzw. nicht an allen Unterrichtsveranstaltungen<br />
teilnehmen dürfen oder<br />
gehindert werden, den von ihnen gewünschten<br />
und ihnen entsprechenden Beruf zu ergreifen.<br />
Viele Männer sehen es als ihr selbstverständliches<br />
Recht, ihre Frauen zu schlagen.<br />
Die Gewalt, die muslimische Männer ihren Frauen<br />
antun, bis hin zu Mord, wird oft scheinbar verständnisvoll,<br />
im Grunde aber distanziert diskutiert,<br />
das Fehlverhalten entspreche der religiösen und<br />
nationalen Identität der Täter.<br />
Soweit es türkische Einwanderer betrifft, ist diese<br />
Annahme erstens falsch, weil in der Türkei von<br />
Kemal Atatürk in den zwanziger und dreißiger<br />
Jahren des 20. Jahrhunderts das islamische Recht<br />
abgeschafft und ein fortschrittliches Rechtssystem<br />
eingeführt worden ist. Das heißt, bestimmte muslimische<br />
Kreise bauen hier auf, was in ihrem<br />
Herkunftsland verboten<br />
ist bzw. verboten<br />
war.<br />
Zweitens wird der<br />
Koran von verschiedenen<br />
islamischen<br />
Gelehrten unteschiedlich<br />
ausgelegt.<br />
Es ist im Sinne des<br />
Koran keineswegs<br />
zwingend, Frauen in<br />
der genannten Weise<br />
zu unterdrücken.<br />
Drittens gilt in<br />
Deutschland deutsches<br />
Recht! Wenn Männer sich gegenüber ihren<br />
Frauen gemäß der Scharia verhalten und ihnen<br />
dies in der Medienberichterstattung und in der öffentlichen<br />
Meinung indirekt zugestanden wird,<br />
weil sie Muslime sind, so bedeutet dies, dass unser<br />
geltendes Recht unter bestimmten Bedingungen<br />
nicht ernst genommen wird. Das<br />
dürfen wir nicht tolerieren.<br />
Viertens - und das ist das Wichtigste – haben<br />
muslimischen Frauen einen Anspruch auf Rechtssprechung<br />
nach geltendem Recht.<br />
Das rechtswidrige Verhalten muslimischer Männer<br />
wird nach Aussagen von Rechtsanwältin Ates von<br />
einigen türkischen Vereinen und Verbänden unterstützt.<br />
Es muß uns heftig erschrecken, wenn die Tradition<br />
oder die Scharia in den Köpfen der Täter von<br />
Mitmenschen toleriert wird. Wenn wir uns dem<br />
Unrecht gegenüber gleichgültig verhalten, kann<br />
sich langfristig das allgemeine Verständnis von<br />
Recht entsprechend verändern, bis schließlich daraus<br />
für alle, auch für deutsche Frauen, Rechtsunsicherheit<br />
erwächst. Darauf hat Rechtsanwältin<br />
Ates immer wieder hingewiesen. Wir dürfen ihr<br />
Wirken nicht nur im Blick auf eine so genannte<br />
„Minderheit“ wichtig nehmen. Die Auseinandersetzung<br />
geht um die Rechtssicherheit der<br />
muslimischen Frauen; aber ebenso um den Erhalt<br />
der mühsam von Frauen für alle Frauen erstrit<br />
27
tenen Rechte auf der Grundlage unseres Grundgesetzes.<br />
Rechtsanwältin Ates ist in diesem Sinne<br />
keine Frauen-, sondern eine Menschenrechtsanwältin.<br />
Wer sagt, Frau Ates sei eine „türkische“<br />
Frauenrechtler, hat ihr Anliegen letztlich nicht<br />
verstanden, denn sie streitet auch für uns!<br />
In den Stellungnahmen zum Rücktritt von Rechtsanwältin<br />
Ates wurde immer wieder überlegt, welche<br />
persönlichen Voraussetzungen sie zu diesem<br />
Schritt bewogen haben. Wiederholt ist z. B. gesagt<br />
worden, Rechtsanwältin Ates gäbe aus Angst<br />
ihre Zulassung zurück. Aber nicht sie ist das Problem,<br />
sondern sie ist eine ganz besonders mutige<br />
kämpferische Frau mit klarer Einsicht in die Problemlage,<br />
die das Risiko nicht gescheut hat. Das<br />
Problem sind die gewalttätigen Ehemänner. Sie<br />
verhalten sich kriminell, wenn sie ihre Frauen und<br />
deren Rechtsanwältin angreifen. Sie müssen<br />
durch die konsequente Anwendung unseres<br />
Rechts daran gehindert werden! Dies gilt übrigens<br />
genauso für gewalttätiges Verhalten nicht muslimischer<br />
Ehemänner.<br />
Der Rücktritt von Rechtsanwältin Ates macht<br />
deutlich, welchen Einfluß Gewalt auf die Nicht-<br />
Durchsetzung von Rechten haben kann, wie wir<br />
das auch in vielen Aktivitäten der Neonazis gerade<br />
wieder im Wahlkampf erlebt haben.<br />
Warum ist das Anliegen von Rechtsanwältin Ates<br />
noch viel zu wenig in den Parteien, Medien,<br />
Kreisen der Justiz, Kirchen, Vereinen, Frauenveranstaltungen<br />
und überall sonst unüberhörbar<br />
diskutiert worden?<br />
Warum gibt es bisher noch keine Möglichkeit, eine<br />
derart bedrohte Rechtsanwältin wie Frau Ates<br />
ausreichend zu schützen?<br />
Warum wird unsere Rechtsordnung und unsere<br />
Demokratie so wenig geschützt?<br />
Der Deutsche Juristinnenbund und der Berliner<br />
Anwaltsverein haben Frau Ates das Angebot gemacht,<br />
eine Anwaltssozietät zu suchen, in der sie<br />
ihre Arbeit weiterführen kann. Frau Ates hat das<br />
Angebot angenommen und wird 2007 wieder als<br />
Rechtsanwältin tätig sein. Das ist eine sehr positive<br />
Entwicklung. Doch damit ist das Rechtsproblem<br />
noch nicht gelöst. Es ist weiterhin notwendig,<br />
darauf bei jeder passenden Gelegenheit hinzuweisen<br />
und es privat und öffentlich zu diskutieren.<br />
Dipl.-Päd. Sieglinde Duscheleit<br />
bis 1993 Kirchlicher Dienst<br />
in der Arbeitswelt im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong><br />
Das <strong>Spandau</strong>er Frauenteam lädt ein<br />
zu einer Fahrt nach Polen vom 25. Juni bis 1. Juli 2007.<br />
Wir wollen Krakau, Tschenstochau und auch Auschwitz besuchen.<br />
Wollten Sie mitfahren wollen, melden Sie sich bitte bald schriftlich im Büro<br />
des <strong>Kirchenkreis</strong>es, Jüdenstr. 37, 13597 Berlin, schriftlich an.<br />
Nähere Informationen bekommen Sie dann.<br />
GEPLANTE REISE IM APRIL 2007 NACH ISRAEL UND PALÄSTINA<br />
Ich plane vom 10. bis zum 24. April 2007 gemeinsam mit der Gemeinde Prenzlauer Berg Nord (Gethsemane-<br />
Kirche, Pfarrer Zeiske) eine Reise nach Israel/Palästina. Das Programm umfasst wichtige Orte in Israel und<br />
der Westbank (Bethlehem) und beinhaltet interessante Begegnungen. Wir werden sechs Tage in Abrahams<br />
Herberge in Beit Jala übernachten, danach in einem Kibbuz in der Nähe des See Genezareth und abschließend<br />
im Friedensdorf Neve Schalom. Interessierte werde gebeten, sich mit mir in Verbindung zu<br />
setzen, zu einem Vorbereitungstreffen im Januar in das Gemeinwesenzentrum Obstallee 22 E wird gesondert<br />
eingeladen.<br />
Cord Hasselblatt, Telefon 363 36 62<br />
28
KOMMUNIKATION DES EVANGELIUMS IN EINER SICH WANDELNDEN WELT...<br />
Anlässlich des 80. Geburtstag des Theologen und<br />
Kirchenreformers Ernst Lange (1927 – 1974),<br />
laden die Evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai<br />
in <strong>Spandau</strong> und die Missionarischen Dienste<br />
der EKBO im April zu einem Symposion ein: „Ernst<br />
Lange weiterdenken... Impulse für die Kirche des<br />
21. Jahrhunderts“.<br />
Barbara Deml-Groth, Pfarrerin<br />
für Missionarische Dienste<br />
der EKBO, hat von 1998<br />
bis 2002 in der Ladenkirche<br />
in <strong>Spandau</strong> gearbeitet und<br />
bereitet nun das Symposion<br />
mit vor. Dazu beantwortet<br />
sie folgende Fragen:<br />
Weshalb ein Symposion, das<br />
sich mit Ernst Lange<br />
beschäftigt?<br />
Viele Gedanken des Ökumenikers<br />
und Kirchenreformers<br />
Ernst Lange sind in den letzten<br />
40 Jahren aufgegriffen und weitergeführt worden.<br />
Entsprechend seiner Vielseitigkeit und Schaffenskraft<br />
hat er kirchliches Handeln auf unterschiedlichen<br />
Ebenen beeinflusst. Ob in Theorie<br />
und Praxis der Predigt, hinsichtlich des Verständnisses<br />
von Amt und Dienst in der Gemeinde<br />
oder bezüglich der Sprachfähigkeit, die Christen<br />
brauchen, um ‚in der Welt’ das Gespräch mit<br />
Nichtchristen zu suchen - seine Gedanken sind bis<br />
heute wertvoll und anregend. Die Form des Symposions<br />
bietet die Möglichkeit, diese verschiedenen<br />
Ebenen zusammenzutragen und weiterzudiskutieren.<br />
In sieben Themenbereichen werden<br />
wir nach Impulsvorträgen miteinander ins<br />
Gespräch kommen.<br />
Inwiefern ist Ernst Lange heute eigentlich<br />
noch für die Arbeit in Gemeinden interessant?<br />
Aus meiner Sicht ist es die große Leistung Ernst<br />
Langes, dass er Anfang der Sechziger Jahre die<br />
Gemeinde aus der kirchlichen Binnenperspektive<br />
heraus geführt hat zu einer theologisch<br />
reflektierten Wahrnehmung der Welt, ohne die<br />
Gemeindearbeit bis heute nicht sinnvoll zu denken<br />
ist. Kirche sollte nicht mehr warten, bis jemand<br />
kommt, sondern zu den Menschen gehen, in ihre<br />
Lebenswelt, zu ihren Problemen. Diese Perspektivänderung<br />
hatte Folgen auf allen Ebenen der Gemeinde<br />
– sei es hinsichtlich der gemeinsamen<br />
Predigtvorbereitung und einer verständlichen<br />
Sprache der Predigt oder hinsichtlich der<br />
Gestaltung des Dienstes, den nicht der Pfarrer<br />
allein versah, sondern den er mit anderen gemeinsam<br />
verantwortete, oder bezüglich der<br />
Angebote an junge Familien, die sich aus der<br />
Nachfrage vor Ort ergaben.<br />
Dazu kam auch eine Perspektiverweiterung in<br />
dem Sinn, dass Ernst Lange immer die ‚Kirche in<br />
der Welt’ im Blick hatte und so dazu einlud, über<br />
den Tellerrand der eigenen Gemeinde hinauszusehen.<br />
Die Weltkarte, die zunächst in der Ladenkirche<br />
hing und nun mit in die neuen<br />
Räume der Gemeinde umgezogen ist,<br />
ist Symbol für diesen Blick auf die<br />
Welt.<br />
Obwohl sich Kirche und Gesellschaft<br />
seit den Sechziger und Siebziger Jahren<br />
natürlich geändert haben, haben<br />
die weitsichtigen Gedanken Ernst<br />
Langes auch heute noch hohe Aktualität.<br />
Lassen Sie mich zur Verdeutlichung<br />
nur zwei Sätze aus der ‚Bilanz<br />
65’ zitieren, in der er zum Thema<br />
Mission unter Menschen, die auf<br />
keinerlei kirchliche Erfahrung oder Erinnerung<br />
zurückgreifen können, schreibt: „Wo<br />
aber Anknüpfungspunkte nicht mehr gegeben<br />
sind, hat der Ruf zur Teilnahme immer erst Sinn,<br />
wenn Kirche im gestaffelten Kontakt wieder<br />
wirklich präsent im Leben der Entfremdeten geworden<br />
ist. Das heißt...bevor Kirche verständlich<br />
sagen kann „Komm!“, muss sie selbst erst gehen<br />
und sich neu einlassen auf das Leben der Menschen,<br />
mit denen sie Verständigung sucht, auf das<br />
Leben einer sich rapide wandelnden Welt.“ Dieses<br />
Bemühen um Verständigung, das auf der einen<br />
Seite die Wahrnehmung der Anderen mit ihren je<br />
eigenen Erfahrungen und Lebensbezügen und auf<br />
der anderen Seite die Sprachfähigkeit der Glaubenden<br />
voraussetzt, zieht sich durch das Werk<br />
Ernst Langes. Wenn wir heute als Kirche darüber<br />
nachdenken, wie wir die Menschen unserer Stadt,<br />
unserer Region erreichen, die „vergessen haben,<br />
dass sie Gott vergessen haben“, dann geht es genau<br />
um diese Verständigung. Hier finden wir<br />
wichtige Impulse bei Ernst Lange.<br />
Warum findet das Symposion an verschiedenen<br />
Orten (in St. Nikolai/ <strong>Spandau</strong> und<br />
im Zentrum am Hauptbahnhof) statt?<br />
Ernst Lange hat viel Wert auf die Gemeinde vor<br />
Ort gelegt. 1960 hat er gemeinsam mit Alfred Butenuth<br />
die Ladenkirche am Brunsbüttler Damm in<br />
Berlin-<strong>Spandau</strong> ins Leben gerufen. Die Erfahrungen<br />
dieser Arbeit sind einerseits eingeflossen<br />
in grundsätzliche theologische Überlegungen und<br />
andererseits tradiert in der‚Gemeinde am Brunsbüttler<br />
Damm’, die inzwischen nach dem Zusammenschluss<br />
mit St. Nikolai und Petrus in die<br />
Grunewaldstraße gezogen ist. Das Symposion beginnt<br />
also bewusst in den Räumen der Gemeinde<br />
29
und führt auch an die Wirkungsstätten Ernst<br />
Langes. Nicht zuletzt dient ein solches Symposion<br />
auch der Begegnung und Wiederbegegnung von<br />
Menschen, die im weitesten Sinne von Ernst<br />
Lange geprägt sind.<br />
Es ist uns aber wichtig, das Symposion nicht als<br />
Gedenkveranstaltung zu begreifen – das wäre<br />
auch sicher nicht im Sinne von Ernst Lange – ,<br />
sondern deutlich zu machen, dass seine Beiträge<br />
bis heute über Gemeinde-, ja sogar über Landeskirchengrenzen<br />
hinweg spannend und weiterführend<br />
sind. Und wo könnte das besser geschehen,<br />
als im Herzen von Berlin, im Zentrum am Hauptbahnhof<br />
der Berliner Stadtmission?!<br />
Für welche Themenbereiche erhoffen Sie<br />
sich Impulse von diesem Symposion?<br />
Wir werden in folgenden Themenschwerpunkten<br />
arbeiten und weiterdenken:<br />
„Ernst Lange und die Ökumene“, „Kirchliches<br />
Leitungshandeln“, „Ernst Lange und seine Impulse<br />
für die Religionsdidaktik“, „Von der Sprachschule<br />
des Glaubens“, „Kirche in der Stadt und für die<br />
Stadt“, „Ernst Lange und die Kunst des Predigens“<br />
sowie „Kommunikation des Evangeliums/Gesprächsgottesdienst<br />
und die Gemeinde vor Ort“.<br />
Was hat Sie persönlich bei der Beschäftigung<br />
mit Ernst Lange fasziniert?<br />
Zum einen das Verhältnis von Theorie und Praxis<br />
in seinen Arbeiten und die verständliche, zum<br />
Nachdenken anregende Sprache. Ich kenne<br />
keinen Universitätstheologen, der in diesem Genre<br />
schreibt – Rüdiger Schloz hat es im Vorwort zu<br />
dem Band „Kirche für die Welt“ mit Aufsätzen<br />
Langes treffenderweise als „theologische Essayistik“<br />
bezeichnet, was keinesfalls abwertend gemeint<br />
ist. Für mich ist der interessante und lesbare<br />
Stil Ernst Langes zum einen dem Anliegen geschuldet,<br />
die Leserinnen und Leser (und dabei<br />
hatte er wohl sowohl studierte TheologInnen als<br />
auch interessierte „Laien“ vor Augen) ohne allzu<br />
wissenschaftliche Sprachbarrieren zu erreichen.<br />
Zum anderen hat er aus meiner Sicht mit allen<br />
Arbeiten auch das Gespräch und die Ausein<br />
andersetzung gesucht, und das wirkt sich in seiner<br />
verständlichen, um Kommunikation bemühten<br />
Sprache aus.<br />
Weiterhin finde ich es spannend, wie Ernst Lange<br />
aus seinem Verständnis von Gottesdienst, wie er<br />
es in „Chancen des Alltags“ (1965) entfaltet,<br />
Konsequenzen für alle Ebenen der Gemeindearbeit<br />
zieht. Er unterscheidet hier vier Stufen der<br />
‚bezeugenden Interpretation im Leben der Gemeinde’:<br />
„1. Die Vollversammlung der Gemeinde“<br />
– hier geht es um das „Wort für alle“,<br />
traditionellerweise der Gottesdienst.<br />
„2. Katechumenat“ – in dieser Stufe sollen die Hörenden<br />
selbst an der Übersetzung und Interpretation<br />
des ‚Wortes für alle’ teilhaben; es geht also<br />
um die Sprachfähigkeit der Christen untereinander<br />
und im Gespräch mit Nichtchristen.<br />
„3. mutuum colloquium“ - mit diesem alten Begriff<br />
aus der Seelsorge (wörtlich: beständiges Reden<br />
untereinander) wird das Gespräch untereinander<br />
bezeichnet, in dem aus dem „Wort für alle“<br />
das persönlich zugesprochene „Wort auf den Kopf<br />
zu“ wird. Es geschieht sowohl geplant als auch<br />
unorganisiert.<br />
„4. Gottesdienst im Alltag des Einzelnen als<br />
Ernstfall des Glaubens“ – auf diese Bewährungsprobe<br />
der einzelnen Glaubenden muss die Gemeinde<br />
ihn oder sie vorbereiten. In dieser Stufe<br />
steht die Mission der Kirche auf dem Spiel: kann<br />
sie dem/der Einzelnen bei der Bewältigung des<br />
Alltags helfen?<br />
Auffällig ist, dass auf allen vier Stufen Kommunikationsprozesse<br />
stattfinden. Von hier aus<br />
wird auch der oft zitierte und in der theologischen<br />
Debatte teilweise kritisch aufgenommene Begriff<br />
„Kommunikation des Evangeliums“ erst verständlich.<br />
Wer ist zum Symposion eingeladen?<br />
Alle, die sich von den genannten Themen angesprochen<br />
fühlen, die sich wieder oder neu von<br />
den Gedanken Ernst Langes anregen lassen und<br />
weiterdenken wollen für die eigene Praxis des<br />
Christseins und des kirchlichen Handelns.<br />
Nähere Informationen zum Symposion:<br />
Es findet 29.4. bis 1. 5. 2007 in Berlin-<strong>Spandau</strong> und im Tagungszentrum am Hauptbahnhof der Berliner<br />
Stadtmission statt. Anmeldungen werden ab sofort in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai entgegengenommen<br />
(Fax. 030/35 30 39 55; E-Mail: gemeindebuero@nikolai-spandau.de).<br />
Weitere Auskünfte erteilen<br />
Pfarrer Karsten Dierks Tel. 030/66 65 30 43<br />
Pfarrerin Barbara Deml-Groth Tel. 030/33 09 94 402<br />
www.ernst-lange-symposion.de<br />
30
HALLO – ICH BIN DIE NEUE IN ST. NIKOLAI!<br />
Mein Name ist Christine Schlund,<br />
und seit dem 1. September bin ich als<br />
Pfarrerin in der Kirchengemeinde St.<br />
Nikolai tätig. Am 17. September wurde<br />
ich dort in einem feierlichen Gottesdienst<br />
durch Pfarrerin Christine Pohl<br />
eingeführt, und jetzt, im November,<br />
fühle ich mich schon mittendrin im<br />
Trubel unserer vielfältigen Gemeinde –<br />
und auch im spezifischen <strong>Spandau</strong>er<br />
„feeling“, von dem ich nicht gedacht<br />
hätte, dass ich es mir nach 15 Jahren Kreuzberg<br />
so schnell würde aneignen können.<br />
Ursprünglich komme ich aus Bayern, genauer gesagt<br />
aus Unterfranken. Nach meinem Theologieund<br />
Orientalistik - Studium in München, Bologna<br />
und Berlin, war ich Vikarin in Rom und in der<br />
Kreuzberger Emmaus–Ölberg-Kirchengemeinde.<br />
Dieser Gemeinde bin ich auch über das Vikariat<br />
hinaus durch einen Predigtauftrag und zahlreiche<br />
Aktivitäten im Bereich der Kinder- und Familienarbeit<br />
verbunden geblieben. Als ich nach dem<br />
zweiten Examen als bayrische Pfarrerin in der Berlin-Brandenburgischen<br />
Landeskirche keine Aussicht<br />
auf eine Anstellung hatte, aber unbedingt in<br />
Berlin bleiben wollte, ergriff ich die Möglichkeit, an<br />
der<br />
Humboldt-Universität eine Assistentinnenstelle<br />
im Bereich der neutestamentlichen<br />
Exegese anzutreten.<br />
Fast acht Jahre war ich dort in Forschung<br />
und Lehre tätig und habe in dieser Zeit<br />
eine Dissertation über den jüdischen Hintergrund<br />
des Johannesevangeliums geschrieben.<br />
Nach meiner Promotion zog es<br />
mich aber wieder in die theologische Praxis,<br />
und so war ich sehr froh, dass es<br />
dieses Jahr mit der Anstellungsfähigkeit als<br />
Berliner Pfarrerin geklappt hat und ich gleich eine<br />
Stelle an einer so besonderen und traditionsreichen<br />
Kirche bekommen habe. Aber nicht nur das<br />
Kirchengebäude hat mich in die St. Nikolai-Gemeinde<br />
gelockt: Die Vielfalt der Erfahrungen und<br />
Gottesdienstformen, die in die jetzige, aus „Alt-Nikolai“<br />
Petrus und der Ladenkirche fusionierten Gemeinde<br />
eingegangen sind und das Gemeindeleben<br />
prägen, hat mich mindestens genauso gereizt.<br />
Seit zwei Monaten leben ich nun mit meinem<br />
Mann und unseren drei Kindern (6, 9 und 12 Jahre<br />
alt) am Reformationsplatz. Noch gibt es jeden<br />
Tag etwas Neues zu entdecken und neue Menschen,<br />
denen ich begegne. Eigentlich wünsche ich<br />
mir, dass das so bleibt.<br />
HONORIS CAUSA: CHRISTIAN BARTOLF<br />
Sechzehn Jahre lang hat Christian Bartolf<br />
tausende sich mit der Einberufung auseinandersetzende<br />
junge Männer beraten – nicht<br />
selten auch die Eltern oder Partnerinnen. Die<br />
KDV-Beratung erwies sich als kontinuierlich nötig<br />
für junge Menschen aus Berlin und Brandenburg,<br />
auch als wir lange schon das Ende der Wehrpflicht<br />
sahen. Und weil die Wehrgerechtigkeit mehr und<br />
mehr abhanden kam, geriet die Beratung angesichts<br />
von Unsicherheiten um Ausbildung und Beruf<br />
oft zur Hilfe für die Lebensplanung der jungen<br />
Leute. Aufgrund seiner Kompetenz für die internationalen<br />
Dimensionen von Problemen um die<br />
Kriegsdienstverweigerung konnte Christian Bartolf<br />
auch selbst bzw. in der Elterngeneration Zugewanderte<br />
junge Menschen beraten. Sein Rat<br />
wurde darüber hinaus auch von aktiven Soldaten<br />
mit Verweigerungsfragen gesucht, und er konnte<br />
in akuten Fällen fachgerecht Wege weisen.<br />
Anstellungsträger waren seit 1991 nacheinander<br />
der Kreiskirchenrat, das Ökumenische Zentrum<br />
e.V., wieder der Kreiskirchenrat und schließlich die<br />
Gemeinde zu Staaken. Finanzielle und arbeitsrechtliche<br />
Zwänge sowie die bekannte Unwägbarkeiten<br />
um die Zukunft der Wehrpflicht waren<br />
die Ursachen der jeweils nur zeitlich begrenzten<br />
Arbeitsverträge.<br />
Im Laufe der Jahre hat sich Christian Bartolf bei<br />
ursprünglich weiter gefassten Stelle immer mehr<br />
auf seine große Stärke, die Beratung, konzentriert.<br />
Wir danken ihm für 16 Jahre kompetenter<br />
Beratungsarbeit, die jungen Menschen in<br />
ethischen Fragen und bürokratischen Problemen<br />
Lebenshilfe geleistet und auch zu einem friedensethischen<br />
Gesicht der Evangelischen Kirche<br />
beigetragen hat. Honoris causa würde ich Christian<br />
gerne den doctorus consulationis, den Gelehrtentitel<br />
der Beratung verleihen. Diesen Titel<br />
gibt es aber nicht, und der <strong>Kirchenkreis</strong> hat für<br />
solche Wesen keine Dauerstelle. Die Möglichkeiten<br />
sind bei unveränderter Lage erschöpft. Mit gemischten<br />
Gefühlen wünschen wir ihm, auch im<br />
Gebet, eine gute Zukunft.<br />
Klaus Wiesinger<br />
P.S. Bei Redaktionsschluss hat die Landessynode,<br />
die sich mit einem Antrag zur Finanzierung einer<br />
landeskirchlichen KDV-Beratung in einer geeigneten<br />
Form, noch nicht getagt. Der Vorgang wird<br />
dauern.<br />
31
FORTBILDUNGEN ARBEITSSTELLE FÜR BERATUNG UND ZUSAMMENARBEIT 2007<br />
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den <strong>Spandau</strong>er Kirchengemeinden und im <strong>Kirchenkreis</strong>,<br />
das Jahr geht zu Ende und schon ist es an der Zeit, das neue Jahr in den Blick zu nehmen. Ich möchte Sie<br />
auf drei Fortbildungs- bzw. Supervisionsangebote aufmerksam machen. Mit der Veröffentlichung im Rundbrief<br />
haben Sie die Möglichkeit, sich mögliche Termine vorzumerken und rechtzeitig anzumelden. Zeitnah<br />
werde ich nochmals mittels Flyer auf aktuelle Fortbildungen hinweisen.<br />
1. Die/Der GKR-Vorsitzende in Leitungsverantwortung: Fünf Themenabende für GKR-Vorsitzende<br />
GKR-Vorsitzende tragen große Leitungsverantwortung und verfügen über weitreichende Kompetenzen in<br />
der Gemeinde. Die Aufgaben reichen von der Gesprächs- und Sitzungsleitung bis hin zu geschäftsführenden<br />
Aufgaben und der Entscheidungshoheit in den Wochen zwischen den GKR-Sitzungen. An fünf<br />
Abenden haben Sie die Möglichkeit, Ihre Erfahrungen übergemeindlich auszutauschen und sich gegenseitig<br />
in der Bewältigung Ihrer Aufgaben zu unterstützen und zu stärken. Die Themenabende haben<br />
folgende Schwerpunkte: 1. Gesprächs- und Sitzungsleitung, 2. Geschäftsführung, 3. Zusammenarbeit<br />
mit der/ dem Pfarrer/in, 4. gelingende Kommunikation im GKR/in der Gemeinde, 5. Umgang mit schwierigen<br />
Gesprächspartnern/Situationen.<br />
Termine: 30.01., 13.02., 27.02., 13.03. und 27.03.2007, 18.30 – 21.30 Uhr<br />
Anmeldung bis 23.01.2007<br />
2. Supervision für Gemeindekirchenräte<br />
Der GKR leitet die Gemeinde und hat die Entscheidungshoheit über die Gemeindebelange. Die Grundordnung<br />
gibt zwar eine Orientierung, welche Aufgaben der GKR zu bewältigen und worüber er zu entscheiden<br />
hat, unklar bleiben oft Rolle, Aufgaben und Entscheidungsbefugnisse des einzelnen GKR-Mitgliedes.<br />
Nicht zuletzt gestaltet sich das Miteinander zwischen GKR und Pfarrer/in nicht immer einfach vor<br />
dem Hintergrund nicht eindeutiger bzw. fehlender Vereinbarungen. Diese Unklarheiten führen allzu oft<br />
zu Spannungen im GKR selbst, aber auch in der Zusammenarbeit mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern. Die Supervision eröffnet die Möglichkeit der kollegialen Beratung und des<br />
Erfahrungsaustausches auf der einen Seite und der kritischen Reflexion von gemeindlichen Situationen/<br />
persönlichem Verhalten auf der anderen Seite. Die Supervision hat zum Ziel, die mit dem GKR-Ehrenamt<br />
verbundenen Aufgaben besser zu bewältigen und die individuellen Handlungsmöglichkeiten zu erweitern.<br />
Termine:<br />
1. Halbjahr: 08.03., 29.03., 19.04., 08.05., 31.05. und 21.06.2007, 19 – 21 Uhr<br />
Bei Bedarf können weitere Termine vereinbart werden.<br />
Anmeldung bis 28.02.2007<br />
Die beiden obigen Seminare finden in Kooperation mit dem Amt für kirchliche Dienste statt. Sie sind offen<br />
für alle GKR-Vorsitzende/GKR-Mitglieder der EKBO. Bei hoher Nachfrage können zusätzliche Gruppen eingerichtet<br />
werden. Für beide Seminare gilt:<br />
Veranstaltungsort:<br />
Amt für kirchliche Dienste, Goethestraße 26-30, 10625 Berlin, Frau Wittkopf,<br />
und Anmeldung Tel. 030/3191-215, Fax 030/3191-283, E-Mail gemeinde@bildungswerk-ekbo.de.<br />
Leitung<br />
Zielgruppe zu 1.<br />
Zielgruppe zu 2.<br />
Ingrid Schildknecht, Diplom-Pädagogin, Supervisorin, systemische Beraterin.<br />
GKR-Vorsitzende aus <strong>Spandau</strong>er Kirchengemeinden; die Teilnahme ist kostenlos<br />
GKR-Vorsitzende aus Gemeinden/<strong>Kirchenkreis</strong>en der EKBO;<br />
Kosten für sechs Sitzungen: € 60,--.<br />
Gemeindekirchenräte aus dem <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>; Teilnahme ist kostenlos<br />
Gemeindekirchenräte aus Gemeinden/<strong>Kirchenkreis</strong>en der EKBO, Kosten € 5,- pro<br />
Themenabend. Es ist möglich, sich zu einzelnen Themenabenden anzumelden.<br />
32
3. „Unterwegs zu Menschen“ - Reflexionsgruppe für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in Besuchsdiensten<br />
Immer mehr Kirchengemeinden machen sich auf den „Weg zu Menschen“ und richten Besuchsdienste<br />
ein. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besuchen Gemeindeglieder oder Neuzugezogene,<br />
machen Geburtstags-, Jubiläums- und/oder Krankenbesuche. Menschen, die andere Menschen<br />
aufsuchen, um im kirchengemeindlichen Auftrag Unterstützung und Begleitung, Gespräch und<br />
Seelsorge, anzubieten, sind oft „schwierigen“ Situationen und „schwierigen“ Gesprächspartnern ausgesetzt.<br />
Die Kontaktaufnahme gestaltet sich schleppend, es schleicht sich das Gefühl ein, nicht „Willkommen“<br />
zu sein, einige zu Besuchende reagieren mit Abwehr oder Aggressionen, andere wiederum stehen<br />
der Kirche zwiespältig gegenüber oder sind emotional sehr bedürftig. Was ist zu tun, wie können Besuchsdienstler/innen<br />
in kritischen Situationen reagieren, mit Konflikten umgehen, Kontakte gestalten,<br />
Nähe und Distanz gut ausbalancieren? Die Reflexionsgruppe eröffnet die Möglichkeit, sich kollegial auszutauschen,<br />
die gemachten Besuche zu reflektieren und darüber zu beraten, was die nächsten Schritte<br />
sein können. Im Mittelpunkt steht die Reflexion des persönlichen Verhaltens und die Stärkung der Kommunikationsfähigkeit<br />
bzw. Gesprächskompetenz.<br />
Leitung: Ingrid Schildknecht<br />
Termine: dienstags: 15.05., 05.06., 03.07., 04.09., 09.10. und 06.11.2007, 9 – 11 Uhr<br />
Anmeldung bis 04.05.2007<br />
Veranstaltungsort:<br />
Arbeitsstelle für Beratung und Zusammenarbeit, Obstallee 22e, 13593 Berlin,<br />
Zielgruppe: Haupt- und Ehrenamtliche in Besuchsdiensten im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>;<br />
die Teilnahme ist kostenlos<br />
4. Zum Schluss möchte ich noch auf drei Kurse im 2. Halbjahr 2007 hinweisen. Termine und<br />
Veranstaltungsorte stehen noch nicht fest. Sie werden rechtzeitig noch vor der Sommerpause<br />
über Rundbrief und Flyer informiert und sind dann eingeladen, sich anzumelden:<br />
<br />
<br />
<br />
Ende August/Anfang September 2007 werde ich – wie immer, wenn GKR-Wahlen anstehen - zu<br />
einem Informationsabend für GKR-Kandidaten zum Thema „Was macht eigentlich ein GKR –<br />
was kommt da auf mich zu?“ einladen.<br />
Ebenfalls nach den Sommerferien wird es in Zusammenarbeit mit der AG Ehrenamt ein Wochenende<br />
geben zum Thema „Ehrenamtliche gewinnen, begleiten, fördern: Wie kann das gehen?“<br />
Auf der Grundlage der überarbeiteten und neu herausgegebenen Leitlinien für Ehrenamtliche sollen<br />
kreativ Ideen und Strategien entwickelt werden, wie eine attraktive Gemeindesituation geschaffen<br />
werden kann, damit interessierte Menschen, Christen und Christinnen, Lust entwickeln, sich in einer<br />
Kirchengemeinde zu engagieren und kontinuierlich mitzuarbeiten.<br />
Im Oktober 2007 wird an zwei dreistündigen Abenden das Thema „Personalentwicklung in Kirchengemeinden:<br />
Der GKR als Arbeitgeber – der GKR in Personalverantwortung“ zur<br />
Diskussion gestellt. Es werden entsprechende fachkundige Referenten hierzu eingeladen.<br />
Sie können jederzeit Ihr Interesse auch an diesen Kursen durchaus schon jetzt bei mir kundtun. So kann ich<br />
besser planen und sehen, ob und wie viel Bedarf ist. Grundsätzlich möchte ich darauf hinweisen, dass alle<br />
kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong> bei mir nach Supervision anfragen<br />
können, sei es in Form von Einzel-, Gruppen- oder Teamgesprächen. Rufen Sie mich einfach an.<br />
Ich freue mich auf Ihre Anmeldungen<br />
Ingrid Schildknecht, Arbeitsstelle für Beratung und Zusammenarbeit Obstallee 22 E, 13593 Berlin,<br />
Tel. 030/332 52 20, Fax 030/364 046 14, E-Mail ingrid_schildknecht@web.de<br />
33
BERICHT ÜBER DIE GEMEINSAME KLAUSUR VON KREISKIRCHENRAT UND KOLLEGIUM VOM 22.<br />
– 24. SEPTEMBER IN WAREN/MÜRITZ<br />
Am Freitagnachmittag erreichten die Teilnehmenden<br />
in kleinen PKW-Fahrgemeinschaften<br />
die mitten im Wald gelegene Europäische Akademie<br />
Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Nach dem Abendessen und der Andacht von<br />
Herrn Pfr. Ehrhardt stiegen wir sogleich in die umfangreiche<br />
Tagesordnung ein.<br />
Das erste Thema war die "Satzung der Kreissynode".<br />
Der von Herrn Berndt erarbeitete<br />
Entwurf wurde durchgearbeitet, um ihn auf der<br />
Kreissynode zur Verabschiedung vorlegen zu<br />
können.<br />
Danach traf sich die Visitationsgruppe und sprach<br />
über den bisherigen Verlauf der Visitation in der<br />
Nathan-Söderblom-Gemeinde. Die Protokolle<br />
wurden zur Vorbereitung des Visitationsberichtes<br />
gesichtet und der weitere Verlauf der Visitation<br />
besprochen.<br />
Am Sonnabend gab uns Herr Berndt nach der Andacht<br />
von Pfrn. Schnell-Fechner einen kurzen<br />
Überblick über die Entwicklung der<br />
kreiskirchlichen Finanzen. Er stellte fest, dass<br />
das geplante Ergebnis für 2006 voraussichtlich erreicht<br />
werden wird.<br />
Inzwischen liegt auch der Entwurf für ein neues<br />
Anteilsgesetz vor, das ab 2008 gelten soll. Es<br />
wird den <strong>Kirchenkreis</strong>en bis zum Jahresende 2006<br />
zur Stellungnahme vorgelegt werden. Ein wesentlicher<br />
Bestandteil wird die Integration des Stellenplangesetzes<br />
sein.<br />
Bei den Visitationen der Melanchthon- und der<br />
Nathan-Söderblom-Gemeinde wurde deutlich, wieviele<br />
Ressourcen des <strong>Kirchenkreis</strong>es die Instandsetzung<br />
und bauliche Unterhaltung der Gebäude<br />
binden würde. Vor diesem Hintergrund hat<br />
eine Fortschreibung der Gebäudebedarfsplanung<br />
im <strong>Kirchenkreis</strong> eine große Bedeutung.<br />
Sie soll alsbald in Angriff genommen werden.<br />
Auf der Klausur im Juni 2005 hatten wir uns u.a.<br />
mit den Themen Jugendarbeit und Diakonie<br />
beschäftigt und beschlossen, dass an diesen<br />
Themen weiter gearbeitet werden soll - insbesondere<br />
auch vor dem Hintergrund sinkender Einnahmen<br />
und Mitgliederzahlen in den nächsten<br />
Jahren. So haben wir diese Themen natürlich<br />
wieder auf der Tagesordnung gehabt und zunächst<br />
Rückblick gehalten auf die Klausur 2005,<br />
das Pastoralkolleg 2006, die Arbeit im Pfarrkonvent,<br />
die inzwischen erfolgte Weiterarbeit an<br />
diesen Themen und die Ergebnisse der Visitationen.<br />
Wie auf dem Pastoralkolleg ging es um die Frage,<br />
wie die Zukunft bei sinkenden Ressourcen<br />
gestaltet werden kann. In Zukunft wird nicht mehr<br />
in jeder Gemeinde die ganze Bandbreite kirchlicher<br />
Arbeit angeboten werden können. Da bietet<br />
sich die Bildung von Schwerpunkten für einzelne<br />
Arbeitszweige in den Regionen/im <strong>Kirchenkreis</strong><br />
an. Dies könnte das Absterben ganzer<br />
Arbeitszweige im <strong>Kirchenkreis</strong> verhindern. In der<br />
Diskussion wurde deutlich, dass wir über die speziellen<br />
Angebote der einzelnen Gemeinden im <strong>Kirchenkreis</strong><br />
nicht genau genug Bescheid wissen.<br />
Dieses Manko muss in der nächsten Zeit unbedingt<br />
aufgearbeitet werden, um gemeindeübergreifende<br />
Schwerpunkte am "richtigen" Standort<br />
zu positionieren und die vorhandenen Mittel<br />
"richtig" einzusetzen.<br />
Bei der Visitation der Melanchthon-Gemeinde ist<br />
deutlich geworden, dass eine dringend notwendige<br />
Renovierung des Gemeindehauses viele<br />
Ressourcen des <strong>Kirchenkreis</strong>es binden wird. Gemeinsam<br />
mit dem <strong>Kirchenkreis</strong> muss deshalb<br />
überlegt werden, wie der Gemeindeaufbau fortgesetzt<br />
werden kann und in welcher Gestalt ein sozialdiakonischer<br />
Schwerpunkt für die Wilhelmstadt<br />
dort etabliert werden kann. Eine solche<br />
Schwerpunktbildung würde der demografischen<br />
Situation der Wilhelmstadt Rechnung<br />
tragen und die notwendige große Finanzzuweisung<br />
rechtfertigen.<br />
Die Nathan-Söderblom-Gemeinde soll gewonnen<br />
werden, sich an diesen konzeptionellen Überlegungen<br />
für die Wilhelmstadt zu beteiligen.Eine<br />
aufwändige Renovierung des Gemeindehauses der<br />
Melanchthon-Gemeinde muss unbedingt auch der<br />
Regionalisierung und Zusammenarbeit dienen.<br />
muss.<br />
Auf Landesebene gibt es inzwischen Versuche,<br />
eine "Jugendkirche" zu etablieren. Auf der Basis<br />
der dort gewonnenen Erkenntnisse soll über eine<br />
"Jugendkirche im <strong>Kirchenkreis</strong>" mit einem zentralen<br />
Ort für spezifische Veranstaltungen weiter<br />
nachgedacht werden. Zunächst sollen die zuständigen<br />
Gremien im <strong>Kirchenkreis</strong> (z.B. Kreisjugendpfarrer,<br />
Ajax...) ihre Positionen zu diesem Thema<br />
klären. Dazu wird es auch nötig sein, die gesamte<br />
Situation der Jugendarbeit in den Gemeinden und<br />
im <strong>Kirchenkreis</strong> zu betrachten. Am Ende ausführlicher<br />
Diskussionen stand: "Es sind noch viele<br />
Voraussetzungen für die Etablierung eines<br />
"Zentrums Jugend" zu klären." Stoff genug also<br />
für weitere Klausuren....<br />
Die diesjährige Klausur ging am Sonntag nach<br />
dem Gottesdiestbesuch in der Warener St. Marienkirche<br />
zu Ende.<br />
Bärbel Dombrowsky<br />
34
VON MITARBEITERINNEN UND MITARBEITERN<br />
Dienstbeendigung<br />
Frau Christina Holzhey Sekretärin zum 31. 01. 07 St. Nikolai<br />
Frau Katharina Draeger Gemeindehelferin zum 30. 09. 06 Siemensstadt<br />
Frau Monika Seltsam Mitarbeiterin im zum 31.12.06 Nathan-Söderblom<br />
Gemeindebüro<br />
KIRCHLICHE DIENSTE IN SPANDAU<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Andrea Laug<br />
Tel. 351 08 636<br />
laug.kirchenkreis-spandau@web.de<br />
Jüdenstr. 37, 13597 Berlin<br />
Fax 333 35 88<br />
Amt für Jugendarbeit, 13583 Berlin, Seegefelder Str. 116 Tel. und Fax 372 19 40 ajaks@t-online.de<br />
Arbeitsstelle für Beratung und Zusammenarbeit,<br />
Tel. 332 52 20<br />
ingrid_schildknecht@web.de<br />
13593 Berlin, Obstallee 22 E<br />
Fax 364 046 14<br />
Diakonie-Station <strong>Spandau</strong> gGmbH,<br />
Tel. 3539 17-11<br />
diakoniespandau@web.de<br />
Jüdenstr. 33, 13597 Berlin<br />
Fax 333 50 96<br />
Fachberatung für Arbeit mit Kindern, Renata Fandré<br />
Tel. 74 733 733<br />
ladenbüro.amk@berlin.de<br />
Büro Jüdenstr. 30, 13597 Berlin<br />
Fax 333 35 88<br />
Diakonie und Caritas<br />
Beratung & Lebenshilfe e.V.<br />
Hasenmark 3, 13585 Berlin<br />
Tel. 331 30 21<br />
Fax 331 30 22<br />
ASD<strong>Spandau</strong>@web.de<br />
Ev. Johannesstift Berlin<br />
Psychologische Beratungsstelle<br />
Kirchhofstr. 30, 13585 Berlin<br />
Treffpunkt Regenbogen<br />
Lynarstr. 9, 13585 Berlin<br />
Arbeitslosen-, Sozialhilfe, Hartz-IV-Beratung<br />
Schuldner- und Insolvenzberatung<br />
Krankenseelsorge<br />
Havelhöhe,<br />
Pfrn. Gerlinde Schnell-Fechner<br />
Hohengatow,<br />
Marlene Beilig-Eckart<br />
Krankenhaus Lynarstr., Pfrn. Karin Steinberg<br />
Ev. Waldkrankenhaus, Pfr. Dr. Thomas Beelitz<br />
Fachberatung für Kindertageseinrichtungen<br />
Dipl.Pädagogin Susanne Goldschmidt-Ahlgrimm<br />
Büro (mit Anrufbeantworter) in der Paul-Gerhardt-Gemeinde,<br />
13589 Berlin, Im Spektefeld 26<br />
Arbeitsstelle für Evangelischen Religionsunterricht im Bezirk<br />
<strong>Spandau</strong> (ARU), Kirchhofstr. 20, 13585 Berlin<br />
Tel. 336 14 29<br />
Fax 355 03 299<br />
Tel. 336 10 36<br />
Tel. 336 30 53<br />
Tel. 365 012 63<br />
Tel. 365 08-286<br />
Tel. 338 70-2626<br />
Tel. 3702 2055<br />
Tel. 373 50 60<br />
Fax 373 91 86<br />
Tel. 336 21 42<br />
Fax 336 22 07<br />
BS.<strong>Spandau</strong>@Johannesstift-Berlin.de<br />
susanne.goldschmidt@berlin.de<br />
ARU<strong>Spandau</strong>@aol.com<br />
Web-Adresse des <strong>Kirchenkreis</strong>es <strong>Spandau</strong>: www.kirchenkreis-spandau.de<br />
E-Mail-Anschrift: ev.kirchenkreis-spandau@web.de<br />
ANGEBOT ZUR SEGELTÖRN 2007<br />
IN DER „DÄNISCHEN SÜDSEE“<br />
VON FREITAG, 13. JULI BIS FREITAG, 27. JULI 2007<br />
FÜR JUGENDLICHE AB 13 JAHRE AUFWÄRTS<br />
Auch diese Sommerreise bietet wieder Abenteuer und Erlebnisse der besonderen<br />
Art. Wir leben auf einem Segelschiff „ALBERTA“ für 14 Tage.<br />
Es sind keine Segelkenntnisse notwendig.<br />
Der Festpreis für den Teilnehmer beträgt 490,00 € *<br />
Diakon Wolfgang Pippke und Team<br />
Ansprechpartner ist Diakon Wolfgang Pippke in der Ev. Kirchengemeinde Kladow. Erreichbar zu<br />
den Öffnungszeiten des Kirchenbüros und beim wöchentlichen Jugendtreff, dienstags ab 19.00<br />
Uhr im Gemeindehaus, Kladower Damm 369, 14089 Berlin. Unter folgenden Rufnummern bitte ich<br />
dich, Name, Alter, Adresse und Rufnummer zu hinterlassen:(Gemeinde 365 59 85; privat 3016<br />
100; mobil 0160 4321 434) Rückruf garantiert.<br />
* Der Preis und das Teilnehmeralter sind verhandelbar.<br />
35
GEMEINDEN DES KIRCHENKREISES SPANDAU<br />
GEMEINDE TELEFON EMAIL-ANSCHRIFT<br />
Am Groß-Glienicker See, Waldallee 3, 14089 Berlin 365 47 79 werner.schoenfisch@t-online.de<br />
Gatow, Plievierstr. 3, 14089 Berlin 361 80 95 pfr.hoffmann@dorfkirche-gatow.de<br />
Jeremia-Kirchengemeinde, Burbacher Weg 2,<br />
13583 Berlin<br />
372 30 85<br />
Kladow, Kladower Damm 369, 14089 Berlin 365 59 85 ev.kirche-kladow@gmx.de<br />
Klosterfelde, Seegefelder Str. 116, 13583 Berlin 372 28 63 buero@gemeinde-klosterfelde.de<br />
Luther, Lutherplatz 3, 13585 Berlin, 335 90 24 info@luthergemeinde-spandau.de<br />
Melanchthon, Pichelsdorfer Str. 79, 13595 Berlin 361 34 26 info@melanchthon-kirche.de<br />
Nathan-Söderblom, Ulrikenstr. 7-9, 13581 Berlin 351 029 19 soederblom@web.de<br />
Paul-Gerhardt, Im Spektefeld 26, 13589 Berlin 373 62 53 paulgerhardtgemeinde@gmx.de<br />
Siemensstadt, Schuckertdamm 338, 13629 Berlin<br />
GT Dreieinigkeit, An der Mäckeritzbrücke 4,<br />
13629 Berlin<br />
St. Nikolai, Havelstr. 16, 13597 Berlin<br />
GT Petrus-Kirche und Ladenkirche, Grunewaldstr. 7<br />
13597 Berlin<br />
Staaken-Gartenstadt, Beim Pfarrhof 40, 13591 Berlin<br />
Weinbergkirchengemeinde<br />
GT Laurentius, Heerstr. 367, 13593 Berlin<br />
GT Pichelsdorf, Jaczostr. 52-54, 13595 Berlin<br />
Wichern-Radeland<br />
GT Wichern, Wichernstr. 14-21, 13587 Berlin<br />
GT Radeland, Schwanter Weg 3, 13589 Berlin<br />
Zu Staaken<br />
GT Alt-Staaken, Hauptstr. 12, 13591 Berlin<br />
GT Zuversichtskirche, Brunsbütteler Damm 312,<br />
13591 Berlin<br />
GT Heerstr. Nord, Obstallee 22 E, 13593 Berlin<br />
381 24 55<br />
334 38 80<br />
333 56 39<br />
333 69 60<br />
331 60 90<br />
Johannesstift, Schönwalder Allee 26, 13587 Berlin 336 09-592 christel-smettons@johannesstiftberlin.de<br />
buero@ev-gemeinde-siemensstadt.de<br />
gemeindebuero@nikolai-spandau.de<br />
366 21 75 pfarrer@staagart.de<br />
334 17 71 angela.bleschke@t-online.de<br />
361 42 83<br />
361 90 73 pichelsdorf@hotmail.com<br />
335 42 44<br />
375 53 79<br />
363 26 03<br />
366 10 07<br />
Weihnacht, Haselhorster Damm 54/58, 13599 Berlin<br />
gemeinde_buero@wichern-radelandgemeinde<br />
staaken-dorfkirche@web.de<br />
staaken-zuversichtskirche@web.de<br />
staaken-heerstr.nord@web.de<br />
363 71 00<br />
Zuflucht, Westerwaldstr. 16-18, 13589 Berlin 372 25 23 info@evangelische-zufluchts-kirchengemeinde.de<br />
www.kirchenkreis-spandau.de<br />
Impressum<br />
Rundbrief für den Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>, herausgegeben vom Kollegium im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>,<br />
Jüdenstr. 37, 13597 Berlin, Telefon 333 69 21, E-Mail: rundbrief.kirchenkreis-spandau@web.de<br />
In der Redaktion arbeiten mit: Ulrike Elles, Susanne Goldschmidt-Ahlgrimm, Ingrid Schildknecht, Christine Pohl und<br />
Andrea Laug (verantwortlich für diese Ausgabe).<br />
Technische Ausführung: Waltraut Nitsche, Knut Kurtz<br />
Bankverbindungen: Ev. <strong>Kirchenkreis</strong>verband Berlin Nord-West<br />
Postbank Berlin, Kto.-Nr. 7724-104 (BLZ 100 100 10)<br />
Berliner Bank AG, Kto.-Nr. 2101911800 (BLZ 100 20 00)<br />
Stichwort: <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong> - Rundbrief -<br />
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