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RUNDBRIEF - Kirchenkreis Spandau

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<strong>RUNDBRIEF</strong><br />

Thema: Sozialdiakonie<br />

u.a. Interview mit Bezirksstadträtin<br />

U. Meys<br />

ab Seite 3<br />

Mangel verwalten – Zukunft<br />

gestalten – Spaß<br />

daran haben<br />

ab Seite 12<br />

Religionsunterricht:<br />

Diakonisches Lernen<br />

Sorge um die Oberschule<br />

ab Seite 20<br />

Weihnachtssterne direkt aus Südafrika – Mehr dazu auf den Seiten 24-26.<br />

Zu kaufen gibt es die Sterne aus dem AIDS-Projekt in Themba Labantu im 3.Welt-Laden am Reformationsplatz,<br />

im Eine-Welt-Laden der Kirchengemeinde Siemensstadt und auf den Weihnachtsbasaren<br />

der Kirchengemeinden. Größere Bestellungen für Gottesdienste und Basare über das Amt<br />

für Jugendarbeit Tel. 372 19 40.<br />

Dezember 2006 – Februar 2007


Dezember 2006 – Februar 2007 ER STÖSST GEWALTIGE VOM THRON UND<br />

ERHÖHT NIEDRIGE<br />

Diese Worte am Anfang des Lukasevangeliums<br />

(Lk 1, 52) umreißen die gesellschaftliche Dimension<br />

dessen, was sich, anfangs ganz klein, von<br />

Bethlehem aus „begeben“ wird. Die Worte kommen<br />

vom Rande her, sind Teil des Lobgesangs<br />

der Maria, nicht der Jünger und schon gar nicht<br />

des Herrn Petrus. Und doch kommen sie aus der<br />

Mitte, der Mitte der biblischen Botschaft. Es sind<br />

zitierte Worte aus den Psalmen und anderen<br />

biblischen Büchern. Marias biblische Sprache<br />

schildert nicht Ereignisse – die „Gewaltigen“ saßen<br />

und sitzen ja noch recht gut – sondern hat einen<br />

vertrauenden prophetischen Geist: Weil es sich<br />

mit den Gewaltigen und mit den Niedrigen so begeben<br />

wird, können wir jetzt schon so reden und<br />

handeln. In diesem Geist kann dann zuversichtlich<br />

erzählt werden, was sich zu der Zeit des gewaltigen<br />

Augustus im geringen Bethlehem unter<br />

niedrigen Zeugen „begab“. Gleich begeistert mit<br />

gleicher Leidenschaft für die Geringen soll das<br />

heute weitererzählt und weiter gehandelt werden.<br />

Aber kann man denn heute im Tageslicht, nicht<br />

nur in einer Heiligen Nacht, noch so reden? Die<br />

Einwände lauten etwa: Leistung ist nötig - am<br />

Arbeitsplatz, im Land, auf dem Weltmarkt, in der<br />

Schule, im Kindergarten schon. Deutschland -<br />

Land der Erfinder, nicht der Empfänger. Innovation,<br />

nicht Versorgung, lautet die Devise. Man kann<br />

nicht an Niedrige, an Arme, Schwache, Langsame<br />

schon verteilen, was noch gar nicht erarbeitet ist,<br />

man kann nicht immer von den Verlierern her<br />

denken. Sonst werden wir global selbst zu solchen.<br />

Leistung macht den Exportmeister.<br />

Dieses Loblied ist, abgesehen von manchem<br />

durchschaubaren Interesse, nötig und wird in<br />

Verantwortung für unser Gemeinwesen und für<br />

die folgende Generation angestimmt. Leben wir<br />

doch, eingestanden oder nicht und freilich in<br />

höchst unterschiedlichem Maße, alle von den Leistungen<br />

unserer Gesellschaft.<br />

Um dieses Loblied auf die Leistung müssen wir<br />

uns jedoch nicht sorgen. Es wird heute öffentlich<br />

unüberhörbar vorgetragen von genug anderen<br />

Persönlichkeiten, Gruppen, Verbänden – auch aus<br />

allerhöchsten Ämtern. Es muss nicht auch ein Lied<br />

des Glaubens werden. Glauben soll anderes zu<br />

bezeugen, im öffentlichen Konzert der<br />

Orientierungen vielmehr mit Maria die Niedrigen<br />

hörbar machen. Das Lied ist eindeutig und<br />

verlangt Parteinahme.<br />

Was dann aus den so verschiedenen Lobliedern<br />

über die Leistung und über die Erhöhung der<br />

Niedrigen wird, ob es einen irgendwie stimmigen<br />

Chor oder schrill bleibende und schlimmer<br />

werdende Dissonanzen geben wird – wer kann<br />

das sagen und wer könnte das leiten? Es bleibt<br />

dem vorbehalten, der erniedrigt und erhöht. Sicher<br />

aber ist dies: Ohne unser Achten auf die<br />

Niedrigen richtet eine nur der Leistung verpflichtete<br />

Gesellschaft die Welt der Menschen insgesamt,<br />

unsere gesamte Mitwelt, zugrunde. Wir Vertrauenden<br />

haben deshalb deutlich Marias, der<br />

Psalmen und der Propheten Stimme zu vertreten.<br />

Diese Erinnerung hat das neue Positionspapier der<br />

EKD ebenso nötig wie die Gesprächsrunden<br />

„Mangel verwalten – Zukunft gestalten“ im <strong>Kirchenkreis</strong>.<br />

Unsere Stimme im Land und global lautet: Wem<br />

nutzen und wen belasten unsere Entscheidungen?<br />

Wie wirken sich unsere Entscheidungen auf die<br />

Armen aus? Räumen wir den Niedrigen eigene<br />

Rechte der Beteiligung ein? Werden sie gebildet,<br />

befähigt? Stärken wir ihre Stimme? Hören und begrüßen<br />

wir sie, wenn sie stärker geworden sind?<br />

Klaus Wiesinger<br />

Die Geburt Christ<br />

ist das göttliche Friedensangebot<br />

für eine verlorene Welt.<br />

P.Lippich<br />

Das ist die Ansage an alle, die den Rundbrief<br />

lesen und darum wünschen wir Ihnen eine<br />

besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />

und ein gutes Jahr 2007.<br />

2


„VERWAHRLOSUNG IST EIN PROBLEM, DAS IN UNSER ALLER VERANTWORTUNG LIEGT“ - Interview<br />

mit Ursula Meys<br />

Seit 1999 ist Ursula Meys Bezirksstadträtin für<br />

Jugend und Familie in <strong>Spandau</strong> und stellvertretende<br />

Bezirksbürgermeisterin. Über Entwicklungen,<br />

Problem und Veränderung der sozialen Situation<br />

in <strong>Spandau</strong> sprachen mit ihr Christine Pohl<br />

und Andrea Laug.<br />

Wie hat sich die Situation von Familien und<br />

Jugendlichen in<br />

<strong>Spandau</strong> seit Ihrem<br />

Amtsantritt verändert?<br />

Man muss differenzieren<br />

zwischen der gesamtgesellschaftliche<br />

Situation<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

und den Veränderung<br />

in <strong>Spandau</strong>. Gesamtgesellschaftlich<br />

hat<br />

sich die Situation der Familien<br />

durch die Harz IV-<br />

Gesetzgebung sehr<br />

verändert. Das sie so<br />

große Auswirkungen<br />

besonders auf Jugendliche<br />

hat, habe ich – haben wir<br />

- nicht so eingeschätzt. Mit der Leiterin des Jobcenters<br />

haben wir eine Vereinbarung getroffen,<br />

wie wir gemeinsam damit umgehen wollen. So<br />

war ihr nicht klar, wann die Jugendlichen aus der<br />

Jugendhilfe herausfallen und dann ihre „Kunden“<br />

werden. Wir haben vereinbart, dass die Mitarbeiterinnen<br />

verstärkt zusammenarbeiten, haben eine<br />

gemeinsame Klausurtagung veranstaltet und begonnen,<br />

wechselseitig zu hospitieren.<br />

Konkret in <strong>Spandau</strong> sind wir in der glücklichen Situation,<br />

dass wir keine einzige Jugendfreizeiteinrichtung<br />

schließen mussten. Die eine, die geschlossen<br />

wurden, war unsere Jugend- und Begegnungsstätte<br />

in der Imchenallee, das war der<br />

Mehrheitswille in der BVV. Wir haben durch eine<br />

fantastische Kooperationsvereinbarung mit der<br />

Stiftung Jona eine Jugendfreizeiteinrichtung an<br />

diesen Träger übertragen. Dadurch bekamen wir<br />

die Möglichkeit, das Personal aus dieser Einrichtung<br />

in andere Einrichtungen zu geben und dadurch<br />

dort die Arbeit zu verstärken.<br />

Es muss doch schwierig gewesen sein, die<br />

Kürzungsvorgaben des Senates möglichst<br />

sozialverträglich umzusetzen?<br />

Der schwierigste Prozess bei den Kürzungsvorgaben<br />

war, die MitarbeiterInnen mit auf den Weg<br />

zu nehmen und ihnen klar zu machen, dass unter<br />

den bisherigen Rahmenbedingungen, nicht falsch<br />

war, was Sie gemacht haben, sondern jetzt andere<br />

Dinge das Richtige sind. Am Schmerzhaftesten<br />

war die Kürzung der Gelder für den Bereich ‚Hilfe<br />

zur Erziehung’. Wir haben damals vor drei Jahren<br />

eine Fallrevision aller rund 500 Stationären Unterbringungen<br />

im Bezirk nach einem festen Kriterienkatalog<br />

vorgenommen und festgestellt, dass<br />

rund 200 Fälle absolut familienersetzend waren,<br />

daran war nicht zu rütteln. Das heißt, weder Mutter<br />

noch Vater konnten die Erziehung<br />

übernehmen. In den anderen Fällen<br />

haben wir uns bemüht, das Restgeld<br />

zielgenauer einzusetzen. Vor der Mittelkürzung<br />

gab es 1500 Fälle ‚Hilfe<br />

zur Erziehung’, jetzt sind es immer<br />

noch 1000 bei 50% weniger Geld.<br />

Wir haben in <strong>Spandau</strong> Gott sei Dank<br />

durch die Mittelkürzungen keinen Fall<br />

von Kindeswohlgefährdung mehr<br />

erlebt als vorher.<br />

Wir haben noch eine große Veränderung<br />

für eine kleinere Gruppe<br />

Familien herbeigeführt, indem wir<br />

kompetenzfördernde Angebote installiert<br />

haben. Das ist ein Versuch,<br />

im Vorfeld der ‚Hilfe zu Erziehung’<br />

schon Familien Angebote zu machen,<br />

wo sie erfahren und lernen können, wie sie ihre<br />

Alltags- und Familienkompetenz stärken können.<br />

Außerdem haben wir uns zwei Modellregionen<br />

herausgeguckt, die Bereiche Wilhelmstadt und<br />

Neustadt, die jeweils 175.000 € erhalten, um<br />

niedrigschwellige Angebote durchführen zu<br />

können. Die kommen sehr, sehr gut an. Ich hätte<br />

gerne, dass wir von dem Modellcharakter wegkommen<br />

könnten und so etwas in all unseren Sozialräumen<br />

anbieten könnten, aber wir haben<br />

leider keine zusätzlichen Mittel dafür zur Verfügung<br />

gestellt bekommen.<br />

Können Sie mit dem Begriff des Unterschichtenproblems<br />

für <strong>Spandau</strong> etwas<br />

anfangen?<br />

So wie er aktuell gebraucht wird, nicht. Ich finde<br />

es nicht so prickelnd, bestimmte Probleme einer<br />

bestimmten Schicht zuzuordnen. Es gibt Familien,<br />

die besondere Probleme haben, ob das sogenannte<br />

Unterschichtprobleme sind, halte ich für fragwürdig.<br />

Nicht alle Menschen, die arm sind, sitzen<br />

Sonntagabend perspektivlos vor dem Fernseher.<br />

Ich kann Ihnen ganz viele Beispiel von Menschen<br />

nennen, die wenig Geld haben, aber trotzdem<br />

wissen, warum sie morgens aufstehen, ihren<br />

Kindern einen roten Faden geben und die Kinder<br />

dazu anleiten, in die Schule zu gehen, pünktlich<br />

zu sein und nicht verwahrlost sind. Wir haben per­<br />

3


spektivelose Jugendliche auch in wohlhabenden<br />

Familien.<br />

Wo in <strong>Spandau</strong> sehen sie denn besondere<br />

Nöte unabhängig von Schichtzugehörigkeit?<br />

Wir haben große Probleme im Bereich der<br />

Neustadt, sie hat andere Probleme durch den hohen<br />

Anteil von Menschen nicht deutscher Herkunft<br />

als die Wilhelmstadt. Kladow weist beispielsweise<br />

darauf hin, dass sie zu wenig Angebote für Kinder<br />

und Jugendliche haben und dort trifft manchmal<br />

auch der Begriff der Wohlstandsverwahrlosung zu.<br />

Gibt es denn Ansätze dieser Verwahrlosung<br />

entgegen zu wirken?<br />

Das ist ein Problem, das in unser aller Verantwortung<br />

liegt. Wir können allein mit öffentlichen<br />

Mitteln nichts erreichen. Wir können nur Anstöße<br />

geben durch unsere Einrichtungen, durch Kompetenzförderung,<br />

durch Angebote der Jugendhilfe in<br />

Kindertagestätten.<br />

Ich nehme gerne das Beispiel der Cola-Dose im<br />

Aufzug. Die wird einen ganzen Tag lang hier im<br />

Aufzug hoch und runter gefahren und keiner fühlt<br />

sich für diese Cola-Dose verantwortlich. Ich finde,<br />

es ist ein Klacks, diese Cola-Dose aufzuheben, obwohl<br />

ein anderer sie hingeschmissen hat. Es gibt<br />

so viele Beispiele: Das Gerangel an der Bushaltestelle<br />

oder im Kaufhaus, keiner lässt den anderen<br />

vor – die Menschen fühlen sich untereinander zu<br />

wenig füreinander verantwortlich. Es gibt viel zu<br />

viele Menschen, die wegschauen und selbst wenn<br />

wir noch X-Millionen Euro mehr in unserem Haushalt<br />

hätten, bliebe die Verantwortung eines Jeden<br />

gefragt.<br />

Wir stellen fest, dass ganz viele Menschen, die<br />

heute Eltern werden, viele Dinge in ihrer Jugend<br />

nicht gelernt haben und da müssen wir ansetzten.<br />

Das pädagogische Prinzip der „Supernanny“ finde<br />

ich gut. Man kann richtig abstrakt in einem Kurs<br />

lernen, dass Kinder pünktliche regelmäßige<br />

Mahlzeiten brauchen. Wenn sie selber nicht erlebt<br />

haben, wie das ist gemeinsame Mahlzeiten<br />

einzunehmen, dann können sie es ihren Kindern<br />

auch nicht vermitteln. Der Begriff „warme<br />

Mahlzeit“ ist für mich doppelt besetzt. Sie muss<br />

nicht unbedingt warm sein, es kommt darauf an,<br />

dass man wenigstens einmal am Tag gemeinsam<br />

mit der Familie am Tisch sitzt, sich darauf freut,<br />

dass man den anderen sieht, sich zuhört, ohne<br />

das der Fernseher nebenbei noch läuft und isst<br />

dabei Brot und Butter. Aber es kommt auf die<br />

menschliche, auf die soziale Wärme an.<br />

Im Bereich Wilhelmstadt haben wir Sportprojekte<br />

mit dem VSJ, da haben wir mit einer Gruppe von<br />

Jugendlichen gezielt Antigewalttrainings durchgeführt<br />

und konnten wir in einigen Fällen nachweisen,<br />

dass wenn wir es nicht gemacht hätten,<br />

wir sie möglicherweise für ziemlich viel Geld stationär<br />

hätten unterbringen müssen.<br />

Welche Ideen haben Sie, wie Kirchengemeinden<br />

unterstützend tätig sein können,<br />

welche Funktion haben sie im Bezirk?<br />

Wir treffen uns ja einmal im Jahr regelmäßig mit<br />

dem <strong>Kirchenkreis</strong>, aber mir kam die Idee, ob wir<br />

nicht, wenn wir größere Projekte angehen, schon<br />

früh das gemeinsame Gespräch suchen sollten,<br />

sowohl in der Entstehungsphase einer Idee, als<br />

auch in der Umsetzung.<br />

Wir kooperieren ja schon. In der Wilhelmstadt geben<br />

wir über die Berliner Tafel, täglich Essen an<br />

Jugendliche aus. Die nötigen Zutaten zum Kochen<br />

wie Salz und bekommen wir über eine Spende aus<br />

der Kirche, da könnte man natürlich noch mal<br />

über weitere Kooperationsformen nachdenken.<br />

Fühlen Sie sich einer Gemeinde zugehörig?<br />

Nein, was ich bedauere. Mir wurde zwar einmal<br />

eine GKR-Kandidatur angeboten, die konnte ich<br />

aber nicht annehmen, da ich nicht konfessionell<br />

gebunden bin. Ursprünglich bin ich katholisch erzogen<br />

worden und meine Tochter ist auch in den<br />

Religionsunterricht gegangen.<br />

Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft und ihren<br />

Mut für das politische Amt?<br />

Ich glaube, dass ich den Großteil meiner Kraft<br />

aus der Liebe zum Menschen schöpfe, da ist Johannes<br />

Rau mein großes politisches Vorbild, der<br />

sagte: „Wenn man den Menschen nicht liebt,<br />

sollte man nicht in die Politik gehen.“<br />

Wie gehen Sie mit dem Gefühl der Ohnmacht<br />

um?<br />

Manches muss man hinnehmen, beispielsweise<br />

den Auslandseinsatz der Soldaten und auch im<br />

Bereich der Bildung gibt es Entscheidungen, auf<br />

die ich keinen Einfluss habe, aber bei vielen<br />

kleinen Einzelfällen kann man Einfluss nehmen, da<br />

kann man Duftmarken setzten.<br />

Man muss schon sehr stabil sein, um die Strapazen<br />

und Verletzungen durchzuhalten. Aber man<br />

bekommt Respekt von den Leuten und die Arbeit<br />

macht mir ungeheuren Spaß. Dabei ist die Gefahr<br />

groß, dass die Aufmerksamkeit im privaten Umfeld<br />

verloren geht. Deshalb ist es mir wichtig,<br />

wenigstens einmal in der Woche mit meinem<br />

Mann und meiner Tochter gemeinsam an einem<br />

schön gedeckten Tisch zu essen – das ist etwas,<br />

das hat nichts mit Geld zu tun. Ich finde, wenn<br />

wir der Meinung sind, dass Familie einen hohen<br />

Stellenwert hat, dann müssen wir das auch laut<br />

sagen und auch mal einen Termin absagen, um in<br />

der Familie präsent zu sein.<br />

Persönliche Verantwortung ist mir wichtig. Wenn<br />

ich denke, weil der andere etwas Unkorrektes<br />

macht, mache ich es auch, dann lohnt es sich gar<br />

nicht erst aufzustehen.<br />

4


ARMUT 2006 ODER WER IST ARM ?<br />

Die zunehmende Arbeitslosigkeit und die damit in<br />

Zusammenhang stehenden Probleme drängen die<br />

Frage auf: Wer ist arm? Ich möchte sie ohne eine<br />

wissenschaftliche Definition beantworten.<br />

Hartz IV mit der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe<br />

und Sozialhilfe wie auch der Wegfall<br />

vieler sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze<br />

hat dazu geführt, dass plötzlich auch ganz andere<br />

und neue Bevölkerungsschichten von Armut erreicht<br />

wurden, im Sinne der Absenkung auf ein<br />

Einkommensniveau in Höhe der alten Sozialhilfe.<br />

Ehemalige Selbstständige, Eigenheimbesitzer,<br />

auch viele Akademiker gehören jetzt dazu. Die<br />

Arbeitslosigkeit macht vor keinem Berufsstand<br />

mehr Halt.<br />

Das geringe Einkommen ist nicht alles<br />

Zu der Einkommensabsenkung kommen die bürokratischen<br />

Hürden zum Erreichen dieser Sozialleistungen,<br />

die auch durch die übereilt formulierten<br />

und nicht aufeinander abgestimmten Gesetze sowie<br />

eine schlecht erstellte Software der Bundesagentur<br />

entstehen. Arbeitsagentur und Jobcenter<br />

sind außerdem zwei voneinander getrennte Bereiche<br />

in einem Haus.<br />

Da, wo es laut SGB II einen persönlichen Ansprechpartner<br />

geben sollte, gibt es nun so viele<br />

wie nie zuvor: Einen zum Vorsortieren der Hilfebedürftigen,<br />

einen im Wartebereich zum Entgegennehmen<br />

von Schriftstücken und zur Erstberatung,<br />

einen von 15-20 wechselnden Mitarbeiter­<br />

/innen im Leistungsbereich und dann endlich:<br />

Einen weiteren im Vermittlungsbereich für Arbeit<br />

und für die Förderinstrumente des Jobcenters, der<br />

auch die Eingliederungsvereinbarung erstellt.<br />

Hat man Fragen zum Arbeitslosengeld I, zu<br />

REHA-Maßnahmen, zu speziellen Arbeitsvermittlungsbereichen<br />

oder legt man Widerspruch gegen<br />

Bescheide ein, erhöht sich leicht die Anzahl der<br />

einbezogenen Mitarbeiter/innen.<br />

Es könnte aber auch sein, dass noch nicht eindeutig<br />

feststeht, ob man als erwerbsfähig oder als<br />

stationär untergebracht gilt:<br />

Dann wäre das Sozialamt zuständig; vielleicht<br />

auch nur für bestimmte Leistungen, die es im SGB<br />

II nicht gibt. Oder sind nicht doch andere vorrangige<br />

Leistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag<br />

zu beantragen, die die genannten Leistungen<br />

wiederum ausschließen? Leicht gerät man<br />

in die Mühlen der Bürokratie.<br />

Man kann auf überforderte und gestresste Mitarbeiter/innen<br />

stoßen und manche Äußerung als<br />

diskriminierend und demütigend erleben, auch<br />

wenn dies zumeist nicht so gemeint ist.<br />

Die Folge: Resignation und Aggression<br />

Schnell stellen sich Resignation oder auch umgekehrt<br />

Aggressionen ein, die sich dann<br />

häuslichen, familiären und sozialen Umfeld<br />

entladen. Die Kinder sind davon betroffen, Beziehungen<br />

scheitern, nachdem die existentiellen Problemlagen<br />

latent vorhandene Krisen hervorrufen.<br />

Manche Menschen flüchten in Ersatzbefriedigungen<br />

wie den Alkohol, um die Frustrationen zu<br />

verarbeiten und dann entstehen neue Probleme.<br />

Andere wenden sich von der Politik ab oder suchen<br />

nach anderen Personengruppen, die sie für<br />

ihr Schicksal verantwortlich machen (z.B. die<br />

Migranten/innen).<br />

Die öffentlichen Äußerungen mancher Politiker zu<br />

den Arbeitslosen verstärken die Wahrnehmung:<br />

Du wirst nicht mehr gebraucht und lebst nur auf<br />

Kosten der Allgemeinheit.<br />

Wir können etwas tun<br />

Für alle ohne Arbeit stellt sich die Frage nach ihrem<br />

Wert und nach ihrer Lebensperspektive neu. Aber<br />

stellt Sie sich nicht eigentlich auch für jeden von uns,<br />

selbst wenn wir zu denjenigen gehören sollten, die für<br />

andere mitarbeiten und Überstunden wie nie zuvor<br />

schieben? Wir sollten uns in den Gemeinden die Frage<br />

stellen: Können wir etwas tun um diesem Gefühl der<br />

Perspektiv- und Wertlosigkeit entgegenzuwirken?<br />

„Jede Krise hat nicht nur ihre Gefahren, sondern<br />

auch ihre Chancen“ (Martin Luther King):<br />

Dieser vielzitierte Satz gilt auch uns Gemeindemitgliedern:<br />

Viele Menschen in Krisen warten nur darauf, dass<br />

man auf sie zugeht, sich nach ihrem Befinden<br />

erkundigt, sich ihnen zuwendet, sie begleitet oder<br />

auch von der eigenen Lebensperspektive als<br />

Christ berichtet.<br />

Sie warten innerhalb und außerhalb der Gemeindearbeit<br />

auf uns, sie warten auf Freunde.<br />

Viele sind einsam geworden, da die Armut<br />

verhindert, an kostenverursachenden Freizeitaktivitäten<br />

teilzunehmen. Durch uns könnten<br />

Sie etwas von Gottes Liebe erfahren. Sind wir<br />

dazu bereit, Freundschaft anzubieten und so Armut<br />

zu lindern??<br />

Denn wer ist wirklich arm in einem viel umfassenderen<br />

Sinn?<br />

• Arm ist, wer keine Freunde hat, die ihn in<br />

Krisen begleiten und unterstützen (mit oder<br />

ohne Arbeit).<br />

• Arm ist, wer Gott nicht kennt, der eine<br />

Lebensperspektive schenkt, die sich nicht an<br />

sozialem oder finanziellem Status festmacht<br />

und die über dieses Leben hinausreicht.<br />

• Arm ist wer keine Gemeinde hat, in der er seine<br />

Fähigkeiten und Talente einbringen kann<br />

und in der er/sie Teil einer großen Familie ist,<br />

in der jede/r gebraucht wird.<br />

Jürgen Kroggel/ Sozialarbeiter der Allgemeinen<br />

Sozialen Beratung <strong>Spandau</strong> der Diakonie<br />

5


SOZIALRAUMORIENTIERUNG, WAS BEDEUTET DAS – AUCH FÜR DIE KIRCHENGEMEINDEN<br />

Im Bereich der Jugendhilfe ist mit Sozialraumorientierung<br />

ein sozialpädagogisches Konzept verbunden,<br />

das von einem Zusammenhang zwischen<br />

individuellen Problemlagen sowie den Entwicklungschancen<br />

von Kindern und dem sozialen<br />

Lebensumfeld ausgeht. Aufwachsen in einer<br />

Wohnsiedlung mit guten nachbarschaftlichen Kontakten,<br />

guter Infrastruktur und anregenden Freizeitmöglichkeiten<br />

für Familien, Kinder und<br />

Jugendliche bedeutet etwas anderes als wenn jemand<br />

in einer anonymen Hochhaussiedlung, in<br />

der Familien weitgehend isoliert voneinander<br />

leben, aufwächst. Fehlen dann noch anregende<br />

Spielgelegenheiten für Kinder, so dass diese anstatt<br />

sich im Freien zu bewegen fast den ganzen<br />

Tag in der elterlichen Wohnung, wohl möglich vor<br />

dem Fernseher, verbringen, wird sichtbar, welche<br />

Bedeutung das Umfeld für die individuelle<br />

Entwicklung haben kann.<br />

Sozialraumorientierung nimmt daher nicht nur die<br />

individuellen Problemlagen in den Blick, sondern<br />

betrachtet gleichzeitig die Lebenswelt. Dabei wird<br />

geschaut, welche Ressourcen gibt es im Umfeld<br />

der Familie, die bisher noch nicht erkannt und<br />

genutzt werden, z.B. ein Sportverein oder ein<br />

Nachbar, der die Eltern bei Behördengängen unterstützt.<br />

Es muss aber auch über den Einzelfall<br />

hinaus geschaut werden. Welche Angebote sind<br />

im Sozialraum sinnvoll, welche fehlen, z.B. wenn<br />

in einer Wohnsiedlung besonders viele Familien<br />

mit Kindern im Grundschulalter wohnen, es aber<br />

nur eine Jugendfreizeiteinrichtung mit Angeboten<br />

für Jugendliche gibt.<br />

Sozialraumorientierung ist eindeutig ein<br />

ressourcenorientiertes Konzept, das<br />

• am Willen und an den Interessen der Adressat/innen<br />

der Jugendhilfe anknüpft,<br />

• die Menschen aktiviert und Selbsthilfe fördert,<br />

• sich nicht auf die Defizite, sondern auf die<br />

Ressourcen der Menschen konzentriert und<br />

• auf vernetzte und kooperative Arbeitsweisen<br />

aller Akteure im Sozialraum setzt.<br />

Einführung der Sozialraumorientierung in<br />

der Berliner Jugendhilfe<br />

2004 hat sich mit dem Leitprojekt „Sozialraumorientierung“<br />

die Berliner Jugendhilfe auf den<br />

langen und schwierigen Weg begeben, die Prinzipien<br />

der Sozialraumorientierung einzuführen.<br />

Dies fiel nicht zufällig in eine Zeit, in der die zur<br />

Verfügung gestellten Mittel drastisch gekürzt<br />

wurden. Seit 2001 wurde der Etat der <strong>Spandau</strong>er<br />

Jugendhilfe bereits von 40 auf jetzt rd. 23<br />

Millionen Euro gekürzt, also um fast 50%.<br />

Für die Berliner Jugendhilfe bedeutet dies in<br />

erster Linie, dass sie die Struktur und die Steuerungsfunktion<br />

neu ausrichtet und die Freien Träger<br />

im Sozialraum anders verortet.<br />

Vielfach wurde die Methode Sozialraumorientierung<br />

mit dem Blick auf die (teuren) Hilfen<br />

zur Erziehung (ggf. Fremdunterbringung) eingeführt,<br />

die anderen Leistungsbereiche der Jugendhilfe<br />

wurden entweder gar nicht oder nur additiv<br />

in die neue Struktur und Arbeitsweise integriert.<br />

Inzwischen werden zunehmend die Stimmen<br />

lauter, die auf die elementare Bedeutung der<br />

Regeleinrichtungen Kindertagesstätte und Schule<br />

hinweisen. Andere europäische Länder haben uns<br />

gezeigt, dass Benachteiligung und Ausgrenzung<br />

am ehesten durch den Ausbau und die Qualifizierung<br />

dieser Einrichtungen entgegengewirkt<br />

werden kann. Das Jugendamt <strong>Spandau</strong> will daher<br />

im Prozess Sozialraumorientierung im Rahmen<br />

seiner bezirklichen Ressourcen den Schwerpunkt<br />

auf die Stärkung von den Regeleinrichtungen<br />

Kindertagesstätten und Schulen setzen und diese<br />

Einrichtungen in den Mittelpunkt von Vernetzung<br />

und Kooperation stellen.<br />

Sozialraumorientierung und Kirchengemeinden<br />

Auf der strukturellen Ebene arbeiten Kirchengemeinden<br />

bereits sozialräumlich, d.h. regionalisiert.<br />

Sie sind vor Ort für ein Wohngebiet, einen Stadtteil,<br />

eben für die Menschen einer Gemeinde tätig.<br />

In der Regel kennen sie daher die Lebensbedingungen<br />

der Bewohner. Darüber hinaus engagieren<br />

sich viele Gemeinden für die Familien in ihrem<br />

Einzugsgebiet, indem sie Angebote im Bereich<br />

der Familien, Kinder- und Jugendarbeit machen<br />

oder sie betreiben Kindertagesstätten und<br />

Senioreneinrichtungen und vieles mehr. Zusätzlich<br />

sind Kirchengemeinden erfahren bei der Aktivierung<br />

von Menschen – ebenfalls ein Grundprinzip<br />

der Sozialraumorientierung. Sie verfügen<br />

über eine lange Tradition ehrenamtlicher Arbeit.<br />

Zukünftige Anforderungen<br />

In Zeiten knapper finanzieller Ressourcen müssen<br />

alle Angebote aufeinander abgestimmt sein, um<br />

größtmögliche Wirkung zu entfalten. Kirchengemeinden<br />

erreichen häufig trotz geringer Mittel<br />

große Wirkung, zumal es ihnen besser als vielen<br />

anderen Akteuren gelingt, ehrenamtliches<br />

Engagement zu aktivieren. Sie sind daher ein unverzichtbarer<br />

Kooperationspartner im Sozialraum<br />

und ein Beispiel für eine Kooperation, das stellvertretend<br />

für viele weitere stehen könnte.<br />

<strong>Spandau</strong>er Kirchengemeinden verteilen Lebens­<br />

6


mittel an Bedürftige. Diese Angebote erhalten<br />

großen Zuspruch. Leider können Eltern Nahrungsmittel<br />

wie frisches Gemüse oft nicht mehr zubereiten.<br />

Hier könnten in Kooperation mit anderen Trägern<br />

und Ehrenamtlichen z.B. Kochkurse initiiert<br />

werden. So ließen sich gleich zwei Probleme angehen,<br />

Familien könnten lernen, ihre Kinder gesund<br />

zu ernähren und gleichzeitig kämen sie ein Stück<br />

aus ihrer Isolation heraus.<br />

Die Prinzipien der Sozialraumorientierung müssen<br />

handlungsleitend für alle Jugendhilfeangebote,<br />

besser noch für alle Angebote für Familien sein.<br />

Dieses klingt einfacher als es ist, denn besonders<br />

für die Professionellen ist damit ein grundlegender<br />

Haltungswandel im Umgang mit Familien verbunden.<br />

So ein Wandel vollzieht sich bekanntlich<br />

langsam und auch nur dort, wo es gelingt, mit<br />

dem Konzept in der alltäglichen Arbeit zu überzeugen.<br />

Kerstin Neuberg<br />

Jugendhilfeplanerin im Bezirksamt <strong>Spandau</strong><br />

ALS GAST IM „WORLD CAFÉ“ – JUGENDHILFEKONFERENZ 2006<br />

Zu dem Thema „Familie im Zentrum“ fand am<br />

23.Oktober im Kulturzentrum Forum im Falkenhagener<br />

Feld seit langem mal wieder eine trägerübergreifende<br />

Tagung des <strong>Spandau</strong>er<br />

Jugendhilfebereichs statt. 115 Fachleute waren<br />

gekommen, da das Thema und die Methode neugierig<br />

machten.<br />

Im Vorfeld hatte sich eine bunt gemischte Arbeitsgruppe<br />

unter der Regie der Jugendhilfeplanerin<br />

im Bezirksamt <strong>Spandau</strong> Gedanken gemacht, wie<br />

in einem Bereich, dem ständig die Mittel gekürzt<br />

werden und dadurch MitarbeiterInnen „die Hände<br />

gebunden sind“ Wegweisendes auf der Basis<br />

„Umbau statt Ausbau“ initiiert werden kann. Das<br />

alle verbindende Arbeitsfeld mit problembelasteten<br />

Familien wird ja leider nicht kleiner, nein – die<br />

Probleme nehmen ständig zu.<br />

So sollte der Focus der Tagung vor allem auf<br />

Gelingendes gerichtet werden. In der Berliner<br />

Jugendhilfe wird ja nicht nur gespart sondern<br />

auch kreativ gedacht. Kooperation, Vernetzung,<br />

Aktivierung und Ressourcenorientierung stehen<br />

dabei im Vordergrund. Es gibt Projekte, die Mut<br />

machen. Einige haben wir über die Stadt verteilt<br />

gefunden. Schaut<br />

man ins Internet kann<br />

man eine gehörige<br />

Anzahl innovativer Initiativen<br />

finden. Schon<br />

die Besuche einiger<br />

Projekte im Vorfeld<br />

der Tagung waren interessant,<br />

die Auswahl<br />

für unseren Tag<br />

nicht einfach.<br />

Schließlich haben wir<br />

uns für vier Projekte<br />

entschieden, die an den vorhandenen Angebotsstrukturen<br />

ansetzen sowie die Entwicklung in den<br />

unterschiedlichen Fachgebieten Tagesbetreuung,<br />

Jugendhilfe, Hilfen zur Erziehung und Schule repräsentieren.<br />

• In der Kita Neheimer Straße in Reinickendorf<br />

wird besonderer Wert auf aktive<br />

Erziehungspartnerschaft<br />

mit den Eltern gelegt. In<br />

Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Fachbereichen<br />

des Jugendamtes, dem freien Träger<br />

Trapez e.V., den Kita-MitarbeiterInnen sowie<br />

Eltern wurde das DIBS-Familienzentrum<br />

gegründet. Ziel ist es, Familienkompetenzen<br />

zu stärken und Eltern als Experten<br />

ihrer Kinder wahr zu nehmen. Zusätzliche finanzielle<br />

Unterstützung gab es durch LSK-Mittel<br />

(Lokales Soziales Kapital-Mittel des Europäischen<br />

Sozialfonds) und von der GeWoBag.<br />

• In der <strong>Spandau</strong>er Wilhelmstadt arbeiten der<br />

Verein für Sport- und Jugendsozialarbeit und<br />

eine Jugendfreizeiteinrichtung des Jugendamtes<br />

im SportJugendClub Wildwuchs zusammen<br />

in einem Haus. Einige gefährdete<br />

Jugendliche werden hier durch kompetenzfördernde<br />

Maßnahmen verbindlich begleitet,<br />

eine Mischung aus Einzelfallhilfe, Sport<br />

und Schul- bzw. Ausbildungsförderung.<br />

Durch diese flexiblen präventiven Lösungen<br />

sollen kostenintensive<br />

Erziehungshilfen<br />

vermieden werden.<br />

Der Erfolg wird beobachtet,<br />

bisher sind<br />

die betreuten<br />

Jugendlichen auch<br />

ohne teuere Erziehungshilfen<br />

nicht<br />

weiter „abgestürzt“.<br />

• Die Grundschulrektorin<br />

der Fichtelgebirge-Grundschule<br />

aus<br />

dem Kreuzberger Wrangelkiez und der türkische<br />

Mitarbeiter der Schulstation stellten ihr<br />

Projekt zur Aktivierung der Eltern vor. Der Erfolg<br />

ist messbar: Während früher nur 19%<br />

der Schulabgänger eine Gymnasialempfehlung<br />

bekamen, konnte durch die Stärkung<br />

des elterlichen Interesses am Schuler­<br />

7


folg ihrer Kinder dieser Anteil auf jetzt 26%<br />

gesteigert werden. Dazu brauchte es Sprachmittler,<br />

Elternkurse und vor allem Informationen.<br />

Auch hier wurde ein Café gegründet,<br />

in dem die Eltern selbst Verantwortung übernehmen.<br />

• Aus Lichtenberg stellte sich das Modell „Familie<br />

im Feld“ des Kinder- und Jugendhilfeverbundes<br />

gGmbH Berlin-Brandenburg vor. Hier<br />

besteht der Ansatz darin, die verschütteten<br />

Ressourcen der hilfesuchenden Familien<br />

bzw. einzelner Mitglieder wieder zu entdecken<br />

und zu fördern, Nachbarschaftshilfe zu<br />

organisieren und die so wieder entstehenden<br />

Netzwerke durch regelmäßige fachliche Begleitung<br />

zu unterstützen. Zielsetzung ist - innerhalb<br />

von zwei Jahren - die Familien so weit<br />

zu stabilisieren, dass sie zukünftig ohne ambulante<br />

oder stationäre Hilfen zur Erziehung<br />

zurecht kommen können.<br />

Damit der lange Tag nicht langweilig wurde,<br />

hatten wir den tristen Saal in ein World Café<br />

verwandelt. Leitidee war die entspannte Atmosphäre<br />

eines Straßencafés, in dem sich Menschen<br />

zwanglos unterhalten und zuhören.<br />

Zwischen den halbstündigen Präsentationen sollte<br />

in kleinen Gesprächsgruppen das kollektive<br />

Wissen aller Fachleute zusammengetragen<br />

werden. Dabei war es entlastend festzustellen,<br />

dass man das eine oder andere auch schon macht<br />

oder übernehmen will. Auf Papiertischdecken<br />

konnten alle Notizen machen und Gedanken,<br />

Fragen, Anregungen festhalten.<br />

Zwischen den Präsentationen gab es stärkende<br />

Pausen, dann wechselten die TeilnehmerInnen an<br />

andere Tische mit neuen Decken. Allein mit so<br />

vielen Menschen den fachlichen Austausch geführt<br />

zu haben, machte Spaß. Die „Tischdeckenprotokolle“<br />

werden derzeit noch zusammengefasst<br />

und allen zur Verfügung gestellt.<br />

Im Echo auf diese Veranstaltung schwingt Aufbruchsstimmung<br />

mit. An der Bereitschaft und<br />

dem Engagement der Professionellen wird es<br />

nicht scheitern, wenn in <strong>Spandau</strong> Neues auf den<br />

Weg gebracht werden soll.<br />

Susanne Goldschmidt-Ahlgrimm<br />

Fachberatung für Kindertageseinrichtungen<br />

Herzliche Einladung zum neuen Kurs mit dem<br />

Thema:<br />

„Abraham – Ob Vertrauen sich lohnt?“<br />

auf seinem Weg<br />

Abraham verlässt auf Gottes Ruf hin mit seiner Familie<br />

seine Heimatstadt und macht sich auf einen ihm<br />

unbekannten Weg… Wir begleiten ihn dabei und<br />

schauen, was Abraham bewegt, hindert und wie er<br />

im Glauben wächst.<br />

Termine immer donnerstags:<br />

25. Januar 2007, 01. Februar 2007, 15. Februar 2007, 22. Februar 2007<br />

jeweils von 19.30 Uhr bis ca. 21.15 Uhr im großen Kinderraum (1. Stock Gemeindehaus Wichernstraße<br />

14). Weitere Infos in den Flyern, die in den beiden Gemeindebüros und in beiden Kirchen<br />

ausliegen.<br />

Kontakte auch über: pryzibilla@web.de<br />

Sabine & Marcus Pryzibilla und Mitarbeiterteam<br />

8


ERZIEHER SIND AUCH NUR MENSCHEN -<br />

ODER WIE BEKOMMT MAN VISION UND WIRKLICHKEIT UNTER EINEN HUT?<br />

Es hat so gut angefangen. Nach jahrzehntelangem<br />

Ringen um Anerkennung als Bildungseinrichtung<br />

wurde endlich die Wichtigkeit der frühkindlichen<br />

Erziehung und Bildung erkannt. Nachdem<br />

die Schule laut Pisa-Studie nicht gut abgeschnitten<br />

hat, darf es jetzt der Kindergarten richten.<br />

Aber um welchen Preis? Um den höchsten<br />

Preis den man zahlen kann, um den Preis der<br />

Menschlichkeit!<br />

Immer mehr Anforde-rungen werden an Erzieher<br />

gestellt. Dabei wird zeitgleich der Personalschlüssel<br />

gesenkt, indem es weniger Teilzeit- und<br />

Ganztagsplätze gibt. Viele Kinder haben nur einen<br />

Anspruch auf einen Halbtagsplatz und somit Anspruch<br />

auf weniger Erzieher. Und Kinder, die<br />

wegen Entwicklungsrückständen eine zusätzliche<br />

Stützerzieherin bekommen müssten, gehen in<br />

vielen Fällen leer aus oder müssen unendlich<br />

lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Der Geldtopf<br />

ist leer, zumindest für die Kinder.<br />

Die richtige Variante wäre eine drastische Aufstockung<br />

des Personals, so wie es in Nordeuropa<br />

schon längst der Fall ist. In Finnland kommt z. B.<br />

eine Erzieherin auf sieben Kinder im Alter von<br />

3 - 6 Jahren. Bei uns muss sie, bei der doppelten<br />

Anzahl von Kindern versuchen, allen gerecht zu<br />

werden und nebenbei noch die Auflagen des Senats<br />

erfüllen:<br />

Führen eines Sprachlerntagebuchs für jedes<br />

Kind<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Regelmäßige Beobachtung und Dokumentation<br />

für alle Kinder<br />

2x jährlich Entwicklungsgespräche mit allen<br />

Eltern<br />

Umsetzung des Bildungsplans nach den<br />

Vorgaben des Senats<br />

Zusätzlich eine interne und spätestens ab<br />

2009 auch eine externe Bewertung zur Qualitätssicherung<br />

– eine ziemlich arbeitsaufwändige<br />

Geschichte<br />

Niemand bestreitet, dass diese Forderungen im<br />

Grunde sinnvoll sind. Doch wenn es zu wenig Personal<br />

gibt, geht dadurch die Zeit für die Kinder<br />

verloren. Allein für die Entwicklungs-Gespräche<br />

mit den Eltern, einschließlich Vor- und Nachbereitung,<br />

benötigt eine Erzieherin ca. 60 Arbeitsstunden<br />

pro Jahr. Das sind 1,5 Wochen pro Ganztagskraft.<br />

Und auch während der Beobachtung<br />

und Dokumentation hat die Erzieherin keine Zeit<br />

für die Gruppe.<br />

Rechnet man Urlaub, Fortbildungen, Teamsitzungen,<br />

Elternarbeit, Feste und nur 10 Tage<br />

Krankheit pro Erzieherin hinzu, kommt man<br />

schnell auf einen Wert von ca. 14 Wochen pro<br />

Jahr für jede Erzieherin. In dieser Zeit kann sie<br />

nicht für die Kinder da sein.<br />

Wo bleibt da Zeit für Kinder – für die gesamte<br />

Gruppe und für die so dringend notwendige Einzelzuwendung,<br />

die jedes Kind braucht? Schon<br />

jetzt ist die Zeit dafür viel zu knapp bemessen!<br />

Im Online-Familienhandbuch habe ich einen<br />

Artikel gefunden, der mich erschreckt hat:<br />

„Betreuung statt Liebe?“ Am Ende des Artikels<br />

stehen folgende Fragen:<br />

• Warum fragen Erwachsene nicht danach,<br />

was Kinder wirklich brauchen?<br />

• Warum wissen Erwachsene, was ihnen<br />

als Kind selbst gut getan hat und<br />

behandeln Kinder trotzdem ganz<br />

anders?<br />

• Warum denken so wenig<br />

Erwachsene darüber nach, was<br />

wirklich wichtig ist im Leben?<br />

Kinder wollen spielen, sich bewegen, Freunde<br />

finden und selbsttätig lernen. So wie es auch im<br />

Bildungsplan vorgegeben ist. Dafür brauchen sie<br />

Erzieher, die Zeit für sie haben, sie begleiten, unterstützen<br />

und gemeinsam mit ihnen leben und<br />

lernen!<br />

Auch engagierte Erzieher können nicht zaubern<br />

und sich nicht zerteilen. Der Senat muss einsehen,<br />

dass Bildung nicht zum Nulltarif zu haben ist. Bis<br />

das geschieht, werden wir weiterhin das<br />

Bestmögliche für die Kinder in unserer Kindertagesstätte<br />

tun.<br />

Gerda Hoffmann, Kita Behnitz<br />

9


PERSPEKTIVEN FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ<br />

Als neue Mitarbeiterin der Diakonie-Station<br />

<strong>Spandau</strong> möchte ich mich Ihnen gerne vorstellen.<br />

Mein Name ist Sabine Pirschel und ich bin seit Juni<br />

2006 als Koordinatorin für das Projekt „Haltestelle<br />

Diakonie“ zuständig.<br />

Haltestelle Diakonie ist ein ambulantes Angebot<br />

für Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen.<br />

Zurzeit leiden in Deutschland etwa eine Million<br />

Menschen an einer mittelschwer bis schwer ausgeprägten<br />

Demenz. In Berlin gibt es Angaben zufolge<br />

etwa 40.000 Betroffene. Häufiger Auslöser<br />

ist die Alzheimer-Krankheit und Experten rechnen<br />

mit einem starken Anstieg der Erkrankung in den<br />

nächsten Jahrzehnten.<br />

Alzheimer ist hauptsächlich eine Krankheit des<br />

Alters. Diese Krankheit nimmt uns Menschen, was<br />

uns besonders wichtig ist: unser Denkvermögen,<br />

unsere Autonomie, unsere Erinnerungen, unsere<br />

Persönlichkeit und teilweise auch unsere Würde.<br />

In einer Gesellschaft, in der kognitive Fähigkeiten<br />

unser Leben bestimmen, erscheint es unerträglich,<br />

nicht mehr selbst denken zu können und<br />

jegliche Orientierung zu verlieren. Menschen mit<br />

Demenz spüren diese Verlusterfahrung, erleben<br />

Angst, Unruhe und eine große Verlorenheit.<br />

Ein wichtiger Punkt ist, auch wenn das kognitive<br />

Gedächtnis immer mehr abbaut, so bleibt das<br />

emotionale Gedächtnis erhalten und das emotionale<br />

Gespür nimmt eher zu. Wir können eine<br />

Menge dafür tun, Menschen mit Demenz Sicherheit<br />

und Wohlbefinden zu vermitteln.<br />

Viele Betroffene leben noch zu Hause und die<br />

meisten möchten auch so lange wie möglich in<br />

den eigenen vier Wänden bleiben. Leider brechen<br />

soziale Kontakte häufig weg.<br />

Lebensqualität und Entlastung<br />

An diesem Punkt will die Haltestelle Unterstützung<br />

anbieten. Mit Hilfe eines häuslichen Besuchsdienstes<br />

und einer wohnortnahen Betreuungsgruppe<br />

geht es darum, ein Stück Lebensqualität für Menschen<br />

mit Demenz zu erhalten und pflegende<br />

Angehörige zu unterstützen.<br />

Die Betreuung erfolgt durch ehrenamtliche Mitarbeiter,<br />

die speziell für den Umgang mit demenzerkrankten<br />

Menschen geschult werden. Es geht<br />

darum, eine hilfreiche Beziehung zu den Betroffenen<br />

aufzubauen, 1x pro Woche 1-2 Stunden<br />

Zeit 10 haben für emotionale Zuwendung, Zeit<br />

nehmen zum Reden, Zuhören, Spielen, Vorlesen<br />

und Spazieren gehen. Die Betreuungsgruppe<br />

findet im Rahmen eines aktivierenden Kaffeenachmittages<br />

zunächst 14-tägig im Laden der Haltestelle<br />

statt.<br />

In <strong>Spandau</strong> sind Menschen zum Engagement<br />

bereit!<br />

Zurzeit habe ich zehn Ehrenamtliche für diese Tätigkeit<br />

gewonnen, die ab November die Fortbildung<br />

besuchen. Auch in den kommenden Wochen<br />

folgen noch weitere Gespräche mit potenziellen<br />

Freiwilligen.<br />

In nächster Zeit würde ich gern mit der Betreuungsgruppe<br />

und einigen Besuchsdiensten starten,<br />

habe aber das Problem, dass sich bisher kaum Betroffene<br />

bzw. deren Angehörige, Bekannte, Nachbarn<br />

oder Sozialdienste gemeldet haben. Ich bin<br />

aber überzeugt, dass der Bedarf an Hilfe da ist!<br />

Darum mein Anliegen: Wenn Sie von Menschen<br />

mit Demenz wissen für die die Haltestelle eine Unterstützung<br />

sein könnte, dann würde ich mich<br />

über einen Kontakt sehr freuen.<br />

Das Projekt<br />

Haltestelle Diakonie wurde in den vergangenen<br />

zwei Jahren in Berlin mit wissenschaftlicher Begleitung<br />

in drei Bezirken getestet und ab 2006 flächendeckend<br />

eingerichtet. Träger ist der<br />

Evangelische Verband für Altenarbeit und<br />

Pflegerische Dienste. Gefördert werden die Projekte<br />

durch die Senatsverwaltung, die Pflegekassen<br />

und den EVAP.<br />

Die Projektstandorte sollen auch Eigenmittel erwirtschaften.<br />

Der Besuchsdienst und die Betreuungsgruppe<br />

sind nicht kostenlos, aber preisgünstig<br />

(Besuchsdienst 6,- Euro und Betreuungsgruppe<br />

6,50 Euro pro Stunde, Fahrdienst 3,50 Euro).<br />

Wenn eine Pflegestufe besteht, können nach §45a<br />

Pflegeleistungsergänzungsgesetz jährlich 460,-<br />

Euro für diese Betreuungsleistungen bei der entsprechenden<br />

Pflegekasse beantragt werden.<br />

Sabine Pirschel<br />

Sprechzeiten: Do. 9:00 – 12:00 Uhr und nach Vereinbarung<br />

Ritterstr. 3, 13597 Berlin<br />

Tel.: 322 902 700<br />

E-Mail: pirschel@diakoniespandau.de


„LAIB UND SEELE“ – ANGEKOMMEN IN DER REALITÄT<br />

Seit nunmehr anderthalb Jahren beteiligt sich die<br />

Paul-Gerhardt-Gemeinde an der Aktion „Laib und<br />

Seele“ der „Berliner Tafel“ und verteilt einmal in<br />

der Woche gespendete Lebensmittel an bedürftige<br />

Menschen. Über die Ziele hatten wir an dieser<br />

Stelle bereits berichtet.<br />

Interessant ist es<br />

vielleicht einmal über<br />

Dinge am Rande -<br />

Menschliches und allzu<br />

Menschliches – zu berichten.<br />

Zwanzig ehrenamtliche Helfer holen jeden Freitag<br />

Ware von Einzelhändlern und Lebensmittelketten<br />

ab, sortieren sie und geben sie kostenlos an anspruchsberechtigte<br />

Personen aus. „Gründungsmitglieder“<br />

der Aktion sind nur noch ganz wenige übrig<br />

geblieben. So viele Helfer waren natürlich nicht<br />

in der eigenen Gemeinde zu finden, auch aus unseren<br />

Nachbargemeinden war der Andrang nicht<br />

sehr groß. So waren und sind wir auf Menschen<br />

angewiesen, die sich direkt bei der Berliner Tafel<br />

melden, um ehrenamtlich mitzuarbeiten. Einige<br />

von ihnen hatten, genauso wie ich, im Hinterkopf:<br />

„Wir spielen etwas ‚Kaufmannsladen’“. Die<br />

Wirklichkeit sieht natürlich anders aus, wie, das<br />

will ich nachfolgend auszugsweise und ohne<br />

Recht auf Vollständigkeit berichten.<br />

„Ekelgrenze“ herabgesetzt<br />

Die letzten anderthalb Jahre haben unsere „Ekelgrenze“<br />

merklich herabgesetzt. Wer schon einmal<br />

verfaulte Kartoffeln und Erdbeeren aussortiert hat,<br />

weiß wovon ich rede. Nicht alle Lebensmittel kommen<br />

in einem Zustand bei uns an, der die Ausgabe<br />

an Menschen noch rechtfertigt. Haben wir<br />

dann die Grobarbeit erledigt, dürfen wir uns bei<br />

der Ausgabe häufig mit den - sagen wir es mal<br />

vorsichtig – unterschiedlich geäußerten Einstellungen<br />

einiger Anspruchsberechtigter auseinandersetzen.<br />

Das vertreibt uns auch schon mal<br />

das Lächeln aus dem Gesicht. Dies und mehr<br />

führte zur ersten größeren Fluktuation unter den<br />

Helfern.<br />

„Entnahmepolitik“ fragwürdig<br />

Gerne nahmen wir deshalb das Angebot einiger<br />

Lebensmittelempfänger an, bei der Ausgabe zu<br />

helfen. Damit auch für sie etwas übrig blieb,<br />

erhielten sie natürlich vor Beginn der Ausgabe die<br />

ihnen zustehenden Lebensmittel. Dies führte<br />

leider teilweise zu einer sehr eigenen „Entnahmepolitik“,<br />

die von den anderen Helfern kritisch beobachtet<br />

und teilweise unterbunden werden<br />

musste. Dadurch kam es schon mal zu einer etwas<br />

gereizten Stimmung unter den Helfern. Auch<br />

diese Menschen haben uns dann schnell wieder<br />

verlassen, und so könnte ich noch vieles aufzählen,<br />

was das Leben bei „Laib und Seele“ nicht gerade<br />

einfacher macht.<br />

War das zu kritisch, zu deutlich?<br />

Vielleicht, aber verdrängen oder nicht benennen<br />

von Problemen hat noch niemand<br />

einen Schritt auf dem<br />

richtigen Weg weitergebracht.<br />

Übrig geblieben sind Menschen<br />

die sich sozial engagieren, die<br />

in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles<br />

zum Wohle anderer beitragen wollen, die<br />

sich darauf freuen, jeden Freitag im Team mit<br />

anderen netten Menschen arbeiten, lachen und<br />

sich mit den überwiegend freundlichen und dankbaren<br />

Kunden unterhalten zu können. Wenn unsere<br />

Helfer auch freiwillig kurz vor Weihnachten<br />

noch einen Ausgabetermin bei uns Verantwortlichen<br />

durchdrücken, den wir ihnen eigentlich nicht<br />

mehr zumuten wollten, dann zeugt es von inzwischen<br />

guter Teamarbeit und dem richtigen Verständnis<br />

für das, was wir tun.<br />

In diesem Sinne und auf diesem Weg an alle Helfer<br />

ein großes Dankeschön, an alle Kunden die<br />

Nachricht: „Wir machen es gerne für euch“ und<br />

an alle die uns zukünftig helfen wollen – Sie sind<br />

herzlich willkommen, melden Sie sich einfach in<br />

unserer Gemeinde.<br />

Christine Hoppmann, Vorsitzende des GKR der<br />

Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde<br />

Weitere Ausgabestellen der Aktion Laib und Seele<br />

in <strong>Spandau</strong>:<br />

Ev. Kirchengemeinde zu Staaken<br />

Ausgabestelle: Pillnitzer Weg 8<br />

Ausgabetag: Donnerstags von 14.00 bis 16.00 Uhr<br />

Gemeindebüro: Tel.: 373 71 00<br />

Röm. Kath. Kirchengemeinde St. Wilhelm<br />

mit Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai<br />

Ausgabestelle: Weißenburger Str. 9-11,<br />

Ausgabetag: Mittwochs von 11.00 bis 12.00 Uhr<br />

Gemeindebüro: Tel.: 333 56 39<br />

Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch<br />

im jeweiligen Gemeindebüro oder auf den Internetseiten<br />

der Gemeinden oder der Berliner Tafel.<br />

11


„MANGEL VERWALTEN UND/ODER ZUKUNFT GESTALTEN“<br />

Vortrag auf der Kreissynode am 28. 10. 2006<br />

Unter dieser Überschrift verbirgt sich die Frage,<br />

wie wir im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong> trotz abnehmender<br />

finanzieller Mittel und schwindender Mitgliederzahlen<br />

auch in Zukunft aktiv Kirche gestalten<br />

und nicht nur Mangel verwalten können.<br />

Vier Fragen sollen die Diskussion anregen:<br />

I. Die Ausgangslage oder: Wo kommen wir<br />

her?<br />

Wenn wir der Prognose trauen, von der auch das<br />

EKG-Papier „Kirche der Freiheit“ ausgeht,<br />

dann verliert die Kirche bis zum Jahr 2030<br />

die Hälfte ihrer finanziellen Mittel und ein<br />

Drittel ihrer Mitglieder.<br />

Sie und wir alle erleben es<br />

heute schon mehr oder<br />

weniger schmerzlich, wie sich<br />

die Arbeitsintensität in den<br />

Gemeinden und Arbeitszweigen<br />

verdichtet. Manches wird<br />

auf andere Schultern umverteilt,<br />

anderes ersatzlos gestrichen.<br />

Regionalisierung und<br />

Gemeindefusionen sollen Entlastung<br />

bringen. Weitere Einsparungen<br />

werden in den<br />

Jahren auf uns zukommen,<br />

spätestens bei der nächsten<br />

Anpassung des Sollstellenplans<br />

im Jahr 2008.<br />

Wie also können wir unsere<br />

kirchlichen Aufgaben und<br />

Angebote so gestalten und<br />

strukturieren, dass sie mit<br />

deutlich weniger Mitteln und<br />

mit vereinten Kräften attraktiv und effektiv<br />

bleiben? Oder einfach: Wie kommen wir aus der<br />

gegenwärtigen Krise heraus?<br />

II. Wo stehen wir jetzt?<br />

Um nicht nur wie das Kaninchen auf die Schlange<br />

zu starren, haben Kreiskirchenrat und Kollegium<br />

auf ihrer Klausur im Juni 2005 damit begonnen,<br />

über Leitsätze für die Entwicklung einer gemeindebezogenen<br />

missionarischen Arbeit<br />

im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong> nachzudenken.<br />

Dabei haben wir uns von drei Fragen leiten<br />

lassen:<br />

1. Welche Kernaufgaben müssen die Gemeinden<br />

vor Ort wahrnehmen?<br />

2. Welche Aufgaben können nicht mehr flächendeckend<br />

in jeder Gemeinde erfüllt werden, sondern<br />

nur noch stellvertretend von einer Gemeinde<br />

in der Region oder schwerpunktmäßig im<br />

<strong>Kirchenkreis</strong>?<br />

3. Wie können wir zukünftig auch die Menschen<br />

ansprechen, die der Kirche distanziert<br />

bis ablehnend gegenüber stehen?<br />

Das ist die größte Aufgabe für die Zukunft: Dass<br />

wir unseren Blick über den Tellerrand hinaus<br />

werfen und uns mit ebensolcher Kraft und Intensität<br />

auch den Kirchenfernen zuwenden, wie denen,<br />

die immer schon da waren.<br />

Wie können wir dieser Aufgabe gerecht werden?<br />

• Dieses große Ziel vor Augen, hat die Synode<br />

eine halbe Stelle für<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

eingerichtet, um die<br />

Gemeinden und Arbeitsbereiche<br />

darin zu unterstützen,<br />

ihre vor Ort geleistete<br />

gute Arbeit und<br />

Angebote öffentlich bekannt<br />

zu machen und zu<br />

vernetzen.<br />

• Die Vorbereitungen für<br />

den Kreiskirchentag im<br />

September 2007 laufen<br />

auf Hochtouren. Mit diesem<br />

Event hoffen wir<br />

Menschen zu erreichen,<br />

die sonst nicht oder nur<br />

lose mit der Kirche verbunden<br />

sind.<br />

• Die Sanierungsbedürftigkeit<br />

des Gemeindehauses<br />

der Melanchthon-Gemeinde<br />

in der Pichelsdorfer Straße und der hohe<br />

Investitionsbedarf waren der Anlass für eine<br />

Gemeindevisitation. Daran schloss sich die<br />

Visitation der Nathan-Söderblohm-Gemeinde<br />

an unter der Fragestellung, ob und wie die<br />

beiden Gemeinden zusammenarbeiten können.<br />

Der Visitationsbericht ist noch in Arbeit.<br />

• Der nächste Schritt auf dem Weg war das<br />

Pastoralkolleg im Sommer in Brandenburg,<br />

zu dem alle Pfarrerinnen und Pfarrer des<br />

<strong>Kirchenkreis</strong>es eingeladen waren, über die<br />

zukünftige Entwicklung im <strong>Kirchenkreis</strong><br />

<strong>Spandau</strong> nachzudenken.<br />

Von einem der Referenten haben wir gelernt, dass<br />

der Weg aus der Krise nur über einen Perspektivwechsel<br />

geht nämlich:<br />

• Nicht mehr nur die eigene Gemeinde sehen,<br />

sondern den <strong>Kirchenkreis</strong> als Ganzes.<br />

12


• Nicht mehr die Nachbargemeinde als Konkurrentin<br />

wahrnehmen und eifersüchtig auf das<br />

schielen, was in der eigenen Gemeinde nicht<br />

oder nicht mehr läuft oder laufen kann,<br />

sondern als notwendige Ergänzung.<br />

• Nicht mehr alles und schon gar nicht alles<br />

allein machen und notgedrungen vieles davon<br />

nur stümperhaft, sondern Schwerpunkte<br />

setzen und diese sehr gut und professionell<br />

bearbeiten und durch professionelle Öffentlichkeitsarbeit<br />

ins rechte Licht setzen.<br />

Das erfordert eine hohe Bereitschaft zur Kommunikation<br />

und zur Zusammenarbeit zwischen<br />

den Gemeinden und Arbeitszweigen, zwischen<br />

haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.<br />

Ich glaube, dass nur unter diesen<br />

Voraussetzungen der Perspektivwechsel gelingen<br />

kann und wir über die reine Mangelverwaltung<br />

hinaus Zukunft gestalten können.<br />

III. Wie geht es weiter?<br />

Auf dem nächsten Pfarrkonvent wollen wir daran<br />

weiter arbeiten unter der Fragestellung:<br />

Was geschieht in unseren Gemeinden und Arbeitszweigen<br />

an guter und sinnvoller Arbeit?<br />

Was lohnt sich davon auch für andere zugänglich<br />

zu machen?<br />

Was hindert uns, diese Arbeit zu tun und wovon<br />

müssen wir uns auch verabschieden?<br />

Wofür lohnt es sich, unsere Kraft einzusetzen?<br />

Und was können wir dabei gewinnen?<br />

Bei der Beantwortung dieser Fragen kann es hilfreich<br />

sein, so haben wir es auf dem Pastoralkolleg<br />

gelernt, sie aus der Sicht eines Gemeindegliedes<br />

zu beantworten. - Auch das ein Perspektivwechsel.<br />

Im kommenden Jahr steht die Visitation der<br />

Weinberg-Gemeinde an. Über Visitationen einzelner<br />

Arbeitsbereiche wie z.B. der Jugendarbeit, des<br />

gottesdienstlichen Lebens oder der Kirchenmusik<br />

denken wir nach.<br />

Das AJAKS wird auf der Jahrestagung im Frühjahr<br />

darüber beraten, ob und wenn ja wie eine<br />

Schwerpunktbildung der Jugendarbeit im <strong>Kirchenkreis</strong><br />

förderlich sein könnte.<br />

Alle anderen Fachkonvente sind eingeladen,<br />

sich an dem Prozess zu beteiligen.<br />

Auch die Gebäude- und Raumbedarfsplanung<br />

mit dem erforderlichen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf<br />

ist für die Zukunftsplanung<br />

dringend nötig und ist in der Planung.<br />

Kollegium und Kreiskirchenrat ist daran gelegen,<br />

in einen möglichst breiten Diskussions- und Verständigungsprozess<br />

einzutreten und schlägt vor,<br />

die nächste und evt. auch übernächste Kreissynode<br />

dafür zu nutzen, den Reformprozess voranzutreiben.<br />

IV. Wo wollen wir hin?<br />

Die Krise, in der wir stecken, ist nicht vom Himmel<br />

gefallen, sondern verfolgt uns schon seit Jahren.<br />

Und Gott sei Dank – müssen wir in <strong>Spandau</strong> nicht<br />

das Rad neu erfinden, sondern können uns<br />

anregen lassen von Denkmodellen, die versuchen,<br />

einen Weg daraus aufzeigen.<br />

Der prominenteste Vorschlag ist das Strukturpapier<br />

der EKD „Kirche der Freiheit“, das mit<br />

seinen 12 Leuchtfeuern Orientierungshilfen geben<br />

möchte für eine zukunftsfähige Kirche. Pfarrer<br />

Diekmann hat dazu einen sehr pointierten und<br />

lesenswerten Artikel im letzten Rundbrief geschrieben.<br />

Und wir sind – so haben wir es aus<br />

dem Grußwort des Bischofs gehört -, dazu aufgerufen,<br />

unseren Diskussionsbeitrag dazu zu leisten.<br />

Der <strong>Kirchenkreis</strong> Mitte geht den Reformweg über<br />

Zukunftskonferenzen. Auch davon haben wir auf<br />

dem Pastoralkolleg gehört. Und Wilmersdorf leistet<br />

sich eine professionelle Beratung. Auch von<br />

diesen Erfahrungen können wir lernen.<br />

Verschiedene Buchveröffentlichungen – wie das<br />

von Uta Pohl-Patalong: „Von der Ortskirche zu<br />

kirchlichen Orten“ haben uns wertvolle Anregungen<br />

gegeben, uns aber auch gezeigt, dass es<br />

den Königsweg, der für alle gangbar ist, nicht<br />

gibt. Sondern wir müssen versuchen, unseren<br />

eigenen <strong>Spandau</strong>er Weg zu finden und zu gehen.<br />

Das, so viel ist uns schon klar geworden, soll und<br />

wird nicht der große Wurf sein, der alles grundlegend<br />

verändert. Sondern es wird ein behutsamer<br />

Weg sein, aber doch konsequent und klar,<br />

indem wir jede Gemeinde und jede Region und jeden<br />

Arbeitszweig in den Blick nehmen und fragen:<br />

• Wie kann Arbeit besser vernetzt werden oder<br />

was können wir als Einzelgemeinde stellvertretend<br />

für die Region oder den gesamten<br />

<strong>Kirchenkreis</strong> tun?<br />

• Was können wir dafür auch abgeben und<br />

welche Unterstützung brauchen dazu durch<br />

den <strong>Kirchenkreis</strong>?<br />

Wir meinen, dass es nötig ist, die Gemeinden vor<br />

Ort zu stärken in ihren Kernkompetenzen, sehen<br />

aber darüber hinaus die dringende Notwendigkeit,<br />

Schwerpunkte oder Zentren zu schaffen, mit<br />

denen sich die Gemeinden und Arbeitszweige profilieren<br />

und mehr Strahlkraft nach außen entwickeln<br />

können.<br />

13


Wie das geschehen kann, dazu ist unser aller Mitdenken,<br />

Mithandeln und Mitbeten gefragt, damit<br />

wir eben nicht nur Mangel verwalten, sondern Zukunft<br />

gestalten auch über das Jahr 2008 hinaus.<br />

Was dabei heraus kommt, liegt, Gott sei Dank,<br />

nicht allein in unserer Verantwortung. Wir dürfen<br />

darauf vertrauen, wie es im Vorspruch unserer<br />

Grundordnung heißt, dass „Gott selbst sich aus<br />

denen, die auf sein Wort hören und die<br />

Sakramente empfangen, seine Gemeinde, die Kirche<br />

Jesu Christi bereitet, indem er ihnen durch<br />

den Heiligen Geistes den Glauben weckt und sie<br />

zum Zeugnis für ihren Herrn und Dienst an ihren<br />

Nächsten beruft.“ Gebe Gott, dass dies geschieht<br />

Gerlinde Schnell-Fechner, Kollegium<br />

ZUKUNFT GESTALTEN UND LUST DARAUF HABEN<br />

Auf der Kreissynode im Oktober hatten wir in der<br />

Luthergemeinde Besuch von Pastor von Kilian aus<br />

dem <strong>Kirchenkreis</strong> Kapstadt, und er meinte zur jetzigen<br />

Situation deutscher Gemeinden:<br />

Ihr steht am Anfang einer großartigen Zeit!<br />

Stimmt das? Stehen wir am Anfang einer großartigen<br />

Zeit?<br />

Wenn uns in den Gemeinden die Mitglieder verloren<br />

gingen und gehen, wenn wir im Pfarramt<br />

zunehmend überlastet sind, wenn wir in Zukunft<br />

von vielem Abschied nehmen müssen, klingt das<br />

mit der großartigen Zeit doch seltsam – so, als<br />

würde man einer Familie, die in Zukunft von Hartz<br />

IV leben soll, von der großartigen Zukunft reden<br />

und dass sie jetzt endlich Zeit hätte, darüber<br />

nachzudenken, was eigentlich alles überflüssig<br />

und materieller Ballast war von dem, was sie mal<br />

hatten, und dass sie sich jetzt freuen könnten<br />

über ein klareres Profil.<br />

Aber doch, für mich hat das auch was.<br />

Wir stehen am Anfang einer großartigen Zeit. Mir<br />

kommt es so vor, als stehen wir auf der Schwelle.<br />

Wir müssen umziehen. Und die neue Wohnung ist<br />

kleiner. Es kann nicht alles mitgenommen werden,<br />

obwohl das viel einfacher wäre – man müsste<br />

nicht so viele Entscheidungen treffen.<br />

Aber es geht nicht. Also müssen wir in die Hand<br />

nehmen, was unser ist, es betrachten und dann<br />

entscheiden: Brauchen wir das noch? Kommt es<br />

weg? Wird entsorgt? Das fällt oft schwer, Abschiede<br />

sind harte Arbeit. Aber anderes kommt<br />

dann unbedingt mit. Ist uns bewusster unverzichtbar.<br />

Manches bekommt sogar einen neuen<br />

herausgehobenen Platz.<br />

Wenn man sich aber für den Umzug keine Zeit<br />

nimmt und nichts entscheidet, dann wird es in der<br />

neuen Wohnung sehr finster und ungemütlich,<br />

weil alles voll steht und nichts gestaltet ist.<br />

Zukunft gestalten braucht eine neue, veränderte<br />

Einstellung. Zukunft gestalten braucht Lust, Neues<br />

zu wagen. Braucht Zeit, die wir uns bewusst dafür<br />

nehmen, braucht Mut zu Entscheidungen und Abschieden,<br />

braucht die Hoffnung, dabei auch etwas<br />

zu gewinnen. Neue Perspektiven? Neue Bündnisse,<br />

neue Weggefährten? Entlastung? Für mich ist<br />

diese heutige Situation eine Chance. Ich hoffe<br />

wirklich auf bessere und interessante Zeiten. (Die<br />

auch sogar mal großartig werden, spätestens im<br />

Reich Gottes.)<br />

Zukunft gestalten und Lust darauf haben –<br />

Was macht mir Lust an Kirche, wenn ich in<br />

die Zukunft schaue?<br />

„Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe<br />

Euch erwählt und bestimmt, das Ihr hingeht und<br />

Frucht bringt und eure Frucht bleibt“, sagt Jesus<br />

in den Abschiedsreden, sagt der Schreiber des Johannesevangeliums<br />

seiner bedrängten Gemeinde.<br />

Für mich war es beim Pastoralkolleg das Bild vom<br />

Weinstock und den Reben als Bild für Kirche<br />

in unserer Zeit, ein Bild, dass uns bewusster machen<br />

kann, dass wir aus der Kraft Jesus Christi<br />

wachsen und dass wir Lebensmittel sind, füreinander,<br />

für andere, auch für Außenstehende, für<br />

Menschen in der säkularisierten Welt.<br />

Und der Prophet Jeremia schreibt an den<br />

verschleppten Rest des Volkes Israel im Exil, die<br />

verloren hatten, was ihnen selbstverständlich war,<br />

die ohne Tempel und Gemeindehäuser und ohne<br />

Zeichen ihrer Tradition in fremder Umwelt saßen<br />

und resignierten:<br />

„Baut Häuser und pflanzt Gärten und sorgt dafür,<br />

dass ihr nicht weniger werdet. Suchet der Stadt<br />

Bestes und betet für sie zum Herren, denn wenn<br />

es der Stadt wohl geht, so geht es auch euch<br />

wohl.<br />

Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich über<br />

euch habe, spricht der Herr, Gedanken des Friedens<br />

und nicht des Leides, dass ich euch gebe<br />

Zukunft und Hoffnung.<br />

Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen<br />

werdet, so werde ich mich von euch finden<br />

lassen.“<br />

Ein starker Text, dieser Predigttext für den 1.Novembersonntag<br />

in diesem Jahr. Ich empfinde uns<br />

als Kirche zunehmend in ähnlicher Situation. Wir<br />

sind eine abnehmende Minderheit in fremder Umwelt,<br />

die anders orientiert ist, in der andere Werte<br />

14


zählen. Wir sind in Gefahr, zu resignieren, wir sind<br />

verunsichert. Und denen damals wurde gesagt:<br />

Baut und pflanzt und sorgt, dass ihr nicht weniger<br />

werdet. Also planen und etwas säen für die Zukunft<br />

und auch endlich wirklich sorgen für unseren<br />

Nachwuchs in unseren Gemeinden und in<br />

der Kirche.<br />

Suchet der Stadt Bestes, denn wenn es der Stadt<br />

gut geht, dann geht es auch euch gut.<br />

Das heißt für mich: Genauer hinschauen<br />

Was ist bei uns im Stadtteil los, was bewegt die<br />

Menschen, wo geht es ihnen nicht gut? Gesellschaftliche<br />

Strömungen und Werte aufmerksam<br />

wahrnehmen, die Folgen der Globalisierung der<br />

Arbeitswelt, die Entwurzelung von Menschen, die<br />

modernen Werte wie Jungsein, Schnelligkeit, Mobilität,<br />

Leistung, Belastbarkeit, Durchsetzungsvermögen,<br />

die Entsorgung von Menschen ins<br />

gesellschaftliche Aus, die rein profitorientierte<br />

Verwertung von Menschen und Rohstoffen.<br />

Darauf müssen wir reagieren, um Kirche für andere<br />

zu werden, für Menschen interessant zu sein.<br />

Wie wir darauf reagieren, dass hat stark mit der<br />

Suche nach Gott zu tun.<br />

Mir macht es Lust, unsere Situation biblisch theologisch<br />

zu reflektieren und nach Leitbildern zu<br />

suchen für ein klareres Selbstverständnis von Gemeinde<br />

und Kirche, vom biblischen Glauben her<br />

Kirche denken, nicht nur vom Geld. Wer sind wir,<br />

wer wollen wir sein?<br />

Als Pfarrerin habe ich Lust auf Profilierung<br />

im Beruf. Auf Klärungsprozesse, was mir an<br />

meinem und uns an unserm Beruf wirklich wichtig<br />

ist und was das andere ist, das zu viel Gewicht<br />

hat. Ich will mich nicht mehr um alles kümmern,<br />

gebietsfremdem Fachwissen hinterherlaufen,<br />

möglichst alle Erwartungen erfüllen, dadurch<br />

falsche Schwerpunkte setzten und mich verzetteln.<br />

Ich will Erwartungen sortieren, will Fortbildung in<br />

dem, was in meinem Beruf wichtig ist.<br />

Ob das Wichtige dann auch machbar ist, werden<br />

wir sehen, es ist auf jeden Fall gut, das geklärt zu<br />

haben.<br />

Ich sehe Chancen, von der Bedienungskirche in<br />

Richtung Beteiligungskirche zu wachsen. In unserer<br />

Gemeinde haben Menschen oft wenig<br />

Selbstvertrauen, wenig Selbstkenntnis, wissen oft<br />

nicht, was sie für Fähigkeiten haben. Gerade in<br />

einer Gesellschaft, die einen großen Teil ihrer<br />

Menschen nicht mehr in der Produktion braucht,<br />

finde ich es wichtig, dass Gemeinden Orte sind,<br />

wo wir Menschen etwas zutrauen, ihnen Angebote<br />

machen, die ihnen Lust machen, Verantwortung<br />

zu übernehmen und daran zu wachsen.<br />

Für Mitarbeit im GKR oder bei anderen Angeboten<br />

zu werben war für mich lange negativ besetzt. Inzwischen<br />

habe ich eine völlig andere Sicht. Ich begreife<br />

viele Arbeitsfelder als Chancen des Lernens.<br />

Kirche bietet sich in vielen Bereichen als<br />

Lern- und Ausbildungsort an, ohne Geld.<br />

Und ich glaube, dass wir gute Chancen haben mit<br />

einer sorgfältigen Entwicklung und Begleitung der<br />

Möglichkeiten des freiwilligen Engagements und<br />

Zusammenarbeit auf Augenhöhe.<br />

Ich stelle mir christliche Gemeinden als Inseln vor,<br />

attraktiv, anzusteuern, belebend und heilsamorientierend.<br />

Und Menschen müssen bei uns nicht<br />

immer perfekt sein und funktionieren, sie sind mit<br />

ihrer Unvollkommenheit und mitten in den Bruchstücken<br />

ihres Lebens angenommen.<br />

Drei Schritte in eine gemeinsame Zukunft<br />

1. Zusammen denken, damit ein Ganzes<br />

sichtbar wird<br />

Jemand ruft im Gemeindebüro an und fragt nach<br />

einem Angebot für ihre 10 jährige Tochter. Die<br />

Küsterin antwortet kurz und knapp: „Haben wir<br />

nicht, tut uns leid.“ Und legt auf.<br />

Bisher wissen wir einigermaßen gut Bescheid darüber,<br />

was es bei uns gibt und was nicht, aber an<br />

unseren Gemeindegrenzen hört die Kirche auf.<br />

Wie gut, wenn wir sagen könnten: “Natürlich<br />

haben wir das. In der Wicherngemeinde, Telefonnummer<br />

..., sprechen Sie mal mit Frau, Herrn<br />

XY. Viel Spaß!“<br />

Jahreslosung 2007<br />

Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen,<br />

jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?<br />

Jesaja 43,19<br />

15


Ich finde es unverzichtbar, ein Bewusstsein von<br />

unserem Kirche-Sein zu entwickeln, dass wir uns<br />

im <strong>Kirchenkreis</strong> und in der Kirche als Ganzes denken,<br />

uns gegenseitig achten und fördern in dem,<br />

was angeboten wird. Und dass wir dazu stehen<br />

können, dass nicht mehr jede Gemeinde allein Kirche<br />

ist. Wir zusammen sind Kirche.<br />

2. Zusammen arbeiten, damit das Ganze<br />

Gestalt gewinnt<br />

Muss man das Rad immer selbst neu erfinden?<br />

Ich finde es gut zu erfahren, was andere entwickeln<br />

und anbieten. Ich kann mir vorstellen, dass<br />

wir viel mehr Möglichkeiten entdecken, wie wir<br />

uns gegenseitig ergänzen und dadurch entlasten.<br />

Nicht jede Gemeinde kann ein Glaubensseminar<br />

veranstalten. Eine Gruppe im <strong>Kirchenkreis</strong> macht<br />

das, hat da einen Schwerpunkt, kommt oder<br />

berät.<br />

Eine Gesprächsreihe für interessierte Eltern: Feste<br />

feiern im Kirchenjahr, ein roter Faden zum Geschichten<br />

Erzählen aus der Bibel, eine Gesprächsreihe<br />

zum Umgang mit Wendepunkten im Leben<br />

zwischen Geburt und Tod in der Familie... So etwas<br />

und vieles andere mehr könnten wir zentraler<br />

anbieten, organisiert entlang der Frage: Wo sind<br />

meine Stärken, was mache ich gern?<br />

3. Zusammen kommunizieren, damit die<br />

Menschen davon erfahren<br />

In unserem <strong>Kirchenkreis</strong>, in der Region: Wie<br />

erfahren wir eigentlich etwas von anderen<br />

Kollegen, Arbeitsbereichen, Gemeinden? Beim<br />

Pfarrkonvent wenig. Manchmal bilateral. Meistens<br />

geht die Kommunikation für mich unter in der Fülle<br />

der eigenen Arbeit.<br />

Eine zeitlang hatten wir in unserer Region Regionalgespräche.<br />

Nach unserem misslungenen<br />

Fusionsversuch ebbten sie ab. Aber für mich war<br />

und bleibt Informationsaustausch interessant:<br />

Was veranstaltet ihr gerade? Was gibt es bei<br />

euch, was Menschen bei uns interessieren<br />

könnte?<br />

Und: Welche Probleme beschäftigen euch? Damit<br />

könnten wir weiter zusammenwachsen.<br />

Und noch etwas, was jede Gemeinde betrifft: Wir<br />

haben nach einer Analyse und Zusammenstellung<br />

der Angebote der Paul-Gerhardt-Gemeinde festgestellt,<br />

wie vielfältig unser Angebot ist. Es war uns<br />

gar nicht so bewusst. Und es dringt auch nicht<br />

nach außen, nicht einmal die Gottesdienst<br />

besucher haben eine Vorstellung davon, was die<br />

Gemeinde alles anbietet. Wir sind wie eine warme<br />

Thermoskanne, es dringt wenig an die Öffentlichkeit.<br />

Ich glaube, das gilt für die meisten Gemeinden,<br />

das gilt für Kirche.<br />

Was machen wir eigentlich, und wie kommt das<br />

unter die Leute? Wie stellt sich die Gemeinde, die<br />

Region nach außen dar? Die Gemeindebriefe informieren<br />

über Gesprächskreise, Seniorenkreise,<br />

aber wer trifft sich denn und was macht man da?<br />

Viele Angebote sind für Menschen von außen<br />

nicht verlockend und einladend, nur Insider gehen<br />

da hin. Und Gemeindebriefe stellen nicht das<br />

ganze Profil einer Gemeinde dar. Gut, dass wir mit<br />

der Stelle für Öffentlichkeitsarbeit die Chance<br />

haben, daran zu arbeiten. Gemeindeangebote<br />

erschließen aus der Sicht eines Gemeindegliedes,<br />

das nicht zu den Insidern gehört, aus der Sicht<br />

eines Kirchenfernen, das ist zum Beispiel mit dem<br />

kreiskirchlichen Martinsflyer gut gelungen.<br />

Wir stehen am Anfang einer interessanten,<br />

arbeitsreichen und großartigen Zeit.<br />

Irene Franke-Atli, Pfarrerin Paul-Gerhardt<br />

<br />

7. und 8. Februar 2007<br />

Ein Angebot für <strong>Spandau</strong>er<br />

Konfirmandinnen und Konfirmanden<br />

Schüler und Schülerinnen im Ev. Religionsunterricht<br />

<br />

…soll Jugendlichen die Gelegenheit geben, außerhalb von<br />

Konfirmanden- und Religionsunterricht etwas über das<br />

Leben und die Person Jesu zu erfahren,<br />

…will den unterschiedlichen Stationen seines Lebens nachgehen,<br />

…versucht, Welt- und Menschenbilder erfahrbar zu machen,<br />

…ermöglicht, mit allen Sinnen zu begreifen,<br />

…ist ein Projekt der Ev. Jugendarbeit im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>.<br />

Amt für Jugendarbeit im Evangelischen <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong><br />

Seegefelder Str. 116, 13583 Berlin, ajaks@t-online.de , Tel. 372 19, 40<br />

16


„GERECHT GENIESSEN – TAUSEND GEMEINDEN TRINKEN FAIR“<br />

Noch nicht ganz! Bislang sind es 133 Gemeinden,<br />

die sich an der Aktion von „Brot für die Welt“ beteiligen<br />

und sich zum Ausschank<br />

fair gehandelten Kaffees bei ihren<br />

Veranstaltungen verpflichten.<br />

Als neustes Mitglied auf der<br />

Liste findet sich übrigens die St.<br />

Nikolai-Gemeinde aus <strong>Spandau</strong>.<br />

Die schlechte Qualität des Kaffees<br />

ist kein Argument mehr<br />

und die Auswahl mittlerweile<br />

vielfältig von: Espresso über<br />

„magenfreundlich“ findet sich<br />

ein breites Angebot unterschiedlicher<br />

Firmen und im Eine-Welt-Laden am Reformationsplatz<br />

sind auch Probepäckchen erhältlich.<br />

Der Preis? Nun ja, teurer als „beim Aldi“, jedoch<br />

auch nicht teurer als bei Tchibo. Und“ Brot<br />

für die Welt“ führt gute Argumente an:<br />

Noch immer praktizieren viele evangelische Gemeinden<br />

nicht, was sie anderen empfehlen: Über<br />

90 % der Gemeinden schenken bei ihren eigenen<br />

Veranstaltungen keinen fairen Kaffee aus.<br />

Das soll sich jetzt ändern – um der eigenen<br />

Glaubwürdigkeit willen. Aber auch, weil es in der<br />

Krise des Welt-Kaffeemarktes für die Kleinbauern<br />

auf jede Tonne Absatz ankommt. „Brot für die<br />

Welt“ ruft deshalb zu der Aktion „Gerecht<br />

genießen - 1.000 Gemeinden<br />

trinken fair“ auf. So wird das Jahresthema<br />

„Gottes Spielregeln für eine gerechte<br />

Welt“ in 2005 bis 2007 umgesetzt.<br />

Fairpflichten Sie sich!<br />

„Brot für die Welt“ belohnt die Entscheidung<br />

Ihrer Gemeinde, bei Veranstaltungen<br />

zukünftig ausschließlich fair<br />

auszuschenken: Senden Sie uns die<br />

Dokumentation des neuen (oder<br />

vielleicht schon bestehenden) Beschlusses zu –<br />

sie erhalten als Dankeschön ein künstlerisch<br />

gestaltetes Schild „Faire Gemeinde Musterbach“.<br />

Mehr Infos: www.brot-fuer-die-Welt.de<br />

Der Kreiskirchenrat empfiehlt den Gemeinden,<br />

sich bei ihrem Einkauf stärker an<br />

den Produkten aus fairem Handel zu beteiligen<br />

(Sitzung vom 23. August 2006) und<br />

ging auf der Synode gleich mit gutem Beispiel<br />

voran.<br />

Gottesdienst für Trauernde 3. Advent<br />

17. Dezember, 10.00 Uhr<br />

in der Zuversichtskirche.<br />

Der Gottesdienst wird im Trauercafe am 13. Dezember<br />

um 17.30 Uhr vorbereitet.<br />

Das Trauercafe trifft sich an jedem 2. und 4. Mittwoch<br />

im Monat von 17.30 Uhr – 19.30 Uhr.<br />

Sie können gern vorher anrufen.<br />

Eine Anmeldung ist nicht notwendig.<br />

Bald ist wieder Weihnachten. Wie viele Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen verbinden sich mit<br />

diesem Fest: Stimmung, Gemütlichkeit, das Leuchten der Lichter und Gesichter und noch viel mehr.<br />

Aber wenn der Partner oder die Partnerin, das Kind, Mutter oder Vater nicht mehr dabei sind? Dann ist<br />

Weihnachten oft der schlimmste Tag im Jahr. An kaum einem Tag wird der Verlust so deutlich. All die<br />

glücklichen Gesichter auch in der Kirche und ich ...<br />

Das Kind in der Krippe kommt gerade zu denen, die traurig, ängstlich und belastet sind. Davon wollen<br />

wir erzählen, vielleicht auch miteinander weinen und hoffentlich ein wenig gestärkt nach Hause gehen.<br />

Redaktionsschluss ist der 12. Februar 2007<br />

17


Veranstaltungen im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong><br />

Hier finden Sie nur eine Auswahl der vielfältigen Veranstaltungen in den <strong>Spandau</strong>er Gemeinden, mehr unter<br />

www.kirchenkreis-spandau.de<br />

Besondere Gottesdienste<br />

9. Dez. 2006, 10-12 Uhr<br />

Kinderbibelfrühstück<br />

Wir frühstücken gemeinsam, basteln, spielen und<br />

hören biblische Geschichten.<br />

Ort: Gemeindezentrum der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde,<br />

Im Spektefeld 26<br />

10. Dez. 2006, 11 Uhr<br />

Festgottesdienst zum 75jährigen Kirchenjubiläum<br />

der Christophoruskirche<br />

mit Bischof Dr. W. Huber<br />

Ort: Christophoruskirche, Schuckertdamm 338<br />

Silvester, 31.Dez. 2006, 11.00 Uhr<br />

Frühstücksgottesdienst mit Tischabendmahl<br />

Ort: Zuversichtskirche, Brunsbütteler Damm 312<br />

25. Dez. 2006, 10 Uhr<br />

Musikgottesdienst zum Christfest<br />

J. S. Bach: Weihnachtsoratorium I. Leitung:<br />

Bernhard Kruse; Kollekte erbeten<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz, 13597<br />

Berlin (<strong>Spandau</strong>er Altstadt)<br />

7. Jan. 2007, 18 Uhr<br />

Taizégottesdienst zum Epiphaniasfest<br />

Meditative Gesänge, anschließend gemütliches<br />

Beisammensein bei Kerzenschein!<br />

Ort: Christophoruskirche, Schuckertdamm 338<br />

25. Feb. 2007, 9.30 Uhr<br />

Gottesdienst mit Bibliolog<br />

Beim Bibliolog wird die Gemeinde in die Figuren<br />

der Geschichte geführt und kann (muss nicht) sich<br />

mit ihren Gedanken am Gottesdienst beteiligen.<br />

Weitere Gottesdienste mit Bibliolog voraussichtlich<br />

am 17.6., 2.9. und 4.11.2007<br />

Ort: Kapelle Heerstr. Nord, Obstallee 22E<br />

25. Feb. 2007, 10 Uhr<br />

Familiengottesdienst zum Weltgebetstag<br />

"Unter Gottes Zelt vereint", Pfn. M. Steffen-Elis<br />

Ort: Gemeindesaal, Schuckertdamm 336<br />

Besondere Veranstaltungen<br />

So. 10. Dez. 2007, 14.30 –17.00 Uhr<br />

Kreativmarkt, Basteln für Kinder und<br />

Erwachsene,<br />

Backen, Singen, Grillwurst und Glühwein<br />

Abschluss Familiengottesdienst mit Taufen 17 Uhr<br />

Ort: Zuversichtskirche, Brunsbütteler Damm 312<br />

14. Dez. 2006, 19.30 Uhr<br />

Am Wasser ging sie entlang..."<br />

Märchen vom Wasser<br />

Märchenabend für Frauen mit Renmate Raber bei<br />

Kerzenschein und Bratäpfeln, 5,-- Euro<br />

Ort: Eulalia am Lutherplatz 13<br />

16. Dez. 2007, 18 Uhr<br />

Der Räuber Horificus,<br />

Ein weihnachtliches Singspiel von Ralf Grössler,<br />

Ausführende: Kantorei Ev. Johannesstift, Der<br />

Kinderchor des Ev. Johannesstifts, Korepetition:<br />

Kantor Jürgen Lindner, Leitung: Christiane Palmer-Lindner,<br />

Abendkasse: 5 €/Familienpreis 12 €<br />

Ort: Kirche im Evangelischen Johannesstift,<br />

Schönwalder Allee 26<br />

17. Dez. 2006, 14.00 Uhr<br />

Verkündigungsspiel<br />

aufgeführt von Konfirmanden<br />

Ort: Gemeindehaus Kladow, Kladower Damm 369<br />

16.-18. Jan. 2007<br />

Ökumenische Bibelwoche Gemeinde Kladow<br />

in der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt<br />

Ort: Sakrower Landstr. 60<br />

13. Feb. 2007, 19.30 Uhr<br />

Paul-Gerhardt-Abend<br />

anlässlich seines 300. Geburtstages<br />

Ort: Gemeindehaus Kladow, Kladower Damm 369<br />

16. Feb. 2007, 19 Uhr<br />

Paul-Gerhardt-Ball<br />

Ort: Paul-Gerhardt-Gemeinde, Im Spektefeld 26<br />

Lesungen<br />

14. Dez. 2006, 20 Uhr<br />

<strong>Spandau</strong> liest: Blaise Pascal<br />

aus seinen "Gedanken". Einführung: Pfr. Hartmut<br />

Diekmann. Musik: Elena Lutz (Bajan). Mit der Ev.<br />

Jeremia-Gemeinde. Eintritt: 5,– (erm. 3,–) Euro.<br />

Ort: Museum "Spandovia sacra", Reformationsplatz<br />

12<br />

Konzerte<br />

6. Dez. 2006, 19 Uhr<br />

„Machet die Tore weit“<br />

Alte und neue Weihnachtslieder zum Namenstag<br />

der St. Nikolai-Kirche. Pro Musica Chor Berlin / Capella<br />

Spandowia. Leitung: Otto Ruthenberg. Eintritt:<br />

8,– Euro.<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />

7. Dez. 2006, 19 Uhr<br />

Weihnachtliches Chorkonzert<br />

Männerchor <strong>Spandau</strong>, Berliner Liedertafel und<br />

18


Gäste. Bianca Reim (Sopran), Olaf Nenn (Laute).<br />

Leitung: Norbert Ochmann. Eintritt: 8,– (erm. 5,–)<br />

Euro; Karten im Gemeindebüro und Abendkasse<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />

8. Dez. 2006, 18.30 Uhr<br />

Innehalten bei Musik und Texten zum Advent<br />

Anja Simon (Gesang) und Holger Schumacher<br />

(Klavier): Kompositionen von Vivaldi<br />

Ort: Gemeindeteil Ladenkirche, Grunewaldstraße 7<br />

8. Dez. 2006, 18 Uhr und 9. Dez. 2006, 17 Uhr<br />

Festliches Weihnachtskonzert - Magnificat<br />

von G.P. Telemann<br />

Ausführende: Sopran: Libussa von Jena, Alt: Marie<br />

Giroux, Tenor: Marian Henzel, Bass: Sebastian<br />

Schwarze, Kantorei Ev. Johannesstift, Das Ensemble<br />

für Alte Musik "Capella musicae sacrae",<br />

Leitung: Stiftskantor Jürgen Lindner, Vorverkauf<br />

Tel.: 336 09 592: 10 Euro/6 Euro, Abendkasse: 12<br />

Euro/9 Euro<br />

Ort: Kirche im Evangelischen Johannesstift,<br />

Schönwalder Allee 26<br />

9. Dez. 2006, 18 Uhr<br />

Adventskonzert 2006<br />

Junges Sinfonieorchester Berlin-<strong>Spandau</strong> e.V.<br />

Leitung: Eberhard Schallenberg. Eintritt: 6,– (erm.<br />

3,–) Euro; nur Abendkasse<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />

10 Dez. 2006, 18 Uhr<br />

Adventskonzert der Turmbläser St. Nikolai<br />

Bläsermusik aus vier Jahrhunderten. Orgel: LKMD<br />

Dr. Gunter Kennel; Leitung: Bernhard Kruse. Eintritt<br />

frei. Kollekte erbeten.<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />

10. Dez. 2006, 16 Uhr<br />

Akkordeonkonzert<br />

Es spielt das Akkordeon-Sound-Orchester unter<br />

der Leitung von Horst Schlegelmilch. Anschließend<br />

Adventskaffeetrinken. Eintritt frei!<br />

Ort: Gemeindezentrum Radeland, Schwanter Weg 3<br />

10. Dez. 2006, 15 Uhr<br />

Offenes Singen im Advent<br />

Singekreis und Jugendchor St. Nikolai, Instrumentalisten;<br />

Leitung: Gunda Augustat.<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz,<br />

15. Dez. 2006, 18.30 Uhr<br />

Innehalten bei Musik und Texten zum Advent<br />

Stefanie Schastok (Querflöte) spielt Telemann<br />

Ort: Gemeindeteil Ladenkirche, Grunewaldstr. 7<br />

16. Dez. 2006, 17 Uhr<br />

J. S. Bach: Weihnachtsoratorium I–III<br />

Beate Thiemann (Sopran), Hanna Wollschläger<br />

(Alt), Jan Remmers (Tenor), Wolfram Tessmer<br />

(Bass), Kantorei St. Nikolai, Cappella Spandoviensis;<br />

Leitung: Kantor Bernhard Kruse. Karten<br />

zu 13,– (erm. 10,–) bzw. 10,– (erm. 7,–) Euro im<br />

Gemeindebüro<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />

17. Dez. 2006, 17 Uhr<br />

Chormusik und Lesungen zur Weihnacht<br />

Singekreis St. Nikolai; Leitung: Gunda Augustat.<br />

Eintritt frei, Kollekte erbeten<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />

31. Dez. 2006, 18 Uhr<br />

Silvesterkonzert – Trompete und Orgel<br />

Werke von J. S. Bach, G. F. Händel, T. Albinoni, L.<br />

Anderson u.a. Johann Plietzsch (Trompete) und<br />

Kantor Bernhard Kruse (Orgel). Karten zu 5,–<br />

(erm. 4,–) Euro ab 1.12. im Gemeindebüro, Restkarten<br />

ab 17.15 Uhr an der Abendkasse.<br />

Ort: St. Nikolai-Kirche, Reformationsplatz<br />

18. Feb. 2007, 17 Uhr<br />

Konzert der Klezmerschicksen<br />

5.-/3.-€uro<br />

Ort: Christophoruskirche, Schuckertdamm 338<br />

16. Dez. 2006, 16 Uhr<br />

Europäische Weihnachtslieder<br />

Konzert des Schulchores der Gottfried Kinkel-<br />

Oberschule und des Staakener Frauenchores<br />

Ort: Zuversichtskirche, Brunsbütteler Damm 312<br />

16.Dez. 2006,16 Uhr<br />

Kaffee und Adventslieder, 17.00 Uhr Böhmische<br />

Hirtenmusik.<br />

Chor und kleines Orchester<br />

Ort: Dorfkirche Alt-Staaken, Nennhauser<br />

Damm/Hauptstr<br />

21. Dez. 2006, 19 Uhr<br />

Dorfkirchen–Musik:<br />

Weihnachtliche Musik im Kerzenschein<br />

Gesangs- und Instrumentalsolisten der Komischen<br />

Oper Berlin, Leitung: H.-J.Scheitzbach<br />

Ort: Dorfkirche Alt-Staaken, Nennhauser Damm/<br />

Hauptstr<br />

Zum Vormerken:<br />

24. März. 2007, 10-16 Uhr<br />

Thementag mit Jochem Westhof (PTI Hamburg)<br />

Fortbildung für MitarbeiterInnen in der Arbeit mit<br />

Kindern, Infos: R. Fandre,Tel. 74 733 733<br />

Ort: Weihnachtsgemeinde, Haselhorster Damm<br />

54/58<br />

19


GEMEINSAMER KONVENT VON PFARRERINNEN UND RELIGIONSLEHRERINNEN<br />

„Diakonisches Lernen im Wechselspiel zwischen<br />

Schule, Gemeinde und kreiskirchlichen<br />

Arbeitsfeldern“ … ein langer Titel für ein Arbeitsund<br />

Erlebnisfeld, dem in unserem gemeinsamen<br />

Konvent am 6. September in der Haselhorster Weihnachtsgemeinde<br />

viel Raum zum Diskutieren, Informieren,<br />

Planen und Hinterfragen gewidmet<br />

wurde – worum ging es konkret?<br />

Diakonie im Religionsunterricht<br />

Für den Religionsunterricht in Berlin wurde ein neuer<br />

Rahmenlehrplan für Klasse 1-10 erstellt. Dieser<br />

sieht vor, dass Kinder und Heranwachsende im<br />

Rahmen des Religionsunterrichtes nicht nur Beispiele<br />

diakonischen Handelns in der Theorie kennen<br />

lernen, sondern selbst auch lernen diakonisch zu<br />

handeln, bzw. im Klassenverband oder in Kleingruppen<br />

tätig werden. Ein schwieriges Unterfangen?<br />

Erstmal nicht, gehört doch Wort und Tat zusammen<br />

in unserem christlichen Anspruch und Verständnis<br />

(s. die 10 Thesen zum Thema). Beim konkreten<br />

Nachdenken, wie das umzusetzen sei, tauchen dann<br />

aber doch Fragen auf, denn in jeder Klassenstufe<br />

soll etwas getan werden, was bei einer vollen Stelle<br />

als Religionskraft durchaus bedeuten kann, dass<br />

man alljährlich zwölf gut durchdachte, durchorganisierte<br />

diakonische Einsätze in Krankenhäusern,<br />

Altersheimen, in Gemeinden, Wärmestuben,<br />

oder, oder, oder … durchführt (neben den 24<br />

ebenso möglichst attraktiven Unterrichtsstunden).<br />

Vom Zweifeln an der Realisierbarkeit dieses Anspruches<br />

war anfänglich auch das Miteinander auf unserem<br />

Konvent geprägt.<br />

Wie können wir uns gegenseitig eine Bereicherung<br />

sein?<br />

Nach einem Eingangsreferat von Dr. Karin Borck aus<br />

dem Konsistorium (s. die 10 Thesen), setzten wir<br />

uns in den inzwischen schon ein ganz klein wenig<br />

vertrauten Regionalgruppen zusammen (es war unser<br />

dritter gemeinsamer Konvent). Aus den Gemeinden<br />

wurden diakonische Projekte vorgestellt,<br />

bzw. mögliche Einsatzorte für Schulklassen<br />

erwogen, aus dem Religionsunterricht<br />

Erfahrungen und Bedingungen geschildert.<br />

„Wie können wir uns gegenseitig Bereicherung<br />

sein?“, das war unsere erste Gesprächsthematik,<br />

die dann im zweiten Teil zu konkreten<br />

Verabredungen führen sollte bzw. konnte. Tatsächlich<br />

sind in einigen Gruppen ganz gezielt<br />

gemeinsame Projekte angedacht worden, was<br />

für beide Seiten in Gemeinde und Schule sicherlich<br />

ein positives Erleben war.<br />

Alle sind gespannt, viele auch angespannt angesichts<br />

der bevorstehenden „Einsatzwelle“.<br />

Wir alle hoffen miteinander auf ermutigende<br />

erste kleine Schritte, auf positive Erfahrungen,<br />

insbesondere in der Wahrnehmung derjenigen,<br />

denen das diakonische Handeln zugute kommen<br />

soll. Alle Beteiligten werden Gebende und<br />

Nehmende sein – hoffentlich!<br />

„Handapparat Diakonie“<br />

Entstanden ist aus allem Gesammelten inzwischen<br />

jedenfalls ein ansehnlicher „Handapparat“<br />

mit diakonischen Handlungsmöglichkeiten in unserem<br />

<strong>Kirchenkreis</strong>, der in der Arbeitsstelle für<br />

Religionsunterricht jederzeit einsehbar ist und<br />

demnächst auch im Internet-Diakonie-Atlas unter<br />

www.diakonieatlas.de veröffentlicht werden<br />

wird.<br />

In jedem Fall ist die inzwischen zur Tradition<br />

gewordene Begegnung eine echte Bereicherung<br />

im kreiskirchlichen Miteinander, müssen wir alle<br />

doch gut zusammenhalten als Leib Christi mitten<br />

in der Welt… Den fleißigen Brötchen- und<br />

Kaffee-Reichenden aus der Weihnachtsgemeinde<br />

sei an dieser Stelle noch einmal ein<br />

ganz herzliches Dankeschön zugerufen!<br />

Claudia Schwope<br />

10 THESEN ZUR FRAGE – WARUM DIAKONISCHES LERNEN?<br />

Impulsreferat Pfarrkonvent <strong>Spandau</strong> am 6. September 2006<br />

1. ... weil wir damit dem Himmel ein<br />

Stück näher kommen. Jenseits von Werkgerechtigkeit<br />

und blindem sozialen Aktionismus<br />

gehört zur Nachfolge im Sinne der<br />

biblischen Botschaft genuin auch das gute<br />

Tun, die Liebe und Hinwendung zum Nächsten.<br />

2. ... weil Gutes tun, gut tut. Schüler und<br />

Schülerinnen lernen hier Lebens- und<br />

Arbeitsbereiche kennen, die nicht unbedingt<br />

zu ihrem Alltag gehören. Der Umgang<br />

mit alten Menschen, mit Menschen mit<br />

Behinderungen, Kranken, Randgruppen<br />

usw. ist häufig kein selbstverständlicher<br />

Erfahrungsbereich im Leben von Schülern<br />

und Schülerinnen. Es sind somit<br />

vielleicht „einmalige“ Lernchancen, die<br />

für ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />

wichtig sind.<br />

3. ... weil Schule mehr und mehr<br />

außerschulische Lernorte als Bereicherung<br />

erkannt hat und fördern<br />

20


will. Außerschulische Lernorte - Museum,<br />

Gartenarbeitsschule etc. – liegen im pädagogischen<br />

Trend und Kirche hat in diesem<br />

Bereich viel zu bieten! Handlungsorientierter<br />

Unterricht - wie ihn das Schulgesetz vorsieht-<br />

ist im Bereich des diakonischen Lernens<br />

sehr gut möglich.<br />

4. ... weil die Bedeutung des Ehrenamts<br />

in unserer Gesellschaft zunehmend an<br />

Bedeutung gewinnt. Dies ist sicher auch<br />

eine Folge der demographischen Entwicklung.<br />

Wir müssen – auch im eigenen Interesse<br />

- früh auf diese schulische „Helfergewinnung“<br />

setzen, damit bereits junge Menschen<br />

sich mit der Frage auseinandersetzen:<br />

Wie steht es um mein soziales<br />

Engagement in dieser Gesellschaft?<br />

5. ... weil alle etwas davon haben. Diakonische<br />

Begegnungen sind Begegnungen<br />

auf Augenhöhe. Es gibt nicht<br />

den Helfer auf der einen Seite und den<br />

Kranken, Alten, Gefangenen auf der<br />

anderen Seite. Diakonie ist keine Einbahnstraße.<br />

Wem am Ende mehr geholfen<br />

wurde, steht dahin....<br />

6. ... weil es so viele gelungene Beispiele<br />

gibt. Die Durchsicht der Publikationen belegt<br />

fundiert, dass Organisationsaufwand<br />

und Überzeugungsarbeit sich lohnen. Schüler<br />

und Lehrkräfte berichten über eine Vielzahl<br />

gelungener Beispiele in allen Bundesländern<br />

und bei allen Schultypen. Diakonisches<br />

Lernen ist kein Privileg<br />

evangelischer Gymnasien.<br />

7. ... weil Diakonie/Gemeinde und Schule<br />

hier zu Bildungspartnern werden und<br />

sich gemeinsam engagieren können.<br />

Die Kirche und ihre diakonischen Einrichtungen<br />

nehmen wichtige gesellschaftliche<br />

Aufgaben wahr. Sie berühren<br />

auch Bildungsfragen, die in der<br />

Schule ihren Ort haben müssen.<br />

8. ... weil wir hoffen, dass auch die<br />

Religionslehrkräfte etwas davon<br />

haben. Der Religionsunterricht erhält<br />

über das diakonische Profil ein unverwechselbares<br />

Erkennungszeichen, die<br />

Lehrkräfte erfahren Wertschätzung und<br />

der Zusammenhalt innerhalb der<br />

Lerngruppe wird gestärkt.<br />

9. ... weil soviel gelitten und manchmal<br />

auch geholfen wird. Menschen<br />

brauchen Menschen. Die Erfahrung auf<br />

Hilfe und Zuspruch angewiesen zu sein<br />

ebenso wie die Erfahrung gebraucht zu<br />

werden, beides macht den Menschen<br />

aus. In unserer Hai-Society ist die verstärkte<br />

Ausbildung von sozial-moralischem<br />

Handeln und Toleranz unerlässlich.<br />

10. …last noch least, weil es im<br />

Rahmenlehrplan verbindlich festgeschrieben<br />

ist. Zur Freude der<br />

Einen, die hier schon immer einen<br />

Schwerpunkt gesetzt haben und zur<br />

Verärgerung der Anderen, die hierin<br />

eine zusätzliche Belastung für den<br />

ohnehin schon belasteten Religionsunterricht<br />

sehen. Ihnen sei gesagt, dass<br />

wir ein breit gefächertes Unterstützungsprogramm<br />

aufgelegt haben,<br />

dass allen Beteiligten bei der Umsetzung<br />

helfen soll. Auch diese Veranstaltung<br />

trägt dazu bei!<br />

Dr. Karin Borck<br />

RELIGIONSUNTERRICHT IM HERBST 2006: SORGE UM DIE OBERSCHULE<br />

In <strong>Spandau</strong> haben wir einen Verlust von Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern am Religionsunterricht<br />

der 7. Klassen bis zu 30 % zu beklagen.<br />

Dieser Rückgang betrifft alle Schularten. An<br />

einigen Schulen ist er besonders stark (z. B. an<br />

der Bertolt-Brecht-Oberschule, an der Martin-Buber-Oberschule<br />

und am Kant-Gymnasium) an<br />

einigen deutlich geringer (z. B. an der Wilhelm-<br />

Maybach-Realschule und am Freiherr-vom-Stein-<br />

Gymnasium). Hier und an anderer Stelle haben<br />

die Schulleitungen bewundernswerte Kraft und<br />

Phantasie dafür aufgebracht, den Religionsunterricht<br />

trotz aller Widrigkeiten in den Stundenplan<br />

einzubauen. Doch die Grenzen des Religionsunterrichts<br />

nach dem Berliner Modell sind angesichts<br />

der erweiterten Stundentafel (Abi nach 12 Schuljahren)<br />

und der Einführung von „Ethik für alle“ erreicht.<br />

So dass leider damit zu rechnen ist, dass<br />

wir von Schuljahr zu Schuljahr weitere Schülerinnen<br />

und Schüler verlieren werden.<br />

Angesichts dieser Zurückdrängung des Religionsunterrichts<br />

gilt es, Folgendes zu bedenken:<br />

1. Selbst wenn es in späteren Jahren nur noch<br />

wenige Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht<br />

in der Oberschule geben sollte - keiner<br />

der jetzt angestellten Religionslehrer und<br />

Religionslehrerinnen wird ‚überflüssig’.<br />

Denn für alle, die ihre Stunden womöglich nicht<br />

mehr an der Oberschule erteilen könnten, wäre<br />

21


perspektivisch Platz im Religionsunterricht an<br />

einer Berliner Grundschule.<br />

2. Wenn sich demnach zwar keiner existentiell<br />

um seinen Arbeitsplatz sorgen muss, so ist doch<br />

der Einsatzort ‚Oberschule’ in Gefahr. In<br />

diesem Zusammenhang ist zu überlegen, welch<br />

ein Schatz der Religionsunterricht mit älteren<br />

Schülerinnen und Schülern eigentlich ist.<br />

Er birgt - im Vergleich zum Religionsunterricht an<br />

der Grundschule - ganz eigene Möglichkeiten religiösen<br />

Lernens und hat seine eigene Würde. Denn<br />

es ist sehr schön, wenn ein Kind in der Grundschule<br />

mit biblischen Geschichten und Gottesvorstellungen<br />

vertraut gemacht wird. Was aber,<br />

wenn in der wichtigen Entwicklungsstufe des<br />

Zweifelns und der Kritik keiner an der Seite der<br />

Heranwachsenden ist, der dabei hilft, „den Skeptizismus<br />

der sich in ihnen entwickelt haben mag<br />

zur Sprache zu bringen und zu zügeln“, wie Friedrich<br />

Schleiermacher einmal speziell die Aufgabe<br />

des Religionsunterrichts für ältere Schüler gekennzeichnet<br />

hat? Ohne eine solche Begleitung durch<br />

den Religionsunterricht in der Oberschule könnte<br />

das im Religionsunterricht in der Grundschule Gelernte<br />

vom jungen Menschen über Bord geworfen<br />

werden, so wie er gerade die grau gewordenen<br />

Teddys und Puppen aus dem alten Kinderzimmer<br />

heraus geworfen oder vielleicht in eine Kiste gepackt<br />

und (für immer?) in den Keller gestellt hat.<br />

3. Nein, wir müssen in solchen Zeiten (des politischen<br />

und jugendlichen Ausmistens) als Kirche<br />

zur Stelle sein – klar erkennbar und am besten<br />

auch mal mit kräftiger Stimme kundtun, was es<br />

mit uns zu gewinnen und nicht zu verlieren gibt:<br />

Eine wesentliche Dimension schulischer Bildung:<br />

eine Orientierung für das Leben. Eine Zuversicht,<br />

einzigartig, geliebt und angenommen zu sein mit<br />

allen Schwächen und Stärken. Dass nicht alles<br />

Machbar ist und von der eigenen Leistung<br />

abhängt. Dass es etwas gibt, das höher ist als alle<br />

Vernunft: der Gott der Christen, Juden und Muslime,<br />

der auch seine Hand nach den Berliner<br />

Oberschülern ausstreckt. Was können wir dazu<br />

beitragen, dass die Jugendlichen diese Hand auch<br />

ergreifen?<br />

Wir brauchen Mut, Ideenreichtum und Experimentierfreude,<br />

um schon jetzt auch nach<br />

neuen Formen für unseren Oberschul-Religionsunterricht<br />

zu suchen. Dabei können wir z. B. von<br />

den Formen der evangelischen Berufsschularbeit<br />

lernen, uns am Projektunterricht orientieren, so<br />

wie er in einigen Hauptschulen durchgeführt wird,<br />

und die religionsphilosophischen Schulwochen<br />

Brandenburgs studieren.<br />

Verknüpfungen mit gemeindlicher Kinder- und<br />

Jugendarbeit sind angesagt. Z. B. im Hinblick auf<br />

diakonische Projekte zwischen Gemeinde und<br />

Schule. Aber warum nicht auch im Hinblick auf<br />

den Konfirmandenunterricht? Könnten nicht ‚Mosaiksteine’<br />

des Konfirmandenunterrichts zukünftig<br />

in der Schule erworben werden?<br />

Kooperation ist wichtiger denn je, damit der Religionsunterricht<br />

ein Bein in der Schultür behält.<br />

Ökumenisches Handeln, wie auch die Kooperation<br />

mit anderen Fächern in der Schule sind sorgfältig<br />

zu pflegen. Insbesondere im Bereich der Kooperation<br />

mit dem Ethikunterricht wachsen in den<br />

<strong>Spandau</strong>er Oberschulen verschiedene noch zarte<br />

und schützenswerte Pflänzchen (z. B. in der Wolfgang-Borchert-Realschule,<br />

in der Gottlieb-Daimler-<br />

Hauptschule und in der Maybach-Realschule).<br />

Wenn diese neuen Triebe kräftiger geworden<br />

sind, werden wir mehr von ihnen erzählen, damit<br />

sich auch andere von ihrer Kraft anstecken und<br />

anregen lassen können.<br />

Hauptaufgabe in diesem Herbst und Winter 2006<br />

scheint mir, auf der einen Seite die Grenzen<br />

dessen zu erkennen, worauf wir bei aller Mühe<br />

und allem Engagement keinen Einfluss haben,<br />

und daran nicht zu verzagen. Auf der anderen Seite<br />

bleibt zu wünschen, dass wir gleichermaßen<br />

unsere Gestaltungsspielräume erkennen und<br />

nutzen. Im Sinne des Wortes: „Gott gebe mir die<br />

Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht<br />

ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich<br />

ändern kann, und die Weisheit, das eine vom<br />

andern zu unterscheiden.“<br />

2.<br />

Dr. Christiane Ehrhardt, Leiterin der Arbeitsstelle<br />

für den Religionsunterricht (ARU)<br />

KIRCHE KOMMT DEN SCHÜLERN ENTGEGEN<br />

Nicht extra in die weit entfernte St. Nikolai-Kirche,<br />

sondern gleich in die Räume nebenan konnten die<br />

Schulanfänger der Konkordia-Grundschule und<br />

ihre Eltern gehen, um mit Gottes Segen ihre<br />

Schulzeit zu beginnen. „Der Herr behüte dich“ unter<br />

diesem Motte wurde der Gottesdienst von<br />

Pfarrer Karsten Dierks in den ungewohnten Schulräumen<br />

gefeiert. Die Initiative ging von der Ev.<br />

Religionslehrerin Sylvia Wiechers aus.<br />

1.<br />

22


BERÜHRUNGEN - GANZ PERSÖNLICHE GEDANKEN ZUM MIRJAMSONNTAG IN DER JEREMIA-<br />

GEMEINDE AM 22.10.2006<br />

Zu viert hatten wir uns – vier Frauen aus der Kirchengemeinde<br />

Kladow – an diesem Sonntag entschlossen,<br />

nicht den gewohnten Gottesdienst in<br />

unserer Dorfkirche zu feiern, sondern der Einladung<br />

der Jeremia – Gemeinde und des<br />

Frauenteams von<br />

<strong>Spandau</strong> zu folgen,<br />

einen von Frauen<br />

gestalteten Gottesdienst<br />

zum Mirjamsonntag<br />

gemeinsam<br />

zu erleben.<br />

Es war schon ungewohnt,<br />

an den bekannten<br />

Gesichtern<br />

unserer Gemeindeglieder<br />

auf dem Weg<br />

zur Dorfkirche vorbei,<br />

bis ins Falkenhagener<br />

Feld zu fahren.<br />

Aber die freundliche Begrüßung am Eingang, bei<br />

der uns ein geknüpftes Bändchen überreicht<br />

wurde, dessen Sinn uns zu diesem Zeitpunkt noch<br />

nicht klar war, nahm uns sofort das Gefühl der<br />

Fremdheit.<br />

Bei leiser Musik nahmen wir in der lichtdurchfluteten<br />

modernen Kirche Platz.<br />

Besonders das Eingangslied „Morgenlicht<br />

leuchtet…“ passte wunderbar zu dem sonnigen<br />

Herbstmorgen, der die Bänke der Kirche in helles<br />

Licht tauchte.<br />

Gestaltet wurde der Gottesdienst, wie schon<br />

erwähnt, von Frauen der Jeremia-Gemeinde und<br />

des Frauenteams <strong>Spandau</strong>. Lesung und Predigt<br />

dieses Sonntags handelten von der Frau, die<br />

durch die Berührung von Jesus Kleidersaum,<br />

Gottes Kraft am eigenen Leib erfährt und von ihrer<br />

jahrelangen Krankheit den Blutfluss geheilt<br />

wird (Markus 5, 25-34).<br />

Eindrucksvoll wurde in der Lesepredigt von Christiane<br />

Markert-Wizisla geschildert, wie man Heilung<br />

und Gottes Lebenskraft - im griechischen Text<br />

„dynamis“ genannt - durch einfache Berührungen<br />

erfahren und, wenn der Funke in uns selbst gezündet<br />

ist, auch an<br />

andere weitergeben<br />

kann.<br />

Besinnliche Musik nach<br />

der Predigt gab uns<br />

einen Moment Raum<br />

für eigene Gedanken<br />

und Empfindungen,<br />

und ich kann für mich<br />

sagen: Der Funke<br />

sprang über. Besonders<br />

beim Segen, wo wir<br />

uns alle an den Händen<br />

hielten, und bei dem<br />

bekannten Lied „Möge<br />

die Straße uns zusammenführen…“ waren wir eine<br />

geschlossene Gemeinschaft, die Gottes Kraft spüren<br />

konnte.<br />

Jetzt wurde uns auch der Sinn des Bändchens<br />

erläutert, das wir am Eingang erhalten hatten. Für<br />

jede Berührung oder Begegnung mit anderen<br />

Menschen, in der wir göttliche Wirkkraft spüren<br />

können, sollten wir einen Knoten in das Bändchen<br />

knüpfen.<br />

Den ersten großen Knoten habe ich in mein Band<br />

gebunden – für den Mirjamgottesdienst in der Jeremia-Gemeinde.<br />

Rosemarie Lange<br />

23a


UNTER GOTTES ZELT VEREINT<br />

FRAUEN AUS PARAGUAY LADEN ZUM GOTTESDIENST EIN<br />

Der kommende Weltgebetstagsgottesdienst am 2.<br />

März 2007 lädt wieder in ein spannendes, weithin<br />

unbekanntes Land ein, das<br />

- 1811 seine Unabhängigkeit von Spanien<br />

erlangte,<br />

- bis 1989 von dem deutschstämmigen Diktator<br />

Alfredo Stroessner regiert wurde,<br />

- gegenwärtig unter Korruption und leeren<br />

Kochtöpfen leidet,<br />

- bei 6 Millionen Einwohnern 19 Völker mit<br />

eigener Kultur aufweist,<br />

- Spanisch und Guaraní als offizielle Sprachen<br />

zulässt,<br />

- von ca.120.000 Deutschstämmigen und 10.000<br />

Deutschen bewohnt wird,<br />

- eine große Mennonitengemeinde<br />

beheimatet,<br />

- das Trinken von Mate-Tee ritualisiert<br />

hat und die Harfe als Nationalinstrument<br />

kennt,<br />

- die Abholzung des Regenwaldes<br />

und die Vergiftung mit Pestiziden<br />

kaum stoppen kann ...<br />

Ohnmacht und Korruption<br />

Das größte Problem des Landes ist<br />

aber eine tiefgreifende Hoffnungs- und<br />

Zukunftslosigkeit vor allem der campesinos,<br />

landloser Bauernfamilien, die unter einer<br />

wirtschaftlichen Dauerkrise, der ungelösten Landfrage<br />

und wachsender Verarmung leiden. Die<br />

Entwicklung von Demokratie und Bürgerrechten<br />

liegt in weiter Ferne. Viele Menschen sind<br />

verzweifelt und haben sich den korrupten Verhältnissen<br />

ergeben.<br />

Ökumene der Frauen als zarte Hoffnung<br />

Mit dem Auftrag, eine Gottesdienstordnung konfessionsübergreifend<br />

zu erarbeiten, verband sich<br />

für die paraguayischen Frauen das Knüpfen zarter<br />

ökumenischer Bande. Dabei kamen sie mit ihren<br />

kritischen, aber auch hoffnungsvollen Stimmen zusammen,<br />

verstärkten und ermutigten sich gegenseitig.<br />

Das Lachen Sara’s, die in ihrem Gefühl völliger<br />

Ohnmacht/Unfruchtbarkeit die Verheißung<br />

eigener Nachkommenschaft empfängt, klingt<br />

diesen Frauen in den Ohren. Sie machen das Lachen<br />

Saras zum Thema des Gottesdienstes.<br />

Vorbereitende Veranstaltung zum Weltgebetstag:<br />

Mittwoch, 17.Januar 2007 um 10.00 Uhr<br />

im Gemeindehaus Siemensstadt<br />

Gott gibt Sara Grund zu lachen<br />

Bibelarbeit für Frauen zum Weltgebetstag 2007<br />

Anmeldung bei Christine Pohl (Tel. 382 71 93)<br />

Unter Gottes Zelt vereint<br />

Wie diese hauchfeine Nanduti-Spitze, die sich<br />

kunstvoll aus bis zu fünfzig Mustern zusammen<br />

setzt, empfinden die Frauen die Verschiedenheit<br />

und Verbundenheit von christlichen Gemeinden<br />

weltweit als eine große Ermutigung. In diesem<br />

„Spinnennetz“(Nanduti) fühlen sie sich geborgen<br />

und zum Widerstand gestärkt. Sie wünschen sich,<br />

dass wir an ihrer großen Ohnmacht, aber auch an<br />

dem kleinen Hoffnungsschimmer teilhaben.<br />

Die Stärke liegt in den Liedern<br />

In ihrer Gottesdienstordnung hatten die Paraguayerinnen<br />

ursprünglich 16 Lieder vorgesehen. Was für<br />

ein Reichtum! Auch in ihren eigenen Gottesdiensten<br />

dienen die Lieder nicht der<br />

Unterbrechung im Gottesdienst,<br />

sondern bringen ihn mit eigenen<br />

Glaubensaussagen voran. So sind<br />

auch die Lieder in der Weltgebetstagsordnung<br />

zu singen und<br />

zu verstehen. Es sind keine<br />

Pausenfüller, sondern Lieder mit<br />

eigenem Gewicht. Mit ihrem<br />

Tempo, ihrem Tonumfang, ihrer<br />

Ein- oder Mehrstimmigkeit<br />

drücken sie Lob, Dank, Klage und<br />

Bitte aus.<br />

Im übrigen enthält die Gottesdienstordnung<br />

keine Evangeliumslesung.<br />

Die Weltgebetstagsgemeinde wird sich<br />

dieses Mal das Evangelium gegenseitig zusingen.<br />

Unser Miteinander in der Vorbereitung ist<br />

eine Chance<br />

In der Vorbereitung werden uns nicht nur die Bibelarbeiten<br />

beschäftigen, sondern vor allem die Geschichten<br />

von Frauen, die als Hausangestellte,<br />

Straßenhändlerinnen, Stickerinnen, Studentinnen...<br />

leben und arbeiten. Sie regen uns an, auch uns<br />

über unsere Ohnmacht und Hoffnung auszutauschen<br />

und unser Miteinander als große Chance<br />

zu entdecken. Darum lohnt es sich bei dieser Vorbereitung,<br />

jüngere und ältere Frauen gemeinsam<br />

einzuladen. Der Weltgebetstagsgottesdienst ist eine<br />

wunderbare Gelegenheit, sich zu verknüpfen und<br />

eine Art „Spinnenetz“ herzustellen, in dem wir Geborgenheit<br />

und Stärkung zum Widerstand erfahren.<br />

Christine Pohl<br />

23


EVANGELICAL LUTHERAN CHURCH WESTERN CAPE CIRQUIT SÜDAFRIKA - - -<br />

30 Jahre Partnerschaft 1976 - 2006<br />

30 Jahre Partnerschaft – d.h. Höhen und Tiefen<br />

gemeinsamen Erlebens, begonnen zur Zeit der<br />

Apartheid und des geteilten Deutschlands, vor<br />

allem vertieft durch mindestens 15 Besuche hin<br />

und her. Ziele der Partnerschaft wurden formuliert<br />

und im Laufe der Geschichte aktualisiert und in<br />

einer Festschrift niedergelegt:<br />

• Sichtbar werden lassen des einen Leibes Jesu<br />

Christi<br />

• Gemeinsame Wurzeln bedenken und pflegen<br />

(Lutherische Tradition)<br />

• Füreinander beten<br />

• Unterstützung konkreter Projekte<br />

• Voneinander lernen<br />

30 Jahre haben wir Wege zum Ziel gesucht und<br />

sind sie gegangen und haben sie folgendermaßen<br />

benannt:<br />

• Sich gegenseitig kennen lernen durch Besuche<br />

• Informationen austauschen (per Brief, Bilder,<br />

Video etc.<br />

• Gemeinsam Gottesdienste feiern<br />

• Ausbau von Partnerschaften von Gemeinde zu<br />

Gemeinde. Dieses war schwierig und gelang<br />

bisher nur wenigen Gemeinden.<br />

• Austausch von Mitarbeitern über einen längeren<br />

Zeitraum<br />

• Schüleraustausch (RSA – Berlin<br />

• Jugendbegegnungen (Gruppenbesuche mit<br />

gemeinsamen Arbeitseinsatz oder themenbezogene<br />

Seminare)<br />

• Einzelbesuche<br />

• Partnerschaftssinntage gestalten, z. B. der Art<br />

der Weltgebetstagsgottesdienste<br />

• Thema „Partnerschaft“ in den Konfirmandenunterricht<br />

einbringen<br />

• Infos durch die AG Partnerschaft für die Gemeindebriefe<br />

und den <strong>Kirchenkreis</strong>-Rundbrief<br />

erstellen<br />

• Ermöglichung von Praktika durch die Gemeinden<br />

Trotz aller Probleme – Sprachbarriere (für beide<br />

Partner ist englisch eine Zweit- bzw. eine Fremdsprache),<br />

die Frage, wie Jugendliche auf dieses<br />

Thema neugierig gemacht werden können usw. -<br />

haben wir bei der Reise erlebt, dass viele neue<br />

Leute gute neue Ideen haben und gewillt sind, sie<br />

nach ihren Möglichkeiten zu verwirklichen. Wir<br />

haben erlebt, dass das Miteinander uns im Leben<br />

unseres Glaubens voranbringt, wenn uns Frauen<br />

und Männer der Gemeinden mitgenommen haben<br />

in die Fröhlichkeit und Innerlichkeit ihrer Gottesdienste<br />

und in ihre Häuser und Hütten, um mit ihnen<br />

Gemeinschaft und die herzliche Gastfreundschaft<br />

zu erleben.<br />

So hoffen wir, dass diese Arbeit weiterhin unter<br />

Gottes Segen steht und in ihr der eine Leib Christi<br />

sichtbar bleibt.<br />

Brigitte Schirrmacher<br />

CHORREISE NACH SÜDAFRIKA<br />

Als die Kreissynode <strong>Spandau</strong> auf ihrer Herbsttagung<br />

1976 - also vor dreißig Jahren - beschloss,<br />

mit einem <strong>Kirchenkreis</strong> der Lutherischen Kirche im<br />

Südlichen Afrika partnerschaftliche Beziehungen<br />

aufzunehmen, war es eine große Frage, ob eine<br />

Partnerschaft über eine so große Entfernung<br />

überhaupt möglich wäre und wie lange sie denn<br />

halten würde.<br />

In all den Jahren hat es viele Begegnungen hinüber<br />

und herüber gegeben und alle, die daran<br />

teilgenommen haben, erinnern sich gerne zurück.<br />

Aber mit einem ganzen Chor nach Südafrika zu<br />

fahren, noch dazu zusammengewürfelt aus sechs<br />

verschiedenen Gemeinden <strong>Spandau</strong>s, das wäre<br />

doch etwas ganz Besonderes.<br />

Auf die Ausschreibung am Beginn dieses Jahres<br />

meldeten sich einundzwanzig Interessenten, die<br />

bereit waren, drei Wochen ihres Urlaubs, einen<br />

Batzen Geld und die nötige Vorbereitungszeit zu<br />

investieren. Mit hochgespannten Erwartungen<br />

starteten wir am Mittag des 25. September unsere<br />

Reise. Müde von dem langen Flug kamen wir am<br />

nächsten Morgen in Kapstadt an und wurden am<br />

Flughafen von Pastor Groenewald und dem<br />

neugewählten Dean Dinale erwartet.<br />

Die Enttäuschung war zunächst groß, als wir erfuhren,<br />

dass die Quartiere in einem christlichen<br />

Seminarzentrum erst am Abend zur Verfügung<br />

stehen würden. Gänzlich schief hing der Haussegen,<br />

als wir die von Schimmel geschwärzten<br />

Decken unserer Zimmer entdeckten. Uns tröstete<br />

wenig, als wir erfuhren, dass diese Erscheinung<br />

nach den langen feuchten Wintern häufig zu<br />

finden sei – zumal die Räume nicht beheizt<br />

werden können. Unser Gastgeber hat dann jedoch<br />

alles daran gesetzt, die Zimmer in den nächsten<br />

Tagen zu renovieren.<br />

24


- - - EVANGELISCHER KIRCHENKREIS SPANDAU BERLIN<br />

Strahlender Sonnenschein weckte uns am nächsten<br />

Morgen – eine gute Gelegenheit, dem weltberühmten<br />

Tafelberg einen Besuch abzustatten und<br />

sich an dem Stadtbild Kapstadts zu erfreuen.<br />

Doch wir wollten ja mehr sehen, als die normalen<br />

Reisenden, die sich an der Waterfront, einem touristischen<br />

Einkaufsparadies, tummeln.<br />

Sehr beeindruckt<br />

waren wir von<br />

den Begegnungen<br />

mit Vertretern der<br />

überwiegend 'farbigen'<br />

Gemeinden.<br />

Wir erfuhren,<br />

dass zwar<br />

die<br />

Rassentrennungsgesetze<br />

aufgehoben<br />

sind, die<br />

sozialen Unterschiede<br />

jedoch<br />

nach wie vor bestehen<br />

und<br />

sich teilweise sogar<br />

noch verschärft haben. Die hohe Arbeitslosigkeit<br />

gebiert Kriminalität, und die große Zahl HIVinfizierter<br />

Menschen stellt das Gesundheitssystem<br />

vor schier unlösbare Aufgaben.<br />

Hauptziel unserer Reise war ja, unseren Partnern<br />

musikalische Grüße aus <strong>Spandau</strong> zu bringen und<br />

einen Überblick über die geistliche Chormusik in<br />

unseren Gemeinden zu geben. Hierzu gab es viel<br />

Gelegenheit in den Sonntagsgottesdiensten und<br />

bei abendlichen Veranstaltungen, in denen auch<br />

einheimische Chöre mitwirkten. Dabei bekamen<br />

wir auch Einblick in die geistliche Musik, die in unseren<br />

Partnergemeinden praktiziert wird.<br />

Verblüfft waren wir, zu erleben, wie 'europäisch'<br />

die Gottesdienstliturgie und Gesänge geprägt<br />

sind. Das ist aus der Tradition unserer Partnerkirchen<br />

zu erklären, die ja überwiegend von deutschen<br />

Missionaren gegründet wurden.<br />

In den schwarzen Gemeinden haben sich jedoch<br />

auch einheimische Gesänge und Rhythmen durchgesetzt,<br />

die besonders bei der Jugend einen viel<br />

größeren Anklang finden.<br />

Da Chorleitung und Orgelspiel in unseren Partnergemeinden<br />

überwiegend von Ehrenamtlichen<br />

ausgeübt werden, entstand bei unseren mitgereisen<br />

Organisten die<br />

Idee, Hilfestellung bei<br />

der Aus- und Weiterbildung<br />

anzubieten. Das<br />

wäre sicherlich ein wertvoller<br />

Beitrag, partnerschaftlicher<br />

Hil-fe.<br />

In der zweiten Woche<br />

besuchten wir die Städte<br />

Worcester, Touwsriver<br />

und Laingsburg. Dort<br />

hatten wir Gelegenheit,<br />

bei einheimischen Gemeindegliedern<br />

zu übernachten.<br />

Das waren sowohl<br />

für die Gastgeber,<br />

die zum Teil noch nie<br />

'weiße' Gäste beherbergt hatten, als auch für uns<br />

wichtige Erfahrungen. Uns wurde bewusst, dass wir<br />

– trotz aller Schwierigkeiten in Deutschland – noch<br />

auf einem sehr hohen Niveau klagen.<br />

Wieder einmal hat sich gezeigt, dass Begegnungen<br />

das A und O partnerschaftlicher Beziehungen<br />

sind. Auch wenn die Kommunikation in<br />

manchen Zeiten schwierig ist und gar einzuschlafen<br />

droht, sobald man sich wieder sieht, ist<br />

die Freude groß und man merkt sofort, man ist<br />

Teil einer großen, weltumspannenden Gemeinschaft<br />

von Christen. So war es auch nicht erstaunlich,<br />

dass manche Reisteilnehmer sagten: "Wir<br />

kommen bestimmt wieder."<br />

Horst Skoppeck<br />

MIT TAUSEND STERNEN ÜBER DEN HIMMEL REISEN-<br />

Eindrücke von der Chorreise nach Kapstadt<br />

Unsere afrikanischen Gastgeber sind einmalig. Sie<br />

führen uns in der ersten Woche gleich auf den<br />

Tafelberg, ans Kap, ins Weinland, in den botanischen<br />

Garten, an die Waterfront mit den<br />

Cafés und Straßenkapellen. Wir kommen aus dem<br />

Staunen gar nicht mehr heraus. Ein wunderschönes<br />

Land! Das schönste Land der Welt? Ich bin<br />

skeptisch, wenn nicht sogar ein bisschen traurig.<br />

Ich habe soviel über die Armut und die Not der<br />

Menschen dort gehört, dass es mir jetzt schwer<br />

fällt, mich unbeschwert zu freuen. Auf der einen<br />

Seite überwältigende Schönheit, auf der anderen<br />

Seite Armut, Aids, Kriminalität.<br />

In meinem Reiseführer steht: „Um die Ambivalenz<br />

Südafrikas zu erfahren, ist ein Besuch der Towns<br />

hips unabdingbar!“ Ein zynischer Satz, wie ich<br />

finde, aber ich will nicht verurteilen. Ich möchte<br />

doch auch sehen, wie die Menschen leben, die<br />

nicht in den Villen am Tafelberg groß geworden<br />

sind, sondern die heute noch unter der Folgen der<br />

Apartheid leiden. Ich möchte die Menschen besuchen,<br />

für die wir vor zwei Wochen noch ein Bene­<br />

25


fizkonzert veranstaltet haben, weil sie ohne Otto<br />

Kohlstocks Suppenküche hungern müssten.<br />

In der zweiten Woche fahren wir über Land, um<br />

die Partnergemeinden im Gebirge zu besuchen.<br />

Auf der ganze Busfahrt habe ich ein Angstgefühl,<br />

das ich aus Kindergartenzeiten kenne: Die Angst,<br />

essen zu müssen. Ich leide unter einigen Begleiterscheinungen<br />

einer solchen Reise, die man<br />

allgemein als „Montezumas Rache“ bezeíchnet,<br />

und jeder Bissen wird zur Qual. Die Freude an der<br />

Landschaft, die Vorfreude auf die Begegnung mit<br />

den Menschen, auf das Singen-, alles wird überlagert<br />

durch die Befürchtung etwas ablehnen zu<br />

müssen, was Menschen mit großer Liebe vorbereitet<br />

haben, was sie sich vielleicht selbst kaum leisten<br />

können.<br />

Zur Partnergemeinde…<br />

Der kleine Gebirgsort Touwsriver bereitet uns<br />

einen Riesenempfang. Die Kirche liegt etwas<br />

oberhalb, wir sind durch ein ärmliches Gebiet dahin<br />

gefahren. Vor der<br />

Tür wartet ein großes<br />

Willkommensschild<br />

und im Kirchraum ein<br />

üppig gedeckter Mittagstisch.<br />

Fröhliche<br />

Menschen, Umarmungen.<br />

Ich fühle<br />

mich plötzlich sehr<br />

elend und laufe hinaus,<br />

will nur noch<br />

allein sein. Mir ist sehr<br />

schlecht, und die entsprechenden<br />

Örtlichkeiten<br />

erscheinen mir<br />

als der erbärmlichste Ort der Welt. Ich will<br />

nachhause. Dabei habe ich doch nun endlich, was<br />

ich wollte: Ich bin nicht die TUI-Touristin, sondern<br />

erlebe die andere Seite, das Elend. Und versage in<br />

den ersten fünf Minuten.<br />

Auch an der frischen Luft finde ich keine Ruhe.<br />

Eine verwahrloste Kinderschar kommt den Berg<br />

herauf. Sie fragen, ob ich Geld habe. Ich gebe<br />

nichts und fühle mich wie eine Hexe. Jemand<br />

kommt auf die Idee, Luftballons zu verschenken.<br />

Die Kinder verteilen sie ungerecht, es gibt Streit.<br />

Touwsriver ist die Hölle.<br />

Im Gottesdienst gibt es allerdings eine große<br />

Überraschung: eine Jugend-Gospelgruppe singt<br />

einmalig schön. Ich fühle mich plötzlich ganz entrückt,<br />

kann kaum die Tränen zurückhalten.<br />

Aber dann erfahre ich, dass der kleine Junge, den<br />

meine Nachbarin auf dem Schoß hat, von seiner<br />

Mutter ausgesetzt wurde. Sie war wohl krank, er<br />

selbst ist auch nicht gesund, die Frage nach HIV<br />

steht im Raum.<br />

In der Mittagspause führt uns unser Leiter zu<br />

einem historischen Ort: Hier haben im Jahre 1882<br />

englische Astronomen erstmalig die Entfernung<br />

zur Venus gemessen. Ich habe nach all dem<br />

keinerlei Lust zu dieser Besichtigung. Andererseits<br />

muss ich nun zugeben: Touwsriver hat tatsächlich<br />

auch etwas mit dem Himmel zu tun.<br />

Besuch in Themba Labantu<br />

Auf dem Rückweg von unserer Exkursion besuchen<br />

wir Philippi, den Vorort von Kapstadt, wo<br />

Pfarrer Kohlstock seine Oase Themba Labantu mit<br />

Suppenküche, Aidsstation und Kindergarten eingerichtet<br />

hat. Hier sind die Lebensverhältnisse<br />

grauenhaft, viel schlimmer als auf dem Land. Aber<br />

Otto Kohlstock macht es uns leicht: Er erklärt uns,<br />

wie wir helfen können.<br />

Wir dürfen für die Kranken nicht nur singen, wir<br />

dürfen sie auch in den Arm nehmen, und wo finanzielle<br />

Hilfe sinnvoll ist, erzählt er uns auch. Zunächst<br />

aber sollen wir über tausend von Aidskranken<br />

hergestellte Weihnachtssterne mit nach Berlin<br />

nehmen. So sind wir einbezogen in das Geschehen,<br />

stehen nicht mehr so hilflos davor.<br />

Rückkehr als Sterntaler<br />

Die letzte Woche am Pazifik<br />

wird richtig gemütlich.<br />

Das Essen schmeckt<br />

wieder, wir haben Zeit<br />

zum Schlafen, die Konzerte<br />

sind geschafft.<br />

Wenn ich morgens aufwache,<br />

denke ich manchmal,<br />

ich bin schon zuhause,<br />

und dann freue<br />

ich mich, dass ich immer<br />

noch hier bin.<br />

Schließlich kommt doch<br />

der Abflug. Ich nehme einen Karton voller Sterne<br />

ins Handgepäck, alles was ich sonst noch besitze,<br />

liegt im Koffer. Während des Fluges überwache<br />

ich die Sterne mit Argusaugen. Sie kommen<br />

wohlbehalten in Berlin an, unser Gepäck bleibt in<br />

Frankfurt. So stehe ich ohne Kleidung, ohne<br />

Schlüssel, ohne Check-Karte, aber mit 350 Sternen<br />

am Flughafen Tegel. Wie Sterntaler. Aber das<br />

Gepäck kommt später, es ist alles noch da.<br />

Man müsste immer mal wieder hinfahren. Jetzt,<br />

wo man sich mit dem Flug auskennt, wo Montezuma<br />

überwunden ist und wo man sich sogar schon<br />

getraut hat, an der Waterfront allein zu shoppen.<br />

Mit immer mal wieder meine ich etwa alle Vierteljahre:<br />

Weihnachten, um zu schauen, ob die<br />

Schneemännerlichterketten bei 40 Grad wirklich<br />

brennen, und dann noch mal im Frühling, wenn<br />

dort Herbst ist, und dann vielleicht in den Sommerferien.<br />

Es geht nicht! Ich weiß. Aber irgendetwas wird<br />

gehen! Muss gehen, davon bin ich überzeugt.<br />

Nächstes Jahr kommt die Marimbaband aus Philippi<br />

zum <strong>Spandau</strong>er Kirchentag. Und ganz vielleicht<br />

kommt 2008 der Jugendchor aus Touwsriver!<br />

Bettina Brümann<br />

26


UNSERE RECHTE SIND EBENSO DIE RECHTE MUSLIMISCHER FRAUEN IN<br />

DEUTSCHLAND<br />

Seit dem 2. September ging es eine gute Woche<br />

lang täglich durch die Presse: Rechtsanwältin Ates<br />

hat ihre Zulassung als Rechtsanwältin zurückgegeben<br />

und ihre Kanzlei aufgegeben, weil<br />

wiederholt ihren Mandantinnen und auch ihr<br />

selbst von den Ehemännern Gewalt angedroht<br />

oder angetan wurde. Bis dahin hat sie die Rechte<br />

von muslimischen Frauen vertreten. Sie hat sich in<br />

ihrer Praxis unermüdlich für ihre Mandantinnen<br />

und in öffentlichen Veranstaltungen für die Rechte<br />

aller hierlebenden<br />

Frauen eingesetzt.<br />

Rechtsanwältin<br />

Ates wird oft eine<br />

Frauenrechtlerin<br />

genannt. Das war<br />

die Bezeichnung<br />

für Frauen, die im<br />

19. und 20. Jahrhundert<br />

dafür<br />

kämpften, dass<br />

Frauen Rechte<br />

erhielten. Das<br />

haben sie erreicht.<br />

Die Grundlage<br />

für die Rechte ist vor allem der Gleichheitsgrundsatz<br />

im Artikel 3,2 unseres Grundgesetzes:<br />

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Heute<br />

geht es darum, dass diese Rechte im Bewusstsein<br />

der Menschen verankert sind und die bestehenden<br />

Gesetze angewendet werden. Um so<br />

bedenklicher ist es, wenn einer Rechtsanwältin die<br />

geltendes Recht für ihre Mandantinnen vertritt,<br />

von deren Ehemännern Gewalt angetan wird.<br />

Während meiner Arbeit im Kirchlichen Dienst in<br />

der Arbeitswelt in Berlin-<strong>Spandau</strong> lernte ich viele<br />

muslimische Frauen und deren Ehemänner<br />

kennen, den es selbstverständlich war, ein modernes<br />

Leben zu führen. Für viele andere Frauen<br />

aber gibt es all die Probleme, über die wir immer<br />

wieder hören: Neben Zwangsheirat und Ehrenmord,<br />

dass Frauen von ihren Männern nicht<br />

erlaubt wird, sich in der Stadt allein zu bewegen;<br />

dass sie gezwungen werden, ein Kopftuch zu<br />

tragen; dass Mädchen nicht die ihnen entsprechende<br />

Schule besuchen, bzw. nicht an allen Unterrichtsveranstaltungen<br />

teilnehmen dürfen oder<br />

gehindert werden, den von ihnen gewünschten<br />

und ihnen entsprechenden Beruf zu ergreifen.<br />

Viele Männer sehen es als ihr selbstverständliches<br />

Recht, ihre Frauen zu schlagen.<br />

Die Gewalt, die muslimische Männer ihren Frauen<br />

antun, bis hin zu Mord, wird oft scheinbar verständnisvoll,<br />

im Grunde aber distanziert diskutiert,<br />

das Fehlverhalten entspreche der religiösen und<br />

nationalen Identität der Täter.<br />

Soweit es türkische Einwanderer betrifft, ist diese<br />

Annahme erstens falsch, weil in der Türkei von<br />

Kemal Atatürk in den zwanziger und dreißiger<br />

Jahren des 20. Jahrhunderts das islamische Recht<br />

abgeschafft und ein fortschrittliches Rechtssystem<br />

eingeführt worden ist. Das heißt, bestimmte muslimische<br />

Kreise bauen hier auf, was in ihrem<br />

Herkunftsland verboten<br />

ist bzw. verboten<br />

war.<br />

Zweitens wird der<br />

Koran von verschiedenen<br />

islamischen<br />

Gelehrten unteschiedlich<br />

ausgelegt.<br />

Es ist im Sinne des<br />

Koran keineswegs<br />

zwingend, Frauen in<br />

der genannten Weise<br />

zu unterdrücken.<br />

Drittens gilt in<br />

Deutschland deutsches<br />

Recht! Wenn Männer sich gegenüber ihren<br />

Frauen gemäß der Scharia verhalten und ihnen<br />

dies in der Medienberichterstattung und in der öffentlichen<br />

Meinung indirekt zugestanden wird,<br />

weil sie Muslime sind, so bedeutet dies, dass unser<br />

geltendes Recht unter bestimmten Bedingungen<br />

nicht ernst genommen wird. Das<br />

dürfen wir nicht tolerieren.<br />

Viertens - und das ist das Wichtigste – haben<br />

muslimischen Frauen einen Anspruch auf Rechtssprechung<br />

nach geltendem Recht.<br />

Das rechtswidrige Verhalten muslimischer Männer<br />

wird nach Aussagen von Rechtsanwältin Ates von<br />

einigen türkischen Vereinen und Verbänden unterstützt.<br />

Es muß uns heftig erschrecken, wenn die Tradition<br />

oder die Scharia in den Köpfen der Täter von<br />

Mitmenschen toleriert wird. Wenn wir uns dem<br />

Unrecht gegenüber gleichgültig verhalten, kann<br />

sich langfristig das allgemeine Verständnis von<br />

Recht entsprechend verändern, bis schließlich daraus<br />

für alle, auch für deutsche Frauen, Rechtsunsicherheit<br />

erwächst. Darauf hat Rechtsanwältin<br />

Ates immer wieder hingewiesen. Wir dürfen ihr<br />

Wirken nicht nur im Blick auf eine so genannte<br />

„Minderheit“ wichtig nehmen. Die Auseinandersetzung<br />

geht um die Rechtssicherheit der<br />

muslimischen Frauen; aber ebenso um den Erhalt<br />

der mühsam von Frauen für alle Frauen erstrit­<br />

27


tenen Rechte auf der Grundlage unseres Grundgesetzes.<br />

Rechtsanwältin Ates ist in diesem Sinne<br />

keine Frauen-, sondern eine Menschenrechtsanwältin.<br />

Wer sagt, Frau Ates sei eine „türkische“<br />

Frauenrechtler, hat ihr Anliegen letztlich nicht<br />

verstanden, denn sie streitet auch für uns!<br />

In den Stellungnahmen zum Rücktritt von Rechtsanwältin<br />

Ates wurde immer wieder überlegt, welche<br />

persönlichen Voraussetzungen sie zu diesem<br />

Schritt bewogen haben. Wiederholt ist z. B. gesagt<br />

worden, Rechtsanwältin Ates gäbe aus Angst<br />

ihre Zulassung zurück. Aber nicht sie ist das Problem,<br />

sondern sie ist eine ganz besonders mutige<br />

kämpferische Frau mit klarer Einsicht in die Problemlage,<br />

die das Risiko nicht gescheut hat. Das<br />

Problem sind die gewalttätigen Ehemänner. Sie<br />

verhalten sich kriminell, wenn sie ihre Frauen und<br />

deren Rechtsanwältin angreifen. Sie müssen<br />

durch die konsequente Anwendung unseres<br />

Rechts daran gehindert werden! Dies gilt übrigens<br />

genauso für gewalttätiges Verhalten nicht muslimischer<br />

Ehemänner.<br />

Der Rücktritt von Rechtsanwältin Ates macht<br />

deutlich, welchen Einfluß Gewalt auf die Nicht-<br />

Durchsetzung von Rechten haben kann, wie wir<br />

das auch in vielen Aktivitäten der Neonazis gerade<br />

wieder im Wahlkampf erlebt haben.<br />

Warum ist das Anliegen von Rechtsanwältin Ates<br />

noch viel zu wenig in den Parteien, Medien,<br />

Kreisen der Justiz, Kirchen, Vereinen, Frauenveranstaltungen<br />

und überall sonst unüberhörbar<br />

diskutiert worden?<br />

Warum gibt es bisher noch keine Möglichkeit, eine<br />

derart bedrohte Rechtsanwältin wie Frau Ates<br />

ausreichend zu schützen?<br />

Warum wird unsere Rechtsordnung und unsere<br />

Demokratie so wenig geschützt?<br />

Der Deutsche Juristinnenbund und der Berliner<br />

Anwaltsverein haben Frau Ates das Angebot gemacht,<br />

eine Anwaltssozietät zu suchen, in der sie<br />

ihre Arbeit weiterführen kann. Frau Ates hat das<br />

Angebot angenommen und wird 2007 wieder als<br />

Rechtsanwältin tätig sein. Das ist eine sehr positive<br />

Entwicklung. Doch damit ist das Rechtsproblem<br />

noch nicht gelöst. Es ist weiterhin notwendig,<br />

darauf bei jeder passenden Gelegenheit hinzuweisen<br />

und es privat und öffentlich zu diskutieren.<br />

Dipl.-Päd. Sieglinde Duscheleit<br />

bis 1993 Kirchlicher Dienst<br />

in der Arbeitswelt im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong><br />

Das <strong>Spandau</strong>er Frauenteam lädt ein<br />

zu einer Fahrt nach Polen vom 25. Juni bis 1. Juli 2007.<br />

Wir wollen Krakau, Tschenstochau und auch Auschwitz besuchen.<br />

Wollten Sie mitfahren wollen, melden Sie sich bitte bald schriftlich im Büro<br />

des <strong>Kirchenkreis</strong>es, Jüdenstr. 37, 13597 Berlin, schriftlich an.<br />

Nähere Informationen bekommen Sie dann.<br />

GEPLANTE REISE IM APRIL 2007 NACH ISRAEL UND PALÄSTINA<br />

Ich plane vom 10. bis zum 24. April 2007 gemeinsam mit der Gemeinde Prenzlauer Berg Nord (Gethsemane-<br />

Kirche, Pfarrer Zeiske) eine Reise nach Israel/Palästina. Das Programm umfasst wichtige Orte in Israel und<br />

der Westbank (Bethlehem) und beinhaltet interessante Begegnungen. Wir werden sechs Tage in Abrahams<br />

Herberge in Beit Jala übernachten, danach in einem Kibbuz in der Nähe des See Genezareth und abschließend<br />

im Friedensdorf Neve Schalom. Interessierte werde gebeten, sich mit mir in Verbindung zu<br />

setzen, zu einem Vorbereitungstreffen im Januar in das Gemeinwesenzentrum Obstallee 22 E wird gesondert<br />

eingeladen.<br />

Cord Hasselblatt, Telefon 363 36 62<br />

28


KOMMUNIKATION DES EVANGELIUMS IN EINER SICH WANDELNDEN WELT...<br />

Anlässlich des 80. Geburtstag des Theologen und<br />

Kirchenreformers Ernst Lange (1927 – 1974),<br />

laden die Evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai<br />

in <strong>Spandau</strong> und die Missionarischen Dienste<br />

der EKBO im April zu einem Symposion ein: „Ernst<br />

Lange weiterdenken... Impulse für die Kirche des<br />

21. Jahrhunderts“.<br />

Barbara Deml-Groth, Pfarrerin<br />

für Missionarische Dienste<br />

der EKBO, hat von 1998<br />

bis 2002 in der Ladenkirche<br />

in <strong>Spandau</strong> gearbeitet und<br />

bereitet nun das Symposion<br />

mit vor. Dazu beantwortet<br />

sie folgende Fragen:<br />

Weshalb ein Symposion, das<br />

sich mit Ernst Lange<br />

beschäftigt?<br />

Viele Gedanken des Ökumenikers<br />

und Kirchenreformers<br />

Ernst Lange sind in den letzten<br />

40 Jahren aufgegriffen und weitergeführt worden.<br />

Entsprechend seiner Vielseitigkeit und Schaffenskraft<br />

hat er kirchliches Handeln auf unterschiedlichen<br />

Ebenen beeinflusst. Ob in Theorie<br />

und Praxis der Predigt, hinsichtlich des Verständnisses<br />

von Amt und Dienst in der Gemeinde<br />

oder bezüglich der Sprachfähigkeit, die Christen<br />

brauchen, um ‚in der Welt’ das Gespräch mit<br />

Nichtchristen zu suchen - seine Gedanken sind bis<br />

heute wertvoll und anregend. Die Form des Symposions<br />

bietet die Möglichkeit, diese verschiedenen<br />

Ebenen zusammenzutragen und weiterzudiskutieren.<br />

In sieben Themenbereichen werden<br />

wir nach Impulsvorträgen miteinander ins<br />

Gespräch kommen.<br />

Inwiefern ist Ernst Lange heute eigentlich<br />

noch für die Arbeit in Gemeinden interessant?<br />

Aus meiner Sicht ist es die große Leistung Ernst<br />

Langes, dass er Anfang der Sechziger Jahre die<br />

Gemeinde aus der kirchlichen Binnenperspektive<br />

heraus geführt hat zu einer theologisch<br />

reflektierten Wahrnehmung der Welt, ohne die<br />

Gemeindearbeit bis heute nicht sinnvoll zu denken<br />

ist. Kirche sollte nicht mehr warten, bis jemand<br />

kommt, sondern zu den Menschen gehen, in ihre<br />

Lebenswelt, zu ihren Problemen. Diese Perspektivänderung<br />

hatte Folgen auf allen Ebenen der Gemeinde<br />

– sei es hinsichtlich der gemeinsamen<br />

Predigtvorbereitung und einer verständlichen<br />

Sprache der Predigt oder hinsichtlich der<br />

Gestaltung des Dienstes, den nicht der Pfarrer<br />

allein versah, sondern den er mit anderen gemeinsam<br />

verantwortete, oder bezüglich der<br />

Angebote an junge Familien, die sich aus der<br />

Nachfrage vor Ort ergaben.<br />

Dazu kam auch eine Perspektiverweiterung in<br />

dem Sinn, dass Ernst Lange immer die ‚Kirche in<br />

der Welt’ im Blick hatte und so dazu einlud, über<br />

den Tellerrand der eigenen Gemeinde hinauszusehen.<br />

Die Weltkarte, die zunächst in der Ladenkirche<br />

hing und nun mit in die neuen<br />

Räume der Gemeinde umgezogen ist,<br />

ist Symbol für diesen Blick auf die<br />

Welt.<br />

Obwohl sich Kirche und Gesellschaft<br />

seit den Sechziger und Siebziger Jahren<br />

natürlich geändert haben, haben<br />

die weitsichtigen Gedanken Ernst<br />

Langes auch heute noch hohe Aktualität.<br />

Lassen Sie mich zur Verdeutlichung<br />

nur zwei Sätze aus der ‚Bilanz<br />

65’ zitieren, in der er zum Thema<br />

Mission unter Menschen, die auf<br />

keinerlei kirchliche Erfahrung oder Erinnerung<br />

zurückgreifen können, schreibt: „Wo<br />

aber Anknüpfungspunkte nicht mehr gegeben<br />

sind, hat der Ruf zur Teilnahme immer erst Sinn,<br />

wenn Kirche im gestaffelten Kontakt wieder<br />

wirklich präsent im Leben der Entfremdeten geworden<br />

ist. Das heißt...bevor Kirche verständlich<br />

sagen kann „Komm!“, muss sie selbst erst gehen<br />

und sich neu einlassen auf das Leben der Menschen,<br />

mit denen sie Verständigung sucht, auf das<br />

Leben einer sich rapide wandelnden Welt.“ Dieses<br />

Bemühen um Verständigung, das auf der einen<br />

Seite die Wahrnehmung der Anderen mit ihren je<br />

eigenen Erfahrungen und Lebensbezügen und auf<br />

der anderen Seite die Sprachfähigkeit der Glaubenden<br />

voraussetzt, zieht sich durch das Werk<br />

Ernst Langes. Wenn wir heute als Kirche darüber<br />

nachdenken, wie wir die Menschen unserer Stadt,<br />

unserer Region erreichen, die „vergessen haben,<br />

dass sie Gott vergessen haben“, dann geht es genau<br />

um diese Verständigung. Hier finden wir<br />

wichtige Impulse bei Ernst Lange.<br />

Warum findet das Symposion an verschiedenen<br />

Orten (in St. Nikolai/ <strong>Spandau</strong> und<br />

im Zentrum am Hauptbahnhof) statt?<br />

Ernst Lange hat viel Wert auf die Gemeinde vor<br />

Ort gelegt. 1960 hat er gemeinsam mit Alfred Butenuth<br />

die Ladenkirche am Brunsbüttler Damm in<br />

Berlin-<strong>Spandau</strong> ins Leben gerufen. Die Erfahrungen<br />

dieser Arbeit sind einerseits eingeflossen<br />

in grundsätzliche theologische Überlegungen und<br />

andererseits tradiert in der‚Gemeinde am Brunsbüttler<br />

Damm’, die inzwischen nach dem Zusammenschluss<br />

mit St. Nikolai und Petrus in die<br />

Grunewaldstraße gezogen ist. Das Symposion beginnt<br />

also bewusst in den Räumen der Gemeinde<br />

29


und führt auch an die Wirkungsstätten Ernst<br />

Langes. Nicht zuletzt dient ein solches Symposion<br />

auch der Begegnung und Wiederbegegnung von<br />

Menschen, die im weitesten Sinne von Ernst<br />

Lange geprägt sind.<br />

Es ist uns aber wichtig, das Symposion nicht als<br />

Gedenkveranstaltung zu begreifen – das wäre<br />

auch sicher nicht im Sinne von Ernst Lange – ,<br />

sondern deutlich zu machen, dass seine Beiträge<br />

bis heute über Gemeinde-, ja sogar über Landeskirchengrenzen<br />

hinweg spannend und weiterführend<br />

sind. Und wo könnte das besser geschehen,<br />

als im Herzen von Berlin, im Zentrum am Hauptbahnhof<br />

der Berliner Stadtmission?!<br />

Für welche Themenbereiche erhoffen Sie<br />

sich Impulse von diesem Symposion?<br />

Wir werden in folgenden Themenschwerpunkten<br />

arbeiten und weiterdenken:<br />

„Ernst Lange und die Ökumene“, „Kirchliches<br />

Leitungshandeln“, „Ernst Lange und seine Impulse<br />

für die Religionsdidaktik“, „Von der Sprachschule<br />

des Glaubens“, „Kirche in der Stadt und für die<br />

Stadt“, „Ernst Lange und die Kunst des Predigens“<br />

sowie „Kommunikation des Evangeliums/Gesprächsgottesdienst<br />

und die Gemeinde vor Ort“.<br />

Was hat Sie persönlich bei der Beschäftigung<br />

mit Ernst Lange fasziniert?<br />

Zum einen das Verhältnis von Theorie und Praxis<br />

in seinen Arbeiten und die verständliche, zum<br />

Nachdenken anregende Sprache. Ich kenne<br />

keinen Universitätstheologen, der in diesem Genre<br />

schreibt – Rüdiger Schloz hat es im Vorwort zu<br />

dem Band „Kirche für die Welt“ mit Aufsätzen<br />

Langes treffenderweise als „theologische Essayistik“<br />

bezeichnet, was keinesfalls abwertend gemeint<br />

ist. Für mich ist der interessante und lesbare<br />

Stil Ernst Langes zum einen dem Anliegen geschuldet,<br />

die Leserinnen und Leser (und dabei<br />

hatte er wohl sowohl studierte TheologInnen als<br />

auch interessierte „Laien“ vor Augen) ohne allzu<br />

wissenschaftliche Sprachbarrieren zu erreichen.<br />

Zum anderen hat er aus meiner Sicht mit allen<br />

Arbeiten auch das Gespräch und die Ausein<br />

andersetzung gesucht, und das wirkt sich in seiner<br />

verständlichen, um Kommunikation bemühten<br />

Sprache aus.<br />

Weiterhin finde ich es spannend, wie Ernst Lange<br />

aus seinem Verständnis von Gottesdienst, wie er<br />

es in „Chancen des Alltags“ (1965) entfaltet,<br />

Konsequenzen für alle Ebenen der Gemeindearbeit<br />

zieht. Er unterscheidet hier vier Stufen der<br />

‚bezeugenden Interpretation im Leben der Gemeinde’:<br />

„1. Die Vollversammlung der Gemeinde“<br />

– hier geht es um das „Wort für alle“,<br />

traditionellerweise der Gottesdienst.<br />

„2. Katechumenat“ – in dieser Stufe sollen die Hörenden<br />

selbst an der Übersetzung und Interpretation<br />

des ‚Wortes für alle’ teilhaben; es geht also<br />

um die Sprachfähigkeit der Christen untereinander<br />

und im Gespräch mit Nichtchristen.<br />

„3. mutuum colloquium“ - mit diesem alten Begriff<br />

aus der Seelsorge (wörtlich: beständiges Reden<br />

untereinander) wird das Gespräch untereinander<br />

bezeichnet, in dem aus dem „Wort für alle“<br />

das persönlich zugesprochene „Wort auf den Kopf<br />

zu“ wird. Es geschieht sowohl geplant als auch<br />

unorganisiert.<br />

„4. Gottesdienst im Alltag des Einzelnen als<br />

Ernstfall des Glaubens“ – auf diese Bewährungsprobe<br />

der einzelnen Glaubenden muss die Gemeinde<br />

ihn oder sie vorbereiten. In dieser Stufe<br />

steht die Mission der Kirche auf dem Spiel: kann<br />

sie dem/der Einzelnen bei der Bewältigung des<br />

Alltags helfen?<br />

Auffällig ist, dass auf allen vier Stufen Kommunikationsprozesse<br />

stattfinden. Von hier aus<br />

wird auch der oft zitierte und in der theologischen<br />

Debatte teilweise kritisch aufgenommene Begriff<br />

„Kommunikation des Evangeliums“ erst verständlich.<br />

Wer ist zum Symposion eingeladen?<br />

Alle, die sich von den genannten Themen angesprochen<br />

fühlen, die sich wieder oder neu von<br />

den Gedanken Ernst Langes anregen lassen und<br />

weiterdenken wollen für die eigene Praxis des<br />

Christseins und des kirchlichen Handelns.<br />

Nähere Informationen zum Symposion:<br />

Es findet 29.4. bis 1. 5. 2007 in Berlin-<strong>Spandau</strong> und im Tagungszentrum am Hauptbahnhof der Berliner<br />

Stadtmission statt. Anmeldungen werden ab sofort in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai entgegengenommen<br />

(Fax. 030/35 30 39 55; E-Mail: gemeindebuero@nikolai-spandau.de).<br />

Weitere Auskünfte erteilen<br />

Pfarrer Karsten Dierks Tel. 030/66 65 30 43<br />

Pfarrerin Barbara Deml-Groth Tel. 030/33 09 94 402<br />

www.ernst-lange-symposion.de<br />

30


HALLO – ICH BIN DIE NEUE IN ST. NIKOLAI!<br />

Mein Name ist Christine Schlund,<br />

und seit dem 1. September bin ich als<br />

Pfarrerin in der Kirchengemeinde St.<br />

Nikolai tätig. Am 17. September wurde<br />

ich dort in einem feierlichen Gottesdienst<br />

durch Pfarrerin Christine Pohl<br />

eingeführt, und jetzt, im November,<br />

fühle ich mich schon mittendrin im<br />

Trubel unserer vielfältigen Gemeinde –<br />

und auch im spezifischen <strong>Spandau</strong>er<br />

„feeling“, von dem ich nicht gedacht<br />

hätte, dass ich es mir nach 15 Jahren Kreuzberg<br />

so schnell würde aneignen können.<br />

Ursprünglich komme ich aus Bayern, genauer gesagt<br />

aus Unterfranken. Nach meinem Theologieund<br />

Orientalistik - Studium in München, Bologna<br />

und Berlin, war ich Vikarin in Rom und in der<br />

Kreuzberger Emmaus–Ölberg-Kirchengemeinde.<br />

Dieser Gemeinde bin ich auch über das Vikariat<br />

hinaus durch einen Predigtauftrag und zahlreiche<br />

Aktivitäten im Bereich der Kinder- und Familienarbeit<br />

verbunden geblieben. Als ich nach dem<br />

zweiten Examen als bayrische Pfarrerin in der Berlin-Brandenburgischen<br />

Landeskirche keine Aussicht<br />

auf eine Anstellung hatte, aber unbedingt in<br />

Berlin bleiben wollte, ergriff ich die Möglichkeit, an<br />

der<br />

Humboldt-Universität eine Assistentinnenstelle<br />

im Bereich der neutestamentlichen<br />

Exegese anzutreten.<br />

Fast acht Jahre war ich dort in Forschung<br />

und Lehre tätig und habe in dieser Zeit<br />

eine Dissertation über den jüdischen Hintergrund<br />

des Johannesevangeliums geschrieben.<br />

Nach meiner Promotion zog es<br />

mich aber wieder in die theologische Praxis,<br />

und so war ich sehr froh, dass es<br />

dieses Jahr mit der Anstellungsfähigkeit als<br />

Berliner Pfarrerin geklappt hat und ich gleich eine<br />

Stelle an einer so besonderen und traditionsreichen<br />

Kirche bekommen habe. Aber nicht nur das<br />

Kirchengebäude hat mich in die St. Nikolai-Gemeinde<br />

gelockt: Die Vielfalt der Erfahrungen und<br />

Gottesdienstformen, die in die jetzige, aus „Alt-Nikolai“<br />

Petrus und der Ladenkirche fusionierten Gemeinde<br />

eingegangen sind und das Gemeindeleben<br />

prägen, hat mich mindestens genauso gereizt.<br />

Seit zwei Monaten leben ich nun mit meinem<br />

Mann und unseren drei Kindern (6, 9 und 12 Jahre<br />

alt) am Reformationsplatz. Noch gibt es jeden<br />

Tag etwas Neues zu entdecken und neue Menschen,<br />

denen ich begegne. Eigentlich wünsche ich<br />

mir, dass das so bleibt.<br />

HONORIS CAUSA: CHRISTIAN BARTOLF<br />

Sechzehn Jahre lang hat Christian Bartolf<br />

tausende sich mit der Einberufung auseinandersetzende<br />

junge Männer beraten – nicht<br />

selten auch die Eltern oder Partnerinnen. Die<br />

KDV-Beratung erwies sich als kontinuierlich nötig<br />

für junge Menschen aus Berlin und Brandenburg,<br />

auch als wir lange schon das Ende der Wehrpflicht<br />

sahen. Und weil die Wehrgerechtigkeit mehr und<br />

mehr abhanden kam, geriet die Beratung angesichts<br />

von Unsicherheiten um Ausbildung und Beruf<br />

oft zur Hilfe für die Lebensplanung der jungen<br />

Leute. Aufgrund seiner Kompetenz für die internationalen<br />

Dimensionen von Problemen um die<br />

Kriegsdienstverweigerung konnte Christian Bartolf<br />

auch selbst bzw. in der Elterngeneration Zugewanderte<br />

junge Menschen beraten. Sein Rat<br />

wurde darüber hinaus auch von aktiven Soldaten<br />

mit Verweigerungsfragen gesucht, und er konnte<br />

in akuten Fällen fachgerecht Wege weisen.<br />

Anstellungsträger waren seit 1991 nacheinander<br />

der Kreiskirchenrat, das Ökumenische Zentrum<br />

e.V., wieder der Kreiskirchenrat und schließlich die<br />

Gemeinde zu Staaken. Finanzielle und arbeitsrechtliche<br />

Zwänge sowie die bekannte Unwägbarkeiten<br />

um die Zukunft der Wehrpflicht waren<br />

die Ursachen der jeweils nur zeitlich begrenzten<br />

Arbeitsverträge.<br />

Im Laufe der Jahre hat sich Christian Bartolf bei<br />

ursprünglich weiter gefassten Stelle immer mehr<br />

auf seine große Stärke, die Beratung, konzentriert.<br />

Wir danken ihm für 16 Jahre kompetenter<br />

Beratungsarbeit, die jungen Menschen in<br />

ethischen Fragen und bürokratischen Problemen<br />

Lebenshilfe geleistet und auch zu einem friedensethischen<br />

Gesicht der Evangelischen Kirche<br />

beigetragen hat. Honoris causa würde ich Christian<br />

gerne den doctorus consulationis, den Gelehrtentitel<br />

der Beratung verleihen. Diesen Titel<br />

gibt es aber nicht, und der <strong>Kirchenkreis</strong> hat für<br />

solche Wesen keine Dauerstelle. Die Möglichkeiten<br />

sind bei unveränderter Lage erschöpft. Mit gemischten<br />

Gefühlen wünschen wir ihm, auch im<br />

Gebet, eine gute Zukunft.<br />

Klaus Wiesinger<br />

P.S. Bei Redaktionsschluss hat die Landessynode,<br />

die sich mit einem Antrag zur Finanzierung einer<br />

landeskirchlichen KDV-Beratung in einer geeigneten<br />

Form, noch nicht getagt. Der Vorgang wird<br />

dauern.<br />

31


FORTBILDUNGEN ARBEITSSTELLE FÜR BERATUNG UND ZUSAMMENARBEIT 2007<br />

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den <strong>Spandau</strong>er Kirchengemeinden und im <strong>Kirchenkreis</strong>,<br />

das Jahr geht zu Ende und schon ist es an der Zeit, das neue Jahr in den Blick zu nehmen. Ich möchte Sie<br />

auf drei Fortbildungs- bzw. Supervisionsangebote aufmerksam machen. Mit der Veröffentlichung im Rundbrief<br />

haben Sie die Möglichkeit, sich mögliche Termine vorzumerken und rechtzeitig anzumelden. Zeitnah<br />

werde ich nochmals mittels Flyer auf aktuelle Fortbildungen hinweisen.<br />

1. Die/Der GKR-Vorsitzende in Leitungsverantwortung: Fünf Themenabende für GKR-Vorsitzende<br />

GKR-Vorsitzende tragen große Leitungsverantwortung und verfügen über weitreichende Kompetenzen in<br />

der Gemeinde. Die Aufgaben reichen von der Gesprächs- und Sitzungsleitung bis hin zu geschäftsführenden<br />

Aufgaben und der Entscheidungshoheit in den Wochen zwischen den GKR-Sitzungen. An fünf<br />

Abenden haben Sie die Möglichkeit, Ihre Erfahrungen übergemeindlich auszutauschen und sich gegenseitig<br />

in der Bewältigung Ihrer Aufgaben zu unterstützen und zu stärken. Die Themenabende haben<br />

folgende Schwerpunkte: 1. Gesprächs- und Sitzungsleitung, 2. Geschäftsführung, 3. Zusammenarbeit<br />

mit der/ dem Pfarrer/in, 4. gelingende Kommunikation im GKR/in der Gemeinde, 5. Umgang mit schwierigen<br />

Gesprächspartnern/Situationen.<br />

Termine: 30.01., 13.02., 27.02., 13.03. und 27.03.2007, 18.30 – 21.30 Uhr<br />

Anmeldung bis 23.01.2007<br />

2. Supervision für Gemeindekirchenräte<br />

Der GKR leitet die Gemeinde und hat die Entscheidungshoheit über die Gemeindebelange. Die Grundordnung<br />

gibt zwar eine Orientierung, welche Aufgaben der GKR zu bewältigen und worüber er zu entscheiden<br />

hat, unklar bleiben oft Rolle, Aufgaben und Entscheidungsbefugnisse des einzelnen GKR-Mitgliedes.<br />

Nicht zuletzt gestaltet sich das Miteinander zwischen GKR und Pfarrer/in nicht immer einfach vor<br />

dem Hintergrund nicht eindeutiger bzw. fehlender Vereinbarungen. Diese Unklarheiten führen allzu oft<br />

zu Spannungen im GKR selbst, aber auch in der Zusammenarbeit mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern. Die Supervision eröffnet die Möglichkeit der kollegialen Beratung und des<br />

Erfahrungsaustausches auf der einen Seite und der kritischen Reflexion von gemeindlichen Situationen/<br />

persönlichem Verhalten auf der anderen Seite. Die Supervision hat zum Ziel, die mit dem GKR-Ehrenamt<br />

verbundenen Aufgaben besser zu bewältigen und die individuellen Handlungsmöglichkeiten zu erweitern.<br />

Termine:<br />

1. Halbjahr: 08.03., 29.03., 19.04., 08.05., 31.05. und 21.06.2007, 19 – 21 Uhr<br />

Bei Bedarf können weitere Termine vereinbart werden.<br />

Anmeldung bis 28.02.2007<br />

Die beiden obigen Seminare finden in Kooperation mit dem Amt für kirchliche Dienste statt. Sie sind offen<br />

für alle GKR-Vorsitzende/GKR-Mitglieder der EKBO. Bei hoher Nachfrage können zusätzliche Gruppen eingerichtet<br />

werden. Für beide Seminare gilt:<br />

Veranstaltungsort:<br />

Amt für kirchliche Dienste, Goethestraße 26-30, 10625 Berlin, Frau Wittkopf,<br />

und Anmeldung Tel. 030/3191-215, Fax 030/3191-283, E-Mail gemeinde@bildungswerk-ekbo.de.<br />

Leitung<br />

Zielgruppe zu 1.<br />

Zielgruppe zu 2.<br />

Ingrid Schildknecht, Diplom-Pädagogin, Supervisorin, systemische Beraterin.<br />

GKR-Vorsitzende aus <strong>Spandau</strong>er Kirchengemeinden; die Teilnahme ist kostenlos<br />

GKR-Vorsitzende aus Gemeinden/<strong>Kirchenkreis</strong>en der EKBO;<br />

Kosten für sechs Sitzungen: € 60,--.<br />

Gemeindekirchenräte aus dem <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>; Teilnahme ist kostenlos<br />

Gemeindekirchenräte aus Gemeinden/<strong>Kirchenkreis</strong>en der EKBO, Kosten € 5,- pro<br />

Themenabend. Es ist möglich, sich zu einzelnen Themenabenden anzumelden.<br />

32


3. „Unterwegs zu Menschen“ - Reflexionsgruppe für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in Besuchsdiensten<br />

Immer mehr Kirchengemeinden machen sich auf den „Weg zu Menschen“ und richten Besuchsdienste<br />

ein. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besuchen Gemeindeglieder oder Neuzugezogene,<br />

machen Geburtstags-, Jubiläums- und/oder Krankenbesuche. Menschen, die andere Menschen<br />

aufsuchen, um im kirchengemeindlichen Auftrag Unterstützung und Begleitung, Gespräch und<br />

Seelsorge, anzubieten, sind oft „schwierigen“ Situationen und „schwierigen“ Gesprächspartnern ausgesetzt.<br />

Die Kontaktaufnahme gestaltet sich schleppend, es schleicht sich das Gefühl ein, nicht „Willkommen“<br />

zu sein, einige zu Besuchende reagieren mit Abwehr oder Aggressionen, andere wiederum stehen<br />

der Kirche zwiespältig gegenüber oder sind emotional sehr bedürftig. Was ist zu tun, wie können Besuchsdienstler/innen<br />

in kritischen Situationen reagieren, mit Konflikten umgehen, Kontakte gestalten,<br />

Nähe und Distanz gut ausbalancieren? Die Reflexionsgruppe eröffnet die Möglichkeit, sich kollegial auszutauschen,<br />

die gemachten Besuche zu reflektieren und darüber zu beraten, was die nächsten Schritte<br />

sein können. Im Mittelpunkt steht die Reflexion des persönlichen Verhaltens und die Stärkung der Kommunikationsfähigkeit<br />

bzw. Gesprächskompetenz.<br />

Leitung: Ingrid Schildknecht<br />

Termine: dienstags: 15.05., 05.06., 03.07., 04.09., 09.10. und 06.11.2007, 9 – 11 Uhr<br />

Anmeldung bis 04.05.2007<br />

Veranstaltungsort:<br />

Arbeitsstelle für Beratung und Zusammenarbeit, Obstallee 22e, 13593 Berlin,<br />

Zielgruppe: Haupt- und Ehrenamtliche in Besuchsdiensten im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>;<br />

die Teilnahme ist kostenlos<br />

4. Zum Schluss möchte ich noch auf drei Kurse im 2. Halbjahr 2007 hinweisen. Termine und<br />

Veranstaltungsorte stehen noch nicht fest. Sie werden rechtzeitig noch vor der Sommerpause<br />

über Rundbrief und Flyer informiert und sind dann eingeladen, sich anzumelden:<br />

<br />

<br />

<br />

Ende August/Anfang September 2007 werde ich – wie immer, wenn GKR-Wahlen anstehen - zu<br />

einem Informationsabend für GKR-Kandidaten zum Thema „Was macht eigentlich ein GKR –<br />

was kommt da auf mich zu?“ einladen.<br />

Ebenfalls nach den Sommerferien wird es in Zusammenarbeit mit der AG Ehrenamt ein Wochenende<br />

geben zum Thema „Ehrenamtliche gewinnen, begleiten, fördern: Wie kann das gehen?“<br />

Auf der Grundlage der überarbeiteten und neu herausgegebenen Leitlinien für Ehrenamtliche sollen<br />

kreativ Ideen und Strategien entwickelt werden, wie eine attraktive Gemeindesituation geschaffen<br />

werden kann, damit interessierte Menschen, Christen und Christinnen, Lust entwickeln, sich in einer<br />

Kirchengemeinde zu engagieren und kontinuierlich mitzuarbeiten.<br />

Im Oktober 2007 wird an zwei dreistündigen Abenden das Thema „Personalentwicklung in Kirchengemeinden:<br />

Der GKR als Arbeitgeber – der GKR in Personalverantwortung“ zur<br />

Diskussion gestellt. Es werden entsprechende fachkundige Referenten hierzu eingeladen.<br />

Sie können jederzeit Ihr Interesse auch an diesen Kursen durchaus schon jetzt bei mir kundtun. So kann ich<br />

besser planen und sehen, ob und wie viel Bedarf ist. Grundsätzlich möchte ich darauf hinweisen, dass alle<br />

kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong> bei mir nach Supervision anfragen<br />

können, sei es in Form von Einzel-, Gruppen- oder Teamgesprächen. Rufen Sie mich einfach an.<br />

Ich freue mich auf Ihre Anmeldungen<br />

Ingrid Schildknecht, Arbeitsstelle für Beratung und Zusammenarbeit Obstallee 22 E, 13593 Berlin,<br />

Tel. 030/332 52 20, Fax 030/364 046 14, E-Mail ingrid_schildknecht@web.de<br />

33


BERICHT ÜBER DIE GEMEINSAME KLAUSUR VON KREISKIRCHENRAT UND KOLLEGIUM VOM 22.<br />

– 24. SEPTEMBER IN WAREN/MÜRITZ<br />

Am Freitagnachmittag erreichten die Teilnehmenden<br />

in kleinen PKW-Fahrgemeinschaften<br />

die mitten im Wald gelegene Europäische Akademie<br />

Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Nach dem Abendessen und der Andacht von<br />

Herrn Pfr. Ehrhardt stiegen wir sogleich in die umfangreiche<br />

Tagesordnung ein.<br />

Das erste Thema war die "Satzung der Kreissynode".<br />

Der von Herrn Berndt erarbeitete<br />

Entwurf wurde durchgearbeitet, um ihn auf der<br />

Kreissynode zur Verabschiedung vorlegen zu<br />

können.<br />

Danach traf sich die Visitationsgruppe und sprach<br />

über den bisherigen Verlauf der Visitation in der<br />

Nathan-Söderblom-Gemeinde. Die Protokolle<br />

wurden zur Vorbereitung des Visitationsberichtes<br />

gesichtet und der weitere Verlauf der Visitation<br />

besprochen.<br />

Am Sonnabend gab uns Herr Berndt nach der Andacht<br />

von Pfrn. Schnell-Fechner einen kurzen<br />

Überblick über die Entwicklung der<br />

kreiskirchlichen Finanzen. Er stellte fest, dass<br />

das geplante Ergebnis für 2006 voraussichtlich erreicht<br />

werden wird.<br />

Inzwischen liegt auch der Entwurf für ein neues<br />

Anteilsgesetz vor, das ab 2008 gelten soll. Es<br />

wird den <strong>Kirchenkreis</strong>en bis zum Jahresende 2006<br />

zur Stellungnahme vorgelegt werden. Ein wesentlicher<br />

Bestandteil wird die Integration des Stellenplangesetzes<br />

sein.<br />

Bei den Visitationen der Melanchthon- und der<br />

Nathan-Söderblom-Gemeinde wurde deutlich, wieviele<br />

Ressourcen des <strong>Kirchenkreis</strong>es die Instandsetzung<br />

und bauliche Unterhaltung der Gebäude<br />

binden würde. Vor diesem Hintergrund hat<br />

eine Fortschreibung der Gebäudebedarfsplanung<br />

im <strong>Kirchenkreis</strong> eine große Bedeutung.<br />

Sie soll alsbald in Angriff genommen werden.<br />

Auf der Klausur im Juni 2005 hatten wir uns u.a.<br />

mit den Themen Jugendarbeit und Diakonie<br />

beschäftigt und beschlossen, dass an diesen<br />

Themen weiter gearbeitet werden soll - insbesondere<br />

auch vor dem Hintergrund sinkender Einnahmen<br />

und Mitgliederzahlen in den nächsten<br />

Jahren. So haben wir diese Themen natürlich<br />

wieder auf der Tagesordnung gehabt und zunächst<br />

Rückblick gehalten auf die Klausur 2005,<br />

das Pastoralkolleg 2006, die Arbeit im Pfarrkonvent,<br />

die inzwischen erfolgte Weiterarbeit an<br />

diesen Themen und die Ergebnisse der Visitationen.<br />

Wie auf dem Pastoralkolleg ging es um die Frage,<br />

wie die Zukunft bei sinkenden Ressourcen<br />

gestaltet werden kann. In Zukunft wird nicht mehr<br />

in jeder Gemeinde die ganze Bandbreite kirchlicher<br />

Arbeit angeboten werden können. Da bietet<br />

sich die Bildung von Schwerpunkten für einzelne<br />

Arbeitszweige in den Regionen/im <strong>Kirchenkreis</strong><br />

an. Dies könnte das Absterben ganzer<br />

Arbeitszweige im <strong>Kirchenkreis</strong> verhindern. In der<br />

Diskussion wurde deutlich, dass wir über die speziellen<br />

Angebote der einzelnen Gemeinden im <strong>Kirchenkreis</strong><br />

nicht genau genug Bescheid wissen.<br />

Dieses Manko muss in der nächsten Zeit unbedingt<br />

aufgearbeitet werden, um gemeindeübergreifende<br />

Schwerpunkte am "richtigen" Standort<br />

zu positionieren und die vorhandenen Mittel<br />

"richtig" einzusetzen.<br />

Bei der Visitation der Melanchthon-Gemeinde ist<br />

deutlich geworden, dass eine dringend notwendige<br />

Renovierung des Gemeindehauses viele<br />

Ressourcen des <strong>Kirchenkreis</strong>es binden wird. Gemeinsam<br />

mit dem <strong>Kirchenkreis</strong> muss deshalb<br />

überlegt werden, wie der Gemeindeaufbau fortgesetzt<br />

werden kann und in welcher Gestalt ein sozialdiakonischer<br />

Schwerpunkt für die Wilhelmstadt<br />

dort etabliert werden kann. Eine solche<br />

Schwerpunktbildung würde der demografischen<br />

Situation der Wilhelmstadt Rechnung<br />

tragen und die notwendige große Finanzzuweisung<br />

rechtfertigen.<br />

Die Nathan-Söderblom-Gemeinde soll gewonnen<br />

werden, sich an diesen konzeptionellen Überlegungen<br />

für die Wilhelmstadt zu beteiligen.Eine<br />

aufwändige Renovierung des Gemeindehauses der<br />

Melanchthon-Gemeinde muss unbedingt auch der<br />

Regionalisierung und Zusammenarbeit dienen.<br />

muss.<br />

Auf Landesebene gibt es inzwischen Versuche,<br />

eine "Jugendkirche" zu etablieren. Auf der Basis<br />

der dort gewonnenen Erkenntnisse soll über eine<br />

"Jugendkirche im <strong>Kirchenkreis</strong>" mit einem zentralen<br />

Ort für spezifische Veranstaltungen weiter<br />

nachgedacht werden. Zunächst sollen die zuständigen<br />

Gremien im <strong>Kirchenkreis</strong> (z.B. Kreisjugendpfarrer,<br />

Ajax...) ihre Positionen zu diesem Thema<br />

klären. Dazu wird es auch nötig sein, die gesamte<br />

Situation der Jugendarbeit in den Gemeinden und<br />

im <strong>Kirchenkreis</strong> zu betrachten. Am Ende ausführlicher<br />

Diskussionen stand: "Es sind noch viele<br />

Voraussetzungen für die Etablierung eines<br />

"Zentrums Jugend" zu klären." Stoff genug also<br />

für weitere Klausuren....<br />

Die diesjährige Klausur ging am Sonntag nach<br />

dem Gottesdiestbesuch in der Warener St. Marienkirche<br />

zu Ende.<br />

Bärbel Dombrowsky<br />

34


VON MITARBEITERINNEN UND MITARBEITERN<br />

Dienstbeendigung<br />

Frau Christina Holzhey Sekretärin zum 31. 01. 07 St. Nikolai<br />

Frau Katharina Draeger Gemeindehelferin zum 30. 09. 06 Siemensstadt<br />

Frau Monika Seltsam Mitarbeiterin im zum 31.12.06 Nathan-Söderblom<br />

Gemeindebüro<br />

KIRCHLICHE DIENSTE IN SPANDAU<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Andrea Laug<br />

Tel. 351 08 636<br />

laug.kirchenkreis-spandau@web.de<br />

Jüdenstr. 37, 13597 Berlin<br />

Fax 333 35 88<br />

Amt für Jugendarbeit, 13583 Berlin, Seegefelder Str. 116 Tel. und Fax 372 19 40 ajaks@t-online.de<br />

Arbeitsstelle für Beratung und Zusammenarbeit,<br />

Tel. 332 52 20<br />

ingrid_schildknecht@web.de<br />

13593 Berlin, Obstallee 22 E<br />

Fax 364 046 14<br />

Diakonie-Station <strong>Spandau</strong> gGmbH,<br />

Tel. 3539 17-11<br />

diakoniespandau@web.de<br />

Jüdenstr. 33, 13597 Berlin<br />

Fax 333 50 96<br />

Fachberatung für Arbeit mit Kindern, Renata Fandré<br />

Tel. 74 733 733<br />

ladenbüro.amk@berlin.de<br />

Büro Jüdenstr. 30, 13597 Berlin<br />

Fax 333 35 88<br />

Diakonie und Caritas<br />

Beratung & Lebenshilfe e.V.<br />

Hasenmark 3, 13585 Berlin<br />

Tel. 331 30 21<br />

Fax 331 30 22<br />

ASD<strong>Spandau</strong>@web.de<br />

Ev. Johannesstift Berlin<br />

Psychologische Beratungsstelle<br />

Kirchhofstr. 30, 13585 Berlin<br />

Treffpunkt Regenbogen<br />

Lynarstr. 9, 13585 Berlin<br />

Arbeitslosen-, Sozialhilfe, Hartz-IV-Beratung<br />

Schuldner- und Insolvenzberatung<br />

Krankenseelsorge<br />

Havelhöhe,<br />

Pfrn. Gerlinde Schnell-Fechner<br />

Hohengatow,<br />

Marlene Beilig-Eckart<br />

Krankenhaus Lynarstr., Pfrn. Karin Steinberg<br />

Ev. Waldkrankenhaus, Pfr. Dr. Thomas Beelitz<br />

Fachberatung für Kindertageseinrichtungen<br />

Dipl.Pädagogin Susanne Goldschmidt-Ahlgrimm<br />

Büro (mit Anrufbeantworter) in der Paul-Gerhardt-Gemeinde,<br />

13589 Berlin, Im Spektefeld 26<br />

Arbeitsstelle für Evangelischen Religionsunterricht im Bezirk<br />

<strong>Spandau</strong> (ARU), Kirchhofstr. 20, 13585 Berlin<br />

Tel. 336 14 29<br />

Fax 355 03 299<br />

Tel. 336 10 36<br />

Tel. 336 30 53<br />

Tel. 365 012 63<br />

Tel. 365 08-286<br />

Tel. 338 70-2626<br />

Tel. 3702 2055<br />

Tel. 373 50 60<br />

Fax 373 91 86<br />

Tel. 336 21 42<br />

Fax 336 22 07<br />

BS.<strong>Spandau</strong>@Johannesstift-Berlin.de<br />

susanne.goldschmidt@berlin.de<br />

ARU<strong>Spandau</strong>@aol.com<br />

Web-Adresse des <strong>Kirchenkreis</strong>es <strong>Spandau</strong>: www.kirchenkreis-spandau.de<br />

E-Mail-Anschrift: ev.kirchenkreis-spandau@web.de<br />

ANGEBOT ZUR SEGELTÖRN 2007<br />

IN DER „DÄNISCHEN SÜDSEE“<br />

VON FREITAG, 13. JULI BIS FREITAG, 27. JULI 2007<br />

FÜR JUGENDLICHE AB 13 JAHRE AUFWÄRTS<br />

Auch diese Sommerreise bietet wieder Abenteuer und Erlebnisse der besonderen<br />

Art. Wir leben auf einem Segelschiff „ALBERTA“ für 14 Tage.<br />

Es sind keine Segelkenntnisse notwendig.<br />

Der Festpreis für den Teilnehmer beträgt 490,00 € *<br />

Diakon Wolfgang Pippke und Team<br />

Ansprechpartner ist Diakon Wolfgang Pippke in der Ev. Kirchengemeinde Kladow. Erreichbar zu<br />

den Öffnungszeiten des Kirchenbüros und beim wöchentlichen Jugendtreff, dienstags ab 19.00<br />

Uhr im Gemeindehaus, Kladower Damm 369, 14089 Berlin. Unter folgenden Rufnummern bitte ich<br />

dich, Name, Alter, Adresse und Rufnummer zu hinterlassen:(Gemeinde 365 59 85; privat 3016<br />

100; mobil 0160 4321 434) Rückruf garantiert.<br />

* Der Preis und das Teilnehmeralter sind verhandelbar.<br />

35


GEMEINDEN DES KIRCHENKREISES SPANDAU<br />

GEMEINDE TELEFON EMAIL-ANSCHRIFT<br />

Am Groß-Glienicker See, Waldallee 3, 14089 Berlin 365 47 79 werner.schoenfisch@t-online.de<br />

Gatow, Plievierstr. 3, 14089 Berlin 361 80 95 pfr.hoffmann@dorfkirche-gatow.de<br />

Jeremia-Kirchengemeinde, Burbacher Weg 2,<br />

13583 Berlin<br />

372 30 85<br />

Kladow, Kladower Damm 369, 14089 Berlin 365 59 85 ev.kirche-kladow@gmx.de<br />

Klosterfelde, Seegefelder Str. 116, 13583 Berlin 372 28 63 buero@gemeinde-klosterfelde.de<br />

Luther, Lutherplatz 3, 13585 Berlin, 335 90 24 info@luthergemeinde-spandau.de<br />

Melanchthon, Pichelsdorfer Str. 79, 13595 Berlin 361 34 26 info@melanchthon-kirche.de<br />

Nathan-Söderblom, Ulrikenstr. 7-9, 13581 Berlin 351 029 19 soederblom@web.de<br />

Paul-Gerhardt, Im Spektefeld 26, 13589 Berlin 373 62 53 paulgerhardtgemeinde@gmx.de<br />

Siemensstadt, Schuckertdamm 338, 13629 Berlin<br />

GT Dreieinigkeit, An der Mäckeritzbrücke 4,<br />

13629 Berlin<br />

St. Nikolai, Havelstr. 16, 13597 Berlin<br />

GT Petrus-Kirche und Ladenkirche, Grunewaldstr. 7<br />

13597 Berlin<br />

Staaken-Gartenstadt, Beim Pfarrhof 40, 13591 Berlin<br />

Weinbergkirchengemeinde<br />

GT Laurentius, Heerstr. 367, 13593 Berlin<br />

GT Pichelsdorf, Jaczostr. 52-54, 13595 Berlin<br />

Wichern-Radeland<br />

GT Wichern, Wichernstr. 14-21, 13587 Berlin<br />

GT Radeland, Schwanter Weg 3, 13589 Berlin<br />

Zu Staaken<br />

GT Alt-Staaken, Hauptstr. 12, 13591 Berlin<br />

GT Zuversichtskirche, Brunsbütteler Damm 312,<br />

13591 Berlin<br />

GT Heerstr. Nord, Obstallee 22 E, 13593 Berlin<br />

381 24 55<br />

334 38 80<br />

333 56 39<br />

333 69 60<br />

331 60 90<br />

Johannesstift, Schönwalder Allee 26, 13587 Berlin 336 09-592 christel-smettons@johannesstiftberlin.de<br />

buero@ev-gemeinde-siemensstadt.de<br />

gemeindebuero@nikolai-spandau.de<br />

366 21 75 pfarrer@staagart.de<br />

334 17 71 angela.bleschke@t-online.de<br />

361 42 83<br />

361 90 73 pichelsdorf@hotmail.com<br />

335 42 44<br />

375 53 79<br />

363 26 03<br />

366 10 07<br />

Weihnacht, Haselhorster Damm 54/58, 13599 Berlin<br />

gemeinde_buero@wichern-radelandgemeinde<br />

staaken-dorfkirche@web.de<br />

staaken-zuversichtskirche@web.de<br />

staaken-heerstr.nord@web.de<br />

363 71 00<br />

Zuflucht, Westerwaldstr. 16-18, 13589 Berlin 372 25 23 info@evangelische-zufluchts-kirchengemeinde.de<br />

www.kirchenkreis-spandau.de<br />

Impressum<br />

Rundbrief für den Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>, herausgegeben vom Kollegium im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong>,<br />

Jüdenstr. 37, 13597 Berlin, Telefon 333 69 21, E-Mail: rundbrief.kirchenkreis-spandau@web.de<br />

In der Redaktion arbeiten mit: Ulrike Elles, Susanne Goldschmidt-Ahlgrimm, Ingrid Schildknecht, Christine Pohl und<br />

Andrea Laug (verantwortlich für diese Ausgabe).<br />

Technische Ausführung: Waltraut Nitsche, Knut Kurtz<br />

Bankverbindungen: Ev. <strong>Kirchenkreis</strong>verband Berlin Nord-West<br />

Postbank Berlin, Kto.-Nr. 7724-104 (BLZ 100 100 10)<br />

Berliner Bank AG, Kto.-Nr. 2101911800 (BLZ 100 20 00)<br />

Stichwort: <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Spandau</strong> - Rundbrief -<br />

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