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Erinnerung von Johann Keckstein - Klassentreffen Baeumenheim

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das Radium. Heute fördern in St. Joachimstal und Schlaggenwald die Russen Uran für die Atombombe.<br />

Die deutschen Bauern rodeten den Urwald, viele Ortsnamen mit der Endung ,,reuth“ findet man<br />

im ganzen Sudetenland. Nach dem Erliegen des Bergbaus entstanden in den <strong>von</strong> Deutschen besiedelten<br />

Gebieten viele Handwerk- und Industriebetriebe. Böhmisches Glas und Porzellan, Gablonzer<br />

Schmuck und Textilien aus Nordböhmen und Schlesien wurden weltbekannt. Die Landwirtschaft und<br />

Viehzucht erreichten einen hohen Stand; Saazer Hopfen, ein Spitzenerzeugnis wurde zum größtenteil<br />

ausgeführt.<br />

So haben Deutsche mit Mühe und Fleiß aus Urwald und Wildnis in einigen Hundert Jahren ein blühendes<br />

Land geschaffen. Tausende Gäste besuchten jährlich die Bäder Karlsbad, Marienbad, Franzensbad<br />

und Teplitz, suchten und fanden dort Heilung. Wintersportler, Erholungssuchende und Wanderer<br />

hatten herrliche Gelegenheiten im Riesen- und Erzgebirge, um den Altvater, im Elbesandsteingebirge<br />

und Herrnskretschen bis Tissa und im Mittleren Egertal <strong>von</strong> Karlsbad bis Kaaden.<br />

Bis zum Ende des ersten Weltkrieges 1914-18 waren die Länder der böhmischen Krone ein Teil der<br />

Monarchie Österreich-Ungarn, in der die Habsburger als Kaiser <strong>von</strong> Österreich und als König <strong>von</strong><br />

Ungarn herrschten. Im Reichstag zu Wien saßen deutsche, tschechische, ungarische, ruthenische,<br />

kroatische, rumänische und italienische Abgeordnete. Dieser Vielvölkerstaat mit über 50 Millionen Einwohnern,<br />

war ein sich selbst versorgendes Wirtschaftsgebiet. Die Währung, die österreichische Krone<br />

zu 100 Heller, war durch Gold gedeckt und galt an der Börse 0,83 Reichsmark. Die fetten Gewinne aus<br />

dem Tabakmonopol, der Staat kaufte, verarbeitete und verkaufte alle Tabakwaren in eigener Regie,<br />

reichten zur Finanzierung eines ausgezeichneten, reichgegliederten Schulwesens gerade aus. Volks<br />

– und Bürgerschulen (1.-5. bzw. 6.-8. Schuljahr) Mittelschulen, Handelsschulen Lehrerbildungsanstalten,<br />

Gymnasien, Musikschulen, Akademien und Hochschulen vermittelten eine sehr gute Ausbildung.<br />

In dieser sogenannten guten, alten Zeit verdiente ein Taglöhner 160 Kronen täglich, ein Briefträger monatlich<br />

60 Kronen. Die Lebensmittel waren billig; ein Ei kostete 4-6 Heller, 1 l Bier 20 Heller. Im Herbst<br />

1918 zerfiel Österreich-Ungarn in 3 Staaten: Deutsch-Österreich (9 Millionen Einw.) Ungarn (9 Mio.<br />

Einw. Und die Tschechoslowakei (14 Mio. Einw.) Polen erhielt Galizien, Rumänien besetzte Siebenbürgen,<br />

die Bukowina und Teile des Banats. An Jugoslawien fielen Kroatien, Bosnien, Dalmatien und<br />

Krain, an Italien Triest, Görz, Istien und ein Teil Südtirols.<br />

Den Sudetendeutschen verweigerte man das Recht auf Selbstbestimmung und presste sie gegen<br />

ihren Willen in den tschechischen Staat. Bei Demonstrationen für den Anschluss an Österreich in mehrerern<br />

Städten des Sudetenlandes im März 1919 schoss tschechisches Militär in die Menge; es gab<br />

viele Tote und Verwundete.<br />

Bis dahin war ein Großteil der Industrie Österreich-Ungarns in den Gebieten der heutigen Tschechoslowakei<br />

konzertiert, und zwar die Porzellan- Glas- Schmuck- Zucker- Textil- und Chemische Industrie<br />

zu 80-100%, die Metallindustrie zu 60%. Eine einzige Stadt in Nordböhmen (Gablonz) zahlte mehr<br />

Steuern als das Königreich Dalmatien an der Adria. In der Tschechoslowakei lag wiederum der größte<br />

Teil der Industrieanlagen in den <strong>von</strong> Deutschen bewohnten Randgebieten. Von der Porzellan- Glas-<br />

Schmuck- Textil- Textilmaschinen- Musikinstrumenten- Zement- und Papierindustrie und vom Braunkohlebergbau<br />

waren 80-90% in deutschen Händen, brachten den meist deutschen Arbeitern das Brot.<br />

Die Tschechen, mit 7 Mio. nur knapp die Hälfte der Bewohner dieser Republik, versuchten nun aus<br />

dem Viervölkerstaat einen tschechischen Taionalstaat zu machen. Stellen im Staatsdienst, bei der<br />

Post und Eisenbahn auch in rein deutschen Gebieten wurden nur mit Tschechen besetzt; mittels einer<br />

Bodenreform zerschlug man die deutschen Großgrundbesitze und verteilte das Land an Tschechen.<br />

Die Wirtschaftskrise in den dreißiger Jahren traf die Deutschen viel härter als die Tschechen, da die<br />

Ausfuhr der Industrieerzeugnisse stark zurückging. Einige<br />

hunderttausend sudetendeutsche Arbeiter wurden arbeitslos<br />

und die Spannung zwischen Deutschen und Tschechen<br />

vergrößerte sich. Bei den Wahlen im Jahre 1935 wurde die<br />

Sudetendeutsche Partei unter Konrad Henlein die stärkste<br />

Partei im Prager Parlament, da fast alle Deutschen dieser<br />

Partei ihre Stimme gaben.<br />

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im Oktober<br />

1938 schloss sich das Sudetenland an das Reich an. Nach<br />

dem 2. Weltkrieg erfolgte in den Jahren 1945-47 mit Zu-

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