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Predigt zum Requiem für Pfarrer Horst Mittenentzwei ... - Kloster Helfta

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<strong>Predigt</strong> <strong>zum</strong> <strong>Requiem</strong> für <strong>Pfarrer</strong> <strong>Horst</strong> <strong>Mittenentzwei</strong><br />

14.05.2013 in <strong>Helfta</strong><br />

(E) Liebe Bischöfe, liebe Mitbrüder, liebe Zisterzienserinnen, liebe Familie <strong>Mittenentzwei</strong>,<br />

liebe Schwestern und Brüder,<br />

vom hl. Franz von Sales ist uns folgendes Wort überliefert:<br />

„Die Zeit, Gott zu suchen, ist das Leben.<br />

Die Zeit, Gott zu finden, ist der Tod.<br />

Die Zeit, Gott zu besitzen, ist die Ewigkeit.“<br />

Mit diesen sehr einfachen Worten hat der hl. Franz von Sales das Geheimnis des Lebens der<br />

Menschen umschrieben. So dürfen wir mit Hilfe dieser Worte Leben und Sterben unseres<br />

Mitbruders, <strong>Horst</strong> <strong>Mittenentzwei</strong>, bedenken, an dessen Sarg wir hier in der <strong>Kloster</strong>kirche zu<br />

<strong>Helfta</strong> versammelt sind.<br />

(H) I. „Die Zeit, Gott zu suchen, ist das Leben.“ Das Leben ist im Verständnis des hl. Franz<br />

von Sales eine einzige große Such-Bewegung. Eine Suchbewegung, in der der Mensch<br />

manchmal die Nähe Gottes spürt und sie doch nicht vollends erreichen kann. Das Leben ist<br />

eine Suche nach dem Herrn, der seinen Jüngern zugesagt hat: „Seht ich bin bei euch alle Tage<br />

bis <strong>zum</strong> Ende der Welt.“(Mt 27,20) und der sich zugleich ihren Sinnen entzieht, der, wie wir<br />

in diesen Tagen bekennen, in den Himmel aufgefahren ist und zur Rechten des Vaters thront.<br />

1. Auch das Leben unseres Mitbruders <strong>Horst</strong> <strong>Mittenentzwei</strong> lässt sich als eine Suche nach<br />

Gott verstehen. Diese Suchbewegung begann 1932 in Halle. Dort verbrachte er in den<br />

Jahren des Nationalsozialismus, in den Wirren des Krieges und der Nachkriegszeit seine<br />

Kindheit und Jugend. In diesen Jahren musste er sich gemeinsam mit seiner Familie mit<br />

der jeweils herrschenden Ideologie auseinandersetzen. Als er 1950 das Abitur am<br />

Gymnasium in Halle machen wollte, wurde ihm das aus gesellschaftspolitischen Gründen<br />

verwehrt, so dass er gezwungen war die Reifeprüfung in Berlin abzulegen.<br />

Die Wahl der Berufsausbildung zeugt auch von einer gewissen Suchbewegung. Zunächst<br />

ging er in die Lehre als Maschinenschlosser. Erst nach der Gesellenprüfung begann er das<br />

Theologiestudium in Erfurt und wurde schließlich 1957 in Magdeburg <strong>zum</strong> Priester<br />

geweiht.<br />

2. Der priesterliche Dienst unseres verstorbenen Mitbruders in den verschiedenen Orten des<br />

heutigen Bistums hatte die Züge einer beständigen Suche nach der rechten Ordnung in<br />

der Kirche und dem wahren Glauben, besonders nachdem 2. Vatikanischen Konzil. In<br />

seinen Briefen an die jeweiligen Weihbischöfe bzw. Bischöfe in Magdeburg kann man<br />

immer wieder von seiner Sorge, ja Angst, um die Kirche lesen. In diesem Ringen um die<br />

rechte Weise, den Glauben mit und in der Kirche zu leben, hat er es sich selber und<br />

anderen nicht immer leicht gemacht.<br />

Seine Entscheidung, bei der Gründung des Bistums Magdeburg sich nicht in das neue<br />

Bistum inkardinieren zu lassen, ist wohl auch ein Ausdruck dieser Suche. Er hielt die<br />

Trennung dieses Gebietes vom Erzbistum Paderborn und die Gründung des Bistums<br />

Magdeburg für den falschen Weg. Deshalb wollte er Priester des Erzbistums Paderborn<br />

bleiben. So wurde er für einige Jahre <strong>Pfarrer</strong> einer kleinen Sauerländischen Pfarrei.<br />

3. Das ungeheure Engagement unseres verstorbenen Mitbruders Host <strong>Mittenentzwei</strong> für<br />

„sein“ <strong>Helfta</strong>, gehört gewiss zu der Suchbewegung seines Lebens.


Als <strong>Pfarrer</strong> der benachbarten Pfarrei Hettstedt hat er in diesem zu DDR-Zeiten<br />

verwahrlosten Ort, einen Ort der mystischen Begegnung des Herrn mit der hl. Gertrud,<br />

der hl. Mechthild von Hackeborn und der Mechthild von Magdeburg entdeckt. Dieser Ort<br />

war in seinen Augen ein Ort der Nähe Gottes mitten in unserer Welt. Er hat gehofft, dass<br />

durch die Wiederbelebung des <strong>Kloster</strong>s der Glaube in diesem vom Atheismus geprägten<br />

Land neue Strahlkraft erhält und viele Menschen den Weg in die Kirche zurückfinden.<br />

Für diese „Krone der Deutschen Frauenklöster“ hat er alles gegeben, was ihm zur<br />

Verfügung stand, Kraft, Phantasie und Einsatzbereitschaft. Auf unzähligen<br />

„Missionsreisen“, wie er es selber nannte, hat er unermüdlich für die Wiederbelebung des<br />

<strong>Kloster</strong>s <strong>Helfta</strong> geworben und Spenden gesammelt. So wurde er eine der Triebfedern für<br />

die Wiederbelebung des Zisterzienserinnenkloster St. Marien <strong>Helfta</strong>.<br />

Es war der sehnlichste Wunsch unseres Mitbruders angesichts seiner schweren<br />

Krebserkrankung die letzten Wochen seines Lebens hier in <strong>Helfta</strong> verbringen zu dürfen.<br />

Dieser Wunsch hat sich für ihn erfüllt. Fast zwei Wochen durfte er noch im Caritas-<br />

Pflegezentrum St. Mechthild leben. Eine Woche vor seinem Sterben konnte er noch<br />

einmal hier in der <strong>Kloster</strong>kirche an der Eucharistiefeier teilnehmen und so<br />

gewissermaßen von „seinem <strong>Helfta</strong>“ in großer Dankbarkeit Abschied nehmen.<br />

II. Liebe Schwestern und Brüder, „Die Zeit, Gott zu suchen“, ist für <strong>Pfarrer</strong> <strong>Horst</strong><br />

<strong>Mittenentzwei</strong> nun zu Ende. Die große Suchbewegung seines Lebens und seines Wirkens als<br />

Priester hat am Sonntag, dem 28. April sein Ende gefunden. Als die Glocken, die Gläubigen<br />

der Stadt Eisleben <strong>zum</strong> Gottesdienst riefen, hat der Herr ihn zu sich gerufen.<br />

1. Als Gläubige dürfen wir nun hoffen, dass sich auch die anderen beiden Worte des hl.<br />

Franz von Sales an ihm erfüllen:<br />

„Die Zeit, Gott zu finden ist der Tod.<br />

Die Zeit, Gott zu besitzen, ist die Ewigkeit.“<br />

Wir dürfen hoffen, dass die Suchbewegung seines Lebens im Tod <strong>zum</strong> Ziel<br />

gekommen ist und ihm die Verheißung der Offenbarung des Johannes gilt: „Selig die<br />

Toten, die im Herrn sterben … sie sollen ausruhen von ihren Werken, denn ihre Werke<br />

begleiten sie.“ (Offb 14,13) Wir dürfen darauf vertrauen, dass für ihn im Haus des<br />

himmlischen Vaters eine Wohnung bereitet ist und auch ihm das Wort unseres Herrn<br />

Jesus Christus gilt:<br />

„Wenn ich gegangen bin und einen Platz vorbereitet habe, komme ich wieder und<br />

werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“(Joh 14,3)<br />

2. Unsere Hoffnung, dass die große Suchbewegung des Lebens unseres Mitbruders <strong>Horst</strong><br />

<strong>Mittenentzwei</strong> im Tod <strong>zum</strong> Ziel gekommen ist und er, den gefunden hat, nach dem er<br />

gesucht und um den er leidenschaftlich gerungen hat, hat einen tiefen Grund. Dieser<br />

Grund ist Jesus Christus selbst: „Er ist von den Toten auferweckt worden als der Erste<br />

der Entschlafenen“, wie es der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief verkündet. „Da<br />

nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen<br />

auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in<br />

Christus alle lebendig gemacht werden.“(1 Kor15,21-22)<br />

(S) Liebe Schwestern und Brüder, dankbar und voll Zuversicht dürfen wir, nachdem das


Leben des Priesters <strong>Horst</strong> <strong>Mittenentzwei</strong>, auf dieser Welt als die Zeit, Gott zu suchen, sein<br />

Ende gefunden hat, für ihn bitten, dass er im Tod Gott findet und ihn in Ewigkeit besitzt.<br />

Amen.

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