Auseinandersetzung mit dem Thema Krebs
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Auseinandersetzung mit dem Thema Krebs
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VIII. Onkologische Fachtagung Berlin<br />
11. Mai 2005<br />
<strong>Auseinandersetzung</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Thema</strong> <strong>Krebs</strong><br />
Sven Fritz<br />
Dipl.-Sozialpädagoge/-arbeiter, Heilpraktiker<br />
Königslutter am Elm<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
<strong>Auseinandersetzung</strong> ...<br />
... und viele Faktoren:<br />
• Konzept des eigenen Körpers und der Seele<br />
• Einstellung zur Gesundheit und zur Krankheit <strong>Krebs</strong><br />
• Konzept der Krankheit <strong>Krebs</strong> vor Verdacht/Diagnose<br />
• Erleben der „Verdachtsphase“<br />
• <strong>Auseinandersetzung</strong> <strong>mit</strong> der Diagnose<br />
• Entscheidung und <strong>Auseinandersetzung</strong> bzgl. Therapie<br />
• Rehabilitation<br />
• <strong>Auseinandersetzung</strong> <strong>mit</strong> der Situation „Leben <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Krebs</strong>“<br />
• Konfrontation <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Rückfall/der Progredienz<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Basiskonzepte<br />
• Einstellung des Individuums<br />
– Zum Körper<br />
– Zur Gesundheit<br />
• Gesundheitsrelevantes Verhalten<br />
– Gesunderhaltung aber auch:<br />
– Schädigendes Verhalten<br />
– Schwächendes Verhalten<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Basiskonzepte<br />
Verhaltensweisen und Einstellungen sind<br />
oft gesellschaftlich bedingt!<br />
Ergo:<br />
Das „Machtpotential“ gesellschaftlicher<br />
Bedingungen kann negativ und positiv<br />
wirken.<br />
Steuerung durch Veränderung<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Basiskonzepte<br />
Gesundheitsrelevantes Verhalten wird im<br />
Kinder- und Jugendalter gelernt und<br />
verfestigt.<br />
Verhaltenskonsistenz:<br />
Latenzphase zwischen <strong>dem</strong> Verhalten<br />
und den (negativen) Folgen.<br />
Einfluss von gesellschaftlichen und<br />
sozialpsychologischen Determinanten.<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Interaktionsmodelle:<br />
Modell des Risikoverhaltens<br />
Verharmlosung gesundheitlichen Verhaltens.<br />
Mögliche Strategien:<br />
• Verhalten ist „eigentlich gesund“<br />
• Verhaltensweisen sind kontrollierbar<br />
• Negative Folgen werden nicht<br />
wahrgenommen<br />
• Relativierendes Vergleichen<br />
• Risiko wird relativiert<br />
(Festinger, L., 1957)<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Interaktionsmodelle:<br />
Modell der Selbststeuerung<br />
Reduktion von gesundheitsschädlichen<br />
Verhaltensweisen durch:<br />
• Glaube an den eigenen Einfluss<br />
• Wahrnehmung von Gefahren<br />
• Motivation zur Gesunderhaltung<br />
• Beurteilung von Einsatz für die<br />
Gesundheit und dessen Gewinn<br />
(Becker, M.H./Maimann, L.A.: Med Care 13, 1975)<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Interaktionsmodelle:<br />
Mod. d. soziokultur. . Benachteiligung<br />
Normative Bedingungen als Determinanten:<br />
• Unterschiedliche Einschätzung von<br />
gesundheitsrelevanten Werten<br />
• Körper als Gebrauchsgegenstand<br />
• Zeitliche Verdrängungstendenz<br />
• Informationsdefizit an gesundheitlich<br />
relevantem Wissen<br />
(Buchmann, M., 1985)<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Interaktionsmodelle:<br />
Mod. d. soziokultur. . Benachteiligung<br />
Niedere<br />
Bildung<br />
Mittlere<br />
Bildung<br />
Höhere<br />
Bildung<br />
Gesundheit als<br />
Symbolwert<br />
22,4 %<br />
47,4 %<br />
58,7 %<br />
Keine<br />
Präferenz<br />
30,9 %<br />
24,2 %<br />
22,6 %<br />
Gesundheit als<br />
Gebrauchswert<br />
46,7 %<br />
28,4 %<br />
18,7 %<br />
(Buchmann, M., 1985)<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Interaktionsmodelle:<br />
Mod. d. soz. Vergleichsprozesses<br />
Von den Mitmenschen als positive Figur<br />
gesehenes Selbstbild des Individuums.<br />
• Höhere Bewertung des derartigen<br />
Selbstbildes als das Beibehalten des<br />
schädigenden Verhaltens<br />
• Möglichkeit der Beeinflussung durch<br />
relevante Sozialisationsinstanzen.<br />
Änderung von unerw. Verhaltensweisen<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Einstellung zu „Krankheit“<br />
<strong>Krebs</strong>erkrankung im<br />
sozialen Umfeld<br />
Eigene<br />
Krankheit (-en)<br />
<strong>Krebs</strong>früherkennung<br />
gedankliche Beschäftigung <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Tod<br />
Medien<br />
subjektives Krankheitsbild<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Subjektive Krankheitstheorien:<br />
Abwehr<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Kognition<br />
„Ich habe keine Angst und bin auf alles<br />
vorbereitet.“<br />
„Vor <strong>Krebs</strong> und Früherkennung habe ich<br />
keine Angst. Aber ich bin dagegen, weil<br />
die Ärzte daran nur verdienen wollen!“<br />
„Ich will gar nicht an <strong>Krebs</strong> denken. So<br />
komme ich am besten zurecht.“<br />
„Meine Frau hat Angst vor <strong>Krebs</strong>.<br />
Deshalb hat sie mich zur Früherkennung<br />
angemeldet.“<br />
Denkbarer<br />
Abwehrmechanismus<br />
Verleugnung<br />
Rationalisierung<br />
Vermeidung<br />
Projektion<br />
(Verres, R., 1986)
Subjektive Krankheitstheorien:<br />
Verdrängung<br />
Befragung (n = 101):<br />
Einschätzung generelles Risiko an <strong>Krebs</strong> zu erkranken<br />
vs. eigenes Risiko an <strong>Krebs</strong> zu erkranken<br />
100% viele Erkrankungen 81 %<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
hohes Eigenrisiko 24 %<br />
wenige Erkrankungen 18 %<br />
kleines Eigenrisiko 71 %<br />
(Verres, R., 1986)<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Allgemeine Krankheitsbewältigung<br />
„Die Bewältigungsstrategien (Coping) ermöglichen <strong>dem</strong><br />
Patienten, die durch die Erkrankung entstandenen<br />
und die zu erwartenden Probleme innerseelisch oder<br />
durch gezieltes Handeln anzugehen.“<br />
(Kruse, J., Wöllner, W., 1997)<br />
Aufgabe des Kranken:<br />
Neue Lage bewerten und Strategien zur Anpassung<br />
entwickeln<br />
Ziel:<br />
Vermeidung von weiteren körperlichen und<br />
psychischen Folgen<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Spezifisches Coping<br />
Besondere Faktoren bei <strong>Krebs</strong>:<br />
• Schwere therapeutische<br />
Nebenwirkungen<br />
• Meist ungünstige oder<br />
infauste Prognose<br />
• Behinderung<br />
• Häufige Stigmatisierung<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Spezifisches Coping<br />
Wichtig:<br />
• Flexible Anpassung des Copings an die<br />
Phase der Erkrankung<br />
• Professionelle Hilfe ist notwendig<br />
• Hohe Relevanz des sozialen<br />
Bezugskreises<br />
• Passiv-resignatives, grüblerisches und<br />
zurückgezogenes Verhalten vermeiden<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Spezifisches Coping:<br />
Krankheitsphasen<br />
1.<br />
Initialphase: Vor und während der Diagnostik, Therapiebeginn<br />
Existentielle Angst, Ohnmacht, Schock<br />
2.<br />
Konsolidierungsphase: Nach Beendigung der Primärtherapie<br />
Wiedergewinnung des psychosozialen Gleichgewichts<br />
3.<br />
4.<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Phase des Progresses: Auftreten erster Rezidive oder<br />
Progression des Tumors<br />
Ausgeprägte Todesangst, Kampf, Wut, Auflehnung, Resignation,<br />
antizipatorisches Trauern<br />
Terminales Stadium: Zunehmende Pflegebedürftigkeit und<br />
Abhängigkeit<br />
Resignation, Trauer, Abschied, Schweigen<br />
(Tress, W., 1997)<br />
Spezifisches Coping:<br />
Ziele<br />
• Wiedergewinnen von Körperintegrität und<br />
Wohlbefinden<br />
• Wiederherstellung des emotionalen<br />
Gleichgewichtes<br />
• Erarbeitung von Zukunftsperspektiven<br />
• Anpassung an veränderte Lebensumstände<br />
• Durchstehen von existentiellen Bedrohungen<br />
Und auch ärztlich-medizinische Ziele!<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Psychoonkologie<br />
Psychoonkologie ist die<br />
Beratung, Betreuung und Behandlung<br />
von:<br />
– <strong>Krebs</strong>kranken,<br />
– Angehörigen und<br />
– Helfern!<br />
Das Ziel sollte kurativ sein, bleibt aber<br />
leider meist palliativ.<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Psychoonkologie:<br />
Methoden<br />
• Einzeltherapien<br />
• Gruppentherapien<br />
• Entspannungstraining<br />
• Spezifische Formen des<br />
Bewältigungstrainings<br />
• Nonverbale Therapien<br />
• (Seelsorge)<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Psychoonkologie:<br />
Methode nach LeShan<br />
Prinzip der Salutogenese (nach Antonowsky):<br />
Fokus auf „gesundheitsschaffende“ Faktoren<br />
Ziel: Verbesserung der<br />
– Lebensfreude<br />
– Gesellschaftlich/sozialen Situation<br />
– Beziehungssituation<br />
Folge:<br />
Positiver Effekt auf die Psyche<br />
und eine Verbesserung der<br />
psychoneuroimmunologischen Lage<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Psychoonkologie:<br />
Methode nach LeShan<br />
Therapeutischer Ansatz:<br />
Veränderung der Lebenslage <strong>mit</strong> Stimulation<br />
des Immunsystems<br />
Effektivität und Compliance der medizinischen<br />
Therapie wird erhöht<br />
Leitfragen:<br />
1. Was wäre gut und würde <strong>dem</strong> Kranken<br />
helfen?<br />
2. Wie könnte man dieses therapeutische Ziel<br />
realisieren?
Psychoonkologie:<br />
Methode nach LeShan<br />
„Alptraum“-Analogie:<br />
Lage des <strong>Krebs</strong>kranken entspricht<br />
einem permanenten, realen Alptraum<br />
1. Schreckliche Dinge passieren und drohen<br />
2. Selbsthilfe ist nicht möglich, Hilfe nur von außen<br />
3. Keine zeitliche Begrenzung<br />
Der Kranke wird Herr seiner Krankheit, ist<br />
aktiv beteiligt, aus <strong>dem</strong> „Alptraum“<br />
wird ein „schlechter Traum“<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Psychoonkologie:<br />
Simonton-Methode<br />
®<br />
Aktive Visualisierung:<br />
Zustand der Entspannung, der Patient<br />
stellt sich das Ziel oder<br />
Behandlungsergebnis bildlich vor<br />
Kampf der Abwehrzellen gegen die <strong>Krebs</strong>zellen<br />
Intensives, stufenweises Training auf<br />
unterschiedlichen Ebenen<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Psychoonkologie:<br />
Simonton-Methode<br />
®<br />
Bei Therapiebeginn und ...<br />
Simonton, O.C. et al., 1978 /z. Neden, M., 1992<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Psychoonkologie:<br />
Simonton-Methode<br />
®<br />
... sechs Monate später.<br />
Simonton, O.C. et al., 1978/z. Neden, M., 1992<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Psychoonkologie:<br />
Angehörigenarbeit<br />
Hohe Wichtigkeit der Umgebung des Kranken<br />
Bedeutender Gegenstand der<br />
psychoonkologischen Arbeit!<br />
Formen des Supports:<br />
– Emotionale Unterstützung<br />
– Instrumentelle Unterstützung<br />
– Informative Unterstützung<br />
– Evaluative Unterstützung<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
Psychoonkologie:<br />
Sterben, Tod und Trauer<br />
Krankheitsbewältigung bei <strong>Krebs</strong> ist (meist)<br />
auch Sterbebewältigung<br />
Psychoonkologische Arbeit sollte auch<br />
<strong>Auseinandersetzung</strong> <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Tod sein<br />
Den Kranken dort abholen, wo er steht –<br />
und auf <strong>dem</strong> Weg zum Ziel begleiten!<br />
© Sven Fritz, Königslutter
Psychosozioonkologische<br />
Versorgung<br />
• Kommunikation verbessern, Asymmetrie<br />
vermeiden<br />
• Aufklärung, <strong>Auseinandersetzung</strong><br />
• Autonomie und Aktivität der Kranken stärken<br />
• Beraten, begleiten, behandeln<br />
• Einbindung der Umgebung<br />
• Integration<br />
• Ganzheitliche Sicht von Mensch & Medizin<br />
© Sven Fritz, Königslutter<br />
The End<br />
Vielen Dank für Ihre geneigte<br />
Aufmerksamkeit ...<br />
... und eine angenehme und<br />
interessante Tagung!<br />
© Sven Fritz, Königslutter