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Acryl - in der akademie.GERAS

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Liebe Freunde <strong>der</strong> Kunst, verehrte Damen und Herren,<br />

Sie wissen wahrsche<strong>in</strong>lich, warum Sie sich für die Akademie <strong>in</strong> Geras im Waldviertel entschieden haben: Kle<strong>in</strong>e<br />

Klassen, berühmte Dozenten und alle Vorteile e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuell e<strong>in</strong>gerichteten Betriebes, alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong><br />

Massenbetrieb. Das ist gut, aber auch e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en größeren Zusammenhang des lebenslangen Lernens,<br />

<strong>der</strong> ständigen Entwicklung <strong>der</strong> eigenen Ansprüche und Fertigkeiten. Zu lernen, sich mit Kunst auch produktiv zu<br />

befassen, tiefer <strong>in</strong> die komplexe und komplizierte Materie e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen, ist e<strong>in</strong>e unter vielen Aspekten bedeutsame<br />

menschliche Tätigkeit, die durch das zunächst zweckfreie Handeln und Forschen übertragbare E<strong>in</strong>sichten<br />

hervorbr<strong>in</strong>gt, Modelle zum Denken bereitstellt – all jene, die ausdrücklich nicht wissenschaftlich s<strong>in</strong>d. Kunst sorgt<br />

auch so für e<strong>in</strong>en Beitrag zum <strong>in</strong>neren Gleichgewicht, zur seelischen Harmonie. Das mag sich altmodisch anhören,<br />

ist aber doch etwas, nach dem <strong>der</strong> Mensch auch heute strebt.<br />

Auch von daher kommt <strong>der</strong> Kunst e<strong>in</strong>e herausragende Bedeutung zu, denn sie erweist sich als Teil <strong>der</strong> großen<br />

menschlichen Interaktion, als Substanz im Stoff des Lebens. Kunst pflegt auch e<strong>in</strong>e Anb<strong>in</strong>dung zum Transzendenten<br />

– außerhalb religiöser B<strong>in</strong>dungen – und beansprucht Deutungshoheit für das, was die Welt im Inneren zusammenhält.<br />

Kunst ist überaus wohltuend und meist eher still. Man brüllt nicht im Museum o<strong>der</strong> an an<strong>der</strong>en Kunst -<br />

orten, skandiert nicht Rogers und Hammerste<strong>in</strong> („You’ll never walk alone“), son<strong>der</strong>n hält <strong>in</strong>nere E<strong>in</strong>kehr, lässt sich<br />

nach und nach gefangen nehmen, lässt lange Prozesse des Nachdenkens beg<strong>in</strong>nen, die dann doch nie zu Ende<br />

geführt werden, weil sie, wie manche Kunstwerke, unvollendbar s<strong>in</strong>d. An e<strong>in</strong>em selbst gewissermaßen abgeschiedenen,<br />

abgeschirmten Ort wie Geras geht das beson<strong>der</strong>s gut – es fehlt die lärmende Ablenkung.<br />

Kunst zu lernen, das Malen, Zeichnen, Bildhauern, es zu verstehen lernen von <strong>in</strong>nen heraus, aus <strong>der</strong> geformten<br />

Materie selbst, ist e<strong>in</strong>e ganz beson<strong>der</strong>s bereichernde Erfahrung. Und: Obgleich Kunst nach Höherem strebt, ist es<br />

zunächst gleichgültig, wie weit man dabei kommt. Auch lange Wege beg<strong>in</strong>nen mit dem ersten Schritt, und wichtig<br />

s<strong>in</strong>d die Erfahrungen, die man auf dieser Reise macht. Sie werden Vieles <strong>in</strong> neuem, <strong>in</strong> an<strong>der</strong>em Licht ersche<strong>in</strong>en lassen<br />

und vielleicht sogar zu <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sicht führen, dass das, was man am Wegesrand entdeckt, letztendlich wichtiger ist, als<br />

an e<strong>in</strong>em wie auch immer bestimmten Ziel anzukommen. Wenn das so ist, hat man das Ziel übrigens erreicht.<br />

Me<strong>in</strong> Dank gilt den Mitarbeitern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akademie, die im höchsten Maß darum bemüht s<strong>in</strong>d, für alle kle<strong>in</strong>en und<br />

großen Anliegen aller Teilnehmer da zu se<strong>in</strong>.<br />

Ihr<br />

PROF. RUPERT FEGG<br />

Kurator und künstlerischer Berater <strong>der</strong> <strong>akademie</strong>.<strong>GERAS</strong><br />

Editorial<br />

<strong>akademie</strong>.<strong>GERAS</strong> 2012 7

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